Zum Inhalt der Seite

Feuermond

Adieneira-Saga I
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Halbblut

Titel: Feuermond

Teil: 14/ ~ 45

Autor: Lady Silverwolf

Anime: Beyblade

Warning: OOC

Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

So, hier auch ein neues Kapitel. Ich hab's schon ziemlich lange und jetzt stell ich mir die Frage, warum ich es noch nicht hochgeladen habe. *drop* Aber nein, ich mach ja lieber alles auf einmal! *grmbl*
 

Ehrlich gesagt, ich mag's. Hätt eigentlich nicht gedacht, dass ich da nur zwei Settings reinkriege, wollte eigentlich noch eine Szene mit Mingming und eine mit Ivan und Kevin, aber das muss ich anscheinend verschieben. Naja, nicht so schlimm, so krieg ich wenigstens die anderen Kapitel gefüllt. ^^''''
 

Also, ich hoffe, dass ich von Voltaire kein allzu gutes Bild gezeichnet habe. Aber der ist nicht wirklich nett, okay?

Und verzeiht mir das wegen Daichi! ^^
 

**
 

@ Sonnenblume18: Die Kappis sind alle so lang. Schätz ich. Bewegend sollte es auch sein. Sach mal, wie schafft man es, vor der Schule so 'n langes Kapitel zu lesen?
 

@ Spellmaster: Hoffen wir mal, dass es diesmal nicht kaputt geht. -.-

Ozuma hat's nicht leicht und Kai genausowenig.
 

@ Diabolo_17: Keine Ahnung, frag sie. Ich schreib das, weil das eine schöne Problematik hat. ^^

Auf den Rest der Propheizeiungen musst du noch ein wenig warten.

Wie ich ja schon gesagt habe, sind die Suatha eine keltisch nachempfundene Kultur und die Kelten hatten überhaupt kein Problem mit Homosexualität (zumindest hab ich das mal irgendwo gelesen). Sogar die Römer waren schockiert. *g* Also nein, die haben damit kein Problem.
 

@ lavanja: Tja, keine Ahnung? Kommt einfach so, während ich schreibe oder schon davor.

Schlachtfelder Suatha vs. Thissalier wird es nicht geben. Versprochen!

Nein, die Suatha haben keine Probleme mit Homosexualität. Hatten die Kelten auch nicht, soweit ich das mitgekriegt habe.

Also, dass Kai nicht darüber nachgedacht hat, ob Yuriy seine Gefühle erwidern könnte, hängt eher damit zusammen, dass er sich dann seine eigenen hätte eingestehen und akzeptieren müssen und das wollte er auf keinen Fall. Darum wollte er auch nicht darüber nachdenken, ob er bei Yuriy eine Chance hat oder nicht.
 

@ tsuki-neco: Klar reagiert Ozuma verständlich! Ich wollte in diesem Kapitel keine große, heftige Szene.
 

@ Sesshi-chan: Das Kapitel hat allen gefallen. ^^ *stolz ist*

Naja, der Hass, das ist so eine Sache mit dem. Als ich ihn 'eingeführt' habe, hätte ich nicht gedacht, dass das so eine große Sache draus wird. Da hab ich vieles nicht bedacht. Aber jetzt hab ich so eine schöne Situation! ^.^

Irgendwann muss ich die Sprüche ja auflösen, oder nicht?

Warum sollten sie kein Fest feiern? Die feiern gern, darum nutzen sie jede Gelegenheit. ^^
 

