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Cursed Shadow

- verliebt in einen Dämon -
von

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Mein Weg

Es war still. Mein Körper schmerzte wegen des harten Bodens, auf welchem ich gelegen hatte. Meine Gelenke waren steif und mein Rücken fühlte sich starr an. Mein Herz pochte laut als ich langsam die Besinnung wiederfand.

Durch das offene Fenster hörte ich das Rauschen der Bäume, das mir half, die Augen zu öffnen. Verwirrt sah ich mich mit schwerem Blick um und drehte mich zum Bett neben mir. Es war unangenehm und schmerzhaft meinen Körper zu bewegen. Anscheinend hatte ich bis in die tiefe Nacht geschlafen.

Panisch riss ich die Augen auf und sah zur Tür. „Nami!“, schrie ich erschrocken und stemmte mich sofort mit zitternden Armen auf. Ich drückte mich mit meinen Händen vom Boden und schaffte es, mich trotz der Schmerzen aufzustellen. Dann blickte ich mich im dunklen Zimmer um. Mich erhaschte sofort ein tiefer Druck. Ein Druck der Angst, nicht helfen zu können. Ein Druck der Furcht, hilflos zu sein.

Nami war gegangen. Hatte sie Shiro schon erreicht? Wo war Shiro in diesem Augenblick? Ich war alleine. Ich war ängstlich. Wie sollte ich nur helfen?

Doch entschlossen ballte ich meine Fäuste und biss die Zähne aufeinander. Ich wollte mein verzweifeltes, ängstliches Ich hinter mir lassen. Ich wollte stark sein! Ich wollte mutig sein! Ich musste ihm helfen! Ich musste zu ihm!

„Ich werde nicht hilflos hier rumstehen und nichts tun!“, spornte ich mich selber an. Ich musste einen Weg finden, Shiro zu helfen. Und dafür brauchte ich zuerst einen Weg in die Dämonenwelt. Und mir war schon bewusst, welchen Weg ich gehen würde. Ich fühlte ein tiefes Vertrauen in mir. Ich spürte plötzlich dieses Gefühl von Stärke. Mich ließ der Gedanke nicht los, unbesiegbar zu sein. Egal wie stark Nami war. Egal welchen Plan Lilith hatte. Ich würde mich wehren. Ich würde mich wehren, statt mich zu unterwerfen. Ich würde stark sein!

Mein Plan war es, Darius aufzusuchen. Ich hatte das Gefühl, ihn in der Schule zu finden. Er war meine Chance, in die Dämonenwelt zu kommen. Mir war sonst niemand bekannt, der mir in der Menschenwelt einen Weg in die Dämonenwelt bereiten könnte. Also musste dieser Plan funktionieren!

Als ich aus Namis Zimmer stürmen wollte, blieb ich beim zweiten Schritt jedoch stehen. Denn ich sah an mir herunter und erkannte meine zerfledderte Kleidung, die nach Namis Angriff zerrissen war. Der Stoff an der Brust war etwas angesengt durch die Hitze ihrer Hand, die auch meine Handflächen verbrannte. Schuhe trug ich ebenso keine. Doch mein Blick schwenkte direkt zu Namis Stuhl am Schreibtisch, auf welchem ihre Schuluniform gefaltet lag. Ich starrte die Kleidung einen Moment lang an.

Ohne Zeit zu verlieren zog ich mich um und schlüpfte in ihre Schuhe. Ich rannte aus dem Zimmer und mit schnellen Schritten die Treppe herunter. Ich musste mich beeilen! Ich wollte mich von Niemanden aufhalten lassen!

Unten angekommen riss ich die Haustür auf. „Wehe, du bist jetzt nicht an der Schule, Darius!“, sprach ich ernst und starrte in die Dunkelheit.

Doch als ich in die finstere Nacht schaute, hielt ich inne. Mein Atem blieb stehen, als ich nur die Dunkelheit sah die scheinbar die ganze Welt erfüllt hatte. Doch ich wollte mich nicht von meiner Angst vor der Dunkelheit zügeln lassen! Ich dachte an Shiro und Deeon. Sie mussten mutig sein. Also wollte ich es auch sein. „Tze!“ Ich schaute der Dunkelheit wütend entgegen und trat aus dem Haus. Meine Wut auf Nami half mir, gegen meine Angst zu gewinnen. Der Gedanke an Shiro gab mir Kraft meine Angst zu besiegen. Ich hatte schlimmeres als die Dunkelheit erlebt. Diese würde mich auch nicht mehr aufhalten! Ich werde gehen! Entschlossen stieß ich mich von der Tür ab und sprang die Stufen herunter. Ich rannte furchtlos in die Finsternis hinein und folgte der Straße zur Schule.
 

Ich rannte so schnell wie mich meine Beine trugen. Ich machte einen Schritt nach dem anderen durch diese beengende, misstrauische Dunkelheit. Auch wenn Laternen wenige Abschnitte beleuchteten, war es dennoch düster und unheimlich. Niemand kreuzte meinen Weg. Keiner war zu sehen. Nur der sanfte Wind war mein Begleiter durch die Nacht.

Obwohl ich mich vor der einsamen Dunkelheit fürchtete, hatte ich keine Geduld mehr für Angst. Ich war es leid, mich zu fürchten. Denn, war es nicht meine Schuld, dass Shiro nun in Gefahr war? Wäre ich stärker gewesen, hätte ich die Seele vor Nami beschützen können. Wäre ich klüger gewesen, hätte ich die Seele vor Nami versteckt. Doch nun war es so und ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Nun musste ich versuchen, meinen Fehler zu korrigieren.

Mein Herz raste. Ich atmete schnell und rannte einfach weiter. Meine Gedanken zerrissen mich innerlich. Ich hoffte, rechtzeitig bei ihm zu sein. Ich hoffte, ihm helfen zu können. Ich wollte bei ihm sein. Also rannte ich weiter. Die Luft war kalt, doch mein Körper brannte vor Entschlossenheit. Es führte mich über die Brücke, am Park entlang, an dem Café vorbei und durch eine noch finstere Seitengasse. Mir war der Weg bekannt. Ich war ihn schon viele Male gelaufen. Doch noch nie hatte ich ihn so schnell hinter mich gebracht.

Mein Körper war angespannt. Meine Muskeln waren zum bersten gespannt. Ich hatte nur diesen Weg vor meinen Augen. Doch schweiften meine Gedanken ständig zu Shiro und Deeon. Ich fragte mich, ob sie kämpften. Ich fragte mich, ob Lilith sie dank Nami überwältigen konnte. Ich fragte mich, wie sehr ich es bereuen würde, Nami vertraut zu haben. Doch egal wie oft meine Gedanken mir die schlimmsten Vorstellungen ausmalten, ich wollte stark bleiben! Ich wollte mutig sein! Und ich würde niemandem erlauben, mir im Weg zu stehen.
 

Nach einiger Zeit konnte ich endlich das Tor zum Schulhof erkennen. Erleichtert sammelte ich meine Kraft und sprintete die letzten Meter. „Darius!”, rief ich laut und blieb vor dem großen metallischen Zaun stehen. Ich griff die Gitterstäbe und rüttelte immer wieder ungezügelt daran. „Darius!!!”, schrie ich noch lauter, ohne Rücksicht auf meine Umgebung oder die Nachtruhe. Ich rüttelte fester und lauter. Dabei ignorierte ich den Schmerz in meinen Händen. Denn ich musste mein Ziel erreichen. Ich musste Darius finden!

„Darius!! Darius!”, wiederholte ich und versuchte durch die Dunkelheit den Schulhof zu erkennen. Ich spähte heimlich durch die Stäbe doch erkannte nur den von Schatten verschleierten Hof. „Darius!!”, rief ich erneut und hämmerte verzweifelt gegen die Stäbe. Doch nur das nachhallende Klirren des Gitters kreuzte die Stille. Nachdenklich blickte ich mich um. Ich musste irgendwie auf den Schulhof gelangen! Die Stäbe lagen zu dicht beisammen, sodass ich nicht hindurch passte. Die Mauer war zu hoch, weshalb ich nicht hinüber springen konnte.

Suchend machte ich zwei Schritte zurück und betrachtete das Tor. Ich musste versuchen mich hinauf zuziehen. Ich musste es schaffen, an den Stäben hochzuklettern um über das Tor zu gelangen. Vorsichtig fasste ich an das Tor und tastete mich an den Stäben entlang. Sie waren kalt und glatt. Immer wieder rutschte ich ab. Sobald ich versuchte mich hoch zu ziehen, spürte ich, wie mir die Kraft aus meinen verwundeten Händen entglitt. Ich schaffte es nicht, meinen Körper hoch zu stemmen. Schmerzerfüllt biss ich die Zähne zusammen und versuchte mich noch einmal hinauf zu ziehen. Diesmal drückte ich meine Beine gegen die Stäbe. Doch erneut verließ mich die Kraft.

