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Hi no Tori

Vogel des Feuers
von

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Special #02.2: Rei's Reise


 

Hi no Tori – Vogel des Feuers

Special #02: Rei's Reise
 

Die kühle Herbstluft wehte um ihre Nase. Ihre silbrigen Haare wellten sich in der leichten Brise. Tief durchatmend stand die Jugendliche am Strand und genoss den lauen Abend. Träumend beschaute sie sich die abendliche Sonne. Mit einem Seufzer erhob sich die Hellhaarige und klopfte sich den Sand von der Hose. War es doch Zeit für das Abendessen.

Rei streckte sich durch und begab sich auf den Heimweg. Seit nun mehr zwei Jahren lebte sie hier auf der Insel bei Miss Lottie und Fary – san. Bisher hatte sie ihr Gedächtnis nicht wieder erlangt. Nur kurze Ausschnitte und die Sehnsucht nach dem Meer gaben ihr einen kleinen Auftrieb, das sie jemand war.

Die Jugendliche war nun 17 Jahre alt – laut Schätzung von Miss Lottie. Das ältere Ehepärchen kümmerte sich wunderbar um das leicht verlorene Mädchen. Ein leicht wehmütiges Lächeln erschien auf ihre Lippen. Auch wenn Rei ihre Wohltäter in ihr Herz geschlossen hatte, vermisste sie doch instinktiv ihre unbekannte Familie.

Diesen Gedanken schüttelte sie ab, bevor sie das Haus betrat. Es hatte sich in den letzten zwei Jahren kaum verändert. Ein paar Vorhänge und Läufer waren ersetzt worden. Hier und da war Nippes dazu gekommen. Ansonsten war es das gleiche Haus, in dem sie, nach ihrer Strandung, aufgewacht war.

„Hallo, Kleines.“, wurde Rei begrüßt und sie wandte sich an die Braunhaarige vor sich. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Gesicht. „Genug gegrübelt?“, wollte Lottie wissen und trocknete sich ihre Hände an einem Geschirrtuch ab. Ein fröhliches 'Jab.' kam von der Jugendlichen und sie begab sich in die Küche, um zu helfen.
 

~~ || Δ || ~~
 

Seufzend saß er auf seinem Bett und schaute auf den Gegenstand in seiner Hand. Leichte Lichtreflexe bildeten sich an den Wänden. Strahlte doch die Sonne direkt durch das Bullauge. Leicht schimmerte die Perle im Licht, das durch sein Zimmer fiel. Silberne Fäden hielten die natürliche Schönheit an Ort und Stelle. Zwei blauen Federn waren an dem Anhänger befestigt und strahlten in ihrer vollen Farbenpracht.

Zwei Jahre war es jetzt her, dass ein mächtiger Sturm ihnen die Besitzerin nahm. Seine Vertraute. Seine Freundin aus Kindertagen. Rei war eine lebenslustige, junge Frau gewesen. Alle hatte sie von Anfang an gemocht und als kleine Schwester akzeptiert. Alle hatten immer ein Augen auf sie – war sie doch, wie gesagt ihre kleine Schwester.

Mit einem Seufzen erhob sich der Blondschopf von seinem Bett und trat an seinen Schreibtisch zu. Öffnete einer der Schubladen und holte ein kostbares Kästchen hervor. Es war eine kleine Schatztruhe, die er bei einen ihrer Streifzüge gefunden hatte. Mit einem kleinen Schlüssel öffnete der junge Mann die Truhe und legte die Kette zu seinen weiteren, kleinen Schätzen. Einige Wertvoll, andere weniger – dafür waren sie erinnerungsträchtig.

Seine Tür ging schwungvoll auf und in der Tür stand grinsend einer seiner Freunde – Thatch. Mit gehobener Braue, aber kommentarlos, schaute Marco über seine Schulter. „Oi, Marco. Komm raus. Wir sind angekommen.“, grinste der Braunhaarige. Ein brummende Bejahung kam als Antwort und der Blondschopf schloss das Kästchen wieder. Legte es in die Lade zurück und wandte sich an die Tolle.

Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er aus seinem Zimmer und folgte dem Hilfskoch durch die Moby. Eine eisige Böe kam ihnen entgegen, so dass Marco sich seine Jacke enger um die Schultern zog. An Deck durchlief ihn eine kurzer Schauer, bevor er sich zu seinen Kameraden stellte, die alle auf die nächste Insel starrten.

Dicke, weiße Flocken fielen vom Himmel. Das Festland strahlte in einem strahlenden Weiß des Schnees. Kalte Winde kamen ihnen entgegen. Nur hohe Fichten gaben ein bisschen grün und braun in die weiße Landschaft.

Ein stummer Seufzer ging durch die kleine Gruppe, die sich an der Reling gestellt hatte. Drei der Anwesenden ging ein Gedanke durch den Kopf. 'Schnee hatte sie geliebt.', und betrachteten die Schneeflocken, die vom Himmel fielen.
 

~~ || Δ || ~~
 

„Hey, Rei.“, wurde die Hellhaarige angesprochen und Rei wandte sich zu der Stimme. Es war Shawn, der auf sie zugelaufen kam. Neugierig blieb sie stehen und schaute auf den Braunhaarigen vor ihr, der sich auf die Knie stützte und einmal durch atmete. Mit einem breiten Grinsen erhob er sich zu seiner vollen Größe und schnappte sich ihre Hand.

„Komm! Ein Marineschiff ist gerade eingelaufen.“, bemerkte er und zog das Mädchen hinter sich her. Ein erschrockenes Quietschen kam von ihr und stolpernd folgte sie dem jungen Mann. „Shawn, nicht so schnell.“, japste sie. Über der Schulter warf er ihr nur ein Grinsen zurück und zog weiter. Hinunter zu den Docks.

