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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 4

Kapitel 4

 

Um uns herum waren alles schwarze Schatten. Vor mir stand eine wunderschöne Frau mit langen braunen Haaren. Unter ihr lag ein kleines Baby, gehüllt in eine rosane Decke. Es schrie nicht, weil es genau wusste, dass es in Sicherheit war. Die Frau mit den langen Haaren knurrte und verwandelte sich in einen braunen Wolf.

Daphne.

Mein Traum. Aber es war anders als sonst. Ich stand hier, mitten auf dem Schlachtfeld und sah den Geschehnissen zu. Meine Schwester stand über dem Baby und knurrte die Schatten an. Und dann ging alles sehr schnell. Sie kämpfte gegen die Schatten, die sich jetzt zu Dämonen verwandelten. Sie biss dem einen ins Bein und riss es ab, dem anderen riss sie die Kehle heraus und dem dritten riss sie einen Arm ab, aber sie war alleine und nicht stark genug, gegen so viele Gegner.

Daphne!“, schrie ich, aber ich hatte keine Stimme. Was?

Ich packte mir an den Hals und versuchte noch einmal zu schreien, aber es klappte nicht. Erst da sah ich, dass ich unsichtbar war. Sie konnte mich gar nicht hören. Ich war nutzlos, ich hätte ihr helfen können, aber es ging nicht.

Ares, hilf mir, hörte ich jemanden flüstern. Ares? Ares, der Gott des Krieges? Warum ruft sie nach ihm?

Die Lage meiner Schwester verschlimmerte sich. Die Dämonen stürzten sich zusammen auf sie und setzten ihr zu. Sie blutete auch schon aus etlichen Wunden. Und plötzlich krachte es und ein Blitz schlug auf dem Boden ein. Es war total hell und die Dämonen schrien. Und jetzt schrie auch das Baby. Das Licht erlosch und plötzlich stand da ein Mann. Das war neu. Sonst sah ich immer nur, wie meine Schwester auf dem Boden lag und verblutete, aber das sie gerettet wurde? Von einem Mann? Nein, das war neu.

Ich konnte den Unbekannten nicht sehen, weil er nur mit dem Rücken zu mir stand. Sein lederner Mantel wehte hin und her und dann stürzte er auch schon auf meine Schwester und die Dämonen zu. Ich schrie wieder, weil ich Angst um Daphne hatte.

„DAPHNE!“, schrie ich und schreckte hoch. Keuchend sah ich mich um, aber ich war nicht mehr in der dunklen Gasse, ich war in meinem Bett, in meinem Zimmer, in meinem Haus. Oh Gott, was war das denn? Ein Traum, ein schrecklicher Traum. Aber wie konnte das sein? Welcher der beiden Träume war denn nun der Richtige? Das verwirrte mich jetzt.

Aber vielleicht spielte mir mein Verstand auch nur einen Streich.

Ja, vielleicht war es ganz anders gelaufen und ich stellte mir alles nur so vor. Wie konnte ich genau wissen, was passiert war, wenn ich nur ein kleines Baby gewesen war? Ich konnte mich an das alles nicht erinnern.

Gerade als ich mich wieder beruhigt hatte, bekam ich den Nächsten Schrecken. Plötzlich fing das Telefon an, zu schellen. Mir wäre beinahe das Herz stehen geblieben, so hatte ich mich erschrocken. Schnell schnappte ich es mir vom Nachttisch und ging ran.

„Dylen O`Conner“, meldete ich mich.

„Hey, du ich wollte nur schnell bescheid sagen, dass ich heute ein bisschen später in die Bar komme“, meldete sich Skyler. Das war so typisch sie. Keinen Namen, man musste einfach wissen, dass Skyler dran war.

„Guten Morgen, Skyler“, meinte ich nur.

„Jaja, du weißt doch, dass ich mich nicht melden brauche. Die Leute erkennen mich eben immer.“

„Dein Glück. Wann kommst du denn?“

„Ich muss gucken, Mikel hat eben angerufen und mich gefragt, ob ich noch einen Artikel schreiben könnte und ich meine, ihm kann ich keine Bitte abschlagen.“ Ich verdrehte nur die Augen.

