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Mein fremdes Kind

von

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Die Gedanken sind frei!

Disclaimer: Alles gehört JKR, wie immer. Außer der Idee, die ist ganz allein auf meinem Mist gewachsen.
 

Inhalt: Was ist, wenn alles ganz anders verlaufen wäre und Voldemort nicht versucht hätte, Harry zu töten? (Die Story ist absolut AU und demzufolge auch sehr OOC...)
 

Das Kapitel ist recht kurz und ich bin auch nicht wirklich zufrieden damit. Aber ich habe mir lange genug daran die Zähne ausgebissen, denke ich.
 

Danke an alle Reviewer!
 

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Die Gedanken sind frei!
 

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Die Bibliothek von Hogwarts war ein riesiger Saal, der allerdings durch scheinbar viel zu viele und viel zu eng stehende Regale, die zum Teil bis zur hohen Decke gingen, fast vollständig ausgefüllt war. Durch einige der Gänge zwischen den mit Büchern überladenen Regalen konnten selbst recht schmale Personen nur seitlich hindurch gehen. Insgesamt hatte der Raum eine stickige und fast schon erdrückende Atmosphäre, der sich vermutlich niemand entziehen konnte.
 

Seit fünfzehn Monaten war auch das restliche Bild immer das Gleiche, wenn jemand die Bibliothek betrat. An einem der äußeren Tische saß ein schmächtiger, schwarzhaariger Junge und las konzentriert in einem der abertausend Bücher, die Hogwarts zu bieten hatte, während er sich hin und wieder eine Notiz auf einem bereitliegenden Bogen Pergament machte.
 

Die Schule war zu dieser Zeit im Jahr – es war wenige Tage nach Weihnachten – fast vollkommen ihrer Bewohner ledig und so blickte der Junge kurz auf, als sich die Tür öffnete und jemand eintrat. Doch im selben Moment verdunkelten sich die grünen Augen und er runzelte die Stirn.
 

Der Störenfried war offensichtlich niemand, den er hier gern gesehen hätte. Grummelnd beugte er sich wieder tiefer über sein Buch und arbeitete weiter.
 

Ebenso grüne Augen wie die des Jungen wanderten durch den Raum und musterten den einzigen Anwesenden. Leise seufzend ging Lily Potter zwischen den Tischen entlang und verschwand zwischen zwei Regalen.
 

Wieso konnte der Junge sie nicht wenigstens etwas anders behandeln? Immer sah er aus, als würde er im nächsten Moment flüchten oder auf sie losgehen. Ich weiß, dass du mein Sohn bist. Und ich will dich so gern im Arm halten... Harry.
 

Den Jungen beim Arbeiten beobachtend, stand Lily hinter einem Regal, ein beliebiges Buch in der Hand haltend, das sie sicher nie lesen würde. Er sah so schmächtig aus! Viel zu dünn und klein für sein Alter. Bekam er denn nichts zu essen? Alle anderen Kinder waren doch auch gut genährt.
 

Oder vergisst du einfach zu essen, mein Sohn? Bist du so in deine Arbeit vertieft, dass du an nichts anderes mehr denkst?
 

Es wirkte wirklich so. Der schwarzhaarige Junge schien alles um sich herum auszublenden, während er in dem dicken, in schwarzes Leder gebundenen Buch las und sich hin und wieder eine Notiz auf ein Pergament machte. Neugierig schlich sich die rothaarige Frau näher an ihn heran, um zu sehen, was er aufschrieb.
 

Mit einem kurzen Blick erhaschte Lily einige einzelne Wörter auf dem Pergament. Regaro Thetis, Boragium, Pechasche. Es waren einfach nur wahllos zusammengewürfelte Wörter. Offensichtlich schrieb der Junge nur Begriffe auf, die er noch nicht verstand, um sie später nachschlagen zu können.
 

„Was soll das?“, zischte Thomas, als er mehr spürte, als wirklich bewusst wahrnahm, dass jemand hinter ihm stand. Da sich nur eine weitere Person mit ihm in der Bibliothek befand, konnte es auch nur Lily Potter sein. „Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben!“
 

„Mister Riddle.“, kam plötzlich eine weitere, ihm sehr gut bekannte Stimme seitlich von ihm und Thomas zuckte zusammen, ehe er sich zu seinem Hauslehrer, den er nicht hatte eintreten hören, umwandte. „Wir hatten vor fünfzehn Minuten einen Termin... falls Sie sich erinnern.“
 

Sofort wurde der Junge etwas bleich. „Verzeihung. Ich komme sofort, Professor.“, beeilte Thomas sich zu versichern, stand auf und machte sich daran, alles zusammen zu räumen, was er benutzt hatte. Dann nahm er sein Buch, steckte die Pergamentrollen und Feder und Tinte in seine Tasche und folgte Severus Snape nach draußen. Der dritten anwesenden Person schenkte er keinen einzigen Blick mehr.
 