Sollte mich dieses Hindernis schon aufhalten? „Darius!!”, rief ich wieder und lehnte mich an das Tor. Ich legte meinen Kopf zwischen die Stäbe und atmete schwer. Immer noch war niemand zu sehen. Wie konnte mich eine solche Kleinigkeit aufhalten? Wieder war ich zu schwach. Wieder würde ich es nicht alleine schaffen.

„Nein!”, sagte ich mir und blickte ernst am Tor hoch. „Das wird mich nicht aufhalten!” Schnell wischte ich meine Hände an meiner Kleidung ab. Dann atmete ich durch und holte Anlauf. Mit schnellen Schritten sprang ich auf das Tor zu und fand weiter Oben halt. Sofort griff ich mit beiden Händen die Stäbe und zog mich mit aller Kraft hoch. Den Schmerz in meinen Händen konnte ich nicht ignorieren, doch ich konnte ihn aushalten. Ich zog mich weiter hoch. Mein Atem blieb vor Anstrengung stehen. Das Tor wackelte. Das Klappern der Stäbe war laut. Mit einem Fuß rutschte ich plötzlich ab, doch ich konnte schnell genug mit meiner rechten Hand die oberste Stange des Tores greifen.

Ich zog mich auf und packte auch mit der anderen Hand die Stange. „Komm... schon…!”, schnaufte ich angespannt und konnte mich nun mit den Beinen hochdrücken.

Endlich schaffte ich es! Ich zog mich hoch, beugte mich mit meinem Oberkörper vor und hob ein Bein auf die andere Seite. „Geschafft!” Einen kurzen Moment konnte ich aufatmen, als ich mich auf die Stange des Tores setzte. Mit der Hand auf meiner Brust versuchte ich meinen Puls zu beruhigen. „Ha! Das wäre doch gelacht!”, sagte ich mir begeistert und blickte mich kurz um. Plötzlich fiel mir ein Licht auf, welches aus dem Haus gegenüber strahlte. Scheinbar hatte man mich gehört.

Schnell drehte ich mich zum Schulhof und sah herab. Um nicht von neugierigen Blicken gefunden zu werden, schaute ich in die Tiefe und sprang schnell herab.

Ich landete sicher auf meinen Beinen und federte den Fall ab, indem ich in die Knie sank. Dann richtete ich mich schnell wieder auf und huschte hinter die Mauer. Kurz richtete ich meine Kleidung wieder und wandte mich zu meinem Ziel. Ohne mehr Zeit zu verlieren, blickte ich auf und rannte sofort weiter.
 

Ich erinnerte mich an den Ort, an welchem Darius mich angriff. Es war gleich hinter der Unterführung und hinter dem Gebäude. Das war der Ort, andem ich die Suche nach ihm beginnen wollte. Ich folgte nur dem kleinen Trampelpfad durch die Sträucher und fand mich schließlich auf dem kleinen Weg hinter der Ecke wieder. Ich lehnte mich an die Mauer und sah um die Ecke. „Darius!”, begann ich erneut zu rufen. Dann lief den Weg entlang. Es war finster, sodass ich langsam einen Schritt nach dem anderen machte und mich vorsichtig an der Mauer des Gebäudes entlang tastete.

Langsam klang meine Stimme ungeduldig. „DARIUS!”, schrie ich laut und versuchte durch die Dunkelheit zu sehen. Am ersten Fenster blieb ich stehen und versuchte hindurch zu sehen. Ich legte eine Hand an die Scheibe und schaute neugierig hinein.

Es war nur ein leerer Klassenraum. Die Scheibe beschlug, während ich in den Raum blickte und aufgebracht atmete. Also ging ich weiter bis zum nächsten Fenster. Ich stieg über die kleinen Sträucher die am Gebäude entlang gepflanzt waren und spähte hinein. Doch auch dort fand ich nur einen dunklen Klassenraum. Sollte ich Darius vielleicht doch an einem anderen Ort suchen? Wo könnte er denn noch sein? Ich wusste, dass er sich in der Schule aufhielt. Er hatte gesagt, dass er die meiste Zeit hier verbrachte. Aber wo wollte ich meine Suche fortsetzen?

Bevor ich mich umdrehen wollte um einen anderen Weg einzuschlagen, bemerkte ich jedoch das letzte Fenster, welches einen kleinen Spalt weit offen stand. Es schien nicht verschlossen zu sein und war nur leicht angelehnt. Sofort atmete ich auf und lief mit schnellen Schritten darauf zu. Mein Bauchgefühl hatte mich doch nicht im stich gelassen.

Als ich die Hände gegen das Fenster presste um hinein zu sehen, erkannte ich jedoch auch nur ein unbesetztes Klassenzimmer.

Also drückte ich es mit etwas Kraft auf. Es quietschte leise, als ich es öffnete und zur seite schob. Dann steckte ich meinen Kopf durch das Fenster. „Darius?”, fragte ich vorsichtig. „Darius, bist du da?”, kam es nur noch leise von mir. Langsam beugte ich mich vor und kletterte durch das Fenster hindurch. Vorsichtig trat ich mit meinem Fuß auf den Boden und tastete mich langsam vor. Suchend schaute ich mich im Zimmer um. Doch niemand war dort.

Ich wollte nicht, dass es ein Zufall war, dieses offene Fenster gefunden zu haben, welches zufällig in den Raum führte, in welchem ich Darius gefährlich gegenüberstand. Ich wollte glauben, dass Darius hier sein musste.

Trotz meines verängstigten Gemüts, ballte ich die Fäuste zusammen um mich zu stärken. „Dann muss ich wohl durch die Schule laufen.. und ihn finden..”, flüsterte ich mir eingeschüchtert zu und sah an den Tischen entlang, bis zur hintersten Reihe und den alten Schränken. Jetzt erst erkannte ich die offene Tür des Klassenzimmers und hielt die Luft an.

Ein offenes Fenster, in der Nacht und eine weit aufgerissene Tür die aus dem Zimmer führte? Ich schluckte und mich überkam ein kalter Schauer. Doch ich musste nachsehen, ob Darius hier war. Ich hoffte, dass es Darius sein würde, der die Tür und das Fenster offen gelassen hatte. Doch um es herauszufinden, musste ich nachsehen.

Ich tätschelte mir gegen die Wangen um mich zu ermutigen. „Oke.. Dann mal los!”, meinte ich leise und horchte in die Stille hinein. Doch konnte ich nur meinen eigenen Herzschlag hören der immer schneller wurde. Nichts in diesem Raum durchbrach die schaurige Stille. Mutig lief ich durch den Klassenraum, zwischen den Tischreihen bis zur Tür. Ich presste meine Hand auf meine Brust und hoffe so mein Herz zu beruhigen. Dann sah ich aus dem Zimmer heraus, in den langen noch finsteren Flur. „Darius?" Meine Stimme war nur noch ein zittriges Flüstern. Doch noch immer hörte ich keine Antwort.

Tapfer trat ich heraus und schlich vorsichtig den Gang entlang. „Darius”, begann ich erneut. „Bist du da? Darius bitte. Ich brauche deine Hilfe! Darius!" Obwohl mir die Gänge bekannt waren, schienen sie nun fremd und angsteinflößend. Meine Schritte hallten durch den Flur, während ich mich umsah und jede Tür vorsichtig öffnete, die nicht abgeschlossen war. Ein Raum nach dem anderen war leer. Eine Antwort hörte ich nicht. Anscheinend war niemand hier. Es fühlte sich so beängstigend an, in der nacht einen Dämon in der Schule zu suchen. Doch würde ich weiter so zögerlich nach Darius suchen, würde ich zu viel Zeit verlieren. Obwohl mich meine Angst stets steuerte, musste nun mein Mut gewinnen. Ich musste mich beeilen. Es durfte nicht noch mehr Zeit vergehen. Ich musste mich zusammenreißen!

Entschlossen ballte ich nun meine Fäuste und knallte die letzte Tür zu. „DARIUS!”, schrie ich hektisch und drehte mich um. Ich richtete mich zu der Treppe, dessen Stufen hinauf zur nächsten Etage führten.

Wenn ich Darius nicht finden konnte, musste er mich finden. Also versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Die Wut über meine Angst und die Verzweiflung, Darius nicht schon gefunden zu haben, halfen mir, mutig zu bleiben. Also stampfte ich zu den Stufen und wollte die Treppe hinauf rennen. „Darius! Ich weiß, dass du hier bist!”, rief ich noch lauter. Gerade, als ich die ersten Stufen hinauf sprintete, hörte ich plötzlich das schließende Geräusch einer Tür hinter mir.

