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Mein fremdes Kind

von

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Hartes Training

Disclaimer: Alles gehört JKR, wie immer. Außer der Idee, die ist ganz allein auf meinem Mist gewachsen.
 

Inhalt: Was ist, wenn alles ganz anders verlaufen wäre und Voldemort nicht versucht hätte, Harry zu töten? (Die Story ist absolut AU und demzufolge auch sehr OOC...)
 

Vielen Dank für die diesmal erstaunlich reichlichen Reviews! Da hat man gleich noch viel mehr Lust zu schreiben.
 

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Hartes Training
 

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„WAS?“
 

Die kindliche Stimme quiekte im ersten Moment, als würde Thomas Riddle sich mit seinen nicht einmal zwölf Jahren bereits im Stimmbruch befinden. Völlig verdattert starrte er den Hauself an, der sich bei der Frage erneut vor ihm verbeugte.
 

„Master wünscht frühstücken mit jungem Herrn. Master bereits wartet.“, piepste Mobby erneut nun schon sichtlich aufgeregt und wartete, dass der Junge endlich aufstand und sich anzog, damit der Meister nicht noch länger warten musste.
 

Sich auf die Lippen beißend, überlegte Thomas tatsächlich einen Moment abzulehnen. Er hatte in den letzten Tagen die Wut und den Hass, den er immer mehr in sich spürte, weiter angestachelt, auch wenn es absolut sinnlos war. Sein Vater war viel zu mächtig, um sich wie auch immer gegen ihn wehren zu können.
 

Außerdem war das hier seine Chance. Die Chance, endlich aus diesem Raum heraus zu kommen. Die Chance, dass die Strafe vielleicht wirklich endlich zu Ende war und der tägliche Alptraum dieser Ferien aufhörte.
 

Mit diesem Gedanken schwang er seine Beine aus dem Bett, reinigte sich schnell mit einer kurzen Bewegung seines Zauberstabs und kleidete sich an. Mobby war gleich, nachdem er gesehen hatte, dass der Junge gehorchte, verschwunden, um es seinem Meister zu melden.
 

Langsam ging Thomas nur einige Minuten später die breite Treppe hinunter in die Eingangshalle und auf die Tür zum großen Speisesaal zu.
 

Nie... niemals zuvor hatte sein Vater mit ihm gefrühstückt. Wenn er es recht bedachte, hatte er außer an offiziellen Essen, wenn einige hochrangige Gefolgsleute wie Dracos Vater, Lucius Malfoy, da gewesen waren, noch nie mit seinem Vater gegessen. Zumindest nicht, soweit er sich zurück erinnern konnte.
 

Tief durchatmend stand der Junge einen Moment vor der Tür, richtete nochmals seine schwarze, edle Robe und versuchte die ewig strubbeligen, unzähmbaren Haare glatt zu streichen. Dann klopfte er kurz an und öffnete langsam die Tür, um mit erhobenem Kopf einzutreten.
 

Die letzten Wochen hatten noch etwas anderes, außer Hass, in Thomas bewirkt. Etwas, das er jetzt erst beim Eintreten mit Schrecken erkannte.
 

Als der dunkle Lord den Blick hob, sank sein Sohn automatisch auf die Knie.
 

Mit einem amüsierten Schmunzeln betrachtete Voldemort den Jungen, dem dieses Verhalten durchaus stand, wie der Ältere innerlich grinsend feststellte.

„Die Strafe ist vorbei.“, murmelte er dann ruhig. „Steh auf und setz dich an den Tisch. Ich hoffe, die Lektion war eindringlich genug...“
 

„Ja, Sir.“, erwiderte Thomas sofort, selbst in seinen Ohren erbärmlich eifrig klingend. Dann erhob er sich langsam mit weiter gesenktem Kopf und kam zum Tisch herüber. Als er den Stuhl zurückgezogen hatte und sich gerade setzen wollte, stockte er, da etwas auf seinem Platz lag, das er zuvor nicht gesehen hatte.
 

