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Gruselige Kurzgeschichten-Eine Sammlung

von

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Geschichte 2

Es wurde schon kühler, man merkte, dass der Herbst bald vorbei sein würde. Susan zog sich die Jacke enger um die Schultern, dann lehnte sie sich vor um die Heizung des Autos anzumachen. „Heute war echt ein schöner Abend!“ Sie lächelte ihrem Mann Sam glücklich an. „Ja, das fand ich auch!“, antwortetet er ebenfalls lächelnd, ohne die Augen von der Straße zu nehmen. Es war schon längst dunkel geworden und sie waren viel später losgefahren, als geplant gewesen war. Aber es war so schön im Restaurant gewesen, dass sie bis zum Schluss an ihrem Tisch gesessen hatten. Erst als der Kellner kam und ihnen mitteilte, dass sie nun schließen würden, fiel ihnen auf wie spät es schon war. Die Scheinwerfer des Autos schienen nun kleine Regentropfen hell an. Sam musste sich konzentrieren, er hatte das Auto nicht lange und er musste sich noch daran gewöhnen, wie man es am Besten fuhr. Es war auch schon älter, hatte daher nicht die ganzen Annehmlichkeiten, die moderne Autos zu bieten hatten. Aber das war egal. Es war sein Wunschauto gewesen, schon seit ewigen Zeiten. Und als er dann diesen Mercedes Benz 300 SL Cabriolet von 1957 gesehen hat… Und das für den Preis! Er konnte es immer noch nicht glauben! Das Auto war makellos, er hat extra nachgefragt, ob es ein Unfallwagen wäre oder ob sonst etwas damit nicht stimmte, aber nichts davon stellte sich als wahr heraus. Einzig ein leichter Fleck auf den Polstern war das einzige, was er gefunden hat. Und der Fleck war nahezu unsichtbar, man nahm ihn nur wahr, wenn man wusste, dass er da war. Er hatte einmal im Leben ein riesiges Glück! Und seine Frau war sogar ebenfalls begeistert. Nicht nur, dass es ein Cabriolet war, auch der schöne rote Lack war ganz nach ihrem Geschmack. Auch diesem Schnäppchen hatten sie ihren wundervollen Abend heute zu verdanken. So entspannt und glücklich waren Sie schon lange nicht mehr gewesen! Er drehte die Musik lauter und sah kurz zu seiner Frau hinüber. Ihr rotes Kleid passte super zur Farbe des Wagens. Und schön knapp war es auch…

„Schau lieber auf die Straße!“, lachend bewarf Susan ihn mit einer Packung Taschentüchern. „Ja, ist ja schon gut. Aber bei dem Anblick…“ Grinsend wand er seinen Blick wieder der Straße zu. Sie fuhren nun schon eine ganze Weile auf der Autobahn, er hatte auch schon mehrfach Fahrten mit dem Wagen gemacht, alles war in Ordnung gewesen. Aber nun… Manchmal reagierte der Wagen nicht mehr ganz so gut in den Kurven. Vielleicht lag es am Wagen, vielleicht lag es heute aber auch an ihm. Auch wenn er genau wusste, dass man es nicht sollte, hatte er sich heute doch einige Gläser Wein gegönnt. Er fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen. Es war nicht mehr allzu weit bis nach Hause, aber ein Unfall war wirklich das letzte was er jetzt gebrauchen konnte. Er musste sich also noch eine Weile konzentrieren. Seine Hände umfassten das Lenkrad fester, seine Frau sollte nichts mitbekommen, schließlich hatte sie den Abend so genossen.

Einige Abfahrten weiter, seine Frau war bereits auf ihrem Sitz eingedöst, merkte er wieder bei einer Kurve, dass das Auto ein wenig schlingerte. Auf einmal war er nüchtern. Was war denn bloß mit seinem Wagen los? Aber er musste durchhalten. Nur noch zwei Abfahrten, dann hatte er es geschafft. Genau das sagte er sich wie ein Mantra. Er war fast zu Hause. Und morgen würde er den Wagen erst mal zur Werkstatt bringen. Er hatte das Auto nicht mal einen ganzen Monat, schon musste er weiteres Geld investieren. Sam hatte den leisen Verdacht, dass ihm doch nicht alles zum Auto mitgeteilt worden war. Er schob die Gedanken beiseite, er musste sich nun noch ein wenig konzentrieren. Na also, die nächste Abfahrt lief wieder wie geschmiert! Vielleicht lag es doch etwas an seinem Zustand, dass der Wagen nicht so fuhr wie er sollte. Sicherheitshalber würde er aber trotzdem morgen in die Werkstatt.

Susan hatte sich, soweit es mit ihrem Gurt möglich war, auf ihrem Sitz zusammen gekugelt und war nun fest eingeschlafen. Sam malte sich schon aus, wie er sie zu Hause ins Bett tragen würde. Dann würde er sich selbst noch kurz Bettfertig machen und sich dazu legen. Der Abend hätte seiner Meinung nach schöner ausklingen können, aber damit konnte er auch leben. Der Regen wurde nun immer heftiger und es war auch kälter als es sein sollte. Er war froh, dass Susan die Heizung vorhin hochgedreht hatte, so langsam bekam auch er eine Gänsehaut. Er freute sich auf zu Hause, noch mehr, als das Schild für die Abfahrt kurz darauf im hellen Licht zu sehen war. Kurz leuchtete das Schild auf, schon war er auf dem Weg die Abfahrt zu nehmen.

