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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 21

Kapitel 21

 

Mom packte mich am Arm und zog mich ein bisschen von Aiden und Skyler weg. Was war denn jetzt in sie gefahren? Ich sah über meine Schulter zu Aiden, der wurde aber auch schon von Skyler am Arm genommen und mitgezogen.

„Was ist denn los?“, fragte ich Mom und blieb stehen. Ihren Arm schüttelte ich auch ab.

„Woher kennst du ihn?“

„Ihn?“

„Aiden.“

„Hat Skyler doch gesagt. Wir haben ihn am Samstag in dem neuen Club getroffen. Wir haben ein Spiel gespielt und ich musste ihn ansprechen. Wir haben uns verstanden und dann ...“

„Lüg mich nicht an, Dylen!“

„Es war aber so“, verteidigte ich mich.

„Ich weiß, wer er ist und er ist nicht gut für dich.“ Seufzend ging ich ein paar Schritte zurück.

„Mom, ich weiß, dass du mich nur schützen möchtest, aber ich bin alt genug und ich kann auf mich aufpassen. Ich weiß, wer er ist.“ Damit drehte ich mich um und ging zu Skyler und Aiden.

„Alles okay?“, fragte Sky sofort und ich verdrehte nur die Augen.

„Klar, wenn man Zwangsehen zu okay zählt“, brummte ich und stapfte an den beiden vorbei. Aber da rief mich schon jemand anderes. Mein Vater. Er rief mich von der anderen Seite des Gartens, kam aber in einem auch zu uns herüber. Er lächelte und man sah ihm an, dass er seinen Geburtstag genoss, aber als er dann bei uns war und neben mir zu Aiden sah, verschwand sein Lächeln. Was war nur los mit den beiden? Aiden war doch kein Serienmörder oder so. Er war nett und gar nicht so böse, wie er von außen schien.

„Aiden“, begrüßte er ihn und Aiden nickte.

„Max“, grüßte er zurück.

Ich kenne ihn, hallte Moms Stimme in meinem Kopf wieder. Also kannte Dad ihn auch. Aber woher?

„Ihr kennt euch?“, fragte ich und schaute ganz verwirrt.

„Ja“, war die Kurze Antwort meines Vaters.

„Du hast mir nichts davon erzählt“, warf ich Aiden vor.

„Ich wusste doch nichts von deinen Eltern, wie konnte ich dann wissen, dass sie deine Eltern sind?“, meinte Aiden. Da hatte er Recht. Zwar fragte ich mich immer noch, woher die beiden sich kannte, aber ich verwarf es. Es war Dads Tag und wir sollten feiern.

„Ich hoffe, es war okay, dass ich Aiden mitgebracht habe.“ Dad nickte bloß und lächelte dann wieder.

„Achso, danke für den Rasierer“, grinste er und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Das deine Mom die Idee hatte, werde ich mal außer Acht lassen.“ Ich streckte ihm die Zunge heraus. Blödmann. „Dann amüsiert euch schön.“ Dad drehte sich um, blieb aber noch mal stehen. „Ach, bevor ich es vergesse, Dylen. Bec ist auch schon da und hat nach dir gefragt. Bestimmt schon drei mal.“

„Dann kann er ja noch drei Mal fragen“, lächelte ich. Dad sah mich böse an. „Er wird mich schon finden.“

„Und wo bleibt Derek“, flüsterte Skyler mir zu. Ich schupste sie leicht weg.

„Hör auf.“

„Was denn? Ist doch wahr.“ Ich verdrehte nur die Augen und steuerte unsere Hollywoodschaukel an, auf der gerade keiner saß. Als ich bei ihr ankam, ließ ich mich auf sie plumsen und lächelte. Skyler setzte sich in die Mitte und Aiden blieb stehen. Er sah sich die ganze zeit um, weil uns alle beobachteten. Er konnte einfach nicht entspannen.

„Willst du dich nicht setzten?“, fragte ich und nickte neben Skyler.

