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Familyproject

von

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Sechsundachtzig

Schwer atmend stand Kyo in Yunas Büro und er sah ihr zu, wie sie kurz erschrocken die Augen aufriss, sich dann aber wieder recht schnell entspannte und langsam aufstand. Jeden Schritt verfolgte er mit den Augen und das leise Klacken der Tür in seinem Rücken bekam er nur unbewusst mit.

„Was ist denn passiert?“, stellte seine Frau die Frage sehr ruhig und aufmerksam sah sie ihn an. Kyo schluckte kräftig, doch der dicke Kloß, der in seinem Hals war, wollte einfach nicht verschwinden.

„Ich hab Kao Paar in die Fresse gehauen“, beichtete der Sänger fassungslos und Yuna fiel auch eben mal das Gesicht zu Boden.

„Du hast was?“, blieb ihr sichtlich die Spucke weg.

„Kao eine übergebraten. Kao an meiner Faust schnüffeln lassen. Kao die Schnauze poliert. Kao den Friedhof rie-„

„Okay! Kyo, ich hab‘s verstanden“, hob Yuna stoppend eine Hand. Kyos Atem ging noch immer stoßweiße.

„Aber warum hast du das getan?“

„Weil er Dai nicht mal ansatzweiße hat ausreden lassen und am Ende sogar irrsinnige Dinge zu unterstellen begann…“, murmelte er leise und Kyo hatte gerade wirklich Schiss, dass er damit alles vermasselt hatte.

„Oh… was hat Kao denn gesagt?“, stellte sie ein wenig unsicher die Frage und Kyo sah sie ein wenig verzweifelt an, da er es eigentlich nicht wiederholen wollte.

„Toshi wollte wissen ob es dem Kind gut geht und als Dai verneinte dachte er, dass es behindert wäre. Daraufhin meinte Dai, dass es das nicht wäre, sondern das Baby eben nie zur Welt kommen wird und da fing Kao an zu unterstellen, dass sie das Baby abgetrieben hätten, eben wegen der Behinderung und ja… irgendwie gingen die Pferde mit mir durch und… den Rest kennst du.“

Irgendwie klang das jetzt total dämlich in seinen Ohren. Dennoch würde er wohl wieder so reagieren und da wäre es egal, ob da ein Kaoru, oder gar der Kaiser persönlich vor ihm stehen würde.

„Autsch“, verzog Yuna ihr Gesicht und ein wenig mitleidig sah sie Kyo an. „Aber irgendwie hat’s Kao auch verdient“, murmelte sie leise, was dem Sänger jetzt aber auch nicht wirklich weiter half.
 

„Was soll ich denn jetzt machen?“, fuhr er sich durch die Haare und ließ sie in alle Richtungen zu Berge stehen. Kyo hatte wirklich schiss vor der nächsten Begegnung mit Kaoru.

„Zunächst tief durchatmen und erst mal bisschen runter kommen. Die Sache wird sich sicherlich von alleine lösen.“

„Hast du mir zugehört? Ich hab Kaoru eine übergebraten! Wie soll sich das bitte von alleine klären?“

„In dem ihr euch so schnell wie möglich vielleicht mal zusammen setzt? Du weißt, das Kaoru eigentlich nie so ist, als muss es doch irgendwie einen Grund geben, weswegen er im Moment bisschen frei dreht“, zuckte Yuna mit den Schultern.

„Bisschen ist gut“, murmelte Kyo unterdessen und er ließ sich seufzend an die Wand neben der Tür fallen. Deprimiert, da Daisukes Erscheinen so ausgeartet war, lehnte er seinen Kopf an die Wand und schloss für einen Moment die Augen.
 

Kyo hörte, wie Yuna gerade Luft holte, um scheinbar noch etwas zu sagen, da polterte es an ihrer Tür und in der nächsten Sekunde wurde sie schwungvoll aufgerissen und der Sänger konnte gerade so noch sein Bein etwas nach vorn schnellen lassen. Das fing die Tür zum Glück ab, ansonsten würde wohl jetzt ein roter Fleck an seiner Stirn prangen.

Memo an mich: Nicht mehr hinter die Tür stellen, sprach er sich im Geiste zu.
 

