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Lesemarathon Bücher, Challenge, Ebook, Lesemarathon

Autor:  Shunya

Die Yoshi will von heute bis Sonntag einen Lesemarathon machen und ich habe beschlossen einzusteigen. Momentan komme ich eh viel zu wenig zum Lesen als mir lieb ist und ich finde so ein Lesemarathon ist auch viel anspornender und es macht Spaß. :D

Bei den letzten Marathons habe ich immer die Seitenzahlen zusammen gezählt, aber da ich diese Woche 2 E-Books lese geht das schlecht. XD lol

Im übrigen sind es diese beiden Bücher: Die Herrschaft der Dämonenfürsten (Print erscheint am 1. August) und Auserwählt - Die Linie der Ewigen (nur 1,99€ also schlagt zu XD haha). Nebenbei lese ich dann noch in meinem historischen Wälzer Das Haupt der Welt weiter.

22.07.14 - Dienstag

17:05 - 18:54 - Die Herrschaft der Dämonenfürsten (19% gelesen)

23.07.14 - Mittwoch

nichts

24.07.14 - Donnerstag

Die Herrschaft der Dämonenfürsten (40 % gelesen)

Das Haupt der Welt (S.105-149)

25.07.14 - Freitag

Das Haupt der Welt (S.150-189)

26.07.14 - Samstag

Das Haupt der Welt (S. 193-220)

27.07.14 - Sonntag

folgt...

Info zu meiner Coming Out-Serie Coming out, Ebook, Fanfictions, GayRomance, schreiben, Serie, Überarbeitung

Autor:  Shunya

Seit einigen Tagen schwirrt mir die Idee im Kopf herum und so langsam bin ich davon auch überzeugt. XD

Worum es geht?
Ich möchte meine Coming Out-Reihe neu schreiben und zwar in Romanlänge.

Wer sich nicht mehr erinnern kann: Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2.

Ich möchte einfach mehr auf die Figuren, die Hintergründe und die Geschichte im allgemeinen eingehen.
Ich bin noch am überlegen ob es ein Einzelband aus allen 5 Teilen wird (die sind ja doch recht kurz, immerhin hat Band 1 gerade mal 3 Kapitel mit Prolog/Epilog) oder ob ich aus jedem einzelnen Teil einen Band mache. Das muss ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen.


Das könnte dann in etwa so aussehen:

Band 1: Die Geschehnisse aus Teil 1 über den Missbrauch von Alan durch Nicholas.
Band 2: Die Geschehnisse aus Teil 2 mit der Klassenfahrt und wie die beiden sich näher kommen
Band 3: war ursprünglich aus Nicholas Sicht geplant
Band 4: mehr Hintergründe über Nicholas Vergangenheit und die Freilassung seines gewalttätigen Vaters aus dem Gefängnis
Band 5: Die geplante Sidestory mit Connor

Wer seinen Senf dazugeben möchte, kann mir gerne antworten. =)

Heftromane & neues Schreibprojekt Ebook, Gay Romance, Heftromanreihe, Projekt, Serie

Autor:  Shunya

Ja, mich hat es voll erwischt. Ich weiß, ich weiß~ Groschenromane haben einen eher schlechten Ruf, aber mich faszineiren diese endlos langen Romanserien schon irgendwie ein bisschen. Mal ehrlich, einige von euch schauen sicher solche endlos Serien wie GZSZ oder andere Soaps, das ist auch nicht besser. ;D lol

Jedenfalls habe ich heute bei einigen kostenlosen E-Books bemerkt, dass ich ja den jeweils ersten Band von Dorian Hunter und Das Haus Zamis auf meinem Kindle habe, die ich demnächst auch endlich mal lesen werde. =)

Das hat dazu geführt, dass ich mich heute mal ein wenig mit Heftromanen ugs. Groschenromane befasst & informiert habe und auch, dass ich mich ebenfalls mal an so einer Reihe versuchen möchte. Bietet sich ja geradezu an, da ich mich gerne Herausforderungen stelle und gerne mal Neues ausprobiere. OuO

Herhalten muss dafür meine Dämonenjäger Collin-Reihe, die eigentlich mal als Einzelband bzw. ganz zu Anfang als Kurzgeschichtenchallenge gedacht war. Wie ich den Aufbau mache muss ich mir noch überlegen, wahrscheinlich in mehreren Zyklen.

Die einzelnen Bücher werden 64 A4-Seiten haben (als E-Book wird es wohl ca. die doppelte Seitenanzahl werden) und evtl. alle zwei Wochen erscheinen. Der Preis wird zwischen 1,45 € und 1,99 € sein. Das muss ich mir noch überlegen. Bei so einer langen Serie möchte ich den Preis nicht zu hoch ansetzen. XD lol
Vorerst sind etwa 30 Bände anvisiert, wie viele es letztendlich werden, wird sich wohl zeigen, welchen Anklang die Romanreihe finden wird.

Gay Romance-Fans werden hier auf jeden Fall voll auf ihre Kosten kommen und es kann durchaus einige erotische Szenen geben. Die Handlung ist im Horror-Genre angesetzt und wird auch relativ actionlastig und hoffentlich schön schaurig.

grober Inhalt:
Collin ist ein Junkie, obdachlos und sitzt eines Nachts in einem leeren U-Bahnhof als ihm ein Monster begegnet und er kurz darauf von einem attraktiven Mann gerettet wird, der Dämonenjäger ist.

Das Projekt bekommt die nächsten Tage noch eine eigene Spalte hier im Blog, wo es auch öfter neue News geben wird. (auf meinem Blog: http://rainbows-in-paradise.blogspot.de/) Ihr könnt mir auch auf Twitter folgen, um auf dem laufenden zu bleiben: @Dudes4eva

Genau kann ich leider noch nicht sagen, wann ich die Serie beginnen werde. Zuerst einmal möchte ich Hochzeit? Nein, danke! / neuer Titel: Wirbel der Gefühle beenden und im Juni werde ich wohl die meiste Zeit an meinem Camp NaNoWriMo Beitrag für Juli planen. Ab August könnt ihr wohl damit rechnen. Schaut einfach ab und an auf meinem Blog vorbei. ;D

Evtl. werde ich mir auch noch eine/n Projektpartner/in suchen, bin mir aber noch nicht sicher, da ich dann hauprsächlich jemanden suche, der/die mit mir Ideen und Charaktere ausarbeitet, den Schreibpart möchte ich behalten. XP lol
Vorher möchte ich auch noch ein Logo für den Titel ausarbeiten lassen und vielleicht sogar einen Coverzeichner anheuern. Danach kann es erst richtig losgehen.

Forever Alone? - Neues Buchprojekt Fanfics, Ebook, Gay romance, Hetero, Projekt, schreiben, Transgender

Autor:  Shunya

Ja, ich weiß, dass viele diese Aussage echt nicht mehr hören können (mich nervt es auch tierisch) und auch meine drei Jungs Ben, Nick & Dave haben es satt die ewigen Singles zu sein und wünschen sich nichts sehnlicher als diesen Zustand zu ändern. Leichter gesagt, als getan. Nick ist einfach zu wählerisch und gerät ausgerechnet an Tony, der von sich selbst sagt, er sei eine Frau gefangen im Körper eines Mannes. Ben ist ein Kleinganove und verliebt sich Hals über Kopf in den Polizisten Chris und Dave hat es satt, dass seine beste Freundin Rebecca ihn in die Friendzone verbannt hat.

Ich bin mir noch nicht sicher was besser passen würde, dritte Person oder Ich-Perspektive (würde ich dann markieren, wer gerade dran ist). Mal schauen. :D

Schuld an dieser Idee ist die DVD Für immer Single?, die ich noch nicht gesehen habe und es wohl auch nicht tun werde. XD Aber das Cover und der Titel haben mich zu dieser Idee inspiriert.

Geplant sind 49 Kapitel.

Forever Alone? - Neues Buchprojekt Fanfics, Ebook, Gay romance, Hetero, Projekt, schreiben, Transgender

Autor:  Shunya

Ja, ich weiß, dass viele diese Aussage echt nicht mehr hören können (mich nervt es auch tierisch) und auch meine drei Jungs Ben, Nick & Dave haben es satt die ewigen Singles zu sein und wünschen sich nichts sehnlicher als diesen Zustand zu ändern. Leichter gesagt, als getan. Nick ist einfach zu wählerisch und gerät ausgerechnet an Tony, der von sich selbst sagt, er sei eine Frau gefangen im Körper eines Mannes. Ben ist ein Kleinganove und verliebt sich Hals über Kopf in den Polizisten Chris und Dave hat es satt, dass seine beste Freundin Rebecca ihn in die Friendzone verbannt hat.

Ich bin mir noch nicht sicher was besser passen würde, dritte Person oder Ich-Perspektive (würde ich dann markieren, wer gerade dran ist). Mal schauen. :D

Schuld an dieser Idee ist die DVD Für immer Single?, die ich noch nicht gesehen habe und es wohl auch nicht tun werde. XD Aber das Cover und der Titel haben mich zu dieser Idee inspiriert.

Geplant sind 49 Kapitel.

Suche Covergestalter/in für E-Book Cover, Ebook, gestaltung

Autor:  Shunya

Also wie ihr im Titel seht, suche ich jemanden der/die mein Cover gestalten würde und gerne mit Grafikprogrammen herumspielt. Da ich zurzeit allerdings nicht sehr flüssig bin, wäre das auf freiwilliger Basis, aber vielleicht hat ja jemand Lust und Zeit? Würde mich jedenfalls riesig freuen. :D

Schreibt mir einfach einen Kommentar oder eine ENS, dann gebe ich euch die nötigen Informationen. OuO

Ich würde es ja selbst machen, aber Covergestaltung liegt mir leider nicht so. XO

Unicornis - Auf der Suche nach dem letzten Einhorn Boys Love (shonen-ai), Ebook, Einhorn, Fanfictions, Projekte

Autor:  Shunya

Noch ein Projekt, welches ich als E-Book veröffentlichen möchte. Ich habe zwar bereits etwa 6 Kapitel fertig, aber so richtig will mir der Anfang noch nicht gefallen, kann also sein, dass ich es noch mal umschreibe bzw. neu anfange. *drop* Ich wollte diese Story evtl. auch als Doujinshi umsetzen, aber momentan bin ich mir da nicht so sicher. XD Mal schauen~

Steckt halt alles noch in den Kinderschuhen, daher kann ich auch noch keine evtl. Termine bekannt eben. Sorry. XD

Etheo ist noch ein junger Knabe als er zum ersten Mal in seinem Leben ein Einhorn sieht, seither halten ihn alle nur für einen Dummkopf, der Illusionen nach rennt. Eines Tages jedoch, Jahre später, bittet ihn ein geheimisvoller fremder Mann bei seiner Suche nach dem letzten Einhorn zu helfen, da er von den Gerüchten Wind bekommen hat. Anfangs misstrauisch, beschließt Etheo sich dennoch dessen Suche anzuschließen und allen zu beweisen, dass es tatsächlich noch Einhörner gibt.

Leseprobe: Prolog + Kapitel 1

Spoiler

Prolog: Einhorn


Eine weiße Stute stand mitten auf der Lichtung, als der kleine Etheo aufsah. In ärmlicher Kleidung musste er schon in jungen Jahren seinen Eltern beim Roden der Wälder helfen. Auch sie hatten ein Pferd, einen stämmigen braunen Ardenner, der mit seinem kräftigen Körper mühelos einen Baumstamm durch den Wald ziehen konnte, doch der Hengst war nichts im Vergleich zu dem Schimmel, den Etheo nun vor Augen hatte. Reines weißes Fell schien im hellen Licht der Sonne zu leuchten. Mähne und Schweif wehten im Wind, wie reinste Seide. Die schlanken Beine ließen das Pferd grazil erscheinen und seine dunklen Augen sahen genau in Etheos Gesicht und schienen unergründlich zu sein. Doch noch mehr erregte die Aufmerksamkeit des kleinen Jungen. Ein Horn. Dieses Pferd trug wahrlich ein Horn auf seiner Stirn. Es war schneckenförmig gerollt und lief spitz zu. Beinahe einen halben Meter maß dieser sonderbare Fremdkörper. War das eine Sinnestäuschung?

Etheo, der noch nie zuvor in seinem Leben ein Einhorn gesehen hatte, traute seinen Augen kaum. Hastig griff er nach dem ausgeleierten dunkelbraunem Kleid seiner Mutter und zog kräftig daran.

„Mutter, sieh nur! Das Pferd dort hat ein Horn auf dem Kopf!“

Die Mutter, von der harten Arbeit abgelenkt, folgte dem Wink ihres Sohnes zur Lichtung und schüttelte belustigt den Kopf. „Mein Junge, was denkst du dir nur für Dummheiten aus? Ich sehe nur ein einfaches Pferd, mehr nicht.“

Der Junge schüttelte vehement mit dem Kopf. „Schau genauer hin! Siehst du denn nicht das Horn?“

Die Mutter sah noch einmal zur Waldlichtung, doch erneut schüttelte sie nur den Kopf. „Da ist kein Horn.“

„Es muss eine Stute sein, schaut nur wie unruhig der alte Rem ist!“, meinte der Vater belustigt und begann zu lachen, so dass sein tiefes Gelächter quer durch den Wald schall und die Vögel in den Baumwipfeln erschreckte, so dass diese in alle Himmelsrichtungen davon stoben.

Etheo sah zur Waldlichtung und konnte kaum glauben, was seine Eltern da sprachen, denn was er sah und sie glaubten zu sehen, unterschied sich bei weitem. Warum konnten seine Eltern nicht erkennen, was er vor Augen hatte?

Die Stute wand den Kopf ab und lief gemächlich von der Lichtung, bis sie schließlich zwischen den Bäumen verschwand.

Der kleine Etheo stand wie festgewachsen an seinem Platz und starrte noch lange nachdem das Einhorn die Lichtung verlassen hatte in den Wald hinein, in dem das Wesen verschwunden war.


Kapitel 1: Schwätzer


Neun Jahre zogen ins Land. Aus dem kleinen Etheo war nun ein stämmiger Bursche geworden, der mit seinen 17 Jahren alle Blicke der jungen Mädchen auf sich zog. Das war allerdings das einzige womit er sich brüsten konnte, denn in seinem Dorf galt Etheo als Schwätzer und Lügner. Seit damals wurde er nicht müde von seiner Begegnung mit dem Einhorn zu erzählen, doch keiner glaubte ihm.

Schnell empfanden die Dorfbewohner es als unangenehm dem jungen Mann zu begegnen, der wohl nicht ganz normal zu sein schien. Viele hielten ihn für zurückgeblieben oder einen Lügner. Keiner glaubte an Pferde mit Hörnern.

Nicht einmal seine Mutter stand auf Etheos Seite, die sich langsam begann Sorgen zu machen, dass er möglicherweise keine Frau mehr finden würde.

Etheo starrte von einem Hügel aus auf sein Dorf und schnitzte mit einem Messer ein kleines Einhorn aus einem Stück Holz. Er besah sich das Horn auf der Stirn, jedoch nur einen Moment lang, dann trennte er es mit einem gezielten Schnitt ab. Das Horn fiel achtlos zwischen seinen Beinen zu Boden.

„Ich muss damit aufhören, sonst verjagen sie mich noch aus dem Dorf.“ Etheo sah hinunter und bemerkte eine Herde Schafe, die langsam auf ihn zukamen. Inmitten der Herde schlenderte ein junges blondhaariges Mädchen mit einem Hirtenstock auf ihn zu. Sie trug ihren Pony seitlich, zwei breite lange Haarsträhnen umrahmten ihr Gesicht wie ein Gemälde und ihr langes glattes Haar wehte leicht im Wind, wie die wogenden Wellen im Meer. Ihr grünes Kleid war schlicht mit goldenen verzierten Mustern am Saum ihrer Ärmel und zu ihren Füßen.

„Annastankia!“, rief Etheo, als sie ihm zu winkte.

„Hast du Onild gesehen?“, rief sie zu ihm herüber. Etheo schüttelte den Kopf. Onild war Annastankias älterer Bruder. Der einzige Überlebende ihrer Familie. Ihre Eltern sowie ihre jüngere Schwester waren bei einem Raubüberfall ums Leben gekommen. Die Leichen hatte man erst Tage später hinter dichten Büschen im Wald entdeckt. Sie waren in der nächstgelegenen Stadt auf dem Markt einkaufen gewesen und auf dem Heimweg überfallen worden, einzig ihr Bruder konnte vor den Räubern flüchten. Annastankia war an diesem Tag daheim bei der Schafherde geblieben. An einem Tag verlor sie drei geliebte Menschen, was sie zu einem sehr misstrauischen Menschen hat werden lassen.

Annastankia war allerdings der einzige Mensch in Etheos Dorf, die zu ihm hielt. Ob sie ihm die Geschichte mit dem Einhorn glaubte, war allerdings eine andere Sache.

„Etheo! Komm ins Haus!“

Etheo drehte sich um. Seine Mutter stand in der Haustür und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Mit ernstem Gesicht sah sie zu ihm herüber. Folgsam erhob er sich von seinem Platz und ging zum Haus ohne sich noch einmal umzudrehen. Er ging an seiner Mutter vorbei ins Innere ihres trostlosen Heimes.

Sein Großvater hatte es damals zusammen mit seinem Vater gebaut. Vor ein paar Jahren verstarb Etheos Vater jedoch an einer Lungenentzündung, seitdem lebte er nur noch mit seiner Mutter in der Hütte.

Etheo nahm ein paar Holzscheite und warf sie in den Kamin. Das lodernde Feuer züngelte hoch und labte sich an dem trockenem Holz.

Etheo ging zum Tisch, setzte sich auf einen Schemel und warf das geschnitzte Einhorn, welches nun keines mehr war, ins Feuer.

„Ich möchte nicht, dass du mit diesem Mädchen sprichst! Sie ist merkwürdig und ich mag es nicht wie sie die Menschen hier im Dorf ansieht. Bestimmt ist dieses Mädchen eine Hexe!“, meinte Etheos Mutter mürrisch und setzte sich auf das Bett, wo sie begann Kartoffeln zu schälen und diese in einen Topf zu werfen.

„Annastankia ist keine Hexe...“, erwiderte Etheo, obwohl er wusste, dass Wiederworte bei seiner Mutter sinnlos waren. „Hast du Onild gesehen?“, fragte er stattdessen, um vom Thema abzuweichen.

„Onild? Der Lausbub' hängt bestimmt wieder in der Schenke herum und macht den Dirnen schöne Augen! Es wird langsam Zeit, dass er sich eine Frau sucht. Du übrigens auch!“

Etheo seufzte innerlich. Tagtäglich war dass das einzige Thema über das seine Mutter reden wollte.

Bestand sein Leben wirklich darin, dass er sich eine Frau suchen und Nachkommen zeugen musste? Gab es denn nicht ein klein wenig mehr das er tun konnte? Wieso nur war sein Leben so eintönig?

„Ich gehe runter ins Dorf und hole Rem. Wie oft willst du ihn eigentlich noch verleihen? Er ist nicht mehr der Jüngste.“ Etheo stand auf und ging hinaus.

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Der Himmel war wolkenverhangen, der Wind nahm zu und wirbelte Etheos Haare in alle Richtungen. Der Weg war sandig und steinig. An den Seiten wuchsen wildes Gras und Efeu.

Im Dorf angekommen, nahm die Anzahl der Häuser zu, welche er passierte. Der Boden zu Etheos Füßen war dreckig und schlammig. In der Mitte des Dorfes befand sich ein heruntergekommener Brunnen, doch frisches Wasser mussten die Dorfbewohner sich aus dem nahegelegenen Fluss holen.

Ein dreckiger Hund rannte an Etheo vorbei, der eine graugetigerte Katze jagte, die schleunigst das Weite auf einem Bierfass suchte, an dem der kleine Hund nicht hochkam.

Etheos Blick fiel auf die Schenke. Sollte er Onild ausrichten, dass Annastankia nach ihm suchte?

Etheo verlief sich eher selten in die Gaststätte. Früher einmal hatte er hier ausgeholfen, aber nicht für lange. Er mochte sich nicht mit dem Gesindel anlegen, welches man hier vorfand und das regelmäßig auf der Suche nach Streit war.

Zögernd öffnete Etheo die Tür und sofort krochen ihm der Gestank von Alkohol, Schweiß und Rauch in die Nase. Angewidert trat Etheo ein und sah sich nach Onild um. Die Schenke war gut besucht und der Wirt sowie seine Frau hatten alle Hände voll zu tun. Niemand beachtete Etheo wirklich, allerdings fand er auch nicht wonach er suchte.

Er ging an den Tresen und sah zu Pegra, der Tochter des Wirts. Das brünette Mädchen reichte einem angetrunkenen stinkendem Widerling ein Bier und widmete sich dann Etheo.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie lächelnd, auch wenn er ihr ansah, dass Pegra nicht wirklich mit ihm reden wollte.

„War Onild heute schon hier?“

„Natürlich. Er kommt jeden Tag. Er ist in einem der oberen Zimmer.“

Etheo nickte und ging quer durch den Raum, drängte sich durch die feiernde Meute und stieg die Holztreppe hinauf. Die Stufen knarzten unter seinen Schritten.

Oben angekommen sah Etheo sich einem schummrig beleuchteten Flur gegenüber. Hinter einigen Türen konnte er Lachen hören und andere Geräusche, die er lieber möglichst schnell vergessen wollte.

Da Etheo nicht wusste, in welchem Zimmer Onild war, öffnete er kurzerhand alle Türen. Einige Räume waren leer, andere nicht. Die Gäste schrien überrascht auf und Etheo hätte sich ihnen beinahe angeschlossen, bei dem was er zu Gesicht bekam. Hastig schloss er die Türen, bis er eine öffnete, die er besser nicht hätte öffnen sollen.

Etheo trat ein und sah Onild mitten im Zimmer stehen. Eine rothaarige Dirne mit lustigen Sommersprossen im Gesicht lag nackt auf dem Bett und räkelte sich anzüglich, während der hübsche blonde Onild ihr Kleid trug. Etheo wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte, also hielt er lieber den Mund. Onild lief rot an und ehe Etheo das Weite suchen konnte, packte der Junge ihn und warf ihn grob zu der Dirne aufs Bett, welche reichlich erschrocken aussah, als sie so plötzlich Besuch in den weichen Laken bekam.

Onild setzte sich breitbeinig auf Etheo, der sich den wütenden Blick gerne erspart hätte.

„Wehe, du verrätst auch nur ein Wort von dem was du gerade gesehen hast!“, raunte Onild dem verdutzten Jungen zu, der gar nicht wusste wie ihm geschah.

„Annastankia sucht nach dir...“, gab er also lediglich von sich.

Onild seufzte und zog sich kurzerhand das Kleid vom Körper, noch während er auf Etheo saß. Er warf das Kleid der Dirne zu und strich sein Haar aus dem Gesicht. Etheo betrachtete die blasse Haut und den schlanken Oberkörper des Jungen.

Etheo selbst hatte eher gebräunte Haut, weil er sich viel unter freiem Himmel aufhielt. Er hatte auch wesentlich mehr Muskeln von der harten Arbeit und im Gegensatz zu Etheos hellem Haar hatte er struppiges schwarzes Haar, welches manchmal eher gräulich schimmerte, wie seine Mutter zu sagen pflegte.

Als sich ihre Blicke trafen schien die Zeit stillzustehen. Doch nur für Etheo, denn Onild erhob sich ohne ein weiteres Wort und ging in eine Ecke des Zimmers, wo er seine Gewänder abgelegt hatte. Etheo richtete sich auf und blieb untätig auf dem Bett sitzen.

„Geh! Und kein Wort! Zu niemandem!“

Etheo starrte auf Onilds Rücken, stand auf und ging aus dem Zimmer. Leise zog er die Tür hinter sich zu und atmete tief durch.

Hastig nahm Etheo die Beine in die Hand und verließ die Schenke. Er brauchte jetzt dringend frische Luft.

Draußen angekommen kam er sich irgendwie fehl am Platze vor. Inzwischen war es dunkel geworden und bevor die Nacht eintrat sollte er besser wieder bei seiner Mutter sein.

„Ist es wahr?“

Etheo erschrak und drehte sich in die Richtung aus der die dunkle tiefe Stimme kam. Aus der Dunkelheit löste sich ein Schatten, der langsam Gestalt annahm. Er konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen. Es lag verborgen unter einer Kapuze, die an einem Hemd angenäht worden war. Mehrere Schnallen und Riemen hielten die Stoffe eng am Körper, zeigten jedoch deutlich die bemuskelten Arme. Der Unbekannte trug eine dunkle Hose und gräuliche Stiefel, die man schnüren konnte. Etheo hatte solche Kleidungsstücke bisher noch nie gesehen. Trug man sie etwa in der Stadt?

„Wa-was wollen Sie?“, fragte er. Ihm war unbehaglich zumute. Es war dunkel und der Fremde trug einen Dolch an seinem Körper. Er wirkte kampferfahren und Etheo wollte nichts riskieren.

„Stimmt es, dass du ein Einhorn gesehen hast?“, erläuterte der Mann seine Frage. Seine Stimme klang ein wenig rau.

„Woher wissen Sie das?“ Etheos Stimme war nunmehr nur noch ein leises Flüstern.

Der Fremde kam näher, doch Etheo wich scheu zurück.

„Ist es wahr?“

„Und wenn es so wäre?“ Etheo ging schleunigst auf Abstand und auch wenn es ihm unheimlich vorkam, so drehte er sich nicht um, obwohl der Fremde ihm dicht auf den Fersen war. Zielstrebig lief er hinter ein Haus und sah den alten Rem angebunden an einem schweren Eisenring in der Hausmauer. Er band den Strick ab und führte das Pferd in einem Bogen vom Innenhof zurück auf die Dorfstraße. Erst wähnte er sich in Sicherheit, weil der Unbekannte nicht mehr zu sehen war, doch dann sah er den Mann in einiger Entfernung, bereits auf ihn wartend.

„Ich war acht Jahre alt. Alle halten mich für verrückt. Es gibt keine Einhörner!“, rief Etheo ihm zu. Er zog am Führstrick und ging mit Rem den Weg entlang.

„Ich glaube dir! Es gibt sie!“

Etheo blieb abrupt stehen, starrte in die Dunkelheit und drehte sich langsam um. Der Fremde stand verloren auf dem Gehweg einige Meter von ihm entfernt, wirkte aber eher bedrohlich auf ihn.

„Morgen früh reise ich ab. Es ist deine Entscheidung, ob du mitkommst oder nicht.“

Hochzeit? Nein, danke! (E-Book) Fanfics, Boys Love (shonen-ai), Ebook, Projekte, schreiben

Autor:  Shunya

Ich werde in diesem Eintrag den aktuellen Forschritt festhalten. Vermutlich wird es das E-Book jetzt doch erst Anfang März geben, da ich im Januar leider nicht so weit gekommen bin, wie erhofft. XP *hust* Außerdem gibts noch einige Probleme mit dem Cover.^^" *drop*

Kapitel 11 in Arbeit...
In 31 Kapiteln abgeschlossen!

Leseprobe: Kapitel 1-5

Spoiler

Kapitel 1: Familienzuwachs


„Du blödes Arschloch!“, brülle ich wütend und kassiere dafür einen Fausthieb in den Magen. Wäre dieser dumme Schnösel Trevor nicht stärker als ich, hätte ich ihn längst zu Boden befördert! Außerdem kämpft dieser Feigling mit zwei Freunden gegen mich!

Mit dem Handrücken wische ich mir über meinen Mund und sehe das Blut darauf. Ganz toll, meine Lippe ist aufgesprungen!

Ärgerlich wische ich meine Hand am T-Shirt ab und renne auf Trevor zu, dem das breite triumphierende Grinsen sofort vergeht, als ich mit der Faust an täusche und mit meinem Bein weit aushole, um ihm zwischen die Beine zu treten. Dummerweise habe ich jedoch nicht mit seinen Komplizen gerechnet, denn der große Hohlkopf, der noch eben am Boden lag, packt sich unerwartet forsch mein Bein und zerrt kräftig daran, so dass ich mit einem Ruck nach hinten gezogen werde. Mit nur einem Bein kann ich mich kaum halten und noch ehe ich auch nur in die Reichweite von Trevor gelange, falle ich zu Boden und schürfe mir auf dem Asphalt das Kinn auf.

Tränen schießen mir in die Augen vor Schmerz, Frust und Wut. Wie kann er es wagen?!

Blitzschnell drehe ich mich auf den Rücken, hole mit meinem freien Fuß aus und trete dem ungehobelten Kerl direkt gegen sein Schienbein. Von dem Schmerz abgelenkt, lässt der Grobian mich los, so dass ich aufstehen kann. Gerade als ich mich Trevor widmen will, trifft mich ein Faustschlag direkt ins Gesicht. Mein Kopf fliegt mit Wucht zur Seite. Mit aufgerissenen Augen verharre ich für einen Augenblick, doch dann fange ich mich wieder und sehe zu dem Dickerchen, der einen unsicher Schritt zurück tritt.

Erst einen auf große Klappe machen und dann den Schwanz einziehen! Na, der kann was erleben!

Ich hebe meine geballte Faust, bereit ihm das Gesicht grün und blau zu schlagen, als mich eine Hand in den Haaren packt und mir den Kopf zurück reißt.

„Aua! Verdammt! Lass los!“, zetere ich und greife mit beiden Händen nach der Hand, als würde sie mich skalpieren wollen.

„Darauf kannst du noch lange warten!“, meint Trevor lachend und sieht mich überheblich mit vor der Brust verschränkten Armen an, während das Dickerchen, das eben noch vor mir fliehen wollte, mich am Arm festhält.

Trevor baut sich vor mir auf und grinst mich höhnisch an. Am liebsten würde ich ihm das olle Grinsen aus dem Gesicht schlagen!

Ich spucke ihm ins Gesicht und treffe seinen Mund. Angewidert wischt Trevor sich die Spucke mit dem Hemdsaum vom Mund und sieht auf sein neues Shirt, mit dem er ständig angibt. Verärgert zieht er sein Bein nach hinten und tritt mir schwungvoll in den Magen.

Ich schnappe nach Luft und meine Eingeweide ziehen sich vor Schmerz zusammen. Noch während ich nach Atem ringe, benutzt Trevor mich als Sandsack und boxt mir ins Gesicht.

Da ich mich dank seiner Freunde nicht rühren kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als es über mich ergehen zu lassen.

Bis mir einfällt, dass ich ja noch meine Beine benutzen kann. Also trete ich Trevor in einem ungeachteten Moment so fest ich kann zwischen die Beine. Stöhnend sackt dieser zu Boden und hält sich die Murmeln.

Nun bin ich es, der ihn triumphierend ansieht. Wer hätte mal gedacht, dass dieser eingebildete Schnösel vor mir auf dem Boden kriechen würde. Ich muss zugeben, der Anblick gefällt mir!

„Grayson Canet, Trevor Ledoyen, Miles McKinnon und Brad Taylor! Ab in mein Büro! Sofort!“

Wie auf Kommando blicken wir alle zu unserer Direktorin, welche die Hände in die Hüften gestemmt hat und uns durch ihre hässliche Brille hindurch streng ansieht.

Schnell entlassen mich die beiden Idioten Brad und Miles ihrem Griff, während Trevor sich langsam erhebt und mich mit hasserfülltem Blick ansieht.

Bin ich froh, dass die Direktorin gerade noch rechtzeitig gekommen ist. Wer weiß, was Trevor und seine beiden Bodyguards noch mit mir gemacht hätten?!

Schmollend trotten wir über den Schulhof, zum Büro der Direktorin, die hinter uns herläuft, damit ja niemand von uns das Weite suchen kann.

Wir betreten das Schulgebäude durch eine Glastür und laufen durch den langen Flur, bis wir vor einer Tür stehen bleiben. Die Tür wird aufgeschlossen und die energische Frau deutet zu einigen Stühlen, welche im Flur an der Wand entlang aufgereiht stehen.

„Setzt euch! Ich rufe einen nach dem anderen auf! Miles, du kannst gleich mit herein kommen!“, befiehlt sie und schließt die Tür hinter sich und dem Schüler.

Ich setze mich schön weit von Trevor und Brad weg, damit die beiden nicht schon wieder auf blöde Ideen kommen können.

Trevor wirft mir immer mal wieder bitterböse Blicke zu, wenn ich es doch mal wage zu ihm zu sehen. Genervt strecke ich ihm die Zunge heraus. Empört schnappt Trevor nach Luft, doch bevor er etwas erwidern kann, kommt Miles aus dem Rektorzimmer und sieht mich an. Mit dem Daumen deutet er auf das Büro. Also muss ich jetzt in die Höhle des Löwen...

Ergeben erhebe ich mich von meinem Platz und trotte ins Büro.

„Schließ' die Tür hinter dir, Grayson!“, fordert Mrs. Flüger, als ich gerade am Stuhl ankomme und mich setzen will. Ich laufe zurück, schließe die Tür und setze mich auf den Besucherstuhl vor dem klobigen Schreibtisch, der mit lauter Papierstapeln beladen ist.

„Du hast dich also mal wieder auf dem Schulhof geprügelt...“, setzt sie an und rückt ihre Brille mit dem Zeigefinger auf ihrer Nase zurecht.

Ich erwidere nichts und warte auf das was folgt.

„In letzter Zeit passiert das häufiger, wie ich gehört habe. Einige Lehrer meinen, du legst dich ständig mit Trevor Ledoyen an. Ist das richtig?“

Innerlich seufzend nicke ich.

„Nun, ich heiße es nicht gut, wenn sich jemand auf dem Schulgelände prügelt. Normalerweise würde ich diese Personen für einen gewissen Zeitraum von der Schule suspendieren, aber ich denke nicht, dass dies im Moment eine angebrachte Strafe wäre. Daher habe ich mir für euch vier etwas anderes überlegt.“

Angespannt sitze ich wie auf heißen Kohlen und lausche ihren Worten. Wie wird meine Strafe ausfallen?

„Wie ich sehe, wirst du in ein paar Monaten 15. Meinst du nicht, es wird langsam mal Zeit mit solchen Dummheiten aufzuhören und sich auf die Schule zu konzentrieren? Du willst doch nicht sitzen bleiben...“

Ich lasse den Kopf hängen. Was hat das denn jetzt bitte mit meiner Strafe zu tun?

„Ich habe für die Sommerferien eine Klasse eingerichtet. Ihr Vier werdet am Unterricht teilnehmen. Ein neuer Lehrer wird sich euch annehmen und Nachhilfestunden geben. Vielleicht lernt ihr ja dann mal den Ernst des Lebens kennen!“

Mit offenem Mund sehe ich die Direktorin an. Das ist nicht ihr Ernst?! Sollen wir wirklich in den SOMMERFERIEN zur Schule gehen?!

„Aber...“ - „Hol jetzt bitte Brad rein. Ich werde außerdem deinen Vater anrufen, der dich abholen soll. Für heute werde ich dich nicht mehr am Unterricht teilnehmen lassen!“, fällt mir Mrs. Flüger ins Wort.

Entsetzt erhebe ich mich und gehe zur Tür. Sechs Wochen Ferien werde ich jetzt zur Schule gehen müssen... Das ist pure Folter!