„Er nutzt dich aus“, meinte ich nur. Skyler kicherte.

„Dafür bekomm ich ja auch was.“

„Und trotzdem nutzt er dich aus, nur für Sex.“

„Ist doch meine Sache.“

„Ich weiß, ich weiß, ich wollte es ja auch nur noch mal gesagt haben.“

Skyler und ich arbeiteten zusammen bei der Zeitung der Stadt und seit ein paar Monaten war es so, dass Skyler etwas mit unserem Boss hatte. Nichts ernstes, wie sie mir versichert hatte, aber irgendwie war es schon etwas komisch, wenn man mit dem Boss ins Bett ging. Aber wenn sie damit klar kam und auch nicht bevorzugt wurde, war das ja okay.

„Wann musst du denn heute arbeiten?“, fragte Skyler und ich hörte, wie sie durch ihre Wohnung lief.

„Um drei. Ich mach die Bar zusammen mit Nick auf“, meinte ich und sah aus dem Fenster. Es schien schon die Sonne und dabei hatten wir gerade mal halb zehn. „Ich denke, es werden heute auch viele zum Eis essen kommen.“

„Stimmt, es wird langsam richtig warm hier.“ Am Wochenende jobte ich in einer Bar, die Tagsüber eher ein Café war und sich abends in eine Cocktailbar verwandelte. Und Sonntags war es immer so, dass ich mich mit Skyler traf und sie mir ein bisschen Gesellschaft leistete. Sie bekam dann natürlich ihren Kaffee mit Caramel und war glücklich. Und ich war glücklich, dass ich mit einer Freundin reden konnte. Allerdings würde es auch Spaß machen, wenn sie nicht da war.

 

 

Um halb drei stand ich vor der Bar, damit ich sie zusammen mit Nick auf machen konnte. Allerdings war Nick schon da und stellte schon die Stühle von den Innentischen herunter.

„Hey“, begrüßte ich ihn und stellte meine Tasche schnell hinter die Theke.

„Bist du auch schon da?“ Ich streckte Nick die Zunge raus und stellte auch die Stühle herunter.

„Jetzt werd nicht unverschämt.“ Nick grinste nur und stieß mich mit dem Besen in den Rücken. Nick war nicht so wie andere Männer, sage ich jetzt mal so. Er war für mich wie ein Bruder, mit dem ich einfach total viel Spaß hatte. Nicht dass er nicht gut aussah, aber er war eben nicht mein Typ. Mit seinen braunen Rasterlocken und seinen braunen Augen, war er schon süß, aber er war nunmal nicht mehr als ein Bruder für mich.

„Wie waren deine freien Tage?“, fing Nick sofort einen Plausch an.

„Schrecklich“, lachte ich und zwinkerte ihm zu. „Mein Rudel hatte am Freitag wieder ein Fest.“ Nick war ein Greif. Natürlich konnte er sich auch in einen Menschen verwandeln, damit er unter den Menschen leben konnte. Wie eigentlich alle Anderswesen.

„Okay, ja, das ist wirklich schrecklich“, stimmte er mir lachend zu. „Familien können einem echt auf die Nerven gehen.“

„Du sagst es.“

„Und was ist passiert?“ Ich verstand erst nicht, was er von mir wollte. Was sollte denn auch passiert sein? Bei einem Fest meines Rudels, ging nie was schief. Aber da machte es klick und meine Hand fuhr sofort zu meinem Hals.

„Du meinst das“, murmelte ich.

„Hat dir jemand was getan?“

„Hmm, so in etwa. Gestern Abend haben mich drei Vampire angezapft, war nicht so schlimm.“

„Okay, okay, du willst nicht drüber reden. Du lebst ja noch, mehr brauche ich nicht wissen.“

„Du bist wirklich unmöglich.“

Zusammen gingen wir raus und stellten dort die Tische und Stühle auf. Nick spannte drei Sonnenschirme auf und wir verteilten die Tische gleichmäßig, sodass welche im Schatten und welche in der Sonne standen. Um drei waren wir dann fertig und machten die Theke ordentlich. Es dauerte nicht lange, da wurde es immer voller und Nick und ich bekamen etwas zu arbeiten. Ich lieb herum, bediente alle und Nick blieb hinter der Theke. Er konnte das Eis einfach viel besser herrichten als ich … obwohl man denken sollte, dass man das als Frau eigentlich hinbekommen sollte.

