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Der Elysianer

von

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Kapitel 9

 

[JUSTIFY]Cletus erwachte mit schmerzendem Kreuz und Haaren im Gesicht. Fremden Haaren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er wischte die rotgoldenen Strähnen zur Seite und zog sich noch ein paar Haare aus dem Mund, wohin sie sich wohl versehentlich verirrt hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es halb neun und damit nach elysianischen Maßstäben noch recht früh war, aber er bezweifelte, dass er jetzt noch einmal einschlafen konnte. Langsam ließen auch die programmierten Jalousien mehr Licht herein, um einen möglichst gemächlichen Start in den Tag zu ermöglichen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Neben ihm räkelte sich Goal, ließ aber die Augen noch geschlossen. Ein Grinsen stahl sich auf Cletus' Gesicht. Er hatte es geschafft! Nach der letzten Nacht würde Goal bestimmt nicht so schnell mit ihm Schluss machen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zwar war es alles andere als bequem gewesen, sich mit ihr ein Bett zu teilen, aber sie hatte recht verständnislos auf seine Frage, ob sie auf der Couch schlafen wollte, reagiert. Zumindest hatte er sich als er seine Wohnung einrichtete, ein etwas größeres Bett gekauft, da auch Poisonous mitunter gern in seiner Nähe schlief. Und Goal war zwar größer, aber auch weitaus weniger stachelig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schwang sich aus dem Bett und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Er konnte nicht sagen, ob es wirklich an der letzten Nacht lag, aber die Dusche fühlte sich heute besonders gut an. Er summte vor sich hin, während er sich rasierte und zurechtmachte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als er endlich nach einer ganzen Weile zu Goal zurückkehrte, saß sie wach in seinem Bett und lächelte als sie ihn sah. "Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen." Sie hob abwehrend die Hand als er den Mund öffnete. "Nein, sag es mir nicht. Ich weiß, du teilst dein Bett nicht gern. Aber wie ist es eigentlich mit deinen anderen Sachen? Ich fand deinen Slip wirklich süß. Würdest du-?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Er würde dir wahrscheinlich nicht halb so gut stehen wie mir", unterbrach sie Cletus. "Außerdem hast du mich schon dazu überredet dir einen Pyjama zu leihen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Du wolltest ja mein Gepäck nicht schleppen und hast es gestern Abend bei der Transferstation einlagern lassen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Schon gut." Im Grunde stand ihr sein Seidenpyjama recht gut. Besonders an Brust und Po saß er aufregend eng, was besonders zur Geltung kam, als sie sich nun erhob und zu ihm hinüber schlenderte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Du hast mir nie erzählt, dass du ein Muttermal hast", sagte sie als wäre es etwas völlig ungewöhnliches, wenn auf einer Pobacke ein hübscher, brauner Fleck prangte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus stimmte ihr da allerdings zu. Wo käme man denn sonst hin, wenn man nicht einmal mehr auf ein Muttermal stolz sein konnte? "Findest du nicht auch, dass es irgendwie wie eine Krone aussieht?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal gluckste amüsiert. "Ich finde eher, dass es an ein Wombat erinnert."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er bemühte sich, nicht allzu beleidigt drein zu sehen, aber im Grunde war er versucht sie hochkant hinauszuwerfen. Was hatte er nur in ihr gesehen? Ganz offensichtlich wusste sie nicht im geringsten wovon sie sprach. Ein Wombat! Also wirklich![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie lachte wieder, legte ihm die Arme um die Schultern und berührte mit den Lippen sein Ohr. "Ich mag Wombats", hauchte sie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Was für eine Frau! Cletus spürte Hitze in seinem Gesicht aufsteigen und sein Herz schneller klopfen. Sie war perfekt und eines Tages würde er sie heiraten![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah zu ihr auf und ihre Lippen näherten sich einander als ihn ihr Morgenatem traf. Er schaffte es gerade noch nicht völlig angeekelt auszusehen und gequält zu lächeln als er seinen Kopf zurückzog. "Goal, Schatz, putz dir doch erst mal die Zähne."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie verdrehte die Augen. "Du Romantiker", sagte sie sarkastisch, machte sich aber dann doch auf den Weg ins Badezimmer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da fiel Cletus noch etwas höchst wichtiges ein und er eilte ihr nach und rief panisch: "Aber nimm bloß nicht meine Zahnbürste!"[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]"Du musst arbeiten? Heute? Das kann doch nicht dein Ernst sein, Cletus!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus unterdrückte ein Gähnen. Er hatte Goal schon wütender erlebt und nahm ihre Launen inzwischen weit weniger ernst. "Nun mach doch nicht schon wieder so eine Szene daraus. Wenn man beruflich vorankommen will, muss man eben auch mehr Einsatz zeigen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal schnaubte. "Du klingst schon wie mein Vater."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich nehme das mal als Kompliment."