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Hi no Tori

Vogel des Feuers
von

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Special #01: Das Leben auf der Moby Dick


 

Hi no Tori – Vogel des Feuers

Special # 01: Das Leben auf der Moby Dick
 

Staunend und ängstlich stand Rei hinter ihrem Bruder und besah sich die Männer auf dem Deck. Viele Augen waren auf sie und Marco gerichtet. Mit ihren restlichen Habseligkeiten, die sie aus den Trümmern ihres Zuhauses geholt hatten, standen sie dort am Deck. Jedenfalls das, was noch übrig geblieben war. Hatten die Banditen doch so gut wie alles zerstört.

Lächelnd kamen Dan und Ross auf die Kinder zu. „Na, kommt! Ich zeige euch, wo ihr schlafen könnt.“, meinte der erste Kommandant. Marco nickte nur und folgte dem Größeren. Zögernd ging auch Rei den beiden hinterher. Doch die kleine Truppe kam nicht weit.

Eine vollbusige Blondine in einem knappen Schwesterntracht kam auf sie zu. Die blonde Frau blieb vor ihnen stehen und schaute auf die Kinder, besonders auf das Mädchen. „Die Kleine kommt mit mir.“, forderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Dan hob eine Braue. Dann huschte sein Blick zu dem kleinen Mädchen. Ängstlich schmiegte sie sich an den Blondschopf. Waren ihr diese fremden Leute nicht ganz geheuer.

Ohne eine Antwort von Dan hockte sich die Krankenschwester zu den Kindern. Ihre hellblauen Augen lagen auf Rei. „Hi.“, und winkte dem schüchternen Mädchen zu: „Ich bin Kelly. Kommst du mit mir?“, und hielt ihr die Hand hin. Marco trat ein wenig beiseite, damit Rei selbst entscheiden konnte. Blieb aber die ganze Zeit wachsam.

Rei's Blick huschte von der Hand, die ihr entgegen gestreckt wurde, zu Marco, weiter zu Dan, und dann wieder zurück zu der Blondine vor ihr. Durch ein aufmunterndes Lächeln seitens ihres Bruders legte die kleine Hellhaarige ihrer Hand zaghaft in die der Krankenschwester. Mit einem sanften Lächeln erhob sich die Krankenschwester und schloss ihre Hand um die des kleinen Mädchen.

Dan schüttelte nur den Kopf und Ross grinste vor vorgehaltener Hand. Krankenschwestern waren hier eine Nummer für sich, besonders die blonde Oberschwester: Kelly. Doch war sie eine gute Seele und kümmerte sich um ihre Kameraden sehr sorgfältig. Die Männer – und angehenden – sahen die beiden weiblichen Wesen hinterher. Der Vize wandte sich wieder an seinen Schützling. Hatte er doch bei Pops halb darum gebettelt, den Kleinen unter seine Fittiche zu nehmen. War es doch nicht üblich. Normalerweise wurden die Neuen eine zeit lang divisionslos gehalten, bis sie ihre Probezeit hinter sich gebracht hatten und dann einer Divisionen zugeteilt wurde. Doch Dan hatte Pläne mit den blonden Jugendliche. Große Pläne.

Zusammen mit Marco lief Dan weiter unter Deck und zeigte den neuestens Crewmitglied – und eines der jüngsten – sein neues Reich. Er würde sich sein Zimmer mit zwei weiteren jungen Männern – noch nicht ganz erwachsen – teilen. Der dritte Kommandant verabschiedete sich an einer Abzweigung und ging seines Weges, während Marco immer noch Dan folgte. Verwirrend besah sich der Blonde die Gänge an und hob die Braue. Na, hier würde er sich garantiert verlaufen – in den ersten Tage, wohl bemerkt. Obwohl er doch einen guten Orientierungssinn besaß.

An einer normalen Holztür blieb der Kommandant der ersten Division stehen und klopfte kurz an. Dann öffnete er die Tür und ein recht großer Raum zeigte sich. Drei Schreibtische standen an der Wand, der Tür gegenüber, wobei zwei davon mit Papieren übersät waren. Rechts von der Tür hingen zwei Hängematten und links stand ein großes Bett, sowie drei identische große Kleiderschränke. Hier und dort hingen noch Regale an der Wand und standen Kisten an dieser.

Zwei Personen waren im Raum. Ein halber Riese mit schwarzen Haar saß auf dem Bett und schaute von seinem Buch aus. Ein zweiter Schwarzhaariger junger Mann saß an einen der Schreibtische und wandte sich zur Tür. Er war recht schmächtig und hatte feminine Züge. „Jozu, Izou – hier ist euer neuer Zimmerbewohner – Marco. Helft ihm hier ein bisschen.“, stellte Dan Marco und die die zwei Piraten vor und schob den blonden Jugendlichen in das Zimmer.

Danach verabschiedete sich der Vize und ließ die drei Männer allein. Izou erhob sich lächelnd und kam auf den Blondschopf zu. „Hi, ich bin Izou und gehöre der 16. Division an. Der Muffel da hinten“, und zeigte auf dem großen Mann auf dem Bett: „ist Jozu. Er ist Mitglied der dritten Division.“ Ein Schnauben kam von ihm. Izou lachte kurz auf, da er die gehobene Braue seitens Marco sah, der auf Jozu schaute. „Keine Sorge. Er guckt immer so.“

Der Blonde nickte nur: „Bin Marco, yoi.“, gab er nochmals von sich. „Du bist wohl nicht der gesprächigste, was?“, meinte der 16. und kicherte leicht. „Du kannst die hintere Hängematte besetzen. Der mittlere Kleiderschrank ist deiner und diese Kiste und das Regal ebenfalls.“, dabei zeigte er auf die genannten Dinge neben der zugewiesenen Hängematte. Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen des Phönix und er ging auf den Schrank zu. Seine Sachen bzw. seine Tasche warf er unausgepackt in den Schrank.