Das Marineschiff war eine dreimastige Fregatte. Die drei, weißen Segel waren gerafft, die Takelage gespannt. Nur die Flagge der Marine wehte im Wind. Überall sah man Leute in Uniformen herumlaufen. Der Offizier der Fregatte stand mit wehenden Mantel an der Reling und besah sich seine Leute. Befehle von seinen Untergebenen wurden über das Deck gerufen. Zufrieden schaute der Offizier zu.

Vizeadmiral Kamiu war ein ältere Mann mit graumelierten Haar. Klare, blaue Augen bemerkten jede Kleinigkeit, dass in seiner Umgebung geschah. Auch die Schaulustigen am Hafen hatte er war genommen. Aber daran war er gewöhnt. Als die Planke ausgelegt wurde, lief der Vizeadmiral und ein paar seiner Leute auf den Steg und in die Stadt.

Die Bewohner säumten die Straße und neugierige Augen blickten auf die Marine. Darunter auch Shawn und Rei, die sich zu ihrer kleinen Gruppe gestellt hatten. Flip und Llyod standen gespannt am Rande und starrten mit funkelnden Augen den Weißhemden hinterher.

Die Freude war in ihren Augen ab zu lesen, genauso wie in Shawn's. Rose stand nur unbeteiligt daneben. Ian dagegen hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hatte eine undeutbare Miene auf dem Gesicht. Und Rei?

Rei stand etwas abseits von der kleinen Gruppe und schaute skeptisch auf die Marine. Eine innere Unruhe hatte sich in ihr aufgebaut, seit sie die Uniformierten gesehen hatte. Eine innere Ablehnung war in ihrem Herzen und diese konnte sie nicht einfach abschütteln. Das war schon bei ihren Spiel 'Piraten und Marine' aufgefallen. Woher dieses Gefühl kam, konnte sie nur vermuten.

Mit einem letzten, abfälligen Blick wandte sie sich ab und lief ein wenig von der starrenden Menge weg. Ian, der den Abgang von seiner Freundin bemerkt hatte, folgte ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Große, violette Augen blickten zu ihm hoch. War er doch gut zwei Köpfe größer und doppelt so breit wie sie.

„Alles in Ordnung, Kleines?“, brummte er und bekam ein leichtes Lächeln. „Bestens, Ian.“, und grinste ihn an. Nickend nahm er wieder seine Hand von ihrer Schulter. Die Kleine war dem Rotschopf sehr ans Herz gewachsen, wie eine kleine Schwester. Dabei war es ihm egal, dass sein Freund meistens sein Gegner war.

Shawn hatte von Anfang an ein Augen auf die Kleine geworfen. Doch diese wehrte sich gegen diese Annäherungen, obwohl dieser das eher als Ansporn nahm und nicht als Abweisung. Ian hatte ihn einmal darauf angesprochen und es war in einem großen Streit zwischen ihnen ausgeartet, trotz der sonstigen Ruhe des Größeren.

Lachend wandte sich Rei an den Rothaarigen und verschränkte die Hände hinter den Rücken. Ihre Augen funkelten leicht. Eine Braue hob sich nur misstrauisch bei Ian. „Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, fragte sie ihn und nickend bejahte der Größere die Frage. Hatte er doch mit etwas anderem gerechnet. Und da ihre Freunde der Marine bis zu ihrem Ziel hinterher laufen würde, hatten sie noch Zeit.

Zusammen ging das ungleiche Paar in ihr Stammcafé, in das sie immer gingen, wenn die anderen aus ihrer Gruppe wieder ihr Marine – Ding durch zogen. Die Kellnerin begrüßte die beiden freundlich und Rei setzte sich an einen der Tische, die draußen standen. Ian nahm ihr gegenüber Platz. Die Sonne strahlte nicht ganz so intensiv, wie in den vergangenen Tage und auch die leichte Brise war angenehm.

Schnell wurde ihre Getränke aufgenommen und das ungleiche Paar saß in einvernehmlichen Schweigen dort. Ihre Bestellung kam kurz darauf und die gleichaltrige Kellnerin blieb auf einen kleinen Plausch, trotz ihre kleine Abneigung gegenüber des Mädchen. Aber sie hatte sich ein wenig in Ian verguckt, da nahm sie kleine Unannehmlichkeit auf sich.

Zehn Minuten später ließ sich Shawn neben Rei nieder und streckte die Beine aus. Breit grisend. Llyod und Flip taten es ihm gleich. Nur Rose blieb mit missmutigem Gesicht stehen, da für sie kein freier Platz mehr war. Einen weiteren Stuhl zog sie sich daher von einem leeren Nachbartisch heran und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.

„Wenn er wiederkommt, werde ich mich bei ihm melden.“, grinste der Braunhaarigen und gab somit seine Zukunftspläne preis. Wild nickten der andere Braunhaarige und der Blauhaarige und stimmten somit zu. „Stellt euch das mal vor: Wir Fünf – eine eingeschworende Einheit. Zusammen hoch arbeiten und gemeinsam auf ein Marineschiff – unser Marineschiff – auf dem Meer.“, schwärmend schaute er in den Himmel.

Rei zog nur skeptisch die Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme vor der Brust. Die instinktive Abneigung gegenüber der Marine war ihr ins Gesicht geschrieben. Mit einem Seufzer erhob sich die Hellhaarige und strich sich kurz die Klamotten glatt. Mit einem Handwink verabschiedete sich das Mädchen und nahm den Weg nach Hause. Die verwirrten Blicke ihrer 'Freunde' bemerkte sie nicht oder ignorierte sie gekonnt. Die Meinungen anderer war ihr regelrecht egal.