Ich erschreckte und zuckte zusammen. Als ich versuchte mich überstürzt umzudrehen, rutschte ich dabei mit meinem Fuß von der nächsten Stufe ab. Ich riss die Augen auf und spürte, wie ich den Halt verlor. Schnell versuchte ich das Geländer zu greifen um nicht von der Treppe zu stürzen, doch meine Finger verfehlten das Geländer.

Starr kniff ich die Augen zusammen und erwartete einen harten Aufprall. Ich hielt die Luft an und mein Körper versteifte.

Ich fiel!

Doch statt des harten Bodens, landete ich auf etwas weichem.

„Was machst du hier?”, fragte mich jemand. Verwundert öffnete ich meine Augen und erkannte den überraschten Blick von Darius, der zu mir herab sah.

Er hatte mich aufgefangen und hielt mich in seinen Armen. Ich blinzelte mit den Augen und starrte ihn einen Moment lang stutzig an. „D.. Darius?”, fragte ich zurück. Denn ich erkannte weder den knochigen Kiefer, noch die schwarzen langen Hörner die ihn ausmachten. Er sah wie ein Mensch aus. Doch seine Stimme hatte ihn verraten und seine Brille und der reuevolle Blick mit seinen schwarzen Augen.

Ich kannte diesen Blick.

„Wieso.. wo sind deine Hörner?”, stotterte ich verwirrt und runzelte die Stirn. Er ließ mich sofort herunter und richtete seine Brille geniert. „Die sind da, wo sie immer sind.”, erklärte er und sah auch mich verwirrt an. „Was ist mit deiner Seele? Ich spüre in dir nur noch eine menschliche Seele! Und, wo ist der Schattenmann? Und was tust du hier überhaupt?”

Nachdem er mir diese Fragen stellte, griff ich ihn besorgt an seinen Armen. „Darius! Du musst mir helfen! Shiro… der.. der Schattenmann! Er ist in Gefahr! Ich muss zu ihm!”, erklärte ich aufgebracht und starrte ihm in die Augen.

Fragend runzelte er die Stirn und hob die Hände. „Hey. Was? Was ist mit ihm? Wieso sollte er in Schwierigkeiten sein? Er ist der Schattenmann, er kann doch gar nicht in Schwierigkeiten stecken. Außer…”, geschockt riss er die Augen auf und realisierte, was passiert sein musste. „Moment. Meinst du etwa, Lilith...?”

„Bitte! Er will gegen sie kämpfen.”, nickte ich ihm zu und machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Erst schwieg er erschrocken doch wich nachdenklich zurück. „Aber… wenn er sich das in den Kopf gesetzt hat.. wird er es auch tun. Es ist der Schattenmann. Er wird nie aufgehalten. Und ich… ich werde mich ihm nicht noch einmal in den Weg stellen!”, antwortete er und schüttelte den Kopf.

Aber ich fasste ihn an seiner Hand. „Darius! Bitte! Ich bitte dich! Ich muss nur in die Dämonenwelt kommen! Um mehr bitte ich nicht. Ich muss nur dorthin kommen!” Unbeeindruckt blieb er stehen, drehte sich zu mir und schob seine Brille auf seiner Nase hoch. „Yuki.. ich werde dich ganz bestimmt nicht in Gefahr bringen! Es gibt einen Grund, weshalb du hier bist und nicht bei ihm. Und das sollte so bleiben. Außerdem sehe ich keinen Grund ihm zu helfen! Ein blutrünstiges, Seelen raubendes Monster. Ich müsste mehr Angst davor haben, dass er mich doch tötet, wenn ich ihm wieder begegne. Du bist nur noch ein Mensch. Das ist zu gefährlich für dich in der Pangäa! Wenn der Schattenmann will, dass du in der Menschenwelt bist dann sollte es so sein und ich werde mich nicht gegen ihn stellen. Wenn ich außerdem noch auf irgendeine Weise auf Lilith treffe, wird es auch schwere Folgen für mich haben! Ich sehe also keinen einzigen Grund, dich dorthin zu bringen!”, sprach er und überkreuzte dabei unwiderruflich seine Arme.

Er sprach so sehr auf mich ein, dass ich gegen seine Argumente nicht antworten konnte. Er hatte Recht. Ich sah ihn mit großen Augen an und presste die Lippen aufeinander. Ich wollte nicht, dass mein Weg hier enden würde. Wie nur konnte ich ihn überzeugen?

Er stand entschlossen und resolut vor mir. So wie er seine Brille auf seiner Nase auf schob, drehte er sich von mir weg. „Du solltest nun wirklich gehen. Es ist dunkel. Und du solltest auch nicht hier sein.”, meinte er, während er den Gang wieder zurück lief. „Komm, ich bringe dich hier raus. Wenn es so dunkel ist, verirrt man sich schnell.”, kam es von ihm, als er sich ein letztes Mal zu mir umdrehte und eine schnelle Kopfbewegung zum Gangende machte.

Doch ich blieb angewurzelt stehen. Es fühlte sich an, als würde etwas Schweres auf meiner Brust liegen. Als würde es schwerer sein, zu atmen. Darius musste mir helfen. Wieso war ich immer nur zu schwach? Wieso mussten mich immer alle beschützen? Wieso konnte ich mich nie durchsetzen? Was würde Shiro in dieser Situation tun? Was würde Deeon tun? Oder Nami? Oder Mephisto? Sie würden es alle schaffen. Aber was würden sie tun um an ihr Ziel zu kommen?

Ich dachte nach. Gleichzeitig blieb Darius stehen und wartete ungeduldig auf mich.

Was würden sie tun? Was würden die anderen tun?

Plötzlich fiel es mir ein. Es war wie ein Blitzschlag der mich erfüllte. Ich sollte mich nicht fragen, was andere tun würden! Ich sollte fragen, wie ich es tun würde. Ich bin nicht Shiro. Und ich bin auch nicht Mephisto oder die anderen. Ich bin ich. Ich heiße Yuki und bin ein Angsthase. Ich bin schwach und werde ständig beschützt. Denn es gibt zu viele Menschen und Dämonen um mich herum, die stärker sind als ich.  Und damit wusste ich, wie ich Darius überreden könnte.

„Nein!”, begegnete ich ihm laut und ballte meine Fäuste. Verwirrt schaute er mich an und runzelte die Augenbrauen. „Was? Komm jetzt! Los.” Doch statt weiter zu gehen, sah ich ihn nur stur an. Ich biss etwas auf meine Zähne und versuchte meine Unsicherheit zu überspielen. „Darius! Shiro ist in Schwierigkeiten! Und er braucht mich! Sie brauchen mich! Und wenn du mir nicht hilfst...”, sprach ich weiter und begann leicht zu grinsen. „Dann wird Shiro dich erst recht aufsuchen und dein größter Albtraum werden! Und wenn er es nicht wird, dann wird Lilith dich heimsuchen. Irgendwann wird sie herausfinden, dass du uns damals geholfen hast. Egal wie du es sehen willst. Wenn du mir nicht hilfst, wird das schlimmere Konsequenzen für dich haben! Es sei denn, ich helfe Shiro und er besiegt Lilith.”

Nun war es leise.

Darius schaute mich schweigend an. Er wirkte wie versteinert. Ich versuchte meine gelassene Miene aufrecht zu erhalten. Denn eigentlich hasste ich es, anderen zu drohen. Doch in diesem Moment, fühlte ich mich gezwungen, diesen Joker zu spielen. Darius war stärker als ich. Doch es gab kein stärkeres Argument als Lilith und Shiro.

Nach einer Weile stellte Darius sich nachdenklich vor mich. Er seufzte und faste sich an sein Kinn. „Yuki. Denkst du, es ist wirklich notwendig, dich in die Dämonenwelt zu bringen? Vergiss nicht, dass du nur ein Mensch bist! Und ich werde dich sicherlich nicht vor Lilith Haustür abstellen. Woher weißt du überhaupt, wo sie sein sollten? Und warum sollte der Schattenmann Hilfe benötigen?”, versuchte er mich ein letztes Mal umzustimmen.

Doch ich trat entschlossen vor. „Darius! Glaube mir. Ich muss ihm jetzt helfen, so wie er mir immer geholfen hat! Für mich gibt es kein Zurück! Und ich werde es schaffen. Ich brauche nur einmal noch deine Hilfe!” Dann legte ich meine Hände bittend vor mich. „Es reicht mir, wenn du mich einfach nur in die Dämonenwelt bringst. Alles weitere, schaffe ich schon. Du musst nicht einmal mitkommen.”