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"So war es aber nicht gemeint", gab Goal gereizt zurück. "In den letzten Monaten habe ich kaum etwas von dir gesehen. Du bist wie besessen von deiner Arbeit. Und wenn du gerade mal nicht im Einsatz bist, hast du keine Lust etwas mit mir zu unternehmen. Du warst ja noch nie sonderlich unternehmungslustig, aber inzwischen komme ich bald um vor Langeweile. Man kann auf Elysium ja ohnehin kaum etwas erleben. Und jetzt-"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wir gehen doch alle paar Tage Essen!", fiel ihr Cletus ins Wort. "Glaubst du, dass mir das Geld dafür einfach in den Schoß fällt?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Oh, bitte. Du gibst mehr Geld für Kosmetik und Unterwäsche aus als ich. Dafür scheint es ja auch zu reichen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus biss sich auf die Lippe. Da hatte sie dummerweise auch wieder Recht. Im Grunde verdiente er bereits genug um alle seine laufenden Kosten zu decken und sich mit ihr eine schöne Zeit zu machen. Aber er hatte auch Pläne, die darüber hinausgingen. Irgendwann wollte er ihr einen Antrag machen und wenn er damit den Hauch einer Chance haben wollte, müsste er ihr weit mehr bieten können. Schon um ein größeres Apartment zu bekommen, reichte sein bisheriges Einkommen nicht aus, geschweige denn um den sonstigen Ansprüchen der Tochter des Oberkontrollrats genüge zu tun.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber das konnte er ihr nicht einfach erzählen. Noch nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Was genau willst du denn so Tolles erleben?", versuchte er das Thema zu wechseln.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie seufzte. "Das willst du doch eh nicht wirklich wissen. Ich habe schon einmal versucht mit dir über meine Träume zu sprechen, aber mehr als abfällige Bemerkungen habe ich nicht zu hören bekommen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er stutzte. "Du meinst doch wohl nicht deine absurden Ideen Deponia zu erkunden. Sag mir nicht, dass das ernst gemeint war."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie stemmte wütend die Fäuste in die Hüften. "Du fängst schon wieder so herablassend an. Aber egal, heute hatte ich eh nur einen Ausflug ins Theater oder auf die Drehenden Gärten geplant. Aber nicht einmal dafür hast du Zeit!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das können wir doch ein anderes Mal nachholen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal starrte ihn eine Weile so durchdringend an, dass er begann sich sehr unwohl zu fühlen. "Du hast es also wirklich vergessen. Und ich dachte es würde dir etwas bedeuten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Gerade als er sich fragte, ob es wohl alles noch schlimmer machen würde, wenn er sie fragte wovon sie redete, marschierte sie auch schon ins Nachbarzimmer und kam kurz darauf mit einem hübsch verpackten Paket zurück. Cletus runzelte die Stirn, wusste aber noch immer nichts damit anzufangen, als ihm Goal das Paket in die Hände drückte und mit bitterer Stimme sagte: "Alles Gute zum Jahrestag, Cletus."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verdammt. War das wirklich schon ein Jahr her, dass sie in seine Wohnung hereingeschneit kam und ihn kurzerhand zu einem Date aufgefordert hatte? Er rechnete es im Kopf nach, aber aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie sich nicht vertan. "Oh. Das... ich... Danke."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Pack es aus!", verlangte sie nur.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Gehorsam trennte er das Geschenkpapier auf und legte es ordentlich zusammen bevor er die Schachtel öffnete. Drinnen lagen ein Paar Schuhe. Weiß, mit dicker Sohle und einem eleganten Design, ganz wie er sie mochte. Er konnte sich vorstellen, dass sich wirklich Mühe gemacht hatte, etwas zu finden, das ihm gefiel. "Goal, du... Die sind großartig. Danke..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Bitte, du Idiot." Sie wirkte angesichts seiner Verlegenheit sehr viel zufriedener. "Ich dachte ja, du hättest ein besseres Gedächtnis, aber wahrscheinlich ist das etwas, das Männer einfach nicht hinbekommen. Naja. Auf jeden Fall siehst du ja wohl jetzt ein, dass du heute nicht arbeiten kannst, nicht wahr?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er überlegte ob ihm ein 'Wieso?' mehr Ärger einbringen würde als ein 'Ich sehe überhaupt nichts ein.', doch anscheinend war sein Gesichtsausdruck und sein Zögern bereits Antwort genug für Goal.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Schön", zischte sie wütend. "Wie ich sehe bist du bereits mit deiner Arbeit verheiratet. Dann brauchst du mich ja nicht mehr. Manchmal denke ich wirklich, der einzige Grund aus dem ich noch mit dir zusammen bin, ist damit mein Vater nicht denkt, er hätte Recht behalten." Damit marschierte sie hinaus und hätte wohl die Tür hinter sich zugeschlagen, wenn diese nicht automatisch zu geglitten wäre.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus spielte mit dem Gedanken ihr nachzulaufen, doch bei ihrer Laune konnte er es damit auch noch schlimmer machen. Er konnte sich nur damit trösten, dass sie eines Tages merken würde, dass sie falsch gelegen hatte.[/JUSTIFY]
 