Es war noch nicht spät – recht früher Nachmittag. Gemütlich schlenderte Rei den Weg zu Lottie und ihren Ehemann. Er ging durch ein kleines Waldgebiet. Am Waldesrand blieb sie stehen und schaute in den Dickicht. Aus einer Laune heraus nahm sie den Weg hinein.

Gekonnt kletterte sie durch das Unterholz. Es wäre, als wenn sie nach Hause kommen würde. Dieses Gefühl kam ihr auch, wenn sie mit Fary – san auf das Meer hinaus fuhr, um zu angeln. Schließlich besaß der Ex – Marine ein kleines Boot, mit das er die kleine Bucht befuhr. Als er die aufgeregt funkelnden Augen seines Schützlinges sah, hatte er sie spontan mitgenommen. Hatte ihr die Schifffahrt grob erklärt, doch überraschte sie in ihren doch detaillierten Wissen. Seit dem brachte er ihr alles bei, was er wusste.

Vogelgezwitscher und leises Getrappel von Kleintieren drangen an ihr Ohr, aber Angst verspürte sie nicht. Fühlte sich sogar heimisch in diesen Urwald. Mit einem Lächeln drang Rei immer weiter in den Wald. Die letzte Etappe ging leicht bergauf, so dass sie schnaufend Luft holen musste.

Vor sich erhob sich ein Buschdickicht, durch das sie sich durch kämpfte. Dahinter blieb sie mit offenen Mund und funkelnden Augen stehen und schaute auf dieses kleine Paradies. Ein kleiner See wurde von einer farbenfrohen Wiese umgeben. Leise plätscherte ein kleines Bach durch die Wiese und verschwand im Wald. Kleine Vogelschwärme badeten sich und eine kleine Herde Rehe mit ein, zwei Kitze tranken.

Als Rei näher trat, stoben die Vogelschwärme auf und das Wild hob erschrocken die Köpfe. Verschwanden mit großen Sprüngen wieder im Wald. Das Mädchen schauten den Tieren hinterher und ließ den Kopf in den Nacken fallen, um den Vögeln, die in fantastischen Formen ihres Weges flogen. Verwirrt kniff sie die Augen zusammen. Hatte sie doch einen blauen Schimmer war genommen. Einen blauen Feuerschimmer. Kurz schüttelte sie den Kopf und sah nur noch die schwarzen Stare am Himmel.

Tief atmete sie die Luft ein und wieder aus und betrat die Lichtung. An dem See zog sie sich ihre Stiefel aus und senkte die Füße in das klare Wasser. Es war kalt, aber nicht unangenehm. Auf einen Felsen setzte sie sich und genoß die Ruhe dieses kleinen Paradies.

Am Abend – die Sonne war schon am untergehen – erreichte Rei wieder ihr momentanes Zuhause. Total zerzaust und verdreckt von der Erkundungstour im Wald. Leicht beschämt betrat sie das Wohnhaus und bekam von Farion nur eine skeptisch erhobene Braue als Willkommensgruß.

„Was hast du denn gemacht, Kleines?“, wollte Lottie wissen und kam auf ihren Schützling zu. Diese kratzte sich verlegen den Hinterkopf und zuckte leicht mit den Schultern. „Tschuldige, Miss Lottie.“, und senkte den Kopf auf die Brust. Doch diese schüttelte nur resigniert den Kopf und ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Ihre Hand legte sich auf Rei's Schulter. „Hast du Hunger?“, bekam aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Dann macht dich mal sauber und ab ins Bett mit dir.“, brummte der Ex – Marine und schaute über seine Brille zu ihr, die nickend die Anweisung nach kam.
 

Wieder einmal traf sich die kleine Clique an ihren Stammplatz. Alle sahen skeptisch auf den Anführer, der breit grinsend vor seinen Freunden stand. Mit verschränkten Armen blickte er erwartungsvoll zu den anderen. Hatte er doch gerade seinen Entschluss kund getan.

Flip und Llyod sprangen enthusiastisch auf und klatschten bejahend in die Hände. Auch Rose hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Rei und Ian blieben dagegen ruhig. Waren sie doch nicht ganz einig mit dem Entschluss von Shawn. Hatte er doch lauthals verkündet, sich bei der Marine, die gerade hier an Land war, als Rekrut zu melden.

Nervös spielte Rei mit ihrer Unterlippe. Das war nicht in ihrem Sinne, auch wenn sie sich die Abneigung gegen die Marine nicht erklären konnte. Kam sie doch auch mit Farion aus, der ein Ex – Marine war. Auch Ian war nicht begeistert von der Idee. Der Marine traute er nicht. Nicht so, wie seine Freunde es taten. Irgendetwas war an der Marine nicht koscher.

„Nun zieht nicht solche Gesichter. Das wird bestimmt lustig.“, grinste Shawn Rei und Ian an. Mit einem Handwink forderte er die beiden auf mit zu kommen. Missmutig erhoben sich die Angesprochenen und folgten schlurfend den Rest der Gruppe.

An der Taverne des Dorfes blieben sie stehen. Eine Wand voller Plakate hatte die Aufmerksamkeit von Shawn auf sich gerissen. Mit aufgeregt funkelnden Augen schaute er sich die WANTED – Plakate an und begann zu träumen. Diese und andere Verbrecher würde er zur Strecke bringen, wenn er erstmal ein hoher Marine wurde. Vielleicht auch schon früher. Auch die anderen beschauten sich die Such – Poster.

Desinteressiert stand Rei hinter ihren Freunden und versenkte ihre Hände in den Hosentaschen. Sah unentschlossen auf die kleine Clique. Was sollte sie eigentlich hier? Weder wollte sie der Marine beitreten, noch sonst irgendetwas. Das einzige, was sie wollte, war ihr Gedächtnis zurück. Mit einem Seufzer erhob sie ihren Kopf gen Himmel, der heute in einem azurblau erstrahlte. Nur ihre Erinnerungen zurück – mehr nicht.

