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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 6

Kapitel 6

 

Sie hat mich wirklich ausgetrickst. Sie hatte mich so sehr geneckt, dass ich darauf angesprungen war und jetzt hatte ich ein Date mit ihr. Mit ihr.

Wie konnte ich mich nur darauf einlassen? Wieso war ich ihr gestern gefolgt? Wieso hatte ich sie geküsst? Diese Fragen schwebten mir schon den ganzen Tag durch den Kopf.

Es war schon stock dunkel und ich ging immer noch durch die Stadt, nur um nachzudenken.

Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen, bestimmt schon neun Jahre nicht mehr.

Echt schon neun Jahre?

Sie war echt groß geworden. Groß und wunderschön.

Auf dem Boden lag ein Stein, den ich anfing vor mir her zu treten. Aber trotzdem schwirrte sie mir immer noch im Kopf herum. Dieses lange dunkelblonde Haar war noch dunkler geworden, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte und ihre unglaublichen hellblauen Augen, die schon fast grau waren. Und dann ihr Gesicht. Sie ähnelte Daphne so sehr. Ich sah gen Himmel.

Daphne. Du hättest mich früher rufen sollen. Ich hätte dich und Dylen retten können. Zusammen hätten wir es geschafft. Aber stattdessen musste ich auf deine Schwester aufpassen, die so sehr wie du ist. Manchmal habe ich gedacht, dass du in ihr seist. Neun Jahre habe ich auf sie aufgepasst, war immer im Hintergrund, hab sie aus Ärger rausgehalten, aber so wie es aussieht hat das alles nichts gebracht.

Mist! Das brachte doch alles nichts. Daphne würde mich nicht hören … und doch sprach ich so oft zu ihr. Ich sollte damit aufhören.

Also trat ich den Stein wieder und lief weiter. Aber trotzdem dachte ich wieder an Dylen. Ich musste an gestern denken, wo ich sie so bedrängt hatte. Ich wollte sie nicht küssen, ich wollte ihr nur demonstrieren, dass sie nicht so stark war, wie sie dachte … aber ich hatte es doch getan. Ich hatte mir danach eingeredet, dass ich das nur getan hatte, um ihr die Schmerzen zu nehmen … obwohl das gar nicht nötig gewesen war. Ich hätte sie einfach nur mit einem Finger berühren müssen. Und doch hatte ich sie geküsst … und hatte es genossen. Sie hatte süß geschmeckt und meinen Hunger nach mehr geweckt. Aber das ging nicht. Ich musste auf sie acht geben und nichts anderes. Sie war etwas besonderes.

„Aiden!“ Nicht.

Seufzend blieb ich stehen und sah auf den Stein herunter, der vor meinem linken Fuß liegen geblieben war.

„Derek“, meinte ich nur. Er war schnell bei mir und schlang einen Arm um meine Schulter.

„Du Spielverderber. Was war eben los?“

„Ich kann nichts mit ihr machen, Derek.“

„Aiden, du denkst viel zu viel nach.“

„Wenn sie herausbekommt wer genau ich bin, dann wird es eh vorbei sein.“

„Ich hab ja auch nicht gesagt, dass du mit ihr ins Bett gehen sollst. Das ist mein Part.“ Ich sah Derek an und hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht. Er spielte mit jeder Frau und aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, dass er Dylen wehtat oder sie derart benutzt, wie er es sonst immer mit Frauen tat. Und bei dem Gedanken, dass er ihr wohl schon mal wehgetan hatte, stellten sich mir meine Nackenhaare auf und ich ballte unwillkürlich meine Hände. Sie hatten sich nicht frisch kennengelernt. Zwar hatte Derek mir nie von ihr erzählt, aber so wie er sie angegrinst hatte, hatten die zwei schon mal etwas gehabt. Und das machte mich wirklich wütend.

„Nein, ich passe“, meinte ich und ging weiter.

