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Chasing Demons

von

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The Benefit of Blood

Sie waren direkt zurück zur Division gegangen, nachdem sie Renjis Bruder Seichi im Wachhaus gesehen hatten. Kinjo, der 7. Offizier, hatte im Büro auf sie gewartet und gab nun einen vollständigen Bericht über die Attacke. Kinjos Worte hatten tatsächlich ein sehr grimmiges Bild beschrieben. Byakuya hörte schon fast, wie Renji während der Beschreibung des ganzen chaotischen Debakels mit den Zähnen mahlte.
 

Es schien, als wäre ihre 11. Offizierin Fujimoto zu Tode geprügelt wurden.
 

Kein einziger Angreifer war mit mehr als Stöcken und anderen Alltagsgegenständen bewaffnet gewesen. Ihr Vorteil war offensichtlich die Überraschung und die schiere Anzahl gewesen. Wenn Kinjos Einschätzung korrekt war, hatte Fujimoto noch nicht einmal genug Zeit, ihr Zanpakutō zu ziehen, bevor ein Steinhagel sie besinnungslos genug geschlagen hatte, dass die Marodeure ihren Job beenden konnten.
 

Die Tragik dabei war, dass dies den Besten von ihnen geschehen konnte. Ohne viel spirituellen Druck waren die Angreifer nahezu unaufspürbar, bis sie bereits angriffen. Es war ein verschlagener Weg, ihren Nachteil geschickt einzusetzen.
 

Es war ekelerregend, sich vorzustellen, dass ein Shinigami so abscheulich von denen misshandelt wurde, denen sie geschworen hatten, sie zu schützen. Zumindest hatte es die Einheit geschafft, nicht nur den beteiligten Abarai festzusetzen, sondern auch noch einige seiner Kameraden. Mit so vielen zum Befragen würde die 2. Division auf den Grund der Sache kommen und, mit Sicherheit, Gerechtigkeit walten lassen.
 

Renjis Gesicht wurde während der Erzählung der Geschehnisse immer härter. Er war am Ende angespannt genug, dass Byakuya den 7. Offizier schnell wegschickte, mit dem Vorwand dem Transfer der Gefangenen zu folgen und ebenfalls Kommandant Soi Fon Bericht zu erstatten. Doch wahrheitsgemäß hatte Byakuya einige unterschwellige Spannungen zwischen Kinjo und Renji gespürt und es hatte als das Beste geschienen, sie zu trennen, bevor Renji zuschnappte.
 

Er und Renji waren über Nacht im Büro geblieben, um sich um die Angelegenheiten der Division zu kümmern, die mit solch einem unglücklichen Unfall kamen. Byakuya hatte gedacht, dass die viele Arbeit vielleicht Renji ein wenig besänftigen könnte, doch, falls überhaupt, hatte das Kümmern um die Probleme die Sache noch schlimmer gemacht.
 

Renji fand Fujimotos Beförderungspapiere in dem Stapel und legte ihn auf den Tisch vor Byakuya. „Was machen wir hier mit?“, fragte er, seine Stimme angestrengt und müde. „Verleihung post mortem? Oder ist das… Ich weiß nicht… unverschämt? Die Sache ist die, ihre Familie könnte die bessere Pension brauchen. Sie ist, ähm, verdammt noch Mal, war die einzige Unterstützung für einen Haufen Geschwister draußen…“
 

Was zwischen ihnen unausgesprochen und schwer hing war: ‚Im Rukongai‘.
 

Die Ironie davon war fast niederschmetternd.
 

Byakuya legte seinen Pinsel zur Seite und schaute zu Renji hinauf. Renji starrte fest auf das Dokument zwischen ihnen auf dem Tisch. Auch wenn er zurück in vollständiger Uniform gewechselt hatte, waren seine Haare immer noch geflochten, als wollte er ins Bett gehen. Teile der roten Strähnen hingen aus den Zopfsegmenten und einige lange Strähnen hatten sich gelöst und ihnen nun in seinem Gesicht, was seinen geschlagenen und erledigten Aussehen nur unterstrich.
 

