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Fehlgeleitete Gefühle

von

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Kapitel 02

 

Schwungvoll landete sie auf dem Dach einer der umstehenden Gebäude. Kaum, dass sie zum stehen kam, spürte sie wie ihre Beine unter ihr nachgaben. Mühsam versuchte sie, ihr Gleichgewicht zu erhalten und zum stehen zu kommen. Es war kaum zu glauben, wie arg ihre Kräfte nachgelassen hatten und sie war völlig entkräftet.

Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen und versuchte ein wenig zu Kräften zu kommen. Ruhig atmete sie ein und aus um nicht nur ihr Herz, sondern auch sich selbst zu beruhigen. Es war nicht nur der Kampf gewesen, der ihr inneres Gleichgewicht aus der Balance gebracht hatte, sondern auch ihr Partner. Immer wieder musste er diese zweideutigen Witze machen und mit ihr flirten. Langsam wurde es wirklich zu einer Belastung für sie, doch es war eine Eigenart von ihm und die sie auch ein kleines bisschen mochte. Das alles war Er und sie würde es vermissen, wenn er nicht mehr so war wie er nun mal war.

Langsam erhob sie sich und prüfte, ob ihre Beine sie tragen konnten. Vorsichtshalber hielt sie sich an dem Schornstein fest, hinter dem sie verschwunden war, es schien, als ob es ihr etwas besser ging. Kurz schaute sie noch einmal über ihre Schultern hinunter zu dem Park, wo sie vor wenigen Sekunden selbst noch neben ihren Partner gestanden hatte. Allerdings konnte sie durch die tiefe Dunkelheit nichts außer seiner Silhouette erkennen.

Der kühle Wind der durch ihr Haar ging, erinnerte sie wieder daran, dass sie sich auf den Weg machen musste, wenn sie noch einigermaßen zügig nach Hause kommen wollte. Schnell wandte sie sich von ihm ab und setzte sich in Bewegung. Ihre Schritte führten sie geschwind über einige Dächer von Paris, immer das Ziel vor Augen. Als ein weiteres Piepsen ihr mitteilte, dass sie nur noch eine Minute bis zur Rückverwandlung hatte, hielt sie abrupt inne. Schnell schaute sie sich um, ob es eine Möglichkeit gab sich sicher zu verstecken.

Das Einzige was ins Auge stach, war eine verlassene Seitengasse. Sofort sprang sie zu dieser und sah hinunter. Es würde für den kurzen Moment wohl ausreichen müssen, da sie kein leer stehendes Gebäude oder so etwas in der Nähe erkennen konnte. Vorsichtig sprang sie herunter und wieder spürte sie, ihre eigene Schwäche als ihre Füße den Boden berührten.

Sie musste sich an der Hauswand abstützen um nicht ins schwanken zu geraten, während sie sich wieder aufrichtete. Nun schaute sie sich geschwind um, nicht dass doch jemand in der Nähe war oder gerade an der Gasse vorbei ging. Doch selbst auf der großen Straße vor der Gasse konnte man niemanden sehen. Es musste wirklich schon sehr spät sein, wenn Niemand mehr unterwegs war.

Rasch trat sie zurück in den Schein der Dunkelheit, als auch schon ein erneutes Piepsen zu hören war, was verkündete, dass die Zeit abgelaufen war. Eine Sekunde später erschien sie in einem blassen roten Licht und sie spürte, wie sich ihre Erscheinung veränderte.

Ihr roter Anzug mit den schwarzen Punkten löste sich auf und wich ihrer Kleidung, die sie vor der Verwandlung getragen hatte. Zum Glück hatte sie sich an diesem Abend noch nicht bettfertig gemacht gehabt. Sonst würde sie nun mit ihrer  Schlafkleidung hier stehen. Stattdessen trug sie nun eine rosane Jeans, helles Shirt und darüber ihre dunkle Jacke. An ihrer linken Seite hing ihre kleine selbstgemachte rosa Tasche, in der sie immer ein kleines Geheimnis aufbewahrte. Als sich ihre Maske auflöste, leuchteten ihre Ohrringe noch einmal kurz auf und ein kleines rotes Wesen mit schwarzen Punkten kam aus diesen heraus geflogen.

