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Gruselige Kurzgeschichten-Eine Sammlung

von

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Geschichte 1

‚Vielleicht hätte ich mir das mit gestern doch noch einmal überlegen sollen!‘ Stöhnend setzte ich mich in meinem Bett auf und hielt mir den Kopf. Das war eindeutig keine gute Idee gewesen. Doch dafür war es nun zu spät. Nächstes Mal würde er eindeutig auf ein mehrstündiges Training verzichten, wenn er sich nicht gut fühlte. Eigentlich sollte es ja nur ein kurzes Training werden, nur so, dass man eben nicht einrosten würde. Aber dann hatte er seinen Freund Dan getroffen und es ist ziemlich schnell in einen Wettkampf ausgeartet. ‚Selber schuld!‘ Aber jammern half nun nicht, er sollte nun erst einmal zusehen, dass er Schmerztabletten fand. Lange würde er das sonst nicht aushalten. Nach einem kurzen Besuch im Bad schlurfte ich immer noch leicht stöhnend den Flur entlang bis ins Wohnzimmer. Hier im Schrank hatte ich immer meine Medikamente. Schnell war etwas Passendes gefunden, also langsam zurück ins Bett. Mit dem Glas Wasser neben meinem Bett spülte ich schnell 2 Tabletten runter, dann legte ich mich direkt wieder hin. Ich fühlte an meine Stirn. Etwas warm, wahrscheinlich kein Fieber. Da die Tabletten aber auch bei Fieber wirken würden, fand ich mich doch ganz gut versorgt. Und obwohl ich gerade einmal im Bad und im Wohnzimmer gewesen war, fühlte es sich für meinen Körper wie ein ganzer Marathon an. So hatte ich mich nach einem Training noch nie gefühlt, egal wie anstrengend es war, oder wie sehr ich es mal wieder übertrieben hatte. Entweder ich wurde alt… oder ich war einfach nur doof. Ich wünschte jedenfalls innigst ich wäre gestern zu Hause geblieben.

Meine Gedanken schweiften nicht mehr lange darum, was ich hätte anders machen sollen, denn ich war in null-komma-nichts wieder eingeschlafen. Am nächsten Morgen fühlte ich mich bedeutend besser. ‚War wohl doch nicht so schlimm, wie ich erst dachte!‘ Ich streckte mich, dann stand ich auf um duschen zu gehen. Danach fühlte ich mich wieder wie ein Mensch. Hatte wohl einfach übertrieben. Ich zuckte mit den Schultern und griff nach meinem Handy auf dem Nachttisch. Mein Gott, hatte er sich so stark im Bett gewälzt, dass der ganze Staub der Wohnung aufgewirbelt wurde? Kopfschüttelnd wischte er die leichte Staubschicht vom Display. Nanu, der Fingersensor reagierte gar nicht? Er versuchte es noch einige Male, drückte einige Knöpfe, aber nichts. Anscheinend war der Akku komplett leer. Obwohl er doch die ganze Zeit geschlafen hatte und nichts damit gemacht hat…

Aber ihn wunderte so langsam nichts mehr. Er hatte in letzter Zeit sowieso mehr als Pech gehabt. Erst hat ihn seine Freundin verlassen, dann hatte er sich etwas weggeholt, als er letztens von der Arbeit nach Hause auf den Bus warten musste. Im strömenden Regen. Weil der Bus einfach nicht kam und er auf den nächsten warten musste. Wo er doch extra eher Feierabend gemacht hatte…

Dadurch hat er dann auch noch die Verabredung mit seinen Freunden nicht einhalten können, die haben umsonst auf ihn vor der Bar gewartet. Er hat gedacht seine Pechsträhne hätte bald einmal ein Ende, aber anscheinend musste er sich noch etwas gedulden. Seufzend zog er das Ladekabel aus der Schublade des Nachtisches. Er schloss das Handy an. Nichts…. Er fasste sich an den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt war auch noch das Ladekabel hin? Wütend schleuderte er es in die Ecke. Dann halt nicht, er hatte keine Lust nur deshalb jetzt extra raus zu gehen und sich eines zu kaufen. Zumal er, so gut er sich heute auch fühlte, nicht das Risiko eingehen wollte, dass er gesundheitlich einen Rückschlag erleiden würde. Nein, so wichtig war es nicht, das konnte nun auch noch warten.