**
 

~~~~~~~
 

Halbblut
 

~~~~~Rückblick~ ~Anfang~~~~~

"Hm?" Kai wandte sich Flammenfeder zu und spähte unter seinen Ponysträhnen hindurch zum Rand des Haines. Tatsächlich, da war jemand, direkt außerhalb des Lichtkreises, so dass er kaum etwas erkennen konnte. Aber die Umrisse der kleinen Gestalt waren deutlich genug.

~~~~~Rückblick~ ~Ende~~~~~
 

"Wer ist das?" Er drehte sich wieder zu Ozuma.

"Keine Ahnung. Keiner von uns; niemand würde so weit weg sein."

"Schätze, wir sollten einfach mal fragen."

"Aye. Warte kurz." Ozuma erhob sich und entfernte sich. Rasch schlängelte er sich durch die Gruppe der anderen und verschwand kurz darauf im Schatten. Kai folgte ihm mit den Augen, während er sich wieder zu Flammenfeder drehte und der Hündin über den Kopf strich.

Sie wachte auf und grollte leise, wedelte mit dem Schwanz. "Achtung, Kleines. Du wirst gleich gebraucht." Aufmerksam richteten sich die spitzen Ohren auf und sie blickte ihn mit dunklen Augen an, ehe sie schwanzwedelnd aufsprang. Sie liebte es, wenn er sie brauchte. "Aye. Aye, alles in Ordnung. Beruhige dich, Kleines."

Unter seinem Pony hindurch beobachtete er die zusammengekauerte Gestalt am Rande ihres Festplatzes. Klein, dünn, wahrscheinlich ein Kind. Gefährlich wirkte sie allerdings nicht. Gut, das konnte täuschen, aber sein Gefühl trog ihn sehr selten.

Kurz darauf bemerkte er einen weiteren Schatten außerhalb des Lichtkreises, aber dieser war weit größer und bewegte sich mit einer kämpferischen Gewandtheit. Ozuma. Er nickte Kai zu und dieser erhob sich um auf ihn zuzugehen. Jetzt hatten sie die Person in der Zange.
 

Diese merkte natürlich, was hier ablief, und sprang auf. Mit einer blitzschnellen Bewegung fuhr sie herum und stürzte los. Kai erkannte mit einem Blick, dass es tatsächlich nur ein Kind war und auch noch kein besonders großes.

Ozuma machte einen Sprung, aber das Kind wich aus und tat etwas, was Kai nicht genau sehen konnte - und der Than lag im Dreck. Verdutzt blickte Kai ihn einen Moment an, ehe er losstürzte und Flammenfeder ein Zeichen gab. Die Hündin rannte sofort an ihm vorbei. Ihr Knurren drang mehr als bedrohlich und Kai konnte das Weiße in den angstvoll aufgerissenen Augen des Kindes sehen. Beinahe tat es ihm Leid, aber nur beinahe.

Dann hatte Flammenfeder es erreicht und begrub es unter sich. Einen Moment waren die beiden nur ein Bündel aus Pelz und verschmutzter Kleidung, dann lag das Kind auf dem Rücken, Flammenfeders Pfoten auf dem Bauch und die Halbwölfin knurrte bedrohlich.

Jetzt erkannte Kai auch, dass es ein Junge war, zwischen sieben und zehn Jahren. Die Kleidung war zerlumpt und starrte vor Dreck. Das Gesicht des Gassenjungen war vor Angst verzerrt und mit weit aufgerissenen Augen starrte er direkt auf die riesigen Zähne Flammenfeders, die sich direkt vor seinem Gesicht befanden. Das Grollen, dass aus ihrer Kehle kam, musste ihm noch mehr Angst machen.
 

Ozuma war inzwischen wieder aufgestanden und klopfte sich den Dreck von der Hose. Er hätte das Kind auch allein fangen können, weit wäre es nicht gekommen. Kai warf ihm einen spöttischen Blick zu und hob eine Augenbraue.

"Ach, sei still, Feuervogel! Ich hab wenigstens was getan, während du nur dumm rumgestanden bist!", fauchte der Nachtsturmthan seinen Blutsbruder an.

"Ach? Sich ein Bein stellen lassen, nennst du ,etwas tun'?"

Ozuma war drauf und dran, ihm die Zunge herauszustrecken, beherrschte sich aber, weil sie Zuschauer hatten. Auch wenn der Junge bestimmt auf nichts anderes achtete als den Hund auf seiner Brust und dessen Zähne. "Du solltest den armen Bengel erlösen. Ich glaube, er ist harmlos."

"Hn." Kai pfiff und Flammenfeder reagierte sofort, indem sie zu ihm trabte. Sie wedelte mit dem Schwanz und erwartete ein Lob. Lächelnd strich Kai ihr über den Kopf. "Gut gemacht."

Ozuma hatte sich inzwischen vor dem Jungen aufgebaut und musterte ihn von unten bis oben. Der Junge starrte ihn herausfordernd an, wagte es aber nicht, sich zu rühren. Kai trat neben seinen Blutsbruder und schenkte dem Kind einen kurzen, kalten Blick. Der Junge zuckte zurück.
 

Er war nicht besonders groß, aber jetzt aus der Nähe würde Kai sagen, dass er etwa neun oder vielleicht auch zehn war. So leicht konnte man das bei so heruntergekommenen, abgemagerten Kindern nicht sagen. Sein Haar schien braun oder rot zu sein, aber das Licht war zu schlecht um es genau zu sehen. Das Gesicht war breit, mit einer hohen Stirn, breiten Wangenknochen, einer kleinen Stupsnase und einem sehr breiten Mund. S

eine Kleidung bestand aus Lumpen. Einen besseren Namen hatten diese Fetzen wahrlich nicht verdient und unwillkürlich verspürte Kai Mitleid. Wie wollte er damit durch den Winter kommen, ohne dass ihm etwas abfror? Aber das war nicht sein Problem. Das einzige, was ihn irritierte, was die kleine, silberne Scheibe, die auf der Brust des Jungen lag.

"Was machen wir mit ihm?", fragte sein Blutsbruder plötzlich. Er sprach suathisch. "Das ist ein Gassenjunge."

"Hn."

"Er tut uns nichts. Er sollte so schnell wie möglich verschwinden."

"Wir sollten ihm erst beibringen, niemanden so zu belauern. Es könnte falsch verstanden werden."

"So wie von uns?" Ozuma lachte. "Laden wir ihn ein."

"Was?!"

"Warum nicht. Schau dir den armen Kerl an. Abgemagert bis auf die Knochen."

"Wenn du meinst..."
 

Ozuma lachte noch einmal, wechselte dann ins Thissalisch. "Komm, Kleiner. Sei für heute Abend unser Gast."

Schon allein der Gesichtsausdruck, der jetzt über das Gesicht des Jungen huschte, war dieses Angebot wert gewesen. Kai selbst bot Fremden nicht gern Gastrecht an. Gastrecht war bei den Suatha heilig. Der Junge wusste das anscheinend nicht - wie auch? Thissalier hatten nie Gastrecht bekommen - und dementsprechend entsetzt, misstrauisch und ängstlich war auch sein Gesichtsausdruck.

