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Familyproject

von

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Fünf

Natsuki schien sich bei Shinya wirklich wohl zu fühlen, weswegen Kyo sich nach einer Weile seiner eigentlichen Arbeit widmete, von der er nicht gedacht hatte, dass er sie heute überhaupt anrühren konnte. Immer wieder schaute er aus dem Fenster und wurde jedes Mal aufs Neue enttäuscht, da die Wolken nicht heller, sondern immer dunkler wurden. Wenn das so weiter ging, musste er die Kleine eher zurück bringen, da es wirklich nach einem kräftigen Unwetter aussah. Aber noch hatte Kyo Hoffnung und er widmete sich wieder seinen Texten, die heute relativ gut flossen.
 

Somit merkte er nicht, wie das Sofa sich neben ihm senkte und der Teddy wieder seinen Besitzer wechselte, da er ihn nah neben sich gesetzt hatte. Erst als er sich ein wenig beobachtet fühlte, sah er auf und schaute in die großen und braunen Augen des kleinen Mädchens.

„Na, keine Lust mehr dem Chibi beim Klimpern zuzusehen?“, fragte er schmunzelnd und Kyo legte seinen Block samt Stift weg. Kurz schaute Natsuki auf das Geschriebene, sah aber bald wieder Kyo an.

„Magst du was trinken?“, fragte er sie, doch die Kleine schüttelte ihren Kopf.

„Was essen?“, wieder ein Kopfschütteln. Kyo wollte schon fragen ‚Was willst du dann?‘, aber er ließ es. Fragend schaute er sie an, bis Natsuki schüchtern auf das Fenster zeigte, wo sich große Wassertropfen abbildeten. Kyo wusste sofort was sie wollte und er seufzte.

„Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass wir in den Tierpark gehen. Aber das Wetter ist so schlecht, das müssen wir leider verschieben“, sagte er leise.

Natsuki sah ihn daraufhin traurig an und Kyo könnte sich dafür selbst eine reinhauen, aber er blieb ruhig und strich ihr eine Strähne aus der Stirn.
 

Angestrengt überlegte er, wie er das zumindest wieder etwas gut machen konnte und es kam schon beinahe Rauch aus seinen Ohren, so sehr musste er seine Gehirnwindungen beanspruchen.

Hin und her überlegte er, bis er dann doch einfach seine Schultern zuckte.
 

„Was hältst du davon, wenn wir mal runter gehen und bei einer guten Freundin von uns einfallen. Die hat einen ganz süßen Hund und der freut sich bestimmt, wenn du etwas mit ihm spielst“, schlug er vor und Kyo fragte sich, seit wann er Whisky, so hieß der Hund, süß nannte. Das war ein fauler Mops, der mehr in der Ecke lag, als das er sich bewegte. Aber so lange Natsuki damit zufrieden wäre, würde er es auch akzeptieren.

Außerdem sollte er sich wirklich mal wieder bei Yuna blicken lassen und das wäre doch die beste Gelegenheit dazu.
 

Natsuki sah ihn noch immer nicht ganz überzeugt an. „Das ist nur eine Notlösung, versprochen, das nächste Mal, sobald das Wetter schön ist, hole ich dich ab und wir gehen in den Tierpark“, sagte er ernst, aber ruhig und Kyo legte eine Hand auf die Höhe seines Herzes und die andere hielt er in die Luft, damit sie wusste, dass er es ernst meinte.

Kyo hielt die Luft an, doch dann nickte sie und er war wirklich erleichtert.

„Dann komm, Whisky braucht Bewegung“, schmunzelte Kyo und nahm Natsuki an die Hand, um sie nach unten zu führen, wo Yuna sicherlich wieder hinter ihrem Schreibtisch saß und irgendwelchen Schriftkram erledigte, von dem Kyo nicht mal die Hälfte verstand.
 

Hand in Hand liefen sie durch die Gänge und schon wieder hatte Kyo alle Blicke auf sich gerichtet, die auch Natsuki spürte, das konnte der Sänger ganz deutlich sehen, da sie ihren Teddy beinahe erwürgte.

