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Verzweiflung

Hallo ihr Lieben,
 

so, das Bergfest haben wir für diese Geschichte hinter uns. Jetzt geht es auf zur zweiten Hälfte und ich hoffe, ihr habt noch Spaß beim Lesen. Unseren zwei Protagonisten geht es heute jedenfalls nicht sehr gut. War aber nach dem Gesprächsverlauf vom letzten Kapitel auch nicht anders zu erwarten.
 

LG,

iome
 

6. Kapitel: Verzweiflung
 

Kathryns Tränen ließen sich nicht einmal zurückhalten, bis sie ihr eigenes Quartier erreicht hatte. Zum Glück begegnete sie niemandem aus der Crew. Wobei ihr das in diesem Moment wohl völlig egal gewesen wäre. Gleich hinter der Tür ließ sie sich an der Wand hinunter gleiten.
 

Chakotay hatte tatsächlich vor sie zu verlassen!
 

Vorhin hatte sie noch geglaubt, dass er nur ein Zeichen brauchte, dass sie in ihm mehr sah, als in allen anderen auf dem Schiff. Sie hatte gehofft, dass er bleiben wollte und nur einen Anlass brauchte; ein bisschen Entgegenkommen ihrerseits.
 

Doch nun schien es so, als wolle er gehen, als läge ihm tatsächlich nichts mehr am Schiff und schon gar nicht an ihr. Er hatte nicht einmal bestätigt, dass auch er in ihr eine Freundin sah. Das tat unsagbar weh.
 

Als die Tür hinter ihr zuging, gab sie dem Computer die Anweisung, ihr Quartier abzuriegeln. Sie war sonst immer erreichbar. Heute aber konnte sie niemanden ertragen.
 

Es schien ihr derzeit noch völlig illusorisch, aber morgen früh würde sie wieder ihren Platz auf der Brücke einnehmen und dabei aussehen, als ob ihr die heutigen Geschehnisse überhaupt nichts ausmachen würden. Dann würde sie die Crew über Chakotays Pläne informieren und dabei würde ihre Stimme noch nicht einmal schwanken.
 

Und danach würde sie noch ein wenig auf der Brücke bleiben, scheinbar unbeeindruckt von allem ein paar Padds lesen, dann Tuvok bitte, ihr in den Bereitschaftsraum zu folgen, ihn zum ersten Offizier ernennen, anschließend weitere Beförderungen aussprechen, um die freigewordene Stelle des Sicherheitschefs neu zu besetzen und schließlich und endlich allein in ihrem Bereitschaftsraum bleiben, um weitere Berichte zu lesen.
 

Allein schon an dieses Szenario zu denke, raubte ihr den Atem.
 

Die Tatsache, dass Chakotay nie wieder neben ihr sitzen, ihr die Hand auf den Arm legen oder sie liebevoll und beruhigend anschauen würde, ließ sie dabei nicht bis in ihre Gedanken vordringen. Das würde so sehr schmerzen, dass es einfach unvorstellbar war.
 

Doch eine kurze Vision einer Zukunft ohne ihn blitzte auf und Kathryn wischte sich mit dem Handrücken die stetig nachfließenden Tränen aus den Augen. Je länger sie der Situation ausgesetzt war, desto mehr fühlte es sich an, als würde er sterben.
 

Und ein bisschen war es ja auch so. Wenn er ging – und das schien ihr inzwischen sicher – dann würde sie ihn für immer verlieren. Dann war es egal, ob er einfach nur zurückblieb oder starb. Für sie war er verloren.
 

Bei diesem schmerzvollen Gedanken liefen ihr die Tränen nur so die Wangen hinunter und sie schluchzte lautstark auf. Es war unerträglich.
 

Hatte sie ihn denn wirklich so verletzt, dass er keinerlei Zukunft mehr hier sah? Oder war seine Zuneigung zu ihr, die er ihr vor drei Jahren ganz offen eingestanden hatte, inzwischen erloschen, weil sie ihm einmal zu viel die kalte Schulter gezeigt hatte?
 

Sie ließ den Kopf auf ihre Knie sinken und ihren Tränen weiterhin freien Lauf. Das machte es nicht besser, aber es war alles, was sie tun konnte – ihren Verlust betrauern.
 

Unterdessen starrte Chakotay auf die Rangabzeichen, die noch vor ein paar Stunden seine Uniform geschmückt hatten. Eigentlich bedeuteten sie ihm nichts mehr. Er hatte sich von dem Rang des Commanders in dem Moment verabschiedet, als er den Bereitschaftsraum des Captains betreten hatte. Aber nun brannten sich die Knöpfe heiß in seine Handfläche. Kathryn hatte ihm einen Weg zurück geboten und ihm klargemacht, wie wichtig er ihr war. Das war genau das, was er über Jahre hinweg von ihr hatte hören wollen.
 

Nun aber war er sich nicht mehr sicher, ob ihm das reichte.
 

