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Fehlgeleitete Gefühle

von

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Kapitel 01

 

Tiefschwarz lag der Himmel über Paris und nicht eine einzige Wolke war in dieser klaren Nacht zu sehen. Die Lichter der Stadt leuchteten so hell, dass es kein einziger Stern schaffte sein Leuchten erkennen zu lassen. Sogar der Eiffelturm erstrahlte in seinem Glitzern heller und schöner als die Sterne selbst. Trotz aller Lichter von den Straßen und Gebäuden, konnte man kaum etwas erkennen, was daran lag, dass eine Neumondnacht kurz bevor stand.

Selbst zu dieser weit fortgeschrittenen Stunde, standen noch immer zwei schattenhafte Gestalten in einem kleinen Park am Ende der Stadt. Weit abseits der Straßen, war diese Stelle noch weniger einsehbar und beleuchtet als der Rest der Stadt.

Die wenigen Passanten, die sich noch auf den Straßen bewegten, hätten sie niemals erkannt, da sie selbst kaum in der Lage waren, den jeweils Anderen zu erkennen. Vollkommen außer Atem und erschöpft ließ sich eine der Zwei schwer auf den Boden fallen um wieder zu Luft zu kommen. Das, was sie gerade zusammen vollbracht hatten, war so unfassbar anstrengend gewesen, dass man nicht glauben konnte, dass Beide noch ein Fuß vor den anderen setzen konnten.

Während der eine versuchte sich auszuruhen, schaffte die andere Person es gerade noch sich auf den Beinen zu halten. Zwar spürten sie beide wie ihnen die Kraft entschwand um einer fesselten Müdigkeit Platz zu machen, dennoch war es noch nicht an der Zeit sich dieser hingeben zu können. Mit letzter Kraft streckte die noch stehende Person den Arm aus und hielt diesen seinem Partner entgegen.

Ein schweres Seufzen entwich der Gestalt am Boden, ein kurzer Blick nach oben und schon hatte auch er den Arm erhoben. Beide schlossen ihre Hände zur Faust zusammen und stießen diese kurz aneinander.

»Gut gemacht.«

Ein Ritual, dass sich bei ihrer ersten Begegnung manifestiert und bei jedem beenden ihre Aufgabe seinen Platz gefunden hatte. Langsam ließen sie ihre Arme wieder sinken. Jeder von ihnen spürte, wie die Erschöpfung in ihren Gliedern immer mehr zunahm. Selbst für ein paar Worte oder witzige Bemerkungen fehlte ihnen die Kraft. Einzig die Geräusche der Stadt drangen an ihre Ohren und so langsam fragten sie sich, wie spät es wohl war. Wie aufs Stichwort durchbrach ein leises Piepsen die sie umgebende Stille.

Kurz wanderte ihr Blick zu ihrem Ohr, obwohl sie genau wusste, dass es unmöglich war ihre Ohrringe sehen zu können. Schwer seufzte sie, dabei hatte sie sich gewünscht, sich noch ein bisschen länger ausruhen zu können. Doch so viel Zeit war ihr einfach nicht vergönnt.

Da es bereits das zweite Piepsen ihre Ohrringe war, wurde ihr sofort klar, dass sie nur noch drei Minuten hatte um sich ein Versteck suchen zu können. Denn den Weg bis nach Hause würde sie niemals in dieser Zeit schaffen.

»Wir sollten dann wohl mal wieder los.«

Müde blickte er zu ihr auf. In ihren blauen Augen konnte er genau erkennen, wie erschöpft sie war und das, obwohl sie immer so tat als wäre sie die Stärkere von ihnen. Doch er wusste, dass auch sie nicht unendliche Kraftreserven hatte.

An diesen Abend war er es gewesen, der die meiste Anstrengung hinter sich hatte. Nicht nur, dass er ihre Gegnerin ablenken musste, er war auch noch in ihre Fänge geraten. Dadurch hatte er nicht nur seine letzten Kraftreserven verbraucht, sondern auch den ein oder anderen Kratzer davon getragen, was man noch immer an einigen zerrissenen Stellen seines Anzuges erkennen konnte. Besonders seinen rechten Arm hatte es dabei erwischt. Zwar hatte er danach gescherzt, dass er dies gerne für seine Lady auf sich nahm, doch jetzt konnte man genau sehen, wie fertig er wirklich war. Zumal er sich sonst keine Gelegenheit entgehen ließ um mit ihr zu flirten.

Schwerfällig kam er nun auf die Beine und schaute in ihre strahlenden blauen Augen. Fast hätte er es sich gewagt in diesen zu versinken oder gar mehr zu tun als sie nur zu betrachten, da riss ihn ein erneutes Piepsen zurück in die Gegenwart.

Diesmal war es sein Ring der zum zweiten Mal ein Piepsen von sich gab. Es war wohl wirklich an der Zeit den Heimweg an zu treten. Besonders wenn sie beide noch etwas Schlaf in dieser Nacht finden wollten. Zwar wusste keiner von ihnen, was der Andere im privaten so tat, dennoch war Schlaf nicht nur fürs Privatleben wichtig, sondern auch um neue Kräfte für noch anstehende Kämpfe zu bekommen.

»Da hast du wohl recht, MyLady«, entgegnete er ihr und nahm ihre Hand in seine. »Ich wünschte, wir könnten noch mehr Zeit miteinander verbringen, doch ich befürchte, dass du das nicht zulassen wirst.«

»Ganz recht«, sprach sie und entzog ihre Hand der Seinen. »Es ist besser, wenn wir uns auf den Weg machen, bevor wir uns noch zurückverwandeln. Wir sehen uns.«

Kaum, dass sie das letzte Wort gesprochen hat, hatte sie ihr Jo-Jo bereits in der Hand und warf es zu einem Gebäude in ihrer Nähe.

