Zum Inhalt der Seite

Flüstern im Morgenwind

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rückkehr

Sechs Tage, nachdem ich den Horkrux gefunden hatte, war die Euphorie meines Erfolges verflogen. Pendelnd zwischen einsamen Ortschaften, mit leeren Gebäuden und unheimlichen Wäldern, in denen ich nächtigen konnte, war mir überdeutlich bewusst geworden, wie sehr mir Draco fehlte. Mit meinen Gedanken war ich ständig bei ihm, anstatt Möglichkeiten abzuwägen, wie ich an weitere Informationen gelangen konnte, durch die ich den nächsten Horkrux finden konnte. Anfänglich bemühte ich mich noch, mich auf meine Mission zu konzentrieren, doch wurde ich durch Hunger und Durst zunehmend schwächer. Zwar gelang es mir, unbemerkt in einigen Supermärkten Lebensmittel zu besorgen und auch die ein oder andere Fensterbank mit leichtsinnig zur Schau gestellten Kuchen oder Pasteten hatte einen Teil meines Hungers gelindert, aber in meinem Herzen war ein Hunger, den all das Essen nicht besänftigen konnte.
 

Ich vermisste Draco! In der kurzen Zeit, in der wir beide miteinander vereint waren, hatte ich mich so sehr an seine Nähe gewöhnt, an diese neue, faszinierende Persönlichkeit, dass ich auch ohne die Zärtlichkeit zwischen uns sicher war, ihn dringend wieder an meiner Seite zu brauchen. Doch gerade das zarte Band, welches wir miteinander geteilt hatten, trieb mich des Nachts schier zur Verzweiflung. Ich träumte von ihm. Träumte davon, wie er mich mit seinen silbrigen Augen sanft ansah und mir verführerisch ins Ohr raunte: "Liebe mich". Mehr als einmal erwachte ich, mit schmerzenden Lenden, denn seine Worte waren oftmals nur der Auftakt einer ausgedehnten Verführung.
 

Um mich von diesen unbefriedigten Bedürfnissen abzulenken, verstärkte ich meine Anstrengungen, die Horkruxe zu suchen. Vielleicht war es leichtsinnig, doch ich kehrte an Orte zurück, an denen Voldemort einst gelebt hatte. Getarnt als Bettler, untersuchte ich das moderne Gebäude, auf dessen Grund einst das Kinderheim war, in dem Tom Riddle aufwuchs. Auch suchte ich das alte Haus der Gaunts auf, doch wie schon Albus Dumbledore, fand ich dort keine neuen Hinweise.
 

Die Horkruxe in meinem Rucksack wurden mit jedem Tag schwerer. Ich spürte eine Düsternis in mir aufkeimen, welche mir bislang fremd war. Und nur um diesem Elend zu entkommen, beschloss ich, die Bücherei von Hogwarts aufzusuchen. Meines geringen Wissens nach lag dort mehr magisches Wissen in Büchern verborgen, als in irgendeinem anderen Archiv. Hermine würde bestimmt sagen können, wo wir noch suchen könnten und Ron mit seiner nahezu unzerstörbaren Laune könnte mich etwas aufheitern. Doch meine Freunde waren nicht hier und zu meinem großen Ärgernis durfte ich ihnen nicht einmal einen Vorwurf bereiten, denn schließlich war ich derjenige, welcher sie zurückgelassen hatte. Diese Erkenntnis trug keineswegs dazu bei, meine Stimmung zu heben und so machte ich mich schon fast trotzig auf den Weg nach Hogwarts, welches ich bislang glaubte, nie wieder zu sehen. Die Gefahr meines Auftauchens dort war mir zwar bewusst, doch schlug ich jegliches ungute Gefühl in die Flucht.
 

