Zum Inhalt der Seite

Outlaw

... die Macht der Machtlosen (NaruHina)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Heimkehr und Flucht

Dezember 1864
 

Weihnachten steht vor der Tür. Die besinnliche Zeit. Das Fest der Liebe. Im engsten Kreise der Familie wird die Geburt von Jesu Christi gefeiert und jeder läuft brav zur Weihnachtsmesse und trällert festliche Lieder, während hunderte Meilen ein ganzes Volk gegen den Hungertod kämpft. Gefangen im Reservat in der Nähe von Fort Sumner, gibt es keinen Festtagesbraten für die Indianer und auch keine Nächstenliebe. Sie heben stattdessen Gräben oder Erdlöcher aus, um gegen die Kälte bestehen zu können. Kein genießbares Wasser, kaum zu essen und wenig Feuerholz. Es ist ein schleichender Tod dem sie ausgesetzt sind und während die Kirche von Güte, Menschlichkeit und Liebe faselt sterben immer mehr und mehr Leute in diesem trostlosen Gebiet. Scheinheiligkeit, Intoleranz und Machtgier … das ist es, was die Institution Kirche ausmacht und mit ihren wortgewandten Predigen und der Panikmache vor dem Tod, schafft es diese Institution den Verstand von allen anderen Bürgen zu vergiften und nach ihren Vorstellungen umzuformen. Diese Menschen wissen gar nicht, was sie mit ihrem Glauben anrichten. Sie werden als Schäfchen bezeichnet, die von ihrem Hirten geführt werden und das trifft tatsächlich zu. Diese Schafe folgen blind, ohne dabei selbst über ihr Leben zu bestimmen. Die Christen sind untereinander ja noch nicht einmal aufrichtig zu einander. Wenn an den Pforten der Kirche ein Bettler sitzt und um kleine Gaben bittet, bekommt er nur ein Naserümpfen von den feinen Herrschaften, die Augenblicke zuvor noch einer Predigt gelauscht haben, die mit den Schlussworten Gebt und dient dem Herren geendet hat. Diese ach so frommen Menschen schenken den wirklich Hilfebedürftigen keinerlei Aufmerksamkeit und lassen sie lieber neben dem Rinnsal der Stadt versauern.

Hanzo hat während seines bisherigen Aufenthaltes auf der kleinen Ranch und den gelegentlichen Ausflügen in die Stadt, genug Eindrücke gesammelt, um sich einen entsprechenden Eindruck davon machen zu können. Diese Ahnungslosigkeit und zusätzliche Oberflächlichkeit widern ihn schon bei-nahe an. Dem einzigen Menschen, dem er die Worte von Nächstenliebe und Güte abgekauft, ist Sasuke. Der Familienvater ist sehr darum bemüht ihnen ein gutes Zuhause zu bieten, obwohl sie nicht seine eigenen Kinder sind und obwohl er nicht einmal weiß, ob Naruto oder Hinata jemals zurückkommen werden. Sasuke ist bereit sich den Kindern von anderen anzunehmen und sie aufzuziehen, als wären sie seiner Lenden entsprungen. Eine solche Bereitschaft ist nun wirklich nicht als selbstverständlich anzusehen und zeugt schon sehr viel eher von Nächstenliebe. Sasuke ist jedoch auch kein Mann Gottes. Er glaubt nicht an ein vorbestimmtes Leben und auch nicht an das Paradies oder die Hölle. Er lebt so, wie er es als richtig empfindet und nicht wie die Kirche es vorschreibt.

Hanzo ist seinem, hoffentlich nur vorübergehenden Ziehvater sehr dankbar und unterstützt ihn auf der Ranch, wo es nur möglich ist. Er hackt Holz, füttert die Tiere, führt Zimmerarbeiten und der glei-chen aus, um seine Dankbarkeit in irgendeiner Weise zu zeigen. Für Sasuke ist Hanzo zu einem äußert zuverlässigen und engagierten Arbeiter geworden, denn er sogar entlohnt. Der Junge legt einen solchen Fleiß an den Tag, dass die eigentlichen Arbeiter sehr viel mehr Freizeit zur Verfügung haben, aber auch von seinem Tun sichtlich beeindruckt sind, ebenso wie von Minato, der ebenfalls tatkräftig im Alltagsgeschehen werkelt.

Die anstehenden Festlichkeiten stehen jedoch auch bei Sasuke hoch im Kurs, weswegen das Haupthaus entsprechend verschönert wird. Sasuke war mit den drei Geschwistern sogar im angrenzenden Wald, um einen Weihnachtsbaum aus zu suchen. Eine Tätigkeit, die sie noch nie zuvor praktiziert haben und schon eine gewisse Aufregung an den Tag gelegt haben. Hanzo jedoch war bei diesem Ausflug ziemlich skeptisch, doch im Nachhinein muss er gestehen, dass es viel Spaß gemacht hat. Sasuke hat es geschafft gehabt, den Kindern für einige Stunden die dunklen Gedanken zu nehmen und sie alle zum Lachen zu bringen. Es erschien, als würde ein Vater mit seinen drei Kindern durch den Wald toben, während sie sich einander mit Schneebällen abwarfen. Den ganzen Tag über fühlten sie sich seit langer Zeit wieder richtig frei und wohl. Sie suchten zusammen den Baum aus, der nun geschmückt in der Wohnstube steht und lachten zusammen alle trüben Gedanken weg. Allerdings betrachtet Sasuke das Weihnachtsfest nicht als eine Geburtstagsfeier für Jesu Christi, sondern vielmehr als eine besinnliche Zeit, in der er Dankbarkeit für alle bisher erreichte Lebensabschnitte empfindet und ein familiäres Umfeld ganz bewusst genießt. Diese Ausführung des Weihnachtsfestes ist schon eher etwas, womit Hanzo sich anfreunden kann, doch eine feierliche Laune verbreitet der Halbstarke dennoch nicht. Er kann diesem christlich propagierten Tagen einfach keine Sympathie abgewinnen, aber niemand versucht ihn in diesem Zusammenhang umzustimmen.
 

Kraftvoll lässt Hanzo die Axt hinab rauschen und zerteilt somit einen der Holzstämme in zwei Teile, ehe er den nächsten aufstellt und auch diesen teilt. Minato stapelt die geschlagenen Holzscheite ordentlich unter einer kleinen Überdachung, während Kushina mit dem Hofhund im Schnee herumspielt.

Die Geschwister haben sich angepasst. Sie tragen die Kleidung der Stadtbewohner und meiden es in irgendeiner Weise aufzufallen. Dank dem Erbgut ihres Vaters sieht kaum einer ihnen ihre Abstammung an, obwohl es sich längst herumgesprochen hat, dass Sasuke drei Indianerkindern Zuflucht gewehrt hat. Der ortsansässige Priester hat sogar schon den Versuch unternommen, die angeblich fehlgeleiteten Kinder auf den rechten Pfad zurück zu führen. Sasuke trockener Kommentar dazu war, dass keiner von den Dreien sich verlaufen hat. Des Weiteren scheinen die Bewohner von Solomon City ohnehin sehr überrascht zu sein, dass diese heranwachsenden Wilden sich überhaupt nicht wild benehmen. Sie sind nett, freundlich, respektvoll und vor allem zivilisiert. Hanzo fragt sich, was für Vorstellung in den Köpfen dieser Menschen herrschen, wenn ein selbstverständliches Benehmen als Resultat einer gesellschaftsfähigen Kindererziehung, so überraschend auf sie wirkt, nur weil sie von Indianern abstammen. Sollen sie auf allen Vieren durch die Straßen kriechen, sich im Dreck suhlen und um Essen kämpfen, während sie sich gegenseitig anknurren? Mit dieser Frage wandte er sich sogar an seinen Ziehvater, doch auch Sasuke konnte nur ratlos mit den Schultern zucken.

Die Leute in der Stadt sind beinahe schockiert darüber, dass ihr zurechtgelegtes Bild überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmt. Das beste Beispiel dafür ist wohl der erste Besuch in der Stadt gewesen, als Sasuke die drei Geschwister zum ortsansässigen Schneider gebracht hat, weil sie neue Kleidung benötigten. Mit Sasuke sprach dieser Schnauzbartträger vollkommen normal, doch als er sich den Geschwistern zugewandt hat sprach er betont langsam und gestikulierte wild vor ihnen. Er sprach mit ihnen wie jemand, der irgendeine geistige Behinderung hat und formte seine Sätze nahezu vollständig ohne Prädikat. Es war schwer seinen Ausführungen zu folgen. Es stieg ihm eine tiefe Schamesröte in sein Gesicht, als Kushina mit verwirrtem Gesichtsausdruck zu ihm hochblickte und ganz unverblümt, in ihrer kindlichen Unschuld fragte warum er denn so komisch sprechen würde. Sasuke hatte seine liebe Mühe gehabt nicht laut los zu lachen und so fest die Zähne aufeinandergebissen, dass es schon schmerzhaft ausgesehen hat. So gesehen war das der Wendepunkt und seitdem suchen diese Leute nach einer Möglichkeit mit ihnen umgehen zu können. Dass sie die Geschwister allerdings so behandeln können, wie ihres Gleichen scheint noch keinem in den Sinn gekommen zu sein.
 

„Ihr solltet mal langsamer machen. Bei dem Arbeitstempo schindet ihr euch nur die Hände blutig.“

Omoi, einer der dunkelhäutigen Arbeiter der Ranch, tritt an die Brüder heran und betrachtet die Zwei mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck, dessen Bemerkung diese aber nur mit einem leichten Lächeln abtun. „Sei froh, sonst müsstest du das machen.“

„Oder Darui. Nein, ernsthaft Jungs, ihr solltet eine Pause einlegen.“ Omoi ist ein kräftiger, schwarzer Mann mit kurzen weißen Haaren, der bis vor zehn Jahren noch auf einer Baumwollplantage in New Orleans ein elendiges Leben gefristet hat und für den kleinsten Fehler schwer misshandelt wurde. Sein Rücken ist übersät von langen Narben, die von schweren und zahlreichen Peitschenhieben herrühren. Laut eigener Aussage hat Sasuke ihm das Leben gerettet. Sein jetziger Arbeitgeber kam zu einem Zeitpunkt, wo er kurz davor war, seine letzten Lebensgeister zu verlieren. Er ist ein sehr nachdenklicher und vorsichtiger Mensch, aber die Brüder bringen ihm auf seine ehrliche Besorgnis nicht die gewünschte Reaktion entgegen. „Ja ja, in fünf Minuten machen wir Pause.“

Gerade als Omoi mit einem Seufzen wieder davongehen will, fordert ein anderes Ereignis sein Inte-resse ein und sogar die Brüder unterbrechen ihre Arbeit. Aufmerksam hebt Hanzo den Kopf und beobachtet eine herannahende Kutsche, wobei er die Axt im Holz stecken lässt und auch Minato verharrt auf der Stelle, die Arme vollgepackt mit Holzscheiden und interessiert das Geschehen beobachtend.