„Wow, sexy Po“, pfiff jemand und klatschte mir dann auf diesen. Ich verdrehte nur die Augen und seufzte.

„Na, meine Lieblings Freundin“, meinte ich und drehte mich leicht nach hinten. Ich stand gerade an der Theke und stützte mich auf dieser ab. Skyler stellte sich neben mich und grinste breit. „Den Artikel geschrieben?“

„Ja und er ist der Hammer! Ich habe mich selbst übertroffen.“ Sie klopfte sich auf die Schulter.

„Wie immer“, lachte ich. Sie streckte mir nur frech die Zunge raus und bestellte sich dann bei Nick einen extra großen Eisbecher.

„Einen extra großen Eisbecher, für die selbstverliebte Skyler, kommt sofort“, neckte Nick sie und machte sich sofort an die Arbeit.

„Ihr zwei seid doch nur neidisch“, meckerte sie.

„Ja genau“, grinste ich und verschwand wieder nach draußen, da sich zwei neue Gäste an einen freien Platz gesetzt hatten. Als ich die Bestellung dann aufgenommen hatte, ging ich wieder zurück zu Skyler und Nick. Die erstgenannte hatte schon ihren extra großen Eisbecher vor sich. Grinsend löffelte sie das Eis aus dem Glasbecher. Ja, wenn sie ihr Eis hatte, war sie immer glücklich … aber auch sehr nervig.

„Übrigens, du siehst gut aus“, schmatzte Sky und wischte sich etwas Schokoladensoße vom Kinn. Ich allerdings, sah an mir herunter. Ich hatte lediglich eine Jeans Hot-Pan und das T-Shirt der Bar an. „Du hast einen süßen Arsch in der Hot-Pan.“ Achso, das schon wieder. Das sagte sie immer, egal was ich anhatte. Sie war einfach der Meinung, dass ich der perfekten Po hatte.

„Du stehst auf Hintern oder?“, sprach Nick es aus.

„Etwas“, grinste Sky. „Wenn er nicht schön knackig ist und nicht in die Hand passt ist es doch doof. Wofür ist er denn sonst da, wenn man nicht reinzwicken kann?“ Schnell drehte ich meinen Po von Sky weg.

„Wage es dich“, warnte ich sie, überkreuzte meine beiden Zeigefinger, sodass sie ein Kreuz ergaben und ging Schritt für Schritt zurück. „Weiche Satan!“

Skyler löffelte einfach weiter und redete mit Nick, sie tat so, als sei ich nicht mehr da. Ich lachte nur und brachte den Kaffee zu den Neuankömmlingen.

„Ich bleibe trotzdem dabei“, meinte Sky, als ich wieder rein kam. Ich verdrehte nur die Augen und stellte mich wieder neben sie.

Es wurde immer voller und ich bekam etwas zu tun. Skyler kam nach einiger Zeit auch nach draußen, wo wir uns einen Stehtisch von innen geholt hatten, den wir neben den Eingang stellten, damit wir immer noch mit Nick reden konnten und er nicht so alleine war. Skyler flirtete auch schön mit ihm, was mich einfach nur zum Kopfschütteln brachte. Sie baggerte einfach jeden Typen an. Aber so war sie nunmal.

Ich kam gerade von der Toilette wieder und sah nur im Augenwinkel, dass ein Neuer Gast sich gesetzt hatte. Also nahm ich mir meinen Block und ging erst Mal zu einem anderen Tisch, um zu fragen, ob diese etwas wollten.

„Guten Tag, wissen Sie schon, was Sie möchten?“, begrüßte ich den Neuen Gast und sah auf meinen Block.

„Du wärst mir sehr recht.“ Ich erstarrte und sah langsam von meinem Block auf. Das konnte nicht sein, aber diese Stimme war unverkennbar. Sie war sanft und sehr melodisch. Sie hatte auch einen leichten französischen Akzent, da er am liebsten in Frankreich lebte. Weil er da die Frauen am besten herum bekam. Es konnte nur er sein, kein anderer Mann sprach so. Und als ich dann endlich aufgesehen hatte, bestätigte sich meine Gedanken.