Trotzdass er mittlerweile hochkonzentriert fuhr, begann der Wagen nun wieder zu schlingern. Zunächst sah es so aus, als könnte er es unter Kontrolle bringen. Doch bereits einige Meter weiter merkte er, wie der anhaltende, starke Regen das übrige dazu beitrug. Die Reifen hatten keinen Halt, sie glitten nur noch über die Wasserschicht. Was Sam auch tat, das Auto gehorchte nicht. Die Leitplanke kam näher, diese durchbrach der Wagen und kam erst zum Stehen, als kurz darauf auch noch ein Baum getroffen wurde. Susan ist erst beim Durchbruch der Leitplanke erwacht, der Horror stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sam konnte nur hilflos zusehen, wie der Wagen am Baum zusammengeschoben wurde. Die Scheibe zerbrach in gefühlte tausend Teile, immerhin war es bereits Sicherheitsglas. Die Scherben schnitten nicht in ihre Haut, aber es sah fast aus, als wäre etwas Schnee ins Auto gefallen. Für einen fürchterlichen Moment glaubte Sam gestorben zu sein. Doch dann kam der Schmerz.

Er wurde mit dem Brustkorb auf das Lenkrad geschleudert, sein linker Arm wurde gegen die Innenausstattung gedrückt. Eines seiner Knie hatte sich ebenfalls gestoßen, doch ansonsten schien soweit alles in Ordnung. Er schien sich zumindest auf das erste Gefühl hin nichts gebrochen zu haben. Als er langsam wieder klar bei Sinnen war schaute er hinüber zu seiner Frau. Er hatte Angst, er wollte nicht an das schlimmste Glauben, fürchtete sich aber davor es dennoch zu sehen. Langsam drehte er seinen Kopf. Susan lag zusammengesackt auf dem Sitz, die Augen geschlossen. Blut lief ihr von der Stirn und aus einer Wunde an der Wange. Er schloss seine Augen. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein! Es fühlte sich an, als würde sein Herz aussetzen, doch dann… Er hörte wie Susan sich bewegte! Zuerst stöhnte sie auf, dann bewegte sie ganz langsam ihren Körper. Sie hatte gefühlt unzählige Prellungen und als sie an Ihre Stirn fasste merkte sie das Blut. Aber wie durch ein Wunder hatte sie augenscheinlich keine schwereren Verletzungen. Vielleicht eine Gehirnerschütterung, der Stärker der Kopfschmerzen nach könnte das sein. Sie schnallte sich los und half auch Sam seinen Gurt zu lösen, dann stiegen beide aus.

Mühsam kamen sie überhaupt aus dem Wrack, aber es ging. Langsam, das ja. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten. Susan humpelte zu Sam hinüber und sie fielen sich erleichtert in die Arme. Als der erste Schock vorbei war rief Sam erst einmal die Rettungskräfte an. Die Polizei musste die Unfallstelle sperren, damit nicht noch mehr Menschen verletzt wurden. Außerdem brauchten sie unbedingt ärztliche Versorgung. Die gesamte Zeit, die sie mit warten verbrachten, hatte Sam seinen Arm um Susans Schulter gelegt. Das Wrack des Autos, es sah schrecklich aus. Es war sofort ersichtlich: es war ein Wunder, dass sie das überlebt hatten! Leise Tränen stahlen sich auf Susans Gesicht.

Kurz darauf trafen die ersten Fahrzeuge ein. Ein Polizeiwagen, der ein Stück weiter zurück anhielt. Einer der Beamten kam direkt hinüber um sich zu vergewissern, dass niemand dringend Hilfe benötigte, der andere Beamte begann direkt damit, die Unfallstelle zu sichern. Nur einige Minuten später traf der Rettungswagen ein. Mittlerweile in Decken gehüllt gingen Susan und Sam zusammen hinüber, als der erste Sanitäter ausstieg. Zuerst wurde Susan untersucht, sie merkte, wie sehr sie fror. Zu ihrer aller Verwunderung kam als nächstes bereits ein Abschleppwagen. Die Polizisten hatten diesen bereits gerufen, als sie eingetroffen waren, denn normalerweise kann es einige Zeit dauern, bis ein Fahrzeug frei ist.