Ich blickte Darius flehend in die Augen, während er versuchte meinem Blick auszuweichen. Er sträubte sich noch meiner Bitte nachzukommen. Doch ich wusste, dass ich jetzt nicht aufgeben sollte. Denn ich hatte ihn schon überredet. Es fehlte nur noch seine Zustimmung.

Er schüttelte den Kopf. „Ich.. weiß nicht-“ „Darius! Bitte!“, unterbrach ich ihn laut, ehe er weiter sprechen konnte. Dann ging ich auf ihn zu. „Bitte! Wenn du mir hilfst, dann werde ich dafür sorgen, dass Shiro dir persönlich danken wird! Alle werden dir danken! Und.. und…“, ich dachte nach, was ihn noch überzeugen könnten. Ich schaute nachdenkend herab und biss mir auf die Lippe. „Und dann, wenn Shiro…“, doch ich hielt inne, als ich plötzlich seine beruhigende Hand auf meiner spürte.

„Hmh?“, überrascht sah ich zu ihm auf. „Ist in Ordnung.“, sagte er und lächelte nachgiebig. Ich riss die Augen auf. „Wirklich?!“, fragte ich laut und fühlte, wie mein Herz vor Glück aufspringen wollte. Nun ließ er meine Hand los, drehte sich von mir weg und rollte mit den Augen. „Ja ja.. Dann komm jetzt. Wir müssen in die Halle.“

Überrascht atmete ich auf und sah ihm hinterher. „D… Danke!” Ich holte ihn mit schnellen Schritten ein und lief mit ihm den Flur entlang. „Halle?”, fragte ich und runzelte dabei die Stirn. Unsere Schule hatte zwei große Hallen, welche hinter dem großen Schulgebäude standen. Ich fragte mich, welche von beiden er meinte. Denn eine war die Turnhalle und die zweite eine Schwimmhalle. Nachdenklich legte ich meinen Finger auf meine Lippe. Warum sollte in einer Halle das Portal in die Dämonenwelt sein?

Während ich ihm zurück in den Schulraum, durch das Fenster und über den Schulhof folgte, stellte ich mir vor, wie Turngeräte in bestimmter Konstellation aufgebaut werden mussten, damit ein Portal entstehen könnte. Vielleicht sogar in der Form eines Pentagramms? Wäre das nicht zu skurril?

Der Hof war immer noch finster und kaum zu erkennen. Es leuchteten weder Laternen, noch half uns das Mondlicht in der Dunkelheit zu sehen. Doch mit Darius an meiner Seite, der zielstrebig seinen Weg folgte, fürchtete ich mich nicht. Auch ich hatte mein Ziel vor Augen.

Ich bemerkte einen leichten Windstoß, der über den Hof fegte und fühlte die Stille vor dem Sturm. Ich wusste, dass dieser Sturm auf mich zukommen würde. Ich wusste, dass ich auf alles vorbereitet sein musste. Doch statt mich von meinen ängstlichen Gedanken aufhalten zu lassen, die meinen Weg blockierten, die sich das Schlimmste ausmalten, konzentrierte ich mich darauf, stark zu sein. Tief im Inneren wusste ich, dass ich mein Ziel vielleicht nicht erreichen würde. Ich wusste, dass ich nicht rechtzeitig ankommen würde oder vielleicht sogar niemals.

Doch mit Scheuklappen, die ich mir absichtlich aufzog, machte ich einen Schritt nach dem anderen. Ich wollte nicht an das Schlimmste denken! Ich wollte, dass ich es schaffe! Ich wollte mich nicht aufhalten lassen. Nicht einmal von mir selbst. Und ich war stolz auf mich, dass ich das Negative und die Angst so leicht ausblenden konnte, obwohl sie mich doch immer beherrscht hatte.

Als wir schließlich hinter dem Gebäude an dem Weg ankamen, der zur Halle führte, begann ich nach links zu laufen. Darius aber machte eine Kurve nach rechts.

„He?“, verwirrt blieb ich stehen. Er bemerkte mein Zögern und blickte beim laufen über seine Schulter. „Wir müssen in die Schwimmhalle!“, erklärte er, ohne dass ich eine Frage stellen musste. „Oh. Achso. Ok!” Dann nickte ich ihm zu und folgte ihm rasch zum Eingang der Halle.

Er blieb vor der großen Tür stehen und fasste an den Henkel. Als ich mich neben ihn stellte, beobachtete ich neugierig was er tat. „Ist die nicht abgeschlossen? Zauberst du sie auf?“, fragte ich und beugte mich etwas vor. Doch er griff den Knauf fester und fasste mit seiner anderen Hand an die Tür. „Nein nein. Ich kann nicht zaubern. Das können nur sehr wenige Dämonen. Ich benutze Kraft.“, erklärte er. Dann drückte er einmal kurz mit Wucht gegen die Tür. Ich hörte ein lautes Knacken und schließlich war die Tür schon aufgebrochen. Staunend blickte ich den verbogenen Türrahmen an. „Wow. So einfach ging das? ich dachte.. aber… muss die Schule das nicht wieder reparieren?“, stotterte ich. Darius stellte sich mit überkreuzten Armen vor mich. „Was dachtest du denn?“ „Oh ehm! Ich dachte nur, dass du zaubern würdest oder so..“

Darius zog eine Augenbraue hoch. „Ich glaube, du hast eine ganz falsche Sichtweise auf die Dämonenwelt Pangäa und die Dämonen. Ich vermute, das liegt daran, dass dein „Schattenmann-Freund“ alles kann. Aber Dämonen sind nicht alle so besonders. Ich zähle auch nicht zu den stärksten Dämonen meiner Art. Es ist wie bei den Menschen. Wir leben nur in unterschiedlichen Welten, doch haben wir viel gemeinsam. Passt sich ein Mensch nicht an die anderen Menschen an, wird er ausgeschlossen, wenn er nichts Besonderes ist. Das gleiche gilt bei den Dämonen auch. Wenn du nichts Besonderes bist, wirst du einfach ausgegrenzt. Der Unterschied liegt nur in der Weise der Schmerzen, die sie dir zufügen. Dämonen sind offensichtlich grober, barbarischer und brutaler. Menschen hingegen sind oft körperlich schwach, sie sind daher hinterlistiger und verletzen verbal. Gnadenlos sind aber beide.“, erklärte er und blickte zögerlich zur offenen Tür. „Auch wenn ich ein schwacher Dämon bin, bin ich immer noch stärker als die Menschen. Und deshalb verletzt man mich hier nicht.“, sprach er mit leiserer Stimme weiter. Sprachlos blickte ich zu ihm auf. Er wirkte nachdenklich und zögerlich. Ohne weiter zu sprechen lief  er schließlich in die Halle.

Erschüttert sah ich ihm hinterher. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Anscheinend hatte Darius ein schweres Leben in der Dämonenwelt führen müssen. Ich verstand nun, warum er sich immer in die Menschenwelt flüchtete. Aber ich verstand auch, weshalb ich ihn mit Shiro und Lilith so schnell überreden konnte. Er fürchtete sich sehr vor ihnen. Er fürchtete sich vor den Schmerzen, die sie ihm zufügen könnten. Anscheinend musste er schon viele Schmerzen erleiden. Was musste er nur alles schon in seinem Leben aushalten? Auch wenn er es war, der mich damals angriff, fühlte ich Mitleid für ihn. Denn es war Shiro, der ihm damals wieder diese Schmerzen zufügte, die er so fürchtete.

„Yuki! Komm jetzt!“, hörte ich ihn aus der Halle rufen. Ich schüttelte meinen Kopf und besann mich wieder. „Eh. Ja!“ Schnell lief ich hinein. Sofort bemerkte den Schwall Chlorgeruch, der mir entgegen kam, sobald ich das Gebäude betrat. Es war seltsam, die Fliesen des Schwimmbades alleine bei Nacht zu betreten. Ich lief sofort durch zum Becken, an welchem Darius schon auf mich wartete.

Es war finster. Es war still. Ein kleines Notausgangsschild leuchtete im Hintergrund auf und das Mondlicht, welches durch die großen, mit Wasserdunst beschlagenen Fenster schien, reflektierte in dem ruhigen Wasser. Es wirkte befremdend eine solche Ruhe in der Halle zu spüren und nicht eine Welle auf der Wasseroberfläche zu erkennen.

„So, ich werde dich an einem See herauslassen können. Du musst mir nur sagen, an welchem Ort das sein soll.“, begann er und holte eine winzige Ampulle aus seiner Hosentasche hervor, in welcher eine blau leuchtende Flüssigkeit aufbewahrt wurde.