Lily Potter hatte, während der Junge aufräumte, ihren ehemaligen Mitschüler angesehen. Er weiß es!, schloss sie aus einem sehr kurzen Blick in die traurigen, schwarzen Augen. Er weiß, dass es Harry ist. Warum hilft er mir nicht?
 

Sie konnte nicht ahnen, dass Severus genau dies versuchte. Auch wenn es vollkommen im Stillen und vor allem möglichst im Dunkeln geschah. Dem Mittelsmann zwischen Licht und Dunkel war seit Beginn des Schuljahres klar, dass der Junge zweifelte... dass er vermutete, nicht der zu sein, der er seines Wissens nach sein sollte. Und die Tatsache, dass Thomas Okklumentik lernen wollte, verstärkte Snapes Verdacht nur noch.
 

Doch auch wenn dem Jungen vieles sehr leicht fiel - seine Gedanken zu verschließen, gehörte nicht dazu. Noch nicht ein Mal war es Thomas gelungen, seinen Lehrer vollkommen auszusperren und das frustrierte den Zwölfjährigen verständlicherweise immer mehr.
 

„Warum lässt sie mich nicht endlich in Ruhe?“, wollte Thomas wissen und drehte sich dabei leicht zu seinem Lehrer, als hätte der die Antwort auf jede Frage und somit auch auf diese.
 

„Glaubst du wirklich, dass Lily das könnte?“, kam die Erwiderung mit der seidigen, dunklen Stimme, die der Junge gewohnt war und in den letzten Monaten zu schätzen gelernt hatte. „Sie glaubt, dass sie Recht hat und nichts kann eine Mutter aufhalten, wenn sie ihr Kind zurück haben will.“
 

„Und was glaubst du?“, fragte Thomas und bemerkte den Bruchteil einer Sekunde lang, dass der Andere bleicher wurde, als er es normalerweise war. „Du glaubst es auch... nicht wahr?“
 

„Das... Nein.“, erwiderte Severus leise und hätte sich am liebsten geohrfeigt. Natürlich wusste der Junge, dass er log. Wer hätte es in dieser Situation und bei dem Gestammel nicht gewusst? Doch er musste es weiter abstreiten, sonst war er so gut wie tot.
 

„Schon gut. Dafür ist später auch noch Zeit. Erst einmal muss ich weiter lernen... endlich richtig lernen. Was mache ich falsch, verdammt? Ich bin noch keinen Schritt weiter als vor drei Monaten! Wieso kann ich es nicht?“
 

Die Stimme des Jungen war immer lauter geworden und hallte nun durch die leeren Kerker. Die Frustration darüber, dass er einfach keinerlei Fortschritte machte, war deutlich zu hören und würde sich sicherlich demnächst heftig entladen. Und Severus wusste auch gegen wen.
 

„Du bist ein hervorragender Legilimentiker und das ist in deinem Alter wirklich eine unglaubliche...“
 

„Das ist mir scheißegal! Ich will nicht in anderer Leute Gedanken herumpfuschen! Ich will meine eigenen für mich behalten!“, zischte der Junge und wirbelte herum, um den Erwachsenen mit wütend funkelnden Augen anzustarren. Mit einer gewissen Befriedigung bemerkte er die Angst, die kurz in Snapes Blick aufflackerte. Der Mann fürchtete ihn wirklich. Sollte er tatsächlich schon so mächtig sein, dass selbst ein Schwarzmagier wie Severus Snape ihn fürchtete? Ihn? Einen Zweitklässler?
 

Es stimmte teilweise. Allerdings hatte Severus eher Angst, weil er sich nicht würde wehren dürfen. Sollte Thomas entscheiden, dass er erneut seine Flüche an ihm testen wollte, könnte der Ältere lediglich zu Voldemort gehen und es diesem melden. Doch wahrscheinlich hätte der Dunkle Lord gar nichts dagegen, wenn sein ‚Sohn‘ sich weiter darin übte, andere zu quälen.
 

Schweigend betraten sie die kleine Wohnung, die Severus hier in Hogwarts zur Verfügung gestellt bekam, und Thomas legte seine Bücher und die Tasche auf den kleinen Tisch neben dem Sofa. Dann drehte er sich dem Lehrer zu, der bereits mit gezogenem Zauberstab vor ihm stand.
 

Er wusste nicht zum wievielten Mal er nun versuchte, sich gegen einen Angriff auf seinen Geist zu wappnen. Doch tief in sich fand er plötzlich die Gewissheit, dass es heute anders laufen würde. Heute würde er es schaffen! Auch wenn er nicht einmal in der Sekunde vor dem eigentlichen Angriff wusste, wie er es tun sollte.
 

Als der Spruch die blassen Lippen des Schwarzhaarigen ihm gegenüber verließ, rührte Thomas sich gar nicht, sondern konzentrierte seine Gedanken auf das Frühstück heute Morgen. Es musste einfach funktionieren!
 