Fast ein wenig ungläubig strich er über das Paket aus Stoff und wusste sofort, was es war. Nichts sonst fühlte sich dermaßen seidig weich an.
 

Sein Tarnumhang...
 

Fragend hob er nun doch den Blick und sah seinem Vater das erste Mal seit Wochen wieder bewusst ins Gesicht, bevor er sich jedoch erst einmal schnell setzte, um die Anweisung von vorher auszuführen.
 

„Woher hast du diesen Umhang?“, wollte Voldemort nun wissen, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte, wie er es oft tat, wenn Thomas etwas angestellt hatte und gleich bestraft werden würde.
 

„Ich weiß.. es nicht genau, Sir. Ich habe ihn zu Weihnachten bekommen und,... dachte irgendwie, er wäre von dir.. oder Severus.“, murmelte Thomas leise und senkte den Kopf etwas, weil er einen Schlag erwartete.
 

Es wurde immer offensichtlicher, wie albern seine diesbezüglichen Gedanken gewesen waren. Wenn der Umhang von seinem Vater gewesen wäre, hätte er ihn garantiert nicht als Weihnachtsgeschenk getarnt geschickt und Severus wäre sicherlich auch nicht auf diese Idee gekommen.
 

„Es war nur ein Zettel dabei.. ohne Unterschrift.“, erzählte er deshalb weiter, als sein Vater sich nicht rührte, seine wachsende Unsicherheit hinter einer kühlen Maske, wie er hoffte, verbergend. „Gebrauche ihn weise, stand darauf.“
 

Voldemort hatte lediglich zugehört und nichts weiter gesagt. Nun beugte er sich nach vorn und schob den Umhang dichter zu dem Jungen hin.

„Dann solltest du ihn dazu verwenden, herauszubekommen, wer uns entzweien wollte.“, murmelte er, ehe er sich erhob. „Es war mehr als dumm anzunehmen, er wäre von mir, Junge.“
 

Thomas starrte seinen Vater mit zusammengebissenen Zähnen an und folgte ihm mit dem Blick, als er den Saal mit wehender Robe verließ.

„Diesmal hab ich es gespürt.“, wisperte er zu sich selbst und starrte auf seinen noch unbenutzten Teller.
 

Mehr als deutlich hatte er gefühlt, wie sein Vater in seinen Geist eingedrungen war, wie er seine Gedanken überwacht hatte. So hatte Voldemort also damals gemerkt, dass er nicht mehr allein in seinem Büro war. Damals... Der Anfang der Ferien schien wirklich eine Ewigkeit her zu sein.
 

„Kurzes gemeinsames Frühstück.“, murmelte Thomas dann nur und begann zu essen. Doch wie so oft hatte er kaum Appetit und schob den Teller recht schnell von sich.
 

Anschließend begab er sich sofort in sein Zimmer hinauf und begann in seinen Büchern zu stöbern. Vielleicht hatte er ja eines dabei, in dem es um das Lesen von Gedanken ging. Als er allerdings nach Stunden des Suchens nichts fand, nutzte er den Luxus – ja, es war bereits Luxus für ihn – sein Zimmer verlassen zu dürfen, und ging in die Bibliothek hinunter, um dort weiter zu suchen. Irgendwo musste es doch etwas geben.
 

-
 

Der Rest der Ferien – kaum zwei Wochen – verging so rasend schnell, dass Thomas gar nicht richtig wusste, wie ihm geschah, bis er sich im Zug zurück nach Hogwarts wieder gefunden hatte. Doch auch die Fahrt schien an ihm vorbei zu gleiten, während er sich Gedanken darüber machte, was er tun sollte.
 

Weder seine Freunde, die mit ihm im selben Abteil saßen, noch die Ankunft oder die Sortierungszeremonie der neuen Schüler konnten ihn irgendwie erreichen. Alles war wie ein schales Bild, das er einfach ignorierte.
 