Über den nassen Boden lief ich vorsichtig zu ihm. „Ehm. Also.. Ich muss zu einem Atrium!“, dachte ich nach und biss mir auf die Lippe. „Etwas genauer?“, fragte er und sah mich schräg an. Verlegen spielte ich mir durch die Haare. „Ehm.. also.. ich .. weiß nicht mehr wie es hieß… Aber.. ehm.. Da.. da lebt dieses Krokodil! Ehm.. Renekton? Da wo der Ball war!“, erinnerte ich mich wieder und hob die Hand.

Darius nickte und zog den kleinen Korken aus der Flasche. „Ah ja. Mercatura. Ich werde dich nicht direkt dorthin bringen. Sondern an einen See in der Nähe, hast du das verstanden?“, fragte er mich.

Ich nickte ihm mehrfach zu. „Ja! Ich werde den Weg schon finden.“, versicherte ich ihm und lächelte tapfer. Nun hob er die Flasche und streckte sie über die Wasseroberfläche des Beckens. „Sobald ich es dir sage, springst du in das Wasser. Die Wasseroberfläche wird dich dann nach Pangäa bringen, also in die Dämonenwelt. Und wenn du dort bist, solltest du versuchen unentdeckt zu bleiben.“, erklärte er mir. „Die Dämonen bemerken sofort deine Menschenseele! Also versteck dich. Und mach nichts Auffälliges und-“ „Darius.“, unterbrach ich ihn mit sanfter Stimme. Erschrocken sah er zu mir herunter. Doch ich lächelte liebevoll. „Ich danke dir! Für alles. Und es tut mir leid, dass ich dir mit Shiro Angst gemacht habe. Ich werde dafür sorgen, dass er dir niemals etwas tun wird.“

Einen Moment lang sahen wir uns still an. Doch dann blickte er schnell weg und rückte seine Brille auf der Nase zurecht. „Ich.. helfe dir nicht nur deswegen. Sondern, weil du anders bist. Weil du mir geholfen hast. Weil du mich gerettet hast.“, sagte er und ließ einen Tropfe herab fallen.

Dieser blau schimmernde Tropfen prallte auf die Wasseroberfläche und schlug kleine Wellen, während das Wasser in einem kleinen Bereich zu strahlen begann. Ohne mich anzusehen, sprach er weiter. „Ich habe dich angegriffen. Ich hatte Panik. Du hast meine Hörner gesehen! Und ich dachte, du wärst ein Dämon und würdest mich verraten. Da wo ich herkomme, heißt es bei den Dämonen: töten oder getötet werden. Und plötzlich habe ich diese Menschenseele in dir bemerkt und war verwirrt. Ich hatte einfach Angst. Und als der Schattenmann mich beinahe tötete, hast du ihn aufgehalten. Obwohl du das nicht hättest tun müssen. Du hast mich einfach gerettet. Obwohl ich dich beinahe umgebracht hätte. Und ich habe dir schreckliche Schmerzen bereitet… Ich habe dir Mal gesagt, dass ich hier bin um Menschenseelen zu fressen. Dabei.. esse ich schon lange keine Menschenseelen mehr.. ich hatte einfach nur Angst.“, kam es beschämt von ihm, als er sich an seiner Schläfe kratzte. „Und als ich euch auf dem Dach fand, hattest du ihn wieder aufgehalten. Und du hattest mir vertraut. Jeder Mensch, hätte den einfachen Weg genommen und hätte den Schattenmann einfach seine Arbeit machen lassen. Und jeder Dämon hätte mich persönlich getötet. Nur du nicht. Weil.. du anders bist.. und daher..“, er zögerte und verschloss wieder die Ampulle. Er steckte sie zurück und stellte sich wieder gelassen vor mich. „Daher hoffe ich, dass wir uns auch wiedersehen. Und auf eine gewisse Weise, freut es mich, dass du irgendwie an mich gedacht hast.“, stotterte er und versuchte mit einem Mundwinkel zu lächeln.

Ich strahlte ihn an. Dass er mir die Wahrheit sagte, machte mich glücklich. „Darius. Du bist etwas Besonderes! Lass dir von niemandem etwas anderes sagen!”, sagte ich euphorisch. „Ich danke dir so sehr. Und wenn ich wiederkomme, werde ich mich bei dir revanchieren.“

Überrascht von meiner Antwort, stupste Darius seine Brille wieder auf seine Nase. „Ehm.. du.. du solltest jetzt los. Spring, bevor das Portal sich wieder schließt. Suche am besten nach wenig düsteren oder engen Wegen. Zu den Atrien führen immer sehr offene Wege und Walddichte nimmt in die Richtung der Atrien immer ab.“, meinte er und deutete auf das Wasser.

Ich wusste, dass ich keine Zeit verlieren sollte. Und ich war positiv gestimmt, dass ich es schaffen würde. Ich fühlte mich, als würde ich nun alles schaffen können. „Wir werden uns wiedersehen!“, sprach ich tapfer und ging zum Beckenrand. Vorsichtig blickte ich auf den blau strahlenden Kreis hinab, von dem leichte Wellen ausgingen. Das helle Blau, strahlte durch die ganze Halle. Unsere Schatten schienen breit an den Wänden, während kleine leuchtende Partikel aus dem Wasser schwebten und sich in der Luft langsam auflösten.

„Pass auf dich auf.“, kam es zuletzt von Darius, der mich besorgt ansah. Ich grinste breit und hob den Daumen. „Natürlich!“, antwortete ich laut, dann blickte ich wieder zum Wasser herab. Ich hob mein Bein und machte langsam einen weiten Schritt nach vorn. Dann zog ich meine Arme an und hüpfte hinein.

Sofort spürte ich das kalte, weckende Wasser, das meinem Körper umgab. Mein Herz schlug schneller, als mich die Kälte erhaschte und meine Knochen durchfuhr. Einen kurzen Moment hatte ich meine Augen geschlossen und kniff sie fest zusammen. Die Kälte war bedrückend und doch erinnerte sie mich an Shiro. Sie erinnerte mich an mein Ziel. Diese Kälte, die ich angefangen habe zu lieben gab mir Kraft.

Ich war gesprungen. Ich war hinein gesprungen. Ich hatte nicht einmal gezögert!

Als mich der Druck nach unten zog, spürte ich einen weichen Boden unter mir. Ich öffnete meine Augen wieder, doch erkannte nur das dunkle, beinahe schwarze Wasser. Es war tief und düster. Durch die Wasseroberfläche brach ein leichter Mondschein zu mir herab. Ich stieß mich vom Boden und schwamm hinauf. Dann riss ich meinen Kopf aus dem Wasser und schnappte sofort nach Luft.

Ich atmete ein und wischte meine Haare aus meinem Gesicht. War ich angekommen? War ich in der Dämonenwelt? Schwer atmend blickte ich mich um. Meine Muskeln spannten sich an. Mein Kiefer zitterte. Es war so kalt.

Doch ich grinste, als ich realisierte, dass ich nicht in der Halle der Schule, sondern in einem See auftauchte. „Ich hab´s geschafft.“, sagte ich stolz zu mir und sah mich um, während ich zum Ufer schwamm.

Es war ein großer, langer See. In der Ferne konnte ich wenige weiße Fische erkennen, welche das Weite suchten und aufgewühlt vor mir weg schwammen. Wunderschöne, leuchtende Pflanzen ragten aus dem Wasser und schimmerten in verschiedenen Farben. Als ich mich dem Ufer näherte, fasste ich auf den weichen, mit Moos bedeckten Boden und wollte aus dem Wasser heraussteigen. Mein Atem zitterte. Doch bevor ich aus dem Wasser steige konnte, schwirrte etwas Leuchtendes vor meinem Gesicht. Schnell wich ich zurück und erschreckte. „Waa!“ Ich schrie laut und flüchtete bis zur Nase zurück in das Wasser. Als ich dem leuchtenden, kleinen Wesen nachsah, erkannte ich aber die winzigen Flügel und hörte das leise Kichern.

„Eine.. Elfe?“, fragte ich mich. Diese Wesen hatte ich schon einmal gesehen. „Ein Irrlicht!“, sagte ich laut und stellte mich aufrecht in den See. Bis zur Hüfte stand ich nur noch im Wasser und blickte mich glücklich um. Es wirkte, als würde ich diesen Ort bereits kennen. Die kleinen Irrlichter spielten über die Blüten und am Himmel sah ich den großen Mond, der auf mich herab leuchtete. Der See war von einer dichten Baumreihe umgeben und durch die bunten Lichter, wirkte es einfach nur zauberhaft.

