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Der Elysianer

von

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Kapitel 10

 

[JUSTIFY]Cletus gab sein Bestes so gerade und aufrecht zu stehen wie er konnte, als er sich zu Ältester Un in den Fahrstuhl stellte. Er war noch nie über die Verwaltungsebene hinaus gekommen und der Gedanke, dass er in einem Moment vor den Ältestenrat persönlich treten würde, verursachte bei ihm sowohl unbeschreibliche Genugtuung als auch ein nervöses Ziehen in der Magengegend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Grollen drang aus seinem Bauch. Gut, vielleicht war es auch nur Hunger.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Un warf ihm einen verständnisvollen Blick zu und klopfte sich auf den eigenen Bauch, der sich im Gegensatz zu Cletus' schmaler Figur über den Hosenbund wölbte und von einer weiten Robe nur leidlich kaschiert wurde. "Keine Sorge, Inspektor, es ist zwar etwas früher als wir es bei unseren Sitzungen gewohnt sind, aber ich bin sicher, dass Ältester Quatre mit Gebäck zur Stelle sein wird. Er hat da seine Lieblingsbäckerei und wird es sich bestimmt nicht nehmen lassen, sich um unser leibliches Wohl zu kümmern."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus grinste gezwungen. "Das... äh... freut mich." So sehr ihm auch sein Frühstück fehlte, konnte er sich doch nur mit Mühe davon zurückhalten, die Augen zu verdrehen. Kuchen war im Augenblick nicht seine Hauptsorge. Er wusste noch immer nicht, was die Ältesten bloß von ihm wollten. Auch wenn allein die Anerkennung schon guttat, hatte er doch nach all seinen Erfahrungen Grund immer ein wenig skeptisch zu sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nachdem Un ihn zurückgerufen und eine "besondere Mission" in Aussicht gestellt hatte, hatte Cletus noch eine ganze Weile in dem Besprechungszimmer warten müssen, während Un seine Mitältesten kontaktierte und zu einer Sitzung überredete. Hätte er gewusst wie lange das Ganze dauern würde, hätte er vermutlich versucht sich zu entschuldigen, um zu Hause sein Frühstück nachzuholen. Aber Un hatte ihn immer wieder vertröstet und er hatte ihm leider geglaubt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Un hatte darauf bestanden, dass sie nicht in der Kammer des Ältestenrats auf die drei anderen Ältesten warteten. Wahrscheinlich hoffte er auf einen besseren Auftritt, wenn er etwas später dort in Begleitung der Person, nach der sie anscheinend schon so lange gesucht hatten, aufkreuzte. Vielleicht hatte er den Drang sich gegenüber Deux und Trois, die beide ein gutes bisschen älter als er waren, zu profilieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Letztlich war es Cletus gleich, so lange er es nun endlich hinter sich bringen konnte, weshalb er sofort zur Stelle war, als ihn Un zum Aufzug gerufen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Un strich sich über seinen braunen Schnauzbart und räusperte sich. Dann kam der Fahrstuhl auch schon zum Stehen und die Türen öffneten sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vor Cletus öffnete sich ein hoher, weiträumiger Raum, den er schon beinahe einen Saal nennen würde. Auf einer Seite entdeckte er eine Cocktailbar, in der Mitte einen Bereich mit Kunstrasen und vermutlich künstlichen Palmen, zwischen denen eine Hängematte verwaist hin und her schwang. Zu seiner Rechten befand sich ein weitläufiges Bällebad, das wirkte als würde es recht oft benutzt, wenn man nach der Anzahl der Bälle ging, die sich außerhalb des Beckens befanden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch ihm gegenüber auf der anderen Seite der Kammer erhoben sich mehrere verzierte Sessel auf einem Podest. Drei davon waren besetzt und während Cletus noch seinen Blick staunend schweifen ließ, ging Un auch schon an ihm vorbei und nahm auf einem der Sessel Platz.