Der grüne Toyota meines Vaters hält dort, wo normalerweise die beiden einzigen Schulbusse die Schüler einsammeln oder entladen. Ich gehe langsam auf das Auto zu und öffne die Beifahrertür. Ich setze mich, schlage die Tür zu und linse zu meinem Vater, der jedoch stur geradeaus blickt.

Ich verziehe meinen Mund zu einer Grimasse, platziere meinen Rucksack auf dem Schoß und schnalle mich mit dem Gurt fest.

Mein Vater startet den Wagen und fährt vom Schulgelände. Die Fahrt über schweigen wir. Ich blicke aus dem Seitenfenster, finde die Stille zwischen uns aber unerträglich. Immer wieder suche ich den Blick meines Vaters, der sich nun auf die Straße konzentrieren muss. Er trägt seinen guten Anzug, also war er bestimmt mitten in einer Besprechung, als meine Direktorin ihn in der Firma angerufen hat, um mich abzuholen. Bestimmt ist er sauer auf mich.

„Bekomme ich jetzt Hausarrest?“, frage ich ihn kleinlaut.

„Wieso soll ich dich dafür auch noch belohnen?“, erwidert er grimmig und wirft mir einen kurzen Blick zu. Also weiß er auch von der Prügelei...

„Hast du Schmerzen?“ Seine Stimme klingt nun etwas sanfter.

„Ein bisschen...“, murmele ich.


Zu Hause angekommen, parkt mein Vater den Toyota auf dem Parkplatz vor dem Haus. Wir laufen über den kurzen Steinplattenweg durch den ungepflegten Vorgarten. Mein Vater schließt die Tür auf und schleift mich sofort ins Badezimmer.

Dort greift er nach meinem Kinn und besieht sich eingehend mein Gesicht. Das Blut ist inzwischen geronnen.

„Wo noch?“ fragt mein Vater.

Ich zeige lediglich auf meinen Bauch, der heute einiges einstecken musste.

Mein Vater seufzt genervt. „Wann hörst du endlich mal damit auf? Ich habe für so was keine Zeit! Habe ich dich so erzogen? Ich kann mich nicht daran erinnern! Willst du im Jugendknast landen?!“, meckert er und wird immer ungehaltener.

„Nein...“

„Eigentlich muss ich dir auch noch was sagen, aber das wollte ich nicht hier machen. Also wasch dir das Gesicht und zieh dir etwas Ordentliches an!“, meint mein Vater und hält einen Waschlappen unter den Wasserhahn, den er mir anschließend in die Hand drückt.


Ach du scheiße!

Erst habe ich alles für einen schlechten Scherz gehalten, aber das Schicksal kann manchmal ein richtiges Arschloch sein und es ist nicht mal Freitag der 13.!

Irritiert starre ich meinen Vater an. Mein Blick bleibt wie Sekundenkleber an ihm haften.

Natürlich. Ich hätte mir gleich denken können, dass etwas nicht stimmt. Das liegt doch auf der Hand, denn seit Ehefrau Numero Drei hat er mich nicht mehr in ein Restaurant geschleppt. Mein Vater hat sich also mal wieder in eine Frau verguckt.

So oft wie er inzwischen verheiratet gewesen ist, wage ich es nicht zu denken, dass er verliebt ist. Wenn er Frauen so oft wie seine Unterwäsche wechselt, kann das unmöglich Liebe sein.

Etwas gefasster lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und gebe einen sarkastischen Laut von mir. Es wird nicht lange dauern und auch Ehefrau Nummer Vier wird weg vom Fenster sein. Wie immer.

„Ich weiß, dass das alles ein wenig plötzlich kommt, aber ich bin mir sicher ihr werdet euch gut verstehen und sie hat sogar einen Sohn in deinem Alter. Dann hast du endlich einen Bruder!“, meint Paps zuversichtlich und lächelt mir aufmunternd zu.

Zähneknirschend sehe ich auf meinen vollbeladenen Spaghettiteller. Mein Appetit hat das Weite gesucht und ich würde mich ihm nur zu gerne anschließen.

„Ich brauche keinen nervigen Bruder, der wie eine Klette an mir hängt...“, brumme ich und trinke einen großen Schluck Sekt, den Paps mir spendiert hat. Die Freude ist allerdings begrenzt.

„Und wieso sagst du mir das hier in einem Restaurant? Für so was müssen wir nicht extra essen gehen...“, murre ich griesgrämig.

„Mary und ich haben uns gedacht, dass es ein guter Platz wäre, um unsere beiden Familien zusammen zu führen.“

Mit großen Augen starre ich meinen Vater an. „Wie jetzt? Ich lerne sie schon heute kennen?“ Normalerweise werde ich immer vor vollendete Tatsachen gestellt. Großartig vorgestellt wurde mir bisher noch niemand. Meint er es diesmal etwa ernst?

Ich bin noch gar nicht seelisch auf so etwas eingestellt!

„Die beiden müssten jeden Augenblick kommen. Wir haben ausgemacht, dass sie etwas später zu uns stoßen, damit ich dich darauf vorbereiten kann.“

Vorbereiten auf was? Meine neue Familie? Na, schönen Dank auch...

Ich stochere in meinen Spaghetti herum und würde am liebsten einfach nach Hause fahren. Zur Not auch mit dem Bus. Es wäre zu schön, wenn all das hier nur ein Traum wäre, allerdings entwickelt sich das hier langsam alles eher zu einem Alptraum.

Hätte mein Vater mich nicht einfach mit einem Hund überraschen können? Was habe ich bitte von einer nervigen Stiefmutter und deren Gör?

Wir schweigen und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Mir ist im Moment auch nicht mehr nach reden zumute.

Ich will keine neue Familie haben! Schon die letzten Ehefrauen meines Vaters waren grauenvoll gewesen. Einzig meine Mutter habe ich geliebt und würde alles dafür geben, sie wieder an unserer Seite zu haben.

„Guten Abend, Richard! Da sind wir endlich!“, vernehme ich eine weibliche Stimme hinter mir.

Stur blicke ich weiterhin auf meinen Teller und beachte die Neuankömmlinge gar nicht.

„Habt ihr gut hergefunden? Wow, du siehst ja richtig hübsch aus, Mary!“, meint mein Vater überschwänglich, steht von seinem Stuhl auf und geht auf sie zu.

„Komm schon, sei höflich und begrüße die beiden!“, fordert Paps und zerrt mich von meinem Stuhl. Mürrisch lasse ich den Stuhl los, nachdem ich mich störrisch daran festgehalten habe.

Ich hebe meinen Blick und es verschlägt mir glattweg den Atem. Im ersten Moment dachte ich, meine Mutter würde vor mir stehen. Die Ähnlichkeit ist aber auch frappierend. Ich schlucke und bei näherer Betrachtung, sieht die hübsche Frau vor mir, meiner Mutter nun doch nicht so ähnlich. Ihre Haare sind dunkelblond und schulterlang. Sie trägt dezentes Make Up und ein geblümtes Sommerkleid.

„Und das ist mein Junge!“, erwähnt Mary und stellt diesen in den Mittelpunkt. Mir fällt die Kinnlade herunter.

„Trevor!“, entfährt es mir.

Der sieht genauso wenig begeistert aus wie ich. Wir mustern einander. Trevor sieht man die Blessuren vom Vormittag noch genauso an wie mir.

Ich linse zu meinem Vater, der seufzend die Hand an den Kopf schlägt. Anscheinend hat er gerade eins und eins zusammengezählt.

„Trevor, das ist Grayson.“

„Ich weiß...“, murrt dieser und wendet den Blick ab. Tja, mir ist auch nicht danach seine Visage anzusehen.

„Dann lasst uns mal essen! Grayson und ich sind noch nicht großartig dazu gekommen.“

Wir setzen uns an den Tisch und am liebsten würde ich jetzt das Weite suchen. Was zum Teufel hat denn Trevor hier zu suchen? Das kann doch unmöglich sein! Wieso soll ausgerechnet Trevor mein Bruder werden?!

Nie und nimmer! Ohne mich!

Lieber lasse ich mich auf einer einsamen, verlassenen Insel aussetzen, als den Rest meines Lebens mit Trevor unter einem Dach verbringen zu müssen!

Erneut bestellen wir uns essen, aber weder mir noch Trevor ist jetzt nach einer Mahlzeit zumute. Ich habe mir lediglich eine Tomatensuppe bestellt, in der ich nun lustlos herumrühre.

Immer wieder werfen Trevor und ich uns giftige Blicke zu.

Trevor wirft sein Besteck scheppernd auf den Tisch. „Ich will nicht mit der Kanalratte zusammen leben!“, meckert er und rümpft die Nase. Er spricht mir aus der Seele, aber muss er mich als Kanalratte bezeichnen?! Unerhört!

„Trevor! Wie redest du denn?!“, meint Mary empört und sieht ihren Sohn mahnend an, doch der ignoriert sie und steht ruckartig auf, so dass sein Stuhl gefährlich kippelt. Hastig hält Paps den Stuhl fest, ehe dieser auf den Boden kracht.

„Er ist schuld an... an...!“ Mit geröteten Wangen sieht er zu mir. Trevor schnappt nach Luft.

Was ist denn nun kaputt?

Aber dann macht es klick und mir wird klar worauf er anspielt. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück, verschränke gelassen die Arme und sehe ihn mitleidig an. „Ach ja, wie geht es denn deinen Eiern? Oder hat man die schon entfernt, weil du nicht Manns genug bist?“

„Grayson!“, schimpft mein Vater.

„Halt die Klappe!“, schreit Trevor und wird noch einen Tick dunkler im Gesicht. Diesmal aus Wut. Er läuft um den Tisch herum und nun ist es an mir abrupt aufzustehen und zu flüchten.

„Jungs, benehmt euch gefälligst! Wir sind hier in einem Restaurant!“, ruft Paps uns zu und steht nun ebenfalls auf.

Das interessiert mich im Moment allerdings herzlich wenig, denn mein Leben steht auf dem Spiel. Ich renne um ein paar Tische herum, reiße Geschirr herunter, Frauen schreien, Männer ebenfalls und mir dicht auf den Fersen ist Trevor.

„Bleib stehen!“, brüllt dieser und packt mich am Hemdkragen. Unwillkürlich werde ich nach hinten gerissen. Doch so leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Ich keuche, als mir die Luft abgeschnürt wird. Hastig greife ich mit meiner Hand nach etwas und drücke es Trevor ins Gesicht. Der brüllt auf und lässt mich los. Zeit genug, um zu verschwinden und mich in Sicherheit zu bringen.

Ich riskiere trotzdem einen kurzen Blick und muss lachen. Scheinbar habe ich Trevor eine zusammengefaltete Serviette in die Nase gestopft. Wütend sieht er zu mir und sofort weiche ich einige Schritte zurück.

„Grayson! Trevor! Kommt sofort her!“, brüllt mein Vater fassungslos.

Ich rühre mich nicht vom Fleck, Trevor ebenso.

Um uns herum sind alle in Aufruhr, beschweren sich bei den Kellnern, dass sie uns raus werfen sollen und kurz darauf erscheint der Chef auf der Bildfläche.

Als ich zu unserem Tisch gucke, sehe ich wie Mary den Kopf in den Händen hält. Ihre Schultern beben. Weint sie etwa?

Sie tut mir leid, aber nicht lange, weil Trevor meine Unachtsamkeit ausnutzt und auf mich zurennt. Geschickt schlängelt er sich durch die Tischreihen und kommt mir immer näher. Wir rennen durch das halbe Restaurant, während die Kellner versuchen uns festzuhalten.

Einer schafft es beinahe, doch ich reiße mich los und renne weiter, werde plötzlich unsanft gepackt und erhalte eine schallende Ohrfeige.

Ich halte inne und sehe in das wutentbrannte Gesicht meines Vaters. Meine Wange brennt.

Noch nie hat mein Vater mich geschlagen!

„Raus hier! Hol deine Jacke und warte draußen! Los!“, schnauzt er mich barsch an. Ich zucke zusammen. „Und du auch, Trevor!“ Paps lässt mich los und widmet sich der völlig aufgelösten Mary.

Plötzlich wird mir klar, wo ich mich hier befinde und dass alle Blicke auf mich gerichtet sind. Mir wird ganz heiß im Gesicht, die Scham durchflutet mich. Keiner hier im Raum ist mir wohlgesonnen. Ich fühle mich völlig fehl am Platz und von meinem Vater im Stich gelassen. Trotz steigt in mir auf.

„Ich will keine neue Mutter mehr! Ich habe es so satt! Ich will das alles nicht! Immer neue Frauen und neue Orte an denen wir leben! Ich will meine Mutter zurückhaben! Ich hasse dich!“, brülle ich und spüre wie mir heiße Tränen über die Wangen perlen. Wie ein Kleinkind stehe ich hier mit meinen 14 Jahren und heule vor aller Leute Augen.

Auf dem Absatz mache ich kehrt, senke meinen Blick und hole eilig meine Jacke.

Draußen angekommen ziehe ich sie mir über und hocke mich neben die Eingangstür. Ich schniefe, greife mit meinen Fingern in den Ärmel und wische mir damit über die vertränten Wangen. Ich schlinge meine Arme um meine angezogenen Beine und senke den Kopf auf die Knie.

Ich höre das Knirschen der Türangeln, sehe jedoch nicht auf, als jemand heraus tritt. Die Person bleibt schweigend neben mir stehen.

„Was willst du, Trevor?“, brumme ich und räuspere mich hastig, weil meine Stimme auf einmal so schwach klingt.

„Ich kann dich nicht leiden, aber wenigstens sind wir mal einer Meinung. Ich will mit dir und deiner Familie nichts zu tun haben!“

„Ich genauso wenig...“, murmele ich.

Die Tür öffnet sich erneut. Ich sehe auf. Paps und Mary kommen heraus. Mary hat sich inzwischen wieder gefangen, aber ihr Make Up ist verwischt und sie sieht reichlich mitgenommen aus.

„Wir fahren nach Hause!“, meint Paps und sieht mich auffordernd an. Ich nicke und erhebe mich.

„Tut mir leid, Mary. Ich habe mir das ganz anders vorgestellt.“ Mein Vater streicht ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht und sieht sie entschuldigend an. Mary versucht sich an einem Lächeln, doch es will ihr nicht gelingen.

Paps kommt zu mir, packt mich grob am Arm und zieht mich hinter sich her. Ich werfe noch kurz einen Blick zurück. Trevor legt einen Arm um seine Mutter und lächelt mich höhnisch an. Angepisst zeige ich ihm den Mittelfinger.

Am Auto angekommen, steigen wir ein und schweigen eine Weile.

„Wir werden heiraten, ob es dir passt oder nicht, Grayson.“

„Aber...!“

„Kein aber! Ich will keine Wiederworte mehr hören! Halt die Klappe, Grayson! Du hast mich heute gedemütigt, vor meiner Freundin und vor all den Leuten! Sei ruhig! Sei einfach nur ruhig!“, brüllt Paps mich an.

In seinen Augen liegt Enttäuschung. Bitter wendet er den Blick ab, startet den Motor und fährt mit dem Wagen vom Parkplatz.


Kapitel 2: Streit


Seit dem Restaurantbesuch habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Vater. Klar, ich will immer noch keine neue Familie haben, aber ich wollte ihn auch nicht enttäuschen. Mein Vater ist immerhin noch der einzige, den ich aus meiner Familie habe. Ich will es mir mit ihm nicht verscherzen.

Trotzdem hätte er sich ruhig in eine andere Frau vergucken können. Muss es denn ausgerechnet Trevors Mutter sein? Ich meine mit Trevor als Bruder habe ich doch keine ruhige Minute mehr!

Um meinen Vater milde zu stimmen, beschließe ich also erst mal ihn mit einem Frühstück zu überraschen. Es fällt mir nicht schwer aufzustehen, denn in letzter Zeit habe ich sowieso einen ziemlich unruhigen Schlaf.

In der Küche hole ich ein Schneidebrett heraus und mit einem Mal fällt mir auf, dass ich keinen blassen Schimmer habe, was Paps morgens isst. Was wohl auch daran liegt, dass wir zu unterschiedlichen Zeiten das Haus verlassen und mein Vater in der Firma isst. Mir legt er immer belegte Brote bereit, aber das war es dann auch. Wir essen so gut wie nie zusammen, weil er auch bis spät abends arbeiten muss.

Was weiß ich eigentlich über meinen Vater?

Ich mache kurzerhand einen gemischten Teller, von allem ein bisschen und gieße Kaffee auf, während ich mir einen Orangensaft in ein Glas gieße.

Mühsam versuche ich anschließend das Tablett, auf dem all die Sachen stehen, ins Schlafzimmer zu tragen und zucke zusammen, als ich Paps im Bett sitzen sehe. Er blickt zu mir und mit einem Mal komme ich mir komisch vor, dass ich so ein Theater fabriziere. Er weiß doch längst, dass ich etwas ausgefressen habe.

Paps lächelt freundlich. Verlegen trage ich das Tablett zu ihm. „Habe ich gemacht...“, murmele ich kleinlaut. Er nimmt mir das Tablett ab. Wie blöd bin ich eigentlich?! Wer soll es denn sonst gemacht haben?

„Also dann...“ Gerade als ich mich umdrehen will, hält Paps mich am Shirt zurück. „Willst du nichts essen?“

Also setze ich mich gehorsam zu ihm aufs Bett und schweigend vertilgen wir Brote und Getränke.

„Sorry, ich habe mich total daneben benommen.“ Ich luge zu meinem Vater, der meinen Blick erwidert und mit den Schultern zuckt.

„Rückgängig können wir es nicht mehr machen, außerdem haben wir dort Hausverbot bekommen.“

„Echt?“, frage ich überrascht.

Mein Vater lacht. „Glaubst du, nachdem was ihr Jungs angerichtet habt, können wir uns da noch mal blicken lassen?“

Mit einer Grimasse im Gesicht schüttele ich den Kopf.

„Grayson... Ich will dir deine Mutter nicht ersetzen, aber ich möchte, dass du jemanden hast, mit dem du tagsüber zusammen sein kannst. Ich bin doch nie da und eine Frau im Haus würde uns beiden sicher gut tun. Mit den letzten beiden hat es nicht wirklich geklappt, das gebe ich zu, aber ich mag Mary. Sie ist mir wichtig und ich möchte, dass du sie auch magst. Diesmal wird es klappen, dass weiß ich!“, erklärt Paps und streicht mir mit der Hand durch die Haare.

Ich knabbere an meinem Brot und wiege bedächtig den Kopf hin und her, dann seufze ich. „Aber ich komme mit Trevor nicht klar! Wir streiten und prügeln uns andauernd. Ich kann ihn nicht leiden!“, jammere ich.

„Vielleicht versteht ihr euch ja besser, wenn ihr erst mal Brüder seid und unter einem Dach lebt?“, schlägt mein Vater vor.

Na, das glaube ich eher weniger.

„Jedenfalls haben wir vor in ein paar Wochen zusammen zu ziehen. Gewöhne dich schon mal an den Gedanken.“

„Was? Kommen sie dann hierher?“, frage ich entsetzt.

Paps nickt. „Vorerst, bis wir eine neue Wohnung finden.“

„Aber wo sollen sie denn schlafen? Ich meine, wir beide haben ja schon kaum genug Platz!“, werfe ich ein.

„Vorübergehend musst du dir wohl ein Zimmer mit Trevor teilen. Mary und ich nehmen das Schlafzimmer.“

„Ka-kann ich nicht bei dir schlafen?“, frage ich ihn hastig, doch mein Vater schüttelt stur den Kopf. „Ihr zwei werdet euch schon arrangieren.“

Ich lasse den Kopf hängen und mein Brot sinken. In nur wenigen Wochen muss ich mir nicht nur mein Zimmer mit Trevor teilen, sondern auch noch mit ihm zum Nachhilfeunterricht in den Sommerferien gehen. Kann mein Leben denn noch beschissener werden?


„Darf ich vorstellen, das ist euer neuer Nachhilfelehrer Mr. Clark.“

Zu Viert stehen wir im Büro der Direktorin dem hochgewachsenem jungen Mann gegenüber, dessen blonde Haare mit der Sonne um die Wette strahlen. Seine Kleidung ist schlicht, aber trotzdem nicht so langweilig wie die von anderen Lehrern.

Mir fällt auf, dass er kalte graue Augen hat, die einen irgendwie gefangen nehmen.

Wir stellen uns nacheinander vor, während Mr. Clark jedem die Hand reicht. Bei Trevor etwas zu lange wie ich finde. Mr. Clark reicht mir die Hand und lächelt freundlich. Na ja, vielleicht werden die Sommerferien nicht ganz so schlimm mit so einem Lehrer? Ich meine, er ist jung und bestimmt können wir ihn überreden etwas anderes als doofen Unterricht zu machen.

„Freut mich, Jungs!“, meint Mr. Clark und steckt die Hände in die Hosentaschen.

„In zwei Wochen geht es los und ich hoffe, bis dahin muss ich keinen von euch vorher noch mal hier im Büro antreffen, also reißt euch zusammen!“, ermahnt die Direktorin uns.

Aufatmend verlasse ich anschließend das Büro und halte einen gewissen Sicherheitsabstand zu Trevor und seinen Freunden.

„Grayson?“

Ich bleibe stehen und drehe mich um. Mr. Clark kommt direkt auf mich zu. „Kannst du mir zeigen, wo der Kartenraum ist? Ich kenne mich hier noch nicht so gut aus.“

Ich nicke und da ich sowieso gerade meine letzte Stunde hinter mir habe, habe ich es eh nicht eilig. Wir schlendern vom Büro aus zur Treppe, laufen die Stufen hoch und landen ein Stockwerk höher, dort biegen wir links ab und machen vor der nächsten Glastür eine Abzweigung nach rechts. Nach einigen verschlossenen Türen bleibe ich stehen. „Hier ist der Kartenraum.“

Mr. Clark nickt und holt einen Schlüssel aus der Hosentasche. Er öffnet die Tür und wirft einen Blick hinein. „Nicht sehr groß, aber übersichtlich...“, stellt er fest und verschließt die Tür wieder. „Danke, wir sehen uns dann.“

Ich nicke und gehe wieder meines Weges.

Allerdings habe ich nicht mit Trevor gerechnet. Der wartet nämlich bereits außerhalb des Gebäudes, um mich abzufangen. Von seinen Bodyguards keine Spur.

„Na, wen haben wir denn hier? Schleimst du dich schon bei dem neuen Lehrer ein? Oh nein! Du bist doch wohl nicht etwa schwul? Oder doch? Haha~ willst du ihn verführen und dich ficken lassen?“, meint er fies grinsend.

Ich verziehe meinen Mund. Auf eine Prügelei habe ich jetzt echt keinen Bock, aber wenn Trevor es darauf anlegt, überlege ich es mir vielleicht noch mal.

„Ich bin nicht schwul!“, kontere ich aufbrausend und gehe rasch auf Trevor zu.

„Natürlich nicht! Du hast bestimmt eh noch niemanden geküsst und bist immer noch Jungfrau!“

Ich spüre, dass ich rot anlaufe wie eine Tomate. „Du doch auch!“

„Ah, du gibst es auch noch zu! Die Jungfrau gibt es auch noch zu!“, johlt Trevor lachend und zeigt mit dem Finger auf mich. „Grayson, die Jungfrau!“

So langsam wird mir das alles zu viel, also packe ich Trevor am Kragen seines knallroten Shirts und zerre ihn grob zu mir. „Halt die Schnauze! Sonst ficke ich dich!“

Trevor wird mit einem Mal stumm und ziemlich blass um die Nase. Geschieht ihm ganz recht! Er soll nicht solche Sachen über mich sagen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

„Bah! Fass mich bloß nicht an, du Homo!“, schreit Trevor und schlägt mir beide Hände gegen die Brust, so dass ich zurück taumele.

Hastig geht er auf Abstand und richtet seine Kleidung. „Geh und vögel doch mit deinem neuen Lieblingslehrer, der kann es dir ja mal so richtig besorgen!“, zetert Trevor und läuft noch ein paar Schritte zurück.

„Ich reiß dir den Arsch auf, wenn du das herum erzählst!“, schreie ich Trevor hinterher, der nun doch den Rückzug antritt. „Ha! Ohne deine Freunde bist du nur ein Feigling!“, brülle ich.

Trotzdem ist es ziemlich verletzend gewesen, was Trevor mir an die Ohren geworfen hat. Ist es so schlimm, dass ich mit 14 Jahren noch niemanden geküsst habe? Und dass ich immer noch Jungfrau bin? Ich wette, dass Trevor auch noch niemanden geküsst hat, geschweige denn von letzterem. Der hat nur eine große Klappe, mehr nicht!

„Vor meinem 15. werde ich meinen ersten Kuss kriegen und das nur um dir eines reinzuwürgen!“, grummele ich und balle meine Hände zu Fäusten.

So viel zu meinem Plan, doch wer darf die Glückliche sein, die mich küssen wird? So etwas muss wohl überlegt sein!

Da ist zum Beispiel Tamara, die sehr hübsch ist mit ihren langen schwarzen, welligen Haaren, aber soweit ich weiß, hat sie schon einen Freund in der Parallelklasse. Damit fällt sie also schon mal weg. Vielleicht Anna? Irgendwie ist sie mir dann aber doch zu jungenhaft.

Hm, wen würde ich küssen wollen? Eine ziemlich schwere Frage. Mit Mädchen habe ich mich bisher noch nicht so richtig beschäftigt. Sie sind mir immer noch zu blöd und richtig dummes Zeug kann man eh nur mit Jungs anstellen, weil die Mädels sich ja nicht mal dreckig machen wollen und ständig herummeckern.

Ich beschließe für mich, dass es noch Zeit hat, immerhin sind es ja noch ein paar Monate. Okay, um genau zu sein drei Monate, aber bis dahin lerne ich sicher noch jemanden kennen.


„Du willst wissen, wie sich ein Kuss anfühlt?“

Ich nicke und sehe meinen Vater erwartungsvoll an. Heute ist Samstag und wir beide lungern auf dem Sofa vor dem Fernseher herum und schieben Pizza in uns hinein.

„Wieso interessiert dich das auf einmal? Hast du dich in ein Mädchen aus deiner Klasse verliebt?“, fragt er und sieht mich schelmisch grinsend an.

Mit hochrotem Kopf sehe ich ihn an. Das ist so peinlich! Welcher Depp redet denn mit seinem Vater über solche Sachen? Natürlich ich, aber mit wem soll ich auch sonst darüber sprechen?

„Ich weiß gar nicht wie ich dir das erklären soll. Am besten du erlebst es irgendwann einfach selbst. Es fühlt sich jedenfalls gut an.“

Schmollend sehe ich zu Paps auf. So habe ich mir das jetzt aber nicht vorgestellt. Ich dachte, er würde mir alles ausführlich erklären oder so, aber nein, er redet sich lieber heraus.

„Hattest du mit Mama deinen ersten Kuss?“, frage ich ihn neugierig. Mein Vater lächelt und schüttelt den Kopf. „Nein, deine Mutter habe ich erst später kennen gelernt.“

„Kannst du mir von Mama erzählen?“

„Was willst du denn wissen?“

„Ich weiß nicht, irgendwas. Wie habt ihr euch kennen gelernt?“

Paps legt mir einen Arm um die Schulter und so kuschele ich mich an ihn. Sein Shirt ist ganz warm von der sommerlichen Hitze.

„Deine Mutter hat damals in einem Kaufhaus gearbeitet. Ich musste zu einer Hochzeit, weil ich Trauzeuge sein sollte und konnte mich für keine Krawatte entscheiden. Ich hatte schon immer Probleme mich für etwas zu entscheiden, also hat sich deine Mutter meiner erbarmt und mir dabei geholfen. Ich mochte sie sehr, aber zu dem Zeitpunkt, war ich noch mit einer anderen Frau zusammen. Ich überlegte mir ständig Ausreden, um bei deiner Mutter im Laden einzukaufen und wir kamen ins Gespräch. Wir verstanden uns so gut, dass ich mit meiner Freundin Schluss gemacht habe. Deine Mutter war sehr schön und hatte etwas bezauberndes an sich. Ich war verliebt wie ein junger Teenager und als sie mit dir schwanger wurde, haben wir beschlossen zu heiraten...“, erzählt er und zupft ein wenig an meinen Haaren herum.

Ich sehe zu meinem Vater auf und ringe ein wenig mit mir herum. „Du hast mir nie erzählt, warum sie uns verlassen hat.“

Er weicht meinem Blick aus und schaut zum Fernseher, wo momentan Werbespots laufen. „Es lag nicht an uns, dass sie gegangen ist. Du und ich, wir sind nicht schuld daran, okay? Sie... sie brauchte ihre Freiheit, verstehst du? Sie wollte reisen und die Welt sehen.“

„Und wir haben sie daran gehindert. Wir waren ihr im Weg...“, murmele ich beleidigt.

„Nicht doch, Grayson. Sie hat uns geliebt, uns beide, aber... Hah~ Ja, wir waren ihr wohl im Weg...“ Vater seufzt und lehnt seinen Kopf zurück an die Rückenlehne des Sofas. Ich greife nach seiner Schulter und hieve mich ein wenig hoch, um ihm ins Gesicht schauen zu können.

„Du musst nicht noch mal heiraten, weißt du? Mir macht es wirklich nichts aus, dass ich tagsüber alleine bin und am Wochenende bist du doch den ganzen Tag zuhause. Ich bin sowieso lieber mit dir alleine, Papa. Außerdem ist das komisch, wenn hier fremde Leute wohnen. Ich will nicht, dass die meine Sachen anfassen und wenn es um den Haushalt geht, den schmeiße ich schon locker alleine! Das habe ich vorher schon gemacht und...“ Paps Hand hält mir den Mund zu. „Du und deine Ausreden. Du bist auch nicht besser als ich damals!“, meint er lachend. „Mary ist wirklich eine ganz liebe Frau. Du wirst sie mögen und ehe du es dich versiehst sind sie keine Fremden mehr, dann sind wir eine Familie. Und wer weiß? Vielleicht entdecken du und Trevor sogar ein paar Gemeinsamkeiten?“

Schmollend sehe ich ihn an, ehe ich Paps Hand wegschiebe. „Dann will ich aber bei dir im Zimmer schlafen! Mary kann sich ja ein Zimmer mit Trevor teilen, wie in einer WG oder so was.“

Mein Vater lacht. „Grayson, meinst du nicht, dass Mary und ich vielleicht auch mal gerne abends zusammen sein wollen und Dinge tun möchten, die Erwachsene eben so machen?“, erwidert er amüsiert.

„Du meinst Sex...“

Paps nickt. Ich schüttele heftig den Kopf. Was für eine ekelhafte Vorstellung! Ich will doch gar nicht wissen, was mein Vater und Mary im Schlafzimmer so treiben!

Dieser greift mit Daumen und Zeigefinger nach meiner Nase und zieht daran, so dass ich fluchtartig das Weite suche. Lachend packt Paps mich, greift mit seinem Arm um meinen Bauch und zieht mich zurück, nur um mich zu kitzeln.

„Hö-Hör auf...hahahaha~ das ist viel zu warm! Nicht! Haha~ Lass das! Hey, Rache ist süß!“, erwidere ich unter Lachanfällen und winde mich in seinem unbarmherzigen Klammergriff.


„Bleib nicht einfach stehen!“, meckere ich wütend und werfe einen Blick zu Trevor, der einfach angehalten hat, so dass ich natürlich in ihn rein laufen musste. Der rümpft die Nase und zieht an seinem dreckigen Shirt. „Wie ekelhaft! Das ist alles nur deine Schuld!“

„Meine Schuld? Wer hat mich denn geschubst?! Nur wegen dir sind wir in den Bach gefallen!“, fahre ich Trevor an.

Nach dem Desaster beim Wandern, hat Mary Trevor und mich abgeholt. Wie immer geht das nicht ohne Streitereien vonstatten.

Ich bleibe vor der Haustür der Ledoyens stehen und warte darauf, dass Mary diese aufschließt. Trevor spitzt die Lippen und sieht mich pikiert an. „Besser du bleibst draußen, Kanalratte! Sonst machst du hier noch alles dreckig!“, meint er verächtlich.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Na, das sagt der Richtige. Du riechst wie ein nasser Iltis und siehst aus wie ein Schwein nach dem Suhlen im Dreck!“

Trevor sieht mich böse an, doch ehe er etwas erwidern kann, mischt sich Mary ein. „Seid ruhig! Alle beide! Wenn ihr euch nicht benehmt, lasse ich euch draußen stehen und spritze euch mit dem Gartenschlauch ab!“

Ich muss grinsen, bei dem heißen Wetter würde mir das nichts ausmachen. Trevor schürzt die Lippen und mustert mich herablassend.

Mary schiebt uns beide in die Wohnung. „Dann wascht euch mal, ich mache euch solange Eistee.“

„Ich zuerst!“

„Hey, du bist nur Gast hier! Ich wasche mich natürlich zuerst!“, wirft Trevor ein und zieht mich an der Schulter zurück, als ich mich gerade auf die Suche nach dem Badezimmer machen will.

„Jungs! Wascht euch doch beide. Der Raum ist groß genug!“, meint Mary und schiebt uns zum Badezimmer.

„Was?“, entfährt es mir fassungslos.

„Hä? Wir sollen zusammen im Badezimmer...?“ Trevor kann den Satz nicht mal beenden. Mary lächelt. „Was ist schon dabei? Ihr seid beide Jungs und nun habt euch mal nicht so!“

Mary schließt die Tür hinter uns und ziemlich sprachlos sehen Trevor und ich uns an. Keinem von uns ist zumute sich vor dem anderen zu entblößen.

„Grayson! Ich lege dir ein paar Kleidungsstücke von Trevor vor die Tür! Für dich auch, Trevor!“, vernehmen wir Marys Stimme hinter der Tür.

Was?! Ich soll auch noch Klamotten von dem Esel da vor mir anziehen?! Soweit kommt es noch! Da behalte ich lieber meine dreckigen Sachen an!

„Und legt die schmutzige Wäsche in die Waschmaschine, damit ich sie später sauber machen kann!“, ruft Mary uns noch zu.

Trevor und ich stehen noch immer wie zwei Vogelscheuchen im Badezimmer herum und bewegen uns keinen Millimeter vom Fleck.

„Wehe du guckst!“, zische ich Trevor zu. „Dreh dich um!“

„Als ob ich dich nackt sehen will, Homo!“

„Ich bin nicht schwul!“, meckere ich ungehalten und drehe mich um. Langsam ziehe ich mich aus und immer wieder werfen wir beide einen Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, dass der jeweils andere nicht schmult. Giftige Blicke inklusive.

Trevor ist schneller fertig als ich und als ich mich umdrehe, um mich unter die Dusche zu stellen, weil mir baden zu langweilig ist, erwischt mich ein harter Wasserstrahl mitten ins Gesicht. Abwehrend halte ich mir die Hände vor das Gesicht. „Was soll der Scheiß! Hör auf damit! Lass das, Trevor!“, brülle ich wütend und versuche näher zu kommen, um ihm den blöden Duschhahn zu entreißen.

Trevor lacht. „Na, so wäscht man doch eine Kanalratte wie dich!“

Wütend stürze ich mich auf ihn, allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass der Boden zu meinen Füßen inzwischen regelrecht durchnässt ist und so rutsche ich auf den Fliesen aus, suche verzweifelt nach Halt und packe Trevor am Arm, der mich ungläubig ansieht und von meinem Gewicht zu Boden gerissen wird.

