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Dragon Age: Origins

Bestimmung
von

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Ein Ende mit Schrecken

Das helle Licht schoss gebündelt in einem Strahl hinauf in den dunklen Himmel und entlud sich dort mit einem lauten Knall, gleich wie bei einem Gewitter.

Genauso schnell wie das Licht gekommen war, war es auch wieder fort.

Schwerfällig gewöhnten sich meine Augen nun wieder an die Umgebung. Doch was ich nun sah, ließ mich nach Luft schnappen.

Die restliche Dunkle Brut, die sich noch auf dem Dach von Fort Drakon aufgehalten hatte, rannte stürmisch an mir vorbei und rempelte mich dabei grob an.

Beinahe wäre ich gestürzt, doch ich fing mich im letzten Moment. Die anderen Soldaten blickten ähnlich verstört zu der fortlaufenden Dunkeln Brut, die gerade eben noch so vehement gekämpft hatte.

Ich hechtete vor, vorbei an der kreischenden Dunklen Brut und weiter zum Erzdämon, der leblos in einer Pfütze aus schwarzem Blut dalag; ebenso ein im Vergleich dazu, klein wirkendes rothaariges Mädchen direkt neben ihm.

Als ich endlich vor dem Erzdämon zum Stehen kam, starrte ich unsicher auf besagtes rothaariges Mädchen herunter.

Kallian sah aus, als würde sie schlafen. Die Augen geschlossen und ihr Gesicht regelrecht entspannt, im Gegensatz zu den letzten Tagen wo sie beinahe ständig nur ihre Stirn in Falten gezogen hatte. Getrocknetes Blut zierte ihr Gesicht, ebenso wie etliche Schrammen und Kratzer.

Langsam hockte ich mich zu ihr hin, starrte sie weiterhin gebannt an.

Die Jubelschreie der Soldaten durchbrachen die Stille. „Wir haben gesiegt!“, riefen sie voller Inbrunst und schier grenzenloser Freude.

Zudem hörte ich nun Schritte, die auf mich zueilten. Alistair, Elissa und ihr dazugehöriger Köter blieben schließlich neben mir stehen.

„Kallian?“, flüsterte die junge Cousland unsicher, ihr Mabari winselte leise neben ihr.

Vorsichtig hob ich die rothaarige Elfe an und bettete ihren Kopf gegen meinen Oberkörper. Verstimmt besah ich mir das ganze Blut, welches nun an meinen Händen klebte. Ich war mir unsicher ob es von ihr oder diesem Erzdämon stammte.

„Sie schläft nur, oder?“, fragte Alistair völlig aufgelöst und hockte sich neben mich hin, starrte beinahe hilflos zu Kallian.

Ich ergriff ihr Handgelenk und fühlte ihren Puls, lauschte angestrengt. Doch alles was ich vernahm war Stille, abgesehen von dem Gejubel der anderen Soldaten.

Elissas Augen füllten sich sofort mit Tränen, während sie langsam ungläubig den Kopf schüttelte. „N-nein, das kann nicht sein“, flüsterte sie entschieden.

Langsam strich ich über Kallians Gesicht, wischte dabei die kleinen Blutspritzer weg, besah mir ihre Platzwunde und war kurz davor, laut aufzuschreien.

Sie war gestorben und ich konnte sie nicht retten! Sie starb vor meinen Augen!

Meine Finger krallten sich in ihr Haar, eng drückte ich sie an mich; kniff wütend die Augen zu. „Du verdammter Sturkopf“, hauchte ich verzweifelt, zwang im letzten Augenblick meine Tränen zurück.

Stets war sie dem Tod entronnen, zwar meist nur knapp aber dennoch hat sie immer überlebt. Und nun soll sie einfach gestorben sein, nach allem was wir durchgestanden haben?

Die Siegesschreie der Soldaten erstarben langsam, als sie wohl bemerkten, um wen wir uns versammelt hatten. Langsam kamen alle zu uns, schienen verwirrt und starrten zu Kallian, die leblos in meinen Armen lag.

„Hey, warum schläft sie denn jetzt? Wir wollten doch feiern!“, rief Natia frustriert dazwischen und zwängte sich durch die Menschen, die eiligst der Zwergin Platz machten.

Skeptisch besah sie sich Kallian und dann mich. Dabei zog sie ihre Augenbrauen verwirrt nach oben. „Was ist los mit ihr?“

Sofort ging ein Raunen durch die Menge. Selbst Eamon und Irving waren nun dazu gekommen, sahen mitfühlend zu der Elfe, die ihr Leben für sie alle ließ, wie diesen Dummköpfen wohl erst jetzt bewusst wurde.