„Ne, lieber nicht“, antwortete Aiden mir und sah kurz hinter sich.

„Der braucht ein Bier“, meinte Skyler und stand auf. „Ich geh uns was holen.“ Sie ging einfach und wartete auf keine Antwort.

„Jetzt komm schon“, sagte ich, schnappte mir seine Hand und zog Aiden neben mich. Wir schaukelten hin und her, aber Aidens Füße stoppten uns. „Woher kennst du meine Eltern?“, fragte ich nach einer Weile.

„Das ist schon was länger her. Nichts besonderes.“

„Sie scheinen nicht gut auf dich zusprechen zu sein.“ Eine seiner Hände ballte sich zu Fäusten.

„Es war meine Schuld, ich kann es ihnen nicht verdenken.“

„Deswegen wolltest du mich nicht begleiten? Du wusstest von ihnen.“

„Ja.“ Das war blöd. Und ich hatte ihn auch noch dazu gedrängt, mich zu begleiten. Das konnte ich nicht von ihm verlangen.

„Du musst nicht hier bleiben, wenn du nicht möchtest“, meinte ich und strich mir ein paar Strähnen hinters Ohr.

„Nein, nein, schon okay. Du hast mich gebeten und mir ist deine Sicherheit wichtig.“ Sofort breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Er wollte aus freien Stücken hier bleiben … zwar um auf mich aufzupassen, aber das lass ich jetzt mal außen vor.

„Und was machen wir jetzt, wenn der Geburtstag meines Vaters vorbei ist?“

„Derek ist schon auf dem Weg zu Seth und wir machen uns morgen auf den Weg zu Adam. Heute Mittag war ich schon unterwegs und hab mir ein paar Informationen geholt.“ Ich nickte. Zum Glück hatte ich schon mit Mikel geredet, dass ich mir Urlaub nehmen musste, weil ich etwas wichtiges zu tun hatte. Er vertraute mir so sehr, dass er nicht nachfragte, worum es genau ging. Er hatte mir einfach Urlaub gegeben und damit hatte es sich. Allerdings musste ich Sky Bescheid sagen, dass ich für eine Weile nicht da war … und auch meinen Eltern. Das wird eine Tortur. Vielleicht sollte ich Aiden fragen, ob ich ihnen das überhaupt sagen durfte, was mit mir los war. Und ich musste mich langsam entscheiden, ob ich mich eher auf Derek einließ oder auf den Werwolf, den meine Eltern mir ausgesucht hatten, denn irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.

Ich rückte ein bisschen näher an Aiden und senkte meinen Kopf.

„Aiden?“, flüsterte ich und stoppte erst einmal. Erst als er mich ansah, sprach ich weiter. „Das mit diesem Götter Ding … kann ich das meinen Eltern sagen? Ich meine … es kann sein, dass sie mich schon verlobt haben und … du weißt schon, weil ich ja eigentlich zu Derek gehöre, klappt das ja nicht.“

„Du kannst es ihnen sagen“, meinte er. „Aber vielleicht gibt es einen Werwolf, den du mehr lieben könntest, als Derek. Du musst dich nicht an ihn binden, wenn du ihn so sehr hasst.“ Ich stockte sofort. Also hatte er mir ernsthaft zugehört, als ich eben so gewütet hatte.

„Es ist nicht so, dass ich Derek hasse ...“

„Aber er hat dir weggetan. Es ist klar, dass du keine Beziehung mehr zu ihm aufbauen kannst.“ Ich nickte. „Dir wäre keiner böse, wenn du dich nicht für Derek entscheiden würdest. Du musst dich auch gut dabei fühlen.“

„Und du? Hast du schon deine Seelenverwandte gefunden?“ Ich sah Aiden in die dunkelgrünen Augen, aber er sah mir nicht in die meinen. Er sah stur gerade aus, sagte aber auch nichts. Dann drehte er endlich seinen Kopf und sah mir in die Augen.

