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Ein Schritt nach dem anderen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Dienstagabend,
natürlich bin ich wie immer etwas verspätet dran, allerdings habe ich eine ganz süße Ausrede.
Wir haben unsere Fohlen dieses Wochenende abgesetzt und um die musste ich mich natürlich kümmern ;-)
Aber da nach diesem Kapitel nur noch zwei kommen werden, kann ich versprechen, dass das Ende nicht mehr so lange auf sich warten lässt.
Aber bis dahin wünsche ich euch noch viel Spaß!
Alles Liebe
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 10

Kapitel 10

 

-Zorro-

Es gab Tage im Leben, da sollte man im Bett bleiben. An solchen Tagen sollte man es auf jeden Fall vermeiden aufzustehen. An solchen Tagen sollte man die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen.

Aber heute war nicht so ein Tag!

Über ihm brannte die neblige Luft von Kanonen- und Pistolenfeuer.

Drei Marineschiffe hatten sie in die Zwickmühle genommen und feuerten unablässig auf sie ein, während bereits mehrere Soldaten die Sunny fluteten.

Irgendwo in weiter Ferne konnte er Lysop kreischen hören und im nächsten Moment fing das rechte Schiff Feuer.

Ruffys lautes Lachen hallte über die Köpfe hinweg und das Geräusch von Metall gegen Metall klang wie Musik in seinen Ohren.

Zorro war wieder da!

Noch immer kannte er nicht sämtliche Fähigkeiten, die dieser Rollstuhl drauf hatte – hauptsächlich weil er Lysop nicht eine Sekunde bei seiner Erklärung zugehört hatte – aber das würde ihn jetzt nicht aufhalten.

Mit Rechts schob er das Steuerungssystem auf und mit Links zog er Shuusui hinter seinem Rücken hervor. Im nächsten Moment drückte er den Vorwärtsknopf und raste die Rutsche hinunter.

Zwei Soldaten fuhr er über den Haufen, den Dritten und den Vierten erledigte er mit seinem Schwert.

„Was zur Hölle machst du da?!“, keifte Nami irgendwo von der Steuerterrasse.

„Wieso habt ihr erst so spät gemerkt, dass wir Besuch kriegen?“, brüllte er zurück und drückte den Rückwertsknopf um Nummer Zwei, der sich gerade am berappeln war, ein zweites Mal zu überfahren.

Aber er konnte sich schon denken warum. Der Nebel vom Morgen hatte sich mittlerweile zu einer fast undurchsichtigen Wand verdichtet und bis auf die drei riesigen Schatten der Marineschiffe konnte er kaum etwas erkennen.

Er konnte weder Ruffy und Chopper noch Lysop oder Franky ausmachen, er vermutete, dass sie den Marineschiffen einen Besuch abstatteten. Doch das bedeutete, dass nur Robin, Brook und Nami dabei waren die Sunny zu verteidigen.

Ein Hinterhalt im Nebel, gar keine schlechte Idee, aber das bedeutete auch, dass die Marine sie nur schlecht erkennen konnten.

 „Koch wo bleibst du?!“, rief er zur Kombüse hoch, während er erneut angriff.

Es waren recht viele Soldaten bei ihnen an Deck. Die meisten wurden vom Musikanten aufgehalten, der bereits eine der Planken zum überqueren zerstört hatte, während die Archäologin herannahende Geschosse abwehrte, aber es waren mehr als genug.

Einige von ihnen schienen verdutzt als er auf sie zuschoss – der grüne Turboknopf hatte doch seine Vorteile – doch nicht alle ließen sich davon überraschen.

Er wusste, dass er in seinem Zustand kaum richtig kämpfen konnte. Er hatte nur eine Hand zum angreifen und wer wusste schon, wie lange die Cola-Energie ausreichte, mit der Franky sein Gefährt ausgestattet hatte. Außerdem war sein Wendezirkel recht groß und von seiner fehlenden Beweglichkeit wollte er gar nicht erst anfangen.

Alles was er hatte war der Überraschungsmoment und diese kleine Sekunde wo die Soldaten ihn verblüfft anstarrten.