„Aua...“, jammere ich und öffne langsam die Augen. Etwas Schweres liegt auf mir und mein Kopf tut weh, ebenso mein Rücken. Ach, eigentlich tut mir im Moment alles weh!

Als ich merke, wer da auf mir liegt, halte ich den Atem an. Auch Trevor rührt sich keinen Zentimeter. Wie festgewachsen liegen wir auf den nassen Fliesen, spüren den nackten Körper des anderen und zu meinem großen Ärger spüre ich auch noch etwas ganz anderes an Klein-Grayson!

Vor Scham werde ich mal wieder knallrot im Gesicht. Nur langsam hebt Trevor sein Gesicht und auch er leuchtet wie eine rote Ampel.

Zum ersten Mal fällt mir auf, wie blau Trevors Augen sind. Als wäre ich am Meer in der Karibik.

Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und als er sich mit den Händen am Boden abstemmt, um sich aufzurichten, schnappen wir beide hastig nach Luft.

„Nicht bewegen!“

Trevor hält inne und mit großen Augen sehen wir einander an. Ich atme tief durch, aber mein Gesicht fühlt sich ganz heiß an. Ich spüre Trevors Penis an meinem. Was machen wir jetzt nur?!

„Sag bloß, dass macht dich an! Bist du doch schwul?“, brummt Trevor, aber auch ihm ist das ganze hier sichtlich peinlich.

Fieberhaft überlege ich was ich jetzt machen soll. Wenn wir uns bewegen, dann berühren sich unsere... und dann... ach, du scheiße! Was mache ich nur?

„Ich... ich rolle mich auf die Seite...“, meint Trevor stammelnd.

„Ja, okay...“, murmele ich. Oh Mann, wir liegen hier als würden wir Sex haben!

Als sich unsere Blicke treffen, habe ich für einen kurzen Moment das Gefühl, als wäre da irgendetwas. Ich weiß nur nicht was.

Schon im nächsten Moment dreht Trevor sich zur Seite und rollt sich von mir ab. Er landet neben mir auf den Badezimmerfliesen und schweigend bleiben wir liegen.

Mit einem Ruck setzt Trevor sich auf und erhebt sich. Er sieht auf mich herunter und seine Augen funkeln drohend. „Das hier ist nie passiert, kapiert?“

„Als ob ich das jemandem verraten würde!“, murre ich und stehe ebenfalls auf.

Trevor packt mich an der Schulter und schubst mich zurück, so dass ich mich beinahe wieder flachlege.

„Wenn du das erzählst...“ Trevor sieht mich wütend an. Wie immer weiß er nicht was er sagen soll, wenn er aufgeregt ist.

„Was dann?“, murre ich und verschränke die Arme vor der Brust.

„Dann sage ich allen wie klein er ist!“, meint Trevor überheblich und deutet mit dem Finger zwischen meine Beine.

„Pah! Deiner ist total winzig im Vergleich zu meinem!“

„Das glaubst auch nur du!“

„Das sieht man doch!“

„Ich bin noch in der Wachstumsphase!“

„Bei dir wächst noch was? Ich dachte, du bleibst für immer und ewig so ein Zwerg!“, meine ich lachend und grinse Trevor fies an.

„Immerhin reagiert meiner nicht, wenn mich ein Kerl berührt!“

Schlagartig laufe ich rot an. Dieser miese Kleine...!

„Jungs! Seid ihr fertig?“, ruft Mary und klopft an die Tür.

„Gleich!“ brüllen Trevor und ich ihr zu ohne die Augen vom anderen abzuwenden.


Kapitel 3: Geheimniskrämerei


Trevor und ich sitzen weitab voneinander auf dem Sofa. Wir ignorieren uns und trinken kalten Eistee. Ich wackele leicht mit dem Glas in meiner Hand, so dass die Eiswürfel leise klirren.

Mit meinen Gedanken hänge ich allerdings ganz woanders. Trevor hatte nämlich Recht. Mein kleiner Freund da unten hat tatsächlich auf die Berührung reagiert, als Trevor sich unabsichtlich an meinem Körper gerieben hat.

Nur was heißt das jetzt? Bin ich echt schwul? Ich bin da noch nie von jemandem angefasst, geschweige denn berührt worden. Vielleicht bilde ich mir jetzt auch einfach zu viel drauf ein?

Gerade als ich mich vorbeuge, um das Glas auf dem Tisch abzustellen, klingelt es an der Tür. Mary verlässt das Wohnzimmer und geht durch den Flur zur Haustür.

„Hallo Mary. Was hat er jetzt wieder angestellt?“, höre ich die genervte Stimme meines Vaters. Mary lacht und sie reden über irgendetwas, was ich vom Wohnzimmer aus nicht richtig verstehen kann. Kurz darauf kommt Paps mit Mary im Schlepptau zu uns ins Wohnzimmer.

Sein Blick lässt mich ziemlich klein werden. Am liebsten wäre ich jetzt eine Maus und würde mich unter dem Sofa verkriechen.

„Kannst du dich nicht einmal benehmen? Legst du es wirklich drauf an, Grayson?“, murrt Paps und baut sich vor mir auf. Ich sinke zurück ins Polster. Trevor gibt einen höhnischen Ton von sich. Ich sehe blitzschnell zu ihm und wünsche mir, dass Blicke wirklich töten können. So viel Glück habe ich dann aber doch nicht.

„Lass uns nach Hause fahren, Gayson.“


Noch ein paar Tage bis zu den Sommerferien, aber heute beginnt der Alptraum meines Lebens. In einigen Minuten kommt der Umzugswagen und dann fängt ein neuer Lebensabschnitt für mich an.

Ich starre aus dem Fenster der Küche. Unten auf der Straße tut sich nicht viel.

Mein Magen zieht sich zusammen. Zum ersten Mal muss ich mit fremden Menschen unter einem Dach leben und mir mit einem von ihnen ein Zimmer teilen. Nicht mal bei Klassenfahrten habe ich das Pech gehabt, mir mit Trevor das Zimmer teilen zu müssen.

„Hast du dein Zimmer aufgeräumt und Platz für Trevors Sachen gemacht?“

Ich sehe zur Tür. Mein Vater lehnt am Rahmen und sieht mich an. Ich zucke mit den Schultern. Ist mir doch egal, wo der Schnösel seine Sachen lagert.

„Grayson, mach nicht immer alles auf den letzten Drücker!“

Ich ignoriere ihn und schaue wieder aus dem Fenster. Ein großer weißer Umzugswagen biegt in unsere Straße ein und hält vor der Tür. Kurz darauf trifft auch ein schwarzer Audi ein. „Sie sind da...“

Paps und ich gehen zur Haustür. Er begeistert, ich eher weniger. Ich kratze mich am Kinn und verziehe den Mund als Mary und Trevor auf uns zukommen.

„Willkommen zu Hause!“, ruft mein Vater freudig und läuft auf Mary zu. Trevor sieht genauso zerknirscht aus wie ich. Während die Erwachsenen sich begrüßen und umarmen, mustern ich und Trevor uns eingehend. Beinahe zeitgleich verschränken wir abwehrend die Arme vor der Brust. Trevor sieht mich spöttisch an. „Sag nur, du hast mich vermisst, Kanalratte?“

„Wovon träumst du nachts?“, erwidere ich spitz und erhebe demonstrativ mein Bein, stütze den Fuß gegen den Türrahmen, um diesen Idioten nicht in mein Haus zu lassen. Dummerweise habe ich da nicht mit meinem Vater gerechnet.

„Grayson, benimm dich! Nimm den Fuß da runter und lass uns rein! Zieh dir am besten schon mal Schuhe an, damit wir die Kisten und Möbel hoch tragen können.“

Ich schiebe die Unterlippe vor und tue mehr oder weniger gehorsam wonach er verlangt.

„Genau, sei ein braver Köter und gehorche deinem Herrchen!“, raunt Trevor mir zu und kassiert dafür von mir einen Tritt in den Arsch. Trevor dreht sich sofort um und nimmt mich prompt in den Schwitzkasten.

„Jungs, benehmt euch!“, meckert mein Vater und zieht uns auseinander.

„Er hat angefangen!“, schreie ich wütend.

„Es ist mir völlig egal, wer angefangen hat! Setzt eure Ärsche in Bewegung und holt die Kisten nach oben! Ich muss den LKW stundenweise bezahlen!“

Wütend reiße ich mich los, laufe in den Flur und schlüpfe in meine Turnschuhe. Missmutig folge ich Trevor zur Straße und helfe den Umzugshelfern beim Ausräumen des Wagens. Eine Kiste nach der anderen wandert in unser kleines Haus, so dass mit der Zeit immer weniger Platz ist, um von einem Zimmer in das andere zu kommen.

Den ganzen Nachmittag über schuften wir und nach einigen Stunden haben wir es endlich geschafft, alles im Haus zu verstauen, jede Ecke auszunutzen und zu meinem Erstaunen, kann man sich immer noch in mein Zimmer schlängeln. Bis allerdings alles eingeräumt ist, dauert es wohl noch eine ganze Weile.

„Meine Güte, bin ich fertig!“ Paps lässt sich ächzend aufs Sofa fallen und nimmt Mary in den Arm, als sie sich zu ihm setzt. Bei deren Verliebtheitswahn könnte ich kotzen. So blöd will ich nie im Leben aussehen, wenn ich mich verliebe!

„Wo ist Trevor?“, frage ich, obwohl es mir vollkommen egal sein kann wo der Mistkerl steckt.

„Ich glaube, er ist in euer Zimmer gegangen, um sich auszuruhen.“

Ich presse die Lippen fest aufeinander und erhebe mich. Das ist immer noch mein Zimmer! Dem Kerl gehört nichts davon!

Ich schlängele mich wie eine Schlange durch den Flur, vorbei an lauter Kisten und nehme Kurs auf mein Zimmer. Als ich endlich dort angelange, steige ich über eine Kiste und wäre beinahe hingeflogen, bei dem Anblick der sich mir bietet.

Mit freiem Oberkörper liegt Trevor auf MEINEM Bett!

Sein Shirt liegt zusammengeknüllt auf dem Boden und seine dreckigen Schuhe hat dieses Arschloch auch nicht ausgezogen!

„Du blöder Mistkerl! Zieh dir wenigstens die Schuhe aus, wenn du schon mein Bett verpesten musst!“, meckere ich empört, greife nach seinen Füßen und ziehe ihn ruckartig vom Bett herunter. Trevor dreht sich genervt zu mir um und weil er sich so schnell nicht wehren kann, landet er unsanft vor dem Bett auf den Knien, als würde er gleich beten wollen.

„Verschwinde aus meinem Zimmer! Ich will dich nicht hier haben!“

„Sag das mal unseren Eltern, du Wicht! Ich muss hier pennen! Glaubst du, dass tue ich freiwillig?!“

„Aber nicht in meinem Bett!“

„Ach und wo sonst? Hier ist alles voller Kisten, du Spätzünder!“

Ich sehe mich um und muss feststellen, dass Trevor Recht hat. Hier im Zimmer ist jedenfalls kein Platz für ein Bett, geschweige denn einer Matratze. Moment! Heißt das etwa, dass wir uns das Bett teilen müssen, bis hier wieder Platz ist?!

„Papaaaaaa!“, brülle ich so laut ich kann.

„Boah! Halt die Klappe! Kreisch hier nicht herum wie ein Weib! Und wie alt bist du eigentlich, dass du noch Papa sagst? Wie erbärmlich!“, meckert Trevor. Wütend trete ich ihm in die Kniekehle. „Hey!“, ruft Trevor und bringt sich vor meinen Tritten in Sicherheit.

„Was denn? Was denn?“, höre ich die gereizte Stimme meines Vaters. „Könnt ihr zwei euch nicht beide nur einmal benehmen?“

Sein Kopf taucht in der Tür auf und er macht sich gar nicht erst die Mühe über die Kiste zu klettern und sich in mein Zimmer zu kämpfen. „Also? Was ist jetzt schon wieder los?“

„Ich will nicht, dass Trevor in meinem Bett schläft! Kann er nicht woanders pennen? Oder wir stapeln ein paar Kisten im Flur, damit wir hier eine Matratze hinlegen können!“

„Grayson, wo bitte willst du denn noch Kisten hinstellen? Hier ist alles voll. Es ist doch nur für eine Nacht. Morgen werden wir die Kisten ausräumen und die Möbel aufstellen und dann kann Trevor auch in seinem Bett schlafen. Eine Nacht schafft ihr das schon.“ Mit den Worten lässt er mich stehen und verschwindet wieder im anderen Teil des Hauses.

Mit hängenden Schultern stehe ich vor meinem Bett, auf dem immer noch Trevor sitzt und könnte heulen. Eine Nacht mit diesem rechthaberischen Idioten überlebe ich ganz sicher nicht!

Ich linse zu Trevor, der mir die Zunge ausstreckt und sich einfach der Länge nach auf mein Bett legt.

Ich könnte platzen vor Wut!


Nachdem wir uns Pizza bestellt und den Rest des Tages vor dem Fernseher verbracht haben, wird es Zeit ins Bett zu gehen und damit wir nicht schon wieder streiten, läuft Paps uns hinterher wie ein Wachhund. Er sollte seinen Beruf wechseln und Bodyguard oder so was werden.

Nachdem ich mich ins Badezimmer gequetscht habe, um mich für die Nacht umzuziehen, Zähne zu putzen und auf die Toilette zu gehen, dränge ich mich forsch neben Trevor in mein Bett. Für zwei Personen ist es eindeutig viel zu eng. Wie sollen wir so schlafen, wenn ich jeden Moment aus dem Bett fallen könnte, sobald Trevor mich herausschubst?

„Mach Platz!“, murre ich und ziehe die Bettdecke fester um mich.

„Schlaf auf dem Boden, dann habe ich auch genug Platz!“, murrt Trevor und dreht sich auf die Seite. Damit entreißt er mir allerdings auch die Decke, welche nur noch halb auf mir liegt.

„Lass den Mist, Trevor!“, meckere ich im Flüsterton, damit mein Vater nicht wieder hier aufkreuzt und mir alles verdirbt. Ich kralle meine Finger in die Decke und zerre unsanft daran. „Gib mir auch was ab!“

„Du hast ein dickes Fell, du brauchst keine Decke, alter Meckerpott!“

Mürrisch zerre ich weiter an der Bettdecke und gebe nicht nach. „Trevor! Lass los!“

Als dieser sich plötzlich zu mir umdreht, lasse ich vor Schreck die Decke los und sehe ihm in die Augen. Da wir dank der Umzugskartons nicht an die Gardinen am Fenster gekommen sind, scheint das Licht des Mondes mitten ins Zimmer und erhellt es ein wenig. Meine Augen gewöhnen sich schnell an die Dunkelheit.

„Wa-was ist?“, stottere ich überrascht.

„Ich bin der ältere Bruder, also habe ich hier das sagen, klar soweit? Also lass die verdammte Decke los!“

„Du und älter? Von wegen!“

„Ich bin schon 15, du noch nicht!“

„Na und? Nur weil du sitzen geblieben bist, ansonsten wären wir jetzt gleich alt!“

„Ich bin also immer noch der Ältere von uns beiden!“, stellt Trevor fies grinsend fest.

Schmollend sehe ich ihn an. „Du hast hier gar nichts zu melden! Hier lebe ich mit meinem Vater! Das ist unser Haus!“

„Klar doch, lauf nur zu Papi, wenn dir was nicht passt! Bist du wirklich 14?“, meint Trevor lachend und tätschelt mitleidig meinen Kopf. „Vielleicht helfen dir ja ein paar Schläge auf den Hinterkopf? Es sei denn, dass macht dich nur noch dümmer.“

Energisch schiebe ich Trevors Hand von meinem Kopf. „Na und? Ich habe wenigstens einen Vater im Gegensatz zu dir!“

Trevor beugt sich über mich und sieht mich drohend an. „Ach ja? Schon vergessen, dass du keine Mutter hast? Also überlege dir gut, was du sagst! Vielleicht solltest du mal dein Gehirn benutzen? Hast du überhaupt eines?“

„Was weißt du denn schon? Geh runter von mir!“ Wie wild zappele ich unter Trevor herum, der sich mit den Armen auf mir abstützt und sich extra schwer macht. „Runter von mir!“

„Interessant, mir scheint letztens hat es dir gefallen, als ich auf dir lag.“

Ich halte inne und sehe Trevor verblüfft in die Augen.

„Ich wette, du hast dir noch nicht mal einen runter geholt, nicht wahr? Was bist du nur für ein Baby?“

Trotzig beiße ich mir auf die Unterlippe. Trevor kichert leise. Weil mir nichts besseres daraufhin einfällt, schubse ich ihn mit beiden Händen von mir weg und drücke ihn zur Seite. Trevor lacht nur. „Sag nicht, dir ist das peinlich! Du Weichei!“

„Nimm das zurück!“

„Aber du bist ein Weichei!“ Trevor stützt sich gelassen mit einer Hand den Kopf und liegt auf der Seite. Mit einem frechen Grinsen sieht er mich an.

Wütend stürze ich mich auf diesen Angeber und zerre an Trevors Kleidung. Wir rangeln im Bett und drehen uns hin und her. Allerdings ist Trevor leider doch stärker als ich und wuchtet mich zurück auf meine Seite. Er legt sich auf mich und hindert mich daran, mich zu wehren, in dem er mir beide Arme über den Kopf hält und meine Handgelenke ins Kissen drückt.

Wir atmen schwer und sehen uns an. Keiner sagt auch nur ein Wort, wie im Badezimmer in Trevors Haus.

Dank meiner gespreizten Beine spüre ich Trevors kleinen Kameraden und wieder kommt mir dieser Moment im Badezimmer in den Sinn, als ich ihn an meinem nackten Körper gespürt habe. Der Stoff unsere Shorts ist relativ dünn, so dass ich ihn immer noch gut spüren kann.

„Na? Macht dich das an?“, flüstert Trevor und bewegt sich langsam. Das wird mir allerdings doch zu viel und so beginne ich wieder ein wenig zu zappeln und mich unter Trevor zu winden, doch dieser hält mich eisern fest. Im nächsten Moment bereue ich meine Tat, denn das heizt uns irgendwie nur noch mehr an. Das müssen die Hormone sein! Im Teenageralter scheinen die schon mal mit einem durchzugehen.

Ich atme tief aus und auf einmal scheint etwas zu passieren. Vielleicht sind uns endgültig die Sicherungen herausgesprungen oder es liegt an der Hitze im Sommer oder an der Rangelei, die uns nur noch mehr angestachelt hat, aber als Trevor sich auf mich legt und wir beginnen unsere Körper aneinander zu reiben, verspüre ich Lust und ein Gefühl der Genugtuung. Ich fühle mich wohl und das nur, weil unsere unteren Körperhälften aufeinander reagieren.

Mir wird ganz warm und das obwohl sich im Zimmer ohnehin schon die Hitze staut. Ich greife in Trevors Shirt und schließe meine Augen. Mit geöffnetem Mund gebe ich mich ganz meiner Lust und den neuen Gefühlen hin, welche in mir aufkeimen. Meine Beine schlingen sich um Trevors, der nun seinen Kopf in mein Kissen drückt und dessen heißer Atem mein Ohr streift.

„Fester...“, murmele ich abwesend und spüre wie sich mein Brustkorb immer schneller hebt und senkt. Trevor keucht und ich spüre mit einem Schaudern seine Lippen an meinem Ohr. Ich bekomme eine Gänsehaut, was bei der warmen Luft im Zimmer ein komisches Gefühl ist.

Trevors Haut an der Schulter berührt meine Lippen und mit zusammengekniffenen Augen verstecke ich meinen Kopf an seiner Halsbeuge. Ich spüre, wie es zwischen meinen Beinen zieht und ich es nicht länger zurückhalten kann.

„Trevor... ich- ich kann nicht mehr...“, stammele ich nach kurzer Zeit und beiße die Zähne fest zusammen. Ich schwitze am ganzen Körper, Trevor scheint regelrecht an mir zu kleben und die stickige Luft im Zimmer erschwert mir das Atmen.

Ich spanne mich kurz an und spritze meine Ladung ab, durchnässe meine Shorts und auch Trevor kann es nicht länger zurückhalten. Völlig aus der Puste bleiben wir liegen, versuchen wieder zu Atem zu kommen und können es irgendwie immer noch nicht so recht glauben, was wir gerade getan haben.

Mit der Hand wische ich mir über die Stirn, spüre den Schweiß an meinen Fingern und versuche mich zu entspannen. Ich muss zugeben, dass hat sich doch besser angefühlt als gedacht.

Trevor erhebt sich von mir und zieht sich die Shorts aus.

„Was machst du da?“, frage ich ihn entgeistert.

„Das klebt alles. Die behalte ich ganz sicher nicht zum Schlafen an!“, murrt er leise. Hastig tue ich es ihm gleich. Wir werfen die Shorts zu Boden und kuscheln uns unter die Bettdecke. Diesmal nimmt Trevor sie mir nicht mehr weg.

„Wehe, du erzählst das jemandem!“, zischt Trevor mir zu.

„Als ob!“, erwidere ich hastig, noch immer etwas überfordert von diesem Glücksgefühl vom ersten Mal Masturbieren.

„Machst du das öfter?“, frage ich zaghaft, als ich mich wieder etwas beruhigt habe.

Trevor gähnt. „Nö, normalerweise benutze ich meine Hand.“

„Das meine ich doch, Idiot!“, murre ich und ziehe die Decke etwas höher. Ich spüre unter der Decke Trevors warmen und verschwitzten Körper an meinem.

Heftig zucke ich zusammen, als er kurzerhand nach meinem Penis greift. „Was machst du da?“, flüstere ich ein wenig hysterisch.

Trevor lacht und lässt von mir ab. „Dem Homo hat es also gefallen.“

„Sagt der Richtige! Dir ja anscheinend auch und du hast auch noch mitgemacht!“, erwidere ich keck.

„Damit das klar ist! Das hier war ein einmaliges Erlebnis! Nicht, dass du dich noch in mich verliebst, du Knallbirne!“, grummelt Trevor und dreht sich auf die Seite. Ich knurre leise. „Als ob ich es noch mal machen will...“ Eigentlich schon. Irgendwie bin ich auf Geschmack gekommen, aber dazu brauche ich ja nicht mal Trevor, wenn ich mich befriedigen will. Das schaffe ich auch alleine.


Schweißgebadet wache ich morgens auf. Etwas mitgenommen sehe ich mich in meinem Zimmer um, ehe ich realisiere, dass das alles doch kein Traum gewesen ist. Das merke ich vor allem, als ich Trevors warmen Körper neben mir spüre.

Ich setze mich im Bett auf und reibe mir über die Augen. Als ich unsere Shorts am Boden liegen sehe, starre ich darauf, als wäre es ein abstraktes Gemälde. Langsam lasse ich eine Hand sinken und luge unter meine Bettdecke. Okay, abwärts bin ich also immer noch nackt...

Was zum Teufel ist da nur gestern Nacht über mich gekommen? Ich und Trevor?! Was läuft hier nur schief?

Trevor rührt sich im Schlaf, bleibt aber still liegen und atmet regelmäßig weiter. Ich beobachte ihn mit angehaltenem Atem und um einer peinlichen Situation zu entgehen, rutsche ich langsam vom Bett herunter, nehme frische Kleidung aus der obersten Schublade und schleiche mich ins Badezimmer.

Im Haus ist es noch still und so schließe ich die Tür hinter mir ab. Ich ziehe mir das Shirt aus, werfe es in den Wäschekorb und stelle mich unter die Dusche. Das warme Wasser entspannt mich, aber ich schalte es doch lieber ein wenig kälter. Entspannt genieße ich die kurze Dusche, seife mich ordentlich ein, um die Spermarückstände loszuwerden und muss plötzlich lachen. Ich hocke mich in der Dusche hin und schließe genießerisch die Augen, als ich probehalber mit meiner Hand den Schaft entlang fahre und mit dem Zeigefinger vorsichtig meine empfindliche Eichelspitze massiere. Das fühlt sich ziemlich gut an und da sowieso noch niemand wach ist, spiele ich noch eine Weile an mir herum.

Nach einer Dusche und meiner Spezialbehandlung, die noch etwas ungeübt vonstatten geht, schlüpfe ich in mein weißes T-Shirt mit Drachenmotiv und einer schwarzen Shorts mit zwei weißen Streifen an den Seiten, stülpe mir ein Paar schwarzer Socken über die Füße und nehme Ziel auf unsere Küche. Jetzt brauche ich dringend ein frisches Getränk!

Ich laufe wie auf einem engen Gebirgspfad an der Wand entlang, da es hier unmöglich ist, anders an den vielen gestapelten Kisten vorbeizukommen. In der Küche angelangt, öffne ich den Kühlschrank und greife nach der Cola. Ohne mir vorher ein Glas heraus zu nehmen, trinke ich direkt aus der Flasche.

„Gehts noch?! Wie eklig ist das denn?“

Ich sehe zur Tür und verschlucke mich beinahe. Trevor steht mit freiem Oberkörper vor mir und bedeckt seine Blöße mit MEINER Schmusedecke!

Ja, na und? Ich habe eine Schmusedecke. Ist allerdings auch das einzige Andenken an meine Mutter, bevor diese uns verlassen hat. Paps hat damals ordentlich ausgemistet und ihre Sachen rigoros auf den Müll geworfen. Aus dem Weg, aus dem Sinn.

„Was denn? Paps trinkt keine Cola, also stört es doch nicht, wenn ich aus der Flasche trinke!“, murre ich.

„Und was ist mit mir?“, meckert Trevor und reißt mir die Flasche aus der Hand. „Du bist ekelhaft! Als ob ich wert darauf lege, deine Bazillen in den Mund zu kriegen!“

„Hey, ich bin gesund! Ich bin keine Bazillenschleuder!“, meine ich empört. „Immerhin lasse ich mich regelmäßig impfen!“

„Du Dummkopf! Weißt du eigentlich wie viele Bakterien und Keime in deinem Mund sind?! Mit Impfungen bekommt man die nicht weg!“, erklärt Trevor ruppig, steckt mir grob den Daumen in den Mund und zieht an meiner Zunge. Anschließend wischt er sich die Hand an meinem Shirt ab. Na, danke auch...

Trevor hält die Flasche unter den Wasserhahn und wäscht das Mundstück aus. Ich räuspere mich. „Dir ist schon klar, dass meine Bazillen und Keime schon längst in der Cola sind?“, foppe ich ihn.

Trevor knurrt, dreht die Flasche kurzerhand um und gießt den Inhalt ins Spülbecken. „Hey! Was machst du da? Das ist doch die totale Verschwendung! Dann lass mich die Cola doch austrinken!“, brülle ich entsetzt und versuche dem Jungen die Flasche zu entwenden.

Wir zerren beide so sehr daran, dass wir die Flasche unbemerkt zusammen pressen und der Inhalt sich über unsere Hände und Körper verteilt.

„Du Blödmann! Ich habe mich gerade erst geduscht!“, fahre ich Trevor aufgebracht an. Der zuckt ungerührt mit den Schultern. „Dann duschst du eben noch mal...“, meint er mit einem komischen Unterton in der Stimme. Was ist denn mit dem los?

Genervt lasse ich die Flasche los, stürme an Trevor vorbei aus der Küche und laufe ins Badezimmer. Ich schließe die Tür hinter mir. Ganz toll! Jetzt klebt alles. Ich ziehe mir die Klamotten aus, werfe sie in den Wäschekorb und dusche ein zweites Mal an diesem Morgen.

Danach stehe ich dumm herum, weil mir eingefallen ist, dass ich mir keine frischen Klamotten mitgenommen habe, also trockne ich mich mit einem Handtuch ab und binde es mir um die Hüfte, es hält nur nicht so gut. Mürrisch halte ich das Handtuch fest, schließe die Tür auf und gehe schnurstracks in mein Zimmer. Trevor steht im Raum herum und sieht zu mir, als ich eintrete.

Ich ignoriere ihn und greife linkisch in meine Schublade, um schon wieder neue Klamotten herauszusuchen. Ehe ich es mich versehe, wird mir plötzlich das Handtuch weggerissen. Erstaunt drehe ich mich um und sehe zu Trevor, der auf das Bett gesprungen ist und mein Handtuch in der Luft herumschwingt.

„Gib das zurück!“

„Hol es dir doch! Oder du tust etwas und ich gebe es dir zurück!“, fordert Trevor hinterlistig.

Ich starre ihn verwirrt an. Ich soll etwas machen?

„Wa-was soll ich machen?“, frage ich verdattert.


Kapitel 4: Begehren


„Du bist jetzt der kleine Bruder, also musst du tun was ich dir sage!“, meint Trevor überlegen und zieht das Handtuch mit beiden Enden um seinen Nacken. Das sieht ziemlich cool aus, aber das behalte ich lieber für mich, sonst bildet der Idiot sich noch was darauf ein.

Trevors Blick gleitet an meinem Körper entlang, herunter zwischen meine Beine, also greife ich hastig nach einem Kleidungsstück und halte es mir vor mein bestes Stück.

„Ja, klar! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“ Ich strecke Trevor meine Zunge heraus, wende mich von ihm ab und ziehe mir eine Boxershorts aus der Schublade. Soll er doch mit dem blöden Handtuch machen was er will.

Plötzlich bekomme ich einen Schlag auf den blanken Hintern. Entrüstet drehe ich mich um. Der Depp hat mich doch tatsächlich mit dem Handtuch geschlagen!

„Was soll die Scheiße?“, frage ich verständnislos.

„Meinst du nicht, wir sind ziemlich blöd?“, fragt Trevor und setzt sich auf mein Bett.

„Ich sehe hier nur einen Blödmann und der bist du!“, murre ich und schlüpfe hastig in die Boxershorts.

„Idiot, das meine ich doch gar nicht. Bist du schwer von Begriff? Ich meine, dass wir uns viel zu leicht in unser Schicksal drängen lassen! Ist es okay für dich von nun an mit mir und meiner Mutter unter einem Dach zu leben? Nein! Für mich auch nicht. Wieso also geben wir uns so einfach geschlagen? Wir haben noch nicht mal richtig dafür gekämpft, eher so halbherzig!“, erklärt Trevor.

Ich sehe zu ihm und knabbere auf meiner Unterlippe. Recht hat er, aber was soll ich tun? Was kann ich schon ausrichten? Die Erwachsenen bestimmen doch eh alles so wie es ihnen gerade in den Kram passt. Unsere Meinung ist ihnen nicht wichtig genug.

„Was willst du tun?“, frage ich Trevor und zucke dabei mit den Schultern. „Sie leben doch schon praktisch zusammen.“

„Ja, schon! Aber noch sind sie nicht verheiratet! Geht dir jetzt ein Licht auf? Bis zur Hochzeit ist noch alles offen. Wir müssen es nur verhindern, dass die beiden sich näher kommen. Sie müssen sich streiten, damit sie sich möglichst schnell voneinander trennen und wir hier wieder ausziehen!“

Klingt logisch.

Ich schüttele trotzdem vehement den Kopf. „Ich will aber nicht, dass mein Vater darunter leidet!“

„Damit wird er schon klar kommen! Unsere Eltern haben ja noch uns, das reicht vollkommen aus! Wir trösten sie und alles ist in Butter!“, meint Trevor leichthin.

„Du stellst dir das viel zu einfach vor...“, brumme ich und schlüpfe in ein schlichtes blassgelbes Shirt. „Hast du denn einen Plan wie du die beiden auseinander bringen willst?“

Trevor schweigt.

„Hab ich mir schon gedacht.“ Mürrisch sehe ich zu meinem unfreiwilligem Mitbewohner. Mir will allerdings auch nichts einfallen. „Und wenn wir uns einfach weiter streiten wie bisher?“, schlage ich vor.

Trevor verzieht sein Gesicht. „Wir haben sie schon in dem Restaurant blamiert. Das hat sie aber nicht davon abgehalten zusammen zu ziehen.“

„Stimmt schon...“, gebe ich widerwillig zu und setze mich auf einen Karton. „Wir müssen irgendetwas richtig heftiges machen, damit sie nicht länger zusammen bleiben können.“

Trevor sieht mich gleichgültig an. „Na, dann lass dir mal was einfallen.“

„Wieso ich? Das ist doch auch dein Plan!“

„Weil ich mich heute mit Brad und Miles treffe.“

„Was ist mit deinen Kartons? Die musst du noch alle ausräumen, sonst kommen wir hier nie voran!“, meine ich entrüstet und mache eine ausschweifende Handbewegung.

Trevor zuckt mit den Schultern und sieht mich verächtlich an. „Wieso? Willst du an meinen Sachen schnüffeln? Hast dich wohl in mich verknallt, was?“

„Klar, ich stehe total auf dich.“ Ich zeige ihm einen Vogel und erhebe mich von der Kiste. Noch auf dem Weg in den Flur halte ich inne und blicke noch einmal zurück. Weißt du was? Ich glaube, du legst es wirklich darauf an, dass ich mich in dich verliebe! Das würde auch erklären, warum du mich immer ärgerst. Kann es nicht sein, dass du am Ende der Schwule von uns beiden bist?”, necke ich Trevor, der mir prompt ein Kopfkissen entgegen schleudert. Im letzten Moment weiche ich aus und mache mich schleunigst aus dem Staub.


Mir scheint mit jedem Tag wird es heißer und wenn man dann auch noch mitten im Umzugsstress ist, dann hat man das Gefühl man befindet sich im Fegefeuer.

Mehr oder weniger schleppe ich eine Kiste von einem Platz zum anderen, was nicht gerade sehr sinnvoll ist, wenn in meinem Zimmer so wenig Platz ist und man gar nicht weiß, wo man die Sachen letztendlich lagern soll.

Ich seufze, wische mir mit dem Hemdsaum den Schweiß von der Stirn und lasse mich rücklings auf mein Bett fallen.

„Was mache ich hier überhaupt? Das ist Trevors Krempel!“, murre ich und starre an die Zimmerdecke. Wenigstens habe ich es geschafft mich irgendwie zum Fenster vorzukämpfen und hier ein wenig zu lüften, was zwar auch nicht viel gebracht hat, da kaum ein Lüftchen weht, aber immer noch besser als hier drin zu ersticken.

Träge richte ich mich wieder auf. Bloß keine allzu lange Pause, sonst kann ich mich zu gar nichts mehr aufraffen. Also lasse ich mich vom Bett rutschen, hocke mich vor die Kiste direkt vor meiner Nase, öffne den Deckel mit einem Cuttermesser und besehe mir den Inhalt, immerhin eilt es nicht und da Trevor nicht da ist, kann ich meiner Neugier freien Lauf lassen.

Obenauf befinden sich lediglich ein paar Poster, wie ich nach dem Ausklappen des obersten feststelle, wohl nur leicht bekleidete Frauen. Darunter befindet sich eine rote Schachtel. Ich hebe den Deckel ab und finde einige lose Fotos vor. Ich nehme alle aus der Schachtel heraus und besehe sie mir eingehend. Es sind hauptsächlich Familienfotos und jetzt merke ich auch nach wem Trevor kommt. Sein Vater sieht auch aus wie so ein überheblicher Snob. Was findet Mary nur an so einem Typen und wieso angelt sie sich ausgerechnet meinen Vater? Sucht man sich nicht immer einen bestimmten Typ Menschen aus? Das sieht man doch immer bei den Promis. Wechselhafte Beziehungen, aber immer der gleiche Typ wie der Vorgänger vom Aussehen her.