„Renji, du solltest ins Bett gehen“, bot Byakuya nicht zum ersten Mal an. Die Sonne begann den Himmel zu erhellen und sie hatten die ganze Nacht hier verbracht. „In diesem Stadium nützt du hier niemanden.“
 

Renji bewegte sich nicht. Sein Kopf blieb gebeugt. „Sie ist wegen ihm tot. Ich muss…“, er hielt inne. Sein Mund arbeitete eine Weile weiter, doch er sagte nichts. Dann hob er mit einem tiefen Atemzug seinen Kopf. Da war eine Intensität in seinem Blick, den Byakuya immer daran erinnerte, von dem entrückten Blick eines Wolfes fokussiert zu werden. „Ich sollte meinen eigenen Bericht bei der Zweiten machen.“
 

„Niemand kann erwarten, dass du über deine eigene Familie aussagst, Renji“, sagte Byakuya ernst. „Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass der Bestrafungstruppe eine sehr viel bessere Ahnung hat, was aus deinem Bruder im Laufe der Jahre geworden ist, wenn man bedenkt, dass er so lange inhaftiert war. Hör auf dich selbst zu quälen. Das ist unnötig.“
 

Renji grunzte und sagte flach: „Seichi hat mir ein Geheimnis zukommen lassen.“
 

„Was? Wann?“, Byakuya war von dem Geständnis überrascht. Er war während dem ganzen Gespräch präsent gewesen. „Wie?“
 

„Das ist es eben“, ächzte Renji und richtete sein Blick auf die Tür, als wolle er dadurch verschwinden. „Ich werde mich damit selbst belasten müssen. Ich verletze das einheitliches Gesetzbuch der Militärgerichtsbarkeit, Statut 27, Artikel 9, Unterpunkt ‚d‘: ‚Kein Offizier der 13 Hofgarden darf an kriminellen Handlungen beteiligt sein, inklusive, doch nicht limitiert, auf den Gebrauch von geheimen oder illegalen Sprachen, besonders diese, die von Dekret des Seelenkönigs verboten sind…‘.“
 

Es war immer beeindruckend, in welchem Ausmaß Renji sich die Regeln eingeprägt hatten, doch Byakuya verstand es nicht. „Aber ich habe weder dich noch deinen Bruder ingo oder einen besonders ungebräuchlichen Inuzuri-Dialekt reden hören.“
 

Renji wollte Byakuya immer noch nicht in die Augen gucken. „Handzeichen“, sagte er einfach.
 

Byakuya war sich sicher, dass trotz seiner Fähigkeiten der Schock auf seinem Gesicht zu sehen war, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Das Geständnis darüber, überhaupt die Zeichensprache zu beherrschen war gleichbedeutend mit einem Eingeständnis, dass man Mitglied einer organisierten Verbrecherbande ist. Deswegen war die Bestrafung unangemessen streng. Sobald es Byakuya geschafft hatte, sich zu fassen, legte er die Papiere zur Seite. „Ich verstehe und was für ein Geheimnis von Seichi ist so wichtig, um derart viel zu riskieren?“
 

„Er sagte, dass ich verhindern soll, dass er zur 2. Division gebracht wird, denn“, Renji machte eine schnelle Reihe von Symbolen mit den Fingern, die nicht unähnlich dem Anfang einer komplizierten Kidō-Beschwörungsformel waren. „Es bedeutet ‚Versammlung‘ aber damit kombiniert…“, er machte eine Faust zur Demonstration, „… ist es mehr wie ‚kollektive Aktion‘ oder ‚Revolution‘. Ich vermute, er wollte mir sagen, dass die Revolution scheitern wird, wenn er gezwungen wird, Informationen preiszugeben.“
 

Da war etwas an der Weise, wie sich ihr Gespräch gedreht hatte, dass abgrundtief beunruhigte. Nicht zuletzt, dass die kriminelle Unterklasse einen Grund hatte, ein Zeichen für ‚kollektive Aktion‘ und/oder Revolution hatte.
 