Doch meistens reichte genau das.

Innerhalb der nächsten Atemzüge raste er noch mehrere von den Weißhemden um und erledigte den Rest mit seinem Schwert, aber der stetige Strom an Soldaten wollte einfach nicht aufhören.

Wie viele von diesen Idioten waren auf so einem Schiff?

Plötzlich spürte er eine harte Hand auf seiner Schulter.

„Jetzt hab ich dich, du Rollbraten!“, knurrte ein überaus bärtiges Exemplar und hob sein Schwert.

„Glaubst du wirklich?“, fragte Zorro unbeeindruckt.

Im nächsten Moment krachte Herr Zottelbart gegen den Mast.

„Tze, Rollbraten. Ein besserer ist dem wohl nicht eingefallen“, murrte der Koch und steckte sich eine Zigarette an.

„Wo warst du so lange, Küchenschabe?“

„Gern geschehen, Säbelrassler.“

„Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren.“ Brook sprang über sie hinweg.

„Hör mal, Zorro.“ Der Blondschopf sah zu ihm hinab, wieder diesen nervigen, besorgten Ausdruck auf seinem halb verdeckten Gesicht. Es war ganz offensichtlich, dass er das Gespräch vom Esszimmer wieder aufnehmen wollte. Aber Zorro wollte gerade daran echt keinen einzigen Gedanken verschwenden.

„Koch, dreh dich um und geh weg.“ Verwirrt hob sich die dämliche Kringelbraue an. „Ich habe gerade viel zu viel Spaß um mich mit deinen Problemen rum zu schlagen.“

Er presste den grünen Knopf und raste davon, ein breites Grinsen auf den Lippen. Irgendwas hatte dieser verdammte Rollstuhl an sich, er wollte sich natürlich nicht wie Ruffy benehmen und selbstredend wollte er viel lieber selbst kämpfen, aber es machte wirklich verdammt gute Laune mit dem Ding hinter den Weißhemden herzu heizen.

Er wollte nicht, dass Sanjis blaue Kulleraugen seiner Laune ein Dämpfer verpassten, wollte das Hochgefühl, das ihn endlich erreicht hatte, noch nicht aufgeben. Er fühlte sich endlich wieder nützlich und genoss das Gefühl des Kämpfens.

Gerade raste er geradewegs auf die Treppen zur Steuerterrasse zu, Lysop hatte irgendwas vom blauen Knopf gebrabbelt. Er drückte ihn, im nächsten Moment hüpfte er beinahe senkrecht in die Höhe. Erneut drückte er den grünen Knopf und schon landete er holpernd neben dem Steuerrad.

Hätte er mal früher darauf geachtet wie das Teil funktioniert, hätte er sich einiges an Hilfe ersparen können, auf der anderen Seite war es gut gewesen, dass er den wertvollen Treibstoff nicht verschwendet hatte.

„Was machst du hier?“, rief Nami zu ihm während er einen Soldaten einfach am Gürtel packte und über Bord warf, spielten seine Augen ihm einen Streich oder hatte der Kerl einen Verband um den Kopf?

„Wonach sieht es denn aus?“, antwortete er grinsend und fuhr den letzten Idioten dort oben um.

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass der Koch sich um die letzten Soldaten auf der Wiese kümmerte, während das eine Schiff, welches vorher Feuer gefangen hatte, langsam wieder im Nebel verschwand.

Irgendein Kommandant in der Ferne rief zum Rückzug auf. Die Strohhüte hatten gesiegt.

Doch Nami sah ihn ernst an.

„Du solltest nicht kämpfen, Zorro. Ich weiß, dass du…“

„Halt mir keinen Vortrag, okay?“

„Aber du bist verletzt. Du sitzt im…“

„Verdammt!“

Er ignorierte die Navigatorin und rollte Richtung Reling. Chopper und Ruffy hatten sich gerade zurück auf die Sunny geschwungen und das zweite Schiff drehte ebenfalls bei. Robin warf die bereits besiegten Soldaten über Bord, wo wohl einige Kameraden in Rettungsboten sie aufsammelten.

