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Feuermond

Adieneira-Saga I
von

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Im Steinkreis oder I Still Remember

Titel: Feuermond

Teil: 13/ ~ 45

Autor: Lady Silverwolf

Anime: Beyblade

Warning: OOC

Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. Der Song ist ebenfalls nur geliehen.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

Entschuldigung! Entschuldigung! *bitt* Tut mir wirklich Lei, dass das Kapitel erst jetzt kommt, aber ich hab's einfach nicht geschafft, es früher fertig zu stellen. Hatte zu viel zu tun und meine anderen FFs haben ja auch noch ihre Zeit gefordert. -.-° Ich werd versuchen, das nächste Kapitel früher fertig zu stellen.

Dafür ist es recht gut geworden, das Kappie. Anders, als ich eigentlich wollte, vor allem Ozumas Meinung am Schluss, aber das gefällt mir sogar am besten. Daraus lässt sich noch viel machen. ^^
 

Ich hab einen Songtext eingefügt und zwar I Still Remember von Blackmore's Night. Ihr könnt ihn aulassen, weil ich es so geschrieben habe, dass er nicht unbedingt wichtig für die Story ist, aber ich finde, er passt nun mal sehr gut und ehrlich gesagt, ich liebe ihn. ^------^ (Das werd ich übrigens noch öfter machen, Songs einfügen, meine ich.)
 

**
 

@ Spellmaster: Wie du siehst, ihr müsst lange warten... Tja, Talas Schuld ist ein toller Grundstein.
 

@ Sesshi: Zwei Vermutungen? So, wer denn?

Jaaah, ich würd so was auch gerne mal sehen. *g* Müssen ja nicht unbedingt Kai und Ozuma sein. Aber sag mal, was für eine Reaktion hast du von Yuriy erwartet?

Das mit den Sprachen ist blöd. Manche benutzen ja andere Klammern oder so(oder übersetzen es gleich ins Englische oder Russische, das finde ich noch bescheuerter), aber am Anfang hab ich ja mal was drüber gesagt.

Spinnefeind ist wohl untertrieben. v.v Die hassen sich. Jetzt noch. XD

Der wird das schon noch alles erfahren, aber ich denke, das geht noch ein paar Kappies.

Weil es mir Spaß macht! Muahahahaha Außerdem ist es nun mal so, dass die Hauptpersonen am meisten gequält werden. Ja, wer weiß? Das wird sicher noch besser mit unserem armen Prinzen. Aber erst mal schlimmer. v.v

Das wird wohl daran liegen, dass ich schon müde war, als die die Zeilenumbrüche gemacht hab. Dann les ich mir noch mal alles durch und korrigiere, weil 'nen Beta und so hab ich nicht. Aber ich versuchte immer, die Fehler in Grenzen zu halten.
 

@ Sonnenblume18: Es nutzt nix, wenn du mich bittest, schneller zu schreiben, weil es geht nun mal nicht immer, wie ich will. Wie du siehst, hab ich besonders lange für das Kappie gebraucht.

Also, die Fragen werden sich mit der Zeit alle aufklären, ich möchte jetzt nichts vorneweg nehmen. Außerdem weiß ich selbst noch nicht alles. Nur: Raphael hat Charya vergewaltigt, wenn du den Prolog noch mal genau durchließt, findest du sogar Hinweise darauf. (Glaubst du wirklich, Charya könnte jemanden wie Raphael lieben?)

Zu den Schicksalssprüchen sag ich gar nichts. Aber Kai ist der Phönix, ja, das hat er ja selbst schon beantwortet.
 

@ lavanja: Bei mir nicht. Das Mexx läuft (meistens) ganz normal.

Ja, lass dich überraschen, ich werd's sowieso nicht sagen. XP

Ist mir gar nicht so aufgefallen. Muss ich noch mal sehen.

Die können sich ja nicht auf einen Kampf einlassen, der sicherlich für irgendwen tödlich verlaufen wäre. Aber ohne Charya hätte es nicht geklappt.

Nein, eher nicht, nur die, die ihn gut kennen. Also Sergej natürlich und Bryan hätte es auch bemerkt, aber der war zu sehr damit beschäftigt, sich mit Jonny zu streiten.
 

@ are: Also, da kann ich nicht mitreden, weil ich noch nie ein Adult(ich sollte besser Lemon schreiben, 'ne rape-Szene hatte ich nämlich schon mal) geschrieben habe und in absehbarer Zeit auch nicht schreiben werde. Schätze, die erste - wenn ich's überhaupt mach - wird wohl doch bei Sacrifieced Sacrament sein. Argh, ich rede hier lauter unnützes Zeug.

Nein, machst du nicht, alle anderen haben auch nur geraten. Mir erscheint es immer irgendwie leicht, aber das wird wohl daran liegen, dass ich weiß, wer die Leute sind und worüber sie reden.

Das 'artig' ist eher ironisch gemeint, damit man sieht, wie sehr so was ihn ankotzt. Also, ich denke, die Verbindung kann man leicht herstellen.

Du bist 'ne Spinnerin? Wusste ich schon lange. XD Mach dir nix draus, ich auch.

Tja, schätze, ich muss dich ein wenig enttäuschen, von wegen Kais Sicht. Argh!

Nein, der Magier ist Kenny. Kevin hat doch grüne(boah, wie ich diese ausgeflippten Haarfarben von Anime-Typen hasse, da muss man ja meinen man kommt in 'ne Freak-show.) Haare.
 

@ Diabolo_17: Woher der Vermummte und die Gaukler sich kennen, wirst du irgendwann nach dem 20. Kapitel erfahren. XD Dauert also noch ewig.

Die Etikette fordert alles von ihm. Ich möcht solche strengen Regeln nicht haben.
 

@ MisteryGirl01: Tja, der arme Yuriy hat's nicht leicht. Aber Kai auch nicht, wirst du sehen.
 

@ engel_salvia: Yuriy wird der erste sein, der etwas über die Prophezeiungen erfährt. Die Suatha hauen aber erst mal wieder ab, und zwar ganz nach Norden.

Du kannst ja mal überlegen, wie die reagieren werden. Tja und Kai und Raphael... wird wohl noch 'ne Weile dauern, bis die aufeinander treffen.

Hehe, du hast Glück, du musst nicht so lange warten auf das Chapter. Bin halt spät dran. Und wie gesagt, Kai trifft die Hiwataris erst spät und ich will nix vorneweg nehmen. Deine Fragen wegen Daichi werden wohl im nächsten Kapitel beantwortet werden. Na, ich hoffe, wenn alles vorbei ist, sind alle deine Fragen beantworten.
 