Der Mann der da an dem Tisch saß war kein normaler Typ, der einfach nur flirten wollten. Nein, es war ein Unsterblicher und nicht irgendeiner, es war Derek. Sein kurzes schwarzes Haar, was ordentlich nach oben gegelt war, erkannte ich sofort. Seine hellblauen Augen, wurden von einer dunklen Markensonnenbrille verdeckt. Seine perfekten und weißen Zähne strahlten mir entgegen und mit einer geschmeidigen Bewegung zog er sich die dunkle Sonnenbrille von der Nase. Ich sah in seine hellblauen Augen und fühlte mich zurück versetzt, als ich ihn das erste Mal getroffen hatte. Zu der Zeit hatte ich in einem angesagten Club gekellnert. Die Szene spielte sich vor meinem inneren Auge ab, als sei es gestern erst passiert. Ich sah, wie ich in dem Outfit des Clubs – ein kurzer Rock und ein T-Shirt – durch die tanzende Menge lief. Immer hin und her zwischen dem VIP-Bereich und dem normalen Bereich. Mein Outfit war einfach einladend und so bekam ich von fast jedem dritten Typ einen Anmachspruch ins Ohr geflüstert. Aber mich hatte es nie interessiert. Ich hatte dann immer nett gelächelt und war gegangen. Aber so wie es kommen sollte, hatte mir dann an dem Abend jemand auf den Hintern geklatscht und ich war vor Schreck über einen Fuß gestolpert … direkt in Dereks Arme. Sofort hatte ich in dieses hellblau gestarrt und mich in diesen Unsterblichen verliebt. Wie Derek nun mal so wahr, hatte er mich mit einem lässigen Spruch zum Lachen gebracht und mir dann auch noch einen Drink spendiert. Gentleman eben … oder auch nur seine Masche, wer weiß das schon?

Aber jetzt war ich wieder in der Gegenwart und starrte Derek nur an.

„Was tust du hier?“, fragte ich ein bisschen verwirrt. Derek zuckte die Schultern, die von einem Poloshirt verdeckt waren.

„Einfach nur so, war gerade in der Nähe. Es kann aber auch sein, dass ich mich nach dir gesehnt habe.“

„Blödmann“, murmelte ich und wurde leicht rot. Derek grinste nur und legte seinen Arm auf die Rückenlehne seines Stuhles.

„Willst du dich nicht was zu mir setzten?“

„Ich muss arbeiten, Derek. Also, was kann ich für dich tun?“

„Spielverderberin, dann wenn du Schluss hast?“

„Kaffee?“, fragte ich und drehte mich schon zum Gehen um.

„Schwarz.“

„Wie auch sonst?“

„Du hast es nicht vergessen.“ Wie könnte ich auch? Jeden Morgen trank er einen Kaffee, immer wenn wir zusammen bei mir aufgestanden waren. Wie könnte ich seine Macken vergessen?

„Nein, nein, nein. Das ist er nicht, oder?“, fragte Sky sofort, als ich bei ihr ankam. „Du hast es auch gedacht, oder?“

„Sky, er ist es“, murmelte ich und gab Nick dann die Bestellungen durch.

„Nein!“

„Doch.“ Ich hatte jetzt mit einem „Nein – Doch“ - Battle gerechnet, aber Sky blieb still. Solange bis Nick die Bestellungen fertig hatte.

„Was machst du denn mit dem anderen?“, fragte sie dann, als ich mich schon umgedreht hatte. Ich stockte und starrte zu Derek, aber ich sah ihn nicht wirklich. Ich erinnerte mich eher an letzte Nacht, wo ich seinen Bruder kennengelernt hatte. Diesen großen, rohen, gefährlich aussehenden Unsterblichen, dessen Name ich immer noch nicht kannte. Ich sah ihn vor mir, wie er mich mit seinen Muskel bepackten Körper gegen die Hauswand drückte und mir immer näher kam. Seine dunklen Augen hatten mich magisch angezogen und wenn ich wirklich ehrlich zu mir war, hatte ich mir schon gewünscht, dass er mich küsste … allerdings würde ich das nie zugeben.