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ganz links saß Ältester Deux, dessen schneeweißes Haar einen beeindruckenden Kontrast zu seiner schwarzen Haut bildete, und hatte die Hände über einem kugelrunden Bauch, der Uns in nichts nachstand, gefaltet. Neben ihm schlürfte Ältester Trois einen Cocktail, was in seinem Alter und zu dieser Uhrzeit wohl zu erhobenen Augenbrauen geführt hätte, doch als Ältester genoss man eben einige Privilegien. Dann folgte Un, der sehr zufrieden mit sich aussah. Der jüngste der vier, Ältester Quatre, strahlte Cletus freundlich an. Sein rotes Haar war zu einer extravaganten Frisur aufgetürmt und der Kuchenkonsum hatte auch bei ihm schon seine Spuren hinterlassen, wenn auch noch nicht in gleichem Maß wie bei seinen älteren Kollegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schluckte und kam langsam näher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Un räusperte sich. "Nun, wie ich schon vorhin andeutete als ich euch zusammenrief, ist dies möglicherweise die Lösung für unser kleines Problem. Dies ist Inspektor Cletus. Er ist noch recht jung, aber auch körperlich fit genug für unsere Bedürfnisse. Zudem ist er mutig und loyal, bereit die Wahrheit zu sagen, auch wenn es für ihn persönlich schwierig wird."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus biss sich auf die Zunge und verbeugte sich steif. Was konnten die denn nur mit ihm vorhaben?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wie schön!", rief Ältester Quatre dazwischen. "Inspektor, Sie müssen unbedingt unbedingt den Marmorkuchen versuchen. Der ist ein Gedicht. Haben Sie eine Gabel dabei? Ach, macht auch nichts. Aber mit vollem Magen redet es sich doch viel besser." Er lächelte noch breiter und winkte einem Servicebot zu, der sich sofort daran machte, die Ältesten wie auch Cletus selbst mit gefüllten Tellern zu versorgen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trois zog es vor bei seinem Cocktail zu bleiben und stellte den Teller auf ein kleines Tischchen in der Nähe. Doch die anderen Ältesten reagierten kaum auf die Unterbrechung. Ganz offensichtlich war dies die Art wie jedes ihrer Treffen ablief.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus hielt sich an seinem Teller fest und bemühte sich verzweifelt seine Ungeduld nicht offen zu zeigen, aber inzwischen war er mit den Nerven fast am Ende. "Um was für eine Mission handelt es sich denn?", wagte er zu fragen, dann steckte er schnell ein Stück Kuchen in den Mund, damit nichts herausschlüpfte was nach "ihr müder Haufen" oder "wird hier eigentlich jemals etwas erledigt?" klang. Verflixt, der schmeckte wirklich ausgezeichnet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ältester Trois lehnte sich zurück und betrachtete ihn einen Moment. "Nun, da muss ich ein wenig ausholen. Sie sind sich natürlich der Pläne zur Sprengung unseres ehemaligen Heimatplaneten bewusst, nehme ich an?" Als Cletus kauend nickte, fuhr der Älteste fort: "Es ist nun Jahrzehnte her, dass die Situation auf Deponia so lebensbedrohlich wurde, dass es unumgänglich wurde, den Planeten zu verlassen. Allem Anschein nach sind in der Zwischenzeit die Bedauernswerten, die aus Platzmangel zurückgelassen wurden, ums Leben gekommen. Doch andererseits gibt es noch immer hartnäckige Gerüchte, dass es auf Deponia Menschen gibt, die trotz aller Widrigkeiten überleben konnten. Natürlich haben wir das Wort unseres geschätzten Oberkontrollrats, der uns versichert, dass an diesen Gerüchten kein Wort wahr ist. Dennoch ist der Ältestenrat zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre, ein oder mehrere Unabhängige würden die Situation überprüfen, bevor wir das Signal zur Sprengung Deponias geben."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus hob eine Augenbraue. Er hatte von Auria schon von diesem Konflikt gehört und auch Goal gehörte zu denen, die nicht müde wurden sich eine abenteuerliche Geschichte über solche überlebende Deponianer zurecht zu spinnen. "Ja, ja, ich kenne die Problematik. Aber was hat das mit mir zu tun?