**
 

~~~~~~~
 

Im Steinkreis oder I Still Remember
 

"Jetzt komm schon, Kai! Hilf mir. Trag das und das!" Hiromi drückte ihm einen Stoß Felle in die Arme, dazu einige Schüsseln. "Trag es rüber und starr mich nicht so verwirrt an. Was ist denn nur los mit dir! Du bist irgendwie...abwesend in letzter Zeit."

Kai blinzelte. Dann fragte er: "Was hast du gesagt?"

Sie verdrehte die Augen und stöhnte. "Dass du abwesend bist. Jetzt konzentrier dich und bring das rüber."

"Also gut." Seufzend machte er sich auf den Weg. Sie hatte ja recht. Er war mit den Gedanken nicht ganz da, wo er sein sollte, nämlich hier bei seinem Volk und in der Gegenwart. Er schüttelte den Kopf um ihn frei zu kriegen und marschierte entschlossen auf den Steinkreis zu. Jetzt würde er sich nicht von sonst was ablenken lassen. Zum Nachdenken hatte er später noch genug Zeit.

Der Steinkreis... Kai wusste nicht, wer auf die Idee gekommen war, aber irgendwann war die ganze Zeit die Rede davon gewesen, im Kreis ein kleines Fest, einen Gottesdienst mit Opfer abzuhalten.

Der Kreis war der Knotenpunkt der Kraftlinien und einst das Zentrum Rhiawens gewesen. Viele Schicksalssprüche sollten hier vorgetragen, viele Segnungen durchgeführt, viele Zauber gesprochen und öfter als irgendwo anders die Götter angerufen worden sein.
 

Kai selbst war noch nie hier gewesen. Bei seinem letzten Besuch hatte er nur Gotheirs Schmiede gesehen und die dreckigen Straßen der Stadt, die von hohen, vornüber geneigten Häusern gesäumt wurden. Um den Park hatten die Suatha damals einen Bogen gemacht.

Steve, der Nebelblutdruide, Ozuma und er waren schon am letzten Tag hier gewesen, als das Thema zur Sprache kam und man kurzerhand bestimmt hatte, wirklich eine Gottesanrufung abzuhalten, um sich den Platz anzuschauen.

Der Steinkreis lag fernab von allen Häusern in der hintersten Ecke eines Parks. In der Nähe konnte man den Fluss rauschen hören, außerdem fuhr der Wind wispernd durch die Krone der riesigen Bäume des Haines, in dessen Mitte sich der Steinkreis befand. Vögel sangen, aber sonst konnte man kaum ein Geräusch hören. Man konnte meinen, die Steine befänden sich nicht in der größten und belebtesten Stadt Thissalias, sondern im verborgensten Teil des Nachtgesangs.

Die Sonne hatte durch die Äste der Bäume geschienen, deren Blätter begannen, sich rot und gelb zu färben, und hatte helle Muster auf den grasbewachsenen Boden gezeichnet. Die Steine erhoben sich ehrfurchtgebietend und grau und uralt in der Mitte des ältesten, abgelegensten Haines im Park.
 

Die drei Suatha standen auf einer Lichtung. Nur Gras und Moos bedeckten den Boden, aber auch die waren nur spärlich anzufinden und das dunkle Braun des schweren Erdreiches war überall zu sehen.

In der Mitte, genau dort, wo die Kraftlinien sich trafen, lag ein Stein. Kai war lebensmüde genug gewesen, auf ihn zu klettern. Obwohl er gewusst hatte, dass es ein Fehler war. Obwohl er die Macht schon vorher gespürt hatte. Ihm war beinahe sofort übel geworden und Ozuma hatte ihn auffangen müssen, als er umgekippt war.

Auf die Frage, was denn mit ihm los sei, er reagiere doch sonst nicht so empfindlich auf Kraftlinien, wusste er nicht zu beantworten. Er hatte ja selbst keine Ahnung, selbst jetzt noch nicht, wo er wieder auf den Steinkreis zuging.

Vielleicht sollte er mal mit seiner Mutter darüber sprechen. Sie kannte sich mit solchen Dingen aus. Aber nicht heute. Wenn er sich weit genug von dem Stein fern hielt, würde es schon gehen, damit hatte er Erfahrung. Manchmal reagierte er empfindlicher auf Kraftlinien als sonst.

Im Steinkreis und darum herum herrschte geschäftige Betriebsamkeit. Um den zentralen Stein lagen in einem großen Kreis Felle und Decken auf dem Boden, auf denen nachher alle Platz finden würden, während Steve als einziger Druide neben dem Felsen hockte und seinen Kram für die Anrufung vorbereitete.

Ozuma diskutierte daneben mit einem der Speerreiter, Charya kommandierte drei Frauen herum, aber was ihr nicht passte, konnte Kai nicht erkennen. Außerhalb des Steinkreises hatten einige Nebelblutkrieger ein Feuer entzündet und darum auf einigen hastig organisierten Spanplatten ein Büfett angerichtet. Beziehungsweise, sie waren noch immer dabei.
 

Kai ließ sich von einer der herumrennenden Frauen die Felle abnehmen und brachte die Schüsseln zum Kochfeuer. Ob die Thissalier etwas dagegen hatten, dass sie hier ein kleines Fest abhielten? Soweit Kai wusste, mochten sie solche Dinge nicht besonders.

Aber - es war nicht ihre Sache. Sie kamen nie hierher, warum sollten sie sich darum kümmern, was hier geschah? In solche Dinge hatten sie sich verdammt noch mal nicht einzumischen! Das ging sie überhaupt nichts an! Sie hatten doch schon genug Schaden angerichtet, oder nicht?!

Kai musste nur an den letzten Tag denken, ihren Besuch bei Gotheir, der so gut begonnen hatte und in einer Katastrophe geendet hatte. Noch immer hatte er nicht alles realisiert, was wirklich geschehen war.

Die Freude des Schwerttanzes, dann das Erschrecken, als er die Thissalier bemerkt hatte, die Fremden, Sheyai und Shinazuki, schließlich der Hass, der in allen hochgebrodelt war, der greifbar gewesen war für ihn. Und Charyas Traurigkeit, ihre unendliche Traurigkeit, die aus ihrem Blick gesickert war, direkt in seine Seele hinein.

Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und getröstet, aber eine solche Blöße hätte er sich niemals vor den Thissaliern gegeben. Wahrscheinlich nicht einmal vor seinem eigenen Volk.

