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Warum ich jetzt wohl doch nicht im Cosplay zur Con gehe Cosplay, Nähen, Persönliches, Versagen, Verzweiflung

Autor:  Jitsch

Das hier íst ein Eintrag der sehr persönlichen Sorte. Er ist nicht für die breite Öffentlichkeit geschrieben. Wer mich nicht persönlich kennt, kann und sollte ihn einfach ignorieren.

Alle anderen haben diese Tweets wahrscheinlich schon gelesen:

  • Ich geb für heute auf -.- Die Klamotten die ich nähe sehen alle billig und scheiße aus, ich mach dumme Fehler und bin jetzt unkonzentriert.
  • Aber wenn ich nicht weitermache wird das nie was... Und scheiße aussehen wird es insgesamt sowieso. Die Perücken fehlen ja auch noch.
  • Die Perücken werden aber sowieso auch scheiße, weil ich noch nie Perücken gestylt hab und die ganzen Details schaff ich eh nicht mehr.

Nachdem ich den dritten Tweet abgeschickt hab, hab ich geheult. Also, so richtig geheult, nicht einfach nur still vor mich hin geweint. Als mein Freund kurz darauf nach Hause kam, dachte er anscheinend, jemand den ich kenne wäre gestorben oder so (hat er ja auch schon getwittert). Als er erfahren hat, dass es um das Cosplay geht, meinte er: "Und ich dachte schon, es wäre was Schlimmes passiert." Was mich in der Situation natürlich noch mehr hat verzweifeln lassen (ganz ehrlich, selbst wenn man sowas denkt, man sollte es in dieser Situation nicht sagen. Wenn eine Frau heult - und ich heule wirklich selten - ist das Schlimmste was man tun kann, den Grund für die Tränen zu relativieren).

Als ich mich irgendwie wieder gefasst habe, habe ich aufgeräumt. Jetzt ist das einzige, was im Wohnzimmer noch an das gescheiterte Vorhaben erinnert ein Haufen Müll und die ausgeliehene Nähmaschine. Und ein Loch im Parkett, weil ich beim abschließenden Staubsaugen auch noch die Nähmaschine runtergeschmissen habe (immerhin funktioniert sie noch). Das Ende eines ganz tollen Tages also.

Aber jetzt werdet ihr euch fragen: Was ist denn eigentlich passiert?

Die Antwort ist, wenn ich jetzt so drüber nachdenke: Das, was von vornherein unvermeidbar war.

Aber fangen wir von vorne an. Ich habe lange nicht mehr gecosplayt. Das letzte Mal war auf der AnimaCo vor zwei Jahren Marika Katou, zumindest was die komplette Neuerstellung angeht. Letztes Jahr war ich ja in Korea und jetzt wollte ich dieses Jahr zur AnimaCo, was ja im Wechsel mit der MMC so die einzige Con ist, die ich jedes Jahr besuche, weil ich mir ständiges Rumreisen zu entfernteren Con-Orten und Übernachtungen kaum leisten kann.

Wir haben aber ziemlich lange gebraucht, bis wir uns überhaupt auf was einigen konnten. Zuerst haben wir rumüberlegt, ob wir was für ein Gruppencosplay finden. Wir wurden uns nicht einig, weil es ja auch alle kennen sollten und das, was alle kennen, hatten wir im Großen und Ganzen alles schon. Außerdem konnten nicht alle zur Con. Na ja. Eine ganze Zeit habe ich dann Skyrider in den Ohren gelegen, dass wir Jeanne und Nobunaga aus Nobunaga The Fool machen sollen (eine grottige Serie btw und ich habe Jeanne zum Schluss echt gehasst, aber ich mochte das Outfit). Schließlich fiel der Groschen in einer Folge Space Dandy: Dandy und Scarlet sollten es sein. Sie streng, er ein Tunichtgut. Und trotzdem gab es da eine gewisse Chemie und fast eine Liebesgeschichte. Außerdem ein Kostüm, wo wir ohne farbige Kontaktlinsen auskämen.