Die letzten Reserven, mit denen sie sich auf den Beinen halten konnte, verließ sie und sofort sank sie an der Hauswand entlang zu Boden. Schnell öffnete sie ihr Hände, damit das kleine rote Wesen auf diesen landen konnte. Vollkommen erschöpft blieb sie auf den Händen liegen und schaute müde zu ihrer Freundin hinauf.

»Länger ging es wirklich nicht, Marinette. Tut mir leid.«

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie hinab sah. Dies tat sie, um sich selbst und ihre Partnerin zu beruhigen und die eigentliche Situation nicht so schlimm aussehen zu lassen. Es war klar, dass sie nach der Rückverwandlung erschöpft war, doch heute war es besonders schlimm. Sonst konnte sich die Kleine wenigstens noch etwas bewegen oder fliegen, diesmal allerdings blieb sie fast regungslos in ihre Hand liegen.

»Schon gut, Tikki. Der Kampf war diesmal mehr als nur hart. Da wundert es mich schon, dass du es überhaupt so lange geschafft hast. Willst du gleich einen Keks oder erst etwas ausruhen?”, fragte Marinette besorgt.

Tikki schaute noch immer müde zu ihr auf und schien kaum ein Wort heraus zu bekommen. Sollte dies nicht besser werden, würde sie sich wieder unendliche Sorgen um sie machen. So etwas war schon einmal geschehen. Damals als Tikki krank geworden war und so etwas wollte sie nie wieder erleben müssen. Diese endlosen Sorgen, die sie selbst an den Rand ihre Verzweiflung gebracht hatten. Seit diesem Moment hatte Marinette sich fest vorgenommen, dass sie so etwas nie wieder zulassen würde.

»Mir geht es gut. Ich muss mich nur etwas ausruhen, dann würde ich gerne etwas essen. Aber wie kommen wir nun nach Hause?« Noch immer war Tikkis Stimme mehr als brüchig, weshalb Marinette sich fragte, ob das was sie sagte, der Wahrheit entsprach. Dennoch wusste sie, dass ihr Kwami sie niemals anlügen würde und so musste sie ihr einfach glauben.

Sie öffnete ihre kleine Tragetasche, in der sich ihre Freundin immer verbarg und setzte sie langsam darin ab. Dort konnte sie sich am besten ausruhen und wenn sie hunger bekam, auch gleich einen der Kekse aus der Tüte essen.

Vorsichtig versuchte Marinette sich aufzurichten, immerhin konnte sie wohl kaum die restliche Nacht auf diesem kalten Steinboden verbringen. Schwankend kam sie zum stehen, nun musste sie es nur noch schaffen, ein Fuß vor den anderen zu setzen um die Gasse zu verlassen. Geschwind strich sie sich ihre schwarzen Haare zur Seite, um besser sehen zu können. Sie waren so durcheinander, dass sogar einzelne Haarsträhnen in ihr Gesicht fielen. Mit jedem Schritt den sie tat, wurde sie sicherer was das Gehen anging und so wurde Marinette zuversichtlicher, dass sie den Weg nach Hause schaffen würden.

Beim hinaustreten auf die große Straße, wurde sie von dem schwachen Licht der Straßenlaternen geblendet. Zwar waren diese nicht so hell, doch wegen der Dunkelheit in der Gasse war nun alles heller als die Finsternis an sich.

Kaum ein Mensch war zu sehen, so ausgestorben erschien ihr die Stadt, allerdings hatte sie keine Zeit um diese unglaubliche Ruhe genießen zu können. Ein paar wenige Stadtgeräusche und Rufe drangen an ihr Ohr, verrieten ihr, dass doch nicht alles so ausgestorben war, wie sie zuvor gedacht hatte. Auch konnte sie in der Ferne das leichte Klingen von Kirchenglocken hören. Einmal, zweimal und dreimal, waren die Glocken deutlich zu hören. Damit wurde ihr bewusst, dass es Drei Uhr morgens sein musste.