Franky begutachtete derweil schon ob die Sunny in Mitleidenschaft gezogen war, während er sich lauthals über die Marine beschwerte.

Sie hatten gewonnen. Drei Marineschiffe waren ihrer Crew trotz Hinterhalt nicht gewachsen.

Doch Zorros Blick lag auf dem letzten Schiff, welches ihnen den Weg versperrt hatte. Von hier oben konnte er es deutlich besser sehen als noch von der Wiese aus.

Auch dieses Schiff schien sich nun langsam zu entfernen, im Nebel zu verschwinden, aber das war nicht sein Problem.

„Lysop!“

Der Kommandant, der eben noch zum Rückzug aufgerufen hatte, starrte ihn von der Reling her an, ein süffisantes und herablassendes Grinsen auf den Lippen, hinter ihm hatte gerade ein Haufen von Soldaten den Scharfschützenmeister überwältigt.

Wer war nun der wirkliche Sieger?

„Was geht der auch in den Frontangriff“, knurrte Zorro leise in sich hinein. Doch er wusste die Antwort, wusste sie bevor er überhaupt den Mund aufmachte. Schuld kroch in ihm hoch.

Lysop hatte ihn ersetzen wollen, Lysop hatte an Zorros Stelle das Schiff und die Crew verteidigen wollen. Lysop hatte ihn beschützen wollen. Lysop hatte seine Angst wieder einmal überwunden, für ihn!

„Du Idiot!“ Mit beiden Händen umklammerte er fest die Reling, wollte helfen, konnte es aber nicht, er war machtlos.

„Oh nein!“ Auch Nami hatte nun erkannt was los war.

Die Distanz zwischen den beiden Schiffen war noch nicht so weit. Er wusste, dass er locker hätte drüber hinwegspringen können. Aber er konnte nicht.

„Ruffy!“, brüllte er über seine Schulter hinweg. „Koch!“

Beide konnte er sie antworten hören.

„Herkommen! Sie haben Lysop!“

Im nächsten Moment schwang sich schon ein gummiartiger Arm an ihm vorbei zur Gallionsfigur und Ruffy fegte über ihn hinweg zum Marineschiff.

Nur einen Herzschlag später sprang auch Sanji die Stufen hoch und überbrückte den wachsenden Abgrund mit Leichtigkeit.

Hilflos saß er da und konnte dem Spektakel nur zusehen, während die beiden ihr Crewmitglied befreiten. Er ballte die Hände zu Fäusten. Hörte wie die anderen nun auch auf die Steuerterrasse kamen.

„Brauchen sie noch Hilfe?“, fragte Brook, offensichtlich bereit jederzeit zu folgen.

„Nein“, antwortete er hohl, „Einer von beiden hätte schon ausgereicht.“

Er hätte schon ausgereicht! Er hätte den anderen schon gerettet haben können, ehe die anderen aufs Schiff gekommen waren. Er hätte…

Im nächsten Moment sprangen alle drei mehr oder weniger entspannt zurück, hinterließen einen halb zerstörten Kahn mit verzweifelten Marinesoldaten und einem nicht mehr ganz so glücklich grinsenden Kommandanten.

Lysop war ganz außer Atem mit Angstschweiß auf der Stirn, während Ruffy nur lachte. Sanji stand daneben und steckte sich eine Zigarette an.

„Und weg sind sie“, lachte Brook beinahe etwas enttäuscht und winkte den Schiffen nach, die nun vollständig im Nebel verschwanden.

„Frag‘ mich, wo die so plötzlich herkamen“, murrte Franky und kratzte sich am Kopf, „Besonders stark waren die ja nicht, ein paar von denen waren auch bereits verwundet.“

„Ich vermute sie sind auf ihrer Heimreise eher zufällig auf uns getroffen“, antwortete Robin mit verschränkten Armen, „Schließlich beeinträchtigt der Nebel die Sicht doch sehr.“

„Es ist fast so schlimm wie damals im Mysteriösen Dreieck.“ Chopper klang leicht verängstigt.

„Aber ein Sieg auf ganzer Linie“, grinste der Kapitän und klopfte dem immer noch heftig atmenden Lysop freudig auf die Schulter.

