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Chasing Demons

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu :)

und ein Mittwochskapitelchen gibt es auch noch :3

Und wenn ihr dachtet, die Lage wäre nach dem letzten Kapitel schon vertrackt... Na ja, lest selbst xD

LG
yezz Komplett anzeigen

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Demons from the Past

Byakuya begann sich zu fragen, ob er jemals wirklich Renji zufriedenstellen konnte.
 

Während sie durch den Dangai gingen, versuchte Byakuya darauf zu kommen, was genau er getan hatte, um diesen mürrischen, schmollenden Gefährten zu verdienen. Renji stapfte neben ihm, starrte missmutig und grimmig, trug dabei das, was Byakuya als sein 'Denkergesicht' bezeichnete. Es war kein gutes Aussehen. Renjis Stirntattoos taten ihm dabei kein Gefallen, ließen den finsteren Blick wilder und animalischer wirken. In dem schaurigen Licht des Ortes zwischen den Welten, hatte seine Haare die Farbe von gegossenem Blut. Er hatte sie in seinem gewohnten Pferdeschwanz gebunden, also sah es aus wie eine zackige Krone.
 

Um genau zu sein hatte Byakuya es als eine Art Zeichen empfunden, als Renji vorher die Haare zurückgezwirbelt hatte – Ein Symbol auf einen Streit zu zusteuern.
 

Ironischerweise konnte Byakuya endlich Renjis Stimmung effizient lesen. Und doch fühlte er aus irgendeinem Grund immer noch den Nachteil, dass er keine Ahnung hatte, was er getan haben könnte, um es zu provozieren.
 

Sie waren eine Stunde oder länger im Fetischklub gewesen. Die meiste Zeit davon auf Yoruichis und Uraharas Beharren und nun dachte Byakuya, dass dies irgendwie ein Fehltritt von ihm gewesen sein musste. Im Nachhinein war er sich sicher, dass er hätte versuchen sollen, mit Renji zu tanzen, denn auch wenn Renji oft den Coolen und Entspannten über solche Dinge spielte, waren sie immer letztlich doch eine große Sache.
 

Vielleicht hätte Byakuya einen weiteren Ausflug in das 'Liebeshotel' vorschlagen sollen? Denn die Shows in dem Klub hatten in ihm eine Vielzahl an Ideen und Wünschen entfacht, es wäre kein Mühsal gewesen. Tatsächlich hatte er sogar etwas vermutet, dass es Teil von Renjis Plan gewesen war. Vielleicht hatte Renji dieses Mal erwartet, dass Byakuya den Schritt machte?
 

Um wirklich ehrlich zu sein, hatte Byakuya es nicht vorgeschlagen, denn er war sich nicht sicher gewesen, solchen Aktivitäten so früh nach einem Seminar nachzukommen, das sie größtenteils verpasst hatten. Tatsächlich kam sogar ein gewisser Druck für die Durchführung auf, die Dinge 'richtig' zu machen. Das schiere Volumen der Möglichkeiten, die Renjis Fragebogen eröffnet hatten, waren ein bisschen zu viel für einen Fortschritt gewesen. Also hatte Byakuya eine freie Nacht geplant, stattdessen ein bisschen Zeit, einen ruhigen Moment, um wieder auf einer persönlicheren Ebene zusammenzukommen, um, wie Renji es sagen würde, 'zu kuscheln'.
 

Doch nun schnaubte Renji wie ein Pitbull.
 

Und Byakuya war sich nicht sicher, wie nah er kommen konnte, ohne dass er gebissen oder nach ihm geschnappt wurde.
 

Konnte dieser Mann jemals so einfach sein, wie er vorgab?
 

Endlich passierten sie das letzte Tor zum Grundstück des Anwesens. Die Senkaimon-Wachen verbeugten sich bei ihrer Ankunft tief und, wie immer, sah Renji ein bisschen nervös darüber aus, die gleiche Ehrerbietung zu empfangen, da er einfach so nahe bei Byakuya stand. Eishirō war dort, um sie ebenfalls mit einer Verbeugung und einem "Mein Herr?" zu begrüßen.
 

