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Hi no Tori

Vogel des Feuers
von

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Special #02.1: Rei's Reise


 

Hi no Tori – Vogel des Feuers

Special #02: Rei's Reise
 

„Marco! Nun warte doch!“, rief Dan und griff nach den Arm des Blonden. Dieser ruckte an diesen. Befreite sich somit und wollte wieder los. Da wurde er an den Schultern gepackt und umgedreht. Marco wehrte sich vehement gegen den Griff und sah verzweifelt zu seinen Kommandanten. „Lass mich los.“, keifte er und wollte die Hände abschütteln, doch der Griff blieb eisern, fast schmerzhaft. Kurz schüttelte Dan den Blondschopf und sah ihn fest in die Augen. „Marco!“, kam es von dem Vizen. Noch immer wehrte sich der Jugendliche gegen den Griff von Dan. In der Hand – eine Kette, die er an sein Herz gedrückt hielt. „Beruhige dich, Junge.“, meinte Dan und fixierte seinen Blick. Ein leises Schluchzen kam von Marco und er erstarrte in der Bewegung. Starrte in die Augen des Vizen.

Seine Abwehrversuche hatte der Blonde eingestellt. Spürte er doch eine gewisse Taubheit in sich. Auch der Phönix in ihm hatte aufgehört sich zu regen. War er doch die ganze Zeit aufgewühlt und fühlte mit seinem Nutzer. Fühlte die Leere im Herzen seines Nutzers. „Marco.“, wurde der Blonde wieder angesprochen und dieser schaute auf. Eine Hand legte sich auf seine Wange und da erst spürte er die Tränen, die langsam seinen Wangen hinab liefen. Das er seine Maske verloren hatte, bemerkte er nicht. Zu sehr war er in seiner Trauer gefangen. „Es ist vorbei, Marco.“, flüsterte Dan sanft und hob auch die zweite Hand an das Gesicht des Jungen. Hielt somit seine Gesicht in den Händen. Sah in die stumpfen Augen seines jungen Mitglieds. „Wir haben sie verloren, mein Junge. Es ist vorbei.“, und zog den Blondschopf in seine Arme. Trauerte er doch auch um die verlorene Schwester. Jeder auf dem Schiff trauerte um die verlorene Schwester. War sie ihnen doch alle ans Herz gewachsen.

Stille. Eine bedrückende Stille legte sich um das Schiff. Nur das Schluchzen durchbrach diese. Whitebeard stand an der Reling und sah auf die dunkle See hinaus. Eine Hand hatte er auf das Holz gelegt. Seine Kinder weinten. Weinten herzzerreißend. Eine Träne rollte dem großen Mann über die Wange. Weitere folgten. Die See gab und die See nahm. So war das eben. Trotzdem gab es einen schmerzhaften Stich, tief im Herzen.
 

Heute war ein schwarzer Tag für die Whitebeard – Piraten.
 

~~ || Δ || ~~
 

Eine sanfte Brise wehte über die grüne Wiese, die nahe dem Strand lag. Sanft wiegte sich das Gras im Wind. Leichte Wellen brachen sich auf dem Sandstrand. Eine Gruppe Möwen zog am Himmel ihre Kreise. Es war eine friedliche Umgebung mit dem hellblauen Sommerhimmel und den feinen hellen Sandstrand. Ein kleines Paradies.

Gemütlich schlenderte ein älteres Ehepaar über den kleinen Weg am Strand entlang. Seit ein paar Jahren lebten sie schon auf dieser Insel. Farion J. Smith und seine Frau Charlotte, kurz Lottie, hatte sich nach seinem Austritt aus der Marine in diesem Idyll zur Ruhe gesetzt. Seit über dreißig Jahren war er mit seiner Frau verheiratet. Hatte schwierige Zeiten hinter sich, aber auch viele Gute. Mit Lachen, Liebe und auch Tränen. In seiner Kadettenzeit hatte er sich sofort in seine Lottie verliebt und liebte sie noch heute, wie am Anfang. Das einzige, was ihnen nie vergönnt war, waren eigene Kinder.

Nun in seiner Rente zogen sie ein ruhigeres Leben vor, als die Hektik im Hauptquartier. Oder in einer der Basen auf der ganzen Welt. Zufrieden genossen sie ihr Leben auf ihrer neuen Heimat und liefen am Strand entlang. Erfreuten sich an den frühen Sonnenstrahlen. Wie fast jeden Morgen spazierte sie, um sich Appetit für das Frühstück zu holen. Es war zu einem Ritual geworden, dass sie sich seit Beginn ihres neuen Lebens angeeignet hatten.

Lottie genoss die Zweisamkeit mit ihren Mann. War er doch während seiner Dienstzeit kaum da gewesen. Sein Dienst auf See war immer sehr lang gewesen und auch ungewiss, da man nie so recht wusste, ob er zurück kommen würde. Auch wenn er zu Hause war, war er kaum zu Hause. Es gab immer Training, Versammlungen, Besprechungen, etc..

Ein leichter Wind blies Lottie ein paar Strähnen ihres Haares ins Gesicht. Diese hatten sich aus dem hohen Zopf gelöst, den sich die Dame am Morgen gemacht hatte. Der Duft des Meeres umspielte ihre Nase und Lottie wandte sich zu dem Wasser. Ihr Blick schweifte über das Meer. Das dunkle Blau grenzte am Horizont an den hellblauen Himmel. Einfach ein wunderbarer Anblick. Mit einem Lächeln verfolgte sie eine Möwe bei ihrem Flug. Fary regte sich immer über diese Vögel auf. Nannte sie 'Ratten der Lüfte'. Sie allerdings fand die Tierchen ganz interessant.

Der beobachtende Vogel ließ sich vom Wind tragen und sank leicht ab. Setzte zu einer Landung an. An einem Platz, an dem schon viele seiner Artgenossen saßen. Lottie blieb stehen und kniff leicht die Augen zusammen. Hatte sie da eine Hand gesehen zwischen all den Möwen? Als sich die Meute leicht bewegte, sah sie noch einen Fuß.

„Fary!“, rief die Gattin ihren Mann zurück, da dieser schon leicht vor gegangen war. Verdutzt blieb dieser stehen und drehte sich zu seiner Frau um, die auf den Strand zu lief. „Was ist denn los?“, wollte er wissen und folgte ihr. Mit gehobener Augenbraue beobachtete der pensionierte Marine – Käpt'n, wie seine Frau eine Gruppe von Möwen aufscheuchte. Als er den Grund für das Verhalten seiner Gattin sah, beschleunigte er seine Schritte.