„Omoi, wer ist das?“ Ahnungslos aber neugierig wendet sich der jüngere der Brüder an den Ange-sprochenen und auch Hanzo blickt ihn an, doch der Dunkelhäutige lächelt nur leicht und verstaut gelassen seine Hände in den Jackentaschen.

„Ich habe da so eine Ahnung.“

Auf dem verschneiten Weg über die Ranch, nährt sich eine zweiachsige Kutsche mit zwei betagt wirkenden Pferden in der Bespannung. Ein recht abgewrackt wirkendes Gefährt, mit sichtbaren Beschädigungen wie gesplittertem Holz, Rost und abblätternder Farbe. Auf dem frei liegenden Kutschbock hockt ein schmächtiger Kerl, mit dickem Wintermantel in dem er fast verloren geht und einer Mütze, welche er sich tief ins Gesicht gezogen hat. Hinter dem Kutschbock befindet sich eine geschlossene Kabine, mit jeweils einer Tür auf der rechten und linken Seite. Die Fenster der Kutsche sind mit staubigen Vorhängen bestückt und auf dem Dach befinden sich zahlreiche Koffer und Taschen, die fest verzurrt und mit Schnee bedeckt sind. Direkt vor dem Haupthaus und damit auch unmittelbar vor den hart arbeitenden Brüdern und Omoi, der sich aber mit einem breiten Grinsen schließlich abwendet und im Herrenhaus verschwindet, bringt der Kutscher sein Gespann zum Stillstand und betätigt einen rostigen Hebel, der mit einem quälenden Quietschen den Dienst beginnt und die Bremsen der Droschke aktiviert. Noch bevor der Kutscher es schafft von seinem Bock zu klettern, öffnet sich eine der Türen und eine prallgefüllte Tasche landet dumpf im Schnee.

Ungefragt treten die Brüder nach vorne und während Minato die unliebsam hinaus geworfene Tasche nimmt, reicht Hanzo einer schwarzhaarigen jungen Frau die Hand. Eine Schönheit mit schulterlangem, seidig glattem Haar und auffallend intensiv funkelnden grünen Augen. Ihr schlankes Gesicht gehört auf einem Bild verewigt und ihr ebenso schlanker Körper, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und Stärke. Eine damenhafte Gestalt, indem ein freiheitsliebender Charakter inne wohnt der sich auch gegen Regeln stellt, wenn diese sinnlos erscheinen. Ein Blick in dieses Augenpaar und Hanzo ist sofort beeindruckt. Die junge Frau blickt ihn erst verwundert an, nimmt dann aber doch seine Hand, nachdem er ganz Gentleman, um Erlaubnis bat ihr helfen zu dürfen und klettert schließlich aus dem Wagen. Sie bedankt bei ihm und lächelt ihn freundlich an, ehe Hanzo sich wieder abwendet und einer weiteren Frau aus der Kutsche hinaus hilft, während der Kutscher mit dem Gepäckstücken auf dem Dach zu kämpfen hat.

„Ich muss schon sagen … euer Vater hat euch sehr gut erzogen.“ Schmunzelnd ergreift auch die zweite Frau seine dargereichte Hand und klettert aus der engen Kabine der Droschke. Sie ist älter, hat ebenfalls ein grünes Augenpaar und ihrer Tochter einige Gesichtszüge vererbt. Ihre Stirn ist vielleicht etwas groß, aber das tut ihrer Gesamterscheinung keinen Abbruch. Sie klopft sich den Staub von der Hose und hebt sich damit von der übrigen weiblichen Bevölkerung deutlich ab, ebenso wie ihre Tochter.

Eine Frau in Hosen gilt als verpönt und unfolgsam. Die Kirche hat den Frauen sogar verboten dieses Kleidungsstück zu tragen. Während der Mann sich im Anzug zum leistungsorientierten Geschäfts-mann entwickelt, sollen die Frauen sich auf ihre "natürlichen Dispositionen" besinnen. Sanft, zurückhaltend und mit karitativen Neigungen. Völliger Blödsinn. Sollen die Damen doch tragen, was sie wollen. Hanzo findet es regelrecht erschreckend, dass die Kirche bis in die privatesten Lebensbereiche ihre Finger im Spiel hat und Regeln dazu aufstellt. Eine eigentlich nicht tragbare Anmaßung.

Die Zwei bieten den strikten Regeln und der Anmaßung dieser Institution ganz offen die Stirn. Das lässt sie gleich noch sympathischer erscheinen. Auf die löblichen Worte lächelt Hanzo etwas be-schämt, während Minato dem leicht überfordert wirkenden Kutscher schließlich zur Hand geht und die Koffer von ihren Fesseln befreit. Die Dame hält dem Halbstarken freundlich eine Hand entgegen, welche er ergreift und schüttelt. „Ich nehme an du bist Hanzo?“

„Ja und du bist dann wohl Sakura.“

„Sehr richtig. Ich möchte dir auch meine Tochter Hana vorstellen.“ Die beiden heranreifenden Halb-starken reichen sich ebenfalls die Hand und lächeln einander freundlich an, wobei sie sich gegenseitig ihre Namen ein weiteres Mal nennen und bekunden, wie erfreut sie doch sind. Natürlich bleiben auch Minato und Kushina nicht ungenannt, auch wenn die Beiden gerade anderweitig beschäftigt sind. Während Minato sich ein kleines Wortduell mit dem Kutscher liefert, tobt Kushina noch immer mit dem Hofhund durch den Schnee.

Seit ihrer Ankunft auf der Ranch haben die Geschwister noch nicht das Vergnügen gehabt Sasukes Familie kennenzulernen. Der Streit zwischen den Eheleuten muss derartig ausgeartet sein, dass eine Beziehungspause bitter nötig gewesen ist. Per Telegramm hat Sakura ihrem Gatten verkündet, dass sie bald wieder die Heimreise antreten werden. Demnach hat sich das Ehepaar seit ganzen acht Monaten nicht mehr gesehen. Eine lange Auszeit, in der wohl schon das eine oder andere Mal der Gedanke an eine endgültige Trennung aufgekommen ist. Sasuke würde es zwar nie zugeben, aber er liebt seine Frau viel zu sehr, als dass er eine Trennung vollziehen würde. Er ist einfach nur zu stolz und zu dickköpfig um Fehler einzugestehen und das sorgt eben immer wieder für Zündstoff. Hanzo hat seinen Ziehvater oft dabei gesehen, wie er sehnsuchtsvoll in die Ferne geblickt hat und ebenso ist ihm auch das erfreuliche Lächeln aufgefallen, als er das Telegramm bekommen hat. Seit Tagen schon blickt der Hausherr immer wieder aus dem Fenster oder zum Horizont in der Hoffnung, dass seine Familie zurückkommt. Er ist ein Familienmensch, auch wenn er etwas anderes behauptet. Es ist nicht verwunderlich, dass er seine Wiedersehensfreude entsprechend unterdrückt und stattdessen so tut, als hätte er die Rückkehr von Frau und Kind gar nicht registriert. So ist sein Charakter. Entweder man kommt mit diesen Zügen zurecht, oder eben nicht. Sakura und Hana haben damit zu leben gelernt, auch wenn es sie stellenweise wirklich nervt, wie er sich verhält. Sakura kennt jedoch auch die andere Seite von ihrem Gatten. Liebevoll, zuvorkommend und fürsorglich … diese Züge zeigt er jedoch nur den Menschen, die ein festen Platz in seinem Herz haben.
 

Das Gepäck wird schnell in das Haupthaus getragen und der Kutscher macht sich mürrisch auf dem Rückweg. Gute Laune hat der werte Herr ohnehin nicht ausgestrahlt, doch es werden keine weiteren Gedanken an ihn verschwendet, kaum dass er die Droschke gewendet hat und seine Passagiere im Haus verschwunden sind. Die Arbeiter gehen wieder ihrem geregelten Tagewerk nach, so als wäre nichts Nennenswertes passiert und vielleicht stimmt das sogar. Vermutlich hat sich das Ehepaar schon öfter eine Beziehungspause über einen längeren Zeitraum gegönnt. Ein Kommen und Gehen, was zwar registriert wird, jedoch nur noch wenig Beachtung von den Angestellten erhält. Es ist Hanzo, welcher der Heimkehr der Frauen sehr viel Beachtung entgegenbringt oder genauer gesagt bringt er Sasukes Tochter Beachtung entgegen. Für eine ganze Weile scheint die Welt um ihn herum still zu stehen, während er Hana hinterherschaut, als hätte er noch nie ein solches Geschöpf wie sie zu Gesicht bekommen. Die Tochter des Hauses bemerkt seinen fixierenden Blick und schenkt diesem jungen Mann, welchen sie nur aus Erzählungen ihres Vaters kennt, ein kurzes Lächeln, bevor sie in das Haus tritt und damit aus seinem Sichtfeld verschwindet.

Hanzos stille Faszination für die Tochter des Hauses, wird schließlich wieder gegen seinen Arbeitsei-fer ausgetauscht, weswegen er gleich die nächsten Scheite zerschlägt. Das Gesicht von Hana vermag er jedoch nicht aus seinen Gedanken zu verdrängen. Mit einer Art von verträumten Lächeln auf den Lippen geht Hanzo weiter seiner Arbeit nach, während Minato sich längst entfernt hat und der empfohlenen Pause von Omoi nachgeht. Dass der Halbstarke bei seiner Tätigkeit eine Beobachterin hat, entgeht diesem jedoch. Es ist Hana, die sich am Fenster der Wohnstube herumtreibt und jede seiner Handlungen genausten beobachtet. Sie betrachtet seinen Körper und seine Bewegungen, wie ein frisch fertig gestelltes Bauwerk und mit jeder weiteren Sekunde scheint ihre Verwunderung zu steigen.