Mit einem Mal überkam mich die kalte Wut.

Kallian wirft ihr Leben weg für diese Menschen? Menschen, die sie von jeher verachtet hat!

Alistair starrte immer noch fassungslos zu der Elfe, in seinen Augen schien es verdächtig zu glitzern. Er wirkte leichenblass.

„Das hätte nicht passieren sollen!“, bebte Elissa nun. Verwirrt sahen die meisten zu der jungen Frau, die verzweifelt auf das Elfenmädchen hinab sah. „So war nicht der Plan!“

Skeptisch hob ich nun eine Augenbraue nach oben und vergaß kurzzeitig meinen Zorn.

„Wovon redet Ihr?“, sprach ich argwöhnisch.

Über Elissas Wangen liefen heiße Tränen, doch ihr Gesicht war voller Zorn. Beinahe wütend sah sie auf Kallian hinab, schien kurz davor ihr Schwert zu ziehen. „Ich rede von Morrigans Plan!“

Es herrschte Stille. Alistair hatte die Augen geschlossen, atmete schwer aus. Elissa bebte immer noch, starrte auf Kallian hinab. Die anderen Soldaten sahen sich unsicher an, Natia legte fragend ihren Kopf schief. „Was denn für ein Plan?“, fragte die Zwergin verwirrt.

Und mir wurde mit einem Mal bewusst, was Elissa soeben gesagt hatte. Morrigans Plan…

Meine ganze Aufmerksamkeit lag nun auf der Adelsdame, doch ehe ich weiter fragen konnte, kam mir Alistair zuvor.

„Wir hätten wissen müssen, dass es nichts weiter als eine Täuschung war. Aber wir haben uns an jeden verdammten Strohhalm geklammert“

Der künftige König Fereldens erhob sich nun, blickte zu den verbliebenen Soldaten. Mit einer harschen Bewegung schickte er sie alle vom Turm herunter, mit dem Vorwand sie sollten die frohe Botschaft verkünden.

Nur Natia, die kastenlose Zwergin aus Orzammar, ließ sich nicht so schnell abwimmeln und blieb stur. Herausfordernd sah sie zu Alistair auf, der mehr als frustriert aussah. „Du kannst den Menschen befehlen was du willst, aber du bist nicht mein König! Jetzt erzähle mir, was hier los ist, oder ich prügle es aus dir heraus!“

Ein belustigtes Grinsen erschien auf meinen Lippen, während ich mit einer Hand kurz durch Kallians zerzaustes rotes Haar strich. „Nun Alistair, ich stimme zu. Erzähle uns alles“

Die junge Cousland wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schluckte einmal schwer. „I-ich werde erzählen, es war eigentlich meine… Entscheidung. Mehr oder weniger“, sprach sie leise und voller Reue.

Sämtliche Blicke lagen auf ihr, was ihr wiederum kurz die Schamesröte in die Wangen trieb.

Dann sah sie auf und begann zu erzählen. „Gestern Abend ging ich gerade die Wendeltreppe hinauf, die zu Alistairs Gemach führte. Ich wollte die letzten Stunden, die uns vermutlich noch blieben, bei ihm verbringen. Denn… er sagte mir…“

Elissa stoppte kurz, neue Tränen liefen ihre Wange hinunter, dann blickte sie mich geradewegs an. „Ich weiß nicht, ob Kallian es Euch erzählt hat, Zevran. Aber wenn sie den Erzdämon erschlagen, dann...“

„....stirbt der Graue Wächter. Ich weiß“, beendete ich ihren Satz und nickte ihr zu. „Fahrt fort“

Sie nickte kurz unsicher, dann sprach sie mit zittriger Stimme weiter. „Gerade als ich die letzten Schritte tat, kam mir Morrigan wütend entgegen. Verwirrt fragte ich sie, was denn los sei. Doch sie antwortete nur, dass wir alle Narren wären. Meine Nerven waren schon so am Ende, also packte sie einfach und fragte sie direkt, was los sei“

Elissa atmete einmal schwer aus, dann blickte sie zum Himmel. „Dann erzählte mir Morrigan von dem Ritual und wie sie uns alle retten könnte…“

Ich musterte sie leicht. Die junge Cousland war leichenblass während ihrer Erzählung geworden, die Augen blickten überall nervös hin. Fast schien es so, als wenn sie ein kleines Kind war, welches ihren Eltern gerade eine ziemliche Dummheit beichtet.

