Zum Inhalt der Seite

I Shall Rise

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

[Su] - ... are only memories after all


 

IX

Summer
 

Yamatai hatte das ihnen bekannte Leben verändert. Dem war sich Lara Croft bewusst. Solche Erfahrungen brannten sich ins Gedächtnis ein. Mit solch einem Ausmaß jedoch, mit dem hatte die junge Archäologin nicht gerechnet.

Samantha Nishimura, ihre Sam, hatte sich gewandelt; zu einem neuen Menschen, den sie nicht wiedererkannte. Der Wandel kam langsam. In den ersten Wochen durchlebten sie dasselbe Trauma. Albträume, Panikzustände, Halluzinationen. Lara jagte den Abenteuern hinterher, hoffend sie würden sie stärken. Was Sam dagegen tat, wusste sie nicht. Vermutlich hatte sie genügend Male alles als abgeschlossen abgetan, denn oft hatte Lara das Gefühl erhalten, dass nur noch sie an dem Erlebten zerbrach.

Wieder verstrich die Zeit und ihre fielen Veränderungen auf. Samantha glich einem instabilen Vulkan, der nur noch darauf wartete endlich auszubrechen. Und tat er dies, dann musste sie Acht geben. Das war nicht Laras Sam. Durfte sie daher jene Vermutung aussprechen, die ihr seit Tagen auf der Zunge lag? Ein waghalsiger Gedanke, den sie nicht so leicht bezeugen konnte. Schließlich war es eine Vermutung, aus ihrem tiefsten Inneren stammend.

Das Gespräch, in dem Lara zum ersten Mal ein »Ich liebe dich« ausgesprochen hatte, lag bereits eine Woche zurück. Seitdem verschanzte sich Sam mehr und mehr; trafen sie doch aufeinander so wechselten sich zwei Szenarien ab. Entweder explodierte die andere und ließ ihrer Wut – woher auch immer diese stammte – freien Lauf oder sie tat als existierte Lara nicht, als war sie unsichtbar.

Zum ersten Mal in ihrem Leben war Lara tatsächlich ratlos. Wie drang sie zu ihrer Freundin vor? War das überhaupt noch möglich?
 

Es war ein früher Samstagabend. Das Fenster in der Küche stand offen. Die Schwüle des Nachmittages wich endlich einer erfrischenden Brise. Lara nahm einen Schluck Tee zu sich und wie so oft in letzter Zeit saß sie am Esstisch. Ein Bein hatte sie am Stuhl angewinkelt, einen Arm am Knie abgestützt während ihre Augen auf der Schachtel ruhten. Sie wusste nicht warum, aber hatte sie der Drang nach den alten Erinnerungsstücken nicht los gelassen. Nach der Rückkehr hatten sie diese gemeinsam angesehen. Als Art Gedenken. Denn enthielt die Schachtel nicht nur jene, die die Reisen der beiden erzählten, dort fanden sich etliche andere wider, darunter von der Besatzung. Alte Bilder, denn die, die sie an Bord gemacht hatten, waren allesamt verloren. Gingen mit dem Schiff unter. Selbst die Kamera, die Lara bei sich getragen hatte, hatte am Ende nicht überlebt. Ein Jammer. An Bord hatten sie viele gemacht.
 

»Lara Croft trauert der Vergangenheit nach«, hörte sie die spöttische Stimme ihrer Mitbewohnerin. Tief holte die Archäologin Luft, schloss einen kurzen Augenblick lang ihre Augenlider. Also war die andere auf Streit aufgelegt.
 

»Mir liegen unsere Erinnerungen eben am Herzen«, nuschelte der Croft-Sprössling; langsam führte sie die Tasse an ihre Lippen. Bislang hatte sie Sam nicht eines Blickes gewürdigt, erst nachdem sie getrunken und die Tasse neuerlich abgestellt hatte. Sie zwang sich zu keiner Reaktion. Samantha hatte sich herausgeputzt, trug ein knappes Kleid. Eines, das sie erst vor der Abreise gekauft hatte.

»Du gehst aus?«, fragte sie somit.

Samantha hatte sich ein Glas Wasser eingeschenkt und lehnte nun gegen die Anrichte. Ein breites Grinsen zierte ihre Lippen.
 

»Besser als darin zu graben.« Irgendetwas zog sie förmlich nach draußen, denn die Wohnung engte sie ein, glich einem Kerker, wo sie stets von ihrer Aufpasserin im Auge behalten wurde.

»Wer weiß, eine versüßter Abend kann Wunder bewirken«, säuselte die Schwarzhaarige.
 

»Findest du?« Lara erhielt ein knappes Nicken; sie musterte die andere während sie das Glas leerte und in die Spüle gab.

»Erinnerst du dich daran?« Sie schob ein Foto über den Tisch. Der Widerwille stand Sam sichtlich ins Gesicht geschrieben, aber trat sie tatsächlich näher und betrachtete das Foto.
 

»Oh, wie unschuldig«, belächelte Sam höhnisch, »Kaum zu glauben, dass dieses schüchterne Ding eine gesamte Insel auf dem Gewissen trägt.«
 

»Ich hab sie gezwungen nach unserem Leben zu trachten«, gab Lara abwertend zurück. Als ob sie je gedacht hatte, zu solchen Taten fähig zu sein. Lediglich hatte sie sich der Situation angepasst, aber das war nicht der springende Punkt.