Hanzo ist groß, kräftig und in seinem Gesicht konnte sie bereits Bartwuchs feststellen. Er sieht aus wie ein Erwachsener, was sie nachdenklich die Stirn runzeln lässt. „Pa' hast du nicht gesagt, dass Narutos ältester Sohn in meinem Alter ist?“

„Das ist er auch. Er wurde im Herbst Vierzehn.“ Eine fast gleichgültig klingende Erläuterung, auf den verwirrten Zustand seiner Tochter und während Hana ungläubig den jungen Indianer beobachtet, wirft Sasuke einen Holzscheit in den Kamin hinein, um diesen wieder anzufachen.

„Er sieht so … erwachsen aus.“ Bei dieser leisen Äußerung schaut der Familienvater zu seiner Tochter und schweigt für eine Weile, ehe er zurück zur auflodernde Feuerquelle blickt und mit dem Schürhaken die Asche aufwühlt. „Die Umstände prägen und formen einen. Wenn die Gegebenheiten es verlangen, dann wächst ein Junge schnell zu einem Mann heran. Hanzo hat bereits viel erleben müssen und deswegen musste er schnell erwachsen werden. Er musste viel Verantwortung übernehmen. Als ältester Sohn, ist es seine Pflicht die Familie zu schützen und zu ernähren, solange Naruto nicht zurückgekehrt ist.“

Hana kommt nicht umhin Bewunderung für den Halbindianer zu empfinden. In ihren Augen erlangt er in diesem Moment sogar heroische Züge, jedoch ist sie sich der Tatsache bewusst, dass er eine ungeheure Last auf den Schultern tragen muss, die ihn wohl so manches Mal zu erdrücken droht. In ihrem Inneren schwappt eine Welle von Mitgefühl durch ihren Körper und sie kommt nicht umhin, diesen jungen Mann ehrlich zu bedauern. Es treibt ihr nahezu die Tränen in die Augen, Hanzo mit einem Mix aus Bewunderung und Mitleid wahrzunehmen und wenn sie ihn so anschaut, dann wirkt er sehr ernst und beinahe verbittert. Mit vierzehn Jahren bereits so vom Leben geschlagen worden zu sein, ist ein äußert hartes Los und auch eines, welches Spuren hinterlässt.

„Ich helfe ihm ein wenig.“ Noch ehe Sasuke irgendetwas darauf sagen kann, ist seine Tochter auch schon verschwunden. Eine Tatsache, die den Familienvater zum Schmunzeln bringt.

Nachdem Sasuke einen weiteren Holzscheit in das Feuer geworfen hat, begibt er sich zu dem Fenster, wo bis vor wenigen Augenblicken noch Hana, in stiller Bewunderung dem Sohn seines besten Freundes nachspioniert hat und was er nun zu sehen bekommt, ist ein gänzlich anderes Bild. Hanzo hat mit seiner Arbeit innegehalten und anstatt dass die beiden Halbstarken irgendeiner geschäftigen Tätigkeit nachgehen, unterhalten sie sich angeregt miteinander. Sie lachen und haben offensichtlich Spaß.

Seit der Ankunft der Uzumaki Sprösslinge, hat Sasuke den Halbindianer noch nie lachen sehen oder hören können. Ein schwaches Lächeln, war bisher immer der einzige Ausdruck von Freunde zu der Hanzo sich als fähig erwies. Ihn nun so zu sehen, voller Freude und Lebenslust, ist keinesfalls ver-gleichbar mit den vergangenen Monaten. Es tut Sasuke sehr gut, den Jungen mal in einer anderen Gemütslage zu sehen. Es ist befreiend und erleichternd ihn offen und ehrlich zu erleben und wie er mal nicht seinen trüben Gedanken nachhängt. Dass Hana an diesem Wandel nicht unbeteiligt ist, ist dem Familienvater bewusst. Seine Tochter ist schon immer zu den unglaublichsten Dingen fähig gewesen. Zufrieden geht Sasuke wieder an der Arbeit und lässt die zwei Halbstarken in ihrem Gespräch zurück.
 

Seufzend lässt sich der Familienvater am Abend und nach einem üppigen Abendessen, rücklings in das Bett fallen und verschränkt die Arme hinter seinem Kopf. Sakura kann eindeutig besser kochen, was auch mit ein Grund ist, warum er dankbar für ihre Rückkehr ist. Sakura schüttelt bei dem Anblick ihres zufrieden wirkenden Mannes nur schmunzelnd den Kopf, ehe sie geradewegs zu ihm ins Bett kriecht und sich einfach auf ihn legt. Sie betrachtet eingehend sein Gesicht, wobei sie ihre Arme auf seinem Brustkorb verschränkt.

Die Ehe mit ihm kann noch so anstrengend sein und ganz egal, wie oft sie sich auch noch anschreien werden, sie würde ihn niemals endgültig verlassen. Diese achtmonatige Auszeit war aber einfach mal nötig, um ihm bewusst zu machen, wie viel sie einander bedeuten und dass sich keiner von Beiden für ein Leben ohne des jeweils anderen entscheiden würden. Dafür haben sie einfach schon zu viel gemeinsam durchgemacht.

Mit einem wohlig klingenden Laut lagert Sakura ihren Kopf auf seiner Brust und lauscht mit geschlossenem Augen seinem Herzschlag, bis sie plötzlich seine Finger spürt, die zärtlich durch ihre Haare streichen. „Ich hätte nicht erwartet, dass du es so lange in Death Water aushältst.“

„Und ich hätte nicht erwartet, dass du mich so lange dort lässt.“

„Ich traue dir schon zu mit diesem Pack fertig zu werden. Du bringst sogar den schlimmsten Revol-verhelden zum Zittern.“

„Ich verstehe das jetzt einfach mal als Kompliment.“ Sasuke schmunzelt darauf nur, wobei er die lang vermisste Nähe und Wärme seiner Frau schon fast aufsaugt, wie ein Schwamm. Dass seine Frau nachdenklich auf das Bettlaken blickt bemerkt er nicht, bis sie eine Frage stellt, die er selbst auch schon in seinen Gedanken hatte, diese jedoch konsequent aus seinem Denken verbannt hat. „Wie wahrscheinlich ist es, dass Naruto zurückkommen wird?“

Seine zärtlichen Streicheleinheiten finden ein schlagartiges Ende. Daran hat er nie denken wollen und jetzt ist es wieder so präsent, dass es ihn förmlich zu lähmen scheint. Er hat Sakura per Telegramm in Death Water von den ganzen Geschehnissen in Kenntnis gesetzt und dabei kein Detail ausgelassen. Auch sie ist gut mit Naruto befreundet und hängt sehr an dem Blondschopf. Ihn zu verlieren wäre ein harter Verlust für die gesamte Familie.

Naruto ist sehr viel mehr, als bloß sein Freund für Sasuke. Naruto ist wie ein Bruder für ihn. Sie haben eine enge Bindung zueinander. Sie können einander vertrauen und aufeinander bauen. Wenn Hilfe benötigt wird, ist der jeweils andere sofort zur Stelle. Sie lachen miteinander, sie streiten sich und haben bittere Zeiten gemeinsam überwunden. Sie sind durch Dick und Dünn gegangen. Einen Bruder hat Sasuke bereits verloren und nun sieht es so aus, als würde er den nächsten verlieren. Ein weiteres Opfer auf dem blutigen Pfad der Assimilation von den Indianerstämmen. Ein Kollateralschaden für die Regierung und ein bitterer Verlust für die Hinterbliebenen. Seufzend und niedergeschlagen blickt Sasuke zu der Zimmerdecke empor, während Sakura noch immer auf eine Antwort wartet. Auf die aber folgende, stützt sich seine Frau wieder auf seinem Brustkorb ab und blickt mit einer gewissen Portion an Unverständnis in seine Augen. „Unwahrscheinlich. Er allein gegen die Armee und die Regierung … das nimmt kein gutes Ende.“

„Warum hast du ihn dann nicht aufgehalten?“ Entschlossen blickt er in das grüne Augenpaar seiner Frau und streicht ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wobei er schließlich seine Handflä-che auf ihrer Wange ruhen lässt.

„Weil ich an seiner Stelle genauso handeln würde.“
 


 

*~*~*
 

Es ist eigentlich ein kaum nennenswerter Zeitraum, den die Indianer bisher in diesem Reservat verbracht haben und welches sich mit einfachen und wenigen Worten treffend beschreiben lässt: Eine trockene Einöde. Es gibt kaum Bäume, denn die meisten wurden für den Bau von Fort Sumner gefällt und damit gibt es für die ganzen Bewohner in Bosque Redondo noch nicht einmal ausreichend Feuerholz. Sie müssen Meilenweit laufen, um Mesquitewurzeln zu sammeln, die sie verfeuern können. Zu mehr als glimmende Feuerstellen, mit hin und wieder auf züngelnden Flämmchen, reicht dieses Alternative zum Feuerholz jedoch nicht. Das Wasser ist fast ungenießbar, da es stark alkahlihaltig ist und die zusammengepferchten Diné und Mescalero Apachen, liefern sich zusehends blutige Konflikte, da diese Stämme seit alter Zeit verfeindet sind. Wer sperrt einen Bären und einen Berglöwen zusammen ein?

Inzwischen haben beide Stämme bereits so viele Tote zu beklagen, wie noch nach keiner zuvor praktizierten Schlacht gegen die Armee. Elend, Krankheit und Tod dominiert das alltägliche Bild, welches sich jedem Wärter, jedem Indianer und jedem Besucher offenbart. Verzweifelte Fluchtversuche und blutige Prügeleien, um das wenig Essen sind an der Tagesordnung. Was vorher einer propagierten Lüge entsprach, ist nun die bittere Wirklichkeit: Sie leben wie Tiere im Dreck.