Der Abschlepper arbeitete schnell, er hatte den Wagen aufgeladen ehe Sams Behandlung vorbei war. „Da hatten sie aber echt verdammtes Glück gehabt!“ Susan nickte nur. „Das kann man wohl laut sagen.“ Mehr brachte auch Sam nicht hervor. Mit einem Lappen wischte der Mechaniker sich die Hände sauber. „Ist ja schon ein Ding. Erst vor einigen Monaten war ich bei einem ähnlichen Unfall. Schlimme Sache…“ Er schüttelte Gedankenverloren den Kopf. Auf einmal sah er sehr müde aus. „Für beide Insassen kam es zu spät. War ganz ähnlich wie bei Ihnen, sogar die gleiche Automarke! Dabei sind die so selten…“ Verständnislos schüttelte er den Kopf. Doch Sam sah nun auf, auf einmal hellwach. „Vor einigen Monaten? Und das gleiche Modell? Aber davon gibt es doch kaum noch welche!“ Der Abschlepper zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sagen? Das war auch direkt mein Gedanke. Aber ja, gleicher Typ Mercedes, auch ein Cabrio, auch rot. Nur das das Ehepaar, das darin unterwegs war eben nicht so viel Glück hatte… Sie haben es nicht mehr aus dem Auto geschafft, sind noch auf Ihren Sitzen gestorben. Aber ich sollte sie nicht mit so etwas belasten, sie haben schon genug durchgemacht!“ Mit kurzen Worten des Abschieds stieg er in seinen Wagen und machte sich auf in die Nacht.

Sam aber sah ihm mit offenem Mund hinterher. Wie kann das sein? Wie hoch stehen die Chancen dafür, dass so etwas geschah? Er sah zu Susan hinüber. Auch wenn Sie nicht so geschockt wirkte wie er selber, so machte sie sich doch ähnliche Gedanken. Einer der Beamten war an Susan herangetreten, beide hatten ihn nicht bemerkt. „Ich hätte da noch einige Fragen, zum Unfallhergang. Sind sie dazu in der Lage? Das Gespräch mit dem Abschlepper gerade hat sie augenscheinlich sehr mitgenommen.“ Sam fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht. „Ja, das hat es, aber es ist schon in Ordnung.“ Er blickte fragend zu Susan, diese nickte kurz. „Sie haben angegeben, dass ihr Auto auf einmal ins Schlingern geraten ist?“ Diesmal nickte auch Sam. „Ja, genau. Das hatte es vorher noch nie gemacht, allerdings habe ich dieses Auto auch noch nicht allzu lange. Ich hatte plötzlich keine Kontrolle mehr…“ Er seufzte erschöpft. Diese Sekunden wird er wohl nie wieder vergessen. „Ich konnte nicht umhin ihr Gespräch mit dem Abschlepper mit zu bekommen. Wissen sie… er hat da schon recht mitgehabt. Erst vor kurzem gab es einen ganz ähnlichen Vorfall. Gleiches Modell, gleiche Farbe, nur weniger glücklicher Ausgang. Aber das ist noch nicht alles…“ Susan und Sam hingen an seinen Worten. Ein Schauer lief ihnen über den Rücken. „Wissen Sie, ich sollte ihnen das eigentlich nicht sagen, aber sie haben so schon genug durchgemacht und… ich verstehe es auch nicht. Aber es war nicht der erste Unfall, den ich mit diesem Auto Modell bearbeitet habe. Es waren schon einige. Und keiner davon ist gut ausgegangen. Das Auto hatte immer einen Totalschaden, niemand hat den Unfall überlebt. Es war immer ein Ehepaar involviert.“ Er schüttelte den Kopf als könne er selber nicht glauben was er da erzählte. „Aber wie ist so etwas möglich?“ Sam konnte seine Gedanken gar nicht ordnen. Das konnte nicht sein, es gab nur wenige Autos dieses Modells, einige waren sogar Sammlerstücke die nie gefahren wurden. Der Polizist zuckte mit den Schultern. „Bitte fragen sie mich das nicht, ich kann ihnen nur sagen, dass es wirklich so war. Aber ehrlich gesagt ist das noch nicht alles…“

Susan liefen jetzt schon die Tränen über die Wangen und ich konnte mich kaum noch konzentrieren. Das alles was zu viel. Was sollte denn bitteschön noch kommen? Doch was wir dann hörten sollte unser Leben für immer verändern… Der Polizist holte tief Luft ehe er zu sprechen begann. Für ihn war es alles andere als einfach, das merkte man ihm an. „Wir haben die Seriennummer des Wagens verglichen. Es ist die gleiche wie beim letzten Unfall. Und bei dem davor. Wir haben mindestens vier Unfälle, die angeblich alle in diesem Auto stattgefunden haben. Alle Totalschaden, aus den Autos hätte man nie mehr als Schrott machen können. Und dennoch… soll es immer das gleiche Auto gewesen sein. Ich habe erst geglaubt meine Kollegen hätten einen Fehler begangen, aber bei mindestens zwei Unfällen habe ich eigenhändig die Nummer abgelesen! Ich kann es mir nicht erklären, aber ich dachte, das sollten sie wenigstens wissen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und lief zurück zu seinem Wagen. Susan und ich sahen uns nur ungläubig an. Wir haben nie an so etwas geglaubt, aber diese Nacht hat etwas verändert. Vielleicht gibt es ja Dinge, die man nicht erklären kann. Wir verstehen nicht, warum ausgerechnet wir überlebt haben sollen, aber so ist es nun einmal. Wir sind jeden Tag dankbar dafür.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, die zweite Geschichte ist mir schon leichter gefallen :) Ich hoffe sie gefällt euch! Komplett anzeigen

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