Byakuya hatte immer angenommen, dass der Großteil der Wörter in dieser geheimen Sprache Alltagsdinge beschrieben, wie zum Beispiel einen Betrug durchzuziehen oder illegale Güter zu handeln. Es konnte nichts Gutes verheißen, dass es mehrere komplexe Ausdrücke für aufrührerische Atkionen gegen oberste Herrscher.
 

Vielleicht war das der Grund, warum es vom Seelenkönig selbst namentlich verboten wurde.
 

Byakuya empfand es auch als ähnlich erschreckend, dass Renji genau vertraut mich solchen Dingen war. Das war eine neue Ebene von Renjis Vergangenheit in Inuzuri, die sehr, sehr unziemlich war. „Warum, wenn ich fragen darf, vermutet sein Bruder, dass du ein verständnisvoller Empfänger einer solchen Nachricht wärst?“
 

Renji wimmerte. „Ich habe ihm vielleicht glauben lassen, dass ich ihm helfe, als ich ihm sagte, dass er dir Respekt erweisen soll.“
 

Ah, das erklärte auch die überraschende Ehrerbietung und Gehorsam. Es war enttäuschend zu hören, dass das Benehmen seines Bruders geschult war. Es hatte eine Menge Sympathie erzeugt, die Byakuya nun schnell in Luft auflösen fühlte. „Wie umfassend war dieses Gespräch? Weißt du, worüber er gesprochen hat? Weißt du, worum es bei seiner ‚Revolution‘ geht?“
 

Renji blickte Byakuya von der Seite an und schien anzudeuten, dass die Antwort offensichtlich sein sollte. „Das gewöhnliche Zeug, denke ich“, Renji zuckte mit den Achseln. „Wie auch immer, ich sollte es der Zweiten sagen. Es ist zumindest ein Motiv für eine Attacke, wenn nicht sogar noch mehr.“
 

„Du wirst es der 2. Division nicht sagen“, blaffte Byakuya. Soi Fon konnte vernünftig sein, doch sie hatte auch eine akute Besessenheit, ihren Wert der herrschenden Klasse zu beweisen. Byakuya vertraute weder Renji, nichts zuzugeben, noch Soi Fon, dass sie nicht fröhlich die Gelegenheit ergreifen würde, um ihre eigenen Ambitionen zu stärken. „Wir werden die angemessene Befehlskette einhalten, Renji. Du hast es mir erzählt, ich werde es ihr sagen.“
 

Renji schüttelte den Kopf und sein Mund wurde zur dünnen Linie. „Ich hasse das. Ich sollte gehen und ihnen alles erzählen und mit Abfall klarkommen. Mich derart in Schutz zu nehmen scheint eine so schlechte Idee. Das könnte in so vielen Arten in die Luft gehen.“ Er kaute auf dem Ende seines Zopfes für einen Moment, bevor er ihn wieder ausspuckte. Dann suchte er wieder nach Byakuyas Blick und fügte hinzu: „Kinjo hat was bemerkt, weißt du. Er hatte nach mir gesucht und hat mich in deinem Schlafzimmer, kaum angezogen, gefunden. Außerdem wetzt er immer noch die Messer. Er wollte, dass du mich der Desertion beschuldigst. Jeder glaubt, dass ich einfach davon gekommen wäre und, ehrlich gesagt, haben sie nicht Unrecht damit. Wie auch immer, Kinjo ist vielleicht dumm, aber er kann zwei und zwei zusammenzählen.“
 

Das war also zwischen ihnen. In einer Weise war es besser, als Byakuyas erste Vermutung: Dass sie Ex-Liebhaber waren. Auf der anderen Seite war es schlimmer. „Du glaubst wirklich, dass einer meiner Soldaten ihren Kommandanten in einer solchen der Unzucht bezichtigen würde? Du denkst, dieser Kinjo wünscht sich, dass gerade jetzt eine weitere Division ihrer Führung beraubt wird? Uns beide ans Kriegsgericht zu verlieren würde die gesamten Hofgarden massiv destabilisieren.“
 