„Lass das Tablett bloß nicht fallen“, hauchte mir eine dunkle Stimme ins Ohr. Ich erschreckte mich und ließ – wie der Zufall es so will – das Tablett fallen. Es schepperte laut und die Gäste drehten sich zu uns um. „Ich sagte doch, nicht fallen lassen.“ Mein Kopf schnellte zur Seite und meine Augen weiteten sich. Ein großer, bedrohlicher Mann ging an mir vorbei und lächelte mich von der Seite an. Erst hatte ich ihn nicht erkannt, aber dann sah ich die Narbe über seinem Auge, die über die Augenbraue verlief und wusste genau, wer er war.

Warum war er hier? War er mir gefolgt?

Sprachlos folgte ich ihm mit meinem Blick und sah, wie er zu Derek an den Tisch ging. Oh Gott, ich hatte wirklich gedacht, er sei wegen mir hier.

„Uh, das war ja elektrisierend“, meinte Skyler und stand neben mir, mit einem Eimer für die Scherben in der Hand. Ich wurde sofort rot, schnappte mir den Eimer und hockte mich hin, um die Scherben einzusammeln. Sky kicherte nur. „Der wirft dich ja voll aus der Bahn. Nur wegen einem Kuss?“

„Psst, halt die Klappe“, zischte ich sie an. Daraufhin lachte sie nur.

Skyler redete noch weiter auf mich ein, dass der Unsterbliche mir den Kopf verdreht hätte und das es einfach zum schreien ausgesehen hatte, wie ich das Tablett vor Schreck fallen gelassen hatte. Ich allerdings ignorierte sie einfach und hob die Glassplitter auf. Wie konnte ich nur so dumm sein und das Tablett fallen lassen? Wie konnte ich mich von einem Mann, den ich noch nicht mal kannte, so verwirren lassen. Ich wurde immer wütender und achtete nicht mehr darauf, was ich tat. Und plötzlich hatte ich einen stechenden Schmerz in meinem Finger.

„Au“, murmelte ich und sah auf meine Hand herunter. Ich hatte mich geschnitten, ein langer roter Streifen verlief über meine Handfläche und das Blut rann nur so aus der Wunde heraus.

„Dy, was machst du auch für einen Mist?“, fragte Sky und lief schnell nach innen, um mir ein Taschentuch und Pflaster zu holen. Ich realisierte das gar nicht und starrte nur auf meine verletzte Hand. Ich war total neben der Spur. Erst Derek und jetzt sein Bruder ... zog ich Unsterbliche magisch an, oder was war hier los? Und viel wichtiger war, warum ließ ich mich so gehen? Ich hatte noch nie so verrückt reagiert, nur weil ein Mann mich geküsst hatte. ... Ja, bei Derek war es was anderes, weil ich mich wirklich in ihn verliebt hatte .. aber das mit seinem Bruder verstand ich nicht wirklich. Ich schüttelte den Kopf und sah wieder auf meine Hand.

„Und schon wieder verletzt“, sagte die gleiche dunkle Stimme, die mir eben auch ins Ohr geflüstert hatte. Ich sah auf und sah in das harte Gesicht des Unsterblichen. Er hob die Hand und ich dachte schon, er würde wieder irgendetwas versuchen, aber so war es nicht. Er nahm meine Hand in seine und ich war total überrascht. Seine Hände sahen rau und schwielig aus, aber das waren sie nicht. Sie waren weich und klar, von seinen ganzen Kämpfen von Früher hatte er auch ein paar Wunden, aber im allgemeinen, waren sie sanft. Er hob meine Hand an und strich mit seinem Zeigefinger über meine Wunde. Ich zuckte leicht zusammen, weil es ein bisschen zog.