In Hogsmeade angelangt, musste ich feststellen, dass Voldemorts Sicherheitsmaßnahmen stärker und größer ausgefallen waren, als ich vermutet hatte. Es fiel mir schwer, mich von jedem Wachposten fernzuhalten, da es ein ständiges Kommen und Gehen weiterer Todesser gab. Der Tarnumhang meines Vaters bot mir zwar Schutz, doch mehrmals ertappte ich mich dabei, wie meine Füße körperlos durch die Gegend wanderten. Pures Glück verhinderte zudem, dass ich nur einmal einen Todesser anrempelte, welcher aber zu betrunken war, um die wahre Ursache für sein Stolpern zu finden. Ich wusste nicht, welche Banne um Hogwarts gesprochen waren, daher traute ich mich nicht, das Dorf zu verlassen, auch wenn ich wusste, dass mich jede Minute hier in größere Gefahr brachte. Aus diesem Grund entschloss ich mich, rasch die Heulende Hütte als Versteck aufzusuchen. Einer Intuition folgend, war ich mir sicher, dort keine Schergen Voldemorts zu finden. Meine Vermutung bestätigte sich, jedoch war die Hütte keineswegs verlassen.
 

Ron und Hermine begrüßten mich als erstes, erst dann schälte er sich aus den Schatten, Draco. Mein Herz stand still für einen kurzen Augenblick und dann schlug es so heftig und schnell, dass mir schwindelig wurde. Meine Freunde waren mit gutem Grund wütend, deshalb nahm ich es Ron auch nicht übel, als er mir einen festen Schlag auf die Schulter verpasste, der mich ordentlich straucheln ließ und einen fetten Bluterguss hinterlassen würde. Von Hermine bekam ich eine Ohrfeige, bevor sie mich in eine feste Umarmung zog. Einzig die Reaktion Dracos war mir unverständlich.
 

Sein Gesicht war eine emotionslose Maske. Selbst in seinen Augen konnte ich nichts lesen. All die Sehnsucht, die ich hatte, wurde von seiner Kühle gebremst, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als auf ihn zu zugehen und ihn in eine wärmende Umarmung zu ziehen. Ich wollte ihn küssen und ihm sagen, wie sehr ich ihn vermisst hatte in all den Wochen, doch hier, unter meinen Freunden, war nicht der richtige Ort. Wir mussten ungestört sein, weil ich wusste, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Es würde viel dazu gehören, ihn von meinem Fehler zu überzeugen. Zu meinem Leidwesen jedoch sollte es Stunden dauern, bis wir diese Gelegenheit erhalten sollten. Zuerst wurde ich über sämtliche Neuigkeiten der Zauberwelt aufgeklärt und mehr als einmal ertappte ich mich dabei, wie mein Mund vor Staunen offen blieb. Doch war ich positiv überrascht, als mir Hermine voller Stolz berichtete, dass Ron, Draco und sie die fehlenden Horkruxe aufgespürt hatten und es ihnen in einer abenteuerlichen Aktion gelungen war, bereits zwei weitere in Besitz zu nehmen.
 

Somit war es uns gelungen, das wahre Medaillon von Salazar Slytherin, sowie das kostbare Diadem von Rowena Ravenclaw in Besitz zu nehmen und wir hatten den Kelch von Helga Hufflepuff, welchen ich entdeckt hatte. Das Tagebuch von Tom Riddle und der Goldring der Familie Gaunt waren bereits zerstört. Alles, was uns noch fehlte, um Voldemort vernichten zu können, war der fehlende Horkrux, den wir in Nagini vermuteten, und ein Mittel, um die Seelensplitter zu vernichten. Doch auch hier war Hermine wieder einmal unübertroffen. Ihr war aufgefallen, dass das Tagebuch von Tom Riddle mit dem giftigen Zahn des Basilisken zerstört worden war und vermutlich konnten wir genau dort einen finden, wo das Tagebuch vernichtet worden war - in der Kammer des Schreckens.
 

