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Zwischen den Welten

von

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Ihre Welt

Ich habe keine Ahnung wie lange ich hier schon sitze oder was mit mir geschehen wird. Gerade saß ich noch in meiner Kutsche auf dem Weg zum Bankett für meine Verlobungsfeier. Man hatte mir eines der teuersten Kleider und die schönsten Schuhe angezogen und man hatte mir doppelt und dreifach gesagt, was ich sagen und tun sollte. Ehrlich gesagt hatte ich schon deswegen keine Lust, meinen Verlobten kennenzulernen.
 

Mein komplett vorherbestimmtes Leben, das ich als Marionette für meine Eltern lebte, konnte nicht mehr schlimmer werden. Dachte ich zumindest. Bis dann auf einmal die Kutsche mitten im Wald halt machte und ich von draußen panische Laute von Mensch und Tier hören konnte. Ich wurde überfallen und sie nahmen mich einfach mit. Sie zogen mich durch den dichten Wald über Feldwege bis hin zu ihren schmutzigen Behausungen, wo mich jeder anstarrte als wäre ich irgendein Ungeziefer. Ich wollte einfach nur noch weg. Alles war voller Dreck und stank. Meine Schuhe badeten im Schmutz und der Saum meines Kleides wurde immer wieder in den Schlamm getunkt. Dann schienen sie sich auch noch darum zu streiten, wer mich mitnehmen musste. Der jüngste von ihnen nahm mich dann mit zu sich. Jetzt sitze ich auf seinem kalten Fußboden in seiner extrem kleinen Behausung, von der ich Angst habe sie könnte wasserdurchlässig sein. Der Typ ist einfach gegangen, nachdem er mich an diesem Haken hier festgebunden hat. Und jetzt, jetzt kommt er einfach nicht wieder. Ich glaube so langsam verzweifle ich hier. Mein Leben wird immer beschissener. Tut mir Leid, ich sollte auf meine Aussprache achten, aber gibt es ein anderes Wort dafür?
 

Eine halbe Ewigkeit später wird endlich der Stofffetzen von einer Tür hoch gehoben und er kommt wieder. Hätte nicht gedacht jemals so glücklich zu sein jemanden von seiner Sorte zu sehen. Still kam er auf mich zu und schon war meine Freude entwichen und Angst machte sich breit. Was wenn er mich jetzt vergewaltigen will? Was wenn er mich schlägt? Schmerzen ertrage ich einfach nicht. Doch er bleibt nur vor mir stehen und streckt seine Hand in meine Richtung aus. Verwirrt schaue ich ihn an bis ich sehe, dass seine Hand ein Stück Brot umgreift. Ohne zu fragen greife ich danach und er überlässt es mir.
 

Erst jetzt merke ich welchen Hunger ich überhaupt habe, denn ich brauche nur wenige Sekunden, um das Brot bis auf den letzten Krümel zu verschlingen. Währenddessen hatte der Junge erneut angefangen im Schrank zu wühlen. Das letzte Mal hatte er den Strick dort heraus geholt, der mich meiner Freiheit beraubte. Daher wird mir ein wenig mulmig bei dieser Aktion. Es dauert ein Weilchen und ich sehe ein Stück Stoff in seiner Hand. Will er mich jetzt etwa noch knebeln, damit keiner meine Schreie hört? Reflexartig weiche ich zurück und mein Rücken berührt die kahle Wand. Ängstlich schaue ich in seine gefühlskalten Augen.
 

Sein Arm holt aus und ich kneife die Augen zu. Doch ich spürte nur ein klein wenig Wärme anstatt Schmerzen. Zaghaft öffne ich meine Lider wieder. Er hatte das Stück Stoff auf mich geworfen und jetzt bedeckte es mich. Anscheinend entsprach das seiner Vorstellung von einer Decke. Sollte ich mich jetzt etwa bei ihm bedanken? Allzu warm wird mich dieses dünne Laken nicht halten und das eine Stück Brot als Abendessen war auch ziemlich dürftig. Ich bekam hier anscheinend gerade genug, um nicht zu verhungern oder zu erfrieren.
 

