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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 3

Kapitel 3

 

Schnell strich ich meinen Rock glatt.

„Was machst du denn hier?“, fragte ich.

„Das fragst du mich?“

„Ja, ich bin klar gekommen.“

„Das habe ich gesehen.“ Er zog seine rechte Augenbraue hoch und sah mich skeptisch an.

„Ich hab es geschafft“, bestand ich darauf und von irgendwoher kam ein leises Knurren, aber da viel mir auf, dass ich das war. Ich ignorierte es einfach und starrte ihm in die Augen. „Ich hätte das auch alleine geschafft, ich brauche keinen großen Beschützer.“

Idiot, nur weil er so stark ist muss er sich doch nicht so aufspielen.

Ich drehte mich wieder um und wollte gehen, doch er packte mich an meinem unverletzten Handgelenk und drückte mich gegen die Hauswand. Vor Schreck keuchte ich auf und presste die Augen zusammen.

Als ich sie wieder öffnete stand er unmittelbar vor mir. Unsere Körper berührten sich und ich spürte seinen heißen Atem an meinem Gesicht; meine Hand presste er neben meinen Kopf an die Wand. Ich schluckte und sah ihm in die dunkelgrünen Augen.

„Wären diese Typen nur ein bisschen stärker gewesen, hätten sie dich ausgesaugt“, flüsterte er.

„Dann hätte ich etwas gefunden.“

„Wirklich?“ Seine Stimme war normal, in ihr schwang kein Spott. Was wollte er nur von mir? Eben im Club hatte er kaum ein Wort mit mir gesprochen und jetzt? Jetzt rettete er mich? Das passte doch nicht.

Vielleicht hatte er eben auch nur Angst, dass du ihn abweist, weil er so stark ist.

Quatsch, auf keinen Fall.

Was wenn doch?

Ach, lass mich in Ruhe.

Ich ballte meine Hand und versuchte, ihm meine Hand zu entziehen, aber er war zu stark. Dann hob ich eben mein Bein und trat ihm zwischen die Beine, das half bei Männern immer. Aber das sah er auch schon kommen. Er zwängte sein Bein zwischen meine und gab mir so keine Chance meine Beine zu benutzen.

„Lass mich los“, rief ich jetzt und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, obwohl ich genau wusste, dass er zu stark war. Trotzdem versuchte ich es immer weiter. Es war nutzlos, er würde mich erst los lassen, wenn er es wollte. Und genau das war es, er wollte mich sicher nicht los lassen.

Oh nein, er ist bestimmt so ein perverser, der es mag, wenn sich sein Opfer wehrt.

Hallo? Gehts noch? Was denke ich hier.

„Das war alles?“, fragte er mit rauer Stimme und kam immer näher. „Egal was ich wollte, ich würde es jetzt von dir bekommen.“ Bei seinem Satz stellten sich meine Nackenhaare auf und meine Augen weiteten sich. Was er von mir wollte, bekommt er? Was hatte er vor?

„Was meinst du?“, hörte ich mich sagen. Aber er gab mir keine Antwort, stattdessen beugte er sich vor und küsste mich. Ich war total perplex und stand einfach nur da. Den Kuss erwiderte ich allerdings. Keine Ahnung warum ich das tat, aber ich tat es … und es war gut. Wir küssten uns lange und intensiv. Er ließ meine Hand los und legte sie mir auf die Hüfte.

Doch dann war es auch schon vorbei. Im einen Moment stand ich noch hier und wurde von diesem Unsterblichen geküsst und im nächsten Moment war es auch schon vorbei.

„Du solltest schnell nach hause gehen und das reinigen lassen“, meinte er und drehte sich um. Ich war total sprachlos und starrte seinen Rücken an. Er allerdings ging.

„Warte! Was sollte das?“, rief ich ihm nach, aber er ging einfach weiter und ließ mich zurück. Was fällt dem ein? Mich küssen und dann einfach abhauen. Blödmann!

