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Cursed Shadow

- verliebt in einen Dämon -
von

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Bleib stark

„Moment, ich muss das einmal zusammenfassen.”, meinte Nagisa verwirrt und schüttelte den Kopf. Sie saß mir gegenüber vom Tisch und sah mich mit einem fragwürdigen Blick an. Kintaro hatte neben ihr Platz genommen und starrte mich ebenfalls stutzig an. Es war mir unangenehm, von ihnen beobachtet zu werden, also versuchte ich ihren Blicken auszuweichen und spielte nervös an meiner Kleidung.

Neben uns knisterte das Feuer in einem kleinen Kamin, der für mich entzündet wurde. Er wärmte mich und hatte meine Kleidung und meinen Körper getrocknet. Obwohl Nagisa und Kintaro mir freundlich gesinnt waren, hielten sie dennoch Abstand von mir.

Nagisa rieb sich das Kinn. „Also.. Shiro.. ist der Schattenmann.”, begann sie aufzuzählen.

Ich nickte ihr zu. „Ja. Genau.”

„Also der echte Schattenmann. Der Schattenmann, vor dem alle Angst haben. Also der Schattenmann, den jeder kennt. Also.. dieser grauenvolle Schattenmann.. der bekannt dafür ist, Menschenseelen zu sammeln?”, fragte sie und tippte dabei mit ihrem Finger auf den Tisch.

Ich zögerte etwas, doch nickte erneut. „Ja.. ganz genau…”

Es wirkte wie ein Verhör zwischen guten Freunden. Es war seltsam ihnen mein Geheimnis zu offenbaren, doch ich blieb mutig und versuchte alle ihre Fragen ehrlich zu beantworten.

„Und du bist ein Mensch?”, fragte sie als nächstes und zog eine Augenbraue dabei hoch.

„J.. Ja.”

Aber Nagisa runzelte die Stirn. „Und ER soll der Schattenmann sein?”, fragte sie wieder laut betonend und konnte die Tatsache noch nicht für möglich halten. Doch ihre Augen zeigten mir, dass sie versuchte mir zu glauben.

Einen Moment sahen wir uns nur schweigend an. Nagisa lehnte sich etwas über den Tisch, während ich zurückhaltend meine Hände auf meinem Schoß abgelegt hatte.

Es war leise. Unsere Blicke kreuzten sich. Sie wartete auf eine Wendung oder eine bessere Erklärung von mir, die alles auflösen würde, was sie nicht begreifen konnte. Doch gab es für mich nichts weiter zu erklären. Ich hatte ihnen alles erzählt. Ich erzählte ihnen von dem Pakt mit Shiro. Ich erzählte ihnen von Lilith. Ich erzählte ihnen von meinen Sorgen und über Deeon. Das alles schien ihre Vorstellungskraft zu übersteigen.

Niemand von uns sagte ein Wort. Das Feuer knisterte in dem Kamin, während die Holzscheite langsam zu Asche verbrannten. Draußen war es noch immer finster und die Äste eines kleinen Baumes klopften leise am Fenster, als der Wind über den Hof fegte.

Nun setzte sich Nagisa kurz auf und richtete ihre Haltung. „Also DU bist ein Mensch... und ER der Schattenmann?”, fragte sie ein drittes Mal.

Doch sofort hob Kintaro eine Hand vor Nagisa und unterbrach sie. „Yuki. Du hast gesagt, dass Shiro deine Hilfe braucht. Du sagtest, dass er gegen Lilith kämpfen will.”, kam es von ihm, während er mich ernst anblickte.

Angespannt biss ich auf meine Lippe. „Ja.. er will gegen sie Kämpfen. Und ich weiß, dass er in einen Hinterhalt gelockt wird. Ich muss ihn vorher warnen! Also muss ich zum Atrium!”, antwortete ich und schloss kurz die Augen. „Ich habe auch keine Zeit mehr. Ich… ich muss mich beeilen!”, sprach ich streng weiter und stand schließlich auf. „Bitte, sagt mir nur, in welche Richtung ich gehen muss. Ich bin euch dankbar für die Hilfe und die Zeit, in der ich mich hier aufwärmen konnte! Aber ich muss gehen!”

„Yuki!”, sagte Nagisa nun und versuchte mich zu beruhigen. Sie legte ihre Hand auf meine und schaute mich mitfühlend an. Nervös blieb ich stehen, bis auch Nagisa sich vor mich stellte. „Bis zum Atrium sind es mindestens Fünf Stunden! Es ist dunkel und es ist kalt! Glaubst du wirklich, dass du das tun willst? Außerdem.. bist du nur ein Mensch.”, versuchte sie mich zu beschwichtigen und blickte mich besorgt an.

Wütend drehte ich mich von ihr weg. Ich musste an Shiro denken, der immer für mich da war. Ich musste an Deeon denken, der immer das Beste für mich wollte. Dann ballte ich meine Fäuste und richtete meinen Blick zum Boden. „Ich.. weiß dass ich nur ein Mensch bin..!”, begegnete ich ihr leise. In meinen Augen sammelten sich Tränen aus Wut. „Ich.. bin es leid immer zu schwach zu sein.”, sagte ich und sah mit einem entschlossenem Blick wieder auf. In mir brodelte eine unbewusste Wut. Mein Puls wurde immer schneller. Meine Muskeln spannten sich an. „Ich muss Shiro helfen! Ich muss Deeon helfen! Ich muss zu ihnen! Sie haben mir immer geholfen! Und jetzt muss ich helfen! Ich muss! Versteht ihr? Und ich werde ihnen helfen! Es ist mir egal, ob ich ein Mensch bin oder, dass ich zu schwach bin! Also werde ich nun weiter gehen! Bitte sagt mir nur, in welche Richtung ich gehen muss. Alles andere, schaffe ich schon.”, meine Stimme wurde immer lauter. Ich blickte zwischen beiden her und erkannte ihre überraschten Gesichter. „Und wenn ihr mir nicht helfen könnt, ist das in Ordnung. Dann werde ich es auch so schaffen!”, begann ich und wollte nun zur Tür laufen.

Plötzlich hielt Nagisa meine Hand und wollte mich stoppen. „Warte.-” Doch ich drehte mich aufgebracht zu ihr. „Nagisa! Bitte! Lass mich! Ich will… ich will ihnen doch nur helfen! Ich.. ich..”, niedergeschlagen über meine eigene Hilflosigkeit, konnte ich ihr nicht in die Augen sehen. „Ich weiß, dass ich es vielleicht nicht rechtzeitig schaffen werde. Aber ich glaube an mich. Und ich werde Shiro nicht im Stich lassen. Ich muss ihm helfen.”

„Und wir werden dir helfen!”, kam es zustimmend von Nagisa. Ich riss die Augen auf. Einen Moment blieb mir der Atem stehen.

„Was?”, fragte ich und drehte mich überrascht zu ihnen. Nagisa überkreuzte ihre Arme. Kintaro stand hinter ihr und legte seine Hand selbstbewusst auf ihre Schulter. Beide sahen mich mit einem entschlossenem Blick an.