Für alle, die die Charaktere nicht kennen, hier eine Referenz, die werdet ihr gleich vermutlich brauchen:


Links: Dandy (Skyrider); rechts: Scarlet (ich)

Nun hatte ich einen Plan: Ich wollte alles richtig gut machen. Mein letztes großes Cosplay sah okay aus, aber nicht toll. Die Details waren mit Pappmaché zusammengeschustert, der Hut zu groß… und dieses Mal sollte alles anders werden. Ich wollte mir Zeit nehmen, Experten fragen, recherchieren, ordentliche Schnittmuster machen, professionelles Material verwenden…

Ihr ahnt es vielleicht schon: Das hat nicht funktioniert. Zumindest nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber der Reihe nach.

Die Schuh-Überzieher für Dandy, für die ich mir einen Zeitungsschnitt erstellt hatte, waren unmöglich aus einem Teil zu machen, ich musste den schon ausgeschnittenen Stoff umarbeiten, hab dabei viel Abfall verursacht, und hatte eine Naht direkt oben auf dem Schuh gebraucht, die blöd aussieht. Wie ich die Krempe machen sollte, war mir, zumal ich nicht mehr viel Stoff über hatte und nicht noch mal los wollte, auch noch nicht klar. Ich hab mich dann erst mal an die Sohlen (also diesen ganzen fies aussehenden Metall-Schnickschnack) gesetzt. Die wollte ich mit Worbla’s machen, aber auch die hab ich nach einem Abend, an dem ich mir ständig die Finger verbrüht habe wenn ich die Masse in einem Topf heißem Wasser wieder geschmeidig gemacht habe, erst mal in die Ecke gepfeffert. 

Dann fing ich, nachdem ich etwas über eine Woche vor der Con endlich eine Nähmaschine geliehen bekam, mit dem Nähen an. Ich hatte für Scarlets Oberteil den Schnitt eines Blazers von mir abgezeichnet und leicht angepasst. Dann hatte ich das ganze aus einem Billigstoff gesteckt und so lange verbessert, bis es so saß, wie ich wollte. Ich hatte also ein Schnittmuster. Für die Jacke von Dandy hatte ich sogar ein richtiges Schnittmuster im Internet gefunden, das nur minimale Abweichungen aufwies (Knöpfe statt Reißverschlüsse). Es würde also alles ganz schnell gehen – dachte ich.

Aber Pustekuchen. Zu viele Dinge hatte ich noch nie zuvor gemacht. Am Oberteil war es am anstrengendsten, alle Nähte „unsichtbar“ zu machen und da ich noob das Schnittmuster gemacht hatte, waren viele Nähte drin, wo man nicht einfach mal geradeaus drauf zu nähen konnte. Das Futter einzunähen hat quasi ewig gedauert. Das darunter getragene Oberteil mit hohem Kragen habe ich versucht, so zu schneidern, dass der Kragen nicht extra angenäht ist (auf der Referenz sind da keine Nähte). Das sah im Endeffekt auch nicht besonders gut aus. Der Rock war einfach, aber auch dort: Futterstoff. Um-die-Ecke-nähen. Ich war die ganze Zeit am Tüfteln und Stecken, weniger direkt am Nähen. Dazu habe ich einen Extra Gürtel mit dem Ende dieser schwarzen Jacke gemacht und festgestellt, dass der, wenn ich Vliseline drin habe, damit er nicht voller Falten ist, nicht elastisch genug ist, um ihn über den Kopf zu ziehen. Also plante ich mit einem Klettverschluss, den ich aber noch würde kaufen müssen.

Als ich mit dem genähten Outfit von Scarlet quasi fertig war, war Dienstag Nachmittag. Der Rock war ein bisschen zu kurz (oder meine Strümpfe zu kurz oder meine Oberschenkel zu fett – jedenfalls endet der Rock etwa auf derselben Höhe wie die Strümpfe und das soll so nicht aussehen). Aber egal, er war fertig, für Fotos könnte man es halbwegs richten. Weiter mit Dandy. Schaffe ich heute noch.

