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Der Zauberer von orz

von

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Der Blechmann

Auf dem Weg zum Wald fiel Hizumi die Abwesenheit von jeglichen Tieren auf. Außer der weißen Katze natürlich. Es war kein Vogel zu sehen und kein Geraschel von Hasen oder Mäusen zu hören. Dabei stellte sich Hizumi die Frage, ob Karyu wirklich eine Vogelscheuche darstellen sollte oder ob er eine Folterszene beendet hatte, bevor sie richtig beginnen konnte. Verletzt schien Karyu jedenfalls nicht zu sein. Gedächtnisverlust kannte Hizumi nur im Zusammenhang mit Verletzungen des Kopfes, allerdings klagte Karyu nicht über Kopfschmerzen und Blut war auch keines zu sehen. Vielleicht log er auch bloß und führe Hizumi ins Verderben. Die Frage war nur, ob er bis dahin nicht schon verdurstet wäre.

Sie erreichten den Wald, als die Sonne unterging. „Nicht schon wieder!“, dachte Hizumi, der sich zu genau an den letzten Sonnenuntergang in einem dicht bepflanzten Gebiet erinnern konnte. Auf seinen Wunsch hin, beschleunigten sie ihre Schritte und sahen sich nach einer Hütte und Trinkwasser um. Das war wegen der dicht beieinander stehenden Bäume leichter gesagt als getan und zu allem Überfluss fühlte Hizumi sich nach einer Weile beobachtet und musste immer wieder über die Schulter nach hinten schauen. Möglicherweise gab es hier im Wald doch Tiere, auch wenn er keine hören konnte. Das leise Rascheln von Laub und das Knacken eines zerbrechenden Stockes, das er immer mal wieder leise vernehmen konnte, schienen ihm gerade deswegen unheimlich. Wenn es kein Tier war, konnte es nur menschlich sein und das würde wiederum bedeuten, dass Karyu ihn in irgendein Gebiet geführt hatte, wo Kannibalen lebten!

Verstohlen blickte er zu Karyu, der jedoch unverändert den Wald mit den Blicken absuchte und dabei ganz unschuldig dreinblickte. Plötzlich erinnerte sich Hizumi wieder daran, dass das doch seine Fantasiewelt war! Was auch immer ihn verfolgte, musste also beeinflussbar sein. „Bitte sei ein Kaninchen.“, wiederholte er immer wieder im Kopf und drehte sich hastig um, als er wieder ein Knacken hörte. Dort stand ein Mensch, von dem nur der Kopf zu sehen war, hinter einem Baum. Dieser Mensch sah Hizumi irgendwie wütend an und rührte sich nicht.

Karyu war stehen geblieben, als Hizumi zur Salzsäure erstarrte und sah jetzt auch in Richtung des Unbekannten. „Verzeihung, aber können Sie uns sagen, wo wir etwas zu trinken herbekommen?“, fragte er ruhig. Bei dem ruckartigen Drehen seines Kopfes zu Karyu, verrenkte Hizumi sich den Nacken. Aufgrund der unerwarteten Schmerzen, entwich ihm nur ein hohes und leises Fiepen, wobei er eigentlich Karyu hatte fragen wollen, ob er denn verrückt wäre.

Der Unbekannte trat hinter dem Baum hervor und kam mit einem irgendwie nicht komplett authentischen Ausdruck von Stolz und Würde auf die beiden zu. Etwa einen Meter vor ihnen blieb er stehen und begann, in seiner Umhängetasche zu kramen und zu reden: „Mal ganz davon abgesehen, dass niemand sich auf den Weg macht, ohne für Essen und Trinken zu sorgen, seht ihr beiden ziemlich verdächtig aus. Ihr könnt von Glück reden, dass ich gerade hier war! Gerade gestern war ich noch ganz wo anders. Ich kam nicht umhin, euch zu beobachten. Ich meine, es sieht doch sehr verdächtig aus, wenn zwei Personen durch den Wald eilen und sich dabei nervös umsehen. Ah! Ich hab’ sie! Aber nicht austrinken.“ Er reichte Karyu eine große Wasserflasche, die dieser an Hizumi weiterreichte mit der Bemerkung, sein Helfer solle die Ehre haben, als erstes zu trinken. Noch nie war Wasser so lecker gewesen! Er genoss jeden großen Schluck, bis ihm jemand die Flasche wegzog und er ein: „Nicht so gierig, mein Bester.“ vernahm. Der junge Mann vor ihm drückte die Flasche Karyu in die Hand und begann eine Predigt, wieso man das Wasser von Fremden nicht austrinken solle. Dabei sah Hizumi auf die Flasche in Karyus Hand und stellte fest, dass nicht einmal 1/10 fehlte. Herzloser Bastard!, dachte Hizumi und seine Miene verfinsterte sich. Was der Typ da vor ihm faselte, hörte er gar nicht mehr. Die Sonne warf nur noch orangefarbenes Licht durch die Bäume und einen Unterschlupf hatte sie noch nicht gefunden.

