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Zoll Model Kits, Zoll

Autor:  Milkymalk
Am 11. März habe ich ein paar Figuren von einem kleinen Caster in den USA bestellt. Heute kam ein Brief von DHL, daß das Zollamt weitere Angaben von mir bräuchte, bevor ich das Paket bekomme. Klingt erstmal okay, aber:

- Die wollen wissen, was der Wert ist, obwohl als Inhalt angegeben wurde "Plastic Toys 50$"
- Die wollen wissen, was drin ist, obwohl als Inhalt angegeben wurde "Plastic Toys 50$"
- Ich soll das Paket selbst abholen
- Das Paket ist beim Zollamt Hanau. Das heißt, ich muß quer durch die halbe Stadt laufen, um das Paket abzuholen. Nachdem ich erstmal per Zug in diese Stadt gefahren bin.

Jetzt soll ich mit einer Rechnung und Einfuhrpapieren da auftauchen und denen erklären, was drin ist.
Komischerweise habe ich auch schon ein viel größeres, schwereres Paket aus Kanada bekommen, bei dem der Zoll keine Mucken machte.

Ich bin nicht einmal wirklich sauer oder stinkig, sondern nur verstimmt und ärgere mich, daß die Typen anscheinend nicht lesen können. Oder nicht glauben, was da steht, aber warum soll man es dann überhaupt draufschreiben?

EDIT:
So, bin wieder daheim und ärgere mich über diese Spacken, die mir nicht sinnvoll erklären konnten, warum ich nochmal Mehrwertsteuer für die Waren in Form von 19% Einfuhrumsatzsteuer zahlen soll, obwohl ich doch bereits die Mehrwertsteuer beim Verkäufer in den USA bezahlt habe. Die kamen mir mit "der kann das ja absetzen" und "wenn ich im Aldi was kaufe muß ich doch auch Mehrwertsteuer bezahlen". Der kann das NICHT ABSETZEN, der MUSS DAS ALS UMSATZSTEUER ABFÜHREN, und ich HABE die Mehrwertsteuer doch bezahlt und sollte das nochmal tun. Da ich mein Paket wollte hatte ich keine andere Wahl und habe nochmal geblecht.
Für die waren es 10 Minuten bezahlte Arbeitszeit. Für mich 3 Stunden Zeitverschwendung und Autobenzin.

Autor:  Milkymalk

57 WörterDu schreibst 329 Zeichen pro Minute
Du hast 57 korrekt geschriebene Wörter und
Du hast 0 falsch geschriebene Wörter

Und das ohne 10-Finger-System und mit jeder Menge Müll vor der Tastatur *stolz*

Was hab ich gelacht... Japan, Schadenfreude, WTF

Autor:  Milkymalk
An anonymous post apparently calling for a mass gathering of exhibitionists on Tokyo’s trains prompted a massive police response, with 60 officers crowding the threatened station, but nobody came.

The post exhorted readers to a mass act of indecent exposure: “Let’s board the Yamanote line without putting on any trousers! Everyone gather at Otsuka station at 10AM!”

Upon hearing this threat to public order, local police assembled a huge force of 60 officers to secure the modest station, but were disappointed to find not a single exhibitionist in attendance.

The incident has left many wondering whether there are not more important matters demanding police attention.

Others point out that “boarding a train without putting any trousers on” could just refer to wearing a skirt or shorts…
Quelle: Sankaku Complex

Der feine Unterschied Japaner, Manga

Autor:  Milkymalk
Letztens ist eine meiner Übungen ausgefallen, und ich bekam es nicht rechtzeitig mit - quälte mich durch verpaßte und dann verspätete Züge, dann einen Bus-und-S/U-Bahn-Streik, der dafür sorgte, daß ich gefühlt durch halb Frankfurt zur Uni laufen mußte, nur um schließlich vor einer Zettelnotiz an der Tür zu stehen.

