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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Sommertag

Es war ein schwüler Sommertag in Denerim. Die Menschen ächzten unter dieser Hitze und waren froh darüber, sich ihr klares und sauberes Wasser aus dem Brunnen der Stadtkirche holen zu können.

Doch nicht alle konnten ihren Durst so einfach stillen. Im Gesindeviertel von Denerim herrschte großes klagen. Die Wasservorräte waren längst verbraucht. Es gab schon vereinzelte Todesopfer. Auch wenn unter ihnen nur die Bettler waren.

Die Leichen lagen herum und fingen an zu verwesen. Der Gestank der dabei zutage kam, war nicht sehr angenehm, von dem Schauspiel der Verwesung einmal abgesehen.

Die Elfen wanden sich zum Teil erbost, oder wehklagendend an ihrem Hahren, dem Ältesten im Gesindeviertel.

Keiner konnte es fassen, das die Menschen ihnen keine Hilfe brachten, sie hatten sich zwar schon an die Wachen gewandt und auch den König um Hilfe gebeten, doch es kam bis jetzt keine Antwort.

Der Älteste sprach mit ruhiger, aber gefasster Stimme zu seinem Volk, welche sich alle auf dem Hof des Gesindeviertels versammelt hatten.

Mitten in der Menge befand sich auch eine kleine Familie. Ein kleines rothaariges Elfenmädchen zog lustlos an der Hand ihres Vaters. Ihre Kleidung war an vielen Stellen geflickt, oder abgenutzt. Ihr Gesicht leicht mit Dreck beschmutzt. Eine Schürfwunde zierte ihr Knie, infolge der letzten Prügelei mit einem Elfenjungen. Mit ihren grünen Augen sah sie sich um. Die Elfen sahen so verärgert und geschwächt aus. Alle jammerten.

Das Mädchen zog kurz eine Schnute. Sie hatte schrecklichen Durst. Aber deswegen würde sie nicht rumjammern so wie der Rest! Entschlossen sah sie zu ihrer Mutter auf, welche neben ihr Stand und dem Hahren zuhörte. Sie hatte langes Rotes Haar und braune Augen. Selbst in der jämmerlichen Kleidung, die sie trug, sah sie wunderschön aus. Auch sie hörte dem Hahren eher desinteressiert zu. Kurz sah sie zu ihrem Gemahl, welcher jedoch begeistert zuhörte.

"Cyrion, bist du sicher das uns sein Geschwätz etwas hilft? Wir sollten uns besser Wasser suchen.."

Der angesprochene sah sie fast schon entsetzt an.

"Aber was der Älteste sagt, ist doch richtig! wir sollten nicht verzweifeln...es wird bald regnen. Bestimmt!"

Adaia verdrehte kurz genervt die Augen und seufzte schwer. Ihr Mann war einfach viel zu naiv.

Es war schon seit fast einem Monat kein Tropfen mehr gefallen. Womöglich regnet es ja wirklich bald...eventuell auch nicht. Das konnte nur der Erbauer wissen. Sie spürte eine Hand welche an ihrer zog. Adaia blickte in das verschmutzte Gesicht ihrer Tochter.

"Mama! Darf ich spielen gehen? Biiiiiiitte!" sprach das Elfenmädchen fast schon drängend und versuchte dabei so gequält wie möglich zu schauen. Adaia nickte nach kurzer Überlegung. Es brachte ja sowieso nichts. Und für ein Kind war rumstehen sowieso eine Qual.

"In Ordnung Kallian. Aber komme spätestens Heim, bevor die letzten Sonnenstrahlen über den Himmel strahlen. "sagte ihre Mutter fast schon mahnend. Es wäre nicht das erste Mal das sich ihre Tochter verspätet. Dann beugte sie sich runter zu ihrer Tochter und sprach leise in ihr Ohr.

"Und nimm den Dolch mit den ich dir gegeben habe..nur zur Sicherheit."Sie zwinkerte Kallian kurz zu, gab ihr noch einen Kuss und blickte dann wieder zum Ältesten.

"Ja!" meinte das Elfenmädchen freudestrahlend und drängte sich mit größter Anstrengung durch die vielen Leute. Wütende Zurufe ignorierte sie gekonnt. Als sie endlich aus der Menge war, atmete sie erleichtert aus. Endlich Luft zum Atmen!

Sofort rannte sie zu zwei weiteren Rothaarigen Elfenkindern die im hinteren Garten eines der Häuser spielten. Dort war wenigstens etwas Schatten und damit auch verbundene Kühle.

"Sorris! Shianni! Los lasst uns was spielen!" Mit gebanntem Gesicht sah sie die zwei an.

Was jedoch, zumindest von dem Elfenjungen, nur mit entsetzten Augen beantwortet wurde.

"Base! Es ist viel zu heiß! Ich will mich nur hinlegen und..dösen." sprach Sorris und legte sich schon ins Großteil verdorrte Gras. Seine Schwester sah ihn fast schon giftig an.

"Sorris! Wir dösen schon den ganzen Tag! Ich habe keine Lust mehr auf schlafen!" Entschlossen stand Shianni auf und sah ihre Cousine kurz grinsend an. Auch diese zwei Kinder trugen eher Lumpen statt Kleider.

"Wir könnten runter an die Docks gehen! Vielleicht könnten wir dort auch etwas trinken. Ich habe schrecklichen Durst."

Entsetzt sprang Sorris auf und packte Shianni an den Schultern um die Durchzuschütteln.

"Aber das Wasser dort ist total schmutzig! Ich habe von Vaters Freund, dessen Schwagers Tante und der ihren Sohn gehört das die Dort...Tote hineinwerfen.."

Seine blauen Augen sahen fast schon geschockt zu seiner Schwester.

"Und..dann..hast du dort einen..Finger im Hals, wenn du das Wasser trinkst! Oder..!"

Kallian schritt nun dazwischen und protestierte vehement. Ihr Cousin war einfach ein Angsthase!

"Schon gut! Ich hab's auch gehört...aber ich hab auch Durst! Wir müssen Wasser finden!"

Nach kurzem Schweigen nickte auch Sorris und setzte sich wieder ins Gras. Nachdenklich zupfte er ein paar Grashalme heraus.

"Und wo? Hier finden wir bestimmt nichts..."meinte er und sah seine ältere Cousine an.

Kallian grinste kurz und hockte sich zu ihm hin. Das wusste sie natürlich, aber sie hatte noch etwas im Hinterstübchen. Zumindest hatte sie das von der Tante, ihres Neffen vierten Grades gehört.

"Hier nicht...aber in der Stadt!" Selbst Shianni sah nun etwas verblüfft drein und kratzte sich kurz an ihrer Wange.

"Naja...aber dort ist es nicht umsonst. Und die Menschen würden uns eh wegjagen. Du weißt doch wie die sind..."

Kallian nickte und sah sie mit funkelnden Augen an. Blöde Menschen!

"Keine Sorge! Schau hier!" die Älteste der kleinen Gruppe, holte ihren Dolch hervor, welchen sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Sie hatte selbst mit ihrer Mutter schon seit langem trainiert und konnte, relativ, gut mit dem Dolch umgehen. Zumindest die Grundlagen beherrschte sie.

Mit ebenso funkelnden Augen sah ihre jüngste Cousine den Dolch an.

"Wahnsinn!"flüsterte sie.

"Schrecklich !" rief Sorris schon entsetzt und stand schnell auf.

"Du weißt, wenn die Wachen dich damit erwischen, töten die dich auch mit dem ..Ding!"

Kallian verdrehte genervt die Augen und ließ den Dolch schnell in einer Seitentasche verschwinden.

"Wenn...die finden's eh nicht!"

Ein amüsiertes Grinsen entstand auf ihrem Gesicht. Die Wachen hatten sie bis jetzt noch nie erwischt. Sie war eben einfach zu gut und zu Schnell. Und die Wachen nun mal lahme Enten.

Shianni stand auf und grinste ebenfalls.

"Ich bin dafür wir gehen in die Stadt! Vielleicht finden wir ja wirklich Wasser!"

Sorris seufzte schwer und kickte einen Kieselstein weg.

"..welches wir dann auch umsonst bekommen!" bemerkte er ironisch.

Kallian und Shianni wahren indes schon losgegangen und schnatterten unaufhörlich.

Grummelnd folgte Sorris den beiden. Er kann die Mädchen ja schließlich nicht allein lassen! In der großen, großen Stadt...voller Gefahren..
 

Die drei Elfenkinder gingen über die Brücke, welche das Gesindeviertel spartanisch von Denerim abgrenzte. Kallian führte die kleine Gruppe voller Stolz an. Sie war die älteste unter ihnen, auch wenn Sorris nur drei Monate jünger war. Dennoch hatte sie das Gefühl auf sie aufzupassen. Besonders auf die kleine Shianni.

Die kleine Gruppe durchstreifte den nahegelegenen Marktplatz. Jedoch ließ die brennende heiße Sonne nur zu, sich im Schatten aufzuhalten. Also unter den Stoffdächern der kleineren Geschäfte. Natürlich wurden die Elfenkinder von den Menschen genau und kritisch beobachtet. Es waren Elfen...und die könnten etwas klauen!

Dennoch wie zu vermuten blieb...es fand sich nirgends ein Schluck Wasser. Eine kleine Flasche kostete ein Souverign! Soviel besaßen die drei nicht einmal zusammen mit ihren Familien.

Gefrustet ließ sich Kallian am Straßenrand nieder und besah sich die wenigen Leute auf der Straße. Viele Menschen, besonders die Wache, warfen ihnen grimmige Blicke zu. Kallian war drauf und dran ihnen die Zunge hinauszustrecken.

"Besser wir gehen Heim..."fing Sorris an und sah in den Himmel.

"Die Sonne geht schon unter...beeilen wir uns!"

Sorris zog seine kleine maulende Schwester hoch. Kallian jedoch blickte plötzlich skeptisch Richtung Stadtkirche. Seltsam...die Leute kamen mit leeren Eimer..und gingen dann mit gefüllten wieder. Zumindest ließ dies ihr Gesichtsausdruck und die Art wie sie den Eimer trugen, darauf schließen.

"Wasser!" rief die älteste plötzlich Himmelhochjauchzend und sprintete so schnell sie konnte Richtung Kirche. Verwirrt sah Sorris seiner Cousine nach. Hatte sie nun Halluzinationen bekommen? Einen Sonnenstich vielleicht?

Shianni jedoch riss sich schnell von ihrem Bruder los und folgte ihrer Cousine.

"Los, Sorris! Dahinten gibt's Wasser!" meinte sie begeistert. Sie hoffte inständig auf die paar Schlucke mehr, als sonst.

Kallian währenddessen knallte jedoch gegen verschlossene Toren. Gerade eben war doch noch ofen gewesen! Fluchend sah sie zu den Gitterstäben hinauf, welche den Eingang verschlossen hielten. Dennoch konnte sie um die Ecke schielen und ihren Kopf durch die Gitterstäbe zwängen. Dort hinten stand ein Brunnen!

Grinsend sah sie sich kurz um. Niemand war zu sehen...Schnell kletterte sie über das Tor.

Shianni versuchte es ihr gleich zu tun, rutschte jedoch immer wieder ab. Sorris sah entsetzt zu seiner Cousine, wie sie nun über den Zaun kletterte.

"Du könntest dich verletzten! Abrutschen und dich aufspießen!" Er sah sich das Drama...wie sollte er das je seiner Tante erklären sollen?

Kallian sprang gelassen runter und landete sicher auf den Boden. Sorris und seine Schwarzseherei.

"Keine Sorge. Base." meinte sie fast schon schmunzelnd und ging zum Brunnen. Nochmals sah sie sich kurz um..niemand zu sehen.

Sie holte eine kleine Feldflasche hervor und begann den Eimer , welcher auf den Grund des Brunnens lag, mühsam hochzuziehen. Schnaufend drehte sie an der Kurbel.

Shianni beobachtete aufgeregt ihre Cousine. Endlich bekam sie genug Wasser um ihren ganzen Durst stillen zu können.

"Beeil dich!" drängte sie immer wieder. Inzwischen war es schon dunkel geworden..

Kallian hob mit viel Mühe den Eimer hoch und tauchte zufrieden ihre Feldflasche hinein. Als die Flasche voll war, rannte sie zu Shianni und reichte ihr die Flasche durch die Gitterstäbe. Sofort begann das jüngste Elfenkind der Gruppe, gierig das Wasser zu trinken.

Sorris sah erleichtert zu seiner kleinen Schwester.

"Pass auf. Verschluck dich nicht..."Wenigstens bekäme sie jetzt endlich mal etwas zu Trinken.

Er blickte nochmal zu Kallian und schrie im selben Moment entsetzt auf. "Pass auf, hinter dir!" Schnell riss er Shianni weg von den Gitterstäben, als etwas glänzendes auf Kallian hernieder raste.

Diese konnte noch schnell zur Seite springen und sah sich geschockt um. Es war zu dunkel um etwas zu erkennen.

"Elenden Diebe!"

Wieder blitzte etwas auf und Kallian sprang kreischend zur Seite. Der Eimer wurde von einem Schwert getroffen und fiel blechernd auf den Steinboden.

Das Elfenmädchen schnappte nach Luft und erkannte im Mondlicht nun endlich eine der Wachen.

"Oh, verdammt!" geschickt schlüpfte sie an ihn vorbei und kletterte so schnell sie konnte die Gitterstäbe hinauf. Die Wache jedoch schlug mit dem Schwert gegen das Gittertor. Kallian hatte große Mühe nicht abzurutschen. Erschrocken sah sie zu dem Menschen und sprang Halsbrecherisch vom Tor hinab ohne etwas genauer zu erkennen. Die blanke Angst vor einem schmerzhaften Tod, in Form eines scharfen Schwertes, trieb sie dazu. Sorris wollte sie auffangen, wurde jedoch beinahe von ihr erschlagen. Benommen fasste er sich an seinen Kopf und stöhnte. Kallian ging es da nicht viel besser. Sein Kopf hatte sie in ihre Bauchgegend abbekommen.

"Alarm! Alarm!" Schrie die Wache jedoch plötzlich und läutete eine Glocke, welche an der Wand hing.

Shianni sah entsetzt auf und hörte bereits das Stampfen von mehreren Wachen als sie herbei gerannt kamen. Mühsam zerrte sie Kallian hoch.

"Schnell! Schnell!"

Besagte stand taumelnd auf und half Sorris hoch. Das Tor wurde plötzlich aufgerissen und die drei rannten um ihr Leben. Dabei hatten sie doch nichts schlimmes verbrochen!

Keuchend stürmten sie durch die Gassen und versuchten die Menschen irgendwie abzuschütteln. Doch es gelang ihnen nicht. Die Schritte und das rasselnde Geräusch ihrer Rüstung waren zu hören. Ebenso die wütende Schreie in der dunklen Nacht.

Ihre letzte Möglichkeit blieb das Gesindeviertel. Dort könnten sie sich verstecken! Kaum ein Mensch kam je in Gesindeviertel.

Schnell rannten die drei über die Brücke, während Shianni schon deutlich aus der Puste kam und sie Sorris kurzerhand Huckepack nahm.

Am Eingang des Gesindeviertels stand bereits Adaia mit ihrem Bruder und dessen Frau.

"Wo bleiben die Kinder nur?"murmelte Adaia besorgt. Es war überhaupt nicht Kallians Art sich so zu verspäten. Sie hatten bereits beschlossen nach den dreien zu suchen, währen Cyrion auf die mögliche Heimkehr der Kinder zuhause warten sollte.

Erleichtert sah sie auf, als sie endlich ihre Tochter erblickte die mit Shianni und Sorris auf sie zugerannt kamen.

Doch im selben Moment stockte ihr der Atem. Mehr als zehn Wachleute rannten ihnen mit erhobenen Schwert hinterher und brüllten sie an.

Sorris den Tränen nahe rief erschöpft nach seinen Eltern.

"Vater! Mutter! Helft uns!" Shianni klammerte sich ängstlich an ihren Bruder, brachte jedoch keinen Ton heraus.

Kallian sah fast schon erleichtert zu ihrer Mutter. Sie vertreibt die Menschen bestimmt! Sie war eine gerissene Schurkin und...!

Geschockt riss das Elfenmädchen die Augen auf und fiel keuchend zu Boden, nachdem sie sich ein paar Mal überschlagen hatte.

Wimmernd blieb sie liegen und sah tränenverschleiert zu dem Pfeil, welcher in ihrem linken Bein steckte.

Blut lief bereits ihrem Bein hinab. Die Wachen waren fast bei ihr. Kallain kniff ängstlich die Augen zu und rollte sich zitternd zusammen. Nun war alles aus!

Im selben Moment war das aufeinander Schlafen von Metall zu hören und ein wütender Schrei.

Kallian zuckte zusammen und blickte unsicher auf. Das war die Stimme ihrer Mutter!

Adaia hatte den Schwertangriff mit ihren zwei Dolchen pariert und sah wütend zu dem Menschen.

"Wie kannst du es wagen?" flüsterte sie, rammte den Dolch in den Bauch des überraschten Menschen und trennte seinen Kopf von seinen Schultern, indem sie diesen mit dem anderen Dolch abschlug.

Blut besudelte ihren Körper, genau wie Kallian. Fassungslos sah sie zu ihrer Mutter, die wutentbrannt den nächsten Wachmann tötete.

Trotz der Brutalität, dem Geschrei der Wachen, dem Fontäne artigen Austritt von Blut...Kallian konnte den Blick nicht abwenden und beobachte ihrer Mutter genau.

Doch es endete genauso schnell wie es begonnen hatte. Ein Pfeil zerschnitt die Luft und rammte sich mitten in Adaias Herz bevor sie den fünften Wachmann töten konnte. Sie fiel um und war sofort Tod.

Kallian riss geschockt die Augen auf und starrte zu ihrer toten Mutter. War sie etwa..? Nein, sie steht gleich auf! Ganz bestimmt!

Sie war nur müde und musste sich ausruhen...

Kallian hörte plötzlich wieder Schreie, doch sie kamen ihr so weit entfernt vor. Wie in Trance starrte sie zu ihrer Mutter.

Nur Müde...

Plötzlich fielen vor dem traumatisierten Elfenmädchen ihr Onkel und Tante zu Boden. Der Brustkorb zum Teil aufgerissen infolge eines mächtigen Schwerthiebes.

Die Pupillen von Kallian verengten sich und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sorris jedoch eilte schnell neben seine Cousine und starrte geschockt zu seinen Eltern. Sie..hatten sich vor Kallian gestellt und nun...waren sie Tod.

Ein lauter Schrei durchflutete die rabenschwarze Nacht.

"Verdammtes Elfenpack!" schimpfte der Hauptmann und wischte das Blut von seinem Schwert. Fast schon angeekelt sah er zu den jammerten Elfenkinder hinab.

Sie waren Blutverschmiert und dreckig...und sie stanken. Selbst der Geruch des Gesindeviertels wehte ihm nun langsam entgegen.

"Sie...haben ihre Strafe bekommen! Lasst uns abziehen!" Meinte der Hauptmann und blickte kurz zu Adaias Leiche. Sie war wirklich bemerkenswert gut gewesen...für einen Elfen.

Dennoch, die die sie getötet hatte waren nur Schlappschwänze in der Armee gewesen. Gut das diese nun Tod waren.

"Nun kommt, verlassen wir diesen wiederwertigen Ort!" Er wies die Männer an die Leichen mitzunehmen.

Kühl sah er zu den Elfenkindern, die Regungslos die Leichen ihrer Eltern anstarrten.

"Lasst euch das eine Lehre sein...Diebstahl wird umgehend bestraft."

Er ging mit seinen Männern hinfort, wieder auf die Brücke.

Shianni stand etwas abseits und starrte verwirrt zu ihrer Mutter. Warum sagte sie denn nichts mehr??

Etwas Nasses lief plötzlich über ihre Wange und das jüngste Elfenkind zuckte kurz zusammen.

Überrascht sah sie nach oben, als tausende von kleinen Regentropfen auf sie niederprasselten.

Ein Tag der Freude

"Hey, Kallian aufwachen! Warum bist du immer noch im Bett? Heute ist dein großer Tag!" rief eine fröhliche weibliche Stimme. Ich konnte sie sofort zuordnen und verdrehte innerlich die Augen. Natürlich war ich wach. Ich hatte seit der ganzen verdammten Nacht nicht ein Auge zugetan.

Ich öffnete die Augen und sah zu einem jungen Elfen Mädchen von zierlicher Statur. Sie hatte ein Kleid an, welches mehr aus Flicken bestand als aus Stoff. Ihre kurzen feuerroten Haare hatte sie mit ein paar kleinen Zöpfen verziert. Ihre strahlenden Brauen Augen sahen mich eindringlich an. Ihr kindlich wirkendes Gesicht strahlte.

Oh, Shianni...

"Warum bist du in meinem Zimmer Shianni?" Ich seufzte kurz und richtete mich dann auf. Dieses verdammte Bett konnte ich auch gleich auf den Müll werfen. Total hart und durchgelegen! Von der miserablen dünnen Decke einmal abgesehen...

Meine Cousine grinste kurz amüsiert. "Weil mir dein Vater erlaubt hat, das ich dir die frohe Nachricht überbringen darf! Du weißt das was heute für ein Tag ist...?" fragte sie lauernd.

Beim Erbauer. Ich hatte es verdrängt...aber nicht vergessen.

"Sommertag?" meinte ich nur und stand dann auf.

"Nein, Du Dummkopf!" lachte die junge Elfin los und sah mich vergnügt an. Ich sah eher desinteressiert drein. Ich wusste doch auf was sie hinaus wollte...beim Erbauer, trotzdem betete ich dafür das sie etwas gänzlich anderes meinte!

"Du heiratetest heute und Sorris auch!" Sie ging näher zu mir und sah mich aufmunternd an. Ihr Kindlich wirkender Blick voller Begeisterung zwang einen fast dazu sich zu freuen. Aber nur fast...

Ich seufzte leise. Gut, er kommt heute...ich muss mir noch einen Fluchtplan überlegen...am besten zu den Dalish.

"Und dein Verlobter Nelaros ist auch schon da!"

Entsetzt starrte ich sie an und erwachte nun endlich aus meiner eingeschlafenen Gesichtsstarre.

"Was?! Er ist schon da? Dann habe ich keine Wahl mehr!" rief ich fast schon entsetzt. Das konnte doch nicht sein! Nun konnte ich meinen Fluchtplan vergessen. Schließlich war dieser Idiot hier irgendwo. Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah zur Seite.

"Ich kann mich mit dieser arrangierten Hochzeit einfach nicht anfreunden..."murmelte ich nachdenklich eher zu mir selbst.

"Wen willst du denn sonst heiraten? Ich habe ihn mir übrigens schon angesehen!" Shianni sah mich aufmunternd an und legte ihre Hände auf meine Schultern.

"Er sieht großartig aus! Ach...es gibt Musik! Es wird getanzt und gefeiert. Das wird bestimmt wunderschön!"

Ich blickte sie kurz nachdenklich an. Soso, er sieht also großartig aus. Ich grinste kurz amüsiert und hob eine Augenbraue nach oben.

"Vielleicht solltest du lieber heiraten."

Meine kleine Base war auf jeden Fall mehr in Stimmung dazu, als ich. Wenn ich ehrlich war, wollte ich sowieso niemals Heiraten. Und nun werde ich praktisch noch dazu gezwungen.

Ein Lachen huschte über ihre Lippen und sie sah mich grinsend an.

"Alles zu seiner Zeit! Ich muss noch etwas warten." Sie schien kurz zu überlegen, dann umarmte sie mich plötzlich. Ich seufzte kurz und drückte sie sachte an mich. Was hatte sie denn jetzt auf einmal?

"Du...ich werde mich jetzt mit den anderen Brautjungfern treffen und mir mein Kleid anziehen. Solltest du übrigens auch!" sprach sie eifrig und sah mich nun entschlossen an. Ich konnte fast schon Feuer in ihren Augen sehen. Ging es ihr hier um irgendetwas?

"Ach und Sorris wartet draußen auch dich...bis später!" Und ehe ich mich versah, war sie bereits aus unseren kleinen Hütte gerannt.

Schmunzelnd sah ich ihr nach. Sie war ein kleiner Wirbelwind mit einer großen Klappe. Ich grinste kurz und fuhr mir durch mein kurzes rotes Haar. Total zerzaust...egal. Vieleicht verschreckt es ja meinen zukünftigen und er flüchtet sofort wieder. Ich nahm mir etwas Strick und machte mir drei kleine Zöpfe. Zwei hinter meinen Elfentypischen großen Ohren und noch einen am Hinterkopf.

Ich sah nicht in den Spiegel. Es würde schon gehen. Mir war es egal. Ich streckte mich kurz und ging dann zu einer Truhe. Vater hatte dort das Hochzeitskleid hinein gelegt. Fast schon mit Gewalt zog ich es unter den anderen Kleidungsstücken hervor und zog es mir gefrustet an. Ich will nicht heiraten, verdammt!

Ich kenne diesen Mann gar nicht und will ihn auch nicht kennen lernen. Ich habe keine Lust mein Leben in diesem Rattenloch zu verschwenden, umgeben von dutzenden von Bälgern die halb am verhungern sind mit einem Mann den ich eh nicht liebe.

"Ah, da bist du ja."

Ich drehte meinen Kopf überrascht zur Seite und erblickte meinen Vater. Er lächelte und musterte mich kurz.

"Das ist das Hochzeitskleid deiner Mutter. Du siehst ihr darin so ähnlich.."Er sah kurz Gedankenversunken zu Boden. Sein graues Haar fiel ihm dabei halb ins Gesicht und verdeckte einige seiner Falten im Gesicht.

Ich ging zu ihm und bleib schließlich vor ihm stehen.

"Ach mein kleines Mädchen....das ist der letzte Tag wo ich dich so nennen darf. Ich wünschte deine Mutter wäre hier."

Er sah mich mit seinen grünen Augen warm an. Ich überlegte kurz. Eigentlich wollte ich ihn ja nicht verletzten, aber es ging hier schließlich um meine verdammte Zukunft.

Ich räusperte mich kurz und versuchte meinen Vater, so ernst wie möglich, anzuschauen.

"Können wir über diese Übereinkunft noch einmal sprechen?"

Mein Vater lachte kurz und sah mich wissend an.

"Immer noch unzufrieden? Sprich nur."

Ich schluckte kurz. irgendwie hatte ich das Gefühl, das es sowieso nichts bringen würde...

"Ich will nicht heiraten." meinte ich mit fester Stimme.

"Es wird Zeit das du deinen eigenen Weg gehst. Wenn du nicht heiratest, bleibst du ein Kind. Außerdem wurde die Mitgift schon bezahlt , die Kirche hat zugestimmt, alles ist bereit. Das einzige was fehlt bist du."

Ich seufzte kurz und blickte entrüstet zur Seite. Die Mitgift. Ja, eine Familie bezahlte, damit die Braut oder der Bräutigam zu ihnen ins Gesindeviertel kam und frisches Blut mitbrachte.

Natürlich bestand mein Vater darauf, dass ich hier bleibe. Tja...soweit lässt er mich dann doch nicht meinen eigen Weg gehen.

Ich blickte ihn wieder an und kaute kurz nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. Ich wiederspreche ihm selten. Brachte ja sowieso nichts. Trotzdem...ein letzter kleiner Versuch.

"Aber...ich will nicht heiraten." beharrte ich weiter und sah ihn flehentlich an. Bis jetzt hatte dieser Blick immer gewirkt.

Ich hatte fast schon damit gerechnet das er wütend werden würde, doch er lachte nur kurz.

"Ich kann dich verstehen...bevor ich Adaia kennengelernt habe, wollte ich auch den Dalish nachrennen."

Verdutzt sah ich ihn an. Er hatte auch einen Fluchtplan zu den Dalish? Interessant...

Er seufzte kurz und sah mich dann an."Sei froh das ich deinen Bräutigam ausgesucht habe. Bei Sorris taten es die Ältesten."

Ich nickte kurz zaghaft. Sorris' Eltern waren Tod und somit konnten sie auch keine Braut für ihn auswählen.

Trotzdem...ich kann das nicht! Fast schon wütend sah ich zu Boden. "Und ich muss heiraten, wen du bestimmst. Toll!"meinte ich zähneknirschend.

Kann ich denn nicht für mich selbst entscheiden? Es war mein verdammtes Leben! Ich will Abenteuer erleben. Ich will raus aus diesem Loch! Weg von diesem widerlichen Shems!

"Wen willst du denn sonst heiraten? Geh nun raus zu Sorris..bevor du noch flüchtest..." meinte er besorgt und legte mir seine Hand auf die Wange. Ich sah murrend zu ihm auf.

Er verstand nicht..ich will GAR NICHT heiraten! Niemals, auf keinen Fall, unter keinen Umständen!Normalerweise heiratet man ja nur wenn man sich liebt. Und bis jetzt war ich noch nie verliebt.

Dennoch musste ich kurz grinsen.

"Ich muss jede Chance zur Flucht nutzen!"

Mein Vater lachte amüsiert auf."Du hast das selbe lose Mundwerk wie deine Mutter.."Er besah mich nochmals kurz und fügte schnell hinzu.

"Erzähl deinem Bräutigam..nichts von deinem Kampf Training und den Messern und Dolchen und..."

Ich fiel ihm kurzerhand ins Wort.

"Vater. Er wird es früher oder später sowieso herausfinden..."

Seit Mutters Tod damals, trainierte ich unaufhörliche jede Nacht. Ich wollte blutige Rache nehmen an diesen Shems. Sie sollen Bluten und leiden wie Mutter einst...

"Später...später ist besser."Riss mein Vater mich plötzlich aus meinen blutigen Racheplänen.

Er sah mich besorgt an. "Ich will nicht das dir dasselbe passiert wie deine Mutter."

Das Thema wieder. Ich verschränkte die Arme. "Mutter war eine gerissene Schurkin.."

"Ja.."Sprach mein Vater leicht gedehnt und hielt mir plötzlich ein Paar Stiefel hin.

Verwirrt sah ich ihn an. "Sie gehörten einst deiner Mutter. Das ist das mindeste was ich dir geben kann. Nun geh raus zu Sorris." Er drehte sich um und ging zu dem kleinen kümmerlichen Kamin. Die Holzdielen knarrten bei jedem Schritt den er tat.

Ich besah mir die Stiefel. Im Grunde waren sie nichts besonderes. Sogar schon leicht abgenutzt. Dennoch..sie gehörten meiner Mutter. Lächelnd zog ich sie mir an und blickte nochmals zu meinem Vater. Er hatte mir den Rücken zugedreht und sagte keinen Ton.

Innerlich seufzend verließ ich leise die Hütte und trat hinaus ins Freie.

Ich sah nicht weit vor mir drei Elfen Männer erheitert lachen und singen. Eindeutig zu tief ins Glas geschaut.

Ich seufzte und ging die kleine Gasse entlang. Überall lag Schutt und Müll herum. Einige abgemagerte Elfen betteln am Straßenrand vergeblich. Hier hat niemand etwas. Die Häuser waren alle alt und morsch und kurz vor dem auseinander fallen.

"Nun ist's vorbei mit der Freiheit, was?"rief mir ein Elf zu und ich winkte kurz grinsend ab, ehe ich weiter ging.

Unterwegs traf ich auf zwei kleine Elfenkinder welche lachent miteinander spielten. Jedoch waren ihre Helden irgendwelche Menschen.

Das gefiel mir nicht und so erfand ich ihnen schnell eine Geschichte, in der es um eine listige Elfin ging die die reichen Menschen bestahl und den Armen das Geld gab. Sofort waren die Kinder begeistert und spielten die Geschichte nach. Amüsiert ging ich weiter und ging an unseren größten und einzigen Baum im Gesinde Viertel vorbei. Vhenadahl.

"Hey, Kallian!" Ich blickte nach vorn und erblickte Sorris. Er sah mich schelmisch an und ging auf mich zu. Sein ebenfalls rotes Haar hatte er säuberlich gekämmt und seine strahlend blauen Augen musterten mich kurz.

Er hatte sich hübsch zurecht gemacht für die Hochzeit.

"Na wenn das nicht meine glückliche Cousine ist! Feiern wir das Ende unsere Freiheit zusammen?" neckte er mich und sah auf mich hinab. Er hatte in den letzten Jahren einen kleinen Wachstums Schub bekommen. Trotzdem waren wir fast auf Augenhöhe. Ich grinste amüsiert.

"Bekommst du kalte Füße, Sorris?"

Er lachte kurz und ging los."Verwundert dich das? Ich meine...dein Zukünftiger ist ein Traum..im Gegensatz zu meiner." Gefrustet ging ich neben ihm und lief an einem übelriechenden Dreckhaufen vorbei.

"Naja...das Aussehen ist nicht alles."Meinte ich schlicht und blickte nach vorn. Da hinten stand Shianni. Sie winkte mit lächelnd zu.

Ich seufzte lächelnd und ging etwas schneller.

Plötzlich tauchten hinter Shianni und den anderen Elfenmädchen, die neben ihr standen, Männer auf.

Einer der Männer packte Nular, welche erschrocken aufschrie und dann ängstlich von ihm wegrannte.

"Hört auf! Lasst mich los!" Sie rannte an mir vorbei und ich sah skeptisch zu den Männern. Das waren nur drei Shems. Dennoch waren sie gut gekleidet. Eindeutig Adlige. Was wollen die hier??

"Was für eine Feier." sprach der Blonde mit dem Kinnbart und sah amüsiert zu den anderen Beiden. "Nehmt euch eine Dirne und amüsiert euch." Sein Blick glitt zu Shianni und musterte sie sofort.

Ich bekam ein ungutes Gefühl. Einer der Elfen Männer versuchte die Männer zu beschwichtigen, wurde jedoch niedergeschlagen.

Ich starrte wütend zu dem Mann und ging einen Schritt vor. Was wagte der sich??

Sorris packte mich schnell an der Schulter."Ich weiß was du denkst...aber..überstürzte nichts!" flüsterte er mir warnend zu.

Ich starrte ihn herausfordernd an.

"Bedenken zur Kenntnis genommen...und jetzt aus dem Weg!"

Ich riss mich von meinem erschrockenen Cousin los und ging zielstrebig zu dem Mann der nun Shianni lüstern ansah und sie bereits zu sich zerren wollte."Wenn du mich anfasst, bring ich dich um du Schwein!"kreischte meine kleine Cousine.

Er erblickte mich und grinste ."Noch eine Schönheit die mir Gesellschaft leisten will?"

Ich sah ihn kühl und verachtend an. Er war zirka zwei Köpfe größer als ich und auch um einiges kräftiger. War mir jedoch vollkommen egal. Wenn er sich an Shianni vergreifen will, bekommt er es vorher mit mir zu tun!

"Träum weiter, Mensch!" spie ich ihm abfällig entgegen und sah ihn fest an.

Seine Begleiter lachten kurz amüsiert auf und der Blonde sah mich drohend an während er sich vor mir aufbaute.

"Du weißt wohl nicht, mit wem du hier sprichst?"

Ich sah ihn desinteressiert an. Und wenn er Andrastes Popel sein sollte.

Ich erblickte Shianni, die hinter ihm stand und wütend eine Flasche auf seinen Kopf schlug. Sofort fiel er bewusstlos zu Boden.

Seine Kameraden sah erschrocken drein und hoben ihn hoch."Wisst ihr was ihr da getan habt? Das ist Vaughn Urien, der Sohn des Arls von Denerim!"

Scheiße...

Shianni ging entsetzt hinter mich und Schluckte.

"Was? Beim Erbauer.."

Ich zog sie ganz hinter meinen Rücken und sah gelassen zu den Männern.

"Sein Vater hätte ihn bessere Manieren beibringen sollen."

Die zwei Shems sahen mich entsetzt an."Warts nur ab Klingenohr! Das wird böse für dich enden!"Die zwei trugen diesen kleinen Arl aus unserem Gesindeviertel. Ich blickte zu Shianni.

"Alles in Ordnung?"fragte ich leicht besorgt und musterte sie kurz. "Ja.." meinte sie und seufzte.

"Glaubst du wir bekommen Ärger?" Ihr Bruder meldete sich lächelnd zu Wort.

"Bestimmt nicht. Das könnte nur peinlich für ihn enden." meinte Sorris.

Ich grinste ebenfalls kurz amüsiert. Ziemlich peinlich sogar. Shianni nickte kurz und ging dann eilig los.

"Ich wasche mich nur schnell!"

Ich sah ihr nach und strich durch mein Haar. Trotzdem...ziemlich mutig von ihr.

"Alles in Ordnung?" fragte mein Cousin plötzlich und blickte wieder nach vorn. Vor uns standen zwei weitere Elfen, die ich hier noch nie gesehen habe. Eine junge Elfin mit hellbraunen Haar und braunem Haar. Ihre Ohren waren wahrlich die längsten die ich je bei einem Elfen gesehen habe.

"Wir...sind wohl alles etwas nervös." meinte sie stammelnd und blickte dabei nervös zu Sorris. Ich ahnte übles. Ich blickte zu dem anderen Elfen und war platt. Feine Gesichtszüge, strahlende gründe Augen und blondes Haar. Ein gut gebauter junger Elfen Mann stand vor mir.

"Das ist doch nicht etwa mein Zukünftiger?"brach es aus mir heraus. und ich starrte den Fremden an.

Mein Cousin sah entsetzt zu mir."Das..ja das ist Nelaros. Dein Zukünftiger."Er nahm das fremde Elfenmädchen und zog es von uns Weg.

Verdammter Mist...er sah ja wirklich gut aus...

Nelaros sah mich verwirrt und etwas verletzt an.

"Ist der erste Eindruck wirklich so schlecht von mir?"

Er sah wirklich gut aus...aber das brachte jetzt auch nichts!

"Das...ganze interessiert mich nicht sehr. "Wies ich ihn ab. Ich will nicht heiraten! auch wenn ich mir selbst wie ein bockiges Kind vorkam.

"Soll das heißen..du willst mich nicht heiraten?"fragte er lauernd.

Blitzmerker...aber ich will es mal nicht zu hart formulieren für ihn.

"Ich will überhaupt nicht heiraten." meinte ich trotzig.

Er sah mich grimmig an.

"Was?? ich hoffe du lernst eines Tages ..."

"Komm..lassen wir ihnen etwas Zeit.."Sorris zog mich weg und ich sah ihn an. Natürlich hatte er versiucht die Situation zu retten.

"Base...ich verstehe dich nicht!" meinte mein Cousin verwirrt und sah mich an. Ich blickte kurz zur Seite.

"Sorris...hör mal. Wenn ich ihn lieben würde...dann..."

Plötzlich waren mehrere Schritte zu hören und das rasseln von Metall. Verwirrt blickte ich nach vorn. Shianni kam eben zu mir gerannt und sah mich erschrocken an.

"Kallian! Dieser...Arl ist zurück mit einer ganzen Armee!"

Was?

Ich schob meine kleine Cousine zur Seite und erblickte Vaughn tatsächlich. Ihm folgten ein Dutzend Wachleute.

Scheiße...

"Ich unterbrech nur ungern diese kleine Feier..." sprach er spöttisch und ging auf uns zu.

Ich blickte mich schnell um. Ein Fluchtweg muss her!

"...aber wir haben viel zu wenig weibliche Geste für meine kleine Private Feier." sprach er amüsiert und blieb nun vor uns stehen. Sofort schob ich Shianni hinter mich und sah grimmig zu dem Shem auf.

"Im Bordell könnt ihr sicher feiern...Herr." sprach ich und sah ihm fest in die Augen.

Er brach im schallenden Gelächter aus, ebenso wie der Großteil seiner Männer. Ich schluckte innerlich.

"Schnappt euch ein paar Dirnen." sprach er zu den Wachen, dann wandte er sich wieder uns zu.

"Die Dirne mit der Flasche." sprach er fast schon heißer und starrte auf Shianni, die augenblicklich hinter mir zusammen zuckte.

Frauen Schreie waren zu hören, als die Männer sich Elfenfrauen nahmen und zu sich zerrten.

Langsam wurde die Situation brenzlig...nun heißt es einen kühlen Kopf zu bewahren.

Einer von Vaughns Männern ergriff Shianni von hinten und zerrte sie grob von mir weg.

"Shianni!" schrie ich entsetzt auf und wollte nach ihrer Hand greifen, als dieser kleine Arl mich an den Schultern packte und zu mir drehte.

"Oh, die hübsche Braut..."hauchte er in mein Ohr und ich zuckte vor Schreck zusammen.

Ich starrte ihn wütend an und trat um mich."Lasst uns in Ruhe verdammt!"

Aus den Augenwinkeln sah ich wie Sorris sich zwischen die Männer drängte und zu uns kommen wollte. Ehe er jedoch losgegangen war, bekam er einen harte Schlag auf den Hinterkopf und er viel bewusstlos zu Boden.

"Sorris" hauchte ich entsetzt.

"Wir werden viel Spaß zusammen haben." hörte ich diesen wiederwertigen Shem wieder flüstern, dann bekam ich einen Schlag und ich verlor das Bewusstsein.
 

"Oh, Erbauer! Bitte beschütze uns! Erbauer!"

Ich stöhnte kurz auf und öffnete langsam meine Augen. Hämmernde Kopfschmerzen bohrten sich in meinen Kopf und ich erblickte in das besorgte Gesicht von Shianni.

"Geht's dir gut?"fragte sie und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich richtete mich langsam auf und sah mich kurz um. Drei weitere Elfenfrauen waren mit mir und Shianni hier in diesem Raum eingesperrt. Nular betete fast schon im Wahn zum Erbauer. Sorris' Frau schluchzte und sah mich ängstlich an und Fabiloa, die dunkelhäutigste von uns, musterte mich kurz skeptisch.

"So grimmig wie sie schaut, denke ich mal schon."

Ich lächelte kurz abfällig als ich mich erinnerte. Dieser kleine Arl...

"Dieser Mensch muss sterben..."meinte ich wütend und strich mir über meine Beule. Ich zuckte kurz unter dem Schmerz zusammen. Verdammter Mist!

Shianni lächelte kurz."Schön das du dir deinen Kampfgeist bewahrt hast."

Aufmunternd nickte ich ihr lächelnd zu und sah zu den anderen Frauen.

"Am besten...wir wehren uns nicht und tun alles was sie sagen."Schniefte die Elfin mit den langen Ohren. Entsetzt starrte ich zu ihr. Wir sollen was??Schlechter Witz...

Fabiloa nickte kurz nachdenklich, während im Hintergrund weiter Nulars Wahngebete mich schon leicht nervten.

"Es wird aber noch schlimmer, wenn wir es nicht tun!"

Ich sah zu Shianni. Ein kluges Mädchen.

Ohne große Vorwarnung wurde plötzlich die Tür aufgerissen und ein Dutzend bewaffnete Wachleute positionierte sich plötzlich in dem kleinen Raum gefolgt von einem fiesen Grinsen.

Ich schob Shianni schnell hinter mich.

"Hallo ihr Huren, wir sind eure Begleiter zu Lord Vaughns kleinem Fest." meldete sich der Anführer der Wachleute zu Wort.

Ich sah ihn grimmig an und ballte meine Hände zu Fäusten. Gerade wollte ich ihm eine Beleidigung gegen den Kopf werfen, als Nular plötzlich panisch aufstand und den Wachmann anschrie.

"Fasst uns ja nicht an!" Doch dieser hob schnell sein Schwert und streckte sie damit nieder.

Blut schoss aus ihrem aufgerissenen Brustkorb und sie fiel röchelnd nach hinten. Auch ich schrie kurz erschrocken auf. Erbauer! Diese Menschen sind...ohne jede Skrupel! Eiskalt!

Fabiloa ging entsetzt in die die Hocke und sah zu Nular, deren Augen noch kurz flackerten und im selben Moment erlosch der Glanz in ihnen endgültig.

"I-ihr...habt...sie getötet.." flüsterte sie. Wutentbrannt sah ich zu den Menschen und biss wütenden meine Zähne zusammen. Dafür werden sie sterben! Verdammtes...!

"Das passiert eben mit Huren."Er grinste bösartig und wischte sich gelassen das Blut von dem Schwert. Eine seit langem nicht mehr gespürte Wut kochte in mir hoch.

"Harry und Jim ihr nehmt die beiden Rothaarigen, Bob und Veit ihr nehmt die Schwarze und die Heulsuse."

Er schritt voran, während uns die Männer grob an den Armen packten und mit uns zogen. Ich warf einen letzten Blick auf Nular. Ich hätte sie beschützen sollen! Dann sah zu ich Shianni, die arg damit zu kämpfen hatte nicht zu weinen.

Fabiloa hatte währenddessen damit schon angefangen.

Es dauerte nicht lange und wir blieben vor einem Zimmer stehen. Der Hauptmann klopfte an die Tür und ich erahnte bereits wer uns gleich begrüßen würde.

Ich starrte nachdenklich zu Boden. Ich würde es nicht zulassen das dieser widerwärtige, dreckige Shem sich an Shianni vergreifen würde. Die Frage war nur wie. Ich war total unbewaffnet.

"Das wurde aber auch Zeit!" meinte Vaughn barsch und zerrte uns grob alle nacheinander in den Raum. Dort waren auch die beiden anderen Kerle, die Vaughn ins Gesindeviertel begleitet haben.

Ich sah die beiden grimmig an, während sie fies grinsend zu uns näher kamen. Plötzlich wurde Shianni grob zu Boden geworfen und Sorris' Braut an den Haaren gezogen und gegen die Wand gestoßen. Wimmernd ging sie zu Boden.

Fabiloa versteckte sich ängstlich hinter mir und ich sah kurz zu Shianni die laut aufschrie als einer der Freunde von Vaughn auf sie stürzte und an ihrem Kleid grob herum zog. Nun..reicht es...

Besagter Lord stand nun vor mir und ich sah ihn warnend an. Sein grinsen war dämonisch. Ich stieß Fabiloa grob zur Seite und stürzte mich einfach auf ihn. Er war nicht bewaffnet, sie tun Shianni weh und nebenbei sei zu erwähnen das ich Menschen einfach nur HASSE! Also auf in den Kampf!

Ich schlug ihm hart ins Gesicht und trat in seinen Bauch. Ich hörte nur kurz sein Keuchen, dann packte er mich an meinem Hochzeitskleid und zog grob dran. Sofort fing es an zu reisen und meine Schulter war entblößt. Ich sah ihn wütend an, doch er gab mir wieder eine Ohrfeige und ich fiel zu Boden. Verachtend starrte ich in sein wütendes Gesicht, während meine Wange leicht anschwoll und anfing zu pochen.

Verdammter Bastard! "Lord Vaughn! Alles in..."

"Halts Maul!" Warf er ihn herrisch an den Kopf und riss wieder an meinem Kleid. Inzwischen war es so weit aufgerissen das mein blanker Schenkel zum Vorschein kam. Ich trat und schrie um mich. Widerliches...!

Inzwischen klang Shiannis Schluchzen in meine Ohren und ich sah hektisch zu ihr. Sie lag praktisch nur noch in Unterwäsche auf dem Boden während dieser Shem sich an sie drückte und auch noch diesen Fetzten Stoff von ihr reißen wollte. Sie weinte bitterlich.

Nein...ich..hatte geschworen sie zu Beschützen. Dafür zu sorgen das ihr nie etwas zustößt! Bei dem Grabe meiner Mutter, meiner Tante und Onkel.

Ich spürte die Kälte auf meiner Haut und starrte erschrocken zu Vaughn während er mein Hochzeitskleid vollständig zerriss und nur noch Fetzten an meinem Körper hingen. Das...dieser..!

Ich trat nach ihm, doch er schlug mir hart in den Magen, so dass ich gequält nach Luft japste. Mir wurde schwarz vor Augen und das Weinen der Frauen, das zerreißen von Stoff umgab mich. Doch..seltsamerweise..noch weitere Stimmen. Sorris' Stimme..und...Ich sah verwirrt auf. Vaughn lag inzwischen nicht mehr halb auf mir. Er stapfte wütend zur Tür.

"Was ist denn?!"schrie er schon fast.

Ich richtete mich mühsam auf und legte meine Hand auf meinen Bauch. War..das Einbildung? Sorris Stimme...vor der Tür.

So schnell ich konnte stürzte ich zu dem Shem der Shianni gerade weiteres Übel antun wollte und stieß ihn von ihr. Schwer atmend stellte ich mich schützend vor sie, während ich stark zitterte. Kleine Schmerzenswellen durchzuckten meinen Körper und ich musste durchaus zugeben...ich bekam Angst. Shianni krallte sich ängstlich an mich.

Diese Männer, diese Shems..wollen uns auf brutale, sardische Weise vergewaltigen. Wahrscheinlich töten die uns auch noch.

Ich Schluckte hart. So...hatte ich mir meine Hochzeitsnacht wahrlich..nicht vorgestellt.

Plötzlich wurden zwei Elfen ins unser Zimmer gestoßen und ich sah überrascht drein.

Das waren Sorris und Nelaros. Sorris sah übel zugerichtet aus. Sie hatten ihn zusammengeschlagen und wahrscheinlich den Arm gebrochen. Er wimmerte zu fiel auf die Knie. Sein Arm sah seltsam verdreht aus.

Nelaros jedoch wischte sich das Blut von den Mundwinkel und starrte wütend zu Vaughn der ihn amüsiert ansah und laut loslachte. Er spuckte Blut zu Boden.

"Zwei kleine Elfen in meinem großen Schloss. Das war wahrlich mutig...UND Dumm von euch." Die Menschen lachten und ich starrte unsicher zu Nelaros, der mir kurz einen Blick zuwarf.

Kam er...etwa wegen uns hierher? Genau wie Sorris? Doch ehe ich etwas zu ihm sagen konnte, hatte Vaughn ein Schwert ergriffen und es zwischen Nelaros' Rippen gestoßen. Ein Röcheln folgte und Blut floss aus seinem Mund. Der junge Elf sah mich nochmal kurz an und lächelte schwach. Dann kippte er einfach nach hinten.

Shianni schrie auf und krallte sich an die Fetzten meines Hochzeitskleides fest. Ich konnte nichts anderes als die Augen aufreißen und zu Nelaros schauen. Er hat...sich für uns geopfert?

Ich sah nochmal genauer hin und erblickte einen kleinen Dolch, welcher aus seinen Ärmel minimal hinausragte.

Ich schluckte kurz.

"Und nun zu dir."Hörte ich plötzlich Vaughns sadistische Stimme und er schritt zu Sorris.

Ängstlich blickte mein Cousin auf. "Bitte...tötet mich nicht.." hörte ich ihn keuchen.

"Oh..doch. Du bist nämlich nicht zu meiner Party eingeladen."

Nein...weder Sorris, noch Shianni werde ich sterben lassen!!Sie sind meine Familie!

Ich sprang auf und rannte zu Nelaros. Die zwei Männer sahen mich kurz skeptisch an. Ich nahm den Dolch aus Nelaros Ärmel und warf ihn ohne lange zu zögern, auf Vaughn. Zu meiner großen Freude bohrte er sich direkt in Vaughns Auge und sein jämmerlicher schrei durchflutete den kahlen Raum. Die zwei anderen Schems keuchten erschrocken. Doch ihr Schreck wehrte nicht lange. Einer der Männer der sich Fabiloa geschnappt hatte, schlitze ihr einfach die Kehle auf und schritt nun auf mich zu. Wütend und voller Zorn starrte er mich an.

"Das wirst du büßen, Klingenohr!" schrie er. Schnell wich ich zurück. Nun musste ich zugeben, hatte ich die einzige Waffe die ich kurzzeitig hatte, verloren.

"Base!"hörte ich Sorris husten und er schob mir schwungvoll ein Schwert zu. Schnell ergriff ich es und rannte zu Vaughn. Er versuchte wimmernd das Schwert aus seinem Schädel zu ziehen. Erstaunlich das er das noch fertig brachte.

Ich ergriff den Dolch und zog es Schwungvoll aus Vauhns Augenhöhle. Blutspritzer flogen mir entgegen und ich sah kurz zu meinem Brautkleid. Es war mit Blut besudelt.

Weiter konnte ich nicht darauf achten, denn einer von Vaughns Speichelleckern griff mich mit einem Schwert an.

Schnell wich ich aus und hielt Schwert und Dolch locker in der jeweiligen Hand. Bis jetzt hatte ich immer nur gegen Puppen gekämpft...doch diesmal würde wohl mehr fallen, als Stofffetzten.

Ich lachte kurz aus und sah kühl zu den beiden Schems. Diese hielten ihre Schwerte vor sich gerichtet und waren jederzeit bereit.

"Ich werde das genießen..." sprach ich leise und stürmte auf die beiden los. Sterben oder Leben. Aber mit dieser Schmach zu leben, nichts für meine Familie getan zu haben...nein, damit kann ich nicht leben!

Ich wich gezielt ihren hieben aus und überlegte kurz. Einem trat ich in die Weichteil, so dass er laut aufschrie. Schnell stieß ich ihm gegen sein Knie und er fiel zu Boden .Ohne langer zu zögern nahm ich den Dolch und rammte es in seinen Hals. Die Schwerthiebe des anderen parierte ich mit meinem Langschwert so gut es ging.

Schweiß rann mir meine Stirn hinab und langsam bemerkte ich die Müdigkeit in meinen Gliedern. Hätte ich die Nacht nur geschlafen! verdammt!

Ich passte einen Moment nicht auf und das Schwert des Schems schlug knapp an meinem Arm vorbei. Trotzdem hatte er mich getroffen und ich ging keuchend zu Boden. Blut rann meinen Arm hinab und ich keuchte.

Sofort erhob er sein Schwert und wollte es auf mich nieder sausen lassen, als sich plötzlich ein Pfeil in seinen Schädel bohrte.

Er fiel tot auf mich und ich schloss gequält die Augen. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen.

Es herrschte Totenstille und ich starrte einfach nur zur Decke hinauf. Beim Erbauer...

"Base?!" Sorris' Gesicht tauchte in meinem Blickfeld auf.

Unter stöhnen zerrte er den toten Schem von mir herunter und ich atmete erleichtert auf. Menschen sind verdammt schwere Brocken. Mühsam richtete ich mich auf. Shianni kam zu mir gestürmt und hielt sich weinend an mir fest.

"Ich hatte solche Angst!"

Ich strich sachte über ihren Kopf und schloss müde die Augen. Irgendwie fühlte ich mich erschöpft.

"Lasst uns gehen. Schnell." warf Sorris ein und erhob sich mühsam. Ich öffnete wieder die Augen und sah mich kurz um. Überall..war Blut. Das Blut von diesem kleinen Lord. Das Blut seiner Arschkriecher...und das Blut von uns Elfen.

Mein Blick fiel auf Nelaros. Ich sah ihn noch leicht atmen. Ohne zu zögern sprang ich so schnell ich konnte auf und ging zu ihm.

"Nelaros!" hauchte ich und ergriff seine Hand. Er war noch am Leben!

Er blickte mich mit diesen strahlenden grünen Augen an. -Die jedoch langsam ihren Glanz verloren.

"Du...bist..."er hustete kurz Blut und schloss müde die Augen. Ich rüttelte ihn leicht und sah ihn flehentlich an.

"Hey, bleib wach!"

Er strich mit meiner zittrigen Hand, über meine Wange.

"..zu..mehr bestimmt..."

Dann fiel seine Hand zu Boden. Ein kleiner Ring fiel zu Boden. Ich schluckte.

Der Ehering.

Shianni stand neben mir. Sie hatte von Sorris sein Hemd bekommen und sah flehentlich ihre Cousine an.

"B-base.." flehte sie.

Ich nickte und sah zu Nelaros.Nun war er Tod. Schnell ergriff ich den Ring und steckte ihn weg.

Ich schluckte hart und ergriff Shianni an der Hand, ebenso Sorris. Ich sah beide ernst an.

Dann rannten wir so schnell es ging aus diesem verfluchten Schloss!

Neue, unbekannte Wege

Inzwischen irrten wir drei durch diese verdammten Gänge des Schlosses. Es sah alles gleich aus! Hinter jeder Tür verbarg sich bis jetzt nur ein einfacher Raum. Fest drückte ich meine Hand auf die blutende Wunde auf meinen Arm. Dieser verdammte Speichellecker, dieses kleinen perversen Lords! Oder Arls! Weiß der Erbauer, mir ist es gleich! Jetzt zählt es nur noch hier heraus zu kommen, und zwar lebend!

Ich biss wütend die Zähne zusammen und riss einfach die nächstliegende Tür auf. Wieder nichts. Nur ein karger Raum mit zwei alten Betten. Vermutlich für die Wachen, oder Angestellten. Ich fluchte erbost. Verdammter Mist!

Sorris währenddessen, sah sich kurz aufmerksam um. Es schien als käme ihm der Weg bekannt vor.

"Base! Du Bluttest." sprach meine kleine Cousine plötzlich besorgt und starrte zu meinem Arm.

Ich winkte nur genervt ab und drückte meine Hand fester auf die Wunde. "Wir müssen hier raus Shianni..." sagte ich leise und ging zügig weiter. Wenn wir weiter so rumtrödeln, kommen noch die restlichen Wachen. Irgendwann werden sie ja sehen wollen, wie die kleine Feier von Vaughn verlaufen ist und ob noch etwas für sie übrig ist. Bei diesem Gedanken, zuckte ich kurz zusammen und meine Augen wurden zu schlitzen.

Widerwärtige Shems! Einfach nur Abartig! Aber so sind sie alle! Es war ja auch nicht das erste Mal das sie Elfenfrauen entführen. Ich sah kurz zu meinem Arm. Das Blut lief in Rinnsalen meinen leicht zitternden Arm hinab. Ich müsste die Wunde eventuell doch verbinden. Wenn ich eine Blutspur hinterlasse, ist es leichter für die Wachen uns zu folgen. Ich blickte zu meinem Hochzeitskleid. In fetzten hing es an mir herunter. Unzählige Blutspritzer zeichneten sich stechend, durch den weißen Stoff ab.

Immerhin müsste ich jetzt nicht mehr heiraten. Wie erfreulich...

"Da! Da ist die Küche, schnell kommt!" rief Sorris plötzlich aufgeregt und führte uns zu in einen abgelegenen Gang, der ziemlich stark nach Fisch stank. Murrend starrte ich auf Sorris Rücken.

"Ihr...seit durch die Küche hier eingebrochen?" Ich rümpfte kurz die Nase.

Mein Cousin stieß die Tür auf und nickte knapp. In der Küche stand ein junger Elf, welcher eifrig viele Lebensmittel in einen großen Rucksack packte. Er erschrak bei unseren eintreten kurz. Schnell erhellte sich jedoch sein Gesichtsausdruck, als er bemerkte das wir ebenfalls Elfen waren.

"Ah...da seid ihr ja." Er schluderte den schweren Rucksack, den der nicht mal ganz schließen konnte.

Kurz besah er mitfühlend Shianni und mich. Dann stutze er.

"Moment...wo ist der Blonde?"

Nelaros. Als ich ihn das erste Mal sah, hätte ich ihm das niemals zugetraut. Er ist wegen uns in ein Schloss voller bewaffneter und hirnlose Shems gegangen. Mit Sorris natürlich.

Wenn ich ehrlich bin...ich bedauer es, dass er wegen mir gestorben ist. Das hat er nicht verdient.

"Tod." presste Shianni mühsam hervor, als sie kurz mein nachdenkliches Gesicht betrachtet hatte.

Der fremde Elf sah geschockt drein. "Was? Aber...wie konntet ihr entkommen??" Plötzlich waren laute Rufe zu hören. Alarmiert blicken wir alle auf und ich sah zu Sorris.

"Die haben ihn bestimmt entdeckt! Wir müssen hier raus!" rief ich aufgeregt. Wenn die uns finden, werden die mehr mit uns machen, als uns einfach nur aufzuschlitzen. Mein Cousin nickte leicht geschockt und rannte nervös zur gegenüberliegenden Tür. Sie verlief in eine kleine dreckige Außengasse des Schlosses. Schnell rannten wir los. Der andere Elf folgte uns aufgeregt.

"Wartet auf mich!" er hatte arge Probleme hinterher zu kommen. Der schwere Rucksack erschöpfte ihn zusehends.

Ich biss die Zähne zusammen und blickte hinter mich. Warum muss der uns jetzt folgen? Er ist viel zu langsam und die Wachen könnten uns noch entdecken! Genau in diesem Moment war ein kurzes zischendes Geräusch zu hören und der Elf fiel gurgelnd zu Boden. Ein Pfeil hatte sich direkt in seinen Hals gerammt und trat nun mit der Pfeilspitze vorne wieder aus.

Hastig eilte ich mit meinen Basen durch unsere kleinen Geheimgassen, weiter Richtung Gesindeviertel.

Shianni keucht kurz und blickte mich an.

"Beim Erbauer! Haben die...ihn getötet?" fragte sie nach Luft ringend und wir schlitterten um die nächste Kurve.

Ich nickte knapp und trieb sie an, weiter zu rennen. Selbst wenn sie uns drei nicht gesehen haben, diesen einen Elf haben sie getötet. Leider können diese Shems eins und eins zusammenzählen. Die wissen genau wo die suchen müssen.

Wir fielen schon fast alle die Treppe zum Tor des Gesindeviertels hinab und ragten unten angekommen, erst mal nach Luft.

Erschöpft lehnte ich mich gegen die brüchige Steinmauer und drückte fest meine Hand auf meine Wunde. Verdammt...

"Kinder!"

Sofort blickte ich auf und sah wie unser Hahren mit strenger Miene auf uns zu kam .Sein weißes Haar glänzte leicht in der Sonne und seine Brauen Augen musterten uns aufmerksam. Das sah nach Ärger aus...verdammt, sollten wir uns etwa vergewaltigen und todschlagen lassen?!

Ich ging gerade auf ihn zu und wollte ihm alles erklären, als ich erschrocken stehen blieb. Hinter Valendrian tauchte plötzlich ein Mensch auf! Ich hätte geknurrt wenn ich könnte, wich jedoch sofort einen Schritt zurück. Hat man denn nicht mal Zuhause seine Ruhe vor denen?!

"Verschwinde, Shem!" zischte ich ihm zu. Der Mann betrachtete mich kurz aufmerksam. Er hatte sein schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden und trug einen goldenen Ohrring. Er strich nachdenklich mit den Fingern durch seinen gepflegten Bart. Er trug zwei Schwerter bei sich und trug eine eindrucksvolle Rüstung.

"Wollt ihr etwa kämpfen!?" schrie ich ihn fast schon an und stellte mich vor ihm auf. Wutentbrannt starrte ich zu ihm auf und ballte meine Hände zu Fäusten. Am liebsten würde ich ihn töten. Am liebsten würde ich jeden verdammten Menschen umbringen! So wie sie es schon lange mit uns tun! Widerwärtiges, egoistisches...

"Wir suchen Valendrian, den Ältesten und Verweser des Gesindeviertels!" Sofort schellte mein Kopf Richtung Tor.

Dort standen rund zehn Wachmänner. Ich schluckte hart und blickte nochmal hasserfüllt zu dem Fremden auf. Der soll ja verschwinden! Dann eilte ich schnell zu Sorris, Shianni und Valendrian.

Der Haren versuchte die Lage zu beruhigen. "Was kann ich für euch tun Hauptmann?"sprach er ruhig.

"Tut nicht so unschuldig! Das schloss des Arls von Denerim ertrinkt im roten Blut. Vaughn Urien, sowie seine beiden Adligen Besucher wurden hinterhältig getötet. Ich will Namen, sofort!"

Ich biss mir auf meine Lippen. Eiskalte Wut kochte in mir hoch.

Hinterhältig getötet?? Das war blanke Notwehr! Der hätte uns sonst was angetan! Das war nur Verteidigung! Warum, beim Erbauer, werden wir jetzt auch noch dafür schuldig gemacht?! Ich starrte wütend zu Boden. Ich werde nichts sagen...sonst wird es nicht gut ausgehen. Dennoch war ich kurz davor diesem Shem eine Lektion zu erteilen.

Valendrian meldete sich zu Wort.

"Ich weiß immer noch nicht was ihr meint. " sprach er gelassen. Der Hahren wusste das wir es waren, er wusste es...warum sagt er nichts?

Der Hauptmann schnaubte erbost und sah zu dem fremden Mann, der nun näher an das geschehen trat.

"Grauer Wächter! Habt ihr hier irgendetwas gesehen?" fragte er mit Nachdruck.

Grauer Wächter? Was, soll das bitte sein?? Ich schielte zu ihm. Nun verrät er uns...wie jeder Shem!

"Ich habe nichts hinzuzufügen." War die schlichte Antwort.

Ich glotzte ihn mit großen Augen an. Was...?Hab ich mich verhört??

"Dann frage ich noch einmal...ich will Namen! Sonst wird das gesamte Gesindeviertel in Brand gesteckt!" sprach der Hauptmann drohend und blickte Shianni, Sorris und mich prüfend an.

Nun gut. Diesmal habe ich mich nicht verhört. Ich schluckte kurz und überlegte. Bei dem letzten Brand im Gesindeviertel starben sehr viele Elfen. Sehr viele, verdammt!

Soviel tote kann ich wegen meiner geplatzten Hochzeit, nicht auf meine Kappe nehmen. Ich starrte zu Boden. Erst jetzt bemerkte ich das ich mir mein Knie aufgeschlagen habe. Das Blut war bereits getrocknet. Oh, Erbauer...

Ich seufzte innerlich und schritt vor.

"Ich war es. "sprach ich und sah dem Hauptmann fest in die Augen. Shianni und Sorris sogen erschrocken die Luft ein.

"Base!" konnte ich Shianni ängstlich flüstern hören.

Der Hauptmann sah mich skeptisch an.

"Eine Frau soll das gewesen sein? Eine Elfin? Lächerlich..." Sofort fixierte er Sorris.

Schnell baute ich mich vor ihm auf und blickte zu ihm auf. Ich lachte kurz trocken auf.

"Wenn ihr wollt, kann ich euch die Kehle aufschlitzen, um mich etwas glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Es liegt bei euch....Shem." sprach ich kühl.

Ich werde nicht zulassen, dass sie Sorris auch noch hinrichten. Ich allein, wenn schon! Ich habe es geschworen sie zu beschützen, verdammt!

"Nimmt sie gefangen. Bis der Arl von Denerim von Ostagar wiederkommt, schmort sie im Kerker."

Sofort kamen einige Wachen auf mich zu und ich schluckte hart. Wenn ich ehrlich bin, nun bekomme ich doch Angst. Ich werde womöglich einen ziemlich überleben Todes sterben. Schließlich habe ich den Sohn eines Adligen umgebracht. Den Sohn eines Adligen! Folterungen sollen ja extrem in Mode sein.

"Haltet ein, Wachmann." sprach dieser fremde Mann auf einmal und stand nun neben mir.

Verwirrt blickte ich zu ihm auf. Was will der Shem denn??

Auch der Wachmann wurde stutzig. "Was ist Grauer Wächter? Ich habe alles unter Kontrolle!"

Er nickte bedächtig und ging einen weiteren Schritt auf ihn zu.

"Das ist mir bewusst Wachmann...dennoch werde ich vom Konskriptionsrecht der Grauen Wächter gebrauch manchen. Diese Frau steht ab sofort unter meinem Schutz."

Was? Irritiert blickte ich zu ihm auf.

"Ihr...habt was?"fragte ich unsicher. Der Wachmann sah wütend zu dem Grauen Wächter.

"Holls mir doch...ich glaube es nicht! Also gut Wächter, ich kann eurer Recht nicht anfechten." Er sah mich noch einmal strafendend an. "Es wird Gerechtigkeit geschehen, das schwöre ich!" beharrte er.

"Verschwendetet sofort mit dieser Elfin aus der Stadt! Sollte sie je zurück kommen, wird sie hingerichtet werden!"

Ich sah kühl zu dem Wachmann. War das eine Drohung? Widerlicher Shem...

Er drehte sich einfach nur um und ging mit seinen Männern wieder von dannen.

Kurz sahen wir ihn noch alle nach.

In meinem Kopf jedoch, drehte sich einiges.

"Duncan, willst du sie wirklich...?"kam es zweifelnd von Valendrian.

Der angesprochene nickte nur leicht und sah zu mir.

Sofort drehte ich mich zu ihm um.

"Was soll dieser Scheiß, eigentlich?"fragte ich unverblümt und starrte leicht zornig zu Valendrian und Duncan. Hier geht etwas vor, von dem ich bereits ahne, das es übel enden wird!

Der Shem hob beschwichtigend seine Hände.

"Ich werde dir nichts tun, Mädchen. Dennoch solltest du dich jetzt von deiner Familie und deinen Freunden verabschiedenden. Du kommst jetzt mit mir."

Ich lachte trocken auf und starrte ihn misstrauisch an.

"Niemals, Shem. Nur weil du mich mit deinem komischen Gequatsche gerettet hast, folge ich dir doch nicht einfach!"

Valendrian sah mich ernst an und schritt auf mich zu.

"Kallian, das ist ein Grauer Wächter. Ob du willst oder nicht, du wirst ihm folgen und ein Grauer Wächter werden!"

Was zum...?

"Was, bei Andrastes Fußpilz, ist ein Grauer Wächter?!" fragte ich aufgebracht und wich einen kleinen Schritt zurück. Mit Grau verbinde ich irgendetwas altes, halb verwesendes!

Valendrian unterstützt..diesen Shem sogar!

"Sie sind ein Orden mächtige Krieger, die schon seit Jahrhunderten gegen die dunkle Brut kämpfen und den Frieden wahren! Es ist ihr oberstes Ziel, die Brut zu vernichten."

Wie schön...was interessiert mich das??

"Toll. Soll er weitermachen. Ich hab daran kein Interesse." meinte ich trotzig.

Valendrian war kurz davor zu explodieren , ich konnte es ihm ansehen. Ich konnte es an seiner Pochenden Wehne auf seiner Stirn erkennen.

Oh, oh...

Dunncan sah ruhig zu mir.

"Deine Mutter wollte ich damals auch, bei den Grauen Wächtern aufnehmen."

Überrascht sah ich zu ihm auf. Meine Mutter??

"Ihr habt sie gekannt?"fragte ich misstrauisch und musterte ihn.

Er nickte nur leicht.

"Damals existierte jedoch keine Verderbnis und Valendrian hat mich davon überzeugt, sie eine Familie gründen zu lassen."

Mutter...ich schluckte kurz und sah unsicher zu dem Mann auf. Er lügt nicht...ich kann es in seinen Augen erkennen.

"Damals? Soll das heißen, das jetzt eine Verderbnis existiert??" fragte ich zögerlich.

Er nickte leicht.

"Ich fürchte ja. Die Dunkle Brut besteht aus schrecklichen Kreaturen, die eine Verderbnis in sich tragen, die ganz Ferleden den Untergang bringen wird, wenn wir nicht einschreiten."

Ich starrte zu Boden. Untergang? Verderbnis? Meine Mutter ein Grauer Wächter??

Mein Schädel...

''Aber...was passiert, wenn sie mit euch kommt?'' sprach plötzlich Shianni.

Überrascht sah ich zu ihr. Will sie etwa, das ich gehe?

"Sie wird gegen die Dunkle Brut in den Kampf ziehen. Sie wird für Ferelden kämpfen und es verteidigen."

Für Ferelden, wohl eher für die Shems!

Sorris schluckte kurz.

"Das bedeutet sie könnte die Welt sehen. Das Gesindeviertel verlassen."

Ich starrte geschockt zu den beiden. Wollen die mich alle loswerden??

Duncan nickte leicht. "Es ist eine große Ehre, ein Grauer Wächter zu sein. Und wir nehmen alle Rassen bei uns auf. Elfen und Zwerge gehören auch dazu. Nur die Besten."

Meine Augen wurden kurz zu schlitzen.

"Ihr wollt also das ich gehe, ja?"sprach ich kühl und sah dabei zu Shianni und Sorris, welche mich sofort geschockt anstarrten.

"Nein, Base! Wir wollen nur...!" fing Shianni an, doch ich hob die Hand und brachte sie so zum Schweigen.

"Schon klar. Ich haue ab, keine sorge!" meinte ich wütend und stapfte zornig los. Ich dachte wir sind eine Familie! Ich dachte wir halten zusammen und passen aufeinander auf! Und nun wollen sie mich loswerden?! Das ist doch...!

Plötzlich schlagen sich zwei zarte Arme um meinen Brustkorb und ich konnte leises Schluchzen vernehmen.

"Base!'' Sprach Shianni in mein Ohr und drückte sich an mich.

''Ich will nicht das du gehst. Beim Erbauer, ich will es nicht! Aber...überleg doch nur! Du kommst aus diesem Loch hier raus! Du kannst die ganze Welt sehen, du kannst eine große Heldin werden.''

Ich blickte verunsichert in Shiannis Gesicht. Kleine Tränen liefen ihre Wangen hinab.

Sorris kam nun auch auf mich zu und ich schluckte kurz. So wie er schaute, wollte er das selbe wohl auch sagen.

''Base. Ich...du...weißt das ich niemand bin, der sich gerne in Kämpfe mit einmischt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sogar große Angst davor! Aber du...du hast uns schon so oft bewiesen was ein einzelner Elf alles ausrichten kann. Du hast uns heute alle gerettet!''

Shianni nickte sofort eifrig.

"Hättest du dich nicht gegen Vaughn gewendet, hätte er uns bestimmt......"Sie schluckte kurz hart."Base... Ich habe dich lieb!"

Sie drückte weinendend ihr Gesicht gegen mein Schulterblatt.

"Ich hab dich auch lieb Shianni...euch beide."Ich schluckte und kämpfte mit den Tränen.

Verdammt...sonst bin ich nicht so Gefühlsbetont. Immer beherrscht und rational. Außer einer geht mir auf die Nerven, oder es wird ziemlich emotional. Obwohl meist ersteres zutrifft.

Sorris sah mich besorgt an und umarmte mich dann einfach. Überrascht sah ich zu ihm.

"Du bist meine Heldin seit wir Kinder sind. Nie hast du zurück geschreckt, steht's hast du dich für uns eingesetzt. Aber jetzt...solltest du auch an dich denken. "sprach er leise und ich schloss die Augen und kämpfte verzweifelt dagegen an, nicht loszuheulen. Lange konnte ich es nicht mehr zurückhalten.

Wir hatten uns so innig nicht mehr umarmt, seit ihre Eltern gestorben waren und meine Mutter. Wie oft hatten wir alle drei uns in ein Bett gezwängt, um uns gegenseitig in der Dunkelheit zu trösten.

Oh, Erbauer...

Tränen rannten über meine Wange und ich drückte beide an mich. Sorris, Shianni...

"Ihr...seit für mich wie Geschwister." flüsterte ich leise und schluchzte kurz. Ich will sie nicht allein lassen, sie sind meine Familie! Die einzige, bis auf Vater, die mir geblieben ist. Auch meine einzigen Freunde.

"Base...mach uns stolz." flüsterte Shianni in mein Ohr und sah mich an. Ich sah sie mit verheulten Augen an.

Sie stolz machen?

Die Entschlossenheit, welche ich in ihren Augen sah, ließ mich kurz staunen. Manchmal war Shianni, wirklich eine Überraschung.

Sorris nickte kurz und lachte dann leicht nervös.

"Die Dunkle Brut hat gegen dich keine Chance. Du bringt diese Viecher einfach um, siehst etwas von Ferelden und dann kommst du wieder!"

Ich schluckte kurz und sah zu ihm auf. So einfach stellte er sich das vor? Unsicher starrte ich zu Boden. Klang simpel.

Sollte ich etwa doch...?

Ich hörte ein leises Kichern.

"Vielleicht findest du dann auch ein Mann, der es mit dir aushält, Base." sprach Shianni leise.

Verwirrt sah ich zu meiner kleinen Cousine. Will sie mich immer noch unter die Haube bringen??

Ich musste kurz grinsen.

"Der muss erst noch gebacken werden!"

Shianni und Sorris lachten kurz auf. Ich lächelte leicht und drückte beide nochmal kurz an mich.

Es ist wohl doch das Beste. Das ist meine Chance, endlich etwas aus meinem Leben zu machen. So wie ich es eigentlich immer wollte. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

Mein Blick glitt zu Duncan, welcher mich ansah, aber dennoch Abstand hielt.

"Ich...komme mit euch." sprach ich ruhig und löste mich von meinen Basen.

Er nickte leicht. "Ziehe dich um. Wir brechen unverzüglich auf."

Ich seufzte kurz und ging los. Nun müsste ich mich noch umziehen. Ich habe ja nichts anderes, als mein Alltagskleid. Keine Rüstung, oder ähnlich.

Wie Peinlich und ärmlich. Shianni und Sorris folgten mir. Leise stieß ich die Tür zu unsere Hütte auf und erblickte nirgends meinen Vater. Sonst war er immer am Kamin anzutreffen.

''Vater?''Ich lief in den wenigen Räumen umher, fand ihn aber nicht. Sorris legte mir eine Hand auf meine Schulter.

''Komm..wir packen deine Sachen, ich sage es deinem Vater später. Du wäschst dich derweil.''

Ich sah an mir herunter und nickte leicht, ich war mit Blut besudelt. Ich seufzte schwer und füllte das wenige Kalter Wasser, welches wir in der Hütte hatten, in die Wanne. Ich zitterte schon leicht bei den Gedanken, mich zu waschen. Das wird eisig werden.

Schnell zog ich mich aus und wusch mich zügig. Tatsächlich tat es wirklich gut, obwohl das Wasser so kalt war. Es war wie den ganzen Dreck der Shems, von sich zu waschen. Seufzend lehnte ich mich leicht zurück und zog meine Beine eng an meinen Körper. Diese Metallwanne ist einfach viel zu kalt und klein.

Im Wasser schwammen einige getrocknete Blutfetzten.

Wo Vater wohl ist? Ob er sich Sorgen macht?

Ich nahm einen kleinen Krug und schüttete Wasser über mich. Langsam stieg ich aus dem Wasser und trocknete mich zitternd ab. Kurz besah ich mir meinen Arm. Die Wunde war nicht sehr tief, dennoch hatte es ziemlich stark geblutet.

Shems...ich nahm ein Stück Stoff und wickelte es um die Verletzung. Gut, das müsste erst mal reichen. Mein Blick glitt zu meinem kleinen Bett. Dort lag immer noch mein Kleid, welches ich heute Morgen ausgezogen hatte. Es bestand aus vielen Flicken.

Ich nahm es und zog es mir schnell drüber.

"Base? Bist du so weit?" rief Shianni und klopfte gegen die Tür.

"Ja..ich komme gleich. "meinte ich kurz und starrte in den Spiegel. Mein Feuerrotes Haar stand mir leicht wirr ab. Irgendwie sehe ich auch ziemlich erschöpft aus. Kein Wunder. Die Augenringe sprechen Bände.

Ich nahm mir etwas Faden und band mir, drei kleine Zöpfe wieder. Meine Lieblingsfrisur.

Traurig blickte ich mich kurz um. Das wär's dann wohl. Ich würde für sehr lange Zeit nicht wieder kommen. Nachdenklich sah ich wieder zu meinem Bett. Dort hatte ich Nelaros' Ehering abgelegt. In meinen Gedanken erschien er, kurz bevor Vaughn ihn sein Schwert zwischen die Rippen rammt. Er hatte mich angelächelt.

Er kam zu mir? Warum tat er das? Ich hatte ihn doch abgewiesen, ziemlich deutlich sogar.

Warum war er dann zu mir gekommen? Wollte er mir beweisen, was in ihm steckt? Wollte er es den anderen beweisen??

Ich seufzte schwer. Seine Worte kamen mir ins Gedächtnis.

Ich bin zu etwas anderem bestimmt...

Seufzend nahm ich den Ehering und steckte ihn ein. Ich weiß nicht, warum Nelaros gekommen ist. Ich werde es auch nie herausfinden. Aber dieser Ring...ich konnte ihn nicht einfach so wegwerfen.

Eilig ging ich los. Am besten ich verschwinde schnell von hier! Ich habe bestimmt einen weiten Weg vor mir. Ich stieß die Tür auf und sah zu Shianni, die mich kurz anlächelte.

"Alarinth kam kurz vorbei und hat dir auch noch etwas mitgegeben. Etwas Proviant und ein Zelt. Damit du nicht frierst. "

Ich lachte kurz auf und schulterte den Rucksack. Ziemlich schwer, wie ich zugeben muss.

"Hat er da noch seine halbe Steinsammlung reingelegt?"fragte ich ächzend.

Sorris lachte kurz und schritt auf mich zu.

"Nein, aber Wundschläge, Essen, Kleidung. Er hat dich voll versorgt und das sogar Kostenlos. Er mag dich sehr."

Shianni nickte.

''Ach, seit wir Kinder waren hat er uns doch immer mit versorgt. Er tut zwar immer so mürrisch, aber er in Wirklichkeit ist er ziemlich weichherzig.''

Ich grinste amüsiert. Als Kinder hatten wir immer seine Geschichten über die Dalish gelauscht. Es war unglaublich spannend.

Shianni drückte mir grinsend eine Flasche Alkohol in die Hände.

"Hier für dich! Mit meinen besten Empfehlungen!"

Sorris seufzte kurz.

"Oh Erbauer, wie soll das noch enden?" Ich prustete laut los und verstaute kichernd die Flasche in dem Rucksack.

"Vielen Dank, Base. Ich vertraue deiner Empfehlung gern."

Es herrschte kurz stille und Schweigen. Nun war es also soweit. Ich öffnete die Tür und blickte zu Sorris und Shianni. Der Abschied. Mir wurde schlecht. Ich würde sie ganz allein lassen.

Auch wenn sie traurig waren, ich konnte ein Lächeln erkennen.

"Du wirst uns fehlen, pass auf dich auf." sprach Sorris leise.

Shianni nickte leicht und spielte leicht nervös mit ihren Fingern.

''Und komm uns Besuchen!"

Ich nickte lächelnd und sah zu den beiden. "Versprochen." Wir sahen uns noch lächelnd an. Ich versuchte mir jedes kleine Detail, von ihnen einzuprägen. "Bis später." sagte ich leise und öffnete die Tür.

Ich verließ die Hütte und schloss die Tür leise.

Mit leicht zittrigen Beinen ging ich zu Duncan zurück. Nun würde ich es also wirklich durchziehen. Ich würde hier weggehen. Erbauer...

"Nun geht sie also, sowieso nur ein Unruhe Stifter!"

"Es ist besser, wenn sie geht!"

Überall dieses Getuschel. Äußerst nervend. Ich blickte kurz kühl zu den Quatschtanten, sofort herrschte stille.

Geht doch. Zufrieden kam ich bei Duncan an, welcher noch kurz mit Valendrian sprach.

"Gut." er sah zu mir und winkte sich zu sich heran. Etwas schneller ging ich zu ihm und sah zu ihm auf. Er war ziemlich groß, sogar für einen Shem.

Der Hahren nickte nur kurz und sah dann zu mir.

"Verhalte dich steht's ehrenhaft und gerecht. Und viel Glück."Er legte kurz seine Hand auf meine Schulter. Dann ging er zu den anderen Elfen, welche schon wieder aufgeregt miteinander tuschelten.

Irgendwie kam das jetzt ziemlich gezwungen von ihm, zumindest hatte es sich so angefühlt.

''Bist du bereit?'' fragte Duncan ruhig und sah zu mir hinab. Ich nickte leicht und besah mir das Gesindeviertel noch einmal. Überall Dreck und Müll. Bettler. Der Gestank des Hafens in der Nähe.

Mein Zuhause. Ich seufzte schwer. ''Ja.'' meinte ich leise und drehte mich nun wieder ganz zu dem Shem um.

''Dann komm.'' er ging los und ich folgte ihm nach kurzem zögern.

Ich hatte Denerim noch nie verlassen, ich kannte nur diese große Stadt. Der Rest von Ferelden war mir völlig fremd. Mir bot sich eine Weite die ich noch nie zu erblicken vermochte. Weite Wiesen, hohe Berge, andere Stätte an denen wir vorbei gingen, klare Gewässer. Es war einfach unglaublich.

Wir verließen Dernerim und ich erfuhr, dass wir auf den Weg nach Ostagar waren. Dort soll es sehr viel Dunkle Brut geben und der König will sie dort vernichten. Das klang zumindest logisch.

Wir gingen mehrere Wochen den Kaiserlichen Hochweg entlang, ehe wir endlich bei Ostagar ankamen. Es war eine anstrenge und lange Reise. Ich hatte bereits die Hälfte meines Proviants aufgezehrt. Wie sich herausstellte, war Duncan sogar ein ganz vernünftiger Mensch. Er ließ mich Großteils allein, beantwortete jedoch jede meiner Fragen. Seit der Begegnung mit diesem kleinen Lord, hätte ich nicht gedacht, das es sogar Shems gibt die etwas Freundlichkeit und Diskretion besitzen. Wirklich erstaunlich.

Als wir dann endlich angekommen waren, war ich total aus der Puste. Duncan erzählte mir gerade etwas über die dunkle Brut, doch ich war mit meinen Gedanken bei einem warmen Bett und einen leckeren Eintopf. Ich hatte verdammt großen Hunger.

"Duncan!" hörte ich plötzlich einer fremde Stimme rufen und schrak hoch. Ein junger Mann mit langen, gepflegtem, blonden Haar schritt auf uns zu. Er trug eine Prunkrüstung und ein langes Schwert. Mit einem charmanten Lächeln kam er auf uns zu. Er hatte generell ein hübsches Gesicht...für einen Shem versteht sich.

''Eure Majestät...'' Duncan verbeugte sich sofort leicht und ich guckte den blonden Shem mit großen Augen an.

Ist das...der König? Ich habe ihn nie zuvor gesehen.

''Es ist schön euch zu sehen. Die Grauen Wächter werden uns zum Sieg führen. Gemeinsam werden wir jede Schlacht bezwingen und die Verderbnis siegreich bezwingen. Darüber wird noch jung und alt sprechen!'' sprach er locker und klopfte Duncan kurz auf die Schulter. Dann sah er neugierig zu mir.

''Ist das eure neue Rekrutin? Willkommen meine Liebe.''

Meine Liebe?? Sofort ging ich auf Abstand und sah ihn skeptisch an. Will der etwa auch wie Vaughn..?

Er schien meine Abweisende Haltung nicht ganz zu verstehen, denn er stellte sich vor mich auf und sah mich verwirrt an. Er war ziemlich groß und ich kam mir wieder wie ein Zwerg vor, auch wenn ich nie zuvor einen gesehen habe. Arme kleine Geschöpfe.

"Alles in Ordnung mit euch?" fragte er nach.

Verdammt! Er ist der König, was würde der von mir wollen?

"Ja...euer Majestät. "sprach ich langsam und sah zu ihm auf. Ein ungezwungenes Lächeln entstand auf seinen Lippen.

"Das freut mich. Ihr kommt aus dem Gesindeviertel, oder? Erzählt mir mehr!"

Sollte das jetzt ein Witz sein? Ich starrte ihn perplex an. Duncan stieß mich kurz an, damit ich aus meiner starre erwachte.

"Ihr habt nichts die geringste Ahnung, oder?"kam es irritiert von mir. Das ginge doch gar nicht! Ist der wirklich so dumm?? Er hat diese Einpferchung von uns Elfen, doch praktisch mit unterschrieben!

''Meine Berater raten mir davon ab, das Gesindevirtel zu betreten. ''Gab er zu und musterte mich aufmerksam. Er wartete wirklich auf eine Antwort.

"Dann...solltet ihr besser auf eure Berater hören." meinte ich leise und sah ihn kopfschüttelnd an.

"Es ist um einiges...unschöner als eurer Schöner Palast."

Duncan stand nun neben mir und sah beschwichtigend zu dem jungen König auf.

"Bitte verzeiht, König Cailan. Es war eine lange Reise und sie ist gewiss noch etwas Müde."

Cailan lachte etwas und sah mich dann nachdenklich an. Ich erwiderte seinen Blick gelassen. Ein junger König, viel zu jung für meinen Geschmack. Hat er überhaupt eine Ahnung was Regieren bedeutet?

"Ihr könnt ins Lager gehen Duncan. Der Sieg, wird Dank der Grauen Wächter, sicher sein. Ruht euch nun aus für die kommende Schlacht."Lächelnd klopfte er Duncan auf die Schulter und zwinkerte mir dann kurz zu. Dann drehte er sich um und ging los, gefolgt von seinen Wachleuten.

Skeptisch sah ich ihm nach. Er ging über eine große Steinerne Brücke welche über eine große Schlucht verlief. Erst jetzt fiel mir auf, wie viele Ruinen hier standen. Hier musste einst ein großes Schloss gestanden haben, von denen bis jetzt nur noch die Ruinen, die Brücke und dieser eine große Turm übrig geblieben sind.

"Was für ein Dummkopf." kam es von meinen Lippen. Was meine Meinung über Shems wiedermal bestätigt hatte. Besonders über die Adligen.

"Du solltest nicht so vom König reden, er ist der einzige der uns Unterstützt." sprach Duncan ruhig und ging los.

Ich folgte ihm kurz darauf und ging neben ihm.

"Wie dem auch sei. Ich halte ihn für einen Dummkopf." Ich zuckte mit den Schultern und ging mit Duncan über die steinerne Brücke. Ich sah mich aufmerksam um. Wirklich gigantisch. Das Tal lag verdammt tief. Tiefer als ich je etwas zuvor gesehen habe.

"Wir werden unverzüglich mit dem Ritual beginnen. "riss Duncan mich nun aus meiner Beobachtungen. "Was?"fragte ich unsicher und legte den Kopf leicht schief. Was für ein Rital?

"Ich dachte ich bin jetzt ein Grauer wächter und fertig."

"Nein, zuerst gibt es eine Aufnahmeprüfung die jeder Rekrut absolvieren muss."

Aha, verstehe. Sowas wie eine Mutprobe? Kein Problem, habe ich alles schon durch.

Ich nickte leicht Zuversichtig und ging mit Duncan weiter. Inzwischen konnte ich den Sonnenuntergang sehen. Der Himmel färbte sich in zarte Rottöne und ich hatte den Eindruck, der Himmel würde sich langsam in Blut tränken.

Verrat

Der Tag war gänzlich der Nacht gewichen und kleine Sterne erschienen langsam am Nachthimmel, während der Mond schon längst strahlte.

Nachdenklich sah ich das große Feuer welches Duncan, im Lager der Grauen Wächter entzündet hatte. Die Herbstnächte wurden wirklich langsam kälter und ich ging noch etwas näher an das Feuer und wärmte meine Hände. Das erbärmliche Stoffkleid, welches Großteils aus Flicken bestand, schütze auch nicht groß vor der Kälte. Nicht weit entfernt von mir standen noch zwei andere Männer. Duncan sagte, es wären ebenfalls Rekruten. Der eine trug ein riesiges Schwert bei sich und hatte ein Gesicht wie eine Teigtasche. Er soll ein Ritter aus Redcliffe sein. Der andere kam mir sogar bekannt vor. Ich hatte ihn schon mal irgendwo in Denerim gesehen. Kurz schielte ich zu dem schwarzhaarigen jungen Mann, welcher gerade einer jungen Soldatin zuzwinkerte und leicht grinste. Daveth hieß er, glaub ich...Überall hingen Fahndungsblätter von ihm damals aus. Dass er nun hier gelandet war...anscheinend sind die Grauen Wächter eine gute Anlaufstelle für Kleinkrimnelle und Mörder. Ich seufzte kurz leise.

Wie es wohl Shianni und Sorris geht? Und Vater? Ich habe mich nicht von ihm verabschiedet. Wieder wehte mir ein kleiner Windhauch entgegen und ich fröstelte kurz. Die kleinen Funken flogen mir entgegen und ich starrte stur ins Feuer. Warum mussten hier so viele Menschen sein und dann auch noch bewaffnet? In der Nähe war gleich das Lager der königlichen Armee, dann das Lager der Magier und noch ein paar kleinere Söldnergruppen. Ich umschlang meine Arme und drückte sie an meinen Oberkörper. Ich habe Angst. Auch wenn ich es nur ungern zugab. Doch diese immense Ansammlung von Menschen, bin ich nicht gewöhnt. Großteils hielt ich mich immer im Gesindevietrel auf, außer ich erledigte ein paar kleine Botengänge in ganz Denerim um etwas Geld zu verdienen. Dennoch bekam ich nun langsam Angst.

Angst vor diesen vielen, zumeist auch männlichen Shems, Angst um meine Familie weil ich sie allein ließ und vor der kommenden Schlacht. Kurz war ich Lager umhergeschlichen, teils aus Langweile und Neugier. Soldaten hatten über diese Dunkle Brut gesprochen und es hörte sich verdammt mies an! In großen Scharren sollen sie sich gesammelt haben und könnten jeden Moment zuschlagen. Wer einmal von ihnen gebissen wurde, ist infiziert. Angeblich verfällt man danach dem Wahnsinn, wenn man nicht gleich an der Verletzung stirbt, denn diese Monster scheinen keine Gnade zu kennen. Sie Zerreisen, zerfleischen, zertrümmern, zerhacken...ich hatte einen flüchtigen Blick auf eine kleine Krankenstation im Lager erhascht. Dort lag ein Soldat mit seltsamen aufgequollenen schwarzen Flecken im Gesicht und glasigen Augen. Er hatte sehr viele Verbände am Körper, durch die jedoch schon Blut und Eiter austrat.

So wie er aussah, war da nicht mehr viel zu retten. Bei seinen Schmerzen kein Wunder, die er schreiend kundtat.

"Duncan, ich habe den Magiern Bescheid gegeben. Allerdings...wirken sie etwas verstimmt." sprach plötzlich ein fremder Mann hinter mir und riss mich abrupt aus meinen Erinnerungen. Ich sah zu Duncan, welcher nur kurz schmunzelte und in meine Richtung blickte. Er sah leicht verärgert aus

"Alistair, wir können es uns nicht leisten gegeneinander zu sein. "

Ich drehte mich nun leicht um und erblickte einen jungen Mann.

Er hatte Blondes kurzes Haar und trug einen drei Tage Bart.

Er musterte mich kurz fragend mit seinen braunen Augen, dann wandte er sich Duncan zu.

"Es tut mir Leid Duncan..."gab er schließlich zu und lächelte leicht verschmitzt.

Kurz musterte ich ihn nochmals. Er trug eine leichte Kettenrüstung, dazu Schwert und Schild. Ich würde ihn nicht älter, als Mitte 20 tippen.

Wieder ein Mensch.

Ich sah ins Feuer und seufzte innerlich.

Stimmt ja...die Soldaten des Königs waren hier, dazu die Magier aus dem Zirkel der Magi, Söldner, andere Graue Wächter und noch ein paar andere Soldaten von irgendwelchen Adligen. Und natürlich Elfen, die hier die Drecksarbeit erledigen wie Botengänge oder irgendwelche kleine Vorbereitungen für diese Shems.

Duncan räusperte sich kurz und sah nun abschätzend zu uns vier.

"Die Magier haben alles vorbereitet, nun können wir mit dem Ritual beginnen."

Alistair sah kurz irritiert zu dem Schwarzhaarigen auf.

"Ehm, Duncan...solltet ihr nicht lieber vorher die Elfin wegschicken?"

Mich wegschicken? Warum das?!

Böse blickte ich zu diesen blonden Shem und drehte mich zu ihm.

"Sprecht ihr von mir?"fragte ich und fixierte ihn.

Alistair sah mich leicht überrascht an. Ich ließ ihn jedoch gar nicht zu Wort kommen.

"Ich werde hier bleiben, Shem. Pech gehabt, denn ich bin auch ein Rekrut!" meinte ich trotzig und sah wieder stur ins Feuer.

Im Nachhinein bemerkte ich selbst, wie kindisch das gerade von mir war. Aber das war jetzt erst mal unwichtig, diese Shems rauben mir einfach den Verstand! Nicht alle Elfen sind Speichellecker und Leibeigene!

"Aber, ich..."fing er an doch ich schnaubte nur genervt.

Duncan kam nun dazwischen und sah mich mahnend an.

"Das reicht. Alistair hat nicht gewusst, dass du ebenfalls eine Anwärterin der Grauen Wächter bist."

Ja natürlich, zu einem Mensch hätte er das niemals gesagt! Mein Blick glitt zu Duncan, welcher mich abwartend ansah. Erwartet jetzt etwa eine Entschuldigung? Oh, entschuldige das ich als Elfin, mal kurz gesagt habe das ich nicht gehen werde und ihm die Wahrheit gesagt habe. Dass ich mich wiedersetzt habe! Pah!

Alistair schmunzelte kurz und trat vor mich.

"Also...ich wusste nicht das Duncan eine Elfin aufgenommen hat. Das ist schon ziemlich lange her seit mal eine Frau im Orden war." Versuchte er sich zu erklären.

Skeptisch schielte ich zu ihm. Hatte er mich etwa wegschicken wollen, weil ich eine Frau bin? Irgendwie trotzdem diskriminierend. Aber nicht so schlimm wie die Diskriminierung als Elfin. Ich wog es kurz ab und kam zu dem Entschluss, das dieser Shem es wohl nicht böse gemeint hatte.

Dennoch würde ich mich nicht entschuldigen, Menschen taten das auch nie bei uns! Für die war es ja schließlich selbstverständlich! Außerdem war es ja nur die Wahrheit, soll er mal nicht so empfindlich ein.

Er bekam keine Antwort. Nun sah er mich doch leicht verärgert an und ein leises husten war zu hören bevor Ser Jory anfing, nervös zu sprechen.

"Ich...will ja nicht stören, aber können wir dieses Aufnahme Ritual endlich hinter uns bringen?" Ein zustimmendes Nicken von seinem Nebenmann. Ich sah zu den beiden und verschränkte kurz die Arme.

"Finde ich auch." Gab ich hinzu und mied den Blick des Blonden.

Ich sah mich immer noch an, ich konnte es aus den Augenwinkeln erkennen. Duncan nickte und sah kurz ins Feuer.

"Alistair, bring sie zum alten Tempel."

Sofort ging dieser los und wir folgten ihm kurz darauf. Doch Duncan blieb noch kurz am Feuer stehen und blickte nachdenklich hinein. Es schien als wäre er gerade mit seinen Gedanken, ganz woanders.

Im Schein des Feuers, wirkte sein Gesicht viel älter. An was er wohl gerade dachte? Ich wusste es nicht und eigentlich war es mir auch egal.

Als wir endlich angekommen waren, sah ich mich kurz skeptisch um. Das WAR wohl mal ein Tempel. Alles zum Teil schon zusammengefallen, von Pflanzen bewuchert und nur einzelne Säulen erbebten sich noch. Ich gesellte mich zu den anderen und stellte mich neben den Schurken aus Denerim. Er sah kurz zu mir und musterte mich dann.

"Moment Mal...ich habe euch doch schon mal irgendwo gesehen." fing er an. Wirklich? Ich zog kurz eine Augenbraue nach oben und überlegte.

"Ich nur Plakate von euch. Berüchtigter Betrüger und Taschendieb." Er lachte kurz amüsiert auf und sah mich grinsend an. "Das hat mir das Leben gerettet."

Das klauen? Ich glaube das kann er als einziger sagen. Der Shem mit dem Gesicht einer Teigtasche, lief etwas unruhig auf und ab.

"Warum sollen wir noch diese Prüfung absolvieren? Ich dachte ich wäre nun endlich ein Grauer Wächter...Verdammt, ich habe noch meine schwangere Frau zuhause." kam es nervös von ihm.

Ich sah ihn skeptisch an. Er hat auch geheiratet? Dann muss es aber eine Zwangsheiratet gewesen sein, wie bei mir. Anziehend sieht er nicht gerade aus, falls Shems überhaupt schon gut aussehen.

Daveth sah kurz genervt zu dem Ritter. "Könnet ihr euch mal zusammen nehmen? Das geht jetzt schon den ganzen Tag..."

Gut, das ich erst gegen Abend gekommen war. Ich bemerkte schon wieder Alistairs Blick im Nacken und schielte kühl zu ihm. Was sollte das jetzt werden? Ein Duell mit den Augen? Kann er haben!

"Es ist einfach nicht fair! Ich habe mir meinen Platz schon längst erkämpft." Kam es eine Spur unsicherer von Ser Jory und ich sah wieder genervt zu ihm. Ziemlich verweichlicht.

Daveth lachte abfällig und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Jeder hat sich hier seinen Platz erkämpft, auf die ein oder andere Weise. Ihr benimmt euch wie ein kleines Kind."

Als der Ritter gerade dabei war zu protestieren, platzte mir kurz der Geduldsfaden. Schlimmer als Kinder sogar.

"Könntet ihr zwei, mal die Klappe halten?"sprach ich genervt und blickte besonders mahnend zu dem Ritter.

Schließlich war er hier die größere Nervensäge. Er sah mich verwirrt an und Daveth lachte kurz auf.

"Genau Ser Ritter. Seid einfach ruhig, dann werdet ihr schon sehen."

Es folgte eine eisige Stille und ich hatte den Eindruck, dass sie gleich auf einander losgehen. Es hätte lustig werden können, doch Duncan schritt plötzlich an mir vorbei und ging zu einem kleinen Altar, der nicht weit von uns aufgebaut war. Seltsam...den Altar hatte ich vorher gar nicht bemerkt gehabt.

"Gut, ihr seid alle da. Dann können wir nun mit dem Ritual beginnen." sprach Duncan und blickte auf einen kleinen Kelch hinab der auf dem Altar stand.

Etwas skeptisch blickte ich kurz zu meinem zukünftigen Mentor. Sollen wir uns etwa betrinken?

"Das wird eurer letzter Schritt sein, den ihr gehen werdet. Denn egal wie es ausgeht, ihr werdet nicht mehr diejenigen sein, die ihr zuvor wart."

Leicht unsicher blickte ich kurz zu den anderen beiden. Sie schienen auch keine Ahnung zu haben, was das jetzt sollte.

"Diejenigen, die den Beitritt überleben, werden fortan Graue Wächter werden."

Ich sah kurz überrascht drein.

Moment!

Diejenigen die es überleben?? Soll das heißen ich könnte sterben bei den Beitritt?

Ser Jory wurde noch blasser und sah entsetzt zu Duncan.

"D-diejenigen die es überleben?"presste er mühsam hervor.

"Ihr werdet das Blut der Dunklen Brut trinken, solltet ihr ihre Verderbtheit überwinden, seid ihr Graue Wächter." Sprach Duncan und sah uns dabei an.

Mir wurde plötzlich kalt, und das lag diesmal nicht an der kalten Herbstnacht. Ich starrte entsetzt zu dem Shem mit dem Kelch in seinen Händen.

Das war also in dem Kelch, kein köstlicher Wein, sondern Blut von widerlichen Monstern. Ich musste fast schon würgen. Langsam wunderte es mich nicht, das nicht jeder überleben kann! Blut von Monstern zu trinken, klingt nicht sehr Gesundheitsfördernd.

"Wir...s-sollen das Blut, dieser Monster trinken??"sprach der Ritter ängstlich und starrte entsetzt zu Duncan. Dieser nickte leicht.

"So wie es bereits viele andere Wächter vor euch getan haben. Und genauso wie wir es, vor euch getan haben. Ihr werdet gegen die Verderbnis immun und könnt die dunkle Brut spüren. Es werden vor den Beitritt nicht viele Worte gesprochen, nur die die bereits beim ersten Ritual gesprochen wurden. Alistair." er sah ruhig zu dem blonden jungen Mann, der leicht nickte und hervor trat.

Er senkte etwas sein Haupt und fing an ruhig zu sprechen. Etwas verwirrt lauschte ich seinen Worten.

„Tretet uns bei, Brüder und Schwestern. Kommt zu uns in den Schatten, wo wir wachsam warten. Tretet uns bei und tragt mit uns die Bürde, die getragen werden muss. Und solltet ihr fallen, wisset, das euer Opfer nicht vergessen wird und dass wir eines Tages zu euch kommen werden.“

Ich sah prüfend zu Alistair. Das klang gar nicht so locker, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Von wegen, schnell Grauer Wächter werden, ein paar Monster töten und dann wieder zurück Nachhause.

Diese Worte klangen nach einer Verpflichtung, die erst mit dem Tod endet. Ich schluckte merklich und starrte zu Boden. Erbauer....

Ser Jory starrte währenddessen zu dem Kelch und das nicht gerade unauffällig. Er schien noch mehr Angst zu haben als ich. Dabei war er gerade doch, so erpicht darauf diese Prüfung hinter sich zu bringen. Nun da sein Leben aber auf dem Spiel stand, schien er nicht mehr darauf erpicht zu sein.

Aber ich musste zugeben, das klang alles nicht besonders verlockend. Allerdings sollte ich nicht gleich so schwarz sehen, vielleicht sterben bei diesem Ritual nur sehr, sehr wenige? Die Überlebenschance ist doch ziemlich hoch?

"Daveth, tret vor. "sprach Duncan ruhig. Ich sah überrascht auf und blickte zu dem dunkelhaarigen Mann.

Er grinste mich kurz schelmisch an und ging dann zu unserem zukünftigen Mentor. Nun gut, Daveth schien auch die Sache ruhig zu betrachten.

Gelassen nahm er den Kelch von Duncan entgegen und blickte kurz hinein. Dann setzte er das Gefäß langsam an seine Lippen und nahm einen großen Schluck. Aufgeregt und nervös sah ich ihm dabei zu. Was würde jetzt passieren??

Ich konnte leider auch nichts erkennen, da Daveth mir den Rücken zugewandt hatte.

Also hatte er es geschafft? Erleichtert seufze ich kurz, es war doch einfach. Ein seltsames Röcheln war auf einmal zu hören und der Bursche aus Denerim fasste sich kurz an den Kopf, ehe er anfing leicht zu taumeln.

"Beim Erbauer..."keuchte Ser Jory und wir sahen wie Dath und Boden fiel und sich röchelnd und windend an den Hals fasste.

Er zuckte ein paar Mal und ich hielt geschockt die Luft an.

Bekam er keine Luft mehr?? "Es tut mir Leid, Daveth." sprach Duncan leise und ich schluckte merklich. Daveth rührte sich nicht mehr. Er lag leblos auf dem Boden. So viel zu der hohen Überlebenschance, die ich mir eingeredet hatte. Mein hämmerndes Herz und mein Verstand riet mir, eiligst von hier zu verschwinden. "Jory, tret vor." hörte ich Duncan sagen und er ging auf den verängstigen Ritter zu.

Ich stand immer noch wie steif da und konnte mich nicht bewegen. Ich starrte immer noch zu Daveth.

Dieses Gebräu, bringt ein in Windeseile um!

"Nein! Das...ich habe eine Frau, ein Kind." sprach der Ritter entsetzt und zog sein Schwert.

"Ich werfe mein Leben nicht weg! Daran ist nichts ehrenhaftes!"

Duncan hielt inne und sah zu dem Ritter. Dann zog er ebenfalls ein Schwert. Verunsichert ging ich einige Schritte zurück und schluckte. Was soll das jetzt werden? Bringen die sich auch noch gegenseitig um??

In Ser Jorys Gesicht konnte ich die Entschlossenheit erkennen, hier nicht sterben zu wollen.

Er griff Duncan an, doch dieser parierte seinen Schwerthieb gekonnt und rammte sein Schwert, ohne zu zögern, in Ser Jorys Bauch. Blut spritze, ein keuchen entglitt ihn von seinem weit, aufgerissenen entsetztem Mund. Seine Augen weit aufgerissen. Dann fiel der Ritter Tod zu Boden.

"Es tut mir leid." sprach Duncan wieder. Ich glaube mein Herz machte gerade einen Aussetzer. Geschockt starrte ich zu dem toten Ritter. Eine Blutlache bildetet sich bereits unter seinem toten Körper. Menschen sind doch alle Wahnsinnig!

Erschrocken starrte ich zu Duncan, der nun auf mich zutrat. Die Entschlossenheit in seinem Blick, ließ mich schaudern. Er würde es durchziehen, ohne Reue.

Ich ballte meine Hände zu Fäuste und starrte auf den Kelch in seinen Händen. Verdammt, ich will nicht sterben! Ich schluckte hart. Aber so wie es aussah...würde ich es hier wohl.

Gegen Duncan zu kämpfen ist sinnlos. Bestes Beispiel war der tote Ritter. Daveth ist an diesem unreinem Blut gestorben. Es war zumindest ehrenhafter, als sich von Duncan umbringen zu lassen.

"Der Beitritt ist noch nicht abgeschlossen."

Ich sah unsicher zu Duncan auf. Er sah mich ruhig an, obwohl er mit Ser Jorys Blut befleckt war. Verdammt...

Aber was sollte ich schon tun?

Es gab kein Zurück mehr. Mit zittrigen Händen ergriff ich den Kelch und starrte zu dem dunklen, fast schwarzen Blut. Entweder ich sterbe, oder ich überlebe es. Keiner soll behaupten, ich habe es nicht versucht! Erbauer...ich bin nicht so feige und renne weg.

Ich setzte den Kelch an meine Lippen und ließ das dunkle Blut meine Kehle hin ablaufen. Brennend lief es hinab und ich würgte kurz. Eine seltsame Übelkeit bereitete sich in mir aus und ich bemerkte endlich diesen starken bitteren, sauren Nachgeschmack in meinen Mund.

Kurz hustete ich, die Luft blieb mir weg! Der Kelch fiel klirrend auf den Steinboden und ich fasste mir taumelnd an den Hals. Alistair ging einen Schritt zurück und ich kniff würgend die Augen zu.

Das brennen verteilte sich langsam in meinen Körper. Ich verlor das Gefühl in meinen Beinen, in meinen Fingern.

Den Sturz zu Boden, bekam ich fast nicht mit. Das brennen wurde stärker und ich hatte das Gefühl, als stünde mein Körper in Flammend. Würgend trat ich um mich. Ich bekam immer noch keine Luft! Kurz riss ich die Augen auf und sah in Duncans Gesicht.

Er schien mich fast schon mitleidig zu betrachten.

"Es...tut mir leid , Duncan." sprach Alistair auf einmal. Panik kroch in mir hoch und der Sauerstoffmangel wurde immer größer. Ohne große Vorahnung, wurde alles um mich herum schwarz und taub.
 

Der Schwärze folgte ein dunkles Rot.

Eine dunkle Silhouette tauchte auf. Die Umrisse einer Stadt mit seiner Burg und den vielen Häusern? Schreie kamen hinzu. Seltsame Flammen die sich den Blutroten Himmel entgegen strecken. Noch mehr Schreie waren zu hören, dann ein seltsamer Gesang.

Ein dunkler, tiefer Gesang. Ein seltsames Gefühl legte sich auf meiner Brust. Es war kein Gesang, es war ein Rufen.

Ein tiefes in brünstiges Rufen. Ich erzitterte. Es wurde lauter, ich sollte endlich kommen. Doch ich konnte nicht, etwas hielt mich. Die Schwärze umgab mich wieder. Das Rufen erstarb und ich fiel hinab in die Finsternis.
 

"Macht euch bereit, legt die Rüstung an....und sei euch der Erbauer gnädig!" Viele Schritte, laute Rufe. Zaghaft öffnete ich die Augen.

Diesmal war nichts Rot, ganz im Gegenteil. Alles war in gänzliche Nächtliche Dunkelheit gehüllt. Was war nur passiert?

Ich fühlte mich wie von einem Felsbrocken erschlagen. Stöhnend legte ich meine Hand auf meinen Kopf. Dann noch diese höllischen Kopfschmerzen.

Ich starrte zu Himmel hinauf.

Ein Blitz jagte in Zickzackform durch die Nacht und kleine Tropfen fielen hinab. Als es laut donnerte regnete es bereits in Strömen.

Leicht kniff ich die Augen zusammen und sah zur Seite. Kurz keuchte ich erschrocken auf, als ich in das Gesicht des toten Daveth sah.

Er sah so aus als würde er friedlich schlafen, wären da nicht diese seltsamen dunklen Pusteln auf seiner Haut, aus der eine seltsame dunkle Flüssigkeit austrat. Schnell rutschte ich von ihm weg und griff plötzlich ins nichts.

Ich schrie kurz erschrocken auf und fiel unsanft zu Boden.

Leise fluchend strich ich über meinen Schädel und sah das ich von einem Scheiterhaufen herabgefallen war.

Viele Leichen lagen auf dem toten Holz. Auch Ser Jorys Leiche erblickte ich eben. Ein Schauer lief mir über meinen Rücken und ich hatte ein ungutes Gefühl. Verunsichert blickte ich mich um.

Nirgends war mehr ein Mensch zu sehen. Alles wirkte total verlassen. Mit zittrigen Beinen stand ich auf und stützte mich kurz ab. Was war eigentlich passiert? Ich wusste nur noch das ich dieses Blut getrunken hatte, dann bekam ich keine Luft mehr. Und nun wach ich hier inmitten von toten auf einem Scheiterhaufen auf.

Eilig verließ ich diesen Ort und ging zu dem Lager der Grauen Wächter zurück. Was fällt denen ein, mich für Tod zu erklären?! Diese verdammten Shems! Ich biss die Zähne zusammen und wischte mich wütend mein nasses Haar aus dem Gesicht. Wieder folgte ein lautes Donnern.

Das würden die büßen! Ich bereite gedanklich schon einen Tobsuchtsanfall gegen Alistair und Duncan vor, als ich mit Erstaunen feststelle das auch im Lager keiner mehr war. Wo sind die denn alle?

"Teyrn Loghain Mac Tir" hörte ich plötzlich jemand rufen und ich wirbelte herum. Ein großer Mann schritt nicht weit von mir entfernt, aus einem Zelt.

Er hatte tiefschwarzes Haar und graue Augen.

Er trug eine dunkle Plattenrüstung, dazu ein Schwert und Schild.

Vorsichtig schlich ich näher heran. Es sah so aus als wäre dieser Mann, jemand besonderes.

Wenn ich mich nicht sogar irre, sind Teyrns die mächtigsten Adligen in Ferelden. Sie unterstehen direkt dem König.

Ich versteckte mich hinter einem Fass und lauschte angestrengt.

"Der König ist bereit, mein Lord." sprach ein Soldat und trat ehrfurchtsvoll zur Seite, als Loghain losging.

Ich betrachtete kurz sein Gesicht. Seine Augen wirkten eingefallen, er war schon deutlich älter. Vielleicht Anfang 50.

Eine Frau mit Pferdeschwanz und Rüstung folgte ihm ebenfalls. Sie trug ein ziemlich großes Schwert bei sich.

Plötzlich war ein lauter Aufprall zu hören und auch zu spüren. Vor Schreck fiel ich zu Boden und starrte erschrocken auf.

Die Turmspitze eines gigantischen Turmes wurde von einem gewaltigen, brennen Wurffelsen zerstört. Ein lautes keuchen entwich mir, als ich weitere Wurfgeschosse durch die dunkle Nacht flogen sah. Nun hörte ich die Schreie und Rufe der Menschen. Ist das der Kampf gegen diese Monster?

Ich fühlte etwas kaltes an meinen Hals und starrte entsetzt in die Augen der Frau, welche mir ihr langes Schwert an die Kehle drückte.

"Was fällt euch ein, im Lager des Teyrn herumzulungern, Elfin?"kam es eisig von ihr.

Zwei dunkle Haarsträhnen fielen in ihr Gesicht um umrahmten so ihren strengen Blick.

"Cauthrien, was ist da los?" kam es von dem Dunkelhaarigen Mann und ich schluckte schwer.

Nun war ich Tod.

Ich bin Tod!

Er trat neben die Frau und sah skeptisch auf mich hinab. Er rümpfte kurz seine Hakennase.

"Ihr solltet lieber schnell verschwinden, Mädchen. Dieser Krieg wird seine Opfer fordern und schwache Elfen werden zuerst fallen."

Ohne das ich Protest einlegen konnte, packte er mich mit seiner kräftigen Hand plötzlich am Arm und zog mich hoch.

Die Frau neben ihm zog ihr Schwert zurück und sah skeptisch zu Loghain.

"Was sollen wir mit ihr machen?"

Verwirrt blickte ich zwischen beide hin und her. Das würde ich nun auch gerne wissen.

"Seid ihr eine Dienerin? Wo ist euer Herr?" fragte Loghain mit tiefer Stimme und fixierte mich.

Herr?? Mal wieder das Klischee, das alle Elfen Diener sind! Ich würgte meinen aufkeimenden Zorn hinunter. Jetzt wütend zu werden, wäre unklug.

Das könnte nur für ungünstige Aufmerksamkeit sorgen. Wieder war ein lautes Donnern zu hören und diesmal kam es nicht vom Himmel.

Ich zuckte leicht zusammen.

"Nimmt sie mit, wir können sie nicht hier lassen."Befahl Loghain ungeduldig und ging los.

Sofort waren neben mir zwei Soldaten die mich unsanft nach vorn stießen. Irritiert starrte ich auf den Rücken des Teyrn und ging mit. Eventuell könnte er mich ja auch zu Duncan bringen?

Er schien für den König zu arbeiten und Duncan kämpft mit dem König. Soweit wäre das geregelt. Laute Schreie waren zu hören und ich sah auf. Doch vor mir waren Soldaten mit ihren Rüstungen.

Ich konnte nichts erblicken. Also sah ich seitwärts und entdecke erstaunt das immer mehr Soldaten, sich Loghain anschlossen. Eine riesige Masse aus Rüstungen tragenden Menschen scharrte sich um Loghain.

Es mussten hunderte sein! Ich schluckte merklich als es nun auch langsam enger wurde und ich näher zu den Männern rücken musste. Nun kam ich mir wirklich klein und schwach vor. Ich trug ja immer noch dieses erbärmliche Kleid. Mit einer Rüstung am Leib, würde es mir viel besser gehen!

Inzwischen standen wir unten auf einer Lichtung. Unruhig wippte ich leicht auf und ab. Es waren Geschrei, das Aufschlagen von Metall und wieder seltsame Rufe zu hören. Doch sehen konnte ich nichts.

Dutzende Helmträger versperrten mir die Sicht. Ich seufzte kurz. Wahrscheinlich stürzen sich die Soldaten gleich mit in den Kampf, gegen diese dunkle Brut. Mir kam plötzlich ein wahnwitziger Gedanke.

Warum gehe ich nicht einfach? Was geht mich dieser Krieg an? Duncan hält mich eh für Tod und würde nicht nach mir suchen. Ich könnte Heim gehen und mit meiner Familie friedlich leben. Sollen sich diese Shems doch um diese Monster kümmern!

Sie sind sowieso gut genug ausgerüstet! Ein grinsen stahl sich auf meinen Lippen, bei diesem Gedanken. Das hörte sich doch gut an. Ich hatte dieses seltsame Ritual überlebt, obwohl wahrscheinlich alle dachten ich wäre jetzt beim Erbauer. Das ist meine Chance...

Mühsam schlüpfte ich durch die Reihen der Soldaten. Ich müsste hier nur noch verschwinden. Den Heimweg würde ich mit Leichtigkeit finden. Denerim ist schließlich die Hauptstadt von Ferelden.

Ein seltsames Licht ließ mich aufschauen. Eine große Flamme ragte in den Nachthimmel, von der zerstörten Turmspitze, des einzigen großen Turmes in dieser Ruine. Gebannt sah ich auf. Sollte das ein Zeichen sein?

"Plast zum Rückzug!" hörte ich plötzlich die Stimme von Teyrn Loghain rufen. Verwirrt sah ich auf und zwängte mich durch die letzten Soldaten, die mir die Sicht versperrten.

Als ich endlich aus der Masse draußen war, sah ich ein Bild vor mir, was ich nie vergessen werde.

Vor uns war ein gewaltiges Schlachtfeld. Unzählige Leichen lagen bereits zu Boden und Menschen die gegen seltsame Wesen ankämpften. Der nahegelegenen Wald wirkte Dunkel und Unheimlich.

Etwas verdorbenes ging von ihm aus und ich bemerkte die seltsamen dunklen Flecken auf dem Boden im Schlachtfeld, die sich großspurig abzeichneten. Wie in Trance ging ich näher heran und bemerkte gar nicht, wie ich neben Loghain und Cauthrien vorbei ging.

"Was? Aber der König!" hörte ich die Frau verwirrt rufen.

"Tut, was ich sage!" Befahl Loghain herrisch und autoritär und ich schrak hoch. Moment, die wollen verschwinden? Inzwischen konnte ich selbst aus der Ferne erkennen, das bereits mehr von diesen Monstern auf dem Schlachtfeld waren, als Menschen. Das wäre der Tod, aller! Schnell drehte ich mich zu Loghain um und sah ihn entsetzt an.

"Aber die würden alle sterben!" Ich sah gebannt zu ihm auf.

Sein Blick wurde plötzlich kalt und gnadenlos. Ich schrak zurück. Das war der Blick eines Mannes, den ich nie zuvor gesehen habe. Eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut.

Ser Cauthrien sah kurz prüfend zu Loghain, dann rief sie die Soldaten zum Rückzug. Sofort setzte sich die gewaltige Armee in Bewegung. Doch nicht in Richtung Schlachtfeld. Entsetzt sah ich zu wie Loghain losschritt.

Er...würde einfach so verschwinden?? Warum bei Andarstes tut er das?!

Ich war gänzlich verwirrt. Es müsste mir doch egal sein!

Total egal, ob diese Shems da unten drauf gegen, oder nicht. Duncan und dieser andere Dummkopf, wären vermutlich auch da unten. Aber, sie würden sterben durch den Verrat eines einzigen Mannes. Das...ist doch ungerecht!

Ohne zu überlegen, stellte ich mich den Teyrn in den Weg und sah ihn wütend an. "Ihr lasst euren König sterben!" schrie ich ihn an.

Ist das nicht Hochverrat? Ein missbilligender blick von ihm folgte.

"Ich hätte euch im Lager lassen sollen."

Doch ehe ich etwas sagen konnte, traf mich ein starker Schmerz in der Brust und mir wurde schwarz vor Augen. Ich schlug zu Boden.
 

Ich öffnete die Augen stöhnend und richtete mich hustend auf.

Inzwischen war Loghain mit samt seiner Armee verschwunden.

Wie viel Zeit war vergangen? Unsicher starrte ich zu dem nicht weit entfernten Schlachtfeld. Es waren keine Schreie mehr zu hören und keine Kämpfe mehr zu sehen. Ich stand schwankend auf und blickte in das Tal. Diese Monster waren da und zerrten an den Toten. Oder sie aßen sie.

Einige schienen sie mit in den Wald zu ziehen. Ich würgte plötzlich und übergab mich. Das war zu viel, verdammt! Ich ging in die Knie und krallte meine Finger, in das seltsame schwarze Gras. Tränen rannen meine Wange hinab und ich schlug wütend meine Faust in die trockene Erde.

Warum hat dieser Loghain seinen König verraten?! Er hatte eine große Armee, er hätte diese Monster leicht von der Flanke angreifen können und sie hätten gesiegt. Warum hat er das getan? Ein großer Schatten flog plötzlich über mich hinweg und ich hörte das Flügelschläge.

Verwirrt sah ich auf und entdeckte eine riesigen Raubvogel. Mindestens zehnmal so groß wie die kleinen Vögel die ich sonst kenne. Allein die Größe war verwunderlich, doch etwas ganz anderes sprang mir plötzlich ins Auge.

Dieser Vogel trug etwas in seiner Klaue! Einen Menschen! Ich sprang schnell auf und starrte dem Vogel nach, der schnell weiterflog.

Ein Mann mit blonden Haar, soviel konnte ich erkennen und er trug eine Rüstung. Ich rieb mir kurz über meine Augen, doch der Vogel war bereits weg Richtung Korcari-Wildnis. Mir wurde wieder übel.

Verliere ich jetzt langsam den Verstand? Es war heute viel passiert...zu viel. Ein seltsames Kribbeln breite sich in meinen Körper aus.

Verwirrt sah ich auf und blickte mich um. Was sollte das denn? Geschockt riss ich die Augen auf, als vor mir plötzlich eines dieser Monster stand. Es hatte nur die Größe eines Zwerges, jedoch grüne Haut, spitze Ohren und lange spitze Zähne die aus dem grinsenden Blutverschmierten Mund ragten.

Seine Rüstung bestand aus einfachen Fell und Metall, das lieblos aneinander gehaftet wurde. Er trug einen langes gebogenes, mit zacken versehenen Dolch.

In seiner anderen Hand, trug er an den Haaren gepackt, abgeschlagene Köpfe von Menschen. Ich wich ängstlich langsam zurück.

So..sehen die also aus. Er war Blutbesudelt und gab seltsame knurrende Geräusche von sich.

Rückzug!

So schnell mich meine Beine trugen, rannte ich einfach in die Richtung in der der übergroße Vogel verschwunden war.

Ich hörte wie es mir folgte. Eilig sprang ich über die kleinen Baumstämme und rannte tiefer in die Wildnis.

Schnell drückte ich das Geäst zur Seite und bemerkte wie mein Kleid an einem Dornenbusch hängen blieb. Keuchend ging ich zu Boden. Das Kleid war bis zu meiner Hüfte aufgerissen. Schnell wirbelte ich herum und bemerkte wie sich das Monster mit erhobenen Dolch auf mich stürzte.

Schnell rollte ich mich zur Seite und entging seinem Angriff so nur knapp. Hastig tastete ich auf den Boden herum. Eine Waffe! Schnell!

Ich fand einen Stein und hob ihn eilig auf.

Schnell sprang ich auf und stolperte jedoch wieder über die Fetzten meines Kleides. Fluchend wirbelte ich schnell herum und spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in meinem Bein. Ich schrie laut auf und schlug den Stein hart auf den kahlen Schädel des Monsters. Keuchend rutschte ich schnell weg und spürte bereits das warme Blut mein Bein hinab laufen.

Hektisch sah ich mich um. Das Monster stand wieder auf. Erbauer! Ich nahm einen weiteren Stein und warf ihn gegen seinen Kopf.

Es folgte ein wütendes Knurren. Panisch starrte ich es an. Es kommt auf mich zu, mit erhobenen Dolch. Ich konnte mein Blut, die Klinge hinab laufen sehen.

Schnell ergriff ich einen Ast. Ich sterbe also durch einen kleinen grünen...Gnom?! Dafür bin ich bin viel zu weit gekommen!

Fest biss ich die Zähne zusammen und schluckte. Angriffsbereit hielt ich Ast auf ihn gerichtet und versuchte krampfhaft aufzustehen, doch ich knickte immer wieder ein.

Das Blut lief meinen Bein hinab und es hörte einfach nicht auf. Das Monster ließ seinen Dolch auf mich niedersausen und ich hielt den Ast verteidigend hoch und parierte kurz seinen Angriff.

Doch das Holz war viel zu alt und morsch.

Mit einem knackenden Geräusch brach es entzwei und ich kniff erschrocken die Augen zu. Jetzt ist alles aus!

Ein klirrender Laut war zu hören und das dumpfe umfallen eines Körpers. Zaghaft öffnete ich ein Auge und blickte mich scheu um. Was...ist jetzt? Überrascht stellte ich fest, dass das Monster Tod vor mir auf dem Boden lag.

Überzogen von einer Eisschicht. Zaghaft nahm ich einen kleinen Stock und stach damit in seine Haut. Keine Reaktion. Wie konnte das passieren?

"Was macht ihr hier, in meiner Wildnis?" sprach plötzlich eine Frauenstimme.

Ich schellte mit den Kopf herum und mir stockte der Atem.

Auf einer kleine Erhebung stand eine Frau mit hochgestrecktem, brünettem Haar. Ihre vollen Lippen kräuselten sich kurz, als sie mich aufmerksam musterte.

Ihre gelben, dämonisch wirkenden Augen fixierten mich.

Sie trug eine Robe die lediglich etwas ihren Busen verhüllte und dennoch viel Haut zeigte. S

ie trug Stiefel und einen Rock aus Leder.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen...das ist eine Hexe!

Kalte Wildnis

Vielen Dank an diejenigen die meine FF zum geilsten Game ever, lesen. Ich beantworte noch schnell ein paar Fragen dann geht's sofort los^^

@ -Venice Du hattest recht mit dem nacherzählen. Das hätte keinen Pepp reingebracht, also habe ich noch etwas hinzugedichtet ^^ Alistair mag ich auch sehr, er ist einfach goldig*gg* Aber Kallian hegt ersteinmal Antisympathie gegen jeden Menschen...aber sie wird sich noch ändern ;) (hoff ich)

So diesmal habe ich auf Schreibfehler geachtet und ach mehr abstände reingebracht...ließt sich auch gleich besser^^ Viel Spaß beim lesen
 

@Kuina-chan

*noch ein Keks geb* Danke für deinen klassen Kommi^^

Und es freudt mich das die leicht abgeänderte Version dir so gefällt :D Im großen und ganzen halte ich mich auch an das Game. Und die Schreibfehler wurden hoffentlich diesmal alle niedergestreckt *_*

Und keine sorge...Eine Romanze wird es hier definitiv geben*gg*
 

@Marryannshin

Danke das du mir wieder ein feinen Kommi geschrieben hast ^^ Und das es dir so gefällt.

Hoffentlich schreibst du mir weiter *gg*
 

So und nun viel spaß^^
 

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Verdutzt starrte ich in das Gesicht der fremden Frau. Als ich einen großes, alten Ast hinter ihren Rücken entdeckte, bekräftigte dies nur meine Vermutung, dass sie eine Hexe sein musste. Eine erwachsene Frau, würde schließlich keinen Gehstock benötigen.

Außer besagter Gehstock wäre durchdrängt mit Lyrium. Unsicher sah ich nochmal zu dem Monster.

Es war wirklich Schockgefroren und das geht nur durch Magie. Hoffentlich verwandelt sie mich nicht in einen Frosch. Kurz schluckte ich meine aufkeimende Angst hinunter. Ich sah sie wieder an und ihr Blick war immer noch eisig auf mich gerichtet.

Oder, hatte sie das Monster eher mit ihrem Blick eingefroren?

"Was ist, seid ihr Taub?" kam es genervt von der Brünetten und sie verschränkte ihre Arme vor der Brust.

Mein Blick wurde leicht trotzig. Taub?

"Und ihr Blind?" meinte ich spitz.

Schließlich liegt neben mir ein verdammtes Monster! Tee trinken wollten wir garantiert nicht.

Der Blick der Hexe wurde noch eisiger und ich zuckte merklich zusammen. Ich hatte das Gefühl, nun selbst eingefroren zu werden. Grazil ging sie auf mich zu und fixierte mich. Ich hatte das arge Bedürfnis wegzurutschen. Doch hinter mir war nur Sumpf, fliehen kann ich wegen meinem unbrauchbarem Bein eh nicht.

Ich starrte auf ihre schwarzen Lederstiefel und schluckte leicht. Wenn sie mich in einen Frosch verwandelt, ist mein zukünftiges Heim wenigstens gleich hinter mir.

"Eine ziemlich große Klappe, für eine kleine Elfin." kam es leicht amüsiert.

Verwirrt sah ich auf. Fand sie das etwas lustig? Schade, das mir gerade nicht zum Lachen war.

Kurz musterte sie mich aufmerksam und blieb diesmal an der offenen Wunde an meinem Bein hängen.

"Mutter kann euch heilen."

Oho, da gibt's doch noch eine alte Sumpfhexe. Ich grinste schief.

"Ihr helft mir?"

Die Hexe lachte freudlos, als hätte ich einen schlechten Witz erzählt.

"Ich helfe euch nicht, sondern meine Mutter." Sie drehte sich einfach um und ging los. Verdattert sah ich ihr nach. Also helfen würde sie mir wahrlich nicht, eventuell aber den Weg zeigen. Es bleib mir auch nichts anderes übrig, außer ihr zu folgen. Denn sonst verblute ich hier, oder eins dieser Monster kam wieder.

Ich krallte mich in die Rinde eines nahegelegenen Baumes fest und zog mich, schwer keuchend, daran hoch. Schweiß lief meinen Schläfen hinab. Leise fluchend sah ich zu der Sumpfhexe, die bereits mehrere Meter gelaufen war.

"Hexe, ich bin nicht so schnell!" rief ich wütend, ich war wirklich genervt von ihrer Gleichgültigkeit.

Ein Stock flog mir plötzlich ins Gesicht und ich fiel kreischend wieder um. Sterne tanzten vor meinen Augen und ich strich mir fluchend über meine schmerzende Nase.

"Stützt euch darauf ab und kommt jetzt endlich." drang wieder die sprechende Fröste in meine Ohren.

Erbauer!

Wütend funkelte ich das Hexenweib an und krallte mich erneut in die Rinde des Baumes fest. Mühsam zog ich mich erneut hoch und stützte mich nun auf den Stock, der mir so liebevoll zugeworfen wurden war, ab. Leicht humpelnd, folgte ich der Hexe und starte auf ihren Rücken.

Plötzlich kam mir ein erschreckender Gedanke. Was ist, wenn ihre Mutter ein gefährlicher Hochdrache ist, der mich verspeisen will? Mir wurde übel und schwindlig zugleich.

Mühsam stütze ich mich ab und sah zu hinab. Ich blutete immer noch und die Blutung wollte nicht stoppen. Verdammt...

"Wie weit...ist es bis zu eurer Hütte?" presste ich mühsam hervor und bemerkte wie sich alles um mich herum zu drehen begann. Wenn die Sumpfhexe jetzt erzählte wir müssten noch zwei, oder drei Stunden laufen, bin ich aufgeschmissen.

Das würde ich nicht mehr schaffen. Dann können mich die Wölfe fressen, oder die Barbaren. Wer weiß was hier sonst noch in der Korcari-Wildnis umherläuft.

Die junge Hexe lief mit schnellem Schritt weiter.

"Es liegt nicht am Ende der Welt." meinte sie spöttisch und schritt elegant über einen umgefallenen Baumstamm. Leise fluchend, folgte ich ihr nur mühsam.

Der Stock sank immer wieder leicht in die weiche Erde ein und es benötigte immer wieder Kraft ihn hinauszuziehen, nur um mich wieder abzustützen und erneut einzusinken. Inzwischen verzerrte sich mein Blickfeld immer drastischer und ich schloss, mühsam die Luft ausstoßend, die Augen.

Ein schwaches flüstern drang in mein Ohr und ich spürte erneut dieses leichte Kribbeln, welches sich von meiner Wirbelsäule aus, langsam in meinem gesamten Körper ausbreitete. Doch eh mir bewusst wurde, was dies zu bedeuteten hatte, verlor ich, wie zu oft an diesem Tag, das Bewusstsein.
 

Ein knistern drang schwach in meine Ohren und ein würziger Geruch drang in meine Nase. Sofort knurrte mein Magen.

Leicht krampfte ich mich zusammen und versuchte die Augen zu öffnen. Doch sie waren schwer wie Blei. Ich seufzte innerlich und versuchte stattdessen zu lauschen. Tatsächlich konnte ich Stimmen vernehmen.

"Woher willst du das wissen, Mutter? Sie war ganz allein im Wald. "sprach eine junge Frau und ich konnte die Stimme sofort zuordnen. Die verdammte Sumpfhexe aus der Wildnis.

"Sie ist ein grauer Wächter, ich spüre es." hörte ich nun eine deutlich ältere Stimme. Ist das die alte Sumpfhexe? Mir kam plötzlich wieder das Bild des Hochdrachen vor Augen und ich schluckte leicht.

Endlich gelang es mir die Augen zu öffnen und ich riskierte einen kurzen Blick. Ich lag in einem kleinen Bett, in einem kahlen Raum. Nicht weit von mir entfernt, tanzte ein kleines Feuer im Kamin. Es war kuschlig warm hier.

Nun entdeckte ich tatsächlich eine alte Frau. sie musterte mich aufmerksam und schritt zu meinem Bett. Ihr langes, graues Haar hing ihr wirr im Gesicht. sie hatte dieselben stechend, gelben Augen wie ihre Tochter, die hinter ihr stand. Ein mysteriöses lächeln stahl sich auf das faltige Gesicht der alten Frau.

"Ihr seid wach. Sehr gut."

Ich sah misstrauisch zwischen den Weibern hin- und her. Die jüngere hat mich doch zu ihrer Mutter gebracht. Ich richtete mich ätzend etwas auf und krallte mich leicht in die dünne Stoffdecke.

"Wer seid ihr?"

Die alte lachte plötzlich amüsiert auf.

"Das ist unwichtig Mädchen, aber ihr bleibt erst einmal hier, bis ihr euch erholt habt."

Dann drehte sie sich um und ging die Treppe hinauf. Ich knurrte fast schon. Hier bleiben? Das klingt nicht unbedingt nach einer Bitte.

Ich warf die Decke schwungvoll zur Seite und stutze kurz. Mein Bein und mein Brustkorb waren verbunden. Ich wurde verarztet. Die alte blieb stehen und schielte neugierig zu mir herunter. Ihre Hand ruhte auf dem knarrenden Treppengeländer.

"Schlaft jetzt, eurer Freund braucht auch Ruhe." damit stieg sie wieder die Treppen hinauf und verschwand schließlich im Dunkeln. Ich sah skeptisch zu der jüngeren, die mich aufmerksam musterte. Irgendwie ist mir das alles hier nicht ganz geheuer.

Vielleicht war sie nicht so verschleiert wie ihre Mutter.

"Wie heißt ihr?" wollte ich nun endlich wissen. Sie besah mich wieder leicht kühl.

"Nennt mir eurigen Namen, dann tue ich das nämliche."

Naja, auch gut.

"Kallian...Kallian Tabris."

Sie fixierte mich nochmals. Es schien kurz als zögerte sie, ihren Namen zu verraten.

"Morrigan." meinte sie knapp und stieg nun ebenfalls die Treppe hinauf.

Seltsames Weib. Seltsame Hexenweiber.

Ich überlegte kurz. Was hatte die alte zu mir gesagt? Mein Freund?

Ich sah verwirrt zur Seite und erblickte tatsächlich den jungen blonden Mann, den ich vor wenigen Stunden erst kennen gelernt hatte. Alistair.

Er lag in einem Bett neben mir und war ebenfalls von einer Decke bedeckt. Er sah so aus, als würde er schlafen.

Soll ich mich jetzt freuen, oder heulen? Er gehörte definitiv nicht zu den Leuten, die ich wiedersehen wollte. Dummer Shem.

Aber wie kam er hierher? Er musste doch verletzt sein, schließlich war er mit Duncan und den anderen auf dem Schlachtfeld gewesen.

Wie konnte er entkommen? Ich grübelte angestrengt nach. Er war vielleicht ein Dummkopf, aber kein Feigling. Soweit konnte ich ihn einschätzen. Ser Jory wäre wahrscheinlich weggelaufen.

"Ihr...seid also endlich wach." kam es plötzlich schwach aus seinen Aufgeschlagen Lippen. Vor Schreck rutschte ich schnell weg und starrte Alistair an. Von wegen er schläft.

Hätte er denn nicht eher sagen können, dass er wach ist??

Langsam öffnete der junge Graue Wächter die Augen und sah mich ebenso überrascht an, wie ich ihn.

Seine Augen waren gerötet, als hätte er geweint. Er starrte mich eine geraume Zeit an.

Wahrscheinlich konnte er wirklich nicht glauben, dass ich noch lebte. Nicht nachdem sie mich auf den Scheiterhaufen gelegt haben. Shems...

Langsam wurde es mir zu dumm und ich legte mich genervt zurück. Das alte Bett knarrte kurz. Erinnerte mich irgendwie an zuhause.

"Wenn ihr mit Gaffen fertig seid, sagt Bescheid." kam es nur genervt von mir und ich deckte mich wieder zu.

"Ihr lebt." kam es plötzlich zittrig von ihm. Ich zog eine Augenbraue nach oben und sah ihn stumm an. Das klang gar nicht so bedauerlich wie ich gedacht hatte, eher erstaunt und zum Teil auch...erleichtert und verwirrt.

Seltsamer Mensch.

"So schnell bin ich nicht Tod zu kriegen." sprach ich ruhig und sah ihn weiterhin an.

Alistair sah zu der Stoffdecke die auf ihn lag.

"Duncan ist Tod, der König ist Tod...alle sind Tod." sprach er mit gebrochener Stimme.

Ich nickte bedächtig. Das hatte ich mir fast schon gedacht...bei diesem Anblick, der sich mir geboten hatte.

"Wenn die alte Hexe nicht gewesen wäre, wäre ich auf der Turmspitze gestorben."

Überrascht riss ich die Augen auf. Moment! Alistair war derjenige, der das Feuersignal auf der turmspitze entzündet hatte und er war derjenige, den dieser übergroße Vogel in seinen Klauen getragen hatte?

Ich starrte nachdenklich in das knisternde Feuer im Kamin.

Verstehe...

"Dieser Loghain...er hat das Signal gesehen und ist einfach mit seinem Heer abgezogen."

Kurz lachte ich abfällig, als ich mich zurückerinnerte.

"Ich wollte ihn aufhalten , stellte mich ihm in den Weg. Aber er stieß mich nur zu Boden und ließ mich liegen. Es wundert mich, dass er mich nicht einfach mit seinem Schwert niedergestreckt hat. Erstaunlich das er eine kleine Elfin verschonte, aber den König und die vielen anderen hundert Menschen, einfach sterben ließ."

Ich schloss kurz die Augen und seufzte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, gleich von diesem Albtraum aufzuwachen. Aber es geschah natürlich nicht...

Ich spürte Alistairs Blick auf mir ruhen und sah ihn schließlich an.

Er schien aufgelöst.

"Warum sollte Loghain das tun? Warum sollte er den König verraten? König Maric, der Vater von König Cailan, und Loghain waren eng befreundet. Cailan war doch wie sein Sohn. Außerdem ist...war seine Tochter Anora, mit dem König verheiratet!"Alistair wurde mit jedem Satz lauter und auch wütender. Ich konnte ihm deutlich seinen Zorn und Trauer ansehen.

Verstehen konnte ich ihn, aber mittrauern ging definitiv nicht.

Dafür kannte ich die ganzen Leute nicht lange genug.

Das einzige was mir im Moment sorgen bereitete, abgesehen von einem verräterischen Feldherren, war die Zukunft von Ferelden.

Wenn der König Tod ist, würde das Land erst mal in Aufruhr versinken. Der Tod eines Königs, war schließlich nichts alltägliches.

Auch diese Monster existieren nach wie vor. Die Schlacht gegen sie bei Ostagar, hatten wir verloren.

Sie werden wahrscheinlich die Dörfer angreifen und verderben. Duncan hatte erwähnt, das Ferelden vernichtet werden kann durch sie. Sie sammeln sich in großen Heeren und zerstören alles was sich ihn in den Weg stellt. Die einzigen die sich ihnen entgegenstellen können, sind die Grauen Wächter. Und so wie es aussah gab es nur noch zwei in ganz Ferelden. Mich mit eingerechnet.

Unruhig rutschte ich kurz hin- und her. Das sah ziemlich übel aus.

"Ich dachte ihr seid bei dem Ritual gestorben." platze es plötzlich aus Alistair raus.

Ich schmunzelte kurz und zog leicht an den Stoff der Decke.

"Habe ich bemerkt, als ich auf dem Scheiterhaufen aufgewacht bin." sagte ich trocken.

Das Gesicht des toten Daveth würde mich wahrscheinlich Jahrelang verfolgen.

"Es tut mir leid." sprach Alistair reumütig und starrte ins Feuer.

Ich sah kurz überrascht zu ihm. Ein Mensch, der sich ehrlich bei mir entschuldigt?

Es passieren noch Wunder.
 

Ich nickte nur knapp und sah hinauf zur Decke. Ich konnte leise knarrende Geräusche hören. Die beiden Hexenweiber, müssen direkt im Zimmer über uns sein. Was sie wohl besprechen?

"Warum haben die uns gerettet?" fragte ich leise.

Es war mir ein Rätsel. Ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden sich wunderbar allein verteidigen konnten. Morrigans Eiszauber war schließlich unglaublich.

Alistair antwortete nicht, schien zu überlegen. "Ich weiß es nicht." kam es wenig später erschöpft von ihm.

Ich misstraute den beiden. Normalerweise misstraue ich jedem Mensch, aber diesen beiden noch mehr.

Waren Magier nicht normalerweise im Zirkel der Magi? Was bei Andraste, taten sie dann in der Korcari-Wildnis? Ich seufzte kurz laut auf und schloss die Augen.

Das passte alles vorne und hinten nicht zusammen. Vielleicht interpretiere ich aber auch zu viel hinein. Ich weiß es nicht.

Nette Sumpfhexen. Das wären die ersten und einzigen die mir je begegnet wären.

Langsam fielen mir die Augen zu und ich grübelte weiter. Warum sollte Loghain seinen König verraten. Warum...will er selbst König werden?
 

Ich wachte später auf. Obwohl ich nicht genau wusste, was wie viel später sein könnte. Vielleicht habe ich nur zwei Stunden geschlafen. Vielleicht auch einen Tag?

Ich sah verschlafen zur Seite und entdeckte Alistair, der gerade seine Rüstung angezogen hatte und sich sein Schwert und Schild nahm.

War er etwa wieder gesund? Ich beobachtete ihn genau und er drehte sich dann langsam zu mir um.

"Habe ich euch aufgeweckt?"

Ich zuckte nur leicht die Schultern und richtete mich langsam auf. "Keine Ahnung. Nun bin ich auf jeden Fall wach."

Leicht unsicher sah ich zu dem Stuhl, der neben meinem Bett stand. Dort lag eine Lederrüstung und zwei Dolche. War das etwa für mich?

Alistair schritt zu meinem Bett.

"Die alte Hexe hat das für euch hingelegt. Sie will uns draußen sprechen, sobald wir bereit sind."

Aha....

Ich sah ihn kurz verwirrt an, als er mich anstarrte und sich dann einfach höflich umdrehte. Stimmt etwas nicht?

Ich sah an mir herunter und bemerkte das ich fast vollständig nackt war. Lediglich die Verbände, verhüllten meinen Körper. Ich fluchte laut und zog mir eilig die Lederrüstung an.

Verdammt, warum ist mir das nicht eher aufgefallen?! Wehe der denkt jetzt etwas falsches von mir...

Als ich fertig war, lief ich schnell an ihm vorbei und stieß die einzige Tür im Raum auf. Erbauer...hoffentlich war ich nicht rot im Gesicht!

Ich kniff leicht die Augen zusammen. Draußen war bereits Tag und vor mir bot sich ein Bild totaler...Ödnis.

Direkt vor dem seltsam zusammengewürfelten Haus, befand sich ein kleiner Sumpf mit vielen hochgewachsenen Bäumen.

Die Sonne stand tief und wieder wehte mir ein kalter Wind entgegen.

"Die Grauen Wächter sind endlich erwacht." sprach die alte Frau und ich drehte mich skeptisch zu ihr. Sie lächelte geheimnisvoll. Morrigan die hinter ihr stand, verzog jedoch keine Miene.

Alistair blieben neben mir stehen.

Ohne noch lange Höflichkeiten auszutauschen, kam ich gleich auf den Punkt.

"Warum habt ihr uns gerettet?"

Gespannt und ungeduldig sah ich die beiden Frauen an. Ich will antworten!

Es herrschte unheimliche Stille. Ich starrte stur in die gelben Augen der alten Frau. Das läuft doch alles zu einfach!

"Eine Verderbnis bedroht das Land und nur die grauen Wächter können ihr Einhalt gebieten."

Verdutz sah ich sie an. Wie ich es mir gedacht hatte. Ich schüttelte ungläubig den Kopf.

"Alistair ist der wirkliche Graue Wächter, nicht ich."

Es grenzte sowieso schon an ein Wunder, das ich nicht bei diesem Ritual gestorben bin.

Es war ziemlich knapp. Außerdem habe ich keine...großartige Ausbildung.

Ich kann immer noch genauso viel, wie damals als ich das Gesindeviertel verlassen habe. Und war, beim Erbauer, nichts grandioses.

"Lasst mich nicht allein! Beim Erbauer, ich kann das nicht allein!" sprach Alistair entsetzt und sah mich dementsprechend an.

Überrascht sah ich den jungen Mann an. Ich...soll ihm helfen? Eine Elfin?

Die alte lachte plötzlich auf. "Das klang ziemlich verzweifelt. Aber ihr beiden seid nicht gänzlich auf euch allein gestellt."

Nicht? Wer sollte uns denn helfen? Duncan und die anderen Grauen Wächter liegen Tod auf dem Schlachtfeld. Genauso wie der dumme König.

Teyrn Loghain verschwört sich wahrscheinlich mit den anderen Adligen, gegen Ferelden.

Wir sind gänzlich allein.

"Wir haben keine Armee, alte Frau. "sprach ich gelassen. Wieder stahl sich ein grinsen auf ihrem faltigen Gesicht.

"Ihr habt die Verträge." Verträge? Was denn für Verträge?

Alistair, der neben mir stand, schreckte plötzlich hoch.

"Aber natürlich, die Verträge der Grauen Wächter!" sagte er aufgeregt. Verwirrt sah ich ihn an und er sprach schnell, an mich gewandt, weiter.

"Die grauen Wächter haben Verträge, die die Unterstützung der verschiedenen Völker in Ferelden dazu verpflichtet, uns bei einer Verderbnis beizustehen."

Oh, Völker? Neugierig sah ich zu Alistair auf.

"Was denn für Völker?" wollte ich nun wissen. Alistair sprach aufgeregt weiter.

"Die Menschen, die Zwerge, die Dalish-Elfen und der Zirkel der Magi."

Meine Augen wurden groß. Zwerge und Dalish-Elfen? Menschen und Magier? Die alte Frau nickte leicht.

"Also, junges Fräulein." sprach sie an mich gewandt. "Für mich klingt das nach einer Armee."

Da musste ich ihr recht geben und ich nickte leicht.

In Alistairs Augen war kurz ein Leuchten zu sehen. Er schien kurzzeitig euphorisch zu sein. Morrigan zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. Sie war anscheinend auch nicht schnell zu begeistern und zu überzeugen. Die alte Frau sah mich neugierig an.

"Dann seid ihr also bereit? ihr seid bereit, Graue Wächter zu werden und gegen die Verderbnis zu kämpfen?"

Ich seufzte innerlich. Bereit?

"Ich wäre froh erst einmal am Leben zu bleiben. Wenn wir das schaffen...können wir darüber nachdenken."

Die alte Frau lachte amüsiert auf. "Am Leben bleiben ist ein guter Anfang."

Sie fixierte mich plötzlich. "Aber darüber nur nachzudenken solltet ihr nicht. Denkt nur daran, dass die Verderbnis uns alle bedroht...auch eure eigne Familie." wisperte sie.

Ich starrte die Alte an. Was zum....?

"Wir müssen die Verderbnis aufhalten!" sprach Alistair und sah mich fest an. Schön und gut.

Ich will meine Familie schließlich auch beschützen. Vater, Sorris und Shianni. Aber etwas machte mich stutzig. Ich schielte skeptisch zu der alten. Die weiß zu viel.

"Ich will jetzt endlich euren Namen wissen." beharrte ich.

"Namen sind hübsch, aber Wertlos. Das Volk der Chasind nennt mich Flemeth."

Alistair und mir stockte der Atem. Flemeth? Die Flemeth aus den Legenden?

"Dann seid ihr die mächtige und gefürchtete Hexe aus der Wildnis?" sprach Alistair meine Gedanken aus.

Flemeth sah uns einfach nur an. "Und? Im Gegensatz zu euch beiden, scheint dies zuzutreffen."

Ich schluckte innerlich. Die alte Hexe sah uns weiterhin an. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich soll Flemeth, laut den Legenden, grausam und unberechenbar sein.

"Warum Kämpft ihr dann nicht mit uns, Flemeth?" Gefragte lachte wieder auf.

2oh nein, aber ich habe etwas anderes nützliches für euch."

Sie sah zu ihrer Tochter Morrigan. "Du wirst die Grauen Wächter begleiten." Schweigen. Begeisterung sah anders aus.

"Morrigan will sich uns nicht anschließen ." sprach ich eilig.

Die jüngere Hexe drehte sich zu ihrer Mutter und sah sie verstimmt an.

"Mutter, ich bin noch gar nicht dafür bereit. Ich..." Doch ihre Mutter fiel ihr ins Wort.

"Du willst doch schon seit Jahren die Wildnis verlassen. Das ist deine Chance. Die Grauen Wächter brauchen deine Hilfe, sie nur zu zweit."

Morrigan verschränkte erneut die Arme vor der Brust und sah grimmig drein.

"Vergess den Eintopf nicht, Mutter. Ich will nicht, dass das gesamte Haus abgebrannt ist, wen ich zurückkomme."

Flemeth lachte kurz auf. "Es ist wahrscheinlicher das die gesamte Wildnis, mitsamt unserer Hütte, von der Verderbnis verschlungen und vernichtet wurden ist."

Die jüngere der beiden Hexen schreckte kurz hoch und sah verunsichert zu ihrer Mutter.

"Aber ich...meine doch nur..." fing Morrigan an und Flemeth winkte ab. "ich weiß. Passe gut auf dich auf."

Dann sich die Alte erneut Alistair und mich an.

"Ich gebe euch das kostbare was ich besitze. Beschützt sie mit euren Leben." Ich war kurz überrascht, über die plötzliche Besorgnis in Flemeths Stimme.

"Mit uns wird ihr nichts passieren." sprach ich ehrlich. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, das Morrigan wunderbar auf sich selbst aufpassen konnte.

Alistair warf Morrigan einen misstrauischen Blick zu. Irgendetwas verstimmte ihn zusehends.

"Dann geht Graue Wächter und beendet diese Verderbnis."

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand sie in die Hütte. Morrigan besah sich kurz das Haus, indem sie wohl seit ihrer Geburt gelebt hatte. Die junge Hexe drehte sich wortlos um und ging einfach los.

Ich folgte ihr schnell, Alistair jedoch zögerte erst. Ihre Schritte waren schnell, wie als wenn sie vor etwas wegrannte. Oder eher schnell wegging.

Ich hatte zunächst Probleme ihr zu folgen. Ihr Blick war stur nach vorn gerichtet.

"Wo gehen wir jetzt eigentlich hin?" wollte ich wissen. Ich konnte mir nicht vorstellen das , das Morrigan jetzt ziellos losschritt.

"Nach Lothering. Das einzige Dorf in der Nähe. Dort können wir Vorrate und andere Dinge besorgen. Danach..." Alistair fiel ihr plötzlich ins Wort.

"Gehen wir zu Arl Eamon. Den Arl von Redcliffe." Die Hexe sah ihn eisig von der Seite an.

"Oh, ihr gebt wohl die intelligenten und logischen Befehle." Der junge Graue Wächter sah verärgert zu der Hexe.

"Ich kenne den Arl sehr gut! Er hilft uns bestimmt!"

Ich achtete gerade nicht auf das Gezanke der beiden, denn etwas anderes erregte plötzlich meine Aufmerksamkeit. Dank meiner guten Ohren konnte ich ein leises Winseln vernehmen.

Schnell folgte ich dem Geräusch und entdeckte wenig später, hinter einen großen Busch versteckt, einen toten Soldaten und daneben einen Schweinegroßen Hund. Seine Statur war kräftig und muskulös. Eingetrocknetes Blut verklebte sein Fell und er hechelte laut. Wieder winselte er und sah mich an.

Das arme Tier.

"Shhh.." sprach ich beruhigend und ging langsam näher zu ihm. Alistair stand hinter mir und ich hörte seine überraschte Stimme. "Das ist ein Mabari!"

Diese Kriegshunde? Ich hatte noch nie einen gesehen, aber viel von ihnen gehört. Und dieser hier, schien schmerzen zu haben.

"Der Flohteppich wird sterben. Lasst uns endlich weitergehen." hörte ich Morrigan verärgert sprechen.

Ich blickte in die großen, vor Angst und Schmerz, sprechenden Augen des Mabari.

"Nein, wir werden ihm helfen!"
 

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Diesmal war's leider nicht so Actionreich...aber das kommt im nächsten Kapitel ;D

Auf den Weg nach Lothering

@Kuina-chan: *Keksdose hinstell* *gg*Dankeschön für deinen Kommi xDD

Mir gefallen die Bilder auch *__*Hrhr Aber ich denke mal das sind jetzt alle, sonst wird's wirklich zu viel xDD Aber es macht wirklich großen Spaß die Die Steckbriefe anzufertigen ^^

@ Marryannshin :jaja Andeutungen einer Romanze..wer weiß das schon *gg* Danke für deinen Kommi :)

@-Venice-: Ich hoffe Alistair und Morrigan kommen Originalgetreu rüber, mit ihren gegenseitigen angiften. Ich hab's versucht xDD Yeah Awakening ist auch ganz cool, find Anders lustig x)

Ich freu mich auch schon auf besagte Person, deswegen hab ich das Tempo etwas angehoben xDD

@blackwolf: Franzi du mit deinem Hammer Kommi Roman...da weiß ich nicht was ich da alles schreiben kann. Natürlich werde ich versuchen jeden deiner Ratschläge zu beherzigen und mich zu verbessern. Ich geb mein bestes und vielen lieben Dank für deinen großen und langen Kommi^^ *abknuddlz*
 

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Ich sah nachdenklich ins Feuer und stich kurz über den riesigen Kopf des großen, winselnden Mabari. Seine Augen waren geschlossen.

Morrigan hatte den Hund, nachdem ich sie mehrmals hartnäckig genervt habe, endlich etwas gegeben, was seine Schmerzen wohl etwas gelindert hat.

Die Sumpfhexe nannte die schöne Blume, die sie zu einer Art Paste verarbeitet hat und dann den Mabari gab, Wildnis-Blume. Ein äußerst kreativer Name für eine Blume, die in der Wildnis wächst.

Der massige Schädel des übergroßen Hundes legte sich, zu meiner plötzlichen Verwunderung, auf meinen Schoß.

Behutsam und Vorsichtig strich ich dem Mabari weiter über den Kopf.

"Du armer." sprach ich leise und sah das Tier an.

Irgendwie erinnerte mich der Mabari, an Hasso. Eine kleine Promenadenmischung von Hund, die ich an den Docks von Denerim aufgegabelt hatte.

Er war damals mehr Tod als lebendig, als ich ihn fand. Sein Ohr war halb abgerissen und sein hinteres, linkes Bein gebrochen. Seine Vorbesitzer, also Menschen, mussten ihn schwer verdroschen haben.

Dennoch nahm ich den geschundenen Hund mit Nachhause. Vater und Sorris waren zunächst entsetzt, während Shianni mir sofort dabei half, den Hund zu versorgen und zu verpflegen.

Er hatte das Martyrium überlebt und erholte sich auch teilweise. Dennoch bewegte er sich humpelnd fort und zog das zertrümmerte Bein hinter sich her. Aber es hätte ihn schlimmer treffen können.

Sorris und Vater hatten den Hund auch endlich akzeptiert und wir entschieden uns, nach längeren Diskussionen, für einen Namen für den Hund. Hasso.

Es war kein großartiger, bedeutsamer Name, aber es war ein Name bei dem wir uns alle einig waren.

Ein Name den wir als kleine kaputte Familie bestimmt hatten.

Hasso war uns allen ans Herz gewachsen. Er war fast schon ein Teil der Familie.

Wir spielten mit ihm, wir fütterten ihn und wir schmusten mit ihm.

Trotz seiner wohl schlechten Erfahrungen, war Hasso ein wirklich lieber Hund.

Ich liebte ihn und nach dem damaligen zeitigen Tod unserer Mütter und den Tod meines Onkels war Hasso eine gute Ablenkung für Sorris, Shianni und mich geworden.

Aber das Glück sollte nicht ewig währen.

Eines Tages kamen Menschen in das Gesindeviertel und wollten Elfenfrauen mitnehmen.

Ich musste damals 13, oder 14 Jahre alt gewesen sein. Shianni erst zehn oder neun.

Also ließen die Menschen meine kleine Base, zum Glück in Ruhe. Mich jedoch ,wollte einer mitnehmen.

Doch ehe er mich wegzerren konnte, kam Hasso kläffend angehumpeld und biss den Shem ins Bein.

Das war sein Todesurteil.

Die Shems schlugen Brutal auf ihn ein und er starb am Ende in Shiannis und meinen Armen.

Ein schwarzes, dunkles Kapitel.

Ich seufzte laut und kraulte, die kleinen, spitzen Ohren, des Hundes.

Es ist Vergangenheit, ich sollte nicht weiter darüber nachdenken.

Kurz blickte ich auf. Die Sonne ging bereits unter. Kurz besah ich mir unser Lager.

Morrigan hatte ihr Zelt, entfernt von uns aufgestellt und sich ein eigenes, kleines Feuer entzündet.

Ich sah zu Alistair, der einfach nur ins Feuer starrte. Er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.

Ein kalter Wind wehte mir entgegen und ich legte mir, leicht zitternd, eine dünne Stoffdecke um die Schultern. Ich lehnte mich gegen den Baum , der sich hinter mir befand. Nachdenklich sah ich zu den Sternen auf, die langsam am blass roten Himmel zu leuchten begannen.

Wie sollte es jetzt eigentlich weitergehen? Unser erstes Ziel war Lothering und danach? Ich wusste es nicht, aber irgendwie müssen wir etwas unternehmen. Ich mit zwei Menschen.

Ich hatte schon befürchtet die beiden würden auf mich losgehen, doch eigentlich war es eher andersrum.

Die Sumpfhexe und der junge Graue Wächter hatten sich ziemlich in die Harre gekriegt. Bis jetzt nur verbal.

Soweit ich es mitbekommen habe, war es eine Abtrünnigen-Templer Geschichte. Ich hatte mich bei ihren Gezanke nicht eingemischt.

Alistair ist nämlich ein Templer und diese jagen Magier, die außerhalb des Zirkels leben.

Wie dramatisch. Solange mich die beiden nicht nerven, ist es mir egal.

Denn schließlich habe ich am liebsten meine Ruhe, besonders in der Nähe von Menschen.

Ich hatte mir inzwischen ein großes Stück, zähnen Schinken aus meinem Rucksack geholt. Mein Magen knurrte kurz.

Das Winseln des Hundes war inzwischen verstummt und er döste friedlich.

Ruhig streichelte ich ihn weiter über seinen großen Kopf.

Das war wirklich unglaublich beruhigend. Inzwischen wurde es dunkel und ich zog die Decke, enger um mich.

Mit der Dunkelheit, folgte die bekannte Kälte der Herbstnächte.

Der junge, graue Wächter blickte mich kurz prüfend an. Ich sah ihn gelassen an und stieß meine verbrauchte Luft, laut durch die Nase wieder aus.

Ich sage nichts weiter, wenn er was wissen will, soll er den Mund aufmachen.

Ich biss in den zähen Schinken. Doch sofort bemerkte ich die Härte des getrockneten Fleisches. Es war viel zu hart. Wenn ich nichtviel zu früh, meine Zähne verlieren will, sollte ich wohl heute keinen Schinken essen.

Großartig. Wenn ich hungrig bin, bin ich meist etwas...gereizt. Aber nur etwas. Ich spürte erneut bohrende Blicke und wieder wehte mir ein kalter Wind entgegen.

Alistair sah mich immer noch an und mir riss ganz minimal langsam der Geduldsfaden.

"Müsst ihr nur immer so gaffen?!" fuhr ich ihn entnervt an und warf wütenden, den harten Schinken in meinen Rucksack zurück. Beim Erbauer!

"Und so dämlich sein?" rief etwas weiter entfernt Morrigan zynisch und ich musste genervt aufstöhnen.

Das ist ja schlimmer, als ein Irrenhaus!

Ich hatte schon damit gerechnet, dass es gleich wieder kracht. Doch Alistair stand schnell auf

"Ich...werde nur kurz die Gegend absuchen. Nach dunkler Brut."

Und damit verschwand der junge Templer im Gestrüpp. Skeptisch sah ich ihm nach und zog eine Augenbraue nach oben.

Was sollte das denn jetzt? Ich schielte kurz zu Morrigan. Sie hatte mir den Rücken zugewandt und schien an irgendetwas herumzuexperimentieren. Kleine Wölkchen, in den verschiedensten Farben, stiegen auf. Ich sah zu dem Mabari, der friedlich schlief.

Sanft strich ich weiter über seinen Kopf. Mein Magen knurrte kurz. dieser Steinharte Schinken. Essen könnte ich ihn nicht, aber vielleicht die dunkle Brut damit verhauen. Ich musste kurz bei der Vorstellung grinsen.

Dennoch...satt machten mich diese Träumereien auch nicht.

Ich nahm die dünne Decke und legte sie über den schlafenden Mabari. Kurz tätschelte ich nochmals den Kopf und ging dann ebenfalls in den Wald.

Ich habe immer noch Hunger, vielleicht finde ich ja was essbares im Wald.

Ich hoffte es zumindest. Ein Kaninchen wäre schmackhaft.

Seufzend stieg ich auf einen Baumstumpf und lauschte. Wenn ich mich zurück erinnerte, habe ich nur die übergroßen Ratten im Gesindeviertel gejagt. Shianni hatte dann ihren köstlichen Ratteneintopf zubereitet.

Nicht sehr schmackhaft, aber gut um nicht zu verhungern. Und das passierte häufig im kalten und langen Winter.

Mich fröstelte es kurz bei dem Gedanken, an den Ratteneintopf und den bald wiederkommenden Winter. Leise ging ich wieder weiter und sah mich leicht zitternd um.

Trotz dessen, das ich mich anstrengte auf jedes Geräusch zu lauschen und zu achten...ich entdeckte nirgends ein einziges Tier. Es war als wären sie verschreckt geflohen.

Wieder knurrte mein Magen. Ich hatte seit der Ankunft in Ostagar nichts mehr gegessen.

Genervt seufzend trat ich gegen einen kleinen Stein, der im hohen Bogen davon flog.
 

"Hey!" hörte ich plötzlich jemand verärgert rufen und ich musste selbst, vor Schreck zusammenzucken.

Hatte ich etwa jemand getroffen?

Zu meiner Überraschung trat plötzlich Alistair aus der Dunkelheit und strich sich murrend über den Kopf.

Ich glotze ihn einfach nur an.

Ich hatte ihn wirklich mit den Stein getroffen. Ich fing an zu grinsen, dann brach ich in schallendes Gelächter aus. Es brach einfach aus mir heraus.

"Jaja, sehr witzig." kam es sarkastisch von dem blonden Mann und er sah mich grimmig an. Ich versuchte mich zusammenzureißen und sah ihn immer noch grinsend an.

"Tut mir leid." meinte ich ehrlich und versuchte ihn so unschuldig, wie möglich anzuschauen.

Er seufzte jedoch nur resigniert und blickte zum Nachthimmel hinauf. Er sah zum Mond.

Alistair war immer noch so...ruhig. Eine seltene Begebenheit bei Menschen.

Ich musterte ihn kurz aufmerksam.

"Ihr denkt an Duncan."

Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung. Er sah mich kurz überrascht an und ich gab mir innerlich 100 Punkte.

Voll ins Schwarze getroffen.

Ich setzte mich auf einen umgefallenen Baumstamm und sah zu ihm auf. Alistair sah mich immer noch überrascht an, fing sich jedoch schnell wieder.

"Ich...ja." Er seufzte kurz und fuhr sich dann durch sein Haar.

Der Templer schien mit sich zu kämpfen. Anscheinend wollte er mir etwas sagen, entschied sich dann aber dagegen.

Ich seufzte leise.

"Ihr wärt gerne bei ihm auf dem Schlachtfeld gewesen, oder?" fragte ich offen heraus und sah ihn an.

Er war leicht zu durchschauen, so wie die meisten Menschen.

Alistair nickte nach kurzem zögern.

Ich zuckte leicht die Schultern. "Kann ich verstehen."

Skeptisch sah er mich an und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ihr versteht das?"

Ich nickte gelassen. Warum sollte ich es denn nicht verstehen?

"Natürlich. Wenn ich ihn besser und länger gekannt hätte und nicht so eine Abneigung gegen Menschenhätte, sicher."

Ich stand wieder auf und streckte mich kurz gähnend.

Alistair musterte mich kurz.

"Ist...schon mal jemand gestorben, der euch sehr nahe stand?"

Wenn die Frage nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich wohl laut losgelacht.

Der hat ja keine Vorstellungen...

Ich stellte mich dicht vor ihm und sah zu ihm auf.

"Alistair, ihr kommt doch aus der Kirche, oder? Erzählt mir wie es dort so war..."

Der junge Templer sah mich irritiert an.

"Was? Ich...das ist schrecklich langweilig."

Ich lachte kurz amüsiert und schlich neugierig um ihn herum. Der seltsamste Mensch der mir je unter die Augen gekommen ist.

Sein Blick war verständnislos auf mich gerichtet. Ich bezweifelte das er zu den 'bösen' Menschen gehörte. Ganz im Gegenteil.

Nun gut...dann erzählt er mir eben später, mehr über seine Templer Karriere.

Ich seufzte kurz und strich mir durch mein Haar.

"Natürlich sind schon welche gestorben, die ich kannte. Ich komme aus einem Gesindeviertel." meinte ich schlicht, als würde das nun alles erklären und bedarf keiner weiteren Erklärung.

Alistair sah mich kurz nachdenklich an.

"Ich war noch nie in einem Gesindeviertel...aber es soll dort gefährlich sein."

Ich nickte kurz.

"Schon...es kommt darauf an, wer du bist und wo du dich gerade aufhältst."

Ich überlegte kurz.

Wenn Alistair weiter so niedergeschlagen ist, wird unsere Aufgabe nur unnötig erschwert.

"Alistair, wir werden Duncan rächen. Aber dafür müssen wir bereit sein. Wir werden Loghain in seinen breiten...!"

Der junge Mann hob schnell beschwichtigend die Hände."Das...klingt ganz gut."

Ich musste kurz grinsen.

Ich klopfte ihn leicht auf die Schulter, auch wenn ich mich leicht auf die Zehnspitzen stellen musste.

"Tut mir leid...dass ich so grantig, zu euch war." sprach ich und war selbst kurz überrascht über mich.

Ich hätte nie im Leben gedacht, das ICH mich bei Menschen entschuldige. Doch Alistair tat mir wirklich leid.

Der Schmerz und die Trauer in seinen Augen, war einfach nicht zu übersehen und ich kannte Trauer und Schmerz zu gut.

Ich seufzte kurz.

"Ich bin immer so gereizt, wenn ich nichts gegessen habe. Der Schinken war einfach Steinhart. Damit könnte ich höchstens nur die dunkle Brut erschlagen."

Alistair grinste kurz.

"Die würden vermutlich den Schinken noch auffressen...und dann euch."

Ich lachte laut auf, bei der Vorstellung. Obwohl die Vorstellung von dunkler Brust gefressen zu werden, nicht unbedingt lustig ist.

"Ich bin zäher!" sprach ich eifrig und auch Alistair lachte kurz.

"Gut, das glaube ich." Er überlegte kurz.

"Ich habe im Lager noch Käse. So ein herzhafter Bissen, lässt den Hunger schnell verfliegen."

Ich nickte begeistert. Ich hatte noch nie Käse gegessen, aber er soll köstlich sein.

Wir gingen gemeinsam zum Lager zurück und Alistair erzählte mir, das er ungefähr vor sechs Monaten erst ein grauer Wächter geworden war. So gesehen, war er also auch noch ein Frischling.
 

Wir saßen am Feuer und ich aß genüsslich ein Stück Käse. Wirklich lecker!

Alistair versteckte sorgsam den Rest., nachdem er mir noch drei weitre Käsestücke gegeben hatte.

"Bei Andraste! Ihr müsst zwei Mägen besitzen. Nur noch so wenig Käse..." gespeilt schniefend sah er zu seinem kleinen Stück Käse in seinen Händen.

Ich rülpste demonstrativ und grinste vergnügt. So einen Heißhunger hatte ich noch nie verspürt, aber nun war ich wirklich satt.

Morrigan warf mir einen missbilligenden Blick zu, doch ich ignorierte die Sumpfhexe.

"Wir holen uns zuerst Käse, wenn wir in Lothering sind!" sprach ich überzeugend.

Alistair nickte sofort zustimmend.

Ich ließ mich einfach nach hinten, auf meine kleine Matte fallen. Ich war voll. Mehr als voll, kurz vor dem Platzen. Davon war ich Felsenfest überzeugt.

Kurz schielte ich zu dem schlafenden Mabari. Er schien völlig entspannt zu sein.

Morrigan hatte gute Dienste geleistet, bei der nächsten Gelegenheit sollte ich mich bei ihr bedanken.

Meine Augen fielen praktisch von selbst zu und ich schlief sogleich ein.

Ich bekam gar nicht mehr mit, wie mir jemand eine Decke umlegte.
 

Der Morgen begann früh. Die Sonne war gerade aufgegangen und das frische Taus fiel von den Blättern und Gräsern hinab.

Ein dichter Nebel umhüllte unser Lager. Laut gähnte ich und drehte mich grummelnd zur Seite. Ich habe schrecklich geschlafen. Der Boden war zu hart und ich krallte mich in die Decke fest, die schon halb von meinen Schultern hinab gerutscht war.

Warum war ich auch nicht in mein Zelt gegangen?!

Ächzend erhob ich mich langsam und kam mir vor wie eine alte Frau. Zumindest mein Rücken, denn dieser schmerzte ungeheuerlich.

"Bei Andrastes Unterwäsche!" maulte ich und versuchte mich etwas zu strecken.

Plötzlich hörte ich ein Bellen und ich drehte meinen Kopf verschlafen in die Richtung, des Geräusches.

Ich konnte nicht mal mehr aufschreien , als der große Mabari auf mich zustürmte und mich zu Boden riss.

Die verbleibende Luft wurde mir aus den Lungen gepresst und ich spürte wie die Zunge des Hundes, über mein Gesicht leckte.

Ich starrte den Mabari an, der mich glücklich anbellte.

Er war schwer, verdammt schwer. Mühsam versuchte ich ihn von mir zustoßen, doch er war viel zu schwer.

Ich japste nach Luft und mit einem Ruck verschwand plötzlich das enorme Gewicht und ich zog gierig die benötigte Luft ein. Vor meinen Gesicht tauchte plötzlich Morrigan auf.

"Ihr habt einen fragwürdigen Geschmack." kam es schnippisch von der Hexe und ich setzte mich gierig einatmend auf.

Gütiger Erbauer!

Ich erblickte Alistair, der den Hund an seinem Geschirr festhielt und zu mir sah.

"Alles in Ordnung?"

Ich nickte knapp und stand dumpf stöhnend auf. Mein armer Rücken!

"Der Flohteppich ist auferstanden." sprach Morrigan und fixierte mit undefinierbaren Blick. den Mabari.

Ich fuhr mir durch mein zerzaustes Haar und musterte den bellenden Hund. Es schien ihn wirklich gut zu gehen.

"Ich glaube er hat euch erwählt. Mabari verhalten sich so, das nennt man Prägung." sprach Alistair.

Er hat mich erwählt? Ich besah mir den Hund, wie er mit seinem kurzen Schwanz eifrig wedelte und mich ansah.

Sofort fing ich an zu Strahlen. "Ich wollte schon immer einen Mabari!" Besagter Hund bellte glücklich. Ich grinste und tätschelte ihn wieder den Kopf.

Alistair ließ den Mabari los und sofort stieß der Hund mich an und brachte mich fast wieder zu Fall.

Morrigan sah grimmig drein.

"Und nun haben wir einen Hund. Und Alistair ist immer noch der dümmste in der Gruppe."

Sofort drehte dieser sich zu Morrigan um und sah sie verärgert an.

"Könnt ihr vielleicht mal die Klappe halten und in ein Gebüsch gehen und dort sterben? Vielen Dank."

Ich musste kurz grinsen. Es liegt Liebe in der Luft.

"Komm, Hasso!" sagte ich strahlend zu meinem neuen Hund. Sofort drehten sich die Hexe und der Templer perplex zu mir.

"Hasso?" wiederholte Alistair.

Ich grinste. "Lange Geschichte. Mir gefällt der Name."

Ich wandte mich an Morrigan. "Wie weit müssen wir noch laufen, bis wir Lothering erreichen?"

Die Hexe sah mich kurz abschätzend an. "Fünf Tage wenn wir jetzt loslaufen und in der Früh auch zeitig genug loslaufen."

Ich nickte und packte alles zusammen."Dann los! Auf geht's!"

Ich will meinen Käse...

Motiviert sah ich die anderen an. Morrigan zuckte nur kurz mit den Schultern und packte nun ebenfalls alles zusammen. Ich half Alistair schnell beim Zusammenbau seines Zeltes. Geschickt faltete ich es zusammen.

Als alles gepackt war, gingen wir zügig weiter.

Hasso lief fast immer neben mir, außer er erleichterte sich gerade an einem Baum. Ich musterte kurz nochmals seine kräftige und muskulöse Statur. Ein starker Hund. Er wird bestimmt länger überleben als sein Namensvetter.

"Eure Mutter ist Flemeth." stellte Alistair fest und ich sah kurz über meine Schulter. Was sollte denn diese Frage?

"Scharf kombiniert, Kirchenjunge." kam es kühl von Morrigan und ihre dämonisch wirkenden gelben Augen fixierten Alistair.

"Der Hund ist trotzdem klüger."

Glückliches Bellen war zu hören.

"Wo sind dann eure Schwestern? Laut den Legenden, soll Flemeth unzählige Töchter haben."

Interessiert lauschte ich mit. Stimmt, wir sind nur Morrigan begegnet.

Die junge Hexe schwieg einen kurzen Moment. "Keine Ahnung, ich bin nie einer begegnet."

Ich lachte kurz auf. "Vermutlich hat Flemeth sie alle aufgegessen."

Alistair stimmte in mein Lachen mit ein und Hasso bellte laut.

Morrigan jedoch schwieg.
 

Nach genau fünf Tagen kamen wir endlich in Lothering an.

Es wurde auch höchste Zeit, den Alistairs Käse war längst alle.

Wir gingen den Kaiserlichen Hochweg entlang und ich erblickte schon ein paar Hütten.

Doch zu meiner großen Verwunderung, erblickten wir etwas weiter vorn, mehrere bewaffnete Männer.

Hasso knurrte böse und Alistair flüsterte mir leise etwas ins Ohr. "Das sind Wegelagerer."

Ich nickte knapp und die besagten Banditen Wegelagerer standen bereits vor uns. Ihr Anführer grinste uns amüsiert an und seine Kumpanen sahen grimmig drein.

"Sieh an, eine weitere Gruppe Reisender die unsere Aufmerksamkeit benötigen. Und dann auch noch mit zwei reizenden Damen."

Er sah Morrigan und mich kurz musternd an. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Mensch grimmig an.

Plötzlich wandte er sich Alistair zu.

"Zwei Silberlinge beträgt der Wegzoll. Wenn ihr wollt, könnt ihr aber auch mit den Damen bezahlen."

Ich blickte ihn finster an und kam einen Schritt näher.

Er sah mich amüsiert an. "Was für eine niedliche Elfin."

Niedlich? Dem werd ich zeigen, was niedlich ist...

Ich trat ihm Kraftvoll auf seinen Fuß und gab ihm einen Kinnhaken.

"Geb und sofort dein Geld!" sagte ich drohend. Er hat bestimmt einiges eingenommen.

Der kurz überraschte Räuberhauptmann taumelte kurz zurück und strich sich über sein schmerzendes Kinn. Er fluchte und sah mich böse an. "Was zum...?!"

Er wollte gerade auf mich losgehen, als einer seiner Kumpanen plötzlich anfing langsam und träge zu sprechen.

"Boss, ich glaube das sind keine einfachen Reisenden."

Ich nickte sofort eifrig, Hasso bellte, Morrigan blickte so eisig wie immer und Alistair sah den Räuberhauptmann fest an.

"Erzähl doch nicht! Alle Soldaten sind gestorben...und falls es Graue Wächter wären, würden die ja nicht hier langspazieren! Nicht bei dem Kopfgeld, welches auf sie ausgesetzt ist !"

Sofort wurde ich Hellhörig. Kopfgeld? Der Räuberhauptmann gab plötzlich das zeichnen uns anzugreifen.

Morrigan lachte kurz kühl.

"Ihr wagt es euch, sich uns in den Weg zu stellen?" Sie hob ihren Zauberstab und plötzlich entstand eisige Kälte. Sofort sprang ich zur Seite.

Ein großer eisstrahl kam aus ihrem Zauberstab und ein Großteil der Banditen war eingefroren.

Hasso überwältigte einen Banditen, ich rammte einen anderen Banditen mein Dolch in den Hals und Alistair schlug einen anderen mit seinem Schild K.o.

Nun stand der Hauptmann allein da und riss geschockt die Augen auf.

"Euer Freund hatte recht, wir sind keine einfachen Reisenden." sprach ich grinsend und wischte mir das Blut aus dem Gesicht.

Er stotterte und wollte etwas sagen, doch es kam nichts.

Ich hielt ihn meinen Dolch an die Kehle und musterte ihn kurz.

Der war ja total verstört. Hoffentlich gibt er mir noch die richtigen Informationen.

"Also...ihr erwähntet die grauen Wächter, Shem. Erzählt mir mehr."

Er glotze mich mit großen Augen an.

"Teyrn Loghain hat ein Kopfgeld auf die grauen Wächter ausgesetzt. Sie sollen den König in der Schlacht um Ostagar, im Stich gelassen haben."

Alistair, der neben mir stand, zog plötzlich scharf die Luft ein und ich schmunzelte kurz.

Loghain schiebt also uns die Schuld in die Schuhe.

Was für ein Feigling. Ein feiger, erbärmlicher Feigling.

Ich sah kühl zu dem Räuberhauptmann, auf dessen Stirn ich bereits den Schweiß hinab laufen sah.

Widerlich.

Ich drückte den Dolch fester gegen seine Kehle.

"Wo ist euer ergaunertes Gold?" fragte ich lauernd.

Er sah mich mit großen, ängstlichen Augen an. "D-da hinten in den Kisten. Ihr könnt alles haben, wenn ihr wollt! L-lasst ihr mich jetzt gehen?" fragte er hoffnungsvoll den letzten Satz.

Ich sah in seine Augen.

"Nein."

Ich schlitze ihm die Kehle auf und er fiel gurgelnd zu Boden. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei.

Ich spürte Alistairs bohrenden Blick in meinem Nacken. Morrigan lachte plötzlich vergnügt auf.

"Gut gemacht, Kallian. Ihr seid ja gnadenloser als erwartet."

Skeptisch sah ich zu ihr und stieß eine der Kisten auf, in den sich ein kleiner Berg Münzen stapelte.

"Wieso gnadenlos? Der hat doch nichts anderes verdient."

Ich stopfte die Münzen in meine Tasche und sah nun zu Alistair.

"Wenn Loghain eine Belohnung auf uns aussetzt, weiß er das einige graue Wächter überlebt haben. Oder er vermutet es zumindest."

Alistair nickte leicht.

"Ja...er weiß das wir überlebt haben. Irgendwie."

Ich blickte kurz Richtung Lothering. Wenn die Banditen von dem Kopfgeld wussten, wissen es auch die Dorfbewohner.

Ich knabberte kurz nachdenklich auf meiner Unterlippe. Ich hatte Bilder vor Augen, das wird in dem Dorf mit Mistgabeln und ähnlichem beworfen werden.

Wie unschön.

Morrigan betrachtete ebenfalls das Dorf.

"Wenn wir uns unauffällig verhalten, werden die Leute nichts bemerken." sprach der junge Templer.

"Oder, wir verschrecken sie zu Tode und dann lassen sie uns auch in Ruhe." argumentierte die Hexe.

Ich überlegte kurz. Klang beides gut. Ich sah zu Alistair. "Wir verhalten uns Unauffällig, wenn sie trotzdem Wind davon bekommen das wir Wächter sind, schlagen wir sie nieder."

Er nickte knapp. Ich sah nochmals kurz ins Dorf. Sehr viele Menschen standen an den Straßenrändern und sammelten sich auf den vereinzelten Grünflächen.

Vereinzelt konnte ich einige Templer entdecken. Überall waren Flüchtlinge.

Ich seufzte kurz. Hoffentlich haben die überhaupt Vorräte.

Wir blieben kurz am Dorfrand stehen und ich sah meine Gefährten an.

"Wir teilen uns auf, dann fallen wir weniger auf." Alistair nickte kurz und Morrigan sah skeptisch drein.

"Ihr überlasst der jüngeren die Führung, obwohl ihr der dienstältere seid?" sprach sie spöttisch an Alistair gerichtet.

"Wollt ihr damit sagen, das ich mich gerne Unterordne? Genau so ist es."

Morrigan lachte nur gehässig.

Ich bin die Anführerin unseren kleinen Gruppe? Ich starrte Alistair verwirrt an.

"Ihr überlasst das alles mir??"

Der Templer nickte kurz. "ich weiß nicht, wo wir zuerst hingehen sollte. Ich bin ein schlechter Anführer. Aber ich folge euch."

Verdattert glotze ich ihn an. so einfach ist das also? Ich schnaufte kurz. Ganz toll!

Alles bleibt also bei mir hängen! Ich bin nur froh, wenn die ganze Sache schnell beendet ist. Die Verträge weitergeben und Ende!

"Morrigan ihr sucht nach einer Unterkunft. Alistair hört sich etwas im Dorf um. Vielleicht weiß hier ja jemand etwas wichtiges. Ich und Hasso werden Vorräte besorgen."

Kurzes Schweigen. "wie ihr meint." sprach die Sumpfhexe kühl und ging ins Dorf. Ich nickte Alistair kurz zu, der nun der Hexe mit einigem Abstand folgte.

Seufzend tätschelte ich dem Hund den Kopf.

"Na los, gehen wir."

Weib, Alkohol und Gefangener

Ich lief aufmerksam durch die überfüllten Straßen, des kleinen Dorfes. Überall waren Flüchtlinge und hatten ihre kümmerlichen Zelte aufgestellt. Ihr Hab und Gut meist nur das, was sie noch tragen konnten.

Die Menschen fliehen vor der dunkeln Brut. Kritsch wurde ich beäugt, als ich an einer kleinen Gruppe von Menschen vorbei ging. Entweder starrten sie, weil ich eine Elfin bin, oder sie wissen das ich ein Grauer Wächter bin und wollen die Belohnung kassieren.

Ach, dumme Shems! Das wissen die niemals!

Ich ging eilig weiter und erblickte weiter vorne einen Karren vor dem drei Männer standen. Die Männer stritten sich gerade mit einer Kirchenschwester. Das müssen Händler sein!

Ich stand vor den Streithähnen und bekam mit, wie der große Kerl die Kirchenschwester grob wegschubste.

"Geht und aus dem Weg, Schwester! Wir können unsere Preise erhöhen wann wir wollen, und wie wir wollen!"

Die ältere Kirchenschwester sah erbost zu dem Mann. "Ihr bringt die Leute um ihr letztes Hab und Gut!"

Ich hörte den beiden zu und streichelte nebenbei über Hassos Kopf.

Verstehe, er schlägt Kapital aus dem Not der Leute. Wie clever. Einer der Männer musterte mich kurz und ich sah ihn ebenfalls an. Hasso fletschte kurz die Zähne und der verschreckte Mann, wich zurück.

Ich grinste Hasso amüsiert an. "Brav!" Er sah mich schwanzwedelnd an.

Der große Kerl sah mich brummig an und schien uns endlich bemerkt zu haben. Er drehte sich zu mir und sah mich abwertend an.

"Was ist Elf? Ich habe nichts für Bettler!"

Ich sah ihn böse an. Verfluchter...! Aber jetzt bloß keine Aufmerksamkeit erregen! Das wäre unpassend.

Ich holte 15 Silberlinge aus meinem Geldbeutel. Das Geld, welches ich dem Räubern abgenommen hatte. Nun hatte es wenigstens noch eine gute Verwendung.

"Gebt mir Proviant! Und wehe das ist irgendein Fraß, den ihr den Tieren vorwirft!"

Er besah sich skeptisch das Geld. Die anderen beiden Männer tuschelten kurz miteinander. Wahrscheinlich dachte er, ich würde ihn betrügen. Oder noch schlimmer, ich hätte das Geld geklaut.

DAS würde dann wiederum für Aufmerksamkeit sorgen. Mist!

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte so gelassen wie möglich zu den Männern zu blicken. Hoffentlich posaunt er nicht seine Vermutungen hinaus. Schließlich würden die Leute hier, eher einen Mensch als einer Elfin glauben. Ach eigentlich ist es ja überall so.

Er grinste mich plötzlich an und wies seine Männer an, mir die Vorräte einzupacken.

"Noch irgendwelche Wünsche?" fragte er belustig und ich musste schmunzeln.

"Käse." sprach ich schnell. Alistair hatte ja keinen mehr, außerdem hatte ich ihm versprochen welchen zu besorgen.

Ich dachte kurz nach und fügte dann noch schnell hinzu: "Und etwas für meinen Mabari."

Hasso bellte sofort glücklich und ich strich ihm lächelnd über seinen Rücken. Als ob er mich verstanden hätte, erstaunlich.

Die Kirchenschwester stand daneben und ging dann Kopfschüttelnd ihres Weges.

Der Händler hatte meinen Proviant in einen großen Sack gepackt. Er grinste wieder und musterte mich kurz. Ich nahm den Sack und ging dann einfach.

Wenigstens müssen wir die Reise jetzt nicht mit knurrenden Mägen und trocknen Kehlen weiterführen.

Trotzdem...ich schielte kurz noch einmal zu dem Shem. Seltsame Menschen. Einfach nur seltsam.

Ich zählte mein Geld schnell nach. Ich hatte genau noch fünf Silberlinge. Nicht sehr viel. Aber es war mehr, als wir je im Gesindeviertel hatten.

Ich seufzte kurz und hörte plötzlich ein Schluchzen. Ich sah auf und entdeckte nicht weit von mir entfernt, einen kleinen rothaarigen Jungen weinen.

Er war ganz allein und saß auf dem dreckigen Boden. Verweint sah er sich immer wieder um und schluchzte. Doch die Menschen gingen achtlos an ihm vorbei und würdigten ihn keines Blickes, waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt.

Ich sah ihn eine Zeitlang an.

Sollte ich....? Was denke ich da überhaupt?! Das ist doch nur ein dummes Menschen Gör! Wenn kümmerts!

Ich ging murrend an dem Kind vorbei und hörte ihn wieder schluchzen.

Beim Erbauer!

Innerlich frustriert seufzend, ging ich nun doch zu dem Kind. Als ich vor ihm stand, sah ich auf ihn hinab und der Junge sah weinend zu mir auf. "Hast du...meine Mutter gesehen?"

Er war vollkommen verdreckt.

Ich schüttelte nur den Kopf und musterte sein verschmutztes Gesicht. Menschen...

Er schluchzte wieder auf und sah sich dann hilflos um. Die Dorfbewohner gingen einfach an ihm vorbei, waren mit ihren eigenen Problem beschäftigt.

Ich ging in die Hocke und sah das Kind ruhig an.

"Wo hast du deine Mutter zuletzt gesehen?"

Bei Andrastes fauligem Atem...ich helfe einem Menschenbalg!

Er sah mich an und überlegte kurz. "Sie war hinter mir, als die bösen Männer kamen. Sie war direkt hinter mir, als wir zum Dorf rannten. Sie rief noch zu mir ich soll ins Dorf rennen und dort auf sie warten." Wieder schluchzte er und Tränen rannen über sein Gesicht.

"Mutter ist immer noch nicht da."

Diese verdammten Banditen. Sie haben bekommen was sie verdient haben, nämlich ihren Tod.

Bastarde...

"Ich glaube nicht, dass sie noch kommen wird." sagte ich ruhig.

Der Junge sah mich verwirrt an und Tränen sammelten sich erneut in seinen Augen.

Ich stand auf und kramte kurz in meinem Geldbeutel. Schnell zog ich die verbliebenden fünf Silberlinge heraus und legte dem Kind einen Silberling in die Hand.

"Hol dir etwas zu Essen hinten bei den Männern mit den Karren. Sollten sie dir nichts geben wollen, sag ihnen mein Hund ist hungrig."

Hasso bellte kurz.

Der Junge sah mich perplex an und dann den Silberling in seiner Hand.

Kurz sah ich mich um. Nicht weit entfernt konnte ich eine Kirche erkennen. Keine Befestigungsanlagen, Hauptsache aber eine Kirche. Typisch.

Ich sah wieder zu dem Kind. "Dann gehst du in die Kirche. Dort hast du erst mal Unterschlupf."

Der Junge nickte zaghaft und sah zu meinen Ohren. "Bist du...eine Elfin?"

Ich wollte ihm erst schnippisch antworten, entschied mich aber dagegen. Er hat seine Mutter verloren. Da muss ich ihn nicht auch noch verschrecken.

"Ja...haben mich meine Ohren verraten?" Ich lächelte zögerlich.

Der Junge lachte kurz auf und stand nun endlich auf. "Ja! Du...bist die netteste Elfin, die mir je begegnet ist. Vater sagte, alle Elfen sind gemein. Du aber nicht."

Ich wusste nun ehrlich gesagt nicht, ob ich mich freuen sollte, oder vor Scham im Boden versinken sollte. Die netteste Elfin! Und das sagt ein Mensch. Erbauer...

Er zögerte kurz, dann umarmte er meine Hüfte und sah mich mit großen, verheulten Augen an.

"Vielen Dank."

Ich musste kurz schlucken und strich etwas unbeholfen über den Kopf des Kindes.

"Schon gut...hol dir jetzt etwas zu Essen."

Er nickte sofort eifrig und rannte zu den Karren.

Dort stand bereits eine Person mit Umhang.

Seine Kapuze verdeckte sein Gesicht. Die drei Männer beäugten den fremden skeptisch.

Ich sah wieder zu dem Kind. Er wirbelte aufgeregt um den Karren herum. Anscheinend hatte er großen Hunger und konnte es gar nicht abwarten, endlich an der Reihe zu sein.

Einen der Männer wurde es zu viel und er schubste den Jungen in den Matsch. Sofort fing er an zu weinen.

Hasso knurrte böse und ich nickte leicht. Alles klar.

"Komm Hasso, du hast sicher Hunger."

Ich lief eilig zu den Karren und blieb neben dem Fremden mit der Kapuze und Umhang, stehen.

Der große Shem musterte mich wieder amüsiert.

"Was vergessen, Schätzchen?"

Ich lächelte ihn zuckersüß an.

"Ja, dir eine reinzuhauen." Hasso knurrte böse und der Mann stutze kurz verwirrt.

Schnell versteckte sich der kleine Junge hinter meinem Rücken.

Neben mir hörte ich plötzlich ein leises, dunkles Lachen.

Ich sah kurz skeptisch zu dem Vermummten, dann wandte ich mich wieder dem groß0en Shem zu.

"Gebt dem Jungen etwas zu Essen, er hat auch Geld dabei."

Der halbe riese zog grinsend die Augenbrauen hoch. "Das will ich sehen."

Ich schob den Jungen hinter meinen Rücken hervor und nahm ihm den Silberling aus seiner Hand.

"Hier!" Ich knallte das Geldstück auf den kleinen Tisch, welcher vor den Karren stand.

Der Tisch knarrte gequält unter dem Aufschlag. Ein böses Grinsen stahl sich auf den Gesicht, meines Gegenübers.

"Das kostet extra."

WAS?! Ich lehnte mich über den Tisch und sah den Shem wütend an. "Er hat Geld, also gibt ihm etwas zu Essen." knirschte ich böse.

Der Shem jedoch grinste nur belustigt. "Ich kann meine Preise erhöhen wann und wie ich will."

Kalte Wut kochte in mir hoch. Meine Hand zuckte kurz und ich war drauf und dran, meinen Dolch zu zücken und diesen Menschen einfach aufzuschlitzen. Bedauerlich wäre es definitiv nicht.

Der fremde neben mir, packte den Mensch plötzlich am Kragen und zog ihn halb über den Tisch. Entsetzt schrie dieser auf und spürte plötzlich kalten Stahl an seiner Kehle.

"Oh, ihr macht doch dieses Mal eine Ausnahme, mein Freund."

Verdutzt sah ich zu ihm. Sein Gesicht konnte ich immer noch nicht sehen, doch seinen Arm, welcher braungebrannt war.

Außerdem sprach er mit leichten Akzent und rollte das R. Fast klang es wie ein Schnurren.

Ich verdrängte schnell den letzten Gedanken und blickte zu dem ängstlichen Shem.

Er geriet leicht in Panik. "N-natürlich mein Herr! I-ihr bekommt sogar Rabatt!"

Ich verzog kurz das Gesicht. Wiederwertig. Sofort ließ der Unbekannte den Menschen los und der Dolch in seiner Hand verschwand genauso schnell wie er aufgetaucht war.

Ich schielte neugierig zu ihm. Wer, bei Andarste, ist das? Er kommt bestimmt nicht von hier.

Der Mensch packte schnell einiges zusammen. "Ach, und vergesst das Kind nicht." sprach ich gelassen.

Der Shem sah mich wütend an und ich rammte zu Abschreckung einen Dolch in den wackelnden Tisch.

Sofort halfen ihm die anderen beiden Kerle.

Geht doch. Dumme Menschen.

Ich hörte den Fremden wieder kurz belustigt lachen. Grummelnd drehte ich mich zu ihm und sah ihn skeptisch an.

"Was ist denn schon wieder so lustig?"

Ich konnte weiße Zähne unter der Kapuze aufblitzen sehn.

"Wie lebhaft." Ich sah überrascht zu ihm und grinste dann aber kurz.

"Wie diplomatisch." konterte ich. Hätte mir eigentlich auch einfallen müssen den Händler zu bedrohen. Naja, beim nächsten Mal.

Ich steckte den Dolch wieder ein und bemerkte das der Mensch verärgert das Essen auf den ziemlich ramponierten Tisch knallte.

"Jetzt verschwindet alle. Los!" Ich nahm das Essen und gab es dem Jungen.

"Los, ab zur Kirche." befahl ich dem Kind und es gehorchte prompt. Sehr gut erzogen.

Ich sah ihm kurz nach und seufzte leise. Hoffentlich wird seine Zukunft nicht allzu miserabel.

Ich spürte bohrende Blicke in meinem Rücken und drehte leicht meinen Kopf um.

Der Fremde beäugte mich grinsend. Wieder erblickte ich seine weißen Zähne.

Er schritt auf mich zu und blieb neben mir stehen. Leise raunte er mir etwas ins Ohr.

"Gar nicht mal so schlecht, für so ein kleines Energiebündel. Aber beim nächsten Mal lässt du die Arbeit lieber gleich mich machen. Ich kann ja nicht immer da sein, um deinen hübschen Hintern zu retten. Wie bedauerlich."

Ich lief knallrot an und starrte zum Teil entsetzt und verwirrt in seine Augen. Doch ich konnte nur zwei schwarze Punkte erkennen und wieder dieses verruchte grinsen.

"I-ich...ihr?!" fing ich an.

"Kallian!"

Verschreckt sah ich auf und erblickte Alistair, der auf mich zulief.

Neben ihn lief ein anderer Mann in Rüstung, ein Ritter.

"Ich..." schnell sah ich zur Seite, doch der Fremde war verschwunden.

Ehh...ich schüttelte kurz ungläubig den Kopf und Alistair stand bereits vor mir.

"Kallian, das ist Ser Donall, ein Ritter aus Redcliffe. Er hat interessante Neuigkeiten."

Oh, ich sah den Mann an. "Dann schießt mal los."

Er musterte mich kurz aufmerksam. "Seid ihr etwa auch ein Grauer Wächter?"

Ich nickte leicht. Ist das denn so schwer zu glauben?

"Ja...also was ist?"

"Wie von Alistair bereits erwähnt, komme ich aus Redcliffe. Viele Ritter wurden ausgesandt um die Urne der heiligen Asche zu suchen, denn der Arl ist schwer Krank. Eine Unbekannte Krankheit hat Arl Eamon ergriffen und er ringt mit seinen Leben. Ich hatte gehofft in der Bibliothek der Kirche etwas zu finden was mir den Weg zur Urne zeigt, aber es war nichts zu finden." sprach er ruhig.

Der Arl von Redcliffe ist krank?

"Wie lange ist der Arl schon krank?" fragte ich und der Ritter überlegte kurz.

"Schon vor der Schlacht um Ostagar."

Wie passend unpassend.

Alistair sah mich an "Der Arl hätte sich bestimmt öffentlich gegen Loghain gestellt, schließlich war König Cailan sein Neffe."

Oh...sein Neffe.

Ich sah nachdenklich zu Boden und verschränkte die Arme vor der Brust.

Was für ein Unglück das der Arl krank wird, der König stirbt und Loghain nun wahrscheinlich nach der Krone greift. Schließlich ist er der Vater der Königin.

Das passt alles irgendwie.

Der Ritter sah auf. "Alistair ich muss jetzt weiter, der Zustand des Arls wird von Tag zu Tag schlechter."

Der junge Templer nickte kurz. Ich sah schnell auf.

"Moment! Könnt ihr mir über diese seltsame Urne erzählen? Was soll diese Asche eigentlich bewirken?"

Der Ritter seufzte kurz, anscheinend musste er die Geschichte schon öfters erzählen.

"Die Urne soll die heilige Asche von Andraste beinhalten, die Braut des Erbauers. Andrastes Asche soll jede Krankheit heilen können. Irgendwo in Ferelden soll sie versteckt sein."

Andrastes Asche? Das klingt nach einem Märchen. Als ob die Asche einer toten Frau, Wunder vollbringen könnte. Pah!

"Die Kirche erzählt viel..." fing ich an, doch der Ritter schritt mir gleich dazwischen.

"Es ist die einzige Hoffnung die uns bleibt. Was sollen wir sonst unternehmen? Magie hilft nur bedingt."

Ich verzog kurz skeptisch das Gesicht. Wahrscheinlich haben die einfach nur die falschen Magier.

Magie kann doch vieles bewirken. Dann wird Magie bestimmt auch einen alten Mann retten können.

Der Ritter klopfte Alistair kurz auf die Schultern und ging dann los.

Ich sah ihm kurz nach. Seltsam...

"Der Ritter scheint euch gut zu kennen. Ich dachte ihr seid in einer Kirche aufgewachsen?"

Neugierig sah ich zu ihm auf.

Er grinste kurz schelmisch.

"Oh, habe ich das nicht erzählt? Vorher wurde ich von sabbernden Hunden aufgezogen. Aus Anderfels. Ein ganzes Rudel."

Ich überlegte kurz, dann grinste ich amüsiert.

"Verstehe. Die hatten es sicher nicht leicht mit euch gehabt." Alistair versuchte reumütig zu schauen.

"Naja sie konnten fliegen. Sie waren überraschend strenge Eltern und fromme Anhänger von Andraste."

Ich nickte sofort und sah ihn nachdenklich an.

"Aha! Aufgezogen von frommen Hunden. Verstehe."

Alistair grinste amüsiert. "Oder habe ich das nur geträumt? Man hat schon seltsame Träume, wenn man auf kalten, harten Boden schläft, nicht wahr? Geht es euch genauso?"

Ich grinste ihn frech an. "Absolut. Ich komme da auf...die wildesten Phantasien."

Alistair sah mich perplex an und ich prustete laut los.

Er war wirklich unglaublich!

Morrigan kam plötzlich um die Ecke gestürmt und sah uns eisig an.

Fast wäre mir das Blut in den Adern gefroren, doch es bildete sich lediglich eine Gänsehaut auf meiner Haut.

"Die Taverne ist restlos überfüllt. Lothering ist verloren, wir sollten uns sofort auf den Weg machen."

Oh, wie überraschend.

Ich seufzte kurz und strich mir durch mein rotes Haar.

"Bevor wir uns den nächsten Marsch antun, bin ich dafür das wir erst einmal etwas trinken."

Ich blickte in die Runde und keiner schien etwas dagegen zu haben.

"Wenn wir etwas zu trinken bekommen. Die Taverne ist überfüllt."

Ich winkte ab und ging los. "Wir bekommen bestimmt noch einen Platz."

Ich kramte in meiner Tasche und suchte nach dem restlichen Geld. Als ich das Geld rausholte, stutze ich. Nur noch drei Silberlinge?

Das...ich überlegte angestrengt.

Ich hatten einen Silberling dem Kind gegeben und dann...? Der Fremde! Er hat mich beklaut!

Ich wurde kurz Rot und sah gefrustet zu Boden.

Bei Andrastes Unterwäsche! Alistair sah mich fragend an.

"Stimmt etwas nicht?"

Ich knirschte kurz wütend mit den Zähnen und ging Zielstrebig Richtung Taverne.

"Alles in Ordnung! Gehen wir jetzt endlich etwas trinken."

Morrigan sah mich kurz skeptisch an und folgte mir dann schließlich.

"Wurdet ihr etwa beraubt?"

Verdammtes...!

Ich stieß grummelnd die Tür auf . Die vielen Menschen starrten uns ängstlich und auch neugierig an. Ohne sie eines Blickes zu würdigen setzte ich mich an die Theke und sah den Shem, mir gegenüber, giftig an.

Ich legte ihm drei Silberlinge hin und Alistair setzte sich neben mich. "Bier, bitte."

Morrigan setzte sich auf den Hocker neben mir und sah kühl zu einem der Männer, der sie musterte. Sofort verschwand der Shem in einer dunklen Ecke.

Der Wirt stellte uns jeweils einen großen Krug Bier hin. Ich nahm sofort einen großen Schluck.

Alarinths Bier schmeckte besser. Seufzend stellte ich den Krug weg und sah überrascht zu Morrigan.

Sie hatte ihren Krug bereits zur Hälfte geleert.

"Wie gehen wir eigentlich nun weiter vor, Wächter?" fragte die Sumpfhexe gelassen.

Ich starrte nachdenklich in den weißen Schaum. Kleine Blasen platzten allmählich.

Gute Frage.

Ich wusste es nicht wirklich. Ich kramte eine alte Landkarte aus meinen Beutel und legte sie hin.

Alistair beugte sich zu mir runter und betrachtete die vielen, dunklen Flecken auf dem, zum Teil stark eingerissenen, Papier.

"Wir brauchen eine neue Karte." murmelte er nachdenklich. Ich nickte knapp und trank mein Bier.

Alarinth war schon immer ein alter Knauser. Viel zu geizig, mir eine neue Karte mitzugeben.

Ich stellte den leeren Krug ab und gab dem Wirt ein Zeichen, mir nachzufüllen.

Morrigan lehnte sich leicht zurück. "Wir sollten nach Denerim gehen und Loghain aufspüren."

Alistair sah die Hexe giftig an.

"Natürlich! Wir drei, gegen eine ganze Armee!" Morrigan wollte gerade etwas erwidern, doch ich sprach dazwischen.

"Hey, wir haben noch Hasso."

Ich grinste Alistair an und nahm wieder einen großen Schluck.

Der junge Templer sah mich verwirrt an. Morrigan bestellte sich derweil ein weiteres Bier.

Nachdenklich sah ich auf die ramponierte Karte. Loghain in Denerim stellen? Nein, das geht wirklich nicht. Dort soll sich seine Armee sammeln, schließlich hat jeder mächtige Adlige ein Anwesen in der Hauptstadt. Ich wusste es nur zu gut...

Ich seufzte, als mir wieder die Erinnerungen an diesen kleinen perversen Lord hochschwappten und ich nahm eilig noch einen weiteren Schluck von meinem Bier.

Alistair war für Redcliffe. Aber der Arl war ja angeblich krank.

Ich seufzte wieder. Bestimmt lag er einfach nur mit einer schlimmen Krippe im Bett. Menschen gestalten ja schließlich immer alles gleich so dramatisch.

Ich will mir aber kein Gejammer, eines alten Mannes antun.

Also erst mal kein Redcliffe. Ich überlegte nochmals.

Wer steht denn noch in den Verträgen mit drinnen?

Zwerge, Dalish-Elfen, Magier.

Ich hickste kurz und bestellte mein drittes Bier. Alistair funkelte Morrigan böse an, doch sie lach gehässig.

Mmmmh....

Am nächsten waren die Magier. Ich wollte sowieso mal Magier in Aktion erleben.

Ich lachte vergnügt und nahm wieder einen großen Schluck Bier.

"Wir gehen zuerst zum Zirkel der Magi." lallte ich leicht.

Morrigan und Alistair sahen mich sofort an.

Alistair sah leicht geschockt aus, doch Morrigan funkelte mich nur unheimlich an.

Ich grinste kurz. "Was denn? Schmeckt euer Bier nicht? Ich gebe ja zu, Alarinths Bier ist viel..."

Doch weiter kam ich nicht, denn ein Mann stieß0 mich grob von hinten an und ich warf versehentlich das Bier zu Boden. Perplex drehte ich mich um und entdeckte ein dutzend bewaffneter und Rüstung tragender Männer.

Alistair nibbte nochmal an seinem Bier und ich verzog das Gesicht. Ihr Anführer fing an zu sprechen.

"ist das nicht der graue Wächter und die Elfin, nach der schon den ganzen Tag suchen?"

Ich musste kurz dümmlich grinsen. Toll, nach mir wurde gesucht!

"Das sind Loghains Männer!" flüsterte mir Alistair zu und mein Mund formte ein Lautloses. "Oh."

Der Hauptmann funkelte mich böse an. "Loghain will den Wächter Tod, oder lebendig."

Sofort sah er zu Alistair. Ach, mich hielten die gar nicht für einen Grauen Wächter?

Lustig! Ich lachte kurz auf und sprang dann von meinem Hocker.

"Ihr wisst schon, dass Loghain...euch verarscht?"

Der Shem sah verärgert aus und hob drohend sein Schwert.

"Du wagst es, den Teyrn des Lügen zu bezichtigen? Holt mir ihren Kopf!"

"Bitte, meine Herren. Wir können diese Angelegenheit bestimmt friedlich lösen."

Ich sah amüsiert zu der jungen Kirchenschwester, die sich mit ruhiger Stimme in unseren Streit eingemischt hat.

"Ach wenn die kämpfen wollen, nur zu!"

Alistair stellte sich neben mich und zog sein Schwert und Schild. Morrigan saß immer noch auf ihrem Hocker und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Krug.

Mein Mabari knurrte böse.

"Zum Angriff!" befahl der Hauptmann fast brüllend und die anderen Gäste in der Taverne rannten verschreckt raus , oder suchten sich kreischend ein Versteck.

Ich zog mein Schwert und meinen Dolch und wich leicht taumelnd den Schwerthieb eines Soldaten aus. Oder waren es zwei?

Reiß dich zusammen Kallian!

Ich kicherte kurz und rammte meinen Dolch in die Kehle des Angreifers. Er fiel gurgelnd zu Boden. Hasso warf einen Soldaten nieder und ich bemerkte plötzlich erstaunt, dass die Kirchenschwester ebenfalls die Soldaten mit einem Dolch angriff.

Alistair schlug einen weiteren Soldat mit seinen Schwert nieder und Morrigan ließ einen anderen eingefrieren.

Nun stand der Hauptmann ganz allein da und ließ sofort sein Schwert fallen.

"Nein! Gnade! Bitte!"

Die Blutverschmierte Kirchenschwester trat neben mich und sah ruhig zu mir. "Gut, sie haben ihre Lektion bekommen und wir können alle unsere Waffen weglegen."

Ich sah zu dem Hauptmann und langsam ließ die amüsität der Situation nach. Ich steckte meine Waffen weg.

"Überbringt Loghain eine Nachricht." Der Hauptmann sah mich verwirrt an.

"Was soll ich ihm sagen?"

Ich grinste kurz böse. "Die grauen Wächter wissen, was wirklich gesehen ist. Er wird für seine Missetaten sterben."

Der Hauptmann starte uns kurz an und stürmte dann eilig aus der Taverne.

Die Rothaarige junge Kirchenschwester sah mich lächelnd an. "Ich bin dankbar, das ihr ihn verschont habt. Das war gnädig von euch."

Ich seufzte innerlich. Eigentlich wollte ich ja nur, dass Loghain durch diese Nachricht kalte Füße bekommt.

Aber meinetwegen, bin ich eben gnädig.

Ich wurde heute schon als netteste Elfin betitelt. Passt also alles zusammen.

Ich sah die Frau wieder an. "Wo hat eine Schwester der Kirche gelernt, so zu kämpfen?"

Sie lächelte kurz verschmitzt und faltete ihre Hände ineinander.

"Mein Name ist Leliana. Ich bin eine Schwester der Kirche, oder eher ich war es."

Ich nickte leicht. "Nennt mich einfach Kallian."

Leliana musterte unsere Gruppe kurz mit ihren klaren, blauen Augen. Sie wirkte durch ihre kurzes Haar und der kleinen geflochtenen Haarsträhne jünger, als sie wahrscheinlich war.

"Ich möchte mich euch anschließen, ihr seid doch graue Wächter, oder?"

Alistair sah die junge Frau kurz misstrauisch an.

"Ich will euch folgen, denn der Erbauer hat es mir gesagt."

Ich brach sofort in schallendes Gelächter aus.

"Ich weiß...das...klingt verrückt." versuchte Leliana sich etwas unsicher, zu rechtfertigen.

Ich grinste sie amüsiert an. "Na, wenn es der Erbauer sagt. Willkommen an Bord!"

Morrigan schnaufte kurz verächtlich. "Mutter hat sich geirrt. Ihr müsst euch schwer den Kopf angeschlagen haben."

Leliana lächelte mich dankbar an. "Vielen Dank für euer Vertrauen. Ich werde euch nicht enttäuschen."

Ich nickte leicht. Nun ja jetzt waren wir immerhin schon zu fünft. Unsere Gruppe wurde immer größer.

Und je mehr wir sind, desto schneller können wir auch die ganze Sache hinter uns bringen.

Und ich kam wieder Heim.

Wir verließen die Taverne, die nun leicht ramponierter war als zuvor, und ich blickte Leliana wieder an.

"Wir werden jetzt zum Zirkel der Magi gehen. Die Verträge der grauen Wächter, verpflichten verschiedene Gruppen von Ferelden sich gegen die Verderbnis zu vereinen.

Leliana nickte. "Gut."

Ich holte wieder meine alte Karte heraus und versuchte den Zirkel der Magi darauf zu finden.

Leliana zeigte mir den Standort lächelnd.

"Als reisende Bänkelsängerin kann ich euch beim Karten lesen helfen."

Überrascht sah ich sie an.

Eine reisende Bänkelsängerin. "Und wo genau, kommt ihr her?"

Ich hörte wieder einen leichten Akzent heraus, als sie zu sprechen begann. Leliana kommt nicht aus Ferelden.

"Ich komme aus Orlais." Ich zog eine augenraue nach oben. Orlais, das Land das Ferelden noch vor 30 Jahren besetzt hatte. Erst König Maric, der Vater des verstorbenen König Cailan, hatte die Besatzung beendet. Soso...

Ich musterte sie kurz, dann sah ich zu Morrigan und Alistair.

"Wir sollten sofort aufbrechen. Hier gibt es nichts mehr. Proviant habe ich besorgt. Alistair strich sich kurz durch sein blondes Haar.

"Ja, aber müssen wir zuerst zum Zirkel reisen?" kam es zweifelnd.

Ich zuckte nur mit den Schultern. "Ist doch egal, wo wir zuerst hingehen. Der Zirkel liegt am nächsten. Aber danach können wir nach Redcliffe reisen, einverstanden?"

Ich sah Alistair wissen an, aber zu einem kranken Adligen wollte ich eben zuerst nicht. Das Gejammer kann ich nicht hören.

Morrigan jedoch, blickte eisig in die Ferne. Etwas gefiel ihr ganz und gar nicht.

Ich lief einfach los. Zweit das wir gehen, hier sind mir zu viele Menschen. Obwohl, die Gruppe bestand bis jetzt fast nur aus Menschen.

Abgesehen von Hasso und mir.

Erbauer!

Hoffentlich verfalle ich nicht dem Wahnsinn!

Wir verließen das jämmerliche Dorf, bis ich auf einmal ein seltsames Gemurmel hörte.

Ich sah neugierig auf und entdeckte einen großen, dunkelhäutigen Mann mit weißem, geflochtenem Haaren, der in einem Käfig sitzt.

Er trug eine normale Bauernkleidung, die irgendwie nicht zu ihm passte. Er war ziemlich muskulös.

Neugierig blieb ich vor dem Käfig stehen und blickte den Riesen an.

Er unterbrach sein Gemurmel und starrte mich mit seinen lilafarbenen Augen an.

Ich wäre fast etwas zurückgewichen. "Wer seid ihr?" fragte ich. Der Hühne fing monoton an zu sprechen.

"Ich habe euch nichts amüsantes zu erzählen, Elf. Lasst mich in Frieden."

"Wer hat euch eingesperrt?" bohrte ich weiter. Ich wollte unbedingt wissen wer das ist!

"Ich bin in einem Käfig, oder nicht? Eingesperrt wurde ich von der Kirche. Ich bin Sten der Beresaad, der Vorhut des Volkes der Qunari."

Aha...

"Qunari?" Von denen habe ich noch nie gehört.

"Wenn ihr noch nichts von uns gehört habe, ist das eine Unzulässigkeit eurerseits, aber das ist jetzt auch egal. Ich werde bald sterben."

Ich überlegte kurz. Morrigan mischte sich plötzlich ein.

"Er ist bestimmt ein großartiger Kämpfer. wir sollten dieses edle Rasse auf einem Schlachtfeld sterben lassen, und nicht in einem Käfig."

Alistair und ich, sahen sie verblüfft an.

Gnade aus ihrem Munde? Der Templer lachte kurz trocken auf.

"man könnte fast meinen, ihr wärt freundlich."

Die junge Hexe richtete schlagartig, ihren Zauberstab auf die Nase von Alistair.

"Achtung, Kirchenjunge...gleich verwandel ich dich in einen Frosch." sprach sie lauernd und ich konnte deutlich die Vorfreude in ihren Augen aufblitzen sehen.

Ich senkte den Stab leicht und hustete kurz künstlich.

"Jaja, das klingt ja alles ziemlich überzeugend. Wir nehmen den Qunari mit."

Der Hüne sah mich gelassen an. Leliana sprach ruhig zu mir.

"Die Ehrwürdige Mutter hat einen Schlüssel für den Käfig."

Ich seufzte genervt und strich mir eine haarsträhne aus dem Gesicht.

Ich verspürte nicht die geringste Lust, nochmals in das Dorf zu rennen und vor irgendeinem Menschenweib zu betteln. Niemals!

Ich besah mir genau das Schloss, welches den Käfig verriegelte.

Verstehe, das war einfach zu knacken. Ich holte einen dünnen, kurzen eisenstab aus meiner Tasche und steckte sie ins Schloss. Nach kurzem, hin- und her drehen, war das Schloss geöffnet.

Ich grinste zufrieden.

Alistair sah mich überrascht an. "Wo habt ihr das denn gelernt?"

Ich warf das kaputte Schloss weg. "Von der Straße."

Ich öffnete den Käfig und sah Sten fest an.

"Macht ja keine Dummheiten, sonst seid ihr Tod." Der Qunari sah mich gelassen an.

"Ihr könnt es ja versuchen."

Ich grinste kurz. Der gefiel mir! Hasso beschnupperte das neuste Mitglied unsere Gruppe sofort neugierig. Sten erwiderte dazu nichts.

Ich sah dem Kaiserlichen Hochweg entlang und seufzte innerlich. Das wird ein langer Weg zum Zirkel der Magi werden.

Der Zirkel der Magi

Neugierig sah ich über Alistairs Schulter, als dieser gerade etwas zusammenköchelte.

Es roch etwas seltsam.

"Was kocht ihr da, Alistair? fragte ich und rümpfte kurz die Nase.

Er grinste kurz belustigt. "Meine Socken."

Ich wich kurz angewidert zurück, musste dann aber leicht lachen.

"Naja, schaden tut es deinen Socken nicht. Am besten wir lassen Morrigan kosten."

Da sie sowieso gerade mit Leliana unterwegs war, wüsste sie auch nichts davon. Ob sie es allerdings genauso lustig fand wie ich, sei mal dahingestellt.

Ich hörte ein glückliches Bellen und beobachtete wie Sten, anscheinend mit Hasso sprach.

Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Lächelnd sah ich ihnen zu.

Die Sonne ging bereits unter und es wurde deutlich kälter. Die Lederrüstung von Flemeth, war nicht unbedingt sehr Wärmespeichernd. Außerdem waren meine Beine und Arme unverhüllt. Ich seufzte schwer und setzte neben den jungen Templer ans Feuer.

Ich hielt meine Hände zum Feuer gerichtet. Ah, schön warm!

Ich schielte kurz zu Alistair. Sein Seitenprofil kam im Schein des Feuers, ziemlich gut zur Geltung.

Ich musste kurz grinsen, eigentlich sah er auch so, ziemlich vernünftig aus...für einen Shem, versteht sich.

Ah, da kam mir ein Gedanke. Hoffentlich war er nicht allzu Böse.

"Hey, Alistair." Ich rutschte näher an ihn heran und sah ich schelmisch an.

Mal sehen ob er in Wirklichkeit ein wilder Junge war, und einfach nur so nett tat.

Er sah mich fragend an.

"Als ihr in der Kirche wart, habt ihr da nie...?" fragte ich und brach dann doch ab.

War das vielleicht doch zu persönlich?

Und einen Mann danach zu fragen, war sogar für mich etwas Unangenehm.

Wie schön das mir so etwas erst einfällt, wenn es zu spät ist.

Grummelnd sah ich ins Feuer. Wie peinlich!

Ich hörte Alistair plötzlich neben mir lachen.

"Nie? Nie was? Ordentliche Schuhe gehabt?"

Ich schielte leicht böse zu ihm. "Ihr wisst was ich meine." maulte ich und bemerkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.

Verdammte Neugier!

Alistair sah mich belustigt an. "Da bin ich nicht ganz sicher. Nie einen Basilisken gesehen? Nie Fleisch in Aspik gegessen? Nie im Winter an einem Laternenmast geleckt?"

Grummelnd sah ich zu ihm auf. "Jetzt macht ihr euch lustig über mich!"

Alistair schüttelte grinsend den Kopf.

"Lustig über euch, werte Dame? Nichts lege mir Ferner. So sagt mir: Habt ihr je im Winter an einem Laternenmast geleckt?"

Ich sah ihn verblüfft an. Was sollte denn diese Frage? Ich verstand zwar was er meinte, aber...

Ach! Ich seufzte kurz auf. Ich wollte es schließlich wissen, da kann ich auch von mir sprechen.

Ich sah in seine braunen Augen. " Nein, habe ich nicht." sprach ich ehrlich.

Der junge Templer sah mich kurz überrascht an, grinste dann aber schnell.

"Ich auch nicht. Ein junger Rekrut soll es mal probiert haben, war ziemlich schmerzhaft für ihn. Aber irren, ist ja menschlich."

Ich zog eine Augenbraue nach oben. Er auch nicht...? Aber hässlich sah er gar nicht aus...für einen Shem!

Ich musterte ihn kurz. "Hattet ihr nie die Gelegenheit dazu?"

Alistair seufzte kurz und sah ins Feuer.

"Das Leben in der Kirche eignet sich nicht unbedingt für wilde Jungs."

Ich sah ihn weiterhin abwartend an. Alistair bemerkte meinen Blick und sprach eifrig weiter.

"Es ist ja nicht so, als ob ich nicht schon darüber nachgedacht habe. Aber naja..."

Ich grinste kurz und nahm einen Stock. Leicht stocherte ich in die Asche und warf den Stock schließlich ins Feuer.

"Ihr werdet schon jemanden finden. Ihr seid ja schließlich ein vernünftiger Sh...Mensch! Und in der Kirche seid ihr auch nicht mehr. Von daher, steht euch doch alles offen."

Fast Shem gesagt. Erbauer!

Der junge Templer musterte mich kurz nachdenklich und ich sah ihn fragend an. Was will er denn jetzt?

"Und ihr? Warum habt ihr noch nie?" kam es schließlich von den Lippen.

Ich sah ihn kurz perplex an. Ziemlich Neugierig, der Gute. Genau wie ich.

Nachdenklich sah ich ins Feuer. Es flackerte wild und ungezähmt.

"Ich glaube...ich hatte keine Zeit dafür."

Alistair sah mich fragend an.

Ich blickte ihn wieder an und grinste kurz schief.

"Im Gesindeviertel ging es darum zu überleben. Natürlich nur durch Geld. Denn wer Geld hat, kann sich Kleidung und Nahrung kaufen und auch anderes. Ich hatte von früh bis abends gearbeitet, unten an den Docks, um meiner Familie wenigstens etwas kaufen zu können. Obwohl wir nur gerade so über die Runden kamen. Für mich hatte diese ganze Laternenmastgeschichte, eine geringere Bedeutung." Ich schmunzelte kurz und mir fiel noch etwas ein.

"Außerdem sind mir die meisten Elfenmänner aus dem Weg gegangen."

Alistair blickte mich verwirrt an. "Was? Warum denn das?"

Ich grinste amüsiert, als ich mich zurückerinnerte. "Weil die nichts mit einer Schwertschwingenden Unruhestifterin zu tun haben wollen. Ich hatte steht's Ärger bedeutet."

Plötzlich waren Stimmen zu vernehmen und ich blickte Richtung Wald. Leliana und Morrigan tauchten aus der Dunkelheit auf.

Die Hexe sah verärgert aus. "Diese Narren!"knirschte sie mit ihren Zähnen.

Ich stand auf und lief den beiden entgegen.

"Was ist? Was meint ihr denn?" fragte ich etwas verwirrt und bemerkte nun die vielen Blutspritzer auf Lelianas Schwesterntracht.

"Banditen haben uns überfallen." Morrigan machte eine abwertende Handbewegung .

"Diese Narren sind jetzt Tod. Selbst schuld."

Okaaaay...ich beäugte Morrigan noch einmal skeptisch. Bloß nicht zu sehr provozieren.

Ich sah schnell zu Alistair. "Ist das Essen fertig?"

Er nickte. "Ja."
 

Wir aasen alle gemeinsam am Lagerfeuer. Zuerst herrschte Schweigen, aber Leliana brach schnell das Eis, als sie zu erzählen begann.

Als reisende Bänkelsängerin, hatte sie eine riesen Rebortouat an Geschichten.

Es war wirklich spannend ihr zuzuhören.

Inzwischen war es schon spät Nachts und ich gähnte Herzhaft. Es war doch noch, ein schöner Abend geworden.

Ich sah müde zu Alistair, der gerade seinen aufgewaschenen topf wegpackte.

"Es hat doch ganz lecker geschmeckt, trotz der Socken."

Der junge Templer lachte kurz auf.

"Das freut mich. Aber ich hatte sie ja auch vorher schon gewaschen."

Ich kicherte kurz und stand dann auf. Amüsiert sah ich zu dem blonden Mann.

"Schlaft gut, wir sehen uns morgen früh."

Ich rief Hasso herbei und verschwand mit ihm in meinem Zelt.

Ich zog meine Lederrüstung aus, während Hasso sich bereits auf die Decke legte.

Kurz musste ich mit den Zähnen klappern. Verdammt, die Nächte werden immer Kälter! Ich kuschelte mich an meinem Mabari und fiel fast Augenblicklich in einen tiefen Schlaf.
 

Erstickende Schreie, lautes Schluchzen. Ich lief über einen zerfetzten Leichnam und riss ihr den Arm aus. Das knackende Geräusch, klang für mich erquickend. Genüsslich begann ich die Haut abzuziehen und sie dann zu fressen. Gierig schlinge ich es hinunter. Mehr...Ich wollte mehr!

Ich schmatzte laut und genüsslich, während ich dem tiefen Gesang lauschte. Wieder hörte ich ein Wimmern und drehte mich knurrend um. Gierig sah ich zu dem wimmernden Kind und schlug ihm den Schädel ein.
 

Laut keuchend fuhr ich hoch und atmete schnell.

Beim...Erbauer!

Was war das?!

Der schlimmste Alptraum, den ich je hatte. Es fühlte sich so real, so wirklich an.

Mein Puls beruhigte sich langsam und ich ließ mich laut seufzend, zurück auf die Matte fallen.

Es war alles so real...Ich fuhr mit meiner Hand, durch mein verschwitztes, nasses Haar und starrte die Zeltdecke an.

Es wurde schon heller. Der Morgen war angebrochen, oder wird es gleich.

Ich sah zu Hasso, der mich kurz winselnd ansah. Hatte er sich etwa Sorgen gemacht?

Lächelnd sah ich ihn an und kuschelte mich wieder an den großen Hund und kraulte ihn.

"Alles in Ordnung." murmelte ich. Trotzdem...schlafen werde ich jetzt nicht mehr.

Es wurde immer heller draußen und ich dachte kurz nach. Heute geht es zum Zirkel der Magi.

Nur schnell die Unterstützung der Magier einholen und fertig. Kann ja nicht so schwer werden.

Gähnend richtete ich mich wieder auf und zog mir meine Lederrüstung an.

Als ich fertig angezogen war, trat ich verschlafen aus dem Zelt. Hasso folgte mir glücklich bellend und rannte erst einmal kreuz und quer durch das Lager.

Was für ein Eifer am Morgen. Den kann ich nicht teilen.

Ich sah zu Morrigan, die ebenfalls wach war und ihr Zelt abbaute. Es war weit von unserem Lager entfernt.

Warum eigentlich? Kann sie uns nicht leiden? Seltsam...

Ich ging zu ihr und beobachtete sie kurz. "Braucht ihr Hilfe?"

Die Sumpfhexe sah mich argwöhnisch an. "Nein, danke."

Oh...ich zuckte nur mit den Schultern und sah ihr dann einfach zu. Ich hatte im Moment eh nichts besseres zu tun.

Morrigan ignorierte mich komplett. Eine ziemliche Zicke.

Plötzlich mir etwas ein, als ich Hasso erblickte, der gegen Alistairs Zelt pieselte.

Ich schmunzelte kurz.

"Ach und nochmals danke, das ihr Hasso gerettet habt."

Die Hexe hielt inne und sah mich kurz verblüfft an. "Ich...bitte." fing sie zögerlich an und verstaute die verschiedenen Fälschen, in denen seltsame leuchtende Flüssigkeiten waren, in ihrem Beutel.

Ich grinste kurz. "Ihr könnt mächtige Magie wirken lassen. Könnt ihr etwas besonders gut?" fragte ich neugierig.

Morrigan sah mich kurz prüfend an. "Ich bin eine Gestaltwandlerin."

Oh, verblüfft sah ich zu ihr. Sie kann...ihr Aussehen verändern?

"Nur Tiere? Oder, könnt ihr euch auch in Menschen verwandeln?"

Die junge Hexe schüttelte kurz den Kopf. "Ich kann mich nur in Tiere verwandeln. In Menschen, vermag ich mich nicht zu verwandeln."

Nachdenklich nickte ich kurz. Es wäre auch ziemlich unheimlich gewesen. plötzlich mein Spiegelbild vor Augen zu haben. Mit eiskaltem, tödlichen Blick.

Schnell schüttelte ich diesen Gedanken den Kopf und blickte Morrigan wieder an. "In was verwandelt ihr euch am liebsten?"

Hoffentlich nicht in eine...

Morrigan brauchte gar nicht lange zu überlegen. "In eine Spinne."

Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem ganzen Körper und ich wich unbewusst etwas zurück.

Ich HASSE Spinnen!

"Ah...wunderbar." sagte ich freudlos lachend. "Ich wecke nur schnell die anderen, dann können wir weiterziehen."

Ich eilte so schnell es ging davon. Widerliche, behaarte Krabbelviecher! Bäh!

Sten stand plötzlich vor mir und ich erschreckte mich fast zu Tode, als ich beinahe in ihn hineinlief. Erbauer!

Ich sah zu ihm auf und musterte ihn kurz. Trotz dessen, das er mich eher teilnahmslos ansah, in seinen Augen konnte ich etwas erkennen...etwas unberechenbares.

"Wie geht es euch?" fragte ich freundlich. Ein frühmorgendlicher Plausch schadet bestimmt nicht und hebt etwas die Stimmung.

Hoffe ich zumindest...

"Macht ihr euch Sorgen? Das braucht ihr nicht."

Ich stutze kurz. Nicht Sorgen? Er war in diesem Käfig. Ohne Essen und ohne Nahrung.

Ich sah ihn abschätzend an. "Aber ihr wart so lange in diesem Käfig." fing ich an.

"Was habt ihr da eigentlich die ganze Zeit gemacht?"

Sten sah mich einfach nur mit harter Miene an und sprach dann Monoton.

"Wie ihr seht, habe ich darin gesessen."

Verblüfft starte ich ihn an. Das....!

"Ihr...seid...unfassbar!" brach es aus mir heraus. Sten nickte nur knapp. "Bashera! Wir sollten uns auf den Weg machen."

Damit stapfte der halbe Riese los und Hasso lief ihm bellend entgegen.

Ich schmunzelte kurz. Qunari...waren die alle so?

Plötzlich legten sich Hände auf meine Schulter und ich zuckte vor Schreck zusammen. "Wah!"

Ich hörte Leliana kichern und entspannte mich wieder. Beim Erbauer!

Ich schielte grummelnd zu ihr. "Ihr habt mich zu Tode erschreckt."

Die Bardin lächelte entschuldigend. "Das war keine Absicht, wirklich."

Ich drehte mich zu ihr um und musterte sie kurz. "Ihr trag ja immer noch diese Kirchentracht."

Leliana seufzte leise. "Das ist alles was ich habe."

Ach..ich grinste kurz. "Wir finden noch etwas für euch, keine Sorge"

Ich sah zu Alistair, der gerade sein Zelt abbaute. Er sah auch so aus, als hätte er schlecht geschlafen. Seltsam...

Als wir unser Lager abgebrochen haben, liefen wir zügig los.

Sten lief voraus und ich ließ ihm diesen persönlichen Spaß. Er wusste ja wo mir hinmussten.

Wir aßen alle unterwegs Brot und ich besah mir müde die Umgebung. Ein hübscher Wald.

Ich gähnte wieder. Hoffentlich bekomme ich nicht wieder so einen widerwärtigen Alptraum.

Leliana lief neben mir und sah mich neugierig an.

"Wo kommt ihr her, Kallian?" Ich strich mir gerade eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte zu der jungen Frau.

"Aus Denerim. Genauer gesagt, aus dem dortigen Gesindeviertel."

Leliana nickte kurz. "Habt ihr da noch Familie?"

"Ja. Meinen Vater und meine Cousins." Leliana lächelte mich milde an. "Ihr vermisst sie bestimmt, oder?"

Ah...schlechtes Thema. Natürlich vermisse ich sie. Aber ich will vor den anderen nicht als weinerliches, schwaches Elfenmädchen dastehen.

"Schon...aber ich sehe sie ja wieder."

Leliana nickte und wir plauderten den restlich weg zum Zirkel der Magi.

Es machte Spaß ihr zuzuhören. Sie war eine ziemliche Plaudertasche und so herzlich.

So einen Mensch wie sie, habe ich noch nie kennengelernt.

Und das verwirrt mich. Waren Menschen etwa nicht alle gleich?

Ich habe bis jetzt nur widerwärtige Shems kennengelernt. Sadistische, egoistische, brutale...

Ich sah erschrocken auf, als Alistair mich plötzlich ansprach.

"Alles in Ordnung?" fragte er etwas besorgt. Ich nickte sofort schnell.

"Ehm ja...ich hatte nur gerade nachgedacht." sprach ich ehrlich.

Alistair gehörte eigentlich auch nicht zu den Menschen, die ich nur noch Shems nennen konnte.

Ich seufzte kurz. Erbauer...

"Wir sind fast da." Alistair zeigte nach vorn und ich konnte bereits einen gigantischen See erblicken.

Mir klappte das Kinn nach unten und Leliana kicherte kurz. "Das ist der Calenhad-See."

Alistair nickte knapp und ich besah mir mit staunen, das schimmernde Blau des Sees.

Wunderschön.

Wir liefen weiter und ich konnte bereits einen Turm erkennen, der aus dem See hinausragte.

Eine große steinerne Brücke führte zu der kleinen Insel, auf welcher der Turm errichtet wurden war.

Doch die Brücke war Großteils schon zerfallen. Wir könnten also höchstens mit einem Boot, zum Turm gelangen.

Wie aufs Stichwort, sah ich tatsächlich ein kleines Boot, welches an einem alten Steg festgebunden war.

Auf besagtem Steg konnte ich einen Templer entdecken, der unsere Gruppe sofort kritisch beäugte.

Ich sah zu den anderen. "Also die Sache wird bestimmt schnell erledigt sein."

Alistair sah etwas kritisch drein.

"Aber warum steht ein Templer hier, außerhalb des Zirkels?"

Fragend sah ich zu ihm auf. War das etwa nicht normal?

Morrigan fixierte den Turm und ihr Blick nahm arktische Kälte an. Ich wies die anderen an, mir zu folgen und wir standen schließlich vor dem fremden Templer.

Sein Blick war immer noch misstrauisch.

"Was wollt ihr?" Ich sah ihn gelassen an.

"Zum Turm." Er lachte kurz blöd auf.

"Nichts da! Ich darf niemanden in den Turm lassen."

Böse stellte ich mich vor ihm auf und stemmte meine Hände in die Hüfte.

"Wir sind graue Wächter und...!" Doch der Idiot fiel mir ins Wort.

"Ja natürlich....und ich bin die Kaiserin von Orlais."

Ich sah ihn an. Was zum...?!

Alistair trat neben mich und versuchte die Spannung zu entschärfen.

"Aber...wir haben Verträge." Alistair gab ihm die Dokumente und der dumme Templer besah sie sich skeptisch.

Gleich bring ich diesen Shem um...

"Ja und? Was beweist mir das jetzt? Geht los und schlagt ein paar von diesen Kreaturen den Kopf ab, oder so."

Ich zog bereits meinen Dolch und knirschte mit den Zähnen. "Ich schlag dir deinen verblöteten Schädel ab, Shem!"

Der Templer wich kurz erschrocken zurück und ich wollte gerade auf ihn losgehen, als die Hand von Sten auf meiner Schulter ruhte, die mich zurückhielt.

Ich ließ den Dolch sinken und grummelte kurz wütend. Ich darf nicht so schnell aus der Haut fahren!

Aber warum durfte niemand in den Turm? Von außen sah doch alles ganz normal aus.

Es könnte also doch länger dauern.

Ich seufzte genervt auf. Klasse! Ich sah zu den anderen. "Wahrscheinlich wird das nicht so einfach werde, wie ich es mir erhofft habe."

Abwartend sahen mich alle an.

Ich machte eine kurze Pause um nochmal kurz nachzudenken.

"Hier mein Plan: Ich gehe mit zwei, drei von euch in den Turm und wir schauen uns an, was da genau vor sich geht und der Rest geht nach Redcliffe. So sparen wir Zeit."

Morrigan trat plötzlich vor. "Ich werde nach Redcliffe gehen."

Gut, sie war gleich einverstanden. Sten meldete sich mit tiefer Stimme, ebenfalls zu Wort.

"Ich ebenfalls." Hasso bellte und stellte sich neben ihn.

Soso...mein Mabari also auch.

Untreuer Hund!

Ich nickte leicht und sah zu Leliana und Alistair. "Dann gehen wir zu dritt in den Turm."

Schnell drehte ich mich wieder um und sah den dummen Templer drohend an.

"Schafft uns rüber, sonst..." Ich zog angriffsbereit meinen Dolch und ließ ihn leicht in meiner Hand kreisen.

Er trat plötzlich hektisch zur Seite und wir stiegen ins Boot.

Als er uns rüber beförderte, sah ich zu Morrigan und Sten. Doch sie verschwanden im selben Augenblick, hinter einem Hügel.

Ich seufzte und sah zu dem großen Turm hinauf. Hoffentlich war es nur halb so schlimm, wie ich dachte.
 

Wir betraten den Turm und ich sah mich überrascht um. Verletzte Templer lagen am Boden, zwei bewachten schwer Bewaffnet eine große Tür und ein ältere Templer schritt auf uns zu.

Alistair wirkte leicht angespannt und schielte kurz zu ihm.

"Wer seid ihr? Niemand darf den Turm betreten!" fuhr er uns verärgert an.

Leliana sah sich kurz staunend um. In dem kleinen Raum ersteckten sich Säulen und eine Statue von Andraste.

Die Templer wurden ja schließlich auch von der Kirche geführt.

"Wir sind graue Wächter." Ich hielt ihm gelassen die Verträge hin. "Habt ihr die Befehlsgewalt?"

Mein Gegenüber warf nur einen kurzen Blick auf die Dokumente und gab sie mir dann wieder zurück. "Meine Name ist Gregoir. Ich bin der Kommandant der Templer im Zirkel der Magi. Die Wächter rekrutieren nur noch Leute, unternehmen aber nichts gegen die Verderbnis." sprach der ältere Templer verärgert.

Was soll das denn schon wieder bedeuten? Böse sah ich zu ihm auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wir sind nur noch zu zweit. Tut mir ja leid, dass wir da so wenig gegen die Verderbnis unternehmen können."

Gregoir wollte gerade protestieren, doch ich schritt dazwischen.

"Also benötigen wir die Magier, damit wir diesen Bastarden Feuer unterm Hintern machen können!"

Ich hörte Leliana kurz kichern.

Gregoir zog eine Augenbraue nach oben. "Das geht nicht. Der Zirkel ist verloren."

Ich sah ihn verwirrt an. Der Zirkel ist verloren?

Alistair nickte plötzlich. "Die Tür ist verriegelt. Wollen sie nichts rein lassen...oder raus lassen?"

Ich schluckte kurz und starrte zu der Tür, die die Templer bewachten. Was soll das denn wieder bedeuten?!

Erbauer...

"Abscheulichkeiten und Dämonen, machen den Turm unsicher." sprach der Kommandant schnell.

"Und...was können wir tun?" fragte ich unsicher.

"Ich habe die Kirche in Denerim kontaktiert und um das Recht der Auflösung gebeten."

Recht der Auflösung? Wollen die etwa alle Magier töten??

"Alle Magier im Turm sind vermutlich Tod. Die verbliebenen Abscheulichkeiten müssen unbedingt erschlagen werde," sprach Alistair.

"Aber..." fing ich erneut an.

"Die Lage im Turm ist prekär. Es gibt keine andere Alternative--alles im Turm muss zerstört werden, um ihn wieder sicher zu machen!" sprach Gregoir ernst.

"Die Magier sind nicht schutzlos. Einige leben bestimmt noch!" warf ich ein. Ich konnte und wollte es einfach nicht glauben.

"Wenn das so ist, dann beschützt sie der Erbauer persönlich. Niemand kann diese monströsen Kreaturen überlebt haben. Es schmerzt zu sehr auf überlebende zu hoffen...und dann nichts zu finden." Er sah zu Boden und schloss kurz die Augen.

"Dann suchen wir nach Überlebenden!" schlug ich ihm rasch vor.

"Ich versichere euch. Eine Abscheulichkeit ist eine ernstzunehmende Macht. Und ihr werdet nicht nur auf eine stoßen." sprach Gregoir mahnend und musterte mich kurz skeptisch.

Ich stütze meine Hände in die Hüften. "Pah! Ich vertraue meinen Fähigkeiten!"

Abscheulichkeiten können mir nichts anhaben!

"Im Erfolgsfall wäre ich euch und die anderen Templer sehr dankbar."Er seufzte kurz auf.

"Ohne Nachricht aus Denerim muss ich entscheiden, was gesehen soll. Die Zerstörung der dunklen Brut ist sicher ein hehres Ziel."

Ich sah ihn hoffnungsvoll an. "Also haben wir eine Abmachung?"

"Ein Wort der Warnung noch. Wenn ihr über diese Schwelle tret gibt es kein Zurück mehr. Ich muss die großen Türen verbarrikadieren, damit keine Abscheulichkeit durchkommen kann. Wenn ihr mir den ersten Verzauberer Irving bringt und er mir sagt, das alles vorbei ist dann glaube ich ihn und gebe den Zirkel wieder frei. Möge Andraste euch beschützen."

Ich nickte nur leicht. Den Zirkel werde ich nicht aufgeben! Es leben bestimmt noch Magier.

Gregoir befahl die schwere, runenbesetzte Tür zu öffnen.

Ich fragte mich ernsthaft was uns erwarten würde. Ein Spaziergang wird es definitiv, nicht werden.

Am besten schnell zu Ende bringen.

Also gut...ich ging mit meinen Gefährten durch diese Tür.

Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper. Hier war es plötzlich so kalt.

Ein Templer flüsterte uns noch schnell etwas zu. "Viel Glück!"

Dann knallte hinter uns die Tür zu und ich zuckte vor Schreck zusammen.

Nun waren wir eingesperrt. Wir kommen hier nur Tod, oder Lebendig raus.

Ahhh, ruhig bleiben!

Ich schritt eilig los und starrte stur nach vorn. Wahrscheinlich übertreibe ich es wieder.

Als ob uns gleich der kalte Tod entgegen springen würde. Lachhaft.

Plötzlich stolperte ich über etwas und sah mich perplex um. Alistair folgte meinem Blick.

Ein Arm ragte aus einem Türspalt hinaus. Leliana sog kurz die Luft ein und eilte zu uns.

"Geht es euch gut? Könnt ihr mich hören?" sprach die junge Bardin besorgt und hob den Arm an.

Leliana hatte jedoch plötzlich den ganzen Arm in der Hand, ohne dazugehörigen Körper.

Hautfetzten hingen am anderen Ende des Armes hinab.

"Erbauer!" rief Alistair entsetzt und ich taumelte kurz erschrocken zurück.

Leliana ließ den Arm fallen und stieß die Tür zu dem Schülerzimmer auf. Ungläubig starrte sie hinein und würgte kurz.

Ich konnte mir bildlich vorstellen was wir da drinnen sehen werden. Das Grauen.

Ich schluckte schwer und sah unsicher zu Alistair auf.

"Alistair, was genau sind Abscheuchlichkeiten?"

Er wirkte kurz nachdenklich und blickte sich kurz um.

"Wenn die Magier im Nichts sind, was war als Traumland bezeichnen würden, können Dämonen die Kontrolle über einen Magier übernehmen. Durch die Magie in ihren Körpern, sind sie besonders anfällig für die Geister und Dämonen im Nichts. Sie übernehmen einfach die Kontrolle über einen Magier und töten seinen Geist und verformen seinen Körper. Allerdings besitzen sie immer noch ihre magischen Kräfte und werden sogar verstärkt. Zumindest habe ich es so in der Ausbildung gelernt."

Ich glotzte ihn an. Klang ja großartig!

Ich nahm Leliana schnell an die Hand und zog sie vom diesem schrecklichen Anblick weg.

"Wir schauen uns das Drama nicht an. Wir suchen nach überlebenden Magiern. Ich bin sicher, das noch welche Leben!"

Leliana wirkte blass und nickte nur leicht.

Ich starte den Gang entlang. Weiter vorn konnte ich einen starren Körper entdeckten, der auf dem Boden lag.

Verdammt...

Ich zog langsam mein Dolch und mein Schwert und sah Alistair und Leliana an.

"Wir kommen hier raus." sprach ich leise und schritt los. Ich versuchte so leise wie möglich, durch diesen kleinen Gang zu schleichen.

Mein Herz hämmerte laut und ich schluckte. Das Licht drang nur schwach durch die dunklen Fenster und beleuchtete den schmalen Flur nur spärlich.

Was ist, wenn jeden Moment einer dieser Abscheulichkeiten durch die Tür sprang?

Es wird uns bestimmt zerfetzten, zumindest sahen die Leichen dementsprechend aus.

Ich stieg über eine weitere Leiche, der grotesker Weise der Kopf fehlte. Die gegenüberliegende Wand, war besudelt mit Blut. Wo ist eigentlich der Kopf?

Ruhig Kallian...ganz ruhig!

Dennoch entwich mir kurz ein Aufschrei, als ich plötzlich geblendet wurde. Ein seltsames Stöhnen war kurz zu hören.

Alistair schnappte kurz nach Luft und Leliana murmelte kurz etwas.

Zaghaft öffnete ich die Augen. Ich erblickte mehrere Menschen, die uns kritisch beäugten.

Sie alle trugen Roben in den schönsten Farben und seltsame Stäbe. Magier!

Das müssen Magier sein!

Erleichert wollte ich auf sie zu rennen, als auf einmal eine alte Frau ihren Zauberstab auf uns richtete.

Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen. Was....?

"Wer seid ihr und was wollt ihr? Schickt Gregoir euch um uns zu sagen, das Hilfe kommt?

Ehhh...ich hob verteidigend die Hände. Ich blickte mich kurz um. Viele Magier waren erschöpft, unter ihnen waren auch Kinder.

"Nein...wenn ich ehrlich bin, will er den Zirkel sogar auflösen."

Die ältere Magierin seufzte schwer und ließ ihren Stab leicht sinken. "Das hatte ich befürchtet."

Ich sah kurz zu Alistair. Unternehmen das Templer immer, wenn Gefahr von Magierin ausgeht?

Irgendwie feige.

Ich schritt leicht vor. So werde ich nicht handeln.

"Mein Name ist Kallian und ich bin ein grauer Wächter. Ich werde euch helfen, den Zirkel zu retten."

Die Magierin musterte mich aufmerksam, dann ließ sie ihren Stab ganz sinken.

"Mein Name ist Wynne, ich bin eine Oberverzauberin des Zirkels."

Ihre blauen Augen huschten kurz zu Leliana und Alistair.

"Wenn ihr den Zirkel retten wollt, werde ich euch helfen."

Die anderen Magier im Raum sahen kurz entsetzt und überrascht zu Wynne.

"Wynne...werdet ihr...? Ich meine..." sprach eine junge Magierin, doch Wynne hob lächelnd die Hand um sie zu unterbrechen.

"Der Wächter wird meine Hilfe benötigen. Und wenn wir erst einmal Irving gefunden haben, wird Gregoir auch mit sich reden lassen, doch wir haben wenig Zeit."

Die Magierin Schritt zu einer magischen Barriere, die den Raum von einem anderen abtrennte.

Ich folgte ihr schnell und sah zu ihr auf. Sie kennt sich im Turm aus, das bedeutet wir kommen schneller voran.

"Eine andere junge Magierin war vor kurzem losgeschritten, ohne meine Erlaubnis." Trauer spiegelte sich in Wynnes Augen wieder.

Ich sah die magische Barriere an. Anscheinend wollte besagte Magierin, selbst losziehen und hier nicht rumsitzen.

Ginge mir ähnlich.

"Dann werden wir sie jetzt suchen und finden."

Wynne lächelte kurz und hob ihr Hände. Plötzlich brach die Barriere zusammen.

"Die Barriere hat die Kinder und die anderen beschützt vor den Abscheulichkeiten." Es war ziemlich anstrengend für mich sie aufrecht zu erhalten."

Alistair trat plötzlich neben mich und sah zu Wynne.

"Keine Sorge, wir werden es schaffen."

Die ältere Magierin nickte und sah lächelnd zu den anderen Magiern.

"Ich komme zurück, passt gut auf die Kinder auf."

Wir gingen los und Wynne errichtete hinter uns wider die Barriere.

Leliana sah plötzlich erschrocken auf und zog Pfeil und Bogen. "Erbauer!"

Ich sah nach vorn und mir stockte der Atem.

Über eine Leiche hockend, saßen mehrere große Wesen.

Erst als sie zu uns rannten, mit lautem widerwärtigem Stöhnen, erkannte ich verschiedene, Gedärm artige Wucherungen, die sich Großteils auf die linke Körperhälfte konzentriert hatten.

Die Haut war rötlich und aufgequollen, das Gesicht nicht mehr zu erkennen. Der Rücken glich mehr einem Buckel und die Hände waren zu langen Klauen verformt.

Schnell zog ich meine Waffen und schluckte kurz. Ein kalter schauer jagte über meinen Rücken. So etwas...habe ich noch nie im Leben gesehen!

"Abscheulichkeiten, passt auf!" rief Wynne und Alistair stellte sich plötzlich neben mich.

Er rammte mit seinem Schild, eines dieser Kreaturen nieder.

Wynne ließ eine große Stichflamme erscheinen, die sofort zwei dieser Kreaturen tötete.

Schnell wich ich dem Prankenhieb, eines dieser Kreaturen aus und sprang geschwind auf seinen matschigen Schädel.

Schnell rammte ich den Dolch in seinen Schädel und mein Schwert in seinen Oberkörper.

Es schrie laut auf und fiel im nächsten Moment zu Boden.

Ich rollte mich schnell ab und sprang wieder auf. Ein seltsames Zischen durchschnitt di Luft. Leliana schoss ihre Pfeile ab, während Wynne einen arkanen Bolzen gegen das nächste Monster schleuderte.

Ein Wesen, welches komplett aus Feuer zu bestehen schien, raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf uns zu.

"Pass auf!" rief Wynne erschrocken, doch das Lavawesen war bereits vor Leliana und mir und holte mit seiner Pranke aus.

Ich konnte diese gewaltige Hitze spüren, die von ihm aus ging und hob Reflexartig meinen Arm um mein Gesicht zu schützen. Schnell kniff ich die Augen zu und betete, das es hoffentlich nicht allzu schmerzhaft wird.

Oh Erbauer...was hast du da alles erschaffen?

Ein kurzer Schrei, gefolgt von einem dumpfen Aufprall drang in meine Ohren und alles war plötzlich vorbei.

Wynne rief etwas und ich hörte, wie sie eilig zu uns lief.

Vorsichtig öffnete ich die Augen und erblickte Alistair am Boden liegend.

Sein Holzschild vollkommen verkohlt und sein Kettenhemd war an vielen Stellen geschmolzen, durch diese immense Hitze des Dämons.

Er rührte sich nicht.

"Alistair!" rief ich erschrocken, als ich endlich aus meiner Starre erwacht war und drehte ihn schnell auf den Rücken.

Leliana keuchte erschrocken auf als sie sein, zum Teil, stark verbranntes Gesicht erblickte.

Wynne ging neben mir in die Hocke. "Oh, Erbauer. Was hat er da nur getan?"

Das frage ich mich auch gerade. Was hat er da eigentlich getan?!

Er hat sich vor uns geworfen, um uns zu schützen.

Nelaros' sinnloser Tod, schoss mir plötzlich ins Gedächtnis und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge.

Ich drückte Alistairs Gesicht, schluckend an meinen Körper.

Warum? Warum tat er das? Ich verstehe das nicht...er hätte sterben können, verdammt!

Es wäre meine Schuld gewesen, weil ich nicht schnell genug reagiert habe. Alles wäre meine Schuld gewesen! Ich habe ihn in Gefahr gebracht.

"Stirb nicht." hauchte ich verzweifelt. Ich roch verbrannte Haut und mir wurde übel.

Wynne legte ihre Hände auf Alistairs verbranntes Gesicht. Kurz leuchteten diese auf und ich sah mit Staunen zu, wie sich in Windeseile neue Haut auf Alistairs verbranntes Gesicht bildete.

Auch die anderen Verbrennungen auf seiner Haut heilten schnell.

"Ihr...seid eine Geistheilerin, oder?" hörte ich Leliana, an Wynne gerichtet, sprechen.

Ich bekam große Augen, als von Alistairs Verbrennungen nichts mehr zu sehen war.

Lediglich sein verbranntes Kettenhemd, zeugte von dem hitzigen Angriff.

Erleichtert seufzte ich auf, als Alistairs Augen kurz flackerten und er sie dann schließlich ganz öffnete.

Wynne sah zu dem jungen Templer. "Also wirklich Junge, ihr müsst mehr aufpassen." ermahnte sie ihn.

Leliana lächelte den blonden Mann dankbar an. "Vielen Dank."

Ich konnte Alistair einfach nur anstarren. Sein Kopf war noch immer auf meinen Schoß gebettet.

Er blinzelte kurz und sah sich dann leicht verwirrt um. "Ich...eh...ja kein Problem."

Leliana erhob sich und blickte kurz nach vorn. "Was war das für ein Monster?"

Wynne folgte ihrem Blick. "Ein niederer Dämon des Zorns."

Zorn.

Ich grummelte kurz. Zornig hat mich das Biest definitiv gemacht.

"Womit habe ich das denn verdient?" fragte Alistair verschmitzt und sah mich, schief grinsend an.

Ich zog eine Augenbraue nach oben. Er scheint es sich ja bequem gemacht zu haben.

"Freut euch, Alistair." meinte ich nachdenklich und strich kurz mit meinen Fingern über seine Wange.

Die Haut war komplett verheilt. Wynne war wirklich erstaunlich! Eine begabte Heilerin.

Leliana kicherte kurz und ich sah perplex auf. Was ist denn nun wieder so lustig?

Wynne zog kurz skeptisch eine Augenbraue nach oben. "Wir haben nun wirklich Zeit, für so etwas."

Ich sah hinab und bemerkte, dass meine Hand immer noch auf Alistairs Wange ruhte. Ich brauchte wenige Sekunden, um die Situation zu deuten und sprang dann mit roten Wangen schnell auf.

Alistairs Kopf knallte unliebsam auf den harten Steinboden und er jammerte kurz auf.

Was tat ich, bei Andraste, da eigentlich?! Das ist doch verrückt!

Ich schüttelte schnell den Kopf um meine wirren Gedanken abzuschütteln.

Schnell hielt ich Alistair meine Hand hin. "Ich...kommt, ich helfe euch auf." meinte ich kleinlaut und verlegen.

Alistair ergriff diese schmunzelnd und erhob sich.

Leliana lächelte mich verzückt an und ich stöhnte genervt auf.

"So wie es aussah, war es nicht gemeint!" versuchte ich mich zu rechtfertigen.

Wynne spähte derweil schon um die nächste Ecke. "Kommt jetzt, Wächter!" Beharrte sie weiterhin.

Ich sah kurz zu Alistair und ging dann eilig vor.

Hinter der nächsten Tür waren Abscheulichkeiten und diese Dämonen, doch diesmal ließen wir uns nicht so schnell überraschen und schlugen sie schnell nieder.

Wir kämpften uns durch die vielen Stockwerke, dieses Turmes und kamen dann in dem Zimmer des ersten Verzauberer Irving an.

Wynne sah sich kurz aufmerksam um. "Wenn Irving nicht hier ist, dann lebt er wahrscheinlich noch. Wahrscheinlich wurde er gefangen genommen."

Ich überlegte und setzte mich grummelnd auf den Schreibtisch. Vielleicht war er aber schon zu einer Abscheulichkeit geworden und wir hatten ihn schon getötet.

Aber etwas wunderte mich...warum wurden auf einmal alle Magier zu Abscheulichkeiten? Mit einem Mal? Sehr seltsam. Ich blickte mich kurz um und entdeckte auf den Schreibtisch, ein in schwarzes Leder gebundenes Buch auf dessen Bucheinband ein Baum zu erkennen war.

Neugierig nahm ich es und fuhr vorsichtig mit dem Finger über den Einband und schlug das Buch dann auf.

Meine Augenbrauen schossen nach oben und ich stutzte. Seltsame Zeichen und Bilder, sah ich auf jeder Seite.

Ich konnte es nicht lesen. Ich kann sowieso schon schlecht lesen, aber das war einfach...unverständlich. Eine gänzlich andere Sprache.

Ich schmunzelte kurz. Irgendwie passte das Buch nicht hier her. Es hatte etwas unheilbringendes an sich.

Aber vielleicht wird ja Morrigan schlau daraus. Sie konnte schließlich zaubern.

Schnell packte ich es ein, nachdem ich mich versichert hatte, das es keiner bemerken würde. Wynne würde es bestimmt nicht gefallen, wenn ich hier einfach etwas klauen würde.

Ich sprang von dem Tisch hinunter und sah zu den anderen. Alistair sah nachdenklich zu dem großen Bücherregal, Leliana versuchte durch ein dunkles Fenster nach draußen zu blicken und Wynne ließ ihren Stab aufleuchten um den Raum etwas zu erhellen.

Ein seltsames Knarren war über uns zu hören und ich schluckte kurz.

Wer weiß...was hier eigentlich genau vor sich geht. Eine große Verschwörung?

Ich verließ mit den anderen den Raum und wir stiegen die Treppen zum nächsten Stockwerk hinauf.

Wir achteten auf jedes Geräusch und hielten manchmal die Luft an. Mein Herz hämmerte laut in meiner Brust und ich betete, das uns nichts fürchterliches hinter der nächsten Tür bevorstand.

Ich stieß die Tür sachte auf und trat in den Korridor.

Vor meinen Augen konnte ich eine seltsame Geschwulst erkennen, die Gedärm ähnlich die vielen Säulen in dem Raum, bewucherten.

Die aufgespießte Leiche eines Magiers, hing an einer Wand.

Das Blut war längst getrocknet und ein verwesender Geruch hing in der Luft.

Wynne stockte der Atem und ich war kurz davor zu kotzen.

Ich schloss die Augen und zählte innerlich bis zehn, um mich halbwegs zu beruhigen.

Ein Geruch von faulen Eiern, flog mit Entgegen. Ruhig!

Mehrere Stimmen drangen plötzlich in meine Ohren und ich sah skeptisch auf.

Wer spricht da?

Ich schlich mich mit den anderen näher an das Zimmer und lauschte.

"Alles geschieht nach deinen Wünschen, liebster." sprach eine weibliche Stimme und Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut.

Die Stimme klang so dunkel und verführerisch.

Ich schluckte und stieß die Tür auf. Hoffentlich erwischen wir niemanden, in eindeutigen Posen.

Dort stand ein Templer und eine...seltsame Frau.

Ihre Haut war lilafarbend und zwei geschwungene dunkle Hörner ragten aus ihrem Kopf.

Die Augen waren Katzenartig und ein Echsen artiger Schwanz um schlängelte kurz ihr Bein.

Ihr Körper war, gelinde gesagt, perfekt.

Sie war wirklich wunderschön und zeigte so viel wie möglich von ihrem Körper.

Alistair neben mir, glotze kurz, wand dann aber schnell den Blick ab.

"Wer ist da?" hörte ich den Templer tranceartig sprechen.

Die seltsame Frau, drehte sich zu ihm. "Dort ist jemand an der Tür, ich werde nachschauen. Bring die Kinder zu Bett."

Sie schwebte tatsächlich zu uns und ich wich unbewusst etwas zurück und stieß gegen Leliana.

"Bitte...stört nicht. Wir lieben uns und..."

Wynne sah zornig auf. "Dämon! Ihr missbraucht diesen Menschen! Lasst ihn frei!"

Die Dämonin schüttelte den Kopf. "Ich habe für ihn eine Welt geschaffen, in der er glücklich ist. Die er sich immer gewünscht hat."

Ich sah sie ungläubig an. in der er glücklich ist?

Kurz sah ich zu dem Templer, der einfach leer vor sich hin starrte.

"Aber...das ist keine wirkliche Liebe!" sprach Leliana und sah bestürzt zu dem Templer. "Das ist Abhängigkeit!"

Die Dämonin sah kühl auf uns hinab. "Nein."

Ich zog mein Schwert und Dolch und funkelte sie an.

"Wir werden diesen Mann aus euren Klauen befreien, Tod oder Lebendig!"

Ich sprang vor und erhob meinen Dolch. Die Dämonisch kreischte auf und ließ ein Kraftfeld um sich herum entstehen.

Ich wurde hart gegen die Wand geschleudert und stöhnte gequält auf.

Leliana fixierte die Dämonin und schoss direkt einen Pfeil in ihr Herz. Sofort starb sie.

Der Templer jedoch, griff uns unbeirrt mit irrem Blick an.

Ich rappelte mich schnell wieder auf und griff ihn von hinten an. Damit würde er nicht rechnen!

Ich rammte meinen Dolch in seinen ungeschützten Hinterkopf. Er fiel Augenblicklich, Tod zu Boden.

Schnell atmend sah ich zu den anderen. Leliana wirkte traurig. "Nun...sind sie im Tode vereint."

Ich starrte auf den toten Templer. Moment mal...

Ich sah Alistairs ramponierte Rüstung an. Amüsiert sah ich kurz darauf zu ihm auf.

"Hey, Alistair. Zieht die Templerrüstung an!" schlug ich ihm vor.

Er sah mich verdutzt an. "W-was?"

Leliana lächelte plötzlich vergnügt. "Die Rüstung steht euch bestimmt ausgezeichnet!"

Ich schmunzelte kurz. "Und wird euch auch Schützen." fügte ich hinzu.

Ich ging aus dem Zimmer und wartete draußen. Schwer seufzte ich. Wie soll das hier bloß enden?

Leliana und Wynne gingen ebenfalls hinaus, damit Alistair sich umziehen konnte.

Nun war ich ein grauer Wächter. Mitglied eines Kriegerordens, der die Verderbnis bekämpft.

Langsam verlor ich den Glauben daran, dass das alles so schnell von der Bühne gehen wird, wie ich erhofft hatte.

Vielleicht würde ich meine Familie nie wieder sehen, vielleicht würde ich auch sterben.

Einfach so...und das machte mir Angst.

Alistair trat plötzlich aus dem Zimmer und wir staunten nicht schlecht.

Die Rüstung passte perfekt zu ihm.

Ein großes Kreuz war auf der Vorderseite der Rüstung eingestanzt und eine Rot gemusterter Stoff. war unterhalb seiner Hüfte und verdeckte seine Beine.

Schick!

Ich lächelte ihn an und bemerkte ebenfalls das Alistair, den Eisenschild des Templer genommen hatte.

Wynne lächelte auch leicht und Leliana sah begeistert zu Alistair.

"Ihr seht aus, wie ein richtiger Templer!"

Ich nickte kurz und Alistair sah mich amüsiert an.

"Natürlich. Aber..."

Plötzlich war eine Art Rufen zu hören. Es kam aus dem gegenüberliegenden Raum.

Wir sahen uns alle an und ich nickte kurz.

Leise schlich ich zur Tür und stieß sie schwungvoll auf.

Eine Abscheulichkeit stand vor uns und auf dem Boden konnte zwei Personen liegen sehn.

Einen Mann mit brünetten Haar und eine Frau mit langen Platinblonden Haar.

Ich sah erschrocken auf.

"Was habt ihr mit ihnen Angestellt, Monster?!" fuhr ich es an.

Es lachte dunkel auf. "Sie schlafen doch nur. Sie sind erschöpft, genauso wie ihr."

Ich schluckte kurz, als ich plötzlich die Trägheit meiner Glieder spürte und leicht schwankte.

"Schlaft." hörte ich es dunkel in meinen Ohren sprechen.

"kann...mich mal jemand zwicken?" fragte Alistair gähnend.

Wynne hielt verkrampft ihren Zauberstab fest. "Wiedersteht! Ihr müsst wiederstehen!"

Aber...schlafen...Ich fühle mich so...müde.

Ich kippte nach vorn und meine Welt verdunkelte sich.

Harte Realität

Langsam öffnete ich meine Augen. Ich roch frisch gemähtes Gras und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Benommen hob ich meinen Kopf und blickte mich um. Blumenduft wehte mir entgegen und ich konnte Vogelgezwitscher hören.

Ich stand auf und staunte, vor mir befand sich eine wunderschöne Landschaft. Täler, Flüsse, Wald, Berge...wunderschön.

"Base! Wo bleibst du denn?" hörte ich eine bekannte Stimme lachend rufen.

Ich sah auf erblickte Shianni, die mich zu sich winkte. Shianni...

Eilig lief ich ihr entgegen und umarmte sie stürmisch.

Sie kicherte kurz. "Komm schon, Onkel Cyrion und Tante Adaia erwarten uns schon zum Essen."

Adaia...Mutter? Shianni ergriff meine Hand und wir liefen geschwind über die Blumenwiese. Ich atmete diesen süßen Duft ein und seufzte leise. Das Gras kitzelte meine Füße.

Unten im Tal entdeckte ich ein großes, schönes Bauernhaus. Efeu hatte sich an der Hauswand hoch gerangelt.

Sorris stellte gerade einen großen Topf auf den Holztisch, welcher sich im Vorgarten befand.

"Es wird aber auch Zeit!" meinte er lachend, als er uns sah und wir schließlich vor ihm standen.

Ich lächelte verschwitzt und umarmte ihn auch kurz. Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus als ich Shianni und Sorris ansah.

Plötzlich traten durch die Tür Onkel Methor und Tante Pila. "Hast du endlich deine Base gefunden, Shianni?" sprach Pila amüsiert.

Überrascht sah ich sie an. Aber...waren sie nicht...?

Meine Tante umarmte mich herzlich. "Du warst so lange spazieren. Nun komm, es gibt Eintopf."

Ein lieblicher Gesang drang auf einmal aus dem Haus und mein Herz stand für wenige Sekunden still. Diese Stimme...und dieses Lied. Es kam mir so vor, als hätte ich es jahrelang nicht mehr gehört.

Eine Elfin trat aus dem Haus, in ihren Händen einen wunderschönen Blumenstrauß tragend.

Ihr volles, glattes Haar wehte im Wind und sie fixierte mich mit ihren Bernsteinfarbenen Augen entzückt. "Da bist du ja Kallian, mein Mädchen. Komm setzt dich."

Ohne Wiederworte setzte ich mich mit meiner Familie an den Tisch. Mein Vater saß neben mir.

Von einem so reichlich gedeckten Tisch, habe ich noch nie gespeist.

Es war alles köstlich.

Es herrschte fröhliche Stimmung am Essenstisch.

Keine Armut, keine Angst, keine Kälte, keine verfallenen Möbel...und keine Shems.

Ich sah zu meiner Mutter, sie sprach aufgeregt mit ihrem Bruder. Ich aß lächelnd alles auf.

Wenig später, als wir alles aufgegessen hatten, saßen wir auf der Wiese.

Shianni schwamm mit ihrer Mutter im nahegelegenen Fluss.

Sorris, Vater und mein Onkel spielten ein Kartenspiel. Sie schienen hochkonzentriert.

Ich hatte meinen Kopf auf den Schoß meiner Mutter gebetet und lauschte ihrem schönen Gesang.

Ich seufzte zufrieden und sah sie an. Ich fühlte mich so geborgen, wie schon lange nicht mehr.

Sie lächelte mich warm an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wir können später die Himbeeren ernten gehen und im Dorf ist heute noch ein kleines Fest."

Ich nickte. Das klang alles wunderbar. Ich atmete wieder den süßen Duft der Blumen ein. Ich liebe Blumen.

Meine Mutter steckte mir eine Blume ins Haar und lächelte mich warm an.

Ich lächelte und schloss die Augen. Wie wunderbar es hier doch ist. So schön. Ich verspürte ein kurzes jucken an meinem Hals und griff dösig mit meiner Hand nach meinen Hals. Ich ertastete ein dünnes Lederband, welches um meinen Hals hing.

Ein Ring war eingefädelt wurden und ich besah ihn mir nun. Warum trage einen Ring um meinem Hals und nicht um meinem Finger?

Der Ring war auch nichts besonderes, er war sogar aus ziemlich billigem Material.

Und dennoch...ein seltsames Gefühl keimte langsam in mir auf.

Adaia umschloss meine Hand. "Komm Liebling, lass uns Himbeeren pflücken gehen."

Ich nickte leicht und erhob mich mit ihr. Wir liefen in den Garten und ich strich mit meiner Fingerspitze erneut über den Ring.

Etwas...

Ich besah mir den Ring nochmals und entdeckte winzige, eingetrocknete Blutspritzer auf diesen.

A-aber...ich bleib abrupt stehen und umschloss den Ring fest.

Dieser Ring hat eine Bedeutung! Irgendeine Bedeutung! Ich spüre es!

Ein Gesicht tauchte plötzlich vor meinem inneren Auge auf und verschwand wieder. Grüne, stechende Augen...

Ein erstickender Schrei...ich griff mir an den Kopf und atmete laut aus.

Nel...aros?

Nelaros! Ich sah erschrocken auf und umschloss den Ring so fest, das bereits meine weißen Knöchel zu Vorschein kamen.

Mein Atem ging schneller und zermarterte ich mir mein Hirn. Nelaros ist Tod. Ich bin mir absolut sicher.

Ich starrte meine Mutter an. Nein...Mutter starb vor zehn Jahren, damals auf der Brücke. Genau wie Onkel Methor und Tante Pila.

Sie sind Tod! Die Menschen brachten sie um!

Ich atmete schwer auf und starrte zu den bunten Blumen . Seit wann...gibt es Blumen im Gesindeviertel?

Meine Mutter ging verwirrt auf mich zu. "Stimmt etwas nicht, mein Schatz?" fragte sie besorgt und ich schüttelte energisch den Kopf.

Alles bestens, außer dass ich wohl nur gerade den Verstand verloren habe!

Hier stimmte nichts! Mein Schädel fing langsam an zu brummen.

Ich lebe mit Vater, Shianni und Sorris im Gesindeviertel! Wir haben wenig Geld, wenig Essen, nur die Sachen die wir am Leibe tragen und diese verdammte Bruchbude, in der wir hausen! Und dann kam dieser Duncan...und der Mist fing erst richtig an.

Aber das hier...hat nie existiert! Niemals!

Mutter, Onkel und Tante sind Tod, genau wie Nelaros. Ich habe den Ring von ihm, bevor er in meinen Armen gestorben war.

Ich starrte Adaia an. Ich habe nicht mal ein Bild von ihr....nichts. Ich schluckte schwer und versuchte mir jedes kleine Detail von ihr einzuprägen. Schließlich würde ich sie niemals wiedersehen.

"Du...bist nicht meine Mutter." presste ich mühsam hervor. Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich blinzelte sie wütend weg. Ich werde jetzt nicht anfangen zu heulen, darüber war ich hinweg!

Hoffe ich...

Die Elfin blieb abrupt stehen und zu meinem entsetzten, wandelte sich plötzlich ihre ganze Gestalt.

Verwirrt ging ich wenige Schritte zurück. Was geht hier nur vor sich?

Ich keuchte erschrocken auf, als Vaughn plötzlich vor mir stand. Natürlich mit einem Schwert in der Hand.

Erbauer....was zum?!

"Verdammte Hure, es wird Zeit das ich dir benehmen beibringe!" spie er mir drohend entgegen.

Er stürzte sich auf mich und ich zog reflexartig meinen Dolch.

Ein Albtraum...das ist ein Albtraum!

Er schleuderte mich grob zu Boden und mir blieb kurz die Luft weg. Die ganze Umgebung veränderte sich schlagartig.

Ich konnte Vaughns Zimmer wiedererkennen! Es sah hier genauso aus, wie damals als er mich fast vergewaltigt hatte. Ich schrie auf, als er sich auf mich stürzte und meine Erinnerungen sich nun mit der Wirklichkeit verschmolzen.

Ohne zu zögern rammte ich meinen Dolch in seinen Bauch. Er keuchte kurz auf und ich versuchte ihn angewidert von mir zu stoßen.

Als ich es nach größter Anstrengung endlich geschafft hatte, veränderte sich seine Gestalt erneut. Eine seltsame plumpe Gestalt lag auf dem Boden, es stöhnte kurz auf und verschwand plötzlich.

Irritiert ging ich einige Schritte zurück und fuhr mir kurz durch mein wirres rotes Haar. Die Umgebung veränderte sich erneut.

Der Steinboden verschwand und kahle Erde kam zum Vorschein. Seltsame Inseln tauchten auf, die einfach in der Luft flogen. Der Himmel verfärbte sich in einen dunklen grau-grünlichen Ton.

Verformte Felsen bildeten sich und zahllose Dinge flogen in der Luft.

Was...ist das für ein Ort?

"Ich bin froh, dass du dich von selbst aus deinem Alptraum befreit hast." sprach jemand mit sanfter Stimme und ich drehte mich sofort um.

Vor mir stand eine Elfin in einer blauen Robe. Sie war noch sehr jung, vermutlich mein Alter, und trug ihr langes silbernes Haar zu einem Zopf gebunden.

Ihre blauen Augen sahen mich ruhig an und auf ihren feinen Gesichtszügen entstand ein Lächeln.

"Kallian...lange nicht mehr gesehen."

Verdutzt starrte ich sie an. Sie kennt mich? Woher denn??

Sie Schritt näher an mich heran.

"Mein Name ist Neria Surana. Erinnerst du dich?"

Neria...? Ich sah sie skeptisch und prüfend an. Der Name sagte mir nichts, aber als ich ihr silbernes Haar betrachtete, rief das eine Erinnerung in mir wach.

Ein kleines weinendes Elfenmädchen, umgeben von den Elfenjungen die sie auslachten wegen ihrem weißem Haar. Damals habe ich mich einfach auf die Jungen gestürzt und wir hatten uns geprügelt.

Das gab mächtig Ärger von Mutter.

Aber nun erinnerte ich mich doch an Neria. Sie war damals, das kleine weinende Elfenmädchen!

Aber die Templer hatten sie doch mitgenommen, wenn ich mich richtig erinnerte. Was macht sie dann hier?

Neria lächelte mich kurz an und musterte mich. "Was machst du eigentlich hier?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Könnte ich dich auch fragen, aber vermutlich träume ich ja nur."

Die Augen der anderen Elfin fixierten mich plötzlich.

"In der Tat könnte man es so nennen. Du bist mit mir im Nichts gefangen."

Im Nichts? Ich sah mich etwas unsicher um und bemerkte wie ein Buch friedlich in der Luft schwebte.

Über mir flogen Inseln, mit seltsamen Gebäuden.

Definitiv war dieser Ort...anders.

"Das Nichts ist das Land der Träume. Wenn du schläfst gelangst du hierher, aber wenn du aufwachst kannst du dich nicht mehr daran erinnern. Doch Magier können ihren Aufenthalt im Nichts, bewusst steuern und erleben." Sie kam noch einen Schritt näher.

"Der Dämon der Trägheit hat dich hier gebracht, oder?"

Der Dämon? Ich überlegte kurz und sah dann Neria überrascht an.

"Moment! Bist du die Frau, die auf dem Boden lag? Neben diesem Monster?"

Neria nickte leicht und ging nun an mir vorbei. Sie verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken und sah in die Ferne.

"Ja, das bin ich. Ich wollte Niall helfen, der bereits ohne mich losgegangen war."

Ich besah sie mir kurz prüfend.

"Dann bist du auch die Magierin, die Wynne erwähnt hatte. Die allein losgegangen war."

Die andere Elfin nickte leicht. "Ich konnte nicht einfach nur rumstehen und nichts tun."

Ich stellte mich neben sie und blickte in den Abgrund, der nie zu enden schien.

"Was genau ist im Turm geschehen?" fragte ich nach einer kurzen Pause.

Neria seufzte leise. "Blutmagie. Ein Aufstand gegen die Templer."

Ein Aufstand? Ich wusste ja das die Templer die Magier bewachen, aber ich hatte keine Ahnung davon, das einige Magier wahrscheinlich etwas dagegen haben.

"Was ist Blutmagie?"fragte ich neugierig. Davon hatte ich noch nie etwas gehört.

Neria sah mich kurz überrascht an. "Es...ist verbotene Magie. Um Magie wirken zu lassen, benötigen Magier Lyrium." Sie seufzte leise und ihr Blick wurde traurig.

"Statt Lyrium, benutzten diese Magier aber Blut um Zauber wirken zu lassen. Entweder ihr eigenes, oder das von anderen. Manchen ist es sogar möglich, die Körper von anderen zu steuern."

Ich schluckte leicht. Das klang schmerzhaft und auch böse.

"Ein Magier hat Blutmagie angewandt und die Magierin Abscheulichkeiten verwandelt. Das ist keine Revolution mehr, das ist Verrat." sprach sie wütend und ich konnte deutlich den Zorn in ihren Augen aufflackern sehen.

Ein Blutmagier ist also dafür verantwortlich. Das dass gerade jetzt passieren musste.

Seit Jahrhunderten war der Zirkel sicher. Aber genau jetzt...

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Wie kommen wir hier wieder raus?"

Neria lächelte, als sie in die Ferne sah. "Wir müssen den Dämon und seine Handlangerin töten."

Klang simpel. Hoffentlich war es auch einfach.

"Und meine Gefährten? Wo sind die?" fragte ich vorsichtig. Wenn ich hier bin, sind die anderen auch hier...hoffe ich zumindest.

"Um zu ihnen zu gelangen, müssen wir Yevena töten. Sie hält die Alpträume aufrecht und steuert sie. Sie ist ein mächtiger Dämon. Ich hatte versucht sie zu töten...aber ich scheiterte. Niall war auch nicht mehr im Stande mir zu helfen."

"Niall? Wer soll das sein?" fragte ich dazwischen.

Neria sah mich wieder an. "Er wollte den Zirkel retten. Er rannte als erstes los und wollte die Litanei von Adralla besorgen. Es verhindert das die Magier Blutmagie einsetzten können. Als ich Niall fand, lag er bereits, vor dem Dämon der Trägheit, am Boden. Ich folgte ihm kurz darauf." Sie seufzte kurz.

Tja und dann folgten wir.

"Wir kommen hier raus. Ich habe keine Lust, hier für immer zu bleiben. Gehen wir diese Yevena töten!"

Neria sah mich amüsiert an und ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

"Schon als Kind, hast du nie so schnell aufgeben."

Sie ging los und wie mich an ihr zu folgen.

Wir durchschritten ein Portal und kamen auf einer anderen Insel heraus. Ich erblickte einen brünetten Mann, der einfach vor sich hin starrte und sich nicht rührte.

"Das ist Niall. Er ist schon zu lange hier. Sein Geist ist..." Neria brach ab und sah betrübt zu Boden.

"In der Hoffnungslosigkeit versunken."

Ich sah skeptisch zu dem Magier.

Das klang ja dramatisch. Ich stellte mich vor ihm und winkte wild mit meiner Hand vor seinen Augen. Keine Reaktion.

Na toll! Der war total unbrauchbar.

Ich sah wieder zu Neria. "Dann müssen wir das eben allein durchziehen."

Die junge Elfin nickte leicht und öffnete ein weiteres Portal. "Gemeinsam könnten wir es schaffen."

Ich zog meinen Dolch und mein Schwert. Zum Glück waren meine Waffen ebenfalls im Nichts.

Neria und ich landeten auf einer anderen Insel. Ich sah mich aufmerksam um.

Nirgends war jemand zu sehen. Neria zog ihren Zauberstab und wirkte angespannt.

"Sie hätte mich fast getötet."

Wie aufs Stichwort war plötzlich ein gehässiges Lachen zu hören, welches von überall zu kommen schien.

"Zeig dich!" rief ich böse und sah mich genervt um.

Wie ich solche Versteckspiele hasse!

Ein Kreischen erfolgte, nah meinem Ohr und ich sprang alarmiert zur Seite.

Neria verführte ein paar schnelle Handbewegungen und der Dämon stand plötzlich in Flammen.

Hasserfüllt sah sie zu Neria und ließ einen großen arkanen Bolzen auf sie zurasen. Neria konnte nicht mehr ausweichen und fiel erschrocken um.

Ehe sie jedoch Neria mit ihren Klauen aufspießen konnte, stürmte ich von hinten auf den Dämon zu und rammte meinen Dolch in ihren Nacken. Es knackte einmal laut.

Ein weiteres Kreischen entglitt ihr und sie fiel schließlich Tod zu Boden.

Neria sah mich verblüfft an und ich zog mühevoll meinen Dolch aus ihrem Körper. Hab ich ihn doch zu sehr rein gerammt.

"So...und jetzt suchen wir meine Gefährten!" sprach ich erleichtert, als ich endlich den Dolch herausgezogen hatte.

Ein Podest tauchte plötzlich vor unseren Augen auf und Neria stand mit meiner Hilfe auf.

"Besser wir teilen uns auf...kam Wynne mit euch?"

Ich nickte knapp.

Die junge Elfin lächelte leicht. "Ich kenne Wynne gut. Es wird mir bestimmt leichter fallen, sie aus ihrem Alptraum aufzuwecken."

Neria berührte das Podest und verschwand augenblicklich.

Ich schluckte kurz.

Wie soll ich es schaffen, Alistair und Leliana aus ihren Albträumen aufzuwecken?

Ich bin nicht unbedingt sehr sprachgewandt...Ich seufzte schwer und starrte zu dem Podest.

Unwichtig, ich muss den anderen helfen, egal wie!

Ich berührte das Portal und landete augenblicklich in einer anderen Welt.

Ich befand mich in einer Art Kirche. Vor mir waren zwei Kirchenschwestern, die beteten. Deutlich konnte ich Leliana, dank ihrer roten Haare, erkennen.

Eilig lief ich zu ihr. Sie betete vor einem Altar.

"Leliana!" Ich stand hinter ihr und die ältere Kirchenschwester sah mich mahnend an.

"Sie betet gerade, stört sie nicht."

Ich sah abfällig zu der alten Frau. Die war doch auch nur ein Dämon!

"Halt die Klappe, Dämon!" Ich stieß sie grob weg und drehte Leliana zu mir um.

"Leliana, ihr müsst mit mir kommen!"

Die Bardin sah mich verwirrt an. "Wer seid ihr? Ich kenne euch nicht!"

Sie erkennt mich nicht? Aber...

Ich packte sie an den Schultern und schüttelte sie kurz. "Ich bin's Kallian! Erinner dich!"

Die junge Bardin schubste mich grob weg. "Nein, ich kenne euch nicht! Verschwindet!"

Ich stieß gegen die dämonische Kirchenschwester, die mich eisern festhielt.

"Habt ihr endlich verstanden?!" kreischte sie laut in mein Ohr und ich zuckte schmerzlich zusammen. Dieses Gekreische!

Sie drückte mich mit den Rücken gegen die Wand und hob mich am Hals gepackt hoch.

Geschockt starrte ich sie an und trat verzweifelt um mich. Luft, schnell!

Das Gesicht der Kirchenschwester, verzog sich zu einer Grimasse. Der Druck auf meine Luftröhre verstärkte sich.

Verzweifelt nach Luft japsend, krallte ich mich in den Armen des Dämons fest und versuchte sie irgendwie von mir zu drücken.

Vergebendes.

aus den Augenwinkeln sah ich, wie Leliana mich anstarrte.

Etwas in ihr...schien mit sich zu ringen. Ich japste kurz nach Luft.

Ich...muss sie überzeugen!

Der Dämon drückte fest zu und ich kam einfach nicht gegen ihre Stärke an.

"L-leliana!"

Die junge Bardin sah mich unsicher an.

"Ihr...hattet eine Vision...ihr....wolltet...mir helfen!" presste ich mit letzter Kraft hervor und mein Sichtfeld verschwamm. Nun versagte meine Stimme endgültig.

Auf einmal fiel ich zu Boden und sog sofort gierig die Luft ein und hustete laut.

Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an. Leliana hockte sich neben mich.

"Kallian? Ist alles in Ordnung? Es tut mir so leid!"

Sie drückte mich an sich. Langsam hatte ich mich wieder beruhigt und erblickte den toten Dämon am Boden, in einer Blutlache liegend.

Also hat Leliana sie getötet. Gut gemacht!

Ich sah sie an strich kurz über meinen Hals, welcher leicht angeschwollen war.

"Hauptsache ihr seid wieder bei klarem Verstand." ich lächelte sie hustend an.

Leliana lächelte auch leicht, doch dann auf einmal verschwamm die junge Bardin und schließlich verschwand sie ganz.

"Leliana?" rief ich erschrocken und tastete mit meiner Hand an die Stelle, an der sie gerade noch gewesen war.

Weg...sie war einfach verschwunden!

Der Boden unter mir bekam plötzlich Risse und ich stand erschrocken auf.

"Erbauer!" rief ich und fiel plötzlich in die Dunkelheit. Schnell kniff ich die Augen zu.

Dieses verdammte Nichts! Was ist das nur für ein verdrehter Ort?

Ich schlug zu Boden und rollte bäuchlings einen kleinen Hügel hinunter.

Neben bei kitzelte das weiche Gras ständig meine Nase.

"Oh, wir bekommen noch Besuch!" hörte ich eine Frau erfreut rufen und ich blickte verwirrt auf, als ich endlich zum Stillstand gekommen war.

Eine Frau mit Schulterlangem, blondem Haar sah mich freundlich an.

Hinter ihrem Rücken tauchten zwei Kinder auf.

"Oh, da seid ihr ja! ich habe gerade an euch gedacht!"

Ich erblickte Alistair, der mich strahlend ansah. Ehh...ich stand leicht taumelnd auf und hielt mir meinen Brummenden Schädel.

Nun...bin ich also in Alistairs Alptraum gelandet.

Ich sah mich skeptisch um. In der Nähe war ein Haus und viele lachende Kinder.

Große Ähnlichkeit mit meinem Traum.

"Das ist Goldanna, meine Schwester! Bleibt doch bitte zum Essen. Goldanna kocht vorzüglich."

Seine Schwester lächelte ihn an. "Jetzt schmeichelst du mir, werter Bruder."

Ich sah zwischen den beiden hin- und her. Seine Schwester?

Hat Alistair wirklich eine Schwester, oder hat sich der Dämon das nur ausgedacht?

Ein Kind klammerte sich plötzlich an meinem Bein fest. "Kallian, erzählst du mir etwas spannendes?"

Ich grummelte kurz. "Geh mir nicht auf die Nerven."

Ich stieß das Gör weg und Alistair sah mich böse an.

"Hey, was soll das denn?"

Ich schritt eilig auf ihn zu. "Hört mich an, Alistair! Das ist nicht eure Schwester, sondern irgendein Dämon!"

Der junge Templer sah mich verwirrt an. "Was erzählt ihr denn da? Ihr verhaltet euch seltsam."

Er verschränkte die Arme vor der Brust. Goldanna sah mich lächelnd an.

"Bleibt zum Essen."

Böse sah ich das Weib an. "Nein!"

Ich stellte mich dicht vor Alistair auf. "Erinnert euch wie ihr hier her gekommen seid! und denkt ganz genau darüber nach!"

Alistair schnaubte kurz genervt auf. "Wenn ihr dann endlich Ruhe gebt."

Ich sah ihn abwartend an. Hoffentlich erinnert er sich!

"Moment...der Zirkel?" fragte verwirrt und ich nickte sofort.

"Genau! Der Zirkel der Magi! Wir sind dort um die Verträge einzusetzen und die Magier einzuberufen, aber etwas seltsames geht im Zirkel vor. Wir kämpften uns durch den Turm und waren dann vor diesem Dämon zusammengebrochen. Er hat uns ins Nichts geschickt!"

Alistair nickte leicht. "Ich...erinnere mich." sprach er leise.

Goldanna schrie plötzlich auf und ihre Gestalt änderte sich, ebenso die der Kinder.

Schnell zog ich meine Waffen. "Verdammte Dämonen!"

Ich rammte mein Schwert in den Leib eines Dämons, der daraufhin kreischend zu Boden ging. Alistair kämpfte an meiner Seite und schon bald hatten wir alle besiegt.

Ich sah erleichtert zu ihm. "Den Erbauer sei Dank, habt ihr die Lügen durchschaut."

Alistair seufzte kurz und sah etwas reumütig drein.

"Ja...erzählt aber bitte niemanden, das ich so leicht zu täuschen war."

Ich grinste kurz amüsiert. "Ich schweige wie ein Grab."

Plötzlich zerbrach der Boden unter uns und wir fielen schreiend in die Dunkelheit.

"Kallian!"

Ich sah verwirrt auf, als ich meinen Namen hörte. Ein Art Blase, hatte sich um Alistair und mich gebildet und ließ uns langsam und sicher zu Boden gleiten.

Auf einer Insel konnte ich Leliana, Wynne und Neria erkennen.

Erleichert seufzte ich auf. Andraste sei Dank.

Wir landeten sanft auf dem Boden und die Blase platzte einfach.

Neria kam eilig auf mich zugelaufen. "Kallian...du hast es geschafft!"

Ich schüttelte knapp mit den Kopf. "Wir haben es geschafft." korrigierte ich.

Eine hochgewachsene Gestalt schwebte plötzlich auf uns zu. Es war in ein Gewand gekleidet und hatte einen dürren Körper mit ausgemergelten Ärmchen.

"Was soll das?" sprach das Gesichtslose Wesen und ich zog derweil meine Waffen.

"Wir wollen hier raus!" rief Leliana und zog ihren Pfeil und Bogen. Es lachte hämisch auf.

"Ich werde mich mehr anstrengen. Ich werde schönere Träume für euch erschaffen."

Wynne richtete ihren Zauberstab auf den Dämon. "Niemals."

Ich nickte sofort. Diese Träume waren zwar genau das, was sich jeder von uns wahrscheinlich gewünscht hatte, aber es entsprach einfach nicht der Wirklichkeit.

Egal wie grausam die Wirklichkeit auch war...

"Wir schaffen uns unser Glück selbst, besten Dank!" gab ich trocken zurück.

Der Dämon sah verärgert drein. "Dann werdet ihr hier sterben!"

Neria hob ihre Hände ihre Luft und sprach in einer fremden Sprache. Der Dämon gefror augenblicklich ein.

"Erbauer!" Alistair stürmte auf den Dämon zu und schlug präzise mit seinem Schwert zu.

Auf einmal zerbrach der Dämon in tausend, kleine Eissplitter.

Entgeistert ließ ich Schwert und Dolch sinken.

Ich hatte jetzt mit einem schweren Kampf gerechnet, der uns vieles abverlangt. So kann man sich täuschen...

Leliana sah begeistert zu dem jungen Templer. "Das war großartig!"

Auf einmal wurde alles um uns herum schwarz und wir fielen in die Dunkelheit.
 

Stöhnend hob ich meinen Kopf.

Ich konnte einen großen Raum erkennen, mit dutzenden Bücherregalen. Meine Gefährten erwachten ebenfalls und sahen sich verwirrt um.

Leicht schwankend erhob ich mich.

Diese Kopfschmerzen! Erbauer...ich stöhnte kurz und massierte meine Schelfe.

Neria schritt auf mich zu. "Habt ihr schmerzen?"

Ich sah sie leicht gequält an. "Kopfschmerzen. Ziemlich starke."

Die Elfin nickte leicht und legte eine Hand auf meine Stirn.

Verwirrt sah ich sie an. Was soll das denn werden?

Eine angenehme Wärme fuhr plötzlich Wellenartig durch meinen Körper und ich musste kurz aufseufzen.

Das tat unglaublich gut!

Wynne schritt zu uns und nickte kurz bedächtig. "Sehr gut, Neria." lobte sie.

Die junge Magierin legte ihre Hand beiseite und sah mich lächelnd an. "Ich bin eine Geistheilerin. Ich habe diese Magie von Wynne gelernt."

Oh...ich nickte leicht. Meine Kopfschmerzen waren verschwunden.

Alistair und Leliana schritten auf uns zu. "Zum Glück sind wir wieder in der Wirklichkeit." sprach die junge Bardin erleichtert.

Ja...zum Glück.

Mein blick blieb an dem brünetten Mann hängen, der leblos auf dem Boden lag.

"Niall." sprach Wynne leise und ging neben ihn in die Hocke.

Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken. Er war blass und völlig steif.

Neria schloss leicht die Augen. "Sein Geist war zu lange im Nichts gefangen. Er ist gestorben."

Leliana fing an für ihn zu beten.

Ich entdeckte in seiner Hand eine Schriftrolle. Mühsam zog ich sie aus seiner steifen Hand und stutzte kurz.

Was ist das?

"Die Litanei von Adralla" sprach Wynne überrascht.

"Er muss sie gefunden haben und wollte sie wahrscheinlich gegen die Blutmagier einsetzten." vollendete Neria, Wynnes Satz.

Ich besah mir die Schriftrolle. Seltsame Zeichen waren darauf abgebildet, die ich nicht lesen konnte.

Frustrierend!

Ich gab die Schriftrolle an Neria weiter. "Hier, benutz du sie."

Über uns war plötzlich ein markerschütternder Schrei zu hören und wir schraken alle miteinander zusammen.

Leliana umklammerte ihren Bogen fester. "Etwas grausames, geht hier vor."

Das vermutete ich auch ganz stark. Die Frage war nur, wer steckte genau dahinter?

Ich wies die anderen an, mir zu folgen.

Wynne erzählte mir, dass wir uns bereits im letzten Stockwerk befanden.

Also könnten wir jeden Moment auf den Schuldigen treffen!

Gut, ich wollte unbedingt wissen wer für diesen ganzen Mist verantwortlich war.

Wir liefen schnell durch ein paar Räume, als wir plötzlich einen bewusstlosen Templer am Boden entdeckten.

Neria schrie erschrocken auf. "Cullen!" sie hockte sich neben ihn hin und hob sanft seinen Kopf an.

Zärtlich strich sie ihm durch sein Kastanienbraunes Haar.

Leicht verblüfft, beobachtete ich die junge Magierin.

Warum ist sie denn so besorgt?

Besagter Templer öffnete langsam die Augen. "Neria...geht es dir gut?" sprach er leise und legte seine Hand auf ihre Wange.

Oi!

Ich bekam große Augen.

"Ja, und dir?" fragte die junge Elfin besorgt. Cullen nickte bedächtig, hob leicht seinen Kopf und legte seine Lippen auf die von Neria.

Ich starrte zu den beiden. W-waaaaaaas?!

Leliana seufzte verträumt auf und Wynne sog kurz scharf die Luft ein.

Neria sah verlegen auf und wurde leicht Rot. "Ehm...also ich...wir..."stammelte sie unsicher und Cullen stand schwerfällig auf.

"Ihr liebt euch." schwärmte Leliana. "Wie schön das so etwas, an diesem kalten und düsteren Ort erblühen kann."

Meine Gedanken rasten und meine Kopfschmerzen kamen augenblicklich zurück.

Erbauer!

SIE ist eine Elfin und ER ist ein Mensch! Das...geht doch nicht!

Elfen und Menschen, können doch gar nicht zusammen sein!

Ich bemerkte den liebevollen Blick, den Neria Cullen zuwarf.

Meine Nerven...

"Neria und Cullen, ihr müsst das Augenblicklich beenden! Ihr wisst, das diese Beziehung strengstens verboten ist." ermahnte Wynne.

Ich seufzte kurz auf. Auch das noch!

Cullen trat vor und blickte Wynne an. "Ich weiß, aber ich kann mich dem einfach nicht verwehren."

Neria nickte leicht und umschloss die Hand von Cullen.

"Ich war losgegangen um Niall zu helfen...und weil ich mir Sorgen gemacht habe um Cullen."

Dann wäre das ja geklärt. Wie schön...die schmachtende Liebe wieder vereint.

Ich brauch dann erst einmal einen Schnaps.

Ich sah zu der Treppe, am Ende des Flures. Deutliche Geräusche waren von dort zu hören.

"Das ist ja alles schön und gut...aber erst einmal müssen wir wieder für Ordnung im Zirkel sorgen."

Cullen nickte sofort. "Für all das, ist Uldred verantwortlich."

Wynne sah überrascht zu dem Templer.

"Uldred? Oberverzauberer Uldred? Wieso sollte er...?" fing die Oberverzauberin verwirrt an.

In den braunen Augen von Cullen, konnte ich Zorn aufflackern sehn. "Weil er zu einer Abscheulichkeit geworden ist! Und nun will er alle Magier ebenfalls in Abscheulichkeiten verwandeln. Wer ihm nicht folgt, stirbt!"

Neria sah erschrocken zu Cullen auf. "Beim Erbauer! Wir müssen etwas dagegen unternehmen!"

Leliana stimmte sofort zu. "Wir müssen weiteres Leid verhindern!"

Ich schielte kurz zu Alistair. "Als Templer, irgendwelche Ideen?"

Er überlegte kurz. "Die Litanei von Adralla, wird uns helfen. Sie unterbindet Blutmagie."

Ich nickte. "Ansonsten sieht der Plan wie folgt aus...rein stürmen und jede Abscheulichkeit niederschlagen, die uns begegnet."

Wynne trat vor und sie sah besorgt aus. "Irving ist vermutlich in der Gewalt von Uldred...wir müssen ihn retten."

Das sowieso. "Das werden wir."

Nun würden unsere Gruppe, bestehend aus sechs Personen, einen mächtigen Blutmagier niederschlagen.

Ich zog mein Schwert und meinen Dolch und stieß die letzte Tür im Turm auf.

Ich sah überrascht auf als ich einige Magier, unter anderem auch der Erste Verzauberer Irving verletzt am Boden liegen sah.

Uldred war ein glatzköpfiger Magier mit Hakennase und er stand zwischen zwei riesigen Abscheulichkeiten. Vor ihm kniete ein zusammengeschlagener Magier.

„Ich könnte dir ein großes Geschenk machen. Du wirst stärker und mächtiger sein. Nimmst du dieses Geschenk an?“ Der Magier nickte ängstlich und zitterte.

„So sei es!“, rief Uldred böse lachend. Er und die beiden Abscheulichkeiten hielten ihre Hände über ihn.

Der Magier fiel zu Boden und seltsame Blitze zuckten um ihn herum. Er verschwand in einer Hülle aus magischer Energie.

Was machen die da mit ihm?!

Die Hülle verschwand und anstatt des Magiers war eine weitere Abscheulichkeit geboren.

„Ah, Besuch!“, sagte Uldred, als er uns erblickte.

„Ihr werdet diesem Treiben sofort Einhalt gebieten, Uldred!“, rief Wynne und sah den Magier wütend an.

Er lachte erheitert auf. "Wieso sollte ich? Nun können wir endlich die Templer vernichten und das Leben führen, welches uns zusteht!"

"Ihr seid krank." sagte ich und sah zu den verängstigen Magiern.

Das ist doch keine Lösung!

"Kämpft nur! Das versüßt mir nur noch mehr den Sieg!" Und damit verwandelte sich Uldred in eine Riesige Abscheulichkeit.

Scheiße. Ziemlich groß. Ich sah kurz zu meinen Mitstreitern.

Wynne blickte mich entschlossen an und ich nickte knapp.

"Erschlagt sie einfach..." Ich rannte nach vorn und rammte mein Schwert in den Unterleib, dieses Monster. Es stöhnte auf und schlug nach mir.

Alistair war neben mir und parierte mit seinem Schild den Angriff einer andren Abscheulichkeit.

Wynne ließ mehrere arkane Bolzen gegen die Angreifer fliegen und Cullen sorgte dafür, das keine Abscheulichkeit ihr zu nahe kam.

Ich sah zu Alistair, als ich meinen Dolch aus den Leib einer weiteren Abscheulichkeit zog.

"Ich liege in Führung! Strengt euch mehr an."

Der junge Templer rammte sein Schild in das Gesicht eines Monsters, welches nun noch unansehnlicher aussah, als vorher.

"Gleichstand." meinte er zufrieden.

Verdammt!

Ich sah kurz zur Seite.

Neria hielt sich im Hintergrund und hielt die Litanei von Adralla nach oben.

Als Uldred auf uns zustürmte und seine gewaltigen Klauen anfingen zu glühen, leuchtete die Litanei in Nerias Hand auf und der Zauber von Uldred wurde augenblicklich unterbrochen.

Ich grinste. Das läuft doch wie geschmiert!

Uldred schrie erbost auf und sah zu der jungen Magierin. Er stürmte auf sie zu, warf Alistair und mich dabei um und ließ seine gewaltige Klaue auf das Elfenmädchen hinab rasen.

Geschockt sah ich auf, als ich Blut aufspritzen sah und einen schwachen Schrei vernahm.

"Neria!" Ich rappelte mich auf und Uldred sah keifend zu mir. Er wollte ebenfalls nach mir ausholen, doch eine gewaltige Steinerne Faust, rammte gegen sein Gesicht so dass er benommen taumelte.

Ich eilte zu Neria die schwer verletzt am Boden lag. Alistair und Wynne hielten derweil Uldred weiter in Schach.

Cullen hockte sich neben die junge Elfin und sah geschockt zu der großen Bauchwunde.

Die Robe war zerrissen und Blutgetränkt. Unter Neria bildete sich bereits eine Blutlache.

Schwer atmend umklammerte sie Cullens Hand und hielt mit der anderen Hand krampfhaft die Litanei fest. Sie wurde gefährlich blass.

"Neria...ich...Wynne wird dich heilen!" flüsterte ich entsetzt und musterte ihr schmerzverzehrtes Gesicht.

Ihre blauen Augen sah mich zweifelnd an, dann streckte sie mir die Litanei entgegen.

"R-rette...den...Zirkel!" hauchte sie schwach und verkrampfte ich plötzlich stark.

Cullen drückte sie vorsichtig an sich. "Neria! Halte durch!" flehte er verzweifelt.

Ich nahm mit zittriger Hand, die blutverschmierte Litanei von Neria an.

Sie lächelte kurz schwach und atmete schwer. Jeder Atemzug fiel ihr Schwer.

"L-los...du schaffst es. Ich weiß es..."

Neria...ich schluckte schwer.

Alistair schrie wütend auf, als er mit Mühe den Angriff von Uldred mit seinem Schild abwehren konnte.

Ich stand auf und sah zu Uldred. Dieses...widerwärtige...

Ich umschloss fest die Litanei in meiner Hand und stürmte zu dem wahnsinnig gewordenen Magier.

Er sah mich knurrend an und schlug erneut mit seiner Pranke nach mir. Ich wich geschickt aus, sprang auf seinem Arm und rannte geschwind diesen hinauf. Nebenbei zog ich meinen Dolch.

Die Litanei in meiner Hand fing plötzlich an zu leuchten.

"Verrecke!" schrie ich wütend, drückte die Litanei von Adralla auf Uldreds Kopf und rammte meinen Dolch durch das Papier in Uldreds Schädel, um es so festzuhalten.

Er schrie gepeinigt auf und warf mich mit brachialer Gewalt gegen die nächste Wand.

Ich stöhnte gequält auf und blieb kurz liegen.

Scheiße...meine Schulter! Ich kniff gepeinigt die Augen zu und ein lauter Schrei erfolgte.

"Uldred...ist Tod!" konnte ich Wynne rufen hören.

Zögerlich sah ich auf und entdeckte ihn tatsächlich am Boden liegen.

Schwankend stand ich auf und eilte zu Neria. Sie lag in Cullens Armen und rührte sich nicht mehr.

Ich sank neben ihn in die Knie und betrachtete das Blutbespritze, entspannte Gesicht der jungen Magierin.

"Geliebte." Cullen drückte sie sachte an sich und ich bemerkte wie mir Tränen in die Augen stiegen.

Das...ist ungerecht...sie darf nicht Tod sein!

Cullen nahm ein Tuch und wischte mit zittriger Hand das Blut aus ihrem Gesicht. Ich konnte Tränen über seine Wange laufen, sehn.

Tränen rannen auch über meine Wange und ich drückte Nerias Hand. Keine Reaktion.

"Es...tut mir leid...ich...es war meine schuld." flüsterte ich unsicher.

Wegen mir...war Neria Tod. Nur wegen mir. Es ist ganz allein meine Schuld!

Ich schluchzte kurz auf.

"Es tut mir leid...es tut mir so wahnsinnig leid!"

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, bei ihrem friedlichen Anblick.

Ich hätte sie beschützen sollen! Ich war zu Achtlos!

Ich wischte meine Tränen eilig weg, doch es strömten immer wieder neue Tränen über meine Wange.

Sie hat ihr Leben mir anvertraut und durch mein Verschulden starb sie!

"Kallian, gebt euch bitte nicht die Schuld!" flehte Leliana.
 

Irving kam zu uns gehumpelt, Wynne stütze ihn.

"Oh nein, Neria!" sprach er bestürzt.

"Sie hat ihre Läuterung mit Bravour bestanden, ich hatte so viel Hoffnung in sie gesetzt."

Hoffnung...gutes Stichwort.

Ich schloss die Augen und senkte den Kopf. Zwar hatten wir den Zirkel nun endlich gerettet...aber zu welchem Preis?

Ich strich kurz durch Nerias blutbeefleckte, silberne Haare.

Es...tut mir so leid...du bist gestorben...Tod...

Alistair packte mich plötzlich an meiner Schulter und renkte meine ausgekugelte Schulter schwungvoll wieder ein.

Ein lauter Schrei entwich mir und ich kippte Luftringend, nach vorn.

Alistair hielt mich schnell fest. "Verzeiht...aber so geht es am schnellsten."

Ich schluchzte kurz auf und diesmal kam der Schluchzer nicht wegen dem kurzzeitigen, starken Schmerz in meiner Schulter.

Scheiße...Scheiße!

Wütend schlug ich mit meiner Faust auf den harten Steinboden. Irving sah mich bestürzt an.

"Alles in Ordnung?"
 

Nachdem wir die verliebenden Magier und Irving zu Kommandant Gregoir brachten, bekamen wir endlich die Zustimmung vom Zirkel der Magi, uns im Kampf gegen die Verderbnis zu unterstützen.

Nun hatten wir wenigstens die ersten Verbündeten, im Kampf gegen diese verdammte dunkle Brut.

Ich drehte ihnen den Rücken zu und verließ mit Alistair, Leliana und unserem neusten Gruppenmitglied Wynne, die mir freundlich ihre Hilfe angeboten hatte, den Zirkel der Magi.

Verdammt...ich war noch nie erleichterter, einem Ort den Rücken zu kehren.