„Ich habe wirklich nicht gedacht, dass du es wirklich fallen lässt“, meinte er, sah mich aber nicht an. Ich sah in sein Gesicht, sah mir die Narbe an seiner Augenbraue an und studierte seine harten Gesichtszüge. Man sah seinem Gesicht einfach an, dass er schon viel erlebt hatte. Wenn man weiter weg von ihm stand, sah man nur seine krumme Nase und diese große Narbe über seinem Auge. Aber jetzt, wo ich näher bei ihm stand und richtig zeit hatte ihn mir an zusehen, sah ich kleine Narben an seinen Wangen, auf seiner Nase, auf der Stirn und am Hals. Es waren kleine Narben, aber viele ... allerdings machte ihn das nicht hässlich. Er war nicht so schön, wie Derek, aber er war auf seine eigene Weise gut aussehend. Und ich wusste immer noch nicht, wie er hieß.

"Du musst mehr aufpassen." Erst als er mich wieder ansprach, war ich wieder in der Realität und sah ihn verwirrt an.

"Du bist das doch schuld", motzte ich ihn an und zog meine Hand aus seinem Griff.

"Hier ich ...", kam Skyler angelaufen, stoppte aber sofort, als sie mich und den Unsterblichen sah. Ich ballte meine Hand zu einer Faust und stand auf. Allerdings zuckte ich zusammen, weil ich einen Schmerz erwartete ... aber er kam nicht

Sofort sah ich auf meine Hand. Die Wunde war noch da, aber sie blutete nicht mehr. Was ...? Mein Blick schnellte hoch und ich sah zu dem Unsterblichen. Er stand auch gerade auf und hob den Eimer mit den Scherben hoch.

"Was hast du gemacht?", fragte ich und sah wieder auf meine Hand.

"Ich hab zwar keine Heilkräfte, aber ich kann dir für einen Moment die Schmerzen nehmen." Meine Augen weiteten sich und da begriff ich erst. Deswegen war ich unbeschadet nach hause gekommen, weil er mir die Schmerzen genommen hatte. Sonst hätte ich es kaum nach hause geschafft.

"Dann hast du gestern ..."

"Ja. Du hättest mir nicht erlaubt, dich nach hause zu bringen, also musste ich sicher sein, dass du unbeschadet nach hause kommst." Ich ballte wieder meine Hand und wollte ihm schon eine Beleidigung an den Kopf werfen.

Nein, du bedankst dich.

Ich will ihm aber sagen, dass er sich seine Führsorge in seinen Allerwertesten stecken kann. Ich bin doch kein kleines Baby, was Hilfe braucht.

Ja, schon ein bisschen oder hatten wir nicht ausgemacht, dass wir uns entschuldigen, wenn wir ihn noch mal treffen?

Nein, hatten wir nicht.

Doch hatten wir, also sag DANKE!

Nein, ich will nicht danke sagen, der ist doch nur von sich eingenommen. Er will doch nur, dass ich klein bei gebe.

"Danke", murmelte ich und nahm ihm den Eimer ab. Dann drehte ich mich um und wollte wieder rein gehen.

"Ach, ich hätte gerne einen Eiskaffee." ich blieb wieder stocksteif stehen. Dieser ...

"Klar", blieb ich nett und ging weiter rein. "Ein Eiskaffee und die Bestellung von eben noch ein mal. Bitte danke schön, Nick", knurrte ich, als ich an der Theke vorbei ging, um die Scherben weg zuschmeißen. Skyler hörte ich nur kichern. Blöde Pute. Wenn sie an meiner Stelle wäre ... dann würde sie auf die zwei eingehen und Spaß mit ihnen haben. Ihr würde das sicher gefallen, aber ich war definitiv damit überfordert. Einmal von dem plötzlichen Auftauchen von Derek, der mich so sehr verletzt hatte und dann auch noch das Auftauchen seines Bruders, der mich total verwirrte. Erst sein Desinteresse im Club, dann der Kuss in der Gasse, dann die Gleichgültigkeit von eben und dann die fürsorgliche Art, mit der er meine Hand behandelt hatte. Er wechselte von Distanz zu Nähe wieder zur Distanz. Ich verstand es einfach nicht.

Als ich dann wieder kam, hatte Nick die Bestellungen fertig und ich konnte noch einen Versuch starten. Diesmal hielt ich das Tablett aber richtig fest.
 

 



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