Lottie lief zu den Möwen und klatschte ein paar Mal in die Hände. Scheuchte somit die Wasservögel weg. War aber etwas verwirrt. Denn die Möwen saßen auf dem Körper und schienen ihn zu schützen und zu wärmen. Nicht so, wie Lottie dachte, dass sie die Person verletzen bzw. anpicken würden. Die ältere Frau kniete sich zu der Person am Boden und besah sie sich.

Es war ein kleines Mädchen mit weißen Haaren, die ihr über das Gesicht hingen. Eine verschmierte Blutspur war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie nahm ihrem Anfang von einer Platzwunde an der linken Schläfe. Nass und Sand verklebt lag die Kleine dort. Leicht rüttelte Lottie an ihrer Schulter und sprach die Gestrandete an. Doch reagierte das Mädchen nicht. Nur ein leises Stöhnen kam ihr über die Lippen. Farion kniete sich seiner Frau gegenüber und berührte die Wange des Mädchen. Ihre Haut war kalt und nass. Ob das nun vom Meerwasser kam oder von den Kaltschweiß, wusste er nicht. „Los, nach Hause.“, forderte er nur seine Frau auf und hob das bewusstlose und zitternde Mädchen auf seine Arme.

Besorgt schaute Lottie auf die Kleine. Sie konnte nicht älter als 13 oder 14 sein. „Fary, wir müssen uns beeilen.“, meinte sie und legte noch mal einen Schritt zu, wie auch ihr Mann. Von weiten konnten sie ihr Heim sehen. Es war ein kleines und gemütliches Häuschen, nahe des Strandes. Eine kleine Veranda umgab das Haus und führte einmal komplett um es herum. Der Ex – Marine stieß die Haustür auf und lief mit den Mädchen auf dem Arm ins Badezimmer, seine Frau hinter ihm her. Er legte sie in die Wanne und ließ seine Frau machen, so dass er den Raum verließ. Danach lief er kurz ins Schlafzimmer und holte ein frisches Hemd von ihm für die Kleine und reichte es Lottie durch die Badezimmertür.

Seufzend begab er sich in das kleine Gästezimmer und war in den Gedanken bei der Gestrandeten. Mit gekonnten Handgriffen richtete er es her. Würden sie doch die Kleine hier einquartieren. Nochmals seufzte er und fuhr sich durch die ergrauten Haare. Wo kam sie wohl her? Hatte der Sturm, der vergangene Nacht gewütet hatte, sie hierher geschwemmt? War sie über Bord gegangen? Und wie hatte sie es bewusstlos nur überlebt?

Die Gattin des Ex – Marines zog das gefundene Mädchen ihre Sachen aus. Sie waren von recht guter Qualität. Eine hellblaue Bluse, eine schwarze Jeans und lederne Schnürstiefel. Auch ihre Unterwäsche wich schnell. Durch das warme Wasser, dass sie geschickt angestellt hatte, spielte sie das Salzwasser und den Sand vom Körper des Mädchen. Wärmte sie dadurch auch auf. Die Wunde an ihrer Stirn würde wahrscheinlich eine Narbe geben.

Nachdem Lottie das Mädchen abtrocknete und ihr das Hemd ihres Mannes angezogen hatte, rief sie nach ihrem Mann. Kurz darauf kam er zu ihr. Der Grauhaarige hob das schmächtige, immer noch bewusstlose, Mädchen hoch und brachte sie in das vorbereitete Zimmer. Dort legte er sie auf die Matratze. Fürsorglich deckte seine Frau ihren Fund' zu und verließ gemeinsam mit ihm das Zimmer.

Beide begaben sich in die Küche. Lottie ging zum Kühlschrank und bereitete das Frühstück vor. Ihr Mann stellte die Kaffeemaschine an und goss sich, als dieser durch gelaufen war, eine Tasse ein. Das war nun genau das Richtige, was er brauchte. Schweigend setzten sie sich an den Tisch. Schweigend verbrachten sie das Frühstück. Jeder hing seinen Gedanken nach. „Was meinst du, wo sie herkommt?“, durch brach Lottie die Stille und umfasste ihre Tasse. „Das möglichste ist, dass sie beim letzten Sturm über Bord gegangen war. Das sie überlebt hat, ist ein Wunder.“, meinte Farion und nippte an seiner Tasse. Sein Blick richtete sich aus dem Fenster und er schaute auf die ruhige See. Dann wandte er sich wieder an seine Frau: „Ist sie denn aufgewacht?“, bekam aber ein Kopf schütteln als Antwort.

Plötzlich kramte Lottie etwas aus ihrer Tasche und holte ein Armband heraus. Es war ein schlichtes Lederband mit einem kleinen Metallplättchen in der Mitte. Auf diesem war der Name 'REI' graviert, der von zwei Federn umgeben war. „Rei.“, las die Marine – Gattin vor und fuhr mit den Daumen über den Namen.

„Bitte?“, fragte Farion nach und sah fragend zu seiner Frau. Daraufhin zeigt Lottie ihm das Lederband. „Rei.“, wiederholte sie: „Ist wahrscheinlich ihr Name.“ . Der pensionierte Marine nahm das Schmuckstück entgegen. Betrachtete es von allen Seiten. Obwohl es eher schlicht war, erkannte er die Qualität. „Schöne Arbeit.“, bemerkte er und legte das Armband auf dem Tisch. Dann hätte das Mädchen wenigstens einen Namen.

„Was machen wir mit ihr?“, stellte nun Lottie die Frage des Tages. Die leichte Sehnsucht in ihrem Ton konnte er heraus hören. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seinen Lippen und ein sanfter Ausdruck erschien in seinen Augen. Dann zuckte er mit den Schultern. „Sie kann bleiben, solange sie will.“, meinte er. „Aber.“, fügte er hinzu, als er das vor Freude – strahlende Gesicht seiner Frau sah: „Du musst sie gehen lassen, wenn sie will. Das sie hier ist, ist nicht für immer. Sie hat vielleicht Familie und könnte dahin zurück wollen. Wir können sie dann nicht dazu zwingen, bei uns zu bleiben. Verstehst du?“, und umfasste ihre Hand, die auf dem Tisch lag, und drückte sie sanft.

Ein verstehendes Nicken bekam er als Antwort. „Warten wir einfach ab.“, gab Lottie zu verstehen. „So kenn ich meine Lottie.“, lachte Fary auf und überbrückte die kurze Distanz des Tisches, um ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen zu geben. „Lassen wir sie erst einmal aufwachen und erholen. Dann sehen wir weiter.“, flüsterte er an ihre Lippen.
 

Eine Woche war seitdem vergangen. Rei war bis dahin noch nicht aufgewacht. Eher wurde ihr Zustand schlimmer, denn sie hatte Fieber bekommen, der das Mädchen sehr zu setzte. Der Doktor hatte den beiden versucht zu beruhigen, aber gelang es nicht wirklich. Er erklärte ihnen, dass es eine normale körperliche Reaktion auf den Schock wäre und der Körper mit dem Fieber den Stress abbauen würde. Das würde vergehen.