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ältester Un schmunzelte selbstgefällig. "Liegt das nicht auf der Hand? Sie sollen auf Deponia überprüfen, ob es noch Menschen dort gibt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus verschluckte sich an einem Kuchenkrümel und wäre beinahe erstickt. Das brachte ihm zwar eine Nahtoderfahrung mehr ein, verschaffte ihm aber auch einen Moment, um sich zwischen "Nein!", "Um Himmels Willen, nein!", "Auf gar keinen Fall!" und "Ums Verrecken nicht!" zu entscheiden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ältester Deux beeilte sich noch ein paar Worte einzuwerfen, bevor Cletus wieder zu Atem kam: "Natürlich würden wir einen derartigen Auftrag großzügig vergüten. Sie müssten sich nie wieder Sorgen um irgendetwas machen und..." er warf seinen Mitältesten einen hastigen Blick zu und fuhr auf ein Nicken von Trois hin fort "wir würden dafür sorgen, dass Ihnen ein größeres Apartment zugeteilt wird, das... ähm... ihrem Status angemessen ist."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das klang schon ein wenig verlockender, doch die Aussicht auf einen völlig verdreckten und verseuchten Planeten zu müssen war schlichtweg das Gegenteil von allem, was er jemals gewollt hatte. Er konnte nicht anders als das Gesicht angeekelt zu verziehen und sah wie die Ältesten unruhig tuschelten. "Was... was meinen Sie mit 'Status'?", fragte er schließlich schwach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trois räusperte sich. "Sie wären ja sozusagen unser Repräsentant auf einem anderen Planeten. Deshalb würden wir Sie offiziell zum Botschafter Elysiums erklären."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Botschafter! Cletus klappte die Kinnlade herunter. Das war ja fast auf Augenhöhe mit einem Oberkontrollrat. Vielleicht sogar noch besser! Er würde ganz sicher endlich Goal einen Antrag machen können und dann würde er endlich dazu gehören. Alle seine Träume würden sich erfüllen und alles was er dafür tun musste, war ein paar Tage oder Wochen im Dreck auszuhalten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er stemmte die Hände in die Hüften. "Gut, meine Herren, zu diesen Konditionen wäre ich bereit zu arbeiten. Von welchem Zeitfenster sprechen wir hier?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein unübersehbarer Erleichterungsseufzer ging durch die Ältesten. "Da die Vorbereitungen zur Sprengung so gut wie abgeschlossen sind", erklärte Ältester Un, "sollten Sie so bald wie möglich aufbrechen. Wählen Sie sich einen Assistenten oder eine Assistentin und besprechen Sie die Einzelheiten Ihrer Reise mit Oberkontrollrat Ulysses. Er verfügt über die Kontrolle über Deponias Infrastruktur und wird Ihren Transport und Ihre Eskorte organisieren. Wir haben bereits entsprechende Absprachen mit ihm getroffen und werden ihn schnellstmöglich über die Identität unseres Botschafters in Kenntnis setzen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus nickte gewichtig auch wenn ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er war nun Botschafter Cletus, Repräsentant des Ältestenrats und würde noch heute auf Ulysses treffen. Jetzt würde er ihn nicht mehr so einfach wegschicken können. Jetzt konnte ihn niemand mehr ignorieren.[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]Er fühlte sich noch immer wie betäubt als er den Aufzug nach unten nahm und vor dem Verwaltungskomplex auf die Straße trat. Es war geradezu unwirklich wie großartig alles gelaufen war. Er war nun Botschafter Elysiums! Er hatte es geschafft! Er war ganz oben angekommen und nie wieder würde jemand auf ihn herabsehen![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Cletus!" Verwundert sah er auf und erkannte Arron, der auf ihn zu lief. "Da bist du ja endlich! Ich habe dich schon so verzweifelt gesucht!