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Ein Schritt nach dem anderen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen guten Morgen,

heute geht es dann endlich weiter und wir werden erfahren, was denn aus Sanjis Sicht passiert ist.
Ich wünsche euch viel Spaß und alles Liebe

Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo,

tut mir leid, dass es letzte Woche kein Update gab, aber irgendwie hat das echte Leben mich wieder mal eingeholt^^'
Vielen lieben Dank für eure Kommis und viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.

Liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo,

heute darf die Crew die Hiobsbotschaft verdauen, zumindest mehr oder weniger.
Und jeder macht das halt so auf seine Weise ;-)
Ich danke den Kommis und den Favoriten^^

Liebe Grüße und viel Spaß

Eure Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstag Mittag euch allen.

Ich bedanke mich sehr für so viele Favoriten und für die Kommentare.
Heute geht es noch etwas dramatisch weiter, ehe wir wieder ruhigere Momente finden.

Ich wünsche euch viel Spaß.
Eure Shary Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstag euch^^

Heute kommt ein etwas längeres Kapitel vollständig aus Sanji's Sicht. Der Gute ist auch schon ein bisschen fertig, aber viel mehr verrate ich mal nicht ;-P

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende, viel Spaß und dass ihr das Wetter etwas genießen könnt.
Liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntagabend euch allen^^

Heute geht es weiter, mit einer vielleicht unerwarteten Wendung ;-)
Vorab möchte ich euch jedoch mitteilen, dass es Mittwoch für mich auf ein zehntägiges Turnier geht und ich nicht weiß ob ich dort genügend Zeit (und Internet) habe um nächstes Wochenende das nächste Kapitel hochzuladen.
Ich werde mich jedoch bemühen spätestens das Wochenende drauf wieder pünktlich dabei zu sein.

Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß mit dem folgenden Kapitel und bedanke mich herzlich für eure tollen Kommentare und die vielen Favoriten

Liebe Grüße

Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Abend alle zusammen,
Hoffentlich konntet ihr alle die Sonnentage genießen und seid an den anderen nicht ertrunken.
Es tut mir leid, dass ich mich so verspätet habe, aber wir sind erst Nachts nach Hause gekommen und die letzten Tage habe ich nur damit verbracht Sachen auszuräumen und Wäsche zu waschen.
Bitte vergebt mir ;-)
Die nächsten Kapitel werden aber auch wieder regelmäßg erscheinen, versprochen.
Ich danke euch vielmals für eure Kommentare und Favoriten, ihr beflügelt mich wirklich weiter zu schreiben und mir mehr Mühe zu geben.
Vielen lieben Dank und viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!

Eure Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntag euch allen,
heute geht es endlich weiter mit einem kleinen Zeitsprung und einem Geständnis.
Ich wünsche euch viel Spaß ;-)

Alles Liebe
Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Dienstagabend,
natürlich bin ich wie immer etwas verspätet dran, allerdings habe ich eine ganz süße Ausrede.
Wir haben unsere Fohlen dieses Wochenende abgesetzt und um die musste ich mich natürlich kümmern ;-)
Aber da nach diesem Kapitel nur noch zwei kommen werden, kann ich versprechen, dass das Ende nicht mehr so lange auf sich warten lässt.
Aber bis dahin wünsche ich euch noch viel Spaß!
Alles Liebe
Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen montag Abend,
es tut mir leid, dass dieses Kapitel so lange gedauert hat, leider war ich ziemlich krank und war dementsprechend nicht am PC.

Ich wünsche euch noch viel Spaß und bedanke mich für die Kommentare und Favoriten ;-)
Sharry Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen montag Abend,
da ich diese Woche noch auf ein Turnier fahre, wollte ich diese kleine Geschichte vorher unbedingt beenden.
Ich danke allen, die diese FF gelesen, favorisiert und/oder kommentiert haben.
Ich hoffe, dass ich mich bald mit etwas neuem zurück melden kann und dass wir uns dann wieder lesen.
Ganz ganz liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen

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Prolog

Prolog

 

Es gab Tage im Leben, da sollte man im Bett bleiben. An solchen Tagen sollte man es auf jeden Fall vermeiden aufzustehen. An solchen Tagen sollte man die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen.

Während er in den Himmel starrte wurde ihm bewusst, dass heute so ein Tag war. Während er die einzelnen Wolken am sonst klaren, blauen Himmel betrachtete erinnerte er sich an den so fernen Morgen. Er hatte verschlafen, das war nichts Ungewöhnliches, das passierte ihm öfters als er zugeben würde.

Er war länger aufgeblieben als sonst, da er seine Trainingseinheit nicht hatte unterbrechen wollen. Als er endlich den Ausguck verlassen hatte, war die Kombüse bereits hell erleuchtet gewesen. Der nervige Kartoffelschäler hatte also bereits mit den Vorbereitungen für das Frühstück begonnen.

Am dunklen Horizont hatte er bereits den ersten Silberstreifen ausmachen können, dementsprechend war es kein Wunder gewesen, dass er verschlafen hatte.

Er beobachtete aufsteigende Blätter im Wind und erinnerte sich an das entnervte Gesicht des Smutjes, als dieser ihn mit einem kräftigen Kick in die Magengrube geweckt hatte, er hatte das gesamte Frühstück verpennt und niemand war auf die Idee gekommen ihn zu wecken. Auch dies war kein Wunder, schließlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass er verschlafen hatte und es war auch nicht das erste Mal gewesen, dass der Koch ihm ein paar Happen verwahrt hatte.

Eigentlich war an diesem Morgen also nichts Ungewöhnliches gewesen, weswegen er im Bett hätte bleiben müssen, weswegen er sich hätte verstecken müssen. Schließlich war er Lorenor Zorro und würde sich nie vor etwas verstecken.

Die Wolken waren vorbeigezogen und ließen nun einen strahlendblauen Himmel zurück der bereits von der nahenden Nacht gezeichnet war. Ganz anders war der Himmel in seinem Traum gewesen, in seinem Traum aus Verzweiflung, Verantwortung und Angst.

Solche Träume waren ihm unbekannt und daher hätte ihm bewusst sein sollen, dass er hätte im Bett bleiben müssen.

Die grelle, untergehende Sonne blendete ihn. Nein, heute war ihm das Glück ganz gewiss nicht hold gewesen, heute nicht.

Es hatte schon damit angefangen, dass er verschlafen hatte und dass der Moment in dem der Koch ihn aufgeweckt hatte der furchtbare Höhepunkt seines Traumes gewesen war.

Dann hatte er beim üblichen morgendlichen Training eine Scheibe vom Ausguck zerstört. Die Scherben waren übers halbe Deck geflogen, hatten beinahe die anderen verletzt. Franky, Nami und Sanji hatten ihn aus unterschiedlichsten Gründen verflucht und er hatte den Rest des Vormittags damit verbracht mit einem kleinen Eimer auf allen Vieren übers Deck zu kriechen und die Scherben wieder aufzusammeln, immer begleitet von seinem nervigen Kapitän, der so anders mit ihm sprach als in seinem Traum.

Natürlich hatte er sich auch noch an einer Scherbe schneiden müssen, nachdem Brook von der Schaukel gerutscht und auf ihm gelandet war. Es war wirklich nicht sein Tag gewesen.

Seine linke Hand hatte wie wild geblutet und Chopper hatte ihn ganz theatralisch übers halbe Schiff ins Krankenzimmer gezogen. Dabei hatte er wohl auch das halbe Esszimmer inklusive Tischdecke vollgeblutet, worüber sich wieder einmal der Koch aufgeregt hatte.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ihm bewusst sein sollen, dass er sich so schnell wie möglich irgendwohin hätte verkriechen sollen.

Aber selbstredend hatte er das nicht getan und selbstredend war ihm das auch nicht bewusst gewesen.

Am Nachmittag hatten sie eine Insel erreicht, irgendeine gottverlassene Insel im Nirgendwo.

Er hatte an Bord bleiben wollen, sein Training wieder aufnehmen oder eine Runde schlafen wollen, aber bevor er auch nur seine Gedanken geordnet hatte, hatte sein Idiot eines Käpt’n ihn am Schlafittchen gepackt und mit an Land gezogen.

Er hörte weit entfernte Rufe, während er weiterhin den Himmel betrachtete. Bis gerade war es so idyllisch gewesen, nicht das sowas ihn normalerweise kümmerte, aber irgendwie hatte er die Ruhe genossen, hatte sich eins mit der Natur gefühlt, wie sonst nur bei seiner Meditation.

Warum nur hatte er sich mit dem Koch gestritten?

Er wusste gar nicht mehr, worum es gegangen war, weswegen sie sich gestritten hatten. So war es oft  zwischen ihnen. Ihre Kabbeleien enthielten weder Sinn noch Verstand und waren trotz ihres harten Auftretens meist ohne jegliche Ernsthaftigkeit.

So war es auch dieses Mal gewesen, während sie den steilen Berg hinaufgestiegen waren. Alle bis auf Franky und Lysop, die für irgendwelche kleinere Reparaturen an Bord geblieben waren, hatten den mühsamen Marsch angetreten, mehr oder minder freiwillig.

Am Anfang hatte Brooks farbenfrohes und heiteres Geigenspiel begleitet von Ruffys schiefem aber fröhlichen Wanderlied ihren Disput übertönt, doch als sie das Ende vom Wald erreicht hatten, waren sie beinahe handgreiflich geworden, jedoch hatte Nami ein paar schlagkräftige Argumente vorgebracht um ihren Streit beizulegen.

Die Rufe kamen näher, irgendjemand schien schon bei ihm zu sein, doch seine Umgebung wurde langsam dunkel, erst jetzt nahm er die Schmerzen war, die sein Körper aushalten musste.

Als sie den engen Pass hinter dem Wald erreicht hatten und nur noch einen kurzen Fußmarsch von der Spitze entfernt gewesen waren, hatte er erneut an seinen Traum denken müssen.

Seine Augen hattenauf dem kleinen, bereits weit entfernten Schemen seines Kapitäns verweilt, der zusammen mit Chopper und Brook voraus gerannt war und nicht mehr als ein laut lachender Schatten in der untergehenden Sonne gewesen war.

Für einen kurzen Moment war er abgelenkt gewesen, war beim Gehen eingefroren. Lange genug, damit der Smutje hatte in seine Hacken laufen können.

Sie hatten einander angekeift ehe er überhaupt gewusst hatte, was geschehen war.

Plötzlich war dann alles ganz schnell gegangen, seine Füße hatten ihren sicheren Halt verloren, er war unaufmerksam gewesen. Eigene Blödheit könnte man sagen.

Er erinnerte sich an den eher überraschten Ausdruck in den blauen Augen seines Crewmitgliedes, die halb nach ihm ausgestreckte Hand.

Er erinnerte sich daran, wie sich ihre Fingerkuppen kurz streiften und wie der Smutje seinen Namen geflüstert hatte.

Es war seltsam gewesen. Erst da war ihm bewusst geworden, dass etwas nicht stimmte. Wenn der Koch ihn beim Namen nannte, stand die Welt meist kurz vor ihrem Untergang.

Er erinnerte sich an eine raue Felswand, an der er versucht hatte sich festzuhalten, erinnerte sich an Hände aus dem Nichts, die versucht hatten ihn zu halten.

Er erinnerte sich an seine Finger, die sich in grauen Stein bohren wollten und doch keinen Halt fanden. Er erinnerte sich an das ekelhafte Knacken der Arme die ihn halten wollten, meinte sich auch an einen schmerzhaften Aufschrei erinnern zu können, der nicht der seine gewesen war.

Und dann war da nur noch Himmel gewesen. Für eine kurze Ewigkeit hatte er in den Himmel gestarrt und sich gewundert ob er denn nun fliegen konnte.

Dann war da endlich der ersehnte Arm gewesen, der sich nach ihm ausstreckte, länger als menschenmöglich.

Er streckte seine Hand nach der seines Kapitäns und dann prallte er auf!

Für einen Moment war alle Luft aus seinen Lungen gepresst worden, für einen kurzen Moment war er erfüllt von Schmerzen gewesen, jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Der Himmel über ihm wurde dunkel und auch die Stimmen, die nach ihm riefen, entfernten sich.

Er wollte lachen, bei dem Gedanken wie lächerlich er aussehen musste.

Was die anderen wohl denken mussten, ihn hier so liegen zu sehen, er musste erbärmlich aussehen.

Er hätte heute Morgen im Bett bleiben müssen. Er hätte nicht aufstehen sollen, er hätte einfach weiterschlafen sollen.

Die Welt um ihn herum wurde dunkel und still.

Ja, er hätte einfach weiterschlafen sollen. Er wollte nur schlafen.

Ergeben schloss er die Augen und erlaubte sich zu schlafen. Vielleicht würde morgen ein besserer Tag werden.

Kapitel 1

Kapitel 1

 

Es gab Tage im Leben, da sollte man im Bett bleiben. An solchen Tagen sollte man es auf jeden Fall vermeiden aufzustehen. An solchen Tagen sollte man die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen.

Heute war so ein Tag.

Sanji hatte schlecht geschlafen, wirre Träume vom Baratié und dunkle Vorahnungen hatten ihn ausgelaugt. Nun saß er auf seiner Koje, Beine auf dem festen Boden und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Er war so müde, als wäre er überhaupt nicht ins Bett gegangen.

Sein erschöpfter Blick wanderte über die anderen Kojen.

Lysop über ihm, sowie Franky und Chopper zu seiner Linken waren noch fest am schlafen. Ruffy zu seiner Rechten ebenfalls. Die Koje unterhalb seines Kapitäns war jedoch leer, unberührt. Zorro war also offensichtlich noch nicht ins Bett gegangen.

Da der Mooskopf nicht mit der Nachtwache dran gewesen war, ließ das nur zwei Möglichkeiten übrig. Entweder war Sanji viel zu früh aufgewacht oder aber der Spinatschädel war immer noch am trainieren und hatte vor lauter Gewichte heben die Zeit vergessen.

Langsam stand er auf und streckte sich. Vermutlich war es das letztere, wie so oft.

Nach einer schnellen Katzenwäsche und den Wechsel in alltagstaugliche Kleidung machte er sich auf in sein Reich, die Kombüse. Es überraschte ihn nicht, dass die nächtliche Dunkelheit nur durch das spärliche Licht vom Ausguck erhellt wurde.

Es war oft so. Wenn er aufstand war es meist Zeit für den Schwertkämpfer ins Bett zu gehen, unabhängig davon ob einer von ihnen Nachtwache hatte oder nicht. Manchmal würde der andere sich noch kurz zu ihm in den Speiseraum setzen, manchmal würden sie sich noch unterhalten, bei einem Glas Sake oder Wein. Diese Momente waren wohl die einzigen, in denen sie sich wirklich verstanden, wenn sie unter sich waren, ungestört von fremden Augen, die bemerken könnten, dass sie doch miteinander auskommen konnten.

Doch heute kam der andere nicht und das war auch besser so. Er war unglaublich schlecht gelaunt und hatte wirklich keine Nerven für den anderen übrig. Insbesondere da ihm heute kaum etwas gelingen wollte.

Missmutig betrachtete er den Leib Brot, den er am Vortag gebacken hatte für heute Morgen. Er war eingefallen und knochenhart. Irgendetwas war wohl schief gelaufen, dabei war er sich ganz sicher, dass er nichts falsch gemacht hatte.

Sanji seufzte. Heute schien wirklich kein guter Tag zu werden.

Noch ehe der erste Kaffee durch gelaufen war, tauchte Robin auf, wie jeden Morgen. Sie grüßten einander kurz, bevor die dunkelhaarige Schönheit damit begann den Tisch zu decken.

Eine Arbeit die sie trotz seiner Einwände immer gerne erledigte.

Nur Sekunden später trat auch Brook durch die Tür, ein fröhliches Lied summend. Obwohl er Nachtwache gehalten hatte, schien er immer noch munter gelaunt zu sein und nahm Robin die Teller ab, um ihr beim Tisch decken zu helfen.

Die drei Anwesenden sprachen in ruhigen Worten über die vergangene noch ruhigere Nacht und genossen die Zeit, ehe das Schiff vom lauten Trubel erhellt werden würde.

Wenig später tauchte auch Nami gefolgt von Franky auf.

Die anderen würden wie immer geweckt werden müssen.

Früher hatte das zu Sanji’s regelmäßigen Tagesablauf gehört, doch seit Brook an Bord war, überließ er es nur zu gerne dem Musikanten. Doch da dieser gerade erst von der Nachtwache kam, störte es den Koch nicht sonderlich, es heute noch einmal selbst zu übernehmen. Aber ausgerechnet heute hatte er das Pech, dass in dem Moment, wo er hinaustrat, eine Möwe ihr Geschäft genau über ihm abließ.

Heute war wirklich nicht sein Tag. Wütend weckte er die restliche männliche Besatzung und zog sich um. Ob er diesen Fleck je wieder aus seinem Hemd bekommen würde?

Bis auf den Mooskopf trotteten die anderen nach und nach herein. Wie jeden Morgen verwandelte sich der schlaftrunkene Strohhut in ein überdrehtes Gummibärchen, sobald er den Geruch von Essen vernahm.

Sekunden später begann eine wahre Schlacht ums Überleben.

So verlief das Frühstück eigentlich wie sonst auch. Robin warf ihm immer wieder vielsagende Blicke rüber und er wusste genau, dass sie ihn darum bat, etwas für den Schwertkämpfer zu verwahren, der es mal wieder etwas schwerer hatte der Traumwelt zu entkommen.

Nachdem die restliche Crew die wichtigste Mahlzeit des Tages absolviert hatten und er das Schlachtfeld aufgeräumt hatte entschied er den Traumtänzer eines Schwertkämpfers aufwecken zu gehen. Schließlich hatte der Tag schon längst begonnen und der Marimo war selbst schuld, wenn er bis in die frühen Morgenstunden aufblieb.

Mit gezielten Schritten begab der Koch sich zum wiederholten Male ins Männerzimmer.

Selten hatte etwas Sanji so sehr beunruhigt wie in diesem Moment.

Als er die Tür öffnete konnte er schweres, hartes Atmen hören. Im Dämmerlicht des dunklen Raumes, der nur durch das Tageslicht der offenen Tür erhellt wurde, sah er die seltsam zusammengekauerte Gestalt in der Koje, die ihm am nächsten war.

Zorro hatte nur zwei Arten, auf die er schlief, entweder ruhig und gerade, wie ein Toter in seinem Sarg, oder laut schnarchend und die Gliedmaßen in alle Himmelsrichtungen ausgestreckt, wie ein kleines Kind.

Äußerst selten bewegte er sich, eigentlich gehörte er zu den angenehmeren Mitbewohnern, da er sich weder im Schlaf unterhielt noch auf die Idee kam um sich zu schlagen.

Langsam trat Sanji näher.

Mit schmerzverzerrten Gesichtszügen hatte der Schwertkämpfer die Augen zusammengekniffen. In gekrümmter Haltung hatte er seine Hände in die jeweils gegenüber liegende Schulter gekrallt.

Sein Atem kam stoßhaft und gequält, als ob er Schmerzen leiden würde.

Nun war Sanji nicht nur beunruhigt sondern eindeutig besorgt.

Mit sanften Händen faste er den anderen an den Schultern.

„Hey, Marimo, was ist denn los?“, murrte er in die Dunkelheit, doch der andere reagierte nicht, biss sich nur auf die Unterlippe und riss den Kopf zur Seite.

„Hey, Zorro, komm steh schon auf!“

Der andere murmelte etwas, aber es war unmöglich ihn zu verstehen und langsam bekam Sanji Angst.

Er hatte den anderen noch nie so gesehen, wie gerade in diesem Moment. Er wirkte so jung und verletzlich, doch je mehr Sanji ihn wecken wollte, desto schlimmer schien es zu werden.

Mittlerweile schüttelte er ihn schon deutlich unsanfter als zuvor, doch es brachte überhaupt nichts.

Entnervt und verunsichert ließ Sanji ihn los und stand auf.

Irgendwas musste er doch tun können.

Mit einem verzweifelten Seufzen fuhr er sich durch die Haare und dann fällte er eine Entscheidung.

Einen gezielten Kick in die Magengrube später flog der Grünspan aus seiner Koje und klatschte mit dem Hinterkopf gegen Sanjis eigene.

Eher überrascht als alles andere öffnete der Ältere seine müden Augen.

Für eine Sekunde sah er sich verwirrt um, dann schien er Sanji zu erkennen.

Auch ihn schien der Mooskopf einen langen Moment zu mustern, ehe er eine finstere Miene aufsetzte.

„Was soll denn das, Kringelbraue?“, keifte der Schwertkämpfer.

Erleichterung durchzog den Blondschopf als der andere genau so reagierte, wie er es von ihm gewohnt war.

Was auch immer der andere geträumt hatte, es war wohl nichts weiter gewesen als nur ein Traum.

„Du hast wieder mal verschlafen, du Moosbirne. Das Frühstück ist schon längst vorbei.“

„Und wieso hat mich keiner geweckt?“, murrte der andere und richtete sich schwerfällig auf. Bis auf seine dunklen Boxershorts war er komplett nackt, hatte sich heute Morgen nach dem Training wahrscheinlich noch nicht einmal geduscht.

Sanji rümpfte die Nase. „Hab ich doch, zusammen mit den anderen. Nicht mein Problem, wenn du nicht aufstehst.“

Der Schwertkämpfer rollte mit den Augen und streckte sich ausgiebig, bevor er sich den Nacken rieb.

„Nami hat gesagt, du sollst in den Ausguck, sobald du wach bist. Wir werden heute noch eine Insel erreichen vermutet sie.“

Der Grünhaarige grummelte nur irgendetwas zustimmend und begann sich anzuziehen.

Mit einem erneuten Seufzen verließ Sanji das Männerzimmer. Ein gerade erwachter Marimo war kein dankbarer Gesprächspartner.

Wenig später tauchte der immer noch verschlafen dreinschauende Grünspan nun doch angezogen bei ihm in der Küche auf und packte die kleine Box auf der Anrichte, in der Sanji ihm schon des Öfteren sein Frühstück verwahrt hatte.

Der halb gemurrte, halb verschluckte Dank wurde beinahe übertönt von einem lauten Knall über ihnen, gefolgt von lauten Gebrülle und noch lauterem Lachen. Vermutlich war wieder mal eine von Lysops Erfindungen schief gegangen.

Die beiden Piraten sahen einander an und überlegten, ob es ihre Einmischung erforderte. Nach einer Sekunde zuckten sie simultan mit den Schultern und gingen wieder ihrer jeweiligen Beschäftigung nach.

Während Sanji bereits mit den Nachmittagsvorbereitungen und den Mittagssnacks beschäftigt war konnte er jedoch nicht verhindern immer wieder an die Bilder des Morgens zu denken.

Noch nie hatte er den anderen so träumen sehen und er glaubte, dass der andere noch entnervter und müder wirkte als sonst nach dem Aufstehen.

Doch dann schüttelte er den Kopf und arbeitete weiter.

Ein jeder von ihnen träumte mal schlecht und nur weil der Marimo ein gefühlskalter, gehirnamputierter, emotional beschränkter Eisklotz war, hieß das nicht, dass nicht auch er in der Lage war schlecht zu träumen.

Das heute nicht sein Tag war, wurde ihm wenig später bereits erneut bewusst, als er mit einem Tablett von kleinen, rosa-lila Cocktails übers Deck marschierte um die Göttinnen seines bescheidenen Daseins zu beglücken.

Die Sonne war noch nicht am Zenit, doch es schien ein schöner und warmer Tag zu werden.

Ruffy, Lysop und Chopper spielten derweil in einem Planschbecken auf der Wiese, Brook saß auf der angrenzenden Schaukel und spielte ein beinahe sanftes Lied, welches nur zu leicht vom lauten, fröhlichen Gelächter verschluckt wurde.

Aus den Tiefen des Schiffes war ein beständiges Hämmern zu hören, Franky war wohl wieder mal fleißig.

Robin und Nami lagen auf ihren Liegestühlen, die Archäologin ein Buch in den Händen, die Navigatorin im Bikini, die Sonnenstrahlen am genießen. Wahrlich ein Anblick für die Götter. Es überraschte ihn ein bisschen, dass  es sich die beiden Damen auf der Steuerterrasse bequem gemacht hatten und nicht, wie sonst auch, auf der Hauptterrasse, aber er vermutete, dass Nami so schneller und besser reagieren konnte, falls die Insel früher auftauchen würde als erwartet oder falls ein Sturm sie überraschen sollte.

Gerade hatte er seine Cocktails verteilt, sich an die Reling gelehnt um die Aussicht zu genießen und sich eine Entspannungszigarette angezündet, als ein lauter Knall ihn zusammenzucken ließ.

Überrascht ruckte sein Kopf nach oben und sah gerade noch, wie ein dunkles etwas, das vermutlich ein tonnenschweres Gewicht des Schwertkämpfers war, über seinen Kopf hinweg flog und hart auf der ruhigen Meeresoberfläche aufschlug.

Im nächsten Moment prasselte ein Regen aus Scherben auf ihn und die beiden Damen nieder.

Alle schraken auf, einschließlich der drei Kindsköpfe auf der Wiese, die wohl nur erahnen konnten, was gerade passierte.

Nur dank Robins und Brooks Aufmerksamkeit sowie seiner eigenen schnellen Reflexe kamen sie mehr oder weniger unbeschadet durch dieses unübliche Wetterphänomen. Doch einige kleine Schnitte und Risse sowohl auf Kleidung als auch Haut konnten sie nicht vermeiden.

„Was zur Hölle…?“, stieß Nami aus, nachdem der Regen verebbt war und sie in einem Meer aus zersplittertem Glas standen. Sie zog sich Sanjis Jackett enger um ihre Schultern.

„Alles in Ordnung da unten?“

Ein grünhaariger Kopf schob sich durch die Öffnung, die vor wenigen Sekunden noch mit Glas versiegelt war.

Es war ungewohnt, den Schwertkämpfer besorgt zu hören, aber das war gerade nicht wirklich Sanjis Hauptproblem, während Robin sich bei ihrem knochigen Retter bedankte, was ihm überhaupt nicht gefiel.

Im nächsten Moment sprang Zorro aus dem Fenster des Ausgucks. Glas barst und Holz knarzte als er zwischen ihnen aufkam.

Mittlerweile hatten sich auch die restlichen Crewmitglieder zur Steuerterrasse begeben.

„Was ist denn hier passiert?“, murmelte der Kanonier besorgt.

„Hat sich jemand verletzt?“, fragte dagegen Chopper.

„Nein, ich denke wir haben Glück gehabt“, antwortete Robin gewohnt sanft und betrachtete den Schwertkämpfer genauer, der sich gerade aufrichtete.

„Bist du denn in Ordnung, Herr…?“

„Was zum Teufel hast du meiner Sunny angetan?!“ Mit wütenden Schritten stapfte der Cyborg die Treppen hoch. Das sah jedoch nicht ganz so bedrohlich aus, wie er es wohl beabsichtigt hatte, da seine nackten Füße darauf achten mussten, nicht auf Glas zu treten.

Einen Moment hatte Sanji gesehen, wie der Blick des Schwertkämpfers auf ihm gelegen hatte, während Robin ihn angesprochen hatte, unlesbar und undurchdringlich, doch nun wandte er sich dem Schiffsbauer zu und verschränkte die Arme.

„Ist ja nicht so, als ob ich’s absichtlich gemacht hätte. Nicht mein Fehler, wenn die Fenster so leicht brechen“, murrte der Grünspan abfällig, wieder ganz er selbst.

Und das brachte dann wohl auch das Fass zum überlaufen. Unglaublich, dass er sich nicht der Gefahr bewusst war, in die er sie alle gebracht hatte.

Sanji konnte kaum glauben, wie gleichgültig der Grünschopf reagierte.

Nami, Franky und er selbst zeterten auf den Schwertkämpfer ein.

Der ehemalige Piratenjäger zuckte jedoch nur die Achseln und ließ sie machen. Es schien als würde er ihnen gar nicht zuhören, als würde es ihn nicht mal interessieren.

Am Ende vom Lied hatte Nami den Idioten dazu verdonnert, sämtliche Scherben aufzusammeln, während Franky, immer noch vor sich hin grummelnd wie eine Gewitterwolke, zusammen mit Lysop Schadensbegrenzung betreiben ging.

Sanji hingegen räumte seine mit extra viel Liebe zubereiteten Drinks weg. Die Gefahr, dass winzig kleine Glassplitter hineingefallen waren, war ihm zu groß, als dass er sie noch bedenkenlos jemanden anbieten konnte.

Chopper hatte sich indes Robin angenommen. Sie hatte zwar nur eine kleine Schnittwunde an der Schulter aber das Rentier bestand darauf, sie zumindest zu desinfizieren.

Brook bot sich indes an, die beiden Sonnenstühle der Frauen auf die Hauptterrasse zu tragen und folgte Nami eiligen Schrittes.

Es schien also beinahe zufällig, dass Ruffy mit Zorro zurückblieb, doch als Sanji sich an der Kombüsentür nochmal umdrehte, um sicherzugehen, dass der andere auch tat was man von ihm verlangte, sah er seinen Kapitän mit verschränkten Armen und ins Gesicht gezogenem Strohhut hinter seinem ersten Maat stehen.

Zorro schien das gar nicht zu bemerken, während er leise grummelnd die Scherben auflas, doch Sanji konnte ganz deutlich spüren, dass etwas nicht stimmte.

Im nächsten Moment verschwand der Schatten jedoch von Ruffys Gesichtszügen und mit breitem Grinsen begann er dem Grünspan zu helfen, oder wohl eher zu nerven.

Der Koch schüttelte den Kopf und sah erneut hin.

Ruffy lachte und sprang wie ein wild gewordener Flummi um Zorro herum und erzählte mit voller Begeisterung von seinem neu erfundenen, völlig sinnlosen, Spiel. Hatte Sanji sich das vielleicht nur eingebildet?

Zurück in der Küche kippte er seine unbrauchbaren Drinks mit einem Seufzen weg.

Ihm blieb noch etwas Zeit, bis er das Mittagessen vorbereiten musste, diese genoss er mit einer nun redlich verdienten Zigarette und einem schnellen Blick über die aktuelle Zeitung.

Doch der Frieden wehrte nur wenige Minuten. Vom Deck her konnte er aufgebrachte Stimmen hören. Und wenige Sekunden später kam Lysop durch die Kombüse geeilt, nahm ihn noch nicht einmal war, hechtete ins Krankenzimmer und zog Chopper hinter sich her.

Verdutzt wechselte Sanji einen Blick mit der im Türrahmen stehenden Robin, die nun ein riesiges Pflaster auf der Schulter zur Schau trug. Alleine der Anblick tat Sanji weh. Er würde den Marimo für seine Unbedachtheit bezahlen lassen.

Aber anscheinend war das kaum noch nötig, denn durch die offene Kombüsentür konnten sie Choppers besorgte und Zorros genervte Stimmen vernehmen, sowie einen lachenden Ruffy und einen sich entschuldigenden Brook.

Und schon tauchte Chopper wieder mit dem Schwertkämpfer im Schlepptau auf. Der kleine Arzt hatte den Grünhaarigen an der rechten Hand gepackt, wodurch dieser sich tief hinunter beugen musste.

„Chopper, es ist nur ein Kratzer“, murrte der ehemalige Piratenjäger gelassen.

So sah es allerdings ganz und gar nicht aus.

Etwas, das einmal Lysops Kopftuch gewesen sein könnte, war um Zorros linke Hand gewickelt. Jedoch hatte das tiefrote Blut den Stoff bereits vollständig durchweicht und der wertvolle Lebenssaft tropfte stetig zu Boden.

„Von wegen ein Kratzer“, antwortete der junge Arzt nicht minder mürrisch.

Robin wich schnell zur Seite und erlaubte den beiden anderen somit ins Krankenzimmer zu gehen.

„Jetzt mach nicht so ein Drama draus. Als würde so etwas…“

„Ich mache ein Drama raus wenn ich das will!“

Laut knallte die Tür zu.

„Du meine Güte.“ Robin wirkte eher erheitert als besorgt. „Unser junger Doktor ist heute ja ganz besonders fürsorglich.“

Sanji konnte dem nur zustimmen und machte sich daran das Essen vorzubereiten.

„Vermutlich hat er schlecht geträumt“, murmelte er unbedacht und erinnerte sich an den Morgen zurück.

„Das kann gut sein“, stimmte Robin zu und trat an ihm vorbei um sich einen Kaffee einzuschenken, „Schließlich war heute Nacht Vollmond.“

Sanji sah sie nur mit hochgezogener Augenbraue an, sagte jedoch nichts.

Es war nicht so, als ob er an sowas glaubte, aber nachdem sowohl er als auch der Marimo ebenfalls Besuch von ungewünschten Träumen hatten, konnte er schlecht widersprechen.

Die Archäologin zwinkerte ihm einmal geheimnisvoll zu, ehe sie auf die Hauptterrasse hinaufstieg.

Nur wenig später tauchte der Schwertkämpfer gefolgt vom jüngsten Crewmitglied wieder auf, eine Bandage um die linke Hand.

„Du musst vorsichtiger sein, Zorro“, mahnte Chopper den Grünhaarigen besorgt.

Dieser seufzte ergebend. „Wie gesagt, Chopper, es war ein Unfall. Es ist nichts passiert.“

Sanji beachtete sie nicht weiter sondern ging seiner Arbeit nach, erst als er sich wieder umwandte, musste er mit leisem Horror feststellen, dass der schwachköpfige Marimo seinen provisorischen Verband auf dem Tisch abgelegt hatte. Innerhalb weniger Minuten hatte das blutüberströmte Kopftuch die halbe Tischdecke versaut.

„Das darf doch nicht wahr sein!“, knurrte er und riss das mittlerweile rosa-rote Tuch vom Tisch.

Heute war wirklich nicht sein Tag.

Beim Mittagessen konfrontierte er den Schwertkämpfer mit der vollgebluteten Tischdecke, doch der andere ignorierte ihn getrost, als würde er ihm noch nicht einmal zuhören. Seltsamerweise war der Marimo wirklich nicht in der Stimmung für einen kleinen Kampf, äußerst ungewöhnlich.

Am Nachmittag erreichten sie endlich die Insel und bis auf Lysop und Franky gingen alle von Bord.

Wie sich herausstellte war die Insel unbewohnt, doch das stillte die Abenteuerlust ihres Kapitäns nicht im Mindesten.

Dementsprechend folgten sie ihm alle mehr oder minder begeistert.

Chopper und Brook waren äußerst begeistert. Gemeinsam mit Ruffy sangen sie fröhliche Wanderlieder.

Nami war weit weniger begeistert, schließlich hatte sie sich auf eine ausgiebige Einkaufstour gefreut.

Robin summte leise vor sich hin, während Zorro neben ihr eher so aussah als würde er sich am nächstbesten Baum erhängen wollen.

Sanji selbst war hin und hergerissen. Auf der einen Seite hatte er schon gehofft den Kühlschrank noch einmal aufzufüllen. Andererseits war ihr Lager noch gut bestückt und es war auch mal angenehm nichts tun zu müssen. Viel schlimmer war jedoch, dass Nami ihren zauberhaften Bikini gegen einen kurzen Rock und eine rückenfreie Bluse eingetauscht hatte.

Das Gute daran war jedoch, dass Nami ihren zauberhaften Bikini gegen einen kurzen Rock und eine rückenfreie Bluse eingetauscht hatte.

Irgendwann liefen Ruffy, Chopper und Brook laut singend vor, gefolgt vom mürrisch dreinblickenden Marimo und der lieblichen Robin.

Sanji bildete zusammen mit Nami das Schlusslicht und unterhielten sich angeregt über die Geschehnisse am Morgen. Insbesondere Zorro’s Berserkeraktion.

„Hast du das gehört, Spinatschädel? Du hättest uns beinahe alle umgebracht!“, knurrte er nach vorne.

Doch der andere drehte sich nicht mal um. „Nicht mein Problem, wenn du zu blöd bist um ein paar Scherben auszuweichen.“

„Es geht nicht um mich, aber du hast Nami-Mäuschen und Robin-Schätzchen wehgetan.“

„Auch nicht mein Problem.“

„Was?! Willst du mich etwa…“ „Sanji?“, fragte Nami plötzlich zuckersüß und sah ihn von der Seite her an. „Willst du etwa sagen, dass ich zu blöd bin um ein paar Scherben auszuweichen?“

„Aber nein, Nami-Liebling, das würde ich doch nie…“ „Ach, halt einfach die Klappe“, murrte sie, verschränkte die Arme und schloss zu Robin auf, offensichtlich wütend auf ihn.

Dabei hatte er doch gar nichts getan!

„Jetzt sieh dir das an, du idiotischer Säbelrassler! Wegen dir ist Nami jetzt sauer auf mich.“ Mit wütenden Schritten holte er zum Schwertkämpfer auf und packte ihn am Kragen.

Mit einer Mischung aus Langeweile und Hohn starrte der andere ihn an. „Auch das ist nicht mein Problem.“

„Du Mistker…!“ „Jetzt haltet doch einfach mal beide die Klappe!“ Mit einem gezielten Schlag wurden die beiden von ihrer Navigatorin zum Schweigen gebracht.

Mittlerweile hatten sie einen recht schmalen Pass zwischen Felswand und Abgrund erreicht und konnten nun nur noch hintereinander den steilen steinigen Pfad hinaufsteigen.

Sanji war immer noch ziemlich wütend auf den nervigen Spinatschädel, der sich nicht nur nicht dafür entschuldigt hatte, dass er die Tischdecke ruiniert hatte, sondern nun auch noch dafür gesorgt hatte, dass Nami böse auf ihn war.

Sein Blick lag auf dem breiten Rücken des Schwertkämpfers, der nur wenige Meter vor ihm ging, selbst ebenfalls den Blick stur geradeaus gerichtet.

Es war immer das gleiche mit ihm, er baute Scheiße und sah dann noch nicht einmal ein, sich zu entschuldigen. Er machte immer nur Probleme, da wo er auftauchte gab es Streit.

Er machte Sanji rasend vor Zorn.

Eine kleine, böse Stimme flüsterte ihm zu wie einfach es doch jetzt wäre den anderen zu schubsen. Nicht einmal besonders heftig, nur ganz sanft, dem Abgrund nahe…

Natürlich würde er so etwas nie tun.  Der Schwertkämpfer mochte zwar eine Nervensäge sein, aber es wäre eine Lüge zu behaupten, dass er ihn überhaupt nicht leiden konnte.

Nein, nur gerade, gerade in diesem Augenblick würde er ihn am liebsten den Abgrund hinunterwerfen. Zumindest ein kleines bisschen.

Er seufzte, schüttelte den Kopf und schloss die Augen für einen Moment. Solche negativen Gedanken sollte er nicht hegen. Menschen die Böses dachten, zogen Böses an und er wollte definitiv nicht zu solchen Menschen gehören.

Vor allem nicht wegen einem Idioten, der vermutlich nicht einmal wusste wie negativ geschrieben wurde.

Plötzlich stieß er gegen eine harte Wand aus Fleisch.

„Ach, Marimo, pass verdammt nochmal auf!“

Der andere sah ihn entnervt an.

„Du bist doch derjenige, der in mich reingelaufen ist.“

„Ja, weil du hirnamputierter Affe mitten auf dem Weg stehen geblieben bist!“

„Na eben, du gibst also zu, dass es deine Schuld ist?“

„Das hab ich gar nicht gesagt, du Mistkerl!“

Mit einer Hand stieß er die Schulter des anderen zur Seite um sich an ihm vorbei zu drängen. Er wollte nur noch auf den Berg, damit er wieder runter konnte. Er musste sich hinlegen und bitternötigen Schlaf nachholen.

Beide Hände genervt hebend machte der andere einen Ausfallschritt zurück, um sein Gleichgewicht zu halten.

Und plötzlich ging alles ganz schnell.

Er konnte das leise Klackern von Geröll hören und ein fast schon überraschtes, ganz leises „Oh“ von seiner Seite.

Er drehte sich um, sah wie Zorro beinahe in Zeitlupe von ihm wegfiel, ein höchst erstaunten Ausdruck im Gesicht.

So schnell er konnte griff er nach dem anderen, doch berührte ihn kaum.

„Zorro“, flüsterte er eher verwirrt als alles andere.

Und dann schrie er seinen Namen!

Hilflos musste er zusehen, wie der Schwertkämpfer die Felswand hinunter fiel. Er konnte sehen, wie der andere versuchte sich verzweifelt irgendworan festzuhalten.

Nicht weit entfernt konnte er Robins Stimme hören, sah einzelne Blüten aus dem Nichts auftauchen, aus denen ganze Arme wuchsen um den Fallenden zu helfen.

Für einen kurzen Moment schien sie es geschafft zu haben, als ihre Arme aus der Fellswand wuchsen und sich im Hemd des anderen gruben.

Doch ein ohrenbetäubendes Knacken drehte seinen Magen um, als Robin schmerzerfüllt aufschrie und ihren seltsam abstehenden Arm hielt. Die helfenden Hände verschwanden.

Der Ruck hatte Zorro nach hinten geworfen, so dass er nun machtlos die Hände nach oben ausgestreckt hatte.

Es schien ihm, als würde der andere mit seinen blutigen, aufgerissenen Händen versuchen nach ihm zu greifen, während er dem weit entfernten Boden immer näher kam.

„ZORRO!“

Ruffy! Endlich, Ruffy!

Der Gummijunge warf seine Hand dem anderen entgegen und dehnte sie soweit er konnte.

Und dann war da dieser seltsame Moment.

Es sah ganz komisch aus, als würde Zorro schweben, als würde die Luft ihn aufhalten.