"Komm schon.", meinte Ozuma. "Wir beißen nicht."

"Zumindest keine Gäste.", setzte Kai launisch hinterher und ging mit Flammenfeder zum Feuer zurück.

Die anderen, bis auf ein paar wenige, hatten von dem Vorfall noch nicht einmal etwas mitbekommen. Erst als Ozuma in Begleitung des ängstlichen, aber sicher nicht schüchternen Jungen dazukam, richteten sich die Blicke auf die drei. Der Junge hatte seine Hand wie haltsuchend um das Amulett geschlossen. Es schien sehr wichtig für ihn zu sein. Nun erkannte Kai auch, dass sein Haar fuchsrot war.
 

"Wir haben ihn eingeladen.", erklärte der Rotäugige und bot dem Jungen einen Platz auf einem Fell an. Doch der Junge rührte sich nicht, sondern starrte die Suatha an.

"Ach so.", sagte Jemand und der Straßenjunge wurde von oben bis unten gemustert. Dann nickten einige, der Flötist fiel in seine alte Melodie zurück und kurz darauf hörte man auch wieder die anderen Instrumente. Sie verstanden, warum Ozuma dem Knirps das Angebot gemacht hatte. Wer den Jungen ansah, musste Mitleid haben und ihm etwas vorsetzen. Ein Akt der Menschlichkeit, mehr nicht, aber auch nicht weniger.

"Hier." Charya kam herbei, eine Schüssel in der Hand, in der anderen einen Becher. Hinter ihr stiefelte Hiromi, ebenfalls mit zwei Tellern in den Händen. Der verwirrte Junge wurde auf das Fell verfrachtet, während die beiden Frauen ihm die Schüsseln reichten.

Ozuma setzte sich ihm gegenüber. "Iss. Oder hast du keinen Hunger?" Der Knirps starrte ihn einen Moment an, dann die Schüsseln und jetzt schien er zu begreifen, dass es alles für ihn war. Kurz warf er einen zaudernden Blick zu den paar Suatha, die um ihn herumstanden, dann griff er wahllos nach einer der Schüssel und begann, den Inhalt in sich hineinzustopfen. Nicht nur Kai musterte ihn beinahe entsetzt, sondern auch die anderen.
 

"He, stopf nicht so, Kind.", meinte Charya gutmütig. "Sonst erbrichst du das alles wieder; dein Magen wird das nicht aushalten."

"Niemand nimmt dir was weg.", fügte Kai hinzu.

"Nein?" Die Augen des Jungen wurden zu schmalen Schlitzen.

"Nein. Da hinten ist noch genug, außerdem haben wir schon gegessen, wie du sicher weißt."

"Hm. Ja." Beinahe klang er beschämt. Aber nur beinahe. Er schien es nicht besonders dreist zu finden, vollkommen fremde Menschen bei einem Fest zu beobachten. Kai zog darob eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.

Charya ließ sich auf dem Fell neben dem Jungen liegen und angelte nach dem Amulett, das noch immer auf dessen Brust lag. Sofort zuckte der Kleine zurück, griff wieder danach und schüttete sich beinahe den Inhalt seiner Schüssel über die Hose. Viel dreckiger wäre sie danach auch nicht gewesen.

"Woher hast du das?", fragte Charya scharf und blickte ihn mit funkelnden, roten Augen an.

"Von meiner Mutter. Es gehört mir!"

"Aye?"

"Es gehört mir! Meine Mutter hat es mir geschenkt! Sie hat es von ihrer Mutter und die von ihrer. Es ist das einzige, was ich noch von meiner Mutter habe. Es gehört mir."

"Aye. Es gehört dir." Charya sank wieder zurück.
 

Kai wechselte einen verwirrten Blick mit Ozuma, doch der zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. "Ich habe es nicht erkennen können.", meinte er auf suathisch und blickte die Legendenhüterin an, doch die achtete nicht auf die beiden.

"Weißt du, was es bedeutet?", fragte sie und ihre Stimme war sanft und ruhig.

"Nein.", antwortete der Junge zwischen zwei Bissen. "Meine Mutter ist schon sehr früh gestorben."

"Armer Junge." Sie fuhr ihm durch das Haar, was ihm nicht besonders zu behagen schien, und erklärte: "Es ist ein sehr altes Symbol unseres Volkes. Das Silberrad verschlungen mit den Federn der Rotgeflügelten. Es bringt Glück, ein langes Leben und Gesundheit."

"Ach ja? Von Glück habe ich noch nicht viel gemerkt.", grummelte der Junge und Ozuma wechselte abrupt das Thema: "Warum bist du hier?"

Der Kleine blickte verdutzt auf. "Weil Ihr mich eingeladen habt?"

"Nein. Warum bist du hier, am Steinkreis?"

"So halt!"

"Ach?" Der Spott in Kais Stimme war nicht zu überhören.

"Warum sonst? Hier kommt doch niemand her!"

"Aye. Außer wir.", grinste Ozuma. "Komm schon, Halbblut, bist du etwa schüchtern?"
 

"Schüchtern?! Ich?!"

"So kommt es uns gerade vor.", spottete Kai.

Charya warf ihm einen warnenden Blick zu. "Streitet euch nicht."

"Ich bin nicht schüchtern!"

"Soso.", machte Ozuma. "Und warum bist du hier geblieben? So ein Fest ist nichts, bei dem Fremde anwesend sein sollten, Kleiner." Der Junge grummelte etwas.

"Wie ist dein Name?", wollte Charya plötzlich wissen.

"...Daichi."

Sie zog eine Augenbraue hoch. "Das ist kein suathischer Name. Und auch nicht thissalisch."

"Ein Shinazuki hieß so.", moserte der Kleine. "Und warum sollte er suathisch sein?"

"Weil du ein Halbblut bist, Kind."

"Na und? Bringt nichts als Ärger."

"Vielleicht." Charya erhob sich, lächelte dem Jungen noch einmal zu und ging dann zu Mariam hinüber. Inzwischen war es sehr still geworden. Kai konnte nur noch die Flöte hören und zwei oder drei leise geführte Gespräche.

Er konnte sogar das Knistern der Flammen und die leisen Geräusche der Ponys, die in der Nähe angepflockt waren, vernehmen. Neben einem der Feuer lagen bereits einige in decken gewickelte Gestalten eng beieinander, der Rest würde ihnen sicherlich bald ins Traumland folgen. Er selbst sicher auch.
 