Mit einem Seufzen lehnte Kai sich gegen einen der riesigen Monolithen, so dass er außerhalb des Sichtfeldes der anderen Anwesenden war, überkreuzte die Arme und schloss die Augen. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren, musste nachdenken darüber, über die Begegnung am letzten Tag, die Begegnung der Todfeinde, Suatha und Thissalier. Und dann der Streit.
 

Der Streit, der alte Gefühle aufgewirbelt hatte, Gefühle von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie besaß. Aber verdammt noch mal, wie sollte er auch wissen, dass der Mord an seinem, ja seinem!, Klan so tief in seinen Knochen, in seinem Blut, in seiner Seele und seinem Herzen saß?

Dass er nie wirklich ein Nachtsturmkrieger, sondern immer ein Teil Feuermonds gewesen war?

Dass er tiefer in Feuermond verwurzelt war als alle anderen, außer Charya und vielleicht Chaisa und Hiromi?

Dass sein Herz still und heimlich um seine verlorene Familie trauerte, um eine Familie, die er nie hatte kennen lernen dürfen, während deren Tod er gezeugt worden war?

Dass ihn das Massaker so berührte?

Er war zu diesem Zeitpunkt doch noch nicht einmal am Leben gewesen, bei der Rotgeflügelten! Es war noch nicht einmal abzusehen gewesen, dass es ihn geben würde.

Außerdem war da noch etwas gewesen, etwas, dass er nicht verstand und wofür er sich beinahe selbst verachtete. Wenn seine Scham nicht so groß gewesen wäre... Diese Faszination, die Faszination für jemanden, den er eigentlich hassen sollte.
 

Hassen, weil er der Anführer der Thissalier sein würde, sobald sein Vater starb.

Hassen, weil er so durch und durch Thissalier war.

Hassen, weil er zu jenem Volk gehörte, das seinen Klan vernichtete und seinem Volk die Freiheit nahm.

Hassen, weil er ein perfektes Beispiel, ein vollkommenes Vorbild für jenen Feind war, ein Vorzeige-Thissalier sozusagen, stolz, grausam, kalt, beherrscht, kriegerisch, stark, berechnend, vernünftig. Verabscheuenswürdig. Hassenswert.

Aber trotzdem... Verdammt! Warum musste es gerade ihn treffen? Hatte er nicht schon genug Probleme? Erst die Bürde, Than von Feuermond zu sein, schließlich die Schicksalssprüche, die nicht gerade eine rosige, problemlose Zukunft vorausgesagt hatten, und jetzt auch noch das?! Hatten die Götter irgendeine groteske Freude daran, ihn zu quälen?

Am liebsten würde er sich unter einer Decke verkriechen und erst wieder herauskommen, wenn alles vorbei war. Aber nein, so etwas konnte man ja nicht tun. Vorausgesetzt, es war einmal vorbei.

Wie legte man so etwas fest bitteschön? Das Rad des Lebens drehte und drehte sich und es stand nie still. Wie sollte man da ein Ende finden? Einen Anfang?
 

Außerdem war das nicht seine Art. Er mochte sich für einige Stunden, vielleicht auch Tage zurückziehen, irgendwohin, wo ihn niemand finden würde, wenn er Zeit für sich brauchte und Abstand von seinen Problemen, aber immer kam er wieder zurück, vor allem, wenn er gebraucht wurde.

Und so dringend, wie er in der nächsten Zeit gebraucht werden würde, war es noch nie gewesen. Darum konnte er sich den Luxus nicht leisten, sonst wohin zu verschwinden, irgendwohin, wo nicht einmal Charya, Hiromi oder Ozuma ihn finden würden. Das konnte er sich nicht leisten und sein Klan und sein Volk auch nicht. Sie brauchten ihn.

Das machte ihn stolz, so stolz, dass er beinahe zu zerspringen glaubte. Stolz und glücklich, denn gebraucht und benötigt zu werden, sorgte dafür, dass er sich nicht nutzlos und wertlos vorkam und wenn er eines hasste, dann war es, überflüssig zu sein.

Aber andererseits brachte das alles auch eine Verantwortung, die zu tragen er kaum im Stande war. Eine Verantwortung so groß wie der Nachtgesang, denn sie wog schwerer als Gold oder Ruhm. Es war die Verantwortung seinem Volk gegenüber und nichts zählte für einen Suatha mehr als sein Volk.
 

Seine Pflicht war es, dafür zu sorgen, dass sein Klan überlebte. Ob im Sommer oder Winter, im Krieg oder im Frieden, er hatte den Oberbefehl und er musste planen und suchen, damit niemand an Hunger, Krankheit, Klingen oder Tieren starb. Damit alles glatt lief und nichts schief ging.

Natürlich hatte er viele Helfer - alle in seinem Klan waren seine Helfer dabei - aber entscheiden musste er immer noch selbst. Unwillkürlich musste er an Ozuma denken. Ozuma trug diese Last mit Würde und Stärke und niemand dachte überhaupt daran, dass er eines Tages darunter taumeln konnte. Denn alle standen voll und ganz hinter ihm.

Aber...war das nicht bei ihm, Kai, genauso? Alle glaubten sie an ihn, Ozuma, Hiromi, Charya, Tanor, Llynas, Igraine, sogar Jonny, der ihn kaum kannte. Konnte er sie wirklich enttäuschen, nur weil er zu feige war, sich der Verantwortung zu stellen?

Nein, natürlich nicht.

Aber konnte er ihnen von...von seiner Faszination von Yuriy, dem eiskalten, roten Prinzen, dem Wolf von Thissalia, erzählen?

Nein, natürlich nicht.

Darüber musste er still schweigen. Damit musste er selbst fertig werden. Aber nicht jetzt. Jetzt brauchte man seine Hilfe da drüben, wo sie feiern wollten. Später, spätestens auf dem Heimritt, hatte er noch genug Zeit dafür.
 


 


 

Wilde Musik peitsche die Tänzer an, laute Stimmen lachten und schrieen durcheinander, Klatschen und das Stampfen der Füße auf dem zerwühlten Erdboden und dem plattgetrampelten Gras lagen in der Luft. Irgendwo erklang gellendes Gelächter, dass kurz darauf in ein glucksendes Kichern überging. Die Flammen der drei Feuer schlugen hoch in den Himmel und Funken flogen zu allen Seiten.

Sie hatten den Steinkreis verlassen, hockten in einem sehr großen Kreis in der Nähe des Kochfeuers auf ihren Fellen am Boden, standen herum oder tanzten wild und ausgelassen in der Mitte. Schüsseln und Becher standen auf dem Boden herum und noch immer bedienten sich die Leute daran, aber die meisten waren satt; und ein großes Gelage, wie es hinter ihnen lag, machte sehr satt.