„Ihr habt uns auch geholfen!”, erklärte Kintaro und lächelte mich an. Auch Nagisa grinste. „Und deshalb, kommen wir mit! Wenn wir die Pferde nehmen, könnten wir noch schneller da sein! Wir helfen dir. Und-”

Plötzlich krächzte eine alte Frauenstimme in den Raum hinein. „Nein!”, schrie Atropos, die mit ihrem Stock humpelnd den Raum betrat. Sie klang laut und bestimmend.

Wir alle blickten erschrocken zur Tür. Sie blieb mitten im Ramen stehen und lehnte sich mit beiden Armen auf ihren Gehstock. „Ich schätze die Tapferkeit von euch dreien.”, begann sie. „Und es ist immerhin das Richtige, einem Freund in Not bei Seite zu stehen, um ihn zu unterstützen. Das macht Freundschaft aus. Doch… ich kann das nicht zulassen.”, sprach sie offen. Ihr Blick richtete sich zu Nagisa und Kintaro. „Ich kann nicht zulassen, dass euch etwas zustößt. Ich fühle mich für euch verantwortlich. Und ich werde euch nicht in euren eigenen Tod rennen lassen.”, erklärte sie.

Mein erster Schock wurde zu einem ruhigen Verständnis. Ich nickte ihr zu und blickte betrübt herab. Kintaro jedoch ging einen Schritt auf Atropos zu. „Aber Atropos! Wir können sie doch nicht alleine gehen lassen!”, begegnete er ihr laut und hob seine Hände fordernd.

Doch sie sah ihn wütend an. „Ich werde auch nicht gutheißen, dass sie geht!”, maulte sie erbost. „Gegen Lilith zu wettern, ist genauso töricht, wie als Sterblicher die Äpfel der Hesperiden pflücken zu wollen! Oder Medusa in die Augen zu schauen! Es wäre reiner Selbstmord! Und ihr beide werdet nicht mitgehen! Ende!”, erklärte sie. Dabei richtete sich ihr tadelnder Blick langsam zu mir. Ihre grimmige Miene wurde zu einem mitfühlenden Gesichtsausdruck. „Kind. Ich möchte auch nicht, dass du dorthin gehst. Lilith ist ein schrecklicher und erbarmungsloser Dämon. Wenn dein Freund sich schon im Kampf befindet, solltest du dich nicht einmischen und kannst nur hoffen, dass sie ihn nicht tötet…”, sagte sie und schloss nachdenklich ihre Augen. „Doch ich werde dich nicht von deinem Schicksal abbringen, wenn er diesen Weg für dich gewählt hat.”, erklärte sie in einem sanften Ton und seufzte schwer.

Ich sah Atropos aufrichtig an. Ich verstand was sie mir damit sagen wollte. Ich verstand, dass sie niemanden in Gefahr bringen wollte. Ich verstand, dass sie sich vor Lilith fürchtete. Doch das machte mich nicht wütend oder traurig. Denn Atropos war wie eine Mutter, die nur ihre Kinder beschützte.

Mit langsamen Schritten ging ich auf sie zu. „Ich bestimme meinen Weg selbst.”, erklärte ich und grinste selbstsicher. Atropos war sichtlich nicht von meiner Meinung entzückt. Doch sie drehte sich langsam von uns Weg und blickte über ihre Schulter. „Dann komm. Die Irrlichter werden dir helfen!”, sagte sie und lief in den Flur.

Mit einem lauten Knarren öffnete sie die hölzerne Tür, die auf den Hof führte. Im gleichen Augenblick schwirrte ein Irrlicht rasch in das Haus hinein. Es flog um Atropos herum, kicherte und landete verspielt auf ihrer Schulter. Sie war schnell und flink. Als Atropos ihre Hand hob sprang das kleine Wesen auf diese und begann elegant zu tanzen.

Ich blickte überrascht zwischen beiden her. „Sie mochte dich schon seit dem ersten Tag.”, sagte die alte Frau und beobachtete verträumt das kleine tanzende Licht. Dann sah sie zu mir auf. „Irrlichter ärgern normalerweise. Sie will dir jedoch helfen. Sie mag dich. Bitte pass auf sie auf. Sie soll dir nur deinen Weg verkürzen! Bring sie nicht in Schwierigkeiten!”, erklärte sie und streckte die Hand in meine Richtung.

Ich blinzelte verwundert mit den Augen. Das kleine Irrlicht flog kichernd, mit eleganten Pirouetten um mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Hilfe annehmen sollte. Doch sie war die einzige Möglichkeit, mich schnell zu Shiro zu bringen.

Nagisa trat neben mich. „Ach ja… Irrlichter können ja Portale erschaffen.”, sagte sie mit großen Augen.

Kintaro folgte uns auch in den Flur. „Aber.. ich.. wir.. können dich doch nicht alleine gehen lassen…” Er klang niedergeschlagen und bedrückt. Doch glücklich über die Hilfe von Atropos, begann mein Herz höher zu schlagen. Denn ich hatte eine Chance, Shiro rechtzeitig zu warnen. Nun hatte ich endgültig die Bestätigung, Shiro helfen zu können! Und wieder überkam mich das Gefühl, endlich etwas bewirken zu können. Ich hatte das Gefühl, stark zu sein. Und ich hatte das Gefühl, alles zu schaffen.

„Kintaro! Atropos hat Recht. Ihr solltet hier bleiben!”, lächelte ich ihn an. „Aber ich danke euch, für euer Angebot! Doch ich werde es schaffen! Da bin ich mir sicher.”

„Kennst du dich denn in dem Atrium aus?”, fragte Nagisa nun dazwischen und runzelte die Stirn. Ich legte meine Hand nachdenkend an meinen Kopf. „Hmh.. naja.. ein bisschen.. also.. nein.”, seufzte ich und schmunzelte ertappt. Doch dann blickte ich sie überrascht an. „Aber ich kenne einen Fuchsdämon, der sich dort auskennt!”

„Naja.. wenn der bereit ist, dir zu helfen…”, begegnete Nagisa mir und verzog ihr Gesicht. Doch meine Mundwinkel formten sich zu einem breiten Lächeln. „Oh ja. Ich weiß, dass sie sauer wäre, wenn ich sie nicht um Hilfe bitten würde!”, antwortete ich erfreut und grinste breit. Denn ich wusste nun, dass mir wirklich nichts mehr im Weg stehen würde.
 

Leider war mir nicht bewusst, dass Shiro und Deeon sich längst im Kampf befanden.

Lilith zeigte mit allen Mitteln, dass sie sich nicht einfach besiegen lassen würde. Der Kampf zwischen ihnen war gnadenlos, grausam und aggressiv. Ein unerbittlicher Kampf dessen Ziel es war, ein Leben erbarmungslos auszulöschen.

Während des Kampfes hatten sie die Halle zerstört. Wände trugen tiefe Risse und Statuen waren zusammengebrochen. Der Boden war stark beschädigt und auch der große Thron wurde zerschmettert. Staub und Sand der zerstörten Umgebung wurde aufgewirbelt, nachdem Shiro nach einem Angriff von Lilith mit einem weiten Sprung nach hinten auswich.

Schwer atmend fing er sich am Boden und streifte wütend etwas Blut von der Lippe. Sein Körper konnte sich nicht schnell genug von den Wunden heilen, die Lilith ihm zugefügt hatte. Darum versuchte er Zeit zu gewinnen um schnellstmöglich wieder Kraft zu erlangen.

