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DEAN CORVIN: 01. Das Ende des Imperiums

von

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ABSCHIED

 Obwohl es mehr als fraglich war, ob es überhaupt etwas bringen würde, strengten sich sowohl Dean Corvin, als auch Kimi Korkonnen, bis zum Ende des Semesters weiterhin an, und beide legten ihre Prüfungen mit sehr guten Noten ab. Schon allein um allen Kommilitonen und Vorgesetzten anzuzeigen, dass sie wirklich unschuldig an den zurückliegenden, tragischen Ereignissen waren. Dabei hatte sich Dean Corvin mehr als einmal eisern beherrschen müssen, um sich nicht irgendwann, von Zorn übermannt, zu vergessen und Tae Yeon einfach mit bloßen Händen zu töten.

Die Koreanerin ihrerseits war Corvin weitestgehend aus dem Weg gegangen, was vermutlich dazu beigetragen hatte Schlimmeres zu verhindern.

Andrea von Garding hatte als Jahrgangsbeste abgeschnitten und sie durfte sich, ebenso wie ihr Freund Jayden Kerr, der an fünfter Position liegend abschloss, aussuchen, wo sie im Anschluss Dienst tun würde.

Vor zwei Tagen, am Freitag den 25. Mai 3218, waren die offiziellen Beförderungen, in den Rang des Leutnants, ausgesprochen worden, und so trugen die ehemaligen Kadetten nun alle ihre brandneuen Rangabzeichen – einen von oben rechts, nach unten links beidseitig angeschrägten, silbernen Querbalken, mit einem goldenen, hochkant stehenden Balken, der den silbernen mittig kreuzte. Dabei hatte sich in negativem Sinn für Dean Corvin und seinen besten Freund herausgestellt, dass auf die Flottenprotokolle Verlass war. Das Oberkommando der Flotte würde sie zum Saturnmond Titan versetzen – zum Nachschubdepot der Flotte. Der langweiligste Posten im gesamten Sonnensystem, vielleicht sogar im gesamten Imperium.

Nichtsdestotrotz waren sie, zusammen mit ihren Kameraden, hierher nach Casablanca gekommen, um an dem hier traditionell stattfindenden Akademie-Ball teilzunehmen. Seit langer Zeit schon galt Casablanca als die Perle von Afrika, und jetzt, da Dean Corvin zum ersten Mal in seinem Leben hier war, verstand er auch wieso.

Das Stadtzentrum des modernen Casablanca wurde von einem weiten, achteckigen Platz beherrscht, dem Oktogon, in dessen Zentrum sich eine originalgetreue Nachbildung des ersten irdischen, interstellaren Raumschiffs in den Himmel reckte. Am Rande dieses zweihundertfünfzig Meter durchmessenden Platzes reihten sich Café´s, Lokale und Boutiquen die von zahllosen Einwohnern oder Touristen aus allen Bereichen des Imperiums frequentiert wurden. Alle Häuser, Geschäfte und andere Gebäude erhoben sich in weißem Stein und Kunststoff, kunstvoll von Glasfronten und transparenten Bauelementen durchsetzt. Großzügig angelegte Blumenbeete oder Baum-Alleen lockerten das Bild auf und gaben der Stadt farbige Akzente. Lediglich einige historische Viertel der Stadt, darunter das Hafenviertel, waren so belassen worden, wie sie vor mehr als eintausend Jahren gewesen waren. Sie standen unter Denkmalschutz und auch dort tummelten sich die Touristen. Von dem Slumgürtel, der die Stadt bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts umgeben hatte war heute nichts mehr zu sehen – die sozialen Probleme, die zu dieser Zeit dort herrschten gehörten längst der Vergangenheit an. Heute war Casablanca ein moderne und architektonisch beeindruckende Stadt mit einem reichhaltigen kulturellen Angebot und einer überdurchschnittlich hohen Lebensqualität.