Zusammen mit den drei verbündeten Soldaten versucht Naruto sein Bestes, um möglichst viele von diesen verurteilten Wilden zu retten und dabei macht er keinen Unterschied ob Diné oder Mescalero. Mal schaffen sie es nur einen aus dem Reservat zu bringen und mal sind es halbes Dutzend Leute. Er teilt sein Essen mit den Kindern und versucht stets Streitigkeiten zu schlichten, um blutige Auseinandersetzungen im Keim zu ersticken. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, in der er der bitteren Niederlage immer dichter gegenübersteht. Im Grunde blickt er ihr schon direkt ins Gesicht, doch weigert er sich aufzugeben. Mit dem Rücken zur Wand bleibt ihm nur der Weg nach vorne. Er weiß, dass er nicht gewinnen kann und trotz dieser ausweglosen Situation, denkt er nicht für einem Moment daran aufzugeben. Er bleibt und nimmt mit jedem weiteren Tag das Risiko in Kauf, entlarvt zu werden und die Zeit rinnt ihm durch die Finger. Die Soldaten sind ihm gegenüber schon sehr misstrauisch, denn sein respektvoller Umgang mit den Rothäuten ist ihnen nicht verborgen geblieben. Sie durchschauen ihn zusehends und behalten ihm im Auge. Obito hat sich bereits bei ihm dafür ausgesprochen, dass er lieber abhauen sollte, bevor es zu spät dafür ist. Eine Empfehlung, die Naruto mit einem simplen Kopfschütteln verneint hat. Er bleibt und geht damit ein ungeheuer großes Wagnis ein.
 

Wie so oft läuft er durch das Reservat, doch anstatt seine Schritte durch gepflegte und liebevoll errichtete Hoganreihen zu lenken, stolpert er über Erdlöcher oder springt über Gräben, welche die Männer unter größter Kraftanstrengung in den trockenen und gefrorenen Boden geschlagen haben. Der einzige Schutz, gegen die unbarmherzigen Mächte der Natur und dennoch würde niemand der Indianer diese notdürftigen Behausungen als ein Zuhause bezeichnen. Sie sind gezwungen so zu leben. Sie werden erniedrigt und gedemütigt, ohne die Chance sich gegen diese unwürdige Behandlung aufzulehnen.

Schlitternd stoppt der Outlaw seine Schritte vor einem der vielen Erdlöcher, vor dem sich bereits einige andere seiner Stammesmitglieder versammelt haben, unter ihnen auch Inoichi, Chouza und Shibi. Sie alle empfangen ihm mit einem hoffnungslosen Blick. Die sonst so stolzen Krieger, sind nur noch Schatten ihrer selbst. Abgemagert, krank und verzweifelt. Selbst der früher so wohlgenährte Chouza ist nur noch Haut und Knochen. Sein Gesicht ist eingefallen, seine Haut blass und sein ausgemergelter Körper zittert unablässig. Naruto wollte alle Mitglieder des Beraterkreises bereits aus dem Reservat heraus schmuggeln, doch ähnlich wie er selbst, weigern sich diese Männer ihrer Brüder und Schwestern allein zu lassen Egal, welch plausible klingende Argumente Naruto auch aufbringt, um sie zum Gehen zu überreden, sie verneinen jedes mal. Er schenkt ihnen allen nur einen kurzen Blick, ehe er sich den schmalen Durchgang der Erdhöhle hinuntergleiten lässt und somit diesen provisorischen Bau betritt. Es ist die Behausung von Shikaku, welche einem Kaninchenbau gleicht. Die Deckenhöhe reicht noch nicht einmal aus, um sich aufrecht hinzustellen. Der Boden ist karg und hart. Nur ein paar löchrige und schmutzige Decken bieten Schutz gegen die bittere Kälte und unter diesen Decken liegt der unfreiwillige Eigentümer dieses Erdloches. Zusammengekauert und ausgezehrt.

Shikaku blickt aus trüben und hoffnungslosen Augen seinem Besucher entgegen, nachdem dieser sich an die Dunkelheit gewöhnt hat und sich schließlich neben ihm kniet. Shikaku ist nicht einmal mehr in der Lage sich zu bewegen. Einzig und allein seine Mundwinkel verziehen sich zu einem dankbaren Lächeln, als der Outlaw seine Hand ergreift.

„Du hast es bald geschafft.“ Ein kaum wahrnehmbares Nicken ist die Antwort von Shikaku auf diese Worte und auch wenn Naruto wochen- und tagelang versucht hat, an den Kampfgeist des Indianers zu appellieren, so scheiterte jeder einzelne Versuch. Sie prallten an der Rothaut ab, wie Regentropfen an einem Stein und auch wenn diese Versuche geachtet wurden, so gibt es kein Mittel der Welt, welches den entschlossenen Willen eines Mannes brechen könnte. Zuviel Elend und zu viel Schmerz dominieren ihr aller Leben und für Hoffnung ist längst kein Platz mehr. Sie sind alle des Kämpfens müde und ergeben sich in ihr Schicksal. Eine Haltung an der Naruto fast verzweifelt und schon viele seiner Brüder daran verloren hat. Nun ist es auch noch Shikaku. Er hat seinen Lebenswillen eingebüßt und wird in diesem Reservat sein Leben lassen.

„Naruto. Du musst am leben bleiben. Sie alle zählen auf dich.“

„Ich weiß nicht ob ich das schaffe. Wie soll ich ein ganzes Volk retten, wenn ich nicht einmal euch retten kann?“ Seit einer ganzen Weile plagen ihn diese Zweifel und lassen ihn nachts kaum schlafen. Mit jedem weiterem Toten fühlt er sich schlechter und besiegter.

Ihm ist dieses Gefühl des Versagens sehr vertraut und jetzt, nachdem er es jahrelang geschafft hat dieses Empfinden in seinem Unterbewusstsein einzuschließen, es aus seinem gesamten Denken zu isolieren, kämpft es sich zusehends wieder an die Oberfläche. Das dreckige Gesicht einer bitteren Niederlage. Es fällt ihm schwer nicht selbst zu kapitulieren und sich den ganzen Geschehnissen zu beugen. Er könnte einfach aufgeben, sich ergeben oder zu seiner Familie zurückkehren und versuchen ein halbwegs normales Leben zu führen. Es wäre weitaus einfacher und nicht so müßig wie dieser störrische Kampf gegen eine Übermacht. Aufgeben kommt für ihn nur nicht in Frage. Wie soll er in Frieden ein familiäres Leben führen, wenn sein Stamm unter unmenschlichen Bedienungen leidet und zugrunde geht? Ratlos blickt Naruto auf den Boden, ehe er erneut die kratzige, raue Stimme des sterbenden Shikakus vernimmt.

„Es gibt keinen Krieg ohne Opfer. Verluste sind nicht zu verhindern, aber so schmerzhaft diese auch sind … wir dürfen uns nicht daran aufhalten.“ Ein trauriger Unterton schwingt in seiner schwachen Stimme mit und in Anbetracht, der bisherigen Verluste auch nicht verwunderlich. Shikaku weiß nicht, was aus seinem Sohn und dessen Familie geworden ist und nicht nur, dass er viele Freunde verloren hat, auch seine Frau war all diesen schlimmen Dingen nicht gewachsen. Yoshino wurde auf dem Weg in das Reservat schwer krank. Sie hatte hohes Fieber, starken Husten und da die Soldaten keine Zeitverzögerung duldeten und ebenso Ansteckungen mit irgendwelchen Krankheiten vermeiden wollten, egal aus welchem Grund, verpasste ihr jemand die erlösende Kugel.

Es brach Shikaku förmlich das Herz, als er den leblosen Körper im Dreck zurücklassen musste. Ein Teil von ihm ist mit dem Tod seiner Frau schließlich auch gestorben. Dieses Ereignis, da ist sich Naruto sicher, ist der Auslöser dafür gewesen, dass Shikaku dieser Konflikte überdrüssig geworden ist. Der Grund, warum er seit Ankunft in dem Reservat jede Nahrungsaufnahme verweigert und dem sicheren Tod entgegensteuert, ist die tiefe Trauer und endlose Sehnsucht nach seiner Frau. Shikaku wartet nur noch auf den letzten Atemzug und wird sein Ende mit offenen Armen empfangen. Trotzdem, scheint er dem vierfachen Vater noch einige Dinge mitteilen zu wollen, weswegen er trotz aller Schwächer erneut die Stimme erhebt. „Du bist unsere Hoffnung. Du hast das Herz am rechten Fleck und die Seele eines Indianers. Ich habe mit den anderen gesprochen. Wir wollen, dass du Hiashis Platz einnimmst. Du, als Stützpfeiler unserer Kultur und als neuer Häuptling unseres Stammes.“

Ruckartig schnellt Narutos Kopf wieder in die Höhe und sein Blick spiegelt absolute Fassungslosigkeit wieder. Häuptling? Er?! Sie wollen ihn zum Häuptling ernennen, obwohl er noch nicht einmal in ihren Kreisen geboren wurde? Er, ein Weißer, soll für einen ganzen Stamm die Verantwortung übernehmen, in Krisenzeiten als weise Stütze fungieren und mit Rat und Tat stets zur Seite stehen?

Ihm fehlen in diesem Zusammenhang tatsächlich die Worte, weswegen er nur kurz nach Luft schnappt, wie ein Fisch. Eine solche Führungsposition hat er nie angestrebt und stellenweise hat er es schon als anstrengend erachtet, dass er der Schwiegersohn des Häuptlings gewesen ist. Durch diese Verbindung hatte er fast ein Ansehen erlangt, dass dem vom Hiashi gleich erschien. Sie hörten auf ihn, baten ihn um Hilfe und respektierten ihn. Sie tun es immer noch. Wenn er durch das Reservat geht, dann schauen sie ihn alle mit diesem Blick an. Dieser eine Blick ... dieser Ausdruck, der so voller Hoffnung und Vertrauen steckt.