Im Dunkel der Nacht

Stur sah ich ins Feuer. Wir waren den ganzen Morgen und den ganzen Tag durchgelaufen .

Meine Glieder schmerzten, mein Magen knurrte, ich stinke und mir ging es einfach nur miserabel.

Meine Gedanken kreisten um Neria und darum wie einfach ich sie hätte Retten können.

Deswegen waren wir den ganzen Tag durchgelaufen um meine Schuldgefühle zu verdrängen, doch jetzt wo wir ruhen, kommen sie nur um so härter zurück.

Verdammte scheiße...ich nahm einen großen Schluck von dem Wein, den mir Shianni damals mitgeben hatte. Eigentlich wollte ich ihn ja zu einem besonderen Anlass trinken....doch es schien mir genau das richtige jetzt.

Mir war längst klar geworden, das von meinen Entscheidungen Leben abhingen. Meine Unzulässigkeit, hat ihr erstes Opfer gefordert.

Ich nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und bemerkte wie mir immer wärmer wurde. Und das lag gewiss nicht am Feuer.

"Kallian, in der Nähe habe ich einen See erblickt. Was halten ihr von einem Bad?" sprach Leliana vorsichtig und ich sah zu ihr auf. Im Mondschein in einem kalten See baden?

Wie verlockend. Fehlen nur noch ein paar Spanner, aber die gibt's ja überall.

"Von mir aus." Ich stand auf und ging zu der rothaarigen Bardin, die mich anlächelte.

Wynne war längst in ihrem Zelt verschwunden und Alistair saß am Feuer. Er musterte mich kurz.

"Ihr habt die Befehlsgewalt, bis ich wieder da bin."

Er nickte leicht und sah wieder nachdenklich ins Feuer.

Ich seufzte kurz und ging mit Leliana los. Alistair war den ganzen Tag auch so schweigsam gewesen...hatte es ihn etwa auch getroffen?

Ich wusste es nicht und ich musste zugeben, dass ich im Moment mit mir selbst beschäftigt war.

Die Grillen zirpten laut und ich sah zu Leliana, die achtsam die Äste wegdrückte, damit sie mir nicht ins Gesicht schlugen.

Wir schwiegen den ganzen Weg und mir war es auch recht so. Reden war gerade das letzte, was ich wollte.

Als wir vor dem See waren, war leichter Nebel aufgestiegen.

Die Kälte ließ mich kurz zitterten und nun graute es mir vor dem Bad. Eiskalt wird das Wasser sein!

Leliana zog schnell ihre Kirchentracht aus und stieg leise summend, zaghaft ins Wasser.

"Das ist wirklich Kalt!" rief die junge Bardin entsetzt und zitterte bereits. Schnell tauchte sie einmal unter.

Ich seufzte kurz. Naja...wer sauber und rein sein will, muss leiden.

Ich zog mich schnell aus und legte die dreckige Lederrüstung ans Ufer ab. Die müsste ich auch noch dringend waschen.

Ich stieg schnell ins Wasser und schrie kurz leise auf. Verdammt! Ich will lieber stinken!

Ich sah zu Leliana, die sich mit einem Stück Seife gerade die Haare wusch.

Auf der Rückseite ihres linken Armes, konnte ich eine große Narbe erkennen.

Ich klapperte kurz mit den Zähnen und bespritze mich leicht mit dem kalten Wasser.

Beim Erbauer!

Leliana drehte sich lächelnd zu mir um und reichte mir die Seife.

Ich nickte leicht. "Danke." Ich fing an meine Haare zu waschen und sah zum Vollmond hinauf. Er sah...wunderschön aus. Wie eine weiße Sonne, in der Nacht.

"Es tut mir leid, wegen eurer Freundin." sprach die junge Bardin und ich blickte zu ihr.

"Ihr...danke." brachte ich unbeholfen hervor. Wann hatte je ein Mensch...? Egal, es ändert sich alles. Ich sollte mich damit abfinden.

Leliana schwamm auf mich zu und nahm plötzlich meine Hände und drückte sie sacht.

Vor Schreck ließ ich die Seife fallen und sah überrascht in ihre blauen Augen.

"Ihr könnt mit mir über alles reden."

Ich lief knallrot an und starrte verlegen ins Wasser. Klang ja wirklich toll...aber das müssen wir nicht nackt, in einem See besprechen!

Erbauer, wo ist der Wein?!

Leliana sah plötzlich auf drückte mich, eng an sich. "Da...ist jemand!" flüsterte sie mir ins Ohr.

Was...? Ich drehte mich zögerlich um, konnte aber niemanden erkennen.

Ehh...unsicher sah ich zu Leliana auf. "Ich...sehe niemanden."

Die junge Bardin stieg aus dem Wasser. "Wir sollten schnell ins Lager zurück gehen, mich..."

Ich hörte plötzlich einen kurzen Aufschrei und das harte aufschlagen von Metall. Alarmiert sahen Leliana und ich uns an.

Das kam vom Lager! Ohne lange nachzudenken, stürmte ich aus dem Wasser und zog mich patschnass an. Schnell wischte ich mir das nasse Haar aus dem Gesicht.

Leliana rannte voran und ich zog derweil mein Dolch und mein Schwert.

Alistair und Wynne waren im Lager! Die müssten sich doch verteidigen können!

Wieder war das aufeinanderschlagen von Metall zu hören und ein entsetztes keuchen.

Ich sprang mit Leliana durchs Dickicht und wir standen, schnell atmend im Lager.

Alistair lag am Boden, ein Vermummter stand über ihn gebeugt und wollte gerade seinen Dolch in Alistairs Kehle rammen.

Leliana schoss schnell einen Pfeil ab und der Angreifer sprang in letzter Sekunde weg.

Ich konnte unseren Angreifer nicht erkennen, er trug einen Umhang der den Großteil seiner Gestalt verdeckte.

"Alistair?!" rief ich unsicher, doch er junge Templer bewegte sich nicht mehr.

War er etwa...Tod?!

Wütend sah ich zu dem Fremden und hob angriffsbereit meinen Dolch und mein Schwert.

"Ihr! Habt ihr ihn getötet?!" rief ich aufgebracht.

Leliana hielt ihren gespannten Bogen, immer noch auf den Unbekannten gerichtet.

Ich konnte weiße Zähne im schwachen Schein des Feuers aufblitzen sehn. Im nächsten Moment war er verschwunden.

Äh...habe ich Hallunitationen?

Leliana fiel plötzlich neben mir zu Boden und rührte sich nicht mehr.

"Leliana?!" fragte ich erschrocken und sah auf sie hinab. Keine Reaktion.

Angespannt sah ich mich um und schluckte. Der...ist hier irgendwo! Irgendwo, verdammt!

Ich spürte einen leichten Windhauch auf meinem Nacken und fuhr sofort herum.

Schnell sah ich mich um, entdeckte aber niemanden.

Nur eine dunkle Vorahnung, breitete sich plötzlich schwer auf meine Glieder aus. Angespannt hob ich mein Schwert und konnte so nur knapp einen Angriff abwehren.

Ich taumelte jedoch unter der Attacke und spürte kurz darauf ein starkes Seitenstechen.

Wütend starrte ich zu ihm. "Verdammter Bastard!"

Ich kreuzte meine Klingen schnell, als er mich erneut angriff und mich, unter aggressiven Schlägen , gegen einen Baum drängte.

Unsere Klingen schnitten unheilbringend aneinander und meine Arme zitterten leicht, infolge des krampfhaften wegdrücken seiner Klingen.

Inzwischen war seine Kapuze von seinem Kopf gefallen. Ich achtete jedoch nicht auf sein Gesicht, sondern schielte unsicher zu Alistair. Er erhob sich schwerfällig.

"Ihr solltet immer auf euer Gegenüber achten." raunte mir der Fremde plötzlich ins Ohr und ich sah ihn nun doch an.

Diese Stimme mit diesem auffälligem Akzent, kam mir sofort bekannt vor, ich wusste jedoch nicht woher.

Seine braunen Augen bohrten sich belustigt in meine, während er mit seinem Gesicht langsam meinem immer näher kam. sein langes blondes Haar, fiel ihm über die Schulter.

Ich stutzte, als ich die spitzen Ohren entdeckte. Er ist auch ein Elf?

Er ließ mich los und direkt neben meinen Kopf, bohrte sich plötzlich ein Schwert in die Rinde. Es splitterte laut und ich riss erschrocken die Augen auf.

Alistair war nah vor meinem Gesicht und atmete laut.

"Hab ich...ihn erwischt?"

Ich schüttelte schnell den Kopf und starrte ihn an. Ich konnte einen langen Schnitt erkennen, entlang seines Gesichts. Seltsame grüner Eiter trat aus.

Alistair ging plötzlich schwer atmend, in die Knie. Bestürzt ging ich in die Hocke und stützte ihn so gut es ging. Er war kurz davor umzukippen. "Alistair! Bleibt wach!"

Ich hielt ihn fest und sah mich hektisch um. Dieser verdammte Elf, war hier irgendwo und mittlerweile wusste ich auch wer er war.

Dieser Vermummte, der mich beklaut hat! Ohne Zweifel, ich bin mir sicher!

Ich stand schnell auf und hielt kampfbereit mein Schwert und Dolch. "Na, los..." murmelte ich und sah mich aufmerksam um.

Es war nichts zu hören. Die, zum Teil kahlen Bäume mit ihren langen Ästen, streckten sich wie krumme Finger, über das ganze Lager.

Ich hörte über mir plötzlich ein leises zischen. Erschrocken sah ich auf und im selben Moment, krachte etwas gegen den Baum hinter mir, und schließlich auf mich.

Ächzend blieb ich unter dem plötzlichen Körpergewicht liegen. Mein Gesicht halb im Matsch liegend.

"Kallian, Alistair!" hörte ich Wynne rufen.

Ich sah auf und erblickte Leliana, die schwankend aufstand.

Sie legte eine Hand auf Alistairs Wange. "Er wurde vergiftet!" sprach die alte Magierin gehetzt und heilte ihn schnell.

Ich versuchte derweil, den ohnmächtigen Elfen von mir zu stoßen. Leliana half mir und ich ergriff schnell sein Schwert und seinen Dolch.

Wynne hatte ihn mitten im Fall, mit einer Steineren Faust getroffen. Glück im Unglück...

Ich strich mir fahrig durch mein nasses Haar und sah zu dem jungen Templer, der wieder vollkommen genesen war.

"Bei Andraste!" sprach er gereizt und richtete sofort seine Klinge auf den blonden Elf.

"Er wollte uns umbringen!"

Tatsächlich...

Ich nahm meine Feldflasche von meinem Gürtel und schüttete den gesamten Inhalt in das Gesicht des Elfen.

Alistair sah mich verstimmt an. "Wir werden ihn erst verhören." wies ich ihn an. Wir mussten wissen wer dahinter steckte, obwohl ich bereits eine dunkle Vorahnung hatte.

Der junge Elf flackerte kurz mit den Augen und öffnete sie dann nach einem kurzen Stöhnen. "Was...wo?" Er sah verwirrt in unsere Gesichter, während ich ihn genau musterte.

Eine schlanke, aber dennoch muskulöse braungebrannte Gestalt, braune Augen, blonde, lange Haare und eine Strichartige Tätowierung auf seiner linken Wange. Seltsam...

"Oh, ich hatte erwartet gar nicht mehr zu erwachen, aber nun bin ja doch noch am Leben!"

Ich hielt sofort sein eigenes Schwert an seine Kehle. "Schweigt! ihr werdet nur antworten, wenn ihr gefragt werdet!" fuhr ich ihn drohend an.

Doch statt Panik, legte sich auf seinen feinen Gesichtszügen plötzlich ein anzügliches Grinsen.

"Na, ihr seid aber eine kleine aggressive Wildkatze und hübsch noch dazu."

W....WAS?! Ich lief knallrot an und starrte ihn unsicher an. Hab ich...mich gerade verhört?

Er lachte nur kurz belustigt und musterte mich.

Verdammt! "Ihr! Ihr seid der Vermummte aus Lothering!"

Er sah mich immer noch amüsiert an. "Ah, ich wusste doch, ich würde einen bleibenden Eindruck hinterlassen."

Ich funkelte ihn böse an. Dass er mich beklaut hat, erwähne ich lieber nicht. Das klären wir...persönlich.

Er sah zu Alistair, der ihn drohend ansah. Schien ihn jedoch nicht allzu sehr zu verängstigen.

"Da das hier vermutlich ein Verhör werden wird, fange ich einfach mal an. Mein Name ist Zevran, Zev für meine Freunde. Ich komme aus Antiva und hatte den Auftrag den grauen Wächter umzubringen." Er sah zu Alistair, welcher grummelnd seine Hände vor der Brust verschränkte.

"An den ich kläglich gescheitert bin." fügte der blonde Elf seufzend hinzu.

"Was mich eher froh stimmt!" sprach Alistair bissig.

Ich musste kurz stutzen. "Moment! Ihr solltet nur einen grauen Wächter töten? Wer hat euch angeheuert?"

Zevran nickte knapp. "Ja, nur einen. Es war ein ziemlich schweigsamer Kerl in der Hauptstadt...ich glaube sein Name war Loghain."

Alistair und ich sahen uns vielsagend an. Der will uns wirklich unbedingt Tod sehen, aber anscheinend nur Alistair...von mir schien er keinen blassen Schimmer zu haben.

Ich legte nachdenklich meine Hand an mein Kinn und grübelte. Ich war dabei, als Loghain den König verraten hatte. Aber wahrscheinlich dachte er wirklich, ich sei nur eine einfache Elfendienerin.

Gut für mich...das wird den Vergeltungsschlag gegen ihn, noch amüsanter machen.

"Wenn wir nun mit der Befragung fertig seid, würde ich euch gerne ein Angebot unterbreiten." meldete sich plötzlich Zevran und ich fixierte ihn sofort. "Was denn?"

"Ich habe bei meinem Auftrag versagt, daher ist mein Leben verwirkt. Ende. Aber ich lebe gerne...Ich würde mich euch anschließen im Kampf und ihr hättet den Krähen etwas entgegenzusetzen."

Krähen? Hat er eine Vogelphobie?

Leliana bemerkte meinen verwirrten Blick. "Die Krähen sind eine gefürchtete Diebes- und Assassinen Gilde in Antiva"

Zevran nickte. "In der Tat, ich bin überrascht das die Krähen hier nicht bekannt sind."

Na klasse...ein Meuchelmörder, der sich uns anschließen will? Ich strich mir gefrustet durch mein Haar.

"Und warum sollten uns eure Dienste interessieren?" Er sah zu mir auf.

"Weil ich viele Fertigkeiten beherrsche. Vom Schleichen, Giftherstellen, Fallen stellen und Schlösser knacken...und gelegentlichen Dieses Aktionen." Er sah mich anzüglich an und sofort verengten sich meine Augenbrauen.

"Ihr müsste mich für überaus dumm halten!" meinte ich Zähneknirschend.

Das er gut kämpfen konnte und ein gerissener Dieb ist, kann ich wirklich nicht bestreiten. Aber er ist immer noch ein Meuchelmörder!

"Ich halte euch für überaus schwer zu töten...und überaus hinreißend."

Ich fühlte wie mir erneut die Hitze in die Wangen schoss. Verdammter...!

"Keine Sorge, ich werde nicht versuchen euch zu töten. Schließlich würden mich die Krähen allein schon deswegen töten, weil ich versagt habe. Da versuche ich doch lieber mein Glück mit euch."

Klingt ja ausgesprochen beruhigend...

Alistair trat einen Schritt vor und knurrte schon fast. "Bringen ihn um!"

Ich sah kurz überrascht zu dem blonden Mann. So verbissen habe ich ihn noch nie erlebt. Er wollte den Elf unbedingt Tod sehen, dabei trachten uns ganz andere Monster nach den Leben.

Aufmerksam sah ich zu Zevran, der mich abwartend ansah. Ich überlegte kurz.

Irgendetwas an diesem Elf...faszinierte mich. Ich habe noch nie einen anderen Elfen getroffen, der so geschickt mit Dolch und Schwert umgehen kann. Er versteckt sich auch nicht wie die anderen, zitternd in einer Ecke."

Ich hielt ihm meine Hand hin. "Also gut...ich nehme euer Angebot an."

Ich hörte Alistair entsetzt auf keuchen. "Was? ist das euer Ernst? Wir nehmen den Meuchelmörder mit?" fuhr er mich verärgert an.

Ich sah böse zu ihm auf. Warum schreit er mich deswegen so an?

"Ich bin die Anführerin und ich entscheide, was wir tun!"

Ich stellte mich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Hüfte. Grimmig sah ich zu ihm.

In Alistairs Augen blitze es kurz warnend auf. "Schön, wie ihr meint!" kam es gereizt zurück.

Ich sah ihn abschätzend an, dann drehte ich mich wieder Zevran zu und hielt ihm erneut meine Hand hin.

Er ergriff diese und verbeugte sich dann leicht. "Ich schwöre euch hiermit unbedingte Loyalität, bis ihr mich aus diesem Schwur entbindet."

Ich nickte leicht und sah ihn an.

Leliana sah aufgeregt zu dem blonden Elf. "Willkommen Zevran. Einen Meuchelmörder aus Antiva dabei zu haben, wird bestimmt lustig!"

Seine braunen Augen fixierten die junge Bardin plötzlich. "Oh, gehört ihr zu meinen neuen Reisegefährten? Ich hatte ja keine Ahnung, welch Liebreiz in Abenteuerkreisen anzutreffen ist." sprach er mit süffisanten Grinsen.

"Oder, auch nicht!" sprach die junge Bardin schnell.

Alistair stapfte in den Wald und verschwand kurz darauf.

Unsicher sah ich ihm nach. War er wirklich so wütend auf mich?

Augenblicklich fing es plötzlich zu Regnen. Ich sah mit müde zu Himmel hinauf und bemerkte wie die Regentropfen, perlenartig über mein Gesicht strichen.

Eine kleine Rast

Inzwischen war es Nachmittags und wir gingen weiter Richtung Redcliffe. es war vielleicht noch eine Tagesreise entfernt.

Dem Erbauer sei Dank! Ich habe jetzt schon genug von diesem nass-kalten Wetter.

So eine schöne warme Taverne, dazu etwas Wein....ach! Ich Träume schon wieder.

Ich sah mich aufmerksam um. Vor kurzem hatten wir eine kleine Gruppe der dunklen Brut getötet. Widerliche Kreaturen, an ihnen hatte Blut geklebt. Aber nun, war nichts mehr von dunkler Brut zu spüren. Aber gewiss, werden wir wieder auf welche treffen.

Alistair lief neben mir und ich drückte gerade ein paar störende Äste zur Seite. In letzter Zeit wirkte er so nachdenklich. Selbst auf meine Nachfragen hin, erzählte er mir nichts genaues. Zumindest nicht die Wahrheit, da war ich mir sicher.

Ich holte aus einer Seitentasche mein letztes Laib Brot heraus. Durch den Dauerregen der letzten Stunden, war es jetzt total pampig und nur noch ein Leckerbissen für Zahnlose Omas.

Angewidert warf ich den matschigen Klumpen ins nächste Gebüsch und ließ mich etwas zurück fallen.

Ich hatte gerade überhaupt keine Lust mit Alistair zu plaudern, da gerade sowieso nichts produktives von seinen Lippen kam.

Nachdenklich sah ich auf seinen Rücken. Gestern hatte er zum ersten Mal meine Handlung angezweifelt und das sogar ziemlich Lautstark. Wenn ich ehrlich war....das hatte mich mehr getroffen, als erwartet. Sogar irgendwie verletzt.

Schnell wand ich den Blick von Alistair ab und betrachtete stattdessen die unzähligen Bäume. Er war nur ein Mensch, warum interessiert mich es mich dann was er von meinen Handeln denkt?

Wieder strich ich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht. Vielleicht...weil wir Freunde geworden sind? Dachte ich zumindest.

"Ah, wie ich sehe, gesellt ihr euch zu mir."

Verwirrt schrak ich aus meinen Gedanken hoch und erblickte Zevran neben mir, der mich leicht angrinste.

"Vermutlich." meinte ich und blickte nun doch wieder zu Alistair. Tz, soll er doch allein laufen!

"Die Gesellschaft des Wächters, sagt euch wohl nicht mehr zu?" meinte der blonde Elf amüsiert.

Ich grummelte kurz und sah warf Zevran einem prüfendem Blick zu. "Ja, ich hoffe ihr seid unterhaltsamer."

Er grinste erneut und weiße Zähne kamen zum Vorschein. "Wie ihr wünscht. Ich könnte einige interessante Geschichten erzählen."

Oh, das ist gut! Ich sah neugierig zu ihm. "Was denn für welche? Von euren Abenteuern?"

Er lachte kurz auf. "Oh, es gibt viel interessanterer Geschichten, als einfache Abenteuer, meine Liebe."

Was? Was meinte er denn jetzt? Ich sah ihn fragend, mit großen Kuhaugen an.

Er lachte amüsiert auf. "Nun..." Er winkte mich leicht näher an sich heran und ich rückte an ihn heran. Als er mir gerade etwas ins Ohr flüstern wollte, knallten wir beide plötzlich gegen etwas.

Verdutzt sah ich auf und sah In Alistairs Gesicht. Er sah mich verstimmt an. "Wir sollten eine Pause einlegen." sprach er leicht gereizt.

Oh...ich zog eine Augenbraue nach oben. Jetzt schon? Ich zuckte mit den Schultern. "Na, meinetwegen. "

Der Blonde nickte kurz und warf Zevran einen seltsamen Blick zu. Ich seufzte innerlich und sah zu Leliana, die lächelnd zu und kam. "Alistair, dann können wir ja Jagen gehen."

Der Templer sah leicht erschrocken auf. "Was? ich mit euch?" Ich grinste leicht und klopfte Alistair kameradschaftlich auf die Schulter. "Dann wünsche ich euch eine erfolgreiche Jagd." Ich schubste den jungen Mann, Richtung Leliana und sie zog ihn mit sich.

Kurz sah ich den beiden nach und dann zu Wynne. Sie öffnete gerade ihre Tasche. "Ich werde die Zeit nutzen und ein Paar Kräuter und Gewürze suchen."

Leicht nickte ich. "In Ordnung, aber geht nicht zu weit weg." Die alte Magierin lachte kurz auf. "Man könnte meinen, ihr seid meine Mutter." Entrüstet sah ich zu ihr. "Wie alt soll ich dann sein? 100 Jahre?"

Ich hörte ein leise dunkles Lachen. "Ausgesprochen gut gehalten." Ich schielte kurz zu Zevran und Wynne sah skeptisch zu dem Elf. "Vielleicht, sollte ich aber lieber bleiben."

Was soll das denn heißen? Ich kann selbst auf mich aufpassen! "nun geht schon, Wynne!" meinte ich grummelnd.

Ich brauche niemanden, der noch auf mich aufpasst. Die alte Magierin seufzte leise und blickte Zevran noch einmal mahnend an, ehe sie im Unterholz verschwand. Kurz sah ich ihr nach.

Beim Erbauer, als wäre ich ein Hilfloses Kind!

Ich hob gelassen einige Äste auf. Hoffentlich brennt das Holz dann auch. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und der Boden ist feucht.

Ich sah kurz zu Zevran, der sich aufmerksam umsah. "Hey, könntet ihr mal bitte mitmachen?" Ich drückte das Nasse Holz an mich. Wynne bringt das Holz bestimmt nur mit Magie zum brennen.

"Aber natürlich." seufzte der blonde Elf kurz und hob nun auch ein paar Äste auf.

Geht doch. Ich sah zu ihm und musterte ihn kurz. Diese Braungebrannte Haut...dort wo er herkommt, muss es sehr warm sein. Hier in Ferelden, herrscht ja fast dauerkälte. Wie hieß das Land, wo er herkam? Antiva? Alarith hatte davon erzählt, glaube ich. Aber das ist schon lange her. Hmm...wie es da wohl so ist?

Ich warf die Äste zu Boden und reihte sie leicht aufeinander im Kreis. Verdammte Neugier, aber...

"Erzählt mir etwas von Antiva." sprach ich neugierig und sah kurz zu Zevran. Antiva ist ja schließlich auch weit weg, wenn ich mich nicht irre.

Er hielt kurz inne und sah mich dann etwas überrascht an. "Oh, ihr wollt etwas über Antiva wissen? wirklich schätzen könnt ihr es nur, wenn ihr einmal dort wärt. Es ist warm dort, nicht so kalt und unwirtlich wie dieses Ferelden. Es regnet oft in Antiva, aber die Blumen blühen immer...sagt man zumindest." Oh? Blumen? Ich stellte mir gerade ein großes Blumenmeer vor, warme Sonne auf meiner Haut...ach...ich Träume schon wieder!

"Gefällt euch Ferelden nicht?" ich hob weitere Äste auf.

"Es ist ganz in Ordnung. Das Volk ist lebhaft, auch wenn es den Unterschied zwischen einen Meuchelmörder und einen gemeinen Attentäter nicht kennt. Ich stamme aus dem glorreichen Antiva, Hauptstadt des Königlichen Palastes." schwärmte mir Zevran plötzlich vor. "es ist ein glitzerndes Juwel im Sande, mein Antiva. Seit ihr vergleichbarer Abstammung?" Phu...also lieben tut er seine Heimat definitiv.

Ich schmunzelte kurz und sah ihn dann leicht grinsend an. "Natürlich! Meine Mutter war besser, als jedes Juwel."

Zevran lachte kurz auf und warf die wenigen Äste auf meinen kleinen Haufen. "Jetzt habt ihr mich erwischt, da kann ich nicht mithalten, da ich meine nie auch nur gesehen habe."

Überrascht sah ich auf. Er hat seine Mutter nie gesehen? Aber...

Er sprach dennoch weiter. "Hmm. Wisst ihr was seltsam ist? Da reden wir über meine Heimat, und trotz des Weines, der dunkelhaarigen Schönheiten und den Lillo-Flöten der Bänkelsänger...am meisten vermisse ich das Leder."

Verwirrt sah ich ihn an. Das Leder? "Wollt ihr damit irgendetwas beschönigen?"

Zevran lachte plötzlich laut los.

Hab ich was falsches gesagt? Er sah mich kurz darauf wieder grinsend an. "Zuzutrauen wäre es mir. Ich lebte in der Nähe einer Geberviertel, in einer kleinen Wohnung wo die jüngsten Rekruten der Krähen, wie in Kisten zusammengepfercht waren. Ich gewöhnte mich an den Gestank, obwohl die Menschen sich immer darüber beschwerten. Bis heute erinnert mich der Geruch von frischen Leder an meine Heimat, als alles andere sonst."

Oh...das klang jetzt wirklich so, als hätte er ziemlich Heimweh. Ich sah zu ihm, während er sich gelassen eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

"Ihr klingt, als wärt ihr schon ewig von Zuhause weg." fing ich an.

Er schüttelte sachte den Kopf und seufzte kurz. "Solange ist es noch gar nicht her. Aber der Gedanke nie wieder zurückzukehren...Naja, bevor ich nach Ferelden gegangen bin, sah ich wunderschöne Lederstiefel in einem Schaufenster, feinstes Antiva Leder und beste Handwerkskunst. Ich dachte mir, ich könnte sie mir nach meiner Rückkehr mit der Belohnung immer noch kaufen."

Pff...nun sah ich giftig zu ihm. Er scheint einen ziemlichen Lederfetisch zu haben.

"Die Belohnung für Alistairs Tod, richtig?" meinte ich murrend und stapelte wieder die Äste übereinander. Er zuckte nur gelassen mit den Schultern und ging dann zu mir.

"Ja, und nun bin ich hier." Kurz sah ich zu ihm hoch, dann stapelte ich die Äste weiter. "Man weiß einfach nie, was als nächstes kommt. Wie hätte ich ahnen sollen, das mich eine wunderschöne Elfin besiegt, eine Frau, die dann auch noch mein Leben verschont? Völlig unmöglich!"

Ich hielt inne und schielte zu Zevran, der nun ebenfalls die Äste auf meine ablegte.

"Wunderschön, ja?" fragte ich skeptisch. Der...verarscht mich doch! Das sagte bis jetzt noch niemand zu mir!

Ein leichtes Grinsen legte sich auf seinem Gesicht. "Ich sage das ihr wunderschön seid, weil es stimmt. Darf ich das nicht?"

Ehh...ich sah schnell wieder auf das Holz und spürte, wie mir bereits die Hitze in die Wangen schoss. Muss er mich so in Verlegenheit bringen?!

"Ich...doch..."murmelte ich leise. Ach, beim Erbauer!

Er legte plötzlich seine Hand auf meine. "Gut zu wissen." schnurrte er schon fast.

Schnell stand ich hektisch auf. "Ja, gut zu wissen!" meinte ich unsicher und drehte mich um. Ich fluchte innerlich. Der bringt mich total aus dem Konzept!

Ich hörte leise Schritte und drehte leicht meinen Kopf zu dem blonden Elf, der nun hinter mir stand.

Plötzlich waren erneut Schritte zu hören und ich erblickte Alistair, der aus dem Unterholz kam. In seinen Händen trug er zwei tote Kaninchen.

Grimmig sah er zu Zevran. Dieser legte plötzlich seine Hände auf meine Hüfte und drückte mich an sich.

Ich war wie Steif und sah erschrocken zu Alistair, dessen Blick plötzlich genauso eisig wurde, wie der von Morrigan. Was...?

"Ah, ihr habt ja etwas erbeutet mein Freund. Eine erfolgreiche Jagd, bringt das Blut erst richtig in Wallung..." sprach Zevran den letzten Satz auf einmal leise in mein Ohr und ich zuckte vor Schreck zusammen. Mein Herz hämmerte unkontrolliert.

Der junge Templer schritt drohend auf uns zu und zog bereits sein Schwert. Erschrocken sah ich zu der Klinge und drückte mich dabei unbewusst an Zevran.

So aufgebracht, habe ich Alistair noch nie erlebt! Er wird noch eine Dummheit begehen!

Schnell löste ich mich von dem Elf und drückte mit beiden Händen mühevoll gegen seine Rüstung. "Hört auf, ich dulde keine Gewalt innerhalb der Gruppe!"

Ich sah ernst zu Alistair auf, dessen drohender Blick immer noch auf Zevran lag.

Nach kurzem zögern ging er einige Schritte zurück und hob die Kaninchen wieder auf. "Ich...ja."

Leliana tauchte hinter seinen Rücken auf und sah unsicher zwischen uns hin- und her. Ich sah zu Alistair, der sich nun auf einen umgefallen Baumstamm setzte und begann die Kaninchen zu häuten.

Erbauer...was ist nur los mit ihm?! Seit wir...ich sah aufmerksam zu Zevran, der Leliana charmant anlächelte. "Oh Leliana, ich sehe einen Schnitt auf eurer zarten Hand. Vielleicht sollte ich..."

Die junge Bardin wand sich schnell von ihm ab. "Ich komme zurecht, danke!"

Seit Zevran hier ist, ist Alistair so gereizt. Zumindest ist das mein Eindruck. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, ich weiß es nicht.

Ich sah zu Wynne, die nun ebenfalls zu uns trat. In ihren Händen hielt sie dutzende Kräuter. "Oh gut, dann können wir ja gleich einen Eintopf kochen."

Ja, großartig. Ich schloss die Augen und massierte seufzend meine Schläfe. Meine Nerven!

Wynne entzündete, dank ihrer Feuermagie, das nasse Holz und zerhackte bereits die Kräuter. Ich setzte mich neben sie und goss etwas Wasser in den Topf, der bereits über den Feuer hing. Leliana und Zevran, zerlegten die gehäuteten Kaninchen und zum Schluss, Köcheltete alles friedlich im Topf.

Ich hielt meine Hände zum wärmenden Feuer und starrte auf die Flamme. Angenehme Wärme, durchströmte langsam meine Fingerspitzen. Leliana hatte ihre Laute gestimmt und spielte ein Lied. Leise sang sie dazu. Es hörte sich wunderschön an.

Alistair saß mir gegenüber und sah nachdenklich ins Feuer. Soll er doch Bocken!

Tzz...ich lehnte mich zurück und schielte zur Seite. Zevran saß neben mir und kritzelte irgendetwas aufs Papier. Seltsame Zeichen und Formen, die ich nie zuvor gesehen habe. Ob die irgendwelche Bedeutungen haben?

Als wir den Eintopf aufgegessen hatten, ging ich wenig später mit Leliana zum Bach, um das Geschirr abzuwaschen. Es herrschte kurzes Schweigen, was eigentlich untypisch für die junge Bardin war. Ich sah zu ihr und ihre Augen waren nachdenklich auf das kalte Wasser gerichtet. "Leliana, ist irgendetwas nicht in Ordnung? Ihr seid so still." fing ich an.

Sie seufzte kurz und begann das Geschirr abzutrocknen. "Ich mache mir nur Gedanken um Alistair." Sie stand auf und sah mich nachdenklich an.

Verstehe...ich stand ebenfalls auf. "In letzter Zeit benimmt er sich wirklich seltsam und ich habe nicht die geringste Ahnung, woran das liegt. fing ich verwirrt an.

Leliana lächelte zögerlich. "Er mag euch." Aha...naja mittlerweile mag ich ihn auch. Wenn ich da an Ostagar zurückdenke...die Augen hätte ich ihn auskratzen können.

Ich packte das Geschirr weg. "Und? Verhalten sich Menschen deswegen so komisch, wenn sie einen anderen mögen?"

Leliana lachte kurz verschmitzt auf. "naja, manchmal schon."

Soso...Menschen sind und bleiben seltsam. Ich zuckte kurz mit den Schultern. "Ich mag ihn auch."

Kurz überprüfte ich auf der alten Karte, nochmals die Route nach Redcliffe. Morgen müssten wir da sein. Ich freute mich schon auf die anderen. Obwohl Morrigan und Sten bis jetzt nicht unbedingt durch Fröhlich sein brillierten.

Hoffentlich kommen sie gut miteinander aus, um Hasso mache ich mir da ja keine Gedanken.

Ich ging mit Leliana zurück zum Lager, am besten wir brechen sofort auf. Jetzt waren wir ja schließlich gestärkt.

Doch vorher...ich erblickte Zevran, der sich gerade mit Wynne unterhielt. Sie schien deutlich aufgebracht.

"Zevran, ich könnte eure Großmutter sein!" "Na und? Ich sehe da kein Problem."

Oh Mann...ich stand hinter ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wir müssen uns unterhalten."

Er drehte sich zu mir um und ein verruchtes Grinsen entstand auf sein Gesicht. "Natürlich, meine Liebe. Ganz Privat, hoffe ich."

Tzz...ich zog ihn von den anderen Weg, abseits vom Lager. Es muss ja nicht gleich jeder mithören.

"Hört mir mal zu! Ich könnt mich doch nicht einfach so anfassen!" Woher nahm er sich diese...Erlaubnis?!

Alistair war deswegen total auf die Barrikaden gestiegen. Weiß der Erbauer warum...

Zevran zog eine Augenbraue nach oben. "War es euch etwa unangenehm?" Verwirrt sah ich zu ihm. Ob es mir unangenehm war? Also...Eh...

Ich räusperte mich kurz. "Diese Bloßstellung vor den anderen, besonders vor Alistair, verbiete ich!" Weiß sowieso nur der Erbauer, warum Alistair da so empfindlich reagiert. Er tat ja fast so, als hätte mich Zevran mit einem Messer bedroht.

Er hatte mich ja lediglich...von hinten Umarmt? Zevran kam plötzlich einen Schritt näher und sah mich an. "Nun?" fragte er abwartend.

"Ihr seid ziemlich..." Ich suchte nach den richtigen Worten, doch wenn ich ehrlich bin...so einer wie er, war mir noch nie begegnet.

Zevran kam grinsend näher und ich wich unbewusst zurück, bis ich gegen einen Baum stieß. Innerlich fluchte ich laut. "...Annähernd" sprach ich mühsam und sah in sein Gesicht, welches nah vor meinem war. "Ohja, das wurde mir oft gesagt." stellte er belustigt fest.

Schön...ich sah zu Boden. Warum stoße ich ihn nicht einfach weg? Ich seufzte gefrustet auf. "Zevran, ich bin nicht..."

Er hob plötzlich mein Kinn an und ich sah überrascht zu ihm. Ehh...

Zevran sah mich amüsiert an und zeigte erneut seine weißen Zähne. Mein Herz schlug plötzlich heftiger und wieder schoss mir die Hitze in die Wangen. Verdammt nochmal! Schnell entzog ich mich ihm und sah ihn böse an. "Ihr seid Unmöglich!" fuhr ich ihn an.

Wütend stampfte ich davon, dennoch war ich immer noch rot im Gesicht. Dieser verdammte Elf!

Ich hörte ein leises Lachen und stürmte zurück ins Lager. Noch nie brachte mich ein Mann so in Verlegenheit!

Und der...! Ich schielte mit zusammengekniffen Augen zu Zevran, der mir grinsend folgte. Was der gerissenste Elf, der mir je begegnet ist!

Ankunft in Redcliffe

Ich stand auf einen kleinen Hügel und konnte bereits Schloss Redcliffe erkennen. Es ragte über das kleine Dorf imposant hinaus.

Der Calenhad-See lag direkt am Schloss und Dorf. Mir fiel das leichte rote Schimmern des Steins hier auf. Daher wohl der Name Redcliffe. Äußerst kreativ. Genau wie die Wildnisblume, aus der Wildnis.

Wind wehte mir entgegen und ich suchte mit meinen Augen weiter die Umgebung ab. Seltsam...wo waren Sten, Morrigan und Hasso?

Im Dorf konnte ich sie definitiv nicht entdecken. "Sucht ihr etwas?" fragte Leliana höflich und stellte sich neben mich.

Ich entdeckte einen nervösen Mann auf einer Brücke. Er lief unruhig auf und ab.

"Sten, Morrigan und Hasso. Ich sehe sie nicht im Dorf." sprach ich nachdenklich. Sind die beiden etwa durchgebrannt?

Ich bemerkte ihren überraschten Blick. "Ihr könnt schon bis ins Dorf schauen?" Ich nickte leicht.

Mutter sagte mir, das wir Elfen bessere Sinne besitzen als Menschen. Wir können besser hören und sehen.

Doch durch die Versklavung meines Volkes, durch die Menschen, haben wir dennoch viel unserer Kultur eingebüßt. Nur die Dalish-Elfen, die in den Wäldern und nicht in den Gesindevierteln der Menschen leben, haben sich einen kleinen Teil der Elfenkultur bewahrt.

Nun altern wir auch genauso schnell wie die Menschen, tja wir hatten uns zu gut angepasst. Ich seufzte kurz.

"Schauen wir uns dieses seltsame Dorf einmal an. Nebenbei halten wir nach den anderen Ausschau, irgendwo müssen sie ja sein."

Ich sah zu meinen Gefährten. Leliana lächelte leicht, Wynne nickte zustimmend, Alistair sah nachdenklich zum Schloss und Zevran musterte mich kurz.

Ich drehte mich schnell um und fluchte wieder innerlich. Der macht mich total nervös! Aber ich sollte mich wegen ihm nicht so verunsichern lassen.

Schließlich bin ich die Anführerin! Ich...eine kleine Elfin.

Verrückt.

Naja mir folgt ja auch eine verrückte Gruppe, da gleicht sich das wieder aus.

Dennoch...ich warf Zevran einen grimmigen Blick zu. Wenn er denkt er muss nur lächeln, oder nette Dinge sagen damit ich weich wie Butter werde, hat er sich geirrt. Gewaltig sogar!

"Gehen wir!" meinte ich mit fester Stimme und wollte gerade den Abhang herunterklettern, als mir auffiel wie steil er doch war. Na ganz toll. Ein Genickbruch kommt mir gerade ganz recht.

Alistair hielt mich plötzlich an meiner Schulter fest, so dass ich zu ihm schielte. Hat er etwa Höhenangst, genau wie ich?

Er sah mich leicht verunsichert an und räusperte sich kurz. "können wir uns kurz unterhalten? Ich muss euch etwas erzählen, das...ähm..ich euch vermutlich schon eher hätte sagen sollen."

Ich stutze kurz. Das klang gar nicht gut. Ich sah zu den anderen. §Ich komme gleich nach, steigt ihr schon mal hinab."

Leliana grinste Alistair und mich vielsagend an und ich verdrehte nur genervt die Augen. Was sie nur wieder denkt!

Ich wandte mich Alistair zu und verschränkte die Arme vor der Brust als ich die ersten hinabsteigen hörte.

"Das wird mir nicht gefallen, richtig?" meinte ich seufzend. Alistair strich sich fahrig durch sein Haar und sah kurz unsicher weg.

"Vermutlich nicht. Mir hat es nie gefallen." Er seufzte und ich nahm mir derweil meine Feldflasche.

Das klang ja jetzt schon nicht berauschend. Erst mal etwas trinken, ich hab eh Durst.

"Ihr erinnert euch doch, das ich euch sagte ich wäre in Redcliffe geboren, in Arl Eamons Schloss? Meine Mutter war eine Dienstmagd im Schloss und der Arl hat mich nach ihrem Tod, bei sich aufgenommen."

Er atmete laut aus. Ich nahm mehrere Schlucke aus meiner Feldflasche. Oho, hatte dieser Arl Eamon eine kurze Affäre mit einer Dienstmagd? Adlige waren sowieso sehr primitiv gehalten, die nehmen alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

"Der Grund warum er das getan hat, war, dass...nun das mein Vater König Maric war. Ich nehme an, das bedeutet, Cailan war...mein Halbbruder."

Ich spuckte das Wasser entsetzt zu Boden und starrte Alistair geschockt an. Der Sohn des toten König Maric?!

"Was?! Und das konntet ihr mir nicht früher sagen?!" fuhr ich ihn wütend an und warf die Feldflasche zornig zu Boden. Ich zweifelte keinen Moment daran das er Wahrheit sprach.

Das würde erklären warum er die letzten Tage so seltsam war. Außerdem war er kein Mann, der gerne im Mittelpunkt steht.

Bestes Beispiel war ja das er mich zur Anführerin ernannte, obwohl er der Dienstältere ist.

Dem Erbauer sei Dank, habe ich noch Shiannis Weinflasche.

Aber warum hatte er es mir nicht eher gesagt? Hatte er mir etwa nicht vertraut? Kein Wunder wer vertraut auch einer Elfin...

Alistair sah mich an und versuchte, wild gestikulierend, sich zu rechtfertigen. "Wie denn? Wann denn? Ach Übrigends, ich bin Cailans Halbbruder, der Sohn einer einfachen Dienstmagd und eines Königs?!" Er atmete schwer aus und strich sich kurz durch sein Haar.

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Verdammt nochmal!

"Wer es wusste, lehnte mich entweder ab, oder bevorzugte mich. Selbst Duncan hielt mich deswegen aus dem Kampf heraus. Deshalb wollte ich, dass ihr so lange wie möglich nichts davon erfahrt. Es tut mir leid." sprach Alistair den letzten Satz reumütig aus. Ich musterte ihn abschätzend. Duncan wusste es also auch. Wer könnte noch davon wissen? Etwa...?

"Weiß es Loghain?" fragte ich ihn und der Blonde sah mich kurz überrascht an. Wahrscheinlich hatte er nicht mit dieser Art von Frage gerechnet.

"Keine Ahnung, vermutlich. Schließlich waren König Maric und er beste Freunde. Mir kam nie in den Sinn, das es wichtig sein könnte. Wie auch immer, das war's. Das musste ich euch sagen. Ich dachte, ihr müsstet es wissen."

Ich seufzte auf und massierte meine Schelfe. Alkohol...heute Abend betrink ich mich erst mal richtig.

Loghain weiß es bestimmt, dieser Drecksack! Ich sah wieder zu dem ehemaligen Templer auf.

"Seid ihr sicher? Oder verheimlicht ihr noch etwas?"

Ein schwaches Grinsen entstand auf Alistairs Gesicht. "Außer meiner unheiligen Liebe für Käse und einer gewissen Manie, was meine Frisur angeht ist da nichts mehr. Nur eben, das ich ein Prinz bin."

Meine Mundwinkel zuckten leicht und ich sah nun belustigt zu ihm auf. " Soll ich euch jetzt Prinz Alistair nennen?"

Alistair ging entsetzt einen Schritt zurück. "Beim Erbauer! Schon der Name löst einen Herzinfarkt in mir aus! Wenn einer König werden sollte, dann Arl Eamon. In ihm fließt zwar kein Königliches Blut, aber er war Cailans Onkel. außerdem wird er sehr vom Volk geliebt."

Alistair seufzte nochmal kurz. "Nun wisst ihr es. Können wir jetzt weitermachen? Ich würde gerne so tun, als hieltet ihr mich immer noch für einen niemand, der Zuviel Glück hatte, um mit dem Rest der Grauen Wächter unterzugehen."

Leicht entsetzt sah ich ihn nun doch an. "Das denkt ihr doch nicht wirklich, oder?"

Alistair lächelte zaghaft. "Nun...nein. Eigentlich denke ich, dass ich das Glück hatte, gemeinsam mit euch zu überleben."

Ich sah ihm nach, als er langsam den Hügel hinabstieg. Ach Alistair...ich seufzte leise und folgte ihm anschließend.

Er war so...sonderbar, selbst für einen Menschen.

Unten angekommen, erblickte ich zu meiner großen Überraschung Sten, Morrigan und Hasso.

Mein Mabari kam glücklich bellend auf mich zugestürmt. "Nein! Warte! STOPP!" rief ich entsetzt und Hasso blieb wenige Zentimeter vor mir stehen.

Erleichtert atmete ich aus und tätschelte ihm den Kopf. Er hätte mich glatt umgeworfen.

"Braver Hund!" lobte ich ihn und er sah mich mit großen Augen, fragend an. Ich erblickte Sten und Morrigan , die auf mich zutraten.

"Habt ihr schon wieder Verwahrloste mitgenommen?" sprach die Hexe spöttisch, während Sten Zevran und Wynne unheimlich anstarrte.

"Oh, ein Qunari." sprach die alte Magierin erstaunt und musterte den dunkelhäutigen Hünen vor sich furchtlos.

Ich seufzte leise. "Das sind Wynne und Zevran. Beide haben sich uns...mehr oder weniger, freiwillig angeschlossen."

Alistair schnaubte kurz verächtlich. "Der Meuchelmörder jedenfalls nicht ohne eigenen Vorteil."

Sofort sahen Morrigan und Sten zu dem blonden Elf. Dieser lächelte verschwitzt.

"Oh, ich liebe ja diese uneingeschränkte Aufmerksamkeit, aber nicht so....bedrohlich."

Der Blick von Morrigan wurde kalt und sie sah kurz zu mir. "Guter Plan, aber wir sollten ab jetzt Essen und Trinken überprüfen."

Zevran lächelte sie charmant an. "Eine Ausgezeichnete Idee, die wir alle beherzigen sollten."

Erbauer...Ich drehte mich kurz um und sah nachdenklich zum Dorf Redcliffe hinab. Viel kleiner, als Denerim. Ein Witz im Vergleich, dazu.

Sten stellte sich neben mich . Er trug immer noch die Bauernkleidung und hatte nur ein stumpfes altes Schwert. Er braucht dringend neue Ausrüstung.

"Wart ihr im Dorf?" ich sah zu ihm auf.

"Nein." War die träge Antwort und ich überrascht drein. "Und warum nicht?" wollte ich wissen.

Morrigan meldete sich plötzlich zu Wort. "Weil Nachts wandelende Tote, das Dorf heimsuchen."

Ehh... ich lachte verwirrt auf und sah zu ihr. "Was? Ist das ein Witz?" Wenn dann ist er ziemlich...schwach.

Sten antwortet jedoch stattdessen. "Nein."

Argh! Ich runzelte die Stirn und sah grimmig zu den beiden. "Habt ihr wenigstens versucht, den Leuten zu helfen?"

Morrigan lachte kühl auf. "Wozu? Es war nicht unser Problem und solange die toten, die Bewohner angreifen, lassen sie uns in Ruhe."

Erbauer....

"Ich möchte einmal erleben, das alles normal verläuft! EINMAL!" meckerte ich genervt vor mich hin und war kurz davor, Shiannis Weinflasche aus meinem Rucksack zu holen. Meine Nerven...

Alistair ist ein Bastardprinz, Wandelnde Leichen greifen ein Dorf an, ein Verrückter Irrer setzt Meuchelmörder auf uns an, ich bin ein Grauer Wächter und...

"I-ich sah Reisende die Straße entlang laufen. Seid ihr gekommen, um uns zu helfen?"

Genervt sah ich zu dem ängstlichen Shem, der nicht weit von uns entfernt, auf einer Brücke stand. Was will der Trottel? Ich bin gerade minimal gereizt!

"Aus dem Weg! Ich habe keine Zeit für Hirnlose Narren!" fuhr ich ihn an.

Er zuckte erschrocken zusammen. "A-aber...weiß niemand davon?"

Ich sah skeptisch zu ihm. "Was meint ihr? Wir wissen das Arl Eamon krank ist, falls ihr das meint." Er sah verunsichert zu Boden. "Und er könnte längst Tod sein."

Oh...das klang nun nicht nach einer einfachen Erkältung. Skeptisch sah ich zu dem Schloss, welches über das Dorf hinausragte. Es wirkte irgendwie friedlich. Zu friedlich...

"Wir wissen nicht, was im Schloss vor sich geht." sprach der Mensch ängstlich.

"Na das hört sich ja Klasse an." hörte ich Zevran verärgert sagen. "Anscheinend ist die Verderbnis die beste Gelegenheit, sich gegenseitig umzubringen." stimmte Morrigan murrend hinzu.

Ich musste ihr in Gedanken recht geben. "Welche bösen Mächte bedrohen das Dorf?" fragte Alistair verwirrt.

Der nervöse Mann zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Am besten ich bringe euch zu Bann Teagan, nur er hält uns noch zusammen."

Ein Adliger! Pah!

Ich nickte murrend. "Zeigt den Weg." Er nickte und eilte voraus und wir folgten ihm hinab ins Dorf.

Ich sah viele Frauen, Kinder und Alte. Die wenigen Männer machten Schießübungen, oder bauten Verteidigungsanlagen.

Wir gingen in die Dorfkirche und ich sah mich skeptisch um. Hier waren ebenfalls Frauen und Kinder. Einige von ihnen lagen mit Verletzungen auf dem Boden, oder schauten uns einfach nur ängstlich an.

Der Mann führte uns weiter voran, bis zur Kapelle. "Baut mehr Verteidigungsanlagen." wies ein Mann im Mittleren Alter die wenigen Männer an, dann sah er zu uns. "Ah, Tomas richtig? Wen hast du mitgebracht?"

Besagter Tomas sah unsicher zu uns. Tja du Idiot wusstet ja nicht mal, wer wir überhaupt sind.

"Fremde. Ich dachte ihr wolltet sie vielleicht sehen." Der andere Mann nickte. "Gut gemacht, Tomas."

Dann wandte er sich uns zu. "Mein Name ist Teagan Guerrin, Bann von Rainesfere, Bruder des Arls."

Alistair lächelte leicht. "Ich erinnere mich an euch Bann Teagan, auch wenn ich bei unserer letzten Begegnung voller Schlamm war."

Der Bann sah kurz musternd zu Alistair, dann erhellte sich plötzlich sein Gesicht. "Alistair, ihr seid es doch, oder? Welch gute Nachricht, das ihr noch am Leben seid!" sprach Teagan freudig.

Alistair nickte leicht. "Ja, aber wenn es nach Loghain ginge, sähe das ganz anders aus." Teagans Blick verfinsterte sich. "Ich habe vom Tod des Königs und der Grauen Wächter gehört. Unfassbar."

Ich sah kurz überrascht auf. "Ihr glaubt Loghains Lügen nicht?"

Teagan schüttelte kurz den Kopf. "Das Loghain sich mit seiner Armee in letzter Sekunde retten konnte? Das Cailan für Ruhm und Ehre alles getan hätte und die Grauen Wächter ihn verraten hätten? Nein, ich glaube ihm nicht, das ist die List eines verzweifelten Mannes."

Ich nickte langsam. Er glaubt uns. Wahnsinn.

"Bann Teagan!" rief plötzlich eine Frauenstimme. Ich drehte meinen Kopf leicht und erblickte eine sehr junge Frau mit blonden, schulterlangem Haar.

Sie trug ein einfaches Bauernkleid und eine Armschiene. Auf ihrem Gesicht waren einige Kratzer und eine Schramme. Ihre klaren blauen Augen musternden jeden von uns skeptisch. Trotz ihrer einfachen Erscheinung, strahlte sie etwas Majestätisches und Graziles aus.

Hinter ihr tauchte plötzlich ein Mabari mit Cremefarbenem Fell und weißen Pfoten auf. Hasso winselte sofort neugierig.

Die junge Frau schritt mit festem Blick auf uns zu. "Die Verteidigungsanlagen stehen, Bann Teagan. Ich habe den Männern weitere Anweisungen gegeben."

Er lächelte sacht und seufzte kurz. "Vielen Dank, Mylady."

Fragend blickte ich auf. Mylady? Sie ist doch nur eine normale Bauernstochter...mit einem Mabari. Na gut. Doch etwas sonderbar, schließlich sind Mabari sehr teuer.

Teagan sah erneut zu uns. "Darf ich vorstellen? Elissa Cousland, Tochter von..." Die blonde junge Frau hob kurz ihre Hand. "Ich kann für mich selbst sprechen Bann, trotzdem vielen Dank." sprach sie kurz angebunden, sah aber leicht lächelnd zu Teagan. In ihren Augen spiegelte sich plötzlich Trauer wieder und Leuchten war verschwunden. Sie versuchte es krampfhaft zu unterdrücken und atmete kurz zitternd, tief durch. "Bryce und Eleanor Cousland." sprach sie leicht zittrig aus.

Teagan sah mitfühlend zu ihr. "Die Couslands sind Tod. Loghain hatte sie zu Landesverrätern erklärt und hinrichten lassen. Fergus Cousland, Lady Elissas Bruder, ist in Ostagar gefallen und..."

Elissa schritt entschieden dazwischen. "Mein Bruder lebt noch, ich weiß es!" sprach die Blonde energisch und in ihren Augen sammelten sich kurzzeitig Tränen, doch sie wischte sie sich trotzig weg.

Ich musterte sie aufmerksam. Cousland...dieser Name kam mir irgendwie bekannt vor. Das müssen Adlige sein, wenn nicht sogar mit die mächtigsten in ganz Ferelden. Und die sind Tod, bis auf ihre Kinder?

Loghain, was bezweckst du eigentlich?

Alistair schritt plötzlich neben mich. "Ihr kommt aus Highever? Aber die Stadt und das Schloss wurden doch..."

Elissa ballte ihre Hand zur Faust. "Howe...er hat uns verraten! Dieses Schwein!" Sie bebte vor Zorn und unglaublicher Hass, flackerte diesmal in ihren Augen auf.

Ihr Mabari fing kurz an zu winseln und schmiegte sich an ihr Bein.

"Howe?" fragte ich und Teagan meldete sich zu Wort. "Der Arl von Amaranthine. Er ist nun auch Teyrn von Highever, nachdem die Couslands hingerichtet wurden. Elissa konnte in jener schrecklichen Nacht, im letzten Moment fliehen."

Die junge Frau streichelte mit zittriger Hand, über das fast weiße Fell ihres Mabaris. "Wir haben ihm Vertraut, doch Howe..." Sie wandte sich schnell ab und zitterte nun doch am ganzen Körper.

"Ich konnte mich bis nach Redcliffe durchkämpfen, trotz meines Armbruches. Bann Teagan nahm sich meiner an, obwohl bereits die Gerüchte kursierten."

Mit leicht geröteten Augen blickte sie nun zu Teagan, welcher milde lächelte. "Ich kannte Bryce und Elinor. Sie waren keine Verräter."

Dankbar lächelte Elissa ihn kurz an, wand sich dann aber schnell wieder ab.

Howe...scheint genauso ein Irrer zu sein, wie Loghain.

Ich sah in die Runde. Mit dem anderen Adel, kenne ich mich nicht weiter aus. Der in Denerim, reichte mir schon zur Genüge.

"Ist der zufälligerweise, ein Freund von Loghain?" warf ich ein und der Bann sah zu mir.

"Nun seit der König gefallen ist, sind Loghain und Howe...nun ja er ist der Berater von Loghain, obwohl Howe beim Adel wegen seiner ruppigen Art, sehr unbeliebt ist. Loghain hat ihn außerdem zum neuen Teyrn von Highever ernannt."

"Er wird sterben." hörte ich Elissa flüstern. Hmm...damit habe ich kein Problem. Wie sagt man so schön? Die Feinde meines Feindes, sind meine Freunde.

"Gut zu wissen. Dann werden wir Howe auch zur Rechenschaft ziehen. "

Ich kannte mich ja mit Adelsmord aus. Ein böses Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Vaughn, du kleiner Bastard...und deine Speichellecker. Ihr hättet nicht gedacht, das eure kleine Feier so eine große Sauerei am Ende wird, was?

"Denkt ihr an irgendetwas bestimmtes?" fragte mich Leliana leicht besorgt, als sie mein Gesicht musterte.

Ich winkte gelassen ab. "Nur an ein paar Adlige. Wie dem auch sei, eigentlich sind wir ja hier um Armeen im Kampf gegen die Verderbnis, zu rekrutieren." Ich sah mich kurz skeptisch um.

"Aber so wie es hier aussieht, können wir das wohl erst mal vergessen."

Der Bann sah nachdenklich zu einer Kirchenschwester, die gerade einen Verletzten versorgte.

"Seltsame...Monster kommen Nachts aus dem Schloss. Unter großen Verlusten konnten wir sie bis jetzt zurückschlagen. Doch es kommt keine Nachricht aus dem Schloss, auch auf mein Rufen antwortet niemand. Wir wissen nicht was mit Eamon ist und was im Schloss vor sich geht."

Verstehe, der Arl ist im Schloss und stirbt wahrscheinlich gerade und Tote kommen aus dem Schloss und greifen das Dorf an.

Was für eine Scheiße.

Ich seufzte auf. "Wir helfen euch." meinte ich gelassen. Hoffentlich stellt sich dieser Arl Eamon, dann öffentlich gegen Loghain und gibt mir auch seine Armeen.

Teagan sah uns erleichtert an. "Danke, ich...das bedeutet mir mehr, als ihr ahnt."

Jaja, ich tue es nicht für die Menschen!

Wynne heilte gerade den Armbruch von Elissa. "Dann...werde ich heute mit euch mitkämpfen!" sprach die Blonde eifrig. Immerhin etwas...

Morrigan schnaubte nur kurz verächtlich. "Wie unnötig diesen Dörflern, in einem aussichtslosen Kampf beizustehen."

Ich schielte zu ihr. "Wir brauchen diese verdammten Armeen." Die Hexe sah bockig weg. Ach!

"Mit wem besprechen wir die Lage?" Ich sah erneut zu Teagan. "Mit Bürgermeister Murdock."

Ich nickte knapp und verließ mit den anderen die Kirche.

Nachdem wir uns bei Murdock informiert hatten, beschloss ich die Miliz etwas auszubessern. Es waren zwar nur Bauern, trotzdem brauchen wir bessere Ausrüstung. Ich schickte Alistair, Elissa und die beiden Mabari zu Owain. Er war der einzige Schmied im Dorf. Doch er befand sich gerade in einem Säuferstreik und weigerte sich, Waffen und Ausrüstung aufzubessern. Idiot.

Zevran und Sten schickte ich zu einem Zwerg namens Dwyn, der sich weigerte mitzukämpfen.

Dabei sind Zwerge doch so versessen auf hirnlose Kämpfe. Idiot. Aber die beiden werden ihn schon überzeugen können.

Wynne und Leliana schickte ich zu den wenigen Rittern. Sie baten um irgendeinen Segen. Leliana kennt sich da ja aus, soll sie nur machen.

Ich betrat mit Morrigan die Taverne. Murdock hatte erzählt, der Wirt würde kein Freibier für die Miliz ausschenken. Was für ein knausriger Idiot.

Eine brünette Frau kam uns entgegen. Sie war die Kellnerin in der Taverne. Ich beäugte einen Elfen, der in einer Ecke saß. Nachdem ich mich mit ihm unterhalten hatte und ihn kurzzeitig mit meinem Dolch gedroht hatte, nachdem mir auffiel wie er nervös meine Fragen ausgewichen war, hat er sich dazu bereit erklärt uns im Kampf heute Nacht beizustehen.

Ich saß mit Morrigan an der Theke und las mir den Brief durch, den der Elf namens Berwick, bei sich getragen hatte.

Er hatte lediglich den Auftrag bekommen, das Schloss zu beobachten. Von keinem anderen, als von Howe kam der Befehl. Interessant.

Ich sah zu Morrigan, die kurz an ihrem Krug nibbte. Der Wirt, ein hässlicher fetter stinkender Kerl, sah mich skeptisch an. "Na, vor was seid ihr denn geflohen?"

Böse sah ich zu ihm und beugte mich leicht vor. "Ich bin vor nichts geflohen, Shem!" knirschte ich leicht mit den Zähnen und der fette Wirt wich kurz zurück.

"Schon gut. Dann seid ihr eben vor nichts geflohen. Die ganze Sache hier, macht einen doch ziemlich Nervös, oder?" versuchte er schnell das Thema zu wechseln.

Ich fixierte ihn grimmig und trank einen großen Schluck aus meinem Krug. Trottel.

Er eilte schnell hinter in einen kleinen Nebenraum. Die Kellnerin schenkte mir nach. "Wie heißt der Wirt?" wollte ich wissen.

Sie seufzte kurz. "Lloyd." gab sie missmutig von sich. Neugierig sah ich zu ihr auf. "Ihr schätzt ihn wohl nicht besonders?"

Sie schüttelte kurz den Kopf. "Er betatscht mich ständig und zahlt fast nichts. Wenn ich das Geld nicht so dringend bräuchte..."

Ich nickte und trank wieder etwas Bier. Die Kellnerin ging weiter und bewirtete die anderen wenigen Gäste.

Ich sah wieder zu Morrigan und mir fiel plötzlich etwas ein. Wie konnte ich das nur vergessen?

Ich knallte das schwarze Zauberbuch auf den Tresen, welches ich vom Zirkel der Magi mitgenommen hatte.

Mal schauen, ob Morrigan damit etwas anfangen kann. Sie sah überrascht auf und fuhr mit ihren Fingern über den schwarzen Einband des Buches. Ihre Augen funkelten dämonisch auf.

Ehhh...Unschlüssig sah ich zu ihr. "Mutters Zauberbuch! Ihr habt es gefunden?" Sie sah mich an und ich nickte einfach. Das Zauberbuch ihrer Mutter?

"Im Zirkel der Magi. Im Arbeitszimmer des ersten Verzauberes."

Sie nickte knapp. "Seit wir wissen, dass es gestohlen wurde, wollten wir es zurückholen. Ich danke euch, das ihr es mir zurückgegeben habt, auch wenn ich euch nicht darum gebeten habe."

Sieh an..."Dann viel Spaß damit." meinte ich beiläufig und trank wieder etwas von meinem Bier.

Es kann ja nicht schlimmer kommen, als zum Untergang von Ferelden, denn der stand schließlich schon bevor. Da konnte eine Hexe mit einem mächtigen Zauberbuch, auch nicht mehr viel anrichten.

"Ah! Hört auf!" konnte ich die Kellnerin entsetzt rufen hören und entdeckte Lloyd, der über ihren Hintern strich und blöd grinste.

Hmm...Ich beobachtete das ganze Szenario still, während Morrigan bereits damit begann, das Buch zu lesen.

Als Lloyd endlich wieder hinter der Theke stand, sah ich ihn abschätzend an. "Warum verteidigt ihr eigentlich nicht das Dorf, wie die anderen Männer?"

Er schnaufte kurz aufgebracht. "Ich bin kein Krieger und ich habe keine Lust in der Nacht mein Leben zulassen!"

Soso...ich schob meinen leeren Krug zur Seite. "Entweder ihr sterbt heute Nacht bei der Verteidigung des Dorfes, oder jetzt."

Morrigan sah kurz skeptisch auf und der Wirt kniff leicht die Augen zusammen. "Was?" Ich nickte nur leicht.

"In der Nacht hättet ihr wenigstens eine Chance zu überleben." Ich holte meinen Dolch hervor und ritze leicht in das weiche Holz. Dieser schmierige Feigling...

"Haha..Ehh..."er lachte kurz auf, bemerkte dann jedoch meinen ernsten Gesichtsausdruck und stolperte kurz zurück.

"Lass mich in Ruhe, Klingenohr!" Er drehte sich um und wollte erneut in sein Hinterzimmer fliehen.

Selbst schuld. Ich stand schnell auf und schleuderte ihm meinen Dolch nach. Er bohrte sich direkt in seinen Nacken. Sofort ging der Fettsack krachend zu Boden.

Das Blut strömte aus der Wunde und durchtränkte langsam seine Kleidung.

"Ah, ich sehe schon wir kommen genau richtig." Überrascht sah ich mich um und sah Sten und Zevran. Letzter grinste mich anzüglich an.

Ich setzte mich auf meinen Hocker zurück und grummelte kurz. "Zu was?"

Er setzte sich neben mich, während Sten sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte und die Augen schloss.

Zevrans Blick glitt zu dem toten Wirt und er grinste kurz belustigt. Was für ein Sadist.

Die Kellnerin kam auf mich zu. "Wisst ihr was? Ich habe nichts gesehen." Ich sah kurz amüsiert zu ihr. "Die wandelnden Toten haben ihn umgebracht." Sie nickte.

"Ich werde mir nur eine neue Stelle suchen müssen." Was? Ach, nicht doch..."Quatsch! Übernimm den Laden und fertig."

Die Frau sah mich überrascht an. "Was? Oh, danke! Wie kann ich euch nur dafür danken?"

Ich überlegte kurz. Hm... "Schenkt Freibier für die Miliz aus." Sie nickte und sah zu den anderen Männern. "Jungs, ab sofort gibt es Freibier!" Fröhliches gejodel erfüllte die kleine Taverne.

"Ihr müsste diese Monster töten und uns alle retten...und selbst überleben." fügte sie leise hinzu.

Ich sah in meinen leeren Krug. Selbst überleben...bei der gewaltigen Aufgabe, die uns bevorstand, fing ich da schon langsam an zu zweifeln.

Es war wahrscheinlicher dem Erbauer zu begegnen, als diesen ganzen Scheiß zu überleben. Diese Nacht wird sowieso der Horror werden.

Gegen wandelnde Tote kämpfen. Puh...

"Schenkt mir nach." rief ich zu der neuen Besitzerin. Erst einmal etwas Mut antrinken, das hilft immer.

"Der Zwerg wird in der Nacht mit uns kämpfen." sprach Zevran und bestellte sich ebenfalls ein Bier.

Sehr schön, dann haben wir ja immerhin eine kleine Chance. Ich sah zu den kleinen Blasen im weißen Schaum des Bieres, welche langsam platzten.

Wandelnde Tote...beim Erbauer, die werden stinken. Ich nahm meinen Krug und trank ihn bis zur Hälfte leer.

"Oho, ist es denn Klug, sich vor der Schlacht so sehr zu betrinken?" sprach der blonde elf amüsiert und musterte mich.

Leicht kniff ich die Augen zusammen. "Ich trink mir nur etwas Mut an." sprach ich leicht gereizt und spürte bereits die Leichtigkeit in meinen Gliedern.

"Eure Sinne sollten aber geschärft sein." Ich spürte wie er seine Hand auf mein Bein legte. Tzz...

Ich drehte mich zu ihm. "Glaubt mir, ich bin geschärft...ich meine, die sind geschärft!" korrigierte ich mich hastig.

So eine verdammte Scheiße! Verdammter Alkohol!

Ein verruchtes Grinsen trat plötzlich auf Zevrans Gesicht und er beugte sich leicht vor.

"Davon muss ich mich überzeugen."

Er strich weiter über mein Bein und ich biss mir unbewusst auf die Lippen. Hätte die dumme alte schachtel von Sumpfhexe, mir nicht eine Lederrüstung geben können, wo meine Beine nicht gänzlich nackt waren?! Dämliche...

Ich legte meine Hand auf seine und sah ihn warnend an. "Reißt euch zusammen, verdammt!" zeterte ich aufgebracht, doch der Elf grinste nur erneut.

"Wozu?" Er führte seine Handlung einfach mit der anderen Hand weiter und ich stöhnte genervt auf. Erbauer!

Morrigan warf mir einen missbilligenden Blick zu und stand auf. "Wir sehen uns in der Abenddämmerung, Wächter." und damit verließ sie die Taverne.

Ich sah ihr kurz nach. Stört sie das etwa? Mich natürlich auch!

Total...

Ich schielte zu Zevrans Hand. Obwohl er immer noch seine Lederhandschuhe trug, konnte ich deutlich die Wärme seiner Hände spüren.

Ich stand schnell auf und spürte wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Böse sah ich zu dem blonden Elf.

"So, ihr bezahlt jetzt die Getränke! Ihr habt eh noch Schulden!" Ohne ihn noch einmal anzuschauen, stürmte ich aus der Taverne.

Dieser Elf machte mich verrückt! Total wirr im Kopf...allerdings nicht auf eine negative Art, wie ich zugeben musste.

Die anderen Elfenmänner im Gesindeviertel waren alles Angsthasen, Säufer, oder kleine Gauner und Schläger. Sie waren nichts besonderes.

Aber der...ich massierte grummelnd meine Schläfe und schloss die Augen. Irgendwie ganz anders und dann auch wieder nicht.

Sagte ich schon, das mich dieser Elf verrückt machte? Irgendwie war mir diese...Zuwendung ungewohnt. Und dem entging ich am besten damit, indem ich mir ihr entzog. Wie Kindisch...

Die Tür der Taverne wurde aufgestoßen und lallendes Gelächter drang in meine Ohren. Beim Erbauer, wie sollen besoffene Shems kämpfen können?

Ich hörte nun Schritte und öffnete wieder die Augen und sah zum Dorf hinab. Ich erblickte Elissa und Alistair, sie führten ein paar Übungskämpfe aus. Dennoch nahm sich Alistair zurück und ich musste schmunzeln. Ein richtiger Gentleman.

Ich spürte Hände auf meiner Hüfte und zuckte kurz zusammen. Zevran. Grimmig schielte ich zu ihm. Ich wollte doch stark bleiben, verdammt!

Mir stieg ein Ledergeruch in die Nase, der jedoch nicht unangenehm war. "Ich werde euch das zurückzahlen, was ich mir von euch genommen habe, aber anders..." raunte er in mein Ohr und Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut.

"Aha" meinte ich leise und mich überkam plötzlich eine seltsame Müdigkeit. Zögerlich lehnte ich mich an ihn. Was würde ich jetzt alles für ein Bett geben. Mir würde ja schon so ein altes Bett, wie von Zuhause reichen. Hauptsache ein Bett.

Ich spürte plötzlich seine Lippen auf meinen Nacken und ich schreckte hoch. So schnell kann die Müdigkeit verziehen.

Schnell wollte ich mich von ihm lösen , doch er hielt mich einfach fest drückte mich an sich.

"Ihr seid ziemlich schreckhaft." raunte er mir belustigt ins Ohr und ich sah mit hochrotem Kopf zu Boden. Tz, ich benehme mich wie eine verängstige Jungfer, auch wenn ich eine bin!

Ich drehte meinen Kopf leicht zu ihm. "Und ihr seid, wie ich schon mal sagte, ziemlich annähernd."

Er zuckte nur gelassen mit den Schultern. "Ihr habt nichts dagegen. Außerdem kann ich einfach nicht wiedersehen..."

Ich funkelte böse zu ihm. Der nahm sich ja was heraus! Ich starrte zu seiner Hand, die nun fast sinnlich und federleicht über meinen Bauch strich. Und in diesem hatte ich gerade das Gefühl, als würden sich dort Hunderte von Schmetterlingen tummeln.

Schnell legte beide Hände auf seine Hand, um ihn so Einhalt zu gebieten.

"Ihr seid unmöglich." murmelte ich mit hochrotem Kopf und sah unsicher auf das Dorf hinab. Ablenken, irgendwie!

Warum, bei Andrastes Reizwäsche, tat er das Überhaupt?! Er brachte mich total durcheinander...

"Hmm, das hattet ihr schon mal gesagt. Hatten eigentlich schon viele gesagt." meinte er belustigt legte seine Lippen plötzlich auf die spitzen meiner Ohren.

Ein wohliger Schauer überkam mich und ich konnte ein seufzen nicht unterdrücken. Unbewusst drückte ich mich an Zevran.

Ich hatte ja keine Ahnung, das diese Stellen der Ohren so empfindlich sind.

Ich hörte ein belustigtes, dunkles Lachen und mir stieg erneut die Schamesröte ins Gesicht. Verlegen sah ich weg. Verdammt, ist das Peinlich!

"Aber dann konnten sie sich mir trotzdem nicht entziehen." hauchte er mein Ohr.

Ich merk's...Ich sah zum Himmel, welcher sich bereits leicht in rosafarbene Töne färbte. Die Sonne geht unter.

Die Tür der Taverne, wurde erneut aufgerissen und leicht lallende Menschen eilten heraus.

Einige sahen belustigt zu mir. "Schätzchen, danach kannst du zu mir kommen!"

Ich sah böse zu dem Shem und löste mich augenblicklich von Zevran. Wahrscheinlich ließ er es diesmal einfach zu.

"Ich zeig dir gleich, wer hier ein Schätzchen ist, Shem!" fuhr ich ihn zornig an. Der getraut sich ja was!

Er sah mich dumm grinsend an. "Was für ein Wildfang, komm in meine Arme!"

Ich stampfte auf ihn zu. Na warte...

Plötzlich ertönte ein lautes Horn und ich sah fragend auf. Die anderen Menschen sahen sich erschrocken an und rannten schnell zum Dorf hinab.

Skeptisch sah ich ihnen nach, ehe ich bemerkte das die Sonne bereits untergegangen war. Erschrocken sah ich auf. "Los, Beeilung!" Ich sah kurz zu Zevran, dann rannten wir zum Dorf hinab.
 

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So liebe Leserschaft, jetzt ist mal eure Kreativität gefragt :D

Ich weiß nämlich überhaupt nicht, wie ich den Mabari von Elissa Cousland nennen soll.

Es ist Weibchen, vielleicht fallen euch ja schöne Namen ein wäre klasse^^
 

Besonderen Dank an mein liebes Wölfchen, die sich so Heldenhaft aufgeopfert hat und ihren ganzen Nachmittag meine Geschichte kommentiert hat. Und dann so schöne lange Kommis...die auch mit ehrlicher Kritik verbunden waren xD naja die letzten haben etwas Nachgelassen mit der fülle, aber ich mal nicht so sein ^^ *abflauschl* Vielen, vielen Dank *__*

Verteidigung des Dorfes

Ich kam neben Elissa und Alistair zum stehen. Die junge Frau hatte ein Schwert, Schild und nun auch eine Rüstung angelegt.

Leicht überrascht sah ich zu ihr. Bis auf die eine Frau, die damals neben Loghain stand, habe ich noch nie eine Frau in Rüstung gesehen.

Zevran der hinter mir stand, pfiff kurz grinsend und musterte die junge Cousland, während Elissa verständnislos zu dem Elfen sah. "Ich hoffe ihr habt euch vorbereitet!"

Ja, mit Hilfe von Alkohol. Ich nickte knapp und erblickte Hasso. Er lag, mit Elissas Mabari, auf der kahlen Wiese und legte seinen wuchtigen Kopf, auf den des anderen Mabari.

Elissa drehte sich um. "Lymira!" Sofort erhob sich der hellere der beiden Mabari, und Hassos Kopf fiel unsanft zu Boden.

Ein grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Winselnd sah Hasso Lymira nach. Beim Erbauer, ich würde fast sagen, er hat sich verliebt.

Alistair zog sein Schwert und Schild. "Sie werden zuerst vom Schloss aus angreifen." Logisch, und es wird wahrscheinlich nicht mehr lange dauern!

Ich nickte und lief mit ihnen zu der Brücke, die Schloss Redcliffe mit dem Dorf verband.

Unterwegs erblickte ich dutzende ängstliche, oder angetrunkene Männer. Auch Bürgermeister Murdock war unter ihnen. Beim Erbauer, sie waren keine Krieger sondern einfache Bauern! Ihre Angst war schon fast zu riechen.

Bei der Brücke angekommen, sah ich Leliana und Wynne.

Hinter ihnen standen vier von Arl Eamons Rittern. Das waren die einzigen, die von der Suche nach der Urne der heiligen Asche zurückgekommen waren. Fast alle Ritter Redcliffes waren in ganz Ferelden unterwegs, um einem Mythos hinterherzujagen. Idiotisch.

Ebenfalls erblickte ich Morrigan und einen Zwerg mit riesigem Streithammer. Neugierig besah ich mir kurz den Zwerg, schließlich hatte ich nie zuvor einen gesehen. Wirklich ziemlich behaart und klein.

Den Elf den ich in der Taverne bedroht hatte, war ebenfalls da und sah sich nervös um. "Ich werde hier kämpfen, das ist unfassbar!" rief er aufgebracht.

Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern besah mir die wenigen Sterne am Nachthimmel, die hell strahlten.

Es wirkte alles so friedlich, wäre da nicht dieser seltsame rote Nebel, der sich vom Schloss aus langsam zu der Brücke ausbereitete. Langsam zog ich mein Schwert und meinen Dolch.

Jeden Augenblick müssten sie kommen.

Hasso knurrte böse und fletschte die Zähne. Sein Knurren jagte mir einen kurzen Schauer über den Rücken, kein Wunder das Mabari als Kriegshunde eingesetzt werden.

Alistair trat neben mich und ich schielte kurz zu ihm. Er wirkte angespannt.

Morrigan stand auf einen kleinen Felsen und sah kühl nach vorn. Plötzlich zog sie ihren Zauberstab und ließ eine Stichflamme über uns alle hinwegfegen.

Fluchend sah ich zu ihr, als mich diese immense Hitze zu Tode erschrocken hatte. Bestimmt waren nun ein paar Haarsträhnen versenkt!

Doch mit Staunen musste ich feststellen, das nicht weit von uns entfernt, plötzlich brennende Leichen den kleinen Hügel hinab rollten.

Gut erwischt!

Ein seltsames Krätzen und ätzen, ließ mich erneut hochfahren. Ein verwesender Geruch hing in der Luft und aus dem roten Nebel, traten in der Tat aufrechtgehende Leichen.

Ausgerüstet mit Schwertern , oder Pfeil und Bogen. Wenn ich es nicht selbst sehen würde, würde ich sagen ich spinne. Das ist doch total verrückt!

Ich unterdrückte ein Würgen und stürmte nach vorn. Wahrscheinlich werden die Biester die ganze Nacht hindurch angreifen!

Ich schlug dem ersten Klappergestell den Kopf ab und wich knapp dem Schwerthieb eines anderen aus.

Morrigan ließ erneut eine Stichflamme erscheinen und brannte so ein dutzend dieser Zombies nieder. Leliana stand neben dem Elfen und sie schossen mit Pfeilen auf die Leichen. Nutzen brachte es nicht wirklich.

Dwyn, der Zwerg, schlug fluchend mit seinem Streithammer gleich mehrere Leichen nieder. Alistair und Elissa arbeiteten gut zusammen und gaben sich Rückendeckung.

Wynne hielt sich im Hintergrund und heilte kleinere Verletzungen. Die Ritter Redcliffes schlugen die Leichen mit brachialer Gewalt nieder.

Doch egal, wie viele wir niederschlugen, es kamen immer wieder neue Untote.

Fluchend schlug ich meinen Dolch in den Schädel eines Untoten, bis es laut knackte. "Stirb doch, endlich!"

Ach ich vergas...du bist ja schon längst Tod.

Der Schweiß rann mein Gesicht hinab und ich atmete angestrengt. In Zukunft sollte ich wirklich mehr trainieren und mich nicht in Tavernen betrinken.

Knapp wich ich dem nächsten Angriff aus und fiel dabei zu Boden. Der Untote schlug unbarmherzig mit seinem Schwert zu und ich rollte mich schnell zur Seite. Ich trat ihm in die ausgedorrte Kniekehle und es fiel klappernd zu Boden.

Ich hatte gehofft, es würde in Einzelteile zerfallen. Leider war dem nicht so und ich rammte meinen Dolch kurzerhand in seinen Schädel. Wenigstens war es nun gänzlich Tod.

Morrigan sprang von dem kleinen Felsen hinab und streckte ihre Hände zum Mond hinauf. Schnell krabbelte ich weg und versuchte schnell aufzustehen. Gleich kracht es, ich bin mir ziemlich sicher!

Funken bildeten sich um ihre Finger und mit einem Mal, entstand ein gewaltiger Feuerball . Ich stieß keuchend gegen Alistair, während mir die gewaltige Hitze entgegenschlug. Auch die anderen brachten sich schnell in Sicherheit und ich sah mit großen Augen zu Morrigan.

Die Hitze müsste doch auch ihr Schaden, oder? Doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, warf sie den Feuerball inmitten auf die Schar zurasender Untote. Sie kreischten auf und verbrannten jämmerlich.

Morrigan drehte sich zu uns, während die brennende Wiese und Leichen, sie stark vom roten Hintergrund abhoben.

Ich strich mir mein Schweißnasses Haar aus dem Gesicht und sah gebannt zu ihr auf. Verdammt, sie ist wirklich eine starke Magierin!

"Hilfe!" Ich erblickte einen Dorfbewohner, der auf uns zugerannt kam. "Die Untoten greifen vom See aus an!"

Wie können die...? Ertrinken können sie aber definitiv nicht mehr. Ich schielte kurz zu den anderen. Wynne heilte gerade die Verletzung eines Ritters, dem Rest schien es gut zu gehen.

Ich deutete den anderen an mir zu folgen und rannte dem verängstigtem Dörfler nach. Nebenbei sah ich zu dem See, über dem erneut dieser rote Nebel aufgestiegen war. Scheiße!

Wenn wir das hier überleben, werde ich erst mal nichts mehr trinken!

Auf dem Dorfplatz angekommen, entdeckte ich Bürgermeister Murdock. Er hatte eine stark blutende Kopfverletzung und wehrte unter großen Mühen, die Untoten ab.

Ich rannte zu ihm und zog erneut mein Dolch und Schwert. Ich wirbelte durch die Zombies und metzelte so viele nieder, wie ich konnte.

Nebenbei schielte ich zu dem See, aus dem ständig neue Untote herauskrochen. Verdammt nochmal!

Hektisch sah ich mich um. Ein paar wenige Menschen von der Miliz, waren bereits Tod, oder lagen wimmernd am Boden.

"Wynne!" Die alte Magierin sah sofort auf und eilte zu den verletzten , während ich zu dem See stürmte. Ich verpasste dem ersten Untoten einen Tritt gegen den fauligen Oberkörper und es fiel ätzend zurück ins Wasser.

Ihm folgten noch drei weitere Leichen und langsam rann mir der Schweiß herunter, ebenso setzte langsam die Müdigkeit ein.

Ein Dolch kam, nah meinem Gesicht vorbeigeflogen und rammte sich in den Schädel eines Untoten.

Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte Zevran, auf dem Dach einer Hütte stehend. Er holte gerade Pfeil und Bogen und schoss auf die Untoten.

Wie konnte er aus dieser Entfernung, so gut zielen? Vielleicht sollte ich mit ihm trainieren? Bei diesem Gedanken, stieg mir erneut das Blut in den Kopf und ich fluchte kurz. Warum macht mich dieser Gedanke so nervös?!

"Stirb!" Ich trennte den Kopf eines Untoten von seinem Hals ab und er fiel ungelenk zu Boden.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Sten, der mit einem Schwerthieb gleich mehrere Untote in Stücke schlug. Hasso und Lymira, rissen knurrend die Leichen entzwei, oder warfen sie gleich um.

Elissa und Alistair rammten die Monster mit ihren Schildern nieder. Die Untoten strömten entweder den süßlichen Geruch von beginnender Verwesung aus, oder den von faulen Eiern. Beim Erbauer, was geht in diesem Schloss nur vor sich?!

Wenigstens war ihr graues Fleisch weich und verfault. Wir brauchten nur wenige Schläge und sie fielen um. Dennoch kamen unbeirrt immer wieder neue Zombies und ich fragte mich ernsthaft, ob in diesem Schloss überhaupt noch jemand lebte, oder ob das Schloss sich schon zu einer Gruft verwandelt hat.

Morrigan rannte plötzlich mitten ins Kampfgetümmel und sprang in die Luft, mitten im Flug drehte sie sich kurz und kam als Riesenspinne am Boden auf.

Beim Erbauer...

Das laut knackende Geräusch ihrer Kiefer, versuchte ich zu überhören, als sie ein paar Untote tot biss. Wie ich Spinnen hasse...
 

Erst als die Sonne aufging, hörte die Flut angreifender Untoter auf. Erschöpft lehnte ich mich gegen eine Hütte und atmete angestrengt. Die ganze Nacht durchgekämpft.

Ich will schlafen...müde schloss ich die Augen und rutschte langsam die Hauswand hinab. Die lauten Siegesschreie, die vom Dorfplatz erschallten, ließen mich murrend meine Augen wieder öffnen.

Können die nicht einfach mal die Klappe halten? Ich starte zum Schloss, welches wieder friedlich wie eh und je anmutete. Doch dem war gewiss nicht so...

Ätzend zog ich mich mit großer Mühe an der Hauswand hoch und betrachtete meinen verletzten Arm. Er zitterte leicht, doch das Blut war Großteils bereits geronnen und getrocknet.

Nur die große Fleischwunde sah miserabel aus. Wynne musste sie sich dringend einmal anschauen. Ich drückte mit leicht schmerzverzerrten Gesicht meine Hand auf die Wunde, in der Hoffnung den Schmerz etwas zu lindern und ging zu den anderen auf den Dorfplatz zurück.

Leliana kam mir erleichtert entgegen. "Dem Erbauer sei Dank, ich habe euch schon gesucht!" Mich gesucht?

Ich grinste kurz. "Ich renne nicht weg, keine Sorge." Ich kam mit Leliana am Dorfplatz an, während Bann Teagan gerade aus der Dorfkirche kam und versuchte die jubelnde Menge etwas zu beruhigen.

"Der Morgen dämmert und wir haben die Nacht überlebt! Der Sieg ist unser! Dennoch lasst uns nicht die Taten derer Vergessen, die im Kampf an unserer Seite gefallen sind."

Sofort herrschte Stille und eine Kirchenschwester trat neben Teagan und betete mit den anderen, für die Verstorbenen.

Ich ließ mich derweil auf einen kleinen Stein sinken und sah missmutig zu dem Kopf eines Untoten. Ich hatte fast das Gefühl, als würde es mich anstarren.

Genervt trat ich den Kopf mit meinen Fuß weg.

Wir hatten überlebt. Verrückt.

Ich blickte mich um. Alle meine Gefährten waren anwesend und ihre Blessuren wurden von Wynne sofort geheilt. Gut...

Teagan wollte uns alle an der Mühle sehen und weiteres mit uns besprechen. Ich wartete nur auf Wynnes Heilung und sah begeistert zu, wie die gespaltene Haut sich wieder zusammenschloss. Nicht mal eine Narbe war zu sehen.

Dankbar sah ich zu der Heilerin und lächelte sie an. "Vielen Dank." Sie erwiderte meinen Blick und schmunzelte kurz. "Das erste Mal, dass ich euch lächeln sehe."

Wirklich? Ich zuckte mit den Schultern und grinste kurz. "Vielleicht passiert es in Zukunft häufiger."

Kommt ganz auf die Gelegenheit an.

Ich sah zu den anderen, allen ging es soweit gut. Ich sah zu der Mühle und gähnte kurz. "Bringen wir es hinter uns."

Alistair und Elissa eilten voran, während ich eher hinterher trottete. Ich konnte deutlich die Müdigkeit in meinen Gliedern spüren.

Wahrscheinlich wollte der Bann nun das Schloss stürmen. Tz, der hat ja auch nicht die ganze Nacht gekämpft, sondern hockte in der Kirche rum.

Ich fuhr mit meiner Hand über mein Gesicht, in der Hoffnung meine Müdigkeit wegzuwischen. War natürlich nicht möglich.

"Wisst ihr eine Massage würde euch gut tun. Zu eurem Glück, bin ich darin Experte."

Ich schielte zu Zevran, der gelassen sein Schwert säuberte und mich musternd ansah. Ich muss doch jetzt gerade schrecklich aussehen!

"Das einzige was mir hilft, ist ein Bett." murmelte ich gefrustet vor mich hin. Ich hörte ihn kurz leise auflachen. "Dort kann ich euch auch massieren...und einiges mehr."

Skeptisch schielte ich zu ihm. Warum wollte er mich denn massieren? Er sah mich amüsiert an. "Aber ein Bad davor, würde auch nicht schaden."

Ich wurde kurz Rot und schnaufte laut. "Dasselbe gilt für euch! Ihr stinkt auch wie...!"

Morrigan ging plötzlich neben mir. "Die Beschreibungen von verschiedenen Körpergerüchen, fördert nicht meine gute Stimmung." meinte sie kühl. Ich sah nun grimmig zu ihr.

"Beim Erbauer! Wann habt ihr mal gute Laune?"

Sie sah mich missbilligend an und zog eine Augenbraue nach oben. "Jetzt nicht." Ich wollte gerade etwas erwidern, als wir vor Bann Teagan zum stehen kamen und er gerade etwas sprach. Es interessierte mich nicht die Bohne, wenn ich ehrlich war. Ich konnte mir eh denken, was er vorhatte.

"Alles wirkt so friedlich aus, so ruhig."

Ich verschränkte grimmig die Hände vor meiner Brust. "Kein Wunder. Entweder haben wir alle getötet, oder der Rest fault im Schloss vor sich hin. Da ist also keiner mehr drin."

Wynne sah mich mahnend an und ich schielte skeptisch zu ihr. Ist doch so!

Der Bann drehte sich zu uns um. "Ich danke euch für die Hilfe heute Nacht. Aber es ist noch nicht vorbei. Das Dorf ist in Sicherheit, das ist unsere Gelegenheit ins Schloss einzudringen. Es gibt einen Geheimgang hier in der Mühle, der nur unserer Familie zugängig ist."

Kurz besah ich mir die Mühle. "Wie praktisch." murmelte ich kurz.

Teagan wollte gerade weitersprechen, doch dann hielt er erschrocken inne. Er wurde blass und ich drehte mich verwirrt um.

"Teagan!" Ich erblickte eine Frau im mittleren Alter. Sie hatte ihr dunkelblondes Haar zu einem Haarknoten zusammengebunden und rannte zu dem Bann. Ihr elegantes Kleid wehte leicht im Wind.

Eine Adlige...ich seufzte gefrustet auf und beobachtete sie misstrauisch. Die sieht genauso aus, wie ich mir hochnäsige Adelsweiber vorstelle.

"Teagan? Es geht dir gut? Dem Erbauer sei Dank!" sprach sie erleichtert. Ein Soldat folgte ihr und mich beschlich langsam ein merkwürdiges Gefühl.

"Wie bist du aus dem Schloss gekommen?" fragte Teagan verwirrt, aber dennoch erleichtert.

"Ich muss in Bälde wieder zurückkehren. Ihr müsst mit mir kommen, allein! Im Schloss ist etwas böses. Die toten erwachen und jagen die Lebenden. Der verantwortliche Magier wurde ergriffen, aber die Lage hat sich nicht gebessert."

Ich verzog meine Mundwinkel zu einem schwachen grinsen. "Dich beunruhigt wohl gar nicht, was hier vor sich geht, oder? Und warum soll Bann Teagan alleine gehen?" meinte ich spöttisch und Elissa sah mich überrascht an, ebenso Lady Isolde. Doch schnell wich der Überraschung, dem Zorn.

"Was? Wer ist diese Elfin, Teagan?" Oho, warum sprichst du mich nicht persönlich an? Ich ging einen Schritt auf sie zu.

"Ein Grauer Wächter." Ich sah kühl zu der Frau, dann trat plötzlich Alistair vor.

"An mich werdet ihr euch bestimmt noch erinnern, oder Lady Isolde?" Skeptisch sah ich zu ihm auf. Er kennt sie?

"Was? Wer...was machst du hier?!" fuhr die adlige Alistair plötzlich an und Hass spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Nun sah Alistair, wie ein trauriger Welpe aus....zumindest seine Hundeaugen sprachen Bände.

Ich zog mein Schwert und Dolch. Dafür büßt die dieses aristokratische Miststück!

"Isolde..." versuchte Teagan seine jüngere Schwägerin zu beruhigen und Isolde fing sich schnell wieder.

Sie erzählte das es Eamon und Connor, ihrem Sohn, gut ginge sie aber nicht kommen können. Warum verriet sie nicht.

Ich traute ihr nicht.

Ich wollte erst vorschlagen, sie kurz zu foltern um ihre Zunge etwas zu lockern, doch Teagan hatte sich dazu bereit erklärt, ihr ins Schloss zu folgen.

"Ich weiß nicht, was das bezwecken soll." sagte ich trocken zu dem Bann und er drückte mir plötzlich seinen Siegelring unauffällig in die Hand.

"Ich auch nicht, aber ich muss wissen was im Schloss vor sich geht."

Skeptisch sah ich Teagan und Isolde nach, als sie Richtung Schloss verschwanden. Nachdenklich strich ich mit meinem Daumen kurz über den Siegelring.

"Was machen wir jetzt?" fragte Leliana und ich drehte mich zu der Mühle um. "Ich traue dieser adligen Kuh nicht. Schauen wir uns das ganze selbst an."

Entscheidung

Ich hatte Sten und Leliana angewiesen, mit den verbliebenen Rittern Redcliffes vor dem Tor des Schlosses zu warten. Der Rest kam mit mir.

Wir betraten die Mühle und ich entdeckte eine kleine Falltür. Sie war halb vom Stroh bedeckt. Gut, der Geheimgang wäre gefunden. Nun nur dieser Siegelring...ich erblickte eine Öffnung und drückte den Ring hinein. Die Tür öffnete sich sofort.

Unser neuer Weg führte uns zu einem muffigen Gang.

"Im Kloster hatte ich mal versehentlich in einer Kammer eingesperrt. Beim Erbauer, es war genauso unheimlich, wie dieser Gang hier." sprach Alistair und sah sich aufmerksam um.

Morrigan lachte kurz gehässig auf. "Die richte Bedienung eines Schlüssels und Schlosses, benötigt wahrlich einen klugen Geist."

Ich schmunzelte kurz und schielte zu den beiden. Sie giften sich schon wieder an, obwohl es ja eigentlich ganz lustig ist.

Elissa warf einen entgeisterten Blick zu der Hexe, schwieg aber. Ich stieß die Tür auf und hörte plötzlich jemanden um Hilfe rufen.

Ich blickte mich kurz um und bemerkte, dass wir uns nun im Kerker von Schloss Redcliffe befanden.

Natürlich darf in keinem Schloss der Kerker fehlen, der gehört ja zur Grundausstattung!

Zwei Untote schlugen krätzend gegen die Gitterstäbe einer Zelle. Wir hatten sie schnell beseitigt und ich blickte neugierig in die Zelle. Wer dort wohl ist?

Zu meiner Enttäuschung, stand dort nur ein zitternder, blutverschmierter, schwarzhaariger junger Mann. er trug eine Magierrobe und hustete Blut.

Ich musterte ihn kurz abschätzend. Ein Magier in einer Zelle? Hatte diese adlige Kuh nicht erzählt...?

"Wer seid ihr?" fragte Elissa vorsichtig und trat näher an die Zelle heran.

"Jowan." stellte er sich unsicher vor und besah sich jeden von uns genau.

Wynne sah aufmerksam auf. "Ihr...kamt mir gleich so bekannt vor. Ihr seid doch aus dem Zirkel. Ich dachte die Templer hätten euch erschlagen, nachdem ihr Blutmagie angewandt habt."

"Blutmagie? Das ist mies." meinte Elissa leise.

Morrigan sah skeptisch zu dem jungen Mann, auf dessen Stirn sich zusehends Schweiß bildetet. "Hätte ich nicht gedacht." gab sie ehrlich zu.

Blutmagier? Neria hatte erzählt, sie würden statt Lyrium Blut benutzen um Magie wirken zu lassen. Ob dabei jemand umkam, war diesen Magiern meist egal. Der war bestimmt auch so einer, sonst würde er nicht in der Zelle hocken.

Ein Blutmagier...brachte Neria kaltblütig um. Kalte Wut kroch plötzlich in mir hoch.

Ich trat vor die Zelle, packte den verängstigen Mann am Kragen und zog ihn schwungvoll nach vorn. Er schlug mit seinen Kopf gegen die Gitterstäbe und schrie schmerzerfüllt auf. Seine Nase war gebrochen.

Ich hielt ihn immer noch am Kragen gepackt und legte nun noch zusätzlich meinen Dolch an seine Kehle.

"Hört mir gut zu. Bevor ihr hier auch nur daran denken könnt Blutmagie einzusetzen, schneide ich euch die Kehle auf! Verstanden?"

Er wimmerte laut und nickte heftig. Gut...

"Also...was macht ein Blutmagier bei einem Adligen?" fragte ich neugierig und musterte ihn. Ich konnte kaum glauben, dass er wirklich ein Blutmagier sein sollte. Er wirkte auf mich, wie ein totaler Schwächling.

Ängstlich sah er zu den anderen. Als er den mahnenden Blick von Wynne sah, fing er an zu sprechen.

"I-ich habe den Arl vergiftet!" brach es aus ihm heraus und er kniff die Augen zu. „Ich war der Hauslehrer von Connor, dem Sohn des Arls. Ich sollte auf Befehl von Teyrn Loghain den Arl vergiften. Er hat versprochen, dass er mein Problem mit dem Zirkel klärt, wenn ich es tue.“

Loghain...nachdenklich musterte ich Jowan. „Warum sollte die Arlessa einen abtrünnigen Magier als Hauslehrer für ihren Sohn anstellen?“, fragte Alistair verwirrt.

„Connor hat angefangen erste Anzeichen zu zeigen, dass er Magiebegabt ist. Aus Angst der Zirkel könnte ihr ihren einzigen Sohn wegnehmen, stellte sie mich an, damit ich ihm zeige wie er seine magischen Fähigkeiten verbirgt. Nur ein Abtrünniger konnte den Jungen unterrichten, da die anderen Magier ihn sonst an den Zirkel übergeben hätten sein. Selbst der Arl wusste nichts von den Fähigkeiten seines Sohnes“, erzählte Jowan mit zitternder Stimme und sah ängstlich zu der Klinge, die ich ihm immer noch an den Hals drückte.

"Wäre dann Connor dafür Verantwortlich, das Untote das Dorf heimsuchen?" fragte die junge Cousland erschrocken.

"Er könnte zu einer Abscheulichkeit geworden sein." sprach Wynne und ich konnte deutlich ihre Trauer heraushören.

Schöne scheiße, das hatten wir erst im Zirkel der Magi gehabt!

"Er könnte besessen sein und hat eventuell den Schleier vor dem Nichts zerrissen."

Dieser Schleier...war das nicht die Trennung zwischen Nichts und der Welt der sterblichen, also unsere Welt?

Kein Wunder das plötzlich Tode zum Leben erwachen!

Zevran meldete sich plötzlich zu Wort. "Dann habt ihr die toten...?"

Doch Jowan sprach erschrocken dazwischen. "Was? Nein! Das fing erst an, als ich schon im Kerker war. Ich sitze hier drinnen, weil die Arlessa weiß das ich den Arl vergiftet habe, mehr habe ich aber nicht getan!"

Soso...ich schielte zu den anderen. "Wir sollten uns unbedingt den Knaben ansehen."

"I-ich will es wieder gut machen!" sprach der Schwarzhaarige mit zittriger Stimme.

Schmunzelnd sah ich zu ihm. "Und wie genau wollt ihr das machen?"

Er sah unsicher zu mir und dann wieder zu der Klinge an seinem Hals. "Ich weiß es nicht. Aber irgendetwas muss ich doch unternehmen." sprach er verzweifelt.

Wie niedlich.

"Mir fällt da etwas ein." sprach ich ruhig und sah ihn an. Ich drückte die Klinge enger an seinen Hals und schnitt zu.

Fontäne artig schoss das Blut aus seiner Kehle und er fiel gurgelnd zu Boden. Jowan lag noch kurz zitternd und blutend am Boden, dann bewegte er sich nicht mehr.

"Das ist mein Vorschlag." Ich steckte meinen Dolch weg und spürte Alistairs bohrende Blicke in meinen Rücken.

"War das wirklich nötig gewesen?" Was für eine dämliche Frage.

"Ihr wisst wie Blutmagier sind, ihr wart auch im Zirkel." Ich sah ihn strafend an, während Elissa plötzlich einen Schritt vortrat.

"Aber deswegen, müsst ihr ihn doch nicht gleich töten!" warf Elissa plötzlich vorwurfsvoll ein, während ich auf Jowan hinabsah.

Nicht töten? Pha!

"Er ist schuld, das dieser Arl Eamon krank ist. Er ist womöglich für den Tod vieler Leute verantwortlich."

Ich schielte zu Elissa, die mich skeptisch ansah und ihre Hände vor der Brust verschränkte. "Aber wir wissen es nicht mit Sicherheit!"

Ich schnaufte verächtlich. "So, oder so. Er hat den Arl vergiftet. Ich bin auf Nummer sicher gegangen. Wenn ich ihn nicht getötet hätte, hätten es die Templer getan...und seid euch gewiss, die hätten ihn leiden lassen." Für diese Verbrechen an einen Adligen.

Die junge Cousland sah mich fassungslos an, während ihre Augenbrauen nach oben sprangen.

Ich sah gelassen zu ihr. Meine Güte, ist die empfindlich. "Es ist mir gleich, was ihr denkt. Wir müssen diesen Bengel finden und ihn aufhalten!"

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, ging ich weiter. Ich hörte wie Alistair versuchte, ruhig auf sie einzureden, doch er erntete nur ihre Flüche.

Ich stieg eine Treppe hinauf und versuchte angestrengt zu lauschen. Ob wirklich alle Leichen aus dem Schloss waren, wie ich hoffte?

Bei meinem Pech, konnte ich mir das nicht wirklich vorstellen.

Wir betraten einen Korridor und ich sah mich aufmerksam um. Nichts war zu sehen.

Hasso schnüffelte neben mir auf den Boden und ich schielte kurz zu Morrigan. Sie zog ihren Zauberstab.

"Ohne Zweifel, der Schleier ist zerrissen. Ich spüre es ganz deutlich."

Ich schlich leise voran und öffnete die erste Tür, die sich mir bot. Doch dahinter fanden sich Dämonen artige Wesen, wie ich sie noch aus dem Nichts kenne.

"Beim Erbauer, was ist das?!" schrie Elissa erschrocken und hob verteidigend ihr Schild, als bereits der erste Dämon zu uns stürmte.

Wynne beschwor eine Stichflamme herauf. "Dämonen!"

Wir kämpften gegen sie und waren dank unser Gruppengröße im Vorteil. Schnell waren sie besiegt.

Ich sah mich kurz um. wir befanden uns in einer großen Halle. Ich erblickte viele Bänke und am Ende der Halle einen Pult.

Ohne Zweifel, hier gehen die Shems zum Beten her. Tja hat ihnen auch nicht geholfen.

Alistair sah sich kurz aufmerksam um. "Keiner zu sehen." Ich stellte mich an das brennende Feuer im Kamin und starrte kurz hinein. Wenn dieser Junge Magiebewegabt ist und diese Dämonen und ganzen toten erweckt hat, dann...muss ich ihn wohl töten.

Das Feuer knisterte kurz und ich wand meinen Blick wieder ab. "Lasst uns weitergehen."

Wir verließen die Halle und betraten erneut einen Korridor. Das immer alles so groß sein muss in Schlössern!

Ich öffnete einfach die gegenüberliegende Tür und vor uns standen plötzlich die Toten auf. Sie stöhnten laut auf und warfen sich praktisch auf uns. Ich Pechvogel.

Wütend schlug ich einem den Kopf ab, auch meine Gefährten besiegten die faulenden Gegner schnell.

"Es ist fast so, als würde man Nachhause kommen, nur gibt es diesmal mehr Untote." sprach Alistair plötzlich und ich sah amüsiert zu ihm. "Zeit auszumisten."

Hasso und Lymira stürmten plötzlich vor. Ich konnte Hundebellen vernehmen.

"Halt! Wartet!" Wir folgten den Hunden in einen Schlafsaal und mir stockte plötzlich der Atem.

Auf den Boden lagen angebissene Leichenstücke und sonstige abgetrennte Gliedmasen. Auf den Betten verteilt, lagen sechs Mabari.

Sie fletschten uns bedrohlich an und erhoben sich dann. Angespannt starte ich zu den Kötern und schluckte kurz.

Wenn die mich umwerfen, bin ich Tod. Beim Erbauer, ich bin schon ein Fliegengewicht!

Sie stürmten plötzlich bellend vor und ich kreuzte Abwehrbereit mein Schwert und Dolch. Trotz dessen raste ein Mabari direkt auf mich zu und warf mich um.

Ich keuchte auf und drückte den Mabari so gut es gingt, angestrengt von mir. Doch er war so schwer, das es mir einfach nicht gelang und mir praktisch die Luft wegblieb.

Der faulige Atem des Mabari schlug mit entgegen und ich kniff erschrocken die Augen zu.

Als Hundefutter enden, das letzte wie ich meinen Abgang erleben möchte!

Der Kopf des Mabari, der gerade nach mir schnappen wollte, flog im hohen Bogen davon und das ganze Gewicht des Mabari brach plötzlich auf mir zusammen.

Von dem spritzenden Blut abgesehen, war ich dennoch froh, dass das Biest nun einen Kopf kürzer war.

Alistair packte mich am Arm und zog mich federleicht hoch. Wie gesagt, ich bin eh ein Fliegengewicht.

Der tote Mabari fiel von mir herunter und ich sah ihn atmete erleichtert aus. "Danke."

Er musterte mich kurz besorgt, dann reichte er mir ein Taschentuch. Dankbar nahm ich es an, und bemerkt das die anderen die Mabari getötet haben. Elissa rammte ihr Schwert in den letzten winselnden Mabari und er starb.

Ich wischte mir das Blut aus meinem Gesicht, während sich Wynne um kleinere Fleischwunden der anderen kümmerte.

Ich setzte mich müde auf eines der Betten und warf das Blutverschmierte Tuch zu Boden. Erbauer...ich bin wirklich erschöpft.

Ich spürte wie sich plötzlich das Bett neben mir senkte und ich schielte zur Seite. Blondes Haar und ein charmantes grinsen. Zev...

"Ah Anführerin, so ein geraufe mit dem Hund hat euch ziemlich erschöpft, was?"

Ich beobachtete Wynne, wie sie gerade die Bisswunde von Alistair behandelte. "Es geht." meinte ich leise und gähnte kurz.

Eh Wynne fertig ist, kann ich ja mal kurz die Augen schließen. Nur für einen Moment.

Ich schloss meine Augen und gab mich sofort der Leichtigkeit hin. Ich hörte immer noch die Stimmen der anderen, während meine Gedanken langsam abdrifteten.

Nur ganz kurz etwas ausruhen...ich stieß gegen etwas und murmelte kurz. Ach, vermutlich nur eingebildet.

Trotzdem schön warm. Ich lächelte leicht bei dem Gedanken, an ein richtiges warmes weiches Bett. In so einem, wo eigentlich nur die Adligen schlafen.

Was würde ich dafür geben, mal in so einem schlafen zu können! Etwas weiches kitzelte plötzlich meine Nase und ich musste kurz niesen.

Verschlafen öffnete ich die Augen und bemerkte das plötzlich keiner mehr sprach. Waren denn alle losgegangen, ohne mich?

Die kleine Gruppe sah mich kurz skeptisch an. Was bei Andrastes fauligem Atem, hatte ich denn jetzt wieder falsch gemacht?

Ich schielte zur Seite und blickte in Zevrans amüsiertes Gesicht. Er legte einen Arm um meine Taille und zog mich näher zu sich, obwohl ich ihm schon so gefährlich nahe war.

"Wisst ihr, wenn die ganze Sache hier bereinigt ist, werden wir..." raunte er in mein Ohr, doch ich drückte ihn schnell mit meiner Hand auf Abstand und sah ihn gefrustet an. "Uns hinlegen und schlafen, ja ich weiß." meinte ich müde und stand auf. Ich streckte mich kurz.

Warum starren die denn immer noch so?! Ach! Ich suche lieber den Bengel.

Ich öffnete die nächste Tür und sah einen langen Korridor entlang. Skeptisch sah ich mich um.

Alistair trat neben mich. "Ehm...auf was wartet ihr denn? Wollt ihr etwas die Bilder anschauen?" Ich schnaufte kurz verächtlich und entdeckte endlich das, was ich suchte. Einen Stolperdraht.

Vorsichtig schritt ich näher heran und betrachtete ihn. Irgendetwas wird er auslösen. Was schmerzhaftes vermutlich.

Ich sah kurz zu Alistair auf, welcher mich fragend ansah. "Was ist? Habt ihr etwas entdeckt?" Er kann den Draht nicht sehen? Er muss Tomaten auf den Augen haben. Bei diesem Gedanken musste ich grinsen.

Ich ging in die Hocke und schnitt den Draht an der richtigen Stelle durch. "Naja, jetzt ist es vorbei." ich sah grinsend zu ihm auf.

Sein Blick war Gold wert! Morrigan ging gelassen an mir vorbei. "Der Kirchenjunge wäre einfach in unser Verderben gerannt. Wenigstens ein Grauer Wächter ist mit Verstand gesegnet."

Amüsiert sah ich ihr nach. War das ein Kompliment?

Ich erhob mich und sah nach vorn. Wieder einige Türen. Drei auf der linken Seite, aber nur eine auf der rechten Seite. Hmm...

Ich nehme die rechte Tür. Ich stieß diese auf und dort fanden wir erneut Untote. Wir hatten sie jedoch, dank Morrigans Eisstrahl, schnell besiegt.

Ich seufzte leise und wir fanden eine Treppe, die wohl in den Keller führte. Hoffentlich sind wir nicht im Kreis die Treppen hinab und waren nun in einem Keller gelandet.

Hier waren zum Glück jedoch keine Untoten. Nur viel Gerümpel.

Ich entdeckte eine weitere Treppe und diese führte raus in den Hof. "Langsam reicht es mir." hörte ich Morrigan schimpfen.

Dort warteten weiterte Untote. Elissa eilte schnell zum Torhebel und ließ das Tor hochfahren. Die Ritter, Leliana und Sten eilten uns sofort zu Hilfe.

Als wir die Monster schnell eliminiert hatten, ging ich zu Ser Perth und er sah mich abwartend an. "Betreten wir gemeinsam das Schloss?" Ich nickte. "Ja, schauen wir uns aas dort vor sich geht!"
 

Als wir die Haupthalle betraten, staunte ich nicht schlecht. Arlessa Isolde und ihr Sohn Connor standen zusammen mit einigen Soldaten auf einem kleinen Plateau und sahen Bann Teagan dabei zu, wie er Saltos vollführte, sich auf den Boden warf und Tanzte. Er sah so aus, als wäre er vollkommen durchgedreht.

„Sind das unsere Besucher?“, fragte Connor laut, als ich vorneweg mit meinen Gefährten und den Rittern die Halle betrat. „Die, von denen du erzählt hast, Mutter?“

Isolde sah uns unsicher an. „J-ja, Connor.“

Ich hatte gedacht auf eine Abscheulichkeit zu treffen, doch alles was ich sah, war ein kleiner Rotzlöffel. Er sah ganz normal aus würde sich sein Gesicht nicht seltsam verziehen. Unheimlich...

„Und die hat meine Soldaten besiegt? Die ich schickte, mein Dorf zurückzuerobern? Und jetzt starrt es mich an. Was ist das Mutter? Ich sehe es nicht richtig“, sagte Connor und kniff die Augen zusammen. Ist der junge Blind? Und das in dem Alter? Erbauer...

„Das… ist eine Elfin, Connor. Du hast schon welche gesehen. Wir haben auch welche in unserem Schloss.“ erklärte seine Mutter ängstlich.

Ich sah kühl zu der Arlessa. Dämliche Kuh, ich bin auch ein Grauer Wächter!

„Du meinst die, von denen ich die Ohren abschneiden ließ und sie den Hunden zum Fraße vorgeworfen habe? Sie haben Stundenlang daran gekaut!" rief Connor begeistert und ich fasste mir kurz unbewusst an meine Ohren.

Das waren also Elfen gewesen, die die Hunde im Schlafsaal gefressen hatten.

"Du kleiner, widerlicher Shem..."fing ich drohend an und zückte bereits mein Dolch. Der Bengel war ohne Zweifel bösartig. Sehr bösartig sogar. Wäre ihm schon zuzutrauen, das er zu seiner Belustigung ein ganzes Dorf auslöschen lässt.

Ich sah kurz zu Bann Teagan, der weiter fröhlich tanzte. Aber besser ich presche nicht vor. Sonst tanzen Teagan und ich, noch im Duett.

„C-connor, ich flehe dich an. Tu niemandem etwas“, bat Isolde ihn verzweifelt.

Plötzlich fasste sich der Junge an seine Stirn und taumelte kurz. Er blinzelte leicht und sah sich dann verwirrt und ängstlich um. Verunsichert er zu seiner Mutter.

„M-mutter? Was… geht hier vor? Wo bin ich?“, fragte er und seine Stimme klang wieder, wie die eines verängstigten Kindes.

„Oh dem Erbauer sei Dank! Connor! Connor, hörst du mich?“, fragte die Arlessa und kniete sich vor ihren Sohn. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn eindringlich an.

Plötzlich lächelte Connor boshaft und stieß Isolde grob um.

„Hinfort, närrisches Weib! Du beginnst mich zu langweilen!“

„Beim Atem des Erbauers! Was ist hier geschehen?“, stieß Ser Perth erschrocken aus.

„Grauer Wächter“, sprach Isolde plötzlich an mich gewandt. „Bitte tut meinem Sohn nichts! Er ist für seine Taten nicht verantwortlich.“

Natürlich. Und ich bin die Königin von Ferelden.

„Dann ist er also die Böse Macht, von der Ihr spracht“, fragte Leliana Isolde.

„Nein, sagt das nicht!“, bat Isolde verzweifelt.

„Der Junge ist also eine Abscheulichkeit geworden und hat den Schleier zerstört?“, fragte Wynne nachdenklich.

„Connor wollte das nicht. Es war der Magier, der Eamon vergiftete hat… der hat das alles ausgelöst und den Dämon beschworen! Connor wollte nur seinem Vater helfen.“ versuchte die Arlessa die Bewegründe ihres Sohnes verzweifelt zu erklären.

Was für ein Unglück. Trotzdem dumm gelaufen für den Bengel. Na immerhin, ist der Magier Tod.

„Und ist dann mit dem Dämon eine Abmachung eingegangen? Dummes Kind!“, sagte Morrigan kühl und fixierte den Jungen, der sein Gesicht wieder zu einer unansehnlichen Fratze verzog.

„Es war ein fairer Handel! Vater lebt, genau wie ich es wollte! Jetzt nehme ich auf dem Thron Platz und erobere mit meinen Armeen die Welt! Niemand sagt mir mehr, was ich tun soll!“, verkündete Connor begeistert und erhob seine Hände in die Luft.

„Niemand sagt ihm was er tun darf! Niemand! Haha!“, gackerte Bann Teagan erheitert, der zu Connors Füßen hockte. Skeptisch sah ich zu dem Bann. Was hat der Bengel mit ihm angestellt?

„Still Onkel!“, wies Connor ihn zurecht.

„Habe ich nicht gesagt, was passiert, wenn du weiterhin so schreist? Doch das habe ich. Aber bleiben wir doch gesittet. Diese Frau will ihre ersehnte Audienz bekommen. Sag mal, Frau, wieso bist du hier?“ Vermutlich besitze ich einen schwarzen Humor, aber diese ganze Szenerie war einfach zu Dämlich.

Ich sah den Jungen amüsiert an. "Ach, ich werde auch noch gefragt? Nun ich will dich aufhalten."

"Aber das Spiel ist nicht vorbei! Du darfst mich nicht aufhalten! Es will mir den Spaß verderben, Mutter!" wandte sich Connor lautstark an seine Mutter und sah sie drohend an.

„Aber Vater ist so krank. Wir sollten ihn wirklich nicht stören. Stimmt’s nicht, Mutter?“

Isolde sah erschrocken zu ihrem Sohn. „Ich… glaube nicht.“

„Natürlich nicht. Seit du die Ritter fortgeschickt hast, willst du mir immer nur den Spaß verderben. Mir wird langsam langweilig. Ich will Aufregung, ich will Taten sehen. Diese Frau dort hat mein Spiel ruiniert, indem sie das blöde Dorf gerettet hat. Jetzt muss sie für Ausgleich sorgen“, sagte er und grinste mich hinterhältig an.

Dann lief er plötzlich weg, eine Treppe hinauf. Bann Teagan stand plötzlich auf und zog Schwert und Schild. Er schrie einen lauten Kriegsschrei aus, während die anderen Soldaten drohend näher kamen.

Isolde hatte sich schluchzend in eine Ecke verzogen.

Na ganz toll!

"Los...aber bringt niemanden um." Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Zevran, der mich amüsiert ansah und sich dann gemeinsam mit mir ins Getümmel stürzte.

Morrigan schlug einen Soldaten mit ihrem Stock k.o, während auch ich darauf achtete, niemanden mutwillig das Leben zu nehmen.

Sie scheinen alle unter diesem seltsamen Bann des Jungen zu stehen.

Bann Teagan stand plötzlich vor mir und sah mich mit irrem Blick an, während ich sicherheitshalber auf Abstand ging. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Zevran sich ihm von hinten näherte.

"Niemand! Haha!" plapperte Teagan vor sich her und schlug mit dem Schwert nach mir. Ich wich ihm immer wieder aus, bis Zevran ihn mit dem Knauf seines Schwertes Bewusstlos schlug.

Ich grinste ihn leicht an und erwiderte meinen Blick. Hah, gutes Team!

Die Ritter Redcliffes hatten auch den letzten Soldaten ins Traumland geschickt und ich spähte zu Isolde, die mit verheulten Augen zaghaft zu uns ging.

Als sie den bewusstlosen Teagan sah, schrie sie kurz entsetzt auf.

"Teagan, bist du in Ordnung? Andraste sei gepriesen, dass es dir gut geht. Ich hätte dich niemals hierherbringen sollen. Ich bin so eine Närrin!“ Sie half ihm auf, während er sich schwerfällig erhob.

„Ihr wusstet es die ganze Zeit“, meinte ich gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Bitte! Connor ist nicht dafür verantwortlich! Ich habe nichts gesagt, weil ich glaube, dass wir ihn retten können!“, erklärte sie mit Tränen in den Augen.

„Das Kind ist zweifellos eine Abscheulichkeit und kann nur auf eine Art aufgehalten werden“, meinte Morrigan.

Ich nickte knapp und sah in die Richtung, in der Connor gerannt war. Ich muss ihn töten.

„Wo ist Eamon?“, fragte Alistair.

„Oben in seinem Zimmer. Ich glaube, der Dämon hält ihn am Leben“, sprach Isolde leise.

„Wenn wir also den Dämon zerstören, dann kann es sein das Eamon auch stirbt?“, fragte Teagan entsetzt. Isolde nickte.

„Connor ist mein Neffe, aber er ist auch von einem Dämon besessen. Der Tod wäre… eine Gnade“, meinte er dann.

„Was ist mit Jowan? Dem Magier?“, warf sie ein. „Vielleicht kennt er noch eine andere Möglichkeit!“ Isolde sah mich hoffnungsvoll an.

Oh...

"Ihr könnt ihn nicht mehr fragen. Er ist Tod." sprach ich ruhig.

Verzweifelt sah sie zu Teagan und dann zu jeden einzelnen meiner Gefährten. "A-aber...können wir nichts anderes tun?"

Wynne räusperte sich kurz. „Ein Magier kann sich dem Dämon im Nichts stellen, ohne Connor dabei selbst zu verletzen.“

„Was bedeutet das?“, warf Teagan ein. „Der Dämon steckt doch in Connor, oder nicht?“

„Nicht körperlich“, sprach Morrigan nun ungeduldig . „Der Dämon hat Connor bei seinen Träumen im Nichts übernommen und kontrolliert ihn von dort. Wir können die Verbindung zwischen ihnen dazu benutzen, den Dämon zu finden.“

„Ihr könnt das Nichts betreten und den Dämon töten, ohne meinem Jungen zu schaden?“, fragte Isolde hoffnungsvoll.

"Nein.“, sagte Wynne. „Das erfordert Lyrium und mehrere Magier.“

War doch klar, dass es nicht so einfach wird.

"Lyrium und mehrere Magier, finden wir im Zirkel der Magi." warf Alistair ein. Ich sah die Treppe hinauf, die der Junge hochgerannt war.

"Vergesst das Ritual! Wir bekämpfen den Dämon hier!" ich habe nicht die geringste Lust, wegen einen Menschenbengels noch mehr Zeit zu vergeuden. Hauptsache wir halten ihn auf!

"Wir können kein Kind töten! Das könnt ihr doch nicht ernsthafterwähnen!" sprach Leliana entsetzt.

Bitte tut das nicht! Er wollte nur seinen Vater retten!" schrie Isolde schon fast panisch und stellte sich vor den Türbogen, der zur Treppe führte.

Fast schon musste ich lachen. Sie erwartet Mitleid von mir? Als ob Menschen, je Mitleid mit uns Elfen hätten.

"Mach es nicht noch schwerer als es ist, Isolde." sprach Teagan beruhigend und versuchte seine Schwägerin sanft, aber bestimmend wegzuziehen.

"Nein, ich lasse es nicht zu! Ich bin Connors Mutter!" schrie sie nun und Tränen rannen über ihr Gesicht.

Teagan hielt sie schwerfällig fest und versuchte ihren Tritten auszuweichen. "Beeilt euch, wir müssen das Schloss wieder unter Kontrolle bringen! Isolde wird es eines Tages verstehen."

Ich nickte knapp und sah zu meinen Gefährten. "Wer kommt mit?"

Alistair, Wynne, Leliana und Elissa wandten sich kommentarlos von mir ab. Der Rest schien bereit, mitzukommen.

Ich sah zu Sten auf, der mich mit starrem Gesicht ansah."Wir müssen das Geschwür entfernen."

Ganz meine Meinung!

Ich stürmte mit den anderen die Treppe hinauf, während Isoldes verzweifelte Schreie, durch die dicken Steinmauern wiederhallten.

Mitleid...das ich nicht lache.

Wir bringen das ganze schnell zu Ende. Ich habe keine Zeit, erst wieder zum Zirkel zu reisen, da kamen wir erst her. Eine Verderbnis naht!

Tausende von Leben standen auf den Spiel. Da können wir nicht auf das Leben eines einzigen Kindes Rücksicht nehmen.

Ich stieß die Tür zu den Gemächern des Arls auf. Mitten im Korridor, lag zerbrochenes Spielzeug und dutzende Kissen.

Ich erblickte Conner, der ängstlich die Wand anstarrte und sich nicht rührte. Im Zimmer gegenüber konnte ich ein Bett erkennen. Jemand lag darauf.

Der Arl? Eilig zu dem Zimmer.

Auf einmal schrie Connor panisch auf. "Nein, geht nicht zu ihm! Sie wird böse!"

Verwirrt drehte ich mich um und sah wie der Junge keuchend zu Boden ging und stark zitterte.

Mehrere Krampfanfälle durchzuckten seinen kleinen Körper, bis auf einmal ein Dämon vor uns stand.

Mit wunderschönem, weiblichen Körper, zwei verdrehten Hörnen die aus ihrem Kopf ragen und Katzenartige Augen, ihre spärliche Kleidung zeigte viel ihrer lilafarbenen Haut.

Seltsam...sie sah genauso aus, wie der Dämon der den einen Templer im Zirkel der Magi verhext hatte.

Zevran grinste kurz anzüglich. "Wie bedauerlich." Dann stürmte er vor und stieß immer wieder mit seinen Schwertern zu.

Der Dämon schrei erbost auf und warf den Blonden Elf, mittels Druckwelle, gegen eine Wand.

Aber wenigstens war sie nun verletzt. Ich schielte kurz zu Zevran, als der sich fluchend wieder erhob.

Und ihm geht's auch gut. Morrigan hob ihren Zauberstab und ließ eine Stichflamme erscheinen, die den Dämon komplett umhüllte. Sie schrie laut auf und flog durch den kleinen Raum.

Überrascht sah ich auf, als plötzlich alle Gegenstände im Raum zu fliegen begannen. Selbst die Gemälde und die Bank. "Erbauer..."stieß ich atemlos aus und der Dämon schleuderte uns dem Trödel wahllos entgegen.

Ich duckte mich erschrocken, als eine Vase auf mich zuraste und knapp über meinen Kopf an der Wand zerschellte. Die Scherben fielen laut klirrend zu Boden.

Sten bekam ein großen Schaukelstuhl ins Gesicht geschleudert und er fiel stöhnend um. Laut Fluchend zerschlug ich mit meinen Schwert, die kleineren Gegenstände die auf mich zurasten.

Morrigan feuerte zornig mehrere Arkane Bolzen auf den Dämon ab, doch dieser schrie laut auf und die Fenster im Raum zerbarsten.

Erschrocken wich ich zurück, als ich bemerkte das die Glassplitter in der Luft schwebten und um den Dämon kreisten.

Dieser grinste boshaft und warf uns die Glassplitter entgegen. Erbauer....

Schützend legte ich meine Arme vors Gesicht und wartete auf das Unausweichliche, welches jedoch nach Sekunden des Wartens immer noch nicht eintraf.

Morrigans Zauberstab lag am Boden und vor uns war eine große Unsichtbare Mauer, die die Glassplitter aufhielt. Die Hexe verzog ihr Gesicht angestrengt und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Ihre Hände zitterten leicht, welche sie weit nach vorn streckte. "Glotzt nicht so! Bringt es um!"

Ich nickte leicht und Sten stürmte zu meiner Überraschung vor. Er holte mit seinem Schwert aus und schleuderte den Dämon so mit brachialer Gewalt, an die nächste Wand.

Der Dämon schrie gequält auf und sank zu Boden. Wieder durchzuckten einige Krampfanfälle den Körper, dann lag erneut Connor vor uns.

Er war unglaublich blass. Besser ich erlöse ihn von seinen Qualen, sonst wird es noch schlimmer.

Gerade wollte ich auf Connor zutreten, als ich eine bekannte stimme hörte. Perplex erblickte ich Lady Isolde die sich schluchzend vor ihren Jungen stellte.

"Halt! HALT! Tut ihm nichts! Bitte habt doch Mitleid! Er hat das nicht verdient!" verlangte sie flehentlich.

Mitleid...ich stieß Isolde grob zur Seite. Scheiß jetzt darauf, dass sie eine Adlige ist!

"Aus dem Weg, bevor er sich wieder erholt!" fuhr ich sie sie an, doch sie klammerte sich schluchzend an meinem Arm fest.

"Es muss eine alternative geben! Der Zirkel der Magi, kann ihm bestimmt helfen, oder wir bringen ihn in die Kathedrale nach Denerim für einen Exorzismus! Erbauer, hilf mir, es muss doch einen anderen Weg geben! Tötet meinen Kleinen nicht, ich flehe euch an!" Sie weinte bitterlich und flehte mich auf Knien an.

Ich sah sie abwertend an. Wie erniedrigend muss es doch für sie sein, eine Elfin so um das Leben ihres Sohnes anzuflehen. Vielleicht lernt sie jetzt wirklichem Schmerz kennen, und nicht nur den Stich einer kleinen Nadel in ihren Finger.

Ich stieß sie ruckartig zu Boden und würdigte sie keines weiteren Blickes. "Zur Seite! Wir müssen den Dämon zerstören!"

Sie klammerte sich verzweifelt an mich und brachte mich fast so zum Umfallen. "Nein, so muss es nicht enden! Ich weiß was auf dem Spiel steht! Ihr...ihr seid eine Frau. Was, wenn es euer Sohn wäre? Würdet ihr nicht auch Berge versetzten um ihm zu retten?"

Meine Augen wurden kurz zu schlitzen und ich spannte mich an. Sie...wagt es?!

Wut kochte in mir hoch und ich ballte meine Hand zur Faust. Was soll dieser halbherzige Versuch, mir Mitgefühl aufzuzwängen?!

Zornig sah ich sie an. "Das muss ein Ende haben-jetzt!" Ich schlug ihr hart meine Faust ins Gesicht und sie fiel benommen zu Boden.

Es hatte etwas befriedigendes an sich gehabt, dieses aristokratische Miststück niederzuschlagen. Ich spürte die Blicke der anderen, in meinen Rücken. Tz...

Wütend sah ich auf Isolde hinab. Dieses Dumme Weibsbild! Ich stürmte nun zu Connor und beugte mich über ihn. Schnell die Sache beenden!

Ich erhob bereits meinen Dolch, doch dann öffnete der Junge plötzlich die Augen.

"W-wird es Wehtun?" fragte er mit ängstlicher Stimme und Tränen sammelten sich in seinen Augen.

Kurz sah ich das Kind perplex an. Kein Dämonisches Lachen im Hintergrund, keine dämonische Fratze.

Er war ein normales, ängstliches Kind.

Der Dolch in meiner Hand zitterte kurz und ich starrte in Connors verweinte Augen.

Plötzlich hatte ich meine Mutter vor Augen. Damals auf der Brücke, als die Menschen sie umbrachten nur um mich und meine Cousins zu schützen. Sie starb für mich....

Ich musste kurz schlucken...etwas in mir...

Erbauer...denk nicht über Vergangenes nach! Los! LOS!

Ich ließ den Dolch hinab rasen und Conner kniff panisch die Augen zu. Wütend sah ich den Jungen an.

Ich hatte den Dolch neben seinen Kopf, in den Boden gerammt.

"Dämon." sprach ich mit bebender Stimme und packte dem Bengel am Kragen und zog ihn so leicht hoch.

"Wenn du dem Kind noch mehr schaden zufügst, schwöre ich dir...wird dein Ableben umso schmerzhafter." sprach ich leise und drohend. Meine Hände zitterten leicht.

Connors Gesicht verzog sich plötzlich wieder zu einer Grimasse. "Dumme Elfin! Du kannst mir nichts anhaben!"

Wütend funkelte ich in seine Augen, nun konnte ich wieder diese bösartige Stimme heraushören.

Ich schlug dem Jungen hart ins Gesicht und er verlor das Bewusstsein.

"Es ist noch nicht Tod." hörte ich Sten und ich hob das Kind mühsam hoch. Verdammt ist der Bengel schwer!

"Nein." meinte ich ebenso monoton und funkelte Sten warnend an. Wage es ja nicht!

"Ich werde zum Zirkel der Magi gehen und sie um Hilfe bitten."

Der Qunari sah mich verstimmt an. Anscheinend war er nicht einverstanden mit meiner Entscheidung.

War mur aber auch egal, ich habe meine Entscheidung getroffen.

"Nehmt die Blöde...ich meine, Isolde mit." wies ich ihn an und trug Connor die Treppen hinunter.

...Warum habe ich ihn nicht getötet?

Er ist nur ein Menschenbalg. Ich sah missmutig auf Connors Gesicht hinab. Er macht ziemlich viele Probleme.

Und ich bin einfach zu Weichherzig geworden.

"Ihr seid verletzt." Verwirrt drehte ich meinen Kopf leicht nach hinten und entdeckte Zevran.

Er musterte mich kurz skeptisch und sah dann zu Boden. Ich folgte seinem Blick und entdeckte eine kleine Blutspur, die sich hinter mir herzog.

Oh...ich sah an mir herunter und sah, das ein langer Schnitt über mein Bein lief.

Wie gut, dass ich den Schmerz nicht spüre.

Ich seufzte gefrustet auf. Wynne muss mich wieder zusammenflicken.

Zevran nahm mir plötzlich den Jungen ab und trug ihn die Treppe hinunter. Leicht überrascht sah ich ihm nach.

Wie...aufmerksam.

Ich folgte ihm runter zur Empfangshalle, wo Bann Teagan und die anderen warteten. Überrascht sahen sie drein, als wir den Lebenden Conner auf einer Bank ablebte.

Sten legte die bewusstlos Isolde einfach auf einem großen Tisch ab.

"C-connor? Er lebt noch?" Eilig lief Bann Teagan zu seinem Neffen und sah bestürzt auf seine angeschwollene Wange.

Ich hab wohl etwas zu fest zugeschlagen.

"Ich werde zum Zirkel der Magi reisen und die Magier um Hilfe ersuchen. Ihr müsst gut auf ihn aufpassen."

"Ich..." fing Teagan an, doch ich winkte ab und ging in Arl Eamons Arbeitszimmer, welches Gleich nebenan war.

Zuvor hatte ich Wynne gerufen und setzte mich nun einfach auf den Arbeitstisch und wartete auf die alte Magierin.

Erschöpft sah ich aus einem kleinen Fenster. Nun muss es schon mittags sein. Verdammt bin ich müde...ich kipp gleich vom Stuhl, oder eher vom Tisch.

Ich fuhr mir durch mein Haar. Ich hatte keine Lust in die erleichterten Gesichter der anderen zu schauen.

Ich hatte keine Lust auf Danksagungen, denn so hatte ich es nicht geplant! Das Kind sollte sterben, das war der einfachste Weg....

...Aber war es dann auch der richtige?

Ich seufzte gefrustet auf und schloss die Augen. Meine Nerven...

Die Tür ging auf und ich erblickte Wynne, die mit einem leichten Lächelnd das Zimmer betrat und die Tür hinter sich schloss.

Ich zeigte ihr wortlos mein Bein und sah dann aus dem Fenster. "Könnt ihr die Verletzung bitte heilen?" sprach ich leise.

Ich hatte jetzt keine Lust über das geschehene zu sprechen, hoffentlich versteht sie das!

Die alte Magierin nickte und ging auf mich zu. Sie strich kurz über die Verletzung, sah mich aber forschend an.

Ich starrte immer noch aus dem Fenster. Wehe....

Sie seufzte leise und ihre Hände leuchteten leicht auf.

"Sagt mir, wie seid ihr eigentlich ein Grauer Wächter geworden?" fing sie an.

Perplex sah ich sie kurz an. Sie will ja anscheinend unbedingt reden. Tz...

"Die Kurzfassung? Ich habe Duncan getroffen und er mochte mich." sprach ich gelangweilt und sah wieder aus dem Fenster.

Meine Wunde war verheilt und Wynne erhob sich lächelnd. "Ah, ihr wollt die Geschichte für euch behalten. Das akzeptiere ich. Verzeiht meine Neugier." sprach sie höflich und ging wieder zur Tür.

Unsicher sah ich zu ihr. Nun kam ich mir irgendwie mies vor. Ich behandel sie so ruppig, nachdem sie mir so geholfen hat...Argh!

"Nun...ich kann es euch schon erzählen..." fing ich zögerlich an und sah auf mein Bein. Erbauer...

"Es würde mich sehr interessieren." sprach Wynne und lächelte mich freundlich an.

Ich sah zur Seite. Beim Erbauer...ich habe bis jetzt noch nie darüber gesprochen. Nicht mal Alistair wusste so genau, warum Duncan mich rekrutiert hatte. Und wenn ich ehrlich war, wusste ich es auch nicht so recht.

Ich hatte lediglich ein paar perverse Adlige getötet.

"Duncan hat mich aus dem Gesindeviertel geholt und vor dem Gefängnis bewahrt." begann ich zu langsam zu erzählen.

Obwohl lange wäre ich bestimmt nicht im Gefängnis geblieben. Die hätten mich früh genug hingerichtet.

Wynne kam plötzlich wieder näher und ich musterte sie kurz. "Verstehe. Darf ich fragen, was ihr verbrochen habt?"

Ich sah in ihre klaren blauen Augen. "Ich habe den Sohn des Arls getötet, weil er meine Freunde und Familie verletzt hat."

Die alte Magierin sah mich bestürzt an und drückte sachte meine Hände. Überrascht sah ich sie an.

"Ohh, das tut mir leid. Ich hätte nicht anfangen sollen, sicher eine unerfreuliche Erinnerung."

Unerfreulich...in der Tat. Tz...Vaughn. Ich sah an Wynne vorbei. Mir stiegen Erinnerungen hoch, als dieser wiederwertige Shem über mir war und mein Hochzeitskleid achtlos zerriss und brutal auf mich einschlug. Sein eklicher Atem auf meiner nackten Haut.

" Das Schwein hatte es verdient. Ich würde es wieder tun."

Die Magierin sah mich erschrocken an und ließ meine Hände nun langsam wieder los. Ruhig sah ich zu ihr.

"Die kalte Befriedigung in euren Worten schreckt mich ein wenig." Sie wich etwas zurück und stellte sich ans Fenster und sah nachdenklich hinaus.

"Aber euer tun war nicht falsch, ich hätte dasselbe getan."

W-was? Verdutzt starrte ich sie an. Meinte sie das ernst?? Sie, die bis jetzt immer so einen vernünftigen Eindruck auf mich machte.

"Es macht mich krank und traurig, was Menschen mit Macht denen antun, die sie eigentlich beschützen sollen."

Wynne...

Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ein Mensch mich verstehen würde...ich...

Ich spürte ein unangenehmes Brennen in meinen Augen und schluckte kurz. "Danke...ich, will jetzt gerne kurz allein sein." sprach ich leise.

Wynne nickte leicht und sah mich warm lächelnd an. "Wie ihr wünscht, wir sehen uns dann."

Sie verließ das Zimmer und ich starrte verkrampft die Wand an.

Etwas nasses lief über meine Wange, doch ich hatte keine Lust die Tränen wegzuwischen. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Weit entfernt.

Vater, Shianni und Sorris.....ich vermisse euch so sehr.

Leise schluchzend vergrub ich min Gesicht in meinen Händen.

Rückkehr zum Zirkel der Magi

Inzwischen hatte ich mich wieder halbwegs beruhigt und besah mir neugierig das Amulett, welches ich auf Arl Eamons Schreibtisch gefunden habe.

Das Amulett, mit dem heiligen Symbol von Andaraste, war einst zerbrochen, doch jemand hatte es in liebevoller Handarbeit wieder zusammengesetzt.

Hmm...ich liebe Schmuck, obwohl ich nie welchen besessen habe. Aber wenn ich diese adligen Weiber mit ihren Funkelnden Edelsteine gesehen habe, wünschte ich mir, ich hätte auch so etwas wunderschönes.

Naja...wer's findet, darf's behalten. Gesetzt der Gassen.

Ich steckte das Amulett ein und seufzte kurz. Hoffentlich sind meine Augen wegen meiner Heulerei nicht gerötet.

Ich hörte plötzlich ein Klopfen an der Tür und sah überrascht auf. "Ja?"

Zu meiner Überraschung kam Alistair rein und lächelte mich etwas schüchtern an. "Ich freue mich, das ihr euch anders entschieden habt." fing er an und blieb dann vor mir stehen.

Oh...ich sah zu ihm auf. "Tja, kein Problem."

Auch wenn es eigentlich nicht so geplant war. Etwas in mir hat sich geregt. Ich hätte das Kind sonst wirklich getötet, ohne Skrupel.

Wenn ich die Kallian gewesen wäre, die Duncan eben noch aus dem Gesindeviertel mitgenommen hätte, dann hätte ich das Kind auf jeden Fall getötet.

Doch...ich konnte das Kind nicht töten, obwohl es nur ein kleiner Shem ist.

Ich sah wieder zu Alistair auf und sah in seine braunen Augen, die mich neugierig musterten. "Ich...muss mich auch bedanken." meinte ich leise und schritt an ihm vorbei. Es wird Zeit zum Zirkel aufzubrechen.

Und zwar völlig Übermüdetet. Haha...ich krachte gegen einen Holzbalken und fluchte laut auf.

Scheiße! Aber wenigstens...bin ich nun wieder wach.

Alistair sah mich besorgt an, während ich behutsam über meine Nase strich. Alles noch heil.

"Ich...wollt ihr wirklich jetzt aufbrechen?", fing der junge Mann besorgt an und ich schielte kurz abschätzend zu ihm. "Je länger wir warten, desto schlimmer wird es mit dem Balg."

Besser gesagt, Dämonen Balg.

Er wird bestimmt schnell wieder aufwachen und dann beginnt der ganze Spaß wieder von vorn. Doch das werde ich nicht zulassen!

Ich Schritt in die Empfangshalle, wo die anderen bereits auf mich warteten. Zum Glück war diese adlige Kuh, noch nicht aufgewacht.

Leliana lächelte mich dankbar an, während ich den Eindruck hatte, das Sten und Morrigan mich eisiger als sonst ansahen.

Nur Zevran schaute schon wieder so...seltsam. Erbauer...

Ich lehnte mich gegen die massive Steinwand und seufzte kurz auf. "Also...da ich mich dazu entschieden habe das Kind nicht zu töten, werde ich zum Zirkel der Magi zurückkehren und die Magier und das Lyrium für das Ritual besorgen."

Ich sah kurz in die Runde. Keine Einwände. Gut, das wäre geklärt.

Bann Teagan schritt plötzlich vor. "Ich kann euch Pferde geben, dann seid ihr in ca. sechs Stunden beim Zirkel." Ausgezeichnet!

Begeistert sah ich zu ihm, bis mir plötzlich etwas einfiel.

Ich kann doch gar nicht reiten!

Bann Teagan setzte jedoch noch einen drauf. "Allerdings haben wir nur zwei Pferde übrig."

Mein freudiges Gesicht starb einen Heldentod. Ich ließ mich einfach zu Boden plumpsen und zog ein Bein an. Gelassen legte ich meine Hand darauf ab und überlegte kurz angestrengt.

Pferde sind nicht schlecht, es ist gut etwas Zeit einzusparen. Ich musterte kurz meine Gefährten.

Leicht sollten wir sein, damit die Pferde schnell voran kommen. Oho, und ich habe bereits die perfekten Kandidaten gefunden.

"Zevran und Leliana begleiten mich. Ich hoffe ihr könnt reiten.", meinte ich kurz amüsiert und sah dann zu den anderen. "Der Rest passt auf Connor auf."

Ich erhob mich mühsam und spürte wieder allzu deutlich meine Erschöpfung. Hoffentlich kann ich auf diesem Gaul kurz schlafen.

Alistair schielte verunsichert zu Zevran, in dessen Augen er eine deutliche Vorfreude aufblitzen sah. Mir war es auch nicht entgangen...

"Vielleicht sollte ich besser mitkommen.", schlug mir Alistair plötzlich vor, während ich mir ein paar störende Haarsträhnen aus den Gesicht strich.

Macht er sich Sorgen um mich? Hmm....

Ich grinste leicht und ergriff seine Hand. Überrascht sah er auf mich hinab, als ich ihn hinaus in den Hof zog, weg von den ganzen gaffenden Leuten.

Tief atmete ich die frische Luft ein und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ein kühler Wind blies mit entgegen, doch er sorgte wenigstens dafür, dass ich nicht sofort wegdämmerte.

Ich sah zu Alistair, auf dessen Wangen sich ein leichter Rotschimmer abbildete.

"Ist euch warm?" fragte ich überrascht und drehte mich zu ihm. Mir ist gerade verdammt kalt.

Es dauert nicht mehr lang und dann bricht der Winter an. Und mit ihm die kalten Tage und noch kälteren Nächte.

"Nein, also...ich finde nur ihr solltet nicht alleine gehen.", fing er unsicher an und spielte mit seinen Fingern.

Skeptisch hob ich eine Augenbraue. "Ich gehe doch gar nicht allein, sondern mit Zevran und Leliana."

Der blonde Mann atmete schwer aus und sah nachdenklich zum Hof hinab. "Genau das ist es ja."

Was? Verwirrt schüttelte ich den Kopf und musterte ihn kurz. "Was soll das heißen? Das du den beiden nicht vertraust?"

Alistair schüttelte leicht den Kopf und sah mich nun wieder eindringlich an. "Ich traue Zevran nicht, bedenkt er wurde von Loghain angeheuert um mich umzubringen. Wenn sich nun die Gelegenheit dafür bietet, euch zu hintergehen? Für Geld...oder anderes."

Oh...ich sah ihn mit großen Augen an. Er macht sich wirklich Sorgen um mich.

Verlegen blickte ich auf meine Stiefel. Ein Mensch, der sich um mich sorgt. Wie sonderbar...

"Alistair, ich gebe ihm eine zweite Chance." meinte ich leise und starrte nun zu einer Raupe, die über den Steinboden krabbelt.

"Was? Aber er ist doch..!" fing Alistair aufgebracht an, doch ich legte ihm einfach meinen Finger auf seine Lippen, um ihm so zum Schweigen zu bringen.

"Jeder verdient eine zweite Chance." sprach ich ehrlich und grinste ihn dann kurz an.

"Alistair, habt ihr Hitzewallungen?", sprach ich belustigt, als ich schon wieder die Röte in seinem Gesicht bemerkte.

"Wollen wir jetzt aufbrechen?", platzte Leliana dazwischen und sah uns dann überrascht an. Kichernd wollte sie wieder ins Schloss verschwinden, doch ich hielt sie grinsend fest.

"Zuerst besorgt ihr euch eine anständige Ausrüstung. Schaut bei dem Schmied, im Dorf vorbei."

Leliana sah mich mit ihren strahlenden Augen an...was? Oh... "Aber ich komme nicht mit. Ich muss noch etwas vorbereiten, wie wär's wenn ihr Morrigan mitnehmt?"

Es dauerte nicht lange und wir mussten beide loslachen.

Mit Morrigan einzukaufen....ich konnte mir nicht vorstellen, dass das sonderlich viel Spaß machen würde. Mit ihrer griesgrämigen Art.

Ich seufzte leise und wischte mir meine Lachtränen aus den Augenwinkeln. Leliana sah mich lächelnd an. "Dann frage ich Elissa."

Ich nickte zustimmend und sah dann zu den Pferdeställen. Das laute wiehern hallte über den Hof. Oh man...

"Könnt ihr reiten?", fragte ich Leliana. Sie grinste kurz schelmisch. "Auf Pferden auch."

Alistair drehte sich mit hochrotem Kopf zu Leliana, während ich wahrscheinlich genauso Rot war. "Leliana, jetzt haut schon ab.", meinte ich grummelnd und sah ihr wenig später nach, als sie mit Elissa zum Dorf ging.

Gut, sie muss unbedingt eine richtige Ausrüstung besitzen und nicht nur diese Kirchenkleidung tragen.

Sonst verletzt sie sich früher oder später, wirklich noch ernsthaft.

Und das wollte ich, beim Erbauer, nicht.

Alistair legte eine Hand auf meine Schulter, während ich Leliana und Elissa noch nach sah.

"Ich beeile mich, versprochen." Ich sah zu ihm auf und grinste kurz.

Er war wirklich goldig!

"Aber seid ihr sicher...?" Ich nickte einfach nur und führte ihn hinab zu den Ställen.

"Kennt ihr euch mit Pferden aus?", fragte ich neugierig und entdeckte ein schwarzes Pferd. Es wieherte kurz auf.

Ehh...unsicher ging ich einen Schritt zurück. Verdammt, ist der Gaul groß!

"Etwas." meinte Alistair belustigt, als er meine Reaktion beobachtete.

Ah..gut. "Muss ich irgendetwas beachten?" Ich besah mir das große Tier genau. Beim Erbauer, wie soll ich da hoch kommen? Ich werde eine Leiter benötigen...

Alistair ging zu dem Pferd und legte ihm die Zügel an, während ich ihm neugierig dabei zusah.

Das Pferd wirkte absolut friedlich. Auch ein Sattel folgte wenig später.

Dennoch blieb ich noch misstrauisch. Der Gaul war mir einfach nicht geheuer, und so ging ich auf Abstand, als Alistair das Pferd hinaus auf den Hof führte.

Ich seufzte schwer. Und da drauf muss ich dann sechs Stunden sitzen?

"Wie wollt ihr eigentlich reiten?" fragte mich mein Grauer Wächter Kamerad plötzlich.

"Ich reite bei einem der beiden mit." Ich kann nicht reiten, ich würde noch vom Pferd fallen da bin ich mir sicher.

Allein die Vorstellung von so einem großen Pferd zu fallen, bereitet mir schmerzen. Tatsächlich schmerzten meine Augen auf einmal und ich rieb sie mir leise fluchend.

Ich bin viel zu müde, deswegen brennen nun die Augen. Großartig! Wo ist mein Bett?

"Hoffentlich reitet ihr bei mir mit, geschätzter Wächter." hörte ich eine bekannte schmeichelnde Stimme und bemerkte wie Alistairs Gesichtsausdruck sich verdunkelte. Ohoh...

Ich drehte mich zu Zevran um, welcher mich amüsiert ansah und dann charmant grinste. Ehh...

"Nein, ich reite schon mit Leliana."

Plötzlich wurde das grinsen von ihm um einiges verruchter und ein belustigtes Lachen kam von ihm. "Welch grandioser Anblick...ich hoffe, ich kann mitmachen."

Jaja.....WAS?!

Ich schnaufte kurz böse und drückte meinen Zeigefinger gegen seinen Oberkörper. "Ihr reitet schön alleine! Sonst passiert noch irgendein Unglück!" mahnend sah ich ihn an, während ich kurz überlegte ob er überhaupt auf einen Pferd reiten könnte.

Ich musterte ihn kurz skeptisch. Ich denke mal er kann es, wenn nicht hat er Pech gehabt.

"Was denn für ein Unglück? Keine Sorge, ich würde euch gut festhalten und dafür sorgen das ihr nicht vom Pferd fallt." Er grinste wieder und ich sah Unsicher zu dem Pferd auf. "Wie beruhigend." murmelte ich eher zu mir selbst.
 

Als Leliana endlich wieder zum Schloss zurückgekehrt war, strahlte sie über beide Ohren. Sie trug eine neue Lederrüstung, die ihr Ausgezeichnet gut stand.

Inzwischen hatte ich auch alle für die kleine Reise eingepackt. Kurz knurrte mein Magen. Wann hatte ich eigentlich zuletzt etwas gegessen?

"Hier!" Alistair war plötzlich vor mir und mir ein Stück Käse unter die Nase. Sofort fingen meine Augen an zu leuchten und ich fing gierig an, den Käse zu essen.

Perplex sah Alistair auf mich hinab. "Fanke!" meinte ich mit vollem Mund und hatte das ganze Stück, kurz darauf aufgegessen.

Ich wischte mit dem Handrücken über meine Mundwinkel.

Alistair brach in Gelächter aus, während ich ihn kurz darauf verwirrt ansah. Hab ich was falsches gemacht?

Er grinste mich jedoch nur an und hob mich plötzlich hoch. Erschrocken schrie ich kurz auf und krallte mich in seine Arme fest. Was hat er denn vor?!

Er setzte mich einfach auf das Pferd ab und ich hielt mich erschrocken an der Mähne fest.

Das. Ist. HOCH!

Leliana kicherte vergnügt. "Ihr macht euch ja Steif, wie ein Brett." Sie stieg grazil auf das Pferd auf und setzte sich hinter mich.

Nun komm ich mir wirklich wie ein kleines Kind vor!

Grummelnd sah ich zu Zevran. Na, er wird bestimmt runterfallen, schließlich war er auch nicht viel größer als ich.

Mit böser Vorfreude beobachtete ich ihn, doch er schwang sich geschickt aufs Pferd und hielt locker die Zügel in der Hand.

Boah! Gefrustet sah ich nach vorn. Das gibt's doch nicht!

"Ich wünsche euch eine gute und sichere Reise, Wächter." Überrascht sah ich auf Elissa hinab, als ich ihre Stimme vernahm.

Sie lächelte zaghaft. Im Schloss waren wir ziemlich aneinander geraten, besonders als ich diesen schwächlichen Blutmagier getötet habe.

Anscheinend war sie aber nun glücklich, das ich den Jungen verschont habe.

Ich krallte mich an der Mähe des Pferdes fest und beugte mich leicht zu Elissa runter. "Passt gut auf Alistair auf." sprach ich Augen zwinkernd.

Die junge Frau sah uns verdutzt nach, als Leliana bereits die Zügel in die Hand nahm und das Pferd antrieb.

Leicht lehnte ich mich an die junge Bardin, hielt mich aber immer noch an der Mähne des Pferdes fest.

Verdammt holprig!

"Ah, zu schade. In meinen Armen wärt ihr gut aufgehoben."

Ich schielte zur Seite und entdeckte Zevran, sein Grinsen war nicht Jungendfrei!

Er trieb das Pferd immer wieder an. Hmm... "Da hätte ich eher meine Zweifel.", meinte ich amüsiert und sah wieder nach vorn.

Leliana lachte vergnügt und ich musste leicht grinsen. Irgendwie, macht es Spaß Zevran zu ärgern. Obwohl, ärgern wird es ihn bestimmt nicht, sondern eher noch mehr anstacheln.

Störte mich allerdings auch nicht. Grinsend sah ich erneut zu dem blonden Elf. "Wenn ihr Glück habt auf den Rückweg. Aber...das entscheide ich nach Lust und Laune."

Seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben, während er mich belustigt musterte.

Amüsiert sah ich nach vorn und besah mir den Calenhad-See. Er glitzert so friedlich, in der Mittagssonne.

Mmh...friedlich. Das sanfte hin-und her wiegen des Pferdes und sein gleichmäßiger Gang, ließen meine Augen zufallen und mich ins Nichts eintauchen.
 

"Kallian! Kallian!" Hm? Verschlafen öffnete ich meine Augen. Wer ruft mich da?

Überrascht starte ich in Nerias Gesicht, die mich milde anlächelte.

Kreischend sprang ich zurück und fiel nach hinten. Unsanft landete ich auf den harten Boden und starte immer noch auf Nerias Gesicht.

"So schreckhaft." Sie hielt mir lächelnd ihre Hand hin.

Ungläubig sah ich sie an, musterte ihr Gesicht. "Nein...d-du...bist Tod!" hauchte verwirrt. Aber sie sieht genauso aus, wie Neria!
 

Dasselbe fein geschnittene Gesicht, die klaren blauen Augen, das lange silberne Haar. Ich schluckte kurz und sah mich um.

Eine Wiese. Weit und breit, nur Wiese.

Neria ergriff meine Hand und zog mich plötzlich hoch. "Ich bin Neria...und dann auch wieder nicht."

Verblüfft starrte ich in ihren klaren Augen. Was soll das...heißen?!

Ich bin durchgedreht, kein Wunder...das passiert, wenn man in jungen Jahren zu viel abnormales gesehen hat! Und in der Gegenwart erst!

Neria drückte sanft meine Hand. "Du bist im Nichts, genau wie ich. Ich habe dich gerufen und du bist gekommen."

Unsicherheit spiegelte ich in ihren Himmelsblauen Augen wieder. "Ich kann noch nicht gehen. Zuerst muss ich etwas zu Ende bringen."

"Was..soll das heißen?" fing ich verwirrt an. Besser ich wache schnell auf! Das ist doch total verrückt! Ich erzähle mit einer toten! Unsicher ging ich einen Schritt zurück.

"Ich brauche mehr schlaf." murmelte ich mir mahnend zu.

Neria hielt meine Hand fest und sah mich nun ernst an. "Großes Unheil, wird dir wiederfahren. Die Verderbnis wird ihren Teil dazu beitragen, doch etwas ganz anders wird dir dein..." sie hielt inne und sah wie ein verschrecktes Kaninchen auf.

Plötzlich löste sich Neria vor meinen Augen auf und ich fiel hinab.

Stimmen...
 

Langsam öffnete ich meine Augen, ich hörte immer noch Stimmen. Überrascht sah ich drein, als ich sah wie tief die Sonne bereits stand.

Beim Erbauer, wie lange habe ich geschlafen? Es kam mir nur wie wenige Sekunden vor.

"Oh, ihr seid ja wach!" rief Leliana verzückt und lächelte mich an. Ich sah zu ihr auf und musterte sie kurz schmunzelnd.

Sie sah ziemlich belustigt aus...ich will gar nicht wissen, was sie mit Zevran die ganze Zeit erzählt hat.

Abschätzend sah ich zu ihm und kam nicht um den Gedanken, das er etwas ausheckte. Die Frage war nur was.

Ein Karren mit Pferdegespann fuhr an uns vorbei. Der Mensch der die Zügel hielt, sah mich und Zevran böse an. Er murmelte nur, dennoch konnte ich ihn verstehen. "Verdammte Klingenohren."

Genervt erwiderte ich den Blick. Verdammte Menschen! Aber wehe, man erhebt sich als Elf. Sogleich wirst du niedergelschlagen..tz..

Er fuhr an uns vorbei und ich erblickte bereits die Turmspitzes des Zirkels. Gerade wollte ich die anderen darauf aufmerksam machen, als ein seltsames kribbeln langsam meine Wirbelsäule hinauf krabbelte.

Erschrocken hielt ich inne....dieses Gefühl kommt mir bekannt vor! Schnell ergriff ich die Zügel des Pferdes und brachte es so zum stehen.

"Stimmt etwas nicht? Ihr wirkt so angespannt." hörte ich Leliana verwirrt fragen.

Gerade wollte ich ihr antworten, als ein erstickender Schrei auf einmal zu hören war, ebenso das Umfallen Bäumen.

Schnell drehte ich meinen Kopf und konnte gerade noch so erblicken, wie der Karren, der an uns vorbei gefahren war, in hohem Bogen durch die Luft flog und wie Spielzeug auf den Boden zerschellte.

Lautes Brüllen und die letzten Bäume am Waldesrand wurden grob aus dem Boden gerissen und flogen direkt auf den zerstörten Karren.

"Erbauer!" rief Leliana erstickt , als sie den großen Oger aus den Unterholz stürmen sah. Er war über und über mit Blut besudelt. Er musste vorher schon andere getötet haben.

Mein Kribbeln verstärkte sich, und ich fing langsam an zu verstehen. Die dunkle Brut...ich kann sie spüren!

Der Oger kam laut brüllend auf uns zu, nachdem er uns entdeckt hatte. Lelianas und mein Pferd wieherte kurz auf und begann nervös zu scharre. Es hat Angst, da war es nicht allein!

Erschrocken krallte ich mich in die Mähne fest und sah gehetzt zu dem Oger. Das Monster ist gleich da und es ist verdammt groß!

Die junge Bardin versuchte schnell an Pfeil und Bogen zu kommen, doch eh wir uns versahen, packte der Oger das Pferd an seinen Hinterläufen und zog es knurrend hoch.

Ich schrie erschrocken auf und fiel Kopfüber hinab. In letzter Sekunde gelang es mir, mich an der Mähne des Pferdes festzuhalten. Es wieherte jedoch jämmerlich auf.

Leliana konnte sich mit großer Mühe am Sattel festhalten und riss erschrocken die Augen auf. Planke Panik spiegelte sich darin wieder.

"Leliana!", ich streckte meine Hand nach ihr aus, doch dann bemerkte ich, wie ich weiter abrutschte. Ich riss dem armen Pferd ganze Haarbüschel heraus!

Der Oger brüllte kurz belustigt und packte das Pferd nun auch an den Vorderläufern.

Erbauer...! Ich konnte mich nicht mehr festhalten und ließ schreiend los. Das wird ein ziemlich schmerzlicher aufprall...

Allerdings landete ich nicht auf den harten Boden, sondern wurde aufgefangen. "Ah Wächter, ich sagte euch doch, in meinen Armen wärt ihr sicher."" flüsterte Zevran in mein Ohr, während ich ihn perplex ansah. W-was?!

Ich wurde kurz Rot und wollte gerade etwas erwidern, als das Pferd plötzlich laut auf wieherte.

Der Oger riss es entzwei und ein Regen aus Blut und Innereien, ergoss sich über uns. Angewidert drückte ich mich kurz an den blonden Elf und kniff die Augen zu.

Verdammt, ist das abartig!

Das Zwei geteilte Pferd, warf der Oger ungeachtet zu Boden. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt.

Gierig sah er zu der jungen, bewusstlosen Frau in seiner massigen Hand.

"Leliana!", rief ich erschrocken und sah zu dem knurrenden Oger. Er wird sie fressen! Oder auch Zerreisen!

Schnell löste ich mich von Zevran, nahm einen Stein und warf ihn auf den Schädel des Monsters. "Lass sie gefälligst los, Abschaum!" schrie ich aufgebracht und zog Schwert und Dolch.

Der Oger grunzte kurz belustigt und schlug dann mit seiner Faust nach mir. Sofort wich ich aus, doch der Aufschlag ließ kurz die Erde erbeben.

Ich schwankte kurz und wäre fast gefallen, doch Zevran hielt mich fest. "Ihr lenkt es ab und ich kümmer mich darum, das der liebreizenden Leliana nichts passiert." schlug er mir vor, während er kurz über meine Oberarme strich.

Skeptisch schielte ich zuerst zu seiner Hand, dann in sein Gesicht. ICH soll einen Oger ablenken?

Haha...lustig. Nichts leichter als das, kann ja nicht viel passieren, außer zu sterben.

"Na gut..." murmelte ich kurz und preschte dann nach vorn. Wir haben sowieso keine andere Wahl. Der Oger wird Leliana töten, wenn wir nicht schnell handeln!

Ich kreiste um den Oger, wich seinen Schlägen und Hieben aus und sammelte nebenbei ein paar kleine Steine auf. Ich werde diesem Mistvieh ein paar gehörige Kopfschmerzen verpassen!

"Hier bin ich, stinkender Oger!" stachelte ich ihn an und versuchte seine Aufmerksamkeit, ganz auf mich zu lenken. Besagter Oger, schlug wütend knurrend mit seiner Faust nach mir, in der anderen Hand hielt er immer noch Leliana.

Hoffentlich hat dieser verdammte Meuchelmörder einen Plan!

Ich sah kurz zu ihm, doch er war verschwunden. Den kurzen Moment meiner Unachtsamkeit, nutze der Oger sofort aus und packte mich. Knurrend hielt er mich in seiner massigen Hand und drückte zu.

Erschrocken japste ich nach Luft und starrte in das vernarbte Gesicht des Ogers. Ich warf ihn Steine ins Gesicht und strampelte wild um mich. Raus hier! Sein fauliger Atem schlug mir entgegen, als er mich daraufhin zornig anbrüllte. Angewidert drehte ich mein Gesicht weg.

Großartig, nun bin ich auch noch mit Oger sabber besudeltet!

Ich erblickte plötzlich Zevran, hinter dem Kopf des Ogers. Ohne zu Zögern rammte er schwungvoll seinen Dolch in den großen, gehörten Kopf des Ungetüms.

Das Monstrum taumelte kurz und ich versuchte mich panisch aus der Umklammerung des Ogers zu lösen. Wenn er fällt und ich liege unter ihm, bin ich Brei. Toter Brei!

Und Leliana auch!

Zevran sprang galant auf den Arm des Ogers, erhob sein Schwert und trennte mit einem gezielten Schwerthieb, die Hand vom Arm.

Kreischend fiel ich hinab und landete unsanft auf den Boden. Doch ehe ich mich lange beschweren konnte, krabbelte ich schnell aus der abgetrennten Hand des Ogers. Dieser fiel um und ließ dabei Leliana los.

Schnell versuchte ich sie aufzufangen, wurde jedoch bei dem Versuch von ihr halb begraben.

Ächzend schob ich sie von mir und sah erschöpft zu dem abendlichen Himmel, der sich bereits in sanfte Rottöne tauchte.

Was für ein Grauenhafter Tag! Er kommt von der Platzierung her, direkt nach meinem Hochzeitstag.

Zevrans Gesicht schob sich plötzlich in mein Sichtfeld. Er sah mich amüsiert an und ich seufzte nur gefrustet.

"Welch Abenteuer mit euch zu reisen, meine Liebe." Er half mir hoch, während Leliana plötzlich anfing undeutlich zu murmeln.

Ich musterte nochmal kurz Zevrans Gesicht, dann sah ich zu Leliana. Sie erhob sich schwerfällig.

"Oh...was war passiert?" fragte sie verwirrt. Ich half ihr schnell auf und musterte sie kurz. Keine weiteren Verletzungen. Zumindest äußerlich.

"Der Oger...wisst ihr noch?" fing ich an und die Bardin nickte leicht. Sie erinnerte sich. "Das arme Pferd. Aber eines haben wir ja noch." sprach Leliana und ich seufzte kurz.

"Der Zirkel ist nicht mehr weit." Kurz streckte ich mich. Kurz knackte es leicht und ich sah gefrustet drein. Ich kam mir vor, als wäre ich schon weit über 100. Da war ja sogar Wynne fitter!

Egal...wenn das hier erledigt ist, schlaf ich erst mal. Zielstrebig ging ich zum Zirkel der Magi und sah nochmal kurz zu Leliana. "Ist auch alles in Ordnung?"

Die Bardin lächelte sacht. "Alles in Ordnung."

Zevran lief neben mir, die Zügel seines Pferdes in der Hand, welches er führte.

"Ich hoffe euch geht es auch gut, meine Liebe. Wenn nicht, kann ich euch ja untersuchen. Ich kenne mich mit Schmerzen aus." Ein verruchtes Grinsen trat auf sein Gesicht und ich sah grimmig schnell wieder zum Turm. Kurz musste ich schlucken. Verdammter...

"Mir geht es wunderbar, danke!" Ich hörte nur sein belustigtes Lachen. Erbauer...steh mir bei!
 

Es war mittlerweile nachts, als wir endlich beim Zirkel angekommen waren. Ehrlich gesagt, verspürte ich jedoch nicht die geringste Lust nun noch in den Turm zu gehen. Ich war Hundemüde.

Ich entdeckte vor dem See eine Taverne, die seltsamerweise "Verwöhnte Prinzessin" heißt.

Kurz sah ich nachdenklich zum Turm, dann zu Zevran und Leliana. "Was haltet ihr davon, wenn wir erst mal in der Taverne übernachten? Morgen früh gehen wir dann sofort zum Zirkel."

Die beiden waren sofort einverstanden und so betraten wir gemeinsam die Taverne, welche gerade ziemlich überfüllt war.

Überall Gegröle, lautes Lachen und stickiger Qualm.

Murrend kämpfte ich mich durch die Menge, ehe ich endlich beim Wirt angekommen war. Skeptisch musterte der Mann jeden von uns. Wir mussten einfach furchtbar aussehen. Besudelt voll Blut und ich habe noch Oger Sabber an mir kleben.

"Habt ihr noch Zimmer frei?", brüllte ich schon fast, da der Lärm jedes normale Gespräch übertönen würde.

Er spülte gelassen die Gläser ab. "Nur eins."

Auf meinen Gesicht legte sich blankes Entsetzten. Habe ich mich gerade verhört? Allein mit...?

Ich sah kurz abschätzend zu Zevran, er grinste mich diebisch an.

....Egal, ich muss schlafen, sonst fall ich noch um. Außerdem ist Leliana auch noch da.

Schnell sah ich wieder zu dem Wirt. "Habt ihr auch ein Bad?" Ich muss mich unbedingt waschen!

Er nickte knapp. "Hinter der Taverne, befindet sich eine heiße Quelle."

Eine Quelle? Wahnsinn...Begeistert sah ich zu Leliana, die mich ebenso ansah. Baden...vor allem WARM Baden!

Andraste sei gepriesen! Ich bezahlte den Wirt für das Bad und Zimmer.

Ich schielte kurz abschätzend zu Zevran....aber der bleibt hier! Ernst sah ich ihn an. "Ihr wartet hier solange, bis wir wieder kommen."

Fast schon missmutig sah er mich seinen braunen Augen an und setzte sich nun an die Theke. "Die Leute aus Ferelden...verstehen keinen Spaß."

Nun soll er mal nicht so eingeschnappt sein! Ich ging mit Leliana hinter die Taverne und wir entdeckten dort tatsächlich eine schöne große Quelle. Der Dampf stieg in der kühlen Nacht leicht auf.

Perfekt! Schnell zogen wir uns aus und stiegen seufzend in das warme Nass. Beim Erbauer, tut das gut!

Ich wusch mich gründlich und seufzte leise. Ich konnte mich ja schon fast, selbst nicht mehr riechen.

"Herrlich, nicht wahr?" meinte Leliana zufrieden und wusch sich ihr Haar. Ich stimmte ihr zu und reinigte mein Gesicht, von dem inzwischen getrockneten Blut und Speichel.

Widerwärtiger Oger...aber es war beeindruckend, wie Zevran ihn erledigt hat.

Kurz sah ich nachdenklich ins Wasser und musterte mein Spiegelbild. Mein feuerrotes Haar, stand mir wirr ab. Schnell tauchte ich einmal unter und hielt die Luft an. Diese Haare...schwer zu bändigen.

Ich tauchte wieder auf, strich mein Haar nach hinten und schwamm nun an den Rand der Quelle und lehnte meinen Oberkörper dagegen.

Ich besah mir die dutzenden Sterne am Himmel und legte meine Arme auf das weiche Gras. Sterne....sie leuchten so wunderschön.

Leliana schwamm zu mir und seifte mir auf einmal meinen Rücken ein. Kurz sah ich überrascht zu ihr, doch sie lächelte mich an.

"Die Sterne sind wunderschön, nicht wahr?" Ich nickte leicht und sah wieder nach oben. "Dort oben wirken sie friedlich..." Ich legte meinen Kopf auf meine verschränkten Armen, die immer noch auf der Wiese lagen und genoss es. Leliana konnte das wunderbar!

Sie fing an Geschichten zu erzählen, doch ich dämmerte leicht weg. Das warme Nass, machte mich ungeheuer schläfrig.

"Kallian?" fragte mich Leliana einige Zeit später.

"Hmmm?" meinte ich nur brummig und hatte immer noch die Augen geschlossen.

"Ich gehe schon mal in unser Zimmer, ja?" Ich hörte wie sie aus dem Wasser stieg und murmelte leise. "Ich komme auch gleich."

Jedoch bemerkte ich nicht, wie ich wieder einnickte. Es war so schön warm und kuschelig hier. Warum kann das nicht das Bett sein? Ich übernachte hier auch freiwillig!

Erst als ich etwas hartes auf meinen Rücken spürte, wachte ich langsam wieder auf. Hmm...seift mich Leliana nochmal ein? Wie Lieb.

Ich seufzte kurz und öffnete leicht die Augen. "Hmm, danke."

"Aber selbstverständlich."

Es dauerte einen kurzen Moment, ehe ich realisierte wessen Stimme das war. Sofort schreckte ich hoch und drehte erschrocken meinen Kopf um.

Dieser!

Schnell sah ich wieder nach vorn und starrte krampfhaft auf die Wiese, der ich nun schon in Panik einige Grashalme abriss.

"Verdammt, was macht ihr hier?!" fuhr ich Zevran zornig an und wagte es mich gar nicht, mich nochmal umzudrehen.

"Ich? Ich wasch mich nur etwas und als ich euch da so friedlich schlummern sah, dachte ich mir ich könnte euch ja etwas verwöhnen." Ich konnte deutlich sein verräterisches Grinsen im Nacken spüren.

Argh!!

Erneut spürte ich die Seife auf meinen Rücken und lief rot an. Ich könnte schnell ein Loch graben und meinen Kopf hineinstecken!

Auch keine gute Idee. Dennoch pochte mein Herz ungewöhnlich schnell und ich schluckte.

Ich war doch noch nie, mit einem Mann baden. Verlegen schloss ich die Augen und bettete sie grummelnd auf meine Arme. Ich bin vom Pech verfolgt.

Wenn ich jetzt aus der Quelle steige, dann ich total vor ihm entblößt und diese blöse wollte ich mir wiederum nicht geben!

Ich fixierte meine Lederrüstung, die ich achtlos zu Boden geworfen hatte. Natürlich schön entfernt von der Quelle.

Toll! Schnell einen Plan überlegen, bevor er auf böse Ideen kommt!

Ich schluckte kurz und bemerkte wie die Seife stetig tiefer abtauchte. Ruhig!

Ein Gespräch! "Warum wolltet ihr die Krähen eigentlich verlassen?" fing ich an und schnappte ihn mit einer schnellen Handbewegung, die Seife aus seiner Hand.

Ich hörte ihn kurz belustigt lachen und spürte, wie er sich etwas dichter an mich drängte. Argh, ich habe nur scheiß Pläne! Sofort bohrten sich meine Finger in das weiche Grass.

"Nun, das ist eine berechtigte Frage. Meuchelmörder ist in gewisser Weise auch ein Beruf. Zumindest in manchen Grundzügen." Er hielt kurz inne und schien zu überlegen. Ich nutze die Chance und suchte die Umgebung nach einem Gegenstand ab, den ich ihm auf den Kopf donnern könnte.

"Ich hatte nie die Gelegenheit, einen anderen Weg zu wählen. Wenn sich selbiger nun bietet, warum sollte ich sie dann nicht am Schopfe packen?"

Ich hielt kurz inne und dachte über seine Worte nach. Moment..."Ihr habt euch den Krähen nicht freiwillig angeschlossen?"

Ich spürte wie er einen Finger um eine meiner Haarsträhnen wickelte und sie eingehend betrachtete. "Hm? Ich wusste offen gestanden nicht einmal das sie wirklich existieren, als ich mich ihnen anschloss. Ich war erst sieben als sie mich kauften, für drei Souverings. Die Krähen kaufen ihren Nachwuchs steht's so jung ein. Und dann folgt eine Erziehung, die nichts anderes lehrt außer Morden. Und wer sich dabei ungeschickt anstellt, stirbt."

Er wurde an den Krähen verkauft? Seit Klein auf, nur Morden?? Unsicher starrte ich immer noch zur Wiese und spürte wie er mit seiner Hand über meine Wirbelsäule strich. Sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meiner Haut.

Eigentlich stelle ich mir da einen Psychopaten vor, mit irrem Blick und einen Hass auf alles und jeden.

Irgendwie...entsprach Zevran nicht ganz meinen Vorstellungen. "Hört sich ja furchtbar an." meinte ich leise.

"Oh, soweit würde ich nicht gehen. Wer es als Krähe schafft und überlebt, kann daraus einige Vorteile ableiten. In Antiva begegnet man Krähen mit Respekt. Es bringt euch Wohlstand und Frauen...oder Männer. Ganz wo eure Vorlieben liegen. Und es bedeutet das zu tun, was von euch verlangt wird. Es bedeutet entbehrlich zu sein. Es ist ein Käfig aus Gold. Hübsch anzusehen, aber auch ziemlich eng." meinte er schon fast Gedanken verloren.

Aha...das klang ja so, als wäre er ziemlich verwöhnt wurden. Ich überlegte dennoch. Was ihm wohl so gefällt? Bestimmt nichts alltägliches, langweiliges.

Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum und bekämpfte meine niederträchtige Neugier.

Natürlich war sie nicht zu stoppen.

"Ich glaube ich verstehe." fing ich langsam an, wagte es jedoch nicht zu ihm zu blicken. "Und wo genau liegen eure Vorlieben?"

Tja, nun ist es raus. Ich schluckte und verfluchte mich innerlich.

Plötzlich spürte ich Hände auf meiner Hüfte und hielt vor Schreck die Luft an. Der blonde Elf hinter mir, lachte kurz dunkel auf.

"Ich habe viele Vorlieben. Schönheit gehört dazu, und Stärke. Mir gefällt alles, was gefährlich und aufregend ist. Wärt ihr beleidigt, wenn ich sagen würde, das ihr meinen Vorlieben ziemlich genau entsprecht?" raunte er mir leise ins Ohr und drückte sich von hinten an mich.

Erbauer!! Ich krallte mich in die Erde fest und riss leicht die Augen auf. Sollte ich mich...freuen?

Ich weiß es nicht. Nervös und Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum und überlegte kurz.

Ich meine, er fragte ja ob ich deswegen beleidigt wäre...das...ist ja nichts böses.

Dennoch war es irgendwie...ich weiß auch nicht. Mein Verstand war inzwischen eh flöten gegangen und mein Hirn schon weich gekocht. Was soll's...

"Nein." sprach ich kurz und schluckte leicht. Beleidigt war ich deswegen nicht, so viel stand fest.

"Das ist gut zu wissen." meinte er leicht amüsiert und legte seine Lippen auf meinen Nacken. Leicht zuckte ich zusammen. Seine Hand fuhr meine Wirbelsäule hinab zu meinen Steißbein und ich schreckte hoch. Seine andere Hand strich federleicht über mein Becken, während eine Lippen sich auch zusehends zu meinen Hals vorarbeiteten.

Schnell legte ich meinen Hand auf seine. "Ich...geh jetzt ins Bett." murmelte ich kurz. Ich...muss gehen...bevor wirklich ein Unglück geschieht!

"Tztz." kam es gespielt traurig von ihm und er lehnte sich dann gelassen zurück. "Dann geht, ich halte euch nicht auf."

Ich starrte auf meine Lederrüstung und fluchte. Ich müsste dennoch nackt....

Argh!!

Gefrustet schlug ich meinen Kopf ins Gras und stöhnte innerlich auf.

Ich will in mein Bett...nach diesem schrecklichen Tag!

Trubel in der Taverne

Gefrustet beobachtete ich einen Käfer, wie er mühsam einen Grashalm empor kroch. Der hat es nicht leicht...armes Tier.

Grummelnd schnippte ich den Käfer mit meinen Finger weg.

Trotzdem habe ich immer noch ein Problem, nämlich einen nackten Meuchelmörder der mir im Nacken sitzt. Kurz schielte ich zu meiner Lederrüstung, die ich achtlos auf dem Gras abgeworfen hatte.

Viel zu weit weg.

"Ihr wollt also doch bei mir bleiben?", hörte ich Zevran. Schnell schellte ich mit meinen Kopf hoch. Wie kommt der auf diese dumme Idee?!

"Nein, ich geh jetzt!", meinte ich schnell und sah mich kurz hektisch um. Entweder ich geh raus, oder er kommt wieder zu mir. Zuzutrauen wäre es ihm.

Ich schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Ganz ruhig, Kallian. Du steigerst dich da nur rein. Du übertreibst nur...oh, Erbauer.

Ich öffnete erneut meine Augen.

Du steigst jetzt aus dem Wasser, ganz ruhig und entspannt, zeigst ihm nur dein Allerwertesten und ziehst dich einfach an.

Ist doch nichts dabei...überhaupt nichts!

Schnell erhob ich mich und stieg wackelig aus der Quelle. Der kühle Wind wehte mir entgegen und ließ mich kurz frösteln.

Eilig lief ich mit zusammengebissenen Zähnen und hochrotem Kopf zu meiner Lederrüstung. Natürlich spürte ich einen bohrenden Blick.

Die Frage war nur, wo er genau hinsah.....ach ich will es gar nicht wissen!

Solange ich ihm nur blanken Rücken zeige, ist ja nichts dabei! Hoffe ich zumindest...

Leise fluchend versuchte ich hektisch meine zusammengeknüllte Lederrüstung zu entwirren. Wieder großartig! Bombastisch!

"Ah, ihr müsst euch nicht beeilen, auch wenn ich schon alles gesehen habe."

Perplex hielt ich inne und dachte erschrocken über seine Worte nach. Was soll das denn heißen? Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mal vor diesem Meuchelmörder nackt spaziert war.

"Erzählt keinen Mist!" murmelte ich aufgebracht und hatte endlich meine Lederrüstung entwirrt. Wahrscheinlich waren es nur Wunschträume von ihm!

Sein dunkles Lachen drang in meine Ohren und mir lief es kurz kalt den Rücken hinab. Zitternd zog ich mir schnell meine Lederrüstung an.

Mistkerl!

"Oh, ich sage die Wahrheit. Ihr wart mit der der liebreizenden Leliana im Mondschein in einem See baden. Was für ein Anblick." sprach er schwärmend Gedankenverloren.

"WAS?! Wie kannst du es wagen, du verdammtes...!" schrie ich aufgebracht mit hochrotem Kopf und warf meinen, noch nicht angezogenen, Stiefel nach ihm. Elender Spanner!

Doch Zevran fing den Stiefel gelassen auf, bevor dieser auch nur seine Nasenspitze berühren konnte und warf mir einen amüsierten Blick zu.

"Mmmh...in der Tat eine kleine aggressive Wildkatze." schnurrte der blonde Elf schon fast und sah mich anzüglich an.

Inzwischen war ich kurz davor ihn einfach aufzuschlitzen. Der macht mich rasend! Fast schon knurrend, sah ich ihn an und knirsche mit den Zähnen.

Das ist doch ungeheuerlich! Leliana Vermutung stimmte also. Meine Augen wurden zu schlitzen.

Am liebsten würde ich ihm den Hals umdrehen.......warum eigentlich?

Auf Zevrans Gesicht legte sich erneut ein anzügliches Grinsen. "Das muss euch doch nicht peinlich sein, meine Liebe. Nichts das es wert wäre, verdeckt zu werden."

Frustriert sah ich ihn an und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Wenn ihr Adlige beim Baden beobachtet hättet, hätte man euch die Augen ausgestochen." meinte ich eisig und fixierte ihn.

Als ob der ihre Körper anders aussähen als unsere! Trotzdem....am liebsten würde ich Zevrans Augen auch ausstechen....nein, zu große Sauerei.

Er zog amüsiert eine Augenbraue nach oben und erhob sich nun aus dem Wasser. Das Wasser reichte ihm nun noch knapp bis zur Hüfte.

Schnell wand ich meinen Blick ab und versuchte nicht gänzlich in Scham zu versinken.

"Ihr habt wohl Erfahrungen mit Adligen?" hörte ich ihn kurz lachend. Erfahrungen...? Besser nicht.

Ich drehte mich um und atmete laut aus. "Mehr als genug." murmelte ich und ging los.

"Ach Übrigends....ich werde euch noch bestrafen!" Ich ging eilig in die Taverne. Sein begeisterten Zuruf ignorierte ich jedoch. Wirklich ein Sadist.

In der Taverne waren nicht mehr viele Leute anzutreffen. Ohne sie weiter zu beachten ging ich die Treppe hinauf in unser Zimmer.

Den verwirrten Blick des Wirtes, wegen meinem fehlenden Stiefels, ignorierte ich gekonnt.

Ich betrat einen schmalen Flur mit vier Türen. aus einem Zimmer drangen eindeutige schnaufende Geräusche.

Grummelnd stieß ich die letzte Tür im Flur auf und betret den dunklen Raum. Leliana lag auf dem einzigen Bett im Raum und schlief friedlich.

Leise kam ich näher und musterte ihr friedliches Gesicht. Seltsam...ich setzte mich langsam aufs Bett und musterte sie weiterhin. Leliana kommt aus Orlais, war eine junge Bardin und kommt dann einfach nach Ferelden?

Weil sie Schutz in einer Kirche suchte? Die hätte sie bestimmt auch in irgendeiner anderen Kirche in Orlais finden können.

Nein, irgendetwas hat sie zur Flucht gezwungen, weit weg von ihrer Heimat.

Seufzend legte ich mich neben sie und schloss leicht die Augen. Seltsame...Menschen. Ich ließ meinen einzigen Stiefel zu Boden fallen.

Schnell war ich eingeschlafen, dem immensen Schlafmangel zu verdanken.
 

Tiefer Gesang hallte über die Täler und durch die Wälder. Lautes Trommeln, welches uns stetig dazu antrieb schneller zu rennen, drang in unsere Ohren. Und schreie, laute panische schreie, die die Blutlust nur noch mehr antrieb.

Eilig lief ich über einen kleinen Hügel, durch die Böschung. Verfolgte Gnadenlos mein Opfer. Eine Frau.

Sie schrie panisch auf, als ich meinen Dolch nach ihr warf und sie schließlich in der Wade traf.

Gierig starrte ich auf den Roten Lebenssaft, der nun ihrem Bein Entlang floss.

Sie verzog schmerzvoll das Gesicht, als ich mich auf sie stürzte und ihr knurrend meinen Dolch in das Herz rammte.
 

Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte zur Decke hinauf. Mein Atem ging stoßweise und mein Herz schlug rasend schnell.

Oh....verdammt. Nicht...schon wieder...

Leise stöhnend legte ich meine zittrigen Hände auf mein Gesicht und wischte den Schweiß fort. Was für ein Alptraum.

Noch schlimmer, als der der letzte damals im Zelt. Vorsichtig richtete ich mich auf und atmete tief ein und aus. Leliana schlief immer noch. Zum Glück...

Okay, ganz ruhig bleiben! Entspann dich.

Ich schloss kurz die Augen und dachte unruhig über den Traum nach. Ich habe diese Frau gejagt und das mit perverser Freude.

Nein, das kann unmöglich ein normaler Traum gewesen sein. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich einer von der dunklen Brut.

Erneut öffnete ich meine Augen. Zwar fühle ich mich nicht mehr so erschöpft und müde, aber himmelhochjauchzend fühle ich mich auch nicht. Eher...keine Ahnung.

Am besten ich gehe frische Luft schnappen. Das hilft meistens gegen böse Träume.

Leise stieg ich aus dem Bett und verließ ebenso leise das Zimmer. Der ganze Flur war dunkel, nicht einmal eine Fackel brannte. Also ist es immer noch finstre Nacht.

Toll, wie lange habe ich eigentlich geschlafen? Fünf Minuten?

Aber wenigstens bin ich im Dunklen nicht total blind, wie die Menschen.

Leise ging ich den Flur entlang und bemerkte erst jetzt, das ich vergessen hatte mir meine Stiefel anzuziehen.

Ach...der eine befand sich eh noch in Zevrans Besitzt. Schön...meine verdammte Impulsivität!

Auf einmal konnte ich Stimmen vernehmen. Waren doch noch Gäste nach?

Ich schlich die Treppe hinab und hielt kurz erschrocken inne, als ich das zerbrechen von Glas und einen wütenden Schrei vernahm.

"Soll ich deine Frau und deine Kinder töten?!"

Ich hielt mich im Schatten verborgen und beobachtete den Wirt. Ihm gegenüber war ein Mann mit Dolch. Ein weitere hielt sich im Hintergrund.

"Du hättest den Rittern sagen sollen, das du nichts von der Urne der heiligen Asche weißt! Überhaupt nichts!" spie der Mann mit der Waffe dem Wirt wütend entgegen und drückte seinen Dolch an dessen Kehle.

Kurz stutzte ich. Die Urne der heiligen Asche? Waren die Ritter Redcliffes nicht auf der Suche danach, weil die Asche angeblich Heilkräfte besaß und den Arl heilen könnte?

Seltsam das diese Männer wollen, das die Ritter die Urne nicht finden...

"Nein , bitte tut meiner Familie nichts!" flehte der Wirt ängstlich und sah entsetzt zu dem Dolch.

Na, das geht jetzt aber zu weit. Der Wirt pisst sich doch gleich ein. Zeit etwas aufzuräumen.

Ich trat aus dem dunklen und zog somit gleich die Aufmerksamkeit der Männer auf mich. Böse sah mich der Mann an, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte.

"Was starrst du so Klingenohr?!" Er ging drohend auf mich zu und zog plötzlich ebenfalls einen Dolch.

Ich wollte auch noch meinen Waffen greifen, bemerkte aber das ich sie sie ja oben gelassen habe.

Scheiße, verdammt! Das ist schlecht für jemanden, der unbewaffnet zwei bewaffneten Shems gegenübertritt.

Naja, wer zuletzt lacht lacht am besten. Oder so ähnlich...

Der Mann ließ seinen Dolch hervorschnellen. Fluchend wich ich knapp aus und wäre dabei fast über meine eigenen Füße gestolpert.

Unpraktisch!

Also gut, die sind zu zweit. Der Wirt wird mir nicht helfen. Der hat genug damit zu tun, keinen Herzinfarkt zu bekommen. Und Waffen besitze ich keine. Aber das muss ja nicht heißen, das ich total wehrlos bin.

Allerdings könnte ich mir welche besorgen, wenn ich schnell genug bin.

Ich sprang schnell hinter dem Mann und trat ihm mit meinem Fuß in seine Kniekehle. Er fiel nach vorn und landete schreiend in den naheliegenden brennenden Kamin.

Schmerzerfüllt schrie dieser auf und wälzte sich umher, um das Feuer zu löschen.

Der andere Mann schrie entsetzt auf und sah zu seinem Kameraden. Hübsches Feuer, oh ja.

Gut, solange der andere abgelenkt ist von dem kleinen Szenario, kann ich ihn ebenfalls ausschalten!

Ich sprang schnell auf die Theke, ergriff die nächstbeste große Falsche und donnerte sie ihm auf dem Kopf. Benommen fiel dieser kurz darauf zu Boden.

Schnell sah ich zu dem anderen, der nach wie vor in Flammen stand. Er schrie wie am Spieß. Der wird noch die ganzen Gäste wecken, wenn sie nicht schon alle wach sind.

"Bei Andrastes gepunkteter Unterwäsche!" keuchte der Wirt entsetzt und ich überlegte, ob ich noch eine Alkoholflasche auf den Mann werfen sollte.

Dann steht er richtig in Flammen, allerdings habe ich auch meine Bedenken das die Taverne auch brennen wird. Das wäre wohl zu viel des guten.

Inzwischen waren auch die anderen Gäste, die in der Taverne übernachtet haben, aufgewacht und die Treppen hinunter gestürmt.

Leliana kam ebenfalls die Treppe runter gerannt. Allerding bewegte sich der Mann nahe des Kamins nicht mehr, auch wenn er teilweise noch brannte.

Naja, selbst schuld.

Der Wirt schluckte schwer und sah mich entsetzt an, während ich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht strich und zu Leliana blickte die auf mich zuging.

"Was ist hier passiert?"

Ich sah zu dem ängstlichen Wirt. "Der Wirt wurde von zwei Männer bedroht. Ich war mal so nett und habe ihm geholfen." Ich und nett...

"Ziemlich drastisch sogar, meine Liebe." hörte ich plötzlich Zevran und beobachtete ihn dabei wie er mit seinen Fuß den verbrannten Mann umdrehte und ihn angewidert musterte.

Wo kam er eigentlich her?

Der Wirt scheuchte die anderen Gäste zurück in ihre Zimmer und versicherte ihnen, das alles in Ordnung sei.

Leliana band derweil den Mann an einem Stuhl fest, dem ich mit einer Flasche niedergeschlagen hatte. Er war immer noch Bewusstlos.

Ich setzte mich auf einen Hocker und sah neugierig zu dem Wirt. "Was ist hier eigentlich los?"

Er atmete schwer und stützte sich an der Theke ab. Kleine Schweißperlen liefen seine Stirn hinab.

Zevran lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand und fixierte den Wirt.

"Die...haben meine Frau, meine Kinder!" brach es aus dem Mann heraus und große Hilflosigkeit schwang in seiner zittrigen Stimme mit.

Das hatte ich auch noch mitbekommen. Ich lehnte mich leicht vor. "Wer? Wer sind die und warum haben die eure Frau und eure Kinder?" fragte ich mit Nachdruck. Der soll Klartext sprechen!

Unruhig lief der Wirt kurz auf und ab. "Ich weiß es nicht genau. Irgendein...Kult!" rief er aufgebracht.

"Sie kamen eines Tages in meine Taverne. Nahmen meine Frau und meine Kinder mit. Sie drohten mir meine Familie umzubringen, sollte ich Rittern von irgendeiner Urne erzählen!"

Die Urne...ich stieg von dem Hocker und ging nun zu ihm. "Sprecht ihr von der Urne der heiligen Asche von Andraste?"

Er überlegte kurz und nickte dann. "Ja, diese mystische Urne, die ja angeblich gar nicht existiert! Ich sollte die Ritter, die nach ihr suchen wegschicken!"

Ich blieb vor ihm stehen und musterte ihn skeptisch.

Ein Kult, die die Familie eines einfachen Wirtes entreißt und mit deren Ermordung droht? Nur damit niemand eine Asche findet, die angeblich gar nicht existiert?

Anscheinend muss es diese Urne doch geben, sonst wäre dieser Aufwand einfach sinnlos.

Plötzlich war ein leises Stöhnen zu hören. Ich drehte mich um und der sah das der Mann, der am Stuhl gefesselt ist aufwacht.

Argwöhnisch sah er sich um. Zevran kam näher und hielt ihm sein Schwert an die Kehle. "Nun sprecht mein Freund."

Der fremde Mann verzog seine Lippen zu einem abartigen Grinsen und wackelte mit seinem Stuhl vor und zurück.

"Die heilige Andraste ist zurückgekehrt und wird euch vernichten! In all ihrer Herrlichkeit und Schönheit!" sprach er wie in Wahn und riss seine Augen weit auf.

Okay, ich hab wohl zu fest mit der Flasche zugeschlagen.

Ich stellte mich vor ihn und zog eine Augenbraue nach oben. "Andraste ist Tod." sprach ich ruhig.

Zu schade das die meisten erst heilig werden, wenn sie gestorben sind.

"Nein! Sie ist auferstanden und wird eine neue Zeit einleiten!" sprach der Mann euphorisch und starrte die Wand ihm gegenüber an.

Skeptisch folgte ich seinem Blick. Sieht er diese angebliche Andraste etwa da stehen? Was für ein Spinner.

Der ist ja total wahnsinnig! Diese Wahnvorstellungen kann doch kein harter Schlag auf den Kopf auslösen, oder?

Er schrie weiter euphorisch nach Andraste und wippte mit seinen Stuhl .

Der ist wahnsinnig und mich macht er auch noch wahnsinnig! Ich gab ihm kurzerhand eine Ohrfeige und sah ihn ernst an.

"Wo ist die Familie dieses Mannes?" Ich zeigte auf den Wirt, doch er sah mich nur an. Oder eher starrte.

Plötzlich lehnte er sich zurück. Verwirrt sah ich zu ihm.

Was soll das denn? Wieder eine Wahngeschichte von Andraste, die er hinausposaunen will?

Auf einmal spuckte er mitten in mein Gesicht. Angewidert wich ich zurück. Widerliches, Abartiges...gerade wollte ich ihm mehr als nur eine Ohrfeige geben, als sein Kopf plötzlich im hohen Bogen durch die Luft flog und auf den Tresen des Wirtes landete. Dieser kippte prompt um.

Ich warf Zevran einen entgeisterten Blick zu. Muss er ihn gleich hinrichten?

Leise fluchend wischte ich mir mit meinem Handrücken den Speichel aus dem Gesicht.

"Nun, so schlechtes Benehmen wird sofort bestraft." sprach der junge Elf schlicht und ich musterte ihn kurz.

"Ziemlich drastisch sogar, mein Lieber."

Er grinste belustigt und säuberte sein Schwert an der Kleidung des geköpften Mannes. Ich überlegte und fixierte den Kopf auf den Tresen.

Seltsame Kultisten die sagen Andraste lebt wieder? Wenigstens bin ich noch bei klarem Verstand. Wie kommen die nur auf so eine verrückte Idee?

Der Wirt erhob sich stöhnend und hielt sich seinen Kopf. "Beim Erbauer...das ist einfach zu viel."

Ich ging wieder zu dem Wirt und schob ruhig den Kopf beiseite. Kurz musterte ich ihn abschätzend. "Wo ist eure Familie?"

Er schüttelte nur den Kopf. "Ich weiß es nicht. Sie haben sie einfach mitgenommen. Seitdem drohen sie mir."

Mies und Feige. Ich sah zu einem Fenster in der Taverne und bemerkte den zarten rosa Himmel, der sich langsam ausbreitete. Die Sonne geht bald auf.

Ein neues Tag bricht an.

Ich sah zu dem verzweifelten Wirt. "Keine Sorge, wir werden sie finden und zurück bringen."

Möge das Spiel beginnen

Das sanfte hin- und her schunkeln dieser Nussschale, die man fälschlicherweise Weise als Boot bezeichnete, machte mich schon wieder leicht dösig. Gleich wären wir im Zirkel der Magi und dann geht's hoffentlich mit der Unterstützung der Magier zurück zu Connor.

Wenn der Dämonen besessene Bengel irgendeinen Scheiß anstellt, dann muss er bluten. Das steht fest.

Der Fehrmann sah kurz grimmig zu dem Zirkel, während mir ein kleiner Gähner entwich. Leliana versuchte den restlichen Weg Geschichten zu erzählen und die Stimmung etwas anzuheben.

Mir schwirrte jedoch etwas gänzlich anderes im Kopf umher, als irgendwelche mystischen Geschichten über Drachen.

Ich sah zu meinen nackten Füßen hinab und seufzte innerlich. Eine Gänsehaut hatte sich bereits auf meinen ebenso nackten Beinen gebildet.

Grimmig schielte ich zu Zevran der direkt neben mir saß und aufmerksam den gewaltigen Turm betrachtete. Er hat immer noch meinen Stiefel und ich muss ihn mir irgendwie wiederholen.

Deswegen benötige ich einen Plan. Natürlich könnte ich ihn darum bitten, das er ihn mir einfach zurückgibt. Aber nichts da!

Das wäre zu einfach und vor allem würde es keinen Spaß machen. Ich sah böse grinsend zum Turm und dachte nach. Nein, ich werde ihm die Stiefel entwenden wenn er nicht damit rechnet. Ich könnte ihm natürlich auch eine Falle stellen oder ihn abfüllen....ach es gibt so viele amüsante Möglichkeiten!

"Ich liebe diesen hinterhältigen Gesichtsausdruck und diese vor Schadenfreunde Funklenden Augen, mein geschätzter Wächter." , raunte mir eine bekannte Stimme ins Ohr und ich spürte eine Hand auf meiner Hüfte.

Ich sah Zevran an und musterte sein amüsiertes Gesicht. Sieh an...ich grinste noch breiter und rückte etwas näher an ihn heran.

Es wird Zeit mit meinen Plan zu beginnen, je früher desto besser wie mein Vater steht's zu sagen pflegte.

"Und mir gefällt eure Tätowierung im Gesicht." Nachdenklich fuhr ich mit meinen Fingern eben diese entlang. Seine Haut war ganz warm, trotz der Kälte die auf diesem verdammten See herrschte.

Ob sie wohl eine Bedeutung hat? Plötzlich umfasste seine Hand mein Handgelenk und ich sah ihn überrascht an. Er hat mich schon wieder aus meinen Gedanken gerissen!

Er beugte sich vor und ich spürte seinen ebenso warmen Atem auf meiner Haut. Mein Herz fing wieder an unkontrolliert heftig zu schlagen. Innerlich verfluchte ich mich, so hatte ich mir meinen Plan nicht ausgedacht!

Ich hatte gehofft die peinliche Phase der Schwärmerei und Nervosität endlich überwunden zu haben, doch seit dem Bad in der Quelle ist es wohl noch schlimmer geworden.

Verblüfft sah ich in seine braunen Augen, welche mich durchdringend und fesselnd ansahen. Sie schien beinahe zu glühen.

Fast schon drohte ich in diesen zu versinken, doch der Fehrmann rief plötzlich lauthals das wir nun angekommen wären. Ein seltsames Gefühl flammte plötzlich in mir auf, je länger ich ihn ansah.

Kurz blickte ich nochmal Zevran an, ehe ich mich nun erhob und er auch mein Handgelenk losgelassen hatte. Mein Herz schlug immer noch schnell.

Hastig stieg ich aus dieser verdammten Nussschale und betrachtete den Turm. Dunkle Erinnerungen stiegen in mir auf. Das...mir war immer noch so heiß, doch es lief mir eiskalt den Rücken hinunter als ich an Neria zurück dachte.

Sie starb im Turm durch mein Verschulden und nun scheint sie mich wie ein Rachesüchtiger Geist zu verflogen. Verdenken kann ich es ihr auch nicht...

Leliana stand neben mir und umschloss plötzlich meine Hand. Überrascht blickte ich in ihre Himmelsblauen Augen, die mich wissend ansahen. "Lasst uns reingehen. Sie werden uns bestimmt helfen."

Helfen....ich hoffe es. Sonst muss ein unschuldiges Menschenbalg sterben. Ich nickte leicht lächelnd und wir betraten gemeinsam den riesigen Turm. Obwohl es für mich eher wie ein Gefängnis war. Die Magier durften ja den Turm praktisch nicht verlassen.

Wir kamen in der großen Halle an, überall waren Templer positioniert die uns aufmerksam beobachteten. Kein Wunder, nun haben sie die Sicherheitsmaßnahmen noch mehr angehoben.

Ich erblickte den ersten Verzauber Irving, welcher gerade eine hitzige Diskussion mit Gregoir, Kommandant der Templer, führte.

Eilig lief ich zu den beiden und räusperte mich kurz verstohlen. Hoffentlich klappt es! Sonst war der ganze verdammte Weg umsonst.

Der alte Magier erkannte mich als erstes und lächelte mich milde an. "Oh Grauer Wächter, es freut mich das ihr uns besuchen kommt." Ich nickte leicht und sah mich nochmals kurz aufmerksam um. Wenige Templer waren dabei den Boden zu schruppen. Die Reste der blutigen Revolte bereinigen.

Also gut....alles oder nichts. Ich blickte wieder Irving an und holte kurz tief Luft. "Ich bin hier, wegen einem Problem in Redcliffe." Der alte Magier sah mich verwirrt an und strich sich kurz durch seinen langen Bart. "Ein Problem?"

Leicht nickte ich und fuhr fort. "Könnt ihr ein Dämon besessenes Kind retten?"

Die braunen Augen des ersten Verzauber wurden kurz größer vor Erstaunen. "Ein besessenes Kind?" Er überlegte kurz und sah nachdenklich an mir vorbei.

"Nun...das ist möglich. Dazu benötige ich mehrere Magier und Lyrium. Ich werde etwas Zeit brauchen alles zu besorgen. Kommt in einer oder zwei Stunden wieder."

Gregoir sah skeptisch zu Irving und dann zu mir. "Entspricht das auch der Wahrheit?"

W...was?! Wütend sah ich zu ihm auf und ballte meine Hand zur Faust. "Nein, überhaupt nicht! Wir kommen hier her zurück, lassen uns aus Spaß fast von einem durchgedrehten Kind mit seiner verdammten Untoten Armee zerhacken, reiten sechs verdammte Stunden mit schmerzenden Hintern auf so einem verdammten Gaul zum Zirkel....und dann!" Ich hob demonstrativ meinen Zeigefinger nach oben und sah in Gregoirs perplexes Gesicht. "Kommt so ein stinkender Oger, rotz mich von oben bis unten mit seinem stinken Speichel voll und nun muss ich mir auch noch den Scheiß antun!"

Ich blickte aufgebracht zu Irving der mich fast schon amüsiert ansah, aber versuchte ein Grinsen zu verbergen. "Eine Stunde! Ich habe nicht ewig Zeit!"

Wütend stampfte ich an Leliana vorbei, die mich unsicher ansah und mich am Arm festhalten wollte.

"Schon gut. Ich will nur kurz allein sein!" sprach ich schnell und lief schnell in die Gemächer der Magier.

Mir fiel gerade etwas ein...jemand der mir vielleicht auch helfen könnte. In der kleinen Bibliothek entdeckte ich Cullen.

Er sah gedankenversunken aus einem Fenster und sah irgendwie blass und traurig aus. Kein Wunder, Nerias Tod muss ihn schwer mitnehmen.

Schließlich hat er sie geliebt und sie ihn auch. Obwohl ich mich mit dieser Mensch Elf Kombination immer noch nicht anfreunden kann. Menschen sind doch so...hässlich. Zumindest die meisten.

Eigentlich wollte ich Cullen in seiner Trauer nicht stören, aber ich musste ihn einfach etwas fragen. Leise ging ich zu ihm und sah etwas unbeholfen zu ihm auf. Na Toll. Ich werde mich bestimmt zum absoluten Volltrottel machen.

Kurz räusperte ich mich und der junge Templer wachte leicht erschrocken aus seinen Tagträumen auf. Perplex sah er mich an. "Kallian...was macht ihr denn hier?" Ich lächelte zaghaft.

"Ja, ich bin es." Ich seufzte innerlich. Er sah einfach nur schrecklich aus...diese tiefen Augenringe, das ausgemäkelte Gesicht.

"Nun...ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte Neria besser beschützen sollen...dann wäre das nie passiert." sprach ich immer leiser werdend und sah zu Boden. Neria starb wegen meiner Unachtsamkeit.

Cullen legte mir plötzlich eine Hand auf meine Schulter und lächelte gequält. "Nein, es ist nicht eure Schuld. Bitte gebt euch nicht die Schuld, das hätte sie nicht gewollt."

Unsicher sah ich zu ihm auf nickte zaghaft. Wirklich nicht? Dennoch habe ich ein schlechtes Gewissen. Aber es geht jetzt nicht um mein Gewissen.

Ich hoffe nur ich mache mich nicht zum Vollpfosten. "Cullen...ich wollte etwas wegen Neria fragen."

Überrascht sah er auf mich hinab. "Neria? Was wollt ihr denn wissen?" Betreten ging ich kurz auf und ab. Oh weh...

"Ich habe von ihr geträumt." , fing ich an zögerlich an. Hoffentlich denkt er jetzt nichts verkehrtes.

"Und sie hat erzählt, dass sie noch nicht bereit wäre zu gehen." , fügte ich schnell hinzu um jegliche Missverständnisse auszuräumen.

Cullen blickte wieder aus dem Fenster und seufzte kurz. "Ich habe auch von ihr geträumt. Wie ich sie im Arm halte, wie wir in unserem kleinen Haus wohnen mit unseren Kindern." Der Blick des jungen Templers wurde wieder glasig.

Ich sah mitfühlend zu ihm und mir wurde plötzlich so schwer ums Herz. Er liebt sie immer noch. Nachdenklich sah ich ebenfalls aus dem kleinen Fenster und besah mir das glitzernde Wasser des Calenhad Sees.

Ich war noch nie verliebt. Noch nie...aber ich konnte mir dennoch vorstellen, wie schmerzhaft es sein muss eine geliebte Person zu verlieren. Wenn ich da nur an Vater, Sorris und Shianni denke...

Cullen kann mir also nicht helfen...unsere Träume unterschieden sich wie Tag und Nacht. Vorsichtig sah ich zu dem jungen Mann auf und legte nach kurzem Zögern meine Hand auf seine. Er fixierte meine Hand und ich lächelte leicht.

"Cullen, wollt ihr mit mir nach Redcliffe kommen? Dort ist ein Magiebegabter Junge, der von einem Dämon besessen ist. Ihr als Templer könnt bestimmt auch helfen, oder?"

Das lenkt ihn wenigstens kurzzeitig von Neria etwas ab. Cullen sah wieder nachdenklich aus dem Fenster. "Hm...ich denke schon." fing er zögerlich an und ich lächelte ihn kurz darauf warm an.

"Dann kommt mit mir." Ich führte ihn, an der Hand haltend, hinaus in die Halle.

Gregoir sah prüfend zu uns. "Aha, ihr habt also schon einen Templer gefunden wie mir scheint.", stellte er monoton fest.

Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben. Hat er jetzt etwas ein Problem mit Cullen? Der junge Templer lächelte mich kurz gezwungen an und eilte dann allein zu Gregoir. Beschwichtigend versuchte er auf ihn einzureden, während ich mir das ganze eher misstrauisch betrachtete.

Dumme Templer...Irving lief eifrig an mir vorbei und organisierte Lyrium und ein paar Magier. Leise seufzend setzte ich mich auf eine kleine Bank und schloss kurz die Augen.

Wir könnten es vielleicht schaffen. Wenn wir das Kind retten, wäre dieser Arl Eamon bestimmt noch erpichter uns zu helfen. Hoffentlich lebt der Bengel überhaupt noch, nicht das Sten ihn schon einen Kopf kürzer gemacht hat.

Mein Blick glitt zu meinen nackten Beinen hinab. Mein Plan ging nach hinten los. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Zevran aus dem Konzept zu bringen...aber irgendwie gelingt mir das nie. Eher umgekehrt.

Ich starrte auf den Steinboden und grübelte weiter. Sein Blick, als ich über seine Wange gestrichen hatte...so intensiv hatte er mich noch nie angesehen. Ich merkte die Hitze in meine Wangen steigen und seufzte innerlich.

In seiner Nähe fühle ich mich manchmal total nervös. Zumindest wenn er mich berührt, oder mich anschaut wie in dem Boot.

Kurz kaute ich auf meiner Unterlippe herum und dachte an dem Bad in der Quelle zurück. Irgendwie....war es aufregend gewesen. Und peinlich...schließlich besitzt Zevran immer noch meinen Stiefel, den ich ihn wütend an den Kopf schmeißen wollte.

Ich sah auf und erblickte besagten Elf mir gegenüber an einer Wand lehnen. Unschlüssig blickte ich ihn an und zog kurz eine Augenbraue nach oben, als er plötzlich anfing zu grinsen.

Es war jedoch nicht sein typisches anzügliches Grinsen...diesmal war es irgendwie anders. Unheimlicher...

Hastig wand ich mich ab und verfluchte mich innerlich schon wieder dafür. Ich lass mich viel zu schnell von ihm einschüchtern! Sowas darf nicht passieren, schließlich bin ich die Anführerin.

Diejenige die dafür Sorge zu tragen hat, das wir diese verdammte Hölle irgendwie überleben.

Wie ich meinen verräterischen Herzschlag doch hasse....und sein verdammtes Grinsen, welches mich total weich werden lässt. Und seine Stimme wenn er....

"Kallian!" Fast wäre ich vor Schreck von der Bank gekippt. Erschrocken sah ich zu Leliana die freudestrahlend auf mich zustürmte und mich mit ihrem lauten Gekreische an den Rand eines Herzinfarktes gebracht hatte.

In ihren Händen hielt sie viele Stoffe und ein paar Roben der Magier. Verwirrt sah ich zu ihr auf und stutzte.

"Was wollt ihr denn damit?" Die junge Bardin setzte sich lächelnd neben mich. "Stellt euch vor, die Magier waren so nett mir etwas Stoff und ein paar Roben zu schenken. Sie hätten dafür erst mal keine Verwendung und ich könnte es als Dankeschön für die Rettung des Zirkels haben."

Verstehe....ich würde ja Gold bevorzugen.

Ich strich über den feinen Stoff und besah mir die schönen strahlenden Farben. Wirklich schön...nicht solche Lumpen die ich im Gesindeviertel tragen musste.

Die junge Bardin beugte sich zu mir. "Ich möchte Kleider nähen. Für mich, für euch und für Morrigan. Sie wird bestimmt entzückt sein."

Amüsiert strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah zu Leliana. "Aber sicher, sie wird vor Freude im Kreis tanzen und den Erbauer danken."

Leliana sah mich gespielt beleidigt an und zog eine Schnute. "Ich will ihr doch nur etwas Gutes tun! Sie ist immer so allein und trägt nur diesen Lumpen."

"Oho, Lumpen können auch sehr...reizend sein.", hörte ich eine bekannte Stimmte. Angesäuert sah ich zu Zevran der mich schelmisch angrinste und kurz über seine Lippen leckte.

Blödmann...der hat doch keine Ahnung. Böse sah ich ihn an und nahm mir etwas von dem grünen Stoff und musterte ihn eingehend.

Der war schön...weich und dennoch fest. Optimal. "Ich will mein Kleid selbst nähen, Leliana."

Überrascht sah mich die junge Bardin an und hätte beinahe den Stoff in ihren Händen fallen gelassen. "Was..? Ich meine...wenn ihr das könnt...."

Amüsiert schielte ich zu ihr und lehnte mich leicht zurück. "Was denn? Denkt ihr etwa ich könnte das nicht?"

Sie schüttelte schnell den Kopf und ich lachte innerlich. "Nein. Es ist nur....ich habe euch noch nie...nähen gesehen."

Ich zuckte mit den Schultern. "War ja bis jetzt auch nicht nötig gewesen. Ich kann kochen, nähen, Handwerken, tanzen...etwas singen. Das war's." Aber reiten ging nicht...bäh!

Leliana hatte ungläubig ihren Mund geöffnet und wollte irgendetwas sagen. Es kam jedoch nichts heraus.

Skeptisch sah ich zu Zevran den ich leise lachen hörte. "Gleich knallt's!" warnte ich ihn grummelnd.

"Verzeiht...aber ihr wirkt gar nicht so..." , fing Leliana unsicher an und rutschte dabei leicht auf der Bank hin- und her.

Abwartend sah ich sie an. Wie wirke ich denn nicht? Ach...ich will's gar nicht wissen!

"Mein Vater hat mir das alles beigebracht. Meine Mutter das singen und tanzen. Sie waren beide ausgebildete Diener im Schloss des Arl von Denerim. Sie meinten es könnte nicht schaden, wenn ich etwas...haushalten könnte."

Nachdenklich sah ich nach oben und erinnerte mich an meinen ersten Kochversuch. Damals lebte Mutter noch und ich hatte statt Salz, Zucker in den Eintopf gegeben. Aber das passierte mir niemals mehr.

Leliana betrachtete mich kurz nachdenklich und lächelte dann leicht. "Ihr müsst mir dann unbedingt eure Nähkunst zeigen. Und singen könnten wir auch Miteinander!"

Gefrustet schoss ich die Augen. Ich hatte Shianni immer in den Schlaf gesungen, doch als sie älter wurde hörte ich damit auf.

"Mal sehen." Ich war bestimmt total aus der Übung.

"Ich hätte gern ein kleines Gute-Nacht-Lied...ihr kommt zu mir ins Zelt und dann bekommt ihr als Belohnung..."

"Zevran!" fuhr ich mit hochrotem Kopf dazwischen und sah ihn warnend an. Idiot!

Doch er lachte nur amüsiert und fixierte mich erneut. "...bekommt ihr eine antivanische Massage. Es würde euch bestimmt gefallen." sprach er verführerisch und erneut konnte ich dieses glühen in seinen Augen erkennen.

Mein Herz schlug kurz heftiger und ich schluckte innerlich. Erbauer...eine Massage? Ohne Hintergedanken? Ich kann's mir nicht vorstellen...

"Grauer Wächter!" Irving kam auf mich zugeeilt und ich sah ihn fast schon erleichtert an.

"Ich habe alle Vorbereitungen getroffen. Wir können sofort aufbrechen." Hinter Irving tauchten fünf junge Magier auf, welche jeweils eine Kiste mit Lyriumflaschen trugen.

Wunderbar. Ich erhob mich und packte schnell den Stoff in meine Tasche. Leliana tat es mir gleich, während ich Zevrans fast schon geräuschlose Schritte vernahm.

Ich sah auf und erblickte Cullen der auf mich zutrat. Anscheinend hatte er die Erlaubnis von Gregoir bekommen. Sehr gut.

"Dann lasst uns gehen." Ich wollte gerade Richtung Tor laufen, da hielt mich der alte Magier am Arm fest.

"Oh, wir müssen nicht zu Fuß gehen."

Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben und stutzte. Nicht? Wie sollen wir denn sonst zurück kommen?

Der erste Verzauberer bemerkte meinen verwirrten Blick und er begann zu erklären. "Wir können uns einfach zum Schloss hin teleportieren. Ein schwieriger Zauber, aber ich schaffe das."

Aus den Zirkel raus teleportieren? Warum sind da nicht schon andere Magier drauf gekommen?

Besonders die, die gerne von hier verschwinden wollen. Was soll's...wenn Irving sagt das er schwierig ist, landen die Frischlinge bestimmt zweigeteilt im Nirgendwo. Nicht sehr verlockend.

Der alte Mann ergriff meine Hand und wies uns an und im Kreis aufzustellen und uns an die Hand zu nehmen.

Ich nahm Leliana an die Hand und sah leicht unsicher zu ihr auf. Was wenn wir nur in halben Stücken in Redcliffe ankommen? Verdammte Magie...die bringt doch nichts als Unglück!

Die junge Bardin lächelte mich aufmunternd an und drückte leicht meine Hand. Nun gut...mehr als sterben können wir nicht.

Ich sah kurz zu Zevran, der interessiert die junge Magierin musterte die neben ihn stand und seine Hand hielt.

Der kann ruhig zweigeteilt in Redcliffe ankommen! Grimmig sah ich ihn an und hörte plötzlich Irving sprechen.

Im nächsten Moment verzehrte sich die Umgebung und alles wurde wie in einen Art Strudel gezogen. Meine Füße verloren den Halt unter den Boden. Erschrocken drückte ich fest Lelianas Hand und kniff die Augen zu. Blöde Magie! Mir wird übel, mein Magen grummelnd unheilbringend.

Doch ehe ich mich übergeben konnte landete ich ruckartig auf den Boden und wäre beinahe nach vor gefallen, hätte Leliana mich nicht festgehalten.

Verwirrt sah ich auf und erblickte Bann Teagan der uns verblüfft ansah. "Aber..." Leicht zittrig versuchte ich mich richtig aufzurichten.

Kurz sah ich mich aufmerksam um. Ja, hier war die Empfangshalle von Schloss Redcliffe. Damals als wir Connor zum ersten Mal sahen.

Wo ist der Bengel eigentlich? "Da seid ihr ja!" hörte ich eine bekannte Stimme und sah ins Alistair strahlendes Gesicht. Er stürmte auf uns zu und musterte mich kurz aufmerksam von oben bis unten.

Leicht verwirrt sah ich zu ihm. Was soll das denn? "Wo sind eure Stiefel?" sprach er und sah sofort böse zu Zevran, welcher ihn charmant anlächelte.

"Einer befindet sich in meinen Besitz, mein Freund. Als kleines Andenken vermute ich, als wir in der Q..."

Ich legte Zevran schnell eine Hand auf den Mund und lachte Alistair verlegen an. "Als wir in der...quirligen Scheiße steckten. Hach ja...ein schwieriger Kampf gegen einen Oger. Ich sage euch, es gibt nichts schlimmeres!"

Verdammt....gerade noch so die Kurve bekommen! Alistair sah mich verwirrt an und blickte dann prüfend zu Zevran. In seinen Augen konnte man dennoch den schalk aufblitzen sehen.

"Kallian!" Ich sah auf und erblickte Elissa die schnell zu uns ging und mich besorgt ansah. "Connor...es geht ihm schlechter!"

Was? Scheiße...Schnell nahm ich meine Hand von Zevrans Mund und blickte ernst zu der jungen Cousland. "Dann müssen wir sofort handeln."

Irving nickte und wies die anderen Magier an ihnen zu folgen. Wir folgten Elissa alle in das Nebenzimmer.

Dort lag Connor auf einen Tisch. Festgebunden mit Fesseln und er schrie, fluchte, weinte und spuckte wild um sich. Er war...wirklich besessen.

Ungläubig sah ich zu dem Kind, welches ich gar nicht mehr als den kleinen Jungen wiedererkannte den ich erst vor wenigen Tagen gesehen hatte.

Er war blass, sein Gesicht verzog sich immer abartiger und seine Stimme...sie klang Grauenvoll. Kreischend, verzogen, tief, hoch und einfach verzerrt.

Seine Haut war an den Fesseln schon ganz wundgescheuert. "Wo wart ihr solange, verdammt?!" fuhr mich plötzlich Morrigan an die in der Nähe von Connor stand und ihre Hand mühsam über den Jungen legte. Sie zitterte leicht.

Verdammt..."Wir müssen sofort anfangen!" Rief Irving erschrocken und wies die anderen Magier an sich im Kreis um den Jungen zu stellen.

"Öffnet die Lyrium Flaschen und trinkt alle zwei Flaschen." Wies Irving die Magier an, während er die anderen Flaschen öffnete und sie über Connor schütte.

Das Balg kreischte laut auf. "Verdammter alter Trottel! Widerwärtiges Licht! Macht es aus!!" Schrie der Junge laut und seine Augen färbten sich plötzlich in ein tiefes lila. Erschrocken wich ich zurück und sah wie der Tisch, auf dem Connor lag, sich leicht in die Lüfte erhebt.

Irving und die anderen Magier nahmen sich schnell an die Hand und schlossen die Augen. Plötzlich wurde alles vom hellem Licht umhüllt und ich schloss erschrocken die Augen. Verdammt, ist das Hell!

Meine Augen schmerzen stark und ich fluchte kurz. Verdammt...ich muss schlafen!

Als ich sie zögerlich wieder öffnete sah ich Connor entspannt auf dem Tisch liegen. Das Lyrium hatte sich auf den Tisch verteilt und tropfte nun auch zu Boden.

Die Magier hatten sich alle konzentriert und die Augen geschlossen. Irving wirkte leicht angespannt.

Ist er...ins Nichts gegangen um den Dämon zu stellen?

"Ohhh...mein armer Junge! Mein Connor!", hörte ich eine bekannte schluchzende Stimme und stöhnte kurz auf.

Diese dumme Kuh fehlt mir gerade noch. Ich blickte kurz nach hinten und sah Arlessa Isolde schluchzend an Teagan gelehnt, welcher ihr immer wieder beruhigend über den Rücken strich und mit ihr sprach.

Cullen stellte sich plötzlich neben mich und sah gebannt zu dem Ritual. "Sowas habe ich nie zuvor gesehen."

Leicht nickte ich und besah mir das ganze Szenario. Wirklich erstaunlich was Magier und Dämonen pack alles anrichten können. Hoffentlich wird der Junge wieder.

Plötzlich lag ein seltsames Knistern in der Luft und ich sah mich angespannt um. Irgendetwas....stimmte nicht...!

Eine gigantische Druckwelle entstand, die mich glatt vom Boden riss und gegen die Wand hinter mir schleudern ließ.

Stöhnend ging ich zu Boden und blieb erschöpft liegen. Mein Kopf dröhnte und ich sah meine Hand doppelt. Scheiße...

Gedämpft nahm ich Stimmen war und versuchte mich mühsam aufzurichten. Ein greller Blitz jagte plötzlich durch den kleinen Raum und schlug irgendwo laut donnernd ein.

Angespannt krallte ich mich in den harten Steinboden fest und versuchte angestrengt mein Blickfeld wieder schärfer zu sehen, doch es wurde nicht besser.

Scheiße, nochmal! Ich kniff die Augen zu und versuchte ruhig auszuatmen. Auf einmal legten sich zwei Hände unter meine Achseln und zogen mich nach oben.

Ich hörte jemand angespannt sprechen und blickte in ein verschwommenes Gesicht. Ah...Alistair?

"Wir...geschafft!"

Ich kniff leicht meine Augen zu und schmunzelte. Was...? Geschafft? Wir haben es geschafft??

Dem Erbauer sei Dank...erschöpft schloss ich die Augen und atmete erleichtert aus.

Verdammte Kopfschmerzen..."Hört ihr mich?!" konnte ich ihn aufgeregte rufen hören und ich musste schmunzeln. Alistair...

Ich öffnete meine Augen und konnte nun schon deutlich klarer sehen. Ich lächelte ihn leicht an."Ja, ich höre euch. Alles gut..."

Er sah mich erleichtert an und setzte mich dann wieder auf den Boden ab. Kurz schwankte ich, stützte mich jedoch an Alistair ab und atmete nochmal tief durch.

"Connor! Mein Junge!" Rief Isolde erleichtert und ich blickte langsam wieder nach vorn. Die Arlessa stand vor dem Tisch und drückte den schlafenden Connor eng an sich. Behutsam und liebevoll strich sie durch sein Haar und sprach leise mit ihm.

Nachdenklich blickte ich zur Seite und sah Irving der sich erschöpft auf einen Stuhl niedergelassen hat und mit zittrigen Händen etwas Tee trank.

Leliana kam strahlend auf mich zugerannt und ergriff meine Hände. "Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!"

Tatsächlich...ich lächelte leicht und drückte sachte ihre Hände. "Ja, wir haben es geschafft." Erschöpft atmete ich hörbar aus und sah erleichtert zu dem Bengel, der mir nichts als Schinderei beschert hatte. Er war am leben. Langsam konnte ich es wirklich begreifen.

Wynne ging zu Irving und sprach ruhig auf ihn ein und ergriff seine Hände. Sie lächelten einander an. Zufrieden besah ich mir die beiden. Wynne ist bestimmt auch froh, Irving wiederzusehen.

Isolde sah erleichtert zu mir und drückte den schlafenden Connor eng an sich. Sie gab mir ein Zeichnen näher zu kommen.

Wenn ich ehrlich war, wollte ich so wenig wie möglich mit dieser dummen Gans zu tun haben. Wiederwillig ging ich zu ihr und blieb schließlich vor ihr stehen. „Ich möchte Euch meinen Dank aussprechen. Ihr habt meinen Sohn gerettet“, sagte sie.

Nett. Ich nickte leicht und sah zu Connor, der langsam seine Augen öffnete und sich verwirrt umsah.

Verdutzt starrte er in meine Augen, dann sah er zu seiner Mutter. "Mutter...ich...was ist passiert?" Isolde lächelte milde und drückte ihn wieder an sich. "Alles in Ordnung, mein Schatz." Teagan kam plötzlich zu uns und lächelte seinen Neffen an. "Connor? Kommst du mit mir? Wir müssen dein Zimmer aufräumen."

Ich sah den beiden kurz verwirrt nach, dann begann Isolde zu sprechen. „Connor kann sich, dem Erbauer sei Dank, an nichts erinnern. Wir werden wir ihn in den Zirkel schicken, sobald der Krieg vorbei ist. Der Dämon hat meinen Mann verschont, aber sein Zustand ist unverändert.“ Isolde seufzte, dann fuhr sie fort.

„Ihr wisst, dass ich einige Ritter ausgesandt habe, nach Bruder Genitivi zu suchen. Einem Scholaren aus Denerim, der sich mit der Geschichte um die Urne der heiligen Asche beschäftigt. Doch er scheint verschwunden. Meine Soldaten haben weder ihn noch einen Hinweis auf die Asche selbst gefunden.“

„Und jetzt bittet Ihr uns, danach zu suchen, richtig?“, fragte plötzlich Morrigan kühl.

„Wenn sie jemand finden kann, dann seid Ihr es“, stimmte Isolde zu.

Ich sah skeptisch zu den anderen, die genauso wenig begeistert aussahen wie ich. "Ich bin mir sicher das diese Urne existiert. In der Taverne am Calenhad See stießen wir auf seltsame Männer, welche von der Urne sprachen." Ich sah zu der Adligen Kuh und musterte sie kurz. Sie sah auch ziemlich fertig aus.

"Wollt ihr etwa einer Legende hinterherjagen?! Haben die Grauen Wächter nichts besseres zu tun?" konnte ich Morrigan lautstark prostieren hören.

Genervt sah ich zu der Hexe und verschränkte meine Arme vor der Brust. Was gibt's denn jetzt schon wieder zu meckern?

"Der Arl ist schwer krank und nur diese Asche kann ihn heilen! Was soll ich denn sonst machen?! Warten bis er stirbt und Loghain so den verdammten Thron überlassen und Ferelden untergehen lassen?!" fuhr ich sie ebenso schnippisch an und ich konnte deutlich ein böses Funkeln in ihren Augen erkennen.

Schweigend starrten wir uns an und sagten kein Wort. Wer zuerst wegsah, hatte verloren. Morrigan treibt mich wirklich zur Weißglut! Und wenn sie ein Blickduell will, kann sie einen haben!

"Ehm...ihr und auch die Magier dürft gerne über Nacht bleiben. Es wäre mir eine große Ehre.", sprach Isolde unsicher und sah zwischen uns hin- und her.

Kühl sah ich zu Isolde und musterte sie abschätzend. Übernachten? Warum nicht. "Einverstanden."

Ich sah Morrigan nochmals mahnend an, ehe ich kommentarlos an ihr vorbei schritt und das Zimmer verließ.

Verdammtes Hexenweib...sie war stark , ohne Zweifel. Aber manchmal Zweifel ich ihre Loyalität an, falls sie überhaupt so etwas kennt.

Ich dachte immer, ich wäre ein verdammtes Miststück. Aber Morrigan...so etwas ist mir wirklich noch nie begegnet.

Genervt schloss ich kurz die Augen. Schon wieder heftige Kopfschmerzen...vielleicht war der Schlag gegen die Wand heftiger als erwartet.

Ich brauche unbedingt Ruhe...wenigstens ein paar Stunden. Leise ging ich die nächstbeste Treppe hinauf und sah mich aufmerksam um. Hier drinnen kann man sich wirklich fast verlaufen.

Oben angekommen sah ich bereits einige Diener, die eifrig dabei waren das Chaos zu beseitigen. Seltsamerweise waren es keine Elfendiener.

Ach...die Mabari hatten sie aufgefressen. Halbwürgend ging ich den schmalen Flur entlang und stieß die nächstbeste Tür auf. Es war ein einfacher Raum. Ein Bett, ein Schrank, ein Fenster. Perfekt für mich.

Leise seufzend ließ ich mich einfach aufs Bett fallen und starrte zur Decke hinauf. Seltsam....ich fühle mich so erschöpft, als wären wir schon Jahre unterwegs.

Aber solange kann es noch gar nicht sein. Vielleicht zwei Monate? Höchstens. Ich drehte mich zur Seite und betrachtete nachdenklich das kleine Bücherregal.

Erst jetzt sickerte etwas langsam in meinen Gehirn durch und ich richtete mich schlagartig auf. Dieser Scholar lebt in Denerim!

Denerim!

Ein dünnes lächeln entstand auf meinen Lippen und ich schloss kurz die Augen. Denerim...Zuhause.

Ich würde wieder Heimkehren!

Heim...ich seufzte kurz und musste dann schmunzeln. Solange man dieses Drecksloch noch als Heim bezeichnen kann.

Dennoch entfachte in mir eine plötzliche Vorfreude. Ich werde sie wiedersehen....hmm....

Ich stand auf und verließ das Zimmer. Nun kann ich Schlafen erst mal vergessen. Kaum war ich aus dem Zimmer getreten, stieß ich gegen jemand und fluchte böse.

Verdammt nochmal!

"Welch böse Worte, aus so einem schönen Mund." Perplex sah ich Zevran an, der mich gegen die Wand drängte und amüsiert zu mir blickte.

Was...? Giftig sah ich ihn an und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Was wollt ihr?"

Er stützte seine Hände neben meinen Kopf, während ich mich unbewusst gegen die Wand drückte und innerlich wieder minimal nervös wurde. Äußerlich versuchte ich die Ruhe selbst zu bleiben.

"Ich habe euren Stiefel dabei." Hauchte er in mein Ohr und eine Gänsehaut bildete sich sofort auf meiner Haut.

Unsicher schielte ich zu ihm und biss mir unbewusst auf die Lippen. "Und?" fragte ich abwartend und schielte skeptisch zu ihm.

Er grinste kurz und war nah vor meinem Gesicht. "Bekomme ich einen Kuss, wenn ich euch ihn wiedergebe?"

Total Perplex sah ich ihn an. Habe ich mich verhört?? "Ihr....wollt einen Kuss von mir?" wiederholte ich verwirrt und sah überrascht in seine glühenden braunen Augen.

"Überrascht euch das? Ihr seid eine liebreizende Frau...und ich ein wunderbarer Mann...klingt das nicht vertraut?"

Erbauer...unruhig versuchte ich etwas zur Seite zu rutschten, doch es kam kein durchkommen. Er versperrte mir gekonnt den Weg.

Ich fragte mich ernsthaft, was an mir liebreizend sein soll. Ich kniff leicht die Augen zusammen und versuchte Fassung zu bewahren. Okay, vielleicht versucht er mich ja wirklich nur aus dem Konzept bringen!

Also...einfach kontern! Ich grinste kurz diebisch und funkelte ihn an. "Träumt weiter, Zevran!"

Auf seinen Gesicht legte sich ein verruchtes Grinsen und er beugte sich so tief zu mir hinab, das ich seinen Atem bereits auf meiner Haut spüren konnte. "Ah, gute Idee. Das muss ich mir für heute Nacht merken."

...Verdammt...

Ich wurde nun doch Rot und sah grimmig weg. Verdammt nochmal! Meinen Plan kann ich wirklich vergessen! Er ist mir in der Sache total überlegen..."Also was ist mit meinen Kuss?" hauchte er in mein Ohr und ein Schauer lief über meinen Rücken.

Kurz schluckte ich und sah ihn an. Er lässt wirklich nicht nach..."Den...müsst ihr euch verdienen!" , wisperte ich und sah ihn herausfordernd an. Ich bin mir sicher das er meinen verräterischen Herzschlag hören musste.

Er sah mich belustigt an und sah mir tief in die Augen. "Das hab ich schon längst.", meinte er leise und ich merkte wie meine Knie weich wurden. Erbauer, steh mir bei!

"Ehm...ich...."

Überrascht wirbelte mein Kopf herum und ich erblickte Connor, der einen Teddybären in seinen Armen trug, und uns verwirrt ansah.

Oh..scheiße....Ich stöhnte kurz auf und sah Zevran mahnend an. "Das ist alles eure schuld!" zischte ich ihm aufgebracht an.

Er lachte kurz dunkel auf, so das Connor vor Schreck zusammenzuckte. "Aber bitte meine Liebe...wir wollen beide etwas...also ist es nicht allein meine Schuld. Außerdem...was hat das Kind schon gesehen?" Er löste sich von mir und sah mich kurz musternd an.

"Da gibt es ganz andere Sachen, die ich mit euch..."

"Connor!", hörte ich Bann Teagan rufen und blickte ihn unsicher an. Ob er auch etwas mitbekommen hat?

Der Bann sah uns beide kurz abschätzend an. "Der Junge kam doch nicht ungelegen, oder?"

Oh doch!

Zevran sah amüsiert zu dem Connor und dann zu Bann Teagan. "Vielleicht." Er zwinkerte mir kurz zu, ging dann an Connor vorbei und wuschelte kurz durch sein Haar, ehe er die Treppen hinunterging.

Ich hatte mich immer noch halb an die Wand gekrallt und sah ihm verwirrt nach.

Dieser....dieser....!

Teagan räusperte sich kurz verstohlen. "Eigentlich wollte ich euch nur mitteilen, dass das Abendessen nun fertig ist. Bitte kommt in den Speisesaal."

Er nahm Connor an die Hand und führte ihn die Treppen hinab. Der Junge warf mir kurz einen verstohlen Blick zu.

Zevran...dieser verdammte Elf! Ich knurrte schon fast kurz, doch dann legte sich ein Grinsen auf meinen Lippen.

Er will also spielen...das kann er haben! Das wird ein Riesenspaß werden.
 

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Ach...endlich kommt ein neues Kapitel. Ich lag knapp ne Woche im Krankenhaus, wegen so einer verdammten Lungenentzündung...nicht sehr schön, das kann ich sagen -.- Also zieht euch immer schön warm an und trag auch einen Schal wenn ihr rausgeht meine lieben (Schwarz)Leser *gg* Lg Ayu *Keksrunde geb*

Elf ärgere dich nicht

Böse sah ich mein Spiegelbild an und bemerkte mein wirres rotes Haar, welches wieder in alle Richtungen Abstand.

Als hätte ich einen Stromschlag abbekommen...nun ja irgendwie war das auch so. Ich nahm einen Bürste, die sich glücklicherweise auf den kleinen Frisierkommode befand, und versuchte angestrengt mein Haar irgendwie zu entwirren.

Wenn jetzt das Abendessen anstand, sollte ich wenigstens halbwegs gepflegt erscheinen. Ich kniff kurz meine Augen zusammen als es leicht ziepte.

Wohlbemerkt wird das kein normales Abendessen sein. Oh nein...sondern mit Adligen. Bei diesem Gedanken, zogen sich meine Mundwinkel minimal nach oben und ich lachte kurz trocken auf.

Mit Adligen! Vor gar nicht langer Zeit, hätte ich es mir niemals zu träumen gewagt mit ihnen an einen Tisch zu speisen. Wurden wir doch wie Dreck von ihnen behandelt...

Wütend knallte ich die Bürste auf die Frisierkommode und betrachtete mich nochmals eingehend. Das Haar konnte ich halbwegs entwirren, dem Erbauer sei Dank. Der Rest....

Seufzend betrachtete ich mein Gesicht und musste kurz schmunzeln. Ich hatte das Gesicht eines Kindes. Diese kleine zierliche Nase, die geschwungenen Lippen und diese trotzig dreinblickenden Augen.

Leise seufzte ich und setzte mich auf den Hocker der genau vor der Frisierkommode stand. Einiggehend betrachte ich mich nochmals in dem Spiegel. Sollte ich mein Haar heute offen tragen? Skeptisch sah ich zu den kurzen Stück Strick, welcher auf meinem Bett lag. Nun ja...das wäre mal was anderes. Die ganze Zeit bin ich nur mit diesen kindischen Zöpfen umhergelaufen.

Es wird Zeit etwas erwachsener auszusehen.

Zeit...Ich erhob mich wieder langsam und öffnete nachdenklich den einzigen Kleiderschrank im kleinen Gästezimmer.

Als kleine Motten an mir vorbei flatterten, schloss ich sofort wieder die Schranktür. Ich brauch mir diese sogenannte Kleidung erst gar nicht anzuschauen. Entweder total zerfressen, oder noch von Urgroßmutters Zeiten.

Kurz sah ich an mir hinab und seufzte innerlich. Meine Lederrüstung war an manchen Stellen schon leicht aufgerissen, oder verdreckt. Meine Stiefel fehlen nach wie vor....zumindest der eine.

Den anderen hat Zevran und ich bekomme ihn nur wenn ich ihn küsse. Kurz schmunzelte ich und stellte mich an das kleine Fenster. Gedankenverloren sah ich hinaus und betrachtete die tief stehende Sonne.

Ein Spiel....für ihn war das einfach nur ein Spiel. Kurz feuchtete ich unbewusst meine Lippen an und seufzte schwer. Zwar habe ich vor mitzuspielen, aber wie soll ich ihm in seinem eigenen Spiel schlagen?

Ich setzte mich auf die Fensterbank und dachte angestrengt nach. Zevran weiß genau, wie er mit Frauen umgehen muss und was er tun muss um sein Ziel zu erreichen. Und er es weiß nur zu gut...ich habe es ja selbst gemerkt.

Wenn ich Zevran mit Alistair vergleiche....das ist einfach nur lachhaft. Alistair stellt sich wie ein ungeschickter Idiot an. Aber ich will ihn nicht beleidigen, schließlich ist er ein liebenswerter Idiot. Er sagte mir ja, er hätte keinerlei Erfahrungen mit Frauen.

Und ich mit Männern...ach, warum denke ich über solchen Schrott nach?! Murrend erhob ich und verließ das Zimmer mit wenigen Schritten.

Ich sollte mir jetzt lieber unsere Nächsten Schritte überlegen. Schließlich ging es um das wohl von Ferelden. Allerdings...ich stieg leise die Treppe hinab und hörte bereits die Stimmen der anderen. Könnte ich es dennoch versuchen Zev zu schlagen. Ein kleines Spiel...zur Auflockerung.

Warum nicht? Mit etwas Mühe könnte ich es schaffen! Allerdings wird es bestimmt Verluste geben...fragt sich bloß welche.

"Ah, da seid ihr ja." , sprach Wynne, als ich die letzte Stufe hinabgestiegen war. Ich musterte sie kurz aufmerksam. Sie sah etwas erschöpft aus.

"Komme ich etwa zu spät?", fragte ich vorsichtig und schielte kurz um die Ecke. Nicht das der Adel verstimmt ist. "Nein, seid ihr nicht. Aber es würde mich sehr freuen, wenn ihr euch jetzt endlich zum Tisch begeben könntet."

Ich nickte knapp und ging durch den kleinen Türbogen. Ein köstlicher Duft stieg mir plötzlich in die Nase und mein Magen fing augenblicklich an zu knurren. Erstaunt betrachtete ich den großen, langen prächtig gedeckten Tisch.

Hasenbraten, Wildschweinbraten, verschiedene Suppen, Kartoffeln, Klöße, Eintöpfe....wenn meine Familie das sehen könnte. Sie würden glatt umfallen.

Soviel Essen habe ich noch nie gesehen. Vor allem so köstliches Essen. Ich bin mir sicher, da ist kein Ratteneintopf dabei. Mir lief schon fast das Wasser im Munde zusammen, und ich musste mich zusammenreißen mich nicht sofort auf die Köstlichkeiten zu stürzen.

Oh, Erbauer....elender Folterknecht! Alistair stand plötzlich vor mir und musterte mich kurz. Leicht beugte er sich zu mir hinab. "Wollt ihr euch nicht langsam mal Stiefel anziehen? Ihr müsst doch schon an den Füßen frieren?"

Gutes Argument. Ich sah zu meinen Füßen hinab. Dreckig sind sie vermutlich auch. Ich hob meinen rechten Fuß kurz an und sah wie schmutzig er bereits war, die Fußsohle war in Begriff die Farbe Schwarz anzunehmen.

Angeekelt ließ ich meinen Fuß wieder sinken und sah zu Alistair auf. Besser ich kläre ihn kurz auf. "Das ist ein Spiel, müsst ihr wissen." , flüsterte ich ihm leise ins Ohr. Er sah mich fragend an und hob kurz seine Augenbrauen.

"Ein Spiel? Wer die dreckigsten Füße bekommt, oder wie? Mit...wem spielt ihr das eigentlich?", fragte der ehemalige Templer unsicher und besah sich wieder meine nackten Beine.

Dreckig...? Oh, ja! Ich grinste ihn amüsiert an und stellte mich leicht auf die Zehnspitzen. "Alistair, das ist ein sehr dreckiges und schmutziges Spiel, da muss ich euch zustimmen. Aber keine Sorge..." , flüsterte ich die letzten Worte in sein Ohr und ein Grinsen huschte kurz über meine Lippen.

"Ich werde das Spiel gewinnen." , hauchte ich in sein Ohr und huschte dann leise summend an ihm vorbei. Seine plötzliche Gesichtsröte, entging mir jedoch.

Ich setzte mich neben Wynne, welche sich bereits an den Tisch gesetzt hatte und mich aufmerksam musterte. "Ihr solltet den armen Jungen nicht so verunsichern." , fing sie nachdenklich an und ich musste kurz stutzen.

Zum einen wegen dem was Wynne mir da gerade vorwarf und zum anderen, als ich das unzählige Besteck links und rechts neben meinem Teller aufgereiht lag.

Ich schielte kurz zur Magierin und schmunzelte leicht. "Ich verunsicher Alistair gar nicht. Ich bin hier das wahre Opfer...", sprach ich vorwurfsvoll und erblickte just in dem Moment Zevran, als er gelassen den Speisesaal betrat.

Aber demnächst werde ich zum Täter, solange ich die Fassung bewahre. Hah! Der braungebrannte Elf setzte sich genau mir gegenüber hin und zwinkerte mir kurz belustigt zu.

Argwöhnisch sah ich ihn an und nahm mir das größte Messer, welches ich zu meinem Besteck zählen durfte. Vermutlich für den Wildschweinbraten gedacht, ich könnte es jedoch auch anders verwenden...

Ein seltsamer Heißhunger überkam mich plötzlich. Am Rande bekam ich mit, wie sich Alistair neben mich setzte und sich kurz räusperte. Bann Teagan setzte sich an den Tisch und wies die restlichen Gäste an, sich ebenfalls zu setzen. Ich sah mich nochmals kurz aufmerksam um.

Die Magier saßen mit uns am Tisch, meine Gefährten, Cullen, Elissa, der Bengel und diese adlige Kuh. Ob sie vergessen hat, das ich sie niedergeschlagen hatte? Mir soll's egal sein...

"Ich möchte mich nochmals für die Rettung Redcliffes und meines Neffen bedanken, mein Dank richtet sich dabei besonders an den grauen Wächter. Ich danke euch von Herzen."

Leicht verblüfft sah ich zu Teagan der sein Glas erhoben hatte und mich warm anlächelte. Seine Augen strahlten wahrlich vor Dankbarkeit. Kurz fühlte ich mich unbehaglich und sah verlegen zu ihm. Isolde ihr Sohn sahen mich ebenfalls an, ebenso der Rest. Ich schluckte kurz. Bei Andrastes Puderdose...sag was, Kallian!

"Ich...danke. Aber ich habe es nicht allein getan, Bann Teagan. Ohne die Unterstützung der anderen, wäre ich nie soweit gekommen."

Ich lächelte kurz Alistair an und erhob ebenfalls leicht mein Glas. Ein kleiner Trinkspruch! Hauptsache mir fällt ein guter ein...

"Ehm...für Ferelden." fing ich kurz zögerlich an und hob mein Glas. Irving erhob ebenso sein Glas und tat es mir gleich. "Für Ferelden!"

Es dauerte nicht lange und alle hatten ihr Glas erhoben und stimmten mit ein. Erleichtert seufzte ich innerlich und nahm einen großen Schluck des köstlichen Weins. Oh...guter Jahrgang. Schnell lehrte ich das Glas und eine Dienerin eilte sofort herbei um mir mein Glas wieder aufzufüllen.

Leicht überrascht sah ich zu der Menschlichen Dienerin und musste kurz schmunzeln. Verkehrte Welt...

"Lasst uns speisen...stärkt euch alle und seid nochmals bedankt." , sprach Teagan freundlich und nahm sogleich das Besteck in seine Hände.

Mein Magen knurrte kurz und ich sah beinahe gierig auf den köstlich duftenden Hasenbraten. Also gut...bleib ganz ruhig und versuche dich jetzt auf die paar wenigen Manieren zu erinnern, die Vater dir verzweifelt versucht hatte beizubringen.

Ich murrte kurz gefrustet. Ich war doch immer bei seinen Lektionen eingeschlafen....
 

Aufmerksam besah ich sie mir kurz. Nicht zu lange, sonst wird sie wieder böse. Obwohl es natürlich auch ganz reizend war, ihre böse funkelten Augen zu erblicken. Ich könnte fast meinen ein kleines Feuer darin aufflammen zu sehen. Erst ein funkeln und je mehr ich sie reize, desto größer wird die Flamme darin.

Amüsiert nahm ich mir etwas von der Kartoffelsuppe. Zu schade das keine Fischsuppe dabei ist. Kurz schweifte ich mit meinen Gedanken ab und dachte an Antiva. Eine Fischsuppe, ein paar Dirnen...und ein korrupter Politiker. Das wäre jetzt genau das richtige. Ich musste kurz böse grinsen, die guten alten Zeiten.

"Pst! Wynne könnt ihr mir mal bitte helfen?"

Ich sah kurz auf und besah mir das Elfenmädchen bei dem verzweifelten Versuch, dem Hasenbraten eine Keule abzuschneiden. Beinahe lag sie schon auf dem Tisch und hatte das Messer so tief in den Braten rein gerammt, das es nun in dem Hölzernen Teller steckte.

Ich lachte leise bei diesem Anblick, was mir schon wieder einen mahnenden Blick von ihr bescherte. "Also wirklich, Mädchen.", konnte ich Wynne seufzen hören und sie half Kallian bei ihrem kleinen Problem.

Allerdings waren die neuen Zeiten auch ganz erheiternd. Ich beobachtete sie dabei, wie sie fast schon gierig zu essen begann. Man könnte meinen sie wäre total ausgehungert. Hm....vielleicht sollte ich heute Nacht ihren Hunger stillen.

Ich besah mir den kleinen Rotschopf nochmals kurz eingehend. Alistair sprach gerade lachend mit ihr und sie grinste ihn feixend an. Dann nahm sie wieder ihr Glas und trank es in wenigen Zügen aus. Amüsant...sie hat ihren Spaß. Den will ich natürlich auch haben...Ich ließ geschickt mein Fuß aus meinen Stiefel gleiten und betrachtete kurz ihr Haar. Seit wann trägt sie es denn offen?

Interessant....ohne lange zu zögern, strich ich kurz mit meinen Fuß über ihr Bein und aß seelenruhig die Suppe. Das Essen schmeckt hier wirklich scheußlich..aber ich bin mir sicher das es hier andere Köstlichkeiten gibt..

Das Lachen der jungen Wächterin erstarb plötzlich und ich machte, in mich hinein feixend, einfach weiter. "Stimmt was nicht?", sprach Alistair und ich sah undschuldig auf.

Kallian sah mich entsetzt aus großen Augen an, doch schnell wich dem Entsetzten der Zorn. Böse rammte sie ein weiteres Messer in die angebissene Hasenkeule und riss es brutal auseinander, mich dabei anschauend. "Alles in Ordnung." , sprach sie gelassen an Alistair gerichtet. Der blonde Mann sah mich kurz skeptisch an und ich lächelte ihn sacht an. Dass er immer so misstrauisch sein muss. Gefällt mir. "Stimmt was nicht, mein Freund?", fragte ich ihn grinsend und strich mit meinen Fuß nun über ihr Knie, es ist Zeit sich etwas vorzuarbeiten. Natürlich Stück für Stück.

Wenn ich sie zu sehr verschrecke, könnte sie für spätere Unterhaltungen eventuell nicht mehr empfänglich sein. Bedauerlich.

Ich beobachtete sie weiterhin und bemerkte ihre kurze verkrampfte Haltung, doch schnell entspannte sie sich wieder. Leicht biss sie sich auf die Lippen und sah mich warnend an. Erneut konnte ich diese lodernde Flamme in ihren Augen bestaunen...eventuell schaffe ich es heute ja zu einem kleinen Höllenfeuer.

Sie biss ein großes Stück Fleisch ab und kaute es genüsslich . Mich dabei immer beobachtend. Amüsiert zog ich meine Mundwinkel leicht nach oben und überlegte kurz. Diesmal versucht sie ruhig zu bleiben...ich werde sie schon aus der Reserve locken. Schließlich bin ich ein Meister darin, die Damenwelt aus den Fugen zu bringen.

Ich tastete mich weiter voran und wollte gerade zwischen ihre Schenkel gleiten, da schien sie meinen einfachgestrickten Plan zu durchschauen.

Ihre kurze angespannte Körperhaltung und diese hastige Bewegung ihres rechten Beines, bedeutete nur eins...

Schnell ergriff ich ihren hervorschnellenden Fuß und hielt ihn gelassen fest, bevor sie ihn mir wahrscheinlich unsanft zwischen meine Beine rammen konnte.

Ungezogenes Mädchen...

Ich sah sie herausfordernd an und hielt ihren zierlichen Fuß eisern fest. Diesmal gibt es kein Entkommen...

Kurz fluchte sie leise auf, was ihr wiederum eine kleine Predigt von Wynne einbrachte. Außerordentlich unterhaltsam...sachte strich ich über ihre Fußsohle. Mal sehen ob sie kitzlig ist.

Sie zuckte merklich zusammen und ließ vor Schreck ihr Bein hochfahren. Sie schlug mit den Knie gegen den Tisch und biss sich fest auf die Lippen und starrte angespannt auf ihren leeren Teller.

Also doch kitzlig....muss ich mir für später merken.

"Kallian....ich würde gerne mit euch kommen." , sprach die junge Cousland plötzlich und die Gespräche erstarben augenblicklich. Neugierig sah ich zu der jungen Frau und musterte kurz ihre hübsche Gestalt.

Die hübschen lockigen schulterlangen Haaren und diese Blauen flehenden Augen. Reizend...in der Tat.

Sie kann mitkommen. Federleicht strich ich mit meinen Fingern sachte über Kallians Fuß und sah sie eindringlich an. Je mehr weibliche Mitreißende, desto unterhaltsamer wird es.

Ihre smaragdgrünen Augen sahen perplex zu Elissa, während sie sich kurzzeitig in den Tisch festgekrallt hatte.

"W-was? Ihr wollt mit mir kommen??" rief sie fast schon, als ich wieder über ihre Fußsohle strich und eingehend das Menschenmädchen musterte. Sie stand entschlossen auf und strich sich ihr blondes Haar hinter die Ohren.

"Ja. Ich habe gesehen zu was die Grauen Wächter alles im Stande sind. Ich möchte hier nicht einfach nur rumsitzen und darauf hoffen das ihr die dunkle Brut besiegt, sondern ich möchte euch dabei helfen. Ferelden ist auch meine Heimat, ich werde es nicht einfach so untergehen lassen!"

Entschlossen sah Elissa zu Kallian. Abwartend sah ich das Elfenmädchen an, die jedoch nur völlig verblüfft zu der jungen Cousland starrte.

Leicht drückte ich ihren kleinen Zeh und sie erwachte augenblicklich aus ihrer Starre. Kurz schielte sie nochmals zu mir dann sah sie nachdenklich zu Boden. Die Augen leicht geschlossen, die Stirn in Falten gelegt dann hob sie erneut den Kopf und sah Elissa ernst an.

Kurz zögerte sie, dann fing sie an zu sprechen. "Ihr könntet sterben."

Elissa nickte leicht und sah Kallian fest an, entschlossen. "Dessen bin ich mir sicher. Aber ich will es. Ich bitte euch darum. Bitte..." , sprach sie das letzte Wort fast schon flehentlich.

So begierig auf den eigenen Tod? Hm...die Leute in Ferelden sind äußerst sonderbar. Ich musterte wieder Kallian, als sie sich nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Manche jedoch auch ziemlich reizend...

"Ich weiße Hilfe nicht zurück, wenn sie mir angeboten wird." , sprach Kallian und rang sich zu einem kleinen lächeln durch.

Elissa sah strahlend zu der jungen Elfin. "Ich...vielen Dank!" Die rothaarige nickte leicht und sah dann wieder auf ihren Teller. Ihr Blick wurde nachdenklich und sie ließ leicht ihren Kopf hängen. Dann plötzlich nahm sie erneut ihr Glas und trank es mit einem Zug leer.

Amüsiert zog ich eine Augenbraue nach oben und beobachtete sie weiterhin. Langsam muss der Alkohol doch wirken...

"Danke für das Essen Bann Teagan. Aber ich gehe jetzt." Den letzten Satz hatte sie eher an mich gerichtet und sah mich ernst an. Leicht wiederwillig ließ ich ihren Fuß los und schlüpfte sogleich in meinen eigen Stiefel zurück.

Kallian erhob sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Speisesaal.
 

Warum? Warum will Elissa mit mir kommen? Sie hatte doch gesehen, wie ich diesen mickrigen Blutmagier einfach umgebracht habe. Wir waren sogar ziemlich aneinander geraten.

Nun will sie an meiner Seite vermutlich auch noch sterben?

Ich ging schnellen Schrittes durch den, mit Fackel beleuchteten, Gang und starrte nachdenklich zu Boden.

Das war jedoch nicht das einzige was mir Kopfschmerzen bereitete. Die Nacht war inzwischen angebrochen und das bedeutet vermutlich einen unruhigen Schlaf.

Wenn ich wieder von dieser dunklen Brut träume, kreische ich das ganze Schloss zusammen. Ich blieb abrupt stehen und sah auf meine nackten Beine hinab.

Ein Spiel...es ist nur ein Spiel, Kallian! Er meint es bestimmt nicht ernst. Bestimmt nicht! Außerdem...ich habe mich doch ganz gut geschlagen.

Naja, bis er meinen Fuß festgehalten hatte. Wo wollte er eigentlich....besser ich denke nicht weiter darüber nach. Er ist einfach seltsam...Zevran....

Ich lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Steinwand und sah nachdenklich zu einer der Fackeln auf. Ein Spiel...ein dreckiges, schmutziges Spiel. Ich biss mir auf die Unterlippe.

"Kallian!" Überrascht drehte ich meinen Kopf und entdeckte Alistair der auf mich zulief und dann schließlich neben mir stehen blieb. Kurz sah er mich abschätzend an. "Ich möchte euch nicht auf die Nerven gehen, aber..."

Ich musste kurz grinsen und blickte wieder den Gang entlang. "...ihr sorgt euch um mich.", beendete ich seinen Satz.

Er sah mich verdutzt an und fuhr sich dann kurz nachdenklich durch sein Haar. "Das auch..." , gab er ehrlich zu. Neugierig sah ich zu ihm und musterte ihn kurz eingehend. Das auch? Also ist noch etwas...

"Was habt ihr auf dem Herzen, Alistair?" sprach ich ruhig und stellte mich nun vor ihm. Er seufzte kurz und sah mich leicht verunsichert an. "Nun...wir reißen doch morgen nach Denerim zu diesem Scholaren. Ich...nun ja...ich habe eine Schwester. Eine Halbschwester sie lebt in der Nähe des Gesindeviertels und..."

Ich nickte leicht und sah kurz nachdenklich zu Boden. "Wir besuchen sie." Verblüfft sah mich der ehemalige Templer an und musterte mich kurz eingehend. "Ehm...ich...vielen Dank. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Ich habe sie nie zuvor gesehen."

Nie zuvor? Hoffentlich nimmt das kein böses Ende. Ich seufzte kurz und bemerkte die langsam anfangende Leichtigkeit in mir. Der Alkohol schlägt nun voll zu. Ich lehnte mich gegen die Wand und schloss leicht die Augen.

"Familie ist schließlich wichtig." , nuschelte ich eher zu mir selbst und dachte über meine eigene Familie nach.

Papa, Sorris...Shianni. Hoffentlich geht es ihnen gut...scheiße. Bestimmt nicht.

"Bedrückt euch etwas?" , fragte Alistair vorsichtig und ich schloss die Augen. "Geht zu Bett, Alistair. Vor uns liegt ein langer Weg."

Ich lächelte ihn kurz an, dann ging ich einfach weiter und ließ ihn stehen. Denerim. Die Hauptstadt Fereldens. Gewiss eine schöne Stadt, wenn du nicht gerade in der Gosse aufwächst.

In letzter Zeit habe ich so viel erlebt und gesehen. Ich habe Menschen kennen gelernt, von denen ich dachte das sie nur in Märchen existieren.

Ich kniff leicht die Augen zusammen und stützte mich kurz an die Wand ab. Mein Blickfeld verzerrte sich kurz und ich atmete nochmal kurz tief aus.

Ruhig...das ist nur der Alkohol. Geh jetzt einfach ins Bett und Schlaf. Ich stieg leicht schunkelnd die Treppe hinauf und hielt mich krampfhaft am Geländer fest.

Das waren doch gerade mal drei, oder höchstens fünft Gläser Wein! Davon kann ich doch gar nicht so betrunken sein...außer ich habe stark nachgelassen.

Ich stieß wenig später die Tür meines kurzzeitigen Zimmer aufs und ließ mich einfach aufs Bett fallen. Ich schloss die Augen und schmiegte mich ins Kissen.

Kurz musste ich leicht lächeln und schmiegte mich mehr in das weiche Kissen. Ich schlafe tatsächlich in einem richtigen Bett...ein weiches Bett!

Dennoch drehte sich alles und ich stöhnte kurz genervt auf. Ich muss Sturzbesoffen sein! Hoffentlich habe ich nicht vor Alistair gelallt wie eine verrückte.

Apropos Alistair...seine Stimme hallte plötzlich in meinen Kopf und ich fluchte genervt. Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Lass mich schnell einschlafen! Ich drückte murrend mein Kissen auf meinen Kopf.
 

Hm...dieser schwächliche Wächter sagte, das sich unsere Anführerin etwas sonderbar benahm. Also hat der Alkohol nun doch endlich zugeschlagen, da könnte ich ihr tatsächlich einen kleinen Besuch abstatten. Vielleicht springt ja etwas für mich dabei raus.

Ich sah das ihre Tür offen stand und schmunzelte kurz. Wie überaus leichtsinnig, schließlich könnte sich so jeder uneingeschränkten Zugriff verschaffen und sich bedienen. Ich schlich leise in den kleinen Raum und erbklickte Kallian mit einem Kissen auf dem Kopf.

Was soll das denn bezwecken? Ich warf es schnell von ihr und beugte mich musternd über sie. Sie drehte leicht ihren Kopf und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. "Was...? Zevran?", murmelte sie leise und drehte sich nun ganz auf den Rücken. Sie fuhr mit ihrer Hand über ihr Gesicht und schnaufte kurz laut.

Amüsiert setzte ich mich auf die Bettkante und sah auf sie hinab. "Ich sehe schon. Ihr vertragt keinen Alkohol." Augenblicklich öffnete sie wieder die Augen und sah mich strafend an. "Natürlich vertrage ich Alkohol!" , wiedersprach sie vehement und versuchte sich leicht aufzurichten.

Kurz musterte ich sie noch einmal und bemerkte das ihr Haar ihr wieder wirr im Gesicht hing. Auch waren ihre Wangen leicht gerötet, wahrscheinlich wegen den Alkohol. Ich hatte ja schließlich noch nichts getan, was sie in Verlegenheit bringen könnte, auch wenn es immer ziemlich unterhaltsam war sie so unsicher zu sehen.

Ich strich ihr das Haar aus dem Gesicht und beobachtete kurz ihre Reaktion. Sie unternahm nichts, nicht einmal ein böser Blick von ihr folgte. "Hey...Zevran." , fragte sie leise und ich sah abwartend in ihre Augen. "Wächter?" schnurrte ich schon fast und grinste innerlich. Betrunken...

Sie sah mich mit leicht glasigen Augen und ich beugte mich leicht zu ihr hinab. Kurz grinste sie schwach und sah leicht weg. "Gefällt dir das Spiel?", flüsterte sie.

Kurz war ich überrascht, fing mich aber schnell wieder. Spiel? Verstehe...ich grinste amüsiert und hob leicht ihr Kinn an. "Ich gewinne immer bei Spielen, müsst ihr wissen. Also ha-" Doch weiter kam ich nicht, denn ich sie hatte ihre Lippen auf meine gedrückt und ihre Arme um meinen Nacken geschlungen. Kurz darauf hörte ich sie leise kichern und sie sah mich mit großen Augen an. "Gewonnen..." meinte sie leise und lehnte sich seufzend gegen mich.

Skeptisch sah ich zu ihr hinab und leckte leicht über meine Lippen. Rotwein aus Orlais. "Ihr spielt ein gefährliches Spiel." raunte ich in ihr Ohr und bemerkte wie sie einer meiner Haarsträhnen um ihren Finger wickelte. Es folgte ein Kauderwelsch , welches selbst ich nicht mit meinen empfindlichen Ohren vernehmen konnte.

Ich hob ihr Kinn leicht an und bemerkte die Unsicherheit in ihren Augen. Sie legte eine Hand auf meine Schulter und sah zu mir auf. "Ich glaube, ich will nicht einschlafen." Kurz sah sie weg, in die Dunkelheit. "Scheiß Träume.", murmelte sie nachdenklich und sah dann wieder zu mir auf, musterte mich kurz.

Schlechte Träume. Ich grinste und ließ sie zurück aufs Bett fallen. "Ich könnte euch Ablenkung gewähren." Ich stützte meine Arme neben ihren Kopf ab und beugte mich zu ihr hinab. Unsere Nasenspitzen berührten uns fast.

Kallians Augen flackerten leicht. "Ich...denke nicht." nuschelte sie schwach und ihre Augen fielen zu. Nicht? Ich musterte sie leicht und besah mir ihr entspanntes Gesicht, die eine Hand neben ihren Kopf liegend, die andere auf ihren Bauch.

Als ich ihre ruhigen und leisen Atem hörte, war ich mir gewiss das sie eingeschlafen war. Schade...dennoch könnte ich......

Gelassen erhob ich mich und legte wenig später ihren Stiefel neben ihr Bett. Meinen Kuss bekam ich. Hm...allerdings anders als geplant.

Ich musterte sie nochmals und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ein gefährliches Spiel, meine Liebe." sprach ich leise und verließ ich dunkles Zimmer und schloss die Tür.

Draußen lief mir Wynne über den Weg, die sofort stehen blieb und mich aufmerksam ansah. "Warum wart ihr in ihrem Zimmer?", fragte sie skeptisch. Oho...

Ich grinste amüsiert und ging auf sie zu. "Geschätzte Wynne, das ist eine lange Geschichte."

Die Oberverzauberin ließ mich nicht aus den Augen. "Erzählt sie mir, Zevran." Kurz musterte ich sie und blieb dabei an ihren Brüsten hängen. Hm...noch ausreichend vorhanden für ihr Alter. "Ich erzähle sie euch, wenn ich mich dabei an euren wohlgeformten Busen lehnen kann."

Sie sah mich verwirrt an und verschränkte sofort die Atme vor ihrer Brust. "Was? Zevran, untersteht euch!" Ich lachte nur amüsiert und schritt nun an ihr vorbei. "Geschätzte Wynne...ihr habt einen wohlgeformten Busen, perfekt damit ich mich dagegen lehnen kann."

Die Magierin schnappte entsetzt nach Luft. "Zevran! Untersteht euch!" Ich lachte jedoch nur amüsiert auf und verschwand um die nächste Ecke.

Neue Erkenntnisse

Zaghaft öffnete ich meine Augen, als ein lautes Klopfen in meine Ohren drang und mich unwohl zusammenzucken ließ. Was...? Ich sah mich kurz verwirrt um und bemerkte, dass ich in meinem kleinen Gästezimmer lag.

Wieder Klopfte es laut an der Tür und ich stöhnte genervt auf. Argh...ich habe Kopfschmerzen! "Ja!" meinte ich genervt und richtete mich langsam auf. Welcher Idiot wagt es mich aus meinen Schlaf zu reisen?!

Die Tür wurde geöffnet und Bann Teagan betrat den Raum. Perplex zog ich meine Augenbraunen nach oben und sah ihn verdutzt an. "Bitte Verzeiht, das ich euch so früh wecke. Aber ich weiß nicht wann ihr nach Denerim aufbrecht und würde zuvor gerne mit euch sprechen."

Mit mir sprechen? Wozu? Ich seufzte kurz und nickte leicht. Wenn ich's schnell hinter mich bringe, kann ich vielleicht doch schnell schlafen. "Wie ihr wünscht."

Der Bann nickte und stellte sich vor meinen Bett. Ruhig musterte er mich kurz und fing dann langsam an zu erzählen. "Es....geht um Elissa." Er seufzte kurz und blickte dann besorgt zur Seite.

Elissa? Die eventuell letzte Cousland?? Aufmerksam sah ich ihn an und schwang meine Beine über die Bettkante. "Was ist mit ihr? Habt ihr bedenken, weil sie mit mir kommen will?"

Teagan nickte nur und sah mich dann wieder eindringlich an. "Ich habe bedenken um ihre Motive. Ich Zweifel nicht, dass sie mit euch kommen will um Ferelden zu schützen. Doch vermutlich will sie sich auch an Howe rächen. Denn euer Weg wird euch früher oder später zu Loghain führen. Und wo Loghain ist, ist auch Howe. Bedenkt das Howe ihre ganze Familie getötet hat. Sie wird sich rächen wollen."

Ich dachte über seine Worte nach. Das ergab durchaus Sinn. Außerdem würde ich es nicht anders machen. Dieses Schwein hat ihre ganze Familie niedergemetzelt und ihr Bruder liegt vermutlich irgendwo verwesend in der Pampa.

Da wäre ich auch auf Rache aus. Aber gewaltig! Ich zuckte kurz mit den Schultern und gähnte leicht. Verdammt...ich bin viel zu Müde. "Ich verstehe eure Besorgnis. Aber ich weiß auch wie Elissa sich fühlt. So gesehen ist es ihre freie Entscheidung und ich werde sie nicht davon abhalten mit mir zukommen. Sie kann kämpfen und sie hat einen Mabari."

Der Bann nickte knapp und sah mich nachdenklich an. Er schien kurz mit sich zu ringen, seufzte dann aber leise auf. "Also gut, ihr habt Recht. Dennoch bitte ich euch, gut auf sie aufpassen. Sie ist noch sehr jung und zuweilen etwas Dickköpfig. Bitte nehmt es ihr nicht übel."

Ich musste kurz grinsen. Kam mir bekannt vor. "Wie alt ist Elissa denn?" Auf mich wirkte sie auch sehr jung, doch ich vermutete einfach das es bei Menschen wohl normal sei. Teagan legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn und überlegte kurz. "Wenn ich mich nicht irre...19 Jahre."

Oh...Ich strich mir kurz durch mein wirres Haar. Dann war sie ja gerademal ein Jahr jünger, als ich. Na wenigstens bin ich dann nicht mehr die jüngste in der Truppe.

Obwohl...wie alt sind die anderen eigentlich? Ich müsste sie bei einer passenden Gelegenheit wirklich einmal fragen.

"Wie dem auch sei. Ich danke euch Kallian und wünsche euch viel Erfolg bei euren weiteren Abenteuern. Kommt Gesund wieder zurück." Bann Teagan reichte mir lächelnd die Hand und ich hielt inne in meiner Haarglättung. Ehh...ein Adliger...der...?

Ich starrte auf seine Hand und hatte meine Hände immer noch in meinem wirren Haar vergraben. Nun war ich verwirrt. Das wiedersprach hier alles langsam dem, was ich Jahrelang gelernt habe. Nämlich das Adlige egoistische und sadistische Mistkerle sind!

Menschen sowieso im allgemeinen...aber...Ich ließ meine Hände aus meinem Haar sinken und sah immer noch auf Teagans Hand. Er hielt sie offen hin, nicht zur Faust geballt mit der Absicht erbarmungslos auf dich einzuprügeln und dir dann dein Hochzeitskleid zu Zerreisen....

Zögerlich ergriff ich seine Hand und schüttelte sie kurz sacht. Erbauer...."Danke, Bann Teagan." sprach ich leise und zögerlich und wagte es nicht in sein Gesicht zu blicken.

Er muss mich für absolut bescheuert halten. Ich würde es zumindest tun.

Peinlich, peinlich...ach...Ich erhob mich einfach und seufzte kurz. Weiterschlafen kann ich jetzt eh vergessen. Dafür gehen mir jetzt zu viele Dinge durch den Kopf.

Ich spürte Teagans Blicke im Nacken, als ich schnell meine Bettdecke ordentlich zusammenfaltete und mein Kissen kurz ordentlich platzierte. Niemand soll sagen, ich habe das Zimmer wie eine Sau verlassen!

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und sah verdutzt zu Teagan, der mich lächelnd ansah. "Ich vertraue auf euren Mut Wächter. Bitte findet die Urne der Heiligen Asche und rettet meinen Bruder."

Die Urne...ich nickte und drehte mich ganz zu ihm um. "Keine Sorge. Das schaffen wir schon..." Ich seufzte kurz und schloss die Augen. "Ich meine bis jetzt lief es ja ganz gut."

Ich überlegte kurz. Abgesehen von Nerias Tod im Zirkel der Magi...aber ich konnte die Magier retten und dieses Dämonen verseuchte Kind. Hm..das war gut. Zumindest fühlt es sich so an. Ich sah wieder zu Teagan auf, der mich kurz musterte. "Ich werde euch Proviant mitgeben, soviel ihr tragen könnt."

Wirklich nett! Dankbar lächelte ich ihn an ."Habt vielen Dank!" Ein netter Adliger....Shianni wird mir das niemals abnehmen! Teagan ging Richtung Tür. "Wir sehen uns unten, Wächter."

Als er die Tür schloss fiel mir plötzlich etwas ins Auge, was mich schmunzeln ließ. Mein Stiefel ist da. Ist das wirklich meiner?? Sofort hob ich ihn hoch und musterte ihn von allen Seiten skeptisch. Ohne zweifel...dieser widerwärtige billige Ledergeruch...das ist mein Stiefel. Aber wie kommt er hier her?

Ich ließ mich zurück aufs Bett fallen und überlegte angestrengt. Zevran hatte ihn doch die ganze Zeit im Besitz. Würde er ihn mir einfach so zurückgeben?

Niemals.

Ich kenne ihn jetzt fast einen Monat und soweit kann ich ihn einschätzten. Er war nicht jemand, der mit Geschenken um sich warf. Außer diese Geschenke erfüllen einen bestimmten Zweck, was ihm wiederum zugutekommt.

Nein...meine Kopfschmerzen meldeten sich kurz wieder zurück und ich seufzte schwer. Er wollte sie mir doch nur geben wenn ich ihn....

Erschrocken fuhr ich hoch und starrte entsetzt auf meinen Stiefel. Nein, unmöglich! Ich kann ihn niemals geküsst haben! Das wäre ja geradezu lachhaft! Ich wollte bei seinem Spiel mitspielen, ohne Zweifel aber nicht zu viel!

Und das geht eindeutig in die Richtung zu viel. Eine leichte röte legte sich auf meinen Gesicht und ich schluckte kurz. Ich habe ihn nicht geküsst....oder? Ich kann mich nicht daran erinnern...allerdings habe ich gestern wohl zu viel getrunken. Daran erinner ich mich noch.

Mir kam plötzlich ein weiterer erschreckender Gedanke. Was wenn es nicht beim Küssen geblieben ist?! Wenn...Nein, nein und nochmals nein! Was für ein Rotz denk ich denn da nur?! Das ist doch absolut unmöglich!!

Nein...das kann nicht sein. Verunsichert sah ich zur Seite und schluckte. Erbauer...das darf und kann doch nicht wahr sein. Der Stiefel würde da niemals liegen, WENN ich ihn nicht...geküsst hätte. Oder will er mich nur verrückt machen?

Argh!!

Unruhig tigerte ich nun im Zimmer auf und ab und starrte Gedankenverloren zu Boden. Angenommen er kam in meinem Zimmer, nachdem ich mich schon komatös aufs Bett geworfen habe, wie weit kann er da schon gegangen sein. Ich meine....meint er das...überhaupt ernst?

Ich...."Scheiße!" , Wütend schlug ich mit meiner Faust auf die kleine Frisierkommode, die kurz wackelte. Ich starrte in den Spiegel und erkannte mich fast nicht wieder. So verunsichert und verwirrt habe ich mich noch nie gesehen. Gefrustet ließ ich mich auf den kleinen Hocker sinken und atmete hörbar aus.

Ernst...gestern war es nur ein Spiel gewesen. Dieses gegenseitige...warum hat er eigentlich über mein Bein gestrichen?? Das hat mich total erschrocken, verunsichert und so weiter. Aber ich habe dennoch versucht ruhig zu bleiben. Schließlich weiß ich ja langsam wie er tickt.

Oder auch nicht....

Nein, ich weiß nicht wie er tickt.

Laut seufzend erhob ich mich wieder und strich mir durch mein Haar. Das wäre ja dann gestern Nacht WENN, es passiert sein sollte mein erster Kuss.

Verlegen lehnte ich meinen Kopf gegen die kalte Steinwand um meine glühenden Wangen etwas abzukühlen. Erbauer...ich benehme mich schrecklich kindisch. Oh weh...ich seufzte leise und schloss die Augen. Was kann gestern nur passiert sein?? Überlege in aller ruhe...

Mir fällt nichts ein. Alles ist weg, als ich dann endlich im Bett lag.

Nun gut...ich weiß nichts mehr, aber jemand anderes bestimmt. Ich setzte mich aufs Bett und zog mir nun wieder meine Stiefel an. Ich werde ihn zur Rede stellen, oh ja! Und zwar knallhart, mit Nachdruck wenn's sein muss. Ohne Erbarmen!

Nervös sah ich kurz zur Tür. Wo hat er eigentlich sein Zimmer? Das weiß ich gar nicht....hach so ein Pech, nun muss ich die ganze Sache wohl vergessen. Wirklich tragisch.

Besagte Tür wurde plötzlich laut polternd aufgerissen und ich kippte vor Schreck nach hinten. Mit dröhnenden Kopf lag ich auf den Boden, die Beine noch auf den Bett verweilend und besah mir die dutzenden Sterne die vor meinen Augen tanzten.

"Warum schlaft ihr denn auf den Boden?", hörte ich Leliana fröhlich sagen und Augenblicklich tauchte ihr strahlendes Gesicht zwischen den ganzen tanzenden Sternen auf. Ich murrte kurz.

"Die Aussicht genießen, von hier unten wirkt das Zimmer viel größer." Tatsächlich wirkte es so, wie ich freudlos feststellte. Interessant.

Leliana kicherte kurz und half mir dann hoch. "Ich habe euch erschreckt, tut mir leid. Aber ich wollte nur nachsehen ob ihr bereits wach seid."

Ich strich über meine Nasenwurzel und seufzte kurz. "Wäre ich ja spätestens jetzt gewesen." Die junge Bardin lächelte verlegen und ergriff meine Hand und half mir hoch. "Die anderen sind auch schon alle wach. Wir wollen alle so schnell wie möglich, nach Denerim aufbrechen."

Wirklich? Warum denn das? Denerim ist zwar die Hauptstadt Fereldens, aber ich mache mir dennoch Sorgen. Egal wie groß eine Stadt ist, mit etwas Pech finden dich die Wachen immer.

Und Loghain...er wird wahrscheinlich in der Hauptstadt sein. Wahrscheinlich....vielleicht ist er aber auch in Ferelden unterwegs und bringt ein paar unschuldige Leute um. Solange wir uns erst mal nicht über den Weg laufen, soll's mir egal sein.

"Oh, ihr habt ja eure Stiefel endlich wieder!", rief Leliana entzückt und ich erwachte aus meinen Gedanken. "Ehm...ja." , fing ich etwas unsicher an und sah hinab. Wieder da...

"Was habt ihr getan um ihn endlich von Zevran wiederzubekommen?" , fragte die junge Bardin neugierig und sah mich aufgeregt an. W-was? Soll das heißen, sie wusste....? Nein, das kann doch nicht sein. Leliana grinste noch breiter, als sie meinen verschreckten Blick bemerkte. "Ich bitte euch, Kallian. Es war leicht zu durchschauen, dass da etwas im Busch ist."

Im Busch?! Wir...das..! Ich wurde Rot und sah sie erschrocken an. "Aber wir machen, doch gar keine Buschspiele! Ich meine da ist nichts im Busch!" , korrigierte ich mich hastig und hätte vor Wut mein Kissen zerfetzten können.

Leliana grinste noch breiter, soweit das überhaupt möglich war. "Mir sind gestern eure Tischspiele nicht entgangen."

"Tischspiele?!" , rief ich erschrocken aus und wäre fast umgefallen. Das wird ja immer schlimmer...Buschspiele, dreckige Spiele und nun auch noch Tischspiele?! Leliana betrachtete nachdenklich mein angespanntes Gesicht. "Warum seid ihr denn so entsetzt?" Ich schüttelte heftig den Kopf und ließ mich aufs Bett fallen. Scheiße...wer außer Leliana, hat es noch mitbekommen?

Die junge Bardin setzte sich neben mich und sah mich musternd an. Ich starrte immer noch bestürzt einen unsichtbaren Punkt auf den Boden an. Erbauer...ich weiß nicht weiter.

"Leliana....", fing ich leise an und versuchte ruhig zu bleiben. "Ich weiß nicht was ich denken soll."

Und das entsprach wirklich der Wahrheit. Ich wusste es einfach nicht. Gar nichts. Es war alles total wirr in meinem Kopf.

Leliana strich behutsam über meinen Kopf, während ich ihr einen verzweifelten Seitenblick zuwarf. Was soll's, wenn sie sowieso schon die Hälfte wusste, könnte sie auch den Rest erfahren.

"Gestern...ich glaube....da haben wir uns geküsst.", flüsterte ich und schloss die Augen. Nun ist es raus. Ich erzähle einer Menschenfrau, meine elfischen Gefühlsprobleme. Sorris wird mir das niemals abnehmen.

Die junge Bardin sagte nichts und ich ahnte schlimmes. Unsicher öffnete ich meine Augen und sah in ihr nachdenkliches Gesicht. "Ihr...glaubt es?" , fragte sie verwirrt.

Der Glaube soll ja vielen helfen...ich hätte lieber Gewissheit. "Keine Ahnung. Ich war gestern wohl so betrunken, das ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Aber Zevran wollte mir meinen Stiefel nur wiedergeben wenn ich ihn...küsse." Ich seufzte schwer und ließ den Kopf hängen. "Er ist ein verdammter Idiot."

Ein leises kichern von Leliana folgte und ich seufzte kurz. Wirklich witzig...ich dreh hier gleich durch! Das ist doch furchtbar. Ich bin total durcheinander.

"Ich glaube ihr mögt ihn." , sprach sie munter und ein entsetztes einatmen meinerseits war zu hören. Das klang jetzt nicht wie mögen...sondern wie 'mögen' ! "Leliana, verdammt, was wollt ihr damit sagen??" , fuhr ich sie nun wütend an und stand auf. Das ist doch alles bescheuert!

Ihre blauen Augen bohrten sich direkt in meine als sie weiter sprach. "Sonst hättet ihr ihn doch schon längst angewiesen."

W-waaaaas?? Verdattert sah ich sie an und brachte keinen Ton heraus. Ihn abweisen? Zevran kann man nicht abweisen, der kommt wie ein garstiger Husten immer wieder! Ich schüttelte ungläubig den Kopf. "Ihr müsst doch mitbekommen wie er ist." , warf ich ihr vor und sah gefrustet drein.

"Oh ja, in der Tat. Stellt euch vor, als wir in Redcliffe waren hat er mir angeboten das wir die Stiefel miteinander knallen können."

Ich stutzte kurz, ehe ich begriff. Das...ist ja die Höhe!! Ich sprang auf und griff nach meinen Schwert und meinen Dolch. "Dieser verdammte Mistkerl! Was bildet der sich eigentlich ein?! Da fragt der doch tatsächlich, ob...!"

Wieder hörte ich Leliana kichern und sah verdattert zu ihr. Was...? Sie grinste mich schelmisch an und erhob sich. "Warum regt ihr euch denn so auf? Man könnte glatt meinen ihr wärt eifersüchtig."

Eifersüchtig?? Das ich nicht lache!! Grimmig schielte ich zu ihr und packte nun meinen Rucksack. Ich verwarf meinen kurzzeitigen Plan in Zevrans Zimmer zu stürmen und ihn Gewalt anzutun. "Macht euch nicht lächerlich!"

Ich und eifersüchtig...sowas bescheuertes! Ich schluderte gelassen meinen Rucksack und ging zielstrebig Richtung Tür. "Ich wusste nur nicht das euch Elfen gefallen." , gab ich nachdenklich zu. Obwohl...die Menschen halten uns ja für schön. Zumindest der Großteil.

Leliana ging mir nach und verließ mit mir gemeinsam das Zimmer. "Ich finde Elfen bezaubernd. Sie sind so elegant und gewandt. Sie wirken so zierlich, doch sehr viele von ihnen können viel einstecken und meist noch mehr austeilen. Ihr weiches Haar. Besonders gefallen mir ja ihre Ohren, die..."

Ich schaltete einfach auf Durchzug. Es wunderte mich fast, das Leliana nicht mit Zevran in die Kiste gesprungen ist. Sie schwärmt ja praktisch von Elfen. Und Zevran...nun...ein hässlicher Elf war er nicht. Ich sah kurz über meine Schulter und musterte Leliana nochmal kurz. Sie ist für eine Menschenfrau wirklich schön. Obwohl ich zugeben muss, dass Morrigan noch besser aussah.

Und ich? Besser ich denke nicht drüber nach. Ich bin zu kleinen, mein Haar ist die reinste Qual, manchmal stolper ich über meine eigenen Füße, ich sehe aus wie ein Gör und ich verliere viel zu schnell die Geduld und die Nerven.

Als wir unten die Haupthalle betraten, waren bereits alle meine Gefährten versammelt. Was mich sogar fast verlegen machte. Wäre Bann Teagan und Leliana nicht gekommen, hätte ich noch tief und fest geschlummert und die anderen hätten sich die Beine in den Bauch gestanden.

Glück im Unglück...wie so häufig. Ich seufzte kurz und sah Isolde, wie sie die Diener anwies viele Essensrationen einzupacken. Connor stand etwas abseits und sah mich neugierig an. Cullen stand nicht weit entfernt von dem Bengel und behielt ihn im Auge. Wahrscheinlich würde er hierbleiben, bis Connor in den Zirkel geht. Gut für beide.

"Kallian, wir können aufbrechen!", rief Alistair und schluderte sich ebenso einen großen Rucksack. Er grinste mich verschmitzt an und ich grinste leicht zurück. Wahrscheinlich hat er eine extra Ration Käse mitgenommen. Müsste ich mir eigentlich auch einpacken...

Nachdenklich sah ich zu Connor, wie er fasziniert und dennoch ehrfürchtig Morrigan ansah. Die Hexe nahm jedoch keinerlei Notiz von dem Jungen. Sie blickte Gedankenverloren ins Feuer.

An was sie wohl gerade denkt? Doch ehe ich mir weiter darüber Gedanken machen konnte, hörte ich hinter mir fast Geräuschlose Schritte. Mir war sofort klar, wer das war. Und es machte mich unglaublich nervös, aber wenn ich jetzt meine Unsicherheit zeige bin ich als Anführerin bei den anderen unten durch!

Ich tat einfach so als würde ich weiterhin Morrigan beobachten und wandte dann meinen Blick zu Isolde, die mit Teagan auf uns zuging. "Ich möchte mich nochmals bedanken Wächter. Ich weiß das ihr es schafft."

Natürlich, wer sonst? Sonst wäre da niemand mehr. Oh, ich spüre schon die ungeheure Last der Hoffnung auf meinen Schultern liegen. Großartig. Ich nickte knapp und sah Isolde an. Adlige Shems...das letzte. Dennoch...kurz sah ich zu Teagan und nickte ihm zu. Er ist wohl eine große Ausnahme. Elissa kam entschlossen auf mich zu, neben ihr treuer Mabari. "Ich danke euch dafür, das ich mit euch reisen darf. Ihr werdet es nicht bereuen Wächter." Kurz überlegte ich und nickte ihr dann schließlich zu. Gerade fiel mir auf, das ich jetzt sogar eine Adlige mit auf diese verdammte Reise nehme! Ich bin tief gesunken, sehr tief.

Wir verabschiedeten uns von den Guerrins und verließen schließlich das Schloss. Und ich war heilfroh endlich wieder frische Luft zu schnappen, weit weg von miefigen stinkenden Schlössern. Ich hatte einen Blick auf meine halb zerrissene Karte geworfen und festgestellt, dass es bis nach Denerim noch ein weiter Weg ist.

Zuerst mussten wir den gesamten Weg nach Lothering zurücklaufen und würden dann eine Weile durch das Bannorn reisen.

Ich betrachtete Hasso und Lymira wie sie laut bellend miteinander rumtobten, um unsere Gruppe herumrannten und auch gerne einfach hindurch rannten. Was wiederum, besonders von Morrigan, böse fauchend kommentiert wurde.

Nachdenklich sah ich auf das Schild von Alistair, welches er auf den Rücken trug. Seine Schwester...damals im Nichts habe ich sie schon gesehen. Sie war so widerwärtig Freundlich, das es schon nicht mehr normal war. Ob die echte Schwester auch so ist?

Gönnen würde ich es Alistair. Seine Mutter starb im Kindbett, sein Vater anscheint ein kleiner Nymphoman, Isolde die ihn wohl aus dem Schloss geekelt hat und dann bis zum Beitritt bei den Wächtern, lebt er allein in der Kirche. Wegen einer dummen Templer Ausbildung. Und die anderen mochten ihn wegen seiner Herkunft nicht.

Ich seufzte kurz leise und besah mir die Calenhad-See. Herkunft. Anscheinend steht die Herkunft über alles. Wenn du nicht adlig bist und in der Gosse aufwächst, hast du praktisch schon verloren. Da gibt es nur zwei Wege. Entweder du beugst dich deinem Schicksal, erträgst es still und bist zufrieden mit dem wenigen was du hast.

Oder du erhebst dich, bist nicht still und erträgst diese Ungerechtigkeit nicht länger. Allerdings sind die Konsequenzen...erheblich.

Ich besah mir nachdenklich die kahlen Bäume. Erheblich...Ich strich Gedankenverloren um den kleinen Ring, welchen ich um den Hals trug. Nelaros. Du elender Narr. Du hast dich auch erhoben. Und nun bist du längst im Schloss verrottet, oder sie haben dich den Mabari zum Fraße vorgeworfen. Ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen, was dir noch nach dem Tod angetan haben.

Aber eins steht fest. Wenn er nicht gekommen wäre, wäre ich und Shianni vermutlich Tod. Ich sah wiedernach vorn. Elissa hatte sich zu Alistair gesellt und unterhielt sich mit ihm. Langsam ließ ich den Ring los und seufzte innerlich. Außer Nelaros und Sorris kam niemand um uns zu retten. Viel zu Feige und schwach war der Rest im Gesindeviertel.

Nelaros...danke. Ich sah zu dem bevölkerten dunklen Himmel hinauf.

Eine kleine Windböe wehte mir entgegen und blies mir ein paar wenige Blätter ins Haar. Ich sah kurz zu Boden und besah mir die Schuhabdrücke, die meine Gefährten in der weichen Erde hinterlassen haben. Seltsam...erst folgte mir niemand und nun schon so viele. Gegen einen Gegner, der das Ende für ganz Ferelden bedeuten könnte.

Das ist etwas völlig anderes, als wenn du nur von so einem widerlichen Menschen angefasst wirst und du ihm einfach ein Messer in die Hand rammst. Hier wird die Lösung des anstehenden Problems um einiges schwieriger und auch anstrengender Verlaufen.

"Und wie läuft es sich in den Stiefeln? Vermutlich nicht besonders angenehm, schließlich sind sie einfach nur plump."

Ich seufzte innerlich und schielte zur Seite. Zevran musterte mich kurz abschätzend, dann legte er erneut ein Grinsen auf. "In Antiva könnte ich euch schöne Stiefel besorgen. Nur das Beste, um eure zarte Haut zu schützen."

Ich musste an letzte Nacht zurückdenken, die ich jedoch komplett aus meinen Gedächtnis gelöscht habe. Nur...habe ich ihn geküsst, oder er mich? Wahrscheinlich er mich, ich war wohl so betrunken das ich schon halb im Koma lag.

Hat der mich doch glatt ausgenutzt!

"Dann nehme ich die teuersten. Und ich möchte sie mit Edelsteinen verziert haben.", antwortete ich prompt, sah ihn aber nicht an. Edelsteine....die funkeln so wunderschön. Und dieser Glanz...

Ich hörte ihn belustigt lachen und riskierte nun doch einen kleinen Blick. Findet der das etwa lustig? "Ich sehe schon, ihr mögt es extravagant. Im Moment kann ich euch nicht mit Stiefeln versorgen, aber eventuell könnte ich euch andere Wünsche erfüllen."

Andere Wünsche?? Fragend sah ich ihn an und zog eine Augenbraue nach oben. Beim Erbauer, ich habe doch nur diesen einen Wunsch! Stiefel. Aber anscheinend ist das ja wieder zu extravagant, Ohja! Trage ich ja nur diese Plumpen Dinger!

Grummelnd blickte ich wieder nach vorn und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wirklich unmöglich von mir. Ich hörte ihn kurz gespielt traurig seufzen. "Ich sehe schon, ihr seid verstimmt, meine Liebe."

Verstimmt?? Ach, stimmt doch gar nicht! Ich sah ihn böse an und ließ mich leicht zurück fallen.

Die anderen müssen das ja nicht mitbekommen. Als die anderen schon ein gutes Stück vorausgegangen waren, fing ich endlich an zu sprechen. "Also gut, scheiß auf die Stiefel. Ich will wissen, was letzte Nacht passiert ist!", zischte ich ihn warnend an. Und wehe er tischt mir irgendwelche Märchen auf!

Er blieb stehen und sah mich mit einer Mischung aus Neugier und Schadenfreude an. "Letzte Nacht? Lasst mich überlegen..."

Zevran lehnte sich an einen Baumstamm und verschränkte die Arme vor der Brust. Amüsiert sah er zum Himmel hinauf, während der Wind durch sein langes Haar strich. Böse sahn ich ihn an und knirschte kurz mit den Zähnen. "Ich sollte euch Fesseln und in einen Fluss werfen."

Der blonde Elf lachte plötzlich auf, während ich ihn leicht entgeistert ansah. Was zum...? "Ich hoffe doch es kommen Fesseln mit vor....und ihr macht mit.", schloss er leise und ging nun auf mich zu. Ich zog eine Augenbraue nach oben und ließ ihn nicht aus den Augen. Was habe ich jetzt wieder dummes gesagt?! Erbauer...

Ich wich unbeabsichtigt leicht zurück und stieß gegen einen Baum. Ich fluchte kurz böse und sah im nächsten Moment schon die goldbraunen Augen, dieses verdammten Elfs.

"Was denkt ihr denn was geschah?", raunte er mir leise ins Ohr. Ich biss mir fest auf meine Lippe und starrte zu Boden. Idiot, woher soll ich das wissen!

Ich versuchte ihn von mir zu drücken und sah ihn nun gereizt an. "Lass den Mist! Du weißt genau, ich weiß es nicht mehr!"

Er lachte jedoch nur dunkel auf, und lehnte seine Stirn gegen meine. Sein Atem strich mir sanft übers Gesicht und ich sah ihn erschrocken an. Zevran war beinahe genauso groß wie ich und ich konnte seine Lippen nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht sehen. Erneut fing mein Herz heftig an zu schlagen und ich fluchte innerlich über meine Verklemmtheit.

Er sah mir tief in die Augen und ich schluckte. Dieses glühen, wenn er mich ansieht...ich drückte mich enger an den Baum hinter mir. Ein anzügliches Grinsen entstand auf seinem Gesicht, als er eine Hand um meine Hüfte legte und die andere an meine Wange. Federleicht strich er über meine gerötete Wange und schien mich mit seinem Blick wie hypnotisieren. "Ich zeige es euch." , schlug er mir leise flüsternd vor, während ich ihn immer noch wie paralysiert ansah.

Mein Gehirn war kurzzeitig wie ausgeschaltet, ich konnte nichts mehr denken sondern spürte nur noch Zevrans heißen Atem an meiner Haut.

Seine Lippen glitten über den Hals, zu meinem Kiefer und zu meiner Wange.

Er entfernte sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem.

Abwartend sah er mir in die Augen. Ich sah ihn jedoch nur nervös mit großen Augen an und war drauf und dran in seinen Augen zu versinken. Dann näherte er sich meinem Gesicht wieder und seine Lippen trafen auf meine.

Seine Lippen schmiegten sich eng gegen meine. Dann öffnete er sie und seine Zunge erforschte meinen Mund. Ein seufzen entwich mir und ich löste meine Hände von der Rinde in welche ich mich gekrallt hatte und legte sie nun um seinen Nacken und schmiegte mich an ihn.

Ein Kibbeln brannte in meinem ganzen Körper und ich atmete tief den Geruch von Zevrans Lederrüstung ein, strich kurz über seinen braungebrannten Arm und genoss die Leidenschaft, die sich mehr und mehr mit dem Kuss entwickelte. Mein Herz war drauf und dran zu zerspringen. Das Kribbeln jedoch, veränderte sich schlagartig und ich hielt erschrocken inne.

Es wurde tatsächlich zu einem Brennen in meinem Körper. Eine Warnung. Zevran löste sich von meinen Lippen, verweilte mit seinem Gesicht jedoch nah vor meinem Gesicht. "Das taten wir letzte Nacht. Allerdings nicht so professionell. Ihr müsst mehr üben, meine Liebe."

Professionell? Entgeistert sah ich ihn an und leckte mir kurz unbewusst über meine Lippen. Meine Knie waren weich und ich hatte mich mittlerweile eh an ihn festgekrallt um nicht zu fallen. "Ich...schlage euch später für diese Bemerkung. Aber ich spüre dunkle Brut."

Ihre Schritte waren bereits zu lösen und ich blickte über Zevrans Schulter. Im selben Moment sah ich eine kleine Gruppe von Hurlocks aus dem Geäst rennen. Gierig und böse lachend, sahen sie schließlich zu uns. Ich murrte kurz und griff nach meinem Schwert. Und die anderen sind nicht da. Nur wir beide. Zwei gegen sieben. Unfair, wie immer.

Diese verdammte Brut hat alles kaputt gemacht! Verdammte...."Oho, darf ich vorstellen? Dunkle Brut, Wächter. Wächter, dunkle Brut."

Ich sah entrüstete zu Zevran, der amüsiert seine Waffen zog. "Wir kennen uns schon zur Genüge..."

Außerdem, entledigt man sich unliebsame Bekanntschaften am besten mit einem gekonnten Schwerthieb. Ich blickte zu der Burt, die langsam immer näher kamen und dabei ihre Schwerter zogen. Zwei von ihnen trugen Pfeil und Bogen.

Also gut...ich stürmte einfach vor und hielt angriffsbereit meine Waffen bereit. Wenn wir schnell sind, dürfte nichts passieren. Der Hurlock holte mit seinem Schwert aus, während ich mich schnell leicht nach hinten bog und so seinem Angriff entging. Verdammt, das war knapp!

Kurzerhand rammte ich ihm meinen Dolch in sein widerliches Gesicht. Mein Schwert fand seinen Weg durch seine Magengegend. Es fiel röchelnd zu Boden, doch ich konnte mich nicht lange darüber freuen, denn der nächste Hurlock griff mich dunkle Lachend an.

Ich parierte seine Angriffe so gut es ging doch ich bemerkte einen weiteren, der sich hinter meinen Rücken anschlich, nicht. Wo waren die anderen, wenn man sie mal bräuchte?!

Plötzlich war ein gurgelndes Geräusch zu hören und ich warf schnell meinen Kopf nach hinten, der Hurlock lag auf dem Boden und Zevran zog schnell seinen Dolch aus dessen Kehle. Schnell entledigte ich mich dem anderen Hurlock, indem ich mich im Schwung hinab bückte und die Schwerter mit hinterher zog und die Füße des Hurlocks von dessen Beine abzutrennen. Er war Geschichte.

Ein kurzes Zischen war zu vernehmen und ich wirbelte schnell herum, in der Hoffnung Leliana zu entdecken, die bereits mit Pfeil und Bogen zu Hilfe eilte. Zevran der hinter mir stand keuchte jedoch auf und ich sah schnell zu ihm. Ein Pfeil ragte aus seinem Schulterblatt heraus. Er fluchte kurz in seiner Sprache und ging dann in die Knie.

Erschrocken riss ich die Augen auf und sah zu dem feindlichen Hurlock, der erneut auf ihn zielte. Dieser...!

Wütend preschte ich vor, sprang über Zevran hinweg, stürmte auf diese verdammte Kreatur zu und rammte meinen Dolch durch dessen Kiefer. Sein verdorbenes Blut spritze mit entgegen und ich biss die Zähne zusammen. Widerwärtige Kreaturen! Ich trat in seinen Bauch und es fiel um, wie ein Sack Kartoffeln. Keuchend sah ich mich um und entdeckte noch drei weitere Hurlocks. Angespannt sah ich kurz zu Zevran, der sich langsam wieder erhob. Blut rann in Rinnsalen seine Lederrüstung entlang.

Scheiße! Ich rannte schnell zu Zevran und stellte mich vor ihn. Kurz sah ich nochmals zu ihm, als er wieder seine Waffen erhob. "Weniger schön, als ich gedachte hatte." , gab er zu und verzog kurz das Gesicht.

Plötzlich kam ein gewaltiger Feuerball auf die Hurlocks zugefolgen und ließ sie in Asche verwandeln. Uns jedoch wirbelte es kurz durch die Luft und ließ uns stöhnend auf den Boden aufschlagen. Benommen blieb ich liegen und hörte entfernte Stimmen. Viele Stimmen. Aufgeregte Stimmen.

Erbauer...ich öffnete zögerlich die Augen und blickte in Morrigans prüfende Augen. "Es ist ihr nichts passiert, Narr. Also haltet die Klappe.", sprach sie genervt und wandte sich von mir ab. Diese verdammte Hexe...

Ich richtete mich langsam auf und sah zu Alistair der mich besorgt musterte und mir aufhalf. "Wo wart ihr denn plötzlich gewesen? Wir wurden von dunkler Brut angegriffen und ihr und Zevran wart verschwunden!"

Zevran!

Schnell sah ich mich um und erblickte ihn immer noch am Boden liegend, Wynne hatte sich zu ihm hingehockt und musterte ihn prüfend. Schnell rannte ich zu dem blonden Elf und sah ihn besorgt an. Er hatte ein paar Schrammen im Gesicht abbekommen und der Pfeil war abgebrochen. Wynne seufzte kurz. "Wir müssen ein Lager aufbauen und seine Wunde versorgen." Ich hockte mich neben sie und sah besorgt ins Zevrans Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen. "Zevran...?" , fragte ich zögerlich und wollte gerade nach seiner Hand greifen, da fing er kurz an zu husten und öffnete schließlich seine Augen einen Spalt.

"Diese Hexe legt es daran auf, alles in ihrer Umgebung zum Explodieren zu bringen."

Ich lächelte schwach und ergriff einfach seine Hand. "Sie ist wieder schlecht gelaunt. Wie immer."
 

Das Lager war aufgebaut und wir werden hier wohl vermutlich den restlichen Tag verweilen. Nachdenklich sah ich in das Feuer, welches Sten entzündete hatte und wärmte mich leicht. Wynne war im Zelt von Zevran und versorgte seine Wunde. Hoffentlich ist der Pfeil nun ganz draußen. Ich seufzte leise und zog meine Beine an. Zevran...dieser Blödmann.

Kurz feuchtete ich leicht meine Lippen an und schloss die Augen. Dieser Kuss...ich seufzte wieder.

"Geht es euch gut?", sprach Elissa und sah mich forschend an. Leicht erschrocken sah ich zu ihr und nickte hastig. "Jaja, alles in Ordnung." Sie hat sich einfach neben mich gesetzt und ich habe es nicht bemerkt! Schwach...weil ich mit meinen Gedanken ganz woanders war.

"Bei eurem ständigen seufzen, dachte ich schon ihr hättet eine Magenverstimmung.", sprach die junge Cousland nachdenklich und strich über den Kopf ihres Mabari der neben ihr lag. Magenverstimmung?

Erbauer...ich schielte zu Zevrans Zelt. Wynne war immer noch da drinnen...warum dauert das solange? Ach, wahrscheinlich kommt es mir nur so vor. Ich murrte leise und sah gefrustet ins Feuer. Was für ein Desaster. Dabei fing der Tag so gut an...ich seufzte wieder leise. "Nein, eine Magenverstimmung wird es nicht sein." , sprach plötzlich Leliana heiter und setzte sich ebenfalls neben mich. Verwirrt sahen Elissa und ich sie an. Was soll das denn heißen?

Die junge Bardin kicherte jedoch nur und sah mich erheitert an. Ich dachte mir schon auf was das hinaus läuft. "Was denn?" , wollte Elissa neugierig wissen und rutschte näher an mich heran. Ehh...ich sah zwischen den beiden hin- und her. Ich bin auch noch da!

Plötzlich jedoch schritt Wynne aus dem Zelt und ich sprang im selben Moment auf. Na Endlich! Sofort stürmte ich auf sie zu und ließ eine kichernde Leliana und eine verwirrt schauende Elissa zurück.

Die ältere Magierin sah mich prüfend an, als ich vor ihr zum stehen kam. "Er braucht noch etwas Ruhe, aber morgen können wir wieder weiter Richtung Denerim reisen." Großartig...

Ich nickte leicht und sah neugierig zum Zelt. "Ich werde mal nach ihm sehen." Wynne sah mich kurz mit einem undefinierbaren Blick an, nickte dann aber schließlich. "Also gut...aber bitte nicht zu lange."

Natürlich...ich stürmte einfach ins Zelt und sah ihn dort liegen. Eine Decke lag über ihn, doch er richtete sich leicht auf und musterte mich kurz abschätzend. "Ich wusste doch, ihr könnt es gar nicht erwarten mich wieder zu sehen."

Ich grummelte nur kurz und setzte mich neben ihn hin. Die Schrammen aus seinem Gesicht waren verschwunden. Wynne muss ihn Großteils geheilt haben. "Denkt ihr das?", fragte ich gelassen und sah ihn abschätzend an.

Er grinste jedoch nur süffisant und legte die Decke beisetzte. Sein Oberkörper war Großteils verbunden und dennoch konnte man deutlich seine Muskeln unter dem Verband erkennen. Erbauer....steh mir bei. Die Hitze schoss mir wieder in die Wange und meine Haltung wurde etwas angespannter. "Wisst ihr...ich habe da eine kleine Frage. Das müsste euch etwas ablenken."

Ich sah ihn böse an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Eine Frage? Nur zu.", meinte ich und versuchte die Hitze aus meinen Wangen zu verbannen. Verdammt...

"Es geht um Folgendes." Er streckte sich kurz und strich sich dann durch sein Haar, mich dabei anschauend. Ich schluckte kurz. "Ich habe geschworen euch zu dienen, dennoch frage ich mich was ihr mit mir zutun gedenkt wenn die ganze Sache mit der Rettung Fereldens überstanden ist." sprach er neugierig und sah mich mit seinen hellen Augen an.

Ich zog eine Augenbraue nach oben und stutzte kurz. Gute Frage....darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe mich ja sogar mit dem Gedanken abgefunden, die ganze Sache mit der Rettung Fereldens vielleicht gar nicht selbst zu überstehen.

Ich legte meine Hände in meinen Schoss und blickte nachdenklich zu Boden. Einen Schwur mir zu dienen...das klingt so gezwungen.

"Ihr könnt, gehen wenn ihr wollt." , sprach ich leise und sah ihn wieder an. Er richtete sich nun ganz auf und sah mich kurz musternd an, dann fing er wieder an zu sprechen. "Das könnte ich? Und wenn ich nicht gehen will?"

Verwirrt sah ich ihn an. Was soll das denn heißen? Er wäre dann frei! Und vermutlich auch in Sicherheit vor diesen Amseln...ach Krähen! Er kann gehen...und ich...

"Ich bestehe nicht auf euren Schwur, Zevran. Ihr könnt gehen, wann immer ihr wollt." Ich erhob mich wieder. Aber wenn er diese ganzen...Dinge nur tut wegen diesem Schwur, dann kann er gleich wieder gehen! Sonst...Doch plötzlich ergriff er meine Hand und ich sah überrascht auf ihn hinab.

Er grinste leicht. "Oh, ich habe diesen Schwur freiwillig geleistet, aber wenn ihr das so seht umso besser. Aber angesichts meines Verhältnisses zu den Krähen, bleibe ich lieber hier." Ich seufzte innerlich. Alles klar...ich nickte knapp und wollte das Zelt verlassen, doch er hielt mich weiterhin fest. Fragend sah ich zu ihm. Er grinste kurz leicht. "Nehmen wir an, ich würde nicht gehen wollen, wenn es soweit ist, was dann?"

Ehh...ich sah ihn verwirrt an. Er würde nicht gehen wollen? Warum...? Er wäre frei...ich setzte mich nun wieder vor ihm und sah ihn prüfend an. Was geht in diesem Elfenhirn nur vor??

Dennoch freute ich mich innerlich, wenn er bleiben würde....aber das ist vermutlich nur Träumerei...Tagträumerei.

Dennoch war ich verwirrt. Ich rutschte leicht unwohl hin- und her. "Warum solltet ihr nicht gehen wollen, wenn sich Euch Gelegenheit dazu bietet?"

Er beugte sich leicht vor und umfasste sanft mein Kinn. Mit großen Augen sah ich in seine. "Das ist schwer zu sagen...Kennt ihr niemanden für den ich bleiben könnte?"

Mein Herz pochte wieder bis zum Anschlag und ein kurzer Schauer jagte er über meinen Rücken. Was...? Meint er das...ernst? "Ich...", fing ich zögerlich an und Zevran grinste erneut und legte plötzlich seine Lippen auf meine.

Verdutzt sah ich ihn an, als er kurz darauf sich wieder von mir löste. Dann legte sich sein bekanntes verruchtes Grinsen auf seine Lippen. "Jemand muss euch schließlich noch das professionelle Küssen beibringen, meine Liebe. Letzte Nacht war mehr als stü-" Doch weiter kam er nicht, denn ich hatte ihn einen nassen Lappen ins Gesicht geworfen. Es dauerte nicht lange und ich kicherte kurz.

"Da ihr euch so schwer verletzte habt, werde ich euch nicht schlagen. Erfreut euch eures Glücks Zevran."

Er warf angewidert den Lappen beiseite und musterte mich nochmals eingehend. "Eigentlich hatte ich ja auf eine andere Strafe gehofft...etwas mit Fesseln und..."

"Jaja!", meinte ich lachend und erhob mich. "Ich bringe euch dann was zu Essen." Ohne nochmals zu ihm zu schauen ging ich aus seinem Zelt.

Ein Grinsen stahl sich auf meinem Gesicht, als ich zu meinen Gefährten sah.

Unwetter in der Nacht

Aufmerksam besah ich mir die Sterne, die nun am dunklen Himmel strahlten. Wie kleine Diamanten....

Nicht nur das Diamanten schön aussehen, nein sie bringen sogar ordentlich Geld in die Taschen. Und Geld wäre gar nicht mal so schlecht...momentan sieht's nämlich ziemlich übel aus. Wir waren komplett Pleite.

Schade das diese verdammte dunkle Brut, kein Geld mit sich herumträgt. Wäre aber auch zu dämlich....was wollen diese Monster mit Geld? Fleisch kaufen? Nein, das holen sie sich immer gratis....

"Kallian!" , rief Leliana und ich seufzte innerlich. Jammern brachte jetzt auch nichts. Vielleicht könnte ich ja was in Denerim verkaufen. Oder besorgen...ich brauche nur die richtigen Kontakte.