Die begeisterten Ausrufe und Ausschmückung ihres noch nicht erfüllten Traums drangen nur langsam an ihr Ohr. Einen kurzen Seitenblick warf sie auf die 'Männer' vor sich. Dabei fiel ihr Blick auf ein Plakat mit einem Blondschopf. Ein Grinsen, das einen das Blut in den Adern gefrieren ließ, war auf seinen Lippen.

Mit gerunzelter Stirn drängelte sich Rei durch ihre Freunde und besah sich das WANTED – Plakat genauer. Marco, der Phönix. Dead or Alive. 122.000.000 Berry. Stand darauf. Marco – dieser Name kam ihr äußert bekannt vor. Vor ihren Augen kam das Bild eines blauen, Feuervogels hoch. Ihr Herz begann zu rasen.

Leichte Kopfschmerzen machten sich bemerkbar und Rei hob eine Hand an die Schläfe. Das Stechen wurde immer schlimmer, bevor sie mit einem leisen Stöhnen auf die Knie fiel. Beide Hände an den Kopf hob und ihn umfasste. Die erschrockenen Rufe ihrer Freunde bekam sie nicht mehr mit. Nur noch das Bild des blonden Piraten hatte sie vor Augen. Ein gemurmeltes 'Marco' kam ihr noch über die Lippen, bevor ihr schwarz vor Augen wurde.
 

Blinzelnd öffnete sie die Augen. Ein erleichtertes Seufzen kam von der Seite und Rei schaute dorthin. Lottie saß an ihren Bett und erhob sich langsam. Vorsichtig strich sie dem Mädchen ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Kleines.“, und legte ihr die Hand auf die Wange. Ein kleiner Kuss ladete auf ihrer Stirn, bevor Lottie aufstand. „Ich hole dir einen Tee.“, meinte die ältere Dame und verschwand aus ihrem Zimmer.

Rei folgte Lottie mit ihren Blicken, bevor diese hinter der Tür verschwand. Langsam erhob sie sich in eine sitzende Position. Traurig und auch leicht schuldbewusst schaute sie auf ihre Hände. Immer noch leicht pochte ihr der Kopf, aber ansonsten war sie klar. Klar, wie seit langen nicht mehr. Denn sie konnte sich wieder erinnern. An alles erinnern.

Nervös knetete sie ihre Hände. Wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Denn seit zwei Jahren lebte sie in einem Marine – Haushalt. Dabei war sie eine Piratin. Eine Piraten und Tochter des stärksten Mannes der Welt. Schließlich gehörte sie zu Whitebeard's Bande. Unschlüssig kaute sie auf ihrer Unterlippe herum.

Als sich die Tür wieder öffnete, hob das Mädchen ihren Kopf. Fary – san und Lottie kamen hinein, wobei der Marine ein Tablett in seinen Händen trug. Darauf befanden sich drei Tassen und einen kleinen Teller Suppe. Mit einem leichten Lächeln setzten sich das ältere Ehepaar zu dem Mädchen. Lottie auf das Bett und Farion zog sich einen Stuhl heran. Das Tablett drapierte Lottie auf den Schoß der Jüngsten.

„Iss, Kleines.“, munterte der Ex- Marine seinen Schützling auf und mit einem Nicken nahm Rei den Löffel. Begann zu Essen. Das Ehepaar nahm sich ihre Tassen. Beide waren glücklich, dass das Mädchen wieder wach war. Hatten ihre Freunde sie doch vor zwei Tagen bewusstlos nach Hause gebracht. Hohes Fieber hatte sie gequält, sowie ein lang widriges Zittern.

Rei nippte an ihren Tee, nachdem sie ihren Suppe aufgegessen hatte. Immer noch wusste sie nicht, wie sie ihren Wohltätern die Wahrheit sagen sollte. Der Offizier roch wohl die Lunte und hob die Braue. Mit einem verständlichen Lächeln legte er seine Hand auf ihre, die Rei auf dem Bett abgelegt hatte und nervös knetete. Drückte leicht zu. Das Mädchen hob den Kopf und traf auf verständnisvolle Augen.

„Du kannst dich wieder erinnern, oder?“, wollte er wissen. Traurige Augen, die sich langsam mit Tränen füllten, schauten zu ihm. Nickten leicht. „Das ist doch schön, Rei – chan.“, munterte Lottie sie auf, doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf. Gab ein herzzerreißendes Schluchzen von sich. Vergrub das Gesicht in ihren Händen.

„He, he, Kleines.“, murmelte Lottie, die das Mädchen an sich zog: „Ist doch kein Grund zu weinen.“. Leicht strich sie ihrem Schützling über den Kopf, die währenddessen noch weiter weinte. Es wurde aber besser, so dass ihr Schluchzen zu einem Schluckauf wurde. Beruhigende Laute gab die ältere Dame von sich.

„Es tut mir Leid.“, flüsterte die Hellhaarige und wischte sich über die Augen. Dabei richtete sich ihre Aufmerksamkeit komplett auf Farion, der die Arme verschränkte. In leichtes, aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen und gab dem Mädchen somit den Mut, den Mund auf zu machen. Stockend erzählte sie ihren Wohltätern ihre Geschichte. Beide hörten gespannt zu. Kommentarlos. Schweigend.

Nach dem sie geendet hatte, verbreitete sich Stille im Raum. Alle hingen ihren Gedanken nach. Versuchten das Gehörte zu verarbeiten. Rei schaute auf ihre Hände, die sich wieder nervös ineinander verharkten.

„Whitebeard also.“, murmelte Farion und rieb sich das kratzige Kinn. Er kannte den alten Seeräuber und war ihm auch ab und zu mal in seiner aktiven Zeit begegnet. Immer fair zu Zivilisten und zuverlässige zu seinen Leuten, die er als seine Familie ansah. Das er das Mädchen in seine Crew aufnahm, sprach auch für den weißbärtigen Käpt'n. Wäre sie doch allein auf ihrer Heimatinsel zurück geblieben.