Renji sah aus, als würde er sich Entschuldigen und fliehen, also entschloss sich Byakuya, dass er nun eine schnelle, ausführende Entscheidung benötigte. Er wandte sich zu dem Hausverwalter. "Der Vizekommandant bleibt über Nacht. Bring Tee in meine Räumlichkeiten und sorge dafür, dass die Kohlen im Irori entzündet sind. Der Regen in der Welt der Lebenden hat uns ausgekühlt. Stelle sicher, dass das Wohnzimmer bequem hergerichtet ist, wir werden für eine Weile wach sein und reden."
 

"Ja, mein Herr", sagte Eishirō mit einer Verbeugung.
 

Renjis Protest kam hervor, doch wurde mit einer Art grunzendes Seufzen hinuntergeschluckt.
 

Zuversichtlich, dass Renji pflichtbewusst folgen würde, ging Byakuya hinein. „Denn wir werden, Renji“, sagte er ihm ernst mit einem Blick über seine Schulter. „reden. Du wirst mir sagen, was dich so beschäftigt.“
 

Renji ließ ein kleines Wimmern hinaus. „Es ist dumm. Ich bin nur dumm.“
 

„Dann können wir darüber gemeinsam lachen“, beharrte Byakuya.
 

Ein kleines, geschlagenes Seufzen: „Ja, Kommandant.“
 


 

Byakuya zog sich bis auf die weiße Shitage und Hakama aus und stand nun vor seinem Kleiderschrank und überlegte, was er zum Schlafen anziehen sollte. Er hing sein Haori auf und entfernte den Kenseikan. Das und der Schal wurden in ihre entsprechenden Boxen gelegt.
 

Renji lehnte gegen den Türrahmen, in seiner zerschlissenen Kirschblüten-Robe. Er band das rote Haar in einen schludrigen Zopf, doch Byakuya war froh, das zu sehen. Ein Zopf bedeutete, dass Renji zugestimmt hatte, die Nacht zu bleiben. Noch besser sogar war, dass der finstere Blick zu seinem etwas zusammengekniffenen Ausdruck verschwunden war, doch nicht annähernd so feindselig. Mit einem Gähnen bemerkte Renji: „Das ist der Vorteil, wenn man absolut nichts besitzt. Ich muss mich niemals entscheiden, was ich tragen soll.“
 

Byakuya blickte zum Kimono hinüber, der für ihn bereitgelegt worden war. „Genau genommen brauche ich das auch nicht.“
 

„Und dennoch magst du nie das, was Eishirō aussucht."
 

"Wenn es nach meinem Hausverwalter geht, würde ich ausschließlich die Farben der Kuchiki tragen, geschmückt mit dem Familienwappen. Doch es gibt Zeiten, in denen ich tanzende Hühner bevorzuge."
 

"Huh?"
 

Byakuya hielt den Kimono hoch, um ihn Renji zu zeigen. Er vermutete, dass es eigentlich Wachteln sein sollten, doch der gefärbte Stoff war weit entfernt von realistisch und die fetten, stilisierten Vögel könnten ehrlich gesagt alles sein. Doch Byakuya stellte sie sich schon immer als glückliche, braune und gelbe Hühner vor, die auf der Rückseite der bronzefarbenen Robe und den weiten Ärmeln herumtollten. Es war ein sentimentales Lieblingsstück und erinnerte ihn an den Kinderreim, den Seine Mutter gesungen hatte.
 

"Heilige Scheiße", sagte Renji in einer weise verständnisvoll verblüfft. "Das ist... wow. Was soll das überhaupt darstellen? Hühner, sagst du?"
 

"Tanzende Hühner und ich mag sie sogar ziemlich", gab Byakuya zu. Er legte den Kimono zur Seite, entknotete den Obi, der seinen Hakama hielt, und wickelte ihn ab. "Ich finde, sie sind süß."
 