„Ich hatte gehofft, dass sie es war, aber ich hatte kein Glück. Genauso wie jetzt.“ Genau wie jetzt? Er war verliebt? Konnte …

„Bitte schön“, ertönte eine laute Stimme und schon quetschte sich Skyler zwischen Aiden und mich. „Und, über was habt ihr zwei Süßen geredet?“ Ich fuhr mir schnell durchs Gesicht und rutschte etwas zur Seite.

„Über nichts besonderes“, meinte ich nur und sah Sky an. „Wo ist denn das Trinken?“

„Dein Bruder hatte gemeint, dass er es uns bringt. Er wollte so gerne noch mal mit dem großen Unsterblichen reden“, grinste sie und stupste Aiden an. „Du bist sehr beliebt hier.“ Aiden gab nur ein Schnauben von sich. „Jetzt sag schon, worüber habt ihr geredet.“

„Das ich ab Morgen Urlaub habe.“

„Wie?“ Jetzt sah Skyler mich verwirrt an. „Jetzt verstehe ich kein Wort mehr.“

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich eine Göttin bin und ich muss mit Aiden ein paar Sachen erledigen.“

„Mit Aiden, was?“ Sie spielte wieder mit ihren Augenbrauen. Ich verdrehte nur die Augen. „Und was sagst du deinen Eltern?“

„Weiß ich noch nicht“, seufzte ich und rutschte ein bisschen mehr in die Kissen.

„Ach, das schaffst du schon.“ Ja, hoffen wir es. Ich hatte wirklich keine Lust auf lange Diskussionen mit meinen Eltern. Und je mehr ich darüber nachdachte, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich es ihnen erzählen sollte. Wenn ich Mom gegenüber nur Aidens Namen erwähnen würde, würde sie ausflippen und Dad würde mich nicht mit ihm alleine fahren lassen. Also doch Diskussionen. Verdammt!

Im nächsten Moment kam auch schon mein Bruder mit seinem besten Freund angelaufen. Sie versuchten es auf jeden Fall. Gabriel hatte in jeder Hand ein Glas und Patrik – sein bester Freund – trug nur ein Glas. Natürlich hatte Gabi das Bier für Aiden in der Hand. Er hatte sofort einen Narren an ihm gefressen. Ich meine, warum auch nicht? Gabi hatte noch nie einen Unsterblichen gesehen und dann traf er auch noch als ersten Aiden, der die ganzen Narben hatte. Jungs und ihre Abenteuerlust.

„Aiden!“, rief Gabi schon von weitem und grinste über beide Ohren. Skyler lachte.

„Da hat jemand einen Narren an dir gefressen“, meinte sie. Ich konnte nur lächeln, denn ich war gespannt, wie Aiden mit dieser Situation umging. Ein bisschen Bier schwappte aus dem Glas, was Gabi fest hielt. Er blieb sofort stehen und ging langsamer weiter. Aiden stand auf und ging den beiden entgegen. Er nahm Pat den Cocktail ab und Gabriel gab ihm ganz stolz sein Bier. Aiden bedankte sich und Gabi ging weiter zu Skyler, um ihr den anderen Cocktail zu geben.

„Ist da auch genügend Eis drin?“, fragte Miss Diva. Gabi nickte.

„Dad hat extra gesagt, dass das für dich ist.“ Sie nickte und nahm einen Schluck. „Der ist super“, rief sie aus und trank noch mehr. Gabi fing schon an, Aiden auszufragen. Dieser Beantwortete jede Frage, drehte sich dabei zu mir um und gab mir meinen Cocktail. Dabei berührten sich unsere Finger. Es war nur kurz, aber das war egal.

„Und wie hast du die Narbe an deiner Augenbraue bekommen?“, fragte Gabi.

„Das hätte auch ins Auge gehen können, da hattest du Glück“, stimmte Pat zu.

„Jungs ...“, fing ich an, aber Aiden winkte nur ab.

„Schon gut. Die Narbe habe ich durch einen Kampf bekommen.“

„Gegen was musstest du kämpfen?“, fragten die zwei wie im Chor. Aiden sah kurz zu mir und dann wieder zu den Jungs.