„Sanji, ich hab Hunger, lass uns was essen!“

„Halt mal die Luft an. Es gab eben erst Frühstück.“

Trotzdem ging der Koch gemütlich Richtung Kombüse, gefolgt von den anderen die sich freudig unterhielten als wären sie nicht gerade erst angegriffen worden sondern hätten die Aussicht genossen.

Zorro sah ihnen nach, ehe er sich wieder dem Meer zuwandte. Er hatte nicht vor ihnen zu folgen, er war nicht in der Stimmung für glückliches Gebrabbel über Kaffee und Kuchen.

Ihre Stimmen in seinem Rücken wurden immer leiser und schließlich konnte er die Kombüsentüre zuschlagen hören. Nun war alles still, nur das ruhige Flüstern des Windes und das Rauschen der Wellen unter ihm waren zu hören.

Es sollte ein guter Tag sein. Er hatte das erste Mal seit Tagen wieder die Luft eines Kampfes gerochen, er war auf dem Weg der Besserung. Sie hatten einen unerwarteten Marineangriff unbeschadet überstanden und konnten den Feind in die Flucht schlagen, anstelle selbst zu flüchten. Der Nebel war immer noch dicht um sie herum, aber nun diente er eher als Schutzschild. Es war alles gut gegangen. Eigentlich war alles gut, eigentlich…

„Willst du nichts essen?“

„Verschwinde Koch.“ Er seufzte schwer. „Du bist wirklich der letzte, den ich jetzt gebrauchen kann.“

Doch die klackernden Schritte kamen näher. Zorro starrte weiterhin aufs Meer, er wollte den anderen, den gesunden Koch nicht ansehen.

„Zorro.“ Der andere hörte sich ernsthaft besorgt an. „Können wir nicht wenigstens darüber reden, was ich dir…“

„Hau ab!“

Ohne den Blondschopf überhaupt anzusehen schlug er ihn mit voller Kraft gegen die Brust.

Der Rollstuhl kippte leicht zur Seite und er wäre wohl umgefallen, wenn die Reling nicht gewesen wäre. Der Smutje war währenddessen mehrere Meter nach hinten und beinahe die Treppe hinunter gesegelt. Es kostete den Blondschopf viele Mühen in einer aufrechten Position zu bleiben.

Zorro konnte hören, wie der Kartoffelschäler laut aufschnaubte und dann ging.

Er hatte keinen Nerv um sich mit dem Koch und seinen lächerlichen Schuldgefühlen zu befassen.

Er sollte nicht schon wieder diesen Strudel an Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit hinunterfallen. Er wusste genau, dass er nichts dran ändern konnte, dass er es akzeptieren musste und eigentlich war er doch gut darin. Eigentlich konnte er sich immer gut an neue Situationen anpassen. Wieso also? Wieso also haderte er immer noch mit seinem Schicksal?

Chopper hatte ihm gesagt, dass alles gut gehen würde. Er würde wieder laufen können, irgendwann. Irgendwann würde er seine Beine wieder kontrollieren können. Er würde irgendwann seinen Traum weiterverfolgen können und irgendwann auch seinen Freunden dabei helfen können ihre Träume zu verwirklichen. Alles würde wieder wie vorher werden, irgendwann.

Aber er konnte nicht bis irgendwann warten!

Heute hätte er kämpfen müssen, seinen Mann stehen müssen, Lysop zur Hilfe eilen müssen!

Wütend packte er sich ins Fleisch, fühlte den süßen Schmerz. Wenn er doch fühlen konnte, wieso war es ihm dann unmöglich diese Muskeln zu bewegen?

Chopper hatte ihm gesagt, dass er allmählich die Kontrolle zurückerlangen könnte, da seine Nerven bereits auf Stimulierungen oder so etwas reagieren würden. Er hatte ihm gesagt, dass es nun bei ihm liegen würde, deswegen bemühte Zorro sich unablässig seine Muskeln zu bewegen.

Seit Tagen versuchte er nun seine Beine wieder zu nutzen, doch nichts geschah. Warum? Was machte er falsch? Er benutzte alle Kraft, alle Willensstärke die er inne hatte, er konnte nicht noch mehr tun, wieso also reichte es nicht? Wieso schien sein Wille zu schwach?