„Ich meine… ich konnte nicht anders!“, sprudelte es jetzt regelrecht aus ihr heraus. „Ich verlor meine Heimat, meine Eltern und fast Fergus! Ich konnte es nicht ertragen, wenn ich auch noch Alistair verlieren würde. Ich wusste nur zu gut, dass er Kallian nicht sterben lassen würde. Sie war wie eine kleine Schwester für ihn und er würde sie um jeden Preis beschützen. Das tat er schon immer!“

Bittere Tränen rollten über ihr Gesicht, während sie leise schluchzend weiter erzählte. „Also willigte ich ein und überredete Alistair zu dem Ritual. Auch wenn es mir innerlich das Herz brach… aber ich konnte nicht… ich…“

Weinend ging sie nun in die Knie und schluchzte bitterlich. „Ich konnte es nicht! Ich war noch nie egoistisch in meinem Leben, aber zu diesem Zeitpunkt… ich…!“

Alle sahen zu dem weinenden Mädchen, welches sich vor Schluchzen regelrecht schüttelte. Alistair setzte sich neben sie hin und strich ihr tröstend über den Rücken und sprach beruhigend auf sie ein.

Ein schaler Geschmack entstand in meinem Mund, während ich Kallian enger an mich drückte.

Also hat Alistair doch das Ritual vollzogen, auch wenn er nicht unbedingt glücklich aussieht. Und theoretisch hätte dann kein Wächter zu Schaden kommen sollen.

„Vielleicht ist diese Morrigan ja zu weit weg?“, warf Natia nun in die schweigende Runde ein und blickte abwartend zu uns.

Die junge Adelsdame schüttelte sofort den Kopf und schmiegte sich erschöpft an Alistair, der antwortete. „Nein, Morrigan hatte uns versichert, dass sie sich in der Nähe der Schlacht aufhalten wollte, doch sie wollte sich nicht zeigen, denn Kallian hatte sie ja fortgejagt“

Natia schnaufte aufgebracht und stemmte ihre Hände in die Hüfte, während sie nun in den Himmel blickte. „Dann muss es doch geklappt haben, oder nicht?!“

Mein Blick fiel auf Kallian, die sich nach wie vor nicht regte und friedlich zu schlafen schien.

Anscheinend nicht.

Grimmig zog ich die Stirn in Falten, starrte weiterhin auf das Elfenmädchen hinab, welches sich nicht regte.

„Sturkopf“, flüsterte ich gegen ihre Lippen, ehe ich meine Lippen auf ihre legte.

Soweit gekommen, dass ich erst sterben wollte, als ich nach Ferelden kam. Rinnas Tod hat mir sämtlichen Lebenswillen genommen und dieser Sturkopf hat ihn mir wiedergeben.

Die größte Schlacht meines Lebens habe ich überlebt, doch das Wichtigste überhaupt habe ich verloren.

Gerade als ich meine Lippen lösen wollte, spürte ich wie meine Hand sachte gedrückt wurde. Verwirrt öffnete ich meine Augen und blickte wieder auf Kallian hinab.

Ihre Augenlieder schienen zu flattern, oder habe ich mir das etwa nur eingebildet?

Wie erstarrt sah ich sie immer noch an, war unfähig irgendetwas zu den anderen zu sagen. Ungläubig starrte ich in ihr Gesicht, hörte nur im Hintergrund, wie die anderen immer noch angeregt miteinander sprachen.

Bedächtig öffnete Kallian ihre Augen und sah mich konfus und erschöpft an. Fassungslos starrte ich sie an, öffnete den Mund, um irgendetwas zu sagen.

Doch es kam nichts.

„Bin ich tot?“, krächzte Kallian und mit einem Mal waren alle Gespräche verstummt. Sämtliche Augen hatten sich auf das rothaarige Elfenmädchen gerichtet, die unsicher um sich schaute.

Es war ihr sichtlich unangenehm von allen angestarrt zu werden, als wäre sie von den Toten auferstanden.

„W-was?“, flüsterte sie, drückte sich enger an mich.

Ohne, dass ich es steuern konnte, drückte ich sie automatisch enger an mich, genoss ihren Duft, besah mir ihre großen Augen, die aufgeregt überall hinsahen.

Pure Erleichterung durchflutete mich, wie noch nie in meinem Leben zuvor.

Es erfolgte ein Jubelgeschrei, welches den Soldaten von vorhin in nichts nachstand. Alle stürzten sich auf uns, riefen begeistert, heulten vor Glück oder ähnliches. Kallian schrie erschrocken auf, ließ sich von jeden drücken und herzen, der sie in die Finger kam und sah am Ende ziemlich durch den Wind aus.

Erst als sich alle beruhigt hatten, sah Kallian aufmerksam zwischen uns hin und her. Sie war noch immer erschöpft und schwer verletzt, ihre Augen waren erneut dabei zuzufallen, doch sie versuchte krampfhaft, wach zu bleiben.