Sie waren zwar nicht viele hier in Rhiawen, nur Händlerkarawanen von drei Klanen, aber auch wenige Suatha wussten, wie man Feste feiert. Eine kleine Gruppe Musiker hatte sich zusammengefunden und es hatte nicht lange gedauert, da saß kaum jemand mehr auf dem Boden und ihr Festplatz war erfüllt von wirbelnden, tanzenden Körpern, die sich im Rhythmus der Musik wiegten, die sprangen und hüpften, tanzten, als gelte es, wilde Furien auszustechen.
 

Niemand genoss Musik wie die Suatha. Niemand schaffte es, eine solche intime, persönliche Atmosphäre zu schaffen, nur weil sie alle zusammen tanzten, sangen, musizierten. Es war, weil sie ihren Geist, ihre Seele, Körper und ihre Herzen in der Musik ertrinken ließen, sich ihr vollkommen hingaben und nichts anderes mehr an sich heranließen.

Da waren nur noch sie, sie und die Musik, die durch ihre Körper ritt, ihr Blut zum Singen brachte, ihre Herzen verschlang. Und sie gaben sich ihr willig hin. Sie setzten sich erst, wenn ihnen müde wurde, ruhten aus um sich später wieder den Tanzenden anzuschließen oder um einfach nur zuzuhören.

Inzwischen waren es nicht mehr viele, deren Körper sie zum Tanzen antrieben, aber doch einige. Kai hatte den Platz schon längst verlassen, saß etwas entfernt von den anderen auf seinem Fell, einen Becher in der einen Hand, die Finger der anderen in Flammenfeders dickem Nackenfell vergraben.

Er hatte getanzt, oh ja, es gab nichts, nichts und niemanden, was ihn vom Tanzen abhalten konnte, wenn es ihn packte. Nicht einmal ein rothaariger, faszinierender Prinz, der seit dem letzten Tag in seinen Gedanken herumspuckte und trotz allen Hasses und aller Abneigung nicht verschwinden wollte.
 

Immer, wenn er an den letzten Tag dachte, begann sein Blut zu kochen, aber nicht auf die Art, wie es Musik bei ihm schaffte, sondern auf eine sehr, sehr schlechte Art und Weise, eine Art, die ihn den Wunsch verspüren ließ, sofort seine Schwerter zu packen und als wildgewordener Berserker durch Rhiawens Straßen und Gassen zu rennen um so viele Thissalier wie nur möglich zu erschlagen.

Aber natürlich tat er das nicht. Nicht nur, dass es ihm und den Suatha sehr viel Ärger einbringen würde, nein, auch weil es unüberlegt, ehrlos und seiner nicht würdig gewesen wäre. War er denn ein tollwütiges Tier, ein wilder Noragberserker, dass er so etwas nötig hatte?

Nein, das war er nicht und darum metzelte er jetzt nicht Thissalier, sondern saß hier beinahe entspannt auf seinem Fell, einen Becher Met in der Hand, und streichelte seine Hündin.

Außerdem...war er nicht wie sie. Er würde niemals Wehrlose, Alte, Frauen und Kinder, töten, nur um seinem Volk den Sieg zu sichern. Niemals. Mochten die Thissalier das machen, mochten sie sich den größten Hass der Suatha zuziehen, in dem sie einen gesamten Klan auslöschten...So weit würden die Suatha selbst niemals sinken. Keiner von ihnen.
 

Vielleicht war das der Grund, warum dieses Land Thissalia und nicht wie in alten Zeiten Nachtgesang hieß. Vielleicht war das der Grund, warum die Suatha nicht in Freiheit lebten. Vielleicht war das der Grund, warum die Suatha verloren und die Thissalier der Sieger waren.

Aber wenn das so wäre... Kai würde es nicht ändern wollen. Vielleicht würde ihm diese Entscheidung schwer fallen, aber er würde sie niemals ändern. Und alle Suatha dachten in diesem Falle wie er.

Er verstand einfach nicht, wie man so etwas Grausames wie das Auslöschen eines gesamten Klanes befehlen und durchführen konnte. Aber er wollte es auch nicht verstehen. Er weigerte sich, so etwas auch nur ansatzweise nachempfinden zu können. Es war nicht so, dass er nicht töten konnte. Er hatte es schon getan, viele Male, nicht nur Tiere, sondern auch Menschen - Norag, Thissalier, einmal sogar einen ausgestoßenen Klanmann.

Aber niemals würde er jemanden töten, der nicht kämpfen können. Jemand, der dies nie gelernt hatte. Jemand, der vollkommen arglos und unbeschwert war. So wie die Kinder, die sich auf das Fest von Alban Eiler gefreut hatten, die Frauen und Männer, die die Feier fröhlich vorbereitet hatten? Die statt einer Feier zu Ehren des Frühlings nur den Tod bekommen hatten.
 

Und jetzt das. Diese besondere Art der Faszination für einen Thissalier, für ihren Prinzen, ihren zukünftigen Anführer. Er wusste genau, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte. Was daraus resultieren konnte...Etwas, was es auf keinen Fall geben durfte.

Aber es konnte doch auch nicht sein, oder? Er würde den Prinzen höchstens auf dem Schlachtfeld wiedersehen und dann wären sie Feinde. Yuriy wäre im unterlegen, immerhin war er ein Schwertheiliger. Wahrscheinlich würde er dem Wolf nicht wirklich nahe kommen, immerhin würde der von einem Haufen Königsschwerter umgeben sein.

Wie viele von ihnen würde er wohl töten können, ehe sie ihn erledigten? Einen, zwei? Oder doch drei? Kai wusste, dass es auf Adieneira keine besseren Kämpfer als Schwertheilige gab, aber Königsschwerter reichten doch nah an sie heran.

Dieser Sergej, der die ganze Zeit wie ein riesiger, drohender Berg hinter dem Prinzen gestanden hatte, war ganz sicher genauso gut und für seinen Prinzen würde er alles geben. Nicht nur sein Leben, sondern viel, viel mehr.

Kai schloss die Augen und atmete tief ein. //Siehst du, du Dummkopf. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen zu machen brauchst. Es wird verschwinden...// Flammenfeder bewegte sich leicht drehte sich auf die Seite und schmiegte sich eng an ihn. Ihr Körper war warm, genau das richtige bei diesen Temperaturen.