Das Ehe – Paar saß an dem Bett des Mädchen und überwachte ihren Zustand. Noch immer war es unklar, wann die Weißblonde erwachte. Entweder saßen sie zusammen bei ihr oder einzeln. Spielte ein Spiel oder lasen ein Buch und/oder die Zeitung. Es war zu einem kleinen Ritual geworden, wie der morgendliche Strandspaziergang.

Ihr war so warm. So warm. Ein leichtes Pochen war in ihrem Kopf. Ein schmerzhaftes Pochen. Etwas kitzelte ihre Nase. Leicht wurde diese gerümpft. Etwas war sehr hell. Schwer fällig öffnete sie die Augen und blinzelte gegen die Helligkeit. Ihr Kopf dröhnte. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah sich um. Sie saß in einem Bett mit gelb gemusterte Wäsche. Das Bett war aus einem hellen Holz, wie auch die Kommode, die gegenüber dem Bett stand, und ein großer Kleiderschrank, der links neben dem Bett an der Wand stand. Rechts von ihr unter einem Fenster gab es eine kleine Couch mit floralem Muster. Insgesamt war es ein gemütliches Zimmer.

Langsam erhob sie sich und tapste barfuß zur Tür. Noch immer war ihr zu warm und ihr Kopf tat ihr weh. Ein zu großes, hellblaues Hemd bedeckte ihren Körper. Reichte es ihr doch fast bis zu den Knien. Weiter tapste sie durch einen kleinen Flur. Hörte sie doch Stimmen, der sie folgte. In einem Türbogen blieb sie stehen und sah in das Zimmer. An einem Tisch saßen zwei ältere Herrschaften, die wohl gerade zum Mittag gegessen hatte.

Durch ein plötzliches Geräusch hob Farion den Kopf und blickte direkt in violette Seen. Verdutzt verschluckte er sich an seinen Kaffee und musste husten. Lottie hob nur erstaunt die Braue und schaute auf ihren Mann. Dann folgte sie den Blick ihres Mannes und bemerkte das Mädchen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Endlich bist du aufgewacht, Kleines.“, und erhob sich von ihrem Platz. Schritt auf die Kleinere zu. Kniete sich vor ihr nieder. „Wie geht es dir?“, fragte Lottie. Doch wurde sie nur eulenhaft angeschaut.

Vorsichtig hob Lottie ihre Hand und strich der Jüngeren eine Strähne ihres weißblonden Haares zurück. Verblieb dann an ihrer Wange. „Verstehst du mich?“, fragte Lottie und besah sich nochmals die Kleinere. In dem Hemd ihres Mannes verlor sie sich fast. „Kleines?“, und bekam dann ein leichtes Nicken. „Möchtest du etwas?“, wollte Farion wissen. Mit neugierigen Augen schaute er zu ihr. „Durst.“, nuschelte die Angesprochene. „Na, dann komm.“, meinte die Braunhaarige und reichte das Mädchen die Hand.

Zögerlich wurde die Hand angenommen und die zwei Frauen gingen zum Tisch. Setzten sich an diesen. Der frühere Marine – Käpt'n überreichte der Hellhaarigen ein gefülltes Glas. Dankend nahm sie das Glas an und trank. Hatte sie doch ein gar trockenes Gefühl im Hals. „Auch Hunger?“, wurde aber durch ein Kopfschütteln beneint.

„Wo bin ich?“, wollte das Mädchen wissen. „Wir sind hier auf der Grand Line. Eine kleine Frühlingsinsel. Kaum angefahren.“, mit großen Augen schaute die Hellhaarige den Ergrauten an. Ein kleines Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. „Zu viele Informationen, oder?“, und ein leichtes Nicken kam als Reaktion: „Gut, fangen wir nochmal an: Ich bin Faron J. Smith und das ist meine Frau Charlotte, kurz Lottie. Du bist hier bei uns zu Hause.“. Das Mädchen nickte nur.

„Und wie heißt du?“, kam die Frage von Lottie. Nachdenklich runzelte die Angesprochene die Stirn und sah auf ihre Hände. Das leichte Pochen in ihren Kopf wurde stärker. „Weiß nich'.“, nuschelte sie nach reichlicher Überlegung. „Du weißt nicht? Kannst du dich denn an irgendetwas erinnern?“, fragte Fary. Doch ein 'Nein.' wurde ihm als Antwort gegeben. „Vielleicht sagt dir das 'was.“, meinte die braunhaarige Frau und übergab das Armband. Die Angesprochene hatte gar nicht bemerkt, dass Lottie aufgestanden und kurz weggegangen war.

Leicht neugierig nahm das Mädchen das Lederband entgegen und begutachtete es. Drehte es in ihren Händen. Besah es sich von allen Seite. Leicht verschwommene Bilder wanderten durch ihren Kopf.
 

„Hey, Kleines! Warte mal bitte.“, die angesprochene drehte sich um die eigene Achse und ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Was gibt’s denn, I---?“, fragte sie und sah neugierig auf die Näherkommenden.Zwei verschwommene Gestalten blieben vor ihr stehen.“Hier. Für dich.“, meinte die kleinere Gestalt und überreicht ihr ein kleines braunes Säckchen.

Freudig nahm sie das Säckchen entgegen und besah sich den Gegenstand. Hielt es auch ans Ohr schüttelte es leicht. Ein leichtes Klirren war daraus zu hören. Mit funkelnden Augen öffnete sie das Säckchen und holte den Gegenstand heraus. Es war ein ledernes Armband mit einem Metallplättchen in der Mitte. Auf diesen war der Name 'REI' eingraviert, so wie rechts und links vom Namen eine Feder aufgedruckt.

„Damit du dich immer an deinen Namen erinnerst.“,drang an ihr Ohr. Als Reaktion darauf gab sie nur ein beleidigendes Schnauben von sich.“Und natürlich als kleines Erinnerungsstück an uns.“, brummte die größere Gestalt. Lang konnte sie den beiden nicht böse sein und fiel ihnen somit um den Hals. Lachend.
 

Ein stechender Kopfschmerz fuhr ihr in den Schädel und sie griff sich an den Kopf. Ein Stöhnen entkam ihr. Das Armband drückte sie an die Brust.

