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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Verderbnis

Fort Drakon war ein gewaltiger Turm mit so vielen Treppenstufen, dass ich recht bald aufgehört hatte zu zählen. Nur eines stand fest: Ich bin wahrscheinlich schon erschöpft, bevor ich mich in den Kampf mit diesem verdammten Erzdämon stürzen kann.

Hastig atmend stützte ich mich an der Wand ab, während meine Gefährten weiterhin zügig den Turm erklommen. Der Schweiß rann meine Stirn hinab, ebenso wie das Blut auf meinen Rücken.

Das Mittel was mir dieser alte Mann gegeben hatte wirkte jedenfalls, auch wenn ich mich bereits schon recht schummrig fühlte. Dabei spürte ich, wie mir das Adrenalin geradezu durch die Adern raste.

Grimmig biss ich die Zähne zusammen und stieg weiter die Treppen hinauf, Richtung Turmspitzte. Ein lautes Knurren erfüllte die Wendeltreppe und ließ kurz alles erzittern. Erschrocken hielt ich inne, lauschte verzweifelt und versuchte das laute Schlagen meines Herzens auszublenden.

„Kallian, alles in Ordnung?“, rief Alistair unsicher, als wir nur noch den Kampfeslärm über uns hörten.

„Ja, ich komme!“, rief ich und rannte nun geradezu die Treppen hinauf, um zu meinen Gefährten aufschließen zu können.

Die Anderen warteten oben, sahen jedoch auch ziemlich erschöpft aus. Als ich endlich neben ihn zum Stehen kam und schnell atmete, blickte mich Elissa unsicher an. In ihren Augen konnte ich kurzzeitig Furcht aufflackern sehen.

„Wir sind fast da“, hauchte sie und ließ mich alarmiert zu der großen Tür blicken, die uns Zugang zum Dach gewähren würde. Und somit auch die Konfrontation mit dem Erzdämon.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Stirn zog sich in Falten, die Tür dabei anstarrend. Ich hörte den Erzdämon hinter besagter Tür wütend brüllend.

Ich wusste nur zu gut, dass mein Leben bald vorbei sein würde.

Entweder ich töte den Erzdämon, sterbe aber dann trotzdem mit ihm, oder er tötet mich einfach zuvor. So oder so, das Ende ist mein Tod. Es sei denn jedoch…

„Alistair“, sprach ich ruhig, drehte mich nur langsam zu ihm um. Er blickte mich schuldbewusst an, schien zu ahnen was ich nun gleich von ihm verlangen würde.

Ich sah ihm in seine haselnussbraunen Augen, sah den Schmerz darin. Augenblicklich wurde mir schwer ums Herz, so dass ich selbst kurz ins Schwanken geriert.

„Du musst mir was versprechen“, wies ich ihn zaghaft an, starrte zu ihm herauf. Doch Alistair schüttelte nur kurz den Kopf.

„Ich kann das nicht“, sprach er leise.

Plötzlich gab es einen lauten dröhnenden Knall, der von unten zu kommen schien. Angespannt starrte ich die Treppe hinab, hörte wildes Fauchen und Schatten, die die Treppen hochliefen.

„Die haben die verdammte Tür aufgebrochen, diese Monster“, fluchte Zevran. „Nicht mehr lange und sie haben den Turm ebenfalls in ihrer Gewalt!“

Entschlossen wirbelte ich zu Alistair herum. Ich konnte mir keine Lappalien mehr erlauben! „Alistair, ich töte den Erzdämon! Erst wenn ich hinüber bin, machst du das, klar?!“, rief ich meinem Kamerad aufgebracht entgegen.

Doch Alistair sah alles andere, als begeistert aus. „A-aber, Kallian!“, versuchte er zu widersprechen, doch ich zog meine Dolche und sah ihn drohend an.

Ich lasse ihn nicht sterben, er muss Ferelden wieder aufbauen!

„Tu es!“, schrie ich beinahe, richtete mein Schwertspitze auf seine Nase. Mein Atem hatte sich mit einem Mal beschleunigt, während ich immer noch drohend zu den zukünftigen König aufsah.

Das Fauchen der Dunklen Brut wurde immer lauter, je schneller sie die Treppe hinauf rannten. Mein Kopf schmerzte ungeheuerlich. Der Gesang des Erzdämons war lauter den je in meinen Gedanken und ließ mich mit den Zähnen knirschen.