„Ja, nun ja, ich sagte, dass er zusammenzählen kann“, sagte Renji, seine Augen glitten wieder weg. „Ich sagte nicht, dass er clever ist. Das ist es, was ihn so gefährlich macht. Er ist hinter mir her und denkt nicht an dich oder die Division oder die Soul Society als Ganzes. Schau, vielleicht können wir das Ganze vermeiden, wenn du mich nur mit der 2. Division reden…“
 

„Nein!“
 

Byakuya stellte fest, dass er nun stand. Er war auf seine Füße gesprungen, Fäuste an seinen Seiten geballt und mit hämmerndem Herzen.
 

Er musste einen tiefen, beruhigenden Atemzug nehmen, damit seine Hände aufhörten, zu zittern.
 

Renji starrte ihn an. Offensichtlich verstand er die Reaktion nicht. Doch Byakuya hatte dem Szenario in der Vergangenheit viel zu oft zusehen müssen. Renji glaubte, er hätte Leute, die ihm Gegenüber auf Vendetta schworen, doch sie waren nur geringfügig im Vergleich zu dem Groll vieler, selbst einiger in den Hofgarden, gegenüber dem Namen Kuchiki.
 

Zweifellos glaubte Renji, dass er als Shinigami beschützt werden würde. Im Auge des Gesetzes sollte er das auch. Doch gab er zu, dass er die Handzeichen kannte und einer dieser Leute würde Wind davon bekommen, könnten ihm der Rang genommen werden und mit Dataki bestraft werden. Ohne dem Schutz seines Ranges konnte Renji als Bürgerlicher bis zu 100 Peitschenhieben entgegen sehen müssen. Renji war stark, doch das würde ihn töten. Diese Menge an Schaden konnte jeden töten. Byakuya hatte es gesehen.
 

Byakuya hingegen war nicht nur durch Rang sondern auch durch Geburt geschützt. Niemandem wäre es jemals erlaubt, die Hand gegen einen Kuchiki zu erheben, egal, was das Verbrechen war. Nur das aller, aller schlimmste würde in den Erwartungen eines Seppuku resultieren, was natürlicherweise selbst durchgeführt wurde.
 

Niemand konnte ihn jemals berühren.
 

Das war der Teil, was ihm so viel Hass bescherte, so viele Versuche, sie mit allem, was möglich war, zu verletzen.
 

Wenn sie vorsichtig deswegen waren, würde nichts herauskommen. Selbst eine öffentliche Anklage, einen Untergebenen zu schützen, der aus der Vergangenheit den Umgang mit krimineller Sprache kannte, wäre eine kleine Sache, die Byakuya tragen konnte. Selbst wenn Soi Fon besonders rachsüchtig sein sollte, konnte sie nach nicht mehr als einer Geldbuße fragen und da gab es Grenzen für. Wichtiger war, es würde auf den Wert von Renjis Leben basieren – und das war, ehrlich gesagt, selbst als Shinigami mit Rang, nicht wirklich viel. Sie könnten niemals eine Geldstrafe für seinen Wert erheben. Renji war es einfach nicht wert.
 

Vielleicht… vielleicht konnte Byakuya in diesem Moment das Verlangen nach einer Revolution verstehen. Denn da gab es kaum einen Preis, den er nicht für Renji zahlen würde. Für Byakuya war Renji alles Gold des Himmels und noch so viel mehr wert.
 

Byakuya wandte sich zur Wand und versuchte sich, zusammenzuraufen. „Ich möchte nichts mehr davon hören. Das ist ein direkter Befehl, Vizekommandant: Du wirst das Wissen über die Handzeichen nur zugeben, wenn dich jemand, der höher im Rang ist als ich, dich direkt danach fragt.“
 

„Ja, Kommandant“, sagte Renji mit brüchiger, kaum hörbarer Stimme.
 