Kurz blickte sie noch einmal über ihre Schulter in seine smaragdgrünen Augen und warf ihm ein Lächeln zu, bevor sie von seiner Seite verschwand. Sein Blick folgte ihrer Gestalt und er sah ihr noch zu, wie sie sich grazil zum Dach des Hauses hinauf schwang. Bis sie hinter einem der Schornsteine verschwunden war und er somit allein zurück blieb.

Noch immer fragte er sich, warum sie nicht wollte, dass wenigstens sie beide wussten, wer der Andere war. Sie dazu zu zwingen wagte er nicht. Zu groß war das Vertrauen welches sie beide verband. Er wusste genau, wenn er ihr nachlaufen würde, um ihr Geheimnis zu erfahren, würde er dieses Vertrauen zerstören. Dies konnte er einfach nicht riskieren, egal wie groß seine Neugier war.

Kurz schaute er sich um. Niemand war zu sehen und die Nacht war zu finster als das man überhaupt etwas erkennen konnte. Besonders in der abgelegenen Ecke des Parks, wo er sich gerade befand, konnte er sich sicher sein, dass ihn Niemand sehen oder erkennen konnte.

»Plagg, verwandle mich zurück«, sprach er mit erschöpfter Stimme.

Leuchtendes grünes Licht umhüllte ihn und er konnte spüren, wie ihm auch noch das Letzte bisschen Kraft entwich.

Der bis dahin schwarze Ring färbte sich silbern, sein schwarzer Anzug löste sich auf und wich seiner alltäglichen Kleidung. Seine schwarzen Katzenohren verschwanden und seine blonden Haare sprangen wieder in ihre ursprüngliche Form zurück.

Eine kleine schwarze Gestalt in Form einer Katze kam zum Vorschein, segelte vollkommen erschöpft hinab und wurde von seinen Händen aufgefangen. Scheinbar war dieser Kampf nicht nur für ihn anstrengend gewesen, sondern auch für sein Kwami. Schwach öffnete dieser seine grünen Augen und schaute zu seinen Partner hinauf.

»Wieso hast du dich zurück verwandelt? Du hattest doch noch genug Zeit für den Heimweg.« Seine Stimme war so brüchig, was seinem Partner bestätigte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

»Selbst wenn, hätte ich nicht mehr genug Kraft übrig, um über die Dächer zu springen. Und wenn ich dich so sehe, dann war es das Richtige. Lass uns schauen wie wir nach Hause kommen.«

Um sich selbst zu motivieren streckte er seinen Rücken durch und erhob seinen Arm halb in die Höhe. Augenblicklich zuckte er zusammen und verzog schmerzhaft sein Gesicht. Schmerzen durchzuckten seinen Körper und schlagartig wurde er sich seiner Verletzungen wieder bewusst. Sofort hielt er mitten in der Bewegung inne um sich nicht noch mehr schmerzen unbewusst zuzufügen. Er war sich sicher, dass er nicht nur leichte Kratzer davon getragen hatte, dennoch würde er es erst genau wissen, wenn er sich zu Hause verarztet hatte. Als seine Verwandlung noch aktiv war, hatte er seine Verletzungen nicht so sehr gespürt, wie jetzt ohne die verleihende Kraft seines Partners.

»Ich hab Hunger«, begann Plagg zu quengeln.

Wie ein Signal an sein Unterbewusstsein fuhr wieder Bewegung in seine Glieder und holte ihn zurück zu dem Ort an dem er sich befand. Kühler Wind wehte durch die Baumwipfel und durch seine Kleider.

Ein leichtes frösteln entstand auf seiner Haut. Er war definitiv zu leicht Bekleidet für diese späte Stunde, auch wenn er dieses Mal ein langärmliges Hemd trug. Als er von der Nachricht eines neuen Gegners gehört hatte, war er zu Hause in seinem Zimmer gewesen. Natürlich hatte er sich vor seiner Verwandlung keine zusätzliche Kleidung angezogen oder etwas zu essen für seinen kleinen Freund eingepackt.

»Leider hab ich nichts für dich dabei.«

Bis jetzt war es ihm immer wieder gelungen, vor der Rückverwandlung zu Hause zu sein um Plagg was zu essen geben zu können. Doch in der letzten Zeit waren die Angriffe immer mehr geworden, auch dauerten sie von Mal zu Mal länger. Vielleicht sollte er sich einmal angewöhnen, eine Kleinigkeit für ihn mit zu nehmen.

Mit müdem Blick sah er sich um. Noch immer stand er in dem Park wo sie ihre Gegnerin gestellt hatten und erneut fragte er sich, wie spät es wohl sein mag.

Bestimmt hatte nicht ein einziges Geschäft mehr geöffnet um Plagg notdürftig etwas kaufen zu können. Mit schweren Schritten lief er dem Ausgang des Parks entgegen und noch immer konnte er nicht einen einzigen Menschen sehen. Selbst als er die Straße erreichte, schien es so als wäre die ganze Stadt wie ausgestorben. Ihm blieb nun nichts anderes übrig als den Weg zu Fuß nach Hause anzutreten.

Kaum, dass er den ersten Schritt in Richtung Heimweg antrat, konnte er von weiten leise Kirchenglocken hören. Erst einmal, dann zweimal und noch ein drittes Mal erklang das helle Leuten. Nun wusste er wie spät es war.

Drei Uhr morgens.



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