„Es ist spät! Versuch zu schlafen! Wenn deine Eltern zahlen, schläfst du morgen wieder in deinem kuscheligen Bett daheim.“ höre ich ihn auf einmal sagen. Er klingt zwar ziemlich genervt, diese Nachricht stimmt mich aber gleich ein klein wenig besser. Nun legt er sich auf den Strohhaufen in der anderen Ecke des Raumes und jetzt erst bemerke ich, dass das anscheinend sein Bett darstellen soll. Wie hält er es nur aus jede Nacht auf so etwas zu schlafen? Naja, ich kann mir vorstellen es ist immer noch bequemer als der Boden, auf dem ich jetzt schlafen muss. Da bringt mir diese Decke auch nicht viel.
 

So gut es geht hülle ich mich in die Decke ein und versuche zu schlafen. Es gelingt mir aber nicht. Der Boden ist steinhart und selbst mit Decke ist mir noch kalt. Außerdem trage ich immer noch dieses einengende Korsett. Es wäre wesentlich angenehmer es nicht mehr zu tragen. Zögernd sehe ich zum Bett. Ob er schon schläft? Zumindest atmet er gleichmäßig. Also nehme ich an, dass er bereits im Land der Träume ist. Verzweifelt versuche ich mir mein Korsett mit der freien Hand, die ich habe, abzunehmen. Doch es ist schier unmöglich! „Hey, was machst du da?!“ keift man mich auf einmal an. Meine Verrenkungen könnten einem Fluchtversuch geähnelt haben. Jetzt steht er auf und sieht nach dem Knoten an meiner Fessel. Der ist immer noch genauso fest wie vorher als würde ich den aufbekommen. Erleichtert entspannt sich sein wütender Gesichtsausdruck.
 

Zur Sicherheit macht er den Knoten ein zweites Mal fest, ich glaube es wäre jetzt einfacher das Seil durchzureißen, als diesen Knoten aufzubekommen. Ich lass ihn einfach machen und als er sich schon wieder hinlegen will halte ich ihn fest. So wirklich nachgedacht habe ich dabei nicht. Wahrscheinlich will ich nur nicht wieder alleine in dieser kalten mittlerweile dunklen Ecke hocken. Ruckartig wird meine Hand gepackt und ein Augenpaar sieht mich funkelnd an. „Was!?“ Wieso wird er immer gleich so wütend bei allem, was ich mache. „Ich...ich kann nicht schlafen.“ stammele ich vor mich hin. In der Hoffnung er macht irgendetwas damit ich es kann. Vielleicht eine Lampe anmachen oder mich in das „Bett“ lassen. Naja, da habe ich mich wohl geirrt. „Und jetzt! Das ist dein Problem nicht meines! Find´ dich damit ab, verstanden!“ „Ja...“ Deutlicher konnte man es wohl kaum sagen.
 

Anscheinend muss ich mich mit der Situation abfinden und das beste daraus machen. Also mache ich es mir so bequem wie irgendwie möglich und schließe meine Augen. Das mit dem Einschlafen wird wohl noch ein Weilchen dauern. Hoffentlich komme ich morgen wirklich wieder nach hause. Mir ist kalt, ich kann nicht schlafen, mit mir im Raum ist ein Mann, vor dem ich Angst haben muss, draußen sind nur verdreckte Menschen, die mich ansehen wie die Pest und morgen werde ich entweder meinen Eltern übergeben oder naja, das will ich gar nicht wissen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Melli_
2016-10-06T19:19:18+00:00 06.10.2016 21:19
Omg..
Sie soll nach Hause! >_< ..
Sie tut mir Leid..

Freue aufs mehr!

Mfg. Mel ~



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