„Aber dann kannst du besser auf sie aufpassen.“

„Sie ist alt genug und auch stark genug.“

„Deswegen musstest du sie gestern auch retten?“ Ich blieb stock steif stehen. Warum hatte ich ihm das erzählt? Ich hatte ihm noch nie von ihr erzählt. Derek grinste und ich wollte ihm eigentlich irgendetwas sagen, aber ich konnte mich nicht heraus reden. Er hatte ja Recht, wenn ich wirklich der Meinung gewesen war, dass sie es schaffen würde, dann wäre ich ihr gestern nicht gefolgt … obwohl ich doch wusste, dass sie es schaffte, aber die Angst um sie war einfach zu groß gewesen.

„Warum bist du dann hier?“, wechselte ich das Thema.

„Ich gehe gleich wieder zu ihr, wenn Skyler weg ist. Dann sind wir alleine“, grinste er. Ich ballte mein Hände noch mehr. Ich wollte nicht, dass er zu ihr ging. Derek war mein Bruder, ja, aber wenn es um Frauen ging, dann war er unberechenbar. Er sah in Dylen doch nur das kleine, süße und hübsche Mädchen, dass ihm eh nicht widerstehen konnte. Sie war nur für sein großes Verlangen da.

Ich gebe zwar zu, dass ich auch einfach mit Frauen ins Bett gehe, um einfach Dampf abzulassen, aber ich stellte immer alles klar. Nur One-Night-Stands und damit hat es sich, wenn sie damit nicht zurecht kam, dann war ich weg.

„Meinst du ich sollte eine Flasche Wein kaufen, damit sie ein bisschen in Stimmung kommt?“, fragte Derek und lief neben mir her.

„Wenn du meinst.“

„Ja, wäre wohl besser.“ Während Derek überlegte, welchen Wein er wohl am besten für Dylen besorgen sollte, bogen wir von der Hauptstraße in eine kleinere Gasse ein. Erst merkte ich es nicht und Derek war viel zu sehr mit der Weinart beschäftigt, um zu merken, dass wir verfolgt wurden. Ich sagte nicht sofort etwas, weil ich mir erst ganz sicher sein wollte. Derek und ich waren eine mit der stärksten Wesen hier und eigentlich traute sich keiner uns anzugreifen geschweige denn zu folgen. Aber da tauchten drei Typen am Ende der Gasse auf und kamen auf uns zu.

„Wollen die zu uns?“, hatte Derek es jetzt auch endlich bemerkt.

„Ich denke. Uns verfolgen auch schon zwei Typen.“ Derek grinste.

„Sind die dumm.“ Er ballte seine Hände zu Fäusten und ließ die Knochen knacksen, da sah ich einen Schatten, der an der Häuserwand entlang flitzte. Nein, nicht nur einen … Dämonen?

„Hey, das ist unser Revier“, rief einer der Typen, die uns entgegen kamen.

„Ach ja?“, fragte Derek. „Vielleicht haben wir ja auch nur Lust uns ein bisschen zu schlagen.“ Je näher die Typen kamen, desto besser konnte ich sie erkennen. Die drei vor uns waren noch nicht mal von einer Spezies. Der linke war ein Elb, der Rechte ein Vampir und der in der Mitte war … ein Werwolf?

„Aiden“, flüsterte Derek. Und erst als er es sagte, wusste ich, wo genau wir waren. Wir waren vielleicht drei Blocks von Dylens Haus entfernt. „Dann beenden wir das hier mal.“ Derek machte noch einen Schritt nach vorne und preschte dann auf die drei zu. Der Elbe bekam sofort große Augen. Er drehte sich zu dem Werwolf um und sagte ganz schnell: Unsterbliche. Doch das schien den Werwolf nicht zu interessieren.

Die drei überließ ich Derek und drehte mich zu unseren Verfolgern um. Das waren drei Gestaltenwandler, die sich gleichzeitig in Wölfe verwandelten. Ich seufzte nur, packte hinter mich in meinen Hosenbund und holte ein Messer heraus. Der erste kam auf mich zu und seine Freunde folgten ihm. Dem ersten stach ich das Messer in die Brust, dem zweiten schnitt ich die Kehle auf und dem dritten brach ich erst das Bein und stach ihm dann das Messer in die Brust. Alle drei Körper verwandelten sich zurück und blieben auf dem Boden liegen. Plötzlich zuckten sie unkontrolliert und aus ihren Mündern entwichen schwarze Schatten. Dämonen. Jetzt gingen sie schon so weit? Ich hätte nichts anderes tun können, als sie zu töten. Dämonen konnten nur in tote Körper schlüpfen und sie kontrollieren. Aber wenn die Dämonen schon so weit gingen und in Wesen hineinfuhren, dann muss es wohl noch schlimmer geworden sein.