„-nes. Klei---. Hey“, und jemand holte sie grob aus ihren Gedanken. Blinzelnd fixierte sie braune, sanfte Augen. Eine Hand lag auf ihrer Wange. „Hey.“, kam es von Lottie: „Alles gut.“, denn große Tränen nasse Augen schauten zu ihr auf. Ein sanftes Lächeln lag auf Lottie's Lippen. „Nicht weinen, Kleines. Du brauchst doch nicht zu weinen. Hörst du?“,und strich ihr über die Wange. Ein zittriges Lächeln erschien auf Rei's Lippen. „Es ist deins, oder?“, und tippte auf das Armband. Ein Nicken kam als Antwort: „Ja, es ist meins. Ich bin Rei.“. „Dann freut es mich, dich kennen zu lernen, Rei – chan.“, schmunzelte Lottie: „Kannst du dich denn an irgendetwas erinnern? Wo du her kommst? Oder wer deine Familie ist?“. „Nein.“, und Rei schüttelte den Kopf. Sie schniefte nur kurz und ein gähnen entkam ihr. „Na, komm. Ab ins Bett mit dir. Noch bist du nicht ganz gesund. Wir besprechen alles, wenn du wieder wach bist, hm?“, mütterlich legte Lottie den Arm um Rei's Schulter und führte sie in das Zimmer, in dem sie aufgewacht war. Schnell wurde das Mädchen ins Bett gesteckt und fürsorglich zugedeckt. „Schlaf schön, Rei – chan. Morgen sieht alles wieder besser aus.“, meinte Lottie und verließ dann leise den Raum, nach dem sie die Vorhänge zu gezogen hatte.

Rei sah der Älteren hinterher. Immer noch hielt sie das Armband fest an sich gedrückt. Es war ein Geschenk gewesen. Doch von wem? Wer waren diese Schemen gewesen, die ihr das Armband geschenkt hatten? War das ihre Familie? Suchten sie sie? Vermissten sie sie? Wo kam sie überhaupt her? So viele Fragen. So wenig Antworten. Vielleicht hatte Lottie Recht. Morgen würde alles besser aussehen – Vielleicht.
 

~~ || Δ || ~~
 

Eine Hand landete mit Wucht auf seine Schulter. Seine Braue hob sich skeptisch. „Nun, mach mal nich' einen auf Miesepeter. Komm, Feiern.“, und dem Angesprochenen wurde ein voller Krug unter die Nase gehalten. Seufzend nahm Marco den Krug mit Sake entgegen und schüttelte die Hand von seiner Schulter. „Heute nicht, Thatch.“, stand auf und ließ den Braunhaarigen auf dem unteren Deck stehen. Mit verwirrten Gesicht sah Thatch seinem Kameraden hinterher.

Der Braunhaarige war erst seit einem knappen Jahr auf dem Mutterschiff. Angeheuert hatte er bei der Vierten Division auf einen der Tochterschiffe. Erst mit der Vierten Division war er auf das Mutterschiff gekommen. Dort wurde der Braunhaarige in das Zimmer von Marco und Izou einquartiert, da dort ein Bett frei geworden war. Denn die Flure der Vierten wurden renoviert, um Platz zu schaffen für die neuen Mitglieder. Izou war ein lustiger Zeitgenosse, mit dem man sich gut unterhalten konnte. Der auch nicht vor Klatsch und Tratsch davon rannte. Dagegen war Marco ein eher schweigsamer Kerl, der zwar gut zu hören konnte, aber kaum die Lippen auseinander bekam. Auch seine gleichgültige – manchmal genervte – Gesichtshaltung brachte ihm kaum Sympathiepunkte ein.

Doch heute war er noch schweigsamer als sonst. Und nicht nur er – auch die halbe Crew lief mit bedrückten Gesichtern und aufgesetzten Lächeln herum. Vielleicht konnte ihn sein Kommandant aufklären. Also machte er sich auf den Weg zu ihm. Mit einem breiten Grinsen hob Thatch grüßend die Hand, als seine Freunde Izou und Jozu, seit kurzem Kommandant der Dritten Division, auf ihn zu kamen. Auch ein paar weitere Mitglieder der Dritten folgten dem Duo. Seine Freunde lächelten kurz zurück, wobei es bei Jozu eher ein Mundwinkel zucken war. Aber diese Lächeln erreichten nicht ihre Augen. Jetzt noch mehr verwirrter, als vorher, schaute er der kleineren Gruppe hinter her, die ebenfalls auf das obere Deck zu gingen. Was war denn heute los?

Marco stand an der Reling, nippte an seinen Sake und schaute in den Wolken verhangenen Himmel. Es sah fast so aus, als würde der Himmel noch weinen wollen. Mit verschränkten Armen auf der Reling gestützt, hing er seinen Gedanken nach. Die bedrückte Stimmung an Bord hatte er war genommen, aber er war selbst zu sehr darin gefangen. Die vierte Division und die siebte waren von der Stimmung nicht betroffen, kannte bzw. wussten sie den Grund dafür nicht oder waren damals nicht involviert.

Schwermütig richtete sich der Blick des Erstens auf die dunkle See. Langsam glitt die Moby durch das Wasser und ihre Crew zur nächsten Insel. Wahrscheinlich eine Winterinsel, da die Temperaturen stetig abnahmen. 'Schnee hatte sie geliebt.', schoss es dem Blondschopf durch den Kopf. Wieder landete eine Hand auf seine Schulter und Marco schaute nach links. Dort hatte sich Jozu an die Reling gelehnt, so wie Izou, der wieder seine Hand weg genommen hatte. Der Blonde sah sich um und bemerkte den kleinen Ansammlung um ihn herum. Ein kleines, wehmütiges Lächeln erschien auf seinen Lippen.

So verblieben sie schweigend. Jeder hing seinen Gedanken nach, aber durch diese kleine Zusammenkunft hielt sich der Schwermut in Grenzen. Auch ein paar Kommandanten waren dazu gekommen, so wie die Krankenschwester. Jeder hier spendete jeden irgendwie Trost. Dan setzte sich schweigend neben den Blondschopf und gab ihm einen aufmunternden Klapps. Hob prostend seine Flasche. Einige stimmten mit ein. Denn jeder hier wusste, worauf dieser Gruß aufbaute bzw. für wen er gedacht war. Jeder hier Anwesende ging der gleiche Gedanke durch den Kopf. Auch Marco hob seinen Krug und stimmte mit ein. „Auf Rei.“, sprach er es aus und seine Brüder stimmte mit ein: „Auf Rei – chan.“. Denn heute wäre 16 Jahre alt geworden.
 

~~ || Δ || ~~
 

„Rei – chan. Komm, wir wollen los.“, rief Lottie zu dem Mädchen, dass am Strand saß. Die Angesprochene warf noch einen letzten Blick auf das Meer, bevor sie sich erhob und abwandte. Sie lief fluchs zum Haus und trat ein. „Bin da, Miss Lottie.“, meinte Rei. Mit einem Lächeln kam die Braunhaarige ihr entgegen. „Und? Etwas interessantes gesehen?“, wollte sie wissen. „Eine Schule Delphine, sonst nichts.“, erzählte Rei. „Nun, hopp. Mach dich fertig. Wir wollen doch in die Stadt.“, lächelte die Ältere und bekam ein Nicken, bevor die Jugendliche in ihr Zimmer verschwand.