Alistair und ich starrten uns gegenseitig an, das immer lauter werdende Geschrei der Dunklen Brut dabei im Hintergrund.

Kurz ein Hadern, dann willigte der zukünftige Königs Ferelden schließlich ein. Entschlossen nickte ich ihm zu. „Danke, lass es uns zu Ende bringen ja?“, fragte ich ihn dankbar lächelnd, doch Alistair konnte mir einfach nicht in die Augen sehen. „Ein Ende“, meinte er nickend.

Wir gingen alle zu der Tür, als mich jemand davon abhielt die Klinke hinunter zu drücken. Perplex starrte ich auf die braungebrannte Hand, die sich auf meine gelegt hatte.

„Hast du nicht da nicht was vergessen?“, fragte Zevran mich gelassen, der neben mir stand.

Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben, als der blonde Elf mich abwartend ansah. Auf seinen Lippen entstand ein leichtes Schmunzeln, als er sich schließlich zu mir vorbeugte. Unsere Lippen berührten sich fast, während ich verwirrt den Atem anhielt.

„Du sturköpfiges Mädchen, solltest mir immerhin einen Abschiedskuss geben, meinst du nicht?“, fragte er leise, erschrocken riss ich daraufhin die Augen auf.

Eilig wollte ich zurückweichen, schnell meinen Gefühlen entfliehen die mich just zu überrennen drohten, doch der Assassine packte mich am Arm und drückte seine Lippen eng auf meine.

Überfordert starrte ich in Zevrans Augen, doch er zog mich nur noch enger an sich heran, der Kuss wurde tiefer und leidenschaftlicher, die Tränen liefen mir haltlos über die Wangen während ich den wohl letzten Kuss ebenso feurig erwiderte.

Meine Hände vergruben sich in Zevrans Haar, ich genoss seinen Duft der mich innerlich etwas beruhigte, doch ein trockener Schluchzer verließ meine bebenden Lippen.

Hals über Kopf riss ich mich von dem Elfen los und rannte hinaus auf das Dach von Fort Drakon. Die Tränen noch schnell wegblinzelnd, erblickte ich den Schrecken einer ganzen Welt.

Ein Soldat flog mir geradewegs vor die Füße, seine Gedärme dabei rausquellend und in den leblosen Augen die blanke Angst.

Wie in Trance sah ich wieder auf, eine kleine Schar an Soldaten hatte den Erzdämon umzingelt, schossen Pfeile auf ihn ab, oder versuchten ihn direkt mit ihren Schwertern anzugreifen.

Doch der Erzdämon schleuderte den Großteil der Soldaten einfach mit dem Schweif davon, die andere Hälfte fegte er mit seinen gewaltigen Klauen weg. Ein anderer Soldat geriet zwischen die abnorm großen Fangzähne des Monsters und wurde praktisch halbiert.

Seine Schmerzensschreie ließen meine Knie kurzzeitig weich werden. Doch dann warf das Ungetüm den leblosen Mann einfach hinter sich, während er einen anderen einfach unter dem enormen Gewicht seiner Klaue begrub.

Dann fixierten seine dämonisch gelben Augen mich und sein wutentbranntes Brüllen hallte mir entgegen.

Fassungslos sah ich zu dem Drachen auf, sah die Verderbtheit die ihm umhüllte und die er geradezu ausspie. Der Boden war dunkel, wo sich Erzdämon befand und jedes Brüllen war nichts Weiteres als Wut und Hass.

Dieses Wesen war nicht ohne Grund ein Erzdämon. Ein Drache, ein verderbter Drache dessen Kräfte unendlich mächtig scheinen!

Doch eines brachte uns einen entschiedenen Vorteil ihm gegenüber. Der Erzdämon konnte nicht mehr fliegen, Riordan hatte die dünne Haut der Flügel regelrecht aufgerissen.

Und wenn er uns nicht mehr davon fliegen kann, ist das unsere Chance, ihm auf dem Boden den Garaus zu machen.

Sofort ergriff ich das Horn um meinem Hals und blies kräftig hinein, so kräftig und lange wie ich nur konnte.