„Komm, ich zeig dir noch den Rest.“, und winkte Marco zu sich. Der Blonde folgte Izou schweigend nach draußen auf den Gang und Izou erklärte den neuesten Mitglied das System der Moby Dick. Normalerweise war es so, dass die Divisionen ihren eigenen Flur bzw. Gang besaßen und dort die gesamte Division lebte. Jeder Gang besaß ein gemeinsames Bad, sowie eine Gemeinschaftsdusche. Jede Division stand unter der Leitung eines Kommandanten. Die Whitebeard – Piraten bestanden aus 16 Divisionen, wobei momentan nur die Hälfte auf dem Mutterschiff waren.

„Und warum bist Jozu und du in einem Zimmer, yoi?“, fragte der Blondschopf nach. Ein Grinsen kam von den Schwarzhaarigen, hatte sein neuer Kamerad doch gut aufgepasst. „Das kommt daher, dass wir zu erst seit kurzem den Divisionen zu geteilt wurden. Außerdem hatte Jozu und ich selbst beschlossen, erst mal in diesem Zimmer zu bleiben, da die Zimmeraufteilung in den Divisionen noch recht durcheinander ist. Die Zimmer werden gerade renoviert.“, erklärte Izou. Nickend sah sich Marco um und versuchte sich die Wege auf der Moby zu merken. „Nach einer Woche kennst du dich in der Moby aus.“, mutmaßte der Schwarzhaarige und schlug dem blonden Jugendlichen auf die Schulter, was diesem einen bösen Blick von Marco einbrachte. War er doch darauf vorbereitet und stolperte vorwärts, konnte aber das Gleichgewicht halten. 'Na, das konnte ja was werden.', dachte sich der Blonde.
 

Verschüchtert ließ sich rei hinter der Krankenschwester her ziehen. Die große Blonde hatten einen festen Schritt und durchmaß das Deck mit diesen. Ein paar Pfiffe folgten ihr, was die Oberschwester nur mit einen bösen Blick kommentierte. Als sie an einer Tür ankamen, huschten noch mehr Krankenschwestern auf sie zu und in ihren Augen blitzte Neugierde.

„Wen hast du uns da mit gebracht, Kelly – san?“, fragte ein rosahaariges Mädchen und beugte sich leicht zu Rei. Diese rückte näher zu Kelly und sah ängstlich zu den Krankenschwestern auf, die um sie herum standen. Neben der Rosahaarigen standen noch ein Rotschopf und eine Grünhaarige. „Das ist Rei.“, stellte die Oberschwester das Mädchen vor. Ein dreifaches Lächeln kam der Hellhaarigen entgegen und die grünhaarige Frau kniete sich zu dem Mädchen hinunter. „Du brauchst keine Angst haben. Wir tuen dir nichts. Versprochen.“, und hob die Hand auf ihr Herz – zum Zeichen des Versprechens. Rei nickte zaghaft. Die Grünhaarige vor sich sprach weiter: „Ich bin Olette, aber alle nennen mich Lettie. Der Rotschopf ist Missy und die quirlige Rosahaarigen ist Sakura.“, stellte Lettie sie vor und zeigte jeweils auf die Personen. Ein leichtes Lächeln seitens Rei bekamen sie als Begrüßung.

„Na komm, Rei – chan. Ich zeig dir, wo du schlafen wirst.“, meinte Kelly und betrat dabei die Moby Dick durch die Tür. Kurz war Rei orientierungslos, da sie sich erst an das dunkle Licht gewöhnen musste. Mit sicheren Schritten ging Kelly durch die Gänge. Hier und dort kamen ihnen Piraten entgegen, die die Oberschwester freundlich grüßten. In einem Gang, der sehr nach Desinfektionsmittel roch, blieben die beiden vor einer Tür stehen, die Kelly kurz darauf öffnete und in einem weiteren Gang eintrat. Hier verfolg der beißende Geruch sofort, eher roch es hier blumig frisch. Es war nur ein kurzer Gang, der auf beiden Seiten mehrere Türen aufweisen konnte.

Die ersten beiden Türen rechts und links von dem Eingang ignorierte Kelly und öffnete die dritte Tür links. Ein geräumiges Zimmer kam zum Vorschein. Zwei Betten standen jeweils rechts und links an der Wand. Über diesen hing ein kleines Regal, wobei auf dem rechte Bücher standen. Am Fuße der Betten standen jeweils eine Truhe und an der Wand ein Kleiderschrank. Der Tür direkt gegenüber standen zwei Schreibtisch. Auch hier war der rechte belegt. Neben diesen hing an der Wand eine Pinnwand, an der verschiedenen Zettel angepinnt wurden.

Rei sah sich neugierig um. „Du wirst das Zimmer mit mir teilen, da die restlichen alle belegt sind.“, erklärte Kelly und besah sich das kleine Mädchen, dass sich interessiert umsah. Mit verschränkten Armen lehnte die Blondine an der geschlossenen Tür. Seit sie erfahren hatte, dass Whitebeard Rei aufgenommen hatte, freute sie sich auf die Kleine. Sie hatte sie sofort die Verantwortung für das Mädchen beansprucht, egal, was die Kommandanten als Gegenargument gebracht hatten. Doch bevor es zu einem heftigen Streit zwischen Ross, Shiro (und dem Doc) und sie ausarten konnte, hatte der Käpt'n ein Machtwort gesprochen und somit einen Kompromiss zwischen den Parteien vorgeschlagen. Somit hatte Kelly die Verantwortung für das Mädchen – so wie der Doc, bei dem sie in die Lehre gehen sollte bzw. Kelly sollte ihr das Krankenschwester – Handwerk lehren. Oder anders gesagt Rei sollte ihre medizinischen Fähigkeiten verbessern bzw. verfeinern sollte. Nach der Eingewöhnungsphase sollte dann Ross, der Kommandant der dritten Division, die Verantwortung übertragen würde und Rei somit die Piraterie näher bringen. Hieß, Rei sollte das Kämpfen lernen und noch so einiges mehr. Schließlich war sie handwerklich sehr begabt.