Draco und die anderen hatten es irgendwann aufgegeben, ihn nach seinen Ferien auszufragen und er war auch mehr als froh darüber. Was hätte er auch schon erzählen sollen? Dass sein Vater von Strafen mit Schlägen zu Folterung übergegangen war? Nein, das ging absolut niemanden auch nur das geringste an.
 

Nach dem Essen ging Thomas dann nicht mit den anderen in den Gemeinschaftsraum im Kerker von Hogwarts, sondern verschwand ungesehen unter seinem Tarnumhang und bog auf halbem Weg in einen anderen Seitengang ab.
 

Er musste zu dem einzigen Menschen, von dem er wusste, oder zu wissen glaubte, dass er ihm helfen konnte... zu dem einzigen, dem er innerhalb Hogwarts vertrauen konnte.
 

Langsam schlich der Junge durch die Dunkelheit, die nur hin und wieder von einer Fackel erhellt wurde, bis er endlich vor seinem Ziel angekommen war. Es war klar, dass die Zielperson noch nicht da sein konnte und so wartete er weiter unter dem Umhang versteckt.
 

Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde, bis Schritte durch den Gang hallten. Eine ganz in schwarze Roben gehüllte Person kam um die Ecke, die schwarzen, scheinbar immer fettigen Haare wehten nur einen Moment lang, ehe sie wieder schwer auf die Schultern sanken.
 

Endlich waren alle Schüler seines Hauses mit Stundenplänen versorgt und er konnte sich auch zurückziehen.
 

Die Tür öffnete sich bereits lautlos als Severus Snape herum schnellte und genau auf die Stelle sah, wo Thomas unter dem Tarnumhang verborgen stand.
 

Wenn er noch Zweifel gehabt hatte, waren sie damit ausgelöscht. Snape konnte ihm helfen!
 

„Wir müssen reden.“, murmelte Thomas nur und ging einfach an dem verdutzten Mann vorbei in dessen kleines Wohnzimmer, wo er wieder sichtbar wurde und den Tarnumhang, der durch den weichen Stoff zu einem erstaunlich kleinen Päckchen zusammengelegt werden konnte, unter seinem Pullover verschwinden ließ.
 

„Deine Hauskameraden suchen bereits nach dir. Was suchst du hier... es ist Sperrstunde. Du kannst doch unmöglich beim Bankett etwas angestellt haben, was eine Strafe lohnen würde, Thomas.“
 

„Nenn mich nicht SO!“, zischte der Junge herumfahrend und starrte seinen Lehrer dermaßen wütend an, dass dieser bleich wurde.
 

‚Merlin... sag jetzt nicht, ich soll dich Harry nennen.‘, flehte der geschockte Mann gedanklich, bis ihm plötzlich klar wurde, dass er zuvor geduzt worden war. Irritiert und ungläubig betrachtete er den Jungen, den er sehr gut zu kennen glaubte.
 

Thomas Riddle hatte sich ganz offensichtlich verändert, versuchte das aber auch genauso offensichtlich zu verstecken. Beim Essen, als er den Jungen beobachtet hatte, war es Severus nicht weiter aufgefallen, doch jetzt war es ganz klar zu sehen.
 

„Wie soll ich dich also nennen?“, wollte er ruhig wissen, während er die Arme vor der Brust verschränkte, wie er es auch in einem Klassenraum machen würde. Das schien den Jungen doch etwas aus der Fassung zu bringen. Da er nun offensichtlich seinen Lehrer vor sich hatte und nicht den Untergebenen seines Vaters... den er ein halbes Jahr lang täglich gefoltert hatte.
 

Genau diesen Gedanken schien der Junge nun auch zu hegen, denn er zog seinen Zauberstab hervor und sah dem Mann vor sich in die Augen.

„Ich will etwas lernen und ich denke, dass du es mir beibringen kannst. Die Bücher, die ich dazu gefunden habe, waren wenig aussagekräftig.“, murmelte er leise.
 

