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Someone who cares about you

von

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Einsamkeit

„Was? Wieso das denn?“, fragte Sting ungläubig. Rogue presste seine Lippen fest aufeinander, sodass nur noch ein dünner Strich zu sehen war. „Es ist okay, du musst es mir nicht erzählen.“ Rogue sah überrascht auf: „Willst du es denn überhaupt hören? Ich meine, im Grunde kennen wir uns doch gar nicht, wir haben uns nur ein paar Mal in Vorlesungen gesehen. Und dann komm ich mitten in der Nacht bei dir rein geschneit. Entschuldige. Ich wusste einfach nicht wo ich sonst hinsollte. Meine sogenannten Freunde hätten mir wahrscheinlich nicht einmal die Tür aufgemacht.“ Sprachlos starrte Sting ihn an. Plötzlich stand er auf: „Komm mit“, und verließ die Küche um in sein Wohnzimmer zu gehen. Dort holte er aus einem Schrank eine Glasflasche mit brauner Flüssigkeit und zwei Whiskey-Gläser. „Das brauchen wir jetzt“, sagte er und goss ein wenig von dem alkoholischen Getränk in die Gläser. Dann stellte er eines vor Rogue und hob sein eigenes an seine Lippen. Dieser zögerte, leerte seines aber dann in einem Zug. Der Whiskey rann mit einem leichten Brennen seine Kehle hinab.
 

Nach dem dritten Glas durchbrach Rogue die Stille. Der Alkohol hatte ihn ein wenig gelöster werden lassen und so beschloss er Sting von seiner Mutter zu erzählen. „Sie ist ein Tyrann. Es geht immer nur im sie, was sie will, wie es ihr am besten passt. Sie hat immer und immer wieder auf meine Fehler verwiesen. Egal wie oft ich gute Zensuren gebracht habe, es hat sie kaum interessiert. Ich bekam manchmal sogar ein Lob, aber das war´s. Und wehe ich hatte ein schlechtes Ergebnis, dann gab es richtig Ärger.

Es drehte sich immer nur um sie. Sie behandelte mich wie ein kleines Kind und drängte mir immer wieder ihren Willen auf. Wie es mir dabei ging war ihr egal. Umso älter ich wurde, umso mehr wehrte ich mich dagegen, doch sobald ich den Mund aufmachte hat sie sofort dagegen geschossen und mich nieder gemacht. Manchmal sprach sie sogar tagelang nicht mit mir, um mich zu bestrafen, als ob mich das noch kümmern würde. Ich war, seit ich mich erinnern konnte, immer ihre seelische Müllhalde. Hatte sie Streit mit meinem Vater musste ich mir alles anhören. Oder war sie einfach nur schlecht drauf, bekam ich das auch ab. Immer! Auch wenn ich ihr meistens einfach nur über den Weg gelaufen bin. Es gibt Grenzen, aber die hatte sie nie eingehalten. Und wenn ich dann noch die Frechheit besaß in irgendeiner Form Widerworte zu geben war die Hölle los. Sie ist fast wie ihr Vater, ein noch größerer Tyrann. Wie oft sie jammerte wie schrecklich ihre Kindheit unter ihm doch war, aber dass sie fast genauso schlimm ist hat sie nie bemerkt. Ich weiß nicht wie oft ich als Teenager abgehauen bin für ein paar Tage, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe.

Als meine damalige Freundin mich aus heiterem Himmel verlassen hatte war ihre einzige Sorge ob sie ihr noch bei ihrer dämlichen Kunstausstellung helfen würde. Wochenlang hat sie mich damit genervt. Wie es mir dabei ging war ihr doch egal! Ich konnte nie mit ihr über meine Probleme reden, wollte es gar nicht.

Sie hat immer kritisiert wie dünn ich doch wäre, und wie blass. Im einen Moment sagt sie was für einen hübschen Jungen sie doch hätte, um im nächsten zu ergänzen, wenn ich doch nicht so blass wäre. Ich würde aussehen wie ein Vampir mit meiner hellen Haut, den schwarzen Haaren und den roten Augen. Als ob ich mir ausgesucht hätte so auszusehen! Natürlich gab es auch gute Tage, doch die schlechten überwogen.