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus räusperte sich und versuchte sich ein bisschen größer zu machen. "Ich bin noch vor den Ältestenrat gerufen worden. Du wirst es nicht glauben, aber ich habe eine wichtige Mission übertragen bekommen: Ich werde nach Deponia gehen und den Planeten inspizieren, um zu sehen ob es noch Menschen dort gibt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Arron wirkte nicht so als habe er überhaupt richtig zugehört. "Das... das ist toll für dich. Nicht was ich erwartet hätte, aber das ist jetzt auch egal." Er packte Cletus an den Schultern und starrte ernst auf ihn herab. "Lucia wurde verhaftet! Sie war gerade auf dem Weg nach Hause als das Feuer im 'White Star' ausgebrochen ist, aber aus irgend einem Grund denken die sie hätte was damit zu tun. Dabei war sie völlig mit den Nerven am Ende als sie von dem Brand gehört hat und den vielen Verletzten. Sie wollte am liebsten zurück und beim Löschen helfen. Ich musste sie zurückhalten und daran erinnern, dass die Fachleute da das besser können."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Arrons Augen füllten sich mit Tränen und Cletus hätte sich am liebsten losgemacht. "Hör mal, Arron...", begann er stockend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sie ist ein wirklich guter Mensch", flüsterte Arron und wischte energisch mit dem Handrücken über die Augen. "Sie hat das nicht verdient. Cletus, ich weiß, dass du auch gestern im 'White Star' warst. Du musst für sie aussagen. Du weißt, dass sie niemals etwas tun würde um anderen zu schaden."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus hüstelte und machte einen kleinen Schritt zurück. "Naja, weißt du, so ganz sicher wäre ich mir da gar nicht. Sie kann schon recht energisch werden, wenn ihr etwas nicht gefällt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das kann nicht dein Ernst sein! Ich weiß, dass ihr ein paar Differenzen hattet. Aber letztlich hat sie nie aufgehört zu hoffen, dass du auch deinen Weg findest und glücklich wirst. Sie hat dir nie etwas nachgetragen. Und auch anderen nicht."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus verschränkte die Arme. "Das hat sie dir jedenfalls erzählt. Aber wer weiß schon, was im Kopf von so Jemandem vorgeht. Da werde ich doch nicht meine Karriere auf's Spiel setzen, um eine potentielle Terroristin zu schützen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zumindest waren Arrons Tränen nun verschwunden. Allerdings war an ihrer Stelle nun etwas anderes, das Cletus riet den Sicherheitsabstand noch etwas zu vergrößern. "Jetzt verstehe ich", knurrte Arron. "Deine Karriere. Das ist dir wichtig, nicht wahr? Dafür opferst du alles andere und jeden anderen. Und es ist dir egal, was jemand schon für dich getan hat. Lucia ist dir egal. Ich bin dir egal. Und wahrscheinlich ist Goal es auch."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das ist überhaupt nicht w-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Doch, das ist wahr! Es würde dich doch nichts kosten für Lucia auszusagen. Es sei denn..." Arron erstarrte und seine Augen wurden schmal. "Du hast einen Fehler gemacht und es Lucia in die Schuhe geschoben."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Pah, ich habe ihr gar nichts in die Schuhe geschoben. Ich habe den Ausschuss lediglich darauf hingewiesen, dass Lucia im 'White Star' arbeitet-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus fand sich auf dem Hosenboden wieder und sein Kiefer schmerzte fürchterlich. Arron stand über ihm, die Faust noch immer geballt. "Du Ratte! Du hast sie auf Lucia gebracht! Leugne es nicht! Wie konntest du nur?!" Cletus hob abwehrend die Hände doch Arron schlug nicht wieder zu. "Ich will dich nie wieder sehen!", zischte er. "Geh nur runter in den Dreck. Das ist es auch wo eine Ratte wie du hingehört. Und ich hoffe, du kommst nie wieder zurück!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Damit fuhr Arron auf der Stelle herum und ging mit schweren Schritten davon. Cletus sah sich unsicher um und prüfte, wie viele Elysianer die Auseinandersetzung wohl mitbekommen hatten. Glücklicherweise war nicht viel auf der Straße los und die wenigen Gaffer, die ihnen zugesehen hatten, erkannten dass die Show vorbei war und wandten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus erhob sich, klopfte sich den vermeintlichen Staub von der Hose und massierte seinen Kiefer. Anscheinend hatte er außer einem Schreck nicht allzu viel Schaden genommen. Aber seine gute Stimmung hatte Arron nun gründlich ruiniert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er presste die Lippen zusammen. Wollte Arron ihn wirklich tot sehen? Aber warum kümmerte ihn das überhaupt noch? So nahe hatten sie sich nun auch nicht gestanden, selbst nachdem Arron ihm geholfen... Er wischte den Gedanken beiseite.