Plötzlich merkte er, dass es still war. Der Fremde hatte aufgehört zu reden, also kehrte Hizumi ins Diesseits zurück und stellte fest, dass Karyu und der Fremde ihn ansahen. „Was?“, fragte er deswegen. „Dein Name, man.“ „Oh ähm… Da sich hier unsere Wege trennen, ist das nicht von Belang. Adieu und danke für das Wasser!“ Er wollte gerade weitergehen, da legte Karyu ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn prüfend und leicht besorgt an. „Verlierst du jetzt auch dein Gedächtnis? Wenn ich etwas Ansteckendes habe, tut es mir sehr leid, dass du jetzt auch krank bist.“, sagte Karyu besorgt. „Wieso sollte ich mein Gedächtnis verlieren?“ „Du hast gerade erst zugestimmt, dass Toshiya sich unserer Wanderung anschließt.“ „Wer?“ „Ich, man!“, rief der Fremde und setzte hinzu: „Gerade eben fragte dein Begleiter hier, ob ich mich hier auskenne und ob ich euch zu meinem Zuhause bringen könnte. Und weil ich das tatsächlich kann, hat er dich gefragt, ob ich mit euch mitgehen kann und du so „mmmh“, was der Tonlage nach als „ja“ zu werten war und dann fragte ich dich nach deinem Namen und jetzt sind wir wo wir sind und keinen Schritt weiter.“

Dieser Typ vor ihm war anstrengend, aber Hizumi hatte weder Zeit noch Lust, sich zu streiten, also verriet er ihm einfach seinen Namen und bat darum, dass er ihnen den Weg zeigte. So machten sie sich zu dritt auf den Weg und die Dunkelheit schlich sich von allen Seiten an. Da verließ Toshiya plötzlich den Trampelpfad, auf dem sie bisher gewandert waren, und ging zwischen den Bäumen hindurch. Hizumi protestierte, aber Toshiya unterbrach ihn und sagte, er würde es nicht bereuen, einmal auf jemanden zu hören, der es besser wusste. Tatsächlich standen sie urplötzlich vor einer kleinen Hütte, die sie betraten und ein Feuer im Kamin entfachten. Heute würde Hizumi nicht draußen auf einem Asphaltweg schlafen müssen!

Es gab sogar eine Küche und Essen in Dosen! Sie kochten sich ein kleines Festmahl und aßen es mit viel Appetit. Dabei erfuhr Hizumi von einem Zauberer, den noch niemand gesehen hatte, der jedoch Angst und Schrecken verbreitete, in dem er - offenbar aus Langeweile - den Leuten das nahm, was ihnen am Wichtigsten oder am liebsten war. So nahm er Millionären zum Beispiel nicht etwas ihr Geld weg, sondern brummte ihnen so viel Arbeit auf, dass sie gar nicht dazu kamen, das Geld auszugeben oder genug vergnügliche Zeit mit teuren Dingen zu verbringen. Sammlern, nahm er ihr seltenstes Stück. Auf Hizumis Einwand, das wäre doch kein Zauberer kamen jedoch andere Geschichten zum Vorschein. Ein von Toshiya aufgeführtes Beispiel war besonders interessant: Wenn jemand besonders stolz auf seinen Verstand und sein Wissen war, konnte der böse Zauberer einfach die Erinnerungen stehlen.

„Verzaubert er denn jeden, von dem er Wind kriegt?“, fragte Hizumi, als er endlich pappsatt war. Toshiya zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Aber wenn er selbst so einen kleinen Fisch wie deinen Freund hier verzaubert, dann muss er ne Menge Langeweile haben.“ Hatte er also die gleiche Idee gehabt! Jetzt brannte Hizmi nur noch eine Frage auf den Lippen: „Ist jemandem, den du kennst, mal etwas weggenommen worden?“ „Ja, mir.“ „Und verrätst du uns auch, was es war?“ „Naja,“, plötzlich sah Toshiya niedergeschlagen aus, „nennen wir es einfach mal mein „Herz“.“.



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