„Du kennst ihn, oder?“, fragte seine Frau nach und bekam ein bedächtige Nicken als Antwort. Verwirrte, violette Augen hoben sich und richtete sich auf ihn. „Du kennst Pops?“, nochmals strich sie sich über die Augen. „Er ist ein guter Mann.“, gab er von sich und hob eine Hand auf ihren Schopf. „Aber... aber.“, stammelte Rei: „Du gehörst zur Marine?!“.

Ein leichtes Lächeln zog sich auf seine Lippen. „Das hat doch damit nichts zu tun.“, erklärte der Ex – Marine: „Ich respektiere den alten Mann. Er hat ein großes Herz.“, und wuschelte ihr durch die Haare. „Dann.. dann bist du nicht böse?“, und eine sofortiges Kopfschütteln war seine Antwort. Mit einem weiteren Aufschluchzen warf Rei sich in seine Arme und drückte sich an ihn.

Ein mildes Lächeln bildete sich auf Lotties Lippen. Dieses Mädchen war schon eine Sache für sich. Machte sich über so etwas Gedanken, dabei lebte sie seit zwei Jahren bei ihnen. Kopfschüttelnd erhob sich die ältere Dame und nahm sich das dreckigen Geschirr an. Ließ die beiden allein.

„Aber ich lass dich nicht so schnell gehen.“, meinte Farion und schob das Mädchen leicht von sich. Überrascht hoben sich ihre Brauen. Ein Finger landete auf ihrer Nase. Diese rümpfte leicht ihre Nase und musste sich ein Niesen verkneifen. „Warum?“, fragte Rei und runzelte die Stirn. „Wir müssen dich noch ein wenig trainieren.“, belehrte er sie und ein Grinsen bildete sich auf ihre Lippen. Mit einem 'Ok.' nahm sie die Bedingungen an.
 

~~ || Δ || ~~
 

Eine Hand landete mit einem Klatschen auf seiner Schulter und auf der anderen Seite bemerkte man ein grinsendes Gesicht. Mit gehobener Braue nahm der Blondschopf die Geste seines Freundes hin. „Glückwunsch, du Miesepeter.“, griente Thatch und lachte. Nur eine Brummen kam als Antwort und der Angesprochene nahm einen Schluck aus seinem Krug.

Jozu und Izou grinsten sich einen. Kannten sie doch den Blondschopf zur Genüge. Freuten sich aber für ihn. War Marco doch zum Vizen ernannt worden. Trotz seinen jungen Alters von 21 Jahren. Leichter Stolz machte sich in ihn breit, trotz der leichten Trauer um den alten Vizen.

Dan hatte vor ungefähr einen Monat den Posten aufgegeben und ihn so zu sagen an Marco weiter gereicht. Der alte Vize konnte seine Pflichten als Rechte Hand der Whitebeard – Piraten nicht mehr nachkommen, nach einer nicht heilbaren Verletzungen durch den letzen Kampf mit der Marine. Hatte er doch seinen Brüder Vorsprung gegeben, da sie in einen Hinterhalt geraten waren. Schnell war Hilfe nachgerückt, aber zu spät – Dan's Schulter wurde irreparabel beschädigt. Nun fristet er mit seiner großen Liebe Kelly, die einstige Oberschwester, ein ruhiges Leben auf einer von ihnen beschützten Insel.

„Yoi.“, kam es von Marco und schüttelte die Hand vom Koch ab. Hob seine Krug zu einem kurzen Tost zu seinen Freunden, die freudig mit einstiegen. Izou, Jozu und Thatch hoben ihre Krüge und nahmen einen großen Schluck Rum. Vista, Kommandant der Fünften Division, war ein neues Mitglied der kleinen Truppe, sowie Namur – ein Fischmensch und Kommandant der Achten Division.

Ein Papier rascheln wurde ihnen zu Teil und die Männer hoben ihre Köpfe zu dem Neuling ihre Gruppe. Mit einem breiten Grinsen kam Takeru, immer noch Kommandant der Zweiten Division, auf die kleine Gruppe zu und fuchtelte mit einem Zettel durch die Gegend.

Freundschaftlich legte der Schwarzhaarige dem Blonden die Hand um die Schulter und zeigte das Wanted – Plakat seinem neuen Vizen. „Na, Kleiner.“, begann er und grinste in die Runde. Marco besah sich sein neues Suchposter und ein zufriedener Zug legte sich um seinen Mund. „Gut gemacht.“, bemerkte Takeru und klopfte ihm stolz auf der Schulter herum.

Das Bild war recht gut aufgenommen worden. Kleine Flämmchen zündelten um seine Gesicht und ein mörderisches Grinsen lag auf seinen Lippen. Der Zeitpunkt des Bildes war in einem Kampf mit der Marine entstanden und auch das aktuelle Kopfgeld. 122 Mio. Berry war eine ansehnliche Summe.

Ein Grölen ging durch die kleine Gruppe und wieder wurden die Krüge zu einem Tost erhoben. In dem Marco stolz mit anstieß. War es doch ein Grund zu Feiern für jeden Piraten, wenn ein neuer Steckbrief für einen gedruckt wurde.
 

~~ || Δ || ~~
 

Ein metallisches Zurren ertönte in den kleinen Raum. Kurz wischte sich Rei über die Stirn und besah sich ihre Tasche, die sie gerade geschlossen hatte. Zufrieden mit sich hob sie diese und eine zweite Tasche auf und trat in das Wohnzimmer. Noch war es ruhig im Haushalt. Nur die leichte Dämmerung erhellte das Zimmer.