Byakuya drehte sich herum und setzte sich vorsichtig und bedachtsam. Renjis Kopf war wieder gebeugt und er starrte in seinen Schoß. Lose Strähnen fielen in einer geraden Linie vor sein Gesicht. Es war herzzerreißend, ihn so zu sehen. „Es tut mir leid, Renji“, sagte Byakuya und wünschte sich, er könnte seine Hand ausstrecken und anbieten, seine Hand zu halten. „Aber ich habe meine Gründe. Du musst mir hier vertrauen.“
 

„Ich habe es verstanden“, sagte er und sprach immer noch mit seinem Schoß. „Es ist nicht so, als wüsste ich nicht, wie ernst das ist. Ich habe Leute dafür sterben sehen.“
 

Byakuya nickte. Er streckte sich, um nach einem Diener zu klingeln. Wenn sie noch länger wachbleiben mussten, brauchten sie einen guten, starken Tee. „Erzähl mir alles, was du und dein Bruder gesagt haben. Ich muss in der Lage sein, einen detaillierten Bericht an Soi Fon zu geben.“
 

Renji blickte auf und hob seine Schultern leicht. „Es war ein ziemlich langweiliges Gespräch, bis zum Ende. Das erste Zeichen war das Signal dafür, wenn man versteht, dass der andere nicht frei sprechen kann, aus was für Gründen auch immer. Ich habe nicht wirklich geantwortet, denn ich dachte nicht, dass es wahr war, doch als du zu uns kamst, habe ich…“, Renjis Wangen färbten sich leicht bei der Erinnerung. „Ich weiß nicht, warum ich das getan hatte. Ich denke, ich war besorgt, dass er wie sonst ein Volltrottel ist, irgendetwas Dummes sagt und es damit noch schlimmer macht. Also sagte ich ihm, es ruhig hinunter zu spielen. Ich deutete ihm, dass er dich behandeln soll wie einen großen Oyabun, dem Boss eines Bosses. Dann, als du darüber geredet hast, ihn zur 2. Division zu schicken, ist er ausgetickt und hat gezeigt, dass er dafür nicht sterben darf, denn die Rebellion würde scheitern.“
 

„Also hat er wichtige Informationen. Glaubst du, dass er ihr Anführer ist?“, fragte Byakuya.
 

Renji lachte. „Seichi?“ Er schob sich die Haare aus dem Gesicht und hielt sich die Hände gegen die Seite seines Kopfes um zu überlegen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht. Der Typ, den ich kannte, hat immer große Töne gespuckt, eine Riesennummer abzuziehen, doch er hatte nie den Grips, um das alles anzuleiern, wenn du weißt, was ich meine?“
 

Byakuya dachte, dass er es vielleicht tat. Aio erschien an der Tür und Byakuya bestellte Tee und Frühstück für beide. Dann wandte er sich wieder an Renji. „Doch nach unserem Essen, möchte ich dich im Bett haben. Schlafend“, fügte Byakuya noch schnell hinzu, nachdem er bemerkte hatte, wie das ansonsten klang. Er glättete den Saum seines Ärmels und versuchte, den aufkommenden Rotschimmer zu unterdrücken. „Glaubst du wirklich, dass der 7. Offizier Anklage gegen uns erheben wird?“
 

Renji seufzte. „Zum Teufel, ich hoffe nein. Wir haben keine Chance, dagegen anzukommen. Alles, was man tun muss, ist dein Personal zu befragen.“
 

Das Personal konnte, wenn es absolut notwendig war, ersetzt werden… wenn auch nur kurz. „Sonst wer?“
 

„Nun ja, der 3. Offizier ist der festen Überzeugung, dass ich die ganze Zeit auf dem Anwesen bei Rukia war.“
 

Eine Menge Leute würden das glauben, vermutete Byakuya. Besonders nach dem Ärger vor kurzem. Byakuya würde sich niemals derart erniedrigen, um seine Schwester als Deckung für seine Verfehlungen zu nutzen, doch angesichts der Tatsache, dass sie auch auf dem Anwesen lebte, wäre es sehr einfach, sich vorzustellen, dass Renjis nächtliche Besuche ihr galten. Die beiden waren bekannt dafür, dass sie früher sehr aneinander gehangen hatten. Es wäre wirklich die allgemeine Vermutung. Zumindest würde ein Ankläger mit einer anderen Sicht einen harten Kampf haben, um es durchzusetzen.
 