„Also…damit ich das richtig verstehe“, fing sie schnaufend an, stütze sich bei mir nach wie vor ab. „Alistair hat das Ritual mit Morrigan vollzogen? Ohne dass ich davon wusste, ihr habt mir ja schließlich nichts gesagt!“

Kurz konnte ich Wut in Kallians Augen aufblitzen sehen, doch es verschwand ziemlich schnell, als sich ihre Schmerzen darin widerspiegelten. Fluchend sah sie zu Boden und biss die Zähne zusammen.

Elissa kam zu ihr und sah sie flehend an, beinahe verzeihend. „Kallian! Bitte, gibt nicht Alistair die Schuld! Ich habe ihn dazu überredet… ich konnte es einfach nicht zulassen, dass einer von euch stirbt! Ich liebe Alistair, Alistair liebt Euch wie eine kleine Schwester und für mich seid Ihr wie eine Freundin. Einen von euch zu verlieren… das konnte ich nicht. Bitte verzeiht meinen Egoismus!“

Kallian sah erschöpft zu Elissa, ihre Augen waren kurz davor zuzufallen, doch sie schüttelte ihren Kopf, um wach zu bleiben.

„Das ist ja alles schön und gut… ich bin die Letzte die sterben will, aber ich habe noch aus einem anderen Grund Morrigans Angebot abgeschlagen. Abgesehen davon, dass ich sie für ein machtbesessenes Miststück halte.“

Kallian schwankte kurz, wäre fast gefallen. „Wir sollten gehen!“, sprach ich schärfer als ich eigentlich wollte, doch sie war immer noch verletzt. Sterben konnte sie nach wie vor, auch wenn sie den Erzdämon überlebt hat.

Doch der Sturkopf machte seinen Namen mal wieder alle Ehre. „Nein! Ich will nur was sagen: also…“

Kallian holte tief Luft und sah diesmal entschlossen zu Alistair, der unsicher drein sah. „Selbst wenn uns Morrigan diesmal nicht belügt, sprich sie hält sich mit ihrem Balg fern von uns und wird die beste Mama auf der ganzen weiten Welt… haben wir eines vergessen“

Es herrschte Schweigen, während Alistairs Augen schlagartig größer wurden. Etwas wurde ihm auf einmal bewusst und ich war begierig darauf, es ebenso zu erfahren.

„Flemeth“, flüsterte er erschrocken und Kallian nickte nur daraufhin. „Wir haben sie nicht getötet, erinnert euch. Flemeth hat die Macht dazu, Morrigans Körper zu übernehmen. Und wenn sie das geschafft hat, was wird dann wohl mit dem Balg passieren?“

Die Zwergin neben mir zog die Augenbrauen erneut verwirrt zusammen. „Whoa, Salrokka! Was erzählst du hier eigentlich von irgendwelchen Bälgern und Muttis?! Ich blicke nicht mehr durch! Ist das nun schlecht, oder nicht?“

Kallian schmunzelte leicht, blickte zu Natia herab. „Sehr schlecht sogar, aber es gibt Schlimmeres, oder?“

Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und sah zu Boden. Nur zu gut konnte ich mich daran erinnern, als wir Flemeth sahen. Morrigan wollte ja, dass wir ihre Mutter erschlagen, aber wir taten es nicht, dafür ließ uns Flemeth ziehen. Doch Kallian hat recht… es wird nichts Gutes passieren, wenn Flemeth erst auf Morrigan trifft. Besonders dann, wenn Morrigan gar nicht mit ihr rechnet. Immerhin geht sie noch heute davon aus, dass wir ihre Mutter getötet haben.

Ehe wir noch etwas sagen konnten, bemerkte ich mit Schrecken, dass Kallian bewusstlos geworden war.

„Lasst uns schnell einen Heiler finden, los!“, rief ich erschrocken, trug diesen Sturkopf nun und rannte mit den anderen hinunter vom Dach.

 

 

Mein Kopf schmerzte fürchterlich, ebenso jeder Knochen in meinem Körper. Und allein das war der beste Beweis dafür, dass ich nicht gestorben bin. Tote spüren ja keine Schmerzen mehr.

Zögerlich öffnete ich langsam die Augen, auch wenn sie schwer wie Blei waren. Irgendwo konnte ich das vertraute Knistern von brennendem Feuer im Kamin hören, ebenso hing ein geradezu köstlicher Duft in der Luft.

Und mein Magen fühlte sich mehr als leer an. Geradezu ausgedorrt.

Also blickte ich mich nun langsam um, als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Ich befand mich in einem Zimmer, in irgendeinem Anwesen. Ein Feuer brannte im naheliegenden Kamin.