Leise stellte die nun 19 – jährige ihre Taschen ab und zog sich ihre Jacke an. Schlich aus dem Haus, wobei sie ihre gepackten Taschen noch nicht mit nahm. Ihre Füße nahmen den Weg zu ihren Lieblingsplatz auf der Insel. Vorbei an den Strand, durch den kleinen Wald und vorbei an ihrer kleinen, geheimen Lichtung. Auf den kleinen Berg hinauf.

Mit einem Seufzen trat die junge Frau durch den Wald auf eine Klippe. Das weite Meer erstreckte sich in seiner ganzen Farbenpracht. Der blaue Himmel grenzte sich kaum von dem Wasser ab. Die kühle Brise umwehte ihre Nase und Rei schritt auf die Klippe zu, bis zum Rand. Tief zog sie die frische, kühle Luft in die Lunge und schloss die Augen.

Seit zwei Jahren trainierte Fary – san sie in Nahkampf und der Schwertkunst, wobei die Hellhaarige eher mit Dolchen kämpfte anstatt mit einem Schwert. Sie kam mit diesen Waffen eher aus, als mit einem schweren Schwert. War sie doch nicht sehr in die Höhe gewachsen. Auch mit einem Degen, der ja leichte und wendige war, kam sie nicht wirklich klar. So dass sie sich für die Dolche entschieden hatte.

Dumpfe Schritte kamen aus dem Wald und Rei blickte über ihre Schulter. Ian fluchte kurz vor sich hin und fuhr sich durch die roten Haare. Blätter und kleine Zweige fielen zu Boden. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihre Lippen und ihr Blick richtete sich wieder auf den Horizont, bei dem gerade die Sonne aufging.

Mit einem 'Plums' ließ sie sich auf die Klippe nieder und zog die Beine an die Brust. Mit einem Murren platzierte sich der Rotschopf neben der jungen Frau und verschränkte die Arme. Seine grünen Augen hingen an den Sonnenaufgang. „Du wirst nicht allein gehen.“, murrte der Größere und verschränkte die Arme. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Rei's Lippen und sie lehnte ihre Wange an ihr Knie.

Seit dem sie ihr Gedächtnis wieder erlangt hatte, war das Verhältnis zu ihren 'Freunden' irgendwie anders geworden. Shawn und die anderen waren immer noch der Meinung zur Marine zu gehen und hatte diesen Entschluss dem Offizier auch mitgeteilt, der die kleine Gruppe nur mit einem Schulterzucken entgegen nahm. Nur Rei und Ian hatten sich dagegen entschieden, zur Marine zu gehen. Dabei war ein Streit unter der Clique entbrannte, so dass sich diese in zwei Lager gespalten hatte. Die Pro – Marine zog sich zurück und Ian und Rei blieben zurück.

Nach eine Vetrauensphase hatte die junge Frau dann ihren Freund ihre Beweggründe erzählt, der dies schweigend entgegen genommen hatte. Danach waren sie zu einem guten Team geworden, wobei ihr Verhältnis zu einem Geschwisterbund heran wuchs. So war es ihr auch klar, dass Ian sie niemals allein gehen lassen würde.

„Das war mir klar, Ian.“, gab sie zu und seufzte: „Dir ist aber schon klar, dass wir uns auf die Suche nach Piraten machen würden.“ Mit einem Schulter zucken nahm der Rothaarige das hin und ein kleines Kichern entkam der jungen Frau. Gemeinsam beobachteten sie den Anfang des Tages und auch der Anfang ihrer Reise.

Zum Frühstück saß Rei das letzte Mal am Tisch ihrer Wohltäter. Traurigkeit und auch Wehmut lag im Blick von Lottie, die gar nicht begeistert war, als sie heute morgen die gepackten Taschen ihres Schützlinges sah. Ihr Mann hatte ihr aufmunternd die Hand gedrückt und ihr stillen Zuspruch gegeben, da auch ihm der Abschied schwer fiel. Das kleines Mädchen, dass sie damals am Strand gefunden hatte, war ihm sehr ans Herz gewachsen.

Liebevoll nahm Lottie ihr Mädchen in den Arm. Verabschiedete sich so von ihr. Niemand sagte ein Wort. War doch alles schon gesprochen worden. Eine starke Hand wurde ihr auf die Schulter gelegt und Rei hob den Kopf. Traf auf verständnisvolle Augen. Tränen bildeten sich in ihren Augen und leise schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in der Halsbeuge von Lottie, die sie fest an sich drückte. „Danke.“, nuschelte die junge Frau: „Danke für alles.“.

Langsam löste Rei sich aus der Umarmung und wischte sich über die Augen. Ein zittriges Lächeln lag auf ihren Lippen. „Ich werd dann mal.“, und nahm sich ihre gepackten Taschen. „Warte.“, meinte Farion noch und holte einen kleinen – voll bepackten – Rucksack, den er der jungen Frau überreichte. Dankend nahm die Jüngere den Rucksack an und schulterte ihn auf den Rücken. Ihre Taschen in den Händen.

„Ich melde mich.“, versprach Rei und wandte sich mit einem Grinsen von dem Ehepaar ab und nahm den Weg in das Dorf. Wartete doch da ihre Mitfahrgelegenheit. Für den Beginn ihrer Reise hatte sie sich eine dunkle Röhrenjeans angezogen, sowie ein dunkelblaues Shirt, über das sie sich eine leichte Jacke gezogen hatte. Um ihrer Hüfte lag ein lederne Gürtel, in dem ihre Dolche befanden. An ihren Füßen saßen bequeme und wetterfeste Stiefel. Um ihr zusammen gebundenes, weißes Haar hatte sie sich wie gewohnt ein Tuch gebunden.