Mein Vater stand entweder nur neben dran oder hat sie noch unterstützt. Manchmal war er sogar noch schlimmer als sie. Er sprach so gut wie nie mit mir, nur wenn etwas anstand. Sonst vergrub er sich in seine Arbeit. Als sie dann herausfanden dass ich schwul bin setzten sie mich sang- und klanglos vor die Tür. Kannst du dir vorstellen wie es ist wenn man eines Tages nach Hause kommt, vor der Tür eine Tasche mit ein paar Kleidungsstücken findet und feststellen muss, dass der Schlüssel nicht mehr passt?“ Als er endete ballte er seine Hände zu Fäusten und krallte seine Finger in den Stoff seiner Hose. Sein Blick war nach unten gerichtet. Während er erzählt hatte kam alles wieder in ihm hoch, die Bilder, die er immer verdrängt hatte. Sting saß einfach nur sprachlos da. Er war in einer liebevollen Familie aufgewachsen, in der es zwar auch immer mal wieder Streit gab, aber sie vertrugen sich auch wieder. Es tat ihm weh Rogue zuzuhören, der mit einer solchen Bitterkeit in der Stimme gesprochen hatte. Vorsichtig zog er ihn in seine Arme und hielt ihn fest. Im ersten Moment versteifte Rogue sich, doch Stings Nähe tat gut und so ließ er sich fallen. Er fühlte sich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wirklich geborgen.
 

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„Du kannst in meinem Bett schlafen, ich nehme die Couch“, sagte Zeref mit einem Lächeln. Es war schon spät und die Müdigkeit meldete sich deutlich. Gerard hob abwehrend die Hände, das konnte er doch nicht machen. Zeref grinste auf die Ablehnung des anderen. „Wir können natürlich auch zusammen in meinem Bett schlafen, groß genug wäre es.“ Er zwinkerte, auch wenn der Jüngere das nicht sehen konnte. Dafür wurde dieser knallrot und wusste nicht wirklich was er darauf antworten sollte. Zeref lenkte ein: „Schon gut, war nur Spaß. Komm ich zeig dir wo das Schlafzimmer ist und wie du zum Bad kommst von dort.“ Er wartete gar nicht erst auf eine Erwiderung und nahm Gerards Hand und zog ihn hoch und mit sich. Mehrmals gingen sie den kurzen Weg zwischen seinem Schlafzimmer und dem Badezimmer, bis Gerard der Meinung war er würde es allein finden. Zeref drückte ihn auf sein Bett, holte sich eine Decke und ein Kissen aus dem Schrank und ging zur Tür. „Gute Nacht und träum was Süßes.“ „Gute Nacht“, flüsterte Gerard und legte sich zögernd hin. Das Bett war wirklich groß und er seufzte zufrieden. Eingelullt von dem angenehmen Geruch des anderen kuschelte er sich in die Decke und schlief recht schnell ein.
 

Zeref hatte ihn mit einem Lächeln beobachtet. Als er sicher war dass der Jüngere schlafen würde verließ er sein Schlafzimmer und lehnte die Tür nur an. Er kannte Gerard gerade mal ein paar Stunden, doch irgendwie schaffte es dieser die Einsamkeit zu vertreiben. Soweit Zeref zurückdenken konnte war er immer allein gewesen. Seine Mutter war kurz nach seiner Geburt gestorben und sein Vater war mit seiner Firma verheiratet. Er hatte nie Zeit für seinen Sohn gehabt. Oder haben wollen. Mit der Zeit hatte Zeref es aufgegeben eine Bindung zu seinem Erzeuger aufzubauen. Als er alt genug war begann er seine Arbeit im Verlag und war recht erfolgreich. Sein Erfolg rief viele Neider auf den Plan. Oft hörte er das Getuschel, dass er als Sohn des Geschäftsführers natürlich nur Bestsellerautoren bekommen würde. Die Tatsache, dass Zeref aus diesen ehemals unbekannten Autoren Bestseller gemacht hatte ließen sie ungeachtet unter den Tisch fallen. Nach dem Ableben seines Erzeugers übernahm er die Firma und führte sie mit großem Erfolg. Doch seine Mitarbeiter mieden ihn so gut es ging, wohl wegen seinem kühlen, distanzierten Auftreten. Dieses hatte er sich in jungen Jahren angeeignet um nicht verletzt zu werden. Seine sogenannten Freunde gaben sich nur mit ihm ab weil sie sich Vorteile dadurch erhofften.
 

Seufzend legte er sich auf sein großes Sofa und zog die Decke bis zur Nasenspitze hoch. Er hoffte, dass Gerard auch wegen seiner Selbst bei ihm bleiben würde und nicht nur, weil er sonst nirgends hinkonnte. Über diesen Gedanken driftete er langsam in das Reich der Träume.



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