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LBM-Review-Runde 5: Anthologien Baito oh!, Fantastic Stories, Germanga, Review, Vernarrt 3

Autor:  Jitsch

Zur Erklärung, was die LBM-Review-Runde ist (und Links zu den anderen Runden) siehe den Master Post.

In der letzten Runde stelle ich drei Anthologien vor, also Hefte, die die Geschichten mehrerer Zeichner vereinen. Dabei reviewe ich zunächst einmal einzeln die Stories und gebe dann noch ein Gesamtfazit zur Anthologie an sich. Viel Spaß!

VERnarrt #3

Umfang: 260 Seiten

Preis: 7 €

 

VERschwommen (16 Seiten) von Sophie "Salamandra" Schönhammer (Text&Raster) und Anna "Traumholz" Backhausen (Zeichnungen)

Jitsch findet: Ein 16-Seiten-Kurzmanga über eine geheime Beziehung zwischen Männern, die fast ohne Worte auskommt. Atmosphärisch, genial gezeichnet, einfach schön.

 

VERtraut von Franziska "Babbelfish" Beyer (18 Seiten)

Jitsch findet: Eine etwas verwirrende Story über ein Mädchen, das mit ihrem alten Freund Jannik WhatsApp-t. Verwirrend, weil man genauer hinschauen muss, um zu sehen, wer was schreibt (die Sprechblasen von Jannik sind zwar immer auf der linken Seite, aber dass beide Panda-Smileys benutzen, obwohl nur sie „Panda_Princess“ heißt, hat mich immer wieder rausgeworfen). Am Ende ist die Story auch absichtlich verwirrend, weil nicht wirklich aufgelöst. Ich bin unschlüssig, ob ich verstehe, was mir die Geschichte sagen will. Zeichnerisch entspricht es nicht dem gängigen Mangastil, gefällt mir aber gut.

 

VERkatert von Ilka "Fiothin" Flanze (28 Seiten, davon 12 zum Reinlesen auf Animexx)

Thumbnail Verkatert (VERnarrt 3)
Zeichner: Fiothin
Dōjinshi auf Animexx.de

 

Jitsch findet: Eine frische, gar nicht kitschige Story über die zarte Grenze zwischen Liebe und Freundschaft und den Umgang mit verflossenen Beziehungen. Stellenweise auch sehr witzig (Ninas Katze!), auch dank je nach Situation super eingesetzten übertriebenen Gesichtsausdrücke. Super gezeichnet mit viel Blick für Details!

 

VERflattert von Anna "Traumholz" Backhausen (32 Seiten, davon 4 zum Reinlesen auf Animexx)

Thumbnail VERnarrt 3 -
Zeichner: HolzEsserin
Dōjinshi auf Animexx.de

 

Jitsch findet: Eine unverhoffte Annäherung zwischen zwei Schülern, die jahrelang nie etwas miteinander zu tun hatten und sich am letzten Tag der Mittelstufe plötzlich annähern. Trotzdem keine Lovestory, sondern eine kurze Geschichte über das Gefühl, nicht so recht zu wissen, was man mit der Zukunft anfangen will. Damit hat sich nicht nur die Zeichnerin etwas von der Seele gezeichnet, es wird sich wohl jeder darin wiederfinden können, auch wenn die Mittelstufe schon länger zurückliegt. Schöne, nachdenkliche Story.

 

VERblüht von Lina-Mariko (32 Seiten, davon 10 zum Reinlesen auf Animexx)

 

Jitsch findet: Sticht als reine Fantasy-Story in der Anthologie etwas hervor, weiß aber trotzdem zu gefallen. Inhaltlich geht es um einen Geist, der sich endlich vom Leben lösen muss. Viel Einblick in die Charaktere bekommt man nicht, trotzdem liest sich die Story logisch und flott weg. Auch optisch sehr hübsch sowie super gepanelt.

 

VERzaubert von dir von PetiteFox (28 Seiten)

Jitsch findet: Es ist schon ein Kunststück, 28 Seiten zu zeichnen und bis auf ein Schulgebäude im ersten Panel keine Hintergründe zu verwenden, ohne dass das Verständnis leidet. Aber hier funktioniert es, weil die "Geschichte" nur aus Dialogen besteht. Auch deshalb ist die Story, die den Charakternamen nach unnötigerweise in Japan spielt, nicht besonders einprägsam. Typ mit Beschützerinstinkt, liebes Mädchen, ein paar Rowdies die schlecht über sie reden und eine unkomplizierte Beziehung – ist ganz nett, mehr aber auch nicht.

