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Flüstern im Morgenwind

von

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Als ich ihn wieder sah

Es war die Nacht zu meinem 17. Geburtstag, als ich ihn wieder sah. Onkel Vernon klopfte wild an meine Zimmertüre und schrie mich an, ich solle meinen Dreck von Freund endlich vor der Haustüre auflesen, bevor die Nachbarn ihn sahen. Verdutzt schaute ich aus meinem Fenster, da ich keinen meiner Freunde erwartet hatte. Doch die Gestalt, – eingehüllt in einen dreckigen Umhang - die sich vor dem Hauseingang zusammengekauert hatte, erkannte ich nicht.
 

Vorsichtig und mit meinem Zauberstab bewaffnet, ging ich hinunter. Dudley, der mich sah, rannte sofort in die Küche und versteckte sich bei Tante Petunia. Die Dursleys hatten Angst vor mir, seit ich mit einer düsteren Aura umgeben von Hogwarts zurückgekommen war. Ich machte ihnen Angst, weil ich endlich eingesehen hatte, dass es an der Zeit war, zu kämpfen, mein Schicksal als der „Auserwählte“ anzuerkennen. Ich wollte Rache! Ich wollte Rache an Voldemort für das Schicksal, das meine Eltern, Cedric und Sirius ereilt hatte. Ich wollte Rache an Snape, der mir meinen Berater und Großvaterersatz genommen hatte, und ich wollte Rache für mich. Dafür, dass mein Leben nicht so sein konnte, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Dafür, dass ich wahrscheinlich mein 18. Lebensjahr nicht vollenden würde.
 

Ich öffnete die Tür mit einem leisen Klick. Die Gestalt rührte sich nicht. Einige Minuten blickte ich einfach auf das Bündel zu meinen Füßen hinunter. Wäre es eine Falle, ein Todesser gewesen, er hätte mich schon längst töten können, doch nichts war geschehen. Immer noch auf der Hut, beugte ich mich über den schmächtigen Körper, schob den schweren, dunklen Stoff vom Gesicht meines „Besuches“ und erstarrte.
 

Mit vielem hatte ich gerechnet – nun eigentlich hatte ich mit überhaupt nichts gerechnet und schon gar nicht mit IHM. Hier, mitten im Ligusterweg Nr. 4, lag Draco Malfoy. Der Junge, der indirekt Schuld am Tod von Albus Dumbledore hatte und der Junge, an den ich in den letzten Wochen ständig hatte denken müssen. Nachdem ich Draco ein ganzes Jahr überwacht hatte, so dass er zu einer Art Obsession von mir geworden war, nachdem ich ihn weinend bei der maulenden Mrythe gesehen hatte und nachdem ich beobachtet hatte, wie er seinen Auftrag für Voldemort nicht zu Ende führen konnte - weil er einfach kein Mörder war - hatte ich immer wieder an ihn denken müssen. Mir war zum ersten Mal bewusst geworden, dass Draco genau wie ich keine Chance hatte, seinem Schicksal zu entkommen. So wie ich der Auserwählte sein musste, war es ihm bestimmt, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Voldemorts Stiefellecker zu werden.
 

Mühelos schleppte ich ihn in mein Zimmer. Er war erschreckend leicht für seine Größe und sein Gesicht wirkte ausgezehrt und noch blasser als sonst. Seine Haut war eisig kalt, obwohl wir Mitte Juli hatten. Ich legte ihn auf mein Bett, knöpfte ihm den Umhang auf und als ich zu seinen Schuhen gehen wollte, stellte ich fest, dass er gar keine trug. Seine Füße waren schmutzig und blutig. Sofort fragte ich mich, was passiert war, seit Snape mit ihm geflohen war. Schnell schlich ich mich ins Bad, um Wasser, Tücher und Verbandsmaterial zu holen. Im Gang konnte ich Onkel Vernon hören, der sich noch immer über meinen Gast aufregte. In diesem Augenblick hätte ich ihm am liebsten einen Crucio auf den Hals gehetzt. Die Dursleys wussten nur zu genau, dass die Zaubererwelt und die Muggelwelt in Gefahr waren und dennoch hielten sie an ihren kleinlichen, erschreckend diskriminierenden Ansichten fest. Sie waren - was ihre Einstellungen anging - keinen Funken besser als die Todesser, die immer öfter mordend durch England zogen.
 

Mit ungeschickten Fingern reinigte ich Dracos Wunden, desinfizierte sie und verband sie linkisch. Er hatte kein einziges Mal ein Geräusch von sich gegeben. Offenbar war er viel zu erschöpft, um überhaupt noch etwas von seiner Umwelt wahrzunehmen. Nun war es an mir, zu warten, bis Draco wieder bei Bewusstsein war und ich setzte mich neben meinem Schreibtisch auf den Boden, den Kopf in meinen verschränkten Arme verborgen.
 

Ein leises Rauschen von Stoff schreckte mich auf.
 

Sofort schaute ich in der Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Draco war die Decke herunter gerutscht. Er schlief unruhig und es sah so aus, als hätte er einen Albtraum.

„Nicht…“ stöhnte er. „Bitte nicht, lasst mich.“ Seine Worte waren hektisch, undeutlich und klangen gequält. Ob er von den anderen gefoltert worden war, weil er seinen Auftrag nicht ausgeführt hatte?

„Finger weg… nicht anfassen…“ Auch wenn ich die Worte hörte, ich wollte meiner Fantasie nicht erlauben, fertig zu denken, was die Worte bedeuten konnten. Mir kamen viel zu schreckliche Dinge in den Kopf. Draco Malfoy hatte nicht verdient, egal, wie gemein er immer gewesen war, was mir meine Gedanken einzureden versuchten. Vergewaltigung ging es mir durch den Kopf. Draco Malfoy war vielleicht vergewaltigt worden. Meine Vernunft hingegen sagte, dass er nur träumte, dass er sich vielleicht nur gegen Griffe wehren wollte, die ihn zur Gefangenschaft und Bestrafung führten – ich wusste doch gar nicht, was passiert war.
 

Sein Gewimmer wurde immer schlimmer. Er stöhnte unterdessen so laut, dass ich Angst hatte, er würde damit die Dursleys wecken, die inzwischen bestimmt schon schliefen. Schnell setzte ich mich zu ihm aufs Bett und flüsterte Worte, von denen ich hoffte, sie würden ihn beruhigen. Es wirkte nicht und so strich ich ihm eine seiner verschmutzten und verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Draco zuckte zusammen. In diesem Moment tat er mir unendlich leid und mein Herz litt richtig mit ihm mit. Aber langsam wurde sein Schlaf wieder ruhiger und er schien etwas Angenehmeres zu träumen, da sich ein sanftes Lächeln auf seine Gesichtszüge schlich.
 

Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder eingeschlafen bin, aber als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich eng an Draco geschmiegt auf meinem schmalen Bett. Sein Körper fühlte sich warm an und ich wusste, dass er nicht mehr unterkühlt war. Etwas gerädert von der Nacht setzte ich mich auf und rieb mir über meine Augen, da spürte ich seinen Blick auf mir.

„Morgen, Malfoy. Hast du gut geschlafen?“ Er sah mich auf eine unergründliche Weise an, die mir durch Mark und Bein ging.

„Gut“, krächzte er heiser, „Danke.“ Ich wusste, dass ihm dieses Danke schwer über die Lippen gekommen war und ich war erstaunt, dass er sich überhaupt bedankt hatte.

„Wie bin ich hierher gekommen?“

„Das weißt du nicht? Ich dachte, du könntest es mir sagen.“

„Ich weiß nur noch, dass Severus mir irgendeinen Trank eingeflößt hat und dann bin ich hier aufgewacht.“ Draco tat daraufhin etwas, was meinen Verdacht vom Vorabend bestätigte. Er hatte nämlich bemerkt, wie nahe wir uns körperlich waren und sofort stieg er aus dem Bett - allerdings kam er nicht weit. Er bekam einen Schwindelanfall und hätte ich ihn nicht aufgefangen, wäre er auf dem Boden aufgeprallt.
 

„Wann hast du das letzte Mal gegessen?“

„Ich…“ Draco blickte mich verwirrt an und wieder quoll mein Mitgefühl für ihn fast über. Auch wenn wir so lange Feinde gewesen waren und ich ihn für viele Dinge, wie zum Beispiel seine Arroganz verachtete – er war genauso ein Opfer dieses Krieges wie ich.
 

Vorsichtig führte ich ihn zur Küche. Dort angekommen schaute ich auf die Uhr. Es war gerade mal 6 Uhr morgens. Seit ganzen 6 Stunden war ich bereits Volljährig und durfte somit offiziell zaubern. „Happy Birthday Harry“, flüsterte ich mir selbst zu, doch Draco hatte es gehört.

„Du hast Geburtstag, Potter?“

„Ja, was dagegen?“ Das Frotzeln konnten wir wohl nicht so schnell ablegen.

„Nein, ich wollte dir nur Alles Gute wünschen.“

„Oh… Danke.“ Betretende Stille breitete sich in der Küche aus.

„Ich mach dir mal besser etwas zum Frühstücken. Hast du eine bestimmte Vorliebe?“

„Glaub mir, ich hab so einen Hunger, ich würde sogar Dad’s verkohlte Pfannkuchen essen.“
 

Lucius Malfoy in einer Küche konnte ich mir nicht vorstellen. Lucius Malfoy in einer Kochschürze noch viel weniger und so beeilte ich mich, um Draco mit Essbarem zu versorgen. Wir aßen beide schweigend und die Stille wurde nur von den Geräuschen unterbrochen, die wir beim kauen und beschmieren unserer Brote machten. Während wir frühstückten, betrachtete ich mir Draco genauer. Er war immer noch sehr blass, doch nicht mehr so extrem wie am Vorabend. Der Schlaf schien ihm gut getan zu haben, doch an seiner abgemagerten Statur, die jetzt mehr meiner glich, änderte auch der längste Schlaf nichts.

„Was ist passiert, nachdem du mit Severus geflohen bist?“

Er sah mich nicht an, als er antwortete: „Er hat mich zu Voldemort gebracht, wo ich bestraft wurde, weil ich Dumbledore nicht töten konnte. Severus wurde auch bestraft, weil er meinen Auftrag übernommen hatte, doch während Severus sich frei reden konnte, konnte oder wollte der Lord mir nicht verzeihen. Er sagte mir immer wieder, wie sehr ich ihn enttäuscht hätte. Mein Vater war auch dort. Sie hatten ihn am Abend befreit. Der Angriff in Hogwarts war nur ein Ablenkungsmanöver, um die gefangenen Todesser zu befreien und Dumbledores Tod sollte die Krönung des Tages werden.“

An dieser Stelle brach Draco ab. Sein Gesicht hatte sich bei der Erinnerung schmerzhaft verzogen.
 

„Wenn du im Moment nicht reden kannst, ist es in Ordnung, Draco.“ Ich benutzte seinen Vornamen zum ersten Mal in meinem Leben und es fühlte sich merkwürdig an, doch in solch einer Situation seinen Nachnamen zu benutzen wäre falsch gewesen.

„Es ist nicht in Ordnung. Sie werden Severus foltern, dafür, dass er mich befreit hat. Der Dunkle Lord wird meine Eltern töten lassen, weil ich ein Verräter geworden bin.“

„Nein, das wird er bestimmt nicht. Er würde doch zwei seiner treuesten Diener nicht einfach so töten“, entgegnete ich bestimmt, doch ich hatte Zweifel, die Draco mir offensichtlich ansah.

„Vielleicht sind sie bereits tot.“ Draco klang so verzweifelt, dass ich ihn umarmen musste. Ich war nicht gut in solchen Dingen, doch es kam mir nichts anderes in den Sinn, als ihm auf diesem Weg Trost zu spenden. Zuerst war er sehr verspannt in meiner Umarmung, doch dann lockerte er sich. Seine stummen Tränen rannen mir den Hals und über die Schultern, den Rücken hinab.
 

Wir umarmten uns, bis wir von oben Geräusche hörten. Der erste Dursley war wach geworden. Gleichzeitig räusperten wir uns und blickten verlegen in verschiedene Richtungen.

„Du solltest baden und frische Klamotten anziehen. Ich… ähm… werde dir etwas von mir geben.“

„Danke.“
 

oooOOOooo
 

Als er mein Zimmer nur in ein Handtuch gehüllt betrat, fiel es mir äußerst schwer, ihn nicht anzustarren. Niemals zuvor hatte ich eine Landschaft von so porzellanartiger Haut gesehen. Sie war hell, glatt und schien unglaublich weich zu sein. Ich musste schlucken. Automatisch versuchten meine Schutzmechanismen an Ginny zu denken und daran, wie sehr ich sie liebte, aber ich war auch nur ein Hormon-beeinflusster Teenager und konnte nicht verhindern, dass mir gefiel, was ich sah.
 

„Hier ist etwas zum Anziehen für dich.“ Entschlossen, meinen Hormonen entgegen zu treten, hielt ich ihm das ausgeleierte T-Shirt und die viel zu große Schlafanzughose hin, die ich von Dudley geerbt hatte.

„Würdest du dich bitte umdrehen?“ Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit und ich bekam Schuldgefühle für das, was man ihm angetan hatte. Hätte ich Voldemort im 4. Schuljahr erledigt, wäre Draco niemals so viel Leid geschehen.

„Natürlich.“ Ich drehte mich mit dem Kopf Richtung Fenster, während er das Handtuch zu Boden fallen ließ. Es dauerte nicht lange, bis ich bemerkte, dass das Fenster durch die morgendliche Schwärze von draußen, wie ein Spiegel funktionierte und ich den nackten Draco in voller Pracht sehen konnte. Abermals musste ich schlucken. Er war so schön wie nie zuvor, auch wenn er gut und gerne fünf, sechs Kilo zunehmen durfte. Ich fühlte mich wie ein perverser Spanner, weil ich meinen Blick nicht abwenden konnte und dann bemerkte er, was ich tat.
 

Sein Gesicht wurde rot und blass zugleich und dann tat er etwas, das mir fast das Herz zerbrach. Draco ließ die Kleidungsstücke achtlos auf den Boden fallen und kam zu mir. Mein Brustkorb hob und senkte sich hektisch, als er mir so nahe stand. Das Bild, welches wir abgaben, beobachtete ich weiterhin im Fenster. Er streckte sich zu meinem Ohr und flüsterte: „Wenn du mich willst, dann nimm mich. Ich habe nichts, was ich dir für deine Hilfe geben kann, außer meinem Körper. Du darfst alles mit mir tun, nur tu mir nicht weh.“

Ich war von seinen Worten geschockt, doch noch mehr war ich davon geschockt, dass ich tatsächlich für einige Sekunden über dieses Angebot nachdachte. Mein plötzlich erwachtes Verlangen nach dem Körper dieses Jungen könnte befriedigt werden, aber wollte ich das wirklich?
 

Langsam drehte ich mich zu ihm um und schaute ihm in die Augen. Augen, die ich schon gehässig, spöttisch und abwertend blickend gesehen hatte. Augen, welche Blitze schleuderten, sobald er wütend war und Augen, die ich bereits in Tränen schwimmen gesehen hatte. In jenem Augenblick sahen sie mich ängstlich, aber ernst an. Er würde tun, was immer ich wollte. Er würde seine Worte nicht zurücknehmen, obwohl er mir den letzten Funken Unschuld seiner Seele angeboten hatte, den Rest seiner Würde, den er noch besaß.
 

Mein Blick fiel auf seine Lippen, seine sinnlichen, geschwungen Lippen, die rot schimmerten. Wie in Trance beugte ich mich zu ihm vor, damit ich diese Lippen einfangen konnte. Es war ein elektrisches Kribbeln, als unsere Lippen einander berührten. Sein Mund war so weich und zart, erinnerte mich überhaupt nicht an den feuchten Kuss mit Cho. Meine Hände glitten in seinen Nacken und ich presste ihn enger an mich heran. Instinktiv öffnete er seinen Mund einen Spalt, gab mir den Zugang zu seiner Mundhöhle frei. Ohne zu zögern schlängelte sich meine Zunge in seinen Mund und ich erforschte ihn zärtlich - nahm mir alle Zeit der Welt, um ihn zu schmecken.
 

Eine meiner Hände streichelte seinen Nacken entlang zu seinen Schultern und er zuckte leicht zusammen. Es war jener Augenblick, in dem mir klar wurde, was ich tat. Ich löste mich von ihm, fing seine Verwirrtheit mit meinen Augen ein.

„Was?“

„Sch… Draco, sag nichts. Es ist gut so.“

„Aber?“ Er schaute mich so verloren an. „Ich habe gedacht, du willst mich. Du hast mich doch so angesehen wie… wie die anderen.“ In seinen Augen schimmerten Tränen und ich wusste, meine Zurückweisung hatte ihn ebenso verletzt, wie es die Vergewaltigung durch die Todesser getan hatte.

„Ich will dich nicht auf diesem Weg, Draco. Wenn ich mit dir schlafe, dann nur, weil du es tatsächlich willst und nicht, weil du mir dankbar für etwas Essen und eine heiße Dusche bist. Der Preis wäre wohl kaum angemessen, du bist mehr Wert als das bisschen.“
 

Sanft streichelte ich ihm eine seiner Tränen aus dem Gesicht.

„Verzeih mir.“

„Danke.“ Mehr sagte er nicht und ging zu den Klamotten zurück, die er ohne weitere Verzögerung anzog.
 

oooOOOooo
 

Der Tag meines 17. Geburtstages war der Tag, an dem ich erkannte, dass ich Ginny nicht wirklich liebte. Dass ich für sie zwar Gefühle hegte, die man als Zuneigung bezeichnen konnte, doch es waren nicht jene Emotionen, die ausreichten für eine Liebesbeziehung. Es war der Tag, an dem ich erkannte, dass es einen in Schmerz gefangenen, von Teufeln beschmutzten, blonden Engel brauchte, um zu erkennen, dass ich dem männlichen Geschlecht zugeneigt war und es war auch jener Tag, an dem ich mit Draco Malfoy in einem Bett schlief, unsere Körper wärmend, tröstend und Schutz suchend aneinander geschmiegt.
 

Der Tag, als ich ihn wieder sah, war der Tag, der mir die Erkenntnis brachte, dass mir ein besonderes Geschenk wie das Flüstern im Morgenwind zugeflogen war.
 

Fortsetzung folgt…

Der Schmerz in ihm

Eine ganze Woche wohnte er bereits bei mir. Eine Woche, die mir so unwirklich schien wie einst Hagrids Worte, dass ich ein Zauberer wäre. Draco sprach nicht viel und wenn er etwas sagte, dann meistens nur, weil ich ihn angesprochen hatte. Er saß fast die ganze Zeit auf meinem Bett und blickte zum Fenster hinaus. Sein Blick war dann trübe und ich konnte keinen Glanz mehr in den grauen Augen erkennen. Es tat mir weh, ihn so zu sehen, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte, um ihm den Schmerz der Erinnerungen zu nehmen.
 

Die Dursleys hatten seine Anwesenheit mit derselben Furcht akzeptiert wie die meine. Sie redeten nicht mit Draco und behandelten ihn, als er wäre er überhaupt nicht da. Ich weiß noch genau, wie er mich fragend angesehen hatte, als er zum ersten Mal meinen Verwandten gegenübergestanden und nicht gewusst hatte, was er von ihrer entsetzten, fast schon panischen Reaktion halten sollte. Ich denke, Draco hatte an diesem Tag begriffen, dass wir alle unsere Masken trugen – er wie ich und ich wie er. Es war das gleiche Prinzip, wir trugen unsere Masken, teils willentlich und teils erzwungen, und doch änderte es nichts an dem, was wir waren – alleine.
 

Die Eule, welche nach genau sieben Tagen für Draco erschien, überraschte uns beide. Mit zitternden Fingern band Draco dem gefiederten Geschöpf den Brief vom Bein, doch er öffnete ihn nicht, starrte mich stattdessen an.

„Ich denke, du solltest es tun“, sagte ich, nicht sicher, ob meine Empfehlung richtig war. Kurz kaute er auf seiner Unterlippe und jäh überflog mich ein brennendes Verlangen, diese roten Lippen zu küssen. Auch wenn wir nicht darüber gesprochen hatten, der Kuss stand wie ein unsichtbarer Schild zwischen uns. Nachts, wenn wir uns mein Bett teilten, unsere Körper sich berührten und meine Sehnsucht, ihn zu berühren, erwachte, ignorierten wir beide das Vorgefallene und was wir dabei empfunden hatten. Ich wollte Draco unter keinen Umständen mit meiner erwachten Begierde überrumpeln oder ihn zu jenen Dingen zwingen, wie es die Todesser getan hatten.
 

Das Pergament raschelte, als Draco es auseinander faltete. Seine Augen huschten darüber und ich konnte seiner Miene ansehen, dass der Brief einen sehr überraschenden Inhalt hatte. Mit einem Seufzer der Erleichterung legte er den Brief auf das Bett und ein Lächeln, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte, erschien auf seinem Gesicht. Er sah schlicht entzückend aus und mein Herz machte einen Hopser, kaum dass ich das Funkeln in seinen Augen sah.

„Es geht ihnen gut“, sagte er dann und erst verstand ich nicht, was er meinte. „Es geht ihnen gut, Harry. Meine Eltern, sie sind in Sicherheit, Voldemort kann ihnen nichts mehr anhaben.“ Nun hatte ich begriffen.

„Das freut mich für dich, Draco.“ Ich war überrascht, dass er vom Bett aufsprang, zu mir hinüber kam und seine Arme um meinen Hals schlang.

„Oh Harry...“, seufzte er in mein Ohr und meine Beherrschung geriet ins Wanken. Draco roch so verlockend und seine Nähe ließ mein Blut fast überkochen. Es brachte mich schier um den Verstand. Wie konnte ich von einem Tag auf den anderen nur so intensives Verlangen nach meinem Feind entwickeln? Weshalb wollte ich sein feines, blondes Haar mit meinen Händen zerzausen und ihm die sinnlichen Lippen bis zur Besinnungslosigkeit küssen? Draco musste meine jähe Erregung gespürt haben.
 

„Wenn“, sagte er leise, „wenn du mich noch möchtest… ich werde mein Angebot nicht zurücknehmen.“

„Draco“, entgegnete ich sanft, „es wäre nicht Recht. Ich will dich nicht benutzen, ich will deinen Körper mit meinem lieben.“

„Dann liebe mich, Harry.“ Mein Herz schlug mir bei diesen Worten Dracos bis zum Hals. Seine wunderschönen Augen blickten mich erwartungsvoll und hoffend an, umso mehr erforderte es Willensstärke, das verführerische Angebot abzulehnen.

„Nein, nein, ich kann nicht. Sollte ich jetzt mit dir schlafen, dann würde ich dich genauso missbrauchen wie die anderen.“

„Seit wann bist du so ein Klugscheißer, Potter?“, fauchte er mich unerwartet an.

„Draco, bitte…“

„Lass es bleiben, Potter – ich verstehe. Du findest mich geil und würdest mich gerne ficken, tust es aber nicht, weil du weißt, was für dreckige Todesserschwänze in mir waren!“
 

PATSCH!
 

Ich hatte Draco eine Ohrfeige gegeben. Eisige Stille herrschte zwischen unseren erstarrten Körpern. Auf seiner Wange bildete sich ein roter Handabdruck, der einen krassen Kontrast zu seiner milchig-weißen Haut bildete.