„Erbauer, hilf uns“, flüsterte ich bebend, ließ das Horn wieder sinken und starrte meinem Schicksal entschlossen entgegen.

Es entscheidet sich…jetzt!

„Bis zum Ende!“, schrie Alistair entschlossen und rannte voraus, ich folgte ihm kurzerhand und zog schwungvoll meine Dolche.

Vielleicht hätte ich mir vorher einen Plan überlegen sollen, doch mein wohl wichtigster Plan war erst einmal, nicht zu sterben.

Hinter mir hörte ich Zevran, der gerade einen antivanischen Fluch zum Besten gab. Seine Stimme klang beinahe furchtsam, doch ich konnte auch deutlich seinen Ärger heraushören.

Elissa schrie angstvoll auf, doch ich sah wie sie dicht hinter Alistair rannte, das Schwert und Schild zum Kampf erhoben. Auch Lymira folgte knurrend ihrer Herrin.

Erbauer, lasse mein Herz mutig und ohne Furcht sein, wenn ich dem Erzdämon entgegen trete!

Laut schreiend rannte ich unter den Erzdämon hindurch, wich seinem Geifer spritzenden Maul um Haaresbreite aus, ehe ich nun unter ihm stand. Alistair und Elissa griffen von vorne an, schlugen entweder auf die dichten Hornplatten an seinen Klauen ein, oder schlugen nach seinem Kopf, wenn dieser in der Nähe war.

Zevran erkannte ich direkt hinter dem Ungetüm, er griff immer wieder von der Flanke aus an, wich den Tritten des Erzdämons nur knapp aus.

Aufgeregt starrte ich hinauf zu dem Bauch des Drachen, biss mir unwohl auf die Lippen. Dann sprintete ich los, kletterte schnell das Bein des Erzdämons hinauf. Zwischen meinen Zähnen den einen Dolch, den anderen hatte ich schnell wieder an meinem Gürtel befestigt.

Ohne Zögern, als ich weit genug oben war, rammte ich den Dolch, der gerade noch zwischen meinen Zähnen war, in den schutzlosen Leib des Erzdämons. Sofort schrie dieser auf, doch ich rammte den anderen Dolch ebenso in dessen Leib. Immer und immer wieder. Hielt mich eisern fest, auch als der Erzdämon mich brüllend von seinem Bein schleudern wollte, hielt ich mich eisern fest.

Einen Dolch ließ ich in seinem Fleisch stecken, den anderen rammte ich immer wieder hinein. Schwarzes Blut spritzte mir entgegen, behinderte meine Sicht.

Hastig wollte ich es von meinen Augen wischen, als der Erzdämon brüllend nach mir schnappte. Vor Schreck ließ ich mich fallen und fiel keuchend zu Boden.

Mein blutgetränkter Dolch kam mit einem klirrenden Laut neben mir zum Liegen. Hektisch schnappe ich nach Luft, als mir diese durch den Aufprall aus den Lungen gedrückt wurde.

Erschrocken riss ich meine Augen auf und konnte nur im letzten Augenblick dem Angriff des Erzdämons ausweichen, als dieser mich gerade mit seiner Klaue zerquetschen wollte.

Angespannt umklammerte ich meinen Dolch und sah zu der anderen Klinge, die nach wie vor in dem Leib des Ungetüms steckte.

Lymira bellte warnend auf, ehe ich realisierte, dass der Erzdämon wieder mein Leben rauben wollte. So schnell ich konnte, sprang ich zur Seite. Der Schweif des Monsters hätte mich beinahe erschlagen.

Schnell gesellte ich mich zu Zevran, der mich aufmerksam musterte. „Wir können keinen großen Schaden anrichten!“, schrie er wütend, stieß seinen Dolch erneut in das verderbte Fleisch des Monsters, doch bis auf ein wütendes Brüllen gab es keine Reaktion des Erzdämons.

Schweiß lief Zevrans Stirn hinab, seine Bewegungen wurden langsamer und ich wusste nur zu gut, dass es den Anderen nicht besser ging.

Wir waren alle einfach nur erschöpft und müde. Wenn es so weiter geht, werden wir niemals den Erzdämon töten können!

Hektisch sah ich mich um, suchte nach einer verzweifelten Möglichkeiten, dem allen ein schnelles Ende zu setzten.