Ich drehte mich um und lief zu Leliana, die am Lagerfeuer saß und gerade den gekochten Eintopf in kleine Schüsseln aufteilte. Ich schnüffelte kurz und seufzte zufrieden. "Das riecht ja köstlich!", schwärmte ich und atmete nochmal tief ein.

"Natürlich, ich habe ja auch gekocht." , bemerkte Morrigan mürrisch und ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm nieder. Oho, sie hat mal gekocht? Ich grinste sie kurz diebisch an, während sie mich eher abschätzend musterte. "Was ist?"

"Können wir das gefahrlos essen? Nicht das ihr versehentlich ein paar Kräuter vertauscht habt." Die Augen der Hexe wurden kurz zu schlitzen. "Ich täusche mich nie. So eine Frage solltet ihr lieber dem Meuchelmörder im Zelt stellen."

Kommentarlos nahm sie die Schüssel von Leliana entgegen und schritt nun wieder davon, zu ihrem eigenen Zelt, welches sie jedoch weit entfernt von uns aufgebaut hatte. Abschätzend sah ich ihr nach und dachte kurz über ihre Worte nach. Der Meuchelmörder....

Alistair seufzte kurz und setzte sich nahe dem Feuer hin. "Zum Glück ist sie weg, mir ist schon der Appetit vergangen." Leliana sah mahnend zu dem blonden Mann. "Aber trotzdem isst ihr das, was sie kocht."

Er zuckte nur leicht mit den Schulter und sah zu der jungen Bardin auf. "Dass oder Magenknurren." Ich setzte mich neben Alistair hin und nahm mir eine Schüssel. Wo er recht hat, hat er recht. Ich schielte nochmal zu Morrigans Zelt. Dennoch....ich vertraue der Hexe nicht. Sie ist einfach nur ein Miststück.

Herzloser als ich...langsam begann ich zu essen. Bin ich wirklich Herzlos? Ich bevorzuge ja gnadenlos gerecht. Macht wohl auch kein Unterschied. Mein Blick richtete sich zum Feuer, welches sich flackernd den Himmel entgegenstreckte. Vater...

Je näher wir Denerim kommen, desto aufgeregter werde ich. Aber uns steht mindestens noch ein Marsch von einer Woche bevor. Eine Woche! Viel zu lange finde ich. Ich will meinen Vater wiedersehen.

Damals als ich mit Duncan mitging, war mein Aufbruch so ungeplant wie schnell. Ich konnte mich nicht mal von Vater verabschiedenden. Wie es ihm wohl geht? Und Shianni und Sorris?

Selbst an Alarith, den alten Gauner musste ich denken. Der schuldete mir noch eine Karte...und die werde ich mir auf jeden Fall besorgen! Er soll ja nicht denken, das er davon kommt.

Ich schloss kurz die Augen. Meine Familie erschien mir in meinen Gedanken. Familie...ein wohliges Gefühl bereite sich langsam in mich aus.

Ich öffnete wieder die Augen und sah mich kurz um. Alistair sprach gerade aufgeregt mit Wynne über schmutzige Wäsche, Leliana und Elissa unterhielten sich über Schuhe, Sten und die beiden Mabari starrten ausdruckslos ins Feuer. Ein Lächeln huschte kurz über meine Lippen.

Dennoch verschwand das wohlige Gefühl nicht, es bleib da. Es schien mir, als wäre ich dennoch nicht einsam obwohl ich so weit weg von zuhause bin. Zuhause...ich sah wieder kurz zu den anderen. Freunde...?Ach, sentimentalen Mist was ich schien wieder denke!

Ich stellte meine lehre Schüssel zu Boden und seufzte innerlich. Ein kalter Wind blies mir wieder entgegen und lies mich kurz frösteln. Verdammter fast Winter. Schnell rutschte ich näher an das Feuer heran und wärmte meine Hände. Das wird eine kalte Nacht im Zelt.

Ich sah kurz zu Hasso, der sich glücklich bellend im Schlamm suhlte. Den nehm ich nicht mit ins Zelt, der stinkt jetzt schon nach Genlock! Na toll...und eine Decke? Ich stand schnell auf und flüchtete mich in mein kleines Zelt. Fast wäre ich fluchend über besagte Decke gestolpert. Also hab ich doch eine!

Summend legte ich sie mir um und richtete derweil etwas mein Schlafplatz her. Ich werde Zevran nur schnell sein Essen bringen, dann geh ich gleich schlafen. Kurz musste ich gähnen und rieb mir müde die Augen. Etwas mehr schlaf würde mir wirklich nicht schaden...etwas. Ich sah kurz an mir hinab und strich über meine ramponierte Lederrüstung. In Denerim muss ich mir dringend eine neue besorgen. Aber nun...Ich hockte mich hin und kramte kurz in meinem Rucksack.

Unachtsam warf ich mein Flickenkleid zu Boden und seufzte gefrustet. Ein neues Kleid wäre auch nicht schlecht. Zumindest zum schlafen. Nackt zu schlafen, bei dieser Kälte wäre...nicht sehr gesundheitsfördernd. Ich stand wieder auf und verließ das Zelt.

Inzwischen räumte die anderen auch schon das Geschirr weg, während Sten nun auch in seinem Zelt verschwand. Mit Sten müsste ich auch nochmal sprechen...wir unterhielten uns so selten. Leliana kam mir lächelnd mit einer Schüssel Suppe entgegen und grinste dann kurz. "Hier bitte und sagt Zevran einen lieben Gruß von mir."

Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben und nahm der jungen Bardin die Schüssel ab. Soso...ich beugte mich leicht nach vorn. "Zevran wird bestimmt begeistert sein, wenn ihr mitkommt.", sprach ich leise und verdrehte kurz genervt die Augen. Leliana hatte mir ja von seiner Annäherung in Redcliffe erzählt...obwohl, es war ja keine Annäherung sondern schon die Näherung. Näher ging's nicht mehr.

Angesäuert sah ich kurz zu Zevrans Zelt...tz, Idiot. Sie kicherte kurz und strich sich dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Keine Sorge, ich werde ihn euch nicht wegnehmen." Sie zwinkerte mir zu. Genervt winkte ich ab und ging nun zu Zevrans Zelt. Wegnehmen...ist doch...lächerlich.

Ich blieb kurz unsicher vor Zevrans Zelt stehen. Der Kuss kam mir plötzlich wieder ins Gedächtnis und meine Wangen färbten sich kurz rot. Verdammt...ich muss mit Zevran mal ein ernstes Gespräch führen. Über...über...uns. Uns? Sonst gab es immer nur ein Ich.

Ich schüttelte kurz den Kopf um meine dummen Gedanken abzuschütteln und ging nun einfach in Zevrans Zelt. Erbauer, in letzter Zeit denke ich nur noch an unwichtige Sachen! Und das wiederrum vernebelt mir dann die Sicht, auf die wichtigen Dinge. Nämlich diese verdammte dunkle Brut dahin zu schicken, wo sie herkommt!

Im inneren des Zeltes war es Stockdunkel. Selbst ich konnte nur unscharfe Umrisse erkennen. Na ganz Toll! "Hättet ihr nicht mal eure Öllampe anzünden können?", maulte ich genervt und tastete mit meiner ausgestreckter Hand nach vorn. Wahrscheinlich war er einfach nur zu faul zum Aufstehen!

Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Bauch und eine andere um meinen Oberkörper. Erschrocken riss ich meine Augen und wollte gerade laut losschreien, als ich eine bekannte Stimme vernahm. "Seht ihr...so schnell hättet ihr sterben können." Ich schluckte leicht und wollte gerade genervt etwas erwidern, als sich seine Lippen plötzlich auf meine Ohren legten und mich heftig zusammenzucken ließen.

Verdammt...nochmal...ich seufzte leise und lehnte mich an ihn. Es kribbelt immer so angenehm an den Ohren. Ich konnte Zevran kurz dunkel auflachen hören. "Ihr müsst nämlich wissen....Schurken tun es immer von hinten."

Augenblicklich lief ich knallrot an und wollte ihn wegschubsen, doch er drückte mich stadtdessen an sich und lachte kurz amüsiert auf. Er umschloss mein Handgelenk, während ich wütend zu ihn schielte. "Du...bist...ein Idiot!", zischte ich ihm aufgebracht entgegen und konnte seine Umrisse verschwommen wahrnehmen.

"Nun habt ihr meine Gefühle verletzt." , schnurrte er fast schon in mein Ohr und strich leicht über meinen Bauch. Ich schluckte merklich. Ganz ruhig bleiben! Ich biss mir kurz auf die Lippen. "Ich hab...Suppe mitgebracht."

Kurz hörte ich ihn enttäuscht seufzen, dann legten sich seine Lippen auf meinen Nacken. Sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meinen ganzen Körper. "Ich hätte Hunger auf was ganz anderes..." W-was?? Unsicher schielte ich zu ihm und hätte dabei fast die Suppe verschüttet. Seine Hand glitt nun meinen Bauch hinab, strich langsam über mein nacktes Bein.

Definitiv eine neue Lerderrüstung besorgen und diesmal eine die wirklich ÜBERALL schützt! "Ihr seid ziemlich erhitzt." , raunte er in mein Ohr und augenblicklich schreckte ich hoch. Seine Hand war nun fast bis dahin gewandert, wo bisher noch kein Mann je zuvor..."Hört auf!"

Er hielt augenblicklich inne, während ich die Gelegenheit nutzte und mich endlich von ihm losriss. Aufgebracht starrte ich ihn an. Zumindest hoffe ich, das er da steht. "Die...Suppe...", brachte ich Zähneknirschend hervor und stellte sie einfach zu Boden ab. So ein Idiot! ich werde mich jetzt sofort schlafen legen!

Gerade wollte ich aus dem Zelt flüchten, als ich einen Ohrenbetäubenden Knall vernahm. Erschrocken hielt ich mir die Ohren zu und sah im nächsten Moment durch die dünne Zeltdecke wie ein greller Blitz über den Himmel jagte und die Umgebung kurz erhellte. Kurz darauf begann es heftig zu regnen.

Scheiße. Ich ließ meine Hände sinken und lauschte den Trommelschlag der unzähligen Regentropfen. Wieder donnerte es laut.

Wo kommt dieses plötzliche Unwetter her?! Ich fluchte kurz böse auf. Mein Zelt liegt am anderen Ende des Lagers und nebenbei gesagt habe ich Angst vor Gewitter. Die einzige Sache, vor der ich mich wohl wirklich fürchte.

Naja es gibt noch andere Dinge...aber...Wieder donnerte es laut und ich konnte gerade so noch einen Aufschrei unterdrücken. Verdammt nochmal!

Keine zehn Pferde bringen mich jetzt da raus! Ich schluckte kurz, als ich Zevran kurz lachen hörte. Aber ein Zevran reicht vermutlich aus..."Meine Liebe, ich denke es wäre besser wenn ihr heute Nacht hier bleibt."

Natürlich...besser für ihn! Ich verschränkte die Arme vor der Brust und atmete tief ein. Scheiß Unwetter. Zevran währenddessen drehte nun endlich die kleine Öllampe auf, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Genervt drehte ich mich zu ihm um und wollte ihn gerade vollmeckern, da bemerkte ich erst das er überhabt nichts anhatte.

Nun war ich doch drauf und dran loszuschreien. Schnell starrte ich mit hochrotem Kopf in eine andere Richtung und versuchte die Nerven und auch meine Fassung zu bewahren. Das....ist doch nicht mehr normal! Er ist nicht mehr normal!

"Zieht euch gefälligst etwas an!" , sprach ich angesäuert und sah nun zu Boden. Hat er nur Hitzewallungen bei diesem Wetter? Mir jedenfalls ist eiskalt. Zevran seufzte kurz. "Also das habe ich bis jetzt wirklich selten gehört. Man könnte fast meinen, mein Anblick widert euch an."

Ich schüttelte sofort heftig mit den Kopf. "Natürlich nicht! Ich...zieht euch einfach was an.", murmelte ich den letzten Satz. Anwidern...ganz im Gegenteil. Erbauer...schwer seufzend rieb ich mir über meine Nasenwurzel. Wo soll das noch hinführen?

Ich drehte erneut leicht meinen Kopf und erblickte Zevran. Zum Glück lag diesmal eine Decke über seinen Körper. Neugierig musterte er mich kurz abschätzend, sagte aber sonst keinen weiteren Ton.

Betreten blickte ich kurz zur Seite und biss mir kurz auf die Lippen. Erst in der Quelle und jetzt das hier. Komm schon Erbauer...geb endlich zu das du es magst, wenn ich leide. Arschloch.

Verdammt kalt hier drinnen. Ich zitterte kurz und überlegte angestrengt. Wenn ich schnell über das Lager renne, dürfte mir doch nichts passieren?

Ein erneuter lauter Donner vernichtete meinen törichten Plan genauso schnell, wie er gekommen ist. Das ist doch nicht fair... "Wollt ihr da die ganze Nacht stehen? Vertraut mir, das ist sehr unbequem. Und kalt. Mein Bett ist jedoch vorgewärmt."

Ich schluckte kurz und drehte mich ganz zu ihm um. "Wie...schön." , meinte ich freudlos und musste gestehen, dass es mir wirklich kalt war. Zevran ist bestimmt warm...obwohl er nackt ist.

Nackt.

Erbauer...ich ging zögerlich zu ihm und er rutschte leicht grinsend. Ich ließ mich neben ihn hinplumpsen und starrte einen Punkt, jenseits des Zeltes an. Resignation...ich weiß nicht weiter.

Er legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich langsam näher an sich heran. "Ihr wirkt so Gedankenversunken? Was beschäftigt euch?", fragte er plötzlich. Was mich beschäftigt? Ob ich diese Nacht unbeschadet überstehe...

Kurz biss ich mir auf meine Lippe. Aber wenigstens macht mich seine Gegenwart nicht mehr allzu nervös. Nur unsicher...ach das war genauso mies. Ich drehte langsam meinen Kopf und sah ihn nun aufmerksam an. Seine Augen wirkten im schwachen Schein, der Öllampe plötzlich sanfter, als ich es eigentlich von ihm kannte. Sonst konnte ich ihnen meist Spott, böse Vorfreude oder ähnliches erblicken. Aber diesmal...

Verunsichert sah ich wieder weg und zupfte nervös an der Decke herum die mir Zevran eben gegeben hatte. "Ich...es ist nur." Ich seufzte kurz auf. Erbauer...ich stelle mich so furchtbar peinlich an.

Ich ließ mich einfach nach hinten fallen und sah gefrustet drein. Ich sage ihm jetzt einfach, er ist der erste Mann mit dem ich je im Wasser geplantscht habe und der einzige mit dem ich je...? Nein, ich denk jetzt nicht weiter darüber nach! Erbauer...

Sein Gesicht tauchte plötzlich nur wenige Zentimeter vor meinen auf und er zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. "Ihr wollt mit mir schlafen und wisst nicht wie ihr es sagen sollt?"

WAS?! Ich fuhr augenblicklich hoch und schlug mit meinen Kopf gegen den von Zevran. Ich jammerte gequält auf und ließ mich wieder zurücksinken. Ich strich über meine Schmerzende Stirn und fluchte kurz. "Nein! Verdammt nochmal, warum denkt ihr das immer?!"

Ich hörte ihn kurz leise lachen. "Warum? Dafür gibt es doch eindeutige Anzeichen..." Er legte sich neben mich hin und ich öffnete zögerlich wieder die Augen. Eindeutige Anzeichen? Oh, oh...

"Zevran...das...nein...ich meine..." Ich wollte mich wieder aufrichten, doch er drückte mich gekonnt mit einer Hand wieder zurück zu Boden. Verwirrt sah ich ihn an und in seinen Augen konnte ich wieder das allzu bekannte glühen erkennen. Was...?

"An mir soll es nicht liegen, meine Liebe." , sprach er amüsiert und zog mich plötzlich nah an sich heran. Geschockt riss ich die Augen auf und starrte ihn an. Zum Glück, trage ich wenigstens noch meine Lederrüstung! Mein Herz hämmerte wild und alle Alarmglocken in mir schrillten hoch. Doch ehe ich, überhaupt irgendetwas erwidern konnte, presste er seine Lippen auf meine und beugte sich über mich.

Meine Gedanken rasten, dennoch konnte ich keinen klaren Kopf bekommen. Das geht hier alles eindeutig zu schnell! Plötzlich tauchte in meinen verwirrten Gedanken Vaughn auf. Dieser perverse Adlige, als er...

Mühevoll riss ich meinen Kopf beiseite und drückte ihn von mir. "Nein!" Ich kniff die Augen zusammen. Verschwinde! Dem Erbauer sei Dank, verschwand Vaughns widerwärtige Fratze kurz darauf aus meinem Kopf. Neben mir raschelte es plötzlich und ich öffnete unsicher wieder die Augen.

Zevran hatte sich neben mich gelegt und sah mich gefrustet an. Er stützte seinen Kopf mit seiner Hand. Abschätzend sah er mich an. "Habt ihr etwa gedacht, das ich euch hier vergewaltige?" Ich sah unsicher zur Seite und schluckte kurz. Naja...

Der blonde Elf zuckte nur gelassen mit den Schultern und drehte sich dann um. Ob er jetzt beleidigt war? Ich musterte kurz sein schönes langes Haar. Zevran war vielleicht ziemlich annähernd und unverschämt. Aber das er jemand vergewaltigt...ich weiß nicht.

Ich drehte mich zu ihm und besah mir seinen muskulösen Rücken. Erbauer....Ich schluckte leicht und rückte zögerlich etwas näher an ihn heran. Wenn er nichts sagt, ist das ja fast noch schlimmer als wenn er mich so bedrängt. FAST versteht sich. Also ein kleines Gespräch...

"Ihr habt sicher viel Erfahrung. Mit Frauen, meine ich." , fügte ich hastig hinzu und sah gebannt zu ihm. Hoffentlich ist er nicht sauer...Ich konnte ihn kurz leise seufzen hören, doch er drehte sich nicht zu mir um. "Das ist ein heikles Thema, werte Dame. Wollt ihr darin wirklich eintauchen?"

Ich richtete mich nun auf und sah ihn forschend an. Wie ich es mir gedacht habe..."Ich habe gefragt, oder nicht?" , stellte ich klar und plötzlich konnte ich ihn wieder lachen hörte. Fast schon erleichtert sah ich ihn an, als er sich wieder zu mir umdrehte und mich kurz musterte. In seinen Augen konnte ich plötzlich ein kurzzeitiges Funkeln erkennen, welches aber genauso schnell wieder verschwand wie es aufgetaucht war.

"Wie ihr wünscht. Ich möchte vorausschicken, das es in der Tat einiges zu erzählen gibt, und zwar nicht nur von Frauen. Findet ihr das anstößig?" Nicht nur von Frauen? Überrascht sah ich ihn an und bekam große Augen. Meint er etwa...? "Ihr sprecht von Männern?" , fragte ich ungläubig.

Er grinste kurz süffisant und strich mir Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich wuchs in einem Bordell auf, meine Liebe. Guter Sex ist eine Frage der Technik und das ist meine einzige Richtschnurr. Ziehe ich Frauen vor? Ja, ich denke schon." Er machte er kurze Pause und musterte jede kleine Regung in meinen Gesicht. "Aber die Krähen verlangen von ihren Rekruten eine gewisse Aufgeschlossenheit. Und das aus gutem Grund."

Ich starrte Zevran mit offenem Mund an. Habe ich gerade richtig gehört?? Nicht nur das er in einem Bordell aufgewachsen ist, nein er hat sogar mit Männern geschlafen! Ein Mann...und ein Mann? Ehh...Ich musterte Zevran aufmerksam. Nun...wenigstens erklärt das jetzt einiges. Nicht alles, aber vieles.

In einem Bordell aufgewachsen...Erbauer. Ich rückte noch etwas näher an ihn heran. Ich weiß ja eigentlich nichts über seine Vergangenheit. Nur das er bei diesen Krähen aufgewachsen ist. Aber warum sollte ein Mann...und ein Mann? "Was für ein Grund, wäre das?" , fragte ich zögerlich und sah unsicher in seine Goldbraunen Augen.

Er lachte kurz abfällig und richtete sich nun ebenfalls auf. Die Decke rutschte von ihm hinab und zeigte nun sein durchtrainierten Oberkörper. Augenblicklich schoss mir wieder das Blut in den Kopf. "Ich musste als Meuchelmörder viele Dinge tun. Einige waren angenehm, andere weniger. Die Krähen rekrutieren Elfen, weil die Menschen uns für schön halten. Den Rest könnt ihr euch denken."

Ich nickte knapp und sah ihn gebannt an. Menschen halten Elfen wirklich für schön. Das erklärt warum Vaughn damals in meine Hochzeit hineinplatzte und das Gespräch mit Leliana. Sie hatte ja auch so von Elfen geschwärmt. Nachdenklich sah ich zu Boden. Diese Krähen...übler Haufen. Die haben Zevran also dazu gezwungen!

Plötzlich fing er wieder an zu sprechen. "An meiner Vergangenheit kann ich nichts ändern. Ich bereue vieles, aber nicht, das ich mit Männern und Frauen das Lager geteilt habe, und wenn ihr damit nicht zurecht kommt...nun es ist gut, dass wir das jetzt beide wissen." Er sah mich aufmerksam an und verzog dabei keine Miene. Er meint es wirklich total ernst.

Irgendwie tat mir jetzt gerade unendlich leid. Mitleid wird er bestimmt nicht wollen. Ich sah betreten zu Boden und schluckte kurz. Ich dachte immer meine Kindheit war miserabel. Ich hatte wenigstens noch Shianni, Sorris und Vater. Aber Zevran....ich sah erneut in seine Goldbraunen Augen die mich abwartend musterten. Er hatte keine Familie, kein wirkliches Zuhause..und Freunde?

Ich weiß es nicht ob es bei diesen Krähen Freunde gibt. Aber ich bezweifel es. Dort war wohl jeder auf sich allein gestellt. Allein. Ich sah auf Zevrans Hand.

Ich lächelte ihn traurig an und legte nun sachte meine Hand auf seine. "Wir haben alle eine Vergangenheit, oder nicht?" Er sah mich fast schon erleichtert an und nickte dann sacht. "Wohl wahr, wohl wahr. Ach, genug von der Vergangenheit! Wichtig ist was vor uns liegt, stimmt's?" , fragte er und grinste plötzlich wieder verrucht. So wie ich es von ihm kenne. Ich seufzte leise und lächelte dann auch leicht. Aber er hat recht...an der Vergangenheit kann man nichts mehr ändern.

Er beugte sich vor und umfasste mein Kinn. Mit großen Augen blickte ich ihn an. Zevrans warmer Atem schlug mir bereits ins Gesicht, als zu sprechen begann. "Das nächste Mal, lasse ich euch nicht so einfach davonkommen, meine Liebe." , raunte er mir leise ins Ohr und ich verstand erst gar nicht, was er meinte. Dann legte er meine Lippen auf meine und drückte mich an sich.

Leicht überrascht starrte ich ihn an und krallte mich an ihm fest. Meint er das etwa ernst?? Erbauer...Ich löste mich langsam von ihm und rang kurz um Luft. Seine Hand legte immer noch in meinem Nacken und strich nun leicht drüber. Ich seufzte kurz.

Dieser Elf...ich grummelte kurz und sah ihn nun herausfordernd an. "Und ich euch auch nicht. Dann verhaue ich euch." Er lachte amüsiert auf und legte sich nun zurück. Amüsiert blickte er zu mir hoch. "Ich hoffe es kommen Fesseln vor." Ich grinste leicht und legte mich neben ihn hin. "Selbstverständlich.", versicherte ich ihm.

Nachdenklich sah ich zu Boden, als ich mir wieder die Decke umlegte. Nächstemal...ich seufzte innerlich.

"Ich nehme an ihr kommt nicht aus einem Bordell, meine Liebe?" , sprach Zevran plötzlich amüsiert und ich sah ihn wieder überrascht an. Macht er Witze? Ich zog eine Schnute. "Dem Erbauer sei Dank! Mich hätten sie da gleich wieder rausgehauen."

Er lachte kurz dunkel auf und fixierte mich. Er legte erneut seine Hand auf meine Hüfte, während ich kurz überlegte. Er hat mir ja etwas von sich erzählt, da könnte ich ja auch von mir erzählen. Ich räusperte mich kurz und blickte in seine amüsierten Augen. "Ich komme aus Denerim. Aus dem dortigen Gesindeviertel." Und bald wären wir wieder da...mein Herz hüpfte kurz vor Freude.

"Ein Gesindeviertel?" , der blonde Elf verzog kurz das Gesicht. Ich rutschte näher an ihn heran und sah ihn forschend an. "Wart ihr noch nie in einem? Nur in diesem Bordell?" Er streckte sich kurz gelassen und rieb sich über seinen Nacken. " Noch nie. Aber es sieht dort überall gleich aus. Verwahrlost und dreckig." Hm...die passende Beschreibung. Ich nickte leicht und sah wieder zu seiner Tätowierung im Gesicht. Vorsichtig fuhr ich mit meinen Finger darüber und dachte nach. "Das ist nicht das schlimmste am Gesindeviertel, sondern die Menschen. Manchmal kommen sie einfach und stiften Unruhe." Meine Augen verengten sich kurz. "Oder auch auf den Marktplatz. Sie schauen nicht, sie gaffen dich an."

Ich seufzte kurz, als ich mich zurückerinnerte. Etwas mehr kann ich ja erzählen. "Es war damals kurz nach Mutters Tod. Das Geld wurde knapp, weil man Vater sich allein um sich selbst und drei Kinder kümmern musste. Also bin ich auf den Marktplatz geschlichen und wollte ein paar Äpfel stehlen. Wir hatten schon seit Tagen nichts mehr gegessen." Nachdenklich blickte ich zur Seite. Shianni war so schwach gewesen und Sorris hatte sein ganzes Essen immer seiner kleinen Schwester gegeben. Vater musste arbeiten...

"Die Stadtwachen erwischten mich und ließen mich auf dem Marktplatz auspeitschen. Fünf Schläge, dann wurde ich ohnmächtig. Vater fand mich in der Nacht und brachte mich wieder Heim. Ich wäre fast gestorben..." Ich schloss die Augen und zog die Decke etwas höher.

Verdammte Menschen...wegen Fünf Äpfel. Ein Peitschenhieb für jeden gestohlenen Apfel. Wir hatten schließlich nur Hunger....

"Verstehe. Aber heute würden sie euch nicht mehr erwischen, oder?" Ich lachte kurz und öffnete wieder die Augen. "Nein, ich habe viel gelernt." Kurz drauf musste ich gähnen und rieb mir kurz die Augen. Inzwischen war auch das Gewitter verzogen, es regnete lediglich nur noch.

Dennoch verspürte ich nicht die geringste Lust, das Zelt zu verlassen. Es ist gerade so schön warm. Zevran zog mich eng an sich heran und ich sah verblüfft in seine Augen. Er strich über meinen Rücken und obwohl ich immer noch die Lederrüstung trug, konnte ich seine Hand ganz deutlich spüren.

Mit geröteten Wangen sah ich kurz unsicher weg, schmiegte mich dann aber näher an ihn heran und lehnte meinen Kopf gegen seinen Oberkörper. Atmete seinen süßlichen Duft ein und schloss leicht die Augen. Oh...gerade fiel mir etwas ein.

"Nun ist deine Suppe kalt." , murmelte ich leise. Seine Hand strich nun über meinen Po, was mich wiederum dazu brachte die Augen aufzureißen. "Egal, mein Hunger ist soweit gestillt."

Ich grummelte kurz und schloss nun wieder langsam die Augen. Blödmann...
 

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Ich möchte mich rechtherzlich für die vielen Kommentare bedanken^^ Es freut mich sehr, das die Geschichte so gut ankommt :D

also vielen Dank liebe Leser, ohne euch würde mir die Motivation fehlen weiterzuschreiben ^^

*Keksrunde ausgeb*

Zurück zu den Wurzeln

Der nächste Morgen danach verlief ziemlich unspektakulär. Zevran war nicht da und ich verließ einfach sein Zelt. Morrigan beobachtete mich jedoch, und schon bald wussten alle wo ich mein Schäferstündchen gehalten hatte. War mir jedoch gänzlich egal. Da war nichts...überhaupt nichts! Und sollte mich nochmal jemand darauf ansprechen, verfütter ich den an die dunkle Brut! Mein Ziel war nun Denerim. Wir müssen diesen Scholaren finden, der uns wiederum zu dieser Asche der toten Frau führt. Die Asche einer sagenhaften Heldin....

Angeblich...ach, alles Märchen!

Wir waren nun schon eine Woche gelaufen und konnten endlich die gewaltigen Türme von Denerim entdecken. Besonders die Turmspitze von Fort Drakon, das letzte und qualvollste Gefängnis in deinem kriminellem Leben, ragte über die große Stadtmauer heraus.

Höchstens noch eine Stunde laufen, dann wären wir endlich in Denerim. Ich biss mir kurz auf meine Lippen und fixierte die Turmspitze von Fort Drakon. Ob wir es uns leisten könnten, kurz ins Gesindeviertel zu gehen? Ich will meine Familie wiedersehen...

Wenn ich mich recht entsinne ist es jetzt schon drei Monate her, als ich sie zuletzt gesehen habe. Beim Erbauer, so lange war ich noch nie von Daheim weg. Drei Monate...ich sah nachdenklich zu Boden und dachte kurz nach. Ein Grauer Wächter war ich nun. Mit der Aufgabe Ferelden vor dem Untergang zu bewahren.

Immerhin war ich nicht gänzlich allein, denn ich habe ja noch Alistair bei mir. Ich sah kurz zu ihm und bemerkte den kurzen nervösen Blick den er mir zuwarf. Verwirrt zog ich kurz eine Augenbraue nach oben, doch er sah wieder weg und wich so meinem Blick aus. Was soll denn das?

Entrüstet sah ich wieder nach vorn. Er benimmt sich so komisch seid das Gerücht über Zevran und mir kursiert. Verstehen kann ich ihn manchmal wirklich nicht. Vermutlich liegt das aber auch einfach daran, dass er ein Mensch ist. Und Menschen waren sehr komplexe und meist auch einfältige Wesen.

Mein Blick fiel auf den blonden Elf, der vor mir lief. Ich war seit jener Nacht nicht mehr in seinem Zelt gewesen. Und das war auch gut so! Der macht mich sowieso gänzlich verrückt und momentan brauche ich das nicht!

Dennoch...ich eilte schnell neben ihn und beugte mich leicht zu ihm. "Als du das letzte Mal in Denerim warst, wie viele von Loghians Männern waren da?" , flüsterte ich ihm leise ins Ohr und konnte bereits das große Stadttor erkennen, mitsamt Stadtwachen davor.

Er lächelte kurz abfällig und warf mir einen abschätzenden Seitenblick zu. Leicht kniff ich die Augen zusammen und erwiderte gelassen seinen Blick. "Meine Liebe, das liegt jetzt schon über einen Monat zurück. In der Zeit ist viel passiert...oder nicht?" Ich spürte wie er mit seiner Hand kurz über meinen Arm strich und mir kurz darauf eine Gänsehaut bescherte. Ich sah grummelnd zu seiner Hand und ergriff sie kurz. Viel passiert...in der Tat.

"Nun sag schon!", sprach ich etwas gereizter, aber immer noch leise. Wenn Zevran jetzt sagt, das ganz Denerim von Loghains Männern überschwemmt war, bezweifel ich das sie in diesen Monaten einfach wieder abgezogen sind.

Und das...ist schlecht. Zumindest Loghians Männer werden nach Alistair Ausschau halten. Zevran schüttelte sacht den Kopf und verzog seine Lippen nun zu einem süffisanten Grinsen. "Was bekomme ich dafür, wenn ich es euch sage?"

Fast waren wir beim Tor. "Eine Ohrfeige!" , zischte ich ihm entgegen und er lachte amüsiert auf. Ich sah nach vorn und überlegte fieberhaft. Viele Flüchtlinge drängten sich in die Stadt, einige hatten einfache Zelt vor den Stadtmauern aufgestellt und hofften auf den Schutz der Stadt.

Ich packte ihm am Arm und rief meine anderen Gefährten beisammen. Also gut...dann werden wir uns etwas einfallen lassen. Die Frage war nur was...erst mal Tarnung.

Morrigan sah mich kühl an und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. "Was ist denn jetzt los, wir sind fast in Denerim."

Oho, hörte ich da eine kleine Spur von Ungeduld und...Aufregung heraus? Ich musterte sie nochmals kurz skeptisch und schüttelte Gedanklich den Kopf. Unwahrscheinlich.

"Die Stadtwachen werden nach uns suchen." , fing ich an und richtete mein Blick nun auf Alistair. "Speziell nach euch. Schließlich denkt dieser Verräter ihr wärt der letzte Graue Wächter." Besagter Grauer Wächter blickte nachdenklich nach Denerim und verschränkte die Arme vor seiner Templerplattenrüstung. "Loghain wird unterwegs sein. Bann Teagan hatte mir kurz vor unserer Abreise erzählt, das Loghain das Bannorn angreifen will."

Wirklich? Nun...das ist gut. Dann ist er wirklich nicht da. Schlecht allerdings für die Leute die bei diesem sinnlosen Bürgerkrieg sterben. Dieser verrücktgewordene Regent...

Ich nickte leicht und besah mir die Flüchtlinge die sich in die Stadt drängten. Vielleicht fallen wir gar nicht auf...

Zwei Elfen, ein Templer, zwei Magier, eine verstoßene Adlige, zwei Mabari, eine Bardin und ein großer dunkelhäutiger Qunari. Vielleicht fallen wir doch auf....Mist!

Ich öffnete schnell meinen Rucksack und holte den Stoff heraus, den mir Leliana damals im Zirkel der Magi gegeben hatte. "Dann legt euch Umhänge, Kapuzen oder dergleichen um. Hauptsache die Wachen können unser Gesicht nicht erkennen." Denn dann würden wir Denerim lebend nicht mehr verlassen. Natürlich nehmen wir vorher noch ein paar von diesen dreckigen Shems mit in den Tod, aber das sind einfach zu viele.

Ich legte mit schnell den Stoff um den Kopf und versuchte ihn halbwegs, als Umhang herzurichten. Bloß nicht zu sehr auffallen...Sten fiel mir plötzlich ins Auge. Wie sollen wir diesen Riesen spontan in der Menge verschwinden lassen?? Ach...ich sah zu der Stadt. Nichts wird passieren...hoffe ich.

Ich sah abwartend zu den anderen. Alle waren bereit...mein Herz schlug vor Aufregung heftiger und ein kleine Vorfreude bahnte sich in mir an. Ruhig jetzt...ich wies die anderen mir zu folgen und uns unauffällig unter die Menschen zu mischen.

Zum Glück nahmen uns die Wachen am Tor nicht wahr, sondern diskutierten aufregt über irgendjemand, dessen Namen ich aber leider nicht verstanden habe. Wir trafen uns dann alle wieder an der Stadtmauer nahe des Marktes, während Morrigans Augen aufgeregt zu den unzähligen Menschen am Markt und dann wieder zu den dutzenden Händler mit ihren Waren huschten.

Ich beobachtete sie kurz und musste dann schmunzeln. Stimmt...sie wuchs nur in dieser Wildnis auf, eine so große Stadt ist ihr völlig fremd. Ein grinsen stahl sich auf meinen Lippen. Wie niedlich.

Auch ich sah mich kurz um. Viele dutzende Menschen drängten sich durch die engen Straßen, jedoch konnte ich so gut wie keine Elfen erkennen. Die Abenddämmerung bedeutete immer, das es Zeit war die Arbeit in der Stadt oder den Docks ruhen zu lassen und sich schleunigst ins Gesindeviertel zurückzubegeben.

Jeder Elf, der nachts außerhalb des Gesindeviertels angetroffen wird, wird sicherlich für einen schleichenden Dieb oder einen Beutelschneider gehalten, aber, um ehrlich zu sein, die, die nachts draußen bleiben, sind das wahrscheinlich auch.

Alistair trat neben mich und sah sich kurz aufgeregt um. Er wirkte nervös und unsicher. "Was habt ihr", fragte ich und sah mich kurz um. Keine Verdächtigen Personen zu sehen....

Inzwischen hatten wir uns alle wieder gefunden und unsere Waffen so gut es ging unter den Umhängen versteckt.

„Diese gelbe Tür“, erwiderte Alistair zögerlich. „Das ist das Haus meiner Schwester.“

Ich stutzte. „Seid Ihr sicher?“ Er nickte hektisch.

„Vielleicht ist sie da. Können wir…?“

Ich seufzte leise und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "In Ordnung...", stimmte ich schließlich zu. Eigentlich wollte ich zuerst diesen Scholaren finden, schließlich ist der wohl der einzige Anhaltspunkt bezüglich dieses Märchens.

Elissa kam auf Alistair zu und legte ihn beruhigend eine Hand auf seine Schulter, als dieser sie nervös ansah und sich kurz fahrig durch die Haare strich. „Wirke ich nervös? Also ich bin nervös. Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Mir wäre es lieber, wenn Ihr mitkommen würdet, wenn Ihr denn wollt. Aber wir können auch gehen. Eigentlich haben wir doch gar keine Zeit für so etwas, oder? Vielleicht sollten wir wirklich gehen“, ratterte er in einem Wahnsinnstempo runter und sah mich nun flehentlich an.

"Alistair, bleibt ruhig.", versuchte die junge Cousland ihn zu beruhigen. Ich musste kurz schmunzeln und verschränkte die Arme vor der Brust. "Soll ich wirklich mitkommen? Sie ist eure Schwester Alistair....ich habe nichts gemein mit ihr."

Generell mit Menschen nicht...natürlich gibt es Ausnahmen. Er sah mich bittend an und Elissa nickte leicht. "Ich komme auch mit rein."

Zevran lachte kurz belustigt auf und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Stadtmauer. "Vielleicht sollte ich auch mitkommen und mir diese Frau genauer ansehen...die Wiedersehensfreude etwas steigern bis..." Strafend sah ich zu dem blonden Elf. "Ich komme mit. Der Rest wartet.", meinte ich säuerlich. Sonst kommt er noch auf dumme Gedanken...

Leliana schlug lachend die Hände zusammen. "Alistair, ich freue mich so sehr für euch, schließlich lernt ihr jetzt eure Schwester kennen!" Ja, großartig...hoffentlich freut die sich auch. Morrigan schnaubte nur verächtlich und besah sich Alistair mit eisigen Augen.

Ich ging gemeinsam mit Elissa und Alistair zu dem besagten Haus, oder eher gesagt Bruchbude. „Wird sie wissen, wer ich bin? Wird sie überhaupt wissen, dass ich existiere? Meine Schwester. Das klingt seltsam… Schwester. Schweeeesteer!“ Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben und ich sah amüsiert zu Alistair auf. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind. Gerade wollte er die Richtung ändern, da hielt ihn Elissa gekonnt fest. Mahnend sah sie in seine braunen Augen. „Alistair, Ihr werdet es bereuen, wenn Ihr sie jetzt nicht besuchen geht.“

Er seufzte schwer, während wir ihn weiter zu dem Haus zogen. "In Ordnung." , seufzte er schwer und ich klopfte derweil an die Haustür. Hoffentlich ist die auch da.

Ich hörte Schritte, die sich der Tür näherten. Plötzlich schob sich die Tür einen kleinen Spalt auf. Licht strömte uns entgegen. Eine dunkelblonde Frau stand an dem Türspalt und sah uns erwartungsvoll an. Sie musterte uns misstrauisch. Ich hoffte darauf, dass Alistair irgendetwas sagen würde, aber natürlich sagte er nichts.

„Ihr seid nicht zum Wäschewaschen gekommen“, stellte sie nach einigen Sekunden fest.

„Ähm nein“, erwiderte Alistair schließlich. „Seid Ihr Goldanna?“

„Ja, ich bin Goldanna“, antwortete sie misstrauischer als zuvor. „Wer will das wissen?“Alistair räusperte sich.

„Mein Name ist Alistair und das mag sich jetzt seltsam anhören, aber ich bin Euer Bruder.“

„Mein was?“, entgegnete sie entgeistert. „Das muss eine Verwechslung sein.“

Goldanna wollte die Tür wieder schließen, doch Elissa presste ihre Hand dagegen.

„Er sagt die Wahrheit. Hört ihn an“, bat sie. Goldanna warf ihr einen abschätzenden Blick zu.

„Schön“, sagte sie schließlich. Sie schob die Tür sogar ein ganzes Stück weiter auf. „Kommt rein.“

Wir kamen ihrer Aufforderung nach. Ich blickte nochmal kurz zu meinen Gefährten, die uns genau beobachtet hatten.

Neugierige Bande!

Ich erstarrte, als ich das Haus von innen sah. Hier sah es genau so aus, wie in Alistairs persönlichem Alptraum, in dem wir von dem Dämon der Trägheit gefangen gehalten wurden. Und nicht nur das: Selbst Goldanna glich ihrem Trugbild aus dem Traum bis aufs Haar. Wie konnte das...Alistair hat sie doch nie zuvor gesehen...

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah uns weiterhin abwartend an.

„Unsere Mutter… sie war lange Zeit eine Dienerin auf Schloss Redcliffe, bevor sie starb. Wusstet Ihr davon? Sie-“ Doch weiter kam er nicht.

„Du!“, schrie Goldanna wütend. „Ich wusste es! Sie haben mir gesagt, du wärst tot! Sie haben gesagt, du wärst mit Mutter gestorben! Aber ich wusste, dass sie gelogen haben!“

„Wer hat dir das gesagt?“, fragte Alistair verwirrt.

„Die vom Schloss! Ich habe sie nach dem Kind vom König gefragt und sie sagten mir, es wäre tot. Sie gaben mir etwas Geld und schickten mich weg.“ Goldanna war außer sich, während ich mich mit verschränkten Armen gegen die morsche Hauswand lehnte. Warum regt sich diese Menschenfrau so auf?

„Das wusste ich nicht“, erwiderte Alistair. „Das Kind war nicht tot. Das war ich. Dein Bruder.“

„Du hast Mutter getötet! Du warst es! Das Geld, dass sie mir gaben reichte nicht lange aus und als ich zurückkam, haben sie mich vertrieben.“ Wie lächerlich....Elissa und Alistair standen wie betäubt da. Diesen Umgangston waren sie wohl nicht gewohnt.

„Das ist wohl kaum Alistairs Schuld“, sprach ich gelassen. Wenn sie zum Denken fähig wäre, wüsste sie das auch.

„Und wer im Namen des Erbauers sind die beiden?!" Sie zeigte einmal auf Elissa und mich. "Irgend so eine Schlampe, die nur hinter deinen Reichtümern her ist? Und eine Dienerin?“

Was.....Ich spannte mich augenblicklich an und griff nach meinen Dolch. Dieses Miststück wagt es...

„Hey, rede nicht so mit ihnen!“, verteidigte Alistair uns. „Sie sind meine Freundinnen und Kallian ist ein Grauer Wächter, so wie ich!“

„Oooh, verstehe! Ein Grauer Wächter und ein Prinz! Wie kann ein niederes Wesen wie ich nur schlecht von jemand so Hochstehendem denken?“, höhnte die dunkelblonde Frau aufgebracht.

Inzwischen hatte ich meinen Dolch in der Hand, verbarg ihn jedoch noch unter meinen Umhang. Bis jetzt war ich mehr als nett zu ihr gewesen. Gerade zu großzügig sogar...aber nun fängt es langsam an in mir zu brodeln.

„Hör mir zu, ich kenne dich nicht. Und ich will auch nichts mit dir zu tun haben. Dein königlicher Vater hat mir meine Mutter genommen und jetzt sitze ich allein da und habe fünf Mäuler zu stopfen.“ Wer nicht denken kann, beschäftigt sich eben anders . Elissa sah währenddessen bestürzt zu Goldanna und umfasste plötzlich Alistairs Hand. Überrascht zog ich kurz eine Augenbraue nach oben.

„Alistair ist hier, weil er seine Familie finden wollte und Ihr behandelt ihn mit so viel Missachtung“, sagte sie schließlich.

„Nun das hat er ja jetzt. Und was habe ich davon? Nichts, außer er sorgt dafür, dass diese Familie so lebt, wie sie es verdient hat“, entgegnete Goldanna giftig.

„Ich würde dir gerne helfen, aber ich glaube nicht, dass wir genug Geld dabei haben“, sagte Alistair bedauernd. Verdutzt starrte ich ihn an. Er will dieser dämlichen Kuh, noch Geld geben? Nach dieser herzlichen Begrüßung? Ich geb ihr gleich was anderes...

„Was? Da marschiert ein Prinz mit Prunkrüstung und so hier rein und bietet mir nicht mehr an? Hältst du mich für bescheuert?“, fauchte sie.

„Nein, wartet! Ich will ja helfen, wenn ich kann…“ Langsam wurde es wirklich peinlich. Alistair will ihr verzweifelt helfen und unterwirft sich praktisch ihr. Ziemlich erbärmlich...

„Du willst helfen? Dann geh zu den Hochstehenden Persönlichkeiten, die du so kennst und sag ihnen, dass du Nichten und Neffen hast, die nicht so leben, wie es ihnen eigentlich zusteht.“

Fast schon hätte ich losgelacht. Das ist langsam nicht mehr zu toppen...

„Ihr wollt von Alistair nichts wissen. Allerdings würde er doch zu Eurer Familie gehören, wenn er Euer Leben finanzieren würde?“ , sprach Elissa plötzlich wütend und ich konnte deutlich den Zorn aus ihrer Stimme hören. Goldanna sah die junge Cousland feindselig an. "Ihr und diese Elfe müsst doch genug Geld mit ihm erschlafen haben!"

Plötzlich steckte mein Dolch in der Wand hinter ihr und Goldanna hielt erschrocken inne. Ein feines Rinnsal lief ihre Wange hinab und sie legte geschockt ihre Hand auf die blutende Wange.

Elissa sah mich verblüfft an. "Gut gezielt." Tz...ich sah kühl zu Alistairs Schwester. "Nein...es war daneben."

„Verlasst sofort dieses Haus oder ich rufe die Wachen“, flüsterte sie mit zitternder Stimme und wich augenblicklich von uns zurück. Mich ließ sie dabei nicht aus den Augen.

„Mit Vergnügen“, entgegnete ich eisig. Ich ging auf sie zu und zog ruhig meinen Dolch aus der Wand. Sie blickte mich mit hasserfüllten Augen an, doch ich musste kurz grinsen. Shems...aber nun hält sie wenigstens ihre Klappe.

Wir verließen schließlich schnell das Haus und die Tür krachte hinter uns laut knallend zu. Die Straßen waren wie ausgestorben, als wir uns draußen in der Dunkelheit wiederfanden. Der Markt war auch schon abgebaut.

„Es tut mir so leid“, sagte Elissa leise und sah betrübt zu Alistair. „Das war sicher nicht so, wie Ihr es erwartet habt.“

„Nein, das war es nicht. Diese Furie ist meine Schwester? Das ist die Familie, nach der ich mich so lange gesehnt habe? Ich fühle mich wie der letzte Idiot.“ , sprach Alistair mit gebrochener Stimme.

Ich sah zu den anderen, die nun langsam zu uns kamen. Der letzte Idiot...wie wahr. Ernst sah ich zu dem jungen Templer auf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Jeder denkt zuerst an sich. Das solltet ihr lernen." Und beim Erbauer wahrer konnten meine Worte nicht sein. Diese Welt ist nun mal egoistisch. Niemand tut, oder gibt etwas für umsonst. Es gibt immer einen Preis den du bezahlen musst. Allerdings tat mir Alistair schon etwas Leid...

Zevran blieb grinsend vor mir stehen und musterte mich kurz. Skeptisch schielte ich zu ihm. "Ihr seht erhitzt aus, meine Liebe." , stellte er amüsiert fest. Kurz schnaubte ich verächtlich und kratzte mir kurz an meiner Wange. "In der Tat. Ich bräuchte mal eine Abkühlung."

Wie aufs Stichwort, fing es plötzlich an zu Regnen. Genervt sah ich zu Zevran, als dieser anfing zu lachen. "Der Erbauer hat euch erhört." Wie schön!

Wynne sah kurz zu den anderen, dann zu mir. "Es wäre besser, wenn wir uns erstmal einen Unterschlupf suchen. Bei diesem Regenwetter durch die Straßen von Denerim zu gehen, ist nicht sehr ratsam."

Oh ja. Ich sah mich kurz um. In der Nähe des Marktplatzes gibt es eine Taverne, in der ich mal kurz gearbeitet habe. Dort könnten wir unterkommen. Ich wies die anderen an mir zu folgen und zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht. Widerlicher Regen.

Kurz warf ich Seitenblick zu Alistair und bekam mit, wie Elissa immer wieder beruhigend und sanft auf ihn einsprach. Beim Erbauer, dafür hätte ich keine Nerven. Um die nächste Ecke, wäre endlich de Taverne und ich wollte bereits vorpreschen, als ich laute Stimmen vernahm. Sofort blieb ich stehen und lauschte.

Männer...da sprachen Männer. Ich sah heimlich um die Ecke und entdeckte vor der Taverne, die Männer von Loghain. Sie trugen alle die Schilder von Gwaren. Das kleine Teyrn, welches Loghain gehört. Scheiße...ich deutete den anderen an, leise wieder zu verschwinden. Hoffentlich haben die uns nicht gesehen.

Wieder am Marktplatz angekommen sahen wir uns entrüstet an. Das fehlte noch...Loghains Männer in der Taverne. Da können wir nun erst mal nicht hin. Morrigan sah angesäuert in die Runde und verschränkte die Arme vor der Brust. "Na Großartig! Sollen wir die Nacht jetzt auf den Straßen dieser Stadt verbringen?" Dann holen wir uns den Tod...

Elissa sah sich nachdenklich um. "Das hier ist die Hauptstadt Fereldens. Es muss doch mehr Tavernen hier geben." Ich nickte leicht. Es gibt noch über zehn andere Tavernen und das Freudenhaus. Aber das lassen wir erst mal...

Ich sah über den Marktplatz hinweg, zu dem Tor welches das Gesindeviertel von dem menschlichen Teil der Stadt trennt. Das Tor war geschlossen und das war ungewöhnlich. Leicht kniff ich die Augen zusammen und konnte nun noch einen Wachmann vor dem Tor marschieren sehen.

Seltsam...Leliana nieste kurz und Wynne sprach großmütterlich auf die junge Bardin ein. "Ach Mädchen, ihr erkältet euch noch." Kurz biss ich mir auf die Lippen.

Ich sah zu den anderen. "Selbst wenn wir in eine andere Taverne gehen, dort sind Loghains Männer bestimmt auch. Aber ich kenne einen Ort, wo Menschen niemals hingehen....oder zumindest meistens nicht hingehen." , korrigierte ich mich nach kurzer Überlegung. Abwartend sahen sie mich doch an, doch Leliana kam mir zuvor. "Das Gesindeviertel?"

Ich nickte leicht. Ein kluges Mädchen. Alistair sah mich kurz zweifelnd an, während der Regen seine Wangen hinab rann. "Aber...ihr sagtet doch es ist gefährlich dort." Stimmt...habe ich ja glatt vergessen. Aber belügen würde ich ihn auch nicht, ebenso wie die anderen. "Zevran und ich müssten uns keine Sorgen machen. Aber ihr seid alle Menschen und Menschen sind bei uns nicht gerne gesehen." Ich musterte sie kurz abschätzend. Allerdings sind wir ja gut bewaffnet, die anderen Elfen würden bestimmt nicht auf dumme Ideen kommen. Hoffe ich zumindest...

Leliana lächelte mich sacht an. "Ich würde gerne eure Familie kennenlernen, Kallian." Kurz sah ich sie überrascht an. Habe ich mich verhört? Elissa sah mich ebenso überrascht an. "Ihr habt hier gewohnt? Das wusste ich gar nicht."

Ich seufzte kurz. "Ich hab's ja auch nie erzählt. Wie dem auch sei...wärt ihr alle bereit ins Gesindeviertel zu gehen?" Ich sah abwartend in die Runde. Die meisten stimmten zu und wollten wohl einfach nur ein Dach über den Kopf. Gut...mein Herz hüpfte kurz vor Freude und wies die anderen an mir in eine der unzähligen Gassen zu folgen.

Argwöhnisch sah Wynne sich um, als ihr den plötzlich Gestank entgegen schlug. "Und das hier ist der richtige Weg?" Ich lachte kurz und zog ein Fass beiseite, welches ein Loch in der Mauer verdeckte. "Der richtige geheime Weg." , stimmte ich zu. Dennoch frage ich mich, warum die Shems das Tor runtergelassen haben.

Ich stieg durch das schmale Loch und hoffte das alle anderen, speziell Sten, durch passten. Es war nun mal nur für Elfen gedacht.

Ich stellte mich auf das schmale wacklige Holzgerüst, welches dicht an der Wand erbaut wurde und blickte hinab zum Wasser. Zum Glück brachte mir Vater früh das Schwimmen bei, sonst wäre ich nicht zum ersten Mal ertrunken. Nacheinander krochen alle durch das Loch und drückten sich leicht erschrocken an die Steinmauer. Selbst Sten hatte es nach kurzen Schwierigkeiten geschafft. "Da geht es ziemlich tief hinab." , sprach Elissa unsicher und sah runter.

Ich sag zu den anderen und krallte mich leicht in die Steinwand fest. "Das Holz ist alt und es könnte sein das ihr einbrecht. Deswegen...unnötiges rumspringen vermeiden. Und jetzt folgt mir leise."

Ich ging voran und besah mir die vielen alten Holzhäuser, die einfach nur wie angeklatscht an der Wand angebaut waren. Es sah einfach nur hässlich aus. Ohne Architektur, sondern einfach nur zusammengewürfelt. Ich seufzte leise und sah weiter nach vorn. Besser ich denke nicht darüber nach, sonst überkommt mich wirklich noch das Heimweh.

Schlechter Witz...

Das Holz knirschte unheilverkündigend bei jeden unserer Schritte und ich betete, das niemand einbrechen würde. Eigentlich passierte es recht selten bei uns, doch Elfen waren nun mal Fliegengewichte.

Zum Glück kamen wir wenig später, endlich bei der Brücke an und führte meine Gefährten nun auf den sicheren Steinboden. Selbst mir war diesmal das Holzgerüst nicht geheuer.

Leliana sah sich begeistert um. "Ich war noch nie in einem Gesindeviertel.", sprach sie begeistert, während Morrigan kühl zu der Rothaarigen blickte. "Es stinkt hier.", meinte sie nur.

Es stinkt hier? Tatsächlich...ich verzog kurz angewidert das Gesicht. War mir vorher nie aufgefallen...beim Erbauer, ich muss Dauerschnupfen gehabt haben.

Plötzlich musste ich niesen und ahnte das ein Dauerschnupfen mich noch ereilt, wenn ich nicht schleunigst ins Trockene komme.

"Kommt mit." , wies ich die anderen an und ging schnell die Brücke entlang. Mein Herz schlug etwas schneller und je länger ich mich umsah, desto mehr rief es meine Erinnerungen wach. Schöne und Schlechte...

Auf der Brücke starb Mutter. Ich seufzte innerlich und war fast am Eingang angekommen, als ich es irgendwo rascheln hörte. Sofort blieb ich stehen und Alistair rannte in mich hinein. "Ah, verzeiht!" , sprach er unbeholfen und hielt mich fest. Leicht angesäuert sah ich zu ihm hoch und schnaubte. Heute ist nicht sein Tag...

"Sieh mal einer an...Shems die sich hier her getrauen." , sprach plötzlich eine bedrohliche Stimme in der Dunkelheit und alle sahen alarmiert auf. Schnell löste ich mich von Alistair und entdeckte nun einen Elfen, der aus der Dunkelheit trat. Kurz blickte ich mich um und entdeckt noch ein dutzend andere Elfen. Einige standen auf dem Dach, andere hinter uns. Alles Männer.

Großartig...ich bin doch kein Shem! Alistair sah unsicher zu mir. "Ehm..wir werden hier doch nicht überfallen, oder? Das tun die Elfen hier nicht, richtig?"

Morrigan schnaubte genervt auf. "Nach was sieht es hier denn hier für euch auch, Dummkopf?!" , fuhr sie an. Ich blickte leicht unter der Kapuze hervor und stutzte kurz.

Vor mir stand Feron. Er war kaum älter als ich und besah sich unsere Gruppe ausgiebig. Ein anderer kam zu ihm und sprach ihm schnell etwas ins Ohr. Ich konnte nur Wortfetzten verstehen, doch es kamen die Wörter Waffen und sinnlos vor. Pah...Er sah böse zu uns. "Was wollt ihr hier Shems, dank euch gibt es nichts mehr." Er strich sich sein braunes Haar hinters Ohr.

Zevran lachte kurz amüsiert auf und trat neben mich. "Hier sind nicht nur Shems." Feron musterte mit seinen braunen Augen kurz Zevran missbilligend. "Ihr kommt nicht von hier, also ist es mir egal."

Was für ein Idiot. Ich legte meine Kapuze ab und sah skeptisch zu Feron. "Was geht hier eigentlich vor sich?" Der braunhaarige Elf starrte mich überrascht an, während ich mir mein nasses Haar aus dem Gesicht strich. Sofort fingen die anderen Elfen aufgeregt an zu tuscheln.

"Tabris?" , sprach Feron nun irritiert und besah mich skeptisch. Er schlich kurz um mich herum, während ich ihn entnervt ansah. "Lass das! Erzähl mir einfach was hier vor sich geht!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an.

Er lachte plötzlich abfällig und sah mich an. Seine Augen blitzen kurz auf, dann wand er den Blick ab. "Du hast uns diesen Mist beschert. Und du wagst es dir tatsächlich zu fragen, was hier vor sich geht?" Meine Augen wurden zu schlitzen. Was soll das heißen? Ich habe das eingebrockt?

Die anderen Elfen verschwanden auf einmal wieder in der Dunkelheit und Feron sah mich abfällig an. "Willkommen Zuhause." Er spuckte kurz zu Boden und verschwand dann ebenfalls in der Dunkelheit.

Was zum...

Elissa sah unsicher zu mir. "Wer war das?" , fragte sie leise. Ich ließ mir Zeit ehe ich antwortete. "Ein Idiot." , meinte ich knapp und ging weiter. Ich muss unbedingt Heim! Hier stimmt etwas gewaltig nicht.

Zum Glück mussten wir nicht noch durch das gesamte Gesindeviertel, unser Haus war gleich am Eingang. Wynne keuchte kurz erschrocken auf. "Erbauer...ich könnte schwören ich hätte eine Ratte gesehen in der Größe einer Katze!"

Ich eilte durch die verdreckten und schlammigen Straßen und achtete nicht weiter auf meine Umgebung. "Bitte...Geld!" , sprach ein kleines Elfenmädchen am Boden kauernd, im Dreck liegend und streckte mir ihre Hand entgegen. Ohne auf sie zu achten ging ich zielstrebig zu unserem Haus.

Ich hörte nur noch wie Leliana dem Kind Geld gab, dann stieß ich einfach die Haustür auf. Das Licht des Kaminfeuers erhellte den Großteil des kleinen Hauses. Angespannt blieb ich im Türrahmen stehen und bemerkte gar nicht, wie mein Atem schneller wurde.

"Sorris? Bist du schon zurück?" , rief eine mir bekannte Stimme. Fast wäre mein Herz stehengeblieben, als Shianni mit einer Schüssel in den Händen um die Ecke trat und mich ansah.

Plötzlich fiel die Schüssel klirrend zu Boden. Erschrocken sah ich zu Shianni als sie auf mich zustürmte und mir um den Hals fiel. Fast hätte sie mich dabei umgeworfen. "Base!", rief sie glücklich und konnte sie kurz schluchzen hören.

Schnell drückte ich sie an mich und legte meinen Kopf auf ihren Schultern. "Ich bin wieder Zuhause." ,sprach ich leise. Meine Augen brannten verdächtig. Es tat so gut ihre Nähe zu spüren.

"Oh..." , hörte ich Alistair und sah kurz nach hinten. Die anderen standen alle draußen im Regen und sahen mich abwartend an. Shianni folgte meinen Blick und riss plötzlich die Augen auf. "Menschen!" , spie sie fast schon verächtlich und löste sich von mir.

Sie wollte gerade nach dem Besen greifen, als ich sie am Arm festhielt. "Shianni...sie gehören zu mir." , sprach ich schnell. Sie wird aus allen Wolken fallen...

"W-was?", sprach sie verständnislos und wich zurück. Ich seufzte innerlich. Ich kann sie ja verstehen..."Alistair." Ich nahm ihn kurz an die Hand und führte ihn in den kargen Raum. "Ist auch ein grauer Wächter! Die anderen gehören ebenfalls zu unserer Gruppe."

Alistair lächelte nervös zu Shianni, die argwöhnisch den jungen Mann musterte. "Und ich dachte alle Grauen Wächter wären in Ostagar gestorben."

Sie wand sich besorgt an mich und ergriff meine Hände. "Valendrian hat sogar eine Trauerfeier für dich gehalten." Ich stutzte kurz. Das tat er für mich? Wie...nett. Plötzlich war ein lautes Husten zu hören. Shianni sah besorgt nach hinten. "Oh nein." , sprach sie unsicher und eilte um die Ecke.

Ich ließ die anderen ebenfalls in das kleine Haus. Morrigan sah sich kurz angeekelt um. "Ziemlich..." warnend sah ich sie an und knurrte fast. Es konnte ja nichts positives aus ihrem Mund kommen.

Ich eilte schnell Shianni hinterher, als ich erneut ein lautes Husten vernahm. Ich zwängte mich mühevoll zwischen meine Gefährten und blieb schließlich neben Shianni stehen. Augenblicklich machte mein Herz einen kurzen Aussetzer.

Dort lag mein Vater schwer hustend und leichenblass im Bett und atmete angestrengt. "Papa!", hauchte ich leise und ergriff schnell seine kalten Hände. Sein Gesicht wirkte ausgemergelt. Schwach öffnete er die Augen und sah mich an. Inzwischen rannen mir die Tränen über die Wange und Shianni legte einen kühlen Lappen auf seine Stirn.

"Kallian...mein kleines Mädchen?" fragte er schwach und unsicher. "J-ja." , sprach ich zitternd. So habe ich ihn noch nie gesehen. Er hob zitternd seine Hand und strich leicht über meine Wange. Ein leichtes lächeln legte sich auf seine Lippen. Ich war kurz davor mich schluchzend aufs Bett zu werfen. Papa...

Shianni tupfte behutsam seine Stirn. "Er hat starkes Fieber und diesen Husten. Er isst kaum noch etwas...es wurde schlimmer als sie ihm..." Meine kleine Base hielt kurz inne und sah mich dann vorsichtig von der Seite an. "Seid die Shems hier her kamen und Onkel Cyrion beide Beine brachen."

Ich umschloss die Hand von meinem Vater kurz fester. "W-was...?", hörte ich Leliana plötzlich erschrocken fragen. Shianni sah feindselig zu der jungen Bardin auf. "Das geht dich nichts an, Shem!"

Eine eiskalte Wut kochte in mir hoch und ich biss mir auf die Lippen. Die Menschen kamen und brachen ihm die Beine? Die... Shianni rang den Waschlappen kurz aus. "Du weißt ja nicht was alles nach deiner..." Ich erhob mich und Shianni sah mich überrascht an.

Dafür werden sie büßen, diese dreckigen kleinen....ich wischte mir die Tränen weg.

"Shianni, ich...Whaa!" Ich hörte Sorris erschrocken zur Tür reinkommen. Schnell drehte ich meinen Kopf und erblickte Sorris im Türrahmen stehen. Mit einer Mischung aus Furcht und Neugier sah er zu den anderen.

"Sorris!" , rief ich zu stürmte auf ihn zu. Er blickte mich überrascht an, doch ich fiel ihm bereits um den Hals und schluckte. Sorris...dem Erbauer sei Dank, ihm geht's auch gut. Ich hörte ihn jedoch kurz keuchen und blickte verwirrt auf. Er sah mich gequält lächelnd an. "Kallian...du..bist zurück."

Er jetzt konnte ich die vielen Schrammen in seinem Gesicht sehen. Schnell löste ich mich von ihm und sah ihn bestürzt an. "Was ist passiert??" Er winkte jedoch nur ab. "Es ist schön dich zu sehen...wir dachten schon du kommst nie wieder."

"Ich wusste, das Kallian wiederkommt!", rief Shianni lautstark und wir mussten kurz beide lächeln. Base...

"Ehm...vielleicht sollten wir wieder gehen." , fing Elissa unsicher an und sah mich an. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein...schon gut. Die Nacht wird es schon gehen..."

Inzwischen bemerkte ich wie Wynne zu Vater gegangen war. Shianni protestierte lautstark, doch ich hielt sie zurück, Wynne kann ihm bestimmt helfen! Tatsächlich schaffte sie es, seine Beinbrüche heilen zu lassen, doch an Vaters Krankheit scheiterte sie. Besorgt stand ich neben der alten Magierin und sah zu Vater. Nun schlief er friedlich. "Er braucht dringend Medizin. Sonst überlebt er die Nacht vielleicht nicht.", sprach Wynne und sah mich an.

"Das haben wir nicht!", meckerte Shianni und verschränkte die Arme vor der Brust. Sorris seufzte leise und sah zu mir. "Und Alarith auch nicht, ich war eben in seinem Laden."

Zevran trat plötzlich neben mich. "Hm..ich könnte nur ein Gegengift herstellen." Ich sah ihn kurz an. Diesmal war wieder kein Schalk und Spott in seinen Augen und Worten. Nur ehrliches bedauern.

Ich nickte knapp. "Trotzdem danke..." Alistair sah mich plötzlich aufgeregt an. "Die Wunder von Thedas !", rief er aufgeregt. Zevran grinste kurz. "Was ist das? Ein Freudenhaus?"

"Nein, er magischer Laden der von den Besänftigen geführt wird. Die werden sicher auch Medizin haben!" wandte sich Alistair lächelnd an mich. Sorris sah sich kurz argwöhnisch um und stellte sich dann neben Shianni. "Wir haben kein Geld."

Alistairs lächeln starb augenblicklich. Mir kam ein weiterer erschreckender Gedanke. Wir haben auch kein Geld mehr. Ich wollte etwas in Denerim verkaufen....aber...

Scheiße! Wütend schlug ich mit der Faust auf den alten Tisch, der kurz darauf kurz knarrte. Das durfte doch nicht wahr sein! Inzwischen hat auch kein Geschäft mehr offen, es ist bereits Abend.

Kurz hörte ich meinen Vater wieder schwer husten. Papa...das ist alles meine schuld. Weil ich diesen perversen Lord getötet habe.

Besorgt sah ich zu ihm und bemerkte die kleinen Schweißtropfen auf seiner Stirn.

Das Gesetz der Gassen

Das stetige Trommeln der Regentropfen gegen die Fensterscheiben, hinterließ einen leisen Trommelklang im überfüllten Raum. Das schwache Licht des kleinen Kamins erleuchtete nur spärlich die Umgebung.

Nachdenklich besah ich mir ein kleines Elfenmädchen, welches sich im strömenden Regen unter einem Spanntuch zusammenkauerte und zitterte. Sie war schon längst durchnässt. Ich schloss die Augen und lehnte meine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe um meine aufkeimende Wut kurz abzukühlen.

Sorris hatte mir erzählt das die Stadtwachen die Toren des Gesindeviertels geschlossen hätten um spezielle Einsparungen vorzunehmen. Ganz einfach gesagt wollten sie sich die Nahrungsrationen für uns nutzlose Elfen sparen und die Vorräte lieber in die Armee investieren.

Äußerst reizend. Das die Elfen hier verhungern sei mal bei diesem genialen Plan dahin gestellt. Was mich besonders wütend machte, waren jedoch die Schlosswachen und deren Bestrafungen an meinen Vater.

Dabei habe ich diesen kleinen perversen Lord getötet und nicht Vater, Shianni oder Sorris. Es sollte mich treffen…allerdings könnte ich den Spieß auch umdrehen. Ein paar getötete Schlosswachen fallen doch in Kriegszeiten bestimmt niemandem auf.

„Base? Kann ich dich mal kurz sprechen?“, hörte ich eine vertraute Stimme und öffnete augenblicklich die Augen und sah zu Sorris. Er sah mich mit seinen himmelblauen Augen Sorgenvoll an. Ich ahne was er mir sagen will und spannte mich kurz an. Vermutlich das ich zu einem ungünstig schlechten Moment gekommen bin. Knapp nickte ich und sah kurz zu meinen Gefährten, die sich so gut es ging in dem kleinen Raum aufgeteilt hatten.

Morrigan, Sten und Wynne waren bei unseren Betten, während sich besonders Wynne um meinen Vater kümmerte. Hasso und Lymira hatten es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht und schmiegten sich aneinander.

Leliana und Elissa saßen zusammen mit Alistair am Esstisch und sahen sich entweder um, oder sahen nun unbeholfen zu Sorris und mir. Zevran erblickte ich am anderen Ende des Raumes in einer dunklen Ecke lehnend. Abschätzend blickte ich kurz zu dem blonden Elf, dann ging ich hinaus mit Sorris und war mehr als froh darüber dieser drückenden enge zu entkommen.

Ich stellte mich mit ihm zusammen unters Dach und lauschte dem stärker werdenden Regen der laut aufs Dach hinab fiel. Mein Blick fiel erneut auf das Elfenmädchen, welches sich jedoch diesmal nicht mehr regte, geschweige denn zitterte. „Kallian?“

Kurz besah ich mir das Elfenmädchen noch einmal, dann drehte ich mich zu meinem Cousin um. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich meine…“ Doch ehe ich weitersprechen konnte, legte mir Sorris plötzlich einen Finger auf den Mund und brachte mich so zum Schweigen. Verdutzt sah ich ihn mit großen Augen an.

Er lächelte plötzlich und umarmte mich. Überrascht sah ich zu meinem Cousin und krallte mich leicht an ihn. Mit dieser plötzlichen Gefühlsregung hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Wenn ich ehrlich bin hatte ich mir schon eine zusammengesponnene Rede überlegt, die ich zu meiner Entschuldigung Vortagen wollte. Nun hat er mich wieder total überrascht. „Es tut gut dich wiederzusehen. Wir mussten uns schon mit deinen Tod abfinden.“ Er blickte kurz gedankenversunken Richtung Tor, dann sah er mich wieder an.

„Dein Vater brach es das Herz, vielleicht ließ er sich deswegen so leicht von den Schlosswachen überwältigen. Eigentlich lässt er sich ja auch nicht alles gefallen.“ Sorris ließ mich los und seufzte kurz. „Shianni hatte es auch schwer getroffen, aber sie hat versucht stark zu bleiben. So wie immer.“

So wie immer. Ja, eigentlich war hier alles so wie immer. Dasselbe versüffte Loch was ich vorfinde und dieselben freundlichen Gesichter…und dasselbe Leid. Ich schüttelte leicht den Kopf und stellte mich nun in den Regen, nachdem ich mich von meinen Cousin gelöst habe.

Das kühle Nass lief perlenartig über mein Gesicht und streichelte meine erhitzten Wangen. Wütend blickte ich zu dem erfrorenen Elfenmädchen im Dreck. „Ich hatte bei meiner Rückkehr gehofft, dass diesmal nichts wie immer ist. Das sich etwas geändert hat, das es mal positive Nachrichten gibt.“ Wütend wischte ich mir das nasse Haar aus meinem Gesicht und wand nun den Blick von dem toten Kind ab. „Nichts hat sich gebessert, im Gegenteil.“, flüsterte ich mit bebender Stimme und drehte mich wieder um. Sorris erwiderte ruhig meinen Blick und nickte leicht. „Hier wird sich auch nie etwas ändern.“

„Erzähl nicht sowas!“, zischte ich ihm aufgebracht entgegen und schritt schnell auf ihn zu. „Dass hier alles…diese Ruine in der wir leben…willst du dass das ewig so bleibt? Willst du das deine Kinder hier aufwachsen!“

Inzwischen war ich lauter geworden, registrierte es jedoch nur nebenbei. Ich wirbelte kurz aufgebracht mit meinen Händen und atmete tief ein um weiter zu zeterten.

„Ich will auch dass sich hier etwas ändert. Eigentlich… alles.“

Perplex sah ich zu Shianni, die leise die Tür hinter sich Schloss und auf mich zukam. Naja, wenigstens eine die auch für frischen Wind ist. Sehr frischer Wind muss da schon her.

Ein kurzes abfälliges Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, während ich mir fahrig durch mein Haar strich. „Hier wird sich aber wirklich nie etwas ändern, wenn wir nichts unternehmen. Es wird ewig so bleiben und die kleinen kümmerlichen Elfen fristen ihr Dasein im Dreck, wie es sich gebührt.“

„Eine Schande, wenn du mich fragst.“

Überrascht sah ich auf und erblickte im schwachen Schein der Lampenlichter Alarith. Der einzige Elf im Gesindeviertel der einen kleinen Laden hat und der mir netterweise eine halb zerrissene Karte mitgegebenen hat. Wenn ich ihn nicht so lange schon kennen würde, hätte ich ihn deswegen schon vermöbelt. Aber wir kennen ihn schon von klein auf und er ist praktisch unser Ersatz Onkel. Sein Rotblondes Haar war genauso nass, wie meines und auf seinen Lippen erschien ein schwaches Grinsen. „Schön das du noch lebst, es wäre nett wenn du uns das nächstemal benachrichtigst das du noch lebst.“, sprach er belustigt und musterte mich dann jedoch kurz skeptisch. „Du siehst mies aus.“, fügte er hinzu.

Angesäuert sah ich zu dem älteren Elf und schürzte kurz die Lippen. „Das kommt vor der langen Reise und der wenigen Zeit die ich am Tag hab, da ich mich um Probleme von anderen kümmern muss.“, meinte ich zähneknirschend. Sorris sah überrascht zu Alarith und zog kurz die Augenbrauen nach oben. „Was willst du eigentlich jetzt hier?“

Der Elf sah gelassen in die Runde und fixierte mich dann mit undefinierbarem Blick, was kurzzeitig zu leichter Anspannung bei mir führte. Ich kenne diesen Blick…

„Ich weiß dass hier Menschen sind. Ich weiß was mit deinem Vater ist. Und…“ Er stand nun vor mir und erhob mit jedem Satz verschwörerisch die Stimme. „ich weiß wie wir ihn helfen können. Schau.“

Alarith hielt mir plötzlich einen Zettel vor der Nase, den ich fast schon genervt aus seiner Hand riss. Warum muss er es immer so spannend machen? Während ich verzweifelt versuchte zu lesen, trat Shianni neben mich. „Alarith, woher weißt du eigentlich das wir Menschen im Haus haben?“, fragte meine kleine Cousine misstrauisch. Ein amüsiertes Lachen folgte nur. „Das wissen doch schon alle. Neuigkeiten verbreiten sich schnell.“

Inzwischen sah ich auf und ließ den Zettel in meinen Händen einfach fallen. Das konnte doch nicht sein ernst sein. Das wenige was ich noch lesen konnte, reichte mir. „Ein Antibiotikum was über 10 Soverings kostet? Das können sich nur Adlige leisten!“, fuhr ich ihn aufgebracht an und war kurz davor zu explodieren. Verdammte Adlige und ihr massenhaftes Geld!

„Deswegen klaust du es ja auch. Heute kommt eine neue Lieferung im Hafen an. Wenn du schnell genug bist wird es niemand bemerken und du kannst deinen Vater vielleicht retten.“

Vielleicht. Vielleicht auch nicht, aber es war auf jeden Fall Besser als ihn in seinem Bett einfach sterben zu lassen. Ich sah Stirnrunzelnd zu Boden, wo mittlerweile der Zettel durchgeweicht in einer Pfütze schwamm. Shianni meckerte lautstark und warf Alarith eine Beleidigung an den Kopf. Vater…Ich sah auf und seufzte kurz. „Gut…wann ist das Schiff mit seiner Lieferung im Hafen?“

Überrascht sahen Sorris und Shianni mich an, Alarith jedoch lächelte nur wissend. „Base! Wenn dich die Wachen erwischen, dann töten die dich bestimmt! Überall in der Stadt hängen sogar deine Fahndungsblätter aus. Im Gesindeviertel haben wir schon alle abgenommen, aber es gibt gewiss noch mehr! Außerdem sind noch die ganzen Banden in den dunklen Gassen!“, sprach Sorris aufgeregt, doch ich winkte ab und blickte zu einem Dach mit verfaultem Holz, welches sich bis zum Boden erstreckte. Wenn ich von Dach zu dach springe, oder eventuell klettere, sehen mich diese verdammten Stadtwachen auch nicht. Und diese verdammten Diebe und Mörder hoffentlich auch nicht…

Hauptsache ich breche mir bei diesem ganzen Abenteuer nicht das Genick. Das wäre ungesund für die weitere Reise. Alarith sah mich mit fast schon funkelnden Augen an. „In weniger als einer Stunde ist das Schiff da. Am besten du besorgst gleich mehrere Flaschen. Die können wir dann verkaufen und schon hast du wieder Geld.“

Ich nickte knapp und stieg auf das Dach. Es knirschte laut und unheilklingend. Außerdem war es ziemlich nass. Also gut, Genickbruch ist wirklich nicht auszuschließen. Angesäuert kickte ich eine tote Ratte aus einer Regenrinne, die alles verstopfte. Shianni ergriff plötzlich meine Hand und sah besorgt zu mir auf. „Kallian du…pass auf!“

Ich grinste kurz und zwinkerte ihr zu. Die kleine Shianni…“Keine Sorge. Und sag den anderen ich bin gleich wieder da.“ Ich nickte Alarith und Sorris zu, dann eilte ich schnell das Dach hinauf und dann weiter Richtung Hafen. Ich hoffe nur inständig dass ich dann rechtzeitig zurück bin…
 

Inzwischen hatte die liebreizende Leliana noch etwas Holz in den Kamin geworfen, um das schwache Feuer wieder etwas aufflammen zu lassen. Aber helfen wird das bestimmt nicht bei dieser hartnäckigen Kälte. Mit zusammengekniffenen Augen besah ich mir den Alten der schon wieder einen Hustanfall bekam. Der wird es nicht mehr lange machen…

„Was...?“, sprach Leliana überrascht und hielt plötzlich einen halb zerrissenen Handzettel nach oben. Elissa sah neugierig über ihre Schulter und bekam große Augen. „Aber…das ist ja Kallian.“ Skeptisch sah ich zu den beiden Frauen, die sich kritisch den Handzettel besahen.

Doch ehe ich mir das Ganze auch besehen konnte, wurde die Tür laut krachend aufgeschlagen und Kallians Cousins betraten wieder die Hütte, gefolgt von einem älteren Rothaarigen Elf. „Was tut ihr Shems da?!“, kreischte die kleine Rothaarige aufgebracht und riss den Handzettel aus Lelianas Händen.

Erschrocken sah die junge Bardin auf und versuchte das Elfenmädchen zu beschwichtigen. Was jedoch auf taube Ohren stieß. Ich sah mich kurz um. Sie ist nicht dabei. Seltsam…“Wo ist Kallian?“, fragte Alistair wie aufs Stichwort und sah skeptisch zu dem fremden Elf. Es herrschte kurz betretenes Schweigen, bis Shianni den Handzettel langsam in ihren Händen zerriss und die Fetzen ins Kaminfeuer warf. „Sie ist gleich wieder da.“

Alistair erhob sich schlagartig und sah aufgebracht zu den Elfen. „Ich will sofort wissen wo sie ist! Ihr verheimlicht uns etwas!“ Sorris zuckte kurz zusammen und sah dann unsicher zu dem älteren Elfen. „Junge, als Gäste solltet ihr euch besser benehmen, es sei denn ihr wollt die Nacht im Regen verbringen.“

Morrigan blickte finster in die Richtung des Elfen und schritt elegant auf ihn zu. Genießerisch betrachtete ich ihren wohlgeformten Körper, den sie auch nicht groß unter Kleidern verbarg.“Ihr solltet eure Zunge hüten, kleiner Elf. Sonst verwandel ich euch in einen Frosch.“ Sorris schluckte schwer, während Shianni laut schnaubte und sich furchtlos vor der Hexe aufbaute. „Wenn ihr das wagt, werde ich euch eigenhändig euer verlogenes Ge-„

„Das reicht!“, fuhr Wynne mahnend dazwischen und alle sahen überrascht zu der alten Magierin, die wie ich zugeben musste äußerst gereizt aussah. Das könnte lustig werden…

„Wo ist Kallian?“, sprach die Magierin nun ernst und die strenge in ihren Augen ließ keine Ausreden zu.

Das Elfenmädchen sah misstrauisch zu der Frau und verschränkte die Arme vor der Brust.“Spazieren.“ Ich grinste kurz und schritt neben Wynne. „Meine liebe. Ihr werdet uns doch gewiss sagen, wo unsere geschätzte Anführerin hin verschwunden ist.“Ich grinste kurz charmant und augenblicklich färbten sich die Wangen des Elfenmädchens rötlich.

Kurz biss sie sich auf die Lippen und ging dann schnell zu den anderen beiden Elfen zurück. Eigentlich hatte ich ja gehofft, sie würde mir noch einen kleinen Hinweis mitgeben. „Es…sie ist auf den Weg zum Hafen um ein Antibiotikum zu holen, damit es ihrem Vater besser geht.“, fing dieser schwächliche Elf unsicher an. Verstehe…allein zum Hafen?

„Aber…das ist doch gefährlich wenn sie allein geht. Warum hat sie uns denn nichts gesagt?“, sprach die Blonde Cousland aufgebracht und fuchtele kurz aufgebracht mit ihren Händen herum. Es folgte ein spöttisches Lachen seitens des Elfenmädchens.

Sie verschränkte erneut die Arme vor der Brust.

„Da gibt es schlimmeres, als allein nachts zum Hafen zu gehen. Aber Shems scheinen sich ja generell vor ihren eigenen Schatten zu fürchten.“, meinte sie spöttisch und ein leichtes Grinsen entwich mir.

Genauso eine große Klappe wie Kallian.

Elissa schien nun auch langsam die anscheinend gut antrainierten Manieren zu vergessen, denn als sie ruckartig aufstand, fiel der alte Holzstuhl laut polternd zu Boden. „Ich werde dir gleich zeigen, wer sich vor wessen Schatten zu fürchten hat!“ Amüsiert sah ich den bezaubernden Damen dabei zu, wie sie kurz davor waren sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

Doch Leliana schritt diesmal dazwischen und sah mahnend zu den beiden jungen Frauen. „Genug nun. Wir sollten uns als Gäste wirklich nicht so benehmen, aber…“ Nun sah sie zu Shianni, die sie wiederum verstimmt ansah. „…ihr solltet auch etwas Gastfreundlicher sein. Schließlich haben wir euch wirklich nichts getan. Wir machen uns lediglich Sorgen um Kallian, schließlich sind wir ihre Freunde.“

Diesmal lachte der ältere Elf amüsiert auf und sah leicht misstrauisch zu uns, bevor sein Blick kurz skeptisch an mir hängen blieb. „Ihr seid alles Menschen. Bis auf ihn. Ihr seid gewiss nicht ihre Freunde, sondern nur aus Pflicht bei ihr.“ Leliana atmete kurz erschrocken ein, anscheinend war das für sie eine persönliche Beleidigung.

Dennoch erstaunlich wie viel Misstrauen sie uns entgegenbringen. Ein tiefsitzender Hass…und Hass ist bekanntlich ein gutes Nährmittel für weiteren Zündstoff.

Der ehemalige Templer sah nun ebenfalls fast wütend zu den Elfen. „Mir ist ja mittlerweile das Misstrauen von euch Elfen bekannt, Kallian war nicht anders, aber ich versichere euch wir sind nicht aus Pflicht bei ihr.“

„Ich schon.“, gab Sten monoton von sich und auch ich überlegte kurz. Sie hatte mir es ja selbst überlassen, ob ich gehe oder hier bleibe. Anderseits wollte ich jedoch nicht zu schnell zu den Krähen zurück und es gab hier in der Gruppe noch andere interessante Beschäftigungsmöglichkeiten.

„Seht ihr! Ich habe es doch gewusst!“, sagte Shianni höhnisch und sah finster zu den Menschen. „Wenn ihr irgendetwas antut, werde ich euch-„

Doch weiter konnte sie nicht sprechen, denn Sorris legte ihr eine Hand auf den Mund. „Shianni, das reicht. Du weißt sehr gut, das Kallian allein auf sich aufpassen kann. Ich kann mir nicht vorstellen das die Menschen sie hintergehen.“

Fast schon entsetzt sahen Shianni und Alarith zu ihm. „Hast du das etwa schon mit der Hochzeit vergessen?! Eindeutiger ging’s ja nicht mehr!“, schrie die kleine Rothaarige Elfe aufgebracht. Es herrschte kurz schweigen. Eine Hochzeit?

Leliana sprang sofort auf und sah verwirrt zu den Elfen. „Was für eine Hochzeit? Was ist denn da passiert?“ Shianni sah grimmig zu Boden und ballte ihre Hände zu Fäusten. Nun sah sie aus wie ein trotziges Kind. Ich musste kurz grinsen. „Eine Hochzeit. Ich wusste doch, dass sie noch Geheimnisse vor uns hat. Sonst wäre es ja schließlich ziemlich langweilig, nicht wahr, mein Freund?“, fragte ich amüsiert und stieß Alistair kurz an der Seite an, der seltsamerweise etwas blass um die Nase geworden war.

„Was…ist sie etwa verheiratet?“, fragte der junge Mann verunsichert und sah zu den Elfen, die anscheinend mit sich rangen zu antworten. Es schien als hätten sie etwas angesprochen, das sie lieber für sich behalten hätten. Das wiederum könnte lustig werden. „Ihr…wisst doch gar nichts über sie. Dann seid ihr auch nicht ihre Freunde.“, sprach Shianni leise und ihre Augen fingen an verräterisch zu glitzern.

Sorris legte einen Arm um seine Schwester und sah mitfühlend zu ihr. Doch sie löste sich schnell von ihm und die Trauer aus ihren Augen verschwand und Wut zeichnete sich ab.

„Ihr wisst gar nichts über sie. Über uns! Ihr bleibt nur hier, weil Kallian es so will! Von mir aus könnt ihr sofort verschwinden!“

Wynne schritt nun zu dem Elfenmädchen uns sah sie ernst an. „Meine Güte Mädchen! Wie kann man nur so viel Misstrauen und Hass in sich sammeln. Erzählt uns lieber was passiert ist, damit wir eure offensichtliche Missgunst besser verstehen können.“ Sorris nickte leicht und sah aufmunternd zu seiner Schwester.

„Komm Shianni. Wir erzählen ihnen alles. Ich bin sicher dann klärt sich alles auf.“

Doch Shianni schüttelte nur energisch mit ihrem Kopf und drehte sich genervt weg. Noch schlimmer als die große Cousine. Wynne sah ruhig zu Sorris und in ihren Augen war nun auch eine Sanftheit zu erkennen, die bis dahin nicht zu erkennen war. „Mir erzählte sie, sie wäre zu den Wächtern gekommen, weil sie einen Adligen getötet hat der ihre Familie verletzt hat. Hat das was damit zu tun?“ Der ältere Elf zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und sah zu der alten Magierin.

„Mehr hat sie nicht gesagt? Typisch, die Hälfte hat sie verschwiegen.“

Neugierig sah ich zu den beiden. Aha, ein Adliger? Was sollte er denn hier bei der Familie wollen? Und warum rekrutieren die Wächter

Sie wegen eines Mords? Hm…das ich da noch kein grauer Wächter geworden bin….ein meisterhafter, gutaussehender Mörder…

Shianni stand am Fenster und starrte hinaus zu dem stürmischen Regenwetter, ehe sie langsam zu erzählen begann.“Kallian und Sorris sollten vor sechs Monaten heiraten. Es war mal was Besonderes bei uns, eine Doppelhochzeit, alle freuten sich schon auf das Fest.“

Ich musste kurz grinsen. Aber es kam nicht so weit.

„Und? Was hat sie getan? Hat sie ihm am Altar stehen gelassen?“ Zuzutrauen wäre es ihr. Und dann tötete sie einen Adligen und ein Grauer Wächter war zufällig dabei und er beschloss sie aufgrund ihrer impulsiven Art mitzunehmen.

„Nein.“, sprach der Rotschopf leise und krallte ihre Finger nun leicht in die Fensterbank.

„Es gab keinen Altar. Bevor es soweit gekommen war, kam dieser widerwärtige Lord Vaughn und…nahm Kallian, mich und ein paar Brautjungfern mit ins Schloss. Vorher kam er ins Gesindeviertel und hatte sich schon wie der letzte Idiot benommen.“

Alarith räusperte sich kurz und sah wieder zu uns. „Der Sohn des Arls von Denerim hat eine gewisse Vorliebe für Elfenfrauen. Wir hatten schon öfters welche aus dem Wasser gezogen, die in dem Schloss gearbeitet haben. Geschlagen, vergewaltigt…von den Ratten angefressen und wie Müll entsorgt.“ Menschen und ihre Schwäche für Elfen…in der Tat halten sie uns für schön. Widerwärtige Methoden…

Leliana sah entsetzt zu dem Elf und keuchte erschrocken.

„W-was? Aber warum seid ihr nicht zu König, oder zur Stadtwache gegangen! Nicht nur wegen diesen Morden, sondern auch wegen diesen Entführungen?“

Shianni drehte sich sofort um und stürmte auf die junge Bardin zu.

„Bist du wirklich so dumm, Shem? Was glaubst du wer diesem perversen Lord geholfen hat? Natürlich die Wachen! Und wer sollte auf einen Elf Rücksicht nehmen? Bei den Docks im Hafen werden wir auch wie Dreck behandelt, wir werden generell wie Dreck behandelt! Als ob der König nicht auf das Wort eines Adligen hören würden, anstatt die eines kleinen Elfen! Du hast ja…nicht die geringste Ahnung…“

Shianni drehte sich weg und ging kopfschüttelnd zum Fenster zurück.

„Als wir im Schloss gefangen waren, wussten wir alle dass uns niemand helfen wird. Die hier sind alle viel zu feige und ängstlich, um uns zu helfen. Nular…wurde als erstes getötet, als die Wachen uns zu Vaughn mitnehmen wollten.“

Das Mädchen schwieg kurz, bevor ihre Stimme leicht anfing zu zittern.

„Kurz…bevor diese Mistkerle Kallian und mich vergewaltigen konnten, kamen Sorris und Nelaros um uns zu retten. Allerdings wurde Nelaros vor unseren Augen mit einem Schwert niedergeschlagen. Er wollte gerade Sorris töten, da kam Kallian ihm zuvor und streckte ihn nieder, mit einem Schwert das Nelaros mit rein geschmuggelt hatte. Sie hatte dieses Feuer in ihren Augen, was ich nur aus Märchen kenne. Auch wenn sie die Adligen töten konnte, Fabiloa und Sorris‘ Frau Valora starben ebenfalls. Wir drei konnten verletzt fliehen, doch die Wachen folgten uns bis zum Gesindeviertel. Um den Galgentod zu entkommen ging Kallian mit diesem Grauen Wächter mit.

Nur damit sie dann später angeblich in diesem verdammten Ostagar starb und jetzt Lebend vor uns steht!“ Das Elfenmädchen schluchzte auf und vergrub ihr Gesicht schützend in ihren Händen.

Überrascht starte ich auf ihren Rücken und ließ mir ihr gesagtes kurz durch den Kopf gehen. Kallians Gatte starb vor ihren Augen und ein Adliger hätte sie fast vergewaltigt?

Ich blendete sofort Rinnas Gesicht aus meinen Kopf und beobachtete Sorris dabei wie er schützend seine Schwester in den Arm nahm. Sofort krallte sie sich an ihn und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Wir…hätten sie nicht gehen lassen sollen! Es passiert ihr bestimmt etwas…die Fahndungsblätter sind doch überall in der Stadt verteilt.“ Alistair trat schnell aufgeregt auf die beiden zu. „Was meint ihr? Was für Fahndungsblätter?“

Sorris sah zu dem jungen Mann auf. „Wegen des Mords an Adligen wurde auf ihren Kopf ein Kopfgeld ausgelegt. Es gibt hier genug Elfen und Menschen die alles tun nur um etwas Geld zu bekommen.“

Ich trat gelassen vor und öffnete die Tür der Hütte. „Keine Sorge, ich werde sie suchen.“ Ich spürte förmlich die Blicke der anderen in meinen Rücken und musste innerlich seufzen. Etwas mehr Vertrauen würde nicht schaden.

Der ältere Elf hielt mich am Arm fest und musterte mich kurz skeptisch. „Weist du überhaupt wo der Hafen ist?“ Was für eine Beleidigung.

„Gewiss. Den Weg zu billigen Hafenhuren und verrottenden Fisch kennt jeder Antivaner, mein Freund.“ Ich riss mich von ihm los und verschwand in die regnerische Nacht.

„Wie schrecklich…ich wusste nicht.“, begann Elissa verunsichert und sah mitfühlend zu Sorris und Shianni. Der Elf schüttelte nur den Kopf. „Das schlimmste ist, das Vaughn noch lebt.“
 

Dieser verdammte Regen. Ich hasse Regen, jawohl ich hasse Regen! Alles wird so nass und kalt. Natürlich war ich auf einem Dach ausgerutscht und hab mir mein halbnacktes Bein übel aufgekratzt. Verdammtes Bluten, verdammter Regen. Aber immerhin kein Genickbruch. Ich strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und besah mir von einem morschen Dach aus den Hafen.

Alles wirkte ruhig, bis auf diesen lauten trommelnden Regen der unerbittlich niederfällt.

Viele Schiffe waren bei den Docks, welches beim Erbauer hat jetzt diese Medizin für Vater an Bord? Ich schnaufte gefrustet und sah kurz hinab.

Erst einmal hinunter klettern, dann sah ich weiter. Nachdem ich geschickt vom Dach hinab geklettert war, besah ich mir von den Gassen aus die verschieden Schiffen und hielt mich weiterhin im Dunkel.

Allerdings erschrak ich mich manchmal, wenn ich ausversehen auf den Schwanz von einer diesen stinkenden großen Ratten trat. Überall gibt’s diese stinken Viecher…hmm…überall wo es eben stinkt. Dieser nach Fisch stinkende und Fäkalien verseuchte Ort, muss ein Paradies für sie sein.

Ich hielt mich hinter einem Fass versteckt und beobachtete wie die Stadtwachen leicht lallend nur wenige Meter an mir vorbei gingen. Dumme Menschen. Wirklich nur erbärmlich…aber wenigstens sind die zwei Prachtexemplare jetzt vorbei. Gerade als ich mich wieder erheben wollte und mir genauer die Schiffe anschauen wollte, trat vor mir plötzlich erneut ein Mensch.

Böse sah ich zu Dickbäuchigen wiederwertigen alten Penner auf, der mehrere Zähne entblößte als er breit grinste.

„Na Hure, wie wär’s mit ner schnellen Nummer?“

Auch das noch…sehe ich wirklich so nuttig aus? Wahrscheinlich die nackten Beine…argh neue Lederrüstung!

„Verpiss dich Shem. Treib‘s mit eine von deiner Rasse!“, keifte ich genervt und stand auf.

Beim Erbauer…der hat Mundgeruch! Naja, die Ratten werden’s lieben. „Elende Elfenhure!“

Gerade wollte er nach mir schlagen, doch er war so langsam und wohl auch so betrunken, das ich ganz einfach ausweichen konnte. Betrunken fiel er gegen die Fässer und warf sie laut polternd zu Boden. Genervt sah ich zu dem Shem hinab und seufzte innerlich. Was für ein widerlicher Fettwanst. Aber er scheint nun ruhiggestellt zu sein.

Ich stieg über ihn hinweg und besah mir kurz aufmerksam die Straßen.

Alles soweit ruhig…bei diesem Wetter sind die Huren wahrscheinlich im Haus, oder sonst wo im Warmen. Ich ging schnell zu den Docks und besah mir aufmerksam die Schiffe. Beim Erbauer, hätte mir Alarith nicht mal das Schiff genauer benennen können? Idiot…

„Herzchen, nach was sucht ihr denn?“

Überrascht wirbelte ich herum, konnte jedoch niemanden sehen. Aber…Ich sah nach oben und entdeckte eine junge Frau, die sich über die Reling eines Schiffs lehnte und mich ausgiebig musterte. Ihr Gesicht konnte ich jedoch nicht ganz erkennen. Aber vielleicht könnte sie mir ja helfen…Kurz besah ich mir ihr schickes Schiffchen. Vorne beim Bug hatte sie eine wunderschön verzierte Galionsfigur einer Meerjungfrau…oder ist es eine Sirene?

Egal! Ich habe gerade wichtiges zu tun. Je schneller ich die Medizin bekomme, umso besser.

„Ihr wisst nicht zufällig von einem Schiff, welches heute Nacht hier angelegt hat und teure Medizin an Bord hat?“, rief ich fast schon, da der tosende Regen zu laut war für ein normales Gespräch. Es herrschte kurz schweigen und ich schon fast der Annahme die wüsste es nicht.

Sie lachte kurz erheitert und zeigte dann auf ein Schiff, welches genau vor ihrem war.

„Dieses Schiff aus Tevinter. Sie haben Kisten ausgeladen, bedien dich einfach. Die sind mit irgendeinen Reichen Schnösel an Bord gegangen.“

Ich sah zur Seite und erblickte tatsächlich ein Schiff, welches Kisten ausgeladen hat.

Das…ist doch etwas zu einfach. Skeptisch sah ich wieder nach oben, doch die Frau war auf einmal verschwunden.

Beim Erbauer…langsam wird’s unheimlich…Ich eilte zu den Kisten und nahm gleich zwei Fläschchen Medizin mit.

Zufrieden kletterte ich wieder dem Dach eines Hauses herauf, um mögliche Stadtwachen zu entgehen. Wenn ich mich jetzt beeile und rechtzeitig zu Vater zurück komme, wird hoffentlich alles gut. Das hoffe ich zumindest. Schnell strich ich mir das nasse Haar aus dem Gesicht und musste kurz zittern.

Ich war absolut durchnässt und mir war wirklich mehr als kalt.

Wenn ich nicht noch Krank werden will, sollte ich mich wirklich schleunigst auf den Heimweg begeben. Eiligst lief ich über die Dächer und passte angestrengt auf nicht auszurutschen, oder wieder irgendwo einzubrechen.

Auf einmal jedoch, hörte ich ein seltsames knarren und blieb angespannt stehen. Hektisch sah ich mich um und zog zur Sicherheit meinen Dolch. Entweder werde ich langsam nervös, oder irgendjemand ist mir dicht auf den Fersen.

Ehe ich jedoch reagieren konnte, stürzte sich von hinten jemand auf mich und warf mich um. Ich überschlug mich mit dem Fremden einige Male, ehe ich halb durchgeschüttelt und vermutlich mit einigen Quetschungen auf einem Art Vordach endlich zum stehen kam.

Es knirschte laut und übel und der Fremde beugte sich über mich. Es drehte sich immer noch alles, dennoch zwang ich mich meine Augen zu öffnen und denjenigen für seine Unverfrorenheit die Kehle aufzuschlitzen!

„Tabris! Wo ist die verdammte Medizin!“, sprach mir nur eine zu bekannte Stimme nah an meinen Ohr und ich sah in Ferons Haselnussbraune Augen die mich mehr als grimmig ansahen.

Er hielt ein Messer an meine Kehle gedrückt, meine Hände über meinen Kopf gedrückt und sein verdammtes Knie hatte er in meinen Magen gerammt.

Ich konnte erst mal nichts weiter von mir geben, außer Würggeräusche.

Jetzt kommt gleich der Eintopf von Morrigan hoch! Doch Anscheinend wollte er Druck machen…oder, ausüben…

Er drückte die Klinge tiefer und ich spürte bereits ein unangenehmes Brennen…scheiße…

„Du..verdammter Bastard…was…willst du mit der Medizin…du...brauchst sie nicht…“, keuchte ich mühsam und versuchte irgendwie an meinen Dolch zu gelangen, der jedoch weiter entfernt von mir lag, als mir lieb ist.

Übel…

Er musterte mich aufmerksam und musste dann wohl die kleinen Fläschchen aus meiner Seitentasche hinausragen sehen.

Als er gerade danach greifen wollte, nutze ich die Chance und gab ihm eine Kopfnuss. Er heulte kurz auf, ebenso wie ich, und kippte nach hinten.

Dabei ließ er jedoch das Fläschchen los und es fiel aus seiner Hand, rollte über das morsche Vordach und fiel dann schließlich Klirrend zu Boden.

Ich fluchte laut auf und sah zu Boden wo das zerbrochene Fläschchen lag. Großartig, nun war nur noch eins übrig!

Plötzlich legte Feron seinen Unterarm um meinen Hals und drückte erbarmungslos zu. Er nahm mich praktisch in den Schwitzkasten.

Ich schrie auf und würgte kurz. Erschrocken krallte ich mich in seinen Unterarm fest und versuchte mit der anderen Hand verzweifelt an meinen Dolch zu kommen. So zu sterben ist doch das letzte!

„Verdammt, Tabris! Die…Medizin ist für meinen Bruder. Denkst du dein Alter ist der einzige der Krank ist?!“, fluchte er laut und drückte mich fest an seinen Oberkörper. Zappeln brachte da auch nichts mehr, ich war absolut Bewegungsunfähig.

Doch ehe ich mir einen Plan überlegen konnte, war meine Zunge bereits schneller als mein Gehirn.

„D-dein Bruder? Dieser Krüppel? D…der..v-verreckt…eh diesen Winter!“, keuchte ich angestrengt, während mein Sichtfeld langsam verschwamm.

Bloß nicht aufgeben!

Ich hörte ihn laut und erbost fluchen, ehe er nochmals hart zudrückte, doch die Stadtwachen kamen von dem Lärm angelockt herbei. Genau das was ich wollte. Vor Schreck ließ Feron etwas lockerer und ich warf mich sofort nach hinten. Er fiel mit mir um und krachte durch den plötzlich Aufprall, durch das eh schon weiche und morsche Vordach.

Der Aufschlag war alles andere als schön.

Hart, atemlos und irgendetwas hatte sich in meinen Bauch gebohrt, denn es blutete verdächtig. Doch ich konnte bereits die aufgebrachten Schreie der Stadtwachen hören.

Wenn ich jetzt nicht sofort eiligst von hier verschwinde, bin ich Tod.

Ich erhob mich schwerfällig und warf das morsche Holzbrett von meinen eh schon ramponierten Rücken. Immer noch mit leicht verschwommenen Sichtfeld und gierigem einatmen, versuchte ich erst einmal aufzustehen.

Aber ich fühlte mich genauso wie dieser besoffene Penner der mich noch……lassen wir das…

Ich sah mich kurz um und erblickte Feron bewusstlos und wohl mit einer Platzwunde am Kopf, am Boden liegend.

Pech…der Drecksack!

„Da! Schau!“ Hektisch drehte ich mich um und konnte tatsächlich drei von diesen verdammten Shems erkennen. So schnell ich konnte verflüchtigte ich mich in eine dunkle Gasse und versteckte mich unter einer Dreckigen Plane.

Angestrengt versuchte ich meinen Atem zu beruhigen und suchte nebenbei nach dem Fläschchen.

Ich hoffe nur es ist nicht zerbrochen, sonst war nämlich alles völlig sinnlos gewesen.

Aufgeregt lauschte ich den näher kommenden Standwachen die Feron entdeckten. Gut, das lenkt die dann wenigstens von mir ab.

„Schau da liegt einer. Ein Elf auch noch.“ „Tatsächlich und bewaffnet ist er auch noch!“

Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. Dieses Brotmesser ist beim Erbauer, keine gefährliche Waffe. Außer sie kommt in die Nähe von Butter oder deinem Hals.

Ich hörte wie sie das Holz fluchend zur Seite heben, oder schoben.

Dann war ein entsetztes Keuchen zu hören und ein kurzer Aufschrei.

Feron…nun schlagen sie ihn wahrscheinlich Tod. Nervös lugte ich unter der dreckigen plane hervor und schielte leicht um die Ecke.

Plötzlich gesellten sich zu den beiden Wachen, weitere Wachen gefolgt von einem Mann ohne Rüstung. Skeptisch sah ich zu der Gruppe rüber.

Der Regen hatte endlich aufgehört und so konnte ich die Gespräche unter ihnen besser verstehen und auch leichter ihre Gesichter erkennen.

Der Vollmond strahlte zum ersten Mal, da sich die Wolken endlich verzogen hatten.

Angespannt beobachtete ich die Männer, als einer von ihnen Feron am Kragen hochzerrte und sein Gesicht erst einmal gegen die Wand schlug.

Er schrie laut auf.

Ich krallte mich in die brüchige Steinwand fest und beobachte sie weiter aufgeregt. Verdammt…ich muss hier schnell weg!

„Was soll das hier? Ihr steht im Weg!“

Augenblicklich wurden meine Augen größer und ich hielt die Luft an. Diese Stimme…diese arrogante und eingebildete Stimme…

Eine Gestalt trat plötzlich ins Mondlicht. Wäre es nicht gerade äußerst ungünstig aufzuschreien, hätte ich es wohl getan.

Da…steht Vaughn! Ohne Zweifel, das ist er!

Zwar trägt er jetzt eine Augenklappe auf dem linken Auge und eine große Narbe, die Großteils in Augennähe ist, aber das ist er. Dieses hässliche Kinnbart…dieser…abartige…Shem…

Erbauer….

Zur Sicherheit rieb ich mir nochmals über meine Augen und zählte innerlich bis fünf. Vielleicht bin ich doch zu hart aufgeschlagen…

Ich meine ich habe ihn doch einen Dolch durch das Auge gerammt! Das ist unmöglich das er das überlebt hat…da ging mehr kaputt als nur sein Auge!

Ich schluckte hart und bemerkte plötzlich wie sich ein schwerer Klumpen in meinen Magen bildete. Vielleicht lag es aber auch daran, weil ich Blutung einfach nicht stoppte.

„Lord Vaughn Urien…wir…aber dieser Elf hat ihr anscheinend für Unruhen gesorgt!“, sprach einer der Wachen aufgeregt und ich schluckte hart.

Nicht nur er..

Vaughn kniff genervt sein rechtes Auge Leicht zusammen und sah widerwillig zu dem Elf, der mit blutender Nase gegen die Wand gedrückt wurde. Dann legte sich plötzlich ein bösartiges Grinsen auf seinen Lippen.

„Peitscht ihn Morgen im Gesindeviertel vor dem anderen Pack aus, dann lernen sie endlich Respekt. Und hängt Zettel aus, das jeder Elf der mit einer Waffe gefunden wird auch durch diese stirbt. Auch wenn diese Klingenohren nicht lesen.“

Er Schritt weiter voran, gefolgt von seinen Wachen. Und ich kroch erschrocken schnell wieder unter die Plane.

Scheiße!!

Angespannt lauschte ich seinen schritten, als er nur wenige Meter von mir entfernt vorbei schritt. Das….ich stützte mich auf den Boden ab und atmete kurz tief ein. Mir wird übel…ich muss hier unbedingt verschwinden.

Vaughns Schritte waren inzwischen verstummt und ich sah vorsichtig unter der Luge hervor. Dieser Bastard von einem Lord war verschwunden, doch die anderen beiden quälten Feron immer noch.

Seine Schreie hallten durch die Gassen. Aber töten werden sie ihn nicht…das werden sie sich für Morgen aufheben.

Aber ich muss hier weg…zu Vater…er braucht die Medizin und ich werde ihn bestimmt nicht einfach so, wie Mutter sterben lassen.

Mühsam kroch ich unter der Plane hervor und torkelte einfach weiter die Gasse entlang. Manchmal verschwamm mein Sichtfeld wieder, oder eine plötzliche Übelkeit ergriff mich. Ich versuchte mich zusammenzureißen, doch….

Keuchend fiel ich auf die Knie und hielt mir kurz meinen Bauch. Elender…Mist…

Ich besah mir wieder meine Hand und bemerkte dass sie mit Blut benetzt war. Mist…das…ist gerade…ungünstig. Und diese billige Lederrüstung erst…Morrigans Mutter gehört erschlagen…

„Geschätzter Wächter, da seid ihr ja.“

Erschrocken riss ich meine Augen auf und sah nach oben. Zevran stand vor mir und musterte mich kurz ausgiebig…

Erbauer…ich atmete erleichtert auf und seufzte kurz. „Ich dachte schon…ach egal…“ Mühsam zog ich mich an der Steinwand nach oben und atmete erst mal kurz angestrngt ein- und aus. Mühsam schloss ich kurz die Augen und überlegte. Zevran ist hier.

Warum eigentlich? Ehe ich ihn jedoch danach fragen konnte, kam er mir zuvor.

„Wisst ihr, ich hatte gedacht ich suche euch lieber. Einer liebreizenden und wunderschönen Frau kann schließlich in dunklen Gassen allerhand passieren.“

Ich musste kurz grinsen. Wie wahr.

Ehe ich jedoch darauf antworten konnte, verdunkelte sich die Welt ganz um mich und ich verlor das Bewusstsein.

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Omg…endlich wieder ein neues Kapitel. Wurde auch mal wieder Zeit, aber in letzter Zeit hatte ich etwas Stress x__X

Jetzt gibt’s Kekse für alle *__* *Runde ausgeb*

Falsche Heimat

„Kallian? Wach auf.“

Grummelnd öffnete ich langsam die Augen und blickte in klare blaue Augen und ein lächelndes Gesicht. Nerias Haar fiel ihr lang über die Schultern und kitzelte leicht meine Wangen. Ich seufzte kurz.

Na großartig, wieder im Nichts! Ich hasse das Nichts…hier gibt’s nichts was wirklich Wirklich ist.

Sie hielt mir ihre Hand hin und half mir wenig später auf. Ich sah mich kurz skeptisch um und sah wieder nichts weiter als Sonnenschein und Wiese. So wie bei unserem letzten Treffen.

Ich sah zu Neria, die sich gerade durch ihr schneeweißes Haar strich und mich ruhig musterte. „Also wirklich Neria. Nur Wiese? Ich hätte mir etwas Bombastischeres ausgedacht. Ein Tempel, ein Schloss. Da wo man wirklich die Ewigkeit verbringen kann. Aber eine einfache Wiese?“

Sie lächelte leicht und sah mich amüsiert an, während sie an mir vorbei ging. „Wozu? Es wäre viel zu groß für mich und du bist mein einziger Gast.“ Auch wieder wahr….

Ich ließ mich aufs Grass fallen und sah seufzend zum Himmel hinauf. Obwohl der richtige Himmel ist es ja auch nicht. Hier ist nichts wirklich. Nicht mal der Wind, der durch mein Haar weht.

„Du solltest mehr schlafen. Sonst wärst du nicht so schnell ohnmächtig geworden.“

Ich blinzelte kurz und setzte mich auf. Ohnmächtig? Ich? Ich strich mir nachdenklich durch mein Haar, ehe mir endlich wieder alles einfiel. Ach ja…wie unschön. Die dunkel Gasse und Ferons Hinterhalt…

Ich stand auf und blickte zu Neria, die in die Ferne sah und mir den Rücken zuwandte. Langsam stellte ich mich hinter sie und folgte etwas verwirrt ihren Blick. Nichts als leere hier. Und Langeweile. Selbst wenn sie nicht mehr lebt, an Langweile muss sie doch sterben.

Ich legte ihr meine Hand auf ihre Schulter und seufzte leise. „Und du bringst mich am besten immer hier her, wenn ich schlafe. Dann hast du etwas Gesellschaft und ich keinen langweiligen Schlaf. Was hältst du davon?“, meinte ich etwas aufmunternd und lächelte leicht.

Ihre blauen Augen musterten mich interessiert und auch sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln durch. „Das wäre sehr nett. Manchmal ist es hier sehr trist, trotz mancher Unterhaltungen.“

Elegant schritt die Magierin weiter und wies mich an ihr zu folgen. Ich ging neben ihr und musterte kurz ausgiebig ihr Seitenprofil. Manchmal fällt es mir wirklich schwer zu glauben, dass sie ja in Wirklichkeit nicht mehr lebt und ich hier lediglich ihren Geist, oder…was auch immer sehe.

„Manchmal habe ich Visionen, Kallian. Ich weiß nicht ob sie wahr sind…oder ob es weitere Trugbilder sind wie alles hier.“, sprach die Elfenmagierin plötzlich und blieb stehen. Eindringlich sah sie mich an und seufzte kurz. „Ich sah Graue Wächter. Mal waren sie zu Fünft. Dann zu acht. Einmal nur zu dritt.“ , durchschnitt ihre fast schon besorgte Stimme die kurze stille.

Sie blickte an mir vorbei und schloss kurz die Augen. „Dann…sah ich wie ein Wächter starb. Er lag in seinem eigenen Blut mit weit aufgerissenen Augen. Das Blut war fast schwarz.“

Klingt ja großartig. Ein toter Grauer Wächter. Nichts neues, der Tod ist überall und die Wächter sterben an ihrer eigenen Verderbtheit eh zuerst. Grimmig blickte ich zu Neria und schürzte kurz die Lippen. „Ich bin sicher dass Alistair, oder ich stirbt. Allerdings werde ich es diesen Missgeburten, von dunkler Brut, es so schwer wie möglich machen und vorher noch welche mitnehmen.“ Außerdem….Alistair ist wichtiger als ich. Der Sohn des toten Königs. Ich bin nur eine unwichtige Elfe, ich bin entbehrlich.

Die junge Elfe sah mich kurz überrascht an, lächelte dann aber sacht. „Keine Sorge, ich werde auf dich aufpassen und dafür dass dir nichts passiert.“

Ich musste breit grinsen und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf mich aufpassen…ich kann selbst auf mich aufpassen. Solange ich etwas unfair spiele.

„Meine Gute, dann warst du bist jetzt nicht besonders gut darin auf mich aufzupassen. Ich wurde von einem Dämonenbalg bedroht, musste gegen wandelende Leichen und sonstige abnorme Monster antreten und wäre des Öfteren fast gestorben.“

Neria sah mich gelassen an und lächelte kurz scheinheilig. „Du lebst doch noch, ich lasse dich nicht sterben.“

Überaus großzügig und aufopfernd, welche Ehre. Ich lachte kurz freudlos und verschränkte die Arme vor der Brust. „Manchmal frage ich mich, warum du das eigentlich machst. Ich meine…wir haben uns Jahrelang nicht gesehen. Aber dein Tod, hat mich trotzdem mitgenommen.“, sprach ich schnell und sah kurz unsicher zu ihr.

Noch immer hatte ich ihren Tod vor Augen, sah ihr Blut spritzen und ihr friedliches Blutbespritztes Gesicht. Aber wenigstens habe ich den Blutmagier zum Erbauer, oder sonst wo hin geschickt.

Dreckskerl.

Die junge Elfe lächelte sacht und hob ihre Hand. „Es war meine Entscheidung und ich hatte die Wahl. Nun wach besser auf, die anderen machen sich bestimmt sorgen. Das Leben im Gesindeviertel ist hart, ich weiß es noch zu gut.“

Ich spürte wie Neria ihre Hand auf meine Stirn legte und mich sofort eine inne wärme umgab. Alles wurde plötzlich so hell, sodass ich überrascht die Augen schloss.
 

„Und du bist mit diesem Nelaros einfach in das Schloss eingedrungen, um deine Cousine und Schwester zu retten? Das war wirklich unglaublich mutig und selbstlos.“

„Naja…ich meine…also…Nelaros hatte die Idee und ich konnte ihn ja nicht allein gehen lassen.“

„Und diese vielen bewaffneten Soldaten. Euch war bestimmt egal welches Leid sie euch antun. Ob Folter, Hinrichtungen oder auf dem Scheiterhaufen. Hauptsache ihre rettet die die ihr liebt. Wie dramatisch!“

„Eh…ich….schon. Zumindest…Moment! Scheiterhaufen??“

Fast schon hätte ich gelacht, doch erst mal ging es darum die Gesichter der beiden sprechenden zu sehen, auch wenn ich wusste wer die beiden sind. Leliana und Sorris. Ich hätte nicht gedacht, wie gut es tun würde vertraute Personen zu hören. Es gibt mir das Gefühl von Sicherheit.

Zögerlich öffnete ich die Augen und entdeckte die beiden nebeneinander stehend, wie sie gerade den Abwasch tätigen. Am Tisch saßen Sten und Morrigan, die eher desinteressiert die beiden beobachten. Hasso lag neben mir auf den Boden und schlief friedlich.

Und ich lag, wie ich selbst gerade bemerkte, in einem kleinen Feldbett. Das Feuer im Kamin knisterte lautstark und vermittelte mir durch seinen schwachen Schein mal wieder das Gefühl von zuhause.

Die Gosse in der ich aufwuchs, blende ich jetzt einfach mal aus. Das hat nichts mit Heimat zutun.

„Habt ihr noch was zu essen? Ich hab großen Hunger.“, sprach ich und richtete mich langsam auf. Plötzlich durchzuckten mich heftige Kopfschmerzen und ich stöhnte kurz gefrustet auf und griff nach meiner Stirn. Ein Verband war über meinen Kopf gebunden und ich stutze.

„Ihr seid wach, Andraste sei gepriesen!“, rief plötzlich Wynne und lief auf mich zu. „Bleibt lieber liegen, Mädchen.“

Sanft, aber bestimmend drückte sie mich aufs Feldbett nieder und musterte mich kurz aufmerksam. „Base!“, hörte ich Sorris rufen, der sich neben Wynne stellte und mich besorgt ansah. „Wie geht’s dir?“

Ich beobachtete Wynne dabei, wie sie mir den Verband vom Kopf abnahm und seufzte kurz gefrustet. „Ich hab immer noch Hunger. Ich könnte…“ Ich hielt kurz inne und überlegte. Wie bin ich hier überhaupt hergekommen? Das einzige an was ich mich erinnere, war Ferons Überfall und…

„Moment! Wo ist die Medizin?“, aufgeregt wollte ich in meine Seitentasche greifen, bemerkte jedoch das ich nur noch ein einfaches Hemd trug. Wynne griff nach meinen Händen und hielt sie fest. „Keine Sorge, ich hab die Medizin eurem Vater gegeben. Er schläft jetzt und es geht ihm auch viel besser.“

Beim Erbauer, bin ich erleichtert! Es geht ihm besser, also kam ich doch noch rechtzeitig Heim. Ich bin ja auch schnell, schnell wie der…ehh…

Ich kann mich gar nicht dran erinnern, nach Hause gegangen zu sein. Nur das ich in der Gasse zusammengebrochen bin.

„Zum Glück brachte euch Zevran zurück. Wer weiß was sonst noch passiert wäre…“, erzählte Wynne. Ich richtete mich sofort auf und sah überrascht zu der alten Magierin auf, während sie ihre Hand auf meine schmerzhaft pochende Stirn legte. „Was? Zevran? Wo ist er?!“

Wellenartig durchströmte mich eine angenehme vom Kopf beginnend, schließlich durch meinen ganzen Körper angenehme Wärme und ließ nun auch meine Erinnerungen zurückkehren. Ja…in der Gasse, Zevran kam…nachdem ich…Vaughn sah.

Vaughn!

Ich riss sofort die Augen auf und sprang fast aus dem Bett. Ich packte Sorris an den Schultern und sah ihn eindringlich, fast schon aufgeregt an. „Hast du gewusst, das Vaughn noch lebt?!“ Mein Cousin schluckte kurz und sah beinahe verlegen beiseite. „Sorris!“, rief ich aufgebracht und starrte ihn ungeduldig an. Er hat es bestimmt gewusst!

„Ja, ich wusste es.“, sprach er schließlich ruhig und sah mich entschuldigend an. Nach kurzem zögern ließ ich ihn langsam los und schluckte kurz. Scheiße….

„Warum hast du mir nichts gesagt?“, versuchte ich so ruhig wie nur möglich zu fragen, auch wenn ich schon wieder kurz davor war in die Luft zu gehen. Warum sagte er nichts?! Sorris sah mich verunsichert an und biss sich kurz auf die Lippe. „Base…ich hatte einfach keine Gelegenheit dazu. Außerdem hatte ich gehofft das du ihn nicht siehst…was du natürlich doch anders gekommen ist.“

Anders gekommen ist. Ach, es kommt immer alles anders. Ich grummelte kurz böse und blickte dann nachdenklich zur Seite. Verdammt nochmal, wie hat dieser Dreckskerl überlebt? Es ging damals alles so schnell, doch ich bin mir sicher dass ich ihn getötet habe. Einen Dolch durch das Auge gestoßen zu bekommen, kann keiner überleben.

Das ist doch unmöglich.

Ich spürte wie mir jemand einen Mantel um die Schultern legte und erblickte Lelianas sorgenvolles Gesicht. „Damit ihr nicht friert. Eure Lederrüstung konnten wir leider nicht retten.“

Die Lederrüstung war schon vorher ziemlich ramponiert, der Ausflug zum Hafen hat ihm dann einfach noch den Rest gegeben. Trotzdem brauche ich eine neue, und zwar schnell.

„Danke, Leliana.“

Wynne seufzte kurz und sah mich besorgt an. „Ihr solltet mehr schlafen und euch nun etwas schonen.“ Dafür habe ich leider keine Zeit. Wir müssen immer noch diesen Scholaren finden, der uns dann zu dieser Märchenhaften Asche führt. Lächerlich.

Ich stellte mich ans Fenster und sah nachdenklich hinaus. Der Himmel färbte sich zausendes in sanfte rosa töne und ließ wohl zu vermuten, dass die Sonne in wenigen Minuten aufgehen wird. Ein neuer Tag…

„Es wäre gut wenn wir bei Sonnenaufgang aufbrechen und so schnell wie möglich die Stadt verlassen. Doch vorher müssen wir den Scholaren finden.“, hörte ich die vertraute kühle Stimme der Sumpfhexe und nickte nachdenklich.

So schnell wie möglich…

„Nein, Base! Du kannst doch jetzt nicht wieder gehen!“, rief Shianni entsetzt als diese augenblicklich die Hütte betrat.

Sie stürmte auf mich zu und krallte sich so sehr an mich fest, als ob sie mich nie wieder loslassen wolle. Shianni…ich drückte sie leicht an mich und strich beruhigend über ihren Kopf.

Ich legte meinen Kopf auf ihren und schloss nun leicht müde die Augen. Ich muss gehen…ich muss.

„Es geht euch besser. Das freut mich.“

Ich sah auf und erblickte Elissa, die mich aufrichtig lächelnd ansah und nun ebenfalls die Hütte betrat. Dicht gefolgt von Alistair, der mich kurz musterte und dann schnell wegsah. Leicht verwirrt sah ich zu Alistair. Was sollte denn das?

Lymira kam bellend auf mich zugetrabt und schmiegte sich kurz an mich. Ich strich über den großen Kopf des Mabari. Erbauer…

Ich sah auf Shianni hinab und seufzte innerlich. Ich will sie nicht hier lassen, in dieser Gefahr. Aber wenn ich nicht gehe und Ferelden vor dieser dunkeln Brut beschütze, wird ihr so oder so etwas passieren.

Vaughn…verdammter Bastard. Wenn er nicht wäre, würde man es hier eigentlich ganz gut aushalten. Ich schielte kurz zur Seite und bemerkte Lelianas sorgenvollen Blick und ihr schweres und trauriges seufzen. Seltsam…das ist sogar schon für Leliana übertriebene Reaktion.

Ich huschte mit meinen Augen zu Sten und Morrigan. Sten starrte die Wand an und streichelte nebenbei über Hassos Kopf. Morrigan sah mich kühl wie immer an, dennoch mit einer Spur Neugier.

Wynne derweil huschte wieder um die Ecke, wahrscheinlich zu meinem kranken Vater. Moment mal….

Skeptisch sah ich zu Shianni und zog kurz eine Augenbraue nach oben. „Shianni. Hast du etwa wieder getrunken und dabei aus dem Nähkästchen geplaudert?“

Wenn die jetzt alle Bescheid wissen…

Shianni zuckte kurz ertapp zusammen und blickte mich mit großen unschuldigen Augen. Also doch…ich seufzte gefrustet auf und sah aus dem Fenster. Die anderen werden mich jetzt bestimmt anders behandeln. Mitfühlend, scheißfreundlich…

Erbauer…ich löste mich von Shianni und verließ einfach die Hütte. Jetzt brauch ich erst mal Frischluft. Ich will kein Mitleid haben. Ich brauche das nicht!

Der Himmel war inzwischen schon rötlich gefärbt. Ganz langsam wurde es auch heller und ließ mich mal wieder sehen, in welcher miserablen Situation hier alle stecken. Eingesperrt in der Gosse, ohne Essen. Bevor ich hier verschwinde, muss ich irgendwie noch das Tor aufbekommen, damit die anderen wenigstens arbeiten gehen können um ihr Geld für Nahrung zu verdienen.

Andere…werden sich anderswertig bedienen.

Ich seufzte leise und sah zum Himmel. Der Sonnenaufgang wird bestimmt wunderschön aussehen, aber wegen diesen verdammten morschen Dächer der Einsturzgefährdeten Hütten, kann ich nichts sehen. Allerdings…

Ich kletterte schnell das Dach unserer Hütte hinauf. Wenn ich auf dem Vordach sitze, wo wir normalerweise unsere Wäsche aufhängen, hab ich bestimmt einen guten Blick auf den Sonnenaufgang.

Überraschenderweise befand sich jedoch noch jemand auf dem Vordach. Zevran stand dort mir den Rücken zugewandt und betrachtete den Baum des Volkes.

Der einzige große Baum im Gesindeviertel und durch sein kräftiges Grün, bildete er ein scharfen Kontrast zur Stadt herum. Seltsam…ob er mich schon bemerkt hat?

Anscheinend noch nicht. Hmm…es könnte lustig werden, wenn ich mich von hinten an ihn heranschleiche.

Schließlich hat er’s auch schon oft genug gemacht! Ich grinste kurz amüsiert und kletterte dann leise auf das Vordach.

Mit Zehnspitzen schlich ich mich von hinten an ihn heran und hielt kurz die Luft an. Das wird mein kurzer, persönlicher Triumpf. Ein purer Genuss, sein erschrockenes Gesicht, vielleicht sogar ein kurzer Aufschrei, ein…

„Tsts, ihr trampelt wie ein betrunkener Zwerg, der gerade seine Unterhose verliert.“

Erschrocken hielt ich inne und sah verdutzt zu ihm, als er sich umdrehte und mich charmant angrinste. Tz…wie ein betrunkener Zwerg? Ich grummelte nur kurz und ging auf ihn zu. „Ein betrunkener Zwerg? Wie kommt ihr zu diesem überaus schmeichelhaften vergleich?“

Ich blieb neben ihm stehen und besah mir kurz den Baum. Er ist immer grün, egal zu welcher Jahreszeit. Das einzige Zeichen unserer damaligen Verbundenheit mit der Natur?

Er schwieg kurz, was mich wiederrum dazu brachte ihn neugierig zu mustern. Warum sagt er denn nichts?

Zevran sah immer noch zu dem Baum und fing dann an zu sprechen. „Zwergen sind stümperhaft, deswegen werde ich euch ein paar Lektionen im erfolgreichen anschleichen geben. Ich bin mir sicher das ihr durchaus Talentiert genug dafür seid.“

Talentiert…oh ja. Ich folgte seinem Blick, der immer noch höchst skeptisch auf den Baum gerichtet ist. Dann lachte er plötzlich kurz belustigt. „Erst pflanzen sie Bäume, dann pissen sie sie an. Wie glorreich.“

Ich schmunzelte kurz und bemerkte wie die Sonne langsam am Horizont aufging, und die Umgebung in ein sattes Rot tauchte. Zevran wuchs doch gar nicht in einem Gesindeviertel auf…

Da fällt mir eine passende Geschichte zu dem Baum ein. Ich räusperte mich kurz und fing einfach an zu erzählen. „Der Älteste erzählt uns, dass dieser Baum Vhenadahl heißt, und in der alten Elfensprache heißt das 'Baum des Volkes'. Seine Wurzeln sind tief und der Älteste sagt, solange Vhenadahl lebt, werden auch wir leben. Aber er sagt auch, dass es einst auch eine Zeit gab, in der unser Volk in unserem eigenen Land lebte. Er sagt, dass wir einst alterslos waren und stark, dass dies uns von den Menschen genommen wurde.“

Zevran grinste nur amüsiert. „Vhenadahl. Ein ziemlich langer Name für einen Baum. Und stimmt die Geschichte?“

Ich zuckte nur mit den Schultern und betrachtete die Sonnenstrahlen, die durch die dicken Äste brachen. „Keine Ahnung. Der Baum grünt noch, wir leben auch noch. Wird schon stimmen, auch wenn die Elfen im Highever ihren schon zu Brennholz verarbeitet haben.“

Der blonde Elf drehte sich zu mir und musterte mich kurz, was ich jedoch gerade nicht mitbekam, da ich mit meinen Gedanken woanders war. Highever wurde doch von Howe besetzt und das dortige Gesindeviertel bestimmt auch ausgebrannt. Ob das eine Anspielung ist? Gruselig…

Aber….das ist jetzt auch nicht wichtig. „Zevran, danke das du mich rechtzeitig zurückgebracht hast und mein Vater so noch die Medizin bekommen hat.“ Ich blickte ihn dankbar an und rang mich zu einem kleinen lächeln durch. Sonst wäre Vater bestimmt gestorben. Das hätte ich mir niemals verziehen…

„Ich kann mir vorstellen, dass es euch das Herz gebrochen hätte. Und eine wunderschöne Frau trauern zu sehen, ziert sich nicht. Es wäre eine Schande…“, raunte er mir den letzten Satz ins Ohr und zog mich dichter an sich heran.

Verunsichert kaute ich kurz auf meine Lippe und sah dann zögerlich in seine Augen. Verdammt, muss er immer so etwas sagen?! Das macht mich total…verlegen. Er grinste leicht, während mir sein warmer Atem übers Gesicht strich und sich unsere Nasenspitzen leicht berührten.

„Aber ein kleiner Dank wäre nicht schlecht.“, sprach er wieder leise und legte seine Hand auf meine erhitzte Wange und strich leicht drüber. Ein kleiner Dank…

Ich grummelte kurz und grinste dann leicht. „Was könnte das nur sein?“, flüsterte ich ebenso und drängte mich etwas dichter an ihn. Er ist so ein verdammter Idiot. Genau wie ich, schließlich lasse ich mich darauf ein.

Wahrscheinlich sterbe ich noch dieses Jahr. Durch Banditen, durch dunkle Brut, oder eben am Ende durch diesen Erzdämon der diese ganze Verderbnis anführt.

Sterben machte mir dabei keine großen Sorgen, schließlich stirbt jeder irgendwann früher, oder später. Aber wenn du vorher nicht gelebt hast, dann war dein Leben sinnlos.

Sinnlos….ach, verdammt. Ich schlang meine Arme um Zevrans Hals und legte meine Lippen auf seinen. Der erst unschuldig wirkende Kuss, wurde zusehends verlangender, als ich deutlich seine Hände spürte die sich in meinen Nacken legten und schließlich meinem Rücken hinunter strichen.

Er drängte mich gegen die Wand, während ich Bereitwillig den Mund öffnete und ihn einließ. Ich keuchte kurz erschrocken auf, als er mit seiner Hand über mein Bein strich und nun den Mantel auf die alten Holzdielen fallen ließ. Nun stand ich nur noch in diesem dünnen Hemd da, doch zum Glück war mir nicht kalt. Mein eh schon erhitzter Körper, wurde auch noch von meinen erhitzten Gedanken weitergewärmt.

Das ist hier doch nicht idiotisch, nein das war gefährlich idiotisch. Allerdings…ich krallte mich an Zevrans Schulter fest und schloss genüsslich seufzend die Augen. Das idiotische machte jedoch das Leben aus, und ich musste zugeben dass es mir wirklich gefiel.

Seine Hand glitt meinen Schenkel hinauf und mein Herz war kurz davor zu zerspringen, während ich mir sicher war das in meinem Bauch eine ganze Schmetterlingsinvasion im Gange war.

Ich spürte wie Zevran leicht mit seiner anderen Hand über mein Hemd strich und es leicht von meiner Schulter zog. Seine Lippen lösten sich ein wenig von meinem Mund und fuhren langsam meine Wange entlang, weiter zu meinem Hals und meiner Schulter.

Dort, wo seine Lippen meine Haut berührten hinterließ er eine kribbelnde Spur. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl, wie er an meiner Halsbeuge knabberte.

Möge der Moment ewig währen, wenn da nicht die lauten Schreie der Wachen plötzlich über das Gesindeviertel schallten.

Erschrocken riss ich wieder die Augen auf und sah hinab zum Hof, wo sich ungefähr zehn Wachen befanden, Feron dabei an den Händen gefesselt halb hinter sich her schleifend.

Selbst aus der Entfernung konnte ich erkennen, dass sie ihn übelzugerichtet haben. Er war blutverschmiert und humpelte. Schnell löste ich mich von Zevran und sah entsetzt hinab auf das Szenario.

Ich hörte den blonden Elf, wie er neben zum stehen kam und kurz schmunzelte. „Davon lässt du dich ablenken?“ Ablenken? Kurz schnaufte ich. „Beim Erbauer, ich bin die letzte die aufgehört hätte.“ Schließlich konnte immer noch die Hitze auf meinen Wangen spüren. Aber das hier….

„Kommt sofort aus euren verdammten Bruchbuden!“, schrie einer der Wachen laut auf dem Hof und schlug sein Schwert laut klirrend gegen seinen Schild. Verwirrt sah ich dabei zu wie sie sich zögerlich, ja beinahe ängstlich die Elfen aus ihren Hüten begaben, oder von irgendeiner dunklen Gasse heraustraten.

Selbst Shianni, Sorris und Alarith traten aus unserer Hütte heraus. Was haben die denn bloß vor?

Feron derweil wurde mit dem Bauch an Vhenadahl festgebunden und seine restliche Kleidung von seinem Leibe gerissen. Einer der Wachen zog eine Peitsche von seinem Gürtel, während sich ein weiterer auf einen Podest stellte und einen Zettel zog. Seine harte und unbarmherzige Miene richtete sich kurz auf die versammelten und verängstigen Elfen, schließlich auf den Handzettel.

„Hiermit verkündige ich eine folgende Bekanntmachung von Arl Vaughn Urien, Arl von Denerim. Jeder Elf, der mit Waffen gesehen wird oder gar welche besitzt, wird auch durch diese von den Wachen hingerichtet. Um euch zu zeigen das wir dies auch ernst meinen, wird dieser Elf öffentlich hingerichtet und soll laut den Befehl von Arl Vaughn nach dessen Tod noch 5 Tage hier verweilen.“

Der Wachmann nickte dem anderen mit der Peitsche zu, und dieser ließ augenblicklich seine Waffe auf den wehrlosen Elfen niederschlagen. Ein lauter und greller schrei ertönte von Feron. Sein Rücken zierte sofort eine große Wunde.

Scheiße…ein nächster Peitschenhieb erfolgte, Ferons gequälter Schrei gleich hinterher und die entsetzten Rufe der anderen Elfen. Es dauerte nicht lange und das Schauspiel wiederholte sich erneut.

Ferons Blut quoll aus den Wunden hervor und lief in Rinnsalen seinen blanken Rücken hinab. Die entsetzten Rufe der Elfen wurden lauter, doch Feron wurde weiterhin mit Peitschenhieben gepeinigt.

Vor Schreck umfasste ich Zevrans Hand und sah gebannt dem Schauspiel zu. Die werden ihn umbringen! Wenn ich nicht noch in letzter Sekunde geflohen wäre, würde ich wahrscheinlich sogar neben Feron sein und mich auspeitschen lassen. Wütend biss ich mir auf die Lippen und war drauf und dran vom Dach zu Klettern und diesen verdammten Shem mit seiner Peitsche zu erwürgen.

Vielleicht war Feron ein hinterhältiges und feiges Schwein, aber so einen Tod hat keiner verdient!

Ich trat bereits einen Schritt vor, als ich spürte wie Zevran plötzlich meine Hand drückte. „Davon würde ich abraten, meine Liebe. Du kannst sowieso nichts machen, wenn du dich und all die anderen nicht selbst in Gefahr bringen willst.“

Verbissen sah ich zu Boden und dachte kurz über seine Worte nach. Er hat ja recht. Wenn ich jetzt darunter gehe und für Aufruhr sorge, wird das Gesindeviertel bestimmt noch in Brand gesteckt.

Elende…

Ferons Schreie waren längst verstummt und nur noch sein wimmern war zu vernehmen. Die Peitschenhiebe schlugen jedoch weiter unerbittlich auf ihn nieder. Auch die anderen Elfen haben resigniert abgewandt.

Plötzlich hielt der Wachmann inne und zog ein Messer. Gelassen ging er nun auf Feron zu und schnitt ihm einfach die Kehle durch. Er röchelte noch kurz, während sein Blut in Strömen über seinen Oberkörper und die Rinde des Baumes floss.

Diese Bastarde! Zornig sah ich zu den Wachmännern die die Elfen nochmals warnten jemals Waffen in ihren Besitz zu bringen. Dann schlugen sie fast an jede Hauswand Zettel an die Tür, wo dies nochmals geschrieben stand.

Eigentlich so gut wie sinnlos. Hier kann niemand lesen, oder wenn nur eher schlecht. Genau wie ich.

Dann verschwanden sie und ließen Ferons leblosen Körper zurück. Dreckskerle!

„Ich sollte sie alle töten…“, murmelte ich mit unterdrücktem Zorn und starrte zu dem toten Feron. Und anfangen werde ich bei Vaughn, und diesmal reiß ich ihm zur Sicherheit sein schwarzes Herz heraus!

„Ich werde mitmachen, versprochen.“, sprach Zevran plötzlich und grinste kurz. Seine Augen glitzerten vielsagend.

Er will mitmachen? Nun gut, ich weiße Hilfe nicht zurück. Das könnte doch unterhaltsam werden…

„Base?“, rief Shianni plötzlich und ich sah hinab zu ihr. Dort hatten sich bereits alle meine Gefährten vor unserer Hütte versammelt.

Schnell stieg ich dem Dach hinab, gefolgt von Zevran. Als ich unten angekommen war, sah mich Shianni aufgeregt an. „Alles in Ordnung? Ich dachte schon diese widerlichen Shems haben dich mitgenommen…“

Kurz seufzte ich schwer und sah in Ferons Richtung. „Nein, die haben einen ganz anderen mit sich genommen.“

Vielleicht hätte ich doch eingreifen sollen, dann wäre es ganz anders gekommen und er würde noch leben. Dreckmist verdammter….

„Das diese Menschen…“, fing Wynne an, brach dann aber ab. Sie sah traurig zu dem toten Elf und betete kurz zum Erbauer. Das sind eben typische Menschen…nicht wie die paar anderen seltenen Ausnahmen die ich kennenlernen durfte.

„Kallian!“

Verwirrt drehte ich mich um und erblickte plötzlich Valendrian, unseren Hahren, wie er aus der Elfenmenge trat. Die anderen Elfen hatten mich und meine Gefährten seltsam gemustert.

Was zum…

Valendrian trat vor mich und musterte mich kurz von oben bis unten. „Du…warst mit Feron unterwegs, oder?“, fing der Älteste an.

Woher wollen die das wissen? Und wozu? Kurz kniff ich die Augen zusammen und öffnete leicht den Mund. Vermutlich wird das hier in einer Anklage enden, ich kenne diesen Blick von Valendrian. Voller Schuldzuweisung, gewiss.

„Ich konnte fliehen und die Stadtwachen erwischten ihn. Ich konnte nichts mehr für ihn tun.“, sprach ich ruhig. Ich hätte so oder so, nichts mehr tun können.

Dann wäre ich auch Tod gewesen. Bastarde…

„Von wegen! Die ließ ihn doch sterben!“, hörte ich plötzlich jemand aus der Menge rufen und kniff die Augen zusammen. Wusste ich es doch…irgendjemand muss die Schuld doch tragen.

Valendrian räusperte sich kurz und sah dann nochmals zu meinen Gefährten. „Es freut mich, dass du lebend zurückgekehrt bist, aber diese Geschehnisse….“

Ich trat einen Schritt vor und sah herausfordernd in die Augen des alten Mannes. „…fingen an, seit ich wieder da bin, richtig?“, meinte ich spöttisch. Die sollten nicht solange um den heißen Brei reden!

Sofort waren wieder zurufe aus der Menge zu hören. Schuldzurufe.

Böse sah ich zu den anderen…ich glaub‘s ja nicht!

„Ihr seid alle blind! Ich bin hier nicht schuldig für Ferons Tod, sondern diese Shems! Ich habe ihn nicht an Vhenadahl festgebunden und ihn dann die Kehle durchgeschnitten!“

Elende Dummköpfe!

Wieder böse zurufe folgten, diesmal sogar noch lauter. Ich spannte mich kurz an und würgte meinen aufkeimenden Zorn hinunter. Diese dummen…

Plötzlich folg mir einen Stein entgegen, denn ich jedoch geradeso mit einem Arm abwehren konnte. Angesäuert sah ich in die Enge und rieb mir kurz über meinen schmerzenden Arm. Also gut….eindeutiger konnte die Botschaft nicht mehr sein. Kalte Wut flammte in mir auf, wegen al dieser Dummheit. Alistair wollte er protestieren, doch ich hielt ihn zurück. Das kläre ich allein…

„Ich gehe…ihr elenden Dummköpfe. Wenn es euch glücklich stimmt, dann sage ich eben das ich für Ferons Tod Schuldig bin.“

Ohne diese Schwachköpfe eines weiteren Blickes zu würdigen, ging ich schnell in unsere Hütte. Ich muss mein Rucksack packen, ich muss….

„Kallian…“

Überrascht blieb ich augenblicklich stehen und erblickte meinen Vater im Türrahmen stehend. Er lächelte schwach und sah noch reichlich geschwächt und schwach aus.

Ich konnte nichts sagen und starrte ihn einfach nur an. Es…geht ihm besser.

„Komm her.“

Diesmal löste sich meine starre und ich stürmte auf ihn zu. Sofort umarmte ich meinen Vater stürmisch und drückte mich eng an ihn. Tief atmete ich seinen vertrauten Duft ein und genoss die Hand die beruhigend über meinen Kopf strich.

Wie ich all dies…vermisst habe. Wie ich Vater vermisst habe. Ich schluckte meine aufkeimenden Tränen hinunter und sah ihn lächelnd an. Ich sollte mich freuen und nicht heulen wie ein kleines Mädchen!

„Vater…ich…“

Er lächelte jedoch nur wissend und schüttelte leicht den Kopf. „Mein kleines Mädchen. Wie geht es dir?“

Nun…Ich sah nachdenklich kurz zur Seite. „Es geht mir gut…soweit. Aber…ich muss gehen…ich…“, fing ich unschlüssig an. Dabei bin ich gerade erst gekommen…

„Ich weiß welche Last auf deine Schultern lastet.“ Hilfesuchend sah ich zu ihm und biss mir kurz auf die Lippen.

„Aber du bist nicht allein. Dir folgen Menschen. Menschen.“, sprach er beinahe ehrfürchtig und strich mir eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Kallian! Du…Onkel Cyrion!“

Sorris und die anderen kamen in die Hütte, während ich mich langsam von meinem Vater löste und innerlich seufzte. Wieder äußerst unpassend.

Alarith musterte kurz skeptisch meinen Vater, während er mir auf einmal einen gepackten Rucksack in die Hand drückte. „Du siehst immer noch blass aus, Cyrion. Leg dich besser hin.“

Neugierig sah ich in den Rucksack. Wundumschläge, Kleidung….sogar eine neue Lederrüstung und eine neue Landkarte.

Begeistert sah ich zu Alarith, der mich jedoch nur skeptisch ansah. „Was? Das zahlst du alles zurück, wenn du Ferelden gerettet hast.“

Ich grummelte kurz. So ein geiziger Knauser!

Leliana räusperte sich kurz und sah mich neugierig an. „Kallian, wo habt ihr eigentlich meinen Mantel?“

Mantel? Verwirrt dachte ich kurz nach, bis mir plötzlich Zevran und mein….Bedanken einfiel.

Sofort sah ich zu dem blonden Elf, der mich amüsiert musterte und grinste. Ich jedoch wurde nur hochrot, schnappte mir die neue Lederrüstung und verschwand um die nächste Ecke. „Ich geb euch eine neue Leliana, versprochen!“

So ein….besser ich sage nichts weiter. Der Mantel liegt immer noch irgendwo auf dem Dach. Zevran hat ihn mir ja freundlicherweise abgenommen.

Als ich die neue Lederrüstung angezogen hatte, sah ich kurz an mir herunter. Sehr schön…und diesmal sind auch meine Beine bedeckt! Zufrieden summte ich und ging wieder zu den anderen, die mich kurz musterten.

Zevran seufzte kurz. „Meine Liebe, die andere stand euch wesentlich besser.“ Leicht grinste ich und schulterte meinen Rucksack. „Das hier wird mir gewiss auch gut stehen.“

Ich bemerkte wie Shianni kurz aufmerksam zu Zevran sah, dann wieder zu mir.

Plötzlich waren draußen wieder erneute Rufe zu hören und Steine die gegen die Hauswand flogen. Genervt blickte ich auf. Anscheinend wollen die tatsächlich das ich endlich verschwinde…hier war ich sowieso schon immer ein schwarzes Schaf.

„Base…“

Shianni stand plötzlich vor mir und sah leicht zu mir auf. Leicht spielte sie mit ihren Händen und seufzte dann leise. „Ich weiß dass du gehen musst. Ich…“

Sie sah kurz zur Seite und biss sich dann auf die Lippen. „Wenn du zurück kommst, werden wir feiern! Ich werde Weinflaschen mitbringen und meinen Spezialeintopf kochen!“

Ich lächelte leicht und sah Shianni an. Trotz dessen, das sie manchmal noch so kindlich wirkt, ist sie eine starke Frau geworden.

„Spezialeintopf…den mit Ratten?“, fragte ich amüsiert und sie sah mich sofort wieder an. Ein leichtes Grinsen legte sich auf ihre Lippen. „Natürlich, ich weiß doch dass du den so gerne isst!“

Oh ja…es gibt nichts Schmackhafteres. Ohne Vorwarnung umarmte mich Shianni plötzlich und schniefte kurz. „Pass ja auf dich auf“, flüsterte sie besorgt.

Ich nickte leicht und drückte sie kurz an mich. „Natürlich. Ich verspreche es.“ Und ein Versprechen, wird nicht gebrochen.

Shianni löste sich von mir und sah mich lächelnd an. „Wenn du es mir versprichst, dann glaube ich dir.“ Sorris nickte mir lächelnd zu, genau wie Alarith.

Vater kam nochmals auf mich zu, strich kurz über meinen Haar und sah mich kurz besorgt an. „Versprich mir aber dass du nicht irgendwelchen Blödsinn anstellst.“ Dann beugte er sich leicht vor und flüsterte mir etwas leise ins Ohr. „Wenn die Männer irgendwelche…“

„Vater!“, rief ich fast schon entsetzt und hob abwehrend die Hände. An was er immer denkt…

Ich schnaubte kurz, lächelte ihn dann aber trotzdem an. Vermutlich sind alle Väter so.

„Ich möchte mich ebenfalls für eure Gastfreundschaft bedanken. Ich habe so vieles neues gesehen. Und erlebt…es war mir eine Freude euch alle kennenzulernen“, sprach Leliana lächelnd und gab jedem meiner Familie die Hand. Außer Sorris, den umarmte sie überraschenderweise.

Er lief kurz rot an und sah leicht verlegen weg. Shianni flüsterte mir derweil leise ins Ohr, das sich die beiden eigentlich die ganze Zeit gut verstanden hätten, während ich wohl friedlich geschlafen habe.

Interessant.

Erneut waren laute Rufe zu hören. Genervt stöhnte ich nun auf und sah zu den anderen. „Besser wir gehen, sonst bekomme ich noch Kopfschmerzen.“

Die anderen stimmten mir und verließen derweil die Hütte. Sofort war es still, wahrscheinlich waren diese Idioten nun etwas eingeschüchtert.

Ich sah ein letztes Mal zu meiner Familie. Shianni schnaubte gerade in ein Taschentuch, während Sorris ihr ein weiteres reichte. Vater lächelte mich warm an, während Alarith die Arme verschränkte.

„Wir werden dich alle vermissen. Nun geh schon.“, sprach er brummig und brachte mich so zum grinsen. Unverbesserlich. Ich zwinkerte ihnen zu, winkte kurz und stürmte dann aus der Hütte.

Bloß nicht umdrehen. Sonst fang ich wirklich noch an zu heulen. Draußen standen die anderen Elfen, versammelt um unsere Hütte. Morrigan warf ihnen Regelrechte Giftblicke zu. „Diese Narren.“

Sten zog sein gewaltiges Schwert und schwang es kurz drohend, um die lästigen Elfen zu verscheuchen. Skeptisch sah ich zu meinen Artgenossen, die mich mehr als verhasst betrachteten.

Beim Erbauer, trage ich denn hier die Schuld für alles?! Die sind einfach…

„Du bist doch kein Elf mehr! Du bist schon ein halber Mensch!“, sprach eine Frau wütend und sah mich skeptisch an.

Ein halber Mensch? Soll das…ein Witz sein? Ich sollte explodieren, wegen dieser überaus bösartigen Bemerkung.

Sicherheitshalber strich ich kurz über meine Ohren. Genauso spitz wie immer. Resigniert schüttelte ich den Kopf, denen kann ich einfach nicht mehr helfen. Außer…

„Lieber bin ich ein halber Mensch, als ein Elf der sein Leben feige und ängstlich in der Gosse verbringt.“

Das hier...ist längst nicht mehr meine Heimat.

Eigentlich müsste ich meine Familie mitnehmen, weg von diesem Ort. Aber draußen wären sie auch nicht sicherer. Aber holen werde ich sie, eines Tages.

Die anderen Elfen würdigte ich keines Blickes mehr und ging mit meinen Gefährten nun zum Tor, welches das Gesindeviertel vom Rest der Stadt abtrennt. Immer noch war es verschlossen.

Morrigan schnaufte kurz, dann erhob sie ihren Zauberstab. „Tretet alle zurück.“

Ein gewaltiger Feuerball zerstörte das einfache Tor und ließ uns nun passieren. Amüsiert sah ich zu der Hexe auf. „Ihr bevorzugt einen großen Abgang nicht wahr?“

Sie lächelte nur kühl und blickte die Straße entlang. „Einen Abgang der sich in die Köpfe der anderen einbrennt.“

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Sorry, nun kommt das Kapitel doch etwas später *sfz* Ich hoffe es hat euch doch gefallen^^

Lg Ayu x3

Aussprache

Die Sonne schien hell und ich genoss deren wärmenden Strahlen auf meiner kühlen Haut. Kühl…

Das Gesindeviertel hat sich kein bisschen verändert, auch wenn ich insgeheim hofft hatte es würde mal einen positiven Aufschwung geben.

Naja wenn ich jetzt weiter Trübsinn blase, ändert das auch nichts an der ganzen Geschichte. Das einzige was mich aufregte, war die Tatsache dass ich wohl wirklich kein Elf mehr war. Zumindest kein Elf aus dem Gesindeviertel.

Kein Elf der sich versteckt in einer dunklen Ecke und hofft von den Stadtwachen übersehen zu werden, die schon wieder jemanden zum verprügeln, oder vergewaltigen suchen.

„Schaut mal, ist das nicht das Haus des Scholaren?“, rief Leliana und deutete auf das Haus am Straßenrand. Sofort verschwanden die dunkeln Gedanken und ich blickte nachdenklich zu dem Haus. Sieht so aus…die Beschreibung passt, Isolde war ja so herzensgut und hat mir die genaue Adresse auf den Zettel geschrieben. Eine Adlige die auf eine Wunderasche hofft…

„Ich bin zu alt, um an Märchen zu glauben.“, murmelte ich nachdenklich und sah mich kurz auf der Straße um. Wenn uns jemand sieht, wäre das nicht gerade optimal.

Ich hörte Morrigan spöttisch lachen, während ich genervt an die Tür klopfte. Es wird sowieso niemand da sein, da dieser Scholar wahrscheinlich verrottend in irgendeiner staubigen Bibliothek liegt.

Sten sah skeptisch durch das verschmutzte Fenster und brummte kurz. „Da ist niemand.“ Na großartig!

„Wir sollten dennoch reingehen, vielleicht findet sich dort ja Geninitivis Aufzeichnungen, oder ähnliches.“, meinte Alistair nachdenklich, während ich schwer seufzend die Klinke hinunter drückte. Seltsamerweise war die Tür offen. Gut, dann ist es wenigstens kein Hausfriedensbruch…hoffe ich.

Drinnen brannte immer noch Licht, obwohl die Sonne bereits seit einer Stunde aufgegangen war, doch niemand war zu sehen.

„Hallo?“, fragte ich laut und betrat das Haus. Von drinnen kam keine Antwort. Der Rest folgte mir und Elissa schloss als letzte hinter sich die Tür.

„Bruder Genitivi?“, rief ich wieder. Plötzlich hörte ich Schritte. Ein dunkelhaariger Mann kam aus einem der Zimmer auf uns zu. Seltsam…ich hätte gedacht der Scholar ist ein älterer Mann.

„Seid Ihr Bruder Genitivi?“, fragte ich ihn und musterte ihn nochmals kurz. Wahrscheinlich nicht…

„Nein, mein Name ist Weylon. Ich bin Genitivis Schüler. Was kann ich für Euch tun?“, stellte er sich vor. Er wirkte nervös und ein wenig fahrig. Unruhig huschten seine Augen zu jedem einzelnen von uns.

„Wir suchen den Scholaren. Man sagte uns, er würde nach der Urne der heiligen Asche suchen“, erklärte Wynne freundlich.

„Ja richtig, aber Bruder Genitivi ist seit einer ganzen Weile verschwunden“, sagte er.

„Was meint Ihr mit verschwunden?“, fragte Alistair.

„Er hat sich selbst auf die Suche nach der heiligen Asche gemacht und kam seitdem nicht mehr zurück.“, erzählte Weylon weiter. Na großartig. Er liegt nicht verrottend in irgendeiner staubigen Bibliothek, sondern irgendwo angefressen UND verrottend in der Wildnis.

„Und wisst Ihr, wohin er gegangen ist?“, fragte diesmal Leliana und sah sich dabei kurz aufmerksam in dem Haus um.

„Nein, das kann ich Euch nicht sagen. Ihr würdet versuchen ihm zu folgen und dann würdet ihr dasselbe Schicksal erleiden wie er.“, wehrte er ab.

„Vielleicht können wir ihn aber auch retten.“, erwiderte Elissa sofort.

„Also schön. Vor seiner Abreise sagte er nur, er würde in der Nähe des Calenhad-Sees danach suchen. Er wollte in irgendeinem Gasthof absteigen“, lenkte er schließlich ein.

„Wo genau? Der See ist schließlich ziemlich groß, ihr Narr.“, fragte Morrigan spottend.

„Das weiß ich nicht. Ich bin seine Unterlagen durchgegangen und da stand nur, dass er in irgendeinem Gasthof absteigen wollte.“

„Sagtet Ihr nicht gerade, dass er es Euch selbst gesagt hatte.“, fiel Wynne ein. Alistair warf mir einen warnenden Blick zu.

Plötzlich jedoch grinste ich amüsiert. Ich glaube es ja nicht. Als ich mit Zevran und Leliana einen Abstecher in diesem besagtem Gasthof gemacht hatte, trafen wir dort auf ziemliche Fanatiker, die unter keinen Umständen wollten, dass die Urne gefunden wird.

Dieser Mann steckt da mit drinnen. Ich blickte vielsagend zu Leliana und Zevran, die sofort meinen Blick erwiderten.

Das könnte lustig werden, mal sehen wie lange er diese Lüge aufrecht erhalten kann...
 

„Ja, er hat es mir gesagt und ich habe in seinen Aufzeichnungen nachgesehen“, verbesserte Weylon sich hastig.

Über seinen dicken Augenbrauen bildete sich ein Schweißfilm.

Schlechter Lügner, da war ich ja besser.

„Ihr wirkt nervös, Weylon. Kann es sein, dass Ihr etwas verbergt?“, fragte Alistair lauernd.

„Nein, wie kommt Ihr darauf?“

Ich hob beschwichtigend die Hände und trat vor. „Also wirklich, ihr setzt ihn ganz schön unter Druck. Ihr seht doch, dass er noch etwas erschöpft ist. Wahrscheinlich habt ihr die ganze Nacht durchgearbeitet, nicht wahr?“, fragte ich freundlich und lächelte ihn an. Die fast schon entsetzten Blicke der anderen ignorierte ich.

Sofort nickte Weylon und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „J-ja…das stimmt.“

Natürlich, stimmt das nicht.

Ich grinste leicht und beugte mich etwas zu ihm vor. Wissend sah ich ihm in die Augen. „Wahrscheinlich habt ihr Briefe zum besagten Gasthof geschickt, in der Hoffnung Antwort von den Männern zu bekommen, die uns töten sollen. Nicht wahr, mein Freund?“, fragte ich höflich, doch er starrte mich entsetzt an und er stotterte kurz.

„Aber keine Sorge, wir sind hier um zu sagen warum sie nicht mehr antworten. Der eine hat zu sehr mit dem Feuer gespielt und der andere…“

„…ist ein Kopf kürzer.“, sprach Zevran amüsiert.

Plötzlich verzerrte sich sein hilfloser Gesichtsausdruck wutentbrannt. „Ihr wolltet es ja unbedingt so!“

Er richtete seine Hände auf uns und plötzlich flogen wir quer durch den Raum. Hastig rappelte sich Leliana auf und warf ein Messer nach ihm, woraufhin Weylon entsetzt aufschrie. Sten rannte mit erhobenem Schwert auf ihn zu und bevor Weylon seine Aufmerksamkeit von seiner Schulter auf den Qunari richten konnte, sackte er leblos zu Boden.

„Schlechter Lügner“, sagte ich skeptisch und besah mir Weylons abgeschlagenen Kopf. Irgendwie…sah er etwas erschrocken aus.

Nachdem wir das Esszimmer und die Küche abgesucht und nichts Auffälliges gefunden hatten, betraten wir schließlich das Schlafzimmer.

Ein seltsamer Haufen auf dem Fußboden erregte mein Interesse.

Der unförmige Berg war mit einem Laken bedeckt. Zögerlich zog ich es herunter. Zum Vorschein kam wahrscheinlich der echte Weylon.

Zwar war er schon kalt und einige Leichenflecke waren auf seiner Haut zu erkennen, aber das muss er wohl sein.

„Wahrscheinlich haben wir den falschen Weylon auf frischer Tat ertappt“, meinte Elissa und wand sich schnell von dem toten ab.

Ich deckte die Leiche wieder zu und sah mich weiterhin im Raum um. Ein aufgeschlagenes Tagebuch lag auf einem Schreibtisch. Eine Karte lag daneben und einige lose Zettel.

Der letzte Tagebucheintrag beschrieb Genitivis Vorbereitungen für die Reise zum Calenhad-See. Ein weiterer Absatz enthielt Informationen über ein kleines Dorf im Frostgipfel-Gebirge, namens Haven. Auf der Karte neben den Aufzeichnungen war handschriftlich eine Stelle markiert. Darüber stand das Wort „Haven“ geschrieben.

„Haven…Haven…soll die Urne sich in irgendeinem Hafen befinden?“, fragte ich skeptisch.

„Damit ist kein Hafen, sondern der Name eines Dorfes gemeint.“, sprach Leliana verlegen.

Ups…

„Von einem Dorf namens Haven habe ich noch nie gehört“, bemerkte Alistair. „Und es ist reichlich sonderbar, dass es auf keiner Karte verzeichnet ist.“

„Vielleicht sollten wir Genitivis Aufzeichnungen und die Karte mitnehmen“, schlug Wynne vor. Schnell stopfte ich die Karte in meinen Rucksack und seufzte innerlich. Verdammt, ich muss wirklich Lesen üben!

Das ist ja…fast schon peinlich.
 

Wir hatten Denerim hinter uns gelassen und waren den ganzen Tag durchgelaufen. Aber es tat unglaublich gut, der Enge der Stadt zu entkommen und die Freiheit auf dem Land zu genießen.

Zumindest solange bis dir keine tollwütige dunkle Brut entgegenkommt.

Nachdenklich sah ich ins Lagerfeuer und betrachtete den bratenden Hasen, den kurz zuvor Leliana und Elissa geschossen hatten. Er roch schon verführerisch köstlich.

Alistair setzte sich plötzlich neben mich und seufzte kurz. Leicht überrascht sah ich zu dem jungen Mann auf, der genauso ins Feuer blickte wie ich eben.

Das war ungewöhnlich, da Alistair mir vermutlich schon längst einen Witz erzählt hätte. Plötzlich fing er zögerlich an zu erzählen.

„Ich…wisst ihr….warum habt ihr nie gesagt, das ihr verheiratet seid?“, platze es schließlich aus ihm heraus und er sah mich beinahe vorwurfsvoll mit seinen haselnussbraunen Augen an, die im Schein des Feuers zu glühen scheinen.

W-was??

„Aber…ich bin doch gar nicht verheiratet!“

Ich hörte ein dunkles Lachen hinter mir und drehte mich sofort um. Doch Zevran hatte bereits seine Hände auf meine Schulter gelegt und setzte sich einfach hinter mich.

„Da muss ich unserer liebreizenden Anführerin zustimmen. Schließlich…ist ihr Mann ja gestorben. Also ist sie demzufolge eine Witwe.“

Witwe?! Was für eine kranke….

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte kurz aufgebracht. „Ich war NIE verheiratet. Er starb vor der Trauung.“

Alistair musterte kurz skeptisch Zevran, als dieser seine Arme um meinen Bauch legte. Ich jedoch sah stur ins Feuer und seufzte kurz müde.

Das ist doch einfach unglaublich. Das sich Alistair darüber Gedanken macht…das sich der Rest vermutlich auch noch Gedanken macht!

Ich blickte kurz grimmig im Lager herum. Wynne trocknete gerade die Wäsche und sah musternd zu mir, Leliana sah erschrocken weg als unsere Blicke sich trafen. Erbauer…

Ich lehnte mich zurück an Zevran und sah nachdenklich zu seinen Händen, die immer noch auf meinen Bauch ruhten.

Nun ja…ich sah wieder zu Alistair, der erneut ins Feuer blickte. Er schien über irgendetwas nachzudenken. Warum kümmerte es ihn eigentlich, ob ich verheiratet war? Auch wenn ich es eigentlich nicht war….argh…

Gerade wollte ich wieder sprechen, da kam er mir zuvor.

„Ach, vergesst es einfach.“ Er stand einfach auf und ging seines Weges. Verwirrt blickte ich ihm nach.

Was war denn jetzt wieder los? Hab ich ihn etwa verärgert? Besser ich gehe ihm nach und rede nochmal mit Alistair. Ich wollte mich gerade erheben, da hielt mich Zevran zurück.

Leicht angesäuert schielte ich zu ihm und versuchte seine Hände von meinen Bauch zu lösen.“ Was soll das? Loslassen!“

Er grinste jedoch nur und vergrub sein Gesicht leicht in meinen Haaren. „Nun da wir endlich ungestört sind? Das sollten wir nutzen…“

Ungestört…nutzen?!

Ich löste mich schnell von ihm und pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Weder sind wir hier ungestört, noch kann man hier irgendetwas…nutzen!“, zischte ich ihn aufgebracht entgegen. Bloß nicht wieder rot werden, diese peinliche Phase habe ich hoffentlich hinter mir gelassen.

Zevran zog kurz eine Augenbraue nach oben, dann seufzte er kurz frustriert. „Bedauerlich…“

Beim Erbauer…“Also Gut! Heute Nacht in meinem Zelt!“, flüsterte ich genervt und wirbelte herum zu Alistair.

Das verräterische Aufblitzen in Zevrans Augen, entging mir jedoch.

Schnell eilte ich zu Alistair, der am Rand des Lagers stand und sich kritisch die Umgebung besah. „Alistair!“

Er drehte sich fragend zu mir herum. „Was ist denn?“

Ich stemmte meine Hände in die Hüften und sah ihn ernst an. „Alistair…wenn euch etwas bedrückt, könnt ihr mit mir darüber reden. Das wisst ihr doch!“

„Das weiß ich…aber dieser Elf. Zevran…er treibt mich zur Weißglut.“

Zevran? Ich schielte skeptisch zu ihm und bemerkte wie dieser Elissa charmant anlächelte, während er sich mit ihr unterhielt.

„Mich auch des Öfteren.“, sprach ich gereizt.

„Es ist nur…es war mir klar, das ihr ein anderes Leben vor den Grauen Wächtern hattet. Aber das ihr verheiratet wart…“

Ich seufzte genervt. „Er starb noch vor der Hochzeit.“

Nelaros…nachdenklich strich ich mir kurz über den Ring, den ich um meinem Hals trug.

„Ihr habt ihn sicher sehr geliebt…“, fing Alistair vorsichtig an, doch ich winkte fast Augenblickich ab.

„Nein. Ich kannte ihn bis zur Hochzeit gar nicht. In Gesindevierteln ist es üblich, das die Eltern die zukünftigen Partner ihrer Kinder aussuchen. Ich wollte gar nicht heiraten, eigentlich wollte ich sogar zu den Dalish flüchten, doch Vaughn kam mir zuvor.“

Kurz musterte ich aufmerksam Alistair, als dieser mich verwirrt ansah. „Ihr kanntet euren Verlobten nicht einmal?“

Ich schüttelte mit dem Kopf und sah zu den Sternen hinauf. Nelaros kannte ich nur ein paar Minuten, dennoch werde ich ihm wegen seinen Heldenmut niemals vergessen. Er hätte ein nettes Mädchen bekommen sollen und nicht im Schloss eines perversen Lords abgestochen werden.

„Ist ja auch egal, nun bin ich hier.“ Ich lächelte Alistair an und trat einen kleinen Schritt auf ihn zu. „Und hier ist es tausendmal besser, als ich es mir je bei den Dalish erträumt hatte. Hier habe ich zum ersten Mal Freunde getroffen und einen Menschen, der mir die Augen geöffnet hat.“

Alistair sah überrascht zu mir herab und öffnete leicht seinen Mund. „Ich…nun. Das ist gut zu wissen, ich bin froh euch getroffen zu haben“

Na geht doch! Da fällt mir spontan etwas ein…“Alistair, schließt eure Augen.“

Er besah mich kurz skeptisch, schloss dann aber die Augen. Schnell stellte ich mich hinter ihm und stellte mich auf die Zehnspitzen, um die Kette umzulegen die ich im Arbeitszimmer des Arls von Redcliffe gefunden habe.

Alistair öffnete verwundert die Augen und sah erstaunt auf das Medaillon hinab. „Aber…das ist ja…wo habt ihr es her?“, fragte er fassungslos.

„Es lag im Arbeitszimmer des Arls.“

Alistair strich behutsam über das einst zerstörte Medaillon, welches jedoch wieder zusammengesetzt wurde. Neugierig stellte ich mich neben ihm und besah es mir ebenso.

„Es gehörte eure Mutter, nicht wahr? Ihr hattet mir doch davon erzählt…“

Der ehemalige Templer sah mich verblüfft an. „Ihr habt euch daran erinnert? Sonst hören mir die meisten nicht mal zu.“

Grinsend sah ich zu ihm auf. „Wie bitte? Was habt ihr gesagt?“, scherzte ich amüsiert und boxte Alistair kameradschaftlich gegen seinen Arm. Er lachte kurz auf.

„Danke…wirklich.“ Alistair strahlte mich förmlich an, was mich dazu brachte kurz verlegen durch mein Haar zu streichen. Ich hatte mir schon gedacht, dass sich Alistair freuen würde. Und das wiederrum freute mich.

„Kann ich euch sprechen?“, sprach plötzlich Morrigan, die nicht unweit von uns stand und fast schon mit einer Spur Abscheu, Alistair musterte. Vorbei mit der freudigen Stimmung.

Skeptisch sah ich zu der Sumpfhexe, dann kurz zu Alistair, der nicht weniger abgeneigt war. Und ehe hier wieder etwas in die Luft fliegt…

Schnell eilte ich zu Morrigan und nickte ihr knapp zu. „Geht vor.“, wies ich sie an und folgte ihr ein paar Schritte in den Wald hinein. Seltsam…warum so geheimnisvoll?

„Was gibt es?“, fragte ich seufzend.

„Als ihr im Turm des Zirkels wart, habt ihr im Arbeitszimmer des Ersten Verzauberers ein Buch gefunden und es mir in Redcliffe gegeben. Es gehörte Flemeth. Darin habe ich allerhand nützliche Informationen gefunden. Zaubersprüche, alchimistische Rezepte und Beschreibungen magischer Rituale.“

„Das…freut mich?“, fragte ich etwas verunsichert und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Rinde eines alten Baumes. Warum erzählt mir Morrigan das?

„In dem Buch wird das Geheimnis über Flemeth Langlebigkeit enthüllt.“, erwiderte die Hexe plötzlich geheimnisvoll und ihre Augen leuchteten fast in der Dunkelheit auf.

„Was ist es? Trinkt sie Blut? Frisst sie Kinder?“, fragte ich amüsiert und lachte kurz auf. Die böse Hexenoma im Sumpf.

„Damit seid Ihr näher an der Wahrheit, als ihr denkt“, sagte Morrigan kühl.

Verwirrt sah ich auf und musterte Morrigan, die kurz zu unserem Lager blickte.

„Immer wenn ihr Körper alt und schrumpelig wird, zieht sie eine Tochter auf. Sie trainiert ihr magisches Geschick und lässt sie stärker werden. Dann durchführt sie ein Ritual, bei dem ihr Geist auf den Körper der Tochter übergeht“, erklärte sie.

„Was? Sie will von Euch Besitz ergreifen?“, fragte ich erstaunt.

Morrigan nickte zaghaft.

„Warum hat sie Euch dann mit uns gehen lassen?“, wollte ich misstrauisch wissen und musterte die Hexe vor mir.

Die Gefahr bestünde doch, das Morrigans Körper irgendwelchen großen Schaden nimmt und dadurch unbrauchbar wird…soweit diese Geschichte überhaupt stimmt.

„Vielleicht wollte sie, dass ich während unserer Reise stärker werde.“, entgegnete sie.

Überaus klug von der alten Schachtel. Die war mir von Anfang an suspekt. Morrigan natürlich auch….eigentlich sogar immer noch. Dennoch verstehe ich immer noch nicht, warum mir die Sumpfhexe von ihrer gestörten Mutter erzählt.

„Was wollt ihr jetzt tun?“, fragte ich neugierig.

Verschwinden? Vor Flemeth fliehen?

„Flemeth muss vernichtet werden.“, sagte die Sumpfhexe knapp.

„Ihr wollt Eure eigene Mutter töten?“, fragte ich fast schon entsetzt.

Langsam wunderte mich nichts mehr! Aber…soll sie ihre Mutter doch töten. Nachdem wir die Verderbnis besiegt haben, kann sie von mir aus auch gleich ihren Vater, Oma…weiß der Erbauer noch, töten. Mir ist es gleich…

„Naja, nicht direkt“, erwiderte sie zögerlich. Sie schien etwas verlegen. „Ich wollte Euch bitten, dass Ihr ohne mich hingeht. Ich befürchte, dass sie von mir Besitz ergreifen könnte, wenn sie einmal erschlagen ist. Wenn ich allerdings nicht in der Nähe bin, könnte es sein, dass sie somit vielleicht für alle Zeit von dieser Welt getilgt wurde, obwohl ich mir da auch nicht so sicher bin.“

„Werdet Ihr es tun?“, fragte Morrigan schließlich und sah mich an.

Das war die verrückteste Geschichte, die ich seit langem gehört habe. Ich sah wieder ins Lager zu meinen anderen Gefährten. Morrigan gehörte zu denjenigen, den ich am wenigsten Vertraute.

Sie ist egoistisch, bösartiger als ich und verdammt mächtig. Ohne Zweifel eine starke Verbündete, aber mehr auch nicht. Immer wenn ich mir diese Sumpfhexe anschaue, habe ich Gefühl das in ihrem inneren ein Dämon haust, der uns eines Tages ins Verderbnis stürzen wird.

Außerdem sondert sie sich immer von den anderen ab. Selbst Sten, der eigentlich selten etwas sagt, war freundlicher als die Hexe. Soweit…man es als freundlich bezeichnet.

„Das erinnert mich an die Geschichte, in welche der Ritter einer holden Jungfrau zu Hilfe eilt, um sie vor einem Drachen zu retten und diesen zu erschlagen.“

Die Hexe sah mich skeptisch an, als ich kurz anfing zu lachen. „Aber ihr seid weder eine holde Jungfrau, ganz im Gegenteil vermute ich, noch bin ich ein strahlender Ritter.“

Bei Andrastes Unterwäsche…ich soll ihre Mutter erschlagen. Wenn Morrigan schon eine mächtige Hexe ist, wie mächtig ist dann Flemeth die schon so viele Jahrhunderte auf dem Buckel hat?

Anderseits ist Morrigan mächtig, wenn sie aus Angst vor ihrer Mutter verschwindet habe ich ein Problem. Dann habe ich ja praktisch keine andere Wahl mehr…

Ich nickte. „Wenn das wirklich Euer Wunsch ist, werde ich sie töten“, sprach ich. Auf Morrigans Gesicht breitete sich zum ersten Mal, seit ich sie kannte, ein erleichtertes Lächeln aus.

„Vielen Dank! Das werde ich Euch nicht vergessen“, versprach sie.

Das will ich schwer hoffen…

„Wenn ihr da seid und sie erschlagen habt, könntet Ihr dann Flemeth‘ anderes Zauberbuch mitbringen? Es liegt in einer Kiste, den Schlüssel dafür hat nur sie. Das Buch ist Weiß und ein blätterloser Baum ist auf dem Umschlag. In ihm befinden sich noch weitere nützliche Zaubersprüche, die wir gut für unsere Sache gebrauchen können.“

„In Ordnung, Morrigan. Ihr bekommt Euer Zauberbuch“, versprach ich seufzend und ging wieder zum Lager zurück.

„Habt Dank, Kallian.“

Seltsam…das erste Mal das mich bei meinem Namen nannte.
 

Als wir alle zu Abend gegessen hatten, entschieden wir uns am nächsten Morgen früh aufzubrechen um schnellstmöglich zu Flemeth zu gelangen. Die meisten waren nicht unbedingt begeistert davon, der alten Hexe gegenüber zu treten.

Mir ging es da nicht anders. Aber so wie es schien, gab es wohl keinen anderen Weg. Morrigan ist mir gegenüber nicht unbedingt Loyal und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Dann wäre sie schneller fort, als mir lieb ist.

Sten wollte freiwillig die Nachtwache übernehmen, wodurch ich ihm sehr dankbar war. Denn ich war mehr als Müde, in letzter Zeit habe ich wirklich miserabel geschlafen.

Gähnend krabbelte ich deswegen in mein Zelt und rieb mir kurz über die Augen. Auch wenn ich Neria angeboten hatte, mich steht’s zu sich zu rufen wenn ich schlafe…ich brauchte doch mal wirklichen Schlaf. Hoffentlich ruft sie mich diesmal nicht.

Leicht genervt fummelte ich an meiner Lederrüstung herum und warf sie schließlich unachtsam zu Boden. Ich bin mal Gespannt, wie lange Alariths Waren taugen. Abgesehen von der neuen Karte, versteht sich…

„Wo wart ihr denn solange?“, hörte ich jemand dicht an meinem Ohr sprechen. Alarmiert wirbelte ich mit meinen Kopf herum und erblickte in der Dunkelheit Zevran.

„Was macht ihr-„ , ich hielt kurz inne. Stimmt ja, ich bat ihn in mein Zelt zu kommen. Na großartig, schlafen kann ich also vergessen. Grummelnd legte ich mich einfach auf die Decke und seufzte kurz schwer.

„Also schön, über was wolltet ihr mit mir sprechen?“, fragte ich und erblickte den blonden Elf augenblicklich über mich beugend. Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben.

Er grinste jedoch nur amüsiert und strich federleicht mit seiner Hand erst über meine Wange, dann über meinen Hals und schließlich meine Hüfte entlang.

Oh,oh….

Ich hielt augenblicklich seine Hand fest und sah ihn fast schon unsicher an. „Meint ihr das etwa mit nutzen?“

Warum bin ich eigentlich nicht eher darauf gekommen? Die Unwissenheit in Person…

„Das klingt ja schlimmer, als es wirklich ist.“, sprach er amüsiert, während er über mein Bein strich und so das Hemd hochschob.

Schlimmer? Das ist eine Katastrophe! Nervös versuchte ich weiter seine Hand in andere Richtungen zu lenken. „Was-„

Weiter kam ich jedoch nicht, da sich seine Lippen auf meine legten und meine Proteste so zum verstummen brachten. Seine Hand währenddessen wanderte unter mein dünnes Hemd und strich federleicht über meinen Bauch, weiter hinauf.

Oh Erbauer, steh mir bei! Was macht er denn da nur?

Ich versuchte fast schon krampfhaft ein zittern zu unterdrücken und seine Hand zu ignorieren, die mir jedoch ein leises keuchen entlockte.

Seine Lippen strichen nun über mein Kinn, hinab zu meinen Hals. Unsicher blickte ich zur Seite und keuchte erneut, als seine Hand nun stetig reger wurde und ein prickeln auf meiner Haut herbeiführte.

Das Hemd zog er mir schneller über meinen Kopf, als mir lieb war. Bloß nicht in Panik geraten!

Schnell legte ich meine Hände auf meine Brüste und versuchte ruhig zu atmen. Woran ich jedoch jämmerlich versagte.

„Meine Liebe, ihr solltet euch entspannen.“, hauchte mir der Elf ins Ohr und hinterließ durch seine dunkle Stimme, eine Gänsehaut auf meiner Haut.

Entspannen?? Das geht gerade überhaupt nicht!

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum….irgendwie komme ich mir so nackt vor. So…verletzlich.

Scheiße…ich drehte meinen Kopf weg und lauschte dem schnellen Schlag meines Herzen. Zevran war darauf aus, auf das unvermeidliche…

„Ich kann das nicht…“, flüsterte ich unsicher und blickte zaghaft zu Zevran. Hoffentlich wird er nicht böse werden…ich meine es ist ja nicht so, als ob ich nicht wollte, aber-

Wieder erklang Zevrans leises Lachen dicht an meinen Ohr, während er über meine Arme strich. Sofort bildete sich auf diesen erneut eine Gänsehaut.

„Es ist alles in Ordnung, meine Liebe. Sei nicht nervös, ich werde sanft sein.“, flüsterte der Elf und ergriff meine Hände, die er nun locker über meinen Kopf auf den Boden drückte.

Fast schon panisch starrte ich zu Zevran und wand mich vergeblich unter ihm. „Nein, verdammt!“

Ich bemerkte wie er aufhörte meinen Hals zu liebkosen und meine Hände nun los ließ. Schnell zog ich meine Arme wieder an mich und bedeckte damit wieder meinen Oberkörper. Verzweifelt versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren, die jedoch immer noch unkontrolliert war.

„Verstehe.“

Unsicher sah ich zu Zevran auf, der immer noch über mich gebeugt war und sich nun erhob. Er wollte gerade das Zelt verlassen, da hielt ich ihn in letzter Sekunde fest.

„Nein…bleib.“, meinte ich leise und zog an seiner Hand. Eigentlich würde ich mich gerade selbst Ohrfeigen können. Warum halt ich ihn noch auf, warum lasse ich ihn nicht einfach weggehen?

Warum…

Der blonde Elf drehte sich musternd zu mir um. Er schien etwas ungläubig. „Wozu? Ihr seid nicht interessiert, wie mir scheint. Das seid ihr wohl nie…“

Nie? Ich hatte ja auch noch nie…also…argh!

„Oder ist es wegen euren Verlobten?“, sprach Zevran plötzlich, sodass ich verblüfft aufblickte. Nelaros? Aber…

Ich zog wieder leicht an seiner Hand, mit welcher er eigentlich Alistair und mich umbringen wollte. „Nein. Das ist es nicht…“

Zevran drehte sich nun ganz zu mir um und kam wieder einen Schritt näher. „Und was ist es dann?“

Was es wirklich ist? Das weiß ich doch selbst nicht einmal…nachdenklich biss ich mir kurz auf meine Lippen.

„An meinen Verführungskünsten kann es nicht liegen.“, seufzte der Elf und setzte sich nun neben mich, während ich schnell meine Decke an mich drückte. Was soll ich denn nur sagen?? Die Wahrheit…toll. Ich hasse es meine Gefühlswelt anderen mitzuteilen. Die geht niemanden etwas an!

„Das…ach das erinnert mich an Vaughn, damals im Schloss.“, murmelte ich und sah betreten zu Boden. Beim Erbauer, Zevran stellte sich ganz anders an, als dieser perverse Lord. Und dennoch…

„Vaughn…“, sinnierte er plötzlich, was mich verwirrt zu ihm schielen ließ. Zevran holte seinen Dolch hervor und betrachtete ihn nachdenklich. Er hatte ihn so sauber poliert, dass ich mein verzehrtes Spiegelbild darin erblicken konnte.

„Habt ihr euren Gatten geliebt?“, fragte der Elf plötzlich ernst. Das war fast schon unheimlich. Bis jetzt hatte ich Zevran noch nie so fragen gehört. Ohne zweideutige Bemerkungen…

„Nein, ich kannte ihn ja gar nicht. In Gesindevierteln ist es üblich, das die Eltern die zukünftigen Partner ihrer Kinder aussuchen.“

Zumindest solange das Geld stimmt…

Ich blickte wieder auf und sah in Zevrans nachdenkliches Gesicht. Über was denkt er denn nach?

Vorsichtig rückte ich etwas näher heran. „Warst du schon mal verliebt?“

Es dauerte einen Moment mehr als üblich, ehe er anfing zu sprechen. „Nein.“

Nicht? Seltsam…ach, bei mir war es ja nicht anders. Nur mit dem feinen Unterschied, das ich nicht schon mit halb Antiva in der Kiste war. Grummelnd blickte ich zur Seite und zog meine Beine eng an meinen Körper.

Wenn er schon mit so vielen Frauen und Männern das Vergnügen hatte, muss er sich doch einmal verliebt haben. Das geht doch nicht. Miteinander schlafen, dann töten. Immer wieder…

Nachdenklich strich ich über die Decke auf dem Boden. „Was…ist das eigentlich mit uns?“, fragte ich leise. Fast schon hoffte ich, dass er die Frage nicht gehört hat.

Ich hörte ihn kurz lachen. „Mit uns? Nun…ich werde dafür sorgen, dass ich es bin der dir etwas Spaß und Ablenkung bringt.“

Seine Lippen strichen plötzlich über meinen nackten Rücken und jagten mir einen Schauer über den Rücken. Erneut schoss mir die Röte ins Gesicht.

„A-aber Leliana…“, fing ich zögerlich an, während mir ein kleiner Seufzer entwich. Zevran umfasste sanft mein Kinn und musterte ich kurz ausgiebig. „Eine interessante Frau, gewiss….aber ihr wisst, ich lasse keine Gelegenheit unversucht.“

Er legte seine Lippen auf meine, während ich mich an ihn lehnte. Unversucht…typisch.

„Seid ihr eifersüchtig?“, fragte er plötzlich belustigt, was mich kurz rot werden ließ. Wie kommt der denn auf die Idee?!

„Quatsch!“, protestierte ich.

War das wirklich so offensichtlich? Ich seufzte schwer.

„Gut, dann werde ich Leliana dazu einladen uns beizuwohnen. Aber vorher…werde ich euch erst einmal allein in Ekstase versetzten.“

W-was? Verlegen starrte ich zu Boden, als Zevran mich plötzlich an sich drückte. „Denn ihr habt ja keinerlei Erfahrung, meine Liebe. Aber nach einer Nacht mit mir werdet ihr-„

„Hach ja, es ist schon sehr spät nicht wahr? Zeit zu schlafen!“ , sprach ich leicht nervös und löste mich schnell von ihm.

Sofort legte ich mich hin und zog mir die Decke bis zur Nase hoch. Bloß nicht noch davon Träumen…ich hab jetzt schon Bilder im Kopf.

Zevran lachte erneut, dann entledigte er sich gelassen seiner Lederrüstung. Alarmiert krallte ich mich in die Decke fest.

„Das hat in der Tat schon einen gewissen Reiz…“

Ich schluckte merklich und drehte mich von ihm weg. Reiz…ich bin schon Reizüberflutet. Bei Andrastes breiten Hintern….

„Währt ihr so lieb, mir noch etwas Decke zu geben?“, sprach Zevran amüsiert und ich warf ihm angesäuert eine zerflederte Decke ins Gesicht. „Aber…dafür schleicht ihr euch morgen nicht heimlich aus dem Zelt!“ , sprach ich minimal verunsichert.

Nicht so wie beim letzten Mal…

„Wie ihr wünscht…“, sprach der Elf und ich hörte wie er sich wieder hinlegte.

Angespannt starrte ich zu Boden. Vorbei mit der Müdigkeit…als ich zuletzt mit ihm im Zelt war, hatte ich wenigstens noch eine Rüstung an…aber diesmal…

Das wird wieder eine schlaflose Nacht werden…

Ein dunkles Versprechen

Ich öffnete langsam die Augen und blickte nach oben. Durch den dünnen Zeltstoff drangen bereits die Sonnenstrahlen des frühen Tages herein.

Gelassen blickte ich zur Seite, als ich ein nesteln neben mir wahrnahm. Kallian lag halb auf mir und hatte ihren Kopf auf meinen Bauch gelegt. Ich lauschte kurz ihrer ruhigen Atmung, ehe ich innerlich seufzte.

Wo soll das eigentlich noch hinführen? Wenn sie eine platonische Beziehung erwartet, kann sie zu Alistair gehen.

Eigentlich sowieso fraglich, warum ich mir fast schon so viel Mühe gebe. Jede Frau wäre mir schon längst erlegen. Oder zumindest die meisten.

Mein Blick fiel wieder auf Kallian, als diese von mir runter rutschte und sich auf den Rücken drehte und mir so neue Ausblicke gewährte.

Allerdings war es dennoch eine Herausforderung. Und die Belohnung ist schließlich auch nicht zu verachten.

Amüsiert strich ich kurz über ihren nackten Bauch und hörte sie kurz seufzen. Wenn sie doch nur nicht so schüchtern wäre…aber ich bin mir sicher, dass in ihr auch ein hungriges Biest steckt. Und ich werde es in ihr noch wecken…

Ich strich mit meiner Hand etwas weiter hinunter und wollte gerade neue Gegenden an ihr erkunden, da öffnete sie müde ihre Augen.

„Was…?“, sie gähnte kurz herzhaft und rieb sich verschlafen über die Augen.

Grinsend beugte ich mich zu ihr hinab. „Es ist morgen, meine Liebe. Zeit die neuen Aussichten zu genießen.“ , hauchte ich in ihr Ohr und beugte mich leicht über sie.

Leicht verwirrt blickte mich Kallian an. „Neue…Aussichten?“

Ich nickte belustigt und senkte meinen Kopf hinab zu ihren Oberkörper. Im selben Augenblick schrie sie kurz erschrocken auf und rollte sich böse fluchend von mir weg. „Verdammt nochmal, schau weg!“

Leise lachend streckte ich mich kurz und beobachtete sie dabei, wie sie nervös wider ihre Lederrüstung anzog. Wirklich unterhaltsam, es wird gewiss lustig werden…

„Ich helfe dir.“, flüsterte ich in ihr Ohr und bemerkte wie sie kurz zusammenzuckte und innehielt. Verstohlen drehte sie leicht ihren Kopf zu mir und sah mich mit großen Augen an.

Ich drückte mich von hinten, leicht an sie und ergriff ihre Hände. Ruhig sah ich in ihre Augen, während ich deutlich bemerkte wie sich ihre Wangen leicht rötlich färbten.

„Du bist...unmöglich.“, sprach sie leise, während sich erneut ein Grinsen auf meine Lippen stahl. „Ich weiß.“, sprach ich amüsiert und legte meine Lippen auf ihre.

Sie zögerte kurz, lehnte sich dann aber leicht gegen mich und erwiderte den Kuss.

Ich atmete kurz ihren Duft ein, strich über ihre Arme und legte meine Hände auf ihren Bauch, während ich sie an mich drückte.

Ein Seufzen entwich ihr, als ich mit meiner Zunge ihren Mund erforschte.

„Kallian, seid ihr schon wach?“, rief Alistair von draußen und der Rotschopf zuckte kurz zusammen.

Dieser verdammte Bastardprinz, ich werde mich demnächst intensiv mit ihm beschäftigen, dann wird es ihm gewiss vergehen sich in meine Angelegenheiten einzumischen.

Kallian erhob sich leise fluchend und zog sich schnell die Lederrüstung an. "Ja, verdammt!"

Skeptisch sah ich zu ihr auf, als sie sich schnell ihre Dolche ergriff und sich kurz musternd umsah. "Etwas verloren, meine Liebe?"

Ihre leuchtend grünen Augen schielten musternd zu mir, während sie kurz innehielt. Kurz zögerte sie, dann legte sich ein leichtes Grinsen auf ihre Lippen. "Meine Unschuld zum Glück noch nicht...allerdings...."

Sie griff strich sich kurz über ihren Hals und seufzte leise. "Ich finde mein Lederband nicht mehr und den Ring auch nicht."

Grummelnd warf sie unachtsam die Decken umher und durchforstete den Boden. Amüsiert sah ich ihr dabei zu und genoss die Aussicht. Wenn sie wüsste das ich ihn habe...sie hätte sich mit dem Lederband fast letzte Nacht stranguliert. Bedauerlich...

Aber ehe sie noch böse würde und ich mir für den Rest des Tages ihre miese Laune antun müsste, hatte ich eine bessere Idee. "Schaut her.", meinte ich und hielt ihr gelassen den, zum Teil verbeulten, Ring hin. Was für ein hässliches Ding wie ich zugeben musste. Würde ich mich damit in Antiva blicken lassen, wäre ich gleich unten durch. Keine Handwerkskunst, diese Fereldener.

Augenblicklich hielt sie inne und sah neugierig zu mir auf. Sofort legte sich auf ihrem Gesicht ein erleichtertes Lächeln. "Dem Erbauer sei Dank!", rief sie freudig und nahm mir sofort den Ring aus den Händen.

Bedauerlich...

Ich kann keine solche Freude bei ihr ausrufen, während ich ihr nackt zu ihren Füßen sitze, aber ein alter Ring. Ferledener...

Ich hörte von draußen mehrere Stimmen und schmunzelte kurz. Es klang wie ein Streit zwischen Morrigan und dem Bastardprinz. Amüsant.

"Zevran, wir sehen uns draußen.", sprach der Rotschopf plötzlich und riss mich aus meiner kurzzeiteigen Vorstellung, wie Morrigan mit ihrem Stab verprügelte und dabei ihre Brüste sich sanft hin- und her wogen. Wirklich bedauerlich, manchmal müsste ich doch mit Alistair tauschen.

Ich sah zu Kallian auf, als diese sich plötzlich zu mir herunter beugte und mich kurz ansah. Sie legte kurz nachdenklich ihre Stirn in Falten, was mich wiederrum dazu brachte kurz amüsiert zu ihr zu blicken. Sie überlegt selten...

"Unmöglich.", murmelte sie nur und küsste mich kurz auf die Wange, ehe sie schnell aus dem Zelt stürmte.
 

Beim Erbauer...ich brauche dringend Frischluft!

Ich atmete die kühle Morgenluft ein und genoss die kühle Brise, die mir kurz über mein erhitztes Gesicht strich.

Verdammt heiß heute, oh ja...

"Dämlicher Köter!", spie Morrigan wütend und warf plötzlich ein totes und halb verwestes Kaninchen zu meinen Füßen.

Hach ja, es geht doch nichts über einen guten Start in den Morgen...

Hasso kam kläffend herbei geeilt und schnappte sich das tote Tier schneller, als ich sehen konnte. Knurrend verschwand er damit hinter einem Gebüsch und begann laut schmatzend seinen Hunger zu stillen.

Hab ich eigentlich noch die Weinflasche von Shianni? Ein kleiner Schluck tut bestimmt gut...

"Ah, meine liebe Morrigan.", sprach Zevran plötzlich der an mir vorbei schritt und zu der wütenden Hexe ging. Sie war gerade der Erzdämon persönlich. Ein weiterer Grund, das Miststück zu erschlagen.

Allerdings...muss erst mal ihre Mutter dran glauben. Wie großartig....
 

Wir liefen nun schon ziemlich lange Richtung Wildnis, während mir gerade auffiel wie trocken und zum Teil auch schwarz der Boden sich an manchen Stellen verfärbt hatte. Auch trafen wir immer häufiger auf dunkle Brut, die wir jedoch leicht zerschlagen konnten.

Soweit war das voran kommen also schon mal relativ einfach gewesen. Nachdenklich ließ ich meinen Blick durch die nun schon sumpfartige Umgebung wandern.

Mir kamen plötzlich unzählige Erinnerungen hoch. Damals in Ostagar, als ich beinahe mit Daveth und diesem armseligen Ritter auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden wäre, nur weil Duncan dachte, ich hätte dieses mörderische Ritual nicht überlebt.

Der Verrat von Loghain, den ich selbst mit ansah, jedoch nicht verhindern konnte, da mich dieser verdammte Shem niedergeschlagen hatte. Die Flucht in die Wildnis, als ich einer dieser Genlocks verfolgte und ich beinahe wieder gestorben wäre.

Wäre Morrigan nicht gekommen, wäre es wohl so passiert.

Ich blickte auf den fast Nackten Rücken der Hexe und kräuselte leicht meine Lippen.

Dieses verdammte Hexenweib und ihre abscheuliche Mutter. Eigentlich passen sie doch wirklich wunderbar zusammen.

Plötzlich blieb Morrigan stehen und blickte kurz zu mir. "Den restlichen Weg müsst ihr allein gehen. Ich kann euch nicht zu meiner Mutter begleiten."

Wie bedauerlich und vorhersehbar.

Leicht nickte ich und musterte die Hexe nochmals knapp. Ich muss mich also ohne ihre magischen Fähigkeiten in den Kampf stürzen.

Was sollte schon schief gehen, schließlich ist Flemeth ja nur eine sehr alte Frau. Eine sehr alte Hexenfrau. Die sich vermutlich in jedes gefährliches Getier verwandeln kann.

Großartig!

Ich seufzte schwer und blickte zu der Sonne, die zunehmend hinter den dichten Nebelschleiern verschwand.

"Wie ihr meint. Wer hat noch Lust mitzukommen?"

Schließlich will ich ja niemanden dazu zwingen, die alte Schachtel umzulegen. Großmütter niederzuschlagen, ist gewiss nichts für sanfte Gemüter. Von den folgenden Albträumen einmal ganz abgesehen.

"Ich werde euch begleiten, geschätzte Anführerin.", sprach Zevran amüsiert und begutachtete nochmals kurz eingehend seinen Dolch.

"Ich komme ebenfalls mit.", sprach Alistair und sah kurz abschätzend zu dem blonden Elfen, ehe Elissa kurz noch einmal den Kopf ihres Mabari streichelte und an meine Seite trat.

"Von mir aus kann's losgehen.," sprach die junge Cousland eifrig und schulterte ihr Schild und Schwert.

Sie will mitkommen? Eine alte Frau erschlagen? Wunderlich.

Leliana sah leicht verunsichert zu mir. "Soll ich mitkommen, Kallian? Zur Sicherheit?"

Ich winkte jedoch nur gelassen ab und strich mir kurz fahrig durch mein Haar. "Keine Sorge...Sten, ihr und Wynne bleibt bei Morrigan."

Abschätzend sah ich kurz zur Kräuterhexe, ehe ich mich leicht zu Leliana vorbeugte. "Und passt darauf auf, das sie nicht versehentlich verloren geht."

Die junge Bardin nickte kurz und blickte mich dennoch sorgenvoll an. "Bitte seid vorsichtig. Schließlich tretet ihr Flemeth gegenüber. Die gefürchtete Hexe der Wildnis..."

Ja, und das beruhigte mich gerade nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil.

"Keine Sorge." , meinte ich leise und wandte mich zum Gehen um. Die anderen folgten mir, während ich grimmig nach vorn blickte.

Die gefürchtete Hexe der Wildnis...ich habe nicht die geringste Lust, wegen Morrigan mein Leben aufs Spiel zu setzen.

Wir kamen schließlich nach einem weiteren Stundenmarsch bei dem besagten Hexenhaus an. Alistair hatte genauso wenig Lust wie ich, die Mutter von Morrigan zu töten. Im Gegensatz zu Zevran, er schien sich sogar ein wenig auf Unterhaltung zu freuen.

Elissa stieß mich kurz an und sah mich mit ihren blauen Augen skeptisch an. "Ist diese Hexe, wirklich Flemeth? Überlegt euch lieber ihr gegenüber zu treten. Um sie ranken sich grauenvolle Legenden. Sie soll unzählige Männer verführt, getötet und anschließend ihre Seelen dazu verdammt haben, auf ewig im Nichts zu wandern. Außerdem stiehlt sie Kinder."

Flemeth...wenn sie jemals Männer verführt hat, dann ist das schon sehr lange her. Es schien, als würde Morrigan diese Rolle jetzt übernehmen.

Ich warf Elissa einen kurzen Seitenblick zu, ehe ich Flemeth vor der Hütte entdeckte. Das ergraute Haar immer noch wirr in ihrem Gesicht hängend, das Kleid alt und mit Flicken verziert und immer noch diese gelben dämonisch wirkenden Augen, die mich fast schon amüsiert musterten.

Verdammte Sumpfhexe!

"Überlasst das mir.", flüsterte ich der jungen Cousland zu und blieb schließlich vor Flemeth stehen.

"Ihr seid also zurück. Hat die liebreizende Morrigan also endlich jemand gefunden, der nach ihrer Pfeife tanzt. Ihre Musik ist aber auch zu verführerisch, nicht wahr?" , fing die alte Frau an und lachte kurz auf.

Skeptisch besah ich sie mir und verschränkte die Arme vor der Brust. "Soll ich stattdessen nach eurer Pfeife tanzen?"

"Wozu überhaupt tanzen? Warum nicht singen?" , fragte Flemeth und ich hörte sie erneut mit ihrer krächzenden Stimme lachen. "Was hat Morrigan euch erzählt, hm? Welchen perfiden Plan hat sie diesmal ausgebrütet?" , fragte sie jedoch nun neugieriger.

Kurz wurden meine Augen zu schlitzen, als ich Flemeth fixiert hatte.

Verdammt, ich hatte gehofft sie würde denken, wir besuchen sie der alten Zeiten willen. Ein kurzer Plausch. Dann drehe sie sich um und ich ramme ihr ein Messer in den Rücken und vorbei ist der ganze Stress.

Doch nun...sie schien genau zu wissen, dass Morrigan etwas vorhatte. Flemeth wird vorsichtig sein und uns nicht aus den Augen lassen. Das wird etwas schwerer werden, als gedacht...

"Spielt das eine Rolle? Ich durchleuchte nur meine Möglichkeiten..." , fing ich gelassen an, ließ die Hexe jedoch nicht aus den Augen. Sie wird gewiss nicht zu senil sein, um noch einige Zauber wirken zu lassen.

"Und komponiert euer eigenes Lied? Dazu kann sogar ich tanzen. Morrigan will mein Zauberbuch? Nehmt es als Trophäe. Und sagt ihr, ihr hättet mich erschlagen."

Stille.

Ich starrte die alte Frau vor mir ungläubig an und ließ mir ihr eben Gesagtes, nochmal durch den Kopf gehen. Habe ich gerade richtig verstanden??

Alistair, der neben mir stand, spannte sich plötzlich leicht an.

Ich ging einen kleinen Schritt vor und funkelte in die heimtückischen dämonischen Augen der Sumpfhexe. Meint sie das ernst?

"Meint ihr, sie würde das glauben?" , fragte ich sie fast schon spöttisch. Wir sprechen hier schließlich von Morrigan! Und wenn die jüngere der beiden Hexen so eiskalt ist, ihre eigene Mutter umbringen zu lassen, wie weit geht dann ihre Mutter, mich und meine Gefährten umzubringen, sobald wir hinter dem nächsten Baum verschwunden sind? Nebenbei sei zu erwähnen, dass Morrigan nicht blöd ist.

Flemeth jedoch, grinste nur kurz amüsiert. "Wir glauben was wir glauben wollen. So war es schon immer."

Ich biss mir kurz auf die Lippen und sah das alte Weib unschlüssig an.

Also nochmal von vorn. Flemeth würde mir das Buch geben und Morrigan würde vermutlich darauf vertrauen, dass ich ihre Mutter umgebracht habe. So würde ich sinnloses Blutvergießen vermeiden.

Kurz schielte ich zu meinen Gefährten. Elissa sah fast schon ehrfürchtig zu Flemeth, während Alistair die Hexe eher mit Skepsis betrachtete und Zevran schien überaus erheitert zu sein. Anscheinend gefiel ihm diese Intrige, die Flemeth mir da gerade anbot.

Dennoch...Morrigan war mir egal, solange sie bis zum Ende der Schlacht bei mir in der Gruppe bleiben würde. Ihre Magie ist ziemlich nützlich. Danach kann sie auch sterben...oder weitere Mitglieder ihrer Familie töten gehen.

Das Problem war nur ihre Mutter. "Und was wird aus euch?" , fragte ich deswegen nach.

Die alte Hexe antwortete mir prompt. "Ich gehe. Vielleicht überrasche ich Morrigan, oder ich beobachtete sie einfach nur. Es wäre interessant, was sie aus ihrer Freiheit macht. Erhellend geradezu. Wollt ihr einer alten Frau diesen Gefallen tun?"

Beim Erbauer...dann wird Flemeth gewiss den Körper von Morrigan irgendwann übernehmen. Gut das ich mir das nicht mit ansehen muss. Dieser Gefallen, den die Hexe mir da unterbreitete, hörte sich bis jetzt vielversprechend an.

Die beste Lösung, ohne dabei vielleicht sterben zu müssen und große Schmerzen erleiden zu müssen.

"Das könnte ich tun..." , fing ich langsam an und sah kurz nachdenklich in einen der unzähligen Sümpfe, die das alte Hexenhaus umgaben.

Zevran lachte kurz auf, sodass ich ihm einen Seitenblick zuwarf. "Ziellose Gewalt ist amüsant, aber das ist auch interessant." , fing der blonde Elf begeistert an und seine Augen blitzen kurz verräterisch auf.

"Morrigan hintergehen?" , fragte Alistair plötzlich und sah mich fast schon verunsichert an. Doch nur kurz dann seufzte er und strich sich fahrig durch sein Haar und zuckte mit den Schultern. "Warum nicht? Ich bin ein böser, böser Mann..."

Fast schon amüsiert blickte ich zu dem blonden Mann auf. Sieh an, Alistair scheint langsam aber sicher nicht mehr so naiv zu sein. Manchmal muss man eben böse Sachen machen, wenn man mit heiler Haut davon kommen will.

Flemeth trat plötzlich einen Schritt vor und sah mir fest in die Augen. "Wir werden uns nicht wieder sehen, Wächter. Das versichere ich euch."

Na also, besser geht's doch nicht mehr. So wäre sie nicht mehr mein Problem!

"Dann sei es so." ,sprach ich ruhig. Ich will mit dieser alten Schachtel von Hexe, nichts mehr zu tun haben.

Flemeth lächelte kurz geheimnisvoll und legte mir einen alten Schlüssel in die Hand. "Das Buch befindet sich im Haus in einer alten Truhe, nehmt es einfach."

Ich nickte und nahm den Schlüssel an mich. Gemeinsam mit meinen Gefährten betraten wir das Hexenhaus und ich musste zugeben, dass sich in mir fast etwas wie Nostalgie aufbaute..

Als ich mich kurz umsah, sah ich die zwei Betten, in denen ich mit Alistair gelegen habe, hörte das Feuer im Kamin knistern wie damals, als ich erschöpft aufgewacht war.

Wäre Flemeth nicht gewesen, wären Alistair und ich vermutlich damals auch in Ostagar gestorben. Flemeth hatte den jungen Grauen Wächter persönlich mit ihren Klauen zur Hütte geflogen und ich war ihr nachgerannt, als ich als übergroßen Vogel über meinen Kopf fliegen sah. War es doch zu diesem Zeitpunkt das Einzige, was ich tun konnte.

So gesehen....nun sind wir Quitt.

"Schon seltsam, oder?", fing Alistair an. Ich nickte leicht und lief schließlich auf die Truhe zu, als ich sie entdeckte. "Hier hat unsere Reise begonnen. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nie gedacht so weit zu kommen."

Während ich das Schloss öffnete, hörte ich Elissa kurz seufzen. "Ihr...habt eure Reise hier begonnen? Ganz allein?"

Ich fand das besagte Buch und musterte es kurz aufmerksam. Auf dem Einband war der weiße Baum zu sehen, genau wie Morrigan erzählt hatte. Gut, dann wäre das ja geregelt.

"Ja. Nach dem Verrat an die Grauen Wächter, waren nur noch wir beide übrig. Wir erwachten damals in dieser Hütte. Flemeth bewegte uns schließlich dazu, gegen die Verderbnis vorzugehen...ob die alte Hexe hier noch Käse hat?", fragte Alistair plötzlich und sah neugierig den dampfenden Topf hinein.

Käse...gutes Stichwort. Ich packte das Buch in meinem Rucksack und seufzte kurz. "Alistair, du erzählst Käse. Das Einzige was die Alte kann, ist unser Leben auszulöschen. Deshalb schlage ich vor wir verschwinden hier ganz schnell."

Es dauerte auch nicht lange und wir hatten das Hexenhaus wieder verlassen, doch seltsamerweise war draußen niemand mehr zu sehen.

Flemeth war wie vom Erdboden verschwunden. Aufmerksam ließ mich meinen Blick kurz durch die Sümpfe schweifen.

Äußerst mysteriös, wie ich zugeben muss. Aber vermutlich hat sich die Hexe in einen Drachen verwandelt und das Weite gesucht. Übrigens ein gutes Stichwort jetzt endlich von hier zu verschwinden!
 

Ich wanderte mit Zevran, Alistair und Elissa nun schon gut eine knappe Stunde. Leicht rieb ich meine Hände aneinander und seufzte innerlich. Wie ich diesen Sumpf hasste, hier bemerkt man sofort die erste Kälte des neuen Winters. Dieser Winter wird bestimmt sehr frostig werden. Großartig! Ich hasse Kälte...

Zevran legte plötzlich einen Arm um meine Schultern und grinste kurz anzüglich. "Euch ist kalt, meine Liebe. Ich muss zugeben, dieses kalte Land, ist mehr als einladend, aber heute Abend in eurem Zelt..."

"Chasind!" ,rief Alistair plötzlich überrascht. Ich sah verwirrt auf und betrachtete Zevran nicht weiter.

Vor uns stand ein großer, dunkelhäutiger, breitschultriger Mann. Sein langes schwarzes Haar hatte er zu einem Zopf gebunden, auch seinen kurzen Bart hat er zu einem kleinen Zopf gebunden.

Auf seinem Gesicht hatte er eine seltsame Tätowierung, die sich wellenartig auf seiner Wange abzeichnete und schließlich unter seinem linken Auge endete. Seine tiefbraunen Augen hatten uns sofort fixiert. Er wirkte wie Mitte 30.

Durch seine große breite Axt, die er auf dem Rücken trug und der gehärteten Lederrüstung welche teilweise mit Tierfellen bestickt , an seinem Leibe trug, sah er etwas...bedrohlich aus.

"Chasind?" , wiederholte Zevran skeptisch und legte seine Hand sofort an einen seiner Dolche. Leicht drehte ich meinen Kopf an sein Ohr. "Die Chasind sind primitive, abergläubische Leute, die noch immer an den Bräuchen ihrer Schamanen hängen und in der Wildnis leben. Eigentlich sind sie friedlich..." , fügte ich schnell flüsternd hinzu und besah nun wieder den groß gebauten Mann.

Beim Erbauer. Ich habe Geschichten über die Chasind gehört, wie sie ihre Toten Essen und angeblich andere seltsame Rituale durchführen. Hoffentlich sind das alles nur Geschichten, von alten Weibern.

"Ihr kommt mit mir. Der Schamane will euch sehen." , fing der statuenhafte Mann plötzlich an zu sprechen. Verdutzt sah ich zu ihm und hob kurz eine Augenbraue.

Es...kann reden? Schamane??

"Was zum...das lassen wir lieber sein." , fing ich ungläubig an und sah zu dem Mann auf. Auf dessen Gesicht zeigte sich nun deutlich ein erkennbarer Zorn ab.

"Der Schamane verlangt es..." , sprach der Mann bedrohlich und griff nach seiner monströsen Axt. Alistair zog indes bereits sein Schwert und Schild. "Kallian, ich glaube wir sollten..."

Ich schluckte innerlich. "Ruhig bleiben. Wir gehen mit." Alistair sah mich ungläubig an. "Was? Aber der ist doch allein!"

Zevran lachte kurz freudlos. "Narr. Wir sind bereits umzingelt. Sie sind überall, ihr seht es jedoch nicht."

Ich wusste es doch, ich hatte hinter den großen Bäumen irgendetwas gesehen!

Etwas Gefährliches lag in der Luft, etwas das kurz davor war aus der Dunkelheit zu kommen und mit brutaler Gewalt zu töten.

"Gehen wir...besser." Ich warf Alistair einen vielsagenden Blick zu, den er jedoch nur kopfschüttelnd argumentierte.

Wir waren gerad mal zu viert und diese Chasind wohl mindestens 20, wenn ich mich nicht verzählt habe. Verdammte Scheiße! Alles nur, weil Morrigan es nicht gebacken bekommt ihre jugendversessene Mutter selbst zu töten!

Dummes Weib...
 

Mittlerweile war es dunkel geworden, als wir endlich bei dem Stamm dieser Chasind angekommen waren. Ein großes Lagerfeuer konnte ich selbst schon von weiter Ferne erkennen, ebenso die seltsamen Gestalten die darum tanzten.

Unzählige Fackeln erleuchteten die triste Umgebung und nun konnte ich auch schließlich die Hütten erkennen, in denen wohl diese Barbaren lebten. Doch solche Hütten hatte ich nie zuvor gesehen. Einige dieser Hütten standen auf Stelzen oder wurden sogar in Baumkronen errichtet.

Verblüfft blieb ich stehen und sah zu einem dieser Baumhäuser hinauf. Es sah fast so aus, als hätte sich dieses Haus mit dem Baum verwachsen, als wäre es ein Teil davon. So etwas habe ich noch nie im Leben gesehen.

"Weiter!" , herrschte mich der Mann erneut an, der uns schon seit geraumer Zeit nervte, auch wenn er selten das Wort ergriff. Er war einfach nur...anstrengend. Dagegen war Sten eine wohltat. Auch wenn die Männer sich bis jetzt nicht unterschieden haben.

Alistair und Elissa waren nicht weniger verblüfft als ich, und es dauerte nicht lange bis wir endlich entdeckt wurden.

Die Stammesangehörigen kamen herbei und begutachteten uns entweder aus sicherer Entfernung, aus dunklen Ecken oder rückten uns so sehr auf die Pelle, dass ich beinahe meinen Dolch gezogen hätte und ihre Hände abgetrennt hätte. Keiner vergreift sich an meiner Habe, die ich bei mir trage!

Wir kamen schließlich am Lagerfeuer an. Augenblicklich hielten die Chasind in ihrem Tanz inne und sahen zu uns. Besagte Tänzer trugen seltsame hölzerne Masken, die fast so aussehen wie die Gesichter von Dämonen.

Beim Erbauer...wo ist die Weinflasche?!

"Dort...sind sie ja." Ein alter Mann mit Glatze und langem grauen Bart, welcher fast den Boden berührte, trat plötzlich hinter dem Feuer hervor. Er trug einen langen alten hölzernen Stab bei sich, trug eine halb zerfressene Robe und allerlei hölzernen Schmuck, der sowohl Kleidung, als auch das Gesicht des Mannes zierte.

Sofort verneigten sich die Wilden vor ihm und legten ebenfalls ihre hölzernen Masken ab.

Alistair hustete kurz und beugte sich leicht zu mir herab. "Ich glaube das muss ihr Schamane sein. Er sieht zumindest...so aus."

Alistairs Verdacht bestätigtet sich, als der Mann sich eben als diesen auch vorstellte.

Sind Schamanen nicht auch die Anführer?

Durch das stetige Flackern des Feuers, schien es so als würden sich neue Falten in die Haut, des eh schon faltenreichen Schamanen, bilden. Sein rechtes Auge war seltsam weiß, sodass ich keine Irisfarbe darin erkennen konnte.

Der alte bucklige Mann wies uns an ihn zu folgen. Kurz sah ich skeptisch zu meinen Gefährten, die jedoch genauso unentschlossen wie ich wirkten.

Was sollte das hier eigentlich? Warum sollten wir hierher kommen?

Gefrustet folgte ich dem Alten zu seiner Hütte, die sich natürlich hoch oben in den Baumwipfeln sich befand. Auf einer Strickleiter mussten wir nach oben klettern.

Neugierig sah ich dabei zu dem alten Mann, der mühelos die Leiter erklomm.

Ich folgte ihm dabei im kurzen Abstand, danach kam Zevran, dann Alistair und ganz zum Schluss Elissa.

"Ach, meine Liebe.", hörte ich Zevran plötzlich seufzen. Leicht verwirrt sah ich kurz zu ihm herunter. Was hat er denn jetzt für ein Problem?

"Die Aussicht, die ihr mir bietet ist wahrlich vielversprechend, aber unbekleidet..."

Ich knurrte beinahe bedrohlich und unterbrach ihn angesäuert. "Gleich ramm ich versentlich meinen Stiefel, in eure Spanneraugen!" , zischte ich ihm entgegen.

Wo, bei Andrastes Fußpilz, schaut der ständig hin?! Zum Glück entging den anderen die Röte in meinem Gesicht. Zevran jedoch lachte nur kurz dunkel auf.

Alistair jedoch stöhnte nur gefrustet auf. "Dafür habe ich mehr Einblicke, als mir lieb ist."

Als wir endlich oben angekommen waren, ging der Alte in die Hütte und entzündete einige Fackeln. Neugierig folgte ich ihm und erkannte in seinem Haus allerlei Seltsamkeiten.

Erneute hölzerne Masken hingen an der Wand. Genauso wie halb verwende Körperteile von Tieren, den bestialischen Geruch erwähne ich lieber nicht.

Elissa würgte kurz und rannte dann schnell wieder aus der Hütte um Luft zu holen.

"Nett eingerichtet..." , meinte Alistair ungläubig.

Der alte Schamane grinste kurz und entblößte so schon sein fast zahnloses Gebiss. Leicht angewidert sah ich mich um und schnaufte leicht.

Wie kann man hier leben? Ich hätte Angst, dass mein Haus eines Tages zu Boden krachen würde, dass irgendein wildes Tier hier eindringt, oder ich schließlich an dem Gestank hier ersticke.

Wie aufs Stichwort hörte ich plötzlich jemanden husten. Nicht weit von uns entfernt konnte ich einen Mann entdecken. Er war blass und unzählige Schweißtropfen liefen sein Gesicht hinab. Er lag auf einer Strohmatte und schien zu schlafen.

Ehe ich jedoch überhaupt etwas fragen konnte, kam mir der Alte Schamane zuvor. "Ihr...habt sie befreit."

Er drehte sich zu mir herum und schlug mit der Spitze seines alten Stabes kurz auf den knarrenden Holzboden.

Befreit? Was befreit? Die Alte bemerkte meinen verwirrten Blick und blickte mich mit seinen scheinbar einzig gesunden Auge, funkelnd an. "Flemeth."

Elissa kam just in diesem Moment hinein. "Bitte entschuldigt, aber-"

Sie hielt abrupt inne und sah zu dem hustenden Mann, der nach wie vor auf der Strohmatte lag. Erst jetzt fiel mir auf, das neben ihm ein Schild lag, auf dessen Vorderseite ein Kranz abgebildet war. Jedoch konnte ich die Pflanze nicht genau zuordnen, es sah aus wie Efeu.

Ein erneutes Husten, dann war die junge Cousland bereits neben dem Mann und starrte entsetzt mit weit aufgerissenen Augen auf diesen herab.

"Fergus?"
 

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großen dank diesmal LadyCirilla! Sie hat meine (schreckliche) Grammatik korrigiert xDDD *riiiiiesen Teller mit Keksen berei stell* Vielen lieben Dank *o* *knufflz*

Und nochmals sorry an alle Leser, aber ich hatte in letzter Zeit etwas Stress...dann kam noch DA2 und ich war leider etwas abgelenkt *hust*
 

Ich hoffe in nächster Zeit, kann ich regelmäßiger Kapitel hochladen^^ Geb mir mühe!
 

Lg Ayu x3

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Verwirrt sah ich zu der jungen Cousland, die sich zu dem fremden Mann hinkniete und vorsichtig mit zittriger Hand über seine Wange strich. Es sah so aus, als hätte sie Angst davor er könne zerbrechen.

Wer ist denn dieser Mann? Und was macht der hier oben im Baumhaus des Schamanen??

Ich wand mich kurz von Elissa ab, als ich ein schmieriges Lachen vernahm. Sofort fiel mein Blick auf besagten Schamanen, der sich auf den Stab abstützte und sich auf einen knarrenden Stuhl setzte.

Leicht kniff ich die Augen zusammen und musterte kurz den fast Tellergroßen Ohrenschmuck, den er in seinem Ohrläppchen trug. Anscheinend scheinen diesen Wilden Schmerzen zu gefallen.

Wie dem auch sei, langsam wurd mir das wirklich zu bunt!

Ich trat einen Schritt vor und sah den alten Schamanen fest in die Augen. Nebenbei zog ich meinen Dolch und betrachtete ihn kurz eingehend. "Es wäre wirklich klug von euch uns endlich zu sagen, was ihr von uns wollt..." Ich zeigte kurz zu Elissa und dem Fremden.

"Und ich will wissen, wer dieser Mann ist!“, fuhr ich den Alten kurz scharf an und sah ihn grimmig an. Wenn ich die alten Menschen in Denerim bedroht habe, gaben sie mir ihr meist freiwillig ihr Geld. Außer es waren ältere Männer...da konnte ich durchaus noch mit einer Tracht Prügel rechnen.

Doch ehe der Schamane antworten konnte, tat dies bereits Elissa mit zittriger Stimme für ihn. "Das ist mein...Bruder. Fergus Cousland." Kurz hörte ich sie aufschluchzen, so dass ich meine Aufmerksamkeit erstmal den Mädchen widmete.

Ihr Bruder? Sagte sie damals nicht in Redcliffe, dass...

Aber ja! Er war in Ostagar, wurde aber angeblich vor der großen Schlacht überfallen und war seitdem nicht mehr gesehen.

Auch Alistair sah verblüfft drein. "Aber...das heißt ja..." Er ging eilig zu Elissa und betrachtete den fiebernden Fergus. Er schien nicht ansprechbar zu sein und sich im Tiefschlaf zu befinden.

"Ich fand ihn, als ich auf Kräutersuche war. Er lag im Gras umgeben von stinkenden und faulenden Leichen. Die Fäulnis hatte bereits eingesetzt und die Krähen begannen das weiche Fleisch zu fressen." , sprach der Schamane.

Leicht angewidert sah ich zu dem Alten und verzog kurz das Gesicht. Das waren eindeutig zu viele Informationen für mich. Zevran beugte sich leicht zu mir vor und flüsterte mir leise etwas ins Ohr. "Soll ich den Alten töten? Danach verschwinden wir einfach von hier, die ganze Sache ist sowieso nur Zeitverschwendung."

Ich blickte kurz nachdenklich zu Elissa, die ihren wiedergefundenen Bruder kurz weinend umarmte und behutsam seine Stirn abtupfte. Alistair stand etwas unbeholfen neben ihr und tätschelte leicht ihre Schultern.

Ich wäre auch für Verschwinden...allerdings bezweifel ich, dass Elissa sich einfach so von ihrem Bruder trennen wird. Besonders nachdem schon fast alle glaubten, er sei Tod und nun auf wundersame Weise lebend entdeckt wurde.

Ich richtete drohend meinen Dolch auf den alten Schamanen, der daraufhin erneut grinste und uns wieder sein fast zahnloses Gebiss darbot. Ich bezweifelte, dass er uns Fergus einfach so mitgeben würde, ohne Gegenleistung.

Und Gegenleistungen sind in letzter Zeit ziemlich teuer geworden, selbst unter Wilden. Darauf verzichte ich, dankend.

"Gebt uns diesen Mann mit und wir verschonen euer Leben.“, sprach ich ruhig und fixierte ihn. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie Zevran ebenfalls Schwert und Dolch zog. Eigentlich müsste ja alles gut gehen. Er ist nur ein alter Trottel und wir sind immerhin zu viert und bis an die Zähne bewaffnet!

Der Alte hat ja nicht mal mehr Zähne! Sieht also nach einem haushohen Sieg für uns aus.

Jedoch kam keine Reaktion von dem Alten, während er mich eher musternd ansah und ein seltsam schmatzendes Geräusch von sich gab. Nun gut, keine Antwort ist auch eine Antwort. Also war's das für ihn, der Tod hat eh schon an seinem Sargdeckel geklopft!

Ich sprang vor und umgriff fest den Griff meines Schwertes und meines Dolches. Möge der Erbauer, oder welchen Gott sie auch immer anbeten, ihn mit offenen Armen empfangen! Ich hatte ausgeholt und die geschärfte Klinge meines Schwertes, trennten nur noch wenige Zentimeter bis zu seinem Hals. Ich war mir todsicher, dass er gleich etwas kopfloser sein wird. Doch zu meiner großen Überraschung, flog mir schlagartig das Schwert aus meiner Hand und ich hinterher.

Keuchend krachte ich zu Boden, überschlug mich kurz darauf und durchbrach die hölzerne morsche Wand. Reflexartig krallte ich mich mit meiner freien Hand an die Kante fest, bevor ich hinab in die Tiefe fallen konnte.

Es war ja nicht das erste Mal, dass ich irgendwo kurz davor war abzustürzen, in die Tiefe zu fallen und vermutlich ziemlich unsanft aufzuschlagen.

Aber verdammt nochmal, das war eine Druckwelle! Magie! Ich starrte hinab in die pechschwarze Tiefe, während meine Beine hilflos in der Luft hingen und selbst mein wildes Gestrampel nicht sonderlich viel Erfolg zeigte.

Der alte Zahnlose musste ein Magier sein...verdammtes...!

Plötzlich rutschte ich etwas hinab, auch wenn ich mich noch so sehr an der Kante festkrallte. Meine Finger schmerzten inzwischen höllisch und erleichterten mir diese Tortur nicht gerade sonderlich. Entweder ich lasse meinen Dolch los und benutze meine andere Hand um mich endlich hochzuziehen, oder ich falle hinab.

Einfache Rechnung, selbst für mich.

Ich ließ den Dolch augenblicklich los und krallte mich nun mit beiden Händen an die Kante fest. Schnell zog ich mich mit aller Kraft hinauf. Kurz war ein wütender Aufschrei zu vernehmen, was mich dazu zwang schnell über die Kante zu blicken.

Alistair hatte sein Schwert und Schild gezogen und sich schützend vor Fergus und Elissa gestellt, während Zevran plötzlich zu mir eilte und mich am Arm packte und hochzog.

„Ziemlich unüberlegt und kopflos von euch.“, ermahnte mich der blonde Elf, während mein Blick erschrocken auf den Schamanen fiel. Er schwebte leicht in der Luft und war wie von einer blauen Blase umgeben. Kurz lachte er amüsiert auf.

Verdammt nochmal…dabei sollte er doch kopflos sein!

„Alles in Ordnung?“, fragte Alistair sofort, ließ jedoch nicht den Schamanen aus den Augen. Ich strich kurz über meine schmerzenden Finger und nickte knapp. „Keine Sorge, ich lebe noch.“

Aber dieser dämliche alte Mann auch. Wie kann er magiebegabt sein??

Besagter dämlicher Mann sank jedoch plötzlich zu Boden und musterte kurz abschätzend Alistair und mich. „Ihr beiden…ihr seid Graue Wächter.“

Soviel dazu, das dieser alte Mann bereits senil war. Ungläubig sah ich ihn kurz an, dann zu Alistair. Er sah mich nicht minder überrascht an. Woher wollte der das wissen?

Ich trat einen Schritt vor und sah ihn grimmig an. Vielleicht bluffte er ja auch nur? „Graue Wächter? Wir? Ihr seid wohl zu oft von dem Baumhaus gefallen, ihr Narr?“, fuhr ich ihn spöttisch an.

Es müssen ja nicht unbedingt mehr Leute als nötig davon wissen, dass wir beiden die letzten Grauen Wächter in Ferelden sind.

„Flemeth erzählte mir von euch.“

Flemeth?! Was zum…

Alistair jedoch richtete nun sein Schwert auf den Alten. „Ihr arbeitet mit Flemeth zusammen?“ , fragte er drohend, während ich verwirrt zu dem Schamanen blickte. Das wird mir langsam doch etwas zu viel. Woher kannte er Flemeth?

Er grinste jedoch erneut geheimnisvoll. „Wir verehren seit ewigen Zeiten die Hexe der Wildnis. Sie ist die mächtigste Hexe, die je durch diese Welten schritt. Sie wird uns zu einem neuen Anfang bringen.“

Der Alte trat einen Schritt auf uns zu. „Sie lehrt uns ihre Magie…und wir geben ihr dafür unsere Kinder, wenn sie nach einem verlangt.“

Okay, langsam reichte es wirklich! Wer ist denn so scheußlich, seine Kinder einer alten Hexenfrau zu geben? Einer Abscheulichkeit sogar?? Was bekommen diese Wilden dafür? Nur ihre Magie?

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Unmöglich dem noch irgendetwas vorzuspielen, wenn ihm Flemeth bereits alles geflüstert hat.

„Ich sehe schon….das bringt nichts.“ Ich stellte mich vor dem Alten auf, während Alistair mir zurief, mich von ihm fernzuhalten. Doch ich ignorierte ihn.

„Mein Name ist Kallian Tabris und der hinter mir Alistair. Wir sind in der Tat Graue Wächter. Was wollt ihr nun von uns?“, fragte ich so ruhig wie irgend möglich.

Ich wusste nicht wie es ausgehen sollte, wenn es zum Kampf kommt.

Ich bin nun unbewaffnet, Alistair beschützt Elissa, da diese nur Augen für ihren Bruder hat. Bliebe nur noch Zevran, doch er schien seltsamerweise nicht von meiner Seite zu weichen. Er stand knapp hinter mir.

Der alte Schamane musterte mich belustigt und richtete plötzlich sein Stab leicht auf mich. Zevran schob mich schnell beiseite und richtete drohend seinen Dolch auf den Alten.

Leicht verdutzt sah ich zu ihm, doch der Schamane sprach wieder. „Elfen. Ich sah noch nie Elfen. Und dann sogar eine Frau. Eine Frau bei den Wächtern. Wirklich erstaunlich.“

Er grinste mich zahnlos an.

Wirklich erstaunlich, in der Tat. Normalerwiese wäre ich ja eh gestorben, ich lag ja schon praktisch auf dem Scheiterhaufen. Elende Idioten.

„Was wollt ihr nun von uns?“, sprach ich mit zusammengebissen Zähnen und fixierte den Alten. Langsam geht der mir wirklich auf die Nerven!

„Euer Blut.“, sprach er schlicht und sah dann kurz zu Fergus. „Und den könnt ihr dann auch gleich mitnehmen.“

W-was? Mein Blut? Ehe ich jedoch antworten konnte, tat das bereits Alistair für mich. „Ihr seid verrückt! Niemals!“

Der Schamane seufzte schwer und blickte zu Alistair. Belehrend sprach er auf ihn ein. „Ihr solltet erst nachdenken, bevor ihr euren Mund benutzt.“ Er erhob erneut seinen Stab, doch Zevran sprang diesmal vor und erhob blitzschnell seine Klinge.

Zu meiner großen Überraschung sprang er jedoch einfach nur durch ihn hindurch, während das Ebenbild des Schamanen plötzlich verschwamm.

Erschrocken blickte ich mich schnell um und spannte mich augenblicklich an. Verdammt, das war nur ein Trugbild! Was, bei Andrastes Flammen, ist das nur für eine Art von Magie?

Und warum habe ich nur gerade jetzt keine Waffe mehr?!

Ehe ich es mich versah, spürte ich augenblicklich einen Luftzug hinter mir und kurz darauf etwas kaltes, scharfes an meinem Hals.

Überrascht drehte ich minimal den Kopf und entdeckte den Schamanen hinter mir, wie er ein Jagdmesser an meine Kehle drückte. Ich wagte es gar nicht mich weiter zu bewegen.

Hätte ich Flemeth doch nur getötet. Nun sank meine Überlebenschance noch drastischer, als ich sie mir damals gegen die Sumpfhexe ausgerechnet hatte.

„Kallian!“, rief Alistair erschrocken, während ich versuchte ruhig zu bleiben. Ging jedoch schlecht, da meine Haut unangenehm zu brennen schien. Irgendetwas hat dieser alte Magier auf die Klinge geschmiert. Verdammte scheiße!

„Braska.“, murmelte Zevran wütend und war schneller wieder aufgestanden, als ich gucken konnte. Elissa klammerte sich ängstlich an Alistairs Arm fest. „Er wird sie töten! Unternimm doch irgendetwas!“ Der junge Mann sah unsicher zu Elissa, dann zu mir. Ich konnte förmlich in seinem Gesicht ablesen, das er mit der Situation überfordert war.

Zevran jedoch schlich Katzengleich um den Alten herum und schien nur auf einen Fehler von ihm zu warten. Leicht biss ich mir auf die Lippen und überlegte angestrengt. Ich bezweifelte nicht, dass er mir die Kehle aufschlitzen wird. Was wollte er haben? Das Blut von Alistair und mir?

Wenn es nur das ist…ich schielte erneut zu ihm und ballte leicht die Hände zu Fäusten. „Wie viel Blut braucht ihr?“, fragte ich leise.

Der Schamane zuckte gelassen mit den Schultern, „Eigentlich nur einen Kelch voll, aber der andere war ja gleich dagegen, deswegen-"

Doch weiter kam er nicht, denn ich unterbrach ihn schnell. „Dann nimmt mein Blut! Aber ja nicht mehr als dieser Kelch.“

Hauptsache ich komme hier noch lebend raus, auch wenn ich etwas blutleerer bin, als vorher. Aber ich lebe noch. Ich hörte kurz sein Schmatzen, nah an meinem Ohr, während ich Alistair dabei beobachtete wie er heftig mit den Kopf schüttelte.

Augenblicklich ließ mich der Schamane los und schlenderte gemütlich zu seinen Regalen. Gerade wollte Zevran ihn von hinten attackieren, da hielt ich ihn in letzter Sekunde davon ab. Das würde sowieso nichts bringen. Wahrscheinlich verpufft er wieder und schlitzt mich diesmal auf.

Wie unschön.

Gefrustet strich ich mir kurz über meinen Hals, der nach wie vor unwohl brannte. Besonders die Stelle, an dem dieser blöde Schamane sein Messer hingehalten hatte.

Ich beobachtete den Alten dabei, wie er laut polternd durch seine chaotischen Regale wühlte. Manchmal schob er Gläser beiseite, dessen genaueren Inhalt ich nur als kümmerlich verstümmeltes Etwas identifizieren konnte.

Alistair war inzwischen auf mich zugestürmt und sah mich leicht zornig an. „Was soll das? Seid ihr noch bei Sinnen?“, warf er mir vor, doch ich sah gelassen zur Seite, während ich meine Arme verschränkte.

„Alistair, was haben wir sonst für eine Möglichkeit? Der hat eine Verbindung zu Flemeth, er ist ein mächtiger Magier und außerdem hat der Fergus. Ich bin mir sicher, der schnippt nur einmal mit dem Finger und dann liegt der Bruder von Elissa tot da. Wollt ihr das?“, fragte ich lauernd und hob neugierig eine Augenbraue.

Mir war es ja eigentlich egal, immerhin wäre es dann ein verdammter Adliger weniger. Und je weniger Adlige, desto besser. Sadistische Mistkerle.

„Kallian, ist alles in Ordnung?“, fragte plötzlich Elissa völlig aufgelöst und sah mich besorgt an. Ihr Gesicht war tränenverschmiert, während in unregelmäßigen Abständen ihr Schluchzen in meine Ohren drang.

Nun ja…nicht alle Adlige sind sadistische Mistkerle. Verdammt…

Ich winkte leicht ab. „Keine Sorge, alles noch dran.“, beruhigte ich sie und bemerkte wie der alte Schamane plötzlich wieder zu uns ging.

„Haltet ihr das für klug?“, flüsterte mir Zevran leise ins Ohr und hinterließ dabei unabsichtlich eine Gänsehaut bei mir. Klug…was ist schon klug.

Ist es klug einem Meuchelmörder zu trauen? Ist es klug den letzten Sohn von König Maric zu begleiten? Ist es klug Morrigan zu belügen und damit später ihren Zorn auf mich zu ziehen? Ist es klug hier überhaupt zu bleiben und nicht einfach in ein anderes Land zu flüchten?

Beim Erbauer…es gibt weder richtig noch falsch, weder dumm noch schlau, es geht hier einfach ums Überleben. Kurz fiel mein Blick auf Fergus, der kurz aufhustete und dann leise aufstöhnte. Wynne muss ihm unbedingt helfen.

Ich schielte kurz zu Zevran. „Ihr wisst doch, dass ich immer mit dem Kopf durch die Wand will. Vorher zu überlegen ist mir zu lästig.“, sprach ich leicht grinsend und versuchte ihn zu beruhigen, vor allem aber mich selber.

Denn der Alte stand plötzlich vor mir, hielt mir einen einfachen Kelch hin und das Jagdmesser mit dem er mir vor kurzem noch die Kehle aufschlitzen wollte. Na großartig.

Wiederwillig nahm ich beides an mich und musste innerlich schlucken. Das erinnerte mich gerade irgendwie an das Ritual der Grauen Wächter. In einem Kelch das verderbte Blut, dass ich trinken musste. Widerwärtig...und nun soll sich das alles wiederholen?

Moment mal…ich sah zu den Alten auf und zog kurz skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Wozu braucht ihr das Blut der Grauen Wächter eigentlich?“

Doch er ergriff nur mein Handgelenk und führte mich zu dem alten knarrenden Stuhl. Anscheinend durfte ich mich sogar setzen. Wie überaus großzügig.

Argwöhnisch setzte ich mich hin und blickte kurz missmutig zu dem Alten auf. Bevor ich mir hier irgendetwas antue, will ich seine Antwort hören. Doch er musterte mich knapp und strich sich nachdenklich durch seinen langen Bart. „Das Blut der Grauen Wächter ist einzigartig…sie trotzen der Verderbnis, so lange wie möglich, bevor sich ihr eigenes Blut gegen sie wendet und sie elendlich zugrunde gehen.“

Oh…

Ich sah sofort zu Alistair auf und öffnete leicht meinen Mund. Das klang ja ganz bezaubernd! „Sagt mir, dass der alte Schamane zulange Lyrium geschnüffelt hat!“, sprach ich schärfer als beabsichtigt.

Verdammt nochmal, das ist doch totaler Mist! Ich soll an der Verderbtheit in meinem Blut sterben? Alistair jedoch schluckte merklich, ehe er mich etwas unwohl ansah und dann betreten zu seinen Füßen blickte. „Es…er hat recht. Durch die Verderbtheit in eurem Blut, werdet ihr höchstens noch 30 Jahre zu leben haben.“ Großartig!

Genervt hielt ich meine Hand über den Kelch und schnitt mir einfach die Pulsadern längst auf. Raus mit diesem verderbten Blut und am besten alles!

Warum hat mir der verdammte Sack nicht gleich ein Fass hingestellt?! Angespannt zischte ich kurz die Luft zwischen meinen zusammengepressten Zähnen nach draußen. Es schmerzte doch mehr, als gedacht.

Ich schloss die Augen und atmete kurz einmal tief ein und aus. Mein warmes Blut floss meine Hand hinab und tropfte dann in den Kelch hinein. Leicht zittrig legte ich das Messer neben den Kelch ab und schluckte merklich. Widerwärtiges Brennen, am besten ich denke an etwas anderes.

„Kallian! Hört damit auf!“, rief Alistair erschrocken und ergriff plötzlich mein Handgelenk. Böse sah ich zu ihm auf und riss mich schnell von ihm los. Das gibt es doch nicht!

„Lasst mich ja in Ruhe.“, sprach ich säuerlich und sah gefrustet zu meinem Handgelenk, welches fast vollständig mit Blut benetzt war. Schnell hielt ich meine Hand wieder über den Kelch. Dieses widerwärtige Blut, ich will es gar nicht anfassen.

Elissa schluchzte kurz und setzte sich neben mich hin. „Ihr…ihr…tut das nicht.“ Sie sah mich ängstlich an, während ich jedoch stur zu dem Schamanen blickte, der fast schon gierig dabei zusah wie jeder Tropfen meines Blutes langsam in den Kelch tropfte.

Menschen…und dieser Duncan! Der war die Krönung überhaupt! Dieses abnormale Ritual, das mir nicht nur fast das Leben raubte, wird mir schlussendlich doch das Leben aushauchen!

30 Jahre, mehr bleiben mir dann nicht. Wie alt bin ich dann? 50 Jahre? Wahnsinnig viel. Kurz biss ich mir fest auf die Lippen und dachte nach. Was rege ich mich eigentlich so sehr auf? Im Gesindeviertel war es schon ein Wunder, wenn jemand älter als 50 wurde. Die meisten starben vorher an Hunger, Krankheit, Kälte oder an der harten Arbeit unten an den Docks. Nicht zu vergessen unser natürliche Feind der Mensch, der uns das Leben auch gerne schwer machte.

Nichts…Ungewöhnliches. Ich sollte mich überhaupt nicht so aufregen, auch wenn ein Mensch daran schuld war, das ich ja vielleicht doch zu den ausgekoren hätte hören können die älter als 50 Jahre werden. Danke Duncan, du Blödmann!

Schwer seufzend stützte ich meinen Kopf mit meiner anderen freien Hand und sah dabei zu wie mein Blut weiter in den Kelch tropfte.

Nun hab ich mich zu viel aufgeregt und bekomme Kopfschmerzen, das hat mir noch gefehlt! „Das reicht.“, sprach plötzlich Zevran, doch in meinem Kopf wummerte es eher. Mit leicht verklärtem Blick, sah ich zu ihm, als er mich kurz musterte und dann wieder zu dem Schamanen blickte. „Das Blut wird reichen müssen. Verstanden?“, sprach er drohend.

Der Schamane sah verstimmt in den Kelch und verzog kurz sein Gesicht. „Da kann ruhig noch mehr rein. Seid ja nicht so knausrig!“ Ich versuchte währenddessen meine Hand ruhig über den Kelch zu behalten, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Arm immer schwerer und irgendwie auch kraftloser wurde. Als würde er gleich von mir abfallen wollen.

„Nein, nein.“, wiedersprach ich knapp und blickte kurz zu Zevran auf. „Der bekommt das Blut, ich will es nicht haben.“ Ehe ich jedoch noch kurz darüber lachen konnte, schlug der blonde Elf wütend auf den Tisch und sah mich verstimmt an. „Wenn ihr noch mehr Blut verliert sterbt ihr. Zuerst werdet ihr müde, dann bekommt ihr Schmerzen in den Gliedern, Atemnot kommt hinzu und Krämpfe in eurem ganzen Körper.“

Beim Erbauer…Zevran kennt sich ja aus. Und er schien aufgebracht zu sein. Oh weh…

Leicht kniff ich die Augen zusammen und sah wieder zu dem Kelch. Zu meinem großen Leidwesen verschwamm mir langsam die Sicht. Das gibt es doch nicht…das ist doch nur ein kleiner Kelch! Da habe ich doch mehr Blut bei den Kämpfen, die wir bis jetzt bestritten haben, verloren.

Scheiße…ich verlor die Kraft in meinem Arm und hätte ihn beinahe auf den Kelch fallen gelassen, doch Zevran hielt ihn schnell fest und sah mich eindringlich an. „Das genügt.“

Ausnahmsweise gab ich ihm recht. „Na gut.“, meinte ich leise und erhob mich schwerfällig. Es drehte sich alles, sodass ich mich an dem Tisch festhielt. Schwer atmete ich ein und überlegte schwerfällig.

„Wir müssen die Blutung schnell stoppen.“, hörte ich Zevran sagen. Leicht öffnete ich die Augen und verlor endgültig den Halt. Ich kippte zur Seite und war schon darauf gefasst unsanft zu Boden zu fallen, doch jemand hielt mich fest.

Stimmen drangen schwach in meine Ohren, doch es kam nur unverständlich bei mir an. Ich bemerkte wie mich jemand hochhob und die Stimmen deutlich lauter wurden. Verdammte Kopfschmerzen…

Ich öffnete meine Augen und versuchte sie krampfhaft offen zu halten. Alistair fuchtelte wütend mit seinem Schwert vor dem Alten herum, der jedoch nur gelassen in den Kelch hineinblickte und ihn nicht weiter beachtete. Elissa währenddessen legte einen Wundumschlag um mein Handgelenk und sprach nervös mit jemanden.

Seltsam….wo…ist Zevran? Ich blickte nach oben und erblickte ihn nun tatsächlich. Er trug mich und sprach auf Elissa ein, während mir wieder schummrig wurde. Aber nun sollte ich mich unbedingt zusammenreißen, auch wenn mir dieser vertraute Ledergeruch wirklich gefiel.

„Es..geht schon. Lasst uns gehen.“, murmelte ich und versuchte mich wieder auf die eigenen Beine zu stellen, doch Zevran hielt mich einfach zurück. „Ich muss euch enttäuschen meine Liebe, daraus wird nichts.“

Murrend blickte ich zu ihm. Dieser…

Doch er nahm mich dann einfach Huckepack und grinste mich leicht an. „Wenn ihr wollt, dürft ihr mich dann schlagen. Ich bestehe sogar darauf.“

War klar…ich grinste erschöpft. „Gerne.“

Alistair währenddessen legte einen Arm von Fergus um seinen Nacken und richtete ihn auf. Elissa half ihm ebenfalls so gut wie es ging. Anscheinend wollten sie wohl jetzt wirklich schnell verschwinden.

„Wächter….wir werden uns wiedersehen. Ich habe das was ich wollte.“, sprach der alte Schamane plötzlich, was mich dazu brachte erneut zu ihm zu blicken.

„Ich bin froh…wenn ich nie wieder...einen Chasind sehen muss.“, brachte ich mühevoll hervor und schloss einfach die Augen. Irgendwie…übernahm mich gerade die Müdigkeit und ich fiel in einem tiefen Schlaf.
 

Das Zirpen der Grillen drang in meine Ohren. Ebenfalls ein bekannter Ledergeruch, der mich fast von selbst dazu brachte die Augen zu öffnen. Es schaukelte leicht hin- und her, ehe mir bewusst wurde, das Zevran mich immer noch Huckepack trug. Sein feines blondes Haar kitzelte leicht meine Nase und ich war kurz davor zu niesen.

„Diese Verderbnis ist also in jedem Wächter?“, hörte ich Zevran plötzlich fragen. Leicht überrascht schielte ich kurz über seine Schulter. Meint er etwa mich? Doch nun wurde mir klar, dass wir immer noch in der Nacht durch die Wildnis wanderten.

Leicht wand ich meinen blick zur Seite und bemerkte Alistair, der mühsam mit Elissa zusammen Fergus trug. Der Schweiß rann seinem Gesicht hinab.

Schwach nahm ich ein Nicken von dem blonden Mann wahr, ehe er zu Zevran sah. Schnell schloss ich daraufhin die Augen und fragte mich gerade selbst, warum ich so blöd bin und die Augen schließe.

„Es…ist dauerhaft. Aber mehr müsst ihr auch nicht mehr wissen…ich muss mit Kallian nochmal darüber sprechen.“ Alistair hielt kurz inne. „Vielleicht hätte ich das noch viel eher tun sollen“, sprach er leise nachdenklich.

Ich vernahm Zevrans Lachen, was mich kurz erschaudern ließ. „Ihr habt vieles nicht gesagt, Alistair. Und nun kassiert ihr die Quittung dafür.“

Ich lauschte neugierig. Wenn ich schon mal wach war, konnte ich mich ja auch mal etwas unterhalten lassen. Könnte bestimmt lustig werden…oder auch nicht.

Es herrschte kurzes Schweigen, nur Alistairs schwere Atmung war zu vernehmen. Elissas fragenden Blick konnte ich fast schon spüren. Alistair fing erneut an.

„Ich weiß, verdammter Elf. Ich warne euch…solltet ihr jemals…“ Doch ehe er zu Ende sprechen konnte, kam Zevran ihm zuvor. „Macht euch keine Gedanken darum Alistair. Es geht euch sowieso nichts mehr an….die Würfel sind so gut, wie gefallen.“

So gut wie gefallen? Würfel? Erbauer, über was reden die da eigentlich??

Erneut hörte ich Zevran kurz lachen. „Wie unhöflich.“, sprach er plötzlich und spürte auf einmal eine Hand die über meinen Po strich.

Erschrocken schrie ich auf und verlor augenblicklich den Halt. Ehe ich jedoch nach hinten fallen konnte, hielt mich der blonde Elf geschickt fest und setzte mich gelassen ab. Ich starrte ihn ungläubig an und sah wie seine Zähne in der Dunkelheit kurz aufblitzen. Dieser verdammte…

„Es gehört sich nicht, einfach so Gespräche zu belauschen.“, meinte er amüsiert. Mühsam erhob ich mich und schnaufte hörbar aus. Er hat gewusst, dass ich wach geworden war. Schöner Mist!

„Kallian, geht es euch gut?“ , sprach Alistair besorgt. Sofort drehte ich mich zu ihm. Er sah ziemlich erschöpft aus. Anscheinend haben er und Elissa die halbe Nacht hindurch den fiebernden Fergus getragen. Und Zevran mich…

Eine leichte Röte legte sich auf meine Wangen. „Schon gut, Alistair. Nach dem kurzen Nickerchen geht’s mir wieder besser.“

Was war eigentlich genau passiert? Hatte ich zu viel Blut verloren? Nachdenklich sah ich kurz zu meinem Handgelenk, der einen blutigen Wundumschlag zierte.

Ich hab zu impulsiv gehandelt. Mir gleich die Pulsadern aufzuschneiden, nur damit dieser alte Trottel das Blut bekommt. Aber in dem Moment war ich so wütend. Wütend auf mich selbst, weil ich mit diesem Duncan gegangen war, wütend auf Alistair, weil er mir nichts eher gesagt hat. Aber warum wollte er das Blut?

Ich muss mich mehr im Zaum halten. Mehr sachlicher denken.

Ich blickte überrascht auf, als ich ein Rufen vernahm. In der Dunkelheit, nicht weit entfernt, erkannte ich Leliana und den Rest der Truppe aus dem Unterholz kommen.

Erleichtert sah ihnen entgegen. Wenigstens haben wir aber das, weswegen wir losgegangen waren. Nämlich dieses verdammte Buch, damit Morrigan mir nicht wegläuft und sogar noch einen Adligen der für Tod erklärt wurden war.

Es könnte durchaus interessant werden.

Aber erst mal muss ich mich ausruhen....ich fühle mich miserabel.
 

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Tut mir leid das es in letzter Zeit immer so dauert mit den Kapiteln...aber ich bin Momentan gerade im Berufspraktikum und hab weniger Zeit *narf*

Als Friedensangebot, gibt's Kekse für alle :D

Und nochmals vielen Dank an LadyCirilla *abknuddlz*

Der erste Schnee

Müde lag ich auf der Decke und starrte die Zeltdecke an, während ich eher schwerfällig die Augen offen hielt. Obwohl ich wirklich meine Erschöpftheit spürte, hatte ich keine Lust zu schlafen. Mir gingen gerade ganz andere Sachen durch meinen schmerzenden Schädel.

Morrigan war dankbar, als ich ihr das Buch gab, allerdings brach ich kurz danach wieder zusammen. Ein Gutes hat es ja immerhin. Ich muss meine miserablen Schauspielkünstler nicht darbieten, um der Sumpfhexe den harten Kampf gegen ihre Mutter vorzuspielen.

Ich hatte mich schon gefragt wie ich Morrigan gegenüber treten sollte. Schließlich wäre ich ja dann unverletzt gewesen. Jeder wäre da misstrauisch geworden, sogar die eh schon misstrauische Sumpfhexe.

Aber nun…

Im selben Moment betrat Morrigan mein Zelt und sah mich musternd an, während ich eher fragend zu ihr blickte. Was ist denn jetzt schon wieder? Doch sie schritt nur grazil auf mich zu und hockte sich neben mich hin, mich dabei immer noch anstarrend.

Skeptisch sah ich zu ihr und versuchte mich etwas aufzurichten, doch ich wurde bestimmt wieder niedergedrückt. Gefrustet schloss ich die Augen, nun komm ich mir wie ein schwaches Elfenkind vor.

„Ihr habt viel Blut verloren. Um euren Blutverlust wieder auszugleichen, werdet ihr jede Stunde einen Becher meines Tees trinken. Es wird eure Blutzirkulation anregen. “

Ich hasse Tee, dieses widerliche Gesöff. Murrend sah ich wieder zu ihr und nahm plötzlich einen widerwärtig beißenden Geruch war, der mir fast die Fußnägel aufrollte.

Beim Erbauer, was verwest hier?

Morrigan hielt mir das stinkende Etwas unter die Nase. Einen Becher gefüllt mit ihrem Tee. Oh…nein! Niemals trink ich das!

Ich wollte gerade protestieren, da drückte sie mir den Becher einfach in die Hände. Beinahe hätte ich aufgeschrien, denn der Becher war stark erwärmt durch den Tee. „Trinkt es einfach, es wird helfen. Vergesst nicht, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Wir müssen die Verderbnis beenden.“, sprach die Hexe kühl und erhob sich augenblicklich.

Gerade wollte sie mein Zelt wieder verlassen, da hielt sie kurz inne und drehte ihr Gesicht leicht zu mir. „Danke, dass ihr meine Mutter getötet habt. Ich verdanke euch viel. Bitte trinkt den Tee.“, sprach sie etwas sanfter als zuvor.

Und schon war die Sumpfhexe verschwunden, doch bei mir tauchte stattdessen ein flaues Gefühl im Magen auf. Einerseits wegen dem Gesöff, das bereits meine Eingeweide zum Verkrampfen zwang und zum anderen wegen Morrigans Danksagung. Wann hatte ich zuletzt ein schlechtes Gewissen? Es muss Jahre her sein…und dieses verhasste Gefühl erkenne ich just wieder.

Unsicher starrte ich in den Becher und musste ein Würgen unterdrücken. Verdammter Mist…ich sollte lieber stark bleiben! Ich hielt mir die Nase zu und trank so schnell ich konnte alles leer. Hustend warf ich den Becher von mir und drückte mir augenblicklich die Hand auf meinem Mund. Mein Würgereiz meldete sich stärker zurück als erwartet.

Verbissen starrte ich zu dem leeren Becher und ließ mich wenig später vorsichtig wieder zurücksinken. Der stark bittere Nachgeschmack in meinem Mund passte zu meiner momentanen Gefühlslage.

Seufzend starrte ich wieder zu der Zeltdecke hinauf. War es richtig? Morrigan zu belügen und sie Flemeth auszuliefern, die sie früher oder später holen kommt? Sie vertraut mir, sie glaubt daran.

Wir glauben was wir glauben wollen, so war es schon immer.

Ja, das waren Flemeths Worte und sie hatte recht. Diese alte Schachtel hatte recht. Ich schloss erschöpft die Augen und fiel in einem tiefen Schlaf.
 

Sten stierte ins Feuer und aß einen Apfel, den er ab und zu skeptisch betrachtete. Die Äpfel müssen schrecklich schmecken, schließlich habe ich sie damals in Denerim geklaut gehabt. Das ist schon wieder Wochen her, vermutlich sind sie schon längst innerlich verfault.

Ich betrachtete den Hünen. Die Qunari sind ein starkes und stolzes Volk, das ausschließlich nach dem Qun lebt. Ein stoisches Leben. Ach, ich habe sie noch nie ganz verstanden, vermutlich wird das auch nie jemand.

„Wie geht es ihr, Morrigan?“, hörte ich Leliana plötzlich fragen, als sie zu Morrigan ging, die gerade aus Kallians Zelt schritt. Die Hexe blickte kurz kühl zu der Bardin. „Miserabel. Sie braucht Ruhe, also stört sie nicht mit euren sinnlosen Geschichten.“

Die Hexe ließ die Rothaarige einfach stehen und ging zurück zu ihrem Zelt.

Miserabel…na großartig. Ich aß etwas Brot und murrte innerlich. Dieser angebliche Bäcker verwechselt wohl Mehl mit Dreck. Diese Fereldener…

Schwer seufzend ließ sich die junge Bardin neben mir nieder und sah betrübt in das knisternde Feuer. Sie zog ihre Beine enger an ihren Körper und schloss leicht die Augen. Sie schien wirklich besorgt zu sein.

„Macht euch keine Sorgen, Leliana. Alles wird gut, nicht wahr?“, sprach ich ruhig und warf das alte Brot zu Kallians Köter, der es kurz darauf gierig verschlang. Tz, dieser Vielfraß.

Die junge Bardin sah mich prüfend mit ihren himmelblauen Augen an und schürzte kurz unsicher die Lippen. Anscheinend ist sie nicht so optimistisch wie ich. „Wie könnt ihr das alles so…locker sehen?“

„Nicht locker, sondern eher bedacht, meine Liebe. Es bringt doch nichts sich unnötig Gedanken zu machen.“

Leliana sah kurz unsicher ins knisternde Feuer. „Nein, wahrscheinlich nicht. Allerdings mache ich mir trotzdem Sorgen, schließlich ist sie meine Freundin. Ich will nicht dass ihr etwas zustößt sondern dass es ihr gut geht. Sie….ist eben ganz besonders.“

Aufmerksam besah ich mir ihr hübsches Seitenprofil im Schein des Feuers. Ihr rotes Haar schien durch die roten Flammen fast dieselbe wilde Farbe anzunehmen. Es erinnerte mich sehr an die Haarfarbe einer gewissen Elfin.

„Besonders? Das klingt durchaus…interessant, meine liebe Leliana.“, sprach ich und fixierte sie augenblicklich. Wenn ich mich nicht irre, sind Barden doch auch Meuchelmörder. Jedoch durchaus auf Schauspiel fixiert. Sie übernehmen gerne andere Rollen um das Objekt ihrer Begierde dorthin zu locken, wo sie am besten zustechen können. Egal ob Männlein oder Weiblein.

Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Die Bardin und die Graue Wächterin. Das hatte durchaus seinen Reiz. Beide eng umschlungen zwischen den Lacken, das sanfte Stöhnen während Leliana ihre Zunge…

„Zevran…ich…es ist nicht so. Ich werde mich nicht dazwischen stellen, ich weiß was zwischen euch beiden ist.“, fing die Rothaarige unsicher an. Sofort verschwand mein Tagtraum, den ich mir aber durchaus noch als Nachttraum offen ließ, aus meinen Gedanken.

Was sollte das denn bedeuten? Sie weiß was zwischen uns ist? Und was soll das bitte sein? Skeptisch lehnte ich mich etwas zurück und strich mir gelassen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ihr scheint mehr zu wissen als ich.“

Leliana sah mich verwirrt an und schüttelte kurz darauf leicht ihren Kopf. „Das sieht doch jeder Blinde und außerdem habe ich mich mit Kallian schon darüber unterhalten“, sprach sie überzeugt.

Unterhalten? Wie überaus amüsant…was Weiber wohl so über mich erzählen? Nun, ich bin mir sicher das es dabei mitunter über mein schönes goldblondes Haar geht. Seine tägliche Pflege ist es mir durchaus wert. Ich grinste selbstzufrieden und sah ins Feuer. Dann läuft doch alles wie geschmiert.

Es ist schließlich einfach, das zu bekommen, was man will. Zuerst ein paar süße Worte, die mir ihr Herz öffnen. Danach kommen Berührungen, erst zufällig und dann gezielt. Das lässt das Opfer etwas unsicher werden. Kallian war damit ja schon leicht überfordert. Eine kleine Eroberung hat durchaus ihren Reiz, es macht das Leben so viel aufregender.

Und wieder war sie unsicher. Ihr dabei zuzusehen, wie sie vor Schamesröte am liebsten im Boden versinken möchte, ist einfach zu köstlich. Der letzte Schritt wohlbemerkt, ist nicht mehr weit entfernt. Das spüre ich…in ganz gewissen Gegenden.

„Ihr solltet sie nicht verletzten.“, fing Leliana plötzlich an und brachte mich so dazu aus meinen Überlegungen aufzublicken.

Soll dass ein Witz sein? Sie verletzten? Das einzige Mal, wo ich sie wirklich ernsthaft verletzten wollte, war damals als ich Alistair umbringen wollte. Sie stand einfach nur im Weg und ich hatte es wirklich bedauert die kleine Wildkatze nun noch töten zu müssen. Aber es kam ganz anders, als erwartet…

„Ihr redet wirres Zeug, liebreizende Leliana. Ich habe nicht vor ihr Gewalt anzutun. Wozu auch? Dafür schätze ich ihre Gesellschaft viel zu sehr.“, sprach ich grinsend und sah zu ihr. Die Bardin kann froh sein, das ich nicht beleidigt bin. Zumindest noch nicht.

Leliana seufzte leise und blickte kurz zu Kallians Zelt. „Ich meine ihr sollt ihre Gefühle nicht verletzten. Ich kenne euch noch nicht sehr lange Zevran, aber ich weiß genau was ihr als Meuchelmörder…für Erfahrungen gemacht habt. Außerdem scheint ihr mit jedem weiblichen Wesen-„

Doch weiter ließ ich sie nicht sprechen, das war ja unerhört! „Mit jedem schönen weiblichen Wesen, meine Liebe. Und warum nicht? Ich nutze jede Gelegenheit, die sich mir bietet. Ihr wisst ja wie einen das Leben so prägt, nicht wahr?“

Auf einmal erblickte ich die junge Cousland aus ihrem Zelt kommen. Wynne folgte ihr kurz darauf und sprach beruhigend auf sie ein während sie ihr ein Taschentuch reichte. Stimmt ja…in Elissas Zelt liegt ihr Bruder.

Ein weiterer Mensch und eine weitere Behinderung für unsere Reise. Kallian wird sich bestimmt schnell erholen, wenn sie weiterhin von der gut aussehenden Morrigan umsorgt wird. Doch dieser Adelsmann…normalerweise vertragen die wenigstens Schmerzen.

Leliana sah besorgt zu Elissa, die sich nun leise zu uns ans Feuer setzte. Ihre Augen waren gerötet und etwas aufgequollen. Das Mädchen sah einfach nur fertig aus. Leliana rückte etwas näher an sie heran und legte ihr tröstend einen Arm um. „Wie geht es eurem Bruder, Elissa?“, fragte die Bardin leise uns sah besorgt zu der blonden Frau.

„E-es…geht ihm etwas besser. Wynne meint, er wird die nächsten Tage noch schlafen und fiebern. Aber sie ist zuversichtlich, das Fergus es schafft. Dem Erbauer sei Dank…“, sprach die junge Cousland leise und weitere Tränen liefen ihre Wangen hinab. Schluchzend umarmte sie kurz darauf Leliana stürmisch und drückte sich weinend an sie. Die junge Bardin strich beruhigend über ihren Rücken und sprach tröstend auf sie ein.

Ach…dieser Weiberkram.

Ich stand auf und ließ die beiden allein. Das muss ich mir nun wirklich nicht anschauen, wie sich die beiden in den Armen liegen und heulen. Allerdings könnte ich ja jemanden kurz besuchen, bevor mich noch die Langweile überkommt. Schließlich muss ich weiter an meinem Plan feilen.

Grazil betrat ich einfach leise Kallians Zelt. Ich wollte mich sowieso selbst davon überzeugen wie es ihr geht. Und sollte Morrigan kommen und mich deswegen schlagen wollen, dann nehme ich ihre Strafe mit Freuden an.

Tatsächlich erblickte ich dem Rotschopf auf einer Decke liegend und tief schlafend. Sie war ungewöhnlich blass. Ich trat leise etwas näher heran und bemerkte im selben Moment den leeren Becher, der achtlos in einer Ecke lag. Sah aus wie weggeworfen. Amüsiert hob ich den Becher hoch und roch leicht daran. Angewidert hielt ich den Becher augenblicklich von mir entfernt…das riecht ja scheußlich!

Morrigan und ihre Mixturen…

Ein Seufzen ließ mich zu Kallian blicken, die sich zur Seite drehte und ihre Beine leicht an ihren Körper zog. Sie rollte sich praktisch zusammen. Doch das Schauspiel hörte genauso schnell auf, wie es begonnen hatte. Nun lag sie leichenblass da und bewegte sich fast nicht mehr, nur das leichte Auf- und Absinken ihres Oberkörpers zeigte, dass sie noch lebte.

Wie eine Tote….

Rinna lag damals auch so da…

Schnell schüttelte ich kurz ungläubig meinen Kopf und strich mir frustriert seufzend über meine Nasenwurzel. Was sollen diese sinnlosen Gedanken an eine Tote? Tz, verdammt sie war keine Tote, sie war….

„Hmm? Zevran?“, hörte ich den Rotschopf müde fragen als sie zaghaft die Augen öffnete. Na großartig, nun ist sie auch noch wach.

Diese sinnlosen Gedanken an die Vergangenheit. Ich hockte mich einfach neben sie hin und sah auf sie hinab. „Wisst ihr, normalerweise sollte ich euch ja bestrafen, für diese überaus dümmliche Aktion.“, sprach ich gelassen und bemerkte wie sie kurz mit den Augen rollte. Daraufhin musste ich leicht grinsen, unverbesserlich wie immer.

„Ja, haltet es mir ewig vor.“, maulte sie undamenhaft und richtete sich mühsam keuchend auf. Ich wollte sie stützen, doch sie funkelte mich kurz herausfordernd an. „Ich kann das ganz allein!“, meinte sie bockig.

Oh…verstehe. Ich grinste amüsiert und ließ sie daraufhin einfach los. „Wie ihr meint.“ Kallian fiel nach hinten und sah überrascht und erschrocken drein. Einen kurzen Aufschrei konnte sie auch noch loswerden.

Ich beugte mich grinsend über sie, so dass einige meiner Haarsträhnen bereits über ihre Wangen strichen. In ihren Augen konnte ich erneut das mir zu bekannte wütende Funkeln erkennen. Sieh an…will sie spielen?

Ich strich leicht über ihre Wange und beugte mich tiefer zu ihr hinab. „Nun seid ihr mir wehrlos ausgeliefert, meine Liebe. Ihr könnt euch nicht mehr sehr schnell bewegen, im Gegensatz zu mir…“, hauchte ich in ihr Ohr und bemerkte wie sich bereits eine Gänsehaut auf ihrer Haut bildete. Genau das, was ich wollte.

„Du…Blödmann.“, sprach sie leise und drehte ihren Kopf zur Seite. Sie bietet mir praktisch ihren Hals dar. Wie überaus großzügig von ihr…

Grinsend strich ich mit meinen Lippen leicht über ihren Hals und ich bemerkte augenblicklich, wie kalt sie doch war. Aufmerksam musterte ich kurz ihr Gesicht, doch sie hatte ihre Augen bereits wieder geschlossen, während sich ein zufriedenes Lächeln auf ihren zarten Lippen ausbreitete. Gefolgt von einem kurzen Seufzer. Aber wenigstens gefällt es ihr…

Kurz liebkoste ich ihren Hals und lauschte ihrem Atem und anderen Geräuschen, die sie von sich gab. Es war wirklich zu schade, dass es wohl für mehr nicht reichen würde. Aber in ihrem Zustand würde sie vermutlich eher schlappmachen, als mir lieb ist.

Gelassen blickte ich auf sie hinab und registrierte mit Freuden, erneut ihre rötlich verfärbten Wangen. Nun, wenigstens sorge ich dafür dass ihr Blut auch richtig in Wallungen kommt. Grinsend küsste ich sie kurz auf eben diese und erhob mich wieder. Es wird Zeit wieder zurück zu den anderen zu gehen. Ehe Leliana noch anfängt Lieder zu dichten.

Doch ich kam nicht weit, da spürte ich wie sie schwach mein Handgelenk festhielt und mich bittend mit großen Augen ansah. „Bitte…geh nicht.“, sprach sie leise.

Leicht überrascht sah ich auf sie hinab. Ich soll bleiben, obwohl ich ihr bereits ein paar kleinere Freuden gegeben habe? Und was erwartet sie von mir? Neben ihr liegen zu bleiben und ihre Hand zu halten? Bei Andrastes Brüsten, so ein Mann bin ich nicht.

Doch Kallian sah mich so bittend an, das irgendetwas in meinen Inneren schließlich nachgab. Deswegen ließ ich mich frustriert neben ihr nieder und seufzte einmal schwer. Was man nicht alles tut um endlich…

Der Rotschopf jedoch, fing plötzlich an zu strahlen und klammerte sich regelrecht an meinem Handgelenk fest. „Es ist sonst so langweilig. Danke.“ Sie blickte kurz nachdenklich an mir vorbei, während sie immer noch mein Handgelenk festhielt.

Amüsiert lehnte ich meinen Kopf an ihren, während ich fast schon in ihr Ohr schnurrte. „Ihr wisst doch, dass ich viele Möglichkeiten kenne, die die Langeweile unterbrechen.“

Skeptisch zog sie ihre Augenbrauen zusammen und schielte dann zu mir. Ungewohnte Ernsthaftigkeit konnte ich in ihren Augen ablesen. Na großartig…hoffentlich geht es nicht wieder um-

„War es richtig, Morrigan zu hintergehen? Sie wird es früher oder später herausfinden…und dann…“, sprach Kallian zweifelnd.

Verstehe…

„Das wird sie gewiss. Aber bis dahin haben wir die Verderbnis besiegt und sind schon längst über alle Berge. Ich bezweifel, dass wir alle zusammenbleiben werden.“

Ich bemerkte ihren fast schon reumütigen Blick und ließ mich gelassen nach hinten sinken. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zu der Zelldecke hinauf. „Alistair wird vermutlich der erste Bastardkönig in Ferelden, Wynne geht zum Zirkel zurück, Sten geht nach Seheron, die liebreizende Leliana wird ihrem Bardendasein weiterfrönen…und Morrigan…nun vermutlich wird sie sogar noch eher verschwinden.“

Ich nahm ein knappes Nicken ihrerseits war, dann legte sie sich neben mich und starrte mich unschlüssig an. Anscheinend bekommt der Blutverlust ihr wirklich nicht besonders gut. Ruhig sah ich zu ihr und wartete auf ihre nächste Handlung.

Doch zu meiner Überraschung folgte eine Frage, mit der ich nicht gerade wirklich gerechnet hatte.

„Wo wirst du dann sein, wenn das alles vorbei ist? Es steht dir schließlich frei zu gehen…“, wisperte sie fast schon und krallte sich leicht in die Decke fest, die sie sich um ihre blasse Gestalt gewickelt hatte.

Seufzend schloss ich die Augen und streckte mich leicht. Diese nervigen Fragen…

„Ich werde immer noch auf der Flucht vor den Krähen sein. Wer weiß schon wo mein Weg mich hinführt.“, sprach ich kurz angebunden. Es war sowieso nur eine Frage der Zeit bis irgendwann jemand kommt, die Frage war nur wer.

Einer der Meister wird schon bald davon Wind bekommen, das ich noch lebe. Vielleicht Meister Bernando…

„Dann komme ich mit dir. So allein auf der Flucht, ist sicher ziemlich langweilig, oder? Und ich werde dafür sorgen, dass euch nicht langweilig wird!“, sprach sie auf einmal eifrig und richtete sich mühsam wieder auf. Überrascht sah ich in ihre smaragdgrünen Augen, in der ich deutlich die Aufrichtigkeit ihrer Worte ablesen konnte.

Sie will mit mir kommen? Ein Leben auf der Flucht?

Kurz musste ich freudlos lachen und schloss die Augen. Was stellt sie sich denn vor? Ein Leben voller Abenteuer und Aufregung? Sicher, das Leben einer Krähe ist durchaus angenehm, erfordert jedoch auch seine Opfer.

Und wenn die Krähen meinen, Jagd auf mich machen zu müssen, dann werde ich mit Freuden an diesem Jagdspiel mitmachen. Schließlich soll es ja unterhaltsam werden.

„Glaubst du mir etwa nicht?“, hörte ich Kallian leise fragen, als ich ihr immer noch keine Antwort gegeben hatte. Natürlich glaubte ich ihr das nicht. Wer würde sich schon für mich in solch eine Gefahr begeben? Einfach lächerlich. Vermutlich war das nur eine vorzeitige euphorischer Tatendrang ihrerseits.

Gerade wollte ich ihr das klar machen, da spürte ich bereits ihre Lippen auf den meinen. Ich öffnete meine Augen sofort, während sie sich bereits wieder von mir löste und mit ihren kalten Fingern meine Tätowierung im Gesicht entlang strich.

Dieses…Mädchen…

Ich ergriff schnell ihre Hand und fixierte. Sie war kurz überrascht und zuckte zusammen. Nun wurde es Zeit, ihr es endlich klar zu machen, um was es hier geht…

„Ich werde euch nicht mehr geben, als das was ihr bereit seid zu geben.“

Fragend blickte sie mich mit ihren großen Augen an, doch just in diesem Moment betrat jemand das Zelt. Ich drehte meinen Kopf zum Zelteingang und erblickte Morrigan. Sie sah natürlich nicht erheitert aus.

Ein Grinsen stahl sich auf meinem Gesicht, während ich Kallian losließ und mich erhob. „Meine teure Morrigan, da seid ihr ja. Ich habe euch schon schrecklich vermisst.“

Die Hexe schritt schnell an mir vorbei und stieß mich dabei grob zur Seite. „Hütet eure Zunge, Elf.“, zischte sie mir warnend zu. „Sonst werde ich sie in Flammen aufgehen lassen“

Bedauerlich…mit meiner Zunge kann ich so einiges anstellen. Schiere Freude kann ich sogar auslösen.

Morrigan musterte ausgiebig Kallian, was mich innerlich seufzen ließ. Immer noch kein Vertrauen in mich. Als ob ich je den Gedanken hätte sie zu töten….außerdem wäre es bis jetzt ohne Nutzen für mich.

Die Hexe sah kurz prüfend zu mir während sie ihr Gesicht leicht angewidert verzog. Amüsiert musterte ich den schönen Rücken von Morrigan. Für eine Menschenfrau, war sie wirklich schön. „Warum so misstrauisch? Ich hatte gehofft wir wären mittlerweile soweit, dass wir uns als Freunde betiteln können…von mir aus auch gern mehr.“, sprach ich fast schon schnurrend und bemerkte wie Morrigan, Kallian einen Becher in die Hand drückte. Die Elfin verzog daraufhin angewidert das Gesicht.

„Niemals Elf. Bevor ihr mich auch nur berührt, ramm ich euch ein Messer in euer Herz“

Gut zu wissen…ich trat amüsiert zur Seite, als sie mich böse anfunkelte und das Zelt erneut verließ. Sie war schon immer etwas gereizt…zu schade das sie sich nicht auf andere Männer einlässt.

Ein beißender Geruch drang plötzlich in meine Nase, was mich dazu brachte den Becher in Kallians Händen zu fixieren. „Morrigans Gebräu muss mehr Folter als Hilfe sein, oder?“, sprach ich murrend und erlag fast der Versuchung, mir die Nase zuzuhalten. Widerwärtig…

Kallian nickte knapp und sah verbissen in den Becher hinein. „Ich trinke das nicht nochmal! Ich werde schon noch gesund, so oder so. So war’s schon immer“, meinte sie trotzig. Amüsiert schritt ich auf sie zu und musterte sie kurz. Elender Dickkopf.

„Geschätzte Anführerin, wenn ihr das Gebräu unserer liebenswürdigen Hexe nicht trinkt, könnte es jedoch länger dauern, ehe ihr wieder fit seid. Und bedenkt, dass wir Zeit gerade jetzt nicht allzu sehr verstreichen lassen sollten.“

Der Rotschopf sah skeptisch zu mir auf und strich sich ein paar wirre Haare aus dem Gesicht. Kurz musterte sie eingehend mein Gesicht, dann blickte sie missmutig in den Becher. Anscheinend war sie immer noch zwiegespalten. Nun gut, bei dem abscheulichen Gestank kann ich es nachvollziehen.

„Beim Erbauer…“, murmelte sie frustriert, hielt sich ihre zierliche Nase zu und nahm mehrere große Schlucke. Zufrieden nickte ich. Vielleicht manchmal noch etwas stur, aber ansonsten ein braves Mädchen.

Plötzlich jedoch, hielt sich Kallian würgend die Hand vor dem Mund und kniff die Augen zusammen. Sie hielt sich krampfhaft ihren Bauch, doch es half alles nichts.

Das Gebräu landete würgend neben ihr auf der Decke. Nach Atem ringend wischte sie sich mit ihrem Arm über die Lippen und sah angeekelt zu ihrem Erbrochenen. „Verdammt…“

Wenn ihr Morrigans Medizin nicht bekommt, wird das unsere Reise nur unnütz verlängern. Ich besah mir kurz den Becher in ihrer zitternden Hand. Etwas von dem Gebräu scheint noch drinnen zu sein…gut.

Ich setzte mich gelassen neben sie hin und nahm den Becher aus ihrer Hand. Eingehend besah ich mir die grüne dicke Flüssigkeit. Unglaublich appetitanregend…

„Schon gut…ich bekomm das schon irgendwie runter…“, sprach Kallian seufzend und wollte gerade nach dem Becher greifen, da hielt ich gelassen ihre Hand fest. Amüsiert sah ich zu ihr. "Gewiss, meine Liebe. Und diesmal bekomme ich wohl alles ab?“

Empört wollte sie gerade verneinen, da drückte ich sie wieder runter auf die Decke. Skeptisch blickte sie zu mir auf, während ich leicht frustriert in den Becher blickte. „Dafür habe ich etwas gut bei euch…und mir schwebt da schon etwas vor“

Ich trank den Rest, ohne jedoch etwas davon runterzuschlucken. Sofort breite sich ein unangenehmes Brennen auf meiner Zunge aus, gefolgt von einem starken bitteren Geschmack, der sich schlimmer anfühlte als ich die damals verdorbenen Muscheln gegessen hatte. Besser ich werde das Zeug wieder los…

Ich beugte mich schnell zu Kallian hinab und zwang sie, ihre Lippen zu öffnen.

Das könnte nun etwas kompliziert werden…für Anfänger, aber natürlich nicht für mich. Ich flößte ihr das Gebräu durch meinen Mund ein und drückte mich eng an sie. Wehe sie erbricht es wieder…

Ich hatte meine Lippen immer noch hart auf ihren mittlerweile geschlossenen Mund gedrückt, während sie plötzlich anfing hilflos zu würgend meiner Lederrüstung zu zerren und sich unter mir winden.

Normalerweise hätte mir das ja gefallen, aber momentan ging es erst mal darum, dass sie diese Medizin in ihrem Körper behält. Ein kurzes Würgen ihrerseits, ein kurzes Ziehen an meinem schönen Haar, dann ließ sie erschöpft ihre Hand sinken und atmete angestrengt. Kleine Schweißperlen liefen ihrem Gesicht hinab, während ich mich langsam von ihr löste und sie nochmals betrachtete.

Blass war sie immer noch, aber anscheinend war sie nun auch erschöpft genug, um wieder zu schlafen. Den Schlaf hatte sie auch dringend nötig. Müde blickte sie zu mir auf und hatte ihren Atem ganz langsam wieder beruhigt. Und das Gebräu ist nun auch da, wo es hingehört. Zufrieden nickte ich und strich ihr ein paar nasse Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.

„Danke…“, sprach sie müde, während ihr langsam die Augen zufielen. Ich musste kurz grinsen. Zeit diesen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge nun doch etwas zu versüßen. Ich beugte mich zu ihr hinab und hauchte ihr leise etwas ins Ohr.

„Für diese gefahrenreiche Aufgabe, möchte ich meinen persönlichen Sold bezahlt bekommen. Natürlich nicht jetzt, aber in nächster Zeit, in den nächsten Tagen vielleicht sogar, was meint ihr?“

„Meinetwegen.“, murmelte der Rotschopf erschöpft und schloss die Augen.

Sehr schön…ich erhob mich und sah auf sie hinab. Kallian war schon längst eingeschlafen, was mich dennoch zu dazu brachte verrucht zu grinsen.

Wenigstens bekomme ich das, was ich will. Es hat ungewöhnlich lange gedauert, zu lange für meinen Geschmack. Nun muss sie nur noch gesund werden. Zufrieden verließ ich ihr Zelt und gesellte mich zu den anderen, die immer noch am Lagerfeuer saßen.
 

Verschlafen öffnete ich die Augen und wunderte mich trotzdem über die Dunkelheit…seltsam…nochmal!

Ich schloss die Augen. Dunkel. Ich öffnete sie wieder. Dunkel!

Aber nun konnte ich einige Konturen erkennen. Aber natürlich….es ist nachts und ich hab den ganzen Tag durchgeschlafen. Ich strich mir fahrig durch mein Haar und rieb mir kurz meine Augen. Ich elende Schlafmütze…

Durch die dünne Zeltwand konnte ich dennoch unser Lagerfeuer erkennen. Also müssten noch welche draußen sein! Das ist gut, ich will jetzt nicht hier allein in der Dunkelheit liegen müssen. Schnell schnappte ich mir eine Decke und legte sie mir drüber. Trotzdessen, dass mir etwas schwindelig wurde, konnte ich nun wenigstens wieder stehen. Welch ein großer Fortschritt, ohja!

Vorsichtig sah ich aus dem Zelt hinaus und erblickte am Lagerfeuer Alistair. Er hatte mir den Rücken zugewandt. Sieh an, also übernimmt er heute die Nachtwache? Dann ist er ja wenigstens nicht so allein, wenn ich jetzt mal vorbeikomme und kurz Hallo sage.

Leise schlich ich mich aus dem Zelt und drückte mir die Decke enger an meinen Körper. Ein geradezu kühler Wind blies mir entgegen und ließ mich frösteln. Schnell huschte ich zum Lagerfeuer und hielt meine Hände an das wärmende Feuer.

„Kallian? Was macht ihr denn hier? Geht zurück in euer Zelt!“, rief Alistair erschrocken und erhob sich sofort. Neugierig sah ich zu ihm und ließ mich einfach neben ihm hinplumpsen. „Keine Lust, ich habe genug geschlafen in letzter Zeit. Jetzt will ich etwas frische…sehr frische Luft genießen.“, sprach ich ehrlich und seufzte zufrieden.

Mir geht es eigentlich schon sehr viel besser. Die frische Luft und Morrigans widerwärtige Kräuterbrühe helfen wahre Wunder! Also von mir aus könnten wir gleich weiterziehen."

Ich hörte Alistair nur kurz frustriert aufseufzen, dann blickte er zu Boden, wo er meine Karte liegen hatte. Ich beugte mich etwas runter und betrachtete die Karte von Ferelden.

Es war schon unglaublich…20 Jahre kam ich nicht aus diesem elenden Gesindeviertel raus und nun laufe ich durch fast ganz Ferelden. Unglaublich sogar…ich habe mir gänzlich neue Orte und auch Personen getroffen…nette Adelige.

Moment! Adelige!

Schnell sah ich zu Alistair auf, der mich seit geraumer Zeit eher besorgt gemustert hatte. „Wo ist Elissa und ihr Bruder?“

Er deutete kurz auf Elissas Zelt. „Dort liegt Fergus und in meinem Zelt schläft Lady Cousland. Ihr Zelt war zu klein für Zwei.“

Oh…deswegen hält Alistair wohl diese Nacht Wache. Ich nickte kurz nachdenklich und nahm einen Schluck aus Alistairs Feldflasche, endlich etwas anderes als Morrigans Gesöff. Nachdenklich betrachtete ich das knisternde Feuer.

Was mache ich nun mit diesem Fergus? Ich hatte vorgehabt, morgen wieder loszumarschieren…

Ich blickte kurz auf die Karte. „Wir haben noch Verträge mit den Dalish und den Zwergen, richtig?“, fragte ich an den ehemaligen Templer gewandt. Er nickte leicht, während ich nachdenklich über die Karte strich.

Die Dalish halten sich im Brecilianwald auf und leben in unterschiedlichen Stämmen. Einen Stamm zu treffen kann ziemlich lange dauern.

Seufzend blickte ich erneut zu der Karte und betrachtete die eingezeichneten Buchstaben, die Orzammar, die Stadt der Zwerge kennzeichnete. Die Zwerge wären sicher zu finden und nicht verteilt in irgendeinem großen Wald.

Ich blickte zu Aistair auf. „Am besten wir gehen zuerst nach Orzammar, dort wissen wir ja wo die Zwerge leben. Im Gegensatz zu den Dalish, die Menschen sowieso meiden.“

„Orzammar…dort gehen die Wächter ihren letzten Weg.“

Verwirrt sah ich zu Alistair auf. Was meint er denn jetzt? „Also sollten wir Orzammar besser zuletzt aufsuchen?“, kam es zweifelnd von meinen Lippen.

Er schüttelte sachte den Kopf und blickte mich betrübt an. „Kallian…ich hätte euch das viel eher sagen sollen. Tut mir leid, aber ich war mit meinen Gedanken woanders“

Fragend blickte ich zu ihm auf und zog meine Decke etwas höher, als mir erneut eine kalte Brise entgegen wehte. Alistair sah wieder ins Feuer und begann schließlich zu erzählen.

„Die Verderbnis in uns, wird uns eines Tages dahin raffen. Es gibt keine Heilung, oder dergleichen. Zwar gibt es Geschichten darüber, dass uns das verderbte Blut stärkt, doch ich wage es zu bezweifeln. Auf jeden Fall hat jeder Wächter, höchstens noch 30 Jahre zu leben, wenn er das Ritual überlebt hat.“ Alistair seufzte kurz, während ich ihn gebannt ansah. Jetzt kommt der Knall, ich spüre es…

„Jeder Wächter spürt sein Ende kommen, wenn es soweit ist. Die Träume von der Verderbnis werden schlimmer und auch die übrigen Erscheinungen der Verderbtheit setzen ein. Dann geht ein Wächter in die Tiefen Wege, um dort seinen letzten Kampf gegen die dunkle Brut zu bestreiten.“

Ich starrte Alistair ungläubig an. Doch er hatte noch nicht zu Ende erzählt.

„Außerdem wird euch die Verderbtheit in eurem Blut, es euch unmöglich machen, eigene Kinder zu bekommen…ich…tut mir leid.“, sprach Alistair reumütig und starrte ins Feuer.

Haha…

Duncan…du elender, blöder, hinterhältiger, widerwärtiger…! Ich ballte meine Hand leicht zur Faust und dachte über Alsitairs Worte nach. Nicht nur, dass ich ein viel zu kurzes Leben habe, nein ich muss es sogar noch selbst beenden! Indem ich in diese komischen Tiefen Wege gehe und mich dort von der Dunklen Brut niedermetzeln lasse! Ganz allein…ich wollte zwar nie im Krankenbett sterben…aber das ist dann auch zu heftig.

Scheiße…

Ich spürte wie mir Tränen in den Augen brannten, doch ich blinzelte sie wütend weg. Wenn ich jetzt anfange zu heulen, bringt mir das überhaupt nichts!

Das schlimmste ist jedoch, dass ich keine Kinder bekommen kann…Vater wird auch sehr traurig sein, er wollte immer Familienfeste haben…

Deprimiert ließ ich meinen Kopf hängen und atmete laut aus. Na wunderbar…ich habe also, so oder so mein Todesurteil unterschrieben, als ich diese Adeligen getötet habe. Die Grauen Wächter bringen mir meinen Tod eben nur später.

Ich kaute mir nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. Verdammter Mist…

„Ich weiß, dass ihr nicht freiwillig zu den Wächtern gegangen seid, aber es bedeutet mir wirklich sehr viel, dass ihr dem Orden beigetreten seid.“

Ich hob meinen Kopf und blickte in Alistairs haselnuss braune Augen. Er sprach sogleich weiter.

„Ich hatte nie eine Familie gehabt, den Großteil meines Lebens verbrachte ich im Kloster. Aber bei den Wächtern, fand ich zum ersten Mal Freunde…sie wurden wie eine Familie für mich.“

Gebannt lauschte ich seinem Worten, als er schließlich nach kurzem Zögern weitersprach. „Als Duncan und die anderen starben, fiel ich in ein tiefes Loch. Und als ausgerechnet ihr überlebt habt, wusste ich nicht wie es weitergehen sollte. Ich wusste, ihr konntet mich nicht leiden. Ich hätte jedoch nie gedacht…das wir uns so gut anfreunden.“

Er blickte mich fest an, was mir fast ein Schaudern über den Rücken jagte. „Kallian, ihr seid eine gute Freundin für mich geworden. Ihr haltet zu mir und dem Orden, ihr kämpft mit mir, obwohl ihr auch hättet fliehen könnten, ihr habt bereits eine Armee aufgestellt….und ihr habt Connor gerettet. Habt vielen Dank.“

Ohne große Vorwarnung schloss mich Alistair plötzlich in seine Arme und drückte mich an sich. Seine Rüstung war kalt und hart, dennoch wurde mir Warm ums Herz. Überrascht sah ich ihn mit großen Augen an. Er bemerkte meinen Blick und ließ mich schnell wieder los. „Eh…verzeiht. Das hätte ich nicht…aber…ihr wart so schwach…dann hatte ich mich gar nicht bedankt gehabt und…“ Alistair sprach weiter nervös, doch ich legte ihm einfach einen Finger auf seinen Mund, um ihn so zum Schweigen zu bringen.

Lächelnd sah ich in sein verdutztes Gesicht. „Wisst ihr was, Alistair? Wenn diese Verderbnissache beendet ist, dann trinken wir zusammen! Und zwar ein richtiges Wetttrinken!“

Alistair sah mich verdutzt an, während ich wieder lächelnd ins Feuer blickte und kurz seufzte. „Wenn dieser Erzdämon Tod ist…will ich mein rechtliches Leben noch genießen…und wie kann man das am besten, wenn nicht an der Seite seiner Freunde?“ Ich sah zu ihm auf

Er nickte leicht und lächelte dann auch erleichtert. „Vollkommen richtig.“

Ich grinste kurz und wollte gerade etwas erwidern, als ich bemerkte wie es anfing zu schneien. Verblüfft sah ich in die pechschwarze Nacht und erkannte große Flocken, die vom Himmel fielen.

Der erste Schnee dieses Jahr…

Die Zwegenstadt Orzammar

Nachdenklich betrachtete ich die dünne Schneedecke, die sich weitläufig, über die Umgebung während der letzten Nacht gelegt hatte. Zwar hatte es aufgehört zu schneien, doch ein eisiger Wind fegte immer noch über die Felder.

Es ist Winter in Ferelden geworden. Und Winter ist in diesem Land immer ganz schlecht, zumindest wenn du nichts weiter besitzt außer einer einfachen Lederrüstung, die dich vor Angriffen der Dunklen Brut schützt, aber gegen das Wetter absolut unbrauchbar war.

Zitternd schlang ich meine Arme kurz über meinen Oberkörper und schloss die Augen.

Nun ja, ich werde nicht gleich erfrieren, aber zumindest wird mir kalt werden. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht krank werde, ich bin leider ziemlich anfällig gegen Kälte.

Elender Mist…

„Nun beeilt euch schon, ich will hier nicht zum Eiszapfen werden!“, zeterte Morrigan, als Alistair mühsam den Schnee von seinem Zelt fegte. Daraufhin erntete sie nur einen grimmigen Blick seinerseits. Ließ sie jedoch kalt.

Ich öffnete wieder die Augen und blickte zu Sten, der gerade dabei war eine Art Schlitten zu bauen. Mit seinem riesigen Schwert schlug er unnachgiebig in das Holz eines umgefallenen Birkenbaumstammes und teilte ihn in ungefähr dreigleichgroße Stämme.

Auf Stens Gesicht zeichnete sich nicht der kleinste Schweißtropfen ab, geschweige denn ein Anzeichnen von Erschöpfung.

Qunari sind schon ein reges Völkchen. Immer auf der Suche nach Arbeit, die sie dann stoisch erledigen. Beim Erbauer, das wäre mir viel zu langweilig. Irgendetwas…muss er doch denken, während dieser Holzhackerrei…

„Sten?“, fragte ich den dunkelhäutigen Riesen vor mir, der jedoch unbeirrt weiterarbeitete, mich dabei nicht beachtend.

„Ja?“, sprach er mit seiner tiefen Stimme und jagte mir dabei einen Schauer über den Rücken. Allerdings war er nicht im Geringesten so angenehm wie bei Zevran.

Ich schüttelte den Gedanken schnell ab und blickte furchtlos zu Sten hinauf. Bloß nicht die Nerven verlieren! Ich grinste entschlossen.

„Soll ich euch vielleicht helfen? Ihr arbeitet schon seit Stunden und seid nun bestimmt….müde?“, fragte ich leicht zweifelnd. Vermutlich wohl nicht…

„Nein.“

Ich grummelte kurz. Gesprächig wie immer. „Ach was! Ich kann doch irgendetwas machen, damit ihr nicht mehr so schwer schuften müsst. Wie wär‘s wenn ihr eine Pause macht und ich arbeite weiter?“

„Nein.“

Elender, engstirniger, steifer, wortkarger…

„Kallian? Glaubt ihr wirklich, das ihr bereit seid weiterzugehen?“, hörte ich Leliana fragen, während ich immer noch leicht verbissen zu dem Qunari hinaufsah.

Den bekomme ich schon zum reden…

„Ja, klar sicher. Wir müssen schließlich eine Verderbnis beenden und können hier nicht ewig rumlungern, nur weil ich etwas schlapp bin.“ Ich drehte mich zu Leliana, die mich besorgt musterte. Sie faltete kurz ihre Hände und nickte dann etwas sachte. „Wenn ihr euch jedoch überanstrengt und dann Fieber bekommt, ist uns allen auch nicht geholfen.“, gab sie mir zu bedenken.

Auch wieder wahr…allerdings hatte ich schon eine äußerst geniale Idee. Kam mir spontan beim Schlafen.

Ich setzte mich auf einem der Baumstämme, die Sten bereits in liebevoller Handarbeit bearbeitet hatte und sah zu der Bardin auf. „Keine Sorge, sollte ich mich müde fühlen setze ich mich einfach auf den Schlitten hier. Ich bin so leicht und klein, da wird dieser Adlige schon genügend Platz haben.“

Sowieso erstaunlich was ich für diesen Adligen alles unternehme. Okay, Sten baut den Schlitten, aber ich habe wegen eines blöden Adligen meine grauen Zellen angestrengt, damit wir den Schnösel nicht einfach zurücklassen. Von mir aus kann er ja hier liegen bleiben…aber dank meiner Barmherzigkeit, habe ich mich doch um entschieden.

Vielleicht lag’s aber auch nur an Elissas dramatischem Geheule.

Ich seufzte schwer und erhob mich wieder. Dennoch musste ich zugeben, dass ich mich immer noch etwas schwach fühlte. Aber Morrigans Gebräu rühre ich nicht noch einmal an, es sei denn ich will, dass mein Geschmackssinn endgültig flöten geht.

Nein, wir müssen weiter gehen. Denn uns fehlten immer noch für den Kampf gegen die Verderbnis die Zwerge und die Dalish-Elfen. Und obwohl ich mich dazu entschlossen habe, zuerst zu den Zwergen zu reisen, lösten eher die Dalish-Elfen bei mir eine gewisse Faszination aus. Freie Elfen, die durch die Wälder streifen und sich nicht vor den Menschen fürchten, im Gegenteil sie jagen ihnen sogar eine Heidenangst ein!

Ach ja…wie sehr ich doch die Gute-Nacht-Geschichten von Alarith vermisste. Von blutigen Kämpfen gegen die barbarischen Menschen. Er hatte ja noch nie einen besonders guten Draht zu Kindern…

Ich schmunzelte kurz und blickte zu Alistair, als dieser seinen Rucksack schulterte und kurz schnaufte. Er sah irgendwie müde aus. Kein Wunder, er war ja fast die ganze Nacht wach und hielt Wache, während Elissa in seinem Zelt schlief. Wenn er müde wird, kann er ja mit dem Schnösel auf dem Schlitten kuscheln. Dann wird’s bestimmt auch warm.

Amüsiert wand ich mich ab und blickte wieder zu Sten, der die Baumstämme nun mit einem festen Lederriemen miteinander verband. Dennoch sah es alles andere als professionell aus. Aber immerhin erfüllt es seinen Zweck. Der Hüne sah mich fast schon unheimlich an, als ich ihm zwei weitere Lederreimen hinhielt und ihn bat, diese am fordern Teil des Schlitten festzubinden.

Schließlich müssen wir den Schlitten ja irgendwie fortbewegen und ich hatte bereits die perfekten Kandidaten dafür. Ich rief Hasso und Lymira herbei, die hechelnd sofort zu mir liefen. Grinsend strich ich über Hassos massigen Kopf, als dieser sich an meinem Bein rieb. „Braver Hund, ja das bist du!“

Ich ging in die Hocke und strich auch über Lymiras Kopf. Diese beiden sind starke Mabari und müssten es auch schaffen, den Schlitten samt Fracht bis nach Orzammar zu ziehen. Durch die Schneeschicht, dürfte es auch nicht allzu schwer sein, den Schlitten zu ziehen. Ich band den beiden Mabari das Zugegeschirr fest und verband sie mit dem Lederriemen fest.

Zufrieden besah ich mir mein Werk und nickte. Besser ging’s nun nicht. Hasso schnüffelte neugierig auf dem Boden herum und sah dann bellend zu mir auf. Er schien einverstanden zu sein. Ich streichelte wieder seinen Kopf und lobte ihn. Hunde sind doch die besten Freunde des…Elfen! Oh ja.
 

Als wir Fergus endlich auf den Schlitten verfrachtet haben, und unsere ganzen Decken geopfert haben um ihn darin einzuwickeln, gingen wir endlich Richtung Orzammar. Hasso und Lymira erfüllten ihre Aufgabe mit Bravour. Zum Glück war noch nicht so viel Schnee gefallen, dass wir darin versanken.

Das gab es auch einmal in Denerim und die Dächer unserer alten Hütten drohten unter dem enormen Gewicht einzubrechen. Ich war immer freiwillig aufs Dach geklettert um ihn von den Schneemassen zu befreien. Vater bekam jedoch fast immer einen Herzinfarkt, wenn er mich dort oben sah.

Ich musste kurz lächeln. Was Vater, Sorris, und Shianni wohl gerade machen? Ob es bei ihnen in Denerim auch schon geschneit hat? Ob sich die Spannungen im Gesindeviertel wieder beruhigt haben?

Wahrscheinlich nicht…Spannungen entschärfen sich nicht so einfach. Besonders nicht in diesem Drecksloch.

Ich blickte mich kurz um und entdeckte Elissa, die neben den Schlitten ging und immer wieder sorgenvoll zu ihrem Bruder blickte. Ihre Augen waren leicht gerötet.

Diese beiden Geschwister muss ein enges Band miteinander verknüpfen. Vielleicht klammert sie sich jetzt auch an das letzte Stück Familie, was ihr geblieben ist.

Nachdenklich sah ich nach vorn und besah mir den dichten Wald, durch den wir liefen. Die kahlen Äste waren von einer feinen Schneeschicht überzogen und verliehen den sonst so unscheinbaren Bäumen etwas Wundersames. Als ob die Äste Mäntel aus weißem Zuckerguss trügen.

Nun ist es raus. In Morrigans Gebräu ist irgendeine Droge, die mich so einen Schwachsinn denken lässt. Tz, fiese Sumpfhexe. Als nächstes sehe ich noch Alistair im Kleid tanzen. Moment! Wollte er das nicht auch einmal…?

„Diese Kälte…widerwärtig. Tz.“, hörte ich Zevran verärgert sprechen, der seinen Grünen Umhang fast schon knurrend tiefer ins Gesicht zog, als uns eine kalte Briese entgegenwehte. Ich musterte kurz seinen langen Umhang, der im Wind wehte.

Dieser Elf…ich habe ihm versprochen mit auf seine Reisen zu kommen und gegen diese Vogelviecher zu kämpfen. Krähen…das klingt nicht wirklich so mörderisch, wie sich dieser ganze Verein da ausgibt. Ich hätte da ja einen unheimlicheren Namen gewählt…wie zum Beispiel….tja…

Ach warum müssen das überhaupt Vögel sein?! Die hätten sich doch auch die Schlächter, oder die Verruchten, oder die Totbringer, oder….wie auch immer nennen können. Aber ausgerechnet Krähen? Nun ja…

Ich grinste kurz und griff nach Zevrans Umhang, der mir fast schon ins Gesicht wehte und zog leicht daran. Sofort drehte sich der blonde Elf genervt zu mir um. Eilig lief ich zu ihm und sah ihn zuckersüß an. Ich sollte ihn etwas aufmuntern, den Armen.

„Das ist doch noch gar nichts. Richtige fereldische Winter sind so eisig kalt, dass es passieren kann, dass du….naja erfrierst.“, sprach ich kurz nachdenklich und kniff leicht die Augen zusammen, als der eisige Wind mir wieder ins Gesicht wehte. „Aber das passiert auch schon, wenn du jetzt nackt über die Felder rennst. “

Auf Zevrans Gesicht bildete sich augenblicklich ein Grinsen. „Welch erhebender Anblick, der wohl leider nur von kurzer Dauer sein wird.“ Ich nickte leicht und blickte wieder nach vorn, während ich spürte, wie mir Wynne einen mahnenden Blick zuwarf. „Bedenkt aber, dass man bei der Kälte nicht nur nackt über Felder rennen kann, sondern auch über den gefrorenen See. Ist zwar ziemlich rutschig, macht aber ungeheuren Spaß.“, sprach ich locker und entlockte Zevran ein Schmunzeln.

Zufrieden sah ich zu ihm auf und bemerkte, dass er gar nicht mehr so frustriert aussah. Seiner lebhaften Fantasie sei Dank. Eine weitere kalte Briese ließ mich kurz frösteln und zitternd meine Arme um meinen Oberkörper schlingen.

Es ist trotzdem eine unangenehme Jahreszeit. Da lieber der Sommer, auch wenn ich mit dem einige unangenehme Erinnerungen verbinde. Von Mutters Tod mal abgesehen…

„Hier.“ Plötzlich legte mir der Elf seinen Umhang um die Schultern und grinste mich amüsiert an. Leicht überrascht sah ich in seine goldbraunen Augen, welche mich kurz musterten und dann nach vorn blickten. „Meine geschätzte Hexe der Wildnis.“, säuselte der braungebrannte Elf und schlich sich an Morrigan heran, die weiterhin stur nach vorn blickte.

Skeptisch sah ich ihm nach, bis er schließlich neben Morrigan lief und ihr leise etwas ins Ohr flüsterte. Zwar versuchte ich zu lauschen, doch durch den pfeifenden Wind, war es so gut wie zwecklos.

Grummelnd schmiegte ich mich in den wärmenden Stoff und zog die Kapuze in mein Gesicht. Was will Zevran denn jetzt von Morrigan?

Die Hexe jedoch hielt ihre Hand zwischen ihr und Zevran hoch. Eine dünne Flamme erschien auf dieser und brachte den Elf somit auf Abstand. Ein kurzes amüsiertes Lachen seinerseits und er ging wieder zurück zu mir.

Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben, als sein Blick immer noch amüsiert auf Morrigan ruhte. Ein komisches Unwohlsein ergriff plötzlich von mir Besitz. Das lag jedoch gewiss nicht an meinem Blutmangel.

Deutlich erkannte ich auf Zevrans braungebrannter Haut eine feine Gänsehaut. Es würde nicht lange dauern und seine Lippen würden blau werden. Dann zittert er und wird durch diese Saukälte auch noch krank.

Ich umschloss seine Hand mit meiner, während ich weiterhin nach vorn blickte und Leliana dabei beobachtete wie sie mit Wynne diskutierte. Es schien sich dabei um irgendwelche Roben in den schönsten Farben zu drehen. Schöne weiche Stoffe.

Ich will auch welche haben. Schöne Gewänder mit Rüschen und Puffärmeln und dazu wunderschöner glänzender Schmuck. Ein schweres Seufzen entwich meinen Lippen. Ich träume schon wieder von Dingen, die ich nie haben werde!

„Was ist euer Begehr?“, hauchte mir eine bekannte dunkle Stimme in mein Ohr und ließ mich augenblicklich zusammenzucken. Leicht erschrocken sah ich in Zevrans amüsiertes Gesicht, als er kurz meine Hand drückte. Er schien wirklich auf eine Antwort zu warten.

Sollte ich ihm wirklich von meinen typischen Weibergedanken erzählen? Solche ‚Begehren‘ habe ich noch niemanden gesagt, würde ja sowieso nicht zu mir passen….und dennoch….nein!

„Ich will nur wissen wie Orzammar aussieht, allerdings ist der Weg bis dahin noch so schrecklich lange hin. Das Wetter ist auch nicht das Beste für diese Reise.“, sprach ich gelassen. Er muss ja nicht alles wissen…

Die Augen des Elfen blitzen kurz vielsagend auf, dann hob er meine Hand an und hauchte einen kurzen Kuss auf meinen Handrücken. Meine Wangen färbten sich augenblicklich noch röter, während ich verblüfft zu ihm aufsah. „Wie ihr meint. Ich bin steht’s dafür bereit, eure Reise unterhaltsamer zu gestalten. Kommt einfach in mein Zelt und…“

„Leliana! Habt ihr noch ein paar Stoffe übrig?“, rief ich laut und versuchte schnell seinem erneuten Angebot zu umgehen. Seine offene Art schätze ich ja wirklich sehr, aber dieses Thema brachte mir immer noch…Unwohlsein. Nicht dass ich ihn nicht mochte oder gar seine Nähe schätze…aber dieser Schritt…wird mir noch Unmengen an Überwindung kosten. Allerdings würde es mir wohl leichter fallen, wenn ich einfach vorher Shiannis Weinflasche in mich hineinschütte.

Leliana gab mir lächelnd ihre restlichen Stoffe, die wir damals im Zirkel geschenkt bekommen hatten. Zum Glück waren diese wie große Umhänge. Es würde zwar nicht genügend gegen die Kälte schützen, aber erfrieren würde der Elf nicht.

Das wird wohl noch eine lange und kalte Reise werden.

Unser Weg führte uns durch die Hinterlande am Calenhad See entlang bis wir dann endlich den Gherlen-Pass bestiegen. Wir waren eine knappe Woche bereits unterwegs und der Schneefall wurde stärker je höher wir den Berg erklommen. Leliana hatte mir erzählt das das Frostgipfelgebirge die natürliche Abgrenzung zwischen Ferelden und Orlais war. Ich hörte ihr jedoch nur halbherzig zu, da der Kampf durch die Schneemassen anstrengend war. Besonders für kleine Elfenmädchen, wie ich grummelnd zugeben musste.

Auf dem Weg nach Orzammar erschienen uns zum Ziel hin, immer öfters seltsam wirkende Statuen. Alistair erzählte mir, das sich dabei um Zwerge handelt, die den Weg zur Zwergenstadt weisen sollten. Es war immerhin schon mal der richtige Weg, auf dem wir uns so abmühten.

Ich war halb durchgefroren, als wir oben angekommen waren. Vor unserem Auge bot sich eine große Bergspitze dar, vor welchem viele Stände links und rechts aufgebaut waren. Viele kleine Gestalten tummelten sich dabei mit grimmig blickendem Gesicht davor rum. In der Mitte des Platzes war eine riesengroße Sonnenuhr, ebenso kunstvoll verarbeitet wie der befestigte Pass, über den wir eben noch gegangen waren.

Zwerge! Wir müssen endlich in Orzammar sein! Dem Erbauer sei Dank! Obwohl ich eigentlich gedacht hatte, das die Zwerge unter der Erde lebten und eine größere Anzahl besaßen. Hier waren höchstens 20 Zwerge. Das würde wohl nicht ausreichen um die gesamte Rasse zu erhalten, egal wie fleißig sie wohl sein sollten.

„Wir sind fast da. Obwohl es ziemlich seltsam ist, die vielen Zwerge hier draußen zu sehen.“, sprach Alistair etwas unsicher und ging weiter Richtung Bergspitze zu. Ich folgte ihm einfach und besah mir dabei staunend die ganzen kleinen Zwerge. Die Bärte der männlichen Vertreter waren dabei wirklich erstaunenswert. Viele waren schön geflechtet und reichten den Zwergen dabei fast bis zur Brust. Allerdings wurde mir bewusst dass wir ebenso beäugt wurden, wie ich die Zwerge beäugte.

Sten besah sich ebenso die Stände der Zwerge, bis er abrupt stehen blieb. Ich krachte gegen seinen breiten Rücken und sah verdutzt zu ihm auf. Warum bleibt er denn plötzlich stehen?

„Sten? Was ist los?“, fragte ich grummelnd und strich mir dabei über meine leicht schmerzende Nase. Der Qunari jedoch, starrte immer noch auf einen Stand, währenddessen der Besitzer, der seltsamerweise ein Mensch war, nervös zu dem Hünen hinaufsah.

Skeptisch ging ich näher heran an den Stand und besah mir die Waren, die dort angeboten wurden. Es gab Schwerter, Rüstungsteile, Verbände….eigentlich nichts Besonderes.

Sten hob plötzlich eines der Schwerter hoch und betrachtete es eingehend von allen Seiten. Der Mensch wurde zusehends blasser, während ich neben Sten getreten war und mir das Schwert ebenfalls besah.

Ich gebe zu, es sah wirklich gar nicht so übel aus. Die Klinge war gezackt und sehr lang und der Griff von einem seltsamen Leder überzogen. Die Klinge jedoch schien leicht zu schimmern.

„Bitte…ehm…mit was kann ich euch dienen?“, fragte der Mann nervös und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Ich sah neugierig zu dem Menschen und bemerkte, wie er unauffällig versuchte etwas unter seinem Tisch zu legen.

Hm…der will anscheint etwas verbergen. Ziemlich dumm es gerade vor mir verbergen zu wollen.

„Kallian? Was ist denn los?“, rief Alistair, der bereits mit den anderen weiter gegangen war. Ich hob kurz meinen Kopf und rief ihm nach, dass ich gleich kommen würde. Doch vorher galt es noch etwas zu klären…

Sten ließ mit grimmigen Blick das Schwert wieder sinken und fixierte sofort den nervösen Mann. „Woher habt ihr dieses Schwert, Mensch?“, sprach er drohend mit seiner dunklen Stimme. Neugierig sah ich dem Schauspiel zu und entschied mich, erst einmal nichts zu unternehmen. Könnte lustig werden…zumindest für mich.

„Ich..ehm…gekauft. Ja von einem Händler aus Anderfels.“, sprach er leicht stotternd.

Ich grinste leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich…guter Mann, ich rate euch dringend uns nicht zu belügen, sonst wird euch Grausames wiederfahren.“, sprach ich unheilverklingend. Sten sagte jedoch nichts.

Der Mann schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist die Wahrheit.“

Nun wird’s doch lustig. „Sten ihr dürft ihm den Kopf abreißen.“ Zu meiner Überraschung trat der Qunari vor und ging mit großen Schritten auf den Mann zu, der augenblicklich kreidebleich wurde. Ein Grinsen legte sich auf meinen Lippen als er panisch zurückwich, während Sten sein Langschwert zog. „Nein! Wartet! Das Schwert…es hat mir jemand aus Lothering verkauft!“

Na bitte. „Wartet Sten.“, sprach ich schnell und ging zu dem Mann, der sich zitternd gegen die Felswand gedrückt hatte und ängstlich Sten anstarrte.