Nach ein paar Fotos muss ich schmunzeln. Auf einem Foto sieht man Trevor mit einem kleinem flauschigen Hund. Mein Blick bleibt an Trevors Lächeln hängen. „Wow, ich wusste gar nicht, dass er so ein Gesicht machen kann...“, murmele ich. Es wirkt so echt.

Ich nehme das Bild aus dem Stapel, lege es auf mein Bett und sehe mir die anderen Fotos an, aber die sind nicht weiter interessant, hauptsächlich von irgendwelchen Schulfeiern, Freundschaftsbilder mit irgendwelchen Mädchen, nur das letzte zieht mich von neuem in den Bann. Trevor hängt schlafend auf einem Sessel. Ich muss grinsen, aber sein entspanntes Gesicht gefällt mir.

„Wieso zum Teufel lerne ich die bescheuerte Seite von ihm kennen und muss auch noch damit unter einem Dach leben?“ Kopfschüttelnd lege ich die Fotos zurück und wühle weiter in der Kiste herum. Weiter unten liegen noch einige alte Brettspiele, aber ansonsten finde ich nichts besonderes.

Die nächste Kiste ist da weitaus interessanter. Nachdem ich ein paar Kondome aus einer Socke zutage befördere, finde ich sogar noch gut versteckt zwischen einigen Kleidungsstücken einen Porno.

„Mist, der Kerl ist mir echt um einiges voraus!“, meckere ich leise und lege alles zurück an seinen Platz damit Trevor nicht merkt, dass ich seine Sachen durchwühlt habe.

Ich sinke zu Boden und lehne meinen Kopf an meine Matratze. Als ich etwas am Kopf spüre, fällt mir wieder ein, dass da ja noch das Foto von Trevor liegt. Ich hebe die Hand zum Kopf und ziehe es darunter hervor. Ein paar Sekunden lang starre ich das Bild an, ehe ich mich aufrichte und die unterste Schublade meines Kleiderschranks hervorziehe. Aus einem Impuls heraus verstecke ich das Foto unter meinen alten Klamotten, die ich eh kaum noch anziehe. Ich schiebe die Schublade zu und verharre einen Augenblick davor.

„Grayson! Geh duschen! Wir gehen zur nächsten Pizzeria!“, höre ich die Stimme meines Vaters aus dem anderen Teil des Hauses.

„Okay!“, rufe ich ihm zu.


Da Trevor heute kaum wirklich hilfreich war und ich das meiste allein machen musste, ergo auch nicht viel geschafft habe, müssen wir wohl oder übel erneut eine Nacht zusammen im Bett verbringen. Ein wenig verstimmt bin ich allerdings schon, weil Trevor wirklich den ganzen Tag seinen Spaß gehabt hat und alles an mir hängen geblieben ist.

Trevor kommt aus dem Badezimmer, ignoriert meinen gereizten Blick und klettert unsanft über mich drüber, um auf seine Seite des Bettes zu kommen.

„Pass doch auf!“, fahre ich ihn an, als er wie ein Trampel über mich hinweg klettert.

„Weichei.“

Ich knurre wie ein Hund und drehe mich auf die Seite, kehre ihm den Rücken zu und schließe meine Augen. Im Zimmer ist es still und ich höre nichts weiter als den auffrischenden Wind und Trevors regelmäßige Atemgeräusche.

Viel schlimmer ist aber, dass ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüre. Guckt er mich etwa an? Nur zu gerne würde ich mich umdrehen, um sicher zu gehen, aber irgendwie dann doch nicht. Ich spüre die Aufregung in mir und muss an die letzte Nacht denken und ob wir es noch mal tun werden. In mir kribbelt es und am liebsten würde ich wirklich gerne noch mal meinen Gelüsten freien Lauf lassen, aber dann müsste ich mir ja eingestehen, dass da wohl doch etwas zwischen mir und Trevor ist und das will ich nicht. Nie im Leben würde ich mir eingestehen, dass ich etwas für jemanden empfinde, schon gar nicht für so einen verwöhnten Idioten wie Trevor!

Andererseits, es ist ja nur masturbieren mehr nicht...

Ich knabbere an meiner Unterlippe, nervös, weil ich unsicher bin was ich jetzt tun soll. Der Trottel wird mich doch nur wieder für einen Schwulen halten und sich über mich lustig machen.

Über all diese Gedanken schlafe ich irgendwann ein ohne überhaupt zu einem Entschluss gekommen zu sein.


Jemanden am schnellsten auseinander zu bringen ist Eifersucht. Ich seufze. Eine vage Idee habe ich ja schon, um meinen Vater und Mary zu trennen, aber ob das so eine gute Idee ist? Sie ist allerdings auch ziemlich riskant für mich, sollte etwas schief gehen.

Vielleicht sollte ich mich aber vorerst dem Problem widmen, dem ich momentan ausgesetzt bin. Ich linse nach oben und starre in Trevors friedlich schlafendes Gesicht. In der Nacht sind wir uns etwas zu nahe gekommen und sind uns mächtig auf die Pelle gerückt. Ich liege in den Armen meines Stiefbruders in spe und kann mich kaum rühren ohne ihn dadurch zu wecken.

Ich muss aber auch zugeben, dass es sich durchaus angenehm anfühlt von diesem Trottel festgehalten zu werden, allerdings fühle ich mich ein wenig wie in diesen romantisch kitschigen Filmen.

Trevor gibt einen leisen Ton von sich, wacht aber zu meinem Glück nicht auf. Es klingt beinahe wie ein Seufzen. Würde ich meinen Kopf jetzt ein klein wenig anheben, würden sich sogar unsere Lippen berühren, stelle ich auf einmal fest.

Nein! Meinen ersten Kuss will ich auf gar keinen Fall mit Trevor haben! Niemals!

Trevors Griff um meinen Körper wird fester, ich werde näher an ihn heran gedrückt, was mich allmählich wirklich in eine Bredouille bringt. Wie komme ich hier nur weg?

Der Stoff seines Shirts und die warme Haut machen es mir nicht gerade einfach einen Fluchtversuch zu starten. Es ist einfach viel zu gemütlich. Und wenn ich es noch eine Weile genieße? Soll Trevor doch zuerst aufwachen und sich mit dem Problem auseinander setzen!

Gesagt, getan. Ich schließe prompt wieder meine Augen und genieße die Nähe meines Stiefbruders doch weitaus mehr als mir lieb ist und irgendwann schlafe ich wieder ein.

„Mist, das hat mir gerade noch gefehlt!“, murmelt Trevor leise und weckt mich damit aus meinem Dämmerschlaf. Erst bin ich versucht die Augen automatisch zu öffnen, erinnere mich jedoch glücklicherweise wieder an mein Vorhaben und halte sie geschlossen.

Trevor regt sich nicht, genau wie ich. Ganz toll, jetzt haben wir das Desaster!

Bestimmt stellt er sich jetzt auch schlafend. Dann müssen wir für den Rest unseres Lebens in einer Umarmung daliegen. Das sind ja mal ganz tolle Aussichten...

Ich spüre, wie ich vorsichtig weggeschoben werde und wie Trevor versucht sich von mir zu lösen. Schade aber auch. Ich spüre seinen Atem an meinem Gesicht und höre ein leises Fluchen von Trevor, als er beginnt etwas herum zu zappeln. Was ist denn jetzt los?

„Bescheuerte Decke!“, flucht Trevor leise. Ach so, bestimmt ist er an der Decke hängen geblieben. Passiert mir auch öfter mal.

Mit einem Mal wird mir ganz heiß und komisch zumute, als ich Trevors Hand an meinem Bauch spüre. Wahrscheinlich ist mein T-Shirt verrutscht und nun klebt seine Hand an meiner Haut und das fühlt sich gar nicht mal so schlecht an, wie ich feststelle, besonders als sie ein Stück tiefer sinkt.

Augenblick mal! Wie tief will er denn noch wandern? Junge, da kommt gleich ein Abgrund! Halt endlich an! Was machst du denn da, Trevor? Verdammt, der will echt in tiefere Gefilde vordringen! Was mache ich denn jetzt?

Da es mir doch zu brenzlig wird, beschließe ich, dass ich lange genug im Tiefschlaf war und das es höchste Zeit wird aufzuwachen. Hastig greife ich nach Trevors Hand, dessen Finger sich schon ein ganzes Stück in meine Boxershorts geschoben haben und da gehören sie nun definitiv nicht rein, auch wenn Klein-Grayson da anderer Meinung ist als ich!

„Na, auch endlich wach, Dornröschen?“, meint Trevor und streckt mir die Zunge heraus. „Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Deine Augenlider haben sich bewegt, denkst du das merke ich nicht, du blöder Esel?“

Mürrisch sehe ich Trevor an, der mir seine Hand entreißt und auf mich herab sieht, während er im Schneidersitz auf dem Bett sitzt.

„Sag bloß, das hat dir gefallen oder soll ich dich nächstes Mal mit einem Kuss wecken?“, foppt Trevor mich.

Ich knabbere auf meiner Unterlippe herum, bis ich mein Bein anziehe und kurzerhand beschließe Trevor ein paar blaue Flecken zu verpassen, also trete ich nach ihm, so dass Trevor versucht auszuweichen und sich in Sicherheit zu bringen.

„Hey, lass den Mist! Hör auf mich zu treten!“, ruft Trevor gereizt und greift nach meinen Knöchel. Dummkopf, ich habe zwei Beine! Munter trete ich ihn mit meinem anderen Fuß und auch den versucht Trevor zu packen und zu meinem Ärger erwischt er ihn auch noch!

Ein wenig außer Atem sehe ich zu Trevor auf, der meine Beine an den Fußknöcheln nach oben hält, was schon irgendwie pervers aussieht, wie ich finde. Er sieht auf mich herunter und lässt meine Beine sinken, so dass er dazwischen sitzt und sich nun über mich beugt. Mir wird viel zu heiß im Gesicht und bestimmt leuchte ich jetzt auch herrlich rot wie eine Ampel. Trevors Gesicht kommt mir immer näher, bis uns nur noch wenige Zentimeter trennen. Er wird mich doch jetzt nicht etwa küssen? Was mache ich denn? Klar, eigentlich wollte ich meinen ersten Kuss nicht von Trevor bekommen, andererseits wer weiß schon, wann ich endlich mal zum Zug komme?

Abwartend sehe ich Trevor an und unwillkürlich öffne ich meinen Mund einen Spalt breit.

Er legt sich auf mich und ich spüre ganz deutlich seinen Penis an meinem. Nur die ätzende Kleidung nervt tierisch!

Wir sehen uns einfach nur an, während die Sekunden verstreichen. Ganz langsam schiebt Trevor mein Shirt hoch und erst jetzt merke ich, wie heftig sich mein Brustkorb hebt und senkt vor lauter Aufregung und der Kabbelei zuvor.

Trevor sieht noch einmal kurz zu mir, ehe er den Kopf senkt und mit seinen Lippen meine Haut berührt. Wow, das fühlt sich mehr als gut an und es kribbelt angenehm! Trevor verteilt kleine Küsse auf meiner Brust und als er über meine Brustwarze leckt, zucke ich überrascht zusammen. Hoffentlich erwartet er nicht, dass da Milch heraus kommt, das wäre ja schön blöd.

Über meinen Gedanken muss ich kichern und erhalte dafür einen bösen Blick von Trevor. Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe zu, wie er an meiner Brustwarze knabbert. Sein Becken reibt leicht an meinem und lenkt mich mehr ab als mir lieb ist. Ich spüre nämlich wie mein kleiner Freund da unten langsam aufwacht und ziemlich munter wird.

Trevor fährt andächtig mit seinen Händen über meine Haut, bis er wieder zu mir hochkommt und mir damit auch noch ein ungewolltes Stöhnen entlockt. Er grinst unverschämt und senkt den Kopf. Seine Lippen berühren meinen Hals und als es so angenehm kitzelt, ziehe ich meine Schulter hoch. Ich schließe meine Augen und genieße die Liebkosungen. Während unsere Leiber sich aneinander reiben, greife ich in Trevors Shirt und schiebe meine Finger darunter. Seine Haut ist ganz warm und er schwitzt ein wenig. Ich umarme ihn und habe das Gefühl gleich platzen zu müssen, je heißer mir wird. Trevor keucht mir leise ins Ohr und knabbert an meinem empfindlichen Hals. Seine Hand schiebt sich unter meinen Körper und weiter herunter zu meinem Arsch, den er kräftig mit den Fingern knetet. Das fühlt sich ungewohnt, aber nicht schlecht an, also hindere ich ihn nicht weiter daran.

Kaum merklich schiebt Trevor meine Shorts herunter und küsst mich wieder ausgiebig am Hals, als ich das Knarzen unserer Zimmertür höre. Als hätte jemand die Zeit angehalten, verharren wir angespannt und lauschen, aber nur kurz, dann geht alles ganz schnell. Die Tür öffnet sich und Trevor und ich springen mehr oder weniger auseinander. Mit hochrotem Kopf verstecke ich mich unter der Bettdecke.

„Oh, guten Morgen! Ihr seid ja schon auf!“, grüßt Mary uns freundlich. „Das Frühstück ist schon aufgetischt. Ab ins Bad mit euch und dann wird gegessen!“ Sie verlässt das Zimmer wieder und aufatmend ziehe ich mir die Decke vom Gesicht. Auf einmal ist mir das alles ziemlich peinlich. Was hätten wir denn gemacht, wenn sie uns beim Petting erwischt hätte?

Ich sehe zu Trevor, der nun vom Bett klettert, mich ignoriert und sich frische Kleidung zusammen sucht. Ich strampele die Decke mit den Füßen weg und ziehe mir die Boxershorts wieder vernünftig hoch. Während Trevor ins Badezimmer geht, setze ich mich auf und sehe auf meine Latte. Ich ziehe die Beine ein wenig an und warte seufzend bis sie sich verflüchtigt.


Am Frühstückstisch sitze ich Trevor gegenüber. Wir ignorieren uns und essen schweigend, während mein Vater am telefonieren ist und Mary sich in eine Zeitschrift vertieft hat.

Immer mal wieder huscht ein kurzer Blick zwischen uns hin und her. Ich merke, das Trevor genauso angespannt ist wie ich.

Nach dem Essen holen wir unsere Rücksäcke, schlüpfen in unsere Turnschuhe und verlassen die Wohnung. Ich schlendere in einigem Abstand hinter Trevor her und halte den Blick gesenkt.

Worauf habe ich mich da eigentlich eingelassen? Ich meine, Trevor ist ein Arschloch, wenn auch ein ziemlich gutaussehendes Arschloch. In seiner Nähe schaffe ich es einfach nicht meine Vorsätze einzuhalten und ich muss mir eingestehen, dass ich mehr will. Mit jedem Mal mehr. Es reicht mir nicht, was wir machen und das macht mir gleichzeitig auch ein wenig Sorgen, denn ich weiß nicht wo das ganze hinführen soll.

Mary hätte uns beinahe erwischt und wie hätten wir es ihr erklären sollen? Wir hassen uns zwar, Mary, aber wir sind total scharf aufeinander! Da kann ich mich ja gleich mit einem Zementblock ins Meer stürzen.

Kopfschüttelnd betrachte ich Trevors schmalen Rücken und nach einer Weile bleibt mein Blick auf seinem Arsch haften.

Jetzt wo er meinen berührt hat, würde mich ja schon irgendwie mal interessieren wie sich seiner anfühlt...

Ich bleibe stehen und bin total entrüstet über meine Gedanken. Ich schüttele heftig den Kopf und gehe schnurstracks weiter, ziehe das Tempo an und überhole Trevor einfach, wobei ich mich frage, ob er mir dann auf den Arsch glotzen würde und ob mir das gefallen würde. Wahrscheinlich schon.

Trevor holt auf und läuft neben mir her. „Wie gehen wir jetzt mit unseren Eltern vor?“, fragt Trevor.

„Ich habe ein paar Ideen...“, meine ich vage und sehe Trevor von der Seite an.

„Dann raus damit! Da vorne ist schon die Schule und ich will nicht mit dir zusammen da ankommen!“

Ich verziehe mein Gesicht genervt zu einer Grimasse und greife nach Trevors Handgelenk. Ich ziehe ihn hinter einen großen grauen Stromschaltkasten und hocke mich hin. Trevor tut es mir gleich.

„Also, meine erste Idee wäre, wie gesagt, wir machen ihnen Ärger wo es nur geht!“, flüstere ich ihm verschwörerisch zu. „Andererseits habe ich noch zwei Stiefmütter, die sich bestimmt wieder meinem Vater an den Hals werfen würden, was aber nicht so toll wäre, da ich beide nicht leiden kann.“

„Du hast zwei Stiefmütter?“, fragt Trevor überrascht. Ach ja, er weiß ja noch gar nichts davon!

„Na ja, nach Mums und Paps Trennung hat er noch zweimal geheiratet, aber es lief nicht so gut...“, gebe ich zu. „Die beiden sind wirklich meine letzte Wahl, weil ich dann das Pech haben könnte, dass Paps wieder mit einer von ihnen zusammen kommt.“

Trevor grinst.

„Mein letzter Einfall ist, wir verkuppeln Mary mit unserem Nachhilfelehrer. Ich meine, er sieht nicht schlecht aus und ist noch recht jung. Wenn sie sich in ihn verliebt, trennen sich unsere Eltern und wir sind unser Problem los. Dann müssen wir keine Brüder mehr werden.“

Trevor sieht mich mit einem unergründlichen Blick an. „Ja, dann sind wir keine Brüder mehr...“, murmelt er.

Ich runzele die Stirn, da ich ja nicht weiß, was gerade in seinem Kopf vor sich geht. „Oder passt es dir nicht mit unserem Nachhilfelehrer? Ich meine, wenn die beiden sich näher kommen, kannst du ihn ja schnell wieder vergraulen.“

„Okay, dann machen wir es so. Nur wie schaffen wir es, dass meine Mutter sich für den Typen interessiert?“, will Trevor wissen.

Ich denke angestrengt nach. „Wir müssen versuchen, dass sie sich immer wieder über den Weg laufen.“

„Sie kann uns ja in den Ferien vom Nachhilfeunterricht abholen oder so.“

Ich nicke begeistert. „Gute Idee!“

Trevor nickt und da wir uns einig sind, reichen wir uns wie Geschäftsmänner die Hand. Nur, irgendwie lässt Trevor nicht mehr los. Verwundert sehe ich zu ihm. „Was ist?“

„Mir kam nur gerade ein Gedanke. So als Brüder hätten wir natürlich auch unsere Vorteile, verstehst du? Wir können miteinander fummeln und nachts zusammen schlafen. Wenn sich unsere Eltern trennen, hört das auf, dann ziehe ich vielleicht sogar weg.“

Ich schweige. Ich will Trevor natürlich nicht als Bruder haben, aber er hat Recht, denn wenn er mit Mary wegzieht, wer weiß dann schon wohin und ob wir uns dann überhaupt noch über den Weg laufen und uns nahe sein können. Was ist, wenn wir uns komplett aus den Augen verlieren?

„Aber, wenn wir volljährig sind können wir zusammen ziehen wie in einer WG.“

Trevor sieht mich empört an. „Dann muss ich ja noch sechs Jahre auf dich warten!“

Flutsch, da bin ich wieder knallrot im Gesicht. Wieso muss Trevor sich nur dauernd so blöd ausdrücken? Er will doch nicht allen ernstes wirklich was von mir oder? Ich dachte, wir blödeln nur so ein wenig herum, auch wenn ich langsam mehr zu empfinden scheine.

Ich weiche Trevors Blick aus und sehe zu Boden. Noch ein paar Monate, dann bin ich 15 und dann dauert es wirklich noch eine Ewigkeit bis ich von Zuhause ausziehen kann. Selbst wenn Trevor sich zuerst eine Wohnung suchen würde, er ist immerhin ein Jahr älter als ich, müssen wir warten bis ich mit 21 Jahren volljährig bin, es sei denn ich würde schon früher eine Einverständniserklärung meines Vaters bekommen oder in einen anderen Bundesstaat ziehen. Vielleicht sollte ich zu meiner Tante nach Utah ziehen, wo man bereits mit 18 Jahren volljährig ist? Aber nein, ich muss ja ausgerechnet in Pennsylvania leben.

Trevors Hand fuchtelt vor meinem Gesicht herum. „Machst du schon Hochzeitspläne oder was ist los, Dornröschen?“, fragt er belustigt.

Mürrisch reiße ich meine Hand los und stehe abrupt auf. „Halt die Klappe, du blöder Idiot!“, meckere ich und renne aus unserem Versteck, den Gehweg entlang und Richtung Schule. „Was bin ich nur für ein Trottel!“, murmele ich leise vor mich hin und klatsche mir mit den Handflächen an meine heißen Wangen, die zu meinem Verdruss bestimmt wieder leuchten wie ein Signalfeuer.


Kapitel 5: Gefühle


In der Schule kann ich mich kaum konzentrieren. In einigen Tagen ist bereits die Zeugnisvergabe und unsere Lehrer foltern uns mit letzten Tests und Arbeiten. Selbst danach werde ich kaum eine ruhige Minute haben, denn statt Ferien muss ich Nachhilfeunterricht nehmen und trotzdem zur Schule gehen.

Natürlich habe ich mich bei meinem Vater darüber beschwert, aber der ist dummerweise von dieser Idee mehr begeistert als ich und vollkommen einverstanden mit dem Vorschlag meiner Direktorin.

Mein Blick wandert immer wieder zu Trevor und das behagt mir so gar nicht. Besonders weil ich ihn mittlerweile mit anderen Augen betrachte, immerhin leben wir schon seit einiger Zeit unter einem Dach. Inzwischen weiß ich Sachen über ihn, die sonst niemand in meiner Klasse weiß, zum Beispiel das wir uns ziemlich nahe kommen, wenn gerade niemand in der Nähe ist und uns befummeln, obwohl wir uns nicht leiden können. Ziemlich dumm, weil es mir gefällt, auch wenn ich es nicht zugeben möchte.

Manchmal habe ich das Gefühl, wir verstehen uns deswegen besser, andererseits habe ich Angst, dass sich das von einem auf den anderen Zeitpunkt ändern könnte und wir uns wieder gegenseitig an die Kehle springen.

Klar, daheim gibt es immer noch öfter mal Reibereien zwischen uns, aber Gefühle lassen sich nur schwer täuschen und meine gehen langsam aber sicher den verkehrten Weg. Letztens habe ich noch einen Scherz gemacht, dass Trevor es darauf anlegen würde, dass ich mich in ihn verliebe. Dieser Satz scheint sich langsam zu bewahrheiten. Gut, von Liebe kann noch keine Rede sein. Ich mag es nur, wenn wir ein bisschen fummeln und unsere Körper erkunden. Weiter sind wir auch noch nicht gegangen. Fragt sich nur wie lange wir uns damit noch zufrieden geben werden? Wie weit werden wir gehen?

Ich befürchte, wenn sich das nicht bald einstellt, wird auch nichts mehr aus unseren Plänen unsere Eltern auseinander zu bringen.

Die Schulglocke läutet und erleichtert pfeffere ich Heft, Federtasche und Lehrbuch in den Rucksack. In der nächsten Stunde habe ich Sport, da bin ich wenigstens ein bisschen abgelenkt. Ich schultere meinen Rucksack auf den Rücken und sehe gerade noch wie Trevor die Klasse verlässt. Gerade will ich mich durch die Sitzreihen quetschen, vorbei an meinen Mitschülern, als ich zurückgehalten werde.

„Was ist, Ellie?“, frage ich meine Mitschülerin, die mich verlegen angrinst.

„Können wir kurz was besprechen? Dauert auch nicht lange. Am besten wir treffen uns am Schultor.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich sie an. „Okay.“

Ellie strahlt und klopft mir munter auf die Schulter. „Prima! Wir sehen uns dann. Bis gleich!“ Sie läuft an mir vorbei und verlässt die Klasse.

Verwundert sehe ich ihr hinterher. Ellie ist weder Klassenschönheit noch eine Außenseiterin. Sie steckt irgendwo dazwischen ohne irgendwie richtig dazu zugehören. Manchmal wirkt sie auf mich wie eine Spionin oder so etwas. Als wäre sie nur da, um uns alle auszukundschaften und ihre Informationen an einen Unbekannten weiterzuleiten.

Sie ist nett und hat glattes, halblanges, dunkelblondes Haar. Meistens trägt sie es in einem Pferdeschwanz. Aus ihrem Äußeren macht sie sich nicht so viel. Normalerweise sieht man sie nur in Jeans, Pullover oder Shirt. Röcke trägt sie nie, zumindest habe ich sie noch nie in einem gesehen. Möglicherweise trägt sie ja ein Kleid an unserem Abschlussball? Vielleicht aber auch nicht.

Langsam schlendere ich zum Schultor. Wir haben zwar nur fünf Minuten Pause, aber das sollte reichen, für was auch immer sie mich ausquetschen will.

Ellie wartet bereits an dem schmiedeeisernen Tor auf mich. Ihre Hände stecken in den Hosentaschen und als sie mich bemerkt, sieht sie auf.

„Und? Was gibt’s?“, frage ich sie und bleibe etwa einen Meter vor ihr stehen.

Ellie schweigt und zieht eine Schnute. „Ich bin noch am überlegen, wie ich es dir sage...“

„Immer raus damit!“, muntere ich sie auf und lächele entwaffnend. Soll sie mich ruhig aushorchen, ich werde niemanden verpfeifen.

„Ich glaube, ich mag dich!“, platzt es aus ihr heraus. Verlegen schaut sie zu Boden und weicht meinem Blick aus.

„Klar, ich mag dich auch.“ Was ist schon dabei? Ich mag viele aus meiner Klasse.

„Nein! So war das nicht gemeint. Ich mag dich sehr und ich glaube, ich habe mich in dich verliebt!“, versucht Ellie zu erklären. Inzwischen sind ihre Wangen ganz rot angelaufen.

„Du glaubst es?“, frage ich sie.

Ellie zuckt mit den Schultern. „Ich war noch nie verliebt. Ich weiß es eben nicht besser.“

„Tja und jetzt...?“, frage ich sie planlos.

Ellie zuckt erneut mit den Schultern und hält den Mund. Schweigend knabbere ich auf meiner Unterlippe. Ellie hat also Gefühle für mich. Wer hätte das gedacht? Wir sind immer gut miteinander ausgekommen, aber ich hätte nie gedacht, dass sie mehr für mich empfindet. Irgendwie freut es mich auch, denn bisher hat noch kein Mädchen in meiner Klasse so richtig Interesse an mir gezeigt. Ellie ist auch nicht gerade hässlich, dass ist dann doch schon beinahe ein Glücksgriff!

„Willst du meine Freundin sein?“, frage ich sie rundheraus.

Ellie sieht mich entsetzt an. „Ist das dein ernst?“

„Man könnte meinen du freust dich gar nicht darüber? Willst du etwa nicht?“ Ein wenig beleidigt bin ich dann aber doch über ihre Reaktion.

Ellie schüttelt heftig den Kopf. „Doch, klar freue ich mich! Total! Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass du einverstanden bist. Das kam so plötzlich!“, sprudelt es aus ihr heraus und nun lächelt sie wieder wie immer, wenn sie gut drauf ist.

Ich kratze mich am Kopf und weiß gar nicht wie es jetzt weiter geht. Was macht man mit einer Freundin? Ich weiß ja, was mein Vater mit seinen Freundinnen tut, aber ich habe nicht genug Geld, um Ellie in ein teures Restaurant einzuladen.

„Was machen wir denn jetzt so als Freund und Freundin?“, frage ich sie daher.

Ellie legt den Kopf schief. „Na ja, wir unternehmen was miteinander.“

Jetzt bin ich noch verwirrter. Ich habe angenommen, dass man mit einem Mädchen mehr macht, aber scheinbar kann ich dieselben Sachen mit Ellie tun, wie mit meinen anderen Klassenkameraden. Wieso sind wir dann zusammen?

„Okay...“ Ich zeige zur Sporthalle. „Die Stunde fängt gleich an.“

Ellie nickt und als ich losgehe, greift sie spontan nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.

„Was machst du da?“

„So was machen Paare. Damit alle wissen, dass wir jetzt zusammen sind!“, meint sie belehrend und trottet neben mir her zur Sporthalle, wo bereits die anderen warten. Als einige zu uns herüber sehen, wird es mir dann aber doch etwas unangenehm und hastig versuche ich meine Hand zu befreien.

„Was machst du da?“, fragt nun Ellie verständnislos.

„Ich-ich weiß nicht, dass ist komisch...“, murmele ich und sehe ihr dabei nicht in die Augen. Eben war es mir, als hätte Trevor zu uns gesehen, so ganz sicher bin ich mir da aber nicht und ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, dass jetzt alle Bescheid wissen.

Als ich einen Blick zu Ellie werfe, hat sie eine Schnute gezogen und wirkt mehr als beleidigt. Entschuldigend sehe ich sie an. Gerade als ich etwas sagen will, kommt unser Sportlehrer und erleichtert winde ich mich zwischen meine Mitschüler, um dieser unangenehmen Situation zu entkommen. Ich gehe mit den anderen Jungs in die Umkleide und werde sofort belagert.

„Bist du jetzt mit Ellie zusammen?“

„Geht ihr miteinander?“

„Hast du sie geküsst?“

Fragen über Fragen strömen auf mich ein und scheinen kein Ende zu nehmen. Kaum antworte ich auf eine, folgt die nächste und erst als unser Lehrer hereinkommt und sich wundert wo wir bleiben, komme ich endlich mal dazu, mich umzuziehen. Als ich die Umkleide verlassen und in die Halle gehen will, werde ich seitlich gerempelt und gegen die kalte Mauer gestoßen. Trevor geht an mir vorbei und ignoriert mich. Verletzt sehe ich ihm nach, doch dann steigt mal wieder der Trotz in mir auf. Warum hat er schlechte Laune, nur weil ich eine Freundin habe im Gegensatz zu ihm? Das soll er nicht an mir auslassen!

Und weil dem so ist, renne ich ihm nach und nun bin ich es, der Trevor schubst. Mit einem überlegenen Grinsen gehe ich an ihm vorbei. „Bist du neidisch oder was?“, frage ich keck.

Trevor schnaubt und sieht mich wütend an. „Was will ein Homo mit einem Mädchen? Kriegst du deinen Schwanz bei ihr überhaupt hoch?“

„Du dämlicher Kotzbrocken!“, entfährt es mir gereizt und ohne Vorwarnung gehe ich auf Trevor los, packe ihn grob an den Schultern und schubse ihn, so dass er sein Gleichgewicht verliert und auf den Hintern plumpst. Angesäuert sieht Trevor zu mir auf. Höhnisch lächele ich ihn an, doch nicht lange, denn Trevor rafft sich schnell wieder auf und rennt auf mich zu. Hastig suche ich das Weite, doch Trevor ist schneller als ich und holt mich sicher bald ein.

„Bleib stehen!“, brüllt er, während wir kreuz und quer durch die Halle rennen.

„Trevor! Grayson!“, brüllt nun auch mein Lehrer, doch den ignorieren wir gekonnt und so setze ich meine Flucht weiterhin fort. Trevor holt mich ein und rempelt mich zu Boden. Mit einem Keuchen falle ich hin und kann mich gerade noch mit den Händen abstützen. Als ich mich erheben will, wirft Trevor sich auf mich wie ein Wrestler und nimmt mich in den Schwitzkasten.

„Jungs! Hört auf damit! Sofort!“, brüllt mein Lehrer, dessen nahende Schritte ich hören kann, während Trevor und ich miteinander rangeln. „Auseinander!“

Unser Lehrer, der es locker mit einem Bodybuilder aufnehmen kann, packt uns und versucht mich und Trevor zu trennen. Wie in einem Hahnenkampf versuchen wir immer wieder dem anderen an die Kehle zu springen, während wir uns Flüche und Gemeinheiten an den Kopf werfen.

Letzten Endes verdonnert uns der Lehrer auf die Tribüne, weitab voneinander und so suche ich mir mürrisch eine Reihe aus, setze mich direkt an einen Platz an der Treppe und sehe zu, wie die Netze aufgestellt werden.

Super! Ausgerechnet heute spielen wir Fußball und ich kann nicht mitmachen!

Angesäuert sehe ich zu Trevor und zeige ihm meinen Mittelfinger. Der sieht mich zwar böse an, wendet den Blick aber schnell wieder ab. Will er mich etwa mit Ignoranz strafen?

„Gehst du echt mit Ellie?“, fragt Trevor nach einer Weile, sieht mich aber nicht an, sondern guckt den anderen beim Auswählen der Mannschaften zu. Sehnsüchtig beobachte ich sie. Meistens werde ich sofort gewählt, weil ich ein ziemlich guter Stürmer bin, aber ich spiele auch gerne den Torwart.

„Ja, na und?“, erwidere ich gelassen und versuche dabei cool zu klingen.

Trevor gibt keinen Ton mehr von sich. Verwundert sehe ich zu ihm. Er knabbert ruhelos an einem Fingernagel herum, aber so ganz werde ich nicht schlau aus ihm. Welche Laus ist Trevor denn jetzt wieder über die Leber gelaufen?

Das Spiel beginnt und schnell vergesse ich sein merkwürdiges Verhalten. Gebannt starre ich zu den Spielern und feuere sie an, wo ich nur kann, was meistens daraus besteht, dass ich herumbrülle, dass sie endlich mal den Ball abgeben oder zu dem und dem hinspielen sollen.

Als ich die ersten genervten Blicke bekomme, halte ich lieber den Mund, auch wenn es mich nicht länger auf der Bank hält. Ich stehe auf, laufe die Treppe herunter und lehne mich an das Geländer.

Als ich nach einer Weile zu Trevor sehe, ist er verschwunden. Suchend blicke ich mich um, bis mein Blick auf den Ausgang für Besucher fällt. Hängt er etwa dort herum? Die Tür ist normalerweise abgeschlossen und nur für die Zuschauer gedacht, wenn hier mal Spiele zwischen den Schulen abgehalten werden.

Ich sehe noch einmal zum Spielfeld, aber mein Sportlehrer achtet so gut wie gar nicht auf mich und Trevor, da er den Schiedsrichter mimt. Ich schleiche mich am Geländer entlang, laufe gebückt, damit ja keiner sieht, dass ich mich aus dem Staub mache und renne am Ende die Wand entlang, die Treppe hinauf und wende mich blitzschnell nach links. Ich beuge mich über das steinerne Geländer und gehe langsam die wenigen Stufen hinunter.

„Trevor?“, frage ich. Er sitzt mit angezogenen Beinen unter dem Geländer und sieht zu mir auf, als ich mich zu ihm setze. „Was machst du hier?“, frage ich ihn.

Er zuckt mit den Schultern.

„Hier ist es angenehm kühl...“, stelle ich seufzend fest und lehne mich zurück.

„Die Stunde dauert noch eine ganze Weile.“

Ich neige meinen Kopf zu Trevor und betrachte ihn von der Seite. Bedächtig nicke ich. So eine Stunde kann verdammt lang sein, wenn man nichts zu tun hat. Ich seufze. „Was machen wir in der Zwischenzeit?“, frage ich, obwohl mir klar ist, dass wir außer dumm herumsitzen nicht viel tun können.