Er nutzte einen kurzen Moment, um einen Blick auf Deeon zu erhaschen. Dieser hatte gegen Lilith Monster gekämpft und schien gerade den letzten Dämon mit einem glatten Schnitt durch den Hals zu erledigen. Deeon hatte Shiros Blick erkannt und erwiderte diesen mit einem erschöpften, doch positiv gestimmten Grinsen.

Im nächsten Moment wurde dieses Grinsen jedoch zu einem geschockten Blick, der an Shiro vorbei starrte.

Erschrocken wandte Shiro sich wieder nach vorn und erkannte zu spät, dass Lilith ihm mit einem Angriff entgegen stürmte. Sie kämpfte mit einem schwarzen Schattenschwert und stach mit einem geraden Hieb zu.

Zu schnell sprang sie ihm entgegen und hatte das Schwert bereits ausgestreckt. Shiros Atem blieb stehen. Er riss die Augen auf und biss die Zähne zusammen. Erschrocken versuchte er mit einem reflexartigen Verhalten auszuweichen und den Angriff mit erhobenem Dolch abzufangen.

Doch plötzlich stand Deeon vor ihm und hatte seinen Flügel ausgebreitet. Er war zu ihm hingeflogen und parierte den Schlag mit einem kräftigen Hieb von unten.

Es passierte alles so schnell.

Lilith glitt das Schwert aus ihrer Hand. Nicht vorbereitet auf Deeon, blieb Lilith stehen und sah ihrem Schwert erschrocken hinterher. Es drehte sich in der Luft, ehe es sich schließlich noch im Fall auflöste. Im gleichen Atemzug wandte sie sich wieder Deeon zu. Er holte aus und schlug mit seinem Schwert quer zu. Obwohl Lilith zurückweichte, streifte die Spitze seiner Klinge ihr Gesicht. Bluttropfen spritzen durch die Luft, während Lilith sich mit dem Schlag zur Seite drehte. Sie hielt sich ihre Hand vor ihr Gesicht und und riss die Augen auf. Noch bevor sie realisierte was geschah, drehte sie sich erschrocken zu Deeon, der aber bereits ausholte und sie mit einem wuchtigen Tritt von sich weg beförderte.

Blitzartig wurde sie weggeschleudert und prallte gegen die bereits vom Kampf beschädigte Mauer. Staub wurde aufgewirbelt und einige Steinstücke fielen herab.

Diese Zeit nutzte Deeon, um nach Shiro zu sehen.

„Alles in Ordnung?“, fragte er mit einem gelassenen Grinsen. Shiro hatte sich etwas nach vorn gebeugt um zu Kräften zu kommen. Seine Wunden an den Armen verheilten langsam und schließlich stellte er sich wieder auf. „Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich werde das alleine schaffen.“, erwiderte er jedoch stur.

„Natürlich. Das weiß ich. Doch, es war eine schöne Genugtuung für mich.“, begegnete er Shiro und legte dabei seinen Kopf sorglos schräg.

Als sie das Bröckeln der zerschmetterten Steine hörten, wandten beide sich wieder Lilith zu. Sie kletterte aus der kleinen Ruine und trat mit langsamen Schritten vor. Ihre Kleidung abklopfend, blieb sie stehen und sah mit einem genervten, jedoch herablassenden Blick zu ihren Gegnern auf. „Das… hätte ich kommen sehen müssen…“, sprach sie und stellte sich aufrecht hin. Über ihr Gesicht war die tiefe Schnittwunde von Deeons Angriff zu erkennen, die quer über ihr Gesicht gezogen wurde. Etwas Blut triefte herab. Doch im nächsten Augenblick verheilte die Wunde und das Blut löste sich in schwarzen Nebel dampfend auf.

Shiro machte sich sofort wieder Kampfbereit, während Deeon jedoch vor trat. „Lilith. Hör auf!“, rief er ihr zu.

Doch sie überkreuzte ihre Arme genervt. „Das geht dich nichts an! Es geht nur um diesen schwachen, feigen Menschen dort.“, fauchte sie zurück und deutete auf Shiro. Dieser biss die Zähne wütend zusammen. Sein Blick wurde immer finsterer denn Lilith hatte ihn mit den Worten beleidigt, die von ihm am meisten gehasst wurden.

Sie sah beide ernst an. „Ich werde es mir nicht gefallen lassen, von etwas so lächerlich erbärmliches meine Seele klauen zu lassen. Auch nicht, wenn sich ein Engel mir in den Weg stellt! Nicht mit der Kraft, die ich mir erarbeitet habe.“, erklärte sie mit immer ruhiger werdender Stimme.

Doch Deeon hob eine Augenbraue. „Dir geht es also nur um diese eine Seele? Warum ist sie dir so wichtig?“, fragte er und drehte locker das Schwert in seiner Hand.

Doch Lilith hielt inne und begegnete ihm nur mit einem zurückhaltenden Seufzer. Dann erkannte sie Shiro, der sich emotionslos neben Deeon stellte und sie beobachtete. Verwundert runzelte sie die Stirn. „Kann es weitergehen?“, fragte sie und lief Kampfbereit einige Schritte vor. Dabei hob sie ihre Hand und ließ ein schwarzes Schwert in ihrer Hand erscheinen. Sie hielt ihre Klinge locker zum Boden gerichtet und sah Shiro mit einem gezielten, herablassenden Blick an. Dann grinste sie. „Oder traust du dich nicht?“, fügte sie verhöhnend hinzu.

Ohne von Lilith abzusehen wandte Deeon sich Shiro zu. „Hey. Lass dich nicht-“

„Halt dich da raus.“, unterbrach Shiro ihn jedoch, während er an ihm vorbei ging und los rannte.

„Warte!“

Doch Shiro rannte Lilith entgegen. Sein Äußeres zeigte eine kalte, emotionslose Miene. Doch innerlich brannte seine Seele vor Hass und Wut. Er rannte immer schneller, während Lilith vergnügt ihr Schwert erhob und Deeon ihm aufgebracht hinterher blickte. Shiro biss die Zähne zusammen und griff seinen Dolch fester. Seine Beine wurden immer schneller. Der Sand auf seinem Weg wurde mit einem heftigen Wind aufgewirbelt. Ihre Blicke kreuzten sich. Die Luft knisterte vor Anspannung. Er kam ihr immer näher. Er hob seinen Dolch und machte sich für einen frontalen Angriff bereit. Er sammelte seine Kraft und sprang ihr entgegen!

Doch mitten im Sprung verschwand er.

„Hmh!“, Lilith griff auch ihr Schwert fester und begann zu grinsen. „Tze. Wie vorhersehbar!“, verspottete sie ihn und schnellte einen ausweichenden Schritt zur Seite. Sie drehte sich nach rechts und holte aus der Drehung Schwung für einen Gegenangriff.

Denn Shiro tauchte an einer Stelle wieder auf, an welcher er Lilith hinterrücks attackiert hätte. Doch durch Lilith vorausdenkende Handlung, sich sie diesem Angriff aus. Sie holte aus und schlug an der Stelle zu, an welcher sie ihn erwartete. Alles geschah rasant und schnell. Deeon blieb starr stehen. Er wusste nicht, was Shiro vor hatte. Doch er konnte auch nicht erahnen, was Lilith geplant hatte. Um einzuschreiten war es zu spät.