„Sag so etwas nie wieder!“, befahl ich ihm, doch er ließ mich einfach stehen.
 

In jener Nacht schlief Draco so nahe an der Bettkante, dass er es tatsächlich fertig brachte, mich trotz des schmalen Bettes nicht zu berühren.
 

oooOOOooo
 

Am nächsten Tag herrschte unbarmherzige Stille zwischen uns. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, was er von mir erwartete. Natürlich fühlte ich mich körperlich zu ihm hingezogen, doch warum verstand er nicht, dass ich ihm meine Nähe nicht aufzwingen wollte? Dass er die Todesser erwähnt hatte, verursachte mir immer noch absoluten Ekel. Zum ersten Mal ging mir auf, wie beschmutzt sich Draco fühlen musste. Alleine der Gedanke daran, wie es war, seinen Feinden schutz- und hilflos ausgeliefert zu sein, ließ meine Nackenhärchen sich aufrichten. Ich wusste, ich musste unbedingt mit ihm reden, doch jedes Mal, wenn ich einen Anlauf machte, blockte er mich total ab.
 

Zwei weitere Tage später hatte ich immer noch nicht mit ihm geredet und inzwischen hatte sich die Situation zwischen uns sogar noch verschlechtert – Draco schlief auf dem Boden. Es verletzte mich, dass er meine Nähe anscheinend als so abstoßend betrachtete, doch was sollte ich tun? Meine Verwandten beobachteten uns inzwischen mit Argusaugen, da sie bemerkt hatten, dass etwas vorgefallen sein musste und mehr als einmal erwischte ich Dudley dabei, wie er Draco beobachtete. Draco aß zwar regelmäßig, doch die Mengen waren mehr als kümmerlich. Mir schien es sogar, dass er noch weiter abgenommen hatte und seine schlanke Gestalt wirkte so zerbrechlich.
 

„Draco, bitte lass uns reden“, wagte ich einen neuen Anlauf, als ich ihn alleine in der Küche vorfand, die Überreste seines Essens gerade in den Mülleimer werfend.

„Ich werde morgen gehen“, sagte er zu mir, den Teller in die Spüle stellend.

„Was? Nein! Das kannst du nicht tun, sie werden dich finden.“

„Ich weiß.“ Er drehte sich zu mir herum, blickte mich mit hoffnungslosen Augen an. „Ich habe nichts mehr zu verlieren, was also können sie mir noch antun?“

„Sie können dich töten!“

„Und? Vielleicht wäre das besser so, dann müsste ich nicht mit diesen Erinnerungen leben.“

„Du machst es dir gerne so einfach, oder? Immer läufst du davon, ob im Verbotenen Wald oder im richtigen Leben. Warum kämpfst du nicht einmal?“ Seine Worte machten mich wütend. Wie konnte er so einfach aufgeben und mich alleine lassen?

„Ich bin nicht du, Harry. Nicht jeder kann so viel Kraft haben, nicht jeder ist der Auserwählte.“

„Denkst du, ich hätte es mir ausgesucht? Ich wollte immer nur eine Familie haben und glücklich sein, mir ist Voldemort und dieser ganze Krieg zuwider. Warum denkt ihr alle nur, dass ich ein Übermensch bin? Nach Sirius Tod konnte ich auch nicht mehr. Meine Welt erschien mir so leer. Sirius war für mich die letzte Chance auf eine Familie und Voldemort hat sie mir genommen und dafür möchte ich Rache – deshalb kämpfe ich.“

„Und für was soll ich kämpfen? Meine Würde und meinen Stolz haben sie mir bereits genommen, meine Eltern sind Dank Severus in Sicherheit und mein Leben… Mein Leben bedeutet nichts, denn es gibt nichts, für das es sich noch zu Leben lohnt.“

„Sag so etwas nicht, Draco.“

„Warum nicht? Es würde doch keinen kümmern, wenn ich sterbe.“

„Das ist nicht wahr. Ich würde um dich trauern.“

„Ja, klar“, entgegnete er mir voller Bitterkeit. „Du würdest wahrscheinlich sogar noch um den Dunklen Lord persönlich trauern.“

„Bestimmt nicht!“

„Weshalb solltest ausgerechnet du wegen mir auch nur eine einzige Träne vergeuden? Hast du schon vergessen, was ich dir alles angetan habe? Dass ich an Dumbledores Tod schuld bin?“

„Nein, das habe ich nicht, doch es ist mir inzwischen egal – Draco, ich will dich für immer in meiner Nähe haben.“

„Wieso, Harry?“ Seine Stimme klang so traurig und sehnsüchtig zugleich und auch, wenn er sich bemühte, es zu unterdrücken, ich konnte das verräterische Glitzern von Tränen in seinen Augen sehen.

„Weil ich dich brauche.“ Draco wimmerte auf.

„Du weißt nicht, was du sagst.“

„Doch, das weiß ich und auch wenn ich nicht sagen kann, weshalb es so gekommen ist – Ich brauche dich und das ist die Wahrheit.“
 

Für mich stand die Zeit still, während ich in seine Augen blickte, die mich schier zu durchbohren schienen, auf der Suche nach einer Lüge, die es nicht gab. Er war so verletzlich, wie ich es ihm nie zugetraut hätte, selbst nachdem ich ihm im vergangen Jahr beim Weinen gesehen hatte. Die Qualen, welche die Todesser ihm zugefügt hatten, hatten seinen weichen Kern noch sensibler gemacht und so verwunderte es mich nicht im Mindesten, als tatsächlich silbrige Tränen flossen. Mein Herz, welches vor Mitgefühl und Liebe zu ihm fast überfloss, ließ mich die Arme ausstrecken und ich umarmte ihn, in der Hoffnung, Geborgenheit zu spenden.
 

Zuerst war er steif in meiner Umarmung, doch nur wenige Sekunden später schmiegte er sich Halt suchend an mich, während er unaufhaltsam weiter weinte und mein T-Shirt durchnässte. Wie von selbst fand eine meiner Hände seinen Kopf und streichelte ihm über das weiche Haar, während die andere Hand beruhigend über seinen Rücken strich. Ich vermag nicht, zu sagen, wie lange wir so dastanden, ineinander verschlungen, die Herzen im gleichen Takt schlagend, doch mir erschien es wie eine Ewigkeit und als Draco seinen Kopf wieder hob und ich in die geröteten Augen eintauchte, welche mich nun leicht verlegen ansahen, war es um mich geschehen. Meine Lippen fanden instinktiv zu den seinen und er erwiderte meinen Kuss.
 

Wir küssten uns so zart, wie wir es bei unserem ersten Kuss getan hatten und doch war es eine ganz neue Erfahrung für mich. Sein Kuss war süß und salzig zu gleich. Süß von seinem eigenen Ambrosia gleichen Speichel und salzig von seinen Tränen. Er schmeckte so köstlich, dass ich mich am liebsten in ihm verloren hätte. Sein Körper presste sich fest gegen meinen und entlockte mir fremdartige Emotionen der Leidenschaft. Niemals zuvor war ich von solch einem intensiven Gefühl erfüllt gewesen und ich fragte mich, ob Draco ebenso empfand.

„Harry“, wisperte er, als ich meine Lippen für einen kurzen Moment von den seinen nahm. „Harry, was geschieht mit uns?“

„Ich weiß es nicht“, entgegnete ich und dann versanken wir abermals in einem sehnsüchtigen Kuss.
 

Es war ein tiefes Räuspern, welches uns aus den himmlischen Gefilden zurückholte, in denen wir uns befanden.
 

„Du bist so ein kranker Freak, Harry.“ Dudley stand in der Tür, ein Grinsen im Gesicht, das zwischen Ekel und noch etwas anderem – Undefinierbarem – schwankte. Augenblicklich wurden sowohl Draco als auch ich rot.

„Verschwinde, Dudley“, sagte ich, vielleicht eine Spur zu befehlend, denn er drehte sich wirklich um, mit einem Funkeln in den Augen, welches nichts Gutes ahnen ließ.

„Tu mir leid, Draco.“ Aus irgendeinem Grund musste ich mich dafür entschuldigen, weil Dudley uns unterbrochen hatte, und zu meinem Bedauern war die prickelnde Spannung zwischen uns verpufft.

„Schon in Ordnung. Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen.“ War das etwa ein versteckter Hinweis auf Dracos Familie? Hatte Draco Probleme mit seinen Eltern, wegen seiner Unfähigkeit, zum Mörder zu werden? Ich traute mich nicht, zu fragen. Draco hatte in letzter Zeit schon genug durchgemacht, da wollte ich ihn nicht auch noch mit meiner Neugier belästigen und so gingen wir schweigend in Richtung meines Zimmers.
 

In dieser Nacht schlief Draco wieder bei mir im Bett. Unsere Körper ineinander verschlungen, als wäre es einer. Sein warmer Atem streifte über mein Gesicht und ich lag stundenlang wach, um sein entspanntes Gesicht zu betrachten. Ich fühlte mich dermaßen wohl in seiner Nähe, dass mir mein Herz fast zu zerspringen drohte, denn während ich ihn so betrachtete, erkannte ich, dass Liebe keine Regeln befolgte und egal, wie groß der Schmerz in ihm noch werden würde, ich würde mein Bestes tun, um ihn zu lindern und irgendwann, als das Flüstern im Morgenwind begann, schlief auch ich zufrieden ein.
 

Fortsetzung folgt…

Flucht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

„Jagd“

Zwei Wochen waren bereits seit unserer Flucht vergangen. Die Todesser verfolgten uns, sobald wir das Grundstück der Dursleys verlassen hatten. Doch wir konnten sie innerhalb von nur zwei Tagen geschickt abhängen. Obwohl ich es ursprünglich nicht so geplant hatte, waren wir beim Orden des Phönix untergekommen. Es war Draco, der mich durch seine bloße Anwesenheit dazu veranlasste, noch vor meiner großen Suchaktion einen weiteren sicheren Hafen anzulaufen.
 

Sie waren erstaunt gewesen, als ich nicht alleine, sondern mit Draco kam und hatten ihn zuerst einer quälend langen Befragung unterzogen. Doch ich blieb die ganze Zeit über bei Draco und drückte heimlich unter dem Tisch seine Hand, während er mit eiserner Miene von seiner Zeit bei den Todessern erzählte. Draco ließ nicht zu, dass jemand anderes als ich, seine momentane Empfindsamkeit zu sehen bekam. Es verwunderte mich mitnichten, denn schließlich war Draco mit dem Gedanken aufgewachsen, sich keine Blöße geben zu dürfen. Und gerade diesen Menschen gegenüber zu treten, die er Jahre lang als minderwertig angesehen hatte, machte Draco zu schaffen. Sie schließlich um Hilfe zu bitten, war sowohl bitter, als auch schwer für ihn.
 

Er erzählte davon, wie er von Lord Voldemort persönlich mit dem Crutiatus bestraft worden war für seinen Verrat. Doch Draco ging nicht ins Detail seiner Bestrafungen, denn die Erinnerungen daran zerrten noch tief an ihm. Sie waren, bedingt durch die Vergewaltigung, so persönlich, verletzend und demütigend, dass ich seine Scham durchaus verstand. Es fiel ihm bei diesem Teil seiner Erzählung sehr schwer, seine Maske zu bewahren und ich fragte mich unwillkürlich, ob die anderen diese Tatsache ebenso leicht durchschauen konnten, wie ich.
 

Draco wusste nicht, wo das neue Quartier der Todesser lag. Doch er beschrieb es von Innen so gut er konnte. Er erzählte von hohen, kalten Räumen, welche wie Felsen wirkten, aber keine waren. Einmal hatte er die Wände berührt und festgestellt, dass sie sich warm anfühlten. Fast so, als wäre das raue Aussehen nur eine Fassade. Immerzu schien es an diesem Ort Nacht zu sein. Kein einziges Mal hatte er das Licht der Sonne zu sehen bekommen. Sehr schnell hatte er die Tage vergessen und bis heute wusste er nicht, wie lange er dort gefangen war. Die Mahlzeiten waren so unregelmäßig gebracht worden, dass auch dieses einfache Grundbedürfnis ihm nicht beim Zählen der Tage und Nächte geholfen hatte.
 

Ich war fasziniert von Dracos Bericht, denn in der Zeit, in welcher er bereits bei mir war, hatten wir nie über die Details seiner Gefangenschaft gesprochen und so war mir jede Einzelheit wichtig. Mir war bewusst, dass jedes unbedachte Wort von ihm ein Stück des Puzzles sein könnte, dass uns der Vernichtung Voldemorts näher brachte. Meine Gedanken rasten alleine schon bei der Vorstellung, Voldemort endgültig besiegen zu können.
 

Das Misstrauen meiner Freunde und der Mitglieder des Ordens konnte ich förmlich spüren. Viele waren neu zum Orden hinzugekommen und kannten seine Familie und ihn, ebenso, wie sich die Malfoys schon immer präsentiert hatten – arrogant, herzlos und immer auf den eigenen Vorteil bedacht. In unserer Position war es nicht gerade von Vorteil und doch ich konnte sie verstehen. Wäre in meinem Herzen nicht inzwischen diese unsagbare Liebe für Draco erwacht und wüsste ich nicht von der Zerbrechlichkeit seiner Seele, so würde ich ihn ebenso verachten. Wie all die anderen auch. Mir tat es dennoch weh, als ich all die finsteren Blicke auf seiner schmalen Gestalt sah. Für ihn musste es besonders hart gewesen sein, denn er war nirgends willkommen. Weder auf der Seite der Todesser, noch auf der Seite der scheinbar Guten.
 

Es war Professor McGonagall, welche das Verhör über das Hauptquartier Voldemorts abbrach, als sie bemerkte, dass Dracos Erzählungen sie bei ihrer Suche nicht weiterbringen würden. Sie schnitt ein Thema an, das in mir Übelkeit aufsteigen ließ. Ich hatte versucht, es zu verdrängen. Doch meine Hauslehrerin schaffte es mit einem einfachen Satz, all diese Erinnerungen und Emotionen wieder an die Oberfläche zu bringen.

„Weshalb haben Sie sich bereit erklärt, Professor Dumbledore zu töten?“

Draco wurde ganz blass und hielt den Atem an, kaum, dass diese Frage an ihn gerichtet wurde. Seine Hand in der Meinen zitterte stark und wurde ganz kalt und feucht. Nun hatte er einen Grad an Nervosität erreicht, der ihm anzusehen war. Unruhe kam in sein Wesen, doch dann drückte er meine Hand fester und blickte Professor McGonagall in die Augen. Es schien, als hätte er erneut Mut gefunden.

„Man sagte mir, man würde meine Eltern und mich töten, wenn ich es nicht tue.“ Seine Stimme klang fest und dennoch nahm ich das unmerkliche Zittern darin wahr.

„Aber haben Sie nicht daran gedacht, dass Professor Dumbledore Ihnen Schutz bieten könnte, Mr. Malfoy?“

„Der Dunkle Lord findet immer einen Weg, um Verräter zu bestrafen und wenn es Jahre dauern sollte. Er vergisst niemals.“

„Professor Dumbledore war der Einzige, vor welchem Voldemort Angst hatte, Mr. Malfoy. Nun gibt es niemanden mehr, der Voldemort noch einschüchtern kann!“

Professor McGonagall war wütend über so viel scheinbare Torheit, die sie in Draco fand. Und dennoch ließ ihre erhabene Haltung keinen Moment die Illusion zu, dass sie Dumbledores Tod verkraftet hatte.

„Ihr irrt euch!“, sagte Draco zu aller Überraschung plötzlich in die Runde.

„Es gibt jemanden, vor dem fürchtet sich der Lord noch mehr, als vor Dumbledore und er sitzt hier direkt neben mir.“

Sämtliche Augen wanderten auf mich. „Seien Sie nicht kindisch, Mr. Malfoy. Mr. Potter mag schon Großes geleistet haben, aber er wird sicherlich…“

Draco unterbrach sie geradezu hitzig: „Nein! Harry wird ihn besiegen! Er muss nur finden, was ihm fehlt. Severus sagte, das fehlende Puzzleteil läge in ihm und nicht in den Ho…“

Meine Hand schnellte hervor und legte sich auf Dracos Mund. Wieder waren alle Blicke auf mich gerichtet. Doch ich hatte nur Augen für Draco, der leicht rosa anlief, als er meine Warnung bemerkte. Es war nicht die richtige Zeit, um die anderen über die Horkruxe aufzuklären. Lediglich Ron und Hermine, welche ebenfalls anwesend waren, dürften die Andeutung von Draco verstanden haben. Ich wusste, ich würde ihnen später so einiges erzählen müssen.
 

Nach diesem Gefühlsausbruch von Draco ging das Verhör wieder sachlicher zu und er konnte dem Orden noch ein, zwei Fragen beantworten, allerdings ohne tatsächlich hilfreich zu sein. Dann durften wir gehen.
 

Sie hatten uns ein gemeinsames Zimmer zugeteilt, da das Misstrauen gegenüber Draco ungebrochen war. Insgeheim waren wir sehr froh darüber, denn so mussten wir niemandem erklären, weshalb wir gerne beieinander bleiben wollten. Wir waren noch nicht bereit, zu unserer Beziehung zu stehen. Alles war noch so neu und es gab so viele Gründe, es zu verschweigen. Immerhin waren wir bis vor kurzem noch erklärte Feinde gewesen. Und dann war da noch die Sache mit Ginny...
 

Ich sah Ginny zum ersten Mal seit unserer Trennung wieder und in ihren Augen konnte ich ihren Zwiespalt erkennen. Sie wusste scheinbar nicht, ob sie mich umarmen oder Distanz halten sollte. Wir hatten uns getrennt, damit meine süße, nach Blumen duftende Ginny nicht zur Zielscheibe der Todesser wurde. Nun, da ich sie vor mir, und Draco neben mir stehen hatte, wusste ich, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Mein Herz hatte sich wirklich für Draco entschieden. Natürlich liebte ich Ginny noch sehr, aber Draco weckte in mir etwas, das so intensiv war, dass ich mich ihm näher fühlte, als irgendwem sonst.
 

„Hi, Harry“, sagte sie schließlich und ihr Blick glitt von mir zu Draco. Erst da fiel mir auf, dass ich viel zu nahe an Draco stand, als es Freunde oder Bekannte taten, denn unsere Schultern berührten einander.

„Hallo, Ginny“, entgegnete ich und versuchte unauffällig, den Abstand zwischen mir und Draco zu vergrößern. Doch ich musste dabei so ungeschickt gewesen sein, dass Ginny es mir sofort ansah, dass etwas nicht stimmte. Abermals schweifte ihr Blick von mir zu Draco und wieder zurück und ich sah, wie verschiedene Emotionen sich auf ihrem hübschen Gesicht ausbreiteten. Zuerst wirkte ihr Gesichtsausdruck fragend, dann erkennend und geschockt zu gleich, doch am Schluss wirkte sie nur noch verletzt. Abrupt drehte sie sich um und rannte die Treppe des Hauses hoch. Kurz darauf konnte man das Knallen einer Tür hören.

„Was war das denn?“ fragte Ron, welcher mit Hermine die ganze Zeit die Szenerie beobachtet hatte.

Ich sagte kein Wort...
 

oooOOOooo
 

Gemeinsam mit Ron und Hermine saßen wir in dem kleinen Zimmer, das man Draco und mir geteilt hatte. Draco hatte sich auf sein Bett gelegt und tat so, als ob er unserer Unterhaltung nicht lauschen würde. Trotzdem wir wussten alle, dass er jedes unserer gesagten Worte hörte.

„Du hast dich verändert, Harry.“

„Bin ich schon wieder gewachsen, Hermine?“

Sie schmunzelte und sagte dann: „Das auch. Aber du weißt, was ich meine.“ Ich nickte. Natürlich wusste ich, worauf sie anspielte. Und auch Ron, der einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Hermine aufgesetzt hatte, schien voll im Bilde zu sein. Die Situation, mit welcher ich mich konfrontiert sah, wirkte einstudiert und es wäre nicht das erste Mal, dass Ron und Hermine so etwas taten...

„Habe ich mich negativ verändert?“ hakte ich, nur zur Sicherheit, nach.

„Nein“, beschwichtigte Hermine mich.

„Nur...“, fiel Ron ihr ins Wort, „Was zum Teufel tut Malfoy hier?“

In Rons Stimme konnte ich den unterdrückten Zorn durchaus wahrnehmen. Scheinbar brodelte es die ganze Zeit schon in ihm. Doch ich wollte es ihm nicht so einfach machen und seine ganzen Vorwürfe hören.
 

„Was meinst du, Ron?“

„Du… Er… Verflucht, er ist das Frettchen! Hast du vergessen, wie er uns die letzten Jahre behandelt hat?“ Ich konnte Rons Zorn verstehen und dennoch... Etwas in mir drängte mich, Draco selbst vor meinem besten Freund zu beschützen.

„Würdest du ihm vergeben? Mir zuliebe?“

Ron schnappte sichtbar nach Luft. Mir war bewusst, dass meine Bitte auf ihn wie ein Peitschenschlag wirkte, aber ich wollte nicht, dass meine Freunde und Draco sich weiterhin im Streit befanden. Selbst Draco würde ich noch dazu bekommen, netter zu Ron und Hermine zu sein.

„Warum, Harry?“

„Weil ich ihn liebe, Ron.“
 

Sie waren entsetzt von meinen Worten. Weder Ron noch Hermine konnte ein Wort sagen. Draco, der bei meinem letzten Satz aufgehorcht hatte, kam zu uns herüber und setzte sich neben mich auf das Bett.

„Wir lieben uns, Ron, und ich versichere dir, dass es nicht an einem Zaubertrank liegt.“ Ich sah Draco zärtlich an und zog ihn an seiner Hand näher an mich heran. Mir war es in diesem Augenblick egal, was Ron und Hermine von uns denken mochten, auch wenn ich selbst von meinem Mut verblüfft war. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so leicht fallen würde, zu einer Beziehung mit Draco, zu einem Mann zu stehen, doch es war so. Bei Dracos Anblick konnte ich nicht anders. Mein Herz fühlte so sehr für und mit ihm, dass ich ihn um keinen Preis der Welt hätte verletzen wollen und können.
 

Meine freie Hand streichelte über Dracos Wange und ich hatte das dringende Bedürfnis, ihn zu küssen. Ihn vor ihren Augen zu küssen. Damit sie wussten, dass nur ich dieses Privileg hatte. Meine Freunde sollten vor Neid erblassen, weil sie niemals etwas so Schönes wie Draco berühren durften. Aber gerade, als ich mich zu ihm beugen wollte, hielt Draco mich mit einem gehauchten „Nicht“ auf.
 

Er wollte nicht gesehen werden, wenn wir uns Zärtlichkeiten schenkten und ich begriff allmählich. Nachdem wir miteinander geschlafen hatten, dachte ich, er hätte den Missbrauch verkraftet, aber seine Seele war nach wie vor verletzt. Nach wie vor brauchte er Balsam für seine Wunden. Draco war zu Handlungen und Dingen gezwungen worden, welche mir Brechreiz verursachten, sobald ich daran dachte. Und ich vermutete, dass sie ihn vor aller Augen dieser Entwürdigung unterzogen hatten. Seine Zärtlichkeiten sollten nur mir gehören – mir ganz allein. Er war noch nicht soweit, dass andere ihn dabei sehen sollten, und mein Herz wurde wieder einmal, dank ihm, schwer vor Liebe.
 