„Und gefällt's dir?“, fragte die Oberschwester nach. Die Angesprochene drehte sich zu Kelly um und nickte lächelnd. „Das freut mich.“, und stieß sich von der Tür ab. „Dann sollten wir es dir hier mal gemütlich machen , was?“, und ging damit auf ihren Schrank zu. Daraus kramte sie Bettzeug heraus und warf es auf ihr Bett und ging dann auf ihre Truhe zu. Ein Kissen und eine Bettdecke holte sie heraus. Mit diesen ging sie auf das noch ungenutzte Bett zu. Ein kurzes 'Huch.' entkam ihr, als die Oberschwester sich umdrehte und fast in Rei hinein gelaufen wäre. In den Händen des kleinen Mädchen lag das Bettzeug. Ein Lächeln bildete sich auf Kelly's Lippen. „Danke, Kleines.“, und nahm ihr dieses ab. Schnell bezog die Blondine das Bett und drapierte es.

„Schnell noch die Tasche ausgepackt, dann zeig ich dir ein wenig die Moby, okay?“, und bekam ein Lächeln als Antwort. Rei nahm sich ihre Tasche, kramte ein paar Bücher heraus, die sie auf die Truhe legte, und dann zum Schrank ging. Schnell waren ihre Sachen verstaut, was nur ein Schnalzen mit der Zunge von Kelly zur Folge hatte. „Na, das müssen wir aber auf der nächsten Insel ändern.“, meinte Kelly nur beiläufig. „Warum?“, fragte Rei und schaute zwischen Kelly und den Kleiderschrank hin und her. „Weil das für ein Mädchen oder jungen Frau viel zu wenig ist.“, kam die Erklärung. Mit einem Handwink folgte Rei der Krankenschwester. „Aber ich hab doch alles, was ich brauche.“, wider sprach die Kleinere. Weibliches Gelächter kam als Antwort und Kelly stieß eine Tür auf.

Mehrere Augenpaare lagen auf die beiden weiblichen Wesen. „Was ist so lustig, Chefin?“, wollte eine weitere Blondine wissen. „Hey, Mädels. Das hier ist Rei.“, und schob das Mädchen in den Raum. „Sie wird ab sofort und bei der Arbeit helfen. Und zu deiner Frage Kay: Unser Schützling hier besitzt maximal drei Hosen und fünf Oberteile und meint, dass ist alles, was sie braucht.“ Entsetzte Blicke lagen auf der hellhaarigen Kleinen.

„Ihr wisst schon, was das heißt, oder?“, kam es von einer Braunhaarigen mit eisblauen Augen. Ein paar Minuten war es totenstill, bis alle Anwesenden lachend und kichernd aufsprangen. Jubelnd sahen sich die Frauen an. Ein synchrones 'Shoppen!' erklang im Raum.

Verschreckt versteckte sich Rei hinter Kelly, die ein breites Grinsen im Gesicht hatte. Ihre Mädels – trotz zwischenzeitliche Zickenkrieg – waren eine gute Truppe und gute Freundinnen. Schnell würde Rei hier integriert werden und auch gegenüber den Jungs einen gewissen Schutz erfahren. Auch wenn sie als Krankenschwester bei den Whitebeard – Piraten akzeptiert wurden und auch mit Respekt behandelt wurden, gab es hier und dort Ausnahmen – unerwünschte Ausnahmen. Doch unter den 15 Schwestern war die Kleine sicher.
 

***
 

„Kelly- san. Hier sind die Unterlagen, die du haben wolltest.“, sagte Rei und überreichte die Akte an der Oberschwester. Gedanken verloren nahm diese die Mann entgegen. „Danke, Kleines.“, und wandte sich wieder ihren Schreibtisch zu. Rei verabschiedete sich von der Krankenschwester, die dies winkend abnahm, und verschwand aus ihrem Zimmer.

Seit sechs Monaten waren sie und Marco Mitglieder der Whitebeard – Piraten. Hatten sich in dieser Gemeinschaft eingelebt. Die Krankenschwestern hatten ihre 'Drohung' wahr gemacht und waren mit ihrer ersten gemeinsamen Insel einkaufen gewesen. Schockiert hatte Rei bei der Auswahl und der Verschwendung an Kleider bzw. Geld zu gesehen. Die Frauen dagegen hatten ihren Spaß an ihrer kleinen 'Anziehpuppe'. War es doch eine Abwechslung für die Krankenschwestern gewesen.

Immer noch schüttelte Rei den Kopf über diese Shoppingtouren, war es doch nicht die nicht die Letzte gewesen. Gezielt lief Rei durch die Gänge der Moby. War sie doch verabredet. Ab und zu kamen ihr Nakama entgegen, die sie freundlich grüßte. Immer weiter drang sie in die Moby vor – Immer weiter nach unten. Von weiten hörte sie schon das Hämmern auf Holz. Mit einem Grinsen stieß sie die Tür auf und nahm den Geruch von Holz war. Das hier war ihr persönlicher Himmel.

Drei Männer standen an drei verschiedenen Arbeitsbänke und bearbeiteten Holz. Überall lagen Holzbalken und Bretter umher. Auch ganze Baumstammstücke lagen in einer Ecke. Mit einem fröhlichen 'Hi.' begrüßte Rei die Zimmermänner, die den Gruß erwiderten. Suchend sah sich das nun 13 – jährige Mädchen um und durchschritt die schiffseigene Werkstatt.

Sich umblickend lief das Mädchen herum und fand den Gesuchten. Er stand mit dem Rücken zu ihr und wühlte sich durch einen Stapel Zettel. Seine braunen Haare, die jetzt schon mit grauen Strähnen durch zogen war, standen total wirr vom Kopf ab. Mit einem Lächeln stellte sich Rei neben den größeren Mann und tippten ihm auf den Oberarm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Knurrend fuhr der Braunhaarige um und hatte schon eine barsche Abfuhr auf den Lippen. Als er das Mädchen neben sich erkannte, verstummte dieser. Sofort bildete sich ein fröhliches Grinsen in seinem Gesicht und seine schlechte Laune war plötzlich verschwunden. „Rei – chan! Auf dich habe ich gewartet.“, lachte er und legte ihm einen Arm auf die Schultern. Dann bugsierte er sie neben sich, so dass die Kleinere Sicht auf die Werkbank hatte.