Immerhin hatten sie schon Sturmmond, es waren keine drei Wochen mehr bis zu Samhain, und da war es nun mal kalt, auch hier in Rhiawen. Nicht so kalt wie im Gebirge, aber Kai bedauerte trotzdem all die Leute, die keinen warmen Umhang hatten.
 

Hier in Rhiawen waren das viele. Nie hatte er solches Leid, solche Armut gesehen. Bei den Suatha gab es das nicht. Natürlich, es gab reichere und ärmere unter ihnen, er selbst gehörte zu denen, die mehr besaßen als viele andere, denn er war ein Schwertheiliger und obendrein noch ein Than, aber es gab keinen Suatha, der nicht einmal das nötigste besaß, Kleidung, Essen, ein Dach über dem Kopf. Ein Klan müsste sich schämen, wenn es solche Unterschiede geben würde. Dass jemand an solchen Mängeln litt.

Aber... es gab mehrere Arten zu leiden. Einmal auf diese Art, wenn der Körper litt. Und einmal die andere Art, wenn das Herz zerbrach und die Seele zerfressen wurde. Die Art Leid, wie er sie in Yuriys Augen gesehen hatte, wurde ihm schlagartig klar.

Nur kurz und flüchtig wie ein zarter Windhauch, ehe er sich wieder unter Kontrolle gehabt hatte und seine Augen wieder die Eissplitter geworden waren, wie man sie sonst an ihm sehen konnte. Aber so unendlich tief, so weit. So brennend wie eine eiskalte, verzehrende Flamme. Grausam und niemals verlöschend.

Kai fragte sich in diesem Moment, warum? Musste Yuriy als Prinz von Thissalia nicht eigentlich ein zufriedener, glücklicher Mensch sein, dem es gut ging und der nicht litt so wie viele andere in seinem Reich?
 

Eine zweite Frage kam in ihm auf, warum wünschte er sich, dieses Leid mindern zu können? Sollte der Thissalier ruhig leiden, in den Flammen seiner Sünden, egal, welche sie sein mochten. Sollte er doch leiden...

Kai merkte erst spät, dass es um ihn herum ruhig geworden war. Die Tänzer saßen zwischen den anderen auf dem Boden, die Musik war leise, nur noch eine dunkle Flöte spielte leise. Erst fragte er sich, was los war, dann erkannte er, dass Mariam, die Goldstimme von Nachtsturm, in der Mitte ihres Kreises stand, bereit zu singen.

Natürlich machte man Platz, wenn sie anbot, etwas zu singen. Leise fiel eine tiefe Trommel in die Melodie der Flöte ein, kurz darauf auch eine Laute. Kai kannte das Lied, sie sang es sehr gerne. Dann erhob sich Mariams Stimme, klang dunkel und so süß wie die Nacht über den Platz, wurde aufgesogen von schweigenden, verzaubert lauschenden Zuhörern.
 

I thought of you the other day

How worlds of hate led us astray*1

Colours seem to fade away

In the wake of yesterday
 

Sie sang von Liebe und dem Leid, das daraus folgte. Von der schönsten Sache der Welt, wie man sagte, der schönsten Sache, die die Götter ihnen, den armseligen Menschen, geschenkt hatten... und von dem Leid, das daraus geboren wurde. Dem grausamen, unendlichen Leid, das größer gar nicht sein konnte, niemals.

Denn alles, alles hatte zwei Seiten wie eine Münze, eine gute und eine schlechte, eine im Licht und eine in den Schatten, immer bereit, sich umzudrehen und seine hässliche, grausame Fratze zu zeigen, die das liebliche, wunderschöne Gesicht, das man zuerst sah, immer begleitete.

Und so musste es sein, dass das Schönste vom Hässlichsten begleitet wurde, das Höchste vom Tiefsten und das Beste vom Schlimmsten. Mariams Stimme wurde zerrissen von Sehnsucht, unendlicher Sehnsucht und von Trauer, von Gram und Leid. Es klang in Kais Seele, seinem Herzen wieder und brachte etwas zum Schwingen, was er noch nicht gekannt hatte.

Er wusste, dass sie dieses Lied schon immer auf diese Art gesungen hatte. Er kannte ihre Stimme, ihren Gesang gut genug um das zu wissen, er hatte oft genug zusammen mit ihr gesungen oder sie auf der Flöte begleitet.

Aber warum traf es ihn jetzt so? Warum erschien es ihm so anders? So fremd, so schmerzlich, aber doch so schön? Und warum kam es ihm so vor, als käme ihm die Situation bekannt vor?
 

You looked into my eyes

You had me hypnotized and I can still remember you
 

Er wusste doch gar nicht, wie sich das anfühlte. Verliebt war er noch nie gewesen, noch nie wirklich. Natürlich gab es da die eine oder andere Tändelei mit diesem und jenem Krieger, aber wirklich verliebt so wie...wie Chaisa und Tanor und so viele anderer Paare in den Klans?

Das konnte er entschieden verneinen. Das, was er am letzten Tag verspürt hatte, war ihm noch nie untergekommen. So eine Faszination und Anziehung war noch nie da gewesen. Ja, er würde sogar sagen, dass der Wolf ihn mehr lockte als all die anderen zusammen, viel mehr.

Woran mochte das liegen? Und verdammt, warum war der andere gerade ein Thissalier? Er hätte alles sein können, alles, es wäre kein Problem gewesen, egal ob einer der alten Ureinwohner Adieneiras oder ein Shianzuki oder ein Sheyai. Niemand kümmerte sich darum.

Aber ein Thissalier... Sie waren Todfeinde, sie beide, Feinde aufs Blut und nichts, nichts würde das ändern können. Sie kannten sich doch nicht einmal. Niemals. Kais Stolz würde das sowieso nie zulassen. Sein Stolz als Suatha, als Krieger, als Mann.

Sein Stolz nicht und auch nicht die anderen Suatha, sein Volk. Sie würden es nicht einmal verstehen. Kai wusste, dass es viele Halbblutkinder unter den Suatha gab, er selbst war auch eines und bei den Thissaliern lebten noch mehr.