Sie hatte seine Wut ausgenutzt. Sie hatte ihn überlistet und konnte somit einen Gegenangriff starten.

Ein schmerzhafter Aufschrei hallte durch den Raum als die Klinge plötzlich Shiros Brust durchbohrte. Blut spritzte von der Klinge, die aus seinem Rücken stieß.

Shiro hielt den Atem an und riss geschockt die Augen auf. Lilith hingegen blickte selbstsicher über ihre Schulter und war sich des Sieges Sicher. „Ups.. das ging doch schneller als ich dachte. Tze.. dummer Mensch..“, kam es gelassen von ihr und zuckte schmunzelnd mit den Schultern.

Aus Shiros Mund lief Blut. Sein Blick war zum Boden gerichtet. Er stand starr dort und atmete schwer, während seine Haare sein Gesicht verdeckten und er versuchte seinen Schmerz zu unterdrücken.

Lilith grinste zufrieden. „Also dann..- ARGH!“, doch plötzlich stieß auch sie einen Schrei vor Schmerz aus. Deeon tauchte hinter ihr auf und rammte ihr ebenfalls sein Schwert durch den Bauch.

Es war, als würde die Zeit für einen Moment gefrieren.

Geschockt blieb auch sie stehen und riss ihre Augen auf. Sie richtete ihren Blick herab, und erkannte die Klinge, die ihren Körper durchstieß. Abrupt ließ sie ihr Schwert los, sodass dieses sich in Nebel auflöste. Nachdem ihr Schwert verschwunden war, wackelte Shiro auf seinen Beinen und verlor schließlich seinen Halt. Konzentriert bei Bewusstsein zu bleiben, hielt er sich seine Brust und fiel auf die Knie.

Derzeit begann auch ihr Blut aus der Wunde zu laufen und tropfte an ihrem Körper, sowie der Klinge herab. Sie rang schwer atmend nach Luft und blieb starr.

„Lilith. Lass es. Hör mit all dem auf… und ich werde dich verschonen.“, sprach Deeon einfühlsam. „Ich werde nicht zulassen, dass du ihm noch einmal Schaden zufügst.“

Sie spuckte Blut und versuchte ihren Kopf zur Seite zu drehen. Doch bevor sie sich bewegen konnte, drückte Deeon ihr das Schwert noch stärker in den Körper. Er schnitt es tiefer in ihr Fleisch doch zögerte, sie zu töten. „Lilith…!“, sprach er ermahnend und wollte ihre Niederlage erzwingen. Sie hielt die Luft an und biss die Zähne zusammen.

„Du… nervst.“, antwortete sie ihm schmerzerfüllt und öffnete unauffällig ihre Hand. Es erschien ein kleines, silbernes, Münzen ähnliches Amulett zwischen ihren Fingern. Drauf graviert war ein kleines Muster mit geraden Strichen und Punkten. Es war eine Sigille.

Erst als Lilith grinste, bemerkte Deeon, dass etwas nicht stimmte. Erschrocken blickte er herab und erkannte, wie sie das Amulett von sich weg schmiss. Doch ehe er etwas tun konnte, war das Klirren der Münze auf dem Boden zu hören. Lilith sah niederträchtig zur Seite. „Deeon…!“, sprach sie deutlich.

Er sah sie panisch an. „Nein!“

Doch plötzlich wurde der gesamte Saal in einem weißen Licht erfüllt. Dieses helle Licht schien warm und sanft. Doch es war ebenso grell und erschreckend. Einen Moment war nichts zu sehen, außer das stechende, helle Weiß, welches langsam abschwächte und sich zu einem Strahl zusammenzog. Inmitten des Strahls lag das Amulett, welches Lilith von sich weggeworfen hatte. Und innerhalb des Strahls stand auch Deeon, der sich schockiert und panisch umsah. „Nein!“, schrie er wieder und wollte aus den Kreis, der am Boden strahle, heraus rennen. Doch Blitze schlugen auf und hielten ihn zurück.

Lilith wirkte beruhigt. „Hmh.. eine artgerechte Haltung.“, verspottete sie ihn und atmete schwer. Sie holte tief Luft und legte ihre Arme hinter sich. „Argh..!“ Schmerzerfüllt biss sie die Zähne zusammen und griff das Schwert, welches noch in ihr streckte. Mit einem Ruck zog sie es blutverschmiert wieder heraus und ließ es sofort fallen. Es klirrte laut zu Boden.

Während sie nach Luft schnappte, brach sie zusammen und konnte sich auf ihren Hände fangen. „Ich.. hasse diese Engelswaffen.“, sagte sie erbost. Auch sie war nun verletzt und musste sich regenerieren.

Anders als Shiro, kniete Lilith schwer atmend am Boden. Dabei bemerkte sie erst spät, dass Shiro sich langsam vor sie stellte und auf sie herab blickte. Sie beruhigte sich und schaute auch langsam zu ihm. „Wie.. kannst du stehen? Ich habe deine Seele mit meinem Schwert- Argh!“ Doch Shiro trat ihr gegen die Schulter und warf sie damit zu Boden. Sofort stemmte er sich mit seinem Fuß auf ihre Rippen und sah sie mit seinem kalten Blick an. „Mir ist dieser Schmerz bereits bekannt.“, antwortete er ihr und legte seinen Kopf schräg. Dann stemmte er sich fester auf ihre Knochen.

Lilith begann zu schreien. „AAArg! Du.. jämmerlicher.. Mensch.“, schrie sie ihn an und legte ihre Hände an seinen Fuß. Mit Kraft konnte sie langsam sein Bein heben, doch Shiro stützte sich noch einmal auf sie. Wieder kreischte sie vor Schmerzen. Das Knacken ihrer Knochen hallte durch den Saal, welches sich mit ihren Schreien vermischte. Wie ein Insekt, dass Shiro zerquetschte, bewegte er seinen Fuß herablassend auf ihr. Er starrte sie emotionslos an und sah ihr tief in die Augen. Dann zeigte er ihr seinen Dolch.

Lilith versuchte weiter ihren Feind von sich zu drücken. Sie schlug gegen sein Bein und krallte sich in sein Fleisch. Doch er zerquetschte ihren Brustkorb weiter. Sie rang laut nach Luft und biss die Zähne wütend zusammen. „Willst.. du.. nicht mehr erfahren? AARGH!“, fragte sie ihn um sein Handeln zu unterbrechen. Doch er griff seinen Dolch fester und beugte sich zu ihr herab. Lilith grinste trotz Schmerzen. „Über.. deine Familie? Oder … warum ich dich… ausgesucht habe?“, kam es weiter von ihr. Ihre Knochen knirschten. Blut drang aus ihrer Verletzung und ihr Blick war zornig auf ihn gerichtet.