„Harry?“ Es war Hermine, die sprach. „Seit wann?“

Ich sah meine beste Freundin an und lächelte sanft. „Seit Beginn der Ferien.“

„Das kommt so schnell und viel zu kurz, bist du dir sicher?“ Scheinbar fand sie es missbilligend, denn ich kannte das Zusammenziehen ihrer Augenbrauen nur zu gut.

„Kann sein, aber ich fühle nun mal so. Noch nie hat sich etwas richtiger angefühlt als das hier“, sagte ich, während Draco sich enger an meine Seite schmiegte. „Ich wünschte, ihr könntet mich verstehen.“

„Lass uns noch eine Nacht drüber schlafen, Harry. Es war gerade etwas viel für uns.“ Hermine nahm Ron am Arm und zog ihn aus unserem Zimmer. Bei Hermine machte ich mir keine großen Gedanken. Sie würde meine Beziehung mit Draco mit der Zeit sicherlich billigen können, aber bei Ron…
 

oooOOOooo
 

In der Nacht lagen Draco und ich einträchtig nebeneinander und keiner von uns sagte ein Wort. Wir waren beide erschöpft von den Strapazen der letzten Tage und wollten nur noch schlafen, doch unsere Gedanken kreisten unaufhörlich. Schließlich war es Draco, der sich zu mir umdrehte.

„Harry, bist du noch wach?“

„Ja.“

„Bist du mir böse?“

Erstaunt blickte ich zu ihm. „Warum sollte ich?“

„Wegen deinen Freunden. Sie… Sie werden dich jetzt sicher anders behandeln.“ Seine Stimme klang bedauernd und er erweckte wieder einmal das Bedürfnis in mir, ihn zu umarmen und nicht mehr loszulassen.

„Sie werden sich dran gewöhnen.“

„Meinst du?“

„Ja. Sicher.“
 

Ich hatte nicht die Befürchtung, dass meine Freunde meine Beziehung nicht akzeptieren könnten.

Nein...

Mir bereitete etwas ganz anderes Sorgen. Mein Zugeständnis zu Draco war unüberlegt gewesen. Nicht, dass ich ihn verleugnen wollte, es war nur… Hatte ich mich nicht aus dem Grund, den Menschen, der mir am meisten bedeutete, zu schützen, von Ginny getrennt? Ursprünglich war das meine Motivation gewesen. Natürlich hatte ich nicht ahnen können, dass Draco dann auftauchen würde. Mich lehren würde, dass es eine innigere und tiefere Form der Liebe gibt.
 

Jetzt, im Nachhinein, sah ich meine impulsive Handlung als töricht an. Was, wenn Voldemort und seine Anhänger hinter das Geheimnis von Draco und meiner Beziehung zueinander kamen? Wenn sie ihn benutzten, um gegen mich zu agieren? Wenn sie ihn noch mehr verletzten, weil ich ihn liebte? Mir wurde eiskalt ums Herz bei diesem Gedanken. Ich wusste, Draco würde es nicht verkraften können, noch ein weiteres Mal geschändet zu werden. Und egal, wie sehr ich ihn liebte... Ich wusste nicht, ob ich in der Lage war, ihn tatsächlich zu schützen.
 

Erst, als Dracos Arme mich umschlangen, holte er mich aus der düsteren Welt meiner Gedanken heraus. Ich lächelte ihn an.

„Hör auf zu Grübeln, Harry. Ich weiß, was du denkst und glaub mir, du brauchst dir keine Sorgen machen. Morgen werden wir mit Granger und Weasley einen Plan ausarbeiten, wie wir die Horkruxe am Besten zerstören können. Schon bald wird dieser schreckliche Krieg Vergangenheit sein.“

Ich wünschte, ich hätte seinen Worten glauben schenken können, doch irgendwie hatte ich die dunkle Ahnung, dass dieser Krieg gerade erst begonnen hatte.

„Harry, du machst es immer noch.“

„Tut mir Leid.“

„Komm her, ich werde dich auf andere Gedanken bringen.“ Mit diesen Worten zog Draco mich noch fester an sich heran. Sanft legte seine Lippen auf die Meinen, während seine Finger unter das Oberteil meines Schlafanzuges glitten…
 

oooOOOooo
 

Draco und ich hatten uns in diesen zwei Wochen, die wir jetzt schon beim Orden waren, gut eingelebt. Morgens nahmen wir an dem Spezialtraining für Verteidigung gegen die dunklen Küste mit sämtlichen Neuzugängen teil. Auch wenn er und ich nicht sonderlich viel Neues lernten, gerade diese durch das Sondertraining entstandene Routine würden wir in Zukunft gebrauchen können. Nachmittags stöberten wir gemeinsam mit Ron und Hermine in allen möglichen Berichten und Zeitungsartikel, immer auf der Suche nach einem Hinweis über einen der Horkruxe. Außerdem hatte mir Professor McGonagall das Denkarium von Dumbledore überlassen. Tatsächlich fanden wir die meisten Hinweise in den weißen Nebeln seiner Erinnerungen.
 

Inzwischen waren wir soweit, dass wir uns über den Aufbewahrungsort eines Horkruxes sicher waren. Es würde keinen Aufklärungstrupp vom Orden geben. Der Orden brauchte sämtliche Mitglieder an der offenen Front, da immer mehr Berichte über Angriffe auf Muggel am helllichten Tage eingingen. Außerdem wusste niemand von der Suche nach den Horkurxen. Von Draco, Ron, Hermine, Snape und mir abgesehen...
 

Zwei Tage später ging ich. Ron, Hermine und Draco wollten mich begleiten. Ich hatte ihnen gesagt, dass sie im Stützpunkt bleiben sollten, doch sie ließen sich nicht davon abbringen. Die bloße Vorstellung, dass einem von ihnen etwas zustoßen könnte, machte mir Angst. Und egal, wie sehr ich mir Gedanken um Ron und Hermine machte, meine Besorgnis für Draco war noch stärker.
 

Obwohl das zarte Band zwischen uns noch so neu und verletzlich war, zitterte mein Herz vor Angst, dass ich ihn hätte verlieren können. Ich wusste, ich musste mich auf das Kämpfen konzentrieren. Aber immer wieder schlich sich Draco in meine Gedanken. Er hielt mich gefangen. Sein ganzes Sein prägte mich. Für immer...

Es erfüllte mich mit Zärtlichkeit, wenn ich ihn beobachte. Auch wenn es nur die Art war, wie er sein Haar aus dem Gesicht strich. Wenn er sich mit mir unterhielt, war es die Sanftheit in seiner Stimme, die mich innerlich schaudern ließ. Nachts, wenn er in meinen Armen lag und schlief, fühlte ich seinen kräftigen Herzschlag beruhigend unter meiner Handfläche. Ich wusste, dass ich dieses Gefühl nie mehr missen wollte. Ich wollte Draco niemals mehr missen, aber ich musste gehen. Und so wie die Chancen standen, würde ich es sein, der den Krieg nicht überleben würde.
 

Vielleicht war es für Draco besser, wenn ich ihn verlassen würde. Auch wenn Draco kein Wort sagte, merkte ich, dass er litt. Als wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten, hatte ich es aus Unerfahrenheit nicht erkannt. Doch dann, als wir schon einige Male beieinander waren, fiel es mir auf - dieses unmerkliche Flackern in seinen Augen, wenn ich in ihn drang...

Wenn der Schmerz der Vereinigung über ihn rollte, bevor diese Qual von der Süße des Liebesspiels hinfort gerollt wurde, konnte ich die Angst in seinen schönen Augen sehen...
 

Ich fragte mich wirklich, weshalb er sich das antat, ich würde doch warten, bis er bereit sein würde. Mehrmals hatte ich schon versucht, ihm zu sagen und zu zeigen, dass wir nicht miteinander schlafen müssten. Doch sobald ich mich von ihm abwandte, holte er sich meine Nähe auf eine fast schon kindliche und besitzergreifende Weise. Mir schien, dass er in meinem Armen etwas suchte und möglicherweise sogar fand, von dem ich nicht erkennen konnte, was es war...
 

Manchmal in der Nacht, da wachte ich auf, weil er unruhig schlief und von seiner Folter träumte. Sein hilfloses Wimmern in der dunklen Nacht zerriss mich fast, da ich ebenso hilflos war, wie er. Dann festigte sich mein Entschluss, diesen schrecklichen Krieg so schnell wie möglich zu beenden, immer mehr. Ich konnte dieses Leid um mich herum nicht ertragen. Es zerfraß mich innerlich.
 

Draco, an meiner Seite, schlief bereits. Ich hatte ihm und den anderen Beiden einen leichten Schlaftrunk in ihr Abendessen gemischt. Er wirkte nicht lange. Trotzdem lange genug, dass er mir einen großen Vorsprung verschaffte. So sehr ich ihre Hilfe schätzte, meine Besorgnis war so groß, dass sie mich wahnsinnig machte. Nun, da ich wusste, wo sich einer der Horkruxe befand, wollte ich ihn selbst holen und zerstören. Danach wollte ich zurück ins Hauptquartier.

Nachdem ich mir die Vorwürfe meiner Freunde angehört hatte, konnten wir die restlichen Horkruxe suchen.
 

Es war das Flüstern des Morgenwindes, das mich unweigerlich an meine Flucht aus dem Haus der Dursleys erinnerte, welches mich begrüßte, als ich mich heimlich aus dem Haus schlich und drei Straßen weiter zum Versteck des Horkurxes apparierte. Nun war ich der Jäger und mein Erfolg oder meine Niederlage konnte über das Schicksal unzähliger anderer entscheiden.
 

Fortsetzung folgt…

Ein erster Schritt

In der Nacht, als ich die Liebe meines Lebens verlassen und meine Freunde zurückgelassen hatte, ahnungslos und friedlich in ihren Betten schlummernd, wurde ich von einem Morgenrot begrüßt, das bereits dabei war, die Schatten der Nacht zu vertreiben. Doch mir kam diese Röte vor wie ein Omen, wie ein Zeichen, dass noch während dieses Tages erneut Blut fließen würde. Aber noch wusste ich nicht, ob es meines oder das meiner Feinde sein würde.
 

Mühsam drängte ich jegliche Gedanken an Draco, Ron und Hermine in die tiefsten Winkel meiner Seele zurück. So sehr meine Gefühle für diese drei Menschen auch überzuquellen drohten, ich durfte mich dieser Schwäche nicht hingeben. Nicht jetzt, wo ich inmitten eines fremden Waldes stand, gezwungen, mich zu orientieren. Der Wind, kalt und schneidend, rauschte aggressiv durch die Blätter der Bäume und mir war, als würden sie sprechen. Als wäre das Rauschen nichts anderes als eine Form der Kommunikation. Angestrengt lauschte ich, doch was auch immer sie sich erzählten - ich konnte es nicht verstehen.
 

Langsam zog ich meinen Zauberstab und sprach einen einfachen Orientierungszauber, den ich bereits in meinem ersten Schuljahr auf Hogwarts gelernt hatte. Dieses Stück Holz, welches mir schon so oft geholfen hatte, drehte sich auf meiner ausgestreckten Handfläche und wies mir mit seinem roten Leuchten dem richtigen Weg. Norden lag direkt vor mir und genau dorthin musste ich mich begeben.
 

Mein Weg durch den Wald war beschwerlich, allerdings konnte ich mir nicht erlauben, anzuhalten. Ich ließ zu, dass die herabhängenden Äste und Sträucher mir das Gesicht zerkratzen, mich mit jedem Schritt, den ich tat, immer intensiver von meinem Ziel abzubringen versuchten.
 

Irgendwann in diesem Kampf gegen die Natur, in diesem Voranschreiten durch einen magischen Wald, der meine Anwesenheit offenbar nicht wünschte, hielt ich ermattet an. Mein Atem ging schwer und ich schöpfte Luft, während ich mich an den breiten Stamm einer alten Eiche lehnte. Den Kopf gehoben, blickte ich durch ihre Äste und entdeckte zum ersten Mal, seit ich diesen düsteren Ort betreten hatte, der selbst das Licht aus meinem Zauberstab hervorragend zu schlucken drohte, die Sterne. Hell standen sie am Himmel und strahlten so schön, dass ich für einen Moment meine Mission vergaß. In meinen Gedanken war ich wieder bei Draco angelangt. Was er wohl gerade tat?
 

Wenn gleich ich es, trotz Schlaftrank, nicht genau wissen konnte, so ahnte ich doch, dass Draco noch immer in unserem Bett liegen würde. Erschöpft und ausgelaugt von unserem letzten Liebesspiel und jener Zärtlichkeit, die sich in mein Innerstes gebrannt hatte. Wie gerne wäre ich nun bei ihm, könnte mein Gesicht in seinem wunderschönen, hellem Haar vergraben und diesen Duft in mich aufnehmen, der mich schwindeln lässt. Aber ich war hier – im Feindesland.
 

Erneut drängte ich energisch meine Gedanken an Draco zurück und ging weiter. Meine Schritte wurden wieder schneller, denn ich hatte mich genug ausgeruht und doch war da diese Ungewissheit, was mich erwarten würde. Bisher zumindest war ich noch nicht verfolgt worden. Kein Todesser, kein magisches Wesen. Niemand war hier, um den Horkrux Voldemorts vor mir zu schützen. Wo waren sie nur? Diejenigen, die Voldemorts größten Schatz bewahren mussten. Welche Fallen würden mich erwarten? Es zerrte an meinen Nerven, je weiter ich voran kam und dann öffnete sich der Wald. Eine Lichtung tat sich auf und für einen Moment war ich überrascht, über das, was ich dort glänzend und schimmernd vor mir liegen sah.
 

Ein etwa katzengroßes, silbriges Abbild einer Schlange lag dort auf dem feuchten Boden des Waldes, sämtlichen Wetterumständen ausgesetzt, und doch wies es keinerlei Anzeichen von Schmutz und Verfall auf. Augenblicklich wusste ich, dass dies nicht der Horkrux sein konnte und dennoch – die magische Aura, welche dieses Objekt umgab, war überaus mächtig. Vorsichtig näherte ich mich der schlafend wirkenden, metallischen Schlange und als ich ihr bereits so nahe war, dass ich nur meinen Arm ausstrecken musste, um sie zu berühren, erwachte sie.
 

Rote Augen funkelten mich böse an, während sie wütend zischte: „Zauberer, verschwinde!“ In ihrem Parsel konnte ich den Abscheu vor meiner Art unverkennbar mitschwingen hören. „Verschwinde oder komm, damit ich dich fressen kann!“, zischte sie weiter und noch ehe ich in der Lage war, ihr zu antworten, wuchs sie plötzlich. Ihr Leib quoll auf und wurde fülliger. Nahm in einem rasanten Tempo zu, sodass sie in kürzester Zeit die Ausmaße einer erwachsenen Acromantula angenommen hatte. Der Kopf der Schlange begann aggressiv hin und her zu schwingen, aber noch griff sie mich nicht an und so konzentrierte ich mich auf sie.

„Ich bin hier, weil ich etwas suche“, sagte ich in Parsel zu ihr und sie verharrte.

„Parselmund“, flüsterte sie leise, „wie lange ist es her, ein Parselmund.“ Ihre Drohgebärde sank in sich zusammen und das nervöse Schlagen ihres Schwanzes, welches ihre aggressive Haltung ununterbrochen begleitet hatte, verstummte.

„Kannst du mir helfen?“, frage ich sie und sie blickte mich sowohl misstrauisch als auch neugierig an.

„Du siehst anders aus, als der, der vor Jahren schon einmal kam.“

„Dann war Voldemort tatsächlich hier?“

„Nein“, zischte sie, „nicht der Dunkle Lord, sondern jener, der er einst gewesen ist!“
 

Tom Riddle, dachte ich mir. Voldemort war als Tom Riddle hier gewesen und hatte schon in seiner Jugend den ersten Horkrux an diesem merkwürdigen Ort versteckt. Ich war dem ersten meiner Ziele so nahe. Angespannte Erregung ergriff mich und ich spürte, wie die Innenflächen meiner Hände feucht wurden.

„Wie gelange ich dorthin, wo Tom Riddle war?“

Argwöhnisch und boshaft stierte sie mich an, ehe sie zischte: „Du musst den Zoll zahlen und ein Rätsel für mich lösen.“

„Was verlangst du“, wollte ich wissen.

„Gib mir dein Leben im Austausch für den Eingang und dann beantworte mir meine Frage.“

„Einverstanden.“
 

Obwohl ich selbst noch nicht wusste, was die Schlange von mir erwartete, erinnerte ich mich nur zu gut an Dumbledores Worte, als wir den ersten Horkrux holten.
 

„Man verlangt von uns, dass wir für den Durchgang bezahlen. Blut, wenn ich nicht sehr irre.“
 

Kurz stiegen Trauer und Wut in mir empor, doch drängte ich die mächtige Erinnerung an Dumbledore zurück. Ich durfte nicht an ihn denken, ebenso wenig wie an Draco, Ron oder Hermine. Statt mich in den aufwallenden Gefühlen zu vergessen, nahm ich meinen Zauberstab zum wiederholten Male aus der Gesäßtasche und schnitt mir damit in die Handfläche. Kaum, dass die Schlange mein Blut sah und roch, veränderte sich die Farbe ihrer Schuppen. Zu dem strahlenden Silber gesellte sich ein roter Hauch und auch ihre Augen wirkten nun dunkler.
 

„Gut so, Zauberer“, wisperte sie und klang zum ersten Mal nicht wütend oder misstrauisch, sondern im höchsten Maße befriedigt. Offenbar war sie sehr damit zufrieden, wie ich ihrer ersten Forderung nachgekommen war.

„Und nun zu meiner Frage…“, aufgeregt regelte sie sich auf dem Waldboden. Sie zu beobachten war, als würde man darauf warten, dass der Jäger einen zur Strecke brachte und tatsächlich war es auch so. Die Gewissheit, dass sie mich verspeisen würde, wenn ich ihre Frage falsch beantworten würde, war mir sicher, nur konnte die Schlange nicht ahnen, dass ich nicht bereit war, das Schicksal als ihr Frühstück anzunehmen. Nicht, solange ich wusste, dass es da jemanden gab, der auf mich wartete und dessen Schicksal in meinen eigenen Hand lag.
 

„Gezeugt von anderer Art, gebrütet nicht von der Mutter, doch geboren mit scharlachrotem Haupt, wird er tödlich sein, wenn du ihn erblickst“, wisperte sie mir zu, „Und nun Zauberer, sag mir, von wem ich spreche.“
 

Die Frage war kaum verklungen, da erreichte mich eine unsagbare Erleichterung. Von allen Rätseln dieser Welt, nahm sie ausgerechnet eines, das für mich ein leichtes war. Gerade fünf Jahre waren vergangen, da ich gegen ein Wesen dieser Art gekämpft hatte und als Sieger aus dem Kampf hervorgegangen war. Bevor ich ihr jedoch antwortete, tat ich, als würde ich überlegen und bereitete mich in Wirklichkeit auf einen Kampf vor. Meinen Zauberstab umfasste ich härter und sicherer, denn ich ging davon aus, dass die Schlange mich betrügen würde.
 

„Los, sag schon!“, fauchte sie, „Sag schon! Du weißt es nicht! Du weißt es nicht! Komm, lass mich dich fressen! So lange ist es her, so lange, dass ich einen wie dich verspeisen durfte.“ Sie glitt bereits auf mich zu, als ich meine linke Hand hob und sie zum stoppen brachte.

„Du irrst dich, ich kenne die Antwort.“

„Nein, das kannst du nicht!“ Der Unwille, zu akzeptieren, was sie bereits wusste, stand ihr in ihr Gesicht geschrieben.

„Meine Antwort“, setzte ich an, „ist – ein Basilisk.“

„Böser Zauberer!“, zischte sie, „Böser Zauberer! Woher weißt du das nur?“
 

Aufgeregt, ja regelrecht rasend, glitt sie auf dem Boden in wilden, unkontrollierten Kreisen hin und her und brachte ihre Schuppen zum rasseln.

„Lass mich passieren, ich habe den Zoll bezahlt und dein Rätsel gelöst.“

„Nein“, zischte sie und ihr Tonfall war von absoluter Bosheit. Obwohl es schwer war, zu sagen, da eine Schlange nun mal keine menschlichen Gesichtszüge aufwies, schien es mir, als würde sie abgrundtief böse lächeln. Es war ein Lächeln, welches mich unglaublich und höchst unangenehm an Voldemort erinnerte.
 

Abrupt schoss sie auf mich zu und griff mich mit einem guten Blick auf ihre Giftzähne an, doch genau in diesem Augenblick entdeckte ich den verborgenen Eingang, den die Schlange bewacht hatte. Auch ohne ihre freiwillige Zustimmung hatte die Magie sowohl Zoll als auch Antwort des Rätsels akzeptiert und freigegeben, was mich meinem Ziel näher brachte. Geschickt wich ich ihrem ersten Angriff aus und fluchte einen Abwehrzauber, der sie für den Bruchteil einer Sekunde lähmte. Es war nicht viel Zeit und doch… Sie reichte aus, um dem Eingang ein gutes Stück näher zu kommen.
 

„Du wirst ihn nicht erreichen“, säuselte sie höhnend und stieß abermals vor. Ihre Zähne, die neben mir in den Boden einschlugen, verfehlten mich nur knapp, dennoch profitierte ich von dem Fehler der Schlange, denn durch ihn schenkte sie mir die fehlende Zeit, um endlich den Eingang zu passieren. Ihr wütendes Zischen hörte ich noch, als mich ein gleißendes Licht einschloss und ich das Gefühl hatte, ebenso wirbelnd und schmerzhaft ziehend, wie durch einen Portschlüssel, irgendwohin transportiert zu werden.
 

Dunkelheit umgab mich. Schwärze, tiefer als die Nacht, bettete mich und ich war unfähig, mich zu orientieren. Mein Zauberstab war mir aus den Händen geglitten. Tastend langte ich um mich herum. Der Boden unter meinen Fingern war feucht und glatt. Fast schien es mir so, saß ich auf nassem Fels. Nachdem ich meinen Zauberstab nicht finden konnte, flüsterte ich in die Dunkelheit ein Lumos und sofort flammte die Spitze meines Zauberstabes nur wenige Meter neben mir auf. Schnell rutschte ich auf dem glatten Boden zu meinem Zauberstab hin und noch während ich ihn in die Hand nahm, richtete ich mich auf. Der Lichtschein, welcher aus meinem Zauberstab kam, verstärkte sich, kaum, dass ich das edle Holz in Händen hielt.
 

Endlich konnte ich mehr von meiner Umgebung erkennen und der Anblick, der sich mir bot, war beängstigend.
 

oooOOOooo
 

Eine Höhle befand sich, in Form und Größe an die Kammer des Schreckens erinnernd, unmittelbar vor mir. Doch nicht die machtvolle Geräumigkeit, sondern die Abbilder dreier riesiger, steinerner Schlangen lehrten mich Furcht. Ihre Gesichter wirkten wie zu Stein erstarrt, mit zum Angriff aufgerissenen Mäulern. Spitze Zähne, die so groß waren wie die eines Basilisken, lugten aus ihnen hervor. Glaubte ich, im Wächter des Horkrux' und im Basilisk ein gewaltiges Ungetüm kennen gelernt zu haben, so waren diese Schlangen noch gewaltiger.
 