Shikaku lächelt zuversichtlich, wobei seine mageren Finger sich etwas fester um die Hand von Naruto schließen. „Bring uns wieder nach nachhause.“

Gerade als Naruto etwas darauf erwidern will, steckt Obito seinen Kopf durch das Erdloch und schlägt keuchend Alarm. Er jappst regelrecht, dass die Wärter auf der Suche nach ihm sind, da sie seine Identität nun wüssten, ehe sein Kopf auch schon wieder aus dem Sichtfeld verschwindet. Es breitet sich wie ein Lauffeuer aus, dass der Teufel von Arizona wieder unter den Lebenden ist und dass die damalige Meldung eine reine Lüge gewesen sein muss, was Naruto schreckhaft zusammenzucken lässt. Sein Herz scheint für einen kurzen Moment auszusetzen. Es geht jetzt um Sekunden.

Hastig springt Naruto auf die Beine und eilt zum Ausgang, ehe er noch einmal über die Schulter zurück zu Shikaku blickt, der mit besorgtem Ausdruck das Geschehen beobachtet. Es wäre die reinste Katastrophe, wenn er jetzt noch in die Hände der Soldaten fallen würde. Das würde den endgültigen Zusammenbruch seines Stammes bedeuten.

Einem Sterbenden den letzten Wunsch erfüllen und die Hoffnung neu entfachen lassen. Wenn sie ihm alle dem Posten des Häuptlings zutrauen, dann will er sein Bestes versuchen.

„Ich werde sie alle heimbringen.“
 

Später
 

Ein idyllisches Plätschern durchbricht die Stille der winterlichen Landschaft und löst ein Gefühl von Sicherheit im erschöpften Körper des Outlaws aus. Das Rauschen eines friedlichen dahinfließenden Bachlaufes, in mitten der kalten und fast ausgestorben wirkenden Landschaft, erscheint wie eine Melodie aus dem Paradies. Wie ein Lockruf aus der Ferne, dessen Klang so unwiderstehlich klingt, dass alle Gedanken sich auf diesen unbekannten Zielpunkt richten. Obwohl eine solch paradiesische Symphonie auch ein Trug sein könnte und keinesfalls einen Ort beinhalten müsste, der Sicherheit verspricht, so kommen dennoch keine Zweifel auf. Die Quelle muss gefunden werden, denn der sichere Hafen scheint gefunden zu sein. Wie in Trance nährt er sich dem friedlich vor ihm liegendem Bachlauf und ein leichtes, kaum wahrnehmbares Ziehen an den Zügeln reicht aus, um den verschwitzen Hengst zum Stehen zu bringen, ehe sich Naruto mit einem schmerzlichen Stöhnen aus dem Sattel gleiten lässt und sich an seinem Reittier abstützen muss, um nicht in die Knie zu sinken. Ashkii keucht hörbar und zittert, während sein überhitzter Körper in diesen kalten Gefilden Dampf erzeugt. Naruto hat ihn viel zu lange, viel zu hart angetrieben. Keuchend und um Gleichgewicht bemüht richtet der Familienvater seinen Blick auf die Idylle, welche sich vor ihm auftut und ihn faktisch mit offenen Armen empfängt.

Die schneebedeckten Ufer umspielen malerisch das klare Wasser des Baches. Jeder Baum ist umhüllt von der weißen Pracht und selbst die aus dem Wasser ragenden Steine sind so mit Schnee bedeckt, dass der Eindruck entsteht, sie würden Mützen tragen. Ein dankbares Seufzen verlässt seine Lippen, ehe er den Hals seines Pferdes tätschelt. Er ist erleichtert über diesen Anblick, denn hier sind sie abseits von jeder Gefahr. Die überstürze Flucht aus dem Reservat hat unerbittlich an seinen Kräften gezerrt. Es hat unwahrscheinlich viel Zeit in Anspruch genommen, die Soldaten abzuschütteln und kurzfristig hat sich sogar der Gedanke in den Vordergrund gespielt, dass er ihnen nicht entkommen kann. Noch nie hat er so hartnäckige Verfolger im Nacken gehabt. Noch nicht einmal in dem Zeitraum, auf dem Höhepunkt seiner kriminellen Lebensweise. In diesem Zeitraum haben sie ihm eher gemieden und mehr auf das Glück eines professionellen Kopfgeldjägers gesetzt. Der Gedanke an die vergangenen Gegebenheiten lassen ihn beinahe Sehnsucht empfinden, denn dieses Mal ist er wirklich nur um Haaresbreite entkommen.

Mit weichen Knien wankt der Outlaw zum Ufer des Baches, wo er sich schließlich in die Knie sinken lässt und wo er mit einem platschenden Geräusch sein Gesicht in das eiskalte Wasser hält und mit einem geräuschvollen Aufkeuchen wiederauftaucht. Nach Luft schnappend verharrt Naruto für einen Moment, ehe ein schmerzvolles Pochen ihn zusammenfahren lässt und er seinen Blick an sich herabgleiten lässt. Ein dunkler Fleck, welcher sich großzügig auf der rechten Hälfte seines Oberteiles ausgebreitet hat, ziert die bloß geliehene Uniform und ein ausgefranstes Schussloch deutet darauf hin, dass seine Flucht kein voller Erfolg gewesen ist. Er ist in einem wahren Kugelhagel geflüchtet und kann sich glücklich schätzen, dass es nur bei dieser Verletzung geblieben ist. Bei der Feuerrate der Soldaten, hätte das auch wortwörtlich ins Auge gehen können. Ein Schuss jagte den nächsten und mehr als einmal hat er das Pfeifen an seinen Ohren vernommen, wenn eine Kugel nur eine Fingerbreite an ihm vorbei schnellte. Es ist reines Glück gewesen und keinesfalls Können, welches ihn aus dieser Situation herausgeholfen hat.

Erschöpft befreit Naruto sich von den Bekleidungsstücken, die seinen Oberkörper verdecken und kaum, dass er die Wunde freigelegt hat schöpft er mit einer Handfläche Wasser aus dem Bach und befreit sich weitgehend von dem Blut, welches wie Baumharz an seiner Haut zu kleben scheint. Auch wenn die Verletzung brennt und schmerzt, so ist er über die Tatsache erleichtert, dass es sich um einen glatten Durchschuss handelt und er somit sehr viel bessere Überlebenschancen hat. Mit Schießpulver und Feuer kann er die Wunde desinfizieren und verschließen, auch wenn das keine schmerzlose Wundbehandlung ist. Von jetzt an kann er nur in kleinen Schritten denken. Etwas ratlos richtet Naruto seinen Blick auf sein Reittier, welches erschöpft und schwer atmend noch immer an Ort und Stelle steht, den Kopf weit herabgesenkt hat und wohl noch nicht einmal im Traum daran denkt, irgendeinen Muskel zu bewegen.

Wie soll es jetzt weitergehen? Um das Reservat sollte er besser einen großen Bogen machen und da seine Identität nun kein Geheimnis mehr ist, wird es auch nicht lange dauern, bis auch die restliche Bevölkerung von seiner wundersamen Wiederauferstehung erfährt. Die Zeitungen werden voll davon sein und in keiner Stadt wird er sich noch frei bewegen können. Sein Handlungsspielraum ist plötzlich drastisch eingeschränkt und trotzdem durchfährt es ihn wie ein Blitzschlag, als er an die baldige Veröffentlichung seiner Rückkehr denkt. Er hat eine Idee, doch wird er bei der Umsetzung Hilfe benötigen.
 

Einige Tage später
 

Die Feiertage sind vorbei und nun ist das nächste Jahr nicht mehr weit entfernt. Weitere zwölf Monate überstanden, ohne irgendeinen schweren Verlust und dennoch ist dieses Jahr so ereignisreich gewesen, dass es für das gesamte restliche Leben ausreichen würde. Das Volk der Diné ist zerschlagen und dazu verurteilt, den christlichen Glauben anzunehmen oder zu sterben. Sasuke und seine Frau lebten über ein halbes Jahr getrennt voneinander und des weiteren hat der Barkeeper die drei Kinder seines besten Freundes bei sich aufgenommen, um die er sich kümmert, als wären sie seine eigenen. Es sind keine zahlreichen Ereignisse und dennoch so dominant in ihrer Wirkung, dass es unglaublich viel Kraft kostet, trotzdem weiter zu machen. Es ist dennoch erstaunlich, welch Anpassungsfähigkeit in einem Menschen steckt. Irgendwie geht es immer weiter.

Entspannt lehnt Sasuke an einem der Holzpfeiler seiner Veranda und beobachtet, mit vor der Brust verschränkten Armen, seine Tochter und seinen ältesten Ziehsohn, welche ungezwungen auf der obersten Sprosse der Viehweide sitzen und scheinbar einen sehr amüsanten Dialog miteinander führen. Sie lachen und necken einander, als würden sie sich bereits seit Jahren kennen. Dass die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt, scheint sie dabei wenig zu stören.

Hana hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft Narutos ältesten Sohn aus diesem dunklen Loch heraus zu ziehen, ohne sich wirklich darum bemüht zu haben. Hanzo hat schon öfter gezeigt, dass er das Lachen nicht verlernt hat, jedoch hat er das Leben nur noch als äußert ernst betrachtet und wenig Grund zum lachen erkannt. Durch diese schrecklichen Erlebnisse ist das keinesfalls verwunderlich, doch für einen Jungen in seinem Alter untypisch. Hana scheint sich an dieser entwickelten Eigenschaft gestört zu haben und den Entschluss gefasst zu haben, etwas dagegen zu unternehmen. Es ist ihre gesamte Art, mit der sie dieses kleinen Wunder vollbracht hat. Ihre ungezwungene, offene und ehrliche Art auf Menschen zu zugehen, wirkt einfach faszinierend und nahezu hypnotisch. Mit einem einfachen, ernst gemeinten Lächeln hat seine Tochter bei Hanzo mehr erreicht, als er es selbst in den vergangenen Monaten fertig gebracht hat.

Der Familienvater hat diese eindeutigen Blicke jedoch schon längst bemerkt, welche sie sich einander zu werfen und doch voreinander zu verbergen versuchen.