Nachdem Dean Corvin, am späten Nachmittag mit seinen Freunden über das Oktogon geschlendert war, hatten sie den Rest des Tages, bis zum Abend, in einem der zahlreichen Café´s verbracht, bevor sie zur Großen Festhalle, unweit des Platzes aufbrachen. Unterwegs trafen sie auf weitere Uniformierte, überwiegend Unteroffiziere und frisch beförderte Leutnants die ebenfalls auf dem Weg zur Halle waren. Sie gehörten überwiegend, wie an den blauen Seitenstreifen ihrer Uniformjacken, Hosen und Röcken zu erkennen war, zu einer Technischen Einheit.

Unwillkürlich fiel Dean Corvins Blick auf seine eigenen orangen Streifen auf den Ärmeln seiner Uniformjacke. Sie standen für Lager, Transport und Logistik.

Andrea von Garding, die diesen Blick bemerkte und die wusste, dass er davon geträumt hatte, so wie sie und Jayden, nach dem Abschluss die gelben Streifen des fliegenden Personals zu tragen, stieß ihn unauffällig an und meinte leise: „Lass den Kopf nicht hängen, wer weiß, was noch alles passiert in Deinem Leben. Bei Deinen, und auch bei Kimis, Noten wird man einen Versetzungsantrag zu einem Flottenschiff bestimmt annehmen, sobald etwas Gras über diese leidige Sache mit der Anklage gewachsen ist. Nach spätestens fünf Jahren wird der Eintrag, betreffs dieser vermaledeiten Anklage, gelöscht werden, sofern ihr zwei euch tadellos verhaltet. Also Kopf hoch.“

„Fünf Jahre...“ Der Kanadier ballte seine Hände zu Fäusten.

Die Kameradin legte eine Hand auf seinen Unterarm. „Lass uns das wenigstens für heute Abend ausblenden, in Ordnung?“

Corvin nickte, mühsam beherrscht und sein Blick fiel dabei auf seinen Freund Kimi, der dieselben orangen Streifen auf seiner Uniform trug, wie er selbst. Wenigstens blieben sie beide vorerst zusammen, das war ein Trost für ihn.

Zusammen mit den Offizieren und Unteroffizieren, die unterwegs zu ihnen gestoßen waren, schritten sie die breite Freitreppe zum Eingang der Halle hinauf, ein beeindruckendes, asymmetrisches Gebäude, das von einem weiten, verwinkelten Park umgeben wurde. Dabei stieß Dean Corvin versehentlich eine junge, dunkelhäutige Frau, mit auffallend kurzem Haar, an, und er wollte bereits zu einer Entschuldigung ansetzen, als sich ein Techniker, mit den Insignien eines Unteroffiziers, zwischen ihn und die junge Frau drängte, und ihn giftig ansah.

„Ich rate Ihnen dazu, nicht meine Freundin anzumachen, Herr Leutnant.“

Corvin erwiderte den Blick des etwas beleibten, blassen Mannes, der bei der Verteilung der Nase und der Ohren offensichtlich zweimal hier gerufen hatte. Mindestens zweimal… Der Kanadier hob mit leichter Verärgerung über diese rüde Ansprache die Augenbrauen und fragte: „Wer, zur Hölle, sind Sie?“

„Mein Name ist Rene B. Schobelgruber; und diesen Namen merken Sie sich mal besser, Herr Leutnant.“

In die wässerig-blauen Augen des Beleibten blickend erwiderte Dean Corvin spöttisch: „Oh ja, ab sofort werde ich nichts anderes mehr tun, als herumlaufen und mir Ihren Namen merken, Herr Unteroffizier.“

Bevor der unfreundliche Techniker etwas darauf erwidern konnte hatte Corvin ihn stehen gelassen und sich wieder zu seinen Kameraden gesellt.

Jayden Kerr, der diese kleine Szene am Rande mitbekommen hatte, grinste offen, als der Freund an seiner Seite auftauchte und fragte schmunzelnd: „Schließt du schon wieder Freundschaften auf Dean-Corvin-Art?“

Corvin runzelte unwillig die Stirn. „Was kann denn ich dafür, dass sich dieser Typ für den Star dieser Veranstaltung hält?“

Er blickte über die Schulter nach hinten und bekam mit, wie die Dunkelhäutige heftig mit dem Beleibten diskutierte. Offensichtlich war auch sie nicht von dessen Benehmen angetan. Dann verlor er die Beiden aus den Augen und hakte diesen unerfreulichen Vorfall innerlich ab. Trottel gab es offensichtlich eben immer und überall.