 

* * *

 

 

[JUSTIFY]Das "White Star" hatte einen gewissen Ruf in der Elysianischen Oberschicht. Es war mehr als exklusiv, die Einrichtung edel und elegant, das Essen exquisit und unglaublich teuer. Außerdem konnte es sich dieses Clubhaus leisten menschliche Bedienungen - und zwar keine Klone - anzustellen statt der sonst üblichen Servicebots.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus hatte es noch nie von innen gesehen. Goal war natürlich schon des öfteren hier Essen gewesen, aber sie hatte nie von ihm verlangt, sie hierher auszuführen. Zwar wusste sie nicht genau wie es um seine Finanzen gestellt war, doch sie hatte sich wohl denken können, dass man ihn hier gar nicht erst hereinlassen würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dass ihn nun die Arbeit hergeführt hatte, an einem Tag an dem Goal erwartet hatte, er würde mit ihr ausgehen, entbehrte nicht einer gewissen Ironie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus bemühte sich sehr, sich das Staunen nicht all zu sehr ansehen zu lassen. Aber er konnte kaum verhindern, dass sein Herz schneller schlug. Wenn er doch nur auch zu diesen Leuten gehören würde. Wenn Goal nur nicht so herumzicken würde. Mit der Tochter des Oberkontrollrats zur Frau würde er bestimmt auch hier einen Fuß in der Tür haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Cletus?", ließ ihn eine vertraute Stimme aufschrecken. "Was machst du denn hier?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Lucia!", gab er mit ebenso großem Erstaunen zurück. Er hatte sie seit dem etwas missglückten Campingausflug nicht mehr gesehen. Arron hatte zwar anfangs des öfteren versucht mit ihm in Kontakt zu kommen, aber er war ja selbst für Goal meist zu beschäftigt gewesen. Hatte Lucia es geschafft wieder in die Gunst der Ältesten zurück zu kommen? Doch im selben Moment, in dem er sich die Frage stellte, bemerkte er auch schon ihr Outfit. Offensichtlich war sie ebenso wie er zum Arbeiten hier. Aber wenigstens brachte sein Job ein gewisses Prestige mit sich, was man von einer Kellnerin, wenn auch der gehobenen Art, nicht behaupten konnte. "Besserst du dein Forschungsbudget auf?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und stemmte eine Hand in die Hüfte. "Ja, so kann man das wohl nennen. Und du? Bei wem hast du dich eingeschmeichelt um hier reinzukommen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er verzog das Gesicht und hielt ihr wortlos das Klemmbrett, auf dem er seine Ergebnisse festhalten sollte, unter die Nase.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ach so", sagte sie und lächelte freudlos. "Tja, dann sitzen wir wohl im selben Boot, was dich noch mehr wurmen wird als mich."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schnaubte. "Erzähl mir nicht, dass es dich nicht frustriert, dass du nicht mehr dazu gehörst. Du warst doch so stolz auf deine Verbindung zum Ältestenrat. Und jetzt schau dich an. Es hat dich ja nicht sehr weit gebracht."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Lucia schüttelte den Kopf. "Was mich frustriert ist eher wie wenig meine wissenschaftliche Arbeit geschätzt wurde. Aber ich glaube, das wirst du ohnehin nie verstehen. Ebenso wenig wie die Bereitschaft für seine Ideale einzustehen." Sie wandte sich zum Gehen. "Ich habe zu tun. Und du wohl auch. Bis später, Cletus."