Ein Irrlicht flog vor mir und drehte sich verspielt in der Luft. Verzaubert von ihrem Anblick lächelte ich. „Hallo du..” Liebevoll hob ich meine Hand und ließ sie auf dieser landen. Sie war warm und grinste mich an. „Kannst du mir helfen? Kannst du mir zeigen wo ich hin muss? Ich will zum Atrium.“, fragte ich sie. Dabei beobachtete ich, wie sie sanft auf meiner Hand tanzte und sich dabei immer wieder drehte. Sie machte eine elegante Pirouette, drehte sich wieder zur anderen Seite und sprang wie eine Tänzerin wieder zurück.

Ich beobachtete gerne ihren Tanz, doch wusste ich auch, dass ich keine Zeit hatte. Also biss ich mir auf die Lippe. „Ehm.. weißt du.. ich.. muss mich beeilen. Könntest du mir helfen? Ich bräuchte nur die Richtung oder eine Straße, zu der ich laufen kann.“, fragte ich erneut und runzelte zögerlich die Augenbrauen.

Nun stoppte sie ihren Tanz, sprang mit einem Salto von meiner Hand und flog wieder. Ich bemerkte, wie sie mich anlächelte und kicherte. Dann nickte sie mir zu und flog von mir weg.

„Warte! Heißt das, du hilfst mir?!“ Sofort stieg ich aus dem Wasser und folgte ihr. Ich war von oben bis unten durchnässt. Von meinen Haarspitzen und meiner Kleidung Tropfte das Wasser herab. Obwohl die Kälte meine Knochen zum zittern brachte, wollte ich weiter laufen. Ich ließ mich nicht zurückhalten!

Das kleine Irrlicht flog aber zu schnell. Ich hatte Probleme sie einzuholen. „Warte doch bitte!“, rief ich ihr hinterher während ich erfolglos versuchte, ihr in den Wald zu folgen. Ich rannte über den weichen Boden und sprang gerade über den ersten Busch, da tauchte plötzlich ein zweites Irrlicht vor mir auf. „Waaa!“, abrupt blieb ich stehen und wich zurück. Sie flog in meiner Augenhöhe und legte ihre Hände selbstbewusst an ihre Hüfte. Dann kicherte auch sie. „Ehm..“ ich hielt meine Hand verunsichert an meine Wange. „Hilft.. du mir vielleicht?“ Das kleine Irrlicht kicherte und drehte sich in der Luft. Dann flog sie an mir vorbei. Überrascht drehte ich mich zu ihr. „Oh. Geht es da lang?“, fragte ich und lief wieder zurück. Dieses Irrlicht wartete auf mich und machte mit ihren kleinen Armen eine auffordernde Geste. Sie kicherte und flog langsam weiter als ich ihr nachlief. „Hey. Du bist sehr viel netter als die andere. Vielen Dank!“ Erfreut über die Hilfe, machte ich tapfer einen Schritt nach dem anderen. Ich würde bald bei Shiro sein. Ich würde ihnen bald helfen!

Dieses Irrlicht führte mich nun an einer anderen Stelle in den Wald hinein. Ich stieg über Büsche und Gräser, über liegende Baumstämme und kleinen Pilzen. Je weiter ich in den Wald lief, desto düsterer wurde es jedoch. Langsam bemerkte ich, wie die Farbe der Bäume immer finsterer wurde. Auch die Sträucher wirkten mit den zunehmenden Stacheln immer bedrohlicher.

Als ich mich ängstlich umsah, blieb ich kurz stehen. „Ist.. das wirklich der richtige Weg?“, fragte ich zögerlich und strich meine Haare hinter die Ohren. Im nächsten Moment raschelte es in den Ästen über mir und ein schwarzer Rabe mit drei Augen flatterte davon.

„KYA!“, ich zuckte zusammen und riss die Augen weit auf. Mein Körper wurde starr. Meine Muskeln waren angespannt und mein Herz begann zu rasen. Zitternd hielt ich mich an einem Stamm fest und zog mich zurück. „Ich.. ich.. denke nicht, dass das der richtige Weg ist..“, stotterte meine Stimme, als ich hilfesuchend das Irrlicht ansah. Ich hatte ein ungutes Gefühl dem Irrlicht zu folgen. Darius hatte mir gesagt, dass Wälder offen und nicht düster werden, wenn es in die Richtung des Atriums ginge. Doch dieser Weg war genau das, was er nicht sein sollte.

Das Irrlicht flog kichernd auf mich zu und versuchte mich zu beruhigen. Es flatterte von links nach rechts. Dann fasste es den Saum meines Oberteils und zog sanft daran. Ich sah zu ihr und beruhigte mich. „Ok..“, stimmte ich ihr schluckend zu. Doch bevor ich weiter laufen konnte, kam aus dem Nichts ein kleines Licht, dass das Irrlicht von mir weg drückte. Es war das andere Irrlicht, welches mir zuerst davon geflogen war.

Wütend stieß dieses Irrlicht das andere weg. Ich hörte wütende, piepsende Geräusche und sah, wie beide sich anscheinend stritten.

Verwundert blickte ich zwischen beiden her. Shiro hatte mich gewarnt, dass man Irrlichtern nicht vertrauen sollte. Hatten sie sich etwa einen Spaß daraus gemacht, mich in die Irre zu führen? Schweigend blickte ich mich nochmal um.

Es war sehr dunkel. Die Baumkronen wuchsen ineinander und versperrten sogar die Sicht auf den Himmel. In der Ferne sah man nur noch gruselig wirkende Bäume die in einem schwarzen Wald endeten. Nun war ich mir sicher, dass der Weg falsch sein musste.

Erbost über das Irrlicht, plusterte ich mich auf und ballte die Fäuste. „So ein Mist!“, fluchte ich laut und drehte mich rasch wieder um. Sofort rannte ich wieder zurück. Einerseits wollte ich keine Zeit verlieren. Andererseits machte sich eine Panik in mir breit, den Weg nicht aus dem Wald zu finden oder von wilden Kreaturen gefunden zu werden. Doch mutig wollte ich meinen eigenen Weg finden und versuchte zum See zurückzugelangen.

Obwohl mein Herz immer schneller schlug, wollte ich einen klaren Gedanken behalten. Ich rannte weiter. Alles sah so gleich aus. Ich stieg über Sträucher, Pilze und Äste. Ich lief geradewegs zurück. Bis zu einem großen Stein, an dem ich erschrocken stehen blieb. „Was?“, verdattert blickte ich mich um. Dann sah ich wieder den Stein an. „War… der vorher schon hier?“ Meine Hände begannen zu zittern. Hatte ich mich verlaufen?

„Ach.. das wird.. schon richtig sein!“, sprach ich mir zu und ging einen Schritt zurück. Es führten zwei Wege vom Stein weg. Doch welchen sollte ich nehmen?

Nachdenklich blickte ich die Wege an. Sie sahen beinahe identisch aus. Dunkel und finster. Führte einer aus dem Wald raus? Oder führten doch beide nur weiter hinein? Verzweifelt fasste ich mir am Kopf. Dann stampfte ich wütend auf. „Scheiße!“, maulte ich laut und sah mich panisch um. „Was soll ich tun? Das ist.. doch nicht wahr. Ich.. scheitere jetzt schon? Das kann nicht wahr sein.“ Nachdenklich biss ich auf meinen Finger. „Was mache ich jetzt? Was soll ich machen?!“ Mein Blick richtete sich nun auf einen umgefallenen Baum, der an einem noch größeren Baum gelehnt war. Seine abgebrochenen Wurzeln ragten noch heraus und Moos war schon über den Stamm gewachsen.

„Wenn.. ich dort rauf laufe.. und an dem Baum hoch kletter, könnte ich vielleicht über den Wald schauen?!“ Ich setzte einen selbstsicheren Blick auf und nickte mir zu. „Ja! Das mache ich!“ Dann ging ich auf den Stamm zu, zog mich hoch, kletterte auf diesen und balancierte mich leichtfüßig die Schräge hoch. Einen Schritt nach dem anderen, meine Arme weit ausgestreckt und mit dem Willen nicht aufzugeben!

Weiter oben wurden meine Schritte langsamer. Ich beugte mich vor um mich festzuhalten und mein Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Schnell war ich an den gesunden, aufrecht stehenden Baum angekommen und griff zügig dessen Äste. „GESCHAFFT!“, kam es laut von mir, während ich nach Luft schnappte. Mein Körper war angespannt, meine Hände umklammerten krampfhaft den Baum und ich blickte erfreut an dem Stamm auf. „Nur noch da hoch! Ich pack das!“ Ich erkannte einen Ast weiter oben, an welchem ich mich hochziehen konnte. Ich versuchte mich vorsichtig mit einem Fuß auf dem Ast des gefallenen Baumes zu stellen um nach dem anderen Ast zu greifen. Als ich von dort mein Gewicht auf mein Bein stemmte rutschte ich jedoch kurz ab. „Argh! Verdammt. Nochmal!" Also versuchte ich es weiter.