Neugierig sah sie auf die Zettelwirtschaft und dann zu dem Größeren. „Was ist das, Leon – san?“, fragte sie den Zimmermann. Der Angesprochene lachte nur kurz auf und erklärte ihr dann ihre heutige Aufgabe, bei der sich Leon Unterstützung von dem kleinen Mädchen erhoffte.

Leon war der Chef – Zimmermann der Moby Dick und Mitglied der dritten Division. Intern war er sogar – irgendwie – der Vize vom Ross, seinen Kommandanten, da er ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Doch das Angebot auf den Kommandantenposten hatte der Zimmermann abgelehnt. Das war nicht seine Schiene. Lieber vergrub er sich in seiner 'Höhle' alias die Werkstatt und bastelte bzw. arbeitete mit Holz. Das war einfach seine Welt. Nicht die Bürokratie und Organisation einer Division. „Wollen wir dann?“, fragte Leon und bekam ein heftiges Nicken. Das Glitzern in Rei's Augen sagte alles.

Lachend wandte er sich mit dem Mädchen den Zetteln zu. Rei mochte den alten Brummbären. War er doch neben den Krankenschwester, den Kommandanten und Marco ihr Vertrauter. Hielt sie ihm als einen Lieblingsonkel. Beide hatten dieselbe Aufwartung dem Holz gegenüber. Beide mochten die Arbeit mit Holz.
 

Hart knallte Marco an die Holzwand und rutschte an dieser hinunter. Mit zornig blitzenden Augen sah der Blondschopf auf seinen Gegner, der zufrieden und mit den Händen in den Taschen mittig im Raum stand. Dan wippte auf seinen Füßen vor und zurück und lächelte zu seinem Schützling. „Was denn? Schon genug?“, fragte er Marco.

Dieser erhob sich, stolperte kurz, bis er sein Gleichgewicht wieder fand. Hier und dort spürte der blonde Junge ein Kribbeln, was ihm zeigte, dass der Phönix bzw. seine Selbstheilungskräfte aktiv waren. Seit Stunden waren er und sein Kommandant im Trainingsraum der ersten Division. In dieser Zeit wurde der Jugendliche von seinem Vorgesetzten ordentlich durch gerüttelt. Marco überdachte seine Strategie. Mit überlegten Schritten lief er auf den Vizen zu und griff ihn daraufhin an.

Dan sah auf seinen Nakama. Seit den ersten Tag, besser gesagt nach der ersten Woche, hatte der Vize den Jungen unter seine Fittiche genommen. Lehrte ihm die Navigation, die Organisation. Taktisches und strategisches Denken. Und den Kampf.

Durch seine Kindheit – das Leben auf der Straße und das Leben bzw. Überleben im Wald – hatte sich Marco schon einen eigenen Stil angeeignet. Auch durch seine Teufelskraft, die Kyptic – Frucht, Typ Phönix – war sein Kampfstil sehr eigen. Obwohl der Kleine keine Ahnung hatte, was eine Teufelskraft war, hatte er instinktiv diese richtig gehandelt und war vor allem vorsichtig. Auch hatte er sie sehr gut unter Kontrolle. Dabei sagte man, dass seltene, wie die Kryptic – Teufelsfrüchte, sehr schwer zu bändigen war.

Der braunhaarige Pirat wehrte den Faustschlag des Jungen ab und hob die Braue. Denn der Kleine vor ihm grinste leicht. Ein blaues Leuchten erschien und der Blondschopf hatte plötzlich statt Hände Flügel. Marco stieß sich ab und holte mit dem Fuß aus. Mit den Flügeln hielt er sich in der Luft da Gleichgewicht und nahm somit noch ein bisschen Schwung. Durch die überraschende Aktion traf er Dan relativ stark – der Vize konnte aber noch blocken -, so dass er ein Stück nach hinten geschoben wurde.

Der Ältere hielt dagegen, umfasste den Knöchel des Jungen und warf Marco wieder von sich. Noch im Flug drehte sich der Phönix um die eigene Achse. Er stieß sich von der Wand ab, an der er geknallt wäre, und kam mit hoher Geschwindigkeit auf den Vizen zu. Dan reagierte sofort und wehrte den kommenden Schlag ab. Mit ein, zwei Handgriffen pinnte Dan den Jungen auf dem Boden.

Damit war der Trainingskampf vorbei. Der Vize grinste. Erhob sich dann und war zufrieden mit den blonden Jungen. Von Einheit zu Einheit wurde er besser. „Gut gemacht.“, meinte Dan und reichte Marco die Hand. Mürrisch sah dieser auf die angebotene Hand und schlug dann schnaubend ein. Mit einem Ruck stand der Blonde auf seinen eigenen Füßen. „Du wirst von Mal von Mal besser und denkst sorgfältig über deine Schritte nach. Mit deiner Aktion hast du mich echt überrascht.“, lobte der Vize und legte dem Jugendlichen anerkennend eine Hand auf seine Schulter. Ein Grinsen schlich sich auf dem Gesicht des Älteren: „Aus dir wird mal ein ganz größer.“

Peinlich berührt, aber auch stolz, verschränkte Marco die Arme und schaute weg – gab sich ablehnend. Innerlich jedoch freute er sich über das Kompliment. Ein Lachen ließ ihn wieder zu dem Vizen blicken. „Na, komm. Gehen wir 'was essen.“, meinte der Braunhaarige und wandte sich zur Tür Grummelnd folgte der 15 – jährige seinem Kommandanten, hatte er doch auch Hunger. Doch vorher machte er noch einen Abstecher in sein Zimmer, wollte er sich doch umziehen. Noch immer teilte er sich das Zimmer mit Izou und Jozu. Diese hatten – wie auch die Krankenschwestern bei Rei – einen 'Einkaufsbummel' mit den Blondschopf gemacht. Es war aber nicht so ausgeartet, wie bei den Frauen.