Unten vor dem Gebäude traf ich dann eine japanische Kommilitonin, die die Übung ebenfalls besucht und auch nicht bescheidwußte. Wir kamen etwas ins Gespräch und sprachen auch über Mangas und Anime (wobei sie mir erklärte, ein riesiger Conan-Fan zu sein). Aber irgendwas ließ mich stutzen, denn irgendwie wechselte sie andauernd das Thema von Manga zu Anime und zurück. Und dann stellte sie mir eine Frage, die mich wie ein Brett traf:

"Manga und Anime, da gibt es einen Unterschied?"

Eine Volljapanerin in den Mittzwanzigern, dem Akzent nach zu Urteilen in Japan aufgewachsen und noch nicht allzu lange hier, fragt mich, ob es da einen Unterschied gibt. Ich habe fast den Mund nicht zubekommen.
Ich habe es ihr dann erklärt, und danach sah ich wirklich hundert Lichter aufgehen.

Hm. Sachen gibt's.

Das schlechteste RPG aller Zeiten... Rollenspiel, RPG, WTF

Autor:  Milkymalk
Gestern hatte ich einen Alptraum, der wahrgeworden ist. Ein Rollenspiel, das so schlecht ist, daß ich hier nicht einmal den Titel nennen will. Ein echtes Rollenspiel in Buchform.

Das Grundregelwerk hat 977 Seiten(!) und beinhaltet Regeln und Würfeltabellen für ALLES. Glaubt ihr nicht? Hier ein Zitat:

Check: Roll 3d10 and apply the average of the modifiers from the Health and Hand-Eye Coordination sub-abilities. If aiming at a target, then the TH also represents CA.
Das sind nicht etwa die Fernkampfregeln, sondern, und jetzt festhalten,
Spoiler
die Regeln für's Pinkeln. Dazu gibt es eine Würfeltabelle, wie weit der Strahl reicht, und wie lange man pinkelt abhängig davon, wie lange man nicht mehr auf dem Klo war und wie groß man selbst ist. Und diese Aktion hat sogar einen eigenen Skill.


Noch ein Beispiel?

Roll d100  Elf   Human   Ogre
01-65      1/4"   1/4"    1"
66-80      1/4"   1/2"    2"
81-97      1/2"   3/4"    3"
98-99      1/2"    1"     4"
100        3/4"  1 1/4"   5"

(" bedeutet Inch/Zoll = 2,54cm)

Was glaubt ihr läßt sich mit dieser Tabelle auswürfeln?
Spoiler
Die Länge der Nippel! Männer ziehen vom Würfelergebnis übrigens 15 ab, Kinder ziehen 50 ab.


Und das sind nur die Abstrusitäten, die ich beim SEHR flüchtigen Durchschauen bemerkt habe.

Wobei ich sagen muß, daß das Spiel insgesamt zwar unterirdisch schlecht ist, und zu sagen es sollte verbrannt werden ist eine Beleidigung für Feuer, aber ich muß zugeben, daß es durchaus brauchbare, EINZELNE Stellen gibt. Zum Beispiel eine Würfeltabelle, welchen Beruf eine zufällig getroffene Person hat (die werde ich zum Hausgebrauch vielleicht mal rauskopieren), wobei vom Zauberer bis zum Entlauser alles dabei ist. Und zugegeben sind die meisten der Illustrationen sehr nett, auch wenn sie praktisch nur die ersten 30-40 Seiten hin und wieder zieren. Der Illustrator muß sich wünschen, sich seine hoffnungsvolle Karriere nicht durch Verewigung in dieser Verschwendung toter Bäume versaut zu haben. Im Ernst, ich bin fast sprachlos, denn ich kann kaum in Worte fassen, wie schlecht dieses Rollenspiel ist. Wer das gelesen hat und nicht an der geistigen Gesundheit des Autors zweifelt, der gehört selbst in die geschlossene Anstalt. Nicht nur wegen der zum allergrößten Teil sinnlosen Würfeltabellen, denn über die nicht jugendfreien Bereiche des Regelwerks habe ich noch gar nicht geschrieben. Werde ich auch nicht öffentlich tun. Wenn jemanden die Neugier gepackt hat, gebe ich mir zweifelsfrei als volljährig bekannten Nachfragern gerne privat Auskunft.