Währenddessen bemerkte ich nicht, dass kleine Tierchen und Baumgeist ähnliche Wesen mich beobachteten. Sie waren friedlich und sahen mir nur neugierig zu, wie ich versuchte nach dem ersten Ast zu greifen.

„Komm schon!“, feuerte ich mich an und versuchte mich erneut vom Stamm zu drücken. Mit Schwung sprang ich ein Stück auf den Ast zu. „HA!“, schnell griff ich diesen und konnte mich nun mit meiner linken Hand an einem anderen Ast festhalten. Ich drückte meine Beine gegen den Baum und versuchte an ihm hinauf zulaufen. Mit aller Kraft zerrte ich mich an den Ästen auf und konnte mit meinem Fuß beinahe auf einem anderen Ast Halt finden. Ich biss meine Zähne aufeinander. Meine Muskeln waren so angestrengt, dass ich kaum atmen konnte. Meine Handflächen schmerzten noch immer durch die frischen Wunden. Doch ich schaffte es, wenn auch nur langsam. Ich zog mich hoch und konnte mich auf einen kleineren Ast stellen.

Als ich versuchte weiter zu klettern, merkte ich es unter meinem Fuß knacken. Starr blieb ich stehen. Denn ich wusste, was das bedeutete. Ich riss die Augen auf und versuchte vorsichtig mein Gewicht mit meinen Armen zu tragen, denn der Halt unter meinem Fuß gab nach. Der Ast schien unter der Belastung zu brechen. Ich wollte mich vorsichtig hochziehen, doch der Ast brach unter mir durch. „WAAA!“

Ich verlor den Halt und konnte mich nur schwer mit meinen Armen halten. Doch auch das schaffte ich nicht lange. Durch den Schwung schaukelte ich zur Seite. Dadurch rutschte ich mit meiner Hand vom Ast. Schließlich fiel ich herab. „Kya!“

Ich schrie, als ich herab stürzte. Dabei prallte ich mit der Seite auf den liegenden Stamm, rutschte auch von diesem ab und landete unsanft auf dem Boden. Es krachte laut. Die kleinen Wesen um mich flüchteten panisch, als ich herabstürzte und versteckten sich wie aufgebrachte, ängstliche Häschen. Blätter und Äste stürzten mit mir herab und der Weg zur Baumkrone wirkte nun noch weiter.

Wie paralysiert fand ich mich am Boden liegend wieder. Der Schmerz fuhr durch meinen gesamten Körper. Mir blieb einen Moment die Luft weg, während ich den Fall zu verarbeiten versuchte. Ich stieß ein leises „Uhrg.“, aus als der Schmerz etwas nachließ und ich wieder atmen konnte. Dann blickte ich hinauf zu den Baumkronen und neben mich, unter den umgefallenen Stamm. Darunter krabbelten kleine Käfer, die ebenfalls das Weite suchten, als ich sie ansah.

Ich verzerrte mein Gesicht, „Irgh…“, und ekelte mich kurz. Versteift stemmte ich mich auf meinen Arm. Dabei legte ich meine Hand an meine Seite, um die Schmerzen zu unterdrücken. „Das.. tat weh..“, meinte ich mit ironischem Unterton und biss mir auf die Lippe.

Als ich meine Kraft zum aufstehen sammelte, hörte ich plötzlich eine Stimme aus der Ferne. „Da hinten!“, sagte jemand. Panisch riss ich die Augen auf. Dann drehte ich mich sofort zur Seite und rollte mich unter den Baumstamm und in das Gestrüpp, welches darunter wuchs. Als ich mich dort versteckte, bemerkte ich ein Rascheln, das sich mir näherte. Ich hoffte in der Dunkelheit nicht gefunden zu werden. Ich hielt ängstlich meine Hand vor meinen Mund und versuchte leise zu sein.

Die Stimme wurde lauter. „Nein! Da war doch jemand! Ich habe jemanden schreien hören!“, sagte ein Mann aufgebracht. Plötzlich sah ich zwei Beine direkt vor mir. Mein Herz setzte einen Moment aus als ich panisch zur Seite blickte und versuchte nicht vor Schreck zu schreien. Der Mann schien am Baum entlang zu laufen. „Vielleicht haben sie wieder jemanden in die Irre geführt!“ Dann hörte ich noch eine weitere Person auf mich zu laufen. „Nur ein Idiot würde sich noch von Irrlichtern ärgern lassen! Wer würde schon einem Irrlicht folgen? Das sagt doch schon der Name, dass man das nicht tun sollte. Also ehrlich!“, antwortete eine Frau erbost. „Komm jetzt! Kintaro! Ich mag diesen Teil des Waldes nicht! Wir mussten nur die Irrlichter einfangen und jetzt können wir wieder zurück!“ „Aber Nagisa! Was ist, wenn jemand unsere Hilfe braucht?“

Überrascht blinzelte ich mit den Augen. „Kintaro? Nagisa?“, fragte ich mich leise. Kurz nachdem ich glücklich aufspringen wollte, hielt ich mich aber selber zurück. Ich war mir nicht sicher, ob die beiden Personen, tatsächlich die Freunde waren, die ich kannte. Ich musste mir ganz sicher sein. Ich durfte mich nicht in Gefahr bringen!

Die Frau bewegte sich wieder von mir weg. „Dann hätte Atropos uns schon Bescheid gesagt! Also komm jetzt! Ich bin müde!“ Nachdem Nagisa das sagte, riss ich die Augen auf. Das mussten Nagisa und Kintaro sein, die ich kannte! Schnell drückte ich mich vom Baum weg und blickte zu ihnen. Der Mann zögerte einen Moment, doch dann folgte er ihr mit schnellen Schritten. „Warte! Ich komme mit! Ist ja schon gut. Lauf nicht alleine durch den Wald. Sonst kommt noch ein Klushund!“ „Pah. Hast du Angst um mich, oder hast du Angst um dich?“, kicherte die Frau und lief mit ihm zusammen weiter.

Ich erkannte die Beiden. Ein Blauhaariger und eine junge Frau mit braunem geflochtenem Haar. Sie hatten beide jeweils ein Glas in der Hand, in welchem ein Irrlicht saß. Strahlend vor Glück versuchte ich mich unter dem Baumstamm wegzurollen. „Kintaro!“, rief ich schnell. Ehe beide zu weit weg waren. „Kintaro!!“, rief ich lauter.

Nun erkannte ich, wie beide wieder stehen blieben. Kintaro sah sich verängstigt um. „Hast.. du das auch gehört?!“, fragte er während ihm ein Schauer über den Rücken lief. Nagisa stellte sich ihm erbost gegenüber. „Tze. Ich wusste es, du bist immer noch total ängstlich! Da war nichts!“ „Aber.. da hat jemand meinen Namen gerufen!“, erklärte er und fasste ihr an den Arm. „Ach.. da hat niemand-“

„Nagisa!!“, rief ich jetzt und versuchte vom Boden aufzustehen. Nun riss auch sie die Augen auf und blieb starr stehen. „Was.. was..“, stotterte sie. „Sag ich doch!“, meinte Kintaro nur und zitterte mit ihr zusammen. Sie sahen sich zusammen um. „Das.. das kam von da..“, sagte Nagisa und zeigte hinter Kintaro. Als er sich wegdrehte, erkannten sie mich am Baum stehen.

Ich war voller Dreck und es war dunkel. Langsam versuchte mich aufzustellen. Anscheinend machte ich einen beängstigenden Eindruck. Denn Kintaro blickte mich panisch an und wich zurück. Auch Nagisa sah mich mit weiten Augen an. Sie waren starr und aufgebracht. Als ich mich nun wie ein Monster unter dem Baum hervorbrachte, machte ich einen Schritt auf sie zu. „Kintaro! Nagisa!“, sagte ich wieder. Beide hielten die Luft an. Sie zitterten und hatten Angst vor mir. Nun drehte Kintaro sich ängstlich um und wollte rennen. „Lauf!!“, schrie er. Gleichzeitig hob ich bittend die Arme. „Wartet! Ich bin es!! Yuki!“, rief ich dazwischen.

Nagisa blieb daraufhin neugierig stehen und flüchtete nicht. Kintaro aber rannte davon. Er rannte einige Meter, dann erst bemerkte er, dass Nagisa ihm nicht folgte. „Nagisa!!“, schrie er und blickte hinter sich. Sie blieb stehen und starrte mich stirnrunzelnd an. Ich lief vor, ordnete meine Haare und wischte mir den Dreck von meiner Kleidung. Auch Nagisa kam mir langsam näher. Sie formte ihre Augen zu kleinen Schlitzen und drehte ihren Kopf schräg. „Y.. Yuki?!“, fragte sie überrascht. Ich grinste breit. „Ja! Ich bin es!“ Ich sprang über ein kleines Gebüsch und ging auf sie zu.