Anscheinend schien die Angst seine Zunge gelockert zu haben, denn er fing nun erst richtig an zu plappern. „Es waren nur zwei Schwerter. Das Schwert, dort hinten und ein anderes habe ich einem Zwerg namens Dwyn in Redcliffe verkauft! Ich schwöre es bei dem Grabe meines Vaters! Bitte glaubt mir!“, er ging in die Knie und drückte sein Gesicht fast schon in den weißen Schnee.

Ach herrje…ich tätschelte ihm kurz den Kopf und nickte. „Schon gut, ich glaube euch. Hättet ihr gleich geantwortet, wäre es gar nicht so schlimm geworden, nicht war Sten?“ Es folgte keine Antwort seinerseits.

Sten wandte sich kommentarlos ab und ging einfach weiter. Verwirrt sah ich ihn an und folgte ihm schnell. „Wartet mal!“

Er blieb stehen und sah mich unheimlich an. Irgendwie verhielt sich der Hüne verdächtigt. „Könntet ihr mir mal erklären, um was es da konkret ging? Und keine Sorge, dass es irgendetwas mit einem Schwert zu tun hat, ist mir schon mal bewusst.“

Ein Knurren seinerseits folgte. Frustriert schüttelte ich den Kopf und seufzte. Dieser elende Sturkopf will mir also nichts sagen? „Dieses Schwert gehörte einem der Bereesad. Er hatte sein Schwert ebenso verloren, wie ich damals auf dem Schlachtfeld. Wir hatten gegen die dunkle Brut gekämpft und knapp gewonnen.“

Leicht perplex sah ich zu ihm auf. Er unterhält sich mit mir? „Was ist mit eurem Begleitern passiert?“, fragte ich unsicher nach. Sten fixierte mich augenblicklich. „Tot. Als ich erwachte, war mein Schwert fort. Ich suchte es überall, doch es war verschwunden.“

„Und warum kauft ihr euch nicht einfach ein neues? Das was ihr in der Hand hieltet, war doch ganz hübsch gewesen.“ , fing ich an, doch Sten sah mich grimmiger denn je an.

„Dieses Schwert gehört zu mir, es ist ein Teil von mir. Wenn ich es nicht bei mir trage kann ich nicht zu Seheron zurück ohne hingerichtet zu werden, da ich als Deserteur gelte.“

Oh weh…Ich sah zu ihm auf und zuckte kurz mit den Schultern. „Ihr könnt bei uns bleiben.“

Sten blickte mich kurz skeptisch an, doch schnell verhärtete sich wieder seine Miene wieder. „Danke.“, sprach er monoton und ging dann einfach weiter.

Amüsiert folgte ich ihm. Er war für eine Sekunde sprachlos gewesen.

Wir kamen durch die gewaltigen, schweren und wundervoll verzierten Steintore. Waren die etwa auch aus Stein? Anscheinend hatten diese Zwerge eine gewisse Schwäche für Stein.

Als wir näher traten, vernahm ich laute Stimmen, wie bei einer hitzigen Diskussion.

„Und ich sagte euch bereits, dass niemand Orzammar betreten darf! Und wenn ihr der persönliche Bettvorleger der Kaiserin von Orlais währt, nichts wird sich ändern, Oberflächler! Also hört auf hier herum zu bellen wie ein räudiger Hund und geht!“ Hörte ich eine aufgebrachte Stimme und trat mit gerunzelter Stirn vor.

Vor den Toren waren zwei Zwergenwachen postiert und einer von den kleinwüchsigen Kriegern funkelte gerade mit vorgerecktem Kinn zu einem Mann hoch. Ich erkannte den Hauptmann an seiner Rüstung. Bei sich hatte er einen Magier und zwei weitere Krieger.

„Das sind Loghains Leute!“ , knurrte Alistair leise und legte schon mal die Hand auf seinen Schwertknauf, als ich näher an meine Gefährten trat. Sie hatten sich weiter abseits postiert und beobachteten das ganze Szenario.

„Ich bin auf Geheiß des neuen Regenten von Ferelden hier! Loghain fordert die Unterstützung der Zwerge von Orzammar ein und ihr solltet dem nachkommen!“, zeterte der aufgebrachte Idiot und blickte auf den Zwerg herab.

„Schön! Dann sagt eurem Regenten, dass er sich von uns nichts erwarten soll! Orzammar steckt selbst in einer Krise! Unser König ist vor drei Wochen gestorben und bis wir keinen Neuen haben, bleiben die Ohren der Zwerge für Bittsteller geschlossen! Und nun geht endlich! Hört auf meine Luft zu verpesten, Mann!“ , grollte der Zwerg und machte eine entsprechende scheuchende Handbewegung.

Ich musste kurz lachen. Diese Zwerge gefallen mir jetzt schon! Schnell holte ich die Verträge der grauen Wächter aus meiner Tasche und eilte zu besagtem Zwerg, der mich augenblicklich böse ansah. Anscheinend schien er nicht über mein auftauchen erfreut zu sein.

„Bei den Ahnen! Nicht noch so ein unterbelichteter Oberflächler!“ , stöhnte der Zwergenkrieger und rieb sich die Nasenwurzel.

Amüsiert sah ich zu ihm herab und nickte ihm leicht zu. „Verzeiht bitte, aber uns führen ganz dringliche Angeleigenheiten nach Orzammar, dringlicher gehen diese Angelegenheiten wirklich nicht mehr.“

„Aus demselben Grund sind auch wir hier, Fremde! Und wenn schon die Abgesandten von Regent Loghain Mac Tir nicht in die Stadt der Zwerge dürfen, dann sollte es niemandem erlaubt werden! Besonders keinen Klingenohren.“ , knurrte der Hauptmann mit vor der Brust verschränkten Armen und blickte mich finster und herablassend an.

Grimmig sah ich zu dem Shem auf und ballte meine Hand kurz zur Faust. Was fällt dem Blödmann überhaupt ein?! Ich wand mich schnell wieder dem Zwergenkrieger zu und hielt ihm die Verträge der Grauen Wächter unter die Nase.

„Diese Verträge verpflichten Orzammar uns anzuhören. Eine neue Verderbnis naht und die Grauen Wächter brauchen die Unterstützung der Zwerge.“

Der kleinwüchsige Krieger runzelte die Stirn.

„Graue Wächter?“ , brummte er und wollte eben nach den Verträgen greifen.

„Halt!“

Der Zwerg und auch ich zuckten zusammen, als die Stimme des Hauptmanns erbost dazwischen schnitt.

„Die Grauen Wächter haben den Tod des Königs zu verantworten! Sie sind Verräter an der Krone und Ferelden! Ich erwarte, dass ihr diesen-diesen Schandfleck auf der Stelle exekutiert, Zwerg!“ , begehrte der Krieger Loghains auf und zeigte mit dem Finger auf mich.

Doch ich ließ mich, genauso wie der Zwerg, nur wenig davon beeindrucken. Ich verengte die Augen und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Wie ihr meint, ihr Narr.“, meinte ich grimmig und nickte meinen Gefährten kurz zu. Sofort zogen alle ihre Waffen. Der Hauptmann zog sofort sein Schwert, ebenso wie seine Begleiter. Eigentlich wollte ich auch meine Schwerter ziehen, bis mir bewusst wurde, dass ich ja gar keine mehr besaß. Ich hatte sie leider während meines Aufenthaltes bei diesem Schamanen verloren.

Äußerst schlecht. Fluchend wich ich dem Schlag des Hauptmannes aus und sprang schnell zur Seite, während er bereits erneut sein Schwert erhob und auf mir niedersausen lassen wollte. Ich rannte schnell zu Alistair, der gerade mit einem schwer gepanzerten Ritter kämpfte. Der Hauptmann kam mir wütend nachgerannt und erhob erneut sein Schwert.

Verbissen sprintete ich an meinen Gefährten vorbei und rannte auf einen der dutzenden Stände zu. Schnell sprang ich auf einen der Tische und ergriff zwei Dolche, die dort nebeneinander lagen. Die anderen Zwerge schrien erschrocken auf und liefen weg. In letzter Sekunde konnte ich den erneuten Schwertschlag des Hauptmannes parieren. Zitternd konnte ich mit den beiden Dolchen sein Schwert nur Zentimeter von meinem Gesicht drücken.

Der Hauptmann knurrte beinahe und trat mir plötzlich wütend mit seinem Fuß hart in meinen Unterleib. Keuchend kippte ich dabei um und ließ augenblicklich die Dolche fallen. Ich krachte auf den Tisch, der daraufhin laut knarrte. Eigentlich wollte ich noch rumjammern, doch der Shem ließ schneller als mir lieb war, erneut sein Schwert auf mich niederkrachen.

Ich rollte mich schnell zur Seite und entkam so seinem Angriff knapp. Das Schwert jedoch durchschlug den Tisch, so dass ich erneut zu Boden fiel. Sein Schwert steckte in der Erde fest und der Shem versuchte mit Leibeskräften es wieder herauszuziehen.

Sofort ergriff ich wieder einen der Dolche und warf ihn präzise. Er war genau dort wo er sein sollte, nämlich in dem Hals des Hauptmanns, seine wohl einzige Schwachstelle in der Rüstung. Er röchelte erschrocken und griff nach seinem Hals, aus dem bereits Unmengen von Blut herausquollen. Er taumelte kurz, dann fiel er einfach um und blieb reglos liegen.

Ich blickte mich hektisch um und bemerkte, wie Morrigan den letzten Gegner mit einem Schock Zauber erledigte. Erleichtert seufzte ich und ging zu den anderen zurück.

Vorher jedoch hatte ich mit ein paar neuen Waffen eingedeckt…es war sowieso niemand da, der hätte protestieren können.

„Danke dass ihr ihn und seine Spießgesellen erledigt habt, der bellt hier schon seit Tagen herum. Sind alle Menschen so dämlich?“ Fragte der kleine Mann kopfschüttelnd.

„Die meisten.“ Sprach ich grinsend.

Der Zwerg nickte und lachte schallend.

„Mir gefällt eure Denkweise, Wächter. Doch was euer Anliegen angeht, so befürchte ich fast...dass Orzammar zurzeit außerstande ist das Versprechen euch gegenüber zu halten. König Endrin ist tot und die Versammlung kann sich nicht unter den infrage kommenden Kandidaten entscheiden. Dennoch dürft ihr und eure Gefährten passieren, dieses Siegel darf nämlich nur von der Versammlung gebrochen werden.“

Na toll…noch ein Toter? Inzwischen habe ich wirklich das Gefühl, dass alle, die wir um Hilfe bitten, entweder schon Tod sind oder kurz davor. Irgendwie frustrierend, trotzdem nickte ich dem Zwerg knapp zu.

„Seid bedankt. Na los! Lasst und keine Zeit mehr verschwenden!“ Rief ich und so traten wir in die atemberaubende Vorhalle der Zwergenstadt Orzammar.

Kaum waren wir in der Vorhalle zur Zwergenstadt, die durch hohe kunstvoll angefertigte Säulen gestützt wurde und von steinernen Statuen von Zwergenmännern und Frauen gesäumt war, ging das große Staunen los. Ich sah mich begeistert um, während Sten Fergus trug und Elissa und Alistair die beiden Mabari von ihrem Gespann lösten.

In der Stadt können wir wohl kaum den Schlitten noch ziehen Das würde einfach viel zu anstrengend und vermutlich auch auffällig werden. Ach, wir waren sowieso schon auffällig genug, aber provozieren muss ich es ja auch nicht gleich.

Neugierig besah ich mir einige der Statuen und bekam mit, wie zwei Zwerginnen über ein gewissen Paragon namens Branka sprachen. Als sie mich jedoch erblickten, eilten sie schnell von dannen.

Seltsam…heißen diese Statuen bei den Zwergen etwa Paragon? Mal wieder eine Extrawurst für die Höhlenbewohner. Typisch.

„Das sind die Paragons. Bemerkenswerte Ahnen, die die Zwerge vergöttern. Den Erbauer beten sie nicht an.“, sprach Alistair und ließ mich zu ihm aufblicken. Die Zwerge beten ihre Ahnen an? Interessant.

Während wir die hohe Halle durchquerten und auf das eigentliche Tor in die unterirdische Zwergenstadt zugingen, keimten Fragen in mir auf. Wenn der König dieser Zwerge tot ist und sie sich nicht einigen können, wer der nächste König wird, wie können die uns dann gegen die Verderbnis unterstützen? Ihre steineren Ahnen auf die Brut werfen? Dann haben die Staubfänger wenigstens noch einen Zweck, außer hässlich rumzustehen.

Dann durchschritt unsere Gruppe das gewaltige, steinerne, doppeltürige Tor und trat in eine vollkommen andere Welt. Hohe massiv aussehende Bauten waren in den Stein gehauen und in kleinster Feinarbeit verziert worden. Ich war so überwältigt von diesem Anblick, das ich tatsächlich kurz vergaß zu atmen. Die Zwerge waren wahrlich ein geschicktes, kleines Völkchen, die Legenden über sie stimmten.

Gerade wollte ich die anderen fragen, ob sie jemals so etwas Vergleichbares gesehen haben, da wurde meine Aufmerksamkeit von etwas anderem auf sich gelenkt. Auf einem Platz, nicht sehr weit weg von uns, gab es eine hitzige Debatte. Eine Gruppe von Zwergen mit erhitzten Gemütern stand sich gegenüber. Ich blickte skeptisch zu ihnen. Was war da los?
 

„Mein Vater hatte einen Sohn und er wird seinen Thron auch besteigen!“, brüllte ein junger, hellhaariger Zwerg aufgebracht.

„Euer eigener Vater, Behlen ... ließ mich noch an seinem Totenbett schwören, dass ich nicht zulassen dürfe, dass Ihr König werdet!“, entgegnete nun ein weiterer, deutlich älterer Zwerg hart.

„Sagt der Emporkömmling Harrowmont, der als Einziger dabei war, als mein Vater starb!“, knurrte nun wieder der Blonde.

„Hütet Eure Zunge, Behlen! Ich habe es nicht nötig, mir Vorteile durch Mord zu verschaffen!“, antwortete der Alte erbost.

„So solltet Ihr nicht mit dem Mann reden, der Euer König werden soll!“, schaltete sich jetzt ein dunkelhaariger Zwerg ein und ging mit gezogener Streitaxt auf Harrowmont los.

Einer der Zwergenkrieger im Gefolge des älteren Zwergs warf sich dazwischen und die Schneide der Waffe fraß sich knirschend durch die Rüstung und Fleisch des Unglücklichen. Als der Angreifende sie wieder herauszog, spritzte ihm das Blut nur so entgegen und der arme Teufel, der seinen Herrn hatte schützen wollen, sackte leblos zu Boden.

Der Mann namens Harrowmont war entsetzt zurückgetaumelt und dann gestürzt. Nun schalteten sich die Wachen ein, eilten schnell zu den Kontrahenten und scheuchte sie auseinander. Verwirrt hatte ich das ganze Treiben verfolgt und konnte nur den Kopf schütteln. Das war ja fast so schlimm wie im Gesindeviertel! Dass sie sich gleich gegenseitig an die Gurgel gehen, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Ich hatte ja gehofft sie würden sich höchstens mit Papierrollen bewerfen.

Ich blickte zu dem toten Zwerg am Boden. Die Papierrollen sind schärfer, als erwartet. Großartig…

Ich sah zu den anderen, die nicht weniger erschrocken dreinblickten. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns erst mal eine Taverne suchen und etwas trinken? Irgendwie habe ich Verlangen nach Alkohol.“

Die anderen willigten ein und nachdem wir uns umgehört hatten, fanden wir schließlich eine Taverne. Nachdem wir einige Zimmer gemietet haben, beschloss ich mich etwas umzuhören und mir den Aufbau der Stadt einzuprägen.

Orzammar war in vier Abschnitte unterteilt. In ein Ständeviertel, wo eigentlich reger Handel getrieben wurde, wenn nicht gerade Mord auf den Straßen stattfindet. Dann das Diamantenviertel, in welchem die adligen Lords und Ladies der Zwergengemeinschaft lebten und jetzt schon mein absolutes Hassviertel sein würde, auch wenn ich es noch nicht betreten habe. Pah, das es sogar bei den Zwergen Adlige gibt…abartig.

Zu finden waren jedoch dort auch der Palast, die Halle der Bewahrung und die Halle der Versammlung und genau dort mussten wir gezwungener weise auch noch hin. Der dritte Bezirk war das Tornei, eine Ansammlung von verschiedenen Arenen, in denen die Zwerge Streitigkeiten austrugen oder sich aber einfach nur so zum Spaß die dicken Schädel einschlugen. Es ist ja mehr als lustig, sich mal gegenseitig umzubringen, weil man ja nicht weiß wie der Tag sonst verstreichen soll. Nun ja wenn ich dabei sterben sollte, ist der Tag eh gelaufen.

Dann war da noch die Stadt des Staubs, die Slums von Orzammar. Dort hausten jene, die nichts hatten ... nicht einmal ein Leben. Es war das Reich der kastenlosen Zwerge, die gleichgesetzt wurden mit Dieben, Mördern, Halsabschneidern und ähnlichen Halunken. Seltsam…das kam mir verdächtig bekannt vor. Mit dem feinen Unterschied, dass bei uns im Gesindeviertel auch ziemliche Weicheier lebten, die nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun könnten. In der Stadt des Staubes wird es wohl um einiges gefährlicher sein als im Gesindeviertel.

Frustriert blickte ich zu der Rattenpisse, die die Zwerge stolz Bier nannten. Wie soll ich das Zeug nur herunterbekommen?

Ich hatte mich mit meinen Gefährten an einem großen Tisch versammelt und beschlossen, dass wir erst einmal ein paar Stunden ruhen sollten, ehe wir zu der Halle der Versammlung aufbrachen. Der Weg hierher war schließlich anstrengend und bevor ich freiwillig in ein Viertel der verdammten Adligen gehe, will ich mich erst einmal besaufen. Geht allerdings schlecht, bei der besagten Rattenpisse.

„Der Streit zwischen diesen beiden Zwergen war ziemlich heftig. Ich bin mir sicher das diese beiden sich um die Krone streiten.“, gab Leliana von sich, während sie seufzend ihre Haarsträhne neu flocht. Ich schloss die Augen und betete zum Erbauer, dass er meinen Geschmackssinn noch ein paar Jahre erhalten sollte, während ich mehrere große Schlucke des Zwergenbieres nahm.

Angewidert schob ich das halbleere Glas weg und musste ein Würgen unterdrücken. Nie.wieder.diese.Rattenpisse!

„Lasst uns das ein andermal besprechen…ich will nur noch schlafen.“, gab ich seufzend von mir und erhob mich bereits. Wenn ich etwas mehr geschlafen habe, bin ich auch dazu bereit mir dieses Gesöff und die Hau-Drauf-Politik der Zwerge anzutun.

„Ich begleite euch.“, sprach Zevran und folgte mir die Treppen hinauf, die ich bereits zu Hälfte erklommen hatte. Fragend sah ich zu ihm. Warum will er denn mitkommen?

Ehe ich ihn jedoch fragen konnte, hörte ich jemand schluchzen. Verdutzt stieg ich schnell die restlichen Treppen hinauf. Das schluchzen drang aus einem Zimmer, an welchem nur die Tür leicht angelehnt war.

Zevran seufzte leise und folgte mir fast schon unsichtbar. „Ich dachte ihr wolltet in euer Zimmer und euch hinlegen und nicht irgendeinem Gejammer folgen.“

Ich stieß meinen Ellenbogen leicht in seine Bauchgegend und hielt ihn an endlich still zu sein. „Das ist nicht irgendein Gejammer“, gab ich zu bedenken und schob leicht die Tür auf.

Ich sah in dem Zimmer ein seltsames Bild. Fergus Cousland lag auf einem Bett und schien immer noch im Fieberwahn zu sein, nicht weit davon entfernt entdeckte ich zwei Gestalten, die sich eng umschlingen und sich gegenseitig Trost spendeten. Zum einen konnte ich Elissa erkennen und dann Alistair.

Ich taumelte kurz überrascht zurück und stieß gegen Zevran, der mich augenblicklich an den Schultern festhielt. Der blonde Mann sprach immer wieder tröstend auf das Mädchen ein und strich dabei über ihren Rücken.

„Oho, sieh an. Der Templer und die Adlige. Wirklich dramatisch, nicht wahr?“, sprach Zevran amüsiert, während ich schnell den Blick von den beiden abwendete und so leise wie möglich die Tür hinter mir schloss.

Ich kam mir irgendwie so…verlegen vor. Es war als hätte ich einen gemeinsamen Moment der beiden zerstört. Etwas…

Grummelnd löste ich mich von Zevran und ging eilig in mein Zimmer.“Bitte…ich will meine Ruhe haben, Zev.“, meinte ich kurz angebunden und schloss dann einfach die Tür.

Frustriert ließ ich mich auf das Bett nieder und schlief augenblicklich ein. Jedoch wurde der Schlaf von blutrünstigen Träumen der Verderbnis gestört.

Mehr Alkohol, definitiv.

Streit um die Krone

Es war zum Verrücktwerden. In letzter Zeit habe ich so wenig Schlaf bekommen, wie vor 10 Jahren, als meine halbe Familie starb und Albträume mich plagten.

Und nun hatte ich wieder Albträume, allerdings waren sie beunruhigender. Besonders dann, wenn ich wild umschlungen mich mit Zev im Bett umher wälze, die nackten Körper eng aneinander gedrückt…und der Elf sich plötzlich in einen Hurlock verwandelt, der mir den Schädel einschlagen will.

Sehr prickelnd…

Grummelnd sah ich aus dem kleinen Fenster in meinem Gästezimmer und besah mir nochmals kurz Orzammar. Eine Stadt voller Zwerge, wenn nicht sogar die letzte Stadt der Zwerge. Oder gab es noch welche? Wenn dann…

Ein Klopfen an der Tür riss mich kurz von dem Anblick der Lava los, die sich heiß und drohend im Abgrund sammelte. Da müssen bestimmt schon welche reingefallen sein. Einmal zu sehr übers Geländer gelehnt und das war‘s…

„Was denn?“, murmelte ich eher zu mir selbst und öffnete schwungvoll die Tür. Zu meiner Überraschung stand Alistair vor mir. Er sah etwas erschöpft aus, was ich durchaus an seinen tiefen Augenringen erkennen konnte.

„Ich wollte fragen, ob ihr mit mir ein Bier trinken geht? Auch wenn dieses Gesöff nicht unbedingt als Bier zu betiteln ist.“ Er lächelte kurz schwach, während ich mir diesen unverkennbaren Geschmack wieder ins Gedächtnis rief. „In der Tat. Aber gerne, ich brauche sowieso etwas Ablenkung.“

Über Zevran nachzudenken bekam mir überhaupt nicht gut, zumindest jetzt nicht. Wenn diese ganze Sache hier mit diesen Zwergen bereinigt ist, kann ich gerne wieder über ihn nachdenken…auch wenn er sowieso in meinen Träumen rumspuken wird. Sehen werde ich ihn ja auch jeden Tag.

Wir gingen die schmale Treppe hinab, während ich schon deutlich das fröhliche Gejohle der Zwerge hören konnte. Ein wirklich trinkfreudiges und singfreudiges Völkchen, das nebenbei gerne die Keule schwingt um ungebetene Gäste den Schädel zu zertrümmern.

Hach ja, was bin ich froh das wir hier willkommen sind. Zumindest hat noch niemand die Waffe auf uns gerichtet…aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und bei meinem Pech, wäre das sogar vorstellbar.

Ich ließ mich mit Alistair in einer dunklen Ecke an einem alten Tisch mit zwei knirschenden Stühlen nieder. Außer Unmengen an Zwergen, war niemand anderes zu sehen. Vermutlich waren unsere Gefährten in ihren Zimmern, erkundeten Orzammar, oder weiß der Erbauer. Solange sich niemand zu sehr übers Geländer lehnt und dabei in die Lava fällt, ist es mir egal.

Wir bestellten uns besagtes Bier und schwiegen.

Kurz schielte ich zu Alistair, der seinen Blick jedoch auf die kleine Bühne richtete, auf denen die Zwerge jodelten und bei ihrem komischen Tanz fast auf die Nase flogen. Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe und musste kurz daran denken, als Alistair Elissa in den Arm genommen hatte und sie wohl tröstete. Oder war es vielleicht sogar mehr?

Ach, so ein Unsinn! Warum sollte mich das auch irgendwie interessieren? Das ist doch ihre Sache, auch wenn es irgendwie einen schalen Geschmack im Mund zurück lässt.

„Alistair?“, fragte ich und nahm einen kräftigen Schluck. Beim Erbauer, gleich bekomme ich vor Ekel Gesichtsverrenkungen. Aber immerhin wird der Geschmack nun überdeckt…wenn auch nicht unbedingt besser.

„Hm?“, kam es lediglich und er blickte mich wieder an.

Um nicht vollkommen in der Stille mit ihm zu verharren, fragte ich ihm einfach nach den anderen Grauen Wächtern. Schließlich war Alistair etwas länger bei den Wächtern gewesen als ich und müsste somit schon einige Bekanntschaften mit den Wächtern gemacht haben.

Zuerst fing er nur zögernd an zu erzählen, doch er wurde mit der Zeit immer reger und auch begeisterterer. Selbst ich musste schmunzeln, als er von einem der Wächter erzählte, der scheinbar alle locker unter dem Tisch saufen konnte, Alistair mit eingerechnet.

Es musste eine lustige Truppe gewesen sein, bis zu jenem Tag bevor Loghain…

Nachdenklich blickte ich in die Bierpisse, die ich bereits bis zur Hälfte geleert hatte. Das laute Gejohle um mich herum, nahm ich fast nicht mehr wahr, als ich kurz in meinen Gedanken versank.

Damals stand ich mit Loghain auf dem Schlachtfeld, weil ich mich gerade noch rechtzeitig vor dem Scheiterhaufen retten konnte. Es muss wirklich pures Glück gewesen sein, das ich dieses Ritual überlebt hatte. Und bei meiner Flucht laufe ich ausgerechnet Loghain in die Arme.

Und während ich bereits Pläne schmiedete zurück nach Denerim zu meiner Familie zu flüchten…da sah ich das Grauen, das Grauen das Ferelden heimsuchen würde. Die Verderbnis, die dunkle Brut. Noch nie hatte ich zuvor diese Ungetüme gesehen, es ja sogar für dumme Märchen gehalten, damit nervige Kinder endlich mal die Klappe halten vor dem Schlafengehen. Obwohl die Bälger dann wahrscheinlich nicht mehr schlafen können.

Aber nein…es war wahr gewesen. Die Schreie der Kämpfenden, das tiefe Knurren dieser Ungetüme, als sie sich gegenseitig abschlachteten, das hat sich so tief in mein Gedächtnis eingebrannt…und Loghain bläst einfach zum Rückzug. Er mit dieser riesigen Armee im Rücken.

Vor Entsetzen stellte ich mich ihm in den Weg und fragte ihn entgeistert, was das sollte. Als Antwort schlug er mich nieder und ließ mich als Nachspeise für die Dunkle Brut zurück. Reizend.

Als ich wieder aufsah und den Blick von Alistair suchte, sah ich dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch war. Schnell schob ich meine Gedanken beiseite und fraß sie erneut in mich hinein. Ich wusste, warum Alistair so miserabel aussah.

„Sie werden nicht in Vergessenheit geraten, Alistair, genauso wenig wie Duncan. Die Grauen Wächter sind Helden, und niemand bezichtigt Helden einfach so des Königsmordes ohne dafür zu bezahlen.“, sprach ich eindringlich. Loghain sollte für diesen Hochverrat bluten und das würde er auch. Durch meine Hand. Er hat mich verschont, das würde sein Todesurteil sein.

Er sah mich wieder an und nickte. „Ich…weiß. Schließlich müssen wir die Verderbnis beenden, die Zukunft von Ferelden liegt in unseren Händen und dafür sollten wir auch kämpfen. Aber…ein Teil von mir wäre gerne an Duncans Seite gewesen und mit ihm gestorben.“, sprach Alistair den letzten Satz leise aus.

Entsetzt schnappte ich sofort nach Luft. „Erzählt keinen Mist! Alleine schaffe ich das nicht! Wir brauchen dich und ich brauche dich besonders, wir werden diesem Erzdämon in seinem breiten Arsch treten!“ Schnell schnappte ich mir den Bierkrug und schütte den Rest eilig herunter.

„Komm…auf die Grauen Wächter…auf die Ehre aller Gefallenen in Ostagar“, sprach ich und sah wie Alistair mit Einklang. Er lächelte zögerlich und trank ebenfalls alles leer, während ich ihn eindringlich ansah.

Ich hätte nicht gedacht, das Alistair immer noch solche Gedanken quälten. Er wirkte immer so lustig und gelassen. Meistens zumindest.

„Ihr habt recht, es ist töricht so etwas zu sagen…ich wollte mich bedanken.“

„Schon gut, Alistair. Alles wird gut werden, wir werden Ferelden retten. Wir sind soweit gekommen. Wir zwei Pechvögel, das hat doch was zu sagen…der Erbauer mag uns.“ Ich grinste kurz und bestellte mir mein nächstes Bier.

„Wie hat Duncan euch eigentlich rekrutiert? Kam er in die Kirche, hat euch gesehen und dann…ha! Das ist genau der, den ich suche?“, fragte ich neugierig und grinste ihn kurz schelmisch an.

Er schüttelte kurz lächelnd den Kopf, während er mich wieder ansah. „Wollt ihr das wirklich hören? Ich dachte das mit den fliegenden Hunden aus Anderfels reicht euch.“

Sofort schüttelte ich den Kopf. „Aber nein, nichts als die ungeschminkte Wahrheit will ich hören. Von mir aus dürft ihr euch dabei auch etwas Aufregendes ausdenken, oder theatralisch werden. Nur erzählt endlich.“

Alistair grinste noch breiter. „Mir gefällt eure Denkweise. Also gut, dann lehnt euch zurück und lauscht.“

Kurz räusperte er sich, während ich ihn nun aufmerksam ansah. Ich war auf seine Geschichte wirklich gespannt.

„Zu Ehren der Grauen Wächter wurde ein Turnier abgehalten, bei dem die besten Kämpfer der Kirche ermittelt werden sollten. Templer aus ganz Ferelden drängten sich auf dem Hof, Templer in schimmernden Rüstungen und voll gerechter Leidenschaft und zweifellos war der Wille des Erbauers an jenem Tag allgegenwärtig. Und neben dem Kommandanten der Templer saß Duncan und beobachtete wachsam jene, die seine Rekruten sein würden.“

Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Krug und sah ihn unverwandt an. Alistair sprach sogleich weiter.

„Eigentlich waren noch drei Templer übrig, jeder für sich glorreicher als der andere. Doch Duncan schien unentschlossen, bis sein Blick plötzlich an mir hängen blieb. Ich durfte nicht an dem Turnier teilnehmen und stand deswegen abseits. Weil ich die Tage zuvor…nun ja etwas aus der Rolle getanzt war.“ Ein Grinsen schlich sich über Alistairs Lippen und ich musste ebenfalls grinsen. „Erzählt weiter.“ , bat ich ihn.

„Duncan schien mich kämpfen sehen zu wollen. Ich war nicht minder überrascht, als der Kommandant selbst, der mich zwar missmutig ansah, aber mir schließlich das Zeichen gab mitzukämpfen. Also schnappte ich mir einfach Schwert und Schild und trat auf das Schlachtfeld. Ich hatte einige besiegt, doch wurde ich stets grimmig angesehen. Es gefiel ihnen nicht, dass sie mich so spät noch zu dem Turnier zuließen. Aber ich verlor gegen die drei besten Templer.“

Alistair seufzte kurz auf. „Als das Turnier beendet war, wollte Duncan mich rekrutieren.“

Überrascht sah ich drein. „Was? Aber ihr habt ja gar nicht gewonnen…ich dachte die Grauen Wächter nehmen nur die Besten.“, sprach ich etwas verwirrt und auf Alistairs Gesicht bildete sich erneut ein Grinsen.

„Das habe ich Duncan auch gesagt, aber seine Antwort darauf werde ich nie vergessen. ‚ Ich habe weder das Turnier gefordert noch die Rekrutierung als Preis angeboten. Ich kam hierher, weil ich einen Krieger mit Charakterstärke suchte, und ich glaube, ich habe einen gefunden"

Verblüfft sah ich ihn an doch Alistair trank nun ebenfalls sein Bier in einem Zug leer. „Ich holte schnell meine Sachen und verschwand noch in derselben Nacht mit Duncan.“

Ich lächelte Alistair an. „Eine großartige Geschichte. Duncan war ein großartiger She-, ich meine Mensch. Ich bin ihm dankbar, dass er euch rekrutiert hat.“

Fast wieder Shem gesagt!

Alistair nickte kurz und sah mich eindringlich an, nachdem er erneut sein Bierkrug geleert hatte. „Und ich bin dankbar dafür, dass er euch rekrutiert hat. Alleine würde ich das niemals schaffen. Ihr gebt mir die Kraft das durchzustehen.“

Etwas verlegen sah ich kurz zu Boden, während ich kurz mit meinen Füßen scharrte. Irgendwie hatte sich gerade mein Fluchtinstinkt gemeldet.

„Danke.“, sprach ich leise und blickte in meinen leeren Bierkrug. Das Gesöff schmeckte langsam…nämlich nach nichts und das war besser, als wenn es nach Pisse schmeckt. Wahrscheinlich sind nun doch meine Geschmacksnerven abgestorben.

„Kommt ihr mit? Wir müssen noch zu der Halle der Versammlung.“, sprach der Blonde auf einmal.

Stimmt! Dort wollte ich ja auch hin. „Gut dass ihr das erwähnt, ich hätte es beinahe vergessen.“

Hastig stand ich auf und lief mit Alistair Richtung Ausgang während sich auf seinen Lippen bereits ein Grinsen bildete. Verdammte Vergesslichkeit!

Während wir an den Tischen vorbei gingen und meine Gedanken gerade bei den Zwergen und ihren Problemen kreisten, schlug mir auf einmal jemand auf den Hintern.

Sofort drehte ich mit drohend um und erhob meine Faust. Wer war das?! Etwa Zev??

„Du perverser…!“, drohte ich bereits und starrte kurz darauf verblüfft auf einen rothaarigen Zwerg, mit verstrubbeltem Haar, langem Bart und einer Alkoholfahne, die wohl alles in den Schatten stellte was ich je bis jetzt gerochen hatte. Inklusive die nach Backfisch stinkenden Huren an den Docks. Sofort hielt ich mir vor Ekel den Mund zu. Aber zum Glück war ich ja schon einiges gewöhnt…aber nicht alles. Säufer hatten wir ja auch im Gesindeviertel genug.

Der Zwerg rülpste laut und grinste mich anzüglich mit blutunterlaufenden Augen an. „Hehehehe, w-woolllt ihr..euusch mit eurn süßen Hintern nicht zu mir setzschen, Schätzschen?“, lallte der Zwerg lauthals, was mich dazu brachte meine Hand sofort an meine Klinge zu legen. Was….war das für ein missratener Spruch?! Zevran…war da viel…besser.

„Vorher schneid ich euch, euren Bart ab…“, drohte ich grummelnd und der rothaarige Zwerg schwankte gefährlich auf seinem Stuhl und sah mich dabei grinsend an.

Doch ehe ich mich versah, kippte er einfach lallend vom Stuhl und blieb dort glucksend liegend. Ich legte meine Stirn in Falten und verschränkte die Arme vor der Brust. Erneut stieg mir der starke Alkoholgeruch in die Nase. Was für eine Schnapsleiche.

Als kleinen Rachefeldzug könnte ich doch trotzdem den Bart noch abschneiden. Gibt eine böse Überraschung wenn er wieder aufwacht…

„Alles in Ordnung?“, fragte Alistair und blickte nun ebenfalls auf den Zwerg hinab. Ein leises Lachen ließ mich zum Tresen blicken. Ein Zwerg funkelte mich belustigt an, etwas genervt fuhr ich mir durch die Haare.
 

„Wer ist diese Schnapsdrossel?“, fragte ich verstimmt.
 

„Nehmt es ihm nicht übel, Salrokka! Das ist Oghren. Er gehörte einst der Kriegerkaste an und war ein geachtetes Mitglied in Orzammar, hätte sein eigenes Haus gründen können, doch seht ..., was der Alkohol aus ihm gemacht hat. Das Schicksal hat es bis jetzt nicht gut mit ihm gemeint. Seine Frau wurde über Nacht ein Paragon und eines Morgens war sie einfach mit ihrem kompletten Haus in die Tiefen Wege gezogen, allerdings ohne ihn. Seitdem gilt sie als verschollen.“

Verstehe…natürlich absolut richtig sich im Alkohol zu ertränken. Beim Erbauer…ich muss hier raus.

Schnell verließ ich mit Alistair die kleine Taverne und atmete erst einmal tief ein. Frische Luft hier zu finden, war jedoch vergebens. Bäume gab es hier nicht…nur Stein. Unmengen an Stein.
 

Ich lief mit Alistair in das Diamantenviertel der Stadt, kurz gesagt das Viertel, in dem diese hochnäsigen Adligen lebten. Es unterschied sich gar nicht großartig von Daheim. Diese Leute trugen feine Kleidung und waren gepflegter als der Rest der Gesellschaft. Oh, ich verfluche das Diamantenviertel! Natürliche durften dieses Viertel nur die Reichen und die Grauen Wächter betreten.

Alles lief jedoch anders als erwartet. Die Zwerge brauchen ihren König und anders als an der Oberfläche können die Lords und Ladys ihren König wählen. Das Blut spielt hier überhaupt keine Rolle. Doch die Fronten waren so sehr verhärtet, dass selbst ich Probleme hatte mich sofort festzulegen.

Der vorherige König Endrin starb vor wenigen Monaten. Er hatte es nicht verkraftet, dass zwei seiner Söhne getötet wurden. Wobei der Jüngere der beiden, den Älteren wohl getötet haben soll und dieser daraufhin in die Tiefen Wege verstoßen wurde. Nun war von den drei Brüdern nur noch Behlen übrig, doch es kursierten Gerüchte, dass er seinen Vater vergiftet haben soll und seine Brüder gegeneinander aufgehetzt hat. Lord Harrowmont versprach am Sterbebett des Königs zu verhindern, das Behlen der neue König werden würde.

Tja. Nun hauen sie sich gegenseitig die Köpfe ein und sind immer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. Doch beide plagte ein großes Problem. Durch den Tod des Königs haben sich einige Schurken gedacht Geschäfte abzuwickeln. Die Wachen waren sowieso gerade unorganisiert.

Wer auch immer die Carta, so nannte sich der Verein von Mördern und Dieben, auslöschte, würde bei beiden zunähst erst mal Gehör finden. Das klang erst einmal gut.

Also hatte ich mich am nächsten Tag mit meinen Gefährten zu dem Armenviertel der Stadt aufgemacht. Dieser Teil der Stadt trug den wunderschönen Namen Stadt des Staubes. Es zeigte mal wieder wie überaus zuvorkommend die untere Schicht der Bevölkerung behandelt wurde. Schon allein der Name bedeutete, dass du nichts weiter bist als Dreck.

Es war eine verdreckte, eingefallene Gegend. Überall lagen Bettler und Säufer im Dreck und bettelten. Einige waren stark durch Krankheit gezeichnet, sodass durchaus die Gefahr einer Epidemie bestand.

Das kam mir schmerzlich vertraut vor…

Dass die Zwerge ihre eigenen Leute wie Ungeziefer behandelten wunderte mich. Wir waren Elfen…wir waren keine Menschen. Verständlich das wir nie gleichberechtigt sein würden wie die Menschen. Wir würden immer der Abschaum der Gesellschaft bleiben.

Wütend biss ich meine Zähne zusammen und stieg über ein totes angefressenes Tier hinüber. Es hatte Ähnlichkeiten mit einem zu groß geratenen nackten Hasen.

Angewidert blieb ich stehen und blickte mich kurz aufmerksam um, als wir endlich auf einem größeren Hof ankamen. Der Geruch von Krankheit und Tod hing schwer schwebend in der Luft und schnürte mir kurz die Luft ab.

Vielleicht…war das Gesindeviertel gar nicht so übel. Immerhin haben wir Bäume…

„Das ist ja furchtbar. Ich hätte nie gedacht…“, fing Wynne hinter mit vorsichtig an und sah zu dem alten Zwerg, dessen linkes Bein seltsam verdreht aussah.

„Die Armen, der Armen. Wie passend. Wir sollten uns Umsehen, der Zugang zur Carta muss hier irgendwo sein.“, stimmte Zevran gelassen ein. Anscheinend war er nicht wirklich entsetzt.

Sten sagte überhaupt nichts. War ja auch nicht anders zu erwarten.

Wir sahen uns alle aufmerksam um, fragten sogar die Zwerge nach der Carta, aber diese wurden gleich hysterisch und schrien, sie wüssten von nichts. Nun…verdächtiger ging es nicht mehr. Hier war definitiv was im Busch…oder im Stein. Pflanzen gibt’s hier nicht.

Mein Blick fiel wenig später auf eine Zwergin die uns aufmerksam musterte und kurz grinste. Dabei entblößte sie ein paar verfaulte Zähne.

Sofort ging ich auf sie zu. Vielleicht weiß die Alte ja etwas? Selbst wenn, sie wird bestimmt etwas haben wollen….

Die Alte sah mich aufmerksam an und musterte mich von oben bis unten. Ihre zerlumpte Kleidung unterstrich nur umso mehr ihre erbärmliche Erscheinung. Von dem fettigen und zerzausten Haar abgesehen.

„Ihr…kommt nicht von hier, kleine Elfin und dennoch sehe ich dass wir in den selben Welten leben, nicht wahr?“ wisperte sie mit heiserer Stimme. Sie klang etwas fiebrig.

Dieselben Welten? Könnte stimmen…seltsame kleine Zwergin…

„Wo ist der Eingang zur Carta?“, fragte ich sie und ging vor ihr in die Hocke. Ihre braunen Augen glitzerten kurz, als sie erneut grinste.

„Meine Hübsche, diese Information kostet. Wie viel seid ihr bereit zu geben?“

War klar…Geld regiert diese gierige Welt.

„Geld. Fünf Silberlinge um genau zu sein. Sollte die Information, jedoch nichts wert sein bezahle ich die Informationen mit Zinsen zurück. Wenn ihr versteht was ich meine…“

Erst etwas locken und dann einschüchtern…das müsste klappen. Zumindest hat es im Gesindeviertel immer geklappt.

Die Zwergin seufzte einmal schwer und streckte sich kurz. „Also gut…“ Sie holte aus einer Seitentasche einen vergilbten, abgenagten Fingerknochen hervor und legte ihn mir in die Hand.

Etwas angewidert besah ich mir den Knochen, dann sah ich wieder zu der Zwergin, die kurz auf eines der eingefallen Häuser zeigte. „Den Fingerknochen müsst ihr in den Türschlitz stecken, dann öffnet sich die Tür und ihr kommt direkt zur Carta. Nun her mit dem Geld!“, bellte sie mich beinahe schon an. Doch ziemlich hungrig…

Kurz besah ich mir die Bruchbude und warf der alten Zwergin dann ihr Geld zu Boden. Sofort sammelte sie es schnell ein. Mir entgingen dabei die gierigen Blicke der anderen Zwerge nicht.

Wynne sah etwas reumütig zu der Zwergin, doch ich eilte schnell zu der Tür und musterte sie skeptisch. Eigentlich sah die Tür auch danach aus, einfach eingetreten zu werden. Schon wäre ich drin…

Ich entschied ich aber dazu bei dem Spiel mitzuspielen und steckte den Fingerknochen in den Türschlitz. Sofort öffnete sich die Tür.

„Die Zwerge sind wirklich komisch…dafür gibt es Schlüssel.“, murmelte ich eher zu mir selbst. Zevran öffnete die Tür und schritt vor. „Ich gehe voran, um Fallen zu entdecken.“

Gute Idee…denn es stellte sich heraus das der Gang, den wir nun hinuntergingen, absolut im Dunklen lag. Ich hatte einige Probleme mich zu orientieren. Hinter mir hörte ich Wynne leise murmeln, die anscheinend Probleme hatte, sich im Dunklen zu orientieren.

„Ich könnte uns etwas Licht spenden…“, fing sie an. „Allerdings würden wir dann auch schneller von anderen entdeckt werden.“, fügte die ältere Magierin warnend hinzu.

Gerade wollte ich ihr davon abraten, da öffnete Zevran plötzlich eine Tür. Sofort erstarben die Gespräche die eben noch aus dem Raum drangen.

Neugierig drängte ich mich neben Zevran, der etwas amüsiert zu den Zwergen blickte, die uns eher misstrauisch beäugten. Sie waren zu sechst und bewaffnet.

Großartig…

„Passwort?“, murmelte der Zwerg mit dem dunklen Bart knurrend.

Das kann nicht sein…der denkt doch nicht wirklich wir gehören zur Carta?? Wir sehen nicht im Entferntesten wie Zwerge aus!

Aber wenn er so dumm ist, mache ich gerne mal mit! Mal sehen ob er Spaß versteht. Ich grinste amüsiert.

Die Anführerin dieser hohlen Bande soll eine gewisse Zwergin namens Jarvia sein.

Ich räusperte mich kurz. „Ehm…Jarvia lutscht Eidechseneier?“ ,fragte ich freundlich und sah sofort wie der Zwerg puterrot im Gesicht wurde und nach seiner Axt griff.

Schade, ich dachte er sieht es mit Humor. „Schlachtet sie!“ sprach der Zwerg grollend.

Wir kämpften gegen diese wildgewordene Zwergen Truppe, die uns aber bald nichts mehr entgegenzusetzen hatten und wenig später geschlagen am Boden lagen. Jedoch trug ich einige garstige Schnittwunden davon. Wer hätte denn gedacht, das diese kleinen rundlich wirkenden Zwerge, so schnell sein können?

„Hm, das war noch nicht alles.“ , sprach Zev während er seine Klinge an der Rüstung eines toten Zwerges säuberte. Kurz musterte ich ihn.

Egal! Die werden alle niedergemacht, schließlich sind es nur Zwerge. Bis jetzt hatten sie mich noch nicht wirklich überzeugt…doch das sollte sich wohl bald ändern. Zumindest konnte ich es mir schon irgendwie denken. Nichts lief hier einfach wie geschmiert…denn es passiert schnell dass du dadurch auf die Nase fällst.

Wir gingen den Gang weiter entlang, trafen manchmal auf Mitglieder der Carta, die wir sofort niederschlugen und mehr, oder weniger unbeschadet überstanden. Zum Glück war Wynne bei uns und heilte Verletzungen sofort. Zevran sorgte dafür, dass wir nicht in irgendwelche Fallen gerieten.

Dennoch…von Jarvia war nirgends eine Spur. Grummelnd öffnete ich die nächste Tür die uns in diesem verzweigten Tunnelsystem bot und erblickte eine Art Gefängnis.

„Die Carta hat viele kleine Spielräume, nicht wahr?“ ,sprach Zev dicht an meinem Ohr, sodass ich schnell in den Raum huschte. Muss er mich immer so erschrecken?? Ich warf ihm kurz einen ärgerlichen Blick zu, was ihn widerum dazu brachte amüsiert zu grinsen.

„Hey! Könnt ihr mich raus lassen?“

Überrascht sah ich auf, als ich hinter den Gitterstäben eine junge Zwergin entdeckte. Sie hatte langes braunes Haar, welches sie sich zu einem Zopf gebunden hatte. Auf ihrer rechten Wangen ragte das Zeichen der Kastenlose. Ihre stahlblauen Augen richteten sich funkelnd auf mich, wechselten dann jedoch schnell zu Zevran. Kurz kräuselten sich ihre Lippen.

„Wer seid ihr?“, fragte ich und kam langsam näher. Das Kleid der Zwergin war an manchen Stellen aufgerissen, ebenso waren viele Blutergüsse auf ihren Oberarmen und Beinen zu erkennen. Auf ihrem verschmutzen kantigen Gesicht bildete sich ein abfälliges Lächeln.

„Natia Brosca.“, meinte die Zwergin schlicht und musterte nun Sten und Wynne. „Ich habe noch nie erlebt, dass jemand bei der Carta eingebrochen ist. Die meisten die es versucht haben, liegen verrottend später in der Gosse.“

Kurz darauf sah sie mich wieder an. „Ihr wollt zu Jarvia, huh? Ich kann euch den Weg zeigen…“

Wynne sah kurz unsicher zu mir. „Das könnte eine Falle sein. Wir sollten lieber…“ Doch weiter kam die Magierin nicht, denn Natia fiel ihr lauthals dazwischen.

„Nein! Ich werde dieser verdammten Schlampe die Eingeweide rausreißen! Lasst mich raus und ich helfe euch…“ Die Mordlust in ihren Augen behagte mir nicht, doch sie log nicht.

„Warum seid ihr hier?“, hakte ich misstrauisch nach. Es muss ja schließlich was bedeuten, wenn Mörder und Gesetzlose ihre eigenen Leute sogar wegschließen. Kehle aufschlitzen ist doch viel leichter.

Ihre stahlblauen Augen richteten sich vielsagend auf mich. „Weil ich einen Fehler begangen habe, aber ich werde ihn richten. Lasst mich einfach raus und ich helfe euch.“

Klang ja vielversprechend. Aber immerhin würde sie uns den Weg zeigen…und eventuell für Ablenkung sorgen. Ich habe sowieso keine Nerven mehr, hier in diesem Labyrinth rum zu irren.

Sollte sie trotzdem ein falsches Spiel mit uns spielen…nun dann wird sie ganz schnell lernen, das ich eine schlechte Verlieren bin.

„Sten, behaltet sie im Auge.“, sprach ich zu dem Hünen, als ich die Verliesstür öffnete. Der Schlüssel lag zum Glück nicht weit entfernt. Sofort trat Natia mit einem bösen grimmigen Blick hinaus. Sie wirkte angespannt. Kurz sah sie sich abschätzend um und fand schließlich das, was sie sie gesucht hat.

Als sie zwei Dolche nahm, die an der Wand hingen, entspannte sie sich langsam. Das Gefühl von zwei tödlichen Klingen in ihren Händen brachte ihr zusehends Sicherheit. Abwartend sah ich zu ihr, doch sie drehte mir immer noch den Rücken zu.

Erst als ich sie kurz kichern hörte, drehte sie sich langsam um. „Warum soll der Riese eigentlich auf mich aufpassen? Es kann genauso gut auch dieser gutaussehende Elf tun.“

Ich hätte dieses kranke Miststück in der Zelle verrotten lassen sollen.

Natia sah grinsend zu Zev, der ebenfalls das Grinsen erwiderte. „Das könnte ich schon tun, meine Liebe…ich lasse euch nicht aus den Augen.“

Skeptisch sah ich zwischen den beiden hin und her. Was sollte das denn heißen? Nicht aus den Augen lassen….

Spinner. Gereizt sah ich zu dem Assassine, der amüsiert zu mir sah. Findet der das etwa lustig?!

Ich Schritt voran und murmelte nur leise vor mich hin. „Jetzt zeigt uns endlich den Weg zu dieser Jarvia!“

Bevor ich die Geduld verliere. Und ich war kurz davor….dämliche Zwergin. Warum rege ich mich eigentlich so auf? Ach…ach! Gleich rollen ein paar Köpfe…

Grummelnd kickte ich einen Helm beiseite, der scheppernd gegen die Wand flog. Wie ich doch diese Unterwelt hier hasse! Einfach zu viel Stein.

Ich brauche dringend wieder etwas Sonnenlicht, etwas Wärme. Auch wenn draußen gerade Winter ist, Hauptsache ich spüre Sonnenstrahlen auf meiner Haut.

Erbauer…innerlich seufzend folgte ich Natia, als sie grinsend an mir vorbei ging und uns so den Weg zeigte. Stumm folgte ich ihr und beobachtete nebenbei, wie sie immer wieder zu Zevran hinübersah und ihm zuzwinkerte.

Die soll bei ihrem Zwergen bleiben…von mir aus, kann sie den Säufer in der Taverne nehmen…ich zeige ihr auch gerne den Weg dorthin. Der wird sie mit seinem versoffenen Charme um den Finger wickeln….

„Kallian? Alles in Ordnung? Ihr wirkt so angespannt.“, fragte Wynne leicht verwirrt und sah mich an, während ich kurz meine Klingen schärfte. Es wird Zeit, dass Blut fließt.

Leicht schüttelte ich den Kopf und starrte stur auf den Rücken von Natia. „Ich will nur endlich gegen diese Jarvia kämpfen und dafür sorgen, dass diese Zwerge uns endlich zuhören.“

Zugehört hat Alistair und mir jedenfalls keiner. Verderbnis? Ach, die Überleben wir schon.

Idioten.

Natia währenddessen strich kurz bewundernd über Zevrans Oberarm und warf ihn dabei einen frivolen Blick zu.

Elende…! Sofort wurde der Griff um meinen Dolch fester und wollte ihn in die Hand dieser verdammten Zwergin rammen. Was fällt ihr ein, einfach Zev zu betatschen?!

Doch auf einmal blieb die besagte verruchte Zwergin vor einer weiteren Tür stehen.

„Hier müsste Jarvia sein…ich hoffe ihr könnt es mit ihr aufnehmen. Ohne dabei natürlich gleich eure schöne Visage zu beschädigen.“, sprach die Brünette und sah sofort zu Zev auf, der eines seiner Dolche grinsend zog.

„Ein paar Narben an den richtigen Stellen, sind nicht schädlich...im Gegenteil. Ich zeige einige von meinen euch dann später gerne.“, schnurrte der Assassine schon leicht.

Brodelnd schlug ich einfach die Tür auf, als ich an den beiden vorbei trampelte. „Jarvia!“, rief ich knurrend.

Wir befanden und in einem großen alten Raum, welcher von vier Säulen gestützt wurde. Von der Decke hingen Spinnweben. Putzen ist bei denen anscheinend ein Fremdwort.

„Na sowas. Wen haben wir denn hier?“, rief eine weibliche Stimme, deren Zynismus fast schon triefend in der Luft hing. Angespannt sah ich mich um, und entdeckte in den dunklen Ecken Zwerge hinaus treten. Darunter wohl auch deren Anführerin. Eine Zwergin im mittleren Alter mit kinnlangen Haaren trat aus der Dunkelheit und musterte uns kurz skeptisch.

Das sah übel aus…es waren mindestens 20 verdammte Zwerge. Wir waren nur zu viert…nun gut, dieses Zwergenmiststück war ja auch noch dabei. Trotzdem war es miserabel…

„Jarvia, du Hure. Nachdem du Behrat nun endlich im Schlaf umgelegt hast, denkst du doch nicht etwa wirklich, das du es schaffst die Carta anzuführen, oder?! Ich werde dir zeigen, was wirkliche Schmerzen sind…“, sprach Natia drohend und zog ihren Dolch. Genüsslich leckte sie langsam mit ihrer Zunge die Klinge entlang und sah Jarvia dabei amüsiert an.

Etwas entgeistert wich ich von ihr zurück, während selbst Wynne ein Schaudern über den Rücken lief. „Erbauer“, hauchte sie entsetzt.

Na ganz toll…ich hätte ja jetzt gesagt Natia war zulange in der Sonne, aber das war wohl eher unwahrscheinlich. Dämliche Zwerge.

Doch ehe ich es mich versah, sprang die verrückt gewordenen Zwergin vor und lieferte sich einen harten Kampf mit Jarvia, die ebenfalls ihre Dolche zog.

Ihre Klingen knallten hart aufeinander und hinterließen ein Klingeln in meinen empfindlichen Ohren. Doch wenn die beiden schon mal anfangen…mache ich mit Freuden mit! Meine angestaute Wut muss abgekühlt werden.

Schnell zog ich mein Schwert und Dolch, während Wynne bereits eine steinerne Faust auf einen der angreifenden Zwerge aufschlagen ließ. Ich sprintete an Sten vorbei, der sein gewaltiges Langschwert zog und mit seinem unheimlichen Blick die Zwerge fixierte, welche sogar vor Schauder kurz erstarrt blieben.

Ich nutzte die Gelegenheit und rammte einem der abgelenkten Zwerge, meinen Dolch in die Kehle. Sofort spritzte mir Blut entgegen und die anderen Zwerge erwachten lauthals aus ihrer Starre. Doch ehe einer mir seine Axt zwischen die Rippen schlagen konnte, hatte Sten den besagten Zwerg bereits zweigeteilt.

Kurz nickte ich ihm zu und stürmte auf drei Bogenschützen zu. Dabei konnte ich knapp einem Pfeil ausweichen, welcher mich beinahe zwischen die Augen getroffen hätte.

Wie verdammt unfreundlich von diesen Zwergen! Sofort rammte ich mein Schwert durch die Lederrüstung eines Zwerges, welcher mir kurz röchelnd noch seinen Bogen ins Gesicht schleudern wollte. Ehe er es sich jedoch versah, flog sein Kopf im hohen Bogen durch den kargen Raum.

Plötzlich ertönte ein kurzer Schrei, was mich dazu brachte sofort herumzuwirbeln. Natia lag verletzt am Boden und Jarvia grinste abfällig, während sie ihren Dolch bereits ins Genick der anderen Zwergin drückte.

„Hättest du es mit Leske nochmal getrieben, wärst du vielleicht entspannter geblieben, Brosca.“ , spottete die ältere Zwergin höhnisch.

Hektisch sah ich mich kurz um. Wynne heilte gerade eine Verletzung von Zev, während Sten erbarmungslos einige Zwerge niedermähte.

Jetzt war es ein guter Zeitpunkt! Ich steh als einzige frei!

Sofort stürmte ich auf Jarvia zu und stieß sie grob von Natia fort. Kurz überschlug ich mich mit ihr und versuchte dabei meinen Dolch in sie zu rammen. Dummerweise verlor ich ihn jedoch bei dem Überschlag.

Bedauerlicherweise wurde ich jetzt auch noch von Jarvia niedergedrückt, die hektisch atmend auf meinem Bauch saß und meine Handgelenke zu Boden drückte.

Böse sah ich zu dem Weib und versuchte mich irgendwie von ihr, durch wildes Strampeln zu befreien.

Warum gehen meine Pläne eigentlich immer nach hinten los?!

Kurz musterte mich die Zwergin, dann sah sie mich kühl an, was mir bei ihrem Gesichtsausdruck fast einen Schauer über den Rücken jagte.

„Meine Hübsche…ich werde dir die Zähne ausschlagen und sie dann als Halskette tragen.“

Fast stockte mir der Atem und ich biss sofort meine Zähne zusammen während ich sie entsetzt ansah. Ist die noch bei Sinnen?! Soll die doch ihre eigenen nehmen!

„Und dann…mal sehen. Eine Elfenhure können wir immer gebrauchen.“, hauchte sie grinsend in mein Ohr. Anscheinend genoss sie den Moment der absoluten Macht.

Plötzlich jedoch stockte ihr der Atem und sie röchelte leicht. Meine Augen weiteten sich, als ich die Klinge entdeckte die aus ihrer Brust ragte. Ihr Lebenssaft floss bereits langsam die Klinge hinab.

„Vielleicht hättest du Leske nicht töten sollen, dann wäre ich entspannter geblieben du verdammtes Miststück.“ , hörte ich eine tiefe grollende Stimme und entdeckte hinter Jarvia stehend Natia. In ihrem Blick lag so viel Hass und Vergeltung, dass ich kurz schlucken musste.

Schwungvoll zog Natia ihre Klinge aus dem Oberkörper von Jarvia. Die ältere Zwering rang um Luft, während bereits Blut aus ihrem Mund floss und sie schwer röcheln ließ.

Dann kippte sie einfach um und blieb japsend liegen. Schnell erhob ich mich angewidert und beobachte die Zwergin dabei, wie sie verzweifelt nach Luft rang.

Natia jedoch grinste boshaft. „Na, wie ist das Jarvia? Dieses Gefühl, wenn sich die Klinge langsam zuzieht um deine Kehle? Wie du spürst das dir alles entrinnt…“

Ich dachte immer ich wäre eventuell schadenfroh oder gar gemein. Aber was diese verrückte Zwergin da tut, grenzt ja schon an Folter! Ich habe meine…Gegner immer einen schnellen Tod bereitet.

Kurz musterte ich Natia, wie sie gebannt, ja fast schon gierig jeden Atemzug von Jarvia mit verfolgte…bis es dann schließlich keinen mehr von ihr gab.

Die Blutlache unter der Zwergin sprach für sich.

Als die anderen Zwerge bemerkten, dass Jarvia tot war, stürmten sie sofort davon.

Sten, Wynne und Zevran gesellten sich zu mir, während ich kurz Zevrans Blick auf mir ruhen spürte. Etwas verstohlen blickte ich auch zu ihm.

Was schaut er denn jetzt auf einmal? Was ist mit der Zwergin?

Natia jedoch sah zu mir und musterte mich knapp. Jarvia hatte ihren Oberschenkel getroffen, doch die Blutung war nicht weiter schlimm.

Die junge Zwergin grinste kurz amüsiert. „Wollt ich ein Bier? Ich geb eine Runde aus.

Die Tiefen Wege

„Also die Tiefen Wege, wie? Was für ein verseuchter Ort. Dort wimmelt es nur so vor dunkler Brut, die in der Dunkelheit warten. Und da unten gibt’s viel Dunkelheit. Die Hand vor Augen, wirst du nicht sehen können, Salrokka. “

Grimmig blickte ich in meinen kleinen Krug - in dem sich ausnahmsweise mal kein Alkohol befand - und hörte widerwillig Natia zu.

Diese Kastenlose Zwergin, die wir unten in einem Kerker in Jarvias Versteck gefunden hatten, war bereitwillig mit uns gekommen. Und seit geraumer Zeit redet sie ununterbrochen, außer sie trank gerade dieses widerwärtige Zwergenbier. Sie erzählte mir alles über Orzammar und die miserable Situation in der sie steckte.

Ihre Schwester Rica erwartet das Kind von Prinz Behlen, einen der Kandidaten für den nächsten König, der wahrscheinlich seinen Bruder und Vater getötet haben soll. Er will eine neue Reform bringen, eine in der die Kastenlosen Zwerge ebenfalls kämpfen können, arbeiten und generell Orzammar dienen können, wie der Rest der Zwergengesellschafft.

Allerdings war Behlen ein verdammter Hurensohn, so hatte Natia ihn genannt. Schließlich hat er seinen Vater getötet und seinen Bruder in einen Hinterhalt gelockt, nachdem er den anderen Bruder getötet hatte.

Ein gerissenes Schlitzohr. Ein verdammt gerissenes. Seine Methoden waren Rabiat, gnadenlos und dennoch erfolgreich. Sein Kontrahent Horrowmont hingegen war ziemlich schwach…der konnte nicht mal für Einigkeit in seinen eigenen Reihen sorgen, denn dort herrschte Durcheinander.

„Wie dem auch sei“, sprach die Zwergin einfach weiter, trank ihr Bier mit einem Zug leer und rülpste darauf laut, was mich wiederum skeptisch zu ihr blicken ließ. „Ihr benötigt jemanden der sich dort unten auskennt, jemand der Euch den Weg zu Branka weißt. Wenn Ihr den Paragon mitbringt sollte die Frage geklärt sein wer König wird. Ein Paragon weiß auf alles einen Rat, die sind ja schließlich verdammt Weise…oder so. Jedenfalls ist das meistens so, sonst wäre die ja keine Paragon geworden. Also wenn Branka noch leben sollte…seit drei Jahren ist sie in den Tiefen Wegen um angeblich den Amboss der Leere zu suchen, der-..„

Doch mit einem Mal wurde Natia unterbrochen, als einer der Zwerge in dem Gasthaus laut grölend von der kleinen Tribüne fiel und dabei die halbe Einrichtung in Mitleidenschaft zog.

Eindeutig zu tief ins Glas geguckt. Seine Kameraden jedoch halfen ihm lachend wieder auf.

Amüsiert lachte die Zwergin neben mir auf und betrachtete das ganze Geschen mit einem breiten Grinsen. „Diese Männer…nur Bier, Kämpfe und Weiber im Kopf.“, sprach sie fast schon schwelgend, wenn nicht dieser kleine Funke des Spottes in ihren Augen lag.

Kurz beobachtete sie die Männer noch, dann richtete sie den Blick auf einmal auf mich.

„Ich würde Euch gerne begleiten Salrokka, aber Kastenlosen ist es nicht gestattet die tiefen Wege zu betreten. Wir dürfen ja nicht mal furzen, ohne das halb Orzammar uns daraufhin steinigen will.“

Angeekelt blickte ich kurz in meinen Krug. Beim Erbauer, lass sie bloß nicht ihre Abdünste abgeben. Das wäre die Krönung des Tages, oder Nacht. Hier weiß man schließlich nicht wie spät es ist.

Natia grinste wieder und strich sich kurz durch ihr zerzaustest Haar. „Aber Ihr sagtet, Ihr seid ein Grauer Wächter. Das bedeutet es ist Euch natürlich gestattet die tiefen Wege zu betreten. Allerdings solltet Ihr wirklich einen Zwerg mitnehmen, der sich dort unten auskennt. Sonst kommt Ihr wohl nie wieder zurück, oder seid doch sehr lange unterwegs. Jahre oder Jahrzehnte, keine Ahnung.“

Ich seufzte leise frustriert. Das war doch großartig!

Welcher Zwerg, sollte sich uns anschließen? Welch dämlicher Zwerg, wohlgemerkt? In Orzammar herrscht Chaos, die tiefen Wege sind voller dunkler Brut und eine Verderbnis steht bevor.

Sollte man diese Banalitäten einmal außer Acht lassen…die Suche nach Branka, einem Paragon, der seit zwei Jahren in den tiefen Wegen herumläuft, scheint noch aussichtsloser. Jahre könnte man nach ihr suchen…

„Ein Bier“, sprach ich grummelnd zu dem Wirt.

Es war einfach wieder frustrierend. Verdammt frustrierend. Ich hatte nicht die geringsten Anhaltspunkte, wo sich diese Zwergin aufhalten sollte. Nur das sie gerade in den tiefen Wegen ist.

Natia musterte mich derweil aufmerksam und strich sich eine fettige Haarsträhne aus dem Gesicht. Es entging mir nicht, aber ich hatte nicht das geringste Bedürfnis nachzufragen. Diese Zwergin raubte mir sowieso den letzten Nerv.

Ihr Geschnatter ist nicht weiter störend, schließlich bin ich das auch von Leliana gewöhnt. Aber diese Zwergin plabbert so schnell und laut, dass meine empfindlichen Ohren gewiss Schaden nehmen werden.

Eigentlich könnte ich ja auch darüber hinweg sehen, wenn sich diese…diese…

Ich knurrte fast, als ich mir mit einem Zug die Bierpisse meine Kehle runter zwang. Ein Bild entstand augenblicklich vor meinen Augen. Nämlich jenes als Natia sich erneut an Zevran anschmiegt und ich ihr daraufhin meinen Dolch in den Rücken ramme. Vorher kotze ich mich jedoch aus.

Hoffentlich ist an dieser Blutigen Fantasie nur das dämliche Bier Schuld.

Frustriert massierte ich kurz meine Schläfe, um die kommenden Kopfschmerzen irgendwie abzuwimmeln. Seit ich in Orzammar war, plagten mich die Alpträume der dunklen Brut schlimmer als sonst, auch Kopfschmerzen meldeten sich häufiger.

Vermutlich, weil die dunkle Brut nicht weit entfernt war. Sie hauste ja in den tiefen Wegen und stiften nichts weiter als Unruhe. Ich konnte sie mehr denn je spüren…

Und schon war das nächste Problem. Was wäre, wenn die letzten beiden Grauen Wächter in den tiefen Wegen einfach sterben? Getötet durch dunkle Brut, herabfallendes Geröll, oder sich wegen einem Nervenzusammenbruch selbst die Klinge geben?

Ich fuhr mir fahrig durch mein Haar und stierte auf einem Punkt auf der Theke. Das kann ja schließlich alles passieren. Auch wenn es dramatisch klingt.

„Salrokka? Du siehst komisch aus…wie wär‘s mit noch einem Bier? Aber du musst bezahlen, ich hab nichts.“

Ruckartig stand ich schnell auf und starrte entschlossen die Wand gegenüber an, Natias skeptisches Grunzen, dabei ignorierend.

Es gibt nur eine Möglichkeit! Und das wurde mir nun schlagartig bewusst.

Im nächsten Augenblick wurde die Tür der Taverne geöffnet und Alistair, Leliana und Wynne kamen mit neuer Verpflegung hinein marschiert. Ihre Rucksäcke bis zum Überlaufen gefüllt.

Es war gut, dass sie nun endlich hier waren. Ich hatte schon bedenken, dass es nichts mehr zu kaufen gibt in Orzammar, da ja die Oberflächenzwerge nicht mehr eingelassen werden um Handeln zu können. Aber anscheinend gab es doch noch ein Vorrat, die sich die Zwerge Orzammars angelegt hatten…und was wir wohl nun restlos verbraucht hatten.

Alistair lächelte mich an als er mich erblickte, während ich krampfhaft versuchte das Lächeln zu erwidern. Schließlich müsste ich ihm gleich etwas erzählen, was ihn wohl gar nicht gefallen wird.

Eilig ging ich zu meinen Freunden und nahm Wynne den schweren Rucksack ab. Das plötzliche, schwere Gewicht auf meine Schultern, ließ mich beinahe umfallen. „Was beim Erbauer, habt ihr da eigentlich alles gekauft?“, fragte ich überrascht.

Die ältere Magierin antworte leicht lächelnd. „Großteils Wasser. Nur getrocknetes Nug Fleisch. Die Zwerge meinten es würde köstlich schmecken.“

Was bei Andrastes Brüsten ist ein Nug??

Ich hatte nicht die geringsten Vorstellungen, dass es hier unten außer Zwerge und stinkender dunkler Brut sogar andere Lebewesen gibt. Und anscheinend nicht verderbt, sonst könnte man diese Nug schließlich nicht essen.

Nachdenklich besah ich mir den schweren Rucksack und war kurz versucht hineinzuspähen und mir dieses Trockenfleisch anzuschauen. Vielleicht war es doch nur dunkle Brut und die Zwerge wollten sich einen Spaß mit uns erlauben?

„Diese armen, kleinen, flauschigen Tiere. Sie sehen so niedlich aus, am Liebsten würde ich eines mitnehmen.“, gestand die rothaarige Bardin traurig, während sie bereits auf den Weg zu ihren Zimmern waren.

Flauschige, niedliche Tiere? Doch keine dunkle Brut…außer die würden dann mit Watte werfen.

Grummelnd ließ ich den schweren Rucksack sinken und wies Wynne an Leliana zu folgen. Den Rucksack würde ich dann hoch schaffen, nachdem ich mich mit Alistair unterhalten hatte.

Und das wurde zusehends ein Problem…jedoch eher für mich. Alistair wird vermutlich mit in die tiefen Wege wollen. Aber das wäre ziemlich unklug, wenn wir beide gehen würden.

Solange nur ich da unten sterbe, gibt es immer noch Alistair der das Ganze zu Ende bringen kann. Auch wenn der Gedanke, in den tiefen Wegen zu sterben Unbehagen bei mir auslöste. Umgeben von dunkler Brut die mich vermutlich in Stücke reißen….argh, weg mit diesem düsteren Gedanken!

Ich stand vor Alistair und sah aufmerksam zu ihm hinauf. Es war manchmal wirklich störend, zu ihm hochzublicken, schließlich war er fast drei Köpfe größer als ich.

Etwas amüsiert sah er auf mich hinab. „Was ist denn?“

Ich atmete tief ein. „Ich wollte nur sagen, dass ich allein in die tiefen Wege gehe. Natürlich nehme ich noch welche mit, wäre also nicht ganz allein….aber zumindest ein einzelner grauer Wächter. Das ist schließlich sicherer, wenn ich…nicht wiederkomme…dann müsst Ihr das beenden Alistair!“

Eindringlich sah ich zu ihm auf und bemerkte seinen entsetzten Blick. „Was? Seid Ihr von Sinnen? Ich-..„

Doch ich ließ ihn nicht weitersprechen und schüttelte den Kopf, als ich ihn unterbrach. „Verdammt, Alistair! Ich hab die Hosen voll, wenn ich ehrlich bin! Ganz allein dort unten, überall Gefahren und stinkende Monster. Aber wenn wir beide da unten sterben, wird die Verderbnis ganz Thedas dahinraffen…nun gut, zumindest erst mal Ferelden.“, lenkte ich kurz nachdenklich ein und tippte mir gegen die Wange. Vermutlich würden andere graue Wächter den Erzdämon erschlagen, bevor dieser auch noch Thedas vernichten würde. Aber Ferelden…wäre nichts weiter als Asche.

Der ehemalige Templer sah missmutig auf mich hinab, schwieg jedoch. Kurz blickte er zur Seite und ballte seine Hand zur Faust. Etwas schien ihn deutlich zu missfallen und endlich konnte er sich dazu aufraffen, es auszusprechen. „Verlangt Ihr etwa von mir, das ich das ganze allein zu Ende bringe, wenn Ihr…nicht wiederkommt?“

„Ja“, antwortete ich prompt.

„Was? Aber ich kann das nicht alleine tun! Ich kann nicht allein gegen die Verderbnis antreten!“, widersprach Alistair sofort entsetzt.

„Warum nicht?“, fragte ich ehrlich verwirrt.

Alistair sah mich ebenso verwirrt an und geriet erst mal ins Stocken. Etwas fassungslos sah er mich an und bekam kein Wort über die Lippen. Er wusste den Grund doch nicht.

Leise seufzte ich und legte den Kopf leicht schief. „Ich versuch zu überleben. Vater sagte mir immer, dass meine Entführer mich am folgenden Tag wieder freilassen würden. Glücklicherweise wurde ich nie Entführt…naja bis auf einmal. Vielleicht ist die dunkle Brut auch so nervenschwach.“, sprach ich unsicher lachend und strich mir schnell eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Das meine Gedanken wieder kurz zu Vaughn glitten, als dieser und seine Adligen Speichelleckerfreunde mich, Shianni und die anderen Brautjungfern entführten, machte mich kurzzeitig wütend.

Es machte mich wütend, dass ich meine Gedanken schon wieder an dieses Aas verschwendete. Dieser Idiot entführte mich…und gab mich dann weniger freiwillig zurück. Aber wie gesagt…meine Entführer haben nichts zu lachen. Und dazu wird sich auch bald die dunkle Brut gesellen.

„Ich…respektiere Eure Entscheidung. Auch wenn ich sie nicht gutheiße…“, gab Alistair zu bedenken.

Immerhin etwas.

Entschlossen nickte ich ihm zu. „Keine Sorge! Ich habe bereits das perfekte Team zusammengestellt um der Brut so richtig einzuheizen!“

Der blonde Mann sah mich skeptisch an.

„Zuerst Morrigan. Wenn ihre Feuerbälle die Brut nicht in Asche verwandelt, oder ihre eisigen Blicke sie gefrieren lässt…dann fangen diese Monster spätestens bei ihrem bissigen Kommentaren an zu heulen.“

„Das wäre durchaus möglich.“, gab er belustigt zurück.

„Zweitens Zevran. Er ist so geschickt mit seinen Waffen und zudem kann er perfekt mit dem Schatten verschmelzen. Und da unten wird’s reichlich Schatten geben, weswegen er also geräuschlos aus der Dunkelheit zuschlagen kann.“

„Ich habe meine Bedenken, dass er nicht nur bei der dunklen Brut zuschlagen wird“, murmelte Alistair eher zu sich selbst.

„Was?“

„Wer kommt noch mit?“ , fragte er schnell weiter.

„Und zum Schluss…natürlich Hasso! Er ist stark, treu und verdammt mutig. Er reißt die Biester entzwei bevor die auch nur irgendetwas von sich geben können. Zudem ist Hasso schön weich und beim Schlafen durchaus nützlich. Er hält warm und passt nebenbei noch auf, das keine dunkle Brut kommt.“

Kurz machte ich eine Pause. „Zudem ist er ein guter Fährtenleser. Er wird uns bestimmt den Weg zurück nach Orzammar weisen.“

Fast schon stolz sah ich zu Alistair auf. Diese Zusammensetzung war einfach meisterhaft! So gesehen idiotensicher! Eigentlich dürfte in den tiefen Wegen nichts weiter Dramatisches passieren.

Aber da ich ja leider unter chronischen Glücksmangel leide….ach, wird schon gut werden!

„Hey, Salrokka! Ich find die Zusammensetzung gut. Da wird die Brut einiges zu kauen haben!“, grölte Natia belustigt und lehrte erneut einen Krug.

Grummelnd schielte ich kurz zu der Zwergenfrau, die sich bereits das nächste Bier bestellte. Natürlich alles auf meine Kosten.

Der ehemalige Templer nickte zaghaft, als würde er sich nochmal alles durch den Kopf gehen lassen. „In Ordnung“, stimmte er nun zaghaft hinzu, was mich wiederum kurz erstrahlen ließ.

Immerhin sagte er nicht, dass das ganze zum Scheitern verdammt war. Ein gutes Zeichen!

Zufrieden sah ich zu ihm. „Dann bereite ich alles vor!“ Schließlich war es langsam an der Zeit, diesen Paragon zu finden. Wenn der sich nun für einen König entscheidet, gibt dieser König mir wiederum eine Armee und diese Armee wird die dunkle Brut zurück in die Finsternis jagen!
 

Nachdem wir alles zusammengepackt hatten, uns von unseren rechtlichen Gefährten teilweise tränenreich verabschiedet hatten, ging es nun zu den tiefen Wegen.

Ich hatte glücklicherweise noch eine Karte bekommen von den Zwergen, die mir die Stelle markierten wo sich Branka, der Paragon, angeblich aufhalten sollte.

In den Todesgräben.

Ermunternd und aufbauend. Hätten sie es nicht einfach anders benennen können? Nicht immer gleich so niederschmetternd.

Aber zumindest war ich nun vorgewarnt. Grimmig steckte ich die Karte ein und schulterte nochmal meinen schweren Rucksack.

Ich müsste mir noch etwas einfallen lassen, das Teil schnell fallen zu lassen, um so geschickt und schnell dem Angriff der dunklen Brut auszuweichen.

Gerade wollte ich mit Morrigan, Zev und Hasso das große steinerne Tor, welches von einigen Zwergen bewacht wurde betreten, da lief uns ein rothaariger Zwerg in Rüstung entgegen.

Er sah uns direkt an, während ich etwas verwirrt stehen blieb. In meinem Kopf ratterte es bereits heftig, als mir diesen Zwergen besah. Er kam mir irgendwie bekannt vor.

Augenblicklich schlug mir ein beißender Geruch entgegen, was mich dazu brachte entsetzt nach Luft zu schnappen und mir die Nase zuzuhalten.

Selbst Morrigan und Zev, die dicht bei mir standen würgten kurz und gaben missbilligende Geräusche von sich.

„Oghren…“ , stellte ich genervt fest und beobachtete den Zwerg grimmig. War er etwa wieder auf dem Weg in die Taverne, um sich zu besaufen? Schließlich schien er das ja ständig zu tun.

Er brummte kopfschüttelnd. „Ihr seid ein grauer Wächter?! Dann sind die auch nicht mehr das, was Sie einmal waren. Die nehmen wohl mittlerweile auch schon jeden auf! Ihr seht anders aus als erwartet“, knarzte der Zwerg.

Angesäuert sah ich zu ihm, während meine Augen zu schlitzen wurden. Der wagt es? Immerhin bin ich nicht jeden Tag in einer Taverne und besauf mich! Nur jeden dritten Tag…

„Was habt Ihr denn erwartet, Oghren?“, knirschte ich.

„Nun, eher eine vollbusige Schönheit, mit einer kleinen Nase, hohen Wangenknochen, blonden Haaren und blauen Augen! Und nicht so ein ... elfisches Weibsbild, ohne Oberweite. Hahahaha!“, meinte der stinkende kleine Zwerg und lachte schallend.

Dieses….dieses….Ich ballte meine Hände zu Fäusten und erdolchte diesen besoffenen Idiot mit meinen Blicken. Ich würde ihm den Bart abschneiden, oh ja! Wenn nicht jetzt dann später, wenn er seinen Rausch ausschläft. Dieser stinkende Nichtsnutz! Kurz glitt mein Blick unauffällig an mir herunter.

Hab ich wirklich keine Oberweite?? Erbauer, du verdammter…Geizkragen!

Drohend ging ich auf ihn zu und legte bereits meine Hand auf meinem Dolch. Er wird jetzt schon Haare lassen! Wer weiß ob ich überhaupt zurückkomme, da erledige ich es lieber gleich!

„Also?! Wollen wir gehen, Wächter?“, fragte Oghren plötzlich.

„Wohin, Zwerg?!“, knirschte ich erneut und zog meinen Dolch.

„Na, in die tiefen Wege! Ich hörte, dass ein Wächter hinunter will, um nach dem Paragon, Branka, zu suchen. Und ich werde Euch begleiten“, entschied der Zwerg und blinzelte zu mir hoch.

Ich blieb stehen und starrte ihn ungläubig an. Meinte der das etwa ernst??

„Folgen mir nicht schon genug bewaffnete Irre?!“, gab ich bissig zurück. Morrigan hinter mir schnaubte kurz entrüstet.

„Hehehe. Na also, was macht da schon einer mehr oder weniger aus? Glaubt mir, ich kenne Branka und ich weiß, wonach sie in den tiefen Wegen gesucht hat. Ohne mich werdet Ihr sie nicht finden, Wächter.“

Das klang einleuchtend. Ich war eh schlecht im Karten lesen, da ich generell schlecht lesen konnte.

„Ihr kennt Euch dort unten aus?“, fragte ich skeptisch.

Der Zwerg grinste. „Wie in meiner eigenen Hose, wenn Ihr versteht, was ich meine – hehehe.“

Ich verzog das Gesicht. Oh Erbauer! Bitte nicht noch so einer! Das ist ja ekelhaft!

Und mit dem dann allein in diesen dunklen Höhlen? Wenn der nun auf die Idee kommt…argh, verdammte Vorstellungskraft!

„Es schaut so seltsam. Wehe es kommt in meine Nähe.“, stellte Morrigan kühl fest und setzte sich in Bewegung.

Der Zwerg jedoch lachte nur grölend und stampfte voran. „Folgt mir, Wächter!“

Frustriert sah ich zu Oghren und holte sicherheitshalber meine Karrte erneut hervor. Dieser dauerbesoffene Zwerg kann sich doch nicht so gut in den Höhlen auskennen.

Eher können Schweine fliegen! Aber immerhin hätten wir einen Führer…auf den wir uns nicht verlassen können.

„Das könnte interessant werden, nicht wahr?“, fragte Zevran neben mir, während ich genervt die Buchstaben auf der Karte zu entziffern versuchte.

„Interessant? Dieser Zwerg ist abartig! Ich habe schon gehört, dass Zwerge gern Saufen aber der riecht dazu auch noch wie eine ganze Brauerei plus Abdünsten die ich nie zuvor meiner empfindlichen Nase antun wollte!“

Endlich hatte ich es geschafft unser erstes Ziel zu entziffern. Wir mussten zuerst Caridins Kreuzung erreichen.

Nachdenklich fuhr ich mit meinem Finger die Karte entlang.

Dann müssten wir zum Orthan-Thaig gelangen und dieser soll vor dunkler Brut nur so wimmeln. Gerade wollte ich die Karte zurückstecken, da ergriff Zev meine Hand und steckte die Karte einfach ein.

Entrüstet sah ich zu ihm. „Was soll denn-...?!“

Doch ehe ich mich beschweren konnte, hatte er seine Lippen auf meine gelegt und brachte mich so zum verstummen.

Überrascht sah ich in seine goldenen Augen, doch in diesen blitzte plötzlich der Schalk auf.

Schnell löste ich mich von ihm und versuchte dabei meine glühenden Wangen zu unterdrücken. „Unverbesserlich! Dann…behaltet sie doch! Von mir aus könnt Ihr sie auch gerne einrahmen lassen“ , sprach ich sarkastisch.

Zevran grinste nur süffisant und leckte sich kurz genießerisch über die Lippen. „Ihr solltet weniger von diesem Bier trinken. Sonst werde ich den Geschmack ständig auf Euren Lippen kosten.“

Kurz grummelte ich und stampfte schließlich frustriert zu. „Das war jetzt keine Einladung, oder?“

Schließlich war Alkohol das einzige bei mir, das die Angst halbwegs bekämpft. Allerdings wäre ich wirklich froh, wenn ich wieder richtiges Bier trinken könnte…und nicht diese verdammte Pisse!

„Es gibt auch ganze andere Stellen, die ich gerne kosten würde. Nur die Lippen wäre zu…eintönig.“

Etwas schneller als zuvor durchlief ich das Tor und trat in die Dunkelheit. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass jeder mein glühendes Gesicht in der Dunkelheit sehen konnte.
 

Inzwischen waren wir vermutlich schon seit Stunden unterwegs. Ich wusste es nicht mit Sicherheit, denn das Zeitgefühl schien mir hier völlig zu entgleiten.

Aber wir kamen gut voran, auch wenn ich es zuerst bezweifelt hatte das der Zwerg uns überhaupt auf den richtigen Weg bringt. Doch dank seiner Hilfe erreichten wir in kürzester Zeit Caridins Kreuzung.

„Das hier ist Caradins Kreuzung. Wenn wir diesem Weg hier folgen, dann sollten wir meines Wissens nach bald in den alten, verlassenen Thaig seines Hauses kommen,“ brummte unser stinkender Führer, blieb stehen und blickte zu mir hoch.

„Mir gefällt dieses „sollten“ nicht, Oghren. Seid Ihr Euch sicher?“, meinte ich grummelnd. Kurz sah ich mich um. Wir waren hier sehr tief unter der Erde, überall nur Stein…und dunkle Brut. Zum Glück sind wir auf letzteres noch nicht getroffen. Aber sollten wir uns verlaufen, wird das kein gutes Ende nehmen.
 

„Nun ... eine gute Frage. Sicher sind nur zwei Dinge, nämlich, dass ich wieder mal den Bronto schmieren muss und dass ich am Ende dieses Tages betrunken bin.“
 

„Können wir es endlich töten? Den restlichen Weg finden wir auch allein!“, knurrte Morrigan genervt und beäugte den Zwerg eiskalt.

„Dann stinkt er noch mehr ...“, seufzte ich frustriert.
 

„Es ist unmöglich ihn nicht zu riechen. Ob tot…oder lebendig“, sprach Zevran.
 

Ich grummelte. Vielleicht könnten wir den Zwerg im Wasser ertränken. Dann hätten wir zwei Schmeißfliegen mit einer Klappe geschlagen.

„Nun geht voraus Oghren. Und führt uns durch dieses verdammte Labyrinth aus Gängen, Hallen und Höhlen, bevor ich den Verstand verliere!“, sprach ich genervt und fixierte ihn.

Er zuckte nur gelassen mit den Schultern und ging los.

Angesäuert beobachtete ich ihn und hielt ab und an Ausschau. Es behagte mir nicht, dass wir immer noch nicht auf dunkle Brut gestoßen waren. Bei einer Verderbnis müsste es nur so vor denen wimmeln. Doch bis jetzt war nichts zu sehen.

Und das machte mich nervös. Entweder wir gingen in die falsche Richtung, oder wir hatten einfach nur Glück.

„Hey, Wächter!“, rief Oghren nach einer Weile, als wir schon wieder ein gutes Stück gegangen waren.

„Hey, Oghren!“ , rief ich lustlos und blickte zu dem Zwerg vor. Ich bildete mit Morrigan das Schlusslicht, während Oghren allein voran lief.

„Wie ist das so als Wächter? Ein elfisches Weibsbild wird wohl kaum die Ärsche der dunklen Brut aufreißen können!“

Ich grummelte erneut. „Wie kommt Ihr denn dazu, das anzuzweifeln?“

Der Zwerg lachte lauthals. „Hehe, weil ihr ein zierliches Elflein seid! Die verkriechen sich doch immer kreischend!“

„Ich nicht“ , gab ich trocken zurück. Meistens zumindest nicht.

Oghren schien dem Erbauer sei Dank, erst mal nichts weiteres Produktives von sich geben zu wollen. Doch leider irrte ich mich.

„Ah, wir müssen anhalten! Ich muss mal kurz den alten Bronto leeren und-..„

„Ja, schon gut wir rasten hier!“, sprach ich frustriert und beobachtete wie der Zwerg nun eilig davon wackelte. Das kommt davon, wenn man zu viel säuft. Irgendwann ist dann nun mal…der Bronto voll.

Erbauer!

Grummelnd ließ ich mich auf den kalten Steinboden nieder und kramte in meinem Rucksack umher. Wenn wir schon eine Zwangspause einlegen, kann ich auch etwas essen. Ich wollte sowieso dieses ominöse Nug Fleisch kosten.

Morrigan indes blickte sich argwöhnisch um und lief manchmal unruhig auf und ab. Es schien ihr absolut nicht zu behagen hier zu ruhen, wo doch hinter jeder Ecke dunkle Brut lauern konnte.

Mir ging es da ähnlich…allerdings knurrte mein Magen.

Gerade wollte ich in das Trockenfleisch beißen, welches ich nun in den Händen hielt, als ich neben mir ein Winseln vernahm. Skeptisch schielte ich zur Seite und blickte in Hassos große traurige Augen.

„Nein“, sprach ich bestimmt und öffnete bereits den Mund.

Wieder ein tiefes winseln kombiniert mit großen traurigen Augen. Innerlich murrte ich.

„Elender Vielfraß“, sprach ich frustriert und schob ihm das Trockenfleisch ins Maul rein. Sofort fing er an es gierig runter zu schlingen.

Begeistert schmatzte er und sah mich schwanzwedelnd wieder an.

Schmunzelnd strich ich über seinem massigen Kopf. Anscheinend könnte er glatt noch ein Stück verputzten.

Hasso ließ sich einfach neben mir nieder und schmiegte sich an mich. Seinen großen Schädel legte er auf mein ausgestrecktes Bein und schmatzte kurz zufrieden.

Lächelnd strich ich über seinen Rücken. Er war ein lieber Hund, ein sehr lieber sogar. Auch wenn er einen strengen Geruch hat…nun ja ich werde ihn noch einmal baden. Irgendwann mal.

Leise Schritte näherten sich mir, so dass ich aufsah und zu Zevran aufblickte. Er sah mich amüsiert an und setzte sich dann einfach neben mich.

Allerdings wurde er dabei genau von Hasso beobachtet. „In Antiva haben wir auch Hunde.“, begann der Elf auf einmal und sah dabei amüsiert zu Hasso herab. Dieser hob seinen Kopf und sah fragend zu dem Assassinen auf.

„Allerdings fressen sie nur den Müll von den Straßen und werden generell nicht besonders gut behandelt.“

Hasso knurrte leise und fixierte Zevran genau. Tröstend strich ich über Hassos Kopf.

„Du hast also großes Glück, dass du hier in Ferelden lebst. Hier werden die Hunde verehrt und nicht in den Straßen totgetreten.“

Hasso bellte glücklich und schmiegte seinen massigen Schädel erneut an mein Bein. Schmunzelnd kraulte ich in seine Ohren und blickte dann zu Zevran, der mich grinsend ansah.

Irgendetwas heckte er doch wieder aus…

„Ich habe eine Frage an Euch. Wie bewandert seid Ihr in Dichtkunst? Vornehmlich der aus Antiva“, fragte der blonde Elf und legte einen Arm um meine Schultern und zog mich näher zu sich heran.

Etwas überrascht sah ich zu ihm auf. Dichtkunst? Ich konnte mich nicht daran erinnern, je ein Gedicht gehört zu haben. Vater hatte zwar versucht mir eines vorzutragen, doch irgendwie habe ich es nur noch Stückchenweise in Erinnerung. Wahrscheinlich war ich mal wieder eingeschlafen…

„Ich weiß nichts über Dichtkunst“, gestand ich und sah betreten zu Boden. Vermutlich hat schon jedes Mädchen ein Liebesgedicht von den einen oder anderen Verehrern gehört.

Doch wenn nie ein Verehrer da war…hielten sich auch die Gedichte in Grenzen.

Kurz hörte ich Zevran leise belustigt auflachen. „Ihr werdet nach dem folgenden Gedicht, noch weniger über Dichtkunst wissen. Es wurde mir von einem ziemlich reichen Opfer vorgetragen“

Er räusperte sich, während ich neugierig zu ihm hinaufsah. Ich musste gestehen dass ich etwas neugierig auf das Gedicht war. Zumal Zevran nicht unbedingt den Eindruck machte, besonders schnulzig veranlagt zu sein.

Vielleicht geht es ja darin um eine Unsterbliche und tragische Liebe? Oder ein heimliches Treffen von zwei Liebenden…vielleicht auch um Bienchen und Blümchen…?

„Lieder von heißem Atem auf meiner Brust,

Lieder von sanftem Stöhnen in meiner Näh‘,

Lieder von Händen, verkrampfend vor Lust,

Lieder wie ich dich in meinem Bette seh‘“ , hauchte der Elf nun verführerisch mit dunkler Stimme in mein Ohr, sein heißer Atem strich über meine Haut. Seine Hand strich meinen Rücken hinab zu meiner Hüfte, während ich erneut mein Herz laut in der Brust hämmern hörte. Diese verdammte Vorstellungskraft…das…ist…

Knallrot starrte ich zu Boden.

„Ach herrje...“, kam es lediglich kleinlaut über meine Lippen. Ich war nicht mal sicher, ob er es wirklich gehört hatte.

„Oh, ich weiß schon, unfassbar das sie dachte ich würde sie deswegen verschonen. Wir haben natürlich trotzdem das Lager geteilt, das versteht sich ja von selbst. Trotzdem musste sie sterben.“

Sofort verschwand der Scham aus meinem Gesicht, stattdessen machte sich nun Entsetzten breit. „Ihr habt sie trotzdem getötet??“

Das konnte er doch nicht ernst meinen! Schließlich hat er mit ihr geschlafen…und…nun…da muss es doch Gefühle gegeben haben. Nicht gleich Liebe, aber irgendetwas!

Zevran sah mich etwas fragend an. „Nun…ja. Aber erst nachdem wir das Lager geteilt hatten, oder haltet ihr mich für ein Monster? Es ist ja nicht so, dass sie keinen Spaß hatte. Es gibt weitaus unangenehmere Arten, seine letzten Stunden zu verbringen.“

Kopfschüttelnd sah ich zu Boden und seufzte leise.

Ich würde es nicht fertig bringen mit Zevran zu schlafen und ihn dann einfach die Kehle aufzuschlitzen. Das klang ziemlich kalt von ihm…

Wahrscheinlich war sie nicht sein erstes Opfer. Den Beruf als Krähe, werde ich niemals freiwillig wählen können, dafür bin ich wahrscheinlich doch zu sensibel.

„Schön zu wissen, dass Ihr ein Berufsethos habt“, sprach ich leise und blickte ihm wieder in die Augen.

Kurz musterte er mich wissend, dann blickte er kurz zu Oghren, der wieder angewackelt kam. „Es hat mich durchaus Überwindung gekostet, das gebe ich zu. Aber für das Gedicht war es schon den Aufwand wert.“

Ich seufzte eher missmutig. Aber immerhin schien es ihn doch nicht ganz so leicht zu fallen, möge diese Frau nun von Andraste geleitet werden.

Auf einmal strich Zevran sacht über meine Wange, was mich wiederum zu ihm blicken ließ. Er grinste erneut.

„Ich dachte ein schlüpfriges Gedicht würde Euch ein bisschen aufheitern. Ihr saht so…unglücklich aus. Ein wenig schmeichelhafter Ausdruck, für ein so schönes Antlitz“, hauchte er in mein Ohr.

Verlegen blickte ich zur Seite und biss mir kurz auf die Lippen. Ich werde doch nicht zu Wachs in seinen Händen! Wenn er denkt, ein paar kleine schlüpfrige Gedichte und Schmeicheleien würden mich ihm gefügig machen, irrt er gewaltig!

Dennoch war ich kurz überrascht. „Ihr…findet mich schön?“

Er grinste wieder und sah mich funkelnd an. „Wer würde das nicht? Die Kirche soll mich dafür verbrennen, aber Ihr seid eine Frau, die in Männern wie Frauen, Begehrlichkeiten weckt. Ich versuche aus jeder Situation in die ich gerate, das Beste zu machen und dabei Vergnügen zu haben. Meistens bin ich gut damit gefahren. Ihr könntet das auch lernen“, schlug er mir amüsiert vor.

Was für ein Angebot. Grimmig schielte ich zu ihm und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich werde es mir merken“

Zevran lachte kurz und erhob sich dann. „Ihr könntet meinen Rat auch missachten, wenn man bedenkt wohin mich meine Großartigkeit gebracht hat.“

Kurz schmunzelte ich. Ohne Zweifel…ein Hang zum Narzissmus hatte er wohl schon immer. Aber das zeichnet ihn auch aus.

Der Elf bot mir seine Hand an und ich ergriff diese lächelnd. Schwungvoll zog er mich hoch, doch ich verlor in dem Moment das Gleichgewicht und hielt mich erschrocken an Zevran fest, als ich gegen diesen stieß.

Seine Hände fanden erneut zu meiner Hüfte, während er amüsiert in meine Augen blickte. Diese wurden größer, als er sich leicht zu mir herabbeugte und seine Lippen nur wenige Zentimeter von meinen getrennt waren.

„Hey, Wächter! Wenn Ihr mit fummeln fertig seid, könnten wir endlich weiter gehen und der dunklen Brut endlich die verdorbenen Schädel einschlagen!“, kam es grunzend von Oghren, als dieser blöd grinsend an uns vorbei watschelte.

Erschrocken löste ich mich schnell von Zev, und sah entrüstet zu dem verdammten Zwerg. „Wir fummeln nicht!“, sprach ich hitzig.

„Noch nicht so ganz“, bestätigte Zevran frustriert.

„Dem Erbauer sei Dank, ich werde mir das gewiss nicht mit ansehen.“, kommentierte Morrigan kühl.

Hasso bellte einmal laut.

„Lasst uns endlich weiter gehen, verdammt!“, rief ich frustriert und schulterte meinen schweren Rucksack. Das Ganze war sowieso schon peinlich genug für mich! Da müssen die anderen nicht noch ihre Kommentare dazu abliefern.

Oghren lachte dreckig, während er voraus ging. Zähneknirschend ging ich neben ihm und starrte stur nach vorn. Dieser Zwerg zieht verdammt stark an meinen nicht vorhandenen Nerven!

„Zwerg? Noch ein Wort und ich schneide Euch den Bart ab!“
 

Nachdem wir nun wieder einige Zeit gelaufen waren, blieben wir nun an einer alten, steinigen Brücke stehen. Die Brücke führte uns über eine große, dunkle Schlucht. Vermutlich lauert in der Dunkelheit die Brut. Zuzutrauen wäre es ihr, schließlich sind wir bis jetzt auf keine gestoßen…und das sorgt nicht unbedingt dafür, dass meine Anspannung sank.

„Ja, wenn wir nun über diese Brücke gehen sollten wir zum Orthan Thaig gelangen. Da bin ich mir fast sicher.“, sprach Oghren und nahm einen tiefen Zug aus seiner Feldflasche, an der er schon die letzten Stunde lutschte wie ein Säugling an der Brust seiner Mutter. Was für ein passender Vergleich, wie ich schmunzelnd zugeben musste.

Argwöhnisch verschränkte ich meine Arme und besah mir die Brücke. Sie wirkte ziemlich brüchig. „Seid Ihr Euch da sicher? Dieses „fast“ gefällt mir nicht.“

Der Zwerg jedoch rülpste nur und trat einfach auf die Brücke zu. „Vergeudetet nicht so viel Zeit mit euren dämlichen Fragen, Wächter! Das ist der kürzeste Weg!“

Grummelnd folgte ich ihm schließlich, Morrigan, Hasso und Zev folgten ebenso. Doch bei jedem Schritt den wir taten, hörte ich es irgendwo unter meinen Füßen gefährlich knirschen.

Verdammt nochmal, diese Brücke muss mehr Jahre auf dem Buckel haben, als Morrigans verräterische Hexenmutter! Nervös sah ich zögerlich in die Tiefe hinab und spannte mich unwillkürlich an.

Da ging es sehr tief nach unten…und das bedeutet meist einen unschönen, harten Aufschlag, mit bösen Knochenbrüchen. Was für eine schlimme Kombination.

Oghren ging neben mir und sah blöd grinsend zu mir auf. „Bereit dafür kreischend in die Ecke zu flüchten?“

Gerade wollte ich etwas Bissiges erwidern, als mir fast das Blut in den Adern gefror. Ich blieb stehen und hielt den Atem an. Ich hörte ein Flüstern, dicht an meinem Ohr, etwas Dunkles in meinem Blut das beinahe hochschreckte und schließlich das Gefühl als würde mein Körper brennen.

„Ich spüre dunkle Brut“, hauchte ich eher zu mir selbst.

„Was? Was habt Ihr gesagt?“, fragte Oghren hieksend und legte erneut die Feldflasche an seine Lippen. Kurz erbebte der Boden unter uns, die Brücke knirschte noch unheilbringender, und lautes Kreischen hallte von den Wänden wieder.

„Dunkle Brut! Schnell geht zurück, runter von der Brücke!“, schrie ich alarmiert und zog meine Dolche, als erneut der Boden erbebte. Irgendetwas Großes ist im Anmarsch! Und verdammt nochmal, das wird nichts Gutes sein!

Morrigan lief als erstes zurück, während Hasso und Zev ihr kurz darauf folgten. Oghren jedoch, hatte Probleme damit, sich erst mal umzudrehen und sich schnell genug in Bewegung zu setzten. Er schnaufte unter der schweren Rüstung, während bei mir der Wunsch groß war einfach über den Zwerg hinweg zu springen um endlich von der Brücke herunterzukommen.

Ein Ohrenbetäubendes Brüllen ließ mich zusammenzucken und erschrocken über meine Schultern blicken. Auf der anderen Seite der Brücke stand ein gewaltiger Oger, die Plage geiferte bereits aus seinem Zähnen bestücktem Maul. Bedrohlich sah er sich wild umher und fixierte schließlich mich.

Hektisch schob ich Oghren schnell voran. „Beeilung Zwerg, wir sind fast da!“, drängte ich ihn. Wenn der Oger auf die intelligente Idee kommen sollte die Brücke zu betreten, wird sie bestimmt in die Tiefe gerissen.

Der Zwerg war fast bei den anderen angekommen, als die Brücke plötzlich laut knirschte. Schnell drehte ich mich um und spürte wie der Boden erneut erzitterte, als der Oger scheinbar ohne Schwierigkeiten die Brücke betrat und brüllend auf uns zulief. Tiefe Risse zeichneten sich auf dem alten Gestein ab.

Oghren erreichte endlich den Felsvorsprung und trat auf die anderen zu, als ich den Zwerg wütend voran schubste. Gerade wollte ich es ihm gleichtun, als der Boden unter meinen Füßen wegbrach.

Erschrocken griff ich mit meinen Händen nach vorn, doch ich griff nur in die Leere. Eine Hand streifte kurz meine, doch ich fiel bereits hinab in die Tiefe.

Nur Zevrans Schrei begleitete mich hinab in die Dunkelheit, in die ich gerade fiel.

Nagende Ungewissheit

Augenblicklich umfing mich die Dunkelheit, während die Luft laut in meinen Ohren vorbei zischte. Panisch ruderte ich mit meinen Armen und versuchte irgendwo Halt zu finden, doch das Einzige was ich ergreifen konnte war das blanke Nichts.

Das gefährliche und erboste Brüllen des Ogers übertönte Zevrans Schrei, welcher laut in der Schlucht widerhallte.

Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, ehe ich bereits auf das harte Gestein aufschlug. Der schwere Rucksack dämmte den Aufschlag enorm, doch ehe mir ein schmerzliches Stöhnen entwich, zerriss mein Rucksack und die Lebensmittel fielen heraus.

Ein weiteres Brüllen des Ogers ertönte und augenblicklich erzitterte das Gestein unter mir, ehe ich weiter hinab fiel.

Das kurze Endlangrutschen an dem spitzen und rauen Gestein hinterließ ein starkes Brennen auf meiner Haut. Lediglich ein zischendes Fluchen entwich meinen Lippen.

Verzweifelt versuchte ich mich irgendwo festzukrallen, oder wenigstens Halt zu finden. Doch meine Hände rissen auf, ebenso wie meine Fingernägel.

Ein seltsames heulen schallte von den Wänden wieder, als ich erneut herabfiel. Meine blutigen Hände erlaubten mir nicht sich festzuhalten.

Der nächste Aufprall ließ nicht lange auf sich warten, denn mein linkes Bein wurde grob nach hinten gebogen als es an der Felswand entlang schleifte. Sofort schlug ich nach vorn und mein Kopf schlug auf hartes spitzes Gestein.

Sterne tanzen vor meinen Augen, als mich ein stechender Schmerz vom Kopf abwärts durchfuhr. Die Umgebung schien sich noch weiter zu verdunkeln.

Auf einmal umfing mich Kälte und die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst. Das kalte Wasser stach wie Nadeln auf meine geschundene Haut. Ich hörte, wie das Wasser in meinen Ohren rauschte und ich wie schwerelos mit der Strömung trieb. Ich war nicht mehr dazu fähig mich zu bewegen und ich merkte, wie mir die Luft nun fast ganz ausging.

Dann waren die Sauerstoffvorräte komplett aufgebraucht und mein Körper sog ohne mein Zutun aus Reflex das Wasser in die Lungen.

Ich spürte wie das Wasser durch meinen Hals lief.

Ich verkrampfte mich schlagartig und ich musste husten, wodurch ich nur noch mehr Wasser einatmete. Ich riss meine Augen auf und fasste mit der Hand an meinen Hals. Ich hatte, um es kurz zu formulieren, einfach nur panische Todesangst.

Die Schwärze vor meinen Augen, die bis eben kurz nachgelassen hatte, kehrte nun vollends zurück.

Alles wurde dunkel um mich herum. Ich dachte nicht mehr. Fühlte nichts mehr. Schwebte in einem Meer aus Schatten. Fühlte mich wie mitten im Nichts.

Fühlt sich so der Tod an?
 

Ich starrte hinab in die Dunkelheit.

Ihre Hand…ich hatte sie gestreift, ich hatte sie fast erwischt. Aber dann war sie mir einfach entglitten. Und das Letzte was ich sah, war ihre -vor Entsetzen aufgerissenen- Augen, die in meine blickten.

„Beim Stein! Dieser verdammte Oger, hat die Brücke einstürzen lassen!“, rief der stinkende Zwerg aufgebracht und sah hinab in die Schlucht.

Gerade wollte ich meinen Dolch zücken, um den Schädel des Zwerges zu spalten, da kam mir die Hexe zuvor. Ihr Stab traf dumpf auf den Kopf des rothaarigen Zwerges, der daraufhin überrascht auf grunzte und kurz taumelte.

„Was zum-„, doch weiter kam er nicht, denn Morrigan setzte gleich den nächsten Schlag hinterher. Ihre dämonisch gelb wirkenden Augen spien blankes Gift auf den Zwerg hinab.

„Das ist alles Eure Schuld. Wenn Ihr Euren stinkenden Hintern mehr bewegt hättet, wäre Kallian noch rechtzeitig über die Brücke gekommen!“

Oghren zuckte kurz zusammen, als Morrigan ihn mit ihren Blicken zu erdolchen versuchte. Ich jedoch blickte kurz zähneknirschend in die Dunkelheit. Ein gewaltiges Brüllen ertönte aus der Schlucht, so dass der Boden unter unseren Füßen erbebte.

Kurz darauf jaulte Kallians Köter laut auf und war drauf und dran hinab in die Finsternis zu springen. Nur mit Mühe konnte ich ihm an seinem Geschirr festhalten und zurück ziehen. Diese fereldischen Köter, sind viel stärker als die in Antiva, oder sonst wo.

„Ich…Tut mir Leid“, stammelte Oghren plötzlich kleinlaut und blickte zu Boden. Kurz fuhr er sich fahrig durch sein zerzaustes Haar und grunzte noch einmal.

„Das bringt uns nicht weiter, Zwerg“, sprach Morrigan kühl und richtete ihren Zauberstab auf seine Rote Schnapsnase, „wir haben eine Mission zu erfüllen und Ihr werdet uns den Weg weisen.“

Endlich erwachte ich aus meiner Starre und blickte überrascht zu der dunkelhaarigen Hexe, die mit ihrem Blick immer noch versuchte Oghren einzufrieren. Der Zwerg wirkte tatsächlich kurz wie festgefroren.

Hatte ich gerade richtig gehört? Sie will die Mission zu Ende bringen?? Ohne nach unserer Anführerin zu suchen?

Grimmig blickte ich zu Morrigan und trat einen Schritt vor. Sofort richtete sie ihre Dämonischen Augen auf mich und musterte mich mit Skepsis. Wenn sie mich einschüchtern will, muss sie sich besser anstrengen. Auch wenn ich ihre Aufmerksamkeit gewiss genieße.

„Ihr wollt nicht nach unserer Anführerin suchen?“, sprach ich ruhig, auch wenn ich innerlich am Zerreißen war. Sie könnte…ich weiß das sie den Sturz nicht überleben haben könnte. Schließlich weiß niemand von uns was am Grunde dort lauert. Vielleicht war es noch mehr dunkle Brut? Vielleicht harter kalter Boden? Vielleicht auch ein paar bezaubernde, leicht bekleidete Damen, die sie mit Wonnen aufgefangen haben?

…Leider war letzteres wohl am Unwahrscheinlichsten.

Morrigan stierte mich einen Moment an und schwieg. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, nur ihre kalte Fassade die sie immer perfekt aufbehalten konnte.

„Sie ist tot. Wenn wir unnötigerweise nach ihr suchen, behindert das nur unsere Mission. Wir haben dafür einfach keine Zeit, die Verderbnis bedroht das Land.“

Diese Verderbnis…wird bestimmt noch solange auf sich warten bis wir den Rotschopf gefunden haben. Außer natürlich, sie soll nicht gefunden werden…was dieses Hexenweib anscheinend will.

Ich blickte in Morrigans Gesicht und strich mir gelassen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin mir sicher dass wir sie finden, meine kratzbürstige Hexe der Wildnis“, sprach ich ruhig.

Natürlich tot oder lebendig…obwohl sie mir lebend deutlich lieber wäre.

Die Hexe jedoch ging an mir vorbei und blickte ruhig in die Dunkelheit hinab. „Wir finden sie bestimmt, wenn wir suchen“, gestand sie kurz darauf, dann blickte sie mich wieder kühl an, „aber dann tot. Niemand überlebt so einen Sturz. Vermutlich hat sie sich sämtliche Knochen gebrochen, bevor sie auf den Boden aufschlug. Sie ist tot, wir müssen uns damit abfinden und unsere Aufgabe zu Ende bringen. Das hätte Kallian auch gewollt.“

Morrigan biss kurz die Zähne zusammen und wand sich dann von der Schlucht ab. „Zwerg, zeigt uns den Weg“, sprach sie leise, den Blick aber stur nach vorn gerichtet und ihren Zauberstab fest umschlossen.

Meine Kehle fühlte sich Staubtrocken an. Hasso winselte immer noch neben mir und sah gepeinigt zu mir auf.

Groteskerweise konnte ich den Mabari verstehen. Er wollte nicht aufgeben, genauso wie ich. Und zudem machte sich in mir ein seltsames Gefühl breit…

Angespannt blickte ich in die Dunkelheit. Ich konnte die scharfen Umrisse des harten Gesteins erblicken, doch selbst mit meinen wunderbaren Augen konnte ich nicht bis in den Grund hinab blicken.

Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen.

Ich bin mir sicher, dass sie überlebt hat, ich weiß es. Mit ihrem reizenden Dickschädel könnte sie schließlich auch Gestein spalten…trotzdem bekam ich ein Gefühl, das mir die Kehle langsam zuschnürte.

Angst.

Und das machte mir wiederum selbst Angst…

Wenn ich ihre Hand eher ergriffen hätte wäre sie nicht hinab gefallen. Sie würde dann vermutlich neben mir stehen, Oghren vermöbeln und dann könnten wir unseren Weg fortsetzten.

Alles wäre wie immer. Sie würde neben mir laufen und mich mit ihren großen Kuhaugen anstarren.

Vielleicht sollte ich einfach-..

„Dann zeig ich euch den Weg! Und jede stinkende Brut, die uns begegnet wird niedergemetzelt, beim Stein! Ich werde das arme kreischende Elfenmädchen rächen!“, sprach Oghren laut und watschelte schnell voran.

Meine Gedanken überschlugen sich kurz. Wenn sie nun doch tot sein sollte…ich weiß wie schwer es ist, einen Sturz in die Tiefe zu überleben. Aber…es wäre möglich…

Morrigan und Oghren waren derweil schon voraus gegangen, während ich kurz zu Kallians Köter blickte der winselnd zu mir aufsah.

„Halte Ausschau nach unserem Rotschopf. Du wirst ihre Spur bestimmt bald wieder finden“

Denn ich werde sie gewiss nicht in den Tiefen Wegen verrotten lassen. Schließlich verdanke ich ihr mein Leben und das ist das Mindeste was ich zumindest jetzt für sie unternehmen kann.
 

Ein Knistern lag in der Luft. Ebenso ein feuchter und zugleich auch süßlicher Geruch.

ich spüre die Kälte in meinen Gliedern, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt und zu einem ständigen Zittern führt.

Was wiederum mein Bein schmerzvoll zur Kenntnis nahm. Ein seltsames Pochen schien in meinem ganzen Körper zu herrschen und mich stetig wacher werden zu lassen.

Angespannt versuchte ich zu lauschen, doch jedes Geräusch was ich vernahm, hörte sich dumpf in meinen Ohren an.

Blieben mir nur noch die Augen, welche ich nun minimal öffnete. Zunächst war meine Sicht verschwommen und ich fragte mich ernsthaft was eigentlich noch alles bei mir schrottreif war.

Nach kurzem mehrmaligem Blinzeln gelang es mir endlich, meine Umgebung genauer zu betrachten. Ein Feuer warf flackerndes Licht gegen die Höhlenwände um mich herum und erhellte die chaotische Umgebung in der ich mich befand.

Überall lag Gerümpel in den verschiedensten Formen und Farben herum. Angefangen von einen Teller mit Sprung, bis einem großen Holzregal, welches mit Moos bewuchert war. Es lagen vereinzelt Waffen und Rüstungsteile herum, sogar ein paar eingefallene Zelte. Doch nirgends konnte ich die Spur von Ordnung erkennen, es lag da wie es fallen gelassen wurde.

Angespannt und wachsam ließ ich meine Augen weiter schweifen, bis sie an einem großen Schatten hängen blieben, der unheilbringend auf der Höhlenwand erschien.

Mein Herz schlug schneller und ich starrte mit weit aufgerissenen Augen die Wand an. Eigentlich schellte ich mich, die Augen zuzukneifen und weiterhin die lebende Leiche zu spielen.

Doch irgendwie konnte ich den Blick nicht abwenden und spannte mich an. Mein Blut rauschte laut in den Ohren, während sich der Fluchtinstinkt erneut bei mir meldete.

Vermutlich ist das die dunkle Brut…Sie kommen um mich zu töten! Und dann werde ich hier verrotten…nein, diese Bastarde werden mich vermutlich vorher eher auffressen und raus scheißen.

Ich starrte auf meine aufgerissenen Hände. Sie waren voll mit meinem getrockneten Blut, während ich jedoch deutlich sah wie teilweise die Nägel vollkommen abgerissen waren, oder teilweise noch abgebrochen vorhanden waren.

Die Finger zitterten stark und ich blickte halb würgend wieder die Wand an. Verdammte Scheiße…

Wenn diese Bastarde kommen, werde ich kämpfen bis zum Tod. Und wenn ich diese Viecher mit meinen verunstalteten Fingern erwürgen müsste!

Tatsächlich breitete sich wieder ein Kribbeln in mir aus…dieses Brennen…ja, das ist ohne Zweifel dunkle Brut!

Ich atmete nochmal tief ein und keuchte daraufhin gepeinigt auf. Stechende Schmerzen in meiner Brust meldeten sich verschwörerisch und ließen mir Schmerzenstränen in die Augen steigen.

Nun konnte ich meine Rolle als lebende Leiche auch aufgeben…schließlich geben Tote keine Geräusche von sich.

Gequält öffnete ich wieder meine Augen und starrte zur Decke hinauf. Die Schmerzen ließen nur sehr langsam ab und erschwerten das Atmen stark.

Soll die dunkle Brut kommen und mich auffressen, beim Erbauer! Mein ganzer Körper schmerzt, selbst an Stellen von denen ich vorher gar nicht wusste dass sie wehtun können.

Ein Gesicht erschien plötzlich in meinem Blickfeld. Erschreckenderweise sah es überhaupt nicht nach dunkler Brut aus, sondern nach einem Zwerg.

Verwirrt kniff ich etwas die Augen zusammen, da mein Blickfeld erneut verschwamm. Vermutlich bilde ich mir das alles nur ein…das musste dunkle Brut sein! Ich spürte sie ganz deutlich.

Erschöpft schloss ich die Augen und spürte wie schummrig mir langsam wurde. „Brings…schon hinter…dich…“, murmelte ich leise. Ich hatte nicht mehr das Verlangen zu kämpfen. Die Schmerzen hämmerten sich in meinen Kopf, in meine Glieder und in meine Gedanken. Für etwas Schlaf…nur etwas Schlaf…

Etwas strich federleicht über meine Wange, was mich wiederum sofort dazu brachte die Augen zu öffnen. Kommt jetzt die Keule, die mir ins Gesicht gerammt wird und dafür sorgt dass ich ein paar Zähne weniger haben werde??

Zu meiner Verblüffung erblickte ich wieder den Zwerg, der nach wie vor über mir gebeugt war. Er blickte mich aus blutunterlaufenen Augen fasziniert an und ich realisierte endlich das er mit seiner massigen Hand über meine Wange strich.

Kurz stutzte ich und sah ihn unsicher an. Seine Haut war von dunklen Flecken überzogen und über und über mit Schrammen überzogen. Seine Zähne waren schon dabei zu verfaulen und seine Haare waren so kurz, dass sie beinahe gar nicht mehr zu erkennen waren.

Dennoch musste er noch relativ jung sein…trotz seines abstoßenden Äußeren war dort kein alter Greis vor mir. Er wirkte etwas verdreht und die Gelenke teilweise schon versteift. Fast wirkte es so als befinde er sich zwischen Leben und verfault.

Sofort lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, als ich seine brüchige Stimme hörte. „Schöne Frau.“

Erschrocken sah ich zu ihm auf und fühlte wie mein Mund sich staubtrocken anfühlte, was eigentlich unmöglich war schließlich war ich kurz davor gewesen zu ertrinken.

Moment! Ich war fast ertrunken, da bin ich mir sicher. Wie habe ich das überlebt?

Sofort fixierte ich wieder den Zwerg, als er diesmal durch mein nasses Haar strich und es fasziniert beobachtete. „Schöne Frau, schönes Haar“, murmelte er verträumt vor sich hin.

Gut, ich muss jetzt ruhig bleiben! Vermutlich ist es gerade nicht so schlimm wie es aussieht. Ein anscheinend verrückter, lebendig faulender Zwerg befummelt mich und ich liege hier praktisch bewegungsunfähig und mit ein paar Rippenbrüchen in einer Höhle, die das reinste Chaos ist. Und nebenbei sei zu bemerkten, das die dunkle Brut jederzeit auftauchen konnte…

Heftig zuckte ich zusammen, als ich seine Hand auf meinem Kopf spürte die über meine Stirn strich. Laut fluchte ich wegen diesen unangenehmen Schmerz auf und versuchte die Schmerzenstränen zu unterdrücken.

Der Zwerg wich erschrocken zurück und blickte mich mit unsicheren Augen an. Seinen versteiften Arm hielt er schützend nach oben. „Tu Ruck nicht weh!“, flehte er auf einmal weinerlich.

Mit leicht zusammengekniffen Augen blickte ich zu ihm und musste kurz irritiert schmunzeln. Hatte ich richtig gehört?? ICH soll ihm nicht weh tun? Wer von uns beiden steht denn noch aufrecht?

Nun gut, er hat auch einen krummen Buckel wie ich gerade sehe, aber darum geht’s nicht! Ich war hier definitiv das arme Opfer.

Und das ist Scheiße!

Ich biss mir fest auf die Lippen und versuchte mich krampfhaft aufzurichten. Augenblicklich durchzuckte ein heftiger Schmerz meinen Oberkörper und ließ mich wieder nach Luft schnappen. Was wiederum neuen Schmerz erzeugte und mir sämtliche Kräfte aus meinen Gliedern entweichen ließ. Ich fiel wieder nach hinten und stöhnte schmerzlich auf.

Mein Kopf war kurz davor zu explodieren, denn der Aufschlag war alles andere als weich. Sterne tanzten vor meinen Augen und ein dichter Nachthimmel drängte sich dazu in mein Sichtfeld.

Beim Erbauer…ich will nicht mehr…

„Schöne Frau!“, drängte sich plötzlich eine aufgeregte Stimme dumpf in mein kaum vorhandenes Bewusstsein und ließ das Gesicht des Zwerges in mein verdunkeltes Sichtfeld gleiten.

Ein heftiges Husten schüttelte mich und trieb mir diesmal die Tränen in die Augen. Der stechende Schmerz in meiner Brust ließ mir fast die Lungen zerreißen. Etwas Warmes lief über meine Lippen und ein stählender Geschmack breitete sich in meinem Mund aus.

Mit zittriger Hand strich ich mit dem Handrücken über meinen Mund und starrte auf das glänzende Rot das schmierig auf meiner Hand glänzte.

Großartig. Ich werde hier sterben. In den Tiefen Wegen erstickt an meinem eigenen Blut, weil meine gebrochenen Rippen in meine Lungen stechen. Und nebenbei werde ich noch von einem komischen Zwerg befummelt werden.

Naja ich hätte ja auch erhängt, oder geköpft werden können. Eventuell vorher auch noch gefoltert, weil ich ja so unrechtes Tat und mich gegen einen perversen Adligen verteidigt habe. Die Welt ist so verdammt gerecht.

Würgend schloss ich meine Augen und hustete wieder Blut aus.

„Hat die schöne Frau Schmerzen??“

Wieder nahm ich dumpf die Worte des Zwerges wahr und nickte einfach reflexartig. Diese Schmerzen gehen mir auf die Nerven! Wenn sie nur aufhören könnten…

Mein Mund wurde geöffnet und eine geschmacklose Flüssigkeit gelang in meinen Rachen. Erschrocken hustete ich auf und war drauf und dran, wieder alles hinaus zu husten. Doch eine Massige Hand hielt meinen Mund zu und zwang mich so dazu, halb erstickend, alles hinunter zu schlucken.

Erschöpft lag ich da, hörte das Rauschen meines Blutes in den Ohren und nahm erneut den schwachen stählenden Geschmack wahr.

Beim Erbauer…ich glaube geköpft zu werden, ist ein schnellerer Tod als dieser Mist hier!

Aber wenigstens nahm mir die Ohnmacht meine verdammten Schmerzen.
 

Ich starrte auf den nackten Rücken unserer übellaunigen, dunkelhaarigen und wunderschönen, exotischen, neuen Anführerin. Morrigan lief schon seit geraumer Zeit voraus und ließ uns keine Pause.

Mir war es durchaus recht, schließlich wollte ich nicht tatenlos rumsitzen, während Kallian vermutlich meine Hilfe benötigte. Und die braucht sie eigentlich immer.

Schließlich bin ich immer zur Stelle, um ihren süßen Hintern aus der Gefahrenzone zu schieben. Nur dieses eine Mal…

Der Zwerg hinter mir rülpste einmal laut, nachdem er an seiner Feldflasche genuckelt hatte und sie grunzend wieder an seinen Gürtel befestigte. Meine Augen wurden leicht zu Schlitzen, als ich den starken und beißenden Geruch des Alkohols wahrnahm.

Oghren, dieser stinkende und unnütze Zwerg, war nur ganz knapp mit dem Leben davon gekommen. Allein Morrigans Prügel mit ihrem Stock, hatte ihn davor bewahrt von mir die Kehle aufgeschlitzt zu bekommen.

Selbst Kallians Köter knurrte ihn warnend an und schnüffelte dann wieder aufmerksam auf dem Boden herum, anscheinend um ihre Fährte zu finden.

Das könnte dieser Schweinehund doch theoretisch schaffen, selbst wenn er anscheinend nur auf den Kampf getrimmt ist. Hund bleibt Hund.

Aufmerksam suchte ich mit meinen Augen die Umgebung ab. Vielleicht waren hier ja irgendwo Spuren von ihr. Irgendwo…

Aber ich sollte mich nicht selbst belügen…diesen Sturz wird sie nicht überlebt haben. Immer rational denken, Zevran. Schließlich habe ich das bei der Ausbildung zur Krähe gelernt.

Meine Gefühle sollen mich niemals beherrschen, außer natürlich bei kurzzeitigen Vergnügungen um etwas Stress abzubauen. Seine Bedürfnisse zu unterdrücken ist schließlich ungesund und ich lebe gern gesund.

Auch wenn ich in letzter Zeit etwas…ungesund gelebt habe. Dieses lange Warten bin ich einfach nicht gewohnt.

Ich blickte wieder aufmerksam zu Hasso, als er kurz stehen blieb und aufmerksam schnüffelte. Es schien ewig zu dauern, dann ging er leise winselnd einfach weiter.

Innerlich seufzte ich frustriert auf. Wieder nichts gefunden von ihr…

Selbst ich mit meinem äußerst verlässlichen Orientierungssinn, kann Felsbrocken von Felsbrocken nicht mehr unterscheiden. Jede verdammte Höhlenwand sieht gleich aus. Und das war mehr als frustrierend, wenn ich mich daran zurück erinnere wie ich früher durch Antiva gehetzt bin und dabei sich eigentlich auch jede dreckige Gasse glich.

Dennoch fand ich mich immer noch gut zurecht und konnte noch rechtzeitig fliehen. Nun…fliehen wäre vielleicht etwas übertrieben...

„Ihr müsst voran gehen Zwerg“, sprach Morrigan kühl, als wir schließlich vor einer Gabelung stehen blieben. Sie blieb stehen und betrachtete die Karte in ihrer Hand mit deutlicher Missgunst.

Soll ich es Glück im Unglück nennen, das ich Kallian die Karte abnahm, bevor in die Tiefen Wege gereist waren? Bevor sie in die Tiefe fiel…

Ich verdrängte das Bild aus meinen Gedanken, wie ich in ihre entsetzt aufgerissen Augen blicke und sie dann von der Dunkelheit verschluckt wird.

Und alles was ich lediglich zu greifen bekam war kurz ihre Hand die mir jedoch genauso schnell entglitt wie der Rest von ihr. Und in diesem Schreckmoment rief ich erschrocken ihren Namen.

Tz….ich rief nach ihr.

Wenn Morrigan hinab gestürzt wäre…bedauerlich um diesen wunderschönen Körper der zerschmettert wird.

Wenn Leliana hinab gestürzt wäre…bedauerlich, schließlich wollte ich mit der Bardin und Kallian eine wilde, abenteuerliche Nacht miteinander verbringen.

Aber selbst wie ich es jetzt dreh und wende und dabei sämtliche Gefährten aufzählen würde, die uns begleiten…bei keinem würde ich wohl entsetzt deren Namen aufschreien. Eigentlich schon kurios genug, das ich mich zu so einem dramatischen Aufschrei habe hinreißen lassen.

Vermutlich geschah es nur im Effekt. Das muss es sein.

Oghren neben mir schnaufte laut auf und ging schließlich voran. „Seid froh, dass ihr mich dabei habt! Sonst wärt ihr schon längst aufgeschmissen!“

Ich fixierte derweil seinen Hinterkopf und mahlte mir aus meinen Dolch dort hinein zu rammen und ihn eventuell noch zu drehen. Nur um natürlich festzustellen, wie viel dieser versoffene Zwerg aushält, nachdem er sich mit den Unmengen an Alkohol natürlich schon selbst betäubt hat.

Vielleicht geht er ja lachend weiter? Und stirbt dann qualvoll…wie amüsant.

„Schweigt, Zwerg!“, zischte Morrigan gereizt und fixierte den Zwerg, als dieser neben ihr zum Stehen kam. Oghren sah sich unbeholfen die Gablung an und kratzte sich nachdenklich an seinem Hintern.

Das stinkende Etwas weiß nicht weiter…

Oghren zuckte mit den Schultern und lief in die linke Gablung hinein. „Folgt mir schon! Wir müssen zu den Todesgräben!“Er watschelte - scheinbar selbstsicher - los.

Morrigan und ich blickten dem Zwerg mit Abscheu und Skepsis nach. Ihre Finger zuckten leicht und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. „Solltet Ihr Euch irren, Zwerg…werde ich euch die Augen ausbrennen.“

Amüsiert schielte ich zu der Hexe, die ihm grazil folgte. Morrigan war steht’s für eine Unterhaltung gut. Und das würde ich mir auf jeden Fall nicht entgehen lassen, wenn die Hexe ihre Drohung wahr machen sollte.

Hasso trottete uns hinterher, hielt seine Schnauze jedoch weiterhin auf den Boden und suchte nach einer Spur von Kallian. Ich musterte den Hund und war drauf und dran, meine Hand auf seinen massigen Schädel zu legen und ihn zu beruhigen, doch das konnte ich nicht.

Hier in der Dunkelheit gab es nichts, was einen beruhigt…im Gegenteil. Hinter jeder Ecke könnte dunkel Brut lauern.

Und nun wo Kallian…erst mal verschwunden war, konnte sie uns auch nicht mehr vor diesen Monstern warnen. Wenn wir Pech haben, und das haben wir gewiss mit diesem versoffenen Zwerg, dann laufen wir direkt in die verderbten Klauen der dunklen Brut hinein.

Oder in irgendetwas anderes. Meine Sinne warnten mich davor, das hier noch viel mehr hauste, als dunkle Brut. Viel mehr…

Aber wer sollte schon auf mich charmanten Elf hören? Weder die gereizte Morrigan, noch dieser stinkende Oghren waren für mich gerade zugänglich.

Und mir war es ganz recht. Schließlich muss ich die Augen nach unserer Anführerin offen halten, wenn das schon kein anderer zustande bringt.

Bis auf ihren Köter versteht sich. Aber nichts desto trotz, war ich sicher das es die beiden nicht interessiert, ob der Rotschopf noch lebt.

Mich hingegen, nimmt es irgendwie mit. Jeder zweite Gedanke kreist um sie. Und darum ob sie noch lebt. Wie nervig.

Ein seltsames Klackern ließ mich innehalten und mich argwöhnisch umherblicken. In der Dunkelheit konnte ich flüchtig Schatten ausmachen…zumindest war ich mir sicher das es welche waren.

Zudem hatte ich Gefühl beobachtet zu werden. Irgendjemand schien uns aus der Dunkelheit heraus zu beobachten.

Ich lächelte abfällig.

Sie sollen nur kommen…ich bin durchaus in Blutlust. Wie heißt es so schön?

Es ist Zeit für den Aderlass.

Gelassen folgte ich Morrigan und Oghren, die bereits weiter gelaufen waren und nicht bemerken zu wollen, das wir genau beobachtet werden.

Menschen und Zwerge haben wirklich eine erbärmliche Sinneswahrnehmung.
 

Immer noch ist mir kalt. Und der schale Geschmack war nach wie vor in meinem Mund vorhanden.

Erschöpft öffnete ich langsam meine Augen und blickte müde zur Höhlenwand hinauf. Sofort jagten aber die letzten Geschehnisse durch meine Gedanken und ich richtete mich abrupt auf.

Hektisch sah ich mich um und atmete Stoßweise. Die Verderbtheit! Ich hatte sie gespürt und war auf irgendein verderbtes Wesen getroffen.

Aufgeregt blickte ich mich um. Doch bis auf ein kleines Lagerfeuer und wahllosen Plunder, konnte ich nichts weiter sehen. Dieses seltsame verdorbene Wesen war nirgends zu erblicken.

Argwöhnisch stand ich langsam auf und ließ meine Umgebung dabei nicht aus den Augen. Nur weil diese komische Gestalt gerade nicht zu sehen war, hieß das ja nicht, dass sie nicht da war. Irgendwo lauert es bestimmt…und wird mir vermutlich ein Messer in den Rücken rammen.

Oder irgendwelche andere kranken Sachen. Dunkle Brut war sowieso immer gestört.

Ich wollte nach meinen Dolchen greifen, doch griff nur ins Leere. Verwirrt blickte ich an mir herunter und stellte mit Bedauern fest, dass meine Lederrüstung Großteils in Fetzen an mir herunter hing. Ich konnte meine geschundene Haut erkennen.

Frustriert stöhnte ich auf und griff mir an die Stirn. War ich denn nur ein Profi darin, mir meine sämtliche Ausrüstung zu zerlegen? Meine Dolche waren anscheinend auch futsch.

Was für eine Scheiße!

„Schöne Frau.“

Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich herum und blickte erschrocken in das Gesicht eines verkrüppelten Zwerges, der mich neugierig, aber dennoch mit einer Spur Ehrfurcht ansah.

Er hob seinen verkümmerten Arm hoch und musterte mich. „Besser jetzt?“

Verwirrt sah ich ihn an, ehe es in meinen Gedanken langsam klick machte. Dieser Zwerg hatte mich etwas trinken lassen, als es unerträglich wurde mit meinen Schmerzen.

Nachdenklich blickte ich wieder an mir herunter und bemerkte meine aufgerissenen Hände, die nach wie vor Blutverschmiert waren. Meine teilweise abgerissenen Fingernägel ließen mich erschauern.

Auch meine Arme und Beine, waren teilweise stark aufgerissen oder blau und grün aufgeschlagen. Erschrocken legte ich meine Arme um meinen Oberkörper und konnte ein zittern nicht unterdrücken.

Dieser Sturz hinab in die Dunkelheit, die Angst die mich durchflutete und Zevrans erschrockener Ausdruck in seinen Augen. Der Aufprall war das Schrecklichste überhaupt.

Ich hatte das Gefühl ich würde sowohl innerlich, wie auch äußerlich zerschmettert werden.

Deswegen wundert es mich gerade, dass ich momentan keine Schmerzen verspürte…nur ein komisches Unwohlsein plagte mich.

Und das dürfte nicht sein. Eigentlich müsste ich mich am Boden wälzen vor Qual und wieder Blut spucken.

Vorsichtig und mit angehaltenem Atem tastete ich meinen Oberkörper ab. Ich japste nach Luft, als ich die gebrochenen Rippen spürte.

Aber keinen Schmerz. Das ist übel. Und nicht gesund, auch wenn ich den Umstand genieße mich nicht vor Schmerzen krümmen zu müssen.

Was für eine Scheiße!

„Schöne Frau!“, rief der Zwerg wieder und trat zögernd an mich heran. Unsicher musterte ich seinen deformierten Körper und die dunklen Flecke auf seinem Gesicht.

Ganz klar konnte ich das Kribbeln Spüren, das langsam meine Wirbelsäule hinaufkroch. Auch das Flüstern wurde etwas lauter. Dieselben Anzeichen die ich bei der dunklen Brut auch spüre.

Aber vor mir stand keine dunkle Brut…sondern nur ein komischer Zwerg. Ein verdammt komischer Zwerg.

Er blickte mich aus seinen Blutunterlaufenen Augen an und musterte mich nach wie vor aufmerksam. Anscheinend war ich gerade die größte Attraktion in seinem komischen kleinen Lager. Und dieses kleine Lager…es war ganz klar, dass die leeren Zelte nicht aus Stein gehauen waren sondern hier vorher andere normale Zwerge waren, die es geschafft hatten Zelte aufzubauen.

„Ist das hier Brankas Lager?“, kam es mir daher sofort in den Sinn, da die einzigen Zwerge die hier unten Lagern, wohl das Haus von Branka sein müsste.

Doch sofort wich der verkrüppelte Zwerg zurück und in seinen Augen spiegelte sich glatt Neugier, Aggressionen wieder.

„Es ist meins! Ich hab‘s gefunden. Ich hab die Kriecher vertrieben. Jetzt ist es meins!“, schrie der Zwerg mich wütend an.

Vor Schreck wich ich zurück und stolperte dabei gegen eine Kanne, die laut polternd umfiel. Ich hätte ja nicht gedacht, dass der so austicken kann, wegen einer so einfachen Frage.

„Ich bin nicht hier, um etwas zu stehlen, versprochen!“, verteidigte ich mich schnell und sah unsicher auf den Zwerg hinab, dessen Gesichtsausdruck skeptischer wurde.

Er musterte mich kurz ausgiebig, blickte mir in die Augen, dann fing er plötzlich an zu lachen und sah mich beinahe verträumt an.

„Schöne Frau, schöne Augen, schönes Haar!“, sprach er bewundernd und schnüffelte an meiner zerrissenen Lederrüstung. Verdattert sah ich auf ihn hinab. „Riecht wie der Dampf, wenn Wasser brennt. So blau wie der tiefste Stein.“

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich mich geschmeichelt oder angeekelt fühlen sollte. Dieser Zwerg redete wirres Zeug! Unsicher wich ich deswegen etwas zurück, doch der komische Zwerg sprach weiter.

„Dann nimmt die schöne Frau Ruck nichts weg? Du nimmst Rucks glitzernde Würmer und schöne Steine nicht weg?“

Glitzernde Würmer?! Beim Erbauer, die kann er gern behalten und sich von mir aus in den Arsch schieben! Das Einzige was interessant klang, waren die schönen Steine. Vermutlich Juwelen die hier irgendwo herumlagen.

Aber Juwelen bringen mir nichts, wenn ich hier unten sterbe. Und momentan ist es besser sich erst mal mit den Zwerg gut zu stellen, auch wenn ich vorsichtig sein sollte. Ich musste zu den anderen zurück.

„Ich will nur reden. Ich werde nichts wegnehmen.“, versicherte ich ihm. Seine Art der Schätze kann er behalten.

Der Zwerg musterte mich nochmal ausgiebig, nickte dann aber leicht. „Ruck findet das in Ordnung, vielleicht…“

Okay, immerhin will er mich nicht ausweiten und auffressen. Er schien sehr fasziniert von meinen Haaren zu sein, denn sein Blick wanderte immer wieder dorthin. Kein Wunder, er hat ja fast keine mehr.

Ich atmete tief durch und setzte mich langsam auf den Boden. Sorgfältig plante ich meine nächsten Schritte.

Es wäre von Vorteil den Zwerg erst einmal genauer kennenzulernen. Vielleicht kommt er ja doch aus Brankas Lager, dann haben die ihn einfach hier zurückgelassen und er hat daraufhin den Verstand verloren.

Unwahrscheinlich, aber wenigstens beruhigte diese zweifelhafte Erklärung mich kurzzeitig.

Der Zwerg setzte sich zu meiner Verwunderung, ungelenk neben mich und grinste.

Anscheinend will er sich doch unterhalten…haha…oh, Erbauer!

„Du heißt also Ruck?“, fing ich zögerlich an und musterte ihn wieder. Seine Kleidung war an vielen Stellen aufgerissen und sehr verdreckt. ER roch nicht wie Dampf, wenn Wasser brennt, sondern eher wie angebrannte Hose.

Besagter Ruck verzog sofort sein Gesicht. „Ruck kein schöner Name, nicht so schön wie Frau. Ruck ist klein, hässlich und verdreht.“

Oho, immerhin kann er sich richtig einschätzen, das ist schon mal sehr positiv. Und langsam schmeichelt es mich doch…schöne Frau. Bis auf Zevran hat das ja keiner zu mir gesagt. Und heißt es nicht immer das Betrunkene und Irre die Wahrheit sagen?

…oder waren es Kinder?

Ich räusperte mich kurz um die wirren Gedanken abzuschütteln. „Ich habe einige Fragen an dich, Ruck.“

Ruck lehnte sich gegen mich und sah verträumt zu mir auf. „Ich beantworte deine Fragen, schöne Frau. Was du willst.“

Na immerhin kooperiert er sofort. Wenn er mir jetzt noch halbwegs richtige Antworten gibt, kann ich vielleicht feststellen, was hier überhaupt passiert ist und wo ich bin.

Aber bevor es an solche Fragen geht, sollte ich mich Ruck eventuell etwas Annähern. Damit er mir nicht irgendwelchen Mist erzählt….was er sowieso tun wird.

„Wann bist du hier angekommen?“

Der Zwerg zog seine Stirn in Furchen und schien ernsthaft nachzudenken. Dann winkte er ärgerlich ab. „Zu lange her. Muss denken. Fünf, oder Sechs Jahre. Ruck erkennt Geruch und Anblick der Stadt nicht mehr.“

Erschrocken blickte ich auf ihn herab. Seit Jahren ist er schon hier unten? Von wegen er war mit Brankas Haus unterwegs….er ist durchgedreht, weil er schon so lange hier unten ist.

„So eine lange Zeit? Du armer Kerl…“ , murmelte ich eher zu mir selbst. Ich wäre bei der langen Zeit, umgeben von dunkler Brut, auch durchgedreht.

Ruck klammerte sich plötzlich an meinen Arm fest und sah müde lächelnd zu mir auf. „Die schöne Frau versteht, wie Ruck sich fühlt. Sie versteht.“

Ich nickte zaghaft und musterte sein ausgezerrtes Gesicht. „Wie hast du hier überlebt?“

Der Zwerg strich über meinen nackten Arm, mit seinem Massigen Finger. „Wenn die Dunklen da waren, blieb ich im Schatten. Im Schatten sehen sie nicht nach, wenn du still bist…wenn du ihr Fleisch isst. Die Dunklen glauben dann, dass du zu ihnen gehörst aber jetzt sind sie fort!“

…er isst die dunkle Brut?? DAS muss seinen Verstand in Matsch verwandelt haben und sein Körper deformiert haben. In Ostagar traf ich auf ein paar Soldaten, die mit der Verderbtheit infiziert waren und dann qualvoll starben. Das war innerhalb von ein paar Tagen.

Aber Ruck ist hier schon seit Jahren und nicht an der Verderbtheit gestorben. Allerdings ist er in schlechter Verfassung. Ich bezweifele das er die nächsten sechs Jahre weiterlebt.

Ich sah nachdenklich zu Boden und biss mir auf die Lippen. Die Dunklen…sie sind hier irgendwo in der Dunkelheit. Ich weiß es…

„Weißt du wohin die Dunklen gegangen sind?“, fragte ich leise.

Ruck nickte sofort eifrig. „Ich denke nach Süden, schöne Frau. Dahin ruft sie der dunkle Meister, mit seiner schönen Stimme. Er ruft nach seinen Kindern und die Freude war groß.“

Der Erzdämon! „Wo ist der dunkle Meister jetzt, weißt du das?“, fragte ich aufgeregt.

Der Zwerg wirkte plötzlich traurig und ließ seine verkrüppelten Schultern hängen. „Er ruft nicht mehr. Ich will zu ihm, aber Ruck ist ein Feigling.“

Er ruft nicht mehr? Das verstand ich nicht…er hat doch die Brut um sich versammelt und sie dann an die Oberfläche geführt…

Mein Kopf schmerzte wie aufs Stichwort und ich schloss grummelnd die Augen. Dieser widerwärtige Erzdämon mit seiner Ausgeburt an Mistviechern.

Eine Hand legte sich plötzlich auf meinen Kopf, strich durch mein zerzaustes Haar und schließlich über meine Wange.

Ich starrte zu Ruck, der mich fasziniert musterte und anfing leise zu sprechen. „Wenn du isst…wenn die Dunkelheit in dir ist, vermisst du das Licht nicht mehr. Du weißt das, oder? Ruck sieht die Dunkelheit in dir.“

Mein Herz raste kurz und ich schluckte merklich, während ich Ruck weiterhin anstarrte.

Hatte ich richtig gehört? Er sieht die Dunkelheit in mir? Dunkelheit ist in mir??

Was für ein Müll!

„Ich bin ein Grauer Wächter, das ist nicht dasselbe!“, sprach ich gereizt und blickte woanders hin. Immerhin esse ich keine Dunkle Brut, verdammt nochmal!

Ruck schmiegte sich versöhnlich an mich, was mich wiederum zusammenzucken ließ.

„Grau wie der Stein. Wächter vor der Dunkelheit. Schön wie ein Wasserfall unter den Flechten“

Frustriert seufzte ich auf. An ihm ist ein Dichter verloren gegangen.

Aber das bringt mich nicht weiter…zudem ist sein Geschwafel auch nicht gerade gut für meine Nerven. Im Gegenteil.

Leicht massierte ich meine Schläfe und musterte wieder Ruck, als dieser fasziniert durch mein Haar strich und schließlich seine Aufmerksamkeit meinen spitzen Ohren zuwandte.

„Schöne Frau hat komische Ohren.“, hauchte er und strich fasziniert darüber.

Wäre Ruck ein perverser Mensch gewesen, hätte ich ihm längst die Hand abgehackt. Aber seine Berührungen waren aus reiner Neugier und Faszination….nicht um seine primitiven Bedürfnisse nachzukommen.

Und das stimmte mich etwas verträglich. Zwar war es nicht so, dass ich mich gerne anfassen ließ von irgendwelchen verrückten Zwergen, aber es könnte schlimmer sein.

Zudem war es teilweise ziemlich amüsant und Ruck tat ja nichts Böses. Was ich nach seinem kleinen Wutausbruch nicht gedacht hätte.

„Wie bin ich nur hier hinein geraten?“ , sprach ich seufzend zu mir selbst.

„Die schöne Frau war ins Wasser gefallen…Ruck hat dich rausgezogen und hierher gebracht.“

Skeptisch schielte ich zu ihm und musste kurz schmunzeln. Er hat mir mein kümmerliches Leben gerettet.

„Warum hast du das getan?“, fragte ich leise und blickte ihn wieder an. Seine Antwort folgte prompt. „Weil du schön bist! Ruck mag schöne Sachen!“

Na dann danke ich wohl mal meinen Eltern dafür. Oder zumindest Vater. Er hat immerhin auch seinen Anteil dazu geleistet.

Leicht zuckten meine Mundwinkel nach oben und ich sah auf Ruck hinab. „Nett von dir, Ruck.“

Dennoch blickte ich kurz darauf finster in das Naheliegende Lagerfeuer. Es ist gut dass ich noch lebe, nach diesem schmerzhaften Sturz. Aber ich muss auch zu den anderen zurück.

Allerdings habe ich nicht die geringste Spur wo sie sein könnten. Die Tiefen Wege spalteten sich in so vielen Gänge auf und hinter jede Ecke könnte dunkle Brut lauern. Oder was weiß ich…

Aufmerksam sah ich zu Ruck, der sich fasziniert meiner Haarpflege zuwandte.

„Ruck, was lebt hier unten noch, außer dunkle Brut?“

Er sah kurz angewidert aus. „Kriecher! Sie essen immer die Kleinsten von den Dunklen. Jetzt haben die Kriecher Hunger!“

Überrascht sah ich zu ihm. „Kriecher…sind das Schlangen?“

Ruck schüttelte den Kopf.

Ich überlegte. „Spinnen?“

Ein nicken seinerseits und ein Würgen meinerseits folgten.

Ich HASSTEE Spinnen. Und ich bezweifelte, dass hier unten so kleine Krabbeltierchen sind, die einen mal fix über die Hand wandern.

Eher werden sie dir die Hand abreißen. Wie unschön und abartig von diesen hässlichen, behaarten, stinkenden…Viechern.

„Aber die werden nun die anderen fressen“, sprach Ruck beiläufig, was mich wiederum aufhorchen ließ.

„Was für andere meinst du?“

„Die anderen.“

„Ruck“ , sprach ich abwartend und auch etwas genervt. „WO sind die?“

„Bei den Kriechern, laufen direkt zu ihnen. Werden sich freuen, hatten lange nicht mehr Zwerg und Schwein gegessen“

Schwein und Zwerg?...meint Ruck etwa Oghren und Hasso?

Aufgeregt drehte ich mich zu dem Zwerg. „Wer war noch dabei, Ruck? Waren es noch zwei weitere? Eine dunkelhaarige Frau die einen langen Stab bei sich trug und ein Mann, der dieselben Ohren wie ich hat?“

Gebannt starrte ich auf den Zwerg hinab, während er eingehend mein Ohr musterte. Schließlich nickte er. „Ja.“

Ich jauchzte vor Glück auf und spürte ein leichtes ziehen in meiner Brust. Schnell ließ ich den Euphorie Ausbruch sein und stand auf. „Ich muss zu ihnen!“

Schnell suchte ich das Lager nach ein paar Waffen ab, die ich mitnehmen könnte. Doch Großteils lagen nur sperrige Äxte und viel zu große Schwerter herum.

Nichts für zarte Elfenmädchen wie mich. Lediglich einen Dolch konnte ich aus den Trümmern retten. Aber das würde bei weiten nicht helfen. Doch zu meiner großen Freude, konnte ich noch ein paar Fläschchen finden die mit komischen Substanzen gefüllt waren.

Ich entschloss sie ebenfalls mitzunehmen. Ruck jedoch sah mich traurig an und krallte sich in mein Bein fest. „Geh nicht, schöne Frau!“, sprach er verzweifelt.

Verwirrt sah ich auf ihn herab. „Aber Ruck…das sind meine Freunde. Ich muss sie wiederfinden.“

Er schüttelte schnell den Kopf und hielt sich fest an mein Bein geklammert. „Nein! Ruck lässt dich nicht gehen!“

Oh…jetzt sollte ich aufpassen, dass die ganze Geschichte hier nicht unschön endet. Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe. Aber Gewalt wäre in diesem Fall keine Lösung…

Also ging ich wieder in die Hocke und blickte Ruck in seine blutunterlaufenen Augen, in den ich neben seinem Trotz auch Angst und Einsamkeit erkennen konnte.

Lächelnd legte ich meine Hände auf seine Schultern. „Ruck, das sind meine Freunde. Genauso wie wir Freunde sind“

Überrascht sah er auf. „Wir…sind Freunde?“

Sofort nickte ich. „Natürlich. Freunde sind füreinander da, helfen sich und haben auch Spaß zusammen.“

Eindringlich beugte ich mich zu dem Zwerg vor. „Ruck, als Freund brauche ich deine Hilfe. Ich kann sie nicht allein dort finden in der Dunkelheit. Ich brauche deine Hilfe…mein Freund.“

Ruck starrte mich an, während ich Gebete zum Erbauer schickte er möge mir helfen. Sonst war ich verloren. Weder habe ich Karten, noch sonst einen Anhaltspunkt wo diese Spinnen leben.

„Ruck hilft der schönen Frau.“
 

Keuchend rollte ich mich ab und entkam so nur knapp dem Angriff einer verdammten Riesenspinne. Ihr vor Gift triefenden Fangzähne hatte sie beinahe in meine Wade hineingestoßen.

Ein gewaltiger Axthieb teilte die Spinne plötzlich und sie ließ noch einen kurzen, lauten Schrei aus.

Ich nickte Oghren zu, der mit einem Brüllen seine Axt aus dem Gestein zog und sie sofort in die nächste Riesenspinne krachen ließ.

Rücken an Rücken stand ich mit Morrigan, die gerade einen Eiszauber wob und eine weitere Spinne damit einfrieren ließ. Doch für jede Spinne die wir töteten, kamen fünf neue!

Inzwischen rann mir der Schweiß das Gesicht hinab und meine wunderschöne Frisur ist leider auch dahin. Wie ich diese Spinnen doch verabscheue!

„Das bringt nichts!“, rief Morrigan zornig und schlug mit ihrem Stab gnadenlos auf die acht beinigen Gegner ein, da sie keine Manavorräte mehr hatte.

Oghren brüllte wieder etwas, wurde jedoch von einer Spinne niedergerungen, die sich nun mit klackendem Kiefer an seiner Rüstung zu schaffen machte.

Dann sterbe ich also hier unten in den tiefen Wegen. Ziemlich glanzlos, wie ich gestehen muss, aber nicht weiter tragisch. Von einem legendären Grauen Wächter erledigt zu werden, hört sich ruhmreicher an…oder noch besser während man sich in einer wilden Nacht so sehr verausgabt dass-..

Plötzlich hörte ich das Zerbrechen von Glas. Verwirrt sah ich auf, als ein beißender Gestank in meine Nase trat und mich würgen ließ. Morrigan ging es nicht anders, und sogar Hasso jaulte kurz auf.

Die Spinnen jedoch zischten auf und diejenigen die am Nächsten der kleinen Wolke waren, die gerade aufstieg, zogen sich in die Dunkelheit zurück.

Dennoch waren noch genügend andere Spinnen übrig, die nicht damit aufhörten uns zu attackieren. Nur mit Mühe könnte ich sie zurückhalten.

Immer wieder hörte ich wie Glas zerbrach und die Spinnen daraufhin erbost aufschreien. Verwirrt blickte ich zu Morrigan. „Seid Ihr das?“

„Macht Euch nicht lächerlich!“, fauchte sie mich an und blickte sich hektisch umher.

Inzwischen brannten meine Lungen und ich zog mich hustend zurück, selbst die Spinnen zogen sich nun ebenfalls zurück. Die Wolke stieg langsam auf und legte sich schwer nieder. Es schien ein schwaches Gift zu sein…davon war ich zumindest überzeugt.

Oghren kam grunzend neben mir zum Stehen und schnaufte schwer. „Beim Stein! Dafür bin ich nicht ganz allein verantwortlich!“

Angewidert sah ich zu dem Zwerg und schüttelte den Kopf. „Verschont mich“

Morrigan blickte indes angestrengt zur Decke hinauf. „Wir sollten uns beeilen, sie werden nicht ewig im Dunklen warten. Sie kommen wieder…“, sprach sie und deutete dabei auf die Riesenspinnen die halb von der Decke hingen, aber dank der toxischen Wolke nicht weiter angriffen.

„Das ist eine gute Idee.“

Überrascht sahnen wir alle auf, als ich die vertraute Stimme hörte. Wo…?

Doch ich sah ihre Gestalt bereits schemenhaft aus dem Nebel zu uns eilen. Als sie endlich aus dem Dunst hinaustrat, starrte ich entsetzt auf ihre Gestalt.

Sie war leichenblass, ihre Lederrüstung hing nur noch in Fetzten an ihr, überall wo sie nicht durch Stoff verhüllt war, war ihre Haut aufgeschürft und grün und blau. Die roten Haare standen wirr in alle Richtungen ab. Ihr Gang wirkte unkoordiniert, aber sie lächelte schwach.

Kallian.

Ehe ich selbst wusste was ich tat, war ich zu ihr gerannt hatte sie eng an mich gedrückt und meine Lippen auf ihre gedrückt.

Ich atmete ihren vertrauten Duft ein, in dem zwar jetzt noch Blut mitschwang aber das konnte ich getrost ausfiltern.

Der Blutgeruch wurde jedoch stärker, als sie plötzlich anfing sich zu verkrampfen und stark zu Husten. Erschrocken löste ich meine Lippen von ihren kalten und bemerkte wie Blut aus ihrem Mund lief.

Kallian verdrehte die Augen, dann war sie ruhig. Wie erstarrt hielt ich sie in meinen Armen und sah in ihr Gesicht.

Keine Regung.

„Aus dem Weg, Ihr Narr!“, rief Morrigan erbost und stieß mich zur Seite, ehe sie Kallian vorsichtig auf den Boden ablegte. Sofort rief sie die restliche Lederrüstung von ihr und zischte dann auf.

Schnell legte sie ihre Hand auf ihren Oberkörper und ein schwaches Blaues Licht, wanderte von Morrigans Hand, langsam in den Oberkörper von Kallian.

Angespannt beobachtete ich die ganze Szene, während Hasso neben mir einmal laut aufjaulte. Meine Lippen fühlten sich trocken an, während ich meine Hände zu Fäusten ballte.

Sie darf nicht sterben.

„Schöne Frau!“

Verwirrt blickte ich auf und sah einen verkümmerten Zwerg aus dem Dunst zu uns taumeln. Er schien orientierungslos.

Skeptisch beobachtete ich die Gestalt, die stehen blieb und uns alle nacheinander musterte. Angewidert stellte ich fest, dass es weder Haare, noch ein sonstiges gepflegtes Äußeres besaß. Da war sogar Oghren gepflegter…und das soll was heißen.

„Schöne Frau!“, schrie er aufgeregt, als er Kallian erblickte und zu ihr stürzen wollte. Ehe er es jedoch in ihre Nähe schaffte, hatte ich ihn bereits zu Boden geworfen und hielt ihn dort fest.

„Nicht so schnell, Freundchen!“, knurrte ich drohend und hielt den Zwerg nur mit Mühe fest. Er schrie und schlug wild um sich.

Verdammter Bastard, ich werde ihn jetzt die Kehle aufschlitzen dann ist Schluss!

Doch ehe ich meinen Dolch auch nur in die Nähe seines Ziels bringen konnte, hörte ich Kallian plötzlich erschöpft röcheln und mich innehalten.

„Ruck…ist…ein Freund…“

Ungleiche Paragons

Müde sah ich Morrigan an, die mich böse musterte. Ihre schwache heilende Magie durchflutete mich langsam, aber stetig. Erschöpft legte ich meine Hand auf ihre.

„Danke…“, flüsterte ich erschöpft.

Die Schmerzen ließen langsam nach und auch das atmen schmerzte nicht mehr. Mein Blick glitt zu Zevran, der wiederwillig von Ruck abließ und sich erhob.

Der verdrehte Zwerg eilte sofort auf mich zu und ließ sich neben mir auf Knie fallen. Er beäugte skeptisch Morrigan und ihre Magie, die sie in ihrer Hand wob. Seine Augen wurden groß.

„Schon gut, Ruck. Sie hilf mir.“, murmelte ich erschöpft.

So gut wie es eben geht, Wynne war bei weitem besser. Aber ich sollte mich zufrieden geben, mit dem was ich gerade habe. Immerhin hätte ich auch sterben können.

Morrigan erhob sich und blickte mich ruhig an. „Mehr kann ich nicht tun. Die Brüche habe ich so gut es geht geheilt, aber dennoch sind die Knochen brüchig. Ihr solltet euch schonen und den Kampf meiden.“

Leicht grinsend sah ich zu der Hexe auf. „Ich gebe mein bestes. Vielleicht ist die dunkle Brut auch so sozial und lässt mich erst mal in Ruhe.“

Ihr Blick wurde kühler. „Spart euch euren Sarkasmus, wenn ihr nicht wieder an eurem eigenen Blut ersticken wollt. Das wird schneller passieren, als ihr ahnt.“

Sie hat einfach keinen Sinn für Humor! Grimmig blickte ich zu ihr hoch und zog meine Stirn in Falten. Vermutlich werden Morrigan und ich nie Busenfreundinnen werden.

Ächzend erhob ich mich langsam und seufzte frustriert auf. Das ziehen war nach wie vor in meiner Brust vorhanden, aber immerhin hatte ich nicht das Gefühl das es mir gerade die Lunge zerreißt.

Allerdings schoss mir gerade das Blut in den Kopf, denn ich bemerkte das ich nun nichts weiter trug, als meine Unterwäsche. Meine Lederrüstung hatte Morrigan wohl ganz von mir gerissen, zumindest das was noch davon übrig war.

Verdammt!

Morrigan bemerkte mit kühler Miene, meine Verzweiflung und warf mir ihren Umhang zu. „Wenn ihr jetzt noch anfangt zu schreien, schlage ich euch. Zieht das drüber“

Verdutzt sah ich auf den dunkelroten Stoff, der sich seidig auf meiner Haut anfühlte. Sofort warf ich ihn mir über und blickte verstohlen unter dem Umhang hervor.

Es war besser als nichts, aber kein Vergleich zu meiner Lederrüstung. Immerhin verdeckte sie einige Stellen und bot obendrein sogar Schutz. Das kann ich bei dem schönen Umhang nicht behaupten. Aber nackt durch die Finsternis zu wandern, war noch Selbstmörderischer.

Dennoch war ich dankbar und nickte Morrigan leicht lächelnd zu. Zu meiner großen Verwunderung, erwiderte sie das Lächeln sogar leicht. Es geschehen tatsächlich noch Wunder.

Ich blickte zu Ruck hinab, der mich fasziniert ansah und dann langsam über den Stoff strich. Schmunzelnd beobachte ich ihn dabei, als er mich wieder ansah. „Schön weich!“

„Was habt Ihr jetzt schon wieder aufgegabelt?“, sprach die Hexe plötzlich gereizt und beobachte den verkrüppelten Zwerg. Ihre Abscheu war in ihren Augen nicht zu übersehen.

„Er hat eher mich aufgegabelt, als er mich vor dem Ertrinken rettete.“, sprach ich und bemerkte plötzlich Oghren, der auf mich zu watschelte. Wut flammte auf einmal in mir auf, heiß und lodernd.

„Hey, das kreischende Elfenmädchen hat ja Überlebt!“, sprach er leicht lallend. Der plötzliche Alkoholgeruch bestätigte meine Vermutung, dass dieser verdammte Zwerg schon wieder gesoffen hatte! Na warte, du elender…!

Ich hob meinen gefunden Dolch, aus Rucks Lager, hoch und eilte auf den rothaarigen Zwerg zu und schnitt ihm ohne zu Zögern einen seiner Bartzöpfe ab.

Es herrschte absolute Stille, während ich auf Oghren hinabsah, mein Dolch noch halb an seiner Kehle, sein linker Bartzopf am Boden liegend während mich der Zwerg fragend ansah. Anscheinend hatte er es noch nicht begriffen.

Muss ich mal wieder den Anfang machen…das kommt davon, wenn man seinen Verstand wegsäuft.

Drohend sprach ich deswegen auf den Zwerg ein. „Ich habe euch doch gesagt, dass ich euch den Bart abschneide. Und ich mache meine Drohungen immer wahr…wegen Euch, bin ich abgestürzt!“

Und das ziemlich hart und schmerzvoll! Wenn dieser verdammte Zwerg nur seinen Hintern schneller bewegt hätte, dann hätte ich mir diese schmerzhafte Erfahrung auch schenken können!

Oghren sah hinab und im selben Moment bemerkte ich, wie sich sein Gesicht Purpur färbte. Diesmal war ich mir sogar ziemlich sicher, dass es nicht an den Schnaps lag, den er sich minütlich rein kippte.

Es folgten ein paar unschöne, laute zwergische Schimpfwörter die ich nun in mein Schimpfwortarsenal aufnehmen konnte. Er stampfte wütend mit seinen kurzen Fuß auf den Boden, und funkelte mich dabei wütend an.

Gerade als er wohl auf mich losgehen wollte, bekam er Morrigans Stock auf den Schädel gedonnert. Man konnte förmlich die Sternlein bei ihm tanzen sehen.

„Das war die gerechte Strafe Zwerg und nun schweigt! Wir brauchen einen Weg zu diesem verdammten Paragon.“

Erkennend sah ich zu Morrigan. Es war gut sie auf meiner Seite zu wissen, auch wenn wir eigentlich nie einer Meinung waren.

Oghren schnaubte mich drohend an, hob dann seinen abgeschnittenen Bartzopf hoch und steckte diesen ein. „Verdammte Elfenohren!“

Ich verschränkte nur die Arme vor der Brust und ließ ihn stehen, als ich meines Weges ging. Dieser Saufzwerg hatte es doch nicht anders verdient! Irgendwann hatte meine freundlichkeit schließlich auch ein Ende.

Mein Blick fiel kurz auf Ruck, der mir eifrig folgte.

Dieser kleine verrückte Zwerg könnte wissen, wohin Branka verschwunden ist. Auf Oghren kann man sich nicht verlassen, es sei denn ich will wieder in die Dunkelheit fallen und mir ein paar Knochen brechen.

Ich bleib schließlich vor Zevran stehen, der mich aufmerksam musterte, dann jedoch kritisch Ruck beäugte. Der Zwerg wiederum, sah misstrauisch zu dem Elf auf.

Oh weh…

Unsicher lächelnd sah ich zu Zev, der mich wieder ansah und dabei keine Miene verzog. Er schien ernsthaft nachzudenken.

Nervös biss ich mir kurz auf die Lippen. Warum sagt er denn nichts?? Oder sollte ich vielleicht etwas sagen?

Wie wär’s mit…hey, ich lebe noch! Ist das nicht klasse? Nein. Das kommt zu plump rüber und auch irgendwie…komisch. Aber ich bin ja generell komisch…

Mein Blick blieb kurz an seinen vollen Lippen hängen. Auch wenn Zev’s Haar leicht durcheinander war, sein Gesicht genauso verdreckt war wie seine Lederrüstung, so fand ich ihn nie besser aussehend.

Ehe ich noch weitere abstruse Gedanken fassen konnte, umarmte ich ihn einfach stürmisch und drückte meine Lippen auf seine, während ich meine Arme um seinen Nacken legte.

Zu meiner großen Zufriedenheit, wurde dies sofort von ihm erwidert.

Beim Erbauer, ich hab ihn vermisst. Ich hab seine Unverschämte Art vermisst, sein charmantes Lächeln, seine amüsanten Kommentare, sein Duft…einfach alles.

Nach Luft ringend löste ich mich kurz darf von ihm. Mein Oberkörper schmerzte wieder leicht, was wohl ein Anzeichen dafür war das es besser war, erst mal aufzuhören.

Zumindest vorerst.

Amüsiert sah er auf mich hinab und strich über meine erhitzte Wange. „Ihr seid ja so stürmisch…das gefällt mir.“, hauchte er mir leise ins Ohr, was mir wiederum eine Gänsehaut bescherte. Und das lag gewiss nicht an der Kälte, die hier unten herrschte.

Ich schmiegte mich an ihn und schloss einfach die Augen und atmete nochmal seinen Duft ein. Auch wenn er nicht mehr ganz so frisch roch, wie zu Beginn unserer Reise, wie ich amüsiert feststellen musste. Aber es beruhigte mich irgendwie.

Plötzlich jedoch, wurde mein Kinn leicht angehoben und ich blickte in seine Goldbraunen Augen, in denen diesmal kein Spott lag. „Ich wusste, dass du noch lebst. Schließlich bist du extrem Dickköpfig.“

Meine Augen wurden größer, während ich ihn einfach nur anstarrte. Er…wusste es?

„Was beim Stein, ist das für eine schnulzige Schmiererei? Wir sind hier um die dunkle Brut niederzumetzeln, und nicht um uns gegenseitig abzulecken!“

Erschrocken sah ich zu Oghren, der soeben seine Axt schwenkte und genervt zu uns blickte. Selbst Morrigan schien Miesgelaunter als sonst zu sein. Beim Erbauer!

Ich löste mich von Zevran und blickte angesäuert zu den beiden. „Ich hab euch auch schrecklich vermisst!“, sprach ich sarkastisch. Bei solchen Freunden, braucht man wirklich keine Feinde mehr!

Nachdem die Wogen alle wieder halbwegs geglättet waren, besprachen wir unsere nächsten Schritte. Natürlich erst nachdem wir dieses Spinnenversuchte Loch verlassen hatten. Was war ich froh gewesen, dass ich die Flaschen aus Rucks Lager mitgenommen hatte. Die Spinnen waren wahrlich nicht davon angetan gewesen.

Morrigan erzählte mir miesgelaunt, das sie Brankas Tagebuch gefunden hatten, bevor diese Spinnen auftauchten. Darin stand, dass sie einer Spur folgte, die in die Todesgräben führte. Sie war sich ganz sicher, dass sich der Amboss dort befinden würde und hatte ihr gesamtes Haus oder das, was davon übrig geblieben war, mitgenommen. Selbst eine kleine Nachricht für Oghren hatte sie hinterlassen, aus der man allerdings nicht schlau wurde.

„Sagt Oghren… nein, das was ich ihm zu sagen habe, ist nur für seine Ohren bestimmt.“

Er war am Boden zerstört und doch irgendwie erleichtert. Komische Zwerge.

Oghren hatte erzählt, dass Branka auf der Suche nach dem Amboss der Leere war, ein legendenumrankter Gegenstand, mit dem man angeblich Golems herstellen konnte. Riesige Kreaturen aus Stein und Stahl.

Der Amboss war das Werk eines gewissen Caridin, einem weiteren Paragon, der ebenso wie Branka einst Schmied war.

Caridin hatte mit seinem Haus im Ortan-Thaig gelebt und anscheinend war Branka dieser Spur gefolgt, denn Oghren zeigte uns, wo sie an den Wänden Splitter aus dem Gestein geschlagen hat, um deren Beschaffenheit zu kontrollieren.

Also befanden wir uns jetzt auf dem Weg zu den Todesgräben, oder auch Bownammar, die Stadt der Toten. Sie war die Heimat der Legion der Toten und wurde von keinem anderen als Caridin persönlich erbaut.

Das einzige, von dem wir uns hier unten ernähren konnten, war gebratenes Nugfleisch, getrocknetes Nugfleisch und geräuchertes Nugfleisch. Ich schwöre, ich werde dieses Zeug nie wieder in meinem verdammten Leben anfassen.

Allerdings ging es mir hier in den Tiefen Wegen nicht besonders gut. Ich fand in unseren wenigen Schlafperioden keine Ruhe. Ständig weckten mich diese zermürbenden Albträume.

Also starrte ich vor mich hin, während meine Gefährten wenigstens kurzzeitig versuchten etwas Ruhe und Schlaf zu finden. Ich hatte meine Wächtersinne soweit geschärft wie ich konnte, und hoffte die dunkle Brut rechtzeitig spüren zu können sollte sie auftauchen.

Das Problem war nur immer, wenn ich sie spürte, dann spürten sie mich auch. Das wiederrum bedeutete, sie wollen meinen Kopf. Und den Rest verspeisen. Was für elende Monster.

Ein scharendes Geräusch ließ mich aufblicken, so dass ich Ruck langsam auf mich zu schwanken sah. Er wirkte noch fahler als sonst. Zevran und Oghren wollten ihn erst töten, da sie meinten er würde sich nur quälen und sowieso nicht mehr lange leben, aber ich war dagegen. Ruck hatte seit Tagen nichts mehr gegessen, obwohl ich ihm immer Nugfleisch angeboten hatte. Schließlich konnte ich es irgendwann nicht mehr sehen.

Er setzte sich ungelenk neben mich und starrte mich an. Etwas skeptisch erwiderte ich seinen Blick und schmunzelte schließlich. „Warum schaust du so?“

„Ruck kann nicht schlafen. Er hört sie überall.“, sprach er krächzend. Anscheinend hatte er auch länger nichts mehr getrunken…

Nachdenklich blickte ich die gegenüberliegende Steinwand an und hörte erneut das laute Summen in meinem Kopf, welches mich fast an den Rand des Wahnsinns trieb.

„Ich auch nicht. Verdammte Monster…“, murmelte ich und nahm einen Schluck aus meiner Feldflasche. Ich bot sie auch Ruck an, doch er schüttelte nur wild den Kopf, also ließ ich es bleiben.

Der verkrüppelte Zwerg musterte mich noch eine Weile, doch ich ignorierte ihn und starrte nachdenklich wieder vor mich hin. Es würde gut tun, wieder zu schlafen.

„Grau wie der Stein. Wächter voll der Dunkelheit, vermissen nicht das Licht.“, sprach Ruck und kratzte sich wie ein Tier seinen Rücken.

„Ich weiß das die Dunkelheit in mir ist, Ruck. Und irgendwann sterbe ich an der verdammten Verderbtheit in mir. Einen langen und qualvollen Tod…genau das was ich immer wollte.“, sprach ich frustriert und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht.

Und nun inspiziere ich derweil mein zukünftiges Grab. Sollte ich nicht im Kampf irgendwann sterben, dann hier unten 30 Jahre später.

Allein und gequält von den Summen und Rufen in meinem Kopf.

Ich ließ mich nach hinten fallen und schloss die Augen. Wie ich mein Leben doch manchmal hasste. Es war vielleicht besser, auf dem Schlachtfeld zu verrecken, als hier unten von der dunklen Brut zerrissen zu werden.

Aber vielleicht könnte ich ja mit Alistair gehen, schließlich ist er auch ein grauer Wächter und wir haben das Ritual fast gleichzeitig beschritten.

Das würde bedeuten, ich müsste hier unten nicht allein sein…und Angst haben.

Wütend starrte ich die Decke an und biss mir auf die Lippen, während ich den Umhang von Morrigan enger um mich zog.

Ich sollte mich nicht fürchten. Dafür ist es noch nicht soweit, außerdem habe ich keine Zeit ängstlich zu sein. Das kann ich auch in den letzten paar Sekunden meines Lebens sein, wenn mich die Brut abgestochen hat.

„Ruck passt auf die schöne Frau auf!“, hörte ich den Zwerg plötzlich, was mich dazu brachte trocken aufzulachen.

„Beim Erbauer Ruck, hör auf zu Träumen.“, sprach ich spöttisch, während mir der undefinierbare Blick seinerseits entging.

Wenig später lief ich mit den anderen weiter und Ruck ließ mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen und lief praktisch immer hinter mir. Obwohl ich ihm sagte, dass er ruhig gehen könnte, wollte er bleiben.

Es war klar, dass das noch für Aufregungen sorgen würde. Wenn daraus nicht sogar ein Drama wird. Und ich hasse Dramen. Besonders dann, wenn verrückte Zwerge dabei im Spiel sind.

Wir gingen also die letzten Tage immer weiter in die Tiefe, während mein Drang nach Sonnenlicht immer größer wurde. Elfen gehörten einfach nicht in dunkle Höhlen, das hatte ich spätestens jetzt begriffen. Doch mein Wunsch nach Licht wurde bald erfüllt.

Der Tunnel, durch den wir liefen, wurde immer breiter und schließlich konnte ich sehen, wohin er uns führte.

Mit offenen Mund starrte in die riesige unterirdische Halle. Alle Lichtquellen, die wir mit uns herum schleppten, waren mit einem Mal sinnlos. Wir standen auf einem Felsvorsprung an den Todesgräben und vor uns lag die Stadt der Toten, Bownammar.

Der Großteil des Lichtes strömte aus der gewaltigen Schlucht vor uns, die letzte, die uns von der Stadt der Toten trennte.

Das unterschwellige Summen, das in den letzten Tagen immer stärker auf meine Nerven gedrückt hatte, war hier beinahe unerträglich.

Die ganze Atmosphäre war voll Verderbtheit. Ich atmete die giftigen Dämpfe und hörte das erstickte Kreischen in meinem Kopf. Das Kreischen schwoll an, als wir uns der Schlucht näherten und wurde zu einem explodierenden Schmerz.

Die Schmerzen der letzten Tage waren ein Witz dagegen, doch ich hatte zu kämpfen um nicht zufallen.

Zevran stützte mich kurz, während ich verbissen nach vorn starrte. Ich konnte die Dunkle Brut spüren…jeden einzelnen. Jeden verdammte einzelnen!

Und es waren viele, sehr viele sogar. Eine Armee muss im Anmarsch sein, auch wenn ich hoffte, dass ich im Irrtum lag. Doch wie immer in letzter Zeit, wurde ich enttäuscht.

Selbst Ruck fing auf einmal an zu summen. Für die anderen, hörte es sich wahrscheinlich nur verrückt an, doch ich konnte genau die Melodie heraushören mit der er mit der Dunklen Brut sang.

Als wir schließlich an den Graben traten, stockte mir fast das Herz. Unter uns marschierten zehntausende der Dunklen Brut.

„Beim Stein“, flüsterte Oghren, als er dieses Bild sah.

Ich wollte etwas erwidern, doch plötzlich konnte ich kaum klar denken. Etwas zerriss mich beinahe von innen.

Und da sah ich ihn. Der Erzdämon schoss aus der Tiefe empor und brüllte. Augenblicklich waren meine Gedanken wieder klar.

Ich wich zurück und sah dem gigantischen Drachen dabei zu, wie er sich auf der Brücke niederließ, die über den Graben führte.

Mein Herz raste. Der Erzdämon brüllte ein weiteres Mal und wieder durchzuckte mich dieser Schmerz.

„Kallian?“, hörte ich Morrigans wispernde Stimme neben mir. Verschwommen sah ich, dass der Erzdämon blaues Feuer ausspuckte und sich wieder in die Lüfte erhob und über dem Graben davonflog.

„Beim Erbauer“, hauchte ich atemlos. Ein riesiger Drache führt diese Bastarde an.

„Geht es dir gut?“, fragte Zevran mich verunsichert, als ich mich immer noch nicht geregt hatte.

Ich sah in seine goldbraunen Augen und fing mich augenblicklich.

Wahrscheinlich werden wir alle sterben, bei diesem sinnlosen Kampf. Und das wurde mir bewusst. Es waren zu viele dieser Bastarde…viel zu viele.

„Ja, alles bestens“, gab ich tonlos zurück. „Lasst uns einen Paragon suchen gehen und diesen Mist zu Ende bringen.“

Wir trafen des Öfteren auf unseren Weg, auf dunkle Brut und mussten sie niederschlagen. Zumindest die anderen. Weder war ich in der Verfassung zu kämpfen, noch hatte ich die richtige Ausrüstung. Der dünne Umhang von Morrigan, verdeckte geradewegs meinen Körper. Doch ich war verdammt froh, dass es nicht eine Armee war, sondern meist nur ein Dutzend das sich uns entgegen stellte. Dank meines Wächtersinnes konnten wir der patrouillierenden Brut immer wieder ausweichen.

Diese Monster waren nicht so dumm, wie ich erst dachte. Sie wussten was sie taten, sie wussten wo sie zuschlagen mussten um Knochen zu brechen. Oder wie man ein Schwert führt.

…Aber wer beim Erbauer, hatte es ihnen beigebracht?? Oder bekamen sie das praktisch in die Wiege gelegt?

Vor langer Zeit hatte die Dunkle Brut diesen letzten Außenposten von zwergischer Zivilisation eingenommen und wie man sehen konnte, waren sie durchaus dazu bereit diese Errungenschaft bis aufs Blut zu verteidigen.

Das riesige Tor, das in die Stadt der Toten führte, ließ sich nicht öffnen, doch wir fanden ein kleines Schlupfloch direkt daneben. Auch hier fanden sich ganze Altäre von verschandelten Leichen, brennenden Kadavern und angefressenem Aas, das vor sich hin faulte und stank.

Angewidert blickte ich mich um. Selbst Hasso winselte mitleidig und ich tätschelte ihm tröstend den Kopf. Für ihn muss es noch schlimmer riechen.

„Was tun die hier nur?“, fragte Morrigan angewidert und presste sich sogar eine Hand vor den Mund, um den Brechreiz zu unterdrücken.

„Sie fressen Tote“, erklärte ich ihr und ballte meine Hand zur Faust. Ich hatte es oft in meinen Träumen gesehen. Zu oft, wenn ich ehrlich bin.

„Das ist nicht Euer Ernst“, widersprach Zevran mir entgeistert, doch ich nickte nur.

Wir folgten einem Gang, der plötzlich wieder durch das Gestein und aus dem Gebäude heraus führte.

Da hörten plötzlich wir eine Stimme, schwach und verzweifelt.

„Am ersten Tag kommen sie und nehmen alle gefangen.“

Die Stimme war eindeutig weiblich, wenn auch ein wenig heiser.

Argwöhnisch sah ich mich um. Dass es hier Leben gab, noch dazu keine Dunkle Brut, ließ mich misstrauisch werden. Vielleicht sind hier aber noch mehr verrückte Zwerge, so wie Ruck? Und warum wurde Sie noch nicht gefressen?

„Am zweiten Tag schlagen sie uns und fressen sie einige von uns.“

Die Stimme hallte an den Wänden wider und schien aus keiner bestimmten Richtung zu kommen.

„Was redet sie da nur?“, fragte ich verwirrt.

„Am dritten Tag nagen sie weiter an den Männern.“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Morrigan verhalten.

„Los weiter“, sagte Oghren einfach nur. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass er genauso entschlossen war, nach dem Ursprung der Stimme zu suchen, wie ich.

„Am vierten Tag warten wir und fürchten unser Schicksal.“

Wir folgten dem Gang weiter, doch niemand tauchte vor uns auf.

„Am fünften Tag kehren sie zurück und das nächste Mädchen ist an der Reihe.“

„Ruck hat Angst!“, jammerte dieser und warf mir einen ängstlichen Blick zu.

Wir liefen weiter durch die Stollen und folgten der unheimlichen Stimme.

„Am sechsten Tag hören wir in unseren Träumen ihre Schreie.“

„Das kommt mir langsam bekannt vor“, murmelte ich beunruhigt. Diese verdammten Träume werden Realität? Das…kann nicht sein.

Oghren watschelte plötzlich zielsicher voran. „Moment mal!“, rief er. „Ich kenne diese Stimme, beim Stein!“

„Am siebten Tag wuchs sie, denn sie hatten ihr in den Mund gespuckt.“

Ich würgte beinahe, doch stellte Oghren trotzdem meine Frage: „Ist es Branka?“

„Nein“, antwortete der Zwerg. „Ich bin mir nicht sicher.“

„Am achten Tag wuchs unser Hass, denn sie wurde geschändet.“

„Spricht sie von der dunklen Brut?“, fragte Zevran skeptisch.

„Vermutlich…“, sprach ich schaudernd und schmiegte mich enger in den Umhang.

Die Frauenstimme war nun nicht mehr schwach und verzweifelt, sondern wütend und hasserfüllt.

„Am neunten Tag grinste sie und fraß Ihresgleichen.“

Ein weiteres Schaudern durchfuhr mich, als ich dieser körperlosen Stimme folgte, die uns wer weiß wohin führte.

Langsam verstand ich worauf die Stimme hinaus wollte und mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Diese widerliche dunkle Brut, gehört ausgerottet.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als die Stimme brüllte: „Jetzt heißt es für sie Fressen und Morden, denn sie selbst ist zur Bestie geworden!“

Hasso knurrte warnend und stellte sich schützend vor mich.

„Spricht sie davon, zur Dunklen Brut zur werden?“, fragte Morrigan.

„Nein“, erwiderte ich. „Man infiziert sich wesentlich leichter mit der Verderbnis. Ein Biss würde genügen, oder eine offene Wunde, in die das Blut der Brut eindringt.“

Die Soldaten in Ostagar waren der beste Beweis.

Als wir weiter liefen, begann die Stimme ihr unheimliches Mantra von vorn bis wir den Raum vor uns betraten, sahen wir die Quelle der Stimme.

Der Gestank von Verwesung wehte uns entgegen und ich musste meinen Würgereiz mit Mühe unterdrücken, als ich eine Zwergin inmitten von Leichenteilen und verbrannten Körpern sah.

„Ich wusste, dass ich diese Stimme kenne“, knurrte Oghren, als er vor sie trat. „Hespith.“

Als die Zwergin ihren Namen hörte, stand sie auf und sah uns aus glasigen Augen an. Die Haut in ihrem Gesicht warf Blasen und schälte sich ab und darunter kam schwarzes Gewebe zum Vorschein.

Sie schien keine Anstalten zu machen, irgendetwas zu sagen.

„Ist das Verderbtheit durch die Dunkle Brut?“, fragte ich verwirrt. „Es sieht so anders aus.“ Selbst Ruck sah anders aus, obwohl er auch mit der Verderbtheit infiziert war. Genau wie ich.

„Verderbtheit?“, fuhr Hespith mich auf einmal an. Erschrocken zuckte ich zusammen.

„Das waren die Männer! Ihre Wunen eiterten, ihr Verstand löste sich auf. Sie sind wie Hunde, marschierten voran, starben als erste.“

Was sie da erzählte klang ebenso grausam wie seltsam, doch ich hörte ihr weiterhin zu.

„Nicht wir. Nicht ich. Nicht Laryn. Wir wurden nicht verwundet. Wir wurden gemästet. Mit Freunden und Fleisch und Blut und… und…“

Hespith schluchzte heftig und wischte sich ihre Nase an ihrem schmutzigen Hemdsärmel ab.

„Ich konnte mir nur wünschen, dass sie Laryn zuerst nahmen. Ich wünschte es mir, damit ich verschont blieb.

Aber ich musste zusehen. Bei der Veränderung zusehen. Wie erträgt man das. Wie ertrug Branka das?“

„Branka?“, fragte Oghren lauernd. „Wo ist sie?“

„Nicht von Branka reden“, reagierte Hespith heftig und schüttelte sich bei dem Gedanken. „Was sie getan hat… Mögen die Ahnen uns schützen und mir vergeben! Ich war ihr Hauptmann und habe sie nicht aufgehalten.“

Sie schniefte ein weiteres Mal und dicke Tränen quollen ihr aus den Augen.

Hespith sprach unbeirrt weiter: „Ich habe sie geliebt, konnte sie jedoch nicht umstimmen. Ihr vergeben… aber nein, man kann ihr nicht vergeben… Nicht für das, was sie getan hat, was aus ihr geworden ist.“

„Sie geliebt?“, keifte Oghren eifersüchtig, was mich schmunzelnd zu ihm blicken ließ

„Was hat sie getan, Hespith?“, fragte ich lauernd und trat näher an sie heran. „Was hat Branka getan?“

„Ich werde nicht von ihr reden“, erwiderte sie trotzig. „Von dem was sie getan hat, oder was aus ihr geworden ist. Ich werde mich nicht verändern! Ich werde nicht zu dem werden, was ich gesehen habe. Nicht zu Laryn! Nicht zu Branka! Nicht zu Euch!“ Dabei zeigte sie einmal auf Ruck und auf mich.

Hespith wirbelte herum und rannte mit einer Schnelligkeit, die ich ihr niemals zugetraut hätte aus dem Raum.

War es so offensichtlich, dass ich verderbt war? Beim Erbauer, ich sah viel gesünder aus als diese zwei verdammten irren Zwerge!

„Eine heimliche Geliebte.“, sagte ich schließlich. „Wer hätte das gedacht.“, sprach Zevran amüsiert und ich konnte förmlich sehen, dass er wieder irgendwelchen Phantasien nachging.

„Ich hatte immer die Vermutung. Abscheuliches Weibsstück!“, schimpfte der Zwerg.

Wir folgten ihr und verließen wieder den von Zwergen erbauten Teil des Gebäudes. Draußen erwartete uns ein weiterer Graben, genauso wie Dunkle Brut.

Wir kümmerten uns um sie und folgten Hespiths Stimme, die wieder körperlos über uns zu schweben schien.

„Die Männer töteten sie zuerst. Es war eine Gnade. Sie wollten die Frauen berühren, verändern, verformen, bis in ihr nur noch sie sind.“

„Das ist echt krank“, grunzte Oghren angeekelt, während wir wieder durch Steinstollen liefen.

„Sie haben Laryn genommen. Sie musste unsere Freunde essen, ihrem Ehemann das Gesicht abziehen und sein Blut trinken.“

Mir fielen die seltsamen roten, fleischigen Überreste am Boden auf, die sie quer durch Raum zogen. Angewidert legte ich meine Hand darauf und bekämpfte ein weiteres Mal den Würge Reiz.

Dieses fleischige Matsch war nicht nur warm und feucht, es pulsierte sogar, ganz so, als ob es zu einem leben würde.

„Ruck ist schlecht“, klagte er und zog meiner Hand, während ich grimmig nach vorn blickte. „Beim Erbauer, ist das hier unten die Hölle?“, murmelte ich eher zu mir selbst.

„Und während sie aß wuchs sie, schwoll an, wurde grau, roch dann so wie sie. Sie haben sie zu Ihresgleichen gemacht und dann machte sie mehr von ihnen.

Brutmutter.“

Was? Meinte sie es tatsächlich so, wie sie es sagte? Die…haben die Zwergenfrauen vergewaltigt, damit sie selbst zur dunklen Brut werden und dann selbst neue dunkle Brut gebären?

Beim Erbauer, diese Zwergin war auch zu lange hier unten gefangen und ist nun durchgedreht. Das ist doch absoluter Quatsch! Sowas kann nicht möglich sein!

Der Gang machte einen Bogen, doch als wir sahen, was dahinter lag, prallte ich erschrocken zurück.

„Erbauer steh uns bei“, sprach ich erschrocken.

„Bei den Brüsten meiner Ahnen“, fluchte Oghren.

„Brosca!“, rief Zevran.

Wie angewurzelt waren wir stehen geblieben und starrten geschockt auf das Monstrum, dessen Gewebestränge sich in der gesamten Höhle breit gemacht hatten.

Inmitten eines riesigen Klumpen fleischigen Matsches, saß das groteskeste Geschöpf, das ich je gesehen hatte. Der Oberkörper war der einer Made mit unzählbar vielen Brüsten. Das Hinterteil glich dem einer gigantischen Nacktschnecke und anstelle von Gliedmaßen besaß die Kreatur riesige Tentakel, die unkontrolliert in der Luft herumschlugen.

Der verhältnismäßig kleine Kopf besaß zwei winzige, bösartig funkelnde Augen und einen insektenartigen Schlund, allerdings mit Zähnen.

„Das wird wohl Laryn sein“, meinte Morrigan trocken.

„Beim Donnerkiesel, sind das viele Nippel“, stellte Oghren grinsend fest.

Ich schielte zu Oghren. „Wenn ihr wollt, könnt ihr euch ja mit ihr verabreden. Vielleicht wird’s die große Liebe? Aber vergesst die Blumen nicht“

Plötzlich brüllte die Brutmutter und aus der fleischigen Umgebung sprossen mehrere Fangarme empor, die nach uns schlugen.

Anscheinend wollte sie keine Verabredung mit Oghren. Beim Erbauer, ich konnte dieses Monster sogar verstehen.

Hastig zogen wir unsere Waffen und stellten uns der Kreatur. Ich hielt mich jedoch im Hintergrund mit Ruck und sah meinen Freunden dabei zu, wie sie vorpreschten.

Mit seinen Klingen hackte Zevran auf den um sich schlagenden Tentakel ein, doch seine Schwerter rutschten sofort von der glitschigen Oberfläche ab. Er fluchte wütend und sprang geschickt beiseite, als das Ding sich plötzlich auf ihn fallen ließ.

Oghren hatte es da mit seiner Axt wesentlich leichter. Er holte aus und fällte einen Tentakel mit einem Schlag. Der Fangarm fiel zu Boden und zuckte unkontrolliert.

„Hmm, lecker“, schmatzte Oghren amüsiert, während die Brutmutter vor Schmerz heulte.

Nachdem wir alle Tentakel losgeworden waren, erbrach die Kreatur plötzlich einen Schwall stinkenden Eiters, der an ihrem wabbligen Körper hinabfloss und sich auf dem Boden ausbreitete. Ein widerwärtiger Geruch wehte mir entgegen und ließ mir beinahe die Fußnägel aufrollen.

Das zähe Zeug floss um unsere Stiefel und klebte uns regelrecht an den matschigen Untergrund.

Hasso knurrte laut und zog seine Pfoten mit einem schmatzenden Geräusch aus der Brühe. Oghren war am nächsten an der Brutmutter dran und schlug seine Axt in das weißliche, glänzende Fleisch der Bestie. Sie schrie gequält auf und erreichte dabei Tonhöhen, die wahrscheinlich nur Elfen hören konnten, denn ich musste mir gepeinigt die Hände gegen die Ohren pressen, genauso wie Zevran.

Morrigan feuerte Arkarne Bolzen auf sie ab, doch das wiederum schien ihr wenig auszumachen.

Oghren war noch immer damit beschäftigt, seine Axt aus dem Wesen zu ziehen, doch die Brutmutter krallte ihn mit einem ihrer verbliebenen Fangarme und hielt ihn in die Luft.

Geifernd spuckte sie ihn an.

Ich nutzte die Gunst des Augenblicks, mobilisierte meine Kräfte und warf meinen Dolch direkt in das Auge des Monsters, welches sofort tief in die Augenhöhle eindrang. Die Brutmutter kreischte und ich grinste siegessicher.

Ehe ich mich jedoch zu sehr freuen konnte, schlug sie mit einem ihrer übrig gebliebenen Fangarme nach mir. Zwar konnte ich in letzter Sekunde ausweichen, doch die Schmerzen in meiner Brust kehrten mit einer Inbrunst zurück, dass ich erschrocken nach Luft japste und nicht wieder aufstehen konnte.

Mit geweiteten Augen sah ich auf die fleischige Peitsche, die kurz davor war auf mich niederzuschlagen und mich damit wohl endgültig zum Erbauer schicken würde.

Mit einem Mal wurde ich zur Seite geschleudert, sodass mein Oberkörper erneut innerlich zu zerreißen drohte. Dieser explodierende Schmerz beförderte mich in die dumpfe Dunkelheit meines Bewusstseins.

„Kallian? Wacht auf!“

Träge ich öffnete ich die Augen und erblickte Morrigan, die sich über mich gebeugt hatte und genau musterte. Dann nickte sie und erhob sich grazil wieder. „Ich sagte doch, dass sie noch lebt ihr Narren.“

Mühsam versuchte ich mich aufzurichten, doch Zevran legte einen Arm unter meinem Rücken und half mir auf. Dankbar sah ich zu ihm und staunte nicht schlecht, als ich plötzlich eine tote Brutmutter entdeckte.

Oghrens Axt steckte in ihrem Schädel und eitriges Sekret tropfte langsam herab. Die Brutmutter war Tod. Und ich hatte es wiedermal verpasst.

Ich ließ meine Augen über das Schlachtfeld wandern und blieb an dem zerschmetterten Körper eines Zwerges hängen. Erst als ich kurz blinzelte, wurde mir bewusst dass dort Ruck lag.

Ohne lange nachzudenken rannte ich zu ihm und blieb schließlich vor ihm stehen. Ruck sah verdrehter aus sonst als, der Mund geöffnet, die Augen weit aufgerissen.

Er war nicht mehr...

Hasso war mittlerweile neben mir und schnüffelte neugierig an dem toten Zwerg, während mir plötzlich bewusst wurde, das mich Ruck zur Seite gestoßen haben musste und dann von der Tentakel der Brutmutter erschlagen wurde.

…dieser verdammte Irre. Warum beim Erbauer, hat er das nur getan?? Er hätte genauso gut in sein Lager zurückkehren können und dort weiter seine glitzernden Würmer und schöne Steine sammeln können!

Stattdessen folgte er mir in den Tod…auch wenn er eigentlich schon längst Tod war. Schon seit langem…eigentlich wäre er bald an der Verderbtheit gestorben. Aber er hätte nicht so sterben müssen…nicht so…nicht meinetwegen. Er hätte einfach-

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ließ mich augenblicklich zusammenschrecken. Ich schielte zu Zevran, der mich kurz aufmerksam musterte. „Wir sollten weitergehen.“, sprach er ruhig.

„Daher kommen sie“, erklang Hespiths Stimme auf einmal über uns und ließ mir beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Wir entdeckten sie, oberhalb der Höhle auf einem Felsvorsprung.

„Darum hassen sie uns… darum brauchen sie uns. Deshalb nehmen sie uns mit und füttern uns. Aber die wahre Abscheulichkeit… besteht darin, dass jemand das zugelassen hat. Branka… meine Geliebte…

Der Stein hat mich bestraft, Traumfreund. Ich sterbe an etwas das schlimmer ist als der Tod. Verrat.“

Damit verschwand sie zwischen den Steinen.

Ich schauderte ein weiteres Mal. Wahrscheinlich war die fortgeschrittene Verderbtheit, die mir schon in ihrem Gesicht aufgefallen war, darauf zurückzuführen, dass sie wahrscheinlich bald wie Faryn enden würde.

Eine weitere Brutmutter.

„Branka, diese treulose Nug! Die wird ihr blaues Wunder erleben!“, murrte Oghren, der sich ebenfalls Schleim von der Rüstung wischte.

Kurz blickte ich auf Ruck hinab und überlegte ob ich ihn vielleicht begraben sollte. Aber das wäre riskant.

Er wäre weiterer Ballast den wir uns nicht leisten konnten. Außerdem konnte ich wieder dunkle Brut spüren, die uns dicht auf den Fersen war.

Ich muss ihn hierlassen und wohl von der dunklen Brut auffressen lassen. Ich habe keine andere Wahl…

Es…tut mir leid.

„Los, wir müssen noch einen Paragon finden“, sagte ich düster, als ich an der Brutmutter vorbei ging und mir bekanntes Summen in den Ohren ertönte.

Nur dieses Mal würde Ruck nicht mehr mit summen, sondern für immer in der Dunkelheit verstummen.
 

Wir waren den Stollen eine ganze Weile gefolgt und schließlich gelangten wir in eine weitere riesige Halle.

Auf einigen Felsen saß, zu meiner Überraschung, Branka, mit verschränkten Beinen und musterte uns herablassend.

„Da rasier mir doch einer den Rücken und nenne mich Elf! Branka?“, fragte Oghren ungläubig. „Beim Stein! Ich hab dich kaum wiedererkannt.“

Branka sah im Gegensatz zu Hespith noch sehr normal aus, aber nicht unbedingt wie eine Schönheit.

Inwiefern konnte Oghren also behaupten, er hätte sie kaum wiedererkannt?

„Oghren“, stellte sie trocken fest. „Irgendwann musstest du ja hierherfinden. Hoffentlich findest du möglichst bald auch den Weg zurück.“

Perplex sah ich auf die Zwergin, als ich hörte, wie respektlos Branka ihren Ehemann ansprach. Okay, es war schließlich der Säufer Oghren, aber auch ihr Ehemann.

„Und wie darf ich Euch ansprechen?“, fragte sie an mich gewandt. „Söldner des letzten kleinen Lords, der nach mir suchen ließ? Oder seid Ihr nur eine, die Oghrens Bierfahne ertragen kann?“

Bevor ich auch nur schnippisch antworten konnte, kam Oghren mir zuvor.

„Zeig Respekt, Frau! Du redest mit einem Grauen Wächter!“

Ich starrte ihn verblüfft an. Hatte ich gerade richtig gehört??

„Ah, also ein wichtiger Botenjunge“, schloss sie spöttisch. „Dann ist vermutlich etwas Schlimmes passiert. Ist Endrin tot? Würde mich nicht wundern. Er war schon ein wenig klapprig.“

Bevor Oghren wieder auf ihre pampige Art reagieren konnte, fuhr ich ihm dazwischen. „Ja, Orzammar braucht einen neuen König, um sich gegen eine Verderbnis zu verteidigen.“

„Ein König besiegt keine Verderbnis“, fuhr Branka mir dazwischen. „Wir hatten vierzig Generationen lang Könige und haben trotzdem alles verloren.“

Sie machte eine Pause, in der sie sich erhob und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen hin und her lief.

„Ich sage Euch dasselbe wie allen, die dachten, ich könnte sie zum König machen. Von mir aus soll die Versammlung einen besoffenen Affen auf den Thron setzen!“

Ich sah sie entgeistert an. Anscheinend war sie doch verrückt geworden, wie jeder Zwerg hier unten.

„Weil unser Beschützer, unsere große Erfindung, wegen der unsere Armeen von der ganzen Welt beneidet wurden, derselben Dunklen Brut in die Hände fiel, die sie eigentlich bekämpfen sollte. Der Amboss der Leere, mit dessen Hilfe die Ahnen eine Golemarmee geschaffen haben, die den allerersten Erzdämon besiegt hat. Er ist hier in der Nähe. Ich kann ihn förmlich riechen.“

„Tatsächlich?“, fragte ich überrascht. Das hatte ich nicht gewusst. Ich hätte gedacht, das dieser Amboss nicht existiert.

Also waren die Wächter entbehrlich. Wenn wir also Golems erschaffen würden, dann könnten wir jede Verderbnis besiegen, ohne jemanden zu einem Grauen Wächter zu machen? Dann müsste nie wieder jemand dieses verdammte Blut schlucken. Keine Alpträume, keine begrenzte Lebenszeit und… keine Angst.

„Es gibt da nur ein Problem“, entgegnete Branka. „Der Amboss befindet sich hinter einer Reihe von Fallen, die Caridin selbst entworfen hat. Meine Leute und ich haben Leib und Seele dafür geopfert, ihre Geheimnisse zu lüften.

Das ist wichtig. Das ist von Bedeutung. Habe ich Erfolg, hilft das dem ganzen Zwergenvolk. Könige und Politik… das ist alles vergänglich.“

Ich musterte sie genau und verschränkte die Arme vor der Brust. Wo sie recht hat, hat sie recht. Könige und Politik war immer vergänglich…

„Ich habe alles aufgegeben und werde alles opfern, um den Amboss der Leere zu bekommen“, sagte Branka euphorisch mit einem irren Glitzern in den Augen.

„Einschließlich Hespith und den Rest Unseres Hauses?“, fragte Oghren plötzlich. Ich warf ihm einen erstaunten Blick zu. Wie genau meinte er das?

„Genug der Fragen“, wehrte Branka heftig ab. „Wenn ich bei dieser idiotischen Wahl aktiv werden soll, muss ich zunächst den Amboss haben. Es gibt nur einen Ausweg, Wächter. Nach vorn. Durch Caridins Labyrinth, dahin, wo der Amboss wartet.“

Sie wies mit ihrem ausgestreckten Arm in eine Richtung.

„Was hat dieser Ort bloß aus dir gemacht?“, fragte Oghren resignierend. „Ich habe ein Mädchen geheiratet, das einen schon nach einer Minute mit ihrer Brillanz beeindruckt hat.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf.

Branka sah ihn mitleidslos an und erwiderte: „Ich bin dein Paragon.“

Damit verschwand sie hinter einigen Geröllbergen.

„Branka!“, rief Oghren wütend und wollte ihr folgen. „Komm sofort zurück, du verfluchtes Weib!“

„Lasst sie gehen“, sagte ich. „Ich denke, dass sie uns mit dem Amboss sowieso nicht allein lassen wird. Also werden wir sie bestimmt wieder sehen. Früher, oder später“

Also gingen wir in die Richtung, die der verrückte Paragon uns gewiesen hatte, und betraten so ein ganzes Labyrinth vollgestopft mit Dunkler Brut.

Während wir uns gegen die Bestien verteidigten, hallte Brankas Stimme an den hohen Wänden der Höhle wieder.

„Ich brauchte Freiwillige für Caridins Fallen. Versuch und Irrtum. Anders geht es nicht. Ich habe sie hineingeschickt. Sie waren alle Eingeschworene auf mein Haus und wollten mir nicht helfen. Sie versuchten mich zu verlassen. Selbst meine Hespith. Aber selbst sie konnte nicht verstehen, dass das Streben nach Größe Opfer verlangt und zwar so viele wie eben nötig sind.“

Aber laut Hespith, wurden doch die Frauen zu diesen Brutmüttern und die Männer… an die Frauen verfüttert.

Während Branka weitersprach, kamen wir in einen weiteren Teil des Labyrinths.

„… dass sie meine Hand gehalten und um den Tod gebettelt haben. Dabei hatten sie mir Loyalität geschworen. Sie durften nicht aufbegehren.“

Branka war eindeutig nicht ganz klar im Kopf, aber das hatte ich mir schon längst gedacht. Auf der Suche nach dem Amboss musste sie wahrscheinlich ihren Verstand eingebüßt haben.

„Euer Orden ist bekannt für seine Klugheit und seine Stärke. Vielleicht stellt Ihr Euch besser an, als meine armen Clanmitglieder. Irgendetwas an diesem Ort, lässt die Leute verzweifeln.“

Die tiefen Wege waren die Verzweiflung selbst…dessen bin ich mir sicher. Und deswegen gehen hier auch die Grauen Wächter ihren letzten Weg.

Der schmale Gang aus dem wir kamen, mündete in einem schummrig erhellten Raum, an dessen Decke einige Stalaktiten hingen.

Wir waren wieder in einem Gebäude, das eindeutig von Zwergen erbaut wurde, als wir in einen Raum gelangten, in dem vier steinerne Statuen standen.

„Die sehen hässlich aus“, sprach ich murrend.

Kaum, dass ich dies ausgesprochen hatte, erwachte eine dieser Statuen zum Leben und griff uns an.

Verdammt, dass diese steinernen hässlichkeiten auch noch so empfindlich sein müssen!

Mir war völlig unklar, wie wir diesen lebenden Steinhaufen besiegen sollten, aber Oghren schlug bereits mit seiner gewaltigen Axt auf den Golem ein, dem der halbe Arm abfiel.

Der Golem war nicht besonders schnell, also war unsere auf die Schnelle erfundene Strategie auf das Ding einzudreschen, von dem sich immer mehr Gesteinsbrocken ablösten, und schnell genug auszuweichen, wenn er nach uns schlagen sollte.

Auf diese Weise wurden wir auch die anderen drei recht schnell los und konnten endlich weitergehen. Nacheinander betraten wir noch zwei weitere dieser Räume und räumten die steinernen Hünen aus dem Weg. Nachdem dies erledigt war, folgten wir einem Gang, an dessen Decke sich blau leuchtenden Lyriumadern entlang zogen.

„Weit kann es doch nicht mehr sein, oder?“, fragte ich langsam erschöpft und rieb mir den Schmutz von der Wange.

Ich stank erbärmlich, war verschwitzt und müde.

Seit so langer Zeit hatte ich nicht mehr geschlafen und wünschte mir nichts mehr, als die Tiefen Wege endlich zu verlassen und an der Oberfläche eine Woche durchzuschlafen.

Der Stollen wurde immer breiter und führte uns schließlich in eine ebenso gigantische Höhle, wie wir sie bei den Todesgräben gesehen hatten.

Lavaströme stürzten von der Decke und heizten die Umgebung beinahe unerträglich auf. Wenn die Lava nicht schon genug Licht verströmt hatte, dann hätte es wahrscheinlich das Lyrium übernommen, das am Boden zum Vorschein kam und an den Wänden wie eine blauleuchtende Pflanze emporwuchs.

Zwei Reihen von Golems säumten unseren Weg zu einem wahrlich kolossalen Vertreter seiner Gattung.

„Mein Name ist Caridin“, dröhnte uns seine stählerne Stimme schon von weitem entgegen. „ich möchte mich gar nicht daran erinnern, aber früher war ich für die Zwerge aus Orzammar ein Paragon. Wenn Ihr zum Amboss wollt, müsst Ihr Euch meine Geschichte anhören, sonst wiederholt sich alles.“

Meine Augen wurden augenblicklich zu schlitzen. Inzwischen war ich so sehr gereizt von den Tiefen Wegen, das mir weder stählerne Golems, noch verrückte Zwerge Angst einjagten. Auch wenn Caridin wohl vor langer Zeit ein Zwerg gewesen sein muss.

„Ihr wollt also etwas. Wie jeder andere auch.“, erwiderte ich trocken.

„Ich habe zu meiner Zeit vieles hergestellt“, erwiderte der stählerne Koloss ungerührt. „Aber berühmt gemacht und mir meinen Status verschafft hat mich ein einziger Gegenstand: Der Amboss der Leere. Ich konnte damit Männer aus Stahl oder Stein erschaffen, so beweglich und klug wie die besten Soldaten. Als Armee waren sie unüberwindlich. Aber ich habe niemandem erzählt um welchen Preis.“

Einen Haken gibt es immer. Und der hier muss verdammt groß sein.

„Kein Schmied, wie begabt er auch sein mag, kann Leben erschaffen. Damit meine Golems lebten, musste ich ihr Leben von woanders her nehmen.“

„Das klingt nach Blutmagie“, schoss es mir durch den Kopf, doch Cardidin ging kaum darauf ein.

„Die Dunkle Brut nahte. Anfangs benutzte ich nur Freiwillige, tapfere Seelen, die ihre Leben geben wollten, um ihr Heimatland zu verteidigen. Aber König Valtor wurde gierig und zwang Männer dazu… Kastenlose und Verbrecher… seine politischen Feinde… alle kamen auf den Amboss. Ich musste erst selbst den Hammer spüren, um das Ausmaß meiner Verbrechen zu erkennen.“

Das klang ziemlich unschön…aber dennoch auch nützlich. Was ist so falsch daran Verbrecher und Politiker dazu zu verwenden? Dann würden diese Nichtsnutze endlich mal etwas Sinnvolles beitragen! Riesige Golems, die alles niederschmettern…Wahnsinn. Die dunkle Brut hätte keine Chance!

„Und jetzt wollt Ihr Rache?“, fragte ich lauernd.

„Nicht Rache“, wehrte Caridin ab. „Der Schlag des Hammers hat mir die Augen geöffnet. Meine Schüler wussten genug, um aus mir zu machen, was ich jetzt bin. Aber sie konnten keinen Kontrollstab anfertigen. Darum behielt ich mein Bewusstsein. Seitdem sind wir hier und ich habe einen Weg gesucht, den Amboss zu zerstören. Aber ich kann es nicht selbst tun. Kein Golem kann ihn berühren.“

Plötzlich hörte ich hinter uns Schritte und ich wirbelte herum.

„Nein!“, keifte Branka wütend, während sie auf uns zu rannte. „Der Amboss gehört mir! Niemand nimmt ihn mir weg!“

Caridin wandte sich flehend an mich. „Ihr! Bitte! Helf mir! Der Amboss muss zerstört werden! Lasst ihn nicht noch mehr Seelen versklaven!“

War dieser Metallberg von Sinnen?? Warum sollte ich ihm helfen, so etwas Wertvolles zu zerstören? Es ging hier nicht nur um die Dunkle Brut die ich an der Oberfläche vernichten muss, sondern auch an die Zwerge hier unten! Endlich hätten Sie eine Chance sich wahrhaft verteidigen zu können.

Auch wenn Branka verrückt ist…sie hatte recht gehabt mit dem was sie sagte. Dann würden keine Zwerge mehr enden wie Ruck…oder Hespith. Die Dunkle Brut würde sich keine neuen Frauen holen und sie verformen.

„Warum sollte Euer Schuldgefühl meine Pläne aus dem Tritt bringen?“, fragte ich Caridin barsch.

„Euer eigenes Volk war doch einst versklavt, nicht wahr? Würdet ihr die Seelen anderer Wesen auf ewig verdammen?“

Perplex sah ich ihn an. Was zum…? Denkt er etwa, ich würde mich wegen der tragischen Vergangenheit meines Volkes erweichen lassen?

„Hört nicht auf ihn!“, kreischte Branka in blinder Panik und ergriff meinen Arm, an dem sie wie verrückt herumzerrte. „Er ist seit tausend Jahren hier gefangen und völlig wahnsinnig. Verhelft mir zu dem Amboss, dann werdet Ihr eine Armee bekommen, wie es noch nie eine gegeben hat!“

Hilflos sah ich ihr in die vor Angst und Hysterie geweiteten Augen. Wenn hier einer wahnsinnig war, dann doch wohl Sie. Aber sie war schließlich Oghrens Frau.

„Branka, du verdammter verrückter Nugschwanz!“, schimpfte Oghren und zerrte sie gewaltsam von mir weg. „Bedeutet dir das Ding so viel, dass du nicht siehst, was du geopfert hast, um es zu bekommen?“

Die bleiche Zwergenfrau kämpfte verbissen gegen Oghrens Umklammerung an.

„Seht Euch um! Sollte so etwa unser Reich aussehen? Ein zerfallener Tunnel, vollgespuckt von der Dunklen Brut? Der Amboss bringt uns unsere Pracht wieder zurück!“, schrie sie außer sich.

Sie ist wahnsinnig, hat aber recht. Wenn sich die Gelegenheit bietet, zurückzuschlagen dann sollte man sie auch nutzen!

Außerdem…wenn ich eine Golemarmee auf meiner Seite habe, dann hätten wir auch den Hauch einer Chance gegen die Verderbnis. Ich habe sie gesehen…diese gigantische Armee der dunklen Brut, angeführt von diesem verdammten Erzdämon. Was können da schon ein paar Magier, Menschen und Elfen daegen ausrichten?

Aber Golems…DAS wäre eine Möglichkeit zu Überleben und nicht auf den Schlachtfeld zu sterben. Es wird gewiss genügend Zwerge geben, die sich freiwillig opfern, damit sie zu Golems werden.

Wenn nicht sollen sie Politiker nehmen…die erzählen sowieso den ganzen Tag nur Mist!

„Ihr habt recht. Er ist zu mächtig, um ihn nicht zu behalten“, erwiderte ich.

„NEIN, ich kann das nicht zulassen! Zu mir Golems!“, rief Caridin verzweifelt.

So schnell ich konnte, wich ich dem Faustschlag des Golems aus und sprang zurück. Wenn ich mich von ihm treffen lasse, bin ich nur noch Mus.

Angespannt sah ich mich um und bemerkte wie uns etwa ein Dutzend Golems entgegen liefen. Wir hätten nicht die geringste Chance, auch wenn sich Branka gerade unseren Kampf anschloss. Der Boden erbetete laut unter den schweren Schritten, der Golems.

Plötzlich jedoch bemerkte ich einen kühlen Windhauch und blickte überrascht zu Morrigan, die ihren Stab in die Luft hoch hielt und dabei seltsam klingende Wörter murmelte, während sie den Stab rhythmisch schwenkte.

Das Lyrium, welches an den Wänden wie eine blauleuchtende Pflanze emporwuchs, leuchtete hell auf, ebenso wie Morrigan selbst auf einmal.

Erschrocken wich ich zurück, ebenso wie die anderen, und bemerkte wie die Augen der Hexe plötzlich blau aufleuchteten. Mit einem wütenden Schrei schlug sie ihren Stab hart auf den Boden und eine gewaltige Druckwelle raste auf die Golems zu.

Sie wurden praktisch hinweggefegt und fielen die Klippen hinab in die Lava.

Perplex starrte ich auf Morrigan, die erschöpft zu Boden ging und schwer atmete. Sämtliches Lyrium in der Umgebung war erloschen. Verdammt, ich wusste doch es würde sich lohnen Morrigan zu behalten!

Branka lief eilig an der erschöpften Hexe vorbei und starrte fanatisch auf den leuchtenden Amboss, der nicht weit entfernt von ihr stand. „Da ist er! Der Amboss der Leere. Welch süße Macht!“ , hauchte sie ehrfürchtig.

„Du hast den Amboss gefunden, bist du jetzt zufrieden? Lass uns nach Orzammar zurückkehren und die freudige Nachricht verbreiten.“, sprach Oghren neben mir brummend und besah sich seine Ehefrau, die ihm keines Blickes würdigte.

„Seht nur! Er ist es wert, er ist jedes Opfer wert! Der Amboss ist genauso wie ich ihn mir erträumt hatte.“, sprach Branka euphorisch und konnte ihren Blick gar nicht mehr von den Amboss abwenden.

Gelassen musterte ich den Amboss und konnte keinen großen Unterschied zu anderen Ambossen feststellen. Bis auf die Tatsache, dass dieser hier leuchtete…

„Ja, das hätte ich mir denken können. Ich dachte du wärst zufrieden, sobald du den Amboss hast.“, sprach Oghren resignierend. Er griff nach seiner Feldflasche und gönnte sich erst mal einen großen Schluck.

Branka drehte sich nun tatsächlich zu uns um und blickte mich amüsiert an. Sie war über alle Maße zufrieden. „Vielleicht könnte ich ihn jetzt benutzten…eine Belohnung für den Sieg über Caridin. Ihr wolltet doch eine Krone? Oder strebt Ihr jetzt Höheres an als den lächerlichen Thron von Orzammar?“

Hauptsache wir verlassen diese verdammten Höhlen, das war das einzige wonach ich gerade strebte. „Die Krone eines Paragons. Das muss die Versammlung akzeptieren.“

Die Zwergin nickte sofort und musterte mich kurz aufmerksam „Tretet beiseite, dann schmiede ich sie für euch. Übergebt sie, wem ihr wollt.“, sprach sie uninteressiert.

Es verging eine gute Stunde, ehe Branka fertig war. Das Rhythmische hämmern auf das immer wieder erkaltete neue Eisen, hatte in der Zeit ein großes Loch in meine Nerven gefressen.

Dennoch musste ich ihr Werk mit großen Augen bestaunen. Eine wirklich königliche Krone, die golden glänzte und viele Edelsteine zierte. Sogar mein verdrecktes Gesicht spiegelte sich auf der glatten Oberfläche wieder.

„ Hier ist sie, ein hässlicher Haufen Metall, der blenden auf leere Schädel passt. Geht jetzt! Ich werde einige Zeit brauchen, um alle Geheimnisse zu enträtseln.“, sprach die Zwergin plötzlich barsch, als sie mir die schwere Krone in die Hände drückte.

Das mag sein…dennoch soll sie bei all dieser Rätsellösung nicht ihre wahre Aufgabe vergessen. Deswegen sah ich sie prüfend an. „Aber vergesst nicht, Euren Teil der Abmachung einzuhalten!“

Sofort winkte Branka deutlich genervt ab und drehte uns bereits den Rücken zu. „Sobald Orzammar seinen Unbedeutenden König hat, soll er nach mir schicken. Wenn ihr eure Armee gegen den Erzdämon führt, wird eine Flut aus Stahlmännern ihren Schild bilden.“

Leicht nickte ich ihr zu, während mir der Gedanke gefiel Golems auf den Erzdämon zu hetzten. Immerhin hätte er erst mal was zu beißen, während ich ihm den Kopf abschlage.

„Hoffentlich bist du jetzt zufrieden Branka, du hast keine Ahnung was es gekostet hat dich soweit zu bringen“ , sprach Oghren düster und ich konnte bei seinen Wörtern heraushören, wie verletzt er doch war.

„Oh hör endlich auf Oghren, das Leben geht weiter! Such dir ein paar Huren! Das ausgerechnet du, so ein Schmachtzwerg sein musst!“, keifte Branka den Zwerg an und ließ uns stehen, als sie schnellen Schrittes zum Amboss eilte und dabei vor sich hin murmelte.

Mein Blick fiel auf Oghren, der ihr nachstarrte aber kein weiteres Wort sprach. Ich wusste nicht was in ihm vorging. Nach all den Strapazen die er unternommen hatte um seine Ehefrau zu finden, ist er so kaltherzig von ihr abgewiesen worden, dass er mir wirklich leid tat.

Auch wenn er nur ein Säufer ist und meistens Mist von sich gibt, so hat er doch auch Gefühle. Wie jeder andere auch.

Leise seufzend ging ich neben ihn in die Knie und legte meine Hand auf seine Schulter. Ruhig blickte ich zu ihm und wartete darauf, dass er sich irgendwie regte.

Tatsächlich tat er das, als er mich mit glänzenden Augen kurz anblickte. „Wir sollten zurück nach Orzammar gehen.“, sprach er mit brüchiger Stimme und ich nickte leicht.

„Es wird Zeit einen neuen König zu wählen.“

Eine antivanische Massage

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verbündete

Gelassen blickte ich auf meinen Dolch, in der sich mein verzehrtes Spiegelbild abbildete.

Ich müsste den Dolch mal wieder schärfen, er wirkte etwas stumpf seit dem wir aus diesem widerwärtigen Tiefen Wegen zurückgekehrt waren. Schließlich ist der Dolch eine Maßarbeit aus Antiva, und kein Schrott aus Ferelden.

Ein nesteln, ließ meinen Blick nun auf die rothaarige Elfe neben mir wandern. Die dünne Decke war teilweise von ihrem zarten Körper gerutscht und ließ es mir nun erneut zu ihren Körper zu begutachten.

Ich entdeckte meine Spuren auf ihrer weißen Haut, an den unmöglichsten Stellen. Das wiederum ließ mich zufrieden grinsen, schließlich liebe ich es einen einprägenden Eindruck zu hinterlassen. Besonders auf ihrer weichen Haut...

Kurz fuhr ich mit meiner Hand ihre Hüfte entlang und hörte sie kurz darauf leise aufseufzen. Amüsiert beobachtete ich ihren zufriedenen Gesichtsausdruck und fragte mich bereits, ob sie irgendwelche unkeuschen Träume hatte.

Ich beugte mich zu ihr herab und leckte kurz genüsslich über ihre Ohrenspitze, was ihr sofort ein Schaudern durch den Körper wandern ließ. Ehe ich mich jedoch dem anderen Ohr widmen konnte, starrte sie mich mit großen Augen an.

Ich grinste sie an, während Kallian hektisch die Umgebung absuchte und sich dann langsam aufrichtete, die dünne Decke an ihren Körper gedrückt. Schmunzelnd musterte ich sie, als sie mir den Rücken zudrehte und dann leise seufzte.

„Es…war kein Traum.“, murmelte sie wohl eher zu sich selbst.

Ich legte meine Arme um ihren Bauch und drückte sie an mich, während ich mein Gesicht in ihrem Haar vergrub und ihr einen Kuss auf den Nacken hauchte. „Seht Ihr? Ich wusste das dass irgendwann geschehen würde. Ich hätte euch in dem Moment warnen sollen, als ihr mich nicht getötet habt. Es war unvermeidbar.“, sprach ich selbstzufrieden und strich langsam ihre Wirbelsäule auf- und ab.

Spätestens jetzt waren die meisten meiner Opfer mehr als willig, für die zweite Runde. Immerhin ist das Jucken schnell wieder da…

Doch als ich bemerkte wie sich der Rotschopf nur nachdenklich auf die Lippen biss und zu Boden starrte, ahnte ich bereits das die zweite Runde wohl nicht folgen würde. Zumindest nicht jetzt sofort…aber der Tag war ja schließlich lang. Und die Nächte noch länger.

„Wir sollten darüber reden…“, sprach sie leise und drehte sich nun ganz zu mir um. Die Decke, die sie erst an sich gedrückt hatte, ließ sie achtlos fallen. In ihren Augen stand Unsicherheit…ja fast sogar Angst.

Dennoch interessiert mich gerade mehr ihr Körper, als ihre Augen. Diese Gespräche werden doch deutlich überbewertet…es gibt bessere Beschäftigungen, als reden. Dennoch entschied ich mich, bei diesem faden Gespräch mitzumachen…immerhin könnten wir dann vielleicht gleich wieder uns dem spaßigeren Dingen widmen, sobald sie ihre gesprächige Zunge gelockert hat.

„Also schön, meine süße und leicht verdorbene Geliebte“ Ich kam nicht umhin, kurz zu kichern. Immerhin hatte ich meisterlich meinen Beitrag dazu geleistet. Und das natürlich mit den größten Freuden. „Was habt ihr auf den Herzen?“, fragte ich nun ehrlich und musterte ihr angespanntes Gesicht, das sich wieder von mir abwand und zu Boden blickte.

Wieder biss sie sich auf die Lippen, krallte sich kurz in das Laken, ehe sie mich mit großen Augen ansah. Die Unsicherheit schwang hörbar in ihrer Stimme mit und ich verfluchte bereits ihre Frage, die ich mir sicher war gleich hören zu müssen.

„Ich muss wissen, was das bedeutet.“

Ja, genau das war es. Bedeutung…was soll es schon für eine Bedeutung haben? Es war nur Sex, nichts weiter. Es diente nur dazu, Stress abzubauen und Spaß zu haben. Nun weiß ich auch wieder, warum ich meine Opfer nach dem Sex meist tötete. Außer natürlich diejenigen die ihre Dienste freiwillig anbieten…die würden sich niemals solche abstruse Gedanken machen.

Sie stellen keine dummen Fragen, sondern erkennen die Wahrheit.

Ich blickte sie ruhig an und lehnte mich leicht zurück, als ich sie losließ. Ich sollte es gleich klarstellen, bevor sie zu viel hineininterpretiert, diese kleine anhängliche Wildkatze.

Kallian wirkte aufgewühlt und spielte nervös an ihrem kleinen Finger herum, während sie mich erwartungsvoll anstarrte.

Ich sage ihr einfach die Wahrheit. Auf ewiges heucheln lege ich keinen Wert, sie soll es wissen und akzeptieren.

„Dann will ich es einfach für Euch machen, meine Liebe. Was nun kommt, liegt ganz allein in eurer Hand. Ich wurde dazu erzogen dem Vergnügen nachzugehen, wo immer es sich bietet, denn das tut es nicht sehr oft. Ich werde von euch nichts verlangen, was ihr nicht zu geben bereit seid.“

Fragend legte sie den Kopf schief und musterte mich unsicher, doch ich wartete geduldig auf ihre Antwort ab. Ich hoffe nur sie hat auch verstanden, was ich meine…

Es ist ja nicht so, dass es einmaliges Erlebnis bleiben muss. Immerhin bin ich immer in Stimmung dafür, mich in Ekstase zu versetzen. Und Kallian gewiss auch, sollte sie es denn zulassen.

Wieder biss sie sich auf die Lippen, was mich jedoch in Versuchung führte sie wieder zu küssen. Die arme Lippen bräuchten eine Schonung, nachdem sie sooft darauf beißt. Dann sah Kallian zu Boden und flüsterte leise etwas, was sofort dafür sorgte, dass ich den Gedanken verwarf meine Lippen auf ihre zu legen.

Ich erhob mich geschmeidig und suchte schmunzelnd meine Sachen zusammen. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, dass sie sich da zu sehr hineinsteigert. Immerhin war es nur Sex…und sie fragt nach Liebe. Eindeutig Realitätsverlust. Was will ICH mit Liebe? Absolut Unnütz.

Als ich mich wieder angezogen hatte, sah ich zu Kallian, die mich unsicher anblickte und kurz schluckte. Vermutlich wusste sie meine Antwort bereits…aber ich sage es ihr zur Sicherheit noch einmal deutlich.

Fast schon amüsiert musterte ich sie, ehe ich anfing zu sprechen. „Ich wurde von einer Hure geboren und als Meuchelmörder aufgezogen. Mein Leben drehte sich immer um Vergnügen und Tod, wo sollte da die Liebe einen Platz finden?“

Es folgte keine Antwort ihrerseits, was mich innerlich aufseufzen ließ. Anscheinend war sie nun für keine weiteren vergnüglichen Beschäftigungen zugänglich. Dann könnte ich genauso gut auch gehen, ich muss sowieso noch einige Vorbereitungen treffen, bevor wir endlich wieder zurück ins Tageslicht gehen.

„Jedenfalls sollten wir uns auf den Weg machen, ein neuer Tag erwartet uns. So heißt es zumindest.“, sprach ich und zwinkerte ihr kurz amüsiert zu, ehe ich die Tür öffnete und aus ihrem Zimmer ging.

Leise schloss ich die Tür und ging Richtung Treppe.

Liebe…wie lächerlich. Gefühle sind falsch und machen einen nur schwach. Dem Vergnügen nachzugehen, ist nichts anderes als seine Bedürfnisse nachzukommen. Und ich muss meine Bedürfnisse nicht noch sinnlos ausschmücken.

Als ich die ersten Stufen hinabstieg, hielt ich kurz inne und hielt mich am Geländer fest. Ein klares Bild tauchte vor meinen Augen auf, sodass ich beinahe erschrocken zurückwich.

Ihr schwarzes Haar umrahmte ihr blasses Gesicht und ließ ihre Jade farbenen Augen noch geheimnisvoller leuchten, als sie mich kurz anlächelte und ihren Dolch schließlich grazil aus dem Hals ihres Gegners zog, der daraufhin gurgelnd zu Boden ging.

Rinna.

Hastig blickte ich zur Seite und massierte kurz missmutig meine Schläfe. Ich hatte mir geschworen, nicht weiter an sie zudenken. Und dennoch…vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht einmal für ein paar Sekunden tue.

Liebe macht schwach, das haben sowohl ich wie auch Rinna gelernt. Braska…

Schlecht gelaunt machte ich mich Richtung Markt. Vielleicht haben diese Zwerge ja ein Bordell…sich mit einer Zwergin zu vergnügen…wäre mal etwas Neues.
 

Ich starrte die Tür an, durch die Zevran gerade gegangen war. Dann wand ich den Blick langsam ab und starrte zu Boden. Etwas bahnte sich an…etwas Gewaltiges. Erst als ich die Nässe auf meinen Wangen spürte, ahnte ich was sich anbahnte.

Als ich aufstand zuckte ich kurz zusammen, denn ein leiser Schmerz zuckte durch meinen Schoß. Aber dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem Schmerz in meinem Herzen. Dieser tiefe Schmerz zerfraß mich fast von innen und ließ mich kurz aufschluchzen, ehe ich mich an der Wand abstützte und mich meinem Tränen hingab. Ein seltsames Gefühl der Leere herrschte in meinem Inneren.

Langsam rutschte ich die Wand hinab und saß schließlich weinend auf den Boden und starrte vor mich hin. Leicht zitterte ich und versuchte ruhiger zu atmen, doch durch mein ständiges Schluchzen war dies nicht möglich.

Warum? Warum…habe ich mich nur darauf eingelassen?? Ich weiß genau, das Zevran dafür geschaffen ist, Herzen zuerst zu erobern und sie dann zu zerbrechen. Aber nie im Leben hätte ich gedacht, dass es so wehtun könnte…

Für ihn war es nur Zeitvertreib…und ich habe mich in ihn verliebt, ich Närrin. Ich sollte mir selbst eine Ohrfeige geben. Aber das würde es auch nicht besser machen.

Zitternd schlag ich meine Arme um meine angezogenen Beine und bettete schluchzend meinen Kopf darauf. Obwohl ich nackt auf dem Boden saß, kam ich mir wie betäubt vor. Als wäre ich gelähmt…

Doch diese melancholische Stimmung meinerseits hielt nicht lange an, denn ich biss die Zähne zusammen und stand hastig auf. Ich hasse dieses Gefühl der Hilflosigkeit! So schnell gebe ich nicht auf und breche einfach zusammen! Ich bin nicht schwach!

Wütend starrte ich in den Wandspiegel, der mir genau gegenüber hing und erblickte mein kümmerliches Ich.

Gebrochen und Verletzt durch einen einzelnen Mann…

Wie erbärmlich!

Rasend vor Wut lief ich zu dem Spiegel und ließ meine Faust in das Glass schlagen. Der Spiegel erzitterte kurz. Durch den Schlag fielen die Glasscherben klirrend zu Boden.

Schnell atmend blickte ich auf die Glasscherben herab, an denen Teilweise mein Blut klebte. Ich starrte auf meine zitternde Faust, in der kleinere Scherben steckten und blutete.

Blut…es war verderbtes Blut. Verdorbenes Blut, welches mich eines Tages umbringen wird, wenn es nicht vorher der Erzdämon mit seiner widerwärtigen Sippe tun wird. Es ist dasselbe Blut, welches auch durch die Adern der dunklen Brut fließt.

Ich grinste schief und fing an zu kichern, während weitere Tränen über meine Wange liefen. Trotzig wischte ich sie mir weg und ging schließlich Zähneknirschend zu meinem Bett und ließ mich darauf fallen. Den pochenden Schmerz meiner Faust nahm ich kaum wahr.

Ich werde sterben. Sehr bald sogar. Und das gewiss nicht an einer Lungenentzündung, sondern eher durch durchschnittene Kehle, zertrümmerten Schädel, Genickbruch oder anderen unangenehmen Sterbemöglichkeiten.

Vielleicht lebe ich nächstes Jahr um diese Zeit gar nicht mehr? Ich bin bis dahin eh nur noch Staub und Asche…

Grimmig zog ich meine Stirn in Falten und erhob mich wieder. Missmutig musterte ich meine geschundene Faust. Die Scherben schneiden in das Fleisch…

Ich biss die Zähne zusammen und zog fluchend jeden einzelnen Splitter aus meiner Haut. Achtlos warf ich sie zu Boden und verband mir provisorisch die Hand.

Das letzte Mal wischte ich meine Tränen hinfort, dann erhob ich mich und zog mich wieder an. Inzwischen kann ich auch wieder klar denken, ohne dabei vor Selbstmitleid zu zerfließen.

Zevran hat mit mir geschlafen, weil er und ich es wollte. Für ihn war es nur Spaß, doch ich…ich….

Grimmig öffnete ich die Tür und knallte sie schließlich laut hinter mir zu. Polternd stieg ich die Treppe hinab.

Ich bin deswegen doch nicht am Ende! Es war nur Sex, nichts weiter! Außerdem hat dieser elender Meuchelmörder recht…Liebe ist total schwachsinnig! Und überbewertet. Es gibt keine Liebe, die ewig hält. Liebe macht zudem auch blind!

Wird mir sowieso nicht passieren, wenn ich die nächsten Monate sterbe. Aber immerhin hatte ich vorher etwas Spaß und muss nicht als Jungfrau sterben. Beim Erbauer, das wäre wirklich peinlich geworden.

Zevran…du verdammter Bastard! Ich werde mir jetzt erst einmal die Bierpisse hier gönnen, dann werde ich mir eine neue Lederrüstung besorgen. Und wenn das geschafft ist, dann werde ich mit den anderen endlich wieder an die Oberfläche gehen!

Bei Andrastes Puderdose, ich brauche dringend Sonnenlicht. Und etwas Richtiges zu Essen und zu Trinken. Zwerge haben einfach keinen gesunden Geschmackssinn!

Als ich endlich die letzte Stufe hinabgestiegen war, wollte ich geradewegs auf die Theke zusteuern. Doch zu meiner Überraschung stand dort Alistair, Elissa und mir ein unbekannter Mann. Er war jedoch kein Zwerg, sondern ein Mensch und das sorgte für allerlei Getuschel unter den Zwergen.

Skeptisch ging ich zu ihnen und wurde von Elissa angestrahlt, als sie mich erblickte. Die Trauer und die Sorge, die ich in letzter Zeit immer in ihrem Gesicht sah, waren wie weggewischt.

„Kallian! Ihr seid zurück!“, rief sie freudig und stürmte auf mich zu. Perplex sah ich drein, als sie mich umarmte und mich dann lächelnd musterte. „Wie geht es euch? Ich hoffe ihr habt diesen Paragon gefunden.“

Leicht nickte ich. „Ja, haben wir. Einen neuen König haben die Zwerge nun auch. Sie werden uns helfen die dunkle Brut zurück unter die Erde zu jagen.“

Und wehe diese Knollnasen helfen uns nicht! Ich habe zu viel durchgemacht, nur damit es dann daran scheitert das sich die Zwerge wieder mal nicht auf irgendetwas einigen können in ihrer verdammten Versammlung.

Die junge Adlige nickte und musterte mich kurz nachdenklich, bis ich plötzlich ein Räuspern vernahm welches mich dazu brachte an Elissa vorbei zu blicken. Der fremde Mann sah mich an und plötzlich kam er mir doch bekannt vor. Aber woher…?

Elissa trat lächelnd zur Seite und winkte den Mann zu uns. „Kallian? Ich möchte Euch meinem Bruder, Fergus Cousland, vorstellen. Er ist jetzt, Andraste sei Dank, vollkommen genesen“

Schlagartig fiel es mir wieder ein, als ich den brünetten Mann vor mir ansah. Wir hatten ihn damals in dem Baumhaus des verrückten Schamanen gefunden! Elissa war so krank vor Sorge, das nun auch noch ihren Bruder verlieren könnte, nachdem ihre Familie doch so hinterhältig getötet wurde.

Der Adelsmann verbeugte sich leicht vor mir, was mich beinahe erschrocken zurückweichen ließ. Ein Adliger verbeugt sich vor mir? Träume ich etwa immer noch oben in meinem Bett??

Etwas peinlich berührt sah ich ihn an, bis er sich wieder erhob und mich dann leicht anlächelte. „Ich muss mich bei euch bedanken. Ihr habt mich gefunden und gerettet.“

Dann sage ich ihm besser nicht, dass ich ihn liegen gelassen hätte, wäre Elissa nicht dabei gewesen. Außerdem verdankt er seiner Genesung Großteils Wynne und ihrer Magie. Dennoch ist es ein komisches Gefühl, von einem Adeligen Dank zu hören. Fast schon war es…wie eine Genugtuung für mich. Beim Erbauer…ich brauch erst mal was zu trinken und zwar schnell!

„Meine Schwester hat mir alles erzählt. Ihr wollt Ferelden retten und ich werde mich euch anschließen, Wächter.“, sprach Fergus ernst.

Verblüfft sah ich ihn nun doch an. Er will sich uns anschließen?? Folgen mir denn nicht schon zu viele verrückte Irre?

Elissa trat an seine Seite und blickte mich bittend und hoffnungsvoll an. „Mein Bruder ist geschickt mit Schwert und Schild! Er wird uns sehr nützlich sein bei unserer Aufgabe. Das versichere ich euch!“

Schmunzelnd sah ich zwischen den Geschwistern hin- und her. Ich würde Hilfe nicht abweisen, wenn sie mir angeboten wird. Und einen neuen Schwertarm kann man immer gebrauchen. Je mehr Verbündete, desto besser.

Gelassen nickte ich den beiden zu. „Wenn er mir ein Bier ausgibt, ist er dabei“ Zuerst herrschte peinliche Stille, dann lachte Elissa unsicher auf. „Das reicht um ihn aufzunehmen?“

Erst wollte ich ihr sagen, das Fergus auch noch das Blut der dunklen Brut trinken muss. Dann wäre er wirklich dabei. Aber…das lassen wir lieber sein.

„Gewiss.“ , sprach ich und setzte mich nun an die Theke, während ich mir schon ein Bier bestellte. Es wird Zeit mich etwas abzulenken. Und sei es nur für eine Weile.

Mein Blick fiel grimmig auf meine verbundene Hand, die ich wütend in den Spiegel geschlagen hatte. Ich und meine verdammte Impulsivität. Und dieser verdammte Meuchelmörder erst! Das ist allein seine Schuld!

Fergus setzte sich neben mich und musterte mich leicht, während er mein Bier bereits bezahlte. Ich nickte ihm leicht zu und gönnte mir einen großen Schluck. Brennend lief es meine Kehle hinab und kühlte kurzzeitig die Wut in meinem Inneren ab.

Ich musste kurz seufzen und schloss die Augen. Das Gejohle der Zwerge blendete ich aus, genoss das kurze Prickeln des Alkohols auf meiner Zunge und verdrängte hartnäckig die letzte Nacht.

Sofort kippte ich den Rest des Bieres hinunter, als die Wirkung bereits wieder nachließ. Beim Erbauer, ich brauche mehr Alkohol!

„Hey, Elfe!“, lallte jemand plötzlich neben mir. Verwirrt sah ich zur Seite und erblickte niemand anderes als Oghren. Er hat eindeutig zu viel getrunken, denn seine Wangen und Nase waren gerötet. Zudem schwankte er verdächtig hin- und her.

Grummelnd musterte ich ihn und bestellte mein nächstes Bier. „Was ist denn, Zwerg?“ Seine Alkoholfahne wehte mir entgegen, als er erneut zu mir sprach. „Isch werde mit eusch kommen! Meine Axscht will Brut spalten! Und ihr seid ein Wäschter!“

Skeptisch musterte ich ihn und nippte wieder an meinem Bier. Ich soll auch noch einen Zwerg mitnehmen? Dann noch so eine Schnapsdrossel?? Ach…warum nicht.

Ich grinste und schob meinen geleerten Bierkrug beiseite. „Wenn ihr mit euren kurzen Beinen mithalten könnt…“, spottete ich, doch der Zwerg grunzte nur vor sich hin, als er wieder an seiner Feldflasche nuckelte.

Bedeutet das jetzt, er kommt trotzdem mit?? Ach, wenn er verloren geht, ist das nicht mein Problem. Immerhin war es ja seine Entscheidung und ich bin nicht die Wohlfahrt, die jeden dahergekommen Irren mitnimmt.

…Oder vielleicht doch?

Frustriert bestellte ich mein nächstes Bier und war drauf und dran mir die Haare zu raufen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich dringend etwas Sonnenlicht benötige? Dunkle Höhlen sind für zarte Elfenmädchen wie mich nichts…
 

Nachdem wir uns alle neue Ausrüstung zugelegt hatten, verließen wir Orzammar durch die Halle der Helden und waren so nach wenigen Stunden an der Oberfläche.

Wir ließen die kleine Siedlung von zwergischen Händlern an dem riesigen Tor nach Orzammar hinter uns und stapften durch den knöcheltiefen Schnee in Richtung Süden.

Alistair lief die ganze Zeit neben mir, während ich stur nach vorn blickte und mir bereits Gedanken machte, wie wir nach Haven kommen sollten.

Das Dorf lag auf der anderen Seite dieses monströsen Berges. Ich bezweifele nach wie vor, dass es diese Urne mit der heiligen Asche von Andraste geben soll. Eventuell verrückte Fanatiker die in diesem Dorf leben, aber mehr auch nicht.

„Kallian? Ist alles in Ordnung? Ihr wirkt so…gereizt“, fing Alistair vorsichtig an, der mich schon geraume Zeit ansah. Skeptisch schielte ich zu ihm und zog eine Augenbraue nach oben. „Warum? Weil ich nicht doof grinsend durch die Gegend renne und mit Blümchen um mich werfe?“

Schmunzelnd blickte er wieder nach vorn und strich sich fahrig durch sein Haar. „Genau das meine ich…“ Grummelnd sah ich zu ihm auf und seufzte genervt auf. „Ich habe die Sonne so schrecklich vermisst Alistair, aber dafür diesen widerlichen Schnee verdrängt. Mir ist arschkalt.“, gab ich murrend zu.

Zwar hatten wir uns Mäntel und ähnliches zugelegt, und waren dabei mal wieder arm geworden, dennoch war mir kalt. Ich hasse den Winter…

„Diese verdammte Kälte“, zeterte Zevran laut, was mich dazu brachte giftig zu ihm zu schielen. Vielleicht war der Winter ja doch nicht so schrecklich? Wenigstens bekommen dann auch mal Sonnenverwöhnte Elfen, die Härte des Winters zu spüren.

Mein Blick fiel auf die rot glühende Sonne, die langsam hinter dem schneebedeckten Horizont verschwand. Ein kalter Wind blies mir entgegen und ließ mein Gesicht beinahe gefrieren. Arschkalt war noch milde ausgedrückt…

„Wir sollten hier rasten“ schlug Wynne vor und die anderen stimmten ihr zu, während ich ebenfalls dafür war. Im dunklen über diesen Berg zu steigen, wäre mehr als Halsbrecherisch. So waren nun alle damit beschäftigt, ihre Zelte aufzubauen. Allerdings entwich mir manchmal der ein oder andere Fluch, da meine Finger empfindlich bei dieser Kälte schmerzten.

Doch auch das überstanden war, saßen wir alle beisammen bei einem kleinen Lagerfeuer, welches Morrigan entzündet hatte, und verspeisten die Reste des Nugfleisches. Oghren schmatzte hörbar neben mir, was mich beinahe dazu brachte ihn mein Nugfleisch in den Rachen zu stopfen, damit er daran erstickt. Netterweise gab ich ihm aber einfach nur meine Portion, da ich absolut keinen Hunger verspürte.

Ich starrte nachdenklich ins Feuer und versuchte mich etwas zu wärmen, während Leliana Geschichten über Drachen und andere magische Wesen erzählte. Das Feuer flackerte wild, was mich irgendwie an die Tiefen Wege zurückerinnerte. Zerstörerisch, Unkontrollierbar und gefährlich…wie Feuer.

Leicht wurden meine Augen zu schlitzen, als mir die Brutmutter ins Gedächtnis fiel. Das Eiter und das viele Blut, welches sie erbrach, das Markerschütternde Schreien aus ihrem fetten Leib. Ein Monster.

Ich sah auf, als ich bemerkte dass mich jemand ansah. Durch den Schein des Feuers begegnete ich Zevrans Blick, der mich musterte und dabei keine Miene verzog. Ich tat es ihm gleich und starrte in seine Goldbraunen Augen.

Das Feuer wurde in seinen Augen reflektiert, was seine Augen noch wilder erscheinen ließ und mir beinahe einen schweren Kloß im Magen bescherte. Seine gebräunte Haut so warm, wie das Feuer in meiner Nähe.

„Kallian? Wollt ihr noch ein Stück Brot?“ , fragte mich Elissa vorsichtig, während ich erschrocken zu ihr blickte und mich von Zev’s Augen löste. Die anderen sahen mich ebenfalls an.

Verdammt, wie lange habe ich Zevran angestarrt?? Vermutlich zulange und ohne Elissa zu hören. Schöner Mist…

Schnell schüttelte ich den Kopf und erhob mich. „Nein, danke. Ich werde mich schlafen legen.“ Ich ging schnell in mein Zelt und verschloss es. Grummelnd zog ich mich aus und wickelte mich in mindestens zwei Decken ein, ehe ich mich hinlegte. Wenn ich denn schlafen kann…entweder werde ich in meinen Träumen von einem gut aussehenden Elf heimgesucht, oder von der dunklen Brut die mir den Schädel abreißt.
 

Ich blickte Kallian nach, als sie in ihrem Zelt verschwand.

Sie hatte mich keines weiteren Blickes gewürdigt, selbst die anderen sah sie nicht an. Irgendwie wirkte sie unterkühlt, diese kleine Wildkatze.

„Zevran?“, hörte ich Leliana fragen, was mich zu ihr blicken ließ. Sie blickte mich forschend und argwöhnisch an, was mich wiederrum dazu brachte sie charmant anzulächeln. „Was habt ihr auf dem Herzen, liebreizende Leliana?“

Die Bardin musterte mich kurz, dann fing sie an zu sprechen. „Ihr habt ihr das Herz gebrochen, oder?“

Es herrschte eisige Stille, selbst ohne dass der Wind durch unsere Reihen wehte. Nur das knistern des Feuers war zu vernehmen, oder Oghrens lautes Schmatzen der interessiert zuhörte und grunzte.

Verdutzt sah ich Leliana an, die mich immer noch abwartend ansah. Selbst die anderen starrten mich an.

Großartig, nun habe ich wohl den Zorn der Gruppe auf mich gezogen. Und alles nur um etwas Spaß zu haben. Das immer gleich alle so empfindlich reagieren müssen…

Gelassen blickte ich ins Feuer und versuchte mich den Blicken der anderen zu entziehen. „Es war nur Sex und sie weiß das. Es fehlt ihr lediglich noch das Wissen, um damit umzugehen.“

Ehe ich es mich versah, stand Alistair auf und wollte auf mich zustürmen. Kurz vor mir wurde er dabei von Wynne gestoppt, die sich vor mir stellte. „Schluss jetzt!“, mahnte sie den Grauen Wächter, der daraufhin wütend auf mich hinab sah, sich aber wütend abwandte.

„Ich hätte euch töten sollen“, sprach Alistair brodelnd, während ich bereits die Hand an meinem Dolch legte. Ehe er mich auch nur berühren würde, hätte ich ihm längt die Kehle aufgeschlitzt.

Die anderen beobachteten die ganze Szene unwohl. Der Zwerg jedoch grunzte laut. „Weiber! Immer nur Ärger mit ihnen.“ Ausnahmsweise musste ich ihm da recht geben…

Grazil erhob ich mich und sah zu den anderen. „Ich verschwinde kurz im Wald, bis sich die erhitzen Gemüter abgekühlt haben“

Ohne ein weiteres Wort verschwand ich im Dickicht und ließ die schweigende Gruppe zurück.
 

Der Geruch von verbranntem Fleisch zog mir in die Nase und das ängstliche Schreien von Frauen erklang in meine Ohren. Ich durchstreifte die Dunkelheit, zog eine Zwergin an den Haaren gepackt hinter mir her. Sie schrie verzweifelt und trat wild um sich. Ohne zu zögern schlug ich mit meiner Faust in ihr Gesicht und brach ihr die Nase. Einige Zähne hatte ich ihr ebenfalls ausgeschlagen. Ihre Schreie verwandelten sich in ein ersticktes Wimmern. Ich sah auf ihren zitternden Leib herab, starrte in ihre weit aufgerissen und panischen Augen. Ohne zu zögern legte ich mich auf sie und riss ihr die schmutzigen Kleider von Leib, ihr verzweifelter Hilferuf dabei in meinen Ohren widerhallend.
 

Hektisch erhob ich mich und atmete angestrengt. Ich schwitzte stark, während mein Herz auf Hochtouren arbeitete. Mein Mund war staubtrocken…

Ich starrte in die Dunkelheit und zitterte, obwohl mir warm war. Fahrig fuhr ich mir durch mein verschwitztes Haar und schluchzte kurz trocken auf. „Verdammt….“, hauchte ich verzweifelt und hielt mit Mühe meine Tränen zurück.

Diese Alpträume…diese furchtbaren Alpträume…ich will…nicht…mehr…kann nicht mehr….

Nur in einer Decke eingewickelt stürmte ich nach draußen und übergab mich erst mal. Nach Luft ringend wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und hustete nochmal.

Tief atmete ich die kalte Nachtluft ein und versuchte so, die Übelkeit aus meinem Inneren zu vertreiben. Mein zittern ließ nicht nach und ließ mich einknicken. Meine Hände gruben sich in den weichen Schnee, der kurz unter mir knirschte.

Ich starrte in den Schnee und biss die Zähne zusammen, versuchte das Bild und die Schreie aus meinem Kopf zu verdrängen, doch es kehrte unaufhörlich immer wieder zurück. Erzeugte erneut Übelkeit in mir.

Was war ich froh, dass meine Gefährten bereits alle schliefen, selbst am Lagerfeuer saß niemand mehr, obwohl es noch brannte. Wenn mich jemand so schwach sieht, werden die anderen noch an mir zweifeln. Dann sterben wir bestimmt…

Ich sah erschrocken auf, als ich Schritte neben mir vernahm. Hektisch blickte ich auf und sah Zevran, der mich aufmerksam musterte, aber schwieg.

Sofort stand ich auf und wich seinem Blick verbissen aus. Hoffentlich hat er nicht gesehen, wie ich zusammengebrochen bin. Das wäre ja eine Schande!

„Habt ihr schlecht geschlafen?“, hörte ich ihn fragen, doch ich drehte mich bereits um. „Nein, ich habe mich nur Übergeben, weil mir dieses verdammte Nugfleisch nicht bekommt“, sprach ich zähneknirschend. Gerade wollte ich wieder ins Zelt gehen, da hörte ich ihn kurz schmunzeln. „Ihr habt heute noch gar nichts gegessen. Und Nugfleisch schon gar nicht“

Genervt drehte ich mein Gesicht zu ihm. „Was beobachtet ihr mich eigentlich die ganze Zeit?! Habt ihr nichts Besseres zu tun?!“, fuhr ich ihn laut an, doch er schwieg.

Gerade wollte ich weitergehen, da hielt er mich am Handgelenk fest. Schäumend vor Wut, wollte ich ihn gerade schlagen, da zog er mich in eine Umarmung und drückte mich fest an sich.

Erschrocken hielt ich die Luft an und starrte mit weit aufgerissenen Augen in den nahen dunklen Wald. Was zum…?

„Es ist in Ordnung Angst zu haben.“, sprach er ruhig in mein Ohr, was mich unwillkürlich zusammenzucken ließ. Angst…?

Sofort versuchte ich mich aus seinem Griff zu lösen. „Ich habe keine Angst, verdammt!“ Er jedoch hielt mich weiterhin fest und schien nicht loslassen zu wollen. Sein bekannter Ledergeruch stieg mir in die Nase und trieb mir fast die Tränen in die Augen. Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht ließen mich erzittern.

Dieser verdammte Hurensohn!

Wütend wehrte ich mich und trat wild um mich. „Lass mich los!“, fuhr ich ihn an und mittlerweile war es mir egal, ob die anderen davon wach wurden. Er sollte mich einfach nur loslassen.

Zevran sah auf mich hinab und fuhr mir dann durch mein Haar, was mich wieder zusammenzucken ließ. Durch diese einfache Berührung konnte ich die Tränen nicht länger zurück halten. Verzweifelt biss ich mir auf die Lippen und starrte zu Boden.

Wie ich mein Leben doch manchmal hasse…

„Keine Sorge.“, hörte ich ihn nah an meinem Ohr flüstern und zuckte erneut zusammen. „Ich werde auf dich aufpassen, das habe ich dir schließlich versprochen. Und Ich halte meine versprechen…“

Schniefend blickte ich in seine Goldbraunen Augen, während ich bemerkte wie meine Knie erneut weich wurden. „Du bist ein verdammter Hurensohn.“, flüsterte ich gegen seine Lippen. Er grinste daraufhin leicht und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß, meine Liebe. Aber ihr solltet euch nun ausruhen, der morgige Tag wird gewiss anstrengend werden…“

Kurz schluckte ich bei dem Gedanken, erneut zu schlafen. Die Träume kommen bestimmt wieder…ohne Gnade. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und kniff leicht die Augen zusammen. Und davor fürchtete es mich am meisten.

„Ich schlafe bei euch mit im Zelt. Was haltet ihr davon?“, fragte er leise, was mich nun überrascht zu ihm blicken ließ. Hab ich mich gerade verhört, oder hat er gesagt er will bei mir schlafen und nicht mit mir??

Unmöglich…deswegen blickte ich ihn argwöhnisch an, doch er schmunzelte nur amüsiert. „Ihr habt richtig gehört. Also? Ich biete es einmalig an“

Unsicher biss ich mir auf die Lippen und sah zur Seite. Wenn er bei mir schläft, habe ich bestimmt keine Alpträume mehr. Immerhin hatte ich die Träume auch nicht gehabt, als ich mit Zevran geschlafen habe. Und das will viel heißen. Das war der erholsamste Schlaf, den ich seit Monaten hatte.

Beim Erbauer, vermutlich heule ich am Morgen wieder wie ein Schlosshund.

Zögerlich nickte ich deswegen, und Zevran ließ mich nun los. Schnell eilte ich in mein Zelt und wagte es gar nicht ihn noch einmal anzusehen. Hastig ließ ich mich nieder und schloss die Augen.

Selbst als er sich neben mich legte und mich an sich zog, hielt ich verbissen die Augen geschlossen. Seine Arme legten sich um meinen Bauch, während er sein Gesicht in mein Haar vergrub.

Mein Herz raste wild und ich dachte gleich wieder weinen zu müssen, doch es dauerte nicht lange und eine seltsame Ruhe ergriff mich, die mich dösig machte.

Ruhig schlief ich ein, schmiegte mich dabei an Zervran und hatte für die restliche Nacht keinen einzigen Alptraum.

Über das Frostgipfel Gebirge

Ich starrte vor mich hin, während ich selbst im Zeltinneren den lauten pfeifenden Wind hörte. Er war die letzten Stunden stärker geworden, vermutlich herrschte draußen ein Schneesturm.

Grummelnd schmiegte ich mich enger an Zev und schloss wieder leicht die Augen. Schon im Zelt war es kühl, wie kalt soll es dann draußen sein? Lieber nicht dran denken…

Zevrans warmer Atem kitzelte auf meiner Haut, während er leise etwas vor sich hinmurmelte. Neugierig drehte ich mich zu ihm um und bemerkte, dass er noch immer schlief. Sein sonst gepflegtes Haar stand etwas ab, die Augen geschlossen…er sah so friedlich aus.

Fasziniert betrachtete ich seine Tätowierung im Gesicht. Ob sie wohl irgendwelche Bedeutung hat…ob es schmerzvoll war?

Ich blickte skeptisch auf die Tätowierung und überlegte angestrengt. Im Gesindeviertel hatte niemand eine Tätowierung, schließlich sind diese sehr teuer und wir waren allesamt nur arme Elfen.

Behutsam strich ich nun darüber und musterte ihn weiterhin. Zevran ist der schönste Elf, den ich je gesehen habe. Dieses weiche blonde Haar, der durchtrainierte Körper, diese goldbraunen Augen und vor allem diese Tätowierungen, die mich jedes Mal aufs Neue faszinieren.

Und dieser arrogante Kerl wusste nur zu gut, dass er überaus attraktiv war!

Frustriert drehte ich mich wieder weg und biss mir auf die Lippen. Ein kurzer Stich war in meinem Herzen, doch ich blendete es aus. Es war nicht die Zeit in Liebeskummer zu versinken! Falls ich es überhaupt Liebeskummer nennen soll… schließlich liebe ich ihn nicht!

Da bin ich mir… fast… sicher! Es ist nur so, dass ich mich an seine Gegenwart gewöhnt habe. Genau das ist es! Es wie ein chronischer Husten. Daran hat man sich ja auch schnell gewöhnt.

Ehe ich jedoch weiter an den Gedanken festhalten konnte, spürte ich wie Zevran seinen Arm um meinen Bauch legte und mich enger an sich zog. Ein leises amüsiertes Lachen kam über seine Lippen, was mir wiederum einen Schauer über den Rücken jagte. Wie gesagt, alles nur Gewöhnung!

Schmunzelnd küsste er meinen Nacken, was ich beinahe seufzend kommentierte. Leicht schmiegte ich mich enger an ihn und genoss wieder seinen vertrauten Duft von Leder. Dieser verdammte Meuchelmörder…

„Ihr seid schon wach.“, stellte er fest und wickelte seinen Finger um eine meiner Haarsträhnen. Kurz schielte ich zu ihm und beobachtete ihn. Er schien von meinem roten Haar fasziniert zu sein. „Schon lange“, murmelte ich leise und drehte mich nun ganz zu ihm um.

Seine goldbraunen Augen fixierten mich, während ich verzweifelt versuchte, seinem Blick standzuhalten. Wenn ich jetzt seinem Blick ausweichen würde, dann würde das vermutlich den Eindruck erwecken, ich könnte ihm nicht standhalten. Und anschließend würde ich schluchzend und dramatisch aus dem Zelt flüchten.

Wie dämlich… niemals!

Grimmig sah ich ihn deswegen an, was er jedoch nur mit einem amüsierten Grinsen erwiderte. „Ihr seht so bockig aus, meine Liebe. Was geht in eurem reizenden Dickschädel vor sich?“ Etwas skeptisch sah ich ihn nun doch an. „Reizender Dickschädel? Was soll das denn bedeuten?“

Süffisant grinsend lehnte er seine Stirn gegen meine, was mich beinahe erschrocken zurückweichen ließ. Dass er immer so nah kommen muss! „Dass ich eure Entschlossenheit und Sturheit sehr schätze. Den Rest natürlich auch…“ , flüsterte er in mein Ohr.

Ich starrte ihn an. Hatte ich gerade richtig gehört? Er schätzt den Rest von mir auch? Reizend…

Sofort erhob ich mich und warf die Decke dabei zu Boden. Grummelnd blickte ich auf ihn herab, während Zevran aufmerksam meinen Körper musterte und dabei die Stellen betrachtete, an denen er eindeutige Spuren hinterlassen hatte.

Mir meiner Blöße bewusst werdend, sah ich mit zusammengebissenen Zähnen zu Boden und versuchte nun tatsächlich nicht heulend aus dem Zelt zu flüchten. Dieser Elf…

„Das freut mich zu hören“, sprach ich gereizt und zog mir schnell meine Lederrüstung an, während ich weitersprach. „Aber ich werde jetzt gehen. Wir müssen diese Asche finden und diesen alten Sack retten.“

Ein erneutes Grinsen huschte über Zevrans Gesicht, als er sich grazil erhob und auf mich zuschritt. So sehr ich es auch versuchte, so konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Besonders nicht dann, wenn er sich so offen zeigte wie der Erbauer ihn erschuf. „Ich liebe eure charmante Art und Weise, wie ihr auf den Punkt kommt“

Grimmig blickte ich zu Boden, als ich spürte wie der blonde Elf seine Hände an meine Hüfte legte und sein Gesicht erneut in mein Haar vergrub. „Ich weiß, dass du verstimmt bist.“, sprach er leise. Sofort biss ich die Zähne zusammen und blickte trotzig weg. „Aber du weißt, dass ich dir das nicht geben kann, was du willst. Aber ich werde auf dich aufpassen.“

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich mich von ihm losriss. „Du bildest dir zu viel darauf ein. Ich muss eine Verderbnis beenden und habe keine Zeit dafür, in unnützen Gefühlen zu versinken.“ Ich schielte zu Zev, der mich kurz skeptisch anblickte. „Schließlich bin ich ein Grauer Wächter…und nun los.“

Ohne ihn ein weiteres Mal anzublicken, verließ ich das Zelt und befand mich nun draußen. Ich starrte in den Schnee und kräuselte leicht meine Lippen.

Ich liebe ihn nicht… bestimmt nicht! Wozu auch? Er würde mir nur das Herz brechen. Besser ich bin allein… auch für ihn. Wenn ich sterben sollte, ist er traurig. Vielleicht. Könnte aber auch sein, dass es ihm am Allerwertesten vorbeigeht und er sich lediglich mit mir vergnügen wollte.

Seufzend schüttelte ich den Kopf und schloss die Augen. Zevran…warum komme ich mir dann so mies vor? Er sagt, er würde auf mich aufpassen und das wiederrum ließ mein Herz kurz vor Freude hüpfen.

Ein Bellen ließ mich aufblicken. Hasso kam hechelnd zu mir gerannt und schmiegte sich bellend an mein Bein. Mit seinen großen Augen sah er freudig zu mir auf, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich streichelte seinen massigen Schädel, was er schwanzwedelnd kommentierte. „Braver Hasso!“, lobte ich ihn lächelnd.

Ich ließ mein Blick wieder über das Lager schweifen. Es schneite zwar, aber es war nicht so schlimm wie ich erst dachte. Manchmal kam eine Windböe auf, die mir Schnee ins Gesicht fegte, aber sonst nichts weiter Dramatisches. Auf jeden Fall können wir weitergehen.

„Kallian!“, rief jemand und ließ mich so etwas überrascht zusammenzucken.

Alistair kam auf mich zugestürmt und sah mich eindringlich an. „Ist alles in Ordnung mit euch?“

Etwas skeptisch sah ich zu ihm auf und zog eine Augenbraue nach oben. Warum ist er denn so besorgt? Klang fast so, als wäre ich nur knapp dem Tode entronnen.

„Ja, ich denke schon. Mir ist immer noch arschkalt und dieses ständige Bergsteigen bereitet mir Muskelstechen. Aber sonst ist alles gut.“, sprach ich und zuckte nur leicht mit den Schultern. Wer weiß, was wieder in Alistair vor sich geht.

Ehe er mir jedoch antworten konnte, trat Zevran hinter mir aus dem Zelt. Alistairs Gesicht wurde erst blass, dann jedoch schnell puterrot und angespannt. „Was macht Ihr hier?!“, blaffte Alistair den Elf an, der daraufhin nur amüsiert grinste.

Verwirrt blickte ich zwischen den beiden hin und her. Warum regt sich Alistair so auf?

„Oh, ich habe nur meine geschätzte Wächterin getröstet, als ihr friedlich in eurem Zelt geschlummert habt.“

Noch bevor ich etwas sagen konnte, packte Alistair den Elf am Kragen und schleuderte ihn beinahe gegen einen Baum. Wütend funkelte er in Zevrans Augen, der dies ebenso kommentarlos erwiderte. Paralysiert sah ich zu den beiden.

Was beim Erbauer, ist denn hier nur los?? Ich löste mich doch noch aus meiner Starre und zerrte an Alistairs Arm, mit der er immer noch Zevran festhielt.

„Hört auf! Lasst Zev los!“, rief ich zornig. Warum ist Alistair nur so angespannt?? Das ist gar nicht seine Art! Doch der Templer reagierte nicht, selbst dann nicht, als ich ihm auf den Fuß trat.

Vermutlich lag’s aber auch an der Rüstung, die er trug.

Alistair flog plötzlich durch die Luft und landete, nach Luft japsend, auf dem Boden. Überrascht sah ich mich um und erblickte Morrigan, die uns alle kühl musterte. „Ihr seid alles Narren.“, war das Einzige, was sie sagte.

Schnell eilte ich neben Zevran und musterte ihn aufmerksam. „Ist alles in Ordnung?“ Er jedoch grinste erheitert und fixierte Alistair, der augenblicklich aufstand. „Ihr macht euch ja richtig Sorgen, meine Liebe“

Perplex sah ich drein. Er… hat recht! Sofort wich ich von Zevran zurück und räusperte mich. „Natürlich nicht! Ich weiß doch, dass euch nichts passiert ist. Ich wollte lediglich… höflich sein.“

Zevran grinste verrucht und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wodurch ich wieder verlegen zu ihm blickte. „Gewiss“, sprach er wissend und blickte mir direkt in die Augen. Beinahe versank ich in diese goldbraunen, glühenden-

„Kallian! Dieser… dieser Elf verletzt euch nur! Er benutzt euch!“, rief Alistair wütend, während ich erschrocken aus meiner Tagträumerei erwachte. Was behauptet er da?

Ich starrte zu Alistair, der nach wie vor Zevran anfunkelte. Ich konnte deutlich in seinen Augen die Mordlust aufblitzen sehen.

Ohne zu zögern stellte ich mich vor dem Meuchelmörder und sah unerschrocken zu Alistair auf. „Ich bin auch eine Elfe, falls ihr das vergessen haben solltet!“, sprach ich zähneknirschend. „Außerdem ist es meine Sache, mit wem ich mich abgebe.“

Gerade wollte der Templer etwas erwidern, als ich ihm das Wort abschnitt. „Keine weitere Diskussion! Wir haben Wichtigeres zu tun, als hier einen Streit vom Zaun zu brechen!“

Ich stampfte an Alistair vorbei und half den anderen dabei, ihr Zelt abzubauen. Den schadenfrohen Blick, den Zevran Alistair zuwarf, bemerkte ich jedoch nicht.
 

Inzwischen waren wir wieder Stunden unterwegs und der Wind wurde immer stärker, ebenso der Schneefall. Fest kniff ich die Augen zusammen und zog meinen Umhang fester zu. Der Wind wehte eisig und ließ meine Ohren schmerzen. Besonders an der Spitze waren sie empfindlich, wie ich gefrustet feststellen musste.

Leliana ging neben mir und sah sich angespannt um. Wir liefen alle einen schmalen Pfad entlang, direkt an einer Klippe. Sollte einer von uns fallen… nun es geht weit hinunter. Das war gar nicht gut.

Die Bardin sah auf mich hinab und hielt sich notdürftig an der Steinwand neben ihr fest. „Ich glaube, wir sollten Halt machen! Der Schneesturm ist zu stark!“, schrie sie beinahe, da der Schneesturm laut in unserer aller Ohren pfiff.

Ich blickte angespannt in die Tiefe hinab und musste kurz schlucken. Obwohl es eiskalt war, schwitze ich stark. Diese Klettertouren sind einfach nichts für mich!

Gerade wollte ich etwas erwidern, als ich ein starkes Kribbeln wahrnahm. Eine dunkle Vorahnung… dunkle Brut!

Hektisch sah ich mich um und zückte bereits meinen Dolch, Alistair tat es mir gleich und blickte sich angespannt um. Er hatte es auch gespürt. Morrigan zischte aufgebracht und zog ihren Zauberstab.

Dann erblickte ich den ersten Hurlock. Seine Grimasse wurde breiter, als er uns entdeckte und schließlich auf uns zustürmte. Ohne zu zögern tat ich es dem Ungeheuer gleich und stieß ihn geschickt den Abgrund hinab. Laut kreischte es auf, was dazu führte, dass es in meinen Ohren kurz schmerzhaft klingelte.

Im selben Moment jedoch tauchten vor mir fünf weitere dieser Ungetüme auf, welche sich bereits gierig die Zähne beleckten. Schnell wich ich einem aus, als dieser sein Schwert in meinen Schädel rammen wollte, doch übersah ich so den anderen, der mich knurrend zu Boden schleuderte. Der Genlock war über mir, während mir bereits sein verdorbener Geifer ins Gesicht tropfte.

Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite und wollte das Ungetüm von mir stoßen, doch es verbiss sich plötzlich in meinen Arm, was mich laut aufschreien ließ. Verdammte Scheiße!

Ohne zu zögern rammte ich meinen Dolch in dessen kahlen Schädel. Das verderbte schwarze Blut spritzte mir ins Gesicht und ließ mich beinahe knurren. Diese verdammten Monster gehörten ausgerottet!

Ich stieß den toten Genlock von mir und stand hektisch auf. Sofort blickte ich zu meinen Gefährten und registrierte, dass die meisten nur mit kleineren Blessuren davon gekommen waren. Die Brut wurde erfolgreich vernichtet, allerdings meldete sich umgehend mein Wächtersinn und riet mir eindeutig, die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden. Es kommen mehr… viel mehr!

„Rückzug!“, rief ich panisch und hörte sie bereits in der Nähe knurren und durch den Schnee stampfen. Es würde nur noch Sekunden dauern, dann wären sie hier!

Wenn wir auf einem richtigen Schlachtfeld irgendwo in der Ebene ständen, wäre es kein Problem, diese Monster zu köpfen. Aber wir waren hier mitten auf einem Berg und spazierten hier gefährlich nahe an einer Klippe entlang. Das würde nicht gut ausgehen!

Sofort drehten sich alle um und versuchten so schnell es ging den Berg hinab zu steigen. Ich drehte mich immer wieder nervös um und lauerte praktisch darauf, dass diese Monster um die nächste Ecke biegen würden.

Auf einmal jedoch hörte ich Elissa erschrocken aufschreien, was mich hektisch zu ihr sehen ließ. Sie war die Klippe hinab gefallen und hielt sich nun mit größter Mühe an einem Felsvorsprung fest. Doch ich konnte das Gestein bereits unter ihrem Gewicht bröckeln hören. Gleich würde sie hinab fallen.

Alistair packte sie ohne zu zögern am Handgelenk und versuchte, sie hochzuziehen. Genau in diesem Moment gab das Gestein nach und ließ die beiden beinahe in die Tiefe stürzen, wenn Fergus im letzten Moment nicht Alistairs Bein ergriffen hätte und ihn festhielt.

Eisern versuchte er sich irgendwo festzuhalten, doch er rutschte genauso schnell ab, wie die beiden, die er so verzweifelt festhielt.

Leliana ergriff die Hand des Couslands und versuchte sich angestrengt an der Steinwand ihr gegenüber festzukrallen. Doch auch ihre Finger fanden keinen rechten Halt. Gerade wollte ich ihnen zu Hilfe eilen, als ich ein bekanntes Knurren vernahm. Mit großen Augen starrte ich auf die dunkle Brut, die uns nun praktisch auf den schmalen Pfad eingekesselt hatte.

Das war verdammt mies! Vier von uns konnten nicht kämpfen und ich stand auf meiner Seite praktisch alleine da, weil Leliana und die anderen eine Art Rettungskette gebildet hatten um Elissa festzuhalten.

Ehe ich jedoch über so viel Pech fluchen konnte, griffen diese verderbten Ungeheuer bereits an. Mühevoll parierte ich bereits den ersten Axtschlag mit meinen Dolchen und erzitterte kurz. Mein Arm, in denen eines dieser Monster gebissen hatte, schmerzte höllisch. Hektisch blickte ich zu der Stelle und bemerkte erst jetzt, wie stark sie doch blutete.

Verdammt, sehr lange kann ich mit dem Arm nicht mehr kämpfen! Warum müssen diese Bastarde ausgerechnet jetzt auftauchen?!

Leliana schrie entsetzt auf, als sie den Halt verlor und durch den Schnee rutschte. Fergus, Alistair und Elissa schrien ebenfalls erschrocken auf als es für sie abwärts ging.

Scheiße! Hektisch sah ich zu Sten, der gerade einem Hurlock den Kopf abschlug. „Sten! Haltet sie fest!“, brüllte ich verzweifelte. Er war der einzige, der noch kräftig genug schien um sie alle festzuhalten.

Doch für diese kurze Unachtsamkeit gegenüber der Brut, bekam ich prompt die Quittung. Ein verdammter Hurlock verbiss sich in meine Schulter und schleuderte mich dabei gegen die Steinwand. Ein pochender Schmerz an meinem Hinterkopf ließ mich gequält aufstöhnen und vernebelte mir die Sicht.

Kurz war aller Schmerz ausgeblendet und ich hatte einen Augenblick Zeit, um klar zu denken. Tja, das war es also? Nachdem wir alle so weit gekommen sind, werden wir hier so unehrenhaft sterben? Die eine Hälfte stürzt den Berg hinab, die andere wird von der Brut zerfleischt und aufgefressen.

Großartig! Beschissener können manche Tage einfach nicht enden…

Ehe ich mich aber so einem Schicksal ergeben konnte, erfüllte eine seltsame Wärme die Umgebung. Perplex öffnete ich die Augen und staunte nicht schlecht, als ich Wynne erblickte. Sie glühte komplett weiß auf und seltsame Funken schienen von ihr auszugehen.

Einmal erhob sie ihren Stab; eine enorme Druckwelle entstand und die dunkle Brut fiel kreischend in die Tiefe.

Keuchend rutschte ich in den Schnee und sah sie gebannt an. Sie wirkte jetzt mehr wie ein Geist als wie ein Mensch.

Ich konnte jedoch nicht nachfragen, was dies zu bedeuten hat, da ich bereits die nächste Welle der dunklen Brut spürte. Sofort ergriff ich meinen Dolch und wollte mich aufrichten.

Ein heftiger Schmerz in meiner Schulter ließ mich jedoch aufjaulen. Schnell atmend sah ich zu der Stelle und würgte beinahe. Dieses Monster hat seine vergilbten Zähne verdammt tief in meine Haut gegraben.

Verbissen starrte ich in den Schnee und versuchte meine verbliebenden Kräfte zu mobilisieren. Rote Punkte zierten kurz darauf den Schnee und ich ahnte, dass es mein Blut sein musste. Scheiße…

Warme Wellen durchströmten meinen Körper in diesem Moment und ließen mich wohlig erschauern. Der Schmerz verschwand beinahe augenblicklich und neue Kräfte schienen in meinem Inneren zu erwachen.

Ein Grunzen ließ mich hochfahren und ich erblickte einen Genlock, der vor mir stand und mir gerade sein Schwert in den Rücken rammen wollte. Ehe es jedoch soweit kam, hatte ich ihm bereits einen Kopf kürzer gemacht und erhob mich nun verbissen.

Ich fühlte mich viel besser! Wie aufgeladen mit neuer Energie!

Schnell sah ich nach hinten und bemerkte, dass es den anderen ebenso erging. Sie wirkten alle flinker, agiler und auch kräftiger. Sten hatte kein Problem damit, die anderen einfach so Stück für Stück hochzuziehen. Und es waren immerhin vier Menschen mit schwerer Rüstung!

Somit waren die restlichen der dunklen Brut auch keine Gefahr mehr für uns. Grinsend stellte ich mich ihnen entgegen und tötete jeden gnadenlos, der meine Klingen kreuzte.

Als der Kampf vorbei war, wollte ich geradewegs zu Wynne stürmen, doch sie brach in diesem Moment zusammen. Das weiße Glühen, was sie grade noch umgab, war verschwunden und ließ nun eine blasse und alte Frau zurück, die sich nicht mehr regte.

„Wynne!“, rief ich erschrocken und hielt ihre Hand fest, die sich kalt anfühlte. Fast wirkte es so, als würde sie schlafen. Ich jedoch hatte das ungute Gefühl, das sie tot ist.

Morrigan schnaufte einmal laut auf und zerschlug meine Ängste. „Sie atmet, also lebt sie noch.“

Erleichtert sank ich den Schnee und atmete erleichtert auf. Dem Erbauer sei Dank!

Sie hat unserer aller Leben gerettet! Es wäre mehr als ungerecht, wenn sie deswegen mit ihrem Leben hätte bezahlen müssen. Immerhin war sie in der Gruppe wie eine Mutter für uns alle. Außerdem konnte sie wunderbar Socken stopfen, wer sollte diese frustrierende Arbeit sonst übernehmen?

Fergus stand anstrengend atmend neben ihr und blickte auf die alte Magierin herab. „Was beim Erbauer war das? Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würden ungeahnte Kräfte durch meinen Körper fließen.“

Tja, mir ging es da nicht anders. Auch wenn es nur für einen Moment war. Diese Kräfte waren unglaublich… ich hatte das Gefühl, als hätte ich Bäume ausreißen können.

Aufmerksam musterte ich Wynne. Da war wohl noch etwas, was sie mir erzählen müsste. Es wirkte nicht so, als hätte sie einen ganz normalen Zauber gewirkt.
 

Sten trug Wynne über den Berg, den wir mit größter Mühe und Anstrengung endlich überquert hatten. Der Himmel hatte sich verdunkelt und ein heller Vollmond warf gespenstische Schatten in die Nacht.

Grimmig blickte ich in das Tal hinab, in welchem ich Haven entdeckte. Es wirkte wie ein kleines, friedliches Dorf.

Nur ziemlich abgeschottet vom Rest der Welt. Als wollten sie sich abkapseln, um nicht entdeckt zu werden. Vermutlich interpretiere ich schon wieder zu viel hinein.

Ich massierte meine Schläfe und schloss kurz die Augen. Morgen würden wir in Haven ankommen, dann müssten wir diesen Scholaren finden, der sich angeblich in Haven aufhält und dort die Urne der toten Andraste sucht.

Was für ein Müll. Auf so einen Ammenmärchen können auch nur verzweifelte Shems kommen! Frustriert wand ich mich von dem Dorf ab und ging zurück zu den Anderen.

Wir hatten eine Höhle gefunden, die uns Schutz vor dem Schneesturm bot und zudem noch groß genug war, dass wir uns alle darin aufzuhalten konnten.

Ich betrat die Höhle und blickte kurz zu den Anderen, die Großteils alle friedlich schlummerten. Es war ein anstrengender Marsch gewesen, der uns allen viel abverlangt hatte. Doch wir hatten es geschafft. Mal wieder, wie ich schmunzelnd zugeben musste. Anscheinend waren wir alle von Ehrgeiz getrieben.

Leise ließ ich mich neben Wynne nieder. Sie blickte nachdenklich in das kleine Feuer, welches wir entzündet hatten und schien in ihren Gedanken versunken. Sie war erst vor Kurzem erwacht, aber hatte noch nicht viel erzählt. Immer noch wirkte sie schwach und gefährlich blass. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und ich wollte nun konkret wissen, was es war.

„Wynne… was ist auf dem Berg passiert?“, fragte ich sie eindringlich und ergriff ihre immer noch kalte Hand. Sie zuckte überrascht zusammen und blickte mich dann an. Ihre Stirn legte sich in Falten und sie seufzte leise.

In ihrer Stimme schwang Unsicherheit mit, als sie zu erzählen begann. „Ich dachte es wäre aus.“ Sofort sah ich sie angespannt an. „Was genau wäre aus?“ Doch sie schloss nur wieder leicht die Augen und senkte ihren Kopf. „Alles.“

Ich starrte sie immer noch an. Ich hatte ebenfalls gedacht, es wäre alles aus gewesen. Das wir dort oben alle sterben werden. Doch Wynne rettete uns… mit ihrer seltsamen Magie.

„Ich muss euch etwas sagen…ich bin eigentlich nicht mehr am Leben.“, sprach die alte Magierin plötzlich und mir klappte daraufhin der Kiefer nach unten.

Soll das ein Witz sein?? Ich hätte nicht gedacht, das Wynne schwarzen Humor besitzt.

Trotzdem zuckte ich kurz mit meinen Mundwinkeln und schmunzelte. „Wynne, der Witz war nicht sonderlich gut.“ Doch sie schüttelte nur mit ihrem Kopf. „Lasst es mich erklären. Als im Turm damals die Abscheuchlichkeiten angriffen, habe ich die Kinder verteidigt. Doch eine Abscheuchlichkeit hatte mich schwer verletzt. Ich fiel zu Boden und spürte den kalten Stein auf meiner Haut. Ich war mir sicher, dass mein Leben nun vorbei wäre. Doch dann ergriff eine angenehme Wärme von mir Besitz und flüsterte mir etwas ins Ohr. Kurz darauf stand ich wieder mitten im Raum und hatte keine Schmerzen mehr.“

Unsicher blickte ich in ihre grauen Augen. Das klang unglaublich. Aber… war sie nun tot oder nicht? Oder war sie sogar von einem Dämon besessen? Bis jetzt hatte sie eigentlich immer einen vernünftigen Eindruck hinterlassen. Sacht lächelte sie mich an. „Keine Sorge, das war kein Dämon, sondern ein Geist. Es gibt im Nichts nicht nur Dämonen, sondern auch Geister, die unser Wohl möchten. Allerdings haben nur die wenigstens Magier welche getroffen.“

Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe und musterte sie nochmal. „Heißt das, der Geist hält euch am Leben?“, fragte ich zögerlich und schließlich verstand ich auch den Rest der Geschichte. Es war nicht Wynne, die uns geholfen hatte, sondern der Geist! Er hat seine Kräfte dazu benutzt, um uns alle zu schützen.

Beim Erbauer, habe ich denn keine normalen Freunde??

Die alte Magierin nickte sacht und lächelte schließlich. „So ist es. Er hält mich am Leben. Anscheinend ist der Geist der Annahme, dass meine Aufgabe noch nicht beendet sei. Deswegen hält er mich weiterhin am Leben.“

Sehr großzügig von dem Geist. Und dennoch unheimlich. Bedeutet das eigentlich, dass ich mich hier mit einer Leiche unterhalte? Hoffentlich habe ich noch etwas zu trinken übrig…

„Ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleibt. Wenn der Geist seine Kräfte einsetzt, fühle ich mich enorm geschwächt. Ich kann diese Fähigkeit nicht ständig einsetzen…“ Ehe sie jedoch weitersprechen konnte, ergriff ich wieder ihre Hand und drückte sie.

„Dann setzt sie nicht nochmal ein! Diese Situation war eine absolute Ausnahme, diese Bastarde werden es nie wieder schaffen, uns so einzukesseln. Dafür werde ich sorgen!“

Wynne lächelte mich milde an, als ich mich schließlich erhob und ihr kurz zuzwinkerte. „Ich passe auf Euch auf. Versprochen.“

Egal ob tot oder lebendig! Schließlich folgen mir hier alle in ein Abenteuer, das vermutlich für die meisten nur tödlich enden kann.

Ich wies Wynne an sich auszuruhen, während ich mich ans Feuer zu den Anderen setzte. Meine Glieder schmerzten nach wie vor und meine Augen fühlten sich mittlerweile schwer wie Blei an. Ich blickte zu Zevran, welcher neben mir saß.

Er hatte die Augen geschlossen und sich gegen die Steinwand hinter sich gelehnt. Er schien zu schlafen…

Dieser Blödmann… er bereitet mir nichts als Kopfzerbrechen! Und eins ist gewiss, mit dem werde ich mich nie wieder einlassen, das schwöre ich!

Als die Müdigkeit mich schließlich doch überrannte, lehnte ich mich ebenfalls an die Steinwand und bettete meinen Kopf auf Zev’s Schulter. Leise seufzte ich, als mir der vertraute Duft in die Nase stieg und mich sicher einschlafen ließ.

Den Arm, den Zevran um mich schlang, bekam ich gar nicht mehr mit. Ebenso sein amüsiertes Grinsen, welches sich auf seine Lippen kurzzeitig gelegt hatte.

Dorf Haven

Haven. Ein kleines, tristes Dorf, in dem angeblich der Scholar Genitivi sein soll um nach der Urne der Heiligen Asche von Andraste zu suchen.

Beim Erbauer, warum lasse ich mich nur auf so eine dumme Idee ein? Hier wird nichts sein! Weder Asche von einer Toten, noch dieser Bruder Genitivi! Vermutlich ist dieser alte Opa längst den Berg runtergefallen und hat sich den Schädel aufgeschlagen.

Mit grimmigem Blick lief ich mit den Anderen eine Anhöhe nach oben, auf der uns bereits eine voll ausgerüstete Wache erwartete.

Das war schon sonderlich. Mir war kein mickriges Dorf bekannt, das sich eine ausgerüstete Wache leisten konnte. Wer sollte dieses kümmerliche Fleckchen Erde auch überfallen wollen?

Schon von Weitem sagte er: „Was wollt Ihr in Haven? Es gibt hier nichts für Euch!“

„Wir wollen uns nur umsehen“, erwiderte ich gelassen und sah dem Wachmann in sein argwöhnisches Gesicht. Sein Schwert streckte er mir angriffslustig entgegen. „Wir sind weit gereist und brauchen nur ein bisschen Ausrüstung und Proviant.“

Der Kerl erschien mir mehr als suspekt und ich entschied, dass es wohl das Beste war, ihn nicht nach Bruder Genitivi zu fragen. Vermutlich schlägt er mir daraufhin den Kopf ab. Schließlich gehe ich Konfrontationen aus dem Weg, wenn sie sich vermeiden lassen. Außer jemand reizt mich bis aufs Blut.

„Wir mögen es nicht, wenn sich Bewohner der Ebenen bei uns umsehen“, entgegnete der Wachmann und kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen, die mich mit größtem Misstrauen musterten.

„In Ordnung. Wir bleiben nicht lange“, sprach ich und blickte mich kurz unauffällig um. Haven wirkte wie ein normales Dorf, doch langsam wuchs meine Neugier an. Hier ist etwas oberfaul…

Der Wachmann steckte sein Schwert weg und nickte einmal.

„Ihr könnt in dem Geschäft neue Ausrüstung kaufen. Ihr schlage aber vor, dass ihr dann wieder verschwindet.“

„Ist es gerade wirklich noch kälter geworden, oder bilde ich es mir nur ein?“, entgegnete Alistair beunruhigt, als wir weiterliefen. Kurz musste ich grinsen. „Vermutlich blanke Einbildung, Alistair.“

„Sie wollen etwas verbergen, das ist doch offensichtlich“, meinte auch Morrigan.

„Ah, kleine, abgeschottete Gemeinden“, seufzte Zevran. „Hinter geschlossenen Türen geht immer etwas Unanständiges vor. Ich hoffe, es beinhaltet Ketten. Ich hoffe, sie fragen, ob ich mitmachen will.“

Ich schielte abschätzend zu ihm. Manchmal hatte ich auch das Bedürfnis, Zevran in Ketten zu legen. Es geht allerdings mehr darum, dass er mir dadurch nicht wegläuft. Aber so wie ich diesen perversen Elf einschätze, hat er was ganz anderes mit Ketten vor…

Mein Blick blieb kurz an Zev’s Stiefeln hängen. Sie wirkten durchnässt und abgenutzt. Es wunderte mich, dass er noch nicht angefangen hatte zu jammern, schließlich ist es nicht schön mit nassen und kalten Füßen durch den Schnee zu wandern.

Ehe ich ihn jedoch darauf ansprechen konnte, lief ich gegen etwas. Verwirrt taumelte ich zurück und blickte zu dem Hünen Sten auf, der mich mit unheimlicher Miene fixierte. Auf einmal wirkte er bedrohlicher als sonst. Und das behagte mir ganz und gar nicht…

„Interessante Strategie. Eine Frage: Wollt ihr solange nach Norden gehen, bis es Süden wird und den Erzdämon dann von hinten angreifen?“, grollte er unheimlich und ließ mir fast das Blut in den Adern gefrieren.

Obwohl er die Frage ruhig gestellt hatte, war ich mir sicher, dass er innerlich kochte. Großartig! Aber vielleicht kann ich ihn ja beruhigen? Mit meinem Charme gewiss…

„Damit rechnet er sicher nicht.“, meinte ich verschmitzt und sah zu ihm hoch. Doch Sten schien von meinem angeblichen Charme nicht besonders viel zu halten. „Stimmt. Mich würde es auch überraschen, wenn mein Feind seinen Gegenangriff mit Flucht und Bergsteigen führen würde.“

Okay, nun wird es langsam kritisch. Und wenn es bei Sten kritisch wird, sollte ich acht geben. Schließlich hatte ich noch nie solche Momente mit ihm, aber ich bin mir sicher, wenn sie auftauchen, ist er mit Vorsicht zu genießen.

Und ehe ich lange um den heißen Brei rede, frage ich ihn besser direkt. „Was genau wollt ihr eigentlich?“ Selbst die anderen waren stehen geblieben und blickten unsicher zu uns herüber, doch keiner sagte ein Wort.

Sten starrte unbarmherzig auf mich herab, als er wieder begann zu sprechen. „Vernunft. Unser Ziel ist der Erzdämon und wir bewegen uns von ihm weg, um die verkohlten Überreste einer Frau zu finden. Ich werde nicht einfach in eurem Schatten bleiben, wenn ihr von der Schlacht davonlauft.“

Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben und legte meinen Kopf in Nacken um ihn anzuschauen. Er will Vernunft von mir?

Ha! Die war schon lange flöten gegangen! Spätestens seit den Tiefen Wegen. Und so schnell werde ich da nie wieder hingehen! Wenn Sten denn so scharf darauf ist… ich bin es definitiv nicht!

Ich zuckte nur mit den Schultern und ging an ihm vorbei. „Nun, dagegen könnt Ihr nichts unternehmen. Ich habe hier das Sagen“

Gerade als ich an dem Qunari vorbei ging, ertönte seine unheimliche monotone Stimme noch einmal und ließ mich diesmal sogar zusammenzucken.

„Nicht mehr. Ich übernehme das Kommando.“

Perplex blieb ich stehen und sah zu ihm hoch. Das einzige was über meine Lippen kam, war ein verwirrtes „Was?“

Doch Sten zog bereits sein Langschwert. „Verteidigt euch Wächter, wir klären das jetzt“

In letzter Sekunde sprang ich zur Seite, als sein Schwert brachial auf den weichen Schnee einschlug und dort eine Schneise hinterließ. Hektisch sah ich zu ihm auf, als Sten sein Schwert wieder erhob und auf mich niedersausen ließ.

Knapp entkam ich seinem langen Schwert, doch ich sah deutlich einige rote Haarsträhnen in den Schnee fallen. Es war knapp. Mehr als knapp sogar. Und das hier ist kein Spiel. Charme wird mir da nicht viel bringen. Nur meine Dolche.

Sogleich zog ich diese und sah wütend zu dem Qunari auf, als dieser auf mich zu stapfte und dabei sein Schwert schwang. Fest biss ich die Zähne zusammen und erhob mich.

Ich wäre eine Närrin, wenn ich mich direkt in einen Kampf mit Sten stürzen würde. Er ist mir körperlich enorm überlegen, jedoch mangelt es ihm an Schnelligkeit. Das müsste ich irgendwie ausnutzen. Und eventuell etwas betrügen… aber wie soll ich armes zartes Elfenmädchen mich auch sonst gegen so einen Hünen wehren?

"Sten?! Was macht ihr da?“, rief Alistair verwirrt, während ich Stens Angriffen immer wieder auswich und dabei auf irgendeine Schwachstelle von ihm hoffte. Der Qunari war doch schneller, als gedacht.

Erneut erhob Sten sein Schwert, und diesmal sah ich die Chance die sich mir da gerade bot!

Schnell warf ich mich beiseite, rollte mich ab, sprang hoch und lief die drei Schritte zu einem gegenüberliegenden Baum, um daran hochzulaufen und dann in einem geschmeidigen Sprung hinter meinen Angreifer zu gelangen.

Ohne zu zögern sprang ich erneut nach oben, hielt mich eisern an Stens Haaren fest und hielt ihm meinen Dolch an die Kehle. Während ich stoßweise atmete, hielt der Qunari ganz still und blickte scheinbar gelassen an den Dolch an seiner Kehle.

Kurz darauf ließ er sein Schwert sinken und blickte in die Ferne. Meine Hand zitterte immer noch leicht, sei es durch Anspannung oder Angst. Meine verdammten Nerven!

„Ich war im Unrecht. Ihr seid stark genug. Was nun?“, sprach der Hüne ruhig, während ich mir auf die Lippen biss. Hätte er das denn nicht eher einsehen können??

Meine Kräfte waren ausgezehrt genug, also ließ ich Sten los und sprang von ihm herab. Mit immer noch leicht zitternden Händen steckte ich meine Dolche weg und sah wieder zu ihm herauf. Er begegnete meinem Blick abwartend.

„Kriegt Euch einfach wieder ein, Sten.“, sprach ich frustriert. „Ich habe keine Nerven für diesen ganzen Stress. Besonders dann nicht, wenn eine Verderbnis vor der Tür steht“.

„Wie ihr wünscht“, meinte er monoton und ich ging kopfschüttelnd weiter. Diese Qunari sind ein Rätsel für sich! Aber immerhin gibt es nun kein Gezeter mehr von ihm. Nun weiß ich ja auch wie sich das bei ihm äußert…

Die Anderen folgten mir stumm, während ich stur durch das Dorf lief und ein kleines Haus entdeckte, an dem ein Schild hing, auf dem „Gemischtwaren“ stand.

Vielleicht war dieser alte Bruder ja dorthin gegangen? Wenn, dann hoffe ich, dass der Besitzer gesprächiger ist als die Wache.

„Ich bin sofort da“, rief ein Mann aus einem Hinterzimmer. Nacheinander betraten wir das Geschäft und ich stellte mich abwartend an den Tresen.

Neugierig sah ich mich um, während der Verkäufer noch immer im Hinterzimmer hantierte.

Rüstungen waren auf Ständern ausgestellt und ein kleines Arsenal an Waffen ließ sich ebenfalls finden. Außerdem gab es Bücher und Lebensmittel ebenso wie allerlei unnützen Tand. Mein Blick blieb an ein paar hübschen Lederstiefeln hängen, die ich eben erblickte.

Endlich hörte ich die Schritte des Verkäufers, der sich die Hände an einem Tuch abwischte und eilig hinter seinen Tresen trat, wo er das Tuch verstaute.

„Was kann ich für Euch tun?“, fragte er und lächelte mich freundlich an.

„Wir brauchen Vorräte“, meinte ich und blickte ihn an. Er schien nicht so misstrauisch zu sein, wie die Wache.

„Ich habe nicht viel, aber kann ich Euch für etwas gepökeltes Fleisch begeistern?“, schlug er mir aufgeschlossen vor. „Das hält sich ziemlich lange und ist wahrscheinlich genau das richtige für Reisende wie Euch.“

Im Gegensatz zu dem Wachmann draußen war dieser Mann tatsächlich nett. Doch das muss noch lange nichts heißen. Jeder kann mit etwas Übung gute Miene zum bösen Spiel machen. Deswegen…bedarf es einen kleinen Testes.

„Könnt Ihr mir etwas über dieses Dorf erzählen? Es war eigentlich Zufall, dass wir es gefunden haben, denn auf unseren Karten war es nicht verzeichnet“, berichtete ich ihm und lächelte ihn freundlich an. Immerhin konnte ich genauso gut schauspielern, wenn es darauf ankommt. Mein Bluff wurde schnell von ihm aufgenommen.

„Was kann ich Euch über einen Ort erzählen, den ich nur als Heimat kenne? Wir mögen die Abgeschiedenheit“, klärte er mich auf.

Ich nickte. Das war mir klar… und vermutlich waren die ganzen Bewohner hier schon von Inzest betroffen. Skandalös, wie ich zugeben musste. Aber das interessierte mich nicht, sondern eher dieser dumme Scholar.

„Kennt Ihr einen Bruder Genitivi?“, fragte ich möglichste beiläufig. „Ich habe Bücher von ihm gelesen und in einem seiner Werke berichtet er von diesem Ort. Das Pökelfleisch soll ausgesprochen gut hier sein.“, sein Gesicht jedoch verhärtete sich plötzlich.

„Tatsächlich?“, fragte er überrascht. „Nein, nie von ihm gehört.“

Gewiss! Und ich bin die Königin von Ferelden.

Sein Blick glitt plötzlich von mir zu Elissa, die vorsichtig in das Hinterzimmer spähte.

„Hey! Da gibt’s nichts zu gucken“, fuhr er sie plötzlich an.

„Entschuldigung“, erwiderte sie unsicher und trat einen Schritt zurück.

Zevran warf mir einen geringschätzigen Blick zu und deutete auf den Verkäufer. Leicht nickte ich ihm zu.

Jetzt trat er an Elissas Stelle auf das Hinterzimmer zu und sah hinein.

„Ihr wirktet so, als wolltet Ihr etwas verstecken“, zog der blonde Elf ihn auf und machte noch einen weiteren Schritt auf das Zimmer zu.

Ohne weitere Vorwarnung zog der Kerl ein Schwert und stürzte sich auf Zevran, doch bevor dieser ihn erreichen konnte, steckte ein Messer in seinem Hals.

Verdutzt sah er auf den blutigen Griff und zog es wieder heraus. Eine richtige Fontäne sprudelte in Zevrans Richtung, der jedoch geschickt auswich.

„Na na, wir wollen doch nicht Zevrans schöne Lederrüstung einsauen“, sagte er kichernd und sah dem Mann dabei zu, wie er gurgelnd zu Boden sank.

„War das wirklich nötig?“, fragte Alistair gereizt. Wynne ließ ein geräuschvolles Würgen hören.

Ich sah zu Zevran und musste kurz grinsen. „Dieser Kerl hat es nicht anders verdient. Das war doch blanke Notwehr“. Die anderen jedoch stimmten dem nicht unbedingt zu.

Jedoch konnten wir nun umsonst einkaufen. Gelassen stieg ich über die Leiche und musterte ausgiebig die Waren. Wynne blickte mich strafend an, doch ich ignorierte sie. Mein Blick blieb erneut an den Stiefeln hängen, während sich Leliana entzückt einen neuen Bogen samt Pfeilen besorgte.

Ich nahm das Paar Stiefel, während mir sofort ein vertrauter Duft entgegen schlug. Leder…

Kurz blickte ich zu Zevran, als dieser gerade sein Messer aus der Leiche zog und gelassen an der Hose des Opfers säuberte. Mir kam da gerade eine Idee…

Schnell eilte ich mit dem Stiefeln zu ihm und hielt sie ihm unter die Nase. Sofort hielt er inne und schloss die Augen, während er scheinbar genießerisch einatmete. „Mmh, dieser Geruch. Das ist Leder aus Antiva nicht? Das rieche ich sofort!“

Beinahe gierig öffnete er daraufhin die Augen und musterte die Stiefel, die ich ihm unwirsch in die Arme drückte. Sein kurzes Kichern jagte mir mal wieder einen Schauer über den Rücken. „Ich weiß nicht wo Ihr sie gefunden habt, aber ich danke euch!“

Grummelnd beobachtete ich ihn dabei, wie er seine alten Stiefel auszog und die neuen sogleich anzog. „Ja, ja kein Grund, feuchte Augen zu bekommen!“, meinte ich nur schnippisch.

Sofort musterte er mich wissend und grinste verrucht, während er sich kurz über die Lippen leckte. „Aah, natürlich. Ein Geschenk aus reinen praktischen Überlegungen, ich verstehe vollkommen“. Zevran musterte begeistert seine Stiefel, die ihm scheinbar wie angegossen passten. Zufrieden lachte er dunkel auf, was mich beinahe zusammenschrecken ließ. „Wenn ihr mir jetzt noch eins oder zwei Dirnen, einen Teller Fischsuppe und einen korrupten Politiker bringt, würde ich mich wie zu Hause fühlen!“

Fasziniert musterte ich ihn und fragte mich, wie es in Antiva wohl war. Wie es war, dort zu leben. Besonders als Krähe… als Zevran. Er hat viel dort erlebt und einiges will ich lieber gar nicht wissen. Was, beim Erbauer, will Zevran mit einem Politiker? Was er mit den Dirnen und der Fischsuppe vorhat, kann ich mir ja denken… halbwegs.

„Hey, Anführerin“, erklang plötzlich Oghrens Gruzen aus dem Hinterzimmer. „Sieht so aus, als wäre der Ladenbesitzer nicht die einzige Leiche im Laden.“

Wir folgten seiner Stimme in den Raum und starrten schockiert auf den am Boden liegenden Ritter.

„Das ist einer von Arl Eamons Männern“, identifizierte Alistair die Leiche anhand seiner Rüstung. Beinahe hätte ich gegrinst. Es scheint so, als wäre dieses Dorf nicht ganz so verschlafen wie es den Eindruck machte. Das könnte unterhaltsam werden. „Bruder Genitivi ist hier…tot oder lebendig.“

„Scheint so“, erwiderte Alistair vorsichtig.

Wir packten unsere Taschen voll mit Pökelfleisch und verließen den Laden wieder.

Das Dorf war merkwürdig ausgestorben. Nur ein paar Hühner liefen aufgeschreckt vor uns davon. Selbst der Wachmann war nirgends mehr zu sehen.

Wir klopften an die Türen, um mit jemandem zu sprechen und spähten durch die Fenster, doch niemand war da. Wie verdächtig…

Plötzlich sah ich ein Kind im Schnee sitzen. Der Junge plapperte gedankenverloren vor sich hin. Erst als ich ihm näherkam, konnte ich hören, dass es ein Lied war, dessen Text er immer wieder vor sich hin murmelt.
 

„Komm schon, hübsche Lynne.

Sag, wo warst du drin?

Warst du oben, warst du unten?

Hast du Hasen im Loch gefunden?

Komm schon, hübsche Lynne.

Sag wo warst du drin?
 

Komm schon, hübsche Lynne.

Wir führen dich zum Bette hin.

Es ist weich, es ist warm,

Bist sicher, wie in Mutters Arm.

Komm schon, hübsche Lynne.

Wir führen dich zum Bette hin.
 

Liebe, liebe, hübsche Lynne

Schläft in der friedlichen Krippe drin.

Ein Stein voll Moos, ein Fingerknochen.

Nur Lynne weiß, wer ihn abgebrochen.

Liebe, liebe, hübsche Lynne

schläft in der friedlich Krippe drin.“
 

Skeptisch sah ich zu dem Knirps als das Lied endete. Wie bereits gesagt, diese Dörfler hier waren zu lange unter sich und nun sieht man das Ergebnis.

Der Junge wandte den Blick mir zu und sah mich fragend an. Er hatte eine feine Stimme, fast wie ein Mädchen und sein Gesicht war sehr blass.

„Wer bist du?“, fragte er. „Du solltest nicht hier sein.“

„Wer bist du?“, stellte ich ihm dieselbe Frage argwöhnisch zurück. Das Balg sollte hier ebenfalls nicht sein!

„Ich habe zuerst gefragt“, bestand der Kleine.

Nervige Shemlenkinder… „Eine Elfin“, sprach ich genervt.

Er starrte mich eine Weile seltsam an. „Bewohner der Ebenen gehören nicht hierher“, sagte er einfach nur. Damit wandte er trotzig seinen Kopf ab.

Ich stutzte, als er wieder anfing sein Gedicht von Neuem zu murmeln. Grummelnd betrachtete ich den Kleinen. Das beweist, dass dieses Dorf nur aus hirnlosen Narren besteht! Wer würde sein Kind auch allein im Schnee hocken lassen? Vater hätte mich längst in Haus geschleift und mir etwas warmes zu trinken gegeben.

Ein anderer Versuch… er ist immer noch ein Kind, auch wenn es anscheinend ein verrücktes Kind ist.

„Du bist ein schlaues Bürschchen. Was weißt du über Haven?“, meinte ich lächelnd und hockte mich zu ihm herunter.

„Haven ist Haven“, sagte das Kind einfach nur. „Aber ich habe ein Geheimnis. Willst du es sehen?“

Der Junge streckte eine Hand aus und hielt sie mir hin. Erst konnte ich nicht sagen, was auf seiner Handfläche lag, aber dann erinnerte ich mich an das Lied.

Ein Fingerknochen! Makaber, der Kleine…

„Ähm… wem hat der gehört?“, fragte ich skeptisch. Von seinen Großeltern?

„Ich weiß nicht. Aber ich behalte ihn, er bringt Glück“, antwortete er. „Aber sag’s niemandem, in Ordnung?“ Ich nickte perplex und überließ das Kind wieder sich selbst.

Meine Gefährten, die sich noch immer im Dorf umsahen, hatten das Ganze nicht bemerkt, also schloss ich mich ihrer Suche wieder an.

Plötzlich rief Zevran: „Oh, diese Tür ist offen!“

Ich drehte mich zu ihm und kam auf ihn zu, tatsächlich ließ sich die Tür ohne weiteres öffnen.

„War sie schon offen oder habt Ihr das Schloss geknackt?“, fragte ich skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben.

„Naja, vielleicht habe ich ein klein wenig nachgeholfen“, gab Zevran zwinkernd zu.

Schmunzelnd sah ich zu ihm. Unverbesserlich!

Wie erwartet war niemand da. Doch unsere Aufmerksamkeit wurde sofort auf einen… Altar gelenkt.

„Das ist ziemlich viel Blut“, sprach ich überrascht.

„Und es ist frisch“, stellte Morrigan fest. Sie hatte Recht, das Blut war dunkelrot und lief in Rinnsalen den Steinblock hinab.

„Vielleicht wurden hier Lebensmittel zubereitet“, schlug Alistair vor.

„Blutet Fleisch so stark?“, sprach ich amüsiert und schielte zu ihm.

„Ich versuche nur optimistisch zu sein“, erwiderte er gereizt. „Die andere Erklärung wäre weitaus beunruhigender.“

Ich erwiderte seinen angespannten Blick einen Moment lang, und blickte dann wieder auf den blutigen Block.

„Ich frage mich…“, setzte Zevran an. „Die Krähen haben oft Blutopfer gebracht und dadurch unheimliche Fähigkeiten übernommen.“

„Das ist Menschenblut“, fiel Morrigan auf.

„Woher wisst Ihr das?“, fragte ich skeptisch.

„Ich weiß es einfach“, erwiderte sie. „Und ich weiß, dass niemand so einen Blutverlust überlebt.“

Sehr dramatisch, die ganze Situation. Anscheinend haben einige Dorfbewohner zweifelhafte Beschäftigungen. Und ich ahnte bereits, dass uns nichts Gutes erwarten würde…

Als wir das Haus verließen, hatte sich die Atmosphäre im Dorf schlagartig geändert. Wir sahen in die wütenden Gesichter einer ganzen Meute Dorfbewohner. Einige trugen Harken, Holzbeile oder Keulen, aber niemand war ernsthaft bewaffnet.

Sie hatten sich in einer Reihe vor uns aufgebaut.

„Wo kommen die auf einmal her?“, fragte Elissa beunruhigt.

„Das ist gar nicht gut“, entgegnete Fergus und zog ebenfalls sein Schwert.

Als wäre das ein geheimes Signal gewesen, stürmten die Dörfler auf uns zu.

Leliana zog ihren Bogen und ließ den ersten Pfeil in den Bauch eines Mannes fliegen.

Nach zwei weiteren Pfeilen lag der Mann tot am Boden. Zevran huschte schnell und leise wie ein Schatten durch die wütende Meute, schlitzte Kehlen auf und durchbohrte Augenhöhlen.

Ich kam nicht umhin, ihn erneut fasziniert dabei zu beobachten. Er war unglaublich gewandt, stark und gnadenlos. Beim Erbauer… denk an was Anderes! Wütend rammte ich meinen Dolch in die Kehle einer Frau, die daraufhin gurgelnd zu Boden fiel.

Sten und Alistair rangen die Angreifer mit ihren Schwertern nieder und Wynne und Morrigan ließen das ein oder andere arkane Geschütz in die Menge fliegen.

„Was war das?“, fragte Leliana, nachdem sie ihre Pfeile wieder eingesammelt hatte.

„Nichts Gutes“, meinte Alistair, während ich kurz zustimmte. Diese Dorfbewohner waren in ihren sichereren Tod gerannt, ohne ein Zeichen von Furcht.

„Wir sollten uns weiter umsehen und nach dem alten Scholaren suchen“, sprach ich nachdenklich. Gerade wollte ich gehen, da hielt mich Zevran an meinem Handgelenk fest.

Skeptisch sah ich in sein Gesicht, als er mich kurz musterte und mich amüsiert anlächelte. Völlig unerwartet hob er seine Hand und wischte mir etwas Blut von der Wange. Perplex sah ich ihn an, als er sich vorbeugte und mir leise etwas ins Ohr flüsterte. „Habt ihr euch auch nicht verletzt, meine Liebe? Wenn doch, versorge ich euch gern“.

Hastig löste ich mich aus Zevrans Griff und trat entrüstet einen Schritt zurück. Dieser Spinner!

„Wir sollten gehen“, sagte ich genervt und stapfte los, während ich ihn nur kichern hörte.

Den anderen voran, lief ich einen Weg lang, der uns den Berg weiter hinauf führte und der vor einem großen Gebäude endete.

„Was wird das wohl sein?“, fragte Wynne nachdenklich.

„Die Kirche“, schlug Leliana nach einer Weile vor.

Stimmt. In jedem Dorf gibt es schließlich eine. Selbst in verrückten Dörfern.

Wir betraten sie einer nach dem anderen und befanden uns tatsächlich an einem religiösen Versammlungsort. Statuen von Andraste waren aufgestellt worden und ihr heiliges Zeichen, die Flamme, war auf den Holzvertäfelungen eingeschnitzt worden.

Anscheinend hatten sich die Dorfbewohner hier versammelt, denn viele Menschen saßen auf den Holzbänken und hörten einem graubärtigen Mann zu, der die Robe eines Archons aus Tevinter trug.

Als er uns erblickte, schwieg er und sah uns lächelnd an. Die Dorfbewohner drehten sich in unsere Richtung und sahen uns staunend bis feindselig an.

Ich ignorierte sie und schritt die Reihe der Holzbänke ab und blieb direkt vor dem Archon stehen.