Gerade als ich mich erheben wollte, durchzog ein stechender Schmerz meine Brust und ließ mich fluchend wieder zurück sinken. Ein unangenehmes Ziehen durchzog meinen ganzen Oberkörper und ließ mich wütend die Zähne zusammen beißen.

Schwungvoll warf ich die Decke zurück und sah, dass ich praktisch von Verbänden komplett eingewickelt war. Frustriert stöhnend schloss ich wieder die Augen und zog grimmig die Stirn in Falten.

Es hat mich also doch mehr getroffen, als ich vermutet hatte. Aber war es denn nicht schon immer so gewesen? Immer habe ich mich mitten in die Schlacht gestützt, ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich war eh der Annahme, dass ich sterben würde, spätestens als ich Riordan in die Tiefe stürzen sah. Außerdem habe ich ja Morrigans Ritual abgeschlagen und damit sämtliche Chancen auf einen Ausweg vernichtet.

Tja, und dann kam es anders als gedacht.

Nachdenklich starrte ich zur Decke hinauf, zählte kurz die Holzbalken um mich von dem Schmerz abzulenken, wurde aber jäh unterbrochen, als Wynne das Zimmer betrat.

Ihr erst überraschtes Gesicht wandelte sich in schiere Freude, als sie mich wach antraf. „Kallian, endlich!“, rief sie begeistert und ging eiligst zu mir.

Schnell erwiderte ich ebenso das Lächeln, als ich sie sah. „Wie schön, Ihr seid wohlauf“

Die alte Magierin nickte bedächtig, überprüfte nochmals kurz meine Verbände, ehe sie mich wieder ansah. „Und all die anderen auch. Bis auf Morrigans Verschwinden bereits vor der Schlacht, sind wir wieder alle zusammengekommen. Und das verdanken wir Euch“

Verlegen blickte ich zu Boden, schüttelte leicht den Kopf. „Ach Quatsch, alle waren großartig“, sprach ich leise, ehe ich kurz traurig wurde, als ich an Riordan zurück dachte.

Dieser Narr wollte wirklich zuerst den Erzdämon erschlagen, mit allen Mitteln. „Nicht alle haben es geschafft, viele sind gestorben“, erwiderte ich nun und ließ die Schultern hängen, als ich an die vielen Verstorben denken musste. Menschen, Elfen, Zwerge…Dorfbewohner und Soldaten. Kinder und Frauen… Väter und Mütter… all ihre Leben restlos ausradiert.

Wynne ergriff meine Hände und drückte sie leicht, riss mich aus meiner Trauer heraus und lächelte mich warm an, als ich sie kurz perplex ansah.

„Und viele wären noch gestorben, wenn Ihr euch nicht gegen den Erzdämon gestellt hättet? Ihr nicht die Verderbnis innerhalb eines Jahres aufgehalten hättet? Das war die kürzeste Verderbnis aller Zeitalter. Ihr könnt wahrlich stolz auch Euch sein, Kallian“

Überrascht sah ich die Magierin mit großen Augen an. „Ein Jahr kann so lange sein?“, wiederholte ich unsicher.

Es kam mir viel länger als ein Jahr vor, seit ich damals aus Denerim aufgebrochen war, um das Abenteuer meines Lebens zu beginnen.

All die Kämpfe, all die Entscheidungen und all die Begegnungen, die ich in der Zeit hatte... dauerten gerade mal ein Jahr?

Erschöpft ließ ich mich wieder auf das Bett fallen und atmete laut aus. Wynne sah mich mitfühlend an, strich mir kurz mütterlich über meine Wange. „Es war ein langer Weg bis hier her und Ihr habt Euch eine Pause verdient. Ruht Euch aus“

Dann holte Wynne eine kleine Schüssel Suppe aus der angrenzenden Küche, die genauso verführerisch roch, wie zu dem Augenblick als ich aufgewacht bin.

Vorsichtig und sachte aß ich, immer unter dem Augenschein von Wynne. Sie erzählte nebenbei, dass wir alle ziemlich erschöpft waren und seit ich den Erzdämon getötet hatte, waren gerade mal drei Tage vergangen. Doch den Großteil dieser Tage habe ich schlicht und ergreifend einfach verschlafen. Ebenso wie der Rest meiner Gruppe.

Doch Wynne versicherte mir, dass es Shianni, Sorris und auch Alarith den Umständen entsprechend gut ging. Keiner hat großen Schaden erlitten, das Gesindeviertel zählt bis jetzt sogar zu dem Stadtteil von Denerim mit den wenigsten zivilen Verlusten.

Immerhin das ließ mich glücklich stimmen.