Renji rieb sich den Nacken. „Ich habe vielleicht Ichigo im Vollrausch davon erzählt und, ah, scheiße, Rikichi war auch in der Nacht da. Ja und Rukia natürlich auch.“
 

Byakuya zermarterte sein Hirn, doch es blieb leer. „Rikichi?“
 

Renji lächelte halb verlegen. „Du weißt schon, der Junge, der mit ständig folgt? Er hat Perlen im Haar und Augenbrauen-Tattoos.“
 

„Ah, ja, natürlich. Ranglos, oder?“
 

„Ja“, stimmte Renji zu.
 

Die Sache war nicht ganz so schrecklich. Sie waren töricht indiskret in der Welt der Lebenden gewesen, doch einige Fehltritte konnten vielleicht die öffentliche Nachforschung zufrieden stellen. Glücklicherweise war der Gedanke daran, dass der Generalkommandant überhaupt eine solche Sache in Kriegszeiten unterstützen würde, aberwitzig. Vor allem bei dem tragischen Verlust, den die Hofgarden bereits erlitten hatten. Selbst wenn der 7. Offizier sich wagte, seinen eigenen Kommandanten und Vizekommandanten anzuprangern, sie würden niemals angeklagt werden, bevor sich nicht der Staub von Aizen gelegt hatte.
 

Natürlich nur, wenn Renji die Wahrheit nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr ausschwatze. Byakuya lächelte ihn liebevoll an. „Muss ich dir auch befehlen, niemand von uns zu erzählen?“
 

Renji sah geschockt aus. „Nein, Kommandant“, sagte er schnell.
 

„Ich bitte dich nicht, zu lügen, Renji“, sagte Byakuya. „Wenn du gefragt wirst, muss du tun, was dein Gewissen von dir verlangt, doch ich hoffe auf deine Diskretion in dem Teil.“
 

„Ja, Kommandant.“
 

„Bitte“, Byakuya hob eine Hand. „Ich meinte das als eine neckende, sanfte Erinnerung als dein Liebhaber. Es ist nicht wirklich ein Befehl, Renji. Das könnte ich nicht.“
 

„Oh… richtig“, stimmte Renji mit einem kleinen Nicken zu, doch er schien nicht überzeugt.
 

Byakuya runzelte die Stirn. Dachte Renji wirklich, dass er seine Macht derart missbrauchen würde, um ihn zum Schweigen zu zwingen? Es war eine Sache, wenn es den Alltag bei den Hofgarden anging, aber eine ganz andere, wenn es um ihre Beziehung ging.
 

Renjis Antwort war mindestens störend.
 

Er dachte zurück und bemerkte verstört, dass es vollkommen möglich war, dass Renji nicht absolut… bereitwillig am Anfang war. Vom allerersten Kuss an hatte es Gründe gegeben, weshalb Byakuya die weitere Verfolgung angenehm war, doch da wurden auch Befehle geäußert.
 

Himmel.
 

Byakuya schüttelte den Kopf, um den Schrecken zu verbannen, der seine Wirbelsäule heraufkrabbelte. Renji hatte einige eigene Angebote gemacht und manche waren sehr explizit gewesen. So war es nicht – Zumindest nicht mehr. Doch plötzlich kam Byakuya die Erkenntnis, dass er vielleicht unbedacht gewesen war. Dass er sich selbst vergessen lassen hat, wie es für Renji sein musste, seinen Kommandant als Liebhaber zu haben.
 