 

VERgessen von Racami (18 Seiten, davon 5 zum Reinlesen auf Animexx)

 

Jitsch findet: Die wohl einprägsamste, cleverste und auch traurigste Story in der Anthologie. Ich kann absolut nichts zum Inhalt sagen, ohne etwas zu verraten, aber mich hat die Story sehr nachdenklich und schwer beeindruckt zurückgelassen.

 

VERgraben von Sophie "Salamandra" Schönhammer (8 Seiten, davon 3 zum Reinlesen auf Animexx)

 

Jitsch findet: Zeichnerisch eindeutig der schwächste Beitrag der Anthologie. Inhaltlich super, eine kleine Story über eine verlorene Erinnerung mit schöner Sommerstimmung - aber (und es tut mir fast leid das sagen zu müssen wo die Zeichnerin es lesen kann) Salamandras Zeichenstil sieht trotz langjähriger Zeicherfahrung immer noch aus wie der eines Anfängers und hat sich in den letzten Jahren auch nicht merklich weiterentwickelt. Gerade die Gesichter sind, um es nett auszudrücken, extrem simpel und reichen einfach nicht aus, um die Stimmung wirklich zu unterstützen. Körpersprache und Szenenwahl funktioniert da viel besser. Alles in Allem kann ich ihr nur empfehlen, mehr Collabs zu machen, wenn dabei so beeindruckende Sachen wie "VERschwommen" (siehe erste Story) rauskommen statt selbst zu zeichnen.

EDIT: Und gerade hat sie mich darauf hingewiesen, dass sie das auch längst hauptsächlich tut - es gibt jedenfalls eine ganze Reihe Collab-Stories mit Traumholz, auch als eigenständige Dojinshi.

 

Baito oh! präsentiert: Das wilde Zeichnerleben

Info: Die Baito oh! Zeichner erzählen aus ihrem Zeichneralltag. Enthält Yonkoma-Manga von und über Ela (blingblingkurage), Marianna Poppitz, Jusef Salim, Rita (abgemeldet) und kacha.

Umfang: 62 Seiten (je ca. 12 von jedem der 5 Zeichner)

Preis: 6 €

Jitsch findet: Ich vermute, dass ich das Heft nicht gekauft hätte, wenn ich nicht so ein Sammlerherz hätte und alles bisherige aus der baito oh! Reihe in meinem Platz stünde. Im Vergleich mit den bisherigen Bänden ist das neue Heft sehr dünn, aber vom Preis her nicht signifikant günstiger. Yonkoma-Manga über den Zeichneralltag sind per se nichts schlchtes, aber ich finde, sie machen mehr Sinn als Anhang zu einem Hauptwerk, quasi als Bonus bzw. "Making of" zu einem vollwertigen Comic. Regelmäßige baito oh! Leser kennen die entsprechenden Hauptwerke natürlich und dadurch, dass auch in den normalen Ausgaben regelmäßig Yonkoma-Comics zu finden sind, kennt man die Charaktere/Zeichner irgendwie.

Na klar sind die meisten Geschichten auch irgendwie lustig. blingblingkurage hat sich das Erzählen in Yonkoma ja schon lange zu eigen gemacht und nutzt das Format mit ihren sehr niedlichen Zeichnungen voll aus. Marianna nutzt die Chance, von ihrer Japanreise zu erzählen, weshalb ihr Teil inhaltlich der Interessanteste ist. Auch wenn sie teils etwas viel Inhalt in nur 4 Panels zu vermitteln versucht ist es auch grafisch der anspruchsvollste Part. Jusef ist noch arg ungeübt - die Zeichnungen sind ungelenk, aber vor allem fehlt vielen der Geschichten so etwas wie eine Pointe. Er ist auch der einzige, der den Freiraum nicht auszunutzen weiß, der ensteht, weil pro Seite nur ein Yonkoma abgedruckt ist. abgemeldet benutzt ähnlich wie Ela einen eher niedlichen Stil mit SD-mäßigen Gesichtsausdrücken, füllt die Bilder aber gekonnt mit Schraffuren statt Rasterfolien. kacha zeichnet, gemessen an dem was sie kann, hier sehr simpel, aber trotzdem gekonnt.

Fazit: Ich sehe ehrlich gesagt wenig Sinn in einer separat erscheinenden Sammlung unzusammenhängender Alltagsgeschichten über Zeichner, deren Werke man sich dann noch mal extra kaufen müsste. Meiner Meinung nach ist das Heftchen nur was für Hardcore baito oh! Sammler und persönliche Freunde / Bekannte der abgedruckten Zeichner.

