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Erschöpfung

Hallo liebe Leser,
 

im heutigen Kapitel legen wir den Grundstein für das Ende der Geschichte. Unsere zwei Lieblingscharaktere treffen wieder aufeinander. Ob sie sich auch was zu sagen haben? Lest selbst ...
 

LG,

iome
 

7. Kapitel: Erschöpfung
 

Kathryn Janeway saß noch immer an die Wand ihres Quartiers gelehnt da und starrte ins Leere. Vor ein paar Stunden waren ihr die Tränen ausgegangen und sie schluchzte nur noch ab und zu auf. Ihre Augen waren gerötet, ihre Wangen dagegen blass und blutleer und ihr Haar hing zerzaust aus etwas, das einmal eine Frisur gewesen war.
 

Sie wusste, dass sie nichts von dem, was sie in den letzten Monaten und Jahren getan hatte, noch ändern konnte, aber sie hätte ein Königreich für diese Möglichkeit gegeben.
 

Chakotay würde gehen. So abweisend, wie er vorhin zu ihr gewesen war, hatte sie daran keinen Zweifel mehr. Intellektuell hatte sie das verstanden, aber es emotional zu verkraften, würde Monate, wenn nicht Jahre brauchen.
 

Jetzt gerade konnte sie sich nicht vorstellen, dass der Schmerz jemals wieder nachlassen würde.
 

Alle auf dem Schiff bildeten eine große Familie und sie als Captain ging mit allen freundlich um und hatte so ziemlich jeden in ihr Herz geschlossen. Aber als Freunde bezeichnete sie nur die wenigsten von ihnen. Und sie hatte nur einen einzigen Vertrauten – Chakotay.
 

In dem Moment, wenn er das Schiff verließe, würde sie jede Art von emotionalem Rückhalt verlieren. Sie hatte eine leichte Ahnung davon, was das mit ihrem Gemütszustand und ihrem Kaffeekonsum machen würde. Ein zynisches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Das würde unschön werden, sowohl für sie selbst, als auch für die Crew.
 

Seufzend fuhr sie sich durch die Haare und lehnte den Kopf dann wieder an die Wand. Wie sollte es nur weitergehen? Wie zur Hölle sollte sie nur ohne ihn leben?
 

Schritte auf dem Gang und gleich danach ein leises aber bestimmtes Klopfen rissen sie aus den düsteren Gedanken.
 

Ein Blick auf die Uhr aus geröteten und verweinten Augen zeigte ihr, dass es 3.14 Uhr war und sie wunderte sich, was jemand um diese Zeit von ihr wollte.
 

Gerade wollte sie sich erheben und sich ein bisschen herrichten, als sie Chakotay sagen hört: „Kathryn? Kathryn, bitte lassen Sie mich rein, ich muss dringend mit Ihnen sprechen."
 

Sie blieb sitzen. Sollte er doch ruhig sehen, was sein Weggang mit ihr machte. „Computer, Tür öffnen.", wies sie mit rauer Stimme an und sofort glitt das Schott zur Seite.
 

Chakotay sah sich um und nahm Kathryn erst gar nicht wahr, doch als sein Blick dann ihren fand, war er äußerst erschrocken. Sie sah aus, als hätte sie die ganzen letzten Stunden über geweint.
 

Etwas in ihm wollte sie in den Arm nehmen, ihr sagen, dass er bliebe und alles gut würde. Ein anderer Teil wollte sie anschreien, ihr sagen, dass sie selbst Schuld daran war, dass er gehen wollte; dass er seit Jahren wegen ihr litt und es einfach nicht länger ertragen konnte.
 

Letztlich tat er weder das Eine noch das Andere.
 

Stattdessen ließ er sich ohne zu fragen, warum sie da auf dem Boden kauerte, direkt neben ihr nieder, legte seinen Arm um sie und zog sie an sich. „Sieht aus, als hätte ich eher kommen sollen."
 

Kathryn erwiderte nichts, ließ aber ihren Kopf auf seine Schulter sinken und schloß die Augen. Chakotay sah, dass sie auf diese Art versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Ihre Lippen bebten und auch ihre Hände, die auf ihren Knien lagen, zitterten leicht. Irgendetwas am heutigen Tag schien ihre innere Mauer zum Einsturz gebracht zu haben. So emotional hatte er seinen Captain noch nie gesehen.
 

Alles in ihm schrie danach ihr die Last abzunehmen, ihr zu sagen, dass er bliebe. Und doch gab es in seinem Hinterkopf ein leises Stimmchen, dass ihn warnte, sein eigenes Leben, sein Glück und seine Zufriedenheit, dem ihren komplett unterzuordnen. Zu lange hatte er das getan und es war schmerzlich gewesen, zu erkennen, dass er so nicht auf Dauer leben konnte.
 

Als er weitersprach ging er einen Kompromiss ein zwischen seinen Gefühlen und seinem Verstand, denn er begriff langsam, dass er nicht gehen konnte, bevor sie sich ausgesprochen hatten.
 