Severus zitterte unwillkürlich kurz. Der Junge, der nie wirklich wie ein Kind gewirkt hatte, schien nun auch den letzten Rest Jugend verloren zu haben. Fast hatte er das Gefühl, dass er vor dem dunklen Lord persönlich stand. Doch schnell schüttelte er diesen Gedanken wieder ab.

„Ich werde dir helfen. Aber steck den Zauberstab weg und...“
 

Weiter kam er nicht, als Schmerz durch seinen Körper raste. Schmerz, der weitaus heftiger war, als alles, was der Junge bisher zustande gebracht hatte. Fast sofort stürzte der Lehrer keuchend zu Boden und wand sich.
 

„Weißt du, Snape... ich habe gelernt, dass man nicht nur Schmerzen verursachen wollen muss, damit dieser Fluch funktioniert.“, murmelte Thomas, als er schon nach wenigen Augenblicken wieder aufhörte, da er den Mann ja nicht wirklich verletzen wollte. „Man muss auch wissen, was man da eigentlich tut... und ich habe es diesen Sommer gelernt... mehr als gründlich.“
 

Noch immer jagten Wellen voller Schmerz durch seinen Körper, obwohl der Fluch schon längst von ihm genommen worden war. Doch das merkte Severus in dem Moment kaum. Noch viel bleicher als sonst starrte er den Jungen an.

„Du... hast es gelernt?“, wollte er wissen und überlegte, was passiert sein konnte, ohne dass das Offensichtliche stimmen musste.
 

„Ach ja.. das hatte ich ganz vergessen.“, murmelte Thomas überrascht tuend. „Mein werter Lehrer war ja nicht da, um es mitzuerleben.“
 

„Ich... Dein...“, stammelte der Gemeinte und starrte den Jungen in einer Mischung aus Unglauben und Unsicherheit an, als er merkte, dass dieser ihn für etwas verantwortlich machte, was im Sommer passiert war. „Dein Vater wollte nicht, dass ich in den Ferien zu dir komme. Er sagte, du würdest allein zurecht kommen.“
 

Es war erstaunlich, wie schnell Snape sich wieder fing und völlig normal redete, doch einen kurzen Moment lang, hatte Thomas das Gefühl Angst in dem Älteren zu spüren.

„Wie auch immer. Ich will, dass du mir etwas beibringst...“
 

Endlich ließen die Schmerzen, die als Folgen des Cruciatus immer wieder durch seinen Körper rasten, so weit nach, dass Severus sich wieder erheben konnte. Langsam ging er zu dem Sessel vor dem Kamin und setzte sich.
 

„Was soll ich dir beibringen, Tho...“ Er stockte unsicher. „Wie soll ich dich nennen, wenn nicht bei deinem Namen?“, wollte er dann wissen und hoffte wieder, dass der Junge nicht ‚Harry‘ sagte.
 

Thomas winkte nur ab. Eigentlich hatte er sich so in Rage gegrübelt gehabt, dass er Snape zwingen wollte ihn wieder Mister Riddle oder gar junger Lord zu nennen, aber das war jetzt auch nicht mehr so wichtig. Irgendwie konnte er nicht wütend auf den Mann sein, der nur die Befehle seines Meisters ausgeführt hatte.

„Ich will Okklumentik lernen.“, ließ er die Katze dann aus dem Sack und beobachtete den Lehrer genau.
 

Erneut wurde Severus bleich. „Wie...“, begann er, stockte aber sofort wieder. Der Junge brachte ihn mächtig aus dem Konzept. Was auch immer in den Ferien geschehen war, es hatte damit zu tun, dass der dunkle Lord Gedanken lesen konnte, wie andere Leute Bücher.
 