Jedoch nur für einen Moment, denn dann sah er, wie sich der steinige Boden um den Schwertkämpfer herum rot verfärbte.

Der Gummiarm seines Kapitäns schnellte zurück und wie gelähmt standen sie alle da oben und starrten in die Tiefe.

Dort, wo ihr Schwertkämpfer lag.

Kapitel 2

Kapitel 2

 

-Sanji-

„Vorsichtig. Vorsichtig! Ruffy, fass ihn nicht an!“

Choppers ernste, bestimmte aber dennoch ruhige Stimme war das einzige, was ihn davor bewahrte seinen Verstand zu verlieren.

Er hatte Ewigkeiten gebraucht, bis er es vom Berg runter geschafft hatte. Zumindest hatte es sich so angefühlt, aber wahrscheinlich waren es nur wenige Minuten gewesen.

Ruffy war direkt mit Chopper den Abhang hinunter gesprungen, hatte sich jedoch mit einer Hand oben festgehalten um nicht ähnlich zu enden wie ihr Schwertkämpfer.

Brook hatte ebenfalls den direkten Weg nach unten gewählt. Bei seinem leichten Gewicht hatte es fast so ausgesehen, als ob er schweben würde.

Dem Rest von ihnen fehlte eine besondere Fähigkeit und Sanji hatte erst Robins gebrochenen Arm provisorisch geschient, ehe er den Berg hinunter gerannt war.

Hier bot sich ihm ein Bild des Grauens.

Zorro lag auf dem Boden, blass wie eine Leiche, umrahmt von seinem eigenen Blut, welches langsam im Boden versickerte. Arme und Beine waren in alle Himmelsrichtungen ausgestreckt. Doch obwohl Steine und Gras in Blut getränkt waren, sah der Schwertkämpfer friedlich aus, nicht ein Kratzer zierte sein Gesicht. Sein Hemd, welches an den Seiten bereits begonnen hatte sich rosa zu verfärben, war noch komplett intakt, bis auf einen kleinen Knopf der fehlte, aber vielleicht hatte er das bereits auch schon vorher. Das moosgrüne Haar hatte sich farblich mit dem umliegenden Gras abgestimmt, nur wenige Zentimeter oberhalb lag ein großer, flacher Stein.

Die Schwerter mussten sich aus ihrer Halterung befreit haben oder aber einer der anderen hatte sie ihm weggenommen, auf jeden Fall hielt Ruffy sie nun ganz fest und hatte seinen Schwertkämpfer das ein oder andere Mal mit einer Schwertspitze gestupst.  Doch Zorro reagierte nicht, Sanji war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch atmete.

„Was können wir tun?“, fragte er. Er war ganz überrascht wie gefasst er sich anhörte, wo doch seine Hände so stark zitterten. War ihm kalt?

 „Lebt er noch?“ Nami’s Stimme auf der anderen Seite brach bereits.

„Ja“, antwortete Chopper kurz angebunden und ohne aufzusehen, „ Er hat einen Puls. Aber wir dürfen ihn nicht mehr bewegen als nötig. Bei einem solchen Sturz ist die Wahrscheinlichkeit eines Genickbruchs ziemlich hoch.“

„Aber wir reden doch von Zorro, so schlimm kann so ein kleiner Sturz doch kaum sein. Ich bin mir sicher der hat nur ein paar…“

„Nicht anfassen habe ich gesagt!“

Chopper knurrte Ruffy regelrecht an. Seine sonst so süßen Knopfaugen eisig kalt.

„Ich sage es dir jetzt noch einmal mit aller Deutlichkeit, Ruffy! Ich kann kaum sagen wie schlimm es ist. Dass Zorro noch lebt ist ein verdammt gutes Zeichen, aber dass er ohnmächtig ist ein ebenso schlechtes. Er sollte nicht bewusstlos sein, nicht von sowas, es sei denn irgendwas ist nicht in Ordnung. Ich hoffe Brook beeilt sich mit der Trage, aber es kann eh sein, dass jede Hilfe bereits zu spät kommt.“

Der Kapitän machte einen Schritt zurück. Erst jetzt schien er zu verstehen, wie schlimm es um den Schwertkämpfer stand.

„Was soll das heißen?“, fragte er geschockt.

„Das soll heißen, dass er höchstwahrscheinlich schlimme Frakturen hat, gegebenenfalls instabile Wirbel- oder Rippenbrüche, die durch Bewegung etwas verletzen könnten. Seine Lunge oder sein Herz könnte punktiert werden, sein Rückenmark könnte beschädigt werden. Er könnte bereits Hirnschäden haben. Jede kleinste Bewegung könnte ihn töten. Und selbst wenn wir alles richtig machen kann es sein, dass er durch bereits bestehende Verletzungen dauerhaft geschädigt ist oder sogar sterben könnte.“

„Aber… aber wir reden von Zorro“, flüsterte Ruffy ungläubig, als wäre das alles nicht möglich.

„Ich weiß.“ Nun zitterte Choppers Stimme zum ersten Mal. „Glaub mir ich weiß das. Ausgerechnet Zorro. Wie konnte das nur passieren?“

Für einen Moment dachte Sanji, dass Chopper ihn das fragen würde.

Brook und Franky tauchten in der Ferne aus, die Notfalltrage zwischen ihnen.

Hilflos, fassungslos stand der Blondschopf zwischen seinen Freunden, die alle mehr oder weniger gehetzt miteinander sprachen.

Ja, wie konnte das nur passieren?

Zorro, Lorenor Zorro, gefürchteter Pirat und hervorragender Schwertkämpfer konnte von so etwas  doch nicht aufgehalten werden, oder? Wie sollte ein lächerlicher Abhang schaffen, was hunderte Krieger nicht konnten? Das ergab keinen Sinn, das ergab überhaupt keinen Sinn.

„Wir müssen ihn ganz vorsichtig auf die Trage heben. Sanji, Brook, helft mir.“

Der Arzt mutierte in seine Riesengestalt und sah ihn auffordernd an, während das Skelett sich bereits hinhockte.

Im Hintergrund konnte er Nami scharf atmen hören, als würde sie Tränen unterdrücken. Robin hatte ihren gesunden Arm um sie gelegt, selbst aschfahl. Es war einfach unmöglich. Es musste ein Traum sein, so etwas konnte nicht passieren, nicht Zorro. Nicht der Kerl, der ein ganzes Haus hochheben konnte, nicht der Kerl der gegen die CP9 bestanden hatte, nicht der Kerl, den sogar Bartholomäus Bär nicht hatte umbringen können. Das konnte nicht sein, das musste ein Traum sein.

Ruffy stand ungläubig neben ihm, als könnte er nicht begreifen, was Chopper gerade gesagt hatte, als wäre er genauso davon überzeugt wie Sanji, dass dies nur ein Traum sein könnte.

„Sanji!“

Überrascht hörte er seinen Namen, realisierte erst jetzt um was der andere ihn gebeten hatte.

„Oh ja, natürlich.“

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie Zorro auf die Trage gelegt hatten, jede Bewegung sorgfältig abgesprochen. Blut glitt zwischen Sanjis Händen hindurch, doch es war weit weniger als er erwartet hatte, aber ob das gut war, wusste er nicht. Sie brauchten fast noch länger um ihn zurück zum Schiff zu transportieren. Auch hier musste jeder Schritt ruhig und fließend sein, kein Ruckeln, keine plötzliche Bewegung. Wie bei einem Trauermarsch folgte der Rest der Crew. Einzig und allein Choppers ungewöhnlich harte und befehlende Stimme war zu hören.

Schließlich hatten sie es an Bord geschafft.

Chopper bat ihn um Hilfe da Robin verletzt war, doch er konnte nicht. Seine Hände zitterten, sie hatten die ganze Zeit gezittert. Er brauchte Nikotin.

Was wenn Zorro sterben würde?

Zu aller Überraschung hatte Lysop sich angeboten und war eilig mit Chopper im Krankenzimmer verschwunden.

Nami kümmerte sich derweil um Robins gebrochenen Arm. Franky saß den beiden Frauen gegenüber am Tisch, Brook gesellte sich mit einem Tablett voll Tee und Kaffee dazu.

Ruffy saß draußen auf der Gallionsfigur, er hatte nicht mit reinkommen wollen. Keiner konnte wissen, wie es in ihrem Käpt’n gerade aussah.

Mit immer noch zittrigen Fingern bereitete Sanji eilig einige belegte Brote zu, nachdem er seine blutigen Hände minutenlang geschrubbt hatte. Mehr konnte er in diesem Moment nicht machen.

Doch als er die Brote auf den Tisch stellte überraschte es ihn wenig, dass keiner von ihnen aß.

Bis spät in die Nacht saßen sie am Tisch, irgendwann ging Robin hinaus. Einige Zeit später kehrte sie mit Ruffy zurück, der ungewöhnlich wortkarg war.

Es war nicht das erste Mal, dass ihr Schwertkämpfer in einer solchen Situation war. Es war nicht das erste Mal, dass er verletzt war und nicht das erste Mal, dass er bewusstlos war.

Aber irgendwie war es dieses Mal anders. Es war kein Kampf gewesen, kein Moment wo man sein Leben aufs Spiel setzen musste.

Sie hatten den gemeinsamen Frieden genossen, eine gemeinsame Auszeit, fröhliche Stunden zusammen erleben wollen, fernab von der Marine und anderen Piraten. Doch von einer Sekunde auf die andere hatte diese seltene Glückseligkeit sie verlassen.

Konnte es wirklich so schlimm um ihren Schwertkämpfer stehen?

Warum brauchten Chopper und Lysop nur so lange?

Sanji zündete sich eine weitere Zigarette an, während seine Finger langsam ruhiger wurden. Er wusste gar nicht, warum er so aufgewühlt war. Er hatte den Schwertkämpfer schon in schlimmeren Situationen gesehen, oder nicht?

Wenn er nur an Thriller Bark dachte, schlimmer konnte es doch gar nicht sein, oder?

Und es war nicht seine Schuld, das wusste Sanji. Es war ein Unfall gewesen. Niemand von ihnen hätte damit gerechnet, dass der Boden unter Zorros Füßen einfach nachgeben würde.

Es war nichts weiter als ein ganz fürchterlicher Unfall.

Aber er erinnerte sich an diese kleine Stimme.

Was war, wenn es kein Unfall gewesen war?

Konnte es sein, dass er es absichtlich getan hatte?

Konnte er wirklich etwas so schreckliches tun?

Konnte er wirklich etwas so schreckliches einem Freund antun?

 

Erst in den frühen Morgenstunden kam Chopper schließlich hinaus.

Sie alle starrten ihn erwartungsvoll an.

Erschöpft ließ er sich auf das Sofa fallen. Doch dann nickte er.

„Es ist nicht so schlimm, wie befürchtet. Sein kompletter Rücken ist aufgeschürft und verletzt, aber es sind keine tiefen Wunden. Er hat Glück gehabt.“

Ein erleichtertes Aufatmen ging durch den Raum.

„Das heißt, er wird durchkommen?“, fragte Nami zaghaft.

Chopper nickte. „Wenn nichts unerwartetes schief geht auf jeden Fall. Die Verletzungen sind relativ oberflächlich und seine Organe wurden nicht besorgniserregend beeinträchtigt. Leider Gottes hat die Desinfizierung unendlich viel Zeit gekostet, wodurch er relativ viel Blut verloren hat, aber das kennen wir ja von ihm.“

„Warum warst du dann so aufgewühlt, hört sich doch eigentlich alles ganz gut an oder nicht?“ Frankys Einwand war berechtigt.

„Er ist immer noch bewusstlos. Deswegen hatte ich damit gerechnet, dass er eine Schädelfraktur haben würde oder dass einer der Nackenwirbel gebrochen ist, was zum Glück nicht der Fall ist. Aber es ist für ihn sehr ungewöhnlich, dass er ohnmächtig ist obwohl die Verletzungen nicht so gravierend erscheinen,  das beunruhigt mich. Aber ob da was hinter steckt oder nicht werden wir erst sehen wenn er aufwacht. Nach so einem Sturz wäre es wirklich ein Wunder, wenn er so glimpflich davon kommen würde.“

„Naja, auf der anderen Seite geht’s um Zorro. Mich überrascht eher, dass er überhaupt verletzt ist.“

„Und wo ist Lysop?“

„Er wollte bei ihm bleiben für den Fall, dass er aufwacht. Aber auch er ist ziemlich fertig.“

Für einen Moment saßen sie alle da, schweigend. Dann stand Ruffy auf und ging ins Krankenzimmer.

Wenige Sekunden später kam Lysop zurück. Er wirkte müde und erschöpft.

Sie sollten alle schlafen gehen, sie sollten alle glücklich sein, dass alles gut gegangen war. Aber keiner von ihnen ging.

Chopper bestand darauf, sich noch Robins Arm anzugucken und Franky verabschiedete sich um Wache zu schieben.

Auch Sanji ging hinaus in die noch andauernde Dunkelheit und zündete sich noch eine Zigarette an. Seine Packung war fast leer.

Was für ein scheiß Tag!

 

-Zorro-

Er hatte Kopfschmerzen.

Er hatte Kopfschmerzen und war unglaublich müde.

Sein ganzer Körper tat weh, insbesondere seine Finger brannten wie Hölle.

Ein Muskelkater war das jedenfalls nicht.

Langsam erinnerte er sich.

Er war gestürzt. Ausgerechnet er, Lorenor Zorro, talentierter Schwertkämpfer und gefürchteter Pirat war einen verdammten Abhang runtergefallen wie ein betrunkener Vollidiot!

Lächerlich!

Wunden, die nicht von einem Kampf her rührten sondern von seiner eigenen Blödheit. Von einem Sturz!

Erbärmlich!

Er seufzte und öffnete die Augen. Immerhin war er noch am Leben, hätte auch schlimmer kommen können. Zumindest redete er sich das ein, obwohl er es besser wusste.

Über sich konnte er die hell getafelte Holzdecke des Krankenzimmers erkennen, so anders zu dem klaren blauen Himmel, den er nach dem Sturz angestarrt hatte. Er erinnerte sich, wie er den Himmel angesehen hatte und über sein Leben philosophiert hatte. Es hatte sich angefühlt, als ob er da Stunden gelegen hätte, vermutlich war er jedoch innerhalb weniger Sekunden ohnmächtig geworden.

„Oh hey!“ Er drehte den Kopf zur Seite und bemerkte erst jetzt, dass er nicht alleine war.

Lysop saß am kleinen Arbeitspult, in seinen Händen ein undefinierbares etwas, vermutlich seine neuste Erfindung.

„Du bist wach?“

„Offensichtlich“, murrte er und fuhr sich durch die Haare. Überrascht sah er seine einbandagierten Hände an. Ach ja, er hatte beinahe vergessen, wie er versucht hatte sich an der Felswand festzuhalten. Auch das nicht eine seiner Glanzleistungen.

„Bist du soweit in Ordnung?“ Lysop schien ganz nervös und rollte seinen Stuhl immer näher an ihn ran.

„Natürlich“, seufzte er, „Mach dir keinen Kopf. Alles okay. Mir brummt nur der Schädel.“

„Gut, dann geh ich gerade Chopper holen.“

„Mach das.“

Er wartete bis Lysop das Krankenzimmer verlassen hatte, dann stützte er sich auf seinen Ellenbogen ab und hievte sich hoch. Sein Körper war ungewohnt schwer und wirklich jede Bewegung schmerzte.

Mit der rechten Hand tastete er seinen Nacken und Rücken ab, überall Bandagen.

Er seufzte. Hoffentlich würden keine Narben zurückbleiben.

Aber keine der Verletzungen schien so schlimm zu sein, dass er sich Sorgen machen sollte, nicht dass er das je tun würde.

Doch dann bemerkte er etwas anderes. Mit vorsichtigen Bewegungen brachte er sich in eine sitzende Position. Die dünne Decke rutschte in seinen Schoß, offenbarte seinen nackten, unbeschadeten Oberkörper. Es war also keine Einbildung gewesen.

Nach einem solchen Sturz musste sein Rücken mit Platzwunden übersät sein.

Er fasste sich an den Hinterkopf, doch dieser schien unverletzt, Glück im Unglück sozusagen. Aber wirklich glücklich war er nicht, während er ruhig auf Chopper wartete. Nein, Glück war so das Gefühl, was er am allerwenigsten wahrnahm.

Nur wenige Sekunden später tauchte das jüngste Crewmitglied auch endlich auf. Im Schlepptau die restliche Crew, die sich mehr oder weniger ins kleine Zimmer quetschte.

„Zorro!“, wurde er mehrstimmig begrüßt. „Endlich!“

Er blickte in fröhliche und erleichterte Gesichter. Seine Freunde waren glücklich, da es ihm gut ging. Er wollte, dass seine Freunde glücklich waren.

„Endlich?“, wiederholte er fragend und hob eine Augenbraue. „Was soll das heißen? Wie lange war ich weg?“

„Fast drei ganze Tage“, antwortete Nami mit verschränkten Armen. „Jag uns doch nicht immer so einen Schreck ein.“

Er konnte ein schiefes Grinsen nicht verhindern.

„Wie geht’s dir denn?“, fragte Robin auf der anderen Seite recht besorgt. Für einen Moment blieb sein Blick auf ihrem eingegipsten Arm liegen. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Alles okay soweit. Was sagt denn unser Doktor?“

Sein Blick traf Chopper und in diesem Moment wusste er, dass Chopper es wohl wusste.

Die fröhlichen Gesichter seiner Freunde schienen auf einmal weit entfernt. Keiner von ihnen wusste es, nicht wenn sie ihn so anstrahlten. Vermutlich hatte Chopper nichts gesagt, hatte sie nicht unnötig beunruhigen wollen.

Für einen Augenblick gab es nur ihn und seinen jungen Freund, während ihm so langsam das Ausmaß seines Sturzes bewusst wurde.  Es war nur ein Sturz gewesen, ein lächerlicher Sturz.

Die Umstehenden wurden ruhiger als sie bemerkten, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist denn los?“ Lysop hörte sich überrumpelt an.

Zorro ignorierte ihn und sah weiterhin nur den jungen Arzt an.

„Wie schlimm ist es?“ Seine Stimme klang ruhig, beinahe entspannt. Niemand würde auch nur erahnen können, was für ein Sturm in ihm herrschte, doch er zeigte nichts, während sie ihn alle anstarrten.

 „Sag du es mir“, antwortete Chopper und biss sich auf die Lippe, „Sag du mir, wie schlimm es ist.“

„Was soll das heißen? Was ist hier los?“ Die Stimme des Kochs war aufgeregt. „Ich dachte, es wäre alles gut gegangen? Marimo hör auf uns zu verarschen.“

Zorro ignorierte ihn, er hatte gerade wahrlich andere Probleme, während er versuchte zu verstehen.

Er sah Ruffy an, der nur den Kopf leicht schräg gelegt hatte, ansonsten bisher still gewesen war.

„Nein“, widersprach Chopper, „ Das hier ist kein Witz. Ich habe nur gesagt, dass es nicht so schlimm ist, wie befürchtet. Ich konnte einen Bruch der Halswirbel sowie eine Kopfverletzung ausschließen. Aber…“ Er sprach nicht weiter und sah Zorro nur an.

 „Aber was?“, hakte Brook nun nach, offensichtlich verunsichert.

Zorro seufzte als er sah, dass der junge Doktor kaum in der Lage war sich zusammenzureißen, geschweige denn seinen Freunden Rede und Antwort zu stehen.

Mit einem Ruck zog er die Decke herunter und offenbarte seine beinahe unverletzten Beine. Bis auf ein paar Schrammen und Blutergüsse wirkten sie absolut in Ordnung.

Es versuchte die Ironie in diesem Bild zu finden. Er war gestürzt. Er, unbesiegbarer Krieger, hatte sich bei einem lächerlichen Sturz verletzt. Er hatte diesen unsinnigen Sturz, der tödlich hätte ausgehen können, beinahe unbeschadet überlebt. Ein paar Prellungen, ein paar Schürf- und Platzwunden, nichts dramatisches, bis auf…

„Ich spüre meine Beine nicht.“

Stille.

„Ich kann sie nicht bewegen.“

Er biss sich auf die Unterlippe als es ihm bewusst wurde. Jetzt, da er es laut aussprach, war es plötzlich eine Tatsache.

„Und so wie Chopper guckt glaube ich, dass es dauerhaft ist.“

Der junge Arzt ließ den Kopf hängen, einzelne Tränen schienen ihren Weg zu finden, während er schwerfällig nickte, ein Aufschluchzen unterdrückend.

„Es tut mir so leid!“, flüsterte er und versteckte sein Gesicht hinter seinen kleinen Hufen.

Und auf einmal fühlte Zorro sich erdrückt unter den geschockten Blicken seiner Freunde. Er spürte wie die Erkenntnis ihn einholte, während kein anderer etwas sagte. Bis gerade war alles in Ordnung gewesen, bis gerade war es nicht mehr als ein Gedanke, eine Angst. Nun war es bittere Realität und er konnte bereits fühlen, wie die Emotionen der anderen seine eigenen aufwühlten.  

Das Atmen fiel ihm schwer. Er würde alles verlieren, alles aufgeben…

Choppers Tränen tropften zu Boden. Nein, er musste sich jetzt zusammenreißen, er durfte die Kontrolle nicht verlieren. Er musste Chopper trösten, musste ruhig sein, er musste ihnen Stütze geben, das war seine Aufgabe. Er musste sie beschützen.

Aber er konnte nicht, nicht jetzt, noch nicht. Sein Herz schlug schneller.

„Könnt ihr mich bitte für einen Augenblick alleine lassen?“, bat er so höflich er konnte, ohne aufzusehen, der Herzschlag in seiner Brust hart und beinahe schmerzlich. Er würde…

„Aber Zorro, wir…“

„Geht einfach!“ Er konnte ihre traurigen Blicke, ihre verzweifelten Worte kaum ertragen. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Sie sollten ihn nicht so sehen. Sie sollten nicht sehen, was jetzt kommen würde.

„Vielleicht wäre es besser…“

„Verschwindet! Ich sagte ich will allein sein!“

„Das ist noch lange kein Grund eine Dame…“

„Haut ab!“

Er packte das nächstbeste was er greifen konnte, ein kleiner Schemel neben seinem Bett, und warf ihn nach dem Koch.

„Ich will keinen von euch sehen!“

Der Blondschopf duckte sich, sodass der Schemel an der geöffneten Türe abprallte.

Er hatte nicht wirklich gezielt und viel Kraft enthielt der Wurf auch nicht, doch er bereute bereits was er getan hatte, dass er die Kontrolle verloren hatte und starrte stur die Wand an seiner Seite an.

 „Wir sollten gehen“, entschied Robin mit ihrer ruhigen Stimme, „Nimm dir Zeit.“

Mit diesen Worten dirigierte sie die anderen ins anliegende Esszimmer, doch er sah sie nicht an, er sah keinen von ihnen an.

Als die Tür ins Schloss fiel konnte er ihre Stimmen von nebenan hören, doch es interessierte ihn nicht.

Er starrte auf seine Beine, sie bewegten sich keinen Millimeter. Er griff nach ihnen, nichts. Er packte fester zu, nichts. Mit aller Kraft die er hatte, bohrte er seine Finger ins eigene Fleisch, konnte sehen, wie die weißen Bandagen sich rot färbten, konnte fühlen wie seine wunden Fingerkuppen schmerzten, doch nichts.

Er versuchte einzelne Muskeln anzuspannen, nichts. Er hob das linke Bein mit seinen Händen an und versuchte es oben zu halten, es fiel plump zurück. Er winkelte es an und versuchte es einfach nur gerade zu halten, wie ein Puppenbein kippte es zur Seite, fiel gegen die Wand.

Es fiel ihm noch schwerer zu atmen, während einzelne Blutstropfen sein Bein hinunterglitten und die unweigerliche Erkenntnis ihn einholte.

Seine Beine, die an sich noch gesund waren, seine Beine, die an sich noch voller Kraft und Stärke waren, hingen an ihm dran wie lebloser Ballast.

Er war gelähmt.

Etwas zerbrach in ihm.

 

Plötzlich öffnete sich die Tür wieder und Chopper kam herein.

Für den Bruchteil einer Sekunde wollte er ihn erneut hinauszuwerfen. Alles in ihm war erschüttert, er konnte niemanden sonst gerade aushalten und niemand sollte seine Gefühle aushalten müssen.

Aber genau deswegen er war nun mal wer er war. Ein erneuter Kontrollverlust vor seinen Freunden würde er sich nicht zugestehen, es wäre sinnlos und peinlich. Niemand brauchte ihn aushalten.

Es wäre klüger mit Chopper, seinem Arzt zu sprechen, die Wahrheit unwiderruflich zu hören.

Er sollte erfahren was auf ihn zukam obwohl er das bereits ahnte, bereits fürchtete.

Der junge Doktor hatte sich glücklicherweise beruhigt und aufgehört zu weinen.

In dem Moment wo er die Türe schloss, wurde das wirre Gemurmel von der anderen Seite der Türe wieder gedämpft.

„Also?“, fragte er das Rentier, „Was machen wir jetzt?“

Er bemühte sich ruhig zu bleiben, gelassen.

Es war nicht Choppers Schuld. Es war nur ein ganz blöder, lächerlicher Unfall und er wusste, dass ihr jüngstes Crewmitglied nur schwer damit umgehen konnte, wenn Zorro emotional wurde.

Der kleine Doktor sagte nichts, sondern schaute immer noch betreten zu Boden.

Zorro seufzte und rang sich ein Lächeln ab.

„Sieh mich an, Chopper“, befahl er sanft, „Es ist wie es ist, wir können es nicht ändern. Aber was machen wir jetzt?“

„Ich müsste dich untersuchen“, murmelte Chopper, immer noch auf den Boden starrend.

„Dann leg los, ist ja nicht so, als ob ich weglaufen könnte.“

Geschockt starrte das Rentier auf.

„Zu früh?“

„Zu früh…“

Es überraschte ihn wie viel einfacher es war als erwartet. Er fühlte sich fast normal, fast so als ob nicht er der Patient wäre. Er fühlte sich so wie immer, wenn er für Chopper da war. Wenn Chopper da war riss er sich zusammen, er grübelte nicht ins Endlose hinein, sondern tat was er tun konnte und das war zurzeit einfach nur dafür zu sorgen, dass sein kleiner Freund sich nicht die Schuld gab, denn er kannte Chopper gut genug um zu wissen, dass er das tat.

Langsam trat das Rentier näher.

„Du musst dich auf die Seite legen, damit ich an deinen Rücken dran komme“, murmelte er immer noch ohne ihn anzusehen.

Zorro grummelte zustimmend und drehte sich Richtung Wand. Allerdings musste er feststellen, dass seine Beine natürlich nicht von sich aus mitkommen wollten. Mit einem Seufzen hob er sein rechtes Bein hoch und rückte sich mehr oder weniger zurecht.

„Lass mich dir...“ „Ich schaff das schon, Chopper!“

Es dauerte etwas länger, aber schließlich lag er in einer halbwegs stabilen Position.

Er seufzte während der Doktor seine Verbände abnahm.

Von nun an würde sein Leben also so aussehen?

„Okay, dann fange ich jetzt an.“

Erneut murrte er nur zustimmend.

Choppers Hufe auf seinem Rücken waren sanft und vorsichtig, aber bestimmt und zielgenau. Manches ziepte manches schmerzte, aber es war nichts, das er nicht aushalten konnte.

„Deine Wunden verheilen gut, wie immer“, murmelte das kleine Rentier, „Die Schwellungen sind schon fast vollständig zurückgegangen.“

Zorro sagte nichts dazu, sondern ließ den anderen machen.

Zwischendurch konnte er die kleinen Hufe nicht spüren, doch er wusste, dass der junge Doktor unablässig arbeitete. Irgendwann begann Chopper wieder damit neue Verbände anzulegen, aber er wehrte sich nicht. Er war müde. Unendlich müde.

Auf Geheiß des anderen rollte er sich wieder auf den Rücken und richtete sich langsam auf.  Erneut musste er seine Beine von Hand in eine halbwegs angenehme Position legen.

„Also?“, fragte er und sah seinen Freund an, „Was ist deine professionelle Einschätzung?“

Halb liegend, halb sitzend sah er Chopper an, der ihm ein Kissen in den Rücken stopfte um es ihm leichter zu machen. Er ließ es geschehen, gab Chopper somit die Zeit, seine Gedanken zu sortieren.

Dann setzte der andere sich auf seinen Drehstuhl und sah ihn ernst an.

„Also es handelt sich eindeutig um eine Paraplegie“, antwortete er schließlich.

„Und jetzt noch einmal so, dass ich dich verstehen kann“, murrte er reichlich unbeeindruckt.

Chopper seufzte. „Eine vollständige Lähmung beider Beine.“

„Na, soweit war ich auch schon.“

„Das ist nicht lustig, Zorro. Am wahrscheinlichsten ist es, dass dein Rückenmark durch einen Wirbelbruch beim Sturz verletzt wurde. Da mir die nötigen Gerätschaften fehlen kann ich das natürlich nicht hundertprozentig sagen, aber nachdem ich deine Wunden genauestens untersucht habe, bleiben wenig Zweifel. Rein theoretisch wäre auch eine Stauchung oder Prellung möglich, aber die hätte innerhalb der letzten drei Tage bereits abheilen müssen. Und im bewusstlosen Zustand konnte ich sowas nur bedingt überprüfen. “

„Aber du hattest es bereits vermutet?“

„Ich wollte nicht blauäugig genug sein um es nicht zu vermuten.“

Zorro nickte. „Was heißt das für mich, Chopper?“

Lange sah der andere ihn an, während die Knopfaugen ganz langsam wieder erfüllt wurden von Tränen.

„Es tut mir leid, Zorro“, flüsterte er.

Der Schwertkämpfer seufzte. „Das ist aber keine Antwort auf meine Frage.“

„Aber… aber… Es ist meine Schuld, ich muss unachtsam gewesen sein, irgendwas muss ich…“

„Chopper.“ Er hatte eine Hand ausgestreckt und dem anderen auf den Kopf gelegt.

Ernst sah er ihn an. „Es ist nicht deine Schuld, es ist niemandes Schuld. Es war ein Unfall.“

„Aber der Bruch…“ „Ist beim Sturz passiert.“

„Was?“

„Glaub mir, ich erinnere mich gut genug, um das Gefühl wieder zu erkennen. Du warst es nicht, Chopper. Du hast alles richtig gemacht, hast dich gut um mich gekümmert.“

Tränen sickerten ins weiche Fell des Rentiers als er sich an Zorro schmiegte und leise weinte.

„Du musst jetzt stark sein, Chopper“, flüsterte er und streichelte ihn sanft, „Du musst dich jetzt zusammenreißen und mir ganz genau erklären, was auf mich zukommt.“

„Mhm“, stimmte der junge Arzt unter Tränen zu.

Nachdem sich Chopper etwas beruhigt hatte, begann er Zorro in eine für ihn bis dato unbekannte Welt von medizinischen Fachbegriffen einzuführen.

Er redete von Plegie und Parese. Erläuterte ihm die unterschiedlichen Möglichkeiten, wodurch sein Rückenmark verletzt worden sein konnte und die damit im Zusammenhang stehenden Genesungsmöglichkeiten, die relativ mau waren.

Er sprach von den verschiedenen Ausmaßen, die seine Verletzung haben könnte, von kaum merklicher Beeinträchtigung bis hin zu vollständiger Paralyse.

Nach einigen weiteren, für ihn nicht besonders angenehmen, Tests kam Chopper schließlich zu dem Schluss, dass es er unter einer sogenannten sensiblen inkompletten Lähmung litt, oder so etwas in der Art. Der junge Arzt schmiss nur zu gerne mit Fachbegriffen um sich.

Soweit Zorro das richtig verstanden hatte bedeutete dies, dass er zwar weder Kontrolle über noch Gefühl in seinen Beine hatte, was er ja bereits wusste, aber zumindest waren seine vegetativen Funktionen nur leicht betroffen. Was auch immer vegetative Funktionen waren. Erst nach weiteren Erklärungen verstand er und merkte plötzlich wie dankbar er war, dass seine vegetativen Funktionen noch funktionierten.

Er ließ sich zurück gegen sein  Kissen fallen und ignorierte den dumpf pochenden Schmerz als Chopper anfing es zu erklären.

„Könnten wir bitte über etwas anderes reden. Vielleicht etwas weniger Deprimierendes“, unterbrach er den jungen Doktor, da er über so etwas ganz gewiss nicht nachdenken wollte.

Chopper seufzte ebenfalls, doch folgte seiner Bitte und wechselte das Thema zu Therapie und Behandlung. Schon nach wenigen Sekunden musste Zorro feststellen, dass er diesen Teil ihrer Unterhaltung auch nicht deutlich aufbauender fand.

Zum Ende hin überredete er Chopper eine Prognose abzuliefern, doch  das was er hörte, hatte er bereits vorher gewusst. Mit einem erneuten Seufzen schloss er die Auge und beendete so das Gespräch.

„Ich lass dich jetzt etwas schlafen. Sieh erst einmal, dass du dich erholst und dann sehen wir weiter.“

„Ja, mach ich. Danke dir Chopper.“

Die Tür fiel ins Schloss.

Worte des anderen waberten in seinen Gedanken

Vollständige Lähmung

Nicht behandelbar

Lebenslang

Rückenmarksverletzung

Rollstuhl

Er verdeckte seine Augen mit einer Hand und grub die andere in die dünne Decke.

„Verdammte Scheiße!“

Er konnte die Tränen nicht aufhalten.

Er war am Leben, aber er hatte alles verloren, für das es sich zu leben lohnte.

Er war nun ein Krüppel. Er würde seinen Traum aufgeben müssen, alle Träume aufgeben müssen, alles aufgeben müssen.

Er war schwach.

Kapitel 3

Kapitel 3

 

-Sanji-

„Ich spüre meine Beine nicht.“

Was?!

„Ich kann sie nicht bewegen.“

Nein!

„Und so wie Chopper guckt glaube ich, dass es dauerhaft ist.“

Unmöglich!

 

Mittlerweile stand Sanji fassungslos in der Kombüse, nachdem Zorro sie allesamt rausgeschmissen hatte. Nun ja, geschmissen hatte er eigentlich nur den Stuhl, aber es kam aufs Gleiche raus.

Immer noch waberten die Worte des Schwertkämpfers in seinem Kopf.

Er konnte hören, wie die anderen auf Chopper einreden, der neben Robin an der geschlossenen Türe zum Krankenzimmer stand, aber er hörte ihnen kaum zu.

„Was hat das zu bedeuten?“

„Was meint er damit?“

„Wie? Dauerhaft?“

„Sag doch mal was.“

„Chopper.“ Alle hörten auf zu reden, als Ruffy plötzlich das Wort erhob.

Auch Sanji sah ihn an, sah den Mann an, dem sie alle Folge leisteten.

„Du solltest zu ihm gehen.“ Die Stimme ihres Kapitäns war ungewohnt ruhig.

„Was, aber…“

„Du kannst uns später erklären, was das zu bedeuten hat. Aber jetzt braucht Zorro dich.“

Das Rentier nickte kurz, atmete tief durch und ging wieder hinein. Auf der anderen Seite der hölzernen Wand blieb es ruhig.

„Aber Ruffy“, widersprach Nami laut, „Er hat uns gerade raus geworfen. Nicht das er jetzt Chopper an die Gurgel geht.“

„Wird er nicht“, antworte der Gummijunge schlicht und setzt sich aufs Sofa, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Dieser Ruffy war nicht der lustige Gummibengel, sondern der ernste Kapitän. Verdammt!

„Aber was bedeutet das jetzt?“, fragte Lysop unsicher. „Soll das jetzt heißen, dass Zorro nie wieder laufen kann?“

„Nein! Was für ein Quatsch!“, sagte Sanji zu schnell und zu laut. „Natürlich kann er laufen. Wir reden immerhin vom Marimo.“

„So einfach ist das nicht, Sanji.“ Robin klang ruhig, doch der Koch konnte die unterschwellige Spannung in ihren Worten spüren, während sie einen Blick durch die Luke zurück ins Krankenzimmer warf, bevor sie sich zum Tisch begab. „Selbst unser Schwertkämpfer ist nicht immun gegenüber Verletzungen. Wir müssen abwarten und hören was Chopper sagt.“

Brook setzte sich neben sie, eine Tasse Tee in der Hand. „Wahre Worte, meine Liebe.“

„Wie könnt ihr nur so ruhig sein?!“, schnaubte die Navigatorin und schlug beide Hände auf den Tisch. „Wenn das stimmt, bedeutet das…“ „Nami!“ Ruffy klang bestimmt und ernst.

Überrascht sah die junge Frau ihren Kapitän an, der jedoch nicht weiter sprach, sondern einfach nur mit verschränkten Armen gegen den Sofarücken lehnte.

Franky seufzte und ließ sich ebenfalls aufs Sofa fallen. „Das heißt, wir können nur abwarten bis wir mehr wissen. Immerhin ist er jetzt endlich aufgewacht.“

Lysop stand immer noch wie bestellt und nicht abgeholt an der Wand, doch Nami packte ihn relativ schmerzfrei am Arm und zog ihn mit sich zum Tisch.

Sanji war derweil wieder in seine Kochnische verschwunden, denn eigentlich war er gerade dabei gewesen das Abendessen vorzubereiten, als Lysop hereingestürmt war um ihnen mittzuteilen, dass Zorro aufgewacht war.

Nicht, dass er sich jetzt noch wirklich darauf konzentrieren konnte.

Eben war es laut gewesen, alle hatten sie durcheinander gesprochen.

Nun war es ruhig. Nur das Brutzeln der Pfanne und das gelegentliche Stühlerücken waren zu hören.

Aus dem Raum nebenan konnte man gar nichts vernehmen.

Nach einer Weile stand Franky auf. „Komm Langnase“, murrte er nur.

„Was? Wieso?“

„Komm einfach mit.“

Sanji hörte ihre Unterhaltung im Hintergrund, aber drehte sich nicht um. Kochen war das einzige, das ihm gerade helfen konnte. Seine aufgewühlten Nerven beruhigen konnte.

„Sanji, wir werden das Abendessen verpassen, lässt du uns was über?“

Kurz sah er auf. Der Cyborg hatte seine Brille hochgeschoben und einen bedrückend ernsten Blick aufgesetzt.

„Klar, kein Problem. Ich stell euch was zur Seite.“

„Super, danke. Wir werden vermutlich die ganze Nacht auf sein. Du brauchst also niemanden für die Wache einteilen, Nami.“

Damit gingen die beiden und ließen die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

„Als ob heute einer schlafen gehen würde“, murrte Nami nur und nahm die ihr angebotene Tasse Tee entgegen.

„Was sie wohl vorhaben?“, murmelte Brook.

„Ist doch egal.“ Kälter hätte Sanjis Stimme nicht sein können.

Es war doch absolut unwichtig, was die beiden Bastler wieder einmal in ihren verworrenen Gedankengängen ausheckten. Er konnte kaum nachvollziehen, wie sie jetzt gehen konnten um irgendwas anderes zu machen.

Doch wenn er näher drüber nachdachte, so taten sie vielleicht das gleiche, was er gerade auch tat.

Er kochte, sie bastelten, so unterschiedlich war das gar nicht.

Die letzten drei Tage hatten sie alle gewartet.

Eigentlich waren die letzten drei Tage wie immer gewesen, sie hatten diese gottverdammte Insel hinter sich gelassen und wieder Kurs auf die neue Welt genommen.  Die Stimmung an Bord war gut gewesen, trotzt des bewusstlosen Schwertkämpfers.

Sie waren daran gewöhnt, dass Zorro sich gesund schlief. Manchmal auch über mehrere Tage. Das an sich war nichts ungewöhnliches, auch wenn Sanji sich nicht daran erinnern konnte, dass er jemals fast drei Tage am Stück gepennt hatte.

Ungewöhnlich war jedoch gewesen, dass die Verletzungen laut Chopper nicht gravierend genug waren, damit Zorro so lange schlafen musste.

Nun wussten sie, dass Choppers Sorge nicht unberechtigt gewesen war. Nun wussten sie, dass die Verletzungen doch schlimm genug waren.

„Verdammt!“

„Sanji was ist passiert?“

„Ach nichts. Mach dir keine Sorgen, Nami-Mäuschen. Ich hab mich nur geschnitten.“

„Schlimm?“

„Nein, nur ein Kratzer, blutet kaum.“

Eigentlich sollte er höchst erfreut sein, dass Nami sich tatsächlich um ihn sorgte, aber viel mehr ärgerte er sich über sich selbst.

Seit Jahren hatte er sich nicht mehr geschnitten, sowas passierte nur Amateuren und Scharlatanen, nicht einem Profi wie ihm. Er machte nicht solche Fehler, nicht er.

Nach einer Weile stand Brook auf um den Tisch zu decken, während er die letzten Handgriffe vollführte.

Zu diesem Zeitpunkt kam auch Chopper zurück. Leise schloss er die Tür hinter sich. Er sagte nichts, sondern hüpfte schwerfällig aufs Sofa neben Ruffy. Eben dieser stand auf und ging Richtung Krankenzimmer ohne auch nur eine Frage ans Rentier zu verlieren.

„Warte, Ruffy“, murmelte der kleine Arzt und sah zu ihm auf. „Es war ziemlich anstrengend für Zorro. Er schläft jetzt. Bitte warte noch, zumindest bis nach dem Abendessen.“

Erst jetzt fiel Sanji auf, dass Ruffy nicht einmal gequengelt hatte, während er aufs Essen hatte warten müssen, sondern einfach nur ganz ruhig dagesessen hatte.