»Sag mir Sam, warum hast du die Aufnahme gemacht?«
 

»Mir war wohl langweilig«, entgegnete sie dementsprechend in desinteressierter Manier, »als ob ich mir jeden Grund für eine Fotografie im Gedächtnis behalte. Du bist albern, Lara.« Es klingelte und Sam gluckste zufrieden.

»Du solltest aufhören an belanglosen, längst vergessenen Momente zu denken. Sie sind es nicht wert.«
 

»Wer ist da?«, fragte Lara nach als Sam aus der Küche huschte. Kritisch folgte sie dieser, die bereits die Türe öffnete. Automatisch verdunkelte sich ihre Miene.
 

»Mein Date«, säuselte Sam vergnügt.
 


 

●๑۩۩๑●
 

»Sam hat was?!«
 

»Ein Date … mit irgend’nem zwielichtigen Kerl«, wiederholte Lara und stöhnte auf.

»Wirkt wie ein Mafiosi, Kaz, und nein, da sprechen nicht meine Gefühle aus mir! Der hat definitiv Blut an seinen Händen.«
 

»Sie schnappt über.« Kaz schüttelte den Kopf. Als Lara ihr schrieb, ob sie nicht Lust auf einen Abstecher hatte, hatte sie bereits mit einem neuerlichen Fiasko gerechnet, aber ein solches? Wohl kaum.
 

»Ich erkenne sie nicht wieder und es macht mir Angst. Wie ein anderer Mensch«, gestand Lara und vergrub das Gesicht in ihren Handflächen. Sie saßen an einem der hinteren Tische im gewohnten Pub. Kaz, die ihr zuvor gegenüber saß, hatte sich neben sie gesellt und legte einen Arm um ihre Schultern.
 

»Hast du sie darauf angesprochen?«
 

»Ich hab ihr das erste Foto gezeigt, dass sie von mir gemacht hat. So kamen wir miteinander ins Gespräch. Die Geschichte dahinter, die hat sie mir in den Jahren laufend immer wieder erzählt. Heute hat sie entweder so getan oder sie erinnert sich tatsächlich nicht mehr daran. Kann man so schnell etwas vergessen?«

Aufmunternd strich Kaz über ihren Arm, während ihr Blick auf das Holz des Tisches gerichtet war. Unwillkürlich erinnerte sie sich an das Gespräch mit Samantha, die ihr damals ihre Sorgen anvertraut hatte. Normalerweise war das der passende Augenblick um Lara darüber zu informieren, aber hatte sie ein Versprechen gegeben – Kaz hielt ihre Versprechen.
 

»Warum hast du das getan?«, fragte sie somit, denn sie durfte Sam ihre Worte nicht direkt aussprechen, aber auf andere Weise vielleicht, konnte sie Lara auf die richtige Fährte locken. Oder hegte diese bereits dieselbe Vermutung und musste Kaz sie lediglich darin stärken.
 

»Wie gesagt«, begann Lara seufzend und strich eine Haarsträhne zurück, »sie ist ein neuer Mensch geworden … wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit …« Sie biss sich auf die Unterlippe. Ein verrückter Gedanke und doch, nach dem Übernatürlichen, das sie miterlebt hatte, was war da noch verrückt?

»Kann es sein, dass ich zu lange gebraucht und somit versagt habe? Warum habe ich das dumpfe Gefühl, dass Himiko gewonnen und Besitz von Sam ergriffen hat? Mir gegenüber ist sie … als hätte ich ihr etwas angetan. Ist das möglich?« Vorsichtig drehte sie ihren Kopf, suchte das Augenpaar der anderen, die nachdenklich vor sich hin starrte.

»Kaz?«
 

»Möglich ist alles, Lara«, wisperte sie und sah der Archäologin traurig lächelnd in die Augen, »das weißt du.«
 

»Was kann ich dagegen tun?«
 

»Keine Ahnung«, sprach Kaz ehrlich aus. War der schlimmste Fall eingetreten, so hatte auch sie keine zufriedenstellende Antwort parat. Mit einem Phänomen wie diesem hatte selbst sie noch nie zu kämpfen gehabt.
 

»Zu ihr durchzudringen ist unmöglich … vielleicht hat behält sie Recht. All unsere Reisen und Fotografien sind am Ende bloß noch belanglose Erinnerungen.«
 


 

●๑۩۩๑●
 

»Snow Hill Police Station, spreche ich mit Miss Croft?« Laras Herz machte einen kräftigen Satz. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, als sie räuspernd bejahte.

»Ich rufe Sie wegen Samantha Nishimura an, Sie sind als ihr Notfallkontakt eingetragen. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich Ihre Freundin in Gewahrsam befindet.«
 

»Warum? Geht es ihr gut?!«, wollte Lara wissen. Sam war auch dieses Wochenende ausgegangen, war jedoch nicht nach Hause gekommen.
 

»Ja, Miss. Jedoch muss sich Ihre Freundin in mehreren Fällen der Körperverletzung verantworten.« Lara traute ihren Ohren kaum, glaubte sich verhört zu haben. Nach Halt suchend stützte sie sich am Fenstersims ab. Sam hatte was getan?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dark777
2016-07-25T19:15:18+00:00 25.07.2016 21:15
Oh scheiße wie fies. Da hat Lara endlich ihre Liebe in Worte gefasst und dann tut Himiko-Sam sowas. Es gibt nur noch 1 Kapitel, dann ist diese FF zu Ende......ich verspüre ein ziemlich beklemmendes Gefühl. Es wird sicher nicht sehr gut ausgehen. Um das zu erfahren, muss ich aber einfach weiterlesen ;).

V(~_^)


Zurück