Aber die meisten von ihnen waren Ergebnisse einer Vergewaltigung, während eines Kampfes oder als Folge einer Entführung. Und die meisten davon gingen auf das Konto der Thissalier. Kai wusste, dass auch die Suatha sich solcher Verbrechen schuldig gemacht hatten, aber es kam weit seltener vor als bei ihren Feinden, denn Notzucht war ein Verbrechen, dass bei den Klanen mit der Acht bestraft wurde, selbst wenn es eine Feindin war. Ein Ausstoß aus dem Klan gegenüber das kurzzeitige Vergnügen mit einer Frau? Niemand würde das wirklich riskieren.
 

Außerdem hatten Suatha viel zu großen Respekt vor Frauen. Es war ja nicht so, dass die Frauen nichts zu sagen hatten, ganz im Gegenteil. Viele berühmte Thane oder Schwertheilige oder Druiden waren weiblich gewesen, denke man nur an Arianrod oder Erinn.

Aber es gab auch Kinder der Liebe zwischen Thissaliern und Suatha. Er hatte nie darüber nachgedacht, aber wenn, wäre es bei ihm nicht auf Verständnis gestoßen. Liebe zu einem Thissalier? Wie konnte man bloß!

Früher war er auch noch nicht diesem Prinzen begegnet. Und hatte nicht diesen Blick aus eisblauen Augen gesehen, beherrscht die meiste Zeit lang, aber einen Moment voller Leid und beinahe gebrochen, zerschlagen in tausend Stücke.

Kai seufzte. Und jetzt Mariams Gesang, mit dem Lied, das so darauf passte, auf das Wirrwarr seiner Gefühle, den Hass, der tief in ihm schwelte, seine Verhexung durch den Prinzen, seine Verzweiflung deswegen. Wo er doch zum Schluss gekommen war, das würde vergehen, wenn er es nur nicht anrührte. Verdammt!
 

I had a dream of you and I

A thousand stars lit up the sky

I touched you hand and you were gone

But memories of you live on...
 

Er musste es jemandem sagen. Irgendwer, mit dem er reden konnte. Wenn er darüber sprach, ließ es sich leichter tragen, das wusste er. Aber mit wem? Wem konnte er so etwas anvertrauen?

Er wusste selbst nicht, wie er reagieren würde, wenn man mit so etwas zu ihm kommen würde. Verachtung? Hass? Verständnis? Was es auch war, es würde nicht leicht zu tragen sein. Aber für ihn selbst war es am allerschlimmsten, wer hätte das Recht, über ihn zu urteilen?

In ihm lebte der Hass auf die Feinde, auf die Mörder seines Klans und nie, nie würde er vergehen. Einzelnen konnte man vielleicht vergeben, andere, viele hatten es schon getan. Aber er? Er wusste nicht, ob es ihm so gehen würde. Er wusste nicht, ob er vergeben konnte und aufhören zu hassen. Er wusste nicht, ob er jemals Freundschaft für einen Thissalier empfinden konnte oder etwas, das stärker, tiefer war.

Warum machte er sich überhaupt darüber Gedanken? Sie waren so müßig wie ein Feuer im Schneesturm, wie ein Windhauch im Sommer. Sie würden nichts bringen und nichts an seinen Gefühlen ändern, gar nichts.
 

Aber dann viel ihm wieder das Yuriys Gesicht ein und die hauchzarte Berührung, nur ein Wispern, als sich ihre Hände gestreift hatten, als er Gotheirs Hof verlassen hatte und an ihm vorbeigegangen war. Kräftige, starke Hände waren es, die der Prinz sein eigen nannte. Kai mochte starke, kräftige Hände. Die Erinnerung würde wohl nicht so leicht vergehen, was?

"Woran denkst du?" Erschrecken fuhr Kai auf und starrte direkt in die grünen Augen seines Blutsbruders, die in dem fernen, unruhigen Licht der Feuer schwarz wirkten. Ozumas Gesicht war besorgt und seine Augen blickten leicht...traurig drein?

Kai wandte sich ab. "An nichts."

"Ach ja?" Der Nachtsturmthan ließ sich neben ihm auf dem Fell nieder. Sie saßen so eng beisammen, dass sich ihre Schultern, Arme und Beine berührten, aber keiner rutschte zur Seite. Es war gut, so zu sitzen.

"Soll ich dir das jetzt abnehmen? Seit gestern bist du vollkommen abwesend. Hiromi hat mir vorhin gesagt, sie macht sich Sorgen um dich, deine Mutter wirft dir die ganze Zeit kummervolle Blicke zu und auch der Rest hat etwas gemerkt."

"Hn." Kai wusste nicht, was er sagen sollte, sondern streichelte nur über Flammenfeders Rücken. Die Hündin schlief, aber trotzdem gab sie leise, grollende Geräusche von sich.

"Sagst du mir, was dich gestern so mitgenommen hat? War es der Streit? Weil die Sprache auf Feuermond kam?"
 

You looked into my eyes

You had me hypnotized and I can still remember you...

Those moments spent together promising forever

And I can still remember you
 

"Nein. Natürlich nicht. Es war..." Kai verstummte.

Ozuma blieb ebenfalls still. Nie würde er jemanden dazu drängen, über etwas zu reden, wenn er es nicht wollte. Vorausgesetzt, es waren seine Freunde. Lange saßen sie einfach nebeneinander und schwiegen sich an.

Kai fand diese Stille unangenehm, aber auf der anderen Seite genoss er sie. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wie er sich herausreden sollte und die Wahrheit wäre noch schlimmer. Aber Ozuma...war sein Bruder, sein Blutsbruder. Er konnte es ihm doch sagen?

"Ich...Kannst du zurhören?" Kai brauchte nicht zu sagen, dass dieses ,zuhören' nur zuhören war, nicht reden, nicht urteilen, nicht denken. Nur zuhören. Sonst nichts.

"Immer."

"Es ist nicht leicht."

"Sprich."

"Sondern sehr schwer."

"Sprich."

"Ich denke nicht, dass es richtig ist, was geschehen ist."

"Sprich."
 

Leise, stockend erklärte Kai Ozuma, was ihn bedrückte, ihn quälte. Ozuma hörte schweigend zu, sein Gesicht blieb unbewegt, das wusste Kai, aber er sah es nicht, denn er blickte den anderen nicht an. Schweigend blickten sie zu den anderen hinüber, zu Mariam, die noch immer sang, den Musikern, die sie begleiteten, und ihren Zuhörern.

"Du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen."

"Warum? Es ist...nicht das, was ich will."

"Es läuft nicht immer so, wie wir es wollen."

"Das weiß ich!"

"Du kannst es nicht ändern."

"Ich will aber!"

"Lass es, du bringst dir nur Kummer damit."

"Jetzt ist nur die Frage, welcher größer ist. Der, den ich habe, wenn ich es ändern will, oder der, den ich habe, wenn ich es nicht ändern will."