Wenn er ehrlich war, war das das gruseligste an der ganzen Situation.  Ein ernsthafter Ruffy war immer ein Grund zur Sorge. Wenn selbst Ruffy seine gute Laune verlor, konnte es gar nicht gut um den Marimo stehen.

„Egal, fangt schon mal ohne mich an. Ich werde nicht lange brauchen, er kann danach schlafen.“

Beinahe hätte er die Schüssel in seiner Hand fallen gelassen.

Noch nie hatte er miterlebt, dass sein gefräßiger Kapitän eine Mahlzeit ablehnte, der Weltuntergang musste nahe sein.

Wenige Minuten später saßen die verbliebenen fünf am Küchentisch, doch keiner von ihnen war wirklich hungrig.

„Also, wie schlimm ist es Chopper?“, fragte Sanji nun tonlos.

Normalerweise saß er nicht mit den anderen am Tisch und aß erst später etwas, aber heute war nichts wie es normalerweise war.

„Nun ja, es ist eine vollständige Lähmung beider Beine durch eine Rückenmarksverletzung. Da gibt es nichts dran schön zu reden.“ Choppers Antwort war traurig, aber gefasst.

Noch immer waren vom Zimmer nebenan nicht viel mehr als dumpfe Stimmen zu hören.

„Kann man das denn behandeln?“ Nami stocherte lustlos in ihrem Salat.

„Man kann an der Beweglichkeit der Beine durch Krankengymnastik arbeiten, aber viel mehr auch nicht. Da mir die nötigen Geräte fehlen, kann ich nicht sagen was das Rückenmark so geschädigt hat, wobei es höchst wahrscheinlich an einem Wirbelbruch liegt, allerdings kann ich sagen, dass es nicht komplett durchtrennt wurde, da andere Fähigkeiten noch intakt sind, die sonst auch nicht mehr funktionieren würden.“

„Aber wird er je wieder laufen können?“, stellte Nami nun die Frage, die sie beschäftigte.

„Also um ehrlich zu sein…“

Ein lautes Krachen ließ sie alle zusammenzucken.

„Ich habe NEIN gesagt!“ Ruffys erboste, laute Stimme hallte zu ihnen herüber.

Sanji und Robin tauschten einen schnellen Blick aus, während er bereits aufsprang und zur Tür hechtete, Chopper war direkt hinter ihm.

Als er die Tür aufriss, sah er zuerst Ruffy vor ihm stehen, sein Hut war zu Boden gesegelt, er atmete schwer, eine geballte Faust noch erhoben.

Dann sah er Zorro.

Dieser lag auf dem Boden, seine Beine waren noch halb verknotet mit der Bettdecke, ein verfangener Fuß hing noch auf Höhe der Matratze. Mit beiden Armen stützte der Schwertkämpfer sich vom Boden ab und sah seinen Kapitän an, die rechte Wange vom Schlag noch gerötet.

„Ruffy, Zorro! Was soll das?!“ Namis Stimme war deutlich zu laut.

„Das hast du nicht zu entscheiden!“, entgegnete Zorro und ignorierte Sanji und die anderen komplett, während er zornig seinen Kapitän anstarrte.

„Doch, ich bin der Käpt’n!“

Ruffy war wütend, so wütend wie sie es selten erlebt hatten.

„Dann benimm dich auch wie einer und triff vernünftige Entscheidungen!“

Schwerfällig drehte sich der Schwertkämpfer auf die Seite, und hielt sich in einer halb sitzenden Position, die Beine immer noch unkoordiniert in der Decke verheddert.

„Das habe ich bereits und damit basta!“

Ruffy drehte sich herum, packte seinen Strohhut und verließ das Krankenzimmer.

Hart knallte die Türe in seinem Rücken zu.

Erschrocken starrten sie alle ihrem Kapitän hinterher. Doch dann bemerkte Sanji wie der sonst so elegante Schwertkämpfer mühsam und umständlich versuchte sich aus der Bettdecke zu befreien.

Leblos plumpste sein rechtes Bein zu Boden.

„Oh, Zorro lass mich dir helfen.“ Chopper rannte bereits zu ihm.

„Nein“, knurrte der Ältere grob, „Ich schaff das allein!“

„Aber Zorro“, wandte Nami in einem belehrenden, wenn auch mitfühlenden, Ton ein, „Es ist nichts schlimmes dran…“

„Raus!“ Schwerfällig rollte der andere sich auf den Bauch und richtete sich mit seinen Armen auf. „Ich bin eure mittleidigen Blicke so leid!“ Seine Stimme war eiskalt. „Ich brauche keine Hilfe, also verzieht euch!“

Auch Robin wollte etwas einwenden, Sanji konnte ihren ernsten, besorgten Blick wahrnehmen.

„Ihr habt ihn ja gehört. Los kommt, bevor das Abendessen noch kalt wird.“

Mit Ausnahme vom Schwertkämpfer sahen ihn alle überrascht an. Er jedoch hatte seinen Blick auf den Grünhaarigen gerichtet und bedeutete den anderen zu gehen.

Als die Tür zuging konnte er sehen wie der andere aufatmete, immer noch am Boden liegend, erst dann schien er zu bemerken, dass Sanji ja immer noch da war.

„Was willst du noch?“ Seine Stimme klang bedrohlicher als eine Klinge an seiner Kehle sein könnte.

„Nichts“, antwortete er, bemüht gelassen zu klingen, und zog sich Choppers Bürostuhl heran.

Mit verschränkten Armen und überschlagenen Beinen nahm er darauf Platz und sah zu seinem Lieblingsfeind herab.

Er wusste, dass Zorro kein Mitleid wollte und keine Hilfe annehmen würde. Selbst verletzt, selbst unfähig noch irgendetwas zu tun, hatte er immer noch seinen verdammt ätzenden Stolz und seine unglaublich nervige Ehre.

„Dann zeig mir doch mal wie wenig Hilfe du brauchst.“

Wütend blitzten ihn die grünen Augen des anderen an, der immer noch auf dem Boden lag und sich mit seinen Armen abstützte.

„Arschloch.“

Doch dann wandte der andere sich tatsächlich ab und robbte zurück zum Bett.

Sanji lehnte sich gegen den Stuhl und fummelte seine Zigaretten heraus.

„Chopper will nicht, dass hier geraucht wird“, murrte der Schwertkämpfer und  griff nach dem Bettkasten.

Seufzend steckte er sein Laster wieder weg.

Er mochte entspannt aussehen, vielleicht sogar herablassend, aber tatsächlich wollte er gerade nichts mehr als den anderen in den Arm nehmen und ihm versprechen, dass alles wieder gut werden würde.

Aber gerade jetzt war kein Raum für seine eigene Schwäche, seine eigenen Ängste. Gerade jetzt, wo die anderen ihre eigenen Emotionen als die des Schwertkämpfers missdeuteten, musste er Ruhe bewahren.

„Du genießt das Ganze, was?“

Zu seiner Überraschung war Zorros Stimme deutlich ungefährlicher als noch vor wenigen Sekunden, während der Grünspan beide Arme anspannte und sich am Bett hochzog. Mit einem leisen Puff  landete sein Oberkörper auf der weichen Matratze, Gesicht voran.

„Weit weniger, als du dir vielleicht vorstellen kannst“, antwortete Sanji so ruhig er konnte, obwohl es in seinen Fingern kribbelte. Es wäre gerade so einfach dem anderen zu helfen, wenn er ihn nur lassen würde.

Aber wenn er Zorro wirklich helfen wollte, musste er sich zurück nehmen und die Gefühle des anderen respektieren. Wenn er jetzt eingreifen würde, würde er das nur um sein eigenes Gewissen zu entlasten.

„Dann frag mich mal“, murrte der andere in die Matratze hinein und rollte sich auf die Seite.

„Meinetwegen. Also? Genießt du das Ganze?“

„Du kannst mich mal.“ Doch er konnte das leichte Feixen in der Stimme des anderen hören, während der Mooskopf sich nun auf die aufgestapelten Kissen hievte und ein Bein nach dem anderen hochhob.

Sanji war fast beeindruckt, wie schnell der andere das hinbekommen hatte, aber auch das würde er sich nicht anmerken lassen.

„Was denn jetzt? Du wolltest doch, dass ich dich frage.“

Mit einem Seufzen richtete der Schwertkämpfer sich zu Recht und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Selbst du kannst nicht so blöd sein…“

„Nun ja, wenigstens bin ich nicht blöd genug mich mit meinem Kapitän anzulegen.“

Der Schatten eines Grinsens, den er gerade aufs Gesicht des anderen gebracht hatte, verschwand.

„Was? Dachtest du wirklich, ich würde dich so einfach davon kommen lassen? Ich mag dich zwar vor den anderen gerettet haben, aber ich bin nur für Frauen ein Ritter in glänzender Rüstung.“

„Willst du mich verarschen? Ritter in glänzender Rüstung? Du bist ein sadistischer Idiot und es gefällt dir, dass ich dir ausgeliefert bin.“

„Das hast du jetzt gesagt. Warum solltest du mir hilflos ausgeliefert sein?“

„Ich kann weder weglaufen noch mit dir kämpfen, Koch. Sieh der Wahrheit ins Gesicht, ich bin dir ausgeliefert. Ich habe nur nie gesagt, dass ich hilflos bin.“

Seine Worte waren kühl, sein Blick unbeeindruckt.

Doch in Sanjis Inneren brodelte es. Er wusste, was Zorro ihm damit sagen wollte und er hatte verdammt nochmal Recht.

Scheiße!

„Darum ging es also, als du mit Ruffy gestritten hast?“

„Wir haben nicht gestritten. Das würde bedeuten er hätte mir zugehört und auf meine Argumente reagiert.“

„Als wärest du ein großer Freund von Diskussionsstrategie.“

„Halt die Klappe, Kartoffelschäler, du hast noch nie eine Diskussion gegen mich gewonnen.“

„Oh doch, der Trick liegt darin den anderen nicht merken zu lassen, dass er bereits verloren hat.“

Es tat weh!

Er hatte sich mittlerweile auf seine Oberschenkel gelehnt und grinste den anderen böse an, der nicht minder gefährlich zurückgrinste. Ihre kleinen Streitereien waren wohl genauso erfreulich wie eine hübsche Frau im Bikini, auch wenn er das nie zugeben würde, doch eigentlich wurde es erst richtig befriedigend, wenn sie ihrem Adrenalin nachgaben.

Doch das würde nicht passieren.

Es würde nicht zu einem Kampf kommen. Zorro würde nicht kämpfen können. Und diese Erkenntnis traf ihn unvorbereitet und hart. Zorro würde nie wieder mit seinen Schwertern kämpfen können, nicht gegen ihn, nicht gegen die Marine, nicht gegen Falkenauge.

Nach Luft schnappend lehnte Sanji sich wieder zurück, suchte nach seiner Zigarettenschachtel.

„Kein Rauchen.“ Zorro sah ihn beinahe gelassen an. „Falls du eine Panikattacke kriegst, schnapp dir eine von diesen verdammten Tüten, Schublade unten links.“ Er nickte zum Arbeitstisch ihres Doktors hinüber.

Sanji sah ihn an, sah den Schwertkämpfer ihrer Crew an, den ersten Maat, die rechte Hand des Käpt’n.

Seine Sicht wurde verschwommen.

„Wenn du jetzt anfängst zu heulen, werf ich dich hochkant raus.“

„Nicht das du das könntest“, murrte Sanji mit brüchiger Stimme, sich abwendend, einen riesen Kloß im Hals und tatsächlich kurz vorm weinen.

„Uh, der war unter der Gürtellinie, das tat weh.“

Sanji guckte geschockt auf.

„Ach halt, ich fühl da ja nichts mehr.“ Ein schiefes Grinsen hatte sich auf die schmalen Lippen des Schwertkämpfers geschlichen.

„Hör auf damit!“ Sanji war gefangen zwischen lachen und heulen. Dieser Idiot!

„Wie kannst du darüber nur Witze machen. Das hier ist verdammt scheiße!“

„Wohl wahr.“ Und nun war Zorro plötzlich wieder ernst. „Das hier ist verdammt scheiße.“

Einen Moment waren sie ruhig.

Vom Zimmer nebenan war nichts zu hören.

„Also, warum ist Ruffy ausgetickt?“, fragte er schließlich.

Zorro sah ihn an.

„Du kannst es dir doch denken, oder?“

Er biss sich auf die Lippe. Natürlich wusste er was vorgefallen war. Er war kein Idiot, auch wenn der Säbelrassler anderes behaupten würde, er konnte sich nur zu gut vorstellen wie ihre Unterhaltung verlaufen war.

Langsam lehnte er sich wieder vor.

„Aber er hat doch Recht, oder nicht?“

Der Schwertkämpfer hob nur eine Augenbraue.

„Nein. Du weißt, dass Ruffy falsch liegt.“

Auch der Schwertkämpfer lehnte sich vor, sich mit einer Hand abstützend. Sanji fragte sich, ob er das Gleichgewicht verlieren würde, wenn er das nicht tat.

„Koch, sei kein Idiot. Natürlich ist das Nichts was ich will. Natürlich würde ich nichts lieber wollen, als meinen Traum weiter zu verfolgen. Aber das kann ich nicht mehr.“

Wie konnte Zorro nur so ruhig darüber reden? Sanji dagegen konnte schon wieder spüren, wie seine Augen schmerzten.

„Ich kann nicht mehr kämpfen. Anders als du oder Nami war das die einzige Fähigkeit, die ich unserer Crew beisteuern konnte. Ab jetzt werde ich nicht nur keine Hilfe mehr sein, sondern eine zusätzliche Belastung. Sieh es ein Koch, du weißt es doch auch schon längst. Ob es uns gefällt oder nicht, es ist für mich an der Zeit diese Crew zu verlassen.“

 

Kapitel 4

Kapitel 4

 

-Sanji-

Es war der erste Morgen nach Tag Null.

Am vergangenen Abend hatte er noch relativ lange mit Zorro gesprochen. Hatte versucht ihn umzustimmen, hatte versucht mit ihm zu diskutieren ohne zu streiten, hatte versucht rational und nicht emotional zu bleiben.

Aber es war unmöglich Zorros Ansicht zu wiedersprechen ohne emotional zu werden. Denn rein objektiv betrachtet hatte der verdammte Spinatschädel leider nicht Unrecht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er dem anderen was zu essen holen wollen, aber als er zurück kam war der Schwertkämpfer bereits eingeschlafen.

Die restlichen Crewmitglieder waren alle irgendwann zu Bett gegangen. Zumindest vermutete er das.

Ruffy hatte er erst gar nicht mehr gesehen. Lysop und Franky hatten ja die Nacht durchmachen wollen mit irgendwelchem Bastlerkram, was ihn nur minder interessierte.

Brook war schon weg gewesen als er nach dem Gespräch zurückgekommen war. Laut Robin hatte er den übermüdeten Chopper ins Bett gebracht.

Er hatte noch lange mit den beiden Frauen am Tisch gesessen, das spärlich berührte Abendessen vergessen und über die Zukunft ihrer Crew gesprochen.

In kurzen Worten hatte er ihnen Zorros Entscheidung und somit den Grund für Ruffys Ausraster erklärt und genau wie er waren die beiden Damen absolut dagegen, konnten jedoch sachlich betrachtet dem Schwerkämpfer kaum etwas entgegensetzen. Zumindest nicht, wenn man das Wohl der Crew objektiv betrachtete. Zumindest nicht, wenn man Zorros eigenes Wohl bedachte.

Jetzt war es relativ früh am Morgen und Sanji fragte sich, wie es nun weiter gehen sollte.

Obwohl die Moosbirne und er nicht beste Freunde waren, konnte er sich eine Strohhutbande ohne den dauerpennenden, miesgelaunten, säbelschwingenden Idioten nicht vorstellen.

Er konnte gut verstehen, warum Ruffy dessen Entscheidung ablehnte.

Aber Zorro hatte Recht, von nun an würde er nichts mehr von dem tun können, was er bis dahin getan hatte. Und selbst wenn sie alle damit klar kommen würden, wäre es nicht grausam für ihn tatenlos mit zusehen zu müssen, wie sie ihre Träume erfüllen würden, wohl wissend, dass er seinen nie mehr wahrmachen können würde?

Sanji schluckte schwer und konzentrierte sich auf das brutzelnde Ei in der Pfanne.

Es schockte ihn, wie gefasst der andere gewesen war. Wie selbstverständlich er sein Schicksal angenommen hatte. Während ihres langen Gespräches war der andere nicht ein Mal laut geworden, nicht einmal emotional, nicht einmal verzweifelt.

Wenn er es wäre, wenn seine Hände plötzlich nutzlos wären, würde er durchdrehen. Alleine die Vorstellung erfüllte ihn bereits mit purer Verzweiflung.

Warum also war der andere bis auf kurze Momente so ruhig? Wieso schien es ihm so wenig auszumachen? Wieso erfüllte ihn die Vorstellung seinen Traum, für den er bereit gewesen war zu sterben, nie erreichen zu können nicht mit unvorstellbarer Trauer, während es selbst schon Sanji so sehr bedrückte?

Vielleicht war er wirklich so stark, so reif, es einfach so zu akzeptieren, aber wenn Sanji ganz ehrlich war glaubte er das nicht.

Er glaubte nicht, dass der andere sich so aufgeben würden, einfach sein Schicksal annehmen würde. Zorro würde kämpfen, so wie er immer kämpfte.

Wie jeden Morgen kam irgendwann Robin herein, grüßte ihn wie immer freundlich und begann Kaffee zu kochen. Trotz ihres immer noch bandagierten Armes, half sie ihm so gut sie konnte.

Sie unterhielten sich ruhig, doch Sanji verfolgte diese Unterhaltung nur halb so aufmerksam wie er sonst würde.

Er bemerkte kaum, wie Brook und Nami dazukamen, beide sich am Gespräch beteiligten und Robin halfen den Tisch zu decken.

Erst als so ziemlich alles fertig war, stellte er überrascht fest, dass die Hälfte ihrer Crew noch fehlte.

„Wo sind denn alle?“, fragte er missmutig und besorgt.

Er mochte es nicht wenn jemand dem Essen fortblieb, insbesondere da das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages war.

„Chopper wollte direkt zu Zorro gehen“, antwortete Brook äußerst gelassen. Er schien die meiste Ruhe an den Tag zu legen. Vielleicht zeigten sich hier seine Erfahrung und sein Alter.

„Franky und Lysop sind noch in der Werkstatt.“ Namis Stimme war kratzig, sie hatte vermutlich viel zu wenig geschlafen. „Ich war gerade unten, sie sagten sie kommen später.“

„Woran arbeiten die denn die ganze Zeit“, fragte Sanji nach und stellte sich an den nun fertig gedeckten Tisch.

„Wer weiß.“ Sie zuckte nur mit den Achseln.

„Nun gut, ich werde dann mal Ruffy wecken gehen“ bemerkte Robin in ihrer ruhigen, mysteriösen Art, als hätte sie gerade überlegt wie sie einen von ihnen umbringen würde.

Unglücklich starrte Sanji auf sein Frühstück. Es bestand aus unglaublich vielen Resten des vorherigen Abendessens. Er wollte nichts verschwenden, aber es machte ihn noch unglücklicher, dass seine Crewmitglieder so wenig am vergangenen Tage gegessen hatten.

„Okay. Legt schon mal los. Ich guck noch gerade nach Chopper und bring dem Marimo was zum Essen.“

Mit schnellen Griffen hatte er dem Schwertkämpfer einen Teller zusammengestellt und begab sich ins Krankenzimmer.

Chopper saß an seinem Arbeitstisch und sah noch nicht einmal auf.

Der Schwertkämpfer lag auf dem Krankenbett, die Augen geschlossen, ruhig am atmen, offensichtlich schlafend, was kaum verwunderlich war. Um diese Uhrzeit pennte er meistens noch.

Für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte er sich an den so weit entfernten Morgen, an dem er den anderen aus einem Alptraum gerissen hatte.

Dann fiel sein Blick auf das kleine Beistelltischchen neben dem Bett, dort stand der Teller vom Abendessen, unberührt.

Mit einem Seufzen wechselte er die beiden Teller aus, Chopper bemerkte ihn und sah ihn ernst an, einen Huf an den Lippen. Eindeutiges Zeichen, dass er den Schwerkämpfer schlafen lassen sollte.

Er nickte und deutete auf die Tür zum Esszimmer. Das Rentier nickte ebenfalls und hüpfte von seinem Drehstuhl.

Im Esszimmer waren die anderen, nun inklusive Ruffy, bereits am essen. Dieser wirkte überdies deutlich fröhlicher als am vergangenen Abend. Er grinste und lachte und aß ohne Pause. Wahrscheinlich musste er die Kalorien vom verpassten Abendessen nachholen.

Als sie fast fertig waren tauchten auch endlich die beiden Handwerker auf, tiefe Augenringe und blasse Wangen. Der Lügenbaron gähnte ausgiebig und der Cyborg strich sich seine Mähne aus dem Gesicht.

Wortkarg setzten sie sich an den Tisch und aßen was noch da war.

Doch sie blieben nicht lange. Nach wenigen Minuten seufzte Lysop auf.

„Auf ein Neues?“, fragte er den Blauhaarigen, dieser nickte nur und weg waren sie.

„Was ist denn nur mit denen los?“ Nami klang recht verstimmt.

Plötzlich stand auch Ruffy auf, immer noch breit am grinsen.

„So.“

Die anderen sahen ihn an.

„Und was hast du vor?“ Nun klang Nami mehr als verunsichert.

„Ich gehe zu Zorro.“ Ruffy grinste wie ein Honigkuchenpferd.

„Denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“ Es war selten, dass Robin die Vorhaben ihres Kapitäns in Frage stellte.

„Ja klar. Warum auch nicht?“ Und somit verschwand ihr Gummijunge im Krankenzimmer.

„Na, ob das gut geht?“

„Viel schlimmer als gestern kann es ja nicht werden.“ Brook versuchte den jungen Arzt auf seine Art zu beruhigen.

Doch es blieb ruhig.

Selbst als Sanji gemeinsam mit dem Skelett den Abwasch bewältigt hatte, war es immer noch ruhig.

Irgendwann tauchte Ruffy wieder draußen auf und spielte Angeln. Sanji weigerte sich, es als ernsthaftes Angeln zu betrachten, schließlich lachte der Strohhut laut und wackelte alle paar Sekunden an seiner Angelroute, so dass da nie etwas anbeißen würde.

Nach einer Weile tauchten auch Lysop und Franky aus den Tiefen des Schiffs aus und gingen schnurr stracks in die Männerkajüte um zu schlafen.

Chopper saß währenddessen auf der Schaukel und las ein großes, schweres Buch.

Robin war wohl oben im Ausguck, wie Nami Sanji mitteilte, während er mit Cocktails übers Schiff wanderte.

Brooks Geigenspiel begleitete ihn übers gesamte Schiff, auch wenn er nicht wusste, wo der Knochenmann sich aufhielt.

Er selbst versuchte sich mit mehr oder weniger wichtigen Aufgaben zu beschäftigen, versuchte die seltene Ruhe zu genießen, aber es war unmöglich. 

Wie vermutlich jeder ihrer Crew, dachte er unablässig an den Schwertkämpfer.

Immer noch versuchte er sich auf seine Vorratsliste zu konzentrieren, die auf dem aktuellsten Stand war nebenbei bemerkt, aber nach zwei weiteren Seufzern legte er seine Lesebrille zur Seite und stand auf.

Er hatte noch ein bisschen Zeit bis er mit dem Mittagessen anfangen musste, da konnte er auch mit seinem Lieblingsfeind plaudern. Etwas was er vorher nie getan hätte, oder zumindest nie zugegeben hätte, dass er das getan hätte.

Zu seiner Überraschung lag der Schwertkämpfer diesmal nicht im Bett sondern saß aufrecht, die Arme erst nach oben gestreckt und sich dann ganz langsam nach vorne beugend, bis die Arme den Boden berührten, dabei musste er wohl unglaublich auf sein Gleichgewicht achten.

„Was willst du, Koch?“

Der andere sah ihn nicht mal an, sondern wiederholte die seltsame Bewegung.

„Was tust du da?“

„Wonach sieht es denn aus?“

„Nach Männerballett für Arme, beziehungsweise mit Armen und ohne Beine.“

Verdammt! Er hatte es sich einfach nicht verkneifen können. Macht der Gewohnheit.

Doch der andere schien noch nicht einmal beleidigt,

„Nicht ganz, aber mindestens genauso peinlich.“

„Krankengymnastik?“

Der andere murrte nur zustimmend, offensichtlich nicht in der Lage oder nicht in der Stimmung auf seinen Angriff einzugehen.

Über seinen Rücken hinweg konnte Sanji das unberührte Frühstück auf dem kleinen Tischchen erspähen.

„Du solltest mal was essen.“

„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“

„Ich will nur nicht die ganze Zeit gute Lebensmittel wegschmeißen müssen.“

Der Ältere streckte sich ein weiteres Mal, ehe er sich zu Recht rückte gegen die Wand lehnte.

„Du musst mir ja nichts hinstellen.“

„Da du dir ja nichts holen kannst, muss ich es wohl für dich tun.“

Zorro reagierte nicht.

Hatte er ihn nun doch ernsthaft verletzt? Verdammt!

Wenn es um den Marimo ging war es ihm fast unmöglich seine Zunge im Zaun zu halten, er sprach schneller als er dachte.

Er war da nicht dran gewöhnt. Er war selbst noch so geschockt von dem Geschehenen, hatte es noch nicht einmal ansatzweise begonnen zu verarbeiten und nun warf er es dem anderen an den Kopf ohne überhaupt auf seine Gefühle zu achten.

Verdammt!

Doch zu seiner Überraschung grinste der andere nur sachte und schüttelte den Kopf.

Steckte er das tatsächlich so gut weg?

„Worüber hast du dich mit Ruffy unterhalten? Diesmal hat er dich ja nicht durchs Zimmer katapultiert.“

Nun sah der Grünhaarige ihn das erste Mal an.

„Eigentlich das Gleiche wie gestern, nur diesmal hat er zugehört.“

Sanji biss sich auf die Unterlippe.

„Und das Ergebnis?“

„Ich werde bleiben.“

Erleichterung flutete Sanji. Kein Wunder, dass Ruffy so gut gelaunt gewesen war. Zorro würde bleiben. Alles andere würden sie schon irgendwie hinbekommen.

„Bis wir die Red Line erreichen. Von dort aus wird es mir einfacher fallen, in den East Blue zurückzukehren.“

Er erstickte an seinem eigenen Atem.

„Was?“

„Tu nicht so geschockt. Wir beide wissen, dass die neue Welt so oder so gefährlich genug wird. Diese  Crew braucht nicht noch zusätzlich einen Krüppel, auf den ihr alle Rücksicht nehmen müsst.“

Fassungslos starrte er den anderen an, doch dieser schien nur zu entspannt.

„Und wenn du mich nun entschuldigen würdest. Ich bin ziemlich müde und möchte mich etwas ausruhen.“

Seine Reflexe arbeiteten schneller als sein betäubtes Gehirn.

„Du pennst doch eh nur.“

„Als wäre das etwas Neues.“

All das hörte sich so falsch an. All das war nicht richtig.

Irgendetwas an der Art wie Zorro sich benahm passte nicht, wie falsch zusammengesetzt.

Er ging, doch dieses leere Gefühl etwas verloren zu haben blieb.

 

-Zorro-

Als die Tür zufiel atmete er tief durch und ließ sich einfach zur Seite fallen.

Sein Rücken schmerzte kaum noch, seine Wunden verheilten gut.

Er war so erschöpft, er war so müde.

Er war die ganze Zeit müde.

Es war so anstrengend, er war an dieses Bett gefesselt, konnte sich kaum eigenständig in eine sitzende Position bringen. Er konnte nicht gehen, wenn ihm etwas nicht passte, konnte seine Gedanken nicht durch sein tägliches Training ordnen.

Er vermisste das Trainieren, es war das, was ihn beruhigte, befreite, beflügelte.

Es war anstrengend. Jedes Mal, wenn sich eine der beiden Türen zum Krankenzimmer öffnete, musste er sich zusammenreißen, musste seine Gefühle kontrollieren. Chopper war so fragil wie aus Glas, ein lautes Wort wäre genug um ihn in tausend Scherben zerbersten zu lassen.

Doch das war etwas, was er nie zulassen würde. Alles was er noch tun konnte, war seinen jungen Freund vor seinen wahren Gefühlen zu bewahren.

Ruffy war da ganz anders, aber genauso zerbrechlich. Es war seine Aufgabe Ruffy zu beschützen, selbst wenn das bedeuten würde, dass er gehen musste… Verdammt! Selbst wenn das bedeuten würde, dass er die Crew verlassen musste.

Den Rest der Crew hatte er seit dem Unfall kaum gesehen, zumindest nicht alleine. Vermutlich wussten sie nicht, wie sie mit ihm umgehen sollten.

Doch ihm war das nur Recht, besser als diese mitleidigen Blicke und heuchlerischen Worte.

Die einzige Ausnahme bildete der nervige Smutje, der gefühlt alle paar Minuten hereingeschneit kam um mit ihm irgendwelche tiefen Gespräche zu führen.

Eigentlich war er der Schlimmste von allen. Er konnte genau sehen, wie der andere versuchte seine eigenen Gefühle in den Hintergrund zu schieben um ihm Raum zu geben. Er konnte sehen, wie Sanji versuchte seine Gedanken und Gefühle zu erahnen, und jedes Mal meilenweit daneben lag.

Aber dadurch musste er sich noch mehr zusammenreißen, musste noch mehr darauf achten, was er sagte und tat. Er war daran gewöhnt auf Ruffy und auf Chopper zu achten. Er war daran gewöhnt den anderen Crewmitgliedern nicht zusätzliche Sorgen aufzubürden.

Aber er war einfach nicht daran gewöhnt auch noch darauf achten zu müssen, dass er den Koch zerbrechen könnte. Das überforderte ihn, er wusste nicht wie lange er das noch aushalten konnte.

Sein leerer Blick lag auf seinen Knien, die noch genauso da standen wie er sie vorher abgesetzt hatte.

Choppers Worte vom vergangenen Abend waberten in seinem Kopf herum, doch der letzte Funke Hoffnung war schon lange verflogen.

Und ganz leise spürte er, dass er selbst nun brach.

Er würde nie wieder laufen können, nie wieder trainieren können, nie wieder kämpfen können.

Er streckte eine Hand nach seinen Schwertern aus, die an Choppers Arbeitstisch lehnten.

Er kam nicht dran, doch plötzlich war der Drang sie zu halten zu groß.

Mühsam richtete er seinen Oberkörper auf und lehnte sich soweit nach vorne wie er konnte, irgendwann rutschten seine Beine weg und er fiel zu Boden.

Mit der Kraft seiner Arme zog er sich nach vorne, bis er schließlich seine geliebten Schwerter halten konnte.

Schwerfällig lehnte er sich in die Ecke gegen die Wand und schloss die Augen, die Waffen in seinem Schoß. Sein Kopf ruhte an der Kante des Tischs.

Hart und kalt traf ihn erneut die Erkenntnis.

Es war vorbei!

Er hatte immer gekämpft, nie aufgegeben, aber nun gab es nichts mehr zum kämpfen.

Er würde niemals mehr gegen Falkenauge antreten. Er würde seinen Traum nie erfüllen können.

Er war kein Schwertkämpfer mehr.

Er würde sein Versprechen nie wahr machen können.

Sein Atem brach und er spürte die Tränen.

All das, wofür er gelebt hatte, all das, was ihm wichtig war, war nun verloren.

Einst hatte er nur für seinen Traum gelebt, nun für acht weitere, für acht großartige Träume und nun hatte er das alles verloren. Hatte seinen Anteil in der Geschichte verloren.

Er konnte zurück in den East Blue, konnte vielleicht zurück zu seinem alten Meister Koshiro und ihn bei der Ausbildung seiner Schüler unterstützen. Vielleicht würde er irgendwann an irgendetwas anderem Interesse finden.

Aber er wusste, dass er nie wieder glücklich werden konnte. Das, was sein Leben ausgemacht hatte, das, wofür er sogar bereit gewesen war zu sterben, war nun fort.

Mit einem Finger strich er die obere Kannte seiner Narbe entlang.

Er hatte Mihawk versprochen ihm diese Narbe eines Tages zurück zu geben, dieses Versprechen würde er nicht halten, auch nicht halten.

Sein Blick lag auf seinen Füßen, sah die Narben von damals.

Ohne Beine wäre er besser dran, als mit diesen leblosen Anhängseln.

Sein Blick lag auf Kitetsu. Nur zu gerne wäre es ihm behilflich bei dieser Tat, das konnte er spüren. Aber er würde diesem Drang nicht nachgeben, so wie er keinen ehrlosen Selbstmord begehen würde. Er war zu stolz dafür, er würde nicht den feigen, einfachen Ausweg nehmen, das würde er sich nie verzeihen.

Aber während er so dalag, an die Wand des Krankenzimmers gelehnt, seine Schwerter wie kleine Kinder am hin und her wiegen, rann eine einzelne Träne seine Wange hinab und er wünschte sich, dass er doch gestorben wäre.

Dass er den Absturz von der Klippe nicht überlebt hätte. Dass er keine Last für seine Freunde sein würde.

Er konnte diese erbärmlichen Gedanken nicht verbannen.

Sie waren nicht stark genug ihn wegzuschicken, dass wusste er. Deswegen musste er gehen, deswegen wäre es für alle einfacher gewesen, wenn er gestorben wäre.

Vor langer Zeit hatte es mal diese kleine Hoffnung gegeben, dass er genauso nie enden würde. In einer dunklen Nacht, nach viel Alkohol und einer großen Feier hatte er eine Abmachung getroffen, eine Absprache zugunsten der Crew, um sie zu beschützen. Er hatte Vorkehrungen getroffen um zu verhindern, dass er je als Krüppel enden würde, aber…

„Du wirst es nicht tun, oder?“, flüsterte er, den Kopf gegen die Wand gelehnt, Augen geschlossen.

Er wusste, dass die Person im Türrahmen ihn traurig ansah und den Kopf schüttelte.

„Es tut mir leid.“

Er sagte nichts, hörte wie die Türe sich leise schloss. Sanfte Schritte hallten über das Holz.

„Ich wünschte ich könnte es.“

Er konnte hören wie ihre Stimme brach und als er aufsah konnte er sehen, wie leise Tränen ihren Weg ihre Wangen hinunter suchten.

„Ich wünschte so sehr ich könnte es noch tun.“

Er schüttelte den Kopf.

Lange sahen sie einander an. Sie war wohl die Einzige, die seine Wahrheit ertragen konnte, die ihn ertragen konnte. Seine Gefühle und seine Ansichten.

Verstehen konnte, dass er so nicht leben konnte. Verstehen konnte, dass der Tod ihm gnädiger wäre. Verstehen konnte, dass er sich nie verzeihen konnte, dass er die anderen im Stich gelassen hatte.

Sie sah zu ihm hinab, rang laut nach Luft und presste sich eine Hand auf ihre Lippen, ehe sie auf die Knie sank.

Nun kniete sie zu seinen Füßen, so nah und doch so fern.

Keiner von ihnen würde vor den anderen schwach werden, aber hier und jetzt waren es nur sie beide, und er erlaubte ihr zu trauern, so wie er trauerte, um den Mann, der er hätte sein  können.

„Bitte vergib mir“, flüsterte sie.

Er seufzte leise.

„Es gibt nichts, was ich dir vergeben müsste. Es ist lange her, die Dinge haben sich geändert. Wir haben uns verändert.“

Sie sah weg, einzelne Tränen tropften zu Boden, während ihr Pony ihr Gesicht verbarg.

„Aber es war unsere Abmachung. Unser Deal.“

Ihre Stimme war so viel schwächer als sonst.

„Aber wie könnte ich dich darum bitten das zu tun, wenn ich es doch damals auch nicht getan habe.“

Nun sah sie auf.

„Das war etwas anderes.“

„Ja, das war es.“

Für sie hatte er noch kämpfen können. Es hatte noch eine Chance gegeben.

Er sah ihr zu wie sie sich langsam wieder aufsetzte, ein verbissener Ausdruck im Gesicht. Sah ihr zu wie sie ihm ernst zunickte und stumme Tränen ihre Augen füllten. Sah ihr zu wie sie die Arme kreuzte und ihn mit bebenden Lippen ansah.

Plötzlich tauchten zwei Arme aus der Wand neben ihm auf und begannen ihn zu würgen.

 Sie weinte immer mehr, biss sich auf die Lippe und hatte die Hände zu Fäusten geballt, während er einfach nur da saß und spürte wie es immer schwerer wurde zu atmen.

Er wusste, dass sie es nicht schaffen würde.

Er schloss die Augen, genoss den Schmerz, genoss die Vorstellung dass seine Qualen ein Ende haben könnten. Genoss die Vorstellung von seinen eigenen Gedanken nicht mehr gejagt zu werden, keine Enttäuschung mehr zu sein, doch dann ließ der Druck nach.

Laut schluchzte sie auf und er wusste, dass die fremden Arme verschwunden waren.

„Ich kann es nicht!“ Sie unterdrückte einen Aufschrei indem sie sich beinahe selbst in den Arm biss. „Es tut mir leid!“

Erneut floh eine Träne aus seinem Auge, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Es war nichts weiter als eine Vorstellung gewesen. Er hatte gewusst, dass es keinen einfachen Ausweg für ihn geben würde, dass er diesen Weg nie gehen würde, dass sie es letzten Endes nicht tun würde.

Er würde nicht wie ein Feigling sterben.

„Ist schon okay. Es ist alles in Ordnung.“

Auf allen Vieren robbte sie vorwärts, äußerst unelegant für die sonst so bezaubernde Dame, und nahm seine Hand in die ihre, immer noch schluchzend, immer noch weinend.

Sie war wie er, sie waren einander sehr ähnlich.

Sie sprachen über Dinge, die die anderen nicht verstehen konnten, vielleicht noch nicht einmal ertragen konnten.

Vor langer, langer Zeit hatten sie eine Abmachung getroffen. Eine Abmachung zum Schutz der Crew, aber auch um ihrer selbst willen. Um einen jeden von ihnen vor ihrer größten Furcht zu bewahren.

Doch damals, in jener Nacht nach dem Anschlag auf Eisberg, als sie ihn so flehentlich angesehen hatte, in dieser Nacht hatte er sich nicht daran gehalten und er hatte gewusst, dass sie es nun auch nicht mehr tun konnte.

Gefühle waren schon etwas ziemlich störendes. Wenn Menschen einem wichtig wurden, verlor man jeden Bezug zur Objektivität.

Er hatte schon sehr früh gewusst, dass er die Abmachung nicht einhalten würde, spätestens als sie den Admiral getroffen hatten, vielleicht aber schon früher, da war er sich nicht mehr sicher.

Doch sie hatte bis gerade gedacht, dass sie es schaffen könnte.

Sie war wirklich stark.

Sie war überzeugt davon gewesen, ihre eigenen Gefühle in den Hintergrund zu stellen um ihre Abmachung zu erfüllen, doch letzten Endes konnte sie es nicht.

Er wusste nicht was ihn mehr bewegte, ihre Loyalität oder ihre Herzlichkeit.

Beides Dinge, die er ihr bei ihrem ersten Treffen nie zugetraut hätte.

Er zog sie zu sich und nahm die sonst so starke Frau in seinen Arm.

„Ich danke dir.“

Kapitel 5

Kapitel 5

 

-Sanji-

Die nächsten zwei Tage verliefen relativ ereignislos.

Das Schiff segelte bei mäßigen Seegang immer der Richtung des Logports hinterher und brachte sie langsam aber sicher der Red Line näher.

Lysop und Franky waren immer noch die meiste Zeit in ihrer Werkstatt verschwunden und kamen nur zum schlafen oder essen heraus, Sanji bezweifelte sogar, dass sie duschten so wie sie rochen.

Ruffy verschwand immer wieder für wenige Stunden zum Schwertkämpfer ins Krankenzimmer, der dort den ganzen Tag verbrachte.

Der Koch hatte bemerkt, dass auch Robin viel Zeit im Krankenzimmer verbrachte, zwei Mal hatte er sie dort angetroffen. Sie hatte gelesen, einmal leise und einmal laut.

Und auch der Schiffsarzt besuchte seinen Patienten häufig, oft aus medizinischen Gründen, aber auch aus privaten Anlässen.

Selbst die Musik ihres Musikanten hatte Sanji beim Kochen einmal aus dem Nebenzimmer gehört.

Man konnte also nicht behaupten, dass der Schwertkämpfer viel allein war oder vereinsamen konnte.

Dementsprechend hatte Sanji auch kaum die Möglichkeit gefunden, mal allein mit dem anderen zu sprechen. Denn wenn mal niemand da war, und manchmal auch wenn ein anderer da war, schien er immer zu schlafen.

Selbst für den Marimo war die Menge an Schlaf die er zurzeit sammelte, ungewöhnlich hoch und das war nicht das einzige Problem.

Drei Mal am Tag brachte Sanji dem Spinatschädel ein Tablett mit Essen, drei Mal am Tag räumte er ein unberührtes Tablett ab.

Noch nicht mal das Glas Wasser oder Saft trank er, Alkohol war laut Chopper immer noch tabu, obwohl die äußeren Wunden wohl bereits verheilt waren.

Jedes Mal nahm Sanji sich vor den anderen gegen die nächste Wand zu kicken und ihm das Essen notfalls in den Rachen rein zu stopfen, aber jedes Mal traf er den anderen schlafend an.

Gerade war wieder ein solcher Moment.

Es war noch sehr früh am Morgen.

Er schlief nicht mehr besonders gut und daher hatte er sich bereits ans Frühstück gegeben, probierte ein paar sehr zeitaufwendige Kreationen aus, für die ihm sonst Ruhe und Muße fehlten.