„Kümmer dich nicht um die Blicke, die sind alle nur neidisch, das ich mit so einer hübschen Lady unterwegs bin“, sagte er und schenkte Natsuki ein sanftes Lächeln. Dann zuckte es sogar bei ihr an einem Mundwinkel und sie entspannte sich wirklich etwas.

Damit fühlte Kyo sich gleich etwas besser und zusammen stiegen sie dann in einen Fahrstuhl, der sie nach unten brachte. Schnell machte es Bing und Kyo verließ mit dem kleinen Mädchen den Aufzug, um gleich nach rechts abzubiegen und an die nächstbeste Tür zu klopfen, bis ein ‚Herein‘ ertönte. Sofort schob Kyo sie auf und steckte seinen Kopf durch die Tür.
 

„Hi, Yuna“, sagte er und trat dann ganz mit Natsuki ein.

„Kyo? Was für eine Überraschung. Wen bringst du denn da mit?“, fragte sie mehr als überrascht und Yuna kam hinter ihrem Schreibtisch vor.

„Das ist Natsuki. Wir wollten mal nach Whisky sehen“, sagte er und er musste grinsen, da Yuna sehr überfahren wirkte, das er hier war und dann auch noch mit einem Kind. Ihr Weltbild schien zerstört zu sein und wenn Kyo ganz ehrlich war, würde er wohl genauso reagieren, da er selbst eigentlich immer noch nicht wusste, wieso er das überhaupt tat.

„Hallo Natsuki-chan“, begrüßte Yuna sie auch gleich. Wie zuvor bei seinen Bandmitgliedern auch, drückte sie ihren Teddy wieder mehr an sich und sie sah die junge Frau aus großen Augen an.

„Sie ist ein bisschen schüchtern.“

„Ich merk schon, was treibt euch zu mir?“, fragte sie dann und Yuna schenke ihre Aufmerksamkeit wieder Kyo, der sich leicht durch den Nacken fuhr.

„Ich hab ihr eigentlich gesagt, dass wir in den Tierpark gehen, aber das Wetter ist so mistig, das bringt nichts. Na ja und nach kurzer Überlegung fiel mir Whisky ein.“

„Wusste ich es doch, du würdest nie einfach so ohne Grund hier her kommen“, seufzte Yuna gespielt, grinste dann aber. „Also willst du meinen faulen Hund missbrauchen um die Kleine ein bisschen zu bespaßen?“, fragte sie dann und nickte.

„Ehm… ja“, sagte Kyo und zuckte dann mit den Schultern.

„Okay, versuchen kann sie es ja mal“, schien Yuna einverstanden zu sein und sie hockte sich vor Natsuki hin.“ Soll ich dir mal Whisky vorstellen?“, fragte sie sanft und erntete ein schüchternes Nicken. „Du musst auch keine Angst haben, der tut nichts“, schmunzelte sie und nahm Natsuki an die Hand, die Kyo schon los gelassen hatte. Langsam führte sie das Mädchen zu ihren Mops, der gleich seinen Kopf hob und aus neugierigen, schwarzen Knopfaugen sein Frauchen und das Mädchen ansah, sich aber keinen Zentimeter aus seinem Körbchen bewegte.

„Natsuki, das ist Whisky, Whisky, das ist Natsuki, sei nett zu ihr, ja?“, fragte sie und kraulte dem hellbraunen Mops kurz hintern den Ohren, der gleich darauf entspannt seine Augen schloss. Yuna holte noch ein paar Spielzeuge hervor, bevor sie sich erhob und sich wieder zu Kyo gesellte, der das alles nur stumm beobachtete.

Nach kurzer Zeit robbte Natsuki an den Hund heran und sah ihn an, bevor sie vorsichtig eine Hand hob und ihn ein wenig ungelenk streichelte. Kyo wartete noch die Reaktion von dem Hund ab, der aber ganz entspannt an die Sache heran ging.
 

„So und nun sag mir, wie ist der Herr Prophet zum Kind gekommen?“, zügelte Yuna ihre Neugier keinesfalls und Kyo schmunzelte etwas.

„Es ist nicht so, wie du denkst“, sagte er.