Zu ihrer gelinden Überraschung stellten Dean Corvin und seine Freunde fest, dass das Innere der Festhalle nicht aus einem einzigen riesigen Saal bestand, sondern aus einem Dutzend kleinerer Festhallen, die auf verschiedenen Ebenen und über ein sinnverwirrendes System aus Treppen und kleinen Gängen mit einander verbunden waren. Sie machten einen Treffpunkt in einer der kleineren Hallen aus, an dem sie sich in spätestens drei Stunden wieder einfinden wollten, bevor sie sich endgültig trennen würden. Ihre persönliche Habe und Ausrüstung war bereits mit Transportschiffen unterwegs zu ihren zukünftigen Standorten.

Miriam Rosenbaum blickte Kimi Korkonnen auffordernd an, und dieser wusste was sich gehörte. Er forderte sie zum Tanz auf und gemeinsam tauchten sie in der Menge unter.

Andrea von Garding und ihr Freund taten es den Beiden nach und mit schiefem Grinsen meinte Corvin zu Rodrigo Esteban: „Was hältst du davon, wenn wir zwei uns erst einmal etwas zu trinken besorgen, Don Rodrigo?“

„Für einen Moment hatte ich tatsächlich befürchtet, du würdest mich jetzt auch zum Tanzen auffordern“, lachte der Kamerad. Sie bahnten sich gemeinsam einen Weg durch die Menge und hatten die Halle bald hinter sich gelassen.

Sie besorgten sich ein Bier an der Bar und stießen miteinander an. Nach einem langen Schluck meinte Corvin, mit einem Blick auf die blauen Streifen an Estebans Uniform. „Du hast es also tatsächlich geschafft Deinen gemütlichen Posten zu bekommen, in der Planungs- und Entwicklungs-Abteilung der Luna-Werften. Meinen Glückwunsch.“

Die braunen Augen des Madrilenen drückten Zufriedenheit aus. „Ja, da wollte ich von Anfang an hin. Hätte fast nicht geklappt, wenn nicht in letzter Minute einer der Kadetten, der da auch hin wollte, sich anders entschieden hätte. Ich werde an der Entwicklung neuer Kreuzer-Typen mitarbeiten, ist das nicht toll?“

„Ich freue mich für Dich“, nickte Corvin. „Für mich wäre das allerdings nichts. Na ja, mal abwarten, vielleicht ist Titan gar nicht so schlimm.“

„Sei froh, dass es da nicht mehr so aussieht, wie vor tausend Jahren.“

Corvin nickte. „Da sagst du was.“

Sein Blick folgte dem des Freundes, als er bemerkte, dass dieser schon seit einiger Zeit starr über seine Schulter blickte. Er erkannte zwei junge Frauen, beide im Rang eines Unteroffiziers, von denen die höher gewachsene, blonde Frau ihn interessiert ansah, als er sich umwandte.

„Komm, Don Rodrigo“, meinte der Kanadier. „An unserem letzten Abend auf Terra wollen wir uns wenigstens nochmal amüsieren.“

Sie stellten ihre Gläser ab und begaben sich zu den beiden jungen Frauen, die Dean Corvin auf nicht älter als achtzehn Jahre schätzte. Jünger konnten sie definitiv nicht sein, da das Mindesteintrittsalter um in den Flottendienst einzutreten bei sechzehn Jahren lag, und die Ausbildung zum Unteroffizier exakt zwei Jahre in Anspruch nahm.

Dean Corvin bekam mit, wie Rodrigo sich der dunkelhaarigen Freundin der blonden Frau vorstellte, während er sie ansprach. „Guten Abend, mein Name ist Dean Corvin. Hätten Sie Lust zu tanzen, Unteroffizier…?“

„Tabea Carrick“, lächelte die junge Frau und fuhr sich mit der linken durch das schulterlange, strohblonde Haar. „Und ja, Leutnant Corvin, ich würde sehr gerne tanzen.“

Corvin bot Tabea Carrick seinen Arm an und führte sie auf die Tanzfläche.