„Du bist zu verbissen.“

Überrascht riss er den Kopf zur Seite. Der Koch war wieder da. Er hatte ihn nicht bemerkt, hatte gar nicht bemerkt, dass der andere wieder gekommen war.

Sanji lehnte an der Bank hinterm Steuerrad und zog genüsslich an seiner Zigarette.

„Du versuchst es zu sehr, deswegen klappt es nicht.“

„Halt einfach die Klappe, Koch! Was willst du hier? Ich hab dir gesagt, dass du Land gewinnen sollst!“

Und dann sah er, wie der Koch sich nach hinten lehnte und eine Flasche hochhob. Sake, der richtig gute. Der, den er sich nie selbst nehmen konnte, ohne dass der andere versuchen würde ihn umzubringen.

„Was willst du denn damit? Ich darf nichts trinken und du verträgst nichts“, murrte Zorro, doch Sanji zuckte nur mit den Achseln und griff nach zwei kleinen Bechern.

„Du weißt, was Chopper gesagt hat, er hat es mir verboten. Das ist reines Nervengift!“ Imitierte er die nervige Stimme seines Lieblingsdoktors.

Sanji reagierte gar nicht auf seine Worte, sondern füllte die kleinen Becher.

„Ich hab ihm versprochen, dass ich keinen trinke.“

Der Koch stieß sich von der Bank ab und hielt ihm einen Becher hin, ein unbekannt kühler Blick in diesem blauen Auge.

„Hörst du mir überhaupt zu? Ich hab’s Chopper versprochen.“

Doch er nahm den kleinen Keramikbecher. Spürte selbst durch das Porzellan hindurch die Kühle des Sakes, er war auf genau die richtige Temperatur hinunter gekühlt.

Der Koch zog nur eine Augenbraue nach oben und kippte sich dann selbst den Sake den Rachen hinunter.

Zorro konnte sehen, wie der andere leicht das Gesicht verzog. Der Blondschopf vertrug einfach keinen Alkohol, dabei enthielt dieser Sake noch nicht einmal besonders viel.

Kopfschüttelnd betrachtete er die klare Flüssigkeit.

Chopper hatte ihn gewarnt, dass bereits eine geringe Alkoholmenge ausreichend war um seine verletzten, empfindlichen Nervenbahnen zu schädigen. Auf der anderen Seite hatte Chopper auch gesagt, dass sein derzeitiger Zustand bereits ein Wunder war und seine Nerven eigentlich wieder arbeiten sollten.

Ruffy sagte, dass er gesund war, Ruffy sagte, dass er wieder er selbst werden würde. Dass er alles schaffen konnte, solange er nicht aufhörte zu kämpfen.

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie der Koch sich nachgoss.

„Trink bloß nicht alles alleine“, murrte er und dann hatte er sich entschieden.

Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte er nicht einen Tropfen Alkohol genossen und er konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals so gut geschmeckt hatte.

Langsam schloss er die Augen und ließ sich zurück fallen.

„Chopper wird mich umbringen“, murmelte er und hielt dem anderen seinen Becher auffordernd hin.

Ein dreckiges kleines Grinsen schlich sich auf Sanjis Gesicht und er füllte nach.

„Was ist mit dir? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er nachdem der andere immer noch keine Anstalten machte zu reden.

Sanji zuckte mit den Achseln.

„Ich habe das Gefühl, dass alles was ich sage eh falsch ankommt, daher lass ich es besser gleich.“

„Oh, das erste Mal, dass ich dir zustimmen muss.“

„Arschloch.“

Der Koch nippte an seinem Getränk.

Zorro blieb jedoch gelassen.

„Kam auch falsch rüber, was du mir eben in der Kombüse gesagt hast?“

Eben schien schon eine Ewigkeit her, dabei war es gerade einmal Mittag.

„Ich wünschte es wäre so“, murmelte Sanji, nun jedoch ernst und ließ sich auf die Bank sinken. „Aber ich fürchte ich bin tatsächlich schuld an…“ „Halt mal die Luft an.“

Sanji hob erschrocken den Blick.