Dieser Anblick war nicht, was ich erwartet hatte, doch wusste ich wohl, dass irgendwo an diesem Ort ein Horkrux Voldemorts versteckt war. Die steinernen Schlangen ignorierend, schritt ich vorsichtig durch die Höhle, stets mit einem wachsamen Auge auf die Ungetüme. Entgegen meiner Erwartungen blieben sie ebenso leblos, wie es der Stein vorgab und ich richtete meinen Blick verstärkt der Suche nach dem Horkrux. Jede Erhebung im Fels berührte ich mit meinen Fingern, versuchte, wie einst Dumbledore, die Magie hinter geheimen Verstecken zu spüren, aber ich blieb auch nach meiner dritten Runde ergebnislos.
 

Sollte es sein? Hatte ich mich tatsächlich so schrecklich geirrt, oder sollte der Schlüssel doch in den Schlangen liegen. Mir schauderte bei dem Gedanken daran, dass vielleicht nur Parsel sie zum Leben erwecken würde. Ihre Mäuler wirkten keineswegs einladend auf mich, doch da ich einsah, dass es möglicherweise nur diesen einen Weg gab, stand ich auf. Suchte mir einen Fleck, der am weitesten von der Reichweite der enormen Mäuler entfernt war und konzentrierte mich.
 

„Verratet mir, wo ich den Horkrux finde.“
 

Es passierte nichts. Kein Stein rührte sich und kein weiteres Geschöpf offenbarte sich mir. Ich glaubte schon, abermals einem Irrtum unterlegen gewesen zu sein, als ich es ein weiteres Mal probierte.
 

„Erwacht!“
 

Doch wiederum geschah nichts. Die Schlangen blieben stumm. Frustriert setzte ich mich zu Boden. Mir war es gleich, dass meine Hose beschmutzt wurde, dachte ich doch nur daran, wie kläglich ich versagt hatte. Hätte ich Ron und Hermine nur an meiner Seite oder Draco. Sie hätten mir sicherlich sagen können, was ich übersehen hatte, doch aus Fürsorge hatte ich all diejenigen, welche mir wichtig waren, zurückgelassen.
 

Meine Gedanken glitten zu Draco und an seinen warmen, anschmiegsamen Körper, der nun, wo ich schon seit Stunden unterwegs und der Kälte ausgesetzt war, umso einladender auf mich wirkte. Wie gerne würde ich ihm jetzt durch das silbrige Haar streicheln, nur um ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebe.
 

Doch plötzlich hörte ich etwas. Zuerst glaubte ich, es klänge nach dem Tropfen des Regenwassers, welches von der Höhlenwand tröpfelte, doch schnell wurde das Geräusch lauter, nahm stets an Deutlichkeit zu und schließlich erkannte ich, das Geräusch von raschen, tapsenden Schritten.
 

Abrupt stand ich auf, ging in eine Verteidigungspose über, doch der Anblick, welcher sich mir dann bot, ließ mich meine Vorsicht fast vergessen. Ein Hauself stand vor mir. Abgemagert, zerlumpt und schmutziger, als Kreacher es jemals gewesen war. Seine Ohren hingen schlaff hinunter und seine Haut war wächsern und blass, fast so, als hätte dieser alte Elf schon seit Jahren kein Licht mehr zu sehen bekommen.
 

„Wer seid ihr, Sir?“, piepste der Elf mit einer hellen Stimme und ich war mir erst nicht sicher, ob es sich hierbei um einen männlichen oder weiblichen Hauself handelte, doch je länger ich mir diese erbarmungswürdige Seele ansah, um so sicher wurde ich mir, dass es sich um einen männlichen Elf handelte.

„Mein Name ist Harry“, sagte ich, vorsichtig, da ich nicht wusste, welche Reaktion mein Name auslösen würde, „Harry Potter.“
 

Doch die Reaktion des Elfen hätte keinesfalls überraschender für mich sein können. Seine Ohren sackten, sofern möglich, noch weiter hinunter und die Mundwinkel wurden schlaff. „Ihr seid nicht der Sir, auf den ich warte, Sir“, quiekte der Elf enttäuscht.

Ich konnte es mir nicht verkneifen und ehe ich mich versah, rutschte mir meine Frage heraus: „Auf wen wartest du?“
 

Mit großen Augen sah der Elf zu mir auf und schüttelte seinen Kopf. Für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob er mich verstanden hatte und so setzte ich nach: „Darfst du es nicht verraten?“
 

Das arme Geschöpf nickte und ich überlegte ernsthaft, wie ich den Elf doch noch zum Sprechen bekam, als in mir angesichts der Verzweiflung und Einsamkeit in den matten, hellblauen Augen die Frage aufkeimte, wie lange dieser Elf bereits in dieser Hölle hauste. Mit einem Schauern dachte ich daran, dass Voldemort der letzte gewesen sein musste, der diese Hölle betreten hatte und dies war schon über ein Jahrzehnt her.
 

„Vielleicht“, probierte ich es bei dem Hauself, „kannst du mir helfen.“ Der Elf sah zu mir auf und in seinen Augen stand nun etwas wie Neugier geschrieben. „Ich…“, stammelte ich, „Ich soll hier etwas für einen Freund – Tom“, fiel es mir spontan ein, „holen, aber leider hat mir mein Freund nicht gesagt, wo genau ich es finde.“

„Tom“, kam es vom Elf und ein Funkeln stahl sich in seine trüben Augen, „Tom Riddle, Sir?“

„Ja, genau der!“. Doch bevor ich irgendwie reagieren konnte, wurden die Augen des Elfen weit aufgerissen und er schlug sich mit der eigenen Hand mehrfach hart an den Kopf.

„Hätte es nicht sagen dürfen. War ein böser Elf. Nein, nein, nein. Hätte es nicht sagen dürfen.“

„Beruhig' dich doch“, sagte ich und hielt die Hände des Elfen still. „Tom Riddle“, und ich schluckte, als ich es aussprach, „ist ein Freund von mir. Er schickt mich, zu holen, was hier so Wichtiges für ihn verwahrt wird.“
 

Ein blendendes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Hauselfen aus und fast bekam ich ob meiner Lüge ein schlechtes Gewissen.
 

„Kommt mit, Sir. Kommt mit, Sir!“, forderte er mich auf, blieb aber keine zwei Meter weiter stehen und was dann folgte, war ein Zwiegespräch, wie ich es von Dobby nur zu gut kannte.

„Soll ich den Sir zum Versteck führen? So lange her. Mein Master sagte… Nur Tom Riddle, Sir. Nur Tom Riddle, Sir. Aber der andere Sir… Ein Freund von Master Riddle, Sir. So lange her… So einsam… Ein Freund von Tom Riddle, Sir. Sieht ehrlich aus, dieser Freund von Tom Riddle, Sir. Mein Master wird einverstanden sein. Thinky könnte dann wieder zum Master gehen. Ja, genau, es wird gehen. Ein Freund von Tom Riddle Master, Sir.“
 

Kaum war das Gespräch mit sich selbst abgeschlossen, drehte sich der Elf Thinky zu mir um und blickte mich so energisch und unverwandt an, als hätte es diesen innerlichen Disput überhaupt nicht gegeben. „Kommt mit, junger Harry Potter, Sir. Kommt mit.“ Und ich folgte dem Elfen, mit einem unsagbar schlechten Gewissen wegen meines Betruges an dieser armen Kreatur. Aber die aufkeimende Hoffnung, endlich die Horkruxe zu finden, minderte mein schlechtes Gewissen rasch.
 

Thinky führte mich hinter eine der riesigen Schlangen, an denen ich vorhin schon etliche Male vorbeigelaufen war, und blieb dort stehen. Zuerst verwirrt starrte ich auf den Schwanz der Schlange, welcher sich an den feuchten Fels drängte. Stöhnend fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich nahm zur Kenntnis, was mir hätte längst klar sein müssen. Hinter dem Schwanz verbarg sich, gut versteckt, der Eingang zu einem weiteren Gang oder Raum.
 

Kurz hob Thinky seine dünnen, mageren Arme und die Halle zitterte. Bebte unter der elfischen Magie und dem steinernen Schlangenschwanz, der sich nun in die Lüfte hob und den verborgenen Eingang freigab. Unwillkürlich nahm ich wahr, dass der Elf auf keinen Fall den gleichen Weg genommen haben konnte, denn sonst hätte ich sein Kommen eher bemerkt. Doch dieser Gedanke erlosch in dem Augenblick, als ich sah, wohin mich der Elf führte.
 

Eine neuerliche Halle, größer als die erste, eröffnete sich mir. Groß und prachtvoll wie die Große Halle in Hogwarts, strahlte sie mir entgegen. Ihre Wände waren mit Runen verziert, deren Bedeutung ich nur erahnen konnte. Einmal mehr wünschte ich mir seit meinem heimlichen Weggehen am Morgen, dass Hermine an meiner Seite wäre. Sie könnte die Runen mit Leichtigkeit für mich übersetzen. Mir war klar, dass diese Worte von Voldemort ausgewählt worden, aber keinesfalls geschaffen waren. Alles hier deutete auf eine Magie hin, die weitaus älter war, als der Dunkle Lord selbst. Vielleicht war dieser vergessene Ort sogar älter als Hogwarts. Zudem vermochte ich mir keineswegs vorzustellen, dass Voldemort sich mit der aufwendigen Verzierung einer Ruhmeshalle befasst hätte. Symbole magischer Kraft befanden sich im Abstand von sieben Metern entfernt und bildeten ebenso eine Sieben.
 

Das Pentagramm war zu meiner Rechten, ihm folgten ein Stück Zauberstabholz, von dem ich erst Jahre später erfahren sollte, dass es sich hierbei um Elderholz handelte. Danach ließ ein fein gewobenes Fließ aus Einhornhaar mich blinzeln. Um dem hellen Glanz zu entgehen, wandte ich meinen Kopf nach links und fand dort einen Rennbesen, der schon alleine durch die Schönheit des edlen Holzes bestach, aus dem er gefertigt war. Obwohl auch die elegante, aber sportliche Form mich als Quidditch-Spieler unverzüglich gefangen nahm. Erst, als ich meinen Blick abwenden konnte, entdeckte ich ein riesiges Drachenei, das noch verdächtiger aussah wie jenes, in dem damals Norbert geschlummert hatte. Das sechste Element war ein Kessel. Angesichts des prunkvollen Schmuckes der Halle und der edlen Abstammung der anderen Gegenstände, hätte ich vermutet, der Kessel wäre aus etwas wertvollem wie Gold, doch war es lediglich ein gewöhnlicher Kessel aus Kupfer. Die Bedeutung, die dahinter steckte, konnte ich nicht erkennen, doch nahm ich mir vor, Hermine zu fragen, sollte ich mit meiner Mission Erfolg haben.
 

In der Mitte des Ganges, thronend auf einer Säule, stand das siebte und letzte Symbol. Es war ein Gegenstand, bei dem es mich erschauderte, als ich ihn nur sah. Ein Gefühl der Bedrohung lag plötzlich in der Luft und mir war, als wäre etwas in diesem Raum aufgewacht, als ich mich ihm unvorsichtig näherte. Der Drang, zu weichen, wuchs in mir, wurde jedoch vom meinem Willen, siegreich aus diesem Kampf hervor zu gehen, verdrängt.
 

Der goldene Kelch leuchtete von innen. Sein Glanz übertraf selbst den des Einhornhaarvlieses und brachte mich zum Blinzeln. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich an das Licht gewöhnte und wieder einmal verstärkte sich in mir der Eindruck der Besonderheit dieses Ortes.
 

Als ich mich dem Kelch näherte, vorsichtig, da ich Fallen vermutete, blickte ich mich immer und immer wieder um. Meine Schritte wurden langsamer, je geringer die Distanz zwischen uns wurde. Das Gefühl von Gefahr verstärkte sich exponentiell. Einen halben Meter vor der Säule blieb ich stehen. Verwundert, da keine magische Barriere mich aufgehalten hatte. Kein Geschöpf, kein Bann und auch kein Wächter hielten mich zurück. Das Alarmsystem in mir vibrierte Erdbeben gleich, doch musste ich es unterdrücken, um an den Horkrux zu gelangen.
 

Bebend betrat ich das Podium, auf alle Eventualitäten gefasst. Doch selbst, als ich unmittelbar vor dem Horkrux stand, geschah nichts. Sollte der Dunkle Lord wirklich versäumt haben, diesen mächtigen Seelensplitter zu schützen? War der Schutz vielleicht nicht länger wirksam? Ein Ratgeber wie Albus Dumbledore oder Hermine Granger fehlte an meiner Seite, der mich anleiten konnte. Mir war zwar bewusst, dass ich, nun, da ich die Mission alleine angetreten hatte, auf meine eigenen Fähigkeiten angewiesen war, doch noch erkannte ich nicht genau, wie ich diese nutzen sollte.
 

Für einige Minuten machte ich nichts anderes, als den Kelch zu betrachten - aus jedem mir möglichen Blickwinkel. Ich umrundete ihn, schaute ihn von oben, von unten und schräg an, doch kam mir keine Erleuchtung. Schließlich erkannte ich, dass ich nicht umhin kommen würde, ihn einfach anzufassen und ihn vom Sockel zu nehmen.
 

Mein Herz schlug heftig. Mittlerweile hämmerte es in einem schier vernichtenden Rhythmus und brachte mein Blut zum Kochen. Schweiß rann mir in wütenden Tropfen von der Stirn und meine Hände waren kalt und schweißnass. Damit ich wieder etwas Gefühl in die tauben Glieder bekam, rieb ich sie aneinander und dann war es soweit. Ich langte nach dem Kelch.
 

Das Licht um mich herum verdunkelte, die Halle lag plötzlich in Finsternis. Gespenstische Stille breitete sich aus, so dass ich irgendwo das aggressive Rauschen des Windes hören konnte. Unwillkürlich musste ich schlucken und genau in diesem Moment brach etwas aus dem Horkrux aus. Wild, unnatürlich und abgrundtief böse. Erschrocken wich ich zurück, fasste intuitiv nach meinem Zauberstab, den ich zuvor wieder in meine Hosentasche gesteckt hatte. Ein grüner Strahl brach aus dem Stab hervor, ohne mein Zutun. Die Energie riss mich fast um, doch ich hielt den Zauberstab fest in meiner Hand. Ich folgte seiner Macht, unterstütze sie mit meinem Willen, als er sich auf dieses Etwas aus dem Horkrux stürzte.
 

Ein Knall folgte. Funken stoben auseinander und für eine Zeitlang war ich geblendet. Als meine Augen wieder sehen konnten, war erneut Stille eingekehrt. Außer dem Rauschen des Windes, war nur noch mein heftiger Atem zu hören. Das Dunkle war verschwunden. Verwirrt nahm ich den Horkrux an mich. Er lag wie tot in meiner Hand. Das Bedrohliche war entweder durch das eigentümliche Verhalten meines Stabes vernichtet worden, oder aber es hatte sich erschöpft und besiegt schlafen gelegt.
 

Der Hauself, der geflüchtet war, als der Horkrux erwachte, kehrte zu mir zurück, die Ohren angelegt. "Haben Sie es kaputt gemacht, Sir?"

"Ich weiß es nicht", gab ich ehrlich zurück.

"Kann, kann Twinky jetzt gehen? Ist sein Auftrag erledigt?"

Mitleid mit dieser armseligen Kreatur erfüllte mich und so war mir meine neuerliche Lüge eine leichte: "Ja, dein Herr und Meister, Tom Riddle, hat mir aufgetragen, dich frei zu geben. Seinen Schatz werde ich an mich nehmen und ihn Tom übergeben."

Die Freude auf dem Gesicht des Elfen war übergroß. Es dauerte nur kurz, ehe er mit einem Plopp verschwand. In der Halle zurückgelassen, überlegte ich schon, wie ich nach draußen gelangen sollte, da kehrte der Elf mit einem erneuten Plopp zurück.

"Verzeiht Herr, verzeiht, in seiner Freude war Twinky so töricht, Euch zu vergessen." Daraufhin nahm der Elf mich bei der Hand und disapparierte. Kaum am Zielort angelangt, verschwand der Elf und dieses Mal unumkehrbar.
 

Den Wald vor meinen Augen erkannte ich, dass mir meine Mission geglückt war. Große Erleichterung durchflutete meinen Geist und es fehlte nicht viel, um vor Glück zu weinen. Doch als der Wind durch mein Haar strich, sich darin verwirbelte und mir leise etwas zu raunte, erklomm mich ein schreckliches Gefühl. Hier, in diesem magischen Wald, flüsterte mir der Morgenwind zu, dass der Preis, den ich hierfür gezahlt habe, wahrscheinlich zu hoch war.
 

Fortsetzung folgt…

Rückkehr

Sechs Tage, nachdem ich den Horkrux gefunden hatte, war die Euphorie meines Erfolges verflogen. Pendelnd zwischen einsamen Ortschaften, mit leeren Gebäuden und unheimlichen Wäldern, in denen ich nächtigen konnte, war mir überdeutlich bewusst geworden, wie sehr mir Draco fehlte. Mit meinen Gedanken war ich ständig bei ihm, anstatt Möglichkeiten abzuwägen, wie ich an weitere Informationen gelangen konnte, durch die ich den nächsten Horkrux finden konnte. Anfänglich bemühte ich mich noch, mich auf meine Mission zu konzentrieren, doch wurde ich durch Hunger und Durst zunehmend schwächer. Zwar gelang es mir, unbemerkt in einigen Supermärkten Lebensmittel zu besorgen und auch die ein oder andere Fensterbank mit leichtsinnig zur Schau gestellten Kuchen oder Pasteten hatte einen Teil meines Hungers gelindert, aber in meinem Herzen war ein Hunger, den all das Essen nicht besänftigen konnte.
 

Ich vermisste Draco! In der kurzen Zeit, in der wir beide miteinander vereint waren, hatte ich mich so sehr an seine Nähe gewöhnt, an diese neue, faszinierende Persönlichkeit, dass ich auch ohne die Zärtlichkeit zwischen uns sicher war, ihn dringend wieder an meiner Seite zu brauchen. Doch gerade das zarte Band, welches wir miteinander geteilt hatten, trieb mich des Nachts schier zur Verzweiflung. Ich träumte von ihm. Träumte davon, wie er mich mit seinen silbrigen Augen sanft ansah und mir verführerisch ins Ohr raunte: "Liebe mich". Mehr als einmal erwachte ich, mit schmerzenden Lenden, denn seine Worte waren oftmals nur der Auftakt einer ausgedehnten Verführung.
 

Um mich von diesen unbefriedigten Bedürfnissen abzulenken, verstärkte ich meine Anstrengungen, die Horkruxe zu suchen. Vielleicht war es leichtsinnig, doch ich kehrte an Orte zurück, an denen Voldemort einst gelebt hatte. Getarnt als Bettler, untersuchte ich das moderne Gebäude, auf dessen Grund einst das Kinderheim war, in dem Tom Riddle aufwuchs. Auch suchte ich das alte Haus der Gaunts auf, doch wie schon Albus Dumbledore, fand ich dort keine neuen Hinweise.
 

Die Horkruxe in meinem Rucksack wurden mit jedem Tag schwerer. Ich spürte eine Düsternis in mir aufkeimen, welche mir bislang fremd war. Und nur um diesem Elend zu entkommen, beschloss ich, die Bücherei von Hogwarts aufzusuchen. Meines geringen Wissens nach lag dort mehr magisches Wissen in Büchern verborgen, als in irgendeinem anderen Archiv. Hermine würde bestimmt sagen können, wo wir noch suchen könnten und Ron mit seiner nahezu unzerstörbaren Laune könnte mich etwas aufheitern. Doch meine Freunde waren nicht hier und zu meinem großen Ärgernis durfte ich ihnen nicht einmal einen Vorwurf bereiten, denn schließlich war ich derjenige, welcher sie zurückgelassen hatte. Diese Erkenntnis trug keineswegs dazu bei, meine Stimmung zu heben und so machte ich mich schon fast trotzig auf den Weg nach Hogwarts, welches ich bislang glaubte, nie wieder zu sehen. Die Gefahr meines Auftauchens dort war mir zwar bewusst, doch schlug ich jegliches ungute Gefühl in die Flucht.
 

In Hogsmeade angelangt, musste ich feststellen, dass Voldemorts Sicherheitsmaßnahmen stärker und größer ausgefallen waren, als ich vermutet hatte. Es fiel mir schwer, mich von jedem Wachposten fernzuhalten, da es ein ständiges Kommen und Gehen weiterer Todesser gab. Der Tarnumhang meines Vaters bot mir zwar Schutz, doch mehrmals ertappte ich mich dabei, wie meine Füße körperlos durch die Gegend wanderten. Pures Glück verhinderte zudem, dass ich nur einmal einen Todesser anrempelte, welcher aber zu betrunken war, um die wahre Ursache für sein Stolpern zu finden. Ich wusste nicht, welche Banne um Hogwarts gesprochen waren, daher traute ich mich nicht, das Dorf zu verlassen, auch wenn ich wusste, dass mich jede Minute hier in größere Gefahr brachte. Aus diesem Grund entschloss ich mich, rasch die Heulende Hütte als Versteck aufzusuchen. Einer Intuition folgend, war ich mir sicher, dort keine Schergen Voldemorts zu finden. Meine Vermutung bestätigte sich, jedoch war die Hütte keineswegs verlassen.
 

Ron und Hermine begrüßten mich als erstes, erst dann schälte er sich aus den Schatten, Draco. Mein Herz stand still für einen kurzen Augenblick und dann schlug es so heftig und schnell, dass mir schwindelig wurde. Meine Freunde waren mit gutem Grund wütend, deshalb nahm ich es Ron auch nicht übel, als er mir einen festen Schlag auf die Schulter verpasste, der mich ordentlich straucheln ließ und einen fetten Bluterguss hinterlassen würde. Von Hermine bekam ich eine Ohrfeige, bevor sie mich in eine feste Umarmung zog. Einzig die Reaktion Dracos war mir unverständlich.
 

Sein Gesicht war eine emotionslose Maske. Selbst in seinen Augen konnte ich nichts lesen. All die Sehnsucht, die ich hatte, wurde von seiner Kühle gebremst, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als auf ihn zu zugehen und ihn in eine wärmende Umarmung zu ziehen. Ich wollte ihn küssen und ihm sagen, wie sehr ich ihn vermisst hatte in all den Wochen, doch hier, unter meinen Freunden, war nicht der richtige Ort. Wir mussten ungestört sein, weil ich wusste, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Es würde viel dazu gehören, ihn von meinem Fehler zu überzeugen. Zu meinem Leidwesen jedoch sollte es Stunden dauern, bis wir diese Gelegenheit erhalten sollten. Zuerst wurde ich über sämtliche Neuigkeiten der Zauberwelt aufgeklärt und mehr als einmal ertappte ich mich dabei, wie mein Mund vor Staunen offen blieb. Doch war ich positiv überrascht, als mir Hermine voller Stolz berichtete, dass Ron, Draco und sie die fehlenden Horkruxe aufgespürt hatten und es ihnen in einer abenteuerlichen Aktion gelungen war, bereits zwei weitere in Besitz zu nehmen.
 