Zwischen den Männern hatte sich nach kurzer Zeit eine Freundschaft entwickelt. Auch Rei gehörte zu diese Gruppe, obwohl sie meistens bei den Krankenschwestern blieb. Doch auf den an gefahrenen Inseln verbrachte die kleine Hellhaarige ihre Zeit bei Marco und den anderen, die sich die Inseln ansehen wollten – nachdem sie alle ihre Aufgaben erledigt hatten, wohl bemerkt. Zusammen hatten die schon eingeschworende Viere – Gruppe immer ihren Spaß und die angehenden Männer – Jozu war 19 und Izou 17, einschließlich Marco – passten mit Argusaugen auf ihre kleine Schwester auf. So fiel von Marco eine kleine Last von den Schultern, war seine Rei doch nun sicher, da nicht nur er ein Augen auf sie hatte, sondern auch seine Brüder.

Rei war der Hit bei den Whitebeard – Piraten. War sie doch die erste Schwester, die sie bekommen hatten. Auch der Käpt'n hatte die Kleine von der ersten Minute ins Herz geschlossen und war zufrieden mit ihrer Entwicklung. Hatte sie doch ihre Ängstlichkeit und Schüchternheit abgelegt, jedenfalls in den meisten Situationen. Auch Marco wurde freudig in die Mannschaft eingegliedert. Dafür sorgte sein Vize schon. Außerdem war der Phönix durch seine Teufelsfrucht sehr gefragt, obwohl Marco kaum auf die Anspielungen einher ging, wenn er wieder seine Streifflüge machte. Whitebeard war glücklich über diesen Zustand. Behandelte sich seine Kinder doch wie in einer richtigen Familie. Man neckte sich. Man stritt sich. Man vertrug sich. Wie eine Familie eben. Und der Weißbärtige wollte eine große Familie haben.

Der Sternen besetzte Nachthimmel zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Keine Wolke versperrte die Sicht. Mit einem Grinsen sah der große Mann auf seine Kinder, die in Gruppen auf dem Deck saßen. Es war keine Feier im Gange, eher ein fröhliches Beisammensein. Hier und dort wurde auch Alkohol getrunken, doch blieb es im Rahmen. Stimmengewirr und Gelächter drangen an sein Ohr und Whitebeard lehnte sich gemütlich in seinen Platz weiter zurück. Wie immer mit seinem Sake in der Hand.

Diesmal hatte seine Oberschwester nicht einmal widersprochen. Sondern einfach mit einem Seufzen hin genommen. Das war eine Seltenheit. Eine kleine Bewegung auf seiner Lehne ließ den Käpt'n aufmerksam werden. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er seine kleine Tochter auf der Lehne klettern sah.

Rei schaute auf, als sie ihr Ziel erreicht hatte. „Hi, Pops.“, gab sie von sich, winkte ihm kurz zu und setzte sich dann so, dass sie das ganze Deck überblicken konnte. Das hier war einer ihrer Lieblingsplätze. Eine bassartige Vibration ließ das Mädchen über ihre Schulter blicken und erkannte das unterdrückte Lachen ihres Käpt'ns. Verwirrt drehte sie sich um. Im Schneidersitz schaute sie nun zu dem großen Mann auf und hatte fragend den Kopf schief gelegt.

„Warum lachst du?“, fragte Rei nach Whitebeard grinste nur weiter und nahm einen Schluck von seinem Sake. „Nur so, meine Kleine.“, antwortete er auf ihre Frage und bekam einen weiteren verwirrten Blick. Der Weißbärtige fuhr dem Mädchen mit der freien Hand über den Haarschopf.

Ein paar der Whitebeards besahen sich die Szene und lächelten darüber. Konnten sie sich doch noch an Rei's Anfangszeit erinnern. Immer total verschüchtert und versteckte sich hinter den Leuten, die sie kannte, wie Marco oder Dan und Shiro, Oder verblieb ganz bei den Schwestern. Doch nun saß sie oft bei dem Käpt'n und fragte ihn meistens Löcher in den Bauch – über seine Abenteuer und bisherige Reise.

Ein dumpfer Knall ließ der Blick der Meisten zur Tür wandern, die ins Innere führten. Im Türrahmen stand Dan, ein sperriges Brett unter dem Arm und einen kleinen Beutelchen in der Hand. Hinter ihm trottete der Blondschopf her mit den Händen in den Taschen und einem mürrischen Gesichtsausdruck. Die beiden Ersten setzten sich auf die Treppe neben den Sitz von Whitebeard und der Vize baute das Spiel auf, dass er mitgebracht hatte. Marco setzte sich ihm gegenüber.

Neugierig geworden, erhob sich Rei und schaute auf die Zwei. Legte den Kopf leicht schief, als der Vize die Spielfiguren auf das gemusterte Brett stellte. Dass sie den Käpt'n fragen wollte, warum er gelacht hatte, war vergessen. Viel mehr interessierte es sie, was die beiden da machten. Dan, der die Blicke spürte, drehte sich leicht um und lächelte zu dem hellhaarigen Mädchen hoch. „Was macht ihr da?“, kam auch prompt die Frage. „Komm 'runter, dann zeig ich's dir.“, und grinste leicht, über die wissbegierigen Augen der kleinen Schwester.

Rei nahm ihm beim Wort und kletterte flink hinunter, bis sie neben den Braunhaarigen stand. Dieser zog sie kurzer Hand auf seinen Schoß, so dass sie bequem saß und er auf das Spielbrett schauen konnte. Marco nahm seine Spielfiguren entgegen und stellte sie dann auf. „Das Spiel nennt sich Schach.“, meinte der Vize und darauf hin erklärte er dem Mädchen die Figuren und damit das Spiel. Mit gerunzelter Stirn schaute Rei auf das Spielbrett und versuchte die Züge zu verstehen, denn Marco und Dan schoben die Figuren hin und her. Mal nahm Marco eine Figur weg. Mal Dan. Aber ganz verstand das Mädchen das Spiel nicht.