Und dann stellte ich fest, dass der Bündchenstoff für die Jacke absolut nicht reichte. Also war ich noch mal einkaufen, was mich mehrere Stunden kostete.

Aber für die Jacke hatte ich ja ein Schnittmuster, die würde ja schnell gehen. Ich wollte nicht schlafen gehen, bevor sie fertig ist. Letztlich hatte ich alles zugeschnitten und die Ärmel fertig, als Skyrider spät abends nach Hause kam. Zum Weiterarbeiten war ich zu müde. Aber am nächsten Tag würde ich früh aufstehen und zügig durcharbeiten und dann wäre die Jacke gegen Mittag fertig.

Ich musste ja schließlich noch zwei Perücken mit nicht ganz simplen Frisuren stylen und es fehlten noch dutzende Details – Gürtelschnalle, Ohrringe, Brille, Haarnadel, eine herzförmige Gürteltasche, die Schuhe, die immer noch in der Ecke standen.

Ich arbeitete also heute Vormittag an der Jacke. Und arbeitete. Und arbeitete. Das Aufsticken der Embleme klappte gut. Das Zusammennähen soweit auch. Als ich mich um die Knöpfe kümmerte, war es schon Mittag. Aber das mit den Knöpfen klappte auch ohne Lochzange super. Bis ich feststellte, dass ich bei den oberen Knöpfen erst die Knopfleiste hätte umnähen sollen und dann die Knöpfe reinmachen – ich hatte sie aber erst in eine einfache Lage Stoff gehauen, den dann umgeknickt und mich gewundert, dass die Druckknöpfe nicht zugehen. Das Doofe: Diese Anorak-Knöpfe kriegt man auch nicht wieder los. Also die Lage Stoff weggeschnitten und nur ganz am Rand umgenäht. Von innen sah die Jacke eh nicht toll aus, weil ich mich aus Zeitmangel dagegen entschieden hatte, Nähte zu machen, wo die Nahtzugabe mit eingenäht wird.  

Dann habe ich mich mit den Bündchen rumgeschlagen. Laut Vorlage ja ein breiter Streifen unten an der Jacke, am Kragen und an den Ärmeln, dunkelgrau, mit einem weißen Streifen. Grauen Stoff mit weißen Streifen habe ich bis zum Erbrechen gesucht, aber nie sind die Streifen breit genug. Ich hatte dann mal Färbespray gekauft, das aber zu flüssig war, um glatte Streifen zu färben, also hatte ich einen Teil des weißen Stoffs versucht, mit dem Spray komplett grau zu färben und dabei die ganze Farbflasche geleert, der Stoff hatte dann aber blöderweise einen gewissen Gradienten gehabt und wäre an einer Seite heller gewesen als an der anderen. Wäre mir sogar egal gewesen, aber dann stellte ich ja wie gesagt fest, dass auch die Menge an Stoff nicht reichte. Ich hatte dann also noch mal neuen Bündchenstoff gekauft.

Ich habe dann gestern grauen und weißen Stoff zusammengenäht und heute das Ganze an der Jacke befestigt. Ich war ernüchtert, als ich den unteren Bund quasi fertig hatte. Der Stoff war zu wabbelig, ich hab mangels systematischen Vorgehens den Bund so angenäht, dass man die Naht an einer blöden Stelle total sieht … Und dann fing ich an zu überlegen, was ich mit dem Kragen machen soll, der laut Referenz ein bisschen hoch steht, was mit dem wabbeligen Bündchenstoff nie im Leben möglich ist (nicht umsonst hat der Kragen bei den klassischen Briefträger/College/Bomberjacken eine völlig andere Form).

Und da hat es bei mir Klick gemacht. Ich werde nicht fertig. Selbst, wenn ich den restlichen Abend über den Kragen und die Bündchen an den Ärmeln fertigbekomme, würde das nichts daran ändern, dass die Jacke in meinen Augen völlig misslungen ist.