Ihre Berührungen, die ihm sonst so viel bedeuteten, ihm immer wollige Schauer durch den ganzen Körper gejagt hatten, schienen ihm heute zu wenig zu sein. Er wusste, dass er bei beiden Gesprächen heute mit seinen wirklichen Gründen hinter dem Berg gehalten hatte und auch, dass er ihr gegenüber sehr ablehnend aufgetreten war.
 

Das war sein Weg mit dem bevorstehenden Abschied umzugehen. Es war ihm klar, dass sie das verletzt haben musste. Es tat ihm leid.
 

Sie tat ihm leid.
 

Andererseits musste er diesen Weg gehen. Wenn er jetzt nachgab, wenn er sich darauf einließ einfach wieder in seine bisherige Rolle zu schlüpfen, dann würde er nicht noch einmal den Mut und die Kraft dazu aufbringen, wegzugehen. Er würde wieder der pflichtbewusste erste Offizier sein und Kathryns Velocity-Spielpartner, der gute Freund und Vertraute. Denn das was er eigentlich wollte, war Kathryn nicht bereit ihm zu geben.
 

Er wollte mehr sein. Er wollte sein Leben mit ihr teilen, ihre Familie sein, ihr Seelenverwandter. Er wollte vielleicht Kinder mit ihr in die Welt setzen, ein echtes Zuhause haben.
 

Wenn er blieb, würde nichts davon wahr werden. Er machte sich keine Illusionen darüber, dass auch ein Status als Privatperson daran nichts ändern würde. Kathryn Janeway sah es als Schwäche an, ihre Gefühle über die Maßen zu zeigen und würde sich auch dann nicht die Blöße geben, eine Beziehung hier an Bord zu führen, wenn er nicht mehr ihr erster Offizier wäre.
 

Trotzdem fiel es ihm schwer, mit seinem alten Leben einfach so abzuschließen. Das Schiff und seine Freunde zu verlassen, war schlimm genug.
 

Kathryn zu verlassen, auch wenn sie niemals ein Paar gewesen waren, war ungleich schwerer.
 

Er schloss seine Hand um die Rangabzeichen und ließ sich in den neben ihm stehenden Sessel fallen. „Ach Kathryn, wenn ich nur wüsste, ob es richtig ist, was ich mache!" Er stützte seine Stirn auf die Faust und schloss die Augen. Je länger er da saß und grübelte, desto unsicherer wurde er.
 

Wollte er wirklich alles, was sein Leben jetzt ausmachte, aufgeben und sich in eine völlig ungewisse Zukunft stürzen?
 

Er hatte Kathryn gesagt, dass er sich absolut sicher sei, diesen Entschluss nicht rückgängig machen zu wollen. Was aber, wenn er nach ein paar Wochen oder Monaten feststellte, dass sich ihm keine Alternativen boten, wie er sie sich erhoffte; dass er auch außerhalb der Voyager keine neue Heimat fand, kein Zuhause und kein Glück?
 

Würde er dann den Rest seines Lebens der Zeit auf der Voyager und vor allem Kathryn nachtrauern?
 

Seufzend fuhr er sich durch die dunklen Haare. Was sollte er nur tun? Er ließ sich nach hinten sinken und starrte an die Decke.
 

Stunden später saß er noch immer da und suchte eine Antwort, ohne zu einem Entschluss gekommen zu sein. Als er auf die Uhr sah und feststellte, dass es bereits weit nach Mitternacht war, erhob er sich und ging ins Bett. Doch Schlaf fand er auch dort nicht.
 

Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere, konnte keine Ruhe finden und dachte ständig über sich und seine Entscheidung, am meisten aber über Kathryn, nach. Er hatte ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Sie hatte sich bei ihm entschuldigt, war auf ihn zugegangen und er hatte sie abblitzen lassen, als ob sie ihm nichts bedeutete.
 

Das hatte er noch nie getan und schon deshalb war ihm klar, wie sehr er sie damit vor den Kopf gestoßen hatte.
 

Natürlich war ihm bewusst, dass auch Kathryn nicht immer auf seine Gefühle Rücksicht genommen hatte, aber er war niemand, der Derartiges gegeneinander aufrechnete.
 

Gegen drei Uhr wurde ihm klar, dass er nicht würde schlafen können, ohne zu wissen, ob es ihr gut ging. Also stand er auf, zog sich eine Hose und ein Shirt an und schlüpfte barfuß in seine Schuhe. Sein Haar stand verstrubbelt von seinem Kopf ab, doch das war ihm völlig egal.
 

Zwei Minuten später klopfte er leise an Kathryns Tür.
 

TBC
 

So, jetzt geht es ans Eingemachte. Im nächsten Kapitel werden die Zwei noch mal offen und ehrlich miteinander reden müssen. Seid ihr schon gespannt, ob sie das auf die Reihe bekommen? Über Feedback von euch würde ich mich sehr freuen!



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