Gerade hatte er das Frühstück gegen das Mahl vom vergangenen Abend ausgetauscht.

Im Krankenzimmer war es noch dunkel, bis auf das schwache Licht aus der Kombüse.

Im fahlen Schimmer schienen die Wangen des anderen leicht eingefallen, seine Haut wirkte gräulich.

Sanji kannte diese Anzeichen, noch nicht gefährlich, aber eindeutig Besorgnis erregend, und für jemanden wie ihn war die Vorstellung, dass der andere hungerte obwohl Nahrung vorhanden war, unvorstellbar und absolut nicht nachvollziehbar.

Zorros gelassene, gute Stimmung vom Anfang war wohl mittlerweile ganz verflogen. Aus den anderen Gesprächen hatte er entnommen, dass ihr Schwertkämpfer wenig bis gar nicht redete. Selbst bei Chopper antwortete er nur auf die nötigsten Fragen und tat kommentarlos, was der junge Arzt von ihm verlangte.

Keiner sagte es, keiner tat so als ob irgendetwas anders war, doch Sanji wusste ganz genau, dass sie sich alle Sorgen machten.

Doch wie bereits in den vergangenen Tagen entschied er mit einem stillen Seufzen den anderen schlafen zu lassen.

Vielleicht hatte er auch ein bisschen Angst vor der nächsten Auseinandersetzung, er hatte Angst was der andere sagen könnte aber auch was er selbst sagen könnte.

Das Frühstück lief genauso ab, wie schon die letzten paar Tage. Robin tauchte als erstes auf, gefolgt von Nami und Brook. Chopper und Ruffy kamen wenig später nachdem Brook sie geweckt hatte. Während die Schlacht ums leibliche Wohl bereits im vollen Gange war, kamen die beiden Bastler herein, immer noch wortkarg und arg konzentriert.

Sie beteiligten sich kaum an den allgemeinen Gesprächen sondern setzten sich in eine Ecke und sprachen eilig und ernst.

Sanji beobachtete die anderen aufmerksam, es war gar nicht so anders als sonst, aber man merkte einfach, dass der griesgrämige Möchtegernsamurai fehlte.

Doch dieses Mal ging Ruffy nicht ins Krankenzimmer, nachdem er endlich aufgegessen hatte. Während Sanji und Brook die Teller abwuschen konnten sie ihren Kapitän hören, der Nami und Chopper dazu animieren wollte,  mit ihm Karten zu spielen.

Robin lachte leise und wies darauf hin, dass Nami jedes Spiel gewinnen würde, doch schließlich gaben alle nach und folgten dem Strohhut nach draußen.

„Wenn du willst, kannst du auch gehen“, bot Sanji dem Skelett an, „Den Rest schaffe ich auch alleine.“

„Wirklich?“ Brook sah so glücklich aus, wie ein Totenschädel nur aussehen konnte.

„Na klar. Nimm das Tablett da vorne mit, aber pass auf, dass Ruffy nicht alle auf einmal ist.“

Er deutete auf ein Tablett frischer Obsttörtchen, die er erst am frühen Morgen ausprobiert hatte. Sie waren recht gelungen für seinen ersten Versuch.

„Danke dir Sanji.“

Mit einem schallenden Lachen nahm der Musikant das hübsche Gebäck und eilte hinaus, zu den anderen.

Leise seufzend erledigte er den Rest alleine. Zwar war er dankbar für Brooks Hilfe, aber der Knochenmann war redlich umständlich wenn es zu Aufräumarbeiten kam. Nicht selten verfehlten seine knochigen Hände die Teller, die Sanji ihm reichte und nicht selten lachte er ausgiebig in den unpassendsten Momenten und erschreckte Sanji damit zu Tode.

Ganz anders als der schlecht gelaunte Schwertkämpfer, der einfach nur still und entnervt das tat, was man ihm sagte. Zorro mochte diese Arbeiten zwar nicht, aber sobald er ihnen einmal zugeteilt war, erledigte er sie ohne zu murren, naja ohne viel zu murren.

Endlich hatte Sanji die letzten Überreste des Frühstücks beseitigt. Müde ließ er sich auf einen Stuhl fallen und zündete sich eine bitter nötige Zigarette an, bereits seine vierte am noch jungen Tag.

Er musste eindeutig mehr schlafen wenn er noch von Nutzen sein wollte. So müde wie er war würde er keine Nachtwache durchhalten. Glücklicherweise hatten die Freizeitbastler die letzten Male übernommen, nicht dass er deswegen wirklich besser geschlafen hatte.

Bevor er wusste was er tat, zog er sich das Buch, welches Chopper auf dem Küchentisch vergessen hatte, näher und bettete seinen Kopf drauf. Nur wenige Sekunden später war er bereits eingenickt.

 

Als er aufwachte wusste er nicht wie viel Zeit vergangen war, doch er wusste, dass er nicht mehr alleine im Zimmer war. Langsam hob er den Kopf. Zorro saß ihm gegenüber, ein süffisantes Grinsen im Gesicht, welches er auf einer Hand abstützte.

„Wuaah!“

Er sprang zurück, beinahe vom Stuhl fallend.

Der Schwertkämpfer lachte böse.

„Nicht so schreckhaft Dornröschen.“

„Was zur Hölle tust du hier?“, fauchte er und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den anderen. Ihm fiel auf, dass er die noch vor sich hin kokelnde Zigarette immer noch hielt. Ein Wunder, dass nichts angebrannt war.

„Was soll das denn nun schon wieder bedeuten? Der Essensraum ist für alle da, nicht nur für dich, Prinzeschen.“

„Hör auf mich so zu nennen, du Moosbirne.“

„Was denn? Du hast doch selbst gesagt, dass du nur für Frauen ein Ritter in glänzender Rüstung abgibst. Für mich wirst du immer das blonde Prinzeschen vom Idiotenland sein.“

„Du Mistkerl!“

Bevor er überhaupt wusste was er tat, war er bereits aufgesprungen und kickte nach dem anderen.

Zorro grinste nur noch breiter, sprang ebenfalls auf und blockte seinen Fuß mit beiden Händen, ehe er sich über den Tisch warf und ihn angriff.

Adrenalin pumpte durch seinen Körper, ihr letzter guter Kampf lag schon Tage zurück und er…

Warte mal.

„Wie ist das möglich?!“

Er sprang zurück und brachte zwei Meter zwischen sich und den Schwertkämpfer.

„Ziemlich einfach, Kartoffelschäler, du bist blond und ein...“

„Darüber rede ich nicht!“, brüllte er den anderen an, „Du stehst! Du kannst laufen! Du bist gesund!“

Zorro ließ beide Arme sinken und legte den Kopf schräg.

„Ja, ich kann laufen, na und?“

Der Grünhaarige sah aus, als würde er sich wirklich Sorgen machen.

„Seit wann? Wie? Was hast du…?“

„Was ist denn los Koch? Schlecht geträumt? Kommt bestimmt vom vielen Rauchen.“

Wieder lachte der Schwertkämpfer leise feixend und ging erneut in Kampfposition.

„Aber das ist noch lange kein Grund für mich, dir es einfacher zu machen.“

Langsam verstand Sanji, es war nur ein Traum gewesen, ein furchtbarer, schrecklicher Traum.

Erleichterung machte sich in ihm breit während er den Angriff des anderen abwartete. Zorro war gesund, er war nicht gelähmt, er war immer noch in der Lage seinen Traum zu verfolgen und zu erreichen. Es war alles gut. Es war alles gut.

„Wer hat denn gesagt, dass ich es dir einfach machen werde?“, entgegnete er ebenso feixend.

Noch einmal grinsten sie einander an, ehe es zum nächsten Schlagabtausch kam.

Diesmal jedoch härter, unnachgiebiger. Das hier war echt! Es war kein blöder Traum, keine hilflose Hoffnung, sein Lieblingsfeind war wieder da und er würde ihn diesmal besiegen!

Lachend gab sich Sanji ganz dem Kampfesrausche hin, steckte ein und teilte aus.

So sollte ein Kampf sein!

Plötzlich gab Zorros Bein nach und er stürzte.

„Na, was war das denn für ein schwaches Ausweichmanöver?“

Doch zu seiner Überraschung sah der andere ihm unglaublich zornig aber auch panisch an.

„Was hast du getan?!“, knurrte der Schwertkämpfer und stützte sich mit beiden Händen ab.

„Was redest du? Was ist los?“ Verwirrt sah er auf den am Boden hockenden Mann.

„Meine Beine. Ich spür meine Beine nicht!“ Zorros Stimme war wütend aber auch gemischt mit Verzweiflung. „Was hast du getan Koch? Was hast du mir angetan?!“

Sanji stolperte einen Schritt zurück.

„Was? Aber ich…“

„Du warst das.“ Zorro versuchte sich hinzuknien, aber seine Beine wollten ihm nicht gehorchen.

„Du hast mich von der Klippe gestoßen! Das ist deine Schuld!“

„Hat er Recht?“

In der Tür stand auf einmal Ruffy und sah ihn fassungslos an.

„Hast du Zorro den Abhang runter gestoßen?!“

Ohnmächtig sah er zwischen den liegenden Schwertkämpfer und seinem Kapitän hin und her.

„Aber… aber…“

„Stimmt es?! Ist es deine Schuld?!“

Doch bevor er antworten konnte, spürte er den Schlag gegen die Schläfe.

Hart schlug er auf dem Boden auf.

Er erwartete einen Schrei, laute Stimmen, Brüllen, irgendetwas, doch alles war still.

Nur sein Herz schlug unnachgiebig.

Verwirrt sah er sich um.

Er lag im Esszimmer, der umgekippte Stuhl neben ihm, eine abgebrannte Zigarette in seiner Hand.

Ansonsten war niemand da. Kein Schwertkämpfer, kein Strohhut.

Er war alleine.

Langsam setzte er sich auf. Er war eingeschlafen, es war nur ein Traum gewesen.

Noch immer atmete er schnell.

Es war nur ein Traum gewesen.

Von draußen konnte er Ruffys lachende Stimme hören, der irgendwelche Spiele spielte und Zorro lag auf der anderen Seite der hölzernen Wand im Bett.

Es war nur ein Traum gewesen.

Ganz vorsichtig richtete er sich auf und stellte auch den Stuhl wieder hin.

Er musste wirklich dringend wieder besser schlafen.

Sein Blick wanderte durch den Raum, blieb auf dem Buch hängen, auf dem er geschlafen hatte. Ein Medizinbuch, es musste von Chopper sein. Langsam hob er es hoch, studierte die aufgeschlagene Seite.

Eine Stelle war bunt markiert und wild unterstrichen und obwohl er nicht viel von dem Fachlatein verstand begann er zu lesen. Das meiste war unverständliches Kauderwelsch aber er verstand genug.

Genug um aufzuspringen und in den anliegenden Raum zu rennen.

Und dort stand er und starrte den Schwertkämpfer an. Dieser war wieder bei seinen seltsamen Übungen, die wirklich nicht lächerlicher hätten aussehen können.

Für eine Sekunde sagte niemand etwas.

„Was willst du, Koch?“, murrte der andere wie immer äußerst freundlich.

Er nickte nur zum Tablett auf dem Nachtischchen hinüber, welches wie immer nicht angefasst war.

„Du solltest was essen“, antwortete er anstatt auf die Frage einzugehen.

„Kein Hunger.“ Der andere sah ihn noch nicht einmal an, sondern vollführte seine Dehnübungen.

„Dein Körper braucht Nahrung um zu genesen.“

„Ich weiß, was mein Körper braucht. Ist nicht dein Bier.“

Er war offensichtlich gereizt, doch Sanjis Herz rannte immer noch auf Hochtouren. 

„Doch, als Schiffskoch geht es mich sehr wohl an, ob die Crewmitglieder ordentlich ernährt sind.“

„Na zum Glück werde ich bald nicht mehr…“

„Sprich ja nicht weiter!“

Bevor er sich bremsen konnte, hatte sein Bein bereits die Luft zerborsten.

Im letzten Moment packte die Hand des anderen seinen Fuß, die grünen Augen blitzten ihn wütend an.

„Meine Beine mögen nutzlos sein, aber ich bin noch lange nicht hilflos. Unterschätze mich ja nicht.“

„Vor allem deine Blödheit sollte ich nicht unterschätzen“, knurrte er und riss sein Bein zurück.

„Warum hast du schon aufgegeben?!“

Zorros Augen wurden groß, für eine Sekunde schien er nicht zu verstehen, doch dann wurde sein Blick ernst, als wüsste er genau, was durch Sanji’s Kopf ging.

„Du hast mit Chopper gesprochen?“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich hab es in einem seiner Bücher gelesen.“

Er zog sich den Schemel heran. „Warum hast ausgerechnet du aufgehört zu kämpfen?! Du wolltest dir sogar die Füße abhacken. Warum gibst du auf, wenn es doch noch eine Chance…“

„Es gibt keine.“

Zorro seufzte und senkte seine Arme. Seinem Körper fehlte die gewohnte Spannung.

„Was? Aber in dem Buch…“

„Du bist kein Arzt, Koch. Du hast keine Ahnung. Es gibt keine Chance mehr.“

„Aber, wieso…?“

„Du hättest erst mit Chopper sprechen sollen.“

Nun klang Zorro entspannt, beinahe zu gelassen, während er selbst das Gefühl hatte von innen heraus zu zerbersten.

Erneut seufzte der Schwertkämpfer und lehnte sich gegen die Wand. Dann sprach er:

„Wenn das Rückenmark nicht komplett durchtrennt ist besteht die Möglichkeit, dass es zwar verletzt ist, sich jedoch bis zu einem gewissen Grad regenerieren kann. Darauf spielst du an, nicht wahr?“

Sanji nickte.

Ein leises, schauderhaftes Lachen erfüllte den Raum.

„Ja, davon hat Chopper mir auch erzählt. Und zu welcher Wahrscheinlichkeit ich einen Wirbelbruch oder aber eine Prellung haben könnte. Und er hat mir gesagt, dass je länger die Lähmung andauert, desto unwahrscheinlicher ist die Genesung.“

Sanji sah ihn an.

„Hätte es eine Chance gegeben, wäre ich beim Aufwachen bereits nicht mehr gelähmt gewesen. Aber der Unfall ist nun eine Woche her und…“

Er beendete seinen Satz nicht und sah Sanji einfach nur an.

„Tut mir leid deine kleine Hoffnung zerstört zu haben.“

„Aber in dem Buch…“, begann er in einem letzten schwachen Aufbäumen.

„Koch.“ Er sah den anderen an.

Zorro lehnte sich zur Seite und griff nach der Gabel vom Tablett.

Im nächsten Moment stach er sie mit voller Kraft in seinen rechten Oberschenkel, die Zinken gruben sich bis zum Anschlag ins Fleisch, feine Blutlinien bildeten sich und verfärbten die Hose.

„Was tust du denn da?!“ Er war aufgesprungen.

„Verhindern, dass du dir noch einmal Hoffnung machst.“

„Was?“

Sein Blick wechselte zwischen der Gabel im Bein und dem ernsten, viel zu ruhigen Blick des Schwertkämpfers hin und her. „Was redest du denn da?“

Er versuchte nach der Gabel zu greifen, doch der Grünhaarige hielt ihn problemlos zurück.

„Du solltest jetzt gehen, Koch.“ Seine Stimme war aalglatt. „Und du solltest nie wieder mit einem Funken Hoffnung herein kommen.“

Ihre Blicke trafen sich.

Das ist deine Schuld!

„Verschwinde!“

Und dann floh er. Erst oben im Badezimmer blieb er stehen, der einzige Raum neben der Vorratskammer, der abgeschlossen werden konnte.

Für eine weitere Sekunde stand er da und dann brach er zusammen und weinte.

 

-Zorro-

Mit einem ekelhaften Schmatzen zog er die Gabel wieder aus seinem Bein.

Für eine Sekunde meinte er das Stechen zu fühlen.

Sein Geist erinnerte sich an den Schmerz den er fühlen sollte, aber er fühlte nichts.

Es war nichts weiter als die Erinnerung an ein Gefühl, welches ihm nun fremd war.

Er konnte sehen wie das Blut in seine Hose sickerte, aber es war nicht besonders viel und es kümmerte ihn nicht wirklich.

Desinteressiert warf er die blutige Gabel zurück aufs Tablett.

Er wusste, dass er unfair gewesen war, gemein, fies. Er hatte der Kringelbraue einen gehörigen Schrecken eingejagt, dabei hatte der andere nur nett sein wollen. Ihm nur Hoffnung schenken wollen.

Und das war ihm gelungen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er tatsächlich geglaubt, dass er vielleicht noch kämpfen könnte, vielleicht noch für etwas kämpfen könnte.

Doch der Schmerz des Erwachens war wieder einmal bittersüß gewesen.

Schon wieder war sein Traum gestorben, wieder einmal hatte er sich von ihm verabschieden müssen.

Vielleicht war er gegenüber dem Koch unfair gewesen, aber das, was der Blonde ihm unbewusst angetan hatte war viel schlimmer.

In seinen Versuchen ihn aufbauen zu wollen, verletzte er ihn nur noch mehr.

„Du solltest nicht so hart zu Sanji sein.“ Er sah nicht auf sondern blieb so liegen wie er war. „Und erst recht solltest du nicht so hart mit dir selbst ins Gericht gehen.“

„Ich brauche deine Glückskeksweisheiten nicht.“

Der andere lachte leise und warf sich auf den Schemel.

„Ich glaub es tut dir nicht gut, den ganzen lieben langen Tag im Bett zu liegen und nichts zu tun. Du solltest mal raus gehen.“

„Willst du mich eigentlich verarschen?!“, fauchte er den anderen an und richtete sich auf. Einen Moment konnte er Angst in den dunklen Augen aufblitzen sehen, eine Emotion die ihm Genugtun verschaffte. „Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, ich kann nicht gehen! Ich kann dieses verdammte Bett nicht verlassen! Ich kann nicht raus!“

Der andere seufzte und tippte sich an seine Nase. „Manchmal bist du echt schwer von Begriff, was?“

„Hör auf mich zu reizen oder ich reiß dich in Stücke!“

Der andere hob beruhigend und auch ein bisschen verängstigt beide Arme und nickte dann zu seiner neusten Bastelkreation hinüber, die er herein geschoben hatte.

„Könntest du bitte aufhören so zu tun, als ob ich dein Feind wäre. Ich bin auf deiner Seite, wir alle sind auf deiner Seite.“

Entnervt aufstöhnend ließ er sich zurück fallen. Die anderen wollten oder konnten nicht verstehen, dass es hier nicht um Seiten ging, nicht um Kämpfe oder um Gemeinschaft. Ausnahmsweise ging es mal nicht darum, was die Crew tun konnte, was jeder einzelne von ihnen tun konnte, wie stark ihr Zusammenhalt war.

Es gab keinen dunklen, bösen Gegner auf der anderen Seite.

Keinen gefährlichen, aussichtslosen Kampf zu bestreiten.

Und es ging nicht um ihre Gemeinschaft, um etwas, was sie gemeinsam schaffen konnten.

„Du hast doch keine Ahnung“, murrte er nur und verdeckte seine Sicht mit einer Hand.

„Was meinst du? Diese Hilflosigkeit während meine Freunde Hilfe brauchen? Diese Ohnmacht während meine Freunde stark genug sind die Welt zu verändern? Oder meinst du diese andauernde nicht enden wollende Angst während meine Freunde mutig genug sind ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen?“

Langsam ließ er die Hand sinken und sah den Lockenkopf an, der leicht grinste.

„Genau, diese Gefühle sind gerade mir, dem großen Käpt’n Lysop, natürlich völlig fremd. Nie befand ich mich in einer hoffnungslosen Situation oder hab meine Freunde beneidet, für die es so einfach scheint ihre Träume zu verfolgen. Dementsprechend habe ich wirklich keine Ahnung.“

Für einen Moment musterte er den anderen.

So hatte er das noch nie gesehen.

Dann schüttelte er den Kopf.

„Das ist was ganz anderes, du Idiot.“

Mühsam rappelte er sich wieder auf.

„Bei dir ist es nichts Physisches. Sobald du nur deine Angst überwunden hast, steht deinem Traum nichts mehr im Weg. Aber bei mir…“

Nur deine Angst?! Hast du sie noch alle?!“

Überrascht sah er den Lügenbaron an, der sich auf beiden Knien abstützte und vorgebeugt hatte.

„Klar, ist es einfach für jemanden wie dich sowas zu sagen. Nur deine Angst, tze.“

Er machte einen abfälligen Laut und schüttelte den Kopf.

„Für jemanden wie dich, der jeden Morgen tausend Liegestütze macht, der jeden Tag einen überlegenen Gegner herausfordert und besiegt, der jede Sekunde seines Lebens sich eine neue Herausforderung sucht und besteht. Für dich ist es wohl einfach die eigene Angst zu überwinden. Du und Ruffy, manchmal zweifel ich sogar daran, ob ihr so etwas wie Angst besitzt.“

Für einen Moment schwiegen sie beide.

„Lysop, ich…“

„Du verstehst es wirklich nicht, oder? Wenn du einen Berg siehst, fragst du dich wie lange du brauchst, bist du ihn erklommen hast. Ruffy fragt sich das noch nicht einmal sondern rennt einfach los. Wenn ich einen Berg sehe, fallen mir innerhalb einer Sekunde hundert Möglichkeiten ein, beim Aufstieg zu sterben. In meinem Kopf berechne ich innerhalb eines Atemzugs die Wahrscheinlichkeit es unbeschadet zu überstehen. Bei jedem Schritt, jedem Handgriff weiß ich genau, wie viel schief gehen kann. Und da ist die Sorge um meine Freunde noch nicht mal erwähnt. Angst ist für mich viel mehr als nur ein Gefühl, Zorro. Sie ist für mich genauso real wie deine gelähmten Beine.“

Verwirrt sah er den anderen an. Die Wut und Verzweiflung von vor wenigen Minuten waren verflogen. Ihm war wirklich nie bewusst gewesen, wie sehr den anderen seine Ängste und Sorgen beeinträchtigten. Für ihn war es eigentlich immer eine Art Ausrede gewesen um einen einfacheren Weg zu finden. Dafür hatte er den Lockenkopf zwar nie verurteilt, aber ihn schon manchmal belächelt.

„Warum erzählst du mir das?“, fragte er schlicht. „Was willst du mir damit sagen?“

Lysop lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme.

„Ich hab meiner Angst oft nachgegeben, sogar bis zu dem Punkt, wo ich meinen eigenen Traum aufgegeben habe.“

Sie beide wussten genau welchen Moment er meinte.

„Aber dann habe ich entschieden, dass mein Traum größer ist als meine Angst. Ich habe meine Angst überwunden. Das hört sich jetzt ganz leicht an, aber das war es nicht. In dem Moment habe ich akzeptiert, dass ich vermutlich sterben würde und hab’s trotzdem getan, obwohl ich so große Angst vor dem Sterben habe.“

Er seufzte einen Moment.

„Nachdem ich meiner Angst nachgegeben hatte musste ich meine Komfortzone verlassen um sie doch noch zu überwinden. Ich musste Dinge tun, die ich mir nie zugetraut hätte. Ich hab mich entschieden das zu tun, was keiner aus unserer Crew tun konnte, auch wenn ich dabei sterben könnte, auch wenn ich vor Angst einen Herzinfarkt kriegen würde. Verstehst du?“

Zorro sah ihn nur an.

„Es ist nicht einfach. Es ist nicht so, als ob ich mit einem Klick ein anderer Mann wäre. Ich muss meine Angst jeden Tag wieder überwinden, muss meine Komfortzone andauern verlassen. Selbst vor diesem Moment hier hatte ich panische Angst. Trotzdem bin ich hier. Ich hab nicht aufgegeben.“

Langsam verstand er.

„Dinge, die für mich ein Weltuntergang sind, erregen noch nicht einmal deine Aufmerksamkeit. Du bist stark, mutig, diszipliniert und so weiter...“

Der andere lachte leise.

„Aber selbst du hast eine Komfortzone. Sie mag größer sein, hart erarbeitet und weitläufig, aber selbst du hast deine Grenzen. Und ich denke, dass das hier, deine Verletzung, so schlimm sie auch sein mag, dich einfach nur aus deiner sicheren Umgebung geworfen hat und meiner Meinung nach liegt es an dir, ob du einfach aufgibst oder ob du weiter machst.“

„Das hört sich bei dir ziemlich leicht an. Als wäre das hier nur eine Kleinigkeit.“

„Oh nein. Leicht ist es ganz gewiss nicht und ich mag auch gar nicht klein reden, was dir passiert ist. Du stehst vor den Scherben deines Lebens. Du hast die Grenze deiner Komfortzone nicht mit der Zehenspitze überquert sondern bist wie eine Kanonenkugel rausgeflogen. Aber das ist noch lange kein Grund Robin darum zu bitten ihr Versprechen zu halten!“

Geschockt starrte er den anderen an.

„Was? Woher…?“

„Ach, ich bitte dich, so betrunken war ich damals echt nicht. Ich hab gedacht, das wäre nur ein Scherz gewesen, zu viel Alkohol und ihr wart ja noch nicht wirklich warm miteinander. Hat mich echt geschockt, vorgestern, wo sie da so weinen vor dir kniete. Hätte dich echt nicht für so feige gehalten.“

Bevor er auch nur was sagen konnte war der andere aufgestanden und zeigte auf sein Mitbringsel.

„Damit blockierst du die Räder, den Rest erklär ich dir später wenn du willst. Ich geh jetzt mal was essen und dann was pennen. Ich bin totmüde.“

An der Tür drehte der andere sich nochmal um.

„Es ist eine Chance, Zorro. Du hättest genauso gut sterben können. Du hättest alles verlieren können, hast du aber nicht.“

Fassungslos starrte er den anderen an.

Sie ist tot, Zorro! Sie ist die Treppe runter gestürzt.

Er hatte gedacht, dass er alles verloren hätte. Aber er hatte noch…

„Lysop!“, rief er dem anderen nach, der bereits durch die Türe hindurch war.

Für einen Moment sah der andere ihn an, dann grinste er nur und streckte einen Daumen nach oben, als würde er genau wissen, was Zorro sagen wollte.

Kapitel 6

Kapitel 6

 

-Sanji-

Der Tag war so ziemlich furchtbar verlaufen.

Mit erschöpften Fingern bereitete er das Abendessen vor, rieb sich immer wieder die noch brennenden Augen.

Erst dieser schreckliche Albtraum und dann noch dieses Aufeinandertreffen mit dem Schwertkämpfer. Er wusste nicht mehr wirklich, was er noch tun konnte.

Seufzend stellte er fest, dass sie etwas mehr Wellengang hatten als gewöhnlich, denn einige seiner Zutaten versuchten zu flüchten.

Langsam kam die Akzeptanz bei ihm an. Sie würden Zorro verlieren, Zorro würde die Crew wohl wirklich verlassen und obwohl der andere ihn nicht einmal beschuldigt hatte, nicht einmal einer der anderen es erwähnt hatte, hatte er das unbestechliche Gefühl, dass er es zu verantworten hatte.

Vielleicht war es wirklich nur ein Unfall gewesen, vielleicht konnte er wirklich nichts dafür, aber zumindest hatte er dem anderen es gewünscht, zumindest für einen kurzen Moment, zumindest für eine kurze, schreckliche Sekunde hatte er dem anderen ernsthaft weh tun wollen.

Seine Hände begannen zu zittern.

Er legte das Messer zur Seite und ballte seine Fäuste um das Zittern zu unterdrücken.

Gerade jemand wie er selbst, jemand mit seiner Vergangenheit, sollte solche Gedanken doch nicht haben, oder?

Er hatte nie verstanden, wieso es Menschen gab, die Gefallen daran fanden andere Menschen zu verletzen, ihnen Schmerzen zuzufügen.

Es war nicht wie bei einem Kampf, wo man beweisen wollte, dass man der beste war, dass man dem anderen überlegen war, solche Menschen wollten nicht fair und ehrlich siegen, sie wollten noch nicht einmal einen Kampf, sie wollten andere einfach nur auf grausame Weise zerstören um sich an deren Leid zu ergötzen.

Bis vor wenigen Tagen war Sanji davon überzeugt gewesen, dass er mit solchen Monstern nichts gemein hatte und nun fragte er sich, ob nicht genauso verwerflich war.

Plötzlich wurde die Tür in seinem Rücken aufgerissen und Chopper stürmte herein.

„Sanji, komm schnell!“

„Was ist denn los?“

„Nami sagt ein Sturm zieht auf, ein schlimmer Sturm!“

Schnell stellte er Ofen und Herd aus, sicherte alles was er irgendwie konnte ab und folgte dem Rentier.

In solchen Momenten gab es nicht viel zu überlegen, wenn die Navigatorin vor einem Unwetter warnte, würde garantiert auch eines kommen.

Er war noch nicht einmal aus der Kombüse raus, als er die unerwarteten Gewitterwolken in einem unglaublichen Tempo herannahen sah.

Von der Steuerterrasse konnte er bereits Nami Befehle rufen hören, ihre strenge Stimme und ihr ernster Blick machten deutlich, dass es sich hier nicht um eine Kleinigkeit handeln würde.

Er verschwendete noch einmal einen kleinen Gedanken an sein bereits fast fertiges Abendessen ehe er dem Cybrog hinterherrannte um das Großsegel zu reffen.

Zu seiner Überraschung sah er aus den Augenwinkeln Robin ebenfalls über das Deck eilen. Sie packte meist nur in absoluten Notfällen mit an, aber ihm wurde bewusst, dass ihnen ein starker Mann fehlte, sodass ihre Hilfe bitter nötig war.

Im nächsten Moment hatte der Sturm sie bereits erreicht.

Zunächst war es nur windig und Regen prasselte auf sie hinein, wodurch sie innerhalb von Sekunden komplett durchnässt waren, doch dann wurde der Regen immer härter und die Tropfen immer größer.

Ein Regentropfen so groß wie eine Kanonenkugel erwischte den Lügenbaron und beförderte ihn zu Boden, auf allen vieren hustete er Wasser aus der Lunge, während Chopper ihn von einem zweiten wegzog.

Die Thousand Sunny wankte bedrohlich hin und her während sie alle nach Leibeskräften versuchten den Befehlen ihrer Navigatorin zu folgen, die selbst alle Hände voll damit zu hatte nicht von den riesigen Wassertropfen getroffen zu werden.

Obwohl es nur Wasser war, fühlte sich der faustgroße Tropfen der gerade an Sanjis Schulter abprallte genauso an wie ein gezielter Schlag.

Jeder Aufschlag hallte laut übers Deck wieder, sodass es sich anhörte als würden sie bombardiert werden.

Namis Stimme war durch den starken Wind und den prallenden Regen kaum noch zu hören und die anderen hatte er mittlerweile aus dem Blickfeld verloren. Tatsächlich sah er nicht viel mehr als seine eigenen Hände, die ein dickes Tau festhielten, dessen Ende irgendwo in der stürmischen Dunkelheit verschwand.

Lange würden sie das wohl nicht durchhalten.

Doch so schnell der Sturm gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.

Die riesigen Regentropfen verwandelten sich wieder zu einem prasselnden Wolkenbruch, der zwar immer noch viel Wasser auf sie fallen ließ, aber wenigstens nicht mehr verletzen konnte.

Die Orkanböen schrumpften zu einem groben Wind zusammen, es war kalt, aber der Sturm hatte seine Gefährlichkeit verloren. Die Sunny segelte wieder sicher über die noch schroffen Wellen.

Alle standen sie nass bis auf die Unterhosen auf Deck, hielten sich die tropfenden Haarsträhnen aus dem Gesicht, während es weiterregnete.

„Okay“, sprach die Navigatorin in lauter Stimme, obwohl man sie nun wieder gut verstehen konnte, „Brook, du löst mit Ruffy das Segel bevor du in den Ausguck gehst.“ Beide Männer nickten zeitgleich.

„Der Rest von euch geht sich umziehen. Nicht, dass ihr morgen alle krank seid. Danach löst du Brook ab, damit er sich auch umziehen kann.“ Sie nickte Lysop zu.

Auch der Kanonier widersprach nicht.

„Franky, Chopper, ihr kontrolliert das Schiff auf mögliche Sturmschäden, sobald ihr regenfeste Klamotten anhabt.“

Sie wandte sich Sanji zu. „Und du kannst jetzt gucken, ob vom Abendessen noch etwas zu retten ist.“

Er lachte leise, obwohl ihm überhaupt nicht zu Lachen zu Mute war. Er war nass wie ein begossener Pudel, seine Schulter tat ihm immer noch weh und durch den Wind war es recht kühl. Er wollte gar nicht wissen, wie schlimm es in seiner Kombüse aussehen würde.

„Mach dir keine Gedanken, Nami-Mäuschen, ich zauber uns schon was Schönes.“

Sie nickte zustimmend und folgte den Jungs zu den Kajüten, dicht gefolgt von Robin, die recht ruhig war und ihm nur einen vielsagenden Blick zu warf, den er nicht verstand.

Ruffy und Brook waren derweil schon am hochklettern, so dass Sanji sich seiner Küche zuwandte nachdem er sich ebenfalls rasch umgezogen hatte.

Dieses ganze Unwetter hatte gefühlt keine fünf Minuten überdauert, vielleicht gerade mal zehn, aber selbst der kurze Weg vom Männerzimmer zur Kombüse reichte fast aus um ihn trotz Regenjacke beinahe zu ertränken.

Glücklicherweise sah es im Speiseraum nicht annähernd so schlimm aus, wie er befürchtet hatte. Tatsächlich hatte Frankys vorausschauendes Design der Küche dafür gesorgt, dass keinerlei Zutaten zu Boden gefallen waren, einzig und alleine ein paar bereitgestellte Pfannen sowie das Messer, welches er zuvor benutzt hatte, waren verstreut.

Immer noch schaukelte die Sunny recht stark, jedoch nicht mehr annähernd so schlimm wie zuvor.

In Windeseile erledigte er die restlichen Handgriffe und deckte den Tisch, damit die erschöpfte Crew, die jeden Moment herein tröpfeln würde, sich direkt stärken konnte.

Doch plötzlich hörte er ein leises Krachen aus dem Nebenraum.

Zorro!

Für ein paar Sekunden hatte er den anderen komplett vergessen. War so von der Arbeit und dem Chaos eingenommen gewesen, dass er komplett vergessen hatte, dass da ja noch jemand war.

Mit eiligen Schritten hechtete er zum Krankenzimmer hinüber.

Hier sah es deutlich wüster aus als in der Küche.

Ein seltsamer Stuhl war umgekippt und hinderte ihn daran, die Türe weit öffnen zu können, sodass er sich durch einen recht schmalen Spalt hindurch quetschen musste. Erst da fiel ihm auf, dass es sich um einen Rollstuhl handelte.

Stuhl, Schemel und Nachttischchen waren alle umgekippt und wohl durchs halbe Zimmer geflogen.

Arbeitstisch, Schrank und Bett waren zum Glück fest mit den Wänden verbunden, aber alles was drauf gelegen hatte, war wild durch den Raum verteilt, inklusive Marimo.

Im ersten Moment sah er den Schwertkämpfer nicht, doch dann sah er ihn hinter dem Schreibtisch und halb unter Krempel begraben, Schwerter in einer Hand, mit der anderen versuchte er sich an der Tischkannte hochzuziehen. Er hatte mehrere Striemen im Gesicht und an den Armen, war vermutlich ebenfalls durch den Raum geschleudert worden.

„Was ist da draußen los?“

Seine Stimme war ruhig, doch seine Augen blitzten vor unterdrückten, wilden Emotionen.

„Alles in Ordnung. Nur ein Sturm.“

„Also werden wir nicht angegriffen?“

„Nein.“ Er griff den Rollstuhl und stellte ihn auf, ehe er auch den übrigen Kram wegräumte, der Zorro teilweise begraben hatte.

„Und bei dir? Alles okay soweit?“

Er war unsicher wie er mit dem anderen umgehen sollte, vor wenigen Stunden noch hatte er Zorro dazu gebracht sich eine Gabel ins Bein zu stoßen. Nun hatte er drei Schwerter in der Hand und schien noch emotionaler als zuvor.

Der Grünhaarige grunzte abfällig, schaffte es jedoch nicht sich in eine andere Position zu bringen, er wirkte erschöpft und ließ Sanji einfach gewähren.

Nachdem der Koch den anderen fertig ausgegraben hatte,  ließ er sich auf den Schemel sinken und sah zu, wie der andere seine Schwerter zur Seite legte.

Keiner von ihnen sprach, Sanji sah den anderen aufmerksam an, doch Zorro sah zum kleinen Fenster in der Türe nach draußen, beobachtete wohl wie der Regen gegen die Scheibe prasselte.

Nach einer Weile lehnte Sanji sich zurück, eine Hand bereits schon an der Zigarettenpackung. Er sollte gehen bevor wieder etwas geschah, aber er fühlte sich verantwortlich, es wäre der einfachere Weg zu gehen.

„Ich muss hier raus.“

Zorros dunkle, raue Stimme überraschte ihn, als der andere nach Minuten plötzlich leise flüsterte und begann sich auf den Bauch zu drehen.

„Ich muss raus“, raunte er dringlicher zu sich selbst und begann über den Boden zu robben, den Koch absolut ignorierend und die Augen auf die Tür gerichtet.

„Warte mal, Marimo, hey!“

Er sprang auf und drückte den Schemel zur Seite, als der andere in einer so bedauerlichen Situation sich vorwärts zog. „Was ist denn los?“

„Ich muss hier raus! Ich muss nach draußen!“ Zorro hörte sich fahrig an, beinahe wahnsinnig, er beachtete Sanji kaum, sondern schob den Nachttisch mit einer Hand zur Seite.

„Ja okay, okay!“

Bevor er wusste, was er tat bückte er sich bereits nach dem anderen und packte ihn am Arm.

„Was tust du da?“, fuhr der andere ihn an, als hätte er ihn erst jetzt bemerkt.

„Dir helfen“, antwortete er genauso fahrig.

„Nein, lass mich los! Ich schaff das…“

„Verdammt noch mal! Sieh doch einfach ein, dass du Hilfe brauchst!“

Geschockt starrte der andere ihn an.

Doch Sanji war das ziemlich egal. Er packte den Arm des anderen und zog ihn sich über die Schultern.

„Koch…“, fing der Grünschopf an.

„Halt bloß die Klappe, Säbelrassler. Ich bin dein Selbstmittleid leid! Verdammt noch mal, du willst raus, also gehen wir halt raus!“

Seine rechte Hand griff nach der groben Hand des anderen über seiner Schulter, die andere legte er um die Taille des Grünhaarigen.

„Ich mach das hier auch nicht aus Spaß, du Mistkerl.“

Der andere grummelte nur etwas vor sich hin.

Er musste gestehen, er war von dem Gewicht des Grünschopfs überrascht, als er sie in eine aufrechte Position brachte, er wankte leicht, doch blieb standhaft.

„Du bist einfach zu gutmütig.“ Das war eindeutig nicht als Kompliment gemeint.

„Und du bist einfach zu stur.“ Das auch nicht.

Vorsichtig machte er einen Schritt nach dem anderen, während Zorros Füße über den Boden schliffen.

Von wegen gutmütig. Wenn der andere wüsste was Sanji ihm an den Hals gewünscht hatte, nur Sekunden bevor es dann auch passierte, würde er das nicht sagen.

„Du musst die Tür öffnen, ich hab keine Hand mehr frei.“

„Sag mir nicht, was ich zu tun hab!“

Doch der Mooskopf griff nach dem Griff und riss die Tür auf. Sofort peitschte der Regen in ihre Gesichter.

„Sicher, dass du raus willst?“                                                                               

Der andere nickte nur.

Kaum waren sie vor der Tür, knallte sie hinter ihrem Rücken zu.

„Schön“, murrte er und hielt den anderen fester während das Schiff wankte, „jetzt stehen wir hier wie zwei Deppen im Regen, zufrieden?“

„Lass mich los.“

„Damit du auf die Nase fliegst?“

Ganz langsam ging er in die Knie und ließ den anderen dann vorsichtig hinunter.

Wenige Sekunden später saßen beide Piraten auf dem Boden und lehnten gegen die Tür, bereits durchnässt vom Regen.

„Und bist du jetzt glücklich?“

Doch der andere reagierte nicht.

Nach einer Weile sah er zum Grünschopf hinüber.

Zorro hatte den Kopf gegen die Tür gelehnt und sah zum dunklen Himmel hinauf.

Zum ersten Mal seit jenem verhängnisvollen Tag, sah Zorro wirklich aus wie Zorro.

Nicht diese indirekte Wut oder diese gelogene Gelassenheit.

Sein Gesicht war ernst aber ruhig, seine Augen klar.

Regen tropfte auf sein Gesicht und für den Bruchteil einer Sekunde fragte Sanji sich ob er vielleicht auch weinte, aber Zorro weinte nicht, Zorro würde nie weinen, oder?

Mit einem Seufzen zog Sanji eine völlig durchnässte Zigarette aus seinem Jackett, einige Versuche später schaffte er es tatsächlich sie anzuzünden, wie einen letzten Funken Hoffnung betrachtete er die Glut, die so heiß schien wie eh und je.

„Ich wette ich bin morgen krank“, murrte er leise und nahm einen weiteren Zug.

„Mit Sicherheit.“ Auch der andere grinste. „Du wirst auf jeden Fall flachliegen, ich aber nicht.“

„Naja, liegen wirst du wohl auch.“

Er biss sich auf die Lippe, doch der andere lachte nur leise, ohne darauf einzugehen.