„Hey Yuna. Sorry für die Störung, aber hast du Kyo gesehen? Ich muss unbedingt mit ihm reden“, hörte er Kaoru reden. Natürlich war seine Frau eine kleine Verräterin und er sah, wie eine Hand auf ihn zeigte, woraufhin die Tür endlich wieder von seiner Nase verschwand und dafür ein Kopf sich in sein Blickfeld schob. Der Kopf hatte dunkle braune Locken, ein Bärtchen und eine blau schimmernde Wange.

Upps.
 

„Wir müssen reden. Sofort!“, sagte Kaoru noch, ehe Kyo am Arm gepackt und hinter der Tür vorgezogen wurde. Ohne Widerstand ließ er sich einfach mitziehen, bis sie irgendwann im Café angekommen waren. Der Leader zog ihn weiter, bis sie zur wunderschönen Fensterfront kamen und Kyo musste daran denken, wie er das erste Mal mit Yuna hier gesessen hatte und wie sie ihm damals einfach nur zugehört und auch ein paar nützliche Tipps gegeben hatte. Kaum zu glauben, dass es schon wieder vier Jahre her sein soll.

Aber deswegen war er jetzt nicht hier und er ließ sich einfach gegenüber von Kaoru plumpsen, der sich auch schon auf einem Stuhl nieder gelassen hatte. Da war er ja aber mal gespannt.
 

Bevor der Leader aber den Mund aufmachte, orderte er für sie zwei Kaffee an, die kurz darauf vor ihren Nasen standen.

„Hör zu. Das vorhin… es war scheiße, okay?“, seufzte es bald und Kyo brummte nur, sah aber nicht von seiner Kaffeetasse auf, wo wohlduftender Dampf empor stieg. „Ich hatte ja keine Ahnung, was bei Dai wirklich passiert ist.“

„Ja, weil du ihn nie hast ausreden lassen.“

„Ich weiß, war doof von mir, tut mir leid“, fuhr der Leader sich durch die Haare und er wirkte ziemlich fertig, wie Kyo für sich feststellte.

„Bei mir musst du dich nicht entschuldigen. Du hast mich nicht als krank oder bescheuert betitelt“, sagte Kyo ruhig und er nahm einen Schluck des wohltuenden Gebräus. „Das musst du schon bei Dai machen.“

„Hab ich schon.“

„Dann ist ja gut.“
 

Schweigen entstand und Kyo leerte seine Tasse systematisch weiter, doch Kaoru redete einfach nicht weiter.

„War‘s das dann jetzt?“, fragte Kyo und war bereit zum Gehen. Wenn der Ältere nichts mehr zu sagen hatte, da sah Kyo auch keinen Sinn mehr darin hier zu bleiben.

„Weißt du, nur alleine der Gedanke daran, dass sie das Kind abgetrieben hätten, der hat mich irgendwie… wahnsinnig gemacht.“ Kyo hielt inne und lehnte sich wieder etwas zurück. Allerdings verkniff er sich den Kommentar, dass er es gemerkt hatte. „Frag mich nicht warum, aber irgendwie war der Gedanke so abscheulich, da hab ich nur noch Rot gesehen“, seufzte er wieder und stierte mit leeren Blick aus dem Fenster. Der Sänger saß ihm weiterhin musternd gegenüber. Der Leader wirkte traurig und irgendwie auch als hätte er unendliche Sehnsucht in sich drinnen. Umso mehr er darüber nachdachte, umso mehr konnte er sich auch vorstellen, nach was es den Leader suchtete.

„Du hast echt nicht übertrieben, als du meintest, dass du auf Dai und mich eifersüchtig bist“, murmelte Kyo leise. Unweigerlich fragte er sich, seit wann sie alle zu solchen Pussys verkommen waren? Sie hatten sich doch nie Gedanken über Kinder oder eigene Familien gemacht. Nie dachten sie daran mal sesshaft zu werden. Und nun?

Dai und er waren verheiratet und hatten Kinder und Kaoru drehte beinahe durch, weil es bei ihm noch nicht so weit war. Wie es bei Toshiya und Shinya aussah, das konnte der Sänger allerdings nicht wirklich einschätzen. Ihr Bassist wirkte da recht gelassen und er hatte so eine Ahnung, dass wenn es bei Toshiya mal so weit sein würde, dass es dann eben soweit war und er darum keine große Sache machte, sondern vielleicht einfach nur genoss und sein Leben weiter lebte. Allerdings würde er dafür zunächst einmal eine Frau brauchen und davon war bei ihrem Bassist bis jetzt auch noch nix zu sehen, wobei, manchmal ging es eben schneller, als man selbst annahm.