Irgendwie drängt es mich, immer mehr unglaubliche Tatsachen in dem Buch zu finden. Wie wenn ein Bus einen Abhang heruntergestürzt ist und man nicht anders kann, als die Leichen der Fahrgäste anzustarren. Weil man einer solchen Katastrophe (hoffentlich) kein zweites Mal begegnet.

Vergleich Animexx-RPG <-> Heim-RPG Rollenspiel, RPG

Autor:  Milkymalk
Ich warne schonmal vor, das wird größtenteils unmotiviertes (=grundloses) Gefasel mit etwas Theorie zum Erstellen von RPGs am Ende.

Schon ein paarmal bin ich zu RPGs eingeladen worden, und auch wenn ich mich ernsthaft freue, daß man mich für "würdig" hält, daran teilzunehmen, habe ich immer abgelehnt. Warum?

Zuerst sollte ich erklären, was für mich ein Rollenspiel aka RPG ist.

Eine Momentaufnahme aus unserer realen Rollenspielrunde: Sonntag Nachmittag, 15 Uhr und 22 Minuten, Spieler A betritt als Letzter die "Gruft", wie wir den Raum nennen, den wir für allerlei Veranstaltungen nehmen. Alle anderen Mitspieler sind bereits da. Mitspieler B verkneift sich mit Mühe eine abfällige Bemerkung über die Unpünktlichkeit, obwohl Mitspieler C immer noch an seinem Burgerking-Fraß kaut und wir eh noch nicht hätten anfangen können. Irgendjemand sucht dann noch nach seinem Charakterblatt, das vermutlich daheim auf dem Schreibtisch liegt, und ich habe wahrscheinlich auch mal wieder meine Würfel vergessen. Kein Problem, wir haben ja insgesamt so ca. 200 davon dabei. Jemand hat Kekse oder Chips auf den Tisch gestellt, entweder damit man sich daran bedienen kann oder um Leute anzumotzen, die sich daran bedienen.

Zugegeben, bisher klingt das nicht allzu reizvoll.

So nach und nach fängt dann tatsächlich das Spielen an. Das bedeutet, eine Gruppe von Leuten, die sich recht gut kennen, spielt eine andere Gruppe von Leuten, die sich recht gut kennen. Man reagiert aufeinander, würfelt aus, ob die eigenen Aktionen gelingen, und lauscht den Beschreibungen des Spielleiters/Erzählers/Dungeon Masters/Meisters, wie die Spielwelt auf die Spielercharaktere reagiert. Und die Gruppe arbeitet zusammen, um ihr Ziel zu erreichen: Da macht ein neugeborener Vampir ohne Ahnung von der nächtlichen Welt die Stadt unsicher und der Prinz der Stadt will ihn eingefangen haben; im nächsten Spiel soll eine unerschrockene Gruppe von Abenteurern den Sohn einer reichen Handelsfamilie auf einem Lastkahn einen großen Fluß entlang zu seiner zukünftigen Angetrauten schippern; ein andermal hören die Spielercharaktere von einer alten Gruft, um die sich etliche Geheimnisse ranken sollen und beschließen, diese zu erkunden; seltsame Ereignisse in New Jersey rufen die Spielercharaktere auf den Plan, die als realitätsverbiegende moderne Magi einer mysteriösen psychiatrischen Klinik auf den Zahn fühlen; eine Crew von Steampunk-Gesetzlosen wird mit ihrem Luftschiff angeheuert, eine Adlige an das andere Ende der Welt zu bringen. Das sind alles tatsächliche Beispiele von Spielplots, die bei uns aufgetreten sind. Wie man sieht, ziemlich viel Abwechslung. Fast alle diese Plots sind vom Spielleiter (oder einem anderen Spielleiter) erdacht worden, und der Spielleiter begleitet die Charaktere auf ihrem Weg zur Lösung und kommentiert ihr Vorankommen.