Aber er schaute sie nur belanglos an und legte ihr den Dolch an die Kehle. „Nein…“, antwortete er. Lilith riss die Augen auf. Deeon stand entsetzt innerhalb des Käfigs der Sigille und Shiro erfüllte nur das Gefühl von Erleichterung. Weder die Schmerzen die sein Körper zu tragen hatte, noch die Angst die seine Seele belastete, fühlte er. Es war nur die Hoffnung in ihm, seinen Albtraum zu beenden. Auch wenn sie ihn mit Informationen verlocken wollte, so gab es für ihn keinen Grund, diese Antworten zu erfahren. Er dachte an Kitsune. Er dachte an Kisho und Kazumi, an Mephisto, Bastet und die anderen. Er dachte an Deeon. Und er dachte an mich.

„Ich habe eine Familie.“, waren seine letzten Worte, als er den Dolch fester griff und ihr das Leben nehmen wollte.

„HALT!“, schrie plötzlich jemand durch den Saal. Die riesigen Tore der Halle wurden aufgerissen. Und jemand kam herein gestürmt.

Deeon drehte sich erschrocken zum Eingang, während Shiro sich nicht ablenken ließ und den Anblick von Lilth panischen Augen genoss.

„Nami?!“, fragte Deeon laut.

Sofort hielt Shiro inne. Starr blickte er zum Tor auf und erkannte Nami dort stehen. Sie hatte ihren Flügel ausgebreitet und Federn flogen durch den Saal. Sie schien aufgebracht und starrte zu Shiro herüber. An ihren Armen klebte Blut. Und als Shiro die Seelenkugel in ihrer Hand erkannte, gefror sein Blut. Sein Herz begann zu rasen, denn es war seine Seele und er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.

Während seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf Lilith gerichtet war, ergriff diese ihre Chance. Sie schlug ihm sofort den Dolch aus der Hand, griff seinen Arm, zog ihn zu sich und trat ihn mit ihrem Fuß über sich hinweg. „NAMI!“, schrie sie laut.

Shiro wurde mit gewaltiger Kraft weggeschleudert und prallte in die Trümmer der zerstörten Statue.

Deeon blickte erstarrt zwischen Nami und Lilith her. Denn Nami rannte sofort besorgt auf Lilith zu und kniete sich zu ihr. „Lilith! Aber.. aber.. wie kann das..“, fragte sie ängstlich doch versuchte Ruhe zu bewahren. Lilith saß am Boden und versuchte sich aufzurichten. „Schnell. Heil mich. Sofort.“, befahl sie ihr jedoch und deutete auf ihre Wunden. Nami nickte. „Ja! Ich beeil mich. Und dann.. wird alles nach Plan verlaufen..“ Schnell legte sie eine Hand auf ihren Bauch und fuhr langsam über ihren Körper. Unter ihrer Hand begann es hell zu leuchten. Ihre heilenden Kräfte waren stark. Denn schnell schloss sich die Wunde in Lilith Körper und auch ihre Schmerzen waren ausgelöscht.

Deeon konnte nur sprachlos zusehen, was geschah. Er stand wie gelähmt da und starrte auf Nami. „Aber.. Nami..“, dann wanderte sein Blick auf die Seele in ihrer Hand. „Yuki…“

„Sehr gut. Du kamst genau rechtzeitig!“, lobte Lilith Nami und stand sofort auf. Doch Nami sah kurz zu Deeon, bis ihr Blick zurückhaltend zu Deeon wanderte. „Aber Lilith.. ich dachte… du bist stärker…“, flüsterte sie ihr ängstlich zu. Ihre Augen waren weit und wirkten wahnsinnig. Doch erhobenem Hauptes lief Lilith an Nami vorbei und griff sich erfreut die Seele. „Endlich!“, sagte sie glücklich. „Das ist Teil eins! Jetzt fehlt nur noch der Rest!“, freute sie sich und blickte dann zu den Trümmern, in welchem Shiro lag. Bevor sie auf ihn zugehen konnte, hielt Nami sie jedoch an ihrer Hand. „Warte!“, stoppte sie Lilith. Als diese stehenblieb und sich ihr zuwandte, schluckte Nami zögerlich. „Und.. was.. ist mit unserer Vereinbarung?“, fragte sie mutig. Doch Lilith lächelte sie an und deutete auf das Schwert am Boden. „Das habe ich nicht vergessen. Du weißt was zu tun ist. Na los.“, erklärte sie und nickte ihr zu.

Nami schaute auf das Schwert. Lilith Blut war schon aufgelöst. Es war ein weißes, helles Schwert. Ein Schwert aus Engelstränen. Deeons Schwert. Das Schwert eines Engels.

Besorgt bückte sie sich zu der Waffe und hob sie auf.

„Was hat das zu bedeuten?!“, fragte Deeon wütend und blickte beide an. Er versuchte gegen den Käfig zu schlagen doch wurde von zischenden Blitzen zurückgehalten.

Lilith lachte. „Hahaha. Wonach sieht es denn aus?!“, stellte sie als Gegenfrage und hob die Seele in ihrer Hand. Gleichzeitig schaffte es auch Shiro aus den Trümmern und stellte sich wütend neben Deeon. „Was ist mit Yuki!?“, fragte er laut und ballte die Fäuste. Beide waren aufgebracht. Sie waren geschockt Nami auf der Seite von Lilith zu sehen. Sie waren verwirrt. Sie waren ahnungslos. Sie waren verängstigt.

„Nami.. erklär mir das..“, sprach Deeon leise. Doch Nami versuchte reuevoll ihren Blick von beiden abzuwenden. Sie legte ihren Arm um sich und sah zu Boden, als würde sie ihre Fragen nicht hören.

Shiros Herz begann zu rasen. Er wurde bleich. Er konnte seine Emotionen nicht mehr kontrollieren. „WAS IST MIT YUKI!?“, schrie er wutentbrannt. Ihm kamen die schlimmsten Gedanken. Er atmete immer schneller. Sein Puls raste. Seine Wut wurde immer größer. Seine Gelassenheit war vollkommen verschwunden.

„Sie ist tot!“, sagte Lilith grinsend und zeigte ihm die Seele in ihrer Hand. Diese Worte waren ein Stich in Shiros Herz. Er hielt die Luft an und riss die Augen auf. Sein Körper wurde starr. Seine Beine wurden schwach.

Doch Deeon schüttelte den Kopf. „Nein! Das glaube ich nicht!“, begegnete er ihr und starrte Nami hilflos an. Aber Lilith blickte grinsend über ihre Schulter. „Sag es ihnen.“, forderte sie Nami auf. Dann drehte sie sich wieder mit arroganter Miene nach vorn. „Sie hatte den Auftrag, mir die Seele zu bringen und dieses Menschenmädchen zu töten! Und wie ihr seht, war sie erfolgreich.“, schmunzelte sie und legte eine Hand zufrieden in ihre Hüfte.

Shiro traf der Schock so tief, dass er kreidebleich die Kraft in seinen Beinen verlor. Er fiel auf die Knie. Erschüttert von dem, was man ihm sagte, starrte er Nami an.

Ihre Arme waren voller Blut. Und diese Seele war ein Teil seiner Seele. Es war ausgeschlossen, dass mir nichts geschehen war. Sie hatte mir die Seele aus dem Körper gerissen. Sie hatte mir etwas angetan. Shiro dachte, sie hätte mich getötet.

„Nami!“, forderte Deeon sie nun auf.