"Das siehst du, wenn du es versuchst. Aber ich würde sagen, wenn du es ruhen lässt, vergisst du ihn. Alles vergeht mit der Zeit."

"Aber ich erinnere mich noch an ihn."

"Aber du wirst ihn nie wieder treffen, zumindest nicht auf einer neutralen Ebene."
 

"So etwas wie Neutralität ist überhaupt nicht möglich zwischen uns. Er ist ein Thissalier, ich bin ein Suatha, darum wird es immer etwas zwischen uns geben. Und sei es nur Hass."

"Ich weiß." Bildetet Kai sich das nur ein oder klang Ozuma in diesem Moment wirklich traurig? Er wandte den Kopf zur Seite und bemerkte, dass er sich nicht geirrt hatte. Die Gesichtszüge seines Blutsbruders waren von Trauer und Kummer verzerrt.

Verdutzt hob Kai eine Hand und strich vorsichtig über die Wange des anderen. Hinterher waren seine Finger blau von der Farbe der Klanzeichnung, aber das ist egal. "Was ist los?"

"Glaubst du, dass das wirklich nötig ist?"

"Was?"

"Der Hass. Ist er wirklich nötig?"

"Ich weiß nicht."

"Ich auch nicht. Manchmal...manchmal kommt er mir so sinnlos vor. Alles, was er bringt, ist Schmerz. Das war doch immer so. Immer warnt man uns, zu hassen, aber die Thissalier, die Thissalier müssen wir hassen, es ist unsere Pflicht als Suatha. Die Götter wollen es so. Ich frage mich, ob es wirklich so ist? Ich meine, warum sollten die Götter so etwas fordern, wenn sie im gleichen Atemzug sagen, Vergesst die alten Feinde eurer Seelen?"
 

"Ozuma?" Kai hatte den anderen noch nie so erlebt. Ozuma war, wenn zwar nicht kalt und emotionslos, doch beherrscht und kühl, hatte seine Gefühle immer unter Kontrolle und ließ sie nur die sehen, die ihn kannten. Aber so ein Schwall von Empfindungen hatte er noch nie gesehen an den anderen. Auf seinem Gesicht stritten Verständnislosigkeit, Unwille, Verachtung und Hass miteinander und es war nicht abzusehen, wer davon gewinnen würde.

"Muss man wirklich über tausend Jahre hassen?" Ozuma nickte. "Ich hasse sie auch - die Thissalier. Sie haben unsere Freiheit genommen, unser Würde, unsere Ehre und unsere Zukunft. Aber wie können sie so etwas nehmen, wenn man es sich nicht nehmen lässt? Es sind alles keine materiellen Dinge. Man kann sie nicht einfach so stehlen. Aber wir sagen, wir haben sie nicht mehr." Kai zuckte die Schultern. Das waren harte Brocken, die Ozuma ihm da vorwarf und er wusste nicht, was er darauf sagen sollte.

"Jetzt wollen sie auch unsere Liebe?"
 

Do you ever think of me

And get lost in the memory

When you do, I hope you smile

And hold that memory for a while...
 

Kai wusste nicht was er darauf sagen sollte, sondern fühlte sich nur noch mehr schuldig.

"Erinnerst du dich an meine Tante?"

"Deine Tante?"

"Die Schwester meiner Mutter, Echreide."

"Nicht genau. Sie ist weg als ich sieben war. Und..."

"Weißt du, warum sie weg ist?"

"Nein."

"Sie ist weg, weil sie sich in einen Thissalier verliebt hat. Sie hat ihn geheiratet. Natürlich konnte der Klan das nicht akzeptieren. Der Hass hat uns blind gemacht. Blind für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Sogar die Liebe akzeptieren wir nicht mehr als das, was sie ist. Alle sagen, Màn hätte uns mit der Liebe das größte, schönste, beste Geschenk gemacht, was sie uns Menschen hätte machen können.

Aber... wir können nicht damit umgehen. Wir verurteilen sie, wenn sie uns falsch erscheint. Wir weißen sie von uns, weil wir glauben, man würde uns deswegen verachte. Wir töten sogar wegen ihr... Arianrod wurde wegen der Liebe erschlagen." Ozuma senkte den Kopf und malte mit dem Finger Kreise in den Erdboden. "Und das soll die schönste Sache der Welt sein? Jetzt stehst selbst du in ihrem Fluch."
 

Kai schwieg. Was sollte er dazu sagen? Darüber musste er erst einmal in Ruhe nachdenken. "Weißt du, was ich dir raten werde wegen deinem Problem mit dem kalten Prinzen?"

Kai schüttelte den Kopf und blickte den anderen erwartungsvoll an.

"Phönix! Phönix!

Folge dem Ruf

Deines Herzens.

Glück harrt deiner.

Doch verpassen

Darfst du es nicht.

Ist doch egal, was die anderen sagen. Ich glaube sowieso, wir werden in Zukunft nur mit den Thissaliern überleben können. Nicht als Feinde, sondern nur als Freunde. Sogar die Götter befehlen das. Weißt du nicht?"

"Doch. Ich weiß noch. Ich habe es nicht vergessen."

"Weißt du was? Ich denke, dass du sogar gute Chancen haben wirst. Phönix' Feuer wärmt dein Herz, lass es geschehen."

Ozuma lachte, doch Kai konnte nicht einstimmen. Es klang irgendwie traurig, traurig und verzweifelt. Kai fragte sich, warum Ozuma so weit blicken konnte, während er nur das Naheliegende sah und den Fehler, den er gemacht hatte, als er dem Prinzen in die Augen gesehen hatte. Was diese für ihn und für sein Volk bedeutete und wie er damit umgehen musste. Was konnte er schon tun?
 

Ozuma drehte sich zu ihm um. "Du solltest trotzdem besser darüber schweigen. Ich verstehe, deine Familie wird es sicher auch tun, aber die anderen nicht. Bevor der Hass gänzlich verschwindet werden viele, viele Jahre vergehen müssen. Aber ich glaube, wir können es schaffen. Ich denke nicht, dass..." Er verstummte plötzlich und starrte mit großen Augen an ihm vorbei. Kai blickte auf. "...es für immer sein wird." Der Nachtsturmthan sprach, als wäre er nicht mehr mit den Gedanken bei Sache.

"Was ist?", fragte Kai.

"Da ist jemand."

"Hm?" Kai wandte sich Flammenfeder zu und spähte unter seinen Ponysträhnen hindurch zum Rand des Haines. Tatsächlich, da war jemand, direkt außerhalb des Lichtkreises, so dass er kaum etwas erkennen konnte. Aber die Umrisse der kleinen Gestalt waren deutlich genug.
 