„Mir würde da schon was einfallen...“, deutet Trevor vage an. Noch immer sehe ich zu ihm und nun wendet er sich mir zu. Ich grinse dümmlich vor mich hin, während Trevor sich vorbeugt und mich am Hals küsst. Mehr tut er nicht. Er setzt sich wieder zurück und starrt auf seine angezogenen Knie.

Ich rutsche ein wenig näher an ihn heran, so dass ich seine Hand berühren kann. Trevor lässt seine Beine entspannt zu Boden rutschen. Ein paar Sekunden verstreichen, bis ich darauf eingehe und mich vorbeuge, um auf seinen Schoß zu klettern. Breitbeinig lasse ich mich auf ihn sinken,ihm gegenüber und sofort machen sich Trevors Hände selbstständig. Er schiebt mir das Shirt hoch und berührt meine Haut. Ein wenig angespannt bin ich schon, denn bisher sind wir uns in der Schule noch nicht so nahe gekommen.

Trevors Gesicht berührt meinen Bauch, als er sich vorbeugt, den Kopf senkt und seine Lippen beginnen meine Haut zu liebkosen. Ich schließe meine Augen und kralle meine Finger in seine Schultern. Da wir beide eher leichte Shorts tragen, spüre ich deutlich seinen Schwanz an meinem Arsch. Aufreizend reibe ich mich an ihm und entlocke Trevor ein leises Stöhnen. Er beißt in meine Haut, was ein wenig unangenehm ist, also schiebe ich ihn von mir. Trevors Hände suchen sich ihren Weg zu meinem Hintern und sein Kopf legt sich auf meine Schulter. Ich tue es ihm gleich und schmiege mich an Trevors Körper.

„Ich will es im Stehen machen...“, murmelt Trevor mir ins Ohr. Ich nicke und erhebe mich von ihm. Trevor lässt sich von mir hochziehen und drückt mich sofort an die Wand. Er drängt sich an mich und soweit es geht schieben wir unsere Shorts herunter, nur um endlich den jeweils anderen zu spüren. Ich keuche leise, halte mich an Trevor fest und schließe meine Augen. Wir geben uns ganz der Lust hin und vergessen alles um uns herum. Mir wird viel zu heiß, obwohl mich die Wand im Rücken abkühlt und Trevors Hände, die meinen Arsch kneten und mich fest an sich pressen, lassen mir kaum einen klaren Gedanken.

Trevor küsst wieder meinen Hals, beißt sich daran fest und ein wenig scheu beginne ich ebenfalls seinen Hals zu küssen. Das erste Mal berühren meine Lippen seine Haut und liebkosen sie, wie er es immer bei mir tut. Meine Wangen glühen vor Aufregung und Trevors warme Haut schmeckt ein wenig salzig vom Schweiß, als ich mit der Zunge darüber fahre. Sein Stöhnen in meinen Ohren lässt es in meinem Bauch kribbeln und ermutigt gehe ich meiner neuen Beschäftigung nach.

Ich spüre wie es beginnt zu ziehen und dass ich es nicht länger zurückhalten kann.

Trevor küsst sich über meine Wangen und zieht langsam meinen Kopf herum, seine Lippen berühren meine Mundwinkel und als mir klar wird, was er vor hat, schubse ich Trevor hastig von mir.

Überrascht sehen wir uns in die Augen. Ich bin noch außer Atem, mein Ständer steht kerzengerade wie die Wachposten der Queen und so gut es eben möglich ist, ziehe ich mir die Hose wieder hoch.

Trevor wollte mich küssen, fährt es mir durch den Kopf.

Noch immer fühle ich mich erschrocken und benommen zugleich. Schweigend stehen wir uns gegenüber und warten bis unsere Erektionen erschlaffen.

Ich laufe als erster wieder die Treppen hinauf und zurück zur Tribüne. Scheinbar hat uns keiner vermisst. Ich setze mich auf einen Platz und halte den Kopf gesenkt. Meine Finger krallen sich in meinen Sitz und noch immer spüre ich die Berührung von Trevors Lippen an meinem Mundwinkel. Mit der Zunge lecke ich andächtig darüber und sofort überkommt mich eine Gänsehaut.

Mein Herz klopft unendlich laut und ich habe das Gefühl, dass es jeder hören kann.

„Verdammt...“, murmele ich leise.


Nach der Stunde, ziehen wir uns alle um und als ich die Sporthalle verlasse, nimmt Ellie mich sofort in Beschlag.

„Ich hasse Fußball, außerdem schwitze ich nicht gerne!“, meint sie und greift wieder nach meiner Hand. Ich lasse es zu, weil ich sowieso mehr in meiner Gedankenwelt gefangen bin. Alles dreht sich um diesen Beinahekuss und ich kann mir einfach nicht erklären, warum Trevor mich küssen wollte. War es die Neugier? Wollte er mehr? Ist er in mich verliebt? Nein, Letzteres kann es wohl kaum sein. Trevor würde sich niemals in mich verlieben. Wollte er mich nur ärgern, weil ich mit Ellie gehe?

„Gehen wir zu der Pizzeria an der Ecke?“, fragt Ellie. Aus meinen Gedanken gerissen, nicke ich bloß und lasse mich von ihr mitschleifen. Ich sehe mich noch einmal um, aber Trevor ist nicht auf dem Schulhof.

Wir laufen die Straße entlang und zu der Pizzeria, die allgemeiner Treffpunkt nach der Schule ist. Normalerweise halte ich mich aber davon fern, weil ich lieber Zuhause esse und mein weniges Schulgeld nicht für Essen ausgeben möchte. Lieber spare ich es für Konsolenspiele, denn mein Taschengeld fällt ziemlich lau aus.

Wir betreten die Pizzeria und suchen uns einen Fensterplatz. Ellie greift gar nicht erst nach der Karte. „Ich nehme eine Salamipizza!“ Der Kellner nickt und notiert es auf seinem Block. Lustlos blättere ich durch die Karte. „Champignons...“, murmele ich.

Als der Kellner geht, wird mir klar, dass ich gerade die falsche Pizza bestellt habe. Trevor isst normalerweise Champignonpizza. Ich knabbere auf meiner Unterlippe und sehe aus dem Fenster. Ich habe keine Lust meine Bestellung zu ändern, dann esse ich eben Trevors Pizza. Bei dem Gedanken muss ich schon wieder lächeln.

Wir warten auf unser Essen und Ellie versucht mich bei Laune zu halten. Sie erzählt von ihrem Alltag, ihren Freundinnen und über die bevorstehende Zeugnisvergabe. „Was machst du in den Ferien?“, fragt sie mich.

Ich sehe zu Ellie. „Ähm, nicht viel. Ich muss zur Nachhilfe in die Schule.“

Ellie sieht mich schockiert an. „Ist nicht wahr? Wegen der Prügelei letztens?“, fragt sie und hat direkt ins Schwarze getroffen. Ich nicke.

„Das ist ja total fies! Dann können wir uns gar nicht so oft sehen.“ Ein wenig enttäuscht sieht sie auf den Tisch.

Ich ringe mir ein Lächeln ab. „Wir können uns ja einfach danach treffen.“

Sie sieht mich an und grinst. „Stimmt!“

Der Kellner bringt uns die Teller und hungrig machen wir uns über die Pizzen her. Nebenbei holen wir unsere Hefte heraus und beginnen mit den Hausaufgaben, bei denen wir uns gegenseitig helfen.

Es wird doch noch ein lustiger Nachmittag und ich merke, dass man mit Ellie mehr Spaß haben kann als ich angenommen habe.

Wir gehen anschließend noch ein Stück zusammen, da wir in derselben Richtung wohnen und als wir an einer Straßengabelung ankommen, verabschieden wir uns.

„Bis morgen!“

„Ah, warte mal kurz!“, ruft Ellie mir nach. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr um. Sie lächelt und streicht ihre Haare hinters Ohr. Verlegen wippt sie mit ihren Füßen auf und ab.

„Es war ein toller Tag und ich finde es klasse, dass du jetzt mein Freund bist!“ Ellie beugt sich vor und gibt mir einen schüchternen Kuss auf die Lippen. Ich spüre ihn kaum. Es ist nur eine zarte Berührung und noch ehe ich es richtig realisiere, ist es auch schon wieder vorbei. Ellie wendet sich von mir ab und rennt davon.

Wie jetzt? Das war mein erster Kuss? Also irgendwie bin ich jetzt ein bisschen enttäuscht. Ich habe ihn mir viel eindrucksvoller vorgestellt.

Perplex schaue ich Ellie nach und presse die Lippen fest aufeinander. So ein erster Kuss sieht im Fernsehen aber eigentlich immer ganz anders aus...

Ich seufze und gehe heimwärts. Noch immer bin ich ein wenig durcheinander und laufe beinahe an meinem Haus vorbei. Ich bleibe stehen, laufe zurück zum Eingang und die Treppe hinauf. Ich gehe zur Haustür meines Appartements und krame in meiner Hosentasche nach den Schlüsseln, ehe ich aufschließe und die Wohnung betrete. Ich streife meine Schuhe von den Füßen und als ich durch den Flur gehe, kommt Mary mir entgegen.

„Wo warst du solange? Du hast das Mittagessen verpasst!“, meint sie und sieht mich abwartend an.

Ich kratze mich am Kopf. Noch immer habe ich mich nicht daran gewöhnt, dass wieder eine Frau im Haus ist.

„Ich war in der Pizzeria bei der Schule.“

„Komm nächstes Mal nach Hause. Ich möchte dein Essen nicht wegschmeißen. Soll ich es dir aufwärmen? Ich habe es vorerst weggestellt.“

Ich schüttele den Kopf, da ich noch papp satt von der Pizza bin.

Mary seufzt. „Ruf nächstes Mal bitte vorher an, wenn du auswärts essen willst, Grayson.“

Ich nicke ergeben und schlurfe durch den Flur in mein Zimmer. Noch immer stehen überall etliche Kartons herum. Auch in meinem Zimmer.

Trevor liegt auf meinem Bett und schläft, vielleicht auch nicht. Ich lasse meinen Rucksack zu Boden gleiten und schließe die Tür hinter mir.

Mitten im Zimmer bleibe ich stehen und starre auf Trevors Rücken und irgendwie macht es mich fuchsig, dass er mich nicht beachtet, nachdem was heute vorgefallen ist.

„Ellie hat mich geküsst!“, erzähle ich ihm mit erhobener Stimme und warte auf seine Reaktion, doch es kommt keine.

„Schläfst du? Trevor?“ Langsam gehe ich näher an ihn heran und beuge mich über ihn. Tatsächlich, er schläft.

Ich betrachte sein friedliches Gesicht und bemerke gar nicht, dass ich mich immer tiefer neige. Mein Blick haftet auf seinen Lippen und mit einigen Verrenkungen platziere ich meine Lippen auf seinem Mund, presse sie dagegen und schließe meine Augen.

Trevor grummelt und mir klopft das Herz bis zum Hals. Ich öffne die Augen und in dem Augenblick schlägt er seine ebenfalls auf. Mir ist ganz heiß und als Trevors Lippen meine Berührung erwidern, bin ich mehr als erleichtert.

Trevor dreht sich auf den Rücken und so lasse ich mich auf ihn sinken. Unsere Lippen lassen zu keiner Sekunde voneinander ab und sofort verschwinden Trevors Hände unter meinem Shirt. Ich schmiege mich an ihn und als ich meinen Mund öffne, streckt Trevor seine Zunge ein wenig hervor. Neugierig berühre ich sie mit meiner. Es fühlt sich komisch an, aber irgendwie macht es auch Spaß und entspannt gehe ich in Trevors Mund auf Erkundungstour. Unsere Zungen umgarnen einander, unsere Lippen berühren sich zärtlich und irgendwann gehen wir ganz in der Sache auf, bis wir herauskriegen ohne beim Küssen zu ersticken und verlieren jegliche Hemmungen.

Trevor spreizt die Beine und so lasse ich mich dazwischen gleiten. Ich spüre seine Finger in meinen Haaren und lasse mir mein Shirt ausziehen.

Ich lache leise und bedecke Trevors Gesicht mit lauter Küssen. Ja, das ist schon eher was ich mir vorgestellt habe und ich kann es mir auch verzeihen, dass mein zweiter Kuss mit Trevor ist, immerhin habe ich meinen ersten wirklich noch vor meinem Geburtstag bekommen.

Ich rolle mich von Trevor ab und sehe ihm zu, wie er mit der Hand über meinen Brustkorb fährt, lasse mich von ihm in eine Umarmung ziehen und erneut küssen. Ich schiebe sein Shirt hoch und streichele seinen Rücken. Trevors rechtes Bein legt sich über meine Beine und so ein bisschen verknotet liegt es sich auch nicht schlecht.

„Trevor! Grayson!“

Hastig fahren wir auseinander, als wir Marys Stimme hören. Sie steht in der Zimmertür und so abgelenkt wie wir gewesen sind, haben wir nicht einmal die knarzende Tür gehört.

Mary sieht uns genauso entsetzt an wie wir sie. Mir gefriert das Blut in den Adern und beschämt rücken Trevor und ich weit auseinander.

Hochzeit? Nein, danke! (E-Book) Fanfics, Boys Love (shonen-ai), Ebook, Projekte, schreiben

Autor:  Shunya

Ich werde in diesem Eintrag den aktuellen Forschritt festhalten. Vermutlich wird es das E-Book jetzt doch erst Anfang März geben, da ich im Januar leider nicht so weit gekommen bin, wie erhofft. XP *hust* Außerdem gibts noch einige Probleme mit dem Cover.^^" *drop*

Kapitel 11 in Arbeit...
In 31 Kapiteln abgeschlossen!

Leseprobe: Kapitel 1-5

Spoiler

Kapitel 1: Familienzuwachs


„Du blödes Arschloch!“, brülle ich wütend und kassiere dafür einen Fausthieb in den Magen. Wäre dieser dumme Schnösel Trevor nicht stärker als ich, hätte ich ihn längst zu Boden befördert! Außerdem kämpft dieser Feigling mit zwei Freunden gegen mich!

Mit dem Handrücken wische ich mir über meinen Mund und sehe das Blut darauf. Ganz toll, meine Lippe ist aufgesprungen!

Ärgerlich wische ich meine Hand am T-Shirt ab und renne auf Trevor zu, dem das breite triumphierende Grinsen sofort vergeht, als ich mit der Faust an täusche und mit meinem Bein weit aushole, um ihm zwischen die Beine zu treten. Dummerweise habe ich jedoch nicht mit seinen Komplizen gerechnet, denn der große Hohlkopf, der noch eben am Boden lag, packt sich unerwartet forsch mein Bein und zerrt kräftig daran, so dass ich mit einem Ruck nach hinten gezogen werde. Mit nur einem Bein kann ich mich kaum halten und noch ehe ich auch nur in die Reichweite von Trevor gelange, falle ich zu Boden und schürfe mir auf dem Asphalt das Kinn auf.

Tränen schießen mir in die Augen vor Schmerz, Frust und Wut. Wie kann er es wagen?!

Blitzschnell drehe ich mich auf den Rücken, hole mit meinem freien Fuß aus und trete dem ungehobelten Kerl direkt gegen sein Schienbein. Von dem Schmerz abgelenkt, lässt der Grobian mich los, so dass ich aufstehen kann. Gerade als ich mich Trevor widmen will, trifft mich ein Faustschlag direkt ins Gesicht. Mein Kopf fliegt mit Wucht zur Seite. Mit aufgerissenen Augen verharre ich für einen Augenblick, doch dann fange ich mich wieder und sehe zu dem Dickerchen, der einen unsicher Schritt zurück tritt.

Erst einen auf große Klappe machen und dann den Schwanz einziehen! Na, der kann was erleben!

Ich hebe meine geballte Faust, bereit ihm das Gesicht grün und blau zu schlagen, als mich eine Hand in den Haaren packt und mir den Kopf zurück reißt.

„Aua! Verdammt! Lass los!“, zetere ich und greife mit beiden Händen nach der Hand, als würde sie mich skalpieren wollen.

„Darauf kannst du noch lange warten!“, meint Trevor lachend und sieht mich überheblich mit vor der Brust verschränkten Armen an, während das Dickerchen, das eben noch vor mir fliehen wollte, mich am Arm festhält.

Trevor baut sich vor mir auf und grinst mich höhnisch an. Am liebsten würde ich ihm das olle Grinsen aus dem Gesicht schlagen!

Ich spucke ihm ins Gesicht und treffe seinen Mund. Angewidert wischt Trevor sich die Spucke mit dem Hemdsaum vom Mund und sieht auf sein neues Shirt, mit dem er ständig angibt. Verärgert zieht er sein Bein nach hinten und tritt mir schwungvoll in den Magen.

Ich schnappe nach Luft und meine Eingeweide ziehen sich vor Schmerz zusammen. Noch während ich nach Atem ringe, benutzt Trevor mich als Sandsack und boxt mir ins Gesicht.

Da ich mich dank seiner Freunde nicht rühren kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als es über mich ergehen zu lassen.

Bis mir einfällt, dass ich ja noch meine Beine benutzen kann. Also trete ich Trevor in einem ungeachteten Moment so fest ich kann zwischen die Beine. Stöhnend sackt dieser zu Boden und hält sich die Murmeln.

Nun bin ich es, der ihn triumphierend ansieht. Wer hätte mal gedacht, dass dieser eingebildete Schnösel vor mir auf dem Boden kriechen würde. Ich muss zugeben, der Anblick gefällt mir!

„Grayson Canet, Trevor Ledoyen, Miles McKinnon und Brad Taylor! Ab in mein Büro! Sofort!“

Wie auf Kommando blicken wir alle zu unserer Direktorin, welche die Hände in die Hüften gestemmt hat und uns durch ihre hässliche Brille hindurch streng ansieht.

Schnell entlassen mich die beiden Idioten Brad und Miles ihrem Griff, während Trevor sich langsam erhebt und mich mit hasserfülltem Blick ansieht.

Bin ich froh, dass die Direktorin gerade noch rechtzeitig gekommen ist. Wer weiß, was Trevor und seine beiden Bodyguards noch mit mir gemacht hätten?!

Schmollend trotten wir über den Schulhof, zum Büro der Direktorin, die hinter uns herläuft, damit ja niemand von uns das Weite suchen kann.

Wir betreten das Schulgebäude durch eine Glastür und laufen durch den langen Flur, bis wir vor einer Tür stehen bleiben. Die Tür wird aufgeschlossen und die energische Frau deutet zu einigen Stühlen, welche im Flur an der Wand entlang aufgereiht stehen.

„Setzt euch! Ich rufe einen nach dem anderen auf! Miles, du kannst gleich mit herein kommen!“, befiehlt sie und schließt die Tür hinter sich und dem Schüler.

Ich setze mich schön weit von Trevor und Brad weg, damit die beiden nicht schon wieder auf blöde Ideen kommen können.

Trevor wirft mir immer mal wieder bitterböse Blicke zu, wenn ich es doch mal wage zu ihm zu sehen. Genervt strecke ich ihm die Zunge heraus. Empört schnappt Trevor nach Luft, doch bevor er etwas erwidern kann, kommt Miles aus dem Rektorzimmer und sieht mich an. Mit dem Daumen deutet er auf das Büro. Also muss ich jetzt in die Höhle des Löwen...

Ergeben erhebe ich mich von meinem Platz und trotte ins Büro.

„Schließ' die Tür hinter dir, Grayson!“, fordert Mrs. Flüger, als ich gerade am Stuhl ankomme und mich setzen will. Ich laufe zurück, schließe die Tür und setze mich auf den Besucherstuhl vor dem klobigen Schreibtisch, der mit lauter Papierstapeln beladen ist.

„Du hast dich also mal wieder auf dem Schulhof geprügelt...“, setzt sie an und rückt ihre Brille mit dem Zeigefinger auf ihrer Nase zurecht.

Ich erwidere nichts und warte auf das was folgt.

„In letzter Zeit passiert das häufiger, wie ich gehört habe. Einige Lehrer meinen, du legst dich ständig mit Trevor Ledoyen an. Ist das richtig?“

Innerlich seufzend nicke ich.

„Nun, ich heiße es nicht gut, wenn sich jemand auf dem Schulgelände prügelt. Normalerweise würde ich diese Personen für einen gewissen Zeitraum von der Schule suspendieren, aber ich denke nicht, dass dies im Moment eine angebrachte Strafe wäre. Daher habe ich mir für euch vier etwas anderes überlegt.“

Angespannt sitze ich wie auf heißen Kohlen und lausche ihren Worten. Wie wird meine Strafe ausfallen?

„Wie ich sehe, wirst du in ein paar Monaten 15. Meinst du nicht, es wird langsam mal Zeit mit solchen Dummheiten aufzuhören und sich auf die Schule zu konzentrieren? Du willst doch nicht sitzen bleiben...“

Ich lasse den Kopf hängen. Was hat das denn jetzt bitte mit meiner Strafe zu tun?

„Ich habe für die Sommerferien eine Klasse eingerichtet. Ihr Vier werdet am Unterricht teilnehmen. Ein neuer Lehrer wird sich euch annehmen und Nachhilfestunden geben. Vielleicht lernt ihr ja dann mal den Ernst des Lebens kennen!“

Mit offenem Mund sehe ich die Direktorin an. Das ist nicht ihr Ernst?! Sollen wir wirklich in den SOMMERFERIEN zur Schule gehen?!

„Aber...“ - „Hol jetzt bitte Brad rein. Ich werde außerdem deinen Vater anrufen, der dich abholen soll. Für heute werde ich dich nicht mehr am Unterricht teilnehmen lassen!“, fällt mir Mrs. Flüger ins Wort.

Entsetzt erhebe ich mich und gehe zur Tür. Sechs Wochen Ferien werde ich jetzt zur Schule gehen müssen... Das ist pure Folter!


Der grüne Toyota meines Vaters hält dort, wo normalerweise die beiden einzigen Schulbusse die Schüler einsammeln oder entladen. Ich gehe langsam auf das Auto zu und öffne die Beifahrertür. Ich setze mich, schlage die Tür zu und linse zu meinem Vater, der jedoch stur geradeaus blickt.

Ich verziehe meinen Mund zu einer Grimasse, platziere meinen Rucksack auf dem Schoß und schnalle mich mit dem Gurt fest.

Mein Vater startet den Wagen und fährt vom Schulgelände. Die Fahrt über schweigen wir. Ich blicke aus dem Seitenfenster, finde die Stille zwischen uns aber unerträglich. Immer wieder suche ich den Blick meines Vaters, der sich nun auf die Straße konzentrieren muss. Er trägt seinen guten Anzug, also war er bestimmt mitten in einer Besprechung, als meine Direktorin ihn in der Firma angerufen hat, um mich abzuholen. Bestimmt ist er sauer auf mich.

„Bekomme ich jetzt Hausarrest?“, frage ich ihn kleinlaut.

„Wieso soll ich dich dafür auch noch belohnen?“, erwidert er grimmig und wirft mir einen kurzen Blick zu. Also weiß er auch von der Prügelei...

„Hast du Schmerzen?“ Seine Stimme klingt nun etwas sanfter.

„Ein bisschen...“, murmele ich.


Zu Hause angekommen, parkt mein Vater den Toyota auf dem Parkplatz vor dem Haus. Wir laufen über den kurzen Steinplattenweg durch den ungepflegten Vorgarten. Mein Vater schließt die Tür auf und schleift mich sofort ins Badezimmer.

Dort greift er nach meinem Kinn und besieht sich eingehend mein Gesicht. Das Blut ist inzwischen geronnen.

„Wo noch?“ fragt mein Vater.

Ich zeige lediglich auf meinen Bauch, der heute einiges einstecken musste.

Mein Vater seufzt genervt. „Wann hörst du endlich mal damit auf? Ich habe für so was keine Zeit! Habe ich dich so erzogen? Ich kann mich nicht daran erinnern! Willst du im Jugendknast landen?!“, meckert er und wird immer ungehaltener.

„Nein...“

„Eigentlich muss ich dir auch noch was sagen, aber das wollte ich nicht hier machen. Also wasch dir das Gesicht und zieh dir etwas Ordentliches an!“, meint mein Vater und hält einen Waschlappen unter den Wasserhahn, den er mir anschließend in die Hand drückt.


Ach du scheiße!

Erst habe ich alles für einen schlechten Scherz gehalten, aber das Schicksal kann manchmal ein richtiges Arschloch sein und es ist nicht mal Freitag der 13.!

Irritiert starre ich meinen Vater an. Mein Blick bleibt wie Sekundenkleber an ihm haften.

Natürlich. Ich hätte mir gleich denken können, dass etwas nicht stimmt. Das liegt doch auf der Hand, denn seit Ehefrau Numero Drei hat er mich nicht mehr in ein Restaurant geschleppt. Mein Vater hat sich also mal wieder in eine Frau verguckt.

So oft wie er inzwischen verheiratet gewesen ist, wage ich es nicht zu denken, dass er verliebt ist. Wenn er Frauen so oft wie seine Unterwäsche wechselt, kann das unmöglich Liebe sein.

Etwas gefasster lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und gebe einen sarkastischen Laut von mir. Es wird nicht lange dauern und auch Ehefrau Nummer Vier wird weg vom Fenster sein. Wie immer.

„Ich weiß, dass das alles ein wenig plötzlich kommt, aber ich bin mir sicher ihr werdet euch gut verstehen und sie hat sogar einen Sohn in deinem Alter. Dann hast du endlich einen Bruder!“, meint Paps zuversichtlich und lächelt mir aufmunternd zu.

Zähneknirschend sehe ich auf meinen vollbeladenen Spaghettiteller. Mein Appetit hat das Weite gesucht und ich würde mich ihm nur zu gerne anschließen.

„Ich brauche keinen nervigen Bruder, der wie eine Klette an mir hängt...“, brumme ich und trinke einen großen Schluck Sekt, den Paps mir spendiert hat. Die Freude ist allerdings begrenzt.

„Und wieso sagst du mir das hier in einem Restaurant? Für so was müssen wir nicht extra essen gehen...“, murre ich griesgrämig.

„Mary und ich haben uns gedacht, dass es ein guter Platz wäre, um unsere beiden Familien zusammen zu führen.“

Mit großen Augen starre ich meinen Vater an. „Wie jetzt? Ich lerne sie schon heute kennen?“ Normalerweise werde ich immer vor vollendete Tatsachen gestellt. Großartig vorgestellt wurde mir bisher noch niemand. Meint er es diesmal etwa ernst?

Ich bin noch gar nicht seelisch auf so etwas eingestellt!

„Die beiden müssten jeden Augenblick kommen. Wir haben ausgemacht, dass sie etwas später zu uns stoßen, damit ich dich darauf vorbereiten kann.“

Vorbereiten auf was? Meine neue Familie? Na, schönen Dank auch...

Ich stochere in meinen Spaghetti herum und würde am liebsten einfach nach Hause fahren. Zur Not auch mit dem Bus. Es wäre zu schön, wenn all das hier nur ein Traum wäre, allerdings entwickelt sich das hier langsam alles eher zu einem Alptraum.

Hätte mein Vater mich nicht einfach mit einem Hund überraschen können? Was habe ich bitte von einer nervigen Stiefmutter und deren Gör?

Wir schweigen und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Mir ist im Moment auch nicht mehr nach reden zumute.

Ich will keine neue Familie haben! Schon die letzten Ehefrauen meines Vaters waren grauenvoll gewesen. Einzig meine Mutter habe ich geliebt und würde alles dafür geben, sie wieder an unserer Seite zu haben.

„Guten Abend, Richard! Da sind wir endlich!“, vernehme ich eine weibliche Stimme hinter mir.

Stur blicke ich weiterhin auf meinen Teller und beachte die Neuankömmlinge gar nicht.

„Habt ihr gut hergefunden? Wow, du siehst ja richtig hübsch aus, Mary!“, meint mein Vater überschwänglich, steht von seinem Stuhl auf und geht auf sie zu.

„Komm schon, sei höflich und begrüße die beiden!“, fordert Paps und zerrt mich von meinem Stuhl. Mürrisch lasse ich den Stuhl los, nachdem ich mich störrisch daran festgehalten habe.

Ich hebe meinen Blick und es verschlägt mir glattweg den Atem. Im ersten Moment dachte ich, meine Mutter würde vor mir stehen. Die Ähnlichkeit ist aber auch frappierend. Ich schlucke und bei näherer Betrachtung, sieht die hübsche Frau vor mir, meiner Mutter nun doch nicht so ähnlich. Ihre Haare sind dunkelblond und schulterlang. Sie trägt dezentes Make Up und ein geblümtes Sommerkleid.

„Und das ist mein Junge!“, erwähnt Mary und stellt diesen in den Mittelpunkt. Mir fällt die Kinnlade herunter.

„Trevor!“, entfährt es mir.

Der sieht genauso wenig begeistert aus wie ich. Wir mustern einander. Trevor sieht man die Blessuren vom Vormittag noch genauso an wie mir.

Ich linse zu meinem Vater, der seufzend die Hand an den Kopf schlägt. Anscheinend hat er gerade eins und eins zusammengezählt.

„Trevor, das ist Grayson.“

„Ich weiß...“, murrt dieser und wendet den Blick ab. Tja, mir ist auch nicht danach seine Visage anzusehen.

„Dann lasst uns mal essen! Grayson und ich sind noch nicht großartig dazu gekommen.“

Wir setzen uns an den Tisch und am liebsten würde ich jetzt das Weite suchen. Was zum Teufel hat denn Trevor hier zu suchen? Das kann doch unmöglich sein! Wieso soll ausgerechnet Trevor mein Bruder werden?!

Nie und nimmer! Ohne mich!

Lieber lasse ich mich auf einer einsamen, verlassenen Insel aussetzen, als den Rest meines Lebens mit Trevor unter einem Dach verbringen zu müssen!

Erneut bestellen wir uns essen, aber weder mir noch Trevor ist jetzt nach einer Mahlzeit zumute. Ich habe mir lediglich eine Tomatensuppe bestellt, in der ich nun lustlos herumrühre.

Immer wieder werfen Trevor und ich uns giftige Blicke zu.

Trevor wirft sein Besteck scheppernd auf den Tisch. „Ich will nicht mit der Kanalratte zusammen leben!“, meckert er und rümpft die Nase. Er spricht mir aus der Seele, aber muss er mich als Kanalratte bezeichnen?! Unerhört!

„Trevor! Wie redest du denn?!“, meint Mary empört und sieht ihren Sohn mahnend an, doch der ignoriert sie und steht ruckartig auf, so dass sein Stuhl gefährlich kippelt. Hastig hält Paps den Stuhl fest, ehe dieser auf den Boden kracht.

„Er ist schuld an... an...!“ Mit geröteten Wangen sieht er zu mir. Trevor schnappt nach Luft.

Was ist denn nun kaputt?

Aber dann macht es klick und mir wird klar worauf er anspielt. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück, verschränke gelassen die Arme und sehe ihn mitleidig an. „Ach ja, wie geht es denn deinen Eiern? Oder hat man die schon entfernt, weil du nicht Manns genug bist?“

„Grayson!“, schimpft mein Vater.

„Halt die Klappe!“, schreit Trevor und wird noch einen Tick dunkler im Gesicht. Diesmal aus Wut. Er läuft um den Tisch herum und nun ist es an mir abrupt aufzustehen und zu flüchten.

„Jungs, benehmt euch gefälligst! Wir sind hier in einem Restaurant!“, ruft Paps uns zu und steht nun ebenfalls auf.

Das interessiert mich im Moment allerdings herzlich wenig, denn mein Leben steht auf dem Spiel. Ich renne um ein paar Tische herum, reiße Geschirr herunter, Frauen schreien, Männer ebenfalls und mir dicht auf den Fersen ist Trevor.

„Bleib stehen!“, brüllt dieser und packt mich am Hemdkragen. Unwillkürlich werde ich nach hinten gerissen. Doch so leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Ich keuche, als mir die Luft abgeschnürt wird. Hastig greife ich mit meiner Hand nach etwas und drücke es Trevor ins Gesicht. Der brüllt auf und lässt mich los. Zeit genug, um zu verschwinden und mich in Sicherheit zu bringen.

Ich riskiere trotzdem einen kurzen Blick und muss lachen. Scheinbar habe ich Trevor eine zusammengefaltete Serviette in die Nase gestopft. Wütend sieht er zu mir und sofort weiche ich einige Schritte zurück.

„Grayson! Trevor! Kommt sofort her!“, brüllt mein Vater fassungslos.

Ich rühre mich nicht vom Fleck, Trevor ebenso.

Um uns herum sind alle in Aufruhr, beschweren sich bei den Kellnern, dass sie uns raus werfen sollen und kurz darauf erscheint der Chef auf der Bildfläche.

Als ich zu unserem Tisch gucke, sehe ich wie Mary den Kopf in den Händen hält. Ihre Schultern beben. Weint sie etwa?

Sie tut mir leid, aber nicht lange, weil Trevor meine Unachtsamkeit ausnutzt und auf mich zurennt. Geschickt schlängelt er sich durch die Tischreihen und kommt mir immer näher. Wir rennen durch das halbe Restaurant, während die Kellner versuchen uns festzuhalten.

Einer schafft es beinahe, doch ich reiße mich los und renne weiter, werde plötzlich unsanft gepackt und erhalte eine schallende Ohrfeige.

Ich halte inne und sehe in das wutentbrannte Gesicht meines Vaters. Meine Wange brennt.

Noch nie hat mein Vater mich geschlagen!

„Raus hier! Hol deine Jacke und warte draußen! Los!“, schnauzt er mich barsch an. Ich zucke zusammen. „Und du auch, Trevor!“ Paps lässt mich los und widmet sich der völlig aufgelösten Mary.

Plötzlich wird mir klar, wo ich mich hier befinde und dass alle Blicke auf mich gerichtet sind. Mir wird ganz heiß im Gesicht, die Scham durchflutet mich. Keiner hier im Raum ist mir wohlgesonnen. Ich fühle mich völlig fehl am Platz und von meinem Vater im Stich gelassen. Trotz steigt in mir auf.

„Ich will keine neue Mutter mehr! Ich habe es so satt! Ich will das alles nicht! Immer neue Frauen und neue Orte an denen wir leben! Ich will meine Mutter zurückhaben! Ich hasse dich!“, brülle ich und spüre wie mir heiße Tränen über die Wangen perlen. Wie ein Kleinkind stehe ich hier mit meinen 14 Jahren und heule vor aller Leute Augen.

Auf dem Absatz mache ich kehrt, senke meinen Blick und hole eilig meine Jacke.

Draußen angekommen ziehe ich sie mir über und hocke mich neben die Eingangstür. Ich schniefe, greife mit meinen Fingern in den Ärmel und wische mir damit über die vertränten Wangen. Ich schlinge meine Arme um meine angezogenen Beine und senke den Kopf auf die Knie.

Ich höre das Knirschen der Türangeln, sehe jedoch nicht auf, als jemand heraus tritt. Die Person bleibt schweigend neben mir stehen.

„Was willst du, Trevor?“, brumme ich und räuspere mich hastig, weil meine Stimme auf einmal so schwach klingt.

„Ich kann dich nicht leiden, aber wenigstens sind wir mal einer Meinung. Ich will mit dir und deiner Familie nichts zu tun haben!“

„Ich genauso wenig...“, murmele ich.

Die Tür öffnet sich erneut. Ich sehe auf. Paps und Mary kommen heraus. Mary hat sich inzwischen wieder gefangen, aber ihr Make Up ist verwischt und sie sieht reichlich mitgenommen aus.