Am Hafen angekommen grinste sie ihren Begleiter vor freudig an. Ian stand ebenfalls mit einem Grinsen an Bord eines kleinen, robusten Bootes. Der Rotschopf hatte ebenfalls eine dunkel Jeans und einen dunkelblauen Pulli an, von dem er die Ärmel hoch geschoben hatte. Er reichte ihr die Hand und nahm die Taschen von ihr entgegen. Mit einem gekonnten Sprung landete Rei auf dem kleinen Deck.

Die ganze Woche über hatten die beiden Reisenden ihre Reise geplant und vorbereitet. Zusammen mit dem Ex – Marine, der ihnen geholfen hatte. Proviant und andere Güter, die sie brauchten, waren schon an Bord gebracht worden. Rei's Taschen landeten in einer der Kajüten.

Es war eine kleine zweimastige Karavelle, die sich auch gut zu zweit steuern ließ. Die Kabine war in einem Gemeinschaftsraum mit Küche und Aufenthaltsraums auf geteilt, sowie im hinteren Bereich mit zwei, abgetrennten Kojen, für die beiden Bewohner des Schiffes. Ein kleines Bad grenzte sich an, sowie ein kleine Lagerraum, in dem sich ihre Vorräte lagern konnten. Das Steuer fand sich mittig im Aufenthaltsraum mit dem Blick durch ein großes Fenster, damit man auch bei stürmischen Wetter im Trockenen stand.

„Fertig?“, fragte Rei und bekam ein Nicken von Ian, der gekonnt, trotz seiner Größe, auf den Mast kletterte und sich auf der Rah platzierte. Die junge Frau sprang wieder zurück auf den Steg und band ihr Schiff los. Stieß es leicht von den Holz ab. Wieder mit einem gekonnten Sprung landete sie auf dem Deck und nahm sich das Steuer an, an dem sie gekonnt ein LogPort befestigt hatten. Beide kannten sich mit der Navigation aus – hatten es in den letzten zwei Jahren gelernt –, so dass beide das Schiffchen steuern konnten.

Mit einem Nicken zu ihren Freund löste dieser die Takelage von den Segeln und hisste diese somit. Ein Ruck ging durch die Karavelle, da der Wind sich in den Stoffbahnen verfing und sie aufs Meer hinaus führte. Schnell knotete der Rotschopf die Leinen fest, bevor er sich zu der jungen Frau stellte. Beide grinsten sich an – begann doch ihre Reise.
 

Gähnend trat Rei auf das Deck und rieb sich den Hinterkopf. Ein Kreischen einer Möwe ließ sie aufschauen und tatsächlich, auf der Rah saß die NewsQ und beugte sich leicht hinunter. Aus ihrer Hosentasche zog Rei eine Münze und schnippte sie nach oben, wo sie gekonnt von der Möwe aufgefangen wurde. Eine morgendliche Zeitung landete daraufhin in ihre Hand.

Kurz überprüfte die junge Frau die Umgebung, befand sie als sicher und begab sich zurück in die Küche, in der sie die Zeitung auf den Tisch ablegte und sich dem Frühstücksvorbereitung annahm. Ein Grummeln kam aus der anderen Koje und schlaftrunken trat Ian hervor. Ein leises 'Morgen' murmelte er vor sich hin, bevor er im Bad verschwand.

Leicht lächelnd schüttelte Rei den Kopf und wandte sich wieder ihrem Kaffee zu. Ohne den morgendlichen Kaffee war Ian kaum ansprechbar. Auch der neuer Zuwachs der Gruppe kam ohne den Wachmacher nicht aus den Federn. Der Angesprochene trat eben aus dem gleichen Zimmer wie Ian und rieb sich noch die Augen.

Zane war ein kleiner, schwarzhaariger Junge, den sie auf der letzten Insel mitgenommen hatten. Hatte er ihr doch den Hintern gerettet. Seine roten Augen hatte noch einen schläfrigen Glanz an sich und mit einem 'Plums' saß er am Tisch. Den Kopf legte er noch müde auf der Tischplatte ab. „Guten Morgen, Kleiner.“, begrüßte Rei ihn und schob ihn eine dampfende Tasse vor die Nase. Wie fern gesteuert nahm er den Kaffee an und nippte an der Tasse.

Danach blinzelte der Schwarzhaarige und runzelte die Stirn. „Du bist hier doch die Kleinere.“, gab er beleidigt von sich. Ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Da hatte er nicht ganz unrecht, aber er war der Jüngste von dem Trio, auch wenn Rei körperlich die kleinste war. Lachend wuschelte sie ihm durch die Haare und trank selbst von ihrem Kaffee.

„Gibt er wieder Widerworte?“, brummte der Rotschopf und nahm die dargebotene Tasse dankend an. Ein empörtes 'Hey!' kam von dem Jüngsten und er zog eine Schnute. Ohne Kommentar nahm Rei das hin, grinste sich einen, und stellte das Frühstück auf den Tisch. Gemeinsam nahmen sie dieses schweigend ein. Derweil Rei in der morgendlichen Zeitung schmökerte.

Seit nun mehr zwei Jahren waren sie auf der Reise. Immer auf der Suche nach den Whitebeard – Piraten, die durch die gesamte Grand Line schipperten. Die Schwesterschiffe waren ihnen schon begegnet, aber nicht das Mutterschiff, auf das sie ihre Suche aufgestellt hatten. Nur mit den Neuigkeiten der Zeitung und den Berichten auf den bereisten Inseln war die kleine Truppe ganz nah dem Piraten auf den Fersen.

Die beiden Männer an Bord saßen nun bei einer kleinen Diskussion, bei der die junge Frau nur die Lippen leicht verzog. Der Kleine war schon ein Unikat. Neben ihr, der silbirgen Schönheit mit den mystischen Augen, und Ian, der breitschultrige Seemann mit den wilden Feuerlocken, war Zane doch eine Einzigartigkeit.

