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Der Zauberer von orz

von

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Der Löwe

Toshiya hatte sich das einzige Bett gekrallt, wollte Karyu auf die Couch und Hizumi auf den Teppich schicken, doch Karyu lehnte ab, sodass nun Hizumi auf der weichen Couch schlafen durfte. Er träumte von Karyu-Professoren und Toshiya, der mit einem Schmetterlingsnetz hinter einem Herz mit Beinen hinterherlief. Als er erwachte, hatte sich eine Frage in seinem Kopf gebildet: Wurde ihm selbst auch etwas weggenommen? Vielleicht sein Zuhause. Vielleicht war auch er der böse Zauberer, da er doch diese Welt erschaffen hatte. „Am Ende ist das alles nur eine für mich selbst erstellte Therapie, die damit endet, herauszufinden, dass ich mein größter Feind bin.“, dachte er und lachte in sich hinein.

„Wach auf, Schlafmütze! Wenigstens ist dein Begleiter nützlicher als du und hat Frühstück gemacht!“, rief ihm Toshiya ins Ohr und nahm ihm die Decke weg. „Auf, auf! Schließlich wollen wir doch weiterkommen!“

Das Frühstück bestand aus Pfannkuchen und Apfelmus - wundervoll! Während Hizumi zum Abwasch verdonnert wurde, packten die anderen beiden Wasser und Essen in drei Taschen.

Um die Mittagszeit hatten sie den Waldrand erreicht und gingen auf einem Weg weiter, der zwischen weitläufigen, brachen Feldern lag. Es ging leicht bergauf und die Sonne schien, trotzdem war es erstaunlich, wie schnell sie alle anfingen vor Anstrengung zu keuchen. Sie setzten sich auf dem höchsten Punkt des Anstiegs auf den Boden und packten ihr Mittagessen aus.

Toshiya stand als erster wieder auf und fragte: „Bereit?“ Die anderen beiden nickten unmotiviert. Hizumi war erneut begeistert von seiner Fantasie hinsichtlich der Vogelscheuche. Hätte man ihn darum gebeten, seinen Traumpartner zu beschreiben, hätte er wohl niemals: „Genauso unsportlich wie ich.“ gesagt. Aber dass Karyu die viele Bewegung auch zusetzte, hob Hizumis Laune und auch die Zuneigung zu seinem Weggefährten.

Der Weg bergab war natürlich um einiges einfacher und schneller zu bewältigen, deswegen fanden sie sich an einem hohen Zaun mit geöffnetem Tor wieder. Sie gingen hindurch und zuckten alle - verschieden heftig - zusammen, als sie ein „Hi.“ hinter sich hörten. Sie drehten sich um. Dort stand eine Bank direkt am Zaun und dort saß im Schatten ein junger Mann mit der weißen Katze auf dem Schoß! „Ah!“, entfuhr es Hizumi und alle schauten ihn an. Schnell erklärte er, er habe die Katze schon einmal gesehen und zwar zwischen dem Sumpf und dem Weizenfeld. Da hob der junge Mann die Katze hoch und schimpfte liebevoll mit ihr, dass sie doch nicht einfach herumlaufen sollte, wenn er nicht aufpasste. Typisch Katzenliebhaber!

Dann setzte er sie wieder auf seinen Schoß und fragte an Hizumi gewandt, ob sein Liebling ihm denn Glück gebracht hätte, denn „Mia kann nichts Anderes, als Glück bringen.“. Er verfiel in einen Monolog darüber, wie lieb er seine Katze hätte und dass er gar nicht wüsste, was er täte, wenn sie verschwinden sollte. Die Katze ließ sich derweil den Bauch kraulen, die Pfoten massieren und gähnte ausgiebig. Offenbar war Toshiya kein besonders große Katzenliebhaber, denn er unterbrach diesen Monolog und wollte weitergehen, da sagte der Katzenfan: „Dieses Dorf ist verlassen. Hier lebt keiner mehr.“ „Und?“, fragte Toshiya, „Wir wollen ja nicht hier bleiben, sondern gehen direkt durch und weiter zum Zauberer.“ „Zauberer? Ich komme mit.“ Der Tonfall ließ keine Widerrede zu. Er stellte sich als Tsuzuku vor mit seinem Liebling Mia. Doch Mia wollte offenbar nicht gehen. Der hübsche Kater rollte sich auf der Bank zusammen und drehte ihnen den Po zu. „Keine guten Manieren.“, sagte Karyu und Tsuzuku erwiderte: „Das ist eben ein Kater. Wer eine Katze hat, kennt ihr Hinterteil besser als ihr Gesicht.“