Wie sehen bei sowas die Charaktere aus? Es sind, meist vom Spieler, nach bestimmten Regeln zusammengestellte Eigenschaften und Punktwerte, die den Charakter darstellen. Es ist klar umgrenzt, was er kann und wie gut. Der Charakter fügt sich durch seine Vorgeschichte möglichst nahtlos in die Spielwelt ein, paßt dazu und wird vom Spielleiter aktiv in die Handlung eingebaut.

Nun zum Vergleich, wie ich Animexx-RPGs bisher wahrgenommen habe. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und ich bin sicher, daß es nicht bei jedem RPG so abläuft. Tatsache ist aber, daß alle RPGs, bei denen ich bisher reingelesen habe, genau so ausgesehen haben.

Jeder Spieler hat einen Charakter, der einen kleinen Steckbrief besitzt, in dem dargestellt wird, was ihn so einzigartig und besonders macht. Am besten noch mit einem Bild aus irgendeinem Manga oder Anime. Diese Charaktere werden dann zusammengeworfen und machen je nach RPG-Thema verschiedene Dinge miteinander, und zwar jeweils seitenlang:

- sie liefern sich einen Wettbewerb in "wer steht im Wortgefecht cooler da"
- sie tun coole Dinge wie plötzlich auftauchen, gähnend ausweichen, meterweit in die Luft springen und auf Laternenpfosten landen
- sie machen miteinander herum
- völlig wertungsfrei: Sie stellen sich selbst dar.

Und der Grund dafür ist: Es gibt weder einen Spielleiter, der sich als Storyschreiber versteht, noch eine (schnelle oder überhaupt eine) Methode, die Fähigkeiten zweier Charaktere miteinander im Wettstreit zu messen. Was im realen RPG in 20 Sekunden mit ein paar Sätzen und einem Würfelwurf erledigt ist, würde im Foren-RPG Stunden dauern, da selten mal alle Beteiligten gleichzeitig online sind und mitlesen. Somit sagt jeder einfach, was er tut, und es passiert ohne Gelegenheit des "Konkurrenten", dagegenzuhalten; als Ergebnis kommen entweder seitenlange Gespräche zustande (weil ein Gespräch nunmal hin- und hergeht) oder ein Charakter dominiert die Szene und tut was er will - wenn niemand anders die Zügel an sich nimmt.

Problem Nummer zwei sind die Charaktere selbst. Jeder spielt einen Charakter, den er als Spieler toll findet, an sich ist das ja auch okay. Nur versteht jeder Spieler seinen Charakter als Hauptfigur, als Mangahelden, nicht als Gruppenmitglied. Und das gipfelt in seitenlangem Präsentieren und Selbstdarstellung des Charakters. Eine Rollenspielgruppe darf aber nicht aus lauter Einzelhelden zusammengestellt sein. Das ist, als würde man eine Fußballmannschaft aus den besten Torschützen der ganzen Liga bilden. Jeder hat die Starposition, aber es fehlen die Vorlagen.

Was solchen RPGs aber am meisten fehlt ist ein roter Faden, ein Ziel, das alle erreichen wollen und ein Spielleiter, der sagt, wie sie vorankommen. Dabei reicht es aber nicht, daß der Spielleiter einen oder zwei Charaktere als NPCs übernimmt und diese spielt. Für das Entstehen einer interessanten Handlung ist es nötig, daß die Spieler Dinge erfahren, Geheimnissen auf den Grund gehen, Zufälle und Überraschungen erleben. Und das kann man nur mit einem Spielleiter, der einen "Masterplan" hat, was im Spiel passieren soll und passieren wird.