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sollte Arron doch von ihm halten, was er wollte. Alle bedeutenden Persönlichkeiten riefen früher oder später Neider auf den Plan. Vielleicht war es das: Arron hatte doch als Kind selbst von Abenteuern auf Deponia geträumt. Bestimmt war es einfach nur Eifersucht auf Cletus, der nun all das erreichte, was Arron selbst einmal wollte, die seine Reaktion hervorgerufen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber mit dem Neid der kleinen Leute konnte er leben, sagte Cletus sich und setzte sein selbstsicherstes Gesicht auf, während er sich auf den Weg zu Ulysses machte.[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]Es war kein weiter Weg bis zu den Büros des Oberkontrollrats, aber Cletus zögerte immer wieder. Er ging in Gedanken alles durch, was er sagen wollte und zerbrach sich den Kopf über Einwände, die Ulysses gegen ihn als Schwiegersohn haben mochte und wie er diese entkräften könnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vor der Tür atmete er noch einmal tief durch, dann betätigte er die Klingel und nahm Haltung an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Tür glitt auf und er fand sich Angesicht zu Helmfront mit einem seltsamen Mann wider. Er war von ähnlicher Statur wie Cletus selbst, trug aber eine graugrüne Uniform, die an Brust und Schultern von einem Metallpanzer verstärkt war, sowie weinrote Handschuhe und einen Umhang in derselben Farbe. Aber was an ihm am meisten auffiel, war sein Helm, der das meiste seines Gesichts verbarg, aber durch eine getönte Scheibe zumindest einen Blick auf seine Augen und den langen, geraden Nasenrücken zuließ.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus zögerte einen Moment, doch noch bevor er etwas herausbrachte, trat der andere Mann einen Schritt zurück und winkte ihn mit einer einladenden Geste herein. "Inspektor Cletus, nehme ich an. Mein Name ist Argus. Amtmann Argus. Ich bin hier, um Sie zum Oberkontrollrat zu bringen", kam seine von Statik verzerrte Stimme aus dem Helminterface.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus trat in einen langen Flur und wartete darauf, dass ihm Argus den Weg zeigen würde, doch der hatte die Arme verschränkt und musterte ihn unverholen. Gerade als der Blick begann wirklich unangenehm zu werden, zuckte der Amtmann die Achseln und bemerkte abfällig: "Sie haben sich nicht sonderlich in Form gehalten. Aber egal, jemanden geeigneteren werden wir wohl nicht kriegen." Damit wandte er sich ab und schritt den Flur hinab, wobei er den Umhang demonstrativ hin und her schwingen ließ.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus beeilte sich Schritt zu halten, auch wenn er innerlich schäumte. Was erlaubte sich dieser Fatzke bloß? Hielt der sich für etwas besseres? Wahrscheinlich war er grottenhässlich wenn er die ganze Zeit mit einem Helm herumlaufen musste.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Beinahe wäre er in Argus hineingelaufen als dieser abrupt stehen blieb und eine nicht sonderlich gekennzeichnete Tür auf der linken Seite des Ganges öffnete. Drinnen befand sich ein großzügig eingerichtetes Büro mit einem massiv wirkenden Schreibtisch hinter dem ein Mann in einem breiten Sessel saß als sei er ein König und empfange gerade seinen Hofstaat.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schluckte. Er hatte Ulysses seit dem Tag, an dem er Goal zum Campen hatte einladen wollen, nicht mehr gesehen, aber er wirkte keine Spur weniger einschüchternd. Eher im Gegenteil, da er eine ähnliche, panzerverstärkte Uniform wie Amtmann Argus trug, in der seine Gestalt noch etwas massiger wirkte. Einzig der Helm saß nicht auf seinem Kopf wie bei Argus, sondern thronte auf seinem Schreibtisch und schien Cletus durch das leere Visier anzufunkeln.