„Wir fahren nach Hause!“, meint Paps und sieht mich auffordernd an. Ich nicke und erhebe mich.

„Tut mir leid, Mary. Ich habe mir das ganz anders vorgestellt.“ Mein Vater streicht ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht und sieht sie entschuldigend an. Mary versucht sich an einem Lächeln, doch es will ihr nicht gelingen.

Paps kommt zu mir, packt mich grob am Arm und zieht mich hinter sich her. Ich werfe noch kurz einen Blick zurück. Trevor legt einen Arm um seine Mutter und lächelt mich höhnisch an. Angepisst zeige ich ihm den Mittelfinger.

Am Auto angekommen, steigen wir ein und schweigen eine Weile.

„Wir werden heiraten, ob es dir passt oder nicht, Grayson.“

„Aber...!“

„Kein aber! Ich will keine Wiederworte mehr hören! Halt die Klappe, Grayson! Du hast mich heute gedemütigt, vor meiner Freundin und vor all den Leuten! Sei ruhig! Sei einfach nur ruhig!“, brüllt Paps mich an.

In seinen Augen liegt Enttäuschung. Bitter wendet er den Blick ab, startet den Motor und fährt mit dem Wagen vom Parkplatz.


Kapitel 2: Streit


Seit dem Restaurantbesuch habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Vater. Klar, ich will immer noch keine neue Familie haben, aber ich wollte ihn auch nicht enttäuschen. Mein Vater ist immerhin noch der einzige, den ich aus meiner Familie habe. Ich will es mir mit ihm nicht verscherzen.

Trotzdem hätte er sich ruhig in eine andere Frau vergucken können. Muss es denn ausgerechnet Trevors Mutter sein? Ich meine mit Trevor als Bruder habe ich doch keine ruhige Minute mehr!

Um meinen Vater milde zu stimmen, beschließe ich also erst mal ihn mit einem Frühstück zu überraschen. Es fällt mir nicht schwer aufzustehen, denn in letzter Zeit habe ich sowieso einen ziemlich unruhigen Schlaf.

In der Küche hole ich ein Schneidebrett heraus und mit einem Mal fällt mir auf, dass ich keinen blassen Schimmer habe, was Paps morgens isst. Was wohl auch daran liegt, dass wir zu unterschiedlichen Zeiten das Haus verlassen und mein Vater in der Firma isst. Mir legt er immer belegte Brote bereit, aber das war es dann auch. Wir essen so gut wie nie zusammen, weil er auch bis spät abends arbeiten muss.

Was weiß ich eigentlich über meinen Vater?

Ich mache kurzerhand einen gemischten Teller, von allem ein bisschen und gieße Kaffee auf, während ich mir einen Orangensaft in ein Glas gieße.

Mühsam versuche ich anschließend das Tablett, auf dem all die Sachen stehen, ins Schlafzimmer zu tragen und zucke zusammen, als ich Paps im Bett sitzen sehe. Er blickt zu mir und mit einem Mal komme ich mir komisch vor, dass ich so ein Theater fabriziere. Er weiß doch längst, dass ich etwas ausgefressen habe.

Paps lächelt freundlich. Verlegen trage ich das Tablett zu ihm. „Habe ich gemacht...“, murmele ich kleinlaut. Er nimmt mir das Tablett ab. Wie blöd bin ich eigentlich?! Wer soll es denn sonst gemacht haben?

„Also dann...“ Gerade als ich mich umdrehen will, hält Paps mich am Shirt zurück. „Willst du nichts essen?“

Also setze ich mich gehorsam zu ihm aufs Bett und schweigend vertilgen wir Brote und Getränke.

„Sorry, ich habe mich total daneben benommen.“ Ich luge zu meinem Vater, der meinen Blick erwidert und mit den Schultern zuckt.

„Rückgängig können wir es nicht mehr machen, außerdem haben wir dort Hausverbot bekommen.“

„Echt?“, frage ich überrascht.

Mein Vater lacht. „Glaubst du, nachdem was ihr Jungs angerichtet habt, können wir uns da noch mal blicken lassen?“

Mit einer Grimasse im Gesicht schüttele ich den Kopf.

„Grayson... Ich will dir deine Mutter nicht ersetzen, aber ich möchte, dass du jemanden hast, mit dem du tagsüber zusammen sein kannst. Ich bin doch nie da und eine Frau im Haus würde uns beiden sicher gut tun. Mit den letzten beiden hat es nicht wirklich geklappt, das gebe ich zu, aber ich mag Mary. Sie ist mir wichtig und ich möchte, dass du sie auch magst. Diesmal wird es klappen, dass weiß ich!“, erklärt Paps und streicht mir mit der Hand durch die Haare.

Ich knabbere an meinem Brot und wiege bedächtig den Kopf hin und her, dann seufze ich. „Aber ich komme mit Trevor nicht klar! Wir streiten und prügeln uns andauernd. Ich kann ihn nicht leiden!“, jammere ich.

„Vielleicht versteht ihr euch ja besser, wenn ihr erst mal Brüder seid und unter einem Dach lebt?“, schlägt mein Vater vor.

Na, das glaube ich eher weniger.

„Jedenfalls haben wir vor in ein paar Wochen zusammen zu ziehen. Gewöhne dich schon mal an den Gedanken.“

„Was? Kommen sie dann hierher?“, frage ich entsetzt.

Paps nickt. „Vorerst, bis wir eine neue Wohnung finden.“

„Aber wo sollen sie denn schlafen? Ich meine, wir beide haben ja schon kaum genug Platz!“, werfe ich ein.

„Vorübergehend musst du dir wohl ein Zimmer mit Trevor teilen. Mary und ich nehmen das Schlafzimmer.“

„Ka-kann ich nicht bei dir schlafen?“, frage ich ihn hastig, doch mein Vater schüttelt stur den Kopf. „Ihr zwei werdet euch schon arrangieren.“

Ich lasse den Kopf hängen und mein Brot sinken. In nur wenigen Wochen muss ich mir nicht nur mein Zimmer mit Trevor teilen, sondern auch noch mit ihm zum Nachhilfeunterricht in den Sommerferien gehen. Kann mein Leben denn noch beschissener werden?


„Darf ich vorstellen, das ist euer neuer Nachhilfelehrer Mr. Clark.“

Zu Viert stehen wir im Büro der Direktorin dem hochgewachsenem jungen Mann gegenüber, dessen blonde Haare mit der Sonne um die Wette strahlen. Seine Kleidung ist schlicht, aber trotzdem nicht so langweilig wie die von anderen Lehrern.

Mir fällt auf, dass er kalte graue Augen hat, die einen irgendwie gefangen nehmen.

Wir stellen uns nacheinander vor, während Mr. Clark jedem die Hand reicht. Bei Trevor etwas zu lange wie ich finde. Mr. Clark reicht mir die Hand und lächelt freundlich. Na ja, vielleicht werden die Sommerferien nicht ganz so schlimm mit so einem Lehrer? Ich meine, er ist jung und bestimmt können wir ihn überreden etwas anderes als doofen Unterricht zu machen.

„Freut mich, Jungs!“, meint Mr. Clark und steckt die Hände in die Hosentaschen.

„In zwei Wochen geht es los und ich hoffe, bis dahin muss ich keinen von euch vorher noch mal hier im Büro antreffen, also reißt euch zusammen!“, ermahnt die Direktorin uns.

Aufatmend verlasse ich anschließend das Büro und halte einen gewissen Sicherheitsabstand zu Trevor und seinen Freunden.

„Grayson?“

Ich bleibe stehen und drehe mich um. Mr. Clark kommt direkt auf mich zu. „Kannst du mir zeigen, wo der Kartenraum ist? Ich kenne mich hier noch nicht so gut aus.“

Ich nicke und da ich sowieso gerade meine letzte Stunde hinter mir habe, habe ich es eh nicht eilig. Wir schlendern vom Büro aus zur Treppe, laufen die Stufen hoch und landen ein Stockwerk höher, dort biegen wir links ab und machen vor der nächsten Glastür eine Abzweigung nach rechts. Nach einigen verschlossenen Türen bleibe ich stehen. „Hier ist der Kartenraum.“

Mr. Clark nickt und holt einen Schlüssel aus der Hosentasche. Er öffnet die Tür und wirft einen Blick hinein. „Nicht sehr groß, aber übersichtlich...“, stellt er fest und verschließt die Tür wieder. „Danke, wir sehen uns dann.“

Ich nicke und gehe wieder meines Weges.

Allerdings habe ich nicht mit Trevor gerechnet. Der wartet nämlich bereits außerhalb des Gebäudes, um mich abzufangen. Von seinen Bodyguards keine Spur.

„Na, wen haben wir denn hier? Schleimst du dich schon bei dem neuen Lehrer ein? Oh nein! Du bist doch wohl nicht etwa schwul? Oder doch? Haha~ willst du ihn verführen und dich ficken lassen?“, meint er fies grinsend.

Ich verziehe meinen Mund. Auf eine Prügelei habe ich jetzt echt keinen Bock, aber wenn Trevor es darauf anlegt, überlege ich es mir vielleicht noch mal.

„Ich bin nicht schwul!“, kontere ich aufbrausend und gehe rasch auf Trevor zu.

„Natürlich nicht! Du hast bestimmt eh noch niemanden geküsst und bist immer noch Jungfrau!“

Ich spüre, dass ich rot anlaufe wie eine Tomate. „Du doch auch!“

„Ah, du gibst es auch noch zu! Die Jungfrau gibt es auch noch zu!“, johlt Trevor lachend und zeigt mit dem Finger auf mich. „Grayson, die Jungfrau!“

So langsam wird mir das alles zu viel, also packe ich Trevor am Kragen seines knallroten Shirts und zerre ihn grob zu mir. „Halt die Schnauze! Sonst ficke ich dich!“

Trevor wird mit einem Mal stumm und ziemlich blass um die Nase. Geschieht ihm ganz recht! Er soll nicht solche Sachen über mich sagen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

„Bah! Fass mich bloß nicht an, du Homo!“, schreit Trevor und schlägt mir beide Hände gegen die Brust, so dass ich zurück taumele.

Hastig geht er auf Abstand und richtet seine Kleidung. „Geh und vögel doch mit deinem neuen Lieblingslehrer, der kann es dir ja mal so richtig besorgen!“, zetert Trevor und läuft noch ein paar Schritte zurück.

„Ich reiß dir den Arsch auf, wenn du das herum erzählst!“, schreie ich Trevor hinterher, der nun doch den Rückzug antritt. „Ha! Ohne deine Freunde bist du nur ein Feigling!“, brülle ich.

Trotzdem ist es ziemlich verletzend gewesen, was Trevor mir an die Ohren geworfen hat. Ist es so schlimm, dass ich mit 14 Jahren noch niemanden geküsst habe? Und dass ich immer noch Jungfrau bin? Ich wette, dass Trevor auch noch niemanden geküsst hat, geschweige denn von letzterem. Der hat nur eine große Klappe, mehr nicht!

„Vor meinem 15. werde ich meinen ersten Kuss kriegen und das nur um dir eines reinzuwürgen!“, grummele ich und balle meine Hände zu Fäusten.

So viel zu meinem Plan, doch wer darf die Glückliche sein, die mich küssen wird? So etwas muss wohl überlegt sein!

Da ist zum Beispiel Tamara, die sehr hübsch ist mit ihren langen schwarzen, welligen Haaren, aber soweit ich weiß, hat sie schon einen Freund in der Parallelklasse. Damit fällt sie also schon mal weg. Vielleicht Anna? Irgendwie ist sie mir dann aber doch zu jungenhaft.

Hm, wen würde ich küssen wollen? Eine ziemlich schwere Frage. Mit Mädchen habe ich mich bisher noch nicht so richtig beschäftigt. Sie sind mir immer noch zu blöd und richtig dummes Zeug kann man eh nur mit Jungs anstellen, weil die Mädels sich ja nicht mal dreckig machen wollen und ständig herummeckern.

Ich beschließe für mich, dass es noch Zeit hat, immerhin sind es ja noch ein paar Monate. Okay, um genau zu sein drei Monate, aber bis dahin lerne ich sicher noch jemanden kennen.


„Du willst wissen, wie sich ein Kuss anfühlt?“

Ich nicke und sehe meinen Vater erwartungsvoll an. Heute ist Samstag und wir beide lungern auf dem Sofa vor dem Fernseher herum und schieben Pizza in uns hinein.

„Wieso interessiert dich das auf einmal? Hast du dich in ein Mädchen aus deiner Klasse verliebt?“, fragt er und sieht mich schelmisch grinsend an.

Mit hochrotem Kopf sehe ich ihn an. Das ist so peinlich! Welcher Depp redet denn mit seinem Vater über solche Sachen? Natürlich ich, aber mit wem soll ich auch sonst darüber sprechen?

„Ich weiß gar nicht wie ich dir das erklären soll. Am besten du erlebst es irgendwann einfach selbst. Es fühlt sich jedenfalls gut an.“

Schmollend sehe ich zu Paps auf. So habe ich mir das jetzt aber nicht vorgestellt. Ich dachte, er würde mir alles ausführlich erklären oder so, aber nein, er redet sich lieber heraus.

„Hattest du mit Mama deinen ersten Kuss?“, frage ich ihn neugierig. Mein Vater lächelt und schüttelt den Kopf. „Nein, deine Mutter habe ich erst später kennen gelernt.“

„Kannst du mir von Mama erzählen?“

„Was willst du denn wissen?“

„Ich weiß nicht, irgendwas. Wie habt ihr euch kennen gelernt?“

Paps legt mir einen Arm um die Schulter und so kuschele ich mich an ihn. Sein Shirt ist ganz warm von der sommerlichen Hitze.

„Deine Mutter hat damals in einem Kaufhaus gearbeitet. Ich musste zu einer Hochzeit, weil ich Trauzeuge sein sollte und konnte mich für keine Krawatte entscheiden. Ich hatte schon immer Probleme mich für etwas zu entscheiden, also hat sich deine Mutter meiner erbarmt und mir dabei geholfen. Ich mochte sie sehr, aber zu dem Zeitpunkt, war ich noch mit einer anderen Frau zusammen. Ich überlegte mir ständig Ausreden, um bei deiner Mutter im Laden einzukaufen und wir kamen ins Gespräch. Wir verstanden uns so gut, dass ich mit meiner Freundin Schluss gemacht habe. Deine Mutter war sehr schön und hatte etwas bezauberndes an sich. Ich war verliebt wie ein junger Teenager und als sie mit dir schwanger wurde, haben wir beschlossen zu heiraten...“, erzählt er und zupft ein wenig an meinen Haaren herum.

Ich sehe zu meinem Vater auf und ringe ein wenig mit mir herum. „Du hast mir nie erzählt, warum sie uns verlassen hat.“

Er weicht meinem Blick aus und schaut zum Fernseher, wo momentan Werbespots laufen. „Es lag nicht an uns, dass sie gegangen ist. Du und ich, wir sind nicht schuld daran, okay? Sie... sie brauchte ihre Freiheit, verstehst du? Sie wollte reisen und die Welt sehen.“

„Und wir haben sie daran gehindert. Wir waren ihr im Weg...“, murmele ich beleidigt.

„Nicht doch, Grayson. Sie hat uns geliebt, uns beide, aber... Hah~ Ja, wir waren ihr wohl im Weg...“ Vater seufzt und lehnt seinen Kopf zurück an die Rückenlehne des Sofas. Ich greife nach seiner Schulter und hieve mich ein wenig hoch, um ihm ins Gesicht schauen zu können.

„Du musst nicht noch mal heiraten, weißt du? Mir macht es wirklich nichts aus, dass ich tagsüber alleine bin und am Wochenende bist du doch den ganzen Tag zuhause. Ich bin sowieso lieber mit dir alleine, Papa. Außerdem ist das komisch, wenn hier fremde Leute wohnen. Ich will nicht, dass die meine Sachen anfassen und wenn es um den Haushalt geht, den schmeiße ich schon locker alleine! Das habe ich vorher schon gemacht und...“ Paps Hand hält mir den Mund zu. „Du und deine Ausreden. Du bist auch nicht besser als ich damals!“, meint er lachend. „Mary ist wirklich eine ganz liebe Frau. Du wirst sie mögen und ehe du es dich versiehst sind sie keine Fremden mehr, dann sind wir eine Familie. Und wer weiß? Vielleicht entdecken du und Trevor sogar ein paar Gemeinsamkeiten?“

Schmollend sehe ich ihn an, ehe ich Paps Hand wegschiebe. „Dann will ich aber bei dir im Zimmer schlafen! Mary kann sich ja ein Zimmer mit Trevor teilen, wie in einer WG oder so was.“

Mein Vater lacht. „Grayson, meinst du nicht, dass Mary und ich vielleicht auch mal gerne abends zusammen sein wollen und Dinge tun möchten, die Erwachsene eben so machen?“, erwidert er amüsiert.

„Du meinst Sex...“

Paps nickt. Ich schüttele heftig den Kopf. Was für eine ekelhafte Vorstellung! Ich will doch gar nicht wissen, was mein Vater und Mary im Schlafzimmer so treiben!

Dieser greift mit Daumen und Zeigefinger nach meiner Nase und zieht daran, so dass ich fluchtartig das Weite suche. Lachend packt Paps mich, greift mit seinem Arm um meinen Bauch und zieht mich zurück, nur um mich zu kitzeln.

„Hö-Hör auf...hahahaha~ das ist viel zu warm! Nicht! Haha~ Lass das! Hey, Rache ist süß!“, erwidere ich unter Lachanfällen und winde mich in seinem unbarmherzigen Klammergriff.


„Bleib nicht einfach stehen!“, meckere ich wütend und werfe einen Blick zu Trevor, der einfach angehalten hat, so dass ich natürlich in ihn rein laufen musste. Der rümpft die Nase und zieht an seinem dreckigen Shirt. „Wie ekelhaft! Das ist alles nur deine Schuld!“

„Meine Schuld? Wer hat mich denn geschubst?! Nur wegen dir sind wir in den Bach gefallen!“, fahre ich Trevor an.

Nach dem Desaster beim Wandern, hat Mary Trevor und mich abgeholt. Wie immer geht das nicht ohne Streitereien vonstatten.

Ich bleibe vor der Haustür der Ledoyens stehen und warte darauf, dass Mary diese aufschließt. Trevor spitzt die Lippen und sieht mich pikiert an. „Besser du bleibst draußen, Kanalratte! Sonst machst du hier noch alles dreckig!“, meint er verächtlich.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Na, das sagt der Richtige. Du riechst wie ein nasser Iltis und siehst aus wie ein Schwein nach dem Suhlen im Dreck!“

Trevor sieht mich böse an, doch ehe er etwas erwidern kann, mischt sich Mary ein. „Seid ruhig! Alle beide! Wenn ihr euch nicht benehmt, lasse ich euch draußen stehen und spritze euch mit dem Gartenschlauch ab!“

Ich muss grinsen, bei dem heißen Wetter würde mir das nichts ausmachen. Trevor schürzt die Lippen und mustert mich herablassend.

Mary schiebt uns beide in die Wohnung. „Dann wascht euch mal, ich mache euch solange Eistee.“

„Ich zuerst!“

„Hey, du bist nur Gast hier! Ich wasche mich natürlich zuerst!“, wirft Trevor ein und zieht mich an der Schulter zurück, als ich mich gerade auf die Suche nach dem Badezimmer machen will.

„Jungs! Wascht euch doch beide. Der Raum ist groß genug!“, meint Mary und schiebt uns zum Badezimmer.

„Was?“, entfährt es mir fassungslos.

„Hä? Wir sollen zusammen im Badezimmer...?“ Trevor kann den Satz nicht mal beenden. Mary lächelt. „Was ist schon dabei? Ihr seid beide Jungs und nun habt euch mal nicht so!“

Mary schließt die Tür hinter uns und ziemlich sprachlos sehen Trevor und ich uns an. Keinem von uns ist zumute sich vor dem anderen zu entblößen.

„Grayson! Ich lege dir ein paar Kleidungsstücke von Trevor vor die Tür! Für dich auch, Trevor!“, vernehmen wir Marys Stimme hinter der Tür.

Was?! Ich soll auch noch Klamotten von dem Esel da vor mir anziehen?! Soweit kommt es noch! Da behalte ich lieber meine dreckigen Sachen an!

„Und legt die schmutzige Wäsche in die Waschmaschine, damit ich sie später sauber machen kann!“, ruft Mary uns noch zu.

Trevor und ich stehen noch immer wie zwei Vogelscheuchen im Badezimmer herum und bewegen uns keinen Millimeter vom Fleck.

„Wehe du guckst!“, zische ich Trevor zu. „Dreh dich um!“

„Als ob ich dich nackt sehen will, Homo!“

„Ich bin nicht schwul!“, meckere ich ungehalten und drehe mich um. Langsam ziehe ich mich aus und immer wieder werfen wir beide einen Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, dass der jeweils andere nicht schmult. Giftige Blicke inklusive.

Trevor ist schneller fertig als ich und als ich mich umdrehe, um mich unter die Dusche zu stellen, weil mir baden zu langweilig ist, erwischt mich ein harter Wasserstrahl mitten ins Gesicht. Abwehrend halte ich mir die Hände vor das Gesicht. „Was soll der Scheiß! Hör auf damit! Lass das, Trevor!“, brülle ich wütend und versuche näher zu kommen, um ihm den blöden Duschhahn zu entreißen.

Trevor lacht. „Na, so wäscht man doch eine Kanalratte wie dich!“

Wütend stürze ich mich auf ihn, allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass der Boden zu meinen Füßen inzwischen regelrecht durchnässt ist und so rutsche ich auf den Fliesen aus, suche verzweifelt nach Halt und packe Trevor am Arm, der mich ungläubig ansieht und von meinem Gewicht zu Boden gerissen wird.

„Aua...“, jammere ich und öffne langsam die Augen. Etwas Schweres liegt auf mir und mein Kopf tut weh, ebenso mein Rücken. Ach, eigentlich tut mir im Moment alles weh!

Als ich merke, wer da auf mir liegt, halte ich den Atem an. Auch Trevor rührt sich keinen Zentimeter. Wie festgewachsen liegen wir auf den nassen Fliesen, spüren den nackten Körper des anderen und zu meinem großen Ärger spüre ich auch noch etwas ganz anderes an Klein-Grayson!

Vor Scham werde ich mal wieder knallrot im Gesicht. Nur langsam hebt Trevor sein Gesicht und auch er leuchtet wie eine rote Ampel.

Zum ersten Mal fällt mir auf, wie blau Trevors Augen sind. Als wäre ich am Meer in der Karibik.

Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und als er sich mit den Händen am Boden abstemmt, um sich aufzurichten, schnappen wir beide hastig nach Luft.

„Nicht bewegen!“

Trevor hält inne und mit großen Augen sehen wir einander an. Ich atme tief durch, aber mein Gesicht fühlt sich ganz heiß an. Ich spüre Trevors Penis an meinem. Was machen wir jetzt nur?!

„Sag bloß, dass macht dich an! Bist du doch schwul?“, brummt Trevor, aber auch ihm ist das ganze hier sichtlich peinlich.

Fieberhaft überlege ich was ich jetzt machen soll. Wenn wir uns bewegen, dann berühren sich unsere... und dann... ach, du scheiße! Was mache ich nur?

„Ich... ich rolle mich auf die Seite...“, meint Trevor stammelnd.

„Ja, okay...“, murmele ich. Oh Mann, wir liegen hier als würden wir Sex haben!

Als sich unsere Blicke treffen, habe ich für einen kurzen Moment das Gefühl, als wäre da irgendetwas. Ich weiß nur nicht was.

Schon im nächsten Moment dreht Trevor sich zur Seite und rollt sich von mir ab. Er landet neben mir auf den Badezimmerfliesen und schweigend bleiben wir liegen.

Mit einem Ruck setzt Trevor sich auf und erhebt sich. Er sieht auf mich herunter und seine Augen funkeln drohend. „Das hier ist nie passiert, kapiert?“

„Als ob ich das jemandem verraten würde!“, murre ich und stehe ebenfalls auf.

Trevor packt mich an der Schulter und schubst mich zurück, so dass ich mich beinahe wieder flachlege.

„Wenn du das erzählst...“ Trevor sieht mich wütend an. Wie immer weiß er nicht was er sagen soll, wenn er aufgeregt ist.

„Was dann?“, murre ich und verschränke die Arme vor der Brust.

„Dann sage ich allen wie klein er ist!“, meint Trevor überheblich und deutet mit dem Finger zwischen meine Beine.

„Pah! Deiner ist total winzig im Vergleich zu meinem!“

„Das glaubst auch nur du!“

„Das sieht man doch!“

„Ich bin noch in der Wachstumsphase!“

„Bei dir wächst noch was? Ich dachte, du bleibst für immer und ewig so ein Zwerg!“, meine ich lachend und grinse Trevor fies an.

„Immerhin reagiert meiner nicht, wenn mich ein Kerl berührt!“

Schlagartig laufe ich rot an. Dieser miese Kleine...!

„Jungs! Seid ihr fertig?“, ruft Mary und klopft an die Tür.

„Gleich!“ brüllen Trevor und ich ihr zu ohne die Augen vom anderen abzuwenden.


Kapitel 3: Geheimniskrämerei


Trevor und ich sitzen weitab voneinander auf dem Sofa. Wir ignorieren uns und trinken kalten Eistee. Ich wackele leicht mit dem Glas in meiner Hand, so dass die Eiswürfel leise klirren.

Mit meinen Gedanken hänge ich allerdings ganz woanders. Trevor hatte nämlich Recht. Mein kleiner Freund da unten hat tatsächlich auf die Berührung reagiert, als Trevor sich unabsichtlich an meinem Körper gerieben hat.

Nur was heißt das jetzt? Bin ich echt schwul? Ich bin da noch nie von jemandem angefasst, geschweige denn berührt worden. Vielleicht bilde ich mir jetzt auch einfach zu viel drauf ein?

Gerade als ich mich vorbeuge, um das Glas auf dem Tisch abzustellen, klingelt es an der Tür. Mary verlässt das Wohnzimmer und geht durch den Flur zur Haustür.

„Hallo Mary. Was hat er jetzt wieder angestellt?“, höre ich die genervte Stimme meines Vaters. Mary lacht und sie reden über irgendetwas, was ich vom Wohnzimmer aus nicht richtig verstehen kann. Kurz darauf kommt Paps mit Mary im Schlepptau zu uns ins Wohnzimmer.

Sein Blick lässt mich ziemlich klein werden. Am liebsten wäre ich jetzt eine Maus und würde mich unter dem Sofa verkriechen.

„Kannst du dich nicht einmal benehmen? Legst du es wirklich drauf an, Grayson?“, murrt Paps und baut sich vor mir auf. Ich sinke zurück ins Polster. Trevor gibt einen höhnischen Ton von sich. Ich sehe blitzschnell zu ihm und wünsche mir, dass Blicke wirklich töten können. So viel Glück habe ich dann aber doch nicht.

„Lass uns nach Hause fahren, Gayson.“


Noch ein paar Tage bis zu den Sommerferien, aber heute beginnt der Alptraum meines Lebens. In einigen Minuten kommt der Umzugswagen und dann fängt ein neuer Lebensabschnitt für mich an.

Ich starre aus dem Fenster der Küche. Unten auf der Straße tut sich nicht viel.

Mein Magen zieht sich zusammen. Zum ersten Mal muss ich mit fremden Menschen unter einem Dach leben und mir mit einem von ihnen ein Zimmer teilen. Nicht mal bei Klassenfahrten habe ich das Pech gehabt, mir mit Trevor das Zimmer teilen zu müssen.

„Hast du dein Zimmer aufgeräumt und Platz für Trevors Sachen gemacht?“

Ich sehe zur Tür. Mein Vater lehnt am Rahmen und sieht mich an. Ich zucke mit den Schultern. Ist mir doch egal, wo der Schnösel seine Sachen lagert.

„Grayson, mach nicht immer alles auf den letzten Drücker!“

Ich ignoriere ihn und schaue wieder aus dem Fenster. Ein großer weißer Umzugswagen biegt in unsere Straße ein und hält vor der Tür. Kurz darauf trifft auch ein schwarzer Audi ein. „Sie sind da...“

Paps und ich gehen zur Haustür. Er begeistert, ich eher weniger. Ich kratze mich am Kinn und verziehe den Mund als Mary und Trevor auf uns zukommen.

„Willkommen zu Hause!“, ruft mein Vater freudig und läuft auf Mary zu. Trevor sieht genauso zerknirscht aus wie ich. Während die Erwachsenen sich begrüßen und umarmen, mustern ich und Trevor uns eingehend. Beinahe zeitgleich verschränken wir abwehrend die Arme vor der Brust. Trevor sieht mich spöttisch an. „Sag nur, du hast mich vermisst, Kanalratte?“

„Wovon träumst du nachts?“, erwidere ich spitz und erhebe demonstrativ mein Bein, stütze den Fuß gegen den Türrahmen, um diesen Idioten nicht in mein Haus zu lassen. Dummerweise habe ich da nicht mit meinem Vater gerechnet.

„Grayson, benimm dich! Nimm den Fuß da runter und lass uns rein! Zieh dir am besten schon mal Schuhe an, damit wir die Kisten und Möbel hoch tragen können.“

Ich schiebe die Unterlippe vor und tue mehr oder weniger gehorsam wonach er verlangt.

„Genau, sei ein braver Köter und gehorche deinem Herrchen!“, raunt Trevor mir zu und kassiert dafür von mir einen Tritt in den Arsch. Trevor dreht sich sofort um und nimmt mich prompt in den Schwitzkasten.

„Jungs, benehmt euch!“, meckert mein Vater und zieht uns auseinander.

„Er hat angefangen!“, schreie ich wütend.

„Es ist mir völlig egal, wer angefangen hat! Setzt eure Ärsche in Bewegung und holt die Kisten nach oben! Ich muss den LKW stundenweise bezahlen!“

Wütend reiße ich mich los, laufe in den Flur und schlüpfe in meine Turnschuhe. Missmutig folge ich Trevor zur Straße und helfe den Umzugshelfern beim Ausräumen des Wagens. Eine Kiste nach der anderen wandert in unser kleines Haus, so dass mit der Zeit immer weniger Platz ist, um von einem Zimmer in das andere zu kommen.

Den ganzen Nachmittag über schuften wir und nach einigen Stunden haben wir es endlich geschafft, alles im Haus zu verstauen, jede Ecke auszunutzen und zu meinem Erstaunen, kann man sich immer noch in mein Zimmer schlängeln. Bis allerdings alles eingeräumt ist, dauert es wohl noch eine ganze Weile.

„Meine Güte, bin ich fertig!“ Paps lässt sich ächzend aufs Sofa fallen und nimmt Mary in den Arm, als sie sich zu ihm setzt. Bei deren Verliebtheitswahn könnte ich kotzen. So blöd will ich nie im Leben aussehen, wenn ich mich verliebe!

„Wo ist Trevor?“, frage ich, obwohl es mir vollkommen egal sein kann wo der Mistkerl steckt.

„Ich glaube, er ist in euer Zimmer gegangen, um sich auszuruhen.“

Ich presse die Lippen fest aufeinander und erhebe mich. Das ist immer noch mein Zimmer! Dem Kerl gehört nichts davon!

Ich schlängele mich wie eine Schlange durch den Flur, vorbei an lauter Kisten und nehme Kurs auf mein Zimmer. Als ich endlich dort angelange, steige ich über eine Kiste und wäre beinahe hingeflogen, bei dem Anblick der sich mir bietet.

Mit freiem Oberkörper liegt Trevor auf MEINEM Bett!

Sein Shirt liegt zusammengeknüllt auf dem Boden und seine dreckigen Schuhe hat dieses Arschloch auch nicht ausgezogen!

„Du blöder Mistkerl! Zieh dir wenigstens die Schuhe aus, wenn du schon mein Bett verpesten musst!“, meckere ich empört, greife nach seinen Füßen und ziehe ihn ruckartig vom Bett herunter. Trevor dreht sich genervt zu mir um und weil er sich so schnell nicht wehren kann, landet er unsanft vor dem Bett auf den Knien, als würde er gleich beten wollen.

„Verschwinde aus meinem Zimmer! Ich will dich nicht hier haben!“

„Sag das mal unseren Eltern, du Wicht! Ich muss hier pennen! Glaubst du, dass tue ich freiwillig?!“

„Aber nicht in meinem Bett!“

„Ach und wo sonst? Hier ist alles voller Kisten, du Spätzünder!“

Ich sehe mich um und muss feststellen, dass Trevor Recht hat. Hier im Zimmer ist jedenfalls kein Platz für ein Bett, geschweige denn einer Matratze. Moment! Heißt das etwa, dass wir uns das Bett teilen müssen, bis hier wieder Platz ist?!

„Papaaaaaa!“, brülle ich so laut ich kann.

„Boah! Halt die Klappe! Kreisch hier nicht herum wie ein Weib! Und wie alt bist du eigentlich, dass du noch Papa sagst? Wie erbärmlich!“, meckert Trevor. Wütend trete ich ihm in die Kniekehle. „Hey!“, ruft Trevor und bringt sich vor meinen Tritten in Sicherheit.

„Was denn? Was denn?“, höre ich die gereizte Stimme meines Vaters. „Könnt ihr zwei euch nicht beide nur einmal benehmen?“

Sein Kopf taucht in der Tür auf und er macht sich gar nicht erst die Mühe über die Kiste zu klettern und sich in mein Zimmer zu kämpfen. „Also? Was ist jetzt schon wieder los?“

„Ich will nicht, dass Trevor in meinem Bett schläft! Kann er nicht woanders pennen? Oder wir stapeln ein paar Kisten im Flur, damit wir hier eine Matratze hinlegen können!“

„Grayson, wo bitte willst du denn noch Kisten hinstellen? Hier ist alles voll. Es ist doch nur für eine Nacht. Morgen werden wir die Kisten ausräumen und die Möbel aufstellen und dann kann Trevor auch in seinem Bett schlafen. Eine Nacht schafft ihr das schon.“ Mit den Worten lässt er mich stehen und verschwindet wieder im anderen Teil des Hauses.

Mit hängenden Schultern stehe ich vor meinem Bett, auf dem immer noch Trevor sitzt und könnte heulen. Eine Nacht mit diesem rechthaberischen Idioten überlebe ich ganz sicher nicht!

Ich linse zu Trevor, der mir die Zunge ausstreckt und sich einfach der Länge nach auf mein Bett legt.

Ich könnte platzen vor Wut!


Nachdem wir uns Pizza bestellt und den Rest des Tages vor dem Fernseher verbracht haben, wird es Zeit ins Bett zu gehen und damit wir nicht schon wieder streiten, läuft Paps uns hinterher wie ein Wachhund. Er sollte seinen Beruf wechseln und Bodyguard oder so was werden.

Nachdem ich mich ins Badezimmer gequetscht habe, um mich für die Nacht umzuziehen, Zähne zu putzen und auf die Toilette zu gehen, dränge ich mich forsch neben Trevor in mein Bett. Für zwei Personen ist es eindeutig viel zu eng. Wie sollen wir so schlafen, wenn ich jeden Moment aus dem Bett fallen könnte, sobald Trevor mich herausschubst?

„Mach Platz!“, murre ich und ziehe die Bettdecke fester um mich.