„Was denke ich denn?“

„Das sie von einer Liebschaft abstammt.“

„Gut, so hätte ich es nicht ausgedrückt, aber du hast recht, das dachte ich, wobei ich schon zugeben muss, dass sie keinerlei Ähnlichkeit mit dir hat“, sagte die junge Frau und setzte sich auf ihren Schreibtisch. Daraufhin musste Kyo lachen.

„Kein Wunder. Sie ist vom Kinderheim nebenan“, sagte er dann und das ließ Yuna noch verwunderter aus der Wäsche gucken.

„Hast du irgendwelche Bewährungsauflagen, die du erfüllen musst, von denen wir alle nichts wussten, oder hast du die kleine Entführt?“, fragte sie.

„Weder noch. Sie wird übel von den anderen Kindern und auch Betreuern gemobbt. Nur weil sie so klein und schüchtern ist und nicht redet.“

„Aha… okay, das ist wirklich nicht schön, aber warum bist du dann in der Heldenrolle? Verstehe mich nicht falsch, aber das passt nicht zu dir… Wobei nein, das ist falsch ausgedrückt, man kennt es nicht von dir.“

„Ich habe keine Ahnung“, zuckte Kyo mit den Schultern. „Ich weiß selbst nicht, warum ich das mache. Aber ich konnte sie ein paar Mal beobachten, als ich draußen im Garten saß und die Kinder sie fertig gemacht haben. Sie sah so verzweifelt aus, so traurig und ihre Augen… Yuna, da war kein einziger Funken Glanz drin…“

„Und du willst den Glanz wieder bringen?“

„Warum nicht?“, fragte er. „Ich weiß nicht, ob ich es wirklich schaffen werde, aber was hält mich davon ab es zu versuchen? Ihre Eltern werde ich sicher nie ersetzen können, aber vielleicht schaffe ich es ja ihr trotzdem ein wenig Geborgenheit zu vermitteln, bei dem sie einfach Kind sein kann und sich nicht dauernd beherrschen muss, weil Weinen uncool ist, oder als schwach angesehen wird“, murmelte er und sah zu dem kleinen Mädchen, welches sogar geschafft hatte den Hund aus dem Körbchen zu locken… zumindest mit den Vorderpfoten.
 

„Da hast du dir ganz schön viel vor genommen. Und die Eltern? Oder nähre Verwandte?“

„Eltern sind tot und die letzten zwei Onkel sind im Knast und Psychiatrie“, erzählte der Sänger.

„Also willst du sie ab und an aus dem Kinderheim holen und ihr ein paar schöne Stunden bereiten“, sagte sie und nickte, so als ob sie es noch gar nicht richtig glauben konnte.

„Nur vorübergehend.“

„Das heißt?“, fragte sie und Yuna zog verwundert ihre Augenbrauen zusammen.

„Ich werde sie adoptieren.“
 

Danach herrschte erst mal Stille und Yuna sah Kyo einfach nur an. Der Sänger konnte genau sehen, wie es in ihr arbeitete und er fand es doch schon ein bisschen amüsant, dass er sie so aus dem Konzept bringen konnte.

„Sorry, ich hatte gerade so ein Rauschen im Ohr, kannst du das noch mal wiederholen?“, fragte sie blinzelnd und Yuna grinste.

„Ich werde Natsuki adoptieren“, wiederholte er und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Du bist doch verrückt.“

„Aber nicht erst seit heute“, schmunzelte er. „Nein, ich meine es wirklich ernst. Ich kann sie da nicht lassen. Das wäre ihr Untergang. Und warum sollte ich ihr die Chance verbauen ordentlich aufzuwachsen, wenn ich es doch möglich machen kann?“, fragte er und sah Yuna ernst an.

„Ehm… du hast recht. Sie hat ein Recht darauf“, nickte sie, bevor ein Lächeln auf ihre Züge wanderte „Du wirst ein wundervoller Daddy sein.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ScarsLikeVelvet
2016-04-02T13:57:22+00:00 02.04.2016 15:57
Oh Mann ... jetzt hast du mich fast zum Weinen gebracht.
Das ist echt sweet ... wie Kyo sich um die kleine Maus bemüht *daumen hoch*
Antwort von:  myamemo
02.04.2016 16:09
*knuddel*
Nicht weinen *tatü reich*
Antwort von:  ScarsLikeVelvet
02.04.2016 16:11
Danke ^^


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