„Ah… willkommen“, begrüßte er uns freundlich. „Ich habe schon gehört, dass wir Gäste haben. Habt Ihr Euren Aufenthalt in Haven genossen?“

Ich musterte den Mann. Er war alt… was nicht heißen muss, das er ungefährlich ist. Unterschätze niemals deinen Gegner…

„Eigentlich nicht. Die Leute hier sind nicht besonders gastfreundlich“, entgegnete ich seufzend.

„Wie könnt Ihr Gastfreundlichkeit erwarten, wenn Ihr in eins unserer Häuser einbrecht und einen unserer Brüder umbringt“, warf er uns vor und sein Lächeln verschwand hinter einer Maske des Zorns.

„Es geschah zum Zwecke des Selbstschutzes. Er hat uns angegriffen“, erklärte ich gereizt. „Versteht Ihr, deshalb mögen wir keine… Gäste. Sie sind nicht so wie wir. Sie fügen uns Schaden zu, wenn wir sie nicht daran hindern.“

Ich schnaufte frustriert auf und ließ den Opa nicht aus den Augen. Hier lief einiges verkehrt und ich war bei Weitem nicht die beste Diplomatin dafür, um mit verrückten Dörflern zu verhandeln.
 

Die Leute hinter mir tuschelten plötzlich nervös. Kurz blickte ich mich um und sah wie sich hinter meinen Gefährten die Menge erhob und plötzlich Waffen in den Händen hielt. Ein Kampf entbrannte unter ihnen und meinen Freunden.

Hastig sah ich nach vorn und begriff nun, dass der Opa vor mir ein waschechter Magier ist! Augenblicklich verlor ich den Halt unter den Füßen und flog durch die Luft, als ich schließlich gegen eine Statue von Andraste schlug. Schmerzlich stöhnte ich auf, während sich mein Sichtfeld augenblicklich verzehrte. Die Kampfgeräusche nahm ich nur dumpf wahr.

Dennoch biss ich die Zähne zusammen und stand schwankend auf. Mein Rücken brachte mich beinahe um, doch ich erhob mich ganz und starrte wütend zu dem Magier, der böse lächelnd auf mich zuschritt. „Wir mögen keine Fremde“.

Und ich mag keine geschwätzigen alten Säcke! Ehe ich jedoch angreifen konnte, durchfuhr mich ein erneuter Schmerz, welcher mich keuchend zusammensacken ließ. Helles Licht blendete auf, sodass ich die Augen zukniff.

Ein erstickter Schrei ertönte, dann herrschte plötzlich Stille. Zögerlich öffnete ich wieder die Augen und sah auf den abgeschlagenen Kopf, des alten Magiers der mich geschockt aus toten Augen anstarrte.

Die restlichen Dorfbewohner flohen aus der Kirche und wir blieben zurück zwischen all den Toten.

Erleichtert sah ich zu Alistair, als er mir schnaufend seine Hand anbot und hochzog. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Leicht nickte ich. Die schmerzen verebbten zum Glück langsam…

„Danke Alistair… ihr habt mein Leben gerettet“

Er schüttelte nur den Kopf. „Ihr meins ebenso.“ Etwas überrascht sah ich ihn an.

„Wir sollten uns in der Kirche mal ein wenig umsehen“, schlug Leliana plötzlich vor. „Irgendwo muss dieser Genitivi doch sein. Niemand will ihn gesehen haben, aber spricht man sie darauf an, dann wird man sofort angegriffen.“

Sie hatte Recht. Irgendwas war faul daran. „Gut, teilen wir uns auf“, schlug ich vor.

Ich stieg über die Leichen und ging geradewegs in einen kleinen Seitenraum. Doch bevor ich den Raum betreten konnte, fiel mir die Leiche des Archons auf. Um seinem Hals hing ein hübsches Medaillon. Ich entriss es ihm und steckte es ein. Das ließ sich bestimmt gut verkaufen. Zudem gefiel mir alles, was glänzte…

Ich sah, wie Leliana und Wynne wieder aus dem Raum zurückkehrten.

„Nichts“, sagte Wynne schulterzuckend.

Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie Zevran zu dem Alkoven auf der anderen Seite ging. Plötzlich stemmte Zevran sich gegen die Wand und… sie bewegte sich.

„Was zum…?“, stieß ich ungläubig aus.

„Seht mal, da ist noch ein Raum“, rief Oghren aufgeregt und deutete auf die zurückgeschobene Wand.

Auf dem blutbefleckten Teppich zwischen mehreren Bücheregalen und anderem Mobiliar, lag ein Mann stöhnend in einer Lache aus seinem eigenen Blut. „Sieht aus, als hätte er schon längst den Löffel abgegeben“, bemerkte der Zwerg grunzend.

Zevran ging auf den leblos am Boden liegenden Mann zu und kniete sich nieder. „Nein halt, er lebt noch – gerade so.“

Ich trat näher und der Mann öffnete die schweren Lider. „Wer-wer seid Ihr?“, wisperte er schwach.

„Freunde“, entgegnete ich, sank ebenfalls neben ihm auf die Knie und half ihm, sich aufzusetzen. Ich wies Zev an, ihm etwas zu trinken zu geben.

Genitivi war ein Mann in den Fünfzigern, hatte sehr kurzes grau-meliertes Haar und ein unrasiertes Gesicht. Nase und Kinn waren ausgeprägt und lang.

Diese Kultisten hatten ihn massiv gefoltert. Eines seiner Beine sah gebrochen aus. Ich winkte Wynne heran. Sie sah es sich an.

„Das Bein sieht schlimm aus.“ sagte sie und glitt mit ihren Fingern über sein Gesicht. „Er hat Fieber“, fügte sie noch leise hinzu.

Ich wandte mich an die alte Magierin. „Wynne, könnt Ihr irgendetwas für seine Beine tun?“

Wynne kniete sich ebenso wie ich neben den Scholaren und wir besahen uns die Auswirkungen seiner Folter.

Rote Striemen zogen sich über seine Schienbeine. Das Fleisch war rot und aufgedunsen, die Haut glänzte verräterisch und Wundflüssigkeit sowie Eiter flossen aus den Einschlaglöchern.

Morrigan kniete sich ebenfalls hin und begann sofort in ihrem Bündel zu wühlen.

„Vielleicht müssen die Beine abgenommen werden, aber wir können wenigstens versuchen, etwas zu machen“, schlug sie vor und ich konnte richtig sehen, wie ihr stechender Blick die Lage analysierte.

Während die Magierinnen sich berieten, löste ich die Fesseln.

„Wie geht es Euch?“, fragte ich den Scholaren. Wahrscheinlich nicht besonders gut… diese verdammten Irren!

„Wochenlang nur Brot und Wasser, dazu die Folter. Es ging mir nie besser“, maulte er harsch.

Ich zog missbilligend eine Augenbraue nach oben. Wenn er wollte, dass wir ihm halfen, sollte er seine Klappe lieber nicht so weit aufreißen.

„Ich verstehe“, sagte ich knapp und schielte kurz zu den Anderen.

„Aber Ihr dürft mir die Beine nicht abnehmen. Zumindest nicht jetzt! Die Asche ist so nah!“, zeterte der alte Mann.

„Ihr habt sie gefunden?“, fragte Alistair hinter mir.

„Ja! Haven liegt im Schatten eines Berges und auf dem Gipfel des Berges befindet sich Andrastes Grab.“

Mein Herz klopfte vor Aufregung. Also nur auf diesen Berg steigen und wir haben die Asche? Das wäre das erste Mal, dass irgendetwas einfach laufen würde. Und das bei meinem phänomenalen Pech, welches mich immer heimsuchte!

„Mit Euren Verletzungen könnt ihr keinesfalls einen Berg besteigen, Bruder“, sagte Wynne sanft.

„Wir werden nach der Asche suchen“, sagte ich bevor Genitivi etwas dazu sagen konnte. „Wir brauchen die Asche für den Arl von Redcliffe. Sein Zustand verschlechtert sich täglich.“

„Der Arl ist krank?“, fragte Genitivi verwirrt.

„Teyrn Loghain hat ihn vergiftet“, erwiderte ich. Der Scholar sah mich entsetzt an, doch sofort strafften sich seine Züge wieder.

„Politik! Hat noch niemandem was gebracht!“, rief er empört. „Der Arl hat eine edle Seele und die Asche wird ihn sicher heilen. Doch die Urne wurde in einem Tempel versteckt, der zu ihrem Schutz errichtet wurde. Die Tür ist immer verschlossen, aber ich kenne den Schlüssel.

Eirik, der Archon, trägt immer ein Medaillon, das die Tempeltür öffnet… ich habe gesehen, was er damit alles macht.“

Ich kramte in meinen Taschen und hielt ihm das Schmuckstück vor die Nase, das ich dem Magier abgenommen hatte.

„Meint Ihr dieses hier?“, fragte ich.

„Ja, gebt es mir. Ich bringe Euch zu dem Berg und öffne die Tempeltür für Euch.“ Genitivi griff nach dem Medaillon, doch ich zog es rechtzeitig zurück.

„Ihr könnt nicht mitkommen, geschweige denn laufen. Irgendjemand müsste Euch tragen. Ihr würdet uns nur behindern“, redete ich auf ihn ein. Und ich werde diesen alten Shem bestimmt nicht tragen!

Er musterte mich zornig, nickte dann jedoch.

„Ich kann hier bei ihm bleiben“, schlug Morrigan vor. „Und mich um ihn kümmern.“ Sten nickte und schloss sich der Hexe an.

„Ich werde mich auch um ihn kümmern. Für den Fall, dass er irgendwelche Dummheiten macht“, schlug Fergus vor. Der Lord musterte den verletzten Scholaren und plötzlich war dieser ganz still.

„Gut, dann sollten wir jetzt aufbrechen“, sagte ich schließlich.

„Verbarrikadiert die Kirche, falls die Dörfler zurückkehren sollten.“

Fergus nickte mir zu und machte sich sofort an die Arbeit. Nun machten wir uns auf den Weg, den Berg zu besteigen.

Beim Erbauer, ich hasse Bergsteigen!

Der Tempel der Drachen

Der Aufstieg war anstrengend, kräftezerrend und nervenaufreibend. Mein Haar wehte mir der eisigkalte Wind mehrmals in Gesicht und ließ mich immer wieder fluchen. Ferelden war nie ein warmes Land gewesen, aber diese barbarische Kälte ist absolut nichts für mich!

Der Weg wurde immer steiler und schließlich zu einer richtigen Kletterpartie. Irgendwann endete der vorgegebene Pfad einfach und wir standen vor einer steilaufragenden Felswand.

„Ich glaube dieser Genitivi hat uns verarscht“, brummte Oghren.

Grimmig hielt ich mich an der steinigen Felswand fest. „Wenn er das getan haben sollte, breche ich ihm mehr als nur die Beine…“ Schließlich riskieren wir hier wieder einmal unser Leben, und der Gedanke dass dieser alte Mann uns irgendein Märchen auftischt, macht mich rasend. Langsam reicht es!

Ich wusste dass ich relativ gut klettern konnte, immerhin war ich mehrmals auf der Flucht vor Wachen gewesen, doch bei den anderen war ich mir da nicht so sicher.

Die Wand war kantig und schroff. Es würde leicht sein, nach oben zu klettern, selbst für jemanden ohne Übung. Nur der Wind und der umher tobende Schnee waren nicht gut.

Ich schulterte noch einmal Rucksack und blickte hinauf. Wird bestimmt wieder halsbrecherisch.

„Hoffentlich ist da oben endlich der verdammte Gipfel“, fluchte Zevran. „Ich wurde nicht umsonst in einem warmen Land geboren. Trotzdem muss ich mir das hier antun.“

Kurz knirschte ich mit meinem Zähnen und warf dem Elf einen genervten Blick zu. Eindeutig verwöhnt!

„Keine Ahnung, sehen wir erst wenn wir oben ist“, sagte ich miesgelaunt. „Besser wir kommen hier weg, bevor es dunkel ist. Wenn dort oben wirklich der Gipfel ist, dann sollten wir so schnell wie möglich in diesen dämlichen Tempel kommen. Wer weiß was alles rauskommt, sobald es finster wird“

Ich ging auf die Felswand zu und tastete mit zitternden Fingern nach einer geeigneten Felsscharte, um mich daran hochzuziehen.

Innerhalb von wenigen Minuten hing ich fünf Meter über dem Erdboden in der Luft. Zevran war mir gefolgt und wurde gerade von Oghren überholt, bei dem es fast so aussah, als würde er einfach eine Ebene nach oben krabbeln. Perplex sah ich ihm einige Sekunden dabei zu und ließ ihn mich auch überholen. Das es dieser Zwerg es überhaupt schaffte, seinen massigen und versoffenen Körper zu bewegen…unglaublich!

Der Wind schnitt mir unangenehm in Gesicht und Hände und behinderte zum Teil meine Sicht, aber schließlich schaffte ich es heftig atmend über den Rand der Felswand und ließ mich erschöpft in den Schnee sinken. Der Schnee kühlte schmerzende Finger, welche unangenehm pochten.

Vermutlich werde ich mir später ein heißes Bad gönnen…viel später.

Nach und nach kletterten die anderen auch über den Rand und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Wir mussten auf dem Gipfel des Berges angekommen sein, denn vor uns lag nichts weiter als eine weiße, kalte Ebene, über die der Wind fegte.

Etwas erblickte ich plötzlich im tosenden Sturm und ließ mich inne halten. Ob es die anderen auch sehen?

„Seht mal!“, brüllte ich den anderen über den tosenden Wind zu. Alistair und Elissa wussten sofort, was ich meinte, denn auch sie starrten voller Ehrfurcht auf den riesigen Tempel einige Meter vor uns.

„Was?“, fragte Alistair erstaunt.

„Der Tempel. Wir sind da“, erklärte Leliana ihm strahlend. Sie blickte beinahe ehrfürchtig zu dem Mauerwerk.

„Das ist…unfassbar“, entgegnete er ungläubig. Ich starrte ebenfalls den Tempel ungläubig an, ehe ich mir nach kurzem zögern auf die Lippen biss.

Ein Märchen, welches wahr wird? Unmöglich…

Wir alle zogen unsere Umhänge enger um den Körper, während wir über die Ebene liefen.

„Wundervoll! Wir werden erfrieren, während wir nach den Knochen einer Verrückten graben!“, maulte Zevran ungehalten neben mir.

„Ihre Knochen sind gar nicht mehr vorhanden, sondern nur ihre Asche“, fiel mir amüsiert ein.

Der Elf schnaubte einmal frustriert, was mich kurz zum grinsen brachte. Zevran ist nicht besonders schlagfertig, wenn er friert. Muss ich mir unbedingt merken…

Beim Anblick des Tempels, fragte ich mich kurz, ob es den Erbauer wirklich gibt, oder ob es nur eine weitere Geschichte ist. Warum hatte der Erbauer es zugelassen, dass die Magister Andraste auf dem Scheiterhaufen verbrannten? Oder das perverse Adlige sich an Elfenfrauen vergreifen?

Warum…das weiß wohl nur er selbst allein. Tz…

Eine Welle rauschte durch meinen Kopf und kribbelte in meinen Schläfen. Scheiße!

„Dunkle Brut!“, schrie ich den anderen zu.

Kaum hatte ich das gesagt, sah ich sie von weitem auf uns zu rennen. Ich zog meine Dolche und warf einen Dolch auf einen Genlock. Ich traf ihn am Hals und er fiel tot zu Boden. Leliana zog Pfeil und Bogen, schoss viele Pfeile ab und konnte bereits viele der Kreaturen aus der Distanz ausschalten.

Doch bei einer gewissen Entfernung stürzten sich Alistair, Zevran und Oghren in den Kampf.

Als einzige Nahkampfwaffe hatte ich meinen einen Dolch und der musste im Moment wohl reichen, denn die ersten Dunklen erreichten uns. Ich stürmte auf sie zu, dem ersten schlitzte ich die Kehle auf, dem nächsten rammte ich einen Pfeil in die Augenhöhle. Welch Glück, dass hier so viele rumliegen!

Mein Blick fiel kurz auf die Bardin, was mich dazu brachte erschrocken nach Luft zu schnappen.

„Leliana!“, warnte ich meine Freundin, bevor ein Genlock sich von hinten auf sie stürzen konnte. Sie reagierte blitzschnell und feuerte ihm einen Pfeil mitten in seine hässliche Visage. Erleichtert nickte ich ihr zu.

Elissa war direkt hinter mir und wir gaben uns eine Weile gegenseitig Rückendeckung, während wir in die Meute vorpreschten.

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Oghren, der mit seiner Axt auf einige der Dunklen einschlug.

Die Übermacht an Dunkler Brut hatten wir ausgelöscht und konnten unseren Weg über die Ebene fortsetzen.

Sonst kam uns keine weitere Brut mehr entgegen.

Es dauerte mehr als eine Stunde, um zum Tempel zu gelangen. Als wir endlich direkt davor standen, war er noch viel größer, als ich gedacht hatte und wir waren noch längst nicht auf dem Gipfel. Hinter dem uralten Gebäude erstreckte sich der Berg weiter und es schien beinahe so, als würde er den hinteren Teil des Tempels einfach verschlucken.

Mit zitternden Händen kramte ich das Schlüssel-Medaillon heraus und öffnete es so, wie Bruder Genitivi es mir gezeigt hatte. Wehe dieser alte Mann spielt ein krummes Spiel…

Dann steckte ich das soeben entstandene Gebilde in eine Vertiefung an der Tür und drehte es um hundertachtzig Grad herum.

Es klackte einmal laut. Grimmig stemmte ich mich gegen die Tür, aber erst mit Alistairs, Oghrens und Zevrans Hilfe ließ sich die riesige Flügeltür bewegen.

Sobald wir die Tür hinter uns schlossen, war das mächtige Rauschen des Windes verstummt und wir befanden uns in einer riesigen Halle, mit aufwendig gearbeiteten Buntglasfenstern. Es sah hier aus wie in einer riesigen Kathedrale. Dieser Eindruck wurde durch die Statuen Andrastes und Maferaths noch verstärkt.

Die Decke wurde von riesigen Säulen gestützt, auf deren Oberfläche die Heilige Flamme eingemeißelt war.

Ich kam nicht umhin, mich mit offenem Mund umzusehen. So etwas…habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen!

„Beim Atem des Erbauers“, sagte Alistair leise und starrte ehrfurchtsvoll zur Decke.

Es war noch immer bitter kalt und über den Boden zogen sich ganze Eisflächen. Der ewige, unerbittliche Winter hatte vor dieser alten Ruine auch nicht halt gemacht. Stalaktiten aus Eis hingen von der Decke. Wenn die auf mich fallen, könnte das zu bösen Kopfschmerzen führen…

„Wir sollten uns ganz leise verhalten“, raunte Leliana uns zu und wies zur Decke.

Bei dem kleinsten Geräusch konnten sie von der Decke fallen und uns aufspießen.

Ich fragte mich, wer das wohl gebaut hatte. Menschen. So viel stand fest, schließlich lieben sie Andraste. Aber…aber diese Menschen auch aus Ferelden waren?

So leise wie möglich durchquerten wir die Haupthalle, bis wir zu einer Treppe gelangten. Rechts und links gingen Gänge ab.

„Wo lang?“, fragte Elissa leise.

Ich sah mich um. Als ob ich das wüsste. „Einfach geradeaus?“, schlug ich schulterzuckend vor.

Etwas unsicher ging ich den anderen voran die Treppe hinauf. Ich musste mich am Geländer festklammern, da die einzelnen Stufen mit einer spiegelglatten Schicht aus Eis überzogen waren. Hier hinzufallen würde wehtun…sehr sogar. Wie ich den Winter doch hasse…

Nach gefühlten fünf Stunden hatten wir die Treppe gemeistert und standen auf einem Podest, von dem man die Haupthalle überblicken konnte.

„Das ist wirklich wunderschön“, hauchte Leliana. Das wenige Sonnenlicht, das durch die Buntglasfenster fiel, ließ die Eisfläche auf dem Boden in verschiedenen Farben glitzern.

Ich besah mir alles genau und musste ihr insgeheim recht geben. Einfach fantastisch…aber wir sind hier um nach einer toten Frau zu suchen.

Grimmig drehte ich mich um und wollte die Tür mir gegenüber suchen, doch sie ließ sich nicht öffnen.

„Die Tür ist abgeschlossen“, flüsterte Elissa. Gelassen schielte ich zu ihr und versuchte ein Augenrollen zu unterdrücken. Wahnsinnig scharfsinnig, diese Adelssprösslinge.

Wütend trat ich gegen das alte Holz, doch mehr als ein knarren konnte ich der alten Tür nicht entlocken.

Plötzlich klirrte etwas über uns. Mit schreck geweiteten Augen, sah ich zur Decke, doch die Stalaktiten wackelten nur ein bisschen. Schwein gehabt….verdammte Impulsivität!

„Was wollen wir jetzt machen?“, fragte Leliana. „Nach dem Schlüssel suchen?“

Bevor ich darauf eingehen konnte, hatte Zevran sich bereits vor die Tür gekniet und stocherte mit einer kleinen Nadel in dem Türschloss herum.

Skeptisch beobachtete ich sein Treiben. Erst das laute Klicken ließ mich aus meiner Starre aufwachen.

„Ich denke, das hat sich wohl erledigt“, sagte Zevran leise und stieß die Tür geräuschlos auf. Ich musterte Zevran aufmerksam…er hat es mal wieder geschafft. Mit seinen geschickten Fingern…diese…Finger…beim Erbauer, konzentriere dich!

Wir traten hindurch und gelangten somit in einen weiteren großen Raum, aber nicht so groß, wie die erste Halle.

Wir platzten mitten in eine Besprechung. In dem Tempel auf dem Berg hausten anscheinend noch mehr der verrückten Dorfbewohner. Zwei davon waren Magier und anscheinend hatten sie es sich in dem Tempel ganz gemütlich eingerichtet. Bücheregale, Tische, Stühle, sogar Betten waren zu finden. Perfekt um sich vor den Steuern zu drücken!

Ein kleines Feuer war in der Mitte des Raums entzündet worden. Anscheint wird hier noch mehr skurriles betrieben!

Die drei Männer und zwei Frauen sahen uns erstaunt an, doch sie gingen zum Angriff über, bevor einer von uns etwas sagen konnte.

Alle wehrten sich bis zum Tod, der dann auch bald bei ihnen eintraf. Der einzige Gang führte plötzlich durch massives Gestein.

„Ah, fast wie zu Hause“, grunzte Oghren entzückt.

„Großartig!“, stimmte ich ihm grummelnd zu. Ich hasse Gestein, Höhlen und diese Dunkelheit! Von diesem modernden Geruch einmal abgesehen.

Der schmale Gang wurde nach einer ganzen Weile etwas breiter und wir gelangten in eine kleine Höhle.

Ein seltsam hoher, animalischer Laut war zu hören. Dann noch einer.

„Was war das?“, fragte Elissa alarmiert.

Ich sah sie ebenso fragend an, wie sie mich. Da war dieses Geräusch schon wieder.

„Es klingt nach einem Tier“, stellte Zevran fest. „Aber ich habe absolut keine Idee, was für eins.“

Plötzlich hörte ich das Flattern von Flügeln und eine kleine Echse setzte sich auf einen Felsen vor uns.

„Ein Drache?“, fragte Alistair unsicher. Erstaunt besah ich mir die geflügelte Echse…ich habe noch nie einen Drachen gesehen.

Das Geschöpf öffnete sein Maul und schrie. Der Ton war so hoch, dass ich mir schmerzerfüllt meine Hände auf die Ohren pressen musste. Verdammtes Mistvieh!

Plötzlich hörten wir noch mehr Flügelschlagen und weitere kleine Drachen tauchten auf.

„Nein, mindestens zwölf“, entgegnete Elissa schluckend.

Auf ein geheimes Kommando gingen sie plötzlich alle auf uns los.

„Kallian!“, schrie Alistair hinter mir und dadurch konnte ich einem Feuerstrahl gerade noch so entkommen. Mit ihren Bogen schlug Leliana dem kleinen Feuerspucker auf den Schädel, bis er zu Boden sank. Ohne zu zögern, rammte ich meinen Dolch in seinen Schädel. Auch die anderen hatten die Drachen besiegt, sahen jedoch teilweise angesengt aus. „Beim Erbauer! Ich dachte, Drachen seien längst ausgestorben“, flüsterte Elissa immer noch erschüttert.

„Tja, so kann man sich irren“, entgegnete ich grummelnd. Drachen…beim Erbauer, dass waren ja noch Kinder! Wo ist dann die Mutter?

Hoffentlich nicht Zuhause.

Wir liefen weiter und gelangten in eine viel größere Höhle, in der wir wieder auf Menschen trafen. Diesmal eine ganze Gruppe.

Wir näherten uns ihnen vorsichtig, doch sie zeigten keinerlei Anstalten uns anzugreifen. Doch vermutlich nur die Ruhe vor dem Sturm…

„Halt! Ihr werdet nicht weiter gehen!“, rief uns ein bärtiger Mann zu.

Einige Meter vor ihm hielt ich an und besah mir die Truppe genauer. Diesmal keine unbewaffneten Dörfler. Das hier waren Soldaten in Rüstung und mit Waffen.

„Oh? Was ihr nicht sagt“, sprach ich den Mann, der uns angehalten hatte skeptisch.

„Ihr habt unseren Tempel besudelt, das Blut der Gläubigen vergossen und unsere Jungen getötet.

Genug! Ihr werdet mir jetzt sagen, warum Ihr all das getan habt, Eindringling! Warum seid Ihr hier?“

Der Kerl kam direkt auf mich zu und blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Zähnefletschend starrte er mich an.

Ich erwiderte seinen Blick furchtlos und kräuselte nur leicht meine Lippen. Will er mir etwa Angst machen? Da hat dieser Shem aber schlechte Karten bei mir!

„Sagt mir, wer Ihr seid und ich sage Euch, warum wir hier sind…vielleicht“, entgegnete ich gelassen.

Der Kerl sah nicht unbedingt zufrieden aus, aber er ging darauf ein.

„Ich bin Vater Kolgrim und der Anführer von Andrastes Jüngern“, stellte er sich vor. „Tötet uns und Ihr werdet Andraste gegenüberstehen. Sie wird unser Blut riechen und das Blut ihrer Kinder an Euch. Und ihr Zorn wird groß sein.“

Meine Mundwinkel huschten nach oben und ich war drauf und dran zu lachen. Vermutlich würde mir dieser Spinner dann aber gleich den Kopf abschlagen.

„Kinder?“, fragte Alistair misstrauisch. „Ihr meint die Drachen? Ist Andraste ein Drache?“

Kurz schielte ich zu dem Templer, ehe ich wieder zu dem verrückten Shem aufblickte. Wenn dieser Drache Andraste sein sollte, dann bin ich die Hexe der Wildnis!

„Sie ist so viel mehr als das! Sie ist glorreicher, als alle Alten Götter zusammen!“, erklärte Kolgrim euphorisch. „Die Prophetin Andraste hat den Tod selbst besiegt und sie ist zu ihren Gläubigern zurückgekehrt. Strahlender als je zuvor! Nicht mal das Reich von Tevinter hat eine Chance sie jetzt zu töten. Was könnt ihr da ausrichten?“

War ja klar! Andraste hätte ja auch als kleine süße Miezekatze wiedergeboren werden, aber nein ausgerechnet als riesiger Drache! Ach…nie läuft es einfach.

„Was ist mit Asche geschehen?“, fragte Alistair weiter.

„Sie ist immer noch im Tempel. Aber wozu brauchen wir die Asche, wenn wir der wiedergeborenen Andraste in all ihrer Herrlichkeit dienen?“

Beim Erbauer! Bewacht von einem stinkenden Drachen! Wenn es doch nur eine kleine, süße Miezekatze gewesen wäre…

„Ihr behandelt die Asche mit so viel Missachtung, obwohl sie der verbrannte Körper Eurer Heiligkeit ist?“, mischte auch Leliana sich in das Gespräch ein.

„Was ist die Asche schon, außer den Überresten einer sterblichen Frau?“, entgegnete der Sektenführer.

„Gut, dann habt Ihr sicher keine Probleme damit, die Asche uns zu überlassen“, warf ich amüsiert ein. Insgeheim musste ich dem Irren recht geben, es war nur Asche einer Toten.

„Ihr seid also nach der Asche aus“, sagte Kolgrim nachdenklich. „Hmm, vielleicht gibt es einen Weg, wie Ihr die Entweihung unseres Tempels wieder gutmachen könnt.“

Ich sah ihn zweifelnd an. Was für einen Vorschlag konnte ich schon von diesem verrückten Shem erwarten?

„Warum wollt Ihr plötzlich mit uns kooperieren?“, fragte Zevran misstrauisch.

„Vielleicht weil ich daran glaube, dass jeder eine zweite Chance verdient. Wir alle stolpern durch die Dunkelheit bis wir gefunden werden und uns das Licht gezeigt wird. Vielleicht wird durch Andrastes Gnade ihr größter Feind zu ihrem größten Günstling.“

Natürlich wird das geschehen. Als Dankeschön, bekommen wir von dem Drachen dann sogar Blumen spendiert!

„Was genau wollt Ihr damit sagen?“, wollte Leliana wissen.

„Die Asche, die ihr sucht, liegt auf dem Gipfel dieses Berges, bewacht von einem unsterblichen Wächter, der die Wahrheit über die wiedergeborene Andraste bestreitet. Die Asche hält Andraste davon ab, ihre neue Form zu erkennen. Sie ist ein Überbleibsel ihres früheren Lebens. Solange sie existiert, wird Andraste sich nicht weiterentwickeln können.“

„Und dann? Wollt ihr sie einfach aus dem Fenster streuen?“, fragte ich nach einer kurzen Überlegung. „Ich rede ja nicht von Zerstörung. Andraste muss nur…“, fing er an, doch im selben Moment hielt er erschrocken inne, als er meinen Dolch direkt auf ihn zurasen sah. Ehe er jedoch seine Waffe zogen konnte, hatte ich ihn bereits die Kehle aufgeschlitzt.

Röchelnd kippte er nach hinten, während seine Jünger erschrocken aufschreien. Mein Blick blieb sofort an dem Magier hängen, der die Gruppe begleitete. Ohne zu zögern, sprang ich über den inzwischen toten Kolgrim und sprintete auf den Magier zu, der bereits Kreidebleich seinen Zauberstab erhob.

„Zu den Waffen, meine Brüder!“, schrien jetzt auch die anderen Soldaten. „Andraste wird uns zum Sieg verhelfen.“

„Andraste wird Euch zu gar nichts verhelfen.“, fuhr ich dazwischen und schnitt dem Magier in einer fließenden Bewegung mit meinem Dolch die Kehle auf. Auch Oghren rannte schreiend vor Freude in das Gemenge, und köpfte kurz darauf gleich ein paar dieser Irren.

Nachdem die letzten Überbleibsel dieses seltsamen Kults ausgelöscht waren, blickte ich mich argwöhnisch um. Sind sie wirklich alle…weg?
 

Wir durchquerten schließlich die Höhle und gelangten durch einen weiteren Gang wieder in einen Teil des ursprünglichen Tempels.

„Sieht so aus, als wäre das der Ausgang“, sagte Elissa plötzlich und deutete auf eine große Flügeltür, ähnlich der aus der ersten Halle.

Wir stemmten uns alle dagegen und gelangten nach draußen. Die Tür schlug hinter uns zu und ich starrte auf eine riesige Ebene.

Wir befanden uns auf einem Viadukt, das in der Mitte auseinandergebrochen war. Einige Säulen unter uns mussten unter großem Gewicht zusammengestürzt sein. Auch hier hatte sich eine feine Eisschicht auf dem Stein gebildet und es war beinahe unmöglich unbeschadet von dem Viadukt herunterzuklettern.

Angespannt hielt ich mich an dem alten Gestein fest, um nicht hinunterzurutschen. Vermutlich schlage ich mir dann noch den Kopf an. Das wäre mehr als ungünstig.

Plötzlich jedoch, rutschte ich aus und landete schließlich doch noch unten. Jedoch mit schmerzenden Hintern und einem wütenden Fluch meinerseits.

Zevran hinter mir kicherte amüsiert. Grimmig blickte ich ihn an und staunte kurz, als er scheinbar grazil neben mir landete und seine Hand mir anbot. Skeptisch blickte ich in seine goldenen Augen und zögerte kurz seine Hand zu ergreifen. Will er mich etwa wieder ärgern?

„Nun, meine Liebe, wollt ihr euch nicht erheben?“, fragte er erheitert, was mir jedoch nur ein Schnauben entlockte.

Ich ergriff seine Hand und zog ihn mit aller Kraft herunter, sodass er schließlich zu Boden fiel. Mit Schadenfrohem Blick beugte ich mich über ihn und war drauf und dran ihm die Zunge raus zu strecken. Doch Zevran blickte mir in die Augen und ließ mein Herz beinahe aussetzten.

Dieses intensive Gold seiner Augen, ließ die kalte Umgebung beinahe in Flammen aufgehen und ich war dabei in ihnen zu versinken. Ein kribbeln legte sich in meiner Magengegend aus, als sich der Elf sich leicht erhob und seine Lippen auf meine legen wollte.

„Können wir jetzt-“, setzte Alistair gereizt an, doch ein Brüllen, das den ganzen Berg erbeben ließ, unterbrach ihn. Erschrocken wandte ich mich um und starrte zum Dach des Gebäudes aus dem wir kamen.

Ich traute meinen Augen kaum, doch das Geschöpf, was dort auf dem Tempel saß und seine Flügel streckte, war ein Drache. Kolgrims fleischgewordene Andraste.

Schwere Prüfungen

Mit offenem Mund starrte ich zu dem Drachen hoch, gebannt von seiner Schönheit und gelähmt vor Angst. Seine Schuppen waren schwarz, mit einem dunkelroten Schimmer. Wenn Licht auf die Echse fiel, erstrahlte es in dessen Schein und Lichtspiele wirbelten umher. Seine roten Augen fixierten mich. „Ein hoher Drache?“, fragte Zevran ungläubig. „Wir haben doch nicht vor, ihn zu bekämpfen, oder? Könnten wir nicht einfach an ihm vorbei schleichen?“

Hastig schloss ich meinen vor Erstaunen geöffneten Mund.

„Ja“, sagte ich sofort. „Ja, der Meinung bin ich auch.“ Schließlich will ich nicht als Drachenfutter enden.

Der hohe Drache hatte sich auf eine Felsklippe platziert und schien zu dösen. Es war wohl Glück im Unglück…vielleicht kommen wir ja davon?

Schwer schluckte ich und starrte weiterhin auf das Ungetüm. Es hatte uns erst beobachtet, doch anscheinend schnell das Interesse verloren. Das wäre eine gute Möglichkeit, sich grazil und leise vorbei zu schleichen.

Kurz nickte ich den anderen zu und ging dann langsam und leise voran. Jeden Schritt den ich tat, knirschte jedoch unwiderruflich im kalten Schnee.

Fast schon panisch starrte ich zu dem hohen Drachen hinauf, der sich nun genau über uns befand. Wir befanden uns mitten in der Schlucht und das Ungetüm über uns. Mein Herz war beinahe am zerspringen, als ich den Drachen laut schnauben hörte. Doch er regte sich nicht weiter.

Zevran hinter mir atmete erleichtert auf. Mir ging es nicht anders, doch immer noch jagte Adrenalin durch meinen Körper und ließ mich nicht aufatmen. Ich war bis aufs zerbersten angespannt.

Beim Erbauer, ich will nicht gefressen werden!

Nach ein paar Minuten erreichten wir den Tempel endlich und Oghren stieß die Tür hastig auf.

In diesem Tempel kam es mir kälter vor, als draußen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mir der Schweiß stand. Wir hatten alle überlebt! Der Drache war anscheinend nicht interessiert, an Ungeziefer wie uns. Nun etwas beruhigter, blickte ich mich um.

Feuerschalen in seitlichen Alkoven erwärmten und beleuchteten den Raum gleichermaßen und ließen unseren Blick auf einen bärtigen Mann fallen, der inmitten des Saals stand.

„Wah!!“ Ich wich erschrocken zurück und stolperte mehrere Schritte zurück, als dieser Ritter wie aus dem Nichts vor mir stand. Dabei prallte ich gegen Alistair. „Was zum – Wer seid Ihr?!“, brachte ich atemlos hervor.

„Ich bin der Wächter von Andrastes Asche. Ich habe lange auf Euch gewartete, junge Pilger“, entgegnete der Mann und in seiner Stimme befand sich ein unheimlicher Nachhall, als würde er aus einem tiefen Brunnen zu uns sprechen.

Vorsichtig glitten meine Hände zu den Dolchen. „Wächter? Müssen wir gegen Euch kämpfen?“ Wäre nicht der erste, der ein Kampf auf Leben und Tod will. Er lachte leise. „Nein, Wanderer. Ihr seid gekommen, um Andraste zu ehren und das sollt Ihr auch, wenn Ihr würdig seid.“

Würdig? Will der mich verarschen?

„Wir brauchen die Asche, um einen edlen Mann zu heilen“, warf ich ein.

„Dennoch müsst Ihr Euch als würdig erweisen“, beharrte der Wächter. „Ich entscheide nicht, ob Ihr würdig seid. Das zeigt der Spießrutenlauf. Falls Ihr würdig seid, dürft Ihr die Urne sehen und ein wenig der Asche für Euch selbst mitnehmen, falls nicht…“

„Spießrutenlauf? Was ist das?“, fragte ich verwirrt.

„Der Spießrutenlauf trennt wahre Pilger von falschen. Ihr durchlauft vier Prüfungen Eures Glaubens und wir werden sehen, wie Eure Seele sich dabei macht.“

Er machte eine ausladende Handbewegung und in der Wand vor uns öffnete sich eine Tür, welche in einen Gang führte, der in fünf weitere Flure abzweigte. Ich schluckte und wechselte einen Blick mit Alistair.

Warum muss es nur immer so kompliziert sein?! Ich bin würdig, verdammt! Ich bin die ehrlichste Elfe überhaupt!

…Okay, eine Lüge. Und dieser dämliche Wächter weiß es vermutlich. Dabei wirke ich doch so unscheinbar…oder?

„Also gut, bringen wir es hinter uns“, sprach ich wiederwillig. Es ist der einzige Weg um an diese Asche zu kommen.

Plötzlich musterte mich der Wächter eindringlich und schien zu überlegen. „Vorher muss ich Euch noch etwas fragen“, fiel dem Mann ein. Seine Augen waren wie tiefe schwarze Abgründe. Sie bannten mich, drangen in mich hinein – als würde er direkt in meine Seele blicken. Beinahe wurde mir schwindlig.

„Ich sehe, dass Euer Weg bis hierher alles andere als leicht war.“

Etwas überrascht sah ich in seinen dunklen Augen, die sich weiterhin unnachgiebig in meine bohrten und mir nun eine Gänsehaut bescherten. Was zum…?

„Es gibt viel Leid in Eurer Vergangenheit - Euer eigenes und das von anderen.“ Seine Stimme hallte unwirklich von den kalten Mauern wieder und ließ beinahe das Blut in meinen Adern gefrieren.

„Ihr habt Euer ganzes Leben unter dem Joch Eurer menschlichen Lehnsherren verbracht. Doch als ein örtlicher Fürst an Eurem Hochzeitstag sein Privileg auf Euch und die anderen Brautjungfern einfordert, explodieren die schwelenden Spannungen zwischen den Rassen in einem Strudel der Vergeltung. Nelaros starb in euren Armen, als er versucht hatte Euch und die anderen Elfenfrauen zu befreien. Glaubt ihr es war eure Schuld, dass er starb?“

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter und augenblicklich sah ich Nelaros vor meinen geistigen Augen. Blutverschmiert, mit zittriger Stimme und seine Augen die mich quälend anblickten.

Verstört sah ich zu Boden und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Er kam um mich zu retten. Aber warum?? Ich hatte ihn mit Füßen getreten! Und er kam um mich zu retten…nur deswegen starb er. Es war meine Schuld. Meine allein…

Niemand, außer Mutter, hatte je sein Leben für mich riskiert. Mutter liebte mich…aber tat das auch Nelaros?

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Ich--“ Diese Worte kamen mir unendlich schwer über die Lippen. Zitternd atmete ich aus und nickte. „Ja, es war meine Schuld. Wenn ich nur wachsamer oder ... stärker gewesen wäre ... hätte ich flüchten können, meine Base und die anderen beschützen können... “, erwiderte ich leise und blickte gequält zu Boden.

Wenn ich nicht so eine große Klappe zu diesem perversen Lord gehabt hätte, dann würde Nelaros noch leben. Vermutlich würde ich ihn sogar mögen. Shianni und ich würden uns jeden Abend zu einem kleinen Trinkgelage treffen und unser altes Leben weiter leben. Doch mein ganzes Leben hatte sich an jenem Tag komplett geändert. Nun stehe ich hier. Als Grauer Wächter, die nie wieder in ihre Heimat zurück kann und nicht mehr ihr altes Leben genießen wird. Nie wieder…

Tränen brannten verräterisch in meinen Augen, doch ich blinzelte sie verzweifelt weg.

Ich muss mich zusammenreißen!

Der Wächter nickte. „Danke, das war alles, was ich wissen wollte.“

„Du bist zu hart zu dir“, sagte Alistair leise und lächelte mich sanft an. „Und nun die Selbstkasteiung! Das kommt doch jetzt als Nächstes, oder?“, fragte Zevran unschuldig. Ich weiß, er wollte mich aufheitern, aber irgendwie tat es weh, dass der Wächter meine Gefühle vor den anderen so schamlos offenbarte. Dieser…Bastard. Ich hatte es so gut verdrängt gehabt.

„Alistair“, wandte sich der alte Geist nun an meinen Freund. Dieser erstarrte und sah auf. „J-ja?“

„Grauer Wächter, Templer und Erbe von Fereldens Thron.“

„Oh, Schreck!“, raunte Alistair und schluckte schwer.

„Duncan, Euer Mentor und Freund ist damals in Ostagar gefallen. Glaubt Ihr, dass Ihr ihn hättet retten können?“ Der Wächter fixierte Alistair und wartete seine Reaktion ab.

„Ich... – Ja, ich hätte bestimmt etwas tun können. Es wäre besser gewesen, wenn er das Schlachtfeld lebendig verlassen hätte und nicht ich.“

„Alistair… “, flüsterte ich ungläubig und sah zu ihm auf. Dass er immer noch so dachte und fühlte, entsetzte mich etwas.

Elissa trat zu ihm und nahm seine Hand in ihre. Sie drückte diese. „Sag so was nicht. Das kannst du nicht wissen, Alistair. Kallian und du, ihr habt schon so viel geschafft“, sagte sie leise.

„Vielleicht haben wir einiges hinbekommen, aber die Verderbnis ist noch nicht beendet und unser Weg ist noch weit“, erwiderte er ruhig.

Der Geist nickte und sah dann zu Elissa. „Elissa Cousland von Highever.“ Sie zuckte zusammen und sah den Wächter an. „W-was?“, rief sie und dabei wurde ihre Stimme eine Oktave höher.

„Glaubt Ihr, dass Ihr Eure Eltern und Euer Heim hättet retten können? Habt Ihr Eure Familie und all jene, die ihr Schicksal in die Hände der Couslands gelegt haben, im Stich gelassen?“

Die junge blonde Frau starrte lange in das Gesicht des Wächters, doch sie verzog keine einzige Miene. Bis sich plötzlich eine kleine Träne löste und langsam ihre Wange hinab rollte. Wortlos senkte sie ihren Blick und schluchzte kurz auf.

Dafür waren keine Wörter mehr nötig…

Alistair zögerte kurz, legte ihr dann jedoch tröstend einen Arm auf die Schulter. Leliana sah mitfühlend zu den beiden. Der Geist blickte nun zu ihr. „Leliana aus Orlais.“

Überrascht blickte die Bardin auf und schluckte bereits merklich. „Auf der Flucht vor Eurer einstigen Gönnerin Majorlaine habt Ihr hier im Schoß der Kirche Schutz und Frieden erhofft und auch erhalten. Ihr sagt, der Erbauer habe mit Euch gesprochen, also sagt mir – warum sollte er Euch das gewähren, was Andraste einst zu Teil wurde?“ Seine tintendunklen Augen starrten sie aus finsterer Tiefe an.

„Was wollt Ihr mir damit unterstellen? Ich habe das nicht gesagt, um im Mittelpunkt zu stehen, falls Ihr das denkt!“, entgegnete sie scharf.

„Dennoch habt Ihr es genossen, auch wenn das Interesse Eurer Brüder und Schwestern in der Kirche kein gutes Licht auf Euch warf. Ihr wart Einzigartig.“

„Ich... “ Sie machte unsicher einen Schritt zurück und blickte zu Boden, doch dann fasste sie sich ganz schnell wieder. „Nein! Ich weiß, woran ich glaube und ich stehe dazu! Mein Glaube hat mir Frieden gegeben!!“, entgegnete sie bestimmt und funkelte ihn an.

Zevran hinter mir schnaubte einmal genervt. Anscheinend regten ihn diese Gefühlsoffenbarungen relativ auf. „Ah, der Elf aus Antiva!“, sprach der Wächter und fixierte den Elf augenblicklich.

Er zuckte zusammen. „Oh! Bin ich jetzt an der Reihe? Hurra!“ Zevrans Stimme tropfte nur so vor beißendem Sarkasmus. „Bringen wir es hinter uns“, knurrte er missmutig und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Viele sind durch Eure Hand gestorben, einige verdient andere nicht. Bereut habt Ihr Eure Taten niemals, außer bei einer Frau namens --“

„WAS?! „Woher wisst Ihr das?“, fuhr Zevran ihn zornig an. Ich zuckte erschrocken zusammen. Gut gelaunt, aufgeregt, beunruhigt und sogar besorgt hatte ich ihn schon erlebt. Aber nie so.

„Ich weiß vieles“, erwiderte der Wächter. „Dieses Wissen ist mir gestattet. Die Frage steht im Raum. Bereut Ihr es?“

„Ja! Die Antwort ist Ja!“, herrschte Zevran ihn an. „Wenn Ihr es genau wissen müsst. Und jetzt weiter!“

Völlig überrascht starrte ich den Elf noch immer an. Zevran hatte mir nie viel über seine Vergangenheit erzählt, außer dass er seit seiner Kindheit bei den Krähen war. Dass er einen Mord bereute, war mir gänzlich neu…und dann sogar an einer Frau.

„Und der Zwerg“, fuhr der Wächter fort. „Ihr habt Euer Zuhause verlassen und kamt an die Oberfläche, obwohl Ihr wusstet - “

„Warum erspare ich Euch nicht ein bisschen der Fragerei? Ja. Ich wünschte ich hätte meine Familie vor Branka retten können. Ich wünschte, ich wäre ein besserer Ehemann gewesen. Vielleicht wäre sie dann zu Hause geblieben, mit einem Bauch voll mit Baby-Oghrens und wäre niemals losgezogen, um nach den Amboss zu suchen. Vielleicht habe ich sie im Stich gelassen. Und Ja, ich kam an die Oberfläche, weil ich schon lange kein richtiger Zwerg mehr war. Meine Familie ist tot, meine Zeit als ehrwürdiger Krieger lange vorbei. Ich habe meine Kaste und mein Haus verloren und jetzt habe ich nichts anderes mehr zu verlieren.“

Ich sah Oghren lange an. Nie hätte ich gedacht, dass er so viel Ballast mit sich rumschleppte. Andererseits erklärte das auch, warum er ständig betrunken war. Verdammt…jetzt machte es Sinn!

Hinter dem Wächter klackte das Schloss der Tür und sie schwang wie von selbst auf.

„Der Weg ist offen“, sagte er. „Viel Glück! Möget Ihr finden, wonach Ihr sucht.“

Er machte eine kleine Verbeugung und trat dann zur Seite. Etwas erschöpft vom langen Stehen ging ich zusammen mit meinen Gefährten durch die sich eben geöffnete Tür.

Niemand sagte etwas und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Diese Prüfungen schienen wirklich hart zu sein. Mir selbst war ja schön übel.

Nachdem wir den Gang durchschritten hatten, gelangten wir in einen nächsten Raum. Dort blieben wir alle geschockt stehen, denn vor uns waren halb durchsichtigen acht Gestalten, die in zwei Reihen vor uns standen. Ein Geist trat vor. Eine junge Frau in gewöhnlichen Kleidern mit kurzem dunklem Haar.

„Echos aus einer Schattenwelt flüstern, was noch nicht geschehen. Wovon spreche ich?“

Moment. Was? Wie war das?

„Aah, ein Rätsel“, rief Leliana erleichtert. Ich jedoch war alles andere als erleichtert. Langsam wird es hier verrückt!

„Träume?“, sagte Alistair zögerlich. Ich stutzte. Träume sollen Echos sein?

Der Geist nickte. „Ein Traum kam über mich, als meine Tochter nah an meinem Herzen schlief. Er erzählte von ihrem Leben, ihrem Verrat und ihrem Tod“, erzählte der Geist. „Ich bin Trauer und Reue, eine Mutter, die bittere Tränen für eine Tochter vergießt, die sie nicht retten konnte.“ Sprach sie von Andraste? War sie Andrastes Mutter?

Der Geist löste sich vor unseren Augen auf.

Plötzlich zog dichter Nebel auf, woraufhin die Umrisse des Raumes verschwanden. Dafür aber ein neues Szenario uns zeigte. Erst waren ferne Rufe zu hören, die wiederrum immer Lauter wurden. Auf einmal war das aufeinander Schlagen von Metall zu hören. Unheimliches und tiefes knurren mischte sich nun zu den inzwischen panischen rufen.

Wie erstarrt blickte ich auf das Schauspiel. Meine Kehle wurde staubtrocken, als ich die Schlacht von Ostagar wieder erkannte. Der riesige Turmspitze von Ishal brannte lichterloh, doch niemand kam zu Hilfe. Die Menschen wurden abgeschlachtet von der dunklen Brut. Selbst der Geruch von Schwefel, Blut und verbranntem Fleisch wehte mir entgegen und ließ mich beinahe würgen.

„Beim Erbauer“, hauchte Leliana fassungslos neben mir. Der Himmel war in ein tiefes, dunkles Rot getaucht und ließ schwarze Schatten über die verderbte Erde tanzen.

Das…war genauso wie damals! Als ich die dunkle Brut zum ersten Mal in Ostagar erblickte und mir bewusst wurde, dass diese Monster keine Märchenspinnerei sind!

„Duncan…“, flüsterte Alistair heißer. Verwirrt sah ich zu ihm auf und erblickte Alistairs blasses Gesicht. Ungläubig starrte er voraus, was mich unsicher seinem Blick folgen ließ.

Tatsächlich! Dort stand Duncan! Er war besudelt mit Blut, schwer verletzt und amtete angestrengt. Nicht weit von ihm entfernt erblickte ich den toten König Maric am Boden liegen. Seine schöne Rüstung war überzogen mit Blut und total verbeult. Er regte sich nicht mehr.

Hart schluckte ich und beobachte mit Schrecken, wie die dunkle Brut unheimlich lachend auf Duncan zustürmte. Doch Duncan biss lediglich die Zähne zusammen, erhob sich zitternd und hielt krampfhaft sein Schwert fest. Nur einige Sekunden später sahen wir, wie die dunkle Brut Duncans Schädel zertrümmerte.

Alistair schrie laut wütend auf, zog sein Schwert und rannte furchtlos auf die Monster zu. Doch ehe er mit seinem Schwert ausholen konnte, verschwand der ganze Schauplatz um uns herum erneut in dichtem Nebel und wir befanden uns wieder in dem alten Raum.

Verwirrt blickten wir uns alle um. Der Geruch vom verbrannten Fleisch war verschwunden! War das…real gewesen?

„DUNCAN!“, schrie Alistair verzweifelt und ging kurz darauf in die Knie. Sein gepeinigter Ruf, ließ mich unsicher zu dem Templer blicken.

Alistair und Duncan haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt, soweit ich es mitbekommen hatte, doch Duncan war mir schlichtweg egal. Auch wenn mir sein brutaler Tod schon etwas leid tat. Aber nur etwas. Immerhin bin ich dank diesem dämlichem Shem verflucht.

Leicht biss ich die Zähne zusammen und hörte Alistair kurz trocken aufschluchzen. Es muss hart sein, Duncan so gesehen zu haben. Verdammt…ich…bin schlecht im trösten…

Elissa eilte zu ihm und legte ihm tröstend ihre Hand auf seine Schulter, mit der anderen Hand strich sie vorsichtig über seinen Kopf und flüsterte ihm leise tröstende Worte zu.

Leliana sah unsicher zu mir. „Das…war Ostagar,oder? Und dieser Mann, neben Duncan…“

„…war König Maric, ja“, beendete ich ihren begonnen Satz düster. Loghain hat den König verraten und den Grauen Wächtern die Schuld in die Schuhe geschoben. Auf uns wurde Jagd gemacht, während dieser Dreckskerl Loghain sich irgendwo in Denerim aufhält und Däumchen dreht! Ich schwöre, ich werde diesen Bastard umbringen…

„Es…war meine Schuld, dass Duncan starb. Wäre ich nur nie zu dem Turm gegangen…“, sprach Alistair plötzlich mit gebrochener Stimme. Besorgt sah ich zu meinem Freund, als dieser mit hängenden Schultern langsam aufstand. Immer noch blickte er zu Boden.

Alistair ist mein Freund. Irgendwie muss ich ihn doch aufheitern!

„Wir holen Loghains Schädel und spießen ihn vor dem Königsschloss auf, damit die anderen Adligen nicht irgendwann auch auf so eine niederträchtige Idee kommen!“

Alle sahen mich perplex an, was mich jedoch nicht davon abbrachte, diese Idee irgendwann durchzusetzen. Loghains Kopf wird bald rollen…

Alistair drehte seinen Kopf nun in meine Richtung. Ich blickte in seine gequälten Augen und nickte ihm entschlossen zu. Wir werden Duncan und die anderen rächen! Das schulden wir einfach Ferelden!

Plötzlich trat eine weitere durchsichtige Frau zu uns. „Der kleinste Vogel kann es mit sich tragen, der stärkste Mann jedoch nicht unbedingt. Wovon spreche ich?“

Verdammt, ich hasse Rätsel!

„Das ist leicht“, rief Leliana. „Ein Lied!“

„Ja“, antwortete der Geist. „Ich war als Kind Andrastes beste Freundin und wir sangen immer zusammen. Sie liebte die Schönheit des Lebens und wer sie hörte, war glücklich. Es heißt, den Erbauer selbst hätte Andrastes Lied bewegt und ab dann sang sie nicht länger von einfachen Dingen.“

Die Umgebung veränderte sich plötzlich erneut und wir rückten augenblicklich alle enger beisammen. Angespannt sah ich mich um, während die neue Umgebung Gestalt annahm.

Was soll das schon wieder?! Mir reicht es! Dieser Spießrutenlauf stinkt mir jetzt schon.

Es war mitten in der Nacht und wir befanden uns nun in einer kleinen Gasse. Links und rechts ragten Häuser und Geschäfte enganeinander gebaut in die Höhe.

Nach näherer Betrachtung fiel mir seltsamerweise auf, dass wir uns in Denerim befanden! Ohne jeden Zweifel! Ich kenne jedes versüffte Loch, in dieser verdammten Stadt.

Vor uns befand sich eine kleine, ungewöhnliche Truppe die geradewegs an uns vorbei eilte. Oder eher, durch uns hin durch. Perplex sah ich zu der rothaarigen Frau in Lederrüstung, die gerade durch mich gegangen war und staunte nicht schlecht. Das…ist ja…

„Leliana“, sprach Elissa verwirrt. Die Bardin neben mir sah erschrocken zu ihrer Doppelgängerin, die geradewegs auf eine dunkelhaarige, schöne Frau zustürmte. Besorgt sprach sie dabei zu ihrem Elfischem und Zwerghirschen Begleiter. „Da ist sie ja! Oh, sie konnte entkommen. Aber warum läuft sie nicht weg?“

Die Leliana Doppelgängerin eilte zu der dunkelhaarigen Frau und sah sie besorgt an. „Marjolaine, ich habe bekämpft wen ich konnte, aber es muss noch mehr geben.“

„Ist schon gut“, sprach die Frau wenig besorgt und drehte sich von Leliana weg.

„Wir könnten ihnen von den Papieren erzählen. Orlais wird sich für uns einsetzten!“, sprach sie verunsichert, doch diese Marjolaine stand nun hinter ihr und flüsterte ihr wispernd ins Ohr. „Shhh, meine Schöne, Shh“

Leliana sah verzweifelt zu Marjolaine. „Es tut mir leid, dass ich uns hier her zurückgebracht habe, Marjolaine“ Doch die Dunkelhaarige schüttelte nur leicht den Kopf und fixierte sie. „Das muss es nicht, du warst perfekt“

Im selben Moment rammte sie erbarmungslos ein Messer in Lelianas Bauch. Die Bardin riss geschockt die Augen auf und keuchte gepeinigt auf, während bereits das Blut die Klinge hinab lief. Die rothaarige ging in die Knie und konnte gerade noch so das Messer aus ihrem Bauch herausziehen. Gequält schrie sie dabei auf.

Rasch tauchte ein Mann in Rüstung auf und besah sich schadenfroh Leliana. „Na so etwas. Eine orlaisianische Spionin, die fereldische Geheimdokumente stehlen wollte. Ihr werdet mir einiges einbringen.“, beendete er zufrieden den Satz und hockte sich neben sie hin.

Die echte Leliana neben mir keuchte einmal entsetzt auf. „Harwen“ Verwirrt sah ich zu ihr. Den kenne ich nicht…

Ein schmieriges lächeln entstand plötzlich auf dem Gesicht des Shems. „Nachdem ich meinen Spaß mit euch hatte“ Ein anderer Mann schlug Leliana auf einmal nieder.

Erneut veränderte sich die Umgebung und wir befanden uns wieder in dem Raum. Mein Blick fiel zu Leliana, die wie versteinert da stand. Der Schweiß rann ihre Schläfen hinab. Nur zögerlich näherte ich mich ihr und sprach sie unsicher an. „Leliana, ist alles in Ordnung?“

Doch die Bardin drehte schnell ihr Gesicht weg und biss sich auf die Lippen. Kein einziges Wort, verließ ihre Lippen. Erst Minuten später sprach sie mit zitternder Stimme.“Marjolaine war meine Bardinmeisterin und…Geliebte.“

Fassungslos starrten wir alle auf Leliana. Unsere liebe Kirchenschwester Leliana ist…mit einer Frau…also…

Peinlich berührt musste ich kurz zu Boden blicken und meine roten Wangen verbergen. Manchmal hasste ich mich, für meine verstörende Phantasie! Doch eines steht fest…

Wer auch immer diese Marjolaine ist, sie hat Leliana schwer zugesetzt. Was für ein Miststück! Dabei wollte Leliana sie doch nur warnen, und dann wird man zum Dank abgestochen?!

Zevran grinste kurz anzüglich, anscheinend ging ihm dasselbe durch den Kopf, doch schnell verschwand der Ausdruck aus seinem Gesicht, als er Lelianas zitternden Leib betrachtete.

Ich konnte mich jedoch nicht weiter darüber aufregen, denn ein weiterer Geist erschien plötzlich.

Als nächstes trat ein Archon hervor.

„Sie schwingt das zerbrochene Schwert, trennt wahre Könige von Tyrannen. Wovon spreche ich?“

„Gnade“, sprach Zevran leise. Sein Gesicht war schwer zu lesen. Und verrückt, das dass ausgerechnet von ihm kam!

Doch der Geist schien es trotzdem verstanden zu haben.

„Ja. Ich konnte Andrastes Leid nicht mehr mit ansehen und habe Ihr Leben aus Gnade beendet“, erzählte Hessarian und verschwand.

Erneut änderte sich unser Umfeld, was mich wiederrum kurz zum genervten aufstöhnen brachte. „Beim Erbauer, das ist doch verwirrend!“, maulte ich aufgebracht. Doch keiner meiner Begleiter sagte etwas darauf.

Wir befanden uns nun in einem kleinen kargen Raum. Ein altes und verstaubtes Bett stand in der Ecke. Der Putz war von den Wänden gefallen und ein schimmliger Geruch hing in der Luft. Unruhig blickte ich mich um und fragte mich bereits, was uns nun bevor steht.

Anscheinend wurde jedem von uns, die dramatischste Situation in seinem Leben präsentiert. Alistair musste mit ansehen wie Duncan getötet wurde und Leliana musste noch einmal mit anschauen wie sie von ihrer einstigen Geliebten hintergangen wird.

Unerwartet waren plötzlich laute Stimmen zu hören und die alte Tür wurde ungestüm aufgerissen. Eine blasse Elfin betrat aufgebracht den Raum. Ihr schwarzes, langes Haar wirbelte herum, als sie ihren Verfolger mit wütenden eisblauen Augen fixierte.

Beim Erbauer, diese Elfin war wunderschön! Diese geschmeidigen Bewegungen und dieser schlanke Körper. Dagegen bin ich ja praktisch nur Unkraut am Wegesrand…

Ihr Verfolger betrat nun auch endlich den Raum und mir blieb praktisch der Kiefer offen stehen. Das war…Zevran! Ihm folgte ebenfalls noch jemand, doch derjenige war ein Mensch.

Perplex beobachtete ich das Schauspiel, wie die beiden die zierliche Elfin in die Enge trieben und auf sie einsprachen. Doch leider verstand ich kein einziges Wort…sprechen die beiden da etwa Antivansich?

Zevran war deutlich wütend, ebenso wie der unrasierte Shem der ihn begleitete. Die Elfin versuchte sich anscheinend vergebendes zu rechtfertigen. Sie konnte jedoch nicht einmal aussprechen, als der Shem sie bereits am Arm packte und zu sich ziehen wollte. Daraufhin riss sich die Elfin wütend von ihm los und sah noch einmal flehentlich zu Zevran und versuchte ruhig auf ihn einzureden.

Sie ergriff seine Hände und blickte ihn bittend, ja geradezu flehentlich an. Etwas an ihrem Blick ließ mich jedoch stutzen. Irgendwie lag darin…eine tiefe Vertrautheit…

Zevrans einziges Argument war daraufhin, dass er sie brutal niederschlug. Entsetzt schnappte ich nach Luft und wich augenblicklich von dem Szenario zurück. Warum hat er das getan?!

Der fassungslose Blick in den Augen der Elfin ließ mich innerlich zusammenzucken. Das hatte sie definitiv nicht erwartet…ebenso wenig wie ich.

Doch was daraufhin folgte, raubte mir schlichtweg den Atem. Der Shem packte die Elfin an den Haaren, blickte finster grinsend zu Zevran…und dieser gab ihm ein Zeichen.

Kurz bevor der Shem ihr jedoch die Kehle aufschlitzte, sprach Sie Zevran unter Tränen an. Doch es brachte nichts…sie blutete gnadenlos aus, während Zevran einfach nur auf sie spuckte.

Dann ging er einfach seines Weges, der Shem folgte ihm böse lächelnd.

Kurz darauf verschwand das Bild und wir befanden uns wieder in dem Raum mit den komischen Geistern. Ich konnte nicht anders, als Zevran anzustarren, der mir nach wie vor der Rücken zuwandte. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, niemand von uns konnte das.

Er hat diese Elfin umgebracht…indirekt. War das die Frau, von dem der Wächter gesprochen hatte? Den Mord, den Zev so sehr bereute?

Ehe ich ihn jedoch fragen konnte, trat der nächste Geist vor. Ein kahlköpfiger Elf in Lederrüstung. Mir war sofort klar, wen er darstellen würde. Shartan, der Anführer der elfischen Sklaven, die sich Andraste angeschlossen hatten.

„Wo ich weder Gast noch Eindringling bin. Wo ich hingehöre und es mir auch gehört. Wovon spreche ich?“, fragte er.

Es herrschte schweigen, niemand sagte etwas. Oder wollte etwas sagen, wohl aus Angst als nächstes dran zu kommen. Aber selbst wenn ich wollte, ich kann nicht. Ich weiß die Lösung nicht!

Elissa jedoch trat vor und schluckte einmal, bevor sie antworte. „Heimat“

Shartan nickte. „Ich träumte davon, meinem Volk eine eigene Heimat zu geben, in der wir unsere eigenen Herren gewesen wären. Meines Feindes Feind ist mein Freund. Und so folgen wir Andraste gegen das Reich. Aber sie wurde verraten und wir mit ihr.“

Er verschwand.

Erneut veränderte sich unsere Umgebung. Verzweifelte Schreie waren zu hören und verbranntes Holz. Wir befanden uns mitten auf einem Schlossgelände. Überall lagen tote Soldaten und Bedienstete herum. Alles glich einem Schlachtfeld, Türen waren eingetreten, Blut an den Mauern und Leichen…Unmengen an Leichen.

Ehe wir unsere Umgebung jedoch weiter betrachten konnten, rannte an uns eine junge, blonde Frau vorbei. Das Kleid welches sie trug, war blutbespritzt und teilweise aufgerissen. Ihr folgte ein weißer Mabari, der in letzte Sekunde einen Soldaten niederriss, der geradewegs auf die Frau losgehen wollte. „Lymira!“, schrie die Frau panisch, zog ein Schwert aus einer naheliegenden Leiche und stach den angreifenden Soldaten verzweifelt nieder, ehe er den Hund schwer verletzten konnte.

Schluchzend krallte sie sich an den Mabari und sah sich mit tränenverschleierten Augen um.

Beim Erbauer, das ist ja Elissa! Ich habe sie allerdings noch nie im Kleid gesehen. Eine richtige Adlige…

„Lymira…führe mich zu Vater…“, flüsterte Elissa drängend und stand zitternd wieder auf. Der Mabari bellte einmal auf und spurte sofort los. Die junge Frau folgte ihrem Mabari rasch, blickte sich jedoch dabei immer wieder entsetzt und ängstlich zugleich um.

Kurz darauf kamen die beiden in die Küche, wo eine ältere Frau und zwei Elfen niedergestochen auf dem Boden lagen. Mit zitternden Händen öffnete Elissa eine weitere Tür und befand sich nun im Lagerraum. Dort lag ein schwer verletzter älterer Mann. Unter ihm hatte sich eine große Menge an Blut angesammelt. Er stöhnte gequält auf, während er verzweifelte seine zitternde Hand gegen die blutende Bauchwunde drückte.

„Vater!“, hauchte Elissa entsetzt und eilte schnell zu ihm. Der Mann öffnete irritiert die Augen, lächelte dann jedoch schwach als er seine Tochter erkannte. „E-elissa…“

„Vater, steh schnell auf wir müssen verschwinden!“, sprach die junge Cousland ängstlich, während ihr Vater nur kraftlos zu ihr blickte. „Wenn ich das tue…sterbe ich“

„Nein! Ich trage dich!“, rief Elissa verzweifelt und wollte gerade nach ihrem Vater greifen, als dieser heftig mit dem Kopf schüttelte. „Nein, du musst verschwinden! Sofort!“

Doch Elissa schluchzte einmal auf. „Nein ‚ich habe Mutter bereits sterben sehen! Ich gehe nicht ohne dich, Papa!“ Lord Cousland packte das verstörte Mädchen an dem Arm und sah sie eindringlich an. „Du musst…du musst Howe, für uns zur rechenschafft ziehen. Du musst allen erzählen, was er getan hat!“ Er hustete einmal einen schwall Blut, sprach jedoch weiter. „Du…musst Fergus finden…“

Geschockt sah Elissa zu ihrem Vater und wurde kreidebleich. Schwach lächelte ihr Vater und strich mit seiner zittrigen Hand über ihre blutbespritzte Wange. „Ich liebe dich…..nun...geh…bitte“

„Papa“ hauchte Elissa. Er jedoch nickte ihr lächelnd zu. „Nutze den Gesindegang…nun flieh! Schnell!“ Weitere Tränen rannen Elissas Wangen hinab, während Lymira bereits winselnd an ihrem Kleid zog um sie zum gehen zu zwingen.

Weinend drehte sich das Mädchen um und rannte in die Dunkelheit, gefolgt von ihrem Mabari.

Erneut befanden wir uns wieder in dem Raum. Mit zusammengebissenen Zähnen schielte ich zu Elissa, die laut schluchzend zu Boden ging. Sofort eilten Leliana und Alistair zu ihr um sie zu trösten.

Dieser verdammte Wächter will uns doch nur quälen! Das ist keine Prüfung mehr, sondern reinste Folter!

Was bringt es einem die schlimmsten Erlebnisse noch einmal zu durchleben?! Einmal ist mehr als genug! Davon wird man doch nur verrückt!

Ehe ich jedoch diesen Ort hier lauthals verfluchen konnte, trat ein weiterer Geist vor. Ein Mann in einer Kirchenrobe trat vor.

„Die Knochen der Welt strecken sich, um den Himmel zu umarmen. Weiß verschleiert, wie eine Braut vor ihrem Bräutigam. Wovon spreche ich?“

„Berge“, antwortete Oghren nach einigem Überlegen.

„Richtig“, bestätigte der Geist. „Ich trug die Asche von Andraste aus Tevinter in die Berge im Osten, wo sie immer in den Himmel des Erbauers blicken konnte. Wir konnten kein besseres Grabmal für sie finden.“

Ich erwarte bereits, dass sich uns das nächste Alptraumszenario darbietet, doch es geschah nichts. Fast schon fragend sahen wir uns an und blickten dann auf Oghren, er jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht haben die Schiss vor mir.“

Schmunzelnd strich durch mein Haar. Es lag wohl eher daran, dass Oghren seine Vergangenheit überwunden hat. Großteils zumindest. Oder es liegt daran, dass er als Zwerg unempfindlich gegen diese Magie hier ist?

Als der nächste Geist auf uns zutrat, drehte sich mir beinahe der Magen um. Ich war als letzte übrig. Scheiße…ich will nicht!

Es trat wieder eine Frau vor. Sie trug die Robe eines Archons aus dem Reich von Tevinter.

„Auge um Auge. Zahn um Zahn. Wovon spreche ich?“

Seltsamerweise wusste ich die Antwort sofort. Aber sie auszusprechen…Scheiße.„Rache“, antwortete ich langsam und zog kurz darauf scharf die Luft ein.

„Ja“, bestätigte der Geist. „Mein Gatte Hessarian hätte Andraste einen schnellen Tod bereitet. Ich ließ ihn schwören, sie öffentlich hinrichten zu lassen, zusammen mit ihrem Feldherren, auf dass alle die Macht des Reiches erkennen. Ich bin Gerechtigkeit. Ich bin die Rache. Blut kann nur mit Blut vergolten werden.“

„Ich will nicht…“, maulte ich, doch die Umgebung veränderte sich erneut und wir befanden uns in einem Raum. Ein Raum, der mir nur zu bekannt war…

„Oh, Erbauer! Bitte beschütze uns! Erbauer!“, rief die dunkelhaarige Elfe verzweifelt in ihrem Gebet. Ich musste kurz schlucken, als ich Nular wiedererkannte. Doch ich konnte ihren Anblick nicht lange genießen. Die Soldaten betraten bereits das Zimmer und streckten sie erbarmungslos nieder.

Es war seltsam, sich plötzlich selbst zu sehen. Diesen wütenden Ausdruck in meinem Gesicht, das Hochzeitskleid das ich trug…oh, und die angeschwollene Wange die ich bereits hatte. Vaughn…elendes…

Grob zerrten uns die Männer mit, während bereits die ersten Frauen anfingen zu weinen.

Das ist nur ein Traum, Kallian. Die ganze Scheiße passiert gar nicht! Aber…es war einst geschehen. Und das eigentlich das schlimmste.

Nun standen wir vor einer Tür, die kurz darauf aufgerissen wurde. „Das wurde aber auch Zeit!“, meinte Vaughn barsch und zerrte grob alle nacheinander in den Raum. Dort waren auch die beiden anderen Kerle, die Vaughn ins Gesindeviertel begleitet hatten.

Hass keimte wieder in mir auf, unvorstellbarer Hass. Die Shems schubsten Shianni grob zu Boden und zogen Sorris' Braut an den Haaren und stießen sie gegen die Wand.

Verblüfft sah ich drein, als meine Doppelgängerin furchtlos auf Vaughn einschlug. So verzweifelt hatte ich es gar nicht in Erinnerung…aber was sollte ich auch ohne Waffe tun?

Mein Hochzeitskleid riss der Arsch entzwei und gab mir für meine Unverfrorenheit die Quittung. Seine Ohrfeige hatte mich glatt umgeworfen. Beinahe fasziniert beobachtete ich, wie der Hass in meinen Augen immer weiter wuchs.

Am liebsten würde ich Vaughn jetzt sofort töten! Es ist abartig, mit anzusehen wie dieses Schwein auf mir liegt, mich schlägt und dann vergewaltigen will! Shiannis schluchzen tut sein übriges. Ich ging einen Schritt vor und zog bereits meinen Dolch.

Mir egal, ob es nur ein Trugbild ist! Ich werde diesem Schwein, das Herz aus der Brust reißen! Verdammt, ich muss doch Shianni beschützen!

„Kallian, das ist nicht real!“, sprach Leliana besorgt und ergriff meine zitternde Hand, in welcher ich den Dolch trug. „Es WAR real.“, flüsterte ich wutentbrannt und starrte auf Nelaros, der nun mit Sorris in den Raum gestoßen wurde.

Beide waren übel zugerichtet, vermutlich verprügelt von den Wachen. Gebannt starrte ich auf Nelaros und hielt die Luft an. Noch einmal besah ich ihn mir ganz genau. Sein blondes, gescheiteltes Haar, diese vor stolz glühenden grünen Augen.

Es dauerte nicht lange und Vaughn hatte ein Schwert ergriffen und es zwischen Nelaros Rippen gerammt. Ein Röcheln folgte und Blut floss aus seinem Mund. Der junge Elf sah mich nochmal an und lächelte schwach. Dann kippte er einfach nach hinten.

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich blickte betrübt zu Boden. Warum, beim Erbauer, hat er mich angelächelt?? Nelaros…

„Und nun zu dir“ hörte ich plötzlich Vaughns sadistische Stimme und er schritt zu Sorris. Hektisch blickte ich zu meinem Ebenbild und erkannte plötzlich eine wilde Entschlossenheit in meinen Augen aufblitzen. Wenigstens…stirbt dieses Arschloch jetzt…

Was für ein Genuss, als ich mich selbst dabei beobachtete, wie ich den Dolch von Nelaros direkt ins Vaughns Augenhöhle rammte.

Einer der Männer, der sich Fabiloa geschnappt hatte, schlitze ihr einfach die Kehle auf und schritt nun auf mich zu. Wütend und voller Zorn starrte er mich an.

„Das wirst du büßen, Klingenohr!“ schrie er. Doch Sorris warf mir ein Schwert zu, während ich noch schnell den Dolch aus Vaughns Augenhöhle zog.

Es ist ein seltsames Bild. Wenn nicht sogar ein verstörendes. Damals hatte ich nicht sonderlich auf meine Umgebung geachtet, ich wollte einfach nur überleben.

Doch der Raum war getränkt mit Elfenblut. Und das nicht zu knapp. Selbst ich war voll mit Blut und das auf meinem Hochzeitskleid, oder dass was davon noch übrig war.

Eine kleine Elfe, allein gegen zwei Shems. Gerecht wie immer, doch ich besiegte sie knapp. Als ich Nelaros noch leicht atmen sah, rannte ich sofort zu ihm.

„Nelaros!“ hauchte ich und ergriff seine Hand.

Er blickte mich mit diesen strahlenden grünen Augen an; die jedoch langsam ihren Glanz verloren.

„Du... bist...“ er hustete Blut und schloss müde die Augen. Ich rüttelte ihn leicht und sah ihn flehentlich an.

„Hey, bleib wach!“

Er strich mit seiner zittrigen Hand über meine Wange. Er hinterließ eine Blutspur auf meiner Wange.

„… zu… mehr bestimmt...“

Dann fiel seine Hand zu Boden und ein kleiner Ring kam zum Vorschein. Ich schluckte.

Der Ehering.

Das Bild verblasste und wir befanden uns wieder in dem alten Raum. Immer noch starrte ich zu der Stelle, wo Nelaros gelegen hatte. Zaghaft umfasste ich den Ring, der um meinen Hals hing und von Nelaros stammte.

Er hat sich für uns geopfert….einfach so. Ich hatte es nicht mal fertig gebracht, mich zu bedanken! Ein schwerer Klumpen bildete sich in meinen Magen.

Fest biss ich die Zähne zusammen, doch ich konnte es nicht unterdrückten, als kurz darauf etwas Nasses meine Wangen benetzte.

Tränen. Ich weine tatsächlich…um ihn. Dafür das er gestorben ist und ich ihn nicht retten konnte.

Verzweifelt versuchte ich meine Tränen wegzuwischen, doch sie wollten nicht versiegen. Ich…

„Verzeih mir, bitte…Nelaros“, flüsterte ich mit erstickter Stimme und vergrub mein Gesicht in meine Handfläche, um mich vor den anderen nicht zu blamieren.

Ich kann als Anführerin, doch nicht einfach so losheulen! Alle verlassen sich auf mich, ich darf nicht schwach wirken! Dann können wir die Verderbnis nicht verhindern und…!

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meine Schulter und zuckte erschrocken zusammen. Mein Blick fiel auf Leliana die mich sanft anlächelte. „Es war nicht eure Schuld, Kallian“

Mit großen Augen starrte ich sie an und hielt den Atem an. Es…ist nicht meine Schuld?

Ich wischte meine Tränen schnell weg und unterdrückte jeglichen Drang wieder in Tränen auszubrechen. Schwach lächelte Leliana an und nickte kurz.

Als mein Blick zufällig auf Zevran fiel, erschrak ich zutiefst. Seine Augen waren gerötet und er hatte noch nie so leidend ausgesehen.

„Wir sollten weiter gehen“, sprach Alistair und ging bereits voran. Sein Gesicht war zu einer einzigen harten Miene geworden. Doch schnell verbarg er sein Gesicht und blickte mich nicht einmal an.

Mit zusammengebissenen Zähnen folgten wir alle Alistair, der bereits den nächsten Raum betrat. Im nächsten großen Raum, erlebte ich den nächsten Schock.

Wir, also nicht wir, aber etwas das genauso aussah wie wir, kam auf uns zugestürzt.

Eine Doppelgänger-Kallian kam Dolche schwingend auf mich zugelaufen.

„Oh verdammt!“, stöhnte ich. Denn nun kamen ein weiterer Alistair und ein Oghren auf uns zu.

Zevran, Elissa und Leliana kämpften bereits mit ihren eigenen Spiegelbildern. Ich wirbelte sofort herum und wehrte die Angriffe meiner geisterhaften Doppelgängerin mit meinen Dolchen ab.

Die Angriffe kamen von allen Seiten, denn die falsche Kallian und der falsche Oghren schienen sich zusammen gegen mich verschworen zu haben.

Oghren war ziemlich schnell, anscheinend weil er nicht betrunken war und auch mein Ebenbild kämpfte und bewegte sich so schnell wie ich.

Trotzdem fand ich einen kurzen Moment, in dem mein Spiegelbild zu lange brauchte, um auszuholen. Hastig stieß ich meinen Dolch in ihre Seite.

Mein Trugbild verschwand. Ich konnte mich nur wenig über meinen Sieg freuen, denn der falsche Oghren krachte mit seiner Axt voran in mich hinein. Ich wurde zu Boden geworfen und schüttelte konfus den Kopf.

Plötzlich löste auch der falsche Oghren sich auf. Hinter ihm stand Zevran mit erhobenem Dolch.

Alle Doppelgänger waren verschwunden.

Verblüfft sah ich zu Zevran der mich kurz musterte, sich aber kurz darauf einfach umdrehte und sich von mir entfernte.

Zev…ich blickte ihm besorgt nach. Was hat dieser Ort hier nur angerichtet? Diese Prüfungen sind mörderisch…und wenn man nicht stark ist und zusammenbricht, hat man verloren.

Auf einmal öffnete sich eine weitere Tür. Alarmiert blickte ich zu Alistair, der mir zunickte und voraus ging.

Wir gingen durch die sich eben geöffnete Tür und gelangten durch einen Gang in einen hohe Halle. Zuerst blockierte das Feuer, das in einer geraden Linie vor uns umher züngelte, die ganze Sicht, doch ich konnte eine riesige Statue von Andraste ausmachen. Direkt davor – ich konnte meinen Augen kaum trauen – stand eine hohe, goldene Urne.

„Beim Atem des Erbauers“, hörte ich Leliana ehrfürchtig flüstern. „Das ist… das ist die Urne der heiligen Asche! Sie ist es! Sie ist es wirklich!“

Gebannt starrte ich auf die Urne und musste kurz schlucken. Es ist doch kein Märchen!

„Aber das Feuer ist ein Problem“, sagte Elissa unruhig.

„Seht mal. Da ist ein Altar“, sagte Alistair und deutete auf den steinernen Tisch. „Und eine Inschrift.“ Er wischte den Staub von Jahren beiseite und legte die eingravierten Buchstaben frei.

„Legt ab die Zeichen weltlichen Lebens und hüllt Euch in die Güte des Geistes. König und Sklave, Adeliger und Bettler seien neu geboren unter dem Blick des Erbauers.“

„Die gehen mir gewaltig auf die Nerven, mit ihren dämlichen Rätseln!“, knirschte ich mit zusammengebissen Zähnen. Ich will für den Rest meines verderbten Lebens kein einziges Rätsel mehr hören!

„Das heißt, wir sollen uns ausziehen und nackt durch das Feuer laufen.“, grummelte Oghren laut und strich durch seinen Bart

„Was?“, fragte ich ungläubig.

Alle sollen sich ausziehen und nackt durch das Feuer gehen? Die spinnen doch! Ich bin kein Feigling, aber Todessehnsucht habe ich auch noch nicht!

Dämliche Shems, die sich solch einen Mist ausdenken! Vermutlich sind die nie selber durch Feuer gegangen!

„Was ist, wenn es nur einer von uns macht? Der nimmt dann die Asche und die anderen können sich ja solange umdrehen.“, schlug Elissa vorsichtig vor. Sofort musterte ich die junge Cousland und dachte darüber nach. Eigentlich keine schlechte Idee!

„Aber ich mache diesen Mist nicht mit!“, sprach ich grimmig. Auch wenn diese Urne existiert, ich werde mich dafür trotzdem nicht ausziehen! Perverse Menschen…

„Dann mache ich es“, sprach Leliana und begann bereits damit sich auszuziehen. Überrascht sah ich zu ihr, während die Kerle nicht mal den Anstand hatten sich umzudrehen. „Dreht euch gefälligst um!“ , fuhr ich sie an, die jedoch nur wiederwillig der Großteil davon tat. Lediglich Alistair wurde rot im Gesicht.

Nachdem sie Kettenhemd, Brustharnisch, Hose, Stiefel, Tunika und sogar die Unterwäsche abgelegt hatte, stand Leliana nackt und vor Kälte zitternd, vor den Flammen. Einen Lederbeutel fest in der Hand haltend.

„Viel Glück“, sagte ich motiviert. Mehr als schief gehen, kann es ja nicht.

Die Bardin atmete tief ein und hielt die Luft an und schritt dann durch das Feuer. Geschockt starrte ich zu Leliana und befürchtete schon, sie nun qualvoll schreien zu hören. Doch überraschenderweise konnte sie einfach so durch das Feuer gehen.

Leliana sah mich perplex an, als sie durch die Flamen getreten war. Ich konnte ebenfalls nicht anders, als mit offenem Mund zu ihr zu schauen.

Das…gibt es doch nicht! Leliana ist nichts passiert?

Freudestrahlend ging die Bardin nun die Treppen zu der Urne hinauf. Ich beobachtete sie dabei, bis ich plötzlich Oghren lüstern kichern hören. Ohne zu zögern, schlug ich ihm eine auf den Hinterkopf. „Elender Spanner!“

Oghren zeterte aufgebracht, doch ich beachtete ihn nicht weiter, denn Leliana zeigte mir lächelnd den gefüllten Lederbeutel mit der Asche.

Beim Erbauer…wir haben es geschafft!

Vergangenes und Zukünftiges

Nachdenklich betrachtete ich das flackende Feuer und wärmte meine zitternden Hände. Wir waren nun wieder Richtung Haven, nachdem wir uns mit Mühe und Not den Berg runter gekämpft hatten. Nebenbei sei anzumerken, dass dieser Andraste Drache verschwunden war, als wir aus dem Tempel hinaus traten.

Und ich bin absolut sicher, dass dieses Monster hier irgendwo lauert und uns gleich auffrisst! Vermutlich sitzt es auf irgendeiner Bergspitze und belauert uns gierig und mit knurrendem Magen.

Angespannt holte ich meine Weinflasche aus meinem Rucksack und betrachtete sie mir kurz erstaunt. Die Flasche war fast leer! Dabei war es doch gar nicht so lange her, als Shianni mir die Flasche mitgegeben hatte.

Verdammt, ich bin eine elende Säuferin…

Schulterzuckend setzte ich die kalte Flasche an meine Lippen und schluckte den Rest des Alkohols meine Kehle hinab. Eine innere Wärme breitete sich langsam in meiner Bauchgegend aus, was mich kurz aufseufzen ließ. Etwas entspannter setzte ich die Weinflasche ab und ließ mein Blick kurz durch den dunklen Nachthimmel streifen.

Kein Drache zu sehen. Naja, vielleicht kommt er erst später und wartet bis wir tiefgefroren sind, damit er länger an uns herum knabbern kann, ohne das wir anfangen zu stinken.

Angewidert warf ich die Flasche beiseite, die kurz darauf laut klirrend an einem Baumstamm zu Bruch ging. Seufzend strich ich durch mein Haar und schloss müde die Augen.

Diese Prüfungen im Tempel waren furchtbar! Dass ich Nelaros wiedersehe, hätte ich mir nie zu träumen gewagt. Und dann nochmal mit anzusehen, wie er stirbt. Dabei hatte ich es schon verdrängt gehabt…so gut, wie es eben ging.

Und nun sind wir alle hier. Ich am Lagerfeuer, und besaufe mich mal wieder. Leliana sitzt etwas entfernt und stimmt gedankenversunken ihre Laute. Alistair und Elissa sind zusammen losgegangen, um etwas zu Jagen. Zevran ist seit Stunden in seinem Zelt und nicht mehr rausgekommen. Und Oghren musste unbedingt mal seinen Bronto leeren, wie er meinte.

Tz, dieser Zwerg…

Aber dennoch hat er mich überrascht. Oghren war im Grunde genommen ein armer Zwerg, der immer noch an Branka hing und sie von Herzen liebte. Und seit er sie verloren hat, besäuft er sich ständig. Vielleicht sollte ich in Zukunft mal netter zu ihm sein, schließlich begleitet er uns ja, was bedeutet, dass wir uns in nächster Zeit sowieso ständig sehen.

Besagter Zwerg kam plötzlich zurück und wirkte geradezu erleichtert. Schmunzelnd musterte ich ihn, als er eilig auf mich zu watschelte.

„Da seid ihr ja, ich muss mit euch sprechen“, sprach Oghren und ließ sich einfach neben mich hinplumpsen.

Etwas skeptisch zog ich meine Augenbraue hoch. Was will er denn von mir? „Worüber?“

Er wirkte kurz etwas verlegen und fing an zu glucksen. „Ihr und ich, wir haben…ihr wisst schon, manchmal verbringt man etwas Zeit…mit Leuten und…hmm“

Beim Erbauer, auch das noch! Ausgerechnet jetzt ist mir der Alkohol ausgegangen. Muss ich wohl, oder übel nüchtern durch. „Ich liebe euch auch, Oghren“, sprach ich gelassen und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht.

Daraufhin wirkte er plötzlich überrascht, fing sich aber schnell wieder und schüttelte nur frustriert seinen Kopf. „Ach, man wird mich rasieren, häuten und zum trocknen aufhängen. Dafür ist es zu früh, viel zu früh“

Ich kam nicht umhin, ihn schelmisch anzugrinsen. Tja, selber schuld.

„Ich wollte euch nur um einen Gefallen bitten“, beendete der Zwerg. Nun doch von der Neugier gepackt, sah ich ihn interessiert an. „Worum geht es?“ Was könnte Oghren von mir wollen? Eine Massage vielleicht? Zufällig kenne ich da eine, aus Antiva…

„Ich dachte…also ich kenne ein paar Leute, hier auf der Oberfläche. Eigentlich geht es um ein Mädchen, das aus Orzammar kommt. Bevor ich fortgegangen bin, natürlich.“, fing der rothaarige Zwerg etwas unsicher an.

Nun war ich mehr, als nur Neugierig. Seit wann wird Oghren, zu irgendeinem Thema unsicher? Er gibt doch zu allem seinem Kommentar ab, auch wenn dieser absolut dämlich und unangemessen ist.

Aber am meisten, interessiert mich dieses Mädchen aus Orzammar. Ich bin mir sicher, dass Oghren mit ihr nicht nur Tee trinken war. Da steckt gewiss mehr dahinter…

„Moment! Kanntet ihr dieses Mädchen, oder kanntet ihr es?“, fragte ich nachdrücklich und musterte ihn genau. Nun bin ich mal gespannt!

Er sah mich erst verwirrt ab, ehe er meine Zweideutigkeit wohl endlich begriffen hatte. „Was? Meint ihr, ob wir es miteinander getan haben? Aye! Nachdem Branka in die tiefen Wege gegangen ist. Hehe, sie hat wirklich Feuer…“

Leicht entsetzt starrte ich ihn an. Warum hab ich mir das nicht gleich gedacht? Ich Närrin denke auch noch, er heult sich jede Nacht in den Schlaf, weil er Branka verloren hat.

Beim Erbauer…dieser Zwerg…

„Ich bin mir sicher, sie hat mir inzwischen verziehen. Ich dachte, ich könnte sie mal besuchen und sehen, wie es ihr ergangen ist“

Gewiss und dann noch mal den Bronto schmieren, was?

Kopfschüttelnd blickte ich wieder zu dem Zwerg. „Ihr seid ein raffinierter Hund, Oghren“, meinte ich grummelnd. Männer eben…egal ob Shem, Zwerg oder Elf! Alle gleich.

Oghren rülpste kurz, was mich leicht angeekelt zurückweichen ließ. Ein säuerlicher Duft hing in der kalten Luft.

„Wie auch immer. Vor einem Jahr ist sie zur Oberfläche aufgebrochen, und ich habe sie seitdem nicht wieder gesehen“

Vermutlich hat sie die Flucht vor ihm ergriffen. Wundert mich nicht, würde mir ähnlich gehen, aber einen genauen Grund muss es dennoch geben. „Warum ist sie fortgegangen?“

Der Zwerg sah mich verdutzt an. „Was? Warum fragt ihr mich das? Das Letzte was ich gehört habe, war, dass sie bei ihrer Mutter auf der Oberfläche leben wollte. In der Nähe eines Sees. War es Calendula-See? Verdammt, ich weiß es nicht mehr“

Er öffnete seine Feldflasche und leerte sie innerhalb kurzer Zeit, was er wiederum mit einem zufriedenen Rülpser kommentierte.

Beim Erbauer, wie hat es diese Zwergin nur mit ihm ausgehalten?! Oghren muss noch schlimmer, als sonst gewesen sein. Andernfalls wäre sie nicht gegangen…

„Irgendwas verschweigt ihr mir…“, fing ich verschwörerisch an und starrte in seine Augen, was er jedoch nur grimmig erwiderte. „Ach, ihr misstrauischer Sack Kiesel! Ihr denkt immer nur schlecht über andere!“

Och, hab ich ihn etwa verletzt? Nun gut, dann will ich es mal wieder gut machen…

Ich rückte näher an den grummelnden Zwerg heran und blickte ihn mit großen Augen an. „Ich dachte, wir wären Freunde“, sprach ich mit einem Schmollmund.

Hah! Wenn das nicht geklappt hat, weiß ich auch nicht weiter! Niemand kann mir wiederstehen…ehh…denk ich mal.

Oghren seufzte einmal schwer und kratzte sich seinen Kopf, ehe er wieder anfing zu erzählen. „So, ihr spielt jetzt also diese Karte!“

Ich nickte ihm grinsend zu und war drauf und dran loszulachen. Sein Gesicht war Gold wert!

„Also gut. Felsi und ich haben uns nicht unbedingt freundschaftlich getrennt…“, sprach er kurz nachdenklich. „Erzählt weiter“, bat ich ihn.

Oghren grummelte laut. „Sie war eifersüchtig auf Branka und hat versucht mich einzuengen. Aber ein Oghren muss frei sein! Also ist sie gegangen und dann kamen eben noch weitere Frauen…“

Soso…armer Oghren, muss ich schon sagen. „Ich bin gespannt, auf ihre Version der Geschichte“

„Jaja, was gibt es da sonst noch-„, doch er hielt in seinem Ärgernis inne und besah überrascht mein grinsendes Gesicht. „Soll das heißen, wir werden sie suchen?“

Leicht nickte ich und zog meinen Umhang enger um mich, da es immer kälter wurde. „Na klar. Wir kommen doch daran vorbei“

Außerdem, heißt der See Calenhad-See und nicht Calendula-See, aber das erwähne ich lieber nicht. Wird mir Oghren eh nicht glauben, soviel wie er wieder intus hat.

Der Zwerg sah mich überrascht an, dann strahlte er sogar richtig, was mich selbst stutzen ließ. So habe ich ihn noch nie gesehen.

„Habt vielen Dank, Kallian! Ihr seid eine richtige Freundin! Ich werde an euch denken, wenn ihr mal jemals…also….eh…“, seine beginnende Freude brach schnell ab, als er bemerkte was er ansprach.

„Abkratzt?“, sprach ich schief grinsend. Es ist ja schließlich nicht so, dass ich mir nicht schon darüber Gedanken mache. Jeden Moment, könnte ich eines qualvollen Todes sterben…oder, auch nicht. Weiß nur der Erbauer, wann es soweit ist.

Oghren musste lachen und erwiderte mein Grinsen. „Ich werde es euch niemals vergessen“, versicherte er mir, was mich ehrlich lächeln ließ. Es war schön, Oghren einen Gefallen zu tun.

Auch wenn es nur darum ging, dass er wieder seinen Bronto schmieren konnte. Pff, Männer!

Eine kalte Windböe ließ mich erneut frösteln und den Umhang tiefer in mein Gesicht ziehen. Frustriert schloss ich die Augen und versuchte das schmerzhafte Pochen meiner Ohrenspitzen zu ignorieren. Allerdings sind meine Ohren, bei diesem kalten Winter besonders empfindlich und schmerzen daher arg.

Ich hasse den Winter.

„Hey, ich halte Wache die Nacht und ihr legt euch schlafen!“, schlug der Zwerg vor und holte plötzlich eine weiterte Feldflasche hervor. Ich fragte mich ernsthaft, wo er diese überall lagert und ob er den Alkohol selber herstellt. Schließlich waren wir seit Wochen, an keiner Schenke vorbeikommen. Aber Oghren säuft ja ständig…

Dennoch war ich dankbar für sein Angebot, was ich sogleich annahm. Ich stand auf und wünschte Leliana und Oghren eine ruhige Nacht, ehe ich mich zu meinem Zelt aufmachte.

Doch auf dem halben Weg hielt ich inne und blickte nachdenklich zu Zevrans Zelt. Sein Zelt war dunkel, keine Kerze brannte. Absolut stille…

Zevran…betrübt musterte ich das Zelt weiterhin und überlegte, ob ich nicht zu ihm gehen sollte. Seit wir aus dem Tempel raus waren, hat er kein einziges Wort mehr gesprochen. Selbst als Oghren ein Lüftchen ließ und wir ihn alle dafür vollgemeckert hatten, kam nichts von Zev.

Dabei wäre er bestimmt einer der ersten gewesen, der sich beschwert hätte. Nein, Zevran war einfach nicht anwesend gewesen.

Und das bereitete mir Sorgen, immerhin hat noch nichts Zev aus dem Konzept gebracht. Aber seit diesem Tempel…

Frustriert biss ich auf meine Unterlippe und rang mit mir. Sollte ich nachschauen, wie es ihm geht? Aber vielleicht wird er auch wütend, wenn ich einfach so reinplatze? Dann schmeißt er mich raus und will nie wieder mit mir sprechen…

Ach was, Kallian! Warum sollte mich das interessieren? Dann gehe ich Zevran eben solange auf die Nerven, bis er wieder mit mir spricht. Ausgezeichnete Idee! Ha, ich bin schon ein Schlitzohr!

Selbstzufrieden ging ich nun zu Zevrans Zelt, allerdings wurde ich bei jedem Schritt den ich tat, wieder unsicherer. Zevran ist immerhin Zevran…

Und seit ich gesehen habe, wie er diese Elfe brutal niederschlug und ihr dann auch noch die Kehle aufschlitzen ließ, bin ich etwas vorsichtiger. Ich weiß ja, dass er als Meuchelmörder seine Opfer bestimmt nicht nur vergiftet hat, sondern auch mal brutal vorgehen musste.

Und trotzdem…es war erschreckend zu sehen, dass Zev dazu fähig war. Immerhin habe ich mich bei ihm immer sicher gefühlt. Er war nie grob, oder gewalttätig zu mir gewesen. Besonders nicht als ich mit ihm…geschlafen hatte.

Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, als ich schließ vor Zevrans Zelt stehen blieb und innerlich seufzte.

Zevran half mir damals auch, nachdem ich diesen schlimmen Alptraum hatte. Er war bei mir geblieben und hat mir so auch Trost gespendet. Das war überaus freundlich von ihm…ich denke es wird Zeit, diese Schuld zu beglichen.

„Zevran?“

Keine Antwort.

„Zevran?“, fragte ich wieder. „Kann ich reinkommen?“

Wieder herrschte absolute Stille. Ich zuckte mit den Schultern und schob schließlich den Zelteingang beiseite. Er ist garantiert wach!

Ein wenig Licht vom Feuer fiel hinein und ich sah, das Zevran sich auf seiner Matte eingerollt hatte und schlief. Es sah zumindest so aus.

Trotzdem kroch ich hinein und setzte sich neben ihm hin. Sorgfältig verschloss ich den Eingang wieder, damit die anderen nicht spannen konnten. Vermutlich haben sie mir aber eh alle nachgeschaut.

„Zevran?“, fragte ich diesmal leiser.

„Ich schlafe“, antwortete der andere mürrisch.

Kurz musste ich schmunzeln und musterte ihn. Ich wusste doch, dass er wach ist! Fasziniert beobachtete ich sein blondes Haar, welches etwas zerzauster als sonst aussah. Ich wiederstand dem Drang, durch sein Haar zu streichen nur schwer.

„Wie kannst du schlafen, wenn du mit mir sprichst?“, fragte ich nun belustigt. Eine Weile herrschte wieder Stille.

Dann richtete der blonde Elf sich auf.

„Du willst reden, oder? Aber ich sag dir gleich, darauf hab ich keine Lust. Also kannst du gleich wieder verschwinden.“

Wut blitzte in Zevrans Augen auf und zuckte beinahe erschrocken zusammen. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er hatte seine Gefühle eigentlich immer unter Kontrolle, nur diesmal nicht. Seit diesem verdammten Tempel…

Zuerst wollte ich aus dem Zelt verschwinden, und diesem elenden miesgelaunten Meuchelmörder wieder allein lassen, doch dann entschied ich mich dagegen. Wenn dieser blöde Elf denkt, er könne mich wegschicken wie es ihm passt, dann hat er sich geschnitten!

Schließlich bin ich die Anführerin, dieser Gruppe von Irren! Alle hören nur auf mein Kommando.

„Nein“, meinte ich nun entschieden und verschränkte die Arme vor der Brust. Zevran sah mich kurz perplex an, ehe sich seine Miene wieder verhärtete.

„Ich will, dass du verschwindest und mich allein lässt“, knurrte der blonde Elf beinahe. Grimmig blickte ich ihn an und schüttelte nur mit dem Kopf. Wenn er denkt, ich gebe so schnell auf, dann täuscht er sich gewaltig!

Zevran war nun nah vor meinem Gesicht und packte mich blitzartig an meinem Handgelenk. Etwas erschrocken sah ich in seine goldenen Augen, die mir plötzlich kälter vorkamen als der Winter selbst.

Oh, scheiße…

„Verschwinde“, zischte er mir entgegen, während mein Herz kurz ein Aussetzer machte. Dann ließ er mich wieder los und legte sich erneut hin.

Mit klopfendem Herzen blickte ich ihn an, doch er beachtete mich nicht weiter und hatte wieder die Augen geschlossen.

Nun war ich drauf und dran, aus dem Zelt zu rennen und mich heulend in meinem Zelt zu verkriechen! Zevran ist ja total übergeschnappt! Er jagt mir eine riesen Angst ein, dieser Idiot!

Wütend stand ich auf und blickte zornig auf ihn herab. Ich hatte meine Hände zu Fäuste geballte und starrte auf Zev herab.

Er wollte es ja nicht anders, selbst schuld!

Ich setzte mich einfach auf seinen Bauch und packte seine Handgelenke, die ich nun neben seinen Kopf, zu Boden drückte. Der blonde Elf öffnete seine Augen und sah gelassen in meine zornigen Augen.

„Was soll das werden, Kallian?“, sprach er mit einer solchen Ruhe und Gleichgültigkeit, das ich ihn beinahe geschlagen hätte.

„Verdammt, Zevran! Was ist los mit dir?!“, fuhr ich ärgerlich an. So kenne ich ihn überhaupt nicht.

Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, lag ich auf dem Rücken und starrte verdutzt zu der Zeltdecke hinauf. Kurz darauf, erblickte ich Zevrans wütendes Gesicht in meinem Blickfeld.

„Du willst wissen, was mit mir los ist? Ich bin absolut genervt von einer kleinen Elfe, die mich nicht in Ruhe lässt und mich bis aufs Blut reizt…Zevran gefällt sowas gar nicht“, hauchte er den letztes Satz, in mein Ohr und ließ mich erschaudern.

Dass wir nun praktisch die Rollen getauscht hatten und er nun auf meinem Bauch sitzt, gefiel mir gar nicht. Ich versuchte mir meine Nervosität nicht anzumerken und blickte ihn unverdrossen an.

„Mir doch total egal!“, meinte ich nur trotzig und blickte Zev grimmig an. Zu meiner Überraschung, entstand auf dem Gesicht des blonden Elfen, plötzlich ein amüsiertes grinsen.

„Tatsächlich“, meinte der Elf gelangweilt und strich mit einer Hand plötzlich meine Seite auf und ab. Empört schnappte ich nach Luft und starrte ihn an.

Was…was fällt dem ein, mich einfach so zu befummeln?! Gerade wollte ich ihn lautstark beschimpfen, als ich spürte wie er seine Hand auf meine Wange legte. Sein Atem streifte meine Haut und schließlich legte Zevran seine Lippen auf meine.

Überrumpelt blickte ich in seine Augen, die mich schamlos anblickten.

Warum…küsst er mich?? Sucht er etwa…Trost? Aber…

Zevrans Hand legte sich nun auf meinen Bauch, verweilte dort und glitt hinunter zu meinem Hosenbund. Mit Erschrecken spürte ich seine wachsende Erregung.

Wenn er es nicht bald stoppte, würde er sich nicht mehr genug unter Kontrolle haben. Soweit konnte ich ihn einschätzen, und das wäre nicht so gut für mich.

Erbauer, steh mir bei!

Ich ergriff gerade noch rechtzeitig Zevrans Hand, die noch weiter nach unten wandern wollte.

„Nein“, flüsterte ich nervös, nachdem ich mich sich von Zevrans Lippen gelöst hatte. „Hör auf damit...bitte.“

„Du willst es doch genauso“, hauchte Zevran mir ins Ohr.

„Aber nicht so…so will ich das nicht“, sprach ich mit zittriger Stimme und kniff die Augen zu, als ich bereits seine Lippen auf meinem Hals spürte.

Scheiße, warum muss ich immer wie ein Hasenfuß klingen?!

Zevran hielt inne und wich schließlich zurück. Er setzte sich auf. Mit großen, erschrockenen Augen sah ich ihn an, doch er wich meinem Blick aus.

Er seufzte und fuhr sich durchs Haar.

„Ich hab keine Ahnung, was ich will“, entgegnete er erschöpft. „Nun geh…bitte“

Erstaunt sah ich zu ihm und richtete mich nun auf. Er wirkt so…verunsichert. Und verunsichert auch mich.

„Zevran“, sprach ich leise. Nachdenklich biss ich auf meine Unterlippe und versuchte mir zu überlegen, wie ich am besten anfange. Verdammt, dabei bin ich keine wirkliche Zuhörerin…

„Also…ich weiß, dass es gerade alles andere als leicht ist. Dieser dämliche Wächter und seine noch dämlicheren Rätsel. Ich schwöre, wenn der nicht schon längst ein Geist gewesen wäre, dann hätte ich ihm den Kopf-„ , sprach ich aufgebracht, doch Zevran unterbrach mich auf einmal.

„Es gibt einen bestimmten Grund, warum ich den Auftrag, dich zu töten, angenommen habe“, fuhr Zevran mir dazwischen.

Überrumpelt sah ich ihn mit großen Augen an.

„Eigentlich wusste ich nicht mal, was genau ich tun musste, nur dass ich nach Ferelden gehen sollte. Weit weg von meiner Heimat. Und ich spielte auch damals noch nicht mit dem Gedanken die Krähen zu verlassen. Es war mehr oder weniger ein Zufall.“

Zevran seufzte wieder und wandte mir den muskulösen Rücken zu. Unsicher starrte ich darauf und lauschte angespannt seinen Worten. „Mein letzter Auftrag endete nicht besonders gut. Ich muss zugeben, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich arrogant war. Ich glaubte, dass ich die beste Krähe in ganz Antiva war und ich prahlte oft mit meinen Erfolgen. Sowohl als Assassine, als auch Liebhaber.

Einer von den Krähenmeistern hatte meine Prahlereien satt. Meine Bitte nach einem unglaublich schweren Auftrag wurde angenommen, sehr zu meiner Überraschung. Ein reicher Kaufmann mit vielen Wachen sollte ruhiggestellt werden.

Taliesin, ein anderer Meuchelmörder, willigte ein Teil meiner Gruppe zu sein, genauso wie eine Elfe namens Rinna.“

Sofort erinnerte ich mich zurück. Damals, als diese Geister uns unsere Vergangenheit gezeigt hatten, waren bei Zev diese zwei Leute zu sehen. Diese wunderschöne schwarzhaarige Elfe, muss dann also Rinna gewesen sein.

Und der hässliche Shem Taliesin. Der hat sie umgebracht…

Zevran machte eine kleine Pause und als er weitersprach, hatte seine Stimme sich irgendwie verändert. Sie klang weich und gleichzeitig angespannt, so als ob die Erinnerungen, die er an sie hatte, sehr gegensätzlich waren.

„Sie war… etwas Besonderes. Hart, gewandt, gerissen. Ihre Auge blitzte wie die Gerechtigkeit selbst. Alles was ich mir je erträumt hatte. Ich dachte, ich hätte mein Herz verschlossen, doch Rinna berührte mich irgendwie. Das machte mir Angst.“

Erschrocken weitete ich meine Augen und starrte sprachlos auf Zevrans Rücken. Das…ist unglaublich!

Zev…hat sich in Rinna verliebt…

Mitfühlend blickte ich zu Zevran und rutschte etwas näher an ihn heran, als er leise weitersprach. „Als Taliesin mir verriet, dass Rinna sich von dem Kaufmann bestechen ließ, damit sie ihm unseren Plan verriet, willigte ich sofort ein, dass sie den Preis für ihren Verrat bezahlen musste und erlaubte Taliesin, sie zu töten.“

Zevrans Stimme zitterte und brach. Nun war ich selbst drauf und dran loszuheulen. Am liebsten hätte ich mich an ihn geschmiegt und ihn getröstet…doch Zevran, wird das bestimmt nicht wollen…

„Rinna flehte mich an, ihn davon abzuhalten. Auf ihren Knien und mit Tränen in den Augen sagte sie, dass sie mich liebte und dass sie uns nicht betrogen hatte.“

Ein Schluchzen durchfuhr seinen Körper und ich schluckte schwer. Ich darf jetzt nicht heulen!

Als er weitersprach, klang er so verändert, dass mich nichts mehr an den fröhlichen Elfen erinnerte, den ich kannte. Sondern nur noch an ein Schatten seiner selbst…

„Ich lachte ihr ins Gesicht und sagte, dass selbst wenn es wahr wäre, es mich nicht kümmerte. Taliesin schnitt ihre Kehle auf und ich sah zu, wie sie verblutete und mich dabei anstarrte. Ich spuckte auf sie, dafür dass sie uns betrogen hatte.

Als Taliesin und ich uns schließlich um den Kaufmann gekümmert hatten, erfuhren wir die wahre Quelle seiner Informationen. Rinna hatte uns nie betrogen.“

Sein Rücken bebte kurz und ich schluckte schwer.

Unsicher sah ich zu Zev, als er sich endlich wieder umdrehte. In seinen Augen glitzerte es verräterisch.

Zaghaft legte ich meine Hand auf seine und rückte etwas näher an ihn heran. „Das konntest du nicht wissen“, wisperte ich.

Doch Zevran entzog sich meiner Hand. „Natürlich nicht, weil ich mich nicht darum bemüht habe“ Kurz schwieg der Elf, ehe jedoch zu Boden blickte und reumütig weitersprach.

„Ich wollte den Krähen alles sagen, unseren Fehler gestehen, doch Taliesen überzeugte mich es nicht zu tun. Er meinte, es würde uns nur Schaden. Also berichteten wir, dass Rinna bei dem Anschlag gestorben sei.“ Plötzlich hörte ich ihn auf schnauben. „Das hätten wir uns sparen können, die Krähen wussten Bescheid. Der Meister der mich nicht mochte, sagte mir ins Gesicht, das die Krähen alles wussten…und das es ihnen egal war. Und eines Tages wäre ich an der Reihe.“

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen nach oben und starrte irritiert seinen Hinterkopf an. Er wäre eines Tages an der Reihe? An der Reihe, zu sterben? Verraten zu werden??

„Warum hat er das gesagt?“, fragte ich unsicher. Wollten die Zevran ärgern?

Zevran seufzte leise und hob wieder leicht seinen Kopf. „Um mir ins Gesicht zu sagen, das ich ein nichts bin. Dass Rinna ein nichts ist.“

Geschockt starrte ich in seine Augen, als er sich endlich wieder zu mir umgedreht hatte und mich musterte. Dieser gequälte Ausdruck in seinen Augen, ließ mein Herz schmerzvoll zusammenziehen.

Diese verdammten Krähen sind Monster! Niemand ist ein nichts! Jeder ist einzigartig auf der Welt…bis auf perverse Adlige vielleicht. Die bleiben immer pervers…

Aber Zevran ist kein Gegenstand, den man einfach so austauschen kann. Er ist eine Persönlichkeit, mit Gefühlen, Wünschen und Träumen. Er…ist kein nichts. Diese Bastarde.

„Ihr habt mich mal gefragt, warum ich die Krähen verlassen wollte.“

Erschrocken erwachte ich aus meinen Gedanken und sah in Zevrans goldene Augen, die mich anblickten. Sein Gesicht war schwer zu lesen.

„Die Wahrheit lautet, weil ich sterben wollte. Deswegen stellte ich mich einem, der legendären Grauen Wächtern entgegen. Und dann…ihr wisst, was geschehen ist. Und jetzt bin ich hier.“, beendete der Elf leise seine Beichte.

Erschüttert blickte ich zu Zevran. Was er mir gerade eben erzählt hatte, bestürzte mich ziemlich. Dass er sterben wollte, konnte ich mir gar nicht vorstellen. Schließlich kenn ich nur diesen herzbrechenden Elf, der immer einen lockeren Spruch auf Lager hat. Doch er ist tief in seinem inneren zerrissen…

Ohne darüber nachzudenken, drückte ich mich stürmisch an ihn und krallte mich fest an Zev. Ich hielt den Atem an und lauschte seinem Herz, welches plötzlich heftiger schlug. Ich schmiegte mich an seinem Oberkörper, sog seinen typischen Lederduft ein und schloss die Augen.

Ich war nie gut im Trösten, ich konnte nie besonders gut mit Worten umgehen. Und statt Worten, lass ich lieber Taten folgen. So war ich schon immer, und so werde ich auch immer bleiben.

Das…ist nun mal meine Art, Zevran zu trösten. Auch wenn ich davon ausgehen kann, dass er mich vermutlich gleich wegstößt und mich beschimpft.

Doch er stieß mich weder weg, noch beschimpfte er mich. Er hielt einfach nur still und schwieg. Ich lauschte Zevrans ruhigem Atem und spürte, wie er sein Gesicht leicht in mein Haar vergrub.

Ein Lächeln entstand auf meinen Lippen und ich genoss diesen Moment der Ruhe und Eintracht zwischen uns. Die letzten Wochen, in denen ich so wütend auf ihn war, waren wie weggeblasen.

Wir saßen noch einige Minuten so da, jedoch war ich inzwischen so fasziniert von seinem langen blonden Haar, dass ich nicht wiederstehen konnte und einfach drüber streichen musste.

Ich hörte ihn kurz schmunzeln, was mich etwas überrascht aufblicken ließ. Der Schmerz war aus seinen Augen verschwunden, was mich beinahe erleichtert aufatmen ließ. Zwar war noch kein Schalk in seinen Augen zu sehen, doch dieser sanfte Ausdruck in seinen Augen gefiel mir durchaus auch.

Dennoch brannte mir eine Frage auf der Zunge, die ich ihn unbedingt fragen musste. Sonst werde ich in nächster Zeit nicht mehr schlafen können. Nun muss ich sie nur noch über meine Lippen bekommen…

Unsicher blickte ich zu Boden und wagte es gar nicht in seine Augen zu schauen. Vermutlich wird er gleich wieder traurig werden….und sowas kann ich nicht sehen. Nicht bei Zevran.

„Willst du immer noch sterben?“, flüsterte ich so leise, dass ich beinahe befürchtete, er würde meine Frage nicht hören.

Es herrschte stille und ich schellte mich Gedanklich bereits wieder für die Glanzleistung meiner Feinfühligkeit.

„Nein, ich will einen Neuanfang.“

Verblüfft sah ich wieder auf und begegnete seinem Blick, der so viel weicher wirkte, als ich es je bei Zevran gesehen hatte. Ich spürte bereits, wie mir das Blut in die Wangen schoss.

„Was auch immer ich nach meinem Fortgang aus Antiva gesucht habe, jetzt habe ich es wohl gefunden. Ich schulde dir sehr viel.“

Wenn ich nicht schon knallrot war, dann spätestens jetzt. Verlegen senkte ich schnell meinen Blick und spielte nervös mit meinen Fingern.

Es war das erste Mal, das Zevran so offen zu mir war und das brachte mich glatt aus dem Konzept. Erst als ich seine Hand an meiner Wange spürte, schreckte ich hoch und sah ihn wieder an.

Ruhig erwiderte er meinem Blick, was mir ein kribbeln in der Bauchgegend bescherte. Dieser Elf…macht mich fertig!

„Es freut mich, dass du bei mir bist“, sagte ich leise und rückte noch näher an ihn heran. Zu meiner großen Verwunderung, legte er jetzt sogar seine Arme um mich, was mir ein Schauer über den Rücken jagte.

Zevrans bekanntes Grinsen kehrte nun auf seinem Gesicht zurück. „Genug nun davon…mir ist nicht mehr nach reden“ Erst wusste ich nicht, was Zevran nun wollte, doch als ich seinen verlangenden Kuss auf meinen Lippen spürte, konnte ich es mir halbwegs zusammenreimen.

Der Kuss wurde leidenschaftlicher, wilder und fordernd. „Ich will dich...“ Seine Lippen pressten sich erneut auf meine „...mit jeder Faser meines Körpers“, raunte er atemlos. Keinen Atemzug später hatte Zev mich nieder gerungen. Und bei diesen Worten die er ausgesprochen hatte, sogar meinen Wiederstand.

Seine Lippen wanderten über mein Kinn und mit seinen geschickten Fingern löste er meine Tunika und streifte sie von meinen Schultern, gefolgt von meinem Brustband. Dann fühlte ich seine Finger auf meiner Haut, fordernd und warm.

Hitze stieg in ihr auf, langsam und stetig, während er mich weiter liebkoste und mit Zunge und Händen meinen ganzen Körper erkundete.

Schon nach Sekunden stand ich in Flammen, als seine Finger unter meinen Hosenbund und zwischen meine Beine glitten, kam er zurück zu ihrem Mund und küsste mich, sinnlich und tief, seine andere Hand in meinem Haar vergraben. Dann glitten seine Finger weiter nach oben und verschränkten sich mit meinen, gaben meiner Hand einen halt.

An meinem Hals spürte sie ihn inne halten, während ich nach Luft rang und mich an Zevran schmiegte. Sein Duft benebelte beinahe meine Sinne, alles was ich wollte…war dieser Elf.

Ich spürte, wie er die Kette um meinen Hals, in die Hand nahm und eingehend betrachtete. Langsam öffnete ich die Augen wieder und blickte in seine, welche mich genau musterten. Dann beugte er sich zu mir herab und legte seine Stirn auf meine. „Ich werde dafür sorgen, dass dir niemand je wieder etwas zu Leide tut. Das schwöre ich.“

Lange blickte ich ihn an, ließ mir die Wörter durch den Kopf gehen. Dann strich ich durch sein blondes Haar und hauchte sachte einen Kuss auf eine Schläfe, ehe ich mich ihm hingab.

Wie ich seinen Duft doch liebe, genauso wie seine unverschämte Art. „Versprich es mir“, wisperte ich und krallte mich in seinen Rücken fest. Ich erntete daraufhin ein anzügliches grinsen, als er sich zwischen meine Beine schob und mich so zum aufstöhnen brachte. „Gewiss“

Er war sogleich wieder in meinen Armen und begann sich zu bewegend, kreisend und fest, seine Hände noch immer um meine Hüften gelegt. Ich küsste ihn, auffordernd und leidenschaftlich und nippte an seiner Unterlippe. Er bewegte sich daraufhin schneller und stöhnte genüsslich auf, woraufhin ich das Gesicht an Zevrans Hals vergrub und mich von ihm mitreißen ließ. Ein unbeschreibliches Gefühl durchströmte mich, während ich ihn in meinen Armen erschauern fühlte.

Zufrieden schlief ich kurz darauf ein.
 

Es war fast Mittag, als wir aus der Ferne bereits Haven entdeckten. Leliana zeigte begeistert zum Dorf, worauf hin ich mich grinsend neben die Bardin stellte und ihr zuzwinkerte. „Wie wäre es mit einem kleinen Wettlauf? Wer zuerst dort ist, bekommt…“

„Eine sinnliche und hemmungslose-„, sprach Zevran anreizend, woraufhin ich ihm einen Schneeball ins Gesicht warf.

„…ein warmes Essen!“ , beendete ich schmunzelnd den Satz und beobachtete wie Zevran aangewiedert, den Schnee aus seinem Gesicht wischte. Leliana kicherte kurz und ging bereits ins Startposition.

„Los!“, schrie ich begeistert und rannte mit der rothaarigen Bardin, den schneeweißen Hügel hinab. Ich kam nicht umhin dabei laut zu lachen, als ich Leliana überholte. Allerdings fiel ich kurz darauf über eine Wurzel und purzelte bäuchlings herunter.

Alistair stand etwas betölpelt da und beobachtete, wie ich beinahe euphorisch den Berg hinab sauste.

„Beim Erbauer, was hat sie auf einmal?“, fragte der Templer verwirrt und kratzte sich sein Kinn. Zevran neben ihn fing an, anzüglich zu grinsen. „Mein Freund, sie genießt einfach nur das Leben. Mit all seinen Ekstasen und Genüssen, die es zu bieten hat.“

Oghren währenddessen, nahm einen großen Schluck aus seiner Feldflasche und grinste zufrieden. „Calendulein im Bad, macht Felsi ganz zart“, lallte der Zwerg lautstark.

Leliana hatte mich überholt und grinste mich siegessicher an, als ich grinsend zu ihr eilte. Ich war Schneeweiß, während Leliana von der weißen Pracht verschont geblieben war.

Sie war zuerst in Haven angekommen und versuchte kurz zu Atem zu kommen, während ich noch schnaufte. Schnell schüttelte ich mich einmal um den Schnee abzuschütteln, als wir bereits die Stimme von Wynne hörten.

„Ihr seid zurück! Wie schön!“, rief sie freudig und eilte zu uns. An einer Hauswand lehnend, entdeckte ich Morrigan, die uns nur kritisch musterte und kein weiteres Wort sprach. Lord Cousland eilte ebenfalls zu uns und nahm lächelnd seine Schwester in den Arm, die sich zugleich an ihn drückte.

Etwas nachdenklich betrachtete ich die beiden. Für Elissa war es bestimmt schrecklich ihre Familie sterben zu sehen, aber immerhin hat sie noch ihren Bruder, das muss ein großer Trost für sie sein.

Nun entdeckte ich auch Sten, der mich mit undefinierbarem Blick fixierte. Amüsiert winkte ich ihm zu, was er natürlich nicht erwiderte. Diese Spaßbremse!

Doch hinter dem Hünen, entdeckte ich auf einmal eine Frau und drei Kinder. Alle sahen blass und ziemlich eingeschüchtert aus. Verwirrt sah ich zu Wynne, die mich lächelnd ansah. „Diese Leute konnten wir aus dem Keller, eines Hauses retten. Die Frau meint, ihr Mann hätte eine Taverne am Calenhad-See. Sie wurde von den Kultisten entführt und hier festgehalten, damit ihr Mann schweigt und die Ritter von Haven weglockte.“

Kurz musterte ich die Frau, mitsamt ihren Bälgern, und musste dann schmunzeln. Das passt ja! Wir bringen die Frau zu ihrem Göttergatten zurück und Oghren kann derweil…den Bronto schmieren.

Und ich…gönn mir endlich wieder etwas Alkohol! Hab schon wieder viel zu lange, darauf verzichtet.

Ich zeigte den anderen Stolz, den kleinen Lederbeutel, in welchem die Asche von Andraste war. Sofort war Wynne hin und weg, was jedoch von meinem knurrenden Magen unterbrochen wurde.

„Wer hat eigentlich was gekocht? Ich hab Hunger!“, meinte ich drängend, woraufhin Morrigan nur ihre Lippen kräuselte. „Ich habe gekocht…es gibt Menschenfleisch“, sprach sie zynisch.

Sternenklare Nacht

Mit grimmigem Blick, starrte ich in meine Karten. Wir rasteten gerade, nachdem wir einen anstrengenden Marsch hinter uns hatten. Wynne hatte das gesammelte Holz mit ihrer Magie zum brennen gebracht, während Morrigan gerade dabei war, miesgelaunt einen Eintopf zu kochen.

Die Sonne dämmerte bereits und es herrschte in unserem Lager eine fröhliche Stimmung. Ich spielte mit dem Großteil der verrückten Truppe Karten, während die Frau mit ihren Kindern etwas abseits saß und uns jedoch immer wieder verstohlene Blicke zuwarf.

Wir waren nach wie vor, auf den Weg zu dieser Taverne. Einerseits um die Frau mit ihren Bälgern dort abzuliefern, anderseits um Oghren zu seiner zwergischen Freundin zu bringen. Vermutlich werden sich die beiden vor Freude die Schädel einschlagen.

„Gewonnen“, sprach Leliana auf einmal zufrieden und legte ihr Blatt nieder. Skeptisch sah ich auf ihre Karten. Haushoch gewonnen! Egal wie gut mein Blatt war, Lelianas war immer besser. Oder Zevrans. Die beiden gewannen immer abwechselnd und das mit einem unschlagbarem Blatt. Das brachte mich ins grübeln…

„Alistair! Gebt zu, dass ihr betrügt“, grummelte ich genervt und schielte zu meinem Freund, der mich daraufhin verdutzt ansah. „Ich soll betrügen? Ich habe nicht einmal gewonnen!“, verteidigte er sich erschrocken.

Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch und strich mir nachdenklich über mein Kinn, während ich ihn nicht aus den Augen ließ. „Das weiß ich, aber es sind immer die unscheinbaren die mit gezinkten Karten spielen! Bestimmt habt ihr die ein, oder andere Karte Leliana zugesteckt. Um nicht aufzufallen, verliert ihr ständig!“, meinte ich überzeugt, woraufhin Alistair ungläubig nach Luft schnappte.

Leliana kicherte amüsiert, als sie erneut die Karten mischte und diese austeilte. „Wer weiß, vielleicht habe ich einfach nur eine Glücksträhne“

Zevran grinste vielsagend zu Leliana und besah sich seine neuen Karten. Oghren tat es ihm gleich und grunzte nur einmal frustriert auf, was mich vermuten ließ, dass sein Blatt wohl eher miserabel ist. Im Gegensatz zu meinem! Das war der absolute Volltreffer! Ich habe vier Drachen im Blatt, damit war ich unschlagbar.

Ich grinste über beide Ohren und versuchte mein Gesicht hinter den Karten zu verbergen, um nicht zu schnell enttarnt zu werden.

„Ah meine Liebe, dir ist wohl das Glück hold?“, fragte mich Zevran plötzlich amüsiert, was mich skeptisch zu ihm schielen ließ. „Glotzt du etwa in meine Karten?“, fragte ich argwöhnisch.

„Dafür muss ich nicht mal, in deine Karten schauen“, sprach er belustigt und musterte mein Gesicht. Sofort wurden meine Augen zu schlitzen und ich blickte wieder in mein Blatt.

Tz, bin ich etwa so ein offenes Buch? Niemals, ich habe eine undurchdringliche Miene die niemand durchschaut! Ich bin sozusagen die Meisterin des Geheimen, die beobachtende aus dem Schatten, die-

„Gewonnen“, sprach Zev plötzlich und legte sein Blatt nieder. Ein goldener Ritter. Der einzige, in dem ganzen Spiel und ausgerechnet Zevran hat ihn!! Verloren…so eine Scheiße!

Beinahe fauchend knallte ich meine Karten nieder und blickte Alistair unheilverbringend an. Sein Blick wurde fast schon panisch, als ich mich zu dem Templer vorbeugte. „Also gut, ihr sagt jetzt am besten ganz schnell, wo ihr die Karten versteckt. Sonst gibt es heute kein Essen für euch!“

Elissa sah verblüfft auf und blickte dann bestürzt zu Alistair. „Ist das wahr? Ihr betrügt? Das hätte ich nicht gedacht…“, meinte sie unsicher. Ich nickte einmal und war nun nah vor Alistairs Gesicht und blickte in seine verwunderten Augen. „Und ich erst! Aber es sind immer die unauffälligen, die sich am auffälligsten machen!“

„Wo hast du das denn her?“, fragte Zevran und ich konnte ihm deutlich ansehen, wie er sich das Lachen verkniff. Sofort sah ich zu dem Elf und musterte ihn skeptisch.

„Von meiner Mutter und da hatte sie recht!“, meinte ich überzeugt und blickte wieder unverdrossen in Alistairs Gesicht, der daraufhin nur heftig mit den Kopf schüttelte. „Ich betrüge nicht! Bestimmt sind es Leliana und Zevran!“, entgegnete er vehement. „Die beiden haben jedes Spiel gewonnen! Sie MÜSSEN einfach betrügen“

Ich grinste nun selbstzufrieden. „Hah! Nun versucht ihr von euch abzulenken, damit ihr weiter ungestört die Karten zuschieben könnt!“

Morrigan schnaufte plötzlich frustriert auf. „Seid ihr nur so Blind? Natürlich betrügen Zevran und Leliana, beide schieben sich immer wieder die Karten zu, ohne das es einer von euch Umnachteten mitbekommt!“

Kurz dachte ich darüber nach, bis die Bardin in schallendes Gelächter ausbrach und mich so überrascht zu ihr blicken ließ. „Beim Erbauer, euer Gesicht ist unbezahlbar“

Frustriert setze ich mich wieder hin und beobachte Leliana dabei, wie sie sich langsam wieder von ihrem Lachanfall beruhigte.

„Tz, das wusste ich natürlich von Anfang an! Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht…ich wollte lediglich die beiden in Sicherheit wiegen, um dann gnadenlos zurückzuschlagen.“, meinte ich gereizt.

Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass es noch jemanden gegeben haben muss! Die zwei allein, können sich nicht derart gute Karten zugeschoben haben. Nein, dahinter steckte noch jemand! Jemand unauffälliges…

Mein Blick huschte zu Hasso, der mich treu doof und schwanzwedelnd ansah. Vielleicht…

„Essen ist fertig!“, keifte Morrigan lieblich und brachte mich nun dazu, mit meiner Verschwörungstheorie inne zuhalten. Vermutlich interpretiere ich wieder zu viel rein und Zevran und Leliana waren wirklich nur zu zweit.

Als Morrigan den Eintopf in die kleinen Schalen füllte und jedem eine gab, sah ich skeptisch zu meinem Essen, welches mich für heute sättigen sollte. Die Brühe sah aus wie zweimal durchgespült und wieder ausgespuckt. Kein Wunder, dass Flemeth den Geist ihrer Tochter übernehmen will. Anders kann man ihr ja anständiges kochen nicht mehr beibringen!

Die Hexe musterte meinen geringschätzigen Blick kühl, was mich ertappt woanders hinblicken ließ. Manchmal kam es mir so vor, als würde sie meine Gedanken lesen können!

Ich hoffe nur, dass sie eines Tages nicht herausfindet, dass ich ihre Mutter verschont habe und sie nur darauf wartet, Morrigan zu überfallen. Vermutlich würde Morrigan sauer werden und mich in einen Frosch verwandeln. Beim Erbauer, ich hasse Frösche!
 

Als wir fertig gegessen hatten, entschied ich aufzuwaschen. In der Nähe war ein kleiner Bach, der sich wunderbar dafür eignete.

Gerade wollte ich losgehen, als sich mir Elissa anschloss. Zunächst war ich skeptisch…weiß eine Adlige denn, wie man abspült? Wie man den Dreck wegbekommt und den Lappen benutzt? Nicht das sie sich dafür zu fein ist und ich mir dann die ganze Zeit, das Gezeter anhören kann.

Dann kann es passieren, dass ich ihr den Lappen ins Maul stopfe. Ganz Vornehm natürlich.

Jedoch, kaum waren wir am Bach angekommen, wusch Elissa vorbildlich das Geschirr. Tz, vermutlich hat sie es dauernd bei den Elfendienern gesehen.

Grimmig machte ich mich daran, einen festsitzenden Fettfleck zu lösen. Anscheinend hat Oghren wieder irgendeine seltsame Substanz-

„Kallian?“, fragte Elissa leise, was mich etwas perplex aufblicken ließ.

„Was ist?“, sprach ich und rieb fest über den Fleck, der sich einfach nicht lösen wollte. Na warte…

„Ich wollte mich bedanken…für alles“

Irritiert sah ich sie an und bemerkte ihren schuldbewussten Blick, der meinem auswich. „Ich habe erst nicht an Euch geklaubt. Ich hielt euch für eine kleine Elfe, die einfach nur geschickt mit dem Dolch umgehen konnte.“

Fast hätte ich empört nach Luft geschnappt, jedoch konnte ich mich geradeso zügeln. Wenn sie schon reinen Tisch macht, will ich sie nicht durch Geräusche meinerseits unterbrechen.

Die Blonde schrubbte weiterhin eine Schale und biss sich dann verunsichert auf die Lippen. „Als ihr in Schloss Redcliffe diesen Magier getötet hab, war ich entsetzt. Er hatte sich entschuldigt, wollte es wieder gut machen und dem Arl helfen. Doch ihr habt ihn einfach getötet, ohne Skrupel.“

Nachdenklich kratze ich mir an meinem Kinn und versuchte mich zurückzuerinnern. Ach ja, diesen Waschlappen hatte ich fast vergessen. Selbst schuld, wenn man Blutmagie benutzt.

Elissa nahm einfach die nächste Schale und säuberte diese, während sie weitersprach. „Dann wolltet ihr sogar Connor töten. Connor! Hättet ihr das getan…dann…“

Aufmerksam sah ich in ihr Gesicht, welches angespannt in das Wasser blickte. Sie schien mit sich zu ringen, weiter zu sprechen.

„Was? Hättet ihr mich dann getötet?“, meinte ich skeptisch und besah mir grimmig den Fettfleck. Nach wie vor, nicht lösbar!

Ertappt zuckte sie zusammen, während ich ein kleines Fälschen aus meiner Tasche zückte. Aufmerksam besah ich mir die grüne Flüssigkeit und grinste nun siegesssicher.

„Ja…das hätte ich.“, gestand Elissa zögerlich, was mich wiederrum leicht nicken ließ. „Ja, das dachte ich mir schon. Immerhin wäre dann, ein Adelsbalg gestorben…irgendjemand muss ja dafür sterben.“

Diesmal blickte mich die junge Cousland direkt an und schüttelte ihren Kopf. „Darum geht es nicht!“ Gerade wollte sie weiter sprechen, hielt dann aber kurz inne. „nun ja…vielleicht doch…aber nur zum Teil!“

Ein Grinsen huschte über mein Gesicht und ich erwiderte ihren Blick. „Ein Glück, dass ich mich anders entschieden hab“

Nachdenklich zog sie ihre Augenbrauen zusammen und blickte in meine grünen Augen. „Warum eigentlich? Ich habe eure Ablehnung gegen Adlige, schon recht schnell bemerkt. Ich glaube nicht, dass ihr ein schlechtes Gewissen gehabt hättet, wenn ihr Connor getötet hättet, oder?“

„Nein“, sprach ich gelassen und träufelte ein paar Tropfen in die Schale, in welche sich dieser verdammte Fettfleck aufhielt. Jetzt ist er dran!

„Warum habt ihr euch nun um entschieden?“

Nachdenklich blickte ich in die Schale und bemerkte, wie sich die zähflüssige Flüssigkeit langsam durch die Schale fraß. Anscheinend doch Säure. Ups!

Hastig warf ich es beiseite und seufzte einmal frustriert auf. „Weil ich meine eigene Mutter vor Augen hatte“, sprach ich.

Elissa sah mich verwirrt an, und ehe ich mich darauf einlasse mir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen zu lassen, sprech ich am besten gleich Klartext. „Sie wurde von Menschen getötet, als sie mich und meine jüngeren Cousins beschützen wollte. Irgendwie…erinnerte mich Connor, an diesen Moment. Also ließ ich von ihm ab“

Bestürzt sah sie mich an. „Das tut mir leid! Ich wusste nicht…“

„Das ist schon zehn Jahre her, ich habe damit abgeschlossen. Es war nicht meine Schuld, wir waren nur durstig.“

„Deswegen…ich verstehe…“

Neugierig sah ich zu ihr und legte den Kopf leicht schief. „Was versteht ihr?“

„Warum ihr so eine Ablehnung gegen Menschen habt…besonders Adlige. Euer Verlobter…das war bestimmt schrecklich.“

„Das er sein Leben so wegwarf, ist schrecklich“, meinte ich grimmig und erhob mich wieder. Ich blickte in die Ferne und rieb mir kurz die Hände, welche schmerzten.

Verdammter Winter.

„Ich kenne…kannte Vaughn Urien. Auf großen Festen hielt er sich immer sehr höflich zurück, dennoch war sogar außerhalb von Denerim bekannt, das er seine elfischen Bediensteten nicht sonderlich gut behandelte. Aber sowas…damit hätte ich nicht gerechnet.“

„Manchmal fanden wir Leichen von Elfenfrauen im Wasser, unten an den Docks. Verprügelt, Misshandelt…und das, ist noch das harmloseste. Ich wusste, es wird böse enden wenn der auftaucht.“

Elissa nickte knapp und stapelte nun das Geschirr. „Das ist…abscheulich. Damals als wir bei euch im Gesindeviertel waren…ich war geschockt. So habe ich es mir nie vorgestellt.“

Oh ja, geliebte Heimat. Versüfftes Loch ist es, mehr nicht! Mit feigen Ratten, die darin leben. Bis auf vier ausnahmen…Vater, Sorris, Shianni und Alarith.

Ich vermisse sie schon wieder…

Das Geschirr klirrte laut, als Elissa es stapelte und gerade tragen wollte. „Aber ich wollte mich entschuldigen. Ich wusste nie warum ihr so handelt, wie ihr es tut. Doch es liegt in euer Vergangenheit…und…es war eine gute Entscheidung, das ihr unsere Anführerin seid“

Etwas überrascht sah ich in ihr Gesicht, in der ich plötzlich wahrhafte Dankbarkeit erblickte. „Dank euch, habe ich meinen Bruder wieder gefunden. Der letzte Rest Familie…den ich noch habe“

Stimmt, dieser Adelsmann…Fergus. Beim Erbauer, ich umgebe mich freiwillig mit Adligen!

Schnell nahm ich Elissa etwas Geschirr ab und musterte sie kurz. „Es war Zufall, aber ich weiß was Familie bedeutet. Sie sind ein wichtiger Teil von uns, ein Teil den wir nie von uns lösen können und der fest in uns verankert ist.“

Kurz hielt ich inne und überlegte. „Keine Sorge, wir werden uns auch diesen…Hau schnappen?“, fragte ich kurz grübelnd. Wie hieß der doch gleich??

„Howe“, wisperte Elissa leise und starrte zu Boden. Sie schien wie erstarrt, selbst ihr Gesicht wurde plötzlich zu einer Maske des Schreckens.

Dieser Bastard hat ihre Familie einfach abgeschlachtet. Vermutlich nur, um noch mehr Macht zu bekommen, aufzusteigen in diesem dämlichen Adelsgesellschafft. Wenn ich meinen Vater so gesehen hätte…vermutlich wäre ich zusammen gebrochen.

Vater…

Betrübt sah ich zu Boden und biss mir kurz auf die Lippen. Meine Gedanken kreisten um meinen Vater. Eigentlich wäre es schön, wenn ich ihn wiedersehen könnte. Es gibt so viel zu erzählen…und wer weiß wie lange wir noch erzählen können. Er ist alt…

Elissa schluchzte kurz auf, wischte aber schnell ihre Tränen weg. „I-ich…werde meine Familie rächen. Ich werde Vater rächen! Mutter rächen! Oriana und Oren! Howe wird dafür bezahlen, was er uns allen angetan hat!“, sprach Elissa entschlossener und ein Feuer entfachte sich plötzlich in ihren Augen.

Rachelust.

Verständlich, mir würde es nicht anders gehen. Und am besten…diesen Bastard noch leiden lassen! Dasselbe tun, was er auch mit der Familie getan hat. Ein schöner schmerzvoller und langsam quälender Tod…

„Dafür wird er auch bezahlen“, versicherte ich ihr sofort und nickte der jungen Adligen zu. Elissa blickte mich lange an und ich erwiderte ruhig ihren Blick.

„Ich nehme euch beim Wort…Anführerin“, wisperte sie leise, während meine Augen kurz zu schlitzen wurden.

„Ich halte meine Versprechen“
 

Ich blickte zu dem großen, weißen Vollmond und lauschte den Klängen der Nacht. Soweit es eben möglich war. Der Zwerg furzte und rülpste, bis selbst das Unkraut um ihn herum einging.

Der Köter tat sein übriges, durch sein Dauergebell. Nachdenklich musterte ich das Fell dieses Mabari und überlegte, ob man es nicht irgendwie gut verarbeiteten könnte.

Mabarifell ist bestimmt teuer…vielleicht wird es sogar ein neuer Trend in Antiva, oder Orlais?

Ein amüsiertes grinsen, huschte über mein Gesicht. Orlais würde dieses Fell tatsächlich auch nur tragen, um Ferelden zu demütigen. Was für ein leidenschaftlicher Hass, zwischen diesen beiden Nationen doch besteht.

Mein Blick ging zu Leliana, die gerade ihre Laute stimmte und leise dazu sang. Ihre Stimme glich der, einer Nachtigall. Wohltönend und dennoch laut. Selbst wenn sie nur leise sang.

Kurz musterte die Bardin mich, stimmte dann jedoch unbeirrt ihre Laute weiter. Es war nicht zu wiederlegen, dass sie etwas verbarg. Das war so sicher, wie Zwerge stinken.

Besonders Oghren…

Besagter Zwerg kippte plötzlich um und blieb nun lallend liegen.

Zufrieden setzte ich mich ans Feuer und grinste amüsiert. Es wurde auch Zeit, dass das Schlafmittel wirkt. Ewig hätte ich diese obszönen Geräusche, dieses versoffenen Zwerges, nicht mehr ertragen können.

Selbst meine Klinge lechzte schon nach Blut. Sogar Zwergenblut…wie gut, dass ich auch andere Mittelchen kenne, um Probleme auszuschalten.

Besonders solche Nerv tötenden. Aber ich will mich hier ja nicht gleich unbeliebt machen. Vermutlich wäre Kallian auch wütend.

Eigentlich auch nicht weiter tragisch. Der Sex danach, wäre bestimmt…berauschend. Wenn sie wütend ist, kann sie bestimmt aus sich herauskommen und ihre Emotionen freiem Lauf lassen.

Abwägend besah ich mir meinen Dolch und überlegte, die Kehle des Bartträgers zu öffnen. Ein allzu großer Verlust wird es gewiss nicht werden…wenn doch, besorgen wir uns irgendwo anders einen Zwerg. Die sind ja überall.

Plötzlich fühlte ich mich beobachtet. Blitzschnell erkannte ich das Augenpaar, welches auf mir ruhte. Genau mir gegenüber…Alistair.

Sein Blick war äußerst misstrauisch, wenn nicht sogar feindlich. Oh, dieser tölpelhafter Templer…

Ich grinste ihn breit an, was ihn sofort dazu brachte, sich anzuspannen. Wütend zog er seine Stirn in Falten, atmete jedoch ruhig aus und schloss kurz die Augen.

Oho, da bahnte sich etwas an. Das könnte durchaus amüsant werden, Kallian ist ja leider gerade nicht da, um mich zu belustigen.

„Was beschäftigt euch, mein Lieber?“, fragte ich süffisant und fixierte ihn. Sofort öffnete Alistair grimmig die Augen und ballte die Hände nun zu Fäusten.

Will er vielleicht einen kleinen Tanz mit mir wagen? Ich reiße ihm die Rüstung herab, so schnell wird er gar nicht schauen können…

Er atmete noch einmal tief ein, fing dann aber an mit fester Stimme an zu sprechen.

„Ich habe eine Frage an dich. Was sind deine Absichten, mit Kallian?“

Wissend zog ich meine Augenbrauen nach oben, und grinste Alistair spöttisch an. Das also wieder…

„Was denn, Alistair? Bereut ihr, das ihr nicht eher-?“

Doch der Templer schlug einmal hart auf den Boden und unterbrach mich barsch. „Weich nicht der Frage aus! Ich meine es ernst.“

Warum immer gleich so aggressiv? Vermutlich gehört er doch zu denen, die es härter mögen. Interessant…

„Oh, erkenne ich da etwa brüderliche Sorge? Oder ist es etwas anderes? Vielleicht bist du ja besorgt um mich…ist es das?“, fragte ich neugierig und unwissend.

Mal sehen, wann bei Alistair die Emotionen übersprudeln. Es war durchaus unterhaltend…solange ich seinen Gefühlsausbruch nicht abbekomme, versteht sich.

Alistair knirschte mit unterdrückter Wut, mit den Zähnen. Er war kurz davor, auf mich loszugehen. Und…ich freue mich jetzt schon darauf.

„Ich frage mich nur, was deine Absichten sind. Du hast versucht und alle zu töten, schon vergessen?“, fragte der blonde Mann angespannt.

Dann weihe ich wohl Alistair besser nicht in meine Pläne, bezüglich Oghren ein. Könnte ihm wohl übel aufstoßen. Aber ich sollte ihn wohl beschwichtigen, das gefällt ihm bestimmt.

„Und nun verdanke ich ihr eine Blutschuld, als sie mein Leben verschonte. Es hat uns…näher zusammen gebracht.“

Der Templer blickte mich perplex an, doch schnell wurde seine Mine wieder finster. „Ist das ein Grinsen? Du grinst mich an?“, fragte er lauernd.

Beschwichtigend hob ich schnell die Hände und blickte ihn unschuldig an. „Ich versichere, Ser, das ich nicht grinse. Kein grinsen, nein“, sprach ich erschüttert und grinste innerlich.

Zunächst wirkte er noch sehr misstrauisch und musterte mich abschätzend. „Nun ja, …nur pass auf. Ich werde ein Auge auf dich haben!“

Ich kam nicht umhin, Alistair anzüglich anzublicken und mir kurz über die Lippen zu lecken. „Ich kann kann’s kaum abwarten, mein…Freund“, betonte ich lasziv und blickte ihm tief in die Augen.

Sofort lief Alistair rot an und wich geschockt zurück. „Seid ihr von Sinnen?! So habe ich das nicht gemeint!“, fuhr er mich beinahe verstört, was mich dunkel auflachen ließ.

Dieser kleine Templer ist so unwissend und verklemmt…und das wiederrum gefällt mir. Etwas mit ihm spielen, ihm etwas Neues zeigen…und ich führe.

Irgendwie und irgendwann werde Alistair noch in mein Zelt locken…und dann werde ich ihm ordentlich-

„Ärgerst du ihn schon wieder, Zev?“, hörte ich Kallian plötzlich vergnügt fragen.

Ich drehte meinen Kopf leicht und erblickte sie hinter mir, während sie amüsiert zu Alistair blickte. Dieser jedoch, wich verunsichert ihren Blick schnell aus und stand auf. „Ich gehe…nun zu Bett…also...gute Nacht!“, meinte er hastig und verschwand im selben Moment im Zelt.

Belustigt sah ich ihm nach, bis sich Kallian schließlich neben mich setzte. Die anderen waren alle bereits in ihrem Zelt verschwunden.

Natürlich hatte ich mich aufgeopfert um die Nachtwache zu übernehmen. Ich will ja einen guten Eindruck hinterlassen…auch wenn ich, anders Eindrücke hinterlassen könnte. Wenn sich jeder, dazu bereit erklärt.

„Oghren?“, fragte Kallian neben mir und sah skeptisch zu dem lallenden und schlafenden Zwerg, welcher stinkend auf dem Boden lag. Er reagierte nicht.

Grummelnd warf sie eine der Schalen, die sie aufgewaschen hatte, auf den Schädel des Säufers. Alles was folgte, war ein Grunzen.

Das Schlafmittel wirkte gut, aber das ist ja auch kein Wunder. Immerhin ist es von mir. Dem Meister, des Giftmischens. Eventuell könnte ich ja neue Mixturen an dem Zwerg testen. Merkt er eh erst, wenn es zu spät ist.

„Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob es eine gute Idee war, ihn mitzunehmen. Unsere Alkoholvorräte, sinken rapide.“, murrte die Rothaarige neben mir und hielt ihre zitternden Hände ans Feuer. Zufrieden seufzte sie kurz darauf auf, als sie sich anscheinend wärmte.

Ein dunkles lächeln entstand auf meinen Lippen und ich schielte zu ihr. „In der Tat. Aber meine Liebe…ich hab Euch auch schon, die ein oder andere Flasche leermachend gesehen.“

Ertappt zuckte sie zusammen, blickte aber stur ins Feuer. „Schwachsinn! Ich trinke überaus selten Alkohol. Das Zeug ist mir einfach zuwider. Nur Oghren ist so ein Schluckspecht!“

Nun musste ich breit grinsen und dachte an ihr letztes Saufgelager zurück. Ihre Wangen waren so rot wie ihre Haare und aus ihrem Mund kam nichts weiter, außer sinnlosem Gebrabbel.

Überaus unterhaltsam…vielleicht sollten wir das nachholen und ich kann sie währenddessen überreden, mit Leliana und mir etwas Spaß zu haben. Zustimmen wird sie sowieso bei allem, in diesem Moment.

Skeptisch schielte Kallian zu mir und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Du denkst schon wieder an irgendetwas perverses, oder?“

Amüsiert sah ich zu ihr und hob meine Augenbrauen unwissend. „Ich? Warum sollte ich? Ich dachte lediglich daran, wie viele Wonnen uns doch dieses Genussmittel beschert.“

Ich rutschte näher an sie heran und beugte mich leicht zu ihr vor. „Genüsse, die einen zum Schreien bringen, nicht wahr? Und das Blut richtig in Wallung bringt, dass einem die Sinne entgleiten…“, hauchte ich verführerisch in ihr Ohr und legte meine Hand auf ihr Bein.

Sofort bemerkte ich, wie sich ihre Wangen rötlich färbten und sie stur ins Feuer starrte. Oho, wie mir das immer wieder gefällt, wenn sie absolut hilflos wird.

Mir dann sozusagen ausgeliefert ist, wie eine Beute, die sich zu verstecken versucht.

Aber niemand entkommt Zevran…niemand.

Ich strich mit meiner Hand ihr Bein entlang, immer weiter nach oben, was sie mit einem empörten Luft schnappen kommentierte.

Nebenbei biss ich neckisch in ihre Ohrenspitze und spürte wie sie neben mir erschauerte. Meine Hand währenddessen, versuchte die Mieder an ihrer Lederrüstung zu öffnen umso für mehr Spaß zu sorgen…speziell für mich.

Ein ersticktes keuchen wich über ihre Lippen, als sie mich prüfend ansah. Das Grün in ihren Augen, schien zu lodern wie das Feuer selbst. Packt sie nun die Leidenschaft…?

„Zev…ich...bin müde“, presste sie mühsam hervor und legte ihre Hand auf meine. Innerlich frustriert aufseufzend, musterte ich sie.

„Bist du etwas so erschöpft, von unserer letzten Nacht?“, fragte ich sie begeistert. Anders kann es ja nicht sein!

Kallian seufzte einmal und nickte schließlich. „Liegt wohl eher an den Fußmarsch durch den Schnee…“, meinte sie grüblerisch. Sofort sah ich sie verdutzt an. Nicht von mir…?

Ein böses grinsen, stahl sich auf einmal auf dem Gesicht des Elfenmädchens, bis sie schließlich in Gelächter ausbrach.

Beinahe frustriert musterte ich sie dabei. Diese Elfe…bringt ich noch um den Verstand. Und das gewiss nicht aus Ekstase! Nun…vielleicht ein bisschen.

„Okay,okay. Beides! Klingt das besser?“, fragte sie mich versöhnlich, doch ich schnaubte nur einmal entrüstet auf. „Minimal…aber ich erwarte eine Entschädigung“

Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch „Ah ja? Und wie soll die aussehen?“ Ich grinste sie nun vielsagend an, was sie beinahe zurück schrecken ließ.

„Es wäre schön…wenn wir…“, hauchte ich sacht in ihr Ohr und zog sie dichter an mich heran. „Uns etwas…Persönliches…Vergnügen zu uns lassen. Es gibt mehr, als nur zwei…“

Verwirrt blickte sie mich mit großen Augen an. „Soll das, ein Rätsel sein?? Es gibt mehr als zwei? Mehr als zwei Zelte, oder wie??“

Seufzend massierte ich meine Schläfe und blickte kurz frustriert zu Boden. „Du bist ziemlich anstrengend…“

Zufrieden grinste sie erneut, während sie sich an mich schmiegte und ihre Hand mit meiner umschloss. „Ich kann nichts dafür, wenn du solche kryptischen Dinge erzählst. Ich hasse Rätsel“

Kurz schielte ich zu ihr, schwieg jedoch. Manchmal fragte ich mich ernsthaft, wie sie mit ihrer Unwissenheit solange draußen überlebt hatte. Gut, sie war geschickt mit ihren Dolchen und konnte so wohl praktisch, jeden Gegner töten…

Doch von Sex, hatte sie weniger Ahnung, als eine Zwergenfrau mit Bart. Da kommt einiges auf mich zu….tz.

Kallian starrte nachdenklich ins Feuer und biss sich kurz auf die Lippen. Anscheinend war ihr reizender Dickschädel, seltsamerweise mal am Denken. Unfassbar…

„Ich vermiss meine Familie“, murmelte die Rothaarige plötzlich und seufzte schwer auf. Ihre anfängliche Fröhlichkeit, war verschwunden und wich nun der Sehnsucht.

Ruhig sah ich zu ihr. Dieses erste Treffen auf ihre Familie, war ja nicht unbedingt von großem Erfolg gekrönt. Ihr Alter lag im sterben, ihre aufmüpfige Base keifte uns an….huh, vielleicht sollte ich sie auch einmal-

„Egal was ich sage, irgendetwas geht in deinem Kopf vor sich. Und das ist bestimmt nichts Gutes“, murmelte Kallian plötzlich angesäuert und sah mich argwöhnisch an.

Ich grinste nur anzüglich und blickte in den dunklen Nachthimmel. „Meine liebe, meine Gedanken sind bereits mit Wonnen gefüllt, die ihr euch nicht mal im Entferntesten ausmalen könnt. Bedauerlich, wirklich…“, sprach ich gespielt theatralisch.

Kallian rollte nur einmal genervt mit den Augen und blickte dann wieder ins Feuer. Sie strich fahrig durch ihr Haar und schloss erschöpft die Augen.

Im Schein des Feuers, konnte ich tatsächlich ihre Müdigkeit erkennen. Eigentlich kaum verwunderlich, wenn ich daran erkenne wie lange sie bereits unterwegs ist.

Und dabei einige der dunklen Brut getötet hat…die legendären Grauen Wächter, in der Tat.

Ich legte meinen Arm um sie und zog sie eng an mich heran, während ich mein Gesicht in ihrem Haar vergrub. „Du wirst sie gewiss bald wiedersehen“

Etwas überrascht zuckte sie zusammen und blickte zu mir hoch. „Glaubst du, Zev?“, fragte sie leise.

Ich musste kurz grinsen und strich durch ihr flammendes Haar. „Gewiss…Denerim ist die Hauptstadt, nicht? Dort werden wir früher, oder später wieder landen. Der Anfang, vom Ende sozusagen.“

Kurz hörte ich sie kichern. „Oh, du glaubst also daran, dass wir es bis zum Ende schaffen, ohne vorher…aufgefressen, aufgespießt, verbrannt, zerschlagen, oder getötet werden?“

„Ich glaube, dass du uns bis zum Ende führen wirst. Das wir das Ende gemeinsam bestreiten und die Verderbnis beenden werden. Zusammen…“

Es herrschte schweigen. Ruhig besah ich mir die Sterne am Himmel, die wie kleine Diamanten leuchteten und eigentlich nur darauf warteten, vom Himmel geholt zu werden.

Sogar ein Nordlicht konnte ich in der Ferne erkennen, es tanzte wild in vielen Farben um den trügerischen Berg, von welcher wir uns die Asche geholt hatten. Diese Prüfungen…

„Danke.“, hauchte Kallian plötzlich und schmiegte sich eng an mich. Ihren Kopf bettete sie auf meinen Oberkörper und seufzte zufrieden auf, als sie tief einatmete.

Ohne den Blick vom Himmel abzuwenden, strich ich leicht über ihren Nacken und brachte sie erneut zum aufseufzen.

Dass sie es einen immer so schwer macht, sich zu zügeln…

Kurz darauf, hörte ich wie sie ruhig und gleichmäßig atmete. Eingeschlafen, die glorreiche Anführerin. Schmunzelnd sah ich auf sie hinab.

Ich hauchte einen Kuss auf die Stirn, blickte dann wieder in den Wald um nach Feinenden Ausschau zu halten.

„Schlaf, Amore“

Weißer Wolf

„Ah, das muss der Calendula-See sein!“, rief Oghren begeistert, als wir tatsächlich unweit von uns den See entdeckten. Immer noch glitzerte er makellos, als die Strahlen des Mondes auf seine Oberfläche fielen.

„Calenhad-See“, korrigierte ich ihn seufzend, doch der Zwerg ignorierte meine Lehrversuche als dieser erneut seine Trinkflasche ansetzte und nur abwinkte.

Argwöhnisch besah ich mir erneut den Zwerg, der gleich darauf die Feldflasche einsteckte und voller Tatendrang losmarschierte. „Los Wächter, dort hinten ist die Taverne! Ich sehe sie ganz genau!“

Erstaunlich wie flink er doch mit den kurzen Beinen sein konnte, wenn er wollte…

Leliana hinter mir gluckste kurz und besah sich lächelnd den See. „Es ist ein wunderschöner Anblick nicht wahr? Erstaunlich wie lange es her ist, seit wir hier zuletzt waren…“

Mein Blick fiel auf den gigantischen Turm in der Mitte des Sees. Der Turm sah genauso düster aus, wie er auch von innen tatsächlich war. Ein Grab für viele die dort sterben mussten, weil ein verrückter Magier meinte gegen die Templer zu rebellieren. Ein blutiges Ende für viele.

Und Neria starb, weil ich nicht aufgepasst habe…

„Lasst uns gehen“, sprach ich zerknirscht und wand mich schnell vom Turm ab, um nicht wieder ihren zerschmetterten Körper vor Augen zu haben. Schließlich hatte ich es bis jetzt gut verdrängt gehabt…zumindest redete ich es mir ein.

Ich folgte Oghren, der bereits die Tür zur Taverne öffnete und sich aufgeregt umsah. Meine Gefährten folgten kurz darauf, ebenso die Frau mit ihren Kindern. Seit wir sie aus Haven mitgebracht hatten, waren sie ziemlich still. Doch als die Kinder ihren Vater erblickten, gab es kein Halten mehr. Der Schankwirt eilte sofort zu seiner Familie und drückte sie, weinend vor Freude, an sich.

Ein Kloß bildete sich in meinem Magen, als ich mir das Szenario ansah und ich wusste nicht so recht warum dies so war.

Doch kurz darauf wurde es mir klar, als der Wirt zu Leliana eilte und sich Überglücklich bei ihr bedankte. Anscheinend hatte er sie wiedererkannt, als wir vor Monaten hier zum ersten Mal waren und ihn von irren Kultisten gerettet hatten.

Aber nun hatte er wieder seine Familie und war glücklich. Regelrecht Erleichert.

Wie beneidenswert…meine Familie wird nie wieder vollständig sein.

„Da ist sie!“, rief Oghren plötzlich aufgewühlt und sah zu einer Zwergin, die gerade mürrisch den Boden schrubbte. Sie schien nicht gerade in bester Laune zu sein.

Konnte ich jedoch nachvollziehen, in einer Taverne zu arbeiten würde mir auch keine Freude bereiten, außer ich darf mir hin und wieder ein Gläschen Wein gönnen.

„Ich rede erst mal mit ihr“, wies ich den Zwerg an, der mich kritisch beäugte. „Was? Warum??“

Ohne ihn jedoch eine Antwort zu geben, eilte ich zu der Zwergin namens Felsi und musterte sie. Sie hatte Nussbraunes Haar und interessierte grüne Augen, die sofort auf mich gerichtet waren, als ich vor ihr stand.

So sieht also die Frau aus, die es tatsächlich mit Oghren ausgehalten hat. Wenn auch nur kurz. Zumindest sieht sie vernünftig aus.

„Was kann ich für Euch tun? Und sagt nicht Met. Der ist uns vor einer Woche ausgegangen. Und sagt auch nicht Rum, der ist uns gestern ausgegangen. Und sagt bloß nicht Brandy“, polterte sie heraus.

Ein grinsen huschte über mein Gesicht, als sie ihren Lappen fallen ließ und ihren nassen Hände an ihrem Kleid abwischte. Anscheinend war sie ziemlich lustig.

„Wann ist Euch denn der Brandy ausgegangen?“

Amüsiert sah sie zu mir auf und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Oh, er ist uns gar nicht ausgegangen. Er ist einfach nur schrecklich. Wir haben ihn von einem finsteren Händler aus Orlais, und ich glaube, es könnte sogar Terpentin sein“

Ehe ich etwas darauf antworten konnte, kam bereits Oghren und lieferte seinen geistreichen Beitrag. „Bist du sicher, dass du keine Metzgerin bist? Du hast nämlich zwei verdammt appetitliche Schenkel.“

Sofort verfinsterte sich Felsis Blick und ich begrub sofort meine Idee, sie schonend auf Oghren vorzubereiten. Nun kam es knallhart.

„Nun sieh an, was die Nug hier angespült hat. Ich hätte es wissen müssen, das hier nur einer so fürchterlich stinken kann“

Ich schielte zu Oghren, der jedoch unbeeindruckt wirkte. „Was willst du hier?“, fragte sie miesgelaunt.

„Nur etwas ausruhen, der Kampf gegen die dunkle Brut ist eine ziemliche scheiß Arbeit, musst du wissen. „

Felsi hob skeptisch eine Augenbraue hoch. „Du kämpfst gegen die dunkle Brut?“

Anscheinend wollte Oghren ihr imponieren, allerdings wirkte er bis jetzt noch nicht sonderlich überzeugend. Vielleicht sollte ich nachhelfen…damit er sich nicht vollkommen blamiert. Und ich mich auch nicht.

„Der Mann, der vor dir steht, hat fast im Alleingang eine ganze Armee Golems ausgeschaltet!“, versicherte ich ihr, was sie jedoch nur stutzen ließ. „Du kämpfst gegen die Dunkle Brut?“, fragte sie spitz.

„Das war natürlich nicht ganz leicht. Aber das war ein persönlicher Gefallen, für den König von Orzammar“, bestätigte Oghren zufrieden. „Dir steht die ganze Oberfläche offen, und du kommst ausgerechnet in meine Taverne?“, fragte Felsi skeptisch, anscheinend unbeeindruckt von seiner großen Tat.

Oghren stand etwas überfordert da, offenbar war seine Schlagfertigkeit davon gespült, genau wie sein täglicher Alkoholkonsum.

Ich stieß ihm leicht in die Seite und flüsterte ihm schnell etwas zu. „Sagt ihr, es sei Schicksal“ Bestimmt gefällt es ihr. Das klingt sooo romantisch. Wenn denn Zwerge sowas mögen.

Kurz blickte ich mich in der Taverne um, wo ich unter den wenigen Gästen, meine Gefährten entdeckte. Diese haben sich bereits an einen großen Tisch niedergelassen und bekamen haufenweise Getränke vom Wirt spendiert.

Ich sah zu Zevran, der mich amüsiert ansah und genüsslich an seinem Bier nippte. Kurz zwinkerte er mir zu, dann hörte ich Oghren wieder aufgeregt mit Felsi sprechen. „Was? Eh…das ist Schicksal, Felsi. Was soll ich sagen“

„Schicksal? Dann haben die Ahnen einen seltsamen Sinn für Humor!“, brummte die Zwergin und Oghren stimmte sofort zu. „Natürlich haben sie den. Hast du mal Lady Helmis Gesicht gesehen? Wenn das kein Witz der Ahnen ist, dann weiß ich auch nicht“

Felsis Mundwickle zuckten kurz, als sie Oghren ansah. „Nun…dann muss Lady Helmi ja ein Paragon der Schönheit sein“

Wieder stammelte der Zwerg und ich seufzte innerlich. Wie hat er es eigentlich geschafft, mit Felsi in die Kiste zu springen? So gewiss nicht. Höchstens mit einer besoffenen Nug mit Geschmacksverwirrung.

„Sagt ihr, ihr musstet ständig an sie denken“ wies ich ihn flüsternd an. Trotzdem musste ich stutzen, schließlich gebe ich hier Tipps zum anbändeln, obwohl ich selbst verklemmt bin. Manchmal…es bessert sich schon langsam.

„Ich musste ständig an dich denken, Felsi“, versicherte der Zwerg felsenfest, doch Felsi lächelte nur spöttisch. „Was willst du Oghren?“, fragte sie. „Nur malvorbeischauen und gucken wie es dir so geht. Und vielleicht mal wieder etwas den Bronto schmieren, wenn du verstehst was ich meine?“, lachte Oghren dreckig, während ich kurz darauf war mir die Hand ins Gesicht zu schlagen…oder eher in die des verdammten Zwerges!

Felsi verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn kritisch. „Schön, jetzt hast du mich gesehen. Und wegen des Brontos, musst du wohl zurück nach Orzammar“

Seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ohne Zweifel, sie ist eine verdammt harte Nuss. Und Oghren eine weiche Birne, wenn ich mir sein dämliches lachen anschaue. Aber irgendwie, macht es ja auch seinen Charme aus. Er ist nun mal Oghren.

„Nun gebt doch zu, das Oghren viel lustiger ist, als die meisten anderen Männer hier“, versuchte ich sie zu überzeugen, doch sie blickte mich kopfschüttelnd an.

„Wenn Ihr mit lustig meint, das er eher ins Feuer furzt, dann habt ihr recht!“, giftete sie den Zwerg erneut an, doch er schien wie immer unbeeindruckt.

„Also gut Felsi, ich will ein Bier. Bring’s mir zu dem Tisch, wo die anderen komischen Gestalten sitzen“, sprach Oghren und watschelte zufrieden zu dem Tisch, wo der Rest der Gruppe saß.

Anscheinend war er höchst zufrieden mit sich, was ich jedoch nicht verstehen konnte. Das war…komplett danebengegangen! Ein Liebesaustausch durch Worte, klingt anders.

„Och, du lässt mich jetzt einfach allein? Ich werde dir Brandy bringen, du stinkender Nug!“, und damit rauschte Felsi auch schon zur Theke, während ich betölpelt dastand.

Moment! Hat es etwa…doch geklappt? Fragend legte ich Kopf schief und beobachte die Zwergin dabei, wie sie eifrig ein Bierkrug nach dem anderen füllte und diese bereits auf das Tablett stellte. Anscheinend schon…zumindest schaut sie immer wieder aufmerksam zu Oghren, der ihre Aufmerksamkeit durchaus genoss.

Kopfschüttelnd ging ich zurück zu den anderen, die sich bereits ihre Getränke munden ließen. Vielleicht hat mich Oghren ja gar nicht gebraucht und er hatte alles bestens unter Kontrolle?

Tz…gewiss nicht! Er wäre untergegangen ohne mich! Schließlich bin ich Expertin.

Grummelnd setzte ich mich neben Alistair, der feixend zu mir guckte, während ich mir gleich das erste Bier die Kehle runterspülte. Schmeckt besser, als dieses lausige Zwergenbier aus Orzammar! Aber vermutlich schmeckt alles besser, als dieses…Bier.

„Oghren strahlt über beide Ohren, gut gemacht“, lobte er mich und blickte kurz zu besagtem Zwerg, der sich ausgiebig mit Felsi unterhielt. Allerdings nannte sie ihn einen nichtsnutzigen Nug, was mich nach wie vor an meinem Erfolg zweifeln ließ.

„Zwerge sind alle komisch. Für mich ist das kein Erfolg – eher ein Desaster.“ , murmelte ich seufzend und bestellte mir das nächste Bier.

Dennoch wagte ich noch einen Blick zu den beiden, die oh Wunder, doch ziemlich glücklich aussahen. Trotz lieblicher Schimpfwörter. Vielleicht sollte ich ja was von Oghren lernen, schließlich lernt man nie aus. So ein paar böse Wörter…heizen bestimmt etliches auf…

Nachdenklich nippte ich an meinen Bier, während meine Gefährten alle in lebhafte Gespräche versanken und augenscheinlich die Ruhe genossen. Keine dunkle Brut, kein nahender Weltuntergang oder irgendwelche schlimmen Verletzungen. Nur friedliches zusammen sein.

Gefällt mir ebenfalls, also lehne ich mich zufrieden zurück und genoss unser Zusammensein, welches vermutlich in Zukunft immer seltener sein wird. Zumindest friedliches zusammen sein.

Ach, beim Erbauer…warum muss nur ausgerechnet jetzt, die dunkle Brut kommen?! Hätte sie nicht kommen können, wenn ich längst die Radieschen von unten sehe?

Anderseits…ich blickte nochmals in die Runde. Niemanden von ihnen, hätte ich dann jemals kennengelernt. Keinen einzigen, denn ich würde immer noch im Gesindeviertel leben und mir wahrscheinlich weiterhin perverse Adlige antun müssen.

Leliana würde mir fehlen, meine erste wirkliche Freundin und zudem ein Mensch. Ebenso Alistair, der zwar manchmal ziemlich weinerlich sein kann, aber wie ein großer Bruder für mich ist. Dann wäre da noch Wynne, die eine Art Mutter Ersatz für uns alle ist. Ohne sie, hätten schon viele Löcher in den Strümpfen. Nicht zu vergessen Oghren, der für sein Saufgelage und seine Körperausdünstungen nie für Langeweile sorgt. Zudem ist er auch ganz okay. Das schwarze Schaf Morrigan, würde mir auch fehlen, immerhin streitet sie sich immer so innig mit Alistair. Elissa hat sich auch ziemlich gemausert, obwohl ich Adlige verabscheue. Aber sie hat ihr Herz am rechten Fleck, ebenso wie ihr Bruder Fergus. Nur Sten bringt mich manchmal ins grübeln…

Kurz sah ich ihm dabei zu, wie er stoisch auf seinen Bierkrug guckte. Es sah so aus, als wolle er es mit bloßer Gedankenkraft austrinken.

Und Zevran…er ist eben…

Schmunzelnd trank ich mein zweites Bier aus und stellte es zurück auf den Tisch. Vielleicht war es aber auch gut so, dass es gekommen ist wie es gekommen ist. Ich habe die eine Hälfte meiner Familie verloren, aber eine andere gewonnen.

Überrascht fuhr ich aus meinen Gedanken hoch und starrte auf mein geleerten Bierkrug. Mein Herz hämmerte, während mich das Gelächter meiner Freunde umgab.

„Hier, nächste Bier!“, donnerte Felsi neben mir und stellte mir mein mittlerweile drittes Bier auf den Tisch. Es wird nicht mehr lange dauern und ich bin betrunken. Bei den wirren Gedanken die ich bereits habe, bin ich es wahrscheinlich schon.

„Kallian! Los wir stoßen an!“, rief Oghren plötzlich, als ich gerade das Bier wegschieben wollte um weiteren wirren Gedankengängen zu entfliehen. Verwirrt sah ich zu dem Zwerg, der mich hicksend ansah. Seine Nase wurde zusehends roter, was wohl bedeutete, dass ich hier immerhin nicht die betrunkenste in der Runde bin.

Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. „Ah ja und auf was?“, fragte ich zerstreut. Etwa darauf, dass er bald wieder seinen Bronto schmieren kann? Dieser Hund!

„Auf gute Freunde, die den Boden rot färben werden!“, ertönte seine Stimme laut und sorgte für eine plötzliche Ruhe in dem Wirtshaus. Erstaunt sah ich in seine Augen, die trotz glasigem Ausdruck auch Entschlossenheit wiederspiegelten.

Oh, Oghren…

Ich erhob mich und hob mein Bierkrug grinsend hoch. „Auf gute Freunde! Wir werden die dunkle Brut zurück in die Hölle jagen!“ Oghren prostete mir johlend zu, während ich lächelnd in meinen Krug blickte und mein Gesicht entdeckte. „Nur mit euch allen, würde ich mir das Zutrauen“, sprach ich leise, als die andren ebenfalls aufeinander anstießen.
 

Inzwischen war es spät nachts geworden und die meisten von uns waren deutlich angetrunken. Der Wirt stellte jedem ein Zimmer kostenlos zu Verfügung, was wir auch dankend annahmen.

Allerdings war mir noch nicht sonderlich nach schlafen zumute, vermutlich lag es daran das ich mir die ganze Zeit das Hirn zermartert hatte. Alles nur wegen diesem Zwerg…

Freunde. Wahre Freunde. Ob wir denn je alle zusammen bleiben werden, wenn es vorbei ist? Wenn wir es denn schaffen…vielleicht sterben wir ja auch alle. Beim Erbauer, wie dramatisch.

Nachdenklich sah ich zu der Quelle, die sich hinter dem Wirtshaus befand und überlegte ob ich nicht kurz hineinspringen sollte. Immerhin bin ich schon wieder seit Wochen unterwegs und ein kleines Bad tut immer gut.

Aber diese Kälte! Ich zieh mich bestimmt nicht aus, dann werde ich noch krank. Aber woran sollte ich schon sterben? Schnupfen wird es nicht werden, eher an was anderem.

Murrend zog ich meine Stiefel aus und ließ meine geschunden Füße ins Wasser baumeln. Seufzend genoss ich das warme Nass und sah zu den Sternen hoch, die glitzernd in der Finsternis auf mich herabsahen.

Wie wunderschön sie doch leuchten. Wie Diamanten…makellose Diamanten.

Seufzend steckte ich meine Hand nach oben und musste wieder schmunzeln. „Schade, dass ich euch wohl nie auch nur anfassen kann. Als Halskette um meinem Hals, sähe ich bestimmt umwerfend damit aus!“

Leise kichernd ließ ich die Hand wieder sinken. Nun war es offensichtlich, ich habe zu viel Alkohol getrunken. Kein Wunder, ich wurde ja praktisch abgefüllt, ich armes Mädchen!

Langsam erhob ich mich wieder und streckte mich erst mal ausgiebig. Es wird Zeit ins Bett zu gehen, sonst passiert noch irgendein Unglück. Und dabei kichernd gegen die Hauswand zu rennen, erscheint mir noch als das harmloseste.

Gerade wollte ich mir meine Stiefel wieder anziehen, da musste ich stutzen. Mir fehlt ein Stiefel! Hektisch blickte ich nochmal in die Quelle, doch nichts war zu sehen. Wo beim Erbauer…?

„Kommt euch das nicht bekannt vor? Eine Art Déjà-Vu, nicht wahr?“, sprach jemand auf einmal, was dazu führte, in meiner aufgeregten Suche innezuhalten. Diese Stimme…

Ich schielte zu Zevran, der scheinbar lässig an der Häuserwand lehnte und mir grinsend den Stiefel zeigte. Wie er ihn bekommen hat, ohne dass ich es merkte, ist mir ein Rätsel. Aber ich schiebe es auf den Alkohol, der ist eh an allem schuld!

Grummelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust und musterte ihn abschätzend. Sein selbstzufriedenes Grinsen sprach eindeutig Bände. Dieser eingebildete Kerl!

„Ich will mein Stiefel wieder“, maulte ich ungehalten und scharrte kurz mit meinen nackten Füßen. Immerhin liegt hier draußen Schnee und mir wird zunehmend kälter.

„Erst will ich dafür einen Kuss, das wisst ihr doch noch. Dieses alte Spiel, nicht wahr?“, sprach er belustigt, was mich wiederrum skeptisch zu ihm blicken ließ.

Dieses alte Spiel wieder? Damals hat er wirklich einen Kuss von mir bekommen, und dann fing es erst so richtig an. Als hätte er es so beabsichtigt…

Kurz biss ich mir auf die Lippen, dann legte sich ein kleines Grinsen darauf. Er will also unbedingt spielen…von mir aus. Ich habe auch ein paar kleine, neue Spiele für ihn auf Lager!

„Dann komm her“, sprach ich leise und seine Augen funkelten amüsiert auf, als er geschmeidig auf mich zuging. Ich blickte in seine goldenen Augen, die mein Herz erneut zum Explodieren brachte und überlegte mir eine Strategie. Jedoch keine Anspruchsvolle, die bekomme ich jetzt sowieso nicht mehr zustande.

Kurz darauf stand er bereits vor mir und blickte mir amüsiert entgegen, jederzeit bereit das ich seinen Wunsch erfüllen würde. Oh, dieser armer kleiner…

Ich mobilisierte meinen letzten Kräfte, die noch nicht vom Alkohol aufgeschwemmt waren, und stieß Zevran in die Quelle. Allerdings mich gleich dazu, aber dafür konnte ich tatsächlich in seinen Augen kurz Erstaunen sehen. Das war es mir auf jeden Fall wert!

Hustend tauchte ich wieder auf und strich mir mein nasses Haar aus dem Gesicht. Doch als ich mich umsah, konnte ich nirgends den Elfen erblicken.

Was wenn er gerade ertrinkt? Oder es schon ist?! Hektisch sah ich ins Wasser, doch nirgendwo war er zusehen. Wie vom Erdboden verschluckt…oder eher Wasser.

„Zevran?“, rief ich nervös. Keine Antwort. Unsicher biss ich mir auf die Lippen, während ich mich bereits für meinen bösen Scherz schellte.

„Das war ziemlich ungezogen“, hauchte er mir auf einmal in mein Ohr, als er seine Arme um meinen Bauch legte und mich an sich drückte. Die Gänsehaut die folgte, kam jedoch nicht von dem kalten Wetter.

Erleichtert sah ich zu ihm und drückte ohne zögern, meine Lippen sofort auf seine. Kurz war er überrascht, erwiderte den Kuss aber ebenso, was mich erneut zum schmunzeln brachte. „Zevran“, schnurrte ich beinahe und schmiegte ich zufrieden an ihn.

Langsam löste er sich von mir, doch unsere Nasenspitzen berührten sich fast immer noch. „Willst du spielen, du kleines Biest?“, flüsterte er so dicht gegen meine Lippen, das ich seinen warmen Atem spüren konnte.

Mit großen Augen sah ich zu ihm auf und musterte die vielen Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen. Langsam tropfte das Wasser auf seine Lederrüstung, und ich kam nicht umhin mir Gedanken zu machen, wie nass er wohl unter seinem heißgeliebten Leder wirklich war.

Vielleicht war er ja noch trocken? Das bedarf…eines kleinen Testes. Entschlossen machte ich mich an den Verschlüssen seiner Lederrüstung zu schaffen, was der Elf wiederrum vergnügt dunkel lachend kommentierte. Als ich in seine Augen blickte, stahl sich erneut etwas hinzu, was mich rot werden ließ. Dieser…Blick.

„Was hast du vor?“, fragte er, strich kurz durch mein nasses Haar und blieb schließlich mit seiner Hand an meiner Hüfte verweilen. Ernst sah ich zu ihm auf, als ich die erste Schnalle bereits gelöst hatte und sie achtlos wegwarf. „Schauen ob du noch Trocken bist unter deinem Leder“, meinte ich ernst, doch er zog mich nur dichter an sich und legte seine Lippen auf meinen Hals. „Du wirst das Gegenteil sein, das steht schon einmal fest“

Kurz überlegte ich, dann realisierte ich seine Worte und kam nicht umhin, dass es tatsächlich so war. Und diesmal ist nicht der Alkohol, oder die Quelle daran schuld. Nun vielleicht ein bisschen, aber das ist jetzt auch egal!

„Worauf wartest du dann?“, murmelte ich und ein kleines Grinsen bildete sich auf meinen Lippen aus. Irgendwie…macht es doch ziemlichen Spaß. Besonders Zevrans Reaktionen…in gewissen Regionen.

Erregt zerrte ich erneut an seinen Schnallen, als meine bereits alle verschwunden waren. Ohne Zweifel, dieser Elf ist ein Magier! Ehe ich jedoch seinen Trick herausfinden konnte, folgte sein Kuss so heiß und leidenschaftlich, dass er mir die Sinne raubte und weiteres Denken abschaltete.
 

Am nächsten Tag zogen wir wieder weiter, jedoch gab uns der Wirt so viel Essen und Getränke mit, wie wir tragen konnten. Sein Dank uns gegenüber war immer noch grenzenlos, seine Familie je wiederzusehen hatte er vermutlich schon längst aufgegeben.

Also nahmen wir seine Geschenke an und machten uns nun weiter Richtung Brecilianwald, allerdings bekam Oghren von Felsi noch eine wüste Beschimpfung hinterher gerufen, die er lachend erwiderte.

Es war wohl alles wieder in Ordnung zwischen den beiden, wie ich von Leliana erfahren habe. „Die zwei waren die ganze Nacht nicht von einander losgekommen. Ständig riefen sie sich Beschimpfungen entgegen, aber irgendwie genossen es beide. Vermutlich ist eine zwergische Eigenart. Ich habe es nicht so ganz verstanden.“, gestand mir die Bardin, während wir uns durch den Schnee kämpften.

„Wem sagst du das“, stimmte ich zu und beobachtete Oghren dabei, wie er erneut seine Feldflasche Leer trank. „Vielleicht sind ja alle Zwerge so, wenn es um Liebesangelegenheiten geht?“

Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass Zwerge ihren Geliebten ein schnulziges Liebesgedicht vortragen um ihr Herz zu erobern. Viel leichter wäre es doch, wenn sie ihren Rivalen mit einer Axt einen Kopf kürzer machen.

Leliana musterte Oghren kurz und nickte. „Vermutlich, ich habe Zwerge nie dabei beobachtet. Mir sind sie nur als starke und furchtlose Kämpfer bekannt. Ob sie überhaupt Zeit dafür haben, jemanden zu umwerben?“

Grinsend sah ich zu ihr auf. „Keine Ahnung, Oghren hatte jedenfalls seinen Spaß. Das allein zählt doch, oder? Aber vielleicht treffen wir mal wieder auf einen Zwerg, dann kannst du es ja heraus finden“

Die Bardin winkte amüsiert ab. „Nein, danke. Mir sind sie viel zu haarig.“ Lachend stimmte ich ihr zu. „Und die Körpergröße ist auch nicht zu verachten!“

Ich unterhielt mich noch eine Weile mit ihr, bis wir uns schließlich dazu entschieden zu Rasten. Immerhin waren wir nun schon am Rande des Brecilianwaldes. Während die Herren der Schöpfung, dem Ruf der Natur folgten, wartete ich mit den anderen Frauen unter einer großen alten Buche.

Langsam strich ich über die uralte Rinde und fragte mich, wie alt der Baum wohl schon sei. Vielleicht hat er sogar die letzte Verderbnis miterlebt?

„Ihr findet einander wohl sehr anziehend?“, sprach plötzlich Wynne, die neben mir stand. Sie hatte mich schon eine geraume Zeit aus den Augenwinkeln beobachtet, doch bis jetzt geschwiegen.

Fragend sah ich zu ihr und wusste zunächst nicht so recht, was sie meinte. Den Baum kann sie nicht meinen…hoffe ich zumindest.

„Redet Ihr von Zevran und mir?“, fragte ich perplex, doch sie seufzte einmal schwer. „Man konnte euch letzte Nacht ja gar nicht überhören. Es wäre schön gewesen, wenn wir alle unseren Schlaf bekommen hätten.“

Ehh…ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, stieg mir das Blut zu Kopf. Beim Erbauer, wir waren doch niemals so laut! Klar war ich danach ziemlich aus der Puste, aber das ich alle mit unterhalten habe, kann doch gar nicht sein!

Kurz schielte ich zu Leliana, die mich wissend angrinste. Anscheinend doch…selbst Elissa blickte verlegen zu Boden.

Das ist alles nur Zevrans Schuld, ich bin hier immerhin sein armes Opfer! „Tut mir leid“, gestand ich und kratzte mir verlegen an der Wange. Ein Wunder, das bis jetzt noch niemand etwas gesagt hat, selbst Morrigan. „Nächstes Mal, versuchen wir leiser zu sein“

Sie hätte es gar nicht erwarten können, mich deswegen aufzuziehen. Doch die Hexe schien ihren Gedanken nachzugehen und sich nicht an unserem Gespräch beteiligen zu wollen.

Die alte Magierin sah mich etwas verdutzt an. „Das…eh, ist nett von euch, nehm ich an. Wie auch immer…“ Sie räusperte sich kurz, ehe sie mich erneut ernst ansah und mich übles erahnen ließ. „Mir fiel Eure knospende Beziehung auf, und ich wollte fragen wo das euerer Meinung nach hinführen wird“

Perplex zog ich die Augenbraue nach oben und öffnete meinen Mund. Doch nichts Gescheites kam heraus, dafür war ich viel zu überrascht.

„Es sieht so aus, als hätte er immer nur das eine im Kopf. Ich frage mich, wie sich ein Wächter in solch eine Affäre verwickelt hat.“

Affäre?? Dafür müsste ich ja erst einmal eine andere Beziehung noch führen! Und das tue ich überhaupt nicht, warum also fragt mich die alte Frau dann so einen Müll?

Außerdem führen Zevran und ich ja gar keine Beziehung! Es ist alles nur Spaß, und wenn es Wynne unbedingt wissen will, sag ich es ihr auch gleich! Für was andres, ist der Elf ja nicht zu haben!

„Zevran ist etwas besonders und wir haben nur Spaß miteinander, Wynne“, meinte ich trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Magierin blickte mir ruhig in die Augen, was mich wiederum fast zur Weißglut trieb. „Deshalb mache ich mir Sorgen. Ihr seid ein Grauer Wächter. Ihr habt Verantwortungen und ich fürchte Ihr werdet diese vernachlässigen“

Beim Erbauer! Bis jetzt habe ich auch nichts vernachlässigt, im Gegenteil wir haben sogar fast die gesamte Armee zusammen!

„Ein Grauer Wächter zu sein, ist hart. Manchmal will ich einfach nur Ichselbst sein“, meinte ich knirschend, doch Wynne schien unerbittlich. „Aber Ihr seid ein Grauer Wächter. Diesen Titel könnt Ihr nicht einfach am Ende des Tages abstreifen, wie ein Kleidungsstück. Das solltet Ihr berücksichtigen in jeder Eurer Entscheidung und Aktionen“

Erst wollte ich protestieren, doch Wynnes strenger Blick ließ mich inne halten. „Die Art und Weise wie Ihr euch jetzt verhaltet…das gehört sich nicht für einen Grauen Wächter“

Ich wich ihren Blick aus und biss mir auf die Lippen. Diese Belehrungen kann ich nicht mehr hören, und verdammt, ich will sie nicht mehr hören!

„Das stimmt nicht. Ich kann ein Grauer Wächter sein und mit Zevran zusammen sein!“

Kurz stutzte ich. Moment, was habe ich gerade gesagt??

Wynne seufzte kurz resigniert. „Wenn Ihr darauf besteht. Ich habe Euch meinen Rat gegeben. Was Ihr daraus macht, liegt bei Euch“

Murrend wand ich mich von Wynne ab. Es war ja wirklich nett, dass sie sich sorgen um mich macht, aber diese ständige Pflicht von der sie mir erzählte, nervt jetzt schon!

Ich weiß ja, das ich mit Alistair die Verderbnis vernichten muss, sonst wir alle dem Tode geweiht bla bla bla, das kenne ich schon zur Genüge! Aber deswegen nicht Spaß zu haben, ist doch nicht gerecht.

Ich habe die Verderbnis schließlich den ganzen Tag vor Augen, so schnell vergesse ich meine heißgeliebten Pflichten auch nicht. Diese Pflichten stinken mir nämlich zum Himmel.

Es wird Zeit weiterzulaufen…ich muss meinen Frust irgendwie abbauen und schnelles Laufen, scheint mir die beste Lösung zu sein. Außerdem bin ich schon ganz gespannt auf die Dalish. Beim Erbauer, ich habe noch nie welche gesehen! Richtige Dalish…mein Herz machte jetzt bereits jetzt einen aufgeregten Hüpfer.

Auf einmal hörten wir unweit von uns entfernt, aus dem nahen Wald Geräusche. Frustriert sah ich auf und schulterte wieder meinen Rucksack. Waren sie denn endlich fertig, die holde Männerschaft?

Tatsächlich kamen Männer aus dem Unterholz, doch es waren keine von unseren. Und sie sahen eher aus wie Banditen. Mit schweren Waffe, besudelter Rüstung und einer gewissen Todessehnsucht.

Denn sie steuerten geradewegs auf uns zu, als sie uns entdeckten. Mit dem dämlichen Grinsen auf ihren Gesichtern, war es abzusehen was sie wollten.

„Was sollen wir jetzt machen??“, fragte Elissa unsicher und griff bereits nach ihrem Schwert. Ich musterte jeden einzelnen von ihnen. Es waren zehn Männer, die einen hatten Schwerter, andere Pfeil und Bogen.

Dennoch trug niemand von ihnen irgendein Wappen, oder ähnliches. Es müssen tatsächlich Banditen sein, die auf der Suche nach weiteren Opfern waren.

„Wir unterhalten uns erst mal mit ihnen, vielleicht fragen sie ja nur nach dem Weg“, meinte ich ruhig, doch ich hörte Elissa nur unruhig vor sich hinmurmeln, ehe einer der Männer bereits vor uns stand.

Er war groß und hatte kurz geschorenes Haar, seinen Bart jedoch schien er nicht allzu sehr zu pflegen, denn dieser wischte mir beinahe über das Gesicht. Elender langer Zottel!

„Hallo, meine Damen. Was macht Ihr denn so allein hier draußen?“, fragte er belustigt, während seine Kumpanen im Hintergrund bereits laut lachten.

„Verschwindet, oder ihr werdet es bereuen“, zischte Morrigan plötzlich kühl und ich sah etwas perplex zu ihr. Sie redet heute doch? Allerdings scheint sie nicht die Beste Laune zu haben.

Der Mann sah zu Morrigan blieb eindeutig an ihren zwei ausdrucksstarken Argumenten hängen. Grummelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust. Warum muss Morrigan ihre Oberweite auch nur so offen preisgeben, selbst im Winter?

„Schaut euch mal dieses schöne Weib an, Männer! Die gehört mir, die anderen könnt ihr nehmen, wie ihr wollt“, meinte ihr offensichtlicher Anführer nun und musterte die Hexe gierig von oben bis unten.

Es folgte ein erst murrendes Gemurmel, das jedoch schnell in einem Streit ausartete. Anscheinend wollte hier jeder zum Zuge kommen. Perplex sah ich zu dem Szenario und wusste nicht so recht, ob ich lachen, oder heulen sollte. Wie kann man nur so blind sein?

Morrigan war offensichtlich eine Hexe und Elissa trug ihre Rüstung! Damit wären die beiden schon mal als ernsthafte Gegner einzuschätzen gewesen. Aber anscheinend siegen hier mal wieder die Männlichen Hormone, über den klaren Menschenverstand.

Als der Anführer Morrigan am Arm packte, lachte er nur hämisch. „Komm her“, sprach er heißer und seine Ungeduld war deutlich herauszuhören.

Die Hexe krallte sich in den Arm des Banditen und ließ einen gewaltigen Blitz durch seinen Körper jagen. Gepeinigt schrie er auf, als der Blitz ihn kurz aufleuchten ließ. Doch kurz darauf, fiel er bewegungslos zu Boden. Der Geruch von verbranntem Fleisch hing in der kalten Luft, ebenso wie eine plötzliche gespenstische Stille.

Das verhieß nichts Gutes. Ich tauschte mit Leliana kurz einen Blick aus und nickte ihr zu. Sofort zückte ich meine Dolche und sah zu den Männern, die schreiend vor Wut, ihre Waffen zogen und auf uns zustürmten.

Wynne ließ eine steinerne Faust dicht neben meinen Kopf, auf einen Angreifer los. Dieser stürzte mit zerschmettertem Schädel sofort zu Boden, doch es folgten sofort weitere Angreifer.

Hastig wich ich einem Schwerthieb aus und parierte einen weiteren Schlag mit meinen Dolchen mühsam. Warum müssen diese Dreckskerle nur alles so persönlich nehmen?!

Ein lauter dumpfer Aufschlag ließ meinen Kopf kurz herum wirbeln und mich zu Elissa blicken. Sie schlug mit ihrem Schild einen weiteren Angreifer nieder, dann erhob sie ihr Schwert und nutzte die Benommenheit ihres Gegners. Ohne zu zögern, schlug sie dem Kerl den Kopf ab und atmete angestrengt.

Abgelenkt von Elissas Kampf, bekam ich ebenfalls einen Schlag auf dem Kopf und stolperte benommen zu Boden. Pochender Schmerz bohrte sich so tief in mein Hirn, das ich schon befürchtete es würde Platzten.

Orientierungslos sah ich mich um, während meine Sicht plötzlich rot wurde. Hektisch wischte ich mir das Blut aus den Augen, nur um über mir den Mann zu entdecken, der mir wahrscheinlich den Kopf abschlagen will.

„Stirb, du elendes Miststück!“, schrie er wütend. Gerade wollte ich ihm Schnee ins Gesicht schmeißen, um wenigstens flüchten zu können und nach meinen Dolchen zu suchen. Die waren nämlich wieder nicht da!

Ein markerschütterndes Jaulen, ließ mir plötzlicher das Blut in den Adern gefrieren. Selbst der Mann hielt inne und blickte sich hektisch um. Doch nicht lange, denn mein Angreifer wurde plötzlich hinweggeschleudert.

Erschrocken hielt ich die Luft an, als ein riesiges knurrendes Tier über mich hinwegsprang, und den Mann dabei mitriss. Hektisch sah ich ihnen nach, doch viel konnte ich nicht erkennen, denn das wilde Tier verschwand schnell im Wald.

Überall um uns herum, rannten diese großen knurrenden Tiere vorbei. Die verbliebenden Männer schrien ängstlich auf und rannten voller Panik davon.

Besorgt sah ich zu meinen Freunden, doch sie waren alle unverletzt und blickten mit demselben Staunen den Tieren hinterher, die im Wald verschwunden waren. So schnell wie sie jedoch gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.

Was…beim Erbauer…war das??

Ein weiteres tiefes Jaulen ließ mich zusammenzucken und nervös nach vorn blicken. Mitten auf den Schneebedeckten Hügel…steht ein großer weißer Wolf!

Geschichten und wildes Getier

Perplex sahen wir zu dem weißen Wolf, der auf dem schneebedeckten Hügel musternd zu uns hinunterblickte. Das leuchtende gelb seiner Augen, war beinahe hypnotisierend.

„Hey! Was ist los?“, hörte ich Alistair plötzlich rufen, woraufhin der weiße Wolf flink im nahen Dickicht verschwand.

Ich starrte dem Wolf hinterher und schluckte einmal hart. Dieser Wolf hatte etwas an sich, was definitiv kein normaler Wolf hat. Aber was genau, das wusste ich nicht.

Beim Erbauer, mir schwant übles!

„Was ist denn hier los?“, fragte der ehemalige Templer verwirrt, als er das Schlachtfeld besah, in welchem wir immer noch standen. Weitere Schritte, die sich durch den schweren Schnee kämpften, waren zu vernehmen.

„Oho, eine wilde Orgie und ich war nicht dabei“, sprach Zevran theatralisch, während ich mir das inzwischen geronnene Blut von der Stirn wischte. Die immensen Kopfschmerzen, die mich plagten ließen meine Zähne knirschen. „Es hat richtig gekracht“

Wynne kam zu mir und musterte die Platzwunde auf meiner Stirn, danach begann sie ihre heilende Magie in mich fließen zu lassen, was mich wiederum erleichtert aufseufzen ließ.

Fergus versicherte sich zunächst, ob mit seiner Schwester alles in Ordnung war, danach besah er sich kritisch die toten Banditen. Die meisten von ihnen waren beinahe zweigeteilt, oder die Brustkörbe soweit aufgerissen, das man nahezu hindurchsehen konnte.

Elissa trat neben ihren Bruder und besah sich ebenfalls die toten Männer. „Plötzlich kamen wilde Tiere und haben diese Banditen angegriffen. Einige wurden getötet, der Rest floh zurück in den Wald.“

Die junge Cousland atmete einmal schwer aus, um den Geruch vom frischen Blut aus ihrer Nase zu filtern. „Ich konnte nicht sehen, was es für Tiere gewesen sind“

„Bären!“, sprach Oghren sofort und trat gegen des Kopfes eines zerfleischten Banditen. Skeptisch schielte ich zu ihm und bedankte mich kurz bei Wynne für deren Heilung. Es tat gut, endlich von den Kopfschmerzen befreit zu sein. Eigentlich auch unerhört, das ich ständig eine auf die Fre-

„Das bezweifel ich stark. Bären sind Einzelgänger und eigentlich ziemlich scheu“, wiedersprach Fergus und ging in die Hocke. Nachdenklich besah sich der junge Lord die Verletzungen und strich sich vertieft über seinen Kinnbart. „Und solche Verletzungen fügen Bären auch nicht zu. Ein Schlag mit seinen Pranken…aber diese Männer hier“

Er sah sie voller Abscheu an. „Wurden regelrecht abgeschlachtet. Es geschah schnell und gnadenlos. Bären sind nicht schnell…zumindest nicht so schnell.“

Das ergab Sinn. Außerdem glaube ich auch nicht, dass es Bären waren. Seit wann, sind die im Rudel unterwegs? Und dieser weiße Wolf. Es sah fast so aus, als hätte er dieses Rudel angeführt.

Sten sagte jedoch plötzlich etwas, was mich noch mehr ins Grübeln brachte. „Warum haben Euch diese Tiere verschont?“

Das war eine gute Frage! Warum eigentlich? Diese Banditen wurden regelrecht abgeschlachtet. Uns nebenbei noch zu töten, wäre doch kein Problem gewesen. Das…ist alles verdammt bizarr.

„Vielleicht wollten sie uns unschuldige Mädchen beschützen?“, warf ich frustriert ein, was Zevran wiederum grinsen ließ. „Unschuldig? Da habe ich meine Bedenken, meine Liebe“ Wynne räusperte sich einmal verhalten und trat vor. Es war ihr anzusehen, dass sie diese Diskussion nicht noch weiter ausbauen wollte. „Vermutlich waren die Banditen aber auch einfach nur im Weg. Diese Tier schienen es ziemlich eilig zu haben“

Ich blickte nochmals zum Wald und dann zu den Pfoten Abdrücken im Schnee. „Wölfe…könnten es Wölfe gewesen sein?“, warf ich in die Runde. Immerhin führte sie ja ein weißer Wolf an, dann liegt es doch nahe, dass es Wölfe sein müssen!

Auch…wenn es ziemlich große Wölfe waren. Ach beim Erbauer, ich weiß es nicht! Und vielleicht ist es auch besser, wenn ich es nicht weiß.

Leliana seufzte einmal kurz, während sie sich das Schlachtfeld nochmals besah. Dann sah sie wieder weg, blickte stadtdessen zum Wald. „Wie auch immer. Wir leben, diese Männer nicht mehr. Ich finde, wir sollten unseren Weg fortsetzen…eine Verderbnis naht“

Hach, ich wusste irgendwas war da noch gewesen. Beinahe hatte ich es verdrängt.

Grummelnd schulterte ich wieder meinen Rucksack und stieg über eine der Leichen. „Oh ja. Die Verderbnis naht, wir sollten nicht länger warten und uns endlich ins Verderben stürzen. Danken wir dem Erbauer erneut, dass er uns gnädiger weise das Leben gerettet hat“

Alistair schnaufte einmal schwer, dann grinste er amüsiert. „Weißt du eigentlich, dass du einen damit vollkommen runterziehen kannst? Etwas mehr positive Ausstrahlung schadet dir nicht“

„Wie wäre es denn mit realistischer Ausstrahlung?“, erwiderte ich genervt, biss mir aber schnell auf die Lippen. Alistair verdient meine schlechte Laune auch nicht, sondern nur die dunkle Brut. Die bekommt sie auch bald, sollte sie mir demnächst begegnen.

„Tut mir leid“, sprach ich schnell und richtete mich gerade auf. „Immerhin…freu ich mich auf die Dalish. Ich habe sie noch nie vorher gesehen und bin gespannt, wie sie sich verhalten“, versuchte ich etwas positiver zu klingen.

Dann sah ich grinsend zu Alistair. „Außerdem bin ich gespannt, ob sie uns gleich helfen, oder ob wir uns um noch irgendeine Angelegenheit wieder kümmern müssen. Aber um meine positive Ausstrahlung zu stärken…sage ich jetzt einfach Mal, dass wir eine Dalish Armee in wenigen Stunden haben werden“

Er lächelte mich an und nickte kurz. „Gute Einstellung, jetzt fehlt eigentlich nur noch ein gutes Stück Käse, dann würde mich nichts mehr aufhalten“ Siegessicher ging Alistair voran und brachte mich zum schmunzeln.

Er ist einfach einzigartig, dieser Mensch. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir jetzt einfach so eine Armee bekommen. Das würde zu gut klappen, aber wir haben bis derzeit einfach kein Glück gehabt. Die ganze Zeit nicht, außer dass wir bis jetzt immer mit dem Leben davon gekommen sind.

So gingen wir alle unerschrocken in den tiefen und finsteren Wald, in welcher die Nebelschwaden über den feuchten Waldboden krochen und wir die Geschöpfe der Nacht hören konnten, die ihre Verstecke verließen.

Argwöhnisch sah ich mich um, als ich den Geruch des Waldes einatmete. Es war frisch, belebend und dennoch fremd. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Vorfahren einst im Wald gelebt haben und mit den Bäumen gesprochen haben. Wir müssen so sehr mit der Natur verbunden gewesen sein, dass wir den Schmerz des Waldes spüren konnten. Zumindest habe ich das so gehört.

Und nun? Viele verrotten in der Stadt und sind dem ständigen Gestank der Menschen ausgesetzt, während wieder andere im Wald umherirren auf der verzweifelten Suche nach unserer Vergangenheit.

Die Dalish hassen die Shemlen so abgrundtief, das sie sich ihnen ja niemals freiwillig nähern. Selbst handeln tun sie eher selten. Selbst im Gesindeviertel meinten die meisten, die Dalish wären nur irgendwelche Wilde, während wir Stadtelfen uns als alleinige Elfen unseren Glauben bewahrt haben.

Weder glaube ich an die alten Götter der Dalish, noch an den Erbauer. Nun gut, letzteres vielleicht doch etwas. Immerhin haben wir ja sogar die Asche von Andraste. Wenn die dann noch diesen kranken Arl heilen kann, gehe ich vielleicht mal in die Kirche. Wenn die mich denn rein lassen, manchmal haben die Priesterinnen mich auch raus gejagt.

Kurz schielte ich zu Zev, der sich ebenfalls aufmerksam umsah und anscheinend etwas seinen Gedanken nachging. Es war ihn anzusehen, dass er sich hier nicht unbedingt sicherer fühlte, als in einem Haus. Das brachte mich auf einen Gedanken, also ging ich näher zu ihm und sah neugierig zu ihm.

Er bemerkte meinen Blick und grinste mich charmant an. „Was ist, Amore?“, fragte er.

Leicht fragend legte ich den Kopf schief. Was bedeutet denn dieses Amore? In letzter Zeit sagt er das öfters zu mir, aber ich weiß überhaupt nicht was es bedeutet. Tz, dieses Antivanisch!

Auch egal, ich will ihn ja was gänzlich anders fragen und hoffe er hat eine ehrliche Meinung. Aber die hat Zevran ja immer, immerhin nimmt er nie ein Blatt vor dem Mund.

Kurz räusperte ich mich. „Sag mal…was hälts du eigentlich von den Dalish?“ Ohne zu zögern, antwortete er mir prompt. „Ich weiß so gut wie nichts, über die Dalish. Nur das meine Mutter eine war, oder gewesen sein soll. Sie hatte sich in einen elfischen Holzfäller verliebt, verließ ihren Clan daraufhin endgültig und folgte ihm in die Stadt. Dort starb der Holzfäller an irgendeiner schlimmen Krankheit, und meine Mutter musste sich verkaufen um seine Schulden zu begleichen. Die älteste Geschichte, die es gibt“

Seine Mutter war eine Dalish? Unglaublich, das sich eine Dalish dazu entschied ihren clan zu verlassen. Wäre es denn nicht möglich gewesen, zu ihrem Clan dennoch wieder zurück zukehren? Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen und musterte Zevrans Gesicht. Er schien amüsiert.

„Ich erinnere mich, das du mir erzählt hast du wärst im Bordell aufgewachsen. Aber…dieser Holzfäller, war das dein Vater?“, fragte ich vorsichtig. Bis jetzt hat er mir nie von seiner Familie erzählt, du ich bin eigentlich sogar begierig mehr von Zev zu erfahren. Wenn er es mir denn verraten will, versteht sich.

Er verzog kurz das Gesicht, blickte mich aber weiterhin an. „Woher soll ich das wissen? Meine Mutter war eine Dirne, wie du weißt. Keiner der anderen Jungs im Bordell, kannte seinen Vater, das war nicht ungewöhnliches.“

Verdutzt sah ich Zev an, als sein Gesichtsausdruck zusehendes trüber wurde und er kurzzeitig den Blick abwandte. „Ich kannte natürlich meine Mutter auch nicht. Sie starb bei meiner Geburt. Mein erstes Opfer sozusagen.“

Dann jedoch erhellte sich Gemüt wieder etwas und er sprach weiter. „Die Huren haben uns gemeinsam erzogen. Es war kein schlechtes Leben, von gelegentlichen Prügeln abgesehen, bis ich schließlich an die Krähen verkauft wurde. Angeblich habe ich einen guten Preis eingebracht.“

Verstört sah ich zu Boden und dachte über Zevrans Worte nach, während ich mir auf die Lippen biss. Ich kann mir dieses Leben gar nicht vorstellen, ohne Eltern, ohne Familie. Niemand da, der dir abends im Bett eine Geschichte erzählt, mit dir singt und Spaß hat. Natürlich gab es auch mal Schelte, aber eine Familie gibt dir immer Sicherheit, Rückhalt und Geborgenheit. Zumindest ist es für mich so…

Aber bei Huren aufzuwachsen, die ganze Zeit im Bordell mit den vielen Freiern…gelegentliche Prügel. Und zum Schluss kommt er zu den Krähen, die ihm auch keine Geborgenheit vermittelt haben.

Beim Erbauer…langsam verstehe ich, warum Zev so ist. Warum er so geworden ist…

Ohne groß darüber nachzudenken, ergriff ich seine Hand und drückte sie einmal fest, während ich unsicher zu ihm aufsah. Zevran mag kein Mitleid, aber in diesem Fall kann ich einfach nicht anders.

„Es tut mir so leid für dich, Zev“, gestand ich ihm, während ich schon damit rechnete er würde mich gleich abweisen. Doch zu meiner großen Verwunderung lächelte er mich an. Ein ehrliches lächeln!

„Ah, Mitgefühl und Schönheit in einer Frau, das ist wahrhaftig eine Freude. Doch deine Worte sind unnötig, auch wenn ich sie zu schätzen weiß. Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Du willst gar nicht wissen, was mit den anderen Jungs im Bordell passiert ist, die nicht an die Krähen verkauft wurden.“

Zevran atmete einmal hörbar aus, während ich mir bereits Gedanken machte. Kleine Jungs im Bordell…das kann nur übel ausgehen. „Nein, ich habe es ganz gut getroffen. Deine Vergangenheit war doch sicher auch nicht idyllisch. Leute wie wir entstammen nun mal keinem zufriedenen und glücklichen Leben.“

Sofort nickte ich. Er hat mal wieder Recht, auch wenn es viele schöne Momente in meinen Leben bis jetzt gab. Trotzdem ist und bleibt das Gesindeviertel ein Drecksloch, indem ich am liebsten nie wieder zurückkehren möchte! Außer um meine Familie zu sehen. „Das kannst du laut sagen“, grollte ich.

Der blonde Elf grinste einmal belustigt, dann fuhr er fort. „Es geht darum, dass mich die Dalish Herkunft meiner Mutter immer fasziniert hat. In all den Jahren der Ausbildung bei den Krähen, hatte ich von meiner Mutter nur ein paar Handschuhe von Dalish gefertigt und wunderschön. Ich musste sie verstecken, weil der Besitz solcher Dinge verboten war. Am Ende wurden sie entdeckt und ich habe sie nie wieder gesehen.“

„Hat es in deinem Leben keinerlei Freuden gegeben?“, entfuhr es mir einfach. Sein dunkles Lachen ließ mich wieder kurz zusammenzucken und mich daran erinnern, dass ich immer noch mit Zevran spreche. Und nicht mit einem selbstbemitleidenden Weichei.

„Oh doch, jede Menge sogar. Allerdings nur das gebe ich zu, weil ich nicht mehr erwartet habe. Dennoch dachte sogar ich, es wäre besser sich den berühmten Dalish anzuschließen, als einer ihrer Clans in der Nähe von Antiva lagerte. Die Wirklichkeit unterschied sich jedoch völlig von den Träumen, die als Junge beim Betrachten der Handschuhe hatte. Aber so ist das Leben, lasst uns weitergehen“

Somit ließ er meine Hand los und ich blickte Zevran etwas betölpelt hinterher. Sein Gang war sicher, grazil und ließ nichts davon erahnen, was er schon alles mitgemacht hat. Aber ihm schien das weniger zu belasten, als ich immer vermute. Er nimmt es einfach hin.

Dennoch war ich verwirrt und verstand nicht so recht was er meinte. Wieso war die Wirklichkeit anders als in seinen Träumen, als er bei den Dalish war? Sie müssen ihn doch freudig aufgenommen haben! Immerhin sind die Dalish Elfen und Zevran ist auch einer.

Ein rascheln erregte meine Aufmerksamkeit und ließ meine Gedanken inne halten. Aufmerksam sah ich ins Dickicht, als der kalte Wind heulend durch das Gebüsch blies. Meine Augen wurden zu schlitzen und ich lauschte genau, während ich mir sicher war beobachtet zu werden.

„Stimmt was nicht?“, fragte Elissa unsicher, während sie sich vorsichtig umsah und ihre Hand die ganze Zeit auf ihrem Griff des Schwertes gelegt hatte. Kurz ballte ich meine Hände zu Fäusten und visierte weiterhin das Dickicht an.

„Ich weiß nicht, irgendetwas wird da schon sein. Könnte auch ein Tier sein, fragt sich bloß welches.“ Elissa schluckte hörbar, was mich kurz zum schmunzeln brachte. Diese Menschen haben einfach eine schwache Sinneswahrnehmung.

Plötzlich kamen Gestalten aus dem Dickicht um uns herum und mit einem Mal waren wir völlig eingekreist. Dutzende Pfeile waren auf uns gerichtet, während ich immer noch verblüfft dastand. Vor mir stand ein schwarzhaariger Elf, mit auffälliger Tätowierung im Gesicht und aufmerksamen grünen Augen die mich musterten.

Ein Dalish?? Verblüfft starrte ich ihn an, während Elissa hinter mir nur entsetzt auf keuchte. „Der Erbauer stehe uns bei!“

„Halt, Fremde! Auch wenn Ihr zu meinem Volk gehört, gehört ihr nicht zu den Dalish. Warum seid ihr hier?“, drohte eine weitere Dalish, die nun auf uns zutrat, während die Pfeile weiterhin auf uns gerichtet waren.

Fassungslos sah ich die blonde Elfe an und fühlte mich wie vor dem Kopf gestoßen. Moment! Die spricht so mit mir, obwohl wir zum selben Volk gehören?! Sie sieht mich so an, als wäre ich ein Shem!

„Begrüßt Ihr so Angehörige Eures eigenen Volkes?“, fuhr ich sie verärgert an, doch ihre Augenbrauen zogen sich verstimmt zusammen, als sie mich abfällig musterte. „Flachohren wie Ihr unterscheiden sich kaum von ihren Meistern, den Shemlen. Ich frage Euch noch einmal: Warum seid ihr hier?“

Flachohren? FLACHOHREN?! Wütend stampfte ich zu ihr, während Alistair bereits geschockt nach mir rief. „Beim Erbauer! Kallian mach jetzt nichts Dummes!“

Wütend funkelte ich in die blauen Augen der Dalish und ignorierte die Pfeilspitzen, die bereits gefährlich dicht gegen meine Haut drückten. „Ich muss etwas mit Eurem Anführer besprechen“, knirschte ich mit den Zähnen und konnte nur mit Mühe meine antrainierten Manieren nicht vergessen.

Doch sie sah mich weiterhin geringschätzend an. „Und was, bitte?“, fragte die Dalish verächtlich.

„Das geht Euch nichts an!“, spie ich ihr entgegen, während wir uns weiterhin wütend in die Augen blickten. Dieses verdammte Miststück, lernt mich gleich richtig kennen!

Sie blickte mich etwas überrascht an, doch schnell konnte ich wieder Zorn in den Augen der blonden Elfe aufblitzen sehen. „Doch, das tut es! Ich bin die Torwächterin…wenn ihr in unser Lager betreten und mit dem Hüter sprechen wollt, werdet Ihr mir sagen, warum.“, meinte sie gereizt.

Gerade wollte ich ihr an den Kopf donnern, dass hier nirgendwo ein Tor steht, da meldete sich bereits Alistair geschwind zu Wort. „Wir sind Graue Wächter!“

Kurz herrschte schweigen, bis der schwarzhaarige Elf die angeblichen Torwächterin ansprach. „Mithra, wir sollten Sie zum Hüter bringen“ Die angesprochene kämpfte kurz mit sich, dann stimmte sie schließlich zu. „Der Hüter soll entscheiden, was mit euch geschieht“

Kurz blickte ich zu meinen Gefährten, die froh waren der angespannten Situation entkommen zu sein. Zumindest erst einmal. „Dann bringt uns hin!“, wies ich die Dalish an.
 

Als wir das Lager betraten, wehte uns augenblicklich unverblümte Abscheu entgegen und unendliches Misstrauen. Trotzig lächelte ich die Dalish einfach an, während Wynne mich ermahnte es nicht zu übertreiben. Tz, diese eingebildeten…Elfen!

Mithra führte uns zu einem der Landschiffe – so nannten die nicht Dalish die Wagen – vor dem ein kahler hochgewachsener Elf stand. Erst würdigte er uns keines Blickes. Er stand über Mörsern, Tiegeln und diversen anderen Gefäßen gebeugt und murmelte unverständliches Zeug.

„Andaran atish’an, Hüter“, grüßte Mithra respektvoll.

Er richtete sich auf und blickte das Mädchen an, dann flog sein Blick mit gerunzelter Stirn über uns andere. „Was suchen diese Fremden hier, Mithra?“ Seine Stimme war rau und hart, passte irgendwie nicht zu seinem Äußeren.

„Die da -- “ sie zeigte auf mich. „ -- behauptet ein Grauer Wächter zu sein.“

Sein Blick ruhte auf mir. Lange und prüfend. „Sie sagt die Wahrheit, Da’len, und doch scheint Ihr mir sehr jung für ein Ordensmitglied.“

Leicht legte ich den Kopf schief und musterte den Elf vor mir. Er trug ebenfalls eine Tätowierung im Gesicht und konnte anscheinend zaubern, schließlich trug er einen Zauberstab bei sich.

„Ich bin 20…vielleicht auch schon 21, ich weiß nicht genau welchen Tag wir heute haben“, gestand ich dem Hüter, der mich weiterhin musterte, während ich Alistair hinter mir plötzlich nach Luft schnappte.

Ich wollte etwas zu Alistair sagen, doch der Hüter ließ mich mit einer Handbewegung innehalten und fuhr fort: „Ich weiß, warum Ihr hier seid. Ihr wollt unsere Hilfe, weil eine Verderbnis naht. Nur leider muss ich Euch zu meinem Bedauern sagen, dass die Dalish außerstande sind, ihren Schwur zu halten. Wir haben selbst Probleme.“

Fast schon musste ich schmunzeln. Ach, wie ich es mir schon gedacht habe! Glück haben wir wie immer nicht.

„Ihr habt also eigene Probleme, huh?“, wiederholte Oghren und grunzte ungehalten. Das klang eindeutig danach, dass er sich später betrinken will. Ich werde dieses Mal mitmachen, meine Nerven haben für den heutigen Tag zu sehr gelitten.

Er nickte betrübt und gab uns mit einem Wink zu verstehen, ihm zu folgen. Misstrauische Blick folgten uns und ich fragte mich erneut warum ich die Dalish damals so furchtlos und mutig gesehen habe, als ich noch ein Kind war. „Wer hat euch angegriffen?“, fragte ich schnell um mich selbst etwas abzulenken.

„Wilde Bestien“, kam es nur von ihm und er machte dabei eine Handbewegung, als er uns eine Art Lazarett präsentierte.

Elfen wanden sich hier unter Schmerzen, soweit das Auge reichte. Viele von ihnen schwer verletzt und voller Blut. „Was zum...“ Ich war entsetzt und meinen Freunden ging es nicht besser. Das haben die nicht verdient!

„Stündlich müssen wir von einem der unsrigen Abschied nehmen, weil er dieser ... Krankheit erliegt oder wir ihn von seinen Leiden erlösen müssen.“

„Was? Krankheit? Aber, Ihr spracht doch gerade noch von einem Angriff!“

Er lächelte schwach. „Sowohl Angriff als auch Krankheit.“

Diese Worte verwirrten mich noch mal um einiges mehr. Wie ich es hasste, wenn in Rätseln gesprochen wurde! „Ich verstehe kein Wort.“

„Das da-- “, er deutete mit seinem Zauberstab auf die leidenden Elfen. „ --waren Werwölfe. Kurz nachdem wir hier ankamen, überfielen sie uns völlig grundlos. Es war ein Gemetzel, wir waren nicht auf solch einen Angriff vorbereitet.“

Ich runzelte die Stirn. „Werwölfe?? Einfach so?“, fragte ich verwirrt und blickte über das Elend.

Der Hüter lachte hart. „Ja, richtige Werwölfe! Verfluchte! Und wenn nicht bald etwas geschieht, werde ich einen Großteil meines Clans an dieses elende Gift verlieren! Das wird unser Untergang.“

Ich seufzte innerlich, es war abzusehen was er will. „Ihr wollt, dass ich Euch helfe, nicht wahr, Zathrian?“, stellte ich fest. Warum konnte nicht mal etwas einfach nur glatt laufen?

„Nun, bevor wir den Grauen Wächtern beistehen können, müsst Ihr erst uns beistehen.“

„Es gibt also wirklich einen Weg, Eure Leute zu retten? Erzählt mir davon.“

Der Hüter nickte. „Ihr müsst das Übel nur an der Wurzel packen. Vernichtet den Ursprung. Tötet Schattenreißer!“

„Schattenreißer?“, wiederholte ich verwirrt.

„Er hat diese Brut hervorgebracht. Bringt mir sein Herz und alles wird gut.“

„Tief im Herzen des Waldes. Ihr solltet den weißen Wölfen folgen.“

Einem weißen Wolf? Das kommt mir bekannt vor, aber ich sage es lieber nicht diesem Hüter. Sonst sorgt das nur für weitere Spannungen, das kann ich fühlen.

„Gut. Gleich morgen werden wir uns auf den Weg machen. Irgendwelche Einwände?“ Ich sah in die Runde. Keiner sagte etwas.

Ich nickte verstehend, neigte leicht den Kopf in Zathrians Richtung und drehte mich zum Gehen um.
 

Wir ließen uns an einem Lagerfeuer nieder, die Augen der Dalish ruhten weiterhin misstrauisch auf uns. Was mich wiederrum innerlich zur Weißglut trieb.

Sind das wirklich DIE Dalish, von dem Alarith mir zu Kinderzeiten immer erzählt hat? Die mutigen, furchtlosen und starken Dalish, die Alarith damals aufgenommen hatten, als er aus Tevinter geflohen war?

Musternd blickte ich zu den Dalish, die sich Großteils um ein großes Lagerfeuer in der Mitte ihres Lagers getroffen haben. Ihre Augen zeigten so viel Ablehnung und misstrauen, dass es beinahe schon beängstigend war. Denn das sah ich ebenfalls in ihren Augen: Angst.

Frustriert wandte ich den Blick ab und starrte stattdessen ins Feuer, während ich meine zitternden Hände an die Wärmequelle hielt. Dieser elend lange Winter, zerrt an meinen Nerven. Was würde ich jetzt nicht für ein paar warme Sonnenstrahlen auf meiner kalten Haut tun?

Nachdenklich sah ich zu dem Himmel hinauf, an denen bereits die unzähligen Sterne zusehen waren. Und das rief eine Erinnerung in mir wach, was Vater einst zu mir gesagt hatte.

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

„Alles in Ordnung?“, fragte Leliana, als sie sich neben mir hinsetzte und mich besorgt musterte. Langsam sah ich zu meiner Freundin und seufzte leise auf. „Ich weiß es nicht…“, gestand ich.

„Ihr wirkt so…enttäuscht“, meinte die Bardin vorsichtig, worauf ich kurz schmunzeln musste. Das stimmte in der Tat. „Weißt du Leliana…von klein auf habe ich Geschichten von den Dalish gehört. Sie waren sozusagen die Helden meiner Kindheit…aber wenn ich sie jetzt so sehe, dann sieht die Wirklichkeit ganz anders aus“

Abrupt hielt ich inne und dachte an Zevrans Worte zurück. Hatte er nicht auch so etwas Ähnliches gesagt gehabt? Frustriert biss ich mir auf die Lippen und starrte ins Feuer.

„Ihr habt zu Zathrian gesagt, ihr wärt schon 21“, fing Alistair plötzlich an. Skeptisch schielte ich zu ihm und zog meine Augenbraue nach oben. „Und?“, fragte ich lauernd nach. Auf was will er denn jetzt hinaus?

Der ehemalige Templer musterte mich nochmals aufmerksam, und atmete nochmal hörbar aus. „Wenn ich ehrlich bin, siehst du eher wie 15 aus und nicht wie 21“, stammelte er, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah.

„Elfen sehen doch immer jünger aus, als sie wirklich sind“, mischte sich Leliana ein, woraufhin Alistair verwirrt zu ihr sah, dann zu Zevran und den Dalish. „Aber…Zevran, wie alt seid Ihr? 22 Jahre?“

Besagter Elf sah amüsiert zu Alistair, während er scheinbar lässig gegen einen der großen Bäume lehnte und hin und wieder die Elfenfrauen musterte. „Mein geschätzter Wächter, ich bin bereits 28 Jahre. Ein weiteres Geheimnis meinerseits wurde gelüftet“, säuselte er theatralisch.

Die Dalish fingen auf einmal an zu singen. Der Gesang schwoll an und wieder ab; berührte Herzen. Die gesungenen Worte erfüllten die Nacht und ließen alles andere verstummen. Fasziniert sahen viele meine Begleiter zu den Dalish, doch ich erhob mich einfach und ging los.

Es war mir egal, nur erst mal weg. Weit weg. Meine Gedanken überschlugen sich, während der Gesang der Dalish die Nacht erfüllte. Diese Elfen…sind nicht wie wir Stadtelfen. Nein, in deren Augen sind wir sogar wie die Shemlen.

Ich blieb auf einem kleinen Hügel stehen und blickte auf den großen zugefrorenen See hinab, der nahe am Lager der Dalish lag. Dichte Nebelschwaben lagen über dem See, während ich erneut anfing zu frösteln.

Diese Dalish…ich hatte immer gedacht, sie sehen in uns Stadtelfen Brüder und Schwestern. Aber das ganze Gegenteil ist der Fall. Und das wiederrum, ließ mich traurig die Augen schließen.

Wie oft habe ich davon geträumt zu den Dalish zu fliehen, mit ihnen Abenteuer zu erleben und so vieles mehr. Doch nun wird mir klar, dass es wahrscheinlich nie soweit gekommen wäre.

Verdammte Realität.

Hinter mir waren plötzlich Schritte zuhören, worauf hin ich mich leicht umdrehte und einen Elf erkannte, der auf mich zulief. Allerdings handelte es sich nicht um Zevran, das konnte ich bereits an dem schwarzen Haar erkennen. Er war groß, für einen Elfen. Er trug sein Haar sehr lang, nur das Deckhaar hatte er aus dem Gesicht gebunden. Sein Gesicht war unglaublich schön geschnitten.

Etwas misstrauisch sah ich zu dem Dalish, der mich aufmerksam musterte und schließlich neben mir stehen blieb. Erst jetzt fiel mir auf, dass es genau derjenige war, den wir schon begegnet waren, als ich mit Mithra aneinander geraten bin.

Grimmig sah ich wieder auf den See und ignorierte ihn, während ich im Hintergrund noch deutlich den Gesang der Dalish vernahm, der durch die Baumkronen wehte.

„Ich heiße Theron Mahriel“, sprach er mit klarer Stimme, während ich nur leise schnaubte. Was soll das denn werden? Will er etwas mit mir ein Gespräch anfangen??

„Kallian Tabris“, sprach ich knapp und schielte skeptisch zu ihm, während er mich weiterhin mit seinen leuchtend grünen Augen ansah. Seine Tätowierung im Gesicht war weitaus ausgeprägter, als bei Zevran.

Zev hat ja lediglich drei Wellenartige Striche, während sie sich bei den Dalish wirklich über das ganze Gesicht erstrecken und dabei fast ein kunstvolles Bild hinterließen.

„Ihr seid also ein Grauer Wächter, der zusammen mit dieser bunten Gruppe die Verderbnis aufhalten will“, stellte er fest, während sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen legte.

Grimmig sah ich den Dalish an und stemmte meine Hände in die Hüfte. Will der mich etwa aufziehen? Mich reizen? Beim Erbauer, ich bin bereits reizüberflutet und wenn er nicht ganz schnell verschwindet bekommt er es mit mir zu tun!

„Das ist erstaunlich, dass jemand aus unserem Volk dem Orden beigetreten ist und gegen die Verderbnis kämpft. Ihr seid gerade mal zu zweit, richtig?“, fragte er nach.

Verblüfft sah ich ihn an. Er will mich gar nicht weiter ärgern? „Ich…wir sind nur zu zweit. Ich bin die Anführerin, dieser Gruppe“, gestand ich und sah zu meinen Freunden, die allesamt in Gespräche verwickelt waren, während andere wiederum Zelte aufbauten.

Kurz folgte er meinem Blick, während er sich ganz genau die Menschen besah und besonders abschätzend zu Alistair sah.

„Wie ist es, mit Menschen zu reisen? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen, es muss ziemlich anstrengend sein“, stellte er trocken fest, was mir dagegen ein kurzes Grinsen entlockte.

„Alistair ist manchmal etwas wehleidig, Morrigan meckert viel und Wynne ermahnt mich ständig, ich solle an meine Pflichten denken. Sonst sind aber alle in Ordnung…auch wenn ich mir das nie vorgestellt hätte“, meinte ich.

Theron sah wieder aufmerksam zu mir und nickte leicht. „Verstehe. Erstaunlich das sie alle auf eine Elfe hören. Ich möchte es nicht herablassen klingen lassen, wie Mithra es getan hat. Es ist einfach nur sonderbar, schließlich werden Flachohren nicht besonders geschätzt bei den Shemlen.“

„Shems schätzen generell keine Elfen, außer sie haben gerade Lust auf-„, murrend brach ich ab und blickte wieder auf dem See hinab. „Aber nicht alle Shems sind so, einige behandeln mich so, wie sie auch einen Mensch behandeln würden.“

Es herrschte schweigen, während ich meinen Gedanken nachging und kurz an mein Zuhause dachte. Ich müsste unbedingt noch einmal nach Vater sehen, bevor ich mich in den Kampf gegen den Erzdämon stürze. Es sind bestimmt schon sechs Monate her, als ich ihn zuletzt gesehen habe.

„Ich würde Euch gern das Lager zeigen, hier gibt es viele Dinge die ihr noch nicht gesehen habt. Dafür könntet Ihr mir von den Städten berichten. Ich kann mir diese enge nicht vorstellen…“, fing Theron plötzlich an.

„Oh, Ihr habt den Gestank vergessen“, fügte ich hinzu, woraufhin er kurz grinste. „Das muss ich leider übergangen haben, bitte verzeiht. Also was haltet ihr von dem Angebot?“

Kurz dachte ich darüber nach, willigte aber schließlich ein. Bockig auf den See zu gucken, hilft mir auch nicht und meine Neugier für die Dalish war ja nach wie vor vorhanden. Auch wenn ich immer noch etwas erschüttert bin, das diese stolzen Jäger nicht ganz so sind, wie in meinen Träumen.

Theron zeigte mir das Lager und erzählte mir von dem Fall der Dales, eine Geschichte der ich gespannt lauschte. Auch erläuterte er mir was ein Borkner ist und zeigte mir Vallaslin.

Neugierig betrachtete ich die kleinen Fläschchen, in denen sich diese sogenannte Blutschrift befindet. „Wann hast du diese Zeichen bekommen? Schon als Kind?“, fragte ich und sah zu ihm auf.

Leicht lächelnd schüttelte er den Kopf, als er eines der Fläschchen in die Hand nahm und es betrachtete. „Wenn die Kinder unseres Volkes erwachsen werden, erwerben sie das Privileg, das Vallaslin zu tragen, die Blutschrift. Sie unterscheidet uns von den Shemlen und auch von den Elfen, die an deren Seite leben. Sie erinnert uns daran, dass wir unsere Traditionen und unseren Glauben nie mehr aufgeben werden.“

Aufmerksam besah ich mir sein Gesicht, als er das Fläschchen zurück an seinen Platz stellte und dabei recht nachdenklich wirkte. „Was ist bei den Stadtelfen Tradition?“

Grüblerisch sah ich drein und überlegte. Ich wusste ehrlich gesagt überhaupt nicht was genau für Traditionen wir haben, bis auf die Hochzeit. Oh, und dann haben wir ja noch unseren Hahren, der sozusagen unser Hüter ist. Valendrian würde mich schelten.

„Wir haben einen Hahren, ein Elf welcher uns Ratschläge gibt und uns führt. Dann steht in jedem größeren Gesindeviertel der Vhenadahl“, fing ich an, doch Theron unterbrach mich. „Der Baum des Volkes. Es ist ein elfisches Wort. Ein großer, kräftiger Baum mit tiefen Wurzeln.“

Ich nickte leicht. „Dann haben wir viele Feste. Sommerfeste und Hochzeiten auf denen wir viel singen und tanzen“, sprach ich weiter, dann fiel sein Blick plötzlich auf den Ring den ich um meinen Hals trug.

Ohne Vorwarnung griff er nach dem Ring und betrachtende ihn eingehend. „Ist das ein Ehering?“, fragte er interessiert.

Beim Erbauer, er ist ziemlich neugierig! Das hätte ich nie von einem Dalish gedacht, aber bis heute hätte ich ja so einiges nie von den Dalish gedacht. Theron aber scheint anders zu sein, zudem ist er nett und will wirklich mehr über meine Kultur lernen. Und ich bin gern bereit ihm Auskunft zu geben.

„Ja, ich war fast verheiratet. Aber das ist lange her“, gestand ich. Theron musterte mich nochmals, dann sah er kurz zu meiner Gruppe und musste leicht schmunzeln. Fragend folgte ich seinem Blick. „Was ist denn?“

„Dieser Elf dort, war das dein Mann? Er schaut häufig hierher.“, meinte er grinsend, bis ich Zevran entdeckte. Allerdings unterhielt er sich gerade mit Leliana.

Ich musste laut loslachen, was mir einen fragenden Blick von Theron bescherte. Als ich mich wieder beruhigt hatte, sah ich amüsiert zu dem großen Elfen auf. „Beim Erbauer, nein. Zevran ist nicht der Typ, der heiratet. Er ist…ehm…“

Theron sah abwartend zu mir, doch mir fiel nichts ein. Zevran ist nun mal Zevran. Und ich bin gerne bei ihm, aber mehr kann ich mir nicht erhoffen. Das hat er mir damals erklärt und das glaube ich ihm auch. Aber ich…mag ihn. Sehr sogar. Aber Zev…

Zevran ist nun mal Zevran.

„Ah…nun, dann komm mit“, bot mir der schwarzhaarige Elf auf einmal an und zog mich mit. Verblüfft sah ich zu ihm und war nun doch etwas überfordert. „Aber…?“

Es dauerte nicht lange und wir standen vor einem der unzähligen Landschiffe, dass anscheinend Theron gehörte, denn er führte mich geradewegs hinein. „Komm, ich zeige dir was“

Neugierig folgte ich ihm…wie es wohl in einem dieser Landschiffe aussieht?
 

Zev~

Kallian erhob sich, als die Dalish plötzlich anfingen zu singen. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Enttäuschung wieder, vermischt mit etwas Wut. Was für eine Mischung, das kam mir nur zu bekannt vor.

Mit den Augen folgte ich ihr, bis sie schließlich auf dem kleinen Hügel stehenblieb und hinabsah. Ihr rotes Haar wehte leicht im Wind. Schmunzelnd wandte ich mich ab und versuchte das Zelt aufzubauen.

Anscheinend hat sie nun endlich ihre Lektion gelernt, eine Lektion die ich vor Jahren einst gelernt hatte, als ich damals dieses Lager der Dalish betreten hatte.

Tz, es gab für mich nur den Weg zurück. Und es war auch besser so. Ein Leben als Nomade, kam für mich nicht in Frage. Oh, nein ich brauche ein weiches Bett, zwei Dirnen und vielleicht noch etwas Fischsuppe. Ach, was würde ich für eine Fischsuppe alles geben! Diesen Geschmack, nur einmal noch auf meiner Zunge…

„Beim Donnerkiesel! Macht euren Scheiß doch allein!“, fluchte der Zwerg lautstark, als sein Zelt wieder in sich zusammenfiel. Ich hörte Leliana kurz kichern, was mich wiederum zum grinsen brachte.

Dieser Zwerg war für allerlei Unterhaltung gut, aber wenn er nicht bald sein Zelt aufbaut und das sogar Fluchfrei, könnten wir für noch mehr schlechte Stimmung bei den Dalish sorgen. Und die sind so schnell gereizt, ich kann diese Spannungen ja praktisch fühlen. Mit ihrem gesinge wollen sie sich lediglich selbst beruhigen, bevor sie noch zu den Waffen greifen und uns abschlachten.

Hu, wie ich doch solche elektrisierenden Spannungen liebe. Man weiß nie genau, wann der große Knall kommt. Bis es dann zu spät ist…wie bedauerlich.

Zufrieden betrachtete ich mein aufgebautes Zelt, bis mein Blick zu einem Dalishelfen fiel der elegant an unserem kleinen Lager vorbeischritt. Er besah sich jeden von uns kritisch, bis er mich betrachtete. Ich konnte keine direkte Abscheu erkennen, sondern vielmehr…Mitleid.

Allerdings sah er ziemlich gut aus. Groß, langes schwarzes Haar und Augen die durch einen hin durchzuleuchten scheinen. Außerdem muskulös gebaut, ich würde gerne wissen was sich unter seiner Hautengen Lederrüstung befindet.

Gelassen sah ich in seine Augen und ließ mir meine aufkeimende Wut nicht anmerken. Ich hasse es, wenn ich bemitleidet werde. Besonders von irgendwelchen außenstehenden, die gar nicht wissen wie es wirklich ist. Was der wirkliche Hintergrund ist.

Skeptisch besah ich mir den Elfen weiterhin, als er nun neben Kallian stehen blieb und tatsächlich ein Gespräch mit ihr anfing.

Zuerst wirkte sie, sehr zu meiner Freude, abweisend. Doch als sie beide in unser Lager blickten und weiter sprachen, wirkte sie freundlicher. Lächelte sogar etwas.

Verstimmt setzte ich mich an das Feuer und würdigte die beiden keinen weiteren Blickes. Leliana lauschte gespannt den Gesang der Dalish, während ich stattdessen meine Dolche hervorholte und sie eingehend betrachtete.

Es klebt etliches altes Blut an den Klingen. Entspannt reinigte ich diese nun und ließ mir nebenbei den Gesang der Dalish zuführen. Dieses Lied erfüllte die kalte Winternacht und ließ alle anderen Geräusche um uns herum verstummen.

Lediglich Morrigan hat sich in ihr Zelt zurück gezogen, während alle anderen zu den Dalish starren, offensichtlich gebannt von dem Schauspiel was sich ihnen bot.

Aufmerksam betrachtete ich den Baum mir gegenüber und strich sachte über die geschärfte Klinge. Sie fühlte sich herrlich kalt an. Mit einer schnellen Bewegung schleuderte ich den Dolch zielsicher in die alte Rinde, wo sich die Klinge tief genug eingrub um stecken zu bleiben.

„Nicht schlecht, Zevran“, sprach Leliana erstaunt. Ich blickte auf die Schneide meines anderen Dolches, in welchem ich mein Spiegelbild erblickte und lächelte nur abfällig. „Ihr könnt dies gewiss auch, Leliana“

Leicht drehte ich die Schneide um darauf nun Kallian zu erblicken, die sich ausgiebig mit dem Dalish unterhielt während er ihr allerhand Dinge aus dem Dalishlager zeigte. Dabei wirkte sie ziemlich vergnügt.

Verächtlich warf ich nun diesen Dolch ebenfalls in die alte Rinde und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht, während der alte Baum beinahe leidend auf ächzte.

Ich bemerkte wie die Bardin mich forschend ansah, doch ich lehnte mich einfach zurück und schloss die Augen. Die Dalish hatten endlich mit ihrem elenden Lärm aufgehört…

„Alles in Ordnung? Du wirkst so verstimmt, Zevran.“, fing Leliana langsam an, doch ich verschränkte nur gelassen meine Arme hinter dem Kopf und zuckte mit den Schultern.

„Das muss eine Täuschung sein, werte Leliana.“, meinte ich gelangweilt. Alistair kratzte sich einmal an seinem Kinnbart. „Diese Dalish sind total anders, als die Elfen aus der Stadt. Irgendwie wirken sie stolzer und mutiger“, fing der Bastardprinz an, woraufhin ich ihn innerlich zustimmen musste. Dalishelfen sind anders, halten sich jedoch meist auch für etwas besseres, als die Stadtelfen

Kallians lautes plötzliches Lachen ließ uns alle beinahe zusammenzucken. Gereizt sah ich zu dem Dalish, der sie amüsiert anblickte und ihr sogar ein weiteres Lachen entlockte. Dann begegneten sich unsere Blicke unerwartet und ich konnte in seinen Augen sogar Belustigung aufblitzen sehen.

„Schaut nur wie fröhlich Kallian ist“, sprach Leliana freudig, was mich wiederum kritisch zu der Bardin schielen ließ. „Tatsächlich“, bemerkte ich frostig.

Die rothaarige musterte mich erneut aufmerksam, dann lächelte sie plötzlich wissend. Mit kühlem Blick beobachte ich Kallian und diesem Dalish dabei, wie er sie mit in sein Landschiff zog.

„Du bist eifersüchtig“, stellte Leliana amüsiert fest, doch ich lächelte daraufhin nur spöttisch. Diese Mutmaßung ist ja selten dämlich, wozu sollte ich eifersüchtig sein? Und vor allem…auf was?

Ich erhob mich und streckte mich erst mal ausgiebig. Dann sah ich amüsiert zu den Elfenfrauen, die wahrhaftig nur darauf warteten, einen Elfen aus der Stadt kennenzulernen. und den werden sie auch kennen lernen….

Mit einem charmanten Lächeln schritt ich grazil zu den Dalish, woraufhin bereits die erste Elfe mich neugierig musterte.
 

Gebannt sah ich mich in Therons Landschiff um. Von außen wirkte es kleiner, als es wirklich war. Doch innen war alles geordnet und sogar wunderschön dekoriert. Hier und da hingen Schwerter an der Wand, natürlich fein gesäubert.

Auf dem Boden lag ein Bärenfell, über den ich vorsichtig strich. Das muss ein verdammt großer Bär gewesen sein, ob ihn Theron ganz allein erlegt hat?

Mein Blick glitt weiter und blieb plötzlich an einen Paar Handschuhen hängen. Fasziniert betrachtete ich diese. Die Handschuhe sind aus geschmeidigem Leder gefertigt und mit weichem Kaninchenfell gefüttert.

„Gefallen sie dir?“, sprach Theron dicht hinter mir und ließ mich kurz zusammen zucken. Schnell legte ich sie zurück und nickte hastig. „Ja, sehr sogar.“

Verdammt, nochmal! Vater hat immer mit mir geschimpft, wenn ich irgendwelche Dinge angefasst habe, die mir nicht gehören. Ich lerne es wohl nie…

Der Dalish hinter mir lachte kurz auf, nahm die Handschuhe und legte sie in meine Hände. „Du darfst sie gerne nehmen, sieh es als Dankeschön an. Schließlich wirst du uns ja alle retten“

Etwas peinlich berührt starrte ich auf die Handschuhe und strich vorsichtig über das weiche Leder. Ich wollte schon immer etwas von den Dalish haben, eine Erinnerung.

Aber diese Handschuhe sind nicht für mich…

„Sag…was ist eigentlich mit deinem Mann geschehen? Hat er dich verlassen?“, fragte Theron plötzlich und ließ mich mit einem Schlag wieder zurück in die Realität finden.

Ehe ich ihm jedoch antworten konnte, war ein durchdringendes Jaulen zu hören, was mir sofort die Nackenhaare aufstellen ließ. Angespannt starrten wir uns an. Bis plötzlich weiteres jaulen zu hören war, ebenso ein durchdringendes Knurren.

Nah, verdammt Nah.

Erstickte Schreie folgten, gepaart mit diesen animalischen Lauten.

Scheiße!

Sofort zog ich meine Dolche und stürmte nach draußen, was sich mir dort bot verschlug mir glatt den Atem. Unzählige Elfen lagen auf den Waldboden und krümmten sich vor Schmerzen, während sich unter ihnen bereits eine Blutalge bildete.

Gelbe Augen stierten mich auf einmal an, kurz darauf sprang mir tatsächlich ein zähnefletschender Werwolf entgegen. Etwas größer als ein Mensch, braunes Fell mit einem Wolfskopf…und mit riesigen Zähnen!

Mit brachialer Gewalt schleuderte mich das Ungetüm zu Boden und knurrte mich unheilverbringend an. Laut keuchte ich auf, als sich die Krallen tief in die Schultern gruben und ich bereits mein Blut warm an mir herunterlaufen fühlte.

Fest umklammerte ich meinen Dolch und rammte es mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, in den Hals des elenden Werwolfs, der daraufhin laut aufjaulte und mich vorerst losließ. Doch ehe er zum Gegenschlag ausholen konnte, bohrte sich ein Pfeil in seine Schädeldecke und ließ ihn einfach umkippen.

Dankbar nickte ich Theron zu, der bereits seinen nächsten Pfeil zog. Hektisch sah ich mich um und stellte fest, dass das gesamte Lager von diesen Monstern überrannt wurde. Sofort sah ich nach meinen Freunden, die ich jedoch in dem ganzen Durcheinander nicht auswendig machen konnte.

Theron spannte gerade seinen Bogen, als hinter ihm unbemerkt, ein großer Werwolf auf ihn zustürmte. Erschrocken schrie ich auf und wollte ihn warnen, doch der Werwolf biss ihm in den Hals und wälzte den Dalish dabei zu Boden.

Ohne zu zögern stürmte ich zu Theron, zückte meine beiden Dolche und rammte sie in den Rücken des Werwolfes. Das Blut spritzte mir entgegen und ein gequältes Jaulen erklang aus der Kehle des Tieres.

Sofort bäumte es sich auf, warf mich dabei jedoch zu Boden. Die Dolche steckten immer noch im Rücken dieses Wollknäuels, was mich wiederum schlecht dastehen lässt.

Hurtig wich ich zurück, während ich mir wütendes knurren anhören musste. Tz, jetzt habe ich ein Problem!

Ehe er mich jedoch anspringen konnte, wurde sein Unterleib von Zevran blitzschnell aufgeschlitzt. Überrascht starrte ich ihn an, während der Wolf elendig verendete. Kurz musterte er mich abschätzend, bis plötzlich ein helles Licht erstrahlte und uns alle erschrocken die Augen zukneifen ließ.

Als ich sie wieder öffnete erblickte ich mitten auf dem Feld den weißen Wolf. Seine gelben Augen fixierten unheimlich Zathrian, der seinen Zauberstab wieder sinken ließ und den Wolf wütend anstarrte.

Es lag eine unglaubliche Spannung in der Luft, die jedoch kurz darauf verschwand, als auch der weiße Wolf verschwand. Mitsamt den Werwölfen.

Fassungslos sah ich mich um, als ich das Schlachtfeld erblickte, welches die Bestien hinterlassen haben.

„Was geht hier nur vor sich?“, fragte ich erschüttert.

Jagd im Dunklen

Besorgt sah ich zu Theron, dessen Fleischwunde gerade von Wynne geheilt wurde. Der Werwolf hatte ihn übel zugerichtet, doch am schlimmsten überhaupt hat es den Clan erwischt.

Mein Blick schweifte über das Schlachtfeld, welches die Werwölfe hinterlassen haben. Viele Landschiffe der Dalish wurden beschädigt, oder sind gar nicht mehr bewohnbar. Die Leichen der Elfen, lagen weit verstreut über der Ebene.

Das Blut stach deutlich im weißen Schnee hervor, und ließ mich zittern. Jedoch nicht vor Kälte, sondern vor blankem Entsetzen.

Ich habe schon viel gesehen. Nicht nur im Gesindeviertel, auch die Schlachten eines Grauen Wächters lassen einen nie wieder los. Doch was ich hier sehe…

Teilweise abgetrennte Gliedmaße, angefressene Körper, gequältes Stöhnen um einen herum und so viele Tode. So viele…Elfen. Mein Volk immer noch, auch wenn ich sie nicht mag. Aber das beruht ja auf Gegenseitigkeit.

„Ihr habt viel Glück. Hätte der Werwolf nur etwas höher zugebissen in Eure Halsschlagader, wärt ihr schon längst gestorben“, sprach Wynne eindringlich, was Theron jedoch kühl lächeln ließ.

Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick abwenden und sah nun zu dem Dalish, dem seinen Fast Tod anscheinend wenig kümmerte. Viel mehr sah es danach aus, dass ihn etwas anderes gerade beschäftigte.

Das lodern in seinen Augen konnte ich nur einem zuordnen, kannte ich es selbst doch nur zu gut…eiskalte Rache.

Zathrian schritt auf uns zu, nachdem er den verbliebenden gesunden Elfen beauftragt hatte, die Verwundeten zu versorgen. Er schien wütend, mehr als beim letzten Mal. „Es reicht. Dafür wird diese Bestie bezahlen…Nun seht Ihr selbst, was für erbarmungslose Kreaturen das sind!“

Unruhig sah ich zu Alistair, der mich ebenfalls so ansah. Wir wussten beide, dass unsere ruhige Nacht damit vergessen war. Jetzt wird es eine Jagd geben…und sie endet erst, wenn der Wolf Tod ist. Samt Sippschaft.

Theron richtete sich wieder auf, drehte kurz seinen Kopf und blickte dann voller Begier zu seinem Hüter. „Ich werde die Wächter durch den Wald führen, Hüter. Und wir kommen erst wieder, wenn ich das tote Fleisch des Monsters in den Händen halte!“

Kam es mir nur gerade so vor, oder lief es mir gerade eiskalt den Rücken herunter? Das klang genau so, wie er es gerade gesagt hat. Todernst und mit eisernem Willen.

Zathrian sah mich prüfend an, dann zeigte er auf das Schlachtfeld. „Wächter, wie Ihr seht, steht mein Clan kurz vor der Auslöschung. Wenn ihr uns nicht sehr schnell hilft, müssen wir unsere vielen Brüder und Schwestern leider erschlagen. Tötet Schattenreißer, dann sind wir gewillt Euch im Kampf gegen die Verderbnis zu unterstützen“, sprach er ernst.

Kurz ballte ich meine Hände zu Fäusten und besah mir nochmals den Platz des Gemetzels. Es waren bereits so viele Elfen gestorben, selbst Mithra erkannte ich unter den Toten. Wenn ich nichts unternehme, greifen diese Werwölfe bestimmt auch die anderen Clans irgendwann an. Das würde übel ausgehen…

Fest sah ich dem Hüter in die Augen und nickte. „Wir werden Schattenreißer finden und töten. Darauf gebe ich mein Wort.“, versprach ich. Auch wenn mich die Dalish nicht mögen, wir gehören zum selben Volk. Und beim Erbauer, ich werde jeden töten der es wagt, Elfen zu quälen.

Theron schulterte seinen Köcher und nahm seinen Bogen in die Hand, dann sah er nochmals zu Zathrian, welcher ihm entschlossen zunickte. In seinen Augen sah ich deutlich, dass er kein Versagen dulden würde.

Ich sah nochmals zu meinen Gefährten, die alle nur kleinere Blessuren davon getragen haben, im Gegensatz zu den Dalish. Alle wirkten abgekämpft und müde, da wir seit geraumer Zeit nicht mehr richtig ausgeschlafen haben. Und für uns, wird diese Nacht auch wieder lang.

Am liebsten würde ich alle mitnehmen zu der Jagd doch es wäre möglich, dass die Bestien wiederkommen. Nur um den Dalish endgültig den Rest zu geben, denn sie sind schwer getroffen. Also brauche ich gute Verteidiger und Heiler im Clan.

Kurz wog ich ab, dann sah ich zu Wynne. Sie heilte gerade einen anderen Dalish mit einer Platzwunde. „Wynne, ihr bleibt im Clan und heilt so viele wie ihr könnt“

Die alte Magierin musterte mich prüfend, ehe sie sacht nickte. „In Ordnung Kallian, aber viele werden mit diesem Fluch infiziert sein. Ich kann sie nicht retten…“

Ich hob meine Hand und unterbrach sie so. „Darum kümmere ich mich, allerdings hoffe ich, dass Ihr die Dalish bis zu unserer Rückkehr am Leben erhalten könnt. Und sollten sie sich doch verwandeln…“

Mein Blick fiel auf Sten, der das zerstörte Lager seit geraumer Zeit prüfend musterte. Ohne zu zögern trat er vor und zog dabei sein gewaltiges Langschwert, welches er anscheinend locker schwingen konnte. „Werde ich dafür sorgen, dass sie die anderen Elfen nicht infizieren“, sprach der Qunari meinen begonnen Satz zu ende.

Leicht nickte ich, dann fiel mein Blick auf Fergus und Elissa. „Ihr zwei beschützt den Clan so gut ihr könnt. Morrigan wird euch ebenfalls aus der Distanz unterstützen.“

Die Geschwister nickten mir entschlossen zu, doch Morrigan wirkte alles andere als begeistert. „Wenn es sein muss“, sprach sie abweisend und drehte sich von uns weg. Irgendwie scheint sie uns gegenüber noch abgeneigter zu sein, als sonst.

Tz, diese Hexe treibt mich noch zur Weißglut! Beim Erbauer, wenn Morrigans Zauber nicht so verdammt nützlich wären, hätte ich sie schon längst in die Kirche gegeben. Zur Hexenverbrennung.

„Lasst uns gehen“, meinte ich zerknirscht und folgte Theron, der nun die Führung der Gruppe übernahm. Oghren watschelte neben mir und murmelte verärgert vor sich her. Nun ist er doch verstimmt, dass er sich nicht in Ruhe betrinken konnte.

„Oghren, ich mag den Wald auch nicht“, versuchte ich ihn abzulenken, doch er lachte nur trocken auf. „Seht mich an, ich bin ein Elf! Trilalala! Und tanze fröhlich im Wald!“

Skeptisch sah ich auf ihn herab und hörte nur sein wütendes Schnauben. „Zwerge gehören in keine Wälder! Dieser perverse Duft nach…nach…“, er schien ernsthaft nach dem Wort zu suchen, fand es jedoch nicht.

„Wald?“, fragte ich unsicher nach, doch der Zwerg nickte sofort mit einem wütenden Grunzen. „Wald! Widerlicher, stinkender Wald!“

Nun gut, ich muss Oghren recht geben. Es riecht hier tatsächlich nach Wald…viel Wald. Aber vermutlich gehört das dazu, in diesem Überschuss an Natur.

Kaum betraten wir jedoch den Wald, umgab uns immer mehr Dunkelheit. Die kleinen Laternenmaste, die die Dalish aufgestellt hatten, verschwanden langsam am Wegesrand.

„Beim Erbauer, wollen wir nicht warten bis zum Morgengrauen?“, fragte Leliana unsicher, als sie über eine Wurzel stolperte und dabei fast Oghren zu Boden gerissen hätte. Der Zwerg fluchte erneut.

Alistair nickte einmal heftig und kniff die Augen zusammen, anscheinend versuchte er etwas zu erkennen. „Ich sehe ja kaum die Hand vor Augen, wie sollen wir dann in der Dunkelheit gegen diese Bestien bestehen?“

Leicht verwundert sah ich zu meinen Freunden, die sich langsam und unsicher fortbewegten. Ihre Hände hatten sie tasteten nach vorne gestreckt, und bei jedem Geräusch weiteten sie erschrocken ihre Augen.

Ich sah zu den knarrenden Ästen herauf, die sich im Wind leicht bewegten und hörte unweit von mir entfernt, wie sich ein kleines Tier rasch in seinen Bau zurückzog. Leliana ließ dieses plötzliche Geräusch jedoch beinahe aufschreien. Hasso jedoch, schnüffelte neugierig und behielt die Umgebung steht’s im Blick. Hunde sehen zwar auch schlechter, dafür haben sie eine bessere Nase.

Natürlich sah ich auch schlechter, als bei Tag. Aber dennoch, konnte ich meine Umgebung scharf genug erkennen. Es war lediglich etwas dunkler, was mir meine Sicht jedoch nicht besonders trübte. Im Gegensatz zu Zwergen und Menschen anscheinend.

Augenblicklich blieb ich stehen und dachte über Alistairs Worte nach. Er hat absolut recht, sie werden nichts sehen und von den Bestien noch zerfleischt werden.

Beim Erbauer, ich will das nicht!

„Alistair, Leliana und Oghren gehen zurück, während Ich mit Zev und Theron nach diesem weißen Wolf suche“, meinte ich entschlossen, woraufhin Alistair mich beinahe umgeworfen hätte. Mal wieder, ist er in mich hineingelaufen.

„Was? Niemals!“, sprach er vehement und sah mich ungläubig an. „Du kannst doch nicht allein gegen diese Armee antreten!“

„Ich habe noch Zev und Theron dabei“, meinte ich skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. Alistair jedoch sah alles andere als begeistert aus, als er Zevran abschätzig musterte.

„Aber…ihr seid nur zu dritt. Das kannst du nicht…warum warten wir nicht einfach?“, meinte er nun ärgerlicher. Mein Blick fiel auf Theron, der angespannt auf und ab ging. Warten war offenbar keine Option.

„Die Werwölfe werden nicht lange warten. Im Schutz der Dunkelheit ist es leichter für sie, uns zu überfallen. Wenn wir sie jedoch überraschen, haben wir einen Vorteil. Damit werden diese Biester nicht rechnen.“, sprach ich und sah zu dem ehemaligen Templer, der nach wie vor nicht begeistert aussah.

„Wir müssen weiter!“, meinte Theron ungehalten und ging einfach weiter. Eindringlich sah ich zu Alistair auf, der mich immer noch begleiten wollte. „Geht zurück und verteidigt den Clan. Wenn es hell ist, nimmst du Hasso mit. Er wird unsere Fährte wittern und dann folgst ihr uns. Aber wir müssen nun gehen...wir kommen schneller voran“

Alistair sah mir unsicher nach, als ich den beiden Elfen folgte. Selbst Hasso winselte einmal laut auf und ließ mich innerlich seufzen. Warum müssen sie es einen nur immer so schwer machen?
 

Seither liefen wir seit Stunden durch den dunklen Wald. Überall waren Geräusche zu vernehmen, die den Geräuschen der Stadt absolut unähnlich waren.

Knackende Bäume, Vogelgezwitscher, Wolfsjaulen und rascheln. Überall raschelte es im Gehölz. Und das erschreckte mich manchmal selbst ziemlich. Selbst der Schnee knirschte bei jedem Schritt, den wir taten.

Angespannt sah ich mich um und versuchte mir seit geraumer Zeit den Weg einzuprägen. Auch wenn ich immer davon ausgegangen bin, dass ich einen guten Orientierungssinn besitze, so muss ich nun feststellen, dass dieser mir nun im Wald absolut flöten gegangen ist.

Jeder Baum sah hier gleich aus, jeder Stein und jeder Busch glich sich ganz genau und schien immer wieder an derselben Stelle aufzutauchen. In der Stadt war das ganz anderes, die Gebäude hatten einen festen Platz und sahen meist auch immer anders aus.

Aber hier…ich hasse diesen Wald. Er ist mir nicht ganz geheuer!

Ich stierte zu Boden und betrachtete die Fußabdrücke im Schnee. Theron sagte seit längerem nichts mehr, nur manchmal blieb er stehen und betrachtete Baumstämme, oder Gablungen aufmerksam. Dann ging er einfach kommentarlos weiter und wir folgten.

Zev sagte auch nichts mehr. Ungewöhnlich…sehr ungewöhnlich. Und weil nun alle schweigen, muss ich auch schweigen. Das geht mir gewaltig auf die Nerven, denn dadurch werde ich immer nervöser.

Selbst die Geräusche um uns herum erstarben langsam, kein Getier mehr das vor uns flüchtet, selbst die Eule konnte ich nicht mehr hören. Unsicher sah ich mich um und lauschte auf jedes kleine Geräusch.

Und tatsächlich konnte ich etwas hören, etwas das mir nur zu bekannt war. Ein Lied, ein dunkler Gesang. Sofort bekam ich eine Gänsehaut, zog meine Dolche und ging in Kampfstellung.

„Dunkle Brut!“, rief ich den beiden aufgeregt zu, die mich daraufhin verwundert ansahen. Ehe sie jedoch zu ihren Waffen greifen konnte, hörte ich ein unheilverkündendes knurren und sprang augenblicklich zur Seite.

Ein Wolf sprang aus dem Dickicht. Zuerst dachte ich an den weißen Wolf, doch was erblickte verschlug mir glatt die Sprache. Ein Wolf aus dessen Maul die Plage tropfte, grüne gierige Augen und Stacheln, die aus seinem Rücken zu wachsen schienen.

Ein verderbter Wolf! Beim Erbauer, die Verderbnis überzieht bereits Ferelden! Nun sind sogar die Tiere davon befallen und werden zur dunklen Brut.

Das Tier sprang mich an und warf mich dabei zu Boden, sodass es mir glatt die Luft aus den Lungen presste. Keuchend wehrte ich mich, während ich weitere Wölfe aus dem Dickicht kommen sah. Alle infiziert mit der Plage. „Lasst euch nicht beißen!“, schrie ich aufgebracht und rammte meinen Dolch in die Kehle des Wolfes, der kurz darauf elend verendete.

Die Plage spritze mir ins Gesicht, als ich den Dolch wieder schwungvoll herauszog. Voller Ekel stieß ich den Wolf von mir und erhob mich wieder. Theron war auf einen großen Felsbrocken geklettert und beschoss die verbliebenden Verderbniswölfe mit Pfeilen, während Zevran seinen Dolch gerade in das Auge eines Wolfes rammte. Ein jämmerliches Jaulen erfüllte die Mondlose Nacht.

Die verbildenden Wölfe rannten in das Gehölz zurück, aus dem sie herkamen. Angespannt starrte ich ihnen nach und wischte mir die Plage aus den Augen.

Theron sprang grazil von dem Felsbrocken herunter und schritt auf mich zu. „Woher wusstet Ihr, das die dunkle Brut kommt?“, fragte der Elf fassungslos.

Kurz lauschte ich noch weiterhin, konnte aber keine weitere dunkle Brut mehr wahrnehmen. Wir sind sicher…für den Moment. „Ich kann sie spüren…mich spüren sie allerdings auch“, antwortete ich und steckte mir die Dolche wieder ein.

Der Dalish hob erschrocken seine Augenbrauen und öffnete den Mund. Anscheinend wollte er etwas sagen, entschied sich dann aber dagegen und blickte nachdenklich zur Seite. Ich hockte mich zu einem der verderbten Wölfe und betrachtete ihn nachdenklich. Vorsichtig strich ich über die spitzen Zähne und betrachtete die Plage auf meinem Finger.

„Die Verderbnis hat sich so schnell ausgebreitet“, murmelte ich grimmig und biss mir auf die Lippen. Als ich mit Alistair damals losgezogen war, waren noch keine Tiere verderbt. Doch egal wo wir hingingen, die dunkle Brut begegnete uns immer häufiger. Und schließlich streckt sie ihre widerwärtigen Klauen auch nach unschuldigen Tieren aus.

„Elende Scheiße…wir müssen das beenden“ Ich sah entschlossen zu Theron, der mich noch kurz musterte. „Ich stimme zu“, meinte er knapp und übernahm wieder die Führung.

Während wir also weiterhin folgten, dachte ich angestrengt nach. Nicht nur Werwölfe werden uns nach dem Leben trachten, nein auch die Dunkle Brut lauert in diesem verdammten Wald. Hätte uns der Hüter nicht warnen können? Er hat bestimmt gewusst, dass hier auch die dunkle Brut herumwandert.

Irgendetwas macht mich sowieso die ganze Zeit schon stutzig, ich komme nur nicht darauf was es genau ist. Leise seufzend strich ich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und sah wieder nach vorn.

Zevran lief nun neben Theron und musterte ihn kurz abschätzend. „Sagt mir, nach was genau haltet Ihr eigentlich Ausschau?“ Der Dalish betrachtete ihn nicht, sondern sah konzentriert nach vorn. „Nach Spuren“

Innerlich seufzend verdrehte ich die Augen und betrachtete Zev dabei, wie er den Dalish spöttisch angrinste. Etwas bahnte sich zwischen den beiden an und ich war mir sicher, dass sich hierbei nicht um Freundschaft handeln würde.

„Was grinst du so, Flachohr? Findest du es lustig?“, fragte der Dalish plötzlich drohend und blieb stehen. Eine gewisse Anspannung war in seiner Stimme herauszuhören und eine gefährliche Spannung bahnte sich auch gerade an.

Unsicher sah ich zu Zevran, der sich fahrig durch sein Haar strich und den Dalish höhnisch anlächelte. „Oh, ich liebe schwarzen Humor. Besonders dann, wenn sie von jemanden kommt, der uns die ganze Zeit umherirren lässt. Wir gehen schon zum dritten Mal an diesem Felsbrocken vorbei. Ein miserabler Führer…ja geradezu ein Witz von einem Führer!“

Zev’s Augen wurden zu schlitzen, während sein grinsen unheimlicher wurde. Es war abzusehen, dass er nur darauf wartete dem Dalish etwas anzutun. Was genau, wollte ich jedoch nicht so genau wissen.

Aber…irren wir wirklich die ganze Zeit schon umher? Das ist mir gar nicht aufgefallen…

„Schweig lieber! Ich weiß genau, was ich tue!“, grollte er schwarzhaarige und drehte sich bereits um. Zevran jedoch zog seinen Dolch und pfiff ihm hinterher. Sofort blieb Theron stehen und ballte seine Hände zu Fäusten.

Beim Erbauer, sind die denn hier alle bekloppt?! Schnell stellte ich mich vor Zevran und sah ihn böse an, während er nach wie vor sein provozierendes grinsen zeigte. „Lass den Mist! Theron wird uns gewiss zu den Werwölfen führen, du musst ihm nur vertrauen!“

„Wenn er uns ins Verderben führen will, dann hat er das bereits. Nicht wahr?“, fragte Zevran süffisant und ließ mich verwirrt innehalten. Was meint er denn jetzt schon wieder?

Theron schloss die Augen und lächelte selbstgefällig, als er seinen Bogen nahm. „Ich habe die Spuren verfolgt und war mir sicher sie zu jagen. Doch nun muss ich gestehen, dass wir die gejagten sind. Was für eine Schmach.“

Ein lautes Jaulen wehte uns entgegen und ließ mich beinahe nach Luft schnappen. Das sind diese verfluchten Werwölfe und wir sind umzingelt!

Bevor ich nach meinen Dolchen greifen konnte, wurde ich zu Boden geschleudert. Ein fauliger Atem schlug mir entgegen und ließ mich beinahe würgen. Das knurren dicht an meinen Ohren tat sein übriges und ich wünschte nichts Sehnlicheres herbei, als diesem Vieh das Fell über die Ohren zu ziehen.

„Die Wachwölfe sprachen die Wahrheit, Brüder und Schwestern. Weitere Dalish kommen, um uns den Platz zuzuweisen, uns zu bestrafen für den Angriff“, sprach eine knurrende Stimme dicht an meinem Ohr und ließ mich vor Schreck die Augen aufreißen. Bei Andrastes Puderdose, spricht dieses Monster etwa wahrhaftig?!

Selbst Theron konnte ich ungläubig nach Luft schnappen hören. „Ihr könnt sprechen? Ich dachte, Werwölfe seien wilde Bestien“, entfuhr es mir unsicher und spuckte dabei Erde aus, die ich inzwischen fast geschluckt hätte.

Ein belustigtes Lachen entfuhr der Bestie, als er seine Klauen gefährlich in meinen Rücken bohrte. „Wir sind Bestien, aber nicht länger einfach und hirnlos. Versetzt euch das nicht einen kalten Schauer?“

Oh ja, was für einen! Ich konnte es immer noch nicht fassen, das dieses Ungetüm mit mir spricht. Und dann sogar logische Sätze!

Ich war immer noch Starr vor entsetzten, als das Monster weitersprach. „Ihr sprecht mit Windläufer, Ich führe meine verfluchten Brüder und Schwestern an.“ Ein erneutes, tiefes knurren ließ mich schlucken. „Kehrt um, geht zurück zu den Dalish und sagt, dass ihr versagt habt!“

Unsicher schielte ich zu Zev, der ebenfalls von einem Werwolf zu Boden gedrückt wurde und zornig zu diesem Windläufer aufsah. Theron jedoch, konnte ich nicht entdeckten. „Hrrr. Sagt ihnen, wir werden mit Wonne zusehen, wie sie an demselben Fluch leiden, der schon so lange auf uns lastet. Jetzt bezahlen sie dafür!“

„Hört nicht darauf! Es sind nichts weiter, als Monster!“, spie Theron verächtlich und rammte einen seiner Pfeile plötzlich in die Nase des Werwolfes, der daraufhin aufjaulte.

Augenblicklich brach das Chaos aus und die Bestien fletschen erbost die Zähne. Schnell versuchte ich mich wegzurollen, als der Werwolf mit seiner Pranke zuschlagen wollte, doch die andere Pranke hatte sich so tief in meinen Rücken gebohrt, dass ich mir meine Lederrüstung in Mitleidenschaft zog. Ebenso wie meinen Rücken, wodurch ich aufschrie und meinen Dolch fest umklammerte.

Hastig wich ich zurück und wischte mir den kalten Schweiß von der Stirn. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Rücken brennen und biss daraufhin wütend die Zähne zusammen, um nicht nochmal zu schreien.

Verdammte Bestien! Selbst ihre animalischen Augen, die einen wie wild anstarren, bringen einen zum fürchten. Aber zugeben, würde ich das niemals! Dass sie sprechen können, bedeutet doch gar nichts!

Aufgeregt sah ich zu Theron, der einen weiteren Pfeil nahm und ihn in dem Hinterkopf eines weiteren Werwolfes rammte. Dabei übersah er jedoch, dass sich ein weiterer auf ihn stürzen wollte.

Schleunigst rannte ich zu dem Dalish. „Theron, pass auf!“, schrie ich laut auf, doch er schien mich nicht zu hören, sondern wirbelte nur aufgeregt herum.

Ich warf ihn um, brachte ihm so aus dem Angriffsfeld des Monsters, allerdings spürte ich augenblicklich einen Brenneden, heißen Schmerz auf einem Arm, der mir fast die Besinnung nahm. Meine Sicht verzehrte sich, nachdem wir nach dem überschlag endlich zum halten kamen.

Mit zitternden Händen griff ich nach meinem Arm und spürte augenblicklich das warme Nass, welches ungehindert in den aufgewirbelten Schnee tropfte. Die aufgerissene Haut sorgt ja geradezu dafür, dass mein Blut nicht da bleibt, wo es hingehört.

„Kallian! Kallian!“, hörte ich Theron aufgeregt rufen, dann zog er mich schnell wieder auf die Beine. Ich versuchte noch stehen zu bleiben, doch meine Beine gaben nach und ich kippte nach vorn.

Erneut stellte mich der Dalish auf die Füße und sah mich eindringlich an, während ich krampfhaft versuchte mein verschwommenes Sichtfeld zu klären.

„Warum hast du das nur getan?“, flüsterte er dicht an meine Lippen, während ich erneut das qualvolle Jaulen eines Werwolfes vernahm. Angestrengt stieß ich die Luft zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen aus. „Wir…sind Elfen…wir halten zusammen, oder nicht?“

Überrascht starrte er mich an, während ich nach Zev sah, der nur knapp einem Angriff ausweichen konnte. Hektisch schielte er wütend zu mir, zischte dann irgendeinen antivanischen Fluch. „Wir müssen hier weg! Sofort!“

Theron nickte, packte mich an der Hüfte und hob mich dann hoch. Verblüfft versuchte ich mich an dem Dalish festzuhalten, der mich nun trug und losrannte. „Hier entlang! Tiefer in den Wald!“

Zev rannte nun neben ihm, die Werwölfe ihnen dicht auf den Fersen und mir wurde wieder schwindlig. Fest drückte ich meine Hand auf die blutende Wunde und versuchte weiterhin wach zu bleiben.

„Ist…das eine gute Idee?“, fragte ich zweifelnd. Immerhin sind im inneren des Waldes bestimmt noch mehr Werwölfe. Und die warten nur darauf, uns abzuschlachten.

Doch plötzlich brach unter uns die Schneedecke zusammen und wir fielen den Abhang hinab. Nichts weiter als ein ersticktes Schreien kam über meine Lippen, dann wurde mir schwarz vor Augen.
 

Benebelt öffnete ich langsam die Augen. Ein starker Geruch nach Kräutern erfüllte die Luft und ließ mich kurz die Nase rümpfen. Ein leises knistern drang in meine Ohren, und ließ mich nach schneller Suche ein Lagerfeuer entdecken.

Unsicher sah ich mich um, als ich bemerkte, dass ich mich in einer kleinen Höhle befand. Gebettet auf Stroh. Draußen am Höhleneingang konnte ich kleine Schneeflocken tanzen sehen, während sich der Himmel bereits leicht verfärbte.

Die Sonne muss bald aufgehen…oder unter. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie lange ich jetzt geschlafen habe. Auf jeden Fall geht es mir schon viel besser, als vorher.

„Du bist endlich wach.“, sprach jemand und ließ mich erschrocken herumwirbeln. Theron kam aus der Dunkelheit und musterte mich ausgiebig, dann legte sich ein leichtes lächeln auf seine Lippen.

Kurz erwiderte ich das lächeln und erhob mich dann ächzend. Murrend strich ich über meinen schmerzenden Rücken und stellte erstaunt fest, dass meine Wunden verbunden sind. Außer meinem Arm, bis auf eine kleine Narbe konnte ich nichts weiter erkennen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass dort eine verdammte Fleischwunde gewesen war!

„Du warst schlimm verletzt, aber Aneirin hat dich Großteils geheilt.“, meinte Theron, doch ich legte nur fragend den Kopf schief. Ehe ich jedoch fragen konnte, wer dieser Aneirin sein soll, stellte sich dieser bereits selber vor.

Ein rothaariger Elf mit einer typischen Tätowierung der Dalish, trat ans Feuer und musterte mich aus seinen blauen Augen. Das auffälligste jedoch, war sein Zauberstab den er bei sich trug. Er muss ein Magier sein!

„Ich bin Aneirin. Leider musste ich Eure alte Lederrüstung entsorgen, aber sie war gänzlich zerstört. Ich habe euch eine Lederrüstung der Dalish bereit gelegt, sie wird Euch ebenso schützen wie Eure alte Rüstung“

Verdattert sah ich drein und versuchte erst einmal die neuen Informationen zu verarbeiten. Wir wurden gerettet von diesem Aneirin, befinden uns nun anscheinend in seinem Lager und wir wurden alle von ihm geheilt.

Alle…ich sah mich aufmerksam um, doch ich konnte nirgendwo Zevran erkennen. Beim Erbauer, ist er etwa in den Fängen dieser Monster geraten?!

„Keine Sorge, Mädchen. Euer Freund ist vor der Höhle, er war die ganze Zeit nicht von Eurer Seite gewichen. Ich musste ihn regelrecht dazu drängen, eine Pause zu machen.“, meinte Aneirin wissend lächelnd, woraufhin ich sofort aus der Höhle stürmte.

Tatsächlich stand draußen Zevran, der mit grimmigem Blick den Sonnenaufgang beobachtete, der sich gerade am Himmelszelt bot.

Erleichtert schritt ich auf ihn zu, als ich tatsächlich keine weiteren Verletzungen an ihm erkennen konnte. Ich blieb neben dem Elfen stehen, doch er betrachtete nach wie vor den Himmel. Irgendwie wirkt er…eingeschnappt.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich vorsichtig nach, doch alles was ich hörte, war ein genervtes seufzen seinerseits. Grimmig verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn nun ebenfalls verstimmt an.

Wenn er unbedingt die beleidigte Leberwurst spielen will, dann spiele ich eben mit! Gelassen schielte er nun doch zu mir, dann blickte er zu der Sonne, die sich langsam erhob. „Es war ein Fehler, sich auf den Dalish zu verlassen. Sieh nur, wohin uns das gebracht hat“

Meine Augen wurden zu schlitzen, als mir bewusst wurde, dass er meine Entscheidung anzweifelte. „Was hätte ich denn tun sollen? Du weißt selbst, dass Menschen im dunklen miserabel sehen. Wir sind Elfen und sehen um einiges besser. Sie hätten uns nur aufgehalten.“

Zevran sah plötzlich an mir vorbei und fixierte Theron, der gerade aus der Höhle getreten war und nun auf uns zuging. „Du hättest dir einen anderen Führer suchen sollen“, meinte Zevran kühl.

Der Dalish sah abschätzend zu Zev, verzog aber sonst keine weitere Miene. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass diese Monster fähig sind logisch zu denken. Sie haben mir eine Falle gestellt“, gestand er.

Das diese Werwölfe überhaupt sprechen können, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Das war erstaunlich, aber am erstaunlichsten überhaupt war, dass sie von einem Fluch berichtet haben. Einem Fluch, der sie scheinbar schon lange quält.

„Dann hast du versagt, als Führer. So etwas sollte doch einem Jäger, der Dalish nicht passieren“, sprach Zev höhnisch, während er belustigt Theron musterte, der zusehends verstimmter wurde.

Nachdenklich wandte ich mich von den Streithähnen ab, als Theron zornig irgendein elfischen Fluch aussprach.

Wenn diese Werwölfe, die Elfen nur jagen um den Fluch weiterzugeben…woher haben sie ihn dann? Jeder Fluch hat seinen Ursprung, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wo die Verbindung zwischen Werwölfen und Dalish-Elfen besteht.

„Sie können sich nicht so recht leiden, wie mir scheint“, bemerkte plötzlich Aneirin, der zu mir lief und besorgt den Kampf zwischen Theron und Zevran beobachtete. Die beiden hatten inzwischen ihre Dolche gezogen und lieferten sich einen harten Kampf.

Skeptisch sah ich zu den beiden und schnaufte. „Ja, vermutlich. Aber sie spielen nur“

Zumindest hoffe ich das. Zevran hat Theron lange genug gereizt, bis es ihm letztlich zu viel war. Aber Zevrans grinsen lässt darauf schließen, dass er Theron nicht die Kehle aufschlitzen wird. Vermutlich…argh, beim Erbauer! Bei diesem verdammten Lärm, kann ich nicht nachdenken!

„Wir haben gerade wichtigere Dinge zu tun, als uns gegenseitig umzubringen!“, fuhr ich die beiden aufgebracht an und stemmte die Hände die Hüfte.

Der blonde Elf schlug mit einem schnellen präzisen Schlag, den Dolch aus Therons Händen. Fluchend hielt sich dieser seine blutende Hand und blickte verachtend zu Zevran, der daraufhin nur amüsiert grinste. „Mit dem Dolch seid Ihr eine absolute Niete“

Dann wurde Zevrans Ausdruck plötzlich ernst und er hielt die Klinge gefährlich nah an Therons Hals, der daraufhin verachtend in seine goldenen Augen blickte. „Willst du mich nun töten, Flachohr?“

Eilig ging ich zu den beiden und blickte zu dem Dalish. „Nein, aber wir wollen antworten“, stellte ich klar und blieb neben Zev stehen. Theron musterte mich, dann sah er wieder kühl zu Zevran. „Mit kaltem Stahl an meiner Kehle, rede ich äußerst ungern.“

Zev lächelte eisig und drückte seine Klinge noch etwas mehr in Therons Haut, der daraufhin erschrocken die Augen weitete. „Ihr redet sofort, oder werdet für immer schweigen. Einen toten Elfen mehr im Wald…wen sollte es schon kümmern?“

Beim Erbauer, Zevran kann manchmal wirklich…grausam sein. Vermutlich erste Lektion bei den Krähen.

„Bitte beruhigt euch alle. Das führt doch zu nichts“, versuchte Aneirin die angespannte Situation zu lösen, doch Zevran wich nicht zurück. Neugierig sah ich zu dem älteren Elf auf und musterte ihn kurz ausgiebig. Er muss schon länger hier leben, als Theron. Vielleicht weiß er ja etwas über diese Werwölfe?

„Aneirin, wisst Ihr was es mit den Werwölfen auf sich hat?“, fragte ich deswegen nach. Der Elf verschränkte die Arme vor der Brust, blickte zu der aufgegangenen Sonne und überlegte scheinbar.

„Werwölfe gibt es schon seit langem in diesem Wald. Wilde Bestien, die auf Menschen und Elfen jagt machen…doch in letzter Zeit, sind ihre Angriffe überlegter. Ja, sogar mit einer gewissen Strategie. Sie haben angefangen miteinander zu kommunizieren, suchten sogar den Kontakt zu anderen Elfen. Allerdings wurden sie bis jetzt immer abgewiesen“

Verwirrt sah ich drein. Es gibt in diesem Wald schon lange Werwölfe? Aber…wo kommen die denn auf einmal her? Aus dem Erdboden können sie ja nicht gewachsen sein.

Aneirin bemerkte meinen verwirrten Gesichtsausdruck und sprach weiter. „Der Hüter Zathrian kennt die Werwölfe und ihre Eigenarten am längsten…immerhin ist er schon über 200 Jahre alt“

Mit offenem Mund starrte ich Aneirin an, während ich mir gesagtes noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Zathrian…ist über 200 Jahre alt?! Das ist selbst für Dalish unmöglich!

„Er ist einer der ersten Elfen, der seine Unsterblichkeit wiedererlangt hat“, rief Theron dazwischen und biss die Zähne zusammen, als Zevran den Druck seiner Klinge erneut etwas verstärkte.

„So schön wie es klingen mag, aber ein einzelner Elf erlangt doch nicht plötzlich seine Unsterblichkeit wieder. Und warum ausgerechnet Zathrian? Genauso gut hätte Ich es sein können, oder Zev. Oder irgendein Jäger im Clan…warum also ausgerechnet Zathrian?“, fragte ich Theron skeptisch, der mich daraufhin mit ungläubigen Augen ansah.

Tja, leider glaub ich eben nicht so schnell an die Unsterblichkeit der Elfen. Nein, hier stinkt irgendetwas ober faul. Ich weiß nur immer noch nicht, was es ist.

„Theron hat mir erzählt, ihr wollt den Fluch der Werwölfe brechen und Schattenreißer töten. Diese Kreaturen, haben fast den kompletten Clan ausgelöscht…ich werde euch helfen“, fing Aneirin plötzlich an, was mich verdutzt zu ihm blicken ließ.

„Warum auf einmal?“, wollte ich wissen. Aneirin sah nochmals zu Theron und musterte ihn kurz. „Der Clan nahm mich damals auf, als ich auf der Flucht vor den Templern war. Sie versorgten meine Wunden und lehrten mich ihre Elfenmagie. Ich verdanken ihnen viel, das ist meine Gelegenheit ihnen ebenfalls zu helfen.“

Ist er etwa ein Abtrünniger? Interessant, aber warum ist Aneirin dann nicht mehr bei den Dalish, wenn sie ihn denn schon so freundlich aufgenommen haben? Im Gegensatz zu uns…

Ein wissendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dann sah er mich an. „Auch wenn sie mich aufgenommen haben, so bin ich doch kein Dalish und werde nie einer sein. Das könnt Ihr doch gewiss am besten verstehen, oder?“

Verblüfft nickte ich nach kurzer Überlegung tatsächlich. Wir sind zwar Elfen, aber uns treibt verschiedenes an. Unsere vergessene Kultur wird mir immer wieder fragen geben, aber ich werde ihnen nicht verzweifelt hinterher jagen, wie die Dalish.

„Also lasst mich euch führen. Dieser Wald hat Augen und Ohren…er wird euch in die Irre führen, wie er es bereits mit Theron getan hat. Aber ich lebe hier schon sehr lange und kenne gewisse Tricks“

Tricks sind immer gut und so nickte ich begeistert. Mit Aneirins Hilfe, kommen wir bestimmt schneller zu Schattenreißer und somit an sein Herz!

Zevran lachte kurz amüsiert auf und ließ die Klinge nun sinken. „Wunderbar. Endlich jemand, der anscheinend weiß, wie man eine Fährte richtig liest. Diese stümperhaften Versuche bis jetzt, waren ja alle zum Scheitern verurteilt.“

Theron starrte Zev zornig an und ballte seine Hände zu Fäusten. „Es war eine Falle!“

„Ein guter Jäger erkennt eine Falle sofort, und läuft nicht mehrmals in diese hinein. Ich glaube, Ihr braucht einfach mal eine richtige Lektion“, mutmaßte Zev und musterte den Dalish vor sich, ganz genau.

Skeptisch schielte ich zu Zev, als dieser plötzlich einen Schritt auf Theron zutrat. „Was soll das wer-„

Doch weiter konnte der Schwarzhaarige nicht sprechen, denn Zevran hatte seine Lippen auf die von Theron gepresst.

Ungläubig sah ich zu den Männern und weitete erschrocken meine Augen. Mehr als den Mund öffnen und starren konnte ich nicht. Was zum...?!

Kurz darauf löste sich Zev von Theron, der nicht minder geschockt war, wie ich. Ein provokantes grinsen, bildete sich auf Zevrans Lippen, als er sich genüsslich über die Lippen leckte. „Ah, dieser unverkennbare Geschmack nach Wildkräutern. Und der Geruch von Leder…Wildleder.“

Dann packte er den Dalish am Nacken und zog ihn wieder dichter zu sich heran. „Wenn Ihr Euren Blick nicht ganz schnell in andere Richtungen lenkt, müsst ihr erst einmal mit mir vorlieb nehmen.“, sprach Zevran belustigt, doch irgendetwas in seiner Stimme verriet mir, das er es nicht spaßig meinte.

Theron biss sich auf die Zähne und drückte Zevran schließlich aufgebracht von sich. Angewidert wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und knurrte beinahe. „Verrücktes Flachohr“

Zev jedoch grinste nur weiterhin anstößig, während er sich lasziv über die Lippen leckte. Wahrscheinlich davon abgeschreckt, ließ Theron von ihm ab und ging seines Weges. Allerdings warf er mir nochmals einen Blick zu, der mich unsicher drein schauen ließ.

Ich sah Theron noch nach, bis er wieder in der Höhle verschwunden war, dann sah ich zu Zevran und eine seltsame Wut kam langsam in mir auf.

„Was sollte das eigentlich?“, fuhr ich den Elf zornig an, doch die einzige Antwort die ich erntete, war ein Schulterzucken seinerseits. „Eine Lektion, nichts weiter. Ich hoffe doch sehr, er hat sie begriffen“

Frustriert wandte ich mich von ihm ab und stapfte davon. „Du Idiot“, zischte ich aufgebracht und biss die Zähne zusammen. Eine Antwort warum er das wirklich getan hat, wird er mir wohl nicht geben!

Aber muss er Theron ausgerechnet vor meinen Augen küssen?! Bei Andrastes breitem Arsch, auch wenn es Männer sind, müssen sie sich doch nicht vor meinen Augen küssen! Ich habe zwei Kerle sowieso noch nie küssen sehn…das…war befremdlich.

Und ausgerechnet Zevran! Diesem…Idioten bin ich doch völlig egal! Er knutscht vor mir mit einem Mann. Soll das etwa heißen, dass ich ihm zu langweilig geworden bin?!

„Argh!“, schrie ich laut auf, sodass die Vögel die in den Baumwipfel noch friedlich geschlafen haben, verschreckt davon flogen.

Dieser Elf macht mich wahnsinnig! Verbissen starrte ich zu Boden und versuchte das Bild zu verdrängen, wie Zev seine Lippen auf die von Theron presste.

Der einzige Trost lag immerhin darin, das Theron es nicht wollte. Und hoffentlich auch nie will…sonst bekommt er es mit mir zu tun!

Ein lautes Jaulen ließ mich überrascht zusammenzucken und Aufsehen. Weitere Vögel flogen verschreckt aus den Baumwipfeln davon.

Der weiße Wolf muss nah sein…und er erwartet uns!

Tz…der kann was erleben! Ich werde ihm sein widerwärtiges Herz aus der Brust reißen, dann hat dieser nervenaufreibende Spuk endlich ein Ende!

Meine Nerven sind sowieso wieder überstrapaziert.

Schattenreißer

„Der Wald hat Augen und Ohren. Ihr werdet nicht so leicht zum Bau der Werwölfe durchdringen können“, erklärte Aneirin ruhig, während wir uns einen Weg durch das verschneite Gehölz bahnten. Aufmerksam sah ich mich um und lauschte auf jedes kleine Geräusch, doch bis auf unsere eigenen Schritte konnte ich nichts vernehmen.

„Aber wir müssen dorthin, sonst habe ich keine weitere Armee im Kampf gegen die Verderbnis“, beharrte ich und drückte einen Ast zur Seite.

Und die Verderbnis kommt immer näher, überall sah ich Anzeichen von Verderbtheit. Bei den Tieren, Pflanzen und sonst wo! Es wird nicht mehr lange dauern und die Verderbnis wird zum finalen Schlag ausholen. Mit dem Erzdämon als Oberbösewicht.

Wütend biss ich meine Zähne zusammen und starrte auf Aneirins Rücken. Immerhin kennt sich Aneierin hier besser aus, als Theron. Sowieso wirkt der Dalish so abweisend, seit Zevran ihn einfach geküsst hat.

Selbst auf meine Fragen weicht er aus, beachtet mich nicht und sonst ignoriert er mich auch vollkommen. Nur Zevran grinst immer wieder vergnügt, was mich wiederum zur Weißglut treibt. Irgendwas sollte dieser Kuss zwischen ihm und dem Dalish bedeuten…ich weiß nur nicht genau was. Aber es war gewiss keine sinnlose Aktion.

Aber ich verschwende meine Gedanken jetzt nicht an diese zwei Blödmänner, das würde mir nur die letzten Nerven rauben. Also schloss ich schnell zu Aneirin auf und lief nun neben ihm.

Es wäre gut etwas mehr über Aneirin zu erfahren. Immerhin vertrauen wir ihm nun alle unser Leben an.

„Aneirin wie seid Ihr eigentlich aus dem Turm entkommen?“, fragte ich neugierig und sah zu ihm, als er kurz darauf leicht lächelte.

„Es war nicht so schwer, wie Ihr vielleicht denkt. Schwimmen war von Vorteil, aber so etwas lernt man mit etwas Hilfe im Gesindeviertel, nicht wahr?“

Fragend zog ich die Augenbraue hoch und musterte ihn ausgiebig. Aneirin war im Gesindeviertel gewesen? Dann habe ich ihn nie kennengelernt. Er ist viel älter als ich, vielleicht so alt wie Alarith.

„Aber die Templer haben Euch trotzdem erwischt“, sprach ich weiter und beobachtete ihn aufmerksam. Er zog seine Stirn in Falten und nickte. „Ja, siel ließen mich zum Sterben in Wald zurück. Wenn mich die Dalish nicht gefunden hätten, wäre ich längst gestorben“

Sehr dramatisch. Die Dalish halfen einfach so, während wir hier praktisch massakriert wurden. Beim Erbauer, was haben wir denn falsch gemacht?

Kurz schmunzelte Aneirin, als er durch die kahlen Äste zum Himmel hinaufsah. „Meine Mentorin Wynne denkt vermutlich ich bin gestorben“

„Wynne?!“, rief ich beinahe erschrocken aus. Meint er etwa Wynne? Unsere Wynne?? Er sah mich fragend an, nickte aber leicht. „Kennt Ihr sie etwa?“

Zögerlich nickte ich. „Vielleicht. Die Wynne die ich kenne, ist aber schon uralt.“ Aneirn lachte kurz auf. „Das könnte schon stimmen. Als ich floh, war Wynne damals eine junge Frau. Aber das ist schon fast 30 Jahre her“

So lange? Dann könnte es wirklich stimmen…

Ich grinste leicht und sah wieder zu Aneirin. „Wenn das hier alles vorbei ist, könnte ich euch ja einander vorstellen. Wynne freut sich bestimmt ungemein, erzählt hat sie mir allerdings nie etwas über Euch“

Der rothaarige Elf blieb plötzlich stehen und sah sich angespannt um. Verwirrt blieb ich neben ihm stehen. Es war still wie immer, Dunkle Brut konnte ich ebenfalls nicht spüren.

Was macht ihn dann also so nervös? Kommen etwa die Werwölfe?!

Leicht lehnte ich mich gegen die Rinde einer großen alten Eiche und spähte angestrengt zwischen dem Unterholz. Lediglich das knarren der Bäume erzeugte auf meiner Haut eine Gänsehaut.

„Im Wald lauern viele Gefahren“, klärte Aneirin die anderen beiden auf, die nun endlich zu uns aufgeschlossen hatten. „Neben den wilden Tieren und den Werwölfen ist der Wald selbst eine Gefahr. Man sagt die Bäume können sich bewegen und sogar töten.“

„Tatsächlich. Wenn das so ist, werde ich diese Bäume zu Brennholz verarbeiten“, meinte Zev wenig beeindruckt

„Diese Bäume würden nie ohne Grund angreifen! Doch mit Eurem Geschwätz werdet ihr nur dafür sorgen, dass sie auf uns losgehen!“, keifte Theron sofort.

Ich hörte kaum auf das, was meine Gefährten miteinander besprachen. Denn mittlerweile war ich ziemlich genervt. Wie sollen wir diesen Schattenreißer finden, wenn der sich hier irgendwo zwischen rauflustigen Bäumen versteckt?!

Stunden liefen wir schon durch den Wald, ohne auf irgendetwas zu stoßen, das uns einen Hinweis darauf gibt, wo dieser weiße Wolf sein könnte.

Ich trat verärgert gegen einen Baum und fluchte. Warum kann es denn nicht einmal einfach gehen?!

Plötzlich hörte ich ein hölzernes Stöhnen und Ächzen. „Was, beim Erbauer?“, keuchte ich verschreckt und zog sofort meine Dolche. Die anderen taten es mir gleich. Der Baum vor uns schien sich zu bewegen. Er faltete seine Äste auseinander und schüttelte seine rötlichen Blätter.

„Ist das einer dieser bösen Bäume?“, fragte Zevran nun doch ungläubig.

Der Baum streckte sich ein weiteres Mal und auf der knorrigen Rinde schien plötzlich ein fast menschliches Gesicht zu erscheinen.

„Welch Unhold weckt mich aus meinem Schlummer und bringt mir nichts als Sorgen und Kummer?“, dröhnte eine beinahe erdige und hölzerne Stimme uns entgegen.

Mit offenem Mund starrte ich das Ding vor uns an und wich einige Schritte zurück. Keiner schien irgendwas Sinnvolles darauf erwidern zu können.

„Sagt, was für ein Tier stört meinen Traum und ärgert den alten Eichenbaum?“, wiederholte er seine Frage.

„Wir sind Elfen“, erwiderte ich zögerlich.

„Und wir wollten Euren Schlaf nicht stören. Das war ein Versehen“, erklärte Aneirin schnell.

„Ihr sagt, es sei ein Versehen? Und doch ist es geschehen“, sagte der Baum wieder.

„Ein reimender Baum?“, stellte Zev argwöhnisch fest.

„Warum ich reime, fragt Ihr mich? Die Frage ist doch, warum tut Ihr es nicht?“, entgegnete die Eiche fröhlich.

„Ein sehr kluger Einwand“, meinte Theron nun doch etwas belustigt

„Antwortet Ihr ihm doch in Reimen, Dalish“, giftete der Antivaner zurück.

„Ihr streitet wie zwei ungezogene Bälger. Aber sagt, warum kommt ihr in diese Wälder?“, fragte der Baum träge.

„Wir suchen Schattenreißer“, erwiderte ich vorsichtig. „Wisst Ihr, wo wir ihn finden können?“

Beim Erbauer! Ich spreche tatsächlich mit einem Baum. Shianni wird mir das niemals glauben…sie würde mir sowieso so einiges nicht glauben.

„Ihr müsst tiefer in den Wald vordringen. Doch wird Euch das gelingen? Ich kann Euch etwas geben, damit der Wald Euch als sein eigen erkennt, wenn ihr mir im Tausch etwas bringt, das man mir hat abgetrennt. Ein böser Dieb hat mir das das wichtigste genommen, meine Saat, meine Eichel und ist schließlich entronnen. Ihr müsst den Dieb bezwingen und meine Eichel mir bringen.“

„Wir sollen Euch Eure Eichel wiederbeschaffen, damit Ihr uns etwas gebt, das uns in den Wald lässt, wo wir auf Schattenreißer stoßen. Verstehe ich das richtig?“, wiederholte Aneirin noch einmal das, was der Baum gesagt hatte.

Aus Mitleid sollen wir jetzt also nach einer Eichel suchen? Sonst noch irgendwelche Wünsche?! Aber bis jetzt ist es der einzige Anhaltspunkt, den wir besitzen.

„Wir werden Eure verdammte Eichel finden.“, meinte ich knurrend und ging eilig los. Nur weg von diesem verrückten reimenden Baum! Vermutlich gibt’s hier noch mehr von diesem Grünzeug!

„Gut, dann geht mit Glück und Segen, und möget Ihr Euren Streit beilegen.“

Das wird wohl nie geschehen, dachte ich grimmig und schielte kurz zu Zev und Theron die sich erneut in der Wolle hatten.

Wir ließen den Baum auf seiner Lichtung zurück. Die seltsame Stille war hier noch viel erdrückender als zuvor. Ich fragte mich, ob wir überhaupt noch in die richtige Richtung liefen.

Nach einigen Minuten schien sich das Blätterdach über uns allmählich zu lichten.

„Seht nur! Halla!“, rief Theron plötzlich entzückt. Er deutete auf eine Gruppe von den wunderschönen weißsilbernen Hirschen, die sie auch in ihrem Lager hielten.

Sie kauten friedlich auf Grasbüscheln und mähten wie sanfte Schäfchen.

Etwas fszieniert sah ich auf die Tiere. Ihr weißes Fell schimmerte sacht, als die Sonnenstrahlen durch die Äste auf die Herde fielen.

„Wahrscheinlich sind wir wieder auf dem besten Weg den gefährlichen Teil des Waldes zu verlassen“, meinte er nachdenklich.

„Das glaube ich nicht“, meinte Aneirin. „Seht nur dort.“

Er deutete auf eine Wand aus sehr stofflich aussehendem Nebel. Der Weg der dort durch führte wurde vollends von ihm versperrt.

Ich stellte mich davor und blickte skeptisch hindurch. Doch ich konnte nichts erkennen, außer weißen Dunst.

„Vielleicht können wir das irgendwie umgehen“, schlug ich vor.

„Sieht nicht so aus“, meinte Theron nachdenklich. „Wahrscheinlich ist das die Stelle, an der wir nicht weiterkommen ohne das, was der Baum uns geben will.“

„Dann sollten wir den Dieb finden“, schlug Zevran vor. „Und zwar möglichst schnell.“

Etwas überrascht schielte ich nun doch zu ihm. Das klang ja fast so, als wäre Zev tatsächlich ernsthaft bei der Sache.

Wir liefen einen Umweg, der uns auf eine Lichtung brachte. Ein Lager war dort aufgeschlagen worden, bei dem sogar noch eine Feuerstelle brannte, doch niemand war weit und breit zu sehen. Vielleicht war das das Lager des Diebs.

Ich sah mich prüfend um und als ich mir sicher war, dass wirklich niemand uns beobachtete, ging ich langsam auf das Lager zu. Meine Gefährten folgten mir.

Sehr seltsam, nach einem Dalish-Lager sah es wirklich nicht aus. Aber sollten hier Menschen…?

Es knallte und ich erschrak mich fürchterlich. Ein bärtiger Mann in heruntergekommenen Kleidern war einfach aus dem Nichts erschienen und schwang drohend seine Fäuste und deckte uns mit Schimpftiraden ein.

„Was wollt ihr hier, ihr dreckigen Hunde! Macht das ihr weg kommt!“

Perplex starrte ich ihn an und legte den Kopf schief. Was zum-?

„Vorsicht, ich spüre eine unglaubliche Macht von ihm ausgehen“, warnte Aneirin.

„Das ist ein abtrünniger Blutmagier, der sich schon lange in unserem Wald versteckt. Die Leute sagen, er ist nicht ganz richtig im Kopf“, raunte Theron mir zu.

Oh, darauf wäre ich nie gekommen. Er sah nach einem netten Opa von nebenan aus.

„Wir sind nur zufällig hier“, erklärte ich dem Verrückten vorsichtig. Bei verrückten ist immer Vorsicht geboten..ebenso bei sprechenden Bäumen!

„Was wollt ihr hier?“, fragte der Einsiedler trotzdem. „Eine Frage auf eine Frage und eine Antwort auf eine Antwort!“

„Was sagt er?“, fragte ich Theron verwirrt. Mir war nicht entgangen, wie Zevran sich unauffällig neben unsere Gruppe schob.

„Ich glaube, Ihr sollt in Fragen mit ihm reden“, erwiderte Theron nachdenklich.

Der Eremit schien sie wirklich nicht mehr alle zu haben. Aber ich wohl auch schon seit längerem nicht mehr, wenn ich mir meine Gefolgschaft so anschaue.

„Habt Ihr zufällig eine Eichel gefunden?“, fragte ich den Mann frustriert.

„Wer will das wissen?“, entgegnete er misstrauisch.

„Meine Freunde und ich“, erwiderte ich ungeduldig.

„Haben die Euch geschickt?“ Die Augen des Einsiedlers weiteten sich vor Furcht und sahen mich panisch an.

„Hey, hättet Ihr nicht auch eine Antwort geben müssen?“, erinnerte ich ihn.

„Oh nein, mit meinen eigenen Waffen geschlagen“, jammerte der Alte und entblößte bei seiner leidenden Grimasse einen zahnlosen Mund.

Angewidert wich ich etwas zurück.

Zevran stand mittlerweile hinter dem Einsiedler. Er zwinkerte mir zu. Plötzlich zog er einen Dolch und stieß ihn dem Alten in den Rücken. Röchelnd sackte dieser zu Boden.

„Das ist natürlich auch eine Möglichkeit“, gab Aneirin beeindruckt zu.

„Wieso habt Ihr das getan? Jetzt kann er uns nicht mehr sagen, wo er die Eichel hat“, fuhr Theron ihn gereizt an.

„Ich weiß doch längst, wo die Eichel ist“, erklärte er, zog lässig eine Augenbraue nach oben und wischte seine Klinge an der Kleidung des Einsiedlers sauber.

„Tatsächlich? Wo?“ Meine Überraschung war kaum zu übersehen. Leise lachend ging der Elf zu einem Baumstamm, der mitten auf der Lichtung stand und griff in eine Aushöhlung hinein. Mit einem breiten Grinsen zog er eine große Eichel heraus und hielt sie in die Höhe.

„Wunderbar, dann können wir ja jetzt wieder zu dem Baum zurückgehen“, sagte ich freudig und grinste Zev vergnügt an. Er hat ein Auge für so etwas. Mir war es nie aufgefallen.

Mit festem Schritt lief ich den anderen voraus in die Richtung, in der ich den alten Eichenbaum vermutete.

„Links“, flüsterte Theron mir unauffällig zu. Etwas verblüfft sah ich kurz zu ihm. Kennt er sich nun wieder im Wald aus? Dennoch befolgte ich seine Wegweisung.

Schließlich standen wir wieder vor der sprechenden Eiche.

„Ähm, Baum?“, fragte ich zögerlich und Zevran hielt ihm die Eichel hin. Wenn man es denn so nennen könnte, wandte sich der Baum uns wieder zu und sein hölzernes Gesicht musterte uns erstaunt.

„Ah, ich sehe die Eichel in Eurer Hand. Habt Dank für Euren Aufwand. Ihr, die mir halft, bekommt einen Stab aus meinem Holz. Tragt ihn mit Würde, tragt ihn mit Stolz. Möge die Sonne auf euch scheinen, eure Tage sollen lang sein, Eure Winter kurz, und eure Wurzeln wie die meinen.“

Seine Hand, deren Finger aussahen wie dünne Zweige, ergriff die Eichel. Im Tausch dagegen riss er sich einen Ast ab. Ein leichtes Glühen ging von dem Ast aus, als er ihn vor uns zu Boden legte. Augenblicklich erstarrte der Baum und sah aus wie jeder andere Baum auch.

Zögerlich griff ich nach dem Ast und hielt ihn einige Sekunden in den Händen. Aneirin trat an mich heran und nahm ihn mir ohne zu Zögern ab.

„Ihn ihm fließt arkane Kraft. Das ist ein Magierstab“, klärte er mich auf.

„Na dann viel Spaß damit“, erwiderte ich schulterzuckend. Also kann ich damit sowieso nichts anfangen.

„Vielen Dank“, entgegnete er leicht grinsend. Mein kurzer Unmut ist ihm nicht entgangen.

Sofort gingen wir zurück zu der undurchdringlichen Nebelwand.

„Hier durch?“, fragte ich Theron noch einmal. Er nicke.

„Vielleicht sollte Aneirin vorgehen“, schlug er vor. Sofort blickten alle zu dem rothaarigen Elf, der einen Schritt vortart.

Aneirin tat wie ihm geheißen und lief uns voran durch die Nebelwand.

Nun riss der Schleier auseinander und gab den Blick auf ein neues Gebiet preis. In der Ferne waren besagte Ruinen zu erkennen, verhüllt von blauem Dunst und Winterkälte. „Das war… einfach“, murmelte Zevran verblüfft.

Mit angespannten Sinnen bewegten wir uns vorsichtig auf die verfallenen Mauern zu, da wurde uns der Weg verstellt, von Windläufer und zwei seiner Werwölfe.

„Der Wald war nicht aufmerksam genug, wie mir scheint. Er hat euch passieren lassen. Ein letztes Mal: Kehrt um!“, knurrte er. Seine Begleiter fielen mit ein.

„Ich will nur reden!“, rief ich dazwischen und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, das mir mein Herz erneut in die Hose gerutscht war.

Diese Wölfe haben so seltsam über die Dalish gesprochen, dass es mich Neugierig gemacht hat. Irgendetwas ist hier im Busch…und ich will wissen was!

„Nein, Ihr werdet ihn töten! Aber das werde ich nicht zulassen!“, grollte Windläufer, warf sich auf mich und riss mich zu Boden. Sein Fang schwebte nur wenig über meinem Gesicht. „Kehrt um!“

Nun war ich kurzzeitig starr vor Angst und konnte nichts weiter tun, als diesen Werwolf anzustarren.

Da erscholl ein langes Heulen. Windläufer riss seinen langen Kopf hoch und seine Ohren schnellten nach vorne. Widerwillig grollend erhob er sich von mir und schritt zurück. Der große weiße Wolf war wieder in Erscheinung getreten.

Schattenreißer musterte mich mit seinen unergründlichen Augen, dann suchte er Windläufers Blick. Dieser legte die Ohren an. „Ist das dein Ernst?!“

Schattenreißer zog kurz die Lefzen zurück und blaffte.

„Wie … du wünscht.“ Windläufer sah mich an. „Gut, reden wir. Folgt uns. Doch seid gewarnt, solltet ihr auch nur wagen eure Waffen zu erheben, wird unser ganzes Rudel über euch herfallen und in Fetzen reißen!“, grollte er mir aus tiefer Kehle zu.

Ich rappelte mich auf und nickte. „I-in Ordnung“, meinte ich zittrig und konnte meinen Schock nun doch nicht mehr verbergen. Zevran warf mir kurz einen undefinierbaren Blick zu.

Nachdenklich blickte ich zurück und musterte die unzähligen Bäume. Vielleicht wäre es besser, auf Alistair und die anderen zu warten? Anderseits könnte dann wieder ein fauler Zauber entstehen und die Werwölfe verschwinden erneut hinter irgendeinem mysteriösen Nebel.

Mit zusammengebissenen Zähnen sah ich wieder zu der Ruine und schluckte kurz. Nein, wir müssen ihnen hinterher solange wir noch können!

Die anderen können uns schon folgen, immerhin hat Hasso eine gute Nase. Eine verdammt gute Nase.

Wir schlossen uns den Wölfen an und folgten ihnen in ihren Bau.

Mit großen Augen bestaunten wir die alten Ruinen. Die erste Halle, in die wir traten, war riesig und die einstige hohe Baukunst allgegenwärtig.

Die Werwölfe führten uns durch verschlungene Tunnelsysteme und Gänge, einem Labyrinth gleich.

Zevran schnalzte mit der Zunge und sah sich aufmerksam um. „Ob es hier Schätze gibt? Was glaubt du?“

Ich zuckte mit den Schultern. Ich kann eh nichts mit Schätzen anfangen. Der größte Schatz überhaupt wäre es, hier lebend wieder rauszukommen.

„Wenn ihr auf Schätze aus seid, dann müsst ihr tiefer in die Ruinen hinein, aber dort ist es gefährlich. An jeder Ecke lauert der Tod“, knurrte Windläufer. „Ich würde davon abraten, aber das ist euch überlassen.“

Bald darauf schritten wir in eine weitere Halle. Dort erwartete uns wohl ein Großteil des Rudels. Sie standen Spalier und begrüßten uns mit misstrauischen Blicken, drohendem Knurren und Grollen. Sie schlugen mit ihren Klauen in die Luft und schienen sich kaum noch im Griff zu haben, dennoch hielten sie Abstand. Das hatten wir wohl nur Schattenreißers Autorität zu verdanken.

Mit pochendem Herzen sah ich zu ihnen und bemerkte, dass die andren ebenfalls angespannt waren. Theron ließ keinen von ihnen aus den Augen und drehte sich immer wieder argwöhnisch um.

Am anderen Ende des Saales gab es eine Art Teich. Baumdickes Wurzelgeflecht umschloss ihn und bildete ein natürliches Becken. Das Wurzelwerk grub sich auch in das alte Gemäuer. Leuchtende Pollen trudelten durch die Luft und es roch etwas modrig. Sogar Laubbäume wuchsen hier unten. Was für ein erstaunlicher Ort. Staunend sah ich mich um.

Schattenreißer blieb vor dem Teich stehen und was dann geschah, verschlug mir fast den Atem. Der weiße Wolf verwandelte sich in eine wunderschöne junge Frau, mit fließenden schwarzen Haaren und diesen verstörenden seelenlosen schwarzen Augen. Hölzerne Ranken schlangen sich um ihre Arme und Beine, Knospen sprossen an ihnen – wurden zu Blüten und verwelkten auch wieder so schnell, wie sie ihr Leben begonnen hatten.

Es war ein verstörendes Bild, weil es sich immerzu wiederholte. Doch davon mal abgesehen, war sie komplett nackt. Ihre Haut hatte die Farbe von hellem graugrünen Moos.

„Hehehe, was für ein Anblick“, raunte Zev verrucht.

Ich strafte ihn mit einem missbilligenden Blick. Konnte er sich denn überhaupt nicht zusammenreißen? Er zuckte mit den Schultern und grinste entwaffnend.

„Seid willkommen, Fremde“, begrüßte uns die Frau und trat auf mich zu.

Mein Blick glitt wie automatisch zu ihren entblößten Brüsten. Mir schoss das Blut in den Kiopf und ich wande schnell meinen Blick an.

Es ist schon schlimm genug, dass Morrigan so…offenherzig ist. Aber diese komische Pflanzenfrau schlägt dem glatt den Boden aus! Und beim Erbauer, da kann ich absolut nicht mithalten. Das frustriert ungemein! Dennoch tut das jetzt nichts zur Sache.

Als ich mich wieder gefasst hatte, sah ich ihr in das makellose Gesicht. „Wer seid Ihr wirklich?“

„Sie ist die Herrin des Waldes und unsere Anführerin“, kam Windläufer ihr zuvor.

„Aber ich bin auch Schattenreißer“, bestätigte sie nickend.

„Ihr seid der weiße wolf, der die Banditen getötet hat, nicht wahr? Ihr habt uns gerettet…“, entgegnete ich leise.

„Genau aus diesem Grund seid ihr hier, Fremde. Ich wusste, dass Zathrian Euch nicht alles erzählen würde, also hört Euch auch unseren Teil der Geschichte an“, bat die Herrin und trat an mir vorbei. Ich suchte wieder den Blick der Herrin. „So etwas in der Art dachte ich mir schon, Herrin des Waldes. Zathrian und die anderen Dalish kamen mit gleich so komisch vor.“

Dabei schenkte ich Windläufer einen säuerlichen Blick. Er knurrte leise und verschränkte die Arme vor der kräftigen Brust. Eines war klar, der imposante, stolze Werwolf entschuldigte sich für nichts.