 

Fantastic Stories

Info: Anthologie des INSIDER Art Zirkels mit dem Oberthema "Fantasy"

Umfang: 196 Seiten (9 Stories à ca. 20 Seiten)

Preis: 8 €

 

Lovely Game von Honeyeater (12 Seiten)

Jitsch findet: Obwohl die Zeichnungen hübsch anzusehen sind, fehlt es an erzählerischem Geschick. Die „Story“ (auf 12 Seiten kann man natürlich auch nicht viel machen) ist kitschig, völlig überstürzt und endet mit zwei Liebesgeständnissen. Man würde sich auch ausführlicher grafisch ausgeführte Dialoge freuen. Der Seitenaufbau ist aber gut, ich würde nur vorschlagen, auch mal Leerräume zwischen Panels zur Geltung kommen zu lassen.

 

Treibgut von Ermelin (20 Seiten)

Jitsch findet: Wirkt vom Aufbau her noch etwas ungelenk und mir fehlt ein gewisser Sinn für die Anpassung des Panel- und Seitenaufbaus an die Story, aber die Zeichnungen sind gut. Die ist Story beginnt etwas verwirrend, macht aber am Ende trotzdem viel Sinn. Am stärksten bleibt der Eindruck, dass die Erzählung etwas mehr Platz (im Sinne der Seitenzahl) gebraucht hätte, um sich voll zu entfalten. Was wirklich stört ist das Fehlen von Schwarzflächen und der stattdessen etwas überhand nehmende Gebrauch verschiedenster Rasterfolien, wodurch das ganze grafisch sehr konstrastarm ist.

 

Kuschel-Bruder von Rotkehlchen (18 Seiten)

Jitsch findet: Eine süße Story, die vor allem mit den vielfältigen Gesichtsausdrücken des Hauptcharakters besticht. Was die Zeichnerin noch nicht so gut hinbekommt ist Dynamik, vor allem Menschen (und Tiere) in Bewegung. Abstände zwischen Panels scheinen jedes Mal verschieden groß zu sein, wodurch es an klarer Struktur mangelt. Ansonsten überzeugt die Story aber als eine nicht all zu komplizierte, die für den Seitenumfang sehr passend ist und sich sehr amüsant liest.

 

Domi Bellique von Modern-Myth (20 Seiten)

Jitsch findet: Von der grafischen Qualität her fällt die Story weit zurück: alles sieht ziemlich pixelig aus, was ganz besonders bei der Selbstvorstellungs-Seite der Zeichnerin auffällt. Abgesehen davon sind die meisten Zeichnungen reine Linearts die mit Rasterfolie etwas Schatten erhalten, lediglich die Dämonen sind schwarz gekleidet. Dadurch sind gerade die Seiten ohne Dämonen extrem kontrastarm und schwer zu lesen. Allgemein wirkt das ganze etwas unfertig, als wäre nicht genug Zeit gewesen, Hintergründe auszuarbeiten und das Lineart bei Abwesenheit von Schwarzflächen stärker hervorzuheben. Inhaltlich ist die Story sehr offen und damit als Kurzgeschichte unbefriedigend, weil sie offenbar den Auftakt zu einer längeren Geschichte darstellt. Nichtsdestotrotz sieht man, dass die Zeichnerin was kann: Aussagekräftige Gesichtsausdrücke und Gestik, gekonnte Dastellung von fanastischen Wesen, gute Actionszenen - rein zeichnerisch definitiv superstark!

 

Das Geschenk von Fyre-Dragon (20 Seiten)

Jitsch findet: Man merkt, dass die Zeichnerin ein großer Fan von Full Metal Alchemist bzw. dessen Schöpferin Hiromu Arakawa ist, denn die Ähnlichkeiten im Charakterdesign und Stil sind schwer übersehbar. Die Story ist bei alledem regelrecht alltäglich, obwohl sie in einer Fantasywelt spielt, und daher nett anzusehen. Die gezeichneten Hintergründe überzeugen noch nicht ganz (sie bleiben größtenteils leer und schematisch) - Paneling, Erzählfluss und Darstellung der Charaktere sind in meinen Augen aber mit die besten in der Anthologie.