Einige Meter entfernt stand die junge Technikerin, die Dean Corvin am Eingang versehentlich angestoßen hatte und blickte ihm und der blonden Technikerin nach. Sie hatte sich bei ihm für das rüpelhafte Verhalten ihres Kameraden, der nicht ihr fester Freund war, wie er vorgegeben hatte, entschuldigen wollen. Dabei dachte sie: Eigentlich schade, dass wir uns nur fast kennengelernt haben, Leutnant.

Davon nichts mitbekommend blickte Dean Corvin seine Tanzpartnerin eingehend an. Sie schien ganz nett zu sein, doch seine traumatischen Erlebnisse mit Kim Tae Yeon verhinderten, dass er ernsthaft mit Tabea Carrick flirtete. Schließlich war sie es, die das Schweigen brach und meinte: „Wie ich sehe haben Sie sich dazu entschieden im Bereich Logistik, Nachschub und Transport tätig zu sein. Dabei machen Sie auf mich den Eindruck, als würde das nicht wirklich zu Ihnen passen, Leutnant Corvin.“

„Bitte nennen Sie mich Dean, wir sind schließlich nicht im Dienst.“

„Sehr gerne, Dean. Aber nur, wenn Sie mich ihrerseits Tabea nennen.“ Sie lächelte ihn offen an.

„Dann haben wir den Punkt schon einmal geklärt“, schmunzelte der Kanadier. „Aber um auf ihre Bemerkung von eben zurück zu kommen. Ich wollte ursprünglich zum fliegenden Personal. Meine Abkommandierung nach Titan ist eine sehr lange Geschichte, über die ich heute Abend eigentlich nicht reden möchte.“

„Sagten Sie Titan?“ Ein freudiger Zug überflog das Gesicht der Technikerin. „Dahin werden ich und meine Freundin auch versetzt. Dann werden wir uns also wahrscheinlich zukünftig öfter über den Weg laufen, Dean.“

Das irgendwie zufriedene Gesicht des Kanadiers sprach für sich. Er nutzte beim Tanzen die Gelegenheit sein Gegenüber eingehender zu betrachten.

Tabea Carrick war vielleicht zwei Finger breit kleiner gewachsen, als er selbst. Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass sie sich gegen die Uniform-Variante mit Rock und etwas höheren Schuhen entschieden hatte, und stattdessen Hosen trug, zu denen flache Schuhe getragen wurden. Sie machte einen athletischen Eindruck auf ihn, was der feste Griff ihrer Hand noch unterstützte.

„Darf ich Sie etwas persönliches fragen, Dean?“

Die Worte seiner Tanzpartnerin rissen Dean Corvin aus seinen Überlegungen. Er nickte knapp und meinte: „Kommt darauf an.“

Die junge Frau legte den Kopf etwas schräg und ihre azurblauen Augen blickten neugierig, als sie sich erkundigte: „Sind Sie nicht in Begleitung gekommen? Ich meine, Sie sehen wirklich gut aus, und da frage ich mich natürlich warum.“

Dean Corvin lächelte bitter und überlegte, ob er Tabea Carrick davon erzählen sollte. Die junge Technikerin machte jedoch einen so offenen und ehrlichen Eindruck auf ihn, dass er schließlich sagte: „Sehen Sie, Tabea, meine erste große Liebe hat mich abblitzen lassen, und meine zweite hat mir das Herz herausgerissen und mich obendrein verraten und verkauft. Letzteres gehört zu der schon erwähnten, langen Geschichte. Wie klingt das für Sie?“

„Etwas schräg, um es vorsichtig zu formulieren“, schmunzelte Tabea Carrick. „Zumindest erklärt das Ihre offensichtliche Zurückhaltung mir gegenüber. Ich hatte schon befürchtet, ich würde Sie langweilen.“

„Nein, überhaupt nicht“, beeilte Corvin sich zu versichern. „Sie sind wirklich toll, es ist eher weil...“

Die junge, blonde Frau lachte auf und schlug ihm herzhaft mit der flachen Hand auf die Brust. „Hören Sie, Dean, ich hatte nicht die Absicht mich gleich heute Abend in irgendeine wilde Geschichte zu stürzen, mit Ihnen.“