Lottie sah ihrem Schützling hinterher. Seit knapp einem Jahr war Rei nun bei ihnen. Die Hellhaarige hatte sich gut eingelebt und ihr grauste davor, sie gehen zu lassen, da sie Rei irgendwie als ihre Tochter sah. Eine Tochter, die sie sich immer gewünscht hatte. Auch Farion – auch wenn er sich immer hart gab – mochte die Jüngste. Sie war ein fleißiges und hilfsbereites Mädchen, obwohl sie eher in sich gekehrt war.

Schritte waren aus dem Flur zu hören und Rei stand kurz darauf wieder neben ihr. Die lockere Bluse und weite Hose war einem hellblauen, luftigen Kleid ausgetauscht worden. Um ihre Haare hatte sie sich locker ein hellblaues Tuch gelegt. Um ihre auffällige Haare zu verdecken. Erregten diese doch sehr die Aufmerksamkeit, die Rei überhaupt nicht mochte. Bequeme Sandalen und ihr Armband rundeten das Outfit ab.

„Dann können wir ja los, hm?“, meinte die Braunhaarige und nahm einen leeren Korb. Überreichte ihn Rei, die ihn nur nickend abnahm. Ein weiterer Korb fand ihren Weg in Lotties Hand. Wollten sie doch auf den Markt gehen. Zusammen verließen sie das Haus und schlugen den Weg in die Stadt ein. Es war eine kleine Stadt, aber alles war vorhanden, was man brauchte. Der Weg dorthin war kein langer, wohnte Familie Smith doch am Strand in der Näher des Städtchens. Das Ehepärchen genossen einerseits die Ruhe, anderseits war es nur ein Katzensprung bis in die Gesellschaft.

Im Städtchen angekommen ,wurde Lottie freundlich von den Bewohnern begrüßt. War sie doch eine gute Seele und Helferin, wo sie nur konnte. Auch ihre Begleitung wurde höflich mit einbezogen, doch warfen die Einheimischen ihr eher skeptische Blicke zu. Den eigenen Blick gesenkt, folgte Rei ihrer 'Retterin'. „Bleib in meiner Nähe.“, wies Lottie sie an, da auch ihr die ständigen Blicke nicht verborgen blieben. Ein paar Mal wäre es fast zu einer verzwickten Auseinandersetzung gekommen, die aber glücklicherweise konfliktfrei gelöst werden konnte.

Gemeinsam gingen die beiden Frauen auf den Markt und arbeiteten die Einkaufsliste ab. Das Rei mit den Gedanken woanders war, bemerkte Lottie nicht. Denn Rei kam diese Szene sehr vertraut vor.
 

Mit fröhlich wippenden Zopf sprang das Mädchen den Weg entlang und besah sich alles mit neugierigen und wissbegierigen Augen. Alles sah hier so interessant aus. So anders als ihre Heimat. „Rei – chan! Nicht so schnell, Kleines.“, wurde ihr hinter her gerufen. Die Angesprochene drehte sich lachend um und sah auf die kleine Gruppe, die auf sie zukam.

Drei Gestalten von unterschiedlicher Statur schlenderten zu dem Mädchen. „Du hast uns doch etwas versprochen, oder?“, kam es von den kleinsten der Gruppe. Schmollend schob sie ihre Lippe vor. „Aber, Iz---. Hier ist doch alles so schön!“, und wirbelte um die eigene Achse. Eine Hand legte sich auf ihren Kopf. „Rei – chan. Wir wollen nicht, was uns hier auf der Insel. Und wir wollen doch nicht, dass etwas passiert, mh?“, wurde ihr erklärt. Mit großen Augen schaute sie zu den Schemen auf, nickte dann aber. „Ok.“, gab sie von sich und nahm die dargebotene Hand an.

„Bleib in unserer Nähe.“----
 

„...Danke. Das wäre dann alles.“, drangen die Stimmen der Außenwelt wieder an ihr Ohr. Kurz schüttelte Rei den Kopf, um die Bilder zu verscheuchen. Solche kleinen Szene kamen ihr öfters in den Sinn. Aber immer waren die Personen verschwommen. Wenn sie versuchte, sich die Personen scharf zu stellen – sich an sie zu erinnern -, dann bekam sie immer starke Kopfschmerzen. Der Doktor meinte, dass sei ganz normal. Irgendwann würden die Erinnerungen sicher wieder kommen. Etwas würde ihre Erinnerungen blockieren, und wenn diese Blockade sich lösen würde, kamen auch die Erinnerungen wieder.

Mit einem aufgesetzten Lächeln verabschiedete Rei sich von der Verkäuferin und folgte Lottie. Ihr Körbchen war mit frischen Obst und Gemüse gefüllt. Die zwei Frauen verließen den Markt und machte noch einen kleinen Schaufensterbummel. Zeit hatten sie zur Genüge.War es doch erst früher Vormittag. Eine Blondine kam auf sie zu und verwickelte Lottie in ein Gespräch. Etwas abseits stellte sich Rei hin und sah sich das Material im Schaufenster an. Lauschen wollte sie nicht.

Lustlos beschaute sie die Auslage des Juweliergeschäfts. Überall glitzertes es und blinkte. Goldene Ringe – ob Fingerringe oder Ohrringe. Goldene Ketten mit verschiedenen Anhängern. Große und kleine. Schmucksteine in verschiedenen Farben. Ein paar davon echt, der Großteil nicht. Woher sie das wusste, konnte sie nicht sagen. Das Wissen war einfach da. Sowie ihren Geschmack. Denn sprach sie ehe der Silberschmuck als der Goldene an. Ihr Augenmerk lag auf einer schwarzen, schimmernde Perle, die durch einer Glaskugel an einer silbernen Kette gehalten wurde. Vor ihren Auge blitzte eine gleiche Perle auf, die aber weiß schimmernd war und durch einen Silberfaden kunstvoll gehalten wurde. Ebenfalls hingen zwei blaue Federn mit gelber Spitze an den Anhänger. Kurz darauf verschwand das Bild wieder und Rei's Blick lag auf der Auslage.