Nur Rick und einer der Speerreiter - war das nicht Gordo? - zeichneten sich als dunkle Schatten von dem Nachthimmel ab. Hier mochten Wachen zwar nicht nötig sein, aber das waren sie in den Dörfern eigentlich auch nicht und trotzdem waren die Tore ständig bewacht.

"Hier." Hiromi tauchte plötzlich wieder auf, ein paar Decken in den Händen.

"Hm?" Kai zog eine Augenbraue hoch, doch sie sprach nicht mit ihm, sondern mit Daichi. "Für die Nacht. In diesen Kleidern muss dir doch sicher kalt sein?"

"Was glaubt Ihr denn?!", knurrte Daichi und nahm die Decken sofort an, um sich darin einzuwickeln. Anscheinend hatte er sich vorgenommen, das Beste aus der Situation zu machen, auch wenn sie ihn am nächsten Tag vielleicht davonjagen würden. Aber er wäre doch einige Stunden zufrieden gewesen, oder nicht? Ein warmes Essen und eine warme Decke waren etwas, was er sehr hoch schätzen musste, weil er es nicht oft bekam.

Kai wusste nicht, was sie mit dem Kind tun würden. Wegjagen würden sie es sicher nicht. Dass er ein Halbblut war, machte die Sache komplizierter. Ein Halbblut, das zu den Klanen kam, schwor oder irgendwelche Beweise auf seine Legitimität vorlegte, hatte ein Recht auf Aufnahme in einem Klan.

Ein Halbblut war - wie der Name schon sagte - ein halber Suatha. Es trug das Blut Màns in den Adern, wenn auch nur zur Hälfte. Es hatte ein Recht auf einen Klan. Ein Recht darauf, sich zugehörig zu den Màn Suatha, den Kindern der Màn zu fühlen und dies auch zu sein. Natürlich musste es sich den Gesetzen, der Religion und den Werten der Suatha unterwerfen, aber das war für die meisten das geringste Problem.
 

Das weit größere war, vom Klan selbst akzeptiert zu werden. Immerhin waren diese Halbblüter zumeist Kinder von Thissaliern und hatten unter diesen gelebt, und dieses Problem erklärte sich von selbst. Aber auch jene, deren zweites Elternteil nicht thissalisch war, sondern aus irgendeinem andern Volk stammte, hatten Probleme, akzeptiert und als vollständiges Mitglied aufgenommen zu werden. Aber das legte sich nach gewissen Ereignissen oder einigen Jahren von selbst. Kinder hatten es sowieso meist leichter. Kinder waren heilig.

Kai wusste, dass seine Mutter dem Jungen die Tatsachen erklären würde. Er kannte sie, er hatte es in ihrem Blick gesehen. Und sie würde von ihm verlangen, Daichi in Feuermond aufzunehmen. Er kannte sie. Aber der Junge war nicht wirklich das, was er sich unter einem neuen Klanmitglied vorstellte. So wie der Junge aussah, war er laut, schmutzig, unzuverlässig, faul und aufmüpfig. Ob das wirklich ein Zuwachs für den Klan war?

"Kai." Charyas sanfte Stimme riss ihn aus den Gedanken.

"Hn?"

Sie lächelte. "Komm, lass uns miteinander sprechen." Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn mit sich und so von Ozuma und Daichi weg. Obwohl letzterer sie sowieso nicht hätte verstehen können; sie sprachen suathisch.
 

"Ich werde ihn nicht aufnehmen.", erklärte Kai fest.

"Nein?"

"Nein!"

"Warum nicht?"

"Weil...weil...er..."

"Nun?"

"Du weißt ganz genau warum!"

"Aye? Weiß ich das?"

"Mutter!"

"In Ordnung. Ich weiß es. Aber ich stimmte trotzdem dafür, das wir ihn aufnehmen."

"Aber..."

"Kai, bitte. Willst du ihn hier sterben lassen?"

"Wer sagt, dass der Bengel stirbt? Der ist auch schon vorher allein durch den Winter gekommen."

"Vielleicht stirbt er diesen Winter."

"Nein, tut er nicht."

"Woher willst du das wissen?"

"Solche wie der fallen immer auf ihre Füße. Den bringt so schnell nichts um."

"Ach ja?"

"Aye. Mutter!"
 

"Die bin ich."

"Das weiß ich. Lass den Quatsch."

"Du bist es hier, der Unsinn macht. Ich habe lediglich die Bitte an meinen Than, den Jungen aufzunehmen."

"Aber...er..." Kai wusste selbst, dass sich das schwach anhörte. Sehr schwach.

"Du magst ihn nicht."

"Ist das so offensichtlich?" Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.

"Aye, ist es." Sie ging gar nicht darauf ein. "Aber bitte, ich möchte ihn mitnehmen. Ich werde nicht zulassen, dass er hier bleibt und stirbt. Außerdem...sein Amulett."

"Aye?"

"Ich kenne es. Ich kannte seine Mutter."

"Aye?"

"Aye. Sie war eine gute Freundin von mir. Entfernt verwandt, so über fünf Ecken. Vor mehr als zwanzig Wintern haben die Thissalier sie mitgenommen." Skeptisch zog Kai eine Augenbraue hoch. Sie blickte ihn kurz an. "Er ist eines der wenigen Kinder Feuermonds. Wir können ihn nicht zurücklassen. Kai. Bitte."

"Also schön. Ich überlasse ihm die Entscheidung. Aber du sprichst mit ihm."

"Aye. Das werde ich."

"Und er muss mindestens bis Samhain warten."

"Natürlich."
 

Kai hob die Hände. Aber sie hatte Recht. Er konnte kein Kind Feuermonds sterben lassen. Außerdem war Daichi ein Halbblut. Ein Halbblut wie er. Er wusste, wie sich ein Halbblut fühlte.

Wahrscheinlich hatte der Junge kein besonders glückliches Leben hier gehabt. Halbblüter wurden bei den Thissaliern noch mehr verachtet als bei den Suatha und sie hatten kaum eine Chance, Eingliederung in die Gesellschaft zu finden. Sie standen hier auf einer Stufe mit den Huren und den Henkern, kaum mehr als Gesetzlose.

Wie...verachtenswert. Thissalier nahmen nicht einmal wahr, dass die meisten zur Hälfte thissalisch waren. Sie sahen nur den suathischen Anteil, vielleicht nur das gemischte Blut. So etwas war einfach...nichtwürdig.

Charya wandte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck ab und ging wieder zu Daichi hinüber. Ozuma stand einige Meter entfernt und redete leise mit Mariam. Dann winkte er Kai.

Der Rotäugige ging zu ihm hinüber. "Hm?"

"Sie hat dich gefragt, ob du ihm die Streifen gibst." Es war keine Frage. Es war eine Feststellung. Seine Mutter und ihr weiches, riesiges Herz waren überall bekannt und beliebt.

"Aye. Sie sagte, sie kannte seine Mutter."