Tsuzuku redete auf den Kater ein, versuchte ihn hochzunehmen, doch dieser wand sich aus dem Griff und versteckte sich immer wieder an verschiedenen Orten. Es war beeindruckend, wie wendig das Tier war. Da fiel Hizumi ein, was er im Internet gelesen hatte: Cats are liquid. Jetzt konnte er endlich verstehen, was der Satz bedeutete.

„Verzeihung, aber wir müssen wirklich weiter. Auf einen Kater können wir keine Rücksicht nehmen.“, sagte Karyu und schob Hizumi sanft weiter. Toshiya ging gleichzeitig los. Sie hörten, wie Tsuzuku auf Mia einredete, teils flüsternd und liebevoll, teils streng, teils flehend.

Ein wenig plagte Hizumi das Gewissen, dass sie Tsuzuku mit Kater in einem verlassenen Dorf alleine ließen. „Keine Sorge.“, sagte Karyu, der scheinbar seine Gedanken gelesen hatte, „Er war vorher alleine hier, es wird ihm jetzt nicht mehr ausmachen, als vorher.“ Sie erreichten ein ebenfalls offen stehendes Tor, als sie laufende Schritte hinter sich vernahmen. Dort kam Tuszuku angelaufen mit einem Karton in den Händen. Als er die kleine Gruppe erreicht hatte, sagte er: „Manche muss man auch zu ihrem Glück zwingen oder? Seit er ein Kater ist, ist er sehr feige.“ Dabei tätschelte er den Karton, aus dem ein klägliches Maunzen zu hören war.

Anfangs war es noch lustig, den Kater jammern zu hören, denn die Vielfalt an Tönen und Tonlagen war beeindruckend. Doch auf Dauer nervte es. Hizumi schlug vor, den Kater einfach rauszulassen, er würde schon nicht weglaufen, wenn sie schon so weit gekommen waren. Außerdem hatte er einen viel längeren Weg zurückgelegt, als er sich damals neben Hizumis Gesicht gesetzt hatte. Sie versuchten es! Tsuzuku öffnete den Karton, der Kater sprang heraus und streckte erst die Vorderbeine, dann ein Hinterbein nach dem anderen.

Zum Glück lief der Kater einfach mit, als sie weitergingen. Ab und zu lief er im Zick-Zack irgendwo hin und kam wieder, dann wiederum blieb er auf dem Weg sitzen und putzte sich. Je dunkler es wurde, desto heller schien der Kater zu werden. Hizumi sprach Tsuzuku darauf an, der ganz simpel erklärte, dass ein Lichtsensor am Halsband befestigt wäre. Je dunkler die Umgebung, desto heller die Lämpchen am Halsband. Dass „der kleine Engel“ so strahle, liege wohl an seinem weißen Fell, setzte er noch in einem liebevollen Ton hinzu. Der Kater schien zu verstehen, dass er gerade in den höchsten Tönen gelobt wurde, denn er kam angelaufen und rieb seinen Kopf an Tsuzukus Beinen, bis dieser den Kater hochhob und ihn auf seine Schulter setzte. Dass der Kater dort sitzen bleiben würde, hätte Hizumi niemals gedacht, doch Mia saß dort entspannt die ganze Zeit und als die Sonne komplett untergegangen war, schlich die Dunkelheit sich nicht auf gruselige Art und Weise an, denn das Halsband erleuchtete seine nähere Umgebung und Toshiya und Karyu hatten jedem eine Petroleumlampe in die Tasche getan, sodass sie genug Licht hatten, um eine Art verlassene Bushaltestelle zu sehen, die überdacht war und wo sie Decken ausbreiteten und sich schlafen legten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Cross_
2016-02-28T11:20:05+00:00 28.02.2016 12:20
Ich würde auch gerne den Weg von einer beleuchteten Katze gezeigt bekommen...


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