„Rei – chan.“, wurde nach ihr gerufen und die Angesprochene drehte sich zu Lottie um, die wieder allein stand. Zügig ging die Kleinere auf die Ältere zu und gemeinsam nahmen sie wieder ihren Weg auf. Vor einem Laden blieben sie stehen. 'Book Store' stand über der Eingangstür und in der Auslage lagen viele Bücher.Unverkennbar ein Buchladen. „Wollen wir hinein gehen?“ Du kannst dir auch ein neues Buch aussuchen. Schließlich hast du es dir verdient.“, meinte Lottie und lächelte dem Mädchen neben sich zu. Ein aufregendes Funkeln trat in Rei's Augen und sie nickte begeistert, als auch dankbar. Liebte sie doch Bücher.

Ein Grinsen bildete sich auf Lottie's Lippen und zusammen mit Rei betrat sie das Geschäft. Sofort roch man altes Leder und Papier. Ein dämmriges Licht tauchte den Verkaufsraum in eine mystische Atmosphäre. Einige decken hohe Regale standen in Raum von Wand zu Wand. Kleinere standen dazwischen. Eine kleine Spielecke befand sich rechts neben der Tür. Links gab es eine kleine Verkaufstheke mit einer altmodischen Kasse. An dieser stand eine junge Frau mit schwarz – grünlichen Haaren. „Na los. Geh dich umschauen.“, und schob die kleinere weiter zu den vollen Regalen. Ihren Korb nahm Lottie dem Mädchen ab, bevor sie sich zu der Verkäuferin wandte.

Voller Freude ging Rei durch die Regale. Hier und dort zog sie ein Buch heraus und durchblätterte es kurz. Stellte es dann aber wieder weg. Ihr Büchergeschmack war sehr vielfältig. Las sie doch so gut wie alles. Doch besonders gern mochte sie Geschichten über Mythen und Sagen. Diese fantastischen Erzählungen gaben ihr ein besonderes Gefühl und warn irgendwie tröstend. Sich umblickend suchte sie etwas besonderes. War aber fast bereit, die Suche auf zu geben, bis ihr ein großer Wälzer ins Augen fiel. Neugierig ging sie darauf zu und nahm es in die Hand. Vorsichtig fuhr sie über das schwarze Leder. Unter ihren Händen spürte sie das Raue.

Rei drehte das Buch um. Auf der Vorderseite befand sich eine silberne Prägung in Form eines Vogels, der seine Schwingen weit ausbreitete. Darunter stand in verschnörkelter Schrift 'Der Phönix'. Kurz blätterte die Hellhaarige das Buch durch und blieb auf einer Seite hängen. Die Geschichte, die ihre Aufmerksamkeit gefesselt hatte, faszinierte sie so, dass sie ihre Umwelt komplett ausblendete.

Erschrocken schrie sie auf, als sie eine Hand auf ihre Schulter legte, und das Buch fiel mit einem Poltern zu Boden. Mit klopfenden Herzen sah Rei über ihre Schulter und erkannte Lottie. Erleichtert legte die Jugendliche eine Hand auf ihr Herz und atmete kurz durch. „Du hast mich erschreckt.“, lächelte Rei zu Lottie und wandte sich zu ihr. „Tut mir Leid.“, meinte die Angesprochene und hob das heruntergefallene Buch auf. „Möchtest du es haben?“, fragte Lottie lächelnd nach und Rei nickte schüchtern. „Na dann – lass uns bezahlen und nach Hause gehen. Fary ist bestimmt schon da und nagt am Hungertod.“, dabei zwinkerte die Ältere Rei zu, was mit einem Kichern quittiert wurde, sowie ein schelmischen Funkeln in den Augen der Jüngeren.

Schnell war das Buch bezahlt und die beiden Frauen machten sich auf den Heimweg. Wie schon vermutet, scharrte der Ex – Marine mit den Hufen – metaphorisch gesehen. Denn er saß auf der Veranda und blickte mürrisch auf die heimkommenden Frauen. „Na, endlich. Da seid ihr ja.“, meinte er nur und nippte an seinem Glas Limonade. Die beiden weiblichen Wesen schauten sich an und begannen dann zu kichern. Eine Braue erhob sich bei Farion und schnaubte abfällig. 'Weiber', dachte er sich nur.

Lottie ging auf ihren Mann zu und gab ihn einen kleinen Kuss auf die Wange. „Wir beeilen uns, damit du uns ja nicht vom Fleisch fällst.“, und zwickte ihn in die Wange. Ein schmollender Ausdruck bildete sich in seinen Augen. Auch Rei gab den älteren Mann ein Küsschen, folgte dann Lottie ins Haus, um ihr beim Kochen zu helfen. Es machte ihr Spaß zu kochen. Besonders mit der älteren Dame, denn zusammen machten sie beim Arbeiten meist Unsinn.

Ihre Einkäufe wurden, so weit sie nicht gebraucht wurden, weg geräumt, und das Mittagessen wurde zubereitet. Es gab einen einfachen Gemüseeintopf, da es ein leichtes Essen und für einen Sommertag gut geeignet war.

Rei deckte gerade den Tisch, als auch Fary hinein kam. Immer noch zog er ein mürrisches Gesicht, aber es fiel ihm sehr schwer, nicht zu lächeln. Er setzte sich an den Tisch und seine zwei Frauen taten es ihm nach. Eine entspannte und gemütliche Atmosphäre lag im Raum.

Nach dem Essen räumten die Frauen den Tisch ab und solidarisch wusch der Herr des Hauses ab. „Nun geh schon.“, stupste Lottie Rei an, als sie den Blick des Mädchen sah, dass auf das Meer gerichtete hatte. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen und verschwand aus dem Haus. Rei liebte einfach das Meer. Sein Geruch. Sein Leben. Seine Vielfältigkeit. So oft sie konnte, saß sie auf den Strand und schaute auf den Horizont.

Kurz bevor sie hinaus gelaufen war, hatte sie sich ihr neues Buch geschnappt. Sanft fuhr sie über den blauen Einband und den eingravierten Titel. Mit funkelnden Augen schlug das Mädchen das Buch auf. Mit den ersten Zeile hatte sie ihre komplette Umwelt vergessen. Nur das Geräusch der Wellen drang an ihr Ohr. Erst als es dunkel wurde und die Abendsonne mit einem farbenfrohen Spiel unterging, schlug Rei das Buch zu und ging wieder zum Haus.

In der Drehung blieb sie stehen und schaute auf den Weg vor sich – dem Weg zum Dorf. Denn dort stand eine Gestalt und starrte sie an. Das Buch drückte sie an ihre Brust und schaute auf den Unbekannten. Dieser räusperte sich kurz und kam dann zögerlich auf das Mädchen zu.

Es war ein Junge aus dem Dorf, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als sie selbst, obwohl Rei ihr Alter nicht kannte. „Tut mit Leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“, und rieb sich beschämend den Nacken. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wer bist du?“, fragte Rei unsicher und klammerte sich an ihr Buch.