Und diese sah ich im selben Augenblick.

„Zevran! Die Ballisten!“

Er folgte meiner Aufforderung und blickte hinter sich. Die riesigen Wurfgeschosse standen sicher nicht als Dekoration hier oben rum. Sie waren zur Abwehr feindlicher Armeen da und wenn nötig, auch zur Beseitigung eines widerwärtigen Drachen! Der Erzdämon spannte die zerrissenen Flügel und brüllte aus Leibeskräften, als hätte er mitbekommen, was ich im Schilde führe.

„Ich lenke ihn ab!“, schrie ich dem Elf zu, bevor ich der verderbten dunkeln Flamme ausweichen musste, die der Drache nach mir spie. Am Rande bekam ich mit, wie Zevran zu Alistair und den anderen rannte um ihnen vermutlich von meinem Plan zu berichten.

Der Erzdämon ließ ein weiteres Mal seinen Schwanz in meine Richtung peitschen, doch diesmal konnte ich nicht ausweichen. Ich wurde getroffen und gegen die Brüstung geschleudert.

Ich japste gequält auf, als mir die Luft schmerzhaft aus den Lungen gepresst wurde und mein Kopf gegen die Mauer schlug. Etwas Warmes rann an meiner Stirn entlang und schließlich auf meine Wange.

Wie benebelt blieb ich liegen, zwang mich aber dazu, die Augen zu öffnen. Meine Gedanken schienen wirr und für einen winzigen Augenblick wusste ich nicht einmal mehr, wer ich eigentlich war.

„Grauer Wächter!“

Meine Augen wurden größer, als ich jemanden schreien hörte. Sämtliche Erinnerungen kamen zurück, sodass ich mich mit allerletzter Kraft die ich noch besaß, aufrichtete.

Ich erkannte wie aus der Tür, durch die wir das Dach betreten hatten, ein gewaltiger Feuerball hinausgeschleudert kam und dutzende der Dunklen Brut verbrannte, die ebenfalls das Dach stürmen wollten.

Dann sah ich mit Staunen, wer nun ebenfalls das Schlachtfeld betrat. Dutzende Soldaten Redcliffes kamen mit Eamon zusammen, viele Magier angeführt von niemand anderem als Irving aus dem Zirkel.

Und zu meinem großen Erstaunen erkannte ich nun auch Zwerge, angeführt von Natia. Die Zwergin schien eine Platzwunde zu haben, denn ihr halbes Gesicht war blutgetränkt.

„Salrokka!“, schrie sie quer zu mir rüber, winkte mir kurz zu und ich kam nicht umhin, ihr ebenfalls kurz zurück zu winken. Diese verdammte Zwergin ist wirklich zäh!

Aber beim Atem des Erbauers, so viele kommen um uns zu helfen?

Alle stürzten sich auf den Erzdämon. Die Magier ließen verschiedenste Formen der Magie auf den Drachen wirken, die Zwerge huschten unter dem Erzdämon hin und her, schlugen mit ihren Äxten und Schwertern furchtlos in dessen Leib. Auch die Menschen gaben ihr Bestes, um den Erzdämon zu schwächen.

Durch dieses Gewusel war der Erzdämon zum Glück zu beschäftigt, um mich weiterhin im Auge zu behalten. So schnell ich konnte, rannte ich nun zu den Ballisten.

Als der Drache mich wieder mit seinen gelben Augen anstarrte und gerade nach mir schnappen wollte, schlug ein riesiger Bolzen in seinen schuppenbesetzten Körper und warf ihn einfach um.

Schwer atmend starrte ich auf das gefallene Monster. War der Alptraum endlich vorbei?

Mein Blick wanderte zu Alistair, der auch überrascht auf das Ungeheuer sah. Es regte sich definitiv nicht mehr, doch das muss nicht heißen, dass es gestorben ist.

Zudem ich mir den Abgang dieses Monsters einfach dramatischer vorgestellt hätte. Nein, irgendwas ist hier faul.

Mit gezücktem Dolch schlich ich näher ran, alle anderen Krieger hielten nun ebenfalls inne und sahen gebannt zu mir und dem wohl toten Erzdämon.

Ich hockte mich vor dem Drachen hin und starrte ihn grimmig an. Sollte er wirklich tot sein? Wir hatten den fünften Erzdämon in der Geschichte von Thedas besiegt?