"Nun ja... uh, sicher", sagte Renji und rieb sich den Nacken. "Ich glaube, sie sind... irgendwie in Ordnung. Sie könnten süß sein."
 

"Du bist ein furchtbarer Lügner, Renji Abarai", sagte Byakuya liebevoll. Er reckte sein Ohr in Richtung Wohnzimmer. Es klang, als wären die Diener dort fertig. Er zog sich schnell aus und glitt in den Hühner-Kimono. "Trink Tee mit mir."
 

"Richtig", sagte Renji mit einem Nicken und Seufzen. "Ich hatte irgendwie gehofft, dass du das vergessen hast."
 

"Das hättest du gerne", sagte Byakuya, auch wenn er das mitleidige Lächeln nicht ganz unterdrücken konnte, und drückte Renjis Hand leicht, als er an ihm vorbei ins Wohnzimmer ging.
 

Kissen waren um die eingelassene Feuerstelle ausgelegt. Byakuya ließ sich auf einen der Kissen in der Nähe des Teetisches, welcher in einer angenehmen Distanz von der Feuerstelle entfernt aufgestellt war, nieder. Asche glimmte wärmend und beleuchtete den Raum mit einem goldenen Schimmer.
 

Renji ließ sich gegenüber von ihm auf den Boden plumpsen und trug einen resignierten Gesichtsausdruck, wie ein störender Schuljunge, der zum Direktor gebracht wurde.
 

"Wirklich?", Byakuya kräuselte die Lippen über Renji, als er Tee in ihre Schalen schüttete. "Ist es so schlimm?"
 

"Es ist nur dumm und ich möchte nicht wirklich darüber reden, ok?"
 

"Unakzeptabel", keifte Byakuya und hielt dabei kaum den plötzlichen Anfall von Frustration zurück. Realisierte oder schätzte Renji nicht, wie hart Byakuya diesen Abend gearbeitet hatte? Er schaffte es, sein Temperament im Restaurant trotz der Beleidigungen, die ihm Renji entgegen geschleudert hatte, im Zaun zu halten. Und genau genommen hatte er all seinen Stolz zur Seite geschoben, um Renjis Sorgen aufmerksam zuzuhören. Er hatte sogar im guten Glauben Anstrengungen unternommen, um Renji zu besänftigen und war mehr als nur gewillt gewesen, sich in einer Öffentlichen Allee zu entwürdigen, um die Dinge zwischen ihnen richtig zu stellen. Er hatte angenommen, dass sie im Lager zu einem akzeptablen Kompromiss gekommen waren, was ebenfalls ohne Zweifel bedeutete, dass dieser perverse Urahara ein entsprechendes Hofgarden-Sexvideo in seinem Besitz hatte, dass ihre beiden Karrieren in einer Lawine von Skandalen zerstören würde. Und doch war nichts davon genug für Renji. „Ich habe Torheit satt. Sag es mir. Jetzt.“
 

„Himmel, entspann dich, ja? Du machst es nur schlimmer“, sagte Renji mit tiefroten Wangen. Er zog an seinem Ohr. „Hör zu, ok, es ist so. Ich habe... mich gefragt, du weißt schon, siehst du dich selbst mehr als schwul oder Hetero?“
 

Byakuyas Mund klappte auf. Warum in aller Welt war solch eine Sache von Bedeutung?
 

„Siehst du, ich sagte doch, es ist dumm“, grummelte Renji, verschränkte seine Arme und starrte aus dem dunklen Fenster.
 