Je älter der Abend wurde, desto müder wurde Rei. In den Armen von Dan war es so gemütlich und warm, so dass sie so langsam eindöste. Dem Vizen störte dies nicht, da er Rei einfach lieb gewonnen hatte – sah er sie doch fast als seine Tochter an. Lächelnd sah er auf das schlummernde Mädchen in seinen Armen. Kurz war er drauf und dran ihr einen kleinen Kuss auf den Haarschopf zu geben.

Auch auf Marcos Lippen legte sich ein kleines Lächeln. Wusste er doch über die Gefühle von Rei Bescheid. Sie fühlte sich wohl bei dem Vizen – schon von Anfang an. Sonst wäre sie nicht in seinen Armen eingeschlafen. Auch wenn Marco und Rei in letzter Zeit miteinander verbracht hatten, erzählte sie ihm trotzdem noch alles, was sie bedrückte, fröhlich machte oder sonst etwas, was ihr gerade durch den Kopf schoss. War er doch immer noch ihr engster Vertrauter.

„Machen wir Schluss für heute.“, seufzte Dan, als er sah, dass er schon wieder verloren hatte. „Du hast gewonnen. Schon wieder.“, meinte der Vize und ließ gespielt leicht den Kopf hängen. Dann grinste er leicht und sah zu seinem Mitglied. Nicht nur im Training unterrichtete Dan ihn, sondern auch im strategischen Denken – eben durch das Schachspiel. Es war schon irgendwie zu einem Ritual geworden. Saßen sie doch jeden Abend beim Spiel zusammen – zuerst nur in der Kombüse oder der Bibliothek, aber heute zum ersten Mal am Deck.

Ein kleines Grinsen bildete sich auf Marcos Gesicht. Spürte er einen gewissen Stolz in sich aufsteigen. Schnell packten sie das Spiel zusammen und Marco erhob sich streckend. Ein Gähnen konnte er gerade noch so unterdrücken. Auch Dan erhob sich und nahm dabei das kleine Mädchen auf den Arm, da sie sich immer noch schlafend an ihn schmiegte. Leicht grummelte das schlafende Mädchen und kuschelte sich näher an die Brust von Dan und gab einen kleinen Seufzer von sich. Ein sanfter Blick legte sich auf das kleine Mädchen und der Vize strich ihr kurz über den hellen Haarschopf.

Der Blonde nahm das Spiel auf und die beiden Ersten begaben sich unter Deck. Marco verabschiedete sich von seinem Kommandanten und lief in sein Zimmer. Das Spiel nahm er mit. Der Braunhaarige schlug einen Bogen in der Moby Dick, um noch seine kleine Last bei der Oberschwester ab zu setzen. Im Gang der Krankenschwestern blieb er an einer Tür stehen und klopfte an. Die Tür wurde geöffnet und Kelly stand mit zerzausten Haaren vor ihm. Bevor er einen lautstarken Protest von sich geben konnte, schob sich Dan mit einem Lächeln an der Blondine vorbei. Dann trat er auf das Bett zu und legte die schlafende Rei in dieses. Sofort schmiegte diese sich in das Kissen. Der Vize erhob sich wieder und schaute in das mürrische Gesicht der Oberschwester, die mit verschränkten Armen da stand. „Gute Nacht.“, wünschte er ihr grinsend und verschwand. Kelly schüttelte nur den Kopf, schloss die Tür und kümmerte sich um ihren Schützling.
 

***
 

Die Sonne ging gerade unter und zauberte ein Farbspektakel an den abendlichen Himmel. Gemütlich saß Rei auf der Galionsfigur und sah auf den Horizont. Wie jeden Abend nach ihrer Schicht bzw. Arbeit saß sie dort und klang somit den Tag aus. Unbewusst spielte sie mit ihrer Kette und drehte sie zwischen den Fingern.

Ein leises blaues Leuchten konnte sie am Himmel erkennen. Ein leichtes Lächeln erschien auf Rei's Lippen und beobachtete den blauen Phönix, wie er immer näher kam. Seine blauen Flammen züngelten um seinen Körper und gaben ihm etwas geheimnisvolles.

Neben den hellhaarige Mädchen landete der blaue Feuervogel und verwandelte sich zurück in den blonden Jugendlichen. Leicht kitzelten sie die Flammen, als Marco wieder ein Mensch wurde, und darauf hin kicherte sie. Mit einem 'Plums' ließ sich der Blondschopf neben seiner Freundin nieder und legte den Kopf in den Nacken. Diese Flüge gaben ihn immer etwas beruhigendes und entspannendes, besonders nach einem anstregenden Tag, wie heute.

Das leise Kichern ließ ihn nur die Braue heben und seine blauen Augen fixierten das Mädchen neben ihn. Gab dabei aber seine entspannte Haltung nicht auf. „Was gibt’s da zu lachen, yoi?“, kam es ruhig von den Blonden. „Dein Feuer kitzelt.“, kam auch prompt die Antwort. Schnaubend nahm er das zur Kenntnis und schüttelte nur den Kopf.

Rei sah auf ihren 'Bruder' und bemerkte ein leichtes Kribbeln im Bauch. Dies passierte ihr immer öfters, konnte es sich aber nicht erklären. Sie müsste einmal mit Kelly darüber sprechen. Vielleicht wurde sie ja krank. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare und schüttelte sie dann aus. Waren sie doch gewachsen und reichten ihr fast bis zum Po. Sie sollte sie sich vielleicht kürzen lassen. Mit flinken Fingern flechtete sich die Haare.

Marco sah aus dem Augenwinkel zu seiner Freundin. Der 16 – jährige konnte seine Gefühle ihr gegenüber kaum noch verstecken. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seinen Wangen und er wandte sich dem rotglühenden Abendsonne entgegen. Ein leichtes Gewicht lehnte kurzer Hand an seiner Schulter und etwas kitzelte leicht seine Wange. Der Erste legte einen Arm um die Schulter der Kleineren und zog sie an seiner Seite.