Chakotay zog Kathryn Janeway fest an sich und griff nach ihrer rechten Hand, um sie festzuhalten. In dieser intimen Atmosphäre wechselte er zum persönlicheren Du über und sein Daumen strich sanft über ihren Handrücken. „Ich hätte Dich vorhin nicht weggehen lassen dürfen. Aber Kathryn, ich bin nicht hier, um Dir zu sagen, dass ich es mir anders überlegt habe."
 

Er hörte und spürte, wie sie versuchte, ein Aufschluchzen zu verhindern und fuhr schnell fort. „Allerdings wälze ich mich seit Stunden hin und her und erst vor ein paar Minuten ist mir wirklich klar geworden, dass wir beide offen und ehrlich mit einander reden müssen, bevor ich eine abschließende Entscheidung treffe. Solange es zwischen uns so viel Ungesagtes gibt, werde ich nicht glücklich, egal ob ich bleibe oder gehe. Und was Dich angeht ..." Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und sah ihr in die tränenblinden Augen. „... sieht es auch nicht aus, als ob es Dir da anders ginge."
 

Sie nickte, wandte dann aber den Blick ab, unfähig etwas zu erwidern und all die Dinge auszusprechen, die sie ihm unbedingt sagen musste. Er hatte ja Recht. Sie mussten reden, aber sie fühlte sich nicht danach. Alles, zu was sie sich in der Lage fühlte, war seine Nähe zu spüren, sie in sich aufzusaugen und für später zu konservieren.
 

Sie schloss wieder die Augen, diesmal, um dem Gefühl, ihn bei sich zu haben, ungestört nachspüren zu können; seinen Geruch und seine Aura zu erfassen. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und schmiegte sich an ihn. Sie waren sich so nah, wie nie zuvor und doch spürten beide, dass sie noch immer Welten voneinander trennten.
 

Kathryns Stimme klang heiser, als sie endlich sprach. „Du hast Recht und ich sehe es genauso, aber ich fühle mich nicht in der Lage heute noch ein Gespräch zu führen."
 

Chakotay lehnte daraufhin sein Gesicht an ihren Scheitel und flüsterte in ihr Haar: „Das ist in Ordnung."
 

Sie saßen noch ein paar Minuten regungslos so beisammen, bis Kathryn sich bewegte und Anstalten machte, aufzustehen. „Ich habe mich noch nie im Leben so leer und verbraucht gefühlt. Ich bin ausgebrannt. Wenn wir reden wollen, dann solltest Du bleiben. Lass uns schlafen und morgen früh reden wir."
 

Ein winziges Lächeln stahl sich nach diesem anstrengenden Tag in Chakotays Gesicht. Wortlos stand er auf und zog sie mit nach oben. „Dann morgen früh." Er ging zu ihrer Couch und wünschte ihr eine gute Nacht. Doch Kathryn ging nicht wie erwartete, in ihr Schlafzimmer, sondern replizierte eine große Decke, setzte sich neben ihn und breitete sie über ihn und sich aus. „Ich kann heute nicht allein sein."
 

Es war eine Feststellung und eine Bitte zugleich, auf die Chakotay einfach nur so reagieren konnte, wie sie es sich erhoffte. Er zog sie an sich, strich ihr über den Rücken und ließ den Arm auf ihrer Seite liegen, als er sich hinlegte. „Das musst Du auch nicht." Das erste Mal seit vielen Wochen fühlte er sich wohl in ihrer Nähe. Es schien, als hätte diese einfache Bitte ihm mehr von ihrem Inneren gezeigt, als jedes Gespräch, das sie heute geführt hatten. Kaum hatte dieser Gedanke Gestalt angenommen und sich das Gefühl Kathryn auch geistig nahe zu sein, in ihm ausgebreitet, schlief er auch schon ein.
 

Kathryn dagegen war zu erschöpft und ausgelaugt, als das sie gleich Schlaf finden konnte. An Chakotay geschmiegt dazuliegen war ein wunderbares Gefühl und sie fragte sich, ob es richtig gewesen war, ihn stets auf Abstand zu halten. Sie legte ihre linke Hand auf seine Brust, die sich bereits gleichmäßig hob und senkte und stützte ihren Kopf darauf. Im Halbdunkel des Raums konnte sie seine ebenmäßigen Gesichtszüge gerade so erkennen. Das Tattoo, das seine Stirn zierte, war nur zu erahnen. Sie seufzte und rutschte noch ein wenig näher an ihn. Warum musste es zwischen ihnen nur so schwierig sein?
 

Sie brauchte sich nicht länger etwas vorzumachen. Sie liebte ihn. Sie konnte sich noch stundenlang einreden, dass es anders war, aber tief in ihrem Herzen wusste sie es schon sehr lange. Allerdings ging ihr das erste Mal durch den Kopf, dass sie vielleicht tatsächlich eine Beziehung mit Chakotay führen könnte. Mit diesem spannenden Gedanken im Kopf schlief auch sie endlich ein.
 

TBC
 

Na, was sagt ihr dazu? Kein Streit, kein Sex und auch noch keine Klärung. Was davon hattet ihr euch für das neue Kapitel erwartet? Über eure Rückmeldungen würde ich mich – wie immer – sehr freuen!



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