"Feuermonds Kind?", fragte Mariam verwundert.

"Aye."

"Oh." Wie ein Mann drehten sie sich zu Charya und dem Fuchshaarigen um, die sich am Feuer gegenüber saßen.
 

Anscheinend hatte sie ihn schon aufgeklärt. Daichi sah aus wie ein kleines Kind, mit weitaufgerissenen Augen, die Decke um den abgemagerten Körper geschlungen, die Schüssel in beiden Händen. "Muss ich dann nie wieder hungern?" Seine Unterlippe zitterte.

"Das kann ich dir nicht versprechen. Aber ich kann dir versprechen, dass du nicht der einzige bist, der Hunger leidet, sondern es alle sein werden." Charya sah aus wie eine Verkörperung der Muttergöttin, gütig und sanftmütig

"Muss ich dann nie wieder frieren?"

"Ich weiß nicht. Du wirst jedenfalls nicht allein frieren."

"Und...bin ich dann nicht mehr allein?"

"Nein. Nicht wenn du es nicht willst."

"Nein? Nie wieder?" Seine Augen flehten geradezu. Im Schein des Feuers wirkten sie grün und rot. Warum war Kai das nicht schon früher aufgefallen? Alle Mitglieder Feuermonds hatten rote Augen - Daichi auch.

"Nein.", antwortete Charya und Daichi warf sich hier in die Arme. Die Schüssel fiel in den Dreck und der schmale Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Wie lange musste er allein gewesen sein, dass er jetzt so reagierte? Und, bei den Göttern!, wie konnte man ein Kind so lange allein sein lassen?!
 


 


 

...zeichne man das Pentagramm in die Mitte des Kreises. Man muss mit größter Umsicht vorgehen, denn der kleinste Fehler könnte dazu führen, dass der Zauber fehlschlägt, oder schlimmer, der Dämon ausbrechen kann.

Das hätte nicht nur den Tod des Zaubernden zur Folge, sondern wahrscheinlich auch den Tod sehr vieler Menschen, denn der Dämon ist kein Freund der Menschen und er ist zu stark, als dass man ihn im Handumdrehen wieder in seine Sphäre zurückweisen könnte.

Der Dämon Eknhgajk ist einer der mächtigsten, ältesten, gerissensten und intelligentesten Dämonen, den die Rote Sphäre zu bieten hat und darum wird jedem abgeraten, auf seine Hilfe zurückzugreifen. Man sollte lieber...

Brooklyn seufzte und schob das Buch von sich. Bei dem Krach konnte man ja nicht einmal mehr richtig lesen. Und so was nannten die Hiwataris ,Absichten, die nicht sofort bekannt werden sollten'. Tssss. Dabei wusste doch schon jetzt der halbe Palast Bescheid. Wie konnte es auch anders möglich sein, wenn die da in Voltaires Arbeitszimmer so rumbrüllten?
 

Da konnte ja selbst er mithören, der in der Bibliothek gegenüber saß und lernte. Zumindest versuchte er, zu lernen. Obwohl er das gar nicht nötig hatte. Über Eknhgaijk wusste er sowieso schon Bescheid.

Vielleicht sollte er von hier verschwinden und irgendwem, der Angst vor ihm hatte, auf den Keks gehen. Oder er konnte Olivier suchen und mit ihm ein zivilisiertes Streitgespräch führen, nicht wie diese beiden dort im Arbeitszimmer des Hohen Meisters. Das machte immer Spaß und räumte den Kopf frei für andere Dinge. Mit Olivier konnte man wunderbar streiten.

Oder - oder er suchte einen der ausländischen Magier auf und unterhielt sich mit dem. Er hatte noch keinen der shinazukischen oder sheyaianischen Zauberer getroffen und einige von ihnen hatten einen sehr guten Ruf. Er würde gerne einmal mit Enishi Mizuhara sprechen oder dessen Sohn, Max. Immerhin war Enishis Frau Judy eine LesDemondes und es wäre sicherlich interessant herauszufinden, wie sich thissalische und shinazukische Magie vertrug.
 

Oder er stattete dem kleinen Magiermeister aus Sheyai einen Besuch ab. Kenny - so hieß er wohl - war weithin als Genie bekannt. Wie er selbst auch. Aber ansonsten schienen sie keine große Ähnlichkeit miteinander zu haben.

Brooklyn war schon einmal kurz davor gewesen, Kenny zu besuchen, aber dann hatte er doch kehrt gemacht. Irgendetwas an der kleinen, schüchternen Gestalt, die er beim Empfang gesehen hatte, eingehüllt in teure Roben, die viel zu groß für den mageren Körper schienen, obwohl sie extra für ihn gefertigt waren, hatte ihn abgeschreckt. Aber war er dann wenigstens diese brüllenden Männer in Voltaires Arbeitszimmer los.

"Nein, Raphael! So geht das nicht weiter! Ich verlange..."

"Verlange, verlange, verlange, alter Mann, kannst du auch noch etwas anderes, als verlangen?"

"Raphael! Ich warne dich! Werde nicht unverschämt! Man könnte meinen, einen Jungen von vierzehn vor sich zu haben, keinen Mann von Mitte Dreißig!"

"Du forderst diese Reaktion gerade zu heraus, Vater! Es gibt gar keine andere Möglichkeit auf dich, als so zu reagieren!"
 

Brooklyn verdrehte die Augen. Vielleicht sollte er doch bleiben und herausfinden, worum es diesmal ging und wie er endete, dieser unwürdige Streit? Voltaire und Raphael waren wie Hund und Katz. Und jeder wusste es.

Alle adligen oder sonst irgendwie hochstehenden Häuser gaben sich alle Mühe, nach außen hin den Anschein zu geben, es gäbe keine Konflikte. Sogar die Königsfamilie, dabei konnte doch ein Blinder sehen, dass das Verhältnis zwischen dem König und dem Kronprinz mehr als gespannt war.

Nicht so das Haus Hiwatari. Jeder wusste, dass Voltaire und Raphael sich ständig stritten und man musste noch nicht einmal sonderlich Glück haben um einen solchen Streit mitzubekommen. Sie taten es immerhin alle naselang und nicht nur, wenn sie allein waren oder niemand sie hören konnte.

So wie jetzt; sie brüllten das gesamte Haus zusammen. Und das nur, weil Raphael mal wieder aus der Reihe tanzte. Was für ein...

Brooklyn verübelte es Voltaire nicht, dass er so auf seinen Sohn reagierte. Wer hätte das nicht? Aber er verachtete Raphael dafür, dass er das Geschenk, der Sohn eines solchen Mannes zu sein, einfach so wegwarf und missachtete.
 