Doch noch immer versuchte sie seinem Blick auszuweichen. „Sie.. ist tot…“, log sie zögerlich, nur um Lilith Worte zu bestätigen.

Deeon und Shiro waren entsetzt. Beiden raubte es die Sprache. Tausend Gedanken rasten Shiro durch den Kopf und doch konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er wehrte sich gegen den Gedanken, mich verloren zu haben doch schaffte es nicht seine Angst zu kontrollieren.

Sein Blick sank zu Boden. Seine Arme waren schlapp. Er hielt sich eine Hand vor die Augen. „Nein..“, sprach er leise. „Weil.. ich.. nicht bei ihr war..“, flüsterte er sich zu. „Weil ich.. zu schwach bin..“ Es war, als würde seine Welt in sich zusammen fallen. Als hätte man ihm das Fundament seines Lebens zerstört.

Nun hörten sie ein Lachen von Lilith. „Hahaha! Er hat es eingesehen. Naja. Einsicht kommt ja doch zum Schluss.“, grinste sie breit und hob schnippisch eine Augenbraue.

Deeon schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Er konnte nichts tun. Er war gefangen. Gefangen in diesem Käfig und gefangen in seiner Panik. Doch auch in diesem Moment, versuchte er bei Vernunft zu bleiben.

„Gebt ihr auf?“, fragte Lilith.

Deeon sah zu Shiro herab. Er kniete am Boden und war vollkommen entkräftet. „Steh auf.“, sprach Deeon ihm zu. „Du darfst nicht aufgeben!“

Doch Shiro reagierte nicht. Er blickte entgeistert herab und wusste nicht, woran er glauben sollte. Deeons Stimme wurde lauter. „Steh auf!“, schrie er. Denn er erkannte Lilith mit gemütlichen Schritten auf Shiro zulaufen. Sie kam näher und zog ihr Schwert. „ARKIN! STEH AUF!“, schrie er.

Shiro begann zu schluchzen. Er setzte sich auf und blickte mit tränenden Augen zu Deeon.

„Deeon.. ich.. kann nicht.“, sagte er ihm verzweifelt, während ihm eine Träne über die Wange glitt. Er wirkte so hilflos und schwach.

Dieser Anblick traf Deeon tief. Erschrocken kam es ihm vor, als würde etwas Schweres auf seiner Brust liegen. Als würde jemand ihm die Luft abschnüren. Doch Lilith kam ihnen näher. Sie war bereit, Shiro zu besiegen. Sie wollte Shiro töten.

Auch Deeon lief eine Träne über seine Wange, während er aber die Zähne zusammenbiss und seine Fäuste ballte. „Arkin. Du.. musst aufstehen. .. Und.. du musst Lilith besiegen. … Ich.. schwöre dir bei Gott. Wir werden Yuki retten.“, sprach er weiter. Seine Stimme wurde immer ernster. „Und wenn es bedeutet, dass ich mich gegen Gott persönlich stellen werde! Aber.. du musst jetzt aufstehen!! STEH AUF!“

Perplex sah Shiro auf seine Hände. „Yuki…“, flüsterte er sich zu. „Ich hätte…“, begann er zu sprechen und blickte langsam auf. Sein Blick wurde immer wütender. Sein Starren war auf Nami gerichtet. „Ich hätte.. DICH VIEL FRÜHER TÖTEN SOLLEN!“, schrie er laut und sprang wutentbrannt auf. Plötzlich begann er an Lilith vorbei zu rennen. Er rannte so schnell, dass Lilith nur einen Windhauch an sich vorbeiwehen spürte. Sie blieb erschrocken stehen, als der Sand neben ihr aufgewirbelt wurde.

Shiro schien wie ein Berserker zu sein. Er erkannte nur noch Hass und Wut. Er wollte nur noch töten und auslöschen. Sein Blick war nicht kalt oder emotionslos wie gewohnt, wenn er kämpfte. Sondern voll verbitterter Zorn und erbarmungslose Rachsucht.

Er schrie laut, während er versuchte Nami zu attackieren. Er hatte seinen Dolch ergriffen und sprang mit einem mörderisch kräftigen Angriff auf Nami zu. „TEHHA!!“ Doch schnell genug sprang Lilith zu ihr und riss sie mit sich. Sie zog sie beiseite und rettete sie vor Shiros Angriff. „KYA!“, Nami kreischte, als sie in rasender Geschwindigkeit zur Seite gerissen wurde und sich plötzlich mit Lilith am Boden liegend wiederfand. Sie riss die Augen auf und sah zu Lilith, die sofort aufstand und sich Shiro zuwandte. „Lilith.. du.. hast mich.. gerettet.“, stotterte sie. Aber Lilith hob ernst die Hand. „Geh und kümmer dich um den Engel! Beeil dich!“, schrie sie und ließ ihr Schwert in ihrer Hand erscheinen.

Shiros nächster Angriff war ebenfalls auf Nami gerichtet, doch Lilith stellte sich ihm in den Weg und wehrte ihn ab. Sie Klingen trafen aufeinander. Shiros Kraft war so stark, dass er sie langsam herabdrückte. „Aus dem Weg.“, drohte er ihr. Doch sie drückte sich gegen ihn. Schnell konnte sie seiner Stärke nicht standhalten, ließ ihr Schwert sinken und wich zur Seite aus.

Nami stand starr dort und blickte zu ihnen. „Lilith..“, flüsterte sie, gerührt von ihrer Hilfe.

„MACH JETZT!“, befahl Lilith aber strickt und versuchte Shiro weiterhin von ihr fernzuhalten indem sie sich vor ihn stellte.

Shiro sah sie hasserfüllt an. „Ich werde euch beide töten.“ Doch Lilith erwiderte mit einem Grinsen. „Versuch es!“

Schließlich ging der Kampf zwischen ihnen rasant weiter.

Nami blinzelte verdattert und schüttelte den Kopf um sich zu besinnen. Dann rannte sie schnell mit dem Schwert zu Deeon.

Er erkannte ihren verrückten Blick und ihre befremdliche Art. Als sie vor ihm trat, sah er nachdenklich zu ihr herab. „Nami.. warum? Erklär es mir.“, fragte er sie ruhig. Doch noch immer konnte sie ihm nicht in die Augen sehen.

Sie blickte weg und nahm das Schwert in die Hand. „Ich.. ich werde alles wieder gut machen!“, stammelte sie. „Ich.. werde zum Engel.. Deeon.. ich.. muss dich töten. Deeon. Dann werde ich zum vollständigen Engel!“, langsam sah sie zu ihm auf. Aus ihren Augen kullerten Tränen. „Ich will kein Monster mehr sein. Zwischen Mensch und Engel. Ich will so nicht mehr leben.“

„Mein Tod macht dich nicht zum Engel, Nami.“

Geschockt runzelte sie die Stirn und schüttelte den Kopf. „Doch.. Nein. Du hast Unrecht. Lilith hat gesagt..-“

„Lilith benutzt dich nur..“, versuchte Deeon sie zu besänftigen. Aber Nami trat wütend mit dem Fuß auf und hob das Schwert. „NEIN! Tut sie nicht! Sie hilft mir.. DU hast mich immer benutzt!“, schrie sie.