Somit war es uns gelungen, das wahre Medaillon von Salazar Slytherin, sowie das kostbare Diadem von Rowena Ravenclaw in Besitz zu nehmen und wir hatten den Kelch von Helga Hufflepuff, welchen ich entdeckt hatte. Das Tagebuch von Tom Riddle und der Goldring der Familie Gaunt waren bereits zerstört. Alles, was uns noch fehlte, um Voldemort vernichten zu können, war der fehlende Horkrux, den wir in Nagini vermuteten, und ein Mittel, um die Seelensplitter zu vernichten. Doch auch hier war Hermine wieder einmal unübertroffen. Ihr war aufgefallen, dass das Tagebuch von Tom Riddle mit dem giftigen Zahn des Basilisken zerstört worden war und vermutlich konnten wir genau dort einen finden, wo das Tagebuch vernichtet worden war - in der Kammer des Schreckens.
 

Wir mussten also lediglich Pläne schmieden, wie wir in Hogwarts eindringen konnten, das, wie ich erfuhr, nun unter der Kontrolle von Snape stand. Obwohl ich mir nicht sicher war, in wie fern wir Snape vertrauen konnten, legten wir einen Teil unserer Hoffnung in Draco und dessen Vertrauen in seinen Paten. Da die Nacht nach all der langen Zeit schon weit voran geschritten war und Ron mehr als einmal den Kopf in den Nacken legte, wo er einzuschlafen drohte, vertagten wir weitere Diskussionen auf den nächsten Tag. Ron und Hermine verabschiedeten sich von mir mit einem "Schön, dass du wieder da bist, Harry" und ich blieb mit Draco zurück, der sein Nachtlager hier aufgeschlagen hatte. Zufällig war es jenes Zimmer, in dem die Wahrheit über Sirius und Peter Pettigrew herausgekommen war.
 

Lange Zeit sahen Draco und ich uns nur an. Ich wusste nicht, wie ich Draco begreiflich machen konnte, dass ich mein Verhalten zutiefst bereute und traute mich nicht, ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebte. Vor seinem Zorn hatte ich so viel mehr Angst, als vor dem von Ron und Hermine, und jede Minute, in der keiner von uns beiden etwas sprach, wuchs meine Unsicherheit. Meine Hände wurden kalt und feucht und es wurde zunehmend schwerer, still zu stehen. Als Draco endlich mit mir redete, war es eine große Erleichterung für mich.
 

"Du hast mich verlassen." Es war eine Anklage.

"Es tut mir leid."

"Hattest du überhaupt vor, zu mir zurückzukehren? Oder war alles nur ein Spiel für dich?"

"Nein, ich...", doch Draco ließ mich nicht ausreden. Trauer und Wut nahmen Überhand in ihm und all die vorgetäuschte Contenance brach zusammen.

"Du hättest sterben können! Du hättest in die Fänge von Voldemort geraden können, oder bei irgendeiner dummen, magischen Prüfung sterben! Wie hätte ich mich dann fühlen sollen? Ich hätte gar nicht gewusst, was mit dir passiert ist. Ich... Ich hätte daran zugrunde gehen können!" Seine Worte, zuerst voll Zorn und später von Tränen geschwängert, trafen mein Herz mit voller Wucht. Es tat mir weh, doch ich ahnte, dass die Ungewissheit, welche Draco ausharren musste, noch schlimmer gewesen war.
 

"Draco...", setzte ich erneut an, aber erneut unterbrach er mich.

"Wie willst du dich bei mir entschuldigen? Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll! Wie soll ich dir je wieder vertrauen können? WIE, Harry?"
 

Ich musste schlucken. Er hatte Recht. Meine Gedanken überschlugen sich und trotz alledem konnte ich keine Worte finden, um ihn zu überzeugen, dass ich aus meinem Fehler gelernt hatte. Dass ich ihn ebenso vermisst hatte, wie er mich. Zum Glück für mich, konnte mein Körper meinen Geist überwinden und überbrückte die wenigen Schritte, die Draco und mich trennten. Ich zog ihn, fest in eine Umarmung und küsste ihn. Mit diesem Kuss wollte ich ihn nicht verführen, ihm nicht zeigen, wie begehrenswert er war, ich versuchte, ihm all meine Gefühle darzulegen und es gelang mir. Draco wurde nach kurzem Widerstand schwach in meinen Armen und erwiderte meinen Kuss inbrünstig.
 

Als wir uns von einander lösten, keuchten wir beide.
 

"Das war unfair...", hauchte er.

"War es das?"

Er nickte an meinen Lippen, so dass sie die meinen streiften. "Und wie… Du weißt, wie sehr ich dich will." Und fast schon schüchtern ergänzte er: "und dich liebe."

Sein Geständnis rührte mich. Ließ mich mich gleichzeitig auch noch schuldiger fühlen, aufgrund des Schmerzes, dem ich ihm zugefügt hatte.

"Ich liebe dich auch", entgegnete ich heiser, "und es war der größte Fehler meines Lebens, als ich dich zurückgelassen habe."

„Warum können Helden manchmal so dumm sein?“
 

Draco erwartete keine Antwort von mir und ich hatte auch kein Bedürfnis, auf seine kleine Provokation einzugehen, da er seinen Körper noch fester an meinen presste. Das angestaute Verlangen in mir brach hervor und mein Körper reagierte sofort auf Dracos berauschende Nähe. Erneut wollte ich ihn küssen, doch Draco entzog sich meiner Umarmung geschmeidig, langte zart nach meiner Hand und zog mich mit sich zum Sofa, wo er sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Mein Herz pochte wie verrückt, als er mich dort losließ und sich quälend langsam entkleidete.
 

„Komm“, sagte er und kam auf mich zu, um mir die Kleidung vom Körper zu schälen. „Schlaf mit mir, Harry. Liebe mich mit deinem ganzen Körper, deiner ganzen Seele.“
 

Mein Verstand setzte aus und alles Denken ging unter in einem Strudel aus Gefühlen, die Draco in mir weckte. Unser Liebesspiel, das um so vieles mehr war, als ein kurzes Vergnügen, hielt stundenlang an. Es war, als könnten wir von einander nicht genug bekommen, bis wir irgendwann, vollkommen ermattet, einschliefen. Erst, als ich von den ersten Sonnenstrahlen des Tages geweckt wurde und Draco noch immer schlafend neben mir fand, wurde mir wahrhaft bewusst, wie viel Glück ich hatte.
 

All die schrecklichen Dinge, welche ich unter Voldemort erlebt hatte, hatte ich erleben müssen, um diese Liebe zu finden. Zum ersten Mal in den all den Jahren verfluchte ich mein Schicksal als Auserwählter nicht. Doch wusste ich auch, dass diese Liebe verletzlich war und dass ich Dracos Vertrauen erst wieder verdienen musste. Doch der Morgenwind, welcher leise durch die zugenagelten und zerbrochenen Fenster der Heulenden Hütte pfiff, raunte mir heiser einen Hauch Zuversicht zu. Erleichtert und die Angst in mir kontrollierend, lag ich mit dem Kopf und sanft geschlossenen Lidern auf Dracos Brust, wo ich dem gleichmäßigen Takt seines Herzschlages lauschte, bis Ron und Hermine die Treppe herunterkamen und ein neuer Tag auf der Jagd nach den Horkruxen begann.
 

Fortsetzung folgt…

Seelensplitter

Als der Tag zur Neige ging und die Erde vom Licht der untergehenden Sonne rot-gold gefärbt wurde, machten wir uns bereit. Ohne Hast packten wir unsere Sachen zusammen und für einige Minuten ging jeder von uns seinen eigenen Gedanken nach. Ron und Hermine zogen sich für eine Weile in die obere Etage der Heulenden Hütte zurück. Wenn ich angestrengt lauschte, konnte ich das eindringliche Wispern ihrer Stimme hören und ahnte, worum es hierbei ging. Die Stimmung, welche von uns Besitz ergriffen hatte war düster, beklemmend und voll Ungewissheit. Es ging um den letzten Horkrux. Den letzten Seelensplitter und das Werkzeug, mit dem wir Voldemorts unnatürliches Dasein beenden konnten. Der finale Kampf war angebrochen.
 

Doch auch ich hing meinen Gedanken nach. Ich stand neben der Couch, auf der Draco und ich uns Stunden zuvor noch geliebt hatten, und blickte vorbei an den zugenagelten Holzbrettern ins Freie. Die Wiese, der Wald vor unserer Tür waren so friedlich. Vögel glitten spielerisch und neckend durch die Lüfte, wirbelten sich gegenseitig in einem unschuldigen Tanz lockend umher und verschwanden mit der Sonne. Aber auch die aufkommende Nacht, die tiefe, dunkle Schatten mit sich brachte, zeigte eine gütige Stille. Wo waren die ersten Anzeichen des aufkommenden Sturmes? Oder war dieser scheinbare Frieden die Ruhe vor dem Sturm?
 

Seufzend drehte ich mich um. Den Blick auf die zerknüllten Laken gerichtet. Erinnerungen flammten in mir auf und plötzlich schmeckte ich Dracos Süße auf meinen Lippen. Spürte seine Hände zärtlich meinen Körper erkunden, während ich ihn überall küsste. Sah den Ausdruck in seinen Augen, als ich vorsichtig in ihn eindrang. Ihn liebte mit jeder Faser meines Körpers, meines Herzens. Erkannte die Liebe für mich darin und ertrank fast in dem Silber seiner Augen. Spürte mein Herz, das sich nie zuvor jemandem so nahe gefühlt hatte und wie uns die Lust davon trug. Für einen Moment schloss ich meine Lider, atmete tief ein und verinnerlichte die bittersüßen Bilder ein weiteres Mal in mir. Als ich sie wieder öffnete, stand Draco vor mir, der sich unbemerkt in den Raum begeben hatte.
 

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er mich mit sanftem, traurigem Blick.

„Ich denke schon“, nickte ich, doch entging mir ebenso wenig wie ihm, wie belegt meine Stimme klang.

„Harry, dir ist noch bewusst, was ich dir gesagt habe? Über deine Seele?“ Langsam schritt Draco auf mich zu, nahm meine Hände in seine und legte sie auf seinen Brustkorb. „Erinnerst du dich noch an meine Worte?“

„Ja.“

„Dann weißt du auch, dass du diesen Tag vielleicht nicht überleben wirst?“

Ich nickte.

„Hast du es Ron und Hermine gesagt?“

„Nein“, meine Stimme war rau, „sie machen sich so schon Sorgen genug. Wenn es so kommt, können wir es nicht ändern. Aber ich werde mein Bestes geben, diesen Mistkerl mitzunehmen.“

„Danke“, flüsterte Draco, küsste mich zaghaft und ich konnte die Tränen schmecken, die seine Lippen benetzten. „Danke, Harry.“
 

„Was ist mit dir, Draco? Wirst du es akzeptieren können? Wirst du mich loslassen können, wenn der Augenblick gekommen ist?“

Er wich meinem Blick aus, weinte stumm, tränenreich und zitterte am ganzen Körper. Mein Herz war wie zugeschnürt, doch ich konnte ihm diesen Schmerz nicht nehmen, denn ich hatte gelogen. Wochenlang hatte ich nicht mehr an unser Gespräch gedacht, hatte verdrängt, dass ich möglicherweise auch ein Horkrux war und welche Folgen es haben könnte, sollte Snape mit seiner Vermutung Recht behalten. Ich wollte nicht sterben. Ich wollte hier bei Draco bleiben.
 

„Draco?“

„Ich… Harry… Ich kann das nicht.“

„Du wirst müssen! Egal, wie schwer es dir fallen wird, versprich mir, wenn es soweit kommt, dass du mich gehen lässt. Ich… Es hängt so viel davon ab.“

„Ich weiß“, schluchzte Draco, „aber ich liebe dich so sehr.“

„Sch…“, versuchte ich ihn zu beruhigen, „Ich liebe dich auch und am allerliebsten würde ich für immer bei dir bleiben. Wir hatten so wenig Zeit… Das Leben ist aber nicht immer fair und… Bitte versprich es mir, denn sonst weiß ich nicht, ob ich den Mut haben werde. Bitte, Draco.“

„Okay“, ächzte er. „Okay.“
 

Wir umarmten uns. Hielten uns fest umschlungen, bis Dracos Tränen versiegten. Ein letzter verlegener Blick, ein letzter Kuss und wir nahmen unsere Zauberstäbe und gingen die Treppe hinunter. Ron und Hermine warteten schon. Ihre Gesichter von der gleichen Anspannung und Furcht gezeichnet, wie die unseren. Doch der grimmige Ausdruck in ihren Augen, diese Entschlossenheit, welche wir gegenseitig bei uns lesen konnten, gab uns Mut. Wir würden den letzten Horkrux finden, wir würden den Basiliskenzahn aus der Kammer des Schreckens entwenden und wir würden Voldemort seine Sterblichkeit zurückgeben. Wir konnten es schaffen! Gemeinsam konnten wir es schaffen! Und gemeinsam verließen wir die Heulende Hütte, bereit, alles zu geben, um dieses Monster zu vernichten.
 

oooOOOooo
 

Hogwarts lag vor uns. Groß, stolz und mächtig. Die Lichter in den Türmen waren erloschen. Nur die Außenmauern waren beleuchtet. Es sah wunderschön aus und einmal mehr fühlte ich den Zauber, den Hogwarts schon seit jeher auf mich hatte. Das Schloss schien mich willkommen zu heißen. Es war so verlockend und ich wünschte, es könnte alles wieder so sein wie vor sechs Jahren, als ich zum ersten Mal meine Füße auf den Grund und Boden von Hogwarts gestellt hatte. Dass ich ein elfjähriger Junge wäre, der sich über die neuen Abenteuer freuen, der sich über ein wahres Zuhause freuen konnte. Doch hier, wo mein Herz Liebe kennengelernt hatte, würde alles enden. Vielleicht war dies auch der richtige Ort dafür. Hier, wo alles begonnen hatte.
 

„Wie kommen wir rein?“, fragte Ron neben mir.

„Durch den Geheimgang der Weinenden Berta. Er liegt an einer unbeleuchteten Stelle und laut Draco kennt Flich diesen Gang nicht“, sagte Hermine.

„Und was ist, wenn Snape dort auf uns wartet?“, hakte Ron nach.

„Das wird er nicht“, sagte Draco. „Auf Snape ist Verlass. Er wird uns helfen.“

„Und wenn du dich irrst?“, fragte ich.

Draco sah mich intensiv an. „Das wird er nicht. Ich vertraue ihm.“

„Dann wollen wir hoffen, dass du Recht hast“, meinte Ron.
 

Der Weg war lang und wir waren angespannt. Bereit, auf einen Angriff zu reagieren, doch es folgte kein Angriff. Ohne Probleme erreichten wir den Geheimgang. Ich ahnte, dass etwas nicht stimmte. Alles lief zu glatt, zu einfach. Aber wir alle wussten, wir mussten diesem Weg folgen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Wir konnten nur hoffen, dass wir uns der Falle befreien konnten, in welche wir unweigerlich tappen würden.
 

Aber selbst, als wir im Schloss ankamen, war niemand da, der uns auflauerte. Leise regte sich in mir die Vermutung, dass Snape seine Finger mit im Spiel hatte. Möglicherweise hatte er uns den Eintritt in Hogwarts arrangiert. Das ungute Gefühl in meinem Magen blieb weiterhin bestehen. Es kribbelte und ließ meine Nackenhärchen stehen. Intuitiv langte ich nach Dracos Hand und für einen Sekundenbruchteil sah er mich an, bevor er mir bekräftigend zunickte. Wir schlichen zu viert weiter, die Bilder in den Gängen beobachteten uns neugierig, aber stumm. Scheinbar erkannten sie, dass wir eine wichtige Mission zu erfüllen hatten und wollten uns unterstützen. Die Karte der Rumtreiber in Händen, schlängelten wir uns durch Geheimgänge und Korridore, ohne jemanden zu begegnen. Erst, als wir im Pokalzimmer angelangt waren, zogen wir uns in eine dunkle Nische zurück.
 

„Wir müssen uns trennen“, flüsterte Hermine. „Ron und ich gehen runter in die Kammer des Schreckens und du und Draco holt den letzten Horkrux.“

„In Ordnung“, raunte ich. Kurz sahen wir uns abwechselnd in die Augen und dann, ohne, dass einer von uns ein Startsignal gegeben hätte, raunten wir uns alle ein „Viel Glück“ zu und verschwanden nacheinander in entgegengesetzte Richtungen.
 

Draco hielt sich dicht in meinem Rücken, während wir weitere Korridore und Geheimgänge passierten, um den Punkt mit dem Namen Nagini zu erreichen. Voldemorts Schlange hielt sich auf dem südlichen Astronomieturm auf und ich fragte mich unwillkürlich, weshalb er seine Schlange dort oben alleine ließ. Er selbst wurde von der Karte der Rumtreiber nicht angezeigt. Obwohl er also nicht in Hogwarts sein konnte, konnte ich seine Gegenwart überdeutlich spüren. Die Verbindung zwischen ihm und mir, meine Narbe, pochte immer heftiger. Den Schmerz blinzelte ich weg, konzentrierte mich ganz auf die Aufgabe, welche vor Draco und mir lag.
 

Dreimal wären wir beinahe von patrouillierenden Todessern aufgespürt worden, aber wieder einmal erfüllte der Tarnumhang meines Vaters seinen Zweck. Wenngleich Draco und ich kaum gemeinsam unter den Stoff passten, so konnte er uns, in eine Ecke gekauert, so bedecken, dass die Schatten ihr übriges taten. Als wir endlich am Zielort angelangt waren, schlug mein Herz heftig. Um einen besseren Überblick zu erhalten, bezogen Draco und ich unterschiedliche Posten.
 

Nagini lag zusammengerollt auf den kalten Quadern. Ihre Schlangenhaut glänzte im Schein des Mondes. Sie war alleine. Zumindest dachte ich es, bis sich ihr großer Kopf hob und in die Richtung der Ländereien zischte. Für einen Moment traute ich dem, was meine Augen sahen, nicht. Voldemort flog – ohne Besen – durch die Lüfte. Er saß nicht, sondern stand. Es wirkte, als würde er auf einem unsichtbaren Brett stehend durch die Lüfte gleiten. Kurz linste ich zu Draco hinüber, welcher ebenso überrascht schien wie ich. Auf eine unheimliche Art elegant landete Voldemort neben Nagini. Meine Narbe brannte fürchterlich. Ich konnte kaum noch sehen vor Schmerz.
 

„Nagini, meine treue Dienerin“, begrüßte Voldemort die riesige Schlange auf Parsel. Zischend glitt sie um ihn herum. Wie nur, fragte ich mich, sollten wir Voldemort seine Schlange entreißen, wenn er doch hier war? Noch war der Dunkle Lord unsterblich. Erst, nachdem er seine Sterblichkeit wiedererlangte, würde ich in einem offenen Kampf mit ihm eine Chance haben. Meine Gedanken schweiften zu Ron und Hermine. Ob sie die Kammer des Schreckens unbeschadet erreicht hatten? Sie beide führten die gefundenen Horkruxe mit sich. Der Plan verlangte, dass sie die Horkruxe zerstörten, sobald sie den Basiliskenzahn in Händen hielten.
 

„Was sagst du? Wir haben Besuch. Harry Potter ist hier!“ Voldemorts Stimmte holte mich abrupt aus meiner kurzen Überlegung zurück. Mein Herz schlug plötzlich so heftig, dass das Blut in meinen Ohren rauschte. „Komm raus, Harry“, lockte er mich, mit dieser schrecklichen Stimme, die mir seit Jahren Albträume bescherte. „Komm raus. Komm raus.“
 

Ich atmete ein und aus, sah zu Draco hinüber, erleichtert darüber, dass Nagini seine Anwesenheit entweder nicht bemerkt oder einfach für unwichtig gehalten hatte. Draco erwiderte meinen Blick jedoch nicht. Im Gegenteil, er hielt seinen Blick weiterhin starr auf Voldemort gerichtet. So als wollte er sich jede Geste des Dunklen Lords einprägen.
 

Erneut rief Voldemort nach mir. Meine Lider schlossen sich für eine Sekunde, um Mut zu sammeln. Gerade, als ich im Begriff war, aufzustehen, mein Versteck zu verlassen, um meinem Schicksal entgegen zu treten, kam Bewegung in Draco. Entsetzt musste ich mit ansehen, wie Draco direkt auf Voldemort zuging.
 

„Welch eine Überraschung“, hauchte Voldemort verblüfft.

„Mein Lord.“
 

Fasziniert betrachtete ich die Szenerie, die sich mir bot. Draco vor dem Dunklen Lord kniend, der ganze Körper Ergebenheit ausstrahlend. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass Draco ganz leicht zitterte. Ich ahnte, angesichts der Gräueltaten, die ihm durch Voldemort und seinen Schergen angetan worden waren, wie schwer die Konfrontation für ihn sein musste. Wie viel Mut es ihn gekostet haben musste, seine sichere Deckung zu verlassen. Ich selbst wollte nur zu gerne meine Position mit Draco tauschen, doch allein der Fakt, dass Draco mich mit seinem Verhalten schützen wollte, hielt mich zurück.
 

„Wo ist der junge Potter?“

„Ich bin alleine, mein Lord.“

„Nagini hat ihn gerochen.“

„Sie irrt, mein Lord. Es ist sein Geruch, der an mir haftet.“
 

Ein Gemisch unterschiedlichster Emotionen huschte über Voldemorts Fratze. Wut, obgleich der Impertinenz, ihn auf einen Fehler hinzuweisen, und Neugier, über das, was Draco ihm nun berichten würde.
 

„Die letzten Wochen habe ich an der Seite von Harry Potter verbracht, Sire. Nach meiner…“ Draco schluckte kurz, „Flucht aus Euren Reihen, fasste ich einen Plan, um Euer Vertrauen zurückzugewinnen, mein Lord.“

„Wie soll mir dein verräterisches Verhalten nutzen? Du hast schon einmal deine Unfähigkeit bewiesen.“

„Ich habe… ich habe dazu gelernt… durch die Lektion, welche Ihr mir habt zuteil werden lassen. Mir ist es gelungen, Potters Vertrauen zu erlangen. Mein Zustand… hat in ihm Mitgefühl geweckt.“
 

Ein Lachen, so lächerlich und grausam zugleich, hallte durch die Luft und mir wurde schlecht. Draco so leidend vor mir zu sehen, den Sinn hinter seinen Worten verstehend, da ich von der Folter, der Vergewaltigung wusste, ließen meinen Magen rebellieren. Es war bestialisch, was man Draco angetan hatte und nun Voldemort über dieses Leid lachen zu sehen, bestärkte mich in meinem Kampf gegen ihn.
 

„Wirklich?“ höhnte er und ging auf Draco zu. „Solltest du tatsächlich zu etwas gut gewesen sein? Lucius würde sich darüber freuen.“ Bei der Nennung seines Vaters, zuckte Dracos Kopf nach oben. „Ah, dein Vater… Er glaubte, er könnte dem Zorn des Dunklen Lords entkommen, doch niemand entkommt mir! Jetzt, in diesem Augenblick, befindet er sich mit deiner Mutter in den Kerkern Hogwarts'.“

Draco zog scharf die Luft ein. „Sie büßen für die Feigheit ihres Sohnes. Soll ich Gnade gewähren lassen? Deine Eltern sind sofort frei – mit aller Ehre – wenn du deinen Platz wieder einnimmst. Geh in die Kerker, leg dir selbst die Ketten an und deine Eltern sind frei!“
 

Dracos Gesicht wurde weiß. Sämtliches Blut schien ihm entwichen zu sein. Ich wollte zu ihm, ihn vor Voldemort schützen. Wollte Voldemort meinen Hass entgegen schleudern, doch dann sprach Draco und erschütterte mich auf ein Neues.

