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Familyproject

von

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Fünfzehn

Mit Sonnenbrille und Hut betrat Kyo an einem sonnig Frühsommertag das Kinderheim und er freute sich schon wieder wahnsinnig seine, hoffentlich bald, Tochter abzuholen. In den letzten Wochen hatte er immer versucht sie ein bis zwei Tage pro Woche abzuholen, was zwar nicht immer klappte, aber zumindest hatte er es versucht. Bevor er aber in den Garten gehen konnte, um sie sich zu schnappen, wurde er von der Heimleiterin abgefangen, die ihn zuerst in ihr Büro zitierte.
 

„Setzen Sie sich bitte“, bedeutete sie ihm Platz zu nehmen. Kyo konnte nicht anders, irgendwie war er misstrauisch und nur ganz langsam setzte er sich auf den freien Stuhl.

„Ist… irgendwas passiert?“, fragte er vorsichtig und er steckte sich seine Sonnenbrille in den Ausschnitt seines weißen T-Shirts, worüber er noch eine dunkle Weste trug, seine Beine steckten in einer einfachen Bluejeans.

„Das würde ich gerne von Ihnen wissen“, lehnte sich die bebrillte Dame zurück und Kyo runzelte die Stirn.

„Inwiefern?“, verstand er das Problem immer noch nicht. Kurz ging er die letzten Wochen mit Natsuki durch, aber er konnte nichts finden, was auf irgendeinen Fehler hindeuten würde. Zudem Natsuki sicherlich nichts erzählte, was ihr oder Kyo schaden würde.

„Denken Sie mal nach, war in den letzten Wochen immer mal etwas anders bei Natsuki, als sonst?“, fragte sie weiter und bei dem Sänger schwebten die Fragezeichen nur so über seinem Kopf.

„Eh… nein, nicht das ich wüsste“, schaute er sie weiterhin verwirrt an. „Was ist denn nun los?“, wollte er es endlich wissen, da er keine Lust hatte den ganzen Tag in dem muffigen Büro verbringen zu müssen, da hatte er mit Natsuki dann doch noch besseres vor. Außerdem machte sich in ihm Sorge um das Mädchen breit und das war wirklich kein tolles Gefühl.
 

„Gut, Ihnen scheint es ja gar nicht aufgefallen zu sein, aber in den letzten Wochen hat sie bei der gemeinsamen Musikstunde angefangen mitzusingen, was sie sonst vorher nie gemacht hat“, wie sollte er das denn auch mitkriegen, schließlich war er zu dieser Zeit immer selbst arbeiten, aber das war doch gut.

„Und was ist da jetzt das Problem an der Sache?“, fragte Kyo irritiert.

„Das hat sie wie gesagt vorher nie gemacht, weder gesprochen noch gesungen und ich würde einfach gerne wissen, wie Sie sie dazu gebracht haben?“, beugte die Dame sich nach vorn, stützte sich auf ihrem Schreibtisch, mit den Ellenbogen ab und Kyo lehnte sich automatisch nach hinten.
 

„Ich hab gar nichts gemacht, das war Natsuki schon ganz alleine“, fühlte er sich immer mehr einem Verhör ausgesetzt. Aber wenn er so daran zurück dachte, da hatte Natsuki in den letzten Wochen wirklich immer mehr von ihrem Gesangstalent preis gegeben und von ihrer Fingerfertigkeit gleich noch mehr. Jedes Mal bei ihren Treffen waren sie früher oder später doch am Klavier gelandet und mittlerweile hatten sie schon beinahe alle Disney-Film-Melodien durch, die es gab. Einschließlich den Texten, die Natsuki Kyo beigebracht hatte. Und der Sänger war erstaunt, dass sie wirklich jeden Text drauf hatte.

Gesprochen hatte sie bis jetzt allerdings noch nicht, aber das würde auch noch kommen. Die kleine Lady brauchte einfach nur Zeit und die würde Kyo ihr geben und so lange geduldig warten, bis sie bereit war ihre ersten Worte mit ihm zu wechseln.
 

Durch ein Räuspern schaute er dann aber wieder auf und blickte in das misstrauische Gesicht der Heimleiterin, die alles andere als überzeugt wirkte.

„Sind Sie sich sicher? Irgendwas müssen Sie doch gemacht haben, dass sie singt. Bei uns hat sie sich immer quer gestellt und selbst das beste Gutzureden hatte bei Natsuki keine Wirkung erzielt“, da wunderte Kyo sich allerdings nicht, dass das Mädchen keinen Laut von sich gegeben hatte, wenn er bedrängt oder halb zu tote bequatscht wurde, da stellte er auch auf Durchzug.

„Ich hab wirklich nichts gemacht. Wir haben mit ihr Klavier gespielt, was sie übrigens sehr gerne macht, vielleicht können Sie Natsuki ja dabei etwas fördern, und dann fing sie von alleine an zu singen. Gut, wir haben sie mal einen Moment allein gelassen, aber genau das hatte sie in dem Moment vielleicht gebraucht und da purzelten die Worte von ganz alleine über ihre Lippen“, schilderte der Sänger die Situation.
 

„Mehr nicht?“, fragte die Heimleiterin und Kyo schüttelte den Kopf.

„Nope, aber sagen Sie mal, sind Sie hier der Pädagoge, oder ich? Sie müssten doch am besten wissen wie man mit Kindern umgeht, oder eben nicht umgeht“, wurde er dann doch leicht aufbrausend, da er sich ein wenig verarscht vorkam.

„Na hören Sie mal“, plusterte sie sich auch gleich auf.

„Ist doch wahr, Sie müssten mir, einem mit Kindern unerfahrenen Mann, doch Tipps geben und nicht anders herum“, sagte er und Kyo verstand gerade die Welt nicht mehr. Aber eigentlich wollte er darüber auch gar nicht weiter nachdenken. „Haben Sie denn eigentlich schon etwas wegen der Adoption in Erfahrung gebracht? Das zieht sich ja doch ganz schön lange“, lenkte er das Thema dann auf etwas anderes zu.

Kurz schien die Dame auch leicht sprachlos zu sein, doch dann fing sie sich wieder recht schnell und sie nickte.

„Ja, das dauert eben alles seine Zeit und das ist ja auch keine Entscheidung, wie für eine neue Hose.“, sagte sie „Aber soweit es mir zu Ohren gekommen ist, sieht es für Sie im Moment ganz gut aus. Und das Sie sich, trotz ihres Jobs, immer so viel Zeit nehmen, das scheint sehr gut anzukommen. Ich muss Ihnen sicherlich nicht sagen, dass die Behörden am Anfang wirklich sehr skeptisch waren, aber dennoch müssen Sie noch etwas Geduld haben.“

Damit konnte der Sänger doch etwas anfangen.

„Alles klar. Da weiß ich in etwa Bescheid“, sagte er und Kyo erhob sich schon. „Da würde ich mir jetzt Natsuki schnappen und bin dann auch schon wieder weg“, sagte er und nach einer kurzen Verabschiedung spazierte er endlich aus dem Büro und draußen musste der Sänger erst mal kurz durchatmen. Aber auch diese Hürde wurde geschafft und nun konnte er sich endlich wieder dem Goldstück widmen, welches sein Leben seit Wochen jedes Mal ein bisschen heller und fröhlicher machte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-04-17T12:53:34+00:00 17.04.2016 14:53
Richtig so, gib's ihnen, Kyo *anfeuer*


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