Gemütlich lehnte sich Rei an den Größeren. Genoss die Nähe ihres Bruders. Lang war es her, dass sie so die Zweisamkeit genießen konnten. Hatten sie doch in ihren Divisionen zu tun. Dan hatte immer wieder Aufgaben für Marco und Rei rotierte zwischen der dritten Division und dem Krankenzimmer hin und her, ob nun bei den Krankenschwestern oder bei dem Doc bzw. Shiro. Doch zwischenzeitlich nahmen sich die beiden aber die Zeit, um so beisammen zu sitzen. Ob nun im Gespräch oder schweigend. Beide sehnte sich nach diesen abgezwackten Stunden.

„Hey.“, wurden die beiden angesprochen und beiden sahen überrascht über ihre Schultern. Dort standen Jozu und Izou breit grinsend. Marcos Braue wanderte nach oben. „Ja?“, kam es von Rei und sah zu den beiden Freunden. „Können wir uns dazu setzten?“, fragte der 16. und hob die Hände, in denen sich zwei Krüge befanden. „Wir haben auch eine Bestechung für euch.“, und grinste die beiden an.

Langsam lösten sich der Blonde und das Mädchen von einander und nahmen jeweils einen Krug entgegen – Marco von dem Dritten und Rei von den Kleineren von beiden. Lächelnd bedankte sie sich und nippte daran. Zu viert saßen sie nun da und fingen eine Unterhaltung an, die sich später zu einer wilden Diskussion entwickelte. Diese blieb aber weiterhin freundlich, auch wenn lautstark argumentiert wurde.
 

„Kelly?“, fragte Rei und faltete gerade das Bettzeug zusammen. Die Angesprochene hob fragend den Kopf. Hatte sie doch den unterschwelligen Ton heraus gehört. „Was gibt es denn, meine Kleine?“, wollte die Krankenschwester wissen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Rei's Wangen. „Naja, weißt du, ich...“, und schluckte kurz. Es war ihr unangenehm. Aber sie wusste nicht, mit wem sie sonst darüber reden sollte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Kelly's Lippen.

Sie setzte sich auf das Bett, dass sie gerade bezogen hatte, und klopfte neben sich auf den Platz. Unsicher setzte sich die 14 – jährige hin und zupfte an ihrem Shirt herum. „Es wird schon nicht so schlimm sein.“, munterte Kelly ihren Schützling auf. „Ich weiß nicht.“, nuschelte die Hellhaarige: „Ich habe seit kurzem so ein komisches Gefühl im Bauch. So ein Kribbeln.“, und spielte mit den Fingern. „Du meinst, wie Tausend krabbelnde Ameisen?“, fragte Kelly nach und schmunzelte, als sie das Nicken des Mädchen sah. „Und wann taucht dieses Gefühl auf?“, wollte die Ältere noch wissen. Die Röte nahm daraufhin zu. „Ähm.“, nuschelte sie: „Mal da und mal da.“, wich Rei aus. War es ihr doch nach wie vor peinlich.

„Na komm, Schätzchen. Mir kannst du es doch sagen. Ich bin doch deine Schwester, mh?“, und stupste sie leicht mit der Schulter an. Das Mädchen sah kurz zu Kelly. Dann sah sie wieder an ihren zupfenden Händen. Die Hitze in ihren Wangen nahm ständig zu. „Bei Jungs.“, gab sie leise und ausweichend von sich. „Bei einem besonderen, oder?“, und bekam nur ein zaghaftes Nicken. „Das ist ganz normal, Kleines.“, dabei legte Kelly ihr den Arm um die Schulter und zog sie zu sich: „Dein Körper wird langsam den einer Frau und deine Gefühle werden erst einmal Achterbahn fahren. Aber das hat jeder von uns durch. Diese Gefühle werden entweder verschwinden oder größer werden.“, erklärte die Oberschwester ihrem Schützling.

„Aber er ist doch mein Bruder.“, gab Rei zu bedenken und schaute verzweifelt zu den Älteren. „Er ist doch mein Bruder.“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht an Kelly's Schulter. Diese strich nur beruhigenden über den weißblonden Haarschopf und gab beruhigende Laute von sich. Kannte sie doch auch dieses Gefühl.

So saßen sie eine Weile da, bis das Schluchzen sich zu einem Schluckauf entwickelt hatte. Immer noch strich Kelly ihr über den Rücken und die Haare. „Besser?“, fragte sie und bekam ein leichtes Nicken. „Hab keine Angst vor diesen Gefühlen. Genieße sie. Lerne aus ihnen.“, riet die Krankenschwester.

Ein Klatschen löste die bedrückte Stimmung auf. „Komm! Wir machen hier fertig und dann suchen wir die Anderen. Ein Mädelsabend wäre jetzt genau das Richtige.“, und erhob sich. Rei stand ebenfalls auf und wischte sich über die Tränen nassen Wangen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und nickte neben den Vorschlag. Schnell wurden die letzten Betten im Krankenzimmer bezogen und die restlichen Sachen weg gepackt. Danach liefen die beiden Frauen in den Schwestern – Gang und sammelten die anderen zusammen. Der Vorschlag wurde freudig aufgenommen. Schnell wurden die Aufgaben verteilt und der Abend soweit vorbereitet.

Rei bekam die Aufgabe die Snacks für den Abend zu besorgen, da sie guten Kontakt zu den Köchen hatte und diese ihr kaum etwas abschlagen konnten. Ab und zu schoben sie ihr sogar kleine Naschereien zu. Mit einem Grinsen – und leicht knurrenden Magen – schritt sie den Gang entlang und war mit den Gedanken schon bei dem Abend, so dass sie die sich öffnende Tür nicht bemerkte. Dementsprechend rannte das Mädchen die Person und und beide fielen mit einem Poltern auf den Gang. Ein verhaltenes Fluchen entkam dem Opfer.

Verdutzt schaute Rei in die blauen Augen. Blaue Augen, die sie schon ihr halbes Leben lang kannte. Erstarrt lag sie auf Marco, der nur leicht verärgert zu Rei aufsah. Bevor er allerdings seinen Unmut kund tun konnte, erstarrte er in der Bewegung. Eine leichte Spannung legte sich über die beiden. Sahen sie sich einfach nur in die Augen.

