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Someone who cares about you

von

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Zusammen ist man weniger allein

„So da wären wir“, mit diesen Worten schloss Zeref seine Wohnungstür auf und zog den anderen rein. Zeref hatte auf dem Weg, den sie weitestgehend schweigend zurückgelegt hatten, erfahren, dass Gerard 21 Jahre alt ist und kein zu Hause hat. Woher er kam und wieso er so mitgenommen aussah wollte er nicht sagen. Zeref respektierte das und fragte auch nicht weiter nach. Außerdem hatte er beschlossen den anderen duschen zu schicken solange er kochte. „Warte kurz hier“, sagte Zeref und ging in seine viel zu große Küche. Seine Wohnung war ein Penthouse, für ihn alleine viel zu groß, aber als Geschäftsführer einer großen Firma wurde das wohl von ihm erwartet. Er stellte seine Einkäufe auf die Küchenzeile, dann huschte er in sein Schlafzimmer um frische Kleidung für seinen Gast herauszusuchen. Damit ging er zurück in den Flur. Dort stand Gerard wie bestellt und nicht abgeholt und kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum. Vielleicht hätte er ihm sagen sollen was er vorhatte? Zeref war im Umgang mit anderen Menschen unsicher. „Ich bring dich jetzt ins Bad, da kannst du duschen“, sagte er und nahm Gerards Hand. Er legte die Kleidung und ein Handtuch neben die Dusche. „Deine Sachen kannst du einfach liegenlassen, ich habe dir hier frische hingelegt. Ich hoffe es passt dir. Wenn du fertig bist“, komm in die Küche wollte er im ersten Moment sagen, doch Zeref verbesserte sich schnell und sagte: „Dann ruf mich. Ich mache das Essen. Du kannst dir aber ruhig Zeit lassen.“
 

„Danke“, flüsterte Gerard. Er wartete bis er die Tür ins Schloss fallen hörte und wie Schritte sich entfernten, erst dann löste er zögerlich den Verband über seinen Augen und zog sich aus. Er ertastete die Dusche und betrat diese langsam. Dann suchte er nach dem Wasserhahn und Duschkopf. Eine ganze Weile stand er einfach nur unter dem warmen Wasser und genoss das Gefühl auf seiner Haut. Irgendwann tastete er nach dem Shampoo und wusch sich schnell. Anschließend suchte er am Boden das Handtuch und trocknete sich ab. Er hängte es über die Dusche und hob die Kleidung vom Boden auf. Da er seine Augen schon lange nicht mehr benutzen konnte hatte er keine Probleme damit die einzelnen Kleidungsstücke zu identifizieren und richtig herum anzuziehen. Als er fertig war und die Tür gefunden hatte stand er unsicher vor dieser. Er kam sich so hilflos und schutzlos vor in dieser unbekannten Wohnung bei einem Fremden. Gerard gab sich einen Ruck und öffnete zögernd die Tür. Der Geruch von Essen stieg ihm in die Nase und sein Magen meldete sich fast schon schmerzhaft. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? „Uhm…Zeref?“, fragte er leise. Fast sofort hörte er Schritte. „Ja? Bist du schon fertig?“ Die leisen Schritte näherten sich und dann wurde auch schon seine Hand ergriffen. Gerard zuckte wieder zusammen, Zeref sagte nichts dazu. Dann führte er ihn in die Küche und setzte ihn auf einen Stuhl. „Das Essen ist auch gleich fertig. Möchtest du einen Tee?“ „Ja, bitte.“ Er hörte wie Zeref eine Schranktür öffnete und wieder schloss, kurz darauf stellte er eine Tasse vor ihn: „Vorsicht, heiß.“ Vorsichtig nippte Gerard an dem Getränk. Er spürte wie die Wärme sich in ihm ausbreitete und seufzte wohlig. Der Tee vertrieb auch die letzte Kälte aus seinen Gliedern, die sich, nachdem er stundenlang draußen herumgeirrt war, dort festgesetzt hatte.
 

Sie aßen schweigend. Es war eine unangenehme Stille zwischen ihnen, keiner wusste so recht was er sagen sollte. Letztlich war es Zeref der sich räusperte und sagte: „Du kannst gerne so lang hier bleiben wie du möchtest, auch wenn ich arbeiten bin.“ „Und was erwartest du dafür von mir?“, fragte Gerard misstrauisch. Er hatte gelernt dass niemand etwas einfach so tat. Zeref lächelte. Er konnte das Misstrauen des anderen verstehen. „Ich erwarte nichts von dir dafür, ich erhoffe mir lediglich deine Gesellschaft und ein paar Gespräche.“ Gerard zog eine Augenbraue hoch. Das konnte er doch auch mit seinen Freunden haben. Diesen Gedanken sprach er laut aus und bereute es, als Schweigen die Antwort war. Es verging eine Weile bis Zeref leise, mit traurigem Unterton, den er nicht gänzlich verbergen konnte, sagte: „Ich habe keine Freunde. Auch keine Familie. Ich habe nur meine Arbeit, eine Firma die mir mein alter Herr überlassen hat und ich nie haben wollte. Die Angestellten fürchten sich vor mir, ich weiß nicht mal warum.“ Gerard biss sich auf die Unterlippe. Er war nicht der einzige Mensch auf dieser Welt der niemanden mehr hatte. Dann lächelte er schief: „Zu zweit ist man weniger allein, was.“ Zeref schmunzelte: „Da ist was dran.“ So kam langsam eine lockere Unterhaltung zwischen ihnen auf.
 