„Es sollte mich nicht überraschen, dass du von diesem eigentlich unbekannten Zweig der Magie Kenntnis hast. Es ist nicht einfach und... verlangt sehr viel Disziplin. Ich habe noch nie gehört, dass jemand in deinem Alter...“
 

„Das ist mir egal... jemand in meinem Alter könnte normalerweise auch nicht, was ich bereits kann. Ich bin also nicht normal... und ich WILL, dass meine Gedanken mir allein gehören!“
 

„Schon gut.“, beschwichtigte Severus, der durchaus merkte, wie reizbar der Junge war. Er hatte keinerlei Bedürfnis nochmals verflucht zu werden und in irgendeiner Weise die Hand oder besser den Zauberstab gegen den Sohn des dunklen Lords zu erheben, kam absolut nicht in Frage. Denn Todessehnsucht hatte er noch nicht.
 

„Wie gesagt, ich will es lernen... und da du es sehr gut beherrschst, kannst du es mir sicher beibringen.“
 

„Also gut... Aber...“
 

„Und ich will, dass es unter uns bleibt.“, verlangte Thomas, den Lehrer unterbrechend, und sah gleich, dass Severus überrascht war und sofort protestieren wollte. Der Junge hob eine Hand und verhinderte so, dass Snape etwas sagte. „Er wird dich nicht direkt danach fragen, weil er keine Ahnung hat, dass ich es lernen will... und deswegen musst du es ihm auch nicht erzählen... sieh es einfach als Teil deines Vertrages zwischen den beiden Seiten. Es hat weder etwas mit meiner Sicherheit, noch mit der meines Vaters zu tun, also musst du es ihm auch nicht erzählen.“
 

Seufzend lehnte sich der Ältere wieder zurück und schloss für einen Moment die Augen. Irgendwie hatte der Junge ja recht. Aber sollte Voldemort herausfinden, dass er seinem Sohn Okklumentik beibrachte und der Junge es irgendwann gegen seinen... Nein, so dumm wäre er sicherlich nicht. Oder doch? Wieso wollte er es geheim halten?
 

„Also gut.. solange dein Vater nicht direkt fragt, werde ich ihm nichts erzählen.“, stimmte Severus schließlich doch zu und er wusste tief in sich bereits jetzt, dass er diese Entscheidung irgendwann mehr als bereuen würde. Aber sein Wort war ihm fast schon heilig. Er gab es nicht leichtfertig und brach es nicht einfach so.
 

„Ich will, dass wir gleich beginnen. Ich weiß, dass ich meine Gefühle und Gedanken irgendwie unterdrücken muss.“, murmelte der Junge und stand wieder auf. „Doch wie?“
 

„Es ist nicht leicht. Allerdings bist du schon immer... nun ja ... kalt gewesen.“, erwiderte Severus und erhob sich ebenfalls. „Du hast keine schwachen Gefühle... aber Hass und Wut sind nicht schwach und genau diese musst du lernen zu kontrollieren. Ich werde jetzt versuchen in deinen Geist einzudringen. Dein Vater würde nicht auf diese Art vorgehen. Sein Geist ist stark genug, dass er weder einen gezogenen Zauberstab noch die Zauberformel benötigt. Aber wir beginnen dennoch hiermit. Versuch mich irgendwie abzuwehren. Legilimens!“
 

Er war noch nicht wirklich bereit, als der Zauber ihn traf, und so konnte Thomas auch nicht sofort reagieren...
 

Ein bitterlich weinender Dreijähriger drückte den noch weichen Körper einer toten Katze an sich und sah zu einem drohend über ihm aufragenden Schatten auf. - Er wurde gnadenlos bestraft. - Ein Vierjähriger sah zu, wie sich ein dunkelhaariger fremder Mann vor ihm am Boden wand. - Ein siebenjähriger Thomas hielt stolz seinen ersten Zauberstab in Händen. – Dann war er in seinem Zimmer und richtete ihn gegen sich selbst...
 

„NEIN!“, schrie Thomas und krachte auf die Knie, wobei ein stechender Schmerz von der linken Kniescheibe durch seinen Körper raste. Diese Erinnerung gehörte ihm allein. Es war schlimm genug, dass Dumbledore sein Geheimnis kannte.
 

Dem Jungen gegenüber rieb Severus sich die schmerzende Hand und sah ihn geschockt an. Er konnte sich an ihre erste Begegnung erinnern? Und noch dazu so klar?