„Gegen einen Dämon.“ Die zwei Jungs staunten nicht schlecht und machten große Augen, aber nicht nur sie waren überrascht, sondern auch ich. Ich wusste welcher Dämon es gewesen war. Deswegen hatte er mich angesehen. Logan hatte ihm das angetan. Der Dämon, der mich gestern mitnehmen wollte.

„Hast du oft mit Dämonen zutun?“, fragte Gabriel weiter.

„Dafür seid ihr noch zu jung“, wich Aiden aus.

„Aber wir wollen auch helfen.“ Jetzt war ich sprachlos. Was hatte Gabriel da gerade gesagt? Er wollte helfen? Er dürfte doch gar nicht wissen, was hier ablief.

„Wir wissen von den ganzen Anschlägen und wir wissen auch, dass das nicht normal ist, was hier passiert. Die Menschen sind schon grausam, aber nicht so grausam“, meinte Patrik.

„Pat und ich wollen groß und stark werden, damit wir auch helfen können.“

„Ich hoffe, dass es nicht noch so lange dauert, dass ihr auch eingreifen müsst“, meinte Aiden und ballte eine Hand zur Faust. Ihm gefiel nicht, dass auch schon jüngere begriffen haben, was hier los war. Und ich war ehrlich mir gefiel das auch nicht.

„Der große Unsterbliche, das Gesprächsthema des Abends“, ertönte eine mir bekannte Männerstimme und schon stand Bec vor unserer kleinen Truppe. „Es ist ungewöhnlich, dass wir die Ehre haben und einen Unsterblichen in unserer Mitte haben.“

„Du bist nur eifersüchtig“, warf Skyler ihm grinsend vor, dann nuckelte sie wieder an ihrem Cocktail.

„Kann sein, vor allem, wenn ich Dylen suche und nicht finde.“

„Du hast mich ja gefunden“, meinte ich und stand auf. Bec streckte sofort eine Hand nach mir aus.

„Tanzt du mit mir?“

„Muss ich ja wohl“, neckte ich ihn und nahm seine Hand an. Als ich mich noch mal umdrehte, um Aiden meinen Cocktail zu geben, zuckte dieser zusammen. Seine Haltung war ein bisschen angespannter und an seinem Hals pochte eine Ader. Er war total angespannt und seine Muskeln spannten sich auch an. Was war los mit ihm? Aber fragen konnte ich nicht mehr, weil Bec meine Hand fester packte, sobald Aiden mein Glas in der Hand hielt und mich auf die Tanzfläche zog. Ich stolperte und stieß gegen seine Brust. Bec lächelte mich an und ich war für einen Moment in seinem Blick gefangen. Er war einfach wunderschön, keine Makel zierten seine Haut. Er hatte wieder ein Lächeln auf den Lippen, was mich auch zum Lächeln brachte, aber doch war ich nicht so überzeugt von seiner Stimmung. Irgendwas war anders an ihm, aber ich konnte nicht sagen was.

„Du siehst übrigends richtig heiß aus“, meinte er und lächelte mich ein bisschen verführerisch an.

„Willst du mit mir flirten, Bec?“, fragte ich und lehnte mich ein bisschen zurück, um ihm in seine braunen Augen zu sehen. Wir tanzten schon, meine eine Hand lag auf seiner Schulter und die andere hielt Bec in seiner. Seine freie Hand lag auf meiner Taillie.

„Ein wenig, aber das habe ich doch schon immer.“ Ich strich mir mit der Hand, die auf seiner Schulter gelegen hatte ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Du bist wirklich wunderschön, heute noch schöner als sonst.“

„Schleimer.“ Bec drehte mich erst aus und dann wieder ein, sodass ich ganz nah an seinem Körper zum stehen blieb. Wir waren uns wirklich nahe und als Bec sich zu mir herunter beugte machte ich schnell einen falschen Schritt, damit wir auseinander gingen. „Entschuldige“, murmelte ich.