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„Ich kann das auch selbst“, verlegen und mit roten Wangen schaute Gray zu Boden. Er durfte nach einer Woche strenger Bettruhe dieses nun endlich verlassen. Nun saß er in einem Rollstuhl und wurde von Natsu durch das Krankenhaus geschoben. Dieser hatte gerade Pause. In der vergangenen Woche verbrachte Natsu den größten Teil seiner Freizeit bei Gray. Nur zum Schlafen ging er dann doch mal nach Hause, oder wenn er frische Kleidung brauchte. Als Gray an diesem Morgen Natsu das erste Mal als angehenden Arzt gesehen hatte, hatte er eine ganz neue Seite an dem anderen kennen gelernt. Privat war er fast durchgehend gut gelaunt und mit der Zeit hatte er sogar Gray mit seiner guten Laune anstecken und ihm das eine oder andere Lächeln entlocken gekonnt.
 

„Du bist aber mein Patient, also genieße den Service. Den bekommt schließlich nicht jeder von mir“, zwinkerte Natsu ihm zu und riss Gray damit aus seinen Gedanken. Seine Wangen wurden daraufhin noch etwas röter. Mit einem breiten Grinsen schob Natsu den Rollstuhl durch die Gänge, ohne bestimmtes Ziel. Er wollte eigentlich nur, dass Gray mal aus seinem Bett und Zimmer heraus kam. Er wusste nicht wieso, aber er mochte den anderen wirklich sehr. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht Gray aus seinen trübsinnigen Gedanken zu holen. Außerdem hatte Natsu von ihm erfahren, dass der Jüngere in einem Waisenhaus lebte. Und dass in ein paar Wochen sein 18. Geburtstag sein würde. Erst auf mehrmalige Nachfrage hatte Gray dann zugegeben, dass er mit diesem Tag auch ausziehen muss, aber er weder Geld noch eine Möglichkeit hätte wo er hingehen könnte. „Dann kommst du eben mit zu mir“, hatte Natsu breit gegrinst. Gray hatte natürlich abgewehrt und war sich nicht sicher, ob es nicht nur ein Scherz war, doch Natsu hatte es vollkommen ernst gemeint. Viele würden es wohl seltsam finden wenn er einen quasi Fremden, den er seit ein paar Tagen kannte, einlud bei ihm zu wohnen, aber so war Natsu nun mal. Für seine Freunde würde er alles tun und irgendwie gehörte Gray auch dazu. Außerdem könnte er es nie mit seinem Gewissen vereinbaren den anderen aus dem Krankenhaus zu entlassen mit dem Wissen, dass dieser kein zu Hause mehr hatte und zu allem Überfluss auch noch für einige Zeit auf den Rollstuhl angewiesen war. Nein, das wäre unverantwortlich.
 

Natsu hatte beschlossen mit Gray in die Kantine zu fahren, er hatte Hunger und ewig würde seine Pause auch nicht mehr gehen. Er fragte seinen Patienten ob er auch etwas möchte, dann schob er ihn an einen freien Tisch und stellte ihn dort ab. Gray fühlte sich unter den Blicken um sich herum unwohl und war ehrlich erleichtert als Natsu mit einem Lächeln auf den Lippen und einem vollgeladenen Tablett zu ihm kam. Er stellte Gray ein großes Stück Torte hin. „Ich habe doch gesagt ich möchte nichts?“ Natsu grinste: „Das hat dein Mund gesagt, aber dein Blick hing sehnsüchtig an der Theke. Lass es dir schmecken.“ „Danke“, lächelte Gray. Er wusste wirklich nicht, wann er zum letzten Mal Kuchen oder überhaupt etwas Süßes gegessen hatte. Genussvoll schloss er die Augen als der süße Geschmack sich in seinem Mund ausbreitete. Dass er nicht leise stöhnte war alles. Natsu beobachtete ihn dabei und lobte sich in Gedanken selbst. Es machte ihn glücklich den anderen so zusehen, mit diesem aufrichtigen, glücklichen Lächeln auf den Lippen, das ihm so gut stand.



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