Byakuya war immer noch baff. „Ich denke noch nicht einmal in diesen Festsetzungen, Renji.“
 

„Ich weiß“, sagte Renji mit einem Seufzen. Er nahm die Teeschale und runzelte über den Inhalt die Stirn. „Aber... nun ja... könntest du?“
 

Also war es wichtig. „Also schön“, Byakuya sammelte für einen Moment seine Gedanken. Wenn es das war, was Renji sorgte, dann sollte er sich vermutlich Mühe geben, eine Antwort zu suchen. Nachdem er einen Schluck Tee getrunken hatte, begann er. „Ich hatte viele Liebhaber. Einige waren Männer, einige waren Frauen. Ich habe jeden mit gleicher Leidenschaft und Einsatz geliebt. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass ich die eine oder andere Sache bin. Vielleicht bin ich beides. Was ist mit dir?“
 

„Mir?“, Renji schien überrascht zu sein, dass er das Gleiche gefragt wurde. „Ich vermute, ich bin nicht so wählerisch beim Sex. Vermutlich, wenn man alles aufzählen würde, wären da mehr Typen auf der Liste, doch ich mache meine frühere Einheit dafür verantwortlich. Mädchen sind total verängstigt, wenn ein großer Schläger von der 11. interessiert zu sein scheint, weißt du?“ Er drehte die Teeschale in seinen Händen und schüttelte den Kopf über die Erinnerungen, fuhr dann jedoch fort. „Aber... uh, die Sache ist die, dass ich viel Sex hatte, doch ich habe mich nur zwei Mal in meinem ganzen Leben verliebt.“ Er blickte auf. „Und nur um das klarzustellen, ich habe niemals Rukia geküsst. Nicht einmal. Also vermute ich, dass du der erste Liebhaber bist, den ich liebe, wenn du weißt, was ich damit sagen will?“
 

Byakuya verstand das Konzept, doch er konnte nicht wirklich die Verbindung herstellen. Er hatte einfach nicht viele einfache Affären gehabt. Fast alle seine Beziehungen hatten zu einer gewissen Weise hofieren beinhaltet und damit einher ging zumindest eine minimale emotionale Bindung. Noch wichtiger, er hatte für mehr als einem Jahrzehnt dafür gesprochen.
 

Nach einem weiteren Schluck Tee, grub Byakuya am zugrundeliegenden Problem. „Du bist eifersüchtig auf meine tote Ehefrau? Du bist wirklich ein Narr.“
 

Renji sah verletzt aus. Und bevor Byakuya erklären konnte, dass dies in einer liebevollen, neckenden Art gemeint war, gab es Aufruhr im Flur. Byakuya konnte Eishirō rufen hören. "Sie können da nicht reingehen, Herr! Das sind private Quartiere!"
 

Renji stand bereits auf. Auf dem Weg zu Tür griff er nach Zabimaru. Er schob die Tür weit genug auf, um sich hindurch zu quetschen und schloss sie mit einem Knall hinter sich. "Hey, was zum Teufel geht hier draußen vor?"
 

Es war offensichtlich, dass Renji, trotz all seiner Fehler, Byakuyas persönliche Würde verteidigte. Byakuya würde dieses Geschenk nicht vergeuden. Er stand sofort auf und machte einen kurzen Shunpō zum Ankleidezimmer.
 


 

Renji war darüber erschrocken, den 7. Offizier Yuu Kinjo zu sehen, wie er auf den Kuchiki-Tatami blutete. Sein Shihakushō hing in Fetzen, mehr Stoff gerissen, als zerschnitten.
 

„Renji, Gott sei Dank!“; sagte er in seiner ewig kratzigen Stimme. Kinjo schien einen Moment zu brauchen, um Renjis entkleideten Zustand zu bemerken und meldete: „Unsere Streife wurde im Rukongai aus dem Hinterhalt überfallen, Vizekommandant. Fujimoto ist tot.“
 

„Was?!“, sagte Renji, sein Herz hämmerte bis zu seinem Hals, während er sich an eine schüchterne, aber talentierte 11. Offizierin mit großen, grünen Augen und einem sanften Lachen erinnerte. Er hatte geplant, sie zu befördern, bevor er auf Mission ging. „Was ist passiert? Hollow?“
 

„Nein, Vizekommandant, das ist der Grund, warum wir versucht haben, sie zu finden! Es war eine Gruppe von Rukongai-Ratten. Wir haben einen Teil der Bastarde gefangen. Einer der Deppen denkt, er ist clever. Er behauptet, er sei ein Abarai. Er sagt, er wäre ihr Bruder Seichi.“
 

Seichi.
 