 

U-Bahn Horror von FlyingFish (18 Seiten)

Jitsch findet: Funktioniert als Horrorstory wunderbar mit all den Schraffuren, Nahaufnahmen von Gesichtern, hochschwappenden Emotionen und Konflikten. Etwas schwach ist nur, dass die Geschichte fast nur mit Closeups arbeitet und z.B. von den fünf Personen in einem Bahnwaggon nie eine gesamte Ansicht zeigt (z.B. als die Hauptperson einsteigt könnte man zunächst meinen, sie sei allein im Zug). Aber tolle Gesichtsausdrücke und super Einsatz von Lautmalereien, die Atmosphäre schaffen!  

 

Zyx von Cleo-San (18 Seiten)

Jitsch findet: Eine ganz lustige Story, die von den Zeichnungen her leider nicht ganz mit dem Niveau der Erzählung mithalten kann. Die Tiere sehen grundsätzlich irgendwie besser gezeichnet aus als Menschen. Hintergründe reichen aus, um sich eine Vorstellung zu machen wo man ist, lassen aber Details vermissen. Sehr schade ist das Fehlen jeglicher Dynamik in der Strichführung, die Lines sind überall mehr oder weniger gleich dick. Die Story gefällt mir aber sehr und hat mich zum Schmunzeln gebracht.

 

Die Fuchsprinzessin von Yuli (18 Seiten)

Jitsch findet: Alles in allem verwirrend, weil die Zeichnerin nicht alles grafisch darstellen kann, was die Story erfordert. Beispielsweise die Szene, als der Hauptcharakter einer Gestalt folgt und denkt „Warum folge ich ihr?! Warte! Ich bin kein guter Sprinter!“, dabei aber völlig bewegungslos in den Büschen zu verharren scheint anstatt zu rennen. Allgemein bekommt man kein gutes Gefühl für die Örtlichkeiten, was aber bei einer Story, in der sich jemand verläuft, unbedingt nötig wäre. Menschen werden dagegen gut gezeichnet, wirken aber eben selten so, als seien sie in Bewegung. Auch Sprech- und Denkblasen sind verwirrend, Gedanken stehen mal in runden „Blasen“, mal in Erzählkästchen, mal mitten im Bild – dasselbe gilt leider für gesagte Dinge, Sprechblasen haben nicht immer ein „Häkchen“ um deutlich zu machen, dass sie laut gesagt werden.

 

On a Mission von Drachenfuerst (20 Seiten)

Jitsch findet: Eine sehr lustige Story über eine Schatzsucherin und ein „Monster“, das vielleicht nicht von ungefähr an das Biest aus Disney’s „Die Schöne und das Biest“ erinnert. Erzählfluss und Geschichte sind wirklich super. Schwächeln tut die Story bei den etwas schematisch gebliebenen Hintergründen und Problemen mit der Darstellung von Action, wenn es sie mal gibt. Die Hauptcharaktere wachsen einem trotz des geringen Seitenumfangs total ans Herz, ich möchte gerne mehr von ihnen lesen :) 

 

Fazit: Die Anthologie hat Unerfahrenheit als größtes Problem – angesichts dessen, dass der INSIDER Art Zirkel als „zu 90% ein KaKAO-Zirkel“ bezeichnet wird wohl auch kein Wunder. Fast alle Zeichner haben vielversprechende Ansätze, aber erkennbar wenig Übung im Erzählen von Geschichten durch Comics, und bei fast allen besteht ein gewisser Übungsbedarf im zeichnen von Hintergründen, während Menschen schon super gezeichnet werden.

Auch beim Druck war wohl kein Profi beteiligt – manche Zeichner scheinen den Beschnittrand weiß gelassen zu haben (es gibt jedenfalls bei manchen Stories „Blitzer“), andere lassen um ihre Zeichnungen immer ca. 2 cm Rand, auch bei offenen Panels. Einheitliche Vorgaben für die Mindest-Auflösung der Seiten scheint es auch nicht gegeben zu haben, siehe die schlechte Auflösung bei "Domi Bellique". Falls es kein einmaliges Projekt bleibt, sollte man hier auf der technischen Seite auf jeden Fall nachbessern ;)

 

So, und das war's jetzt erst mal zu meiner LBM-Ausbeute. Ich würde mich allgemein über Feedback zu dieser Review-Reihe freuen, gerne auch von den kritisierten Zeichnern selbst - sind die Reviews hilfreich für euch? Treffe ich einen Ton der auch bei viel Kritik noch halbwegs nett klingt? Hättet ihr gerne noch ausführlichere Kritiken eurer Stories?

Und an alle anderen: Würdet ihr gerne wieder mehr Reviews deutscher Manga von mir lesen?

(Coverbilder stammen von animey.info)