Er sollte erst einmal etwas essen. Also auf in die Küche! Doch auch hier holte ihn sein Pech erneut ein. Kein Brot, kein Obst, nichts im Kühlschrank. Das konnte doch nicht wahr sein! Er hatte zwar nie viel zu Essen im Haus, dafür reichte das Geld einfach nicht, aber er kam immer gut über die Runden. Er schaute in die Schränke, auch hier war es doch sehr leer. Wo waren alle seine Vorräte hin? Doch dann hatte er immerhin etwas Glück: Ganz hinten in einem Schrank, in der er eigentlich keine Lebensmittel lagerte, fand er eine eingestaubte Dose Ravioli. Also, noch mehr eingestaubt als seine Küche. Er nahm sich vor direkt nach dem Essen erst einmal Staub zu wischen. Er öffnete die Dose und schüttete sie in einen kleinen Topf. Dann geschwind auf den Herd gestellt und in ein paar Minuten war sein warmes Essen fertig! So war zumindest der Plan. Bis der Herd keinen Mucks von sich gab. ‚Ich kann nicht mehr! Was soll das? Einen neuen Herd kann ich mir doch gar nicht leisten!‘ Auch diesen Herd hatte er vor einigen Jahren geschenkt bekommen, als Freunde von ihm zusammengezogen waren und daher einen Herd übrighatten. Er hatte ansonsten nicht einmal eine Mikrowelle. ‚Naja, Augen zu und durch, es hilft ja jetzt doch nichts.‘ Er setzte sich auf den Küchenstuhl, nachdem er diesen kurz abgewischt hatte und aß die Ravioli kalt aus dem Topf. Schlimmer konnte es schon fast nicht mehr werden!

Wie falsch er doch damit liegen sollte! Als er mit dem Essen fertig war wollte er sich kurz anziehen, doch die meisten seiner Sachen waren einfach nicht mehr da! Mit Mühe und Not fand er eine zerknitterte alte Jeanshose und ein ausgewaschenes T-Shirt. Beides roch leicht muffig, aber wenn er nicht den ganzen Tag in Unterwäsche herumlaufen wollte, musste er wohl in den sauren Apfel beißen. Vielleicht wäre es doch keine schlechte Idee raus zu gehen. Er hätte ja die Polizei gerufen, aber da sein Handy nicht funktionierte und er schon lange kein Festnetztelefon mehr hatte, konnte er das schlecht tun. War vielleicht besser, wenn er persönlich vorbeigehen würde, die würden ihn dort bestimmt eh nur für bescheuert halten. Wie sollte man auch erklären, dass einem fast alles gestohlen wurde, während man zu Hause war, aber nichts mitbekommen hat? Und am Telefon käme das ja noch merkwürdiger rüber! Ne, das hörte sich selbst für ihn komisch an. ‚Vor allem mein Handy haben Sie auch dagelassen!‘ Das verstand er jetzt tatsächlich so gar nicht, aber eigentlich verstand er heute eh gar nichts von dem was er erlebt hatte. Also war das auch nichts Neues mehr. Er saß gerade auf seinem Bett und zog die Schuhe an, als er plötzlich hörte, wie seine Wohnungstür aufgeschlossen wurde. ‚Was geht denn jetzt vor? Niemand außer mir hat einen Schlüssel! Am Ende sind das wieder die Einbrecher!‘ Wütend zog ich die Schuhe nur lose über und stapfte zur Wohnungstür. ‚Na wartet!‘ Er war entschlossen denjenigen, der sich gerade Zutritt verschaffte, zur Rede zu stellen!

Als er an der Tür angekommen war, stutzte er jedoch. Also so hatte er sich Einbrecher jetzt nicht vorgestellt. Es war ein Mann im mittleren Alter, begleitet von einer jungen Dame, vielleicht eine Studentin. Vor Überraschung brachte ich zunächst kein Wort heraus, doch der Mann hatte eindeutig einen Schlüssel und kam wie selbst verständlich herein. Kaum war er hereingetreten, bat er mit einer einladenden Geste auch die junge Frau in die Wohnung herein. ‚Das kann nicht sein Ernst sein!‘

„Hallo, was glauben sie eigentlich, was sie da tun? Was haben sie hier in meiner Wohnung zu suchen?“ Während ich sprach war ich einige Schritte nähergekommen, doch anscheinend waren die Besucher abgebrühter als ich angenommen habe. Niemand beachtete mich. ‚Was für eine Frechheit!‘ Erneut ärgerte er sich, dass er nicht die Polizei rufen konnte. Wenn man sein Handy einmal brauchte, dann war es nicht da. Oder schon da, nur eben nicht zu benutzen… Wütend machte er noch weitere Schritte auf die beiden Eindringlinge zu. Niemand sah auch nur in seine Richtung. Die junge Dame sah sich aufmerksam in seiner Wohnung um, der ältere Herr immer grinsend und wohlwollend dabei. Ich fuchtelte vor Ihren Augen. Doch niemand nahm mich wahr. Plötzlich kam Bewegung in den Mann. „Wer hat das denn hier hingestellt? Ich hatte doch extra alles weggeräumt!“ Hastig nahm er meinen Topf, in dem noch mein Löffel stand und stellte ihn in die Spüle. „Entschuldigen Sie das bitte, dass muss einer meiner Kollegen gewesen sein!“ Er nahm sich ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass die Sachen hier noch rumstanden. Was zur Hölle ging hier nur vor sich?