Mit einem leicht amüsierten Lächeln schüttelt der Barkeeper ergeben den Kopf, ehe er sich etwas mehr an den Pfeiler lehnt und schließlich genüsslich die erfrischend, kühle Luft aufsaugt. Aufmerksam blickt er zur Seite, als er eine Berührung an seinem Arm vernimmt und erblickt sogleich seine Frau, die sich genießerisch an ihn lehnt und ebenfalls zu dem noch inoffiziellen Paar schaut. Auch ihr huscht bei diesem Anblick ein Lächeln über die Lippen, wobei sie zu ihrem Mann hinaufschaut.
 

„Sie scheinen einander sehr zu mögen.“ Sasuke lacht darauf nur kurz auf und verlegt sich schließlich darauf, die Szenerie weiter zu beobachten.

„Also ich finde ja, dass das über mögen längst hinaus geht.“

„Hast du nichts dagegen? Deine einzige Tochter ist dabei dich vom Thron zu stoßen.“ Er hört den leicht spöttischen Ton in ihrer Stimme und verdreht nur vielsagend die Augen. „Muss ich dich daran erinnern, dass wir etwa im selben Alter waren, als dass zwischen uns ernst wurde?“ Darauf ist es nun wiederum seiner Frau die leise zu lachen beginnt und sich etwas intensiver an ihn schmiegt. Nein. Erinnern muss sich an diesen Teil der gemeinsamen Vergangenheit wohl nicht, zumal es ihnen nicht unbedingt einfach gemacht wurde. Noch immer halten seiner Schwiegereltern nicht viel von ihm, doch zur damaligen Zeit hielten sie noch weniger von ihm. Er war ein Waisenjunge, der aus dem Waisenhaus abgehauen ist und fortan ein Dasein als Rumtreiber und Tagelöhner praktiziert hat. Schweineställe ausmisten, Viehherden hüten, Zimmermanns - Arbeiten, Unkraut jäten oder Nachtwachen. Er tätigte all die undankbaren Arbeiten, die kein anderer machen wollte. Dankbarkeit hat er deswegen aber nicht kennengelernt, stattdessen war es Abscheu, welche er in den Gesichtern lesen konnte, wenn er nach Schweineurin stank.

Er gehörte mit zu der Sorte Mensch, die sich kein Mann als Schwiegersohn wünscht und der von vornherein verurteilt wird. Sakura war die einzige Person aus der Stadt, die sich um ihn und auch um seinesgleichen kümmerte. Sie brachte Essen, Decken und bot für die Nacht ein Dach über dem Kopf – ohne das Wissen ihrer Eltern. Sie scherte sich nicht darum, was andere sagten oder dachten. Sie betrachtete ihre Hilfe als selbstverständlich. Im Grunde war sie sogar schon sehr aufdringlich und äußert penetrant. Vielleicht sind es gerade diese Eigenschaften gewesen, von denen er sich schließlich hat einfangen lassen. Er war beeindruckt von ihrer Ausdauer, ihrem Dickkopf und der Hilfsbereitschaft. Aus einfachen Gesprächen wurden verabredete Treffen und aus diesen schließlich eine Beziehung. Eine Beziehung, die ihr alter Herr unterbinden wollte.

Kizashi muss sich gefühlt haben, als würde er gegen eine Wand sprechen oder gegen Windmühlen kämpfen. Nichts von dem was er unternahm oder sagte, zeigte die erhoffte Wirkung und so sah er sich irgendwann gezwungen den Platz einfach zu räumen. Er lässt es Sasuke aber dennoch deutlich wissen, dass er ihn nicht als den Richtigen für seine Tochter empfindet. Dass Sasuke maßgeblich an der Existenz, der dafür innig geliebten Enkeltochter beigetragen hat, spielt in diesem Zusammenhang hingegen keine Rolle.

Wenn es etwas gibt, was Sasuke aus dieser Situation gelernt hat, dann ist es die Tatsache, dass er es seinem Kind niemals so schwer machen wird, wenn es um die große Liebe geht. Er weiß, wie sehr Sakura unter dem abweisenden Verhalten ihres Vaters gelitten hat und eine solche Erfahrung will er seiner Tochter auf jeden Fall ersparen. Er vertraut darauf, dass sie den Richtigen von alleine findet und offensichtlich hat sie das.

Hanzo ist trotz seines jungen Alter schon sehr reif und Sasuke war nur zwei Jahre älter, als er die ersten, wirklich ernsten Versuche unternahm, um Sakura für sie zu gewinnen. Der einzige Unterschied ist nur, dass Hanzo keine Versuche starten muss. Es ist schon mehr als offensichtlich, dass Hana ihr Herz bereits an den Indianer verschenkt hat und seine Nähe sichtlich genießt. Sasuke hat gegen diese Bindung keine Einwände. Warum sollte er auch? Bloß weil der Junge aus einem Indianerstamm kommt und andere Werte vermittelt bekommen hat? Hanzo ist sehr viel vernünftiger, als so manch ein anderer seiner Altersgenossen und wenige Verehrer hat Hana wahrhaftig nicht. Sie hat nur bisher jeden in die Flucht geschlagen.
 

Sakura verschränkt ihre Finger mit denen ihres Mannes und übt einen leichten Druck aus, welchen er sofort erwidert.

„Wenn ich Hanzo sehe... Gage wäre jetzt nur zwei Jahre älter.“ Etwas unsicher schielt sie auf das Profil ihres Mannes, nachdem dieser merklich zusammengezuckt ist, kaum dass sie diesen Namen ausgesprochen hat. Er schluckt schwer und schließt für einen Moment die Augen, ehe sie ein leichtes und dennoch zustimmendes Nicken erkennen kann. Sie weiß, dass er nicht gerne über dieses Thema spricht und es nach Möglichkeit umgeht, doch komplett in sich einschließen tut er es auch nicht.

Der traurige Ausdruck in den Augen des Familienvaters verschwindet schlagartig, als er zum Horizont blickt. Er stößt sich von dem Pfeiler ab, überspringt die wenigen Stufen der Veranda und tritt nach vorne, während Sakura ihren Gatten verwirrt betrachtet, nachdem die erste Empörung über ihr Fortstoßen gewichen ist und sie schließlich seinem Blick folgt.
 

„Kouman ou ye?”

„Se mwen menm ki byen.“

„Ki jan ou rele?“

„...“

Keine Antwort. Nur ein angestrengt nachdenklicher Gesichtsausdruck, der ihre Mimik verzieht. Hanzo kann ihr förmlich ansehen, wie sie alle bisher gelernten Einheiten und auswendiggelernten Satzbeispiele durchgeht, in der stummen Hoffnung die passende Antwort zu finden. Er wartet geduldig, bis er ein resignierten Laut vernimmt und sie ratlos mit den schmalen Schultern zuckt. Er lächelt amüsiert. „Non mwen se … und dann dein Name. Also Non mwen se Hanzo.“ Etwas frustriert, aber zeitgleich mit einem entschlossenen Funkeln in den Augen, stützt sich Hana rechts und links auf der obersten Sprosse des Weidenzaunes ab und legt ihren Kopf in den Nacken, womit sie ihren schlanken Hals freilegt und eingehend von Hanzo betrachtet wird. Als sie den junge Mann darum bat, sie in seiner Muttersprache zu unterrichten, hat sie wohl keinen solchen Aufwand dahinter vermutet.

Sie hat den Halbstarken oft fasziniert beobachtet, wenn dieser in seiner fremdartigen Sprache, mit seinen Geschwistern sprach und während sie nur inhaltsloses Gebrabbel verstand, ist die Bedeutung für seine kleinen Geschwister in jeder Silbe unmissverständlich klar gewesen. Die Sprechweise, der Klang, der Rhythmus und die Wörter selbst, machten sie neugierig. Sie wollte mehr darüber wissen und es selbst können. Andere Menschen in einer anderen Sprache miteinander sprechen zu hören, fasziniert sie und das nicht erst, seit die drei Geschwister eines Diné Stammes auf dem Grundstück ihrer Familie leben, sondern seit die denken kann. Eine andere Sprache, derer sie selbst nicht mächtig ist, wirkt äußert anziehend auf sie und so konnte sie gar nicht anders, als Hanzo gegenüber diese Bitte zu formulieren.

Der schwarzhaarige Jüngling zeigte sich zu Anfang äußert skeptisch und verwundert darüber, aber abgeschlagen hat er ihr diese Bitte nicht. Er ist ohnehin erstaunt darüber, wie gelehrig die junge Frau ist. Trotz erst weniger Tage intensivem Unterricht, ist sie sehr gut und saugt alle Lerneinheiten faktisch in sich auf, wie ein trockener Schwamm das Wasser.

Es scheint sie aber dennoch zu überraschen, dass es nicht so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt hat. „Diese Sprache ist schwieriger als ich dachte.“

„Dafür bist du aber schon sehr gut und außerdem, muss ich zugeben, dass es fast unmöglich ist unsere Sprache zu lernen, wenn man nicht mit ihr aufgewachsen ist.“

„Wie kommt es, dass ihr beide Sprachen könnt?“ Neugierig legt die Tochter des Hauses ihre Hände zurück in ihren Schoß und betrachtet das Profil ihres Gesprächspartners, der auf diese Frage nur entspannt mit den Schultern zuckt und sich kurz nachdenklich am Kinn kratzt. „Meine Mutter hat überwiegend in dieser Sprache mit uns gesprochen, während mein Vater seine Muttersprache angewandt hat. Meine Geschwister und ich sind also zweisprachig erzogen. Daher können wir beide Sprachen perfekt.“

„Aber Naruto spricht doch auch die Sprache der Diné oder?“

„Es reicht, damit er sich verständigen kann. Er hat damit keine Probleme, aber an Perfektionismus grenzt es nicht. Er ist halt nicht damit aufgewachsen, sondern hat es sich lediglich angeeignet.“
 

Mit einem Grinsen im Gesicht, kaum dass er sich den deutlichen Akzent seines Vaters ins Gedächtnis ruft, richtet der heranwachsende Mann seinen Blick schließlich in die Ferne und scheint auf zu erstarren. Wie auf der Stelle fixiert und es noch nicht einmal wagend zu blinzeln, starrt Hanzo in die Ferne, während Hana im ersten Moment gar nicht registriert, was passiert. Langsam, beinahe so wirkend, als pirsche er sich an seine Beute heran, lässt sich Hanzo von dem Zaun rutschen und tätigt einige unentschlossene Schritte vorwärts, ehe er wieder stehen bleibt und es noch immer nicht wagt, auch nur für einen kurzen Moment die Augen zu schließen.