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah ihr ärgerlich nach. Selbstgerechtes Getue war wirklich das Letzte, was er im Moment noch gebrauchen konnte. Dann riss er sich zusammen und begann seine Liste abzuarbeiten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das meiste, was er zu kontrollieren hatte, waren Routinearbeiten und bald blendete er seine Umgebung völlig aus und konzentrierte sich nur noch auf Rohrbeschaffenheiten, Elektroinstallationen und hakte das Vorhandensein von Hinweisschildern für den Notfall ab. Schließlich blieb ihm nur noch die elektrischen Leitungen zu kontrollieren, was er mit dem Scanner seines Multitools meist im Vorbeigehen erledigen konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]An einem Tisch stutzte er jedoch. Dort wo die Leitung den Boden verließ und durch ein Tischbein nach oben verlief, um die Bestellkontrollen mit Strom zu versorgen, maß er erhöhte Stromdichten. Er runzelte die Stirn und kam näher, den Blick fest auf sein Multitool gerichtet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Wen haben wir denn da? Das Auslaufmodell!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus hätte vor Schreck fast sein Multitool fallen gelassen. Er hatte es so lange geschafft, Hawk aus dem Weg zu gehen, dass er ihn schon beinahe vergessen hätte. Aber als er jetzt wie aus dem Boden gewachsen vor ihm stand, konnte nicht einmal der blonde Vollbart, den er sich in der Zwischenzeit wachsen lassen hatte, verbergen um wen es sich handelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus machte vorsichtshalber einen Schritt zurück und stieß mit einem Kellner zusammen, der zum Glück gerade kein volles Tablett trug und sich mit einem Ausfallschritt auf den Beinen hielt. Doch Hawk machte keine Anstalten ihn anzugreifen und grinste nur als er Cletus' Angst sah.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Verzeihung, Sir", sagte Cletus automatisch den Text, den ihm Inspektorin Jennick eingebläut hatte, falls man ihn bei der Arbeit störte, und verfluchte sich innerlich dafür wie hoch und angespannt seine Stimme klang. "Ich habe hier zu arbeiten. Wenn Ihnen an einem reibungslosen Ablauf liegt, lassen Sie mich einfach durch und Sie können bald wieder Ihren Abend genießen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hawk lachte und machte den Weg zum Tisch frei. Cletus hoffte, dass er sich durch seine unterwürfige Art genug in seiner Stellung bestätigt fühlte und ihm keinen Ärger machen würde. Doch als er an den Tisch herangetreten war und gerade Anstalten machte sich hinzuknien um die Verbindungsstelle zu prüfen, trat Hawk hinter ihn und presste sich so dicht an ihn, dass er zwischen dem größeren Mann und dem Tisch gefangen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Du fühlst dich bestimmt sicher, jetzt wo du dich als Goals Schoßhündchen etabliert hast. Gut, das war cleverer als ich dir zugetraut hatte. Aber sie wird dich nicht ewig beschützen. Erst in den letzten Wochen habe ich sie ein paar Mal mit ihren Freundinnen hier im Star gesehen. Aber du warst nicht dabei. Glaub mir, Kleiner, sie wird dich bald leid sein. Und dann wird sie dich zurück in das Nichts stoßen, aus dem du gekommen bist. Ich werde darauf warten." Damit ließ Hawk ihn los und setzte sich auf einen der weich gepolsterten Stühle am Tisch. "Dann sieh mal zu, dass du deine Arbeit erledigst. Immerhin ist das hier mein Stammtisch. Also mach es ordentlich."