Heilige Scheiße.
 

Das war ein Name, den Renji lange, lange Zeit nicht mehr gehört hatte. Er sog die Luft ein. „Wo haltet ihr ihn gefangen?“
 

Kinjo blinzelte. „Also, warten sie... er ist wirklich ihr Bruder?“
 

„Was hat das zu bedeuten?“, Byakuyas Stimme, hinter Renjis Schulter, hatte einen tiefen und scharfen Tonfall. „Was ist passiert?“
 

Renji drehte sich herum zu erklären, doch bevor er überhaupt seinen Mund öffnen konnte, nahm Kinjo Haltung an und verbeugte sich. „Kommandant! Verzeihen sie, dass ich so hereinplatze, Kommandant, doch 11. Offizierin Fujimoto wurde bei einem hinterhältigen Angriff im Rukongai getötet. Einer der Typen, die wir schnappen konnten, ist der Bruder des Vizekommandanten, Seichi Abarai.“
 

„Bruder?“, Byakuya wandte sich zu Renji um und starrte. „Ist das wahr?“
 

„Seichi war Teil der Abarai-Truppe, also im Grunde ja, er kann sich so nennen“, sagte Renji mit einem Seufzen. Er war erleichtert, dass Byakuya die Gelegenheit genutzt hatte, um sich anzuziehen. Er war in voller Uniform, auch wenn er sich nicht mit dem Kenseikan oder den extravaganten Handschuhen beschäftigt hatte. „Aber ich habe seit über 70 Jahren nichts mehr von ihm gehört. Ich dachte, er wäre immer noch im Gefängnis.“
 

„Ich verstehe“, sagte Byakuya ruhig. „Aber du sagst, er trägt deinen Namen legitim.“
 

„Ich denke, das kann ich nicht abstreiten“, sagte Renji, auch wenn er sich das irgendwie wünschte. Seichi hatte von Anfang an nur Ärger gemacht. „Er hat genauso viel Recht dabei, sich Abarai zu nennen, wie ich. Doch er verdient diesen Namen nicht, wenn er einen meiner Leute getötet hat.“
 

Byakuya blickte über Renjis Schulter zu Kinjo. „Gibt es Zeugen, die sahen, wie dieser Abarai Fujimoto ermordet hat?“
 

Renji drehte sich früh genug um, um zu sehen, wie Kinjo sich verlegen räusperte, während er den Kopf leicht und frustriert schüttelte. „Nein... nicht genau. Es war dunkel und chaotisch. Doch, verflucht noch mal, das war eine grundlose Attacke, Kommandant! Die verdammten kleinen Rukongai-Ratten kamen aus dem Nichts. Wir hätten sie alle töten sollen und ihre Körper als Warnung von den Mauern hängen sollen.“
 

Renji nickte abwesend. Es war eigentlich ein Wunder, dass es Kinjo nicht getan hatte. Doch diese Art von Ruf war nicht Byakuyas Grundsatz und Kinjo war als Soldat gut genug, um das zu wissen.
 

Byakuya schien plötzlich Kinjos Verletzungen zu bemerken. „Gehe zur 4. Division, 7. Offizier. Du bist von dienen Pflichten entlassen. Wir übernehmen die Dinge ab jetzt.“
 

Kinjo warf Renji einen Blick zu, begann den Mund zu öffnen doch klappte ihn mit einem „Ja, Kommandant“, wieder zu.
 