Wir mussten also lediglich Pläne schmieden, wie wir in Hogwarts eindringen konnten, das, wie ich erfuhr, nun unter der Kontrolle von Snape stand. Obwohl ich mir nicht sicher war, in wie fern wir Snape vertrauen konnten, legten wir einen Teil unserer Hoffnung in Draco und dessen Vertrauen in seinen Paten. Da die Nacht nach all der langen Zeit schon weit voran geschritten war und Ron mehr als einmal den Kopf in den Nacken legte, wo er einzuschlafen drohte, vertagten wir weitere Diskussionen auf den nächsten Tag. Ron und Hermine verabschiedeten sich von mir mit einem "Schön, dass du wieder da bist, Harry" und ich blieb mit Draco zurück, der sein Nachtlager hier aufgeschlagen hatte. Zufällig war es jenes Zimmer, in dem die Wahrheit über Sirius und Peter Pettigrew herausgekommen war.
 

Lange Zeit sahen Draco und ich uns nur an. Ich wusste nicht, wie ich Draco begreiflich machen konnte, dass ich mein Verhalten zutiefst bereute und traute mich nicht, ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebte. Vor seinem Zorn hatte ich so viel mehr Angst, als vor dem von Ron und Hermine, und jede Minute, in der keiner von uns beiden etwas sprach, wuchs meine Unsicherheit. Meine Hände wurden kalt und feucht und es wurde zunehmend schwerer, still zu stehen. Als Draco endlich mit mir redete, war es eine große Erleichterung für mich.
 

"Du hast mich verlassen." Es war eine Anklage.

"Es tut mir leid."

"Hattest du überhaupt vor, zu mir zurückzukehren? Oder war alles nur ein Spiel für dich?"

"Nein, ich...", doch Draco ließ mich nicht ausreden. Trauer und Wut nahmen Überhand in ihm und all die vorgetäuschte Contenance brach zusammen.

"Du hättest sterben können! Du hättest in die Fänge von Voldemort geraden können, oder bei irgendeiner dummen, magischen Prüfung sterben! Wie hätte ich mich dann fühlen sollen? Ich hätte gar nicht gewusst, was mit dir passiert ist. Ich... Ich hätte daran zugrunde gehen können!" Seine Worte, zuerst voll Zorn und später von Tränen geschwängert, trafen mein Herz mit voller Wucht. Es tat mir weh, doch ich ahnte, dass die Ungewissheit, welche Draco ausharren musste, noch schlimmer gewesen war.
 

"Draco...", setzte ich erneut an, aber erneut unterbrach er mich.

"Wie willst du dich bei mir entschuldigen? Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll! Wie soll ich dir je wieder vertrauen können? WIE, Harry?"
 

Ich musste schlucken. Er hatte Recht. Meine Gedanken überschlugen sich und trotz alledem konnte ich keine Worte finden, um ihn zu überzeugen, dass ich aus meinem Fehler gelernt hatte. Dass ich ihn ebenso vermisst hatte, wie er mich. Zum Glück für mich, konnte mein Körper meinen Geist überwinden und überbrückte die wenigen Schritte, die Draco und mich trennten. Ich zog ihn, fest in eine Umarmung und küsste ihn. Mit diesem Kuss wollte ich ihn nicht verführen, ihm nicht zeigen, wie begehrenswert er war, ich versuchte, ihm all meine Gefühle darzulegen und es gelang mir. Draco wurde nach kurzem Widerstand schwach in meinen Armen und erwiderte meinen Kuss inbrünstig.
 

Als wir uns von einander lösten, keuchten wir beide.
 

"Das war unfair...", hauchte er.

"War es das?"

Er nickte an meinen Lippen, so dass sie die meinen streiften. "Und wie… Du weißt, wie sehr ich dich will." Und fast schon schüchtern ergänzte er: "und dich liebe."

Sein Geständnis rührte mich. Ließ mich mich gleichzeitig auch noch schuldiger fühlen, aufgrund des Schmerzes, dem ich ihm zugefügt hatte.

"Ich liebe dich auch", entgegnete ich heiser, "und es war der größte Fehler meines Lebens, als ich dich zurückgelassen habe."

„Warum können Helden manchmal so dumm sein?“
 

Draco erwartete keine Antwort von mir und ich hatte auch kein Bedürfnis, auf seine kleine Provokation einzugehen, da er seinen Körper noch fester an meinen presste. Das angestaute Verlangen in mir brach hervor und mein Körper reagierte sofort auf Dracos berauschende Nähe. Erneut wollte ich ihn küssen, doch Draco entzog sich meiner Umarmung geschmeidig, langte zart nach meiner Hand und zog mich mit sich zum Sofa, wo er sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Mein Herz pochte wie verrückt, als er mich dort losließ und sich quälend langsam entkleidete.
 