„Ich bitte Euch in Windläufers Namen um Verzeihung, er wollte mich nur beschützen. Er kämpft immer noch mit seiner Natur“, nahm die Herrin ihren Freund in Schutz.

„So wie wir alle“, entgegnete ich grollend. Giftig schielte ich zu Zevran, der die Herrin des Wald weiterhin musterte. Sein dazugehöriges grinsen, ließ meine Wut noch mehr aufsteigen.

„Wahrer könnten Eure Worte nicht sein, Elf. Doch bezweifele ich, dass Euch Eure Natur durch einen Jahrhunderte alten Fluch aufgedrängt wurde.“

„Wie bitte? Erklärt mir das. Und warum habt Ihr das Dalish-Lager angegriffen, wenn ihr bereit seid, zu reden? Das war unnötig!“, warf Aneirin nun ein und trat vor.

„Da muss ich Euch widersprechen. Wir haben es auf dem friedlichen Weg versucht. Jedes Mal, wenn Zathrians Clan hier in den Wäldern lagerte, ließen wir ihm eine Botschaft zukommen... Aber er hat uns ignoriert. Wir sahen keine andere Möglichkeit mehr als seine eigenen Leute diesem Fluch auszusetzen, damit er gezwungen war, endlich zu reagieren. Wir wollten auf gar keinen Fall Tod und Zerstörung. Ich bedaure es zutiefst...“

Das klang aufrichtig. „Gut, dann sprecht. Wie ist es überhaupt zu diesem … Fluch gekommen?“, fragte Theron verwirrt.

„Zathrian hat ihn gesprochen. Er--“

„Er wollte unsere Vorfahren damit bestrafen!“, mischte Windläufer sich ein und fuhr fort: „Es ist viele hundert Jahre her, da lebte hier in diesem Wald ein Stamm von Menschen. Zathrian war damals schon der Hüter des Clans, hatte Frau und Kinder. Sein Sohn und seine Tochter waren im Wald und trafen dort auf weniger freundliche Mitglieder des Dorfes. Sie töteten den Jungen, quälten das Mädchen und taten ihr schlimme Dinge an. Dann ließen sie es zum Sterben im Wald zurück. Zathrian fand seine gefolterte Tochter und konnte das Kind retten, doch das Mädchen konnte mit dem Geschehenen nicht leben und nahm sich schließlich selbst das Leben.“ Windläufer senkte den Kopf. Der braune Werwolf schritt an mir vorbei, und während er mir den Rücken zudrehte, erzählte er weiter. Seine Stimme hatte jetzt etwas sehr Erschöpftes. „Das, was sie taten, war grausam und ich an seiner Stelle, wenn das den Meinigen zugestoßen wäre...“ Er schüttelte den Kopf. „... hätte wohl ähnlich gehandelt. Aber mit diesem Fluch tut er jenen die nach den Schuldigen kamen Unrecht. Wir können nichts für das, was seiner Familie zugestoßen ist.“

„Windläufer hat Recht. Diese armen Seelen werden für etwas bestraft, das sie nicht begangen haben“, führte die Herrin nun wieder das Wort.

Ich nicke verblüfft. „Zathrian sagte, dass Schattenreißer für den Fluch verantwortlich ist.“, sprach Theron aufgeregt.

„Das stimmt nur zum Teil. Zathrian hat mich erschaffen und hetzte mich auf das Dorf. Ich tat, wozu ich geboren worden war und bereue meine Taten nun. Ich … habe gelernt … Leid zu empfinden.“

„Dann wart Ihr einst ein Geist“, stellte Aneirin fest.

Ihr Blick glitt zu dem elfischen Heiler. „Ja.“

„Das … klingt sehr nach Blutmagie...“, flüsterte der Magier.

Ich sah das genauso. „Was kann ich tun um das alles zu beenden, Herrin des Waldes? Eine Verderbnis droht und die Zeit drängt! Ich brauche die Unterstützung der Dalish!“

„Ihr müsst Zathrian dazu bewegen den Fluch zu lösen. Bringt ihn her, damit wir endlich reden können, vielleicht … erbarmt er sich unser...“

Ich zog die Lider etwas zusammen. Zathrian? Er war voller Hass.

„Wir sollten nochmals ins Lager marschieren und ihn uns holen, wenn er stirbt, löst sich der Fluch von selbst!“, knurrte Windläufer böse.

„Nein! Du weißt, was das letzte Mal geschehen ist, Windläufer! So schürst du den Hass nur noch mehr und letztendlich fällt es auf deine Brüder und Schwestern zurück. Es werden mehr, wie der Fremde kommen und es wird noch mehr Blut geben. Willst du das?“

Der Werwolf legte die Ohren an. „Nein, das ist das Letzte was ich will. Aber Zathrian wird uns nicht helfen, ich weiß es einfach...“

Ich hatte mir das alles gründlich durch den Kopf gehen lassen. Was sollte ich tun? Oder sollte ich mich lieber fragen – was ich tun konnte?

„Ich werde Euch Zathrian bringen und wenn ich ihn her schleifen muss.“ Mit diesen Worten wirbelte ich herum und gab meinen Freunden einen Wink, mir zu folgen.

Theron schloss zu mir auf. „Was wirst du tun, wenn es keine Lösung gibt, wie du sie dir wünscht?“

„Es gibt eine!“, entgegnete ich einfach. Es musste eine geben!
 

Nachdem uns zwei Werwölfe in Nähe der ersten Eingangshalle gebracht hatten und jene betraten, wurden wir bereits erwartet und es wunderte mich nicht, als ich Zathrian erkannte. Damit hatte ich bereits gerechnet. Dieser Elf ist nicht normal!

„Sehr gut, damit erspart Ihr mir den langen Weg zurück, Zathrian.“

Er sah auf und kam auf uns zu. „Und? Habt ihr Schattenreißers Herz?“

„Nein.“, meinte ich bestimmt.

„Nicht?! Warum wollt Ihr die Ruinen dann bitte verlassen?“, fragte er vorwurfsvoll.

„Weil Ihr mir nicht die Wahrheit gesagt oder eher verschwiegen habt, Zathrian!“, keifte ich zurück.

Er lachte humorlos. „Wie mir scheint, habt Ihr Euch mit ihr unterhalten. Ihr wisst aber schon, dass die Herrin des Waldes und Schattenreißer ein und dieselbe Person sind, oder?“

„Nun, ja. Im Gegensatz zu Euch, war Schattenreißer aufrichtig zu mir. Sie und die Werwölfe haben mir Eure tragische Geschichte erzählt.“, meinte ich wenig überrascht.

„Dann wisst Ihr ja auch, dass sie alles verdient haben, was mit ihnen passiert ist.“, sprach der Hüter grollend.

„Nein, das haben sie nicht! Ihr habt diesen Menschen Unrecht getan.“, mischte sich nun auch Aneirin ein.

„Ich habe nur das aus ihnen gemacht, was sie sind, Bestien!“, zischte er ungehalten den Heiler an.

Ich schüttelte einfach nur den Kopf und sah den bedauernswerten alten Elfenmann an. „Seid Ihr auch nach all der Zeit immer noch so voller Hass, Zahtrian?“

„Ihr wisst nicht, wie es war! Ihr habt kein Kind verloren!!“, entgegnete er jetzt voller Bitterkeit.

Ohne zu zögern packte ich diesen alten Narren am Kragen und starrte in seine Augen. „Doch, ich kenne dieses Gefühl! Diese Art des Verlusts – sehr gut sogar. Meine Mutter starb vor meinen Augen, in den dreckigen Straßen Denerims. Ebenso wie meine Tante und mein Onkel! Viel zu oft sah ich Waisenkinder in unserem Gesindeviertel sterben, oder leiden. Doch auch die Shemlen, tun von jeher nichts Gutes für uns! Töten einfach so Elfen, wenn es ihnen beliebt und wir ihnen im Weg stehen.“

„Sie sind nicht besser als ihre Ahnen, verdorben und hässlich.“ Seine Stimme war schneidend wie kalter unnachgiebiger Stahl, während ich nur resignierend lächelte und von ihm abließ.

„Und dennoch gibt es auch Menschen, die freundlich und aufrichtig sind. Jeder hier von uns, hat etwas Schmerzvolles erlebt, aber deswegen jeden Menschen über einen Kamm zu scheren, macht es nicht besser…im Gegenteil“

Ich seufzte. „Ich will nur, dass Ihr mit der Herrin des Waldes und den Wölfen redet, mehr verlange ich nicht.“

„Sie werden mich töten.“, sprach Zathrian nach einer kurzen Pause.

„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht tun werden.“, erwiderte ich ruhig.

„Hmm... Nun, werdet Ihr mich beschützen, Grauer Wächter?“

Ich nickte. „Sofern Ihr sie nicht provoziert. Ihr habt mein Wort darauf.“

„Es ist viel Zeit vergangen. Mal schauen, was der Geist zu sagen hat, auch wenn ich nicht verstehe, welchen Sinn das haben soll. Dann kommt, Grauer Wächter.“

Während wir also losgingen, wurde mir plötzlich etwas bewusst. Ich hatte mich tatsächlich erwachsen verhalten…früher hätte ich jedem Menschen den Tod gewünscht. Schließlich kannte ich ja nur die niederträchtigen, bis ich dann auf Alistair und die anderen gestoßen bin. Und diese haben mein Sichtfeld ziemlich verändert.
 

„Da ist er, Herrin. Der Fremdling hat es tatsächlich geschafft“, knurrte Windläufer als wir mit Zathrian im Schlepptau zurück im Bau der Werwölfe waren.

„So, du hast jetzt also einen Namen, Geist? Und du gibst auch deinen Schoßtieren welche?“, meinte der Hüter spöttisch.

„Sie ist die Herrin des Waldes, Elf! Und Ihr werdet sie mit dem nötigen Respekt behandeln!“, knurrte Windläufer.

„So wurde ich von den Wölfen genannt und sie suchen sich ihre Namen selbst aus, Zathrian“, stellte die Herrin richtig.

„Und trotzdem bleiben sie doch nur Tiere“, erwiderte der alte Dalish spöttisch.

Sie schüttelte traurig den Kopf. „Das ist nicht wahr, du hast sie dazu verdammt.“

„Ihre Erscheinung gibt nur ihr abscheuliches Wesen wieder!“, beharrte der alte Hüter.

Nun schritt die Herrin des Waldes auf ihn zu. „Zathrian, dir sind entsetzliche Dinge widerfahren und deine Wut und dein Schmerz waren gerechtfertigt, aber Windläufer und die anderen sollten nicht für das bestraft werden, was einst ihre Vorfahren getan haben.“

„Nein! Das hier ist Gerechtigkeit!“, brüllte er jetzt außer sich.

„Siehst du! Ich habe es dir gesagt!! Er wird uns nicht helfen! Wir sollten ihn töten und die anderen auch!“ Der Werwolf wollte sich schon auf Zathrian stürzen, doch die Herrin des Waldes sprang vor ihren wütenden Schützling und stemmte sich gegen ihn. Es sah grotesk aus, wie die bestimmt zwei Köpfe kleinere Frau den kräftigen Werwolf zu bändigen wusste. „Nein, Windläufer! Wenn wir schon kein Mitgefühl zeigen, wie können wir dann erwarten, dass man uns selbiges entgegenbringt? Außerdem würde sein Tod nichts ändern – er muss den Fluch willentlich lösen.“

„Und das werde ich niemals tun!“, fuhr Zathrian hart dazwischen.

Plötzlich schnellte Theron an mir vorbei und auf seinen Hüter zu. Im nächsten Moment lag der ältere Elf am Boden, hielt sich das Kinn und blickte dabei völlig verstört zu ihm hoch. Theron stand aufgerichtet und bebend vor Wut über Zathrian. „Wie konntet Ihr nur, Hüter? Wie konntet Ihr nur den Clan so hintergehen. Ihr habt den Clan verraten, für Eure Rache! Eine Rache, die seit 200 Jahren Euren Geist vergiftet!“, schrie Theron seinen Hüter Aufgebracht an.

„Nun, Zathrian, war es das wert?“, fragte Aneirin leise und legte Theron seine Hand auf die Schulter, damit er sich etwas beruhigte. „Ihr habt das alles zu verantworten und Ihr habt die Macht das zu beenden.“

Schattenreißer trat auf Zathrian zu und reichte ihm die Hand. Er wurde von ihr auf die Beine gezogen und zum ersten Mal, wie es mir schien, sahen sich die zwei in die Augen. „Zeigt Mitleid, Zathrian“, bat die Herrin leise.

Er senkte den Blick. „Ist dir klar, dass auch du vergehst, wenn ich den Bann breche...“, raunte er. „Willst du das wirklich?“

„Du hast mir diesen Körper gegeben und ein Bewusstsein. Ich habe Hass erfahren und Liebe; Hoffnung und Angst. Ich bin froh, dass ich diese Gefühle erleben durfte, doch mehr als das, wünsche ich mir … einen Abschluss; Ein Ende... Bitte, mein Schöpfer, mach mir ein Ende.“ Das Flehen in ihren Worten berührte mich.

„Du … beschämst mich, Geist. Der Hass in mir ist wie eine knorrige alte Wurzel. Ich bin zu alt für Vergebung und habe mich selbst überlebt... Es wird Zeit, dass ich gehe...“, flüsterte Zathrian. Jeglicher Zorn war aus seiner Stimme gewichen, stattdessen klang er einfach nur noch müde und erschöpft. „Es tut mir Leid, Theron. Und ich danke Euch, Grauer Wächter, Ihr habt diesem alten dummen Narren, der ich war, die Augen geöffnet.“ Ich nickte.

Der Hüter senkte seinen Blick und atmete kurz durch. „Dann soll es geschehen...“ Mit diesen Worten schlug er einmal kurz mit seinem Stab auf den Boden. Unter ihm bildete sich ein magisches Zeichen und im nächsten Moment tat Zathrian seinen letzten Atemzug und sackte tot zu Boden.

Da ging eine Veränderung mit der Herrin des Waldes vor sich.

Sie erglühte von innen, wurde leicht transparent. Sie blickte an sich herab. Windläufer trat näher zu seiner geliebten Freundin und legte die Ohren an. Seine Pranke legte sich sacht auf ihre schmale Schulter. In seiner Berührung war so viel Zärtlichkeit und Wertschätzung; so viel Liebe und seine Stimme bebte leicht als er sprach: „Lebe wohl und wir danken dir für alles, was du für uns getan hast“, sagte er mit einer Sanftheit, die man niemals erwartet hätte.

Sie sah zu ihm hoch und lächelte, dann verschwand sie in einem gleißenden Licht und zerstob in viele kleine leuchtende Punkte, wie Glühkäfer. Mein Blick folgte ihnen. Das Leuchten ging auf die Wölfe über, verbarg sie und im nächsten Moment war jede Gestalt des Wolfes der des Menschen gewichen – der Fluch gebrochen.

Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Das was eben passiert ist…war unglaublich! Nie im Leben hätte ich gedacht, so etwas mit eigenen Augen erblicken zu können.

Windläufer und sein ... Rudel bedankten sich aus tiefstem Herzen. Sie verließen den Wald und traten einem ungewissen Schicksal entgegen.

Aus wenn das soweit gemeistert war, war unser größter Gegner erst vor uns. Der Erzdämon.

Mit diesen düsteren Gedanken beschäftigt, zog es uns zurück zum Lager der Dalish, wo wir zu unserer Überraschung schon sehnsüchtig erwartet wurden, von Alistair und den anderen.

Hasso hatte doch nicht ihre Fährte aufnehmen können und sie waren alle stundenlang im Wald herum geirrt, bis sie schließlich vion einigen Jägern der Dalish, wieder zurück in das Lager gebracht wurden.

Mein Mabari empfing bellend vor Freude und warf mich bei seinem Übermut glatt wieder um. Japsend nach Luft, leckte er mir übers Gesicht. Bis Alistair ihn endlich zur Seite gezogen hatte und mir wieder aufhalf. Gerade als ich mich bei ihm bedanken wollte, kamen die anderen Dalish-Elfen auf uns zu und fragten besorgt nach ihrem Hüter.

Etwas unsicher blickte ich zu Theron, der langsam vortrat und sich kurz sammelte. Dann fing er an zu erzählen…und ich war dankbar dafür, dass ich es nicht machen musste.

Kleines Geständnis

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Neue Pläne

Wir hatten uns nun alle vor das Zimmer des Arls positioniert und starrten uns gegenseitig an. Arl Eamon war endlich wieder wach, allerdings würde es noch einige Zeit dauern, ehe er wieder vollständig gesund war. Er war viel zu schwach um aufzustehen.

Das würde bedeuten, wir müssten hier wieder rumstehen und warten, während die Verderbnis ihre widerlichen Klauen nach Ferelden und ihren Bewohnern ausstreckt.

Grimmig verschränkte ich die Arme vor der Brust und biss mir auf die Lippen. Es gefiel mir überhaupt nicht, einfach nichts zu tun. Aber mich jetzt kopflos ins Verderben zu stürzen, würde niemanden helfen.
 

Wir bekamen alle großzügigerweise Gästezimmer zugewiesen und durften uns soweit frei im Schloss bewegen, doch noch immer konnte und wollte ich mich einfach nicht in ein weiches Bett legen.

Zu viele Fragen schwirrten in meinen Kopf herum, ebenso Befürchtungen. Was ist, wenn wir die Verderbnis nicht besiegen können? Wir sind nur zwei Graue Wächter in ganz Ferelden und vor uns steht eine ganze Armee. Der Erzdämon darf auch nicht vergessen werden – immerhin ein monströs großer Drache, der uns mit einem Mal auffressen kann.
 

Seufzend strich ich über meine Nasenwurzel und ging nun Richtung Küche. Diese Panik schlägt mir jetzt schon auf den Magen, dabei ist es noch nicht soweit. Allerdings gehen wir mit sehr großen Schritten darauf zu, das Ende kann ich beinahe schon spüren.

Und das macht mir Angst, auch wenn ich es nicht gerne zugebe. Nun kommt alles zusammen und Loghain müssen wir auch noch besiegen. Dank diesem Idioten ist erst alles so kompliziert geworden!

Ich bin gespannt, welchen Grund er wirklich hatte, König Cailan im Stich zu lassen. Aber vermutlich ist es wieder irgendeine Männergeschichte, die ich so oder so nicht verstehen werde.

In der Küche angekommen beobachtete ich die Frauen dabei, wie sie aufgeregt ein leckeres Essen nach dem anderen zubereiteten. Der köstliche Duft benebelte fast meine Sinne und brachte augenblicklich meinen Magen zum Rumoren.

„Schafft mir endlich diesen Zwerg aus der Küche“, schrie eine alte Frau mit grauem wirrem Haar aufgebracht und zeigte dabei auf Oghren, der sich lachend über einen Hasenbraten hermachte.

Grinsend beobachtete ich, wie er gerade so der Pfanne ausweichen konnte, die fluchend nach ihm geworfen wurde. „Hey, Weib! Nicht so wild“, grölte Oghren angetrunken und steckte sich die Keule schmatzend in den Mund. Ein kleiner Küchenjunge fing an zu kichern, bekam aber prompt von dem alten Biest einen Schlag auf den Hinterkopf.

Beim Erbauer, es gibt schlimmeres als den Erzdämon.

„Oghren, hier seid Ihr ja“, meinte ich schmunzelnd und lief schnellen Schrittes auf ihn zu. Er sah mich beschwipst an und grinste dümmlich. „Wächter! Ich liefere mir gerade einen schweren Kampf!“

Schneller als ich je gedacht hätte, schnappte sich Oghren die alte wütende Fuchtel und warf sie sich über die Schultern. Ihr greller Schrei brachte mich dazu, mir sofort die Ohren zuzuhalten.

Ungläubig sah ich zu dem Zwerg, der die viel größere Menschenfrau anscheinend locker festhalten konnte, während sie sich die Seele aus ihrem alten Leibe schrie.

Vermutlich hinterlassen wir hier gerade nicht den besten Eindruck. Denn die anderen Menschen schauen nicht minder entsetzt wie ich.

„Spart Euch das lieber für den Erzdämon“, versuchte ich Oghren zu beschwichtigen, doch er schien nicht daran interessiert zu sein. „Pah, der Erzdämon! Dem werde ich so richtig den Arsch aufreißen!“

Dabei stemmte der die Alte plötzlich hoch in die Luft. Es sah so aus, als wolle er die alte Frau gerade in den Kochtopf schmeißen, da wurde die verängstige Schreiboje von Sten hochgenommen und wieder sicher abgesetzt.

Panisch sah sie zwischen dem Zwerg und dem Qunari hin und her. Schließlich entschied sie sich dazu, schreiend aus der Küche zu rennen und meine Ohren erneut zum Klingeln zu bringen.
 

Es entstand eine erdrückende Stille, als wir ihr nachsahen. Unsicher schaute ich zu den Menschen, die Oghren grimmig musterten und bereits die Messer zückten. Oh oh…!

„Nun, wir sollten gehen nicht wahr?“, fragte ich nervös lachend den Zwerg, doch er schien sich nicht an den stummen Morddrohungen zu stören. „Was? Ich bin aber hier, um mir etwas Essen zu besorgen!“, brummte er ungehalten.

Sofort packte ich den restlichen Hasenbraten und lockte Oghren damit aus der Küche. Sten folgte uns stumm und schien desintressiert wie immer.
 

Frustriert ging ich mit den beiden in den Speisesaal und ließ mich schwer seufzend an der großen Tafel nieder. Oghren schlang das gebratene Tier regelrecht herunter und schmatzte dabei ungeniert. Kopfschüttelnd sah ich ihm dabei zu. „Beim Erbauer, Oghren. Wir hatten doch genug Vorräte von den Dalish mitbekommen. Es sieht fast so aus, als wärt Ihr dem Hungertod nahe.“

Sofort sah mich Oghren verstimmt an und rülpste einmal laut. „Diesen Elfenfraß könnt ihr allein essen! Ich werde nicht Beeren und irgendwelchen Gänseblümchen fressen!“

Skeptisch zog ich die Augenbraue nach oben. Das versteht dieser Zwerg also von Elfenfraß. Abgesehen davon, dass uns die Dalish so etwas nicht mitgegeben haben, esse ich lieber auch Fleisch und nicht irgendwelches Grünzeug. Macht einfach satter.

Kurz schielte ich zu Sten, der anscheinend angewidert von Oghrens Essgewohnheiten war. Dabei wirkte dieser große und kräftige Mann keineswegs so, als könne ihn irgendetwas oder jemand einschüchtern.

Mich kann er auf jeden Fall einschüchtern. Dunkel erinnerte ich mich an Dorf Haven zurück, wo er mich plötzlich herausgefordert hat. Beim Erbauer, ich hab mir vor Angst fast in die Hose gemacht.
 

Grummelnd nahm ich einen Krug Bier und musterte Oghren abschätzend, als er endlich fertig war und nicht mehr als Knochen von dem ehemaligen Karnickel übrig waren.

Oghren sah plötzlich zu Sten und kniff augenblicklich die Augen zu. „So, wer hat jetzt den Kohl gegessen?“, fragte er unwirsch.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen nach oben. Ist der Zwerg schon wieder so betrunken, dass er irgendwelche Dinge sieht, die gar nicht existieren?

Sten schien nicht minder begeistert. „Warum fragt Ihr mich das?“

Oghren grinste einmal dreckig und fing dann an zu lachen. „Ich dachte, wir könnten uns das Kopfgeld teilen!“

Beim Erbauer, was für ein Flachwitz! Falls es einer sein sollte, bei dem Zwerg weiß man nie. Sofort kippte ich mir das restliche Bier die Kehle hinunter, während ich selbst Sten genervt seufzen hörte.

Doch der Zwerg schien wieder seine Oghren-Zeit zu haben, denn er donnerte mit seiner Faust einmal hart auf den Tisch, der daraufhin leicht knirschte. „Steh wenigstens dazu, du riesen Arsch! Du hast eine Wolke produziert, auf die man stolz sein sollte!“

Angewidert schnüffelte ich kurz und starrte entsetzt zu Sten. Hat er etwa einfach…? Doch Sten schien selbst nur zu grollen.

Oghren wedelte einmal mit seiner Hand hin- und her, um anscheinend den Geruch zu verbannen, dann lachte er wieder beschwipst. „Hoffentlich habt Ihr euch einen Namen überlegt! Puh!“

Dann lachte er so heftig, das er stumpf vom Stuhl kippte und betrunken liegen blieb.

Als wir Oghrens Schnarchen hörten, holte ich erst mal tief Luft und seufzte einmal laut auf. „Ich hoffe jetzt einfach mal, dass diese ganze Geschichte mit dem Kohl eine Erfindung durch Oghrens Alkoholträume ist.“

Sten stierte auf den Stuhl, auf den Oghren eben noch gesessen hatte. „Es war keine Lüge, der Zwerg hat Recht. Aber Kohl schmeckt nicht“

Entsetzt wäre ich beinahe selber vom Stuhl gefallen. „Was? Ihr habt echt einfach so…?“ Kopfschüttelnd nahm ich mir den nächsten Krug und hoffte darauf, dass besagte Wolke nie meine empfindliche Nase erreichen würde.

Beim Erbauer, wo bin hier eigentlich gelandet?!
 

Sten schien frustriert, auch wenn es nicht so aussah. Dennoch konnte ich es spüren. Wahrscheinlich lag es daran, dass ihm der Kohl nicht so gut bekommen war.

„Sten, meine Mutter meinte immer: Alles raus, was keine Miete zahlt. Also so schlimm ist es nicht. Sagt mir nur vorher Bescheid, dann verlass ich mal unauffällig den Raum“.

Der Qunari erwiderte nichts dazu, doch ich grinste amüsiert. Irgendwie ist es doch lustig, schade das Oghren schon aus den Latschen gekippt ist.

Aber mal ernsthaft. Kohl schmeckt ihm nicht, er mag unser Wetter nicht und Ferelden anscheinend gleich gar nicht. Zumindest hat mir das Leliana erzählt, wenn sie sich mal dazu aufgerafft hat, sich mit Sten zu unterhalten.

„Gibt es eigentlich irgendetwas in Ferelden, das Ihr mögt?“, fragte ich neugierig und nippte an meinem Bier.

Sten blickte mich plötzlich mit seinen durchdringenden Augen an. „Es gibt hier…interessantes Essen“.

Ich musste amüsiert grinsen. Kohl hat tatsächlich eine magische Wirkung…

„Ihr habt hier etwas… es gibt kein qunarisches Wort dafür“, fuhr er fort und brachte mich so ins Grübeln. Anscheinend meinte er nicht den Kohl, sondern etwas gänzlich anderes. „Kleine gebackene Sachen, wie Brot, aber süß und krümelig.“

Überrascht sah ich ihn nun an und legte leicht den Kopf schief. „Kekse?“

Sofort nickte der Hüne und brachte mich zum Schmunzeln. "Ja, wir haben nicht solche Dinge in unserem Land. Das sollte behoben werden“.

Grinsend kramte ich meinen Taschen herum und suchte nach den restlichen Keksen, die ich noch bei mir hatte. Ich legte sie auf den Tisch und sah lächelnd zu Sten auf. „Bedient Euch nur. Sie sind wirklich sehr lecker“.

Sten stierte auf die Kekse. Eine längere Zeit. Dann kam ein trockenes Danke und er bediente sich. Kichernd erhob ich mich und beobachtete ihn dabei, wie er die Kekse sorgsam in einem kleinen Beutel verstaute.

„Ich werde mal frische Luft schnappen gehen. Irgendwie ist hier drinnen so eine angestaute Luft. Bis später!“, sprach ich belustigt und verließ den Speisesaal, doch Sten erwiderte darauf nichts.
 

Dieser Riese mag also Kekse. Das hätte ich nie und nimmer gedacht, aber anscheinend hat er auch eine andere Seite. Eine süße und krümlige.

Lächelnd trat ich hinaus auf den Hof und besah mir die vielen dunklen Wolken am Himmel. Vermutlich würde es bald anfangen zu regnen. Den Schnee haben wir immerhin schon hinter uns gelassen, der Frühling kommt auf uns zu. Wenn die Verderbnis uns natürlich keinen Strich durch die Rechnung macht.

Ich ließ meinen Blick schweifen und blieb an Fergus Cousland hängen, der trüb zu den Wolken hinauf sah. Seine Rüstung hatte er abgelegt, stattdessen trug er nun ein feines Seidenhemd. Vermutlich von Arl Eamon geliehen.

Mir fiel auf, dass wir uns bis jetzt eigentlich überhaupt nicht unterhalten hatten. Natürlich immer mal kurz am Lager, wenn er mir mal eine Schüssel, oder ähnliches reichen sollte. Aber sonst gar nicht weiter.

Vielleicht wird es Zeit, das nachzuholen. Aber Adlige werden trotzdem nie meine Freunde werden! Niemals!
 

Selbstsicher ging ich auf Fergus zu, der mich nun erblickte hatte und sich zu mir drehte. „Hallo, Wächter“, grüßte er höflich, doch ich winkte sofort ab.

„Kallian. So könnt ihr mich nennen. Genügend Leute nennen mich einfach Grauer Wächter, aber ich habe auch einen richtigen Namen“.

Fergus schmunzelte kurz, dann sah er wieder nachdenklich den Hof hinab. „Ja, natürlich. Das kann ich verstehen. Kallian“.

Ich blieb neben ihm stehen und folgte seinem Blick. Doch er schien lediglich die Mauer anzustarren, was mich erneut zum Seufzen brachte. Wie langweilig!

„Was macht Ihr hier draußen? Es ist kalt und es fängt gleich an zu regnen“, fragte ich deswegen.

„Ich mag die Ruhe, wir hatten in letzter Zeit zu wenig davon“, meinte Fergus kurz und sah nun zum Himmel. Kleine Regentropfen fielen nun hinab und ließen mich skeptisch zum Himmel blicken. „Vielleicht ist das jetzt nur die bekannte Ruhe vor dem Sturm“, entgegnete ich.

Fergus seufzte einmal schwer und nickte schließlich. „Vermutlich, wir sind fast am Ziel.“

Ich musterte ihn nochmals abschätzend. „Warum seid Ihr wirklich hier draußen?“

Er sah mich nicht an, als er anfing zu sprechen. „Erinnerungen, schmerzhafte Erinnerungen, denen ich zu entkommen versuche“.

Plötzlich wirkte Fergus verbittert und einsam. Ob es an seiner Familie lag, die er verloren hatte? Elissa hatte mir davon erzählt. Arl Howe hat seine Frau und seinen Sohn einfach töten lassen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Und nun, wo er Eamon wieder glücklich mit Isolde sieht, musste er wahrscheinlich an seine toten Eltern zurück denken.

Nachdenklich sah ich zu Boden und biss mir auf die Lippen. Seine ganze Familie zu verlieren, ist hart. Und dann noch verraten vom besten Freund des Vaters. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn einer meiner Freunde mich verraten sollte. Aber ich bezweifele, dass es je soweit kommt.

„Es tut mir leid wegen Eurer Familie. Ich weiß, meine Worte können nichts an eurem Leid lindern. Aber ich verspreche, dass wir Howe dafür zur Rechenschaft ziehen werden. Dieses Versprechen gab ich bereits Elissa und ich werde es auch Euch geben. Das schwöre ich“.

Ich sah ihm direkt in die Augen, was Fergus sofort erwiderte. Kurz musterte er mich, dann nickte er. „Ich werde mich an Eurer Versprechen erinnern, sollte es soweit sein. Danke, Kallian“.

Leicht nickte ich und bemerkte nun mit Missgunst, dass es heftig anfing zu regen. Widerliches Wetter, da werde ich ja noch krank! „Ich verschwinde nach drinnen!“, entgegnete ich murrend und flüchtete wieder ins trockene Schloss zurück.

Beim Erbauer, wann kommt denn eigentlich mal wieder Sonnenschein?
 

Nach zwei Tagen ging es dem Arl so weit besser, dass er mit uns zu Abend essen konnte. Also sollten wir uns alle fein zurecht machten. Wiederwillig befand ich mich mit den anderen Frauen in einem Zimmer, das extra dafür da war, Lady Isolde herrichten zulassen. Gnädigerweise durften wir es nutzen.

Während ich also grummelnd in den Spiegel blickte, bürstete Leliana lächelnd mein Haar. „Kallian, dein Haar ist ziemlich gewachsen! Du solltest sie öfters durchkämmen, dann sind sie auch nicht so verfilzt wie jetzt“.

Ich kniff die Augen zusammen, als die Bardin erneut mein Haar kämmte und es dabei schmerzhaft anfing zu ziepen. Wenn es nicht so fürchterlich wäre, würde ich die Haare auch öfters durchkämmen!

„Gebt mir eine Schere und ich schneide mir die Haare wieder zurecht! Sie sind eh viel zu lang geworden, im Kampf behindern sie mich nur“, meinte ich frustriert. Doch Leliana schüttelte den Kopf. „Oh nein, die Haare werden nicht abgeschnitten. Ich werde Euch eine wunderschöne Frisur zaubern“, flötete Leliana fröhlich, als sie sich bereits an meinen Haaren zu schaffen machte.

Zweifelnd beobachtete ich, wie sie die Rothaarige anfing, meine Haare zu flechten. Anscheinend machte es ihr großen Spaß, im Gegensatz zu mir.

Elissa kämmte summend ihr blondes Haar und schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein, während Morrigan nicht die geringsten Anstalten machte, sich ein Kleid anzuziehen.

So typische Mädchendinge kenne ich gar nicht, wie sich gegenseitig zu bürsten und zu bemalen und zu kichern… und… argh… das ist nicht meine Welt!
 

Frustriert wand ich den Blick ab und beobachtete Wynne dabei, wie sie sich in ein schönes, blaues Samtkleid mit weißer Spitze anzog. Es stand ihr wirklich sehr gut, wie ich zugeben musste.

Die Arlessa hat uns dutzende Kleider bringen lassen, welche wir anziehen konnten. Allerdings bezweifelte ich, das ich da irgendwo hinein passen würde. Ich bin zu klein dafür.
 

„Also. Ihr und Alistair.“, fing Leliana plötzlich an und ließ mich desinteressiert aufschauen, während Elissa beinahe ertappt zusammen zuckte. Verstohlen und eingeschüchtert sah sie zu der Bardin, die sie wissend musterte.

„Was ist mit mir und Alistair?“, fragte die junge Cousland zaghaft. Leliana grinste vergnügt und betrachtete meinen geflochten Zopf zufrieden, als ich nun doch neugierig zu Elissa blickte.

Hat sich zwischen den beiden etwa etwas angebahnt? Interessant. Etwas war da sowieso immer gewesen, aber nun scheint es doch wahrhaftig entflammt zu sein.

„Ich habe euch küssen sehen. Das war wirklich niedlich“.

Elissa sah betreten weg und kämmte schnell ihr Haar weiter. „Oh, ja… er hat mir etwas geschenkt. Und als Dankeschön wollte ich ihn küssen“.

Morrigan mischte sich plötzlich verstimmt ein. „Was sollte Euch dieser trottlige Templer schon schenken können?“ Elissa sah die Sumpfhexe erbost an und stand ruckartig auf.

„Er ist kein Trottel!“

Amüsiert sah ich zwischen den beiden hin und her, als Morrigan bereits die nächste Beleidigung hinterher warf und Elissa somit eine purpurne Farbe im Gesicht bekam, ohne dass sie dabei den Rouge-Pinsel schwingen musste.
 

„Also wirklich. Hört jetzt auf mit diesem Zirkus“, meinte Wynne verstimmt und sah besonders mahnend zu Morrigan, die sich daraufhin grazil erhob und kühl zu der alten Magierin blickte. Es entstand ein kurzes Augenduell, dann verschwand Morrigan einfach aus dem Zimmer.

Kurz sahen wir ihr alle nach, dann zuckte ich einmal mit den Schultern. „Morrigan ist offenbar eifersüchtig auf Euch, Elissa“, meinte ich amüsiert und musste grinsen.

Morrigan ist anscheinend frustriert, das für sie nur noch Sten übrig bleibt.

Elissa sah mich musternd an. „Sie mag einfach keine Templer und Alistair schon gar nicht. Aber ich kann Morrigan auch nicht besonders gut leiden“.

„Wer kann das schon“, meinte ich trocken und betrachtete staunend meine neue Frisur. Sieht doch gar nicht so übel aus. Wynne seufzte einmal. „Sie hat uns schon öfters das Leben gerettet. Sprecht nicht so schlecht über sie“.

Ich schüttelte sachte meinen Kopf und sah nun zu der alten Magierin. „Dennoch ist sie ein gemeines Biest. Sie ist ja noch gnadenloser als Zev. Und sogar er hat manchmal mehr Mitgefühl“.

Leliana grinste mich an. „Oh, Ihr kennt Zevran natürlich von uns allen am Besten. Ich glaube persönlich aber, das Morrigan nichts anders kennengelernt hat. Flemeth wird ihr kaum Güte und Mitgefühl vermittelt haben“.

Skeptisch betrachtete ich die vielen Kleider und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die Krähen sind auch nicht gerade die Wohlfahrt, aber egal. Was soll ich eigentlich anziehen? Die Kleider sind mir alle zu groß!“

Leliana schmunzelte kurz und holte Nadel und Faden hervor. „Überlasst das einfach mir. Ich werde es schon etwas richten können“ Staunend sah ich ihr dabei zu, wie sie es tatsächlich schaffte, eines der Kleider für mich zu kürzen und meiner Größe anzupassen.

„An Euch ist eine Schneiderin verloren gegangen“, meinte ich staunend und betrachte später das fertige Kleid. Leliana lächelte zufrieden. „Auf meinen Reisen musste ich öfters in verschiedene… Kleidungen schlüpfen. Nadel und Faden waren daher Pflicht“.
 

Aufmerksam betrachtete ich Leliana, als sie sich von mir abwandte und scheinbar nicht weiter über das Thema sprechen wollte. Doch ich war mir sicher, dass sich mehr dahinter verbarg, als sie eigentlich zugeben wollte.

Dennoch war ich dankbar für ihre Arbeit und zog mir das Kleid über. Mehr als skeptisch besah ich es, auf den grünen Stoff waren kleine weiße Blüten aufgestickt. Sie stachen hell unter dem dunklen Stoff hervor.

Etwas staunend betrachtete ich mich erneut im Spiegel. Kleider habe ich so selten an, dass ich mich fast nicht wiedererkannt hätte. Sogar mein Haar war gebändigt und hing mir nicht wirr im Gesicht.

Leliana stand hinter mir und lächelte. „Seht Ihr? Ganz bezaubernd“.

Ich sah lächelnd zu den anderen Mädchen und betrachtete ihre Kleider. Tatsächlich wirkten wir wie normale Frauen, die sich einen schönen Abend machen.

Beim Erbauer, dabei wird das nicht mal ein normaler Abend! Wir bereden, wie wir Loghain am schnellsten einen Kopf kürzer machen werden.

Und ich war sogar begierig darauf, wie wir das genau anstellen werden. Ihn einfach heimtückisch zu vergiften wäre eine Option, aber bestimmt nicht die optimalste.
 

Leliana und die anderen folgten mir, als wir Richtung Speisesaal gingen. Elissa sah sich aufmerksam um und schien nach jemand Ausschau zu halten. Erst als wir Stimmen hörten, hörte sie mit ihrer Suche auf und lächelte.

Ich musste grinsen. Das klang eindeutig nach Alistair und Zev. Sie schienen in ein Gespräch vertieft zu sein, diesmal sogar ohne große Streiterin und Morddrohungen.

Wir gingen durch einen Türbogen und fanden Zevran lässig gegen die Wand lehnend und mit Alistair sprechend, dieser starrte ungläubig den Elf an und wurde zunehmend roter.

„Alistair“, sprach Elissa lächelnd und ging eilig auf ihn zu. Er trug ein weißes Hemd, das er gerade noch zuknöpfte, dazu eine schwarze Hose, die in schicke neue Stiefel gesteckt worden war und ein wohl eher symbolisches Schwertgehenk an der Hüfte.

Zevran trug ein gelbes Hemd, ansonsten war er genauso gekleidet wie Alistair. Anscheinend ist das wohl die Abendgarderobe hier. „Ehm… eh, hallo Elissa“, sprach Alistair nervös lächelnd und blickte zu der jungen Cousland, die sich vergnügt bei ihm einhakte.

Ich beobachtete skeptisch Zevran, als dieser verrucht grinsend Alistair und Elissa musterte. Irgendwas hat er schon wieder vor und so wie es aussieht, ist es mal wieder irgendetwas Versautes.
 

Sein Blick fiel nun auf mich und er musterte mich aufmerksam, dann grinste er wieder. „Ah, die werten Damen. Ihr seht alle hinreißend aus.“

Ich seufzte einmal schmunzelnd, dann hörte ich den Arl bereits in der Speisekammer sprechen. Die anderen gingen schon vor, da hielt mich Zev plötzlich am Arm fest.

Er küsste mich sanft auf die Lippen und hauchte mir ins Ohr: „Du siehst wunderschön aus.“

Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich bereits die Röte auf meiner Wange spürte.

„Dankeschön“, flüsterte ich und lächelte ihn an. Warum hat er das eigentlich gesagt?

Mir nichts, dir nichts, nahm er meine Hand und führte uns in den Speisesaal. Allerdings ließ er sie abrupt los, als wir den Blicken der anderen ausgeliefert waren. Dann legte er wieder sein selbstsicheres Grinsen auf.
 

Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich an so einer Tafel gespeist.

Der Arl, der auf einen Stock gestützt ging, teilte uns die Plätze zu. Nur Connor kletterte wie selbstverständlich auf seinen Stuhl und griff sofort nach dem Besteck. Der Bengel dufte noch solange hier bleiben, bis die Probleme im Zirkel restlos gelöst waren.

Die Elfendiener trugen nacheinander die wunderbarsten Köstlichkeiten auf und ich verging beinahe vor Hunger. Oghren konnte sich natürlich nicht zügeln und verspeiste beinahe zwei Braten ganz allein.
 

Schließlich wurde das Tischgespräch auf unser bevorstehendes Problem gelenkt.

„Was genau denkt Ihr gegen Loghain zu tun, Arl?“, fragte Alistair, nachdem sich Eamon eine Weile über Loghains Gräueltaten während der Schlacht in Ostagar aufgeregt hatte.

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten“, warf Eamon ein.

„Politisch gesehen können wir nicht einfach nach Denerim spazieren und Loghain töten“, erklärte er.

„Ihr könnt es nicht. Aber wir können es“, warf Zevran plötzlich ein. Das wäre ziemlich makaber. Loghain hetzt uns Zev an den Hals, damit er uns tötet. Und dann wird er zum Schluss doch von Zev getötet.

Irgendwie gefällt mir die Idee doch sehr gut.

Der Arl sah Zevran an. Er schien zu verstehen. Doch dann glitt sein Blick zu Alistair.

„Können wir nicht einfach hingehen und… Loghain töten?“, fragte ich. Irgendwie schien es doch letztendlich auf etwas anderes hinauszulaufen.

Eamon lachte amüsiert auf.

„Das ist ja politisch noch inkorrekter“, wehrte er ab.

„Beim Erbauer, wen kümmert es. Wir haben einen Meuchelmörder aus Antiva an unserer Seite“, meinte ich genervt.

„Der Meuchelmörder würde wohl kaum zu ihm vordringen, zumal Loghain Zevran kennt“, warf Alistair ein. „Und zumal es Loghain war, der ihn angeheuert hat, um uns zu töten.“

Zevran wirkte regelrecht enttäuscht, musste sich aber eingestehen, dass Alistair Recht hat.

Verdammt, also können wir den einfachen Weg mal wieder vergessen!

„Wir haben keine Armee um gegen Loghain vorzugehen. Nur die Verbündeten, die Ihr Euch im Kampf gegen die Verderbnis gesucht habt. Und wenn wir all unsere Kräfte auf Loghain verschwenden, können wir nichts mehr gegen die Dunkle Brut ausrichten“, erklärte Eamon und fuhr sich durch den Bart. „Es ist eine verzwickte Sache.“
 

„Bleibt uns nur noch ein Landthing“, meinte Fergus abwesend.

Ich sah auf. Landthing? Wo sich alle Adligen versammeln um über irgendetwas zu diskutieren und dann abzustimmen?

„Aber das ist nicht besonders aussichtsreich, oder? Highever und Denerim stehen seit Kurzem auch unter dem Einfluss von Arl Howe“, sagte Isolde plötzlich.

Arl Eamon sah sie erschrocken an. „Was sagt Ihr da?“

Sie nickte bestätigend. „Teyrn Cousland und seine gesamte Familie wurde vor etwa einem Jahr, also zur selben Zeit als Loghain Euch vergiften ließ, von Howes Soldaten überfallen. Soweit ich weiß, sind alle bei dem Angriff umgekommen. Und aus einer sicheren Quelle wissen wir, dass auch Denerim zu Howes Einfluss gehört.“
 

Elissa schlug plötzlich hart auf den Tisch, ihr fein gebürstetes Haar hing ihr nun wirr im Gesicht. Trotzdem konnte ich ihre Augen wütend aufblitzen sehen. „Was will sich dieses Aas eigentlich noch alles unter den Nagel reißen?!“

Gute Frage, er schien viel abzubekommen. Und jetzt sogar Denerim? Aber was ist mit Vaughn? Als ich ihn zuletzt sah, lebte dieser Penner ja leider noch. Ob Howe ihn einfach umbringen ließ?

„Arl Urien ist in Ostagar gefallen“, warf Tegan ein und sein Blick verdunkelte sich wütend. „Sorgfältig aus dem Weg geräumt.“

„Das ändert natürlich einiges“, murmelte Eamon seufzend. „Aber es gibt noch andere Adlige, die es sicher interessieren wird, was Loghain in der Vergangenheit so getrieben hat. Ein Landthing wird die beste Möglichkeit sein, Loghain mit seinen Verbrechen zu konfrontieren.“

Das klang wenigstens nach einem Plan. Allerdings nicht nach einem leichten.

„Loghain hat starke Verbündete unter den Adligen. Jedoch sind unsere Anschuldigungen ohne jegliche Beweise. Sie werden Loghains Verbündete zum Nachdenken bringen, aber wir brauchen etwas, eine Herausforderung, die Loghain nicht so leicht ignorieren kann. Wir brauchen jemanden mit einem größeren Anspruch auf den Thron, als Loghains Tochter, der Königin.“
 

Meine Augen wurden groß und alle Blicke legten sich plötzlich auf Alistair, während absolute Stille herrschte. Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, das Alistair ja der Halbbruder von König Cailan ist. Das würde bedeuten, er hätte das Recht dazu, König zu werden.

Beim Erbauer… der König?!
 

„Ihr meint… Alistair?“, fragte Leliana unsicher.

„Ich würde das nicht vorschlagen, wenn wir noch eine Alternative hätten. Aber das Undenkbare ist aufgetreten“, entschuldigte sich der Arl.

„Nein“, sagte Alistair aufgeregt. „Das könnt Ihr doch nicht von mir verlangen!“

„Alistair, es ist deine Pflicht. Willst du, dass Loghain gewinnt? Eigentlich müsste ich Loghain unterstützen.“

Alistair sah zweifelnd zu Boden, während Elissa ihm besorgt ihre Hand auf seine legte.

„Ich will Loghain genauso wenig als Regenten und nur so können wir es wirklich schaffen. Er ist wahnsinnig geworden und er ist daran schuld, dass mein Neffe einen schrecklichen Tod fand, er ist Schuld an dem, was Ihr hier seht. Sein Mordanschlag hat mir sehr zugesetzt, ich werde nie wieder derselbe sein.“

„Sag nicht so was, Bruder“, meinte Teagan leise und legte seinem älteren Bruder die Hand auf die Schulter. „Wynne ist guter Dinge.“

„Mag sein, aber auch der Magie sind Grenzen gesetzt. Dieser Giftanschlag hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet und ich war davor schon nicht mehr der Jüngste...“ Eamon seufzte schwer. „Wie auch immer, wir müssen etwas gegen Loghain unternehmen. Unsere Eltern und Großeltern haben nicht umsonst drei lange Jahrzehnte gegen die Besatzer aus Orlais gekämpft, um wieder einem Theirin auf den Thron zu verhelfen, dem rechtmäßigen Herrscher Fereldens.“
 

Ich sah Alistair an und erkannte, wie ihn das Wissen quälte, wieder hilflos dabei zusehen zu müssen, wie andere für ihn entschieden. Aber was blieb uns denn für eine andere Wahl?

Ich hatte diesen Weg, in den ich gezwungen wurde, auch nicht gewollt und doch ging ich ihn, weil ich einfach keine andere Wahl mehr hatte. Jetzt, genau in diesem Moment, verstand ich erst, was es bedeutete, ein Grauer Wächter zu sein.

Gedankenversunken blickte ich auf mein Essen und schloss schließlich reumütig die Augen.

Ein Grauer Wächter.
 

Später am Abend ging ich wieder hinaus auf den Hof, um frische Luft zu tanken. Arl Eamon gab uns den besten Wein zu trinken, das leckerste Essen überhaupt und dennoch fühlte ich mich plötzlich so leer. Schließlich würden wir morgen wieder nach Denerim aufbrechen. Und uns dann Loghain entgegenstellen.

Wieder wurde mir bewusst, dass ich nie wieder zu meiner Familie zurückkehren könnte, da das als Grauer Wächter einfach unmöglich war. Für immer an diesen beschissenen Orden gebunden, bis ich an meiner Verderbtheit sterbe.
 

„Kallian“, hörte ich plötzlich und drehte mich rasch um. Alistair kam auf mich zu und lächelte dabei schwach. „Störe ich?“

„Nein, natürlich nicht. Du störst nie.“

Er blieb neben mir stehen und ließ den Blick schweifen. „Es ist alles so unfair“, fing er auf einmal an und brachte mich so dazu, zu ihm aufzusehen.

„Ja, das Leben ist immer unfair. Egal wie du es auch drehst und wendest“, stimmte ich grimmig zu und sah in den dunklen, wolkenverhangen Himmel.

Er seufzte einmal schwer und strich sich über seine Nasenwurzel. „Ich wollte nie König werden, oder sein. Diese Aufgabe gebührte Cailan und nicht mir. Ich… kann das einfach nicht.“

Langsam ergriff ich Alistairs Arm und sah ruhig in seine Augen, die mich voller Zweifel anblickten. „Du musst entscheiden, was du für richtig erachtest, Alistair. Du hast ein gutes Herz, du bist mutig und du warst derjenige, der meine Sicht auf die Menschen komplett geändert hat.“

Ich musste schmunzeln. „Wir haben schon auf so vielen Schlachten miteinander gekämpft. Ich würde dir jederzeit mein Leben anvertrauen“.

Seufzend sah ich in die Ferne und ließ mir den kalten Wind durch mein Haar wehen. „Es ist mir eigentlich gleich, wer König wird. Anora hat in den letzen fünf Jahren regiert, das weiß jeder. Aber sie hat bestimmt denselben eiskalten Charakter wie Loghain.“

Ein Grinsen schlich sich auf meinen Lippen. „Wenn ich denn dann vor dem König knien muss, dann würde ich das am liebsten bei dir machen. Du wärst sogar der erste Adlige, bei dem ich das komplett freiwillig machen würde“.
 

Es herrschte Schweigen, als wir gemeinsam in die Ferne blicken und unseren Gedanken nachgingen.
 

„Hättest du dir das jemals vorstellen können? Dass wir beide hier stehen und über das Schicksal Fereldens bestimmen?“, fragte er plötzlich leise.

„Nein“, meinte ich ebenso leise und blickte besorgt zum Vollmond hinauf.

„Nie in meinem ganzen Leben hätte ich je damit gerechnet“.

Geliebte Heimat

Am frühen Morgen brachen wir schließlich auf. Redcliffes Ritter waren von der Suche nach der Asche und der Verteidigung im Bannorn zurückgekehrt und wir marschierten mit einem ganzen Trupp von mindestens dreihundert Mann nach Denerim. Die restlichen Söldner bewachten Redcliffe und das Schloss, da Isolde und Connor dortgeblieben waren.
 

Kein Ritter von Eamons Begleitschutz war zu wenig. Die Verderbnis hatte sich weit ausgebreitet. Der früher so lehmrote Boden von Redcliffes Hügeln war von schwarzen Schlieren durchsetzt. Die Plage der Brut klebte an den Bäumen, den Steinen und dem Boden.

Der Himmel war dunkler als gewöhnlich. Die Übergriffe der Dunklen Brut konnten nur rechtzeitig abgewendet und niedergeschlagen werden, weil Alistair und ich sie früh genug spürten.
 

Nach kaum mehr als einer Woche erreichten wir Denerim. Alle waren erschöpft und müde, jedoch auch angespannt und nervös. Wir alle wussten, dass uns nun der mächtigste Mann in Ferelden gegenüber stehen würde.

Die Frage jedoch war nur, wann.
 

Als wir Denerim betraten und mich ein Gefühl des Heimwehs übermannte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass die Hauptstadt restlos mit Flüchtlingen aus ganz Ferelden überfüllt war!

Waren die Straßen vorher schon mit Bettlern überzogen, so waren sie nun restlos überlaufen. Überall herrschte Gedrängel, Geschrei und schiere Angst.

Sollte die dunkle Brut genug Verstand besitzen, würden sie ohne zögern Denerim überrennen. Die Opferzahlen würden in die Tausende gehen und Ferelden einen schweren Schlag versetzen.

Bei Andrastes Arsch, wie sieht es dann erst im Gesindeviertel aus? Ich sollte dort so schnell wie möglich vorbeischauen.

Die Flüchtlinge wurden beiseite gescheucht, damit Eamons Männer Platz hatten und durch die Straßen marschieren konnten.

Nicht weit entfernt von dem großen Marktplatz wurde auf den Befehl des Arls ein großes Tor heraufgezogen, das uns Einlass in das riesige Anwesen des Arls gewährte.

Ich besah mir das Anwesen und kam nicht umhin, abfällig zu lächeln. Ich war in meinem Leben so oft hier vorbeigekommen, habe auf das Anwesen gestarrt und gehofft, es einmal betreten zu können. Schließlich lagern dort bestimmt Unmengen an Schätzen.

Nun wird mein dummer kindlicher Traum wahr, doch er hat einen verdammt bitteren Beigeschmack. Und das viele Gold wird mich auch nicht mehr retten. Sollte es denn welches geben.
 

Gerade als Eamon den Ablauf des Landthings zu erklären versuchte, kam plötzlich eine aufgeregte Dienerin herbei geeilt. Aufgewühlt erzählte die Frau, dass Loghain vor unseren Toren steht – mit Sippschaft.

Gerade wollte ich in mein Gästezimmer stürmen, um meine Dolche zu holen, da kam er tatsächlich schon uns entgegen.

Etwas perplex sahen wir alle zu dem Regenten, der scheinbar furchtlos auf uns zueilte. Ihm folgten eine Frau, die ich noch von Ostagar kenne und ein mir unbekannter älterer Mann. Mit seiner Hakennase machte er sich aber jetzt schon bei mir unbeliebt. Er sieht aus wie ein gieriger Geier – und vermutlich ist er auch einer.
 

„Loghain, es ist… eine Ehre, dass der Regent Zeit findet, mich persönlich zu begrüßen“, sprach Eamon etwas überrascht, wegen dem plötzlichen Besuch.

„Wie könnte ich nicht einen so wichtigen Mann begrüßen, der jeden Lord aus dem Land aus seinem Anwesen ruft, während eine Verderbnis Ferelden bedroht“, entgegnete Loghain lächelnd, ganz im Gegensatz zu seinen scharfen Worten.

„Die Verderbnis ist der Grund, warum ich hier bin. Jetzt, wo Cailan tot ist, braucht Ferelden einen König, der es gegen die Dunkle Brut führt“, erwiderte Eamon so ruhig wie möglich.

„Ferelden hat bereits eine starke Führung. Seine Königin. Und ich führe ihre Armeen“, zischte Loghain etwas ungehaltener.

Mein Blick glitt zu Loghain, der mich nach wie vor nicht beachtete. Entweder ignoriert er mich vollkommen, oder er weiß nicht mehr, dass er mich damals in Ostagar niedergeschlagen hat. Es wird Zeit mich einzumischen und so für etwas mehr Feuer in diesem öden Gespräch zu sorgen. Sonst wird Eamon noch schlapp machen.

„Angesichts von Ostagar brauchen wir womöglich einen besseren General“, kommentierte ich spitz und erntete nun endlich Loghains uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

„Oh, die Rekrutin der Grauen Wächter.“ Sein Gesichtsausdruck war streng und beherrscht und sah nicht danach aus, als ob er sich freute, mich wiederzusehen.

Aber er erinnert sich doch an mich. Erstaunlich. Ich wusste, ich habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Dachte schon, dass wir uns wiedersehen. Verzeiht mir, dass unser letztes Treffen nicht so erfreulich war.“, entgegnete er wenig versöhnlich.

„Ich nehme keine Entschuldigungen von Deserteuren und Königsmördern entgegen“, meinte ich nun verächtlich.

„Hütet Eure Zunge“, warnte der Regent mich. „Das ist meine Stadt! Kein guter Ort für Worte des Verrats, ganz gleich wer sie äußert.“

Ich musste mich arg zusammen nehmen, um nicht zu lachen. Seine Stadt?

Denerim ist meine Stadt. Hier wurde ich geboren und habe mein ganzes Leben gekämpft und gelebt. Und in Denerim werde ich Logains Kopf abschlagen.
 

Teyrn Loghain wandte sich wieder an Eamon. „Es heißt, Eure Krankheit hätte Euch geschwächt, Eamon. Nicht wenige machen sich Sorgen, ob Ihr Ferelden weiterhin beraten könnt.“

„Krankheit? Warum nennt ihr es nicht Euer Gift?“, erwiderte der Arl und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht jeder auf dem Landthing wird seine Loyalität so schnell aufgeben, wie Ihr und diese Kriecher.“ Der Arl warf dem Mann mit Hakennase einen verachtenden Blick zu.

„Ihr wart lange nicht mehr am Hof, Eamon. Erkennt Ihr nicht Rendon Howe? Arl von Amaranthine und Teyrn von Highever?“, fragte Loghain und wedelte mit seiner Hand in Richtung Howe.

„Und seit Kurzem auch Arl von Denerim, nach Uriens unglücklichem Schicksal in Ostagar. Der Regent ist großzügig zu jedem, der seine Loyalität beweist“, sprach dieser plötzlich kriecherisch.

Howe…

Dieser Wiederling hat also Familie Cousland abgeschlachtet, nur um mehr Macht bekommen. Highever hat ihm anscheinend nicht gereicht, im Gegenteil. Nun besitzt er schon drei Titel!

Was will ein einzelner Mann nur mit so vielen Titeln? Anscheinend noch mehr… wenn die einmal anfangen, bekommen sie niemals den Rachen voll.

„Es scheint sich dieser Tage zu lohnen, ein Stiefellecker zu sein“, sprach ich dennoch amüsiert, als ich es mir bildlich vorstellte, wie Howe Loghain wohl sonst wohin kriecht, nur um noch mehr zu bekommen. Und Loghain gefallen wohl solche Spiele.
 

Cauthrien schritt dazwischen und stieß mich ein Stück zurück.

„Schweigt, Flegel! Höhergestellte unterhalten sich!“, fuhr sie mich an und ihre Hand legte sich um ihren Schwertgriff.

Loghain machte eine Einhalt gebietende Handbewegung. „Genug, Cauthrien. Nicht jetzt und nicht hier.“ Er wandte sich wieder Eamon zu.

„Ich wollte Euch dieses übereilte Vorgehen ausreden, Eamon. Unser Volk ist verängstigt. Unser König ist tot und unser Land wird belagert. Wir müssen uns vereinen, wenn wir diese Krise überstehen wollen. Eure eigene Schwester, Königin Rowan, kämpfte unermüdlich, um Ferelden wieder aufzubauen. Wollt Ihr, dass ihre Arbeit zerstört wird? Ihr teilt Ferelden und schwächt unser Vorgehen gegen die Verderbnis mit Euren eigennützigen Ansprüchen auf den Thron.“

„Welches Vorgehen gegen die Verderbnis? Ihr habt die Grauen Wächter zu Verrätern erklärt“, spie Alistair mit vor Zorn bebender Stimme, während ich dies nickend kommentierte.

Wegen diesem Aas wurden wir immer misstrauisch angeschaut! Dabei trugen wir nicht die geringste Schuld, immerhin hat Loghain kalte Füße bekommen und floh feige.

„Cailan vertraute auf die Stärke der Grauen Wächter gegen die Dunkle Brut, und wir alle wissen, wie weit ihn das gebracht hat. Reden wir lieber von der Wirklichkeit! Geschichten werden uns nicht retten.“, meinte der Regent nun barsch.

„Ich kann Euch nicht vergeben, Loghain“, erwiderte der Arl. „Der Erbauer vielleicht, aber ich nicht. Unser Volk verdient einen König aus der Theirin-Blutlinie. Alistair wird uns zum Sieg gegen die Verderbnis führen.“

Der Gedanke, das Alistair König werden würde brachte mich immer noch zum Schmunzeln. Aber er wäre besser als Cailan. Zumal er schon mehr Schlachten erlebt hat, als sein träumerischer Halbbruder.

„Der Kaiser von Orlais dachte ebenfalls, ich könne ihn nicht zu Fall bringen. Erwartet nicht mehr Gnade, als ich ihm gezeigt habe. Es gibt nichts, was ich nicht für meine Heimat tun würde“, sagte Loghain eiskalt. Mit diesen Worten wandte er sich um und seine beiden Lakaien folgten ihm in gebührlichem Abstand.
 

Gerade als ich schon dachte, es würde erst mal wieder etwas Ruhe einkehren, hörte ich plötzlich ein lautes Poltern und einen wütenden Schrei. „Howe!“

Verwirrt wirbelte ich herum und bemerkte nun die Cousland-Geschwister, die eiligst auf Howe zuliefen, die Gesichter wutentbrannt, das Schwert gezogen und ein mordlustiger Ausdruck blitzte in ihren Augen auf.

Howe erblickte die Geschwister, wirkte verdutzt, aber auf seinem Gesicht erschien augenblicklich ein ekelerregendes Grinsen.

Loghain musterte die beiden Cousland-Geschwister skeptisch. „Wer sind die, Eamon? Ich dachte, Ihr spielt nur für königliche Bastarde das Kindermädchen“.

Alistair schnaubte verächtlich. „Immerhin gebt Ihr es königlich zu“. Elissa trat mit ihrem Bruder vor, beide starrten Hasserfüllt zu Howe, während sie drauf und dran waren, sich auf die Hakennase zu stürzen.

„Fergus und Elissa Cousland! Die Teyrn von Highever“, rief Elissa bebend vor Zorn, starrte aber weiterhin Howe an. Dieser besah sich die beiden amüsiert, ohne die geringste Furcht.

„Die Couslands sind tot, die Howes stellen nun die Teyrn von Highever“, meinte er spöttisch, während ich bereits selber spürte, wie mir die Galle überläuft. Dieser Dreckskerl!

Fergus Cousland zog plötzlich schwungvoll sein Schwert und richtete es wutentbrannt auf Howe, der nach wie vor höhnisch grinste. „Ich verlange Blutrechte! Dieser Mann hat unsere Familie umgebracht!“, schrie der junge Mann zornig.

„Ihr habt keine Rechte, Verräter, eure Familie verlor alle Rechte, als sie sich gegen den König wandte“, meinte Hakennase ungetrübt. Fergus richtete seine Klinge blitzschnell auf die Kehle von Howe, der nun doch überrascht drein sah.

„Ich werde mit Freuden Eure Kehle durchtrennen“, hauchte er so eiskalt, dass ich beinahe zusammenzucken musste. Das war eine Ansage, die der junge Adlige ohne Zweifel wahr machen würde.

Und selbst wenn er scheitern würde, Elissa ist direkt hinter ihm, um das Werk ihres Bruders zu vollenden. Schon allein ihr jetziger Blick lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Da ist nichts mehr von dem unsicheren und lieben Mädchen geblieben, da ist nur noch Mordlust.

Ser Cauthrien schritt nun dazwischen. „Ihr müsst sehr dumm sein, eine Morddrohung vor so vielen Zeugen zu verlauten“.

Loghain ging inzwischen einfach weiter. „Das reicht jetzt! Das Landthing wird entscheiden.“ Howe lächelte noch einmal selbstgefällig und ging dann erhobenen Kopfes mit Cauthrien mit. Die beiden folgten Loghain wie treue Köter.
 

Als die drei durch das Tor geschritten waren, ließen sie eine angespannte Stille zurück. Unsicher sah ich zu Elissa und Fergus, die nach wie vor zu dem Tor starrten, durch welches eben noch Howe gegangen war.

Elissa zitterte am ganzen Leib, während Fergus mit den Zähnen knirschte und sein Schwert sinken ließ. „Howe hat unsere Familie getötet. Ich darf ihn nicht davon kommen lassen!“, schrie er plötzlich und wollte gerade Hakennase hinterher rennen, da hielt Eamon ihm bestimmt an der Schulter fest und sah ihn eindringlich an.

„Das verlange ich auch nicht. Aber vergesst nicht, dass er durch Loghains Macht geschützt wird. Ich hätte nie gedacht, das Loghain Howe vertraut.“, ermahnte der Arl eindringlich.

Fergus wollte erst etwas erwidern, riss sich dann aber gereizt los und stapfte fluchend in sein Zimmer zurück. Elissa folgte ihrem Bruder kurz darauf. Im Gegensatz zu ihm blieb sie jedoch stumm.

Und das bereitete mir fast noch mehr Sorgen. Fergus lässt seinen Frust wenigstens raus, Elissa wird ihn in sich hineinfressen. Das ist nicht gut, sie wird daran noch zu Grunde gehen.

Kurz stieß ich Alistair gegen den Arm und deutete mit einem Kopfnicken an, er solle Elissa folgen. Zuerst stand er auf dem Schlauch – wie so öfters. „Alistair, Bewegung und tröste Elissa!“, zischte ich ihm leise zu. Schneller als gedacht war Alistair ihr tatsächlich nachgerannt.
 

Wynne blickte unsicher zu Eamon, der selbst nachdenklich den Blick abgewandt hatte. Er schien sehr besorgt. „Warum kam Loghain nur hier her?“, fragte die alte Magierin.

Eamon seufzte einmal schwer und sah nun zu mir und meinen Freunden. „Das weiß nur der Erbauer. Vielleicht ist er wahnsinnig. Ich dachte, eher fliegen Schweine, bevor sich Loghain Mac Tir gegen unseren König stellt“

Loghain Mac Tir fiel vielleicht ein fliegendes Schwein auf den Kopf, verlor dabei seinen Verstand und ist deshalb vollkommen wahnsinnig. Eine andere Möglichkeit wäre, dass er Cailan einfach nur nicht mochte und Ferelden als sein Kind sieht, welches er ständig beschützen muss. Nur er allein. Und dabei ist er blind für das, was die wahre Bedrohung ist.
 

„Loghain ist also mächtig… was ist mit Howe?“, fragte ich an Eamon gerichtet. Dieser überlegte und strich sich dabei sorgenvoll durch seinen Bart. „Skrupellos, ohne Zweifel. Immerhin ließ er Familie Cousland beinahe vollständig auslöschen. Auch bezweifele ich, dass Arl Urien einfach so auf dem Schlachtfeld gestorben ist. Dieser Howe ist gefährlich, allerdings gerissener als Loghain vielleicht glauben mag. Ihr solltet ihn nicht unterschätzen.“

Das würde ich nicht, aber ich werde ihm einen Spitznamen geben. Dann wirkt er doch nicht gleich so gefährlich, wie der Arl es mir Glauben machen will. „Hakennase“ passt ausgezeichnet zu ihm, sozusagen sein markantestes Merkmal.

Schmunzelnd drehte ich mich um und ging bereits die Stufen zu meinem Zimmer hinauf. „Ich werde mich in Denerim einmal umhören. Loghain behauptet es sei seine Stadt, aber da irrt er sich gewaltig“.

Leliana schien verwirrt. „Kallian, was hast du denn vor?“

Ich grinste amüsiert, als ich um die Ecke bog. „Mich unters Volk mischen.“
 

Unterdessen hatte ich mir ein einfaches bürgerliches Kleid angezogen und meine Dolche sicher in den Stiefeln verstaut. Schnell zerzauste ich noch leicht mein Haar und schmierte mir etwas Asche auf die Wangen.

Zufrieden sah ich in den goldverzierten Spiegel und musste grinsen. Ich sehe wieder aus wie früher! Nichts erinnert daran, dass ich ein Grauer Wächter bin. Ein einfaches Elfenmädchen, das durch die Straßen Denerims irrt, in der Hoffnung, jemand würde ihr etwas zu essen geben.

Bis ich demjenigen dann heimlich seinen Geldbeutel stehle. Eigentlich war das doch keine schlechte Zeit gewesen.
 

„Ich muss sagen, diese Aufmachung hat durchaus ihren Reiz“, sprach plötzlich Zevran amüsiert, als er hinter mir stand und mich musterte. Wie immer hatte ich gar nicht bemerkt, dass er sich in mein Zimmer geschlichen hatte.

„Ohh, in dieser Aufmachung war ich auch immer gereizt, das versichere ich dir“, meinte ich belustigt und zupfte nochmals das schlichte Kleid zurecht. Ich spürte bereits Zev warmen Atem auf meinem Hals, als ich ihn lachen hörte. „Das hat den größten Reiz überhaupt, meine Liebe.“

Kopfschüttelnd drehte ich mich zu ihm um und schmunzelte. „Warum überrascht mich das jetzt eigentlich nicht? Du hast ja ständig versucht, mich auf die Palme zu bringen.“

Sein Grinsen bekam bereits wieder einen unanständigen Ausdruck, als er seine Augenbraue hochzog. „Ah, ich habe lediglich versucht, dich aus der Reserve zu locken. Und das geht nur, wenn ich die kleine aggressive Wildkatze in dir wecke.“

„Ja, das hast du ja meisterlich geschafft. Es ist aber nicht leicht, mich zur Weißglut zu treiben“, lobte ich ihn und musterte ihn kurz ausgiebig. Irgendwie kommt mir da gerade eine Idee…

„Hm, treiben ist ein gutes Stichwort, nicht wahr?“, hauchte er plötzlich in mein Ohr und ließ mich überrascht aufsehen. Dass er immer gleich alles so wörtlich nehmen muss!

Ich drehte mich wieder zu ihm um und sah ihn siegessicher an. „Pass mal auf, ich werde jetzt losgehen und du kommst mit!“

Zevran sah gespielt geschockt drein. „Was? Du bestimmst einfach über meinen Kopf hinweg, ohne dass ich dagegen etwas sagen kann?“ Schulterzuckend machte ich daran, seine Lederrüstung auszuziehen. „Wenn du eine Beschwerde einreichen willst, dann schreib einen Brief. Ich beschäftige mich dann später damit“, meinte ich amüsiert.

Er lachte dunkel auf und ergriff meine Hand, die gerade dabei war, störende Schnallen zu lösen. Skeptisch schielte ich zu ihm, als seine andere Hand auf meinen Hintern ruhte.

„Ich will nur, das du dich umziehst.“, stellte ich schnell klar und zog kurz eine Augenbraue hoch. War ja auch mal wieder eindeutig zweideutig gewesen.

„So? Was soll ich denn anziehen? Hautenges Leder?“

Schnell warf ich ihm eine einfache bürgerliche Kleidung ins Gesicht und fing an zu kichern. „Apropos Leder. Das lässt du alles schön hier. Wir werden praktisch in der Menge verschwinden, je weniger auffälliges an uns ist, desto besser. Hier tragen Elfen keine Lederstiefel aus Antiva.“

Zev betrachte mit großer Missgunst die mufflige Kleidung und verzog angewidert das Gesicht. Die schiere Freude war ihm durchaus anzusehen.

Feixend vergrub ich meine Hände in seinem Haar und sah ihn an. „Deine Frisur müssen wir auch ändern.“ Ich wuschelte durch sein seidiges Haar und zerzauste es vollkommen. Ehe ich jedoch wieder meine Hände zurückziehen konnte, packte er mich an den Handgelenken und drückte mich blitzartig gegen die Wand hinter mir.

Etwas überrumpelt sah ich Zevran an, als er nah vor meinem Gesicht war und mich kritisch beäugte. „Du hast etwas vergessen, meine Liebe. So sehr wie du mich nun verunstaltet hast… so sehr wirst du mich dann auch wieder herstellen. Verstanden?“, schnurrte er in mein Ohr und wickelte eine meiner Haarsträhne um seinen Finger.

Das klang eher nach einer Anordnung, anstatt einer Bitte. Verstimmt zog ich meine Augenbrauen zusammen. „Was meinst du? Soll ich dir etwa wieder die Haare frisieren und dich wieder umziehen?“

Er grinste erneut schadenfroh. „Genau das“, hauchte er gegen meine Lippen. „Und ich erwarte eine Glanzleistung.“

Kurz rollte ich mit den Augen, musste dabei aber grinsen. „Meinetwegen, wenn du denn dann endlich mitkommst.“ Er war einfach unverbesserlich, aber so war es eigentlich auch immer lustig mit ihm gewesen.
 

Nachdem wir beide uns endlich umgezogen hatten und ich Zevran erneut versprach, dass ich ihn dann umziehen werde und sonst noch für Dinge mit anstellen werde, waren wir endlich bereit, ins Gesindeviertel aufzubrechen.

Kichernd besah ich mir Zev, als wir die Stufen hinab zum Tor stiegen. Er sah tatsächlich aus wie ein Elf aus dem Gesindeviertel, lediglich seine Tätowierung im Gesicht offenbarte, das dieser Elf anders ist. Gut, dass er langes Haar hat, damit lässt sich das Zeichen wenigstens gut verstecken.

„Du findest es also ziemlich belustigend, mich so zu entstellen. Dafür sollte ich dir eigentlich –“ fing Zevran plötzlich lauernd an, wurde aber je unterbrochen, als ein älter Mann auf uns zueilte. „Hey! Elfen! Bringt mir sofort mein Essen auf mein Zimmer!“, sprach er barsch und stieß uns grob dabei zur Seite, als er in sein Zimmer eilte.

Verdutzt sah ich ihm hinter her, bis mir bewusst wurde was dieser Shemlen gerade befohlen hat! Wut kochte in mir hoch und ich war drauf und dran, diesem Idiot hinterher zu rennen und ihm ordentlich den Marsch zu blasen. Was fällt dem eigentlich ein?!

Ich tat bereits einen Schritt in die richtige Richtung, da hielt mich Zev am Handgelenk fest und sah mich gelassen an. „Du siehst wieder wie eine kleine aggressive Wildkatze aus. Willst du deine Energien wirklich für so etwas verschwenden?“

Perplex sah ich drein. Stört es Zevran denn überhaupt nicht, was sich dieser elende Mensch da erlaubt hat? Nur weil wir gerade etwas verschmutzt sind, ist das noch lange kein Grund, uns wie Dreck zu behandeln!

Gerade als ich ihm genau das sagen wollte, verschwand Zev einfach Richtung Küche. Mit offenem Mund starrte ich zu dem blonden Elfen, als dieser mit einem gut gefüllten Teller wieder auf mich zutrat.

Er grinste mich amüsiert an und schien sich daran zu ergötzen, dass ich die Welt nicht mehr verstand. Dann holte er plötzlich ein kleines Fläschchen aus seiner Seitentasche heraus, welches mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war.

„Rohe Gewalt ist durchaus amüsant, Kallian. Aber es gibt Schlimmeres als schmerzende Wunden“, sprach Zevran rätselhaft, während ich ihn dabei beobachtete, wie er ein paar Tropfen der Flüssigkeit auf das Essen verteilte.

Dann ging er grazil wie eh und je in das Zimmer dieses widerlichen alten Shems. Immer noch stand ich starr da und war nicht in der Lage, mich zu bewegen.

Beim Erbauer, was genau hat er da eigentlich vor?!
 

Mit einem breitem Grinsen im Gesicht kam er wieder auf mich zu. „Nun fängt der Spaß erst richtig an“, sprach er amüsiert und zog mich mit in die Zimmer der Diener. Immer noch verwirrt folgte ich ihm und starrte auf seinen Hinterkopf. „Sag mal, was genau hast du vor?“, fragte ich unsicher.

Wir blieben vor einem jungen brünetten Dienstmädchen stehen, das gerade dabei war, das Besteck zu putzen. Kurz musterte sie uns skeptisch, dann schien sie mich doch zu erkennen. „Grauer Wächter! Was für eine Ehre, dass Ihr uns hier unten besucht“, sprach sie aufgeregt und lächelte uns zögerlich an.

Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande, denn ich überlegte fieberhaft, was für ein verrücktes Spiel Zev schon wieder spielt. Und was er damit bezwecken will.

„Ihr müsst umgehend sämtliche Nachttöpfe im Anwesen reinigen und sie für circa zwei Stunden in einem Kräuterbad lassen… denn sie sind alle mit der Verderbnis verseucht, ist es nicht so, Wächter?“, fragte Zev mich erschüttert, sodass ich nun aus meiner Starre erwachte.

Kurz sah ich ihn zweifelnd an, nickte der Dienerin aber schließlich zu. „Umgehend. Ich kann die Plage genau dort spüren! Aber wenn Ihr schnell alles bereinigt, wird niemand an der Verderbnis sterben.“

Die junge Frau sah mich zu Tode erschrocken an. „Beim Atem des Erbauers! Das ist ja schrecklich, ich werde sofort dafür sorgen, dass die Verderbnis sich nicht ausbreiten wird, Wächter“

Ich sah sie ernst an. „Das Überleben des Arl hängt davon ab“, meinte ich besorgt. Sofort eilte das arme Ding wie von der Tachantel gestochen hinaus, um ihr Werk zu tun.
 

Es dauerte nicht lange und Zevran brach in schallendes Gelächter aus. Mehr als skeptisch schielte ich nun zu ihm und verschränkte die Arme vor Brust. „Ich weiß ja, dass Nachttöpfe schon mal verseucht sein können… aber dass sie mit der Verderbnis verunreinigt sind, ist das Verrückteste, was ich je gehört habe“

Zevran grinste erheitert zu mir und strich sich geschmeidig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Meine Liebe, hast du es immer noch nicht verstanden?“, fragte er süffisant.

Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen und versuchte angestrengt, Zevrans verwirrendes Spielchen zu durchschauen. Der Elf musterte mich „Du bist doch ein kluges Mädchen, also überlege.“

Also… er hat diesem blöden Shemlen irgendetwas ins Essen gegeben und nun beauftragt, die Nachttöpfe für eine gewisse Zeit unter Verschluss zu halten.

Könnte bedeuten, dass ihm das Essen nicht bekommt und er sich schnell entleeren muss. Allerdings schlecht, wenn kein Töpfchen dafür vorhanden ist.

Augenblicklich bildete sich ein Grinsen auf meinen Lippen, als ich begriff, was Zevran Schönes zustande gebracht hat. „Beim Erbauer Zevran, du bist lächerlich genial“, hauchte ich beinahe ehrfurchtsvoll.

Dieser elende Shemlen wird bestimmt leiden, mehr sogar, als wenn ich ihm dafür einen Tritt in die Weichteile gegeben hätte.

„Natürlich, hast du je etwas anderes erwartet?“, fragte er und zog mich plötzlich dicht an sich heran. Ich grinste vergnügt. „Nein, könnte ich niemals“, antworte ich wahrheitsgemäß und küsste ihn einfach.

Diese Idee wäre mir nie gekommen. Nun verstehe ich auch endlich, was Zev gemeint hatte. Vermutlich wird dieser elende Adlige am Ende selbst noch besch-
 

„Was habt ihr beiden denn da an?“, flötete Leliana kichernd, worauf ich mich erschrocken von Zev löste. Dass diese Bardin auch immer dann auftauchen muss, wenn man überhaupt nicht mit ihr rechnet!

„Die typische Kleidung eines Elfen.“, sprach ich frustriert und blickte Leliana dabei giftig an. Die Rothaarige schien sich daran nicht zu stören und musterte Zevran. „Wisst Ihr Zevran, Ihr könnt einfach alles tragen.“

Zev lachte belustigt auf. „Und Ihr, meine liebreizende Leliana, tragt am besten gar nichts.“ Leliana kicherte, während ich grummelnd zu Zevran schielte. Dieser grinste mich entwaffnend an. „Eine klare Feststellung.“

Ich schüttelte nur den Kopf. „Wie dem auch sei, wir machen uns jetzt auf den Weg. Sagt den anderen, wir werden erst morgen wieder im Anwesen sein.“

Damit drehte ich mich um und ging Richtung Tor. Zev folgte mir kurz darauf, während ich Leliana noch fröhlich „Viel Spaß!“ rufen hörte.
 

Der Weg zum Gesindeviertel war alles andere als einfach, ständig musste ich aufpassen, nicht über irgendwelche Flüchtlinge zu fallen, die am Wegesrand vor sich hin vegetieren. Ob sich im Gesindeviertel welche aufhalten, bezweifele ich. Die würden dort nämlich wirklich ihr letztes Hab und Gut verlieren.

Ich ging mit Zev über die Brücke, die das Gesindeviertel vom Rest Denerims trennte und verdrängte wie so oft den Gedanken an Mutters toten Körper im Regen. Alles nur wegen diesen Shems!

„Sieh an, das Heimweh plagt dich, nicht wahr?“, fragte Zevran amüsiert, als er mein wohl trübsinniges Gesicht betrachtete. Sofort sah ich zu ihm und leckte mir kurz über meine trockenen Lippen.

„Schon. Das Gesindeviertel vermisse ich nicht, aber meine Familie. Sie sind… fast… das Einzige, was mir überhaupt etwas bedeutet.“, antworte ich und betrachtete mit Ekel den totgeschlagenen Hund, der am Wegesrand lag. Geliebtes Zuhause.

„Außerdem werden wir hier Informationen über Howe bekommen. Wenn er der neue Arl von Denerim ist, dann musste er dafür über Leichen gehen. Oder er geht immer noch“, sprach ich weiter und ein mir bekannter Geruch umwehte die Nase. Gülle und vermodertes Holz.

Ich war endlich wieder daheim.

„Sag, warum sollte ich eigentlich mitkommen?“, fragte mich Zevran nach kurzem Schweigen.

„Na, du bist mein Leibwächter. Hier lauern überall böse Buben“, meinte ich amüsiert, doch Zevran lachte dunkel auf, woraufhin ich mich wieder innerlich ohrfeigte. Ich vergaß… er ist der böseste Bube von allen.
 

Als ich vor meinem Elternhaus stand, biss ich mir nervös auf die Lippen und spielte nachdenklich mit meinen Fingern. Zwar hüpfte mein Herz vor Freude, dennoch verspürte ich etwas Angst.

Solange habe ich sie nicht gesehen und dennoch könnte alles mit ihnen passiert sein. Auch wenn ich hoffe, dass es nicht so ist…

„Was ist? Worauf wartest du? Ich sehe dir regelrecht an, dass du am liebsten rein rennen würdest“, meinte Zev belustigt und öffnete nun einfach die Tür, ohne vorher anzuklopfen.

Fast schon entsetzt sah ich zu ihm, konnte aber nichts weiter sagen, da mir bereits eine zu vertraute Stimme entgegen rief. „Verschwindet! Wir kaufen nichts!“

Shiannis liebliche Stimme, ohne Zweifel. Ehe ich selber darüber nachdenken konnte, stürmte ich in die alte Hütte. „Shianni?“, rief ich aufgeregt und sah mich ruhelos um.

„Base!“, sie kam geradewegs um die Ecke gestürmt und warf sich mir freudestrahlend entgegen. Schnell drückte ich sie an mich und spürte bereits, wie mir die Tränen aufstiegen. Es tat einfach so gut, sie endlich wieder an mich drücken zu können.

Ich strich über ihre Wange und sie sah mich lächelnd an, während eine kleine Träne über ihre Wange kullerte. „Wie geht es dir?“, fragte ich besorgt und musterte sie genau. Sie schien gesund und keine äußerlichen Verletzungen zu haben.

„Es geht uns allen gut, mein kleines Mädchen“, hörte ich Vaters Stimme. Überrascht sah ich auf und entdeckte ihn neben den Kamin stehend. Er lächelte mich warm an und zeigte keine Anzeichen von Krankheit, wie bei meinem letzten Besuch.

Shianni ließ mich los und grinste mich vergnügt an. „Du kommst uns besuchen, das müssen wir feiern. Ich habe hier noch irgendwo eine Flasche Wein rumstehen.“

Schnell eilte ich zu Vater und sah ihn mit großen Augen an, dann umarmte ich ihn herzlich und musste nun doch kurz schniefen, als er mir beruhigend über den Rücken strich. Lächelnd genoss ich das Gefühl, ihn endlich wieder um mich zu haben.

„Und wer bist du? Irgendwo habe ich dich schon mal gesehen“, fragte Shianni plötzlich misstrauisch und ich ahnte dunkel, wen sie gerade ansprach.

„Ich? Nur ein Freund mit gewissen Vorzügen“, sprach Zev ehrlich, doch das Grinsen konnte ich bereits sehen, ohne ihn anschauen zu müssen.

Sofort drehte ich mich um und sah ihn mahnend an, er jedoch grinste mich diebisch wie immer an. Es schien ihm zu gefallen, das Shianni nicht so recht verstehen wollte, was er meinte. Das war auch gut so, niemand soll es wissen.

Vater… wird aus allen Wolken fallen. Und der Rest vermutlich auch.

„Mit gewissen Vorzügen? Soll das heißen du polierst ihre Dolche oder so etwas?“, fragte meine kleine Base skeptisch, während ich spürte wie Vater durch mein Haar strich.

Unsicher sah ich zu ihm auf, doch er lächelte mich warm an. „Dein Haar ist länger geworden… nun siehst du wirklich aus wie deine Mutter“.

Verlegen sah ich zu Boden und wäre im nächsten Augenblick am Liebsten darin versunken.

„Das bedeutet, ich bin Ihr Geliebter. Das ist alles.“ Es folgte Schweigen und ich spürte augenblicklich, wie Vater zu einer Statue erstarrte.

Ich schwöre, ich werde diesem verdammtem Meuchelmörder persönlich den Arsch versohlen. Argh, vermutlich gefällt ihm das ja sogar.
 

„Zevran? Was macht Ihr denn hier?“, fragte plötzlich Sorris und ich sah überrascht drein, als er draußen mit Alarith stand und den blonden Elfen musterte.

„Nur für etwas Unterhaltung sorgen“, antworte Zevran unschuldig, während die beiden die kleine Hütte betraten und mich dann überrascht ansahen.

„Kallian! Du bist wieder hier“, rief Sorris begeistert und umarmte mich stürmisch. Beinahe blieb mir dabei die Luft weg, doch erwiderte seine Umarmung ebenso. Ein Glück, dass ich alle noch einmal wiedersehen kann.

„Nun, du kommst also wieder rechtzeitig zum Essen vorbei.“, stellte Alarith fest und legte einen Korb auf den alten knarrenden Tisch ab. Dieser war gefüllt mit allerlei Essen, vermutlich aus seinem kleinen Laden.

Kurz grinste ich schief und nickte. „Immer da, wenn es etwas zu Futtern gibt. Das wird sich nie ändern.“

Er musterte mich, dann erwiderte er mein Grinsen ebenso.

„Moment! Moment!“, rief Shianni mit roten Kopf dazwischen und sah mich an.

„Der…“, sie zeigte demonstrativ auf Zevran, „…ist dein Geliebter?“, fragte sie nochmals unsicher nach. Anscheinend konnte sie es sich nicht so recht vorstellen, dass es ein Mann mit mir aushielt. Manchmal kann ich es ja auch nicht so recht glauben.

„Klingt komisch, ist aber so“, gab ich schließ zu und blickte in Shiannis entsetztes Gesicht. Zuerst sagte sie nichts, dann stürmte sie einfach auf Alariths Korb zu und holte eine große Weinflasche hervor.

Beim Erbauer, das kann nur nach hinten losgehen. Vermutlich will Shianni aber nichts anderes, der Schock scheint zu groß zu sein.

Sorris sah überrascht drein. „Dein Geliebter… heißt das…, eh…“

Ich seufzte leise und sah zu Shianni. „Stell jedem einen Krug hin, heute trinken wir alle.“

Dabei wird auch Sorris auffällig rot, ihm scheint das Thema recht peinlich zu sein. Pah, mir war das niemals peinlich, ich war steht’s die Ruhe selbst… oder auch nicht.

Nein, ich habe mich ja noch schlimmer angestellt als die beiden zusammen. Ein Wunder, dass Zev es dennoch mit mir durchgezogen hat, er muss auch etliche Nerven verloren haben.
 

Der blonde Elf kam nun doch grinsend ins Haus und stellte sich neben mich. „Deine Familie scheint ein klein wenig geschockt“, flüsterte er mir durchaus zufrieden zu. Grimmig blickte ich zu ihm auf. War ja klar, dass er es lustig findet.

„Hättest du es nicht irgendwie umschreiben können?“, fragte ich verstimmt, doch er zuckte nur die Schultern. „Etwa, dass ich dich zur Frau gemacht habe? Vermutlich wäre das noch besser angekommen… ich sollte das auch erwähnen.“

„Bitte nicht!“, schrie ich fast erschrocken und erntete nun alle Blicke. Zevran sah unschuldig zu mir und grinste höchstwahrscheinlich in sich hinein.

Bei Andrastes wirrem Haar, ich brauche Alkohol! Kommentarlos begann ich damit, den Tisch zu decken, um mich irgendwie abzulenken und nicht in die Gesichter der anderen blicken zu müssen.

Warum habe ich Zevran noch einmal mitgenommen?!
 

Schließlich war der Tisch gedeckt, Alarith versuchte die ganze Zeit, mir Fragen über Zevran zu stellen, doch ich blockte schnell ab. Es wäre besser, wenn sie nicht alles wissen… zum Beispiel, das er mich erst umbringen wollte.
 

Während wir alle aßen, herrschte Schweigen am Tisch und ich sah stur auf den Teller. Immerhin schmeckt Alariths Wurst gut. Sie schmeckte auch schon mal nach Ratte, diesmal scheint wirklich ein Schwein dafür gestorben zu sein.

„Also, wann ist dann die Hochzeit?“, knallte Alarith plötzlich einfach raus, sodass ich mich beinahe am Wein verschluckt hatte. Ist der noch bei Sinnen?!

„Das würde ich auch gerne wissen“, stellte Shianni klar und sah mich forschend an, während ich endlich wieder zu Luft gekommen war.

„Jetzt dreht sich mein einziges Anliegen um die Verderbnis, dafür habe ich keine Zeit“, meinte ich gereizt.

Vater sah mich nun besorgt an und legte sein Besteck nieder. „Die Verderbnis hat sich schnell ausgebreitet, überall sind Flüchtlinge. Ich mache mir jeden Tag große Sorgen um dich, diese Monster sind gnadenlos.“

Erst wollte ich etwas erwidern, da mischte sich auf einmal Zevran einfach ein. „Oh, keine Sorgen. Ich kümmere mich schon darum, dass ihr nichts passiert. Schließlich bringt sie sich oft genug selbst in Gefahr“, sprach Zev diesmal, allerdings war da weniger Spott herauszuhören als sonst.

„Danke, nett von dir“, meinte ich trocken und trank sämtlichen Wein leer. Als ob ich mich selbst in Gefahr bringen würde! Meine Gegner bringen sich eher selbst in Gefahr, wenn ich sie dann erst mal richtig vermöbele.

Zevran grinste leicht. „Immer wieder gerne, meine Liebe.“

Ich erwiderte darauf nichts, sondern schenkte mir einfach nach. „Wie dem auch sei… ich habe gehört, Howe hat jetzt das Sagen in Denerim?“

Musternd sah ich zu meinem Vater, immerhin ist er einer der Schlossdiener. Er wird bestimmt schon das eine oder andere über Howe gehört haben. Und alles müssen wir gegen ihn verwenden. Aber erst einmal brauche ich mehr Informationen.

Er blickte mich nochmals besorgt an. „Du gehst nicht dort rein. Es ist viel zu gefährlich dafür!“ Sofort verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah bockig zu meinem Vater. „Verdammt, ich habe schon gegen Oger gekämpft. Da werde ich ja locker mit einem Shemlen fertig werden. Außerdem gehe ich ja nicht allein. Zev kommt mit und viele andere.“

Vater schüttelte den Kopf und schob seinen leeren Teller zur Seite. „Das ganze Schloss ist voller Wachen, Howe hat sie alle neu eingestellt. Niemand kommt da einfach so rein. Oder wieder raus.“

Schmunzelnd strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als ich meinen Vater ansah. Wie immer meint er es gut, aber das wird uns nicht vor der Verderbnis retten.

„Außerdem foltert er die Leute, die zu viele Fragen stellen oder ihm in Weg stehen. Ich habe bereits Schreie von dort unten aus den Kerkern gehört, die hättet Ihr Euch nicht vorstellen können.“, sprach Vater aufgeregt und ergriff nun meine Hand.

Er foltert die Leute? Anscheinend hat sich viel Frust bei ihm angestaut, die er nun in dieser gnädigen Beschäftigung nachkommt. Pah, mit der Hakennase wäre mir auch nach Schreien zu Mute!

„Wie gesagt, ich muss dort hin. Weiß eigentlich jemand, was mit diesem Widerling Vaughn passiert ist?“, fragte ich in die Runde, doch alles was ich bekam, war Kopfschütteln.

„Seit du damals gegangen bist, haben wir ihn nicht mehr gesehen. Auch nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht hat Howe ihn auch getötet. Wünschen würde ich es auf jeden Fall!“, meinte Shianni nun wütend.

Stimmt, das wäre das einzig Gute, was ich Howe noch abgewinnen könnte. Ein perverser Adliger weniger, dafür kam ein Anderer. Beim Erbauer, die sterben wohl nie aus!
 

Vater sah mich besorgt an und strich mit seiner Hand über meinem Handrücken. Er schien gemerkt zu haben, dass er nichts dagegen unternehmen konnte. Ich würde so oder so zu Howe gehen. Seine Zustimmung musste ich mir dafür nicht holen.

„Howe bezahlt die Gehälter nicht, meinen übrigens auch nicht. Deswegen stehen jeden Tag unzählige Leute vor seinen Toren und wollten endlich ihr Geld. Diesen Tumult könntet ihr ausnutzen, um unbemerkt ins Schloss zu gelangen.“, sprach er und ließ mich neugierig aufblicken.

Er bezahlt nichts? Und Vater bekommt auch nichts? Nun, dann wird es wahrlich Zeit, ihm einen kleinen Besuch abzustatten. Als Pfändung nehme ich seinen Kopf.

„Danke, Vater“, meinte ich lächelnd, doch er sah nach wie vor besorgt aus. Bestimmt bereut er, dass er es mir gesagt hat.

Genau so war es auch, doch ich schenkte mir wieder Wein nach. Solange, bis ich mal wieder betrunken halb unter dem Tisch lag. Zevran war so großzügig und brachte mich in mein altes Bett.

„Kommst du auch mit rein?“, fragte ich gähnend und beschwipst, doch er grinste erneut süffisant. „Und dein Erzeuger? Was soll er davon denken, hm?“

Ich seufzte nur frustriert. „Mir doch wurscht, er weiß mittlerweile, dass es mit mir nicht leicht ist. Wird er schon verkraften.“

Zevran lachte amüsiert und stieg schließlich zu mir ins Bett.

Zufrieden schmiegte ich mich an ihm und lauschte dem Schlag seines Herzens. Immer noch umgab ihn dieser Duft nach Leder, obwohl er keinen trug. Typisch Zev.

Ich war bereits schon leicht weggedämmert, als mir etwas einfiel. „Du... Zevran“, murmelte ich verschlafen. „Was denn?“, meinte er auch schon ein klein wenig dösig.

„Wenn das hier alles vorbei ist, dann… würde ich gerne mit dir nach Antiva gehen.“

Ehe er jedoch darauf antworten konnte, war ich bereits tief und fest eingeschlafen. Verdammter Alkohol!
 

Ich erwachte am nächsten Morgen als Erstes. Mein Schädel schmerzte etwas, vermutlich wegen diesem billigen Fusel, den sie hier als Wein bezeichnen.

Grummelnd erhob ich mich aus dem alten staubigen Bett und blickte nochmal kurz zu Kallian. Sie schlief nach wie vor wie ein Stein. Was kein Wunder ist, bei der Menge, die sie getrunken hat. Vermutlich wird sie heute von selbst zur aggressiven Wildkatze werden, die Kopfschmerzen werden sie wahnsinnig machen.

Gerade als ich meine Kleidung wieder halbwegs richtete und ich meine Haare wenigstens mit den Händen kämmen wollte, hörte ich plötzlich Schritte.

Ich blickte auf und sah Kallians Vater, der ruhig auf seine schlafende Tochter blickte und dann schließlich zu mir.

Ach, da bahnt sich schon wieder etwas an, wofür ich jetzt nicht die geringste Energie habe. „Ist das wahr, was Ihr gestern erzählt habt?“, fragte er nach.

„Natürlich, warum sollte ich lügen?“, antworte ich skeptisch.

Cyrion musterte mich skeptisch, dann sah er wieder zu seiner Tochter. Und just in diesem Moment, blitze etwas in seinen Augen auf, was ich noch nie zuvor gesehen habe.

Ist das etwa die berüchtigte Liebe? Nun, immerhin ist sie sein Kind. Da kann das durchaus mal vorkommen.

„Sie hat ihren eigenen Kopf, so war sie schon immer“, fing der Grauhaarige plötzlich an und ließ mich aus meinen Gedanken zurück zur Realität finden.

„In der Tat“, meinte ich amüsiert und lehnte mich locker gegen die Wand. Sie hat mehr als einmal bewiesen, dass ihr Dickkopf zum Wände einreißen gedacht ist. Cyrion schritt nun weiter auf mich zu und ließ mich dabei nicht aus den Augen.

Gelassen sah ich ihn an und musste feststellen, dass seine Augen die von Kallian waren. Dasselbe leuchtgrün wie ihre. Durchaus amüsant.
 

„Ich habe nur eine Bitte an Euch, Zevran.“, fing Cyrion ernst an und sah mich unverdrossen an. „Passt bitte gut auf mein kleines Mädchen auf. Sie tut so stark…aber sie ist immer noch ein halbes Kind und sehr verletzlich.“

Tz, als ob ich das nicht selbst wüsste. Ich sehe es ihr oft genug an, auch wenn sie es verzweifelt zu verbergen versucht. Kallian braucht Schutz… meinen Schutz. Und ich gab ihr damals schließlich meinen Schwur. Den werde ich auch halten, auch wenn sie mich längst davon entbunden hat.

„Nun, ich werde dieser Bitte nachkommen“, versprach ich schließlich, woraufhin Cyrion erleichtert lächelte. „Habt vielen Dank, Zevran. Ihr seid hier jederzeit willkommen.“

Nun, diese Bruchbude werde ich jedenfalls nicht freiwillig betreten. An den Geruch werde ich mich niemals gewöhnen und an die kleinen widerwärtigen Mitbewohner auch nicht. An gar nichts hier, wenn ich es recht bedenke. Ach, ich vermisse Antiva.

Ich werde wohl erst mal ein Bad benötigen, das steht jedenfalls fest.
 

Plötzlich gähnte Kallian laut und streckte sich. „Scheiße, mir brummt der Schädel!“, maulte sie ungehalten und drückte sich das Kissen auf ihr Gesicht.

Grinsend beobachte ich sie dabei, wie sie leise vor sich her fluchte. Eindeutig zu viel Alkohol.
 

Später verabschiedete sich Kallian schweren Herzens von ihrer Familie, versicherte aber, nochmal vorbei zu schauen. Während ich sie dabei beobachtete, musste ich kurz an meine Mutter denken.

Wenn sie nicht bei meiner Geburt gestorben wäre, wo wäre sie dann wohl? Und wo wäre ich? Vermutlich würde ich hier nicht stehen, sondern irgendwelche Dienste in Freudenhäusern anbieten.

„Lass uns gehen“, meinte Kallian frustriert und massierte ihre Schläfe, als wir wieder über die Brücke zurück auf den Marktplatz gingen. Amüsiert musterte ich sie, als sie grimmig drein sah.

„Warum guckst du so?“, fragte der Rotschopf schnippisch und ich grinste erneut. „Alkohol verträgst du nie besonders gut.“

Sie murrte wieder und sah stur geradeaus. „Und warum hast du mich dann nicht davon abgehalten, die ganze Flasche auszutrinken?“

„Weil der Morgen danach immer göttlich ist. Zumindest für mich“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Schön, dass wenigstens einer seinen Spaß hat“, meckerte das Elfenmädchen vor sich her und brachte mich zum grinsen. In der Tat, sehr schön.

Gerade als wir den Marktplatz betraten und versuchten uns durch die Flüchtlinge zu drängeln, beschlich mich plötzlich ein Gefühl. Als würde ich beobachtet werden.

Schnell sah ich mich unauffällig um und entdeckte unter einer Plane stehend einen Mann. Er hatte dieselbe gebräunte Haut wie ich und trug einen Drei-Tage-Bart. Obwohl er einen Mantel trug und sich zu verbergen versuchte, erkannte ich ihn sofort wieder.

Talisien. Mein alter Waffenbruder… und einiges mehr. Und eine verdammte Krähe!
 

Er sah sich so aufmerksam in der Menge um, dass er nach irgendetwas zu suchen schien. Ehe ich meinen Blick jedoch abwenden konnte, hatte er mich bereits entdeckt.

Sein Grinsen wurde breit als er mich entdeckte und geradewegs auf mich zulief.

Kallians Verkleidungsidee hat nichts gebracht, das war abzusehen. Alles was ich mithabe, ist der kleine Dolch in meinem Stiefel.

Würde reichen Talisien die Kehle durchzuschneiden, aber…

Schnell blickte ich mich nochmals auf den Marktplatz um. Hier wimmelte es geradezu vor Krähen, die einen besser verkleidet als die anderen. Dennoch konnte ich sie genau erkennen… nach all den Jahren der Ausbildung.
 

Tz, Braska! Sie haben irgendetwas Großes vor. Vermutlich ihren Auftrag zu Ende führen.

Mein Blick fiel auf Kallian, die fluchend über einen alten Mann fiel und nun ihre schlechte Laune an ihm ausließ. Sie hatte nichts von der Gefahr bemerkt.

Würde sie vermutlich auch nicht, bis es zu spät ist. Dafür sind die Krähen berühmt.

Tz, ich muss sie schnell in das Anwesen zurück bringen, dort ist sie schließlich erst einmal sicher.

Wenn Taliesin jedoch sieht, dass ich mitgehe…

Mein Blick fiel auf ihn, er hat sich fast zu mir durchgekämpft. Dann wird er Kallian töten, mich hat er schließlich auch erkannt. Und Kallian verhält sich gerade sowieso auffällig wie immer!

Angst durchflutete mich plötzlich, obwohl es hier immerhin nicht um mein Leben ging. Vielleicht auch, aber das kümmerte mich gerade nicht so sehr wie ihres.

Er tötet sie... ohne Spielereien vorher. Talisien macht sich keinen Spaß daraus wie ich.
 

Ich packte den Rotschopf plötzlich am Handgelenk und hielt sie gut fest. Überrascht sah sie zu mir auf, doch ich wartete nicht lange.

„Ich werde nun gehen. Dieses Ferelden ödet mich hier und den Erzdämon wirst du ohne mich erschlagen. Schließlich werfe ich doch nicht einfach so mein Leben weg“, meinte ich eiskalt, woraufhin sich bei ihr erschrocken die Augen weiteten.

„Das… du machst Witze? Was soll das plötzlich?“, fragte sie verwirrt und lächelte unsicher.

Tz, Kallian…

Ich stieß sie grob weg, sodass sie zu Boden fiel. Erschrocken sah sie zu mir auf, doch ich drehte mich bereits um, damit Talisien sie nicht sehen konnte

„Verschwinde, du langweilst mich. Mehr als dich ein paar Mal ins Bett zu bekommen reicht. Aber nun hatte ich meinen Spaß und ich habe keine Lust, mich länger mit dir abzugeben, schließlich gehst du mir gewaltig auf die Nerven.“

Vollkommen fassungslos starrte sie mich an, ich sah es aus den Augenwinkeln… und irgendwie schmerzte es mir, ihr das zu sagen.

„Ich will dich nie wieder sehen.“

Es dauerte nicht lange und ich hörte wie sie plötzlich hektisch aufsprang und losrannte. Die Flüchtlinge über die sie rannte, schimpften noch.
 

Gerade noch rechtzeitig, denn Talisien stand nun grinsend vor mir. „Der große Zevran. Ich wusste du lebst“, sprach dieser beinahe höhnisch.

Ich grinste ihn süffisant an und leckte kurz über meine trockenen Lippen.

„Hast du etwas anders erwartet?“

Freiheit von den Krähen

Ich rannte kopflos in Arl Eamons Anwesen. Die Wachmänner begrüßten mich höflich, doch ich achtete nicht auf sie.

Schnellen Schrittes eilte ich die Stufen zu meinem Zimmer hinauf. Etwas Nasses lief über meine Wangen, doch ich wischte es eilig weg.

Krampfhaft versuchte ich ruhig zu bleiben, während ein trockenes Schluchzen über meine Lippen flüchtete. Erschöpft lehnte ich mich gegen die steinerne Wand und ordnete meine Gedanken. Oder eher ich versuchte es.

Warum? Warum hat er das nur getan? WARUM?!

Voller Zorn schlug ich mit meiner Faust immer wieder gegen die Wand und stieß einen wütenden Schrei aus. Tränen rollten über meine Wangen, während ich nun doch aufschluchzte.

Betrübt rutschte ich die Wand herunter und hielt mir meine schmerzende Hand, die blutig und angeschwollen war. Hilflos starrte ich zu Boden und spürte erneut, wie sich mein Herz schmerzvoll zusammenzog.

Er hat mich einfach nur benutzt… und dann weggeworfen wie Müll. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen.

Ich war so blind! So verdammt blind! Ich habe es gar nicht bemerkt, ich hätte es aber bemerken sollen! Dieser verdammte Elf hat mir schon einmal das Herz gebrochen, damals als ich zum ersten Mal mit ihm geschlafen hatte. Und nun…
 

Plötzlich hörte ich, wie jemand eine Tür öffnete. Hektisch stürmte ich hinter einen großen Schrank und hielt die Luft an.

Niemand sollte mich so schwach und erniedrigt sehen, sonst werden nur wieder Fragen gestellt. Zu viele dumme Fragen!

Ich konnte Stimmen hören und schielte nun leise um die Ecke, um zu sehen, wer sich dort unterhält. Nebenbei wischte ich mir trotzig die Tränen aus dem Gesicht.

Ich erblickte Alistair im Flur stehend, vertieft in ein Gespräch mit Elissa, die gerade in der Tür stand und liebevoll zu dem Bastardprinzen aufblickte. Dann legte sie ihre Hand auf die Wange des Blonden.

„Ich liebe dich“, sprach Alistair plötzlich und ich war wie erstarrt. Völlig fassungslos starrte ich zu den beiden, als sie sich wieder küssten und sich Elissa einfach an ihn schmiegte. „Ich dich auch… und vielen Dank“. Sie küsste ihn auf die Wange und ich wand hastig den Blick ab.
 

Mit wildem klopfendem Herzen starrte ich zu Boden und bemerkte erneut, wie mir die Tränen hemmungslos hinunterliefen.

Hastig drückte ich meine Hand auf den Mund, um zu verhindern, dass sich erneut ein Schluchzen von meinen Lippen löste. Ein Zittern erfüllte mich und ich kniff hastig die Augen zu.
 

Liebe…
 

Alistair verabschiedete sich von Elissa und ging schließlich die Stufen hinter, während die junge Cousland langsam die Tür wieder schloss.

Sie lieben sich, sie haben es sich gegenseitig gestanden. Einfach so. Sie wissen, dass sie den jeweils andern lieben.

Woher? Woher, beim verfluchten Erbauer, wissen die das?! Woher wissen sie, dass sie einander lieben?

Ich stürmte in mein Zimmer und knallte hinter mir laut die Tür zu. Hastig drehte ich den Schlüssel herum und schloss mich schließlich ein.

Zitternd wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und biss mir wütend auf die Lippen. Egal wie oft ich auch meine Tränen wegwischte, sie wollten einfach nicht versiegen. Ich konnte nichts dagegen unternehmen.

Kopfschüttelnd ließ ich mich auf das weiche Bett fallen und vergrub mein Gesicht in eines der unzähligen Kissen. Schluchzend rollte ich mich zusammen und drückte das Kissen eng an mich.

Das Leben ist unfair, so verdammt unfair! Zevran hat mich von Anfang an betrogen und mich nur benutzt. Warum sollte es mich auch wundern?

Er hat mir nie irgendwie gezeigt, dass er etwas für mich empfindet! Außer im Wald mit diesem Dalish… aber das war vermutlich auch alles nur ein linkes Spiel. Vermutlich kam ihn Theron gerade recht, damit er mich hinters Licht führen kann.

Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, während wieder Tränen schonungslos ihren Weg bahnten.

Nun bin ich allein… ganz allein.
 

Lautes und beharrliches Klopfen weckte mich plötzlich und ließ mich überrascht hochfahren. Wann war ich eingeschlafen? Und wie lange habe ich geschlafen?

„Kallian? Seid Ihr dort drinnen?“, konnte ich Wynne besorgt rufen hören. Sie drückte wieder die Türklinke herunter, doch die Tür öffnete sich nicht.

Verbissen sah ich auf die Decke und hoffte, die alte Magierin würde verschwinden. Ich will niemanden sehen und sprechen. Dann muss ich mir nur wieder dämliche Fragen anhören, wo denn Zevran ist.

Wieder zog sich mein Herz zusammen und es sammelten sich erneut Tränen in meinen Augen. „Kallian, ich weiß das Ihr dort drinnen seid! Macht bitte auf!“, beharrte sie nun.

Zornig warf ich ein Kissen gegen die Tür und Tränen rollten wieder unerbittlich. „Ich bin nicht da!“, spie ich aufgebracht. Lasst mich doch alle in Ruhe!

Es herrschte kurz Stille und ich hoffte sehnsüchtig, dass die alte Dame von Dannen gegangen war. Natürlich sollten meine Hoffnungen wieder gnadenlos zerschmettert werden.

„Ihr wisst, ich könnte die Tür zerstören und so für viel Aufregung sorgen. Oder Ihr lasst mich jetzt einfach rein.“, meinte die Magierin ruhig und ließ mich erschrocken aufschauen.

„Das würdet Ihr nicht…“, fing ich fassungslos an, doch ich ahnte bereits, dass sie es tun würde. Ohne zu zögern.

„Ich zähle bis drei“, stellte Wynne klar, als ich erschrocken unter der Decke hervor sah und gebannt zur Tür starrte.

„Eins“, sprach sie ernst und ich schluckte merklich. Vielleicht will sie mir aber auch nur Angst einjagen? Immerhin ist Wynne auch immer mal für Scherze zu haben.

„Zwei“, hörte ich sie laut sagen und die Tür fing plötzlich unwohl an zu zittern. Gebannt beobachtete ich das Schauspiel und erhob mich etwas. Kurz konnte ich den Rahmen der Tür blau aufleuchten sehen.

Beim Atem des Erbauers! Sie meint es ernst! Wynne wird mir einfach so die Tür einreißen mit ihrer verdammten Magie!

Sofort sprang ich aus dem Bett, eilte zur Tür und hörte Wynne, wie sie bereits dabei war, die letzte Zahl auszusprechen. Hastig drehte ich den Schlüssel herum und riss die Tür auf. Erschrocken sah ich zu der alten Magierin, doch diese sah mich nicht minder geschockt an.

„Kallian, Kind was ist denn los?“, fragte sie entsetzt und sah mich entgeistert an. Schnell sah ich zur Seite und hoffte, dass ich nicht allzu erbärmlich aussah. Doch so wie sie reagierte, muss ich noch schlimmer aussehen.

„Es ist nichts“, sprach ich brummig und drehte mich langsam um. Lustlos rieb ich mir über meine Augen und merkte plötzlich, wie müde ich doch eigentlich war. Dabei muss es schon abends sein, kein Sonnenlicht fällt mehr durch mein Fenster.

Wynne legte ihre Hand auf meine Schulter und brachte mich so dazu, innezuhalten. Leise schloss sie die Tür, während sie sacht aufseufzte. „Es ist eine Menge und ich werde nicht eher gehen, bis Ihr mir alles gesagt habt.“

Großartig, vermutlich verwandelt mich die alte Magierin in einen Frosch, wenn ich nicht bald antworte. Und dann muss ich quaken, dass Zevran ein verdammtes Arschloch ist!

Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen, als ich mich an Zev’s Gesicht erinnerte. Er hat mich einfach weggestoßen. Einfach so… als wäre nichts. Als wäre ich ein Nichts.

Es war auch nie etwas. Das hat er selbst gesagt. Er hat es von Anfang an gesagt, aber ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass es doch mehr ist. Auch bei ihm.

Aber ich habe mich geirrt. Wie immer habe ich mich geirrt.
 

Schließlich schluchzte ich wieder auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Diese verdammten Gefühlsausbrüche machen mich noch fertig! Warum muss ich nur immer heulen, wenn ich mir sein Gesicht vor Augen rufe?!

Warum?! Warum, verdammt?! Warum… ist er nicht bei mir?

„Kallian“, sprach Wynne besorgt und drückte mich schnell an ihre Brust. Erschrocken weitete ich meine Augen und spürte wie ihre Hand sanft durch mein Haar strich und mich wohl zu trösten versuchte.

Schnell löste ich mich von ihr und sah verbissen zu Boden. Wynne muss doch denken, ich wäre absolut schwach! Als Anführerin total ungeeignet und erbärmlich.

Vielleicht trifft das ja auch zu.

„Ich hab nur was in Auge“, nuschelte ich und wagte es gar nicht, aufzusehen. Mir war klar, dass das eine miserable Erklärung ist, aber es war die einzige, die mir einfiel.

Die alte Magierin strich vorsichtig über meine Wange. Zu meiner Überraschung war ihre Hand eiskalt. Verblüfft sah ich auf und begegnete ihrem wissenden Blick, der in meine Seele zu blicken schien. Hastig wand ich den Blick wieder ab.

„Zevran ist fort“, stellte sie klar und ich musste einmal hart schlucken. „Anscheinend“, flüsterte ich. Zaghaft schaute ich wieder auf und begegnete Wynnes Blick erneut. Sie schien die Ruhe selbst. Bemerkenswert.

„Was ist passiert?“, fragte sie ruhig, ergriff meine Hand und ließ sich mit mir auf dem Bett nieder. Betrübt sah ich zu Boden und schloss schließlich erschöpft die Augen. Eigentlich hatte ich keine Lust, meinen Herzschmerz zu erzählen. Besonders nicht einer älteren Menschenfrau. Auch wenn ich ihr jederzeit mein Leben anvertrauen würde.

Momentan fühle ich aber einfach so elend, dass ich es nur noch loswerden will. Wynne wird vermutlich auch so lange darauf beharren, bis ich endlich die Wahrheit sage. Sie kann da verdammt stur sein.

„Er hat mich weggestoßen und will nichts mehr mit mir zu tun haben“, flüsterte ich so leise, dass ich schon befürchtete, sie könnte es auf ihre alten Tagen nicht mehr hören. Aber es war mir egal, denn plötzlich sprudelte es einfach so aus mir heraus, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte.

„Aus heiterem Himmel sagte er mir, er wäre genervt von mir und hat nicht die geringste Lust, sein Leben zu opfern um gegen diesen Erzdämon zu kämpfen. Er wollte nur ein paar Mal mit mir seinen Spaß haben… und nun will er mich nie wieder sehen“, sprach ich die letzten Wörter immer leiser werdend und schließlich fanden erneut Tränen den Weg über meine Wangen.

Ich schluchzte und kniff die Augen zu. „Er war so gänzlich anders. Und das so plötzlich, wir haben uns ja nicht mal vorher gestritten! Ich konnte nichts anders tun, außer wegzulaufen! Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hätte ich ihm noch eine klatschen sollen!“
 

Wynne schwieg, während ich mal wieder heulte und diesen verdammten Meuchelmörder verfluchte. Was tut er mir an, bei Andrastes brennenden Arsch, verdammt?!

Erst als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, ergriff die Magierin das Wort. „Einfach so? Ohne Grund? Das ist ziemlich ungewöhnlich für Zevran.“

Grimmig sah ich wieder nach vorn und biss die Zähne zusammen. „Was ist schon ungewöhnlich bei ihm? Dieser Mistkerl ist ja überhaupt nicht gewöhnlich! Dem ist ja alles zuzutrauen. Anscheinend auch dieser komische Schwur, den er mir geleistet hat, war vermutlich der größte Witz überhaupt.“

Unruhig tippelte ich mit meinen Fuß und starrte wütend die gegenüberliegende Wand an. Wenn ich könnte, würde ich Zevran am liebsten erwürgen. Oder schlimmeres…

„Das wird einen Grund gehabt haben. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass er gerade Euch so etwas antun würde“, meinte die Magierin nachdenklich.

Sofort sprang ich auf und starrte Wynne fassungslos an. Was soll das denn bedeuten? Warum er gerade MIR das nicht antun würde?! Er hat es doch getan, dieser Mistkerl!

„Was soll das heißen? Warum sollte er gerade mir so etwas nicht antun sollen?!“, fuhr ich sie verärgert an, während sich bereits neue Tränen in meinen Augen ansammelten.

„Das ist alles nicht fair! Vorhin konnte ich Alistair und Elissa dabei beobachten, wie sie sich ihre Liebe gestanden haben. Einfach so! Sie wussten beide, dass sie sich lieben. Aber woher?!“, sprach ich zornig. Wenn er etwas für mich empfinden würde, hätte er das nicht getan!“
 

Es ist mir unbegreiflich, woher die beiden das so einfach wissen können! Auch wenn ich es den beiden durchaus gönne.

Verflucht noch eins, ich kann dieses Geheule einfach nicht abstellen!
 

Sie betrachte mich gelassen, dann fing sie an zu erklären. „Ich habe euch eine längere Zeit lang beobachtet. Zwischen euch beiden gibt es ein besonderes Band. In eurer Nähe konnte ich eine Sanftheit in Zevrans Augen erkennen, die ich vorher noch nie gesehen habe.“

Ich starrte Wynne an. Ein besonderes Band? Was soll das denn heißen? Verwirrt sah ich zu Boden. „Ihr behauptet das so leicht, aber ich kann nicht…“, fing ich unsicher an. Doch Wynne lächelte plötzlich wissend und erhob sich.

„Kallian, was würdet Ihr tun, wenn ich einfach so verschwinden würde?“

„Euch nachrennen“, erwiderte ich sofort.

Wynne lächelte sacht. „Würdet Ihr auch so um mich weinen?“

Perplex sah ich die alte Frau an. Ob ich auch so um sie weinen würde? Also… das…vermutlich nicht. Unsicher schüttelte ich daher mit dem Kopf.

Sie stand nun vor mir und sah mich an. „Ihr empfindet sehr viel für ihn. Und er für Euch auch. Er zeigt es nur nicht so offensichtlich, eigentlich würde man es sogar gar nicht bemerken. Außer man kann diese kleinen Gesten seinerseits deuten.“

Er... empfindet etwas für mich?? Aber warum hat er dann so gemeine Sachen zu mir gesagt und mich fortgejagt?

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sprach Wynne sogleich weiter. „Kallian, Ihr wisst ich habe es nicht gut geheißen, dass ihr beide euch aufeinander einlasst. Schließlich ist Zevran jemand, der sowieso nur dem Vergnügen nachrennt. Doch in Eurer Nähe war er anders. Ich kann es nicht genau benennen, aber er war anders.“

Sie sah mich nun ernst an und ich konnte immer noch nichts anders, als sie verwirrt anzuschauen. Worauf will sie denn nur hinaus?

„Es ergibt keinen Sinn, warum er plötzlich verschwinden wollte. Vielleicht will er Euch nur beschützen.“
 

Wenn Wynne es so erzählt, dann klingt es ja durchaus logisch. Aber mein Herz schmerzt trotz jeder Logik immer noch ziemlich.

„Ich weiß es nicht, vielleicht“, gab ich zweifelnd zu und drehte mich von ihr weg. Kleine Tränen liefen immer noch meine Wange hinab, doch ich wischte sie schnell weg.

Zevran mag ein Meuchelmörder sein, einen Hurensohn auch wie gesagt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Verräter ist. Das passt definitiv nicht zu ihm, er sagt Dinge offen heraus.

Aber warum hat er mir nichts gesagt? Wenn es denn etwas zu sagen gibt! Vielleicht hat einfach nur wirklich genug von mir!

Frustriert ließ ich mich wieder aufs Bett fallen und schloss erschöpft die Augen. Mein Kopf explodiert gleich und diesmal ist kein elender Alkohol schuld!

Ich spürte, wie Wynne über meinen Kopf strich. „Ich sage den anderen einfach, dass Ihr bereits schlaft. Ruht Euch aus, die Welt kann morgen schon wieder ganz anders aussehen.“

Leicht nickte ich und war bereits dabei, mich dem Schlaf hinzugeben. Einfach alles ausblenden und sich auszuruhen klingt nach einer großartigen Idee!
 

Ich musterte den Krähendolch aus rotem Stahl in meiner Hand. Er war leicht und gut ausbalanciert, perfekt um lautlos irgendwelche Kehlen aufzuschlitzen und dann wieder geschickt im Schatten zu verschwinden.

Langsam strich ich über den kalten Stahl und spürte bereits das leichte Kribbeln in meinen Händen. Damals war ich die beste Krähe aller Zeiten, von allen bewundert und verachtet.

Amüsiert lächelnd steckte ich mir den Dolch wieder ein und bemerkte, wie sich mir jemand näherte. Ein junger Mann, noch nicht mal 18 Jahre, schritt eiligst auf mich zu und sah sich kurz nervös um.

„Taliesin will Euch sehen. Und zwar sofort!“, meinte er schnell, schien seine Unsicherheit mit aller größten Mühe unterdrücken zu wollen.

Ein dunkles Lächeln trat auf meine Lippen und erhob mich geschmeidig. Langsam schritt ich an der jungen Krähe vorbei und grinste ihn süffisant an. „Dann sollte ich mich beeilen, nicht wahr?“, flüsterte ich in sein Ohr, daraufhin zuckte er zusammen und wich eiligst zurück.

Nun immerhin habe ich immer noch dieselbe Wirkung wie damals. Aber was heißt schon damals? Es ist ja noch nicht mal ein Jahr her, seit jenem Auftrag.
 

Kurz wurden meine Augen zu Schlitzen, als ich endlich aus dem alten Lagerhaus hinaustrat und gelassen zum Vollmond hinaufblickte. Ein kalter Wind umspielte dabei mein Haar und ließ es leicht hochwirbeln.
 

„Zevran!“

Ich blickte zu Talisien, der geradewegs auf mich zuging und wie immer siegessicher grinste. Es schein ihn wahrhaftig zu freuen, mich wieder an seiner Seite zu wissen.

Er hatte mich tatsächlich verschont, sprach etwas von Fehlern, die jeder Mal macht und irgendwelchen stinkenden Hunden in Ferelden. Es war offensichtlich, dass ihm dieses Land hier nicht gefiel.

„Also hör gut zu Zevran. Wir erledigen unseren Auftrag und dann geht es zurück nach Antiva. Es ist ein Wunder, dass du es hier fast ein Jahr lang ausgehalten hast. So ein widerliches kaltes Land… und es stinkt nach nassem Hund“, sprach Talisien schließlich angeekelt und legte auf eine kleine Holzkiste ein Stadtkarte Denerims. Er pochte mit seinem Zeigefinger auf ein Anwesen, welches in der Karte eingezeichnet war. Arl Eamons Anwesen.

Meine Augen verengten sich augenblicklich.

„Dort halten sich die Grauen Wächter auf. Laut meinen Informationen werden sie morgen früh zum Anwesen von Howe gehen. Der Kerl hat übrigens nochmal seine Bezahlung verdoppelt, damit wir die Wächter endlich töten.“ Talisien grinste und holte seinen Dolch hervor, der eingehend betrachtete. „Das könnte ein interessanter Kampf werden, meinst du nicht? Nicht irgendwelche fetten Adligen die Kehle aufschlitzen, sondern ein Kampf um Leben und Tod. Das lässt das Blut richtig pulsieren!“

Er lachte einmal dunkel auf und rammte seinen Dolch nun in die Karte, während er mich dämonisch angrinste. Gelassen erwiderte ich seinen Blick und grinste nun auch etwas selbstgefällig.

„Vergiss aber nicht, dass es nicht nur zwei Graue Wächter sind, sondern einige mehr. Ein Qunari, eine Bardin, eine Hexe und Magierin, ein Zwerg und zwei Adelssprösslinge. Sie sind ihnen loyal ergeben.“

Taliesin machte eine abwertende Handbewegung und zog seinen Dolch schwungvoll wieder aus der Karte hinaus. Ihn schien das nicht sonderlich zu beeindrucken, immerhin hatte er schon mal ein Schloss gestürmt. Und da stand er weit mehr Gegnern gegenüber als diesen wenigen.
 

„Zevran, du konntest allein nur scheitern. Egal wie gut du auch bist. Aber nun bist du nicht allein, sondern hast meine Gruppe zu Unterstützung dabei. Immerhin geht es um viel Geld, und wo Geld ist, da sind auch die Krähen“, sprach er und leckte sich über die Lippen.

Dann musterte er mich genau und blieb schließlich an meinen Lippen hängen, welche ich erneut zu einem lasziven Grinsen verzog.

Oh Talisien, ich kenne diesen Blick. Bist du etwa wieder so sehr in Wallung… dabei weiß ich genau, dass dir Männer eigentlich zuwider sind. Eigentlich wohlbemerkt. Aber Zevran kann nun mal niemand widerstehen…

„Du warst die ganze Zeit allein, nachdem du gescheitert bist, nicht wahr? Das war doch sicherlich… ziemlich zermürbend“, fing er plötzlich an und ließ mich so wissend in seine dunklenblauen Augen blicken, in der ich durchaus eine gewisses Funkeln erkennen konnte.

So einfach zu durchschauen, wie immer.

„In der Tat, mein Freund“, sprach ich gespielt frustriert und stellte mein Bein auf eine alte Holzkiste, um mich abzustützen. Sofort fiel Talisiens Blick auf meinen entblößten Schenkel und ich musste schon beinahe innerlich lachen.

Talisien kam nun auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Sein warmer Atem schlug mir bereits sanft ins Gesicht und erinnerte mich leicht an Fisch. Bei Andrestes Titten, er kann von seiner Fischsuppe einfach nicht loskommen!

„Bis zum Morgen haben wir noch viel Zeit, nicht wahr? Die sollten wir nutzen und wieder trainieren“, sprach er gepresst und ich zog bereits meinen Dolch. „Nix lege mir ferner, mein Freund“, schnurrte ich beinahe das letzte Wort und machte mich daran die Schnallen seiner Lederrüstung zu durchschneiden.

Taliesin währenddessen lachte amüsiert auf und legte seine Hand auf meinen Schenkel, nur um dann höher zu fassen und mir so ein Stöhnen zu entlocken.

„Ich bin gespannt, ob du immer noch so eingeübt bist wie damals, Zev.“
 

Es war früh am Morgen, als wir durch Denerim gingen. Eine Kammerzofe namens Erlina führte uns geradewegs auf das Anwesen von Howe zu. Denn wir waren auf den Weg um Königin Anora zu befreien.

Was für ein Witz.

Skeptisch betrachte ich den Hinterkopf der dunkelhaarigen Elfe und überlegte angestrengt. Sie kam mitten in der Nacht in das Anwesen von Arl Eamon gestürzt und berichtete unter Tränen, dass ihre heißgeliebte Herrin von Howe gefangen gehalten wird. Er soll sie massiv beschimpft haben und schließlich sogar in ein Zimmer eingesperrt haben, da Hakennase vermutet, sie könnte fliehen.

Angeblich denkt er nämlich, dass Anora sich gegen Loghain und ihn stellen wird, sollte es zum Landthing kommen. Würde mir aber durchaus passen, immerhin war Cailan ja ihr Mann und Loghain hat ihn einfach auf dem Schlachtfeld sterben lassen.

Tz, er hätte ja auch gleich damals sagen können, dass ihm die Hochzeit zwischen den beiden nicht gefällt. Loghain muss ja nicht so solange warten, bis es zu spät ist und ihn schlussendlich dafür sterben lassen.

Was für eine traurige Welt, oh ja.
 

Grummelnd wandte ich mich ab und massierte kurz meine Schläfen. Ich war immer noch hundemüde, habe ich doch in der ganzen Nacht nicht ein verdammtes Auge zu bekommen.

Ständig musste ich an Zevran denken, obwohl ich mir selbst immer wieder eingetrichtert hatte, ich sollte diesen Idioten vergessen.

Aber das ist ja immer leichter gesagt, als getan.
 

„Hey, Kallian. Glaubst du das wirklich mit der Königin?“, fing Alistair plötzlich an, der neben mir lief. Sein Blick ruhte nicht minder skeptisch auf Erlina wie meiner.

Kurz biss ich mir auf die Lippen und wog ab. Es könnte durchaus eine Falle sein, um uns endlich alle zu töten. Eine kleine Truppe geht in ein riesiges Schloss in dem sich dutzende von Wachmännern aufhalten.

Eigentlich hatte ich auch nicht die geringste Lust, Königin Anora zu retten, immerhin wäre es dann wieder eine nervige Adlige weniger, aber Arl Eamon bestand darauf. Vorteile im Landthing gegen Loghain meinte er.

Einfach Loghain töten meinte ich. Natürlich wurde ich wieder solange zugeredet, bis ich schließlich murrend aufgab. Gegen Eamons poltisches Gefasel kam ich einfach nicht an, selbst Alistair stimmte schließlich maulend zu.

„Ich glaube es schon irgendwie. Diese Hakennase namens Howe wird langsam nervös werden. Spätestens seit er die Cousland-Geschwister gesehen hat.“

Mein Blick fiel zu den beiden, die mit fester Entschlossenheit und einem starrem Gesichtsausdruck Erlina folgten, nur um Howe dann vermutlich grausame Dinge anzutun. Sollte mir recht sein, solange die mich da nicht mit reinziehen. Ein Adelsmord reicht mir zur Genüge.

Alistair nickte leicht, dann fiel sein Blick auf Elissa und er sah besorgter denn je aus. „Ich mache mir nur meine Gedanken, weißt du? Vielleicht will Howe einfach nur Elissa töten, damit er endgültig die Cousland-Linie ausgelöscht hat.“

Leicht schüttelte ich den Kopf. „Der wird uns alle töten wollen, Alistair. Dich, mich und jeden der uns hier folgt. Wir sind alle Zeugen seiner grausamen Taten gewesen oder haben uns gegen seine Pläne gestellt. Natürlich will er uns töten, immerhin versuchen wir alles zu vernichten, was er sich so mühsam ermordet hat. Erarbeitet kann ich es nicht nennen, auch wenn es irgendwie doch dazu passt.“

Ich seufzte, während wir nun alle durch eine dunkle Seitengasse liefen. „Trotzdem habe ich das Gefühl, dass Anora nicht das arme Opfer ist, wie es hier dargestellt wird. Die hat es nämlich faustdick hinter den Ohren.“

Der Blonde sah mich ungläubig an. „Ach, und woher weißt du das wieder? Hast du sie denn jemals gesehen?“ Sofort schüttelte ich den Kopf und sah zu ihm auf. „Natürlich nicht, aber ich habe so meine Informationsquellen! Jeder in Denerim weiß, dass sie in Wirklichkeit regiert hat und nicht Cailan. Und zum Regieren braucht man einen wachen Verstand. Oder musst es eben faustdick hinter den Ohren haben.“

Alistair schmunzelte leicht und sah wieder nach vorn. „Das wusste ich bisher noch gar nicht, ich dachte immer, Cailan hätte das Land regiert. Und wieder eine weitere niederschlagende Offenbarung.“

Grinsend sah ich zu ihm auf. „Oh, es folgen bestimmt noch viele niederschlagende Offenbarungen. Du weißt doch, dass wir die praktisch anziehen!“

Und das stimmte tatsächlich. Wir beide allein gegen eine ganze Verderbnis. Niederschlagender ging es gar nicht mehr und dennoch sind wir soweit gekommen und das sogar noch in einem Stück.

Anscheinend mag uns der Erbauer doch, auch wenn er einen schwarzen Sinn für Humor besitzt.
 

„Sag mal, wo ist eigentlich Zevran?“, fragte plötzlich Alistair und zeigte mir so meine alleinige niederschlageste Offenbarung überhaupt. Eine Offenbarung, die ich nie habe kommen sehen… oder wollen.

Schnell biss ich mir auf die Lippen und starrte zu Boden, während sich mein Herz mal wieder schmerzvoll zusammenzog. Gerademal für eine kurze Zeit konnte ich Zevran vergessen!

Scheiße!

„Was ist? Hab ich was Falsches gesagt?“, fing Alistair bestürzt an, als er meinen Gesichtsausdruck gesehen hatte. Ich lächelte nur gequält und schüttelte nun mit meinem Kopf. Ich muss es ja niemanden weiter erzählen, schlimm genug dass es Wynne weiß.

Dass sie um meine Dummheit wusste. Ich hätte Zevran niemals vertrauen sollen, auch wenn die Magierin mir etwas anderes erzählte.

„Mir geht’s gut. Zevran ist einfach nur… weg. Besser so.“

Der ehemalige Templer sah mich geschockt an und blieb stehen. Überrascht sah ich ihn an und zog bereits meine Augenbrauen nach oben. Vermutlich wird Alistair gleich viele Schimpftriaden an Zevran auslassen, an denen ich mich zu gerne beteiligen würde. Doch soweit konnten wir beide nicht kommen.
 

„Und da haben wir also die berühmten Grauen Wächter! Die Krähen entbieten euch mal wieder ihre Grüße“, hallte es laut in der kleinen Gasse wieder und ließ uns alle erschrocken umherblicken.

Nirgends war jemand zu erkennen, erst als ich nach oben blickte, erkannte ich einen Mann, der auf dem Dach eines alten Lagerhauses stand.

Gerade wollte ich losschreien, dass Leliana ihn mit ihren Pfeilen runterholen sollte, da kamen plötzlich noch mehr Gestalten zum Vorschein. Über ein Dutzend!

Angespannt rückten wir alle näher zusammen und zogen unsere Waffen. Hektisch besah ich mir meine Umgebung und kam nicht umhin zuzugeben, dass wir einkesselt waren. Wir konnten nirgendwo hin!

Verdammte Scheiße! Und was hat der da gefaselt?! Die Krähen! Beim Erbauer, beschissener können manche Tage einfach nicht anfangen.

„Die Krähen von Antiva? Das ist nicht gut!“, keuchte Leliana entsetzt und blickte gehetzt zu mir. Langsam nickte ich und beobachtete, wie der Shemlen nun vom Dach sprang. Obwohl er es recht agil tat, waren seine Bewegungen viel zu plump. Ein Mensch, ohne jede Zweifel!

„Wenn ihr eine Chance seht, nutzt sie!“, flüsterte ich und beobachte aus den Augenwinkeln, wie einige dieser Krähen ihre Pfeilspitzen auf uns richteten.

Als der Mann mit einem selbstsicheren Grinsen auf uns zutrat, weitete ich überrascht die Augen. Dieser 3-Tage-Bart und das böse Funkeln in seinen Augen – diesen Mistkerl habe ich doch schon mal gesehen! Damals bei den Prüfungen auf dem Weg zur heiligen Asche von Andraste.

„Taliesin“, entwich es mir perplex, wodurch selbst der Shem nicht minder verblüfft zu mir blickte. Er schien überhaupt nicht damit gerechnet zu haben, dass ich seinen Namen kenne. Eigentlich wüsste ich ihn auch nicht, wenn Zev ihn mir nicht selbst genannt hätte.

Schnell jedoch setzte dieser Shem wieder seine Maske der Selbstsicherheit auf und blieb schließlich vor uns stehen. Auch wenn wir alle bereits unsere Waffen gezogen hatten, schien ihm das nicht sonderlich viel Angst einzujagen; hat er doch seine Krähen im Hintergrund.
 

„Ist mir mein Ruf sogar in diesem Hundeland voraus geeilt? Überaus zufriedenstellend“, gab er spöttisch zu und blickte musternd in die Gruppe vor sich. Grimmig erwiderte ich seinen Blick und biss mir auf die Lippen.

Verdammt, was machen wir denn jetzt? Unsere Überlebenschancen sind rapide gesunken.

„Beim Erbauer. Jemand muss uns helfen!“, kreischte die junge elfische Kammerzofe von Königin Anora und bekam nun Taliesins ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt. Amüsiert sah er zu ihr und blieb schließlich vor ihr stehen.

Zitternd sah die Elfe zu dem Mann auf und brachte nun kein Wort mehr heraus. Skeptisch schielte ich nun zu Alistair und bemerkte, dass er Talisien nicht für eine Sekunde aus den Augen ließ.

„Sieh an, der Graue Wächter nehme ich an?“, meinte er grinsend und packte Erlina nun am Handgelenk und zog sie dicht an sie heran. Gelassen musterte er das zitternde Ding vor sich und verzog kurz darauf angewidert das Gesicht. Schwungvoll stieß er die Elfe zurück in den Dreck und blickte nun musternd ausgerechnet zu mir.

Hart schluckte ich und blickte ihm unerschrocken in die Augen. Nun weiß er vermutlich wer ich bin. Der Graue Wächter, den er noch umlegen muss, zusammen mit Alistair. Bockmist!
 

Er stand vor mir und sah mich süffisant grinsend an, während Alistair bereits warnend sein Schwert ausstreckte. „Ah, der Bastardprinz“, hörte ich Talisien höhnisch sprechen, als er nun Alistair musterte.

„Alistair“, knurrte dieser beinahe und sah wütend zu seinem Gegenüber. Sofort nickte ich und Talisien sah wieder zu mir. „Wie auch immer. Und hier der Rotschopf“

Gerade wollte ich ihm sagen, dass ich ebenfalls einen Namen habe, da meldete sich plötzlich Leliana zu Wort. „Oh, Ihr verwechselt mich wohl? Ich bin der gesuchte Rotschopf.“

Kurz weiteten sich erschrocken meine Augen. Was, bei Andrastes flammendem Haar, tut sie denn da?! Ich drehte meinen Kopf zu ihr und formte mit meinem Lippen. Lass den Mist!

Doch sie verstand nicht und sah entschlossen zu Talisien, der erneut amüsiert grinste. „Ja, das ergibt durchaus Sinn…“

Geradewegs wollte er auf Leliana zugehen, da stellte sich plötzlich Oghren in seinen Weg und sah mal wieder beschwipster denn je aus. Taliesin sah etwas skeptisch auf den Zwerg hinab, doch dieser grinste nur dreckig.

„Hey! Wenn hier jemand der Rotschopf ist, dann bin ich das, du stinkende Nug! Also los, zeig was du dünnes Hemd zu bieten hast!“, spie er den letzten Satz und zog nun schwungvoll seine Axt.

Talisien wich kurz erstaunt zurück, lachte dann aber hämisch auf. Auf seinen Lippen bildete sich erneut ein siegessicheres Grinsen. „So viele Möglichkeiten also…“

Er blickte nochmal zu Leliana, Oghren und zum Schluss schließlich zu mir. „Tötet sie alle!“ Fast im selben Augenblick rauschte dicht an meinen Ohren ein Pfeil vorbei und bohrte sich tief in die Erde. Erschrocken wirbelte ich herum und sah zu dem Schützen, der jedoch im selben Augenblick vom Dach fiel und tot liegen blieb.

Selbst die andren Krähen, die gerade noch ihre Pfeile auf uns gerichtet hatten, waren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Als wären sie nie da gewesen. Unsicher biss ich mir auf die Lippen und blickte nochmals hektisch nach oben und zwischen die Schatten.

Haben die sich versteckt?!

Taliens wütenden Fluch zu folge war dieses seltsame Versteckspiel wohl nicht geplant. Dann ist das unsere Chance!

„Los!“, rief ich den anderen zu und stürzte mich mit gezogenem Dolch auf den widerlichen Shem. Es wird mir eine Freude sein, ihm die Kehle aufzuschlitzen! Hoffentlich habe ich dann endlich Ruhe von diesen verräterischen Vögeln!

Er jedoch parierte scheinbar mühelos seinen Angriff und wich immer wieder aus. Doch nicht lange, denn Oghren stürzte sich mit wildem Kriegsgebrüll auf ihn und rammte seine Axt knapp neben ihn auf den Boden.

Gerade waren wir alle drauf und dran, diesen arroganten Vogel in eine Ecke zu drängen, da kamen überall aus den Schatten weitere Meuchelmörder auf uns zugestürzt.

Gerade noch so konnte ich einem Angriff ausweichen und rollte mich schnell zur Seite. Gehetzt sah ich mich um. Diese Krähen griffen schnell und gnadenlos zu, so wie ich es oft bei Zevran gesehen habe.

Mein Herz zog sich kurz zusammen und ich schellte mich gedanklich schon wieder dafür, dass ich wieder an Zevran gedacht habe. Doch meine Unachtsamkeit wurde sofort bestraft. Eine dunkelhäutige Frau griff mich mit ihren Dolchen an und stieß mir glatt meinen aus der Hand, als ich mich in letzter Sekunde zu verteidigen versuchte.

Hektisch wich ich zurück und umklammerte krampfhaft meinen einzigen Dolch. Gerade überlegte ich mir, wie diesem Miststück noch die Kehle aufschneiden konnte, da gefror sie plötzlich zu Eis und erstarrte. Die Eisstaue fiel um und zerbrach in dutzende von Teilen.

Erleichtert sah ich zu Morrigan und nickte ihr dankend zu, während sie die nächste Krähe schon in Flammen aufgehen ließ. Diese verdammte Hexe ist wirklich mächtig!

Sofort hielt ich Ausschau nach Taliesin, doch auch der schien plötzlich wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Und das ist nicht gut!

Fieberhaft besah ich mir das Kampffeld, doch er war tatsächlich nicht da. Etwas anderes erregte jedoch meine Aufmerksamkeit, denn Leliana war kurz davor einen Dolch in den Rücken gerammt zu bekommen, von einem Meuchelmörder, der sich von hinten an sie ran schlich.

„Leliana!“, rief ich entsetzt und warf sofort meinen Dolch, der sich sogleich in seinen Hals bohrte und den Meuchelmörder so zu Boden stürzen ließ.

Die Bardin wirbelte schnell herum und besah sich den toten Mann, dann blickte sie jedoch erschüttert zu mir. „Kallian, pass auf!“

Gerade wollte ich herum wirbeln, da wurde ich plötzlich in den Schwitzkasten genommen und bekam keine Luft. Arg kämpfte ich und versuchte denjenigen hinter mir zu treten. Doch als ich einen Dolch gefährlich nahe vor meinem Gesicht entdeckte, erstarrte ich augenblicklich.

Ich bin am Arsch!

„So, mein Grauer Wächter. Jetzt habe ich dich“, hauchte mir Talisien ins Ohr und ließ mich so unwohl erschauern. Mit großen Augen starrte ich auf den Dolch und schluckte.

Dieser Mistkerl wird mich jämmerlich verbluten lassen, wenn er mir die Kehle aufschlitzt. Genauso, wie er es bei Rinna getan hat!

Verbissen schielte ich zu ihm hoch. „Herzlichen Glückwunsch! Aber ich ergebe mich erst, wenn ich tot bin!“, rief ich verbissen und spürte augenblicklich, wie sich Taliesens Griff verstärkte und mir nun augenblicklich die Luft nahm.

„Und das werde ich keines Weges zulassen!“
 

Es herrschte plötzlich Stille, alle hielten erstaunt inne und sahen nach vorn. Selbst Taliesins Griff lockerte sich kaum merklich und ließ mir so etwas Luft zum Atmen. Ich blickte ebenfalls geradeaus… doch genau in diesem Moment verschlug es mir die Sprache.

Dort stand Zevran! Aber irgendwie sah er total anders aus. Dunkles Leder, in welchem er mal wieder verboten gut aussah, zwei rot schimmernde Dolche in seinen Händen und das Haar wieder säuberlich frisiert.

Schnell wand ich den Blick ab und versuchte nicht erneut loszuheulen. Verdammt nochmal, reiß dich zusammen!

Aber Moment! Was hat er da eigentlich gerade eben gesagt? Er wird nicht zulassen, dass ich getötet werde? Ach, vermutlich hab ich mich nur verhört!

„Was? Bist du verrückt geworden?!“, rief Taliesin nahe an meinem Ohr und ließ mich erschrocken zusammenzucken.

Er schien wahrhaftig wütend, also habe ich mich doch nicht verhört. Aber… aber… ich versteh das alles nicht!

Zevran schritt nun elegant auf uns zu und fixierte Talisien mit einem unbestimmten Ausdruck in den Augen. Unsicher sah ich zu Zevran und musste schlucken. So habe ich ihn noch nie gesehen… selbstsicher, ja. Aber irgendetwas, war da noch anders in seinem Blick.

„Es tut mir leid, alter Freund. Aber die Antwort lautet nein, ich werde nicht mit mitkommen und Ihr hättet in Antiva bleiben sollen.“, meinte er ruhig und ein leises Bedauern war aus seiner Stimme herauszuhören. Doch plötzlich verwandelte sich das warme flüssige Gold seiner Augen in eiskalte Mordlust.
 

Ehe ich mich versah, stürmte er plötzlich auf uns beide zu, schwang blitzschnell seine Dolche und stand schließlich vor uns. Erschrocken kniff ich die Augen zu und hörte kurz darauf das Aufeinanderschlagen von Metall.

Augenblicklich fingen auch die anderen wieder an zu kämpfen. Wütende Schreie und das Wirken von Magie waren deutlich herauszuhören. Ebenso erstickte Schreie. Beim Erbauer, ich flehe dich an, lass niemanden von meinen Freunden sterben!

Plötzlich wurde ich grob herumgerissen und schließlich zu Boden geworfen. Hastig sah ich auf und bemerkte wie Talisien erbittert versuchte, Zevrans Angriffen zu entgehen. Doch Zevran war so schnell, dass ich ihm kaum mit meinen Augen folgen konnte. Völlig fassungslos sah ich ihnen dabei zu und konnte nichts anders tun, außer zu schlucken.

Was geht hier nur vor sich?! Warum ist Zevran plötzlich hier? Warum kämpft er gegen seinen ehemaligen Freund, Kollegen oder was auch immer?!

Plötzlich spritze mir Blut ins Gesicht und ich wischte es mir augenblicklich ekelerregend aus dem Gesicht. Talisien schrie wütend auf und sprang zur Seite, hielt abwehrend seine Dolche nach oben und sah zu Zevran. Die Atmung der beiden war zusehends schneller geworden.

„Zevran, du bist weich geworden! Das warst du schon damals und ich habe es dir schon versucht auszutreiben. Aber anscheinend ist dir nicht mehr zu helfen, du Idiot!“, zischte der Shem ihm aufgebracht entgegen.

Selbst Zev schien für einen kurzen Augenblick verwirrt, dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck wieder. „Was meinst du?“, fragte der Elf kühl.

„Diese Elfenhure Rinna! Sie hat dich sentimental werden lassen, dich auf ihre Seite gezogen! Das konnte ich nicht zulassen, also musste sie sterben.“

Erschrocken weitete ich die Augen und starrte den Shem erschüttert an. Soll das heißen, er hat es von Anfang geplant, dass Rinna sterben soll? Er allein hat es so hingestellt, das Rinna sie beide verraten hat?

Dieses…widerwärtige Schwein.
 

Ich griff geistesgegenwärtig nach einem naheliegenden Dolch und sah zu Zev, dessen Gesichtsausdruck plötzlich so wütend und zornig wurde, dass ich kurz zurückwich. „Ich werde dich mit Freuden töten!“, rief er rasend und stürmte erneut auf Taliesin zu.

Doch dieser machte einen agilen Sprung zur Seite und war plötzlich wieder hinter mir. Schnell versuchte ich aufzustehen und davon zu rennen, da packte er mich an den Haaren und drückte mich schreiend an sich.

Verdammt nochmal, ich wusste doch, ich hätte dieses blöde Haar abschneiden sollen. Sie sind viel zu lang geworden!

Erschrocken sah ich zu Zevran, der mich jetzt zum ersten Mal wirklich ansah. Verzweifelt versuchte ich mich von Taliesin zu lösen, doch er hielt mein Haar nach wie vor fest.

Dieser Dreckskerl versucht mich anscheinend als Schutzschild zu missbrauchen. Sein Atem ging schon stoßweise, daraus war zu schließen, dass Zevran ihn schon irgendwo verletzt haben muss. Und nun bin ich das einzige Hindernis zwischen den beiden.

Unsicher sah ich zu Zevran, der meinen Blick ruhig erwiderte, während Talisien schon wieder anfing, aufgeregt zu erzählen.

„Zevran, siehst du jetzt was ich meine! Der alte Zevran würde niemals zögern, sein Ziel auszuschalten, selbst wenn er dafür Unschuldige töten musste.“
 

War er wirklich so eiskalt? Dann hat er sich bei uns wirklich enorm gemausert. Wieder fiel mein Blick zu Zevran und ich öffnete den Mund. Doch es kam nichts, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Oder konnte.

Zevran jedoch grinste plötzlich spöttisch und leckte kurz über die Lippen. „Der alte Zevran ist nach wie vor da, alter Freund.“ Dann blickte er wieder zu mir und nickte mir auf einmal zu.

Erst war ich verwirrt, schließlich verstand ich nicht, warum Zevran mir zugenickt hatte. Doch dann verstand ich mit einem Mal.

Der alte Zevran ist nach wie vor da. Meint er etwa, das er der Zevran immer noch ist… in den ich mich…
 

Sofort nickte ich Zevran zu und dieser lächelte, dann sprang er mit gehobenen Klingen auf Taliesin zu. Dieser jedoch, hielt mich schützend vor sich. Anscheint glaubte er, Zevran würde mich nicht töten können. Doch das musste er auch gar nicht.

Fest umklammerte ich den kleinen Dolch in meinen Händen und schnitt mir kurzerhand mein Haar unterhalb von Talisiens Hand ab, mit welcher er meine rote Haarpracht verzweifelt festgehalten hatte.

Schnell sprang ich zur Seite, erhaschte noch kurz, wie Taliens verblüfft zu den roten Haar in seiner Hand blickte, dann bohrte sich schon Zev’s Dolch tief in sein Herz. Kurz darauf glitt der Shem keuchend zu Boden und rührte sich nicht mehr.
 

Zevran kauerte atemlos vor der Leiche des hochgewachsenen Mannes. Die übrigen Krähen, die noch auf dem Schlachtfeld gekämpft hatten, waren ebenfalls zum Erbauer gefahren. Sofern sie denn an diesen geglaubt haben. Von mir aus können sie auch gerne alle in der Hölle schmoren.

Ich sah zu meinen Freunden, denen zum Glück nichts geschehen war und die nun zu Zevran starrten. Mühsam erhob ich mich und strich mir fahrig durch mein kurzes Haar. Nun war es wieder kinnlang, während der Rest davon gerade vom Winde verweht wurde.

Ungläubig starrte ich wieder zu Talisien und versuchte die letzten Minuten zu ordnen. Was war nur gerade passiert, es ging alles so verdammt schnell!

Oh, Moment! Jetzt ist es mir wieder eingefallen!
 

Mit schnellen Schritten ging zu Zevran und sah ihn fest in die Augen. Das Brennen in meinen Augen ignorierte ich gekonnt. Mit der flachen Hand holte ich aus und traf ihn genau auf seine tätowierte Wange.

„Du – “ Ich verpasste ihm diesmal eine Ohrfeige auf die andere Seite. Tränen liefen erneut über meine Wangen und ich fluchte nochmals.

„ – verdammter – “ Und schließlich wieder eine Ohrfeige auf seiner tätowierten Wange.

„ – IDIOT!“, tobte ich aufgebracht und wollte ihm gerade dahin treten, wo es ihm vermutlich mehr schmerzen würde als sonst wo, da schloss Zevran seine Arme um mich und drückte mich an sich. Er ignorierte meine lächerlichen Schläge einfach. Sie wurden sowieso zunehmend schwächer, während mein Schluchzen zunehmend lauter wurde.

Warum muss er nur immer diesen vertrauten Ledergeruch haben?! Das ist alles nicht fair! Und ich bin eine verdammte Heulsuse und könnte mich dafür selbst schlagen!

Ich hörte erst auf, meine Fäuste in seine Magengegend zu donnern, als er seinen Kopf an meinen schmiegte und mir etwas zittrig ins Ohr flüsterte. „Es tut mir Leid“, wisperte er leise. „Du hast Recht.“

Er entließ mich aus seiner Umarmung und ich hatte einen kurzen Moment Zeit, sein Gesicht zu studieren.

Zevran lächelte. Nicht dieses verrucht gehässige Grinsen, bei dem er so viele seiner weißen Zähne, wie nur möglich zeigte. Er lächelte wirklich. Ganz offen, erleichtert, aber auch traurig.

Ich starrte ihn an und bemerkte gar nicht, wie sich weitere Tränen ihren Weg hinab bahnten. Erst als er diese sanft wegwischte, sah ich wieder verblüfft in sein Gesicht.
 

Langsam kamen die anderen ebenfalls näher und beäugten den blonden Elf. „Gut, dass du wieder da bist“, sagte auch Leliana und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter.

Hastig sah ich zu Boden und wich zurück. Mein Herz fing wieder an zu rasen und ich biss mir auf die Lippen. „Warum hast du das getan?!“, herrschte ich ihn an, trotz der anfänglichen Erleichterung, die sich langsam in der Gruppe bildete.

Alle sahen neugierig zu Zevran, der nach wie vor mich ansah. Nur zögerlich blickte ich ihm wieder in die Augen, schließlich will ich endlich die verdammte Wahrheit hören. Wenn er hier irgendein krankes Spiel spielen will, werde ich meinen Dolch zücken!

„Dich beschützen. Ich wusste Talisien ist hier… auf den Marktplatz. Du weißt noch?“, fragte er nach.

Verbissen starrte ich ihn an während meine Augen zu Schlitzen wurden. „Oh, natürlich weiß ich das noch!“

Zevran seufzte leise. „Und ich schloss mich Taliesin an, da er dich sonst getötet hätte. So ging ich mit ihm und half ihm bei seinem Plan, die Grauen Wächter endgültig zu töten.“

Ich hörte Alistair ungläubig nach Luft schnappen. Zevran trat wieder einen Schritt auf mich zu, doch ich verschränkte nur die Arme vor der Brust und sah zu Zev.

„Doch ich wollte nie zurück zu den Krähen. Aber ich musste irgendetwas unternehmen, sonst wärt ihr alle in seinen Hinterhalt gelaufen und gestorben. Also habe ich heimlich sämtliche Bogenschützen ausgeschaltet, während Talisien mit euch sprach.“

Oh… deswegen waren diese plötzlich alle verschwunden! Heißt das etwa, Zevran war von Anfang an auf unserer Seite? Aber… aber…

Verwirrt sah ich nun zur Seite und kaute auf meiner Unterlippe herum. Er hat uns alle gerettet, hätte aber auch zurück in sein geliebtes Antiva gehen können. Immerhin hat Zevran mir so oft von seiner Heimat vorgeschwärmt.
 

„Ich glaube es nicht! Der Meuchelmörder hat uns gerettet!“, rief Alistair fassungslos und sah ungläubig zu Zevran, der mal wieder sein siegessichere Grinsen auflegte. „Natürlich. Die Rettung der Welt kann ein gut aussehender Elf nun mal nicht alleine erledigen.“

Wieder sah ich zu Zevran und musste schlucken. Kam er allein deswegen…?

„I-ich… will ja nicht stören. Aber die Königin braucht immer noch Eure Hilfe, Wächter!“, meldete sich nun auch wieder Erlina unsicher zu Wort.

Sofort waren alle Augenpaare auf sie gerichtet, woraufhin sie rot anlief. Ich schnaubte einmal frustriert auf.

Die Königin!
 

„Lasst uns gehen…alle“, sprach ich erschöpft und ging schließlich los. Erst einmal muss die höchste Adlige überhaupt gerettet werden, dann muss ich mich mit Zevran unterhalten.

Unter vier Augen.

Gestillter Rachedurst

„Vater hatte Recht. Schaut euch nur die Unmengen an Leuten an!“, entwich es mir erstaunt, als wir uns dem Vordereingang von Howes Anwesen näherten.

Eine wütende Menge stand davor und beschimpfte die Wachen, die aussichtslos auf die Menschen einredeten. Das Einzige, was sie als Antwort bekamen waren Schimpfworte, die Oghrens Wortschatz nahe kamen.

„Das Anwesen muss renoviert werden, aber Howe kann die Handwerker nicht bezahlen“, erklärte Erlina uns leise, ehe sie uns weiter führte und wir hinter das Schloss gelangten.

„Arbeitet dein Vater etwa im Schloss?“, fragte Leliana erstaunt. Leicht nickte ich und besah mir argwöhnisch das Anwesen.

In diesem verdammten Gebäude ist so viel Schreckliches passiert und das nur wegen eines einzelnen Mannes und seiner brutalen Art und Weise. Warum hat sich Vaughn nicht einfach paar Huren aus der Perle genommen? Dort gibt es Unmengen an Elfen, die nach wie vor miserabel entlohnt werden.

Immer wieder kommt Sanga mit ein paar Wachmännern vorbei und fragt im Gesindeviertel nach Elfen, die schnelles Geld verdienen wollen.

Und immer kommen Frauen mit… oder auch Männer. Hauptsache nicht verhungern.

Aber ich würde lieber verhungern, als ich mich selbst zu verkaufen. Aber vielleicht ändere ich auch meine Meinung, wenn ich wirklich dem Hungertod nahe wäre.

Oder ich sehe es einfach zu verkrampft… ein gewisser Spaß ist bei dieser Form der Arbeit auf jeden Fall dabei. Wenn man sich denn auf diese widerwärtigen Spiele einlässt… Argh!

Ich schüttelte meinen Kopf, um die wirren Gedanken aus meinen Schädel zu bekommen.

Warum denke ich nur darüber nach? Das ist alles längst Vergangenheit, es zählt nur das Hier und Jetzt! Es gilt ihre hoheitliche Hochnäsigkeit namens Anora zu retten und Howe zu erledigen.
 

Kurz blickte ich zu den Cousland-Geschwistern, in deren Augen ich erneut brennende Rachelust aufflackern sah, während sie grimmig das Schloss betrachteten.

Vermutlich mache ich mir einfach nur wieder Gedanken darüber, wie wir wieder heil aus dem Schloss kommen sollen. Über das Reinkommen mache ich mir gerade die wenigsten Gedanken, schließlich gibt es immer ein Weg hinein… aber selten heraus.

Nur einige Gemüsebeete und Hühnergehege erwarteten uns nun, als wir still und heimlich an dem wütenden Mob vorbei geschlichen waren. Erlina winkte und näher ans Beet heran und fing mit ihren Händen an zu graben. „Schnell, helft mit!“, meinte sie hektisch.

Argwöhnisch sah ich drein und zog eine Augenbraue hoch. Die anderen waren nicht minder verwirrt. „Was tut Ihr da?“, fragte Elissa verdutzt und beobachtete die Elfe dabei, wie sie die Erde schnell hinter sich warf.

Zu unser aller Überraschung kam plötzlich ein Helm von der Stadtwache zum Vorschein. Und nicht nur das, sondern eine komplette Rüstung. Verdutzt hob ich den schmutzigen Helm hoch und putzte die Erde herunter.

„Das sind ja mindestens zehn Rüstungen, die ihr hier vergraben habt!“, sprach Alistair fassungslos und sah zu der schmutzigen Elfin, die sich unruhig die Erde von der Wange wischte.

„Es war schwer, die Rüstungen zu tragen und hier zu vergaben, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, aber für meine Herrin würde ich alles tun. Nun beeilt euch, wir müssen die Rüstungen anlegen, bevor die Wachen zu ihrer Patrouille aufbrechen“, wisperte Erlina hastig.

Grimmig blickte ich zu meinem Spiegelbild, welches sich auf dem mittlerweile sauberen Helm wiederspiegelte.

Die gute Erlina hat wirklich an alles gedacht, um uns hier einzuschleusen und keiner dieser dutzenden Wachen soll gemerkt haben, dass ein zierliches Elfenfräulein mit Rüstungsteilen durch das Schloss eilt, um damit dann in den Garten zu gehen und ohne Rüstung wieder zurückzukommen?

Irgendwas stimmt hier nicht und zwar gewaltig. Ich traue der ganzen Sache nicht.
 

„Schnell, ihr müsst die Rüstungen anlegen, es bleibt nicht viel Zeit!“, forderte die schwarzhaarige Elfe nun nervös.

Morrigan sah kühl zu Erlina, die daraufhin erschrocken zusammen zuckte und keinen Ton mehr heraus bekam. „In dieses stinkende Stück Blech soll ich mich zwängen?“

Ich biss mir auf die Lippen, um nicht grinsen zu müssen. Mit ihrer üppigen Oberweite könnte das tatsächliches etwas eng werden.
 

Alistair sah sich einmal aufmerksam um, dann fing er an, leise seine Rüstung abzulegen. „Ihr könntet auch als Hexe reingehen, dann sorgt Ihr für das Ablenkungsmanöver und wir holen die Königin. Wie edelmütig von Euch“, flötete der Blonde belustigt und ernte nun ebenfalls Morrigans eiskalten Blick, der förmlich vor Verachtung einfror.

„Ich schlage stattdessen vor, das wir Alistair den Wachen überlassen, Howe wird gewiss etwas einfallen, um seine Pläne voranzutreiben“, meinte die Sumpfhexe spöttisch, doch Fergus unterbrach sie jäh.
 

„Nein, mir gehört Howe’s Kopf.“
 

Alle Augenpaare blickten überrascht zu Fergus, der die Wachenrüstung bereits angelegt hatte und den Visier seines Helmes schloss, wohl wissend, nicht erkannt zu werden. Die Entschlossenheit in seinen Worten ließ mich kurz unsicher zum großen Schloss aufblicken.
 

Inzwischen waren dichte Wolken am Himmel aufgezogen und ließen darauf schließen, dass es bald regnen würde. Vielleicht würde der Regen Einiges reinwaschen…

Mein Blick fiel wieder auf mein Spiegelbild auf dem Helm, doch zu meinem Verdruss erblickte ich augenblicklich darin Zevran. Seine Hand legte sich auf den Helm in meinen Händen und senkte ihn sacht.

„Du musst dich auch umziehen, die Zeit drängt“, wisperte er in mein Ohr und hinterließ ungewollt eine Gänsehaut auf meiner Haut.

Unwohl biss ich mir auf die Lippen und drehte mich von ihm weg. „Ich weiß“, meinte ich knapp.

Seit diesem Zusammentreffen mit Taliesin habe ich Zev nicht mehr angeschaut, sondern verbissen ignoriert. Ich habe ihn noch nicht verziehen und das soll er ja zu spüren bekommen. Dieser Idiot…
 

Nachdem wir nun alle die Rüstung der Wache angelegt hatten, kam ich leicht in Bedrängnis. Denn die Rüstung war mir viel zu groß. Selbst bei Zevran wirkte die Rüstung viel zu groß. Die schweren Ketten aus Stahl, aus der die Rüstungen geschmiedet waren, scheuerten zudem.

Stiefel und Schultern hatte Leliana nach kurzer Überlegung ausgestopft, damit die Rüstung wenigstens halbwegs passte und ich nicht aussah wie ein halbes Kind. Der Helm rutschte mir trotzdem ständig über die Augen und brachte mich zum genervten Seufzen.

„Versteckt Euch hinter dieser Mauer. Da vorne sind zwei Wachen. Ich werde sie ablenken.“, erklärte Erlina nun und entlockte mir damit den nächsten genervten Seufzer.

„Wozu sind die Uniformen gut, wenn sie uns nicht rein bringen“, fragte ich verärgert.

Erlina warf mir einen ernsten Blick zu. „Diese zwei dort wissen, wer raus und rein darf, aber drinnen wird es jedem egal sein.“

Grimmig sah ich ihr nun nach, wie zu den beiden Wachen lief und sich vorher noch mal hastig die Augen rieb. „Wie schön, dass sie so gut Bescheid weiß…“, meinte ich sarkastisch.
 

„Schnell, Ihr müsst mir helfen! Dort ist Dunkle Brut! Am Brunnen!“
 

Sogar ein geheucheltes Schluchzen brachte die Elfin zusammen. Sie muss von Anora Schauspielunterricht bekommen haben; was für eine Schmierenkomödie!

Trotzdem schlichen wir uns rein, als die Wachen hinter der schluchzenden Erlina hinterherliefen und nach der imaginären Dunklen Brut suchten.
 

Wir standen in der Speisekammer, als Erlina wieder auftauchte.

„Es hat ewig gedauert, sie wieder loszuwerden“, beschwerte sie sich und richtete ihre Frisur. „Folgt mir und benehmt Euch ganz natürlich. Lasst Euch in keine Gespräche verwickeln und zieht nicht Eure Waffen.“

Wir liefen durch die Küche, in der die beleibte Köchin ihre Gehilfen durch die Gegend scheuchte.

Aber an unserem Anblick schienen sie sich nicht zu stören, also liefen wir weiter.

Als wir das Speisezimmer betraten, stockte mir der Atem. Fast nur Wachen tummelten sich auf den Bänken. Alle in derselben Rüstung gekleidet wie wir.

Wenn wir auffliegen sollten, haben wir ein Problem. Ein verdammt großes!

Völlig ruhig liefen wir der Elfin hinterher, während mein Herz mir bis zum Hals schlug. Hastig besah ich mir jeden der Menschen und schätze ab, ob er mich oder meine Begleiter erkennen würde. Doch es nahm noch immer niemand Notiz von uns.

Wir verließen schließlich unbeachtet das Zimmer und liefen durch einen Gang. Zwei Männer kamen uns lautstark schwatzend entgegen.

„Ich glaube, das war kein Hammel. Howe ist viel zu geizig. Wahrscheinlich haben sie einen der Elfen gekocht, die vor kurzen eingebrochen sind.“

„Meinst du? Das klingt aber auch nicht gerade besser.“ Sie lachten und ich hätte ihnen am Liebsten hinter gerufen, dass ich ihnen beim nächsten Elfenwitz die Zunge abschneide.
 

Im nächsten Raum erwarteten uns noch mehr Wachen. Sie saßen an Tischen, spielten Karten, tranken Wein oder unterhielten sich einfach nur.

Irgendwo bellten Hunde und wir liefen weiter, während mir bereits der Schweiß lief. Ich konnte das Gefühl einfach nicht abschütteln, dass wir gerade dabei sind, uns in große Gefahr zu bringen.

Wie immer eigentlich. Diesmal war es einfach am Offensichtlichsten.

Schließlich gelangten wir in die Eingangshalle. Die Wachen waren mittlerweile dazu übergegangen, sich gegen das geschlossene Tor zu stemmen, damit die frustrierten Handwerker nicht das Schloss einrannten.

Wir liefen durch die Halle und gelangten in einen Kreuzgang.
 

„Schnell! Hier ist es“, raunte Erlina uns zu.

Sie führte uns in eine Nische zu einer verschlossenen Tür. Eine magische Barriere war davor errichtet worden.

„Na großartig“, murrte Morrigan entnervt.

„Die Grauen Wächter sind hier, Herrin“, sprach Erlina leise zu der Tür.

„Dem Erbauer sei Dank“, antwortete die Tür mit der Stimme von Königin Anora. „Ich würde Euch ja angemessen begrüßen, aber… wir hatten einen Rückschlag.“

„Es gibt immer Rückschläge… und diesmal ist es eine magische Barriere.“, entgegnete ich wenig begeistert.

„Richtig. Es reichte meinem Entführer nicht, mich bewachen zu lassen“, erwiderte die Königin.

„Und jetzt?“, fragte ich lustlos.

„Wir müssen meine Herrin hier raus schaffen“, flehte Erlina.

„Keine Panik, Erlina. Ihr müsst den Magier finden, der die Tür verriegelt hat. Er ist vermutlich bei Howe.“, beruhigte die Königin.

Howe ist also nicht weit… großartig.

„Ich werde diesen Magier suchen und ihn nett fragen, ob er den Zauber löst. Wenn nicht, werde ich nachhelfen...“, meinte ich verärgert.

„Falls er noch nicht weiß, dass Ihr hier seid, kann es jetzt nicht mehr lange dauern“, sagte Anora scharf.

„Das klingt nach einer Falle“, raunte mir Leliana zu und ich nickte leicht. Das klingt alles die ganze Zeit nach einer Falle. Was, wenn die alle unter einem Hut stecken?
 

„Bitte! Ihr müsst meiner Herrin helfen“, flehte diese dumme Elfin wieder.

„Befreit mich, dann werde ich mich beim Landthing für Euch verwenden“, flehte auch Anora jetzt. „Howe ist vermutlich bei seinen Gemächern am Ende des Ganges auf der linken Seite.“

„Bitte, Wächter. Wir haben nicht mehr viel Zeit“, flüsterte die Elfin tränenerstickt, nur um diesem Drama noch einen drauf zu setzen.

Ich sah finster drein. „Beim Erbauer, ich hoffe Ihr haltet Euer Wort.“

Schließlich riskieren wir hier alle unser Leben, nur damit diese Adligen ihre komischen Spielchen aus Intrigen und Verrat weiterspielen können.

Also schön. Dann sollten wir uns auf den Weg machen, immerhin werden wir bestimmt schon sehnsüchtig erwartet.
 

Ich stapfte aus der Nische und lief weiter den Gang entlang. Erlina wollte bei ihrer Herrin bleiben. „Meint sie diese Tür?“, fragte ich, als wir am Ende des Gangs standen.

Nachdenklich sah ich auf die Tür und kam nicht umhin, dass mich ein seltsames Gefühl beschlich. Fast so ähnlich wie dunkle Vorahnung.

„Vermutlich, ich schaue mal nach“, meinte Alistair leise und betrat vorsichtig das kleine Zimmer. Ich folgte ihm kurz darauf, doch als ich einmal meinen Blick schweifen ließ, erstarrte ich augenblicklich.

Dieses Zimmer! Ich kenne es ganz genau! Hier her brachte uns damals Vaughn, als er sich mit mir und den Brautjungfern vergnügen wollte.

Mein Blick raste hektisch umher und blieb auf der Stelle stehen, wo Nelaros niedergestochen worden war.

Der ersticke Aufschrei, das viele Blut, das Zerreissen von Stoff und Vaughns dreckiges Lachen umgaben mich plötzlich so wirklich wie damals vor einem Jahr.

Hastig kniff ich die Augen zu und wich beinahe ängstlich zurück, als mich die Erinnerungen zu übermannen schienen. Nelaros tot am Boden, die andern Elfenfrauen ebenfalls und Sorris, Shianni und ich wären beinahe gefolgt.

Und ich konnte nichts dagegen unternehmen.
 

Zwei Hände packten mich plötzlich an der Schulter und ließen mich erschrocken zusammenzucken und wieder die Augen öffnen.

Schwer atmend sah ich wieder in das Zimmer, dort erblickte ich nirgendwo die Unmengen an Blut, die damals das Zimmer gedrängt hatten. Auch keine Leichen… einfach nichts. Als wäre so etwas Grausames hier nie passiert.

Ich ergriff mit zittrigen Fingern den Ring, der um meinen Hals hing und atmete tief ein und aus.

Aber es ist passiert, es ist genau hier passiert.

Langsam drehte ich mich etwas und sah zu Zevran, der nach wie vor seine Hände auf meine Schultern gelegt hatte. Er sprach nichts, doch sein Blick ließ mich erahnen, dass er genau wusste, was mich so durcheinander gebracht hat.

„Es geht wieder… danke“, meinte ich leise und biss mir unwohl auf die Lippen, die inzwischen ziemlich schmerzten. Vermutlich sollte ich mir diese schlimme Angewohnheit endlich abgewöhnen. Fast schon etwas widerwillig löste ich mich von Zev, als mir dieser vertraute Ledergeruch wieder entgegenschlug, doch wir hatten jetzt eine Aufgabe zu erledigen!
 

Ich sah mich aufmerksam um und fand einige Dokumente auf dem Schreibtisch.

Ein Brief, schoss es mir durch den Kopf. Das aufgebrochene Siegel zeigte einen Griffon.

„Alistair“, flüsterte ich. „Sieh dir das an. Ein Brief von den Grauen Wächtern.“

Er nahm ihn mir aus der Hand. „Sieht so aus, als wäre er verschlüsselt geschrieben worden. Aber trotzdem sollten wir ihn mitnehmen.“

„Seht mal. Dort ist noch eine Tür“, wies Oghren uns darauf hin.

Wir öffneten sie und gelangten in einen Gang, der eindeutig nach unten führte.

Als wir den Kerkerraum vor uns betraten, sah eine Wache uns geschockt an. In dem Moment streckten sich zwei Arme aus der Zelle hinter ihm, ergriffen ihn, zogen ihn zurück, noch bevor er empört aufschreien konnte und brachen ihm mit einem gewaltigen Ruck das Genick.

Eine Hand suchte nach dem Schlüssel um den Hals des Mannes und die Zellentür wurde geöffnet. Ein Mann mit schulterlangem, schwarzen Haar und unrasierten Wangen trat vor uns.

„Vielen Dank für die Ablenkung“, sagte er lässig. „Ich habe Wochen auf so eine Gelegenheit gewartet. Könntet Ihr vielleicht… Alistair? Seid Ihr das?“

Ich sah überrascht zu ihm. Alistair sah genauso verwirrt drein wie ich.

„Wer…?“, fragte er entgeistert. „Wartet. Ich kenne Euch. Ihr wart bei meinem Beitritt dabei. Er ist einer von uns. Ein Wächter aus Orlais. Jader, glaube ich. Oder Montsimmard? Ich fürchte Euer Name ist mir entfallen.“, fiel plötzlich Alistair aufgeregt dazwischen.

„Ein Grauer Wächter?“, fragte ich erstaunt. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, noch andere von uns zu treffen.

„Ich bin Riordan. Leitender Wächter aus Jader. geboren und aufgewachsen in Highever. Ich bin froh wieder zu Hause zu sein.“

„Ja, der Empfang muss herrlich gewesen sein, bei dem Quartier, das man Euch überlassen hat“, erwiderte frustriert. Doch Riordan lachte nur.

„Was macht Ihr hier?“, fragte Alistair.

„Die meiste Zeit versuche ich den Mund zu halten. Ich wurde hierher entsandt, als König Cailan keine Nachricht aus Ostagar schickte. Der König hatte alle Wächter mit samt ihrer Truppen zu sich gerufen und dann – nichts“, berichtete Riordan uns.

„Sind das Eure Dokumente?“, fragte Alistair und hielt ihm den Brief hin, die wir in Howes Zimmer gefunden hatten.

„Ja, das sind meine Aufzeichnungen“, bestätigte der Wächter. „Die Namen der Toten von Ostagar, die ich kannte oder aus Duncans Rekrutierungsberichten entnehmen konnte. Kopien des Beitrittsrituals, die ich aus Denerim retten konnte. Kein Außenstehender darf sie je zu Gesicht bekommen, aber ich vertraue auf ihre Verschlüsselung.“

„Beitrittsritual?“, fragte ich verblüfft. „Könnt Ihr Graue Wächter ernennen?“

„Das würde ich, wenn ich könnte. Ferelden würde sie dringend brauchen“, erwiderte er. „Allerdings braucht der Rekrut nicht nur frisches Blut der Dunklen Brut sondern überdies einen Tropfen Blut eines Erzdämons. Fereldens Vorrat davon ist aus der Schatzkammer verschwunden. Ich vermute, dass ihn jemand genommen hat und Loghain ihn konfisziert oder vernichtet hat.“

„Dann sollten wir ihn zurückholen, oder nicht?“, entwich es mir. Wer weiß, was dieses Blut in falschen Händen anrichten kann.

„Wie ihr wisst, sind die Erfolgsaussichten des Beitritts ohnehin gering. Loghain hat den Wächtern weit mehr angetan, als ihnen neue Rekruten zu stehlen. Aber wenn ich den Gerüchten Glauben schenken darf, plant Ihr bereits seinen Sturz?“, wollte Riordan wissen. Ein knappes Nicken meinerseits folgte.

„Wie hat Howe Euch gefangen genommen?“, fragte nun Fergus.

„Mit Gastfreundschaft und einem vergifteten Kelch. Ich war so dumm zu glauben, Loghain wüsste noch nicht, wer ich bin.“

„Wenn Ihr eine sichere Bleibe sucht, Riordan, der Arl von Redcliffe ist in Denerim. Bei ihm wärt Ihr gewiss willkommen“, schlug Alistair vor.

„Gut, bei Arl Eamon.“ Mit diesen Worten verließ Riordan uns und den Kerker.
 

Etwas betölpelt sah ich ihm nach. Etwas Unterstützung wäre nett gewesen. Tz, Shems.

Die Kerkerräume unter dem Anwesen waren mehr als ungemütlich. Die Zellen, der Geruch von verbranntem, malträtiertem Fleisch, das Schreien der Gepeinigten.

Und wieder wurde mir bewusst, dass ich eigentlich auch hier gelandet wäre, hätte Duncan mich nicht rekrutiert. Vielleicht bin ich ihm doch dankbar, aber nur ein kleines bisschen.

Oft genug liefen wir unter Deckenbalken lang, an denen jemand aufgehängt wurde. Blut war am Boden verteilt oder floss durch den Abfluss, der zu unseren Füßen nur von einem Gitter verdeckt wurde. Streckbänke, Tische mit Folterwerkzeugen, Kohlebecken, in denen Klingen und Zangen erhitzt wurden.

Hart schluckte ich und griff instinktiv nach meinen Dolchen. Dieser Ort hier… macht mich ziemlich nervös.
 

Ein Wimmern kam von einer der Streckbänke.

Hastig lief Leliana hin. Ein Mann, nur mit seiner Unterwäsche bekleidet, lag auf der Streckbank und musste anscheinend grausame Schmerzen erdulden.

„Macht mich los“, flehte er.

Sofort machten wir uns ans Werk und halfen dem blonden Mann von dem Foltergerät herunter.

„Sollte das eine Lektion sein? Fand mein Vater es amüsant, mich so lange im Stich zu lassen, bevor er Euch schickte?“, fragte er verärgert.

„Wer… seid Ihr?“, fragte ich ihn verwirrt.

„Dann schickt Euch nicht mein Vater?“, fragte er verunsichert. „Ich bin Oswyn, der Sohn von Bann Sighard aus dem Bannorn Drachengipfel. Wenn Ihr keine unserer Soldaten seid, dann sagt mir, wem verdanke ich meine Rettung?“

„Wir sind Graue Wächter“, sagte ich. „Ich danke Euch und mit mir das ganze Bannorn Drachengipfel. Wenn mein Vater noch nicht nach mir geschickt hat, heißt das wahrscheinlich, dass er das wahre Gesicht der Schlange noch nicht erkannt hat, mit der er sich verbündet hat.

Einer der Soldaten, die aus Ostagar zurückkehrten, war ein Freund von mir. Er erzählte mir, dass seinem Trupp der Befehl gegeben wurde, sich gegen König Cailan zu wenden, bevor die Dunkle Brut ihn überwältigt hat. Tags darauf war er verschwunden. Als ich nach ihm suchte, wurde mir von einem Fremden ein vergifteter Kelch gegeben. Dann bin ich hier aufgewacht.“

„Je näher das Landthing rückt, umso skrupelloser wird Loghain“, schimpfte Alistair erbost.

„Dann ist Arl Eamon eingetroffen?“, fragte Oswyn hoffnungsvoll. „Howes Männer sagten mir, er und seine Anhänger wären tot. Wenn es ein Forum gibt, Loghain anzuprangern, dann schwöre ich, wird mein Vater dort sein! Ich werde jetzt gehen. Habt Dank!“

Humpelnd verließ er uns.
 

Je tiefer wir in die Kerker vordrangen, umso mehr Gefangene fanden wir, doch nur einer von ihnen war noch am Leben. Ein Templer auf Lyriumentzug, der kaum noch bei Verstand war. Er bat uns, einen Ring seiner Schwester zu überbringen und blieb zitternd und orientierungslos in seiner Zelle sitzen.

Der nächste Gang führte uns in eine weitere Folterkammer mit zwei Zellen. Nur eine war besetzt, doch bevor ich mich ihrem Inhalt zuwenden konnte, wurde meine Aufmerksamkeit auf einen Mann in langer Robe gelenkt, der an einem Tisch saß und mit auf den Tisch gelegten Füßen mit einem Kugel herumspielte.

„Der Magier“, flüsterte Elissa und ich zückte sofort meine Dolche.

„Die Eindringlinge“, erwiderte der Magier und bleckte grinsend seine Zähne. „Howe sagte mir, dass Ihr kommen würdet.“
 

„Lasst Anora frei!“, forderte ich laut.

Sein höhnisches Lachen ließ in mir die Wut aufkochen. Denkt der etwa, ich mache Scherze?! Gleich wird ihm sein Lachen im Halse stecken bleiben!

Doch die Kugel, die er eben noch in der Hand gehalten hatte, warf er nun einfach grinsend zu Boden. Augenblicklich breitete sich dichter Rauch in dem ganzen Raum aus und trieb mir die Tränen in die Augen, als mich ein heftiger Husten plagte.

Dieses feige Magierpack!

Meine Lunge fing unwohl an zu brennen, während mein Husten deutlich heftiger wurde und mich nach Luft ringend auf die Knie gehen ließ.

Meinen Gefährten ging es nicht besser, doch das schadenfrohe Lachen des Magiers konnte ich trotzdem vernehmen.

Wenn ich den in die Finger bekomme!

Zevran holte plötzlich ein kleines Fläschchen hervor, hätte sie jedoch beinahe fallen gelassen, als ihn ein Hustanfall überkam. Doch kurz darauf wurden seine Augen zu Schlitzen, er schien sich zu konzentrieren, während mich das Lachen des Magiers die letzten Nerven kostete.

Das ist auch eine Art von Folter!

Kurz darauf warf Zev das entkorkte Fläschchen zielsicher in den Dunst. Augenblicklich erstarb das Lachen des Magiers und ging nun in einen grellen Schmerzensschrei über.

Der Dunst löste sich im selben Moment auf und ließ mich erleichtert durchatmen. Nur noch ein kurzer Hustenreiz überkam mich.

Plötzlich erblickten wir den toten Magier auf den Boden liegen. Sein kompletter Oberkörper sah aus wie zerfressen und zum Teil aufgelöst. Als hätte jemand Säure über ihn gekippt.

Sofort blickte ich zu Zev, der gelangweilt zu dem toten Shem blickte. „Ein Problem weniger“

„Damit wäre auch die Königin befreit“, sprach Leliana erleichtert, doch ich war nicht wirklich beruhigt.

Howe ist hier noch irgendwo… und vielleicht sogar Loghain mitsamt seiner Armee, die hier irgendwo auf uns lauert um uns bestialisch abzuschlachten.

„Wir müssen Howe endlich finden!“, grollte plötzlich Fergus und verließ mit schnellen Schritten wieder die Kammer. Elissa folgte ihm kurz darauf hektisch.

Nachdenklich blickte ich den beiden nach und machte mir langsam ernsthafte Sorgen. In Fergus Augen sah ich erneut die blanke Mordlust, bei Elissa auch doch es war nicht ganz so offensichtlich wie bei ihrem Bruder.

„Lasst uns ihnen helfen“, murmelte ich und wir folgten nun den Cousland-Geschwistern. Allein werden die das niemals überleben.
 

Mittlerweile liefen wir durch den gesamten Kerker und hatten nun nur noch eine einzige Tür vor uns. Da hinter könnte alles sein… oder auch Howe.

Alistair blickte immer wieder angespannt zu Elissa, die vor Aufregung zu zittern schien. Vielleicht hatte sie aber auch Angst.

Unsicher biss ich mir wieder auf Lippen und kaute unwohl darauf herum. Wenn wir diesen Howe töten, haben wir einen Adligen ermordet. Ohne ihn vorher angeklagt zu haben oder ähnliches.

Und Adlige einfach so zu töten, endet nie gut. Kann ich nur bestätigen.

Aber vermutlich erwartet er uns wirklich und hat bereits alles vorbereitet, um uns grausam umzubringen. Nicht sehr prickelnd, wie ich zugeben muss. Dieser Howe ist ein verdammter Sadist, der es liebt seine Opfer leiden zu sehen.

Fergus legte gerade die Hand auf die Türklinke und wollte sie hinunter drücken, als ich ihn bat, innezuhalten. Fast schon verärgert sah er zu mir, doch ich erwiderte ruhig seinen Blick.

„Bevor wir uns jetzt ins Getümmel stürzen, wollte ich nur noch eines klarstellen.“

Ich stand nun vor dem Adelsmann und blickte ernst zu ihm auf. Innerlich murrte ich über den Größenunterschied. „Ich habe euch beiden von Anfang an versprochen, dass ich helfen werde, Howe zu finden und niederzustrecken. Das meine ich ernst. Wir stehen hinter euch… es sei denn, jemand sieht das anders.“

Ich schaute abwartend zu meinen Gefährten, die mich fast schon überrascht anblickten.

„Oh, wir werden tatsächlich nach unserer Meinung gefragt?“, spottete Morrigan.

„Lasst uns den Boden mit Blut tränken!“, grölte Oghren begeistert und schwang seine gewaltige Axt nach oben. Seine rote Nase verriet, dass er schon wieder besoffen war. Wahrscheinlich war es ihm egal, wer jetzt stirbt, Hauptsache er hat seinen Kampf.

„Dieser grausame Mensch… alles, was er diesen armen Leuten angetan hat, dürfen wir nicht weiter zulassen.“, sprach Leliana entschlossen und nickte mir zu.

Alistair sah gebannt zu Elissa, die wiederum unsicher seinen Blick erwiderte. Ihr ganzer Körper bebte vor Anspannung.

Dann ging er auf sie zu und zog sie in eine Umarmung.

Fast schon peinlich berührt sah ich zu den beiden, und musste zugeben, dass die beiden einander verdient hatten. Es machte mich irgendwie glücklich, das Alistair jemanden gefunden hat und Elissa ebenso.

Die junge Cousland schluchzte kurz, nickte dann aber und entzog sich langsam Alistairs Umarmung. „Ich… kann das nur mit deiner Hilfe“, flüsterte sie an Alistair gerichtet. Dieser nickte sofort. „Ich bin an deiner Seite“

Ein Kuss folgte zwischen den beiden, wodurch ich doch schließlich betreten wegsah. Zwischen den beiden ist es anscheinend ziemlich ernst. Doch keine einfache Liebelei.

Sonst würden sie ihre Liebe nicht so öffentlich zeigen.

Andere zeigen ihre Liebe jedoch ganz anders, wenn man es denn Liebe nennen soll…

Ohne dass ich es eigentlich wollte, blickte ich zu Zevran.

Er sah fast schon belustigt zu Alistair und Elissa, während ich sein leichtes Grinsen deutlich erkennen konnte.

Dann wanderte sein Blick augenblicklich zu mir, und das Grinsen entwich seinen Gesichtszügen.

Er sah mich einfach nur an, oder eher fixierte mich geradezu.

Perplex drehte ich mich um und legte meine Hand an meinen Dolch, während mein Herz kurz einen Hüpfer machte. Dieser Elf macht mich völlig fertig!
 

Fergus wartete auf das Signal seiner Schwester, welches sie ihm nun mit einem Nicken gab. Gebannt starrte ich zu der Tür, die langsam geöffnet wurde.

Vielleicht ist Howe auch gar nicht da und wir machen uns völlig unnütz so nervös.

Doch natürlich war das Glück uns nicht hold.

„Ah, sieh an.“, hörten wir augenblicklich die schmierige Stimme dieses Stiefelleckers. Fergus und Elissa betraten als erstes den Raum und erblickten Howe auf der anderen Seite des Zimmers. Doch er war nicht allein.

Ich konnte mindestens noch zehn weitere Wachen erkennen, die uns mehr als feindselig anblickten. Howe jedoch sah uns mehr als belustigt an, ja geradezu entzückt.

Widerwärtig.

„Howe!“, schrie Fergus aufgebracht und zog schwungvoll sein Schwert. Elissa tat es ihm gleich und blickte Howe voller Abscheu entgegen, während sie fest die Zähne zusammen biss.

„Die kleine Elissa hat sich tatsächlich getraut, hier her zu kommen?“, fragte Hakennase hämisch und verschränkte nun die Arme vor dem Oberkörper. Unsere Präsenz schien ihn keineswegs zu stören oder Angst zu machen.

„Schweigt, elende Ratte!“, rief die blonde Cousland wütend und hielt drohend ihr Schwert auf Howe gerichtet. Dennoch entging mir nicht, dass sie wieder leicht anfing zu zittern.

Sein Grinsen wurde beinahe dämonisch, als er sich langsam über die Lippen leckte. „Aber, aber… deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüsste, wie es um deinen Wortschatz bestellt ist.“

Fergus stellte sich schützend vor seiner Schwester, doch Howe sah nun belustigt zu dem Adelsmann. „Ah, und Fergus. Ja genau, dein Blag hat ja geradezu nach dir geschrien, als ich diese antivanische Edelhure köpfte. Aber das Schreien ist ihm schnell vergangen…“, säuselte Howe amüsiert.

Elissa hielt sich entsetzt die Hand vor dem Mund und starrte fassungslos zu dem grauhaarigen Mann. „Oren… wie… konntet Ihr einem kleinen Kind nur…“

Ohne weiteres abzuwarten, preschte Fergus mit einem lauten wütenden Aufschrei nach vorn Richtung Howe.

Doch augenblicklich stellten sich die Wachen schützend vor Howe, die jeden seiner unkontrollierten Angriffsversuche abblockten.

Schnell eilte Elissa ihrem Bruder zu Hilfe und stürzte sich in einen schweren Kampf mit zwei Wachmännern.

Howe lachte belustigt.

Wütend biss ich die Zähne zusammen. Der Drecksack verdient nichts anderes als den Tod.

Eine ganze Familie abgeschlachtet und vermutlich noch ein paar mehr, nur damit er endlich angesehen wird in dieser blöden adligen Gesellschaft.

Dieses Aas ist der letzte Dreck!
 

Sofort zog ich meine Dolche. „Fergus, Elissa! Wir kümmern uns um die Wachmänner, Howe gehört euch!“, schrie ich und stürzte mich sofort auf die Wachen.

Meine Gefährten folgten kurz darauf und stürzten sich in den Kampf.

Morrigan ließ einen gewaltigen Flammenwurf auf ihre Gegner nieder, sie verbrannten jämmerlich.

Die Cousland-Geschwister warteten nicht lange und hasteten augenblicklich auf Howe zu, dessen Gesichtzüge nun doch etwas überrascht wirkten. Aber sie wichen sofort wieder seinem gehässigem Grinsen, während er rasch seine Dolche zog.

„Ich werde euch beide abstechen, genauso wie euren jämmerlichen Vater.“

Hastig sprang ich zur Seite, als mein Gegenüber ein Schwert auf mich niedersausen ließ. Etwas außer Atem blickte ich kurz zu Howe, der sich nun mit den Geschwistern ein Kampf auf Leben und Tod lieferte. Trotz dessen er nur allein war, kam er scheinbar leicht gegen die beiden an.

Und er war schnell. Hätte ich diesem alten Sack gar nicht zugetraut.

Sofort parierte ich den Schwertangriff meines Gegners, der mich wütend anblickte. „Verdammte Elfin!“, zischte er aufgebracht.

Grimmig blickte ich ihn an, während meine Augen zu Schlitzen wurden.

„Und Grauer Wächter!“

Schnell rollte ich mich nach hinten und sprang auf, während meinen Dolch umgehend durch seine Kehle schlitzte und mir sein Blut entgegen spritzte.

Angewidert wischte ich mir das Blut aus dem Gesicht, als plötzlich hinter mir ein erstickender Schrei ertönte.

Hastig drehte ich mich um und sah, wie Oghren einen der Wachen den Schädel zweigespalten hatte. Vermutlich wollte derjenige mich gerade von hinten angreifen.

„Danke, war knapp“, meinte ich überrascht und Oghren holte sofort wieder seine Feldflasche hervor.

„Pah, für jeden getöteten Feind einen großen Schluck!“

Prompt setzte er an und trank natürlich nicht nur einen Schluck.
 

Mein Blick glitt umher. Alle Gegner waren ausgeschaltet, bis auf einen.

Und dieser geriert nun doch langsam in Bedrängung, denn Elissa und Fergus griffen erbarmungslos an.

Howe sah zu Elissa und musterte sie abschätzend. „Deine Mutter rief nach dir, als sie starb“

Die Angesprochene sah verwirrt zu Howe, und dieser nutzte den Moment gnadenlos aus. Sofort schlug er ihr Schwert weg und zerrte sie grob an sich, seinen Dolch gegen ihren Hals gedrückt.

Erschrocken hielten wir alle augenblicklich den Atem an, auch Fergus hielt in seinem Angriff inne.

„Elissa!“, schrie Alistair alarmiert auf.

Hektisch atmend drückte Howe das blonde Mädchen dicht an sich, während er scheinbar genießerisch an ihrem Haar roch.

„Wage es ja nicht, meiner Schwester auch nur ein Haar zu krümmen!“, drohte Fergus und sah Howe bedrohlich an, während sein Schwert weiterhin auf diesen gerichtet war.

Doch der Grauhaarige lächelte nur spöttisch. „Deine Mutter bettelte um ihr Leben, schrie nach ihrer Tochter, während ich sie endlich zu meinem machte… ob sie wollte oder nicht. Doch dieser Duft… du duftest wie sie.“, säuselte Howe in Elissas Ohr, die daraufhin leichenblass wurde.

Wütend biss ich die Zähne zusammen, als Elissa absolut erstarrt war. Wahrscheinlich hat sie ihre halbtote Mutter vor Augen, als dieses Aas sie besteigt!

„Hakennase! Du wirst gleich um deinen Leben betteln, wenn wir dir was abschneiden“, rief ich wütend, doch er besah mich kurz gelangweilt.

„Wächter… ihr unterschätzt mich.“ Ein feines Rinnsal lief nun Elissas Hals entlang, als Howe den Druck mit dem Dolch etwas erhöht hatte.

Fieberhaft suchte ich nach einer Lösung, immerhin war Elissas Leben in Gefahr. Doch es sah denkbar schlecht aus.

Es fehlt nicht mehr viel und das Mädchen hat einen offenen Hals.

Doch ich konnte mir keinen meisterhaften Plan überlegen, denn Alistair rammte plötzlich so schnell vor, dass er Howe einfach zu Boden riss, als er seinen Schild in sein Gesicht stieß. Man hörte ein unwohles knacken und Hakennases schmerzlichen Aufschrei.

Nun ist die Hakennase noch hässlicher als vorher.

Hastig krabbelte Elissa fort, während Alistair wütend auf Howe einschlug. Fergus nahm seine Schwester kurz in die Arme, dann stürzte er zu Alistair. „Nein! Überlasst das mir!“

Alistair wich nach kurzem zögern zurück und blickte angeekelt auf Howe hinab. Sein Gesicht war kaum zu erkennen unter dem vielen Blut.

Dann zog Fergus sein Schwert und blickte auf Howe hinab, der wiederum nun Blut hustete und hasserfüllt zu dem jungen Adelsmann aufsah.

„Ich… verdiene mehr!“, spie er verächtlich, doch Fergus rammte sein Schwert in den Brustkorb von Howe. Das Splittern von Knochen und Howes erstickendes Gurgeln war nun im Kerker zu vernehmen. „Ja, einen viel schlimmeren Tod!“

Sofort zog Fergus das Schwert wieder aus dem Leib von Hakennase, nur um dieses nun erneut in den geschunden Körper zu rammen.

Und wieder, und immer wieder. Howe schrie noch kurz, verstummte aber dann kurz darauf.

Etwas besorgt sah ich Fergus dabei zu, wie er anscheinend wie im Wahn immer weiter gnadenlos aufs Neue das Schwert in Howes Körper rammte.

Bald war nichts mehr übrig, außer einer blutigen fleischigen Masse.
 

Elissa löste sich umgehend von Alistair, der sie eben noch in einer Umarmung hielt, und eilte zu ihrem Bruder.

Schluchzend legte sie ihre Hand auf die von Fergus. „Es ist vorbei, Fergus! Howe ist tot“ Weinend umarmte die Blonde ihren Bruder, der daraufhin verwirrt innehielt. Starr blickte er auf den geschunden Leichnam von Howe, der sich nicht mehr regte.

Dann liefen die ersten zaghaften Tränen über die Wangen des Adelsmannes. Bis es doch zu einem Schluchzen wurde und in die Knie ging. Elissa stütze ihn so gut es ging, während beide weinten.

Mitfühlend sah ich ihnen zu, wie der Rest der Gruppe.

Nun haben die beiden ihre Rache, aber ihre Familie und Freunde werden trotzdem nie wieder kommen.

Betrübt schloss ich leicht die Augen, während das Schluchzen der beiden weiterhin in meine Ohren drang.

Wir werden ein Problem haben vor dem Landthing. Wir haben Howe einfach so getötet, ohne Prozess.

Obwohl es ja eigentlich die beiden Cousland-Geschwister waren, ich habe dieses Mal nichts damit zu tun.
 

Nach wenigen Minuten räusperte ich mich verlegen. „Es tut mir leid, aber wir müssen weiter. Die Königen wartet“, sprach ich leise.

Im Schloss beim Arl können sie angemessener trauern als hier, umgeben von Leichen.

Nach einem kurzen Moment, in dem wir uns alle noch einmal gesammelt hatten, beschlossen wir, wieder zurück zu Anoras Gefängnis zu gehen.

Als wir vor der Tür zu dem Gästezimmer standen, in dem sie eingesperrt war, war von der magischen Barriere nichts mehr zu sehen.

„Sie sind zurück“, sagte Erlina erleichtert zu der Tür.

„Habt Ihr Howe gefunden?“, wollte Anora wissen.

Alistair und ich tauschten einen Blick. „Haben wir, aber er ist jetzt nicht mehr… ansprechbar“, antwortete ich ihr verhalten.

„Dann habt Ihr nicht den Schlüssel?“

„Den brauchen wir nicht“, antwortete Alistair an meiner Stelle. „Tretet zurück.“

Schritte, die sich von der Tür entfernen.

Dann trat Alistair die Tür ein und das Schloss brach auf. Die Tür schlug mit einem lauten Knall gegen die Wand dahinter.

Anora stand dahinter in derselben Uniform wie wir, mit vor Verblüffung geöffnetem Mund.

„Nette Aufmachung“, sprach ich säuerlich, als ich merkte, wie hübsch sie immer noch aussah, obwohl der sie einen Helm trug, der ihr halbes Gesicht verdeckte. Tz, Shems…

Sie musterte mich kurz abschätzend. „Seid Ihr nicht etwas zu klein für die Sturmtruppen?“

„Und Ihr nicht zu hübsch, um Zähne zu verlieren?“, fragte ich zerknirscht, doch Leliana stieß mich alarmiert gegen die Schultern.

„Wenn wir Glück haben, wurde unsere Anwesenheit noch nicht bemerkt“, sagte Morrigan gelangweilt.

„So viel Glück können wir doch gar nicht haben, das wissen wir doch alle“, murrte ich.

Anora kam hinter mir aus ihrer Zelle und betrachtete Alistair eingehend. Etwas zu eingehend, für meinen Geschmack. Elissa stellte sich sofort neben ihn und hielt ihren Blick eisern stand.

Ich ignorierte sie und schritt rasch voran, bis wir zurück in die Halle traten, die vor dem Hauptausgang lag.

Ich will nur noch eines! Ein warmes Bad nehmen und danach in mein Bett und bis zum nächsten Mittag durchschlafen.
 

„Halt!“, sagte eine weibliche Stimme mit deutlicher Autorität. Entgeistert starrte ich in Ser Cauthriens Gesicht, die unglaublicherweise vor mindestens dreißig Soldaten stand.

„Auf Befehl des Regenten muss ich die beiden Grauen Wächter festnehmen“, sagte sie scharf.

Völlig verdattert blinzelte ich, als ob Cauthrien und ihre Männer nur Einbildung wären. Wo, beim Erbauer, kommen die auf einmal her?! Und dann so viele! Das Glück hat uns gänzlich verlassen, wie voraussehbar.

„Wieso?“, brachte ich nur heraus.

„Ihr seid in Teyrn Howes Anwesen eingedrungen und habt einen seiner Männer getötet. Wenn Ihr Euch ergebt, wird Euch Gnade erwiesen.“

Tz, dann erwähnen wir lieber nicht, das sogar Howe unten in seinem Spielzimmer zerhackt liegt.

„Ihr wisst die ganze Wahrheit nicht!“, sprach ich wütend und ging einen Schritt vor.

„Wir haben versucht, Königin Anora zu befreien!“

Cauthrien lachte kalt auf. „Macht Euch nicht lächerlich. Anora wird weder hier noch sonst irgendwo gefangen gehalten. Ihr Vater würde es niemals soweit kommen lassen.“

„Ja, und ich bin die Königin von Antiva!“, keifte ich aufgebracht.

Doch ihre Hoheit machte keine Anstalten, sich erkennen zu geben. Sollen wir hier etwa abgestochen werden, weil wir unseren Hintern riskieren, um diese Ziege zu retten die uns nicht einmal hilft?!

„Aber Anora ist hier, sie kann es Euch selbst sagen“, rief ich gereizt und zeigte nun auf diese.

Ein Murmeln ging zwischen den Männern umher. Anora trat vor, nahm den Helm ab und als sie anfing zu sprechen, wäre ich beinahe geplatzt vor Zorn.

„Ser Cauthrien! Dem Erbauer sei Dank, Ihr seid hier! Diese Leute haben versucht, mich zu entführen!“

„WAS?“, fuhr ich sie entsetzt an.

Diese verdammten ADLIGEN! Ich schwöre, ich werde jeden einzelnen von ihnen –!

Cauthrien gab ihren Männern ein Zeichen. Dann stürzten sie sich auf uns.

„Verräterische Schlampe!“, fluchte ich erbittert.

Einer der Männer kam direkt auf mich zugerannt und ich zog meine Dolche. Meine Gefährten und ich stürzten uns ins Kampfgetümmel, während ich aus den Augenwinkeln mitbekam, wie Anora und ihre Elfendienerin sich an den Wänden entlang drückten und versuchten zu entkommen, als ich plötzlich einen harten Schlag auf den Schädel bekam und das Bewusstsein verlor.

Ausbruch mit Hindernissen

Kälte kroch langsam in meine Glieder und ließ mich unkontrolliert zittern. Ebenso die nicht allzu fernen gepeinigten Schreie und Wehklage von gequälten Menschen.

Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein, wie ich an meine hämmernden Kopfschmerzen bemerkte, die sich prompt meldeten. Mühsam öffnete ich meine schweren Augenlieder, als ich zu allem Überfluss auch noch den Muskelkater spürte, der meinen ganzen Körper im Besitz nahm.

Beschwerlich versuchte ich mich aufzusetzen und konnte ein erschöpftes Keuchen nicht unterdrücken. Der Tag fing schlecht an und endete nun noch schlimmer.

„Oh, du bist wach! Das beruhigt mich aber!“, rief plötzlich Alistair.

Verwirrt kniff ich die Augen zu und sah mich kurz um. Habe ich mich gerade verhört, oder ist er wirklich hier?

Doch als er mir half, mich in eine sitzende Position zu bringen, was ich wiederum schmerzlich kommentierte, erblickte ich einen ebenso lädierten Alistair, der mich wahrlich erleichtert ansah.

Etwas überfordert blickte ich mich um und bemerkte, dass wir beide in einem Gefängnis waren. Umgeben von zu vielen Gittern, Geschrei von gefolterten Leuten und dem grimmig schauenden Kerkermeister.

Ich würde meine Hand ins Feuer dafür legen, das dies Fort Drakon ist. Dieser riesige Gefängnisturm, wo nur die Schlimmsten der Schlimmen landen. Die kriminellsten der Kriminellen und die armen Seelen, die eine verräterische Königin aus den Fängen ihres durchgeknallten Vaters und dessen ebenso verrückten Kumpanen zu befreien versuchten, bis sie dafür hintergangen wurden.
 

Von den anderen sah ich jedoch niemanden. Anscheinend wurden tatsächlich nur wir festgenommen. Die bösen Grauen Wächter.

Wenn ich Anora in die Finger bekomme…

Augenblicklich sah ich noch finsterer drein, als der besagte Kerkermeister vorbei kam.

„Wenn wir hier rauskommen, erwürge ich Anora.“

Der Blonde lachte belustigt und setzte sich neben mich. Zu meiner Verwunderung musste ich jetzt erst feststellen, das Alistair nichts weiter trug, außer einen einfachen Leinhose. Unzählige blaue Flecken und Blutergüsse waren überall auf seinen Körper und ließen wohl erahnen, dass er bereits in den „Genuss“ der tagtäglichen Folterungen des Fort Drakon gekommen war.

Ich wiederum war ebenso spärlich bekleidet wie mein Kamerad, lediglich ein großes Leinhemdchen trug ich noch zusätzlich. Unsere Rüstungen und Waffen waren einfach weg.

„Dürfte ich sie dabei vielleicht für dich festhalten? Oder sie ein wenig treten?“, witzelte Alistair, anscheinend unbeeindruckt von dem Schlamassel, in welchem wir stecken.
 

Ein Aufenthalt in Fort Drakon dauert eigentlich nie lange. Ein wenig Folter, ein bisschen Schlaf, kurz frische Luft und dann die Hinrichtung. Ich verweigere mich, hier meine Freizeit zu verbringen!

So schnell es mir möglich war, versuchte ich aufzustehen. Dabei kam ich mir ziemlich alt und schwach vor. Sämtliche Knochen taten mir weh, abgesehen von den Kopfschmerzen.

Unruhig strich ich über die schmerzende Beule auf meinem Kopf. Immerhin keine Platzwunde.

„Dann lass uns hier verschwinden“, murmelte ich grimmig und blickte skeptisch durch die Gitterstäbe. Der Geruch von Blut und sogar Urin drang mir plötzlich unwohl in die Nase.

Alistair stützte sich an einem der Gitterstäbe ab und besah sich nachdenklich den Kerkermeister, der sich gerade belustigt über seinen Schreibtisch beugte und irgendetwas zu lesen schien.

„Ich hoffe du hast einen Plan“, meinte er hoffnungsvoll.

Meine Pläne glänzen nicht unbedingt durch ihre fehlerfreie Durchsetzung, aber bis jetzt hat jeder meiner Pläne geklappt! Mehr oder weniger.

„Keine Sorge, ich habe einen.“, flüsterte ich leise und besah mir den Kerkermeister, der uns jetzt skeptisch musterte, nachdem ich laut gepfiffen hatte.

Als er auf uns zuging, nicht minder begeistert, sah ich eindringlich zu Alistair auf. „Wir machen einfach das, was wir am Besten können! Dunkle Brut spüren. Wenn er das hört, bekommt er es bestimmt mit der Angst zu tun, dann müssen wir raus! Du musst mir dabei helfen“

Alistair nickte nur noch knapp, dann stand bereits der Kerkermeister vor mir und sah mich gelangweilt durch die Gitterstäbe an. „Wenn du nicht blutest, ist es mir egal…“

Wirklich nett! Der ist bestimmt ganz vorne mit dabei wenn es darum geht, Menschen zu foltern und sich dann an ihrem Leid zu ergötzen.

So gut wie es mein schauspielerisches Talent darbot, sah ich mein Gegenüber nun voller Panik an und rüttelte heftig an den Gitterstäben.

„Ihr müsst mich hier raus lassen!“, rief ich alarmiert.

Der Shem lächelte mich nun geradezu spöttisch an. „Oh, wirklich? Das könnte amüsant werden. Sag, warum denn?“

Kurz musterte er mich ausgiebig, verharrte kurz auf meinen Beinen und an dem Leinhemdchen welches ich trug, nur um vermutlich etwas zu sehen, was sich unter besagtem Hemdchen verbarg.

Angewidert verzog ich gedanklich das Gesicht, drückte es jedoch angespannt an die Gitterstäbe. Der Plan geht vor!

„Es ist dunkle Brut in der Nähe! Ich kann sie spüren!“, rief ich hektisch und sah den Kerkermeister eindringlich an.

Sein Blick löste sich plötzlich von meinem Körper, als er mich verwirrt ansah. „Was? In Denerim?“

Endlich habe ich die Aufmerksamkeit bekommen, die ich wollte. Jetzt muss nur noch der Rest klappen.

Ernst sah ich zu ihm auf und nickte. „Lasst mich raus, sonst werden wir alle sterben!“

Die blanke Panik übermannte sein Gesicht, als er mich anblickte. Anscheinend muss er schon Bekanntschaft mit diesen Ungeheuern geschlossen haben, denn der Schweiß brach ihm aus, als er sich hektisch umsah. Anscheinend der Gefahr nun bewusst, das jeden Moment eines dieser Monster auftauchen könnte.

„Der Erbauer helfe uns!“, rief er angsterfüllt und suchte nervös nach dem Zellenschlüssel. Angespannt blickten Alistair und ich uns an. Jetzt muss es schnell gehen!

Als die Zellentür geöffnet wurde, zog Alistair den überraschten Mann herein und stieß ihn zu Boden, sofort setzte ich mich auf dessen Rücken und zog ihm angestrengt den Helm vom Kopf. Doch er wehrte sich wütend, hätte mich beinahe abgeworfen, wenn Alistair dem Mann nicht hart gegen den Schädel geschlagen hätte.

Sofort war Stille und ich sah angespannt zu dem bewusstlosen Mensch herunter. Dass sich meine Atmung beschleunigte hatte, war mir gar nicht bewusst.

„Das… wäre geschafft…“, sprach Alistair aus und blickte einmal aufmerksam umher. Nirgendwo war eine weitere Wache zu sehn.

Mühsam erhob ich mich und ging langsam zu Alistair. „Mir tut jeder verdammte Knochen weh… uns hier raus zu kämpfen, können wir vergessen“, schnaufte ich frustriert und strich mir eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht.

Er nickte kurz und verzog leicht das Gesicht, als er sich über seinen angeschwollenen Arm strich, der von Blutflecken geradezu übersät war. Besorgt ging ich zu Alistair und sah mir seinen Arm an.

„Verdammt, was haben sie denn nur mit dir angestellt?“, fragte ich bestürzt. Doch Alistair lächelte etwas gequält, als er den Arm wieder sinken ließ. „Auf einer Folterbank ohne Bewegungsfreiheit können sie so einiges anstellen. Aber ich stimme dir zu, kämpfen könnte ich auch nicht mehr.“

Unsicher sah ich zu ihm auf. Er zeigte seine Schmerzen nicht sonderlich, noch vor fast einem Jahr hätte Alistair bestimmt das ein oder andere Wort über sein Leid bekundet. Er ist…erwachsener geworden?
 

„Warum schaust du mich denn so an?“, fragte der Blonde belustigt, als ich aus meinen Gedanken hochschreckte.

„Ich hab nur nach nachgedacht. Damals, als wir uns zum ersten Mal trafen, und ich dich nicht mochte. Aber mittlerweile haben wir uns ganz schön verändert“

Alistair nickte und ging nun zum Schreibtisch des Kerkermeisters, der nach wie vor sein Nickerchen hielt, und durchsuchte alles schnell. „Nur die Probleme sind die gleich geblieben, nicht wahr?“

Ich stellte mich neben ihn und machte dich an dem Schloss einer Truhe zu schaffen, die unmittelbar neben dem Tisch stand. Überrascht musste ich feststellen, dass sie nicht verschlossen war, also blickte ich hinein.

„Schau mal, Alistair! All unsere Sachen“, jubelte ich freudig und holte sofort meine Schuhe heraus. Sofort tat er es mir gleich und wir fingen an, uns zügig umzuziehen.

Als wir fertig waren, betrachtete ich meine Dolche. Sollte es dennoch zum Kampf kommen, werden wir hier drinnen höchst wahrscheinlich sterben.

Und das wollte ich überhaupt nicht! So weit sind wir schließlich gekommen, haben gegen Werwölfe und dunkle Brut gekämpft, haben den Zwergen einen neuen König gegeben und so vieles mehr. Und jetzt sollen wir sterben, weil die blöde Anora uns in den Rücken gefallen ist?!

Das wird sie büßen.
 

Alistair sah meinen entschlossen Blick und legte seine Hand auf meine Schultern. „Komm, wir werden sehen, wie weit wir kommen werden“, sprach er ruhig.

Nickend sah ich zu ihm auf und lächelte schwach. „Wir finden schon einen Ausweg, das haben wir doch immer geschafft, oder?“

Alistair lachte und lief die Treppen hinauf. „Ja, natürlich. Ich bezweifele auch nicht, dass wir es diesmal nicht schaffen werden“

Ich musterte Alistairs Rücken und grübelte kurz. Anora hat das höchst wahrscheinlich so geplant. Sie wird gewusst haben, das Alistair ein Grauer Wächter ist und von ihrem Vater gesucht wird. Perfekt ,dass Alistair und ich hier landen. So steht niemand mehr ihrer Krone im Weg.
 

Wir gelangten nun in einen Gang, doch nirgendwo war bis jetzt jemand zu sehen. Zum Glück, wohlgemerkt. Der Alarm, der dann ausgelöst wird, lässt mich jetzt schon schwanken. Dann haben wir wirkliche eine kleine Armee gegen uns.

Augenblicklich jedoch waren Stimmen zu vernehmen, mein Herz machte einen Aussetzer und sofort brach mir der Schweiß aus. Was denn jetzt? Kommt jetzt doch die Armee?!

Alistair zog mich fieberhaft in ein nahegelegenes Zimmer und schloss schnell die Tür hinter sich. Angespannt lauschte ich, als die lachenden Männer einfach an der Tür vorbei gingen, bis ihre Stimmen wieder verklungen waren.

Erleichtert atmete ich laut auf und rutschte an der Tür herunter, streckte alle Viere von mir und bemerkte mal wieder meinen schmerzenden Körper. Zudem schlug mir mein Herz bis zum Hals. Das war verdammt knapp!

„Ich dachte schon, wir würden auffliegen“, sprach ich besorgt, doch Alistair schritt auf einmal an mir vorbei und sah sich aufmerksam in dem Raum um. „Wir sind in einer Waffenkammer gelandet, Kallian. Dort sind sogar Rüstungen!“

Alistair besah sie sich konzentriert, während ich mich erhob und zu ihm eilte. Tatsächlich waren dort die Rüstungen, die bereits der Kerkermeister trug.

Sogleich sahen wir beide uns an, als wäre uns derselbe Geistesblitz geschickt worden. Natürlich!

Vielsagend grinste ich meinen Kameraden an, der das Grinsen ebenso erwiderte. „Jetzt haben wir wirklich eine Möglichkeit, hier raus zukommen! Und das nicht nur stückchenweise.“

Sofort zogen wir beide uns wieder um. Die Rüstungen der Wachleute hier war sogar noch unbequemer, als die von Arl Howe und seiner Bewacher.

Ständig verrutschte mir der Helm und ich war drauf und dran, einfach umzufallen und liegen zu bleiben. Es ist verdammt schwer, da sein Gleichgewicht zu behalten und nicht rum zu eiern wie eine Ente!

Alistair stütze mich so gut es ging. „Komm schon, Kallian. Du musst versuchen durchzuhalten, danach musst du nie wieder so eine Rüstung anziehen.“

Müde lehnte ich mich gegen Alistair und zog mein Visier wieder hoch und sah skeptisch zu ihm. „Sag niemals nie. Und jetzt auf… suchen wir uns einen Weg hier raus“

Der Blonde lächelte nickend und gemeinsam verließen wir die Waffenkammer. Etwas angespannt blickte ich mich trotzdem um und biss mir auf die Lippen. Hoffentlich erkennt uns niemand!
 

Gespannt gingen wir nun wieder den Gang entlang, meine Nerven erneut zum Bersten gespannt. Leicht nervös schielte ich zu Alistair, der sich ebenfalls unsicher umsah und seine Hand vorsichtshalber auf seinem Schwertgriff ließ.

Und nach wenigen Minuten kam uns tatsächlich einer der Wachmänner entgegen. Hart schluckte ich und starrte stur geradeaus, doch er ging geradewegs an uns vorbei und nahm keinerlei Notiz von uns.

Kurz blieb ich stehen und starrte dem Mann nach, nur um sicher zu gehen, dass er nicht doch noch Verstärkung rief. Aber es passierte nichts.

Ein Stein fiel mir vom Herz und ich sah glücklich zu Alistair auf. „Es funktioniert“, flüsterte ich und er nickte ebenso froh.

Eilig liefen wir den Gang weiter, bis wir in eine kleine Vorhalle kamen. Links und rechts konnte ich Männer erkennen, die gerade Karten spielten oder miteinander sprachen.

Und genau vor der Tür, die höchstwahrscheinlich in unsere Freiheit führt, sahen wir zwei weitere Wachmänner.

„Ich habe die Rüstung erst einen Monat und schon ist sie mir zu klein. Ich darf nicht mehr so viele Kekse essen“, sprach einer der beiden missmutig, worauf hin ich beinahe lachen musste.

Das kam mir bekannt vor. Leider.

Alistair beugte sich leicht zu mir herunter. „Ich glaube dort können wir lang, das muss einfach der Ausgang sein“, flüsterte er.

Sofort nickte ich aufgeregt. „Dann schnell! Ehe dieser Shem in unserer Zelle aufwacht und noch Alarm ruft. Dann stecken wir wirklich im Schlamassel.“

Eilig ging ich auf die Tür zu, dicht gefolgt von Alistair, beinahe wäre ich endlich an diesen Wachen vorbei, als unser anfängliches Glück je zu Fall gebracht wurde.

„Wie lautet die Parole?`“, fragte der Wachmann mit dem Bart gelangweilt und sah uns auch so dementsprechend an.

Ruckartig blieben Alistair und ich stehen und sahen verdattert zu dem Mensch. Hier gibt es eine Parole? Was für eine Parole?! Ich will doch nur endlich hier weg, Erbauer!

Abwartend blickte er mich an, während ich gerade zu stocksteif wurde. Ich muss etwas sagen, irgendwas! Sonst fliegen wir hier noch auf, verdammt!

„Sesam öffne dich?“, poltere es nervös aus mir raus.

Der Mann mit dem Bart schüttelte seufzend den Kopf. „Ah, das ist wirklich anstrengend“

Nun meldete sich auch derjenige genervt zu Wort, der zu viele Kekse gegessen hatte. „Verdammte Rekrutenfrischlinge! Ohne Parole kommt ihr hier nicht durch!“

Verlegen lächelnd wich ich zurück. „Oh... eh... ja... natürlich. Moment!“ Eilig ging ich mit Alistair wieder zurück in den Gang, aus welchem wir gekommen waren und blickte überfordert drein.

„Wir sind erledigt.“, murmelte ich unsicher. Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden die hier bemerken, dass wir nicht dazu gehören.

„Es muss doch noch irgendeinen Weg hier raus geben. Vielleicht belauschen wir die anderen Rekruten nach dem Passwort.“, riet Alistair verzweifelt und raufte sich die Haare.

Plötzlich wurde die Tür neben uns aufgerissen und ein übel gelaunt blickender Shem kam auf uns zu. Als er uns bemerkte, musterte er uns abschätzend.

Ich war kurz davor, einfach umzukippen.

„Wer seid ihr? Ah, ihr müsst die Rekruten sein, die wir erwartet haben. Ihr seid zu spät. Der Rest eurer Patrouille ist im Lagerraum. Findet sie und macht euch bereit für die Inspektion.“

Dann ging er wieder in den Raum hinein, knallte die Tür zu und ließ uns betölpelt stehen.

„Hat er gerade…?“, fragte ich unsicher nach, doch Alistair nickte mir zu. „Das ist unsere Chance. Lass sie uns nicht verstreichen!“

Eilig liefen wir beide los und suchten erst einmal hektisch nach besagtem Lagerraum. Hätten die hier den nicht irgendwo einen Plan aushängen können, damit man sich nicht ständig verläuft?!
 

„Im Alleingang in die am schwersten bewachte Festung in ganz Ferelden eindringen. Was für ein Spaß!“, rief Oghren neben mir begeistert, als wir zusammen den Gefängnisturm Fort Drakon betraten.

Ein leichtes Grinsen erschien auf meinen Lippen. „Da fühlt man sich richtig lebendig, nicht wahr? Einbruch und illegales Eindringen“

Der Zwerg blickte zu mir auf und zog seine Hose grob höher. „Nur diese verdammte Gauklerhose verdirbt mir den Spaß! Ich werde noch mit runtergelassener Hose dastehen!“, fing er nun doch etwas verstimmter an.

Süffisant grinsend strich ich durch mein Haar, als Oghren nun schimpfend durch das große Tor ging und dabei beinahe über seine runterrutschende Hose gestolpert wäre. „Der Spaß, mein trinkfester Zwerg, beginnt wenn mein Plan erst so richtig ins Rollen kommt. Und er rollt bereits geradeaus ins Ziel“

Oghren schnaufte einmal schwer und sah zu den Wachen, die ihnen bereits skeptische Blicke zuwarfen, während ich jeden von ihnen freundlich anlächelte. Diese Idioten…

Im Grunde genommen sind wir die beiden Idioten, wie ich schwermütig zugeben muss. Nur dieser stinkende Zwerg und ich sind hier, um Kallian und Alistair zu retten. Die anderen wollten mitkommen, wurden jedoch von diesem Arl Eamon davon abgehalten. Zu große politische Spannungen, meinte er.

Meine Spannung jedoch war die ganze Zeit in meiner Hand, als mein Blick immer wieder auf Königin Anora fiel, während sie von dem dramatischen Zwischenfall erzählte, in denen Kallian und der Bastardprinz gefangen genommen worden waren.

Sie flehte bei diesem Arl darum, ihr Zuflucht zu gewähren, während ich kurz davor war, ihr einfach die Kehle aufzuschlitzen. Sie zeigte kein Bedauern, Dankbarkeit oder jegliches Interesse daran, den beiden Hilfe zukommen zu lassen.

Immerhin ist sie ja die große Königin über dieses stinkenden Hundelandes und verdankt Kallian ihre Freiheit, die sie wiederum einfach im Stich ließ und sogar beschuldigte, sie entführt zu haben.
 

Nur mit Mühe konnte ich meinen Dolche senken und meine Mordlust zügeln. Dieses aristokratische Pack scheint überall gleich zu sein.

Aber wir brauchen Anora… sonst war alles umsonst. Ich wusste es nur zu gut.

Kallian jedoch gehen zu lassen war nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Diese Ser Cauthrien verschonte uns alle, beharrte jedoch darauf die Grauen Wächter in seine Gewahrsam zu nehmen. Es wäre blanker Selbstmord gewesen, wenn wir uns gegen ihn gestellt hätten, immerhin waren wir stark in der Unterzahl.

Deswegen musste ein Plan her. Ein lächerlich einfacher Plan, der mir dann auch recht schnell eingefallen war, genial wie ich nun mal bin.

Verkleidet in die Festung eindringen und den Rotschopf samt Bastardprinz retten. Und die Verkleidung fand ich in Arl Eamons Schloss, denn dort gab es edle Kleidung zuhauf.

Allerdings wollte niemand bei meinem Plan mitmachen. Es herrschten… leise Zweifel. Nett ausgedrückt. Zu zweit in Fort Drakon eindringen, die beiden auch noch retten und dann unbeschadet aus dem Gefängnisturm zu entkommen, schien ihn allen zu unwahrscheinlich.

Doch ich ließ mich davon natürlich nicht abbringen. Schließlich stimmte Oghren zu, als er gerade seinen Bierkrug leer getrunken hatte.

Ob er wirklich in dem Moment wusste, wozu er gerade gestimmt hatte, bezweifele ich stark. Aber ich will mich nicht beschweren… wozu auch?

Der Plan würde so oder so funktionieren. Dann wäre sie wieder bei mir und ich kann mir erst mal ihre Schimpftriaden anhören, danach werden wir heißen –
 

„Und was stellt ihr dar?“, fragte plötzlich einer der beiden Männer argwöhnisch, die eine Tür bewachten, die vermutlich mitten in das Gefängnis führte und mich geradewegs zu den beiden bringen wird.

Siegessicher grinste ich. Der Spaß fängt nun an. Seit jener Zeit bei den Krähen war ich nicht mehr in verschiedene Rollen geschlüpft, um mein Opfer zu täuschen.
 

„Wir, Ser, sind Artisten vom Stadtzirkus aus Antiva. Die berühmten Brüder Broma! Ihr habt sicher schon von uns gehört?“, schwärmte ich dem Wachmann vor und verneigte mich kurz.

Die beiden Männer sahen sich kurz kritisch an, dann blickten sie mit hochgezogener Augenbraue auf Oghren, der sich ungehalten am Hintern kratzte. „Ihr seht nicht wie Brüder aus“

Gespielt geschockt sah ich zu den Beiden und weitete entsetzt die Augen. „Wie könnt ihr das nur sagen? Stimmt etwas mit euren Augen nicht? Seht uns nur an! Wir sind Zwillinge! Natürlich keine eineiigen, dennoch Zwillinge“, sprach ich vorwurfsvoll und blickte nun beleidigt drein.

Oghren grinste dreckig. „Ich bin der gut Aussehende“

Ein genervtes Seufzen folgte. „Also gut. Und was macht ihr hier?“

Der Zwerg zog seine Hose nochmals hoch und stemmte selbstsicher die Hände in die Seiten. „Wir sind natürlich Komödianten. Teryn Loghain hat uns angeheuert. Er meinte, die Moral hier wäre niedrig“

Sofort nickte ich und sah die beiden Wachen fest an. „Und so wie ihr dreinblickt, würde ich sagen, er hat Recht“

Eine der beiden Wache massierte sich kurz frustriert die Nasenwurzel. „In Ordnung. Wartet hier, ich hole den Hauptmann!“ Dann verschwand er, während ich mich mit Oghren auf eine kleine Holzbank setze und sehnsüchtig darauf wartete, endlich eintreten zu können.

Zufrieden grinste ich, als ich mir Punkt eins meines Planes schon mal mit einem großen Häkchen belohnte.

„Na, also. War doch gar nicht so schwer“, flüsterte ich dem Zwerg zu, der erneut schnaubend an seiner Hose herum zog. „Ihr habt gut reden, Elf! Diese Gauklerhosen rutschen mir die ganze Zeit peinlich weit nach unten!“

Ein Grinsen huschte über meine Lippen, doch nicht lange, denn der Hauptmann kam mit deutlich verstimmter Miene auf uns zu.

Tz, er könnte ein härterer Brocken werden als die zwei Schwachköpfe eben.

„Also gut, was geht hier vor?“, wollte er auch sofort in einem barschen Befehlston wissen. Gerade als ich ihm von meinen Talent erzählen wollte, die Wand hinaufzuklettern, ohne runter zu fallen, meldete sich Oghren prompt zu Wort.

„Mein Partner und ich sind Artisten. Der Regent hat uns bestellt, wegen der schlechten Truppenmoral.“, plauderte der Zwerg hochmütig, vermutlich noch beflügelt von seinem letzten Auftritt.

Abschätzend sah uns der Hauptmann an. „Ihr seid also Artisten. Was führt ihr denn auf?“

Im selben Moment fiel Oghrens Wortgewandtheit in sich zusammen wie ein Kartenhaus und er fing an zu stammeln. „Vorführen? Eh... hm... Der Elf jongliert mit Schwertern, während ich… ich…“

Schnell ging ich dazwischen, als ich augenblicklich spürte, wie die Situation kurz davor war zu kippen. Ein Fehler, und wir landen noch im selben Gefängnis wie die Wächter.

„Er führt den traditionellen Todestanz der Zwerge vor. Er zündet seine Hose an… ein großartiges Spektakel!“, sprach ich hastig und grinste. Kurzzeitig rann mir der Schweiß, als der Wachmann mehr als misstrauisch zu uns sah und dann schließlich prüfend zu Oghren.

„Ihr dürft auftreten, aber nur wenn der Zwerg seine Hose anbehält und das ist nicht verhandelbar“ Damit drehte sich der Mensch einfach um und ging nun in die große Halle, wo sich weitere dutzende Wachen aufhielten.

Erheitert schielte ich zu Oghren, der jedoch nur ungehalten vor sich hin brummte. „Und wie soll’s jetzt eigentlich jetzt weitergehen? Sehr viel weiter werden wir nicht kommen, verdammte Nug!“

Gelangweilt winkte ich ab und betrat nun die große Halle. „Zevran findet immer einen Weg…“
 

„Ihr glaubt also für euren ersten Patrouillengang bereit zu sein, was?“

Frustriert schob ich meinen Helm wieder etwas hoch, als er mir erneut hinunter gerutscht war und das Blickfeld auf den garstigen Hauptmann fiel, der uns vier prüfend anblickte.

Alistair und ich hatten tatsächlich den besagten Lagerraum gefunden und diese zwei Kerle dazu, die gerade eben noch rumprahlten, wer von ihnen nun das schöner polierte Schwert besaß. Zwar wollte ich dezent fragen, wie nun diese ominöse Parole lautet, doch niemand wollte etwas sagen.

Also muss ich jetzt mit Alistair bei dieser verdammten Inspektion antreten. Das kann nur schief laufen, ich weiß es!

„Nicht wirklich“, murrte ich daher leise vor mich hin und biss mir nervös auf die Lippen. Es war einfach zum Haare rausreißen, alles nur wegen dieser hochnäsigen Frau mit Krone!

Plötzlich stand der Hauptmann dicht vor mir, sodass ich vor Schreck zurück wich. Sein Blick war unbarmherzig und ließ mich schwer schlucken.

Nun sind wir enttarnt!

„Seid Ihr etwa ein Hofnarr? Wenn ich eine Frage stelle, ist die einzige korrekte Antwort: Jawohl!“, donnerte er mir entgegen und löste augenblicklich die Starre in meinen Körper.

Das ist alles was er will? Sofort rief ich ihm ein lautes „Jawohl!“ entgegen und stand stramm da, mit festem Blick und so laut hämmerndem Herzen, dass ich sicher war, er würde es hören.

„Das wollte ich hören“, sprach der Hauptmann nun etwas milder, musterte jetzt jeden Einzelnen von uns aufmerksam.

Gleich darauf sah er zu einen der Kerle, die wir im Lagerraum aufgesammelt hatten und musterte ihn kritisch. „Hey, Ihr da! Steht gefälligst stramm! Soldaten der königlichen Armee stehen niemals in gebückter Haltung!“

Der Angekeifte versuchte umgehend die Forderung des Hauptmannes nach zu kommen und stand kerzengerade da. „Jawohl!“, rief er laut.

Sofort war der andere der Beiden nun an der Reihe. „Und Ihr! Nicht herum zappeln! Gezappelt wird in der Freizeit!“

„Jawohl, vielen Dank!“, rief der Shem und wagte es vor lauter Spannung in seinem Körper gar nicht mehr zu atmen.

„Arschkriecher“, zischte der Kerl neben Alistair und ich kam nicht umhin, kurz zu grinsen. Irgendwie hat er durchaus recht.

Gerade wollte ich erleichtert aufatmen, als sich der Hauptmann kurz umgedreht hatte, da plötzlich starrte er gebannt auf Alistair. Ein Schauer jagte über meinen Rücken. Was kommt denn jetzt noch?!

„Hey, Ihr da, Blonder! Was ist das Einzige, ohne das ein Soldat niemals auskommt?“, fragte er lauernd an Alistair gerichtet.

Dieser schluckte einmal schwer und schielte dann unsicher zu mir. „Was soll ich ihm sagen?“

Nervös starrte ich die gegenüber liegende Wand an und überlegte angestrengt. Woher soll ich das denn wissen?! Eine Rüstung, ein Schwert, ein Schild… oder doch nur ein Paar trockener Socken?!

Vermutlich wird es wieder irgendetwas Hochtrabendes sein, Schwert wäre bestimmt zu einfach. Aber was sollte es sonst sein? Meint er vielleicht auch seinen Sold? Ohne Sold kann ein Soldat schließlich nicht leben… Argh!

Beim Erbauer, ich weiß es nicht!

Der Blick des Hauptmannes wurde finsterer und damit augenblicklich auch meine Hoffnung, hier noch raus zu kommen.

Komm schon, Kallian! Lass dir schnell was einfallen!

„Sag… sag… Disziplinen“, flüsterte ich hektisch an Alistair gerichtet und starrte unwohl zu Boden, damit rechnend gleich am Galgen zu hängen.

Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Hauptmannes. „Ihr seid gar nicht so dumm, wie ihr ausseht! Ich erwarte euch alle bei Dämmerung zurück. Und nun geht, möge der Erbauer mit euch sein!“, meinte er unwirsch und drehte uns nun den Rücken zu.
 

Die zwei Kerle atmeten erleichtert aus, doch Alistair und mir ist gerade ein tonnenschwerer Stein vom Herzen gefallen. Wir haben es tatsächlich geschafft… unglaublich.

Ich sah zu Alistair auf, der meinen Blick mit ebenso viel Ungläubigkeit erwiderte wie ich seinen. „Lass uns gehen“, wisperte ich ihm zu und folgte sofort den Männern, die sich bereits vor der Tür mit den Wachen positioniert hatten und dümmlich grinsten.

„Woher wusstest du eigentlich die richtige Antwort?“, fragte mich Alistair leise, während die beiden Männer die Parole sprachen.

Ich biss mir unwohl auf meiner Lippe und starrte zur Tür die augenblicklich geöffnete wurde. „Ich habe geraten, das war das einzige logische, das mir noch eingefallen war. Abgesehen von trockenen Socken“

Alistair schmunzelte kurz. „Ich hätte auch auf die trockenen Socken getippt. Weißt du, wie schnell man sich mit nassen Socken erkältet? Der Tod für jeden, nicht nur für Soldaten.“
 

Ich betrat mit den Männern die gewaltige Halle, wo sich ebenfalls dutzende von Soldaten aufhielten und anscheinend irgendwelche Erledigungen taten, oder sich einfach nur kurz ausruhten.

Aufmerksam ließ ich meinen Blick schweifen, bis mich plötzlich jemand fluchend anrempelte. Verwirrt blickte ich auf einen rothaarigen Zwerg, der seine edel aussehende Hose immer wieder hoch zog und einem blonden Elfen folgte, der zielsicher weiter ging.

Sofort entglitt mir mein Gesicht und ich starrte ihnen nach. Das… das…

„Oghren?“, fragte nun auch Alistair irritiert, als ich stehenblieb und die beiden komischen wirkenden Gestalten nachsah.

Der Angesprochene blieb stehen und blickte uns argwöhnisch an. „So heiß ich, du stickender Nug!“, meinte er knapp und sah eindeutig wieder beschwipst aus.

Kein anderer als Zevran drehte sich nun skeptisch um und sah zu dem Zwerg, der Alistair mit einer Spur Ungeduld anblickte. „Beeilung, Oghren“

Sind die beiden etwa hier… um uns zu befreien? Aus das am schwersten bewachte Gefängnis in ganz Ferelden??

„Zev“, entwich es mir leise und ich nahm den Helm von meinem Kopf, der meine spitzen Elfenohren gut verdeckt hatte. Der Angesprochene bekam tatsächlich kurz große Augen und einen fast fassungslosen Gesichtsausdruck.

Wenn die Lage nicht immer noch lebensbedrohlich wäre, hätte ich wohl jetzt laut losgelacht. Dieser Anblick war einmalig.

Hastig setzte ich mir meinen Helm wieder auf, als ich die ersten Blicke in meinem Rücken spürte. Wir müssen hier sofort raus!

„Komm mit!“, riet Alistair dem komischen Gespann, die kurz darauf zu uns aufschlossen. Ruhig und ohne Aufsehen zu erregen, verließen wir schließlich Fort Drakon.

Und das in einem Stück.
 

Schnell hatten wir uns von den beiden Idioten losgelöst und warteten nun erst einmal in einer kleinen Seitengasse. Doch weitere Wachen kamen nicht, um nach uns zu suchen.

Hastig nahm ich meinen Helm ab und schleuderte ihn zu Boden. Endlich bekam ich wieder richtig Luft zum Atmen! Fahrig fuhr ich durch mein kurzes Haar und leckte über meine trockenen Lippen.

Wir haben es tatsächlich geschafft und sind entkommen! Das hat bis jetzt noch nie jemand bewerkstelligt!

Dann sah ich entschlossen zu Zevran, der meinen Blick ohne Scheu gelassen erwiderte. Mit großen Schritten war ich schnell bei ihm angelangt. Kurz vor ihm blieb ich stehen, spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht und ich die Schmetterlinge im Bauch, als ich in diese goldenen Augen blickte.

Verdammt! Dieser verdammte, eingebildete Idiot!

Sofort drückte ich mich eng an ihn, schlang meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn so stürmisch wie noch nie. Sein bekannter Ledergeruch ließ mich aufseufzen, ebenso seine Hände, die sich in mein Haar gekrallt hatten, als er den Kuss ebenso stürmisch erwiderte.

Erst als die Luft langsam knapp wurde, löste ich mich widerwillig von Zevran und lehnte mich gegen ihn, mit leicht geschlossenen Augen und atmete hörbar ein. „Du Idiot“, nuschelte ich erschöpft, als er gelassen durch mein Haar strich.

„Oh, ich merke schon – du hast mich vermisst“, sprach er amüsiert und ich musste ergeben grinsen. War das so offensichtlich? Verdammt… mal wieder.

„Warum habt ihr versucht, uns zu retten? Das ist doch… selbstmörderisch!“, warf ich beiden nun vor und blickte jetzt auch anklagend zu Oghren, der nur gelassen mit den Schultern zuckte.

„Ach, Ihr wisst schon. Die Langeweile… und der Alkohol…“, plauderte er ungetrübt, wodurch ich innerlich seufzte. Also kam er aus Langeweile? Immerhin ist er ehrlich.

„Und wir brauchen unsere Anführerin zurück! Diese Dämonen gleiche Hexe hat im ganzen Anwesen nur gekeift und sich aufgeregt, seit ihr weg wart. Die Sumpfhexe geht mir gewaltig auf die Eier!“, fügte der Zwerg nun noch hinzu.

Überrascht sah ich zu Oghren. Also war es doch nicht nur aus Langeweile, sondern auch weil ihn Morrigan zur Weißglut treibt? Wie schmeichelhaft…
 

Auf einmal spürte ich Zev’s warmen Atem an meinem Ohr. „Geht es dir auch gut? Du siehst ziemlich mitgenommen aus“

Seine Stimme hinterließ erneut eine Gänsehaut auf meiner Haut, doch ich versuchte es zu unterdrücken. „Uns geht’s gut. Wir müssen nun so schnell wie möglich zu Anora.“

Leicht widerwillig löste ich mich von Zevran und sah zu Alistair, der tatsächlich etwas rot geworden war. „Eh, ja, der Meinung bin ich auch.“

Sofort schritt er los, Oghren folgte ihm grölend. Eine Windböe kam auf und wirbelte mir mein Haar durcheinander, als ob es nicht schon wüst genug war. Lediglich Zevrans Haar blieb die Perfektion selbst. Genau wie dessen Besitzer.
 

Wir kamen noch vor Anbruch der Nacht im Anwesen des Arls an, ohne dass uns irgendeine der Stadtwachen gesehen oder angesprochen hatte.

Auf den Weg hier hin, habe ich mir etwas überlegt. Vielleicht wäre es gar nicht so gut, Anora zum Feind zu haben. Wenn ich mich bei ihr einschmeichle und sie sich öffentlich gegen Loghain stellt, gewinnen wir bestimmt beim Landthing.

Dann wird Alistair König und Anora guckt dumm drein. Welch köstlicher Anblick!

Aber das war nun mein neuer Plan… und ich würde ihn umsetzten. Etwas anderes hat dieses Miststück nicht verdient!

Ein fast schon gehässiges Grinsen trat auf mein Gesicht. Anora will unbedingt an der Macht bleiben wollen, doch ich bin mir sicher, dass Blut nun mal dicker ist als Wasser. Ferelden will einen König aus der Theirin-Blutlinie.

Alles ist auf jeden Fall besser, als dieses hinterhältige und verräterische Miststück. Das steht fest.
 

Die Wachen vor dem Anwesen des Arls sahen uns und riefen sofort aufgeregt nach dem Arl, während uns selbstverständlich das große Tor geöffnet wurde.

Kaum waren wir drinnen angekommen, sah ich wie die ganzen Bediensteten aufgeregt herum rannten. Doch zu den Bediensteten gesellten sich schnell Leliana und Elissa.

„Alistair!“, schrie die junge Cousland und rannte sofort auf ihn zu. Ohne auf ihre Mitmenschen zu achten, warf sie sich in Alistairs Arme und drückte sich eng an ihn, während bereits die ersten erleichterten Tränchen bei ihr flossen.

„Geht es dir gut? Was ist passiert?“, fragte sie besorgt und sah ihn an. Doch der Blonde lächelte verschwitzt und drückte sie eng an sich. „Alles in Ordnung… beruhige dich doch“

„Du hast gut reden! Wir wollten schon eine Armee mobilisieren und einfach Fort Drakon stürmen, um euch zu retten!“, warf das junge Mädchen nun entschlossen ein.

„Wir haben es ja selbst geschafft“, sprach Alistair beruhigend und hob nun Elissas Kinn an, als die gerade protestieren wollte. Ohne Widerwillen ließ sie sich jedoch von ihm küssen.

„Kallian, alles in Ordnung?“, fragte Leliana bestürzt, als sie mich in eine Umarmung zog. Überrascht schnappte ich erst mal nach Luft. „Alles ist gut!“

Die Bardin musterte mich kritisch, während ich perplex drein sah. Die anderen kamen nun auch herbei geeilt, sogar Sten und Morrigan.

Ehe ich jedoch die anderen begrüßen konnte, wurde ich zu Boden gerissen und die Luft aus meinen Lungen gequetscht. Hasso lag glücklich bellend auf mir und leckte mir über das Gesicht, während sein schlechter Atem Übelkeit in mir auslöste.

Keine gute Idee auf leeren Magen!

„Kusch, Kusch!“, rief Leliana erschrocken und schaffte es tatsächlich, den beleidigten Hasso von mir runter zu bewegen. Grummelnd lag ich auf dem Boden und wischte mir den Hundesabber aus dem Gesicht. „Beim Erbauer… endlich bin ich wieder daheim!“

Lachend ließ ich mir von Leliana hoch helfen, die ebenfalls kurz lachte. Die anderen begrüßten mich und Alistair ebenfalls herzlich und waren mehr als erleichtert, dass uns nichts weiter geschehen war.
 

Doch nach wie vor herrschte große Skepsis, als wir den anderen davon erzählten, wie Oghren und Zevran uns gerettet hatten. Das die beiden ein so gutes Team abgeben würden, war mehr als zweifelhaft. Ebenso ihr skurriler Plan.

„Erstaunlich. Dass ich das noch erleben darf.“, sprach Wynne amüsiert lächelnd zu dem Zwerg, der skeptisch drein blickte. „Was? Ich habe die ganze praktisch allein geschaukelt! Der Elf stand nur rum, beim Donnerkiesel!“

„Alistair und Kallian. Es ist gut, euch beide noch in einem Stück zu sehen!“, rief nun auch Arl Eamon, als er auf uns zugeeilt kam. Die anderen wichen leicht zur Seite, als der Arl nun vor uns stand.

„Wir hatten alle schon die Befürchtung gehegt, euch nicht wieder zu sehen. Doch es wäre prekär gewesen, wenn ich mich eingemischt hätte.“, entschuldigte sich Eamon.

Es ist so einiges prekär, zum Beispiel wenn ich schlecht gelaunt bin. Das uns ein Adliger Hilfe schicken würde, wäre sowieso der Witz des Jahrhunderts. Darauf habe ich mich von Anfang an nicht verlassen.

Gelassen blickte ich nun zu dem alten Shem auf und nickte leicht. „Verständlich. Ich würde mich jetzt gerne zurückziehen.“

Ohne weiteres abzuwarten ging ich an ihm vorbei und sah noch kurz zu dem Rest meiner Gefährten. „Zum Abendessen bin ich wieder da!“

Eilig ging ich mein Zimmer und begann sofort, mich auszuziehen. Dieser widerliche Geruch von Fort Drakon ist noch immer in meiner Nase! Jetzt helfen nur noch ein schönes heißes Bad und ein leckes Essen, danach ins Bett.
 

„Oho, sehr gut. Ich komme zur rechten Zeit“

Ich blickte zur Tür und sah Zevran, der grinsend mein Zimmer betrat und nun geschmeidig wie eine Katze auf mich zuging. Hastig warf ich das letzte Rüstungsteil scheppernd zu Boden und blickte grummelnd zu Zevran auf, der mich belustigt anblickte.

„Ich wollte jetzt eigentlich baden gehen. Ich stinke, falls dir das entgangen sein sollte“

„Ah, ich dachte schon, das ist dieser typische fereldische Duft, der hier jeden in diesem Hundeland umgibt“

Grimmig sah ich drein. „Das ist der Duft der Freiheit, wenn du so willst. Dafür muss man hart kämpfen“ Dann lächelte ich etwas und sah zu Zev, der meinen nackten Körper musterte. „Danke, dass du gekommen bist. Das hätte ich nie gedacht…“, gab ich ehrlich zu.

Nun sah mich Zevran beinahe entsetzt an. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Das hast du doch nicht wirklich von mir gedacht!“

Ich musste kurz lachen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe so einiges von dir gedacht… Zevran“

Sein Gesichtsausdruck wurde nun plötzlich ernster. „Denkst du etwa, ich lasse dich in diesem Gefängnis einfach so verrotten? Das kommt überhaupt nicht in Frage! Wer soll dann bitte die Welt vor der Verderbnis retten? Alistair?“

Schmunzelnd sah ich in sein nun süffisant grinsendes Gesicht. „Trotzdem, danke.“ Ich hauchte ihm einen Kuss auf seine Nase und lächelte sacht. „Ich… hoffe nur… du lässt mich nicht… ehm…“ Unwohl biss ich mir auf die Lippen, als ich mir ins Gedächtnis rief, wie Zevran mich auf offener Straße vor den Kopf stieß und mich fortjagte. Natürlich alles nur, um mich wohl vor Taliesin zu schützen. Trotzdem hätte er ja zwinkern können, oder so!

Aber nein, ich muss ja in das Anwesen zurück rennen und mir die Augen raus heulen. Dabei spielte Zevran lediglich eine Rolle, die er meisterhaft beendete, als er Taliesin tötete.
 

Ohne Vorwarnung nahm er plötzlich meinen Kopf in seine Hände und brachte mich so dazu, ihn wieder anzusehen. Verdutzt sah ich in sein Gesicht, das diesmal keinen Spott oder dergleichen zeigte. Eigentlich zeigte sein Gesicht gar keine Emotion.

„Es musste sein, sonst hättest du deine Rolle niemals so vortrefflich gespielt wie zu der Zeit“

Grummelnd sah ich ihn nun an. „Das… war trotzdem nicht richtig! Ich hab gedacht, du hast mich von Anfang an nur betrogen und belogen! Und dann tauchst du auch noch mit Talisien auf. Ich dachte schon, das ist also der Lohn für meine Arbeit die ich in dich gesteckt habe!“

Zevran lachte laut auf, was mich überrascht zusammen zucken ließ. Ich habe ihn selten so offen lachen gehört. „Du hast Arbeit in mich gesteckt? Wohl eher umgekehrt“, korrigierte er amüsiert und beugte sich zu mir herab.

Hastig drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah bockig die Wand an. „Ich verlange eine Entschädigung! Und zwar eine sehr… zufriedenstellende“

Ein augenblicklich verruchtes Grinsen entstand auf Zev’s Gesicht und ließ mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Er legte seine Hände auf meine Hüfte und zog mich schwungvoll an sich. Sein Becken rieb sich leicht an meins, was mir den ersten verräterischen Seufzer entlockte.

„Dann komm… wir nehmen ein Bad. Dann gebe ich dir eine Massage… die, die man nur in einem Bordell in Antiva lernt“, flüsterte er mit tiefer Stimme in mein Ohr und brachte mich so erneut zum Zusammenzucken.

Eleneder… Elf.
 

Kurz darauf ließ ich mich laut seufzend in den breiten Zuber nieder, der bis zum Rand mit warmen Wasser gefüllt war. Die Bediensteten hatten bereits das warme Wasser vorbeireitet, anscheinend war heute Waschtag für Adlige – oder Geflüchtete. Mir allerlei.

Zevran kam ebenfalls und ließ mir fast wieder das Blut in den Kopf steigen. Kam es mir nur so vor, oder sah er immer verdammt unverschämt gut aus?!

Dieser durchtrainierter Körper, dieses wunderschöne weiche und seidige Haar, die braun gebrannte Haut…

Argh!

Grummelnd tauchte ich mein Gesicht zur Hälfte ins Wasser und sah Zevran dabei zu, wie er äußerst anmutig zu mir ins Wasser stieg. Auch ihm entglitt ein zufriedenes Seufzen.

Er blickte mich süffisant grinsend an, als ich ihn nun beinahe fasziniert anstarrte. Er ist und bleibt der bestaussehende Elf in ganz Thedas, da bin ich mir ganz sicher!

Und das Schlimmste überhaupt – er weiß es selber ganz genau.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er amüsiert, lehnte sich entspannt zurück und strich sich durch sein Haar, während er es nun offen fallen ließ.

Ein kurzes Grinsen huschte über mein Gesicht. „Mir gefiel eure Verkleidung heute. Ihr saht sehr… fröhlich aus. Was wolltest du und Oghren eigentlich darstellen? Komiker?“

Zev seufzte einmal gespielt. „So in etwa. Eigentlich Artisten aus dem Stadtzirkus in Antiva. Aber der Zwerg hat es so verdreht, dass wir schlussendlich als Komiker dastanden. Welche Degradierung“

Leicht musste ich schmunzeln. „Euren Auftritt hätte ich mir gerne angeschaut. Wäre bestimmt lustig geworden“

Blitzartig ergriff der Elf mein Handgelenk und zog mich ungestüm zu sich heran. Ein Teil des Wasser schwappte aus dem Zuber, infolge der heftigen Bewegung.

Überrascht starrte ich ihn an und hatte vor Schreck die Luft angehalten, als ich Zevrans warmen Atem auf meiner Haut spürte.

Seine Augen funkelten beinahe belustigt, als sich unsere Nasenspitzen fast berührten. „Wieso überrascht mich das nicht? Dabei gebe ich dir doch immer meine Solodarbietung. Reicht dir das etwa nicht?“

Augenblicklich legten sich seine Lippen auf meinen Hals und fingen an, über meine nasse Haut zu streichen. Mein Herzschlag hatte sich augenblicklich erhöht.

„N-nein, ich bin voll befriedigt, äh zufrieden mit deiner…Vorstellung!“, keuchte ich angestrengt, als seine Hand anfing, den Weg zwischen meinen Beinen zu suchen und ihn schlussendlich fand.

Ich krallte ich mich an seinen Schultern fest und wand mich unter dem intensiven Gefühl der Lust, die mich zu überrennen schienen, während Zevran an meinem Hals saugte und mir erneut ein Stöhnen entlockte.

Dieser… verdammte Elf!

Sein Becken stieß auffordernd gegen meines und seine Erregung konnte ich sogar anderweitig spüren, was mir wiederrum ein kribbelndes Bauchgefühl bescherte, als ich ihn erneut heftig küsste und mit meiner Zunge Einlass in seinem Mund bat.

Keuchend legte ich meine Arme um seinen Hals und drückte ihn fordernd dicht an mich heran, um noch mehr von ihm zu fühlen. Ihn zu schmecken, seinen Duft… alles, ich wollte alles!

„Nimm… mich“, keuchte ich zwischen seinen atemlosen Küssen, die mir nun gänzlich meinen Widerstand nahmen.

Seine Hände packten meine Hüfte fest und kneteten einmal die weiche Haut durch, während er mich belustigt ansah. „Das Jucken ist also wieder da, huh?“

„Halt die Klappe“, keuchte ich leise, während seine Hände über meinen Bauch zu meinen nackten Brüsten wanderten.

Plötzlich packte er mich grob am Oberarm und zog mich zu sich herunter. Die andere Hand griff in meinen Nacken und sofort waren seine Lippen wieder auf meinen.

Er drang etwas ungezügelt in mich und ließ mich zusammenzucken. Ihn so zu sehen, unter mir und mit dieser puren Lust in seinen Augen... stockte mir den Atem.

Aber dann wurde es mir zu peinlich und ich rutschte unruhig auf Zev hin und her, wich seinem verschlingenden Blick aus und verteilte weiteres Wasser auf den Boden.

„Zevran... Ich-ich kann das nicht... nicht so...“. fing ich unsicher an und versuchte, Halt bei ihm zu finden, den ich auch prompt fand, als er seine Hand mit meiner verschränkte.

Er schmunzelte zu mir hoch, offensichtlich amüsiert darüber. „Es ist nicht viel anders, als wenn ich oben bin, nur dass du jetzt etwas mehr tun musst und ich mich deinem Tempo anpassen muss“, grinste er.

Aber ich merkte seiner Stimme an, dass er vor Erregung fast platzte. Er rang um Beherrschung. „Bewegt dich einfach auf mir. Ich helfe dir.“ Seine Hände griffen nach meinen Hüften und ließen mich lustvoll auf meine Lippe beißen.

Warum hinterlassen seine Berührungen nur so ein Prickeln auf meiner Haut?

Zögernd folgte ich seinen Bewegungen, erst unsicher, aber dann ging es besser.

Mit zitternden Händen stützte ich mich auf seinem Bauch ab und ließ einfach los. Vergaß die Verderbnis, das nahende Landthing und den Kampf gegen den Erzdämon, welcher greifbar nahe war. Jetzt zählte nur der Moment, nichts weiter sonst.

Zevrans Hände griffen nach meinen Brüsten. Er setzte sich auf und biss mir neckisch in die Knospen, saugte sie zwischen seine Lippen, fuhr mit der Zunge drum herum und darüber hinweg.

Ich biss sich auf die Unterlippe, um meine Lust nicht einfach hinauszuschreien, umschlang seinen Hals erneut und presste mein Gesicht in seine Halsbeuge.

„Kallian“, seufzte er rau gegen mein Ohr und griff in mein Haar, als wir gemeinsam den Gipfel erstürmten, aber sonst kam kein Laut von ihm, sein Körper erbebte lediglich an mir. Schweratmend ließen wir unseren Höhepunkt ausklingen.

Er legte meine Stirn an seine.

„Du lernst schnell“, sagte Zev schließlich mit einem zufriedenen Grinsen in der Stimme.

Mit geschlossenen Augen genoss ich den Nachhall in mir und lächelte dabei. „Ich habe einen guten Lehrer“, konterte ich zufrieden und schmiegte mich glücklich an ihn.

Zevran legte seine Arme um mich und drückte mich eng an sich, was mich wiederum zum Seufzen brachte.

Wir lagen beide noch eng umschlungen so da, bis das Wasser schließlich kalt wurde und mich dichter an Zevran schmiegen ließ. Seine leise Stimme ließ mich müde die Augen öffnen.

„Ich habe dir noch nicht gedankt. Du hast mich von den Krähen befreit. Aus welchem Grund du es auch getan hast, du hast es getan, und ich war der Nutznießer. Daher vielen Dank“

Leicht schmunzelte ich und blickte nun in sein Gesicht, welches mich ausgiebig musterte. Verschmitzt grinste ich ihn an. „Gern geschehen“

Dieser Verein von Meuchelmördern hat einen Arschtritt wirklich verdient! Und dabei hab ich gerne geholfen, aber Zevran hat ja auch seinen Anteil dazu beigetragen.

Zevran blickte kurz nachdenklich zur Seite und schien seinen Gedanken nachzuhängen, dann sah er mich wieder an, strich langsam über meinen Rücken und bescherte mir eine Gänsehaut.

„Bei den Krähen gibt es keine ,Freunde‘. Dennoch bist du hier vor mir, und ich sehe mich dazu veranlasst, dich als solchen zu betrachten.“

Einen Freund? Ich erhob mich nun aus dem kalten Wasser etwas und legte meine Arme um seinen Nacken. Forschend sah ich ihn an, doch er verzog keine Miene, schien auf meine Antwort regelrecht zu lauern.

Dann lächelte ich leicht amüsiert. „Freunde… ja du bist mein Freund, Zev“ Sachte strich ich über seine Tätowierung.

Im selben Moment ergriff der blonde Elf meine Hand und sah mich entschlossen an.

„Dann möchte ich dir etwas sagen. Was wir hier tun… die Verderbnis aufzuhalten…

Ich war in meinem ganzen Leben noch nie an so etwas Wichtiges beteiligt. Ich habe vor, bis zum allerletzten Ende an deiner Seite zu bleiben. Schließlich… muss jemand dafür sorgen, dass du keines vorzeitigen Todes stirbst.“

Nun kam tatsächlich wieder die verräterische Röte in mein Gesicht und ich starrte ihn völlig überrumpelt an.

So etwas hat er noch nie zu mir gesagt! Der größte Zuneigungsbeweis überhaupt!

Zevrans Finger strichen langsam über meine Lippen, als er mich gedankenversunken musterte. Und ich muss jetzt irgendetwas Geistreiches dazu sagen!

„Du musst auch nicht sterben!“, platzte es aus mir heraus.

Nun sah er mich wieder belustigt an und schmunzelte erneut, als er sich eine Haarsträhne von mir um den Finger wickelte. „Oh, ich muss auch nicht sterben. Nur die Grauen Wächter erwartet der Tod. Kennst du nicht die Geschichten aus Kindertagen? Der Held stirbt immer. Außer er hat einen prächtigen Gefährten an seiner Seite. Denn dann… stirbt stattdessen der Gefährte.“

Fragend sah ich zu ihm auf, doch er lachte nur belustigt und lehnte sich zurück. „Ich wusste, die ganze Sache hat einen Haken. Das ganze Geschäft mit der Freundschaft ist ein Verlustgeschäft“

Zevran…

Ich küsste ihn so sanft wie ich nur konnte und schmiegte mich eng an ihn, spürte seine Arme, die mich erneut an ihn drückten und den Duft von Wildleder, die ihn immer umgab.

Dann wurde der Kuss wilder und leidenschaftlicher, das Wasser schwappte erneut aus dem Zuber und verwandelte den Boden endgültig in eine große Pfütze.

Widerwillig löste ich mich von Zevran und lehnte mich erneut gegen ihn und lauschte seinem kräftigem Herzschlag.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich mich ja mit meinen anderen Gefährten zum Abendessen verabredet hatte. Wie spät mag es jetzt nur sein?

Hastig stieg ich aus dem kalten Wasser und zitterte augenblicklich. „Verdammt, wir verpassen noch das Abendessen!“

Geschwind zog ich mich um, während Zevran geschmeidig aus dem Wasser stieg und sich seelenruhig abtrocknete. „Bist du schon wieder so ausgehungert?“

Schnell kämmte ich mir mein kurzes Haar zurecht und sah dann noch mal zu dem Elf. „Und ob! Gestern habe ich zuletzt etwas gegessen! Ich verhungere gleich“

Zev sah erheitert zu mir, während er sich schnell umgezogen hatte. „Dann sollten wir uns beeilen, nicht wahr?“

Lächelnd nickte ich und verließ den Baderaum, dicht gefolgt von Zevran.

Nächtliche Schrecken

Eilig lief ich den langen Gang entlang, angetrieben von meinem knurrenden Magen. Einige wenige Elfendiener sahen mich verstohlen an, blickten dann aber mit größtem Interesse Zevran hinterher. Besonders die weiblichen.

Ich seufzte einmal leise. „Niemals würde ich freiwillig eine Dienerin sein. Diesen verdammten Adligen alles hinterher putzen und ihnen jeden ihrer noch so dämlichen Wünsche zu erfüllen. Niemals!“

Ein kurzes Lachen von Zev folgte. „Nicht? Denkst du etwa, es ist besser, in der Gosse zu verenden, wie die meisten aus deinem Gesindeviertel?“

Entrüstet schielte ich zu ihm und grummelte. „Nur die Alten und Schwachen erwischt es. Normalerweise stirbt niemand so schnell im Gesindeviertel. Außer er ist allein, arm, verkrüppelt und hat kein Dach über dem Kopf“

„Was etwa auf fast jeden Elf dort zutrifft“, beendete Zevran meinen Satz und ließ mich beleidigt nach Luft schnappen. Woher will er das denn wissen? Gelebt hat er doch noch nie da! Wir Stadtelfen sind ziemlich hart im Nehmen, wenn es ums pure Überleben geht. Allerdings sind die wenigsten bereit, dafür bis zum Äußersten zu gehen.

Der Rest landet bei irgendwelchen Adligen, um diese zu bedienen. Nichts für mich, auch wenn Vater darauf schwor, dass es keine bessere Arbeit gibt.
 

„Kallian“, rief Leliana freudig, als sie unten an der Treppe wartete und mich lächelnd ansah. Sofort beschleunigte ich meine Schritte und war kurz darauf grinsend bei ihr angekommen. „Da sind wir. Haben wir das Abendessen schon verpasst?“

Die Bardin schüttelte sachte ihren Kopf und blickte dann nochmals zu Zevran. „Nein, das Essen wird gerade aufgetafelt. Sogar Königin Anora wird kommen, habe ich von Alistair gehört.“

Sieh an… ihre hoheitliche Verräterin will ich also auch kommen, um mit uns festlich zu dinnieren? Jeder Bissen soll ihr im Halse stecken bleiben!

„Dann lasst sie nicht warten“, sprach ich angesäuert und ging bereits weiter Richtung Speisesaal. Ich hatte die Hand zu einer Faust geballt und sah mich nach der Königin um. Doch nirgendwo war sie zu sehen.

Aber immerhin sah das Essen wirklich lecker aus! Hasenbraten, Preiselbeeren, Suppen, Hühnerbein und einige Köstlichkeiten mehr. Augenblicklich lief mir das Wasser im Munde zusammen und ich setzte mich hastig neben Alistair, der bereits dasaß und gedankenversunken in sein Glas blickte.

„Hey, Alistair. Weißt du, wann wir zuletzt so gut gegessen haben?“

Er erwachte aus seinen Gedankengängen und sah mich fragend an. „Was?“

Skeptisch schielte ich zu ihm und legte leicht den Kopf schief, um ihn zu mustern. Irgendwie sah Alistair so grüblerisch aus. Das passt doch gar nicht zu ihm. „Was ist los?“, fragte ich daher sofort.

Ein leises Seufzen folgte, ehe der Blonde sich nachdenklich über seine Nasenwurzel strich und die Augen schloss. „Ich… ach, vergiss es“

Ich rutschte näher an ihn heran und blickte ihn unerschrocken an, was Alistair wiederrum unsicher zurück blicken ließ. „Nun sag schon. Du mit mir über alles reden, wir sind doch Freunde“

Er lächelte entwaffnend und blickte dann wieder in sein Glas. „Das weiß ich… vielleicht wäre ein guter Rat von einem Freund jetzt genau das Richtige“

Sofort nickte ich zustimmend und nahm einen Schluck aus meinem Glas. „Natürlich ist es das. Ich werde dir meine ehrliche Meinung dazu geben“

Am Rande bekam ich mit, wie sich Zevran neben mich setzte und anscheinend unser Gespräch belauschte. Doch er zeigte kein großes Interesse daran, sich einzumischen.

Alistair blickte kurz skeptisch zu Zevran, dann fing er zögerlich an zu sprechen. „Arl Eamon will, dass ich König werde. Aber… wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, ob ich das wirklich will. All diese Verantwortung, das ist zu viel… mir war es schon zu viel, die Führung der Grauen Wächter zu übernehmen.“

Ich hörte seinen schweren Seufzer, als er sich beinahe die Haare raufte und unentschlossen auf seinen leeren Teller starrte.

Kurz ich mich nochmals um, doch von der Königin war nichts zu sehen. Dann griff ich Alistairs Hand, welche nun angefangen hatte, unruhig mit dem Besteck zu spielen.

Sein Blick traf meinen, als ich ihn angrinste. „Alistair. Du wirst der beste König überhaupt werden. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich die Führung unserer Gruppe immer tatenlos durchsetze. Wie oft wären wir beinahe gestorben oder hätten uns gegenseitig verloren? Ganz abgesehen von meiner mangelnden Überzeugungkraft, mit der wir uns aber nichts desto trotz immer wieder retten konnten. Es ist also keine Frage des Könnens, sondern des Willens. Oder so ähnlich“

Ich machte eine künstlerische Pause, was Oghren mit einem lauten Schlürfen seines Bieres untermauerte. „Was ich damit sagen will: Du musst den Willen dazu aufbringen… und ich werde dich dabei unterstützen, so wie du mich die ganze Zeit unterstützt hast. Und dann wird Ferelden auch nicht untergehen. Wäre ja auch noch schöner, nachdem wir unsere Heimat vor dieser verdammten Dunklen Brut verteidigt haben!“

Alistair sah mich gebannt an. „Meinst du das ernst? Du hilfst mir?“ Ich grinste ihn an, schaute dann aber zu Elissa, die nun den Speisesaal betrat. Sie hatte ein wunderschönes fliederfarbenes Kleid an und ihre Haare elegant hochgesteckt. Lächelnd lief sie zu Alistair, kaum dass sie ihn erblickt hatte.

„Und außerdem… wirst du bestimmt nicht allein regieren. Du hast jemanden an deiner Seite. Ist doch viel wert, oder?“

Etwas verwirrt schaute mich der Blonde an, sah dann aber zu Elissa, die hinter ihm stand und ihre Hände auf seine Schulter legte. „Worüber habt ihr beiden euch denn unterhaltet?“, fragte sie neugierig, als ihr Blick auf meine Hand fiel, die immer noch auf Alistairs lag.

Rasch zog ich sie zurück und blickte über die große Tafel. „Das Essen, wir beide wissen gar nicht, mit was wir beginnen sollen“, sprach ich amüsiert. Alistair nickte schnell, doch Elissa sah keineswegs überzeugt aus.

Zu meiner Überraschung meldete sich plötzlich Zevran zu Wort und sah charmant lächelnd zu Elissa auf. „Ah, Lady Cousland, ihr werdet auch von Tag zu Tag schöner. Ihr solltet Euer bezauberndes Antlitz nicht mit einem so düster wirkenden Gesicht verunstalten“

Das junge Mädchen sah perplex zu dem Elf und bekam augenblicklich rote Wangen. „Eh…ich…“

Ungläubig schielte ich zu Zevran, der nach wie vor charmant zu Elissa blickte. Hastig setzte sich das blonde Mädchen neben Alistair und sah verlegen auf den Tisch.

„Was sollte das denn?“, zischte ich, doch der Elf zuckte nur gelassen mit den Schultern. „Die Situation retten. Es sah doch wirklich so aus, als hättest du mit Alistair Liebesgeflüster gehabt.“

Entrüstet sah ich drein. „Also wirklich, deswegen schmeichelst du ihr?“

„Um sie abzulenken, ja. Eine Kleinigkeit für mich“, meinte Zevran gelassen und lehnte sich zurück.

Liebesgeflüster? Pah, das ist ja lächerlich! Es war nichts weiter als ein Versprechen an Alistair. Kurz schaute ich zu ihm. Er unterhielt sich mit Elissa. Und dabei machte er den Eindruck, nun deutlich entspannter zu sein als zuvor.

Zufrieden lächelte ich und lehnte mich ebenfalls zurück.
 

„Königin Anora!“, rief plötzlich einer der Diener und verbeugte sich tief. Meine Gefährten, die sich bereits am Tisch eingefunden hatten und ich erhoben sich und schauten nun gebannt auf Anora, die elegant den Speisesaal betrat. Dicht gefolgt von ihrer Elfendienerin Erlina.

Mein Blick fiel missbilligend auf beide. Dieses Adelspack, samt heuchlerischer Sippschaft. Arl Eamon folgte kurz darauf der Königin und bot ihr einen Stuhl an. Sie nahm grazil Platz, danach konnten wir uns wieder setzen.

Frustriert sah ich auf meinen Teller, als Arl Eamon anfing zu sprechen. Über das Landthing, über Loghain und die nahende Verderbnis und unsere sichere Rückkehr aus Fort Drakon, Bla Bla – als ob ich das nicht schon längst alles wüsste, verdammt!

„Wir haben für Eure sichere Rückkehr gebetet, Wächter“, fügte Anora hinzu.

Ich schaute die Königin gelassen an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe gesehen, wie sehr ihr unsere Rettung geschätzt habt, Eure Hoheit“

Die letzten zwei Wörter spuckte ich ihr regelrecht vor die Füße.

„Kallian“, versuchte Alistair mich zu beschwichtigen und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Tut mir leid, ich bin manchmal ziemlich nachtragend und dann kann ich mein Mundwerk nicht im Zaum halten“, sprach ich mit einem süßen Lächeln. Anora nickte unbestimmt.

„Wie viel Zeit haben wir, Loghain aufzuhalten?“, fragte Fergus an den Arl gewandt, doch es war Anora, die antwortete: „Sehr wenig. Wir müssen zusammen arbeiten und zwar schnell. Mein Vater ist wahnsinnig geworden. Erst glaubte ich es nicht, aber sein Verfolgungswahn macht ihn jeder Vernunft unzugänglich. Er betrachtete mich als Bedrohung, aber jetzt erzählt er den Adligen sicher, ihr wärt gefährliche Mörder, die mich entführt hätten und kontrollieren. Vielleicht glaubt er sogar wirklich daran.“

„Kann er ohne Euch den Thron besteigen?“, fragte ich sofort die wichtigste Frage. Wenn das passieren würde, wäre es um Ferelden geschehen.

Anora schien unentschlossen. „Vielleicht. Es wird sicher schwieriger, aber wenn er die Grauen Wächter zum Feind erklärt, werden viele ihm glauben. Er ist eine Legende.“

„Stimmt“, warf Eamon ein. „Unsere Position im Landthing ist eher schwach, und diese Sache hilft uns nicht weiter.“

Ich nahm einen Schluck Wein und sah grimmig drein. War ja nichts Neues, das wir mal wieder nichts haben.

„Wir haben den Sohn von einem Bann aus Howes Kerker befreit, er versprach uns seine Unterstützung“, fiel mir auf einmal ein. Eamons Miene erhellte sich ein wenig.

„Aber Ihr braucht weitere Argumente für das Landthing“, mischte Anora sich erneut ein. „Und da kann ich behilflich sein.“

„Ihr?“, fragte ich spitz, doch sie schien meine Frage zu überhören.

„Ihr braucht die Beweise für das Landthing, aber Ihr braucht auch einen stärkeren Kandidaten für den Thron. Ihr braucht mich.“

Hah, ich wusste doch das es darauf rauskommt! Amüsiert grinste ich die blonde Frau an. „Klingt eher so, als ob Ihr uns bräuchtet“, fiel ich ihr ins Wort und funkelte sie belustigt an.

Anora baute sich etwas mehr vor mir auf und erwiderte meinen Blick um eine Spur kälter. „Alistair ist sicher fügsam genug und auch ehrbar, aber trotz seines Blutes ist er kein König. Und das sehe nicht nur ich.“ Sie warf Alistair einen leicht missbilligenden Blick zu, während ich anfing, mit meinem Messer zu spielen. Ich müsste nur richtig treffen…

„Und außerdem ist Alistair ein Grauer Wächter. Es sieht so aus, als wolltet Ihr entgegen Eurer Behauptung einen Grauen Wächter auf den Thron setzen. Ich bin eine neutrale Partei – und ich bin bereits Königin.“

„Wir wollen keinen Grauen Wächter auf den Thron setzen. Nur den rechtmäßigen Erben der Theirin-Blutlinie!“, fauchte ich sie nun an und rammte mein Messer mit der Spitze in den Tisch, der daraufhin gepeinigt knirschte.

Selbst Eamon sprach dazwischen: „Anora, Ich seid zwar Cailans Witwe, aber…“

„Ich bin die Tochter von Fereldens größtem General. Wer hat denn das Land in den letzten fünf Jahren regiert? Etwa Cailan?“

Kurz leckte ich mir über die Lippen und musterte das Miststück. Selbst im Gesindeviertel war bekannt, das Cailan nicht unbedingt gerne regierte. Er war so gut wie nie am Hofe anzutreffen, sondern reiste viel umher.

„Dieses Land braucht mich, keinen König ohne Erfahrung, der den Thron zudem gar nicht will. Ich kann Euch helfen, meinen Vater aufzuhalten“, ergänzte Anora ihre würdevolle Rede, bei der mir immer schlechter wurde. Sofort nahm ich einen großen Schluck aus meinem Weinglas.

„Überlegt Euch meine Worte! Ich gehe jetzt auf mein Zimmer. Wächter, wenn Ihr kurz Zeit hättet, würde ich Euch gerne unter vier Augen sprechen“, sagte sie plötzlich an mich gewandt. Ihre blauen Augen zeigten für einen kurzen Moment einen tückischen Glanz, dann erhob sie sich und verließ das Zimmer. Ihre Elfendienerin folgte ihr sofort.
 

Ich atmete tief aus und zwang mich ihr nicht etwas Böses nachzurufen. Was wollte diese eingebildete Schnepfe nur von mir?
 

Es war Arl Eamon, der zuerst sprach, sobald Anora das Zimmer verlassen hatte. „Nun, sie ist ziemlich… lebhaft, nicht wahr? Ich weiß noch, wie Loghain sie nach Denerim brachte, damit sie Cailan kennen lernt.“ Ich sah ihn prüfend an. Der Arl sprach über sie, als wäre sie ein kleines bockiges, aber doch liebenswertes Kind. Sie ist und bleibt ein Satansbraten. Ende.

„Stimmt es, was sie sagte? Dass sie Ferelden die letzten Jahre regiert hat?“, fragte Elissa vorsichtig.

Eamon seufzte, bevor er antwortete. „Der arme Cailan war ein guter Junge, aber Anora war ihm immer zwei Schritte voraus. Ein Augenaufschlag und er folgte ihr aufs Wort. Ich kann nicht anders, aber ich habe das Gefühl, dass sie Ärger bedeutet. Und es ist leider nicht der einzige, der uns erwartet.“

„Warum glaubt Ihr das?“, wollte Leliana wissen.

Ich kannte die Antwort, wollte allerdings sehen, ob ich richtig lag, was den Arl anging.

Seine abgespannten, faltigen Züge verhärteten sich und der politische Stratege kam zum Vorschein. „Das Bündnis kommt ihr gelegen - momentan kämpfen wir vereint gegen Loghain. Seid vorsichtig, wie weit Ihr ihr vertraut. Ich glaube keine Sekunde, dass Anora ihre Macht einfach so aufgeben wird. Dennoch habe ich sie lieber hier und kann sie beobachten, als das sie aktiv für Loghain arbeitet.“

„Aber planen wir denn nicht, sie zu entthronen?“, fragte ich.

„Anora hat Cailans Land fähig verwaltet, aber in ihr fließt kein Tropfen königliches Blut. Wir haben nicht jahrelang gegen die Orlesianer gekämpft, um die königliche Linie binnen einer Generation aufzugeben. Nicht solange noch ein Sohn dieser Linie lebt.“
 

Genau das habe ich mir das letzte Jahr während unserer Reise durch Ferelden auch immer wieder gesagt. Es wäre an Alistair, das Land zu einen.
 

„Aber… ich weiß überhaupt nichts darüber, was es heißt, König zu sein“, mischte Alistair sich endlich ein. „Was erzählst du da für einen Unsinn?“, stieß ich entrüstet aus.

„Du hast Unrecht, Alistair. Einige Monate Erfahrung und du wirst ein wunderbarer König sein. Du weißt, wie man Truppen anführt und sein Land verteidigt. Du kannst für die Gerechtigkeit kämpfen. Du hast Mitgefühl für die weniger Glücklichen und vertraust dem Erbauer, dir zu helfen richtig und falsch zu unterscheiden. Und du weißt, bei wem man um Hilfe ersucht, sollte all das nicht reichen. Du wirst es schaffen.“

Musternd blickte ich abwechselnd Alistair und Eamon an.

„Danke“, sagte Alistair ernst.

Der Arl nickte bloß, bevor er sich an mich wandte. „Kallian, darf ich vorschlagen, dass Ihr mit Anora sprecht? Sie ist entweder eine mächtige Verbündete oder eine mächtige Feindin. Wir sollten bald wissen, was von beidem.“

„Einverstanden“, meinte ich knapp und trank mein Glas nun leer.

Der Arl nickte und bat uns nun, zu essen. Obwohl es köstlich roch und es noch viel köstlicher schmeckte, bekam ich kaum ein Bissen herunter.

Diese doofe Ziege hat mir den Appetit genommen!

Frustriert ließ ich mir nochmals mein Glas einschenken und kaute grimmig auf meinem fast schon abgenagten Knochen herum.

Was würde sie von mir wollen? Irgendetwas, wobei sie meine Hilfe brauchte, das stand fest. Und höchstwahrscheinlich hat es etwas mit Alistair zu tun.

Verärgert erhob ich mich nun ruckartig und trank mein Glas in einem Zug leer. Die anderen blickten mich fragend an, als ich meinen Stuhl ordentlich an den Tisch heran schob. „Ich gehe jetzt zu Anora… wir sehen uns morgen früh wieder“, sprach ich freudlos und ging aus dem Speiseaal.
 

„Dann Gute Nacht und bis Morgen!“, riefen einige, doch meine Gedanken kreisten erneut um diese Ziege. Das würde bestimmt in einem kleinen Desaster enden, ich sehe es schon.

Zögerlich klopfte ich an die Tür, als ich vor Anoras Gästezimmer zum Stehen kam. Ein leises „Herein“ ertönte und ich öffnete die Tür. Die Königin saß vor ihrem Frisierspiegel, während Erlina ihr goldblondes Haar kämmte und neu hochsteckte.

„Gut, dass Ihr kommt, Wächter“, begrüßte sie mich, ohne mich auch nur anzusehen. Unaufgefordert setzte ich mich in einen ihrer Sessel am Kamin und beobachtete die Reflektion von Anoras Gesicht im Spiegel.

„Was wollt Ihr von mir?“, fragte ich ein wenig bissig.

Nachdem Erlina fertig war, drehte Anora sich zu mir um und sah mich ernst an. „Zuerst möchte ich Euch meinen Dank aussprechen, dass Ihr mich gerettet habt und dass es mir Leid tut. Ich habe gehört, was mit Howes Gefangenen in Fort Drakon passiert.“

„Ich brauche Euer Mitleid nicht und noch viel weniger Euren Dank. Ich habe es nicht für Euch getan, sondern weil Arl Eamon mich darum gebeten hat“, erwiderte ich gereizt.

Für einen kurzen Moment schien Anora nicht genau zu wissen, was sie sagen sollte, doch sofort hatte sie sich wieder gefangen.

„Wie dem auch sei. Was Howe getan hat, war schrecklich. Und es ist nur rechtens, dass er durch Eure Hand starb. Ich will ganz offen sein, Kallian. Eure Stimme wird künftig beträchtliches Gewicht haben. Arl Eamon vertraut Euch und das aus gutem Grund. Meinem Vater muss Einhalt geboten werden, aber danach braucht Ferelden einen neuen Herrscher.“

Interessiert blickte ich sie an und lehnte mich zurück. Immerhin darin waren wir uns einig.

„Eurem Vater muss Einhalt geboten werden, in der Tat“, bestätigte ich sie.

Ich spürte Anoras Blick auf mir ruhen, als ich kurz auf meine Hände sah.

Sie stand auf und setzte sich mir gegenüber. „Mir ist klar, dass mein Verhalten in Howes Anwesen kein gutes Licht auf mich wirft. Dafür möchte ich mich aufrichtig entschuldigen, in der Hoffnung auf einen Neuanfang.“

Sie bot mir ihre weiße, schlanke Hand an.
 

Ich starrte drauf. Unfassbar. Einfach unfassbar! Die Königin reicht mir tatsächlich die Hand. Erst treffe ich den König und ein knappes Jahr später sogar die Königin.

Shianni würde mir das niemals glauben.

Ich entschloss mich dazu, ihr eine Chance zu geben und ergriff ihre Hand. Immerhin war ich begierig darauf zu hören, was sie mir nun anbietet.
 

„Reden wir nicht lange um den heißen Brei. Ihr wolltet mit mir reden“, erinnerte ich sie wieder an den eigentlichen Grund ihrer Unterhaltung.

„Ihr wisst genauso wie ich, dass mein Vater zu weit gegangen ist. Seine Liebe für dieses Land verschleiert ihm den Blick dafür, was richtig und falsch ist. Zuerst dachte ich, er würde wissen, was er tut, doch nun weiß ich es besser. Er muss aufgehalten werden. Die Verderbnis muss aufgehalten werden, doch solange mein Vater das Land entzweit, wird Ferelden keine Chance haben“, sagte Anora eindringlich, während ihre Finger sich gegenseitig kneteten.

„Es gibt drei Möglichkeiten. Entweder das Land fällt meinem Vater zu. Ich denke, wir beide mögen uns kaum vorstellen, was dann passiert. Oder Alistair wird König. Bei allem Respekt, doch ich kann mir kaum vorstellen, ob dadurch irgendetwas gewonnen wäre.“

Ich wollte etwas erwidern, doch Anora kam mir zuvor.

„Versteht mich nicht falsch! Alistair mag ein barmherziger Mann sein, ein fantastischer Kämpfer, doch einen König zeichnen andere Qualitäten aus. Zumal er selbst keinen Wert auf diesen Titel legt.“

Skeptisch schaute ich wieder zu ihr und strich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht. Worauf will sie jetzt genau hinaus?

„Die dritte Möglichkeit wäre, dass Ihr mir Eure Stimme im Landthing gebt. Ich werde Euch helfen, gegen meinen Vater vorzugehen. Mit meiner Hilfe wird das Land vereint gegen die Dunkle Brut kämpfen.“
 

Verstehe… wie absehbar. Ich hatte es geahnt. Dieses politische Spielchen kannte ich mittlerweile nur zu gut. Aber wenn hier ein Spiel aus Intrigen gespielt wird, will ich mitmachen. Und zwar nur zu gerne.
 

Lächelnd blickte ich nun die Königin an und erhob mich. „Abgemacht, Eure Majestät.“

Sie sah mich beinahe ungläubig an, doch ich erwiderte ihren Blick felsenfest.

„Stellt Euch öffentlich gegen Loghain und Ihr bekommt meine Stimme“

Sie erhob sich nun ebenfalls, sah mich kurz forschend an… erwiderte dann aber schließlich mein Lächeln verhalten. „Ich wusste, mit Euch kann man vernünftig reden. Dann werden wir Morgen im Landthing alles zu Ende bringen“

„Oh ja, alles“, sprach ich leise, verbeugte mich kurz. Dann drehte ich mich um und ging wieder Richtung Tür. „Eine angenehme Nacht, Eure Hoheit“
 

Inzwischen war es dunkel geworden und nur die Fackeln erleuchteten den dunklen Gang. Langsam ging ich wieder zurück in mein Gästezimmer und konnte mir ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen.

Anora wird morgen bestimmt ganz fürchterlich traurig sein, wenn sie nicht mehr auf ihren Thron kann. Zwar habe ich gesagt, dass sie meine Stimme bekommt, aber nicht zu welchem Zweck. Ich werde diesen anderen aufgeblasenen Adligen einfach sagen, das Alistair der richtige König ist. Und nachdem selbst Anora zugibt, das ihr Vater ein Irrer ist, ist mir die Zustimmung der anderen sicher.

Hah… genial.
 

Leise summend betrat ich mein Zimmer, denn es herrschte Stille im gesamten Anwesen. Vermutlich sind alle schon schlafen gegangen… das sollte ich auch tun.

Laut gähnend fuhr ich mir durch mein Haar und blickte zum Kamin, in dem noch eine kleine Flamme brannte.

Müde blickte ich in die Flammen und beobachtete, wie sich die kleinen Flammen schwach nach oben streckten.

„Und wie verlief das Gespräch?“

Überrascht fuhr ich herum und erblickte Zevran, der entspannt auf meinem Bett lag und irgendein Buch gelesen hatte. Entrüstet sah ich zu ihm und murrte. „Musst du mich immer so erschrecken?“

Er grinste belustigt und erhob sich nun. „Natürlich, es ist erheiternd, wenn du immer wie ein verschrecktes Kaninchen zusammen zuckst“

Grummelnd streckte ich mich einmal und setzte mich schließlich auf eine kleine hölzerne Bank nahe dem Kamin und starrte in die Flamme.

„Ich habe die Königin belogen“, sprach ich und seufzte leise. Zevran setzte sich neben mich und musterte mich amüsiert. „Wirklich böse, Kallian. Du weißt, dass darauf bestimmt die Todesstrafe steht“

Desinteressiert zuckte ich nur einmal mit den Schultern. „Spätestens morgen ist sie keine Königin mehr, sondern nur ein einfaches Bauernmädel. Was will sie mir da schon anhaben? Mich zu Tode vollheulen? Das könnte sie nur noch schaffen…“

Schläfrig lehnte ich mich gegen Zevrans Schulter und sah wieder ins Feuer. Das leise Knistern im Kamin beruhigte mich. Morgen würde Alistair König werden… unfassbar. Wie so vieles, was ich innerhalb von diesem Jahr erlebt habe.
 

Es herrschte Schweigen zwischen uns beiden, eine entspannte Ruhe, in der ich beinahe in einen tiefen Schlaf gefallen wäre, wenn Zevran mich nicht nochmal angesprochen hätte.

„Hier…der Augenblick scheint geeignet, dir das hier zu überreichen“

Schlaftrunken öffnete ich wieder meine Augen und sah auf Zevrans Hand. In dieser hielt er einen wunderschönen Goldring, welcher mit vielen kleinen Juwelen besetzt war.

Erstaunt sah ich dabei zu, wie er mir diesen in die Hand legte. Faszinierte strich ich über das Schmuckstück, welches im schwachen Schein des Feuers angenehm glänzte. So etwas Hübsches habe ich vorher noch nie gesehen!

„Ist das ein Ohrring?“, fragte ich leise nach, immer noch verzaubert von dem hübschen Schmuck.

Zevran sah mich zufrieden an, während ich immer noch gebannt auf den Ohrring starrte. Sacht strich er kurz über meinen Kopf.

„Ich habe ihn von meinem ersten Auftrag für die Krähen. Ein Händler und Prinz aus Rivain. Und als ich ihn tötete, trug er nur diesen einzigen juwelenbesetzen Ohrring. Und sonst nichts, möchte ich hinzufügen.“

Nun schaute ich wieder zu ihm auf und hing gespannt an seinen Lippen. Das… war von seinem ersten Auftrag? Das bedeutet, er muss diesen Ohrring schon lange bei sich tragen.

„Ich fand ihn sehr schön und nahm ihn zur Feier des Ereignisses mit. Seitdem habe ich ihn aufbewahrt… und jetzt sollst du ihn bekommen“

Er schenkt ihn mir einfach so? Ich habe vorher noch nie Schmuck besessen, aber dann habe ich gleich so einen Ohrring, der vor Juwelen nur so protzt? So ein wunderschönes Geschenk habe ich noch nie bekommen!

Glücklich sah ich zu ihm auf schmiegte mich an ihn. „Danke, Zevran. Er ist wunderschön!“

Ruckartig schob mich Zevran jedoch von sich und sah mich eindringlich an. In seinem Blick sah ich plötzlich etwas Abweisendes. „Komm nicht auf falsche Gedanken! Taliesin ist tot, für die Krähen bin ich mit ihm gestorben. Also bin ich frei… zumindest für den Moment. Du kannst ihn verkaufen, oder tragen… was immer dir beliebt. Es ist das Mindeste, was ich dir als Gegenleistung geben kann“

Verunsichert sah ich Zevran immer noch an, doch er wich meinem Blick einfach aus und starrte ins Feuer.

Was…soll das? Ich verstehe ihn einfach nicht! Es ist ein Geschenk, oder nicht? Kommt es etwa nicht… von Herzen? Geschenke gibt man immer jemanden, der einem auch etwas bedeutet… zumindest kenne ich das so.

Ich sah wieder zu dem Ring in meiner Hand, strich vorsichtig drüber.

„Also… kein Zeichen der Zuneigung?“, flüsterte ich so leise, dass ich mir sicher war, er würde es nicht hören. Ich bemerkte plötzlich, wie mir die Tränen in die Augen schossen, einfach so, ohne mein Zutun.

Zevran sah mich nun wieder an, jedoch klang er nun etwas nervös, als er meine wohl brüchige Stimme vernommen hatte. „Ich… eh… weißt du… nimm ihn einfach an. Er hat mir viel bedeutet, ebenso wie… das, was du getan hast. Bitte nimm ihn an“

Ich starrte auf den Ring, strich mit zittrigen Fingern darüber. Ein Geschenk, dass er mir gibt…einfach so... ich solle mir nichts darauf einbilden. Überhaupt nichts. Wozu auch, ich bin ja auch nichts weiter als seine kleine Gespielin, oder was?! Die jetzt einfach einen Ring bekommt, damit sie Ruhe gibt?!
 

Mit den Tränen in den Augen starrte ich nun entschlossen in Zevrans überrasches Gesicht. „Ich nehme ihn nur, wenn er auch etwas bedeutet“, stellte ich klar und blickte ihn ungetrübt an. Doch augenblicklich wurde Zevrans Blick finsterer, ja geradezu wütend.

„Es ist sehr frustrierend, mit dir zu tun zu haben, weißt du das?! Wir nehmen jeden Wertgegenstand mit, über den wir stolpern. Aber diesen Ohrring willst du nicht? Dann bekommst du ihn auch nicht!“

Plötzlich riss mir Zevran besagten Ohrring einfach aus den Händen und erhob sich schnell. Wütend starrte ich ihn an und sprang ebenfalls auf. Was erlaubt der sich eigentlich?!

„Es ist auch frustrierend mit dir zu tun zu haben, weißt du das!“, donnerte ich ihm laut an den Kopf und blickte ihn zornig an. Und enttäuscht. Die aufkommenden Tränen hatte ich schnell trotzig weggeblinzelt.

Zevran jedoch wandte sich nur genervt von mir ab und steckte den Ring gelassen ein. „Erspar dir dein Gezeter, Kallian“, sprach er frustriert.

„Oh ja, und wie ich mir das spare! Du bist diesen ganzen verdammten Ärger doch gar nicht wert! Was bilde ich mir eigentlich auch dabei ein?!“, fuhr ich ihn schrill an. Ob mich die anderen nun hören oder nicht, war mir allerlei.

Stampfend lief ich Richtung Tür und packte im Vorbeigehen noch schnell meine beiden Dolche. „Wo willst du hin?“, rief er mir verärgert nach. Wutentbrannt drehte ich mich um und sah ihn aufgebracht in die Augen, doch ich war mir sicher dass er sah, wie enttäuscht ich doch war. Von ihm… und mir.

„Frische Luft schnappen, du Idiot!“

Dann riss ich dir Tür auf, rannte hinaus und knallte sie laut hinter mir zu. Wenn jetzt niemand wach war, dann spätestens jetzt.
 

Schnell lief ich durch das dunkle Anwesen, vorbei an den Wachen, die mich etwas fragend anschauten, aber sonst keinen Ton von sich gaben. Ich rannte durch die Eingangshalle und verließ das Anwesen endlich durch das große Tor.

Raus, ich will einfach nur noch raus! Das ist mir da alles viel zu eng! Und anstrengend, verdammt anstrengend!

Draußen angekommen, atmete ich erst einmal die kühle Nachtluft ein und sah hinauf zum sternenbesetzten Himmel. Sogar den Vollmond konnte ich heute sehen.

Nur zögerlich löste ich meinen Blick von der runden weißen Kugel am Himmel und besah mir dann den Marktplatz.

Denerim wirkte bei Nacht seltsam leer und still. Nur eine miauende Katze vernahm ich aus irgendeiner Seitengasse.

Schnell wischte ich mir widerspenstig über die Augen, als ich bemerkte, wie sich wieder Tränen in meinen Augen sammelten. Dann atmete ich frustriert laut aus und schritt los.

Dieser Idiot. Dieser verdammte, eingebildete Idiot!

Er hat mich so oft zum Heulen gebracht, wie kein Kerl vor ihm. Eigentlich wüsste ich auch gar nicht, wann ich mal wegen eines Mannes geweint habe. Höchstens zu Kinderzeiten, als mich die Jungs geärgert hatten, aber das ist kein Vergleich.

Gekränkt kickte ich einen naheliegenden Stein einfach beiseite. Er macht mich noch rasend! Warum kann er nicht zugeben, dass er mich mag?! Vielleicht sogar etwas mehr!

Nur etwas!

Etwas…

Ein Schluchzen entwich meiner Kehle, doch schnell eilte ich los. Ich will von hier weg, so schnell es nur geht!
 

Nach einigen Abkürzungen durch Denerim stand ich nun endlich wieder vor meinem Elternhaus. Der bekannte Güllegeruch des Gesindeviertels umgab mich dabei.

Er war so vertraut, dass ich über die Tatsache hinweg sah, dass es hier einfach nur erbärmlich roch. Endlich wieder daheim…

Ich klopfe an die Tür und lauschte gespannt. Doch es herrschte Stille. Wieder klopfte ich, diesmal etwas lauter und wartete gebannt.

Es folgte ein wütendes Fluchen, welchem ich ganz genau Shiannis Wortgebrauch zuordnen konnte und ein kurzes Poltern. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Shianni stand grimmig, mit verschlafen Blick vor mir. In der Hand hielt sie ein Messer, vermutlich zur Abschreckung der Störenfriede.

Als sie mich erblickte, sah sie ungläubig drein und rieb sich die Augen. „Ich muss noch schlafen“, murmelte sie verwirrt, doch als sie erneut in mein grinsendes Gesicht blickte, schrie sie verzückt auf.

Ich war mir sicher, das gesamte Gesindeviertel war nun wach, also huschte ich schnell in mein Elternhaus hinein. „Shianni, nicht so laut, es ist doch schon spät“, ermahnte ich sie murrend, doch meine Base umarmte mich so heftig, dass mir kurz darauf die Luft wegblieb. Lediglich ein frustriertes Keuchen brachte ich über meine Lippen, doch Shianni kicherte.

„Ach was, sollen es doch alle erfahren. Du bist wieder da!“, flötete Shianni zufrieden, sämtliche Müdigkeit war aus ihren Augen verschwunden.

Und sämtliche Luft aus meinen Lungen.
 

Erst als mein Vater kam, um nach dem Rechten zu sehen, ließ mich Shianni los und strahlte bis über alle Ohren. „Schau, Onkel! Kallian ist wieder da!“

Zuerst schnappte ich begierig nach Luft, dann sah ich lächelnd zu dem älteren Elf, der mich warm anlächelte. „Hallo, Vater. Ich weiß es ist spät… wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne heute hier schlafen“

Leise seufzte er und strich sich durch sein leicht zerzaustes Haar. „Kallian, du hattest immer ein Talent dafür, zu den ungünstigsten Zeiten aufzutauchen…“

Beinahe erschrocken sah ich zu meinem Vater. Soll das jetzt heißen, ich kann wieder verschwinden?

Doch dann musste er kurz schmunzeln und ein Lächeln entstand in seinem faltigen Gesicht. „…aber du bist hier immer willkommen. Egal wie spät es ist. Also nimm Platz“

Vater zeigte auf einen alten morschen Stuhl, der neben unserem noch morscheren Tisch stand. Dankbar lächelte ich ihn an und umarmte den Grauhaarigen sofort. „Vielen Dank! Das ist heute das letzte Mal, das verspreche ich“

„Genau, wie die letzten fünf Mal, oder?“, fragte Shianni grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust, als sie sich gegen die Hauswand lehnte.

Grimmig sah ich zu ihr, als ich mich auf den alten Stuhl setzte. Dabei fing dieser gefährlich zu wackeln an, als es unwohlsam knackte.

Beim Erbauer, das wäre ein weiteres Möbelstück, das durch mich ein Ende findet, sollte dieser elende Stuhl zusammen brechen. Ich harrte kurz angespannt aus, doch nichts passierte.

Erleichtert atmete ich aus und schaute nun amüsiert zu Shianni, die mich aufmerksam musterte. „Die letzten paar Male die ich zu spät kam, waren auch nur gewesen, weil mich die Shems in den Gassen aufgehalten hatten. Ich musste immer über die Dächer springen, das war etwas riskanter.“

Meine Base lächelte leicht, dann schritt sie langsam wieder auf mich zu. „Stimmt, das war noch, als du bei uns gewohnt hast. Und jetzt… bist du fort“

Forschend hob ich eine Augenbraue hoch und musterte Shiannis Gesicht, welches sie nun fast schon traurig abgewandt hatte.

Ist sie etwa traurig? Aber warum denn, ich bin doch schließlich hier.

„Ah, Shianni. Du solltest ins Bett wieder gehen. Du bist bestimmt müde, es war immerhin ein anstrengender Tag.“, sprach plötzlich mein Vater und stellte zwei Becher auf den alten Tisch. Warmer Dampf stieg aus diesen empor und ein leichter süßlicher Duft erfüllte die Luft.

Die rothaarige Elfe nickte frustriert, dann sah sie mich wieder an und das bekannte Lodern kehrte in ihre Augen zurück. „Und morgen werden wir zusammen durch Denerim gehen, Kallian! Dann hilfst du mir beim Kochen und abends gehen wir zu Alarith und plündern seinen Weinkeller!“, forderte sie herrisch ein und sauste schließlich an mir vorbei.

Verblüfft sah ich drein, musste dann aber schelmisch grinsen. Ob Alarith damit einverstanden wäre, wenn wir uns einfach so an seinen Vorräten vergriffen? Wohl nicht, aber das interessierte uns beide ja herzlich wenig.
 

Nach einem kurzen Moment ergriff mein Vater wieder das Wort. „Sie vermisst dich. Natürlich würde sie es nie offen aussprechen, aber ich sehe es ihr deutlich an. Des Öfteren erwische ich Shianni dabei, wie sie hinter unserem Haus auf der Wiese liegt, wo ihr alle drei immer zusammen gespielt habt.“

Shianni…

Ich roch kurz an dem Becher. Er roch nach Minze und einer weiteren süßlichen Zutat, die ich nicht entziffern konnte. Nachdenklich blickte ich hinein und seufzte leise. „Ist Sorris auch hier?“

„Er schläft noch. Vermutlich hat er gar nicht bemerkt, dass du da bist“, antworte Vater und nahm nun einen großen Schluck aus dem anderen Becher.

Kurz schaute ich wieder auf, sah aus dem Fenster. Draußen war es dunkel und kalt, lediglich der Vollmond erhellte leicht die Umgebung.

Nachdenklich trommelte ich mit meinen Fingern leicht gegen meinen Becher und stierte weiterhin nach draußen. Konnte ich am Himmel etwa eine Sternschnuppe sehen?

Ich muss mir schnell etwas wünschen!
 

„Was bedrückt dich, Kallian?“

Überrumpelt starrte ich in die grünen Augen meines Vaters, welche mich wissend musterten. Meine ebenso grünen Augen suchten schnell wieder den Nachthimmel.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, sprach ich hastig, vermutlich zu hastig, denn Vaters Blick wurde nun skeptisch. „Ich sehe es dir an. Das habe ich schon immer, wenn du etwas ausgefressen hast. Und das war ziemlich oft der Fall“

Fast schon bockig starrte ich nun wieder auf meinen Becher und biss mir unwohl auf die Lippen. Warum muss Vater immer gleich alles bemerken, wenn angeblich etwas nicht stimmt?!

„Da war ich ja auch noch ein kleines, niedliches Kind.“, verteidigte ich mich.

Vater seufzte kurz. „Es muss einen Grund geben, warum mitten in der Nacht vor meiner Tür stehst. Dabei solltest du in diesem Anwesen sein, in einem großen Bett und neben dir dieser Zevran“

Verdattert starrte ich meinem Vater mit offenem Mund an und bemerkte wie ich rot wurde.

Ein Schmunzeln entstand auf seinen Lippen, als er mich ansah und erneut aus seinem Becher trank. „Was? Ich bin zwar alt, Kallian. Aber nicht so alt, um gewisse Dinge NICHT zu sehen.“

Unsicher starrte ich nun in meinem Becher und schluckte kurz. Vater war immer so allwissend, so kam es mir schon als Kind öfters vor. Und selbst nach all den Jahren scheint es sich nicht verändert zu haben.

Ich stütze meinen Kopf ab und starrte nachdenklich auf den alten Tisch. Tiefe Kerben erkannte ich nun, die sich unnachgiebig in das alte Holz geritzt hatten. Woher sie kamen, war mir ungewiss.

Sachte fuhr ich drüber und bemerkte prompt, wie rau sich das Holz anfühlte. Leise seufzte ich.

Wo soll ich nur anfangen? Und warum eigentlich? Missmutig schaute ich wieder auf und besah mir das kleine Häuschen, in dem ich bis vor einem Jahr noch mein ganzes Leben verbrachte hatte.

Alles stand noch genau dort, wo es bis zu meiner Abreise gestanden hatte. Nichts wurde verändert. Es blieb alles beim Alten und hatte seine Ordnung.

Doch bei mir herrschte irgendwie keine Ordnung, nichts blieb wie es vorher war.

Zuvor war ich ein elender Dickkopf, meist nur auf mein eigenen Nutzen aus, wenn es nicht gerade um meine Familie ging und ziemlich vorlaut.

Eigentlich hat sich nicht viel verändert, bis auf die Tatsache, dass ich Zevran getroffen habe und die anderen. Sie haben mir so viel gegeben. Freundschaft, Hoffnungen, Freude…und mehr. Zumindest habe ich…dieses Gefühl, wenn ich an Zevran denke.

Aber er scheint es nicht so zu sehen. Überhaupt nicht, gar nicht! Immer wenn ich mich ihm einen Schritt genähert habe, geht er zwei zurück.

Tränen brannten verräterisch in meinen Augen, doch ich wischte sie sofort trotzig weg.

Zügig trank ich meinen Tee aus und stellte scheppernd den Becher auf den Tisch zurück. Griesgrämig schob ich ihn weit von mir und atmete hörbar aus.
 

„Erzähl mir, was passiert ist“, forderte Vater in sanftem Ton.

Ich blickte meinen Vater an. Er war alles für mich gewesen, nachdem Mutter gestorben war. Und er musste so viele Rollen erfüllen. Einmal Mutter für mich, dann Eltern für Sorris und Shianni und schließlich die Rolle des Dieners im Anwesen des Arl von Denerim.

Doch niemals hat er sich beschwert, niemals hat er uns Kinder verprügelt oder uns vorgeworfen, wir wären für den Tod der anderen verantwortlich. Niemals mussten wir hungern, hatten zwar meist nur ein warmes Essen, aber immerhin Essen.

Immer ein Lächeln auf den Lippen und dieses warme Leuchten in seinen Augen und ein offenes Ohr für unsere Sorgen, obwohl ihn selbst wohl die größten Sorgen quälten.

Ach, Papa…
 

Ich seufzte leise und wand den Blick wieder von meinem Vater ab. „Ich weiß nicht, was es genau ist. Aber Zevran… er wollte mir heute einen Ring geben“

Vater bekam sofort große Augen. „Eh, ein Ohrring“, sprach ich hastig und lächelte verlegen, doch dieses verstarb recht bald, als ich mich zurück erinnerte. „Allerdings meinte er, ich solle mir gefälligst nichts darauf einbilden… und das hat mich irgendwie gekränkt. Also habe ich ihn beschimpft und er hat mich abgewiesen.“

Leise seufzte ich und starrte erneut auf die Kerbe im Tisch. „Dann bin ich wütend und traurig hier her zu dir gekommen. Ich wollte Zevran einfach nicht mehr ansehen…“

Aber warum eigentlich? Warum nur… warum bringt mich ein Geschenk wie seines nur so durcheinander? Besonders seine Aussage dazu…
 

Vater schwieg, schien nachzudenken und legte seine Hand an seinem Kinn. Beinahe hoffnungsvoll schielte ich immer wieder kurz zu ihm. Er hatte auf so vieles die richtige Antwort, vielleicht ja auch jetzt?

Dann plötzlich lächelte er sachte und beobachtete mich, was mich wiederum skeptisch aufblicken ließ. „Ihr beide… seid ziemliche Dickköpfe. Jeder auf seine Art und Weise“

Verwirrt sah ich drein und legte leicht meinen Kopf schief. Was soll das denn jetzt wieder bedeuten? Ich vergaß… manchmal spricht Vater auch in Rätseln.

Er bemerkte meinen fragenden Blick und lachte.

„Ich erzähle dir eine Geschichte. Dabei geht es um deine Mutter und mich“

Cyrion lehnte sich leicht zurück, machte es sich so bequem wie nur irgend möglich auf dem harten Stuhl. „Als ich sie zu unserer Hochzeit kennenlernte, war sie mir gegenüber sehr abweisend. Adaia konnte mich auf den Tod nicht ausstehen“

Sofort bekam ich große Augen. Vater erzählte so selten von Mutter, vermutlich weil ihn die Erinnerung an ihren zeitigen Tod immer schwer zugesetzt hatte. Aber dass Mutter ihn erst gar nicht leiden konnte, haben mir beide noch nie erzählt gehabt.

Das kam mir traurig bekannt vor. Augenblicklich umschloss ich den Ring, der um meinen Hals hing.

Nelaros konnte ich auch nicht sonderlich gut leiden, vermutlich lag es aber lediglich daran, dass er mir den letzten Ausweg zur Flucht verhindert hatte. Stattdessen rette er mir damals das Leben…
 

„Jedenfalls heirateten wir, so wie es sich unsere Eltern ausgesucht hatten. Wir lebten mittlerweile über drei Monate zusammen. Doch gesprochen haben wir in dieser Zeit kaum miteinander. Sie war abweisend, kaltschnäuzig und zuweilen etwas brutal“

Entsetzt starrte ich Vater an, doch er lachte nur belustigt auf. „Oh, sie hat mich nicht geschlagen, wenn du das denkst. Als wir damals zusammen von unserem Einkauf ins Gesindeviertel heimkehrten, lauerten uns vier Shems auf. Adaia verprügelte jeden von ihnen furchtlos.“

Es war konfus, sich Mutter prügelnd vorzustellen. Zumal ich sie eigentlich nur als sehr gütige Frau kenne. Zumindest wenn ich in der Nähe war, wenn es um Streitereien mit Fremden ging, war sie bestimmt eine der wenigen, die sich auch anderweitig durchsetzten konnte.

Das brachte mich zum Schmunzeln und Vater erzählte sogleich lächelnd weiter.

„Natürlich trug sie von diesem Angriff auch Verletzungen davon. Also pflegte ich sie so gut wie ich konnte. Es gefiel ihr gar nicht, so auf mich angewiesen zu sein. Doch ich genoss es. Denn ich hatte mich in sie verliebt… dieses feuerrote lange Haar, dieser entschlossene Blick in ihren Augen und dieser willensstarke Charakter, der sie nie ins Schwanken brachte.“

Ich bemerkte, wie sich seine Augen in die Ferne richteten und anscheinend in Erinnerungen versanken, die schon beinahe verblasst waren.

Sachte legte ich meine Hand auf seine, so dass er beinahe zusammenzuckte und mich etwas verdutzt ansah. Kurz darauf lächelte Vater aber sacht.

„Ich redete mir ein, dass sie mich sowieso nicht lieben könne. Immerhin war ich das totale Gegenteil von ihr. Doch in der Zeit, in der sie ans Bett gefesselt war, verstanden wir uns besser. Wir erzählten zusammen und lachten sogar. Die Zeit war großartig. Aber irgendwann war Adaia auch wieder bereit, dass Bett zu verlassen. Ich ahnte, dass unsere gemeinsame Zeit sich wieder dem Ende neigte. Ich hatte Angst davor, dass es so sein würde wie vorher. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte ihr… dass ich sie liebe“

Völlig gebannte starrte ich Vater an und lauschte jedem seiner Worte. Warum hat mir das noch niemand zu vor erzählt?!