Zorro seufzte erneut, doch diesmal musste er leise lachen.

„Das ist nicht lustig, Zorro.“ Der Koch klang traurig.

„Oh doch, es ist fast schon lächerlich.“

Er nahm einen weiteren Schluck des kühlen Getränks, welches leicht brannte.

„Und ich finde es ist irgendwie lustig, dass du glaubst du wärest stark genug gewesen mich den Abhang runter zustoßen.“

„Aber ich…“

„Koch.“ Nun sah er ihn direkt an und drehte den Rollstuhl weg vom Meer und in Richtung des anderen. „Der Boden hat nachgegeben und ich bin weggerutscht. Glaub mir, deine kleinen Patschhändchen wären noch nicht einmal in der Lage mich ernsthaft zu verletzen, selbst wenn du‘s wolltest.“

Nun sah Sanji wieder weg.

„Ich könnte dich sehr wohl verletzen“, meinte er nun fast schmollend.

„Red‘ dir das ruhig ein, Prinzeschen.“

„Du Mistkerl! Aber darum geht es nicht. Selbst wenn es nicht meine Schuld war, ich hatte diese Gedanken, ich wollte dich verletzen!“.

„Und?“ Er zuckte mit den Schultern.

„Wie Und? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“

Zorro lachte leise, der andere nahm das alles viel zu ernst.

„Was erwachtest du Koch? Bist du wirklich so ein Gutmensch, dass du noch nie jemandem in deinem Leben etwas Schlimmes an den Hals gewünscht hast?“

Verwirrt schüttelte der Koch den Kopf.

Fassungslos starrte er den anderen an. „Das glaube ich nicht. Noch nicht mal bei diesen unsichtbaren Typen von der Thriller Bark oder was ist mit den CP9-Deppen. Was war bei Arlong?“

Nun zuckte der Blondschopf leicht mit den Schultern. „Vielleicht. Aber eigentlich wollte ich sie nur besiegen und davon abhalten den Damen ein Leid zuzufügen. Aber das bei dir…“

Kopfschüttelnd leerte Zorro seinen Becher und hielt ihn dem Koch erneut hin.

„Ich weiß nicht, was ich mit so viel Naivität und Gutmütigkeit anfangen soll.“

Sanji goss nach.

„Also Koch, ich erkläre es dir jetzt mal ganz einfach, damit selbst du es verstehst. Es ist völlig normal, jemanden mal ein paar Sekunden zu hassen. Manche Frauen hassen ihre beste Freundin für die Hälfte ihrer Freundschaft und die andere Hälfte der Zeit lieben sie einander abgöttisch. Ich könnte gar nicht aufzählen wie oft ich dich schon umbringen wollte.“

„Was?“ Der andere schien wirklich geschockt.

„Na klar. Ich glaube, ich wollte schon mal jeden hier umbringen, kein Wunder bei einem so verrückten Haufen. Aber ich hab’s nicht getan, Koch. Das ist der Unterschied. Dieser kleine Hass ist ganz normal und nicht schlimm, solange die anderen Gefühle stärker sind.“

„Die anderen Gefühle?“

Sanji nuckelte schon fast an seinem Becher, er schien fasziniert, als würde er das erste Mal von solch menschlichen Gefühlen hören.

„Freundschaft, Loyalität, Vertrauen, Liebe. All dieser kitschiger Kram über den Franky immer seine Lieder singt.“

Beide waren sie ruhig für einen Moment.

„Du bist also nicht wütend auf mich?“

Er rollte die Augen über diese kindliche, verzweifelte Frage.

„Oh doch, konstant alle zwei Minuten, meistens wenn du den Mund öffnest. Du hast irgendetwas unglaublich irritierendes an dir.“

Nun sah der andere ihn etwas entnervter an.

„Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen dich zu beschuldigen, also tu du’s auch nicht.“

Sanji nickte nur leicht.

Langsam schien der Nebel um sie herum lichter zu werden.