Hana ist über diesen plötzlichen Stimmungswechsel sehr verwirrt, doch kommt sie noch nicht einmal dazu, eine entsprechende Frage zu formulieren. Johlend und schreiend stürmen Minato und Kushina an ihnen vorbei, wo die Zwei doch bis vor kurzem noch in der Scheune herum getobt haben und hasten einfach nur vorwärts und damit direkt auf eine kleine Gruppe von Menschen zu, von denen sich eine Person los löst und den Kinder entgegen eilt. Es ist diese Gruppe, die Hanzo mit einem Gemisch aus absoluter Fassungslosigkeit und Ungläubigkeit betrachtet. Er kann sehen, wie diese Person seine kleinen Geschwister in die Arme schließt, sie fest an sich drückt und mit Küssen bedeckt, während die zurück gebliebenen Leute langsam wieder aufschließen.

Es ist ein Beben welches durch seinen Körper jagt und ein schwerer Klumpen manifestiert sich in seiner Brust, während heiße Tränen seine Augen füllen und er nur mit einem undefinierbaren Laut den Kopf senkt und dabei seinen Hut tief in sein Gesicht zieht. Er hat nicht mehr damit gerechnet. Er hatte keine Hoffnung mehr, sie jemals wieder zu sehen. Ein Teil von ihm hatte sich längst damit abgefunden, dass sie fortan als Waisenkinder ihr Leben fristen werden. Die geringen Erfolgsaussichten drängten sich zusehends stärker in seinen Kopf und ließen ihn immer realistischer denken. Er betrachtete es immer mehr als unwahrscheinlich, dass der Plan seines Vaters in irgendeiner Weise Früchte tragen würde und stattdessen begann er ihn dafür zu hassen, dass er einfach gegangen ist. Er war wütend und enttäuscht, dass Naruto zu diesem Wagnis aufgebrochen ist und seine Kinder zurückgelassen hat, wo er sich doch selber der Tatsache bewusst gewesen sein muss, dass ein Sieg fast ausgeschlossen ist.

Hanzo kann einfach nicht glauben, dass sein Vater es tatsächlich geschafft hat und diese Erkenntnis sorgt dafür, dass der Bursche ein schlechtes Gewissen, für seine bisherigen Gedankengänge entwickelt. Ein schlechtes Gewissen, gegenüber der Ungerechtigkeit, welche er ihm dadurch hat zukommen lassen.

Der Bursche hat kein Gefühl dafür, wie lange er zitternd an diesen einem Punkt steht, mit seinen wild durcheinander fliegenden Bildern und Gedanken hadert und versucht seine Tränen unter seinem Hut zu verbergen, doch als er die eindeutige Präsenz seiner Mutter vernimmt und wie sie ihn schließlich an sich drückt, bricht alles aus ihm heraus. Die ganzen Szenen in seinem Kopf, die Ansammlung von dunklen Gedanken und diese unbändige Angst, nie wieder ein Wort mit ihr sprechen zu können, lagen wie ein Schatten auf seinem Inneren und haben all sein Denken und Handeln beeinflusst. In diesem Moment ist er einfach nur ein Junge, der seine Mutter wieder gefunden hat, auch wenn er bereits einen Kopf größer und sehr viel kräftiger ist als sie. Schluchzend schlingt er die Arme um die zierliche Gestalt seiner Mutter, während alle anderen sich zurück halten, um dieses Wiedersehen nicht zu unterbrechen.
 

Es war ein schrecklich langer und ermüdender Weg gewesen, den sie bis hier her zurück gelegt haben. Immer fernab der Straßen und durch unwegsames Gelände. Es war eine Reise, welche sie immer tiefer in die Ungewissheit befördert hat und während dieser Hinata oftmals Überzeugungsarbeit leisten musste. Sie alle waren äußert skeptisch und misstrauisch als die vierfache Mutter den Zielort schließlich preisgab. Sie wusste, dass sie viel von ihnen verlangte, wenn sie zusammen in die Nähe einer Stadt reisten, bloß um potenzielle Sicherheit bei einem Farmer und Barkeeper zu erhalten, den Naruto als seinen besten Freund betitelt. Schutzsuche bei einem Weißen. Sie haben diesem widersprüchlichen Vorhaben nur zugestimmt, weil Shikamaru dringend Hilfe benötigt und weil eine solche Verletzung nicht durch rituelle Tänze oder Gesänge allein geheilt werden kann.

Die Schussverletzung hätte den Familienvater fast unter die Erde gebracht. Dass er noch lebt grenzt daher an ein Wunder und trotzdem hat er schreckliche Schmerzen und kann sich kaum bewegen. Die Reise hat sich um ein Vielfaches verlängert, weil sie stets Rücksicht auf ihn nehmen und ständig Pausen einlegen mussten und so ist es in diesem Moment Takeo, welche den sichtlich geschwächten Mann stützt, als die übrige Truppe sich den anderen nährt. Freude und Erleichterung steht ihnen in den Gesichtern geschrieben und dennoch sehen sie gesundheitlich sehr schlecht aus. Verdreckt, abgemagert und übermüdet. Sie machen alle den Eindruck, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen.

Hinata registriert jedoch erst in diesem Moment, dass sie körperlich völlig am Ende ist. Allein der Gedanke an ihre Kinder hat sie vorwärts getrieben und sich nun der Tatsache sicher zu sein, dass es ihnen allen Drein gut geht, löst eine tiefe Erleichterung in ihr Haus, welche jede Anspannung von ihr abfallen lässt und der übergroßen Müdigkeit Platz macht. Hanzo kann fühlen wie seine Mutter etwas in seinen Armen zusammen sackt, während sie ihm zusichert, wie unglaublich stolz sie auf ihn ist.

Sakuras Gesichtsmimik spiegelt tiefe Sorge wieder, als sie sich schließlich mit ihrem Mann nährt und die ausgemergelten Gestalten betrachtet. Mutter und Sohn lassen schließlich voneinander ab, dennoch bleibt der Halbstarke dicht bei Hinata stehen, um sie an einem völligen Zusammenbruch zu hindern, während Sasuke sich den Neuankömmlingen schließlich annimmt und freundlich Lächelnd in die Runde blickt. Es ist jedoch ein bitterer Beigeschmack dabei, als er sich dem Fakt bewusst wird, dass Naruto nicht unter ihnen ist.
 

„Ich weiß nicht recht was ich sagen soll, außer willkommen und seid meine Gäste. Ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt. Ich gebe euch Unterkunft, Essen, Kleidung … alles was ihr benötigt. Wenn jemand verletzt ist … meine Frau wird sich euch annehmen.“

Sasuke deutet kurz auf seine Gattin, was Sakura als Anlass nimmt eifrig und zustimmend zu nicken. Ärztliche Versorgung haben sie mehr als nötig, auch wenn sie selbst nicht zu den studiert, medizinischen Fachkräften gehört. Ihr Wissen hat sie sich selbst angeeignet und praktiziert es weitaus talentierter, als so manch ein gelehrter Mediziner, der nach zahlreichen Vorlesungen, Hospitationsphasen und Praxiskursen auf die Gesellschaft los gelassen wird. Es entfährt allen ein dankbarer Laut, kaum dass ihnen die Aussicht auf Essen oder Gastfreundschaft versprochen wird. Diese Verlockung ist so groß, dass selbst die Skepsis und das Misstrauen weicht und sie sich zuversichtlich in die Hände dieses Mannes und seiner Familie begeben. Sasuke löst den erschöpften Takeo ab, in dem er sich dem ausgelaugten Shikamaru annimmt und diesen zum großen Haupthaus verfrachtet, gefolgt von allen anderen.

Sie alle wollen sich nur ausruhen und erholen. Neue Kräfte sammeln und dann … ja, was dann? Wie geht es weiter? Was erwartet sie hier? Was wird aus den anderen? Eine fundamentalistische Frage, die keiner beantworten kann und welches sie bisher auch nicht zu lösen versucht haben. Es gibt Fragen, auf die sich einfach keine Antwort finden lässt. Fragen die unangenehm sind und die so belastend wirkend, dass sie am liebsten in Vergessenheit geraten.

Fürs Erste begnügt sich jeder mit der dargebotenen Gastfreundschaft. Sie können sich waschen, sich von Schmutz und Gestank befreien, sie können die angebotenen saubere Kleidung entgegen nehmen, die nicht mehr viel mit dem Erscheinungsbild eines Diné zu tun hat und dennoch ein angenehmes Geschenk darstellt und sie verschlingen das Essen, wie ein ausgehungertes Rudel von Raubtieren. Sie haben ihr Ziel erreicht und müssen hier keine Gefahr fürchten, doch wie oft haben sie das schon geglaubt, bis es anders kam? Wie lange werden sie hier ihren Frieden haben?

Sakura hat sich zwischenzeitlich den Verletzungen von Takeo und besonders von Shikamaru angenommen. Letzterer fand die Behandlung nicht sehr angenehm und für Außenstehen ist es ein sehr brutaler und rabiater Anblick gewesen. Fakt war jedoch: Die Kugel musste raus.

Bei der Flucht mit seiner Familie hatte der Indianer nicht das Glück einen Durchschuss zu erleiden, was weitaus angenehmer und weniger gefährlich gewesen wäre. Die Kugel blickt stattdessen in seinem Körper stecken und stellte eine unkalkulierbare Gefahr dar. Wenn sie nicht entfernt worden wäre, dann hätte sie in seinem Körper ernste Schäden anrichten und im schlimmsten Fall die inneren Organe so schwer beschädigen können, dass er letzten Endes doch daran verstorben wäre und so spielten Hanzo und Sasuke die Fixierung auf dem Küchentisch, nachdem Shikamaru sich mit reichlich Whisky etwas Mut angetrunken hat und Sakura irgendwann damit beschäftigt war, wortwörtlich nach der Kugel zu fischen. Die Schmerzensschreie waren auf dem ganzen Gelände zu hören und das Mitgefühl war dem Familienvater sicher. Jetzt, gegen Abend, liegt er jedoch erschöpft und nun endgültig außer Lebensgefahr, in der Nähe des Kamins, seine Frau fest an sich gedrückt und tief schlafend, während die gemeinsame Tochter nur eine Armlänge entfernt von ihnen, ebenfalls auf dem Boden liegt und sich der Traumwelt hingebt.