Kintaro kam uns nun wieder näher. „Was.. ist denn?!“, fragte er und starrte Nagisa an. Als sie sich zu ihm drehte, hob sie die kleine Flasche mit dem Irrlicht darin. Dieses erzeugte Licht, sodass er mich erkennen konnte. Überrascht blieb er stehen. „Yuki?!“, fragte er. Dann rannte er schnell auf uns zu. „Aber.. was.. machst du hier? Wo ist Shiro?“, kam es von ihm, als er sich zu Nagisa stelle. Diese lehnte sich an Kintaro und schaute mich zögerlich an. „Yuki.. und warum.. bist du.. ein Mensch?!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Jayle
2018-11-06T13:44:20+00:00 06.11.2018 14:44
Und jetzt kann ich Nami noch weniger leiden....x'D
Mehr kann ich dazu auch gar nicht sagen Dx

Aber ich finde es gut das Yuki über ihren Schatten springt,
um Shiro und den Anderen zu helfen :3 Ich hoffe, dass Kintaro und Nagisa
Verständnis für sie aufbringen...aber davon gehe ich jetzt einfach mal aus C:
....Irrlichter wissen außerdem wohl auch nicht, ob sie jetzt hilfsbereit oder
irreführend sein wollen °w° xD

Naja, mal sehen wie all das weiter gehen wird, ich bin auf jeden Fall gespannt x3
Antwort von:  Jayle
06.11.2018 14:55
Achja! Fast wieder vergessen xD

Wenn du verschiedene Charaktere nacheinander sprechen lässt,
ist es einfacher das zu lesen, wenn du nach jeder wörtlichen Rede ein Absatz machst :)

So z.B

"Dieser Tag wird immer beschissener....", seufzte XXXX.
"Was du nicht sagst? Vielleicht sollten wir ihn einfach verschlafen?", schmunzelte YYY.
ZZ schielte vielsagend zu ihnen "Jungs....könnt ihr das bitte nicht mitten im Kampf besprechen?" Sie wandte
sich von ihnen ab und wich einem Angriff aus. "Außerdem verlierst du gleich deine Hose YYY!"

Ich hoffe, du verstehst was ich meine xD"
Ich meine, man versteht bei dir schon, wer etwas sagt, aber auf diese Weise ist es einfach
leichter zu lesen ^^
Oder auch bei Charakterwechseln oder so, ist es auf diese Weise einfacher zu verfolgen, wer was tut =)

Im allgemeinen ist es leichter zu lesen, wenn man öfter mal einen Absatz macht. Dann hat
man nicht so viel Fließtext und zwischendurch mal eine kleine Pause =)
Wie sagte mal jemand zu mir? "Man kann nie genug Absätze haben" xD Aber übertreiben
muss man es natürlich auch nicht =)

Ich hoffe meine Tipps können dir irgendwie helfen ^-^
Und dass du sie nicht negativ auffasst °-°' |D
Antwort von:  _-Merle-_
06.11.2018 15:45
oohhh vielen lieben dank!!! =) und danke fürs weiter lesen :D
und danke für deine tipps =) ^_^ keine sorge =) ich nehme sowas ganz und gar nicht böse auf xD ich passe mich gern den lesern an. xD
es ist nur witzig, denn ich habe früher mit absätzen gearbeitet.. und dann kam ein kommentar, dass ich nicht so viele machen soll und mehr in einem absatz schreiben soll xDDDD hahaha :D daraufhin habe ich dann kapitel 1 - 6 oder 7 glaube ich genommen und die komplette formatierung geändert.. weil das aber so eine arbeit war .. sind dann geschätzt kapitel 8 - 20 wieder mit vielen absätzen.. und ab 21 habe ich dann wieder mit weniger absätzen geschrieben xDDDD
ich denke ich sollte mal ein zwischending finden =)
aber du hast ganz recht! ich werde versuche nach der wörtlichen rede auf jeden fall absätze zu machen =)
danke danke ^_^
Antwort von:  Jayle
06.11.2018 15:52
Sehr gerne x3

Scheinbar sieht das mit den Absätzen jeder anders xD
Ich persönlich habe inzwischen auch meinen Absätze - Stil gefunden...denk ich xD Bevor mir das
jemand sagte, habe ich nämlich auch mit sehr wenigen Absätzen gearbeitet. Habe aber festgestellt,
dass es mit mehreren tatsächlich einfacher ist zu lesen x]

Und bei der wörtlichen Rede kann das auch hilfreich sein, wenn sich z.B nur zwei unterhalten. Dann muss
man nicht jedes mal dazu schreiben, wer was sagt, sondern macht einfach nach der wörtlichen Rede Absätze =) Das kann das Schreiben solcher Dialoge auch echt einfacher machen x'D

Man muss sich zwar erst ans Absätze machen gewöhnen, aber hat man das mal, geht es
ganz automatisch ^-^ Und freut mich, wenn ich dir helfen konnte =3
Antwort von:  _-Merle-_
06.11.2018 16:24
stimmt =) finde du hast da voll recht =) damit kann man dann auch viel kreativer arbeiten... das nächste kapitel ist zwar schon fast fertig xD aber ich denke ich überarbeite das auch nochmal so mit absätzen xD gihihi :D
danke danke danke ^_^
Antwort von:  Jayle
06.11.2018 16:56
Stimmt ^-^
Ich denke, irgendwann findet man seinen "Absatz - Stil". Und ja, stimmt, damit kann man
kreativer arbeiten :3 Schon alleine, weil man das Kapitel besser einteilen kann C:
Und wörtliche Rede oder Geschehnisse hervorheben kann usw. xD

Oh, das freut mich °w° In beiden Hinsichten x3
Immer wieder gern ^.^
Antwort von:  _-Merle-_
08.11.2018 21:38
so. habe es im nächsten kapitel umgesetzt =) hoffe es ist besser ^_^
und.. wir findet du nami jetzt? xDDDDD
Antwort von:  Jayle
08.11.2018 21:49
Ich muss es noch lesen, mache ich später aber auf jeden Fall x3
Und dann werde ich dir auf jeden Fall Feedback geben ^-^
Antwort von:  _-Merle-_
08.11.2018 22:13
mach das =) freue mich schon.. auf.. deine reaktion .... he..hehehe.. xDDD :D ^_^
Antwort von:  Jayle
08.11.2018 22:20
Ich weis nicht, ob mir das Angst machen sollte.....oder nicht?x'D
Antwort von:  _-Merle-_
08.11.2018 23:02
also... ich sage mal.. ab diesem satz:
Ein Moment, der jede Sekunde in die Unendlichkeit ausdehnte. --
(relativ weit unten) solltest du dir vielleicht dieses lied nebenbei anhören xD als hilfe zum lesen:D
dieses zeichen -- steht auch im text.. dann weiß du das das diese stelle ist. xDDD

https://www.youtube.com/watch?v=ewBOcdz29Sw&list=PLP1jyqtLIROZGv_ChGv4B_oqq82lApP-E&index=3
Antwort von:  Jayle
08.11.2018 23:04
Okay, werde ich machen, wenn ich es vor lauter lesen nicht verpeile x'D
Antwort von:  _-Merle-_
08.11.2018 23:08
ahhahahah xD bin gespannt :D sag mir mal bitte, ob du dran gedacht hast.. und ob das zeichen vielleicht geholfen hat xD
Antwort von:  Jayle
08.11.2018 23:15
Werde ich machen xD
Vermutlich wird es genau das sein.....oder ich denke während des Lesens
an nichts anderes mehr, wie auf derartige Zeichen zu achten x'D
Antwort von:  _-Merle-_
08.11.2018 23:16
oh nein xD bitte lass dich nicht davon irritieren xD also.. wenn du es nicht siehst ist das voll ok! aber du wirst es sehen xD denke ich sehr stark xD
also als ich die musik hörte, hat es genau bis zum ende gepasst :D haha xD
Antwort von:  _-Merle-_
08.11.2018 23:21
Also so als du diesen Satz liest... Sekunden ins unendliche blabla.. relativ am Ende.. Und dann dieses Zeichen -- doppelstrich... dann die Musik an machen und weiter lesen xD
Antwort von:  Jayle
08.11.2018 23:26
Alles klar xD
Die erste Seite - von den 13 - habe ich schon x3

Und ich werde versuchen, mich an deine Anweisungen zu halten ;D xD


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