„Was... Was war mit der Katze?“, wollte er leise wissen, da er auf das andere nicht eingehen wollte.
 

„Ich hatte sie gefunden, als sie klein war und in meinem Zimmer versteckt... Vater hat sie mit einem Avada getötet und... ich durfte von da an nicht mehr allein in den Garten gehen.“, murmelte Thomas mit dröhnendem Schädel aber mehr als froh, dass Snape nur danach fragte.
 

Sich leicht den Kopf haltend, rappelte sich der Junge wieder auf und sah seinen Lehrer an, der eine hässliche rote Wunde an der Hand hatte. „War ich das?“, wollte er irritiert wissen, da er sich gar nicht entsinnen konnte, irgendeinen Abwehrzauber gesprochen zu haben.
 

„Ist nicht so schlimm... du hast dich unbewusst gewehrt. Allerdings ist das nicht unbedingt der Sinn der Sache. Du musst deinen Geist derart verschließen, dass ich gar nicht erst an eine Erinnerung heran kann. Sodass ich gar nicht weiß, dass mir etwas entgeht.“
 

Leicht nickend stellte Thomas sich wieder auf und versuchte seinen Geist zu leeren. Doch diesmal war es schon weitaus schwieriger, da sein Kopf von dem ersten Angriff noch immer heftig schmerzte.
 

„Legilimens!“, erklang erneut der Ruf und sofort rasten seine Gedanken wieder davon, ohne dass er etwas tun konnte. Er sah sich hilflos vor einem Kessel stehen, der jeden Moment explodieren würde. Im nächsten Moment übergab er seinem Vater den Stock für eine Bestrafung. Und dann wand er sich den Bruchteil einer Sekunde schreiend und schluchzend am Boden, während sein Körper in Wellen von Schmerz zuckte.
 

Wieder brüllte er aus Leibeskräften und sackte zusammen, als er den Eindringling aus seinem Kopf warf. Er wollte nicht, dass Snape diese Schmach sehen konnte.
 

Als Thomas sich etwas beruhigt hatte und langsam den Kopf hob, musste er mit ansehen, wie sein Lehrer seine Robe löschte und sich dann leise stöhnend aufrappelte.
 

Unbewusst hatte der Junge einen so mächtigen Schildzauber heraufbeschworen, dass es Severus Snape rückwärts weggeschleudert hatte, sodass er seitlich gegen den Kamin geprallt und seine Robe an den glühenden Kohlen entzündet worden war.
 

„Wir... Ich denke, das reicht für heute.“, murmelte der Lehrer und reparierte seine versengte Kleidung. „Übe jeden Abend deinen Geist zu leeren. Das ist das wichtigste dabei. Wenn du das schaffst, können wir versuchen, bestimmte Erinnerungen zu verbergen...“
 

Thomas nickte leicht. Sein ganzer Körper schmerzte und er hatte das deutliche Gefühl, dass sein Schädel jeden Moment platzen würde. Aber es war ihm egal. Er wollte weiter lernen. Er WOLLTE Erfolg haben.
 

Ohne ein weiteres Wort warf er sich seinen Tarnumhang über und wandte sich zur Tür.

„Danke, Professor.“, murmelte er und verschwand.
 

Die irrationale Wut, die er noch bei seinem Eintreffen auf den Lehrer gehabt hatte, war nun verschwunden. Severus war bereit ihm zu helfen und das war wichtiger, als die kleinliche und irgendwie alberne Verletztheit.
 

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Die nächsten Wochen und Monate wurden die schwersten im bisherigen Leben des jungen Riddle. Bisher war er für ein Versagen jedweder Art einfach mit einer zum Teil mehr als heftigen Tracht Prügel bestraft worden. Jetzt jedoch musste er hilflos mit ansehen, wie seine schlimmsten und peinlichsten Erinnerungen geradezu aus seinem Geist flossen und sich seinem Gegenüber offenbarten. In gewissem Sinn war das sehr viel schlimmer als Prügel.
 