Für ein paar Minuten genossen sie den Alkohol im Stillen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Zorro fragte sich, wann er auch noch für das Seelenheil des Smutjes zuständig geworden war. Auf der anderen Seite verdankte er dem Koch gerade den Becher in seiner Hand, also wollte er mal nicht so sein. Schließlich gab es keinen besseren Friedensstifter als Sake, zumindest in seinen Augen.

Irgendwann sah Sanji ihn an.

„Chopper wird dich eindeutig umbringen.“

„Du hast mir den Alkohol angedreht.“

„Hättest ja nein sagen können.“

„Hätte dich über Bord werfen können.“

Sanji grinste nun wieder. Langsam stand er auf und lehnte sich wieder gegen die Bank, einen erneut randvollen Becher Sake in der Hand.

„Ich glaube ich hab dich noch nie so viel reden gehört wie heute. Hast du dein Kontingent an Wörtern nicht schon längst aufgebraucht, Marimo?“

„Oh keine Sorge Küchenschabe, ich hab noch meine Freunde, die linke und die rechte Faust. Die sprechen allerdings eine ganz andere Sprache.“

„Ich würde mich ja nur zu gerne mit ihnen unterhalten, aber ich glaube wir sind nicht auf einer Augenhöhe.“

„Na, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Alkohol dich über kurz oder lang auf den Boden der Tatsachen zurück holt.“

„Immerhin stehe ich mit beiden Beinen fest im Leben.“

Nun grinsten sie einander offen an.

„Böses Foul. Ein richtiger Schenkelklopfer.“

„Sag bloß. Ich dachte schon…“

„Sag mal Koch“, unterbrach er den anderen, der fast automatisch wieder ein ernsteres Gesicht aufsetzte und den spielerischen Streit beendete, „was meintest du eben damit, dass ich zu verbissen sei?“

Nun seufzte Sanji und steckte sich eine neue Zigarette an.

„Ist das nicht offensichtlich? Du erwartest viel zu viel von dir. Du setzt dich selbst zu sehr unter Druck, dann kann daraus doch nichts werden.“

„Na, du machst mir aber Mut. Was soll ich denn sonst machen? Mich auf Namis Sonnenliege legen und von dir bedienen lassen?“

Sanji grinste.

„Du solltest dich einfach mal entspannen. Wenn du die ganze Zeit krampfhast versuchst die Beine anzuspannen, können deine Nerven gar nicht reagieren.“

„Ich glaube nicht, dass das Nervensystem so abläuft.“

„Aber ist doch wahr! Chopper hat gesagt, dass deine Reflexe schon längst zurückgekommen sind.“

„Ja und? Was hat das damit zu tun.“

Sanji zuckte mit den Schultern.

„Ich persönlich glaube ja, dass du längst wieder auf den Beinen wärst, wenn du weniger nachdenken würdest.“

„Was? Was für einen Schwachsinn redest du da?“

„Willst du’s ausprobieren?“

„Hä?“

Im nächsten Moment lehnte sich der Koch blitzschnell vor und drückte den roten Knopf vom Rollstuhl.

Bevor Zorro überhaupt wusste, was geschehen war, flog er schon durch die Luft.

Verdammter Koch!

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pbxa_539
2017-09-26T16:01:39+00:00 26.09.2017 18:01
In Zoros Händen ist auch ein Rollstuhl eine Waffe. Einfach die Leute überfahren...tztz

Endlich haben sich die beiden Sturköpfe mal ausgesprochen. Das wurde echt Zeit.
Und zum Schluss ein Freiflug - LOL
Von:  MaiRaike
2017-09-11T07:08:06+00:00 11.09.2017 09:08
Uuuh, Zorro kann fliegen! Ich bin gespannt wie er landet... Ich hoffe Sanji hat recht und die Reflexe funktionieren...

Ich hätte außerdem erwartet, das er Zorro ganz extrem wegen dieser indirekten Liebeserklärung aufzieht. :D
Antwort von:  Sharry
18.09.2017 21:13
Hey,
vielen Dank für deinen Kommi^^
Na, Zorro wird noch ganz andere Probleme haben, als Sanjis "Liebeserklärung" ;-)
LG
Sharry


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