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schlagartig fielen ihm all die Scham und Hilflosigkeit wieder ein, die Ulysses ihn spüren lassen hatte, als er ihm verbot Goal wieder zu treffen. Gleichzeitig zierten sich all die schönen Argumente, die er sich zurechtgelegt hatte, davor, ihm nun in den Sinn zu kommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Herr Oberkontrollrat", begann er zögernd, doch Ulysses unterbrach ihn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Inspektor Cletus", sagte er und lächelte so breit, dass die Masse an Zähnen, die er zeigte, ihn nur noch bedrohlicher wirken ließ. "Oder sollte ich sagen: Herr Botschafter? Ich freue mich sehr, endlich wieder Gelegenheit zu haben mit Ihnen zu reden."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wirklich?", rutschte Cletus heraus bevor er sich bremsen konnte. "Ich meine, äh, die Freude ist ganz meinerseits. Es war mir schon lange ein Bedürfnis, mich mit Ihnen eingehender zu unterhalten." Er versuchte das Lächeln zu erwidern und hoffte, dass Ulysses nicht merkte, dass er schwitzte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"So?" Ulysses verschränkte die Finger. "Ich nehme an, es geht Ihnen dabei um meine Tochter? Wie ich hörte stehen Sie sich noch immer recht nahe."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus warf Argus einen Blick zu und nahm ärgerlich zur Kenntnis, dass der andere Mann keine Anstalten machte zu gehen und ihnen etwas Privatsphäre zu verschaffen. Nein, er hatte die Arme verschränkt und lehnte an der Tür ohne Cletus aus den Augen zu lassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Im Grunde hatte Cletus vorgehabt, diese Missionsbesprechung dazu zu nutzen über Goal zu sprechen und wenn es gut lief, um ihre Hand anzuhalten. Aber bei diesem Publikum war er sich seiner Sache nun so gar nicht mehr sicher. "Nun..." Er hustete. "Wir... äh... ich..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ulysses Lächeln war verschwunden, auch wenn er nicht unbedingt wütend wirkte. Aber sein Gesicht war plötzlich recht ernst und er lehnte sich nach vorn als wolle er keine Gefühlsregung, die Cletus zeigen mochte, verpassen. "Goals Glück ist mir sehr wichtig. Deshalb muss ich natürlich sicher gehen, dass ihr nichts geschieht. Ihnen liegt doch sehr viel an ihr, nicht wahr?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Oh ja, natürlich."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ulysses nickte langsam. "Natürlich", wiederholte er. "Ich bin wirklich erleichtert, das zu hören. Denn, sehen Sie, es gibt da ein Problem, dass Goals gesamtes Glück zunichte machen kann."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Oh nein!", rief Cletus eine Spur zu theatralisch, doch etwas besseres fiel ihm ohnehin nicht ein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unter seinem dichten Bart zuckten Ulysses' Mundwinkel amüsiert, dann wurde er wieder ernst. "Sehen Sie, Cletus, als damals die Entscheidung fiel Elysium zu bauen, ging man davon aus, dass innerhalb der nächsten Jahre die Oberfläche Deponias unbewohnbar wäre."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus runzelte die Stirn. Warum erzählte ihm Ulysses jetzt von Deponia? Ging es nicht eigentlich um Goal? Er überlegte, was der Oberkontrollrat wohl von ihm hören wollte, doch noch bevor er etwas sagen konnte, redete dieser weiter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Über die nächsten Jahre ging auch wie erwartet die Bevöllkerungszahl kontinuierlich zurück. Allerdings..." Ulysses verstummte und gab Argus ein Zeichen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sie wollen einfach nicht sterben", übernahm der Amtmann die Erzählung. "Ob es daran liegt, dass die Oberfläche weit weniger toxisch ist als erst angenommen oder ob sich die Deponianer an die Umstände angepasst haben, spielt letztlich keine Rolle. Fakt ist, dass nachdem sie einen Tiefpunkt erreicht hat, die Bevölkerungsdichte in den letzten gut zehn Jahren wieder gestiegen ist." Er lachte kurz auf, was durch den Lautsprecher seines Helms wie ein Schnarren klang. "Meine Männer haben hin und wieder diese Zahl ein wenig dezimiert, aber es gehört nicht zu unseren Aufgaben Deponianer auszurotten. Vorerst jedenfalls. Wir haben zur Zeit wirklich anderes zu tun."