Nachdem Wynne mich wieder verließ, mit der Aufforderung ich solle noch ein wenig schlafen, hing ich jedoch wieder meinen Gedanken nach.

Was wird nur passieren? Was wird mit ganz Thedas passieren, wenn Morrigan wirklich dieses Kind zur Welt bringt?

Wird Flemeth die Weltherrschaft an sich reißen, uns alle vernichten und das war’s?

Geistesabwesend biss ich mir auf die Lippe und dachte weiter nach. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass Flemeth so plump handeln würde. Diese alte Schreckschraube hatte immer einen gewissen Hauch an Mystik umgeben. Weshalb also dann einfach die Welt zerstören, dann hätte sie auch nichts mehr zu beherrschen?

Nein, das ergibt alles kein Sinn. Aber ebenso wenig ergibt ein Kind mit der Seele eines alten Gottes Sinn.

Selbst wenn Flemeth und Morrigan nichts Böses im Sinn führen, was wird dann mit diesem Balg? Wenn er oder sie doch dann doch einfach Lust darauf bekommt, die Welt zu vernichten?

Frustriert schloss ich die Augen und rieb mir meine Nasenwurzel. Egal wie ich es drehe und wende, ich weiß die Antwort einfach nicht.

Die Einzige, die die Antwort kennt, ist die Zukunft. Vermutlich werde ich aber erst frühestens in zehn Jahren erfahren, wie die Zukunft aussieht.

Hoffentlich wird es kein Trümmerhaufen sein.

Mit diesen Gedanken schlief ich endlich ein und wachte erst am nächsten Morgen auf. Verschlafen blickte ich in Zevrans mürrisches Gesicht.

„Sturkopf“

Das was alles was er sagte und was mich wiederum grimmig drein blicken ließ.

„Was? Was soll das bedeuten?“, fragte ich frustriert.

„Das was ich sage. Wegen deinem Sturkopf wirst du noch mein Sargnagel sein“, stellte Zev trocken fest.

Empört schnappte ich nach Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ohh, wie schön, dass du noch lebst, Kallian! Danke gleichfalls Zevran!“, gab ich bissig zurück.

Der Assassine zog kurz zweifelnd eine Augenbraue nach oben und musterte mich skeptisch. „In der Tat, sehr schön“

Dann erhob er sich von seinem Stuhl, den er neben mein Bett gestellt hatte und schaute gelassen auf mich hinab. Immer noch giftig sah ich nun die gegenüberliegende Wand bockig an.

Ich dachte mein Herz zerreißt mir, in dem Wissen, dass ich Zevran nie wiedersehen werde. Ich war todunglücklich, ihn allein zurück zu lassen.

Doch ich habe überlebt… obwohl das erst gar nicht mein Plan war. Heldenhaft wollte ich sterben, als Märtyrer, wie in den unzähligen faden Erzählungen.

Ich hatte schon besser Pläne – nicht sterben zum Beispiel. Doch was blieb mir anderes übrig?

Und nun bekomm ich so eine Begrüßung, nachdem ich dem Tod eins ausgewischt habe?!

Dieser blöde, eingebildete, egoistische- !

Zevrans Finger strichen über meine Wange und ließen mich erschrocken zusammenzucken..

Unsicher sah ich in sein Gesicht, welches mir mal wieder keine Mimik darbot. Ich frage mich wirklich, wie lange er dafür geübt hat, damit niemand bei den Krähen in seinem Gesicht seine Gefühle erraten konnte.

„Ab sofort verbiete ich dir solche mörderischen Aktionen, verstanden?“, fragte Zev ruhig, umschloss mit seiner Hand mein Kinn und brachte mich so dazu, ihn anzusehen.

„Und wenn ich mich weigere?“, wisperte ich ihm entgegen. Ein amüsiertes selbstzufriedenes Grinsen stahl sich auf die Lippen des blonden Elfs.

„Dann muss ich dich bestrafen, weißt du das denn nicht?“, flüsterte er nun gegen meine bebenden Lippen.

Mit großen Augen starrte ich ihn nun an. „Du aber auch nicht, klar! Sonst mache ich dasselbe!“

Zevran setzte sich nun auf meine Bettkante, sichtlich amüsiert über die wohl lächerliche Drohung ihm gegenüber. „Nun, dann musst du mich überzeugen. Ich garantiere für nichts“

Ohne zu zögern warf ich mich ihm um den Hals, ignorierte nach wie vor das Brennen im meinen Oberkörper und drückte mich eng an ihn.

Tränen der Erleichterung rannen nun über meine Wangen, ohne dass ich es wollte. Schnell atmete ich seinen vertrauten Duft ein, dessen ich mir bereits sicher war, niemals wieder riechen zu können.