„Wenn dies der Wunsch seiner Lordschaft ist, werde ich ihm entsprechen, doch zuvor gestattet mir, Bericht zu erstatten.“
 

Voldemort wirkte ebenso verblüfft, wie ich es war. Was nur forderte Draco von sich? Welche Pläne verfolgte er? Sein Verhalten war mir schleierhaft, dennoch war ich mir sicher, dass alles, was Draco bezwecken wollte, im Einklang mit unserem Vorhaben stand. Ich zweifelte nicht an ihm, doch verfluchte ich meine erzwungene Untätigkeit. Die Parallelen zur Nacht von Dumbledores Tod waren mir zu deutlich bewusst.
 

„Du sollst sprechen“, sagte Voldemort, „wenn deine Informationen uninteressant sind oder sich nicht Bewahrheiten, wird es dein Ende sein.“

„Ich versichere Euch, meine Informationen sind von großem Wert, jedoch…“ Draco zauderte einen Augenblick. „Sie sind von solch sensibler Präsenz, dass sie nur für die Ohren Eurer Lordschaft bestimmt sind.“
 

Gleichwohl noch misstrauisch nickte Voldemort. Aus der Dunkelheit schälten sich überraschend fünf Gestalten. Todesser. Nagini war keineswegs alleine gewesen. Die Karte der Herumtreiber hatte sich geirrt, oder aber die Wächter waren erst nach meinem letzten Blick darauf angekommen. Wie hatte ich so töricht sein können, zu glauben, dass Voldemort diesen tierischen Horkrux unbewacht ließ? Selbst Voldemort musste inzwischen begriffen haben, dass wir auf der Jagd nach seinen Seelensplittern waren. Die Horkruxe, welche Ron, Hermine und Draco erobert hatten – sie mussten Todesser dafür austricksen, in Verliese eindringen. Doch musste Voldemort dadurch nicht auch wissen, dass Draco ihn verraten hatte? Schließlich war Draco gesehen worden? Sein Leben stand auf Messers Schneide!
 

Nach einer weiteren kurzen Anweisung Voldemorts verließen die Todesser den Astronomieturm. Kühler Wind fegte über den Turm. Mich fröstelte. Alles wirkte so surreal. Die Realität konnte keinesfalls so hart und voller Gefahr sein, oder doch? Draco war Voldemort ausgeliefert, um mich zu schützen. Ich, hier, in vermeintlicher Sicherheit, der nichts tat, als zuzusehen.
 

„Mein Lord“, setzte Draco an, „ich weiß, dass Harry Potter auf der Suche nach Euren…“ Dramaturgisch brach Draco ab und obwohl es so offensichtlich war, fiel Voldemort wundersamer Weise darauf herein.

„Sprich!“

„Harry Potter, Sir, ist auf der Suche nach Euren Horkruxen.“

Für einen Moment flackerte unbeschreiblicher Zorn in Voldemorts Fratze auf. Es war diese Hundertstelsekunde, in der ich dachte, er würde Draco töten. Doch dann besann er sich eines anderen. Seine Züge wurden wieder glatt und leichenblass.

„Meine Spione haben mich längst davon in Kenntnis gesetzt. Ihm wird es nicht gelingen, sie alle zu finden.“

„Mein Lord, er hat sie bereits gefunden.“

„Er denkt, dass er sie gefunden hat. Es gibt noch einen, der sich genau dort befindet, wo er sein sollte.“ Ein seliges Lächeln, sofern man es so nennen konnte, strahlte aus Voldemorts Gesicht. „Sind das alle deine Informationen? Denn wenn ja, hast du mir nichts Neues gebracht.“ Drohend hob Voldemort seinen Zauberstab. Draco erschreckte, zuckte mit ängstlich geweiteten Augen zurück. Das Diabolische trat erneut auf die Züge des selbsternannten Lords.
 

„Sire, Moment! Ich… Ich kann auch Potter bringen!“

„Das soll ich dir glauben? Vertraut dir dieses lästige Balg so sehr?“

„Sire, er… er sagte, dass er mich liebt.“

„Du bist ein größerer Narr, als ich dachte, denkst du, mit diesem Märchen kannst du mich hereinlegen?“
 

Draco sagte nichts mehr. Jeglicher Muskel in seinem Gesicht erschlaffte mit einem Mal. Mir war, als würde er in diesem Augenblick aufgeben. Was auch immer er geplant, gehofft hatte, Voldemort hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wieder erhob der Dunkle Lord seinen Zauberstab, doch nun langsam, leicht schwingend. Draco schien wie hypnotisiert diesen Bewegungen mit den Augen zu folgen und dann kamen die Worte, vor denen ich mich so fürchtete. „Avada Ke…“
 

Mein Herz stand still. Meine Lungen verweigerten ihren Dienst. Entsetzen lähmte all meine Glieder, doch meine Ohren hörten, verstanden alles. Die grausame Stimme aus meinen Albträumen sprach. Setzte zu jenen Worten an, dich mich bereits mein ganzes Leben verfolgten. Die all jene ausgelöscht hatten, die ich liebte und mochte. Vater, Mutter, Sirius, Cedric.
 

„Stupor!“ Ich wusste nicht, wie, doch plötzlich stand ich vor Voldemort. Alles in mir drängte mich, Draco zu schützen und ich tat es, indem ich wild Flüche auf Voldemort abfeuerte, die Voldemort mit lässigen Schlenkern seines Zauberstabes von sich schleuderte. Doch in all der schlagartig aufgekeimten Hektik war es Draco geglückt, auf die Seite zu rollen.
 

Aus dem Augenwinkel, während ich den Cruciatus des hämisch lachenden Voldemorts auswich, sah ich, wie Draco sich aufrappelte. Er stand auf beiden Beinen, als Nagini sich auf ihn stürzte. Draco fiel unter der Last der riesigen Schlange erneut zu Boden, doch ich konnte nicht helfen. Voldemort raubte mir meine ganze Aufmerksamkeit.
 

„Harry, mein Freund!“, hieß er mich willkommen. „Was für eine Begrüßung ist das denn? So aus dem Hinterhalt? Hat dich Dumbledore nicht mehr Mut gelehrt?“

Ich weigerte mich, darauf zu antworten, stattdessen versuchte ich, nochmals nach Draco zu sehen. Alles, was ich jedoch erkennen konnte, war ein Knäuel aus Dracos Beinen und Naginis glänzendem Körper.
 

„Du machst dir Sorgen um den kleinen Malfoy?“, frage er mich. „Dann ist es wahr, was er gesagt hat? Du liebst ihn?“ Voldemorts Stimme hatte einen Ton angenommen, der zwischen Verachtung, Abscheu und Unverständnis lag. Ich wollte widersprechen. Wollte meine Gefühle zu Dracos Schutz verleugnen, doch über meine Lippen kamen gänzlich andere Worte.
 

„Was interessiert es dich, was ich fühle oder nicht?“

„Oh, Harry, du verkennst mich. Wie lange kennen wir uns schon? Dein ganzes erbärmliches Leben? Wenn ich dir ein Gefühl gönne, dann ist es Schmerz. Wie würde es dir gefallen, wenn ich Malfoy töte, und dann deine Freunde, dieses Schlammblut und eines dieser Weasley Bälger. Möchtest du dabei zusehen?“
 

Hass loderte in mir empor. Mein Blut rausche erbarmungslos in meinen Venen. Abermals brachen Flüche aus meinen Zauberstab hervor. Es gelang mir für einen Moment, den Dunklen Lord in die Defensive zu drängen, doch dann holte er zum Vergeltungsschlag aus. Seine Zauber ließen mich Schritt für Schritt zurückweichen und dann plötzlich, ohne mir Zeit für eine Reaktion zu lassen, hörte ich, wie Voldemort seinen Avada Kedavra aussprach.
 

Wie in Zeitlupe betrachtete ich das grüne Licht, das durch die dunkle Nacht flog. Erinnerungen an den Tod meiner Mutter wurden wach, mein Leben rauschte an mir vorbei, aber der Fluch flog nicht in meine Richtung. Als ich bemerkte, dass der Fluch auf Draco zuflog, setzte mein Herz abermals für einen Moment aus, vor Entsetzen war ich gelähmt. Der Fluch kam bei seinem Ziel an - das sich bis dahin windende Knäuel von Draco und Nagini fiel in sich zusammen. Ich sank auf die Knie. Voldemorts Siegeslachen drang nur noch wie durch Watte zu mir hindurch. Es war vorbei. Draco war tot. Meine Liebe war tot. Ermordet, wie all die anderen, die mir am Herzen lagen. Von Voldemort. Ein Cruciatus traf mich, ich wand mich unter Schmerzen. Wieder und wieder folterte mich Voldemort mit dem Cruciatus und doch, einen Teil in mir berührte der Fluch nicht. Dort herrschte Leere, denn etwas in mir war mit Draco gestorben.
 

Jäh brach die Folter ab. Der Schmerz, noch immer heftig in mir lodernd, klang allmählich ab. Blinzelnd erkannte ich weitere Gestalten, die auf den Astronomieturm gekommen waren. Die Umrisse wurden klarer und ich erkannte Ron und Hermine, verletzt und von Todessern gefangen. In dieser Sekunde wurde mir bewusst, dass ich weiterkämpfen musste. Ich hatte noch mehr zu schützen, als nur Draco. Das Leben meiner Freunde sollte nicht enden, nur weil die Liebe meines Lebens mich verlassen hatte. Mühsam quälte ich mich auf meine Beine, wankend und gänzlich unelegant. Voldemort ließ mich gewähren. Er sah sich bereits als Gewinner. Sein Lachen war pure, boshafte Belustigung.
 

Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie mir Hermine und Ron mit ihren Blicken etwas sagen wollten. Jedoch erst, als einer der Todesser zu Voldemort trat und ihm den Zahn des Basilisken und meinen alten Rucksack übergab, den ich Ron und Hermine mitgegeben hatte, begriff ich. Voldemort brauchte einen Augenblick länger. Sein Schrei, als er sah, dass die gefunden Horkruxe vernichtet waren, klang wie der eines verwundeten Tieres. Sein Blick taxierte mich, voller Hass. Ein Cruciatus nach dem anderen folgte. Ich hörte mich schreien, wand mich gepeinigt auf dem Fußboden, konnte nur noch Schmerz wahrnehmen. Als Voldemort von mir abließ, war ich kaum in der Lage, auch nur einen einigen Gedanken zu fassen.
 

„Dafür werdet ihr bezahlen! Ihr alle!“, fauchte er und ich hörte, wie er auch Ron und Hermine mit dem Cruciatus quälte. Sein Lachen war grausamer denn je.

„Mein Lord“, hörte ich die Stimme von Snape. Irgendwie war Snape auf den Astronomieturm gelangt. „Soll ich die Gefangenen für euch in die Kerker werfen?“

„Severus, mein Freund“, sagte Voldemort und seine Stimme nahm augenblicklich wieder etwas Schleimiges an. „Das ist nicht nötig. Harry Potter und seine Freunde werden heute Nacht noch sterben.“

„Wie ihr wünscht, mein Lord. Soll ich dann den Leichnam des jungen Malfoys entsorgen?“

„Bring ihn hinunter. Sein Vater soll ihn sehen. Für seinen Verrat soll Lucius mit der verwesenden Leiche seines Sohnes belohnt werden.“
 

Sämtliche Todesser lachten. Mir schnürte es das Herz zu. Für Draco, dachte ich mir, für ihn muss ich stark sein. Meine Gedanken wurden langsam wieder klarer und ich umklammerte meinen Zauberstab, der einige Zentimeter von mir entfernt gelegen hatte, wieder mit meinen Fingern. Die Horkruxe waren zerstört, es fehlte nur noch Nagini. Ich musste die Schlange töten. Erst jetzt, wo Snape auf das Knäuel aus Draco und Nagini zuging, bemerkte ich, wie ungewöhnlich lange und ruhig die Schlange schon dort lag. War das nicht untypisch für sie? Sollte sie nicht längst begonnen haben, Draco auszufressen? Gerade hob Snape Dracos Körper vom Boden auf, als seine Augen unmittelbar die meinen trafen. Bilder und Gedanken huschten in Sekundenbruchteilen durch mein Bewusstsein und schlagartig wusste ich, dass alles gut werden würde.
 

Schwerfällig kämpfte ich mich vom Boden hoch. Voldemort schenkte mir erneut seine Aufmerksamkeit.

„Du überrascht mich, Harry. In dir steckt noch so viel Leben. Möchtest du dich denn nicht dem verdienten Tod hingeben? Ich hörte, er soll eine Erleichterung bedeuten. Nun, ich weiß es nicht, denn ich bin Unsterblich.“ Er und seine Todesser lachten über seinen Scherz.

„Du irrst dich“, sagte ich. Meine Stimme klang seltsam rau. „Auch du kannst sterben. Wir haben all deine Horkruxe vernichtet.“

„Du meinst diesen nutzlosen Plunder?“, und deutete auf die zerstörten Horkruxe zu seinen Füßen. „Meine Intelligenz ist der euren weit überlegen. Glaubst du wirklich, das wäre meine einzige Absicherung?“
 

Nun war es an mir, zu grinsen, wenn auch schief. „Ich weiß, dass es noch einen weiteren Horkrux gibt. Nur hast du noch nicht gemerkt, dass auch dieser vernichtet wurde.“

Jetzt erst sah Voldemort zu Nagini hinüber. Er blickte von dem leblosen Körper seiner Schlange hinüber zu Draco, der noch immer vermeintlich tot in Snapes Armen lag. Er begriff sofort und sein Avada Kedavra traf sich mit meinem Stupor.
 

Etwas merkwürdiges passierte. Unsere Zauber trafen aufeinander und verketteten sich zu einem einzigen Strahl. Grünes Licht aus Richtung Voldemort und rotes Licht aus der meinen. Ich legte meine ganze Energie in den Stab hinein. Im Hintergrund hörte ich Bewegung, doch ich konnte nicht dorthin sehen. Ich musste mich weiter auf den Zauber konzentrieren und dann hörte ich Dracos Stimme.
 

„Harry! Harry, denk an meine Worte. Denk daran, was wir besprochen haben.“
 

Angst tauchte sofort in mir auf. Ja, ich erinnerte mich dran, was Draco sagte. An jedes einzelne Wort und nur, weil er noch lebte, konnte ich es tun. Wind wehte sanft über den Astronomieturm. Noch immer fochten unsere Zauber miteinander. Kurz sah ich zu Draco, sein Gesicht sah so sanft aus, als er mir zunickte. Seine Lippen formten ein „Ich liebe dich“ und ich wusste, es war an der Zeit. Ich war der letzte Horkrux. Mit einem letzten Flüstern des Morgenwindes im Ohr löste ich meinen Zauber auf. Nur Sekunden später wurde ich von Voldemorts Avada Kedavra getroffen.
 

Fortsetzung folgt…

Erwachen

Es war Nacht, als ich erwachte. Mein Kopf schmerzte und ich fühlte mich merkwürdig schwer. Das Bett, in dem ich lag, kam mir merkwürdig vertraut vor, doch erst, als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich, wo ich war. Ich befand mich auf der Krankenstation in Hogwarts. Ein merkwürdiger Seufzer entrang sich mir. Irgendwie war ich erleichtert, obwohl ich nicht wusste, was geschehen war.
 

„Hallo, Harry“, hörte ich eine vertraute Stimme.

„Professor Dumbledore!“

„Ja.“

„Sie leben?“

„Nein.“

Ich zögerte kurz. „Dann bin ich tot?“

„Ja und nein. Ein Teil von dir ist tot. Ein Teil, der eigentlich nie zu dir gehören sollte.“

„Dann hat es gestimmt? Ich war wirklich ein Horkrux?“

„Ja.“

„Sie haben es gewusst? Wie lange schon?“

„Gewusst habe ich es nie, aber vermutet.“

„Warum haben Sie es nie gesagt?“

„Ich hielt diese Wahrheit zu Grausam für dich.“
 

Wir schwiegen beide, denn was hätte ich auch drauf sagen sollen? „Was ist mit Voldemort?“

„Nun, mit dem Mord an dir ist er wieder sterblich geworden, doch ich denke, auf all diese Fragen sollten dir deine Freunde Antwort geben.“

„Heißt das, ich kann zurück?“

„Ja. Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen, für die Last, die ich auf deine Schultern gelegt hatte.“

„Das heißt, Sie gehen wieder?“

„Nun, eigentlich bin ich gar nicht hier. Aber das ist schon in Ordnung so. Du hast jetzt jemand viel wichtigeren wie mich gefunden.“

„Draco.“

„Der junge Malfoy scheint es dir ganz schön angetan zu haben.“

„Ich liebe ihn.“

„Und er liebt dich. Nur weil er bereit war, für dich zu sterben, kannst du wieder zurück.“

„Aber Voldemort hat ihn nicht getötet.“

„Nein, darum ging es ja auch nicht. Der Zauber hat sich in dem Moment entfaltet, als er vor Tom getreten ist und sich ihm ausgeliefert hat. Genau in jenem Augenblick war Draco bereit, sich für dich zu opfern.“
 

„Wenn ich jetzt gehe, was passiert dann mit Ihnen?“

„Da ich ja eigentlich nicht da bin, was soll mir da schon passieren?“, lächelte Dumbledore. „Aber ich glaube, es wird jetzt Zeit, dass du wieder aufwachst, Harry. Da ist jemand, der sich schon unglaublich nach dir sehnt.“

„Ja, Sie haben Recht. Ich muss zurück. Nur wie?“

„Du träumst, Harry. Wach einfach auf.“
 

Als ich meine Augen öffnete, befand ich mich tatsächlich im Krankenflügel, nur dass es bereits helllichter Tag war. Ron, Hermine und Draco standen neben meinem Bett. Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, so konnte ich nicht verstehen, wovon sie sprachen. Ich gönnte mir einen Moment, um meine Freunde zu betrachten. Mein Herz schlug kräftig gegen meine Brust und ich war froh. So froh, dass sie alle noch am Leben waren. Es war Draco, welcher als erstes bemerkte, dass ich erwacht war.
 

„Harry!“ Lächelnd kam er auf mich zu. „Oh, Harry, Gott sei Dank.“ Er fiel mir um den Hals und drückte mich so fest, dass ich kaum atmen konnte. „Ich bin so glücklich, dass du lebst.“

„Ich auch“, war alles, was ich darauf sagen konnte. Noch während ich Dracos Nähe genoss, sah ich in die Gesichter meiner Freunde. Auch sie wirkten überglücklich. Über Draco hinweg lächelten wir uns an. „Du kannst mich wieder loslassen“, sagte ich zu Draco, „Ich werde nicht mehr weggehen.“
 

Verlegen grinste er mich an, dann nahm er meine Hand und hielt sie, so als hätte er Angst, ich könnte doch noch verschwinden.

„Ich glaube, mir fehlen ein paar Informationen. Was ist passiert, nachdem Voldemort mich getroffen hat?“

„Wir dachten, du wärst tot. Du hast uns sehr erschreckt, Harry. Ich würde dir am liebsten eine runterhauen, dafür.“ Hermine hatte Tränen in den Augenwinkeln glänzen.

„Ja, Alter. Das war eine krasse Nummer.“ Auch Ron wirkte bei der Erinnerung daran noch geschockt. „Die Todesser haben Freudenschreie ausgestoßen und dann kam aus dem Nichts ein weiterer Avada Kedavra. Zuerst hat keiner verstanden, was passiert ist, dann ist Du-weißt-schon-wer einfach umgekippt. Als er auf dem Boden aufgeschlagen ist, ist er zu Staub zerfallen. Das war echt gruselig. Erst dann haben die Todesser kapiert, was gerade geschehen ist. Ein paar konnten fliehen, ein paar andere konnten wir gefangen nehmen und noch ein paar andere haben sich dem Zaubereiministerium gestellt.“

„Wer war es?“, fragte ich, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.

„Snape.“

„Warum?“

„Das solltest du ihn selbst fragen. Nachdem Voldemort tot war, hat er dich in die Krankenstation gebracht und ist verschwunden“, sagte Hermine.
 

„Wisst ihr, wo er ist?“

„Wir vermuten, dass er unten in seinem Büro ist. Er versteckt sich vor dem Minister und den Auroren. Sie wollen alle möglichen Informationen von ihm haben. Ich denke, mit dir werden sie auch reden wollen. Uns haben sie schon verhört, aber wir haben ihnen nur das nötigste gesagt.“ Wieder war es Hermine, welche gesprochen hatte.

„Ich glaube, ich sollte zu ihm gehen.“

„Soll ich mitkommen?“, fragte Draco.

„Nein, das ist etwas, das ich mit ihm alleine klären muss.“

„Okay, dann werde ich einfach hier auf dich warten.“

„Ja, das würde mich freuen.“
 

Langsam stand ich auf. Im ersten Augenblick fühlte ich mich wacklig, doch dann verflog der Eindruck. Ich verließ den Krankenflügel, ohne auf Madam Pomfreys Einwände zu achten. Irgendwie empfand ich mich außerhalb meiner Spur. Ich war da, ich war wach, aber mein ganzes Denken war hinter einem merkwürdigen Nebel versteckt. Reporter des Tagespropheten lauerten mir auf, doch ich ignorierte sie einfach. Ließ sie hinter der menschlichen Mauer aus Professor McGonagall und ein paar anderen Lehrern zurück. Meine Füße trugen mich hinunter zu den Kerkern, direkt zu Snapes Büro. Ich trat ein, ohne zu klopfen. Snape saß hinter seinem Schreibtisch und blickte direkt in meine Augen.
 

„Ich habe Sie schon erwartet, Potter.“
 

Er bedeutete mir, mich ebenfalls zu setzen und zauberte mit einem lässigen Schlenker einen bequemen Stuhl für mich herbei.
 

„Ich weiß, Sie werden viele Fragen haben und ich garantiere Ihnen, ich werde mein Bestes geben, Sie alle zu beantworten.“
 

Dieses plötzliche Zuvorkommen irritierte mich. Ein gequältes Lächeln huschte für eine Sekunde über Snapes Gesicht, bevor es wieder verschwand. Fast schien es, als wäre ihm die Situation ebenso ungeheuer wie mir. Als würde sein Gesicht eine solche Mimik nicht kennen.
 

„Warum?“ Eine einfache Frage.

Seine Lider bebten, dann begann er zu sprechen: „In meiner Jugend, als ich hier Schüler war, gab es ein Mädchen, das anders war als alle anderen. Für sie spielte es keine Rolle, dass ich aus ärmlichen Verhältnissen stammte, dass ich ein Halbblut war. Sie beurteilte mich wie jeden anderen Menschen nach meinem Charakter, meinem Verhalten. Als wir älter wurden, da merkte ich, dass ich mich in sie verliebt hatte. Ich liebte sie so ungemein, doch sie hat meine Gefühle niemals erwidert. Stattdessen wandte sie sich dem Jungen zu, der mein Leben hier zur Hölle gemacht hatte. Nach unserem Schulabschluss heirateten sie, bekamen ein Baby.“
 

Snape machte eine kurze Sprechpause, wie um sich zu sammeln. Seine Mimik wurde noch gequälter. „Ich war jung und dumm. Als der Dunkle Lord an die Macht kam, wählte ich die falsche Seite. Sie haben es gesehen, Potter, mein Dunkles Mal.“

„Ja.“ Ich war sprachlos. Nie hätte ich geglaubt, dass sich Snape mir einmal derart öffnen würde.