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sie meinen...", stammelte Cletus, "die Gerüchte sind wirklich wahr? Es gibt noch Menschen auf Deponia? Aber... aber... warum haben Sie dem Ältestenrat... ich meine... meine Mission?" Mit einem Schaudern wurde ihm bewusst wie sich gerade all seine Pläne in Luft aufzulösen drohten. Würden sie ihm auch seinen Status als Botschafter wieder wegnehmen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ulysses seufzte. "Ja, Ihre Mission wäre damit im Grunde überflüssig, Herr Botschafter." Cletus hatte das dumpfe Gefühl, dass der Oberkontrollrat seine Gedanken lesen konnte, aber er war noch immer zu verstört um ihm zu antworten. "Aber was noch gravierender ist: Wenn der Ältestenrat von den Deponianern erfährt, besteht die nicht zu verachtende Wahrscheinlichkeit, dass er die Sprengung abbläst und unsere Reise nach Utopia gestrichen wird. Können Sie sich vorstellen, was dann aus Elysium wird?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus wurde noch eine Spur blasser. "Über kurz oder lang werden unsere Ressourcen erschöpft sein, besonders unsere Energie. Die Sonnenkollektoren allein haben nicht die Kraft Elysium auf Dauer in dieser Höhe zu halten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Womit Elysium dann einen weiteren Schrotthaufen auf diesem Drecksloch von Planeten bilden würde", warf Argus ein. "Und auch wenn die Athmosphäre nicht giftig ist, sie stinkt bestialisch. Auch wenn das Essen einen am Leben erhält, es ist widerlich. Und klares Wasser ist auf Deponia so selten, dass nicht Wenige es für eine Legende halten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus spürte wie sich ihm der Magen umdrehte. Das klang so furchtbar, dass man es kaum Leben nennen konnte. Allein die Vorstellung, dass er in so einem Dreck enden könnte...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sie verstehen nun hoffentlich, dass dies kein Leben für Goal ist", sagte Ulysses ernst.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dass er und Goal in so einem Dreck enden könnten, meinte er natürlich. "Das ist wirklich furchtbar! Was sollen wir nur... ich..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nun, das ganze Problem würde sich in Luft auflösen, wenn der Ältestenrat nichts von den Deponianern erfahren würde nicht wahr?" sagte Ulysses langsam und lächelte dünn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus starrte ihn an. "Sie wollen... Sie wollen, dass ich den Mund halte? Meinen Bericht fälsche?" Er spürte wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Elysiums Rechtssystem machte große Unterschiede je nach Status, Geld und Ruf, aber er zweifelte, dass ihn sein neuer Titel als Botschafter schützen würde, falls alles herauskam und man ihn des Hochverrats anklagte. Andererseits hätte er in dem Fall den Oberkontrollrat persönlich an seiner Seite und die Konsequenzen wenn er die Wahrheit sagte, waren zu entsetzlich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ulysses lächelte noch immer. "'Fälschen' ist so ein hartes Wort. Sie würden Goal beschützen. Haben Sie mir nicht gerade versichert wie sehr sie Ihnen am Herzen liegt?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das stimmte. Im Grunde war es völlig selbstlos von ihm, denn immerhin würde er es ja für Goal tun. Bestimmt würde das auch der Ältestenrat einsehen, falls man ihn erwischte. Aber geschickt wie er war, würde es gar nicht erst so weit kommen. "Ja", sagte er, "Für Goal würde ich alles tun. Wenn sie nur meine Frau würde, wäre ich zu allem bereit."