„Alles okay?“, fragte Derek mich und ich drehte mich zu ihm um.

„Ja, bei dir?“

„Auch, die drei sind verschwunden … so wie es aussieht, hast du nicht wirklich Gnade walten lassen.“

„Sie waren besessen.“

„Sie waren was?! Jetzt gehen sie aber zu weit.“ Ich kniete mich zu einem der Gestaltenwandler und drehte sein Gesicht zu mir. Er war noch jung gewesen. Je jünger desto besser. „Das sieht nicht gut aus.“

„Ich werde zu Mutter gehen“, meinte ich und stand wieder auf. „Kommst du mit?“

„Ich werde nach Dylen sehen. Es wäre bestimmt komisch, wenn du zu ihr gehen würdest.“ Ich ballte eine Hand und schluckte meine Wut herunter. Jetzt musste ich erst einmal die drei Leichen wegschaffen. Derek half mir dabei, bevor er sich grinsend auf den Weg zu Dylen machte. Ich brauche mir keine Sorgen um sie zu machen. Sie wird sich schon gegen ihn wehren können. Wie eben schon gesagt, sie war alt und stark genug … und davon mal abgesehen, wollte sie ja gar nicht gerettet werden. Sie wäre eh wieder sauer auf mich, wenn ich dazwischen ging. Wie sie wohl reagiert, wenn sie weiß, wer ich war?

Mit diesem Gedanken konzentrierte ich mich, um meinen Körper zu teleportieren. Meine Brüder und ich hatten diese Fähigkeit, allerdings konnten wir uns nur von der Erde zu unserer Geburtsstädte und wieder zurück teleportieren. Unsere Geburtsstädte nannten die meisten Himmel, weil sie zu meiner Mutter beteten … die die Göttin war. Aber das war schon lange nicht mehr so. Meine Mutter war einst das mächtigste Wesen der Welt gewesen und hatte mit meinem Vater für das Gleichgewicht auf der Welt gesorgt. Man hatte zu ihnen aufgesehen und zu ihnen gebetet, aber das alles hatte sich geändert, als sich ein Dämonenfirst erhoben hatte und uns angriff. Meine Mutter hätte beinahe ihre Kräfte verloren und um das zu verhindern, hatte sie mit letzter Kraft ihre Macht gespalten und sie auf die Erde geschickt. Ihre Macht hatte sich dann Wirte gesucht, damit unser Feind die Kraft meiner Mutter nicht bekam.

Zudem war meine Geburtsstädte auch nicht der Himmel. Wir hatten nichts damit zu tun. Ich konnte auch nicht sagen, wo genau dieser Ort lag, den ich mein Zuhause nannte. Er war irgendwo im Kosmos. Ein Ort den meine Eltern geschaffen hatten, um von Oben auf die Welt aufzupassen.

„Besuchst du deine alte Mutter auch mal wieder?“, wurde ich begrüßt, als sich mein Körper im Thronsaal meiner Mutter materialisierte.

„Ich war doch erst letzten Monat hier“, meinte ich und sah Mutter an, die quer auf dem Thron saß. Ihre Füße baumelten über der Lehne und wurden von meine kleinen Schwester Loona rot lackiert.

„Er hat Recht, Mama. Letzten Monat ist er doch gar nicht erst gegangen“, meinte sie frech und streckte mir die Zunge raus.

„Mir wäre es auch lieber, wenn alle fünf hier bei mir wären, dann müsste ich mir keine Sorgen machen.“

„Mom, diese Holzköpfe machen eh was sie wollen. Wenn sie hier wären, dann würde das Haus nicht mehr stehen.“

„Das ging doch am Anfang auch und da waren sie noch wilder, als jetzt.“

„Wilder? Rumgeschreie von zehn-jährigen die Kämpfen spielen, okay. Aber jetzt würden sie die Bude auseinander nehmen, nur weil keine hübsche Frau in Sicht ist.“ Ich lachte los und schüttelte den Kopf.