Dann hätte ich noch den Donnerstag und den Freitagvormittag gehabt für alles, was ich bis dahin noch nicht fertig hatte. Allen voran die Perücken. Dandys Frisur erfordert eine Drahtform, an die man Haare klebt, und bei Scarlet war ich mir nicht sicher, ob die eine Perücke, die ich habe, überhaupt reicht für den dicken Dutt (selbst, wenn ich ihn mit Watte fülle) und die komplizierten Haar-Rollen vorne. Ich hab noch nie Perücken gestylt. Es würde wie bei den Klamotten enden: Ich könnte vielleicht irgendwie fertig werden, aber aufgrund meiner nicht vorhandenen Erfahrung würde ich ewig brauchen. Kurz davor hatte ich noch bei einem Animexx-Cosplay in der Beschreibung eines richtig gut aussehenden Cosplays gelesen, dass an der Perücke drei volle Tage gearbeitet wurde. Stümper wie ich bin würde ich wahrscheinlich eher an einem Punkt aufhören, wo es halbwegs nach was aussieht und deshalb nicht so lange brauchen – aber ich wäre eben auch nicht zufrieden mit dem Ergebnis.

Und dann wären ja immer noch die ganzen Details gewesen. Venedig-6379 und Skyrider hätten mir dann helfen können, okay, aber ich kenne mich ja – wer es nicht so macht wie ich, macht es falsch, und Erfahrung haben sie mir auch nicht voraus.  

Ich wusste einfach, dass ich es zeitlich kaum noch schaffe  - und falls doch, wäre ich mit dem Cosplay total unzufrieden und würde es nie wieder anziehen wollen.  

Insgesamt haben wir 425 Euro in diese zwei Kostüme investiert. Das Bügeleisen für 20 Euro, das ich mir anlässlich des Cosplays gekauft habe, ist da noch nicht mit drin. Vieles ist natürlich Material, von dem ich zu viel habe, weil es das nicht in kleineren Mengen gab – diesmal konnte ich wirklich aus gar keinem Fundus an schon vorhandenem Material schöpfen. Aber trotzdem: Für dieses Geld will ich doch wenigstens zwei tolle Kostüme haben und nicht irgendwas, was stümperhaft zusammengeschustert ist, was ich selbst nicht toll finde und was auf der Con auch niemanden sonst zu Begeisterungsstürmen verleiten wird.

Und deshalb habe ich es jetzt erst mal aufgegeben. Ich will das Geld nicht umsonst investiert haben, also werde ich es sicherlich, unter weniger Zeitdruck und mit realistischeren Erwartungen an das Ergebnis, noch mal irgendwann wieder aufnehmen. Vielleicht im Frühjahr zur LBM. Vielleicht auch erst, wenn ich Zeit hatte, mal einen ordentlichen Nähkurs zu machen, denn meine Misserfolge haben mir auch wieder gezeigt, dass ich trotz der diversen Kostüme, die ich schon gemacht habe, immer noch absolut dilettantisch bin, was das Nähen angeht.

Mir geisterte das heute irgendwie schon den ganzen Tag im Kopf rum, aber hätte ich in dem etwa einen Monat seit ich das erste Material bestellt habe (im Nachhinein auch irgendwie viel zu wenig Zeit) das zweite Kapitel von Vampire Blues gezeichnet, was ich eigentlich schon für Anfang Oktober angekündigt hatte, hätte ich wirklich was geschafft und das ohne großes Drama. Ich sollte wohl als Lehre daraus ziehen, dass eben nicht jeder alles gleich gut kann und meine Domäne eben das Zeichnen ist und bleibt.

Letztlich ist es vielleicht besser so, denn wenigstens muss ich so nicht mit meinem kaputten Sprunggelenk (ob das noch operiert werden muss, erfahre ich wohl doch erst nächste Woche) in High-heels rumlaufen und auch keinen Rock tragen ^^"

 

Wir sehen uns auf der Con!