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus klammerte sich mit einer Hand an der Tischkante fest als er sich hinkniete. Seine Beine zitterten so sehr, dass er fürchtete er würde sonst zu schnell das Gleichgewicht verlieren und eine noch schlechtere Figur machen. Er krabbelte ein kleines Stück nach vorn und schaltete das Licht an seinem Multitool ein. Zumindest war er hier unten allein mit dem Tischbein... und Hawks Füßen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er versuchte sein wild klopfendes Herz wieder zu beruhigen. Goal würde ihn nicht fallenlassen. Oder? Sie war heute ziemlich mieser Stimmung gewesen. Aber selbst wenn, er konnte sich doch inzwischen besser verteidigen, dank all dieser Stunden Shai-Hulu Training, zu denen er angemeldet, aber nie erschienen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das kleine Display an seinem Multitool leuchtete rot auf und holte ihn in die Gegenwart zurück. Offensichtlich hatte man entweder beim Verlegen der Kabel nicht richtig aufgepasst oder ein Idiot wie Hawk hatte des öfteren an die falsche Stelle getreten. Auf jeden Fall war der Draht im Inneren so beschädigt, dass er bald brechen würde. Das war höchst gefährlich, weil bei Kontaktunterbrechungen Störlichtbögen entstehen konnten, die so heiß wurden, dass sie durch die Ummantlung fraßen. Und er bezweifelte, dass der Tisch oder der Teppich feuerfest waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zumindest würde es ihm die Genugtuung geben, dass das Restaurant zwischenzeitlich schließen musste, damit der Schaden repariert werden konnte. Dann würde Hawk eine Weile nicht an seinen geliebten Stammtisch kommen und-[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Moment. Cletus warf Hawks Füßen einen finsteren Blick zu und dachte nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Was wenn er den Schaden nicht gefunden hätte? Wenn die Dinge einfach ihren Lauf nahmen und unverhofft der Boden unter Hawks Füßen zu brennen begann? Wäre das nicht "tragisch"?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Allerdings konnte es noch eine ganze Weile dauern, bis es so weit war. Cletus runzelte die Stirn, dann setzte er seinen Schraubenzieher am Kabel an, hebelte darunter und gab noch einen kleinen Ruck. Da. Der Draht war gebrochen. Er schob das Kabel wieder zurecht, sodass die Drahtenden zumindest so dicht beieinander lagen, dass der Strom vorerst weiter floss.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann zögerte er wieder. Er hatte sich selbst geschworen, bei seiner Arbeit stets exakt und gewissenhaft zu sein. Elysium sicherer zu machen und sich einen Namen mit seinen Fähigkeiten zu machen. Auf der anderen Seite hasste er Hawk mehr als alles andere.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schließlich entschied er sich, schaltete das Multitool aus und kroch unter dem Tisch hervor. Er bemühte sich schnell auf die Beine zu kommen, hörte dass Hawk noch irgendeine spöttische Bemerkung machte, aber das Blut rauschte zu sehr in seinen Ohren um ihn wirklich zu verstehen, dann beeilte er sich zu dem Verwaltungsbot zu kommen, der an diesem Abend die Aufsicht über den Club hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Es ist alles in Ordnung", hörte er sich selbst sagen. "Ich schicke Ihnen später noch einen ausführlicheren Bericht." Dann war er auch schon zur Tür hinaus.[/JUSTIFY]