Deeon sah sie aufmerksam an und hielt inne. Nun richtete sie das Schwert auf ihn und hielt es ihm langsam vor die Brust. „Du.. hast mich zu dem gemacht… und hast mich benutzt. Mich dieses Leben spielen lassen… Du hast keine Ahnung! Lilith war bereit mir zu helfen!“, weinte sie doch zögerte zuzustechen.

„Aber ich habe dich nie belogen..“, sprach er ihr leise zu. Nami hatte das Schwert in ihren Händen. Sie wollte es tun! Sie musste es tun! Doch sie konnte nicht.

Sie biss die Zähne aufeinander. Deeon bemerkte ihre Angst. „Es tut mir leid.. wenn ich dich benutzt haben sollte.,,“, begann er nun. Nami blickte erschrocken auf. „Nami, ich wollte nie, dass du dich wie eine Marionette fühlst. Ich wollte dir nur ein besseres Leben geben und Yuki beschützen.. Es tut mir leid.“, sagte er mit sanfter Stimme. Dann legte er seine Hand an sein Schwert und fasste die Klinge. „Ich verstehe deinen Kummer. Aber.. ich kann jetzt nicht zulassen, dass ich auch noch meinen Bruder im Stich lasse.“, sagte er und drückte das Schwert von sich.

Entsetzt griff Nami den Schaft fester, „Was? Nein!“, und versuchte die Klinge noch stärker in Deeons Richtung zu halten. Mit einer leicht aussehenden Bewegung drehte er das Schwert aber von sich weg. Dann fasste er die Klinge stärker. Schließlich riss er es ihr aus den Händen und warf es von sich weg.

Nami sah dem Schwert zitternd hinterher, wie es auf dem Boden aufschlug und gab sich kampflos geschlagen.

„Nami. Du musst das nicht tun. Bitte hilf mir. Hol mich hier raus.“, bat er sie leise.

„Ich.. soll dir… helfen?“

Im Hintergrund kämpften Shiro und Lilith weiter. Lilith versuchte ihn weiterhin von Nami fernzuhalten. Er versuchte Lilith nicht zu besiegen, sondern nur so weit von sich abzuhalten, um Nami anzugreifen.

„Ignorier mich nicht!“, maulte Lilith laut und griff ihm an die Schulter, als er wieder versuchte an ihr vorbei zu rennen. Schnell drehte Shiro sich aber um, ging in die Knie und trat ihr die Beine weg.

Lilith fiel. Noch bevor sie den Boden erreicht hatte, war sie von Shiros Kraft erschüttert. – Das.. kann nicht sein. Wie kann er so stark sein? – Schließlich krachte sie zu Boden und hielt sich schmerzhaft ihre Schulter. „Du…!“, doch als sie aufblickte, erkannte sie wie Shiro bereits auf Nami zu rannte und biss die Zähne zusammen. „Verdammt…“

Nami sprach noch mit Deeon, unwissend was sie erwartete. Sie zögerte und blickte zu Boden. „Ich.. weiß nicht..“

„Du besitzt Fähigkeiten eines Engels. Nami. Und wenn du mir hilfst, werde ich wieder gutmachen, was dich so belastet. Ich werde dir helfen, dass du mit deiner Kraft leben kannst. Ich bin schließlich auch kein ganzer Engel mehr. Denn.. du bist schließlich auch ein Teil von mir.“, sprach Deeon ihr sanft zu.

Zerrissen von ihren Gefühlen, begann sie zu wimmern. „Aber.. ich dachte.. Ich.. ich.. fühlte mich immer so alleine..“

„Hätte ich das gewusst.. es ist meine Schuld. Ich hätte mich viel mehr um dich kümmern müssen. Bitte... verzeih mir..“

Nami ließ die Hände sinken. „Ich.. werde- WAA!“, doch plötzlich kam Shiro auf sie zugerannt. Er packte sie am Hals und schlug sie gegen die nächste Mauer. Sie verschwanden im aufgewirbelten Sand. Dort wo Namis Kopf aufschlug, riss die Wand und Steinstücke krachten neben ihnen herab. Benommen versuchte Nami sich zu orientieren. Blut tropfte an ihrer Schläfe herunter. Sie fasste Shiros Arm und rang panisch nach Luft.

Shiro hielt sie hoch und drückte seine Hand fester zu. „Wie.. konntest du..“ Er packte sie brutal und schlug sie erneut gegen die Wand. „WIE KONNTEST DU!?“

Nami haute panisch um sich. Sie hatte keine Kraft zu reden. Sie hatte keine Kraft sich zu wehren. Nur die Tränen flossen über ihre Wangen.

Shiro biss die Zähne zusammen. „Heulen bringt dir nichts mehr.“, drohte er ihr. „Ich.. werde.. dich leiden lassen.“, flüsterte er ihr wutentbrannt zu. „Ich frage mich.. ob du sterben kannst.“

Als sie seinen Dolch sah, versuchte sie sich noch panischer zu befreien. Sie trampelte gegen die Wand und wollte ihn mit ihren Händen wegdrücken. Doch er nahm die Klinge seines Dolches und drückte diese ganz langsam in ihre Schulter. Grausam begann sie zu schreien. Sie begann zu kreischen und vor Schmerzen zu weinen.

Währenddessen richtete Lilith sich langsam auf. Nachdem der Sand sich legte, konnte sie den qualvollen Schreien nachsehen. Wütend stellte sie sich auf und schaute zwischen Shiro, der Nami quälte, und Deeon, der wehrlos im Käfig stand, her. „Na gut..“, sagte sie und begann ihre Hände aufeinander zu pressen. „Wenn du meinem Engel schadest, werde ich deinem Engel schaden.“, fluchte sie leise und schloss konzentriert die Augen.

Shiro zog seinen Dolch zurück und kam ihr nahe. „Wie.. konntest du..“, sagte er wieder. Doch es war nur Namis schwaches Wimmern zu hören. Sie schloss die Augen und winselte.

„Sie hat dir vertraut!“, schrie er sie an und schlug ihr seinen Dolch in den Arm. Doch ihr Kreischen wurde leiser. Ihr Wimmern wurde zarter. Denn sie verlor langsam ihr Bewusstsein. Blut floss aus ihren Wunden. Ihre Augen verdrehten sich. „Keine Sorge. Wenn du jetzt schläfst, wachst du nie wieder auf.“, kam es zuletzt von Shiro, der ihren Hals noch fester zudrückte und seine Waffe rabiat aus ihrem Arm zog.

„ARKIN!“, hörte er plötzlich Deeon hinter sich schreien. Ohne Nami loszulassen drehte er sich um. Er erkannte Deeon, dessen Arme von Schattenketten gefesselt waren die ihn zu Boden zogen, statt des Käfigs, der ihn vorher noch einsperrte. Doch das war nicht der Grund seiner Warnung. Denn Lilith rannte auf Shiro zu und sprang ihm mit ihrem Schattenschwert entgegen. Schnell versuchte er nach hinten auszuweichen. Dabei ließ er Nami zu Boden fallen doch wurde leicht von der Klinge an seiner Brust getroffen.