Renji beobachtete, wie Kinjo ging und ihm noch ein paar bedeutungsvolle Blicke in seine Richtung warf. „Scheiße“, sagte Renji mehr zu sich selbst, als zu jemanden anders. „Ich werde Seichi selbst hinrichten. Nach der Sache mit Rukia können wir nicht wirklich nachsichtig mit dem Kerl sein. Nicht, dass ich das möchte. Fujimoto war ein gutes Kind. Ich sollte Seichi mit meinen eigenen Händen strangulieren.“
 

„Du kennst nicht die Ausmaße der Beteiligung deines Bruders“, sagte Byakuya. „Wenn er bei der Attacke teilgenommen hat, aber sie nicht getötet hat, gibt es keinen Grund für eine öffentliche Hinrichtung. Er könnte zurück ins Gefängnis gehen.“
 

„Ja, doch auch wenn er nur unschuldig vorbei gegangen ist, würde es ihm niemand abkaufen. Sie werden glauben, dass ich seinen Versagerarsch schütze.“
 

„Dennoch würde ich ihn gerne sehen.“
 

Renji hob skeptisch eine Augenbraue. Was sollte das bedeuten? Renji war sich nicht sicher, ob er jemals Seichi sehen wollte. Es war vielleicht klüger, einfach wegzugehen und die Räder der Gerechtigkeit ihr Ding machen lassen, auch wenn es hieße, dass sie Seichi überrollen würden. „Du weißt, dass er nicht blutsverwandt ist, oder?“
 

„Es ist trotzdem eine seltene Gelgenheit.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Du wirst nicht beeindruckt sein. Ich ziehe mich an und dann können wir zusammen gehen.“
 


 

Es war ein unangenehmes Déjà-vu, das Wachhaus zu betreten und einen alten Freund hinter den Gitterstäben sitzen zu sehen. Es wurde sogar noch seltsamer, als beim Anblick von Renji, Seichis sanfte braune Augen weiteten und ein breites Grinsen sein Gesicht teilte. „Heilige Scheiße, Mann! Was hast du mit deinem Gesicht gemacht? Krass verrückte Augenbrauen, Kumpel!“
 

Seichi spindeldürr und viel kleiner und optisch jünger, als Renji gedacht hätte, wie er nach all der Zeit aussehen würde. Es war, als wäre er im Laufe der Zeit nicht viel gewachsen. Seichi konnte nicht größer als Yumichika sein, auch wenn Renji vermutete, dass Yumichika einen Vergleich verschmähen würde, denn offen gesagt, sah Seichi aus wie Scheiße. Er trug einen zerschlissenen, gräulichen Leinenkimono, der nur etwas mehr als dreckige Lumpen war und seine hellbraunen Haare waren ein heilloses Durcheinander. Es fiel in matten, gewellten Klumpen auf seine Schultern und er hielt es mit einer Reihe verknoteter Stofffetzen aus seinem Gesicht. Sein Gesicht war verschrammt und zerschnitten, ohne Zweifel von den Schlägen, die er auf den Weg hierher hatte einstecken müssen.
 

Doch er grinste Renji an, als hätte sich nichts verändert.
 

„Doch ernsthaft, du siehst gut aus, Kerl“, sagte Seichi und kam herüber, um vor den Gittern zu stehen. Seine Handgelenke sahen schwach und zerbrechlich aus, wo die Handfesseln sie zusammenhielten. Auch seine Knöchel waren geschwollen und wund. Er hatte gekämpft. Er grinste Renji weiter an. „Du bist etwas gewachsen, eh? Scheiße, guck dich an. Du bist verschissen gigantisch, Renji. Verdammt.“
 

Renji war perplex, unsicher, wie er reagieren sollte. Während des gesamten Weges zum Wachahus mit Byakuya, hatte sich Renji darauf vorbereitet, die kärglichen Reste von seinen Freunden zu sehen, die er einst hatte. Er hatte erwartet, einen hartgesottenen Kriminellen vorzufinden, jemand, der von den Jahren hartem Umgang im Knast gebrochen war. Tatsächlich hatte er sogar gedacht, dass er Seichi womöglich gar nicht erkannte. Doch dieses... Kind... Er war genau so, wie er ihn von vor all den Jahren in Erinnerung hatte. Ein bisschen älter vielleicht, doch immer noch im glänzenden Augen und rauflustig.
 