Weiterhin saßen sie im Regen, es war arschkalt, aber Sanji wagte kaum den anderen anzusehen, geschweige denn aufzustehen und zu gehen, also nahm er einen weiteren Zug von seiner Zigarette und bot sie dann dem anderen an.

Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass einer aus seiner Crew eine rauchen würde, doch dieses Mal lehnte der Schwertkämpfer mit einem sachten Kopfschütteln ab.

Wieder sah der Ältere in den Himmel, Tropfen rannen seine Wangen hinab wie süße Tränen.

Dann lachte Zoro leise.

„Was ist denn so lustig?“, fragte er und sah den anderen an.

Der Grünhaarige schüttelte den Kopf. „Lysop hat mich einen Feigling genannt“, lachte er erneut.

„Was? Ausgerechnet unser Angsthase?“

Der Marimo nickte. „Und das Schlimme daran ist, ich glaube er hat sogar Recht.“

„Na aber sicher doch. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob du weißt wie man Angst schreibt. Du magst zwar ein hirnamputierter, sozialbeschränkter Vollidiot sein, aber ein Feigling ganz sicher nicht.“

Der andere sah ihn aus den Augenwinkeln an, ein leichtes Grinsen auf den Lippen.

„Halt bloß die Klappe, Kartoffelschäler, wenigstens mach ich mich nicht vor jeder Frau zum Deppen und schreie nicht wie ein Mädchen wenn eine Spinne über meiner Koje hängt.“

„Das war ein Mal, du Arsch! Und ich behaupte immer noch, dass du sie da hingebracht hast, du oder Lysop.“

Zorro lachte wieder leise und auch Sanji musste grinsen. Dieser Moment hier war fast wie diese Nächte, die sie gemeinsam über einer Flasche Sake oder Wein verbracht hatten. Er fühlte sich wohl, für einen Augenblick konnte er vergessen, was geschehen war.

„Erinnerst du dich daran, wie Chopper in unsere Crew kam?“

Diese Frage überraschte ihn.

„Ja klar, es war wie bei jedem von uns. Ruffy hat ihn gesehen und ohne ein zweites Mal nachzudenken zum Crewmitglied erklärt.“

„Genau.“ Zorro lächelte schwach.  „So war es bei jedem, außer bei Robin und mir.“

Erstaunt sah er den anderen an. Wovon redete er?

Es stimmte schon, dass Robin sich sozusagen selbst eingeladen hatte, aber soweit er wusste, hatte Ruffy sich auch auf den ersten Blick für Zorro entschieden. Und mit Franky war das Ganze ja auch ein bisschen anders gewesen.

„Wie meinst du das? Sag bloß, du hast ebenfalls wie Robin selbst entschieden mitzumachen?“

„Oh nein, bloß nicht.“ Doch Zorro lachte nicht, beinahe traurig sah er aufs weite Meer hinaus.

„Der Unterschied zu euch allen ist, Ruffy hat euch kennen gelernt und dann entschieden euch mitzunehmen.“

„Und bei dir nicht?“ Er verstand kaum ein Wort.

„Ich wusste es auch nicht am Anfang. Corby hat es auf Water Seven erwähnt und ab dann machte alles Sinn.“

„Ich verstehe nicht worauf du hinaus willst, Marimo.“

„Bevor Ruffy nach Shelltown kam hatte er bereits nach mir gesucht. Er hatte Corby erzählt, dass er starke Männer für seine Crew bräuchte und ich einen gefährlichen Ruf hätte.“

„Ja und? Was ist schon dabei?“

Nun sah Zorro ihn wieder an und legte beide Hände in den Schoß, als ob er sie wärme müsste.

„Er war sich zwar noch nicht sicher ob er mich wirklich in seiner Crew wollte, aber ich bin der einzige von uns, den er gezielt ausgesucht hat bevor er mich überhaupt kennen gelernt hatte.“

„Und ich frage dich immer noch, was du…“

Er stockte als er langsam verstand.

„Aber selbst wenn, Zorro. Das ändert doch nichts. Das hat doch eigentlich überhaupt nichts…“

„Doch Koch, zumindest für mich hat es große Bedeutung. Ruffy hat mich aufgrund meiner Stärke ausgewählt, bevor er mich kannte. Als er auf Shelltown hörte wie stark ich war, entschied er mich mitzunehmen. Es ist eine andere Art der Verantwortung. Es ging nicht um persönliche Vorlieben oder darum ob wir miteinander klar kommen würden. Es ist sehr ungewöhnlich für Ruffy nicht aus dem Bauch heraus zu entscheiden sondern objektiv zu handeln, daher denke ich…“

„Ach, das ist doch Schwachsinn! Ich meine, klar ist es schwierig mit einem Schwachkopf wie dir klar zu kommen, aber Ruffy hätte dich nie aufgenommen wenn er dich nicht hätte leiden können, berüchtigter Piratenjäger hin oder her. So viel Vertrauen kannst du ihm schon schenken.“

Zorro antwortete nicht, sondern sah weiter aufs Meer hinaus, während der Regen langsam etwas nachzulassen schien.

„Ich glaube langsam verstehe ich, warum Lysop dich einen Feigling nennt. Sich von solchen Gedanken ins Bockshorn jagen lassen. Das ist schon ziemlich lächerlich, Marimo.“

„Würdest du auch so denken, wenn du deine Hände nicht mehr bewegen könntest, nicht mehr kochen könntest, obwohl selbst dann könntest du ja immerhin noch halbwegs mit deinen Beinen kämpfen.“

„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun! Du meine Fresse, du bist heute aber seltsam drauf. So viel Trübsal passt gar nicht zu dir.“

„Du hast ja keine Ahnung, Koch.“

Sie wurden wieder still. Es überraschte Sanji, dass noch keiner nach ihnen gucken kam, aber vielleicht war es auch besser so. Zorro’s Laune war seltsam, sie verunsicherte ihn und es war besser, wenn die anderen davon nichts mitbekamen.

„Du solltest den Rollstuhl von Lysop und Franky benutzen, damit du nicht den ganzen Tag im Krankenzimmer hockst. Ich glaube das tut dir nicht gut.“ Sanji sah den Himmel an, bemüht eine unbeschwerte Stimmung zu erhalten.

Nach einer Weile seufzte der Schwertkämpfer. „Vielleicht hast du ja Recht, Selbstmitleid wird mich nirgendwohin bringen. Ich muss jetzt das Beste aus meiner Situation machen.“

„Du hast gerade zugegeben, dass ich Recht habe? So langsam mache ich mir doch Sorgen um deinen Geisteszustand.“

Doch lustig fand er das ganze gar nicht. Schuldgefühle plagten ihn. Er sollte es dem anderen sagen. Er sollte Klarheit schaffen.

„Glaub mir das wird kein zweites Mal passieren.“

Sanji wühlte nach einer neuen Zigarette.

Doch dann betrachtete er erstaunt seine Hand. Wo war denn seine erste Zigarette hingekommen? Hatte er die nicht noch vor wenigen Sekunden in der Hand gehalten? Er war doch noch gar nicht fertig gewesen.

„Oh“, kam es überrascht von seiner Seite und er drehte sich zum Schwertkämpfer.

Er sah, wie der andere verdutzt sein linkes Hosenbein hochzog, wo ein kleines Loch vor sich hin kokelte. Der kleine Bereich zwischen ihnen war vom Regen geschützt gewesen und offensichtlich hatte er dort seine Zigarette verloren.

Der Geruch von verbrannten Fleisch stieg Sanji in die Nase.

„Oh verdammt! Tut mir leid!“

„Schon okay.“

Zorro schien eher verwundert als wütend, während er mit einer Hand den kokelnden Zigarettenstummel nahm und mit der anderen das Loch inspizierte, die Haut darunter war gerötet und zeigte eine kleine Brandblase, nichts Ernstes, aber dennoch alleine schon unangenehm anzusehen.

Sanji biss sich auf die Unterlippe, schon wieder hatte er den anderen durch seine Unachtsamkeit verletzt.

„Es ist schon seltsam.“

Immer noch hochkonzentriert betrachtete der Schwertkämpfer die kleine Wunde.

„Manchmal glaube ich mir die Schmerzen einzubilden. Für einen Moment dachte ich wirklich, das Brennen zu spüren. Ich hasse diese kleinen Momente der Hoffnung.“

Er lehnte sich wieder zurück und auch Sanji lehnte sich gegen die Tür.

„Aber das beutetet ja, dass du doch noch nicht aufgegeben hast, ansonsten würdest du dir ja keine Hoffnung mehr machen.“

„Das ist ja gerade das Nervige. Obwohl ich weiß, dass es nicht sein kann hoffe ich immer noch, dass vielleicht alles gut wird.“

Sanji nickte.

„Kannst du mir etwas versprechen, Marimo?“

Der Grünhaarige hob eine Augenbraue.

„Kannst du mir versprechen, die Crew nicht zu verlassen, solange du noch einen Funken Hoffnung übrig hast?“

Der andere legte seinen Kopf schräg.

„Ich meine, selbst wenn du jeden Tag jemanden brauchst an dem du deinen Frust raus lassen kannst. Den du anbrüllen kannst weil du unglücklich bist, dann halte ich das aus, habe ich ja bisher auch getan.“

„Was…?“

„Ich kenne diese Crew ohne dich nicht und selbst wenn du ein Nagel zu meinem Sarg bist so möchte ich mir diese Crew nicht ohne dich vorstellen.“

Der Schwertkämpfer lachte.

„Selbst wenn ich nutzlos in einem Rollstuhl auf dem Schiff rum rolle und Befehle wie Nami durch die Gegend brülle weil ich angepisst bin, dass ich nicht selber kämpfen kann?“

Sanji lachte ebenfalls.

„Solange ich zurückbrüllen kann nehme ich das gerne in Kauf.“

Zorro lachte leise und schüttelte den Kopf.

„Nun gut, meinetwegen. Aber ich verspreche dir, dass ich dir jeden Tag zur Hölle machen werde.“

„Ach, dann ist ja gut, ich hatte schon Angst, dass sich etwas ändern würde.“

Beide starrten sie zum Himmel empor, wo die dunklen Wolken den ersten Sternen Platz machten.

Als er dem anderen einen Zug anbot, nahm dieser diesmal die Zigarette an.

„Sag mal“, murmelte er und begann die Sterne zu zählen, „Wie hast du die Zigarette überhaupt bemerkt?“

Zorro zuckte die Schultern und gab die Zigarette zurück. „Hitze und der Geruch von brennendem Fleisch sind schon ein guter Indikator.“

Sanji schmunzelte. „Stimmt schon, die Glut kann echt ganz schön heiß werden, hab mich früher selbst ein…“

Vor Überraschung verschluckte er sich am Rauch.

Zorro lachte. „Was denn los Koch? Verlernt zu rauchen?“

„Nein, du Idiot!“

Sanji drehte sich zu ihm um so ernst er nur konnte, obwohl Adrenalin seinen Körper durchpumpte. Erneut hustete er.

„Du hast gesagt, die Zigarettenglut war heiß.“

„Ja und? Einfaches Naturgesetz. Feuer gleich Hitze.“

Sanji fuhr sich durchs klatschnasse Haar und strich die Haarsträhnen zur Seite, ehe sie zurück fielen.

„Hey, Koch. Deine Augenbrauen sind ja…“

„Hitze ist ein Gefühl, Marimo! Womit hast du die Hitze wahrgenommen? Wo hattest du deine Hände? Kann es sein…?“

Zorros Augen wurden groß, als er erst Sanji und dann das kleine Loch in seiner Hose anstarrte.

„Du hast die Zigarette bemerkt, bevor ich überhaupt was gerochen habe.“

„Kneif mich, Koch!“

„Sofort!“

„Nicht in die Schulter, Idiot.“

„Ach ja, klar.“

Er sah wie Zorro sich eine Hand auf die Augen drückte und den Kopf in den Nacken legte.

Langsam beugte er sich vor und kniff das Fleisch unter der klatschnassen Hose.

Scharf atmete Zorro ein.

„Rechts“, flüsterte er und seine Stimme brach, „Du hast mich ins rechte Bein gekniffen.“

Und dieses Mal war Sanji sich sicher, dass es kein Regen war.

Kapitel 7

Kapitel 7

 

-Sanji-

Nur mühsam hatte Sanji seine Tränen zurückhalten können, während er laut lachend Zorro bestimmt dreißig Mal in die Beine gekniffen hatte, bis dieser ihm mit einer Kopfnuss zu verstehen gegeben hatte, dass er aufhören sollte.

Er konnte es kaum glauben, es schien unmöglich, dass so etwas noch geschehen würde.

„Hör auf, Kringelbraue oder ich reiß dir den Kopf ab!“

„Als ob du das könntest.“ Beide lachten sie. „Aber du konntest es fühlen, oder? Jedes Mal?“

Der Grünhaarige zuckte mit den Achseln.

„Was?! Was soll das“, er ahmte den anderen nach, „bitte schön bedeuten?“

„Ich bin mir nicht sicher, genau das soll das bedeuten“, meinte der andere und zuckte erneut mit den Schultern, nun mit einem leicht zickigen Unterton.

„Wie kannst du dir nicht sicher sein? Eben hast du doch was…“

„Was macht ihr zwei hier draußen?!“

Die Tür in ihrem Rücken wurde aufgerissen und hart prallten sie auf dem Boden auf.

„Ihr seid ja klatschnass! Was zur Hölle geht hier vor?!“

Nami stand breitbeinig über ihnen und hatte die Hände in die Hüfte gestemmt.

Zu Sanjis guter Laune kam noch überragende Freude hinzu als er bemerkte, dass sie den Regenmantel wieder gegen Bluse und Rock gewechselt hatte. Man trug heute dunkelrot.

„Was soll das, Nami?!“, herrschte Zorro zurück und rieb sich den Hinterkopf, während er sich langsam wieder in eine sitzende Position brachte. Sanji blieb erst einmal liegen um die Aussicht zu genießen. Er spürte wie etwas Warmes langsam von seiner Nase hinunter glitt.

„Das frage ich euch zwei Vollidioten! Was macht ihr hier draußen im Regen, mitten in der Nacht? Wollt ihr krank werden?“

„Es ist gerade mal Abend und es hat schon vor Ewigkeiten aufgehört zu regnen.“

„Du solltest drinnen sein, Zorro! Chopper wird ausrasten, wenn er das erfährt! Und du Sanji… was machst du…Du Spanner!“

Im nächsten Moment schlug Sanjis eh schon mitgenommener Kopf gegen die nicht weit entfernte Reling, nachdem Nami ihn mit all ihrer Kraft getreten hatte. Sie war so wunderschön, wenn sie in Rage war.

Zorro lehnte sich nun gegen den Türrahmen und sah zur Navigatorin auf, während Sanji seinen Hinterkopf rieb und sich aufsetzte. Man sah ihm deutlich an, dass es ihn störte zu ihr aufsehen zu müssen.

„Ich muss mich weder vor dir noch vor Chopper rechtfertigen, wenn ich im Regen sitzen will, dann sitze ich im Regen, kapiert?!“

„Marimo, hör auf so unfreundlich gegenüber Nami-Mäuschen zu sein, sie hat sich doch nur große Sorgen um uns gemacht“, brachte Sanji sich wieder ein und rappelte sich auf.

„Naja, soweit würde ich nicht gehen“, murrte Nami mit hochgezogener Augenbraue, ihre Wangen immer noch leicht gerötet, „aber ihr solltet jetzt trotzdem rein kommen. Sanji hilf Zorro.“

Zorro seufzte tief und er rollte mit den Augen.

„Meinetwegen. Komm Koch.“

 „Gut.“ Nami drehte sich um und ging zurück und da fiel es Sanji wieder ein. Die Sensation, das Wunder!

Schnell folgte er ihr.

„Nami warte, wir müssen…autsch!“ Zorro hatte ihn am Gürtel gepackt und mit voller Kraft zu Boden gerissen. Zum wiederholten Male an diesem Tage schlug er hart auf.

„Was soll das?!“, fauchte er den ehemaligen Piratenjäger an, doch dieser begegnete ihm nur mit ernstem Blick.

Nami drehte sich nur kurz um, rollte mit den Augen, zuckte mit den Achseln und ging weiter. Sie schien sich keine weiteren Gedanken zu machen, schließlich lag es an der Tagesordnung, dass Zorro und Sanji sich gegenseitig ärgerten und offensichtlich hatte sie kein Problem damit, einen Querschnittsgelähmten am Boden liegen zu sehen. Vielleicht aber auch nur weil sie darauf vertrauen konnte, dass Sanji ihm helfen würde.

„Hilf mir auf“, sagte der Grünhaarige auf seine gelassene Art und ohne auf seine Worte einzugehen.

„Nachdem du mich gerade zu Boden geschmissen hast?“

Doch dann sah er den anderen an.

Die Freude und Erleichterung die noch vor wenigen Minuten Zorros Gesicht gezeichnet hatte, war verschwunden, sie war von Ruhe und Gelassenheit ersetzt worden. Dieser verdammten Gelassenheit, die der andere die letzten Tage schon so oft gezeigt hatte.

Er war beunruhigt. Konnte das bedeuten, konnte es bedeuten, dass es nur eine Einbildung gewesen war?

Er nickte und ging in die Hocke. Dieses Mal legte Zorro selbständig seinen Arm um Sanjis Schultern und ließ sich widerstandslos von ihm hochziehen, während er sich mit der freien Hand am Türrahmen hochzog.

„Wir werden besser“, kommentierte Sanji tonlos, worauf der andere nur einen sarkastischen Laut ausstieß.

Mit langsamen Schritten gingen sie hinein, der Koch bemerkte erst jetzt die Wärme vom Inneren des Schiffs und wie kalt ihm war. Spürte die Hitze, die der Mann an seiner Seite ausstrahlte und beinahe seine Seite verbrannte.

„Warum Nami wohl wirklich da war?“, murmelte Zorro in konzentrierter Stimmlage.

„Was? Was redest du da?“

Mühsam ließ er den anderen auf dem Bett runter.

„Sie hat vermutlich gedacht, dass wir uns gegenseitig umgebracht haben, weil es hier so still war.“ Zorro lachte leise. „Was für ein Schock es gewesen sein muss uns friedlich miteinander reden zu hören.“

„Das nennst du friedlich?“, fragte Sanji nach und schloss die Türe.

Erst jetzt fiel ihm auf, wie klatschnass er wirklich war. Sein Anzug war ein einziger nasser Lumpen. Warum hatte er nach dem Unwetter nicht einfach einen Pullover mit Jogginghose angezogen? Ach ja, im Gegensatz zum Möchtegernmuskelprotz trug er die tatsächlich nur zum Sport machen.

Der Schwertkämpfer hatte sich bereits seinem nassen Shirt entledigt und es zu Boden geschmissen. Den Teil, den Sanji von seinem Rücken sehen konnte, sah gut verheilt aus. Nun machte der andere sich dran die Hose auszuziehen. Es sah lustig aus, das musste er zugeben, auch wenn es alles andere als lustig war.

Mit einem leisen Seufzer zog er nun ebenfalls seine Klamotten aus.

„Weißt du, ob Chopper hier irgendwo Handtücher hat?“

„Rechts neben dem Regal. Da drunter sind auch Sachen zum anziehen. Bedien dich.“

Überrascht stellte er fest, dass dort tatsächlich mehrere Hosen und Pullover, sowie T-Shirts lagen.

„Sind das deine?“, fragte er und warf dem anderen sowohl ein Handtuch als auch Klamotten zu.

Der Schwertkämpfer grummelte nur etwas zustimmend während er sein Gesicht im weichen Stoff vergrub und danach das Gras auf seinem Kopf trocken rubbelte.

„Warum hast du Klamotten im Krankenzimmer?“

„Chopper lagert hier immer ein paar von meinen Sachen, da ich seiner Meinung nach eh die Hälfte meiner Zeit hier verbringe.“

„Hat er nicht ganz unrecht mit, oder?“

Beide grinsten sie während sie sich etwas trockenere Klamotten anzogen, doch Sanji konnte sehen wie Zorros Blick wieder ernster wurde.

„Also?“, fragte er den anderen, ließ sich auf dem Bürostuhl nieder und krempelte die etwas zu langen Ärmel hoch, „Warum hast du mich abgehalten Nami was zu sagen?“

Der Schwertkämpfer sah einen Moment weg, ehe er seinem Blick standhielt. Im Gegensatz zu Sanji hatte er darauf verzichtet sich die Hose anzuziehen.

„Hast du denn gar nichts gelernt?“

„Was meinst du?“

„Hoffnung kann ein gefährlicher Freund sein.“

Sanji erinnerte sich an den nicht so weit entfernten Vormittag, wo Zorro sich eine Gabel ins Bein gestochen hatte, die vier kleinen Löcher prangten vor ihm wie eine kleine Warnung.

„Du kannst also doch nichts spüren?“

Zorro zuckte mit den Achseln.

„Ich weiß es nicht. Ich glaube schon, aber ich weiß nicht was es bedeutet oder ob’s anhält oder was auch immer.“

„Wir sollten Chopper holen.“

„Nein!“

Er sah Zorro an.

„Koch, hör zu.  Selbst wenn ich wieder ein Gefühl entwickle, heißt das noch lange nicht, dass ich irgendwann wieder laufen kann. Ich will den anderen keine Hoffnung machen. Du weißt wie hart es ist, wenn man sie aufgeben muss.“

Sanji verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Stuhl.

„Das heißt du willst sie anlügen?“

„Ich will sie nicht unnötig aufregen. Wenn Chopper es wüsste, würde er tausend Tests mit mir machen und Ruffy würde alle zwei Sekunden rein schneien und fragen ob ich schon wieder auf den Beinen bin.“

Er runzelte die Stirn und betrachtete den anderen. Die Freude von vorhin war verflogen. Zorro hatte Recht. Noch hatten sie nichts gewonnen.

Langsam beugte er sich vor und schnipste einen Finger gegen Zorros Knie.

Fragend blickte er auf, doch der Schwertkämpfer schüttelte den Kopf.

„Also doch nichts“, stellte er ernüchtert fest und versuchte den Schwermut aus seiner Stimme zu verbannen.

„Ich glaube, es braucht noch Zeit.“ Der Schwertkämpfer hörte sich nicht niedergeschlagen an, sondern eher nachdenklich. „Falls die Nerven tatsächlich noch funktionieren sollte, brauchen sie vermutlich einfach Zeit.“

Langsam hob Sanji den Kopf.

„Das hier fühle ich nicht.“ Zorro trommelte mit beiden Händen leicht auf seinen Oberschenkeln. „Aber das hier…“ Er drückte auf die kleine Brandblase an seinem linken Bein. „Das hier fühle ich ganz sicher.“

Hoffnung.

Da war Hoffnung.

„Ganz sicher?“

„Ja. Und ich glaube mittlerweile, dass ich auch die Gabel gespürt habe.“

„Echt jetzt?“

„Sagte ich doch, oder nicht? Hör auf so zu tun, als wäre das etwas Weltbewegendes. Es ist nur ein dumpfes Gefühl nicht mehr.“

„Doch! Es ist viel mehr!“

Er war aufgesprungen.

„Ich meine, wir dachten alle, dass es das wäre. Verdammt noch mal, du wolltest die Crew verlassen. Aber jetzt, jetzt ist wieder alles offen, Falkenauge ist wieder…“

„Koch.“ Zorros Stimme war ruhig, eine Hand leicht mahnend erhoben. „Nicht so schnell. Ja ich fühle die Brandblase, aber nein, ich kann meine Beine nicht bewegen und sie auch nicht wirklich wahrnehmen, es sei denn ich drücke auf die Blase.“

Langsam setzte Sanji sich wieder hin.

Zorro fing währenddessen an sich seine Hose anzuziehen. Er sah schon deutlich geübter darin aus, als Sanji erwartet hätte. Aber er sagte nichts.

Plötzlich bemerkte er einen Schatten unterm Bett.

Als er sich hinab beugte, erkannte er einen Teller. Er musste beim Sturm drunter gerutscht sein.

Als er sich danach bückte, fand er auch Gabel und Messer.

„Du hattest aufgegessen“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zum anderen.

„Ich bin nicht am Unwetter schuld“, murrte der andere nur.

Sanji sah ihn an und dann musste er lächeln.

„Ich bin froh, dass du wieder da bist, Marimo. Die Crew ist nicht die gleiche ohne dich.“

Zorro rollte nur mit den Augen und warf die Beine aufs Bett.

„Schmalz hier nicht rum, Koch. Sonst überfahr ich dich mit dem Rollstuhl.“

Sekunden später tauchte Chopper in der Türe auf. Aufgeplustert wie ein Vogel in der Paarungszeit baute er sich vor Zorro auf und zeterte wie ein wildgewordenes Waschweib auf ihn ein.

Doch auch Sanji blieb nicht vor den besorgten und belehrenden Worten des Arztes verschont, der nicht glauben konnte, dass zwei erwachsene Männer so blöd sein konnten sich im strömenden Regen in die nasse Kälte zu setzen.

Mit mehreren Entschuldigungen und beruhigenden Worten schaffte Sanji es schließlich in die Küche zu fliehen, gefolgt von den neidischen und entnervten Augen des Schwertkämpfers.

Doch sein entschuldigendes Grinsen verzog sich zu einer Grimasse, als er das Schlachtfeld des Abendessens sah, das die anderen für ihn übrig gelassen hatten.

Es würde noch ein langer Abend werden.

Als er endlich die Kombüse verließ, stand Ruffy auf der anderen Seite der Türe, den Strohhut tief ins Gesicht gezogen.

 

-Zorro-

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er Chopper losgeworden war.

Dieser hatte über eine Stunde auf ihn eingeredet und ihn tausendmal untersucht, bevor er schließlich sein Okay gegeben hatte.

Dann hatte er jedoch immer noch weitergezetert und Zorro mehrmals darauf hingewiesen, dass er rücksichtsvoller mit seinem Körper umgehen sollte.

Zum Schluss hatte er noch zwei Tabletten zusätzlich zu denen, die Zorro eh schon jeden Morgen und Abend nehmen sollte, auf den Speiseplan gesetzt und ihn noch einmal ermahnt, jeglichen Alkohol zu vermeiden. Das war so ziemlich das Schlimmste an seinem jetzigen Leben.

Erst vor wenigen Sekunden war der junge Arzt dann endlich verschwunden und ließ Zorro Raum zum Atmen. Langsam wurde seine übermütterliche Sorge doch etwas sehr nervend.

In seiner linken Hand hielt er die letzte kleine Pille und in der rechten ein Glas Wasser.

Er hielt nicht viel von Medikamenten und war der festen Überzeugung, dass sein Körper so etwas nicht brauchte, aber leider wurde er immer schwach wenn es um das jüngste Crewmitglied ging. Er verabscheute die Vorstellung, dass Chopper sich Sorgen um ihn machen musste und er würde alles dafür tun, dass der Kleine glücklich war, also schluckte er das verdammte Zeug und benahm sich.

Leise seufzend stellte er das Glas weg und betrachtete seine Beine auf dem Bett.

Schweiß tropfte von seiner Stirn und er hatte die Fäuste fest in die Bettdecke verkrampft. Doch nichts. Nicht ein Zeh bewegte sich, nicht ein Muskel zuckte und wenn er ganz ehrlich war, konnte er seine Beine noch nicht einmal fühlen.

Schon wieder konnte er dieses furchtbare Gefühl der Hoffnungslosigkeit verspüren, aber diesmal wollte er es nicht hereinlassen. Er hatte bereits einmal aufgegeben, etwas was weder seinem Stolz noch seiner Ehre gerecht wurde.

Nie wieder würde er es erlauben, dass man ihn zu Recht einen Feigling nannte.

Er würde kämpfen und wenn er es in einem Rollstuhl tun musste.

Und vielleicht, nur vielleicht würde er das gar nicht müssen.

Vielleicht hatte der Koch wirklich Recht, vielleicht war Falkenauge doch nicht unausweichlich unerreichbar für ihn geworden.

Doch er konnte nicht verhindern, dass er sich mehrfach in die Beine zwickte, genauso wie der Koch es getan hatte. Die Vorstellung den Rollstuhl wirklich zu benutzen widerstrebte ihm, er wollte das wirklich nicht.

„Was tust du da?“

Er wäre wohl erschrocken aufgesprungen, aber es beschränkte sich auf einen kleinen überraschten Hüpfer.

„Wonach sieht es denn aus?“, antwortete er so gelassen er konnte.

„Darf ich auch mal?“

Er rollte die Augen, nur einer konnte so etwas fragen.

„Wenn es dich glücklich macht.“

„Super, danke!“

Im nächsten Moment bohrten sich drei Finger in sein rechtes Bein und ja, er konnte es fühlen. Er konnte es deutlicher fühlen als alles andere bisher.

„Manchmal überrascht es mich, wie dumm du bist.“

„Was?“

Es war nicht das erste Mal, dass ihn jemand beleidigte – alleine in dieser Crew war das ein offenes Zeichen der Zuneigung – und es war auch nicht das erste Mal, dass jemand an seiner Intelligenz zweifelte, aber ausgerechnet von diesem Schwachkopf als dumm bezeichnet zu werden, kratze doch sehr an seinem Selbstbewusstsein, oder eher an seinen Nerven.

Eben genannter Schwachkopf hüpfte auf das untere Ende vom Bett, beinahe auf Zorros Füße, und ließ sich im Schneidersitz nieder. Dabei stocherte er immer weiter in Zorros Fleisch zum.

Wenn es tief genug war oder die Fingernägel einschnitten konnte er es spüren, es war dumpf, nicht so wie es sein sollte, aber es war eindeutig ein Gefühl.

„Ausgerechnet du nennst mich dumm?“

„Jop, hab ich doch gerade.“

Er legte eine Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf. Manchmal war das selbst für ihn zu viel.

„Ich hab dich damals nicht ausgewählt nur weil du stark bist.“

Überrascht ließ er die Hand sinken und sah seinen Käpt’n an.

„Woher…?“

„Sanji ist kein guter Lügner.“

Er zog eine Augenbraue hoch. Soweit er sich erinnern konnte, war gerade der Koch überaus begabt darin Tatsachen zu verdrehen ohne dass es auffiel, im Gegensatz zu ihrem langnasigen Lügenbaron. Die Vorstellung, dass die Kringelbraue nicht in der Lage sein sollte ihren leichtgläubigen Käpt’n auszutricksen fiel ihm schwer.

„Man sieht ihm immer direkt an wenn er bedrückt ist. Dir übrigens auch.“

Ruffy hockte immer noch auf seinen Unterschenkeln und piekte in seine Beine während er ihn durch die Fransen seines Ponys hinweg ansah.

„Naja, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte Käpt’n, ich hab allen Grund bedrückt dreinzuschauen“, entgegnete er und deutete auf die Beine, auf denen Ruffy weiterhin rumdrückte.

Der Junge mit dem Strohhut lehnte sich zurück und sah ihn überlegend an, mit einer Hand drückte er weiterhin gegen Zorros Bein, den kleinen Finger der anderen Hand grub er in seine Nase. Er war wirklich angestrengt am überlegen.

„Wenn es nicht meine Stärke war, was dann? Ich war ja nicht gerade freundlich.“

Zorro konnte ein Grinsen nicht verhindern als er an ihr erstes Treffen zurück dachte. Sie hatten so viel schon gemeinsam erlebt. Sie waren wirklich gute Freunde geworden. Er würde alles für Ruffy tun, seinem Käpt’n, seinem Freund. Ruffys Traum war auch der seine geworden.

Auch Ruffy grinste nun breit und schnipste den Popel in die Weiten des Zimmers.

„Ich mochte dich als du die Reisbällchen gegessen hast.“

„Weil du dachtest, dass ich so verfressen wäre wie du?“

„Und ich war mir absolut sicher, dass ich dich mitnehmen muss als ich von deiner Abmachung mit diesem Vatersöhnchen gehört habe.“

Zorros Grinsen schwand.

„Es stimmt, dass ich dich wegen deiner Stärke und deines Rufes aufgesucht habe. Aber deswegen wollte ich nicht, dass du mein Crewmitglied wirst.“

Ruffy grinste immer noch und es wurde noch breiter. „Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich dir das wirklich erklären muss, hätte dich für klüger gehalten.“

„Sagt der Richtige“, murrte Zorro tonlos und senkte den Blick. „Warum hat der Kartoffelschäler nicht seine verdammte Klappe gehalten?“, fragte er sich dann selbst verärgert.

„Weil er sich Sorgen macht“, antwortete Ruffy leichtfertig und zuckte mit den Schultern, „so wie sie alle.“

„Und du nicht? Du machst dir keine Sorgen?“

„Natürlich nicht.“ Ruffy lachte. „Schließlich wirst du wieder gesund werden.“

Zorro legte den Kopf schräg und lachte ungläubig auf. „Und woher willst du das wissen?“

„Chopper hat es doch gesagt.“

„Chopper hat gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit bei knapp einem Prozent liegt und das war, als ich gerade aufgewacht bin, das liegt jetzt schon Tage zurück und die Wahrscheinlichkeit sinkt je mehr Zeit vergeht.“

„Ja aber er sagte es gibt eine Chance, du wirst also wieder gesund. Denn eine Chance reicht dir.“

Ruffy grinste unbeschwert.

„Immerhin spürst du ja schon wieder was.“

Er sollte fassungslos sein, aber irgendwie überraschte es ihn gar nicht mehr.

„Verdammte Kringelbraue, kann nicht einmal seinen Mund halten.“

Der Gummijunge lachte und drückte sein Bein erneut.

„Ruffy hör mir zu. Selbst wenn, selbst wenn ich wieder etwas fühle bedeutet das noch lange…“

„Man, das ist ja ein cooles Teil. Was ist das?“

Er hörte ihm überhaupt nicht zu.

Zorro seufzte. Er wusste nicht, wie Ruffy Sanji zum Reden bekommen hatte und er wusste noch weniger, was Ruffy vor hatte oder ob er überhaupt was vorhatte.

Aber eines wusste er ganz sicher und zwar, dass er seinem Käpt’n vertraute.

„Das ist der Rollstuhl, den Lysop und Franky gebaut haben.“

„Wirklich? Der sieht richtig super aus. Wofür sind denn die vielen Knöpfe?“

„Keine Ahnung. Lysop hat mir nur gezeigt, wo die Bremsen sind.“

„Zorro?“ Ruffy strahlte ihn breit an. „Lass ihn uns ausprobieren.“

„Ruffy. Es ist schon mitten in der Nacht und die anderen schlafen. Lass uns morgen…“

„Ach komm schon. Das wird bestimmt total lustig.“

Er schüttelte den Kopf, warum hatte er so viele Schwachpunkte wenn es um seine Freunde ging?

„Na gut, meinetwegen. Aber du bist schuld, wenn er kaputt geht.“

Mühsam warf er seine Beine über die Kannte.

„Schieb ihn mir rüber, Ruffy.“

Folgsam gehorchte der Gummijunge, wobei er wibbelig von einem aufs andere Bein sprang.

Für einen Moment überlegte er wie er es anstellen sollte, doch dann griff er beide Lehnen und hob sich auf die Sitzfläche. Zum Glück hatte er genügend Kraft in den Oberarmen. Es war deutlich einfacher als ertwartet.

„Mach schon mal die Tür auf.“

Der Strohhut fackelte nicht lange.

Vorsichtig stellte Zorro beide nackten Füße auf die dafür vorgesehene Plattform. An Unter- und Oberschenkel sowie an der Sitzfläche konnte er gürtelähnliche Verschlüsse sehen, die vermutlich ein mögliches Rausfallen verhindern sollten.

Plötzlich wurde seine neue Transportmöglichkeit nach hinten gezogen als Ruffy ihn aus der Tür zerrte.

Das Unwetter hatte sich mittlerweile vollständig gelegt und der klare Nachthimmel begrüßte sie.

„Bereit Käpt’n?“, fragte er während der Schwarzhaarige von hinten seine Beine über Zorros Schultern schwang und eine Hand in sein Haar griff.

„Los geht’s!“, schrie Ruffy.

Kapitel 8

Kapitel 8

 

-Sanji-

Es war wie immer früh am Morgen, als er aufwachte.

Aus müden Augen betrachtete er die umliegenden Kojen.

Chopper und Franky zu seiner Linken. Lysop über ihm, Brook lag wie immer auf dem Sofa. Die beiden Kojen zu seiner Rechten waren leer.

Die untere war bereits die letzten Tage leer gewesen. Zorro hatte seit dem Unfall im Krankenzimmer geschlafen. Doch das Ruffys auch leer war beunruhigte ihn.

Am vergangenen Abend hatte der Strohhut ihm mit seiner berüchtigten Kapitänsmiene aufgelauert. Es war immer ganz unheimlich wenn ihr dauergrinsendes Gummibärchen so ernst wurde.

Wenn Ruffy einen so aus dem Schatten seines Strohhutes heraus ansah, dann gab es kein Entkommen und dann gab es auch keine Gnade.

Er konnte sich denken, dass Ruffy danach bei Zorro gewesen war, doch dass er danach nicht schlafen gegangen war, bedeutete nichts Gutes.

Robin war mit der Nachtwachte dran gewesen, soweit Sanji sich erinnern konnte. Er konnte nur hoffen, dass sie wachsam genug gewesen war um im Notfall einzugreifen.

Erschöpft stand er auf.

Heute würde er Zorro irgendwie überreden müssen zumindest mit Chopper zu sprechen und danach würde er ihn irgendwie überreden müssen, diesen Rollstuhl zu benutzen.

Jetzt wo Zorro bereit war weiterzukämpfen anstatt aufzugeben musste er dafür sorgen, dass Zorro die Hoffnung nicht aufgeben würde. Es war seine Verantwortung. Zumindest hatte er das Gefühl, denn irgendwie trug er ja auch Schuld an dem Ganzen und er wollte die Möglichkeit auf ein Wunder um jeden Preis wahrnehmen.

Nachdem er sich rasch angezogen hatte trat er hinaus und wurde von den letzten Minuten der Nacht begrüßt, am Horizont war bereits ein Silberstreifen zu erahnen.

Sich ausgiebig streckend machte er sich auf den Weg zur Kombüse, doch dann stutzte er.

Dort, auf dem kleinen Stück Wiese im Schatten der Dunkelheit lag ein umgekippter Stuhl, aber nicht irgendeiner sondern der Rollstuhl den Lysop und Franky eigens für Zorro gebaut hatten und dort keine zwei Meter daneben, fast am Mast, lag Zorro mit verschränkten Armen unterm Hinterkopf, offensichtlich am schlafen. Ruffy hatte sich Zorros Bauch als Kopfkissen ausgesucht und schlummerte friedlich halb auf, halb neben ihm.

Sanji schauderte, die Temperatur war zwar noch weit entfernt vom Schneefall, aber warm war es die Nacht über ganz gewiss nicht und nach dem Unwetter musste das Gras auch noch pitschnass sein.

Hin- und hergerissen  überlegte er die beiden Traumtänzer zu wecken, als ihn plötzlich ein grünes Paar Augen anstarrte.

Zorro war wach.

Sein gelassener Blick lag auf Sanji und ganz langsam legte er einen Finger an die Lippen, als wollte er ja nicht, dass der Koch etwas sagte.

Sanji betrachtete einen Moment den Schwertkämpfer und dann seinen Käpt’n ehe er schließlich nickte.

Der Schatten eines Lächelns waberte über Zorros Gesicht, ehe er die Hand wieder in den Nacken legte und die Augen schloss.

Sanji schüttelte den Kopf. Er würde zu gerne wissen, was die vergangene Nacht passiert war. Aber was auch immer Ruffy getan hatte. Zorro war zurück.

Grinsend ging er nun in die Küche und begann das Frühstück vorzubereiten.

Wenig später kam auch schon Robin. Trotz der Nachtwache sah sie wie immer blendend aus.

„Einen schönen guten Morgen“, grüßte er während sie sich eine Tasse Kaffee eingoss.

„Guten Morgen“, lächelte sie zurück und nippte an ihrer Tasse.

„Ich hoffe die Nacht war angenehm ruhig“, redete er weiter und wendete das Ei in der Pfanne.

„Angenehm ja, ruhig eher weniger“, meinte sie schlicht und begann den Tisch zu decken.

„Wie meinst du das?“, fragte er und sah auf, „Was ist passiert.“

Sie zuckte mit den Achseln. „Nichts Wichtiges. Ruffy und Zorro haben nur etwas gespielt.“

„Gespielt? Etwa mit dem Rollstuhl?“

Sie nickte: „Sie sind die Gänge hoch und runter gefahren, inklusive Rutsche und Treppen und mehrmals hat Ruffy sie auch von einem Ort zum anderen gependelt. Es schien sehr amüsant zu sein.“

„Wieso bin ich denn nicht aufgewacht? Leise werden sie wohl nicht gewesen sein. Ich hätte das doch hören müssen“, murmelte er und  half Robin.

„Oh, so laut waren sie aber wirklich nicht. Unser Schwertkämpfer hat Ruffy des Öfteren ermahnt. Allerdings waren sowohl Nami als auch Brook zwischendurch mal auf um nachzusehen. Aber keiner von beiden hat eingegriffen.“

„Kein Wunder.“ Er stellte die ersten gefüllten Schüsseln auf den Tisch. Alleine die Vorstellung wie die beiden Idioten übers Deck flitzen zu sehen war schon lustig. Leicht schüttelte er den Kopf. Ruffy hatte schon immer seinen eigenen Weg gehabt.

Hinter ihm ging die Türe auf und Nami kam herein.

„Habt ihr die zwei Deppen da draußen gesehen?“, fragte sie ohne jegliche Begrüßung, „Wenn das so weiter geht ist Zorro demnächst auch noch krank.“

„Ach, ich würde da seinem Immunsystem vertrauen.“ Robins ruhiges Lächeln schien etwas wärmer als sonst.