Er selbst wäre glücklich darum gewesen, er, der aus recht ärmlichen Verhältnissen stammte und nur durch großes Glück die Möglichkeit bekommen hatte, Magie zu studieren. Aber Raphael verkannte das Glück, das er hatte, indem er der Sohn des Hauses Hiwatari war, gesegnet mit Magie und der Möglichkeit, diese zu studieren und zu verwenden und auch noch der Erbe dieses einflussreichen Hauses zu sein. Er warf es einfach weg, streunte in der Weltgeschichte herum - als verdammter Söldner - und kam und ging wie es ihm beliebte. Als würden die alten Regeln für ihn nicht gelten.

Dabei war er nicht einmal so gut. Natürlich, es gab nicht viele, die Raphael Schattenbruder das Wasser reichen konnten, aber Brooklyn konnte eine ganze Reihe Leute aufzählen, denen der überhebliche Sohn Voltaires in einem ehrlichen Magiekampf nicht gewachsen sein würde. Voltaire, Olivier, einige von dessen Verwandten, Brooklyn selbst und auch ein paar andere Schüler der verschiedenen Magieuniversitäten.

Trotzdem benahm er sich, als gehöre ihm die ganze Welt. Wer wusste es schon, vielleicht glaube er das ja tatsächlich. Aber es war ganz gewiss nicht so. Die Stimmen in Voltaires Büro waren inzwischen leiser geworden.
 

Brooklyn zögerte einen Moment, dann sprach er leise den Zauber und kurz darauf konnte er wieder Voltaires Stimme hören. Er wusste, es war nicht besonders höflich und auch nicht erlaubt und wenn einer der beiden ihn erwischen würde, gäbe es ein Donnerwetter, nein, mehr als das, aber - sie würden ihn nicht erwischen.

Dazu waren sie viel zu sehr damit beschäftigt, sich unhöfliche Dinge um die Ohren zu knallen, wenn auch in einer zivilisierten Lautstärke, und sie waren beide nicht stark genug. Brooklyn war der Beste und er wusste das. Und er hatte keinerlei Skrupel, diese Macht auch anzuwenden.

"...wirst dich umsehen.", sagte Voltaire gerade.

"Nein."

"Es ist keine Bitte, Raphael, sondern ein Befehl! Ich habe genug davon, jedes Jahr zusehen zu müssen wie alle großen und kleinen Magierhäuser zum Treffen des Sichelmondes gehen und wir nicht daran teilnehmen können, weil du es nicht schaffst, deine Pflichten zu erfüllen."

Ach, darum drehte es sich also wieder. Brooklyn schmunzelte. Auf dieser Sache ritt Voltaire schon seit Jahren herum. Aber hatte er nicht Recht? Er hatte doch den Anspruch darauf, dass Raphael Nachwuchs zeugte.
 

Seit Voltaires Vater gestorben war, hatte die Familie Hiwatari nicht am Treffen des Sichelmondes teilnehmen können, nicht einmal, als Raphael selbst noch im Haus und damit erreichbar gewesen war.

Kurz darauf war der jüngste Hiwatari sowieso abgehauen und erst Jahre später wieder aufgetaucht und Voltaire war ganz allein gewesen, ohne Hoffnung auf die vollständige Trinität der Generationen, die man für das Treffen benötigte.

Auch als Raphael dann plötzlich wieder vor der Tür gestanden hatte, hatte sein Vater schnell aufgegeben, daran zu denken. Sein Sohn wollte und wollte nicht heiraten und auch keine Kinder zeugen, um damit aus den zwei anwesenden Generationen drei zu machen, die benötigt wurden um den Zutritt zum Treffen zu bekommen.

Denn nur jene Familien hatten Zutritt, die mindestens einen Magier aus jeder der drei Generationen vorweisen konnte. Natürlich waren auch mehr erlaubt, aber niemals weniger.

Das Treffen des Sichelmondes aber war wichtig für die Magier und eine Familie, die nicht daran teilnehmen konnte, verlor an Ansehen. Die Hiwataris gehörten zu den mächtigsten Magierfamilien Thissalias, neben einigen anderen auch, beispielsweise den LesDemondes. Dass sie nicht mehr am Treffen teilnehmen konnten, hatte natürlich an ihrem Thron gewackelt. Und dass es dieser lange Zeitraum war, hatte ihn noch mehr schwanken lassen.
 

Kein Wunder, dass Voltaire sich wünschte, sein Sohn würde endlich Nachwuchs bekommen. Aber das lag wohl noch in weiter Ferne. Raphael nämlich weigerte sich zu heiraten und aus den tausend Frauengeschichten, die er gehabt hatte und die jeder im Palast kannte, war kein Kind herausgekommen.

Dass es da irgendwo eines gab, von dem man nichts wusste, war natürlich auch möglich, aber das brachte den Hiwataris natürlich nichts. Ein Kind, die dritte Generation, konnte nur etwas nützen, wenn man auch von ihm wusste. Wenn es sonst wo in der Weltgeschichte herumirrte, brachte es überhaupt nichts.

Des Weiteren zweifelte auch Raphael an der Existenz eines solchen Kindes, sonst hätte er es schon lange hergebracht. Immerhin war er es, der nicht heiraten wollte und den das ganze Gerede darum nervte. Er würde alles für seinen Vorteil nutzen.

"Ich werde nicht heiraten, Vater. Niemanden und schon gar nicht...die."

"Sie ist die Tochter einer einflussreichen, hoch magisch begabten Familie. Sie ist die beste Partie, die du bekommen kannst. Außerdem ist sie hübsch, nur fünf Jahre jünger als du und keineswegs dumm. Ich verlange, dass du dich um sie bemühst. Die Jagd ist ein guter Zeitpunkt dafür."

"Kommt nicht in Frage!"
 

"Raphael!" Brooklyn hörte, wie Voltaire sich heftig erhob, so dass der Stuhl über den Boden scharrte. "Ich habe bereits eine Botschaft an ihren Vater geschrieben. Er dürfte sie in diesem Augenblick bekommen."

"WAS?!"

"Es ist deine eigene Schuld, Raphael. Ich habe lange genug Geduld mit dir gezeigt, irgendwann ist Schluss. Und du hast meine Geduld sehr weit strapaziert. Wenn du von Anfang an mehr meinen Wünschen entgegen gekommen wärest, hättest du jetzt eine größere Wahl. Ich weiß, dass du ein erwachsener Mann und kein unmündiger Junge bist, aber du benimmst dich wie letzterer, darum werde ich die Konsequenzen daraus ziehen. Die du zu tragen hast. Außerdem bin ich noch immer das Oberhaupt dieses Hauses und du hast meinen Befehlen Folge zu leisten."