Hatte der Kampf wirklich so lange gedauert? Zwar wusste sie noch, dass sie sich kurz nach Zehn Uhr abends durch ihre Dachluke hinaus geschlichen hatte, doch das so viel Zeit vergangen war, war ihr nicht klar gewesen. Ihre Gegnerin war nicht nur listig und flink gewesen, sie konnte sich ihnen auch jedes Mal entziehen und flüchten.

Normalerweise waren ihre Gegner immer darauf aus den offenen Kampf zu suchen oder Gebäude zu zerstören, doch diesmal war es anders gewesen. Schon in den ersten Minuten hatte sie den Verdacht gehabt, dass es diesmal anders werden würde. Es waren nicht die Miraculous, die sie in ihren Besitz bringen oder sich an einer Person rächen wollte. Allerdings blieb ihnen keine Zeit um herauszufinden, was diesen Kampf so anders machte.

Das Einzige was ihr wirklich aufgefallen war, war dass ihre Gegnerin es scheinbar etwas zu oft auf sie selbst abgesehen hatte. Egal was sie tat oder sagte, es kümmerte ihre Gegnerin nicht im Geringsten. Immer wieder wollte diese auf sie einschlagen. Sie hätte wesentlich schlimmere Verletzungen davon getragen, wenn Cat Noir sie nicht immer beschützt hätte. Was ihre Gegner weiter wütend machte.

Einzig die Worte des schwarzen Katers hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Und nach jedem weiteren Angriff von ihm, war sie ihm ausgewichen und geflüchtet. Am Ende war es eine reine Verfolgungsjagd durch halb Paris geworden. Ob ihr Partner der Auslöser der Akumatisierung gewesen war? Auf diese Frage hatte er nicht antworten können. Da er weder wusste, wer diese Frau war, noch was er ihr angetan haben könnte. Nach der Reinigung der Frau stellte sich heraus, dass diese ein großer Fan von Cat Noir war, was der Auslöser für ihre Verzweiflung war, konnte sie nicht mehr sagen. Sie wusste nur noch, dass sie einen Artikel im Internet gelesen hatte.

Während die Schwarzhaarige noch immer am Grübeln über die ganzen Ereignisse war, führten ihre Schritte sie wie selbstverständlich in die richtige Richtung. Leichte Bewegungen, ausgehend von der kleinen Tasche, signalisierten ihr, dass Tikki schon etwas besser gehen musste. Was aber auch bedeutete, dass sie wohl länger in ihren Gedanken verbracht hatte als gewollt. Sie war auch schon ein gutes Stück vorangekommen und sah bereits einige Geschäfte, die ihr bekannt vor kamen. Nicht mehr lange dann würde sie ihre Schule und dann die Bäckerei ihrer Eltern sehen können.

Immer wieder sah sie sich um. Ein junges Mädchen um diese Zeit allein auf den Straßen von Paris war nie gut. Sie mochte die Stadt zwar, doch zu so später Stunde passierten schon die ein oder anderen Sachen, weshalb sie nun ihre Schritte beschleunigte. Es würde noch etwas dauern bis sie es zu sich nach Hause geschafft hatte. Natürlich war sie in verwandelter Form schneller unterwegs, doch konnte sie dies ihrer entkräfteten Freundin nicht antun.

Es war auch für sie selbst gut, wenn sie endlich zu Hause ankommen würde, denn mit jedem Schritt spürte sie ihre schmerzenden Glieder immer mehr. Morgen würden diese noch immer weh tun und im schlimmsten Fall würde sie Muskelkater dazu bekommen. Wie es wohl ihrem Partner ging, fragte sie sich. Gerade er, der so viel abbekommen hatte, würde es morgen nicht leicht haben. Erneut entwich ihr ein Seufzen, als sie an ihn dachte.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Tikki.