Der Jugendliche versenkte seine Hände in den Hosentaschen und das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ich bin Shawn und habe dich heute auf dem Markt gesehen. Du bist Rei, oder?“, und bekam als Antwort ein Nicken.

Bevor Shawn weiter fragen konnte, kamen schwere Schritte auf sie zu. Die beiden Jugendliche sahen zu dem älteren Mann, der mit verschränkten Armen auf der Veranda stand. Farion hatte aus dem Fenster den Jungen gesehen und war dann hinaus getreten. „Tja, dann.... ich geh dann mal.“, stammelte Shawn und verschwand mit einem Winken wieder ins Dorf.

Das Mädchen schaute dem Jungen hinterher, bevor sie sich zu ihrem 'Gastvater' wandte. „Alles klar?“, wollte er wissen und bekam ebenfalls ein Nicken. Dann schritt sie wieder auf das Haus zu. Bei der Veranda angekommen, legte sich ein Arm um ihre Schulter. Rei blickte auf und traf die freundlichen Augen von Fary. Ein Lächeln bildete sich auf ihre Lippen und sie schmiegte sich leicht an den Größeren. Bei ihm fühlte sie sich wohl.

Zusammen betraten die das Haus und wurden von einer lächelnden Lottie begrüßt, die die letzten Vorbereitungen für das Abendessen vollbrachte. Alle man ließen sich am großen Tisch nieder und begannen zu essen. Ein fröhliches Gespräch mit viel Lachen begleitete das gute Essen. Nach diesem räumte die Frauen auf, denn Farion gönnte sich eine seiner Zigarren. Die Eine am Tag, die seine Frau erduldete. Als er fertig war, saßen seine beiden Frauen am Tisch und tranken noch eine Tasse Tee. Da es noch nicht wirklich spät war, schlug der Ex – Marine dem Mädchen ein Spiel vor. Neugierig sah Rei ihn an und bejahte das Angebot.

Zu dritt gingen sie in das angrenzende Wohnzimmer. Lottie setzte sich in ihren Sessel und nahm sich ihr Nähzeug. Ihr Mann und das Mädchen ließen sich auf zwei gegenüberliegenden Stühlen, zwischen den ein gemusterter Spieltisch stand, nieder. Aus einer Klappe holte der Ex – Marine Spielfiguren heraus und übergab eine Farbe – schwarz – dem Mädchen. Er selbst behielt die weißen.

Ehrfürchtig fuhr Rei mit den Fingern über das geschmeidige und glatte Holz. Dann stellte sie die Figuren auf und Farion hob erstaunt eine Augenbraue, denn sie hatte die Figuren richtig aufgestellt. „Kennst du das Spiel?“, fragte er nach. „Nein, eigentlich nicht. Wieso?“, wollte sie wissen und neigte leicht fragend den Kopf. „Nichts, schon gut. Ok, ich erkläre dir die Regeln.“, und begann die Erläuterungen.

Aufmerksam hörte das Mädchen zu und dann begannen sie das Spiel. Die ersten beiden Runden verlor das Mädchen. Beim dritten Mal allerdings bewies schon leicht strategisches Denken, verlor aber trotzdem. Mit einem Lächeln beendete Farion das Spiel, da e schon recht spät geworden war, und sah in das schmollende Gesicht von Rei. „Morgen wir morgen noch ein Spiel wagen?“, und Rei nickte begeistert.

Irgendetwas vertraute gab ihr das Spiel. Gähnend streckte sich das Mädchen und ging in ihr Zimmer. Zog sich zum Schlafen um. Vor dem Fenster blieb sie kurz stehen und blickte zum Mond beschienenden Meer. Auf der glatten Oberfläche spiegelte sich die runde Kugel. Verträumt verweilte ihr Blick auf den Ozean.

Eine Hand fand unbewusste ihr neues Buch und Rei nahm es an sich. Mit den Finger fuhr sie die Gravur des Phönix nach und Gedanken verloren lag ihr Blick auf dem Wasser. Mit einem Seufzer legte sie das Buch wieder weg, zog die Vorhänge zu und stieg dann ins Bett. Schnell ar sie eingeschlafen. Es war die erste Nacht, in der sie von einem blauen Feuervogel träumte.
 

Der nächste Tag war schon eine Weile angebrochen, als es plötzlich an der Haustür klopfte. Verwundert schauten die Bewohner auf und Lottie ging zur Haustür. An dieser stand ein junger Mann und grinste die Ältere an. „Ja, bitte?“, fragte die Braunhaarige nach und schaute zu dem Jugendlichen. Er war von schlaksiger Figur mit freundlichen, hellblauen Augen und blonden Haaren, die von der Sonne leicht gebleicht wurden.

„Hi, ich bin Shawn. Ist Rei da?“, fragte er zugleich nach und ein breites Grinsen bildete sich auf seine Lippen. Das Mädchen schlug ihr Buch zu und trat auf die Tür zu. „Ja?“, und große violette Augen richteten sich auf ihn. Stand nun an der Stelle, die Lottie freigegeben hatte. Diese hatte sich zurück gezogen zu ihrem Mann, der misstrauisch auf das Bürschchen schaute. Eine Hand legte sich auf seinen Oberarm, um ihn – wenn möglich – zurück zu halten. Kannte Lottie doch diesen Blick eines Marine – Käpt'ns.

„Ja, hi.“, begrüßte Shawn nochmals das Mädchen. „Hast du Lust in die Stadt zu kommen? Also mit mir? Ich wollte mich mit ein paar Freunden treffen und zusammen abhängen, und so.“, meinte der Blonde und verschränkte die Arme hinter den Kopf. „Ok?“, kam es etwas unsicher von dem hellhaarigen Mädchen und schaute zu den älteren Pärchen über ihre Schulter. Ein kurzes Aufkeuchen seitens Farion war zu hören. Von Lottie kam nur ein 'Natürlich. Geh nur.', da sie ihren Mann in den Arm gekniffen hatte und dafür sorgte, dass er seinen Mund hielt. Schließlich wollte sie nicht, dass der erste Kontakt mit Gleichaltrigen durch einen ihm gedankenlose Handlung ihres Mannes verderben konnte.

„Na, dann komm.“, meinte Shawn und ergriff die Hand des Mädchens. Zog sie aus dem Haus und Richtung Stadt. Ein Grinsen warf Shawn über seine Schulter und bekam ein zögerliches Lächeln. Vor einem halben Jahr war ihm dieses fast unscheinbare Mädchen aufgefallen und er wollte sie kennen lernen. Doch hatte sich der Blonde nie getraut. Bis gestern. War er doch auf seinen Spaziergang auf das Mädchen am Strand fast gestolpert. In der Stadt bog Shawn um eine Ecke und in die Gasse hinein. Betrat somit einen kleinen eingezäunten Hinterhof.