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ulysses' Lächeln verblasste. Er warf Argus, der überrascht die Augenbrauen gehoben hatte, einen kurzen Blick zu. Dann erhob er sich und baute sich vor Cletus auf. Als müsse er sich überwinden, streckte er schließlich steif die Hand aus. "Einverstanden. Sie werden dafür sorgen, dass der Ältestenrat niemals erfährt, dass Deponia noch bewohnt ist, und im Gegenzug stimme ich einer Hochzeit mit meiner Tochter zu."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus' Herz klopfte heftig als er ebenfalls aufstand und einschlug. Was war das doch für ein geschickter Schachzug gewesen. Jetzt hatte er nicht nur die Stellung als Botschafter in der Tasche, sondern auch noch grünes Licht für eine Heirat mit Goal. Das sollte ihm erst einmal jemand nachmachen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zwar machte Ulysses ein Gesicht als habe er gerade in eine Zitrone gebissen, doch nickte er Cletus bestätigend zu und winkte Argus zu ihnen herüber. "Jetzt, da das geklärt ist, hoffe ich Sie können baldmöglichst aufbrechen, Cletus. Oder gibt es noch etwas wichtiges zu erledigen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus räusperte sich. "Nun, äh, der Ältestenrat hat verfügt, dass ich mir einen Assistenten auswähle, der mich begleiten soll. Aber ich habe da schon jemandem im Auge: Eine Kollegin von mir mit einem Gehirnimplantat. Sie hat nämlich Geldsorgen, wissen Sie-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Verschonen Sie mich. Das einzige was mich interessiert ist, ob uns diese Assistentin in die Quere kommen könnte."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus' Lippen kräuselten sich säuerlich. "Darauf wollte ich gerade hinaus. Für genug Geld wird sie bestimmt den Mund halten. Sie ist nicht sehr neugierig, aber immer auf der Suche nach einem kleinen Nebenverdienst."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ulysses nickte wieder. "Gut, gut, Sie denken mit. Dann besprechen Sie alles weitere mit Argus, sichern Sie sich die Verschwiegenheit Ihrer Assistentin und bereiten sich auf Ihre Reise vor. In spätestens drei Tagen sollten Sie startklar sein. Argus, sorgen Sie dafür, dass beim Ältestenrat eine Kopie der Aufstiegscodes beantragt wird. Sie kennen ja den Papierkram."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aufstiegscodes?" erkundigte sich Cletus vorsichtig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Argus lachte wieder schnarrend. "Na, Sie wollen doch nicht, dass sich jeder x-beliebige Zugang zu den Aufstiegsstationen verschaffen und eines der Notboote kapern kann, um sich auf Elysium breit zu machen. Sämtliche Boote sind natürlich gesichert mit einem hochkomplexen Code, der das Gesindel fern halten soll."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Natürlich", echote Cletus. "Ich werde mir den Code gut einprägen und-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nein, das werden Sie nicht", fiel ihm Argus ins Wort. "Der Code ist viel zu komplex um ihn sich auch nur aufzuschreiben. Wir werden ihn auf einer Datasette speichern, die Sie dann hüten sollten wie Ihren Augapfel."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sagten Sie nicht, Ihre Assistentin habe ein Gehirnimplantat, Cletus?", mischte sich Ulysses wieder ein. "Speichern Sie die Aufstiegscodes doch darauf, Argus. Wie sollten sie dann noch verloren gehen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus nickte zustimmend und atmete tief durch. Alles wurde besser und besser und kein Hindernis konnte ihn wirklich aufhalten.[/JUSTIFY]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn du bis hierher gelesen hast, würde ich mich unglaublich freuen zu hören, ob dir die Geschichte so weit gefällt oder nicht. Du musst auch keine Romane schreiben (auch wenn ich mich über lange Kommentare natürlich besonders freue), eine ganz kurze Rückmeldung reicht mir schon. Vielen Dank! Komplett anzeigen

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