 

Noch den ganzen Weg nach Hause dachte ich über diesen Unsterblichen nach. Es kann doch nicht angehen, dass er mich einfach küsste und dann verschwand. Ich kannte den Typen noch gar nicht. Was hat er sich nur dabei gedacht?

Zuhause angekommen ging ich erst mal in mein Schlafzimmer. Ich wohnte zum Glück nicht ganz bei meinen Eltern. Mein Haus stand in einer Nebenstraße unserers Blocks, wo unser Rudel lebte. Es war eigentlich ganz simpel geschnitten. Unten waren Wohnzimmer, Küche, ein kleines Büro und ein Badezimmer. Und oben befand sich nur mein Schlafzimmer mit einem angrenzenden Bad. Es war das Haus meiner Schwester und ihres Verlobten gewesen. Doch als vor 19 Jahren dieses Chaos ausgebrochen war, hatten viele sterben müssen. Nicht nur Anderswesen, auch Menschen. Bei diesem Chaos war auch Daphnes Verlobter gestorben … und sie. Daher stand das Haus leer und als ich 18 wurde, hatte ich ein bisschen Privatsphäre gebraucht und war in das Haus gezogen. Anfangs war es komisch gewesen, aber nach einiger Zeit ging es. Ich meine, ich hatte meine Schwester kaum gekannt, also hatte ich auch keine Erinnerungen an sie.

Im Badezimmer sah ich mir erst mal meinen Hals an. Dieser Vampir hatte sich richtig in meinem Fleisch verbissen und danach sah es auch aus. Super, ehrlich. Unter dem Waschbecken holte ich einen Erste-Hilfekasten heraus, dann holte ich noch einen Waschlappen, mit dem ich erst einmal das Blut von meinem Hals und Dekolleté wischen konnte. Dann säuberte ich die Wunde mit ein bisschen Desinfizierzeug und verband sie dann. Das gleiche machte ich auch mit meinem Handgelenk.

Diese Typen hatten mich wirklich erwischt. In der Gasse hatte ich es mir nicht eingestanden, aber wäre der Unsterbliche nicht gekommen, dann hätten diese Vampire mein ganzes Blut ausgesaugt. Ich musste mich bei ihm für mein Verhalten entschuldigen und mich auch entschuldigen.

Aber danach scheuerst du ihm eine, weil er dich ungefragt geküsst hat.

Ja, darüber kann ich ja noch mal nachdenken.

Ja, das solltest du.

Nach einem Blick in den Spiegel bemerkte ich erst, wie blass ich geworden war. Ja, diese Vampire hatten mir wirklich zugesetzt. Aber durch das Adrenalin und die Wut gegenüber dem Unsterblichen hatte ich es nicht so bemerkt und konnte noch nach Hause kommen … ohne weitere Vorkommnisse. Allerdings sollte ich lieber ins Bett gehen, bevor ich hier wirklich umkippe.

Mit diesem Ziel ging ich aus dem Bad zu meinem Schrank, um meinen Schlafanzug heraus zu holen; lediglich eine Hot-Pan und ein Top. Als ich dann auch angezogen war und mein Bett schon nach mir rief, klingelte mein Telefon.

Was soll das denn? Wer ruft denn so spät nachts noch an?

Schnell lief ich runter ins Wohnzimmer zum Telefon, nur um dort erst einmal die Augen zu schließen. Das war zu schnell gewesen. Mein Umfeld drehte sich ein zweimal und dann war wieder alles okay.

„Hallo?“, fragte ich in den Hörer.

„Dylen O´Conner! Hast du etwa vergessen, mich anzurufen?“

Oh, hehe, ich hatte vergessen Skyler anzurufen, wenn ich zuhause angekommen war. Das hatten wir eben ausgemacht, da sie nicht so weit von dem Club wohnte, hatten wir uns getrennt.

„Hehe“, machte ich und kratzte mich verlegen am Kopf. „Tut mir leid, Sky.“

„Ich hab einen Herzinfarkt bekommen. Ich dachte, dir wäre etwas passiert.“ Na ja, mir war ja auch etwas passiert.