„Ist alles okay?“

„Ja, ich weiß auch nicht, was das gerade war.“ Wir tanzten weiter und Bec zog mich immer näher an sich, auch seine Hand wanderte ein bisschen weiter herunter bis zu meiner Hüfte.

„Es ist bald soweit“, flüsterte Bec mir ins Ohr.

„Für was?“

„Für eine Verkündung.“ Ich stoppte und sah Bec an. Das war nicht sein Ernst. Das konnte er nicht ernst meinen. Bec grinste und drückte mich zurück. Ich hatte nicht gemerkt, dass Bec und ich von der Tanzfläche weggetanzt waren. Aber jetzt stieß ich gegen einen Baum und Bec stemmte seine Hände neben meinem Kopf ab. An unseren Garten grenzte ein Wald, in dem ich schon oft herumgetollt war, aber das wir uns diesem genährt hatten, war mir gar nicht aufgefallen.

„Bec? Was soll das?“

„Ich würde dich gerne kosten, bevor dein Vater verkündet, dass wir verlobt sind“, grinste er und strich mit einer Hand über meine Wange. Mich kosten?

„Lass den Mist.“

„Das ist kein Mist, Dylen. Ich wollte dich schon immer mal küssen.“ Er kam mit seinem schönen Gesicht immer näher, aber daran konnte ich nicht denken. Ich konnte nur an Aiden denken und daran, dass meine Eltern mich wirklich verlobt hatten. Aber am meisten musste ich daran denken, dass ich Bec auf keinen Fall küssen wollte, dass ich ihn nicht heiraten wollte und dass ich auch Derek nicht heiraten wollte. Ich wollte nur den einen. Aiden.

„Bec, lass das. Bitte.“ Ich drehte meinen Kopf weg, sodass er nicht meine Lippen sondern meine Wange küsste. Meine Hände stemmte ich gegen Becs Brust und drückte ihn weg, aber Bec war ein bisschen stärker wie ich. Er ging ein bisschen auf Abstand.

„Ich dachte, du würdest es gut heißen, wenn wir zwei verlobt werden.“

„Ja … nein … ich … Bec, ich weiß es nicht“, sagte ich und schloss kurz die Augen. „Ich mag dich, das weißt du, aber ich bin noch nicht für eine Ehe bereit.“

„Aber für den Unsterblichen bist du bereit?“

„Was? Was redest du da, Bec?“

„Du weißt genau, wovon ich rede.“ Ich schluckte und sah ihm in seine braunen Augen. Seine Hand fuhr in meine Haare und hielt meinen Kopf fest. „Aber du gehörst jetzt mir“, flüsterte er grinsend und presste dann seine Lippen auf meine. Ich drückte mit meinen Händen gegen seine Brust und schaffte es, ihn von mir weg zu drücken.

„Hör auf damit.“

Plötzlich hörten wir ein klingeln und kurz danach ertönte die Stimme meines Vaters. Nein!

„Liebe Freunde, ich habe euch schon erzählt, dass ich heute etwas bekannt geben möchte und dazu brauche ich meine reizende Tochter bei mir“, fing er an. Bec lächelte und machte für mich platz. Ich konnte das nicht, ich wollte das nicht. „Dylen?“, rief Dad. Verdammt. Ich lief schnell zu den anderen zurück. Als sie mich sahen, machten sie platz und ich konnte in die Mitte des Gartens gehen, wo mein Vater stand. „Da ist ja mein Schatz.“ Ich lächelte Dad an und nahm seine dargebotene Hand an. „Ist sie nicht wundervoll?“