„Aber was ist das für ein Tick von ihm die ganze Zeit auf nassem Boden zu liegen?“ Nun sah Nami ihn an als würde sie eine ernsthafte Antwort von ihm erwarten.

Er zuckte nur mit den Schultern und reichte ihr eine Tasse heißen Tee.

„Ich glaube, dass er einfach draußen sein möchte.“ Es war wieder Robin, die antwortete. „Die letzten Tage hat er ja fast ausschließlich drinnen verbracht.“

„Ich hätte nicht gedacht, dass er wirklich den Rollstuhl benutzt“, murmelte Sanji. Sie hatten so ziemlich alles auf den Tisch gestellt. „Gestern schien er noch nicht so begeistert.“

„Aber wenn Ruffy dich um etwas bittet ist es unmöglich auszuschlagen.“ Brook kam gerade herein und beendete Sanjis Satz, ein Lächeln auf dem Totenschädel.

„Allerdings scheint Zorro bereits wach zu sein. Zumindest glaube ich, dass er mir zugezwinkert hat.“

„Oh nein“, stöhnte Nami, „Ein verletzter Zorro ist bereits schwierig, aber ein unausgeschlafener Zorro ist unausstehlich.“

„Ach, ganz so schlimm ist er dann doch nicht“, lachte Robin und setzte sich an den Tisch.

Sanji wollte ihr wiedersprechen, aber eigentlich musste er gestehen, dass sie Recht hatte. Ganz so unausstehlich war Zorro nun doch nicht, zumindest manchmal.

In diesem Moment ertönte ein Krachen von Deck, gefolgt von einem lauten: „Verdammt noch mal, Ruffy!“

Alle vier Anwesenden sahen einander ernst an.

„Sollen wir eingreifen?“, fragte Nami zwischen besorgt und genervt.

„Das wird nicht nötig sein“, antwortete Robin zugleich, die ihre gekreuzten Arme sinken ließ.

„Die beiden werden uns wohl in kurzer Zeit Gesellschaft leisten.“

„Könntest du dann vielleicht so gut sein und die anderen wecken, Brook?“ Sanji stand auf und holte die noch kühl gestellten Teller. „Sobald Ruffy da ist wird nicht mehr viel für die anderen übrig bleiben.“

Mit seinem altbekannten Lachen stand das Skelett auf und verließ den Speiseraum.

Durch die noch geöffnete Tür kamen die beiden Traumtänzer herein. Zorro saß im Rollstuhl, der rechte Arm auf der Lehne stützte seinen scheinbar schweren Kopf, wie immer wirkte er leicht entnervt und ansonsten gelassen, Ruffy schob ihn an und grinste von einem Ohr zum anderen.

„Endlich Frühstück!“, lachte der Strohhut, „Wegen Zorro musste ich so lange aufs Essen warten.“

Doch seine Stimme klang ganz und gar nicht beleidigt, während der Schwertkämpfer nur mit den Augen rollte und sich von seinen Käpt’n an den Tisch schieben ließ. Der Stuhl der dort noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte war auf wundersame Weise an die nächstbeste Wand gerutscht.

„Was meinst du? Du hast doch gestern mit uns allen zusammen zu Abend gegessen“, murrte Nami und Sanji konnte ihr ansehen, dass sie sich bemühte ein alltägliches Gespräch aufzubauen.

Es war so als wäre ein wildes Tier anwesend, bloß keine hektischen Bewegungen, bloß keine gefährlichen Themen ansprechen. Schließlich war es das erste Mal, dass Zorro wieder von sich aus an einer Mahlzeit teilnahm.

„Ja“, bestätigte Ruffy nun leicht entrüstet, „Aber ich wollte unbedingt einen kleinen Mitternachtssnack und Zorro…“ „Du weißt genau, dass der Kühlschrank nur abgeschlossen ist, weil du immer alles auffrisst“, unterbrach Zorro ihn leicht gereizt. „Außerdem darf ich zurzeit eh keinen Alkohol trinken“, setzte er dann etwas kleinlaut und auch wehleidig hinterher.

„Ich glaube ich habe dich noch nie eine ganze Woche trocken erlebt, Marimo“, scherzte Sanji und stellte seinem Lieblingsfeind eine Tasse Kaffee hin.

„Ich glaube ich auch nicht“, seufzte der Schwertkämpfer, offensichtlich zu bekümmert über diesen traurigen Zustand um ihm Paroli zu bieten.

„Ihr wart die Nacht über aber ganz schön laut. Ich hoffe das wird nicht zur Gewohnheit“, ermahnte Nami und sah die beiden Herren ernst an.

Käpt’n und erster Maat tauschten einen Blick und Ruffy grinste wieder breit während selbst Zorro ein schiefes Lächeln nicht verhindern konnte. Es schien wirklich eine lustige Nacht gewesen zu sein.

Im nächsten Moment tröpfelten die restlichen Crewmitglieder durch die Türe herein, ein jeder von ihnen mehr oder weniger verschlafen, bis auf Brook, der ein fröhliches Liedchen summte.

Sie alle bekamen große Augen als sie Zorro am Tisch sitzen sahen, doch keiner von ihnen sagte etwas, als hätten sie Angst, dass nur ein falsches Wort ihn verjagen würde.

Und dann begann das Frühstück und zu Sanjis großer Freude war es wieder genau so, wie es sein sollte.

Ruffy, Lysop, Chopper und Brook alberten wie immer herum, während Franky hin und hergerissen war, ob er nun mitmachen sollte oder doch lieber den Erwachsenen mimen wollte.

Zorro, der zwischen Ruffy und Robin saß, schlang sein Essen fast so zügig hinunter wie der Kapitän selbst, beteiligte sich aber nicht an ihren Albernheiten.

Die beiden Damen unterhielten sich ruhig und gesittet über dies und jenes.

Wer genau beobachtete, und Sanji zählte sich zu solchen Beobachtern, konnte sehen, dass der Schwertkämpfer sich zwar nicht einmal in die Unterhaltung einbrachte, aber äußerst aufmerksam lauschte.

Eine innere Wärme erfüllte Sanji als er das Treiben beobachtete. Obwohl alle sich bemüht hatten, sich so normal wie möglich zu verhalten, wirkte es doch erst jetzt wieder wie früher.

„Und, wie gefällt dir dein neues Gefährt?“, fragte Franky schließlich und deutete auf Zorros Rollstuhl, dieser sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen und herablassender Miene an, doch es war Ruffy der antwortete. „Das Ding ist super! Am meisten gefällt mir der rote Knopf!“

„Was? Der rote Knopf?“ Lysop und Franky wechselten einen schnellen Blick.

„Aber das ist doch der Notfall-Schleudersitz.“

„Haben wir auch bemerkt. Mehrmals“, murrte Zorro und Ruffy lachte.

„Einmal sind wir beinahe ins Meer gefallen.“ Der Strohhut grinste noch breiter.

„Ja, weil du Vollidiot den grünen und den gelben Knopf gleichzeitig gedrückt hast.“

„Was?“ Lysop wurde aschfahl.

„Wofür sind die Knöpfe?“, fragte Brook belustigt.

„Der gelbe Knopf bringt Zorro in eine stehende Position, dafür müssen aber die Bein- und Bauchgurte angelegt sein sonst fällt man raus und der grüne Knopf ist der Turboantrieb.“

„Ja, von wegen Gurte und so“, murrte der Schwertkämpfer unbeeindruckt.

Sanji grinste.

Zorro tat zwar so als ob er die vergangene Nacht ganz furchtbar gefunden hatte, aber Sanji konnte er nicht hinters Licht führen. Offensichtlich hatte er sich herrlich amüsiert.

„Oder wo wir die Rutsche runtergefahren sind.“

„Du nennst es runterfahren, ich nenne es runterfallen und überfahren werden.“

„WAS?!“ Nun war es Chopper, der äußerst besorgt wirkte. „Ruffy, stimmt das? Du hättest Zorro ernsthaft verletzen können!“

Ruffy lachte. „Ach, das war nicht schlimm. Wir hatten einen Menge Spaß, nicht wahr, Zorro?“

Der Angesprochene zuckte ergebend mit den Achseln. „Wenn du das sagst, Käpt‘n.“

„Und wisst ihr schon das Neuste?!“ Ruffy war aufgesprungen und fuchtelte mit seinem Messer durch die Gegend.

„Ruffy“, mahnte Zorro drohend.

„Zorro spürt seine Beine wieder!“

Einen Moment war es ganz still im Speiseraum. Jedoch nur einen Moment.

Das Spiegelei von Namis Gabel rutschte zurück auf den Teller. Lysop hustete seinen Orangensaft zurück ins Glas. Brooks Kiefer fiel klappernd auf seinen Teller. Choppers Augen wurden groß und unbewusst war er aufgestanden. Franky war beinahe von seinem Stuhl runter gepoltert.

Einzig und allein Robin schien ruhig zu bleiben, wobei Sanji ihr Gesicht nicht sehen konnte.

Er selbst war zwar überrascht, aber weniger von der Nachricht an sich als von der Art und Weise der Mitteilung.

„Verdammt noch mal Ruffy, du Hohl…Ngh!“

Zorro hatte dem Strohhut seinen Ellenbogen in die Seite gestoßen. Ruffy riss überrascht die Hände hinunter und rammte sein Messer aus Versehen genau in Zorros Oberschenkel. Zwei Fingerbreit grub sich die mit Marmelade beschmierte Klinge ins Fleisch.

Wieder war es still.

„Willst du mich verarschen?!“ Zorro rief überaus erbost und zog das klebrige Messer aus seinem Bein. „Was an den Worten  Sag es noch keinem hast du eigentlich nicht verstanden, du Vollidiot?!“

Klappernd warf der Schwertkämpfer das Messer auf seinen Teller, einzelne Blutstropfen fielen runter.

„Ach ja stimmt, das hatten wir ja abgemacht. Tut mir echt leid, mein Fehler.“

Ruffy lachte verlegen und rieb sich den Hinterkopf.

„Also?“, fragte Nami in die Runde, „Stimmt es? Du kannst was spüren?“

Zorro seufzte. „Ja, klar. Gerade verspüre ich einen unglaublichen Schmerz hervorgerufen durch die Blödheit meines Käpt’n.“

„Bleib mal ernst, Zorro.“ Nun klang Nami wieder gewohnt zickig.

„Warum wolltest du’s geheim halten?“, fragte Lysop, „Vertraust du uns nicht?“

„Das ist es nicht.“ Plötzlich sah Zorro zu Sanji, auch wenn er nicht wusste, warum der andere ihn ansah oder was er ihm mit diesem Blick sagen wollte.

„Jetzt hört mal her. Es ist doch…“

Weiter kam der Grünschopf jedoch nicht.

Chopper war aufgesprungen, hatte sich in seine Riesengestalt verwandelt und stürzte sich regelrecht auf ihn. Polternd rollte das neue Gefährt des Schwertkämpfers vom Tisch weg.

„Chopper, was has…“

„Ich werde dich jetzt untersuchen, ob es dir passt oder nicht!“

„Nein, warte. Ich finde…“

„Halt die Klappe! Deine Meinung ist irrelevant!“

Laut knallte die Tür zum Krankenzimmer hinter Arzt und Patient zu.

Zurück blieb eine recht überraschte Crew.

„Also?“, fragte Franky perplex, „Versteh ich das jetzt richtig? Zorro, von dem es hieß, dass er nie wieder laufen kann, kann wieder laufen?“

Sanji konnte sehen, wie in allen Gesichtern die er erkennen konnte, sich eine fröhliche Röte ausbreitete. Hoffnung. Das war Hoffnung.

„Nein“, antwortete er, ehe diese Hoffnung zu groß werden konnte. Er wusste, warum Zorro nicht gesprochen hatte.

„Was?“ Nami sah ihn an. „Wie meinst du das?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Ganz einfach. Nur weil er seine Beine wieder fühlen kann, heißt das noch lange nicht, dass er wieder laufen kann. Ansonsten hätte er sich wohl ganz bestimmt nicht im Rollstuhl rumkutschieren lassen.“

Er konnte sehen wie die Stimmung wieder etwas bedrückter wurde.

„Aber er wird wieder laufen können“, sagte Ruffy ohne jegliche Zweifel.

„Weißt du das oder hoffst du das nur?“, fragte Brook und stützte seinen Kopf auf seiner rechten Hand ab.

„Ich weiß es natürlich. Zorro wird sich von nichts und niemanden besiegen lassen. Solange Zorro kämpft, wird er gewinnen.“

Dem konnte selbst Sanji nicht widersprechen, obwohl es jedweder Logik widersprach.

„Soll das etwa heißen“, fing Franky relativ entsetzt an, „Dass die Langnase und ich uns umsonst die Nächte um die Ohren geschmissen haben?“

„Also ich finde den Rollstuhl klasse!“, grinste Ruffy.

„Ich rede doch nicht vom Rollstuhl! Der war innerhalb von einer halben Stunde fertig!“ Wütend kramte Franky ganze Packen von Papieren hervor und warf sie auf den halb leergeräumten Frühstückstisch.

„Wir haben schon alle Pläne fertig um die Sunny behindertengerecht umzubauen. Ich hab sogar schon den Aufzug für in den Ausguck angefangen zu bauen und neue Trainingsgeräte entworfen. War das jetzt alles umsonst?“

Er war fassungslos, doch Lysop grinste deutlich entspannter.

„Irgendwie habe ich damit überhaupt kein Problem“, murmelte der Kanonier leise lächelnd und verschränkte die Arme. „Irgendwie kann ich mit dieser Entwicklung wirklich ganz gut leben.“

Nami schüttelte den Kopf und seufzte laut, doch auch sie lächelte leicht. „Ihr seid schon ein Chaotenhaufen.“

Dann stand sie auf. „Brook, in den Ausguck mit dir. Franky, du…“

„Ich räum‘ die Werkstatt auf“, grummelte der Cyborg.

„Na gut, meinetwegen. Lysop, du hilfst Sanji beim Aufräumen.“

Der Lockenkopf zuckte nur sachte mit den Schultern, immer noch dieses äußerst zufriedene und beinahe selbstgefällige Lächeln auf den Lippen.

Franky stand auf und ging hinaus.

„Findet ihr nicht auch, dass Franky irgendwie komisch drauf ist?“, fragte Nami verwirrt.

Und wieder war es Lysop, der leise lachte. „Ich glaube, Franky ist einfach nur unglaublich erleichtert. Ihr hättet ihn mal die letzten Tage sehen sollen. Jedes Mal, wenn ich auch nur Zorros Namen in den Mund genommen habe, hat er angefangen zu heulen.“

Seufzend schüttelte Nami erneut den Kopf, während auch Brook sich verabschiedete um auf seinen  Posten zu gehen.

„Alles in Ordnung, Robin-Schätzchen?“

Sanji sah hinab zu der Archäologin, die seit kurzem so beunruhigend still war.

Erst reagierte sie nicht, doch dann sah sie zu ihm auf und er konnte die Tränen sehen, die kurz vorm herausbrechen standen.

„Es ist alles in Ordnung“, antwortete sie mit gewohnter Stimme, stand auf und verließ den Raum.

„Irgendwie sind heute alle ganz komisch drauf“, lachte Ruffy, klaubte sich das letze Brötchen und schwang sich nach draußen.

 

-Zorro-

„Also?“ Fragend sah er den jungen Arzt an, der seine Notizen prüfend betrachtete.

Chopper antwortete nicht, sondern kniff seine Augen konzentriert zusammen, als würde er versuchen ein Bilderrätsel zu entschlüsseln.

„Was ist denn jetzt Chopper? Ich warte…“

Immer noch starrte das Rentier auf seine Unterlagen.

„Das ist nicht möglich“, murmelte er schließlich und sah ihn endlich an.

„Was ist nicht möglich?“ Zorro verschränkte die Arme und betrachtete den anderen ruhig, während Chopper selbst immer wieder den Kopf schüttelte.

Doch dann sah Chopper ihn mit einem leichten Grinsen an.

„Egal. Das ist egal. Die Hauptsache ist doch, dass du deine Beine wieder fühlst.“

Zorro legte den Kopf leicht schräg.

„Was meinst du damit?“

Das jüngste Crewmitglied zuckte mit den Achseln und hüpfte auf die Bettkannte, mit einem Huf klebte er ein Pflaster auf Zorros Bein, nachdem er die kleine Wunde bereits desinfiziert hatte.

„Ich hab alle Untersuchungen nochmal nachgeprüft und aus rein medizinischer Sicht ist es unmöglich, dass dein Gefühl zurückkommt.“

„Du willst mir sagen, dass ich nichts spüren sollte?“

Chopper nickte. „Eigentlich sollte sich dein Zustand nicht verändert haben, aber offensichtlich hat er das.“

„Und was bedeutet das jetzt im Klartext, Chopper?“

Das junge Rentier zuckte erneut mit den Schultern und warf sein kleines Klemmbrett zurück auf den Schreibtisch.

„Keine Ahnung“, meinte er unbeschwert.

„Was?“

„Ja, ich hab keine Ahnung. Offensichtlich bist du am genesen, obwohl du es gar nicht können dürftest. Du hast selbst gesagt, dass dein Gefühl schon deutlich besser ist als gestern noch. Ich vermute also, dass du dich weiter regenerierst. Wer weiß, vielleicht kannst du wirklich irgendwann wieder laufen. Ich kann keine Prognose abliefern.“

„Was soll das heißen, Chopper? Was ist denn passiert? “ Er war verwirrt.

Chopper war Arzt, er musste wissen, was los war. Warum sagte er so komische Sachen und sah gleichzeitig so ruhig aus.

„Ein Wunder, Zorro“, flüsterte er, „Das hier ist ein Wunder.“

Langsam ließ er sich in die Kissen sinken, versuchte zu verstehen.

„Das heißt, ich werde wieder laufen können? Das heißt, ich werde wieder vollständig gesund?“

„Keine Ahnung. Könnte sein, wenn du trainierst und dich an einen strengen Rehabilitationsplan hältst, deine Medikamente weiterhin einnimmst und bis zur vollständigen Genesung auf Alkohol verzichtest, dann könnte es klappen. Aber sicher kann ich nicht sein, ich weiß es wirklich nicht.“

Langsam lehnte Zorro sich wieder vor.

„Aber ich“, murmelte er, erfüllt von neuer Energie, von einer unbändigen Kraft, „Ich weiß es.“

 

Kapitel 9

Kapitel 9

 

-Zorro-

„Aufwachen ihr Deppen!“

Laut und unnachgiebig rief der Koch nach ihnen.

„Penn mir ja nicht wieder ein, Marimo.“

„Jaja, ich bin wach, halt einfach die Klappe“, grummelte er und brachte sich in eine sitzende Position, während Ruffy bereits putzmunter aus der Koje über ihm hinunter purzelte und laut lachend auf dem Boden landete.

Hart knallte der Kartoffelschäler die Tür hinter sich zu um sicher zu gehen, dass sie auch ja alle wach waren.

„Man, Sanji hat in letzter Zeit immer so schlechte Laune, es ist so viel besser wenn Brook uns wecken kommt.“ Lysop ließ seine Beine aus der Koje schräg über Zorros baumeln und rieb sich die müden Augen.

„Findest du? Ich schwöre, wenn der noch einmal mit Heute scheint die Sonne reinkommt, werf ich seine Geige über Bord.“ Mühsam warf Zorro seine eigenen Beine über das Holz und streckte sich.

„Ich mag das Lied“, meinte Chopper kleinlaut und hüpfte ebenfalls aus seiner Koje, „Es ist schön lustig, da kriegt man richtig Lust aufzustehen.“

„Stimmt!“, fand auch Ruffy, der breit grinsend seine Klamotten zusammenklaubte, die er in alle Himmelsrichtungen verteilt hatte, „Fast so gut wie das weiße Taschentuch.“

Franky lachte laut. „Ich glaube kein Lied der Welt ist in der Lage unserem Schwertkämpfer das Aufstehen zu erleichtern.“

„Halt die Klappe“, antwortete Zorro mit einem Grinsen und schmetterte sein Kissen gegen dem Cyborg, der es problemlos auffing und sein Grinsen erwiderte.

 „Hier Zorro, fang!“ Lysop warf ihm gerade Hose und Hemd zu, da er wie sein Kapitän nur in Shorts schlief. Der Kanonier stand mittlerweile an den Spinden und zog sich ebenfalls an.

„Danke.“

Franky stand nur wenige Meter neben dem Lügenbaron am kleinen Spiegel und kämmte seine Frisur in die richtige Form.

Mit ruhigen Bewegungen zog Zorro sich an.

Seit zwei Nächten schlief er nun endlich wieder bei den anderen. Es war nicht einfach gewesen Chopper zu überzeugen, aber nachdem er versprochen hatte, sich an alle Regeln zu halten, die der kleine Arzt aufstellen würde, hatte er eingewilligt.

Zorro bemühte sich nach Leibeskräften alles so normal wie möglich wirken zu lassen. Tatsächlich kam er relativ gut zu Recht. Er musste geduldig sein, da er für alles länger brauchte, da alles etwas umständlicher war als früher, aber er bekam es hin.

Obwohl das Gefühl in seinen Beine zurückgekehrt war konnte er sie immer noch nicht bewegen, geschweige denn laufen, und das obwohl er fast ununterbrochen daran arbeitete, fast seine gesamte Freizeit mit Übungen und Krankengymnastik verbrachte um schnell wieder funktionieren zu können.

Aber da immer noch kein Erfolg eingetreten war hatte er tatsächlich angefangen den Rollstuhl zu benutzen, obwohl er die unzähligen besonderen Zusatzfunktionen, die Franky und Lysop eingebaut hatten, weitgehend ignorierte. Einzig alleine den Schwerthalter hinter seiner Rückenlehne fand er sinnvoll.

Das hatte ihn jedoch nicht vor der zweistündigen Einweisung bewahrt.

Er verbrachte die meiste Zeit oben in Kombüse und Krankenzimmer. Dadurch, dass er nicht wirklich trainieren konnte und weil er nicht jedes Mal auf Hilfe angewiesen sein wollte, wenn er die Treppen hoch oder runter musste, versuchte er auf einer Ebene zu bleiben.

Er versuchte so oft es ging auf jede Hilfe zu verzichten, insbesondere wenn er ins Bad wollte. Das war nicht einfach aber nach Tagen auf der Krankenstation bevorzugte er alles alleine zu bewerkstelligen, was er auch irgendwie alleine bewerkstelligen konnte.

Bis er es geschafft hatte sich komplett anzuziehen, waren die meisten bereits hinausgegangen, nur sein Kapitän rollte noch über den Boden und zog sich umständlich seine Sandalen an.

„Du solltest auch gehen, Ruffy, sonst verpasst du noch das Frühstück“, meinte er bemüht gelassen.

„Ach Quatsch.“ Ruffy grinste. „Ich warte auf dich.“

Zorro seufzte.

Er wusste, dass das hier nur vorübergehend war. Er würde trainieren und bald wieder genauso selbständig sein wie früher, aber das bedeutete nicht, dass es ihm leicht fiel auf die Hilfe und Gutmütigkeit anderer angewiesen zu sein.

Kopfschüttelnd hob er sich in den Rollstuhl und stellte seine Beine auf die kleinen Platten, bevor er zumindest den Bauchgurt anlegte. Ruffy hatte ihn mittlerweile schon so oft aus dem Teil geschmissen, dass er den Gurt bevorzugte.

Eben genannter Gummijunge schob ihn bereits zur Tür hinaus. Das gute Wetter von vor wenigen Tagen hatte sich nach dem Unwetter verabschiedet und ein leichter Nebel hing überm Meer, der heute bereits dichter schien als noch am vergangenen Tag. Doch Ruffy konnten die deutlich kühleren Temperaturen nicht die Laune vermiesen.

Immer noch trällerte er munter das kleine Lied vor sich hin, während Zorro nur mit den Augen rollte und leise grinste.

So anstrengend sein Käpt’n auch sein konnte, Zorro wusste nicht, was er ohne ihn tun würde.

„Bereit?“, fragte Ruffy, als sie die Wiese überquert hatten.

„Bereit“, murmelte Zorro und konnte nicht verhindern, dass seine Finger sich etwas fester an die Armlehnen klammerten, sein Kapitän hatte seine ganz eigene Methode Zorro die Treppe hochzubekommen, obwohl er das mittlerweile auch alleine schaffen würde.

Ruffys Beine wickelten sich mehrmals um den Rollstuhl und dann warf der Strohhut seine Hände in die Luft und packte das Geländer der Hauptterrasse oberhalb der Kombüse.

Im nächsten Moment flogen sie durch die Luft.

„Zu schnell! Zu…“ 

BANG!

Hart knallte sie gegen die Wand, direkt neben die Tür zum Speiseraum.

Ein automatisches Luftkissen hatte sich unterhalb der Armlehnen aufgeblasen und um Zorros Beine gelegt, so dass der Aufprall abgefangen und Zorro nur recht wild durchgeschüttelt wurde, während Ruffy mit voller Kraft gegen das Holz gerast war.

„Was ist denn hier draußen los?“

Nami hatte die Tür aufgerissen und starrte sie an.

Sie brauchte nur einen Augenblick, bis sie die Situation erfasst hatte, ehe sie kopfschüttelnd und mit rollenden Augen wieder hineinging. „Idioten“, murrten sie noch.

„Das war lustig“, lachte Ruffy und ließ sich von Zorro vom Holz abziehen.

„Zumindest schon deutlich besser als gestern“, stimmte Zorro grinsend zu und war wiedermal dankbar für Frankys und Lysops Weitsicht, während sich das kleine Kissen wieder zusammenzog.

In der Küche angekommen wurden sie bereits von einer fröhlichen Crew begrüßt. Ganz lieb und nett schob Ruffy ihn noch bis zum Tisch aber ab dann hieß es Fressen oder Gefressen werden und Zorro war ganz gewiss niemand, der sich fressen lassen würde!

Wie immer genoss er das Frühstück, beobachtete die Chaoten bei ihrem täglichen Kampf und schnappte die wichtigsten Neuigkeiten des Tages beim Gespräch der Frauen auf.

Aus dem Augenwinkel konnte er den Koch beobachten, der wiederum ihn beobachtete.

Er entschied es zu ignorieren.

Er wusste, dass irgendetwas mit dem anderen nicht stimmte.

Am Anfang hatte er es nicht wirklich wahrgenommen, war zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt um es zu bemerken, aber mittlerweile fiel es ihm immer öfters auf.

Sanji war sehr zuvorkommend, sehr hilfsbereit ihm gegenüber, was an sich schon verdächtig genug war. Zwar liebte er es wie eh und je Zorro zur Weißglut zu reizen, aber wann immer Zorro ohnmächtig vor einer Aufgabe stand, war der Blondschopf da um ihn davor zu bewahren um Hilfe zu bitten.

Es war beängstigend.

Von diesen Blicken mal ganz zu schweigen. Diese Blicke, die der Koch ihm zuwarf wann immer der andere dachte, dass Zorro es nicht bemerken würde.

Sanji beobachtete ihn beinahe ununterbrochen, auf dem ausgeglühten Stummel seiner Zigarette am rumkauen.

Unter normalen Umständen hätte Zorro es wohl schon längst angesprochen, entweder beim Essen, laut, genervt, für alle zu hören, Streit suchend. Oder am späten Abend, vor seiner Nachtwache, leise, entspannt, nur mit dem Koch, das Problem angehend.

Aber zum ersteren fehlte ihm zurzeit die Energie und für letzteres fehlte ihm die Möglichkeit.

Nami war dagegen, dass er Nachtwachen übernahm, solange er nicht selbständig jegliche Bereiche des Schiffs erreichen konnte und so sehr er hasste das zuzugeben wusste er doch, dass sie Recht hatte.

Langsam verging ihm der Appetit.

„Ich geh schon mal vor“, murrte er ruhig Richtung Chopper und rollte zurück.

Das Rentier sah auf. „Ja, warte. Ich komm gleich.“

Er konnte einige Blicke in seinem Rücken spüren, während er zum Krankenzimmer rollte, die Tür aufdrückte und sie hinter sich wieder schloss. Ein einfacher Akt, der jetzt deutlich komplizierter war.

Er musste wieder auf die Beine kommen, wortwörtlich. Was, wenn sie angegriffen wurden?

In diesem Zustand konnte er doch nicht kämpfen.

Seufzend lehnte er sich zurück.

Er hatte entschieden nicht aufzugeben, hatte gefühlt jedem Crewmitglied versprochen sein Bestes zu geben, aber das hieß nicht, dass es nicht an ihm nagte, dass er es nicht schwer hatte.

Schließlich ging es hier nicht nur um ihn, um seinen Traum, um sein Versprechen. Es ging um diese Crew, seine Freunde, ihre Träume. Er hatte sich geschworen, keinen von Ihnen im Stich zu lassen, er durfte auf keinen Fall aufgeben. Er durfte nicht schwach werden.

Leise rasteten die Räder ein und er hievte sich aus dem Rollstuhl und aufs Bett.

Lysop hatte Recht, das hier war eine Prüfung für ihn, eine Prüfung niemals aufzugeben, seinen Willen nie zu verlieren, wie sonst hätte ein läppischer Sturz, ein unbedeutender Unfall dazu in der Lage sein können, ihn dermaßen zu verletzen?

Er glaubte nicht an Zufälle, aber auf sein eigenes Glück hatte er immer vertraut. Er glaubte nicht an Götter sondern daran, dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen konnte.

Dies hier war ein Test und er würde ihn bestehen.

 

-Sanji-

„Findet ihr nicht auch, dass Zorro sich komisch benimmt?“, meinte Nami in die seltsame Ruhe hinein, die eingetreten war nachdem der Schwertkämpfer den Tisch verlassen hatte. Nach außen hin wirkte sie wie immer, in einer Hand ihre Tasse Kaffee in der anderen die Zeitung, doch Sanji konnte die Sorge in ihrem Blick sehen.

„Also ich finde er schlägt sich ganz gut“, antwortete Brook mit einem leisen Lachen, „wenn man bedenkt, dass er vor wenigen Tagen noch nicht einmal das Krankenzimmer verlassen wollte.“

„Er braucht halt einfach noch was Zeit“, murmelte Chopper, doch keinem von ihnen entging sein leicht schnippischer Unterton. Der junge Arzt hatte bezüglich des Schwertkämpfers seine mütterlichen Schutzinstinkte entdeckt.

Das Rentier hüpfte vom Stuhl hinunter und folgte dem Grünschopf ins Krankenzimmer.

„Und Chopper ist auch nicht viel besser gelaunt“, murrte Nami, doch ihre Worte gingen fast unter, als Ruffy laut auflachte. Worüber er erheitert war, konnte Sanji gar nicht sagen. Es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Viel mehr beunruhigte ihn etwas ganz anderes.

Er konnte nicht verhindern, dass ein Großteil seiner Gedanken sich mit dem Marimo befasste, aber der Teil, der nicht damit beschäftigt war, sorgte sich um Robin.

Seit ein paar Tagen, nein, seit es offiziell war, dass Zorro nicht mehr vollständig gelähmt war, seit diesem Zeitpunkt war sie ungewöhnlich still, wirkte ungewöhnlich oft geistig abwesend und lächelte weniger als sonst. Und dabei sollte man meinen, dass sie sich wie der Rest der Crew über die Neuigkeiten freuen sollte.

Er hatte bemerkt, dass sie öfters Zorros Nähe gesucht hatte, doch wohl nie in der Lage gewesen war ihn alleine anzutreffen. Irgendetwas schien auch sie schwer zu belasten, irgendetwas was den Schwertkämpfer betraf, irgendetwas von dem Sanji keine Ahnung hatte.

„Weiß eigentlich irgendwer, wie es um Bruder Zorro steht?“, fragte plötzlich der Cyborg, „Chopper hat mir nicht ein Wort verraten und ich würde schon gerne wissen, ob ich denn nun die Sunny umrüsten soll oder nicht.“

„Du weißt, dass er es nicht gerne hat, wenn du ihn Bruder nennst.“ Es war das erste Mal, seitdem alle am Tisch saßen, dass Robin laut sprach, doch trotz ihrer nett gemeinten Worte, fehlte die übliche Freundlichkeit in ihrer Stimme.

„Er wird wieder gesund!“, sagte Ruffy bestimmt und übertönte somit die Archäologin.

Erneut zuckte der Schiffszimmerman mit den Schultern und stand synchron mit Brook auf um Sanji beim Abräumen zu helfen.

„Ja, mag schon sein, will ich ja gar nicht abstreiten. Aber wann? Nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr? So wie’s zurzeit ist, kann‘s nicht weitergehen. Ich wette er hat keinen Bock darauf, die ganze Zeit auf einen von uns angewiesen zu sein nur weil er mal aufs Klo muss.“

„Soweit ich weiß, kann Zorro immer noch nicht die Muskeln anspannen und das obwohl laut Chopper die Reflexe und so wieder funktionieren“, murrte Nami, den Blick weiterhin stur auf die Zeitung gerichtet, „Allerdings ist es nicht gerade so, als ob er uns wirklich auf dem Laufenden halten würde.“

„Du könntest ihn ja einfach fragen.“ Ruffy lachte angeheitert. Er schien die leichte Anspannung gar nicht wahrzunehmen.

Sani beobachtete sie alle.

Seit jenem furchtbaren Tag war Zorro das Hauptthema ihrer Gespräche. Nichts schien irgendwie relevant neben dem Gesundheitszustand ihres Schwertkämpfers.

„Sag mal, Nami-Mäuschen“, wandte er sich an die Navigatorin, die nun von der Zeitung aufsah und seine Augen traf, „Hast du eigentlich eine Ahnung wie lange es dauert, bis wir die nächste Insel beziehungsweise die Red Line erreichen?“

Fast automatisch glitt der Blick der Orangenhaarigen auf den Log Port an ihrem Handgelenk ehe sie wieder aufsah.

„Bis zur Red Line sind es noch einige Tage soweit ich weiß, warum?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir langsam etwas Gedanken über unsere Vorräte…“

„Was?!“, schrak Ruffy empor, „Warum?! Wird das Essen knapp? Wieso? Ich hab nichts geklaut, ehrlich! Wie lange haben wir denn noch?“

Er winkte ab, als das Gummibärchen bereits den Weltuntergang nahe glaubte.

„So schlimm ist es nicht. Aber auf der letzten Insel konnte ich ja nicht wirklich was aufstocken und so viel an frischen Lebensmitteln konnten wir ja auch nicht von der Thriller Bark mitnehmen. Noch müssen wir uns keine Sorgen machen, aber bei unserem nächsten Landgang muss ich dringend einkaufen.“

Sie nickte nur und Ruffy atmete erleichtert auf. „Ich sag dir Bescheid, wenn ich dir genauere Angaben machen kann.“

„Ich danke dir, Nami-Schätzchen.“

Doch ganz so war es leider nicht. Er hatte bereits gestern damit angefangen den geplanten Speiseplan umzustrukturieren um sicher zu gehen, dass ihre Vorräte länger hielten.

Es war wirklich noch nicht besorgniserregend, noch konnte er die Crew vollständig und fürstlich bekochen, aber als Smutje war es nicht nur seine Aufgabe für die Crew zu kochen, er musste auch sichergehen, dass sie bestmöglich versorgt waren. Auf hoher See konnte eine unausgeglichene Ernährung sehr schnell zu Mangelerscheinungen führen, welche tödlich enden konnten.

Wenn Sanji ganz ehrlich war, waren es nicht die Lebensmittelbestände, die ihn wirklich besorgten. Ein anderer, wichtiger Vorrat ging ganz allmählich zur Neige.

Nach und nach tröpfelten die einzelnen Crewmitglieder nach draußen, Lysop blieb länger um ihm beim Abwasch zu helfen. Doch irgendwann war er auch ihn losgeworden und konnte sich wieder seinen Vorratslisten und Speiseplänen widmen. Es war schon nicht immer einfach alleine für das leibliche Wohl der Crew verantwortlich zu sein, manchmal wünschte er sich er könnte sich hier und da beim alten Jeff einen kleinen Rat einholen, wie er so viele unterschiedliche Münder stopfen konnte. Aber das war nun mal nicht möglich.

Er starrte auf die Blätter vor seiner Nase und rieb sich den Nasenrücken unter seiner Lesebrille. Sein Plan war in Ordnung. Er war wirklich vernünftig, aber zufrieden war er damit nicht.  Erneut rieb er sich mit dem Handrücken durchs Gesicht und seufzte schwer.

Obwohl es Zorro besser ging schlief Sanji selbst immer noch nicht gut. Seine Träume verfolgten ihn und er glaubte, dass es immer schlimmer wurde. Sein Kopf pochte mehr und mehr und er gierte nach einer Zigarette. Allerdings war sein Nikotinverbrauch so hoch wie lange nicht mehr und langsam musste er sich die wirklich einteilen.

Er seufzte erneut und schlug seinen Kopf seitlich auf die Tischplatte.

„Du siehst ja ziemlich scheiße aus, selbst für deine Verhältnisse.“

Überrascht hob er den Kopf.

Gerade kam der Schwertkämpfer hinein gerollt, eine Hand an den Rädern. Mit der anderen lehnte er sich zurück, um die Tür hinter sich Stück für Stück zuzuziehen.

„Na, du musst ja gerade reden“, murrte er und lehnte sich zurück.

Der Schwertkämpfer sah besser aus als noch vor wenigen Tagen, da er nun endlich wieder vernünftig aß. Auch das war eine der Sorgen gewesen, die Sanji gequält hatte. Aber Zorro wirkte noch ernster als sonst, seine Lippen meist ein strenger, dünner Strich, die Augen kalt. Er wirkte als wäre er umgeben von Feinden und nicht bei seinen Freunden. Er wirkte als würde er ganz alleine die Last der Welt schultern müssen, als wäre er ununterbrochen angespannt, als würde er einen unsichtbaren Kampf kämpfen.

Nun jedoch grinste er schief und rollte etwas näher.

„Naja, ich bin auch an dieses Ding hier gefesselt. Was ist deine Ausrede?“

Sanji seufzte und hielt ihm den Essensplan hin. Der Schwertkämpfer zog eine Augenbraue hoch.

„Nahrung knapp?“

Er schüttelte den Kopf.

„Noch nicht. Aber wenn ich nicht aufpasse, dann bald.“

Er seufzte erneut und ließ seinen Kopf erneut auf den Tisch fallen. Er hatte Kopfschmerzen.

Zorro lachte leise und rollte neben ihn.

Mit ruhigen Fingern zog er die Vorratsliste unter Sanjis Blondschopf hervor und betrachtete sie ausgiebig. Sanji beobachtete ihn. Es war nicht das erste Mal, dass Zorro ihn dabei überraschte. Meist tat er das jedoch abends, wenn alle anderen bereits im Bett waren oder früh morgens bevor die anderen auf waren.

„Wie war’s mit Chopper?“, murmelte er und betrachtete den anderen genauestens.

„Wie immer“, meinte dieser jedoch nur, mit einem Finger fuhr er einige Linien entlang. Manchmal fragte Sanji sich, ob der Schwertkämpfer wirklich etwas davon verstand oder nur so tat als ob, er vermutete das letztere. Auf der anderen Seite wäre es auch nicht das erste Mal, dass der andere ihm sinnvolle Tipps oder Ideen geben würde.

„Und deine Beine?“

„Wie immer.“

„Was sagt Chopper dazu?“

Der Grünhaarige sah ihn über das Blatt hinweg an, einen genervten Blick aufgesetzt.

„Koch, es hat sich nichts geändert, okay? Du wirst schon früh genug merken, wenn ich dir wieder in den Hintern treten kann.“

Sanji lachte leise aber hohl. Er war unglaublich müde.

„Was ist eigentlich mit dir?“, murrte der Schwertkämpfer nun und starrte erneut das Blatt Papier an.

„Hä? Was meinst du?“

Der andere sah ihn wieder von der Seite her an.

„Glaubst du wirklich, ich würde das nicht bemerken? Du schläfst kaum und wenn doch grummelst du die ganze Zeit was vor dich hin, bist oft schlecht gelaunt und beklagst dich andauernd über Kopfschmerzen.“

Langsam hob Sanji den Kopf.

„Außerdem starrst du mich die ganze Zeit an und das ist echt nervig.“

Zorro legte das Blatt weg und sah ihn nun direkt an.

„Was ist los, Koch? Ich weiß, warum meine Laune im Keller ist aber was ist bitteschön dein Problem?“

Überrascht erwiderte Sanji den berechneten Blick des anderen.

Er hatte gedacht, dass er unauffällig gehandelt hatte, dass der andere es nicht bemerken würde, aber offensichtlich hatte er sich geirrt.

„Ich weiß auch nicht, warum ich mir um deine Moosbirne Gedanken mache“, versuchte er das Thema mit einem falschen Grinsen abzuwenden, doch er erkannte an Zorros Blick, dass dieser ihn nicht so leicht davon kommen lassen würde.

Seufzend setzte er sich wieder auf und legte die Brille ab.

„Es ist nichts“, murrte er schließlich und wich diesen kühlen Augen aus.

„Aha“, meinte der andere nur ehe er zurückrollte.

„Was machst du?“

„Ich hole mir was zu trinken.“

Er war schon halb aufgestanden als er sich wieder daran erinnerte, dass Zorro keine Hilfe wollte.

Alibimäßig zog er seine Unterlagen wieder heran, jedoch ohne die Brille aufzusetzen und aus den Augenwinkeln beobachtete er den anderen genau.

„Ich merke das“, grummelte der Schwertkämpfer griesgrämig und Sanji sah schnell weg.

Wenig später konnte er die Räder hören und der andere gesellte sich wieder zu ihm.