Blau traf blau – violett.

Blau – violett traf blau.

Ein Kribbeln ging durch ihre jeweiligen Körper. Spürten sie doch beide diese Anspannung zwischen ihnen. Ein Rotschimmer legte sich auf Rei's Wangen und sie wollte sich von den Blondschopf erheben, wurde aber von diesen aufgehalten. Marco hob seine Hand , strich ihr eine verirrte Strähne hinter das Ohr. Dann legte sich diese an Rei's Wange und wieder trafen sich ihre Blicke. Blieben aneinander kleben.

Dann – wie bei einem Startschuss – fuhren die zwei auseinander und wandten beschämend – und peinlich berührt – den Blick voneinander ab. Ein leises 'Tschuldige.' bekam der Erste noch zu hören, als das hellhaarige Mädchen an ihr vorbei schob.

Der blonde 16 – jährige starrte seiner Kindheitsfreundin nur wortlos hinterher. Schon wieder war es passiert. Diese seltsamen Augenblicke mit Rei. Auch sein Körper war nur ein Verräter. Schwer seufzend fuhr er sich durch die Haare und ging seines Weges. Das war doch einfach zum Verzweifeln. Rei war seine Schwester und engste Freundin. Sie waren beide Nakama der gleiche Bande. Und Nakamas waren unantastbar.

Bei seinem Ziel – sein Zimmer – angekommen, trat er herein und sah seinen Kameraden in seiner Hängematte liegen. Izou hatte ein Buch in der Hand und las. Seit ungefähr einem Jahr hatte das Mitglied der 16. Division einen kleinen Tick – Mode – Tick – entwickelt, und zwar hatte er Geschmack an Kimonos und Yukatas gefunden. Seit dem trug er diese Kleidungstücke täglich. Aber sollte er doch. Der Blonde redete seinen Freund da nicht hinein.

Mit einem kurzen Nicken begrüßte er Izou und setzte sich dann an seinen Schreibtisch. Hatte er doch von Dan Aufgaben für den nächsten Tag gekommen. Grummelnd ging er den Papierkram durch. Seit kurzem hatte Marco das Gefühl, dass sein Kommandant irgendetwas mit ihm vorhatte. Auch das Training wurde härter, da Dan nun mit voller Kraft kämpfte. Auch ein, zwei Tricks hatte der Vize ihm beigebracht, wie die beiden Haki – Formen, obwohl er sie noch nicht perfekt beherrschte.

Mit jeder weiteren Zahlenreihe nahm seine Konzentration ab und seine Gedanken schweiften ab. Zu der Szene mit Rei. Zu den Szenen mit Rei. War es doch nicht das erste Mal oder die einzigen Dinge, die ihm aufgefallen waren. Schließlich war Rei nicht nur das kleine Mädchen von früher. Ihre Abenteuerlust faszinierte ihn. Ihre Neugier. Ihr fröhliches Lachen. Die normalen Berührungen seinerseits, die aber mit den Jahren sich verändert hatten. Gefühlsmäßig. Es war momentan nur unmöglich ihre 'normale' Beziehung bzw. ihre geschwisterliche Beziehung als solche zu bezeichnen. Dann die 'abnormalen' Gefühle kamen immer deutlicher durch.

Seufzend warf Marco seinen Stift beiseite und fuhr sich durch die Haare. „Marco? Alles klar?“, wurde er gefragt und der Angesprochene drehte sich au seinen Stuhl um. Izou hatte sich aufgesetzt und sah mit interessierten Augen auf seinen Freund. Zuerst haderte der Blondschopf mit sich, gab dann aber auf und erklärte Izou das Problem. Schließlich war er sein Freund und vielleicht wusste er einen Rat oder sogar eine Lösung. Aufmerksam hörte der Schwarzhaarige zu. Dass sich zwischen den beiden etwas anbahnte, dass hatte Izou schon seit einiger Zeit bemerkt. Auch ihm war das kleine Mädchen ans Herz gewachsen, aber nur als Schwester und platonische Freundin.

Als Marco mit seiner Erzählung geendet hatte, entstand eine kurze Stille, in dem jeder seine Gedanken nach hing. Der Yukata – Träger verschränkte seine Arme: „Wenn ich es mal grob ausdrücke, bist du in Rei verliebt.“ Als Antwort bekam er ein abfälliges Schnauben. Das wusste er selbst – oder war auf dem besten Weg dorthin. „Aber sie ist unsere Schwester.“, gab Marco zu bedenken. „Das heißt ja nichts.“. Meinte Izou: „Trotzdem liebst du sie. Marco, sei mal ehrlich zu dir selbst. Du kennst Rei – chan schon dein halbes Leben lang Hast mit ihr zusammen gelebt. Ihr wart und seit immer noch ein Herz und eine Seele – von Anfang an. Und wenn du mir jetzt sagst, dass du da schon nichts für sie empfunden hast, dann muss ich dich 'nen Lügner nennen.“, und grinste. Eine Braue hob sich von Marco. Dann wurde der Schwarzhaarige wieder ernst: „Aber ernsthaft, Marco. Jeder auf dem Schiff hat bemerkt, wie ihr miteinander umgeht. Ihr seid euch immer noch so vertraut, wie am Tag eurer Ankunft. Da war es irgendwann klar, dass sich da Gefühle mit ein nisten. Auch Pops wird das so sehen. Also brauchst du dir da keine Gedanken machen.“

Nachdenklich hatte Marco zugehört und machte sich seine Gedanken. Dass es so, ja offensichtlich war, hätte er nicht gedacht. War wohl alles unbewusst geschehen. Trotzdem war das irgendwie nicht seine Lösung. Aber vielleicht ein Anfang. Seufzend fuhr sich Marco nochmals durch die Haare und erhob sich dann. Schnell suchte er sich saubere Sachen heraus und ging dann ins Bad. Vielleicht konnte er seine trübsinnigen Gedanken mit einer heißen Dusche wegwaschen. Gedanken hatte er sich für den heutigen Tag genug gemacht.



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