Takeo hat sich zusammen mit seinen Schwestern auf dem Sessel zusammengerollt, so dass der Anblick eines verknoteten Menschenknäuels, bestehend aus Armen und Beinen geweckt wird. Zuvor hat Sakura sich der großflächigen Verbrennungsnarbe angenommen und eine wohltuende, kühle Salbe darauf verteilt. Sie meinte, dass bei täglicher Anwendung, die Narbe mit der Zeit etwas blasser werden würde. Sein rechtes Augenlicht jedoch konnte sie nicht retten. Die Verletzung an dem Augapfel sind irreparabel, was ein wenig niederschmetternd wirkte. Tenten liegt auf dem Sofa, die Decke fest um sich geschlungen und ebenfalls fest schlafend, während Hinata zu ihren drei Kindern in die Speisekammer gezogen ist und dort die Nacht verbringt.

Viel geredet wurde an diesem Abend nicht. Zuviel ist passiert und bevor eine Gesprächsrunde darüber praktiziert werden kann, muss erst selbst ein Weg gefunden werden, damit zurecht zu kommen. Die Verarbeitung der Erlebnisse und erst dann, wenn die Bereitschaft dazu da ist, lässt sich vielleicht darüber reden. In diesem Fall war Schweigen das Gebot der Stunde.
 

Sasuke hat sich der dominierenden Nachtruhe jedoch noch nicht hingegeben. Der Familienvater steht in der nächtlichen Kälte auf seiner Veranda, die Arme auf dem Geländer verschränkt und in der Ferne den Mond betrachten, während Frau und Kind in ihren wärmenden Betten an den Kissen lauschen. Wärme erhält er von einer Winterjacke, gefüttert mit Schafswolle, wobei er immer wieder gedankenverloren kleine Atemwölkchen in die Luft pustet.

Die Tatsache, dass sein bester Freund nicht mit zurückgekehrt ist, setzt ihm unwahrscheinlich zu aber das hätte er sich auch denken können. Es wäre gegen Narutos Natur gewesen seine Frau zu retten und alle anderem im Stich zu lassen. Er hasst jede Art von Ungerechtigkeit und bekämpft sie mit allen Mitteln. Dass seine Identität längst aufgeflogen ist, weiß Sasuke auch. Er kennt die Schlagzeilen, welche die Zeitungen hergeben und diese Tatsache allein ist es, die ihn so unruhig werden lässt. Narutos Bekanntheitsgrad ist über Nacht von Null auf hundert Prozent gestiegen. Sein Gesicht ist überall angeschlagen und das Kopfgeld ist so absurd hoch, dass jeder mit einer Waffe dieser Verlockung nicht widerstehen können wird. Naruto bewegt sich nur noch auf sehr dünnem Eis und mit jedem weiteren Schritt könnte er einbrechen. Sasuke meint das Bersten schon selbst hören zu können, obwohl er nur indirekt etwas damit zu tun hat.

Wieder bläst der Familienvater seinen Atem in die Luft und betrachtet, wie dieser davon getragen wird. Er stellt sich schon länger die Frage, ob er ihn vielleicht hätte aufhalten sollten. Hätte er ihm ins Gewissen reden sollen, damit der Outlaw sich auf das besinnt, was er noch hat? Ein Abhalten von diesem waghalsigen Plan, der die drei Geschwister auch zu Waisen hätte machen können? Es wäre Heuchelei gewesen, wenn er diesen Versuch wirklich unternommen hätte. Er würde selbst genauso handeln, wenn es um seine Familie geht. Wie hätte er da von Naruto verlangen können, seinen ganzen Stamm und seine große Liebe aufzugeben, um sich auf seine Kinder besinnen zu können?

Seufzend lässt der Familienvater den Kopf hängen und schließt betend die Augen, während seine schmalen Lippen eine stumme Bitte formen, welche den Inhalt besitzt, dass sein bester Freund … sein Bruder, heil zu ihnen allen zurück kommt. Es sind knarrende Dielenbretter, welche hinter ihm ertönen und welche ihnen aus seinen Gedanken heraus reißen, so dass er einen kurzen Blick über seine Schulter wirft und seinen ältesten Ziehsohn erkennt.

Hanzo erweckt nicht den Eindruck, als hätte er auch nur eine Minute geschlafen. Er wirkt nachdenklich und in sich gekehrt, während er die die Decke um sich schlingt und sich neben den Familienvater stellt, um selbst einen Blick auf den Mond zu werfen.
 

Sasuke betrachtet den Jungen einen Augenblick eindringlich. „Kannst du nicht schlafen?“

„Du doch auch nicht.“ Auf dieses Argument lächelt er Familienvater leicht in sich hinein, ehe er sich darauf verlegt, wieder in die Ferne zu blicken. Hanzo hingegen zögert sichtlich. Sein Augenpaar weicht von dem Horizont zu Boden und schließlich auf das Profil seines Ziehvaters.

„Ich habe die Schlagzeilen gelesen. Glaubst du … dass er jetzt noch eine Chance hat? Dass er zurück kommen wird?“ Darauf senkt der Angesprochene seinen Blick zu Boden. Er hat zwar versucht diese Schlagzeilen so lange wie möglich geheim zu halten, doch da sowohl Hanzo, als auch Minato des Lesens mächtig sind und bei ihren Besuchen in der Stadt zwangsläufig mit Zeitungen in Berührungen kommen und sei es nur, dass die Zeitungsjungen die Schlagzeilen durch die Gassen brüllen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie es erfahren. Hanzo stellt ihm eine Frage, auf die er nur zu gerne selbst eine Antwort hätte.

Zuversicht ist immer Narutos Stärke und Eigenschaft gewesen. Sasuke gehört mehr zu den Menschen, die äußert pessimistisch die Fakten begutachten und wenig Hoffnung verbreiten. Er hat diese flehende Tonlage in dem Satz sehr wohl wahrgenommen. Das Flehen um Hoffnung und Zuversicht. Das Flehen darum, dass Gesicht seines Vaters noch einmal sehen zu können und nicht nur dann, wenn er es sich in Erinnerung ruft. Es ist ein Flehen welches auch Sasuke besitzt. Er hat schon zu viele Menschen verloren, die ihm lieb und teuer gewesen sind. „Wenn dein Vater eines ist, dann ein Meister der Improvisation. Er schafft es auch aus der hoffnungslosesten Situation noch etwas Gutes zu gewinnen. Ja, ich denke, es gibt immer noch eine Chance.“

„Und wenn wir uns irren?“

Irren ist menschlich. Aus Fehlern werden Nutzen für die Zukunft gezogen. Welcher Nutzen würde sich aber aus solch einem Irrglauben ergeben? Wenn sie sich irren, dann wäre das eine äußert schmerzliche Tatsache, die nicht einfach vergessen werden kann. Sasuke schweigt darauf für einen Moment, ehe er seinen Blick zurück auf den Mond richtet.

„Wenn wir uns irren, dann haben wir alle einen schweren Verlust zu bewältigen.“
 

Es ist vielleicht eine sehr direkte Äußerung der anderen Eventualität gewesen und dennoch ist sie ehrlich und nicht unwahrscheinlich. Hanzo weitet zwar entsetzt die Augen und zuckt merklich zusammen, doch auch Sasuke wird ihm keine falsche Versprechen machen. Der Familienvater beobachtet nur aus den Augenwinkeln, wie sein Ziehsohn, die Decke noch enger um sich schlingt und seine Finger sich in dem Stoff verkrampfen, während er auf den Boden starrt.

Sie können nicht viel tun. Sasuke kann dieser heimatlosen Gruppe von Indianern nur ein mögliches Zuhause bieten, während er all seine Hoffnung darauf setzt, dass Naruto das Unmögliche möglich macht. Sie können ihm nur vertrauen und warten. Warten, während die Zeit vergeht. Warten, während andere sterben. Es ist kein schöner Gedanke und doch das Einzige, wozu sie in der Lage sind.

Wenn Naruto stirbt, dann verlieren sie alle einen sehr wichtigen Menschen in ihrem Leben. Vater, Freund, Ehemann, Patenonkel und Bruder. Es ist sich wohl keiner der Tatsache bewusst gewesen, wie präsent dieser Mann in ihrer aller Leben eigentlich gewesen ist. Er hat ihr Leben bereichert. Unbewusst und mit fast erschreckender Leichtigkeit hat er sich einen Platz in ihrer aller Herzen erschlichen und jeder von ihnen wohnt im seinen. Aus diesem Grund tut er alle das. Aus diesem Grund ist er bereit in den Tod zu gehen.

Dumpf stößt sich Sasuke von dem Geländer ab und streicht seinem Ziehsohn im Vorbeigehen kurz durch die Haare. „Wir können nur hoffen Hanzo. Viel mehr bleibt uns nicht übrig.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2014-10-07T19:35:03+00:00 07.10.2014 21:35
Hammer Kapi^^
Schön als auch Spannend.^^
Von:  narutofa
2014-10-06T19:46:11+00:00 06.10.2014 21:46
Das war ein sehr gutes Kapitel. Ich hatte spaß es zu lesen.
Das war nur eine frage der zeit bist die soldaten raus finden wer naruto wirklich ist. naruto muss jetzt sehen das er davon kommt. er ist die letzte hoffung für seinem stamm wenn er das neue oberhaupt. ich bin gespannt was noch so kommt. mach weiter so
Von:  Kaninchensklave
2014-10-06T19:02:03+00:00 06.10.2014 21:02
ein klasse Kap

nun ist nicht nur Sakura und Ihre Tochter weider zuahuse sonderna uch ANruto´s Idetität aufgeflogen und
jetzt beginnt der richtige Kampf wo sich alle Indianer vereinen müssen um um Ihre Freiheit zu Kämpfen und wenn es iHrer aller leben kostete lieber Ehrevoll im Kampf sterben als unwürdig wie ein Wildestier in einem Käfig

GVLG


Zurück