Seichi beobachtete ihn, seine Stimme begann zu kippen. „Renji? Du machst mir Angst. Sag was.“
 

„Hast du meine Streife heute Nacht attackiert? Hast du Fujimoto getötet?“
 

Seichis Lachen war dünn. „'Deine' Streife? Was, bist du jetzt Kommandant oder so was?“
 

„Vizekommandant“, sagte Renji. „Tu nicht überrascht, Seichi. Du weißt ganz genau, dass der einzige Grund, warum du immer noch lebst, die Tatsache ist, dass wir uns einen Namen teilen. Sonst hättest du ihn nicht meinen Leuten zugerufen, als sie dich hergebracht haben.“
 

Seichis Augen glitten zur Tür, wo Byakuya in einer höflichen Distanz, nahe der großen Doppeltüren, stand. „Oh“, sagte er, sein Blick bezog die nahestehende Wache mit ein, dessen Armband ihn als Teil der 6. Division auswies. Er drehte den Körper leicht und ließ seine Stimme auf ein Flüstern kippen. „Ich verstehe. Der Herr hat seine Hunde unter strenger Bewachung.“
 

Renji öffnete den Mund, um zu schnauben, doch Seichi tippte zweimal bedeutungsvoll auf die hölzernen Fesseln und zogen so Renjis Blick auf sich. Mit den Fingern formte er in Zeichensprache: Wir reden, sobald du deinen Schwanz los bist.
 

Renji wurde rot. „Seichi“, knurrte er im warnenden Ton zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ich denke nicht, dass du es verstanden hast. Einer meiner Leute ist tot. Du steckst in ernsthafter Scheiße. Wenn du irgendeinen Teil an Fujimotos Mord beigetragen hast, bist zu erledigt.“
 

Hinter ihnen konnte er spüren, wie Byakuya auf sie zukam. Natürlich fühlte sich der Kommandant gerade in diesem Moment gezwungen, einzuschreiten. Er musste den Hundekommentar mitbekommen haben und war wohl besorgt um Renjis Temperament. „Renji, bleib zurück“, befahl er. „Es gibt keinen Bedarf, deinen Bruder zu befragen.“
 

„Kommandant“, Renji nickte kurz. Er versuchte zu vermeiden, dass der Scham sich nicht in seine Eingeweide fraß, da er so offensichtlich von Byakuya zurückgepfiffen worden war. Er ging wortwörtlich einen Schritt zurück und sog die Luft ein, um seine rasenden Emotionen zu kontrollieren. Nah am Körper, damit es niemand sehen konnten, formten Renjis Finger: Spiel es clever. Zeig dem hier Respekt.
 

Seichi gestikulierte ein blitzschnelles 'Nachricht erhalten' und gab ein kaum merkliches, bestätigendes Nicken.
 

Renji war sich nicht sicher, warum er das getan hatte. Die Demonstration über das Wissen der Zeichensprache war an sich schon ein strafbares Verbrechen. Um den Impuls im Zaum zu behalten, verschränkte er die Arme vor der Brust, presste die Hände gegen seine Brust und blickte fest zu Boden.
 

Verflucht sei Seichi, dass er immer noch so war, wie früher. So sehr Renji sich selbst dafür hasste, genauso war er auch insgeheim dankbar für die Möglichkeit, seine unerschütterliche Loyalität gegenüber den Hofgarden und den Gesetzen der Soul Society zu zeigen. Hier, in seinem eigenen, kranken Weg, war die Möglichkeit, alles öffentlich wieder gut zu machen, was rund um Rukia geschehen war. Wäre Seichi nur ein Arschloch ohne Gewissen, voller Gift für Shinigami und dem Gesetz, dann hätte Renji sein Herz aussperren und ihm beim Sterben zusehen können. Wie Seichis Blut Renjis Sünden wegwusch.
 