Mit der Zeit wurde er zudem immer wütender auf sich selbst, da er einfach keine Fortschritte zu machen schien. Immer wieder und wieder versuchte er es, doch Severus bekam mehr zu sehen, als irgendjemand je von ihm wissen sollte. Mehr als selbst sein Vater zum Teil wusste.
 

Doch eines Tages – die Weihnachtsferien hatten bereits begonnen und sie waren fast völlig allein in den Kerkern – war es plötzlich anders.
 

Anfangs schien es wie immer zu sein. Severus Snape griff mit dem Legilimens an und sah Dinge, die er nicht sehen sollte. Thomas fiel mit einem Aufschrei auf die Knie und sah mit einem so hasserfüllten Blick auf, dass der Lehrer erschrocken einen Schritt zurück wich.
 

Plötzlich sah Thomas die Kerker von Hogwarts im Licht weniger Fackeln, sah einen schwarzhaarigen Schüler durch die Gänge hetzen. Er wurde von hinten gepackt und hing dann auf einmal kopfüber von der Decke. Kräftige Hände drehten ihn schnell und schneller und alles, was er bei sich hatte, fiel zu Boden, seine Kleidung rutschte nach unten...
 

Thomas blinzelte und starrte seinen nicht weniger geschockten Lehrer an. „Habe ich etwa...?“
 

Severus nickte nur langsam, im ersten Moment zu geschockt, um irgendetwas zu sagen oder zu tun. „Du hast... dich durch... Angriff verteidigt.“, murmelte er dann nur leise und schluckte kurz schwer. „Versuch es noch einmal.“
 

„Ich soll... Also gut.“ Thomas stand auf und rieb sich kurz die Schläfen. Sein Schädel pochte schon wieder, als wolle er jeden Moment platzen. Immerhin waren sie bereits seit einer Stunde dabei zu üben, was er wohl doch nie lernen würde.
 

Den Schmerz ignorierend versuchte er sich zu konzentrieren, hob seinen Zauberstab und sprach nun bewusst, was er scheinbar zuvor unbewusst getan hatte: „Legilimens!“
 

Nichts... Schwärze... Er konzentrierte sich mehr und sah plötzlich ein helles Licht in dem Dunkel auftauchen, dass sich bei näherer Betrachtung in eine heiße Sonne wandelte. Ein schwarzhaariger Junge schwamm in einem See. Doch tat er das offensichtlich nicht freiwillig, da er alle Kleider noch an hatte und recht panische Bewegungen machte.
 

„Hey... warte, Schniefelus... wir sind noch nicht fertig.“, war der Ruf eines anderen zu hören und plötzlich war jemand neben ihm und tauchte ihn unter, sodass er Wasser schluckte und hustend wieder auftauchte.
 

Keuchend sackten sie nun beide zusammen und starrten sich überrascht und ungläubig an.
 

„Offenbar... brauchst du auch noch etwas Training, Sev.“, murmelte der Junge leise.
 

„Scheint so.“, war alles, was Severus dazu erwidern konnte. Dieser Junge war einfach nur unglaublich.
 

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TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DarkEye
2006-04-26T19:43:24+00:00 26.04.2006 21:43
wau ..er hat sich aba einfach kalsse gewehrt.. danke für deine ens .würde mich über die nächste freuen!

dark
Von: abgemeldet
2006-04-26T18:18:55+00:00 26.04.2006 20:18
sev tut mir leid *snief* also net nur wegen den erinnerungen, sondern vorallem weil er imma so verletzt wird beim lernen. ich freu mich schon auf die nächste ens
Von:  LindenRathan
2006-04-26T03:25:59+00:00 26.04.2006 05:25
Eine super FF.
Schickst du mir ne Ens, wenn es weiter geht?
Thomas tut mir echt leid.
Bin gespannt ob er sich irgendwann gegen den Lord wehrt
und ob er seine richtigen Eltern akzeptiert.


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