„Dad, hör auf“, murmelte ich und wurde leicht rot. Dad lächelte und redete weiter. Er redete davon wie stolz er auf mich war und was ich schon alles geleistet hatte. Peinlich. Ich allerdings sah mich in der Menge um. Als erstes sah ich Bec, der auch näher gekommen war und sich jetzt in die erste Reihe stellte, ein Lächeln auf den Lippen. Mir gefiel sein Verhalten nicht. So hatte er sich noch nie benommen. Er hatte mich noch nie zu etwas zwingen wollen. Noch nie. Und ich glaubte auch nicht, dass er damit je anfangen würde. Aber als ich meinen Blick weiter schweifen ließ, sah ich Aiden. Er sah mich an, wusste nicht, was jetzt geschah, aber doch sah ich Wissen in seinen Augen, als wenn er wüsste, was jetzt passieren würde. Sein Körper war immer noch angespannt und ein Schweißtropfen rann ihm über die Schläfe. Was war bloß los mit ihm? Aber darauf konnte ich nicht eingehen, weil mein Vater zum Ende kam. „Unsere Tradition besagt, dass eine Frau einem Mann des Rudels versprochen wird und da Dylen schon Neunzehn ist, wird es langsam an der Zeit, ihre Verlobung bekannt zu geben.“ Ich drehte mich blitzschnell zu Dad um.

„Dad ...“, fing ich an, aber er überhörte mich.

„Bec? Kommst du auch her?“ Bec löste sich aus der ersten Reihe und kam zu uns. Dad legte meine Hand in die von Bec und legte seine dann über unsere. „Ich bin so froh einen jungen und intelligenten Mann wie Bec für meine kleine Dylen gefunden zu haben.“

„Dad, ich will ...“, versuchte ich es noch mal, aber Bec drückte meine Hand.

„Ein Hoch auf Bec und Dylen“, rief Mom plötzlich und alle jubelten.

„Mom!“ Sie lächelte mich an und klatschte in die Hände. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich musste mit ihr reden. Ich konnte das hier nicht, ich konnte doch nicht alle in dem Glauben lassen, dass ich Bec heiraten würde.

„Und jetzt noch ein Kuss“, rief irgendjemand und mein Blick schweifte sofort zu Bec zurück. Er grinste immer noch so blöd und zog mich jetzt an meiner Hand zu sich, um mich zu küssen. Vor Publikum. Aber ich konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Ich küsste ihn einfach schnell auf den Mund und damit war es das. Schnell beugte ich mich zu Bec und gab ihm einen Kuss. Sobald sich unsere Lippen berührt hatten, trennte ich mich wieder von ihm.

„Dylen, das war doch kein Kuss“, rief Lisa, die kleine Schwester von Bec. Sie hatte strahlende Augen und starrte uns an.

„Ich … ich finde nicht ...“, fing ich an, aber Bec zog mich näher zu sich und legte mich dann über seinen Arm. Automatisch hielt ich mich an seinem Hals fest.

„Ein Kuss“, lächelte er und kam wieder näher. Scheiße! Mist! Verdammt!

Als unsere Lippen sich dann wieder berührten, küsste Bec mich richtig. Seine Zunge drang zwischen meine Lippen und stupste meine an. Was sollte ich nur tun? Ich wollte ihn nicht küssen, geschweige denn heiraten. Aber solange ich nicht mit meinen Eltern geredet hatte musste ich mitspielen … ob ich wollte oder nicht. Also erwiderte ich den Kuss kurz und drückte Bec dann von mir weg. Er ließ mich los und ich ging noch ein paar Schritte von ihm weg, damit er mich bloß nicht noch mal zu sich ziehen konnte. Denn ich musste das hier klar stellen. Sofort!

„Ich komme gleich wieder“, meinte ich nur und war dann auch schnell weg. Als ich bei Mom angekommen war, packte ich sie am Arm – so wie sie es eben auch bei mir getan hatte – und zog sie ein bisschen von den anderen weg.

„Was ist denn los?“, fragte sie und lächelte immer noch. Sie fand es super, dass ich Bec heiraten sollte, aber ich konnte nicht.

„Ich muss mit dir reden“, meinte ich und drehte mich mit dem Rücken zu den anderen.

„Bitte nicht. Ich dachte, du magst Bec“, seufzte sie.