Severus drang wie so viele Male zuvor in Harrys Geist ein. Doch landete er zu seinem eigenen Erstaunen nicht in Riddle-Manor, um wie sonst immer irgendeine vergangene Demütigung des Jungen zu erleben, sondern mitten in der Großen Halle.
 

Das, was er sah, war offenbar das Frühstück, und die Anwesenheit der Potter-Familie deutete darauf hin, dass es in den letzten Tagen gewesen sein musste. Dumbledore saß mit am Tisch, er selbst und auch die anderen Lehrer. Die Potter-Zwillinge plapperten die ganze Zeit, was sie alles geschenkt bekommen hatten und fragten Thomas aus, der ihnen aber nur die selben Auskünfte gab wie auch im Jahr zuvor. ‚Weihnachten ist absolut unnütz...‘
 

Langsam sah Severus sich weiter um, betrachtete alle Anwesenden und trat dann neben Thomas, um auf den Jungen herabzusehen.
 

Was ging hier nur vor sich?
 

Irgendetwas irritierte den Lehrer dermaßen, dass es ihm eiskalt den Rücken herab rann. Etwas war nicht so, wie es sein sollte.
 

Und dann plötzlich wurde es ihm klar.
 

Thomas sah ihn an!
 

Der Junge, der eigentlich im Moment nur eine Erinnerung und dabei auf sein Frühstück konzentriert sein sollte, beobachtete ihn. Auch wenn es sehr unauffällig geschah, spürte Severus, dass die grünen Augen ihm in jeder Bewegung folgten. Das sollte nicht möglich sein! Er war ein unsichtbarer Zuschauer in der Erinnerung des Jungen!
 

Im nächsten Moment, als hätte Thomas gespürt, dass sein Tun nicht unentdeckt geblieben war, wurde der Lehrer aus dem Geist des Anderen herausgeschleudert, sodass sein physisches Selbst keuchend zu Boden sackte. „Wie... wie hast du das gemacht?“, verlangte Severus zu wissen, als er wieder halbwegs normal atmen konnte und sich langsam auf die Füße zurück kämpfte.
 

„Ich weiß es nicht genau... Aber es hat auf jeden Fall funktioniert. Ich habe selbst entschieden, was du sehen darfst und was nicht.“, erklärte Thomas und ein triumphierendes Glitzern trat in seine Augen. „Ich habe es geschafft! Endlich! Meine Gedanken gehören wieder mir allein und niemandem sonst...“
 

Staunend beobachtete Severus, wie die so seltenen Emotionen über das meist kalte und abweisende Gesicht des Jungen huschten. Ein Lächeln, das froh und grausam zugleich war.
 

In dem Moment war dem Lehrer eines klarer als je zuvor: Thomas Riddle wollte er nie gegenüber stehen müssen, wenn dieser wirklich wütend war.
 

„Ich will, dass du ab sofort bei jeder Gelegenheit versuchst, in meine Gedanken einzudringen.“, verlangte Thomas und sah in die fast schwarz wirkenden Augen von Snape. „Ich will lernen, immer bereit zu sein...“
 

„Sollten wir nicht erst einmal versuchen, ob es nicht nur Zufall war? Ob du es überhaupt wiederholen kannst?“
 

„Natürlich kann ich das.“, zischte Thomas und blitzte Severus wütend an. Gleichzeitig spürte er jedoch, dass es ein Trick gewesen war, um ihn abzulenken, als sein Hauslehrer in seinen Geist eindrang und er sich nicht rechtzeitig wappnen konnte. Doch schon nach wenigen Augenblicken warf er Snape mit einer Wut aus seinem Geist, dass dieser erneut zu Boden ging und im nächsten Moment den Zauberstab des wütenden Jungen auf sich gerichtet fand.
 

„Bei jeder.. Gelegenheit.“, murmelte Severus, rührte sich aber nicht vom Fleck und machte auch keine Anstalten, sich zu verteidigen. „Nimm den Stab runter, Thomas. Du weißt genau, dass du es genauso wolltest und du hast bei deinem eigenen Test versagt.“
 

Grummelnd schnappte der Junge nach seinen Sachen und verließ den Raum, um in seinen Schlafsaal zurück zu gehen.
 

Er würde weiter üben und zwar so lange, bis es Snape in keiner Situation mehr gelang, seinen Geist zu durchforsten. Er durfte sich nicht mehr überraschen lassen!
 

Und dann, wenn er das geschafft hatte, konnte er sich den Luxus leisten, über sich selbst und seine Herkunft nachzudenken und nach einer Lösung für die eine Frage zu suchen, die noch wichtig war.
 

Wer war er?
 

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TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-08-01T14:43:27+00:00 01.08.2006 16:43
Hey,
ich bin gestern zufällig auf deine Story gestossen und finde sie ziemlich gut. Ist mal was anderes.
Würdest du mir bitte ne ENS schreiben wenn es weiter geht?


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