Sie hatte sich in der Zeit nicht nur ein bisschen erholt, sondern bereits einen Keks gegessen und schaute nun besorgt aus der Tasche hinaus.

»Ja, alles in Ordnung. Ich dachte nur gerade an Cat Noir. Er hat wirklich viel abbekommen und sah so erschöpft aus«, erklärte Marinette.

»Dir ist es nicht besser ergangen. Deshalb solltest du schnell ins Bett.«

Wieder wollten ihre Gedanken zu dem Kampf wandern, als sie sich selbst ermahnte, dass dies nicht der rechte Zeitpunkt war. Mit einem leichten Kopfschütteln versuchte sie, ihre Gedanken abzuschütteln, als ein ganz anderer Gedanke ein ungutes Gefühl in Marinette auslöste.

Hab ich überhaupt einen Hausschlüssel dabei?  

Schnell versuchte sie sich daran zu erinnern, ob sie daran gedacht hatte ihren Schlüssel ein zu stecken. So schusselig wie sie war, hatte sie diesen natürlich in ihrem Zimmer vergessen. Wer konnte auch schon ahnen, dass sie in normalem Zustand den Weg nach Hause antreten musste. Nun musste Marinette sich überlegen, wie sie nicht nur ins Haus kam, sondern auch wie sie es unbemerkt in ihr Zimmer schaffte. Keine so einfache Aufgabe, wenn man nicht einmal einen Schlüssel hatte um ins Haus hinein zu kommen.

Kurz wanderte ihr Blick zu ihrer kleinen roten Freundin. Die Halbasiatin fragte sich, ob Tikki es vielleicht schaffen würde, die Verwandlung für ein paar Minuten aufrecht zu erhalten. Die Antwort darauf würde sie nur erhalten, wenn sie die Frage laut aussprach.

»Tikki, hör mal, ich habe meinen Schlüssel nicht dabei. Was meinst du, schaffst du vielleicht noch eine Verwandlung, damit wir über meine Dachterrasse nach Hause können?«, fragte Marinette vorsichtig nach.

Verwundert sah sie aus ihrer Tasche hinaus. Musste selbst erst mal erfassen, was ihre Freundin und Partnerin da gesagt hatte. Nach kurzer Bedenkzeit schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie nickte.

»Ich denke schon, dass das geht, aber leider nicht so lange. Dafür reichen meine Kräfte noch nicht aus«, erklärte sie daraufhin.

»Gut, dann werden wir noch ein gutes Stück zu Fuß gehen und uns bei der Schule verwandeln. Dann muss ich nur noch schnell über die Dächer rüber springen und wir sind schon zu Hause.«

Ein zustimmendes Nicken kam von Tikki und sie machte sich bereit noch etwas an Kräften zu sammeln, damit der Weg nach Hause auch gelang.

Es dauerten nur wenige Minuten, bis sie den restlichen Weg bis zur Schule geschafft hatten. Nur noch wenige Stunden und die ersten Schüler würden sich hier für den Unterricht versammeln. Auch sie würde hier bei ihren Freunden stehen und darauf warten, dass der Unterricht losgehen würde.

Sofern sie es rechtzeitig schaffte, aus dem Bett zu kommen. Ob sie den Schultag auch schaffte, ohne gleich einzuschlafen, war allerdings sehr fraglich. Immerhin war es nun schon fast halb vier Uhr morgens und sie hätte somit sehr wenige Stunden in denen sie schlafen konnte.

Wie selbstverständlich flog Tikki aus der kleinen Tasche heraus und sah ihre Partnerin an. Wieder einmal war sie so in Gedanken versunken, dass diese es nicht mitbekam. Sie schaute erst auf, als Tikki ihren Namen rief.

»Marinette, wir können wenn du willst.«

»Ah ja. Lass uns um die Ecke gehen. Hier direkt auf der Straße ist es zu unsicher.« Schnell traten sie um die Hausecke und verbarg sich in einer Nische an der Hauswand, ehe sie sich wieder Tikki zuwandte und die drei vertrauten Worte sprach.

»Tikki, verwandle mich.«



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