Eine Gruppe von vier Jugendlichen – drei Jungen und ein Mädchen – saßen verteilt auf Kisten oder Fässern. „Hey, Leute. Ich habe hier wen mitgebracht.“, und grinste in die Runde. Zog das Rei neben sich. Sein Arm legte sich auf ihre Schulter – leicht besitzergreifend. Mit einer Bewegung aus der Schulter fiel Shawns Arm von ihrer Schulter und Rei trat einen Schritt beiseite. Dann sah sie auf die Personen vor ihr, die sie alle samt anstarrten.

„Ok, dass stell ich dich 'mal vor. Der Blauhaarige dort auf dem Fass ist Lloyd.“ - der Angesprochene winkte ihr höflich zu. Er hatte braune Augen und eine schlanke Figur. - „Der Rotschopf Ian.“ - der Genannte nickte nur kurz. Grüne Augen musterten sie genau und er verschränkte die muskulösen Arme über der breiten Brust. - „Der Winzling dort ist Flip. Eigentlich heißt er Phillip, aber jeder nennt ihn Flip.“ - Dieser sah nur böse zu Shawn, der ihn als Winzling betitelt hatte. Er besaß braune Haare, leicht rot schimmernde Augen und war der kleinste in der Runde. - „Und die Hübsche auf der Kiste ist Rose.“ Diese warf Rei nur einen abschätzenden Blick zu. Rose war eine schwarzhaarige Schönheit mit großen grünen Katzenaugen. „Und das Leute ist Rei.“, stellte nun Shawn die Weißblonde vor.

Llyod hopste von seiner Kiste herunter und ging auf das Mädchen zu. Bei ihr hielt der Blauhaarige die Hand hin, die Rei zögerlich annahm. „Nett, dich kennen zu lernen.“, meinte er und grinste ihr zu. „Ok.“, murmelte sie kleinlaut. Dann wurde Llyod unsanft beiseite geschoben und er stolperte zur Seite. Fing sich aber noch rechtzeitig. Vor Rei stand nun Flip, der ihr knapp bis zur Schulter ging. „Hey, auch wenn ich hier der kleinste bin, bin ich doch der größte!“, posaunte er heraus und grinste großspurig. „Und auch der eingebildetste.“, fügte Shawn hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. Sofort wandte sich Flip an den Blonden und fuhr ihn ruppig an. Ein Streit entbrannte.

Rei schaute mit großen Augen zu den zwei Streitenden und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Llyod nickte in die Richtung der Kisten. Zusammen gingen die zwei zu den restlichen der Gruppe. Zwei grüne Augenpaare lagen auf ihr und Rei fühlte sein etwas unwohl. „So, Rei – chan, erzähl doch mal.“, forderte Rose und warf dem Mädchen einen hochnäsigen Blick zu. Wollte sie doch die gesamte Aufmerksamkeit der Jungs und war es nicht gewohnt, diese zu teile, gar ab zu geben. „Was denn?“, fragte Rei unsicher nach.

„Naja, wie alt bist du? Woher kommst du? Was magst du am liebsten? So etwas eben.“, erklärte der Blauhaarige. Rei senkte ihren Blick und zupfte nervös an ihren Top. „Ich weiß nicht.“, gab sie von sich: „Ich kann diese Fragen nicht beantworten.“. „Wie 'Du weißt nicht'?“, nahm Ian das erste Mal das Wort an sich. Das Mädchen's Blick huschte kurz zu dem größten der Jugendlichen, der gesprochen hatte. „Kann mich nicht erinnern.“, nuschelte sie.

„Wer kann sich nicht erinnern?“, kam die Nachfrage von Shawn, der sich den Staub von den Klamotten klopfte. Auch Flip kam auf sie zu und rieb sich wehleidig die Rippen. „Die Kleine meint, sie kann sich nicht erinnern.“, kam es beiläufig von Rose, während sie sich ihre perfekten Nägel anschaute. „Wirklich? An gar nichts?“, wollt Flip wissen und die Jungs schauten auf Rei, die einfach nur den Kopf schüttelte.

„Das muss echt hart sein, nichts von sich zu wissen. Aber wie kommst du zu deinen Namen?“, fragte Shawn nach. Rieb sich dabei den Hinterkopf. Daraufhin zeigte Rei den Jugendlichen ihren Armband. „Das hatte ich um, als mich Miss Lottie und Fary – san gefunden hatten.“, erklärte sie. Shawn nahm ihr Handgelenk und besah sich das Schmuckstück von Nahen. Leicht fuhr er ihr über die Haut und schaute ihr in die violetten Augen. Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf Rei's Wangen gebildet und sie entwandte ihm ihre Hand.

Der Blonde nahm das nur hin und grinste dann in die Runde: „Und was haben wir heute vor?“, warf er in die Runde. Seine Freunde zuckten nur mit den Schultern und verschränkten die Arme. Die 'Neue' der Gruppe sah sich die Jugendlichen an. Mit schief gelegten Kopf schaute sie fragend in die Runde. Die Jungs überlegten fieberhaft. Das bisher einzige Mädchen nahm alles mit teilnahmsloser Langeweile hin. Interessierte sich nur für ihre Nägel.

Ein abgrundtiefer Seufzer entkam dem Blondschopf der Gruppe und ließ die Schultern fallen. „Ach, kommt schon Leute. Keine Ideen? Gar nichts?“, und richtete seinen Blick auf seine Freunde. Die nur den Kopf schüttelten oder mit den Schultern zuckten. „Dann also wie immer.“, und grinste in die Runde. Nickend wurde das angenommen. Rei runzelte die Stirn, wusste sie doch nicht, wovon Shawn da sprach.

Hände klatschend erhob Shawn seine Stimme: „Dann auf. Auf!“, die Jungs erhoben sich auf ihre Füße und warteten auf das Kommende. Auch Rose stellte sich auf ihre Füße. „So wer will, was?“, sofort hoben sich die Hände von Llyod und Flip, die wie aus einem Mund 'Weißhemden' von sich gaben. Ian schnaubte nur kurz und Rose verschränkte die Arme. Der Blonde gab ein Seufzen von sich: „Also wie immer.“, meinte er ergeben.

Ein leichtes Zupfen ließ Ian zur Seite schauen und Rei stand neben ihn. Fragend hob er die Braue und beugte sich leicht nach unter, war die Weißblonde kleiner als er. „Was heißt 'wie immer'.“, wollte sie wissen. „Das heißt, wir teilen uns in zwei Gruppe. In Marine und Piraten.“, erklärte der Rotschopf mit tiefer Stimme. Und so kam es auch. Die Jugendliche jagten als 'Marine' und 'Piraten' durch die Stadt, wobei Ian und Rei die Piraten 'spielten'.



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