Doch diesmal lag Zorros Blick unnachgiebig auf ihm und obwohl Sanji rein theoretisch einfach abhauen konnte – zum Beispiel über die Leiter auf die Hauptterrasse, wohin der Rollstuhlfahrer ihm nicht folgen konnte – gab es kein Entkommen für ihn.

Zorro nahm einen Schluck Wasser, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.

„Ich habe keinen Nerv für irgendwelche Versteckspiele, Koch, und ich werde ganz gewiss nicht noch einmal fragen.“ Er stellte das Glas auf den Tisch. „Also?“

Seufzend vergrub Sanji das Gesicht in den Händen.

Er wusste, warum er schlecht schlief. Er wusste, warum er schlecht gelaunt war und nicht zur Ruhe kam.

„Ich glaube“, fing er an, das Gesicht immer noch versteckt, „dass ich schuld bin.“

„Hm?“, fragte der andere nicht verstehend nach, „woran?“

Nun sah Sanji auf und erwiderte den kühlen Blick. Er würde nicht wegrennen.

„Erinnerst du dich an den Unfall?“

Zorro legte verwirrt den Kopf leicht schräg. „Ja klar. Warum?“ Er schien nicht zu verstehen, warum Sanji das ansprach.

„Erinnerst du dich noch daran, dass wir uns vorher gestritten haben?“

Zorro zuckte mit den Achseln. „Ja schon, keine Ahnung. Weiß nicht mehr was genau war. Aber wieso meinst du…?“

„Du hast mich bei Nami schlecht gemacht“, murmelte Sanji, nicht anklagend sondern eher tief traurig.

Er hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde. „Und danach sind wir diesen steinigen Pfad hochgestiegen.“

„Koch, worauf willst du hinaus?“

Sanji sah ihn ernst an.

„Ich glaube, ich habe dir das angetan.“

Zorro stutzte, ein eiskalter Ausdruck legte sich über seine Züge.

„Als ich hinter dir her ging war ich unglaublich wütend auf dich, weil du immer so ein nerviges Arschgesicht bist und immer so tust, als wären wir dir alle egal und als ginge dich die Crew nichts an. Ich hab mich tierisch darüber aufgeregt, dass du die ganze Zeit einen auf Einzelkämpfer machst und nach der Sache am Morgen, wo du das Fenster kaputt gemacht hattest und uns alle in Gefahr gebracht hast…“

„Koch, sag mir doch einfach was los ist!“ Der Schwertkämpfer klang nun nicht mehr annähernd so ruhig, wie vor wenigen Sekunden noch. Unterdrückter Zorn klang in seiner Stimme wider. „Ich hab keinen Bock mich weiter von dir beleidigen zu lassen.“

Sanji seufzte. „Ich mein ja nur, als ich so hinter dir war und so mega wütend, da hab ich - zumindest für einen Moment - mir gewünscht dich den Abhang hinunter zu stoßen.“

Zorro sagte nichts.

„Für einen Augenblick hatte ich die Idee, wie schön es wäre wenn du fallen würdest. Ich wollte dir Schmerzen zufügen, ich wollte dich leiden sehen, nur für den Bruchteil einer Sekunde.“

Er atmete tief ein, während seine Stimme fahriger wurde, doch der andere reagierte nicht.

„Und ich weiß, dass das falsch war. Ich habe mich für solch verwerflichen Gedanken gehasst, aber sie waren da. Und dann bin ich in dich rein gestolpert und wir haben uns wieder gestritten.“

Er stockte, seine Stimme war mittlerweile nur noch ein Flüstern und schon lange sah er den anderen nicht mehr an.

„Und dann habe ich dich geschubst.“

Es war still.

Keiner von ihnen sagte ein Wort.

Sein eigener Herzschlag war so laut, sein Blut rauschte in seinen Ohren.

In diesem Moment hatte Sanji einfach nur blanke Angst.

Bilder von seinem Traum, den er immer wieder träumte, tauchten vor seinem inneren Auge auf.

„Sag doch was“, flehte er beinahe, „Bitte sag doch irgendetwas.“

Plötzlich hörten sie einen lauten Knall und wenige Sekunden später schaukelte die Sunny bedrohlich. Laute Stimmen waren zu hören.

Sanji war aufgesprungen und Zorro hielt sich an der Tischkannte fest, damit er nicht davon rollte.

„Was…?“, fragte Sanji während ein erneuter Knall ertönte.

„Wir werden angegriffen!“, knurrte Zorro deutlich gefasster und eilte bereits zur Kombüsentür.

Sanji sah ihn fassungslos an.

„Was ist, Koch?!“, herrschte der andere ihn hart an. „Wir werden angegriffen. Dein Typ ist gefragt oder willst du das Kämpfen dem Krüppel überlassen?“

Ohne auf Sanji zu warten riss der Schwertkämpfer die Türe auf und stürmte hinaus.

Kapitel 10

Kapitel 10

 

-Zorro-

Es gab Tage im Leben, da sollte man im Bett bleiben. An solchen Tagen sollte man es auf jeden Fall vermeiden aufzustehen. An solchen Tagen sollte man die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen.

Aber heute war nicht so ein Tag!

Über ihm brannte die neblige Luft von Kanonen- und Pistolenfeuer.

Drei Marineschiffe hatten sie in die Zwickmühle genommen und feuerten unablässig auf sie ein, während bereits mehrere Soldaten die Sunny fluteten.

Irgendwo in weiter Ferne konnte er Lysop kreischen hören und im nächsten Moment fing das rechte Schiff Feuer.

Ruffys lautes Lachen hallte über die Köpfe hinweg und das Geräusch von Metall gegen Metall klang wie Musik in seinen Ohren.

Zorro war wieder da!

Noch immer kannte er nicht sämtliche Fähigkeiten, die dieser Rollstuhl drauf hatte – hauptsächlich weil er Lysop nicht eine Sekunde bei seiner Erklärung zugehört hatte – aber das würde ihn jetzt nicht aufhalten.

Mit Rechts schob er das Steuerungssystem auf und mit Links zog er Shuusui hinter seinem Rücken hervor. Im nächsten Moment drückte er den Vorwärtsknopf und raste die Rutsche hinunter.

Zwei Soldaten fuhr er über den Haufen, den Dritten und den Vierten erledigte er mit seinem Schwert.

„Was zur Hölle machst du da?!“, keifte Nami irgendwo von der Steuerterrasse.

„Wieso habt ihr erst so spät gemerkt, dass wir Besuch kriegen?“, brüllte er zurück und drückte den Rückwertsknopf um Nummer Zwei, der sich gerade am berappeln war, ein zweites Mal zu überfahren.

Aber er konnte sich schon denken warum. Der Nebel vom Morgen hatte sich mittlerweile zu einer fast undurchsichtigen Wand verdichtet und bis auf die drei riesigen Schatten der Marineschiffe konnte er kaum etwas erkennen.

Er konnte weder Ruffy und Chopper noch Lysop oder Franky ausmachen, er vermutete, dass sie den Marineschiffen einen Besuch abstatteten. Doch das bedeutete, dass nur Robin, Brook und Nami dabei waren die Sunny zu verteidigen.

Ein Hinterhalt im Nebel, gar keine schlechte Idee, aber das bedeutete auch, dass die Marine sie nur schlecht erkennen konnten.

 „Koch wo bleibst du?!“, rief er zur Kombüse hoch, während er erneut angriff.

Es waren recht viele Soldaten bei ihnen an Deck. Die meisten wurden vom Musikanten aufgehalten, der bereits eine der Planken zum überqueren zerstört hatte, während die Archäologin herannahende Geschosse abwehrte, aber es waren mehr als genug.

Einige von ihnen schienen verdutzt als er auf sie zuschoss – der grüne Turboknopf hatte doch seine Vorteile – doch nicht alle ließen sich davon überraschen.

Er wusste, dass er in seinem Zustand kaum richtig kämpfen konnte. Er hatte nur eine Hand zum angreifen und wer wusste schon, wie lange die Cola-Energie ausreichte, mit der Franky sein Gefährt ausgestattet hatte. Außerdem war sein Wendezirkel recht groß und von seiner fehlenden Beweglichkeit wollte er gar nicht erst anfangen.

Alles was er hatte war der Überraschungsmoment und diese kleine Sekunde wo die Soldaten ihn verblüfft anstarrten.

Doch meistens reichte genau das.

Innerhalb der nächsten Atemzüge raste er noch mehrere von den Weißhemden um und erledigte den Rest mit seinem Schwert, aber der stetige Strom an Soldaten wollte einfach nicht aufhören.

Wie viele von diesen Idioten waren auf so einem Schiff?

Plötzlich spürte er eine harte Hand auf seiner Schulter.

„Jetzt hab ich dich, du Rollbraten!“, knurrte ein überaus bärtiges Exemplar und hob sein Schwert.

„Glaubst du wirklich?“, fragte Zorro unbeeindruckt.

Im nächsten Moment krachte Herr Zottelbart gegen den Mast.

„Tze, Rollbraten. Ein besserer ist dem wohl nicht eingefallen“, murrte der Koch und steckte sich eine Zigarette an.

„Wo warst du so lange, Küchenschabe?“

„Gern geschehen, Säbelrassler.“

„Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren.“ Brook sprang über sie hinweg.

„Hör mal, Zorro.“ Der Blondschopf sah zu ihm hinab, wieder diesen nervigen, besorgten Ausdruck auf seinem halb verdeckten Gesicht. Es war ganz offensichtlich, dass er das Gespräch vom Esszimmer wieder aufnehmen wollte. Aber Zorro wollte gerade daran echt keinen einzigen Gedanken verschwenden.

„Koch, dreh dich um und geh weg.“ Verwirrt hob sich die dämliche Kringelbraue an. „Ich habe gerade viel zu viel Spaß um mich mit deinen Problemen rum zu schlagen.“

Er presste den grünen Knopf und raste davon, ein breites Grinsen auf den Lippen. Irgendwas hatte dieser verdammte Rollstuhl an sich, er wollte sich natürlich nicht wie Ruffy benehmen und selbstredend wollte er viel lieber selbst kämpfen, aber es machte wirklich verdammt gute Laune mit dem Ding hinter den Weißhemden herzu heizen.

Er wollte nicht, dass Sanjis blaue Kulleraugen seiner Laune ein Dämpfer verpassten, wollte das Hochgefühl, das ihn endlich erreicht hatte, noch nicht aufgeben. Er fühlte sich endlich wieder nützlich und genoss das Gefühl des Kämpfens.

Gerade raste er geradewegs auf die Treppen zur Steuerterrasse zu, Lysop hatte irgendwas vom blauen Knopf gebrabbelt. Er drückte ihn, im nächsten Moment hüpfte er beinahe senkrecht in die Höhe. Erneut drückte er den grünen Knopf und schon landete er holpernd neben dem Steuerrad.

Hätte er mal früher darauf geachtet wie das Teil funktioniert, hätte er sich einiges an Hilfe ersparen können, auf der anderen Seite war es gut gewesen, dass er den wertvollen Treibstoff nicht verschwendet hatte.

„Was machst du hier?“, rief Nami zu ihm während er einen Soldaten einfach am Gürtel packte und über Bord warf, spielten seine Augen ihm einen Streich oder hatte der Kerl einen Verband um den Kopf?

„Wonach sieht es denn aus?“, antwortete er grinsend und fuhr den letzten Idioten dort oben um.

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass der Koch sich um die letzten Soldaten auf der Wiese kümmerte, während das eine Schiff, welches vorher Feuer gefangen hatte, langsam wieder im Nebel verschwand.

Irgendein Kommandant in der Ferne rief zum Rückzug auf. Die Strohhüte hatten gesiegt.

Doch Nami sah ihn ernst an.

„Du solltest nicht kämpfen, Zorro. Ich weiß, dass du…“

„Halt mir keinen Vortrag, okay?“

„Aber du bist verletzt. Du sitzt im…“

„Verdammt!“

Er ignorierte die Navigatorin und rollte Richtung Reling. Chopper und Ruffy hatten sich gerade zurück auf die Sunny geschwungen und das zweite Schiff drehte ebenfalls bei. Robin warf die bereits besiegten Soldaten über Bord, wo wohl einige Kameraden in Rettungsboten sie aufsammelten.

Franky begutachtete derweil schon ob die Sunny in Mitleidenschaft gezogen war, während er sich lauthals über die Marine beschwerte.

Sie hatten gewonnen. Drei Marineschiffe waren ihrer Crew trotz Hinterhalt nicht gewachsen.

Doch Zorros Blick lag auf dem letzten Schiff, welches ihnen den Weg versperrt hatte. Von hier oben konnte er es deutlich besser sehen als noch von der Wiese aus.

Auch dieses Schiff schien sich nun langsam zu entfernen, im Nebel zu verschwinden, aber das war nicht sein Problem.

„Lysop!“

Der Kommandant, der eben noch zum Rückzug aufgerufen hatte, starrte ihn von der Reling her an, ein süffisantes und herablassendes Grinsen auf den Lippen, hinter ihm hatte gerade ein Haufen von Soldaten den Scharfschützenmeister überwältigt.

Wer war nun der wirkliche Sieger?

„Was geht der auch in den Frontangriff“, knurrte Zorro leise in sich hinein. Doch er wusste die Antwort, wusste sie bevor er überhaupt den Mund aufmachte. Schuld kroch in ihm hoch.

Lysop hatte ihn ersetzen wollen, Lysop hatte an Zorros Stelle das Schiff und die Crew verteidigen wollen. Lysop hatte ihn beschützen wollen. Lysop hatte seine Angst wieder einmal überwunden, für ihn!

„Du Idiot!“ Mit beiden Händen umklammerte er fest die Reling, wollte helfen, konnte es aber nicht, er war machtlos.

„Oh nein!“ Auch Nami hatte nun erkannt was los war.

Die Distanz zwischen den beiden Schiffen war noch nicht so weit. Er wusste, dass er locker hätte drüber hinwegspringen können. Aber er konnte nicht.

„Ruffy!“, brüllte er über seine Schulter hinweg. „Koch!“

Beide konnte er sie antworten hören.

„Herkommen! Sie haben Lysop!“

Im nächsten Moment schwang sich schon ein gummiartiger Arm an ihm vorbei zur Gallionsfigur und Ruffy fegte über ihn hinweg zum Marineschiff.

Nur einen Herzschlag später sprang auch Sanji die Stufen hoch und überbrückte den wachsenden Abgrund mit Leichtigkeit.

Hilflos saß er da und konnte dem Spektakel nur zusehen, während die beiden ihr Crewmitglied befreiten. Er ballte die Hände zu Fäusten. Hörte wie die anderen nun auch auf die Steuerterrasse kamen.

„Brauchen sie noch Hilfe?“, fragte Brook, offensichtlich bereit jederzeit zu folgen.

„Nein“, antwortete er hohl, „Einer von beiden hätte schon ausgereicht.“

Er hätte schon ausgereicht! Er hätte den anderen schon gerettet haben können, ehe die anderen aufs Schiff gekommen waren. Er hätte…

Im nächsten Moment sprangen alle drei mehr oder weniger entspannt zurück, hinterließen einen halb zerstörten Kahn mit verzweifelten Marinesoldaten und einem nicht mehr ganz so glücklich grinsenden Kommandanten.

Lysop war ganz außer Atem mit Angstschweiß auf der Stirn, während Ruffy nur lachte. Sanji stand daneben und steckte sich eine Zigarette an.

„Und weg sind sie“, lachte Brook beinahe etwas enttäuscht und winkte den Schiffen nach, die nun vollständig im Nebel verschwanden.

„Frag‘ mich, wo die so plötzlich herkamen“, murrte Franky und kratzte sich am Kopf, „Besonders stark waren die ja nicht, ein paar von denen waren auch bereits verwundet.“

„Ich vermute sie sind auf ihrer Heimreise eher zufällig auf uns getroffen“, antwortete Robin mit verschränkten Armen, „Schließlich beeinträchtigt der Nebel die Sicht doch sehr.“

„Es ist fast so schlimm wie damals im Mysteriösen Dreieck.“ Chopper klang leicht verängstigt.

„Aber ein Sieg auf ganzer Linie“, grinste der Kapitän und klopfte dem immer noch heftig atmenden Lysop freudig auf die Schulter.

„Sanji, ich hab Hunger, lass uns was essen!“

„Halt mal die Luft an. Es gab eben erst Frühstück.“

Trotzdem ging der Koch gemütlich Richtung Kombüse, gefolgt von den anderen die sich freudig unterhielten als wären sie nicht gerade erst angegriffen worden sondern hätten die Aussicht genossen.

Zorro sah ihnen nach, ehe er sich wieder dem Meer zuwandte. Er hatte nicht vor ihnen zu folgen, er war nicht in der Stimmung für glückliches Gebrabbel über Kaffee und Kuchen.

Ihre Stimmen in seinem Rücken wurden immer leiser und schließlich konnte er die Kombüsentüre zuschlagen hören. Nun war alles still, nur das ruhige Flüstern des Windes und das Rauschen der Wellen unter ihm waren zu hören.

Es sollte ein guter Tag sein. Er hatte das erste Mal seit Tagen wieder die Luft eines Kampfes gerochen, er war auf dem Weg der Besserung. Sie hatten einen unerwarteten Marineangriff unbeschadet überstanden und konnten den Feind in die Flucht schlagen, anstelle selbst zu flüchten. Der Nebel war immer noch dicht um sie herum, aber nun diente er eher als Schutzschild. Es war alles gut gegangen. Eigentlich war alles gut, eigentlich…

„Willst du nichts essen?“

„Verschwinde Koch.“ Er seufzte schwer. „Du bist wirklich der letzte, den ich jetzt gebrauchen kann.“

Doch die klackernden Schritte kamen näher. Zorro starrte weiterhin aufs Meer, er wollte den anderen, den gesunden Koch nicht ansehen.

„Zorro.“ Der andere hörte sich ernsthaft besorgt an. „Können wir nicht wenigstens darüber reden, was ich dir…“

„Hau ab!“

Ohne den Blondschopf überhaupt anzusehen schlug er ihn mit voller Kraft gegen die Brust.

Der Rollstuhl kippte leicht zur Seite und er wäre wohl umgefallen, wenn die Reling nicht gewesen wäre. Der Smutje war währenddessen mehrere Meter nach hinten und beinahe die Treppe hinunter gesegelt. Es kostete den Blondschopf viele Mühen in einer aufrechten Position zu bleiben.

Zorro konnte hören, wie der Kartoffelschäler laut aufschnaubte und dann ging.

Er hatte keinen Nerv um sich mit dem Koch und seinen lächerlichen Schuldgefühlen zu befassen.

Er sollte nicht schon wieder diesen Strudel an Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit hinunterfallen. Er wusste genau, dass er nichts dran ändern konnte, dass er es akzeptieren musste und eigentlich war er doch gut darin. Eigentlich konnte er sich immer gut an neue Situationen anpassen. Wieso also? Wieso also haderte er immer noch mit seinem Schicksal?

Chopper hatte ihm gesagt, dass alles gut gehen würde. Er würde wieder laufen können, irgendwann. Irgendwann würde er seine Beine wieder kontrollieren können. Er würde irgendwann seinen Traum weiterverfolgen können und irgendwann auch seinen Freunden dabei helfen können ihre Träume zu verwirklichen. Alles würde wieder wie vorher werden, irgendwann.

Aber er konnte nicht bis irgendwann warten!

Heute hätte er kämpfen müssen, seinen Mann stehen müssen, Lysop zur Hilfe eilen müssen!

Wütend packte er sich ins Fleisch, fühlte den süßen Schmerz. Wenn er doch fühlen konnte, wieso war es ihm dann unmöglich diese Muskeln zu bewegen?

Chopper hatte ihm gesagt, dass er allmählich die Kontrolle zurückerlangen könnte, da seine Nerven bereits auf Stimulierungen oder so etwas reagieren würden. Er hatte ihm gesagt, dass es nun bei ihm liegen würde, deswegen bemühte Zorro sich unablässig seine Muskeln zu bewegen.

Seit Tagen versuchte er nun seine Beine wieder zu nutzen, doch nichts geschah. Warum? Was machte er falsch? Er benutzte alle Kraft, alle Willensstärke die er inne hatte, er konnte nicht noch mehr tun, wieso also reichte es nicht? Wieso schien sein Wille zu schwach?

„Du bist zu verbissen.“

Überrascht riss er den Kopf zur Seite. Der Koch war wieder da. Er hatte ihn nicht bemerkt, hatte gar nicht bemerkt, dass der andere wieder gekommen war.

Sanji lehnte an der Bank hinterm Steuerrad und zog genüsslich an seiner Zigarette.

„Du versuchst es zu sehr, deswegen klappt es nicht.“

„Halt einfach die Klappe, Koch! Was willst du hier? Ich hab dir gesagt, dass du Land gewinnen sollst!“

Und dann sah er, wie der Koch sich nach hinten lehnte und eine Flasche hochhob. Sake, der richtig gute. Der, den er sich nie selbst nehmen konnte, ohne dass der andere versuchen würde ihn umzubringen.

„Was willst du denn damit? Ich darf nichts trinken und du verträgst nichts“, murrte Zorro, doch Sanji zuckte nur mit den Achseln und griff nach zwei kleinen Bechern.

„Du weißt, was Chopper gesagt hat, er hat es mir verboten. Das ist reines Nervengift!“ Imitierte er die nervige Stimme seines Lieblingsdoktors.

Sanji reagierte gar nicht auf seine Worte, sondern füllte die kleinen Becher.

„Ich hab ihm versprochen, dass ich keinen trinke.“

Der Koch stieß sich von der Bank ab und hielt ihm einen Becher hin, ein unbekannt kühler Blick in diesem blauen Auge.

„Hörst du mir überhaupt zu? Ich hab’s Chopper versprochen.“

Doch er nahm den kleinen Keramikbecher. Spürte selbst durch das Porzellan hindurch die Kühle des Sakes, er war auf genau die richtige Temperatur hinunter gekühlt.

Der Koch zog nur eine Augenbraue nach oben und kippte sich dann selbst den Sake den Rachen hinunter.

Zorro konnte sehen, wie der andere leicht das Gesicht verzog. Der Blondschopf vertrug einfach keinen Alkohol, dabei enthielt dieser Sake noch nicht einmal besonders viel.

Kopfschüttelnd betrachtete er die klare Flüssigkeit.

Chopper hatte ihn gewarnt, dass bereits eine geringe Alkoholmenge ausreichend war um seine verletzten, empfindlichen Nervenbahnen zu schädigen. Auf der anderen Seite hatte Chopper auch gesagt, dass sein derzeitiger Zustand bereits ein Wunder war und seine Nerven eigentlich wieder arbeiten sollten.

Ruffy sagte, dass er gesund war, Ruffy sagte, dass er wieder er selbst werden würde. Dass er alles schaffen konnte, solange er nicht aufhörte zu kämpfen.

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie der Koch sich nachgoss.

„Trink bloß nicht alles alleine“, murrte er und dann hatte er sich entschieden.

Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte er nicht einen Tropfen Alkohol genossen und er konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals so gut geschmeckt hatte.

Langsam schloss er die Augen und ließ sich zurück fallen.

„Chopper wird mich umbringen“, murmelte er und hielt dem anderen seinen Becher auffordernd hin.

Ein dreckiges kleines Grinsen schlich sich auf Sanjis Gesicht und er füllte nach.

„Was ist mit dir? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er nachdem der andere immer noch keine Anstalten machte zu reden.

Sanji zuckte mit den Achseln.

„Ich habe das Gefühl, dass alles was ich sage eh falsch ankommt, daher lass ich es besser gleich.“

„Oh, das erste Mal, dass ich dir zustimmen muss.“

„Arschloch.“

Der Koch nippte an seinem Getränk.

Zorro blieb jedoch gelassen.

„Kam auch falsch rüber, was du mir eben in der Kombüse gesagt hast?“

Eben schien schon eine Ewigkeit her, dabei war es gerade einmal Mittag.

„Ich wünschte es wäre so“, murmelte Sanji, nun jedoch ernst und ließ sich auf die Bank sinken. „Aber ich fürchte ich bin tatsächlich schuld an…“ „Halt mal die Luft an.“

Sanji hob erschrocken den Blick.

Zorro seufzte erneut, doch diesmal musste er leise lachen.

„Das ist nicht lustig, Zorro.“ Der Koch klang traurig.

„Oh doch, es ist fast schon lächerlich.“

Er nahm einen weiteren Schluck des kühlen Getränks, welches leicht brannte.

„Und ich finde es ist irgendwie lustig, dass du glaubst du wärest stark genug gewesen mich den Abhang runter zustoßen.“

„Aber ich…“

„Koch.“ Nun sah er ihn direkt an und drehte den Rollstuhl weg vom Meer und in Richtung des anderen. „Der Boden hat nachgegeben und ich bin weggerutscht. Glaub mir, deine kleinen Patschhändchen wären noch nicht einmal in der Lage mich ernsthaft zu verletzen, selbst wenn du‘s wolltest.“

Nun sah Sanji wieder weg.

„Ich könnte dich sehr wohl verletzen“, meinte er nun fast schmollend.

„Red‘ dir das ruhig ein, Prinzeschen.“

„Du Mistkerl! Aber darum geht es nicht. Selbst wenn es nicht meine Schuld war, ich hatte diese Gedanken, ich wollte dich verletzen!“.

„Und?“ Er zuckte mit den Schultern.

„Wie Und? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“

Zorro lachte leise, der andere nahm das alles viel zu ernst.

„Was erwachtest du Koch? Bist du wirklich so ein Gutmensch, dass du noch nie jemandem in deinem Leben etwas Schlimmes an den Hals gewünscht hast?“

Verwirrt schüttelte der Koch den Kopf.

Fassungslos starrte er den anderen an. „Das glaube ich nicht. Noch nicht mal bei diesen unsichtbaren Typen von der Thriller Bark oder was ist mit den CP9-Deppen. Was war bei Arlong?“

Nun zuckte der Blondschopf leicht mit den Schultern. „Vielleicht. Aber eigentlich wollte ich sie nur besiegen und davon abhalten den Damen ein Leid zuzufügen. Aber das bei dir…“

Kopfschüttelnd leerte Zorro seinen Becher und hielt ihn dem Koch erneut hin.

„Ich weiß nicht, was ich mit so viel Naivität und Gutmütigkeit anfangen soll.“

Sanji goss nach.

„Also Koch, ich erkläre es dir jetzt mal ganz einfach, damit selbst du es verstehst. Es ist völlig normal, jemanden mal ein paar Sekunden zu hassen. Manche Frauen hassen ihre beste Freundin für die Hälfte ihrer Freundschaft und die andere Hälfte der Zeit lieben sie einander abgöttisch. Ich könnte gar nicht aufzählen wie oft ich dich schon umbringen wollte.“

„Was?“ Der andere schien wirklich geschockt.

„Na klar. Ich glaube, ich wollte schon mal jeden hier umbringen, kein Wunder bei einem so verrückten Haufen. Aber ich hab’s nicht getan, Koch. Das ist der Unterschied. Dieser kleine Hass ist ganz normal und nicht schlimm, solange die anderen Gefühle stärker sind.“

„Die anderen Gefühle?“

Sanji nuckelte schon fast an seinem Becher, er schien fasziniert, als würde er das erste Mal von solch menschlichen Gefühlen hören.

„Freundschaft, Loyalität, Vertrauen, Liebe. All dieser kitschiger Kram über den Franky immer seine Lieder singt.“

Beide waren sie ruhig für einen Moment.

„Du bist also nicht wütend auf mich?“

Er rollte die Augen über diese kindliche, verzweifelte Frage.

„Oh doch, konstant alle zwei Minuten, meistens wenn du den Mund öffnest. Du hast irgendetwas unglaublich irritierendes an dir.“

Nun sah der andere ihn etwas entnervter an.

„Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen dich zu beschuldigen, also tu du’s auch nicht.“

Sanji nickte nur leicht.

Langsam schien der Nebel um sie herum lichter zu werden.

Für ein paar Minuten genossen sie den Alkohol im Stillen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Zorro fragte sich, wann er auch noch für das Seelenheil des Smutjes zuständig geworden war. Auf der anderen Seite verdankte er dem Koch gerade den Becher in seiner Hand, also wollte er mal nicht so sein. Schließlich gab es keinen besseren Friedensstifter als Sake, zumindest in seinen Augen.

Irgendwann sah Sanji ihn an.

„Chopper wird dich eindeutig umbringen.“

„Du hast mir den Alkohol angedreht.“

„Hättest ja nein sagen können.“

„Hätte dich über Bord werfen können.“

Sanji grinste nun wieder. Langsam stand er auf und lehnte sich wieder gegen die Bank, einen erneut randvollen Becher Sake in der Hand.

„Ich glaube ich hab dich noch nie so viel reden gehört wie heute. Hast du dein Kontingent an Wörtern nicht schon längst aufgebraucht, Marimo?“

„Oh keine Sorge Küchenschabe, ich hab noch meine Freunde, die linke und die rechte Faust. Die sprechen allerdings eine ganz andere Sprache.“

„Ich würde mich ja nur zu gerne mit ihnen unterhalten, aber ich glaube wir sind nicht auf einer Augenhöhe.“

„Na, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Alkohol dich über kurz oder lang auf den Boden der Tatsachen zurück holt.“

„Immerhin stehe ich mit beiden Beinen fest im Leben.“

Nun grinsten sie einander offen an.

„Böses Foul. Ein richtiger Schenkelklopfer.“

„Sag bloß. Ich dachte schon…“

„Sag mal Koch“, unterbrach er den anderen, der fast automatisch wieder ein ernsteres Gesicht aufsetzte und den spielerischen Streit beendete, „was meintest du eben damit, dass ich zu verbissen sei?“

Nun seufzte Sanji und steckte sich eine neue Zigarette an.

„Ist das nicht offensichtlich? Du erwartest viel zu viel von dir. Du setzt dich selbst zu sehr unter Druck, dann kann daraus doch nichts werden.“

„Na, du machst mir aber Mut. Was soll ich denn sonst machen? Mich auf Namis Sonnenliege legen und von dir bedienen lassen?“

Sanji grinste.

„Du solltest dich einfach mal entspannen. Wenn du die ganze Zeit krampfhast versuchst die Beine anzuspannen, können deine Nerven gar nicht reagieren.“

„Ich glaube nicht, dass das Nervensystem so abläuft.“

„Aber ist doch wahr! Chopper hat gesagt, dass deine Reflexe schon längst zurückgekommen sind.“

„Ja und? Was hat das damit zu tun.“

Sanji zuckte mit den Schultern.

„Ich persönlich glaube ja, dass du längst wieder auf den Beinen wärst, wenn du weniger nachdenken würdest.“

„Was? Was für einen Schwachsinn redest du da?“

„Willst du’s ausprobieren?“

„Hä?“

Im nächsten Moment lehnte sich der Koch blitzschnell vor und drückte den roten Knopf vom Rollstuhl.

Bevor Zorro überhaupt wusste, was geschehen war, flog er schon durch die Luft.

Verdammter Koch!

 

Kapitel 11

Kapitel 11

 

-Zorro-

Um wenige Zentimeter verfehlte er den Mast während er durch die Luft flog und sich innerlich bereits tausende Rachemöglichkeiten für den Koch ausdachte.

Im nächsten Moment schlug er hart und unelegant auf der Wasseroberfläche auf. Innerhalb von Sekundenbruchteilen umarmten ihn die leichten Wellen und das Salzwasser durchdrang seine Kleidung.

„Zorro?“ Von Deck konnte er die überraschend besorgte Stimme des Smutjes hören.

„Was zur Hölle sollte das, du Mistkerl?!“, brüllte er nach oben und spuckte Wasser während er sich bemühte oberhalb der Wasseroberfläche zu bleiben.

„Keine Sorge, ich…“

„Nein, bleib… zu spät.“

Er seufzte während der andere nur wenige Meter neben ihm ins Wasser eintauchte, deutlich eleganter als er selbst nur wenige Sekunden zuvor. Kaltes Meerwasser spritzte in alle Richtungen.

Entnervt schlug er sich mehrmals die flache Hand gegen seine Stirn und wartete darauf, dass der andere auftauchte. Er würde ganz gewiss nicht nach diesem Idioten fischen gehen.

„Alles in Ordnung bei dir?“

Gerade in diesem Moment durchbrach ein nasser Blondschopf die Wasseroberfläche nur eine Armlänge entfernt von ihm.

„Natürlich“, murrte er bemüht gelassen, „Aber kannst du mir erklären, wie wir jetzt wieder an Bord kommen wollen?“

Überrascht sah der andere ihn an. „Was…?“

„Alle anderen sind unter Deck und wir beide treiben auf offener See, im Nebel.“

Er konnte sehen, wie Sanjis Augen groß wurden.

„Warum bist du Idiot hinterher gesprungen? Warum hast du mir nicht einfach eine Strickleiter runter gelassen?“

„Ich dachte du wärest am ertrinken“, murmelte der Koch und fuhr sich durchs nasse Haar.

„Und wessen Schuld wäre das gewesen?“

Das Meer war relativ ruhig und der Wellengang nicht besonders hoch, allerdings würden sie wohl nicht Stundenlang mit der Sunny mithalten können. Zorro grübelte angestrengt nach, aber ihm fiel keine Lösung ein.

Warum verdammt nochmal waren sie in so einer Situation?

„Was zur Hölle sollte das, Koch?!“, knurrte er und packte den anderen mit beiden Händen an seinem durchnässten Kragen. „Warum wirfst du mich einfach über Bord?“

„Ich dachte du würdest auf der Wiese landen“, murrte der andere und sah zur Seite. „Ich dachte, dass du reflexartig auf den Füßen landen würdest und daher…“

Reflexartig?! Bist du wirklich so blöd oder tust du nur…“

Er brach ab.

Für einen Moment betrachtete er seine Hände, die den Hemdkragen des anderen zum zerrreißen fest gespannt hatten. Immer wieder schwappte das durchsichtige Nass zwischen ihnen hin und her.

Langsam glitt sein Blick nach unten.

Unter der klaren Wasseroberfläche konnte er sehen, wie Sanji seine Hände wie beiläufig in seine Hosentaschen gesteckt hatte und nur mit den Beinen den Wellen trotzte. Wäre es nicht so lächerlich hätte der andere beinahe cool aussehen können, als würde er Zorros Angriff nicht ernst nehmen. Allerdings ging es hier um den Koch und daher konnte es nur lächerlich aussehen.

Doch dann betrachtete er seine eigenen Beine.

Genau wie die vom Koch pendelten seine eigenen Füße im Wasser vor und zurück. Genau wie der Koch hielt er sich einzig und alleine mit der Kraft seiner Beine über Wasser.

„Ich wusste es“, flüsterte der Blondschopf vor ihm beinahe ehrfürchtig, während er dessen Kragen immer noch festhielt, „Es hat geklappt.“ Und dann nieste er.

„Ich kann sie bewegen“, murmelte Zorro ohne es ganz zu begreifen und ignorierte den anderen.

Seit Tagen nun versuchte er wie ein Wahnsinniger zumindest einen Zeh zu krümmen und auf einmal taten seine Beine was er von ihnen verlangte, als wäre es das normalste der Welt. Als wäre alles wie früher.

Ganz langsam ließ er Sanji los und hielt sich mit seinen Armen oberhalb des Wassers ehe er aufhörte mit seinen Beinen zu paddeln. Die Bewegungen waren langsam gewesen, fließend.

Keiner von ihnen sagte etwas, während beide auf seine nun ruhigen Beine im klaren Nass begutachteten.

Leise atmete er ein und aus, schloss die Augen, bemühte sich entspannt zu bleiben, sich nicht unter Druck zu setzen. Versuchte nicht mehr als sich die Bewegung, die eigentlich so selbstverständlich war, vor seinem inneren Auge vorzustellen.

Er konnte hören, wie Sanji scharf die Luft einzog und leise lachte. Er konnte spüren, wie das Wasser begann sich um seinen Unterkörper zu winden, wie die Leistung seiner Arme unnötig wurde. Er konnte fühlen, wie Stiefel und Hose, von kaltem Meerwasser durchdrungen, ihn in die Tiefe ziehen wollten, seine Bewegungen erschweren wollten, aber ihn nicht aufhalten konnten.

Er konnte seine Beine bewegen!

Sie waren wieder da!

Er war nicht mehr gelähmt!

Erleichterung, Dankbarkeit und grenzenlose Freude fluteten seinen Körper.

Ruffy hatte Recht gehabt. Er war gesund. Sein Albtraum war vorüber.

Langsam öffnete er die Augen und sah sich einem grinsenden Koch gegenüber.

„Ich hab’s ja gesagt“, meinte der Blondschopf nur, „Wie wäre es mit einem Danke?“

Zorro rollte mit den Augen. So viel Genugtun würde er dem anderen mit Sicherheit nicht geben.

„Wie wäre es mit einem Plan, wie wir wieder an Bord kommen?“, entgegnete er bemüht schroff und gelassen.

Doch er wusste, dass der Koch seine Farce bereits durchschaut hatte. Er konnte noch so gefasst und überlegen tun, der andere musste die Freude in seinen Augen sehen können.

Mit ruhigen Fingern klopfte der andere ihm auf die Schulter.

„Es ist alles gut, ab jetzt wird alles wieder gut“, grinste Sanji.

„Nicht wenn wir hier ertrinken, dann war dein ganzer Plan umsonst.“

„Aber du kannst wieder laufen.“

Nun sah er sich den zu gut gelaunten Koch genauer an. Wieso war er ihm einfach hinterher gesprungen? Wieso handelte er so unüberlegt und wieso grinste er die ganze Zeit wie eine besoffene Seekuh?

Sein zu sehendes blaues Auge leuchtete genauso wie Ruffy gucken würde, wenn er frisch gebratenem Fleisch gegenüberstehen würde.

Ein leichter rosa Schimmer hatte sich trotz der Kälte auf die blassen Wangen des Kochs geschlichen.

„Sag mal“, murrte er und packte den anderen am Unterarm, „Bist du betrunken?“

„Was? Nein, wieso…“

„Wie viel von dem Sake hattest du?“

„Keine Ahnung, zwei-drei Becher, mehr nicht. Ich bin doch nicht betrunken.“

Zorro hob nur die Augenbrauen an und schüttelte den Kopf.

Der Koch hatte vermutlich nicht gefrühstückt, dann das kurze Scharmützel mit der Marine und danach der kalte Sake. Vielleicht war er nicht völlig betrunken, aber klar im Kopf war er wohl auch nicht mehr.

„Wo sind denn diese Idioten?“ Aus dem Nichts konnte er Namis genervte Stimme hören.

„Sieh mal, da vorne ist der Rollstuhl, aber ohne Zorro“, meinte Ruffy hilfsbereit.

„Das sehe ich selbst, du Meisterdetektiv.“

„Aber wo sind sie denn?“ Chopper hörte sich besorgt an.

„Nun ja, da Zorro ohne den Rollstuhl nicht weit gekommen sein kann vermute ich, dass er über Bord gegangen ist“, antwortete Robin eine Spur zu gelassen.

„Sag doch sowas nicht“, widersprach Lysop, „Am Ende hat Sanji ihn noch den Fischen zum Fraße vorgeworfen oder was?“

„Fast!“, brüllte Zorro nach oben und versuchte auf sich aufmerksam zu machen, „Allerdings hat er den Schleudersitz betätigt und ist freiwillig hinterher gesprungen.“

„Aber…“

„Widersprich ja nicht, Koch. Das macht es nur schlimmer“, setzte er leiser hinterher als der andere reden wollte.

„Hier! Sie sind hier!“ Brooks Afro tauchte über der Reling auf.

„Ach ne!“ Zorro war echt wieder kurz davor die Nerven zu verlieren. „Das wissen wir auch. Werf doch einfach eine Leiter runter.“

„Das heißt wirf“, brachte Sanji sich belehrend ein.

„Was?“

„Ja, Imperativ mit I.“

Zorro seufzte, während die anderen an Deck laut und leise miteinander und zu ihnen sprachen.

„Weißt du noch als ich dir gesagt habe, dass ich dich schon mal umbringen wollte“, knurrte er leise.

„Ja“, murmelte Sanji unschuldig.

Hinter ihnen fiel eine Strickleiter klackernd hinunter.

„Gerade ist wieder ein solcher Moment.“

„Ach, ist das Marimoisch für vielen lieben Dank Sanji, dank dir kann ich endlich wieder laufen?“

„Nein, das steht für vielen lieben Dank Sanji, jetzt kann ich dir endlich wieder in den Hintern…“

„Kommt ihr jetzt endlich hoch oder sollen wir die Leiter wieder reinziehen?!“

Wie immer war es Nami, die ihren Streit unterbrach.

Leise vor sich hin grummelnd schwammen sie beide zum Schiff, was gar nicht so einfach war. Über ihnen diskutierte ein heiteres Stimmengewirr darüber, was passiert war und warum sie beide im Meer waren.

An der Leiter angekommen betrachtete Zorro ein weiteres Mal seine Beine, die immer noch langsam vor und zurück wedelten.

„Geh du zuerst“, murmelte er.

„Was?“ Sanji sah alles andere als glücklich aus. „Aber Zorro,  was wenn…“

„Geh zuerst, ich bin direkt hinter dir.“

Er konnte sehen, wie der andere ihn zweifelnd betrachtete, ehe er dann nach der Leiter griff.

Zorro wusste, dass alleine seine Armmuskeln ausreichen würden, um ihn wieder sicher an Deck zu befördern.

Aber so ganz vertraute er seinen Beinen nicht und er sollte Recht behalten.

Er schaffte es zwar gerade so, sie zu bewegen, aber anwinkeln oder belasten wollte nicht so funktionieren. Die ersten zwei Sprossen gingen ohne Probleme, doch dann wurde jede Bewegung schwerer und anstrengender.