„Sie war entsetzt und sprach kein Wort mehr mit mir. Doch keinen Tag später beichtete sie mir, dass sie mich ebenfalls liebt. Sie hatte Angst es mir zu sagen, da sie dachte, ich würde sie verachten, weil sie die meiste Zeit so kaltschnäuzig zu mir war. Doch ihre Haltung mir gegenüber hatte sich verändert, als sie ans Bett gefesselt war. Zu der Zeit lernte sie mich erst richtig kennen und lieben“

Vater beendete seine Geschichte und sah mich abwartend an, während ich ihn immer noch unverdrossen anstarrte. „Was lernst du daraus?“, fragte Vater schließlich wie ein Lehrer seinen begriffsstutzigen Schüler.

Eh…jetzt sollte ich mir wirklich etwas Anständiges einfallen lassen!

„Sich nicht in eine Prügelei verwickeln zu lassen?“, sprach ich zögerlich, doch Vater schüttelte sachte den Kopf. „Nein, sondern denjenigen den du liebst, auch zu sagen, dass du ihn liebst. Es bringt nichts, seine Gefühle unter den Tisch zu kehren, denn sie kommen sowieso immer wieder zurück. Und dann sogar um einiges heftiger“
 

Mein Herz machte einen kurzen Hüpfer, fast so als wolle es dem zustimmen. Verunsichert starrte ich auf meine Hände, die kaum merklich zitterten. So wie Vater es erzählt hatte, ergab es ja durchaus Sinn… aber lieben??

Liebe ich Zevran? Ich war nie zuvor verliebt und noch nie zuvor hat mich jemand so sehr in meiner Gefühlswelt durcheinander gebracht. Frustriert raufte ich mir die Haare und seufzte verärgert auf. „Aber Vater… was ist, wenn Zevran… mich auslacht? Wenn er mich gar nicht liebt?“

Seine warmen Hände umschlossen nun meine und ließen mich erschrocken in seine traurigen Augen blicken. „Dann weißt du es immerhin, Kallian. Ich sehe doch, wie du dich quälst.“

Dann weiß ich es immerhin… das ist wahr. Seit so vielen Monaten zermartere ich mir schon meinen Kopf, ob Zevran überhaupt etwas für mich empfindet. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass es auch so ist! Nur das mit der Liebe… das ist wieder eine ganz eigene Sache. Eine große sogar.

Zevran sprach nie von Liebe und ich eigentlich auch nicht. Immerhin weiß ich, dass er bei den Krähen ja nicht gerade liebevoll behandelt wurde. Und seine Mutter lernte er auch nie kennen.

Vielleicht ist er ja gar nicht dazu fähig?

Ich werde Zevran einfach fragen. Fragen, was zwischen uns beiden ist! Und so wie er antwortet… so muss ich wohl damit leben.

Aber wenn ich sage, dass ich viel für ihn empfinde… dann kommt er mir vielleicht auch wieder näher? So wie bei meinen Eltern. Das wäre doch gelacht!

Lächelnd sah ich zu meinem Vater und umarmte ihn stürmisch.

„Vielen Dank! Jetzt geht es mir gleich viel besser“

Er drückte mich sachte an sich. „Dem Erbauer sei Dank… immerhin will ich Enkel bekommen“

Sofort löste ich mich von meinem Vater und starrte ihn entsetzt an. Doch er lächelte nur sacht und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nun gehe wieder zu Bett. Du bist doch bestimmt müde“

Damit erhob sich auch der grauhaarige Elf, während ich immer noch zweifelnd zu ihm blickte.
 

Enkelkinder? Beim Erbauer, Vater und seine Familienfeste! Sich Zevran vorzustellen…inmitten von einer Schaar Kinder. Undenkbar!

„Das… wird dauern, Vater. Außerdem muss ich dir diesbezüglich noch etwas sagen.“, sprach ich schweren Herzens, als mir wieder eingefallen war, das Grauen Wächtern Kinderwusch wohl meist verwehrt bleibt.

Doch mein Vater lächelte nur müde und ging nun wieder zu seinem Bett. „Morgen, Kallian. Morgen kannst du mir alles erzählen. Gönn einem alten Mann auch etwas Schlaf“

Kaum hatte er sich daraufhin hin gelegt und sich mit einer alten Decke zugedeckt, da fiel er auch schon in einen tiefen Schlaf.

Nachdenklich sah ich zu ihm und dachte nochmals über das nach, was er mir gesagt hatte. Ich hoffe nur, ich besitze auch den Mut, es Zevran zu sagen.

Auf einmal überkam mich jedoch die Müdigkeit und ließ mich leise gähnen. Etwas Schlaf wäre wohl angebracht… ich habe seit meinem Ausbruch aus Fort Drakon kein Auge zugetan.

Besser, ich erwähne das Vater gegenüber nicht. Er regt sich sonst nur wieder schrecklich auf und hält mir Vorträge.

Erschöpfte legte ich in mein altes Bett. Es knarrte mir bekannt auf und ließ mich kurz schmunzeln. Selbst meine Decke roch genauso alt, wie an dem Tag, an dem ich fortging. Alles ist beim Alten geblieben…
 

Der Boden erzitterte heftig. Verschlafen öffnete ich meine Augen und schaute in die Dunkelheit. Es war noch mitten in der Nacht und absolut still.

Warum bin ich aufgewacht? Schlaftrunken drehte ich mich wieder um und zog mir die muffelnde Decke höher. Elende Bettwanzen, alles juckt…

Abrupt erzitterte erneut der Boden und ließ mich diesmal alarmiert hochschrecken. Angespannt lauschte ich in die Stille und war mir nun sicher, draußen Schreie zu vernehmen.

Schleunigst sprang ich aus meinem Bett und suchte mir meine beiden Dolche zusammen. Shianni erwachte nun ebenfalls und sah mich schläfrig an. „Was’n los?“

„Draußen ist irgendetwas… du bleibst hier drinnen und passt auf Vater auf“, sprach ich mahnend zu meiner Base und stürmte bereits zur Tür. Die Schreie waren nun deutlicher und ließen mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken jagen.

Normalerweise schreit meistens nur ein Elf im Gesindeviertel, doch wenn es mehrere sind, dann stimmt etwas nicht. Dann stimmt etwas überhaupt nicht!
 

Schwungvoll riss ich die Tür auf und erblickte Elfen an unserem Haus vorbeirennen, die blanke Panik in ihren Gesichtern.

Kinder schrien in dem ganzen Wirrwarr und ein lautes Knistern drang in meine Ohren, ebenso ein Geruch, den ich sofort einordnen konnte.

Helles Licht ließ mich in die Richtung starren, aus welcher die Elfen verzweifelt flüchteten. Dicker schwarzer Qualm versperrte mir beinahe die Sicht, doch die großen Flammen, die sich dem dunklen Nachthimmel entgegen steckten, waren einfach nicht zu übersehen.

Feuer! Es brennt im Gesindeviertel!

„Beim Erbauer!“, hauchte auf einmal Shianni neben mir entsetzt und starrte auf den Brand, der sich rasend schnell ausbreitete und bereits die nächste Hütte einnahm.

Es krachte laut, als die Hütte die in Flammen stand plötzlich in sich zusammenbrach und die Elfen unter sich begrub, die gerade noch versuchten zu entkommen.

Der Qualm wurde zunehmend dicker und ließ mich unwohl aushusten, während bereits die Hälfte des Gesindeviertels in Flammen stand und die Temperaturen schnell anstiegen.

Es wurde verdammt heiß!

Shianni klammerte sich an meinen Arm und sah mich panisch an. „Kallian! Alarith’s Haus steht auch in Flammen!“ Mit zittrigen Fingern zeigte sie auf besagte Hütte, deren Dach bereits Feuer fing.

Ohne zu zögern ging ich vor und biss die Zähne zusammen. „Weck Sorris und Vater! Ich werde Alarith holen, dann verschwinden wir von hier!“

Eilig drängte ich mich durch die engen Straßen, wurde immer wieder von angsterfüllten Elfen angerempelt, die mich dabei beinahe umstießen. Tatsächlich stolperte ich auch über etwas und sah mich verärgert um, doch als ich den leblosen totgetrampelten Körper des Kindes erblickte, rannte ich beinahe hektisch davon.

Beim Erbauer, jetzt bricht das Chaos aus! Ich muss mich beeilen und Alarith retten.

Heiße Luft wehte mir entgegen und ließ mir den Schweiß über meine Stirn laufen, während mich das laute Knacken von verbrennendem Holz umgab.

Die Häuser sind alle zum größten Teil aus Holz gebaut und mit Stroh oder Schindeln eingedeckt, was diesen Brand nur noch mehr begünstigt.
 

Als ich endlich vor Alariths Hütte stand, brannte sie bereits lichterloh, so dass ich meinen Arm heben musste, um mein Gesicht vor den Flammen zu schützen.

„Alarith!“, rief ich laut und suchte hektisch mit meinen Augen sein Haus ab. Doch selbst aus den kleinen Fenstern drang bereits Feuer hinaus.

Eine Elfe stieß mich zu Boden und schrie laut nach Hilfe, als sie kopflos durch die Straßen rannte. Beinahe wütend sah ich ihr nach, doch im selben Moment fielen mehrere brennende Schindeln auf sie hinab und erschlugen sie einfach.

Erschrocken rutschte ich zurück, doch dann wurde ich grob am Arm gepackt und rückwärts gezogen. „Pass auf!“

Plötzlich fielen weitere brennende Schindeln hinab, auf die Stelle, an der ich mich gerade eben noch befand. Mit einem lauten Krachen fielen immer weitere hinab.

„Komm endlich!“, rief nun Alarith, als ich seine Stimme erkannte und erhob mich eilig. Wir rannten schnell von seiner Hütte weg, die nun in sich zusammenfiel.

Langsam wischte ich mir die Asche vom Gesicht, und starrte auf Alarith’s Haus. Seine ganze Existenz war mit einem Mal plötzlich vernichtet.
 

„Geht es dir gut?“, fragte mich Alarith plötzlich und musterte mich kritisch. Verwirrt sah ich in seine braunen Augen. „Dein Haus ist nur noch Schutt und Asche und du fragst mich, ob es mir gut geht?!“

Er lächelte spöttisch, besah sich den Trümmerhaufen, der nach wie vor in Flammen stand, und klopfte den Ruß aus seiner Kleidung. „Alles, was man wieder aufbauen kann. Und du wirst mir dabei helfen“

Frustriert sah ich drein. Das ist doch jede Menge Arbeit!
 

Dann, auf einmal, konnten wir beide Stimmen vernehmen, die sich seltsam fremd anhörten. Wir schauten zusammen in die Richtung, aus der die Stimmen kamen und entdeckten vier Männer in seltsam gekleideten Roben, die nahe am Ausgang des Gesindeviertels standen.

Verwirrt kniff ich leicht meine Augen zusammen und betrachtete die seltsamen Shems. Sind das etwa Magier, oder warum tragen die solche Roben?

Alariths Gesicht wurde jedoch schlagartig leichenblass und seine Augen weiteten sich geschockt, als er die fremden Männer musterte.

„Beim Erbauer, wir sind dem Untergang geweiht“, flüsterte er zittrig.

Verwirrt starrte ich Alarith an.

Ich kenne diesen geizigen Elfen von klein auf, er war stets für mich, Shianni und Sorris da, erzählte uns Geschichten aus seiner Flucht in Tevinter, die er nur knapp überlebt hatte und zeigte Shemlen beinahe noch weniger Respekt als ich.

Und diesen Mann nun plötzlich dabei zu sehen, wie ihm die blanke Panik im Gesicht steht und er ängstlich zurück weicht, bringt mich beinahe dazu, ebenfalls Angst zu bekommen.

Selbst sein zerstörtes Haus macht ihn weniger aus als die fremden Männer, die nun das brennende Gesindeviertel betraten.
 

„Alarith, was ist los?“, fragte ich ihn nervös, doch er starrte mich angsterfüllt an.

„Magister aus Tevinter. Lauf, wenn du dein Leben noch retten willst. Das sind Blutmagier!“

Schutt und Asche

Verwirrt sah ich erst zu Alarith und dann zu den besagten Tevinter-Magistern, die nun das Gesindeviertel gelassen betraten. Ihnen folgten dutzende von Kriegern… und die machten mir gerade viel mehr Sorgen, als ein paar Männer in Roben.

„Wer auch immer die sind, die wollen mit uns bestimmt nicht Tee trinken!“, sprach ich erzürnt und zog nun meine Dolche.
 

Aber wenn die Kerle meinen, sich mit uns anlegen zu müssen… dann nur zu! Ich werde diese Shemlen bekämpfen, wenn sie hier Ärger veranstalten sollten.

Plötzlich hob einer der Magister seinen Zauberstab in die Luft und schickte einen riesigen Feuerball in eine der wenigen Hütten, die noch vom Feuer verschont geblieben war.

Entsetztes Schreien erklang aus der Hütte, ehe sie mit viel Krach in sich zusammen fiel und nichts weiter hinterließ als ein Häufchen Asche.

Entsetzt starrte ich auf den Schutthaufen und konnte ein Zittern nicht unterdrücken, während ich hart schluckte. Es geschah so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte!

Diese Männer greifen uns an! Sie legen das Feuer… aber warum, bei Andrastes brennendem Arsch?!
 

„Schnell, wir müssen zu deinem Vater und verschwinden!“, rief Alarith alarmiert und schüttelte mich an den Schultern, um mich aus meiner Lethargie zu holen.

Entsetzt riss ich meine Augen auf.

Vater! Natürlich wir müssen sofort zurück zu den Anderen!

Hektisch sah ich mich um und bemerkte das Flammenmeer, in dem wir uns nun befanden.

Sämtliche Hütten brannten, der Schweiß lief mir in Sturzbächen und die unzähligen verkohlten Leichen auf den Boden taten ihr übriges, um mich in Bewegung zu setzen.

Ich muss zu den Anderen, ihnen darf nichts passiert sein! Verdammt, warum kann ich nicht schneller rennen!? Jede Sekunde zählt!

Eilig liefen wir zu meinem Vater zurück, unzählige Elfen rannten in Panik in dieselbe Richtung, andere saßen auf dem Boden und schluchzten herzzerreißend, vermutlich wegen des Verlust ihres Heimes und Familie.

Der Gestank von verbranntem Fleisch drang in meine Nase und ließ mich beinahe würgen, während mich die herumfliegende Asche in den Augen brannte.
 

Doch mein Herz blieb mir beinahe augenblicklich stehen, als ich fast bei mir daheim angekommen war.

In der Nähe von unserer Hütte stand der riesige Baum Vhenadahl, welcher in jedem Gesindeviertel wächst und gedeiht.

Aber seine Baumkrone zierten nun keine leuchtend grünen Blätter, die sich sanft in Wind hin und her wogen, sondern Flammen, die sich den leuchtenden Sternen entgegen streckten, während unser Baum des Volkes lichterloh brannte.
 

Wie vom Donner gerührt starrte ich auf das schreckliche Bildnis, während bereits die ersten großen verkohlten Äste abbrachen und zu Boden fielen.

Nein… nein! Das darf nicht sein!

Dieser Baum war schon immer hier! Seit Generationen hat uns dieser Baum Schutz gespendet, Ruhe und auch das letzte bisschen von unseren elfischen Vorfahren bewahrt.

Der Baum stirbt!
 

Ein entgeistertes Keuchen ließ mich herum fahren. Vor mir und Alarith stand ein alter Elf mit schneeweißem Haar, doch erst als ich das zum Teil verbrannte Gesicht des Elfen genauer betrachtete, fiel mir auf das es Valendrian war. Unser Hahren!

Beinahe wäre er gestürzt, als er hin und her taumelte, doch Alarith und ich stützen ihn schnell.

„Hahren! Beruhigt Euch!“, wies Alarith ihn hektisch an, doch Valendrian starrte fassungslos auf unseren brennenden Baum Vhenadahl.

Er lächelte erschöpft, sein Haar zum Teil angesengt, wie ich gerade bemerkte. Dann fing er leise an zu sprechen: „Wisst ihr beide noch? Die Geschichte… ? Seine Wurzeln sind tief und solange Vhenadahl lebt, werden auch wir leben. Aber einst gab es auch eine Zeit, in der unser Volk in unserem eigenen Land lebte. Wir waren einst alterslos und stark, und dies wurde uns von den Menschen genommen.“

Etwas unsicher schielte ich zu Alarith, der ruhig zu dem Hahren blickte. Sein Atem ging schwer, sämtliche Kleidung des alten Elfen war beinahe mit seiner Haut verschmolzen, vermutlich als er sich aus seinem brennenden Haus zu retten versuchte.
 

„Valendrian“, fing ich leise an und blickte noch einmal traurig zu Vhenadahl, und könnte schwören, dass ich den Baum ächzten hörte, als ein weiterer brennender Ast abbrach und hinab stürzte.

„Vhenadahl wird sterben… und wir mit ihm… “

Erschrocken weitete ich meine Augen und starrte zu dem alten Elf, der sich den brennenden Baum ansah und dann resigniert lächelte. „Und nun… wird uns sogar erneut unsere Heimat von den Menschen genommen“, flüsterte er erschöpft und senkte langsam seinen Kopf.
 

Beim Erbauer, nein! Wir werden hier nicht alle sterben!

Gerade wollte ich ihm das auch deutlich sagen, als ich meinen Blick nochmals kurz schweifen ließ.

Unzählige tote Elfen säumten unseren kleinen Marktplatz, ebenso schwer Verletzte, die verzweifelt nach Hilfe schrien. Nicht unweit von uns stürzte eine nächste Hütte krachend in sich zusammen und ließ mir eine Rußwolke entgegen fliegen.

Hustend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und kniff verzweifelt die Zähne zusammen, als sich ein schwerer Klumpen in meinem Magen bildete.

Mein Blick fiel erneut auf unseren Baum, der nun gänzlich lichterloh brannte.

Scheiße…

„Hahren?“, fragte Alarith ruhig und sah Valendrian, der nach wie vor auf den Boden blickte. Prüfend stupste ich ihn kurz in die Wange, doch er regte sich nicht. „Valendrian? Hallo?“

Der andere rothaarige Elf hob Valendrians Kinn an und blickte betrübt in die toten Augen unseres Haren, der sich nicht mehr regte. „Möge der Erbauer dich nun leiten“, sprach er leise und ließ den alten Elf vorsichtig zu Boden, während ich fassungslos drein sah.

„W-was? Er… ist tot?“, fragte ich ungläubig und starrte auf den Leichnam.

Das… das kann nicht sein!

Valendrian war schon immer unser Hahren! Schon als ich hier als kleines Mädchen Unruhe stiftete und mir manchmal seine Strafpredigten anhören musste…
 

Wieder wurde ich von einem panisch davon laufenden Elfen angerempelt und verlor dabei das Gleichgewicht. Keuchend fiel ich zu Boden und fluchte erbost auf, als ich über meinen schmerzenden Hintern rieb.

Scheiße!

Scheiße!!

Wütend schrie ich laut auf und schlug mit meiner Faust immer wieder in den harten Boden, während ich mich nebenbei an sämtlichen Flüchen aus Oghrens Vokabular bediente.

Das kann doch nicht wahr sein! Es war eben noch alles in Ordnung gewesen, ich schlief in meinem alten staubigen Bett, während ich Sorris schnarchen hörte.

Und plötzlich… das hier?!
 

Tränen brannten in meinen Augen als ich mich umsah und das Höllenfeuer betrachtete, in dem wir uns gerade befanden.

„Komm, Kallian“, sprach Alarith leise und hielt mir seine Hand hin. Wütend starrte ich zu ihm auf und bemerkte gar nicht, wie ich anfing zu zittern… trotz der gewaltigen Hitze.

„Das ist nicht fair! Es war alles noch völlig in Ordnung gewesen! Und jetzt sollen wir alle verrecken?!“

Der ältere Elf zog mich schnell hoch und blickte mich ernst an. Ich bemerkte, dass es in seinen Augen verräterisch glänzte. „Reiß dich zusammen… wir müssen zu deinem Vater und von hier verschwinden!“

Vater!

Schnell löste ich mich von Alarith und schluckte hart, während ich ihn ruhelos anstarrte und auf ein Wunder hoffte, welches uns der Erbauer noch schicken sollte.

Doch natürlich… geschah nichts.

Verzweifelt rieb ich mir meine Augen und versuchte nicht zu heulen, als ich ein weiteres totes Elfenkind, welches dem Boden lag erblickte, die Mutter hatte sich noch schützend über es gelegt… doch beide waren erschlagen worden. Von einem der großen Äste unseres Baumes, der uns doch beschützen sollte.

Das… ist nicht fair…
 

Alarith schritt mit starrem Blick los und ich folgte ihm kurz darauf langsam, mir immer wieder über die Augen reibend, um endlich die heiße Asche aus meinen heraus zu bekommen.

Vielleicht wollte ich mir diesen Alptraum aber auch nicht weiter anschauen.
 

Endlich standen wir wieder vor meinem Elternhaus, doch mit Entsetzen musste ich feststellen, dass bereits der Dachstuhl Feuer gefangen hatte und nirgendwo meine Familie zu sehen war.

Das Haus so zu sehen, in den ich meine gesamte Kindheit verbracht hatte und so viel Freude und Kummer erlebt habe, brach mir fast das Herz. Aber dieser Gedanke war nur kurz, denn meine größte Sorge bereite mir meine Familie, die ich nirgendwo sehen konnte.

Sind die etwa immer noch da drinnen?!

Alarith rief laut nach meinem Vater, doch es folgte keine Antwort.

„Ich geh rein!“, rief ich sofort und war kurz davor in die Hütte zu stürmen, als mich jemand an meinem Handgelenk zurückhielt.

Überrascht drehte ich mich um und sah in Shiannis tränenverschmiertes Gesicht. „Base!“

Schnell drückte ich sie an mich und strich beruhigend über ihren Kopf, als sie anfing hemmungslos zu weinen.

Eng drückte ich sie an mich und spürte, wie mir ebenfalls die Tränen über meine Wangen liefen.

Dem Erbauer sei Dank, Shianni lebt noch und ist unversehrt!
 

„Kallian!“

Ich blickte auf und sah wie Sorris und Vater aus einer kleinen Nebengasse kamen. In ihren Händen hielten sie ein paar kleine Körbe, in denen sie wahrscheinlich nur ihre wichtigstes Hab und Gut verstaut hatten.

„Vater!“, rief ich erleichtert und löste mich langsam von Shianni, die nun ebenfalls schniefend zu Cyrion blickte.

Schnell ließ ich mich von ihm umarmen und atmete erleichtert aus, während er mir sachte über meinen Rücken strich.

Dem Erbauer sei Dank, ihnen ist allen nichts passiert!

Mein Herz war immer schwerer geworden, als ich die vielen Leichen gesehen habe… Kinder, Mütter… Väter.

Doch ihnen war nichts passiert… alles ist gut…

„Valendrian ist tot“, presste Alarith mühsam hervor, woraufhin sämtliche Augenpaare auf ihn gerichtet waren.

„Valendrian? Das ist… schrecklich“, sprach Vater fassungslos, während ich bemerkte, dass seine Hände leicht anfingen zu zittern.
 

„Nein! Bitte verschont uns!“

Doch das laute Schreien von einigen Elfen wurde mit einem Mal mit brachialer Gewalt niedergeschlagen, als ich die Männer in Rüstungen entdeckte, die die verletzten Elfen einfach töteten und sie gnadenlos ausbluteten ließen.

Das sind dieselben Kerle, die ich bereits bei den Magistern sah!
 

Die anderen Elfen liefen schreiend und panisch in unsere Richtung, in die die amüsiert lachenden Männern sie trieben wie eine Schafherde zu ihrem Schlächter.

Erschrocken weitete ich meine Augen und drückte mich mit meiner Familie an eine morsche Hauswand, um von den anderen Elfen in ihrer Panik nicht noch totgetrampelt zu werden.

„Ich verstehe das nicht… wer sind die?“, rief Sorris ängstlich, als sich die Massen an uns vorbei drängten, immer weiter Richtung Ausgang.
 

Alarith meldete sich prompt zu Wort, die Anspannung war hörbar aus seinen Worten heraus zu hören. „Magister aus Tevinter… Blutmagier. Darauf verwette ich mein Leben!“

Shianni sah unsicher zu mir auf und schluckte kurz. „Blutmagier? Hast du schon mal welche getroffen, Kallian? Sind die wirklich so schrecklich wie immer alle erzählen?“

Unsicher sah ich sie an, dann schaute ich wieder zu Alarith. Er kannte sich damit gewiss besser aus, immerhin kommt er ja aus Tevinter. Dort können Blutmagier frei herumlaufen wie sie wollen.

„Ich habe… welche getroffen. Von total durchgeknallt bis unscheinbar war alles dabei“, meinte ich und sah zu der Menge, die nicht mehr weiterging und nun hysterisch drängelte und drückte.

Warum gehen die denn nicht weiter?!

„Eine Mauer! Eine unsichtbare Mauer!“, schrie eine Frau laut und hämmerte immer wieder in die Luft. Zumindest sah es so aus, denn von einer Mauer konnte ich nichts sehen.

Verwirrt blickte ich drein, kletterte auf einen relativ großen Schutthaufen in der Nähe, um mir etwas Überblick zu verschaffen und sah überrascht drein.

Da war nichts… absolut nichts.

Dennoch drängten sich die Elfen panisch dagegen, bis bereits die ersten ohnmächtig wurden und zu Boden fielen.

Eine… unsichtbare Mauer? Wie kann das sein? Doch nicht etwa… Magie?!

„Kallian, siehst du was?“, rief Alarith und ich nickte ungläubig.

„Die anderen kommen nicht weiter… scheint wirkliche wie eine unsichtbare Mauer zu sein.“, rief ich unsicher. Es muss einfach Magie sein, eine andere Möglichkeit gibt es nicht!

Hastig sprang ich wieder von dem Schutthaufen und sah dem Schauspiel zu, das die anderen Elfen uns lieferten. Ehe diese Magister hier ankommen haben wir uns alle noch gegenseitig zu Tode getrampelt und zerquetscht. Verdammte Narren!
 

Sorris sah unsicher drein und schluckte. „Was machen wir denn jetzt? Wo sollen wir lang?“

Gute Frage, nächste Frage. Es sah mal wieder danach aus, dass wir im Schlammassel stecken. Für die Magister sind wir gefundenes Fressen.

Doch auf einmal meldete sich Vater zu Wort und ließ mich aufblicken.

„Wir müssen runter zum Fluss. Wir schwimmen raus aus Denerim und gehen außerhalb der Stadt wieder an Land. In dem ganzen Trubel sollten wir nicht weiter auffallen, wir lassen uns einfach von der Strömung mittreiben“

Er zeigte in eine schmale Seitengasse, die direkt hinunter zum Fluss führte. Ob diese komische Mauer bis dahin reichen würde? Vielleicht existiert diese Mauer nur genau hier, und nirgendwo sonst?

Wenn nicht, dann ist das unsere einzige Chance, hier noch unversehrt rauszukommen… weiß der Erbauer, was diese komischen Magister von uns wollen!

„Einverstanden“, sprach ich hastig und nickte Vater zu, der daraufhin leicht lächelte. Zügig gingen wir durch die kleine Seitengasse.

Die Schreie der anderen Elfen ließen mir die Nackenhärchen aufstellen und mich angespannt umher blicken. Jede Sekunde könnten diese Magister auftauchen und uns angreifen… und so wie Alarith sie beschrieben hat, müssen die wirklich grausam sein.

Elender Mist, warum kommen die nur hier her zu uns?! Was haben wir denn nur verbrochen, um unsere Heimat brennen zu sehen? Was, Erbauer?!

Sofort lief ich weiter und biss mir wütend auf die Lippen. Den Grund werde ich vermutlich nie erfahren… und vielleicht ist es auch besser so.

Angespannt lauschte ich, während sich Sorris nach vorn drängte und nun heimlich um die Ecke schielte.
 

Eine kleine Steintreppe führte direkt hinunter zum Fluss. Früher hatten wir als Kinder dort immer geplantscht und gelegentlich auch Wäsche gewaschen, aber nun ist er ein Fluchtweg. Vermutlich der einzige.

Sorris hechtete sofort die Treppe hinab und sah noch mal zu uns. „Kommt schon, beeilt euch doch!“

Gerade wollte ich ihm harsch an den Kopf werfen, wie unvorsichtig er doch handelt, als ich plötzlich eine böse Vorahnung hatte und aufhorchte. Irgendjemand… !

Plötzlich zischte Etwas direkt an meinem Ohr vorbei und ich stoppte. Meine Augen weiteten sich, als ich Sorris ansah, welcher abrupt stolperte und die Treppen hinunter fiel. Dabei hörte ich ein paar unwohl knackende Geräusche.

Das einzige, was ich noch entdeckten konnte war ein Pfeil, der sich mitten in Sorris Schultern gebohrt hatte, bevor er kopfüber die Treppen runterfiel.

„Sorris!“, schrie ich laut auf, rannte die Treppen hinunter, denn er war mittlerweile ins Wasser gefallen und tauchte nicht wieder auf.

Shianni schrie ebenfalls schrill auf, doch ehe ich auch nur das Wasser erreichen konnte, krachte ich gegen Etwas und fiel zu Boden.

Stöhnend hielt ich meinen Kopf und sah auf. Doch zu meinem Verdruss war da nichts!

Was zum… ?!

Shianni war schnell neben mir und half mir hoch, während sie aufgebracht ins Wasser sah. „Wir müssen Sorris retten, sonst ertrinkt er noch!“

Alarith kam nun ebenfalls zu mir und hielt inne. Leicht kniff er die Augen zu, hielt seine Hand nach oben und spürte einen Widerstand. Obwohl nichts da war…

„Die Mauer ist wieder da“, sprach er frustriert, was mich wiederum böse fluchen ließ.

Scheiße! Ausgerechnet jetzt! Ich muss zu Sorris, sonst stirbt er noch!

Verzweifelt schlug ich auf die unsichtbare Mauer ein und schaute nervös ins Wasser, doch Sorris war nirgends zu sehen. „Sorris! Sorris! Hörst du mich?!“

Durch ein weiteres Zischen sprang ich in letzter Sekunde zur Seite, ehe ein weiterer Pfeil sein neues Ziel gefunden hätte.

Hektisch sah ich auf und entdeckte einen Bogenschützen auf einem Giebel stehend, der erneut einen Pfeil aus seinem Köcher zog.

Verdammt! Ich wusste doch, dass wir bereits beobachtet wurden. Und nun sollen wir wohl auf unserem Fluchtweg sterben?

Wenn wir hier stehen bleiben, kann uns dieser Bastard einer nach dem anderen einfach abschießen!

„Schnell weg hier!“, schrie ich laut und drängte die anderen in die Gasse zurück. Der Schweiß rann mir erneut, als das Feuer mittlerweile immer näher gekommen war und nun sämtliche Hütten im Gesindeviertel befallen hatte.

Die Hitze war unerträglich und nahm mir beinahe die Luft!
 

Als wir wieder auf der Hauptstraße waren, japsten wir alle nach Luft.

Doch lange ausruhen konnten wir uns nicht, denn ein boshaftes Lachen ließen mir sofort alle Nackenhärchen aufstellen.

Das klingt nicht gut!

Rasch sah ich auf und entdeckte vor uns mehrere dieser Krieger, die mit den Magistern gekommen waren und nun zufrieden zu den Elfen blickten, die sich furchtsam gegen die unsichtbare Mauer drängten und starr vor Angst zu ihnen sahen.

Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass bereits ein paar totgetrampelte Elfen den Weg säumten. Also haben sie sich doch gegenseitig umgebracht…
 

„Na, na“, sprach nun einer der Kerle, der einen Bart trug und belustigt die Menge blickte. Ihm gefiel offensichtlich die Panik, die er mit den anderen ausgelöst hatte.

„Keine Sorge, nur die Alten und Kranken werden wir ausbluten lassen wie Schweine. Der Rest kommt mit, also reiht euch schon mal anständig ein“

Die anderen Männer johlten begeistert auf, was mich wiederum wütend zu ihnen starren ließ.

Was soll das werden? Wir sind kein Vieh, verdammt! Hier wird sich niemand einreihen!

Shianni neben mir, schluchzte kurz auf und rieb sich verzweifelt über die Augen. „Kallian, was ist mit Sorris?“, hauchte sie schwach.

Sorris! Er liegt noch immer im Wasser!

Sofort sprang ich auf und sah böse zu den Männern, die weiterhin auf die kreischenden Elfen zugingen.

Was soll ich nur tun? Wenn wir zurück gehen, wartet dort der Bogenschütze auf uns und schießt uns erbarmungslos ab. Das geht nicht, zumal ich keinerlei Fernwaffen besitze. Und meine Dolche wollte ich gerade jetzt auch äußerst ungern verlieren.

Zurück ging nicht mehr… .also gibt es nur noch eines! Den Weg vorwärts. Ich werde Sorris retten und wenn ich diese ganzen verdammten Bastarde vierteilen muss! Dann wird bestimmt die Mauer verschwinden und ich kann Sorris retten.

Angefangen mit diesen Idioten und dann weiter mit diesen elenden Magistern! Ich werde jedem Einzelnen von ihnen zeigen, was einen Elfen aus dem Gesindeviertel ausmacht!
 

Entschlossen stellte ich mich plötzlich zwischen die panische Menge und die Männer. Diese musterten mich kurz überrascht, dann lachten sie jedoch wieder spöttisch auf, als sie mein grimmigen Blick bemerkten.

„Na wer ist denn da? Du bist aber ein niedliches Ding, komm doch her zu mir… dann haben wir etwas Spaß“, rief der Bärtige belustigt, was die anderen wiederum mit lauten Pfeifen erwiderten.

Meine Augen wurden zu Schlitzen, als ich kurz angewidert das Gesicht verzog. Diese… ekelhaften Shems! Der soll nur herkommen… dann habe ich Spaß mit ihm!

Er ließ auch nicht lange auf sich warten, als er durch seine Kumpanen mit lauten Pfiffen und anstößigen Rufen dazu animiert wurde, doch endlich zu mir zu gehen.

Nebenbei zog ich meine Dolche, während mein Vater laut aufschrie und dazwischen gehen wollte. Doch Alarith hielt ihn entschlossen zurück, was mir nur recht war.

Der Bärtige hielt kurz inne und blickte etwas verwirrt auf die Dolche in meinen Händen, dann musste er wieder lachen und musterte mich ausgiebig. „Na, na meine Hübsche. Du wirst dir noch wehtun, das ist kein Spielzeug. Also komm endlich her zu mir!“

Fest hielt ich meine Dolche und nickte leicht. „Ich kann’s kaum erwarten.“

Sein dreckiges Lachen wurde um einiges breiter, als ich nun auf ihn zuging und ihm direkt in die Augen blickte. Und zwar eiskalt, doch das schien ihn nicht weiter zu stören.

„So ist es fein.“, meinte er zufrieden und grinste amüsiert. Doch das verging ihm, als ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken die Kehle aufschlitzte.

Ein ersticktes Gurgeln kam über seine Lippen, als er sich panisch an seinem Hals fasste, aus dem Unmengen an Blut strömten.

Die anderen Männer verstummten augenblicklich und sahen geschockt drein, während ich eher schadenfroh auf den bärtigen Mann schaute, der nun röchelnd zu Boden ging.

Geschieht ihm doch ganz recht! Nun werde ich den Spieß einmal umdrehen!

Dann sah ich entschlossen und grimmiger denn je drein zu den Männern, während ich ihnen warnend meine Dolche entgegenstreckte. „Ihr werdet es bereuen, dass ihr uns angegriffen habt!“

„Dieses… Miststück! Tötet sie! Tötet sie!“, schrie ein weiterer Mann in Rage und die anderen Kerle stürmten sofort auf mich zu. Ich konnte meinen Vater hören, als er angsterfüllt meinen Namen rief. Doch darauf konnte ich mich im Moment nicht konzentrieren.

Es waren insgesamt fünf, also immerhin noch zu schaffen. Hoffentlich ohne, dass ich mich ernsthaft dabei verletzte, das wäre wirklich nicht sehr reizvoll.

Der erste Mann war selbst vor Wut so blind, dass ich ihm schnell ausweichen konnte, als er mit dem Schwert auf mich zustürmte. Ohne lange zu warten, rammte ich ihm einen meiner Dolche in den Nacken und zog ihn rasch wieder raus, da bereits der nächste Shem schreiend auf mich zukam.

Ich parierte mühsam seine zornigen Angriffe in denen mehr Kraft steckte, als ich dachte. Nur aus den Augenwinkeln bekam ich mit, dass sich jemand von hinten an mich heranschlich.

Vater schrie jetzt laut auf und warnte mich.

Augenblicklich sprang ich zur Seite und beobachte schadenfroh, wie der Shem, der sich von hinten an mich herangeschlichen hatte, nun sein Schwert versehentlich in den Rumpf seines Kumpanen gerammt hatte, mit welchem ich gerade eben noch gekämpft hatte.

Geschwind rammte ich meine Dolche nun in den immer noch verdutzen Shem, der daraufhin gepeinigt aufschrie und zu Boden ging. Ebenso der andere.

Kühl blickte ich zu den zwei verbliebenden Menschen, die mich nun trotz aller Wut in ihren Augen entsetzt anstarrten, ja fast ängstlich.

„Hol Caladrius… los!“, flüsterte der eine zu dem anderen, der daraufhin schnell verschwand.

Ich wurde skeptisch. Caladrius? Wer soll denn das sein? Ihr Anführer, oder was? Pha, der kann sich genauso warm anziehen.

Böse sah ich nun dem letzten Shem entgegen, dem bereits der Schweiß von der Stirn rann. Und ich war mir sicher, dass es nicht an der immensen Hitze herrschte.

Selbst die anderen Elfen aus dem Gesindeviertel, die eben noch die ganze Zeit panisch schrien und schubsten, waren plötzlich ruhiger geworden und starrten zu uns herüber.

„Verdammtes Klingenohr!“, zischte der Shem und spuckte zu Boden, mich dabei wütend anstarrend. Dann schielte er nochmals kurz zu seinen Kumpanen, die tot auf der trockenen Erde lagen. Sein Blick wurde nun um einiges finsterer.

„Oho, ich zittere schon vor Angst“, sprach ich höhnisch und schwang meine Dolche in meinen Händen, ihn dabei fixierend.

Wenn ich den Kerl blind vor Wut mache, dann rennt er hoffentlich genauso schnell in sein Verderben wie der andere.

Doch leider schien er nicht zu dumm zu sein, denn er nährte sich mir mit gezogenem Schwert; mich dabei mit einem Blick anstarrend, der mir nicht ganz geheuer war.

Ehe ich ihn jedoch weiter aus der Reserve locken konnte, griff er so schnell an, dass ich in letzter Sekunde nur noch abblocken konnte und dabei herum geschleudert wurde. Keuchend lag ich auf dem harten Boden und starrte zum Qualm verhangenen Himmel hinauf, während ich schnell meine Gedanken ordnete.

Das kam… unerwartet.

Hastig rollte ich mich zur Seite, als ich sein Schwert im Schein des Feuers aufblitzen sah, das direkt auf mich hinab raste.

Da er seine sämtliche Kraft in diesen Angriff gelegt hatte, steckte sein Schwert nun in der Erde fest. Ein wütendes Fluchen, dann flog sein Kopf quer durch die Luft und landete schließlich in einer brennenden Hütte.

Mein Atem hatte sich beschleunigt, als ich dem fliegenden Schädel noch kurz hinterher gesehen hatte, dann hörte ich bereits, wie der Körper des Shem einfach zu Boden fiel.

Besiegt… ich habe alle besiegt!
 

Die anderen Elfen brachen augenblicklich in laute Jubelschreie aus und riefen begeistert meinen Namen, was mich verdutzt zu der Meute blicken ließ.

Die Elfen wirken geradewegs erleichtert und freuten sich über meinen Sieg, als sie beschwingt in die Hände klatschten.

Ein unsicheres Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich ihnen verlegen zuwinkte. Beim Erbauer… das… das ist das erste Mal, das sich die anderen über mein Rumgefuchtel mit den Dolchen freuen! Sonst bekam ich Reaktionen nur Ablehnung, Spott, Angst und Beschimpfungen.
 

Ohne jegliche Vorwarnung wurde ich auf einmal zu Boden geschleudert und keuchte erschrocken auf. Mein Brustkorb schmerzte infolge des harten Aufschlages und außerdem musste ich mit Unmut feststellen, dass der Geschmack von Dreck auf der Zunge auch nicht der beste ist.

Wem habe ich also die ruppige Behandlung zu verdanken?!

Wütend drehte ich mich um, drauf und dran, denjenigen zu beschimpfen, doch dann entglitt mir mein Gesicht schlagartig und Panik ergriff mein Herz.

„Vater!“, schrie ich angsterfüllt, als ich ihn auf dem Boden erblickte, ein großer Pfeil hatte sich in seinen Rücken gebohrt, während bereits eine kleine Blutlache entstand.

Sofort drehte ich ihn um und starrte ihn entsetzt an. Er atmete schwer, Blut lief schon aus seinem Mundwinkel… dennoch kam ein kleines Lächeln auf seine Lippen.

„Mein kleines Mädchen… “, sprach er mit zittriger Stimme, während ich völlig überfordert versuchte die Blutung zu stoppen. Fest drückte ich meine zitternde Hand auf seine Wunde und redete nervös und panisch auf ihn ein.

„Keine Sorge, Vater! Es ist alles gut, nur eine kleine Verletzung! Du wirst wieder gesund, verstanden?!“, rief ich einige Oktaven höher als gedacht, als mir die Tränen unkontrolliert aus den Augen liefen.

Fest drückte ich ihn an mich und schluchzte hemmungslos, als ich sein Röcheln vernahm.

Nein, nein, NEIN! Er wird wieder gesund! Er darf nicht sterben, er ist mein Vater! Er ist gesund, er wird gleich aufstehen und dann gehen wir zurück in das Anwesen. So wie immer! Wie immer… immer…

Später werden wir darüber lachen. Dann… dann… lachen… wir…

„Kallian… du… hast… m-mich… “

Ein Blutschwall lief über meinen Arm, als Vater sich erbrach, doch es war mir egal, ich drückte ihn nur enger an mich und schrie panisch auf. „Ein Heiler! Wir brauchen einen Heiler, verdammt!“

„immer... stolz gemacht“, hauchte mein Vater die letzten Worte in mein Ohr, dann war sein zitternder Körper mit einem Mal ganz still.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich zu meinem Vater, der mich nach wie vor ansah. Doch irgendwie… war dieser Blick leer. Ich hielt den Atem an, lauschte auf Geräusche seinerseits, doch es war nichts zu hören.

„Vater?“, flüsterte ich leise, doch er regte sich nicht.

Ich schluckte hart, als mir die Tränen erneut in Sturzbächen hinunterliefen. Nein, nein, nein!

„Papa?“, fragte ich ebenso leise noch einmal und drückte ihn schluchzend an mich, atmete seinen vertrauten Duft ein, der jedoch Großteils vom dem Blutgestank überdeckt wurde.

Seine Augen waren weiterhin starr und leer… und mein Herz fühlte sich ebenso für einen Augenblick, als ich laut aufschrie und ihn an mich drückte.

Meine ganze Welt brach in sich zusammen und lag nun da wie ein großer Scherbenhaufen. Unzählige Scherben… unzählige…

Mutter…

Vater…

Sorris…

Nein, nein, nein!!!

Das ist alles nicht wirklich… das kann nicht… Papa steht gleich wieder auf… und dann gehen wir heim und trinken etwas Tee, während er mir Geschichten von früher erzählt… wie immer… immer…

„Kallian!“, schluchzte Shianni herzzerreißend und umarmte mich weinend, während ich weiterhin starr auf den Leichnam meines Vaters blickte.

Er ist tot… ?

Tot…

TOT!
 

Ich sah wütend auf und sah nicht weit von uns entfernt den Bogenschützen, mit Pfeil und Bogen in der Hand und weiterhin auf uns einsehend. Seine Silhouette war ganz verzerrt, infolge der immensen Hitze, die hier herrschte.

Mein Körper bebte, diesmal vor Zorn, der sich in mir aufstaute.

Das wird er bereuen… ich werde ihm die Eingeweide rausreißen!! Vater ist TOT seinetwegen!

Grob schubste ich Shianni von mir weg und hechtete blind vor Zorn auf die Gestalt los; die Dolche in meiner Hand so fest umschlossen, dass bereits meine Finger schmerzten.

Rache! Ich will gnadenlose Rache!!

Doch als ich nun vor dem Mörder meines Vaters stand, wich mein Zorn kurzzeitig der völligen Verständnislosigkeit und Verwirrung.

Vor mir stand kein Shem, wie vermutet… sondern eine Elfin!

Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, die kaltwirkenden bernsteinfarbenden Augen auf mich gerichtet und ihr langes braunes Haar wehte leicht herum, als eine Windböe aufkam.

Beim… Erbauer…

„Eine Elfin? Du… du… DU BIST EINE Elfin?!“, schrie ich laut auf und starrte sie fassungslos an. Wie kann eine Elfin nur uns das antun!? Wie kann sie nur Ihresgleichen töten, ihr eigen Fleisch und Blut sozusagen?! Noch dazu als Frau?!

Ohne irgendeine Antwort von ihr abzuwarten, griff ich sie schreiend an und schlug mit brachialer Gewalt mit meinen Dolchen auf sie ein. Das wird sie büßen, was auch immer sie für Gründe hatte!

Sofort warf sie ihren Bogen beiseite und zog zwei große Schwerte hinter ihrem Rücken hervor. Unbeeindruckt von den großen zackenbesetzten Klingen, setzte ich meine Angriffe fort. Scheinbar leicht wehrte sie meine Angriffe ab, doch ich schlug weiterhin auf sie ein.

Sie war flink, ohne Zweifel.

Dieses Mistück! Diese verdammte Hure! Ich werde sie umbringen! UMBRINGEN!!

Sie war so auf meine Angriffe fixiert, dass ich mich rasch vorbeugte und meinen Schädel gegen ihren donnern ließ. Der Schmerz verteilte sich explosionsartig auf meiner Stirn und ließ mich aufschreien, doch ohne lange zu jammern rammte ich meinen Dolch in ihre Schulter, denn sie taumelte kurz benommen infolge meines Angriffes.

Ein wütendes Keuchen kam über ihre Lippen und zum ersten Mal sah ich so etwas wie Gefühlsregung.

Doch plötzlich geschah etwas mit ihren Augen; etwas was ich nie zuvor gesehen habe und mich kurz perplex zurück weichen ließ.

Bilde ich mir das nur ein, oder haben ihre Augen kurz rot aufgeflackert? Richtig stechendes rot… welches sich geradewegs in meine Augen bohrt und mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt.

Nein, nein, verdammt!! Lass dich nicht verwirren! Das wird irgendein feiger Trick sein!

Ehe ich jedoch den weiteren Angriff starten konnte, zog sie meinen Dolch schwungvoll aus ihrer Schulter und griff mich nun an. Ihre gesamte Angriffsgeschwindigkeit hatte sich locker verdoppelt, sodass es nicht lange dauerte und ich bereits meine ersten Schnittwunden von ihr bekam, die sich tief in mein Fleisch bohrten.

Das hielt mich jedoch nicht davon ab, sie weiterhin mit meinem einzelnen Dolch anzugreifen!!

Ich werde sie töten und wenn ich dabei selbst mit verrecke!!
 

Jemand klatschte in die Hände und seufzte theatralisch auf. „Ah, genug jetzt“

Gerade wollte ich demjenigen in meinem Zorn die Hände abhacken, als ich plötzlich in meinen Bewegungen innehielt. Ich blieb wie eine Statue stehen, der Dolch zischte gerade noch vor, die Knie durchgedrückt, der andere Arm zum Ausbalancieren.

Und doch bewegte ich mich kein Stück. Als wäre ich festgefroren.

Nein, nein, nein!!

Mein Blut rauschte laut durch meine Ohren, während ich starr auf die Elfin blickte, die mich jetzt wieder mit ihren kalten Augen anblickte und ihre Schwerter ablegte. Von ihren roten Augen konnte ich nichts mehr erkennen.

Was… was geht hier vor sich?! Warum kann ich mich nicht bewegen, nichts sagen?! Ich kann gar nichts machen!

Doch nun erkannte ich, wie mehrere Shems durch den dichten Qualm den Schauplatz des Kampfes betraten. Alles Krieger mit Schwertern und Rüstungen.

Sofort spannte ich meinen Arm erneut an. Probierte wenigstens meinen kleinen Finger zu bewegen, doch es geschah einfach nichts, egal wie sehr ich mich auch bemühte.

Doch zwischen den Kriegern erschienen nun auch die Männer in Roben, die ich bereits mit Alarith zuvor erblickt hatte. Besagten hörte ich nun wütend zischen.

Scheiße… sind das diese Blutmagier, vor denen Alarith so große Angst hat? Mein Blick fiel auf einen kahlköpfigen Mann mit Bart, der mich aufmerksam musterte und dann einen kurzen Blick auf die Elfin warf, mit der ich eben noch gekämpft habe.

Doch mir fiel plötzlich mit Staunen auf, dass die Elfin stark aus ihrer Wunde blutete, die ich ihr zugefügt hatte. Doch sie zeigte keinerlei Gefühlsregung.

Beim Erbauer, was sind das für komische Leute?!

Der Mann in Robe schritt nun auf mich zu, strich sich kurz nachdenklich durch seinen Bart, als er mich betrachtete und grinste dann belustigt. „Erstaunlich… Devera konnte die letzten Jahre niemand verletzen“

Ich wollte ihm an den Kopf werfen, dass er gleich der Nächste sein wird, doch es kam kein Ton über meine Lippen, nicht einmal ein Knurren drang aus meiner Kehle.

Scheiße!

Der Mann in Robe hob nun seine Hand auf mein Gesicht zu, was in mir den ungeheuren Drang auslöste einfach zurück zu weichen. Doch natürlich konnte ich nichts dagegen unternehmen.

Seine Finger strichen durch mein Haar, über meine Wange und Ohren und kamen schließlich an meinem Kinn zum Stillstand. Dann betrachtete er mich… betrachtete mich, wie Vieh welches zum Verkauf dargeboten wurde.

„Etwas dergleichen in diesem Gossenloch zu finden, ist wirklich erstaunlich. Ah, das muss ein Zeichen des Erbauers sein, meine Liebe“, säuselte der Shem und starrte mir nun direkt in die Augen.

Warum, Erbauer, kann ich diesen widerwärtigen Shem nicht mitten ins Gesicht spucken? WARUM?!

Dann fiel sein Blick nochmal auf die Elfin namens Devera, der ich meinen Dolch in die Schulter gerammt hatte… doch nach wie vor zeigte sie keinerlei Emotionen.

„Meister Caladrius, wollt ihr etwa… ?“, fing einer der Männer die ebenfalls Roben trugen vorsichtig an, doch der Glatzkopf sah mich zufrieden an. „Oh ja, genau das werde ich. Diesen Trotz in ihren Augen… es wird… bestimmt berauschend, wenn ich sie erst gebrochen habe“
 

Wovon redet dieser Mistkerl eigentlich?! Warum kann ich ihn nicht endlich an die Gurgel gehen?!

Ohne weiteres abzuwarten, zog der Kahlkopf nun ein Messer aus seiner Seitentasche und betrachte es fasziniert. „Allerdings, meine Liebe, kann ich dich nicht einfach so mitnehmen… du würdest bestimmt wild um dich schlagen und noch andere verletzten. Das kann ich nicht zulassen“

Ich starrte mit dunkler Vorahnung auf das Messer, welches mir unheilverbringend immer näher kam. Anschließend blieb der Shem vor mir stehen, musterte mich begierig, als hätte er gerade einen Schatz gefunden, dann rammte er mir das Messer ohne zu Zögern in den Unterleib.

Alles in mir schrie gegen den immensen Schmerz auf, der sich schlagartig in meinen ganzen Körper ausbreitete, doch ich konnte nichts weiter tun, außer starr stehen zu bleiben.

Verdammt… Hilfe… Hilfe… Bitte… irgendwer… .Vater… Hilfe… !

Der Glatzkopf machte eine schnelle Handbewegung und augenblicklich bekam ich das Gefühl in sämtlichen Körperteilen wieder. Brachte mir jedoch wenig, denn ich klappte im selben Moment einfach zusammen.

Ich lag auf den Rücken, atmete angestrengt und legte meine zittrige Hand auf die Wunde, doch es floss einfach zu viel Blut hinaus. Fest umschloss ich mit der anderen Hand meinen Dolch.

Mein Blick glitt zum Himmel. Die Sterne konnte ich durch den Qualm kaum erkennen… alles schwand langsam… selbst die starken Schmerzen in meinem Unterleib ebbten langsam ab.

„Kallian!!“, schrie Shianni panisch und rannte zu mir. Besorgt sah ich in ihr tränenverschmiertes Gesicht, als sie mich angsterfüllt ansah und mich etwas aufrichtete.

„Sterb nicht!“, schniefte sie verzweifelt, ich wollte sie trösten… irgendwas… doch meine Kehle fühlte sich staubtrocken an.

Tränen bahnten sich ihren Weg hinab, als ich ihren Blick ebenso verzweifelt erwiderte und versuchte nach ihrer Hand zu greifen. Hastig ergriff sie meine Hand und starrte dann entsetzt zu den Shemlen, die näher traten und ihre Schwerter zogen.

Die anderen Elfen schrien erneut panisch auf, versuchten zu entkommen… doch es gab kein Ausweg. Für keinen von uns.

„V-verzeih… “, sprach ich noch heiser, dann umfing mich die alles umfangende Dunkelheit.

Befangene Gedanken

Frustriert sah ich auf meinem juwelenbesetzten Ohrring und strich sacht über einen kleinen leuchtblauen Edelstein, welcher mit viel Präzision in das schimmernde Gold eingearbeitet war.

Ohne Zweifel war er von hohem materiellem Wert, doch für mich bedeutete er den Anfang einer Ära. Der Anfang eines neuen Lebens. Eines gefährlichen und zugleich aufregenden Lebens.

Das Leben einer Krähe bedeutet so viel. Es bedeutet, dass Leben und Tod so nah beinander liegen, dass lediglich das Schicksal entscheidet.

Und dennoch boten sich mir so viele Gelegenheiten um mir Vergnügen zu gönnen, sich der Ekstase voll und ganz hinzugeben. Jedoch immer wissend, nicht zu viel hineinzuinterpretieren. Schließlich waren so etwas wie Gefühle in meinem Beruf einfach nur selbstmörderisch.

Es macht blind, schwach und zu allem Überfluss abhängig. Im Großen und Ganzen also ein Verlustgeschäft, was bekommt man auch schon als Gegenleistung?

Absolut nichts kann auch nur dem gleichkommen, was ich in meiner Freiheit tun und lassen kann.

Absolut nichts!

Ich sollte mich also lieber nach einem kleinen Stelldichein umsehen, immerhin muss ich ja meine gelobte Freiheit nutzen. Und zwar in vollen Zügen, solange ich meine Ruhe habe.

Schließlich hat Kallian mir ja praktisch die Türe vor der Nase zugeknallt und zu allem Überfluss auch noch beschimpft. Tz, der Zevran von früher hätte sie einfach getötet, schließlich hasse ich Zurückweisungen, besonders solche widerspenstigen.

Besonders dann, wenn ich dieser störrischen Elfin schon ein Geschenk gebe. Und sie… sie nimmt es ja nicht mal an, weil sie auf irgendwelchen wirren Gefühlsduseleien beharrt! Absolut verwerflich.

Kallian, dieses verdammte…!

Grimmig drehte ich den Ring in meinen Fingern und steckte ihn schließlich wieder sicher verwahrt ein. Missmutig schaute ich zur gegenüberliegenden Wand und sah kurz nachdenklich in die schwache Glut, die vom Feuer noch übrig geblieben war.

Ich verstehe sie einfach nicht. Kallian war schon immer ein Rätsel, in gewissen Dingen zumindest. In anderen wiederum war sie so offen zu lesen wie ein Buch.

Schließlich weiß ich, wie sehr sie doch Schmuck liebt. Sie hatte mir davon erzählt, dass sie sich als kleines Kind immer aus Plunder selbst Schmuck gebastelt hat. Das muss einfach nur lächerlich ausgesehen haben, dennoch trug sie den Tand.

Warum also… warum hat sie mein Geschenk dann nicht angenommen? Ich konnte bereits dieses verheißungsvolle Glitzern in ihren Augen erkennen und ihr Lächeln.

Und plötzlich beharrt sie auf diese unnützen Gefühle. Wollte den Ohrring nicht annehmen, wenn es ohne Gefühle meinerseits war. Dabei ist es doch schon ein großer Schritt von mir, sie sollte mir wenigstens entgegen kommen.

Aber nein, stattdessen beschimpft sie mich, starrt mich wütend – und zu allem Überfluss auch noch so verletzt – an. Dabei sollte ich der Gekränkte sein! Immerhin weist sie mein Geschenk zurück.

Nur weil ich sagte, sie solle sich nicht so viel darauf einbilden.

Tz… nicht so viel… gar nichts… und… dennoch… dieser Blick… diese verdammten Augen! Ihre verdammten enttäuscht und traurig blickenden Augen.
 

Ich seufzte und schloss meine Augen, während ich mir über meine Nasenwurzel strich. Seit Stunden geht mir ihr Gesicht nicht mehr aus den Kopf und hindert mich an meinem Schlaf… frustrierend!

Nicht mal Lust auf die Perle verspüre ist gerade und das ist wahrlich außergewöhnlich. Außergewöhnlich miserabel.

Wenn Kallian wieder zurück kommt, werde ich mich mit ihr auseinander setzen und diesmal wird sie mir nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Dafür werde ich schon sorgen.
 

Auf einmal konnte ich dumpfe Rufe vor der Tür hören, ebenso hektische Schritte. Gelassen schaute ich Richtung Tür und murrte leise.

War hier etwa mal etwas los in diesem langweiligen Anwesen? Trotz all meiner Wünsche, eine wilde Orgie wird es wohl leider nicht sein. Bedauerlich.

Plötzlich wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und für einen kurzen Augenblick war ich mir sicher, dass dort Kallian stand, das rote Haar wirbelte aufgeregt hin und her. Doch… es war die Bardin.

„Kallian! Komm schnell!“, rief Leliana hektisch in das dunkle Zimmer, woraufhin ich schmunzeln musste. „Sie ist nicht hier. Was ist los?“, fragte ich desinteressiert und erhob mich nun von dem Bett.

Verwirrt sah sie drein und schaute sich noch einmal aufgeregt in dem kahlen Zimmer um. „Aber… wo ist sie hin, Zevran?“, wollte die Rothaarige wissen. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und ging und auf sie zu.

Warum ist sie denn so beunruhigt?

„Ich weiß es nicht, sie wollte einmal frische Luft schnappen. Seit dem habe ich Kallian nicht mehr gesehen“, sprach ich und musterte Leliana.

Die Bardin sieht blass um die Nase aus. Es muss etwas passiert sein… oho, das klingt nach Spaß und Aufregung.

Leliana musterte mich kurz ungehalten, fast so als wüsste sie, warum Kallian fort war, dann atmete sie hörbar aus.

„Sorris kam gerade eben hier an. Er ist schwer verletzt und hat einen Pfeil in der Schulter stecken. Wynne versucht gerade ihn zu heilen und dann hoffentlich Antworten auf unsere Fragen zu bekommen“

Sorris…? Sorris… wer war das nochmal… Ah Moment! Natürlich, dieser Elf. Irgendein Bruder oder ähnliches von Kallian.

Kurz musste ich schmunzeln und strich durch mein feines Haar. „Sag bloß, er hat sich endlich mal eine Prügelei verwickeln lassen? Wird er zu einem Mann, huh?“

Leliana sah betroffen zu Boden und faltete ihre Hände wie zu einem Gebet. „Nein, er meinte nur kurz… das alles in Flammen stand, unzählige Leichen und das Gesindeviertel muss dem Untergang geweiht sein“

Verwirrt sah ich zu der jungen Frau. Was soll denn das wieder bedeuten? Hat der junge Elf etwa zu tief ins Glas geschaut, oder warum erzählt er dann solch Unsinn?

Ein lautes Rufen ließ uns beide aufblicken. Sofort stürmten ein paar Dienerinnen den Gang entlang und schließlich die schmale Treppe hinunter.

Es muss etwas passiert sein… und diesmal war ich mir sicher, dass es sich wohl doch nicht um Spaß handelt.

Eilig folgten wir nun den aufgeschreckten Dienstmädchen, welche hektisch die Treppen hinunter stürmen und schlussendlich in den Esssaal einbogen.

Als wir besagten Saal betraten, entdeckten wir auf einer langen Tafel den blutenden Sorris. Seine Kleidung zum Teil aufgerissen und durchnässt, an etlichen Stellen hatte er Schnittwunden und Quetschungen.

Mit Mühe zog gerade Wynne den Pfeil aus seiner Schulter, was den Elf laut und gequält aufstöhnen ließ.

Schnell waren wir bei dem jungen Elf und besahen ihn uns genau.
 

Er war blass und zitterte am ganzen Leib. Sein Haar verdreckt und zerzaust.

Ruhig besah ich mir seine Wunde in der Schulter, aus der Blut drang.

Tz, er kann froh sein, dass Wynne bei ihm ist und ihn heilt. Sonst wäre Sorris vermutlich später längst an eine Infektion gestorben, oder an Fieber.

Die alte Magierin legte nun sanft ihre Hand auf die blutende Wunde und tätschelte beruhigend die Wange des jammernden jungen Elfen. „Keine Sorge, alles wird gut“, sprach sie ruhig auf ihn ein.

Gebannt sah ich dabei zu, wie ein sanftes warmes Licht ihre Hand zum Leuchten brachte und dieses nun in die Wunde eindrang.

Wundersamerweise verschloss sich die Verletzung binnen Sekunden.
 

Ah, diese magische Frau mit ihren noch magischeren Händen. Wer weiß, was sie sonst noch zu bieten hat. Abgesehen von ihrem wallendem Zauberbusen.

Ein Schmunzeln huschte mir übers Gesicht, doch auf einmal tauchten nun auch Alistair und Elissa im Speisesaal auf. Deutlich verschlafen und spärlich bekleidet, wie ich amüsiert anmerkten darf.

Vermutlich hatten die beiden noch ihr Vergnügen...
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Alistair verschlafen, wurde jedoch hellwach, als er das viele Blut sah und den verletzen Elfen dazu. Elissa sah nicht minder entsetzt drein.
 

Kurz schaute ich mich aufmerksam um. Selbst Morrigan betrat nun mit kühler Miene den Saal, dicht gefolgt von Sten, Oghren und Fergus.

Sieh an, nun sind wir also alle hier versammelt. Dem hektischen Tumult kann man nun mal einfach nicht entgehen.

Wynne sah besorgt zu Sorris, welcher nun zaghaft die Augen öffnete und zu der alten Frau aufsah. Seine Augen wirkten glasig, beinahe leer. Doch er erhob sich mühsam, trotz Protest der Magierin.
 

„I-ihr… ihr seid diejenigen, oder? Diejenigen… mit Kallian reist?“, sprach er mit rauer Stimme und hustete einmal schwer. Sofort eilten die Dienerinnen herbei und gaben dem Elf etwas zu trinken. Gierig trank Sorris alles aus.
 

Skeptisch beobachte ich ihn und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich nachdachte.

Was ist so Schlimmes passiert, dass dieses Weichei mitten in der Nacht verletzt bei uns landet und ausgerechnet zu uns wollte? Immerhin ist Kallian doch bei ihm… zumindest gehe ich davon aus, mir käme kein anderer Ort in Denerim in den Sinn, an dem sie sonst sein könnte.
 

Dann sah uns Sorris verzweifelt an und in seinen Augen glitzerte es verräterisch, als er sich mit zittrigen Händen in den Tisch festkrallte, auf welchem er immer noch saß.

„Rettet uns… ich flehe euch an“, hauchte er bittend und Tränen liefen ihm nun hemmungslos über die Wangen, als ein Schluchzer seiner Kehle entwich.
 

Verwirrt starrte jeder Einzelne von uns auf dem jungen Elf, der nun seinen Kopf weinend in seine Hände legte und am ganzen Leib stark zitterte. „Ich flehe euch an, sonst sterben sie alle!“
 

Wynne eilte schnell an seine Seite und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. „Aber Junge, so beruhigt euch doch! Was ist denn los?“

Sorris schüttelte einmal den Kopf und wagte es nicht, aufzublicken.
 

„Alles steht in Flammen, überall Tote und Verletzte. Wir versuchten zu entkommen, doch ehe wir es schaffen konnten… da wurde ich getroffen und fiel ins Wasser. Die anderen haben es nicht geschafft“, sprach er schnell und aufgeregt, dann schluchzte er noch mal und sah auf.

„Sie sind alle eingesperrt, wie die Ratten in der Falle“, wisperte der Rothaarige angsterfüllt und kniff die Augen dabei zu.
 

Wynne ergriff Sorris nun an den Schultern und drehte ihn zu sich, während sie ihn prüfend anschaute. „Wer ist eingesperrt?“, fragte sie in ruhigem Ton, doch auch die Anspannung war aus ihrer Stimme heraus zu hören.

„Kallian, Cyrion, Shianni und Alarith. Und die vielen anderen Elfen im Gesindeviertel. Sie sind alle in Gefahr“, sprach Sorris nun plötzlich tonlos und starrte zu Boden.
 

Was? Was erzählt dieser Jammerlappen hier eigentlich für Märchen? Das kann doch unmöglich wahr sein! Wer würde schon das Gesindeviertel angreifen wollen? Dort Schätze, oder Gold zu vermuten wäre idiotisch… eher Krankheiten gibt es bei dem Beutezug.
 

„Kallian? Aber…ich verstehe nicht…bitte erklärt Euch doch genauer“, sprach Elissa erschüttert und trat einen Schritt auf Sorris zu, der sie nun mit tränenverschleierten Augen anstarrte.

„Wir wissen nicht genau… vermutlich Magister aus Tevinter, meinte Alarith. Warum… ich weiß nicht…“, murmelte Sorris unsicher.

Tevinter? Tz, dieses Land lebte doch praktisch nur vom Sklavenhandel und ihrer Blutmagie. Wenn die wirklich in das Gesindeviertel einmarschiert sind, könnte das wirklich für Turbulenzen sorgen.

Und… wenn Kallian darin verwickelt war…
 

Nochmals musterte ich Sorris vor mir, der nun apathisch zu Boden starrte, das Hemd immer noch blutverschmiert und durchnässt. Der Pfeil, der seiner Schulter gesteckt hatte, lag noch neben ihm.

Und mit einem Mal wurde mir bewusst, dass dieser Elf wohl oder übel die Wahrheit sprach.

Die Wahrheit. Und das behagte mir überhaupt nicht, ließ in mir ein ungutes Gefühl aufsteigen. Und dieses Gefühl der Besorgnis… wie ich es doch hasse.

Es tritt immer öfters auf, wenn sich Kallian in Gefahr begibt. Und ist häufig der Fall.
 

Ich drehte mich um und leckte mir kurz über meine Lippen. „Wenn das so ist, das sollten wir uns jetzt fertig machen, nicht wahr? Und zwar sofort!“

Damit verschwand ich aus dem Saal und zog mir meine Lederrüstung an und nahm meine Dolche an mich. Es wird Zeit herauszufinden, was wirklich vorgefallen ist, damit ich endlich in Ruhe schlafen kann. Und dieses widerwärtige Gefühl endlich einzudämmen, bevor ich noch wahnsinnig werde!
 


 

Sorris lief nun, oder eher schwankte, vor uns. Seine Beine gaben manchmal nach, doch die anderen stützen ihn immer wieder und redeten beruhigend auf ihn ein.

Trotz der eher fragwürdigen Geschichte, die uns dieser Jammerlappen aufgetischt hatte, waren wir alle mitgekommen. Sogar diese beiden stinkenden Köter begleiteten uns, schnüffelten immer wieder am Boden, oder erleichterten sich an einem nahelegenden Fass.

Mein Blick jedoch glitt immer wieder zum Gesindeviertel. Allerdings konnte ich weder Flammen noch Rauch sehen, die sich dem dunklen Himmel entgegen streckten.

Stimmt denn nun diese Geschichte, oder nicht?

Angeblich soll doch alles lichterloh brennen, oder nirgendwo sehe ich Anzeichen davon.
 

Misstrauisch sah ich zu Sorris, der regelrecht angsterfüllt wurde, als wir nun alle gemeinsam über die Brücke liefen, die geradewegs zum Gesindeviertel führt. „B-beim Erbauer! Warum sieht man nichts?!“, rief der Elf panisch und starrte geradeaus.

Der Eingang zum Gesindeviertel war gut sichtbar, die Tore weit geöffnet und alles wirkte friedlich und ruhig.
 

Tz, dieser Elf muss einen schlimmen Alptraum gehabt haben und dann ist er wohl oder übel durch Denerim gerannt und wurde dabei von den unzähligen Banden hier zusammengeschlagen.

Kallian wird mir wahrscheinlich irgendeinen Vortrag halten, der mir jetzt schon die letzten Nerven kosten wird. Wenn es um ihre Familie ging, war sie immer ziemlich leicht zu reizen.
 

Doch in diesem Moment lief Sorris gegen Etwas und wich erschrocken keuchend zurück. Leliana war nicht minder überrascht und hielt den verschreckten Elfen gut fest. „Was habt Ihr denn? Stimmt etwas nicht?“

Sorris starrte verängstigt nach vorn und zeigte ins Nichts. „Die unsichtbare Mauer! Die ist immer noch da!“

Skeptisch schaute ich nach vorn, doch ich konnte nichts anderes entdecken als Kallians Hütte, welche seelenruhig dastand. Nicht mal Kerzenschein konnte ich durch eines der Fenster sehen.
 

Frustriert rieb ich mir über meine Nasenwurzel und atmete einmal genervt aus. „Das ist ja wohl ein schlechter Witz und ich bin etliche gewöhnt, dank unseres trinkfesten Zwergs“

Oghren, der nicht weit entfernt von mir stand, brüllte einmal belustigt und schwang seine große Axt.

Tz, das war kein Kompliment, auch wenn er es wohl so aufgefasst hat.
 

Morrigan drängte sich nun ruppig an mir vorbei und stieß mich dabei unwirsch zur Seite. „Aus dem Weg, ihr Narren!“, rief sie zerknirscht und stand nun augenblicklich neben Sorris, welcher immer noch ängstlich geradeaus starrte.

Mit ihrer zierlichen Hand griff sie vorsichtig nach vorn, bis sie plötzlich gegen einen Widerstand stieß.
 

Verwirrt sahen wir alle auf, als kleine Blitze durch die Luft zuckten, genau an der Stelle wo Morrigan ihre Hand hatte. Ein belustigtes Grinsen huschte über ihr Gesicht, doch sie ließ ihre Hand nicht sinken. „Eine magische Barriere. Wie interessant.“

Augenblicklich wurde mir etwas unwohler, als ich dabei zusah, wie nun auch Wynne zu Morrigan ging und vorsichtig die anscheinend magische Barriere untersuchte.
 

Sollte es etwa doch wahr sein, was dieser Elf erzählt hat? Das alles in Flammen steht und Kallian in Gefahr ist?

Aber... das kann nicht sein, immerhin kann in Denerim doch nicht eine Armee von Blutmagierin herumlaufen, ohne dass jemand Notiz von ihnen nehmen würde. Absolut lächerlich!

„Ich will mich ja nicht aufdrängen, aber was können wir tun?“, fragte jetzt Alistair deutlich aufgewühlt und sah zu den beiden Frauen, die nach wie vor miteinander über die magische Barriere sprachen.

Morrigan kräuselte einmal ihre Lippen und erhob ihren Zauberstab Richtung magische Barriere, Wynne tat es ihr kurz darauf gleich, das Gesicht jedoch hoch konzentriert nach vorn gerichtet.

„Zurücktreten.“, meinte die Sumpfhexe kühl.

Sofort kamen wir ihrer Aufforderung nach, denn die Zauberstäbe der beiden Magierinnen leuchteten hell auf.

Ein grelles Licht ging von Wynnes Zauberstab aus und wilde Blitze zuckten aus Morrigans Stab hinaus, trafen immer wieder die Barriere, die nun anfing wild zu flackern und knirschende Geräusche von sich zu geben.
 

Leicht kniff ich meine Augen zusammen und hob meinen Arm, um sie vor dem hellen Licht etwas zu schützen.

Diese Magie ist mächtig und gefährlich, besonders für jemanden, der keinerlei Erfahrungen hat, damit umzugehen.

Immerhin stehen diese beiden magiebegabten Menschen auf unserer Seite, auch wenn ich mir bei Morrigan von Zeit zu Zeit etwas unsicher bin.

Es wird Gründe für ihr Hiersein geben, aber Nächstenliebe schließe ich als erstes aus.
 

Plötzlich gab es einen großen Riss in der magischen Barriere, der durch ein lautes zischendes Geräusch noch untermauert wurde. Elissa schrie erschrocken auf und krallte sich an Alistair fest, der ebenfalls etwas überrascht zurückwich.

Morrigan und Wynne bissen beide die Zähne zusammen, ihre Arme und Hände zitterten stark, doch beide hielten unbeirrt ihre Zauberstäbe auf die Barriere gerichtet, dessen Riss immer größer und größer wurde.

Ein unheimliches Knistern umgab uns, ließ mich instinktiv nach meinen Dolchen greifen, welche ich angespannt umklammerte.

Meine Augen waren weiterhin starr auf das Schauspiel vor mir gerichtet und ich wich mit böser Vorahnung etwas zurück.

Angst zu haben käme einem Todesurteil gleich. Das war die erste und prägendste Lektion, die ich damals bei den Krähen gelernt hatte. Jemand der Schwäche zeigte, machte sich angreifbar für andere.

Angst war Schwäche. Und auf sie folgte unweigerlich der Tod. Und ich schwor mir, niemals Schwäche zu zeigen. Weder mir, noch anderen. Schließlich will ich leben.

Doch im Augenblick verspürte ich diese Angst… Angst darum, dass das Schlimmste eintreten würde. Wie ich dieses Gefühl hasse, es gräbt sich so tief in meine Gedanken ein, dass es schwer fällt, rational zu bleiben.
 

Ein markerschütterndes Dröhnen ließ mich schwanken und mir gepeinigt die Ohren zuhalten. Doch kurz darauf wurde ich von einer plötzlichen Druckwelle umgeworfen, die anderen ebenso. Ihre erschreckten Schreie klingelten in meinen Ohren.

Hastig erhob ich mich wieder und schaute voraus. Doch was ich sah, machte mich fassungslos.
 

Eine gewaltige Feuerwand befand sich vor uns, Mir rann der Schweiß von der Stirn, als uns die großen Flammen heiß entgegenschlugen.

Das Bild von einem friedlichen Gesindeviertel, das was wir eben noch gesehen hatten, hatte nun nichts mehr mit diesem zu tun.

Die magische Barriere ist tatsächlich wahr! Nun ist sie in sich zusammengefallen und offenbart uns ein Bild des Schreckens.

Der größte überhaupt war jedoch die Erkenntnis, dass dieser Sorris Recht hatte! Dieses verfluchte Gesindeviertel steht in Flammen!
 

„Oh, Erbauer“, hauchte Leliana neben mir bebend. Auch die anderen waren nicht minder erschüttert, schließlich sah eben noch alles so friedlich und unscheinbar aus.

Alles nur Lug und Trug, wie ich entsetzt feststellen muss… diese abnormale Magie!

„Wir müssen das Feuer löschen!“, rief Fergus aufgebracht und hob seine Hand vor sein Gesicht, um sich etwas vor den Flammen zu schützen. Ehe jemand auch nur etwas darauf erwidern konnte, erklang ein panischer Schrei und wir schauten ruckartig in Richtung Flammen.

Im diesem Augenblick kam ein brennender Elf aus der Flammenwand gesprungen, rannte schreiend an uns vorbei und stürzte sich schließlich die Brücke hinab.

Kurz standen wir alle noch ungläubig da, unfähig das eben Geschehene zu realisieren. Lediglich durch den Aufschlag auf das Wasser wurde ich aus meiner Starre gelöst. Sofort stürmten alle auf das Geländer der Brücke und schauten runter ins Wasser.

Eine verkohlte Leiche trieb an der Oberfläche.

„Beim Donnerkiesel, da geht’s tief runter!“, rief Oghren brummig, doch ich verzog angewidert das Gesicht.

Das ist widerwärtig, selbst für mich. Grimmig wand ich mich ab und schaute zu den Flammen, die sich wild nach oben in den sternenbesetzten Himmel streckten.

Nun nahm ich auch weitere Schreie jenseits der Flammen wahr; weitere Elfen, die dem Tode nahe waren.

Eigentlich kümmerte mich der Tod herzlich wenig, beschere ich ihn doch den meisten selbst. Doch wenn andere Elfen unschuldig leiden müssen, werde ich wütend. Sehr sogar. Kein Elf verdient es, einfach so abgeschlachtet zu werden.

„Lord Cousland hat Recht. Wir sollten das Feuer löschen“, sprach ich gereizt und versuchte die Schreie zu verdrängen.

„Ja, dem stimme ich zu“, sagte Alistair und sah dabei hilfesuchend zu Wynne, die immer noch bestürzt ins Wasser zu der Leiche schaute.

Morrigan musterte mich plötzlich kühl mit ihren dämonisch wirkenden Augen, als sie mit wogenden Hüften auf mich zuschritt.

Ich ließ die Hexe nicht aus den Augen, ausnahmsweise lag es diesmal nicht an ihren Brüsten, sondern eher an ihrem entschlossenen Blick, dass ich ihr meine Aufmerksamkeit zuteil kommen ließ.
 

„Tretet beiseite“, fauchte die Schwarzhaarige, während sie ihren Zauberstab leicht hin und her schwang. Wynne löste sich nun auch aus ihrer Lethargie und ging geschwind zu der Sumpfhexe. „Morrigan, was genau schwebt Euch vor?“, fragte sie beinahe entsetzt.
 

„Wasser“, flüsterte sie und rammte ihren Stab nun die Erde, schaute unerschrocken in die Flammen. „Ihr müsst das Wasser aus dem Fluss zu mir tragen, ich werde es dann in die Brände leiten.“
 

„Was? Das ist doch absolut unmöglich!“, warf Alistair verwirrt ein und sah dabei skeptisch zu der Hexe, die weiterhin in die Flammen starrte. Doch kurz darauf drehte sie sich zu ihm und betrachtete den Blonden so voller Abscheu, dass ich beinahe Mitleid mit dem Bastard empfand.

„Es ist jedenfalls nicht unmöglich, dass hunderte von Elfen ihr Leben lassen. Vermutlich ist Kallian schon längst unter ihnen, während wir hier dämlich herum diskutieren, ob es möglich ist oder nicht!“
 

Kurz herrschte Stille, nur die Schreie und das Knistern der Flammen waren zu hören.

„Einverstanden“, sprach Wynne kurz darauf entschlossen und ging wieder zum Geländer zurück und schaute in die Tiefe hinab.

Sofort wichen wir alle zurück, als wir die Magie schon beinahe in der Luft spüren konnten. Angespannt biss ich die Zähne zusammen und sah zwischen den beiden Frauen immer wieder hin und her. Ihrer beider Gesichtszüge verhärteten sich.
 

Wynne hielt ihren Zauberstab mit beiden Händen waagerecht von sich gestreckt und hatte die Augen geschlossen.

Sofort wurde Wynnes Gesichtsausdruck angestrengt, als sie langsam ihren Zauberstab zögernd immer weiter nach oben hob. Ihre Arme zitterten dabei stark.
 

Die Elemente zu kontrollieren ist bestimmt kein leichtes Unterfangen, und dann auch noch diese Menge. Der Fluss Drakon wird viel Wasser mit sich führen… ich bin begierig darauf zu sehen, wie die beiden das schaffen wollen.

Ohne Vorwarnung hob Wynne nun ihren Zauberstab schwungvoll nach oben und hielt ihn über ihren Kopf, Schweiß lief ihr von der Stirn, ihr Atem war angestrengt… doch über ihrem Kopf schwebte nun eine riesige Kugel aus Wasser.
 

Ehrfürchtig wichen die meisten zurück, als die Kugel gespenstig über uns hinweg flog, jedoch fiel immer wieder Wasser hinab… zu meinem Unmut auch noch direkt auf meine perfekten Haare.
 

Morrigan fixierte die Kugel, biss die Zähne zusammen und schleuderte diese nun mit einer schnellen Handbewegung auf die Flammenwand. Augenblicklich zischte es heftig, weißer Rauch stieg auf… doch das Feuer war gelöscht.
 

Wynne und Morrigan gingen in die Knie, atmeten angestrengt, beide zitterten. Elissa eilte zu der Sumpfhexe und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung mit Euch, Morrigan?“, fragte die junge Cousland besorgt nach.

Sofort schlug die Sumpfhexe die Hand von der Blonden abwertend weg.

„Spart Euch diese Floskeln“

Elissa sah unsicher zu Morrigan, als diese sich erhob und kühl in das Gesindeviertel schaute.

„Der Weg ist frei“
 

Ohne zu zögern schritt ich voran und betrat das Trümmerfeld. Es brannten immer noch Häuser, doch die meisten waren bereits in sich zusammengefallen und qualmten nur noch.

Ich ließ meinen Blick schweifen, überprüfte die Umgebung.

Dutzende Elfen rannten panisch umher, andere lagen krümmend vor Schmerzen herum.

Mein Blick glitt zu Boden.

Eine kleine verkohlte Leiche lag direkt vor meinen Füßen, das Gesicht nicht mehr zu erkennen, der gesamte Körper in einem tiefschwarzen Tod ummantelt.

Der Geruch des Todes umgab mich oft, doch dieser Geruch ist anders… ich bringe einen schnellen Tod, mache es meist schmerzlos für meine Opfer… doch diese Elfen hier hatten einen schmerzvollen Tod.
 

„Wie schrecklich“, flüsterte Elissa ungläubig, als die restliche Truppe nun folgte. Leliana schaute kurz zu mir, doch ich zeigte keinerlei Regung in meinem Gesicht.

Zügig ging ich weiter, besah mir jede Leiche, die fand kurz prüfend und schritt dann weiter.

Bis jetzt konnte ich Kallian noch nicht entdecken… das beruhigte mich ungemein.
 

„B-beim Erbauer!“, rief nun plötzlich Sorris, stolperte an mir vorbei und rannte dann zu einem toten Elfen, der auf dem Boden lag.

Kurz schaute ich zu dem Toten und betrachte das Gesicht… irgendwie kam er mir bekannt vor…

„Onkel Cyrion! Was hast du?“, schrie Sorris verzweifelt und rüttelte den Grauhaarigen an den Schultern. Doch die grünen Augen schauten ins Leere.

Leliana eilte augenblicklich neben den rothaarigen Elfen und betrachtete das Gesicht des Toten. „Ist das nicht Kallians Vater?“, flüsterte sie unsicher.

„Das ist er“

Abrupt drehten wir uns alle überrascht herum und entdeckten einen weiteren rothaarigen Elfen. Er hatte dutzende Schnittwunden und seine Kleidung war Großteils aufgerissen und angesengt; das Gesicht nass vom Schweiß.

Doch ein erschöpftes Lächeln huschte über seine Lippen, als er Sorris musterte. „Du hast es also geschafft… dem Erbauer sei Dank“

Dann fiel er einfach zu Boden und wirbelte dabei eine Rußwolke auf.

„Alarith!“ Sorris hastete nun zu besagtem Elfen und richtete ihn mühsam etwas auf, während ich eher noch starr auf die Leiche von Kallians Vater sah.

Er… ist tot?

Hektisch schaute ich mich um, hob den Schutt in der Nähe an und auf. Doch Kallian war nirgends zu sehen… dem Drang ihren Namen zu rufen, konnte ich kaum noch widerstehen, denn mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen.

Ein Gefühl das mich dazu brachte, erschrocken innezuhalten.

Angst…
 

Alarith hustete schwer, schaute dann jeden der Anwesenden an, die sich um ihn herum versammelt hatten und ihn besorgt musterten. Dann lächelte er müde. „Ah… ihre Freunde…ja… das seid… ihr“

Wynne legte ihre Hand auf die Stirn des älteren Elfen und schickte heilende Wellen in seinen geschundenen Körper.

Sorris schluchzte nun wieder auf, schaute noch einmal kurz zu Cyrion, dann wieder zu Alarith. „Was ist passiert? Was ist mit Onkel Cyrion?“

Der ältere Elf öffnete zögernd die Augen, schaute zu Boden.

„Getötet, als er Kallian vor einem Pfeil rettete.“

Alle atmeten erschrocken ein, auch ich hielt mit meiner Suche inne und schielte angespannt zu dem Elfen.

Kallian lebt noch? Das ist... gut. Für den Moment zumindest.

Sorris bebte kurz, kniff die Augen zu und wimmerte. „Erbauer… Onkel Cyrion…“
 

„Was ist hier los? Warum wurdet ihr angegriffen?“, rief nun Alistair aufgebracht, die Besorgnis war deutlich aus seiner Stimme heraus zu hören.
 

Alartih schaute dem jungen Mann an, ein verräterisches Funkeln in den Augen. „Sklaven“, flüsterte er nur heiser.
 

Ich starrte zu einem großen verkohlten Baum, seine dicken schwarz verbrannten Äste dampften immer noch, doch mir fiel augenblicklich die Gesichte zu diesem Baum ein, die Kallian mir damals erzählt hatte.

Der Baum des Volkes. Vhenadahl.
 

„Sklaven?“, wiederholte Elissa zweifelnd und schaute in die Runde. So recht wollte sie es nicht begreifen. Ich ging zu den anderen zurück und zog nun meine Dolche. Mein Blick starr auf diesen Alarith gerichtet, der mich nun musterte.

„Wo ist Kallian?“, fragte ich ihn ruhig. Meine innere Zerrissenheit konnte ich nur mit größter Mühe verbergen.

Der ältere Elf richtete sich langsam auf, nachdem Wynne ihre Hand sinken ließ. Dann strich er sich durch die Haare, schaute betrübt zu dem toten Cyrion.

„Es ist sinnlos. Absolut sinnlos, ihnen zu folgen. Die Magister haben alle auf ihr Schiff verfrachtet und sind nun in Richtung Tevinter unterwegs. Auch Shianni und Kallian“, flüsterte der Elf den letzten Satz und ließ somit Sorris erneut taumeln.

„W-was… meine kleine Schwester? Base? T-tevinter??“, wiederholte er zerstreut.
 

Blitzartig war ich bei Alarith angekommen, packte ihn am Kragen und hielt ihm meinen Dolch an seine Kehle, seine angstgeweiteten Augen schauten in meine wütenden. „Warum hab ihr ihnen nicht geholfen und zugelassen, dass sie mitgenommen werden?“, fragte ich mordlüstern, drauf und dran, diesem erbärmlichen Elfen für diesen Frevel einfach die Kehle aufzuschlitzen.

Er hat zugelassen, dass die beiden Mädchen einfach verschleppt werden. Ohne ihnen zu helfen, wurden sie entrissen. Wurden mir entrissen…
 

„Zevran!“, rief Alistair erschrocken und eilte sofort auf mich zu, doch ich betrachtete ihn kaum. Immer noch starrte ich in die Augen von Alarith, der mich nun mittlerweile ruhig ansah, die Angst war wie weggewischt.

„Ich hatte es versucht. Doch dann wurde ich niedergeschlagen und erwachte kurz bevor ihr gekommen wart. Ich habe es wirklich… versucht. Und jämmerlich versagt.“

Sorris packte meinen Arm und starrte mich mit tränenverschleierten Augen hilfesuchend an. „Zevran, ich flehe Euch an, lasst Alarith los! Er konnte nichts dagegen unternehmen!“

Kühl schaute ich in die braunen Augen meines Gegenübers, wog ab ob es mir nützen würde, diesem schwächlichen Elfen die Kehle aufzuschlitzen. Immerhin ist er schuld daran, dass Kallian nicht mehr da war… aber sie lebt noch. Noch…

Ich ließ den älteren Elf einfach zu Boden fallen und steckte mir gelassen die Dolche ein.

Fast hörte ich die anderen erleichtert aufatmen, doch ich leckte mir nervös über meine trocknen Lippen.
 

Es ist kein gutes Zeichen, wenn ihr Vater tot ist. Sie wird es mit angesehen haben, wird gekämpft haben. Sie war blind vor Zorn und Trauer, deswegen wurde sie auch so einfach überwältigt.

Plötzlich entdeckte ich Kallians Dolch unter einem verbranntem Stück Holz leicht aufblitzen. Eilig hob ich ihn hoch, betrachtete die blutverschmierte Klinge und den ebenso blutgetränkten Griff.

Kallian... tz, warum musste sie nur ausgerechnet heute wieder hier her kommen? Warum nur heute?!

Unwohl musste ich an den Ohrring zurückdenken und ihren enttäuschtem Blick.
 

Das werden mir diese Magister büßen… büßen, dass sie es gewagt haben, sich einfach so an Elfen zu vergreifen. Und vor allem an... ihr.

„Wir sollten uns schnellstmöglich ein Schiff suchen“, sprach ich und drehte mich zu den anderen um, die mich unsicher musterten.

Doch nun meldete sich Alarith zu Wort, seine Stimme klang fast so, als würde sie brechen.

„D-das sind… Blutmagier. Habt ihr denn keine Ahnung, was die mit euch anstellen?

Sie können in euren Verstand eindringen, euer Blut zum Kochen bringen und euch die schlimmsten Schmerzen bereiten, bevor ihr dann jämmerlich an eurem eigenen Blut erstickt.“
 

Belächelnd wand ich mich ab, lief nun an den Trümmerhaufen und verkohlten Leichen vorbei.

„Es gibt Schlimmeres“

Geschunden

Alles drehte sich, alles war wie benebelt und stumm. Das Gefühl, als würde ich im Wasser davon treiben, weit und entfernt.

Ganz weit…

Etwas strich über meine Wange und mein Haar, es war federleicht und sanft. Eine angenehme Wärme breite sich in mir aus, ich genoss das Gefühl der Zuneigung und schmiegte meine Wange in die liebkosende Hand.

So…vertraut…

„Zevran?“, flüsterte ich erschöpft und zwang mich endlich dazu, schwerfällig die Augen zu öffnen.

Mein Kinn wurde angehoben und ich blickte nun geradewegs in zwei braune musternde Augen, die mich geradezu belustigt beobachteten.

Nach kurzem Stutzen wurde mir bewusst, dass dies unmöglich Zevrans Augen sein können! Er hat dieses flüssige Gold, um welches ich ihm beinahe beneidet hatte, aber diese Augen…waren so tief braun, wie die tiefste Erde.

Erschrocken starrte ich mein Gegenüber an, erkannte den Bart und die Glatze wieder!

Dieser widerwärtige Shem hat mich abgestochen!

Sofort spuckte ich ihm mitten ins Gesicht und zischte ungehalten. „Ich bring dich um!“

Gerade wollte ich auf ihn losstürzten, als ich im selben Moment höllische Schmerzen in meinen Schultern und Armen bemerkte. Ich konnte meine Arme nicht bewegen, waren sie doch über meinem Kopf mit einem dicken rauen Seil an einem der Deckenpfosten befestigt. Meine Handgelenke schmerzten und brannten bereits infolge der Reibung des Seils auf meiner Haut.
 

W-was… geht hier vor sich?! Wütend zog ich an dem Seil, mit dem meine Hände zugebunden hatte und mir so kaum Bewegungsfreiheit ließ.

Im selben Moment jedoch knallte eine Hand hart auf meine Wange und ließ mich erschrocken Aufjammern. Sofort schmerzte meine Wange unangenehm und ließ mich wütend aufblicken.

Dieser… elende…

Doch der Shem mit Glatze wischte sich ungehalten meine Spucke aus dem Gesicht und musterte mich abschätzend.
 

„So ein ungestümes Verhalten muss einfach getadelt werden“, sprach er in einer monotonen Tonlage.. Aufgebracht zog ich an meiner Fessel und ignorierte den brennenden Schmerz in meinen Handgelenken und auf meiner Haut.

Meine Arme waren also absolut bewegungsunfähig… dann eben meine Beine, denn die sind immerhin nicht irgendwo festgebunden!

So kraftvoll wie ich nur konnte trat ich nach ihm, wollte diesen widerlichen Shem treffen, doch ein explosionsartiger Schmerz in meiner Bauchgegend ließ mich augenblicklich gepeinigt aufstöhnen.

Die Kraft in meinen Beinen war augenblicklich verschwunden, lediglich die Fessel trug nun mein Gewicht. Der Schmerz in meinen Armen und Schultern brachte mich ebenfalls zum gequälten Ächzen. Fest kniff ich die Augen zu, in der Hoffnung den Schmerz irgendwie ausblenden zu können.

Ich vergaß… er hat mir ja ein Messer in den Bauch gerammt!

Sein belustigtes Lachen drang in meine Ohren und ließ meine Wut sofort mit einer Intensität wiederkehren, dass die Schmerzen wie weggeblasen waren.

Diesem arroganten Mistkerl wird das Lachen gleich vergehen!
 

„So impulsiv. Ich sehe schon, ich muss dich erst einmal zähmen“, sprach der Glatzkopf erheitert. Ich schnaubte. „Reiß dein Maul lieber nicht soweit auf!“, spie ich ihm entgegen.

Er lachte erneut belustigt und strich sich nebenbei durch seinen Bart, als er mich dabei beobachtete, wie ich mehrmals wütend an meiner Fessel zog und wieder fluchte.

Dann auf einmal ging er noch einen Schritt näher auf mich zu; war nur noch eine Handbreit von meinem Gesicht entfernt. Es brachte mich dazu, so schnell wie möglich Abstand zwischen diesem abartigen Shem und mir zu bringen.

Allerdings anstrengend, wenn ich mir dabei schmerzvoll den Rücken durchdrücken muss, Weggehen war ja keine Option.
 

„Ich bin Caladrius. Ab sofort dein Meister, also Meister Caladrius. Hast du das verstanden?“, fragte er langsam nach, fast so als wäre ich etwas blöde im Kopf. Bereits jetzt wird mir die ganze Situation jedoch zu bescheuert!

„Ich bin Kallian! Und mir geht es am Hintern vorbei, wer du bist! Und Meister nenn' ich dich aufgeblasenen Shem bestimmt nicht!“, sprach ich zornig und funkelte diesen Caladrius verächtlich an.

Sofort hörte ich gedanklich Alarith’s Schelte, schließlich sprach er immer wieder davon, wie grausam, unberechenbar und böse diese Blutmagier doch waren. Interessierte mich jedoch gerade herzlich wenig!

Dass dieser Mann vor mir ein Magier war, zweifelte ich definitiv nicht an. Er trug eine grüne Robe, seine Schultern waren jedoch mit seltsam schwarzen Federn besetzt.

Welch armer Vogel musste wohl dafür sein Leben lassen?

Nicht weit von ihm entfernt konnte ich seinen schwarzen Zauberstab auf einem kleinen massiven Eichentisch entdecken. Dutzende von Landkarten lagen auf dem Tisch.

„Ja, ich weiß, wie du heißt. Dein Vater röchelte doch noch erbärmlich deinen Namen, bevor er dann verreckte“, meinte Caladrius mit einem falschen Lächeln, doch mir blieb augenblicklich das Herz stehen.

Vater!!

Sofort kehrten sämtliche Erinnerungen an seinen Tod mit unvorstellbarer Wucht zurück in mein Bewusstsein. Seine toten Augen, die in die Leere blickten. Sein plötzlich erschlaffter Körper und diese Unmengen an Blut. Blut… so viel Blut. Und meine Unfähigkeit, meinen Papa zu beschützen.
 

Verstört starrte ich erneut in die schadenfrohen braunen Augen von Caladrius, als ich bemerkte, wie mir die Sicht verschwamm. Schnell blinzelte ich verzweifelt, um meine Tränen nicht allzu deutlich zu zeigen. Doch spätestens als ein leises Schluchzen meiner Kehle entwich war es sinnlos, ihm noch irgendetwas verbergen zu wollen.

Auch bemerkte ich die Nässe auf meinen Wangen und wütend biss ich die Zähne zusammen, als ich mir meiner Schwäche bewusst wurde. Eine Schwäche, die ich niemals hätte zulassen dürfen!

„Das ist alles deine Schuld, du elender Mistkerl! Dafür werde ich dich töten!“, schrie ich verzweifelt auf und warf mich nach vorn, in der Hoffnung, die Fessel dadurch zum Reißen zu bringen und mich auf den Shem zu stürzen.

Er ist schuld! Er ist schuld daran, dass mein Vater tot ist! Er ist schuld daran, dass so viele Elfen ihr Leben lassen mussten! Er ist Schuld daran, dass meine Heimat einfach so vernichtet wurde! Und er ist Schuld daran, dass mein ganzes Leben einfach nur noch ein Trümmerhaufen ist!

Alle die ich je geliebt habe, müssen wegen mir eines qualvollen Todes sterben. Mutter, Onkel Methor, Tante Pila, Vater… und vermutlich noch Sorris. Niemanden konnte ich beschützen oder retten. Weil ich einfach zu schwach war.
 

Mein Körper zitterte stark, als ein erneutes Schluchzen meine Lippen verließ. Etwas Schreckliches fiel mir ein und ließ mein Herz erneut quälend zusammenziehen. Panisch sah ich mich in dem kargen, kleinen Raum um.

Wo ist Shianni?! Was ist mit ihr geschehen? Wo ist meine Base?!

„Shianni!“, rief ich angsterfüllt und zog erneut heftig an der Fessel, die sich kein bisschen lösen wollte. Selbst als ich bemerkte, wie etwas nasses und klebriges meine Arme hinunterlief, rieb ich meine längst aufgeschürfte und blutige Haut weiter an dem rauen Seil.

Ich muss zu ihr!! Ich will sie nicht verlieren, nicht meine kleine Shianni!

Eine erneute Ohrfeige traf mich mit voller Wucht auf meine tränenverschmierte Wange , ich schrie überraschend auf. Der dumpfe Schmerz auf meiner Haut ließ mich kurz nach Luft schnappen und wimmern.

Verdammte Scheiße, das war sogar noch schmerzvoller als die vorherige!

Hasserfüllt und bebend vor Zorn stierte ich Caladrius an, der seine Hand nun ruhig an seinem kleinen Tuch säuberte und mich gelangweilt betrachtete. „Bis du nun fertig mit deinem sinnlosen Unterfangen? Dieses Schmierentheater können wir uns beide sparen, meinst du nicht?“

Er war nun direkt vor mir, sein Atem konnte ich beinahe schon auf meiner erhitzen Haut spüren… und das machte mich wahnsinnig. Dieser verdammte Shem soll mir nicht zu nahe kommen!
 

„Noch einen Schritt, Mensch, und ich garantiere dir, es wird dein letzter sein. Meine Freunde sind tot und mein Leben ist in Scherben wegen dir und deiner Art. Ich habe nichts zu verlieren!“, warnte ich mit gefährlich leiser Stimme, bereit diesen Menschen auch in den Hals zu beißen, sollte er mir näher kommen. Ich würde mich bis zum Letzten wehren, selbst mit gefesselten Händen!

Caladrius schmunzelte einmal und musterte mein Gesicht ausgiebig. Er schien jedes kleine Detail genauestens zu betrachten und sich einzuprägen. „Du sagst es. Du hast nichts mehr zu verlieren, also gib dich mir hin. Das wäre definitiv schmerzloser als das was gleich folgt, solltest du nicht kooperieren.“

Fast schon verwirrt sah ich ihn an, fasste mich aber schnell wieder und behielt meine wütende Miene bei. Angespannt starrte ich direkt in seine Augen, in denen ich jedoch nichts lesen konnte.

Was erzählt dieser Mensch da eigentlich? Ich soll mich ihm hingeben?! Nur über meine Leiche lasse ich mich von diesem widerwärtigem Shem anfassen! Niemals stimme ich zu!
 

„Ich werde mich niemals von deinen Dreckshänden anfassen lassen!“, spie ich ihm verächtlich direkt ins Gesicht und zerrte wieder zornig an den Fesseln, die sich jedoch immer noch nicht lösen wollten.

Er seufzte kurz ungehalten und besah sich mein scheinbar nutzloses Unterfangen eine Spur frustrierter. Dann hob er plötzlich seine Hand, beinahe wäre ich zusammengezuckt, wieder in der Voraussicht, geschlagen zu werden. Doch es geschah nichts.

Dann ließ er die Hand wieder sinken und musterte mich ruhig. Gerade wollte ich ihm an den Kopf werfen, dass er mir mit seinem verwaschenen Geschwätz auf die Nerven geht, als kein Ton über meine Lippen kam.

Erschrocken weitete ich meine Augen; versuchte mich irgendwie zu bewegen… doch es geschah wiederholt nichts. Nicht einmal meinen kleinen Zeh konnte ich bewegen.

Langsam kroch Panik in mir hoch, als ich Caladrius anschaute, der mich musterte und diesmal die Hand an meine schon leicht geschwollene Wange legte.

Alles schrie in mir, mich zu wehren. Zu treten, schreien oder zu beißen. Aber ich konnte absolut nichts dagegen unternehmen, denn mein ganzer Körper fühlte sich absolut steif an.

„Du siehst, ich könnte mit dir tun und lassen was ich will. Es ist äußerst großzügig von mir, dass ich dir sogar eine Wahl lasse“, sprach er gelassen und beugte sich nun zu mir herab.

Sein warmer Atem streifte meine Haut, was Übelkeit in mir auslöste. Beim Erbauer, warum kann ich mich nicht wehren?! WARUM?
 

Dann auf einmal sah ich, wie Caladrius erneut das Messer aus seiner Seitentasche zog, welches er mir in den Bauch gerammt hatte. Sofort hatte sich mein Herzschlag beschleunigt und ich ahnte Übles, als ich auf die Klinge starrte.

Will der Glatzkopf mich erneut abstechen?

Er führte das Messer näher an mich heran und griff mit der anderen Hand an meinen Hosenbund. Unfähig mich zu wehren, schickte ich Stoßgebete zum Erbauer und hoffte, dass es schnell gehen würde. Was auch immer genau passieren würde, es wäre vermutlich nichts Angenehmes.

Caladrius hielt mich am Hosenbund fest und zerschnitt diesen einfach mit dem Messer. Er riss das gesamte Kleidungsstück längs an meinen Beinen auf und zog es mir vom Körper.

Genau dasselbe tat er dann ebenfalls mit meiner Tunika, riss das gesamte Kleidungsstück längs auf und ließ es dann zu Boden fallen.

Nackt stand ich vor ihm, hätte gezittert wenn ich könnte, doch ich rührte mich immer noch nicht. Sämtliche Muskeln waren wie festgefroren.

Mich einem Shem so verletzlich zu zeigen, brachte mich fast dazu, vor Verzweiflung zu heulen. Doch mit letzter Kraft widerstand ich dem Drang und schluckte stattdessen mein letztes bisschen Würde herunter.

Niemals… gebe ich mich so einfach geschlagen! Da muss er mir schon vorher die Kehle aufschlitzen.
 

Der Magier begutachtete meinen Körper, verweilte mit seinen Augen an manchen Stellen länger, als bei anderen. Dann jedoch erschien ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen und er steckte das Messer wieder weg.

„Du trägst viele Narben, also bist du ziemlich kampferprobt. Das ist gut“, lobte er erfreut und tätschelte meinen Kopf, fast so wie bei einem Hund.

Ich bring ihn um! Ganz langsam und Stück für Stück, das steht fest! Es wird ein qualvolles Ableben für diesen Menschen, das schwöre ich!

Auf einmal erhob Caladrius erneut die Hand und sämtliche Muskeln in mir erwachten erneut zum Leben. Entgeistert schnappte ich nach Luft und genoss erst einmal das Gefühl, meine Glieder bewegen zu können. Es fühlte sich alles so steif an…

Dann starrte ich den Mann erneut wütend an. Heftig zog ich mit aller Kraft an meiner Fessel, doch das Einzige, was ich bekam, waren noch mehr Schmerzen auf meiner Haut.

„Ich bring dich um! Wie machst du das?!“, fuhr ich ihn verärgert und auch etwas verwirrt an. Er ist Schuld daran, dass ich mich nicht mehr bewegen kann, sobald er auch nur die Hand erhebt.

Das ist… unheimlich!
 

Caladrius schmunzelte leicht und hob nun leicht mein Kinn an, als er mir schamlos in die Augen blickte, was mich unruhig werden ließ. Ich darf ihm bloß nicht zeigen, dass ich langsam Panik bekomme! Ich hasse es, hilflos zu sein.

„Blutmagie, meine Liebe. Ich dachte das wüsstest du mittlerweile“, säuselte er beinahe und strich mit seinen Daumen nebenbei über meine erhitze Wange.

Erschrocken weitete ich meine Augen. Also doch! Er ist ein Blutmagier, genau wie Alarith es behauptet hat.

„Jemanden zum Erstarren zu bringen ist das Geringste, zu dem ein Blutmagier fähig sein sollte“, meinte der Glatzkopf unbeeindruckt, während ich hart schlucken musste.

Das Geringste?!

Was, beim Erbauer, kann es denn noch alles geben? Mir reichte es schon, einfach zu erstarren und keine Kontrolle mehr über meine Muskeln zu haben. Egal wie sehr ich mich auch bemühte, ich schaffte es einfach nicht, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.

Also gut, ich sollte ruhig bleiben! Alles wird gut… irgendwie.
 

Caladrius strich mir erneut durch mein kurzes Haar und musterte mein Gesicht. Voller Abscheu starrte ich den Dreckskerl an und hoffte so, unbeeindruckt von seinen Spielchen auf ihn zu wirken.

„Hör mir nun zu. Es gibt kein Entkommen für dich, sämtlicher Widerstand deinerseits ist zum Scheitern verurteilt. Niemand wird kommen um dich zu retten“

Seine Worte ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen, doch ich biss nur grimmig die Zähne zusammen und stierte ihn verbissen an, mein Körper erneut zum Bersten gespannt.

Will der etwa, dass ich hier heulend vor ihm zusammenbreche?! Da kann er lange darauf warten! Außerdem werden bestimmt bald meine Freunde kommen um mich zu retten, ich weiß es einfach.

Ein brennendes Gesindeviertel ist einfach nicht zu übersehen. Egal, wie umnachtet manche Bewohner Denerims waren.

Der Glatzkopf schritt nun gemächlich um mich herum und musterte scheinbar mit Ergötzen meinen trotzigen Blick. „Spürst du es denn nicht? Dieses sanfte Hin- und Herschunkeln? Du bist auf hoher See, meine Liebe“

…was?

Perplex starrte ich in sein amüsiert blickendes Gesicht, dann sah ich mich unsicher um. Der Raum in dem ich mich befand, war aus Holzdielen gebaut, nirgendwo konnte ich Stein erkennen. Der Raum hatte eine seltsam wirkende runde Wand auf meiner gegenüber liegenden Seite.

Selbst als ich mich leicht konzentrierte, spürte ich dieses leichte Schwanken. Ganz leicht, kaum wahrnehmbar.

Doch ich hatte es zuerst auf meinen Gemütszustand geschoben, immerhin hab ich gerade jetzt andere Sorgen, als mich über einen schwankenden Boden Sorgen zu machen.

Wenn ich mich gerade wirklich mitten auf dem Meer befinde, habe ich ein Problem. Und zwar ein ziemlich großes.

Zwar kann ich schwimmen, aber die Strecke, die wir gewiss schon zurückgelegt haben, werde ich niemals ohne Hilfe schaffen. Aber vielleicht erzählt dieser Shem auch nur Märchen, um mir Angst zu machen??
 

Doch als ich Caladrius in die Augen starrte um ihm wütend anzuschreien, dass er keine Märchen zu erzählen braucht, da fand ich etwas in seinen braunen Augen, das mir den Atem raubte.

Absolute Klarheit und Gewissheit. Er machte mir nichts vor. Er belügt mich nicht. Ich konnte es ihm ansehen und genau das macht mich nun doch langsam nervös.

Wie sollen die anderen mich dann jemals finden können?!
 

„Wir sind auf dem Weg nach Tevinter. Dort werden wir die nächste Zeit bleiben. Die anderen Magister benötigen etwas mehr Überzeugungskraft“, sprach der Mensch den letzten Satz eher zu sich selbst.

Magister?! Tevinter?! Von was redete dieser Irre eigentlich? Ich verstehe das alles absolut nicht!

„Wer… genau bist du?“, fragte ich leise nach und blickte zu dem Mensch auf, der sich gelassen durch seinen Bart strich. Auf meine Frage schien er nicht antworten zu wollen.

Stattdessen baute er sich vor mir auf, gab mir nun noch mehr das Gefühl, absolut hilflos und schwach zu sein. Dass ich nackt und gefesselt vor ihm hängen muss, ist sowieso schon die größte Schmach.

„Es gibt einen einzigen Grund, warum du hier bist und nicht unten in den Käfigen, bei den anderen Sklaven. Du kannst kämpfen“

Verblüfft starrte ich drein. Was… hat er gesagt? Die anderen Sklaven? Sind die Elfen aus dem Gesindeviertel etwa auch auf dem Schiff? Deswegen… der Überfall? Wegen Sklaven?

Mir wurde schlecht. Einen Ort, der Heimat zerstört, nur um Profit zu schlagen. Mehr nicht.

„Du… widerlicher-“, fing ich grollend an, wurde aber unterbrochen, als ich grob am Kinn gepackt wurde.

„Und da du kämpfen kannst und mir deswegen nützlich bist, wirst du mir dienen. Entweder freiwillig oder weniger freiwillig. Es liegt an dir.“, sprach Caladrius leise lauernd und fixierte mich.

Oh, da muss ich nicht lange überlegen. „Ich werde dich töten“, antworte ich ihm düster und meinte es todernst. Wenn ich nicht in so einer misslichen Situation stecken würde, wäre der Shem längst vor Schmerz am Heulen.

Der Glatzkopf seufzte einmal theatralisch und strich sich durch seinen Bart, dann drehte er sich um und ging zu dem kleinen Schreibtisch gegenüber. „Das hatte ich schon vermutetet. Nun gut, wie du willst. Devera, bring sie rein!“, rief er plötzlich laut.

Augenblicklich wurde die Türe aufgerissen. Die Elfin, die mir meinen Vater genommen hatte, betrat nun das karge Zimmer; hinter sich her zog sie an den Haaren gepackt, ein junges Mädchen.

Mit Entsetzen musste ich erkennen, dass dieses Mädchen mit ihren feuerroten, kurzen Haaren niemand anderes ist als Shianni!

Sofort wich die anfängliche Mordlust der schieren Panik und Angst.

„Shianni!“, rief ich besorgt, kämpfte erneut gegen die Fesseln an, versuchte irgendwie, zu ihr zu gelangen. Doch meine bewusstlose Base wurde knapp vor mir einfach fallen gelassen.

Verzweifelt zerrte ich an den Fesseln, rieb mir erneut die Haut auf, als ich alles daran setzte, um endlich zu ihr zu gelangen. Doch ich schaffte es nicht…

Shiannis linkes Auge zierte ein Veilchen, vermutlich wurde sie vorher misshandelt. Ein Stich ging durch mein Herz und ließ mich beinahe schluchzen.

Sie ist so nah vor mir, ich könnte sie fast erreichen und dann wegschaffen! Weit weg von diesem schrecklichen Ort. Doch… ich kann es nicht. Ich kann ihr einfach nicht helfen.
 

Caladrius trat nun auf mich zu, in der Hand hielt er etwas, was wie ein Seil aussah. Doch der Shem blieb nun dicht vor mir stehen und hielt mir besagtes Seil nun direkt vor die Augen.

Doch wie ich mit Schrecken feststellen musste, handelte es sich nicht um ein Seil, sondern um eine Peitsche. Sie besteht aus einem schmalen Lederriemen, welcher an einem an langen Stiel befestigt ist.

Unwohl musste ich schlucken, als ich mich zurück erinnerte. Damals als ich ein Kind war, hatte ich einmal Äpfel geklaut und wurde dafür von den Soldaten ausgepeitscht. Nur fünf Mal, aber das hatte bereits ausgereicht, um mich schmerzvoll ins Reich der Träume zu schicken.
 

„Den Griff einer Peitsche nennt man Peitschenstiel, Stock oder Knauf. Der Strick oder Riemen wird Peitschenschnur oder Schlag genannt. Der Faden am äußersten Ende der Schnur heißt Treibschnur, Schmitze, Schnäpper oder Knallschnur.“, erklärte Caladrius begeistert und zeigte mir jeden Bestandteil genau.

Erbauer… ich spürte, wie mir der Schweiß herunter rann, obwohl es hier drinnen kalt war.

Hektisch sah ich mich um, nach irgendwas oder Jemanden, der mir helfen konnte. Doch das einzige, was ich erblickte, war diese verdammte Elfin mit ihren toten Augen, die mich fixierte.

„Warum lässt du das zu?! Warum?! Du bist auch eine Elfin!“, schrie ich sie wütend und verzweifelt an. Tränen brannten verräterisch in meinen Augen und ich versuchte nicht zu schluchzen.

Hier mit heiler Haut raus zu kommen, begrub ich gleich vorweg. Ich war völlig den Launen dieses Magisters ausgeliefert, der mir nun sein neues Spielzeug vorstellt. Und ich weiß ganz genau, wer gleich mitspielen darf…

„Es ist sinnlos, Devera Vorwürfe machen zu wollen. Ihr Geist und Körper gehört allein mir“, sprach Caladrius ruhig. Ich sah überrascht zu ihm auf.

„Was?“, fragte ich verwirrt nach und schaute nochmals kurz zu Devera, die immer noch keine Miene verzog.

Ein aufkommendes unheimliches Lächeln auf Caladrius Lippen ließ mir meine Nackenhärchen aufrichten und erschrocken den Atem anhalten.

„Ein guter Puppenspieler kontrolliert die Fäden seiner Puppe nur perfekt, wenn er weiß, wie er sie lenken muss“

Seine warme Hand legte sich auf meine Wange, als ich ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen anstarrte. „Sie gehört mir, genau wie du“

Damit ließ er die Hand sinken und verschwand aus meinem Blickfeld.

Angespannt versuchte ich meinen Kopf zu drehen, doch Caladrius hielt sich in einem Winkel auf, in dem ich ihn einfach nicht sehen konnte.

Was hat dieser Irre nur vor?! Was hat er da nur von sich gegeben? Das behagt mir alles nicht!
 

Sofort sah ich zu der brünetten Elfin, die sich nun zu Shianni hinab beugte. Gerade wollte ich sie beschimpfen, dass sie sich ja von meiner Base fernhalten soll, da fing besagter Magister plötzlich an zu sprechen.
 

„Die Peitsche kann geworfen werden und zum Erzeugen von Geräuschen wie Zischen oder Knallen verwendet werden. Eine Peitsche kann für optische Signale verwendet werden, wusstest du das?“

Besagter Knall schallte nun unheilbringend in dem Raum wieder, als der Shem mit der Peitsche einmal ins Leere schlug. Fast zuckte ich zusammen und starrte leicht zitternd die gegenüberliegende Wand an.

Das wird schmerzhaft... ziemlich.

„Bring es schon hinter dich, Shemlen“, flüsterte ich angespannt. Ein tiefes Lachen ertönte, was mich erneut zum Zittern brachte.

Dieser Mann wird es genießen, mir die Seele aus dem Leibe zu schlagen. Aber… ich bleibe standhaft! Ich muss…

Betrübt sah ich zu Shianni, die nach wie vor bewusstlos vor Deveras Füßen lag. Hilfesuchend schaute ich zu der besagten Elfin, doch sie erwiderte meinen Blick mit kalter Gleichgültigkeit. „Bitte… hilf uns“, flüsterte ich und eine kleine Träne lief meine Wange hinab, als mir nur zu bewusst wurde, dass es sinnlos war, sie um Hilfe zu bitten.
 

„Ich habe dir die Wahl gelassen. Aber nun muss ich sowohl deinen Körper, als auch deinen Geist brechen. Ah, das wird wirklich eine ziemliche Sauerei werden“, meinte der Shem nun beinahe frustriert.

Ehe ich darauf eingehen konnte, zerschnitt der erste Peitschenhieb die Luft und schlug mit ungeheuer Wucht und Geschwindigkeit auf meinem Rücken ein.

Der explosionsartige heftige Schmerz raubte mir die Luft aus den Lungen und ich japste. Sofort bäumte ich mich auf, zog zitternd an den Fesseln und kniff vor Schmerz die Augen zusammen.

Der nächste Schlag erfolgte sofort, riss mir den Rücken auf und ließ mich laut aufschreien. Heißes Blut lief meinen bebenden Körper hinab. Ich wimmerte nur noch.

Ein weiterer erbarmungsloser Schlag traf mich kurz darauf, riss die Haut erneut auf und brachte noch mehr hervorquellendes Blut zum Vorschein.

Hektisch atmete ich ein, hatte jedoch das Gefühl, nie genug Luft in den Lungen zu haben, da ich immer wieder aufschluchzen musste.

Ich konnte mein Zittern nicht mehr unterdrücken, weinte nun erbärmlich weiter, als dieser Shem immer wieder und weiter mit der Peitsche auf mich einschlug. Meine Beine trugen mich längst nicht mehr, lediglich die Fessel hielt mein Gewicht.

Das schreckliche Knallen der Peitsche, das jedes Mal erfolgte, wenn sie auf meinen geschunden Rücken einschlug, sorgte für eine schreckliche Panik in mir.

Gleich wieder Schmerz, gleich wieder Qual… und gleich wieder absolute Hilflosigkeit.
 

Nach ungefähr zwanzig weiteren Peitschenhieben hing ich schlaff an meiner Fessel, den Blick zu Boden gerichtet. Blut lief erst meinen geschunden Rücken entlang, dann schließlich an meinen Beinen und hatte auf dem Boden bereits eine kleine Pfütze gebildet.

Meine Atmung schwach; die Sicht schon verschwommen, als mich schreckliche Schmerzenswellen durch meinen Körper jagten und meinen Rücken in Flammen stehen ließ. Mein ganzer Hals war bereits nass vor Tränen.

Doch eine seltsame Müdigkeit ergriff von mir Besitz, zerrte an mir, hielt mich davon ab, die Augen offen zu halten. Zu gerne würde ich mich hingeben, wenn ich dann endlich…
 

„B-base“

Es war so leise, so leise… dass ich es fast nicht gehört hätte. Doch dieses Flüstern, dieses so leise Flüstern… Shianni.

Mühsam kämpfte ich gegen meine nahe Bewusstlosigkeit, die weiterhin an mir zerrte, und richtete meine verklärten Augen auf das Elfenmädchen zu meinen Füßen.

Shianni zitterte, starrte zu mir auf und schluchzte einmal heftig auf, als sie sich an ihren Tränen verschluckte. Verzweifelt streckte sie ihre bebende Hand nach mir aus.

Ehe ich jedoch etwas erwidern konnte, hörte ich dumpfe Schritte und spürte kurz darauf eine Hand, die sich auf meine Stirn legte. Ein kurzer stichartiger Schmerz bohrte sich in meinen Kopf und ich musste gequält keuchen.

Dann wurde alles tiefschwarz.
 

Verwirrt blickte ich mich um, als ich mitten in der Finsternis stand. Nirgendwo war etwas oder jemand zu sehen. Es herrschte Stille, als sich das Gefühl in mir ausbreitete, einfach nur dahinzugleiten.

Was war nur gerade passiert? Warum bin ich hier?

Bin… bin ich tot?
 

„Ich vertraue auf dich. Du wirst den Zirkel retten“

Überrascht wirbelte ich herum, erblickte aber niemanden zu der schallenden Stimme. Dennoch kam mir diese Stimme so bekannt vor… so vertraut.

Laut rauschte das Blut in meinen Ohren, als ich mich unsicher umschaute und schluckte.

Warum bin ich hier? Wo bin ich?

Plötzlich hörte ich Schritte. Angespannt sah ich auf und sah, wie nun jemand auf mich zulief. Eine Elfin in Robe und fast schneeweißem Haar.

„N-neria“, hauchte ich perplex und starrte auf sie, die sich nun langsam näherte. Damals als ich den Zirkel der Magi um Hilfe ersuchte, musste ich ihn erst vor diesen Abscheulichkeiten reinigen und Neria war dabei-

„Du…hast mich sterben lassen“, hauchte die blasse Elfin anklagend und starrte mich an. Augenblicklich bildete sich auf ihrer Robe ein Blutfleck, der zunehmend größer wurde.

Meine Augen weiteten sich verschreckt, als im Hintergrund plötzlich Uldred entdeckte. Der wahnsinnige Blutmagier verwandelte sich im selben Moment in eine riesige Abscheulichkeit, genau wie damals in unserem Kampf.

„Neria! Pass auf!“, schrie ich und rannte auf sie zu, um sie noch zu retten. Doch egal wie schnell ich auch rannte, ich bewegte mich einfach nicht vom Fleck.

Uldred spießte sie vor meinen fassungslosen Augen erneut auf.

Ein lauter Schrei entwich meiner Kehle, als ich verzweifelt versuchte, sie immer noch zu retten. Doch im selben Augenblick verschwand die aufgespießte Elfin einfach wieder.

Schwer atmend sah ich mich verwirrt um.
 

Was…? War das ein Traum? Aber hier sieht es keineswegs aus wie im Nichts. Es ist einfach alles nur schwarz und trostlos hier.

Vielleicht... einfach nur eine schlechte Erinnerung.
 

„Ich brauche die Medizin für meinen Bruder!“

Wieder eine schallende Stimme, die von überall zu kommen schien.

Laute gequälte Schreie folgten nun und ließen mich zusammen zucken. Was geht hier nur vor sich?!

Zu meinem Entsetzen sah ich plötzlich einen schwer verletzten Elfen auf dem Boden liegen. Hastig rannte ich zu diesem und beugte mich unsicher über ihn. Sein Rücken war regelrecht aufgerissen, Blut lief seinem Körper entlang.
 

… das… kommt mir plötzlich so schmerzlich bekannt vor.
 

Doch der Elf öffnete schlagartig die Augen. „Du… hast mich zu Tode peitschen lassen! Nur wegen dir bin ich gestorben. Und mein Bruder dank dir auch, er starb an seiner Krankheit“, flüsterte der Elf voller Hass.

Erschrocken stolperte ich zurück und starrte mit großen Augen zu dem Elf, den ich mittlerweile als Feron wieder erkannte. Damals als Vater so krank gewesen war, hatte ich mich mit Feron darum geschlagen, wer nun die Medizin bekommt. Ich gewann und er verlor sein Leben, als die Wachen ihn fanden. Vor meinen Augen wurde er zu Tode ausgepeitscht.

„Feron!“, flüsterte ich ungläubig, wich verstört von seiner geschundenen Gestalt zurück. Das kann nicht sein… er… ist doch tot.
 

Dann herrschte wieder Dunkelheit.
 

Ängstlich schaute ich mich um und schluckte einmal hart. Ein leichtes Zittern erfüllte mich und ich schaute nervös umher.

Neria, Feron…warum sind die plötzlich hier? Sie sind beide gestorben. Vor meinen Augen.

Damals... und nicht jetzt!
 

Dann hörte ich ein leises Scharren, und mein Herz schlug automatisch vor Schreck heftiger, so dass ich drauf und dran war, meine ganze Panik hinauszuschreien.

Ich will weg von hier! Das ist alles so unheimlich!
 

„Schöne Frau, schöne Augen, schönes Haar. Riecht wie Dampf, wenn Wasser brennt. So blau wie der tiefste Stein“

Ruck! Dieser Zwerg in den tiefen Wegen! Seine Stimme habe ich sofort erkannt, schließlich liegt unser Treffen noch gar nicht so lange zurück.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und atmete abgehackt, die Unsicherheit wuchs mit jedem Mal heftiger in mir an. Auch Ruck starb…
 

Besagter Zwerg tauchte nun plötzlich vor meinen Füßen auf. Seine eh schon verkrüppelte Erscheinung nun komplett deformiert, schwarzer Geifer floss aus seinem Mund und den unzähligen schwarzen Pusteln auf seiner mittlerweile grauen Haut.

Anklagende verderbte Augen starrten zu mir auf, ließen mich vor Ekel zurück weichen. „Schöne Frau… ließ mich sterben. Ganz allein! Nur wegen dir ist Ruck tot!“
 

Wieder ein Stich in meinem Herz, der mir den Atem nahm und beinahe dazu führte, dass ich umgekippt wäre. Alles fing an, sich gefährlich zu drehen.

Tränen der Verzweiflung flossen ohne mein Zutun über meine Wange und ließen mich beben. „R-ruck, ich wollte nie… dass… dass du dazu wirst!“, verteidigte ich mich verzweifelt, doch alles was ich als Antwort bekam, war ein unheimliches Lachen seinerseits. Die Plage spritze er mir dabei auf meine Füße, als sich seltsame Tentakeln aus seinem Körper wucherten.

NEIN!

Laut schrie ich auf, kniff meine Augen zusammen und hielt mir meine Ohren zu. Ich will hier weg, ich will hier weg und zwar so schnell, wie es nur geht!

Wimmernd sank ich zusammen und hoffte so, dem ganzen Elend entkommen zu können. Warum auf einmal erscheinen sie mir alle? Neria, Feron und nun auch noch Ruck.
 

„Shh, warum weinst du denn?“, fragte eine sanfte Stimme mich und strich mir beruhigend über den Rücken.

Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte mich hastig um. Doch wen ich erblickte, ließ mir erneut die Tränen in die Augen steigen. Das ist unmöglich… absolut unmöglich!

„Mutter“, entwich es mir, als ich die junge Elfin in fast meinem Alter, mit rotem langen Haar und bernsteinfarbenen Augen erblickte. Ihr schönes grünes Kleid lag eng an ihr und war faltenfrei.

Schluchzend stürzte ich mich in ihre Arme und weinte hemmungslos. Ihr blumiger Duft umgab mich, und ich schluchtze auf, als sie tröstend die Arme um mich legte. Solange habe ich diesen Duft nicht mehr in der Nase gehabt... solange...

Mama! Du bist wieder da!

Ein plötzliches Röcheln, brachte mich dazu, sofort wieder die Augen aufzureißen. Das grüne Kleid von meiner Mutter färbte sich nun blutrot.

N-nein!

Hilflos starrte ich zu meiner Mutter, als sie mich anschaute, ein feines Rinnsal lief dabei aus ihrem Mund.

„Ah, Kallian. Sieh nur… deine Mutter stirbt, weil du ein ungezogenes Mädchen warst…“, röchelte sie heiser.

Meine Pupillen verengten sich, unzählige Tränen liefen meine Wangen hinab und ich zitterte.
 

Damals auf der Brücke... der Regen. Und die Wachmänner, die sie mir einfach nahmen. Nein... nicht die Wachmänner... sondern ich.

Es war meine Schuld, dass sie starb. Allein meine Schuld… Sie starb, weil ich törichtes Mädchen mich mit den Wachmännern anlegte.

Eng drückte ich sie an mich, ich begann wieder heftiger zu weinen, weil ich mich noch immer gegen die Erinnerungen zu wehren versuchte, als ich Mutters toten Leichnam vor mir sah.

Bitte nicht noch einmal! Bitte!
 

Dann löste sich Mutter plötzlich auf, war einfach verschwunden und nichts als Leere lag in meinen Armen. Nur Leere…
 

Ein lauter und schmerzerfüllter Schrei entwich meinen bebenden Lippen und ich ließ mich nun erschöpft niedersinken.

Es ist alles meine Schuld… alles.

Neria starb wegen mir…Feron und Ruck. Und… Mama.

Schluchzend rollte ich mich zusammen, zog die Beine dicht an meinen zitternden Körper und flüsterte immer wieder um Vergebung. Die Gesichter von Feron, Neria und Ruck kurz vor ihrem Tode bohrten sich unermüdlich in mein geschwächtes Bewusstsein.
 

„Base!“

Erschöpft atmete ich ein, meine Haut fühlte sich so kalt an. Wieder diese Stimmen. Ist das etwa Shianni, die mich da ruft?

Ich muss – ich muss zu ihr! Sie braucht meinen Schutz. Sie muss hier irgendwo sein, bestimmt hat sie Angst.

Quälend langsam richtete ich mich auf und blickte mit tränenverschleierten Augen in die Dunkelheit, die mich umgab.

„Base!“

Shianni, sie ist es! Sofort folgte ich ihrem Rufen, das stetig lauter wurde, je schneller ich ging.

Mit zittrigen Fingern wischte ich mir immer wieder über die Augen, versuchte die Tränen zum versiegen zu bringen, doch ich schaffte es einfach nicht. Das Weinen war beinahe ein Dauerzustand geworden.
 

Plötzlich packte mich etwas an den Füßen. Laut schrie ich geängstigt auf und starrte nach unten.

Grüne aufblitzende Augen, blondes Haar. Und ein Schwert, welches sich zwischen seine Rippen versengt hatte.

„Nelaros.“, hauchte ich, wehrte mich nicht mehr und wurde hinab gezogen. Ich starrte in seine ebenso grünen Augen, die mich voller Abscheu musterten, als wir auf Augenhöhe waren. Er ist es wirklich…
 

„Sieh nur, was du angerichtet hast!“, fuhr er mich aufgebracht an und ich zuckte ergeben zusammen. Leise schluchzend sah ich zu Boden und wimmerte. „E-es tut mir leid… ich wollte nie… dass… du...“
 

Weiter kam ich nicht, denn er schlug mir ins Gesicht, so dass ich zu Boden fiel und kurz benommen liegen blieb. Ein dumpfer Schmerz entstand auf meiner Wange, als sie leicht anschwoll.

Erschöpft blieb ich liegen und weinte leise. Ich habe es doch nicht besser verdient… alles ist allein meine Schuld. Nur wegen mir mussten die anderen so schrecklich leiden und dann auf so qualvolle Art sterben.

Nelaros starb, weil ich mit Vaughn angelegt hatte. Weil er mich retten wollte... mich jämmerliches Ding.
 

Ein Knistern drang in mein Ohr. Schnell hielt ich mir diese zu und hoffte so, dem weiteren Alptraum zu entgehen, in dem ich mich gerade befand.
 

Doch jemand packte mich an der Schulter und zog mich grob nach oben. Erschrocken riss ich meine Augen auf und blickte direkt in grüne Augen, welche sich unnachgiebig in meine bohrten.

"Papa", flüsterte ich unsicher, als in sein Gesicht sah. Tränen huschten über meine Wangen, als ich ihn nochmals musterte. Er steht direkt vor mir... so wie immer. Wenn er nur nicht so unheimlich schauen würde, dann würde ich mich sofort in seine Arme werfen.
 

"Sieh dich um.", flüsterte er dicht an meinem Ohr. Zögerlich horchte ich auf und sah mich dann langsam um.

Wieder erblickte ich Flammen, dieselben Flammen wie gerade eben noch im Gesindeviertel. Doch mitten in den Flammen erblickte ich Leichen, die mir bekannt vorkamen. Sofort hechtete ich voran; erblicktes rotes Haar. Viel rotes Haar.

Shianni, Sorris und Alarith!

"NEIN!", schrie ich verzweifelt, stürzte mich in die Flammen, doch statt heißer Funken schlug mir der harte Boden entgegen.
 

Alles war wieder still und ruhig. Bis mein herzzerreißendes Schluchzen die gespenstige Stille erneut durchbrach.
 

Ich will nichts hören! Bitte lasst mich hier einfach nur liegen und sterben!

Ich bin hier völlig allein, niemand wird kommen und mich retten. Das wurde mir nur jetzt allzu deutlich bewusst.

Auch meine Freunde werden nicht kommen, wahrscheinlich sind sie sogar froh, dass ich fort bin. Habe ich sie doch jedes Mal in große Schwierigkeiten gebracht.

Sie werden nicht kommen um mich zu retten, schließlich stehen wir jetzt fast vor dem finalen Schlag. Meine Hilfe wird nicht mehr benötigt, Alistair wird König werden und Elissa an seiner Seite sein. Leliana kehrt nach Orlais zurück, Morrigan wird ihre unheimliche Mutter töten, Wynne kehrt in den Zirkel zurück und Oghren wird mit dieser Felsi um die Wette fluchen.

Und Zev… Zevran… wird mich einfach vergessen, schließlich bin ich für ihn ja nichts weiter, als ein kleiner Zeitvertreib für zwischendurch. Austauschbar und ersetzbar durch hunderte andere, die nur zu gerne den Platz in seinem Bett einnehmen.

Ein gequälter Schluchzer entwich mir, als ich mich zusammen rollte und nur noch zitterte. Alles war so schwer, alles war so schrecklich… an allem bin ich selbst Schuld.

Sie sind alle nur gestorben wegen mir und nun werde ich vergessen werden. Weil ich ein nichts bin, ein Niemand… absolut bedeutungslos.
 

„Komm her, ich nehme dir deinen Schmerz“

Schmerzen… Erlösung? Müde hob ich meinen Kopf und erblickte eine schemenhafte Gestalt vor mir stehen.

Aber… wer? Leicht ballte ich meine Hände zu Fäusten, dann sank mein Kopf wieder erschöpft nieder und ein Keuchen entglitt mir.

„Lass mich in deinen Geist und ich schwöre dir, niemand wird dir mehr Schmerzen zufügen“

Erneut dieses Flüstern, dieses Flüstern, dass sich so tief in meinen Kopf bohrte und mir beinahe Kopfschmerzen bereitete. Aber würde es hier dann endlich enden? Würden die schrecklichen Erinnerungen endlich aufhören?
 

Zitternd und langsam hob ich meinen Arm zu der verschwommenen Gestalt. Im selben Moment wurde meine Hand ergriffen und die Dunkelheit die noch um mich herum war, verwandelte sich in absolute Finsternis, die mir sämtliche Sinne raubte.

Alles war wie weggewischt. Sogar ich.

Blutige Pfade

Die Nacht war so tiefschwarz wie schon lange nicht mehr. Der Mond strahlte jedoch hell und klar, brachte das weiße Licht funkelnd auf das dunkle Wasser, das uns umgab. Angespannt krallte ich meine Hände in die Reling und lauschte dem Rauschen des Meeres. Der Erbauer liebt mich, ohne Zweifel. Sonst hätte er nie dafür gesorgt, dass wir an den Docks in Denerim ausgerechnet Isabel begegnen, die gerade ihr Schiff belädt und weiter reisen will. Dank meiner überragenden Überzeugungskraft gelang es mir, sie davon zu überzeugen, uns mitzunehmen und mir einen Gefallen zu tun. Obwohl es für mich lediglich ein simpler Auftrag war, ihren damaligen Gatten zu töten, hat Isabela wohl davon am meisten profitiert. Immerhin gehört das Schiff nun ihr und dazu eine ganze Crew an stattlichen Männern. Es hätte sie wahrlich schlimmer treffen können.
 

„Zev, du siehst ziemlich verspannt aus“, hörte ich Isabela nun plötzlich belustigt, als sie sich von hinten an mich herangeschlichen hatte. Gelassen hob ich meinen Kopf und blickte der Piratin in die Augen. Ihre Haut war noch etwas dunkler als meine, ihre dunklen Locken fielen ihr über die Schultern, während mich ihre honiggelben Augen amüsiert musterten. Eine überaus attraktive Frau, auch ohne ihre zwei ausschlaggebenden Argumente die sie gern besonders betonte und hervorhob, durch ihre sehr spärliche Kleidung. Selbst jetzt trug sie nichts weiter als ihren zahlreichen Schmuck, einem Hemd, welches gerade noch ihren reizenden Hintern verdeckte und lange Stiefel.

Ein schmales Lächeln entstand auf meinem Gesicht, dann wandte ich mich wieder ab und betrachtete den Mond. „Ah, das ist das Meer. Du weißt doch, wie sehr ich dem abgeneigt bin“

Eine Hand legte sich an meinen Ellenbogen, glitt dann langsam hinab und legte sich schließlich an meinem Hintern. Ihr Kichern drang leise in mein Ohr. „Oh, ich weiß es nur zu gut. Du kannst ja nicht schwimmen“

Spöttisch lächelnd sah ich in das dunkle Nass, krallte mich erneut in die Reling fest, in der Hoffnung nicht von diesem verdammten Schiff zu fallen.

„In der Tat, meine Liebe. Ein kleiner Defizit meinerseits, den ich leider nicht so schnell bereinigen kann“

Sie schmunzelte kurz, löste schließlich die Hand von meinem Hintern und folgte meinem Blick über das Meer.

„Und das alles für eure Anführerin, ja?“, fragte sie vergnügt nach, musterte die anderen dabei wie sie sich gerade unterhielten, oder von der Crew der Sirenengesang skeptisch beäugt wurden.

Gerade Alistair sah alles andere als begeistert aus, sogar Morrigan sah finsterer denn je drein. Lag aber wohl eher daran, dass sämtliche Männer des Schiffes sie mit ihren Augen auszogen.
 

„In der Tat“, bestätigte ich knapp, starrte weiterhin auf den Horizont, in der Hoffnung irgendwo das Schiff dieser Tevinter-Magister zu finden. Doch bis jetzt war nichts weiter als Finsternis zu erblicken.

Auf einmal konnte ich ihre Hand spüren, die federleicht über mein offenes Bein fuhr und weiter nach oben strich, in dem Wissen, welche Ekstase sich anbahnen könnte. Sofort packte ich ihre Hand und brachte sie dazu, innezuhalten. Skeptisch blickten mich ihre honiggelben Augen an, dann verzogen sich ihre Lippen zu einem wissenden spöttischen Grinsen. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Ausgerechnet du, Zev?“

Kurz musterte ich sie abschätzend, hielt ihre Hand weiterhin fest. „Ich fühle mich dazu gerade nicht in Stimmung, vielleicht später“, gab ich ungehalten zu und ließ ihre nun Hand wieder los.

Isabela abzulehnen ist eigentlich genauso wie die Vorstellung, dass Antiva ohne Blumen wäre. Absolut lächerlich.

Tz, eigentlich ist alles lächerlich bis jetzt! Meine Gedanken sind ungeordnet, ebenso wie meine Gefühlswelt. Ein kleines Techtelmechtel mit Isabela wäre eigentlich genau das richtige, um mich jetzt abzulenken. Aber nein, nicht mal das kann ich mir gönnen, weil ich ständig nur in Aufruhr bin!

In Aufruhr, dieses vermaledeite Tevinter-Schiff zu entdecken und zudem sie wieder bei mir zu haben. Ihr großes Mundwerk, ihre meist vor Wut funkelnden Augen, das feurige Haar, dass ihr meist wirr absteht und dieser Schalk in ihrem Gesicht. Früher konnte ich diesen zumindest öfters sehen, in letzter Zeit sah ich in ihrem Gesicht meist nur Sorgenfalten und eine gewisse Unruhe.

Braska, wie es Kallian wohl geht?! Ein paar andere Krähen hatten früher auch Geschäfte in Tevinter erledigt. Und was sie berichtet haben war alles andere als erheiternd. Seltsame Blutrituale, die diese Magister abhalten, um durch das Blut ihrer Opfer zu einer immensen Kraft zu kommen.

Frustriert rieb ich mir über meiner Nasenwurzel und schloss kurz die Augen, lauschte dem Rauchen des Meeres, roch diesen wiederwertigen Duft des Salzwassers und zu guter Letzt wieder Isabelas schmunzeln.

Ich öffnete die Augen erneut und blickte wieder in die dunkle See. Nirgendwo war ein Schiff zu entdecken, obwohl wir die Route nehmen, die eigentlich genau nach Tevinter führt. Diese verdammten…

„Deine Anführerin Zev, ja? Nichts weiter?“, raunte mir die Piratin süffisant ins Ohr und brachte mich beinahe dazu zu knurren. Heute habe ich verdammt wenig Geduld für ihre nervenaufreibenden Spielchen!

„Meine Anführerin“, sprach ich zähneknirschend, den Blick weiterhin starr auf die See gerichtet. Immer noch konnte ich nirgendwo dieses Schiff entdecken!

„Ah, verstehe. Schuldet sie dir noch eine Menge Sold, oder warum starrst du die ganze Zeit angespannt auf das offene Meer wie eine fauchende Katze?“

Das Lachen der Piratin brachte mich nun endlich dazu, sie anzublicken. Ihre Augen musterten mich wissend, während sie sich über die Lippen leckte. „Oder sie schuldet dir etwas anderes. Etwas größeres, huh?“

Kurz biss ich mir auf die Lippen und verschränkte schließlich die Arme vor meinem Oberkörper. Mit einmal konnte ich tatsächlich in die Anspannung spüren, die nicht nur meine Gedanken beherrschte sondern auch meinen Körper.

Braska! Was passiert nur mit mir?!

„Sei nicht lächerlich“, murrte ich nur. Sie schuldet mir nichts, im Gegenteil…

„Zevran?“, rief Wynne plötzlich und ich war tatsächlich mehr als froh, nun endlich diesem Verhör seitens Isabela entgehen zu können. Sie liebte es, solange nachzubohren bis sie endlich an die Information kommt, die sie will. Bisweilen können ihre Methoden dabei sehr…kräftezehrend sein. „Sag Bescheid, wenn du etwas entdeckst“, wies ich die Piratin an, die mich jedoch weiterhin neugierig musterte und dabei dämonisch grinste.

Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging ich mit zügigen Schritten auf Wynne zu, die mich kurz musterte, aber dabei eng die Lippen angespannt aufeinander presste, dass sie fast so aussahen wie ein Strich.

Besorgnis lag auf ihrem Gesicht.

„Was wollt Ihr?“, fragte ich sie ungehalten, als ich schließlich vor ihr zum stehen kam. Immerhin muss ich Ausschau halten nach diesem Schiff.

Auf einmal fiel mir auf, dass die Magiern auch die anderen Gruppenmitgliedern zu sich gerufen hatte. Alle wirkten angespannt, als sie zu der alten Frau blickten, die nun ihre Hände faltete und hörbar ausatmete.

Ihre grauen Augen musterten jeden von uns kurz abschätzig, wobei ich das Gefühl hatte, dass sie mich etwas länger ansah, dann seufzte sie einmal hörbar.

„Also gut, ich wünschte wirklich, dass uns so etwas niemals noch einmal passieren würde. Aber nun ist doch so gekommen und das sogar zum zweiten Mal. Wie ich es bereits im Zirkel der Magi gesagt habe, möchte ich euch alle nochmals warnen.“ Sie machte eine kurze Pause, blickte dabei zu Morrigan, die sich gerade desinteressiert eine Wolkenformation am Himmel betrachtete und ihrer Warnung keinerlei Beachtung schenkte.

„Was wir sehen werden, könnte uns den Verstand rauben. Abgesehen davon, ist euer Verstand das Wichtigste, was ihr niemals verlieren dürft! Diese Magister werden in euren Verstand eindringen wollen, werden ihn zerbrechen zu versuchen und fürchterliche Magie auf euch wirken lassen“

Leliana räusperte sich kurz, als eine gespenstische Stille sich über die Gruppe gelegt hatte. „Ist… ist es so wie damals im Zirkel, Wynne? Als wir dort ebenfalls auf Blutmagier trafen?“

Wynne schüttelte sachte ihren Kopf, blickte müde in die himmelblauen Augen Lelianas. „Viel schlimmer“, flüsterte sie warnend. „Das sind richtige Magister, sie haben diese Art der Magie von Anfang an gelernt“

Es dauerte nicht lange und Alistair trat einen Schritt vor, während die Bardin mehr als unsicher zu Wynne blickte. Angst blitzte in ihren Augen auf und ließ mich leicht die Hände zu Fäusten ballen. Schlimmer? Wie schlimm soll es noch werden?

„Ich weiß was ihr meint. Gedankenkontrolle, Dämonen und auch Körperkontrolle. Sie könnten alle bereits…“ Alistair hielt kurz inne und biss sich auf die Lippen, sein Blick wütend zu Boden gerichtet.

„Was könnten sie?“, fragte ich scharf nach und blickte direkt in Alistairs Augen, die mich unsicher musterten. Er wirkte fast erschöpft. „Tot sein“, beendete er seinen Satz mit zittriger Stimme.

Sofort wollte ich vehement dagegen protestieren, als unerwartet einer der Matrosen laut aufschrie. „Kapitän! Dort ist das Schiff!“

Isabela ging zur Reling und erblickte nicht weit von uns entfernt am Horizont ein anderes Schiff. Wir stürmten alle herbei und starrten gebannt darauf.

„Sind das die Magister?“, fragte Oghren brummig und Isabela sah gelassen hinaus auf die offene See, während eine leichte Windböe durch ihr Haar strich.

„Ich bin mir ziemlich sicher… wir sollten ihnen einen Besuch abstatten“
 

Als wir nah genug an dem Schiff waren, gingen wir unbemerkt an Bord. Unbemerkt… es war einfach niemand auf diesem Schiff zu sehen. Niemand, nicht mal Dämonen, mit denen ich schon gerechnet hatte. Alles wirkte so verlassen, dass selbst Isabela bereits meinte, es könnte auch ein Geisterschiff sein. Doch dafür war das Schiff in einen viel zu gutem Zustand.

Nein… wir werden bereits erwartet. Ich spüre es.

Isabela wollte mit uns nicht an Bord kommen, sondern lieber auf ihrem eigenen Schiff warten. Grinsend zwinkerte sie mir zu, als ich gerade dabei war mich auf die andere Seite des Schiffes zu schwingen, mithilfe von den Tauseilen, die am Mast der Sirenengesang befestigt waren.

„Dann suche deine Anführin Zevran… und beeile dich, ich warte hier nicht ewig“, säuselte die Piratin zwinkernd.

Genervt wandte ich mich ab, schwang mich grazil hinüber und schaute mich nun wachsam um. Das Schiff knarzte leicht, ansonsten war jedoch nichts weiter zu hören. Nur ein modriger Geruch hing in der Luft.

Wynne keuchte angestrengt, als sie es zum Schluss ebenfalls geschafft hatte. „Ah…ich glaube dafür bin ich dann doch zu alt“, klagte die alte Magierin, die dafür von Morrigan nur ein spöttisches Grinsen erntete.

„Bleibt wachsam. Überall könnten Abscheulichkeiten, Dämonen und anderes lauern“, wies Alistair sofort nachdrücklich an, als er sein Schwert zog und sich aufmerksam umsah.

Kurz musterte ich ihn und kam nicht umhin, in ihm kurzzeitig den König zu sehen, der er schon bald sein würde. Es war ja nicht so, dass dieser Tölpel es nicht könnte, er braucht nur den richtigen Schubs in die richtige Richtung. Die Ambitionen zum Anführer waren durchaus bei ihm vorhanden.

Plötzlich war ein Klatschen zu hören, ein lustloses Händeklatschen. Wir alle sahen erschrocken auf als die unheimliche Stille mit einmal durchbrochen wurde, suchten mit unseren Augen die Umgebung ab, sahen jedoch niemanden.

Wütend biss ich die Zähne zusammen und zog schwungvoll meine Dolche. Solche verdammten Spiele werde ich jetzt gewiss nicht mitspielen!

„Ah, wie ich sehe seid ihr endlich gekommen“

Sorris, der uns begleitet hatte, schnappte entsetzt nach Luft, als aus dem Schatten ein glatzköpfiger Magier hinaustrat. An seinen Schultern zierte sein grünes Magiergewand dutzende schwarze Federn, die im Mondlicht leicht zu schimmern schienen und ihm dadurch einen mysteriöses Aussehen verliehen.

Auf seinem Gesicht erschien ein selbstzufriedenes Grinsen, als er uns musterte.

„Gebt uns Kallian zurück!“, meldete sich Leliana als ersetztes erzürnt zu Wort und trat einen Schritt vor. Doch der Magier schmunzelte belustigt und musterte die Bardin. „Ah, Leliana nehme ich an. Die Bardin“

Die Rothaarige starrte den Magier erschrocken an und wirkte kurz bestürzt. „Woher wisst ihr…?“

Ein boshaftes Lächeln entstand auf seinem Gesicht. „Ich habe meine Informationsquellen“ Dann richtete sich sein Blick auf Alistair, der dessen Blick unerschrocken erwiderte. „Der Bastardprinz. Loghain hat eine hohes Kopfgeld auf euch gesetzt“

Doch das schien Alistair nicht sonderlich zu beeindrucken. „Wir werden uns Kallian wiederholen und ihr werdet uns nicht aufhalten!“

„Ah, diese sinnlose Gewalt. Ich sehe schon, in Ferelden bleibt die Art der Problemlösung weiterhin primitiv.“, seufzte der Magier gelangweilt, doch sein dämonisches Grinsen kehrte geschwind zurück.

Und das wiederrum bescherte mir eine Gänsehaut, auch wenn ich es nur ungern zugab.

Dann trat er zur Seite und lächelte uns boshaft an. „Aber bitte sehr. Ihr bekommt sie wieder“ Kurz blickten sich alle verwirrt an, bis auf einmal Schritte zu hören waren. Mein Herzschlag hatte sich plötzlich beschleunigt und ich hielt kurzzeitig den Atem an, als aus dem Schatten eine rothaarige Elfe trat.

Ihr kurzes Haar war säuberlich gekämmt, in beiden Händen hielt sie eine lange leicht gebogene und mit Zacken verzierte Klinge, die ich nur zu gut aus Tevinter kenne. Ihre dunkelgrüne Lederrüstung lag eng an und war von guter Qualität, besser als die alte die sie erst getragen hatte. Dieser Mistkerl hat ihr eine andere gegeben.

Die Haut blass, das Gesicht eine starre Maske der Emotionslosigkeit und Augen, in denen ich nicht die geringste Spur von Leben erkennen konnte. Nur Leere lag darin.

Meine Kehle fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an, während mein Innerstes aufschrie.

Ich war mehr als froh, dass sie lebte, aber was ich hier sah, kam dem Tode fast gleich. Kein Funkeln in ihren sonst so leuchtend grünen Augen. Kein verschmitztes Lächeln auf ihren Lippen. Kein Wort zu uns… nichts.

Alle anderen murmelten aufgeregt, bis Sorris plötzlich vortrat und erleichtert lächelte. „Base!“ Geschwind lief er zu ihr, trotzdessen das Wynne aufgeregt nach ihm rief.

Freudig nahm er das Mädchen in die Arme und drückte sie eng an sich. „Geht es dir gut? Wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht“, sprach Sorris besorgt und musterte Kallian, die weiterhin ins Leere blickte.

Eindringlich mustere ich Kallian, versuchte irgendetwas von ihr wiederzuerkennen. Doch alles was ich sah, ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen.

Hier stimmt was überhaupt nicht. Das ist nicht das Mädchen, welches ich- „Kallian. Töte sie“, wies der Tevinter Magier an. Sofort schleuderte die Elfe Sorris zu Boden, welcher völlig perplex nach Luft schnappte. Die Klinge bereits erhoben, um vermutlich diese in Sorris Herz zu rammen, konnte ich es in letzter Sekunde verhindern.

Mit meinem Dolch parierte ich ihren Angriff angestrengt; starrte in ihre Augen, welche mich desinteressiert anblickten. Sorris stand hastig auf und versuchte Kallian an den Schultern zu schütteln. „Hör auf damit!“, rief er panisch.

Doch die rothaarige Elfe rammte einfach ihren Ellenbogen in Sorris Gesicht, der daraufhin gepeinigt aufschrie und zu Boden fiel. Blut schoss aus seiner gebrochenen Nase.

Grimmig blickte ich in ihr blasses Gesicht und umschloss den Griff meines Dolches umso fester, auch wenn bereits meine Hand anfing zu zittern, um sie weiterhin auf Abstand zu halten.  Woher nimmt sie nur diese Kraft? Früher hatte sie diese nicht. Sie war flink ja, aber ihr fehlte es stets an Kraft.

Die anderen erwachten endlich aus ihrem Schockzustand und stürmten auf Kallian zu. Wynne währenddessen eilte zu Sorris und versuchte, ihm zu helfen.

Fergus drückte mit aller Kraft die er besaß, mit seinem Schild Kallian von mir weg, die daraufhin zurücksprang und ihre Dolche scheinbar locker in ihren Händen kreisen ließ und jeden von uns genau musterte. Ihre Augen schienen dabei kalte Funken zu schlagen.

Hastig richtete ich mich auf und bildete mit den anderen eine Reihe; wir standen nebeneinander und versuchten Kallian kein Durchkommen zu ermöglichen. Ihr Blick glitt immer wieder zu dem sich windenden Sorris, der von Wynne geheilt wurde.

„Kallian, komm zu dir!“, rief Elissa verzweifelt und hielt krampfhaft ihr Schwert und Schild. Angesprochene Elfe blickte nun zu der jungen Cousland, die daraufhin erschrocken zusammenzuckte und ein Zittern nicht unterdrücken konnte.

„Das… ist Blutmagie!“, rief Alistair wütend und sein Blick richtete sich zum Magister. „Lasst sie sofort wieder frei!“ Doch weiter konnte er nicht sprechen, denn Kallian preschte vor und schleuderte die völlig überraschte Leliana zu Boden. Kallians Dolche rammten sich gekreuzt knapp über Lelianas Kopf in den Boden, als ich instinktiv ihren Angriff blockierte.

Allerdings zog ich mir nun davon eine tiefe Schnittwunde am rechten Arm zu, denn ihre langen Dolche waren geradezu dafür geschaffen, tiefe Wunden beizubringen. Ich drückte mit meiner Klinge ihre weiterhin fest nieder, starrte dabei in ihre Augen und hoffte verzweifelt darauf, irgendwo etwas von Kallian zu entdecken.

Doch die Elfe warf ihren Kopf zurück und ließ ihren gegen meinen krachen. Schmerzen rasten explosionsartig über meine Stirn und weiter tief in meinen Kopf und ließen mich keuchend taumeln.

Leliana hob ihre Beine schnell und schleuderte Kallian von sich, die sich daraufhin überschlug und gegen ein paar Fässer in der Nähe krachte. Eilig stand die Bardin auf und stütze mich etwas, während ich versuchte die Schmerzenswellen auszublenden. „Zevran, alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt nach, doch antworten konnte ich nicht mehr.

Kallian erhob sich  und sprang erneut auf uns zu, die Dolche dabei tödlich in ihren Händen kreisend. Das Blut lief ihr dabei über ihre linke Gesichtshälfte, vermutlich hat sie sich irgendwo den Kopf aufgeschlagen.

Doch weder zeigte Kallian dabei weder Angst, Schmerz noch Wut. Sie war nichts weiter… als eine Marionette.

Hass stieg unwillkürlich in mir auf und ich schaute wütend zu dem Magister. Der strich sich  erheitert durch seinen Bart, während Kallian rücksichtslos auf Oghren einstach, der sich nur schwerlich gegen ihre immense Geschwindigkeit bewähren konnte.

Wie kann es… dieser Shem wagen, sie so zu missbrauchen? Ihren Körper und ihren Geist einfach so zu lenken, wie er es gerade spaßig findet?

„Das… wirst du büßen“, zischte ich knurrend und stürmte auf besagten Magier zu, der mich nun amüsiert ansah. Sein nahender Tod schien ihn nicht sonderlich zu ängstigen.

Kurz bevor ich meine Klinge in seinem Gesicht versenken konnte, bohrte sich ein Pfeil tief in meine Schulter und ich fiel zu Boden.

Wütend schellte ich mich innerlich selbst, als mir bewusst wurde, dass meine Gefühle mein Tun beeinflusst hatten. Die Krähen würden mich für so ein erbärmliches Handeln hinrichten.

„Ah, aber aber. Das gehört sich nicht, auch nicht für einen Elf“, höhnte der Magister.

Kurz schielte ich zu dem Pfeil, der sich tief in mein Fleisch gebohrt hatte und mir jetzt viel Zähigkeit abverlangte, um nicht winselnd am Boden zu liegen. Die Schmerzen waren, gelinde ausgedrückt, kaum zum aushalten. Der Blutverlust sorgt umso mehr für ein anstrengendes Atmen.

Doch… so einfach gebe ich nicht auf!

Blitzschnell erhob ich mich und wollte mit einem schnellen Angriff meinen Plan dennoch zu Ende bringen. Doch erneut wurde ich daran gehindert, denn mein Dolch wurde abgewehrt und mir aus den Händen gerissen.

Perplex starrte ich in ein goldfarbenes Augenpaar, welches mich emotionslos ansah. Eine Elfe mit langem brünettem Haar stand vor mir und hätte mir eigentlich den Todesstoß geben können. Doch sie tat es nicht, stierte mich beinahe unheimlich an, während der Magister amüsiert lachte.

„Ah, Devera. Sehr gut gemacht“, lobte der Shem und strich kurz durch Deveras Haar, während ich angestrengt die Luft über meine Nase ausatmete. Das schmerzhafte Pochen in meiner Schulter wurde immer heftiger.

Diese Elfe ist ohne Zweifel ein weiteres Spielzeug dieses Magisters und auch diejenige, die mich angeschossen hat.

Braska…

Leicht leckte ich mir über meine Lippen, dann grinste ich amüsiert. „Ah, ich sehe schon. Das war wirklich eine ganz famose Vorstellung“.

Blut lief in Rinnsalen an mir herunter, doch ich grinste immer noch.

„Du bist hartnäckig, Elf“, sprach Caladrius und schmunzelte. „Vielleicht sollte ich noch etwas mit dir spielen, bevor du dahinsiechst, wie es sich für deine Rasse gehört?“

Alistair rannte mit einem lauten Kampfschrei vor und lieferte sich einen rücksichtslosen Kampf mit Devera. Die Elfin und der Templer schenkten sich nichts. „Zevran, erledige ihn!“, schrie Alistair wütend.

Herausfordernd blickte ich dem Magister in die Augen, auch wenn ich bereits spürte, wie schwer meine Arme wurden und das warme Blut daran herunterlief. Es war mir nur zu bewusst, das ich mit meinen Dolchen keinen Schaden mehr anrichten könnte, aber ich kenne noch andere Tricks.

„Viele Elfen siechen dahin, Ihr habt recht“, sprach ich lächelnd und blickte ihn aber in der selben Sekunde mordlüstern an, woraufhin er erneut schmunzelte. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie sich Sorris an den Magister ran schlich. Sein Gesicht überzogen von Blut durch den Nasenbruch von Kallian, doch die Augen spien blanken Hass, wie ich es noch nie bei diesem erbärmlichen Elfen gesehen habe.

Vielleicht schafft er es.

„Doch eines dürft ihr nicht vergessen, Shem.“, sprach ich ruhig, während mir bewusst wurde wie selten ich eigentlich das Wort Shem benutze. Die wenigen elfischen Worte habe ich weder im Bordell, noch bei den Krähen jemals gelernt. Doch Kallian hat mir die wenigen die sie selbst noch kannte, erklärt. Es war meistens ziemlich unterhaltsam sie dabei zu beobachten, wie sie voller Eifer erzählte.

Doch nun ist da nicht mehr Kallian, nicht mal mehr ein Schatten von ihr. Und das wird dieser Shem büßen wie nie zuvor.

„Wir sind Elfen. Wir siechen dahin, doch genauso gut können wir zurückschlagen, wenn es um das geht was wichtig ist“

Sein schadenfrohes Lachen blieb dem Magister geradewegs im Halse stecken, als Sorris ihm mit wutverzerrtem Gesicht einen Dolch in den Rücken gerammt hatte.

Tränen strömten über sein blutverschmiertes Gesicht, als er erneut den Dolch in den Rücken des Magisters rammte, der daraufhin gepeinigt aufkeuchte und in die Knie sank.

„Gib sie mir zurück, Shem! Gib mir Kallian und Shianni sofort zurück!“, schrie Sorris verzweifelt und ließ mich überrascht in sein Gesicht blicken.

Seine Stimme klang gebrochen, als ein Schluchzer seine Kehle verließ. Sorris weinte bitterlich, während der Magister tot zu Boden fiel und sich nicht mehr regte.

„Gib sie mir zurück… gib sie mir zurück“, flüsterte Sorris müde und ging ebenfalls in die Knie, als ihn ein tiefes Schluchzen schütteln ließ.

Doch die Freude über diesen Sieg hielt nicht lange, denn wie sich herausstellte, war dieser Magister nur einer der kleineren Fische gewesen.

Kallian und Devera hielten in ihren Angriffen plötzlich inne und bewegten sich nicht mehr. Starr sahen sie ins Leere, die Waffen immer noch genauso haltend wie in dem Angriff, den sie gerade ausführen wollten.

Unsicher sahen sich alle an, während ich erwartungsvoll zu Kallian blickte. Doch was folgte, ließ mich erschrocken zusammenzucken.

„Sterblicher“

Ihre Stimmen klangen schrecklich verzerrt und beinahe blechern, so als würde jemand versuchen aus einem Brunnen zu sprechen.

Der Dämon!

Grimmig blickte ich zu Kallian, als die sich nun umdrehte, genauso wie Devera. Doch die Gesichter der beiden waren keine in stein gemeißelten Masken mehr, sondern verzerrte Fratzen.

Die Körper der beiden zuckten immer wieder unkontrolliert, sogar die Schritte, die sie beide nun geradewegs Richtung Sorris taten, sahen ziemlich wackelig aus.

„Der Dämon kann nur den Geist kontrollieren, aber nicht den Körper des Opfers!“, warnte uns Wynne aufgeregt. „Auch wenn der Magister tot ist, die Dämonen die er beschworen hat, versuchen in unserer Welt zu bleiben!“

Es war schon fast eine Parodie, wenn die beiden nicht dabei ihre Dolche heben würden um Sorris abzuschlachten. Egal wie unkontrolliert ihre Bewegungen auch sein mögen, es würde reichen Sorris schwere Verletzungen zuzufügen.

Alle schrien entsetzt auf, doch ehe etwas geschehen konnte fiel Devera einfach zu Boden und zuckte unkontrolliert. Seltsame Laute kamen aus ihrem Mund, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Kallian kam schwankend auf Sorris zu, der sie erschöpft anblickte aber lächelte. „Base“.

Ihre Schritte hatten schon fast etwas von den Untoten, gegen die wir schon so oft gekämpft hatten und ließen mich schlucken. Die Leichen griffen uns damals nur an, weil ihre leeren Hüllen von einem Dämon besetzt waren. Es gab keinen mentalen Widerstand, hatte Wynne uns erklärt.

Augenblicklich stelle ich mich vor Sorris und visierte Kallian an, die ständig ihre Mimik änderte. Es war mehr als nur abstrus dem Schauspiel zuzusehen, doch langsam konnte ich immer mehr Schmerz in ihrem Gesicht lesen.

Und das gab mir wieder Hoffnung. Hoffnung dass dies keine leere Hülle ist, sondern die echte Kallian mit echten Gefühlen.

Ihr Blick begegnete meinem, während ich leicht lächelte und die Dolche fallen ließ, da meine zitternden Hände sie nicht mehr tragen konnten.

Kallians Augen folgten meinen Dolchen, als diese klirrend zu Boden fielen. Dann sah sie mich wieder an, umfasste fest die Schwerter in ihrer Hand und stürmte auf mich zu.

Das entsetzte Rufen der anderen in den Ohren klingelnd, starrte ich weiterhin gebannt auf dem Rotschopf vor mir, spürte das kräftige und schnelle Schlagen meines Herzens und hatte in diesem Augenblick nur einen einzigen Gedanken. Und abstruserweise ging es dabei nicht um mein eigenes Wohl.

Sollte diese kleine Wildkatze das nächste Mal wütend aus dem Zimmer stürmen, werde ich sie auf dem Bett festbinden. Und sie nie wieder gehen lassen.

Kurz bevor sie mir vermutlich den Kopf abschlagen konnte, stolperte sie ungeschickt und fiel zu Boden, wo sie würgend und um sich schlagend die Schwerter zur Seite schleuderte.

Dann ertönte erneut diese heisere und blecherne Stimme, doch dieses Mal klang es flehentlich und ängstlich. Blut spritze zu Boden als sie kurz hustete und sich stark verkrampfte.

„N-nein“

Ehe ich Kallian berührend konnte, schrie sie auf und bäumte sich dabei auf. Die andere brünette Elfe tat es ihr gleich, doch im Gegensatz zu Kallian japste sie dabei und krümmte sich schwer.

Dann wurde es plötzlich eisig, als ein kühler Seewind durch mein Haar strich und sich mir die Nackenhärchen aufstellten.

Doch diese dunkle Vorahnung, die sich in mir auszubreiten versuchte, wurde zusehends durch Sorge und beinahe Panik meinerseits davon geschwemmt.

Schnell lief ich zu dem rothaarigen Elfenmädchen, als sie leblos auf dem Boden lag, nachdem ihr Anfall so plötzlich aufhörte wie er gekommen war.

Instinktiv fühlte ich an ihrem Hals den Puls, der dem Erbauer sei Dank tatsächlich vorhanden war und mich ungemein beruhigte. Sie lebt! Diese verdammte Wildkatze lebt… Erleichterung durchflutete mich.

So vorsichtig wie es meine zittrigen Hände zuließen, hob ich sie sachte an, lehnte sie gegen meine Schulter als ich mich hinkniete und ihr Gesicht musterte.

Die Augen halb geöffnet starrte sie ins Leere, während sie angestrengt atmete und kalter Schweiß von ihrer Stirn lief. Sie fühlte sich eindeutig zu warm an, das ist kein gutes Zeichen.

„Kallian?“, fragte ich aufgewühlt, meine sonst so antrainierte Gelassenheit wie weggewischt angesichts dessen, was ich immer noch verlieren könnte. Etwas verlieren… was mir wichtig geworden ist. Wichtiger als mein Leben. Das ist beinahe absurd.

Auf einmal sah sie mich an, immer noch desorientiert und leidlich, doch ein sachtes Lächeln legte sich auf ihre blassen Lippen, je länger sie mich anschaute und sogar ein leichtes Funkeln in ihren Augen kehrte zurück.

„Es… tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien, Zev“

Ihre leise und heisere Stimme hallte in meinen Ohren wieder, als ich sie perplex anstarrte, während sie langsam wieder lächelnd die Augen schloss.

Hat sie das gerade ernst gemeint? Immer noch starrte ich sie an, während Kallian anscheinend bewusstlos war, denn sie reagierte nicht mehr. Weder auf Berührungen, noch auf Worte.

Schwere breitete sich in mir aus und brachte die Welt um mich herum zum Drehen. Widerwärtiges Gefühl.

Beinahe knurrend biss ich die Zähne zusammen, drückte Kallian eng an mich, versuchte den penetranten Blutgeruch, der sie umhüllte, auszublenden und nur ihren üblichen leicht süßlichen Duft nach Wildblumen wahrzunehmen.

„Braska… bleib“, hauchte ich so leise, dass ich meine Wörter selber fast nicht hörte.

„Beim Erbauer!“, rief Alistair plötzlich erschrocken aus, woraufhin ich schnell wieder aufsah. Der tote Magister auf dem Boden begann sich langsam zu bewegen und erhob sich schließlich.

Doch etwas stimmte nicht. Seine Augen blickten in verschiedene Richtungen, seine Gesichtszüge entglitten ihm immer wieder und stöhnende Laute kamen über seine Lippen.

Dann hob er mit zuckendem Arm und Händen seinen Zauberstab, der daraufhin von einem roten Licht umhüllt wurde.

„Der Dämon hat sich des Leichnams des Magisters bemächtigt!“, rief Morrigan plötzlich und ließ sofort einen Eisstrahl auf besagte Leiche schießen. Doch der tote Magister gab einen Feuerstrahl aus seinem Zauberstab und lieferte sich nun ein Magieduell mit Morrigan. Die Hexe blickte grimmiger denn je und hielt zähneknirschend ihren Zauberstab auf den Magister gerichtet.

Funken der Magie flogen mir entgegen und zwangen mich dazu, meine Augen zuzukneifen und die bewusstlose Kallian enger an mich zu drücken, während die immense Hitze des Feuerstrahls immer stärker wurde. Morrigan wird das Duell wohl nicht gewinnen.

Auf einmal jedoch rannten die anderen an Morrigan vorbei. Alistair, Oghren, Sten, Leliana, Fergus und Elissa. Mit einem wütendem Schrei schlugen alle gleichzeitig auf die Abscheulichkeit ein, die laut kreischend zu Boden ging, nachdem Oghren den Arm der Leiche mithilfe seiner Axt abgetrennt hatte.

Wynne eilte währenddessen zu mir und besah sich besorgt Kallian, die zusehends blasser wurde. Die Magierin fühlte ihre Stirn und sah bestürzt drein. „Sie glüht regelrecht. Wir müssen uns beeilen!“

„Shianni! Wir müssen Shianni noch retten!“, rief Sorris aufgeregt, als er erschöpft auf uns zukam und seine Cousine musterte. Sein Gesicht war von Verzweiflung gezeichnet.

Plötzlich löste sich der Feuerstrahl des Dämonen besessenen toten Magiers und schleuderte sich als unkontrollierte Feuerball direkt in die Segel. Binnen weniger Augenblicke stand es lichterloh in Flammen und drohte alles zu verschlingen.

„Der Erbauer stehe uns bei“, keuchte Wynne und schaute zu den anderen, die erschrocken zu dem Flammenmeer sahen, welches sich bald über das gesamte Schiff ausbreiten würde. „Sucht die anderen Elfen! Sie müssen sich noch irgendwo im Schiff aufhalten! Schnell!“

Morrigan knurrte beinahe. „Wir haben Kallian, was gehen uns die anderen Elfen an? Sie sind eh dem Tode verurteilt. Wir sollten verschwinden, solange wir noch können“

Sorris trat vor und packte die perplexe Hexe an den Schultern und schüttelte sie. „Wie könnt ihr das nur sagen?! Das ist meine Familie!“

Die exotische Schönheit der Wildnis verpasste dem panischem Elf eine schallende Ohrfeige und blickte angewidert zu dem winselnden Sorris, als er sich seine schmerzende Wange hielt.

„Wage es nie wieder mich auch nur zu berühren“, zischte sie drohend und niemand zweifelte daran, das Morrigan weitaus Schlimmeres machen würde, wenn Sorris sie erneut berührend würde.
 

Alistair blickte mich kurz grimmig an, sah zu der bewusstlosen rothaarigen Elfin in meinen Armen, dann blickte er angespannt zu dem brennenden Segel. Das Feuer hatte sich bereits auf dem Mast ausgebreitet und gierige leckende Flammen würden schon bald das ganze Schiff in sich einverleiben.

„Leliana, Oghren, Sten und Fergus kommen mit mir, die anderen bringen sich in Sicherheit. Sofort!“, wies er uns mit fester Stimme an und brachte mich kurzzeitig dazu, den Bastardprinzen verblüfft anzustarren. Doch ehe ich etwas darauf erwidern konnte, gingen die Aufgerufenen zu Alistair, der sich bereits den Weg in das Innere des verlorenen Schiffes wagte.

Braska… langsam verstehe ich, warum Kallian ihn so sehr mag. Er ist eben mehr als der trottlige Templer, der er vorgibt zu sein und Morrigan ihn darstellt. Viel mehr.

„Lasst uns schnell zurück auf Isabelas Schiff gehen!“, rief Wynne eindringlich, während Elissa geschockt Alistair nachsah und ich ihr deutlich ansehen konnte, dass sie mit Alisatirs Entscheidung gar nicht einverstanden war. „Warum hat er mich nicht mitgenommen?“, flüsterte sie wohl eher zu sich selbst.

„Weil ihr nur dumm im Weg stehen würdet“, antworte Morrigan mit kühler Arroganz. Die hitzige Diskussion fing augenblicklich zwischen den beiden Frauen an, was mir wiederrum nur ein genervtes Schnauben entlockte.

In einer anderen Situation wäre ich ja geradezu ergötzt gewesen, über so viel Leidenschaft, aber nicht dann, wenn wir alle dabei sind zu sterben. Mein Blick glitt zu Kallians mit Schweißperlen bedecktem Gesicht. Trotz der immensen Hitze die uns mittlerweile umgab, fühlte sich mein Innerstes eiskalt an.

Mit den mir verbliebenen Kräften erhob ich mich mit Kallian im Arm, biss die Zähne zusammen und ignorierte den beißenden Schmerz in meinen Armen. Tz, das Training der Krähen ist wirklich in vielen Lebenslagen zu gebrauchen…

„Schluss jetzt!“, rief Wynne sehr verärgert und stieß einmal laut mit ihrem Stab auf den Boden. Eine leichte magische Druckwelle entstand und trenne die beiden Streithähne, die mittlerweile nah voreinander standen und jederzeit bereit waren, der jeweils anderen Gewalt anzutun.

Elissa sah erschrocken zu der alten Magierin, während sich Morrigan bereits umgedreht hatte und auf den besten Weg war, das Schiff zu verlassen.

Die Matrosen von Isabela kamen uns netterweise entgegen, als sie sie sahen, in welchen mittlerweile erbärmlichen Zustand wir waren. Nur ungern gab ich Kallian in die Arme eines großen breitschultrigen Mannes, der mich grimmig ansah. Doch ich könnte Kallian nicht allein wieder auf Isabelas Schiff tragen, dazu fehlte mir die Kraft.

Als wir uns rüber geschwungen hatten, hielt ich schmerzlich meinen Arm, der unwohl zitterte. Unzählige Rinnsale von Blut liefen an ihm herab. Es blutet viel zu stark, vermutlich hat diese kleine Schlampe einen vergifteten Pfeil auf mich abgeschossen.

Mit einem lauten ohrenbetäubendes Geräusch krachten die Segel samt Mast des Tevinter-Schiffes hinunter und bohrte nun ein tiefes Loch in das Deck.

Elissa schrie erschrocken auf und krallte sich an der Reling fest, während sich das Feuer weiter rasend schnell ausbreitete. „Ich muss wieder auf das Schiff! Alistair und die anderen sind doch noch da, sie werden sterben!“, schrie sie voller Angst.

Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe herum, roch das verbrannte Holz wie es sich mit dem salzigen Duft des Meeres vermischte und blickte aufmerksam zur der Tür, durch die anderen in das Schiff verschwunden waren. Sollten sie sich nicht wirklich langsam beeilen, könnte es tatsächlich unschön ausgehen.

Kurz blickte ich zu Kallian, die mittlerweile in eine Decke eingewickelt auf dem Boden lag, während Wynne sich über sie gebeugt hatte und sie aufmerksam musterte.

Ehe ich etwas sagen konnte, stürmten mit einem Mal Alistair und Fergus auf das Deck, etwas angeschlagen wie ich feststellen musste, doch dutzende von Elfen folgten ihnen, welche nicht minder angeschlagen aussahen.

Panik machte sich unter ihnen aus, als sie bemerkten, dass sie von dem Feuer geradezu eingesperrt waren, mittlerweile füllte sich das Deck auch mit Wasser, da das Schiff im Begriff war unterzugehen.

Isabela schnaufte einmal frustriert auf. „Los, alle Mann an Deck! Jeder schnappt sich einen Elfen, los!“, befahl sie im scharfen Ton an ihre Matrosen gerichtet, die ihrer Aufforderung ohne den geringsten Widerspruch sofort nachkamen.

Sie scheint sie ja wirklich gut unter Kontrolle zu haben.

Leliana folgte ebenfalls kurz darauf, ebenso wie Sorris welcher seine kleine Schwester auf den Armen trug und entsetzt aufschrie. „Das Schiff wird gleich sinken!“

Doch ehe der Elf in Panik ausbrechen konnte, stand der breitschultrige Kerl von vorhin vor ihm und packte ihn samt Shianni unter den Arm. Binnen weniger Minuten waren alle sicher auf der Sirenengesang an Bord gegangen, während das Tevinter-Schiff in das kalte Tief des Meeres gezogen wurde.

Angestrengt atmend blieb Alistair neben mir stehen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, ehe er kurz darauf wütend schnaubte. „Es waren noch Soldaten da gewesen, sie haben die verbliebenen Elfen bewacht. Aber anscheinend haben sie nicht damit gerechnet, angegriffen zu werden“

Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und zwang mich dazu, Alistair anzublicken. „Nun, dann konntet ihr sie immerhin überraschen“, meinte ich kurz angebunden.

Mein Blick fiel auf Kallian. Wynne sah besorgter denn je aus, selbst Morrigan die sich nun ebenfalls dazu gesellt hatte, blickte finster.

Erneut wurde mein Innerstes eiskalt.

„Ah, Zev, du solltest den Pfeil aus deiner Schulter ziehen und die Wunde nähen. Sie irgendwie übel aus“, merkte Isabela nebenbei an, dann blickte sie zu dem blassen Elfenmädchen hinab.

„Oh je“, murmelte sie zögernd. „Das ist also…“ Ich packte den Pfeil, der sich in meine Schulter gebohrt hat mit festem Griff und hielt einmal die Luft an.

Ah, ich hasse diesen Schmerz bereits jetzt.

Dann zog ich ihn mir schwungvoll mit einem schmerzerfüllten Stöhnen heraus. Kurz wurde mir schummrig zumute und ich stürzte mich zähneknirschend an der Reling ab.

Schmerzenswellen rasten durch meinen Körper und hinterließen ein dumpfes Pochen.

Braska!

Grimmig blickte ich zum Horizont, der bereits im Begriff war in lilafarbene Streifen getaucht zu werden. Die Sonne geht bald auf.

„Lasst uns nach Denerim zurückkehren“

Zeichen der Zuneigung

 

Langsam ging ich voran, spürte, wie mein Herz heftig in der Brust schlug und sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausgebreitet hatte. Meine Schritte hallten in der Finsternis wieder, in der ich mich befand.

Kurz ging ich noch ein Stück, dann blieb ich schließlich stehen und blickte unsicher herum. Alles was ich sehen konnte, war tiefste Finsternis die alles und jeden verschluckt hatte. Bis auf mich.

Unsicher biss ich mir auf die Lippen und ballte meine Hände zu Fäusten. „Hallo?“, rief ich mutlos.

Ich hatte bereits mehrere Male gerufen, doch nie hat jemand geantwortet. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, das hier irgendjemand ist, der mich beobachtet.

Oder ich werde nur einfach verrückt. Kein Wunder bei dieser Finsternis hier, in der ich bestimmt schon Stunden umher irre.

Frustriert fuhr ich mir durch mein rotes Haar und schloss kurz die Augen.

Wie soll es denn jetzt nur weiter gehen? Bin ich für den Rest meines Lebens dazu verbannt, hier herumzuirren?

Vielleicht werde ich ja schon vermisst? Wenn es jemanden geben sollte, der mich vermisst. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da niemand wäre…

Ein kurzes Leuchten ließ mich beinahe aufschreien und zurück taumeln. Was beim Erbauer war das?!

Noch ein Lichtstrahl, einer Sternschnuppe gleich, flog über meinen Kopf hinweg und schlug geradewegs in die Stelle ein, wo ich zuvor gerade noch das Leuchten gesehen hatte.

Gebannte starrte ich auf den kurzen Funken, ehe dieser genauso schnell wieder erloschen war. Dieses kurzzeitige Licht hatte etwas Wärmendes gehabt. Nun wurde es wieder dunkel und kalt.

Ohne es selbst zu merken, bewegten sich meine Beine geradewegs auf die Stelle zu, wo ich vermutete, dass dort die Absturzstelle dieses Funken gewesen sein muss.

Ein leichtes Kribbeln breitete sich in mir aus, je näher ich kam. „Hallo!“, rief ich erneut.

„Komm her“

Etwas erschrocken weiten sich meine Augen und mein Herz schlug deutlich schneller. Sofort beschleunigten sich meine Schritte.

Diese Stimme, sie klang so vertraut! Irgendwoher kenne ich diese warme Stimme.

Als ich endlich an der Stelle stand, wo ich mir sicher war, dass der Funken dort herunterfiel, war dort jedoch nichts.

Enttäuscht verschränkte ich die Arme vor der Brust, während mir ein kleiner Seufzer entwich. „Also doch nichts“

Die erdrückende Stille umgab mich langsam wieder und ließ mich zittern.

Ich hatte so gehofft, dem hier entkommen zu können. Ich weiß nicht warum ich hier bin, was ich hier soll, oder was überhaupt passiert ist. Ich weiß nur eines… ich will hier weg!

Unsicher rieb ich mir über meine Arme und versuchte die beginnende Kälte auszublenden. Dann jedoch leuchtete es plötzlich und flog direkt vor meine Nasenspitze. Der kleine Funken, einem großen Glühwürmchen gleich, schwirrte um mich herum.

Verdutzt betrachtete ich es und konnte ein zögerliches Lächeln nicht unterdrücken. Irgendwie ist dieses Licht so…wunderschön!

Zaghaft streckte ich meine Hand nach dem Leuchten aus, als es sich von selbst auf meine Hand setzte und sanft glühte.

Entzückt sah ich zu dem Licht und musterte es. „Wie schön du doch bist. Hilfst du mir vielleicht einen Weg hier raus zu finden?“

Auf einmal leuchtete das Funkeln hell auf und umschwirrte mich aufgeregt. Ich musste kichern, als es dabei meine Haare in Unordnung brachte.

„Hey, was soll das denn?“, fragte ich schmunzelnd. Irgendwie ist es wirklich putzig, für ein Glühwürmchen.

„Du bist in großer Gefahr!“

Erschrocken hielt ich die Luft an, während mein Lächeln mir regelrecht aus dem Gesicht entglitt. Das ist doch wieder diese vertraute Stimme von vorhin! Und es scheint, als würde dieses überdimensionale Glühwürmchen zu mir sprechen.

Unsicher zog ich meine Augenbrauen zusammen und starte auf das Licht. „Was…?“

„Der Dämon ist immer noch da, du musst ihm entkommen!“, sprach das Glühwürmchen aufgeregt und wirbelte erneut um mich herum, während ich verwirrter denn je war.

„Dämon? Was für ein Dämon?“, fragte ich zerstreut.

Besagtes Glühwürmchen war nun wieder nah vor meinem Gesicht und leuchtete mir unwohl grell in die Augen. Schnell schloss ich diese, während ich erneut die drängende Stimme hörte.

„Erinnere dich wieder! Wie das Gesindeviertel angegriffen wurde, die Magister und an die anderen!“

Sofort riss ich die Augen auf und hielt erschrocken den Atem an. Akute Kopfschmerzen trieben mir Schmerzenstränen in die Augen, zudem breitete sich der Schmerz nun rasend schnell über meinen Rücken aus und ich stöhnte schmerzhaft auf.

Entsetzt schnappte ich nach Luft, als ich spürte wie mein Rücken regelrecht in Flammen stand. Etwas Warmes lief meine Beine hinab und ließ mich beinahe würgen.

Verbissen blickte ich zu dem Licht auf, während ich zitternd auf die Knie ging und verzweifelt versuchte den Schmerz auszublenden… und die immer wieder aufblitzenden Sequenzen vor meinen geistigen Auge.

Ein brennendes Gesindeviertel, unzählige Leichen und Feuer… überall Feuer und verzweifelte Schreie.

Wäre ich diesem verdammten Licht nur niemals gefolgt! Das habe ich nun davon, nichts weiter als verdammte Schmerzen!

 

„Schnell, schnell!“

 

Ich blickte knurrend zu Boden und biss die Zähne zusammen, während ich die immer wieder auftauchenden Bilder zu verdrängen versuchte.

„Halt die Klappe, verdammt!“, maulte ich und bemerkte nun mit Schrecken die Blutpfütze, in der ich gerade hockte.

Hastig stand ich auf und schrie leise, als mein Rücken erneut lichterloh brannte und mich kurz wimmern ließ.

Verdammt, was ist denn nur los?! Woher kommen diese Bilder und warum tut mir alles weh?

Seltsames Knurren ließ mich zusammenschrecken und mein Herz beinahe zum Stillstand bringen.

Was beim Erbauer, war das? Das klang… nicht gut.

Diesmal wurde das Knurren finsterer, ein seltsames Flüstern war zu vernehmen, welches sich einmal ganz nah und dann wieder weit weg anhörte.

Augenblicklich wurde es kälter. Mein warmer Atem stieg kurz in der Finsternis auf, ehe es genauso schnell wieder verschwunden war.

 

„Der Dämon hat dich gefunden! Gefunden!“

 

Ich starrte wieder zu dem Funken auf und ballte meine Hände zu Fäusten. „Wegen deinem Geplärr hätte mich mittlerweile jeder finden können!“, fuhr ich es aufgebracht an.

Mittlerweile wurde das Flüstern zu einem undefinierbarem Gejaule, welches mir durch Mark und Bein ging.

Verdammter Mist… ich hab Angst!

Hektisch sah ich mich um und schluckte einmal schwer. Die seltsame Blutpfütze, in der ich hockte, hatte sich in weitere kleine Rinnsale ausgebreitet. Und in einiger Entfernung konnte ich sehen, wie sich aus dem Blut eine Gestalt zu formatieren versuchte.

Panisch sprang ich sofort auf und stolperte los.

Das kann nicht wahr sein! Das ist ein beschissener Alptraum, ein verdammter Alptraum!

Doch sehr weit kam ich nicht, denn ein brennendes Gesindeviertel ließ mich wieder innehalten. Und diesmal sah ich es so klar…

Der Baum des Volkes verbrannt, Valendrian tot… und… und…

„Sorris, Shianni…Papa…“

Tränen sammelten sich in meinen Augen als ich sie erschrocken aufriss und mir plötzlich wieder alles einfiel… alles…

Der Magister mit dieser Elfin, die mir Vater nahm. Die Peitschenhiebe auf meinem Rücken, die sich so tief in meinen Rücken gegraben hatten, das ich dachte ich müsste sterben.

Wimmernd blickte ich an meine Beine hinunter und erblickte dort das Blut, als es mir von meinen Rücken hinter gelaufen war.

Oder…bin ich etwa schon längst tot?

 

„Schnell, Schnell!“

 

Das Glühwürmchen schwirrte erneut um mich herum, während ich starr vor Angst war und wimmernd die Augen zukniff.

„Sie sind alle tot, alle sind gestorben wegen mir“, flüsterte ich und schluchzte einmal auf, als ich anfing zu zittern.

Sorris ertrank, Vater wurde getötet weil er sich in den Pfeil warf, der für mich bestimmt war…es ist alles allein meine Schuld. Weil ich nicht aufgepasst habe.

Und Shianni…liegt vermutlich auch irgendwo mit aufgeschlitzter Kehle in der Gosse.

Meine ganze Familie ist gestorben, alle sind fort und ich bin allein…ganz allein. Für immer.

 

Das unheimliche Knurren wurde diesmal lauter, war bereits so nah, dass ich schwören konnte, dass sein heißer Atem über meine Ohren strich. Meine Haut fiel unwohl an zu kribbeln.

Gelähmt vor Angst, konnte ich nichts weiter tun, als auf den Boden zu starren und stumm zu weinen. Mein Herz raste, mein Verstand schrie ich solle rennen, doch ich konnte es nicht…und wollte es nicht. Soll mich dieser Dämon doch töten, dann ist es wenigstens endlich zu Ende!

Alles zu Ende…

 

Ein starkes Licht erschien auf einmal und ließ besagten Dämon hinter mir gepeinigt aufschreien. Perplex erwachte ich aus meiner Starre, als das Glühwürmchen grell leuchtend um mich herum schwirrte.

„Gib nicht auf! Nichts ist zu Ende, folge dem Licht!“

Dem Licht…?

Ehe ich jedoch nach fragen konnte, packte mich etwas grob am Arm und wirbelte mich herum. Geängstigt blickte ich in mein verzerrtes Selbst.

Schnell wollte ich zurückweichen, als ich die langen Klauen sah, die eigentlich meine Fingernägel sein sollten und sich nun unwohl in meine Haut bohrten.

Ein unheimliches Knurren drang aus meinem anderem Selbst, während ihm schwarzer Geifer aus dem Mund tropfte und dabei ihre langen spitzen Zähne demonstrierte.

Sie sah aus wie ich… und dann doch wieder nicht!

Der Druck um meinen Arm wurde stärker und als ich den Schmerz spürte, schrie ich meine Panik laut heraus.

„Geh weg, lass mich in Ruhe!“, schrie ich angewidert wollte zurückweichen, doch der Fäulnisgeruch aus ihrem Mund ließ mich benommen taumeln.

„Aber du willst doch sterben“, hörte ich meine eigene Stimme in mein Ohr säuseln und ließ mir dadurch eine Gänsehaut auf meinen Körper entstehen.

Sterben? Mitten in der Dunkelheit? Von meinem eigenem, verkorksten Ich?

Beim Erbauer, lieber sterbe ich im Kampf gegen die dunkle Brut, als… so! Das ist absolut erbärmlich!

Das Glühwürmchen raste in das Gesicht meines anderen Ichs und leuchtete erneut hell auf. Jaulend vor Schmerz ließ sie mich los.

So schnell ich konnte, rannte ich davon, als ihr erbostes Knurren mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Verdammt, wo soll ich denn hin?!

„Zum Licht!“, echote die vertraute Stimme erneut.

Überrascht weiteten sich meine Augen, als ich nicht weit entfernt etwas aufleuchten sah. Sofort rannte ich schneller.

Ich hörte mein Blut durch meine Adern rauschen, spürte den heftigen Herzschlag und meinen angestrengten Atem, als ich verzweifelt meine Hand nach dem Licht ausstreckte.

Nur noch ein bisschen!

 

„Du entkommst mir nicht!“, fauchte der Dämon, als ich spürte, wie er mein Haar leicht mit seinen Klauen streifte.

Erschrocken drehte ich mich leicht, als mich nun warmes Licht erfüllte. Der Dämon schrie voller Zorn auf, verschwand jedoch augenblicklich.

Warme Wellen glitten durch meinen Körper und entspannten mich. Alles fühlte sich so leicht an.

Das Glühwürmchen war wieder vor mir und pulsierte zart. Vorsichtig schloss ich meine Hände um es, lächelte schwach.

„Danke… Glühwürmchen“, flüsterte ich und drückte es sachte an meine Brust. Ohne es wäre ich wohl verloren gewesen.

„Viel Glück, pass auf dich auf… mein kleines Mädchen“

….Vater!

 

 

 

Leise knisterte das Feuer im Kamin, strahlte in dem düsteren Raum etwas Licht und Wärme aus. Kurz sah ich den Flammen dabei zu, wie sie sich gierig nach oben streckten, dann wand ich mich wieder ab und blickte zu Wynne, die gerade dabei war sämtliche Verbandsutensilien zu verstauen.

Ihr Blick galt kurz mir, dann sah sie leise seufzend zu ihrem Patienten im Bett herab. „Zevran, Ihr solltet auch wieder schlafen. Ihr seht einfach nur schrecklich aus, so habe ich Euch noch nie gesehen“

Ein Schmunzeln kam über meine Lippen, ehe ich mich von der Wand abstieß an der ich mich eben noch gelehnt hatte und zu der Magierin schritt. „Ah, macht Euch nur keine Gedanken um mein Aussehen, auch wenn ich das sehr zu schätzen weiß. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr doch noch Interesse…?“

Wynne schüttelte sofort den Kopf und sah mich strafend an, so dass ich mir kurz vorkam wie ein kleiner Junge, der sich nun wieder eine Strafpredigt anhören muss. Tatsächlich hob sie ihren Zeigefinger tadelnd hoch. „Wir wissen beide, dass Euer Interesse an mir allein Eurer Belustigung dient. Aber ich meine es ernst. Ihr könnt sie nicht beschützen, wenn ihr übermüdet seid“

Ein dünnes Lächeln entstand auf meinen Lippen, doch es erreichte nicht meine Augen. „Lasst das meine Sorge sein, Wynne“

Die leichte ungewohnte Kühle in meiner Stimme ließ die Magierin kurz etwas verwundert auf mich blicken, doch ihre Mimik festigte sich schnell wieder. „Wie ihr meint, Zevran. Es war lediglich ein Ratschlag.“

Schmunzelnd blickte ich wieder ins Feuer, sagte darauf aber nichts.

Sie seufzte kurz erschöpft. „Ich werde mich nun hinlegen. Es ist bereits spät, wenn sich etwas an ihrem Zustand ändert, gebt mir Bescheid“

Damit verschwand Wynne aus dem Zimmer und wir waren nur noch zu zweit.

 

Ich lauschte dem Knistern des Feuers und Kallians schweren Atem, welcher angestrengt von ihren Lippen kam.

Fahrig strich ich mir durch mein ungekämmtes Haar und schloss kurz müde die Augen. Am liebsten würde ich mich wirklich hinlegen und schlafen. Seit wir damals losgegangen waren, um im Gesindeviertel nach dem Rechten zu sehen und schließlich zu Erfahren das diese Magister alles zerstört haben, bin ich schon wach.

Das müssen über drei Tage sein. Vermutlich länger, ich habe diesen Raum kaum verlassen um mich nach dem Stand der Sonne zu erkundigen.

Grimmig öffnete ich meine Augen wieder, glitt mit meiner Hand in eine Seidentasche meiner Lederhose und murrte innerlich.

Wenn nicht bald etwas geschieht, wird mein Vorrat schneller aufgebraucht als gedacht.

Schließlich fand ich das, was ich suchte und holte ein einzelnes lilafarbenes getrocknetes Blatt hervor. Ein auffälliges, längliches großes Hochblatt (http://de.wikipedia.org/wiki/Hochblatt) ist mit der Blütenstandsachse lang verwachsen. Das duftende Blatt ist radiär symmetrisch (http://de.wikipedia.org/wiki/Radiärsymmetrisch) und fünfzählig.

Genießerisch roch ich dran, ehe ich mir ein Becher voll Wasser besorgte und das zerbröselte Blatt darin auflöste.

Ein kleiner Trick von den Krähen, wenn es um verdeckte Aufträge geht, besonders um Beobachtungsaufgaben in der Nacht. Solche Aufgaben waren die ersten, welche man bei den Krähen lernt. Und viele sind bereits im Kindesalter gestorben, während sie bei diesen Missionen einschliefen. Entweder wurden sie von den Krähen getötet dafür, dass sie ihren Auftrag so miserabel ausgeführt haben, oder die Person die sie ausspionieren sollten hat sie entdeckt und hingerichtet.

Wie dem auch sei, dieses kleine, feine Blatt wird dafür sorgen, dass ich wach bleibe. Zumindest für die nächsten acht Stunden. Danach sollte ich das nächste zu mir führen, doch ich habe nicht mehr viele.

Braska… in Antiva gab es diese Blätter in jedem Markt zu kaufen, diese Fereldener haben noch nie etwas von dieser Pflanze gehört.

 

„Uhm“

Ich trank den Becher in großen Schlucken leer, ehe ich mich dann schließlich zum Bett begab und auf Kallian hinab sah. Sie lag mit dem Bauch auf dem großen Bett und sah darin irgendwie verloren und klein aus.

Kleine Schweißperlen liefen ihre Stirn hinab, während sie leicht zitterte und nochmals leise stöhnte. Ich sah auf die Verbände auf ihren Rücken, die sie komplett umhüllten. Erbsengroße dunkle Punkte stachen erneut unter dem weißen Verband durch und ließen mich knurren.

Leise setzte ich mich auf dem Stuhl, der neben dem Bett stand, nahm dem Lappen, der in einer Schüssel mit Wasser lag, wrang diesen aus und tupfte damit Kallians Stirn ab.

Ihre Gesichtszüge schienen sich leicht zu entspannen, als ich mit dem kalten Lappen ihre erhitzte Stirn kühlte.

„Dummkopf“, sprach ich leise, doch im Moment war ich mir nicht sicher ob es an mich, oder sie gerichtet war.

Ich ließ den Lappen wieder ins Wasser fallen, starrte Kallian wieder an und lauschte ihrem Atem. Erneut musste ich zu dem Verband schauen, während sich meine Hand leicht zu einer Faust ballte.

Kallians Rücken war so aufgerissen gewesen, dass sie beinahe gestorben wäre. Als wir zurück auf Isabelas Schiff gelangt waren, sahen wir das Elend. Wynne meinte, als wir den Magister getötet haben, war damit auch der Zauber gelöst, der Kallians Hautfetzten noch halbwegs beisammen gehalten hatte.

Wynne und Morrigan setzten alles ein, um sie vor dem Verbluteten zu retten. Magie, Kräuter, spezielle Verbände und Tränke. Isabela meinte schließlich, dass sie diese Verletzungen kennen würde, in Tevinter gibt es spezielle Sklavenpeitschen, welche die Magister einsetzten, um an das Blut ihrer Opfer zu kommen. Dabei ist in den Geißeln ein Hauch von dunkler Magie eingewebt, der die Wunden die zugefügt wurden, nur schlecht heilen ließ.

Schließlich müssen die Magister stets an frisches Blut kommen. Und das schnell.

Kallians Wunden wollen einfach nicht heilen und seit Tagen wacht sie nicht mehr auf. Hat hohes Fieber und dazu den Blutverlust. Morrigan kommt jede Stunde, flößt ihr dabei dieses widerliche Gebräu ein, um sie vor dem Verbluten zu bewahren, genau wie damals als wir auf diesen Schamanen getroffen waren und dieser unbedingt ihr Blut wollte.

Tz, wie lange ist das schon wieder her? Ein halbes Jahr?

Mein Blick glitt zu Kallian und ich überlegte kurz, wie lange ich schon mit ihr reiste. War es schon ein Jahr? Vermutlich, aber irgendwie kam es mir viel länger vor.

Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ins Kaminfeuer, sah den Flammen beim Tanzen zu und hing meinen Gedanken nach.

Damals ging ich nach Ferelden, um zu sterben.

Es war mir von Anfang an klar, dass ich den Kampf gegen einen legendären Grauen Wächter wohl verlieren würde. Doch es war mir egal, der Tod schien mir damals gnädiger als ein Leben mit dem Wissen, das ich dafür verantwortlich war, dass Rinna starb.

Diese Frau… hatte mich berührt. Doch es machte mir auch Angst und mich zudem schwach. Ich wusste es und das war wohl der Grund, warum ich Taliesin zu schnell Glauben schenkte sie hätte uns verraten, als erst mal selbst nachzuforschen.

Sie liebte mich und ich sie. Doch das wurde mir erst bewusst, als sie fort war. Ihre Präsenz hatte mich gestärkt und wurde ein Teil von mir. Als sie tot war, blieb nichts als Leere.

Und um diese zu füllen, blieb mir nur mein eigener Tod. Zumindest dachte ich das, immerhin hatte nichts mehr Sinn für mich. Der Wein schmeckte nach Wasser, die Huren waren ohne Bedeutung und auch andere Rauschmittel verhalfen mir nicht, mich aus meiner Lethargie zu holen.

Den Krähen war es egal, war ich doch nichts weiter als ein Instrument ihres Willens. Austauschbar und ersetzbar zudem.

Wozu also Leben, wenn ich das verloren habe, was mein Leben erfüllt hatte?

Also Ferelden. Es war lächerlich, und die Meister wussten es, doch es war ihnen nur recht, dass ich fort ging. Mein Geprahle hat sie sowieso immer gestört.

Der Auftrag war recht simpel, einen Grauen Wächter töten. Doch wie sich herausstellte, war es nicht nur einer, sondern sogar zwei. Zudem war die zweite eine Elfin mit feuerrotem Haar, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte.

Sie war aufbrausend und burschikos, absolut untypisch für Frauen wie in Antiva. Zwar waren die Frauen bei den Krähen und auch im Bordell nicht immer feminin, doch ihr Umstand, in dem sie sich befanden, hat sie so geformt.

Doch das Mädchen vor mir wirkte nicht so, als ob sie aus einem dieser Etablissements kommen würde, im Gegenteil sogar. Als ich sie etwas neckte, wurde sie sofort rot im Gesich, was mich innerlich schmunzeln ließ.

Eine der Grauen Wächter stürzt sich furchtlos in die Horden der dunklen Brut, wird aber unsicher bei schmeichelnden Worten.

Es schien lustig zu werden, denn ihre wachen grünen Augen musterten mich ausgiebig, schienen sich jedes Detail von mir genau einprägen zu wollen.

Wozu sofort sterben, wenn ich vorher etwas Unterhaltung bekommen kann? Seit Monaten hatte ich nicht mehr herzhaft gelacht, doch sie brachte mich irgendwie dazu.

Im Kampf gegen diese dunkle Brut zu sterben, war wohl etwas heroischer als gegen einen Grauen Wächter.

Ich gab Kallian den Schwur bei ihr zu bleiben, doch nach nicht mal einen Monat hat sie mich davon entbunden. Eigentlich hätte ich gehen können wohin ich wollte, doch wozu?

Zu den Krähen konnte ich nicht zurück und dieses Ferelden war mir absolut fremd. Also blieb ich bei ihr, in der Hoffnung auf unseren Reisen noch ein paar Wertgegenstände mitnehmen zu können.

 

Erneut hörte ich Kallians schweren Atem und schaute nun zu ihr. Wieder waren Schweißperlen auf ihrer Stirn und wieder tupfte ich sie weg, was sie mir mit leicht entspannten Gesichtszügen entlohnte.

„Was machst du nur?“, fragte ich die Rothaarige leise, doch es folgte keine Antwort. Beinahe wütend ergriff ich ihre Hand und starrte sie an. Seit Tagen warte ich darauf, dass sie endlich die Augen öffnet!

Keine Reaktion.

 

Frustriert blickte ich zu Boden, hielt aber ihre Hand weiterhin fest, während ich leise seufzen musste. „Ich habe dir doch schon mal gesagt, es ist manchmal frustrierend mit dir zu tun zu haben. Jetzt zum Beispiel“

Wieder driftete ich leicht mit meinen Gedanken ab, während ich die Steinfugen auf dem Boden betrachtete und unterschwellig über Kallians Handrücken strich.

 

Als ich mich dieser Truppe angeschlossen hatte, wusste ich nicht im Geringsten, wohin es uns denn verschlagen würde. Zur Urne der heiligen Asche, mit ihren widerwärtigen Prüfungen. In die tiefsten Wälder zu den Dalish und sogar in die Zwergenstadt Orzammar.

Und überall hat sie uns hingeführt und geleitet. War unsere Anführerin die stets voran ging. Nie ließ ihr unbeugsamer Wille sie scheitern oder brechen. Stürzte sich in den Kampf und wir folgten ohne Zögern.

Das hat mich fasziniert, besonders an einer Frau. Wie gesagt, die meisten Frauen in Antiva waren ruhig, sittsam und herzlich. Was nicht heißen muss, dass sie sich nicht zu wehren wussten.

Aber Kallian… war anders. In vielen Dingen.

Es war mir sehr schnell klar, dass ihre Verlegenheit bei manchen meiner Worte nicht geschauspielert war, sondern wirklich für Gefühlschaos bei ihr führte.

Ihre Unberührtheit reizte mich in der Tat. Auch wenn ihre Unsicherheit und Verlegenheit mit unter anstrengend war, so wollte ich es doch wenigstens einmal in den Genuss kommen…etwas Reines zu kosten.

Wie sich herausstellte, wollte sie danach wissen, ob ich sie liebe. Dabei hatte ich gehofft, es wäre ihr von Anfang an klar gewesen, dass es sich lediglich um reines Vergnügen handelt.

Ich hätte es ihr vielleicht vorher sagen sollen, immerhin ist sie unwissend in solchen Dingen gewesen. Dank mir hat sie vieles gelernt, was mich zugegebener Maßen mit Stolz erfüllt hat.

Mein Blick fiel auf die Lederhandschuhe, die ich auf den Nachttisch gelegt hatte, um den Waschlappen aus der Schüssel zu holen.

Kallian hat sie mir geschenkt, ebenso wie die Lederstiefel, die ich gerade trage. Nie hatte ich zuvor etwas geschenkt bekommen, weder im Bordell noch bei den Krähen. Dort waren Besitztümer verboten.

Und sie schenkte mir diese Sachen, weil sie dabei an mich denken musste. Besonders die Lederhandschuhe hatten mich berührt. Sie hatte sich darin erinnert, als ich ihr von meiner Mutter erzählt habe, die ich nie kennengelernt habe. Lediglich die Handschuhe waren alles, was ich von ihr besaß.

Nie hat jemand mal an mich gedacht, von jeher kenne ich es so dass sich jeder selbst der Nächste ist. Und Kallian…

Ich drückte ihre Hand und blickte auf das blasse Elfenmädchen herab.

Ihre Berührungen, ihr Duft, ihre hitzig funkelnden Augen und dieses feuerrote Haar, ihr Lachen und ihr trotziger Blick… einfach Kallian mit all ihren Facetten.

„Wage es nicht, zu sterben“

 

Stille im Raum, doch ich hatte das Gefühl, meine zittrige Stimme würde im Raum wiederhallen.

 

Wie konnte sie es schaffen, mich so zu schwächen?

Wie konnte sie es schaffen, mich so aus den Fugen zu bringen?

Wie konnte sie es schaffen, dass ich sie mehr liebe als mich?

 

„Bitte“, flüsterte ich und strich über ihre Hand, die Angst sie zu verlieren permanent im Hinterkopf, als Wynne mir gesagt hatte, dass es durchaus möglich wäre, das Kallian sterben könnte.

Nur wenige haben die Kontrolle durch Blutmagie überlebt, und noch weniger hatten je versucht so ein Opfer zu behandeln. Die meisten starben nur wenige Stunden nach der Blutkontrolle. Der Körper konnte den Blutverlust einfach nicht regulieren, ebenso das Körper und Geist auseinandergerissen wurden, nur um dem Dämon dort Platz zu geben.

Selbst wenn sie erwacht, wird sie vielleicht nie wieder dieselbe sein. Könnte sogar dem Wahnsinn verfallen sein.

Ich starrte zu Boden und biss die Zähne zusammen.

 

 

 

Vater… das war Vaters Stimme! War er… das Glühwürmchen gewesen, welches mich zum Licht geführt hatte?

„Vater“, entfuhr es mir.

Tränen rannen mir über die Wangen und plötzlich löste sich die Schwärze um mich herum auf. Ein Frösteln durchlief meinen Körper, von dem ich geglaubt hatte, mich getrennt zu haben.

„Nein, ich bin’s“, hörte ich eine leise Stimme.

Ich öffnete die Augen und ich konnte es kaum glauben, aber ich sah in das besorgte Gesicht von Zevran.

Ich war zu schwach, um irgendetwas sagen zu können. Nicht mal die Augen konnte ich lange genug offen halten. Aber ich lebte.

Ich zitterte vor Kälte am ganzen Körper, obwohl ich klatschnass geschwitzt war. Man hatte mich in einen ganzen Berg von Decken eingewickelt und ich hörte in der Nähe ein Feuer knistern.

Ich zwang mich nochmals die Augen zu öffnen.

Ich befand mich in einem Zimmer in irgendeinem Schloss, vermutlich das Anwesen von Arl Eamon.

„Kallian?“

Erschöpft blickte ich auf, als ich meinen Namen hörte und sah wieder zu Zevran. Er musterte mich genau, während seine Fingerspitzen sachte über meine Hand strichen.

„Wie… lange?“, fragte ich mit krächzender Stimme. Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, doch meine Stimme versagte.

„Lange. Vermutlich fünf Tage schätze ich.“, antworte Zev sofort. Er erhob sich, während ich nachdenklich die Wand gegenüber anstarrte.

Fünf Tage? Was war passiert?

Sofort schmerzte mein Kopf und ich kniff gepeinigt die Augen zusammen und rollte mich wimmernd zusammen.

Was ist denn nur auf einmal los mit mir?! Ich habe das Gefühl, das mir gleich der Schädel explodiert, je länger ich nachdenke.

Das Bett senkte sich leicht herab, als ich spürte wie sich jemand auf die Bettkante setzte. Zaghaft öffnete ich die Augen leicht und versuchte krampfhaft meine Schmerzen auszublenden, während ich zu Zevran sah.

Seine Augen schienen mich verschlingen zu wollen, was mich unbewusst zittern ließ.

Verdammt, habe ich irgendwas falsch gemacht?

Ohne Vorwarnung zog er mich in seine Arme, drückte mich eng an sich und legte seine Hand auf meinen Kopf.

Der plötzliche, heftige Schmerz in meinen Rücken infolge der heftigen Bewegung ließ mich kurz keuchen, doch mein Herz machte kurz einen Hüpfer.

Leicht verwirrt starrte ich die Wand an, während Zevran mich enger an sich drückte. „Du lebst“, hauchte er mir ins Ohr und ließ mich dadurch erzittern.

„Was ist passiert?“, wisperte ich, als ich mich an Zevran krallte und ihn nicht mehr loslassen wollte. Seine Stimme klang so gebrochen. So kenne ich ihn doch nicht… zuletzt klang seine Stimme so, als er mir von Rinnas Tod erzählt hatte.

Er zögerte, dann blickte er mich wieder an, nahm mein Gesicht in seine Hände. Strich mit dem Daumen über meine Wangen, während ich ihn nur anstarren konnte.

Erst jetzt fiel mir auf, wie müde Zevran doch aussah. War er die ganzen fünf Tage bei mir geblieben und hat auf mich aufgepasst?

 

„Dein Vater ist tot. Erinnerst du dich nicht an den Angriff im Gesindeviertel? Alles wurde zerstört“, sprach er leise.

Meine Augen wurden größer, während sich ein schwerer Klumpen in meinem Bauch zu bilden schien.

Davon hatte ich doch eben erst geträumt! Diese ganzen Bilder die ich gesehen hatte, waren doch nichts weiter als Hirngespinste!

Ich atmete hektischer, merkte nicht wie Tränen über meine Wange liefen, als ich mich an Vater zurück erinnerte wie er blutend am Boden lag.

Nein… nein… das… war kein Traum. Sondern ein wahr gewordener Alptraum, ich erinnere mich wieder an alles. Das brennende Gesindeviertel, die Schreie der anderen in ihren brennenden Hütten, der brennende Vhenadahl vor dem Valendrain ebenfalls tot lag. Und der Magister…

Beinahe verschluckte ich mich an meinen Tränen. „Wo ist Shianni!?“, rief ich alarmiert, als mir einfiel wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Misshandelt vor meinen Füßen, ohne dass ich ihr helfen konnte.

Ich versuchte mich zu erheben, wollte aus dem Bett raus, doch Zevran ließ mich nicht los. „Sie lebt und Sorris auch“, sprach er beruhigend in mein Ohr, woraufhin ich erleichtert aufschluchzen musste.

Sorris lebt noch? Ich dachte, ihn hätte ich ebenso verloren. Pure Erleichterung brach nun aus mir heraus.

Weinend drückte ich mich an Zevran und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und heulte nun hemmungslos. Vor Trauer, Wut, Angst und auch Erleichterung.

Fest klammerte mich an ihn, atmete seinen Duft ein, der mich etwas beruhigte und spürte wie er sanft durch mein zerzaustes Haar fuhr, während er mich weiterhin an mich drückte.

 

Nach einer halben Ewigkeit, zumindest kam es mir so vor, starrte ich in den Kamin in dem nur noch ein schwaches Feuer brannte. Eine kleine Träne bahnte sich noch den Weg über meine nasse Wange, während ich mich an Zevran schmiegte und seinem Herzschlag lauschte.

Er war die ganze Zeit still gewesen, während ich geheult hatte.

Mir wurde bewusst, dass ich noch nie vor Zevran geweint hatte, zumindest nicht so offen.  Immerhin bin ich stark, gewitzt… und eben doch nur ein kleines schwaches Mädchen, welches ich immer zu verstecken versuchte.

Papa, ich vermisse dich.

Schnell kniff ich die Augen zu, um nicht wieder losheulen zu müssen, denn die nächsten Tränen bahnten sich bereits an.

 

„Ich hatte Angst, ich könnte dich verlieren“

 

Überrumpelt öffnete ich nun doch wieder die Augen und schielte leicht zu Zevran. Er sah mich an, woraufhin ich nun ebenfalls auch direkt ansah und kurz schniefen musste.

„Angst?“, wiederholte ich unsicher flüsternd. Wann hat Zevran denn Angst?

Seine goldenen Augen fingen erneut meinen Blick ein und ließen mich erstarren. „Ja, du warst dem Tode näher, als du denkst“

Widerwillig erinnerte ich mich an den Magister zurück, wie dieser mich auspeitschte und meine Heimat zerstört hatte. Doch ansonsten war dann nichts weiter als Schwärze in meinen Erinnerungen.

Unsicher blickte ich weg und biss mir auf die Lippen. „Ich-ich weiß nichts mehr“

Seine Hand umschloss sanft mein Kinn und brachte mich nun wieder dazu ihn anzusehen.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ein ehrliches erleichtertes Lächeln.

„Sei froh“

Seine Lippen legten sich sacht auf meine, als er sich zu mir vorgebeugt hatte. Ich ging darauf ein, genoss die ersten sanften Berührungen seit längerem sichtlich.

Dann löste er sich von mir, sah mich wieder direkt an, während mir wieder bewusst wurde, dass meine Wangen glühten.

 

„Es fällt mir schwer, Kallian. Also hör gut zu“

 

Unsicher sah ich ihm dabei zu, wie er etwas aus seiner Seitentasche holte. Und als ich erkannte was es war, wurde mir beinahe schlecht.

Der Ohrring, den Zevran mir schenken wollte, doch als er sagte es wäre kein Zeichen der Zuneigung gewesen, bin ich wütend ins Gesindeviertel gerannt zu meinem Vater.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, was Vater damals zu mir gesagt hatte. Ich solle Zevran sagen, dass ich ihn liebe, ansonsten würde ich mich noch ewig weiter quälen.

Gerade als ich es ihm sagen wollte, kam Zevran mir zuvor.

 

„Ein Meuchelmörder muss lernen, Gefühle zu unterdrücken. Sie bedeuten Gefahr. Und er nimmt sich sein Vergnügen, wo immer sich Gelegenheit bietet. Mehr zu verlangen wäre unverantwortlich.“

Seine Stimme klang fest, doch wenn ich es nicht besser wüsste, konnte ich eine Spur Unsicherheit heraus hören.

Zevran sah zu dem Ohrring in seiner Hand und strich mit dem Daumen leicht drüber, dann sah er mich wieder an. „Ich dachte, zwischen uns wäre es genauso. Ein wenig Spaß und Ablenkung, sonst nichts. Und doch…“, gestand er mir nun.

Ich bekam große Augen, ehe ich etwas dagegen tun konnte, sprach ich meinen Gedanken überrascht aus. „Willst du damit sagen, dass du mich liebst?“

Auf seinem Gesicht zeigten sich leise Zweifel, während er sich unsicher durch sein Haar strich und kurz den Blick abwandte. „Ich weiß es nicht. Woran erkennt man das? Ich wuchs unter Leuten auf, die ein Trugbild der Liebe verkauften. Und dann lernte ich ein kaltes Herz zu entwickeln, um töten zu können. Alles was mir je beigebracht wurde, sagt mir das meine Gefühle falsch sind“

 

Ein kleiner stechender Schmerz war in meinem Herzen. Hastig sah ich auf meine leicht zitternden Hände und ballte sie zu Fäusten.

Wie oft habe ich mich darüber aufgeregt, das Zevran mir nie seine Zuneigung offen gezeigt hat? Und dabei habe ich immer außer Acht gelassen, wie er aufgewachsen war. Er hat es nie gelernt.

Kein Wunder, dass er mich da nicht lieben kann und wird… ich Närrin. Trotzdem tut es weh…

Auf einmal ergriff Zevran wieder meine Hände, was mich überrascht aufblicken ließ, während er ernster den je zu mir schaute. „Aber ich kann nichts dagegen tun. Seit du das Schloss hier verlassen hattest, bin ich gänzlich verwirrt. Verstehst du auch nur ansatzweise, was ich meine?“

Als ich ihm sagte, ich nehme den Ring nur an wenn er etwas bedeutet? Hat es ihn doch so sehr beschäftigt? Unglaublich.

Doch er ist sich unsicher, dabei bin ich auch nicht gerade die große Romantikerin.

Leicht legte ich den Kopf schief, als ich wieder unsicher auf meiner Lippe kaute.

„Ich bin auf diesem Gebiet auch nicht sonderlich gut bewandert, Zevran“

 

Zevran starrte mir direkt in die Augen, sämtlicher Schalk und Frohsinn darin verschwunden. Ich bekam eine Gänsehaut. „Ich muss wissen, ob es für uns eine Zukunft gibt. Irgendetwas…. auf, ich weiß auch nicht“

Schnell nahm ich all meinen Mut zusammen, ehe er sich wieder in Luft auflösen konnte.

„Ich weiß nicht, ob es eine Zukunft gibt… ich meine, der verdammte Erzdämon muss besiegt werden.“ Ich schluckte einmal meine aufkeimende Angst hinunter, blickte Zevran direkt an und lächelte leicht. „Aber ich weiß, was ich für dich empfinde“

Aufgeregt starrte ich ihn an, während er nun doch etwas überrascht drein blickte. Meine Wangen fingen wieder an zu glühen.

Es dauerte nicht lange, dann lächelte Zevran geradezu erleichtert. Sein Lächeln war warm und hinterließ ein Kribbeln in meinem Bauch.

Beim Erbauer… ich… liebe ihn wirklich.

 

„Ich… habe immer noch den Ohrring. Ich möchte ihn dir immer noch geben… als Zeichen der Zuneigung. Wirst du ihn annehmen?“

Mein Herz schlug aufgeregt schneller, während ich nun auf seine Hand starrten konnte, in welcher der Ohrring lag. Heißt das jetzt etwa…?

Wieder blickte ich zu ihm auf, als seine andere Hand zärtlich über meine Wange strich und er leicht schmunzeln musste. Es schien ihn zu amüsieren, dass er mich etwas aus der Bahn geworfen hatte.

„Das klingt nach einem Antrag“, platze es mit hochrotem Kopf aus mir heraus, während ich Zev anstarrte.

Meint er das etwa ernst, oder hat er sich versprochen? Das wäre zu viel des Guten!

„Nur wenn du das willst“, sprach er ruhig, wohl doch in vollem Besitz seiner geistigen Kräfte.

Beim Erbauer! Nein, das ist doch ein Traum!

Überfordert wollte ich nach hinten kippen, als mich der Elf am Handgelenk festhielt und mich zurück zog. Abwartend sah er mich immer noch an, während ich verlegen zu ihm blickte.

Er wartet auf eine Antwort… und mir fehlen die Worte!

Nie hätte ich zu träumen gewagt, dass wir beide uns so nahe kommen. Und er meint das ernst, kein Scherz und keine zweideutigen Anspielungen.

„Ich nehme ihn an“, flüsterte ich mit laut klopfendem Herzen, während ich ihn wohl ansah wie ein verschrecktes Kaninchen.

Denn er lächelte nun doch etwas belustigt, doch ebenso erleichtert. „Mehr muss ich nicht wissen. Jetzt fühle ich mich besser, viel besser“

Den Tränen erneut nahe fiel ich ihm einfach in die Arme, ignorierte den brennenden Schmerz auf meinem Rücken.

Ehe ich noch etwas zu ihm sagen konnte, wurde die Tür geöffnet. Verwirrt sah ich auf und erblickte Morrigan im Türrahmen stehend, wie sie uns beide skeptisch musterte.

„Ihr seid also wach, dann werde ich die anderen holen“

Damit war sie bereits verschwunden.

 

Ihre Freude war dieser Hexe mal wieder anzusehen. Dieses Biest.

Aber die anderen wiederzusehen erfreute mich zusehends. Zevran schmunzelte kurz, als er mein strahlendes Lächeln bemerkte.

„Vergiss nicht, Alistair mit seinem neuen Titel anzusprechen“

Fragend legte ich den Kopf schief. „Titel? Was für ein Titel denn bitte?“

„König Alistair“, sprach der Blonde amüsiert.

„Was?!“,rief ich erschrocken aus, da hörte ich bereits viele aufgeregte Schritte geradewegs auf unser Zimmer zu.

 

 

 

 

 

Schwere Last

Alistair ist König von Ferelden? Habe ich irgendwas verpasst?

Besagter König rannte zuerst in mein Zimmer, dicht gefolgt von den anderen die aufgeregt riefen, oder, wie Oghren, ihre schönsten Flüche zum Besten gaben.

Erleichtert sah mich Alistair an, als er eilig zu mir kam. „Kallian! Wie geht es dir?“

Kurz legte ich den Kopf schief und musterte ihn von oben bis unten. Er sah nicht anders aus als sonst, eine Krone trug er auch nicht auf dem Kopf. Hat Zevran mich etwa veräppelt?

„Mein Rücken bringt mich um“, gab ich zu und lächelte gequält. Nachdem Zevran mich so in Euphorie gebracht hatte und nun die Wirkung langsam nachließ, meldete sich mein schmerzender Rücken umso heftiger wieder.

Alistair sah besorgt aus. „Wynne wird sich darum gleich kümmern, versprochen“
 

Nun betraten auch die anderen den Raum. Wie ich verblüfft feststellen musste, waren alle meine Gefährten gekommen. Sogar Morrigan. Auf den meisten Gesichtern konnte ich pure Erleichterung sehen.

Leliana schluchzte, als sie sich zu Alistair gestellte. „Oh, endlich seid ihr wieder wach. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht!“

„Ha! Am meisten der Elf, der hat dich nicht einmal aus den Augen gelassen, wie eine Glucke ihr Küken!“, witzelte Oghren, während Zevran angesäuert dreinsah.

Überrascht sah ich zu dem Blonden, der wirklich ziemlich übermüdet und ungepflegt aussah. Ganz Zevran untypisch. Warum fällt mir das jetzt erst auf? Bestimmt weil ich im Bann seiner Worten stand.

Eine Röte legte sich auf meinen Wangen und ich schaute verlegen. Er hat sich wirklich Sorgen um mich gemacht…

„Ihr habt immer noch Fieber?“, sprach Wynne besorgt, als sie meine Stirn fühlte.
 

„Pah! Wir müssen uns erst einmal alle begießen dafür, dass wir den Nugmist hinter uns gebracht haben!“, rief Oghren aufgebracht und holte bereits seine Feldflasche hervor.

Etwas Alkohol schadet bestimmt nicht, um diese verdammten Schmerzen etwas abzuschwächen. Ein gequältes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich zu dem Zwerg sah. „Immer her damit“

Oghren schien begeistert, watschelte bereits auf mich zu, als ihn Morrigan mit kühler Miene zurück hielt. „Das sind wohl kaum die richtigen Genesungsmittel“

Frustriert sah ich zu der Sumpfhexe, der Zwerg nicht minder frustrierter. Dass sie uns immer den Spaß verderben muss!

Alistair musste schmunzeln und sah mich erneut an. „Es ist ziemlich spät, wir sollten uns alle noch etwas schlafen. Morgen entscheiden wir dann, wie es weitergeht“

Etwas Schlaf klang gar nicht so schlecht, ich fühlte mich tatsächlich ziemlich erschöpft. Trotz dessen dass ich wohl schon Tage geschlafen haben muss. Aber es war ein komischer Schlaf, nichts Erholsames, sondern kräftezehrend.
 

„Es ist schön, dass Ihr wieder wach seid“, sprach nun auch Elissa und lächelte mich an. Ich sah zu ihr, dann noch einmal zu dem Rest meiner Gefährten.

Sie waren alle unverletzt, schienen gesund. Und doch wirkten sie zusehends erschöpft. Haben sie etwa alle kaum ein Auge zugetan?

Zweifelnd biss ich mir auf die Lippen und krallte mich in einer der unzähligen Decken, die auf meinem Bett lagen. Ich konnte es gar nicht glauben…

„Ihr… ihr habt euch wirklich alle Sorgen um mich gemacht?“, flüsterte ich unsicher, wagte es gar nicht, in ihre Augen zu blicken.

Diese… diese vielen Menschen. Ob jung oder alt, ob Elf oder Zwerg. Sind sie wirklich alle meine Freunde? Freunde, die sich umeinander kümmern?

Im Gesindeviertel war ich stets auf mich allein gestellt, traute lediglich meiner Familie. Die anderen, die zwar manchmal vorgaben meine Freunde zu sein, entpuppten sich ziemlich schnell als Heuchler, die nur an meinen Diebesgewinn teilhaben wollten.

Sobald es brenzlig wurde, waren sie verschwunden.

„Natürlich“, sprach Leliana milde. „Beim Donnerkiesel, ich will schließlich die Siegesfeier nicht verpassen!“, grummelte Oghren.

„Nicht zu vergessen, das ihr mir noch Geld schuldet, Zwerg“, sprach Fergus säuerlich, worauf der Zwerg nur schnauben konnte. „Euer seltsames Trinkspiel könnt Ihr Euch in Euren breiten _“

„Es wird eindeutig Zeit, dass wir uns nun alle schlafen legen“, beendete Wynne den Satz frustriert und sah mahnend zu Oghren, der nur gelangweilt mit den Schultern zuckte.
 

Ein leichtes Schmunzeln huschte über meine Lippen. Doch ich fühlte eine tiefe Dankbarkeit wie nie zuvor in meinem Herzen.

Sie hier alle so zu sehen, lachend, schimpfend und doch auch alle zusammen.

Eine dunkle Vorahnung breite sich in mir aus, dass das Ende nahe war. Und somit auch das Ende unseres Beisammenseins.

Tränen stiegen in mir auf, doch ich versuchte sie krampfhaft zu unterdrücken und starrte wieder auf die Decke, hielt sie krampfhaft fest.

Reiß dich zusammen, Kallian! Das Ende ist nahe, doch noch ist es nicht da. Außerdem ist das Ende der Erzdämon und wenn ich dem wirklich gegenüberstehe, werde ich wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben wie ein kleines Mädchen kreischen.
 

„Wir werden euch dann mal etwas Ruhe gönnen, bis morgen!“, meinte Leliana augenzwinkernd und verließ mit den anderen das Zimmer. Wynne ließ mir noch einen Trank da, der gut gegen Schmerz wirken würde. Ich bedankte mich lächelnd bei ihr.

Der eben noch laute Tumult war mit einem Mal verschwunden und hinterließ Stille. Nachdenklich starrte ich auf die Tür, durch die sie eben alle verschwunden sind.

Morgen werden wir sehen, wie es weitergeht. Wie nahe das Ende wirklich ist.

Ich hörte Stoff rascheln und drehte mich verwundert um. Zevran zog sich gelassen aus, während ich etwas überrascht drein sah.

Will er etwa bei mir schlafen?

Doch als er sein Oberteil ausgezogen hatte, sah ich verwirrt auf seine beiden Oberarme. Dort waren ganz neue Verletzungen, frische Verbände waren darum verwickelt.

„Wo hast du die denn her?“, fragte ich unsicher.

Er hielt augenblicklich inne, als er sein Hemd über die Stuhllehne gelegt hatte. Er hatte mir den Rücken zugedreht, sodass ich sein Gesicht nicht lesen konnte.

Unbehagen breitete sich in mir aus.

Dann drehte sich der Elf zu mir um und legte sich einfach zu mir ins Bett, nachdem ich etwas beiseite gerutscht war. Besorgt sah ich weiter zu ihm, doch er sah nur müde ins Kaminfeuer, welches fast erloschen war.

„Du warst es“

Perplex sah ich drein. „Was?“, kam es ungläubig über meine Lippen, als ich Zev anstarrte.

Das ist ja wohl ein schlechter Scherz, wann soll ich bitte auf Zevran losgegangen sein!? Ich hab ihm nur die Türe vor der Nase zugeschlagen.

Seine goldenen Augen musterten mich, während ich immer noch unschlüssig zu ihm schaute.

Egal wie sehr ich mir auch mein Hirn zermarterte, mir fiel nichts ein wie ich Zev verletzt haben könnte. Schon bei Übungskämpfen habe ich ihn nie erwischt.

Zevran schmunzelte kurz, als er mein immer noch verwirrtes Gesicht sah. Dann jedoch, verfinsterte sich seine Miene wieder.

„Der Magister, der dich gefangen nahm, hat Blutmagie bei dir angewendet. Du warst nichts weiter als seine Marionette. Und du hast uns angegriffen und viele von uns verletzt.“

…WAS?!

Immer noch verwirrt, kaute ich mir auf meiner Unterlippe herum.

An nichts konnte ich mich erinnern, an gar nichts! Nichts als Schwärze ist in meinen Erinnerungen. Das letzte was ich weiß, war das dieser Magister mich geschlagen hatte, dann wurde ich ohnmächtig.

Bei Andrastes breitem Hintern, habe ich wirklich die anderen angegriffen? Wollte ich sie umbringen und Zevran auch?

Und trotzdem freuen sie sich, dass ich wieder aufgewacht bin, obwohl ich sie alle umbringen wollte? Oder musste… argh!

Frustriert krallte ich meine Hände in mein Haar. Der Gedanke, dass ich auf die anderen losgegangen bin, auch wenn ich unter irgendwelcher Magie stand, macht mich fertig.

Die einzigen Freunde die ich habe, will ich auch noch umbringen!

„Nun mach dir keine weiteren Gedanken darum, wir konnten dich ja schließlich bändigen. Die Hauptsache ist, dass du überlebt hast“

Unsicher schielte ich zu Zevran, der nun seine Augen geschlossen hatte. Die Müdigkeit war nach wie vor stark in seinem Gesicht gezeichnet.

Zögerlich schmiegte ich mich an ihn heran, bemühte mich, nicht unabsichtlich seine Verletzungen zu berühren.

Sein Atem ging ruhig, Zevran schlief tief und fest. Sanft strich ich über seine Wange, lauschte seinem Atem und lächelte sachte. Er ist total erschöpft.

Die Müdigkeit in meinen Gliedern machte sich wieder breit, und so schloss ich ebenfalls die Augen um mich dem tiefen Schlaf hinzugeben, der mich gleich zu übermannen drohte.

„Ich liebe dich“, flüsterte ich müde, ehe ich einschlief.
 


 

Als ich die Augen wieder öffnete, schien das warme Sonnenlicht durch das einzige Fenster im Raum auf mein Bett. Grummelnd drehte ich mich wieder um und zog mir die Decke über den Kopf.

Ich liebe die warme Sonne natürlich auf meinem Gesicht, aber nicht, wenn ich dadurch geweckt werde.

Draußen vernahm ich aufgeregte Stimmen, die mich nun doch dazu veranlassten, die Augen zu öffnen. Ein dumpfer, pochender Schmerz breitete sich augenblicklich wieder von meinem Rücken aus und ließ mich kurz zusammenzucken.

Mühsam erhob ich mich keuchend und biss die Zähne zusammen, als die Schmerzen in immer kürzeren Intervallen durch meinen Körper jagten.

Mit zittrigen Händen ergriff ich die kleine Glasflasche von Wynne und trank sie in großen Schlucken aus, ehe ich sie achtlos zu Boden warf und hoffte, die Schmerzen schnell ausmerzen zu können.

Langsam legte ich mich wieder hin, biss die Zähne zusammen und versuchte nicht zu jammern. Es würde vermutlich dauern, bis ich wieder vollkommen gesund bin.

Großartig, wenn der Kampf zwischen dem Erzdämon kurz bevor steht und ich mich nicht groß bewegen kann, da mir jede Bewegung Schmerzen bringt.

Ich bin Drachenfutter.

Frustriert schloss ich die Augen und hoffte auf ein kleines Wunder, aber der Erbauer wird sich bestimmt nicht dazu herablassen, mir auch nur seinen kleinen Finger zu reichen.
 

Die Tür des Zimmers wurde geöffnet und jemand trat herein. „Base!“

Sofort öffnete ich die Augen und schlug die Decke beiseite, als mir diese Stimme nur allzu bekannt vorkam.

Shianni stand vor meinem Bett, ihr Auge immer noch leicht angeschwollen und gelblich unterlaufen strahlte sie mich dennoch an. „Shianni, sie ruht sich doch noch aus!“, flüsterte Sorris ungehalten, als er sich leise in mein Zimmer schlich. Augenblicklich erstarrte er, als er mich aufrecht im Bett sitzend sah.

Die beiden wieder zu sehen, erfüllte mich mit so viel Freude wie schon lange nicht mehr. Die Angst, dass ich die beiden auch noch verloren hatte, hatte mich wie paralysiert. Doch sie leben.

„Sorris!“, rief ich freudig, versuchte hastig aus dem Bett zu steigen, um zu ihm hinzueilen. Doch als ich meine Beine über die Bettkante schwang und versuchte aufzustehen, knickte ich ein.

In letzter Sekunde hielt mich Shianni erschrocken fest. „Kallian!“ Überrascht krallte ich mich an ihr fest, als mir meine Schwäche erneut bewusst wurde.

„Verdammt“, murmelte ich angestrengt, ließ mich von meiner Base vorsichtig wieder aufs Bett setzten.

Die Schmerzen ließen zwar langsam nach, aber ich fühlte mich trotzdem schwach. Grummelnd krallte ich mich in die Bettdeckte fest und starrte zu Boden.

„Alles in Ordnung?“, fragte Sorris entsetzt und eilte zu uns, während ich nur frustriert schnaubte. „Nein, ich bin alt und schwach“

„Ah, das bezweifele ich meine Liebe, ich konnte mich selbst davon überzeugen“

Alle Augenpaare richteten sich auf Zevran, der sich nun aufgerichtet hatte und sich leise gähnend durch sein zerzaustes Haar strich. Sein durchtrainierter Oberkörper lag frei, was bei Shianni sofort für einen verlegenen Blick und rote Wangen sorgte.

„Warum ist der Blödmann auch in deinem Bett?“, fragte sie zerstreut.

Mein Blick fiel kurz zu Zev, der mich leicht musterte, dann jedoch aufstand und belustigt zu Shianni sah, die ihren Blick augenblicklich vor Scham abwandte. Sie hatte zuvor nie einen Mann nackt gesehen. Zumindest ist das der Stand der Dinge, die ich noch wusste, als ich mein Abenteuer als Grauer Wächter aufnahm.

„Blödmann? Ich glaube, ich muss dir ein paar Manieren beibringen“

Seine dunkle Stimme hinterließ eine Gänsehaut auf meiner Haut, sogar Shianni zuckte erschrocken zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. „H-halt dich ja fern vor mir!“

Sorris kam zwischen den beiden, als Zevran bereits amüsiert zu ihr schritt. „Wir sollten uns erst mal alle beruhigen, oder nicht?“, fragte er aufgeregt und sah mich dabei hilfesuchend an.

Innerlich musste ich schmunzeln. Immerhin war ich mir ziemlich sicher, das Zev nie Shianni Gewalt antun könnte, besonders dann nicht wenn ich ebenfalls anwesend bin. Er liebt es einfach, andere zu verschrecken.

Aber meine kleine Base so zu verschrecken gehört sich wirklich nicht, auch wenn sie zuweilen eine verdammt große Klappe hat.

„Ja, wir beruhigen uns jetzt alle, diejenigen die unverhüllt sind, verhüllen sich bitte komplett“

Zevran blieb vor Sorris stehen und zog amüsiert eine Augenbraue hoch, während mein Cousin dem anderen Elf nur eingeschüchtert anstarrte. Nach unten zu sehen, würde ihm wahrscheinlich nicht mal im Traum einfallen.

„Nun, dann sollte ich dem wohl nachkommen. Dieses Hundeland ist immerhin widerwärtig kalt und ich habe nicht vor, mich noch zu erkälten“

Der Blonde drehte sich um und ging elegant auf den Stuhl zu, worauf er sorgsam seine Kleidung abgelegt hatte. Mir entging nicht, wie Shianni mit roten Wangen Zevran von oben bis unten musterte. Zumindest seine Rückseite.

„Sorris… wie hast du überlebt?“, fragte ich nach einer kurzen Zeit des Schweigens, während sich Zev gelassen anzog.

Mein Cousin richtete seinen Blick nur langsam auf mich, nachdem er sich vergewissert hatte, das Zevran ihn nicht doch noch attackieren würde.

„Ich fiel ins Wasser, konnte mich aber ans nahe Ufer retten. Irgendwie habe ich mich trotz der Schmerzen zu dem Anwesen geschleppt, von dem du erzählt hattest“

Zevran schmunzelte leicht, als er angezogen war und sich nun wieder zu uns umdrehte. Seine schwarze Lederrüstung lag eng an seinem Körper, ließ jedoch seine Oberarme und Beine frei.

„Nun, er hat geheult wie ein Schlosshund, als er bei uns ankam“

Shianni sah böse zu Zevran, der regelrecht darauf zu lauern schien, meine Base aus der Reserve zu locken. „Ach ja?! Wie hättest du denn reagiert, wenn deine gesamte Heimat abgebrannt wäre und du nicht wüsstest, was mit deiner Familie passiert ist?!“

Verblüfft starrte ich auf den Kamm, den sich Zev aus seiner Seitentasche holte und nun sein seidig blondes Haar damit durchkämmte.

Beim Erbauer, nicht mal ich besitze einen Kamm!

„Beides hat für mich nie existiert, Shianni“, sprach Zevran gelassen, steckte seinen Kamm wieder ein und musterte meine Base, die etwas verblüfft drein sah.

Die Krähen waren für Zevran nie wirklich ein Zuhause, von Familie will ich erst gar nicht sprechen.

Leicht zog ich meine Augenbrauen zusammen und musterte Sorris kurz. Irgendwie sah seine Nase etwas angeschwollen aus.

„Aber ich bewundere deinen Bruder dafür, dass er den Magister tötete. Er zeigte keine Angst“

Nun waren meine Base und ich, die verblüfft zu Sorris schauten, dem es sichtlich unangenehm war. „Du hast was?“, hakte ich verwirrt nach.

Bis jetzt war ich davon ausgegangen, das Zev oder einer der anderen den Magister erledigt hatte. Aber das es Sorris gewesen sein soll, damit hätte ich niemals gerechnet. Schließlich war schon seit unserer gemeinsamen Kinderzeit der Hasenfuß unserer kleinen Truppe gewesen.

„Ich war wütend, ich wollte… also…“, stammelte Sorris unsicher.

„Er wollte euch beide zurück, ein wahrer Retter in der Not“, stimmte Zevran grinsend hinzu und griff nach seinen beiden Dolchen.

Skeptisch schielte ich nun zu dem braungebräunten Elf. „Und was hast du gemacht?“

„Das Ablenkungsmanöver, ein überaus schlechter Part, möchte hinzufügen. Das nächste Mal tauschen wir die Rollen, nebenbei sei zu erwähnen das ich an Rollenspielen gern beteiligt bin“

Meine Base sah skeptisch drein. „Was für Rollenspiele?“

Zevran grinste diebisch, leckte sich über seine Lippen, während mir bewusst wurde, was er wieder im Schilde führte.

„Das… ist jetzt egal“ sprach ich schnell. „Was ist mit den anderen Elfen passiert?“

Sorris meldete sich nun auch zu Wort und räusperte sich. „Sie sind wieder im Gesindeviertel und versuchen alles aufzubauen, doch so zerstört war unsere Heimat noch nie. Es wird niemals so wie vorher werden. Viele sind gestorben… zu viele“
 

Betrübt sah ich zu Boden.
 

Unsere Heimat war zerstört, Vater wurde getötet. Es wird niemals wie vorher sein. Alles nur noch ein Schatten, von dem was einst war.

Tränen bahnten sich erneut an, als ich mir Vater ins Gedächtnis rief. Er war immer für mich da, doch nun ist er fort und kommt nie wieder. Genau wie Mutter.

Ich hatte das Gefühl, als wenn ich zu Boden gezogen wurde. Unsicher starrte ich auf die Steinfugen auf dem Boden, krallte mich in die Bettkante fest und hoffte nicht von meiner plötzlichen Hilflosigkeit niedergerissen zu werden.

Erst als ich eine Hand auf meine Schulter spürte, erwachte ich überrascht aus meiner Starre. Schnell blinzelte ich die Tränen weg und sah dankbar zu Zev, der meinen Blick ruhig erwiderte.

Ich spürte wie Shianni und Sorris zu uns sahen, dann ergriff Shianni als erstes das Wort. „Wir gehen auch bald wieder ins Gesindeviertel zurück, Kallian. Wir wollen unsere Heimat wieder aufbauen. Alarith baut sein Geschäft ebenfalls wieder auf. Liebe Grüße von ihm, er war auch schon hier aber da hast du tief und fest geschlafen“

Das sieht diesem Elf ähnlich, sein Geschäft lässt er sich doch nicht von einem kleinen Höllenfeuer vermiesen. Zäher Hund.

Ich sah nun zu den beiden Rothaarigen und lächelte erschöpft. „Das Leben geht weiter, oder? So war es schon immer.“

Ich atmete einmal hörbar aus, sah dann aber entschlossener denn je drein. „Ich schwöre, ich werde diesen Erzdämon zur Strecke bringen, damit wir alle wieder friedlich miteinander leben können. Und dann werde ich euch alle einladen und wir werden uns hemmungslos betrinken“

Shiannis Augen fingen sofort an zu funkeln, als sie sich das Saufgelager vorstellte.

„Base, Hauptsache du kommst gesund wieder“, sprach Sorris besorgt.

Meine Base sah mahnend zu Zevran und stemmte demonstrativ die Hände in die Hüfte. „Und du beschützt sie, klar!“

Zevran grinste amüsiert, ergriff Shiannis Hand blitzschnell, die daraufhin erschrocken aufschrie. Im selben Moment zierte jedoch wieder die Schamesröte ihr Gesicht, als Zev ihr ein Handkuss gab.

„Sehr wohl, holdes Fräulein“, säuselte der Elf, als er zu ihr aufsah.

Shianni sah unsicher zu Zevran herunter, der sie nun charmant anlächelte.

Er wusste nur zu gut, wie dieses Spiel ging. Kein Wunder, dass er mich um den Finger wickeln konnte.

Ich musterte Zevran. Sein Haar, seine Haut, seine Kleidung und seine ganze Haltung. Alles an diesem Elfen hatte mich damals fasziniert als ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte.

Kein anderer Elf den ich zuvor kannte, war so wie er gewesen. Dass ich überhaupt die Gelegenheit hatte, ihn kennenzulernen, verdankte ich diesem Duncan mit seinem wahnwitzigem Ritual von verdorbenem Blut.

„Ich werde wiederkommen, das verspreche ich“

Alle schauten nun zu mir, während ich entschlossen drein sah. Mit aller Kraft die ich besaß, stand ich langsam auf und versuchte, nicht wieder einzuknicken.

Sorris wollte wieder auf mich zurennen um mich zu stützen, doch ich gab ihm ein Zeichen, dass er sich keine Sorgen machen soll.

Etwas wackelig stand ich da, doch immerhin stand ich. Ich biss mir auf die Lippen, versuchte nicht einzuknicken.

So schnell gebe ich nicht auf, verdammt.

Weder dieser verdammte Magister, noch der Erzdämon bekommen mich zu Fall. Ich bin es meiner Familie einfach schuldig, dass ich wieder alles bereinige.

Für uns alle. Für eine glückliche Zukunft, wie auch immer sie aussehen mag.

Kurz sah ich zu Zev, der mich abwartend ansah aber mir leicht zunickte. „Und ich schwöre, dass ich dich beschütze bis zu meinem letzten Atemzug“

Dankbar lächelte ich ihn an.

Dass der Kampf gegen den Erzdämon kein Zuckerschlecken wird, ist mir durchaus bewusst. Doch mit Zevran und den anderen an meiner Seite, haben wir immerhin den Hauch einer Chance.

Shianni eilte auf mich zu und umarmte mich schluchzend. Beinahe wäre ich umgefallen, doch meine Base hielt mich fest und drückte mich.

„Pass nur bitte auf, hörst du? Ich habe immer solche Angst um dich“, schluchzte sie schon fast, was mich überrascht zu ihr blicken ließ.

„Ich danke dir so sehr. Du warst immer für uns da, auch wenn es nicht leicht war. Du hast so viel aufgeben für mich und Sorris. Ich werde das nie vergessen“

Shianni…

Ich drückte sie ebenfalls an mich. „Nun hör schon auf“, flüsterte ich, versuchte meine Tränen zu unterdrücken.

Meine Base schüttelte hastig den Kopf. „Nein, ich hab doch gesehen, wie du dich gegen diese Männer gestellt hast. Die waren zu fünft und du ganz allein. Du hast sie alle besiegt!“

Mit tränenverschleierten Augen sah sie entschlossen zu mir auf. „Du bist die Heldin meiner Kindheit, du bist immer für mich und Sorris da gewesen.“

Ich lächelte leicht, strich über ihre Wange. „Ich werde immer für euch da sein, und ihr für mich“

Shianni löste sich nur langsam von mir nickte leicht. „Das verspreche ich dir“ Sorris ging zögerlich zu uns, als ich ihn her winkte.

„Sorris, wir würden nicht hier stehen, wenn du damals nicht mit Nelaros das Schloss von diesem perversen Adligen gestürmt hättest“

Mein Cousin nickte zögerlich. „Schon, aber es war Nelaros Idee…“

Ich winkte schnell ab und zog ihn mit in meine Umarmung. „Du warst da, genau wie auf diesem Schiff. Du warst da…“

Sorris lächelte, drückte mich herzlich und schien ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen. Kurz schielte ich Zevran, der uns mit etwas Skepsis beobachtete.

Stimmt ja, für ihn ist sowas absolut fremd. Etwas schmunzelnd sah ich zu ihm, dann löste ich mich schließlich von den beiden, die mich anschauten.

„Ich werde gesund, dann trete ich dem Erzdämon mit den anderen in den Hintern und dann ist es endlich vorbei.“

Shianni musste leicht grinsen. „Am meisten freue ich mich schon auf die Feier.“

Wir unterhielten uns noch kurz miteinander, dann verließen die beiden das Anwesen und gingen zurück ins zerstörte Gesindeviertel.

Ich sah noch kurz nachdenklich die Tür an, durch die die beiden verschwunden waren. Dann meldete sich mein knurrender Magen prompt zu Wort. Etwas verlegen sah ich zu Zevran, der mich amüsiert ansah.

„Es wird Zeit für ein kleines Dinner, findest du nicht?“

Er bot mir seinen Arm da und ich hakte mich dankbar bei ihm ein. Langsam gingen wir los, während ich Probleme hatte, mitzuhalten.

Aber immerhin klappte ich nicht wie eine alte Oma zusammen.
 

Ich sah mich um und stellte verwundert fest, dass ich nirgends mehr die Wachen von Arl Eamon sah. Die einzigen die hier noch durch das Anwesen huschten, waren die unzähligen Diener.

Als wir in das Speisezimmer gelangten, saß an der großen Tafel überraschenderweise Wynne. Sie las gerade eine Schriftrolle und trank nebenbei eine Tasse Tee. Sie sah auf, als wir den Raum betraten und sah mich an.

Sehe ich denn wirklich so schrecklich aus? Vielleicht hätte ich vorher doch mal in einen Spiegel blicken müssen…

„Setzt Euch nur“, sprach Wynne lächelnd und wies auf den Platz ihr gegenüber. Zevran half mir beim Hinsetzten und mich beschlich wieder dieses Gefühl, dass ich wohl immer noch ziemlich schwach bin.

„Ich komme gleich wieder, werte Damen“ Zevran zwinkerte mir zu und verschwand in der Küche. Lächelnd sah ich ihm nach.

Ich freu mich wirklich darauf, endlich was zu beißen zu bekommen, seit Tagen hab ich nichts mehr gegessen. Mein Magen knurrte erneut und ich biss mir auf die Lippen.

Hunger!

Ein kleines Schmunzeln entstand auf Wynnes Gesicht. „Hoffen wir, das Zevran Euch etwas Nahrhaftes bringt. Ihr seht noch blass aus, ihr braucht wieder Nährstoffe“

Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und musterte das Gesicht der alten Frau. „Sehe ich wirklich so schrecklich aus, Wynne?“

Sie lachte offen heraus und ergriff, zu meiner Überraschung, meine Hände und drückte sie leicht. Ihre Augen sahen mich warm an. „So schrecklich seht Ihr nicht aus. Außerdem darf man etwas geschafft aussehen, nachdem man so knapp mit dem Leben davon gekommen ist“

Unsicher sah ich drein. „Knapp? Wie knapp genau?“, fragte ich beunruhigt.

Ehe die Magiern etwas erwidern konnte, kam Zevran wieder zurück. In seiner Hand hielt er eine Schüssel, aus der leichter Dampf aufstieg, in der anderen Hand einen Laib Brot.

Grazil setzte er sich neben mich und stellte mir die Schüssel Gemüsesuppe auf den Tisch. Ein köstlicher Duft stieg mir in die Nase und ließ meinen Magen erneut knurren.

Mit zittrigen Fingern griff ich den Holzlöffel und tauchte ihn langsam in die heiße Suppe. Vorsichtig rührte ich leicht und starrte beinahe gierig auf den Löffel, den ich mir nun geradewegs zu Munde führen wollte.

Solch großen Hunger hatte ich lange nicht mehr verspürt, zuletzt wahrscheinlich als ich noch im Gesindeviertel gelebt habe und hungern zum Alltag gehörte.

Seltsamerweise musste ich seit meinen Abenteuern als Grauer Wächter nie wieder hungern.

Sachte pustete ich die Suppe in meinem Löffel, in der Hoffnung, sie etwas abzukühlen. Doch lange konnte ich diese Prozedur nicht vollführen, denn mein Magen knurrte erneut.

Hastig steckte ich mir den Löffel in den Mund und musste beinahe genüsslich aufseufzen.

Das ist die beste Suppe, die ich je gegessen habe! Gierig aß ich weiter, mich nicht darum kümmernd, dass mich Wynne und Zevran belustigt beobachteten.

Als ich alles aufgegessen hatte, lächelte ich selig und ließ mich etwas entspannter auf der Bank nieder. „Das war wirklich lecker“

Wynne lächelte leicht, doch als sie anfing zu sprechen, wurde ihre Miene etwas besorgter. „Kallian, ich muss den Verband um deinen Rücken noch einmal überprüfen. Du hast viel Blut verloren und die Verletzungen sind immer noch sehr tief“

Sie räusperte sich kurz, faltete leicht ihre Hände und sah mich dann beinahe bemitleidenswert an. „Es wird wohl nie wieder ganz verheilen. Im besten Fall wirst du Narben davon tragen, im schlimmsten Fall –“

Ich sah grimmig drein, als ich ihr ins Wort fiel. „Trage ich für den Rest meines verderbten Lebens einen Verband?“

Ein Nicken ihrerseits folgte, was ich nur mit einem Schnauben erwiderte.

Die Magierin erhob sich nun, lächelte mich sacht an. „Ich werde noch einmal recherchieren, es gab bestimmt schon dutzende Fälle wie den Euren. Ruht Euch etwas aus, ich komme dann zu Euch und wechsel den Verband“

Damit entschwand Wynne dem Speisezimmer und ließ mich und Zev zurück. Unschlüssig sah ich die Wand gegenüber an und biss mir auf die Unterlippe.
 

Mein Rücken fing erneut leicht an zu schmerzen, woraufhin ich grimmig meine Hände zu Fäusten ballte.

Werde ich den Rest meines Lebens Schmerzen haben? Vermutlich schon, ganz wird es wohl nie verschwinden.

Frustriert seufzte ich auf. „Das… das ist alles unfair!“

„Das ganze Leben ist unfair, ich war mir sicher das wüsstest du bereits“

Ich schielte zu Zevran, der sich aus einer nahgelegen Schüssel ein paar Nüsse nahm und sie eingehend musterte.

„Zevran?“

Sein Blick wandte sich von den Nüssen ab und galt nun allein mir. „Ich wollte dich nicht verletzen, die anderen auch nicht. Ich… wenn ich gemerkt hätte –“ stammelte ich, doch Zevran legte seine Hand auf meine und brachte mich so zum Verstummen.

„Das weiß ich und die anderen auch. Mach dir deswegen nicht so viele Gedanken, verstanden?“

Zögerlich nickte ich mit meinem Kopf und sah zu seiner Hand. „Also gut, ich versuch’s. Ist denn etwas passiert, als ich geschlafen hatte?“

„Alistair ist König, wie ich dir bereits sagte“, meinte Zevran amüsiert und steckte sich eine Nuss in den Mund. „Zumindest dann, wenn die Verderbnis beendet ist. Dann wird er gekrönt und diese ganze endlose Zeremonie.“

Also doch!

Forschend sah ich zu ihm auf. „Wann soll er König geworden sein, du erzählst mir doch Märchen!“

Zev sah gespielt getränkt zu mir. „Meinst du das ernst? Du bezichtigst mich des Lügens? Habe ich dich je angelogen?“

Frustriert raufte ich mir beinahe die Haare und murrte. „Aber… indirekt vielleicht… bestimmt! Jetzt erzähle mir schon, was passiert ist“

Der blonde Elf strich sich durch sein offenes Haar und schmunzelte. „Als du noch immer schliefst, mussten wir zum Landthing erscheinen. Du weißt doch, Loghain öffentlich zur Rechenschaft ziehen für seine ganzen Verbrechen. Wir wollten alle, dass du mitkommst. Aber du warst nun mal indisponiert.“

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Das Landthing fand bereits statt und ich konnte nicht teilnehmen? Verdammt, ich wollte Loghain gehörig den Marsch blasen!

„Was ist mit Loghain passiert?“, fragte ich und sah in Zev’s Gesicht. „Hingerichtet von Alistair. Anora stellte sich zuerst auf unsere Seite, bezichtige ihren Vater des Wahnsinns. Ganz wie du wolltest“

Er zwinkerte mir zu, worauf ich schmunzeln musste. „Ja, die Königin zu belügen, um ihre Hilfe zuzusichern und sie dann eiskalt zu hintergehen. Böse Sache“

Zevran nickte und erzählte sogleich weiter. „Als sie dann jedoch den Leichnam ihres Vaters sah und Arl Eamon meinte, das Alistair der rechtmäßige König von Ferelden sei, wurde sie fuchsteufelswild. Ein Schauspiel, meine Liebe“

Ich lächelte müde. „Und ich war nicht dabei. Wie habt ihr dann entschieden?“

Zevran musterte mich kurz, ehe erneut eine Nuss aus der kleinen Schale nahm. „Alistair sprach vor der ganzen Adelsgesellschaft, er würde König werden und Anora, solange die Verderbnis noch existiert, in einen Turm sperren lassen. Danach würde sie verbannt und er würde seinen Posten als Grauer Wächter für immer aufgeben. Aber erst wenn die Verderbnis besiegt sei, sollte er dabei sterben, könne Anora Königin werden“
 

Nachdenklich sah ich in meine leere Schüssel, tippte mit meinem Zeigefinger leicht dagegen und versuchte, das Erzählte erst mal zu verdauen.

Alistair ließ sich freiwillig zum König krönen, bestand sogar darauf, zum König zu werden ohne, dass ich es ihm schön redete. Wenn ich daran zurück dachte, wie schrecklich Alistair aussah bei dem Gedanken, König zu werden.

Und nun freiwillig? Beim Erbauer, was ist nur mit ihm passiert? Sonst ging er jeder Verantwortung mit großem Bogen aus dem Weg.

Aber über ganz Ferelden herrschen? Das ist ziemlich viel Verantwortung.

„Unglaublich… ich muss mit ihm reden“, fing ich an – doch wurde ich plötzlich jäh unterbrochen.
 

„Es tut mir leid, aber ich fürchte Ihr müsst erst einmal mit mir vorlieb nehmen“

Verwirrt sah ich auf und entdeckte den dunkelhaarigen Mann mit unrasiertem Bart, den wir damals aus dem Kerker gerettet hatten, als wir eigentlich nur Anora helfen wollten.

„Riordan“, entfuhr es mir. Ebenfalls ein Wächter, aus Orlais, wenn ich mich recht entsinne. Er nickte und schritt auf mich zu.

Überrascht musterte ich die Rüstung, die er nun trug. Es war eine hochwertig verarbeitete Lederrüstung, die vorherrschenden Farben waren weiß und blau kariert und auf seiner Brust war das Emblem der Grauen Wächter zu sehen. Der Kelch in der Mitte, links und rechts die Griffons, die ihre Flügel weit aufgespannt hatten. Auch auf seinen Schultern war dieses Emblem zu sehen. Es glänzte regelrecht.

Ist das… die Rüstung der Grauen Wächter?

Riordan schritt auf mich zu und lächelte sachte, ehe er seine Arme vor der Brust kreuzte und sich leicht vor mir vorbeugte. „Es ist schön, dass ihr wieder wohlauf seid“

Etwas unsicher nickte ich und musterte ihn weiterhin. Irgendwie war schon allein das Tragen dieser Rüstung respekteinflößend. Zumindest für mich.

Er schien meinen Blick zu bemerken. „Keine Sorge, ich habe ebenfalls eine Rüstung für Euch und Alistair. Wir haben in Denerim ein geheimes Lager, für etwaige Notfälle. Allerdings hatten wir bis jetzt noch nie so einen großen Notfall wie jetzt“

Ich biss die Zähne zusammen und nickte leicht.

„Die Verderbnis wütet mit dem Erzdämon vorne weg“ Riordan nickte bedächtig. „Ich ließ Arl Eamon zurück nach Redcliffe reisen, da die Horden bereits bis tief ins Landesinnere vorgedrungen sind. Der Arl verteidigt sein Land bis wir bei ihm eintreffen, um unseren nächsten Schritt zu planen und umzusetzen. Alle Verbündete die Ihr bis jetzt gesammelt habt, werden sich zunächst in Redcliffe treffen, ehe Ihr entscheidet wie es weitergehen wird“

Fast schon entsetzt sah ich zu ihm auf. „Ich entscheide über die ganzen Truppen? Ich dachte Ihr tut das, immerhin seid Ihr doch auch ein Wächter und erfahrener und alles!“

Etwas unschlüssig sah er auf mich hinab. „Ihr seid jetzt der leitende Kommandant der Wächter, das hat nichts mit dem Alter zu tun, zumindest nicht in diesem Fall. Ihr habt all diese Truppen zusammengestellt und um Euch gesammelt.“
 

Augenblicklich wurde mir schlecht.
 

Alles hört auf mein Kommando? Brei Andrastes Titten, das sind tausende von Leben, die allein von meiner Entscheidung abhängen! So viele Leben und wenn ich einen Fehler begehe und die Truppen falsch aufstellen lasse, werden sie sterben…
 

„A-aber“, kam es unsicher über meine Lippen, doch Riordan schien meine Gedanken lesen zu können. „Wir sind im Krieg. Es werden immer Unschuldige sterben, es lässt sich leider nicht ändern. Egal wie vorbereitet das Schlachtfeld ist, egal wie organisiert die Truppen sind, egal wie mutig jeder einzelne Soldat ist. Aber wir kämpfen um das Leben, das Leben aller. Und das ist ein Ziel, um das es sich zu kämpfen lohnt, meint Ihr nicht?“

Mit Mühe konnte ich meine Tränen zurückhalten, angesichts der Verantwortung die mich zu zerquetschen drohte, während ich Riordan anstarrte. Er war schon älter, vermutlich Mitte 40. Der Ruf würde ihn wahrscheinlich bald ereilen. Er muss schon viele Gefechte gesehen haben und tausende der dunklen Brut erschlagen haben. Er hat schon mehr Schlachten als ich geplant.

Ich hab ja nicht mal eine je geplant, und dann geht es gleich um die Verderbnis, die es zu besiegen gilt.

Wie soll ich das nur schaffen?!

Auf Riordans Gesicht erschien ein sachtes Lächeln, mein Gesicht schien Bände zu sprechen. „Habt keine Angst, ich werde Euch unterstützen. Ich weiß, dass ihr beide eigentlich nur Rekruten wart, als ihr euch in den Kampf gegen die Verderbnis stelltet. Es ist beneidenswert, wie weit ihr beide gekommen seid.“

Ja wie weit… mit unzähligen Arschtritten des Erbauers, der uns mehr als nur einen blauen Fleck beschert hatte.

Ich schwieg und kaute auf meiner Unterlippe herum. Neben mir räusperte sich Zevran leicht und mischte sich nun in unser Gespräch ein. „Nun dann sollten wir uns fertig machen nicht wahr? Wann gedenkt ihr in Richtung Redcliffe aufzubrechen?“

„Morgen, die Zeit drängt. Ruht Euch aus, es wird ein langer Weg, aber wir können leider nicht mehr warten“

Damit verbeugte sich Riordan leicht und verschwand schließlich wieder aus dem Speisesaal. Unschlüssig sah ich ihm nach und bemerkte mit Schrecken die Schmerzen in meinem Rücken.
 

Wie soll ich das nur schaffen?! Wie soll ich gegen den Erzdämon kämpfen, wenn ich ein verdammter Nichtsnutz bin? Ich kann ja nur noch schleichen, von Kämpfen kann da keine Rede sein!

Ein Zittern durchfuhr mich, während ich auf den Holztisch starrte und meine Schüssel krampfhaft festhielt.

Beim Erbauer, ich hab Angst.

Zevran erhob sich neben mir und legte seine Hände auf meine Schultern, wodurch ich erschrocken zusammenzuckte, aber weiterhin auf den Holztisch starrte. Heftig schlug mein Herz in der Brust.

„Wie soll ich das überleben?“, flüsterte ich.

Es herrschte kurz Schweigen, ich war mir sicher, dass Zev nichts weiter sagen würde, doch er tat es noch.

„Indem ich dich mit meinem Leben beschütze, sagte ich doch bereits. Bist du so vergesslich?“, raunte er mir ins Ohr und hinterließ dadurch eine Gänsehaut auf meiner Haut.

Wütend starrte ich ihn an, als mir meine Schwäche und damit verbundene Hilflosigkeit wie ein Schlag traf. „Ich lasse nicht zu, dass du dich meinetwegen in Gefahr bringst! Du sollst nicht sterben, nur weil ich zu schwach bin, auch nur meinem Arm zu heben oder wegzulaufen wie ein Kind!“

Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, als mir in die Augen sah. „Du vergisst, es ist meine Entscheidung wie ich sterbe. Du hast meinen Schwur aufgehoben, schon vergessen? Und ich entscheide wie mein Leben endet, nicht du“
 

Knallhart und ohne Beschönigungen. Typisch Zevran.
 

Hastig stand ich auf, um meinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. Doch ich verlor augenblicklich den Halt und fiel nach hinten.

Zevran fing mich auf und gab mir Halt, ich jedoch starrte die Wand an und bemerkte, wie mir die Tränen den Wangen hinunterliefen.

Schmerzenswellen rasten durch meinen Körper, mein Rücken schien in Flammen zu stehen. Unzählige werden sterben, egal welche Entscheidungen ich treffen werde und Zevran stirbt, weil ich einfach nur unbrauchbar bin. Total nutzlos. Selbst Papa konnte ich nicht retten.

Ein Schluchzen entwich meiner Kehle und ich kniff hastig die Augen zu, als meine Tränen einfach nicht versiegen wollten, ganz im Gegenteil sogar.

Warum bin ich nur so erbärmlich?!

Ohne mein Zutun hob mich Zevran hoch und trug mich auf seinen Armen. Verschreckt starrte ich ihn an, doch er sah mich beruhigend an, was mir wiederrum einen noch heftigeren Herzschlag bescherte.

„Die Rettung der Welt ist eine ziemlich große Bürde, nicht wahr? Es ist völlig normal, dass es dich aus der Bahn wirft“

Sanft wischte er mir eine Träne weg, die sich erneut ihren Weg meine Wange hinab bahnte, doch ich konnte Zevran nur weiterhin anstarren.

Warum nur…?

Ein Schluchzen entwich mir wieder, als ich mich eng an ihn drückte und meine Arme um seinen Hals schlang.

„Ich will nicht, dass du stirbst! Ich liebe dich!“, rief ich beinahe, als ein leichtes Zittern durch meinen Körper fuhr.

Der Elf schwieg, drückte mich jedoch leicht, ehe er losging.

Erschöpft hatte ich meinen Kopf auf seine Schultern gelegt und schluchzte leise vor mich hin, starrte zu Boden und hoffte, für Zevran nicht zu schwer zu sein.

Wie soll das weitergehen? Ich bin zu schwach, um selbst auf den Beinen zu stehen.

„Ich hole Wynne, sie wird sich um deinen Rücken kümmern.“, hörte ich Zev sprechen, doch es klang wie weit entfernt für mich.

Die Schmerzen wurden immer mehr und ließen mich leicht verkrampfen. Hart biss ich mir auf die Lippe bis sie blutete, um den Schmerz irgendwie auszublenden.

Wie soll ich damit bis nach Redcliffe kommen, wie soll ich ganze Truppen befehlen, wenn mich die Schmerzen wahnsinnig machen?!

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, gab ich mich der friedlichen Ohnmacht hin, die mich nun übermannte.
 


 

Ein süßer Duft stieg mir in die Nase. Nicht weit entfernt hörte ich ein Feuer im Kamin knistern, angenehme Wärme breitete sich in mir aus und ließ mich leise aufseufzen.

Eine Hand strich sanft über meinen Kopf und ich öffnete die Augen.

Ich befand mich wieder in meinem Zimmer, erneut eingehüllt in Decken. Auf dem Holztisch neben meinem Bett entdeckte ich einen kleinen Blumenstrauß.

Der Duft der Blumen ließ mich lächeln.

„Du bist erwacht? Sehr gut“

Als ich etwas aufsah, entdeckte ich Zevran. Er hatte seinen Stuhl neben meinem Bett gestellt und sah mich musternd an. Dabei stützte er sich lässig an der Lehne ab und sah mal wieder so aus, als würde ihn kein Wässerchen trüben.

„Du bist ohnmächtig geworden. Deine Wunden am Rücken waren leicht aufgegangen. Wynne hat sie erneut verschlossen und dir einen neuen Verband drumgelegt.“

Erneut ohnmächtig… welch eine Schmach.

„Alistair hat dir die Blumen aus dem Garten mitgebracht“, merkte Zevran belustigt an, woraufhin ich leicht rote Wangen bekam.

Blumen für mich?

Entzückt roch ich daran. Sie rochen wie der Frühling – wie diesen Duft vermisst habe!

„Ich sollte dir auch welche bringen, hm?“

Ertappt zuckte ich zusammen und sah wieder zu Zevran. „Ich-ich brauche diesen Mädchenkram nicht!“

Ein wissendes Grinsen erschien auf seinen Lippen und ließ mich erneut etwas rot werden. „Also… gut. Ich liebe Blumen…“, gab ich zu.

Zevran setzte sich zu mir aufs Bett und ergriff meine Hand. Überrascht sah ich zu ihm auf, doch er lächelte nun warm.

„Kallian… ich weiß, du hast Angst. Die habe ich auch“

Ich starrte auf seine Hand, dann sah ich erneut zu dem blonden Elfen. Angst kann so ein schreckliches Gefühl sein, besonders weil man ihr meist machtlos ausgesetzt ist.

„Angst dich zu verlieren. Du bist die große Kommandantin der Wächter, die Bezwingerin der Verderbnis, wenn wir Glück haben. Aber du bist auch nicht unsterblich.“

Unsicher sah ich zu Zev, spürte den Kloß, der sich in meiner Bauchgegend bildete. „Unsterblich… ich glaube, das will ich auch nie sein“

Zevran schmunzelte leicht, strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Ebenfalls, irgendwann ist der Spaß eh vorbei. Aber ich werde entscheiden wie das Ende kommt.“

Sein Blick wurde nun ernster, ließ mich verstummen und ihn anstarren.

„Wir werden kämpfen und siegen, keiner von uns wird sterben. Das werde ich dir versprechen“

Meine Augen wurden größer.

„Versprochen?“, wisperte ich.

„Versprochen“, hauchte er und legte seine Lippen sacht auf meinen.

Die Aufgabe eines Wächters

Der nächste Morgen war angebrochen. Ich besah mir den Sonnenaufgang fasziniert, eingewickelt in einer Decke und durch das schmale Fenster starrend. Es war herrlich und zugleich beruhigend, wie sich die Farben des Himmels ändern können, wo eben noch tiefe Schwärze herrschte.

Was sagte Vater immer? Wo Schatten ist, ist auch immer Licht?

„Du solltest dich anziehen, es wird bald losgehen. Sämtliche kleinen Diener werden wie aufgescheuchte Hühner herum gackern und irren, wenn wir das Anwesen verlassen. Willst du das etwa verpassen?“

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich zu Zevran schaute. Er lag noch im Bett, das ich erst vor ein paar Minuten verlassen hatte, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich versuchte dabei so leise wie möglich zu sein, doch Zev hat mich vermutlich so gehört wie ein wildgewordener Mabari im Porzellanladen.

Er musterte mich, dann erhob er sich und ging hüllenlos auf mich zu. „Denkst du denn, die machen so einen Wirbel um uns? Die werden heilfroh sein, wenn wir wieder hier weg sind und sie sich dann heimlich den Wein aus dem Keller holen können“, meinte ich nur, ihn dabei musternd.

Zev schmunzelte leicht, der Schalk in seinen Augen blitze kurz auf. Dann zog er an meiner Decke und ich ließ sie einfach fallen. Abwartend sah ich zu ihm, während der Elf genauestens meinen Rücken betrachtete. Vorsichtig strich er mit einem Finger über den Verband.

Mir ging es soweit gut. Ich nahm ständig Wynne’s Trank, der anscheinend mein Schmerzempfinden ausschalte und dazu noch Morrigan‘s Gesöff, das dazu führte, dass mein Geschmacksempfinden ebenfalls das Zeitliche segnete. Auf zweiteres hätte ich auch verzichten können, aber ich werde ja wie immer nicht gefragt.

Welch grausame Welt.

„Die Blutung hat immerhin schon aufgehört, das bedeutet dass du schon bald wieder agiler wirst. Deine momentane Schwäche ist also nicht von Dauer“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und biss mir leicht auf meine Lippen, ehe ich antwortete. „Momentan könnte ich mich nicht schwächer fühlen“

Schwach gegen das, was mir gegenüber steht und das was gerade hinter mir liegt.

Zevrans Fingerspitzen glitten nun sachte über meine Wirbelsäule, hinab zu meinen Becken ehe sich seine Hände sachte darauf legen und er näher an mich heran trat. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken und lehnte mich vorsichtig gegen ihn, legte meine Hände sanft auf seine und blickte nun der aufgehenden Sonne entgegen, die mich bereits etwas blendete.

„Aber… wenn du da bist, habe ich immerhin keine Angst vor dem Erzdämon. Zumindest nicht eine so große, das ich starr vor Angst bin. Weißt du noch damals in den tiefen Wegen, als wir ihn zum ersten Mal gesehen hatten?“, wisperte ich in sein Ohr, drückte seine Hände vorsichtig.

Seine Lippen legten sich auf meine Schulter, was ich mit einem leisen Seufzer kommentierte. Zev‘s Hände glitten über meinen Bauch, strichen federleicht darüber und bescherten mir so ein Kribbeln in der Magengegend.

„Oh und wie ich mich erinnere. Ich hatte ein paar Nächte Albträume, wie ich gestehen muss. Kurzzeitig spielte ich sogar mit den Gedanken, einfach zu verschwinden“

Erschrocken sah ich auf und drehte mich leicht zu ihm um.

Meinte er das ernst? Er wollte einfach verschwinden und wegrennen? Warum steht der dann noch hier?

Doch auf Zevrans Gesicht erschien ein amüsiertes Grinsen, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah. Anscheinend fand er das wieder überaus erheiternd.

„Aber ich dachte mir… Zevran, du musst diesem Mädchen wenigstens vorher einmal in Ekstase versetzt haben, ehe du sie ins Verderben rennen lässt. Das bist du Ihr einfach schuldig“

Giftig sah ich drein, was ihn nun doch schlussendlich zum Lachen brachte. Sein Lachen klang so ehrlich, wie ich es sonst nur selten von Zevran gehört habe.

„Oh du hast mich öfters in Ekstase versetzt, schlagen hätte ich dich auch können!“, murmelte ich ungehalten, woraufhin er meine Hand ergriff und mich einmal schwungvoll drehte.

Völlig unvorbereitet und orientierungslos fand ich mich in Zevrans Armen wieder, der mich charmant anlächelte und mir kurz zuzwinkerte. Verdattert sah ich zu ihm auf.

„Schläge, immer wieder gerne meine Liebe“, hauchte er mir auf die Lippen, ehe ein Kuss folgte – lang, tief und leidenschaftlich. Ich krallte mich an Zevran fest, genoss seinen Duft und seufze auf, als seine Hand erneut federleicht über meinen Bauch strich und tiefer hinab glitt.
 

„Kallian?“

Ein lautes Klopfen an der Tür, ließ mich erschrocken zusammen zucken und meine verzückte Laute verstummen.

Zevran stöhnte leise frustriert auf, ehe er mich losließ und zum Bett schritt. „Oh, seine Majestät höchstpersönlich!“, rief er ungehalten.

Es folgte Stille auf der anderen Seite der Türe, während ich mir schnell einen Mantel überwarf und mahnend zu dem blonden Elfen blickte. „Später könnte er dich dafür hinrichten“

„Später bin ich längst weg“, sprach Zev. Perplex sah ich zu ihm, als auch schon meine Tür geöffnet wurde und Alistair eintrat.

Er sah erleichtert lächelnd zu mir und schritt auf mich zu, den anderen Elfen in der Ecke nickte er nur kurz zu der aber wiederum nur deutlich ungehalten drein sah, während er sich seine Leinenhose anzog.

„Es freut mich, dass du deutlich besser aussiehst. Wie geht es dir denn? Wir konnten kaum miteinander reden“

Leicht legte ich den Kopf schief, musterte Alistair nochmals genau von oben bis unten. Ihm schien das deutlich unangenehmen, doch ich konnte nirgends erkennen, dass Alistair König war, oder bald sein sollte. Keine Krone, kein Zepter oder prunkvoller Schmuck, der ihn beinahe zu Boden zog. Nichts dergleichen.

Er wirkte so wie immer. Alistair, der Graue Wächter mit einer großen Vorliebe für Käse und einem lustigen Mundwerk, wenn er dazu in Stimmung war.

„Du bist König, ja?“, fragte ich sicherheitshalber nach, meine Lippen zu einem schmalen Grinsen gezogen. Entweder kommt jetzt so etwas wie: Ha, das war alles nur Spaß! Oder aber: Ja, ich bin der König, gehe auf die Knie und lecke meine Stiefel!

Zweiteres wäre wohl kaum denkbar aus Alistairs Munde, doch ich werde immerhin vorbereitet sein. Er wäre nicht der erste Adlige, der sich so aufführt.

Sein Blick sprach Bände. Blankes Entsetzten nämlich.

Also nicht! Ich wusste es doch, Zevran wollte mich bloß wieder hinters Licht führen und hat sich eine so dramatische Geschichte eigens dafür ausgedacht!

„Ja… also, zumindest jetzt noch nicht, sondern erst wenn die Verderbnis beendet ist“, antwortete Alistair schal, die Begeisterung deutlich aus seinen Worten heraus zu hören.

Entgeistert sah ich zu ihm auf, den Mund wohl geöffnet vor Sprachlosigkeit, denn ich wollte etwas sagen, doch es kam nichts als Luft.

Der zukünftige König seufzte leise frustriert auf. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Dass ich das noch erleben darf“

Schnell schloss ich wieder den Mund, hörte Zevrans leises Lachen, doch ich sah nicht zu ihm. „Das bedeutet… du hast Loghain getötet? Du wolltest wirklich König werden?“

Alistair lachte freudlos, als er sich durch sein Haar fuhr und mich beinahe frustriert ansah. „Von wirklich wollen kann da keine Rede sein, doch was blieb uns für eine Wahl? Anora, die Tochter von Loghain? Genauso verschlagen und heuchlerisch wie Ihr Vater? Wir beide durften doch schon selbst in den Genuss ihrer Nächstenliebe kommen“

Grimmig dachte ich daran zurück, wie Anora uns einfach in den Kerker in Fort Drakon werfen ließ und ich mich mit Alistair noch raus schleichen musste. Und das nur, weil uns dieses Miststück beschuldet hatte wir würden sie entführen, anstatt befreien.

Dieses Biest.

Alistair war jedenfalls ein besserer König als Anora. Zumindest für mich. Und hoffentlich auch für den Rest Fereldens.

„Ja, sie war und ist ein Miststück. Steht ihrem Vater wirklich in gar nichts nach. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du…“

Unsicher biss ich mir auf die Lippen, überlegte angestrengt, ob ich den Satz noch beenden sollte. Ich war stets der Annahme, wenn Alistair die Chance dazu hat selbst zu entscheiden, würde er niemals König werden wollen.

„…tatsächlich König werden willst? Nicht nur du, das versichere ich dir“, seufzte der zukünftige König missmutig und blickte mich musternd an. „Aber ich wusste, dass wir beide schon immer wollten, dass Loghain seine gerechte Strafe bekommt. Was danach folgte, war dann doch irgendwie abzusehen. Eamon hat mir oft genug gesagt, dass es darauf hinaus laufen wird. Somit stand die Entscheidung auch irgendwie fest, zumindest indirekt“

Erneut starrte ich Alistair an, unfähig etwas Produktives von mir zu geben. Beim Erbauer, ist Alistair erwachsener als ich geworden?

Und ich dachte immer, ich wäre viel reifer. Soviel dazu…

„Außerdem hat Elissa versprochen mir zu helfen, also stehe ich nicht allein da“, meinte der Blonde zum Abschluss mit verschmitzten Grinsen.

Sofort wurde ich hellhörig. „Moment. Meinst du helfen, oder helfen?“

Zevran gesellte sich neben mich, grinste Alistair beinahe verrucht an. „Genau, mein Freund. Ihr solltet uns endlich aufklären, auch wenn ich bereits eine vage Vorstellung habe“

Alistair sah skeptisch zu dem Elfen und ein leises Misstrauen blitzte in seinen Augen auf. „Von was für einer Vorstellung sprecht Ihr da?“, fragte er lauernd.

Innerlich seufzte ich auf, dann entstand ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen und ich trat einen Schritt vor, Alistair dabei anblickend. „Ach, es weiß doch jeder, dass du Elissa liebst und sie dich auch. Der einzige der davon wohl nichts weiß, ist Sten“

„Ich tendiere eher dazu, dass er es gar nicht wissen will“, korrigierte mich Zevran amüsiert, dann blickte er zu dem verblüfften Alistair. „Dieses Süßholzgeraspel zwischen euch beiden ist mir ja schon beinahe zu süß. Aber es passt, welch holde Maid habt Ihr Euch da nur ausgesucht?“, säuselte der Elf, was Alistair wiederum mit einem mehr als verärgerten Blick erwiderte.

Schnell stellte ich mich zwischen die beiden Streithähne und sah mahnend zu Zev, der nur lässig die Schultern zuckte und sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.

„Übrigens Alistair“, sprach ich, ein Grinsend entstand auf meinem Lippen.

„Was denn?“, fragte er beinahe unsicher. Nach unserer gemeinsamen Reise wussten wir beide, wann der andere etwas im Schilde führt. Zumindest gab es dafür meist kleine Anzeichen.

Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und hauchte ihm ein Kuss auf die Wange. „Danke für die Blümchen“

Verdattert sah er auf mich hinab, eine leichte Röte zierte seine Wangen und ein dankbares Lächeln meine Lippen.

Eigentlich wollte ich das schon immer mal bei ihm machen. Alistair ist jedoch der einzige Mensch, der jemals in diesen Genuss gekommen ist. Es wird keine anderen geben und es wird auch das letzte Mal bleiben.

Seine Wange… kratzt irgendwie. Eindeutig ein Kriterium, was den Shem noch unattraktiver macht, als er eh schon ist.

„Eh… ja… also…“, stammelte Alistair unbeholfen, als er auf mich hinabsah und mein schelmisches Grinsen sah.

Auf einmal spürte ich eine Hand, welche sich um meinen Bauch legte und mich nun sachte an einen warmen Körper hinter mir drückte. Zevrans amüsiertes Lachen drang in mein Ohr und ließ mich kurz zu ihm schielen.

„Alistair, ihr werdet ja langsam ein richtiger Frauenheld. Ihr seht, die Ratschläge die ich Euch gab, haben nun endlich Früchte getragen“

Nun wurde ich argwöhnisch.

„Was für Ratschläge?“, fragte ich nach.

„Es ging darum, wie die Frauen zu–“

Doch weiter konnte Zevran seine Ausführungen nicht erläutern, da sprach Alistair nervös dazwischen. „Ehm! Also eigentlich wollte ich dich holen kommen, Kallian. Riordan wollte uns sehen“

Der Graue Wächter? Meine Freude ihn wiederzusehen, hielt sich deutlich in Grenzen. Vermutlich war es mir anzusehen, denn Alistair nickte mir aufmunternd zu. „Wir gehen zusammen, keine Sorge“

Zevran schmunzelte, während ich frustriert aufseufzte. „Oho, ist das jetzt ein geheimes Wächtertreffen, dürfen da keine Außenstehende dabei sein?“

Alistair angesäuert zu dem Elf. „So ist es“

„Schon gut, ich komme gleich. Wartest du vor der Tür auf mich?“, sprach ich hastig und ging Richtung Schrank.

Ich brauchte unbedingt irgendwelche Kleidung, im Mantel kann ich schlecht zu Riordan gehen, ohne einen schlechten Eindruck bei ihm zu hinterlassen.

Schließlich bin ich ja ein großer Grauer Wächter. Die Kommandantin, die Anführerin…! Die ich aber gar nicht sein will.

Frustriert sah ich drein, als ich lediglich ein schlichtes Kleid fand. Meine Lederrüstung schien ich wie sooft schon, verloren zu haben.

Die Tür schloss sich leise, als Alistair den Raum verließ. Grummelnd knallte ich den Kleiderschrank wieder zu und fuhr mir fahrig durch mein Haar.

„So ein Mist! Ich habe nichts zum Anziehen!“

„Ein Problem für alle Frauen in Thedas. Wirklich sehr schlimm“

Leicht drehte ich mich um und blickte zu Zevran, der geradewegs auf mich zuging und mich dabei charmant anlächelte. Ich konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern.

Gelassen öffnete Zevran den Schrank und holte das Kleid hervor. Kritisch musterte er es. „In der Tat. Ein schlichtes Kleid, wie es hier wohl auch die Dienerinnen tragen. Du könntest auch ein Kleid von Anora tragen, sie hat noch welche in ihrem ehemaligen Zimmer liegen.“

Angewidert verzog ich das Gesicht, was Zev zum Schmunzeln brachte. „Von diesem Biest ziehe ich nichts an! Nicht mal ihre verdammten Socken!“

Ich nahm Zev das Kleid ab und wendete es einmal, doch es machte es nicht unbedingt besser. Aber es blieb mir wohl nichts anderes übrig.

Also zog ich mir das Kleid schließlich mit Hilfe von Zevran an. Zu meinem Ärger bin ich immer noch ziemlich ungelenk, viele Bewegungen tun mir weh. Doch Zevran meinte nur, dass ich froh sein sollte, immerhin könnte ich auch immer noch im Bett liegen.

Schließlich verließ ich das Zimmer und traf draußen auf Alistair, der mich bereits lächelnd empfing.

Zusammen gingen wir durch das Anwesen, unterhielten uns über das Landthing und was dort alles passiert war.

Sämtliche Adlige standen hinter Alistair. Er und die anderen konnten die Adligen mit ihren Argumenten überzeugen und hatten sämtliche Beweise dafür, dass Loghain total paranoid geworden ist. Sei es durch die Vergiftung von Arl Eamon, den Magier den Loghain entsandte und sich somit den Wut der Kirche auf sich zog, oder das zerstörte Gesindeviertel, wofür er auch zuständig war.

Loghain bot uns Elfen an wie Vieh und die Magister zahlten ihm dafür viel Geld, welches er wiederum für seinen Krieg brauchte.

Alistair besiegte Loghain in einem Duell. Er richtete ihn vor den Augen aller Adligen hin, in meinem Namen und der der Grauen Wächter. Besonders aber für Duncan, das war er ihm einfach schuldig.

Kameradschaftlich klopfte ich dem Blonden auf die Schultern. „Es war richtig so, Alistair. So war von Anfang an unser Plan gewesen. Ich bin froh, dass du ihn zu Ende bringen konntest“

Und lieber ein Schrecken mit Ende, als ein Schrecken ohne Ende.

Nun lag nichts mehr zwischen uns und dem Erzdämon. Jedoch bereitete der mir mehr Magenschmerzen als Loghain es je vermochte. Loghain ist, oder vielmehr war ein einfacher Mensch. Ein größenwahnsinniger, machtvoller Mensch, aber immerhin ein sterblicher. Bei dem Erzdämon bin ich mir nicht mal sicher, ob der überhaupt sterblich ist.

Immerhin soll der ja ein Gott sein. Götter sind schwer zu töten, nett ausgedrückt. In Wahrheit sind sie unbesiegbar.
 

Als wir endlich vor Riordans Zimmer standen und anklopften, bat er uns höflich herein.

Nach den Glückwünschen zu Alistair’s zukünftiger Rolle und meinem Überleben, fing Riordan mit dem eigentlichen Problemen an.

„So wie es aussieht, müssen wir zurück nach Redliffe. Dort werden all unsere verbündeten Truppen eintreffen und auf die Befehle warten.“, beendete Riordan schließlich.

Leicht biss ich mir auf die Lippen. „Und wir müssen sofort aufbrechen, oder?“, schlussfolgerte ich, woraufhin Riordan stumm nickte.

„Wir sind mehrere Wochen unterwegs, bis wir Redcliffe erreichen. Können wir uns das denn erlauben?“, fragte Alistair zweifelnd.

Der Schwarzhaarige strich sich über seinen drei Tage-Bart, während er kurz aus dem Fenster schaute; seine Augen schienen müde zu wirken. „Die dunkle Brut greift bis jetzt unkoordiniert alles an, was sich ihnen in den Weg stellt. Solange sich der Erzdämon nicht zeigt, wird die Dunkle Brut auch nicht von ihm geführt. Das ist unser einziger Vorteil bis jetzt“

Unser einziger Vorteil.

Kurz musste ich schlucken, dann trat ich einen Schritt nach vorn. „Wie viele von der dunklen Brut sind denn da draußen? Haben wir überhaupt eine Chance?“

Riordan musterte mich kurz aufmerksam, dann schüttelte er leicht den Kopf. „Nur der Erzdämon ist von Belang. Aber lasst uns das später besprechen, ich habe euch beide zu mir gebeten, damit ihr endlich vollwertige Graue Wächter werdet“

Er trat zur Seite und offenbarte uns so die Rüstung der Grauen Wächter, die säuberlich auf einem Rüstungsständer vor uns hing. Einmal ein großer, dann ein deutlich kleinerer…demzufolge meiner.

„Woher…?“, fragte ich verblüfft, doch Riordan unterbrach mich lächelnd. „Wir haben in jeder Großstadt in Thedas ein geheimes Lager. Zum Glück war dieses hier gut gefüllt.“

„Die Rüstung glänzt ja geradezu“, sprach Alistair voller Bewunderung und ging nun vor. Ehrfürchtig strich er über das Wappen der Grauen Wächter, die beiden Griffons über den Kelch, und lächelte dabei voller Stolz.

Ich jedoch starrte die Rüstung an, ein Knoten schien sich in meinem Magen zu bilden und ließ Übelkeit in mir aufsteigen.

Wenn diese Rüstung anziehe, wird es kein Zurück mehr geben. Das gab es ja schon von Anfang nicht, doch mit dieser Rüstung schien es mit einem Mal so wirklich. So echt und grausam.

„Gefällt sie Euch, Kallian?“, fragte Riordan.

„Entzückend“, murmelte ich nur und wand hastig den Blick ab.

Alistair verbarg seine Freude nicht im Geringsten, ließ sich die Rüstung sogar gleich von Riordan anlegen.

Geistesabwesend beobachtete ich die Männer kurz dabei, wand den Blick dann aber schließlich ab und sah wieder zu meiner eigenen Rüstung.

Kommandantin der Wächter von Ferelden.

Mir wird schlecht.
 

Ein paar Stunden später hatte sich unsere Gruppe vor dem Anwesen versammelt. Alle trugen neue Rüstungen und Waffen, schienen sich für den letzten großen Kampf, der wohl bald kommen wird, gerüstet zu haben.

Auch ich trug schlussendlich die Rüstung der Grauen Wächter. Zwar merkte ich meine Wunden am Rücken nun umso deutlicher, doch ich musste zugeben, ich fühlte mich auch geschützter. Die Rüstung der Grauen Wächter war kein Müll, sondern aus Veridium hergestellt. Ein recht teures und seltenes Material, soweit ich mich entsinne.

Und meine neuen Dolche waren aus Silberit und glänzten geradezu mit meiner Rüstung um die Wette.

Als ich mit Alistair und Riordan schließlich den Hof betrat, waren sämtliche Blicke auf uns gerichtet. Sogar ein leises Raunen konnte ich vernehmen.

Leliana kam lächelnd auf mich zu, als mir gerader eine Bedienstete des Anwesens meine Wasserflasche neu auffüllte.

„Kallian, du und Alistair seht aus wie richtige Graue Wächter. Wie die Helden, von denen man sich immer erzählt, die Beschützer vor der Verderbnis!“, schwärmte sie regelrecht und bewunderte die neue Rüstung sichtlich.

Nun musste ich doch schmunzeln, nahm dankend die Wasserflasche entgegen und blickte zu Leliana. „Hey, die Rüstung allein macht einen nicht zum Wächter, das versichere ich dir“

Es gilt nämlich noch, verdorbenes Blut zu trinken und dabei fast selber elendig zu sterben, aber ich mache ihre Märchenstunde jetzt nicht zunichte.

„Oh, das weiß ich doch. Aber jetzt siehst du einfach so... wirklich aus. So strahlend und heldenhaft“

Leliana seufzte einmal lächelnd und umarmte mich herzlich. „Aber du warst auch schon vorher eine Heldin, auch ohne Rüstung“

Peinlich berührt sah ich zu Boden, erwiderte aber die Umarmung. Kurz danach lösten wir uns lächelnd voneinander, mit dem Wissen, eine wahre Freundin gefunden zu haben.

Elissa kam ebenfalls zu Alistair, trug dabei einen Schild der Grauen Wächter im Arm und strahlte ihn an. Alistair war regelrecht erstarrt, als er auf den Schild in Elissas Arm sah.

Die junge Frau drückte den Schild in Alistairs Arme und sah zu ihm auf. „Ich habe ihn gefunden, als ich mit Riordan das Lager der Wächter durchsucht habe. Er ist von Duncan.“

Alistair drückte die Frau eng an sich, der Schild fiel dabei zu Boden. Überrascht sahen alle zu den beiden, als die den lauten Aufschlag des Schildes gehört hatten.

„Danke… das bedeutet mir viel… danke“, flüsterte Alistair sichtlich ergriffen, Elissa legte ihre Arme um seinen Hals, schmiegte sich an ihn.

Mein Blick fiel kurz auf Fergus, der lächelte, doch er es war auch Trauer in seinen Augen zu sehen. Vermutlich musste er gerade an seine eigene Frau denken, die er durch Howe’s Verrat verloren hat, ebenso seinen Sohn.

Das muss hart sein. Sehr hart sogar. Und trotzdem kann er sich für seine Schwester freuen. Nachdenklich blickte ich zu Boden.

Währenddessen nahm Alistair lächelnd den Schild an sich. „Für Duncan“

Riordan legte ihm eine Hand auf die Schulter und nickte ihm zu, während ich nur schief grinsen konnte.

Duncan und ich waren nie enge Freunde geworden, aber es ist schön, dass Alistair so ein enges Band zu ihm hatte. Wenigstens einer von uns. Aber für mich wird er immer der Shem bleiben, der mein Leben zerstört hat. Auch wenn er es doch irgendwie gerettet hat. Irgendwie.

Zu meiner Überraschung führte Wynne auf einmal einen Esel in den Hof. Das Tier trug unseren Proviant soweit ich es erkennen konnte, doch als den Blick der alten Dame sah, wusste ich sofort, dass der Esel wohl noch mehr tragen würde.

„Der ist für Euch“, sagte sie lächelnd, was mich nach Luft schnappen ließ. Die anderen kicherten kurz. „Was soll das heißen?“, fragte ich verwirrt.

Wynne gab mir die Zügel in die Hand und seufzte leise. „Ihr seid noch zu erschöpft für die lange Reise, schont Euch noch solange es geht. Auf dem Rücken des Esels könnt Ihr Euch ausruhen“

Grimmig sah ich besagtem Tier, welches das Ganze mit einem lauten „Iaaaah“ kommentierte. Sehr heldenhaft, in der Tat.

„Und warum kein Pferd?“, maulte ich undamenhaft und sah bittend zu der Magierin, doch die schüttelte nur den Kopf. „Alle Pferde hat Arl Eamon mit seiner Armee mitgenommen, tut mir Leid“

Frustriert strich über den zottligen Kopf des Esels, der mich neugierig ansah. Seine langen Ohren wackelten leicht, brachten mich kurz zum Schmunzeln. Irgendwie war es niedlich und das Fell des Esels ist sehr weich. Außerdem erinnerte es mich an jemanden.

„Gut, dann nenne ich diesen Esel…Anora!“

Kurzes Schweigen.

„Wie bitte?“, fragte Wynne vorsichtig. Doch ich grinste erneut, kraulte besagte Anora nun die Ohren, die es sichtlich genoss. „Anora, ist rein zufällig gewählt. Ähnlichkeiten mit bestimmten Personen sind nicht beabsichtigt“

Alistair brach in lautes Gelächter aus, ich folgte kurz darauf, wie die meisten anderen. Lediglich die typischen Spaßverderber verzogen keine Miene. Also Wynne, Morrigan und Sten.

„Ich kann dem armen Esel doch keinen Namen geben, wenn er mich schon trägt, oder?“, fragte ich amüsiert und ließ mir von Fergus auf den Esel helfen.

Belustigt strich ich wieder über seinen Kopf, was auch er wiederum genoss. Wynne räusperte sich leicht verlegen. „Ich glaube, der Esel hörte auf den Namen Storm“

Skeptisch sah ich drein. „Meinen Namen finde ich aber schöner und passender“ Die alte Magiern seufzte frustriert auf, als ihr bewusst wurde, dass sie diese Diskussion nur verlieren wird und drehte sich dann erschöpft um. „Wie Ihr meint“

Zufrieden lehnte ich mich etwas zurück, blickte dann zu den anderen Gefährten, die alle bereit schienen. Einige unterhielten sich angeregt, andere schauten grimmig drein und verjagten so noch die restlichen Bediensteten verschreckt ins Anwesen zurück.

Mein Blick glitt ein letztes Mal Richtung Gesindeviertel. Ich konnte niemanden sehen, weder Elfen noch Menschen. Ich hatte mir meine Heimat nicht wieder angesehen. Dafür hatte ich keine Zeit, doch wenn das alles vorbei ist, dann werde ich beim Wiederaufbau helfen. Dann werde ich Vater und den vielen anderen die in dieser schrecklichen Nacht ihr Leben ließen, ein anständiges Grab herrichten.
 

„Wir sollten uns auf den Weg machen, meinst du nicht?“

Überrascht sah ich zu Zevran herab, der mir nun die Zügel des Esels aus der Hand nahm und mir zunickte.

Auf den Weg machen… ins Verderben?

Ich sah zum Tor, welches hinaus aus Denerim führte. Blickte nochmal kurz zum Markt, mit den vielen leidenden und verzweifelten Flüchtlingen. Zu den Wachmännern die versuchten die Ordnung in dem Chaos zu wahren, blickte zu Riordan und Alistair.

Wir sind die einzigen in ganz Ferelden, die das zu Ende bringen können. Die wieder dafür sorgen können, das alles wieder normal wird.

Ein Ende setzen.

„Lasst uns gehen!“
 

Unser Weg führte über matschige Hügel, durch dunkle Wälder und durch Täler, in denen die Dunkle Brut hinter jedem Baum zu lauern schien. Wir kamen nur langsam voran, die Verderbtheit schien sich überall ausgebreitet zu haben und erschwerte unser Vorankommen stetig.

Sie haftete an den Bäumen, klebte an den Blättern und schien die Tiere in der Nähe in den Wahnsinn zu treiben. Ständig mussten wir unsere Reise unterbrechen, um gegen diese Monster bestehen zu können.

Wo ich von nur einem Jahr nichts von der Verderbtheit sah, war sie nun beinahe allgegenwärtig geworden.

Ohne Zweifel, eine neue Verderbnis.

Nach knapp zwei Wochen konnte ich von einem Berg aus Dorf Redcliffe entdecken. Total erschöpft beschlossen wir, zu rasten und erst am nächsten Tag weiter zu gehen, denn die Dunkelheit war schnell über uns herein gebrochen.

Sowieso schien es so, dass die Tage in letzter Zeit viel kürzer und trüber waren. Doch es fiel kein Regen, trotz der dunkeln Wolken.

Morrigan hatte ein kleines Lagerfeuer entzündet, um welches wir uns alle herum gesetzt hatten. Leliana erzählte von ihrer Zeit in Orlais, von Val Rolyeaux und den vielen Intrigen am kaiserlichen Hofe.

Ich saß derweil bei Wynne im Zelt und ließ mich von ihr untersuchen. Nebenbei schärfte ich meinen Dolch, während die alte Magierin meine Wunden am Rücken mit einer Salbe eincremte. Besagte Salbe unterdrückte diesen widerlichen Juckreiz, der mich stetig heimsuchte. Dann verband sie meinen Rücken wieder sorgfältig. „Die Wunden schließen sich langsam, Kallian. Das ist ein enormer Erfolg“, sprach Wynne mit etwas stolz in ihrer Stimme.

Leicht schielte ich zu ihr. „Glaubt Ihr, dass die Wunden irgendwann vollkommen verheilt sind?“

Ein leichtes Seufzen entwich ihren Lippen. „Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber ich befürchte, Ihr werdet für immer Narben davon tragen“

Grummelnd sah ich zu dem polierten Dolch in meiner Hand und erblickte mein sich spiegelndes Selbst. Schnell befestigte ich den Dolch wieder an meinen Gürtel und zog mir meine Rüstung wieder an, als Wynne fertig war.

„Narben erzählen viel über dein Leben“, sprach ich grimmig.

Gemeinsam gingen wir aus dem Zelt und setzten uns zu den anderen ans Feuer, die sich gerade staunend ein Wetttrinken zwischen Oghren und Sten ansahen.

Ich setzte mich neben Zevran, welcher gerade von einem Stück Brot abbiss und es mir dann reichte. Dankend nahm ich es an, beobachtete nun auch gespannt den Wettkampf.

Sten war wie immer einer Statue gleich, Oghren schwankte bereits gefährlich, doch er lachte lauthals, als er die letzte Flasche an seine Lippen setzte.

Dieser Fusel war lediglich dazu da, um wirklich aus den Latschen zu kippen und sich einmal kurz der Realität zu entfliehen. Doch so wie es bei Oghren aussah, würde er wohl für eine längere Zeit im Traumland landen.

„Fünf Souverigns auf Oghren!“, rief Alistair begeistert. Elissa sah unsicher drein, während sich nun auch Sten die nächste Flasche gönnte. „Wir sollten keine Wetten darauf abschließen“, sprach die junge Cousland zögernd, wissend wie so ein Saufgelager mit Oghren enden könnte.

„Ich biete dagegen!“, rief Fergus lauthals. Er sah fast so aus, als hätte er auch kurz bei besagtem Trinkwettkampf mitgemacht.

Elissa sah nun frustriert zwischen Alistair und Fergus hin und her, die weiterhin lauthals ihre Einsätze überboten. „Männer“, murmelte sie nur kopfschüttelnd.

Ich schmiegte mich an Zevran und biss von dem Brot ab, während ich spürte wie seine Hand leicht über meinen geschundenen Rücken strich.

„Was glaubst du, wer wird gewinnen?“, wisperte ich ihm zu, als Oghren seine leergetrunkene Flasche grölend auf die Wiese warf und laut rülpste.

Angeekelt wand Zevran den Blick ab und sah zu mir. „Sten. Allerdings kann ich diesen Qunari schwer einschätzen. Es ist ihm ja weder anzusehen wann er sich freut, noch wann er mal wütend ist, geschweige denn betrunken.“

Grinsend sah ich zu ihm auf, als ich kurz durch sein Haar strich und seinen bekannten Ledergeruch in mich aufnahm. „Niemand kann Oghren das Wasser… beziehungsweise den Alkohol reichen“

Sten trank ebenfalls aus, stierte den schwankenden Oghren unheimlich an… dann kippte er einfach um und blieb liegen. Wie ein Stein.

Kurz herrschte Stille, dann fanden die anderen wieder in normale Gesprächsthemen zurück. Oghren war jedoch auch kurz darauf ebenfalls grölend umgekippt und schnarchte nun ohrenbetäubend.

Abschätzend stierte ich zu Sten, der sich nicht regte. Er blieb starr, starrer als sonst wie mir scheint. Wohl doch ziemlich alkoholisiert, eben auf Qunari Art.

Bis auf dieses kleine Trinkspiel verlief der Abend unspektakulär, bis Riordan mich und Alistair ansprach und uns bat ihm zu folgen.

Wir beide folgten dem Grauen Wächter der nun an einem kleinen Teich stehen blieb und in das dunkle klare Nass hineinblickte. Es herrschte absolute Stille, lediglich einen Frosch hörte ich irgendwo im Schilf quaken.

Kurz sah ich zu dem Lager, von dem wir uns ein gutes Stück entfernt hatten, anscheinend soll dieses Gespräch nun niemand mitbekommen.

Mir schwante gerade Übles. Und die mehr als finstere Nacht heiterte mein Gemüt auch nicht sonderlich auf.

„Ihr müsst wissen, dass ich annahm, Ihr wärt beide darüber unterrichtet worden. Ansonsten hätte ich es Euch erzählt, als Ihr mich in Denerim befreit hattet. Es tut mir leid.“, fing der Schwarzhaarige plötzlich an, drehte sich zu uns um und musterte uns beide beinahe bekümmert.

Skeptisch sah ich zu dem Menschen und verschränkte nun die Arme vor der Brust.

Was soll das denn jetzt werden, worauf will Riordan hinaus?

Alistair schien denselben Gedanken zu haben, denn er sprach ihn sogleich aus. „Was meint ihr, Riordan? Warum entschuldigt ihr Euch?“

Angesprochener seufzte leise auf und strich sich kurz mit geschlossenen Augen über seinen Nasenrücken. „Was glaubt Ihr, warum braucht man ausgerechnet die Grauen Wächter dazu, die Dunkle Brut zu besiegen?“

Ich warf Alistair einen kurzen Blick, bevor ich antwortete. „Ich nehme an, dass es etwas mit der Verderbnis in uns zu tun hat?“

Es MUSS einfach einen Grund geben, warum alle Wächter dieses verdammte verderbte Blut trinken müssen. Abgesehen davon, dass wir die dunkle Brut dann dadurch spüren können.

„Das hat es, ja“, erwiderte Riordan. „Der Erzdämon kann besiegt werden, so wie der Rest der Dunklen Brut, aber wenn es irgendjemand macht, der kein Grauer Wächter ist, dann wird es nicht reichen. Die Essenz der Kreatur wird durch die Verderbtheit auf die nächste Dunkle Brut übergehen und in diesem Körper erneut wiedergeboren. Dadurch ist der Drache unsterblich. Aber wenn der Erzdämon durch einen Grauen Wächter vernichtet wird, dann geht die Essenz auf den Grauen Wächter über.“

In meinem Magen bildete sich augenblicklich ein schwerer Klumpen und ich ballte meine Hände zu Fäusten, während ich unsicher zu den Grashalmen hinabsah und versuchte gesagtes zu ordnen. Doch egal wie ich es drehte und wendete, das Ende schien übel auszugehen.

„Was… passiert mit dem Wächter?“, fragte ich leise und sah nun zaghaft zu Riordan auf, der meinen Blick ruhig erwiderte.

„Die Dunkle Brut ist ein leeres, seelenloses Gefäß, aber der Graue Wächter ist es nicht. Die Essenz des Erzdämons wird zerstört… ebenso wie der Graue Wächter.“

Stille.

Sogar der Frosch schien bei diesem Gespräch lieber zurück in seinem Sumpf zu verschwinden.

Weiterhin starrte ich Riordan an, brachte jedoch kein Wort über meine Lippen.

„Bedeutet das…“, begann Alistair und trat einige Schritte auf Riordan zu, der sich während seiner Erzählung eher im Hintergrund gehalten hatte. „Der Graue Wächter, der den Erzdämon tötet... stirbt?“

Riordan nickte resignierend. „Ja. Ohne den Erzdämon endet die Verderbnis. Es ist der einzige Weg.“

Der einzige Weg. Der einzige Weg!

Fast wäre ich getaumelt, konnte mich im letzten Moment aber gerade so noch fangen, denn Alistair erweckte mich aus meiner Hilflosigkeit.

„Dann werde ich es tun“, sagte er sofort. „Ich werde den Drachen töten.“

„Alistair, nein!“, fuhr ich ihn an.

„Du willst dich opfern, Majestät? Und Anora übernimmt den Thron nach deinem Tod? Sicher nicht!“, schrie ich fast.

Er blickte mich erschrocken an, während ich hektisch atmend zu ihm aufsah. Mein Innerstes schrie auf.

„In vergangenen Verderbnissen, entschied der älteste der Grauen Wächter, wer von ihnen den letzten Schlag ausführen sollte. Sofern es möglich ist, werde ich es tun. Ich bin der älteste und die Verderbnis wird mich sowieso nicht mehr lange leben lassen. Aber wenn ich scheitere, dann fällt Euch diese Verantwortung zu. Die Verderbnis muss jetzt beendet werden oder sie wird ganz Ferelden zerstören, bevor die restlichen Wächter sich zusammenfinden können. Denkt daran! Aber genug jetzt. Morgen gibt es viel zu tun und zu wenig Zeit, um sich davor auszuruhen. Ihr solltet jetzt zu Euren Zelten zurückkehren.“, sprach Riordan ruhig auf uns beide ein. Doch als keiner von uns beiden etwas darauf erwiderte, wand er sich schließlich ab und ging ins Lager zurück.

Währenddessen starrten Alistair und ich noch eine ganze Weile an.

Dann musste ich kurz schmunzeln und schließlich leise lachen. Alistair sah mich unsicher und wohl auch eine Spur verwirrt an, denn mein Lachen wurde immer lauter. Schließlich kamen mir vor Lachen die Tränen.

Hastig wischte ich sie mir weg, doch sie wollten nicht versiegen.

Alistair drückte mich an sich, als mein Lachen zusehends erstarb und sich nun in ein Schluchzen verwandelte. Ein Schütteln durchlief mich, als ich mich an Alistair klammerte.

„Das ist nicht fair!“, flüsterte ich bebend vor Zorn.

„Wir haben so vieles überstanden. Den Kampf von Ostagar, den Zirkel der Magi haben wir befreit, den Arl gerettet, die Dalish gerettet und den Zwergen geholfen… aber wer rettet jetzt uns?!“

Alistair atmete hörbar aus, während ich mich langsam versuchte zu beruhigen. Meine Nerven waren zum Bersten gespannt und das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit schien mir den Boden unter den Füßen wegreißen zu wollen.

Nein… nein!

Entschlossen und mit grimmigem Gesicht löste ich mich von Alistair, der mich musternd ansah, während ich mir frustriert eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und irgendwo in die Finsternis blickte.

„Mit unserem Glück das wir die ganze Zeit schon hatten, weiß ich bereits jetzt, dass Riordan stirbt bevor er auch nur in die Nähe des Erzdämons kommt“, meinte Alistair und rang sich zu einem schiefen Grinsen durch, doch ich konnte in seinen Augen erkennen, wie viel ihm dieses Grinsen abverlangte.

„Das hier wird bald vorüber sein“, sagte ich nach einer Weile. „Du wirst ein guter König sein. Und ich bin lediglich eine Elfe aus einem Gesindeviertel. Ich werde es tun, Alistair. Keine Wiederrede!“

Damit drehte ich mich um und ging mit großen Schritten wieder zurück zum Lager. Alistair’s Schritte hörte ich kurz danach mir folgen, doch ich wartete nicht auf ihn.

Ich konnte ihn einfach nicht anschauen. Zumindest heute nicht mehr.

Am Lager angekommen, waren nur noch wenige wach. Lediglich Morrigan saß noch am Lagerfeuer und blickte gedankenversunken hinein. Doch wir würdigten uns beide keines Blickes.

Eilig ging ich in mein Zelt, verschloss es und hörte kurz darauf ein leicht verschlafenes Gemurmel. Ich starrte zu Zevran, der sich nun etwas aufrichtete und mich ansah. „Ah, da bist du wieder. Und wie verlief das Gespräch? Gab es geheime Graue Wächter-Debatten?“

Hastig biss ich mir auf die Lippen und wich seinem Blick so gut es ging aus. „Ja“, murrte ich leise und zog mich aus.

Der Elf rutschte etwas für mich zur Seite, als ich mich schließlich zu ihm legte.

Wie von selbst legte er einen Arm um mich und deckte uns beide zu. Diese Gesten je von ihm zu bekommen, hätte ich mir vor einem halben Jahr nie zu träumen gewagt, doch gerade jetzt tut es so furchtbar weh wie noch nie.