Er hätte es bemerken müssen.
 

Trotz seinem Angebot von vor Monaten, hatte Renji ihn fast nie beim Namen genannt. Es war immer Kommandant. ‚Kommandant‘ hing in ihren Interaktionen, selbst in den intimen, privaten Momenten. Byakuya hatte es lieben gelernt, es als eine Bezeichnung der Zärtlichkeit zu betrachten. Vielleicht war es keine so gute Sache gewesen, wie er gedacht hat.
 

Da war ein höfliches Klopfen an der Tür. Frühstück und Tee kam und aufgeregt an Aios Fersen erschien eine hektische Rukia. „Nii-sama!“, rief sie und dann fielen ihre Augen auf die ganze Szene. Renji zu sehen, brachte eine sichtbare Erleichterung auf ihr Gesicht. „Oh, Renji! Gott sei Dank!“
 

Renji hatte begonnen, wegen der Ankunft des Tees aufzustehen und Rukia hätte ihn beinahe mit ihrer stürmischen Umarmung umgeworfen.
 

„Aber“, sagte sie und musterte Renjis Gesicht verwirrt. „Sie sagten, du wärst in einem Mord im Rukongai verwickelt.“
 

„Nein“, erklärte Byakuya und stand auf, um Aio zu deuten, dass sie das Frühstückstablett hereinbringen und noch eine Schale und Teller für Rukia holen soll. „Ein anderer Abarai. Sein… Bruder, Seichi.“
 

Renji blickte über die Schulter zu Byakuya. „Seichi war vor Rukias Zeit, Kommandant. Sie kennt ihn nicht.“
 

Das war eine Erleichterung. Aber da war dieses ärgerliche ‚Kommandant‘ wieder. Byakuya vermutete, dass es absolut angemessen im Büro war, doch er mochte den automatischen Klang plötzlich nicht.
 

Byakuya drehte sich leicht weg, um ihnen ihre Privatsphäre zu geben. Trotz der Tatsache, dass sie Renji in Sicherheit vorgefunden hatte, schien Rukia unwillig, Renji loszulassen. Renji hatte sich ebenso dankbar um sie geschlungen und hatte den Kopf zu ihr hinunter gebeugt, die losen Strähnen ergossen sich über ihren Kopf. Ein kleiner Schmerz von Eifersucht traf Byakuya. Er konnte schon fast spüren, wie ihre Liebe zueinander aus ihrem Reiatsu strömte und sie so behaglich gemeinsam waren, wie es Geschwister sein sollten.
 

Er war sich nicht sicher, ob er jemals Rukia umarmt hatte. Mit Sicherheit hatten sie nie so sehr an einander gehangen, als wären sie das Einzige, was sie davor bewahrte, in die stürmische See hinausgetrieben zu werden.
 

Vielleicht musste er Renji befehlen, ihn so zu halten, dachte Byakuya bitter.
 

Endlich lösten sie sich und Byakuya war in der Lage, Rukia einzuladen, zum Frühstück zu bleiben. „Bitte, ich bestehe darauf“, sagte er, als sie versuchte, abzulehnen. „Ich habe bereits nach einem zusätzlichen Gedeck geschickt.“
 

Sie blickte sich im Büro um. „Aber ihr arbeitet. Ich hätte niemals so hereinplatzen dürfen. Ich war nur so besorgt.“
 

„Das ist verständlich“, sagte Byakuya und bedeutete ihnen, sich hinzusetzen. Aio hatte das Tablett vom Schreibtisch weg- und auf eines der nahen Bücherregale gestellt, in einer Ecke, in der sie oft aßen, wenn sie lange blieben. „Es besorgt mich etwas, Rukia, dass du oder jemand anderes, mit dem du gesprochen hast, eine Vermutung anstellen würde, dass Renji Schuld an dem Mord an einem seiner Leute hat.“
 

„Es ist nicht ohne Grund, Kommandant“, sagte Renji verdrießlich. „Mein Ausbruch hat viel Schaden angerichtet.“
 