Und Shinya? Zwar ging er wirklich sehr gut mit ihren Kiddies um, aber nur als Onkel. Er wirkte nie so, als ob er es für sich selbst ebenfalls wünschte, beziehungsweiße überhaupt in Betracht ziehen konnte. Scheinbar war er der einzige, der noch an ihren ‚Prinzipien‘ von vor knapp fünf Jahren festhielt. Verrückt was die Zeit so alles mit ihnen machte.
 

„Ich versuche ja wirklich mich nicht verrückt zu machen und einfach nicht weiter darüber nachzudenken, aber hey, ich hab schon ‘ne Vier vorn stehen. Irgendwie sollte ich doch langsam mal anfangen, schließlich will ich nicht als Opa betitelt werden, obwohl ich der Vater bin.“ Was sollte Kyo jetzt noch dazu sagen? Irgendwie hatte Kaoru ja recht.

„Und was sagt Reiko dazu?“

„Sie hätte gerne noch ein bisschen Zeit. Ich mein, so lange sind wir ja auch noch nicht zusammen und ich verstehe sie ja auch. Mein Kopf weiß das auch, aber mein Herz, das tut jedes Mal weh, wenn ich so einen kleinen Knirps sehe.“

„Scheiß Situation.“

„Eindeutig“, nickte der Leader und brachte seine Locken gleich noch ein bisschen mehr durcheinander, da seine Hand schon wieder durch die volle Mähne fuhr.

„Aber was anderes, als dich in Geduld zu üben wird dir wohl nicht übrig bleiben.“, sagte Kyo.

„Das sagst du so einfach. Warst du etwa nicht ungeduldig, als ihr Erina geplant habt?“

„Nein, weil sie einfach nicht geplant war.“, musste er nun grinsen.

„Nicht?“, fragte Kaoru ein wenig verdattert.

„Nein. Sie war eigentlich ein Unfall. Aber den würde ich jedes Mal wieder genauso machen“, zwinkerte er und irgendwie war der Sänger froh, dass die Stimmung jetzt ein bisschen aufgelockert war.

„Ich dachte wirklich, ihr habt das geplant.“

„Mit Nichten. Wir hatten sogar schiss, dass Yuna nicht mehr in ihr Brautkleid passen würde, als wir es fünf Wochen vor der Hochzeit heraus gefunden hatten. Zum Glück fing erst danach ihr Bäuchlein richtig an zu wachsen“, gab er nun etwas Preis, was vorher noch niemand zu Ohren bekommen hatte.

„Wow“, war der Leader sichtlich ergriffen und Kyo beobachtete, wie der Gitarrist sich die Arme rieb, wo eine Dicke Gänsehaut zu sehen war.
 

„Tut mir übrigens leid“, musste er sich dann doch mal entschuldigen und zaghaft deutete der Sänger auf Kaorus Wange, die leicht geschwollen war und blau und lila schimmerte. Er konnte sich gar nicht mehr richtig daran erinnern, dass er wirklich so stark zugeschlagen hatte, aber in seiner Wut hatte Kyo das sicherlich einfach nicht bemerkt.

„Nein, ist schon in Ordnung. Wenn nicht du, ein anderer hätte es bestimmt auch getan“, grinste Kaoru ein wenig schief und Kyo erwiderte es leicht.
 

„Wollen wir wieder runter gehen? Vielleicht kriegen wir ja noch eine kleine Jamsession hin, das lenkt Dai bestimmt auch ein wenig ab“, fragte der Leader wenig später und dieser sah Kyo fragend an. Und da der Sänger auch keine bessere Idee hatte, nickte er einfach und zusammen fuhren sie wieder auf ihre Etage, alle bereit als Dir en grey weiter zu machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-08-11T13:08:07+00:00 11.08.2016 15:08
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Männer ... vielleicht sollten wir Schnuller verteilen, damit sie nicht immer gleich so austillen
Antwort von:  myamemo
11.08.2016 17:47
Ja, vielleicht hilft es xD


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