Brooklyn hörte, wie Voltaire sich wieder setzte. Eine Weile blieb es still. Raphael musste anscheinend erst noch verarbeiten, was sein Vater ihm da gerade eröffnet hatte. Brooklyn grinste in sich hinein. Geschah dem aufgeblasenen Schwachkopf ganz recht!

Voltaire hätte ihn schon viel früher in seine Schranken weisen sollen, dann wäre es nie so weit gekommen. Aber seinem Sohn gegenüber - seinem einzigen Familienmitglied - war er bemerkenswert sanft. So kannte ihn keiner der Schüler. Zwar forderte er auch von Raphael viel, aber er ließ ihm im Gegensatz auch viel durchgehen. Solche Aufmüpfigkeiten zum Beispiel und noch viel, viel mehr.
 

Die Schüler hatten Raphael schon immer um seine gehobene Stellung beneidet, aber er war nun einmal der Sohn des Hohen Meisters und das konnte man nicht überbieten. Aber bei einem solchen Verhalten, wie Raphael es an den Tag legte, musste auch dem nachsichtigsten Mann einmal der Geduldfaden reißen und Voltaire war sicher nicht das, was man als ,nachsichtig' bezeichnete.

Brooklyn gönnte es Raphael. Und wer die auserwählte Braut für den Hiwatari-Prinzen war, würde demnächst jeder wissen, weil so etwas immer breit getreten wurde.

"Und noch etwas, mein Sohn.", begann Voltaire plötzlich und Brooklyn horchte auf. "Es geht auch nicht an, dass du kommst und gehst wie es dir beliebt. Man hat dich vermisst, als Prinz Yuriy zu Gotheir ging. Du wurdest ausgewählt um die Schwerter zu verzaubern, warum warst du nicht da?"

"Die Schwerter?" Jetzt klang Raphael eindeutig verwirrt. Och, war ihm das etwa entfallen? Der musste ja auch viel um die Ohren haben, was auch immer es war, wenn er sogar das vergaß.

"Ja. Inzwischen haben die LesDemondes diese Arbeit übernommen. Ich erfuhr erst hinterher davon. Das nächste Mal erwarte ich ein größeres Pflichtbewusstsein von dir, nicht solche Schludrigkeit."
 

Raphael grummelte etwas, was sich verdächtig nach "Halt die Klappe, alter Mann." anhörte, aber so sicher war sich Brooklyn nicht. Voltaire überhörte den Kommentar großzügig. Der lauschende Magiermeister in der Bibliothek konnte hören, wie er ungeduldig die Fingerspitzen auf der Tischplatte trippeln ließ. Das tat er immer wenn er sauer war, stinksauer. Eine andere Regung aber konnte man dann nie von ihm sehen; er wirkte vollkommen ruhig. Aber selbst Raphael nahm sich dann in acht, genau wie jetzt. Brooklyn konnte beinahe sehen, wie er sich wachsam aufrichtete und die Schultern straffte.

"Ich erwarte, dass du dieses Verhalten ablegst. In letzter Zeit bist du des Öfteren verschwunden, wann du wolltest und erst nach Tagen wieder aufgetaucht. Auch das ist kein Verhalten, dass ich länger dulde. Du wirst mir Bescheid geben, wann du gehst und wohin du gehst und wie lange du bleibst. Sonst wird das einige Konsequenzen für dich haben, mein Lieber, das sage ich dir!"

Brooklyns Augen weiteten sich erstaunt. Voltaire besaß wirklich die...Frechheit, seinen Sohn, der bereits sechsunddreißig Jahre alt und damit weit aus dem Alter heraus war, in dem man ihm Befehle erteilen konnte, wie einen unmündigen, ungezogenen Jungen zu behandeln!
 

Scheinbar hatte er sich vorgenommen durchzugreifen, und immer wenn er das tat, kam selten etwas mildes dabei heraus. Aber so etwas... Ging das nicht etwas zu weit? So sehr er Raphael auch verabscheute, das konnte man doch keinem zumuten?!

Anscheinend schien es der zurechtgestutzte Magier genauso zu sehen, denn Brooklyn hörte, wie er sich erhob und mit beherrschter Stimme sagte: "Aber, Vater, das ist..."

"...anscheinend das, was nötig ist um dich endlich auf deinen Platz zu verweisen und dir deine Stellung und die dazugehörigen Pflichten klar zu machen, mein Sohn." Voltaires Stimme war kalt. Auch er erhob sich. "So sehr ich es auch bedauere, aber es ist wohl meine Pflicht, es dir klar zu machen und wenn auch auf diese Weise. Irgendwann wirst du das Oberhaupt der Hiwataris sein und dann wirst du wohl machen können, was dir beliebt, aber noch habe ich dieses Amt inne und ich werde diese Macht nutzen. Ich verlange, dass du nicht widersprichst und dich meinen Befehlen fügst."

Voltaire trat zur Tür - zumindest nahm Brooklyn das an, denn er konnte nur die Schritte hören - und meinte noch: "Wir sehen uns beim Abendessen, mein Sohn?"

"Ja, Vater." Raphaels Stimme klang ungläubig und er antwortete wie mechanisch, als hätte er den Satz überhaupt nicht gehört. Voltaire schien trotzdem zufrieden, denn er öffnete die Tür und verließ das Zimmer.
 

Lange blieb es still und Brooklyn wollte sich gerade zurückziehen - er würde wohl nichts interessantes mehr hören - als ein Klopfen ertönte. "Herein.", bat Raphaels Stimme müde. Erneut wurde die Tür geöffnet und geschlossen, dazwischen ertönten schwere Schritte. Wer mochte wohl das sein?

"Meister Raphael?", erkundigte sich eine tiefe, raue Stimme. Ihr Klang war grob und jagte Brooklyn einen Schauer über den Rücken. Das war Boris, einer von Raphaels Dienern und - wie man sagte - einer seiner alten Söldnerkumpane.

Raphael schwieg lange, dann meinte er: "Boris, es wird Zeit, dass wir diesen alten Narren endlich loswerden."

"Meister Raphael?"

"Er wagt es...er wagt es, mich wie...wie ein Kleinkind zu behandeln!"

"Aber...es ist noch nicht die Zeit."

"Ich weiß." Raphael stieß zischen den Atem aus. "Fürs Erste muss ich mich wohl fügen. Aber wenn die Zeit gekommen ist..." Brooklyn hörte das scharfe Klatschen, als eine flache Hand hart auf der Tischplatte aufschlug, und zuckte zusammen. "Du verstehst, was ich meine."

"Durchaus, Raph, durchaus."
 