„Ähm … ja. Ich habe es vergessen, tut mir leid.“ Hoffentlich beließ sie es dabei. Ich wollte ihr nichts von dem Kuss erzählen … wenn man das überhaupt so nennen konnte.

„Das glaube ich dir nicht“, zerschlug sie meine Hoffnungen. „Oder hast du noch einen Mann getroffen?“ Ihre Stimme ging ein bisschen höher und ich hörte sie freudig klatschen. Ich blinzelte ein zweimal, doch dann seufzte ich und schleppte mich die Treppe nach oben hoch. „Sag schon, da war doch was“, drängte sie mich.

„Da war nichts“, meinte ich genervt und fiel auf mein Bett.

„Klar war da was.“

„Skyler!“, stöhnte ich.

„Sag! Hast du noch jemanden getroffen?“

„Ich bin noch auf den Unsterblichen getroffen.“ Sky quietschte mir ins Ohr. „Er hat mich gerettet“, redete ich ihr durch das Gequietsche. Sofort wurde es leise.

„Gerettet?“

„Mich haben drei Vampire angegriffen, also nicht wirklich angegriffen, aber sie haben mir was Blut abgezapft.“ Erst war Sky leise und ich dachte, sie würde gleich herum schreien, dass sie mich nie wieder alleine nach Hause gehen lassen kann oder sie würde mich zur Sau machen. Von wegen ich sei ein Werwolf und hätte mich nicht so einfach überfallen lassen sollen. Aber nichts dergleichen kam, stattdessen quietschte sie wieder.

„Na dann ran an den Mann! Kennst du jetzt seinen Namen?“ Sie war Feuer und Flamme, das merkte ich sofort.

„Von dem Unsterblichen?“

„Jahaaaaa!, rief sie.

„Nein, weiß ich nicht. Er hat mich nur gerettet.“ Sie kicherte und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie in ihrem Bett lag und fies grinste.

„Da versteckt sich noch ein UND.“

„Nein, tut es nicht.“

„Doch!“

„Nein!“

„Doch!“

„Nein.“

„Doch.“

„Ja, okay.“

„Doch!“ Ich lächelte, weil sie einfach weiter stritt. „Oh. Das war doch gerade ein: Ja, okay, oder?“ Ich seufzte und klatschte mir meine freie Hand aufs Gesicht.

„Ja“, nuschelte ich.

„Dann schieß los, was ist passiert?“

„Wir … also … wir ...“, druckste ich herum. Ich wollte es ihr nicht sagen. Wie kam das denn rüber?

„Ihr ja?“

„Haben uns geküsst“, murmelte ich so leise und hoffte, dass sie es nicht verstanden hatte.

„IHR HABT WAS?!“

Das Telefon fiel mir aus der Hand und ich hielt mir meine schmerzenden Ohren. Verdammt, warum musste sie so schreien?

„Mein Trommelfell“, jammerte ich. Als Sky sich wieder beruhigt hatte, konnte ich auch – ohne Angst mein Gehör zu verlieren – wieder den Hörer an mein Ohr halten. „Gehts jetzt wieder?“, fragte ich vorsichtig.

„Nein, du hast ihn geküsst?“

„Nein, er hat mich geküsst, aber im Endeffekt kommt das gleiche raus.“

„Wow“, wisperte sie.

„Hey! Was soll das denn jetzt heißen?“, regte ich mich auf. Skyler kicherte.

„Ich meine ja nur, weil du sowas ja nicht wirklich oft machst.“ Das stimmte wohl.

Bis auf das eine Mal.

Erinnere mich bloß nicht daran.