~~~~~~~
 

*1 Wort geändert, eigentlich ,How worlds of change led us astray' Aber ,hate' passt eben besser. v.v
 

Das Kapitel ist eigentlich viel länger, als ich es gedacht habe, weil ich noch was anderes reinbauen wollte. Aber die Sache war sowieso nicht so sicher und darum nehme ich sie im nächsten Kapitel auf. Das wiederum gar nicht geplant war. *drop* Meine Planung war wirklich für die Katz.
 

Also, bis zum nächsten Kappie(und hoffentlich schneller)

Silberwölfin



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2007-12-30T13:06:57+00:00 30.12.2007 14:06
also das kapitel hat mich irgendwie besonders berührt...wobei ich noch nicht mal genau sagen kann warum...
zum einen wäre da der konflikt den kai mit sich selbst austrägt...
dann das gespräch mit ozuma...ich finde es sehr interessant wie due du religion da so miteingebracht hast...
und die diskussion ob hassen oder vergeben...
da hast du wirklich sehr passende worte gewählt; denn teilweise konnte ich das geschriebene mit dem richtigen leben verbinden...
dsa einzige was mir an dem kappi net soo egfällt ist das lied ds du da mit reingebracht hast...besser gesagt; das auf englisch, das hat irgendwie von der sprache her nicht so gepasst; ich hätte eher ein älteres deutsches ausgewählt...
aber egal; ich geh dann mal wieder weiterlesen ^^
Von:  Sesshi-Chan
2006-01-31T08:48:12+00:00 31.01.2006 09:48
Juhuu, dat mexx funktioniert wieder...und mein Silberwölfchen kriegt jetzt auch ihr Kommie!XD

Dat Kappie war ja sooo schön!
So schön traurig, melancholisch...einfach herrlich! :)
Ich fand's wirklich toll, man hat richtig gemerkt, wie sehr Kai die Sache bschäftigt. *beeindruckt is*
Der hat sich ja ziemlich viele Gedanken gemacht...^^
Die Sache mit dem Hass hast du auch prima dargestellt...ob man ihn einfach vergessen kann und so weiter...*nodnod*

Und mit hat die Unterhaltung zwischen Kai und Ozuma am Schluss sehr gut gefallen! Und der Teil aus dem Schicksalsspruch(das mit dem Phönix) Hat ganz toll reingepasst, klasse Idee!^^

Und natürlich das Fest...ich hab mich ein bisschen gewundert, warum sie denn ein Fest feiern...^^"
Aber die Beschreibung der Suatha wie sie tanzen war großartig! *gg*
Da wird direkt neidisch...XD

Nyo, also ein sher, sher gelungenes Chapter! *freu*
Also, man liest sich(auch bei anderen FF's! XP)
Bis zum nächsten Mal,
*knuddel*
Sesshi-Chan

PS: Danke für die ENS!^^
Von:  tsuki-neco
2006-01-30T17:55:44+00:00 30.01.2006 18:55
das kap war super
*freu*
hab ich zu dem letzten eigentlich ein kommi geschrieben? wenn nicht kannst du das hier für zwei gelten lassen ^^

das osuma so verständisvoll reagiert hätte ich nicht gedacht, passt aber gut dazu. schreib bitte ganz schnell weiter

die co-chan
Von: abgemeldet
2006-01-30T09:11:00+00:00 30.01.2006 10:11
Hi,

erster Gedanke: Wie fällt dir das nur alles ein? Soviele Gedanken, Widersprüche, Gefühle, Vermutungen, Zerrissenheit ... das ist erstaunlich.

Ja, auf so etwas habe ich gehofft und mich sehr gefreut.

Auch eine gute Idee, Ozuma mit einem eigenen Beispiel (Verwandte) einzubringen, und damit die Frage über die Bedeutung dieses ewigwährenden Hasses einzubringen. Dazu noch die Zitierung von den Schicksalsprüchen und das Verständnis von Ozuma (zum Glück!), damit ist Kai nicht so allein. Aber er denkt auch an seine Verantwortung gegenüber seinem Klan und vermutet, dass er Yuriy nur auf dem Schlachtfeld wiedersehen wird (was ich mal nicht hoffen will *lach*, sondern anders).

So, bis dann
lavanja
Von:  Diabolo_17
2006-01-27T21:19:04+00:00 27.01.2006 22:19
Hach, was für ein schönes Kappi.
Kais Gefühle waren so toll beschrieben, man konnte förmlich mit ihm mitfühlen. Auf der einen Seite war der Hass, den er haben musste und auf der Anderen, die Faszination.
So etwas vermisse ich immer in anderen FF's, warum schreiben das die anderen Autoren bloss nie? Solche verwirrende Gefühle, finde ich eigentlich am schönsten in einer Geschichte.

Und Ozuma hat genau das Ausgesprochen, was ich die ganze Zeit als Hintergedanken hatte, nämlich die beiden Zeilen, der Prophezeiung.

Was mich ein bisschen verwirrt ist, dass er Kais Gedanken zu Yuriy so locker hingenommen hatte. Deswegen wollte ich dich Fragen, ob die das als 'normal' betrachten?
Denn es gibt ja immer noch, auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft welche, die auf dieses Thema intolerant reagieren.

Nuja, dass war's von mir, bis zum nächsten Kappi.
Lg. Diabolo_17
Von: abgemeldet
2006-01-26T12:04:32+00:00 26.01.2006 13:04
*mexx tret* manchmal krieg ich ehct ausschläge! das darf doch nicht wahr sei. da liegt n kappi von dir in der warteschleife und prommt geht der server kaputt! *haarerauf* nun auf jedenfall hat es sich gelohnt zu warten... har har har... wirklich hinreissend. ozuma tut mir irgendwie leid. ich weis nicht genau wieso aber etwas hat mich berührt und das wars. tja tja tja kai da hast du dich in was schönes reingeritten. ma ma war ja klar dass n cliffy kommt T.T
deshalb meine immerwährende aufforderung SCHREIB WEITER!!!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2006-01-26T06:57:54+00:00 26.01.2006 07:57
Hey^^

Das Kappi hat mir gefallen, war schön lang!

Die Sache mit dem Hass zwischen den Suatha und den Thisssaleiern war richtig... nun ja "bewegend"

Muss jetzt leider zur Schule,
freu mich schon auf das nächste Kappi XD

Cu
Sonni^^


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