Das RPG findet an einer japanischen Schule statt, wo die Charaktere Engel oder Dämonen sind? Wunderbar. Aber das ist keine Handlung, das ist ein Setting! Wenn man Charaktere in so ein Spiel wirft passiert genau das, was ich geschrieben habe.

Settings sind:
- eine japanische Highschool, an der jeder Schüler entweder ein wiedergeborener Engel oder ein wiedergeborener Dämon ist
- in der Zukunft ist die Welt von Vampiren beherrscht
- etwa 10 Charaktere sind mit etwa 10 anderen Charakteren verkuppelt
- zwei Werwolfrudel liegen miteinander im Streit/Krieg
- normales Alltagsleben in einem Internat

HANDLUNGEN dagegen sind:
- Ein Schüler (am besten NPC) an der Highschool erweist sich als extrem mächtig, ist aber weder Engel noch Dämon, und NPCs und PCs beider Seiten versuchen ihn für sich zu gewinnen.
- Die SCs sind Menschen, die von ihren jeweiligen Dörfern als Opfergaben an die Vampirherrscher ausgeliefert wurden. Sie finden während des Spiels einen Weg zur Flucht und versuchen, sich in Sicherheit zu bringen.
- Okay, beim 10x10-Szenario wird es extrem schwer...
- ...aus dem Streit droht Krieg zu werden, als ein Werwolf mit einem Silberpfeil im Herzen gefunden wird. Die SCs wollen das verhindern und versuchen, herauszufinden, woher der Pfeils stammt - und stolpern dabei über eine Verschwörung und eine größere Gefahr als einen Rudelkrieg.
- SC A und B wohnen im Internat sind ein Paar - bis As beste Freundin/Rivalin aus der Grundschule, C, auftaucht und B schöne Augen macht. Warum tut sie das? Nach und nach stellt sich heraus, daß B und C sich länger kennen, daß C totkrank ist, daß A früher übelst gemein zu C war und sie sich nun rächen will, oder daß C einen viel übleren Plan hat. Entweder A oder C sollten NPCs sein. Solche Alltags-RPGs leben und sterben mit den guten Einfällen eines Spielleiters, der am besten eine Menge Seifenopern kennen sollte ;)

Solche Handlungen funktionieren nur unter einer von zwei Bedingungen:

1. Die Spieler sind extrem kreativ und scheuen sicht auch nicht, sich selbst Steine in den Weg zu legen, um eine interessante Story voranzubringen; sie vertrauen einander in dieser Hinsicht auch genug, um sich auf die Ideen der Anderen einzulassen; sprich: alle handlungsrelevanten NPCs werden von ihnen mitgespielt und bei Bedarf aus dem Hut gezaubert.

2. Es gibt einen Spielleiter, der alles moderiert, die Handlung weitertreibt und die Spielwelt lebendig macht. Alle Aktionen werden nur angekündigt und passieren erst wirklich, wenn der Spielleiter den Ausgang der Aktion beschreibt.

Um es kurz zusammenzufassen:
Ich bin der Ansicht, daß man eine Handlung statt eines Szenarios benötigt sowie eine treibende Kraft, die die Handlung voranbringt und Überraschungen erzeugt. Ansonsten tritt das Spiel sehr bald auf der Stelle.

Kritische Auseinandersetzung Proteste, Streik, Studium, Uni

Autor:  Milkymalk
Wer den vorherigen Blogeintrag noch nicht gelesen hat, der möge dies zuerst tun - ansonsten fehlen Hintergrundinfos.