Ungläubig wanderte mein Blick über den Kopf des Drachen. Die Augen und sein Maul waren geschlossen, trotzdem lief noch immer zähflüssiger Speichel aus seinen Lefzen, die nicht alle Zähne verdecken konnten.

Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus, um zu fühlen, wie sich die Schuppen auf seiner Haut wirklich anfühlten. Meine Finger berührten glatte, ledrige Schichten violett schwarzer Schuppen, die sich nicht im Geringsten so verderbt anfühlten, wie sein Träger aussah.

Mir wurde Übel, als mir sein fauliger Atem entgegen blies. Er roch nach Verwesung, Verderben und-

Entsetzt stürzte ich zurück. Moment! E-er atmet noch?!

Just in diesem Moment riss der Drache seine Augen auf und stierte mich unheimlich an.

„Der Erzdämon lebt noch!“, rief ich panisch den anderen Verbündeten zu, die bereits neugierig näher gekommen waren.

Doch all jene, die auch nur in Reichweite seines Schweifes waren, wurden durch die Luft gewirbelt, als der Erzdämon einmal damit ausholte.

Hastig wich ich zurück, der Erzdämon erhob sich böse brüllend, ließ den Boden unter unseren Füßen erbeben.

Er spie sein verderbtes Feuer nach all jenen, die ihm zu nahe waren, nur knapp entkam ich seinem Angriff und lief zu dem Balliste zurück.

Also gut, dieses verdammte Vieh hat also noch nicht genug?! Bitte schön, ich werde ihm jeden Bolzen in seinen verderbten Körper rammen, den es in Ferelden gibt!

Gerade als ich genau das tun wollte, geschah jedoch etwas, das Alistair und mir bereits so häufig auf unserer Reise passiert war.

Das Glück ist uns einfach nicht hold.

Diese verdammte Balliste klemmt und schoss nicht einen Bolzen auf das Ungetüm, welches mich nun knurrend wieder fixiert hatte.

Fluchend trat ich dagegen, doch es regte sich nichts. Warum kann ich nicht einmal im Leben Glück haben?!

Das Letzte was ich sah war die Klaue des Erzdämons, die geradewegs auf mich zuraste. Dann hörte ich Splittern von Holz, während ich durch die Luft flog und mich mehrmals überschlug.

Panische Schreie begleiteten mich, ehe ich geradewegs auf den Abgrund zurollte. Irgendwo versuchte ich mich festzuhalten, fand jedoch keinen Halt.

Schmerzen die durch meinen Körper jagten, ließen mich kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich wusste nur eines… wenn ich falle, bin ich platt wie eine Flunder!

Im letzten Moment konnte ich mich an der Kante festklammern. So hing ich also, mich am Rand des Turms festhaltend, am höchsten Punkt über der Stadt.

Angestrengt keuchend sah ich nach oben. Hilflos baumelte und strampelte ich mit den Beinen in der Luft und versuchte mich gegen die Maurer zu stemmen.

Wenn ich jetzt herunterschaue, dann werde ich schreien. Schreien wie nie zuvor in meinem Leben!

Meine Arme schmerzten bereits qualvoll. Ich würde mich nicht mehr lange halten können.

„Kallian!“, schrie Elissa plötzlich und warf sich auf die Knie, ihr panisch drein blickendes Gesicht erschien vor mir. Verzweifelt versuchte sie mich an den Armen nach oben zu zerren.

Wieder erschütterte ein bestialisches Brüllen den Turm und ließ mich ein ganzes Stück vom Rand rutschen. Doch mit Hilfe ihres Mabari, der nun ebenfalls versuchte mich mit hoch zu ziehen, war ich endlich wieder auf festen Boden.

Angestrengt atmeten wir alle, meine Hände zitterten unwohl, während ich spürte, wie mein Blut zu Boden tropfte.

Ich sah wie Natia sich an einer anderen Balliste versuchte und einen weiteren Bolzen durch den Leib des Erzdämons jagte. Wieder brüllte dieser gepeinigt auf, spie sein schwarzes Feuer und ließ die nun auch letzte Balliste wortwörtlich in Rauch aufgehen.

Angespannt sah ich mich um.