„Schlaf auf dem Boden, dann habe ich auch genug Platz!“, murrt Trevor und dreht sich auf die Seite. Damit entreißt er mir allerdings auch die Decke, welche nur noch halb auf mir liegt.

„Lass den Mist, Trevor!“, meckere ich im Flüsterton, damit mein Vater nicht wieder hier aufkreuzt und mir alles verdirbt. Ich kralle meine Finger in die Decke und zerre unsanft daran. „Gib mir auch was ab!“

„Du hast ein dickes Fell, du brauchst keine Decke, alter Meckerpott!“

Mürrisch zerre ich weiter an der Bettdecke und gebe nicht nach. „Trevor! Lass los!“

Als dieser sich plötzlich zu mir umdreht, lasse ich vor Schreck die Decke los und sehe ihm in die Augen. Da wir dank der Umzugskartons nicht an die Gardinen am Fenster gekommen sind, scheint das Licht des Mondes mitten ins Zimmer und erhellt es ein wenig. Meine Augen gewöhnen sich schnell an die Dunkelheit.

„Wa-was ist?“, stottere ich überrascht.

„Ich bin der ältere Bruder, also habe ich hier das sagen, klar soweit? Also lass die verdammte Decke los!“

„Du und älter? Von wegen!“

„Ich bin schon 15, du noch nicht!“

„Na und? Nur weil du sitzen geblieben bist, ansonsten wären wir jetzt gleich alt!“

„Ich bin also immer noch der Ältere von uns beiden!“, stellt Trevor fies grinsend fest.

Schmollend sehe ich ihn an. „Du hast hier gar nichts zu melden! Hier lebe ich mit meinem Vater! Das ist unser Haus!“

„Klar doch, lauf nur zu Papi, wenn dir was nicht passt! Bist du wirklich 14?“, meint Trevor lachend und tätschelt mitleidig meinen Kopf. „Vielleicht helfen dir ja ein paar Schläge auf den Hinterkopf? Es sei denn, dass macht dich nur noch dümmer.“

Energisch schiebe ich Trevors Hand von meinem Kopf. „Na und? Ich habe wenigstens einen Vater im Gegensatz zu dir!“

Trevor beugt sich über mich und sieht mich drohend an. „Ach ja? Schon vergessen, dass du keine Mutter hast? Also überlege dir gut, was du sagst! Vielleicht solltest du mal dein Gehirn benutzen? Hast du überhaupt eines?“

„Was weißt du denn schon? Geh runter von mir!“ Wie wild zappele ich unter Trevor herum, der sich mit den Armen auf mir abstützt und sich extra schwer macht. „Runter von mir!“

„Interessant, mir scheint letztens hat es dir gefallen, als ich auf dir lag.“

Ich halte inne und sehe Trevor verblüfft in die Augen.

„Ich wette, du hast dir noch nicht mal einen runter geholt, nicht wahr? Was bist du nur für ein Baby?“

Trotzig beiße ich mir auf die Unterlippe. Trevor kichert leise. Weil mir nichts besseres daraufhin einfällt, schubse ich ihn mit beiden Händen von mir weg und drücke ihn zur Seite. Trevor lacht nur. „Sag nicht, dir ist das peinlich! Du Weichei!“

„Nimm das zurück!“

„Aber du bist ein Weichei!“ Trevor stützt sich gelassen mit einer Hand den Kopf und liegt auf der Seite. Mit einem frechen Grinsen sieht er mich an.

Wütend stürze ich mich auf diesen Angeber und zerre an Trevors Kleidung. Wir rangeln im Bett und drehen uns hin und her. Allerdings ist Trevor leider doch stärker als ich und wuchtet mich zurück auf meine Seite. Er legt sich auf mich und hindert mich daran, mich zu wehren, in dem er mir beide Arme über den Kopf hält und meine Handgelenke ins Kissen drückt.

Wir atmen schwer und sehen uns an. Keiner sagt auch nur ein Wort, wie im Badezimmer in Trevors Haus.

Dank meiner gespreizten Beine spüre ich Trevors kleinen Kameraden und wieder kommt mir dieser Moment im Badezimmer in den Sinn, als ich ihn an meinem nackten Körper gespürt habe. Der Stoff unsere Shorts ist relativ dünn, so dass ich ihn immer noch gut spüren kann.

„Na? Macht dich das an?“, flüstert Trevor und bewegt sich langsam. Das wird mir allerdings doch zu viel und so beginne ich wieder ein wenig zu zappeln und mich unter Trevor zu winden, doch dieser hält mich eisern fest. Im nächsten Moment bereue ich meine Tat, denn das heizt uns irgendwie nur noch mehr an. Das müssen die Hormone sein! Im Teenageralter scheinen die schon mal mit einem durchzugehen.

Ich atme tief aus und auf einmal scheint etwas zu passieren. Vielleicht sind uns endgültig die Sicherungen herausgesprungen oder es liegt an der Hitze im Sommer oder an der Rangelei, die uns nur noch mehr angestachelt hat, aber als Trevor sich auf mich legt und wir beginnen unsere Körper aneinander zu reiben, verspüre ich Lust und ein Gefühl der Genugtuung. Ich fühle mich wohl und das nur, weil unsere unteren Körperhälften aufeinander reagieren.

Mir wird ganz warm und das obwohl sich im Zimmer ohnehin schon die Hitze staut. Ich greife in Trevors Shirt und schließe meine Augen. Mit geöffnetem Mund gebe ich mich ganz meiner Lust und den neuen Gefühlen hin, welche in mir aufkeimen. Meine Beine schlingen sich um Trevors, der nun seinen Kopf in mein Kissen drückt und dessen heißer Atem mein Ohr streift.

„Fester...“, murmele ich abwesend und spüre wie sich mein Brustkorb immer schneller hebt und senkt. Trevor keucht und ich spüre mit einem Schaudern seine Lippen an meinem Ohr. Ich bekomme eine Gänsehaut, was bei der warmen Luft im Zimmer ein komisches Gefühl ist.

Trevors Haut an der Schulter berührt meine Lippen und mit zusammengekniffenen Augen verstecke ich meinen Kopf an seiner Halsbeuge. Ich spüre, wie es zwischen meinen Beinen zieht und ich es nicht länger zurückhalten kann.

„Trevor... ich- ich kann nicht mehr...“, stammele ich nach kurzer Zeit und beiße die Zähne fest zusammen. Ich schwitze am ganzen Körper, Trevor scheint regelrecht an mir zu kleben und die stickige Luft im Zimmer erschwert mir das Atmen.

Ich spanne mich kurz an und spritze meine Ladung ab, durchnässe meine Shorts und auch Trevor kann es nicht länger zurückhalten. Völlig aus der Puste bleiben wir liegen, versuchen wieder zu Atem zu kommen und können es irgendwie immer noch nicht so recht glauben, was wir gerade getan haben.

Mit der Hand wische ich mir über die Stirn, spüre den Schweiß an meinen Fingern und versuche mich zu entspannen. Ich muss zugeben, dass hat sich doch besser angefühlt als gedacht.

Trevor erhebt sich von mir und zieht sich die Shorts aus.

„Was machst du da?“, frage ich ihn entgeistert.

„Das klebt alles. Die behalte ich ganz sicher nicht zum Schlafen an!“, murrt er leise. Hastig tue ich es ihm gleich. Wir werfen die Shorts zu Boden und kuscheln uns unter die Bettdecke. Diesmal nimmt Trevor sie mir nicht mehr weg.

„Wehe, du erzählst das jemandem!“, zischt Trevor mir zu.

„Als ob!“, erwidere ich hastig, noch immer etwas überfordert von diesem Glücksgefühl vom ersten Mal Masturbieren.

„Machst du das öfter?“, frage ich zaghaft, als ich mich wieder etwas beruhigt habe.

Trevor gähnt. „Nö, normalerweise benutze ich meine Hand.“

„Das meine ich doch, Idiot!“, murre ich und ziehe die Decke etwas höher. Ich spüre unter der Decke Trevors warmen und verschwitzten Körper an meinem.

Heftig zucke ich zusammen, als er kurzerhand nach meinem Penis greift. „Was machst du da?“, flüstere ich ein wenig hysterisch.

Trevor lacht und lässt von mir ab. „Dem Homo hat es also gefallen.“

„Sagt der Richtige! Dir ja anscheinend auch und du hast auch noch mitgemacht!“, erwidere ich keck.

„Damit das klar ist! Das hier war ein einmaliges Erlebnis! Nicht, dass du dich noch in mich verliebst, du Knallbirne!“, grummelt Trevor und dreht sich auf die Seite. Ich knurre leise. „Als ob ich es noch mal machen will...“ Eigentlich schon. Irgendwie bin ich auf Geschmack gekommen, aber dazu brauche ich ja nicht mal Trevor, wenn ich mich befriedigen will. Das schaffe ich auch alleine.


Schweißgebadet wache ich morgens auf. Etwas mitgenommen sehe ich mich in meinem Zimmer um, ehe ich realisiere, dass das alles doch kein Traum gewesen ist. Das merke ich vor allem, als ich Trevors warmen Körper neben mir spüre.

Ich setze mich im Bett auf und reibe mir über die Augen. Als ich unsere Shorts am Boden liegen sehe, starre ich darauf, als wäre es ein abstraktes Gemälde. Langsam lasse ich eine Hand sinken und luge unter meine Bettdecke. Okay, abwärts bin ich also immer noch nackt...

Was zum Teufel ist da nur gestern Nacht über mich gekommen? Ich und Trevor?! Was läuft hier nur schief?

Trevor rührt sich im Schlaf, bleibt aber still liegen und atmet regelmäßig weiter. Ich beobachte ihn mit angehaltenem Atem und um einer peinlichen Situation zu entgehen, rutsche ich langsam vom Bett herunter, nehme frische Kleidung aus der obersten Schublade und schleiche mich ins Badezimmer.

Im Haus ist es noch still und so schließe ich die Tür hinter mir ab. Ich ziehe mir das Shirt aus, werfe es in den Wäschekorb und stelle mich unter die Dusche. Das warme Wasser entspannt mich, aber ich schalte es doch lieber ein wenig kälter. Entspannt genieße ich die kurze Dusche, seife mich ordentlich ein, um die Spermarückstände loszuwerden und muss plötzlich lachen. Ich hocke mich in der Dusche hin und schließe genießerisch die Augen, als ich probehalber mit meiner Hand den Schaft entlang fahre und mit dem Zeigefinger vorsichtig meine empfindliche Eichelspitze massiere. Das fühlt sich ziemlich gut an und da sowieso noch niemand wach ist, spiele ich noch eine Weile an mir herum.

Nach einer Dusche und meiner Spezialbehandlung, die noch etwas ungeübt vonstatten geht, schlüpfe ich in mein weißes T-Shirt mit Drachenmotiv und einer schwarzen Shorts mit zwei weißen Streifen an den Seiten, stülpe mir ein Paar schwarzer Socken über die Füße und nehme Ziel auf unsere Küche. Jetzt brauche ich dringend ein frisches Getränk!

Ich laufe wie auf einem engen Gebirgspfad an der Wand entlang, da es hier unmöglich ist, anders an den vielen gestapelten Kisten vorbeizukommen. In der Küche angelangt, öffne ich den Kühlschrank und greife nach der Cola. Ohne mir vorher ein Glas heraus zu nehmen, trinke ich direkt aus der Flasche.

„Gehts noch?! Wie eklig ist das denn?“

Ich sehe zur Tür und verschlucke mich beinahe. Trevor steht mit freiem Oberkörper vor mir und bedeckt seine Blöße mit MEINER Schmusedecke!

Ja, na und? Ich habe eine Schmusedecke. Ist allerdings auch das einzige Andenken an meine Mutter, bevor diese uns verlassen hat. Paps hat damals ordentlich ausgemistet und ihre Sachen rigoros auf den Müll geworfen. Aus dem Weg, aus dem Sinn.

„Was denn? Paps trinkt keine Cola, also stört es doch nicht, wenn ich aus der Flasche trinke!“, murre ich.

„Und was ist mit mir?“, meckert Trevor und reißt mir die Flasche aus der Hand. „Du bist ekelhaft! Als ob ich wert darauf lege, deine Bazillen in den Mund zu kriegen!“

„Hey, ich bin gesund! Ich bin keine Bazillenschleuder!“, meine ich empört. „Immerhin lasse ich mich regelmäßig impfen!“

„Du Dummkopf! Weißt du eigentlich wie viele Bakterien und Keime in deinem Mund sind?! Mit Impfungen bekommt man die nicht weg!“, erklärt Trevor ruppig, steckt mir grob den Daumen in den Mund und zieht an meiner Zunge. Anschließend wischt er sich die Hand an meinem Shirt ab. Na, danke auch...

Trevor hält die Flasche unter den Wasserhahn und wäscht das Mundstück aus. Ich räuspere mich. „Dir ist schon klar, dass meine Bazillen und Keime schon längst in der Cola sind?“, foppe ich ihn.

Trevor knurrt, dreht die Flasche kurzerhand um und gießt den Inhalt ins Spülbecken. „Hey! Was machst du da? Das ist doch die totale Verschwendung! Dann lass mich die Cola doch austrinken!“, brülle ich entsetzt und versuche dem Jungen die Flasche zu entwenden.

Wir zerren beide so sehr daran, dass wir die Flasche unbemerkt zusammen pressen und der Inhalt sich über unsere Hände und Körper verteilt.

„Du Blödmann! Ich habe mich gerade erst geduscht!“, fahre ich Trevor aufgebracht an. Der zuckt ungerührt mit den Schultern. „Dann duschst du eben noch mal...“, meint er mit einem komischen Unterton in der Stimme. Was ist denn mit dem los?

Genervt lasse ich die Flasche los, stürme an Trevor vorbei aus der Küche und laufe ins Badezimmer. Ich schließe die Tür hinter mir. Ganz toll! Jetzt klebt alles. Ich ziehe mir die Klamotten aus, werfe sie in den Wäschekorb und dusche ein zweites Mal an diesem Morgen.

Danach stehe ich dumm herum, weil mir eingefallen ist, dass ich mir keine frischen Klamotten mitgenommen habe, also trockne ich mich mit einem Handtuch ab und binde es mir um die Hüfte, es hält nur nicht so gut. Mürrisch halte ich das Handtuch fest, schließe die Tür auf und gehe schnurstracks in mein Zimmer. Trevor steht im Raum herum und sieht zu mir, als ich eintrete.

Ich ignoriere ihn und greife linkisch in meine Schublade, um schon wieder neue Klamotten herauszusuchen. Ehe ich es mich versehe, wird mir plötzlich das Handtuch weggerissen. Erstaunt drehe ich mich um und sehe zu Trevor, der auf das Bett gesprungen ist und mein Handtuch in der Luft herumschwingt.

„Gib das zurück!“

„Hol es dir doch! Oder du tust etwas und ich gebe es dir zurück!“, fordert Trevor hinterlistig.

Ich starre ihn verwirrt an. Ich soll etwas machen?

„Wa-was soll ich machen?“, frage ich verdattert.


Kapitel 4: Begehren


„Du bist jetzt der kleine Bruder, also musst du tun was ich dir sage!“, meint Trevor überlegen und zieht das Handtuch mit beiden Enden um seinen Nacken. Das sieht ziemlich cool aus, aber das behalte ich lieber für mich, sonst bildet der Idiot sich noch was darauf ein.

Trevors Blick gleitet an meinem Körper entlang, herunter zwischen meine Beine, also greife ich hastig nach einem Kleidungsstück und halte es mir vor mein bestes Stück.

„Ja, klar! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“ Ich strecke Trevor meine Zunge heraus, wende mich von ihm ab und ziehe mir eine Boxershorts aus der Schublade. Soll er doch mit dem blöden Handtuch machen was er will.

Plötzlich bekomme ich einen Schlag auf den blanken Hintern. Entrüstet drehe ich mich um. Der Depp hat mich doch tatsächlich mit dem Handtuch geschlagen!

„Was soll die Scheiße?“, frage ich verständnislos.

„Meinst du nicht, wir sind ziemlich blöd?“, fragt Trevor und setzt sich auf mein Bett.

„Ich sehe hier nur einen Blödmann und der bist du!“, murre ich und schlüpfe hastig in die Boxershorts.

„Idiot, das meine ich doch gar nicht. Bist du schwer von Begriff? Ich meine, dass wir uns viel zu leicht in unser Schicksal drängen lassen! Ist es okay für dich von nun an mit mir und meiner Mutter unter einem Dach zu leben? Nein! Für mich auch nicht. Wieso also geben wir uns so einfach geschlagen? Wir haben noch nicht mal richtig dafür gekämpft, eher so halbherzig!“, erklärt Trevor.

Ich sehe zu ihm und knabbere auf meiner Unterlippe. Recht hat er, aber was soll ich tun? Was kann ich schon ausrichten? Die Erwachsenen bestimmen doch eh alles so wie es ihnen gerade in den Kram passt. Unsere Meinung ist ihnen nicht wichtig genug.

„Was willst du tun?“, frage ich Trevor und zucke dabei mit den Schultern. „Sie leben doch schon praktisch zusammen.“

„Ja, schon! Aber noch sind sie nicht verheiratet! Geht dir jetzt ein Licht auf? Bis zur Hochzeit ist noch alles offen. Wir müssen es nur verhindern, dass die beiden sich näher kommen. Sie müssen sich streiten, damit sie sich möglichst schnell voneinander trennen und wir hier wieder ausziehen!“

Klingt logisch.

Ich schüttele trotzdem vehement den Kopf. „Ich will aber nicht, dass mein Vater darunter leidet!“

„Damit wird er schon klar kommen! Unsere Eltern haben ja noch uns, das reicht vollkommen aus! Wir trösten sie und alles ist in Butter!“, meint Trevor leichthin.

„Du stellst dir das viel zu einfach vor...“, brumme ich und schlüpfe in ein schlichtes blassgelbes Shirt. „Hast du denn einen Plan wie du die beiden auseinander bringen willst?“

Trevor schweigt.

„Hab ich mir schon gedacht.“ Mürrisch sehe ich zu meinem unfreiwilligem Mitbewohner. Mir will allerdings auch nichts einfallen. „Und wenn wir uns einfach weiter streiten wie bisher?“, schlage ich vor.

Trevor verzieht sein Gesicht. „Wir haben sie schon in dem Restaurant blamiert. Das hat sie aber nicht davon abgehalten zusammen zu ziehen.“

„Stimmt schon...“, gebe ich widerwillig zu und setze mich auf einen Karton. „Wir müssen irgendetwas richtig heftiges machen, damit sie nicht länger zusammen bleiben können.“

Trevor sieht mich gleichgültig an. „Na, dann lass dir mal was einfallen.“

„Wieso ich? Das ist doch auch dein Plan!“

„Weil ich mich heute mit Brad und Miles treffe.“

„Was ist mit deinen Kartons? Die musst du noch alle ausräumen, sonst kommen wir hier nie voran!“, meine ich entrüstet und mache eine ausschweifende Handbewegung.

Trevor zuckt mit den Schultern und sieht mich verächtlich an. „Wieso? Willst du an meinen Sachen schnüffeln? Hast dich wohl in mich verknallt, was?“

„Klar, ich stehe total auf dich.“ Ich zeige ihm einen Vogel und erhebe mich von der Kiste. Noch auf dem Weg in den Flur halte ich inne und blicke noch einmal zurück. Weißt du was? Ich glaube, du legst es wirklich darauf an, dass ich mich in dich verliebe! Das würde auch erklären, warum du mich immer ärgerst. Kann es nicht sein, dass du am Ende der Schwule von uns beiden bist?”, necke ich Trevor, der mir prompt ein Kopfkissen entgegen schleudert. Im letzten Moment weiche ich aus und mache mich schleunigst aus dem Staub.


Mir scheint mit jedem Tag wird es heißer und wenn man dann auch noch mitten im Umzugsstress ist, dann hat man das Gefühl man befindet sich im Fegefeuer.

Mehr oder weniger schleppe ich eine Kiste von einem Platz zum anderen, was nicht gerade sehr sinnvoll ist, wenn in meinem Zimmer so wenig Platz ist und man gar nicht weiß, wo man die Sachen letztendlich lagern soll.

Ich seufze, wische mir mit dem Hemdsaum den Schweiß von der Stirn und lasse mich rücklings auf mein Bett fallen.

„Was mache ich hier überhaupt? Das ist Trevors Krempel!“, murre ich und starre an die Zimmerdecke. Wenigstens habe ich es geschafft mich irgendwie zum Fenster vorzukämpfen und hier ein wenig zu lüften, was zwar auch nicht viel gebracht hat, da kaum ein Lüftchen weht, aber immer noch besser als hier drin zu ersticken.

Träge richte ich mich wieder auf. Bloß keine allzu lange Pause, sonst kann ich mich zu gar nichts mehr aufraffen. Also lasse ich mich vom Bett rutschen, hocke mich vor die Kiste direkt vor meiner Nase, öffne den Deckel mit einem Cuttermesser und besehe mir den Inhalt, immerhin eilt es nicht und da Trevor nicht da ist, kann ich meiner Neugier freien Lauf lassen.

Obenauf befinden sich lediglich ein paar Poster, wie ich nach dem Ausklappen des obersten feststelle, wohl nur leicht bekleidete Frauen. Darunter befindet sich eine rote Schachtel. Ich hebe den Deckel ab und finde einige lose Fotos vor. Ich nehme alle aus der Schachtel heraus und besehe sie mir eingehend. Es sind hauptsächlich Familienfotos und jetzt merke ich auch nach wem Trevor kommt. Sein Vater sieht auch aus wie so ein überheblicher Snob. Was findet Mary nur an so einem Typen und wieso angelt sie sich ausgerechnet meinen Vater? Sucht man sich nicht immer einen bestimmten Typ Menschen aus? Das sieht man doch immer bei den Promis. Wechselhafte Beziehungen, aber immer der gleiche Typ wie der Vorgänger vom Aussehen her.

Nach ein paar Fotos muss ich schmunzeln. Auf einem Foto sieht man Trevor mit einem kleinem flauschigen Hund. Mein Blick bleibt an Trevors Lächeln hängen. „Wow, ich wusste gar nicht, dass er so ein Gesicht machen kann...“, murmele ich. Es wirkt so echt.

Ich nehme das Bild aus dem Stapel, lege es auf mein Bett und sehe mir die anderen Fotos an, aber die sind nicht weiter interessant, hauptsächlich von irgendwelchen Schulfeiern, Freundschaftsbilder mit irgendwelchen Mädchen, nur das letzte zieht mich von neuem in den Bann. Trevor hängt schlafend auf einem Sessel. Ich muss grinsen, aber sein entspanntes Gesicht gefällt mir.

„Wieso zum Teufel lerne ich die bescheuerte Seite von ihm kennen und muss auch noch damit unter einem Dach leben?“ Kopfschüttelnd lege ich die Fotos zurück und wühle weiter in der Kiste herum. Weiter unten liegen noch einige alte Brettspiele, aber ansonsten finde ich nichts besonderes.

Die nächste Kiste ist da weitaus interessanter. Nachdem ich ein paar Kondome aus einer Socke zutage befördere, finde ich sogar noch gut versteckt zwischen einigen Kleidungsstücken einen Porno.

„Mist, der Kerl ist mir echt um einiges voraus!“, meckere ich leise und lege alles zurück an seinen Platz damit Trevor nicht merkt, dass ich seine Sachen durchwühlt habe.

Ich sinke zu Boden und lehne meinen Kopf an meine Matratze. Als ich etwas am Kopf spüre, fällt mir wieder ein, dass da ja noch das Foto von Trevor liegt. Ich hebe die Hand zum Kopf und ziehe es darunter hervor. Ein paar Sekunden lang starre ich das Bild an, ehe ich mich aufrichte und die unterste Schublade meines Kleiderschranks hervorziehe. Aus einem Impuls heraus verstecke ich das Foto unter meinen alten Klamotten, die ich eh kaum noch anziehe. Ich schiebe die Schublade zu und verharre einen Augenblick davor.

„Grayson! Geh duschen! Wir gehen zur nächsten Pizzeria!“, höre ich die Stimme meines Vaters aus dem anderen Teil des Hauses.

„Okay!“, rufe ich ihm zu.


Da Trevor heute kaum wirklich hilfreich war und ich das meiste allein machen musste, ergo auch nicht viel geschafft habe, müssen wir wohl oder übel erneut eine Nacht zusammen im Bett verbringen. Ein wenig verstimmt bin ich allerdings schon, weil Trevor wirklich den ganzen Tag seinen Spaß gehabt hat und alles an mir hängen geblieben ist.

Trevor kommt aus dem Badezimmer, ignoriert meinen gereizten Blick und klettert unsanft über mich drüber, um auf seine Seite des Bettes zu kommen.

„Pass doch auf!“, fahre ich ihn an, als er wie ein Trampel über mich hinweg klettert.

„Weichei.“

Ich knurre wie ein Hund und drehe mich auf die Seite, kehre ihm den Rücken zu und schließe meine Augen. Im Zimmer ist es still und ich höre nichts weiter als den auffrischenden Wind und Trevors regelmäßige Atemgeräusche.

Viel schlimmer ist aber, dass ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüre. Guckt er mich etwa an? Nur zu gerne würde ich mich umdrehen, um sicher zu gehen, aber irgendwie dann doch nicht. Ich spüre die Aufregung in mir und muss an die letzte Nacht denken und ob wir es noch mal tun werden. In mir kribbelt es und am liebsten würde ich wirklich gerne noch mal meinen Gelüsten freien Lauf lassen, aber dann müsste ich mir ja eingestehen, dass da wohl doch etwas zwischen mir und Trevor ist und das will ich nicht. Nie im Leben würde ich mir eingestehen, dass ich etwas für jemanden empfinde, schon gar nicht für so einen verwöhnten Idioten wie Trevor!

Andererseits, es ist ja nur masturbieren mehr nicht...

Ich knabbere an meiner Unterlippe, nervös, weil ich unsicher bin was ich jetzt tun soll. Der Trottel wird mich doch nur wieder für einen Schwulen halten und sich über mich lustig machen.

Über all diese Gedanken schlafe ich irgendwann ein ohne überhaupt zu einem Entschluss gekommen zu sein.


Jemanden am schnellsten auseinander zu bringen ist Eifersucht. Ich seufze. Eine vage Idee habe ich ja schon, um meinen Vater und Mary zu trennen, aber ob das so eine gute Idee ist? Sie ist allerdings auch ziemlich riskant für mich, sollte etwas schief gehen.

Vielleicht sollte ich mich aber vorerst dem Problem widmen, dem ich momentan ausgesetzt bin. Ich linse nach oben und starre in Trevors friedlich schlafendes Gesicht. In der Nacht sind wir uns etwas zu nahe gekommen und sind uns mächtig auf die Pelle gerückt. Ich liege in den Armen meines Stiefbruders in spe und kann mich kaum rühren ohne ihn dadurch zu wecken.

Ich muss aber auch zugeben, dass es sich durchaus angenehm anfühlt von diesem Trottel festgehalten zu werden, allerdings fühle ich mich ein wenig wie in diesen romantisch kitschigen Filmen.

Trevor gibt einen leisen Ton von sich, wacht aber zu meinem Glück nicht auf. Es klingt beinahe wie ein Seufzen. Würde ich meinen Kopf jetzt ein klein wenig anheben, würden sich sogar unsere Lippen berühren, stelle ich auf einmal fest.

Nein! Meinen ersten Kuss will ich auf gar keinen Fall mit Trevor haben! Niemals!

Trevors Griff um meinen Körper wird fester, ich werde näher an ihn heran gedrückt, was mich allmählich wirklich in eine Bredouille bringt. Wie komme ich hier nur weg?

Der Stoff seines Shirts und die warme Haut machen es mir nicht gerade einfach einen Fluchtversuch zu starten. Es ist einfach viel zu gemütlich. Und wenn ich es noch eine Weile genieße? Soll Trevor doch zuerst aufwachen und sich mit dem Problem auseinander setzen!

Gesagt, getan. Ich schließe prompt wieder meine Augen und genieße die Nähe meines Stiefbruders doch weitaus mehr als mir lieb ist und irgendwann schlafe ich wieder ein.

„Mist, das hat mir gerade noch gefehlt!“, murmelt Trevor leise und weckt mich damit aus meinem Dämmerschlaf. Erst bin ich versucht die Augen automatisch zu öffnen, erinnere mich jedoch glücklicherweise wieder an mein Vorhaben und halte sie geschlossen.

Trevor regt sich nicht, genau wie ich. Ganz toll, jetzt haben wir das Desaster!

Bestimmt stellt er sich jetzt auch schlafend. Dann müssen wir für den Rest unseres Lebens in einer Umarmung daliegen. Das sind ja mal ganz tolle Aussichten...

Ich spüre, wie ich vorsichtig weggeschoben werde und wie Trevor versucht sich von mir zu lösen. Schade aber auch. Ich spüre seinen Atem an meinem Gesicht und höre ein leises Fluchen von Trevor, als er beginnt etwas herum zu zappeln. Was ist denn jetzt los?

„Bescheuerte Decke!“, flucht Trevor leise. Ach so, bestimmt ist er an der Decke hängen geblieben. Passiert mir auch öfter mal.

Mit einem Mal wird mir ganz heiß und komisch zumute, als ich Trevors Hand an meinem Bauch spüre. Wahrscheinlich ist mein T-Shirt verrutscht und nun klebt seine Hand an meiner Haut und das fühlt sich gar nicht mal so schlecht an, wie ich feststelle, besonders als sie ein Stück tiefer sinkt.

Augenblick mal! Wie tief will er denn noch wandern? Junge, da kommt gleich ein Abgrund! Halt endlich an! Was machst du denn da, Trevor? Verdammt, der will echt in tiefere Gefilde vordringen! Was mache ich denn jetzt?

Da es mir doch zu brenzlig wird, beschließe ich, dass ich lange genug im Tiefschlaf war und das es höchste Zeit wird aufzuwachen. Hastig greife ich nach Trevors Hand, dessen Finger sich schon ein ganzes Stück in meine Boxershorts geschoben haben und da gehören sie nun definitiv nicht rein, auch wenn Klein-Grayson da anderer Meinung ist als ich!

„Na, auch endlich wach, Dornröschen?“, meint Trevor und streckt mir die Zunge heraus. „Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Deine Augenlider haben sich bewegt, denkst du das merke ich nicht, du blöder Esel?“

Mürrisch sehe ich Trevor an, der mir seine Hand entreißt und auf mich herab sieht, während er im Schneidersitz auf dem Bett sitzt.

„Sag bloß, das hat dir gefallen oder soll ich dich nächstes Mal mit einem Kuss wecken?“, foppt Trevor mich.

Ich knabbere auf meiner Unterlippe herum, bis ich mein Bein anziehe und kurzerhand beschließe Trevor ein paar blaue Flecken zu verpassen, also trete ich nach ihm, so dass Trevor versucht auszuweichen und sich in Sicherheit zu bringen.

„Hey, lass den Mist! Hör auf mich zu treten!“, ruft Trevor gereizt und greift nach meinen Knöchel. Dummkopf, ich habe zwei Beine! Munter trete ich ihn mit meinem anderen Fuß und auch den versucht Trevor zu packen und zu meinem Ärger erwischt er ihn auch noch!

Ein wenig außer Atem sehe ich zu Trevor auf, der meine Beine an den Fußknöcheln nach oben hält, was schon irgendwie pervers aussieht, wie ich finde. Er sieht auf mich herunter und lässt meine Beine sinken, so dass er dazwischen sitzt und sich nun über mich beugt. Mir wird viel zu heiß im Gesicht und bestimmt leuchte ich jetzt auch herrlich rot wie eine Ampel. Trevors Gesicht kommt mir immer näher, bis uns nur noch wenige Zentimeter trennen. Er wird mich doch jetzt nicht etwa küssen? Was mache ich denn? Klar, eigentlich wollte ich meinen ersten Kuss nicht von Trevor bekommen, andererseits wer weiß schon, wann ich endlich mal zum Zug komme?

Abwartend sehe ich Trevor an und unwillkürlich öffne ich meinen Mund einen Spalt breit.

Er legt sich auf mich und ich spüre ganz deutlich seinen Penis an meinem. Nur die ätzende Kleidung nervt tierisch!

Wir sehen uns einfach nur an, während die Sekunden verstreichen. Ganz langsam schiebt Trevor mein Shirt hoch und erst jetzt merke ich, wie heftig sich mein Brustkorb hebt und senkt vor lauter Aufregung und der Kabbelei zuvor.

Trevor sieht noch einmal kurz zu mir, ehe er den Kopf senkt und mit seinen Lippen meine Haut berührt. Wow, das fühlt sich mehr als gut an und es kribbelt angenehm! Trevor verteilt kleine Küsse auf meiner Brust und als er über meine Brustwarze leckt, zucke ich überrascht zusammen. Hoffentlich erwartet er nicht, dass da Milch heraus kommt, das wäre ja schön blöd.

Über meinen Gedanken muss ich kichern und erhalte dafür einen bösen Blick von Trevor. Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe zu, wie er an meiner Brustwarze knabbert. Sein Becken reibt leicht an meinem und lenkt mich mehr ab als mir lieb ist. Ich spüre nämlich wie mein kleiner Freund da unten langsam aufwacht und ziemlich munter wird.

Trevor fährt andächtig mit seinen Händen über meine Haut, bis er wieder zu mir hochkommt und mir damit auch noch ein ungewolltes Stöhnen entlockt. Er grinst unverschämt und senkt den Kopf. Seine Lippen berühren meinen Hals und als es so angenehm kitzelt, ziehe ich meine Schulter hoch. Ich schließe meine Augen und genieße die Liebkosungen. Während unsere Leiber sich aneinander reiben, greife ich in Trevors Shirt und schiebe meine Finger darunter. Seine Haut ist ganz warm und er schwitzt ein wenig. Ich umarme ihn und habe das Gefühl gleich platzen zu müssen, je heißer mir wird. Trevor keucht mir leise ins Ohr und knabbert an meinem empfindlichen Hals. Seine Hand schiebt sich unter meinen Körper und weiter herunter zu meinem Arsch, den er kräftig mit den Fingern knetet. Das fühlt sich ungewohnt, aber nicht schlecht an, also hindere ich ihn nicht weiter daran.

Kaum merklich schiebt Trevor meine Shorts herunter und küsst mich wieder ausgiebig am Hals, als ich das Knarzen unserer Zimmertür höre. Als hätte jemand die Zeit angehalten, verharren wir angespannt und lauschen, aber nur kurz, dann geht alles ganz schnell. Die Tür öffnet sich und Trevor und ich springen mehr oder weniger auseinander. Mit hochrotem Kopf verstecke ich mich unter der Bettdecke.

„Oh, guten Morgen! Ihr seid ja schon auf!“, grüßt Mary uns freundlich. „Das Frühstück ist schon aufgetischt. Ab ins Bad mit euch und dann wird gegessen!“ Sie verlässt das Zimmer wieder und aufatmend ziehe ich mir die Decke vom Gesicht. Auf einmal ist mir das alles ziemlich peinlich. Was hätten wir denn gemacht, wenn sie uns beim Petting erwischt hätte?