„Komm“, sagte er und kam auf mich zu, um mir die Kleidung vom Körper zu schälen. „Schlaf mit mir, Harry. Liebe mich mit deinem ganzen Körper, deiner ganzen Seele.“
 

Mein Verstand setzte aus und alles Denken ging unter in einem Strudel aus Gefühlen, die Draco in mir weckte. Unser Liebesspiel, das um so vieles mehr war, als ein kurzes Vergnügen, hielt stundenlang an. Es war, als könnten wir von einander nicht genug bekommen, bis wir irgendwann, vollkommen ermattet, einschliefen. Erst, als ich von den ersten Sonnenstrahlen des Tages geweckt wurde und Draco noch immer schlafend neben mir fand, wurde mir wahrhaft bewusst, wie viel Glück ich hatte.
 

All die schrecklichen Dinge, welche ich unter Voldemort erlebt hatte, hatte ich erleben müssen, um diese Liebe zu finden. Zum ersten Mal in den all den Jahren verfluchte ich mein Schicksal als Auserwählter nicht. Doch wusste ich auch, dass diese Liebe verletzlich war und dass ich Dracos Vertrauen erst wieder verdienen musste. Doch der Morgenwind, welcher leise durch die zugenagelten und zerbrochenen Fenster der Heulenden Hütte pfiff, raunte mir heiser einen Hauch Zuversicht zu. Erleichtert und die Angst in mir kontrollierend, lag ich mit dem Kopf und sanft geschlossenen Lidern auf Dracos Brust, wo ich dem gleichmäßigen Takt seines Herzschlages lauschte, bis Ron und Hermine die Treppe herunterkamen und ein neuer Tag auf der Jagd nach den Horkruxen begann.
 

Fortsetzung folgt…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war mein neues Kapitel zu „FiM“. Dieses Mal ist es wieder kürzer geworden und nun ja, ich hoffe es hat dem ein oder anderen gefallen. ^____^ Über Kommentare würde ich mich freuen. Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Omama63
2014-08-06T17:38:54+00:00 06.08.2014 19:38
Ein super Kapitel.
Die Ohrfeige hatte er verdient, aber ich denke, dass Harry alleine gegangen ist, weil er weder seine Freunde noch Draco dieser Gefahr ausliefern wollte. Er hatte Angst wenn sie mitkommen, dass er einen verlieren könnte.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und wie sie in die Kammer des Schreckens kommen.

Lg
Omama63
Antwort von:  Amunet
06.08.2014 21:41
Vielen Dank für dein Kommi ^_____^

Die Ohrfeige hat er mehr als nur verdient! Normalerweise auch mehr als eine! (Gut, ich bin böse, aber ich mag es wenn Harry haue kriegt ^___~).
Aber seine Gründe waren wirklich edel. Dumm, aber edel, deshalb hat er auch nur die eine bekommen. *gg*
Von:  Tinili05
2014-07-24T07:48:03+00:00 24.07.2014 09:48
Oh süßes Wiedersehen!! :-D
War ja klar das Hermine ihm eine Ohrfeige gibt! Hehe...hat er ja auch verdient.
Von:  seiyerbunny20
2013-06-15T12:13:25+00:00 15.06.2013 14:13
das hast du sehr schön gemacht und als draco voh harry haustür gelegen hast hast du gut gemacht und wie draco harry langsam vertrauen tut und dann wie sie sich lieben und als er denen ein schlaftrake veabreicht hat hast du sehr schön gemacht und als er alleine los gezogen ist und als er zurück nach hogwords und als er hermin ron und draco wieder gehsen haben und jeder eine vohrtrag gehalten hat mach weider so und bin frohe es gelesn zu haben
Antwort von:  Amunet
16.06.2013 09:33
Vielen Dank für dein Kommi <3


Zurück