„Aber es ist schon lustig, dass es schon wieder ein Unsterblicher ist.“ Ich seufzte und gab einen genervten Ton von mir. „Komm schon, Derek war doch süß.“ Wieder ein seufzten von mir. Es war jetzt schon ein halbes Jahr her, als ich Derek begegnet war. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich an einem Wochenende gekellnert hatte. Er hatte sofort angefangen mit mir zu flirten. Ich war sofort auf ihn herein gefallen und hatte mich auf ihn eingelassen. Eine ganze Woche war ich mit ihm zusammen gewesen, es war keine richtige Beziehung gewesen, aber diese eine Woche war die schönste, die ich je gehabt hatte. Allerdings war es nach dieser Woche vorbei und Derek war wieder abgehauen. Er war anders, wie der den wir in dem Club gesehen hatten. Derek war das genaue Gegenteil von dem Unsterblichen von heute. Derek war nicht so groß und dazu ein echter Schönling. Seine schwarzen Haare mussten immer perfekt sitzen und er trug nie eine Sache zwei Mal. Eigentlich waren sie alle gleich, aber Derek hatte mir von seinen unzähligen Schlachten erzählt und er hatte immer darauf geachtet, dass ihn nichts im Gesicht traf, anders wie bei seinem Bruder. Dessen Narbe über seinem Auge, sah ich noch deutlich vor mir. Das hätte wirklich ins Auge gehen können.

„Aber vielleicht ziehst du die Jungs auch magisch an“, kicherte Sky und holte mich so aus meinen Gedanken.

„Meinst du?“

„Ich meine, dass du es ausnutzen solltest. Diese Typen sind gutaussehend, stark und gut im Bett.“

„Das sich alles bei dir nur darum dreht“, stöhnte ich.

„Warum auch nicht? Männer sind nun mal für nichts mehr gut. Man sollte sie so behandeln, wie sie auch uns behandelten.“ Fing das schon wieder an. Nur weil sie einmal verlassen worden war, flippte sie immer aus, wenn es um Männer ging. Seit ein paar Jahren hatte sie deswegen nur noch One-Night-Stands. Ich stimmte ihr eigentlich immer zu, damit ich mir ihre Triaden nicht zum tausensten Mal anhören musste. Aber es ging um einen Mann, den ich gerade mal seit ein paar Stunden kannte. Ich konnte nicht sofort mit ihm in die Kiste springen. Bei Derek hatte es auch gedauert, bis ich ihn ran gelassen hatte.

„Du hast ja recht“, räumte ich ein, damit sie Ruhe gab. Sie seufzte.

„Trotzdem solltest du es dir noch mal überlegen.“

„Das mache ich, wenn ich ihn noch mal sehe.“

„Dann bete ich dafür.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf.

„Wir sehen uns morgen, Sky.“

„Ja, bis morgen.“ Wir legten gleichzeitig auf und ich legte das Telefon auf meinen Nachttisch.

Unsterbliche … ich glaube, die machen nur ärger. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Miena
2015-09-19T10:29:24+00:00 19.09.2015 12:29
Huhu,

die beiden Kapitel waren wieder super!
Ich hab richtig mitgefiebert, dass Dylen nichts passiert... :D
Und dieser Unsterbliche... den finde ich jetzt schon mega heiß. *-*
Bin gespannt wie es weiter geht und ob die beiden sich wieder begegnen. :)

Liebe Grüße,
Miena
Antwort von:  Ten-nii-san
19.09.2015 14:08
oh ja. Ich hab versucht ihn echt heiß darzustellen, aber hat man auch ein bisschen Angst vor ihm? das wollte ich nämlich auch ein bisschen vermitteln
aber es freut mich total dass es dir gefällt =)

liebe Grüße
Ten-nii-san
Antwort von:  Miena
19.09.2015 14:14
Doch, das kommt auch gut rüber. Die Situation, wo er sie gegen die Wand drückt und er sagt, dass er jetzt alles bekommen könnte... woah, Gänsehaut. :D also ich hätte mega schiss gehabt. :D
Antwort von:  Ten-nii-san
19.09.2015 14:55
=) es freut mich so tierisch, dass es dir gefällt =)


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