Und dieses wunderschöne blonde Haar. Etliche Mädchen in Thedas würden für dieses Haar morden.

„Ich hatte Angst, ich würde dich für immer verlieren“, flüsterte ich unter leisem Schluchzen in sein Ohr. Augenblicklich drückte mich Zev enger an sich, strich mir beruhigend über meinen Kopf. „Ich auch“, hauchte er in mein Ohr und küsste dann sanft meine Spitze.

Eine Zeit lang hielten wir uns noch im Arm, sagten jedoch nichts weiter. Jeder hing seinen Gedanken nach, ehe er sich dann als erstes von mir löste und mir eine Träne von der Wange strich.

Leicht lächelte ich ihn an, versuchte glücklich auszusehen, auch wenn ich vermutlich wieder total verheult drein sah.

„Ah, du solltest nicht mehr weinen. Das ruiniert nur dein bezauberndes Antlitz“

Skeptisch sah ich drein und zog die Stirn in Falten. „Ah ja? Ich gebe mein Bestes, versprochen“

Dann herrschte Schweigen zwischen uns, ich genoss unser friedliches Beisammensein. Zum ersten Mal seit ich Zevran kennengelernt habe, droht uns weder dunkle Brut oder sonstiges monströses.

Nachdenklich strich ich über seine Hand, fuhr langsam mit Fingerspitzen seinen Arm hinauf, besah mir seine braungebrannte Haut. Seine feinen Härchen auf der Haut richteten sich leicht auf, wann immer ich mit meinen Fingerspitzen drüber strich.

„Die Verderbnis ist vorüber“, sprach ich leise, sah langsam in seinen goldenen Augen, welche mich aufmerksam musterten.

„Was willst du nun tun?“, fragte ich zögerlich, wich schnell wieder seinem Blick aus und konzentrierte mich stattdessen erneut auf seine Hand, die ich sogleich mit meiner umschloss.

Zevran hatte mir schon öfters erzählt, dass er nach der Verderbnis wahrscheinlich weggehen würde, zurück nach Antiva, seiner Heimat.

Die Frage war nur… würde er das immer noch tun und was wird dann aus mir?

Ein leises belustigtes Lachen entwich Zev’s Lippen, woraufhin ich ihn unsicher ansah. Er sah wieder überaus erheitert aus.

Ich jedoch war innerlich total aufgekratzt. Vielleicht verlässt mich Zevran trotzdem? Er ist immerhin Zevran! Ich habe ihn als einen Elf kennengelernt, der nie einen Versuch unversucht gelassen hat um sich etwas Vergnügen zu gönnen. Zudem hielt er von jeher nichts von Beziehungen… geschweige denn Liebe.

„Wer weiß, wohin mein Weg mich führt. Bis jetzt bin ich äußerst zufrieden mit dem, was der Erbauer für mich bestimmt hat. Findest du nicht auch?“

Grummelnd biss ich mir auf die Lippen und blickte ihn nun wieder wiederwillig an. „Ich will bei dir bleiben!“, stellte ich sofort klar, Zevran grinste wieder.

„Das hört sich gut an. Ich habe mich auch an dich gewöhnt, wir sollten unsere Reise zusammen fortsetzten. Das könnte unterhaltsam werden, meinst du nicht?“

Leicht nickte ich und musterte ihn. Zevran wirkte wirklich zufrieden, ja geradezu glücklich. Und mir wurde bewusst, dass ich ihn gerade zu Beginn der Reise nie wirklich glücklich gesehen hatte. Natürlich war er listig, hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen und grinste öfters amüsiert. Aber glücklich? Nein.

Plötzlich waren vor der Tür mehrere aufgeregte Stimmen zu hören und ehe ich es mich versah, wurde die Tür polternd und mit einem lauten Knall aufgeschlagen.

Mitten im Zimmer standen nun all meine Gefährten, die das ganze Jahr über so tapfer und furchtlos an meiner Seite gekämpft haben.

Leliana sah mich strahlend an, Oghren hickste mal wieder und hatte eine rote Nase, Sten blickte mich einfach nur an, Elissa winkte mir kurz lächelnd zu und Wynne seufzte einmal schwer. Vermutlich wollte sie die aufgeregte Meute noch bändigen.

Alistair trat nun auf mich zu, auch er hatte einige Schrammen im Gesicht, dennoch wirkte er geradezu erleichtert.