Aber scheiße, wenn er nicht gerade in einem Konflikt steckte.
 

Das würde viel, viel schwerer werden, als er gehofft hatte.
 

Byakuya stand vor der Zelle und betrachtete Seichi mit seinem kühlen, ungerührten Gesicht. „Da gibt es gewisse Ähnlichkeiten“, bemerkte er.
 

Renji schnaubte. Netter Versuch, Kommandant. Doch in der einzigen Sache, in der sie sich vage ähnelten waren Herkunft und Einstellung. Doch Seichi nahm Renjis Warnung ernst und trat von den Gitterstäben mit einer tiefen Verbeugung zurück. Tatsächlich setzte er sich in der Mitte der Zelle auf die Knie und presste den Kopf auf den Boden.
 

Renjis Finger zuckten zu den Zeichen: Du übertreibst bei deinem Schwindel.
 

Doch Byakuya schien beeindruckt. Adlige waren immer einfache Ziele für schmeichelnde Spielereien. „Dennoch ist dieser nicht im Geringsten das, was ich erwartet habe“, sagte Byakuya zu Renji. „Er sieht kaum aus, als wäre er in der Lage, die vermeintlichen Verbrechen begangen zu haben.“
 

„Lassen sie sich durch die Größe nicht täuschen, Kommandant“, sagte Renji. „Inzuri schärft alle Klingen.“
 

„Durchaus. Ich werde mich hüten, jemals einen Abarai zu unterschätzen“, sagte Byakuya mit einem privaten Lächeln. „Wie auch immer, ich sollte neugierig sein, wie genau so jemand unseren 7. Offizier überwältigen und unsere 11. Offizieren ermorden kann. Sicher sollte ein einzelner unserer Soldaten mit einem Asauchi in der Lage sein, einen unbewaffneten Mann aus dem Rukongai zu besiegen. Wie konnte eine gesamte Einheit, viele mit benannten Zanpakutō, so niedergeschlagen werden?“
 

Es war eine angemessene Frage. Es war nicht so, als würde Renji seine Leute nicht für alle möglichen Kampfsituationen trainieren. In der Vergangenheit hatte es genug Kämpfe wie diesen gegeben, um sich ein solches Szenario vorzustellen. Da war vermutlich ein ganzer Haufen von ihnen und trotz Training konnten einige Soldaten gefangen werden, wenn sie zögerten oder einfach nicht die Waffe gegen menschliche Wesen heben konnten. Besonders nicht gegen verhungernde, ausgemergelte Wesen. Dennoch hätten seine Leute eine bessere Figur abgeben müssen. Byakuya hatte Recht.
 

„Ja, da gibt es einige Fragen“, stimmte Renji zu. „Wie zum Beispiel, was jemand von 78. Distrikt so nahe an den Gebieten macht, wo unsere Leute patrouillieren.“
 

„Richtig und was hat den Überfall provoziert?“, nickte Byakuya. „Es scheint, als wäre eine vollständige Untersuchung notwendig. Doch wegen den Umständen muss ich darauf beharren, dass wir die Angelegenheit an die 2. Division übergeben.“
 

Renji versuchte, nicht zu wimmern. Trotzdem war es nicht so, als wäre Seichi niemals Gast eines Bestrafungstrupps gewesen. Renji blickte rechtzeitig in die Zelle, um zu sehen, wie Seichi mit einer Verbeugung wieder auf die Füße kam und die Finger gegen seinen Oberschenkel heftig gestikulierte: Lass mich nicht hängen. Die Revolution wird scheitern.
 

Revolution?
 

Ah, Scheiße.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 48:

Während den Nachwirkungen der Entdeckung von Renjis lang verlorenem „Bruder“ und seinem Mitwirken bei dem Mord eines Shinigami der 6. Division, reden Byakuya und Renji. Komplett anzeigen

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