Meine Dolche waren, wie immer eigentlich, fort. In jedem Kampf hatte ich das Gefühl, verschwinden meine Waffen.

Also musste ich mir was anderes einfallen lassen, denn der Moment schien gerade ziemlich günstig. Zwar war der Erzdämon noch am Brüllen, spie sein Fegefeuer, doch zudem war er auch enorm geschwächt. Das einzige was er tat, war sich nicht von der Stelle zu rühren.

Kurz sah ich zu Elissa, die unsicher zu dem Szenario blickte. Die junge Cousland hat mir gerade mein Leben gerettet, doch sie tat es so selbstverständlich wie ich es nie zuvor von einer Adelsdame erwartet hätte.

Immerhin hätte sie bei meinem Rettungsversuch auch mit in die Tiefe stürzen können.

Der gewaltige Drache lag noch immer in seiner Blutlache. Die Bolzen steckten tief in seinem Körper, doch er hatte den Kopf gehoben und sah mich drohend knurrend an.

Ich sah ein Schwert am Boden liegen und hob es auf.

„K-kallian“, wisperte Elissa hinter mir, während ich dem Erzdämon entgegen blickte. Meine Augen wurden zu Schlitzen, während ich den Griff des Langschwertes fester umschloss.

Langsam ging ich auf den Drachen zu, dieser fixierte mich geradezu mit seinen gelben Augen und schien allein mit seinen Blicken Gift zu speien.

Kurz musste ich schmunzeln. „In Denerim fing alles an und nun endet es hier ebenso. Hätte schlimmer kommen können, oder?“, fragte ich das Ungetüm, doch die einzige Antwort die ich bekam, war ein lautes Brüllen.

Frustriert sah ich drein. Wie ich diesen Erzdämon doch hasse…

„Kallian!“, schrie Zevran.

Erschrocken zuckte ich zusammen, wagte es jedoch nicht in dessen Richtung zu blicken. Ich darf nicht zögern, nicht jetzt!

Nicht jetzt, wo wir es fast geschafft haben. Ein Jahr harter Prüfungen und Kämpfe, ein Jahr voller Abenteuer und Trauer… ein Jahr, welches mein Leben so komplett geändert hat!

Ich werde diesen beschissenen Erzdämon für alle jene töten, die bereits ihr Leben lassen mussten, sei es durch die Verderbnis an sich, oder andere arme Gestalten die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren!

Zögerlich umfasste ich den alten, verbeulten Ehering von Nelaros, der um meinen Hals hing und atmete einmal tief ein und aus, schloss kurz die Augen.

Dank dir konnte ich meine Reise beginnen und nun werde ich sie auch zu Ende bringen!

Dann öffnete ich sie wieder, sammelte all den Mut, den ich noch in mir sammeln konnte und preschte vor.

Der Erdzämon brüllte und schnappte in meine Richtung. Ich wich aus und lief so schnell ich konnte direkt auf ihn zu.

Mit einem angestrengten Stöhnen riss ich das Schwert nach oben und schlug es in den Hals des Drachens. Die Klinge schnitt sich längs durch den Drachenhals, doch ich entging dem Strom aus Blut nur knapp.

Eilig sprang auf und machte einen Satz zurück, als der Drachenkopf heftig neben mir zu Boden fiel.

„Stirb endlich“, flüsterte ich bebend.

Ich ließ die Klinge des Schwertes tief in den Drachenschädel rammen, hoffte ihn dadurch endlich vernichtet zu haben.

Dann kam das große Finale, wie ich es bereits vermutet hatte. Alles erstrahlte in einem hellen Licht und ließ mich schmerzhaft die Augen zusammenkneifen.

Ich war wie geblendet, versuchte angestrengt die Klinge wieder aus dem Schädel hinauszuziehen, mit allerletzter mir verbliebender Kraft riss ich das Schwert hinaus. Doch der Strom aus hellem Licht wurde so stark, dass es mich dabei umwarf.

Es durchflutete mich und raubte mir alle Kraft.

Ich kippte nach hinten, bewegte mich nicht mehr.

Gerade wo noch helles Licht gewesen war, durchflutete mich nun die Dunkelheit.

Die Verderbnis war besiegt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-09-20T10:16:06+00:00 20.09.2015 12:16
Ein Spitzen Kapitel
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.


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