Ich kniff die Augen zu und rollte mich zusammen. Zevran schlief kurz darauf wieder ein, wie ich es an seiner ruhigen Atmung vernehmen konnte.

Doch ich weinte stumm, schmiegte mich an dem Elf und verfluchte den Orden der Grauen Wächter. Ebenso Duncan und auch diesen beschissenen Erzdämon.

Das Leben ist nicht fair.

Des Schicksals Wege

Die restliche Strecke nach Redcliffe verlief Großteils schweigend. Weder ich noch Alistair unterhielten sich groß mit unseren Gefährten. Diese bekamen es nach kurzer Zeit mit und verhielten sich nun ebenfalls still.

Doch Verwirrung und Unsicherheit flackerte immer wieder in ihren Augen auf, womöglich weil sie befürchteten Alistair und ich sind mit den Nerven am Ende.

Was auch durchaus zutrifft.

Das was mir Riordan gestern erzählt hatte, hatte mir praktisch den Boden unter den Füßen weggezogen und mir ein Schlag ins Gesicht verpasst.

Irgendwie hatte ich ja schon immer geahnt, dass es viel mehr bedeutet ein Grauer Wächter zu sein, als einfach nur verderbtes Blut zu trinken und daran fast zu sterben.

Aber nein, nun weiß ich dass ich auf jeden Fall sterben werde. Dem Erzdämon sei Dank!

Beinahe hätte ich geknurrt, bei dem Gedanken an dieses widerwärtige Monster und seinem dazu gehörigen, abartigem Gefolge. Immer dachte ich, dass die Geschichten über die dunkle Brut nur Hirngespinste sind, aber wenn ich die Verderbtheit um mich herum schon fast spüren kann, oder das Gefühl wie es in meinem Innersten für einen kurzen Moment anfängt zu brennen, wenn die dunkle Brut vor mir steht, dann zeigt das nur allzu deutlich, dass es sich um keine Hirngespinste handelt, sondern um die grausame Wahrheit.

Und die Wahrheit ist nun mal, dass ich sterben werde. All meine Bemühungen, all mein Kämpfen und all das was ich erreicht habe, sieht lächerlich wenig aus für den Preis, den ich dafür zu zahlen habe.

Alistair kann ich nicht vorschicken, er wird der künftige König von Ferelden. Die Hoffnung auf eine neue Zukunft in einem eh schon halb verderbten und aufgewühlten Land.

Schließlich bin ich im Vergleich dazu nur eine einfache Elfe aus dem Gesindeviertel, die es mit extrem viel Glück soweit gebracht hat. Mehr oder weniger Glück in manchen Fällen.

Außerdem ist Alistair mein bester Freund, ihn einfach in den Tod zu schicken nur weil ich mir vor Angst ins Hemd mache, ist einfach nicht in Ordnung. Ich kann ihn nicht sterben lassen…nicht mit der Aufgabe, die vor ihm liegt.

Vermutlich ist es ja meine Bestimmung gewesen so weit zu kommen, nur um dann mit dem Erzdämon zu sterben.

Ich verzog das Gesicht.
 

„Was ist los?“

Überrascht schreckte ich aus meinen Gedanken hoch und sah in Zevrans goldene Augen, die mich musternd ansahen. Doch etwas andres las ich noch darin und das ließ mich schnell wieder zu Boden sehen.

Besorgnis.

„Es ist nichts“, wehrte ich hastig ab. Wohl zu hastig, denn Zevran wurde zusehends skeptischer, wie ich an seinen zusammengezogenen Augenbrauen erkennen konnte.

Frustriert fuhr ich durch mein Haar und biss mir auf die Lippen, ehe ich nach kurzem Zögern doch antwortete. „Ich meine… das Ende ist so nah. Mir wird das nur bewusst, das bringt mich durcheinander“

Zev schwieg und schien mit dieser Antwort zufriedengestellt. Zumindest für den Moment.

Ich hatte ihm noch nichts davon gesagt, was Riordan mir erzählt hat und ich will es auch nicht. Ich kann es ja selbst kaum glauben! Aber wenn ich es Zevran sage, wird mich das nur umso mehr daran hindern, dem Erzdämon furchtlos entgegen zu stürmen. Er würde mich zurückhalten…

Was Alistair anging, konnte ich auch nur Vermutungen anstellen, ob er Elissa bereits alles erzählt hatte oder sich doch lieber in Schweigen hielt.

Wir beide hatten seit gestern Nacht ebenfalls kein Wort mehr miteinander gesprochen. Ich brauche Abstand erst mal… am besten von allem und jeden.

Kurz schielte ich zu ihm. Er ging händchenhaltend mit Elissa voraus, doch auch die beiden schwiegen bereits die ganze Zeit. Eine seltsame Anspannung hatte sich über uns alle gelegt – so wie ein Leichentuch.

Frustriert schnaubte ich auf und rieb mir über meinen Nasenrücken.
 

Redcliffe war unmittelbar vor uns. Die alte Brücke hatte sich nicht verändert, als wir vor knapp einem Jahr hier schon alle miteinander standen und uns entschlossen hatten, das Dorf vor den Untoten zu retten.

Ich lauschte dem Plätschern des Baches unter uns, dem kühlen Wind, wie er durch die Äste strich. Doch ansonsten war da nichts weiter zu hören. Keine Dörfler, kein Vieh in der Nähe.

Einfach nichts… außer ein unwohles Kribbeln in mir, das sich stetig weiter in mir ausbreitete.

„Dunkle Brut“, sprach Alistair neben mir leise, als ich meinen Blick über den Marktplatz schweifen ließ. Tatsächlich konnte ich in der Nähe der Kirche versprengte dieser Bestien sehen. Zu meinem Leidwesen zwei Oger, unzählige Hurlocks und Genlocks.

Haben die etwa alle Dorfbewohner gefressen?!

Grimmig zog ich meine Dolche und schnaufte einmal laut. „Diese Monster sind sogar schon in den Dörfern. Das dürfen wir nicht dulden!“

„Ich stimme zu“, sprach Alistair neben mir verärgert.

Die anderen zogen ebenfalls ihre Waffen, ohne dass ich etwas dazu sagen musste. Riordan schritt zu Alistair und mir und besah sich die verderbten Wesen auf dem Marktplatz, dann verzog er das Gesicht. „Es wird ein Test für Euch sein, Kallian“

Kurz musste ich schmunzeln. „Was? Ob ich den Kampf überlebe, oder sterbe?“

Mein Rücken schmerzte, dem Erbauer sei Dank, nicht mehr allzu deutlich wie noch bei unseren Aufbruch Richtung Redcliffe. Sogar gehen konnte ich wieder wie zuvor, nur spannte sich mein Rücken manchmal so unwohl.

Ich atmete hörbar aus und sah schließlich zu Riordan. Er musterte mich mit ruhigem Blick und schien auf meine Reaktion zu warten.

„Dann sage ich, als Kommandantin der Wächter, dass wir dieser Dunklen Brut ordentlich den Arsch aufreißen werden!“

Oghren grölte begeistert auf und schwang drohend seine Axt in die Luft. „Tränken wir den Boden mit verderbtem Blut!“

Amüsiert schielte ich kurz zu dem Zwerg und nickte ihm zu. Eines musste ich Oghren lassen, er war schnell zu motivieren, wenn man wusste wie.

Und u dunkle Brut zu töten war er stets bereit.

Mit lautem Kriegsgebrüll stürmte Oghren hinunter auf den Marktplatz, die Dunkle Brut hörte seinen Schrei und sah zischend auf.

„Eigentlich wollte ich mich ja ran schleichen, Oghren. Aber dann machen wir es eben auf deine Weise“, seufzte ich frustriert. Der Zwerg war aber nicht zu bremsen, wenn er einmal in Fahrt kam!

„Wir sollten ihm helfen, bevor er sich noch wehtut“, bemerkte Leliana. Sie zog Pfeil und Bogen und schoss den ersten angreifenden Hurlock mitten ins Gesicht, woraufhin dieser tot zu Boden fiel.

„Einverstanden“, stimmte ich zu. Augenblicklich rannten wir alle diesem lebensmüdem Zwerg hinterher, der gerade einem Genlock einen Kopf kürzer machte bevor er sich dann mit lautem Lachen einem heranstürmenden Hurlock widmete.

„Lasst noch was übrig für uns, Oghren!“, rief Zevran belustigt, während er seinen Dolch schwungvoll in einem Genlock versenkte.

„Pah! Da müsst Ihr euch schon beeilen, die werden alle auf meine Rechnung gehen!“, schrie Oghren erbost und zerteilte einen am Boden liegenden Genlock.

Das entsetzte Kreischen der Kreatur schallte in meinen Ohren wieder, während ich mich ebenfalls mit Elissa durch eine kleine Gruppe kämpfte.

Mit wütendem Aufschrei knallte sie ihren Schild gegen den Kopf einer dieser Kreaturen, der daraufhin unwohl knackte. Ich gab ihr so gut ich konnte Rückendeckung und schlitzte einem Genlock die Kehle auf, der daraufhin gurgelnd zu Boden ging.

Riordan tötete diese Ungeheuer so zielsicher und schnell, dass ich nicht umhin kam, ihm bei seinem Kampf kurz staunend zu beobachten. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie viele der Dunklen Brut er schon getötet hat. Es müssen über tausend sein und immer noch wandeln sie hier an der Oberfläche herum und in den tiefen Wegen.
 

Ein lautes Brüllen ließ mich zusammen zucken und hektisch herum wirbeln. Der Boden erbebte unter unseren Füßen und mit einem Mal kamen mir schreckliche Erinnerungen hoch.

Das letzte Mal, als ich einen Oger sah, stand ich auf der Brücke in den tiefen Wegen. Und dieser Koloss hat mich mit in die Tiefe hinab gerissen. Das waren fürchterliche Knochenbrüche, wenn Ruck mich damals nicht gefunden hätte, würde ich jetzt hier nicht stehen.

Ein Grund mehr, diesen Monstern den Garaus zumachen.

Zu allem Übel waren es jedoch sogar zwei von der Sorte. Sie brüllten uns zornig an, die Verderbtheit tropfte ihnen regelrecht aus ihrem Maul, hinab über ihr vernarbtes Kinn.

Angespannt blickte ich zwischen den beiden Ungeheuern hin und her. Es muss doch irgendwo eine Schwachstelle geben!

Der erste Oger ließ seine gewaltige Faust schmetternd zu Boden krachen und die Erde dadurch erbeben. Kurz schwankte ich hin und her, doch Sten rannte unbeirrt auf die Monstren los und ließ sein Schwert für sich sprechen.

Er schlug mit dem Schwert gnadenlos und unerbittlich auf den ersten Oger ein, der zornig aufschrie und nach dem Qunari schnappte.

Doch Sten trennte dem Ungeheuer mit einem gezielten Schwerthieb einfach die Hand ab. Der gepeinigte Aufschrei des Ogers ließ mich aus meiner Lethargie erwachen. Schnell rannte ich zu Sten und versuchte ihm zu helfen, die anderen folgten kurz darauf.

Morrigan ließ eine schützende Mauer aus Eis erscheinen, als der Oger mit seiner Faust den heraneilenden Oghren zerquetschen wollte. Anstatt ihn zu treffen, traf der Oger lediglich das Eis, welches in tausende kleine Stücke zersprang. Der Zwerg schlug schreiend seine Axt in den Fuß des Ogers.

Sofort stürzte die Bestie schreiend zu Boden, die anderen schlugen sofort auf ihn ein. Sten und ich währenddessen schlichen um den anderen brüllenden Oger herum. Der war mehr als sauer auf uns, immerhin hatte Sten ihm ja die Hand abgeschlagen.

Erneut schlug er nach Sten, der diesmal jedoch auswich und den Oger erneut von der Flanke aus immer wieder angriff. Diesmal hatte das Ungetüm keine Augen für mich, also nutzte ich meine Gelegenheit die sich mir gerade bot.

So schnell ich konnte, sprang ich auf den Arm des Ogers, als dieser seine Faust erneut zu Boden krachen ließ und rannte geschwind hinauf. Sein fauliger Atem stieß er mir entgegen, als ich meine Dolche mit voller Kraft in den Brustkorb des Monsters rammte. Er fiel kreischend nach hinten, riss mich mit, doch ich hielt mich unbeirrt fest. Ich versetzte ihm den Todesstoß, kaum dass er am Boden lag.

Der schwarze Geifer aus dem Mund laufend, starrte mich der tote Oger geradewegs an. Schnell atmend starrte ich ihn ebenso an und betete zum Erbauer, dass das Vieh jetzt hoffentlich das Zeitliche gesegnet hatte.

Rasch wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, als ich bemerkte, wie dieser mir über die Augen zu rannen schien. „Ha! Das war gut zum Aufwärmen, oder?!“, rief Oghren euphorisch und sah dabei grinsend zu mir auf.

Wieder sah ich zu dem toten Oger, er regte sich nicht mehr. Also doch tot, zumindest hoffe ich es. „Ja, was für ein Spaß“, murmelte ich eher zu mir selbst und biss mir auf die Lippen.

Mein Rücken brachte mich halb um, das Brennen war mit unglaublicher Intensität zurückgekehrt. Tz, der Kampf gegen den Erzdämon wird gewiss lustig werden.

Zev hielt mir die Hand hin und strich sich gelassen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dankbar ließ ich mir von dem Monster runter helfen und biss die Zähne zusammen. Besser die anderen bekommen nicht mit, dass ich schon wieder Schmerzen habe.

Der andere Oger lag fein zerhackt vor mir. Angeekelt verzog ich das Gesicht und rümpfte die Nase. „Lasst uns zum Schloss gehen“, sprach ich angewidert, als ich mir das Schlachtfeld besah. In den eh schon dunkel wirkenden Boden sickerte nun auch das schwarze Blut der toten Monster ein.

„Ich bin mir sicher, Arl Eamon erwartet uns bereits“, meinte Fergus kurz darauf und nickte Elissa aufmunternd zu, die jedoch nur leise seufzte. „Ich hoffe nur es ist nicht bereits zu spät“

„Ich bin mir sicher dem Arl geht es gut, er erwartet uns“, mischte sich nun auch Alistair ein, während ich zum Schloss hinauf blickte. Es sah so aus wie immer.

Vielleicht haben sich ja alle in das Schloss retten können, bevor die Dunkle Brut Redcliffe angriff? Zumindest hoffe ich es.

„Dann lasst uns das heraus finden“, sprach ich entschlossen und wies die anderen an, mir zu folgen. Gemeinsam hatten wir es über eine große Brücke endlich bis zum Schloss geschafft und… standen vor geschlossenen Toren!
 

Frustriert schlug ich donnernd dagegen. Bei Andrastes breitem Hintern, ich bin einfach nur erschöpft und müde, lasst uns endlich rein! „Hier spricht Kallian von den Grauen Wächtern, öffnet das Tor!“

Es dauerte ein gutes Stück, dann wurden die schweren Toren endlich geöffnet. Uns kamen angeschlagene Ritter Redcliffes entgegen. „Grauer Wächter! Endlich seid Ihr da!“

Ehe ich jedoch eintreten konnte, vernahm ich eine Stimme, die mir nach kurzem Überlegen vertraut vorkam. „Salrokka, endlich konntest du dich hier her bewegen. Wurde ja auch Zeit!“

Zwischen den Soldaten tauchte plötzlich eine schwarzhaarige Zwergin auf. Auf ihrer Wange trug sie das eingebrannte S-förmige Zeichen der kastenlosen Zwerge Orzammars. Jedoch trug sie statt einfacher Lumpen eine edle Rüstung, die wahrscheinlich von dem besten Schmied Orzammars hergestellt wurden war. Überall waren feine Gravierungen eingearbeitet worden, dazu erkannte ich das Wappen des Hauses Aeducan auf ihrer Brust.

Sie grinste mich aus ihren stahlgrauen Augen breit an und mir fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. „Natia?“, fragte ich perplex. Das ist ohne Zweifel die Zwergin, die wir retteten, als diese in Jarvias Gefängnis hockte. Sie wollte ihrem Kumpel Leske rächen, der von Jarvia ermordet wurde.

Allerdings war sie schon damals ziemlich versessen auf Zevran gewesen, was sich sofort erneut bestätigte.

„Oh, und der schöne blonde Elf! Zevran, komm her du spitzohriges Schlitzohr“, rief sie freudig, als sie diesen hinter mir entdeckte. Der Angesprochene grinste sofort amüsiert und ging etwas in die Knie, um mit Natia auf Augenhöhe zu sein.

„Wer ist das?“, fragte Fergus verwirrt.

„Das Böse“, seufzte ich frustriert, als die Zwergin nah an Zev herantrat und breit grinste. „Ich hätte nicht gedacht, dich wiederzusehen. War der Annahme, du frisst den Staub.“

Zev verzog gespielt beleidigt das Gesicht. „Aber nein, meine Teuerste. Das hätte ich eher von dir denken können. Wie kommst du an diese Rüstung?“

Natia grinste nun tatsächlich über alle Ohren. „Der Lohn dafür, dass meine Schwester Rica Prinz Bhelen sein Balg raus gepresst hat. Ich gehöre nun zur Familie! Als ich hörte, dass die Verderbnis bereits an der Oberfläche ist und noch dringend Zwerge gesucht wurden, die an der Oberfläche kämpfen, habe ich mich sofort freiwillig gemeldet. Und Bhelen hat mir sogar das Kommando über eine Truppe gegeben. Großartig, was?!“

Mir fiel was anderes als großartig ein, was ganz anderes. DAS war also der Dank dafür, dass ich diesen Kerl auf den Thron gesetzt habe. Eine verrückte Zwergin, die noch dazu Unmengen an Alkohol vernichtet, steht mir zu Seite.

Danke, Erbauer… wäre wirklich nicht nötig gewesen. Wirklich nicht!

Die Zwergin ging einen Schritt zur Seite, als sie meine wohl nicht erheiterte Miene sah und offenbarte mir so einen Blick auf etwas, was ich fast vergessen hätte.

Vier große Golems standen auf dem Hof des Schlosses nebeneinander, rührten sich jedoch nicht. Hastig schritt ich hinein, um sie mir aus der Nähe anzuschauen.

Lediglich ein kleiner Kopf in Form eines großen Steines lag zwischen gewaltigen Schultern aus massigem Gestein. Der Rest war eine einzige gewaltige große Steinmacht. Zumindest wirkte es so auf mich.

Zögerlich berührte ich den Golem. Er fühlte sich eiskalt an.

„Grüße von Branka. Sie hofft, ihr könnt die Verderbnis beenden und so. Unglaublich Salrokka, dass du die auch noch gefunden hast. Ich dachte echt, die wären schon längst hinüber“

Oghren hinter mir brummte einmal missmutig. „Wäre vermutlich auch besser gewesen“

Langsam wich ich von den Golems zurück, blickte sie aber immer noch voller Ehrfurcht an. Wenn diese Kolosse uns wirklich im Kampf gegen die Dunkle Brut unterstützen, dann sehe ich immerhin ein kleines Licht am Horizont für uns.

„Danke. Gut, dass die hier sind“, sprach ich und blickte dann wieder zu Natia, die mich kurz kritisch musterte und die Nase rümpfte. „Ja, wem sagst du das. Ich will nicht zwischen die Dunkle Brut und die Golems kommen, das wird eine ziemlich große Sauerrei“

Ein leichtes Schmunzeln entstand auf meinen Lippen. „Oh ja, ich kann es kaum erwarten“

Die Zwergin grinste, diesmal sogar etwas unheimlich, wie ich unwohl feststellte. „Sie hören nur auf dein Kommando. Branka hat es ihnen regelrecht… eingehämmert“

Ein Schauer lief mir eiskalt den Rücken hinab, so dass ich erst einmal schwer schlucken musste. Das Branka nicht unbedingt die freundlichste Zwergin in Orzammar war, konnte ich mir schon bei unserer ersten Begegnung denken. Aber dass sie nun auch noch so brutal mit ihren Golems vorgeht.

Nun gut, ich glaube im Kampf gegen die Verderbnis müssen alle Opfer bringen. Die Zwerge werden zu Golems verwandelt, ich opfere im Kampf gegen den Erzdämon mein Leben und viele andere unschuldige Seelen lassen ebenfalls ihr Leben.

So ist nun mal das Leben, ungerecht und hart.

Ein Seufzer entwich meinen Lippen, als ich Natia beobachtete, wie sie sich erneut an Zevran anschmiegte und offensichtlich über sein Hintern strich.

Diese Zwergin wird mir meine letzten Nerven kosten. Dabei muss ich meine gesamte Kraft doch für den Erzdämon und sein Gefolge aufsparen.

Selbst Leliana blickte empört zu der Zwergin, die Zev weiterhin lasziv angrinste und sich über die Lippen leckte. „Hast du denn nicht Bedenken, das Zevran…?“, fing die Bardin vorsichtig an, doch ich schüttelte leicht den Kopf.

„Er hat keine Geschmacksverirrung, selbst in Kriegszeiten nicht“

Schwungvoll drehte ich mich um und stieg die Treppen zum Anwesen hinauf. Ich fühlte die Müdigkeit in meinen Gliedern, besonders aber in meinen Beinen. Ich war fast die ganze Zeit auf den Rücken dieses Esels gewesen, ehe ich mich dann doch dazu entschied, wieder zu laufen.

Es war die reinste Qual, zudem brennt mein Rücken fürchterlich.

Der Erzdämon wird noch nie ein erbärmlicheren Grauen Wächter vor sich gehabt haben, da bin ich mir sicher.

Ehe ich erneut an das Tor klopfen konnte, wurde es regelrecht aufgerissen. Zu meiner Überraschung erkannte ich einen Teagan, der mich aufgeregt anstarrte, dann aber erleichtert lächelte.

„Kallian, wie schön! Es geht Euch gut!“

Dann schaute er zu Alistair, der nun hinter mir stand und zu seinem Onkel sah. Teagan verbeugte sich sofort, Alistairs einzige Antwort darauf war ein schweres Seufzen. „Bitte hört auf damit“, sagte der Blonde frustriert. Teagan verstand erst nicht, doch ich wies ihn an, uns den Weg zu zeigen.

Meine Gefährten und ich liefen in die Haupthalle, in der uns die Arlessa schon vor einigen Monaten empfangen hatte. Teagan brachte seine Familie zu uns.

Ich blickte Eamon an. Er sah erleichtert aus.

„Kallian, Ihr lebt! Dem Erbauer sei Dank!“, rief er aus und legte seine Arme kurz um mich. Verblüfft sah ich drein.

Freut er sich ernsthaft, dass ich überlebt habe?

Isolde trat vor und nahm für einen Moment meine Hände in ihre.

„Es ist gut Euch unbeschadet hier zu sehen, Kallian. Und Euch auch, Alistair… oder sollte ich Eure Majestät sagen?“

Ich hätte schwören können, dass ich einen kleinen missgünstigen Unterton aus Isoldes Mund gehört habe.

„Äh, nein“, wehrte Alistair ab. „Noch nicht.“

Hastig löste ich mich von Isolde und widerstand dem Zwang, meine Hände hastig an meiner Hose abzuwischen, nur schwer.

„Die Dunkle Brut, die Redcliffe angegriffen hat, waren relativ wenige, fürchte ich. Es wurde vermutet, dass die Horde in diese Richtung marschiert… aber das ist nicht wahr“, begann Riordan sofort mit seinen Erklärungen.

Mir war es gleich seltsam vorgekommen. Schließlich hatte die Verderbnis im Süden begonnen und Redcliffe lag zu weit südlich und wäre wahrscheinlich schon längst zerstört worden, wenn es in Marschrichtung der Horde gelegen hätte.

Arl Eamon ergriff das Wort: „Riordan sagte gerade, dass der Hauptteil der Horde nach Denerim unterwegs ist. Sie sind vielleicht zwei Tage von der Hauptstadt entfernt.“

„WAS?“, stieß ich wütend aus. Wir würden es niemals in zwei Tagen nach Denerim schaffen! Das bedeutet… Denerim ist den Untergang geweiht?

„Können wir da sicher sein?“, wollte Alistair wissen. „Wenn das wahr ist, dann…“

„Ich bin ziemlich sicher“, erwiderte Riordan besorgt.

„Warum sind wir nicht in Denerim geblieben?“, fragte ich zornig. „Wie konnten wir uns darauf verlassen, dass sie hier sind?“

Wir kamen doch gerade eben aus Denerim! Gerade! Und Riordan ließ uns nun auch noch sinnlos durch Ferelden hetzen, anstatt einfach in Denerim zu bleiben!

Riordan versuchte sich sofort zu rechtfertigen. „Die Linie der Dunklen Brut ist breit. Und viele von ihnen kommen weit von der Haupthorde ab. Und bis jetzt wurden die meisten von ihnen hier im Westen gesehen. Wir konnten nicht wissen, was ihr wirkliches Ziel ist.“

„Nicht zu erwähnen, dass wir zu beschäftigt waren uns gegenseitig umzubringen, als unsere Aufmerksamkeit irgendeiner dummen, alten Dunklen Brut Horde zu schenken“, fügte Alistair grimmig hinzu.

Riordans Züge wurden plötzlich resignierend. Er wandte sich von uns ab und blickte in das Feuer hinter ihm im Kamin. „Ich fürchte, es gibt eine weitere Neuigkeit, die von größerer Wichtigkeit ist. Der Erzdämon hat sich gezeigt. Der Drache ist an der Spitze der Horde.“
 

Der Erzdämon. War ja nun doch absehbar, dass wir ihn treffen. Ein Treffen ohne Wiedersehen.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, Alistair neben mir versteifte sich augenblicklich.

„Erbauer, steh uns bei“, wisperte Teagan erschrocken.

„Aber wir können Denerim nicht in zwei Tagen erreichen, oder? Es ist zu weit“, warf Alistair ein.

„Wir müssen sofort einen Gewaltmarsch zur Hauptstadt unternehmen, mit allem was wir haben. Denerim muss verteidigt werden, ganz egal, was es kostet“, entgegnete Eamon.

Dann findet also die große Schlacht in Denerim statt, meiner Heimat. Diese verdammten Monster wollen also alles darauf setzten mich zu ärgern. Oho, ich werde ihnen alle mächtig in den Arsch treten!

Denerim und das Gesindeviertel waren wahrlich nicht das Paradies für mich im Leben, aber es ist meine Heimat. Dort wurde ich geboren, dort habe ich gelebt und dort werde ich sterben!

Aber ohne dass ich meine Heimat vorher zerstören lasse!

„Dann marschieren wir. Und lasst uns hoffen, dass die Armee, die wir hier versammelt haben uns die Chance gibt, die wir brauchen“, sagte Alistair entschlossen. „Arl Eamon, wir lange dauert es, bis die Armee aufbrechen kann?“

„Sie sind bereits hier?“, wollte ich wissen.

„Bei Tagesanbruch. Alle sind eingetroffen“, erwiderte Eamon nur.

„Dann sollten wir sie bereit machen“, forderte Alistair. „Ich werde all diese Leute nicht sterben lassen, ohne ihnen eine Chance gegeben zu haben.“

Leicht überrascht blickte ich zu Alistair, er schien entschlossen. Und das wiederrum machte mir auch etwas Mut.

„Ich werde umgehend die Befehle zum Aufbruch geben und Euch benachrichtigen, wenn wir bereit sind“, schlug Eamon vor.

Alistair nickte Eamon zu.

Damit wurden wir entlassen. Eamon und seine Familie zogen sich zurück und ich bekam mit meinen Gefährten einen Diener zugewiesen, der uns den Weg zu den Gästezimmern zeigen sollte.

Immer noch erschöpft schaute ich mich im Anwesen etwas um, während wir in den Gästetrakt geleitet wurden.

Großzügigerweise bekamen ich und Alistair jeweils ein großes Gästezimmer zur Verfügung gestellt. Meine anderen Gefährten bekamen ein Zimmer mit Doppelstockbetten zugeteilt. Trotz des Luxus, der mir zuteil wurde, verspürte ich nicht die geringste Lust den restlichen Abend dort zu verbringen.

Also legte ich meinen Rucksack einfach neben mein Bett und ging zurück in die große Haupthalle. Dort hatten sich all meine Gefährten bereits versammelt, es schien sie ebenfalls nicht in ihren Zimmern zu halten.

Wynne hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen, Sten hatte sich auf eine alte hölzerne Bank gesetzt und stierte die Wand an, Fergus und Elissa unterhielten sich aufgeregt im Speisesaal, Oghren lachte und kippte unzählige Becher an billigem Fusel weg.

Der Alkoholgestank durchzog bereits die Haupthalle.

Zevran kam kurz darauf auf mich zu, auf seinen Lippen ein charmantes Grinsen. „Ah, du glaubst gar nicht wie schwierig es ist, diese kleine Zwergin endlich loszuwerden.“

Ich konnte lediglich ein dünnes Lächeln erwidern, als ich wieder kurz zu Oghren sah.

„Ja, sie ist hartnäckig“

Der Zwerg rülpste laut und warf scheppernd den Becher zu Boden, als er daraufhin laut grunzte und sich zufrieden auf den Boden plumpste.

Vielleicht sollte ich mich auch betrinken, das würde mich von der kommenden Schlacht zumindest etwas ablenken. Dass ich diese Nacht überhaupt zu Schlaf komme, bezweifle ich stark. In meinem Kopf summte es eh die ganze Zeit unwohl. Und es wird von Tag zu Tag stärker.

Das Ende ist nah.

„Redest du noch mit mir? Du weißt, wie sehr ich es hasse ignoriert zu werden“, hauchte mir Zev ins Ohr und ließ mich so aus meinen Gedanken hochschrecken.

Überrumpelt sah ich in sein Gesicht. Er musterte mich kritisch, während ich ihn wohl wie ein verschrecktes Kaninchen anstarrte.

„Du bist die letzten Tage so still gewesen und abweisend. Was ist los?“

Hastig wand ich den Blick ab und ballte meine Hände zu Fäusten, um nicht erneut in Zevrans Augen blickeen zu müssen. „Das hatte ich dir doch bereits gesagt“, murmelte ich unwohl.

Der Elf seufzte gespielt auf. „Natürlich, natürlich. Aber wir wissen beide, dass da mehr dahinter steckt. Dafür kenne ich dich mittlerweile zu gut. Du warst vor keiner Schlacht so still und abweisend zu mir“

Unsicher biss ich mir auf die Lippen, starrte wieder zu Oghren und hoffte inständig, dass dieser betrunkene Zwerg noch etwas Fusel auf Lager hat.

„Es… es ist ja auch eine große Schlacht, die größte überhaupt. Ich fühl mich etwas…unwohl“, sprach ich leise.

Zevrans ergriff meinen Arm und brachte mich dazu innezuhalten, denn ich wollte gerade auf Oghren zugehen um diesen Verhör endlich entgehen zu können.

Natürlich konnte ich meine Flucht mal wieder vergessen und den dazugehörigen Alkohol wohl auch, der meine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt hätte.

„Kallian“, sprach Zevran ernst, ich starrte weiterhin stur zu Boden.

Ihm direkt ins Gesicht zu sehen, mit dem Wissen, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Nie wieder. Es zerreißt mein Herz. Endlich habe ich mich verliebt, endlich liebt mich auch jemand.

Doch kaum habe ich es gewonnen, werde ich es auch wieder verlieren. Und Zevran zu allem Übel auch noch das Herz brechen.

Meines zog sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen und raubte mir kurzzeitig den Atem. Schnell riss ich mich von Zevran los, versuchte krampfartig meine Tränen zurückzuhalten.

„Bitte, ich bin müde Zevran! Ich brauche etwas Ruhe!“, schrie ich ihn in meiner Panik halb an und rannte fort.

Ich spürte den Blick, den er mir nachwarf in meinem Nacken, doch ich konnte nicht zurück sehen. Nicht jetzt!

Eilig lief ich auf den Hofgarten raus, ließ meinen Tränen freien Lauf und atmete hektisch die kalte Luft ein.

Ein Schluchzen entwich meiner Kehle, während ich mit tränenverschleierten Augen hinauf in die dunkle Nacht starrte.

Ich werde sterben.

Ich will nicht sterben! Nicht jetzt, nicht so! Als alte Frau, in Zevrans Armen vielleicht. Oder wenigstens im Kampf, wenn ich aber wenigstens ein paar Jahre mehr auf dem Buckel habe.

Aber nicht jetzt, mein Leben hat gerade erst begonnen und nun soll es mir wieder genommen werden? Für eine Welt, in der ich großteils sowieso wie Dreck behandelt wurde.

Und für die soll ich mein Leben geben?!

Damit das Leben genauso weiter geht, wie zuvor. Elfen im Dreck, die Menschen, die über den Elfen stehen und sie wie Spielfiguren wegwerfen, wenn ihnen danach ist.

Wütend wischte ich meine Tränen hinfort, ließ mir mein Haar kurz hochwirbeln, als mich eine kalte Briese erfasste.

Plötzlich entdeckte ich eine Bewegung aus dem Schatten eines großen Eichenbaumes. Schnell zog ich meine Waffen und ging in Angriffs Stellung. „Zeig dich!“, rief ich aufgebracht.

Wer wagt es, mich in einem Moment meines Selbstmitleides zu stören?!

Ein schwarzhaariger Elf trat ins Mondlicht und musterte mich vorsichtig. Augenblicklich ließ ich meine Waffen leicht senken, als ich ihn wiedererkannte.

„Theron“, flüsterte ich und steckte meine Dolche wieder an meinen Gürtel, als ein leichtes Lächeln um seine Lippen entstand. „Es freut mich auch dich wiederzusehen, Kallian“

Sein Blick fiel auf meine Dolche, die ich gerade eben noch in den Händen gehalten hatte. „Obwohl ich mir einen freundlicheren Empfang gewünscht hätte“

Hinter ihm, etwas weiter entfernt auf der großen Wiese, konnte ich nun noch mehr Dalish entdecken, die sich im größtmöglichen Abstand zum Anwesen aufhielten.

Ich ging nicht weiter auf die Bemerkung des Dalish ein. „Im Anwesen haben wir gewiss noch genügend Platz für die Dalish“, fing ich langsam an, doch Theron schüttelte nur sachte lächelnd den Kopf.

„Wir können nur unter freiem Himmel schlafen, wir haben Angst die Decke fällt uns auf den Kopf“

Kurz musste ich lachen, sah Theron nun in seine grünen Augen die mich aufmerksam musterten. Ich wusste nicht, ob er meine Geheule gesehen hatte. Doch ich vermutete es stark, ich war bestimmt nicht zu überhören.

„Die großen furchtlosen Dalish“, sinnierte ich kopfschüttelnd und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust.

„Jeder hat eine Schwäche“, sprach er leise, schien die Wörter bewusst gewählt zu haben, doch ich blickte ihn schmunzelnd an. „In der Tat. Morgen ist es soweit, bist du auch schon aufgeregt?“

Theron wandte den Blick ab, sah zu den vielen Clans die sich um ihre Lagerfeuer gesammelt hatten und anscheint Lieder sangen, oder sich gerade Geschichten erzählten. „Ja, bin ich. Die Verderbtheit muss gestoppt werden, sie bedroht uns alle“

Ich besah mir das lange schwarze Haar des Dalish, das um einiges länger war als das von Zevran.

Leise seufzte ich und sah wieder in den Himmel. Ich hätte nicht so gemein zu Zevran sein sollen, immerhin sollte ich die Zeit die ich noch mit ihm verbringe, so gut es geht nutzen.

„Ich denke, ich gehe jetzt schlafen“, fing ich leise an, das Zittern meiner Stimme nahm ich kaum wahr.

„Ich auch, die kommende Schlacht wird vieles von uns verlangen“, erwiderte Theron ruhig und nickte mir zu. „Ich werde dich beschützen, das verspreche ich“

Hastig drehte ich mich um und rannte zum Schloss zurück. Mein Herz schlug heftig in meiner Brust und ließ das Blut durch meine Adern rasen.

Ob ich wirklich schlafen kann, bezweifle ich doch stark! Ich werde die ganze Nacht über wach sein.

Als ich wieder in meiner Haupthalle war, schaute ich mich aufmerksam um. Nirgends konnte ich Zevran, oder meine anderen Gefährten erkennen. Entweder sind alle zu einem kleinen Spaziergang im Schloss unterwegs, oder sie schlafen bereits friedlich.

Das sollte ich auch schleunigst tun, also beschleunigte ich meine Schritte und steuerte geradezu auf meine Zimmer zu.

Ich wunderte mich, als ich die Tür zu meinem Zimmer offen stehen sah. Vorsichtig spähte ich herein. Morrigan stand am Kamin, den sie anscheinend extra für mich angezündet hatte.

„Keine Sorge, ich bin es nur“, begrüßte sie mich ungewohnt freundlich. Meine Nackenhärchen stellten sich auf. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Vorsichtig trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Ich hatte mit Morrigan nie das freundschaftliche Verhältnis gehabt, die meiste Zeit waren wir sowieso aneinander geraten. Ich hielt sie immer für ein machthungriges und gemeines Biest. Und das sie hier nun in meinem Zimmer steht und anscheint mit mir reden will, lässt mich Böses erahnen.

„Was wollt Ihr, Morrigan?“, fragte ich misstrauisch und kam näher.

„Warum so argwöhnisch? Ihr seid es, die in Gefahr ist“, erwiderte sie ruhig. Sie wandte sich zu mir um und sah mich mit ihren glühenden gelben Hexenaugen an.

„Ich habe einen Plan, wisst Ihr? Einen Ausweg. Ein Schlupfloch. Ich weiß, was passiert, wenn der Erzdämon stirbt. Ein Grauer Wächter muss geopfert werden und dieses Opfer könntet Ihr sein. Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass dies nicht sein muss.“

Ungläubig starrte ich sie an. Woher bei Andrastes breitem Hintern wusste sie davon?! Hat sie doch das Gespräch von Riordan belauscht?

„Woher wisst Ihr davon?“, fragte ich sie deswegen skeptisch. Kritisch besah ich mir die Hexe weiterhin, mir war das Ganze immer noch nicht geheuer. Im Gegenteil, es schien geradezu unheimlich zu werden.

„Ich weiß eine ganze Menge. Woher ich es weiß ist noch lange nicht so wichtig, wie das, was ich Euch anzubieten habe. Ich biete Euch einen Ausweg. Einen Ausweg für alle Grauen Wächter. Es muss kein Opfer geben. Ein Ritual… durchgeführt am Vorabend der Schlacht, im Dunkel der Nacht.“, erklärte Morrigan geheimnisvoll, während sie sich nun auf mein Bett setzte.

„Was für ein Ritual ist das?“, wollte ich wissen. Es gibt einen Haken, es muss einen geben!

„Es ist alte Magie, aus einer Zeit bevor der Zirkel der Magi entstand. Manche mögen es Blutmagie nennen, aber das ist bloß ein Name. Es gibt weit mehr in dieser Welt zu fürchten, als Namen.“

Blutmagie. Was auch sonst! Was hätte ich auch anderes von dieser Hexe erwarten sollen. Alles an ihr schreit ja geradezu nach Blutmagie. Dennoch machte sie mich mit diesem Ritual neugierig. Blutmagie hin oder her. Wenn es einen Weg geben sollte, dem Tod zu entgehen, will ich ihn wenigstens einmal vorher hören.

„Woher habt Ihr dieses Ritual?“, fragte ich sie deswegen nach wie vor lauernd.

„Von Flemeth natürlich. Ich wusste schon eine ganze Weile davon.“, entgegnete Morrigan wie selbstverständlich.

„Ihr wusstet also schon davon, bevor es Riordan uns gesagt hatte?“, fragte ich sie ungläubig. Hat sie es wirklich von Anfang an gewusst?!

Sie nickte. „Hättet Ihr mir geglaubt, wenn ich es Euch gesagt hätte? Ich habe da meine Zweifel.“

Ich zögerte für einen Moment. Dieses Miststück wusste es von Anfang an. Und Flemeth dann vermutlich auch. Vielleicht kommt jetzt auch raus, warum sie Alistair und mich damals gerettet hatte.

„Erzählt mir mehr“, forderte ich schließlich. Sie verschränkte die Arme und atmete einmal tief durch. Morrigan wirkte mit einem Mal angespannt.

„Was ich Euch vorschlage, ist dies: Überredet Alistair, die Nachtstatt mit mir zu teilen. Hier, heute Nacht. Und durch dieses Ritual werde ich ein Kind empfangen. Das Kind wird die Verderbnis in sich tragen und wenn der Erzdämon erschlagen wird, dann wird seine Essenz das Kind wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit suchen. In diesem frühen Stadium wird das Kind die Essenz absorbieren und nicht daran zugrunde gehen. Der Erzdämon wird trotzdem vernichtet und kein Grauer Wächter muss dadurch sterben.“

Ich sah sie entgeistert an. Ist das ein Witz?

Morrigan blickte mich musternd an, verzog jedoch keine Miene. Selbst als ich leise anfing hysterisch zu kichern und dabei nur den Kopf schüttelte.

Das kann nicht wahr sein, Morrigan kann das nicht ernst meinen!

Doch die Hexe nahm keine ihrer Worte zurück, oder fing an zu lachen. Nun erstarb auch mein leises hysterisches Lachen und ich verstummte, Morrigan dabei kritisch anstarrend

Sie meint es ernst.

Todernst.

Ich blickte erschöpft in das Kaminfeuer, versuchte das Brennen meines Rückens auszublenden und biss die Zähne zusammen.

Kopfschüttelnd ließ ich mich auf einen nahestehenden Holzstuhl nieder und schloss müde die Augen.

Ich muss… meine Gedanken ordnen. Unbedingt. Sonst werde ich gleich verrückt.

„Ihr wollt…“ – ich seufzte laut auf – „… mit Alistair… ein Kind?“

„Es würde Euch und ihm das Leben retten“, erwiderte Morrigan sofort.

Ein kühles Grinsen entstand auf meinen Lippen, als ich sie weiterhin ansah. Diese egoistische, machtgierige und kaltherzige Schlampe. Sie erwartet doch nicht ernsthaft, dass ich sofort zu Alistair renne und ihn dazu überrede, mit Morrigan ein Kind zu zeugen. Nur weil ich Panik habe zu sterben, die habe nach wie vor, aber ich werde aus dieser Panik doch nicht so etwas Verrücktem zustimmen!

Ich weiß nicht was Morrigan mit dem Kind vorhat. Ob sie es in einen Suppentopf kocht und auffrisst, so wie ihre Mutter und dann dadurch die Kraft des alten Gottes erlangt. Oder ob sie dem Kind die dunkelste Magie in ganz Thedas lehrt, nur um dann die Weltherrschaft an sich zu reißen. Immerhin trägt dieses Balg ja dann die Kraft eines alten Gottes in sich. Eines alten, verderbten Gottes!

Hält mich diese Hexe eigentlich für total bescheuert?!

Zornig sah ich sie an. „Wie könnt Ihr auch nur im Entferntesten glauben, dass ich dem zustimmen könnte?“, keifte ich sie an und spuckte zu Boden.

Sofort war ich auf den Beinen und wollte zur Tür hinaus stürmen, doch Morrigan stellte sich mir in den Weg.

„Kallian, bedenkt die Alternative! Alistair wird die Frau, mit er schon so viele Schlachten geschlagen hat, ganz egal, ob er der König ist, nicht einfach so sterben lassen. Wenn Ihr ihn sterben lasst, dann schuldet Ihr dem Land einen guten König. Wollt Ihr diese Verantwortung tatsächlich auf Euch nehmen?“

Nun musste ich spöttisch auflachen und stemmte die Hände in die Hüfte.

Oho, schlechtes Gewissen also noch dafür, das ich verhindere, dass ein vermutlich bald größenwahnsinniges Monster geboren wird?

Ich funkelte sie voller Abscheu an. „Ich wusste von Anfang an, dass ihr ein verdammtes Biest seid. Ach was, Ihr seid eine durchtriebene, hinterhältige Hexe! Ihr wusstet davon, das Alistair und ich sterben werden, wenn wir uns dem Erzdämon entgegenstellen. Ihr habt uns ins Verderben rennen lassen, habt gewartet bis es praktisch keinen Ausweg mehr gab, außer dieses abscheuliche Ritual! Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich dem zustimme, dass ihr ein Kind in die Welt setzt, welches vermutlich noch schlimmer und grausamer wird als die ganze Verderbnis zusammen! Lieber sterbe ich, als das zuzulassen!“

Ich riss mich mit Gewalt aus ihrem Griff und wäre beinahe aus dem Zimmer gestürmt, da sprach Morrigan mich hektisch erneut an.

„Das Kind wird nicht zu Dunkler Brut. Ganz im Gegenteil. Es wird die Seele eines alten Gottes haben. Aber ja, ich will dieses Kind“, gab Morrigan schließlich zu. „Aber Ihr und Alistair wärt gerettet! Ihr beiden könntet das Leben führen, von dem ihr immer geträumt hat. Ist das denn nicht viel besser, als in einem Kampf einfach so sein Leben wegzuwerfen?“

Ich blieb stehen und starrte die Wand gegenüber an. Mein Innerstes war bis zum Bersten gespannt.

Dann drehte ich mich langsam um, starrte Morrigan mit all meinem Hass und Wut an, die sich auf meiner Reise angesammelt hatte.

„Geht mir aus meinen Augen und aus meinem Sinn!“

Anfang vom Ende

Morrigan stürmte an mir vorbei, ich schaute ihr nicht einmal hinterher. Erst als ich hörte, wie sie die Stufen der Wendeltreppe hinab eilte, atmete ich laut aus.

Fahrig strich ich mir durch mein rotes kurzes Haar und sah schließlich in die Richtung, in der Morrigan verschwunden war.

Leicht kaute ich auf meiner Unterlippe herum, ballte meine Hände zu Fäusten.

War das wirklich das Richtige? Habe ich richtig gehandelt?

Mit einem hatte Morrigan durchaus Recht: ich hätte mit Alistair das Leben führen können, was wir uns beide schon immer erträumt haben. Zumindest gehe ich davon aus, das Alistair mit Elissa sein restliches Leben verbringen will.

Jedenfalls schon mal eine gewisse Zeitspanne.

Und ich würde mit Zevran leben, gemeinsam mit ihm Abenteuer erleben. Jeden Abend neben ihm einschlafen und jeden Morgen neben ihm aufwachen.

Und dann zirka zwanzig Jahre später, werden wir alle eines qualvollen Todes sterben, weil uns Morrigan mit ihrem Erzdämonen-Balg heimsuchen und die Welt in den Abgrund reißen wird.

Ich verzog das Gesicht und ging schließlich in mein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter mir. Auf dem kleinen Tisch vor dem Kamin entdeckte ich ein paar Weinflaschen, die mir anscheinend der Arl netterweise zugekommen lassen hat.

Erneut setzte ich mich auf den hölzernen Stuhl und starrte in das Feuer im Kamin. Nebenbei entkorkte ich die Flaschen und setzte die erste gleich an meine Lippen.

Mit großen, gierigen Schlucken hatte ich sie in kürzester Zeit geleert und warf sie anschließend frustriert ins Feuer.

Grimmig sah ich dabei zu, wie die Flammen sich gierig um die Flasche legten und sie zu verschlingen drohten.

Unruhig tippte ich mit meinem Finger auf die Stuhllehne, während ich mit meiner anderen Hand bereits die nächste Flasche ergriff.

Beim Erbauer, ich werde mich so sehr betrinken, bis ich einfach von selbst in einen tiefen Schlaf falle. Das bringt mir zwar am nächsten Tag schlimme Kopfschmerzen ein, verschont mich aber von Alpträumen.

Hastig setzte ich die zweite Weinflasche an meine Lippen und trank sie schnell aus, ehe ich diese auch schwungvoll in den Kamin schleuderte. Das Glas zersprang in tausende Teile.

Ein Gefühl der Schwerelosigkeit fing an sich langsam um mich zu legen, woraufhin ich gemächlich die Augen schloss.

Ich sank Stück für Stück in auf dem Stuhl in mich zusammen und dämmerte schließlich friedlich weg.
 

„Kallian“

Ich murrte innerlich, als ich spürte, wie ich an den Schultern gerüttelt wurde. Doch nicht lange, denn das Rütteln hörte auf und ich konnte mich wieder dem friedlichen Schlaf hingeben, der mir zustand.

Erschrocken riss ich die Augen auf und japste nach Luft im selben Moment, als eiskaltes Wasser über mich geschüttet wurde.

Hastig sprang ich aus dem Stuhl um und sah mich hektisch um.

Zevran sah mich verstimmt an, in seinen Händen hielt er einen Bottich, aus dem Wasser tropfte. Fassungslos starrte ich ihn an, mein Herz schlug nach wie vor ungewöhnlich schnell.

„W-was sollte…das?“, fragte ich ihn aufgeregt, als ich mich wieder halbwegs gesammelt hatte.

Doch der Elf mir gegenüber verdunkelte seine Miene geradezu. „Kannst du mir verraten, was du dort machst?“

Perplex starrte ich ihn an. „Was meinst du denn?“

Zev stand blitzschnell vor mir und stieß mich verärgert in den Stuhl zurück, beugte sich dabei über mich, während er seine Hände an der Stuhllehne abstützte. Es gab kein Entkommen für mich.

„Du bist großteiles abweisend, seit du mit Riordan und Alistair fortgegangen warst. Selbst dieser Bastardprinz spricht kaum noch mit den anderen. Und dann betrinkst du dich mal wieder fast besinnungslos. Ich will wissen was los ist“

Sein warmer Atem blies mir leicht ins Gesicht, während ich in Zevrans wütende Augen starrte. Doch zu meinem Leidwesen sah ich darin auch Kränkung.

Anscheinend hab ich ihm mit meinem Verhalten doch verletzt.

Meine aufkommende Wut infolge der spontanen Abkühlung seitens Zevrans, hatte sich schnell in Rauch aufgelöst. Wie konnte ich ihm wütend sein, immerhin wird das vielleicht meine letzte Nacht hier auf Erden sein.

Hastig sah ich woanders hin, wich Zevrans Blick schnell aus, damit er nicht sehen konnte, wie schlecht mir gerade wurde. Doch niemand konnte sich Zevrans Zuwendung entkommen.

Er packte mich am Kinn und drehte mein Gesicht zum ersten Mal seit ich ihn kenne, wirklich gewaltsam zurück, damit ich ihn doch ansehen musste. Entsetzt sah ich wegen der ruppigen Behandlung drein.

„Du wirst mir nicht entkommen, das weißt du“, flüsterte er gegen meine bebenden Lippen.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass es wirklich kein Entkommen geben wird. Weder für mich, noch für Zevran…
 

„Ich werde sterben“
 

Die geflüsterten Worte hallten in den halbdunklen Raum nur leicht wieder. Das Kaminfeuer war fast abgebrannt, lediglich eine leichte Glut herrschte noch im Kamin. Doch mein Atem ging stoßweise, während ich nach weiteren Worten suchte.

Denn Zevran sah mehr als verwirrt und unsicher auf mich hinab, dann wich er von mir zurück starrte mich aber immer noch unablässig an. „Was redest du da?“

Nach kurzem Zögern erhob ich mich ebenfalls, sah Zevran traurig an, der Drang ihm alles zu erzählen stieg mit brachialer Gewalt in mir auf.

Doch ich hatte ja einen Eid geschworen. Der große Eid der Grauen Wächter, nichts von dem Ritual preiszugeben und dem dazugehörigem großen Opfer im Kampf gegen den Erzdämon.

Wütend schmiss ich den Stuhl um, der daraufhin laut polternd zu Boden fiel. „Das ist alles nicht fair!“

Frustriert fuhr ich durch meine Haare, ehe ich mich wieder von Zev abwandte und unschlüssig in die Glut blickte.

Ich muss es Zevran erzählen, das bin ich ihm einfach schuldig. Nach allem was wir zusammen durchgestanden haben, soll er wenigstens wissen, warum ich sterben soll und wie.

Es herrschte erneut Schweigen, während ich meine Hände zu Fäusten ballte und die Glut weiterhin beobachtete. Das Feuer schien noch leicht auf meiner Haut, worauf ich leicht schmunzeln musste. Beinahe sah meine Haut rot aus.

„Ich sagte dir doch, dass Duncan dieser Grauer Wächter mich mitnahm, nachdem er mich praktisch gerettet hatte weil die Stadtwachen mich hinrichten lassen wollten. Immerhin hatte ich ja diesen perversen Lord getötet.“, fing ich nach einer Weile an zu erzählen, starrte immer noch in den Kamin.

„Ja“, war alles was er in einer ruhigen Tonlage beantwortete.

Leicht nickte ich, ehe ich weitersprach. „Ich ging mit, weil ich dachte ich könnte eh schnell wieder verschwinden. Kurz ein paar Monster töten und alle sind zufrieden. Doch es war nicht so leicht wie gedacht“

Leise seufzte ich, als ich mich an Daveth und Ser Jory zurückerinnerte. Und mir wurde leider bewusst, dass ich deren Gesichter so gut wie vergessen habe. Da waren nichts weiter als verschwommene Erinnerungen, die ich am liebsten nur vergessen will.

„Duncan hatte noch zwei weitere Rekruten neben mir. Alistair war schon bei den Grauen Wächtern und half Duncan mit bei den Vorbereitungen für das Ritual“

Ich hörte leise Schritte hinter mich, doch sie waren recht schnell wieder verstummt. „Was für ein Ritual?“, wollte Zev wissen und diesmal war seine Stimme etwas näher.

Grimmig zog ich die Stirn in Falten und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe ich einmal laut ausatmete. „Jeder Rekrut der Grauen Wächter muss das Blut der Dunklen Brut trinken. Dafür werden wir gegen die Verderbtheit immun und können die Dunkle Brut spüren“

Wieder herrschte Stille, während sich auf mein Lippen ein abfälliges Lächeln bildete. „Und ich in meinem Leichtsinn ging davon aus, dass auch das kein Problem sei. Doch Daveth starb kurz nachdem aus dem Kelch trank und Ser Jory bekam daraufhin kalte Füße. Er stellte sich Duncan entgegen, der ihn dann tötete“

Ich verlor mich in der schwachen Glut, während ich weitersprach, die Erlebnisse von jener Nacht so deutlich in meinen Erinnerungen wie schon lange nicht mehr. „Also hatte ich die Wahl: Mich gegen Duncan stellen und auf jeden Fall sterben, oder das Blut dieser Monster trinken und nur vielleicht sterben. Ich entschied mich dann für Letzteres“
 

Meine Nackenhärchen stellten sich auf, als ich sogleich weitersprach. „Ich dachte ich verbrenne von innen. Die Verderbtheit durchdrang jede Faser meines Körpers, ich bekam keine Luft mehr und die Kraft in meinen Beinen war fort. Also stürzte ich, japste verzweifelt nach Luft. Dann wurde alles schwarz und das war der Augenblick, als ich ihn zum ersten Mal sah und hörte“

Wieder leise Schritte von Zevran, ich konnte spüren, dass er direkt hinter mir stand. Sein warmer Atem strich mir über den Nacken. „Was war das?“

Die leise Anspannung die langsam in Zev erwachte, ließ auch mich nervöser werden, je weiter ich mit meiner kleinen Gruselgeschichte fortfuhr. Wie würde Zevran auf das Ende reagieren?

„Der Erzdämon. Ein riesiger Schatten, überall verzweifelte Schreie und sein Gesang, der sich mit dem Geschrei der Monster mischte.“

Nun drehte ich mich und wagte es, vorsichtig in Zevrans Augen zu blicken. „Nun war ich ein Grauer Wächter geworden, obwohl sie erst dachten ich wäre ebenfalls gestorben, schließlich wachte ich auf dem Scheiterhaufen neben dem toten Daveth auf.“

Ein trauriges Lächeln erschien nun auf meinem Lippen. „Dann dachte ich könnte fliehen, doch die große Schlacht von Ostagar war bereits im vollen Gange. Ich traf auf Loghain, wurde Zeuge, wie er den König verriet und wollte ihn aufhalten. Er schlug mich nieder, ich floh vor der dunklen Brut und landete dann in der Korcari Wildnis, bis ich irgendwann Morrigan traf und die führte mich wiederum zu Alistair. Er wurde von Flemeth gerettet. Und der Rest ist…wie sagt man so schön? Geschichte“

Zevrans Gedanken schienen mir unergründlich für einen Moment, denn er verzog nicht einmal die Miene, während er mich musterte. Grummelnd sah ich zu meinen Fingern, die ich selbst etwas knetete um mich zu beruhigen.

„Graue Wächter können keine Kinder bekommen, zumindest ist es sehr schwer, hat Alistair mir mal erzählt. Zudem habe ich nur noch 30 Jahre zu leben, dann ereilt mich der Ruf und ich gehe in die Tiefen Wege, um dort im Kampf gegen die Dunkle Brut meine letzte Schlacht zu schlagen“

Mit einem schiefen Grinsen sah ich zu Zev auf. „Aber das betrifft mich ja nicht, ich sterbe ja schon früher. Denn jetzt komme ich zu der wichtigsten Aufgabe eines Wächters“

Wieder holte ich tief Luft, wollte gerade weitersprechen, da kam Zev mir zuvor. „Warte. Du lebst nur noch 30 Jahre? Warum?“

Leicht überrascht, wegen der plötzlichen Unterbrechung, sah ich ihn wieder an. „Na, weil die Verderbtheit in meinem Blut dafür sorgt, irgendwann kann mein Körper die Verderbtheit nicht mehr abwenden. Dann höre ich wohl Stimmen in meinem Kopf flüstern und bekomme schreckliche Träume. Das sind Anzeichen für den Ruf“

Ich blickte nachdenklich wieder in die schwache Glut. „Jetzt habe ich auch schlimme Alpträume, aber das liegt wohl eher an der herrschenden Verderbnis. Das war einer der Gründe, warum ich mich praktisch in den Schlaf trinken wollte…“

„Was war der andere?“, fragte mich Zev nach einer Weile, als ich immer noch gedankenverloren in den Kamin blickte.

Beinahe schreckte ich hoch, doch sammelte mich recht schnell. Das Brüllen des Erzdämons hallte mir fast in den Ohren. „Der andere Grund ist der, was uns Riordan erzählt hatte…“

Kurz holte ich Luft, konnte es selbst fast nicht glauben, dass ich diese Wörter nun doch aussprechen werde. „Der Grund, warum nur Graue Wächter den Erzdämon erschlagen können, liegt in unserem Blut. Als ich das verderbte Blut trank und überlebte, habe ich mir eine große Bürde aufgelegt. Die Essenz des Erzdämons überträgt sich auf mich, wenn ich ihn töte. Dann sterbe aber auch ich. Wenn ein normaler Soldat den Erzdämon töten wollte, würde die Essenz einfach auf ein anderes Wesen der Dunklen Brut übergehen. Immer und immer wieder“

Es herrschte Schweigen, während ich mich dazu entschloss, ein wenig in der schwachen Glut herumzustochern.

„Ich habe Alistair ins Gesicht gesagt, dass ich den letzten Schlag gegen dieses Monster tun werde. Immerhin ist er bald König, ich bin eine unbedeutende Elfe aus dem Gesindeviertel. Er ist dagegen, das weiß ich, aber mir ist das egal. Ich habe mich entschieden“

Hörbar atmete ich aus, genoss kurz die schwere Last jemandem erzählt zu haben. Dann fing meine Stimme kurz zu zittern an.

„Und dann stand Morrigan in meinem Zimmer. Sie erzählte mir, es gäbe eine Möglichkeit, die Grauen Wächter zu retten“

Augenblicklich ergriff mich Zevran an den Schultern und drehte mich um. Erschrocken sah er mich an, während die Tränen meinen Wangen hinunterliefen und ich mir auf die Lippen biss, um nicht zu schluchzen. „Aber ich lehnte ab! Sie wollte, das Alistair ihr ein Kind zeugt und dieses Kind würde die Essenz des Erzdämons in sich aufnehmen, wenn ich das Monster erschlage!“

Ich merkte nicht wie ich immer hysterischer wurde, je mehr ich mich in Rage erzählte. „Aber zu welchem Preis?! Kannst du dir Morrigan als gute Mutter vorstellen? Kannst du glauben, dass sie nicht später zurückkehren wird um uns alle zu vernichten? Kannst du-!“

Ich wollte weiter schreien, doch Zev drückte mich eng an sich, legte seine Hand auf meinen Kopf und strich drüber. Ich konnte daraufhin mein Schluchzen nicht mehr unterdrücken und wurde nun regelrecht geschüttelt von meinem Weinkrampf.

„Das ist nicht fair! Ich konnte es einfach nicht, Zevran! Ich konnte es einfach nicht…“

Wir sagten beide nichts mehr, ich weinte mal wieder erbärmlich einige Zeit, hatte mich aber schlussendlich doch noch gesammelt.
 

Langsam wich ich von Zev zurück, sah unsicher zu Boden und wischte mir die letzten verbliebenen Tränen weg. Dann schließlich sah ich wieder in den Kamin. Mit einem Mal kam ich mir so erschöpft vor wie nie zuvor in meinem Leben. Mein ganzer Körper schien zu schmerzen und regelrecht nach Ruhe und Entspannung zu schreien. Doch das ging nicht. Nie wieder wahrscheinlich.

„Ich hasse es, ein Grauer Wächter zu sein. Ich wollte das nie“, fing ich nach einer Weile wieder flüsternd an, als niemand von uns etwas gesagt hatte.

Mit steigendem Hass starrte ich auf das letzte Fünkchen Glut, welches beinahe verloschen war. „Ich hasse die Grauen Wächter. Ich hasse ihr Ritual, mit dem sie wohl schon so viele umgebracht haben. Ich hasse die Dunkle Brut, die Verantwortung auf meinen Schultern, das Flüstern in meinem Kopf und den Erzdämon.“

Da seufzte ich leise auf, drehte mich wieder langsam zu Zevran um und sah ihn traurig lächelnd an. Im Dunkeln konnte ich ihn nur schemenhaft erkennen, seine Mimik konnte ich nicht deuten.

„Aber ich bin ein Grauer Wächter, ich werde das tun, was getan werden muss. Ich tue es für diesen verdammten Duncan, der mir mein Leben versaut hat. Ich tue es für Daveth, der beim Ritual sein Leben ließ, als er dieses verderbte Blut trank. Ich tue es für Jory, weil er so voller Angst war und schließlich von Duncan umgebracht wurde. Ich tue es für all die Brüder und Schwestern in diesem elenden Orden, die auch das für mich tun würden. Ich bin ein Grauer Wächter und das ist meine Bürde“
 

Erneut Schweigen.
 

Leise seufzte ich und starrte wieder zu Boden, dabei auf meine Lippe kauend. Es war ja nicht so, dass ich erpicht darauf war zu sterben und vermutlich zur Legende zu werden. Was nützen denn auch Legenden über einen, wenn man tot ist? Ich habe dann daran meinen wenigsten Spaß.

„Ha, du elender Sturkopf“

Perplex sah ich in Zevrans Gesicht. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen, doch in seinen Augen konnte ich ein verräterisches Glitzern erkennen.

Ich zwang mich ebenso zu einem Grinsen, das nicht minder genauso heuchlerisch war wie das von Zevran. „Ja, das habe ich schon öfters gehört. Ich bin eben nicht zu bremsen“

Dann lachte ich gezwungen und schaute wieder zur Seite. Ich kann Zevran einfach nicht mehr in die Augen sehen… und mir auch nicht mehr.

„Deswegen… wollte ich mir etwas Fusel gönnen. Den Untergang der Welt einmal nur kurz entkommen. Kannst du das nachvollziehen?“, fragte ich leise.

Zevran hob sachte mein Kinn an und ich sah ihn nun wieder etwas unsicher an. Ich wusste nicht was kommen würde, aber ich rechnete mit vielem. Von: Du Idiot, warum bist du nicht auf Morrigans Angebot eingegangen?! Bis zu: Du stirbst morgen? Na dann suche ich mir eben eine andere Bekanntschaft, die einen etwas längeren Lebensfaden in naher Zukunft aufweist.

Doch Zev sagte nichts davon, legte seine Lippen sacht auf meine und brachte mich dazu leise aufzuseufzen.
 

Augenblicklich legte ich meine Arme um seinen Hals und drückte mich eng an ihn. Sein bekannter Lederduft betörte meine Sinne, als seine Lippen über meine Wange strich und schließlich hinab zu meinem Hals.

Kurz verweilten wir eine Weile so, lauschten dem Atem des jeweils anderem. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Haar, wollte jeden Duft aufnehmen und in mir einsperren.

Seine Hand strich über meinen Hosenbund, seine Küsse weiterhin über meinem Hals und in mir fing eine Flamme an aufzulodern, die mich wohl innerlich verbrennen würde.

Ein weiteres Seufzen entwich mir, während ich sachte an seinem Ohr knabberte, meine Hand vergrub sich in seinem Haar und ich zog wohlig daran.

Die Hose fiel zu Boden, mein Widerstand ebenso. Vorsichtig blickte ich Zevran mit geröteten Wangen an, mein Atem hatte sich leicht beschleunigt.

Auf seinem Lippen erschien sein bekanntes selbstzufriedenes Grinsen, wenn er sich einer Sache sicher war.

„Oh, ich weiß um deinen Tatendrang, wenn es darum geht die verschiedensten Spirituosen auszulöschen.“

Leicht bockig sah ich drein und zog nun eine Schnute. Bilde ich mir ein, oder macht sich Zevran mal wieder lustig über mich?

Dann wurde seine Miene jedoch wieder ernst, mir ahnte übles. „Die tapferen Grauen Wächter, sterben also heldenhaft im Kampf. Wie heroisch, wirklich“

Seine Worte trieften regelrecht vor Sarkasmus, dann ließ er ab von mir und blickte mich ernst an, die Stirn dabei in Falten gelegt.

Grimmig biss ich mir auf die Lippen, als ich beobachte wie Zev mich von oben bis unten musterte, immer noch halb nackt vor ihm stehend. „Ja, sehr heroisch! Ich wollte schon immer im Kampf sterben, um eine Legende zu werden!“

Ein dünnes Lächeln entstand auf seinen Lippen, als sich der blonde Elf durch sein Haar strich und sich nun langsam auszog. „Dann lass uns diese letzte Nacht genießen, meinst du nicht?“

Verblüfft sah ich zu Zevran, als er nun vor mir stand wie ihm der Erbauer erschaffen hatte. Mit seinen alten Narben und den neuen Narben, die er auf unserer gemeinsamen Reise bekommen hat.

„Letzte Nacht?“, wisperte ich ungläubig, starrte zu ihm auf. Meint er das jetzt etwa ernst?

Tränen sammelten sich wieder in meinen Augen, als ich verbissen zu Boden starrte und hastig von Zevran zurück wich. „Ja, bevor ich dann elendig sterbe!“

„Ich bleibe bei dir, bis zum Schluss. Versprochen, meine kleine Wildkatze“

Mit diesen Worten berührten seine Lippen meine, sanft, fast schon zärtlich. Der Kuss wurde bald schon wilder, besitzergreifender. Ich schlang die Arme erneut um seinen Hals und er griff mit einer Hand in mein rotes Haar.

„Komm mit!“, knurrte er mir gegen die Lippen und packte mein Handgelenk um mich mitzuziehen.

Er kam in Fahrt und alleine schon der Gedanke ließ mich brennen, also wehrte ich mich nicht weiter gegen Zevran. Ich wollte ihn genauso wie er mich.

Und wenn es die letzte Nacht für uns beide sein sollte, dann sei es eben so.

Seine Lippen lösten sich nicht ein einziges Mal von meinen, während wir zusammen auf das Bett sanken.

Die Finger seiner einen Hand verschränkten sich mit meinen. Die Andere fuhr mir über Wange und Hals, streichelte mir sanft über die Seite und unter das Hemd, schloss sich um meine linke Brust, sein Daumen sanft auf meiner erwachten Knospe. Bei dieser Berührung keuchte ich leise auf und schmiegte mich enger an ihn.

„Diese Nacht wird dir unvergesslich werden“, säuselte er an meinem Ohr und berührte meine Schläfe sanft mit den Lippen.

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. „Alle Nächte mit dir sind unvergessen“

Er küsste meinen Hals, das Dekolleté und zog mit den Zähnen an den Bändern, die das Hemd zusammenhielten. Als sich seine weichen Lippen um meine Brust schlossen und daran saugten, zog ich scharf die Luft ein und ein leises Stöhnen entrang sich meiner Kehle. Meine Finger vergruben sich in seinem samtenen blonden Haar. Ich fühlte ihn an meiner Haut lächeln und tiefer gehen. Er schob den Stoff meines Oberteils hoch und bedeckte meinen Bauch mit hauchfeinen Berührungen seines Mundes, biss mir verspielt in die Hüfte und zog mir die Hose von den Beinen, zupfte mit den Zähnen an meiner Wäsche und kam mir wieder entgegen, als ich mich aufsetzte. Küsste mich sofort und streifte mir daraufhin das Hemd über den Kopf und sah mich an.

Mit rotgefärbten Wangen, zerzaustem Haar und leicht glasigem Blick sah ich ihn ebenfalls an. Zevran schien selbst mit offenem und leicht zerzaustem Haar perfekt, während ich wohl oder übel wieder völlig durch den Wind aussah.

Doch ehe ich mir weiterhin darüber Gedanken machen konnte, hauchte mir Zevran drei Worte in mein Ohr, von denen ich nie gedacht hätte, sie wahrhaftig und ehrlich aus seinem Munde zu hören, als er sachte mit seinen Lippen daran nippte. Augenblicklich war sämtlicher Widerstand in mir niedergerungen.

Zev rang mich nieder und sein Gesicht war über mir, sein Körper hart und geschmeidig auf dem meinen ...
 


 

Mit angewinkelten Beinen saß ich auf dem Bett, bette mein Kopf auf die Knie und sah hinaus aus zum Fenster, wo ich bereits den roten Himmel begutachtete, der zusehends die schwarze Finsternis vertrieb.

Der Morgen war angebrochen.

Und damit die kommende Schlacht, den Trubel unten im Hof konnte ich bereits deutlich vernehmen. Arl Eamon wird alle Truppen sammeln und dann wird es gleich losgehen Richtung Denerim. Der Gewaltmarsch, der mir und den Truppen schon alles abverlangen wird, von der kommenden Schlacht ganz zu schweigen.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, bei dem Gedanken an die kommende Schlacht. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie viele dabei sterben werden. Wie viele Söhne, Töchter, Väter, Mütter und Freunde sterben werden. Wie viele Leben einfach ausgelöscht werden, weil der Erzdämon erwacht ist und seine verderbte Meute in den Krieg schickt.

Ein erschöpftes Seufzen entwich meinem Mund. Schnell schloss ich die Augen, um dieses rot nicht weiter sehen zu müssen. Irgendwie erinnerte es mich… an Blut.

„Du bist wach“

Zevrans Fingerspitzen strichen über meinen nackten Rücken und hinterließen eine Gänsehaut auf meiner erhitzten Haut.

„Dein Rücken sieht viel besser aus, ich werde die Verbände dann noch ein Mal neu anlegen“

„Nein“

Ich konnte regelrecht spüren, wie Zevrans Blick sich in meinen geschundenen Rücken bohrte, doch ich erhob mich nun vom Bett und schritt zum Fenster. Aufmerksam sah ich hinaus, beobachtete, wie voll der Hof war. Wie Elfen, Zwerge und Menschen sich zu formatieren versuchten in diesem Durcheinander.

Ich legte meine Arme um meinen Oberkörper und atmete hörbar aus, wand mich von diesem Schauspiel ab und blickte zu Zevran.

„Ich denke, wir haben dafür keine Zeit. Es wird schon gehen“

Wie aufs Stichwort klopfte es laut an meiner Tür. „Wächter, macht euch bitte fertig, wir brechen in Kürze auf!“, rief eine fremde Männerstimme.

Vermutlich irgendein Soldat, der von Eamon geschickt wurden war.

Kurz musste ich schmunzeln. „Oh, siehst du? Was habe ich gesagt?“

Zügig ging ich zu meiner neuen Grauen Wächter Rüstung, griff danach doch hielt im selben Augenblick inne. Unsicher starrte ich auf das Wappen mit den abgebildeten Griffons und den Kelch in der Mitte dazu.

Kommandantin der Wächter.

Und vermutlich nur diese eine Schlacht, dann bin ich dem Erbauer sei Dank, diesen grässlichen Titel wieder los.

Ich kam nicht umhin spöttisch zu lächeln.

Stoff raschelte leise, als ich hörte wie Zevran sich anzog. Sachte strich ich mit meinem Finger über das Emblem der Grauen Wächter und blieb an dem einen Tropfen hängen, der in den Kelch fällt.

Verdorbenes Blut und dadurch ein verdorbenes Leben.

„Ich werde mich ebenfalls fertig machen, das solltest du auch“, hauchte die dunkle Stimme des blonden Elfen in mein Ohr.

Leicht schreckte ich hoch, als ich dadurch aus meinen Gedanken erwachte. Doch Zevran legte seinen Lippen auf meinen Nacken, strich federleicht mit diesen über meine Schulter verharrte dort eine Weile.

Dann löste er sich abrupt und verließ schnell mein Zimmer.

Unsicher sah ich ihm nach, als ich etwas Nasses auf meiner Schulter spürte und ich mir relativ sicher war das es nicht aus Zevrans Munde kam, sondern ganz woanders.

Oh Erbauer, steh mir bei!
 

Das Sonnenlicht berührte gerade den Boden, als das gewaltige Heer aus Menschen, Elfen und Zwergen das Dorf zwischen den lehmigen Hügeln verließ und sich auf den Gewaltmarsch nach Denerim aufmachte.

Frauen verabschiedeten sich von ihren Männern. Kinder weinten oder liefen aufgeregt zwischen den Reitern umher. Alle schienen sich auf das Ende vorbereitet zu haben, das niemand länger hinauszögern konnte.

Wir hatten alle Kräfte um uns gesammelt.

An der Spitze ritt ich mit meinen Gefährten und Bann Teagan. Selbst Arl Eamon kam mit uns, wurde jedoch vorher tränenreich von Lady Isolde und seinem Sohn Connor verabschiedet.

Ich kam nicht umhin ihnen einen kurzen verstohlenen Blick zuzuwerfen. Auch wenn Isolde eine dumme Kuh sein sollte, ihren Mann scheint sie wirklich über alles zu lieben.

Dieses Mal saß ich in einem richtigen Pferd ebenso wie meine Gefährten, während wir über die flacher werdenden Hügel im Süden des Calenhadsees trabten.

In meinem Kopf war nichts als Leere, das einzige was ich tat, war zu reagieren. Nur mein Körper arbeitete unermüdlich, wenn wir auf dunkle Brut stießen.

Nicht mehr lange, dann würde es zu Ende sein, so oder so.

Es würde sich das Schicksal des ganzen Landes entscheiden. Ein Jahr lang hatte es in Alistairs und meinen Händen gelegen und der heutige Tag fühlte sich wie eine Befreiung an.

Die Dunkle Brut würde mit Sicherheit vor uns Denerim erreichen, also mussten wir so schnell wie möglich dorthin gelangen.

Immerhin waren in Denerim Shianni, Sorris und Alarith! Wenn ich sie durch die Dunkle Brut verliere, nach allem was wir durchgestanden hatten, nur weil ich zu langsam war, würde ich mir das nie im Leben verzeihen können.

Teagan und ich hatten daher beschlossen, dass wir den ganzen Tag ohne Pause durchreiten würden. Die Zwerge, ebenso wie die Elfen waren nicht beritten und würden länger brauchen. Höchstwahrscheinlich würden sie die ganze Nacht durchmarschieren müssen, um rechtzeitig nach Denerim zu gelangen. Mit dem restlichen Heer, das sich aus Eamons, Loghains und Howes Männern zusammensetzte, würden wir vorreiten und auf das Beste hoffen.

Die Leben von vielen Tausenden lag in unseren Händen.

Ich durfte nicht zulassen, dass noch mehr sterben würden. Wir hatten diese Armee um uns versammelt, um die Gefallenen in Ostagar zu ersetzen. Ich musste hoffen, dass es reichen würde.

Mein Blickfeld beschränkte sich auf die paar Zentimeter zwischen den Ohren meines Pferdes, während ich immer wieder etwas hin und her rutschte.

Mein Hintern schmerzte bereits höllisch, Pferde waren einfach nicht meine Tiere, von ihrer enormen Größe abgesehen. Immer wieder versuchte ich nach Zevran Ausschau zu halten, doch nirgends konnte ich ihn entdecken, es schien als wäre er mit der Menge verschmolzen.

Es wurde ein langer Tag. Die Landschaft flog nur so an uns vorbei und es kam mir vor als würde ich meine einjährige Reise im Schnelldurchlauf noch mal erleben.

Meine Wächterrüstung glänzte regelrecht im Schein der Sonne. Meine beiden neuen Dolche aus Veridium würden mich hoffentlich im letztem Kampf meines Leben so weit bringen, bis ich dann endlich vor dem Erzdämon stehe, nur um ihn dann auch den Garaus zu machen.

Er oder ich. Alistair muss ich mir irgendwie vom Leib halten, sonst stürzt er sich noch heldenhaft auf das Monster.

Apropos Alistair…

Ich schaute zur Seite, als besagter zukünftiger König an mir vorbei ritt, dicht gefolgt von Elissa. Beide sahen, gelinde gesagt, einfach nur schrecklich aus. Die Augenringe schien richtige Krater gegraben zu haben und beide wirkten absolut ermüdetet.

Sonst waren alle meine Gefährten da, bis auf Morrigan. Dieses Miststück, am liebsten hätte ich sie noch dem Erzdämon zum Fraße vorgeworfen!

Der graue Himmel wurde langsam schwarz, als wir die Südhänge erreichten. Ein bedrohliches Grollen kündete an, was ich den ganzen Tag über schon befürchtet hatte, doch noch schien das Gewitter zu weit entfernt zu sein, um noch hoffen zu können, dass es vielleicht weiter zog. Obwohl mich der Gedanke langsam beschlich, das es sich um etwas ganz anderes handelt als ein Gewitter.

Immer wieder biss ich mir nervös auf die Lippen, doch meine Nervosität wollte nicht versiegen bis schließlich meine Unterlippe anfing zu bluten.

Die Nacht brach herein und mit ihr kamen die ersten Regentropfen. Schon nach wenigen Minuten hatte es sich bereits richtig eingeregnet.

Es dauerte nicht lange und wir waren alle durchnässt. Meine Laune sank Richtung Tiefpunkt.

Ein einziges Mal nickte ich im Sattel ein und wurde gefühlte zwei Sekunden später von dem Wiehern meines Gauls geweckt.

Erschrocken sah ich mich um und erkannte bestürzt, wo wir waren. Den Brecilianwald hatten wir noch nicht vollständig hinter uns gelassen, doch der Himmel schien zu glühen, über dem Ort, an dem ich Denerim vermutete. Mir fiel auf, dass wir angehalten hatten.

Die anderen waren bereits von den Pferden gestiegen.

„Was ist los?“, fragte ich verwirrt.

„Wir lassen die Pferde hier und gehen das letzte Stück zu Fuß“, erklärte mir Fergus hastig und half mir von dem Pferd herunter.

Der Tagesritt steckte mir tief in den Knochen und ich hatte nicht bloß Schwierigkeiten beim Laufen. Meine Waden, meine Oberschenkel und mein Hintern schmerzten bei jeder Bewegung. Wütend biss ich die Zähne zusammen und fluchte leise vor mich hin.

Wie sollte ich so nur kämpfen? Mein Rücken tut weh, genauso wie der Rest meines Körpers wie mir schien. Fluchend schwankte ich zum nächsten Baum, um mich daran festzuhalten.

„Kallian, alles in Ordnung?“

Ich drehte mich um und sah angespannt in Riordans Gesicht. Ich musste einen lächerlichen Anblick abgeben, wie ich mich mit gespreizten Beinen und schmerzverzerrtem Gesicht an einem Baum festklammerte.

„Ja“, stieß ich gepresst aus und grinste dabei erbärmlich. „Es geht schon. Ich bin es nicht gewohnt zu reiten.“

Er nickte verstehend. „Dann solltest du die wenige Zeit nutzen, um dich auszuruhen. Wir werden hier auf den Rest des Heeres warten, um Denerim geschlossen zurückzuerobern.“, sprach er ruhig.

„Ist es gefallen?“, fragte ich schockiert. Sofort waren alle Schmerzen wie weggeblasen.

Riordan sah unsicher zu Boden. „Meine Späher berichten, dass die ganze Stadt von Dunkler Brut eingenommen wurde. Das Gesindeviertel steht in Brand, sowie andere Teile der Stadt. Und zu allem Überfluss wurde der Erzdämon gesichtet.“

Alles in mir zog sich zusammen. Das Gesindeviertel brennt?! Schon wieder?! Nein!

„Dann werden wir es hier und jetzt beenden!“, sagte ich mit unvorstellbaren Groll in der Stimme. Sie werden dafür büßen! Wehe sie tun meiner Familie was zu leide!

Riordan nickte mir noch einmal zu, dann ging er zu seinen Männern, als er bemerkte, dass ich regelrecht davor war, loszuschreien.

Die Dunkle Brut wird mehr als dafür büßen, dass sie sich ausgerechnet Denerim ausgesucht hat um unterzugehen. Ich werde jeden einzelnen von ihnen töten! Bis nichts weiter als Hackfleisch von ihnen übrig ist!
 

Ich ließ mich gegen den Baum sinken und störte mich nicht an der schwarzen Schliere, die an meiner Rüstung und zum Teil in meinen Haaren hängen blieb. Das Pochen und Summen in meinem Kopf war fast schon ein Dauerzustand geworden, seit die Verderbtheit sich soweit ausgebreitet hatte.

Mein Blick glitt ein weiteres Mal zu meinen Gefährten. Alle wirkten angespannt und erschöpft. Selbst Sten konnte ich ansehen, dass er zusehends unruhiger wurde.

Zevran gesellte sich plötzlich zu mir, als er wie aus dem Nichts wieder auftauchte. Seit wir losgeritten waren, hatte ich ihn nicht wieder gesehen.

Unschlüssig sah ich ihn deswegen an und rutschte etwas, um ihm Platz zu machen.

„Du weiß schon, dass ich das hier nur für dich tue, oder?“

Er grinste mich breit an, doch mittlerweile konnte ich in seinen Augen sehen, dass er durchaus Angst hatte. All sein schauspielerisches Talent schien in diesen Tagen bedeutungslos.

„Normalerweise würde ich jetzt in Antiva sitzen, in irgendeinem Freudenhaus und mich meines Leben erfreuen“, sagte er noch immer grinsend, mich dabei musternd.

„Wenn du nicht mit mir hier wärst, dann würde es bald keine Freudenhäuser mehr geben. Weder in Antiva, noch sonst wo in der Welt“, erwiderte ich leise und schaute wieder zu Boden.

„Dass es so schlimm kommt… und ich dachte bis jetzt wirklich, in Ostagar war es schrecklich“

„Wie war es in Ostagar?“, wollte Zevran wissen. Unsicher sah ich wieder langsam auf.

„Es war seltsam. Ich wusste nicht, was mich wirklich erwartete. Schließlich hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt kaum etwas darüber gewusst, dass uns eine Verderbnis bevorstand. Und außerdem war immer fest der Annahme, es wären nur Hirngespinste von irgendwelchen Alten, damit sie eine schöne Gruselgeschichte in petto haben“

„Es kam anders als du dachtest, nehme ich an?“, fragte Zev nach, ich nickte leicht.

„Als ich diese Monster dann mit eigenen Augen sah und sie hörte und selbst riechen konnte, wurde mir klar, dass diese Gruselgeschichte weitaus lebendiger war als in meinen schlimmsten Alpträumen“, erwiderte ich leicht schaudernd.

„Das hier ist so viel endgültiger…“, flüsterte ich bebend. Zevran ergriff meine Hand und drückte sie sachte. Dankbar lächelnd sah ich zu ihm, doch in seinen Augen sah ich Sorge…und Schmerz.

Ich nickte ein weiteres Mal an den Baum und Zevran gelehnt ein. Der Regen störte mich nicht mehr, an einer Lungenentzündung würde ich die nächsten Tage eh nicht mehr sterben.

Als ich das nächste Mal geweckt wurde, herrschte Aufregung unter den Männern. Der Rest des Heeres war da.

Es ging los.

Bann Teagan kam auf mich zugelaufen und zog mich auf die Beine.

„Ihr und Alistair solltet zu den Männern reden!“, sagte er und schleifte mich mit sich.

„Was?“, stieß ich panisch aus. Ich hasste es, Reden zu halten. Noch dazu mit Alistair, der das wahrscheinlich genauso vermasseln würde wie ich!

Alistair sah nicht minder begeisterter aus. Doch als er mein panisches Gesicht sah, schien er wahrhaft zu schmunzeln.

„Das ist nicht lustig!“, fauchte ich mit hochrotem Kopf, als ich bereits spürte, wie sämtliche Blicke sich auf uns beide gerichtet hatten.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als Alistair plötzlich meine Hand nahm. Entgeistert und mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an.

Zu meiner Überraschung lächelte er mich an, während ich wohl aussah als würde ich gleich kollabieren.

„Es ist soweit. Duncan hatte Recht. Es gibt noch mehr Schlachten, die gekämpft werden müssen. Lass uns hoffen, dass das hier nicht die letzte ist. Möge der Erbauer über dich wachen, Kallian.“

„Über dich auch“, flüsterte ich unsicher, als ich zu ihm aufsah. Meine Nervosität war jedoch mit einem Mal verschwunden.

Der Druck von seiner Hand um meiner verstärkte sich und er führte mich zu unserer Armee.

Im strömenden Regen standen wir vor den Männern und Frauen, die uns dabei helfen würden, die Verderbnis hier und jetzt zu zerschlagen. Meine Angst selbst etwas sagen zu müssen, löste sich bald in nichts auf, als Alistair anfing zu sprechen.

„Wir stehen Auge in Auge mit der Dunklen Brut! Seht sie an mit festem Blick, aber fürchtet sie nicht!“

Er zog mich vor sich und sprach weiter. „Die Frau, die hier neben mir steht, ist eine Elfe! Eine Elfe im Rang eines Grauen Wächters und ich sage Euch, noch nie gab es einen ruhmreicheren Wächter! Sie hat alle Widrigkeiten überlebt und ohne sie wäre heute keiner von uns hier! Heute werden wir Denerim retten! Heute werden wir den Tod meines Bruders, Eures Königs, sühnen! Für Cailan!

Aber vor allem werden wir den Grauen Wächtern heute zeigen, dass wir uns ihres Opfers voller Hochachtung erinnern!

Für Ferelden! Für die Grauen Wächter!“

Die Masse jubelte. Hunderte Menschen, Elfen und Zwerge brüllten aus vollem Halse ihre Zustimmung und ich stand da und war gerührt.

Wir würden diesen Kampf gewinnen. Dessen war ich mir sicher!

Alistair zog sein Schwert und reckte es gen Himmel. Unsere Armee tat es ihm nach und stürmte dann an ihm vorbei, zu auf die riesige Rauchwolke am Himmel, die Denerim sein musste.

Fast wurde ich umgerannt, als das Heer losrannte. Alistair zog mich dichter an sich heran, ehe wir dann einfach mit dem Strom an Elfen, Zwergen und Menschen mit trieben.

Im Laufschritt erreichten wir nur wenige Minuten später den Hügel und das abscheuliche Ausmaß der Verderbnis wurde sichtbar.

Der Himmel war rot über Fereldens Hauptstadt und die Dächer qualmten und brannten lichterloh. Selbst der strömende Regen vermochte das Feuer nicht zu löschen. Menschen versuchten sich verzweifelt mit Keulen und Äxten gegen die Ungeheuer zu verteidigen, die ihre Heimstadt angriffen, doch die Dunkle Brut metzelte einfach alles nieder, was ihnen in Reichweite war. Sogar die Tore waren von diesen Monstern aufgebrochen worden. Etwaige Barrikaden waren niedergerissen oder wahrscheinlich einfach überrannt. Unzählige Hilferufe schlugen mir entgegen, vermischt mit dem unheimlichen Lachen der Dunklen Brut, deren Präsenz kolossal war. Ich habe noch nie im Leben so viele der dunklen Brut gesehen!

Auf einmal wurde der Kampflärm ausgeblendet.

Ein gewaltiges Brüllen ließ die Erde erbeben und mein Blut zu Eis gefrieren.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf den dunklen Umriss zwischen den Wolken.

Über der Stadt sah ich ihn.

Der Erzdämon!

Der Anfang vom Ende.

Letzte Schlacht

Gebannt starrte ich auf den schwarzen und verderbten Drachen, der nichts anderes war als der Erzdämon, sozusagen unser Erzfeind.

Er spie dunkelrotes Feuer, aus seinem Maul floss schwarzer Geifer; selbst seine Schuppen schimmerten dunkel schmierig auf, als wären sie selbst mit der Verderbtheit überzogen. Seine gelben Augen zuckten unentwegt über das Schlachtfeld unter ihm.

Alles an diesem Drachen wirkte unheimlich.

Drachen waren von Natur aus gefährlich, monströs und erschreckend. Doch hatten sie immerhin eine eigene Art von Schönheit und Eleganz.

Doch dieses Wesen dort war nur noch eines: eine fleischgewordene Verderbnis, die mit ihren schwarzen Klauen und den gigantischen Zähnen alles und jeden zerfleischen und vernichten würde, was ihm auch nur in die Nähe käme.

Augenblicklich brannte mein Innerstes auf, alle meine Glieder versteiften sich sobald ich auch nur den Drachen erblickt hatte.

Kurzzeitig schien es so, als wenn die Welt um mich herum taub und starr wurde.

Für einen winzigen Augenblick starrten der Erzdämon und ich uns direkt in die Augen. Ich hörte seinen Brüllen in meinen Ohren, welches wiederum wie eine süße Melodie des Todes klang.

Der Augenblick verlosch genauso schnell, wie er gekommen war. Kopfschüttelnd wich ich hastig zurück, als der Erzdämon laut brüllend seine Kreise über Denerim zog und sich so unser gemeinsamer Bann löste.

Mein Herz raste unaufhörlich, während ich hektisch atmend zu dem Monster blickte. Meine Angst brach wieder aus mir heraus und ich war kurz davor ebenfalls zu schreien.

Auf was hatte ich mich da nur eingelassen?!

Das war total lächerlich, ich werde niemals nah genug an dieses Monster rankommen.

Der kann fliegen! FLIEGEN!

Das einzige was ich kann, ist auf die Nase zu fliegen bei dem Versuch, diesen beschissenen Erzdämon auch nur am kleinen Zeh zu kitzeln.

Eine Hand legte sich auf meine Hand, riss mich aus meiner Panik. „Schnell, wir müssen in die Stadt!“, rief Leliana drängend neben mir, da ich nach wie vor wie festgewachsen dastand.

Schnell nickte ich ihr zu, verschwendete keine weiteren Gedanken an mein auswegloses Unterfangen, sondern stürmte mit meiner Freundin voraus.

Jetzt zählt erst einmal nur eines!

Denerim halten und beschützen, danach werde ich mir schon was einfallen lassen, wie ich dieses Monster dahin zurück schicken kann, wo es herkam!

Panische Schreie der Menschen und dieses unheilbringende boshafte Lachen dieser Monstren schallten in meinen Ohren wieder, als wir Richtung Tor stürmten. Der Himmel war mittlerweile tiefrot, die Stadt brannte lichterloh und die Verderbtheit klebte am Boden wie ein alter, schimmliger Teppich.

Schreiend vor Wut rammte ich meine Dolche in den Rücken eines Genlocks, der gerade einen Soldaten niedergemetzelt hatte.

Lelianas Pfeil zischte an meinem Kopf vorbei und erledigte einen Hurlock, der kreischend auf mich zugerannt kam. Schnell zog ich meine Dolche aus dem Genlock, sah mich hektisch um und konnte in dem ganzen Tumult plötzlich Fergus entdecken, der sich einen harten Kampf lieferte. Sofort war ich bei ihm und unterstützte ihn so gut ich konnte.

Kurz ließ ich dabei meinen Blick schweifen.

Wynne ließ ihre Heilmagie durch uns fließen, sofort fühlte ich mich wie beflügelt und schlug einem heraneilendem Genlock einfach den Schädel ab. Oghren und Sten kämpften Rücken an Rücken. Es sah so aus, als wolle Oghren Sten ständig dazu bringen, mit ihm in Wettkampf zu treten, wer denn nun am meisten Monster getötet hat. Sten wirkte jedoch wie immer desinteressiert.

Alistair und Elissa kämpften dicht beieinander, sie waren ein perfekt eingespieltes Team. Einer der beiden parierte die Angriffe der Dunklen Brut, der andere rang sie einfach nieder. Immer im Wechsel.

Hasso und Lymira, unsere beiden Mabari in der Gruppe, rangen ein Genlock nach dem anderen nieder; zerbissen deren Kehlen oder spalteten gleich Köpfe.

Aber Zevran konnte ich nirgends entdecken, was mich innerlich in Aufruhr versetzte. Ich war mir sicher, dass es ihm gut ging. Den Umständen entsprechend…

Angespannt blickte ich zu den Toren und bemerkte, wie Natias Trupp tatsächlich sämtliche Dunkle Brut vor den Toren niedergestreckt hatte. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte ich bei sämtlichen Zwergen in der Truppe das S-förmige Zeichen auf deren Wange. Also alles kastenlose Zwerge, die uns nun den Zugang in die Stadt ermöglichen?

Sofort liefen alle in die brennenden Ruinen der Stadt hinein. Asche wehte mir dabei entgegen und ließ meine Augen unwohl brennen.

Kurz wischte ich mir über die Augen, ehe mein Dolch sich erneut in verderbtes Fleisch bohrte. Selbst als meine Sicht infolge der Blutspritzer die mir entgegen flogen, kurz verschwamm.

All meine Bewegungen waren fließend, präzise und schnell. Noch nie in meinem ganzen Leben fiel es mir so leicht, meine Dolche sicher zu führen, die Schwachstellen meiner Gegner sofort zu finden und sie gnadenlos niederzustrecken.

Trotz allem war die Anzahl der Dunklen Brut überwältigend. Ich hatte mit vielen gerechnet, aber das hier überstieg bei Weitem meine Vorstellungskraft. Es schien so, als würden für jede getötete Kreatur fünf neue erscheinen. Sie kamen aus Nebenstraßen und hinter Gebäudetrümmern hervor; ein kaum versiegender Strom aus verderbten Geschöpfen, die uns alle vernichten wollten.

Nach einem schier ewigen Kampf und nachdem ich mit meiner Kraft fast am Ende war, hatten wir die Dunkle Brut immerhin soweit niedergezwungen, dass sie sich tiefer in die Stadt zurück gezogen hatte und uns, zumindest vorerst, den Marktplatz überließ.

Ermüdet sank ich auf die Knie und spuckte kurz Blut zu Boden. Mein Rücken stand lichterloh in Flammen vor Schmerz, zudem fühlte ich wie Nässe mein Rücken hinablief. Ich war mir sicher, dass es sich dabei nicht nur um Schweiß handelte.

Kurz ließ ich meinen Blick schweifen, während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. All meine Gefährten waren unbeschadet auf dem Schlachtfeld. Zwar ziemlich erschöpft, aber größeres Leid war ihnen erspart geblieben.

Erst als ich weiter sah, entdeckte ich neben den unzähligen toten Monstren auch Leichen der Stadtbewohner und der Soldaten.

Traurig blickte ich zu Boden, sah meine blutigen Hände die leicht zitterten, ebenso die Dolche, ehe ich sie wieder an meinem Gürtel befestigte.

So viele sind schon gestorben, doch wie viele werden noch folgen?

Da wo wir uns gerade befanden, war nichts anderes als das Marktviertel. Doch nichts glich hier dem, was es einst früher gewesen war. Vieles lag in Trümmern, dunkler Qualm stieg auf und verdunkelte den eh schon düsteren Himmel noch mehr.

Augenblicklich sah ich in die Richtung, die zum Gesindeviertel führte, doch jemand rief abrupt nach mir, sodass ich aufgeschreckt herumwirbelte.

„Kallian!“

Riordan winkte mich zu sich heran, während er nebenbei sein blutgetränktes Schwert an einer Leiche der Dunklen Brut säuberte. Hastig folgte ich seinem Winken und blieb schließlich vor ihm stehen.

„Wir schlagen uns besser als erwartet“, sagte er aufheiternd und rang sich mühsam zu einem Grinsen durch.

„Es sind so viele, Riordan. Unsere Truppen sind bereits jetzt geschwächt. Dabei sind wir noch nicht einmal richtig in der Stadt“, gab ich frustriert zurück.

Wie sollen wir das nur schaffen? Ich sehe uns immer noch alle sterben…

Sein Blick ruhte musternd auf mir, fast so als könnte er nicht verstehen, was ich gerade gesagt habe.

„Ihr erwartet zu viel. Wir sind nicht hier, um jede einzelne Kreatur der Dunklen Brut zu erschlagen, dazu fehlt uns bei Weitem die nötige Kampfkraft. Die Armee ist dazu da, uns zu helfen, sich zum Erzdämon vorzukämpfen. Wenn er tot ist, hat die Dunkle Brut keinen Grund mehr zu kämpfen und zieht ab.“

„Wir schlagen der Schlange den Kopf ab“, sagte ich leise.

Riordan nickte. „Die Armee wird ihnen nicht lange standhalten können, also müssen wir so schnell wie möglich zum Erzdämon. Nehmt die Hälfte Eurer Begleiter, darunter auch Alistair, mit in die Stadt. Der Rest bleibt hier und verhindert, dass noch mehr Wesen der Dunklen Brut in Denerim einfallen können.“

Das markerschütternde Brüllen des Erzdämons hallte wie aufs Stichwort über den Marktplatz. Grimmig sah ich zu dem fliegenden Drachen auf und ballte meine Hände zu Fäusten.

Wie soll ich zu diesem Monster kommen?!

„Und wie sollen wir gegen einen fliegenden Drachen kämpfen? Ich glaube kaum, dass er sich zu uns auf die Erde herunterlässt, wenn wir ihn nett darum bitten“, gab ich verärgert wieder.

Immer noch wiederstrebte alles in mir, diesem Monster auch nur zu nahe zu kommen. Immerhin muss ich es töten, dann bin ich jedoch ebenso Geschichte.

Mir drehte sich fast der Magen bei dem Gedanken.

„Wir müssen einen hohen Punkt der Stadt erreichen. Die Spitze von Fort Drakon zum Beispiel“, schlug Riordan vor und zeigte zum betreffenden Gebäude.

Fast hätte ich laut losgelacht.

Oh, Erbauer! Ist das dein Ernst? Wiederholt sich hier alles? Fort Drakon war der Ort, an dem ich mit Alistair auf wahnwitzige Weise ausgebrochen bin, ehe Zevran und Oghren uns gerettet hatten.

Und nun wird da also alles entschieden?

„Aber seid gewarnt. Sobald wir die Bestie angreifen, wird sie seine Generäle zu sich rufen. Ich spüre in Denerim zwei Generäle. Vielleicht solltet Ihr sie erst töten, bevor Ihr nach Fort Drakon geht“, warf Riordan ein.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Riordan konnte Generäle spüren? Alles was ich spüren konnte, war Dunkle Brut und noch mehr Dunkle Brut. Ach nicht zu vergessen, Dunkle Brut!

Und den Erzdämon... ich will mal nicht so kleinlich sein.

Frustriert strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „In Ordnung. Wenn diese Generäle Ärger bedeuten, dann werden wir sie ausschalten“, willigte ich entschieden ein. „Was werdet Ihr tun?“

„Ich werde mir den Weg zum Erzdämon freikämpfen. Mit etwas Glück finde ich ihn vor Euch“, erwiderte der Graue Wächter entschlossen.

„Ihr wollt Euch ihm allein stellen?“, stieß ich erschrocken aus, als mir bewusst wurde, auf was er hinauswollte.

Zwar hatte er uns gesagt, er würde den Erzdämon töten, da er der Dienstälteste sei, doch irgendwo hatte ich da immer leise Zweifel gehabt.

Wer wirft denn auch gern sein Leben einfach weg?

Doch er antwortete nicht auf meine Frage, sondern hängte mir plötzlich ein Horn um den Hals.

Verständnislos sah ich ihn an. „Einige Einheiten unserer Verbündeten sind bereits in der Stadt. Sie werden Euch helfen, wenn Ihr Hilfe benötigt. Geht, sprecht mit Euren Gefährten und sagt mir dann, wen Ihr mitnehmen wollt.“ Ich nickte zaghaft und drehte mich langsam um.

Aber wen soll ich denn mitnehmen? Nachdem Morrigan, dieses Miststück, sich einfach aus dem Staub gemacht hat, sind wir nur noch elf.

Schwer zu teilen, doch ich wollte lieber hier an den Toren mehr meiner Gefährten lassen, um die Stadt zu sichern und den Leuten hier zu helfen.

Also wären wir zu fünft und an den Toren sechs. Das müsste klappen. Alistair und ich sind zusammen. Das bedeutet noch drei andere nehme ich mit.

Doch wer soll das sein?

Ein erschöpftes Lächeln entstand auf meinen Lippen, als ich zu meinen Gefährten zurück ging und mir nun ziemlich sicher war, wen ich mitnehmen würde.

Wenn ich den letzten Streich gegen den Erzdämon führe, dann sind sie immerhin alle gerettet. Ich hoffe nur, dass kein anderer meiner Gefährten sterben wird…
 

Oghren sah zu mir auf, als ich schließlich vor der Gruppe stehen blieb. „Hey, was guckst du denn so?“, brummte er mich an und stieß mir einmal sachte gegen den Arm.

Leicht musste ich schmunzeln, als ich auf den blutverschmierten und dreckigen Zwerg hinabsah. Er grinste mich an und hielt mir seine Feldflasche hin. Dankbar nahm ich sie an und trank ein paar große Schlucke von Oghrens Wundergebräu.

Eine Wärme durchzog meinen Körper, meine wachsende Angst wurde weggespült, dann seufzte ich leise auf, ehe ich Oghren die Feldflasche zurückgab.

„Ich habe mir Riordan gesprochen. Ich nehme die Hälfte von euch mit, die andere bleibt hier“

Der Zwerg sah nicht wirklich begeistert aus.

„Was?“, rief Oghren. „Verdammte Nug! Ich werde ganz sicher nicht hierbleiben, wenn es in der Stadt noch etwas zu töten gibt.“

Ich musste grinsen. „Wenn das Eure einzige Sorge ist, Oghren, dann seid beruhigt. Die Tore müssen verteidigt und die Dunkle Brut muss daran gehindert werden, in die Stadt zu stürmen.“

„Aye, dann ist ja gut“, gab er grunzend zurück.

Dann sah ich jedem meiner Gefährten in die Augen. Alle sahen angeschlagen aus, erschöpft…doch in ihren Augen loderte Kampfkraft. Kampfkraft, die ich auf unserer langen gemeinsamen Reise immer wieder spüren konnte.

Jeder von ihnen hatte seine besondere Stärke, jeder von ihnen hat sich einen Platz in der Gruppe erkämpft und verdient. Wir alle haben es gemeinsam bis hier her gebracht. Ohne meine Gefährten wäre ich nie so weit gekommen.

Meine Sicht fing an zu verschwimmen, als ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen zu bilden schienen. Hastig blinzelte ich sie weg, biss die Zähne zusammen und versuchte mich krampfhaft zusammen zu reißen.

Ich bin die Anführerin! Die verdammte Kommandantin der Wächter in Ferelden!

Ich bin kein schwaches Elfenmädchen, ich werde den Erzdämon töten!
 

„Von Euch können nur drei Alistair und mich in die Stadt und schließlich auch zum Erzdämon begleiten.“, sprach ich mit fester Stimme, meinen Gedanken sei Dank.

„Ich bleibe hier“, sagte Wynne sofort. Ich wandte mich zu ihr um und sah sie erstaunt an.

„Das Schlachtfeld ist nichts für alte Frauen, aber vielleicht werden Eure Freunde, die nicht mehr unter Eurer Obhut stehen eine gute Heilerin brauchen.“ Wynne lächelte mich aufmunternd an.

Eigentlich hatte ich gehofft sie begleitet mich, falls wirklich einer schwer von uns verletzt werden sollte, doch ihre Argumente waren auch nicht verkehrt.

„Danke.“, meinte ich zittrig, räusperte mich jedoch schnell.

Warum werde ich plötzlich so nervös?!

„Was immer jetzt geschieht… ich möchte Euch sagen, dass ich stolz darauf bin – unendlich stolz – Euch als Freundin gehabt zu haben.“, sprach die alte Frau nun mich an. Ein ehrliches Lächeln auf ihrem Gesicht.

Augenblicklich wurden meine Knie weich und mein Innerstes eiskalt.

Wynne…

Meine Sicht verschwamm erneut, Tränen liefen meine Wange hinunter ohne, dass ich sie aufhalten konnte.

Berührt starrte ich zu Boden, versuchte mich eilig zu fangen und stark zu bleiben.

Ich muss stark bleiben, ich bin immerhin die verdammte Anführerin!

Ehe ich es mir versah, hatten Wynnes Arme mich umschlossen und ich presste mein Gesicht gegen ihre Schulter.

Alle unsere gemeinsamen Gespräche kamen in mir hoch. Unser erstes Treffen im Zirkel der Magi, als wir versuchten diesen vor den Abscheulichkeiten zu retten.

Der Kampf gegen Uldred, oder Wynne’s Ratschläge, auch wenn sie mir manchmal gegen den Strich gingen.

Unser Gespräch in Redcliffe, als ich ihr erzählte, wie ich zu einem Grauen Wächter wurde. Sie war die erste, der ich es erzählt hatte. Und sie gehörte zu den Menschen, die mir zum ersten Mal die Sicht auf die sonst verhassten Shemlen geändert hatte.

Wynne war immer für mich da, eine ruhige und manchmal strenge, ältere Frau. Doch ich wusste immer, auf sie ist Verlass!

„Ihr seid keine alte Frau und auch nicht nur eine Freundin. Ihr wart mir eine Mutter und ich danke Euch für Eure Hilfe, Wynne“, presste ich nun schluchzend heraus.

„Möge der Erbauer über Euch wachen“, gab sie sanft zurück, ehe sie mich wieder losließ. Hastig wischte ich mir die Tränen von den Wangen und versuchte mich wieder zu beruhigen.
 

„Ich will das Alistair, Elissa und Zevran mich begleiten“
 

Nun war es raus. Und ich fühlte mich besser… zumindest halbwegs.

Es war recht simpel.

Elissa sorgt dafür, das Alistair sich nicht opfert und Alistair sorgt wiederum dafür, dass mir Zevran nicht in Quere kommt. Mit etwas Glück sind die dann so im Streit, wer denn nun den Erzdämon töten soll, dass ich bereits alles zu Ende gebracht habe.

Nun war es Oghren, der auf mich zutrat und zum ersten Mal sah er nicht wie eine besoffene Schnapsdrossel aus.

„Es ist soweit, Wächter“, sagte er fest. Mir fiel auf, dass er mich noch nie zuvor Wächter genannt hatte. Immer nur Mädchen, oder meinen Namen.

„Es war mir eine große Ehre, mit Euch zu kämpfen, Oghren“, gab ich traurig lächelnd zurück.

Mir fiel unser erstes Treffen ein, damals hatte er mich am Hintern gegrabscht, als ich mit Alistair in dieser Zwergen-Taverne in Orzammar unsere nächsten Schritte besprechen wollte.

Dann unser Kampf gegen Branka, den Oghren doch irgendwie mitgenommen hatte. Das Wiedersehen mit Felsi, was für ihn jedoch gut ausgegangen war.

Unser gemeinsamer Alkoholkonsum und die damit verbundenen geistreichen Gespräche.

Doch auch wenn Oghren ein Säufer war… er war immer dann da, wenn mir jemand ans Leder wollte und spaltete diesen kurzerhand.

Ein Freund zum Spaß haben und Schlachten schlagen.

Oghrens nächste Worte ließen mich jedoch verblüfft da stehen.

„Ehre? Es hat schon lange niemand mehr Ehre in mir gesehen. Ihr habt eine betrunkene Schande von einem Krieger aus Orzammar mitgenommen. Ihr habt mir einen Grund zum Kämpfen und den Willen weiterzumachen gegeben. Ich schulde Euch viel, Mädchen. Ich glaube, es ist eine große Ehre für Euch und Eure Sache zu sterben. Dann ist es also eine Scheißehre für alle! Wenn das Blut der Schlacht den Stein durchtränkt, wird Helden der Sieg und Verderbten der Tod geschenkt. Als Verderbter grüße ich Euch! Zeigen wir ihnen, wo unser Herz schlägt, und dann zeigen wir ihnen das ihre!“ Er schlug sich auf die Brust und lachte kehlig.

Ich konnte nicht anders und lachte mit ihm.

Oh Oghren, dieser verdammte Zwerg!

„Ich will, dass Ihr das Kommando übernehmt, wenn ich in der Stadt bin“, fügte ich noch hinzu und nickte ihm grinsend zu.

„Schön“, sagte Oghren ebenso grinsend. „Dann treten wir diesen Bastarden endlich in den Arsch!“
 

Hasso bellte an Stens Seite und legte den Kopf schief.

„Tut mir Leid, dass ich dich nicht mitnehmen kann“, sagte ich leise. Mein Mabari kam auf mich mit hängenden Ohren zu getrottet.

Ich streckte meine Hand nach ihm aus, und er leckte sie winselnd.

Erinnerungen stiegen in mir auf, als ich ihn damals winseln hörte. Er lag verwundet neben seinem ehemaligen Herrn, der jedoch bereits tot war.

Morrigan braute damals aus der Wildnisblume ein Gebräu, das den Mabari wieder aufpäppeln sollte. Als Hasso sich wieder erholt hatte, war er mein ständiger Begleiter.

Gerne warf er mich auch einfach in seiner Freude um, was mir wiederum die Luft zum Atmen genommen hatte.

Doch er war treu, lieb und wenn nötig, konnte er zur Bestie werden. Doch ich wusste immer, mir würde er nie etwas zu leide tun.

„Sei brav und pass auf die anderen auf. Hörst du?“

Hasso bellte zustimmend, setzte sich auf seinen Hintern und hielt seine mächtige Pranke in die Luft. Ich ergriff sie und kraulte ihm das Ohr, lächelte ihn warm an.

„Seid Ihr bereit? Endlich liegt das Schlachtfeld vor uns“, meldete auch Sten sich zu Wort. Verblüfft sah ich zu ihm auf.

„Ja, es ist soweit“, erwiderte ich zögerlich.

Dass ich den Qunari damals mitgenommen hatte aus Lothering, war auch eher aus einer Laune heraus gewesen.

Immerhin war er ja ein Mörder und hatte eine ganze Familie ausgelöscht, doch etwas anderes wog schwerer für mich.

Er war stark und wollte Buße nehmen. Also dann immer her zu uns, wir können jeden Schwertarm gebrauchen!

Doch der Riese stellte sich zunächst als unheimlich und wortkarg heraus. Er wollte mir in Haven sogar meinen Titel als Anführerin streitig machen, weil er glaubte ich würde uns nur sinnlos in Ferelden rumlaufen lassen, auf der Suche nach der Asche einer toten Frau.

Nach dieser kleinen Auseinandersetzung jedoch, wurden wir besser miteinander. Ich ließ mich auf den Humor von Sten ein und er akzeptierte, dass ich als Frau ebenso gut kämpfen konnte wie ein Mann.

Er war der ruhige Pol unserer Gruppe und nie zeigte er Angst oder Furcht.

„Der Arishok fragte: Was ist die Verderbnis? Nun stehe ich hier und sehe ihr in die Augen und habe immer noch keine Antwort für ihn. Ihr ja vielleicht schon… Dank Euch sind wir so weit gekommen. Daran besteht kein Zweifel.“, sprach der Hüne ruhig und blickte auf mich hinab.

„Danke für Eure Hilfe, Sten“, flüsterte ich erstickt, denn nie hat er mich so öffentlich gelobt. Der Qunari lächelte nicht, aber er nickte mir zu.
 

Leliana trat vor mich und ergriff meine Hände. Ihr gewohnt breites Lächeln trieb mir erneut die Tränen in die Augen.

„Geschafft“, sagte sie aufmunternd. „Das Ende liegt vor uns. Wir sind so weit gekommen. Schon seltsam, dass sich unser Schicksal binnen weniger Stunden entscheiden wird. Wir stehen am Abgrund vor der größten Schlacht unseres Zeitalters… Ob sich die Helden von einst auch so gefühlt haben?“

Ich hob die Schultern und blinzelte die Tränen weg, versuchte ebenso zu lächeln. „Vermutlich schon.“

„Irgendwann wird man über dich Lieder singen, Kallian. Wir kämpfen für eine gute Sache und es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre. Du bist mir beste Freundin, und ich halte zu dir, was auch geschieht. Heute schmieden wir unsere eigene Legende!“

Leliana traf ich damals auch in Lothering, in der Taverne. Nachdem wir Loghains Männer losgeworden waren, die uns bereits ans Leder wollten, hatte sich Leliana in unseren Kampf eingemischt und erzählte später was von ihrer Vision um die Verderbnis, die ich nur belächelt hatte.

Doch Leliana wurde meine erste wirkliche Freundin. Abgesehen von Shianni, aber Leliana war ja zudem auch ein Mensch! Nie hätte ich gedacht, dass ich mit einem Menschen wirklich eine Freundschaft haben könnte.

Sie hat sie mir jedoch gezeigt das auch Menschen gut sein können, hat mit ihren vielen spannenden Geschichten mein Herz berührt, war immer da wenn ich sie brauchte.

Leliana ist die erste wirkliche Freundin, die ich je in meinem Leben je hatte.
 

Aufmunternd lächelte sie mich an, dann trat an ihrer Stelle Elissa.

Die junge Cousland sah mich warm lächelnd an, obwohl sie eine neue Schramme im Gesicht hatte.

„Ich lernte die Geschichte unseres Landes. Lernte, wie viele gute Heerführer unser Land doch hatte. Dann traf ich auf Euch, nachdem ich wegen des Verrates eines Familienfreundes meine Heimat und Familie verlor. Und ich lernte, dass es nicht Menschen sind, die gute Herrführer sind, sondern ebenso Elfen. Ihr habt mir gezeigt, dass es wert ist für eine Sache zu kämpfen – ganz gleich wie ausweglos es auch sein mag. Ihr habt mir so viel gegeben… meinen Bruder wieder und Alistair. Ich habe vieles verloren, doch dank Euch auch vieles gewonnen“

Gerührt sah ich Elissa an.

Zunächst war ich misstrauisch ihr gegenüber, immerhin war sie ja eine verhasste Adlige gewesen. Doch sie entsprach nicht der typischen eingebildeten Adelsdame. Nein, als ich sie in Redcliffe das erste Mal traf, versprach ich Ihr gleich, sie gegen Howe zu unterstützen.

Wie gesagt, ich hatte mir wieder Unterstützung erhofft gegen Loghain und seine Speichellecker.

Doch dass wir ausgerechnet noch Fergus finden und ihn retten können, dass es tatsächlich zum Kampf gegen Howe kommt. All das hätte ich zunächst nicht gedacht. Aber Elissa ist in der Zeit zu einer Freundin geworden und ich war wirklich froh, das auch Alistair jemand gefunden hatte.

„Darf ich Lymira, meinem Mabari mitnehmen?“, fragte sie mich zum Abschluss. Ihr treuer Hund sah hechelnd zu ihr auf und drückte sich sachte an ihr Bein. Ich willigte sofort ein.

Ihren Mabari in der Gruppe zu haben, schadet bestimmt nicht.
 

Danach kam Fergus und auch er lächelte mich dankbar an, was ich ebenso erwiderte.

„Es ist wie meine Schwester bereits sagte. Auch Ihr habt mir vieles wiedergegeben. Rache an Howe dachte ich, war alles was mich antreibt. Doch nun stehen wir hier vor der größten Schlacht aller Zeiten. Ich bin froh, dass ihr uns anführt“

Lächelnd nickte ich ihm zu, war dankbar dafür, dass ich tatsächlich Adlige getroffen habe, die wirklich gute und hilfsbereite Menschen sind.
 

„Das dürfte es dann wohl gewesen sein.“ Die mir so vertraute Stimme ließ mich herumfahren.

Alistair lächelte wehmütig, bevor er noch hinzufügte: „Bald hat das alles ein Ende. So oder so.“

Traurig lächelnd sah ich zu ihm auf, er wirkte noch erschöpfter als die restlichen hier Anwesenden. Und ich konnte mir einfach nicht vorstellen wie er als König sein würde. Gut hoffe ich zumindest…

Ich sah ihm fest in die Augen und brachte sogar ein halbwegs schiefes Lächeln zustande.

„Deck mir da drinnen ein wenig den Rücken.“

Alistairs Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem Grinsen, dann strich er mir mit der Hand über den Kopf. „Dann lass uns diesen Erzdämon finden und ihm in seinen breiten Hintern treten!“

Amüsiert sah ich zu ihm auf.

Er war auch einer der Menschen denen ich zunächst mit Argwohn begegnet war. Er war so angetan von Duncan gewesen, dass mir dabei fast immer schlecht wurde. Doch Alistair ist ein guter Freund, jemand der von Anfang an meiner Seite war und immer fest an mich geglaubt hatte.

Alistair ist der große Bruder, den ich nie hatte.
 

Zum Schluss kam derjenige, der mir wohl am meisten abverlangen würde.

Zevran musterte mich von oben bis unten gelassen, war mal wieder die Ruhe selbst. Während ich kurz davor war, einfach heulend in seine Arme zu rennen.

„Wir betreten also jetzt gemeinsam die Stadt und stellen den Erzdämon, richtig?“, fragte Zevran plötzlich grinsend.

Ich nickte und ergriff dankbar, die mir angebotene Hand von ihm.

„Gut, ich war etwas besorgt, du würdest ohne mich dort hinein marschieren. Das ginge ja gar nicht!“

Ich musste lachen, lächelte aber wieder traurig.

„Ich bin froh, dass du bei mir bist“

Der blonde Elf drückte sachte meine Hand, während ich wieder leise schniefen musste. „An deiner Seite würde ich selbst die schwarze Stadt erstürmen“

Die verfluchte Stadt im Nichts vom Erbauer?

Verblüfft sah ich ihn an, spürte wie die anderen zu uns sahen.

Ohne zu zögern legte ich meine Arme um seinem Hals und küsste ihn stürmisch.

Ich will ihn nicht verlieren, oh bitte nicht!

Er erwiderte den Kuss ebenso, drückte mich eng an sich. Wiederwillig löste ich mich dann von ihm, strich sachte über seine strichförmige Tätowierung, während er mich schmunzelnd beobachtete.

„Es wird Zeit“

Ja, die wird es tatsächlich…

Ich nickte meiner Gruppe zu, die ebenfalls alle kurz nickten.

Elissa, Zevran, Lymira und Alistair gingen mir voran in Richtung der Stadt, während Oghren, Sten, Wynne, Fergus und Hasso zurück zu den Toren gingen.

Als ich zu ihnen aufschloss, bemerkte ich die Soldaten aus Redcliffe, die sich langsam um uns scharten. Hinzu kamen die Zwerge und Elfen.

Sie brüllten und jubelten. Ich hörte Verabschiedungen und aufmunternde Worte, Glückwünsche und Segnungen.

Zu dem Kloß in meinem Hals gesellte sich ein Knoten in meinem Bauch. Ich schluckte die aufkeimende Übelkeit herunter und betrat mit meinen Freunden den Marktplatz.
 

Es war schon wirr genug, doch je weiter wir in die Stadt vordrangen, desto abscheulicher wurde das Ausmaß der Verderbnis. Sämtliche Wände waren überzogen von der schwarzen Schmiere, ein bestialischer Gestank nach Verwesung hing in der Luft und von überall schien ich das leise dunkle Lachen der Dunklen Brut zu hören.

Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich lachte ebenfalls einmal laut auf, nahm einen großen naheliegenden Stein und donnerte ihn einem Genlock an den Schädel, der sich gerade über eine Leiche hermachte.

„Wer lacht jetzt noch?!“, rief ich erzürnt und atmete angestrengt.

Die anderen guckten mich kurz skeptisch an, dann den Genlock, der tot am Boden lag. „Ich glaube… Ihr habt es getötet“, erwiderte Elissa verblüfft.

„Ja! Sowas kann auch nur die Kommandantin der Wächter! Dieses elende Pack soll sich hier ja verziehen!“, schnaufte ich aufgebracht.

„Nun. Wir könnten sie höflich bitten zu verschwinden“, warf Alistair ein, während wir weiter Richtung Marktplatz gingen.

Leicht musste ich grinsen, kreiste kurz mit meinen Schultern, als sie sich verspannt anfühlten. „Oh, gute Idee! Du kochst Tee, ich werde ein paar Kekse backen und dann können wir das bestimmt alle friedlich lösen. Immerhin sind wir ja alle erwachsen, das ist nur ein großes Missverständnis“

Zevran neben mir räusperte sich kurz, dann zeigte er auf etwas, was mir mein eben noch vorhandenes Grinsen aus dem Gesicht wischte.

Ein gewaltiger Oger stand ein paar Meter von uns entfernt, fletschte die Zähne und schien auf etwas zu warten. Dann tauchte hinter einem Berg von Leichen ein weiterer Oger auf, der gerade dabei war, einen Leichnam vierzuteilen.

Mir wurde schlecht.

Die Erde bebte, als noch ein Exemplar derselben Gattung vor uns auftauchte.

„Erbauer“, hauchte ich, als ich den nun mittlerweile dritten Oger vor uns sah.

Ich starrte die drei Qunari-Abkömmlinge der Dunklen Brut an und hatte keine Ahnung, wie wir zu fünft mit drei Ogern fertig werden sollten.

Überhastet und mit zittrigen Fingern griff ich nach dem Horn an meinem Hals und blies hinein.

Ein markerschütterndes Röhren ertönte über dem Platz und ließ selbst die Oger für einen Moment innehalten.

Aus der Ferne antwortete ein anderes Horn.

„Gut, dass du dieses Ding hast“, sagte Alistair und zog sein Schwert. „Lass uns nur hoffen, dass rechtzeitig Unterstützung eintreffen wird.“

Ein Oger hatte König Cailan getötet, wie konnten wir da nur die geringste Chance gegen drei ihrer Sorte haben? Elissa und Alistair hatten den Angriff auf die Bestien eröffnet, Zevran, Lymira und ich umkreisten sie jedoch noch immer.

Bevor ich es auch nur wagen konnte, irgendeinen Angriff zu starten, lief Zevran plötzlich neben mir auf eines der Geschöpfe zu.

Immer wieder griff er mit schnellen Hieben die Beine des Ogers an, der daraufhin wütend brüllte und nach dem Elf packen wollte.

Jedoch wich Zevran immer wieder flink aus und griff weiter unbeirrt an.

Lymira tat es dem blondem Elf gleich, biss knurrend immer wieder in die Beine des Monsters, wenn sich eine Gelegenheit bot.

Es dauerte nicht lange und die Kreatur ging brüllend in die Knie. Sofort sprintete ich los, hielt eisern die Griffe meiner Dolche und rammte diese mit voller Kraft in den Rücken des Monsters.

Doch Oger waren um einiges robuster als Hurlocks oder Genlocks. Ich hing praktisch an den Dolchen, die sich nicht tief genug in den Rücken des Monsters gebohrt hatten. Er brüllte wütend, erhob sich und ich hing in der Luft.

Verzweifelt versuchte ich die Dolche tiefer in den Rücken zu drücken, jedoch ohne Erfolg. Die Pranken des Ogers versuchten immer wieder nach mir zu packen. Nur mit Mühe wich ich aus und fluchte erbost.

Warum kann denn nicht einfach mal was klappen, verdammt?!

Zu allem Übel kam nun der zweite Oger dazu, während der dritte nach wie vor von Elissa und Alistair in Schach gehalten wurde.

Und der zweite Oger versuchte brüllend nach mir zu packen, ich mich immer noch an meinen Dolchen festhaltend.

Schäumend vor Wut schlug das Monster nun nach mir. Ich ließ im letzten Augenblick los und seine Faust bohrte sich geradewegs in den Rücken des anderen Ogers. Dieser fiel tot zu Boden.

Hastig rollte ich mich zur Seite und sah zu dem Oger auf, der kurz tatsächlich verwirrt zu dem anderen toten Oger blickte. Ich nutzte die Gelegenheit und holte mir schnellstmöglich meine Dolche wieder zurück.

Immerhin sind aus drei Ogern jetzt noch zwei geworden.

Ellisa schrie mit einem Mal gepeinigt auf. Sofort sahen wir alle zu der jungen Cousland, die von dem ersten Oger gepackt wurden war und wie eine Puppe in seiner gewaltigen Pranke gequetscht wurde.

Alistair schlug wütend schreiend nach dem Oger, der jedoch nur belustigt auflachte und Alistair mit einen gewaltigem Tritt von sich schleuderte.

Dieser blieb bewegungslos liegen, nachdem er sich mehrmals überschlagen hatte.

Sofort wollte ich den beiden zu Hilfe eilen, als plötzlich den Boden unter Füßen verlor und kopfüber in der Luft hing. Orientierungslos und panisch sah ich in das vernarbte Gesicht des Ogers, der mich nur belustigt mit gewaltigen, spitzen Zähne angrinste.

Verzweifelt versuchte ich ihn mit meinen Dolchen zu treffen, doch ich kam einfach nicht in seine Reichweite. Der Druck um meine Beine verstärkte sich heftig, so dass ich schmerzvoll aufschrie.

Dieses Monster wird mir noch die Beine brechen!

„Das ist jetzt nicht euer Ernst! Ich soll das jetzt alleine schaukeln, oder wie?!“, rief Zevran wütend, als er den nächsten Angriff auf den Oger startete, der mich festhielt.

Im selben Augenblick hörte ich ein leises, schneidendes Zischen. Danach schrie der Oger schmerzerfüllt auf, denn ein Pfeil hatte sich mitten in sein Auge gebohrt.

Augenblicklich wurde ich losgelassen und stürzte gen Boden. Zevran fing mich zum Glück auf, bevor ich schmerzhaft auf die Erde aufgeschlagen wäre.

Keine Sekunde zu spät kam eine Gruppe von Dalish-Elfen aus den Nebenstraßen zu uns auf den Marktplatz. Ich nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr, denn ich mühte mich wieder auf die Beine zu kommen.

Ein regelrechter Pfeilregen stürzte auf den Oger nieder, als ich mich mit Zevran zuvor schnell in Sicherheit gebracht hatte. Das Monster stürzte pfeilbestickt zu Boden und war tot. Ein letztes erbostes Brüllen kam aus seinem Maul.

Ich beobachte, wie der andere Oger nun knurrend Elissa fallen ließ und auf die Dalish zu stampfte. Diese wiederum spannten bereits ihre nächsten Pfeile.

Zevran rannte von hinten auf den besagten Oger, wahrscheinlich um ihm die Dolche in den Nacken zu rammen.

Meine Unaufmerksamkeit wurde mit einem schmerzhaften Schlag auf meinen Schwertarm belohnt. Ich ließ die Klinge unwillkürlich fallen, doch bevor ich mich wieder nach ihr bücken konnte, sah ich mich dem General der Dunklen Brut gegenüber stehen.

Der Hurlock stieß ein knurrendes, geiferndes Lachen aus. Sein Zahnfleisch und die Lippen hatten sich zurückgebildet und entblößten ein schauriges Lächeln, wie bei jedem Hurlock oder Genlock.

Für einen kurzen Moment starrte er mich nur erwartungsvoll an, dann holte er mit seinem gewaltigen Bihänder aus und schlug damit nach mir.

Wäre ich nicht rechtzeitig ausgewichen, hätte er mich der Länge nach in zwei Hälften gespalten. Wütend zischte ich und wich immer wieder aus, mein rechter Arm pochte unwohl so, dass es mir unmöglich war, meinen Dolch festzuhalten.

Mit einem großen Satz rückwärts brachte ich wenige Meter Abstand zwischen uns.

Ein Pfeil flog direkt in den ungeschützten Hals der Kreatur. Die Wucht der geringen Entfernung ließ ihn zurücktaumeln, doch er war nicht tot.

Ungerührt brach er den Pfeil einfach ab und schulterte sein Schwert.

Mit offenem Mund starrte ich zu dem Monster und wich zurück, bis ich gegen jemanden stieß. Perplex drehte ich mich herum und erkannte Theron, der den nächsten Pfeil nahm und spannte.

Der zweite Pfeil traf ihn in der Augenhöhle. Ich hörte das Knacken, als er seinen Schädel durchschlug. Endlich fiel er hinten über und blieb bewegungslos liegen.

Erleichtert atmete ich tief ein und aus. „Ich dachte schon, der stirbt nie“

Der Dalish blickte musternd auf mich hinab. „Geht es dir gut?“ Ich nickte und sah, wie Zevran auf mich zukam.

Die Oger waren besiegt und die Dunkle Brut in die Flucht geschlagen.

„Puh, das war ziemlich… knapp“, sagte ich und wischte mir die Stirn ab. Zev nickte mir zu und tätschelte meinen Oberarm. Dann sah er amüsiert zu Theron, der jedoch weniger freudig aussah.

„Zevran“, erwiderte er kühl, doch der blonde Elf grinste nur süffisant.

„Ah, ich sollte mich bei dir bedanken. Immerhin hast du das Leben meiner Geliebten gerettet“

Der Schwarzhaarige hätte Zev mit seinen Blicken erdolchen können. Hastig ging ich zwischen den beiden und sah dankbar zu den Dalish.

„Nochmals Danke!“

Dann blickte ich zu Alistair und Elissa, die ebenfalls langsam auf uns zukamen.

„Einer der Generäle, auf die Riordan mich aufmerksam gemacht hat, ist tot“, eröffnete ich ihnen.

„Das ist sehr gut“, bemerkte Alistair. Kurz blickten wir beide uns lauernd an.

Es war ziemlich wahrscheinlich, dass einer von uns heute Nacht sterben würde.

Und ich wusste nur zu gut, wie Alistair seine Rolle als König hasste. Und einen Heldentod zieht er bestimmt lieber in Betracht, als die des zukünftigen Königs.

„Ja, aber wir sollten uns beeilen und Riordan nicht zu lang mit dem Erzdämon allein lassen.“, erwiderte ich nun, um meine Gedanken abzuwimmeln.

Theron legte die Hand auf meine Schulter und sah ruhig auf mich hinab. „Wie sind die nächsten Schritte?“

Ich atmete tief durch und blickte Richtung Gesindeviertel.

„Meine Heimat beschützen!“

Unerwartete Hilfe

Ich war innerlich total aufgewühlt, als wir nun alle zum Gesindeviertel gingen. Oder zumindest das, was davon übrig war. Es war höchstens zwei Wochen her, seit Caladrius mit seinen Schergen hier gewütet hatte.

Jene Erinnerungen an diese schreckliche Nacht würde ich am liebsten vergessen, doch ich bin mir sicher, dass es wohl zu den wenigen Erinnerungen gehören wird, die ich nie im Leben vergessen werde.

Niemals.

Die Dalish folgten uns, was mich ja beinahe auflachen ließ. Denn schließlich würden diese edlen und reinen Elfen tatsächlich ein schmutziges und von Flachohren bewohntes Gesindeviertel betreten. Ihre Götter werden sich noch vor Scham von ihnen abwenden!

Grummelnd kaute ich auf meinen Lippen, als wir langsam die Treppen hinabstiegen, die uns zum Gesindeviertel führten. Leicht ballte ich meine Hände zu Fäusten und wusste ehrlich gesagt nicht, was ich denken sollte. Oder viel mehr wusste ich nicht, was mich erwarten würde.

Das einzige was ich wusste war, dass dieser General im Gesindeviertel lauert, doch die Frage war wo genau. Alles war zerstört und lag in Schutt und Asche. Es war höchst unwahrscheinlich, dass die anderen Elfen wieder ihre Hütten aufgebaut haben.

Wahrscheinlich sind sie alle auf der Flucht vor der Verderbnis.

„Hier hast du gelebt, oder?“, fragte Theron mit leiser Abscheu in der Stimme, als er neben mir lief. Der junge schwarzhaarige Dalish ließ kritisch seinen Blick schweifen, als wir endlich die letzte Stufe hinab gestiegen waren. Ich atmete laut aus, dann sah ich mich unsicher um.

Es war wie erwartet alles zerstört. Kein Haus stand mehr, nur verbrannte Trümmer und Ruinen. Aus kurzer Entfernung machte ich alte verkohlte Leichen aus, die definitiv nicht von der Dunkeln Brut getötet wurden, sondern durch Caladrius.

Der Baum des Volkes, Vhenadahl, ragte über diesen traurigen Anblick wie eine Mahnung heraus. Auch der Baum war verkohlt und tot.

Wie das Gesindeviertel.

Kalte Wut durchflutete mich kurzzeitig, als ich mir diesen verdammten Magister mit seinem schmierigen Grinsen wieder ins Gedächtnis rief. Er ließ meine Heimat in Flammen aufgehen, weil er uns wie Vieh haben wollte. Alles was ihm dabei im Weg stand, ließ er einfach in Flammen aufgehen.

Augenblicklich ballte ich meine Hände zu Fäusten und verzog das Gesicht.

Dieser elende Shemlen hat mir alles genommen! Meine Heimat und meinen Vater! So viele Elfen mussten ihr Leben lassen, wegen der Laune eines einzigen Mannes.

Jemand streifte mich am Arm, sodass ich aus meinen Gedanken kurz aufschreckte. Ich begegnete Zevrans Blick, der mich wissend ansah.

Mein aufkommender Hass war innerhalb weniger Sekunden leicht abgeklungen, doch ich ahnte, dass ich diesen Hass nicht so schnell abschütteln werde.

Aber ein gutes hat es ja. Die Dunkle Brut wird meinen ganzen Hass abbekommen und zwar ziemlich nachdrücklich.

„Kallian!“

Alarmiert sah ich auf, als ich meinen Namen hörte und dazu die nur allzu vertraute Stimme. Shianni wirbelte Asche auf, als sie zu mir rannte. Ihr folgten Sorris und Alarith, beide bewaffnet mit nichts geringerem als Mistgabeln und einer Axt.

Verblüfft sah ich sie an, als meine Base schließlich außer Atem vor mir zum Stehen kam und mich erleichtert ansah. „Dem Erbauer sei Dank, du bist hier!“ Dann wurden ihre Augen um einiges größer, während sie meine Wächter Rüstung fasziniert ansah. Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, sah ich wie die beiden andren rothaarigen Elfen zu ihr aufschlossen.

Sorris und Alarith waren nun ebenfalls da, blicken jedoch skeptisch und zum Teil auch ehrfurchtsvoll zu den Dalish, die sich in großer Anzahl hinter mir befanden.

Auch Shianni registrierte nun mein Gefolge und wich verschreckt kurz etwas zurück.

„Was zum…?“

Ehe wir lange noch diskutieren konnten, spürte ich das unangenehme Brennen in mir aufsteigen, als ein lautes Brüllen uns alle kurz danach zusammen zucken ließ.

Das Tor welches uns vom Rest Denerims abschottete, war verschlossen, doch ich hörte wie etwas mit brachialer Gewalt immer wieder dagegen schlug. Falls ich es als Tor bezeichnen sollte, es war nichts weiter als ein großes Brett.

Diesem monströsen Aufschrei zufolge klingt das ganz nach einem Oger.

Sofort verzog ich das Gesicht und sah eindringlich Shianni an. „Verschwindet sofort von hier!“

Doch wie so oft stellte sich mir Shianni in den Weg und sah mit zornigen Augen zu mir auf. „Niemals! Das ist meine Heimat, ich überlasse es doch niemals diesen Ungeheuern!“

Theron neben mir schmunzelte belustigt, während ich bereits frustriert drein sah. „Sie erinnert mich sehr an jemanden“, sprach der Dalish amüsiert.

Sehr lustig, von mir hat sie das jedenfalls nicht!

„Shianni hat recht, wir werden nicht einfach so aufgeben“, meldete sich nun auch Alarith ruhig zu Wort, musterte mich kurz aufmerksam. Wir beide hatten uns nicht mehr gesehen, seit ich erwacht war. Es tat gut ihn wiederzusehen, auch wenn ich mir andere Umstände gewünscht hätte.

Sorris hingegen schien hin- und hergerissen. Einerseits wollte er wegrennen, doch Shianni und Alarith konnte er auch nicht im Stich lassen.

Ich konnte ein paar Dalish hinter mir spöttisch lachen hören, sofort drehte ich mich herum. Shianni und der Rest meiner Familie folgte meinem Blick.

„Das ist nicht dein Ernst, Flachohr. Was willst du in diesem Loch hier noch retten? Sieh zu, dass du verschwindest, hier ist bereits alles zerstört!“, rief ein blonder Dalish mit einer auffallenden roten Tätowierung im Gesicht barsch.

Sofort stand Shianni vor ihm, ihr Anschein anfänglicher Respekt war wie weggeblasen. Der Dalish wirkte ehrlich überrascht, als er in das zornige Gesicht meiner Base blickte.

„Das ist meine Heimat, klar?! Hier liegt zwar alles in Schutt und Asche, aber man kann es wieder aufbauen! Nichts ist hier verloren, es braucht nur ein bisschen Zuwendung, dann wird das Gesindeviertel wieder genauso aussehen wie zuvor! Also nehme deinen Pfeil und Bogen und bekämpfe diese Monster! Ich werde es nämlich tun!“

Damit riss Shianni ihre Mistgabel nach oben und zeigte zu dem Tor, welches wie aufs Sprichwort nun von dem Oger aufgebrochen wurde.

Er brüllte laut auf, sodass kurzzeitig der Boden erbebte.

Sorris konnte nicht anders und schrie vor Panik mit. Alarith starrte erschrocken zu dem Qunari-Abkömmling und Shianni sah ich schwer schlucken, ehe sie wieder schnell an meine Seite huschte. „Der Erbauer stehe uns bei!“, flüsterte sie ängstlich.

Die Dalish hinter mir murmelten angeregt miteinander, Anscheinend waren sie kurzzeitig von Shiannis Auftritt überrascht gewesen. Es kam eben auch nicht alle Tage vor, dass sich ein Flachohr so vor sie aufbaut.

„Shianni, ich muss kämpfen. Ich kann dich dieses Mal nicht beschützen!“, rief ich ihr eindringlich entgegen, als ich sah, wie dutzende der Dunklen Brut nun in das Gesindeviertel strömten.

Meine Base sah unsicher zu mir auf, umklammerte ihre Mistgabel fest und nickte. „I-ich weiß! Mach dir keine Sorgen, ich werde das schon schaffen“

„Ich passe auf sie auf, Kallian“, sprach Theron nun auf einmal. Sein Blick lag ruhig auf meiner Base, die wiederum eher verwirrt zu dem schwarzhaarigen Dalish sah.

„Danke, Theron!“, rief ich ihm noch zu, dann rannte ich voraus und zog grimmig meine Dolche. Die ersten Genlocks waren böse lachend auf den Weg zu uns. Ehe sie es auch nur wagen sollten, meiner Familie etwas anzutun, werde ich ihnen den Garaus machen!

Schwungvoll versenkte ich meinen Dolch im Rennen einem Genlock mitten zwischen den Augen. Sofort fiel dieser tot um, doch auf ihn folgten gleich drei andere.

Alistair stand bereits neben mir und blickte sich angespannt um, während wir uns dann Rücken an Rücken einen Kampf mit der Dunklen Brut lieferten. „Hier muss noch einer dieser Generäle sein!“

Die Dalish währenddessen ließen einen erneuten Pfeilregen auf den Oger nieder. Doch dieser rannte brüllend auf sie zu, wurde dabei leider von zu wenigen Pfeilen getroffen.

Es kam wie es kommen musste; der Oger schlug mit brachialer Gewalt mitten in die Gruppe der Dalish. Erstickte Schreie wehten zu uns herüber, so dass Alistair und ich alarmiert zu den Dalish sahen, von denen bereits viele tot am Boden lagen.

Hastig wichen die verbliebenen Dalish zurück, beschossen den Oger immer wieder mit Pfeilen, doch unzählige Genlocks und Hurlocks gesellten sich nun zu dem Monster und griffen die verbliebenen Dalish zusätzlich an.

Alarmiert blickten Alistair und ich uns an. „Schnell, wir brauchen Verstärkung!“, rief er mir aufgebracht entgegen. Sofort griff ich nach dem Horn um meinem Hals und blies mit aller Kraft hinein.

Ein dröhnender Laut fegte über das zerstörte Gesindeviertel, doch es folgte nach kurzem warten keine Antwort. Unsicher starrten Alistair und ich uns an.

„Ich glaube da wird niemand kommen!“, rief nun auch Elissa, als sie zu uns rannte. Aufgeregt fuchtelte sie mit ihrem Schwert Richtung Oger.

„Wir müssen es stoppen, sonst wird es alle Dalish töten!“

Grimmig kreiste ich mit meinen Dolchen in den Händen und sah mich kurz aufmerksam um. Shianni, Sorris und Alarith waren bei Theron, der wiederum jeden angreifenden Hurlock, oder Genlock niederschoss.

Allerdings waren die anderen Dalish nun praktisch in die Enge getrieben. Der Oger und die anderen der Dunklen Brut rückten unaufhörlich vor.

Gerade wollten wir alle losstürmen, da hielten Alistair und ich abrupt inne. Eine erdrückende Präsenz zog unsere Aufmerksamkeit zurück zum Tor.

Ein weiteres Wesen der Dunklen Brut betrat geradewegs das Gesindeviertel, doch ich konnte die enorme Kraft die von ihm ausging, geradezu spüren.

Ohne Zweifel, das muss einer der Generäle sein!

„Alistair und Elissa, ihr müsst den Dalish helfen. Ich werde mich um das andere Problem kümmern“

Sofort hechteten die beiden zu den Elfen, die nun in arge Bedrängnis gekommen waren. Doch besagter General und ich startten uns nun direkt in die Augen, als ich mich ihm provokant in den Weg stellte.

„Abschaum“, grollte ich ihm entgegen. Doch alles was ich in seinem in Hautfetzten herabhängenden Gesicht entdecken konnte, war ein boshaftes Lachen. Grimmig musste ich feststellen, dass dieses Monster einen Stab auf dem Rücken trug. Vermutlich handelt es sich also um ein Wesen der Dunklen Brut, welches sogar Magie anwenden kann. Und das förderte meinen Optimismus nicht wirklich. Dass diese Ausgeburten sogar zaubern können, sagte mir bis jetzt auch niemand!

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es einer dieser berüchtigten Generäle ist. Also jemand, mit besonders großer Kraft in diesem Nest an Abartigkeiten!

Schnell stürmte ich auf den Hurlock zu, grimmiger denn je, doch wieder hörte ich nur sein höhnisches Lachen, als er seinen Zauberstab hob.

Aus der Ferne hörte ich wütende Schreie meiner Freunde, die sich nur schwerfällig gegen den Ansturm der Dunklen Brut erwehren konnten. Hinzu kam der Kampfschrei des Ogers, der auch mich kurz erzittern ließ.

„Ihr werdet es bereuen, dass ihr ausgerechnet meine Stadt angegriffen habt!“, schrie ich dem General aufgebracht entgegen und stürmte sofort auf ihn zu.

Er wirbelte seinen Zauberstab kurz umher, helle knisternde Funken zuckten durch die Luft, ehe ich im letzten Augenblick zur Seite sprang. Helle Blitzte jagten über den Boden, als er seinen Zauber auf mich wirken lassen wollte.

„Da musst du schneller sein!“, lachte ich ihn spöttisch aus.

„Kallian!“, schrie meine Base panisch auf. Verwirrt sah ich auf, ehe ich auf den Boden einen Schatten entdeckte, der in rasender Geschwindigkeit kleiner wurde.

Hastig sah ich auf und entdeckte einen gewaltigen Felsen, der direkt auf mich zuflog. Schreiend sprang ich zur Seite, ehe der Felsen nur knapp neben mir auf die Erde einschlug.

Gesteinsbrocken flogen umher und einer traf mich am Kopf, als ich mich hektisch zur Seite geworfen hatte.

Kleine Sterne tanzten vor meinen Augen, die Schmerzen an meiner Stirn schienen sich explosionsartig durch meinen gesamten Schädel zu ziehen und ließen mich unwohl aufstöhnen.

Verzweifelt versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen und meine Umgebung genauer zu erkennen. Doch zu den Sternen gesellte sich nun noch ein tiefes Rot, was mein Sichtfeld endgültig trübte.

Scheiße verdammt!

Ein unheimliches Lachen drang in meine Ohren und ließ mich aufhorchen. Schnell versuchte ich nach meinen Dolchen zu greifen, die ich während meines Sturzes fallen ließ.

Dann wieder dieses Knistern, laut und drohend. Hastig wollte ich aufstehen, wischte mir noch einmal aufgeregt über die Augen, wollte das ganze Blut wegbekommen, doch mein Körper schien wie erstarrt.

Entsetzt starrte ich nach unten und bemerkte, wie ich in einer Art magischen Bannkreis lag und mich nun nicht mehr rühren konnte.

Panik und Angst durchfluteten mich, als ich sah, wie der General langsam näher kam. Nicht einmal nach Hilfe konnte ich schreien. Hektisch suchte ich mit meinen Augen die Umgebung ab.

Elissa und Alistair griffen den Oger wütend an, während Zevran und der Mabari Lymira die restliche Dunkle Brut in Schach hielten.

Zevrans Blick traf kurz meinem, doch er war in arger Bedrängnis. Dann sah ich zu Theron, der ebenfalls in Schwierigkeiten steckte. Selbst Shianni, Sorris und Alarith versuchten sich gegen die Dunkle Brut zu wehren.

Shianni hatte ihre Mistgabel schreiend in den Brustkorb eines Genlocks gerammt, der tatsächlich tot umfiel. Jedoch folgten ihm sogleich drei weitere der Dunklen Brut.

Meine Base krallte sich panisch an Theron, der wiederum wutentbrannt seine Pfeile auf die Ungeheuer abschoss. Doch auch ich sah, dass er nicht mehr viele Pfeile besaß.

Ruckartig wurde ich plötzlich hochgerissen, die Hand des Generals grub sich in meine Kehle, was mich wiederum nach Luft röcheln ließ.

Verzweifelt versuchte ich mich mit Tritten zu wehren, rammte meine Hände in seinem Arm, mit der er mich scheinbar locker in der Luft hielt; sein dunkles Lachen hallte mir dabei wieder Mal in den Ohren.

Mein Hals schmerzte unglaublich, doch der Hurlock drückte noch fester zu, ließ mich leise schreien. Verzweifelt starrte ich das Monster an, sah in dessen Augen. Und zum ersten Mal, erkannte ich das, was mir Riordan damals am Teich erzählt hatte.

Die Dunkle Brut war nichts weiter, als ein Haufen seelenlose Bestien. Und genau das sah ich jetzt auch in diesem Monster, nämlich gar nichts. Eine seelenlose Hülle, die einfach blindlings die Befehle seines Meisters ausführt.

Und ich werde hier noch draufgehen, bevor ich diesen verdammten Erzdämon zur Strecke bringen kann! Dann wird Alistair sich noch opfern und diese Schlampe Anora beherrscht Ferelden!

Meine Lunge brannte, denn sie verlangte flehentlich nach frischer Luft. Auch mein Sichtfeld verzerrte sich zusehends, meine Schläge und Tritte wurden immer weniger.

Nein, nein!

Sein Lachen grollte wieder dunkel auf, schwarzer Geifer spritze mir dabei ins Gesicht und ließ mich zusätzlich würgen.

Meinem Ende schon entgegenblickend, passierte jedoch etwas gänzlich Unerwartetes.

Unzählige kleine Steine flogen gegen den Kopf des Hurlock-Generals, der daraufhin verärgert knurrte. Verwirrt und mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich noch zu erkennen, was hier vor sich geht.

Dann entdeckte ich unzählige Elfen, und es waren keine Dalish, wie sie aus den Trümmern ihrer Häuser hervor kamen und die Dunkle Brut wütend mit dem bewarfen, was sie in ihren Händen hielten... Steine, Äxte oder verschiedene Trümmerteile.

Beim Atem des Erbauers, warum sind diese Narren noch hier?! Warum sind sie nicht aus der Stadt geflohen?!

Ich japste nach Luft, bemerkte die drohende Bewusstlosigkeit, die mich bald einholen würde. Dann jedoch hörte ich weitere wütende Schreie, Fackeln wurden in die Luft gehalten. Elfen kamen auf uns zu, riefen immer wieder, doch ich konnte sie nicht mehr richtig verstehen.

Die Welt um mich herum wurde langsam taub und dunkel. Nur am Rande bekam ich erschrocken mit, wie sich die Elfen auf den Hurlock-General stürzten. Auf ihn einschlugen und stachen, nach ihm traten, während ich von ihm immer noch knurrend in der Luft gehalten wurde.

Er war tatsächlich kurzzeitig überfordert, wusste nicht was er tun sollte. Die Elfen schlugen auf seinen Schädel ein, selbst als ihre Hände bereits blutig waren. Immerhin tragen diese elenden Monster ja Rüstung.

„F-flieht!“, presste ich noch mühsam hervor, doch die Elfen schienen nicht nachgeben zu wollen, stellten sich sogar dem Oger entgegen.

Einem Beben gleich erzitterte die Erde. Die Augen des Hurlock-Generals wurden mit einem Mal riesig und ich konnte tatsächlich kurzzeitig sowas wie Angst darin sehen.

Knurrend warf er mich plötzlich davon und zog nun kreischend seinen Zauberstab. Ich hustete, japste und versuchte verzweifelt so viel Luft wie möglich in meine brennenden Lungen zu bekommen.

Dann ließ der Hurlock-General eine Art Druckwelle um sich herum entstehen und schleuderte die dutzend Elfen von sich, die nach wie vor verbissen versuchten ihn zu verletzen.

Keuchend versuchte ich mich aufzurichten, blickte schnell hinter mich, als der Boden mit einem Mal wieder heftig erbebte.

Was ich jedoch dann entdeckte, ließ mir die Kinnlade nach unten klappen. Vier Golems betraten das Schlachtfeld, ließen die Erde unter ihren schweren Schritten erbeben und die Dunkle Brut böse fauchen.

Sofort stürzten sich zwei der Golems auf den Oger, der laut brüllend von den verbliebenden Dalish zurück wich.

Ein anderer Golem kümmerte sich um die Dunkle Brut, die Alistair und die anderen in Bedrängnis brachten. Und der letzte Golem steuerte gerade auf den Hurlock-General zu.

Die anderen Elfen aus dem Gesindeviertel starrten ehrfurchtsvoll zu den Kolossen und wichen schnell zurück. Andere halfen mir wiederum auf, doch ich versuchte, mich schnell von ihnen zu lösen.

Meine Beine fühlten sich immer noch wacklig an, mein Hals schmerzte zudem schrecklich und lautes Schreien konnte ich wohl auch erstmal vergessen, dennoch hielt mich das nicht auf, die Elfen beinahe anzufahren.

„Was fällt euch ein?! Verschwindet von hier!“

Doch die anderen Elfen sahen mich an. Verschmutze Wangen, zum Teil zerrissene Kleidung… ein jämmerlicher Vergleich zu den wilden Dalish mit ihren Pfeil und Bogen.

Und dennoch hatten sie mehr Mut bewiesen, als je zuvor in ihrem Leben. Warum haben sie versucht mir zu helfen?

Der Oger wurde mit abgerissenem Kopf in den Dreck geworfen, sein letzter Schrei sollte noch durch das Gesindeviertel wehen, doch es ging in einem gurgelnden Aufschrei unter.

Angewidert sah ich drein, fiel dann jedoch überrascht auf meinen Hintern, als der Boden unter mir heftig erbebte.

Die Golems hatten ihre massigen Hände zu Fäusten geballt und ließen diese erbarmungslos auf die Dunkle Brut niederschmettern.

Verderbtes Blut und Eingeweide verteilten sich spritzend auf dem Boden, als diese Bestien regelrecht zermalmt wurden. Ihre abgetrennten Schädel zerbarsten unter den schweren Schritten der Golems, als diese auf mich zumarschierten.

Die Dunkle Brut war mit einem Mal völlig ausgelöscht, nur der Hurlock-General hinter mir fauchte immer wieder wutentbrannt auf. Sofort ließ er seinen Blitzzauber auf einen der Golems los, doch Magie prallte an diesen Gesteinskolossen einfach ab.

Dann packte einer der Golems den General und zerquetschte diesen einfach in seiner massigen Hand. Ein ersticktes Fauchen, dann war mit einem Mal Ruhe. Hastig wandte ich mich ab und sah zu Boden.

Beim Atem des Erbauers!

Diese Golems haben die Dunkle Brut einfach niedergewalzt! Damals hatte ich ja schon Bedenken gehabt, ob es wirklich das Richtige war, Branka zu vertrauen und Caridin zu bekämpfen. Aber mein Innerstes sagte mir, dass diese Golems einfach viel zu mächtig wären, als auf sie zu verzichten.

Immerhin steht ja auch noch eine Verderbnis bevor, welche uns alle zu verschlingen bedroht.

Aber nun wurde ich Zeuge ihrer ungeheuren Kraft und ein kleines Fünkchen Hoffnung breitete sich in mir aus, dass wir es immerhin bis zu diesem beschissenen Erzdämon schaffen werden.

Die Golems standen nun blutbespritzt vor mir, schienen auf ihren nächsten Befehl zu warten und ich kam nicht umhin, kurz zu grinsen.

Wenn ich denn heute wirklich draufgehen sollte, dann werde ich so viele Ausgeburten der Hölle mit mir nehmen, wie ich kann!

Sorris kam zu mir gerannt, ebenfalls Blut besudelt. „Kallian! Alles in Ordnung?“, rief er aufgeregt und half mir langsam auf.

Immer noch hustete ich leise, mein Hals schmerzte ziemlich, doch immerhin bekam ich wieder genügend Luft in meine schmerzenden Lungen.

Die anderen Elfen aus dem Gesindeviertel um mich herum brachen plötzlich in laute Jubelschreie aus. Sorris und ich zuckten augenblicklich erschrocken zusammen.

Shianni, Theron und Alarith kamen auch auf mich zu. Meine Base strahlte wieder über beide Ohren. „Du hast es geschafft!“

Der schwarzhaarige Dalish sah ehrfurchtsvoll zu den Golems auf, verneigte sich leicht. „Habt Dank“

Es folgte keine Reaktion ihrerseits, doch ich hoffte zumindest, dass sie noch so etwas wie Freude spüren konnten.

Alistair, Elissa und Zevran kamen auch auf mich zugeeilt, zwar ein wenig angeschlagen doch ansonsten in guter Verfassung. Ehe ich mich jedoch ihnen zuwenden konnte, kamen die Elfen aus meiner zerstörten Heimat zu mir und drückten sich alle an mich, dass mir fast die Luft wegblieb.

Total perplex starrte ich sie an und konnte kein Wort fassen.

Was bei Andrastes Titten ist denn jetzt auf einmal los?!

Dann riefen sie meinen Namen, lauter und immer lauter. Ehe ich es mir versah, wurde ich hochgehoben und in die Luft geworfen und immer wieder aufgefangen. Erschrocken schrie ich auf und war drauf und dran, durchzudrehen.

Hat die Verderbnis die Elfen hier komplett durchdrehen lassen!?

„Hey, das reicht! Ihr wird ja schlecht!“, beschwerte sich Alarith lautstark. Doch dem Erbauer sei Dank, wurde ich nun endlich auf den Boden abgesetzt.

Leicht benommen schwankte ich kurz, sah irritiert zu den Elfen, die mich freudig anlächelten. Das wurde mir nun doch zu viel!

„Was ist denn nur los mit euch?“, fragte ich schon beinahe ängstlich.

Dass ich hier so empfangen und gefeiert werde… nein, das ist unmöglich! Von jeher wurde ich mit Verachtung bestraft! Wegen meiner großen Klappe und dem dazu gehörigem Rumgefuchtel mit den Dolchen. Nie wollte jemand mit mir etwas zu tun haben, denn die Elfen fürchten sich vor den Stadtwachen, die ich immer wie magisch angezogen hatte.
 

Alarith trat nun aus der Menge hervor, sah mich ruhig an, die anderen Elfen blickten ebenfalls zu ihm und waren mit einem Mal verstummt.

„Kallian, wir haben nicht vergessen was du für uns getan hast. Für uns alle hast du dein Leben riskierst. Wenn du nicht gewesen wärst, würden wir vermutlich jetzt alle in Tevinter auf einem Sklavenmarkt zum Verkauf angeboten. Du hast dich furchtlos gegen die Magister gestellt, obwohl niemand von uns dir zu Hilfe kam“

Verdattert starrte ich in Runde, alle Elfen sahen mich an. Selbst die Dalish schauten aufmerksam zu uns herüber und schienen das Schauspiel neugierig zu verfolgen.

„Und nun kommst du mitten in der Verderbnis erneut zu uns und rettest deine Heimat, ohne zu zögern. Du bist zu uns zurückgekommen…“

Alarith legte seine Hand auf meine Schulter und blickte mich erneut an, doch so hatte er mich noch nie im Leben angesehen. In seinen Augen konnte ich eine Dankbarkeit erkennen, die er vermutlich nicht mal in Worte fassen konnte. Auch die anderen Elfen sahen mich so an, einige sahen grimmig aus, andere stolz und wieder andere fingen an zu weinen.

„Wir konnten nicht zulassen, dass du hier wegen uns stirbst“, sprach Alarith und auf seinem Gesicht erschien ein amüsiertes Grinsen. „Schließlich willst du doch dem Erzdämon noch ordentlich in den Arsch treten, oder?“

Die Elfen schrien begeistert auf, andere riefen mir aufmunternd zu und hielten ihre zur Faust geballte Hand in die Luft.

Fassungslos sah ich mich um und konnte nichts darauf erwidern.

Alarith zog mich in seine Arme und drückte mich eng an sich. „Dein Vater wäre sehr stolz auf dich“, flüsterte der ältere Elf in mein Ohr. Bei seinen Worten zuckte ich zusammen.

Ohne mein Zutun schossen mir die Tränen in die Augen. Hastig versuchte ich sie wegzublinzeln, was jedoch sinnlos war.

„Ich hoffe doch“, flüsterte ich tränenerstickt und krallte mich kurz an Alarith fest. Diesen Elfen kenne ich bereits mein ganzes Leben lang. Er kam aus Tevinter, geflüchtet vor dem Magister und gerettet von den Dalish, ehe er sich dann zu uns ins Gesindeviertel verirrt hatte.

Er baute ganz allein seinen kleinen Laden auf, niemand kam und half ihm. Nur meine Mutter erst, sie unterstütze ihn und kurz darauf ebenfalls mein Vater. So kam es, das uns ein Band verband, selbst über Mutters Tod hinaus.

Dieser geizige, clevere und zuweilen engstirnig wirkende Elf hat es von je her geschafft, Shianni, Sorris und mir ein Platz in seinem Herzen zu erhalten.

Alarith löste sich von mir, wischte mir eine Träne von der Wange, während ich mal wieder verheult drein sah.

Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, wie sehr ich doch Vater vermisste. Würde er wirklich stolz auf mich sein, während ich mich praktisch in dieser letzten Schlacht opfern werde?

„Na, na jetzt ist aber Schluss“, sprach Zevran und legte seine Hand auf meine Schulter, ehe er mich zu sich zu zog. Überrascht sah ich zu ihm auf, doch er zwinkerte mir leicht zu und lächelte charmant. „Dass dich schon wieder jemand zum Weinen bringt, ist unerhört“

Alarith räusperte sich kurz, sah zu uns beiden. „Das wollte ich wirklich nicht, verzeih Kallian“

Ich zwang mich zu einem schiefen Lächeln durch, wischte mir schnell meine verbliebenden Tränen hinfort. „Nein, schon gut. Ich möchte mich bei euch bedanken und zwar bei euch allen“

Noch immer mit tränenverschmierten Gesicht sah ich zu den Elfen, die sich so furchtlos in den Kampf begeben hatten. Weder trugen sie Rüstung, noch Schild. Doch sie kamen alle aus ihren Verstecken, nur um mir zu helfen.

Und dann auch noch gegen die furchterregende Dunkle Brut.

„Das sind wahre Elfen“, sprach Theron und sämtliche Blicke lagen nun auf ihm, doch er nickte den anderen Elfen nur anerkennend zu.

Leicht musste ich schmunzeln. „Wenn das hier alles vorbei ist, sollten wir einmal richtig feiern, oder?“

Shianni war sofort Feuer und Flamme. „Oh ja! Alarith wird doch bestimmt etwas ausgeben, oder?“ Mit zuckersüßem Lächeln sah sie zu dem älteren rothaarigen Elfen auf, der jedoch keine Miene verzog. „Bist du von Sinnen, Shianni? Das kommt nicht in Frage!“

Meine Base sah tieftraurig drein, schniefte sogar einmal dramatisch auf. Kurz schien es so, als würde Alarith mit der Wimper zucken, ehe er dann schwer seufzend nachgab. „Also gut, aber nur dieses eine Mal“

Shianni und ich jubelten auf.

„Hast du das geört, Kallian?“, fragte mich Shianni aufgeregt und ergriff meine beiden Hände. Lächelnd nickte ich ihr zu, kam aber nicht umhin, kurz traurig zu werden.

Diese Feier werde ich doch leider verpassen, Shianni…

„Aber ich gebe nur etwas aus, wenn du die Verderbnis auch wirklich bezwingst, ist das klar?“, fragte Alarith noch einmal nachdrücklich.

Sofort nickte ich und blickte ihm fest in die Augen. „Das schwöre ich bei meinem Leben!“

Die anderen Elfen jubelten wieder und mir wurde schwer ums Herz. So schwer, dass ich fürchtete ich würde zu Boden stürzen. Doch Zevran gab mir den Halt, den ich so dringend brauchte.

Traurig lächelnd sah ich zu ihm auf, während er mir durch mein wirres rotes Haar strich. Dann sah er mich ruhig an, schüttelte sachte den Kopf. „Hör auf jetzt, du stirbst nicht“

Kurz musste ich leise lachen. „Du bist wohl ein Optimist, was?“

Doch unser Beisammensein wurde mit einem Mal getrübt, als laut brüllend der Erzdämon über unser alle Köpfe hinfort flog.

Grimmig sah ich ihm nach, als er fauchend erneut sein dunkles Feuer spie.

Ich muss diese Bestie aufhalten, sonst gibt es für niemanden in Thedas je wieder eine Feier!

Sofort sah ich zu den verbliebenen Dalish. Sie waren zu wenige, als dass ich sie weiter gebrauchen konnte, auch wenn es hart klang.

„Die Dalish bleiben hier und beschützen das Gesindeviertel vor weiter Dunkler Brut!“, wies ich an, doch ich konnte durchaus an den Gesichtern mancher Dalish ablesen, dass sie mit dieser Entscheidung nicht zufrieden waren.

Was ich ja auch durchaus verstehen konnte, immerhin waren diese ja stark dezimiert worden und sollte es zu einem erneuten Angriff der Dunklen Brut kommen, wären sie alle dem Untergang geweiht.

Deswegen wies ich einen der vier Golems an, ebenfalls das Gesindeviertel zu beschützen. Ohne ein Widerwort oder ähnliches brachte sich der Golem neben die Dalish in Position.

Zufrieden nickte ich leicht, immerhin das würde klappen!

Shianni kam erneut auf mich zu und sah mich unsicher an. „Base, glaubst du wirklich, es ist besser wenn du einen dieser Kolosse hier lässt? Nimm sie lieber alle mit, dann kann dir der Erzdämon nichts anhaben“

Ich musste kurz spöttisch lächeln, ehe ich ihr einmal durch ihr Haar strubbelte. Verwundert sah mich meine Base an, doch ich ließ meine Hand wieder sinken. „Der Erzdämon hat doch sowieso keine Chance gegen mich, ob ich mit drei oder vier Golems gegen ihn ziehe, ist völlig egal. Heute findet er sein Ende, so oder so“

Alistair trat neben mich und nickte Shianni zu, die zweifelnd zu uns beiden aufsah. „Wir werden es beenden“, versicherte er auch noch einmal zuversichtlich.

„Komm bitte wieder zurück“, wisperte meine Base mir nun zu und trat noch einen Schritt näher an mich heran. Dann ergriff sie meine Hand und legte etwas hinein. Verdutzt öffnete ich meine Hand besah mir das Geschenk von ihr.

Verbandszeug.

Wie überaus praktisch. Schmunzelnd nahm ich sie in die Arme. „Keine Sorge, Shianni. Alles wird gut werden, das hier wird bald zu Ende sein!“

„Und du kommst wieder?“, fragte nun auch Sorris hoffnungsvoll. Langsam löste ich mich von meiner Base und blickte ihn an. „Ja, das auch“

Vermutlich als Leiche, aber ich komme wieder!

Wie überaus erheiternd.

Grollend steckte ich meine Dolche wieder ein und blickte zu den anderen. Alistair, Elissa, Zevran und Lymira waren ebenfalls noch bei bester Gesundheit. Zwar zierten einige Schrammen und Schnitte ihr Antlitz, doch ansonsten konnte ich keine weiteren Verletzungen erkennen.

Ich winkte den Elfen im Gesindeviertel zum Abschied zu, ehe ich mich gemeinsam mit meinen Gefährten über die Brücke von Fluss Drakon ging, um schließlich in den Palast-Distrikt zu gelangen.

Die drei Golems folgten uns mit schweren Schritten, ließen die Brücke erbeben und mich unwohl zu Boden sehen. Ich hoffe, diese verdammte Brücke hält auch stand!

Plötzlich war da eine Stimme in meinem Kopf. Erschrocken sah ich nach oben. Der Erzdämon kam direkt auf uns zu. Erschrocken riss ich meine Augen auf, umfasste fest meine Dolche und war dennoch absolut machtlos.

Ist das Ende etwa jetzt schon da?

„Was zum-?“ Doch weiter kam Alistair nicht. Der Drache rammte die Brücke und brachte sie damit zum Einsturz. Entgeistert schrie ich auf und wich in letzter Sekunde einige Schritte zurück, bevor auch die letzten Pflastersteine unter meinen Füßen wegbrechen konnten.

Trotzdem verlor ich den Halt, strauchelte und fiel schließlich zu Boden. Hustend kam ich auf die Beine und versuchte durch den aufgewirbelten Staub irgendwie auszumachen, ob es meinen Gefährten gut ging.

Elissa konnte ich als erstes ausmachen, als sie sich hustend erhob. Lymira war neben ihr, bellte wütend in dem Himmel, vermutlich um den Erzdämon mal ordentlich die Meinung zu geigen.

Alistair kam kurz darauf zu der jungen Frau und stütze sie. Gut, immerhin schien es, dass sie es unbeschadet überstanden zu haben.

Jemand fasste mich am Handgelenk und half mir auf. Überrumpelt starrte ich in Zevrans Augen, die mich besorgt ansahen. „Alles in Ordnung?“

Sofort nickte ich, hielt aber verwirrt inne, als ich ein seltsames Plätschern vernahm. Ich drehte mich um und starrte erschrocken zu den Überresten der Brücke.

Wir konnten definitiv nicht zurück und mitten im Fluss Drakon lag einer meiner drei Golems. Er rührte sich nicht mehr, selbst bei meinem Zurufen nicht. Die anderen beiden Kolosse standen dicht hinter mir, verzogen jedoch auch keine Miene. Es schien sie nicht zu kümmern, dass sie ihren Kameraden verloren hatten.

Frustriert strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah zu meinen Gefährten. Wir wussten alle, dass wir es mit nur noch zwei Golems es deutlich schwerer haben werden.

Aber noch ist nichts verloren!
 

So setzten wir nun noch mit zwei Golems unseren Weg durch das zerstörte und kämpfende Denerim fort.

Mein Blick ging viel zu oft hoch zum Himmel und suchte ihn nach dem Erzdämon ab, der dort oben seine Kreise zog. So kam ich nicht drum herum mit anzusehen, was dann geschah.

„Riordan!“, schrie ich überrascht auf, als ich ihn auf einem der Wachtürme im Palastdistrikt erkannte und machte so auch meine Gefährten auf ihn aufmerksam.

Alistair, Elissa und Zevran sahen nun ebenfalls suchend in den Himmel.

Der Drache flog haarscharf seitlich am Turm entlang und peitschte mit seiner Rute nach dem Grauen Wächter, der jedoch geschickt auswich.

Das Geschöpf wendete und setzte zum zweiten Mal zu diesem Manöver an. Diesmal geschah jedoch etwas Unerwartetes.

Mein unterdrücktes Keuchen sollte mehr ein Schrei sein, als sich Riordan mit todesmutiger Sicherheit auf den Rücken des Drachen warf. Er klammerte sich an den Schuppen fest und schlug sein Schwert tief in das Drachenfleisch.

Der Erzdämon ließ eine schwarze Spur seines eigenen Blutes herabregnen und zog es wie einen Schweif hinter sich her.

„Er wird es schaffen!“, stieß Alistair euphorisch aus, während ich eher unsicher das Spektakel beobachtete.

Sollte es jetzt wirklich vorbei sein? Riordan tötet den Erzdämon und ich und Alistair können unseren Leben weiter frönen?

Gebannt sahen wir dem Drachen hinterher, der sich wand und darum bemühte, Riordan abzuschütteln. Ein ums andere Mal verloren wir sie aus dem Blick, doch Riordan klebte wie festgenagelt an dem verderbten Geschöpf. Sein Schwert bohrte sich tiefer in den Rücken der Kreatur.

Für einen kurzen Moment sah es wirklich so aus, als ob er ihn besiegen könnte, doch der Moment war so rasch vergangen, wie er gekommen war und der Erzdämon bäumte sich ein letztes Mal auf.

Riordans Schwert verlor seinen Halt im Körper des Drachen und er wurde in die Luft geschleudert.

„NEIN!“, schrien Alistair und ich gleichzeitig. Zevran und Elissa zischten ebenfalls kurz leise verzweifelt auf. Riordan segelte seitlich über den Drachen, fand jedoch erneut Halt, indem er sein Schwert in den Flügel des Erzdämons rammte.

Die feine Haut riss und gab unter der Klinge nach. Riordans Schwert zerschnitt den rechten Flügel des Erzdämons, doch dann griff es ins Leere und der Graue Wächter stürzte in die Tiefe.

Wütend schrie Alistair auf. Ich konnte es ebenso wenig fassen. Wie versteinert standen wir da, als uns langsam klar wurde, was gerade passiert war.

Riordan ist bei dem Versuch gestorben, diese Bestie umzubringen. Da er nun nicht mehr lebt, liegt es an Alistair und mir, es zu Ende zu bringen. Soll heißen, das Glück war uns mal wieder nicht hold!

Das Ende ist gekommen!

Ich sah dem Erzdämon hinterher, der schlingernd auf die Spitze Fort Drakons zuhielt und sich dort niederließ.

Sein schauriges Gebrüll ließ die ganze Stadt erzittern, doch ich hörte schon wieder diese säuselnde Stimme in meinem Kopf. Keine richtigen Worte, aber der Ton war zu verstehen. Der Erzdämon war zornentbrannt, verletzt, aber er scheute die Konfrontation mit uns nicht.

Unser beider Ende war nah!

„Warte es nur ab, du Miststück!“, flüsterte ich bebend vor Wut, doch ebenso vor Angst.

Große Opfer

„Wir müssen in den Palastdistrikt und von dort direkt in das Fort Drakon hinein“, erklärte Alistair mir, während ich noch immer wackelig auf den Beinen hinter ihm, Zevran und Elissa her lief.

Ich wusste nur zu gut, dass der Palastdistrikt, in dem die reichen Menschen der Stadt wohnten, mit einer Mauer von der restlichen Stadt getrennt wurde. Das einzige Tor zu diesem Bezirk lag direkt wenige Meter vor uns, doch es war verriegelt und das aus gutem Grund.

Eine ganze Meute Dunkler Brut tummelte sich davor und schlug mit allerlei Gegenständen dagegen.

„Wahrscheinlich haben sich die Leute dort verbarrikadiert“, mutmaßte Elissa.

„Hoffentlich ist das auch der Grund, warum der Rest der Stadt so ausgestorben ist“, entgegnete Alistair bitter.

Noch hatte die Dunkle Brut uns nicht bemerkt, doch das würde sich bald ändern und wir sollten handeln, solange wir einen Vorteil der Überraschung hatten.

„Ich schlage folgendes vor: Direktangriff. Jeder stürzt sich auf die Dunkle Brut, ohne Rücksicht auf Verluste! Wir müssen in den Palastdistrikt kommen und der liegt nunmal hinter dieser beschissenen Mauer!“

Zevran musterte mich kurz kritisch. „Angenommen wir schlagen uns, der Golems sei Dank, durch. Was passiert dann?“

Grimmig blickte ich zu Fort Drakon auf, dessen dunkle Turmspitze unheimlich in den eh schon dunklen Himmel ragte. „Bis zu Fort Drakon… dann der Erzdämon. Und dann ist Schluss!“

Ich merkte, wie ich innerlich immer angespannter wurde und es vermutlich auch noch zeigte, denn Zevran sah mich mit geradezu unsicherem Blick an.

Hastig wandte ich mich ab und schüttelte leicht den Kopf. „Ich meine, dann haben wir es geschafft. Aber bis dahin müssen wir einfach kommen… irgendwie“

Elissa legte ihre Hand auf meine Schulter und sah ruhig auf mich hinab. „Trotz allem finde ich, dass wir Hilfe brauchen werden. Haltet das Horn bereit, die Dunkle Brut wird sich nicht so einfach geschlagen geben“

Das war abzusehen. Ich nickte der jungen Cousland kurz zu, sah dann wieder zu der Dunklen Brut und biss mir auf meine Unterlippe. „Stürzen wir uns in die Schlacht!“

Wie auf ein Signal rannten wir nun alle los. Die zwei übrigen Golems folgten kurz darauf, während ich schwungvoll meine Dolche heraus zog und den ersten Genlock anvisierte. Sofort rammte ich meine Dolche in dessen schwarzes Fleisch, zog ihn wieder heraus, nur um Kehlen oder Gliedmaßen abzutrennen.

Die Dunkle Brut, die es wagte mir zu nahe zu kommen, wurde regelrecht zu einer fleischigen Masse geschlagen von den Golems. Wir hielten uns alle in der Nähe der Golems auf, um unser Leben zu schützen, denn es kamen immer mehr der Dunklen Brut auf uns zu.

Mittlerweile waren wir umzingelt von ihnen, ein ständiges Fauchen dröhnte in meinen Ohren und ließ mich fluchen. Wir standen alle Rücken an Rücken, sahen verbissen zu diesen Monstern und kämpften weiterhin tapfer, obwohl wir ganz klar in der Minderzahl waren.

Hastig ergriff ich mein Horn und blies nochmals kraftvoll hinein.

Wer auch immer kommen möge, ich hoffe doch zutiefst, dass sie uns helfen können!

Einer der Golems fiel plötzlich mit einem lauten Aufschlag zu Boden, wodurch erneut die Erde erbebte. Verwirrt drehte ich mich herum und sah, dass der Golem praktisch von der Dunklen Brut überwältigt wurde. Sie waren überall auf ihm und stachen unnachgiebig zu.

Egal, wie steinhart dieser Koloss auch sein mag, irgendwann wird auch der an seine Grenzen kommen. Was meinen Golem-Vorrat nun auf einen Einzigen schrumpfen ließ.

Verdammte Scheiße!

Ich bemerkte bereits, wie auch die anderen Hurlocks den Golem erklimmen wollten, nur um ihn dann zu Fall zu bringen.

So schnell ich konnte, sprintete ich auf den Golem zu, stach unterwegs Dunkle Brut ab und kletterte flink den Koloss hinauf; versuchte durch Tritte und Schläge die Dunkle Brut von ihm herunter zu werfen.

Wenn jetzt der letzte Golem auch noch umkippt, dann sind wir verloren. Dann sind alle Leute in Ferelden verloren!

„Verzieh dich!“, schrie ich aufgebracht und rammte meinen Fuß in das Gesicht eines Genlocks, der gerade dabei war, den Golem hochzuklettern.

Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie Zevran einem Hurlock die Kehle aufschlitzte und dem nächsten kurz darauf einfach die Hand abhackte. Doch er konnte den Genlock mit Pfeil und Bogen nicht sehen, der gerade dabei, war den Elfen anzuvisieren.

Angst durchflutete mich wie nie zuvor, ohne zu zögern sprang ich von dem Golem hinab und stürzte mich auf dieses kleine Aas.

Schreiend vor Wut schlug ich mit meinen Fäusten immer wieder in dessen Gesicht..

Wenn diese verdammte Brut es auch nur wagen sollte, Zevran etwas anzutun, werde ich sie eigenhändig umbringen!

„Woho, Salrokka!“

Eine bekannte Stimme ließ mich kurz überrascht inne halten. Dann hörte ich nur das aufgebrachte Fauchen der Dunklen Brut, während sie ebenso überrascht kurz aufsah.

Anscheinend waren sie nicht unbedingt erfreut, als ihren neuen Gegner sahen. Vermutlich lag es aber auch daran, dass sie diesen Gegner nur zu gut kannten.

Die Zwerge!

Diese kleinen Leute rannten an mir vorbei und wirbelten mit ihren Äxten, Dolchen und Schwertern geradezu Schneisen in die Dunkle Brut.

Eilig erhob ich mich, als ich bemerkte, dass ich den Genlock, auf dem ich eben noch wie verrückt eingeschlagen hatte, schon längst tot war.

Natia kam grinsend neben mir zum Stehen und wischte sich lässig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sieh an, Salrokka. Bist langsam am Durchdrehen, was?“

Hitzig starrte ich sie an und atmete angestrengt. Erst jetzt bemerkte ich meine schmerzenden Hände und das Blut, das an ihnen klebte. Mit Missgunst musste ich feststellen, dass es sich dabei auch um mein eigenes Blut handelte.

Zudem schmerzte mein Rücken fürchterlich, die Nässe lief unaufhörlich meinen Rücken hinab. Unter mir auf dem Boden sah ich Blut, doch ich war mir unsicher ob es meines war, oder von der Dunklen Brut oder irgendeiner anderen armen Seele, die hier abgeschlachtet wurde.

Ich wusste nur eines…

„Bringt sie alle um, los!“, zischte ich dieser verdammten kastenlosen Zwergin zu, die darauf jedoch nur süffisant grinste und sich über ihre trockenen Lippen leckte.

„Oh, das ist wie Musik in meinen Ohren!“, säuselte sie entzückt, riss ihre Dolche vom Gürtel und stürzte sich in den Kampf.

Wie ein Wirbelwind kreiste Natia durch die Reihen der Dunklen Brut und metzelte dabei alles nieder, was ihr im Wege war.

Beinahe erschreckend beobachtete ich sie dabei und kam nicht umhin, kurz zu schlucken. So wie sie ihre Dolche schwang, sah es eher so aus, als wäre sie am Durchdrehen. In ihren Augen konnte ich die pure Lust am Töten erkennen. Das lag hoffentlich nur daran, dass sie ihr Leben als Kastenlose im Staub verbringen musste und deswegen vielleicht etwas zu mordlüstern reagiert.

Doch die Zwerge schlugen sich wirklich wacker, die Dunkle Brut war schnell schon halbiert. Ich stand in der Nähe von Zevran, der mir weitestgehend den Rücken von diesen Monstern frei hielt.

Unerwartet wurde mir plötzlich mein Dolch aus der Hand geschlagen und ich starrte verblüfft in die Fratze des Hurlocks, der mir geifernd gegenüberstand. Gerade noch rechtzeitig konnte ich seinem nächsten Angriff entgehen. Doch plötzlich wurde ich seitlich von einem Schild umgestoßen und knallte gegen eine Hauswand.

Mit einem Mal wurde mir sämtliche Luft aus den Lungen gepresst. Benommen fiel ich zu Boden und wusste nicht, wo oben und unten war. Auch meine Dolche ließ ich ungewollt dadurch fallen.

Ein dunkles Lachen ließ mich Böses erahnen, besonders als ich die gezackte Klinge sah, die auf mich zu schnellte.

Fieberhaft rollte ich mich zur Seite und versuchte dem Angriff eines Hurlocks auszuweichen, was mir jedoch nur knapp gelang.

Wutentbrannt trat der Hurlock nun nach mir und traf mich mitten im Gesicht. Schmerzerfüllt jaulte ich auf und rollte mich wimmernd zusammen. Meine Nase schmerzte ungeheuerlich.

Doch es kam noch schlimmer, denn während ich mich auf den Boden vor Schmerzen krümmte, rammte er seine gezackte Klinge in meinen Rücken.

Sie glitt an der Rüstung ab, doch die stumpfe Gewalteinwirkung auf meinem Rücken ließ mich erneut aufschreien. Spätestens jetzt wusste ich mit Sicherheit, dass die Narben wieder aufgerissen waren.

Ein wütendes Fauchen drang in mein Ohr, dann fiel der Hurlock der mir gerade noch in den Rücken gestochen hatte, mit durchgeschnittener Kehle zu Boden.

Hastig atmend starrte ich in seine toten, leeren Augen. Meine Hände ballte ich dabei zu Fäusten.

„Kallian!“

Ich hörte wie Zevran meinen Namen schrie und mich dann schließlich hochzog. Immer noch leicht benommen krallte ich mich an seiner Schulter fest um kam nicht umhin, kurz zu wimmern. „Diese verdammten Bastarde!“, zischte ich, versuchte krampfhaft die Schmerzenswellen die durch meinen Körper jagten, auszublenden.

Schließlich wusste ich nur zu gut, wo wir uns noch immer befanden. Auf dem Schlachtfeld, umgeben vom verderbtem Tod.

Ein erneuter lauter dumpfer Aufschlag. Erschrocken riss ich die Augen auf, als ich sah, wie die Dunkle Brut nun auch den letzten verbliebenen Golem zu Fall gebracht hatte.

„Nein!“, brüllte ich zornig, wollte auf den Golem zu rennen um ihn zu retten, doch Zevran hielt mich grimmig zurück. „Es ist zu spät!“

Bevor ich Zevran an den Kopf werfen konnte, das es niemals zu spät sei, bemerkte ich wie das große schwere Tor langsam geöffnet wurde.

Auch Elissa und Alistair bekamen es mit, hechteten schnell zu uns.

„Salrokka, los verzieht euch!“, rief Natia laut über das Schlachtfeld, auf welchem immer noch großteiles die Dunkle Brut kämpfte. Inzwischen bemerkte ich auch, dass auch ein paar Zwerge schon ihr Leben ließen.

Zevran zerrte mich mit zum geöffneten Tor, während ich beinahe panisch zu den verbliebenen Zwergen sah.

„Was ist mit euch?! Kommt mit!“

Doch Natia lachte nur spöttisch auf, rammte ihren Dolch in den Kiefer eines Genlocks. „Wir halten hier die Stellung! Du tötest diesen abartigen Erzdämon, los!“

Das konnte sie doch nicht ernst meinen, sie wird dort sterben!

„Natia!“, schrie ich noch einmal, doch sie antwortete nicht. Kaum hatten wir uns durch den schmalen Spalt gezwängt, wurde das Tor wider krachend hinunter gelassen.

Fassungslos starrte ich auf das große, schwere Tor. Hörte auf der anderen Seite das Fauchen der Dunklen Brut und den ebenso ausweglosen Kampf der Zwerge.

„Kommt mit, du bist verletzt!“, rief Zevran und zerrte mich hinter sich her. Nur wiederwillig ließ ich mich von ihm mitschleifen, immer wieder war ich kurz davor, hinzufallen.

Die verderbte Welt um mich herum fing an, sich verdächtig zu drehen.

„Seht nur, der König!“, riefen Menschen, die nun aus ihren verbarrikadierten Häusern hinaus traten und ehrfurchtsvoll zu Alistair aufsahen, der das ganze eher genervt zur Kenntnis nahm.

„Ich bin nicht der König, bringt uns einen Heiler!“, keifte der die herumstehenden Leute an, die sofort darauf aufgeregt umher flitzen.

Kurz musste ich deswegen schmunzeln. „Hey, Alistair. Ich glaube dein Volk liebt dich“

Doch der zukünftige König blickte mich eher sorgenvoll an, anstatt auf meinen kleinen Witz einzugehen. „Du hast viel Blut verloren“

Skeptisch sah ich drein, als Zevran mich sorgfältig auf den Boden absetzte und dann einfach in ein nahe gelegenes Haus eindrang. Ich konnte noch eine Frau erschrocken aufschreien hören.

Völlig erschöpft lehnte ich mich an die Hauswand hinter mir und atmete erst einmal tief ein. Ich musste unbedingt dieses widerwärtige Schwindelgefühl verbannen, so kann ich doch gar nicht kämpfen!

Immer wieder schlug die Dunkle Brut unerbittlich gegen das Tor, ich konnte es genau hören. Und wenn die Dunkle Brut wieder gegen das Tor schlägt, bedeutet es, dass die Zwerge besiegt sind.

Verzweifelt ballte ich meine Hände zu Fäusten und kniff die Augen zu. „Wir werden verlieren“, flüsterte ich bitter.

„Nein, das werden wir nicht!“, rief Alistair vehement und blickte erleichtert zu Zevran, der gerade einen alten, nervösen Mann zu uns schleifte.

„Kümmert Euch um sie!“, blaffte Zevran barsch und stieß den Mann zu mir, der mich unsicher anstarrte. Gelassen erwiderte ich seinen Blick, das Schwindelgefühl wurde langsam weniger.

„Sei nicht so unhöflich, Zev“, murmelte ich leise, doch der Mann musterte mich kurz. Erneut krachte etwas mit brachialer Gewalt gegen das Tor, welches gefährlich anfing zu erzittern.

„Die brechen durch! Hilfe!“, riefen panische Menschen und rannten hektisch an uns vorbei, um das Tor zu stützen.

„Also Ihr habt viel Blut verloren… irgendwie…“, stammelte der Mann unsicher, anscheinend überfordert mit der gesamten Situation.

Ich schielte derweil zu dem Tor und biss die Zähne zusammen. Das Tor sah recht stabil aus, ich war mir sicher, dass es nicht so schnell nachgeben wird. Doch der Erzdämon ist meine größere Sorge, der wird nicht ewig auf mich warten.

Deswegen packte ich den alten Narr am Kragen und zog ihn grob zu mir. Mit angsterfüllten Augen blickte er meine wütenden.

„Lasst das Gefasel und gebt mir einfach ein Mittelchen, das meine Schmerzen ausblendet“

Ich ließ den alten Mann los, der hastig von mir zurückwich und in sein Haus hineinstürzte.

Elissa und Alistair sahen mich sorgenvoll an, während ich mich langsam schwerfällig erhob, mich dabei an der Hauswand hochzog.

„Ist dieser Shemlen überhaupt Arzt?“, fragte ich zerknirscht.

„Er meinte er wäre Heiler“, behauptete Zevran felsenfest.

Spöttisch lächelte ich, blickte zu dem Turm von Fort Drakon auf. Einen großen Dunklen Schatten sah ich immer wieder herumschnellen.

Er ist da oben und lacht uns vermutlich auch noch aus, weil wir nicht kommen!

Elissa deutete in eine Gasse gegenüber. „Wir müssen diesem Gang dort folgen, dann kommen wir direkt zum Fort Drakon“

Gerade als ich etwas darauf erwidern wollte, kam der alten Mann auf mich zugeeilt mit einem kleinen Reagenzglas in der Hand, eine kleine rote Flüssigkeit schwamm darin.

Mit zitternden Händen gab er es mir und nickte mir unsicher zu. „Viel Erfolg, Grauer Wächter“

Unschlüssig besah ich mir die Flüssigkeit, zuckte aber kurz zusammen, als ein erneuter lauter Knall jenseits des Tores zu vernehmen war.

Ohne zu zögern schluckte ich alles gierig hinunter und warf das leere Glas dann von mir. Entschlossen blickte ich zu meinen Gefährten und nickte ihnen zu.

Hoffentlich wirkt dieses Gesöff schnell, denn ich kann ja kaum einen Schritt tun ohne laut aufzuschreien.

„Wir sollten uns beeilen, wer weiß wie lange das Tor noch standhalten wird“

Alistair besah sich grimmig besagtes Tor und die Menschen die es verzweifelt zu halten versuchten. „Minuten, wenn wir Glück haben“

Leise atmete ich aus, besah mir die vielen verängstigen Menschen, die sich in den Ecken versteckten, ebenso waren hier auch viele Elfen zu sehen.

All diese Leute werden vermutlich in wenigen Minuten von der Dunklen Brut abgeschlachtet werden. Doch ich konnte ihnen ja nicht mal zurufen, dass sie fliehen sollten, denn die ganze Stadt war voll mit diesen Ungeheuren. Es gab keinen Ausweg, für niemanden von uns.

„Schnell“, flüsterte ich und ging mit den anderen los, die sich nur widerwillig von dem Schauspiel lösen konnten.

All das hier wirkte wie in einer Gruselgeschichte, die uns Alarith immer erzählt hatte, bevor wir uns schlafen gelegt hatten.

In der Regel war die Geschichte aber irgendwann vorbei und wir gingen zu Bett. Ob wir damals ruhig schlafen konnten, sei mal dahin gestellt. Aber wir wussten schon als Kinder immer, es ist nur eine Geschichte und keine Wirklichkeit.

Doch dieses Mal erwartet uns kein Märchen, sondern die unverblümte Realität.

Das Mittel schien tatsächlich zu helfen, denn bei jedem Schritt den ich tat, ließen die Schmerzen immer mehr nach.

So wurden auch unsere Schritte immer schneller, meine Sinne wie leicht im Rausch. Alles schien mit einem Mal leichter, so dass ich kurz grinsen musste.

Mit einem Mal krachte es unvorstellbar laut auf, der Boden erbebte und ließ uns kurz schwanken. Verzweifelte Hilfeschreie hallten zu uns herüber und wir wussten alle, dass das Tor gefallen war.

Und wenn wir uns nicht beeilen, dann wird es ganz Denerim so ergehen und zum Schluss ganz Ferelden!

Verzweifelt starrte ich zu Fort Drakon, welches unmittelbar vor unserer Nase lag.

Der Erzdämon wartet und somit das Schicksal der ganzen Welt!

Verderbnis

Fort Drakon war ein gewaltiger Turm mit so vielen Treppenstufen, dass ich recht bald aufgehört hatte zu zählen. Nur eines stand fest: Ich bin wahrscheinlich schon erschöpft, bevor ich mich in den Kampf mit diesem verdammten Erzdämon stürzen kann.

Hastig atmend stützte ich mich an der Wand ab, während meine Gefährten weiterhin zügig den Turm erklommen. Der Schweiß rann meine Stirn hinab, ebenso wie das Blut auf meinen Rücken.

Das Mittel was mir dieser alte Mann gegeben hatte wirkte jedenfalls, auch wenn ich mich bereits schon recht schummrig fühlte. Dabei spürte ich, wie mir das Adrenalin geradezu durch die Adern raste.

Grimmig biss ich die Zähne zusammen und stieg weiter die Treppen hinauf, Richtung Turmspitzte. Ein lautes Knurren erfüllte die Wendeltreppe und ließ kurz alles erzittern. Erschrocken hielt ich inne, lauschte verzweifelt und versuchte das laute Schlagen meines Herzens auszublenden.

„Kallian, alles in Ordnung?“, rief Alistair unsicher, als wir nur noch den Kampfeslärm über uns hörten.

„Ja, ich komme!“, rief ich und rannte nun geradezu die Treppen hinauf, um zu meinen Gefährten aufschließen zu können.

Die Anderen warteten oben, sahen jedoch auch ziemlich erschöpft aus. Als ich endlich neben ihn zum Stehen kam und schnell atmete, blickte mich Elissa unsicher an. In ihren Augen konnte ich kurzzeitig Furcht aufflackern sehen.

„Wir sind fast da“, hauchte sie und ließ mich alarmiert zu der großen Tür blicken, die uns Zugang zum Dach gewähren würde. Und somit auch die Konfrontation mit dem Erzdämon.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Stirn zog sich in Falten, die Tür dabei anstarrend. Ich hörte den Erzdämon hinter besagter Tür wütend brüllend.

Ich wusste nur zu gut, dass mein Leben bald vorbei sein würde.

Entweder ich töte den Erzdämon, sterbe aber dann trotzdem mit ihm, oder er tötet mich einfach zuvor. So oder so, das Ende ist mein Tod. Es sei denn jedoch…

„Alistair“, sprach ich ruhig, drehte mich nur langsam zu ihm um. Er blickte mich schuldbewusst an, schien zu ahnen was ich nun gleich von ihm verlangen würde.

Ich sah ihm in seine haselnussbraunen Augen, sah den Schmerz darin. Augenblicklich wurde mir schwer ums Herz, so dass ich selbst kurz ins Schwanken geriert.

„Du musst mir was versprechen“, wies ich ihn zaghaft an, starrte zu ihm herauf. Doch Alistair schüttelte nur kurz den Kopf.

„Ich kann das nicht“, sprach er leise.

Plötzlich gab es einen lauten dröhnenden Knall, der von unten zu kommen schien. Angespannt starrte ich die Treppe hinab, hörte wildes Fauchen und Schatten, die die Treppen hochliefen.

„Die haben die verdammte Tür aufgebrochen, diese Monster“, fluchte Zevran. „Nicht mehr lange und sie haben den Turm ebenfalls in ihrer Gewalt!“

Entschlossen wirbelte ich zu Alistair herum. Ich konnte mir keine Lappalien mehr erlauben! „Alistair, ich töte den Erzdämon! Erst wenn ich hinüber bin, machst du das, klar?!“, rief ich meinem Kamerad aufgebracht entgegen.

Doch Alistair sah alles andere, als begeistert aus. „A-aber, Kallian!“, versuchte er zu widersprechen, doch ich zog meine Dolche und sah ihn drohend an.

Ich lasse ihn nicht sterben, er muss Ferelden wieder aufbauen!

„Tu es!“, schrie ich beinahe, richtete mein Schwertspitze auf seine Nase. Mein Atem hatte sich mit einem Mal beschleunigt, während ich immer noch drohend zu den zukünftigen König aufsah.

Das Fauchen der Dunklen Brut wurde immer lauter, je schneller sie die Treppe hinauf rannten. Mein Kopf schmerzte ungeheuerlich. Der Gesang des Erzdämons war lauter den je in meinen Gedanken und ließ mich mit den Zähnen knirschen.

Alistair und ich starrten uns gegenseitig an, das immer lauter werdende Geschrei der Dunklen Brut dabei im Hintergrund.

Kurz ein Hadern, dann willigte der zukünftige Königs Ferelden schließlich ein. Entschlossen nickte ich ihm zu. „Danke, lass es uns zu Ende bringen ja?“, fragte ich ihn dankbar lächelnd, doch Alistair konnte mir einfach nicht in die Augen sehen. „Ein Ende“, meinte er nickend.

Wir gingen alle zu der Tür, als mich jemand davon abhielt die Klinke hinunter zu drücken. Perplex starrte ich auf die braungebrannte Hand, die sich auf meine gelegt hatte.

„Hast du nicht da nicht was vergessen?“, fragte Zevran mich gelassen, der neben mir stand.

Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben, als der blonde Elf mich abwartend ansah. Auf seinen Lippen entstand ein leichtes Schmunzeln, als er sich schließlich zu mir vorbeugte. Unsere Lippen berührten sich fast, während ich verwirrt den Atem anhielt.

„Du sturköpfiges Mädchen, solltest mir immerhin einen Abschiedskuss geben, meinst du nicht?“, fragte er leise, erschrocken riss ich daraufhin die Augen auf.

Eilig wollte ich zurückweichen, schnell meinen Gefühlen entfliehen die mich just zu überrennen drohten, doch der Assassine packte mich am Arm und drückte seine Lippen eng auf meine.

Überfordert starrte ich in Zevrans Augen, doch er zog mich nur noch enger an sich heran, der Kuss wurde tiefer und leidenschaftlicher, die Tränen liefen mir haltlos über die Wangen während ich den wohl letzten Kuss ebenso feurig erwiderte.

Meine Hände vergruben sich in Zevrans Haar, ich genoss seinen Duft der mich innerlich etwas beruhigte, doch ein trockener Schluchzer verließ meine bebenden Lippen.

Hals über Kopf riss ich mich von dem Elfen los und rannte hinaus auf das Dach von Fort Drakon. Die Tränen noch schnell wegblinzelnd, erblickte ich den Schrecken einer ganzen Welt.

Ein Soldat flog mir geradewegs vor die Füße, seine Gedärme dabei rausquellend und in den leblosen Augen die blanke Angst.

Wie in Trance sah ich wieder auf, eine kleine Schar an Soldaten hatte den Erzdämon umzingelt, schossen Pfeile auf ihn ab, oder versuchten ihn direkt mit ihren Schwertern anzugreifen.

Doch der Erzdämon schleuderte den Großteil der Soldaten einfach mit dem Schweif davon, die andere Hälfte fegte er mit seinen gewaltigen Klauen weg. Ein anderer Soldat geriet zwischen die abnorm großen Fangzähne des Monsters und wurde praktisch halbiert.

Seine Schmerzensschreie ließen meine Knie kurzzeitig weich werden. Doch dann warf das Ungetüm den leblosen Mann einfach hinter sich, während er einen anderen einfach unter dem enormen Gewicht seiner Klaue begrub.

Dann fixierten seine dämonisch gelben Augen mich und sein wutentbranntes Brüllen hallte mir entgegen.

Fassungslos sah ich zu dem Drachen auf, sah die Verderbtheit die ihm umhüllte und die er geradezu ausspie. Der Boden war dunkel, wo sich Erzdämon befand und jedes Brüllen war nichts Weiteres als Wut und Hass.

Dieses Wesen war nicht ohne Grund ein Erzdämon. Ein Drache, ein verderbter Drache dessen Kräfte unendlich mächtig scheinen!

Doch eines brachte uns einen entschiedenen Vorteil ihm gegenüber. Der Erzdämon konnte nicht mehr fliegen, Riordan hatte die dünne Haut der Flügel regelrecht aufgerissen.

Und wenn er uns nicht mehr davon fliegen kann, ist das unsere Chance, ihm auf dem Boden den Garaus zu machen.

Sofort ergriff ich das Horn um meinem Hals und blies kräftig hinein, so kräftig und lange wie ich nur konnte.

„Erbauer, hilf uns“, flüsterte ich bebend, ließ das Horn wieder sinken und starrte meinem Schicksal entschlossen entgegen.

Es entscheidet sich…jetzt!

„Bis zum Ende!“, schrie Alistair entschlossen und rannte voraus, ich folgte ihm kurzerhand und zog schwungvoll meine Dolche.

Vielleicht hätte ich mir vorher einen Plan überlegen sollen, doch mein wohl wichtigster Plan war erst einmal, nicht zu sterben.

Hinter mir hörte ich Zevran, der gerade einen antivanischen Fluch zum Besten gab. Seine Stimme klang beinahe furchtsam, doch ich konnte auch deutlich seinen Ärger heraushören.

Elissa schrie angstvoll auf, doch ich sah wie sie dicht hinter Alistair rannte, das Schwert und Schild zum Kampf erhoben. Auch Lymira folgte knurrend ihrer Herrin.

Erbauer, lasse mein Herz mutig und ohne Furcht sein, wenn ich dem Erzdämon entgegen trete!

Laut schreiend rannte ich unter den Erzdämon hindurch, wich seinem Geifer spritzenden Maul um Haaresbreite aus, ehe ich nun unter ihm stand. Alistair und Elissa griffen von vorne an, schlugen entweder auf die dichten Hornplatten an seinen Klauen ein, oder schlugen nach seinem Kopf, wenn dieser in der Nähe war.

Zevran erkannte ich direkt hinter dem Ungetüm, er griff immer wieder von der Flanke aus an, wich den Tritten des Erzdämons nur knapp aus.

Aufgeregt starrte ich hinauf zu dem Bauch des Drachen, biss mir unwohl auf die Lippen. Dann sprintete ich los, kletterte schnell das Bein des Erzdämons hinauf. Zwischen meinen Zähnen den einen Dolch, den anderen hatte ich schnell wieder an meinem Gürtel befestigt.

Ohne Zögern, als ich weit genug oben war, rammte ich den Dolch, der gerade noch zwischen meinen Zähnen war, in den schutzlosen Leib des Erzdämons. Sofort schrie dieser auf, doch ich rammte den anderen Dolch ebenso in dessen Leib. Immer und immer wieder. Hielt mich eisern fest, auch als der Erzdämon mich brüllend von seinem Bein schleudern wollte, hielt ich mich eisern fest.

Einen Dolch ließ ich in seinem Fleisch stecken, den anderen rammte ich immer wieder hinein. Schwarzes Blut spritzte mir entgegen, behinderte meine Sicht.

Hastig wollte ich es von meinen Augen wischen, als der Erzdämon brüllend nach mir schnappte. Vor Schreck ließ ich mich fallen und fiel keuchend zu Boden.

Mein blutgetränkter Dolch kam mit einem klirrenden Laut neben mir zum Liegen. Hektisch schnappe ich nach Luft, als mir diese durch den Aufprall aus den Lungen gedrückt wurde.

Erschrocken riss ich meine Augen auf und konnte nur im letzten Augenblick dem Angriff des Erzdämons ausweichen, als dieser mich gerade mit seiner Klaue zerquetschen wollte.

Angespannt umklammerte ich meinen Dolch und sah zu der anderen Klinge, die nach wie vor in dem Leib des Ungetüms steckte.

Lymira bellte warnend auf, ehe ich realisierte, dass der Erzdämon wieder mein Leben rauben wollte. So schnell ich konnte, sprang ich zur Seite. Der Schweif des Monsters hätte mich beinahe erschlagen.

Schnell gesellte ich mich zu Zevran, der mich aufmerksam musterte. „Wir können keinen großen Schaden anrichten!“, schrie er wütend, stieß seinen Dolch erneut in das verderbte Fleisch des Monsters, doch bis auf ein wütendes Brüllen gab es keine Reaktion des Erzdämons.

Schweiß lief Zevrans Stirn hinab, seine Bewegungen wurden langsamer und ich wusste nur zu gut, dass es den Anderen nicht besser ging.

Wir waren alle einfach nur erschöpft und müde. Wenn es so weiter geht, werden wir niemals den Erzdämon töten können!

Hektisch sah ich mich um, suchte nach einer verzweifelten Möglichkeiten, dem allen ein schnelles Ende zu setzten.

Und diese sah ich im selben Augenblick.

„Zevran! Die Ballisten!“

Er folgte meiner Aufforderung und blickte hinter sich. Die riesigen Wurfgeschosse standen sicher nicht als Dekoration hier oben rum. Sie waren zur Abwehr feindlicher Armeen da und wenn nötig, auch zur Beseitigung eines widerwärtigen Drachen! Der Erzdämon spannte die zerrissenen Flügel und brüllte aus Leibeskräften, als hätte er mitbekommen, was ich im Schilde führe.

„Ich lenke ihn ab!“, schrie ich dem Elf zu, bevor ich der verderbten dunkeln Flamme ausweichen musste, die der Drache nach mir spie. Am Rande bekam ich mit, wie Zevran zu Alistair und den anderen rannte um ihnen vermutlich von meinem Plan zu berichten.

Der Erzdämon ließ ein weiteres Mal seinen Schwanz in meine Richtung peitschen, doch diesmal konnte ich nicht ausweichen. Ich wurde getroffen und gegen die Brüstung geschleudert.

Ich japste gequält auf, als mir die Luft schmerzhaft aus den Lungen gepresst wurde und mein Kopf gegen die Mauer schlug. Etwas Warmes rann an meiner Stirn entlang und schließlich auf meine Wange.

Wie benebelt blieb ich liegen, zwang mich aber dazu, die Augen zu öffnen. Meine Gedanken schienen wirr und für einen winzigen Augenblick wusste ich nicht einmal mehr, wer ich eigentlich war.

„Grauer Wächter!“

Meine Augen wurden größer, als ich jemanden schreien hörte. Sämtliche Erinnerungen kamen zurück, sodass ich mich mit allerletzter Kraft die ich noch besaß, aufrichtete.

Ich erkannte wie aus der Tür, durch die wir das Dach betreten hatten, ein gewaltiger Feuerball hinausgeschleudert kam und dutzende der Dunklen Brut verbrannte, die ebenfalls das Dach stürmen wollten.

Dann sah ich mit Staunen, wer nun ebenfalls das Schlachtfeld betrat. Dutzende Soldaten Redcliffes kamen mit Eamon zusammen, viele Magier angeführt von niemand anderem als Irving aus dem Zirkel.

Und zu meinem großen Erstaunen erkannte ich nun auch Zwerge, angeführt von Natia. Die Zwergin schien eine Platzwunde zu haben, denn ihr halbes Gesicht war blutgetränkt.

„Salrokka!“, schrie sie quer zu mir rüber, winkte mir kurz zu und ich kam nicht umhin, ihr ebenfalls kurz zurück zu winken. Diese verdammte Zwergin ist wirklich zäh!

Aber beim Atem des Erbauers, so viele kommen um uns zu helfen?

Alle stürzten sich auf den Erzdämon. Die Magier ließen verschiedenste Formen der Magie auf den Drachen wirken, die Zwerge huschten unter dem Erzdämon hin und her, schlugen mit ihren Äxten und Schwertern furchtlos in dessen Leib. Auch die Menschen gaben ihr Bestes, um den Erzdämon zu schwächen.

Durch dieses Gewusel war der Erzdämon zum Glück zu beschäftigt, um mich weiterhin im Auge zu behalten. So schnell ich konnte, rannte ich nun zu den Ballisten.

Als der Drache mich wieder mit seinen gelben Augen anstarrte und gerade nach mir schnappen wollte, schlug ein riesiger Bolzen in seinen schuppenbesetzten Körper und warf ihn einfach um.

Schwer atmend starrte ich auf das gefallene Monster. War der Alptraum endlich vorbei?

Mein Blick wanderte zu Alistair, der auch überrascht auf das Ungeheuer sah. Es regte sich definitiv nicht mehr, doch das muss nicht heißen, dass es gestorben ist.

Zudem ich mir den Abgang dieses Monsters einfach dramatischer vorgestellt hätte. Nein, irgendwas ist hier faul.

Mit gezücktem Dolch schlich ich näher ran, alle anderen Krieger hielten nun ebenfalls inne und sahen gebannt zu mir und dem wohl toten Erzdämon.

Ich hockte mich vor dem Drachen hin und starrte ihn grimmig an. Sollte er wirklich tot sein? Wir hatten den fünften Erzdämon in der Geschichte von Thedas besiegt?

Ungläubig wanderte mein Blick über den Kopf des Drachen. Die Augen und sein Maul waren geschlossen, trotzdem lief noch immer zähflüssiger Speichel aus seinen Lefzen, die nicht alle Zähne verdecken konnten.

Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus, um zu fühlen, wie sich die Schuppen auf seiner Haut wirklich anfühlten. Meine Finger berührten glatte, ledrige Schichten violett schwarzer Schuppen, die sich nicht im Geringsten so verderbt anfühlten, wie sein Träger aussah.

Mir wurde Übel, als mir sein fauliger Atem entgegen blies. Er roch nach Verwesung, Verderben und-

Entsetzt stürzte ich zurück. Moment! E-er atmet noch?!

Just in diesem Moment riss der Drache seine Augen auf und stierte mich unheimlich an.

„Der Erzdämon lebt noch!“, rief ich panisch den anderen Verbündeten zu, die bereits neugierig näher gekommen waren.

Doch all jene, die auch nur in Reichweite seines Schweifes waren, wurden durch die Luft gewirbelt, als der Erzdämon einmal damit ausholte.

Hastig wich ich zurück, der Erzdämon erhob sich böse brüllend, ließ den Boden unter unseren Füßen erbeben.

Er spie sein verderbtes Feuer nach all jenen, die ihm zu nahe waren, nur knapp entkam ich seinem Angriff und lief zu dem Balliste zurück.

Also gut, dieses verdammte Vieh hat also noch nicht genug?! Bitte schön, ich werde ihm jeden Bolzen in seinen verderbten Körper rammen, den es in Ferelden gibt!

Gerade als ich genau das tun wollte, geschah jedoch etwas, das Alistair und mir bereits so häufig auf unserer Reise passiert war.

Das Glück ist uns einfach nicht hold.

Diese verdammte Balliste klemmt und schoss nicht einen Bolzen auf das Ungetüm, welches mich nun knurrend wieder fixiert hatte.

Fluchend trat ich dagegen, doch es regte sich nichts. Warum kann ich nicht einmal im Leben Glück haben?!

Das Letzte was ich sah war die Klaue des Erzdämons, die geradewegs auf mich zuraste. Dann hörte ich Splittern von Holz, während ich durch die Luft flog und mich mehrmals überschlug.

Panische Schreie begleiteten mich, ehe ich geradewegs auf den Abgrund zurollte. Irgendwo versuchte ich mich festzuhalten, fand jedoch keinen Halt.

Schmerzen die durch meinen Körper jagten, ließen mich kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich wusste nur eines… wenn ich falle, bin ich platt wie eine Flunder!

Im letzten Moment konnte ich mich an der Kante festklammern. So hing ich also, mich am Rand des Turms festhaltend, am höchsten Punkt über der Stadt.

Angestrengt keuchend sah ich nach oben. Hilflos baumelte und strampelte ich mit den Beinen in der Luft und versuchte mich gegen die Maurer zu stemmen.

Wenn ich jetzt herunterschaue, dann werde ich schreien. Schreien wie nie zuvor in meinem Leben!

Meine Arme schmerzten bereits qualvoll. Ich würde mich nicht mehr lange halten können.

„Kallian!“, schrie Elissa plötzlich und warf sich auf die Knie, ihr panisch drein blickendes Gesicht erschien vor mir. Verzweifelt versuchte sie mich an den Armen nach oben zu zerren.

Wieder erschütterte ein bestialisches Brüllen den Turm und ließ mich ein ganzes Stück vom Rand rutschen. Doch mit Hilfe ihres Mabari, der nun ebenfalls versuchte mich mit hoch zu ziehen, war ich endlich wieder auf festen Boden.

Angestrengt atmeten wir alle, meine Hände zitterten unwohl, während ich spürte, wie mein Blut zu Boden tropfte.

Ich sah wie Natia sich an einer anderen Balliste versuchte und einen weiteren Bolzen durch den Leib des Erzdämons jagte. Wieder brüllte dieser gepeinigt auf, spie sein schwarzes Feuer und ließ die nun auch letzte Balliste wortwörtlich in Rauch aufgehen.

Angespannt sah ich mich um.

Meine Dolche waren, wie immer eigentlich, fort. In jedem Kampf hatte ich das Gefühl, verschwinden meine Waffen.

Also musste ich mir was anderes einfallen lassen, denn der Moment schien gerade ziemlich günstig. Zwar war der Erzdämon noch am Brüllen, spie sein Fegefeuer, doch zudem war er auch enorm geschwächt. Das einzige was er tat, war sich nicht von der Stelle zu rühren.

Kurz sah ich zu Elissa, die unsicher zu dem Szenario blickte. Die junge Cousland hat mir gerade mein Leben gerettet, doch sie tat es so selbstverständlich wie ich es nie zuvor von einer Adelsdame erwartet hätte.

Immerhin hätte sie bei meinem Rettungsversuch auch mit in die Tiefe stürzen können.

Der gewaltige Drache lag noch immer in seiner Blutlache. Die Bolzen steckten tief in seinem Körper, doch er hatte den Kopf gehoben und sah mich drohend knurrend an.

Ich sah ein Schwert am Boden liegen und hob es auf.

„K-kallian“, wisperte Elissa hinter mir, während ich dem Erzdämon entgegen blickte. Meine Augen wurden zu Schlitzen, während ich den Griff des Langschwertes fester umschloss.

Langsam ging ich auf den Drachen zu, dieser fixierte mich geradezu mit seinen gelben Augen und schien allein mit seinen Blicken Gift zu speien.

Kurz musste ich schmunzeln. „In Denerim fing alles an und nun endet es hier ebenso. Hätte schlimmer kommen können, oder?“, fragte ich das Ungetüm, doch die einzige Antwort die ich bekam, war ein lautes Brüllen.

Frustriert sah ich drein. Wie ich diesen Erzdämon doch hasse…

„Kallian!“, schrie Zevran.

Erschrocken zuckte ich zusammen, wagte es jedoch nicht in dessen Richtung zu blicken. Ich darf nicht zögern, nicht jetzt!

Nicht jetzt, wo wir es fast geschafft haben. Ein Jahr harter Prüfungen und Kämpfe, ein Jahr voller Abenteuer und Trauer… ein Jahr, welches mein Leben so komplett geändert hat!

Ich werde diesen beschissenen Erzdämon für alle jene töten, die bereits ihr Leben lassen mussten, sei es durch die Verderbnis an sich, oder andere arme Gestalten die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren!

Zögerlich umfasste ich den alten, verbeulten Ehering von Nelaros, der um meinen Hals hing und atmete einmal tief ein und aus, schloss kurz die Augen.

Dank dir konnte ich meine Reise beginnen und nun werde ich sie auch zu Ende bringen!

Dann öffnete ich sie wieder, sammelte all den Mut, den ich noch in mir sammeln konnte und preschte vor.

Der Erdzämon brüllte und schnappte in meine Richtung. Ich wich aus und lief so schnell ich konnte direkt auf ihn zu.

Mit einem angestrengten Stöhnen riss ich das Schwert nach oben und schlug es in den Hals des Drachens. Die Klinge schnitt sich längs durch den Drachenhals, doch ich entging dem Strom aus Blut nur knapp.

Eilig sprang auf und machte einen Satz zurück, als der Drachenkopf heftig neben mir zu Boden fiel.

„Stirb endlich“, flüsterte ich bebend.

Ich ließ die Klinge des Schwertes tief in den Drachenschädel rammen, hoffte ihn dadurch endlich vernichtet zu haben.

Dann kam das große Finale, wie ich es bereits vermutet hatte. Alles erstrahlte in einem hellen Licht und ließ mich schmerzhaft die Augen zusammenkneifen.

Ich war wie geblendet, versuchte angestrengt die Klinge wieder aus dem Schädel hinauszuziehen, mit allerletzter mir verbliebender Kraft riss ich das Schwert hinaus. Doch der Strom aus hellem Licht wurde so stark, dass es mich dabei umwarf.

Es durchflutete mich und raubte mir alle Kraft.

Ich kippte nach hinten, bewegte mich nicht mehr.

Gerade wo noch helles Licht gewesen war, durchflutete mich nun die Dunkelheit.

Die Verderbnis war besiegt.

Ein Ende mit Schrecken

Das helle Licht schoss gebündelt in einem Strahl hinauf in den dunklen Himmel und entlud sich dort mit einem lauten Knall, gleich wie bei einem Gewitter.

Genauso schnell wie das Licht gekommen war, war es auch wieder fort.

Schwerfällig gewöhnten sich meine Augen nun wieder an die Umgebung. Doch was ich nun sah, ließ mich nach Luft schnappen.

Die restliche Dunkle Brut, die sich noch auf dem Dach von Fort Drakon aufgehalten hatte, rannte stürmisch an mir vorbei und rempelte mich dabei grob an.

Beinahe wäre ich gestürzt, doch ich fing mich im letzten Moment. Die anderen Soldaten blickten ähnlich verstört zu der fortlaufenden Dunkeln Brut, die gerade eben noch so vehement gekämpft hatte.

Ich hechtete vor, vorbei an der kreischenden Dunklen Brut und weiter zum Erzdämon, der leblos in einer Pfütze aus schwarzem Blut dalag; ebenso ein im Vergleich dazu, klein wirkendes rothaariges Mädchen direkt neben ihm.

Als ich endlich vor dem Erzdämon zum Stehen kam, starrte ich unsicher auf besagtes rothaariges Mädchen herunter.

Kallian sah aus, als würde sie schlafen. Die Augen geschlossen und ihr Gesicht regelrecht entspannt, im Gegensatz zu den letzten Tagen wo sie beinahe ständig nur ihre Stirn in Falten gezogen hatte. Getrocknetes Blut zierte ihr Gesicht, ebenso wie etliche Schrammen und Kratzer.

Langsam hockte ich mich zu ihr hin, starrte sie weiterhin gebannt an.

Die Jubelschreie der Soldaten durchbrachen die Stille. „Wir haben gesiegt!“, riefen sie voller Inbrunst und schier grenzenloser Freude.

Zudem hörte ich nun Schritte, die auf mich zueilten. Alistair, Elissa und ihr dazugehöriger Köter blieben schließlich neben mir stehen.

„Kallian?“, flüsterte die junge Cousland unsicher, ihr Mabari winselte leise neben ihr.

Vorsichtig hob ich die rothaarige Elfe an und bettete ihren Kopf gegen meinen Oberkörper. Verstimmt besah ich mir das ganze Blut, welches nun an meinen Händen klebte. Ich war mir unsicher ob es von ihr oder diesem Erzdämon stammte.

„Sie schläft nur, oder?“, fragte Alistair völlig aufgelöst und hockte sich neben mich hin, starrte beinahe hilflos zu Kallian.

Ich ergriff ihr Handgelenk und fühlte ihren Puls, lauschte angestrengt. Doch alles was ich vernahm war Stille, abgesehen von dem Gejubel der anderen Soldaten.

Elissas Augen füllten sich sofort mit Tränen, während sie langsam ungläubig den Kopf schüttelte. „N-nein, das kann nicht sein“, flüsterte sie entschieden.

Langsam strich ich über Kallians Gesicht, wischte dabei die kleinen Blutspritzer weg, besah mir ihre Platzwunde und war kurz davor, laut aufzuschreien.

Sie war gestorben und ich konnte sie nicht retten! Sie starb vor meinen Augen!

Meine Finger krallten sich in ihr Haar, eng drückte ich sie an mich; kniff wütend die Augen zu. „Du verdammter Sturkopf“, hauchte ich verzweifelt, zwang im letzten Augenblick meine Tränen zurück.

Stets war sie dem Tod entronnen, zwar meist nur knapp aber dennoch hat sie immer überlebt. Und nun soll sie einfach gestorben sein, nach allem was wir durchgestanden haben?

Die Siegesschreie der Soldaten erstarben langsam, als sie wohl bemerkten, um wen wir uns versammelt hatten. Langsam kamen alle zu uns, schienen verwirrt und starrten zu Kallian, die leblos in meinen Armen lag.

„Hey, warum schläft sie denn jetzt? Wir wollten doch feiern!“, rief Natia frustriert dazwischen und zwängte sich durch die Menschen, die eiligst der Zwergin Platz machten.

Skeptisch besah sie sich Kallian und dann mich. Dabei zog sie ihre Augenbrauen verwirrt nach oben. „Was ist los mit ihr?“

Sofort ging ein Raunen durch die Menge. Selbst Eamon und Irving waren nun dazu gekommen, sahen mitfühlend zu der Elfe, die ihr Leben für sie alle ließ, wie diesen Dummköpfen wohl erst jetzt bewusst wurde.

Mit einem Mal überkam mich die kalte Wut.

Kallian wirft ihr Leben weg für diese Menschen? Menschen, die sie von jeher verachtet hat!

Alistair starrte immer noch fassungslos zu der Elfe, in seinen Augen schien es verdächtig zu glitzern. Er wirkte leichenblass.

„Das hätte nicht passieren sollen!“, bebte Elissa nun. Verwirrt sahen die meisten zu der jungen Frau, die verzweifelt auf das Elfenmädchen hinab sah. „So war nicht der Plan!“

Skeptisch hob ich nun eine Augenbraue nach oben und vergaß kurzzeitig meinen Zorn.

„Wovon redet Ihr?“, sprach ich argwöhnisch.

Über Elissas Wangen liefen heiße Tränen, doch ihr Gesicht war voller Zorn. Beinahe wütend sah sie auf Kallian hinab, schien kurz davor ihr Schwert zu ziehen. „Ich rede von Morrigans Plan!“

Es herrschte Stille. Alistair hatte die Augen geschlossen, atmete schwer aus. Elissa bebte immer noch, starrte auf Kallian hinab. Die anderen Soldaten sahen sich unsicher an, Natia legte fragend ihren Kopf schief. „Was denn für ein Plan?“, fragte die Zwergin verwirrt.

Und mir wurde mit einem Mal bewusst, was Elissa soeben gesagt hatte. Morrigans Plan…

Meine ganze Aufmerksamkeit lag nun auf der Adelsdame, doch ehe ich weiter fragen konnte, kam mir Alistair zuvor.

„Wir hätten wissen müssen, dass es nichts weiter als eine Täuschung war. Aber wir haben uns an jeden verdammten Strohhalm geklammert“

Der künftige König Fereldens erhob sich nun, blickte zu den verbliebenen Soldaten. Mit einer harschen Bewegung schickte er sie alle vom Turm herunter, mit dem Vorwand sie sollten die frohe Botschaft verkünden.

Nur Natia, die kastenlose Zwergin aus Orzammar, ließ sich nicht so schnell abwimmeln und blieb stur. Herausfordernd sah sie zu Alistair auf, der mehr als frustriert aussah. „Du kannst den Menschen befehlen was du willst, aber du bist nicht mein König! Jetzt erzähle mir, was hier los ist, oder ich prügle es aus dir heraus!“

Ein belustigtes Grinsen erschien auf meinen Lippen, während ich mit einer Hand kurz durch Kallians zerzaustes rotes Haar strich. „Nun Alistair, ich stimme zu. Erzähle uns alles“

Die junge Cousland wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schluckte einmal schwer. „I-ich werde erzählen, es war eigentlich meine… Entscheidung. Mehr oder weniger“, sprach sie leise und voller Reue.

Sämtliche Blicke lagen auf ihr, was ihr wiederum kurz die Schamesröte in die Wangen trieb.

Dann sah sie auf und begann zu erzählen. „Gestern Abend ging ich gerade die Wendeltreppe hinauf, die zu Alistairs Gemach führte. Ich wollte die letzten Stunden, die uns vermutlich noch blieben, bei ihm verbringen. Denn… er sagte mir…“

Elissa stoppte kurz, neue Tränen liefen ihre Wange hinunter, dann blickte sie mich geradewegs an. „Ich weiß nicht, ob Kallian es Euch erzählt hat, Zevran. Aber wenn sie den Erzdämon erschlagen, dann...“

„....stirbt der Graue Wächter. Ich weiß“, beendete ich ihren Satz und nickte ihr zu. „Fahrt fort“

Sie nickte kurz unsicher, dann sprach sie mit zittriger Stimme weiter. „Gerade als ich die letzten Schritte tat, kam mir Morrigan wütend entgegen. Verwirrt fragte ich sie, was denn los sei. Doch sie antwortete nur, dass wir alle Narren wären. Meine Nerven waren schon so am Ende, also packte sie einfach und fragte sie direkt, was los sei“

Elissa atmete einmal schwer aus, dann blickte sie zum Himmel. „Dann erzählte mir Morrigan von dem Ritual und wie sie uns alle retten könnte…“

Ich musterte sie leicht. Die junge Cousland war leichenblass während ihrer Erzählung geworden, die Augen blickten überall nervös hin. Fast schien es so, als wenn sie ein kleines Kind war, welches ihren Eltern gerade eine ziemliche Dummheit beichtet.

„Ich meine… ich konnte nicht anders!“, sprudelte es jetzt regelrecht aus ihr heraus. „Ich verlor meine Heimat, meine Eltern und fast Fergus! Ich konnte es nicht ertragen, wenn ich auch noch Alistair verlieren würde. Ich wusste nur zu gut, dass er Kallian nicht sterben lassen würde. Sie war wie eine kleine Schwester für ihn und er würde sie um jeden Preis beschützen. Das tat er schon immer!“

Bittere Tränen rollten über ihr Gesicht, während sie leise schluchzend weiter erzählte. „Also willigte ich ein und überredete Alistair zu dem Ritual. Auch wenn es mir innerlich das Herz brach… aber ich konnte nicht… ich…“

Weinend ging sie nun in die Knie und schluchzte bitterlich. „Ich konnte es nicht! Ich war noch nie egoistisch in meinem Leben, aber zu diesem Zeitpunkt… ich…!“

Alle sahen zu dem weinenden Mädchen, welches sich vor Schluchzen regelrecht schüttelte. Alistair setzte sich neben sie hin und strich ihr tröstend über den Rücken und sprach beruhigend auf sie ein.

Ein schaler Geschmack entstand in meinem Mund, während ich Kallian enger an mich drückte.

Also hat Alistair doch das Ritual vollzogen, auch wenn er nicht unbedingt glücklich aussieht. Und theoretisch hätte dann kein Wächter zu Schaden kommen sollen.

„Vielleicht ist diese Morrigan ja zu weit weg?“, warf Natia nun in die schweigende Runde ein und blickte abwartend zu uns.

Die junge Adelsdame schüttelte sofort den Kopf und schmiegte sich erschöpft an Alistair, der antwortete. „Nein, Morrigan hatte uns versichert, dass sie sich in der Nähe der Schlacht aufhalten wollte, doch sie wollte sich nicht zeigen, denn Kallian hatte sie ja fortgejagt“

Natia schnaufte aufgebracht und stemmte ihre Hände in die Hüfte, während sie nun in den Himmel blickte. „Dann muss es doch geklappt haben, oder nicht?!“

Mein Blick fiel auf Kallian, die sich nach wie vor nicht regte und friedlich zu schlafen schien.

Anscheinend nicht.

Grimmig zog ich die Stirn in Falten, starrte weiterhin auf das Elfenmädchen hinab, welches sich nicht regte.

„Sturkopf“, flüsterte ich gegen ihre Lippen, ehe ich meine Lippen auf ihre legte.

Soweit gekommen, dass ich erst sterben wollte, als ich nach Ferelden kam. Rinnas Tod hat mir sämtlichen Lebenswillen genommen und dieser Sturkopf hat ihn mir wiedergeben.

Die größte Schlacht meines Lebens habe ich überlebt, doch das Wichtigste überhaupt habe ich verloren.

Gerade als ich meine Lippen lösen wollte, spürte ich wie meine Hand sachte gedrückt wurde. Verwirrt öffnete ich meine Augen und blickte wieder auf Kallian hinab.

Ihre Augenlieder schienen zu flattern, oder habe ich mir das etwa nur eingebildet?

Wie erstarrt sah ich sie immer noch an, war unfähig irgendetwas zu den anderen zu sagen. Ungläubig starrte ich in ihr Gesicht, hörte nur im Hintergrund, wie die anderen immer noch angeregt miteinander sprachen.

Bedächtig öffnete Kallian ihre Augen und sah mich konfus und erschöpft an. Fassungslos starrte ich sie an, öffnete den Mund, um irgendetwas zu sagen.

Doch es kam nichts.

„Bin ich tot?“, krächzte Kallian und mit einem Mal waren alle Gespräche verstummt. Sämtliche Augen hatten sich auf das rothaarige Elfenmädchen gerichtet, die unsicher um sich schaute.

Es war ihr sichtlich unangenehm von allen angestarrt zu werden, als wäre sie von den Toten auferstanden.

„W-was?“, flüsterte sie, drückte sich enger an mich.

Ohne, dass ich es steuern konnte, drückte ich sie automatisch enger an mich, genoss ihren Duft, besah mir ihre großen Augen, die aufgeregt überall hinsahen.

Pure Erleichterung durchflutete mich, wie noch nie in meinem Leben zuvor.

Es erfolgte ein Jubelgeschrei, welches den Soldaten von vorhin in nichts nachstand. Alle stürzten sich auf uns, riefen begeistert, heulten vor Glück oder ähnliches. Kallian schrie erschrocken auf, ließ sich von jeden drücken und herzen, der sie in die Finger kam und sah am Ende ziemlich durch den Wind aus.

Erst als sich alle beruhigt hatten, sah Kallian aufmerksam zwischen uns hin und her. Sie war noch immer erschöpft und schwer verletzt, ihre Augen waren erneut dabei zuzufallen, doch sie versuchte krampfhaft, wach zu bleiben.

„Also…damit ich das richtig verstehe“, fing sie schnaufend an, stütze sich bei mir nach wie vor ab. „Alistair hat das Ritual mit Morrigan vollzogen? Ohne dass ich davon wusste, ihr habt mir ja schließlich nichts gesagt!“

Kurz konnte ich Wut in Kallians Augen aufblitzen sehen, doch es verschwand ziemlich schnell, als sich ihre Schmerzen darin widerspiegelten. Fluchend sah sie zu Boden und biss die Zähne zusammen.

Elissa kam zu ihr und sah sie flehend an, beinahe verzeihend. „Kallian! Bitte, gibt nicht Alistair die Schuld! Ich habe ihn dazu überredet… ich konnte es einfach nicht zulassen, dass einer von euch stirbt! Ich liebe Alistair, Alistair liebt Euch wie eine kleine Schwester und für mich seid Ihr wie eine Freundin. Einen von euch zu verlieren… das konnte ich nicht. Bitte verzeiht meinen Egoismus!“

Kallian sah erschöpft zu Elissa, ihre Augen waren kurz davor zuzufallen, doch sie schüttelte ihren Kopf, um wach zu bleiben.

„Das ist ja alles schön und gut… ich bin die Letzte die sterben will, aber ich habe noch aus einem anderen Grund Morrigans Angebot abgeschlagen. Abgesehen davon, dass ich sie für ein machtbesessenes Miststück halte.“

Kallian schwankte kurz, wäre fast gefallen. „Wir sollten gehen!“, sprach ich schärfer als ich eigentlich wollte, doch sie war immer noch verletzt. Sterben konnte sie nach wie vor, auch wenn sie den Erzdämon überlebt hat.

Doch der Sturkopf machte seinen Namen mal wieder alle Ehre. „Nein! Ich will nur was sagen: also…“

Kallian holte tief Luft und sah diesmal entschlossen zu Alistair, der unsicher drein sah. „Selbst wenn uns Morrigan diesmal nicht belügt, sprich sie hält sich mit ihrem Balg fern von uns und wird die beste Mama auf der ganzen weiten Welt… haben wir eines vergessen“

Es herrschte Schweigen, während Alistairs Augen schlagartig größer wurden. Etwas wurde ihm auf einmal bewusst und ich war begierig darauf, es ebenso zu erfahren.

„Flemeth“, flüsterte er erschrocken und Kallian nickte nur daraufhin. „Wir haben sie nicht getötet, erinnert euch. Flemeth hat die Macht dazu, Morrigans Körper zu übernehmen. Und wenn sie das geschafft hat, was wird dann wohl mit dem Balg passieren?“

Die Zwergin neben mir zog die Augenbrauen erneut verwirrt zusammen. „Whoa, Salrokka! Was erzählst du hier eigentlich von irgendwelchen Bälgern und Muttis?! Ich blicke nicht mehr durch! Ist das nun schlecht, oder nicht?“

Kallian schmunzelte leicht, blickte zu Natia herab. „Sehr schlecht sogar, aber es gibt Schlimmeres, oder?“

Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und sah zu Boden. Nur zu gut konnte ich mich daran erinnern, als wir Flemeth sahen. Morrigan wollte ja, dass wir ihre Mutter erschlagen, aber wir taten es nicht, dafür ließ uns Flemeth ziehen. Doch Kallian hat recht… es wird nichts Gutes passieren, wenn Flemeth erst auf Morrigan trifft. Besonders dann, wenn Morrigan gar nicht mit ihr rechnet. Immerhin geht sie noch heute davon aus, dass wir ihre Mutter getötet haben.

Ehe wir noch etwas sagen konnten, bemerkte ich mit Schrecken, dass Kallian bewusstlos geworden war.

„Lasst uns schnell einen Heiler finden, los!“, rief ich erschrocken, trug diesen Sturkopf nun und rannte mit den anderen hinunter vom Dach.

 

 

Mein Kopf schmerzte fürchterlich, ebenso jeder Knochen in meinem Körper. Und allein das war der beste Beweis dafür, dass ich nicht gestorben bin. Tote spüren ja keine Schmerzen mehr.

Zögerlich öffnete ich langsam die Augen, auch wenn sie schwer wie Blei waren. Irgendwo konnte ich das vertraute Knistern von brennendem Feuer im Kamin hören, ebenso hing ein geradezu köstlicher Duft in der Luft.

Und mein Magen fühlte sich mehr als leer an. Geradezu ausgedorrt.

Also blickte ich mich nun langsam um, als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Ich befand mich in einem Zimmer, in irgendeinem Anwesen. Ein Feuer brannte im naheliegenden Kamin.

Gerade als ich mich erheben wollte, durchzog ein stechender Schmerz meine Brust und ließ mich fluchend wieder zurück sinken. Ein unangenehmes Ziehen durchzog meinen ganzen Oberkörper und ließ mich wütend die Zähne zusammen beißen.

Schwungvoll warf ich die Decke zurück und sah, dass ich praktisch von Verbänden komplett eingewickelt war. Frustriert stöhnend schloss ich wieder die Augen und zog grimmig die Stirn in Falten.

Es hat mich also doch mehr getroffen, als ich vermutet hatte. Aber war es denn nicht schon immer so gewesen? Immer habe ich mich mitten in die Schlacht gestützt, ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich war eh der Annahme, dass ich sterben würde, spätestens als ich Riordan in die Tiefe stürzen sah. Außerdem habe ich ja Morrigans Ritual abgeschlagen und damit sämtliche Chancen auf einen Ausweg vernichtet.

Tja, und dann kam es anders als gedacht.

Nachdenklich starrte ich zur Decke hinauf, zählte kurz die Holzbalken um mich von dem Schmerz abzulenken, wurde aber jäh unterbrochen, als Wynne das Zimmer betrat.

Ihr erst überraschtes Gesicht wandelte sich in schiere Freude, als sie mich wach antraf. „Kallian, endlich!“, rief sie begeistert und ging eiligst zu mir.

Schnell erwiderte ich ebenso das Lächeln, als ich sie sah. „Wie schön, Ihr seid wohlauf“

Die alte Magierin nickte bedächtig, überprüfte nochmals kurz meine Verbände, ehe sie mich wieder ansah. „Und all die anderen auch. Bis auf Morrigans Verschwinden bereits vor der Schlacht, sind wir wieder alle zusammengekommen. Und das verdanken wir Euch“

Verlegen blickte ich zu Boden, schüttelte leicht den Kopf. „Ach Quatsch, alle waren großartig“, sprach ich leise, ehe ich kurz traurig wurde, als ich an Riordan zurück dachte.

Dieser Narr wollte wirklich zuerst den Erzdämon erschlagen, mit allen Mitteln. „Nicht alle haben es geschafft, viele sind gestorben“, erwiderte ich nun und ließ die Schultern hängen, als ich an die vielen Verstorben denken musste. Menschen, Elfen, Zwerge…Dorfbewohner und Soldaten. Kinder und Frauen… Väter und Mütter… all ihre Leben restlos ausradiert.

Wynne ergriff meine Hände und drückte sie leicht, riss mich aus meiner Trauer heraus und lächelte mich warm an, als ich sie kurz perplex ansah.

„Und viele wären noch gestorben, wenn Ihr euch nicht gegen den Erzdämon gestellt hättet? Ihr nicht die Verderbnis innerhalb eines Jahres aufgehalten hättet? Das war die kürzeste Verderbnis aller Zeitalter. Ihr könnt wahrlich stolz auch Euch sein, Kallian“

Überrascht sah ich die Magierin mit großen Augen an. „Ein Jahr kann so lange sein?“, wiederholte ich unsicher.

Es kam mir viel länger als ein Jahr vor, seit ich damals aus Denerim aufgebrochen war, um das Abenteuer meines Lebens zu beginnen.

All die Kämpfe, all die Entscheidungen und all die Begegnungen, die ich in der Zeit hatte... dauerten gerade mal ein Jahr?

Erschöpft ließ ich mich wieder auf das Bett fallen und atmete laut aus. Wynne sah mich mitfühlend an, strich mir kurz mütterlich über meine Wange. „Es war ein langer Weg bis hier her und Ihr habt Euch eine Pause verdient. Ruht Euch aus“

Dann holte Wynne eine kleine Schüssel Suppe aus der angrenzenden Küche, die genauso verführerisch roch, wie zu dem Augenblick als ich aufgewacht bin.

Vorsichtig und sachte aß ich, immer unter dem Augenschein von Wynne. Sie erzählte nebenbei, dass wir alle ziemlich erschöpft waren und seit ich den Erzdämon getötet hatte, waren gerade mal drei Tage vergangen. Doch den Großteil dieser Tage habe ich schlicht und ergreifend einfach verschlafen. Ebenso wie der Rest meiner Gruppe.

Doch Wynne versicherte mir, dass es Shianni, Sorris und auch Alarith den Umständen entsprechend gut ging. Keiner hat großen Schaden erlitten, das Gesindeviertel zählt bis jetzt sogar zu dem Stadtteil von Denerim mit den wenigsten zivilen Verlusten.

Immerhin das ließ mich glücklich stimmen.

Nachdem Wynne mich wieder verließ, mit der Aufforderung ich solle noch ein wenig schlafen, hing ich jedoch wieder meinen Gedanken nach.

Was wird nur passieren? Was wird mit ganz Thedas passieren, wenn Morrigan wirklich dieses Kind zur Welt bringt?

Wird Flemeth die Weltherrschaft an sich reißen, uns alle vernichten und das war’s?

Geistesabwesend biss ich mir auf die Lippe und dachte weiter nach. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass Flemeth so plump handeln würde. Diese alte Schreckschraube hatte immer einen gewissen Hauch an Mystik umgeben. Weshalb also dann einfach die Welt zerstören, dann hätte sie auch nichts mehr zu beherrschen?

Nein, das ergibt alles kein Sinn. Aber ebenso wenig ergibt ein Kind mit der Seele eines alten Gottes Sinn.

Selbst wenn Flemeth und Morrigan nichts Böses im Sinn führen, was wird dann mit diesem Balg? Wenn er oder sie doch dann doch einfach Lust darauf bekommt, die Welt zu vernichten?

Frustriert schloss ich die Augen und rieb mir meine Nasenwurzel. Egal wie ich es drehe und wende, ich weiß die Antwort einfach nicht.

Die Einzige, die die Antwort kennt, ist die Zukunft. Vermutlich werde ich aber erst frühestens in zehn Jahren erfahren, wie die Zukunft aussieht.

Hoffentlich wird es kein Trümmerhaufen sein.

Mit diesen Gedanken schlief ich endlich ein und wachte erst am nächsten Morgen auf. Verschlafen blickte ich in Zevrans mürrisches Gesicht.

„Sturkopf“

Das was alles was er sagte und was mich wiederum grimmig drein blicken ließ.

„Was? Was soll das bedeuten?“, fragte ich frustriert.

„Das was ich sage. Wegen deinem Sturkopf wirst du noch mein Sargnagel sein“, stellte Zev trocken fest.

Empört schnappte ich nach Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ohh, wie schön, dass du noch lebst, Kallian! Danke gleichfalls Zevran!“, gab ich bissig zurück.

Der Assassine zog kurz zweifelnd eine Augenbraue nach oben und musterte mich skeptisch. „In der Tat, sehr schön“

Dann erhob er sich von seinem Stuhl, den er neben mein Bett gestellt hatte und schaute gelassen auf mich hinab. Immer noch giftig sah ich nun die gegenüberliegende Wand bockig an.

Ich dachte mein Herz zerreißt mir, in dem Wissen, dass ich Zevran nie wiedersehen werde. Ich war todunglücklich, ihn allein zurück zu lassen.

Doch ich habe überlebt… obwohl das erst gar nicht mein Plan war. Heldenhaft wollte ich sterben, als Märtyrer, wie in den unzähligen faden Erzählungen.

Ich hatte schon besser Pläne – nicht sterben zum Beispiel. Doch was blieb mir anderes übrig?

Und nun bekomm ich so eine Begrüßung, nachdem ich dem Tod eins ausgewischt habe?!

Dieser blöde, eingebildete, egoistische- !

Zevrans Finger strichen über meine Wange und ließen mich erschrocken zusammenzucken..

Unsicher sah ich in sein Gesicht, welches mir mal wieder keine Mimik darbot. Ich frage mich wirklich, wie lange er dafür geübt hat, damit niemand bei den Krähen in seinem Gesicht seine Gefühle erraten konnte.

„Ab sofort verbiete ich dir solche mörderischen Aktionen, verstanden?“, fragte Zev ruhig, umschloss mit seiner Hand mein Kinn und brachte mich so dazu, ihn anzusehen.

„Und wenn ich mich weigere?“, wisperte ich ihm entgegen. Ein amüsiertes selbstzufriedenes Grinsen stahl sich auf die Lippen des blonden Elfs.

„Dann muss ich dich bestrafen, weißt du das denn nicht?“, flüsterte er nun gegen meine bebenden Lippen.

Mit großen Augen starrte ich ihn nun an. „Du aber auch nicht, klar! Sonst mache ich dasselbe!“

Zevran setzte sich nun auf meine Bettkante, sichtlich amüsiert über die wohl lächerliche Drohung ihm gegenüber. „Nun, dann musst du mich überzeugen. Ich garantiere für nichts“

Ohne zu zögern warf ich mich ihm um den Hals, ignorierte nach wie vor das Brennen im meinen Oberkörper und drückte mich eng an ihn.

Tränen der Erleichterung rannen nun über meine Wangen, ohne dass ich es wollte. Schnell atmete ich seinen vertrauten Duft ein, dessen ich mir bereits sicher war, niemals wieder riechen zu können.

Und dieses wunderschöne blonde Haar. Etliche Mädchen in Thedas würden für dieses Haar morden.

„Ich hatte Angst, ich würde dich für immer verlieren“, flüsterte ich unter leisem Schluchzen in sein Ohr. Augenblicklich drückte mich Zev enger an sich, strich mir beruhigend über meinen Kopf. „Ich auch“, hauchte er in mein Ohr und küsste dann sanft meine Spitze.

Eine Zeit lang hielten wir uns noch im Arm, sagten jedoch nichts weiter. Jeder hing seinen Gedanken nach, ehe er sich dann als erstes von mir löste und mir eine Träne von der Wange strich.

Leicht lächelte ich ihn an, versuchte glücklich auszusehen, auch wenn ich vermutlich wieder total verheult drein sah.

„Ah, du solltest nicht mehr weinen. Das ruiniert nur dein bezauberndes Antlitz“

Skeptisch sah ich drein und zog die Stirn in Falten. „Ah ja? Ich gebe mein Bestes, versprochen“

Dann herrschte Schweigen zwischen uns, ich genoss unser friedliches Beisammensein. Zum ersten Mal seit ich Zevran kennengelernt habe, droht uns weder dunkle Brut oder sonstiges monströses.

Nachdenklich strich ich über seine Hand, fuhr langsam mit Fingerspitzen seinen Arm hinauf, besah mir seine braungebrannte Haut. Seine feinen Härchen auf der Haut richteten sich leicht auf, wann immer ich mit meinen Fingerspitzen drüber strich.

„Die Verderbnis ist vorüber“, sprach ich leise, sah langsam in seinen goldenen Augen, welche mich aufmerksam musterten.

„Was willst du nun tun?“, fragte ich zögerlich, wich schnell wieder seinem Blick aus und konzentrierte mich stattdessen erneut auf seine Hand, die ich sogleich mit meiner umschloss.

Zevran hatte mir schon öfters erzählt, dass er nach der Verderbnis wahrscheinlich weggehen würde, zurück nach Antiva, seiner Heimat.

Die Frage war nur… würde er das immer noch tun und was wird dann aus mir?

Ein leises belustigtes Lachen entwich Zev’s Lippen, woraufhin ich ihn unsicher ansah. Er sah wieder überaus erheitert aus.

Ich jedoch war innerlich total aufgekratzt. Vielleicht verlässt mich Zevran trotzdem? Er ist immerhin Zevran! Ich habe ihn als einen Elf kennengelernt, der nie einen Versuch unversucht gelassen hat um sich etwas Vergnügen zu gönnen. Zudem hielt er von jeher nichts von Beziehungen… geschweige denn Liebe.

„Wer weiß, wohin mein Weg mich führt. Bis jetzt bin ich äußerst zufrieden mit dem, was der Erbauer für mich bestimmt hat. Findest du nicht auch?“

Grummelnd biss ich mir auf die Lippen und blickte ihn nun wieder wiederwillig an. „Ich will bei dir bleiben!“, stellte ich sofort klar, Zevran grinste wieder.

„Das hört sich gut an. Ich habe mich auch an dich gewöhnt, wir sollten unsere Reise zusammen fortsetzten. Das könnte unterhaltsam werden, meinst du nicht?“

Leicht nickte ich und musterte ihn. Zevran wirkte wirklich zufrieden, ja geradezu glücklich. Und mir wurde bewusst, dass ich ihn gerade zu Beginn der Reise nie wirklich glücklich gesehen hatte. Natürlich war er listig, hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen und grinste öfters amüsiert. Aber glücklich? Nein.

Plötzlich waren vor der Tür mehrere aufgeregte Stimmen zu hören und ehe ich es mich versah, wurde die Tür polternd und mit einem lauten Knall aufgeschlagen.

Mitten im Zimmer standen nun all meine Gefährten, die das ganze Jahr über so tapfer und furchtlos an meiner Seite gekämpft haben.

Leliana sah mich strahlend an, Oghren hickste mal wieder und hatte eine rote Nase, Sten blickte mich einfach nur an, Elissa winkte mir kurz lächelnd zu und Wynne seufzte einmal schwer. Vermutlich wollte sie die aufgeregte Meute noch bändigen.

Alistair trat nun auf mich zu, auch er hatte einige Schrammen im Gesicht, dennoch wirkte er geradezu erleichtert.

„Kallian“, rief er freudig und trat nun mit an mein Bett. Schmunzelnd sah ich zu ihm hoch. „Eure Hoheit“

Sofort wurde Alistair aschfahl im Gesicht, doch er räusperte sich schnell. „Noch nicht… erst in fünf Tagen“

Nun wurden meine Augen doch groß. „In fünf Tagen ist die Krönung, dann bist du wirklich König?“ Der künftige König nickte nur sachte, ehe er mich musterte. „Es tut gut, dich wieder wohlauf zu sehen. Die Verderbnis ist nun beendet“

Und dann strahlte er doch noch und umarmte mich herzlich. Überrumpelt erwiderte ich die Umarmung, blickte in die freudigen Gesichter meiner Gefährten und kam nicht umhin, ebenfalls zu lächeln.

Leliana kam ebenfalls auf mich zu und tätschelte meinen Arm. „Ich bin froh, dass es dir gut geht“ Auch Oghren kam und haute mir einmal kräftig auf die Schultern, so dass ich fast aus dem Bett flog.

„Gut gemacht, Mädchen!“, rief er grölend.

Hasso kam nun zu meinem Entsetzen auch freudig bellend herbeigerannt und sprang einfach auf meinem Bett. Ohne zu zögern leckte er stürmisch mit seiner großen Zunge über mein Gesicht und er war erneut drauf und dran, mich zu erdrücken.

„Kusch!“, rief Elissa erschrocken und verjagte den eingeschnappten Mabari aus meinem Bett, während ich völlig entkräftet dalag. „Lebe ich wirklich noch?“

Nun schaltete sich auch Wynne verstimmt ein. „Nun lasst sie erst einmal zur Ruhe kommen! Morgen ist auch noch ein Tag, an dem wir uns alle beglückwünschen können, am Leben zu sein!“

Leliana sah musternd zu mir, strich mir kurz eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Also gut…wir sehen uns wieder, dann erzählst du mir alles ja?“

Ich nickte ihr lächelnd zu. „Worauf du dich verlassen kannst!“

Kurz darauf verließen dann alle mein Zimmer… bis auf Zevran natürlich. Selbst Wynne’s bösen Blick lächelte er auf seine charmante Art einfach weg.

Nachdenklich sah ich ins Kaminfeuer und dachte nach, während mir Zevran eine Tasse reichte. In dieser befand sich zur Abwechslung mal kein Fusel, sondern einfach nur Tee.

Mich überkam seit einer gewissen Zeit das Gefühl, dass ich auf meiner Reise ein kleines Alkoholproblem entwickelt habe. Immerhin habe ich seit knapp einem Jahr praktisch nur Fusel und ähnliches getrunken, aber immer nur, um meine Nerven zu beruhigen.

Sachte nippte ich deswegen an meiner Tasse und genoss den Tee. „Der ist lecker“, nuschelte ich und blickte zu Zevran, als er sich erneut neben mir auf das Bett setzte.

„Du bekommst auch erst einmal nur das. Mir ist dein stetiger Alkoholkonsum auf unserer Reise nicht entgangen“

Ertappt zuckte ich zusammen und schielte verstohlen zu dem blonden Elf. Ihm war es auch aufgefallen? Verdammt!

Doch in Zevrans Augen erblickte ich eine Sanftheit, die ich sonst selten bei ihm sah. Er lehnte seine Stirn gegen meine, atmete hörbar aus.

„Du elender Sturkopf“

Dann küsste er mich langsam und mir wurde nun endlich bewusst, dass es vorbei war.

Die Verderbnis war beendet und somit mein Leben als Grauer Wächter.

Zumindest war das mein Plan, doch ich wusste nur zu gut, dass meine Pläne nicht allzu oft klappen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bestimmung

Mittlerweile waren fünf Tage vergangen. Fünf Tage, die ich mit nichts Anderem verbracht habe außer schlafen. Abgesehen von den anderen notwendigen Bedürfnissen, die kurzzeitig vorhanden waren.

Aber es fühlte sich so gut an; noch nie in meinem bisherigen Leben fühlte sich Schlaf wirklich so gut an.

Und Nichtstun! Einfach gar nichts tun außer schlafen und sich auszuruhen.

Wie sich herausstellte, hatte ich mehrere gebrochene Rippen gehabt und wohl ein paar andere Knochen waren immerhin angebrochen. Aber Wynne ist eine exzellente Heilerin, deswegen waren auch diese Verletzungen schnell verheilt.

In meinem Kampf mit dem Erzdämon ging das jedoch irgendwie unter. Ich war ja viel zu sehr damit beschäftigt, mich von diesem Mistvieh nicht auffressen zu lassen. Für Rumheulen blieb da nicht viel Zeit.

Aber es war ja nicht verwunderlich, dass ich Verletzungen davon getragen hatte. Das Wunder bestand jedoch darin, dass ich überhaupt überlebt habe.

Mittlerweile bin ich nämlich gerade dabei aufzuzählen, wie oft ich nur knapp dem Tod entronnen bin. Nach dem zehnten Mal habe ich aufgehört zu zählen… und vermutlich würde die Zahl noch weitaus größer werden, wenn ich weiter zählen würde.

Seufzend fuhr ich mir durch mein rotes Haar, als ich erneut den Blick durch mein Zimmer schweifen ließ. Ich wusste nun, dass ich mich im königlichen Palast von Denerim befand. Wynne wies mich freundlicherweise darauf hin, als sie dabei gewesen war meine Verbände zu wechseln.

Sie war sowieso die Einzige, die ich in den fünf Tagen zu Gesicht bekommen hatte. Wie gesagt, ich habe glatte fünf Tage einfach nur verschlafen. Zevran wusste ich jedoch, war nie besonders fern.

Manchmal, wenn ich munter geworden war und mich verschlafen umsah, hätte ich schwören können, ihn irgendwo im Schatten gesehen zu haben. Doch meist bin ich kurz darauf wieder völlig erschöpft eingeschlafen.

Doch nun, wo ich endlich wieder bei Kräften war, arbeitete es auch auf Hochtouren in meinem Kopf.

Morrigan.

Diese Hexe hat also doch ihren Willen bekommen, wäre auch gut möglich, dass sie es so geplant hatte. Vielleicht zog sie es von vorneherein in Betracht, dass ich ihrem Vorschlag nicht zustimme.

Also geht sie zu Elissa und drückt bei ihr auf die Tränendrüse. Und da die Adelsdame ja sowieso zart besaitet ist, war es ein Leichtes für diese Hexe.

Nun wächst in ihrem Bauch vermutlich etwas heran, das bei Weitem schlimmer ist als eine Verderbnis.

Frustriert schnaufte ich einmal auf und blickte murrend auf meine Hände. Unzählige Schnitte waren auf diesen zu sehen, auch blaue Flecke… aber mit diesen Händen habe ich den Erzdämon getötet!

Ich!

Ein kleines, rothaariges Elfenmädchen aus dem Gesindeviertel.

Spöttisch musste ich lachen, als ich daraufhin zu dem Ring griff, der um meinen Hals hing. Sachte strich über die leichten Beulen in dem Eisen und musste an Nelaros denken.

Im Angesicht seines Todes sprach er seine letzten Worte zu mir, die sich so sehr in mein Gedächtnis eingebrannt haben, wie es nie zuvor Vaters Gedichte je geschafft haben.

„Du bist zu etwas anderem bestimmt.“

Irgendwie war mir das auch klar, schließlich wollte ich nicht in diesem Rattenloch mein restliches erbärmliches Leben fristen. Aber dass ich gleich den Erzdämon erschlage, damit habe ich nun überhaupt nicht gerechnet.

Wenn ich diesen Gedanken noch vor einem Jahr gehabt hätte, ich hätte mich selbst für verrückt erklärt. Ich und den Erzdämon erschlagen? Unmöglich!

Das machen nur die Menschen…

Oder auch nicht, wie ich bewiesen habe. Ha, ein Schlag für die Menschheit!

Wynne erzählte mir, dass es vor mir jedoch noch einen Elfen gab, der die Verderbnis besiegt hat. Sein Name war Garahel und auch er war ein Elf.

5:20, im Erhabenen Zeitalter, führte Garahel eine Armee von Wächtern aus Anderfels an, um die Belagerung der Dunklen Brut in Hossberg zu brechen. Er sammelte mehr Wächter aus Orlais und Anderfels und marschierte in Richtung Starkhaven. Dort organisierte er eine Allianz zwischen den kleinen Königen und Stadthaltern der Freien Marschen.

Eine vereinigte Armee marschierte nach Norden nach Antiva, um es von der Dunklen Brut zu befreien, während der berüchtigten Schlacht von Ayesleigh, 5:24 Erhabenes Zeitalter, oder so ähnlich.

Dort schlug Garahel nicht nur den Erzdämon Andoral im Kampf, sondern starb dabei.

Garahel's Armeen schlugen so viele der Dunkle Brut, dass man glaubte, dass sie nie wieder zurückkehren würde, und tatsächlich hat es vier Jahrhunderte gedauert, bis die Dunkle Brut wieder in nennenswerten Zahlen an der Oberfläche auftauchten.

Aber ich bin bis jetzt die erste Frau, die es geschafft hat, eine Verderbnis zu beenden.

Irgendwie macht mich das schon stolz. Davon abgesehen war das auch ein weiterer Sieg für die Elfen. Mehr Anerkennung für mein Volk und dafür war ich auch bereit, mein Leben zu riskieren.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an meiner Tür klopfte. Ehe ich etwas sagen konnte, wurde die Tür geöffnet und Leliana trat einfach ein.

Überrascht sah ich sie mit großen Augen an, denn sie trug ein wunderschönes eng anliegendes Kleid aus blauem, glänzenden Stoff, welches perfekt mit ihrer Augenfarbe harmonierte.

In ihrer sonst üblichen Haarsträhne hatte sie feine Perlen eingeflochtenen, die ihr ausgezeichnet standen. Beim Atem des Erbauers, Leliana sah aus wie eine Prinzessin.

Die Bardin kicherte leise, als sie mein Gesicht sah. Grazil ging sie auf mich zu und musterte mich aufmerksam. „Warum bin ich nicht überrascht, dich immer noch im Bett liegen zu sehen?“, fragte sie überaus erheitert.

Nun war ich verwirrt. Ich bin immerhin die große Heldin! Da kann ich doch noch weiterhin im Bett liegen bleiben, oder?

„Was meinst du?“, fragte ich deswegen etwas durcheinander.

„Alistairs Krönung ist heute“, verkündigte Leliana strahlend. Nun war meine Kinnlade endgültig heruntergeklappt und breites Entsetzten machte sich in mir breit.

„Heute?!“, rief ich erschrocken und sprang aus dem Bett.

Im selben Moment sah ich mein Ebenbild im Spiegel. Ich sah auch wirklich so aus, als hätte ich fünf Tage nur im Bett gelegen.

Das ist eine Katastrophe! Die Haare stehen noch schlimmer ab als sonst. In meinem Gesicht sind auch noch Schrammen und ich trage nichts weiter als mein Unterhemd.

Wenn ich so zur Krönung auftauche, bleibe ich den Leuten definitiv im Gedächtnis. Aber das nicht unbedingt so, wie ich wollte.

„In zwei Stunden soll die Krönung sein“, sprach Leliana ruhig weiter, nur um mir den nächsten Schreck hinterher zu jagen.

Zwei Stunden!?

Was ich brauchte, waren eher zwanzig Stunden, um halbwegs akzeptabel aufzukreuzen!

Leliana lachte nun aus vollem Halse, während ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. „Das ist nicht witzig!“, rief ich verärgert.

Doch die Bardin schüttelte schnell ihr Haupt und kam eilig zu mir. „Keine Sorge, ich werde aus dir schon noch die Heldin von Ferelden zaubern“

Skeptisch sah ich drein und zog eine Augenbraue nach oben.

„Zaubern?“, wiederholte ich zweifelnd. Seit Morrigan ihr abartiges Ritual durchgezogen hat, war mir jede Form der Magie zuwider. Es erinnert mich irgendwie an den nahen Untergang…in zehn, oder fünfzehn Jahren. Wenn das Balg auf dumme Ideen kommt.

„Keine Sorge. Diese Magie benötigt keinen Magier, versprochen!“, versicherte Leliana mir und offenbarte mir zu meiner großen Missgunst ein Kleid, welches sie mir mitgebracht hatte.

„Oh, nein! Ich zwänge mich doch nicht in dieses… dieses Menschenzeug! Ich trete Alistair in meiner Lederrüstung entgegen! Und nicht als aufgetakelte Vogelscheuche!“

Leliana musste schmunzeln. „Warum gefällt dir dann mein Kleid? Mir sind deine musternden Blicke nicht entgangen“

Ertappt sah ich sie an und bekam große Augen. Woher weiß sie das schon wieder?!

„Dein Gesicht spricht Bände. Kallian, zur Krönung sind viele Adlige anwesend. Alle haben festliche Kleidung an, immerhin ist es auch ein großes Ereignis. Es ist doch nur für diesen einen Anlass. Du wirst bezaubernd aussehen!“

Bezaubernd… allein bei diesem Wort drehte sich mein Magen um. Doch wenn ich Lelianas strahlendes Gesicht erblickte, die großen bittenden Augen dazu… wie soll ich da bitte nein sagen?

„Also gut“, willigte ich lustlos murrend ein. „Zum Ende mache ich mich nochmals lächerlich vor dem ganzen Adel von Ferelden“

Meine Freundin jedoch lächelte mich nur amüsiert an und stemmte entschlossen die Hände in die Hüfte. „Warts nur ab! Und jetzt lass uns anfangen!“
 

Fast zwei Stunden dauerte die Prozedur. In der Zeit durfte ich nicht einmal in den Spiegel schauen, trotz meines wiederholten Drängens. Leliana ließ da einfach nicht mit sich reden…es würde sonst die Spannung zerstören.

Ich bin eh schon angespannt genug. Immerhin ist die Krönung von Alistair gleich und ich lasse mich von Leliana noch im Gesicht mit Farbe bemalen, wie es die Adligen in Orlais tun.

Das ist doch total lächerlich! Ich werde aussehen als wäre ein Malkasten in meinem Gesicht explodiert!

Leliana sah mich kritisch an, musterte mich von oben bis unten und wich schließlich zurück. Dann lächelte sie zufrieden und nickte mir zu. „Du bist fertig“

Plötzlich war ein wildes Durcheinander draußen auf dem Gang zu hören und mir wurde wieder bewusst, was jetzt bevorstand.

Ohne nochmal in den Spiegel zu sehen, hechtete ich vor. „Komm schon, Leliana! Die Krönung wird gleich anfangen!“

Prompt nahm sie meine Hand und legte sie sich in die Armbeuge. Etwas verwirrt sah ich sie an, doch sie lächelte mich erneut an. „Wir gehen, wie es eine Lady tun würde, Kallian. Wenn du jetzt bis zum Thronsaal rennst, war meine ganze Arbeit umsonst. Das wäre wirklich sehr bedauerlich“

Ich seufzte leise frustriert auf, dann verließen wir das Zimmer gemeinsam und machten uns auf den Weg hinunter in den Thronsaal, in dem auch das Landthing stattgefunden hatte.

Es war brechend voll. Von überall aus Ferelden waren Adlige und reiche Kaufleute gekommen, um der Krönung des neuen Königs beizuwohnen. Vermutlich wollten sie sich Alistair gleich nach der Krönung schnappen und ihm irgendwelche Verträge aufzwängen.

Diese Adligen… eindeutig zu viele hier! Auch wenn ich bereits welche kenne, die nicht so niederträchtig sind, sehe ich auf den ersten Blick, dass hier genügend typische eingebildete rumrennen.

Als Leliana mich durch die Reihen der Adligen führte, waren alle Blicke auf mich gerichtet.

Was aber viel erstaunlicher war: Sie jubelten. Ich schüttelte Hände, bekam Handküsse und wurde von Menschen so herzlich empfangen, als sei ich eine wichtige Persönlichkeit, obwohl ich sie noch nie gesehen hatte.

Eigentlich wollte ich mein grimmiges Gesicht in Angesicht so vieler Adliger beibehalten, doch mittlerweile war ich rot angelaufen und sah beschämt zu Boden, wagte kaum noch jemandem ins Gesicht zu sehen.

Als ich endlich meinen Platz zwischen all meinen Gefährten erreicht hatte, war mein Gesicht wenigstens nicht mehr rot wie eine Tomate… zumindest hoffte ich das.

Stattdessen bekam ich jedoch große Augen, als ich zu den Anderen sah. Sie alle hatten sich, genau wie Leliana, die schönste Kleidung angezogen. Auch die anderen sahen mich überrascht mit großen Augen an, ich kam nicht umhin, kurz zu lachen.

Ich hatte sie alle nicht wiedergesehen, seit wir uns damals auf dem Marktplatz getrennt hatten. Ich habe wirklich gedacht, ich sehe keinen von ihnen wieder!

Sofort schaute ich zu Zevran.

Sein Haar war gekämmt, das Deckhaar erneut nach hinten gebunden und zwei Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Er trug eine Tunika aus Leder, die ihm wunderbar stand. Dazu eine eng anliegende Leinenhose.

Er sah mal wieder unbeschreiblich gut aus! Ohne mein Zutun wurde ich wieder rot, als ich nicht umhin kam, diesen unverschämten Elfen weiterhin anzustarren.

Doch ehe etwas über meine Lippen kommen konnte, hörte ich ein bekanntes Grölen. „Aye Mädchen, du sieht ja zum Anbeißen aus!“

Perplex drehte ich mich um und sah Oghren. Der Zwerg zog es natürlich vor, in seiner Rüstung aufzutauchen, statt sich in irgendeinen engen Fummel zu zwängen. Er grinste mich breit an, während ich dennoch etwas verwirrt war.

Warum will er mich den anbeißen?! Komischer Zwerg!

Dennoch musste ich nun auch grinsen. „Es ist schön dich wieder zu sehen, Oghren!“

Elissa eilte zu mir und umarmte mich stürmisch. Überrascht von ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch konnte ich nur wie versteinert stehen bleiben.

Was ist denn jetzt schon wieder los?

„Kallian! Wie schön, dass es dir wieder gut geht, wir waren alle so in Sorge um dich!“, rief die junge Adelsdame erleichtert. Auch sie trug ein wunderschönes Kleid aus blauem, glänzendem Stoff. Ihr Haar hatte sie hochgesteckt, kleine Haarsträhnen fielen ihr dabei ins Gesicht.

„Es war abzusehen, dass sie sich wieder erholt, Schwester. Nun beruhige dich, es geht gleich los“, erwiderte nun Fergus ruhig. Auch er hatte wie Oghren seine Rüstung angezogen. Kurz zwinkerte er mir lächelnd zu.

Elissa ließ mich langsam los und sah nun peinlich berührt drein. „bitte verzeih, ich wollte dich nicht so überfallen, aber...“

Ich unterbrach sie grinsend und ergriff kurz ihre Hand, was ihre Augen verschreckt groß werden ließ. „Danke, Elissa! Ohne dich wäre ich nicht hier. Das war zwar nicht ganz mein Plan… aber dem Tod zu entgehen hat auch was!“

Auch wenn ich eher Alistair dafür danken müsste… doch ich bin sicher, er will sich gar nicht mehr an diese Nacht mit Morrigan erinnern. Ich weiß nur zu gut, welches Opfer er gebracht hat. Für uns beide, und dafür werde ich ihm auf ewig dankbar sein.

Außerdem… Unter den Lebenden zu verweilen gefällt mir durchaus besser, als mir die restliche Zeit neben dem Erbauer vorzustellen. Wird bestimmt langweilig werden, ohne meine Freunde.

Meine Freunde!

Freudentränen bildeten sich kurzzeitig in meinen Augen, doch ich blinzelte sie hastig weg. Heute ist immerhin ein Tag zum Feiern und nicht zum Heulen!

„Sieh an, da bist du ja“

Die vertraute dunkle Stimme bescherte mir sofort eine Gänsehaut und ließ mein Herz kurz heftig schlagen. Selbst nach all der Zeit mit ihm, fühle ich mich in Zevrans Nähe manchmal trotzdem noch wie eine verschreckte Jungfrau.

Sofort drehte ich mich zu ihm um und blickte ihn mit großen Augen an. Bis auf ein paar kleinere Kratzer in seinem Gesicht, wirkte er überhaupt nicht so, als hätte er vor kurzem erst die Schlacht des Jahrhunderts überlebt.

Wie macht der das bloß?!

Ehe ich es mich versah legte ich schnell meine Hände um seinen Nacken und drückte ihn zu mir herunter, um meine Lippen verlangend auf seine zu legen.

Ich hörte sein Schmunzeln, doch als er fest meine Hüfte packte und mich an sich drückte, wusste ich nur zu gut, dass auch er froh war mich wiederzusehen.

Wynne sprach mahnend auf uns beide ein, was uns jedoch nicht sonderlich kümmerte. Zevrans vertrauter körpereigener Duft war alles was ich brauchte, um wieder glücklich sein. Und kein Händeschütteln von irgendwelchen Adligen, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe.

Plötzlich war es vergleichsweise ruhig im Raum. Erst als die Leute erneut anfingen zu jubeln, verstand ich was los war und löste mich hastig von Zevran.

Alistair’s Krönung steht ja noch bevor, kommt er etwa jetzt?

Der arme Kerl…vermutlich wird er unbeholfen zum Thron wackeln und hoffen, dabei nicht auf die Nase zu fallen.

Doch den Alistair den ich nun sah, und der selbstsicher den langen Teppich zum Thron entlangschritt, war ein komplett anderer, als der, den ich mir gerade noch vorgestellt hatte.

Er wirkte kein bisschen wie der verunsicherte Klosterjunge, den ich vor einem Jahr in Ostagar getroffen hatte. Jede seiner Bewegungen strahlte männliche Selbstsicherheit aus, als er durch die Reihen schritt, direkt auf das Podest auf dem der Thron stand, zu.

Ungläubig starrte ich zu Alistair, ebenso wie der Großteil meiner Gefährten. Erst jetzt fiel mir auf, dass der fast-König die Rüstung von Cailan trug. Sie stand ihm ausgezeichnet, ohne Frage. Aber wie war er daran gekommen? Cailan wurde doch von diesem Oger zerquetscht, die Rüstung müsste dementsprechend eigentlich auch ziemlich ramponiert sein. Oder sie haben nur einen verdammt guten Schmied.

Staunend stand ich da und sah dabei zu, wie Alistair die Treppe hochschritt und vor der Obersten Klerikerin niederkniete.

Ich konnte nicht hören, was die Ehrenwerte Mutter sprach, denn Leliana stupste mich an der Schulter an und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Erstaunlich, was aus unserem Kirchenjungen geworden ist, oder?“, wisperte sie verzückt.

Leicht musste ich schmunzeln und blickte zu der Bardin. „Der König von Ferelden, nicht mehr und nicht weniger“

Kurz schielte ich dabei zu Elissa. Sie starrte wie gebannt auf Alistair, auf ihren Lippen legte sich dabei ein leichtes Lächeln.

Die Klerikerin platzierte Alistair die symbolische Krone auf seinem blonden Haar und er erhob sich wieder.

Die Leute tobten und jubelten.

Auch auf meine Lippen legte sich nun ein Lächeln, als ich Alistair zunickte.

Er würde ein guter König sein, dessen bin ich mir sicher. Und wenn er Hilfe braucht, dann werde ich da sein.

Als Alistair sich jedoch an die Menschen wandte, war ich wieder ganz Ohr. Was würde der neue König Fereldens nun als erstes verkünden?

Frei Käse für alle? Bei diesem Gedanken kam ich nicht kurz umhin zu kichern.

„Freunde, wir sind heute zusammen gekommen, um jene zu feiern, denen wir unseren Sieg verdanken.“

Meine Kinnlade klappte runter. Meint er etwa uns?!

Zevran räusperte sich leise neben mir, ehe er mir etwas ins Ohr flüsterte, was mich beinahe hyperventilieren ließ. „Überlege dir schon mal eine Rede. Die wirst du nämlich gleich halten“

„Von allen Kriegern, die sich der Dunklen Brut in Denerim entgegenstellten, verdient eine Heldin besondere Anerkennung.“

Ich musste einmal hart schlucken, meine Knie wurden weich und Übelkeit stieg in mir hoch.

Alistair, tu mir das nicht an!

„Jene Heldin, die den entscheidenden Angriff auf den Erzdämon anführte, weilt immer noch, einem leuchtenden Vorbild gleich, unter uns.“

Alistair stand dort oben und streckte die Hand nach mir aus. Entsetzt starrte ich auf seine Hand und bewegte mich kein Stück.

Erst als Leliana mir ein sanften Schubser gab, setzte ich dann doch wie von selbst in Bewegung, stieg die Stufen hinauf und ergriff seine mir dargebotene Hand.

Unsicher sah ich Alistair an, er sah zwar so aus wie immer, doch irgendwie umgab ihn etwas, was ich nicht in Worte fassen konnte. Erst als er kurz schmunzeln musste, fiel mir mit Schrecken ein, das ich mich vor dem neuen König verbeugen sollte.

Doch Alistair zog mich an der Hand wieder nach oben und lächelte mich warm an. Mit großen Augen sah ich zu ihm auf.

„Bürger und Bürgerinnen, bejubelt nun mit mir die Heldin von Ferelden, den ersten Grauen Wächter seit Garahel, der die Verderbnis besiegte.“

Ich wandte mich den Leuten zu und kämpfte sofort wieder mit der Übelkeit, doch ich riss mich zusammen und schenkte der Menge ein heiteres Lächeln und erntete dafür Applaus und Jubel. Dennoch war ich immer noch total wackelig auf den Beinen.

Wie schaffte es Alistair nur so ruhig zu bleiben? Ich war kurz davor einfach umzukippen!

„Alsdann“, sagte Alistair schließlich, als sich die Menschen beruhigt hatten. „Es ist schwer vorstellbar, wie Ihr Ferelden besser hättet dienen können. Ich denke, ich bin Euch dafür etwas schuldig. Gibt es einen Wunsch, den Euch der König von Ferelden erfüllen kann? Er ist schon gewährt, wenn es in meiner Macht steht.“

Ungläubig starrte ich nun zu dem neuen König, doch auf seinen Lippen war immer noch ein ehrliches Lächeln.

Ich habe einen Wunsch, den ich frei äußern darf? Und Alistair erfüllt ihn mir, wenn es in seiner Macht steht?

Nachdenklich biss ich mir kurz auf die Lippen, bis ich schlagartig einen Einfall hatte. Etwas wofür ich eigentlich schon lange gekämpft habe, abgesehen natürlich die Schlacht gegen die Verderbnis.

„Ich habe einen Wunsch, aber ich bezweifle, dass es in Eurer Macht steht, diesen zu erfüllen Ali- Eure Majestät!“, sprach eilig, als mir bewusst wurde, dass ich mich beinahe verplappert hatte.

Schnell räusperte ich mich und sprach weiter. „Das einzige, was mir noch einfällt wäre, dass mein Volk mit mehr Respekt behandelt werden soll.“

Alistair nickte mir anerkennend zu. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Dann ernenne ich Euch hiermit zum Bann des Gesindeviertels mit einer Stimme im Landthing.“

Perplex sah ich drein. Er will mich zu einem Bann machen? Und die Elfen bekommen eine Stimme im Landthing?!

Ich strahlte Alistair regelrecht an, er schien meine Freude ebenfalls zu Kenntnis zu nehmen, denn er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

Allerdings fiel mir gerade ein, dass ich politische Spiele verabscheue. Und wenn ich erst einmal Bann bin, dann gibt es für mich nur noch politisches Gefasel, das hat mir schon mit Eamon gereicht!

„Das ist wirklich sehr großzügig, aber ich fürchte ich muss ablehnen. Das wäre etwas für meine Base Shianni, aber nicht für mich.“

Kurz beugte ich mich vor und flüsterte nun aufgeregt. „Aber wenn du Hilfe brauchst bin ich für dich da, versprochen!“

Der neue König musterte mich schmunzelnd, nickte aber leicht.

„In Ordnung, dann werden wir sie suchen und es ihr sagen. Fortan wird das Gesindeviertel eigene Gesetze und eine eigene Führung erhalten. Lasst alle wissen, dass das Arltum Amaranthine, das einst Arl Howe sein Eigentum nannte, den Grauen Wächtern zugesprochen werden soll. Dort können sie sich sammeln und dem Beispiel all jener folgen, die ihnen vorausgingen.“

Das löste einigen Tumult unter den Anwesenden aus. Ich konnte nicht ganz erkennen, ob positiven oder negativen. Doch in der kleinen Ablenkung wandte Alistair sich etwas vertraulicher an mich.

„Was werdet Ihr nun tun, jetzt, da alles vorbei ist? Werdet Ihr in Denerim bleiben?“

„Ja, ich werde beim Aufbau des Gesindeviertels helfen“

Alistair nickte zufrieden, kam dann etwas näher zu mir. „Die Wächter aus Anderfels werden vermutlich bald auftauchen, was soll ich ihnen deiner Meinung nach sagen?“

Leicht legte ich den Kopf schief und überlegte angestrengt. Die Wächter werden schnell merken, dass hier etwas nicht stimmt. Normalerweise stirbt der Wächter, der den Erzdämon erschlägt.

Die werden mich in die Mangel nehmen…

„Halt sie am besten zurück so gut du kannst, Alistair. Ich will keinen von denen sehen“

Der neue König seufzte einmal frustriert auf. „Am besten ich sage ihnen, dass eine Hexe mit meinem Dämonenbalg die weitaus größere Bedrohung ist, als es dieser Erzdämon je war“

Und das war gar nicht mal so abwegig, wer weiß was Morrigan eigentlich plant und Flemeth erst. Vermutlich fängt die wahre Schlacht erst noch an.

Nur am Rande nahm ich wahr, wie die Menge ein letztes Mal applaudierte und sich dann auflöste. In kleineren Gruppen wurde sich unterhalten, während Alistair von Arl Eamon und Bann Teagan in Beschlag genommen wurde.

Ich stieg langsam die Stufen zu meinen Gefährten hinab, die mich bereits lächelnd erwarteten, zumindest einige.

Der Rest schien sich aufgeteilt zu haben. Elissa sah leicht betrübt zu Alistair, der nach wie vor mit Eamon sprach.

Ich konnte ihre Sehnsucht schon fast spüren, Fergus versuchte sie abzulenken, jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

Ohne zu zögern nahm ich Elissa an die Hand, die überrumpelt mit mir ging. „K-kallian?“, fragte sie verwirrt, doch da standen wir beide bereits vor Alistair und Eamon.

Eamon sprach immer noch angeregt mit dem neuen König, der jedoch hatte sofort nur Augen für Elissa, als diese vor ihm stand.

Ich grinste zufrieden und sprach Eamon direkt an. „Bitte verzeiht, Eamon. Aber Lady Cousland muss dringende Verträge mit dem König besprechen! Es geht um die Ländereien, die Howe an sich gerissen hat… und so weiter!“

Ich zog den alten Mann an die Seite zu Teagan, der sich gerade mit irgendwelchen anderen Adligen unterhielt. Eamon sah nicht gerade glücklich aus, war mir jedoch herzlich egal.

Zufrieden sah ich zu Elissa und Alistair. Die beiden unterhielten sich angeregt, Alistair ergriff sogar in aller Öffentlichkeit die Hand von Elissa. Sofort konnte ich dem wilden Getuschel lauschen, doch auch das wir mir egal.

Die beiden würden bestimmt ein gutes Königspaar werden, allemal besser als Cailan und Anora!

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ließ mich herumfahren. Um Wynnes Augen bildeten sich kleine Fältchen, als sie mich anlächelte.

„Die beiden stehen sich sehr nahe, oder? Ob es wohl bald eine Hochzeit geben wird?“

Ich schmunzelte kurz. „Ich hoffe doch! Das wird ein rauschendes Fest!“ Wynne lächelte ebenfalls, blickte kurz zu Alistair und Elissa und nickte leicht.

„Was ist mit Euch, Wynne? Werdet Ihr zum Turm zurückkehren?“, fragte ich sie nun.

Die Magierin schüttelte besonnen lächelnd den Kopf. „Nein. Irving hat mir zwar die Stelle als Erste Verzauberin angeboten, aber ich will nicht mehr zurückgehen. Also werde ich hier am Hof bleiben und Alistair so gut es geht unterstützen.“

Nun musste ich lächeln. „Das ist ja großartig! Dann werden wir uns sehen, ich werde auch hier bleiben!“

Wynne nickte mir lächelnd zu, ehe sie jedoch etwas erwidern konnte, rief bereits Irving nach ihr. Sie entschuldigte sich höflich und eilte zu ihm. Amüsiert blickte ich ihr nach.

Inzwischen wurde ich von vielen Adligen angesprochen, sprach mit ihnen über die große Schlacht, bekam Komplimente und sogar einen Heiratsantrag von irgendeinen Spinner, der behauptete, der Bann von irgendeinem Kaff zu sein.

Ich lächelte gezwungen und verließ die lustige Runde, um mich am Buffet erst einmal von diesem Ansturm zu erholen und mir etwas zu essen zu besorgen. Irgendwie knurrt mir der Magen.

Schließlich entdeckte ich Sten am Buffet stehen, der sich Kekse in Massen in den Mund stopfte. Ich sah ihn verwundert an und konnte mir mein Lachen beim besten Willen nicht verkneifen.

So habe ich diesen Qunari noch nie gesehen!

„Mir wurde gesagt, es sollte Kuchen geben“, murmelte Sten ganz außer sich. „Aber es gibt keinen Kuchen. Der Kuchen ist eine Lüge!“

Nachdem ich ihn davon überzeugen konnte, die Soldaten nicht weiterhin anzuknurren, weil es keinen Kuchen gab, unterhielt ich mich ein kleines bisschen mit dem einschüchternden Riesen.

„Es ist seltsam, euch Fereldaner bei einem Fest zu beobachten“, murmelte Sten, während er seine Kekse kaute.

„Was ist so seltsam?“, wollte ich wissen. „Eigentlich ist das ja auch kein Fest, sondern Alistairs… Krönung.“

„Wenn die Qunari ein Fest veranstalten, dann gibt es massenweise Schnaps, öffentliche Gesänge und hemmungslose-“

Gebannt hing ich an seinen Lippen. Was will mir dieser Qunari jetzt sagen?!

„-Meditationen. Aber bei Euch stehen die Leute in Reih und Glied und lauschen den Reden von vermeintlich wichtigen Persönlichkeiten. Und niemand traut sich, das herrliche Essen anzurühren.“

„Nun, Sten… das kommt schon noch. Aber ich muss gestehen, dass es mir ziemlich schwer fällt, mir Euch oder auch andere Qunari in ausgelassener Feierstimmung vorzustellen“, gab ich grinsend zurück.

Sten hob eine seiner Augenbrauen um einen Millimeter und schien mich etwas verblüfft anzusehen.

„Was meint Ihr mit ausgelassener Feierstimmung?“

„Gut, ich gebe zu, das erscheint mir im Anbetracht der Umstände doch ein wenig zu viel verlangt. Aber wie wäre es mit einem Lächeln?“, sprach ich amüsiert, immerhin ist das ja hier ein Fest!

Stens Verblüffung wich und er sah mich so urteilend an wie zuvor. „Ein Lächeln spiegelt Freude wieder, richtig?“

„Ihr habt allen Grund dazu Euch zu freuen, Sten“, entgegnete ich. „Ihr kehrt zurück nach Hause, nicht wahr?“

„Ja, ich werde nach Par Vollen zurückgehen und dem Arishok von der Verderbnis berichten. Aber Ihr solltet Euch ebenso freuen. Schließlich ist dies auch ein Fest Euch zu Ehren“, brummte Sten verhältnismäßig freundlich.

„Nun… eigentlich ist es mehr zu Ehren des neuen Königs“, seufzte ich. „Aber ich freue mich ja, dank mir leben wir alle noch und so weiter! Bis das nächste Unglück kommt, irgendwann bestimmt“

Stens Mundwinkel schoben sich überraschend ganz entgegen meiner Behauptung nach oben. „Gut gelernt“

Dann tat Sten etwas, das er noch nie getan hatte, er schlug mir kameradschaftlich auf die Schulter. Beinahe wäre ich gestürzt, fing mich aber gerade noch rechtzeitig. Amüsiert sah ich zu dem Hünen auf und kam nicht umhin kurz zu lachen.

Nach meinem Gespräch mit Sten nahmen mich Bann Teagan und Arl Eamon gefangen und gratulierten mir zu unserem überraschenden Sieg und dankten mir für meine Hilfe gegen die Verderbnis.

Aus dem Gespräch wurde mir bewusst, dass man den Arl anscheinend im Unwissen über den Verbleib des kleinen Connor gelassen hatte. Zumal sich das Kind ja nicht einmal selbst daran erinnerte.

Allerdings war der Junge, seitdem der Zirkel von den Templern wieder unter Kontrolle gebracht worden war, in den Turm geschickt worden, um weitere Katastrophen zu vermeiden.

Arl Eamon würde bei Alistair in der Hauptstadt bleiben und ihm unter die Arme greifen so gut es ging, während Teagan, dessen Bannorn vollständig zerstört worden war, über Redcliffe herrschen sollte.

Nachdem auch dieses Gespräch beendet war, kam dankbarerweise Leliana auf mich zu und reichte mir ein Weinglas. Neugierig begutachtete ich die rote Flüssigkeit und nahm einen kleinen Schluck. Es schmeckte herrlich frisch!

Die Bardin seufzte leise. „Das Fest ist bis jetzt ja ganz amüsant, aber die Speisen sind nicht empfehlenswert… in Orlais wird aus dem Essen auch richtige Kunstwerke erschaffen. Aber das angerichtete Essen wirkt hier so lieblos“

Ich hatte bereits mein Glas geleert und verlangte bei einem Diener prompt Nachschlag. „Na und? Essen ist zum Essen da und nicht zum angucken“

Leliana schmunzelte leicht. „Mag schon sein. Aber das Auge isst ja bekanntlich mit“

Diese komischen Leute aus Orlais und ihre noch komischeren Essgewohnheiten. Sofort nahm ich wieder einen großen Schluck von dem Wein und musste leicht grinsen.

Das tut wirklich gut!

„Was wirst du jetzt tun?“, wollte ich wissen, um das Thema zu wechseln. „Jetzt, da alles vorbei ist.“

„Ich werde nach Orlais zurückkehren und Marjolaine aufsuchen. Bevor das nicht geklärt ist, kann ich kein neues Leben beginnen. Das ist mir jetzt klar.“

Erstaunt sah ich sie an. Marjolaine, war das nicht ihre ehemalige Bardenmeisterin, die sie so feige hintergangen hat? Wegen ihr war Leliana doch nach Ferelden geflüchtet und hat in der Kirche von Lothering ein ruhiges Leben begonnen… bis sie dann auf uns traf. Unglaublich, dass das alles schon wieder ein Jahr zurück liegt.

„Brauchst du nicht Unterstützung? Du willst ihr alleine entgegen treten?“, fragte ich zögerlich. Sie wird bestimmt gut bewacht sein, so leicht wird das nicht werden.

„Keine Sorge, ich habe mir schon einen Plan überlegt“, versicherte Leliana mir augenzwinkernd.

„Was willst du nun tun? Mit Zevran nach Antiva reisen?“, fragte sie nun neugierig weiter. Zögerlich schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich bleibe hier und baue erst einmal das Gesindeviertel wieder auf“

Aber danach? Antiva…? Zevran…

Ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde ich beinahe zu Boden gerissen. Völlig überrumpelt und erschrocken drehte ich mich um und sah in das strahlende Gesicht von Shianni.

„Kallian! Endlich hab ich dich gefunden!“, rief meine Base freudig und umarmte mich stürmisch. Verdutzt sah ich sie an und erblickte im selben Augenblick Sorris und Theron, die direkt hinter ihr standen. „Verzeih, Kallian. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich nicht so anschleichen… aber sie hört nicht auf mich“, sprach Sorris frustriert und fuhr sich durch sein rotes Haar.

Shianni löste sich hastig von mir und blickte entschuldigend drein. „Ich habe mich einfach nur gefreut, dich endlich zu sehen!“, verteidigte sie sich sofort.

Nun musste ich leicht grinsen, richtete kurz mein Kleid und stemmte die Hände in die Hüfte. „Typisch. Ich bin jetzt die Heldin von Ferelden, du musst mir da schon mehr Respekt zollen“, sprach ich amüsiert.

Shianni sah mich schnippisch an. „Warum? Weil du die Verderbnis beendet hast, das kann ich auch!“

Oho!

„Das klären wir in einem Duell, Shianni!“, sprach ich warnend und meine Augen wurden zu Schlitzen. Meine Base sah mich herausfordernd an, willigte aber sofort ein.

Theron sah etwas unschlüssig drein, ehe er sich leicht zu Sorris beugte. „Werden die beiden jetzt Blut vergießen?“

Sorris seufzte frustriert auf und schüttelte nur den Kopf. „Schlimmer. Fusel!“

Währenddessen saßen Shianni und ich längst an einem großen Tisch und ließen uns etliche alkoholische Getränke bringen. Oghren bekam schnell Wind von unserem Duell und gesellte sich einfach dazu.

Obwohl wir ihn natürlich nicht eingeladen hatten, trank er mit uns um die Wette. Shianni hielt sich tapfer, doch spätestens nach dem vierten Gläschen Branntwein kippte sie vorn über.

Theron eilte zu ihr und richtete sie mühsam auf. Er murmelte irgendwas in seiner Elfensprache, während ich ihn kritisch ansah. „Das kommt… davon!“

Doch der Dalish hob meine Base vorsichtig hoch, die sich sofort an ihn schmiegte und irgendwas Unverständliches von sich gab.

Aufmerksam musterte ich die beiden. Es schien ja fast so, als ob die beiden…

„Da lasse ich dich mal kurz aus den Augen und was treibst du wieder?“

Skeptisch sah ich auf und erblickte Zevran, der mich kurz kritisch musterte. Oghren jedoch rief grölend nach seinem nächsten Glas, welches ihm auch prompt gebracht wurde.

Entrüstet sah ich zu dem Zwerg und wog es ernsthaft ab, ob ich mir gerade heute ein Saufduell mit Oghren liefern sollte. Shianni zu besiegen war leicht, sie vertrug nicht besonders viel. Doch Oghren war eine ganze andere Liga.

Eine Liga in der ich zumindest heute verlieren würde…

„Na gut, Oghren. Ich gebe auf“, murrte ich.

Der Zwerg sprang laut lachend auf dem Tisch und zog brüllend seine Streitaxt. Sämtliche Adlige in der Nähe fingen aufgeregt an zurück zu weichen, Furcht machte sich unter ihnen breit.

Skeptisch sah ich zu Oghren, der anscheinend wie im Rausch war. Dem Fusel sei Dank.

„Okay, wir beruhigen uns alle…“, fing ich gelassen an, wurde jedoch unterbrochen, als ich eine andere bekannte Frauenstimme hörte.

„Oghren, du verdammter Idiot! Komm da runter!“, rief Felsi aufgebracht und stemmte ihre Hände in die Hüfte, als sie genervt zu dem Zwerg hochsah, der immer noch drohend seine Axt schwang.

Doch kaum hatte er Felsi gehört, sprang er auch schon wieder vom Tisch runter…zumindest versuchte er es, denn er landete bei dieser Aktion auf seinem Stuhl, der krachend auseinander brach.

So viel dazu…

Die Adligen tuschelten aufgeregt miteinander, als sie den schnarchenden Zwerg musterten. Doch kaum hatte Felsi ihm einen freundschaftlichen Tritt gegeben, war er wieder hellwach und organisierte sich sogleicht den nächsten Fusel, den er auch ohne Zögern hinter schluckte.

Perplex sah ich zu dem Zwerg, entschied mich dann jedoch kopfschüttelnd, mich lieber Zev zuzuwenden, immerhin war er nüchtern.

Er sah mich amüsiert an und musterte mich kurz. „Du konntest also nicht anders, wie? Immerhin weißt du, wann Schluss ist“

Kurz zuckte ich mit den Schultern und gähnte leicht. Eine leichte Müdigkeit ergriff von mir Besitz. Dieser verdammte Fusel macht mich immer so schläfrig!

„Lass uns spazieren gehen“, sprach Zevran und ergriff meine Hand. Er legte sie auf seinen angewinkelten Arm und verließ mit mir kurz darauf den Thronsaal.

Kampflos ließ ich mich mit ihm ziehen, während ich mich leicht an Zev festkrallte. Konzentriert starrte ich geradeaus und hoffte nicht noch auf meine Nase zu fallen, denn ich merkte wie leicht sich plötzlich meine Glieder fühlten.

Als mich der Elf hinaus auf den Balkon führte, atmete ich erst einmal tief ein und genoss die kühle Luft, die durch meine Lungen fegte und mich tatsächlich etwas wachrüttelte.

Seufzend atmete ich wieder aus und blickte mich nun neugierig um. Inzwischen war es dunkel geworden, nur Sterne und der Halbmond waren am Himmel zu sehen. Hier draußen gab es keine weiteren Wachen, dennoch konnte ich immer noch deutlich die Feier hören, die das ganze Schloss zu beschallen schien.

Erst als Zevran mich wieder losließ, sah ich ihn etwas überrascht an. Grazil wie eh und je ging er zum Mamorgeländer, lehnte sich leicht dagegen und besah sich nun Denerim.

Ich folgte ihm kurz darauf stumm und besah mir ebenfalls meine Heimat.

Vieles lag in Trümmern oder war teilweise schwer beschädigt. Die dunkle Brut hatte wirklich schwer gewütet, wie ich bitter feststellen musste. Bis wir das alles wieder aufgebaut hatten, würde es einige Zeit dauern.

„Die Verderbnis ist also besiegt“

Leicht schielte ich zu Zevran, als auf dessen Lippen nun ein spöttisches Lächeln erschien. „Wenn ich ehrlich war, dachte ich zunächst, dass wir es nicht schaffen werden“

Entrüstet sah ich drein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was soll das denn heißen? Hast du an meinem Können gezweifelt?“, fragte ich fast schon beleidigt.

Der Elf grinste mich nun charmant an. „Wenn ich an dir gezweifelt hätte, dann wäre ich schon längst geflüchtet, Kallian“

Na toll!

Ich rückte näher an ihn heran und ergriff seine Hand, die er mir ohne Zögern darbot. Langsam schmiegte ich mich an ihn, genoss seinen Duft und die Wärme, die von ihm ausging.

Glücklich schloss ich die Augen, drückte sachte seine Hand und genoss nun unsere Zweisamkeit. Und diesmal war uns keine Dunkle Brut im Nacken, die uns töten wollte. Keine Zwerge, die nicht weiter wissen ohne König. Keine Dalish, die von Werwölfen bedroht werden und kein alter Adliger, der dem Tode nahe ist.

Nur Zevran und ich.

Und diesmal würde ich nicht sterben, oder Alistair. Nein unsere Leben sind gerettet, auch wenn ich es doch anders geplant hatte. Ich war froh, wie es nun ist.

Morrigan werde ich schon irgendwann finden, ich muss einfach nur dem Babygeschrei folgen. Unwahrscheinlich, dass sie überhaupt weiß, wie man mit einem Baby umgehen soll.

Wenn ich Glück habe, hat das Baby noch irgendeinen tragischen Unfall und ich muss mir um die Zukunft Thedas keine Sorgen mehr machen.

„Was hast du nun vor?“, fragte mich Zevran leise, was mich wieder die Augen öffnen ließ. Neugierig sah ich zu ihm, doch er sah nach wie vor auf die Stadt hinab.

„Ich werde beim Wiederaufbau helfen“, fing ich ebenso leise an und beobachtete aufgeregt seine Reaktion.

Zevran war nach wie vor Zevran. Er hat mir diesen Ohrring geschenkt, indirekt irgendwie einen Antrag gemacht, was ich immer noch nicht ganz fassen kann. Dennoch weiß ich, er ist ein Elf, der nach seinen eigenen Prinzipien lebt.

Wenn er gehen will, wird er es einfach tun. Ich kann ihn nicht an diesen Ort binden…

Seine goldenen Augen hielten meinen Blick gefangen, als er mich musterte. Im Licht des Mondscheins schienen seine Augen regelrecht zu leuchten, was mein Herzschlag mal wieder beschleunigte.

Erst als seine Hand über meine erhitzte Wange strich, erwachte ich aus meiner Starre. Überrascht sah ich zu ihm, als er schmunzelte und meinem Gesicht näher kam. „Verstehe, kannst du denn dabei jemanden gebrauchen, der dir zur Hand geht?“

Sofort erhellte sich meine Mimik und ich umarmte ihn stürmisch. Zufrieden nahm ich nun auch seinen schnelleren Herzschlag fest, den ich an meiner Brust spürte und musste kurz grinsen.

„Natürlich, niemand Anderes wäre besser dafür!“

Sein dunkles Lachen ließ mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Seine Arme legten sich um mich und drückten mich eng an sich, woraufhin ich wohlig aufseufzte und mich mehr an ihn schmiegte.

Noch nie hatte ich mich geborgener gefühlt und das in den Armen eines Assassinen, der mich erst umbringen wollte.

Ein Meuchelmörder, der mir zwar nicht mein Leben raubte, dafür jedoch meine Unschuld…mehr oder weniger.

Mit leicht geröteten Wangen sah ich zu nun zu ihm auf, der mich erneut amüsiert anblickte. „Was geht in deinem reizenden Dickschädel wieder vor sich, huh?“

Leichte Unsicherheit plagte mich nun, je länger ich ihn ansah, besonders angesichts dessen, was ich ihm sagen will.

Zevran ist niemand, der besonders romantisch veranlagt ist, oder seine Gefühle offen hinausposaunt wie ein liebestrunkener Jüngling… dennoch…

Ich schluckte meine Zweifel hinunter und nahm all meinen Mut zusammen, um ihm jetzt die Wahrheit zu sagen.

„Zevran, ich wollte mich bedanken. Für alles. In diesem einem Jahr ist viel passiert, mehr als ich mir je vorstellen konnte. Ich hatte nie geglaubt, es wirklich so weit zu schaffen… vor allem hatte ich aber nicht daran geglaubt, jemand wie dich zu treffen“

Er musterte mich aufmerksam bei jeden meiner Worte, dann entstand auf seinen Lippen ein süffisantes Grinsen. „Natürlich nicht, Zevran gibt es nur einmal. Niemand ist vergleichbar mit mir“

Ehe ich es mir versah, hatte er mich gegen die Wand gedrückt und meine Hände über meinen Kopf gegen die Wand fixiert. Verblüfft sah ich ihn an, sah das bekannte Funkeln in seinen goldenen Augen, was mir sofort weiche Knie bescherte.

Seine Lippen presste er verlangend auf meine und ich erwiderte den leidenschaftlichen Kuss ebenso stürmisch. Ein leises Stöhnen entwich mir, als er sein Becken provokant gegen meines presste und mir erneut Schmetterlinge in der Bauchgegend bescherte.

Ich hauchte seinen Namen und sah ihn mit verklärten Augen an, als er nur langsam seine Lippen von meinen löste. Unsere Lippen waren kurz davor sich zu berühren, doch auf Zevrans Lippen erschien erneut ein Grinsen. Ein spöttisches Grinsen, während er mich mit meinen erhitzten Wangen betrachtete.

„Es ist erstaunlich, dass gerade du mich…“

Doch er brach ab, versiegelte erneut meine Lippen, als ich diese wieder öffnete, um ihn zu fragen was er eigentlich meinte.

Ich öffnete meinen Mund, ließ ihn gewähren und genoss das kleine Duell zwischen uns, während ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.

So leicht wollte ich es diesem eingebildetem Elf schließlich auch nicht machen!

Ein amüsiertes Lachen entwich seinen Mund, doch ehe ich es mich versah, stieß er mich zu Boden und setzt sich einfach auf meinen Bauch, während ich völlig überrumpelt drein sah.

Wie konnte er so schnell…? Ach, typisch Zevran.

Seine Finger strichen federleicht über mein hübsches Kleid, was er kurz musterte und dabei schmunzeln musste. „Dich in einem Kleid zu sehen ist eine Seltenheit, meine Liebe“

Ich packte schnell seine Hand und sah ihn herausfordernd an, woraufhin er eine Augenbraue nach oben zog. „Ich kann der dunklen Brut ja schlecht im Ballkleid in den Hintern treten! Am Ende wollen die noch mit mir tanzen!“

„Was tanzt ihr da eigentlich für einen Tanz?“

Erschrocken zuckte ich zusammen, Zevran war nicht minder überrascht und erhob sich schnell. Auf seinem Gesicht konnte ich deutlich sehen, dass es ihm überhaupt nicht gefiel, so überrumpelt worden zu sein.

Ich blickte nach oben und begegnete Lelianas unschuldigem Lächeln. Frustriert sah ich drein. „Das weißt du ganz genau!“

Zevran half mir schließlich hoch und sah kurz unzufrieden zu der Bardin, doch ich bekam einen Schreck. Hinter Leliana kamen meine ganzen anderen Gefährten zum Vorschein.

Angeführt von Alistair, der gerade seufzend seine Krone absetzte und mich kurz kritisch musterte. „In Zukunft nicht in aller Öffentlichkeit, Kallian. Zumindest nicht auf meinem Schloss“

Peinlich berührt sah ich drein. Beim Erbauer, wie viel haben die anderen denn gesehen!?

Oghren lachte einmal dreckig auf und schlug Zevran plötzlich kraftvoll auf die Schultern, der jedoch nur schnaubte, anstatt wie Oghren feucht fröhlich sich den nächsten Krug Bier runterzuschlucken.

„Die Weiber muss man sich zurechtlegen, nicht wahr?“, rief er angeschwipst, während ich nun knallrot wurde.

Elissa räusperte sich einmal verlegen und blickte nun in die Runde. Doch keiner schien sie so recht zu beachten, denn Zevran hatte seinen Dolch gezogen und wollte Oghren gerade ans Leder gehen.

Wynne sprach mahnend auf beide ein, Leliana richtete tadelnd mein zerknittertes Kleid und Sten stand teilnahmslos daneben und schob sich den nächsten Keks in den Mund.

„Hergehört!“, rief nun Fergus mit fester Stimme, worauf wir alle erschrocken inne hielten und zu dem Adelsmann schauten, der uns alle leicht frustriert ansah. Doch schnell erschien wieder ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen.

„Meine Schwester möchte euch etwas verkünden“

Sofort waren alle Augenpaare auf sie gerichtet, was ihr ebenfalls eine leicht Röte in die Wangen steigen ließ. Kurz räusperte sie sich verlegen.

Dann jedoch erschien ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Alistair und ich werden in einem halben Jahr heiraten“

Kurz herrschte Stille, alle Augenpaare auf sie und Alistair gerichtet. „Eh, wirst du dann Königin?“, fragte Oghren geistreich.

„Meinen herzlichen Glückwunsch, ihr beiden!“, rief Leliana als erste und umarmte zuerst stürmisch die Blonde, ehe sie dann zu Alistair ging und ihn ebenfalls drückte.

Auch Wynne beglückwünschte beide herzlich, Sten sagte nichts weiter dazu und Oghren sagte irgendwas von einem Hochzeitsgeschenk, welches wohl nicht ganz jugendfrei sei.

Ich sah amüsiert zum König Fereldens auf, als ich schließlich vor ihm stand. „Meine Hoheit, herzlichen Glückwunsch!“

Alistair sah mich nun ebenfalls grinsend an und wuschelte mir zu meiner völligen Überraschung durch meine Haare und versaute nun die Frisur, die Leliana mühevoll für mich gezaubert hatte. Entrüstet sah ich drein.

„Danke, Kallian. Für alles“, sprach er mit fester Stimme, so dass ich kurz überrascht zu Alistair aufsah. Doch auf seinen Lippen erschien ein dankbares Lächeln, ebenso wie bei Elissa.

„Wir wissen beide, wie weit unser Weg doch war. Von Ostagar bis hierher war es alles andere als einfach“

Plötzlich wurde es ruhig in unserer fröhlichen Runde und alle blickten zu uns.

Mit großen Augen sah ich zu Alistair auf. Zwar hatte er sich formell schon bei mir bedankt, als der ganze Adel Fereldens anwesend war, doch jetzt schien sich Alistair nochmal persönlich bedanken zu wollen.

Mit einem Mal kam ich mir so klein vor, als ich zu ihm aufsah. Er in seiner Prunkrüstung, wie er dieses königliche ausstrahlte, trotz seiner eigenen Zweifel und diese männliche Selbstsicherheit dazu.

Alistair ist durch und durch ein König.

Mir rutschte das Herz in die Hose und ich bekam kein Wort heraus.

Verlegen starrte ich nun zu Boden und ballte die Hände zu Fäusten und schluckte meine Nervosität herunter, so gut es ging.

Alistair mag jetzt König sein, doch er ist immer noch mein Freund!

Deswegen sah ich lächelnd wieder zu ihm auf. „Weißt du noch? Am Anfang konnten wir uns gar nicht leiden“

Der König nickte bedächtig, kratzte sich kurz durch seinen 3-Tage Bart und schmunzelte im selben Moment. „Dass wir ein so gutes Team werden, war fast schon Wunschdenken. Nichts desto trotz, verdanke ich dir vieles“

Alistair legte seinen Arm um Elissas Schultern und drückte sie enger an sich, die sich sofort lächelnd an ihn schmiegte.

„Du bist hier stets willkommen, Kallian“, sprach Alistair dankbar, dann sah er zu den anderen und sprach: „Ihr ebenso. Wir haben zusammen gekämpft und gewonnen. Ohne euch alle würde ich heute nicht hier stehen“

Ein leises Lachen ließ uns alle zu Zevran blicken, der sich mit verschränkten Armen gegen die Brüstung lehnte.

„Dann sollte der neue König uns eine kleine Spende zukommen lassen, meinst du nicht, Alistair?“

Doch der neue König schmunzelte leicht bei der schamlosen Aufforderung und schüttelte nur mit den Kopf. „Ich wollte dich eigentlich als meinen persönlichen Leibwächter einstellen, wenn es dir nichts ausmacht“

Zev zog überrascht die Augenbrauen nach oben. „Ach, nachdem ich dich erst umbringen wollte?“

Alistair seufzte einmal gespielt frustriert auf. „Was soll ich sagen? Wenn Kallian dir vertraut, dann tue ich es auch“

Amüsiert sah ich zu Zevran und ergriff seine Hand. „Das wird bestimmt lustig werden! Ich freue mich schon auf die Hochzeit!“

Und wären sich alle meine Gefährten noch angeregt miteinander unterhielten, schaute ich lächelnd hinauf zu den Sternen.

Erbauer, ich weiß nicht ob es dich wirklich gibt, doch eines muss ich unbedingt noch loswerden!

Danke für dieses Jahr, was mir zwar so viel abverlangt hat und dann auch wieder so viel gegeben hat. Ich bin bereit für mein nächstes Abenteuer!
 


 

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Es ist vorbei.

5 Jahre habe ich an der FF geschrieben, manchmal mit größeren Pausen zwischendurch xDD

Aber ist ein einmaliges Gefühl. Zu wissen das die Geschichte vorbei ist...und ich bin zufrieden, das sie nun so zuende ging :D

Ich möchte mich bei allen

Lesern

Empfehlungssteller

Rewievschreiber

und Favoeinträger bedanken :D

Vielen lieben Dank!

Das ist die erste große und lange Geschichte die ich je geschrieben habe. zumindest in dem Ausmaß :D

Und das sie nun zuende ist, verdanke ich euch LESERN ;)
 

An alle Reviewschreiber ein großes DANKE! Ihr habt motiviert, gelobt, kritisiert, ermutigt und mitgefiebert!
 

Und natürlich ein DANKE an meine liebe PIA! Vielen lieben Dank, das du Geschichte nochmals korrigiert hast :) Du hast viel Zeit geopfert und dafür bin ich dir sehr dankbar!
 

Ansonsten....

Ich arbeite an einer Fortsetzung :D

Sie wird in Antiva spielen, also keine Nacherzählung von Awakening ^^

Es wird recht bald losgehen, werde die Story dann auch hier verlinken damit sofort weitergelesen werden kann;)
 

Allerliebste Grüße

Himitsu-chan

aka

Sabrina



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Kommentare zu dieser Fanfic (64)
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Von:  kiramanachi
2016-02-02T21:56:35+00:00 02.02.2016 22:56
<3<3<3<3 Ich liebe ihn einfach, Zevran <3
Von:  OswaldBaskerville
2015-11-23T12:20:42+00:00 23.11.2015 13:20
so ich konnte es endlich fertig lesen
und ich bin so froh das du so durchgehalten hast!
die ff war unglaublich gut geschrieben
so nah am spiel
und dann doch mit deinem eigenen touch
ich habe viel mitgefiebert, gegen ende mitgeheult und mich köstlich amüsiert
ich finde es schade, das ich die ff so spät erst gefunden habe, hab sie aber dafür tagelang verschlungen um auf den aktuellen stand zu kommen!

ich kann die fortsetzung kaum abwarten!!
Von:  fahnm
2015-11-16T22:29:12+00:00 16.11.2015 23:29
Das war eine Wirklich gute Story.

Von:  OswaldBaskerville
2015-10-11T11:23:07+00:00 11.10.2015 13:23
ahh ich schäme mich glatt, das ich die anderen kapitel nicht kommentiert habe D;
aber ich bin jetzt erst dazu gekommen brav nachzulesen D;
ich war voll drauf eingestellt, das kallian stirbt
und ich sags dir, ich hab rotz und wasser geheult!!!
in meinem hinterkopf war schon die option, das morrigan vll zu alistair gegangen ist
aber ich habs für unwahrscheinlich gehalten
umso glücklicher bin ich, das keiner von beiden gestorben ist D;
das die ff bald vorbei ist macht mich einerseits glücklich, weil sie wirklich wundervoll geschrieben ist
und andererseits traurig, weils eben vorbei ist...
so lang wie du daran gesessen bist, trau ich mich gar nicht zu fragen ob du sie mit awakening fortsetzen wirst
es wäre natürlich total geil
aber ob du lust hast nochmal so ein monster von ff zu schreiben... xD
ich freu mich auf jeden fall sehr auf das letzte kapitel und ich glaub dann heul ich sicher noch mal xD
Von:  fahnm
2015-10-10T19:07:37+00:00 10.10.2015 21:07
Tolles Kapitel
Von:  fahnm
2015-09-20T10:16:06+00:00 20.09.2015 12:16
Ein Spitzen Kapitel
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.
Von:  fahnm
2015-09-15T21:58:19+00:00 15.09.2015 23:58
Stolles Kapitel
Von:  fahnm
2015-08-29T09:23:35+00:00 29.08.2015 11:23
Spitzen Kapitel
Mach weiter so
Von:  fahnm
2015-07-31T21:04:42+00:00 31.07.2015 23:04
Spitzen Kapitel
Mach weiter so^^
Von:  fahnm
2015-07-28T00:46:56+00:00 28.07.2015 02:46
Hammer Kapitel
Mach weiter so^^


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