~~~~~~~
 

Sooooo. Brooklyns großer Auftritt. Ich hab ihn ja nur mal ganz kurz erwähnt, da hab ich gedacht, er braucht noch eine längere Szene. Okay, dass sie so lang wird, hätt ich nicht gedacht - fast die Hälfte des Kapitels Oo - aber ich mag sie.

Und jetzt sagt mir, ist Voltaire so in Ordnung?

Sorry, dass Daichi doch ein wenig öfters auftauchen muss. ^^
 

Lasst mir einen Kommi da!
 

Silberwölfin



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-12-30T13:42:35+00:00 30.12.2007 14:42
*lol* also mir würde es gewaltig gegen den strich gehen wenn mich mein vater in dem alter noch so behandeln würde ^^; aber...kriegen wir nicht alle irgendwann die strafe für unsere verbrechen...mag es auch noch auf so eine unerwartete art und weise sein...

also das mit daichi fand ich ja sowas von süss...besonders bei dem letzten abschnitt wo er in charyas armen geheult hat...da hat mir echt das herz geblutet; da werden mutterinstinkte bei mir geweckt ^////^...
also ich finds toll das feuermond noch ein wenig zuwachs bekommt...der kleine ist ja so puzuig XD; bin mal gespannt was für funktionen du ihm noch so alles angedeihen lässt *g*
Von: abgemeldet
2006-03-06T11:26:27+00:00 06.03.2006 12:26
Hi,

hm, hat mir sehr gut gefallen - bin mal gespannt, was sich da in "Voltaires Verwandtschaft" noch so entwickelt. Der letzte Satz "... durchaus..." klingt schon mal vielverprechend.

Daichi als Halbblut? Wäre ich nicht drauf gekommen, auch eine interessante Sache.

Bye
lavanja
Von:  Sesshi-Chan
2006-02-25T10:10:08+00:00 25.02.2006 11:10
Hi...?
Sorry, ich sehr spät dran, oda? ^^"

Aba ich wollte hier auch noch ma 'n Kommie dalassen.^^
Also, ich fand das Kapitel sehr schön, und auch die Aufteilung in 2 Hälften(wenn auch unbeabsichtigt) hat mir sehr gut gefallen!

Zum ersten Teil...ich weiß nich was dich da geritten hat, ja...aber so schlimm find ich's gar nicht.
Dann kriegt Feuermond wenigstens 'n bisschen Zuwachs! XD
Das Gespräch zwischen Kai und Charya war prima!
Ehrlich, das hat mir mit am besten gefallen, besonders das Ende von der ersten Hälfte!

Aber der Anfang war auch nich schlecht...*zu ozuma schiel* *kicher* Na ja, wenigstens ist auf Kai Verlass...XD

Und die zweite Hälte...also, Brooklyn und seinen Charkter hast du gut getroffen...der hat ja fragwürdige Freizeitbeschäftigungen...aba so is er eben, 'n bisschen abgedreht.^^

Der Streit zwischen Raphael und Voltaire war richtig geil!
Nein, wie amüsant. Und der Sohn, der irgendwo in der Weltgeschichte herumschleicht...das war echt prima! *begeistert ist*
Und ja, Voltaire war in Orudnung so wie du ihn gemacht hast.
Vielleicht noch ein bisschen bösartiger...^^"

Und "Raph" trachtet seinem eigenen Vater also nach dem Leben? Sowas Ungezogenes! XD
Aba, wer ist es denn, die er heiraten soll? O.o

Nyo, bin gespannt auf's nächste Chapter!^^
Aba, eine Frage hab ihc noch: Was ist ein Eknhgaijk? O.o

Bis denne, *wink*
Sesshi-Chan
Von:  Diabolo_17
2006-02-17T11:13:28+00:00 17.02.2006 12:13
Oje, armer Kai und armer Raphael, haben irgendwie beide nicht ihren Tag.
Schade, dass Flammenfeder (so heisst doch die Wolfshündin, oder?) Daichi nicht gebissen hat, sondern nur angeknurrt.
Ich glaube man merkt's dass ich Daichi nicht leiden kann.

Zu schade, dass Voltaire nicht mehr miterleben wird, dass Kai Raphaels Sohn ist. Sein Gesichtsausdruck währe bestimmt köstlich gewesen.
Nur muss erst einmal Raphael herausfinden, dass er einen Sohn hat

Bis zum nächsten Kapitel.
Lg. Diabolo_17
Von:  tsuki-neco
2006-02-15T18:53:54+00:00 15.02.2006 19:53
das kap war super
*freu*
und ich bin mal gespannt wie man reagieren wird wenn heraus kommt das es doch noch ein kind gibt
*kicher*
das wir bestimmt lustig
schreib also bitte ganz schnell weiter ^^

die co-chan
Von: abgemeldet
2006-02-15T17:48:16+00:00 15.02.2006 18:48
ich hasse brook. egal^^ was solls. und daichi *Gg* man man kai du lässt dich ja ganz schön von deiner mutter einwickeln. ich bin mal gespannt wie das weitergeht, wenn irgendjemand erfährt dass es tatsächlich ein kind dritter generation gibt
Von: abgemeldet
2006-02-15T17:44:40+00:00 15.02.2006 18:44
Wow! Endlich gehts weiter! *jubel*
Ganz am Anfang diese Kapi dachte ich erst, was dieses kleine Ding wohl ist, aber dann... *völlig begeistert ist*
Und vorallem was dann gegen Ende passiert.. bin schon gespannt ob Voltair nun stirbt und was Kai dann macht.
Nur die ganzen verschiedenen Namen kann ich mir soo schlecht merken, leider doch der Hund von Kai, diesen beschreibst du echt am besten..*grins*
Weiter so!
Grüßle, hells-bells^^
Von: abgemeldet
2006-02-15T14:24:26+00:00 15.02.2006 15:24
Oh mann,

das Kappi war total toll!
Ich liebe irgendwie die Hiwataris.
Boris und Raphael wollen Voltaire killen? Das dürfen die nicht schaffen!

Du hast gesagt, dass du nicht schnell mit dem schreiben bist, aber, ich finde dass das doch sehr schnell ist!

Warum ich so früh n Kommi schreiben konnte?
Wir hatten erste frei.

Njo,
schreib bitte schnell weiter
Cu
Sonni^^
Von: abgemeldet
2006-02-15T10:50:16+00:00 15.02.2006 11:50
Super kappi!!!!!!
*echt begeistert bin*
hoffentlich schreibst du schnell weiter
liebe grüße yuriy01

p.s.: irgendwie geht mir Yuriy etwas ab


Zurück