„Kallian“, rief er freudig und trat nun mit an mein Bett. Schmunzelnd sah ich zu ihm hoch. „Eure Hoheit“

Sofort wurde Alistair aschfahl im Gesicht, doch er räusperte sich schnell. „Noch nicht… erst in fünf Tagen“

Nun wurden meine Augen doch groß. „In fünf Tagen ist die Krönung, dann bist du wirklich König?“ Der künftige König nickte nur sachte, ehe er mich musterte. „Es tut gut, dich wieder wohlauf zu sehen. Die Verderbnis ist nun beendet“

Und dann strahlte er doch noch und umarmte mich herzlich. Überrumpelt erwiderte ich die Umarmung, blickte in die freudigen Gesichter meiner Gefährten und kam nicht umhin, ebenfalls zu lächeln.

Leliana kam ebenfalls auf mich zu und tätschelte meinen Arm. „Ich bin froh, dass es dir gut geht“ Auch Oghren kam und haute mir einmal kräftig auf die Schultern, so dass ich fast aus dem Bett flog.

„Gut gemacht, Mädchen!“, rief er grölend.

Hasso kam nun zu meinem Entsetzen auch freudig bellend herbeigerannt und sprang einfach auf meinem Bett. Ohne zu zögern leckte er stürmisch mit seiner großen Zunge über mein Gesicht und er war erneut drauf und dran, mich zu erdrücken.

„Kusch!“, rief Elissa erschrocken und verjagte den eingeschnappten Mabari aus meinem Bett, während ich völlig entkräftet dalag. „Lebe ich wirklich noch?“

Nun schaltete sich auch Wynne verstimmt ein. „Nun lasst sie erst einmal zur Ruhe kommen! Morgen ist auch noch ein Tag, an dem wir uns alle beglückwünschen können, am Leben zu sein!“

Leliana sah musternd zu mir, strich mir kurz eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Also gut…wir sehen uns wieder, dann erzählst du mir alles ja?“

Ich nickte ihr lächelnd zu. „Worauf du dich verlassen kannst!“

Kurz darauf verließen dann alle mein Zimmer… bis auf Zevran natürlich. Selbst Wynne’s bösen Blick lächelte er auf seine charmante Art einfach weg.

Nachdenklich sah ich ins Kaminfeuer und dachte nach, während mir Zevran eine Tasse reichte. In dieser befand sich zur Abwechslung mal kein Fusel, sondern einfach nur Tee.

Mich überkam seit einer gewissen Zeit das Gefühl, dass ich auf meiner Reise ein kleines Alkoholproblem entwickelt habe. Immerhin habe ich seit knapp einem Jahr praktisch nur Fusel und ähnliches getrunken, aber immer nur, um meine Nerven zu beruhigen.

Sachte nippte ich deswegen an meiner Tasse und genoss den Tee. „Der ist lecker“, nuschelte ich und blickte zu Zevran, als er sich erneut neben mir auf das Bett setzte.

„Du bekommst auch erst einmal nur das. Mir ist dein stetiger Alkoholkonsum auf unserer Reise nicht entgangen“

Ertappt zuckte ich zusammen und schielte verstohlen zu dem blonden Elf. Ihm war es auch aufgefallen? Verdammt!

Doch in Zevrans Augen erblickte ich eine Sanftheit, die ich sonst selten bei ihm sah. Er lehnte seine Stirn gegen meine, atmete hörbar aus.

„Du elender Sturkopf“

Dann küsste er mich langsam und mir wurde nun endlich bewusst, dass es vorbei war.

Die Verderbnis war beendet und somit mein Leben als Grauer Wächter.

Zumindest war das mein Plan, doch ich wusste nur zu gut, dass meine Pläne nicht allzu oft klappen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  OswaldBaskerville
2015-10-11T11:23:07+00:00 11.10.2015 13:23
ahh ich schäme mich glatt, das ich die anderen kapitel nicht kommentiert habe D;
aber ich bin jetzt erst dazu gekommen brav nachzulesen D;
ich war voll drauf eingestellt, das kallian stirbt
und ich sags dir, ich hab rotz und wasser geheult!!!
in meinem hinterkopf war schon die option, das morrigan vll zu alistair gegangen ist
aber ich habs für unwahrscheinlich gehalten
umso glücklicher bin ich, das keiner von beiden gestorben ist D;
das die ff bald vorbei ist macht mich einerseits glücklich, weil sie wirklich wundervoll geschrieben ist
und andererseits traurig, weils eben vorbei ist...
so lang wie du daran gesessen bist, trau ich mich gar nicht zu fragen ob du sie mit awakening fortsetzen wirst
es wäre natürlich total geil
aber ob du lust hast nochmal so ein monster von ff zu schreiben... xD
ich freu mich auf jeden fall sehr auf das letzte kapitel und ich glaub dann heul ich sicher noch mal xD
Von:  fahnm
2015-10-10T19:07:37+00:00 10.10.2015 21:07
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