„Nun, kurz nachdem das Baby geboren war, hörte ich eine Prophezeiung, die ich dem Lord überbrachte und er erkannte in dem Kind der Frau, die ich liebte, seinen Gegner. Erneut wechselte ich die Seiten, doch Dumbledore beschwor mich, ich musste für ihn als Doppelspion arbeiten. Ich… musste alles tun, um meine Liebe zu beschützen. Doch sie wurde verraten. Von einem Mann, in dem sie einen Freund sah. Sie war tot. Lily war tot.“
 

Sein Gesicht war so voller Schmerz, seine Augen schwammen in Tränen, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Mitleid mit diesem Mann hatte. Der Schock, dass Snape in meine Mutter verliebt gewesen war, verblasste angesichts dieser Tatsache.

„Wenn Sie meine Mutter so sehr geliebt haben, weshalb haben Sie mich dann immer so behandelt?“

„Ach, Potter, Sie sehen ihrem Vater derart ähnlich, dass es ein Leichtes war, Sie zu hassen. Sie sehen aus wie der Mann, der mir Lily wegnahm. Nur Ihre Augen, Ihre Augen haben Sie von Lily.“
 

Nun lächelte ich gequält. Wie oft hatte ich diesen Satz schon hören müssen?
 

„Aber ich habe Sie immer beschützt, Potter. Egal, wie schwer es mir gefallen ist, ich habe Sie immer beschützt. Damals, als Sie fast von Ihrem Besen gefallen sind, ebenso wie heute Nacht, als ich Ihnen den ungehinderten Eingang nach Hogwarts ermöglicht habe.“

„Wusste meine Mutter es?“

„Dass ich Sie liebte? Nein, ich konnte es ihr nie sagen.“

„Weshalb haben Sie Voldemort getötet?“

„Ach, Potter, Sie sollten wirklich einmal lernen, zuzuhören. Ich liebte Ihre Mutter. Liebe Sie noch heute.“

„Nach all den Jahren?“, fragte ich.

„Ja. Ich musste es tun, verstehen Sie? Auch wenn ich Lily nie haben konnte, so wollte ich doch, dass Lily glücklich ist. Sie aus der Ferne zu betrachten, das hätte mir schon genügt. Aber er hat das einzige Schöne in meinem Leben zerstört.“
 

Ich nickte, denn ich konnte Snape verstehen. Konnte ihn wahrhaftig verstehen und fühlte mich diesem Mann, den ich so viele Jahre verabscheut hatte, mit einem Mal so verbunden. Draco sollte Recht behalten mit seinem Vertrauen, das er Snape entgegen brachte. Was mir Snape erzählte, war schockierend, aber so ehrlich, dass mein Hass auf diesen Mann mit jedem seiner Sätze verschwand. Niemals würde ich wissen, welche Tortur es für Snape gewesen war, an dieser Liebe festzuhalten und den damit verbundenen Konsequenzen als Dumbledores Spion zu arbeiten. Es erklärte aber so vieles, das mich in den letzten Jahren beschäftigt hatte.
 

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte ich ihn.

„Sie werden sich erst einmal für eine Weile zurückziehen. Nehmen Sie Draco, verschwinden Sie eine Zeitlang in die Muggelwelt und erholen Sie sich von den Strapazen. Professor McGonagall und ich werden uns eine gute Ausrede einfallen lassen.“

„Können wir wieder zurückkommen?“

„Ja, aber lassen Sie der Zauberer-Gesellschaft etwas Zeit, sich neu zu sortieren. In der Regierung wird es einige Änderungen geben. In Hogwarts wird es einige Änderungen geben. Sie müssen sich diesem Trubel nicht preisgeben.“

„Und was ist mit Ihnen?“

„Nun, ich werde ein paar Dinge klären, dann werde auch ich mir eine Auszeit genehmigen. Die langen Jahre der Spionage haben auch bei mir Spuren hinterlassen. Ich lebte nur für die Rache an Lily. Da dieses Ziel nun erreicht ist, werde auch ich mich neu orientieren müssen.“
 

Nickend stand ich auf. Ich wollte nur noch zurück zu Draco. Wollte mich in seine Arme schmiegen und an nichts mehr denken müssen. Den Türgriff bereits in Händen haltend, hielt mich Snape zurück.
 

„Potter, auch wenn ich Lilys Tod nun gerächt habe, meine Augen werden immer auf Ihnen ruhen. Ich werde Sie weiterhin beschützen.“

„Warum?“

„Sie sind ihr Sohn. Ich kann einfach nicht anders.“
 

Neuerliches Verstehen erwachte in mir. Schweigend nickte ich und ging. Zwischen Snape und mir waren keine weiteren Worte nötig.
 

Langsam lief ich zur Krankenstation zurück. Obwohl meine Gedanken noch schwer waren, obwohl ich vieles noch nicht glauben konnte, wurden meine Beine mit jedem Schritt, den ich mich Draco näherte, leichter. Ich sehnte mich nach seiner Wärme.
 

Als ich den Raum betrat, war der Krankenflügel verlassen. Zumindest dachte ich dies, bis ich Draco auf meinem Bett liegen sah. Er schlief. Seine Züge wirkten entspannt und wunderschön. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn zu wecken. Scheinbar hatte er seine Kraftreserven ausgeschöpft, um über mich zu wachen. Vorsichtig legte ich mich zu ihm. Kurz murmelte er meinen Namen, ehe er seinen Rücken an mich schmiegte. Wir lagen eng beieinander, mein Arm schützend um ihn, als auch ich erneut einschlief, eingelullt von seiner Wärme.
 

„Harry“, hörte ich eine Stimme sanft flüstern. „Harry.“ Ich blinzelte, aber erst als ich sanfte Lippen auf den meinen spürte, wurde ich wach.

„Draco“, raunte ich und küsste ihn weiter, doch schon nach kurzer Zeit entzog er sich mir.

„Kannst du glauben, dass das alles vorbei ist?“, fragte er mich ohne Umschweife. „Der Dunkle Lord ist tot, der Krieg beendet, ohne größere Verluste. Mir kommt das alles so unwirklich vor.“

„Aber es ist so“, sagte ich und richtete mich auf. „Ich kann es fühlen, dass die Macht Voldemorts Vergangenheit ist“, meinte ich, während ich mir unbewusst über meine Narbe streichelte. Die Verbindung, welche immer zwischen Voldemort und mir geherrscht hatte, war verschwunden.

„Ja, du hast Recht“, lächelte Draco. „Und wie geht es jetzt mit uns weiter?“

„Wie wohl? Wir beenden unser letztes Schuljahr und dann ziehst du zu mir.“

„Einfach so? Egal, was alle anderen sagen?“

„Ron und Hermine wissen doch schon, dass wir ein Paar sind und akzeptieren es.“

„Was ist mit den anderen?“

„Wen interessiert das schon? Wichtig ist doch nur, dass wir beide uns einig sind.“

„Und das sind wir?“ Der Blick, mit dem er mich bedachte, war neckend, fast herausfordernd. Ich ahnte, dass er etwas ganz bestimmtes von mir hören wollte.

„Ja.“, meinte sich sanft, „Ich liebe dich.“
 

Draco leuchtete, so sehr erstrahlte er bei diesen Worten. Seine Augen funkelten und sein Gesicht war voller Sanftmut. „ich liebe dich auch, Harry.“ Ein gehauchtes Flüstern.
 

Wir küssten uns. Zärtlich, ohne Hast. Kosteten einfach die die intime Nähe aus. Es ging nicht um Lustgewinn, um Sex, sondern darum, einander zu spüren. Und obwohl der Kuss voller tiefer Emotionen war, so war es dennoch ein leichter Kuss. Es lag keine Last mehr auf unseren Schultern, wir waren frei und hatten unsere Liebe gefunden. Wir waren glücklich.
 

Wind wanderte neckisch irgendwo durch ein offenes Fenster und liebkoste unsere Körper, während wir immer weiter in unsere eigene Welt verfielen. Kaum bemerkte ich es, das leise Flüstern des Morgenwindes, welches mir zu zuraunen schien: „Hab trotz all dem Glück Acht, eine Hürde gilt es noch zu überwinden.“ Dracos süße Küsse jedoch ließen den leichten Zweifel, ja die düstere Vorahnung, etwas Gewichtiges vergessen zu haben, verstummen und ich gab mich ganz seiner berauschenden Nähe hin.
 

Fortsetzung folgt…

Der Feind in ihm

Wie im Traum war die Zeit mit Draco in der Muggelwelt vergangen. Wir hatten es uns in den verschiedensten Urlaubsgebieten gut gehen lassen, doch ob es inzwischen zur Gewohnheit geworden war oder wir einfach dem Frieden nicht trauten, blieben wir an keinem Ort länger als ein paar Tage. Das Ministerium hatte keineswegs all die Antworten erhalten, die sie wollten und auch die Reporter des Tagespropheten begehrten noch Interviews von uns. Doch ob es unserem vorsichtigen Verhalten geschuldet war oder unserem anhaltenden Glück, sie erwischten uns nicht. Selbst nach unserer Rückkehr, als wir gemeinsam in das Haus meines verstorbenen Paten zogen, registrierte es kaum jemand, dass wir wieder da waren.
 

Ich vermutete, dass Severus Snape seine Finger mit im Spiel hatte. In den wenigen Wochen seit unserer Aussprache war er mir eine Art Vertrauter geworden, obgleich wir nur eulten. Vielleicht hatte auch Draco Einfluss auf unser beider Verhalten, denn er kannte uns beide nur zu gut und vermittelte wie eine flüsternde Schlange mit so viel Geschick zwischen uns, dass es von mir zu Anfang unbemerkt blieb. Da Dracos Slytherin-Talent jedoch zum Guten führte, konnte ich ihm nicht böse sein.
 

Wir richteten uns ein. Räumten im Haus um, befreiten das Haus Zimmer für Zimmer von magischem Ungeziefer, wobei wir tatkräftig von Ron und Hermine unterstützt wurden. Doch auch Ginny gesellte sich irgendwann zu unserer Gruppe dazu. Sie hatte mir verziehen und was mich besonders freute war, dass sie ihn Neville Longbottom einen besseren Gefährten gefunden hatte, als ich es ihr jemals hätte sein können.
 

Allmählich bauten Draco und ich uns einen Alltag auf. Wir mussten noch entscheiden, welche Ausbildung wir beginnen sollten oder ob wir erst unseren Abschluss in Hogwarts nachholen wollten. Doch uns beiden war schnell klar, dass wir nicht an die Schule zurückkehren konnten. Es war zu viel geschehen, wir konnten nicht mehr dort anknüpfen, wo wir ein Jahr zuvor aufgehört hatten.
 

Nachdem ich mich nicht länger vor dem Zaubereiministerium verstecken konnte, stand ich dem Minister Rede und Antwort – zumindest in dem Rahmen, den ich ihm gewähren konnte und wollte. Auch der Tagesprophet bekam sein mehr oder minder erzwungenes Interview und ich war dankbar, dass es nicht von Rita Kimmkorn geführt wurde. So wurden meine Worte zumindest zum Großteil korrekt wiedergegeben.
 

Eines Abends dann, nachdem Draco und ich gegessen und es uns im Salon gemütlich gemacht hatten, jeder mit einem Buch in der Hand, fiel es mir zum ersten Mal auf. Irgendetwas an Draco war anders als gewöhnlich. Lange blickte ich ihn einfach nur an, betrachtete das Gesicht, das widerspiegelte, wie vertieft er gerade in das Buch versunken war. Seine Haare glänzten im Licht der Kerzen weich und warm, doch etwas beunruhigte mich.

„Was ist los, Harry?“, fragte er und sah mich an.

„Nichts“, entgegnete ich automatisch.

„Wirklich?“, fragte er neckisch. „Du siehst aber so aus, als wolltest du mich etwas fragen?“

„So?“, gab ich zurück.

„Ja“, seine Antwort. Er schlug sein Buch zu, legte es auf den kleinen Tisch neben seinem Sessel und kam langsam und grazil auf mich zu. Ich schluckte. Sein Anblick verschlug mir jedes Mal aufs Neue den Atem und als er sich vor mich kniete, war alles vorbei. Ich wusste, ich würde mich gleich in der Süße seiner Lippen verlieren. „Ja“, sagte er nochmals und dann waren sie da, diese unwiderstehlichen Lippen. Das Gefühl der Irritation verschwand und ich zog Draco zu mir auf die Couch. Erst Stunden später, als ich neben ihm im Bett lag, tauchte der Gedanke, dass etwas nicht stimmte, abermals in mir auf. Doch noch erfüllt von der Erinnerung unserer ausgetauschten Leidenschaft verdrängte ich ihn.
 

Von diesem Tage an bemerkte ich es immer öfter. Es war ein Gefühl, ein Eindruck, den ich nicht genau festmachen konnte. Manchmal war es einfach die Art, wie mich Draco ansah, stets voller Liebe und Gefühl, doch irgendetwas schien zu fehlen. Zu dieser Zeit begann Draco auch immer öfters zu kränkeln. Mal war es eine Erkältung, die hartnäckig an ihm zehrte, dann war es ein heftiges Fieber. Tagelang saß ich an seinem Bett, kühlte jede Stunde seine Stirn mit feuchten Tüchern, machte ihm Wadenwickel, um die Temperatur zu senken. Die Mediziner vom Sankt Mungos kamen regelmäßig, gaben Draco verschiedene Tränke, doch immer kurz bevor sie ihn mit in die Klinik nehmen wollten, genas er wieder. Aber keiner von ihnen konnte verstehen, weshalb ein junger und an sich kräftiger Mann wie Draco so anfällig geworden war. In meiner Not wandte ich mich an Professor Snape.
 

Als Snape mitten in der Nacht bei mir Zuhause auftauchte, war Draco zum ersten Mal seit Tagen aufgestanden und nahm gerade ein Bad.

„Was wollen Sie, Potter? Ihre Nachricht war sehr kurz gefasst.“ Damit meinte er den Fakt, dass ich ihn lediglich bat, in einer dringlichen Sache, Draco betreffend, vorbei zu kommen.

„Es geht um Draco.“

„So viel wusste ich bereits.“ Obwohl wir uns inzwischen gut verstanden, hatte sich die Spitzfindigkeit unserer Dialoge keineswegs geändert. Ich wusste inzwischen nur, wie ich damit umzugehen hatte.

„Er ist in letzter Zeit häufig krank“, sagte ich. „Die Ärzte aus Sankt Mungos wissen auch nicht weiter. Ich… Ich mache mir Sorgen um ihn.“

„Weshalb kommen Sie damit zu mir?“

„Sie kennen Draco, Sie wissen, was ihm zugestoßen ist. Kann es sein, dass es Nachwirkungen irgendwelcher Flüche sind?“
 

Für einen Moment sah Snape mich nur mit unergründlichem Blick an. „Ihr Scharfsinn ist bewundernswert. Offenbar haben Sie sich tatsächlich Gedanken um den jungen Malfoy gemacht.“

„Das habe ich, denn ich liebe ihn.“

„Ich weiß“, meinte Snape und klang plötzlich wesentlich umgänglicher. „Draco hat mir viel von Ihnen und Ihren Gefühlen erzählt. Er ist sehr glücklich mit Ihnen, Potter.“
 

Was sollte ich darauf sagen? Zu meinem Leidwesen errötete ich peinlich berührt, diese Worte aus Snapes Mund zu hören.
 

„Ich werde Draco untersuchen müssen.“

„Ich komme mit.“

„Nein, ich möchte, dass Sie hier unten bleiben.“

„Warum?“, wollte ich wissen.

„Weil Draco ebenso ein Starrkopf ist wie Sie. Sollte Draco etwas über seinen Zustand wissen, so wird er sich mir eher offenbaren, wenn Sie nicht zugegen sind.“
 

An dieser Stelle wollte ich wiedersprechen. Draco und ich hatten keine Geheimnisse, doch ich hielt inne. Der Professor hatte Recht. Es gab ein Geheimnis zwischen uns. Mein Gefühl, es hatte mich nicht getrogen, nur endlich hatte es einen Namen.
 

Snape ließ mich ohne ein weiteres Wort zurück, ging, unter knarzenden Treppenstufen, hinauf. Zuerst hörte ich, wie Draco das Bad verließ, wie er erschrocken und verwundert den Professor begrüßte, dann ein kurzer aber heftiger Wörteraustausch, dessen Ende darin bestand, dass Dracos Schlafzimmertüre fest zugezogen wurde. Ein neuerliches Knarzen einer sich öffnenden Tür, weitere Schritte und ein erneutes, dieses Mal jedoch deutlich leiseres Zuziehen der Tür. Das Warten begann.
 

Unruhig saß ich auf der Couch, rieb mir meine Hände, während eines meiner Beine wippte. Nach einer Weile hielt ich dieses Stillsitzen nicht länger aus und ich begann im Raum umher zu laufen. Keine Ahnung, wie lange ich im Kreis marschierte, als Professor Snape wieder im Raum stand.

„Und?“, frage ich sofort.

„Ich habe noch kein Ergebnis“, seine Antwort. „Ich brauche etwas heißes Wasser, ein paar Einhornhaare und ihren Zaubertrankkessel, Potter.“
 

Sofort machte mein Herz einen unliebsamen Hopser. „Ist es so schlimm?“

„Wie gesagt, ich habe noch kein Ergebnis.“

„Aber die Zutaten?“

„Ich braue einen Trank, der mir Klarheit bringen sollte“, meinte er. „Suchen Sie die Sachen zusammen. Draco meinte, Sie hätten einen Garten mit magischen Kräutern?“

„Ja, hinterm Haus.“

„Gut, ich denke, ich werde die restlichen Zutaten, die ich benötige, dort finden.“ Damit schritt er zum Ausgang, hielt jedoch nochmals in seiner Bewegung inne, ehe er hinaustrat. „Und, Potter, beeilen Sie sich.“
 

Nachdem er verschwunden war, tat ich wie er mir aufgetragen hatte. Gerade als ich fertig war, kam Snape zurück, um mir alles mit einem einfachen Zauber aus der Hand zu nehmen und erneut nach oben zu verschwinden. Wieder musste ich tatenlos warten.
 

Nervös blickte ich auf die edle Standuhr, welche auf dem Kaminsims stand. Drei Stunden waren breites vergangen, seit Snape mit dem Kessel und den Zutaten nach oben verschwunden war. Drei endlose lange und quälende Stunden für mich, der vor Sorge fast verging. Ich hielt es kaum noch aus. Ich wollte endlich wissen, was los war.

„Master Potter“, sagte Kreacher, der in der Tür stand. „Professor Snape wünscht Ihre Anwesenheit im Gemach von Master Malfoy.“ Ich ignorierte den maulenden Tonfall von Kreacher. Gerade in diesem Moment hatte ich keinen Nerv für das Befinden des Hauselfen.
 

Mit einem Gefühl der Erleichterung, weil ich endlich erfahren würde, war los war und der Furcht, dass mir die Antwort nicht schmecken würde, eilte ich die Stufen hinauf. Schon am Ende der Treppe konnte ich durch die geöffnete Zimmertür sehen, dass Draco eindringlich auf Snape einredete.
 

„… du musst es ihm sagen, Draco, nur so kann ich dir helfen.“

„Was, wenn dann alles endet, Severus? Was, wenn es dann vorbei ist? Ich könnte es nicht ertragen.“

„Was kannst du nicht ertragen“, fragte ich in den Raum hinein.
 

Sofort wich Draco zurück. Seine Miene verschloss sich und er wirkte irgendwie zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit wie der kleine snobistische Junge, der mir mein Leben in Hogwarts schwer gemacht hatte. In dieser Sekunde ahnte ich, dass das Gespräch nicht leicht für mich werden würde.
 

„Setzen Sie sich, Potter!“ Snape sah mich ernst an. Zu dem ängstlichen Gefühl in meiner Brust gesellte sich ein Kloß im Hals. Unruhig blicke ich zwischen den Beiden hin und her, doch keiner von ihnen schien mich aufklären zu wollen.

„Was ist los?“, fragte ich direkt. Erneut wurden Blicke gewechselt, doch dieses Mal zwischen Draco und Professor Snape.

„Wenn du es ihm nicht sagst, dann werde ich es tun.“

„Severus…“ Draco klang so flehentlich, aber Snape schüttelte nur abweisend den Kopf. Für einen Augenblick erstarrte Draco, dann seufzte er schwer auf und blickte mich stattdessen an. In seinen Augen stand pure Angst geschrieben, doch auch verzweifelte Entschlossenheit.
 

„Harry, erinnerst du dich noch an die Geschichte, die mit dem halbvollen Glas, die ich dir erzählt habe?“

„Du meinst im Zusammenhang mit Voldemorts Horkruxen?“, hakte ich unsicher nach.

„Ja. Weißt du noch, was genau ich dir damals gesagt habe?“

„Das in mir ein Teil von Voldemorts Seele schlummert und ich deshalb ein Horkrux bin.“

„Und erinnerst du dich auch noch daran, dass ich dir sagte, dass du nach dem zweiten Teil deiner Seele suchen sollst?“
 

Es dauerte eine Weile, bis ich mir das Gespräch genauer ins Gedächtnis gerufen hatte, doch noch wusste ich nicht worauf Draco hinauswollte.
 

„Harry, als der Dunkle Lord den Todesfluch auf dich gefeuert hat, als er dich damit getroffen hat, da ist der Teil in dir gestorben, welcher nie zu dir gehört hat.“

„Aber mir geht es gut!“, rechtfertigte ich mich, der ich meinte, allmählich zu begreifen. „Ich fühle mich nicht anders oder unvollständig, ich bin noch genau der, der ich vorher war!“
 

Erneut wechselten die Blicke zwischen Draco und Snape. Mittlerweile irritierte mich dies ungemein, dann ergriff Snape das Wort.
 

„Wann haben Sie das letzte Mal eine Schlange sprechen gehört, Potter? Wann haben Sie das letzte Mal Parsel gesprochen?“

„Nur weil ich das schon lange nicht mehr getan habe, heißt das doch nicht…“, stammelte ich.

„Hier!“, meinte Snape trocken und hielt mir ein Amulett mit einer sich windenden Schlange vor die Nase. „Sagen Sie etwas zu ihr.“

„Das ist doch lächerlich.“ Beide, Draco und Snape, hoben gleichzeitig eine Augenbraue. „Gut, ich mache es“, fauchte ich und war ärgerlich, weil ich mich von ihnen bedrängt fühlte. Ich fokussierte meinen Blick auf die silberne Schlange, konzentrierte mich, so wie ich es stets getan habe, doch die Schlange reagierte nicht. Ich bemühte mich, etwas in Parsel zu sagen, doch so sehr ich mich anstrengte, es wollte einfach nicht funktionieren. Wissend sahen mich die beiden Slytherins an.
 

„Harry“, meinte Draco da. „Weißt du, weshalb du nicht gestorben bist, als der Todesfluch dich getroffen hat?“

„Weil du dich für mich opfern wolltest?“, meine leise Entgegnung.