„Und, wie läuft es da unten?“, hörte er den Koch über sich fragen.

Er vermied es hochzugucken, der Ausblick auf ein männliches Hinterteil war so das letzte was er jetzt noch gebrauchen konnte.

„Ach halt du einfach mal die Klappe. Wenigstens diesmal“, murrte er nur als Antwort und hoffte, dass der andere ihn verstanden hatte.

Nur mit seinen Armen zog er sich schließlich hoch, versuchte jedoch weiterhin einen Fuß nach dem anderem auf eine der Sprossen abzusetzen, doch selbst wenn ihm das gelang, gaben seine Knie immer wieder unter seinem Gewicht nach, als könnten sie es kaum halten.

Leise seufzte er. Er war also doch noch nicht ganz der Alte.

 

-Sanji-

Mit Leichtigkeit kletterte er über die Reling und grinste seine Freunde an.

Er würde es zwar nie zugeben, aber Zorro hatte Recht. Eine warme Leichtigkeit benebelte seine Gedanken und alles schien irgendwie besser als sonst.

Verdammt! Er vertrug wirklich nicht viel Alkohol.

Bemüht versuchte er seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen.

Er hatte Zorros Hinweis schon verstanden, aber wie sollte er das, was gerade geschehen war, vor den anderen verheimlichen?

„Was sollte das?“, herrschte Nami ihn nun an, „Der Angriff ist keine zehn Minuten her und ihr streitet euch schon wieder?“

„Wir haben uns nicht gestritten“, meinte er verteidigend, versuchte das Thema beizulegen.

„Ach nein? Ihr beide alleine an Deck? Was wollt ihr sonst gemacht haben?“

„Wir haben Sake getrunken.“

„WAS?! Zorro auch?!“, mischte sich das Rentier ein.

„Koch! Verdammt noch mal!“

Gerade erreichten die riesigen Pranken des Schwertkämpfers die Reling und der Grünschopf zog sich hoch. Es war ganz leicht zu sehen, dass er seine Beine nicht benutzte, vielleicht doch nicht benutzen konnte.

„Zorro! Hast du Alkohol getrunken?!“ Choppers Stimme war irgendwo zwischen keifender Mutter und besorgtem Arzt, während das kleine Rentier den ehemaligen Piratenjäger am Schlafittchen packte und halb über die Reling zog. „Du weißt doch genau, wie gefährlich das sein kann! Es könnte deinen Heilungsprozess…“

„Chopper, lass mich erst mal an Bord kommen.“

„Was ist das für ein Tick von dir immer im kalten Wasser zu landen, Zorro?“, regte sich nun auch Nami auf.

Sanji konnte den wütenden Blick des anderen auf sich fühlen, während er selbst nach seinen Zigaretten suchte. Doch die Packung war weg, vermutlich beim Sprung verloren gegangen.

Verdammt, dabei war die noch fast voll gewesen, außerdem war es seine letzte gewesen.

Was sollte er denn jetzt machen?

Zorro stemmte sich nach wie vor mit beiden Armen auf der Reling ab und hing somit weiterhin halb in der Luft.

Sowohl Nami als auch Chopper redeten immer noch auf den Schwertkämpfer ein, während sich die anderen etwas beruhigt hatten. Keiner schien wirklich zu bemerken, dass der andere nicht aus Spaß in seiner Position blieb, sondern schlicht und einfach nicht in der Lage war, seine Beine über das Holz zu befördern. Notfalls würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich mit dem Gesicht als erstes nach vorne fallen zu lassen. Selbst für den Marimo eine äußerst unelegante Lösung.

Sanji wollte gerade darauf hinweisen, als sich Lysop einbrachte.

„Hier Zorro, ich hab den Rollstuhl geholt. Leider ist der Cola-Vorrat total erschöpft, den müssen wir auffüllen, Franky.“

„Wird schwer möglich, Langnase. Wir haben gerade mal noch genug für einen Coup de Burst an Bord, den würde ich nur ungerne anderweitig einsetzen.“

„Könntet ihr zwei Mal aus dem Weg gehen“, murrte Zorro Chopper und Nami an.

„Zorro vielleicht sollte ich…“ „Halt den Mund, Koch. Du hast heute schon genug Scheiße gebaut.“

Robin hatte währenddessen den Sake sichergestellt und Ruffy betrachtete die gesamte Situation ungewöhnlich ruhig.

Erst jetzt viel Sanji auf, dass der Schwertkämpfer am hin und her pendeln war. Das musste doch tierisch in die Arme gehen, oder nicht?

„Zorro, was hast du…?“ In dem Moment, wo Nami ihn fragen wollte, schien er noch mehr Schwung aufzunehmen und warf sich selbst über die Reling.

Halb gewollt, halb ungewollt wirbelte der Schwertkämpfer durch die Luft, drehte sich um die eigene Achse und landete schließlich auf allen Vieren auf der Wiese.

„Wow! Das war ja cool, Zorro“, rief Ruffy schwer beeindruckt, der ungewohnt ruhige Gesichtsausdruck vergessen.

„Hast du dir weh getan?“, meinte dagegen Chopper besorgt.

„Hättest ja nicht einfach um Hilfe bitten können“, urteilte Nami kühl.

„Hättest ja einfach den Mund halten können“, entgegnete Zorro ebenso kühl.

„Marimo, sei nicht so unhöfli…“

„Sag mal, ich bin ja kein Experte in solchen Sachen, aber…“ Franky stand hinter dem knieenden Zorro und deutete auf seine Beine. „Funktionieren die wieder oder warum hockst du so komisch aufm Boden rum?“

Alle waren sie einen Moment still.

„Was?“ Brook tauchte von irgendwo auf. „Das ist ja großartig!“

„Koch!“, knurrte der Schwertkämpfer, immer noch auf allen Vieren und ohne aufzusehen.

„Was denn? Ich hab doch gar nichts gesagt.“

„Wo ist der Sake?“, murrte der andere nur und ließ sich auf seinen Hintern fallen, als hätte der Alkohol eine wichtigere Bedeutung als es Sanji bewusst war.

„Nein, nein, nein! Auf gar keinen Fall, Zorro! Ich muss dich untersuchen, sofort! Und dieses Zeug ist reines Nerven…“

„Chopper, beruhig dich doch mal.“ Es war Ruffy, der den jungen Arzt lachend unterbrach und sich Zorro gegenüber ins Gras sinken ließ. „Lass Zorro doch erst mal was trinken.“

„Ganz sicher nicht!“

„Was macht ihr eigentlich alle hier draußen? Wolltet ihr nicht was essen?“, fragte Zorro nun ruhig und ignorierte den geladenen Doktor.

„Naja, nachdem Sanji abgehauen ist um nach dir zu sehen und wir dich schreien gehört haben, haben wir uns schon Sorgen gemacht“, murmelte Lysop.

„Ich hab nicht geschrien!“, entgegnete Zorro drohend.

„Oh doch, ich hab’s ganz genau gehört. Hörte sich an wie ein… Autsch!“ Brook knallte mit dem Gesicht voran aufs Gras, nachdem Zorro ihm gegen die Kniekehlen geschlagen hatte.

„Ich hab nicht geschrien, verstanden?!“

„Verstanden“, antwortete das Skelett mit gedämpfter Stimme.

„Könnten wir bitte zum eigentlichen Thema zurück kommen?“, brachte sich nun Nami entnervt ein und lehnte sich gegen die Reling, „Warum seid ihr über Bord gegangen? Und bist du jetzt wieder gesund oder was?“

„Ich hab’s doch schon erklärt. Der Koch hat den Schleudersitz betätigt und mich über Bord geworfen. Und anstatt mir einfach eine Strickleiter runter zu werfen ist der Idiot hinterher gesprungen.“

„Weil ich dachte, dass du ertrinken würdest“, warf Sanji leicht beleidigt ein.

Irgendwie ging diese Unterhaltung viel zu schnell für ihn.

„Hätte ich dann die Zeit gehabt dich zu beleidi… lassen wir das, ja hätte ich.“

„Aber jetzt mal ernsthaft, Zorro. Bist du wieder ganz gesund?“ Lysop setzte sich nun neben dem Schwertkämpfer in den Schneidersitz.

Sanji gesellte sich zu Nami an die Reling und beobachtete den anderen. Er würde nichts sagen, sonst würde der andere schon wieder ihm die Schuld geben.

Doch ihm fiel auf, dass Robin immer noch am Absatz der Treppe stand, den Sake in der Hand, die klaren, blauen Augen auf Zorro gerichtet, einen undeutbaren Ausdruck im Gesicht. Irgendetwas sagte Sanji, dass sie traurig war oder sich schuldig fühlte. Er wusste nicht was es war aber ahnte, dass Zorro es wusste.

Eben dieser erwiderte nun den Blick der Archäologin und ignorierte die anderen, die über seinen Gesundheitszustand fachsimpelten.

„Ihr solltet jetzt gehen“, sagte er plötzlich überraschend sanft.

„Was? Aber Zorro, ich muss dich untersuchen.“

„Außerdem sind du und Sanji klatschnass, ihr solltet euch umziehen.“

„Ich muss mit Robin reden. Danach kannst du mich gerne untersuchen, Chopper.“

Alle Augen glitten zwischen dem Schwertkämpfer und der Archäologin hin und her, die dem kühlen Blick des Grünhaarigen erwiderte.

Langsam machte sie einen Schritt nach dem anderen.

„Hilf mir in den Rollstuhl, Lysop.“ Zorro sprach immer noch mit dieser ungewohnt sanften Stimme.

Ein Blick reichte aus um Sanji zu zeigen, dass er nicht der einzige war, der darüber besorgt war.

„Oh ja, natürlich.“

Der Kanonier sprang auf. Einen Moment schien er etwas verwirrt zu sein, während der Cyborg im Hintergrund den Rollstuhl näher schob.

„Ähm und wie?“

Zorro seufzte leicht entnervt.

„Also…“

„Ach, geh aus dem Weg, Lysop. Ich mach das.“

Erst als er die Langnase aus dem Weg geschubst hatte wurde Sanji bewusst, dass er derjenige war, der das gesagt hatte.

Verwirrt sah er zum Schwertkämpfer hinab, als ob er derjenige gewesen, der ihn dazu getrieben hatte.

Dieser sah ihn ebenso verwirrt an, den Kopf leicht schräg gelegt und dann grinste er.

„Du verträgst echt keinen Alkohol, Koch.“

„Halt einfach die Klappe, okay?“

Er konnte die Blicke der anderen auf sich spüren. Sah es wirklich so seltsam aus, was er gerade getan hatte? War es wirklich so komisch, dass er dem Schwertkämpfer helfen wollte?

Hilfesuchend sah er zu Nami, doch ihre Art ihn zu retten, gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Tja, wir anderen sollten dann schon mal reingehen.“

„Was? Wieso?“, jammerte Ruffy.

„Na, du wolltest doch was Essen. Sanji kommt nach, sobald Zorro im Rollstuhl sitzt und dann können der und Robin besprechen, was auch immer da zu besprechen ist.“

Mehr oder weniger zustimmend murmelnd gingen die anderen Richtung Kombüse.

„Ich kann Zorro auch helfen“, bot Robin höflich an.

„Ach nicht nötig, meine liebe Robin. Mach dir keine Umstände. Wäre ja nicht das erste Mal, dass der Marimo und ich…“

„Egal was du jetzt sage würdest, es kann sich nur falsch anhören.“

„Ruhe auf den billigen Plätzen“, knurrte er und blickte hinab zum Schwertkämpfer, der immer noch zwischen Robin und ihm auf dem Boden saß.

Langsam beugte er sich mit einem Seufzen hinab und griff den anderen unter die Arme.

„Erinnerst du dich daran, als ich dir gesagt hab, dass ich alles tun würde damit du an Bord bleibst“, hisste er dem anderen entgegen, der mit starken Händen seine Schultern griff.

„Ja?“

„Das nehme ich hiermit zurück!“

Zorro lachte leise während Sanji ihn hochzog. Wieder mal überraschte es ihn, wie viel der andere doch wog. Allerdings schien er zu versuchen mit seinen Beinen mitzuhelfen. Nicht, dass es viel brachte.

„Mein Gott bist du schwer!“

„Vielleicht bist du einfach nur schwach.“

„Wäre es zu viel verlangt, dass du zumindest einmal die Klappe hältst?“

„Komisch, ich wollte dich gerade genau das gleiche fragen.“

Er stolperte einen Schritt nach vorne und fiel beinahe über Zorros Quadratlatschen, ehe er diesen mehr schlecht als recht in den Rollstuhl fallen ließ.

„So!“ Er klopfte sich die Hände ab. „Ich hab meinen Teil erfüllt und gehe mich jetzt umziehen. Wehe du benimmst dich nicht.“

„Und selbst wenn, es würde dich nichts angehen.“

Doch Sanji hatte sich bereits Robin zugewandt.

„Wenn der Marimo unhöflich wird drück einfach den roten Knopf, Robin-Schätzchen, das ist der Schleudersitz.“

Sie lachte leise aber die Anspannung war ihr ins Gesicht geschrieben. Er würde zu gerne wissen, was hier vor sich ging, aber eine Dame zu belauschen war nicht sein Stil.

Mit zügigen aber nicht hektischen Schritten begab er sich ins Schlafzimmer der Männer und zog sich um, schon wieder ein klatschnasser Anzug. Er würde demnächst nochmal einen Wasch- und Bügeltag einlegen müssen.

Erst als er sich umgezogen hatte wurde ihm bewusst, dass er ja nochmal auf Deck musste um in den Speiseraum zu gelangen. Für einen Moment erfüllte ihn Sorge in eine peinliche Situation hinein zu kommen, aber dann sah er die große Chance herauszufinden was los war.

Er sollte jedoch enttäuscht werden.

Denn auf der Wiese war niemand mehr.

Seufzend begab er sich Richtung Kombüse.

An der Tür angekommen ließ er noch einmal den Blick übers Deck schweifen.

Doch er konnte kaum glauben was er sah.

Kapitel 12

 

-Zorro-

Er sah Robin dabei zu, wie sie dem Koch mit ihren kühlen Augen folgte als wollte sie sicher gehen, dass er wirklich nichts hören konnte.

„Also Robin. Weswegen bist du so seltsam drauf?“

Er wusste es, immerhin war er kein Vollidiot. Er hatte ihre komische Gemütslage die letzten Tage immer wieder bemerkt, hatte bemerkt wie sie versucht hatte ihn alleine zu sprechen aber es hatte sich schlichtweg nicht ergeben.

„Vielleicht sollten wir nicht hier sprechen“, meinte sie abwesend und blickte immer noch zur Männerkajüte, „Schließlich wird Sanji  hier gleich wieder auftauchen.“

Er nickte nur stumm und folgte ihren langsamen Schritten Richtung Steuerterrasse.

Am Fuße der Treppe drehte sie sich zu ihm um und betrachtete sowohl seine Beine als auch den Rollstuhl für einen Moment.

„Oh, tut mir leid, wie unbedacht von mir. Darf ich dir helfen?“

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. In einer Hand hielt sie noch immer den Sake und in der anderen Hand Sanjis Becher. Sein eigener war irgendwo auf dem Flug übers Schiff verloren gegangen.

„Das wird nicht nötig sein. Gib mir mal den Sake.“

Sie lächelte sanft und reichte ihm die Flasche.

„Chopper wird darüber nicht sonderlich glücklich sein.“

Er nahm ein zwei Schlucke und gab sie ihr zurück.

„Chopper ist mittlerweile dran gewöhnt, dass ich mich nicht an seinen Rat halte. Worüber wolltest du sprechen?“

Sie stutzte. „Wollen wir nicht vielleicht erst hoch? Ich hab überhaupt kein Problem damit, dich die Treppen hochzu… Was tust du da, Zorro?“

Er grinste breiter, als er sich am Geländer aus seinem Rollstuhl zog und wackelig zum stehen kam.

„Aber Zorro, deine Beine…Wieso hast du nichts gesagt?“

„Ich wollte nicht, dass alle mir dabei zusehen, wie ich mich bei den ersten Schritten hinlege. Vor allem nicht Chopper und der Koch. Ich hab keine Lust, dass die beiden mich die ganze Zeit bemuttern.“

Er sah auf seine Füße und machte ganz langsam einen Schritt nach vorne, seine Beine folgten seiner Anweisung. Es war anstrengend, es war schwer, aber langsam bekam er den Dreh raus.

Unterschwellig erfüllte ihn ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung.

Der Koch hatte Recht gehabt, Zorro würde das zwar nie zugeben, aber der Koch hatte wirklich Recht gehabt, er war wieder gesund.

Robin holte überrascht Luft doch er begann zu sprechen.

„Ich weiß, was mit dir los ist. Worüber du dir die ganze Zeit Gedanken machst.“

Vorsichtig hob er das rechte Bein an und setzte seinen Fuß auf der ersten Stufe ab. Alleine diese unglaublich banale Bewegung brachte ihm den Schweiß auf die Stirn, von Balance und Belastung wollte er gar nicht erst reden, tatsächlich trug sein Arm die meiste Last.

„Zorro“

Im nächsten Moment war Robin neben ihm und legte sich seinen linken Arm über die Schulter. Ein ernster, unnachgiebiger Ausdruck in den klaren Augen.

„Du machst dir Vorwürfe, weil du mich beinahe getötet hättest als ich verletzt war und jetzt...“

Ganz allmählich erklommen sie die Steuerterrasse. Robin sah ihn nun nicht mehr an, sondern blickte schuldbewusst weg. „Jetzt bin ich fast wieder der Alte.“ Er hätte sie gerne beobachtet, aber seine Augen mussten sich auf seine Füße konzentrieren.

„Liege ich richtig?“

„Wieso sollte ich deswegen Schuldgefühle haben? Es war unsere Abmachung gewesen und woher hätte ich wissen sollen, dass du wieder gesund wirst? Nein, es gibt keinen Grund mich schlecht zu fühlen.“

Leise lachend schüttelte er den Kopf.

„Warum tust du es dann?“

„Wer sagt, dass ich es tue?“

„Ich bitte dich. Mir ist es aufgefallen, Nami ist es aufgefallen, dem Koch ist es aufgefallen. Selbst Chopper macht sich schon Gedanken. Du bist schon lange nicht mehr so undurchschaubar wie früher.“

„Sagt der Richtige. Der unnahbare, rational denkende, wortkarge Piratenjäger sorgt sich um seine Crewmitglieder und schmilzt dahin wenn der kleine Chopper lächelt.“

Sie hatten die letzte Stufe erreicht.

Vorsichtig ließ sie ihn auf der Bank hinterm Steuerrad nieder und reichte ihm den Sake.

Es war anstrengend gewesen, wenn man bedachte, dass er nur eine Treppe hochgegangen war. Aber so ganz wollten seine Beine ihm immer noch nicht gehorchen und es schien, als hätte die kurze Zeit ohne Bewegung bereits ihr Tribut gefordert.

Er nahm einen weiteren Schluck und sah sie grinsend an, während er immer noch nach Atem rang, doch nach einer Antwort musste er nicht ringen, es war nicht nötig.

Sie hatten nie viele Worte gebraucht. Einander immer schnell verstanden.

„Es ist in Ordnung. Robin, es ist alles in Ordnung.“

Sie lächelte sanft. „ Ja das ist es, wieder.“

Für eine Weile genossen sie die gemeinsame Stille. Langsam erholte er sich.

„Erinnerst du dich noch an jenem Abend?“, flüsterte sie ruhig, „Es war wirklich schön gewesen.“

Er nickte beinahe nostalgisch. „Eine nette Feier, guter Alkohol, war wirklich nicht übel.“

„Weißt du noch, dass ich mit dir tanzen wollte?“

„Ja, es war so ein interessanter Gesprächsverlauf: Lorenor was hältst du davon wenn wir uns im Fall der Fälle gegenseitig ausschalten? Lust auf einen Tanz?

Sie lachte leise. „Du fandest die Idee ganz ausgezeichnet.“

„Nur fürs Protokoll, ich fand die Idee von dem Pakt ausgezeichnet. Ich hasse es zu tanzen.“

Sie seufzte. „Ja, das hab ich schon immer sehr bedauert. An jenem Abend warst du der letzte nüchterne Mann gewesen mit dem ich hätte tanzen wollen.“

„Meinst du das jetzt im guten oder im schlechten Sinne?“

Er stellte die Flasche ab und sah auf die Weiten des Meeres hinaus.

„Wie dem auch sei, ich hätte sehr gerne mit dir getanzt“, meinte sie und drehte sich ebenfalls zur See.

Er betrachtete seine Beine für einen Moment.

„Robin?“

Sie drehte sich zu ihm um, einen freundlichen, fragenden Ausdruck in den Augen.

„Möchtest du mit mir tanzen?“

Sie lachte leise: „Du kannst kaum laufen.“

„Und?“

„Chopper wird durchdrehen. Ist es das wert?“

„Der Koch wird durchdrehen. Das ist es wert.“

Nun lächelte sie ihn warm an.

„Ich würde sehr gerne mit dir tanzen, Zorro.“ Noch immer lachte sie ungläubig.

Vorsichtig zog sie ihn zurück auf die Beine, zeigte deutlich, dass sie stärker war als ihre schlanke Gestalt glauben ließ.

Er spürte das leichte Brennen des Alkohols in seinem Körper, während er ein paar Schritte mit ihr vom Steuerrad wegging.

„Bist du dir sicher?“, fragte sie offensichtlich besorgt.

„Würde ich sonst fragen?“

Sie lächelte und legte eine Hand auf seine Schulter, er legte eine um ihre Hüfte.

In ruhigen Bewegungen drehten sie sich zu einem unhörbaren Takt.

„Ich bin ganz überrascht“, gestand sie mit einem leichten Schmunzeln.

„Dass ich dir noch nicht auf die Füße getreten bin?“, fragte er, wobei es deutlich anstrengender war als erwartet. Er wusste, dass er das keine fünf Minuten durchhalten würde, immer wieder gab eines seiner Knie nach.

Sie nickte lächelnd. „Ja, ich hätte nicht erwartet, dass du tatsächlich tanzen kannst.“

„Nur weil ich es nicht gerne mache heißt es nicht, dass ich es nicht kann. Mein alter Lehrmeister vertrat die Ansicht, dass ein jeder Schwertmeister auch den Tanz perfektioniert haben muss, da beides miteinander verbunden ist. Nicht, dass wir das hier wirklich tanzen nennen können. Meine Füße sind schwer wie Blei.“

„Nun ja, wenn man bedenkt, dass du heute Morgen die Marinesoldaten noch im Rollstuhl verfolgt hast, bin ich wirklich beeindruckt, dass du sie überhaupt bewegen kannst. Allerdings muss dir bewusst sein, dass ich dich ab jetzt immer zum Tanzen auffordern werde.“

Er stieß einen gespielten Seufzer aus.

„Willst du da nicht lieber den Koch fragen? Ich glaube, der würde sich darüber deutlich mehr freuen als ich.“

„Oh, aber dann hätte unsere liebe Nami ja niemanden zum tanzen. Das könnte ich ihr doch nicht antun.“

Einen Moment sahen sie einander an.

„Willst du mir etwa sagen…“

Zorro unterbrach sich, als ein leises Geigenspiel ertönte und sich dem Rhythmus ihrer Bewegungen anpasste.

„Was…?“

„Ignorier sie Zorro. Genieß den Moment.“

Er sah sie an, konnte die Stimmen im Hintergrund hören, meinte sogar Rufe hören zu können.

„Was meinst du? Was für einen Moment?“

Sie lehnte sich vor und flüsterte.

„Du bist gesund. Du hast überlebt. Du hast noch eine Chance bekommen dein Versprechen und deinen Traum wahr werden zu lassen.“

Und erst jetzt wurde es ihm bewusst.

Sein Albtraum war vorbei. Er konnte wieder laufen. Mit ein bisschen Training würde er zu alter Kraft zurückfinden. Er war nicht mehr an den Rollstuhl gebunden.

Er würde keine Last mehr sein. Es war vorbei!

Nein!

Es war nicht vorbei, es hatte gerade erst begonnen!

Er würde nie wieder aufgeben, er würde nie wieder verlieren.

Ab jetzt würde er der Mann werden, den er verloren geglaubt hatte.

Ein leichtes Lächeln schlicht sich auf seine Lippen.

„Ich danke dir.“

 

„Und, wie schlimm ist es?“, fragte er mit einem Grinsen.

Nachdem die anderen zu ihnen gestoßen waren, hatte Chopper nicht lange gefackelt und ihn ins Krankenzimmer geschleift.

Unnötig zu erwähnen, dass er die Treppe runtergefallen war und Chopper ihn trotz lautstarker Proteste den Rest der Strecke getragen hatte wie ein Baby.

Mittlerweile saß er auf dem so vertrauten Bett und beobachtete seinen jungen Freund, der wie immer durch einige Unterlagen blätterte.

„Sag du’s mir.“ Auch Chopper hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und spielte bereitwillig mit. „Sag du mir, wie schlimm es ist.“

Er zuckte mit den Achseln.

„Es fühlt sich an, als würde ich bis zum Bauchnabel im Morast stecken. Alles ist irgendwie langsam und schwer.“

Der junge Arzt nickte. „Es wird wahrscheinlich noch etwas dauern, bis diese Benommenheit abnimmt. Aber ansonsten würde ich sagen, bist du wirklich wieder gesund. Wenn es so weitergeht, wirst du keine bleibenden Schäden davon tragen.“

„Außer mein angeknackstes Ego meinst du wohl.“

Das Rentier lachte leise.

„Aber ich frage mich schon, wie es zu diesem plötzlichen Heilungssprung gekommen ist. Heute Morgen konntest du noch nicht einmal mit dem großen Zeh wackeln und jetzt tanzt du schon mit Robin.“

„Wir haben nicht getanzt, wir…“

„Ich weiß woran es liegt!“ Ruffy kam durch die Tür gesprungen.

„Der Sake!“

„Komm ruhig rein Käpt’n“, murrte Zorro sarkastisch.

Chopper war nicht so ruhig.

„Was? Ruffy, das ergibt überhaupt keinen Sinn. Alkohol ist giftig, benebelt die Sinne und schädigt Nervenbahnen. Unmöglich, dass der Sake Zorros Heilungsprozess geholfen hat.“

„Aber wir reden doch von Zorro. Nicht wahr?“

Ruffy grinste ihn an und zog eine Flasche aus seiner Hosentasche. Fraglich, wie das ganze Ding da rein gepasst hatte.

„Sanji hat gesagt, dass wir die heute noch köpfen, wenn ihr jetzt zum Essen kommt.“

„Oh, das erste Mal, dass ich dem Koch nur zu gerne Folge leiste.“

„Zorro, nein! Kein Alko…“

„Chopper.“ Er legte beide Hände auf die schmächtigen Schultern seines Freundes.

„Du hast selbst es gesagt, ich bin wieder gesund. Warum sollte ich also keinen Sake trinken dürfen?“

„Aber…“

„Er hat Recht, Chopper. Alles ist gut, heute feiern wir.“ Ruffy grinste und jagte bereits wieder zur Tür heraus.

Er rief irgendetwas, aber was es war konnte Zorro nicht verstehen, aber die mehrstimmige Antwort bedeutete, dass die gesamte Crew auf ihn wartete.

Doch Chopper wirkte ganz unglücklich und Zorro wusste, dass der junge Arzt an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelte.

„Okay Chopper, hör mir zu.“ Er legte das wärmste Lächeln auf, das er hatte. „Ich verspreche, dass ich nicht zu viel trinken werde und morgen darfst du alle Untersuchungen und Tests mit mir machen, die du immer schon tun wolltest. Ich werde mich nicht wehren und genau das tun, was du von mir verlangst.“

Choppers Augen wurden groß. Manche Dinge waren eben noch besser als Zuckerwatte.

„Darf ich dich auch impfen?“

Zorro seufzte, von diesen Chemiespritzen hielt er nicht sonderlich viel, aber was tat man nicht alles um etwas Alkohol zu trinken.

„Meinetwegen.“

„Und das jährliche Check-up?“

„Na gut, von mir aus.“

„Oh, und einen Allergie-Test.“

„Treib‘s nicht zu weit.“

„Komm Chopper, lass es gut sein. Sanji hat auch extra Erdbeerzuckerwatte für dich gemacht.“ Ruffy kam wieder hineingestürmt und warf sich zu Zorro aufs Bett.

„Was? Echt?! Okay, Zorro. Dann machen wir heute Schluss.“

Chopper hüpfte bereits von seinem Drehstuhl und huschte zur Tür hinaus.

Zorro sah Ruffy an, der kurz Chopper mit seinem Blick folgte und ihn dann breit grinsend ansah.

„Ich danke dir Käpt’n.“

Ruffy schüttelte nur den Kopf.

„Nein, ich bin froh, dass es dir wieder gut geht.“

Mühsam zog Zorro sich auf die Beine. Es war keine Untertreibung gewesen. Die Beweglichkeit war zurück, aber sein Unterleib fühlte sich so schwer an wie Blei. So musste es wohl Teufelsfruchtnutzern gehen, wenn sie mit Seestein in Berührung kamen.

„Und ab jetzt keine bösen Träume mehr, okay?“

Nun sah er den anderen doch etwas überrascht an. Er wusste, dass der Koch es bemerkt hatte, aber dass auch der treudoofe Gummijunge wusste was los war, hatte er nicht erwartet.

Er nickte.

„Keine bösen Träume mehr.“

Im nächsten Moment griff der andere ihn am Arm und zog ihn mit sich. Halb tragend, halb schleifend bugsierte Ruffy ihn durch die Küche, da seine schweren Beine kaum den schnellen Bewegungen seines Kapitäns folgen konnten.

Draußen auf der Wiese erwarteten sie schon die anderen.

Langsamer gingen sie nun die Stufen hinunter, damit Zorro nicht noch einmal auf dem Hosenboden landete.

Zorro erinnerte sich an die so weit entfernte Nacht, an jene Nacht bevor das alles geschehen war.

Er hatte geträumt, seine Freunde im Stich zu lassen, zu versagen. Sie alle zu verlieren.

Er hatte Angst vor seinen Schwächen, vor seinen Geheimnissen, vor seinen Fehlern gehabt, weil er nicht wollte, dass seine Freunde wegen ihm in Gefahr geraten würden.

Unten auf der Wiese ließ er sich erschöpft und ungewollt schwer atmend auf den Boden fallen und bekam sogleich einen Becher Sake gereicht.

Mittlerweile wusste er, dass Lysop Recht gehabt hatte.

Er hatte das hier erleben müssen. Er hatte den Abgrund überqueren müssen, nur um eines zu begreifen.

Solange er nicht aufgab, solange er aufstand und weiter kämpfte, solange er nicht von seinem Weg abkam und einen Schritt nach dem anderen machte, wenn er dies beherzigte, würde er seine Freunde nie im Stich lassen, egal was passieren würde.

Ein schlecht gelaunt aussehender Koch ließ sich neben ihm ins Gras nieder.

„Was ist denn los, Prinzeschen?“, fragte er grinsend und hielt dem anderen einen zweiten Becher hin.

„Nichts“, seufzte der andere nur und nahm den Alkohol an.

„Ruffy hat Recht, du bist wirklich schlecht im Lügen wenn dich etwas bedrückt.“

Der andere rollte mit den Augen und seufzte erneut.

„Es ist nichts“, murrte er, „Mein Zigarettenvorrat ist nur alle. Und laut Nami wird es noch dauern, bis wir die Red Line erreichen.“

Zorro lachte leise.

„Das ist nicht lustig. Ich hatte nicht vorgehabt einen kalten Entzug durchzuziehen.“

„Tatsächlich verstehe ich dich. Diese Woche ohne Alkohol war wohl die schlimmste meines Lebens.“

„Ja genau, es lag nur am Alkohol“, meinte der andere sarkastisch und kickte leicht gegen Zorros Schienbein.

Sie beobachteten die anderen einen Moment schweigend. Sie feierten ausgelassen, ihr lauter Trubel erstickte sämtliche leise Gespräche.

„Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, fragte Zorro dann schließlich, deutlich zu wohlwollend gestimmt an diesem Abend.

„Hä? Was für ein Geheimnis?“ Der andere kaute derweil auf seinen Fingernägeln.

„Geh zu meinem Spint, ganz unten unter den Socken.“

„Warum sollte ich das tun?“

„Du musst ja nicht gehen. Mir soll’s egal sein.“

Er lehnte sich zurück und trank seinen Becher leer.

Es dauerte weniger als eine Minute bis die Neugierde den anderen überzeugt hatte und er in die Männerkajüte verschwand.

Nur wenige Sekunden später tauchte er wieder auf.

Breit grinsend hockte er sich wieder neben Zorro und zog eine zerknitterte Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche.

„Wo hast du die denn her?“, fragte der andere ruhig und zündete sich eine Zigarette an.

Er nahm einen tiefen Zug und entspannte sich augenblicklich.

Zorro zuckte mit den Achseln.

„Als wir damals die Flying Lamb verlassen haben, hab ich sie zwischen zwei Brettern eingeklemmt gesehen. Dachte, sie könnte mal von Nutzen sein.“

Sanji reichte ihm die Zigarette und er nahm einen Zug.

„Also, wenn du das jemals jemanden sagst, werde ich dich umbringen, aber gerade in diesem Moment, liebe ich dich.“

Zorro starrte den anderen an, fassungslos über diese Liebeserklärung, und verschluckte sich an dem Qualm in seinem Rachen.

Hustend reichte er die Zigarette zurück..

„Keine Sorge, das war schon schlimm genug zu hören. Diese Worte werde ich nie selbst in den Mund nehmen.“

„Ach, halt die Klappe. Ich wollte mich nur bedanken!“

„Dann mach‘s wie’s Männer tun, mit Alkohol oder einem starken Schlag auf den Rücken, aber nicht mit so einer Gefühlsduselei. Am Ende könnte man noch auf den Gedanken kommen, dass du mich wirklich leiden könntest.“

Der andere nahm einen erneuten Zug an seiner Zigarette.

„Ach vergiss es einfach.“

Einen Moment waren sie ruhig.

„Jetzt versteh ich was du meintest“, murrte Sanji ruhig.

„Hmm?“

„Ich hab gerade richtig Lust dich über Bord zu werfen, mit deinen verdammten Gewichten an den Füßen.“

Zorro lachte leise.

„Nicht das du das könntest.“

„Manchmal hasse ich dich, du arrogantes Arschloch!“, knurrte Sanji.

„Ah, das ist der männliche Dank den ich meinte, Koch. Gern geschehen.“

Er lehnte sich zurück und betrachtete einen Moment seine Beine ehe er jeden einzelnen aus der Crew ansah. Robin zwinkerte ihm kurz zu, ehe sie sich weiter mit Lysop unterhielt, der selbst auf dem Rollstuhl Platz genommen hatte.

„Heute ist ein guter Tag“, flüsterte er.

„Ja, heute ist wirklich ein guter Tag.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (31)
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Von:  DoD
2020-11-18T00:08:56+00:00 18.11.2020 01:08
Moin

Ich sollte schlafen, kann also sein, dass nichts mehr schlaues kommt. Deswegen zitiere ich lieber:

„Du verstehst es wirklich nicht, oder? Wenn du einen Berg siehst, fragst du dich wie lange du brauchst, bist du ihn erklommen hast. Ruffy fragt sich das noch nicht einmal sondern rennt einfach los. Wenn ich einen Berg sehe, fallen mir innerhalb einer Sekunde hundert Möglichkeiten ein, beim Aufstieg zu sterben. In meinem Kopf berechne ich innerhalb eines Atemzugs die Wahrscheinlichkeit es unbeschadet zu überstehen. Bei jedem Schritt, jedem Handgriff weiß ich genau, wie viel schief gehen kann. Und da ist die Sorge um meine Freunde noch nicht mal erwähnt. Angst ist für mich viel mehr als nur ein Gefühl, Zorro. Sie ist für mich genauso real wie deine gelähmten Beine.“


Keine Ahnung, ob du Erfahrung mit Angstzuständen hast oder ähnlichen Krankheiten, aber das war ein Abschnitt, den ich mehr als einmal gelesen habe. Zuerst wegen der fiktiven Seite, weil es ein anderes Licht auf den Kanonier wirft, ihn stärker sein lässt, als er oft dargestellt wird. Auf der realen Seite, weil es Sätze sind, die km Zusammenhang mit Krankheiten und allgemeinen Ängsten oft aus meinem Munnd kommen - vielleicht nicht so pointiert, weil in einem anderen Zusammenhang, aber dennoch in diesem Sinne.

Ansonsten erzähl ich dir wirklich nichts neues mehr, die Weite an Emotionen ist beindrucken, die Tiefe und Höhe neben einander ebenso.

On a another note, es ist beindruckend, deine Entwicklung als Autorin zu sehen.

GG
DoD
Antwort von:  Sharry
18.11.2020 17:04
Oh wow, du warst ja noch ganz schön lange auf. Ich hoffe du konntest einiges an Schlaf aufholen und danke, dass du dir trotz der späten Stunde noch die Zeit genommen hast zu kommentieren.

Erneut möchte ich mich für dein Lob und deine lieben Worte bedanken, ich bin wirklich total gerührt und dass du aus dieser ganzen Geschichte diesen Abschnitt ausgesucht hast... es ist genau dieser Abschnitt!
Diese Geschichte habe ich in einer besonderen Zeit geschrieben (daher auch das etwas kitschige und klischeehafte Happy End) und ich hoffe inständig, dass ich dich nicht ausversehen getriggert habe. Wenn ja, tut es mir wirklich leid. Mir ist bewusst, dass ich in meinen Geschichten manchmal Dinge anspreche und berühre, die vielleicht nicht in eine typische Geschichte gehören, und ich mache das gewiss nicht leichtfertig, aber das Leben ist halt viel komplizierter und lässt sich meist nicht in einfache Genre einordnen und daher möchte ich das beim Schreiben auch nicht. Auch wenn das manchmal Risiken birgt, gerade in sensibleren Bereichen.

Ich hoffe, die Geschichte hat dich eher begleitet als herausgefordert und ich wünsche dir wirklich alles gute, denn ja, Lysops Worte sind nicht genau die meinen, aber ich verstehe genau, was du meinst.

Liebe Grüße
Sharry
Von:  lula-chan
2020-03-07T21:13:16+00:00 07.03.2020 22:13
Ich frage mich echt, warum ich dieses letzte Kapitel nicht schon eher gelesen habe. Das muss irgendwie untergegangen sein … Na ja, egal.
Das Kapitel hat mir auf jeden Fall gut gefallen. Ein wirklich schönes Ende. Echt gut geschrieben. Schön, dass jetzt alles wieder im Lot ist, auch wenn es natürlich noch etwas dauern wird bis Zoro wieder richtig - ohne Anstrengung - laufen kann.

LG
Von:  Trafalgar_D_Alina
2018-02-14T01:03:23+00:00 14.02.2018 02:03
Eine faszinierende Fanfiction!
Ich bin wirklich begeistert.
Sie bot nicht nur Witz und Spannung, nein.
Sie hat echt einen tieferen Sinn, den man sich mal zu Herzen nehmen sollte, wenn man das Gefühl hat, einem fällt die Decke auf den Kopf!
Wirklich schön 🙂
Ich hoffe darauf, in Zukunft noch mehr von dir lesen zu können ^^
Von:  Trafalgar_D_Alina
2018-02-14T00:03:08+00:00 14.02.2018 01:03
"Brooks Kiefer fiel klappernd auf seinen Teller."
Der Satz hat mich gekillt 😂😂😂
Von:  Trafalgar_D_Alina
2018-02-13T23:19:39+00:00 14.02.2018 00:19
Oh holy 😱
Der letzte Absatz war super 😍
Von:  Trafalgar_D_Alina
2018-02-13T02:03:19+00:00 13.02.2018 03:03
Oha, dieses Kapitel war wirklich sehr, sehr tiefgründig.
Lysops Worte haben mich echt berührt, weil ich genau weiß, wie es gemeint ist.
Hast du echt super geschrieben 💪
Von:  pbxa_539
2017-10-10T05:30:55+00:00 10.10.2017 07:30
Ende, vorbei. Schade drum.
Aber mir hat die gesamte Geschichte sehr gut gefallen, der Schluss passt auch wunderbar.
Du darfst gerne mehr solcher (auch kürzeren) Geschichten schreiben.
Ich mag vielleicht nicht alles ausdauernd kommentieren, aber ich lese deine Storys gerne - auch neue, die da bestimmt noch kommen.
Von:  kurimu-ya
2017-09-28T22:18:05+00:00 29.09.2017 00:18
Ein schöner Abschluss einer wirklich interessanten Story die ich viel zu spät begonnen habe zu lesen~ allerdings musste ich so nicht auf weitere Kapitel warten immerhin! :P
Ich dachte erst Sanji sei so angefressen wegen der kleinen Tanzeinlage.. :D
Von:  pbxa_539
2017-09-26T17:43:05+00:00 26.09.2017 19:43
Schleudersitz - und doch zu früh gefreut.
Ein bisschen verwirrt mich dieses Kapitel, aber egal.
Vielleicht blick ich ja im nächsten Kapitel besser durch.
Schnelle Wunderheilung war jedenfalls nicht das Stichwort.
Aber es ist doch gut zu wissen, dass Fortschritte da und zu erkennen sind.
Und dass sich Zoro und Sanji wie eh und je behaken.
Von:  pbxa_539
2017-09-26T16:01:39+00:00 26.09.2017 18:01
In Zoros Händen ist auch ein Rollstuhl eine Waffe. Einfach die Leute überfahren...tztz

Endlich haben sich die beiden Sturköpfe mal ausgesprochen. Das wurde echt Zeit.
Und zum Schluss ein Freiflug - LOL


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