„Ich mag Bec auch, Mom, aber ich liebe ihn nicht.“

„Das wirst du lernen.“

„Du weißt doch gar nicht, ob das überhaupt geht. Du und Dad ihr habt euch geliebt und auch Daphne hat ihren Verlobten geliebt. Ich möchte das auch.“

„Das wünsche ich dir auch, Schatz, aber so langsam solltest du mal jemanden finden.“

„Ich hab jemanden“, platze es aus mir heraus.

„Nein, nein, nein, nein. Nicht Aiden. Dylen, bitte.“

„Was ist so schlimm an ihm? … Aber darum geht es nicht. Ich kann Bec nicht heiraten, weil ich zu jemand anderem gehöre.“ Mom schüttelte den Kopf.

„Nein.“

„Doch. Mom, ich weiß, das was ich jetzt sage, hört sich bescheuert an, aber es ist so. Ich bin Hebe, die Göttin der ewigen Jugend und einer der Unsterblichen ist mein Gegenstück.“ Mom schüttelte weiter den Kopf.

„Und wer ist es? Ist es Aiden?“

„Nein, Derek … sein jüngerer Bruder.“

„Ich hatte so gehofft, dass du es nicht herausfindest.“

„Was? Du hast davon gewusst?“

„Daphne hat es herausgefunden und als diese Dämonen aufgetaucht waren, um dich zu holen ist Daphne mit dir davon gelaufen.“ Mein Traum! Er war Wirklichkeit. Es war kein Hirngespinst, es war wirklich so passiert.

„Dann weißt du, dass ich Bec nicht heiraten kann.“

„Du musst diesen Derek nicht heiraten, das weißt du“, meinte Mom und nahm meine Hände in ihre. „Du hast dich immer so gut mit Bec verstanden, deswegen haben wir gedacht, dass ihr zwei mal zusammen kommt. Als wir und seine Eltern darüber gesprochen hatten, war Bec herein geplatzt und hatte uns gestanden, dass er Gefühle für dich habe. Ich hatte so gehofft, dass es auch bei dir Klick macht.“ Sie sah mich so hoffnungsvoll an. Ich könnte Bec heiraten, dann wäre ich Derek los … aber dann wäre ich auch Aiden los und DAS wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte nicht Bec und ich wollte auch nicht Derek. Ich wollte Aiden. Aber das konnte ich Mom nicht sagen. Irgendetwas war vorgefallen, sodass sie Aiden nicht mochte. Und ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass weder Mom und Dad noch Aiden mir sagen würden, was genau vorgefallen war. Aber das war jetzt nicht das Thema. Jetzt musste ich erst einmal Bec los werden.

„Aber ich liebe Derek“, murmelte ich.

Nein, tust du nicht, tust du nicht, tust du nicht!

Halt die Klappe. Derek muss ja nicht erfahren, dass ich sowas jemals gesagt habe.

Okay, okay.

„Du liebst Derek?“ Ich nickte und biss mir auf die Lippe. Wie brachte ich das jetzt glaubwürdig herüber?

Du denkst einfach an Aiden, redest aber von Derek. Dürfte nicht so schwer sein.

Du hast leicht reden, aber ich versuche es.

Ich stellte mir Aidens Gesicht vor. Seine braunen Haare, die er heute hoch gegeelt hatte, die dunkelgrünen Augen, in denen ich versinken könnte, ein Lächeln auf den Lippen, mit dem er einfach gut aussah. Sofort musste ich auch lächeln. Und jetzt nur noch erzählen, dass du etwas mit Derek hattest.

„Ich kenne Derek schon was länger. Ein halbes Jahr, da habe ich doch noch in dem Club gearbeitet und eines Abends war Derek aufgetaucht. Wir haben viel unternommen und dann ist es einfach passiert“, erzählte ich einfach, obwohl das mit dem viel Unternommen nicht stimmte. Aber musste Mom ja nicht wissen.

„Und warum hast du ihn nicht mitgebracht?“ Oh Mist! Aber warum lügen? Ich musste ihr eh sagen, dass ich bald weg bin.