Draco lächelte mich sanft an. „Nun ja, Severus meinte, das wird seinen Teil dazu beigetragen haben, aber deshalb nicht. Du konntest nicht sterben, weil du bis zu diesem Moment selbst unsterblich warst.“

„Was redest du da?“, wischte ich seine Worte weg.

„Harry, du hast auch einen Horkrux. Ich bin dein Horkrux.“
 

Die Stille im Raum war erdrückend. Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich wusste, ich sollte denken, das Gehörte in irgendeiner Form verarbeiten, es begreifen, aber alles in mir war leer. Eine ganze Weile saß ich da, den intensiven Blicken von Draco und Snape ausgeliefert. Als ich mich dann rührte, konnte ich Draco laut ausatmen hören.
 

„Was bedeutet das?“, fragte ich, während ich auf meine Hände blickte.

„Ihre Seele, Potter, ist nicht länger vollständig. Der Teil von Ihnen, der Zuflucht in Draco gesucht hat, möchte nun, nachdem der Teil des Dunklen Lords, welcher ihn verdrängt hatte, verschwunden ist, wieder zurück in seinen Körper.“

„Macht das Draco krank?“

„Ja. Ihre Seele zieht, möchte zurück, doch sie kann nicht, nicht ohne Hilfe.“

„Wie?“

„Ich werde in den alten Büchern nachschlagen müssen. Ein so finsterer Zauber wie der der Horkruxe wird nicht einfach zu lösen sein.“
 

„Und wovor hast du Angst, Draco?“, sagte ich und blickte ihm tief in die Augen. „Was kannst du nicht ertragen?“ Ich konnte fühlen, dass er den Tränen nahe war. Seine Schultern fingen an zu zittern, unverzüglich war ich bei ihm, nahm ihn in den Arm. Vage registrierte ich, dass Snape den Raum verließ. Er gewährte uns die Zweisamkeit, welche Draco brauchte, um sich zu öffnen. Mit sanften Lauten, mit Worten, dass alles gut werden würde, versuchte ich ihn zu beruhigen, doch schien ich alles noch schlimmer zu machen. Meine Verwirrung wuchs. Als Draco sich endlich beruhigte, war mein T-Shirt von seinen Tränen durchnässt.
 

„Was bedrückt dich?“

„Ich habe Angst. So große Angst davor, dich zu verlieren.“

„Warum solltest du das?“

„Wenn du den Teil deiner Seele wieder hast, werde ich mich ebenso verändern, wie du. Wir haben uns immer zueinander hingezogen gefühlt. In Liebe wie in Hass. Wer sagt mir, dass es nicht nur der Teil deiner Seele war, der uns aneinander gebunden hat? Was, wenn deine Gefühle für mich danach einfach erlöschen? Wenn meine Gefühle erlöschen?“
 

Wie gerne hätte ich Draco gesagt, dass er sich keine Sorgen machen brauchte. Dass nichts und niemand meine Gefühle für ihn ändern konnte, doch die Worte blieben mir im Halse stecken. Ich konnte es ihm keineswegs garantieren, es ihm versprechen, denn ich wusste nicht, ob ich ein solches Versprechen halten konnte. Stattdessen ergriff mich die gleiche Angst, von der auch Draco befallen war. Wie könnte ich es ertragen, ihn zu verlieren?
 

„Können wir nicht?“, fragte ich ihn.

„Nein“, schüttelte er den Kopf, „Severus meint, dass dein Seelensplitter immer stärker darum kämpfen wird, meinen Körper zu verlassen. Es könnte Monate, Jahre aber auch vielleicht nur ein paar Wochen dauern, bis mein Körper unter dieser Last zusammenbricht. Er wird uns mit einem Zauber helfen müssen, denn sonst wird dein Seelenstück mich allmählich töten.“
 

Ich musste schlucken. Da hatten wir Voldemort besiegt und doch brachte er es fertig, uns noch zu zerstören, denn hätte seine Seele nicht mich als Horkrux erwählt, wäre meine Seele niemals in Dracos gewandert. Es war so ungerecht! Nun liefen auch mir die Tränen übers Gesicht.
 

„Ich liebe dich!“, sagte ich und sah ihm dabei in seine wunderschönen Augen. „Ich liebe dich so sehr!“ Bei Merlin, ich meinte es so ehrlich. „Ich glaube das nicht, ich glaube nicht, dass diese Liebe verschwinden wird, wenn meine Seele wieder vollständig ist.“

„Und wenn doch?“

„Du und ich, wir gehören zusammen. Schau dir doch nur an, was wir alles überwunden haben! Unsere Abneigung, das Misstrauen meiner Freunde und sogar Voldemort. Was kann uns noch aufhalten? Du wirst nicht sterben und ich, ich werde dich immer lieben.“ Ich wusste nicht, woher die Zuversicht auf einmal kam, aber sie erfüllte mein ganzes Herz mit Feuer. Ja, ich wollte es so und ich war bereit, alles dafür zu geben. Draco sah mich an und endlich legte sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen.

„Du hast Recht, es war dumm von mir, zu zweifeln.“
 

Zärtlich küsste ich ihn. Bemüht, ihm mit diesem Kuss meine Zuversicht zu vermitteln und ihm Trost zu spenden.

„Dann ist jetzt alles wieder gut?“

Draco sniffte leicht: „Wenn Snape den Zauber findet.“

„Das wird er.“

Draco nickte und stand auf. „Dann sollten wir es ihm sagen.“

„Ja, das sollten wir“, und ich stand ebenfalls auf. Mit ineinander verschränkten Händen standen wir bereits an der Tür, als ich ihn nochmals zurückhielt.
 

„Draco“, sagte ich leise und sah ihm dabei tief in die eisgrauen Augen, „Ich liebe dich!“

„Ich dich auch!“, meinte er mit solch einer Zärtlichkeit im Blick, dass mir ganz warm ums Herz wurde. Seine Hand langte nach vorne, strich mir eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, liebkoste meine Wange zart. Dann beugte er sich zu mir vor. Seine Lippen berührten meine federleicht. Meine Arme umschlangen ihn, zogen ihn eng an mich heran. Unser Kuss wurde tiefer und tiefer, und wir fielen gemeinsam in einen Strudel unserer Liebe.
 

In diesem Augenblick, da wusste ich, dass das Geschenk, welches mir an meinem 17. Geburtstag wie das Flüstern im Morgenwind zugeflogen war, das größte Geschenk meines Lebens war. Ich würde es bewahren, beschützen und immer lieben, egal welche Herausforderung das Schicksal noch für uns bereit hielt.
 

Ich würde Draco Malfoy für immer lieben.
 

ENDE

Leben

Die Sonne steht hoch am Himmel. Sie ist warm, aber noch nicht brütend heiß, was in wenigen Wochen, wenn der Sommer einzieht, der Fall sein wird. Vögel flattern zwitschernd durch den Garten und ich kann Krummbein ein paar Gnome jagen sehen. Ich bin bei den Weasleys Zuhause. Das Festzelt ist aufgebaut und ich kann kaum glauben, was heute passieren wird. Ginny und Neville heiraten! Wer hätte das gedacht?
 

Ron und Hermine sind ebenfalls bereits verlobt und Bill und Fleur haben ihre Eheschließung schon hinter sich gebracht. Scheint, als hätten Weasleys es stets eilig zu heiraten. Molly rennt den ganzen Tag schon emsig umher, richtet und zupft und zaubert, wo sie nur kann. Jedes Mal jedoch, wenn sie meint, sie wäre unbemerkt, weint sie. Vorhin, als ich in die Küche gestolpert bin, habe ich sie erwischt, wie sie Arthur erklärt hat, dass es teils Freuden- und teils Abschiedstränen sind. Ihre Kinder, meinte sie, würden so schnell erwachsen werden. Still und leise habe ich mich dann wieder davon geschlichen, sie sollte nicht bemerken, dass ich diese Szene mitbekommen habe.
 

Die Plätze rechts und links neben mir sind beide leer und ich fühle mich einsam, trotz der ganzen Menschen um mich herum. Ron und Hermine stehen ein paar Meter weiterweg und unterhalten sich gerade mit Charlie, der aus Bulgarien zu Besuch gekommen ist. Doch gerade als ich überlege, mich der Runde anzuschließen, höre ich das Zischen eines ankommenden Portschlüssels. Professor Snape ist aufgetaucht. Sein Anblick, im üblichen Schwarz, bildet einen starken Kontrast zur rosa- und grünfarbenden Dekoration. Er läuft noch keine drei Meter, da wird er von einer übereifrigen Elfe mit Goldglitzer bestäubt. Ich kann mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Snape hört es, sieht mich an und das Lachen erstickt mir im Halse.
 

„Lustig, Potter?“, fragt er in seinem üblich, schnarrenden Tonfall.

„Nein, ganz und gar nicht“, lüge ich, während das Lächeln auf mein Gesicht zurückkehrt.
 

Er und ich, wir verstehen uns mittlerweile ganz gut. In den letzten Jahren haben wir sehr viel gemeinsam durchgestanden. Ohne Snape an meiner Seite wäre ich zerbrochen. Meine Dankbarkeit ihm gegenüber ist grenzenlos. Snape hat den Zauber gefunden, der meinen Seelensplitter aus Draco gezogen und wieder in mich übertragen hat. Wochenlang hat er danach suchen müssen, dennoch hat er mir, ebenso wie Ron und Hermine, immer wieder Mut zugesprochen, während ich mit ansehen musste, wie es Draco stetig schlechter ging.
 

Doch als der Zauber gesprochen, der dazugehörige Zaubertrank getrunken war, unsere Seelen zu Recht gerückt waren, da kam der nächste Schock. Draco und ich veränderten uns beide. Es war schwierig für uns und unser Umfeld. Wir waren irgendwie die Gleichen und doch anders. Unsere Gefühle fuhren Achterbahn und im nächsten Moment fühlten wir gar nichts. Snape meinte, dass dies normal wäre, denn unsere Seelen wären noch verwirrt und müssten sich erst beruhigen. Es war Draco, der eine Woche nach dem Zauber seine Sachen packte und heimlich verschwand.
 

Für mich lief die Zeit weiter. Ich bemerkte zwar, dass etwas, dass jemand fehlte, aber ich trauerte nicht. Erst ein paar Wochen später wachte ich auf und fühlte mich endlich wieder wie ich selbst. Zu diesem Zeitpunkt realisierte ich, wir sehr mir Draco fehlte, wie sehr ich ihn liebte und dass ich ihn brauchte. Ich hoffte, ihm erginge es ebenso. Hoffte, seine Seele würde die Verwirrung überstehen und er zu mir zurückkommen, doch Draco blieb verschwunden.
 

„Harry?“ Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. „Träumst du schon wieder?“

„Nein, ich habe mich nur an etwas erinnert.“

„Deinem Gesicht nach war es nichts Schönes.“

„War es auch nicht.“

„Bei Merlin, du hast doch nicht schon wieder an damals gedacht, oder? Das ist doch schon über zwei Jahre her!“

„Tut mir leid“, murmel ich verlegen.

„Komm her“, sagt mein Gegenüber und zieht mich in einen sanften Kuss. „Ich bin doch wieder zurückgekommen.“

„Ja“, murre ich nachtragend, „aber erst zwei Monate, nachdem dein Schädel wieder zurecht gerückt war!“

„Hatte halt noch ein paar Dinge zu klären.“

„Wann gibst du endlich zu, dass es deine Strafe war, weil ich dich auf der Jagd nach den Horkruxen alleine gelassen habe?“

„Wenn, meinst du Revanche und ähm… niemals“, grinst du mich frech an.

„Bei Morgana, bei so viel Schmalz wird mir schlecht!“

„Severus!“, lacht Draco, „hör am besten gleich weg.“

„Warum, willst du Potter einen Heiratsantrag machen?“

„Vielleicht“, grinst Draco breit zurück, doch anstatt etwas zu sagen, küsst er mich tief und innig. Ich verschmelze mit ihm, verwundert darüber, dass wir uns heutzutage noch intensiver spüren können, als damals.
 

Ein schmerzhafter Stoß in meine Seite bringt mich wieder in die Realität zurück.

„Was?“, fauche ich Snape an.

„Hier geht es nicht um euch beide oder wollt ihr dem Brautpaar die Aufmerksamkeit stehlen?“
 

Errötend stelle ich fest, dass die Trauungszeremonie beginnt. Meine Hand langt nach Dracos, wir verschränken unsere Finger ineinander und während die funkelnden Sonnenstrahlen über uns tänzeln, als würden sie sagen: „Lebt und seid glücklich“, beuge ich mich zu Dracos Ohr hinab und hauche: „Ich liebe dich.“

Ein kurzer Blick, ein sanftes Lächeln und dann Dracos Erwiderung: „Ich liebe dich auch.“ Unsere Hände drücken sich noch einmal fest und dann sehen wir beide wieder nach vorne und verfolgen die Trauung unserer Freunde.
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war meine Eingebung die ich nach dem lesen von Band 6 hatte. Ich hoffe sie hat euch gefallen und was ihr vielleicht bemerkt habt, sind die offensichtlichen Anzeichen für ein weiteres Kapitel. *ggg* Je nachdem wie groß die Nachfrage ist, werde ich zu dieser Story noch eine Fortsetzung schreiben, aber wirklich nur, wenn es wirklich gewünscht wird, also schreibt fleißig Reviews. *knuddeltz* eure Amunet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war’s mal wieder von mir. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und freue mich schon auf euere Reviews – egal, ob Positiv oder Negativ. ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Über Kommentare würde ich mich freuen. Liebe Grüße eure Amunet ^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war mein neues Kapitel zu „FiM“. Dieses Mal ist es wieder kürzer geworden und nun ja, ich hoffe es hat dem ein oder anderen gefallen. ^____^ Über Kommentare würde ich mich freuen. Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heyo ^^ Das war das neue Kapitel von „Flüstern im Morgenwind“. Ich hoffe die Story hat noch ein paar Leser und nur so als Info, über Kommentare würde ich mich natürlich freuen. ^___~ Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey ^^ Das war das neue und vorletzte Kapitel von „Flüstern im Morgenwind“. Ich hoffe es hat euch gefallen. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. ^.^ Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ^.^ Dies war das letzte Kapitel von „Flüstern im Morgenwind“. Es wird noch einen Epilog geben, der zwar schon fertig geschrieben, aber noch nicht komplett überarbeitet ist. Er wird in den nächsten Tagen online gehen.

Im Übrigen würde ich mich wirklich sehr über Kommentare freuen. Da diese Story mir ganz besonders am Herzen liegt und ich mit ihr so viel verbinde, würde es mich wirklich freuen, wenn der ein oder andere Schwarzleser (sofern ich die habe) ein Auge zudrückt und mir zu diesem Kapitel oder spätestens nach dem Epilog einen kleinen Kommentar hinterlässt.

Liebe Grüße eure

Amunet

PS: Im Moment habe ich bezüglich Harry Potter keine neue FFs geplant. Künftig werde ich mich auf „Und du liebst mich doch“ konzentrieren, wo es mit Glück bereits Ende der Woche das erste Update und zukünftig regelmäßige geben wird. ^____^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es! Viel gibt es vor mir nicht zu sagen, außer dass ich nach dem doch eher traurigen Schlusskapitel (hab beim schreiben geheult wie ein Schlosshund ^^v) ein besonders fluffiges Happy End für die FF brauchte.
Harry und Draco haben in dieser Story zu viel durchmachen müssen, dass ich ihnen von Herzen ein Happy End mit rosa Wolken, fliegenden Herzen und noch mehr Zucker gewünscht habe. Ich hoffe, ihr seht das so ähnlich und das euch der Epilog gefallen hat. Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (45)
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Von:  Zxanxextxkxa
2015-03-04T13:46:19+00:00 04.03.2015 14:46
Konichiwa ☺.

Auch diese Geschichte habe ich regelrecht verschlungen und dieses Happyend war wirklich das Balsam, nachdem Harry&Draco soviel durchstehen mussten. Ich danke dir recht herzlich dafür mit einem Favoriteintrag.

Sayonara.
Antwort von:  Amunet
04.03.2015 19:35
Konichiwa ^.^

Vielen Dank auch hier für dein Kommentar. Es freut mich, dass die FiM gefallen hat. Diese FF liegt mir sehr am Herzen und da tut Lob sehr gut. ^^ Ja, das HappyEnd war wirklich nötig. Hätte mir keinen anderen Schluss für Harry und Draco vorstellen können.

Sayonara

Amunet
Von:  Omama63
2014-08-07T11:05:11+00:00 07.08.2014 13:05
Ein klasse Epilog mit einem wunderschönen Ende.
Ich dachte schon, dass du kein Happy End schreibst, aber Merlin sei Dank hast du mich glücklich gemacht und ein Happy End geschrieben.
Eine spitzen FF.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
07.08.2014 13:16
Hallo ^^

Danke, Danke und äh Danke für das Lob. ^________^ Das Happy End hab ich schon für mich gebraucht. Hatte zwar fast schon ein SadEnd vor Auge, aber als ich das letzte Kapitel geschrieben hatte, bei dem ich beim Schreiben heulen musste wie ein Schlusshund, da konnte ich Harry und Draco kein SadEnd antun. Ich musste ihnen ein fluffiges Happy End schreiben. Sonst wäre ich sehr unglücklich gewesen. Es ist schön, dass du das genauso siehst. ^^

LG

Amunet
Von:  Omama63
2014-08-07T10:53:23+00:00 07.08.2014 12:53
Ein super Kapitel.
Ich hoffe, dass Severus einen Trank, oder Zauberspruch findet, dass Draco wieder gesund wird und sie ihre Liebe zueinander nicht verlieren.
Bin schon gespannt, ob ich das im Epilog lesen kann. Ich brauche nämlich ein HappyEnd. Unbedingt!!!!!

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
07.08.2014 12:59
Hi ^^ Wie ich sehe, hast du schon herausgefunden, was Harry vergessen hat. *gg*
Ja, das Kapitel war ein bissle böse, weil es so traurig ist. ^^v
Von:  Omama63
2014-08-07T09:31:45+00:00 07.08.2014 11:31
Ein klasse Kapitel.
Was hat Harry Gewichtiges vergessen?
Hätte Nagini auch mit dem Basiliskenzahn, oder dem Schwert von Gryffindor getötet werden müssen?
Ich habe mich sehr gefreut, dass Snape bei dir überleben durfte.
Bin schon gespannt, was Harry vergessen hat.

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
07.08.2014 12:13
Hey ^^ Danke für dein Kommi. Was Harry vergessen hat, wirst du in Kapitel 9 lesen können. ^___^
Wegen Nagini, dass hätte alles auch funktioniert, aber da Voldemort persönlich den Avada auf Nagini
gefeuert hat, habe ich den Horkurx damit als vernichtet betrachtet. Ein bissle kreative Freiheit gönne ich
mir da. ^___~
Und das mit Snape musste ich machen. Ich liebe Severus Snape!
Von:  Omama63
2014-08-07T08:23:06+00:00 07.08.2014 10:23
Ein super spannendes Kapitel.
Erst dachte ich schon Draco wäre wirklich tot und jetzt drift Harry der Avada Kedavra.
Ich hoffe doch, dass du Harry nicht sterben lässt.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.

Lg
Omama63


Antwort von:  Amunet
07.08.2014 11:10
Hey ^^ Vielen Dank für dein Kommi und das Lob. Mit diesem Kapitel habe ich mir auch sehr, sehr viel Mühe gegeben. Deshalb bin ich froh, dass es dir gefällt. ^^
Von:  Omama63
2014-08-06T17:38:54+00:00 06.08.2014 19:38
Ein super Kapitel.
Die Ohrfeige hatte er verdient, aber ich denke, dass Harry alleine gegangen ist, weil er weder seine Freunde noch Draco dieser Gefahr ausliefern wollte. Er hatte Angst wenn sie mitkommen, dass er einen verlieren könnte.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und wie sie in die Kammer des Schreckens kommen.

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
06.08.2014 21:41
Vielen Dank für dein Kommi ^_____^

Die Ohrfeige hat er mehr als nur verdient! Normalerweise auch mehr als eine! (Gut, ich bin böse, aber ich mag es wenn Harry haue kriegt ^___~).
Aber seine Gründe waren wirklich edel. Dumm, aber edel, deshalb hat er auch nur die eine bekommen. *gg*
Von:  Omama63
2014-08-06T11:29:48+00:00 06.08.2014 13:29
Ein klasse Kapitel.

Also ich weiß jetzt auch nicht sicher, welcher Preis zu hoch war, aber hat die Schlange nicht sein Leben verlangt?
Der Hauselfe wird nicht lange leben, wenn er zu Voldi zurück geht. Meinte Harry vielleicht den Hauselfen, dass der Preis zu hoch war, weil er seine Rückkehr nicht überleben wird?
Wie auch immer, wir werden es ja noch lesen.

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
06.08.2014 21:40
Hey ^^ Danke für dein Kommentar. *freu*

Das mit dem Preis bezieht sich tatsächlich auf den Hauself. Er hat um an sein Ziel zu kommen, ein unschuldiges
Geschöpf verraten müssen. Ob der Elf überleben wird oder nicht, habe ich bewusst offen gelassen. Aber wenn es nach meinem Herz geht, dann ist er jetzt einfach frei.
Von:  Omama63
2014-08-06T09:58:07+00:00 06.08.2014 11:58
Ein super Kapitel.

Ich kann Harry verstehen, dass er alleine gegangen ist, aber ob das gut geht, wenn er alleine ist, das werden wir ja noch sehen.
Auf alle Fälle wird er sich eine gewaltige Standpauke anhören müssen, wenn er wieder zurück kommt und das gleich von drei Personen.

Bin schon gespannt, ob er heil wieder zurück kommt.

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
06.08.2014 21:38
Danke für dein Kommi! ^.^

Ja, Harry hat halt einen Heldenkomplex deshalb muss er immer diejenigen beschützen, die er liebt.
Von:  Omama63
2014-08-05T18:10:43+00:00 05.08.2014 20:10
Ein heißes Kapitel.
Dudley hat natürlich alles mitbekommen und stellt sich auch noch ins Zimmer um ja nichts zu verpassen.
Töten musst du ihn nicht unbedingt, aber ein bisschen leiden könntest du ihn schon lassen.
Bin schon gespannt, wo sie jetzt hin gehen.

glg
Omama63
Antwort von:  Amunet
06.08.2014 21:37
Huhu ^^
Danke für das Kompliment. Freut mich, wenn du es so heiß fandest.
Tja, das mit Dudley leiden lassen ist so nee Sache... Schade, dass die FF schon
abgeschlossen ist, sonst hätte ich mir da noch was einfallen lassen können, aufgrund
deines Kommentars ^^
Von:  Omama63
2014-08-04T19:02:58+00:00 04.08.2014 21:02
Ein klasse Kapitel.
Armer Draco. Es ist gut, dass Harry ihn aufhalten konnte.
Musste Dudley ausgerechnet jetzt stören. Der wird das bestimmt seinen Eltern erzählen. Hoffentlich schmeißen die Draco dann nicht raus.


Antwort von:  Amunet
05.08.2014 07:41
Guten Morgen ^^

Vielen lieben Dank für dein Kommi. *freu* Ja, böser, böser Dudley. Meine Freundin meinte übrigens, dass sie nach meiner FF Dudley noch mehr gehasst hat, als vorher. ^^v

LG

Amunet


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