„Aber keine Verluste. Das ist ein wichtiger Unterschied“, bemerkte Byakuya. Der Tee begann, gut zu riechen, doch er hielt sich aus Höflichkeit zurück, bereits auszuschenken. Es war jedoch schwierig, sich selbst zurückzuhalten. Er spürte, wie sich der Kopfschmerz hinter seinen Augen aufbaute. Er hoffte, dass sich Aio mit der 3. Schale beeilen würde. „Müssen wir uns in meine Quartiere zurückziehen“, fragte Byakuya und versuchte erfolglos, nicht schnippisch zu klingen. „Ich bitte dich, auf Titel zu verzichten, wenn wir innerhalb der Familie sind, Renji.“
 

„Oh! Ähm, tut mir leid, K… Tut mir leid“, sagte Renji mit einem Blick auf Rukia, als wäre er von der Bitte überrascht.
 

Rukia schritt ein, um zu erklären: „Natürlich habe ich nicht geglaubt, dass Renji schuldig ist, Nii-sama! Ich habe nicht gewusst, dass es noch andere Abarai gibt, die noch lebten. Es waren nur wir zwei, als wir zur Akademie aufbrachen.“
 

„Müllrennen“, erklärte Renji ihr.
 

„Was ist das?“, fragte Byakuya und hasste, wie Rukia im sofortigen Verständnis nickte.
 

„Seichi wurde außerhalb des Distrikts erwischt“, sagte Renji und schielte in die Körbchen. Byakuya konnte einen gebackenen Lachs sehen, der sofort seinen Magen knurren ließ. Renji fuhr bei seiner Inspektion des Frühstücks fort und sagte: „Wenn die Dinge schlecht standen, haben einen Haufen von uns einen großen Rudel gebildet und sind durch ein paar Distrikte gelaufen, um den Müll nach möglichst viel essbarem Abfall abzusuchen. Es ist eine lange Tradition in dem Distrikt. Es ist ein Teil, wie wir zu dem ganzen Streuner-Namen gekommen sind. Wir wurden immer aus den Straßen der Leute gejagt.“
 

„Ich verstehe. Und Seichi wurde während eines dieser illegalen Vorstöße verhaftet?“, fragte Byakuya, nur um sicher zu gehen, dass er verstand. „Ihr wart gezwungen, ihn zurückzulassen?“
 

„Ja“, Renji sah miserabel dabei aus. Rukia streckte ihre Hand aus und drückte seinen Oberschenkel mitleidig.
 

Endlich erschien Aio an der Tür mit einem kleinen Tablett für Rukia. Byakuya nahm die Teekanne auf und schenkte Renji ein. „Und du hast gedacht, dein Bruder wäre immer noch nach all dieser Zeit inhaftiert?“
 

„Es ist eine lebenslange Strafe“, erklärte Renji.
 

Byakuya konnte nicht ganz vermeiden, dass er überrascht nach Luft schnappte.
 

Renji nickte verstehend. „Ja, aber denk drüber nach. Wäre die Bestrafung nicht hart, würde niemand in Inuzuri bleiben.“
 

„Einige Leute sprachen davon, zu versuchen, dass man sie fängt. Dachten, das würde Schutz und Essen bedeuten“, sagte Rukia und hielt ihre Schale hin, während Byakuya sie füllte. „Doch es ist harte Arbeit und Wasserrationen.“
 

Doch… wenn die Leute verzweifelt genug waren, um Müll nach etwas Essbaren zu durchsuchen, mussten sie genug spirituellen Druck haben, um den Hungerschmerz zu spüren. „Das ist grausam“, realisierte Byakuya.
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Eh, so ist es nun mal.“
 

Und der Grund, dachte Byakuya mit einem Schauder, dass Revolution geschürt wurde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 49:
Renji windet sich unter Byakuyas Befehl, nicht mit der 2. Division zu reden, wird er etwas Dummes tun, um seine Schuld zu lindern? Komplett anzeigen

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