"Bildungsstreik" bedeutet nicht, daß die Studenten einfach nicht in die Seminare gehen. Stattdessen lassen sich viele Dozenten darauf ein, mal von ihren üblichen Themen ("Lüge, Intrige, Betrug", "Doing Gender" oder "Kinderliterarische Vorlagen als Computerspiel" zum Beispiel) abzurücken und die aktuelle Bildungspolitik zu diskutieren oder diskutieren zu lassen. So geschehen auch gestern im "Lügenseminar". Auch und gerade wegen der Ausschreitungen der letzten Tage, die ja jede Menge Diskussionsbedarf mit sich brachten.

Dabei hat sich ein Konsens herausgebildet, der den Zweck der Proteste unterstützt, aber die Mittel nicht gutheißt. Darin waren sich ziemlich alle einig: Proteste sind notwendig und sollen unterstützt werden, aber solche Aktionen wie das Beschmieren der Gebäude lassen einen die Bereitschaft verlieren, sich mit solchen Leuten zu assoziieren. Oder etwas weniger akademisch ausgedrückt: "Wenn die so einen Scheiß machen, will man nicht dazugehören."

Anwesend waren dabei auch zwei Studenten, die bei den Protesten aktiv dabei sind und sich anscheinend arg zusammenreißen mußten, sich nicht zu positiv oder reißerisch über das Geschehene zu äußern. Einer der beiden, der auch den Hauptteil der Diskussion geführt hat, benutzte dabei eine sehr interessante Argumentationstechnik, auf die man tunlichst nicht hereinfallen sollte: Zuerst holte er minutenlang aus und zählte Dinge auf, bei denen wohl jeder zustimmt oder zu denen es mangels Interesse an der Sache oder durch fehlende Informationen nichts weiter zu sagen gibt (sowas wie, die aktuelle Situation an der Uni ist untragbar, der Bachelor-Studiengang behindert das freie und individuelle Studium, die Verfinanzierung des Studienprogramms ist von den G8 ins Leben gerufen worden, G8 ist sozial ungerecht, bei Heiligendamm wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt, es habe sich herausgestellt, daß Polizisten dort unter den ersten Steinewerfern gewesen sind usw.), und brachte schließlich am Ende eine Behauptung, die zwar scheinbar mit dem Gesagten in Verbindung steht, aber tatsächlich davon nicht gestützt wird ("unser Widerstand bringt das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Bildungsmißstände", während es gerade um die Schmierereien ging). Das lange Ausholen zu Beginn sorgt dafür, daß man ermüdet, seine eigenen Argumente bei dem Versuch ihm zu folgen verliert oder vergißt, und am Ende denkt, "der hat so viel zu sagen, wird schon stimmen..."

Warum können manche Menschen nicht mehr auf eine Frage mit "Ja", "Nein" oder "Das ist so, weil..." antworten? Weil sie nicht klar Position beziehen und klare Antworten geben können, ohne daß offensichtlich wird, daß was sie zu sagen haben weder Hand noch Fuß hat. Wer Recht hat, kann auch direkt antworten.

Aber ich schweife ab - abgesehen davon war es eine sehr fruchtbare Diskussionsrunde. Die Dozentin dankte uns am Ende für die interessante und offene Diskussion, und man hat ehrlich ohne Übertreibung gesehen, daß sie zu Tränen(!) gerührt war, komplett mit Taschentuch nachdem das Seminar beendet war. Vielleicht davon, daß noch ein echtes Interesse an Politik existiert und auch die jungen Leute noch leidenschaftlich ihre Ansichten vertreten können. Man kann das lustig finden, oder übertrieben, oder lächerlich - ich fand es einfach nur ehrlich und freute mich umgekehrt, daß auch eine Lehrkraft, die durch Jahrzehnte von der aktuellen Studentenschaft getrennt ist, so viel persönlichen Wert darauf legt, daß wir unsere Meinung öffentlich aussprechen. Und daß Dozenten, Lehrer, Professoren auch nur Menschen sind, denen mehr am Herzen liegen kann als nur der Stundenplan.

Vielen Dank an alle, die diese beiden etwas politischeren Blogeinträge gelesen haben.

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