„Machen Sie sich keine Sorgen, das ist schon in Ordnung. Ich habe hier eh nicht damit gerechnet, dass es piko bello ist, insofern passt das schon!“ Die junge Frau wirkte ganz entspannt. Sie ging aus der Küche heraus und in Richtung Schlafzimmer. Ich hatte eindeutig etwas dagegen, dass meine Zimmer einfach so betreten wurden, ich stellte mich in den Weg. Doch wieder wurde ich ignoriert. Im Schlafzimmer angekommen sah sich die Frau erneut aufmerksam um. Eilig kam der ältere Mann hinterher.

„Ich würde hier natürlich noch saubermachen, wenn es ihnen gefällt!“ ‚Wenn ihr was gefällt?‘ Ich war nun richtig wütend, aber ich war auch machtlos. Ich stand einfach nur noch daneben und beobachtete, was passierte. Die junge Frau wand sich nun an den Mann. „Eigentlich ist es ja nebensächlich, aber mich würde das schon interessieren… Was ist mit dem Vormieter denn passiert? Die Wohnung ist so günstig und es sind ja auch noch so viele Dinge hier, das macht mich schon neugierig.“

Ich merkte wie ich erstarrte, kaum noch Luft bekam… ich schaute den Mann an, der nun sichtlich mit der Antwort rang. „Nun, also eigentlich ist das nichts was ich gerne preisgebe, aber ich denke jetzt da Sie gefragt haben muss ich Ihnen auch antworten…“ Er seufzte schwer und fuhr sich wieder mit dem Taschentuch über die Stirn. „Genaueres weiß ich auch nicht, aber anscheinend wurde der junge Mann, der hier vorher gewohnt hat, Tod aufgefunden. Er war wohl krank gewesen, ist aber warum auch immer nicht ins Krankenhaus gefahren.“ Er zuckte mit den Schultern. „Mehr weiß ich auch nicht. Die Wohnung habe ich schon soweit ausgemistet, aber ich habe gedacht, dass vielleicht jemand die Möbel noch gebrauchen kann. Sie sind die erste, die sich ernster für die Wohnung interessiert. Der Staub hat sich nun schon ein Jahr gesammelt, aber wie gesagt könnten Sie die Möbel für wenig Geld mit erwerben.“ Wieder das Taschentuch.

Ich stand nur da. ‚Gestorben? Wann soll jemand in meiner Wohnung gestorben sein?‘ Aber eigentlich wusste ich die Antwort schon. Deshalb war mein Handy aus. Deshalb der ganze Staub. Deshalb waren die meisten meiner Sachen weg. Und deshalb konnte mich auch niemand sehen. Ich schaute auf meine Hände herab. Dabei fühlte es sich doch ganz normal an. Vielleicht kälter als sonst, aber mir ging es doch gut! Vor allem… Wenn ich tot war, wieso war ich dann noch hier? Also irgendwie zumindest…

„Das ist ja keine schöne Geschichte. Aber ich muss ehrlich sein: Ich kann mir nicht mehr Miete leisten und wenn Sie mich als Mieterin nehmen würden, dann wäre ich sehr glücklich. Ich habe sonst nichts finden können, und kann nun auch nicht mehr wählerisch sein.“ Schüchtern sah sie den Mann an. Anscheinend der Vermieter. Dieser lächelte. „Ja, natürlich. Wenn Sie die Wohnung nehmen wollen dann gerne! Ich hole nur schnell die Papiere, dann besprechen wir alles Weitere!“ Erneut strich er sich mit seinem Tuch über die Stirn ehe er aus der Wohnung herauseilte. Die junge Frau holte ihr Handy heraus und schien etwas über eine Suchmaschine einzugeben. Ich ging neugierig näher heran, ich verstand nicht was vor sich ging. Als ich ihr über die Schulter blickte, wurde es mir jedoch klar. Sie hatte die Adresse eingegeben, meine Adresse. Dazu hat sie einen Zeitungsartikel gefunden, mein Bild groß daneben. „Junger Mann auf natürlichem Weg verstorben. Also immerhin wirklich kein Verbrechen“, murmelte die Frau. Ich hörte sie nur noch aus der Ferne.

Es war also wahr, ich war wirklich Tod! Die Erkenntnis traf mich so hart, so plötzlich, aber es war die Wahrheit. Ich habe es wirklich gesehen. Eine einzelne Träne rollte mein Gesicht herab. Ich spürte wie mein Körper immer schwereloser wurde und plötzlich wurde es immer heller…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das ist die erste Geschichte, hier ging es noch etwas holpernd voran. Ich hoffe die weiteren Geschichten werden schon flüssiger laufen und mehr Rund sein ;) Komplett anzeigen

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