„Ach nein?“

Tabea Carrick schüttelte amüsiert den Kopf, wobei sie sich bemühte, nicht erneut zu lachen. „Ich wünschte, Sie könnten Ihr Gesicht sehen. Sie sehen aus als hätten Sie gerade einen Frosch verschluckt.“

Corvin grinste gezwungen. „Ich fühle mich auch so.“

Die Blondine musterte ihn mit unschuldigem Augenaufschlag und erkundigte sich übertrieben harmlos: „Sind Sie jetzt enttäuscht?“

„Nur etwas“, antwortete Dean Corvin wahrheitsgemäß. „Andererseits beruhigt mich, dass Sie nicht aggressiv mit mir flirten und wie ein Orkan über mich hereinbrechen.“

Etwas ernster werdend erklärte Tabea Carrick: „Das wird bestimmt nicht passieren, Dean. Sie haben Ihrerseits nicht gefragt, darum denke ich, dass ich Ihnen von mir aus sagen sollte, dass ich in festen Händen bin. Leider konnte Manu heute nicht hier sein, da er Stabsunteroffizier auf dem Leichten Kreuzer STURMBRINGER ist, und momentan mit ihm im Delta-Cephei-Sektor unterwegs.“

„Dann wünsche ich Ihnen, dass Sie zwei sich bald wiedersehen werden, und dass die Konföderation ihr Säbelrasseln nicht ernsthaft weiterverfolgen wird.“

Die Technikerin lächelte dankbar. „Ja, das hoffe ich auch. Vielleicht ist es Ihnen ein kleiner Trost, wenn ich Ihnen sage dass Sie mir sehr sympathisch sind, und dass die Angelegenheit vielleicht anders aussehen würde, wäre ich nicht glücklich vergeben.“

Corvin lächelte unmerklich. „Durchaus, Tabea. Immerhin haben wir auf Titan vielleicht die Gelegenheit eine echte Freundschaft aufzubauen, denn Sie sind mir auch sehr sympathisch.“

Ein Lächeln, dass sich auch in ihren Augen wiederfand, überflog ihre Lippen und zustimmend gab sie zurück: „Das ist doch ein sehr guter Anfang, finden Sie nicht?“

Befreit lachend erwiderte Corvin: „Ja, das stimmt allerdings. Zumindest scheint mir der Posten auf Titan jetzt längst nicht mehr so trübe und trostlos, wie noch vor einigen Stunden.“ Er blickte seine Tanzpartnerin fragend an und fragte: „Möchten Sie vielleicht etwas trinken, Tabea?“

„Sehr gerne.“

Sie verließen die Tanzfläche und begaben sich zur nächstgelegenen Bar, wo sie Rodrigo und Tabea Carricks Freundin, lebhaft mit einander plaudernd, wiedertrafen. Die blonde Technikerin stellte Dean Corvin ihre mexikanische Freundin als Nayeli Gabriela García Herández vor.

„Ach du meine Güte“, lachte Dean Corvin. „Ich wollte eigentlich nicht noch den gesamten Familienstammbaum erfahren.“

Tabea Carrick stieß ihn sachte mit der Schulter an und mahnte augenzwinkernd: „Nicht ganz so ironisch, Leutnant Corvin.“

Sie lachten sich an und die Technikerin machte Corvin mit ihrer Freundin bekannt, an der Rodrigo Esteban offensichtlich Gefallen gefunden hatte. Und sie auch an ihm.

Gemeinsam verbrachten sie den gesamten Abend miteinander, und am Ende war Dean Corvin froh, dass er entgegen seinem ursprünglichen Plan, doch hierher gekommen war.

 
 

* * *

 

Beinahe bedauernd hatte sich Dean Corvin, als der Ball sich dem Ende nahte, von Tabea Carrick verabschiedet, als sie zusammen mit ihrer Freundin die Veranstaltung verließ. Doch bereits in weniger als zwei Stunden schon würden sie gemeinsam mit einem Transportschiff der Terranischen Flotte zum Titan aufbrechen, und so war es nur ein Abschied für relativ kurze Zeit.