Der schwarzhaarige Teenager von 17 Jahren hatte vor kurzen unbewusst von einer Teufelsfrucht gegessen. Dadurch wurde er von seiner Gemeinschaft gemieden, da sie solche Andersartigkeit nicht duldeten, so dass er sich allein durch schlagen musste. Er hatte von der Papierfrucht gegessen, so dass er allerhand mit diesen Medium machen konnte.

Als Rei auf der letzten Insel am Abend zurück zum Schiff gehen wollte, war sie in einen Hinterhalt geraten. Mit ihren Dolchen konnte sie sich sehr gut wehren, allerdings konnte sie gegen die Übermacht nicht ankommen. Da war ihr Zane zur Hilfe gekommen, war dabei aber selbst verletzt worden. Deshalb hatte Rei den Jungen aufs Schiff gebrracht und verarztet. Unter Misstrauen von Ian. Doch nach kurzer Zeit – und Betteln des Jungen – hatte auch Ian ihrem neuen Mitglied zugestimmt. Seit dem Tag an hatten Rei und Ian ihm Unterricht gegeben – in der Seefahrt, in der Navigation und in allen weiteren Bereichen.

Mit einem freudigen Aufschrei stand Rei auf ihren Beinen und strahlte die Zeitung freudig an. Erschrocken fuhr Zane ebenfalls von seinem Platz und sein kleiner Dolch lag in seiner Hand. Nur Ian blieb ruhig und schlürfe seine zweite Tasse Kaffee.

„Was ist? Was ist los?“, wollte der Jüngste wissen und sah sich vorsichtig um. „Setz dich, Kleiner.“, meinte der Rotschopf nur und wandte sich dann an seine, kleine Schwester. Immer noch starrte sie auf die Morgenzeitung. „Und?“, fragte der Älteste nach und aufgeregt – funkelnde Augen trafen auf seine. „Wenn es stimmt, was hier steht, treffen wir sie auf der nächsten Insel.“, gab sie ihren Mitfahrern preis und tanzte dann durch den Raum.

Mit eine Grummeln ließ sich der Schwarzhaarige wieder auf seinen Stuhl fallen und verschränkte leicht beleidigt die Arme vor der Brust. „Kann mich einer mal aufklären?“, verlangte er und besah sich den Freudentanz der jungen Frau. Sie war ihn in den letzten Wochen zu einer großen Schwester geworden, so wie sie sich um ihn gekümmert hatte.

„Der Grund unsere Reise.“, meinte Ian nur und räumte sein Geschirr in die Spüle. War doch der Jungspund mit den Spülen dran. Immer noch verwirrt starrte Zane dem Rothaarigen hinterher, der sich streckend auf das Deck begab. „Nee – san.“, quengelte er und große, rote Augen blickten ihr entgegen.

Lachend umarmte sie den Jüngsten von hinten und gab ihn noch einen dicken Schmatzer auf die Wange. „Der Grund unsere Reise ist die Suche nach meiner Familie.“, antwortete sie auf die gestellte Frage. Immer noch nicht schlauer wandte er sich aus dem Griff der Hellhaarigen und zog eine Schnute. „Denk an den Abwasch.“, schmunzelte sie und verschwand ebenfalls nach draußen.
 

Mit aufgeregt funkelnden Augen schaute sie auf das große dreimastige Flagschiff am Hafen. Der weiß grinsende Wal strahlten in der strahlenden Sonne. Leicht wehte die schwarze Piratenflagge im Wind und gab das Zeichen und den Stolz der Piraten zum Ausdruck. Die Piraten hatten sich in der ganzen Stadt verteilt, um Vorräte oder andere Kleinigkeiten zu besorgen.

Seit nun mehr zwei Tagen wartete sie auf den Ankunft dieses Schiffes und hatte damit ihre beiden Begleitern fast in den Wahnsinn getrieben. Als sie mitbekommen hatte, dass ihr Ziel am Hafen angelegt hatte, waren sie schon den halben Tag an der Insel. Ohne Rücksicht auf ihre beiden Männern war sie auf die Straße gestürmt und auf den Hafen zugelaufen.

Kurz richtete Rei ihre Kleidung, bestehend aus einer weißen Hotpants und einem dunkelblauen Top, sowie ein blaues Tuch um ihre Haare, und nahm ihren Mut zusammen. Mit einem breiten Grinsen trat sie auf den Steg und zu die Moby Dick zu. An der Planke stand ein großer Mann. Oberkörper frei. Eine ¾ dunkelblaue Jeans hing tief auf seinen Hüften, die mit einer hellblauen Tuch und einer goldene Gliederkette befestigt war. Seine Füße stecken in braune Sandalen.

Schweißtropfen liefen seine muskulösen Rücken hinunter und die blonden Haare strotzten der Hitze. Mit einem Klemmbrett bewaffnete kontrollierte der Blondschopf die Einkäufe, die seine Leute die Planke hoch hievten. Leichte Proteste kamen von seinen Freunden, die er nur mit einem kühlen Blick hinnahm, aber kommentarlos beließ.

Hinter ihm blieb Rei stehen und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, wobei sie ihn kaum bis zur Kinn reichte. Mit einem Tippen auf der Schulter machte sie sich auf sich aufmerksam. Mit gehobener Braue drehte sich der Blondschopf um und musterte die junge Frau vor sich. Mit einem desinteressierten 'Ja?' wollte er die Unterbrechung seiner Arbeit wissen.

Erkenntnis lag nicht in seinem Blick. Leichte Enttäuschung machte sich in Rei breit. Doch ließ sie sich nicht entmutigen und fröhlich sprach sie ihn an: „Hi, Marco. Na wie geht’s dir so?“, und da blitzte Erkenntnis in den blauen Augen des Vizen auf.



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