„Derek hat zutun. Er und seine Brüder wollen dem Schrecken ein Ende setzten. Immer mehr Wesen werden böse und wir müssen etwas tun, deswegen werden Aiden und ich ihm morgen auch nach reisen.“

„Du willst mit?“ Mom bekam große Augen.

„Ja, ich hab Draganas Kräfte und warum habe ich sie denn, wenn ich sie nicht benutze? Ich muss einfach helfen, Mom.“ Diese seufzte.

„Das kann ich nicht zulassen, Dylen.“

„Ich bin ...“, fing ich an, aber dann sah ich hinter Mom etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel. Aiden kam langsam auf und zu. Ihm liefen jetzt schon ein paar Schweißtropfen über die Schläfen und sein Gesicht war auch ein bisschen vor Schmerz verzehrt. „Aiden“, hauchte ich, ging an Mom vorbei und auf ihn zu. Als ich bei ihm war, legte ich eine Hand auf seine Stirn, aber sie war nicht heiß. Aiden packte mich an den Oberarmen und schluckte hart. Seine Muskeln waren bis zum zerreißen angespannt.

„Ich muss gehen“, hauchte er.

„Was ist los?“ Ich war total besorgt. Er sah nicht gut aus.

„Ich weiß nicht, ich muss einfach weg.“ Ein Beben erfasste seinen Körper und er musste sich fester an mir festhalten.

„Ich komme mit.“

„Nein, bleib hier. Das ist der Geburtstag deines Vaters.“

„Ich lasse dich so nicht alleine gehen.“

„Dylen!“, rief Mom, aber ich drehte mich nur zu ihr um und schüttelte den Kopf.

„Ich melde mich“, rief ich noch und zog Aiden mit. Kaum hatte er einen Schritt gemacht, spannte er sich noch mehr an. Er wollte hier einfach so schnell es ging weg. „Was ist denn passiert?“, fragte ich nochmal.

„Ich weiß nicht. Ich hab nur so Schmerzen“, brachte er aus zusammengebissenen Zähnen heraus.

Schnell waren wir an unserem Gartentörschen, dass ich auf machte. Schweigend verließen wir den Block in dem meine Eltern wohnten. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte oder was ich tun konnte. Er wollte das alleine durchstehen, aber ich war doch hier, um ihm zu helfen. Nur wie?

Gerade bogen wir in eine Straße ein, da packte Aiden mich und drückte mich gegen die Häuserwand.

„Aiden“, rief ich erschrocken aus. Er keuchte immer noch und sah mir starr in die Augen, sodass man richtig Angst vor ihm bekommen konnte. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Miena
2015-09-25T20:23:16+00:00 25.09.2015 22:23
Irgendwie finde ich Bec doof... am Anfang war er echt nett, aber jetzt? -.-
Aiden tut mir leid... blödes Siegel von Logan. :(
Man leidet richtig mit... :'(

Freue mich auf die nächsten Kapitel. :)

Lg,
Miena
Antwort von:  Ten-nii-san
26.09.2015 08:53
Ja, ich weiß. Aber Bec hat auch ein schweres Los gezogen. Bin gespannt was ihr noch dazu sagen werdet =)
Von:  Ared
2015-09-25T14:42:58+00:00 25.09.2015 16:42
oh man ich habe es mir gedacht das ihe Eltern sie mit Bec verheirateten wollen.
Hinter Aidan´s schmerzen steckt doch dieser Dämon ich habe seinen Namen vergessen.
Schön das du so schnell neue Kapitel online gestellt hast, freue mich auf die nächsten.


LG Ared
Antwort von:  Ten-nii-san
25.09.2015 18:42
Muhahaaa :) ja, ich muss es doch ein bisschen spannend lassen :)
Ja ich hab einfach mal geguckt ... Die sagen ja, das man nicht so viel hochladen soll mal gucken aber danke für deinen Kommi freut mich immer sehr


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