Corvin blickte auf das Chrono-Feld seines MFA und ihm wurde bewusst, dass es höchste Zeit wurde, sich von Andrea und Jayden zu verabschieden, deren Schiff, dass sie zu einem der lunaren Flottenstützpunkte bringen würde, eine halbe Stunde vor dem Transporter zum Titan, aus dem Erdorbit, starten würde.

Da schon eine Reihe der Ballbesucher gegangen waren dauerte es nur kurze Zeit, bis Dean Corvin und Rodrigo Esteban ihre Freunde wiedergefunden hatten. Mit großem Hallo wurden sie von den Freunden empfangen und Andrea von Garding stellte aufgesetzt vergnügt fest: „Wenn ich das zwischenzeitlich richtig beobachtet habe, dann habt ihr zwei Ausreißer euch prächtig amüsiert, oder irre ich mich?“

„Wir haben neue Freundschaften mit zukünftigen Kameradinnen geschlossen“, gab Dean Corvin ihr Recht.

„Kameradinnen für dich“, murrte Esteban. „Ich werde Nayeli erst einmal für eine Weile nicht wiedersehen.“

Die Worte des Madrilenen erinnerte die Freunde daran, dass der Moment des Abschieds nun auch unwiderruflich für sie herangekommen war. Es war schließlich Andrea von Garding, die erst Kimi Korkonnen und danach Dean Corvin in die Arme nahm und ihnen beiden das Versprechen abnahm, dass sie regelmäßig via Interstellar-Kommunikation von sich hören lassen würden. Gespielt finster drohte sie ihnen: „Wehe wenn ich nicht regelmäßig Nachricht von euch beiden bekomme.“

Miriam Rosenbaum verabschiedete sich ganz ähnlich von den beiden Freunden, wobei sie allerdings deutlich länger Kimi in ihren Armen hielt. Jayden Kerr und Rodrigo Esteban beließen es hingegen bei einem festen Händedruck und einem kameradschaftlichen Schulterklopfen. Sie wünschten einander alles Gute für die Zukunft.

Etwas wehmütig in die Runde blickend sagte Dean Corvin abschließend: „Das waren schon vier verdammt turbulente, verrückte Jahre mit euch allen, und ich werde euch alle sehr vermissen, Freunde. Ihr seid die besten Freunde und Kameraden, die es gibt, und ich bin sehr stolz darauf euch alle kennengelernt zu haben. Ihr alle seid ein Teil von mir geworden.“

Dean Corvin hatte ausgesprochen, was seine fünf Freunde ebenfalls dachten, und alle wirkten gerührt bei seinen Worten. Stumm blickten sie einander in die Augen, die stille Versprechen ausdrückten.

Gemeinsam begaben sie sich endlich zum Ausgang der Festhalle. Am Fuß der Halle blickten sie sich, mit glänzenden Augen, nochmal an und das Herz wurde ihnen schwer.

Mehr als einmal musste Dean Corvin schlucken, und er bemerkte, dass es Kimi ganz ähnlich ging, als sich die übrigen Vier endgültig auf den Weg machten. Lange sahen sie ihnen nach, bis sie, an einem dafür vorgesehenen Platz, in einen Mietgleiter gestiegen waren, der beinahe lautlos abhob und sich schnell entfernte.

Tief durchatmend sah Corvin seinem Freund schließlich in die Augen und fragte: „Wann werden wir unsere Freunde wiedersehen, Kimi? Ich vermisse sie bereits jetzt.“

Der Finne nickte, und erst nach einer ganzen Weile antwortete er: „Ja, ich auch.“ Dann ging ein Ruck durch den Blonden, und etwas heiterer erinnerte er den Freund: „Du hast bereits zwei zukünftige Kameradinnen kennengelernt, sagtest du vorhin?“

Dean Corvin lächelte, obwohl ihm im Moment nicht danach war. „Du sagst es. Komm, brechen wir auch auf, dann stelle ich sie dir vor, sobald wir den Transporter zum Titan erreicht haben.“

Gemeinsam schritten die beiden Freunde zu dem Gleiter-Platz hinüber, einer ungewissen Zukunft entgegensehend…



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