„Du schätzt deine Brüder total falsch ein.“ Ich musste mir ein weiteres Lachen verkneifen. Für Mom waren wir einfach noch die kleinen Hosenscheißer, die ihre Hilfe brauchten und nicht erwachsene Männer, die jede Nacht eine andere Frau hatten. „Stimmt doch, oder Aiden?“ Jetzt sah Loona mich an und grinste sich eins ins Fäustchen.

„Also ...“, fing ich an. Mein Hirn ratterte, was konnte ich ihr denn jetzt sagen, ohne das sie ausrastet?

„Ja?“, hackte Loona nach, nur um mich zu ärgern.

„So ganz Unrecht hat Loona ja nicht.“

„Ha, sag ich doch.“ Sie beugte sich wieder über Mutters Füße und lackierte ihre Zehennägel weiter. Ich ging zu den beiden und küsste Mutter zur Begrüßung die Wange.

„Ihr seid eben keine Kinder mehr“, meinte Mom und zuckte die Schultern. „Wo wir gerade dabei sind. Wann bringst du mal eine Frau mit nach Hause? Es wird langsam Zeit, findest du nicht?“ Sie packte mich am Ohr und zog mich zu sich runter, damit ich ihr in die Augen sah. Ihre Augenfarbe war unglaublich, sie sah aus, wie ein Regenbogen. „Oder nicht?“

„Weißt du … ich hab es nicht so mit Frauen“, sagte ich schnell und neigte meinen Kopf etwas, damit sie nicht so an meinen Ohren zog.

„Das kann nicht sein, Adam heiratet bald und er ist dein Zwilligsbruder, da wird doch wohl irgendwo eine Frau sein, die dir gefällt.“ Sanft trennte ich ihre Finger von meinem Ohr und ging ein paar Schritte zurück, damit sie mich nicht mehr packen konnte. „Es gibt doch Frauen in deinem Leben oder?“ Sofort sah ich Daphne vor meinen Augen, wie sie mich anstrahlte, wenn wir uns sahen. Aber dann verwandelte sie sich in ein kleines Mädchen. Ihre Haare wurden heller und ihre Augen wurden blau, bis sie ein helles blau annahmen.

Dylen.

Schnell schüttelte ich den Kopf, um das Bild nicht mehr sehen zu müssen.

„Deswegen bin ich nicht hier“, lenkte ich vom Thema ab und sah Mutter an. Loona war mit ihren Füßen fertig, also setzte sie sich richtig auf den Thron. Ihr langes rotes Haar warf sie über ihre Schulter und überschlug die Beine. Wie immer trug sie ein langes Kleid, was an der Rechten Seite einen langen Schlitz hatte.

„Du wirst irgendwann mit mir darüber reden müssen, was da zwischen dir und Daphne gelaufen ist“, seufzte Mutter. Was?! Sie wusste davon? „Weswegen bist du dann hier?“

„Derek und ich wurden eben angegriffen.“

„Nichts neues, bei eurem Verhalten“, meinte Loona und stellte sich neben Mutter. Ich sah Loona an. Ich musste ja zugeben, dass sie Recht hatte, in allem was sie uns vorwarf. Wir fünf waren nunmal Männer, die auf Kampf und Frauen standen. Es war nun mal so.

„Diesmal war es anders“, meinte ich. „Wir sind verfolgt worden und dann wollten uns die Typen angreifen. Es war eine Gruppe einfach wahllos zusammen gemixt … allerdings waren drei von ihnen besessen.“

„Besessen?!“, hauchte Loona und weitete ihre weißen Augen.

„Das klingt nicht gut“, meinte Mutter. „Wir müssen etwas dagegen tun.“ Ich nickte zustimmend. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miena
2015-09-22T08:50:52+00:00 22.09.2015 10:50
Huhu,

sehr spannendes Kapitel. :)
Finde auch super, dass man mal aus der Sicht von Aiden lesen kann.
Seine Familie ist ja echt reizend. :p

LG,
Miena


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