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* * *

 

 

[JUSTIFY]"Herr Cletus! Wachen Sie auf!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem unwilligen Stöhnen öffnete Cletus die Augen und sah zu seinem Hausbot auf. War die Programmierung im Eimer, dass ihn die blöde Blechkiste aus dem Schlaf riss? "Was? Ist? Denn?!", fragte er genervt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Herr Cletus! Man hat nach Ihnen geschickt. Ein Untersuchungsausschuss will Sie anhören. Heute Morgen noch." Cletus hatte den Roboter noch nie so nervös klingen hören. Das war wohl auch der einzige Grund, warum er sich überhaupt aufsetzte und den Bot nicht losschickte um sich auf eine Fehlfunktion überprüfen zu lassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ein Untersuchungsausschuss?" Cletus rieb sich die Augen und gähnte. "Wovon redest du? Was zum Geier ist hier los?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ein Feuer!" Der Hausbot wurde immer panischer. "Heute Nacht! Es gab einen schrecklichen Brand im 'White Star'"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Oh", machte Cletus nur und versuchte halbherzig sein Lächeln zu unterdrücken. "Gab es auch Opfer?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ja, es gab mehrere zum Teil schwer Verletzte. Glücklicherweise kam niemand ums Leben."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ach, Verdammt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aber der Sachschaden geht ins Unermessliche", fuhr der Hausbot fort. "Das Feuer hätte beinahe auf andere Bereiche übergegriffen und ganz Elysium hätte zerstört werden können. Deshalb haben die Ältesten einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Und da Sie gestern erst das 'White Star' inspiziert haben, wurden Sie dringend zu einer Anhörung geladen!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Oh, Kacke![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus spürte wie sich sein Magen zusammenschnürte. Das durfte doch nicht wahr sein! Warum war ihm diese Möglichkeit gestern nicht bewusst geworden? Wenn es wenigstens Hawk erwischt hätte! Jetzt verlor er womöglich seine Karriere, seine Chancen bei Goal und alles, was ihm jemals etwas bedeutet hatte für nichts und wider nichts.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er zitterte als er sich fertig machte und brachte keinen Bissen von dem Frühstück, das ihm der Hausbot noch bereit gestellt hatte, herunter. Seine Gedanken drehten sich so unaufhörlich um die Katastrophe, die da unverhofft über ihn hereingebrochen war, das er sich beinahe auf dem Weg zu den zentralen Büros der Inspektoren in einem Verwaltungskomplex unterhalb der Kammer des Ältestenrats verlaufen hätte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch dann war er auch schon da und wurde in ein Besprechungszimmer geschoben. Er erkannte Oberinspektor Elgon, Inspektorin Jennick und neben ein paar anderen hochrangigen Inspektoren zu seinem Entsetzen auch noch den Ältesten Un.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kalter Schweiß sammelte sich in seinem Nacken. Sollte er zur Begrüßung lächeln? Sollte er Sorge um die Verletzten heucheln? Oder würde das eher gegen ihn verwendet werden? Letztendlich entschied er sich für einen wie er hoffte neutralen Gesichtsausdruck und setzte sich auf den leeren Platz an einem Einzeltisch, der den anderen gegenüber aufgebaut war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Inspektor Cletus", begann Elgon, "ich nehme an, dass Sie über den Anlass dieser Anhörung unterrichtet wurden? Über den Brand im 'White Star'?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nun ja, ähm, mein Hausbot hat mir heute morgen davon erzählt. Und dann bin ich so schnell wie möglich gekommen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Elgon warf Jennick einen ärgerlichen Blick zu. "Sollte nicht Inspektor Verlet ihn heute Nacht alarmieren?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jennick seufzte nur. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und es war offensichtlich, dass sie bereits in der Nacht informiert worden war. Vielleicht hatte sie sogar geholfen die Löscharbeiten zu koordinieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Oberinspektor Elgon verzog unzufrieden den Mund, dann schien er sich aber dazu zu entschließen das Thema fallen zu lassen. "Nun, wie dem auch sei. Auf jeden Fall gab es heute Nacht die schlimmste Brandkatastrophe in der Geschichte Elysiums und unsere geschätzten Mitbürger erwarten von uns, dass wir die Ursachen schnellstmöglich herausfinden und verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht. Sie waren gestern erst vor Ort, Cletus. Ich weiß, dass ihr Bericht noch nicht fertig gestellt ist, aber wie uns der Verwaltungsbot sagte, haben Sie keine Probleme bemängelt. Haben Sie eine Erklärung für den Vorfall?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie wussten die Ursache noch nicht! Das ließ Cletus wieder ein wenig Mut schöpfen. "Nein, Sir, ich kann mir nicht erklären, was dort vorgefallen sein könnte", versuchte er es mit Unwissenheit. "Als ich gestern die Lokalität überprüft habe, war alles in bester Ordnung."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wenn sie nur nicht all zu genau die Ruine des 'White Star' untersuchten, konnte der Fall vielleicht ungelöst zu den Akten gelegt werden. Leider sah Elgon so aus als sei er dieses Mal entschlossen nicht die sonst übliche Gleichgültigkeit an den Tag zu legen. "Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich, Cletus. Und Inspektorin Jennick hat mir versichert, dass es sonst nicht Ihre Art ist so schlampig zu arbeiten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich arbeite auch nicht schlampig", brach es empört aus Cletus hervor, bevor er sich bremsen konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Dann erwarte ich eine bessere Erklärung", gab Elgon eisig zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus starrte auf seine weißen Handschuhe herab. Wenn er doch nur den Abend mit Goal verbracht hätte! Aber jetzt war es nicht mehr zu ändern und er konnte nur hoffen... Eine Idee durchfuhr ihn und er ballte unwillkürlich die Fäuste. Das konnte seine Rettung sein![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nun, wenn Sie mich so fragen", begann er mit gespieltem Zögern. "Es ist mir schon etwas aufgefallen, aber... Ich will auf keinen Fall irgendwelche falschen Gedanken wecken. Allerdings habe ich gestern im 'White Star' eine alte Schulkollegin getroffen, von der ich weiß, dass sie sich mit... nun ja... Ideologien beschäftigt, die gegen die noble Einrichtung des Ältestenrats gerichtet sind. Ihr Name ist Lucia, die Tochter von Narcius."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unter einigen seiner Zuhörer brach Gemurmel aus und er sah wie sich Ältester Un zu Elgon hinüber lehnte und aufgeregt mit ihm flüsterte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schließlich richtete Elgon wieder das Wort an ihn. "Inspektor Cletus. Wollen Sie andeuten, dass diese Lucia den Brand gelegt haben könnte."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus hob abwehrend die Hände. "Ich will überhaupt nichts andeuten. Ich sage lediglich, dass eine Person zugegen war, die des öfteren ihre Abneigung gegen die Oberschicht demonstriert hat. Und dass kurze Zeit später ein einwandfreies Gebäude in Flammen aufging."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wieder schwoll das Gemurmel an und Elgon rief hektisch zwei seiner Adjutanten zu sich und schickte sie mit Anweisungen wieder fort. Cletus faltete die Hände und versteckte ein Lächeln dahinter. Er war sich fast sicher, dass er es noch einmal geschafft hatte sich aus der Affäre zu manövrieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als Elgon ihn endlich aus dem Zeugenstand entließ, musste er sich bemühen nicht zu enthusiastisch aufzuspringen. Er hatte schon den halben Weg zur Tür zurückgelegt als ihn eine andere Stimme bat noch zu warten. Zu seiner Überraschung war Ältester Un aufgestanden und ging auf ihn zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Herr Inspektor", sagte der Älteste. "Ich muss sagen, ich bin sehr angetan von Ihrem Mut und Ihrer Wahrheitsliebe. Es muss Ihnen schwergefallen sein, uns dies zu enthüllen und doch haben Sie deutlich Ihre Charakterstärke gezeigt. Meine Kollegen und ich sind seit einer Weile auf der Suche nach jemandem, dem wir eine besondere Mission anvertrauen können. Und ich glaube, wir haben in Ihnen endlich den Richtigen gefunden."[/JUSTIFY]



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