Ich sehe zu Trevor, der nun vom Bett klettert, mich ignoriert und sich frische Kleidung zusammen sucht. Ich strampele die Decke mit den Füßen weg und ziehe mir die Boxershorts wieder vernünftig hoch. Während Trevor ins Badezimmer geht, setze ich mich auf und sehe auf meine Latte. Ich ziehe die Beine ein wenig an und warte seufzend bis sie sich verflüchtigt.


Am Frühstückstisch sitze ich Trevor gegenüber. Wir ignorieren uns und essen schweigend, während mein Vater am telefonieren ist und Mary sich in eine Zeitschrift vertieft hat.

Immer mal wieder huscht ein kurzer Blick zwischen uns hin und her. Ich merke, das Trevor genauso angespannt ist wie ich.

Nach dem Essen holen wir unsere Rücksäcke, schlüpfen in unsere Turnschuhe und verlassen die Wohnung. Ich schlendere in einigem Abstand hinter Trevor her und halte den Blick gesenkt.

Worauf habe ich mich da eigentlich eingelassen? Ich meine, Trevor ist ein Arschloch, wenn auch ein ziemlich gutaussehendes Arschloch. In seiner Nähe schaffe ich es einfach nicht meine Vorsätze einzuhalten und ich muss mir eingestehen, dass ich mehr will. Mit jedem Mal mehr. Es reicht mir nicht, was wir machen und das macht mir gleichzeitig auch ein wenig Sorgen, denn ich weiß nicht wo das ganze hinführen soll.

Mary hätte uns beinahe erwischt und wie hätten wir es ihr erklären sollen? Wir hassen uns zwar, Mary, aber wir sind total scharf aufeinander! Da kann ich mich ja gleich mit einem Zementblock ins Meer stürzen.

Kopfschüttelnd betrachte ich Trevors schmalen Rücken und nach einer Weile bleibt mein Blick auf seinem Arsch haften.

Jetzt wo er meinen berührt hat, würde mich ja schon irgendwie mal interessieren wie sich seiner anfühlt...

Ich bleibe stehen und bin total entrüstet über meine Gedanken. Ich schüttele heftig den Kopf und gehe schnurstracks weiter, ziehe das Tempo an und überhole Trevor einfach, wobei ich mich frage, ob er mir dann auf den Arsch glotzen würde und ob mir das gefallen würde. Wahrscheinlich schon.

Trevor holt auf und läuft neben mir her. „Wie gehen wir jetzt mit unseren Eltern vor?“, fragt Trevor.

„Ich habe ein paar Ideen...“, meine ich vage und sehe Trevor von der Seite an.

„Dann raus damit! Da vorne ist schon die Schule und ich will nicht mit dir zusammen da ankommen!“

Ich verziehe mein Gesicht genervt zu einer Grimasse und greife nach Trevors Handgelenk. Ich ziehe ihn hinter einen großen grauen Stromschaltkasten und hocke mich hin. Trevor tut es mir gleich.

„Also, meine erste Idee wäre, wie gesagt, wir machen ihnen Ärger wo es nur geht!“, flüstere ich ihm verschwörerisch zu. „Andererseits habe ich noch zwei Stiefmütter, die sich bestimmt wieder meinem Vater an den Hals werfen würden, was aber nicht so toll wäre, da ich beide nicht leiden kann.“

„Du hast zwei Stiefmütter?“, fragt Trevor überrascht. Ach ja, er weiß ja noch gar nichts davon!

„Na ja, nach Mums und Paps Trennung hat er noch zweimal geheiratet, aber es lief nicht so gut...“, gebe ich zu. „Die beiden sind wirklich meine letzte Wahl, weil ich dann das Pech haben könnte, dass Paps wieder mit einer von ihnen zusammen kommt.“

Trevor grinst.

„Mein letzter Einfall ist, wir verkuppeln Mary mit unserem Nachhilfelehrer. Ich meine, er sieht nicht schlecht aus und ist noch recht jung. Wenn sie sich in ihn verliebt, trennen sich unsere Eltern und wir sind unser Problem los. Dann müssen wir keine Brüder mehr werden.“

Trevor sieht mich mit einem unergründlichen Blick an. „Ja, dann sind wir keine Brüder mehr...“, murmelt er.

Ich runzele die Stirn, da ich ja nicht weiß, was gerade in seinem Kopf vor sich geht. „Oder passt es dir nicht mit unserem Nachhilfelehrer? Ich meine, wenn die beiden sich näher kommen, kannst du ihn ja schnell wieder vergraulen.“

„Okay, dann machen wir es so. Nur wie schaffen wir es, dass meine Mutter sich für den Typen interessiert?“, will Trevor wissen.

Ich denke angestrengt nach. „Wir müssen versuchen, dass sie sich immer wieder über den Weg laufen.“

„Sie kann uns ja in den Ferien vom Nachhilfeunterricht abholen oder so.“

Ich nicke begeistert. „Gute Idee!“

Trevor nickt und da wir uns einig sind, reichen wir uns wie Geschäftsmänner die Hand. Nur, irgendwie lässt Trevor nicht mehr los. Verwundert sehe ich zu ihm. „Was ist?“

„Mir kam nur gerade ein Gedanke. So als Brüder hätten wir natürlich auch unsere Vorteile, verstehst du? Wir können miteinander fummeln und nachts zusammen schlafen. Wenn sich unsere Eltern trennen, hört das auf, dann ziehe ich vielleicht sogar weg.“

Ich schweige. Ich will Trevor natürlich nicht als Bruder haben, aber er hat Recht, denn wenn er mit Mary wegzieht, wer weiß dann schon wohin und ob wir uns dann überhaupt noch über den Weg laufen und uns nahe sein können. Was ist, wenn wir uns komplett aus den Augen verlieren?

„Aber, wenn wir volljährig sind können wir zusammen ziehen wie in einer WG.“

Trevor sieht mich empört an. „Dann muss ich ja noch sechs Jahre auf dich warten!“

Flutsch, da bin ich wieder knallrot im Gesicht. Wieso muss Trevor sich nur dauernd so blöd ausdrücken? Er will doch nicht allen ernstes wirklich was von mir oder? Ich dachte, wir blödeln nur so ein wenig herum, auch wenn ich langsam mehr zu empfinden scheine.

Ich weiche Trevors Blick aus und sehe zu Boden. Noch ein paar Monate, dann bin ich 15 und dann dauert es wirklich noch eine Ewigkeit bis ich von Zuhause ausziehen kann. Selbst wenn Trevor sich zuerst eine Wohnung suchen würde, er ist immerhin ein Jahr älter als ich, müssen wir warten bis ich mit 21 Jahren volljährig bin, es sei denn ich würde schon früher eine Einverständniserklärung meines Vaters bekommen oder in einen anderen Bundesstaat ziehen. Vielleicht sollte ich zu meiner Tante nach Utah ziehen, wo man bereits mit 18 Jahren volljährig ist? Aber nein, ich muss ja ausgerechnet in Pennsylvania leben.

Trevors Hand fuchtelt vor meinem Gesicht herum. „Machst du schon Hochzeitspläne oder was ist los, Dornröschen?“, fragt er belustigt.

Mürrisch reiße ich meine Hand los und stehe abrupt auf. „Halt die Klappe, du blöder Idiot!“, meckere ich und renne aus unserem Versteck, den Gehweg entlang und Richtung Schule. „Was bin ich nur für ein Trottel!“, murmele ich leise vor mich hin und klatsche mir mit den Handflächen an meine heißen Wangen, die zu meinem Verdruss bestimmt wieder leuchten wie ein Signalfeuer.


Kapitel 5: Gefühle


In der Schule kann ich mich kaum konzentrieren. In einigen Tagen ist bereits die Zeugnisvergabe und unsere Lehrer foltern uns mit letzten Tests und Arbeiten. Selbst danach werde ich kaum eine ruhige Minute haben, denn statt Ferien muss ich Nachhilfeunterricht nehmen und trotzdem zur Schule gehen.

Natürlich habe ich mich bei meinem Vater darüber beschwert, aber der ist dummerweise von dieser Idee mehr begeistert als ich und vollkommen einverstanden mit dem Vorschlag meiner Direktorin.

Mein Blick wandert immer wieder zu Trevor und das behagt mir so gar nicht. Besonders weil ich ihn mittlerweile mit anderen Augen betrachte, immerhin leben wir schon seit einiger Zeit unter einem Dach. Inzwischen weiß ich Sachen über ihn, die sonst niemand in meiner Klasse weiß, zum Beispiel das wir uns ziemlich nahe kommen, wenn gerade niemand in der Nähe ist und uns befummeln, obwohl wir uns nicht leiden können. Ziemlich dumm, weil es mir gefällt, auch wenn ich es nicht zugeben möchte.

Manchmal habe ich das Gefühl, wir verstehen uns deswegen besser, andererseits habe ich Angst, dass sich das von einem auf den anderen Zeitpunkt ändern könnte und wir uns wieder gegenseitig an die Kehle springen.

Klar, daheim gibt es immer noch öfter mal Reibereien zwischen uns, aber Gefühle lassen sich nur schwer täuschen und meine gehen langsam aber sicher den verkehrten Weg. Letztens habe ich noch einen Scherz gemacht, dass Trevor es darauf anlegen würde, dass ich mich in ihn verliebe. Dieser Satz scheint sich langsam zu bewahrheiten. Gut, von Liebe kann noch keine Rede sein. Ich mag es nur, wenn wir ein bisschen fummeln und unsere Körper erkunden. Weiter sind wir auch noch nicht gegangen. Fragt sich nur wie lange wir uns damit noch zufrieden geben werden? Wie weit werden wir gehen?

Ich befürchte, wenn sich das nicht bald einstellt, wird auch nichts mehr aus unseren Plänen unsere Eltern auseinander zu bringen.

Die Schulglocke läutet und erleichtert pfeffere ich Heft, Federtasche und Lehrbuch in den Rucksack. In der nächsten Stunde habe ich Sport, da bin ich wenigstens ein bisschen abgelenkt. Ich schultere meinen Rucksack auf den Rücken und sehe gerade noch wie Trevor die Klasse verlässt. Gerade will ich mich durch die Sitzreihen quetschen, vorbei an meinen Mitschülern, als ich zurückgehalten werde.

„Was ist, Ellie?“, frage ich meine Mitschülerin, die mich verlegen angrinst.

„Können wir kurz was besprechen? Dauert auch nicht lange. Am besten wir treffen uns am Schultor.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich sie an. „Okay.“

Ellie strahlt und klopft mir munter auf die Schulter. „Prima! Wir sehen uns dann. Bis gleich!“ Sie läuft an mir vorbei und verlässt die Klasse.

Verwundert sehe ich ihr hinterher. Ellie ist weder Klassenschönheit noch eine Außenseiterin. Sie steckt irgendwo dazwischen ohne irgendwie richtig dazu zugehören. Manchmal wirkt sie auf mich wie eine Spionin oder so etwas. Als wäre sie nur da, um uns alle auszukundschaften und ihre Informationen an einen Unbekannten weiterzuleiten.

Sie ist nett und hat glattes, halblanges, dunkelblondes Haar. Meistens trägt sie es in einem Pferdeschwanz. Aus ihrem Äußeren macht sie sich nicht so viel. Normalerweise sieht man sie nur in Jeans, Pullover oder Shirt. Röcke trägt sie nie, zumindest habe ich sie noch nie in einem gesehen. Möglicherweise trägt sie ja ein Kleid an unserem Abschlussball? Vielleicht aber auch nicht.

Langsam schlendere ich zum Schultor. Wir haben zwar nur fünf Minuten Pause, aber das sollte reichen, für was auch immer sie mich ausquetschen will.

Ellie wartet bereits an dem schmiedeeisernen Tor auf mich. Ihre Hände stecken in den Hosentaschen und als sie mich bemerkt, sieht sie auf.

„Und? Was gibt’s?“, frage ich sie und bleibe etwa einen Meter vor ihr stehen.

Ellie schweigt und zieht eine Schnute. „Ich bin noch am überlegen, wie ich es dir sage...“

„Immer raus damit!“, muntere ich sie auf und lächele entwaffnend. Soll sie mich ruhig aushorchen, ich werde niemanden verpfeifen.

„Ich glaube, ich mag dich!“, platzt es aus ihr heraus. Verlegen schaut sie zu Boden und weicht meinem Blick aus.

„Klar, ich mag dich auch.“ Was ist schon dabei? Ich mag viele aus meiner Klasse.

„Nein! So war das nicht gemeint. Ich mag dich sehr und ich glaube, ich habe mich in dich verliebt!“, versucht Ellie zu erklären. Inzwischen sind ihre Wangen ganz rot angelaufen.

„Du glaubst es?“, frage ich sie.

Ellie zuckt mit den Schultern. „Ich war noch nie verliebt. Ich weiß es eben nicht besser.“

„Tja und jetzt...?“, frage ich sie planlos.

Ellie zuckt erneut mit den Schultern und hält den Mund. Schweigend knabbere ich auf meiner Unterlippe. Ellie hat also Gefühle für mich. Wer hätte das gedacht? Wir sind immer gut miteinander ausgekommen, aber ich hätte nie gedacht, dass sie mehr für mich empfindet. Irgendwie freut es mich auch, denn bisher hat noch kein Mädchen in meiner Klasse so richtig Interesse an mir gezeigt. Ellie ist auch nicht gerade hässlich, dass ist dann doch schon beinahe ein Glücksgriff!

„Willst du meine Freundin sein?“, frage ich sie rundheraus.

Ellie sieht mich entsetzt an. „Ist das dein ernst?“

„Man könnte meinen du freust dich gar nicht darüber? Willst du etwa nicht?“ Ein wenig beleidigt bin ich dann aber doch über ihre Reaktion.

Ellie schüttelt heftig den Kopf. „Doch, klar freue ich mich! Total! Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass du einverstanden bist. Das kam so plötzlich!“, sprudelt es aus ihr heraus und nun lächelt sie wieder wie immer, wenn sie gut drauf ist.

Ich kratze mich am Kopf und weiß gar nicht wie es jetzt weiter geht. Was macht man mit einer Freundin? Ich weiß ja, was mein Vater mit seinen Freundinnen tut, aber ich habe nicht genug Geld, um Ellie in ein teures Restaurant einzuladen.

„Was machen wir denn jetzt so als Freund und Freundin?“, frage ich sie daher.

Ellie legt den Kopf schief. „Na ja, wir unternehmen was miteinander.“

Jetzt bin ich noch verwirrter. Ich habe angenommen, dass man mit einem Mädchen mehr macht, aber scheinbar kann ich dieselben Sachen mit Ellie tun, wie mit meinen anderen Klassenkameraden. Wieso sind wir dann zusammen?

„Okay...“ Ich zeige zur Sporthalle. „Die Stunde fängt gleich an.“

Ellie nickt und als ich losgehe, greift sie spontan nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.

„Was machst du da?“

„So was machen Paare. Damit alle wissen, dass wir jetzt zusammen sind!“, meint sie belehrend und trottet neben mir her zur Sporthalle, wo bereits die anderen warten. Als einige zu uns herüber sehen, wird es mir dann aber doch etwas unangenehm und hastig versuche ich meine Hand zu befreien.

„Was machst du da?“, fragt nun Ellie verständnislos.

„Ich-ich weiß nicht, dass ist komisch...“, murmele ich und sehe ihr dabei nicht in die Augen. Eben war es mir, als hätte Trevor zu uns gesehen, so ganz sicher bin ich mir da aber nicht und ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, dass jetzt alle Bescheid wissen.

Als ich einen Blick zu Ellie werfe, hat sie eine Schnute gezogen und wirkt mehr als beleidigt. Entschuldigend sehe ich sie an. Gerade als ich etwas sagen will, kommt unser Sportlehrer und erleichtert winde ich mich zwischen meine Mitschüler, um dieser unangenehmen Situation zu entkommen. Ich gehe mit den anderen Jungs in die Umkleide und werde sofort belagert.

„Bist du jetzt mit Ellie zusammen?“

„Geht ihr miteinander?“

„Hast du sie geküsst?“

Fragen über Fragen strömen auf mich ein und scheinen kein Ende zu nehmen. Kaum antworte ich auf eine, folgt die nächste und erst als unser Lehrer hereinkommt und sich wundert wo wir bleiben, komme ich endlich mal dazu, mich umzuziehen. Als ich die Umkleide verlassen und in die Halle gehen will, werde ich seitlich gerempelt und gegen die kalte Mauer gestoßen. Trevor geht an mir vorbei und ignoriert mich. Verletzt sehe ich ihm nach, doch dann steigt mal wieder der Trotz in mir auf. Warum hat er schlechte Laune, nur weil ich eine Freundin habe im Gegensatz zu ihm? Das soll er nicht an mir auslassen!

Und weil dem so ist, renne ich ihm nach und nun bin ich es, der Trevor schubst. Mit einem überlegenen Grinsen gehe ich an ihm vorbei. „Bist du neidisch oder was?“, frage ich keck.

Trevor schnaubt und sieht mich wütend an. „Was will ein Homo mit einem Mädchen? Kriegst du deinen Schwanz bei ihr überhaupt hoch?“

„Du dämlicher Kotzbrocken!“, entfährt es mir gereizt und ohne Vorwarnung gehe ich auf Trevor los, packe ihn grob an den Schultern und schubse ihn, so dass er sein Gleichgewicht verliert und auf den Hintern plumpst. Angesäuert sieht Trevor zu mir auf. Höhnisch lächele ich ihn an, doch nicht lange, denn Trevor rafft sich schnell wieder auf und rennt auf mich zu. Hastig suche ich das Weite, doch Trevor ist schneller als ich und holt mich sicher bald ein.

„Bleib stehen!“, brüllt er, während wir kreuz und quer durch die Halle rennen.

„Trevor! Grayson!“, brüllt nun auch mein Lehrer, doch den ignorieren wir gekonnt und so setze ich meine Flucht weiterhin fort. Trevor holt mich ein und rempelt mich zu Boden. Mit einem Keuchen falle ich hin und kann mich gerade noch mit den Händen abstützen. Als ich mich erheben will, wirft Trevor sich auf mich wie ein Wrestler und nimmt mich in den Schwitzkasten.

„Jungs! Hört auf damit! Sofort!“, brüllt mein Lehrer, dessen nahende Schritte ich hören kann, während Trevor und ich miteinander rangeln. „Auseinander!“

Unser Lehrer, der es locker mit einem Bodybuilder aufnehmen kann, packt uns und versucht mich und Trevor zu trennen. Wie in einem Hahnenkampf versuchen wir immer wieder dem anderen an die Kehle zu springen, während wir uns Flüche und Gemeinheiten an den Kopf werfen.

Letzten Endes verdonnert uns der Lehrer auf die Tribüne, weitab voneinander und so suche ich mir mürrisch eine Reihe aus, setze mich direkt an einen Platz an der Treppe und sehe zu, wie die Netze aufgestellt werden.

Super! Ausgerechnet heute spielen wir Fußball und ich kann nicht mitmachen!

Angesäuert sehe ich zu Trevor und zeige ihm meinen Mittelfinger. Der sieht mich zwar böse an, wendet den Blick aber schnell wieder ab. Will er mich etwa mit Ignoranz strafen?

„Gehst du echt mit Ellie?“, fragt Trevor nach einer Weile, sieht mich aber nicht an, sondern guckt den anderen beim Auswählen der Mannschaften zu. Sehnsüchtig beobachte ich sie. Meistens werde ich sofort gewählt, weil ich ein ziemlich guter Stürmer bin, aber ich spiele auch gerne den Torwart.

„Ja, na und?“, erwidere ich gelassen und versuche dabei cool zu klingen.

Trevor gibt keinen Ton mehr von sich. Verwundert sehe ich zu ihm. Er knabbert ruhelos an einem Fingernagel herum, aber so ganz werde ich nicht schlau aus ihm. Welche Laus ist Trevor denn jetzt wieder über die Leber gelaufen?

Das Spiel beginnt und schnell vergesse ich sein merkwürdiges Verhalten. Gebannt starre ich zu den Spielern und feuere sie an, wo ich nur kann, was meistens daraus besteht, dass ich herumbrülle, dass sie endlich mal den Ball abgeben oder zu dem und dem hinspielen sollen.

Als ich die ersten genervten Blicke bekomme, halte ich lieber den Mund, auch wenn es mich nicht länger auf der Bank hält. Ich stehe auf, laufe die Treppe herunter und lehne mich an das Geländer.

Als ich nach einer Weile zu Trevor sehe, ist er verschwunden. Suchend blicke ich mich um, bis mein Blick auf den Ausgang für Besucher fällt. Hängt er etwa dort herum? Die Tür ist normalerweise abgeschlossen und nur für die Zuschauer gedacht, wenn hier mal Spiele zwischen den Schulen abgehalten werden.

Ich sehe noch einmal zum Spielfeld, aber mein Sportlehrer achtet so gut wie gar nicht auf mich und Trevor, da er den Schiedsrichter mimt. Ich schleiche mich am Geländer entlang, laufe gebückt, damit ja keiner sieht, dass ich mich aus dem Staub mache und renne am Ende die Wand entlang, die Treppe hinauf und wende mich blitzschnell nach links. Ich beuge mich über das steinerne Geländer und gehe langsam die wenigen Stufen hinunter.

„Trevor?“, frage ich. Er sitzt mit angezogenen Beinen unter dem Geländer und sieht zu mir auf, als ich mich zu ihm setze. „Was machst du hier?“, frage ich ihn.

Er zuckt mit den Schultern.

„Hier ist es angenehm kühl...“, stelle ich seufzend fest und lehne mich zurück.

„Die Stunde dauert noch eine ganze Weile.“

Ich neige meinen Kopf zu Trevor und betrachte ihn von der Seite. Bedächtig nicke ich. So eine Stunde kann verdammt lang sein, wenn man nichts zu tun hat. Ich seufze. „Was machen wir in der Zwischenzeit?“, frage ich, obwohl mir klar ist, dass wir außer dumm herumsitzen nicht viel tun können.

„Mir würde da schon was einfallen...“, deutet Trevor vage an. Noch immer sehe ich zu ihm und nun wendet er sich mir zu. Ich grinse dümmlich vor mich hin, während Trevor sich vorbeugt und mich am Hals küsst. Mehr tut er nicht. Er setzt sich wieder zurück und starrt auf seine angezogenen Knie.

Ich rutsche ein wenig näher an ihn heran, so dass ich seine Hand berühren kann. Trevor lässt seine Beine entspannt zu Boden rutschen. Ein paar Sekunden verstreichen, bis ich darauf eingehe und mich vorbeuge, um auf seinen Schoß zu klettern. Breitbeinig lasse ich mich auf ihn sinken,ihm gegenüber und sofort machen sich Trevors Hände selbstständig. Er schiebt mir das Shirt hoch und berührt meine Haut. Ein wenig angespannt bin ich schon, denn bisher sind wir uns in der Schule noch nicht so nahe gekommen.

Trevors Gesicht berührt meinen Bauch, als er sich vorbeugt, den Kopf senkt und seine Lippen beginnen meine Haut zu liebkosen. Ich schließe meine Augen und kralle meine Finger in seine Schultern. Da wir beide eher leichte Shorts tragen, spüre ich deutlich seinen Schwanz an meinem Arsch. Aufreizend reibe ich mich an ihm und entlocke Trevor ein leises Stöhnen. Er beißt in meine Haut, was ein wenig unangenehm ist, also schiebe ich ihn von mir. Trevors Hände suchen sich ihren Weg zu meinem Hintern und sein Kopf legt sich auf meine Schulter. Ich tue es ihm gleich und schmiege mich an Trevors Körper.

„Ich will es im Stehen machen...“, murmelt Trevor mir ins Ohr. Ich nicke und erhebe mich von ihm. Trevor lässt sich von mir hochziehen und drückt mich sofort an die Wand. Er drängt sich an mich und soweit es geht schieben wir unsere Shorts herunter, nur um endlich den jeweils anderen zu spüren. Ich keuche leise, halte mich an Trevor fest und schließe meine Augen. Wir geben uns ganz der Lust hin und vergessen alles um uns herum. Mir wird viel zu heiß, obwohl mich die Wand im Rücken abkühlt und Trevors Hände, die meinen Arsch kneten und mich fest an sich pressen, lassen mir kaum einen klaren Gedanken.

Trevor küsst wieder meinen Hals, beißt sich daran fest und ein wenig scheu beginne ich ebenfalls seinen Hals zu küssen. Das erste Mal berühren meine Lippen seine Haut und liebkosen sie, wie er es immer bei mir tut. Meine Wangen glühen vor Aufregung und Trevors warme Haut schmeckt ein wenig salzig vom Schweiß, als ich mit der Zunge darüber fahre. Sein Stöhnen in meinen Ohren lässt es in meinem Bauch kribbeln und ermutigt gehe ich meiner neuen Beschäftigung nach.

Ich spüre wie es beginnt zu ziehen und dass ich es nicht länger zurückhalten kann.

Trevor küsst sich über meine Wangen und zieht langsam meinen Kopf herum, seine Lippen berühren meine Mundwinkel und als mir klar wird, was er vor hat, schubse ich Trevor hastig von mir.

Überrascht sehen wir uns in die Augen. Ich bin noch außer Atem, mein Ständer steht kerzengerade wie die Wachposten der Queen und so gut es eben möglich ist, ziehe ich mir die Hose wieder hoch.

Trevor wollte mich küssen, fährt es mir durch den Kopf.

Noch immer fühle ich mich erschrocken und benommen zugleich. Schweigend stehen wir uns gegenüber und warten bis unsere Erektionen erschlaffen.

Ich laufe als erster wieder die Treppen hinauf und zurück zur Tribüne. Scheinbar hat uns keiner vermisst. Ich setze mich auf einen Platz und halte den Kopf gesenkt. Meine Finger krallen sich in meinen Sitz und noch immer spüre ich die Berührung von Trevors Lippen an meinem Mundwinkel. Mit der Zunge lecke ich andächtig darüber und sofort überkommt mich eine Gänsehaut.

Mein Herz klopft unendlich laut und ich habe das Gefühl, dass es jeder hören kann.

„Verdammt...“, murmele ich leise.


Nach der Stunde, ziehen wir uns alle um und als ich die Sporthalle verlasse, nimmt Ellie mich sofort in Beschlag.

„Ich hasse Fußball, außerdem schwitze ich nicht gerne!“, meint sie und greift wieder nach meiner Hand. Ich lasse es zu, weil ich sowieso mehr in meiner Gedankenwelt gefangen bin. Alles dreht sich um diesen Beinahekuss und ich kann mir einfach nicht erklären, warum Trevor mich küssen wollte. War es die Neugier? Wollte er mehr? Ist er in mich verliebt? Nein, Letzteres kann es wohl kaum sein. Trevor würde sich niemals in mich verlieben. Wollte er mich nur ärgern, weil ich mit Ellie gehe?

„Gehen wir zu der Pizzeria an der Ecke?“, fragt Ellie. Aus meinen Gedanken gerissen, nicke ich bloß und lasse mich von ihr mitschleifen. Ich sehe mich noch einmal um, aber Trevor ist nicht auf dem Schulhof.

Wir laufen die Straße entlang und zu der Pizzeria, die allgemeiner Treffpunkt nach der Schule ist. Normalerweise halte ich mich aber davon fern, weil ich lieber Zuhause esse und mein weniges Schulgeld nicht für Essen ausgeben möchte. Lieber spare ich es für Konsolenspiele, denn mein Taschengeld fällt ziemlich lau aus.

Wir betreten die Pizzeria und suchen uns einen Fensterplatz. Ellie greift gar nicht erst nach der Karte. „Ich nehme eine Salamipizza!“ Der Kellner nickt und notiert es auf seinem Block. Lustlos blättere ich durch die Karte. „Champignons...“, murmele ich.

Als der Kellner geht, wird mir klar, dass ich gerade die falsche Pizza bestellt habe. Trevor isst normalerweise Champignonpizza. Ich knabbere auf meiner Unterlippe und sehe aus dem Fenster. Ich habe keine Lust meine Bestellung zu ändern, dann esse ich eben Trevors Pizza. Bei dem Gedanken muss ich schon wieder lächeln.

Wir warten auf unser Essen und Ellie versucht mich bei Laune zu halten. Sie erzählt von ihrem Alltag, ihren Freundinnen und über die bevorstehende Zeugnisvergabe. „Was machst du in den Ferien?“, fragt sie mich.

Ich sehe zu Ellie. „Ähm, nicht viel. Ich muss zur Nachhilfe in die Schule.“

Ellie sieht mich schockiert an. „Ist nicht wahr? Wegen der Prügelei letztens?“, fragt sie und hat direkt ins Schwarze getroffen. Ich nicke.

„Das ist ja total fies! Dann können wir uns gar nicht so oft sehen.“ Ein wenig enttäuscht sieht sie auf den Tisch.

Ich ringe mir ein Lächeln ab. „Wir können uns ja einfach danach treffen.“

Sie sieht mich an und grinst. „Stimmt!“

Der Kellner bringt uns die Teller und hungrig machen wir uns über die Pizzen her. Nebenbei holen wir unsere Hefte heraus und beginnen mit den Hausaufgaben, bei denen wir uns gegenseitig helfen.

Es wird doch noch ein lustiger Nachmittag und ich merke, dass man mit Ellie mehr Spaß haben kann als ich angenommen habe.

Wir gehen anschließend noch ein Stück zusammen, da wir in derselben Richtung wohnen und als wir an einer Straßengabelung ankommen, verabschieden wir uns.

„Bis morgen!“

„Ah, warte mal kurz!“, ruft Ellie mir nach. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr um. Sie lächelt und streicht ihre Haare hinters Ohr. Verlegen wippt sie mit ihren Füßen auf und ab.

„Es war ein toller Tag und ich finde es klasse, dass du jetzt mein Freund bist!“ Ellie beugt sich vor und gibt mir einen schüchternen Kuss auf die Lippen. Ich spüre ihn kaum. Es ist nur eine zarte Berührung und noch ehe ich es richtig realisiere, ist es auch schon wieder vorbei. Ellie wendet sich von mir ab und rennt davon.

Wie jetzt? Das war mein erster Kuss? Also irgendwie bin ich jetzt ein bisschen enttäuscht. Ich habe ihn mir viel eindrucksvoller vorgestellt.

Perplex schaue ich Ellie nach und presse die Lippen fest aufeinander. So ein erster Kuss sieht im Fernsehen aber eigentlich immer ganz anders aus...

Ich seufze und gehe heimwärts. Noch immer bin ich ein wenig durcheinander und laufe beinahe an meinem Haus vorbei. Ich bleibe stehen, laufe zurück zum Eingang und die Treppe hinauf. Ich gehe zur Haustür meines Appartements und krame in meiner Hosentasche nach den Schlüsseln, ehe ich aufschließe und die Wohnung betrete. Ich streife meine Schuhe von den Füßen und als ich durch den Flur gehe, kommt Mary mir entgegen.

„Wo warst du solange? Du hast das Mittagessen verpasst!“, meint sie und sieht mich abwartend an.

Ich kratze mich am Kopf. Noch immer habe ich mich nicht daran gewöhnt, dass wieder eine Frau im Haus ist.

„Ich war in der Pizzeria bei der Schule.“

„Komm nächstes Mal nach Hause. Ich möchte dein Essen nicht wegschmeißen. Soll ich es dir aufwärmen? Ich habe es vorerst weggestellt.“

Ich schüttele den Kopf, da ich noch papp satt von der Pizza bin.

Mary seufzt. „Ruf nächstes Mal bitte vorher an, wenn du auswärts essen willst, Grayson.“

Ich nicke ergeben und schlurfe durch den Flur in mein Zimmer. Noch immer stehen überall etliche Kartons herum. Auch in meinem Zimmer.

Trevor liegt auf meinem Bett und schläft, vielleicht auch nicht. Ich lasse meinen Rucksack zu Boden gleiten und schließe die Tür hinter mir.

Mitten im Zimmer bleibe ich stehen und starre auf Trevors Rücken und irgendwie macht es mich fuchsig, dass er mich nicht beachtet, nachdem was heute vorgefallen ist.

„Ellie hat mich geküsst!“, erzähle ich ihm mit erhobener Stimme und warte auf seine Reaktion, doch es kommt keine.

„Schläfst du? Trevor?“ Langsam gehe ich näher an ihn heran und beuge mich über ihn. Tatsächlich, er schläft.

Ich betrachte sein friedliches Gesicht und bemerke gar nicht, dass ich mich immer tiefer neige. Mein Blick haftet auf seinen Lippen und mit einigen Verrenkungen platziere ich meine Lippen auf seinem Mund, presse sie dagegen und schließe meine Augen.

Trevor grummelt und mir klopft das Herz bis zum Hals. Ich öffne die Augen und in dem Augenblick schlägt er seine ebenfalls auf. Mir ist ganz heiß und als Trevors Lippen meine Berührung erwidern, bin ich mehr als erleichtert.

Trevor dreht sich auf den Rücken und so lasse ich mich auf ihn sinken. Unsere Lippen lassen zu keiner Sekunde voneinander ab und sofort verschwinden Trevors Hände unter meinem Shirt. Ich schmiege mich an ihn und als ich meinen Mund öffne, streckt Trevor seine Zunge ein wenig hervor. Neugierig berühre ich sie mit meiner. Es fühlt sich komisch an, aber irgendwie macht es auch Spaß und entspannt gehe ich in Trevors Mund auf Erkundungstour. Unsere Zungen umgarnen einander, unsere Lippen berühren sich zärtlich und irgendwann gehen wir ganz in der Sache auf, bis wir herauskriegen ohne beim Küssen zu ersticken und verlieren jegliche Hemmungen.

Trevor spreizt die Beine und so lasse ich mich dazwischen gleiten. Ich spüre seine Finger in meinen Haaren und lasse mir mein Shirt ausziehen.

Ich lache leise und bedecke Trevors Gesicht mit lauter Küssen. Ja, das ist schon eher was ich mir vorgestellt habe und ich kann es mir auch verzeihen, dass mein zweiter Kuss mit Trevor ist, immerhin habe ich meinen ersten wirklich noch vor meinem Geburtstag bekommen.

Ich rolle mich von Trevor ab und sehe ihm zu, wie er mit der Hand über meinen Brustkorb fährt, lasse mich von ihm in eine Umarmung ziehen und erneut küssen. Ich schiebe sein Shirt hoch und streichele seinen Rücken. Trevors rechtes Bein legt sich über meine Beine und so ein bisschen verknotet liegt es sich auch nicht schlecht.

„Trevor! Grayson!“

Hastig fahren wir auseinander, als wir Marys Stimme hören. Sie steht in der Zimmertür und so abgelenkt wie wir gewesen sind, haben wir nicht einmal die knarzende Tür gehört.

Mary sieht uns genauso entsetzt an wie wir sie. Mir gefriert das Blut in den Adern und beschämt rücken Trevor und ich weit auseinander.

Fanfics aussortiert Ebook, Fanfictions, Projekte

Autor:  Shunya

Ich habe jetzt mal Nägel mit Köpfen gemacht und eine große Anzahl meiner Fanfics aussortiert. Wie bereits erwähnt, möchte ich einige meiner Bücher noch mal ordentlich überarbeiten und als Ebooks über Bookrix veröffentlichen (vor allem weil die Nachfrage auf Bookrix doch größer ist als gedacht). X3

Einige Werke habe ich natürlich drin gelassen. Zu meinen Kurzgeschichten möchte ich noch anmerken, dass ich sie als Kurzgeschichtensammlung mit einigen neuen Geschichten veröffentlichen werde. OwO


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