Lilith hatte geahnt, dass Shiro ausweichen würde. Im gleichen Schlag, benutzte sie den Schwung ihres Angriffes, um sich seinen Arm zu greifen. Sie klaute ihm den Dolch aus der Hand, drehte sich und trat ihm voller Kraft in die Seite. Mit einem gewaltigen Tritt wurde er an das andere Ende der Halle geschleudert.

Dann drehte sie sich um. „Nami!“, rief sie besorgt und kniete sich neben sie. Ihre Wunden waren tief und das Blut floss an ihrem Körper herunter. Etwas angewidert von ihrer schwächlichen, verwundeten Erscheinung verzog sie kurz ihr Gesicht, bevor sie ihre Hände vertraut auf ihre Wunden legte.

„Lilith..?“, fragte Nami leise, als sie versuchte wach zu bleiben. Sie saß kraftlos an der Wand und wirkte wirr und benommen. Ein dunkler Nebel begann sich unter Lilith Händen zu sammeln welcher ihren Handflächen entwich und in Namis Wunden drang.

„Das wird deinen Schmerz für einen Moment lindern.“, erklärte Lilith ihr und stand wieder auf. Sie blickte zu ihr herab. Dann nahm sie den Dolch, den sie Shiro aus den Händen entrissen hatte, drückte sich diesen in ihre Hand und schnitt sich mit einer schnellen Bewegung in die Haut. „Komm. Du weißt was zu tun ist.“ Meinte sie und reichte ihr die blutende Hand.

„Lilith..“, wiederholte Nami, nur dieses Mal zögerlicher. Sie wusste nicht, ob sie ihr nun vertrauen oder Deeon helfen sollte. Ihr fiel es schwer, sich sofort für eine Seite entscheiden zu müssen. Doch verblendet von ihren Ängsten vor Shiro nahm sie ihre Hilfe an. Sie legte ihre Hand in Lilith und ließ sich aufhelfen. Schließlich drehte Lilith sich um, hielt ihre Hand fest und lief mit ihr zusammen weiter. Nami folgte ihr sprachlos und sah ängstlich um sich. Sie erkannte Deeon, der versuchte sich mit aller Kraft gegen die Ketten zu wehren die ihn auf den Boden zerrten. Doch er konnte nicht gegen die Kraft der Ketten ankommen, die ihn fesselten.

Als sie ihm nun gegenüber standen, blickte Deeon zähneknirschend auf. „Nami!“

Doch Lilith packte ihre Schultern und drehte sie zu sich. „Du weißt, was du zutun hast.“, sprach sie erneut mit ernster Stimme und überreichte ihr den Dolch. Wortlos sah Nami auf die Waffe herab. Sie zögerte.

„Nimm den Dolch. Nami. Nur wenn du es tust, werde ich dir helfen können.“, erklärte Lilith mit leiser Stimme. Erschrocken blickte Nami wieder auf. „Aber…“,

„Lilith! Lass sie in Ruhe!“, kam es angespannt von Deeon. Die Ketten zogen ihn weiter zu Boden. Er verlor die Kraft und fiel auf die Knie. Immer wieder versuchte er seine Arme zu heben um Nami aufrecht anzusehen.

Gedankenlos stand sie nur da und zitterte. Ihre Augen waren leer. Ihre Stimme war leise. Ihr Blick wanderte von Deeon langsam wieder auf den Dolch.

Lilith drückte ihr diesen in die Hände, sodass sie ihn unfreiwillig an sich nahm. Dann stellte Lilith sich nahe hinter sie und flüsterte ihr zu. „Nami. Wir haben uns doch etwas versprochen oder?“, fragte sie mit gespielter freundlicher Stimme.

Zitternd hielt Nami den Dolch vor sich, die Spitze auf Deeon gerichtet und nickte ihr zu. „J..ja.. aber… Deeon..“

„Deeon hat dich nur benutzt. Das hast du mir selber gesagt. Ich werde dich anders behandeln. Alle werden dich anders behandeln.“, flüsterte sie ihr ins Ohr. Dabei lief sie mit Nami einige Schritte vor. Tränen kullerten über Namis Wangen, während sie Deeon immer näher kam.

Deeon versuchte sich weiter zu wehren. Er zog sich nach links und rechts. Er biss die Zähne zusammen und versuchte sich wieder aufzustellen. Der Dolch kam ihm gefährlich nahe. Es war nur ein Stich nötig. Ein Stich mit der Waffe eines Engels, geführt von einem Engel, um sein Leben sofort zu beenden. Ein kleiner Moment, mit schrecklichen Auswirkungen.

„Damit.. kommst du nicht durch Lilith.“, grummelte Deeon wütend und versuchte sich nach hinten zu lehnen.

Lilith zog erst eine Augenbraue genervt hoch. Dann grinste sie verspielt. „Ich denke schon.“, nickte sie ihm zu und legte eine Hand auf Namis Rücken. „Komm, ich werde dir helfen!“, sagte sie laut und drückte Nami mit dem Dolch gegen Deeon.

Deeon schloss verbissen die Augen und hielt sie Luft an. Namis Herz raste immer schneller. Sie riss ihre Augen starr auf, als sie Deeon berührte. Sie blickte entgeistert auf ihre Hände. Ihr Blut gefror. Auch Deeon schaute entsetzt an sich herab. Doch erkannte nur Namis leeren Hände. Der Dolch war verschwunden. Er hatte ihn nicht getroffen.

„Denkst du, ich bin so dämlich?“, hörte man Shiro aus der Ferne sprechen. Langsam lief er auf sie zu. In seiner Hand hielt er seinen Dolch, den er zurück gerufen hatte. Er wusste, dass er seinen Dolch jederzeit aus ihren Händen entreißen konnte. Somit hatte er nur die Zeit bis zum allerletzten Moment heraus gezögert, um seine Kräfte zu sammeln.

„Arkin..“, lächelte Deeon erleichtert und sah zu ihm auf.

Doch Lilith grinste ihn über Nami hinweg an. Dieses Grinsen ließ Shiro schockiert erstarren.

„Ja. Denke ich.“, antwortete sie ihm und hob ihre verwundete, noch blutende Hand. Dann schnipste sie mit ihrem Finger.

Shiro schreckte auf. Egal was Lilith vor hatte. Sie war sich sicher, dass sie gewinnen würde. Und das verunsicherte ihn.

Es war, als würde die Zeit stehen bleiben.

Sofort begann er zu rennen. Er konnte nicht zulassen, dass sie Deeon verletzten. Er konnte nicht zulassen, dass sie Deeon töteten. Er konnte seinen Bruder nicht im Stich lassen. Er musste ihm helfen. Nur wegen seiner Überheblichkeit, hatte er sich und Deeon in Gefahr gebracht. Nur weil er nicht umsichtig genug war, weil er zu langsam war, weil er zu schwach war in seinem Gedanken, nicht verlieren zu können, hatte er Deeons Leben gefährdet.

Noch immer stand Nami wie eingefroren vor Deeon, ihre Hände noch immer auf seine Brust gedrückt. In Namis leeren Händen, begann schwarzer Nebel aufzusteigen. Es kam von Lilith Blut, welches in ihren Handflächen klebte. Aus dem Nebel tauchte ein weiterer Dolch auf, dessen Griff zwischen Namis zitternden Händen gehalten wurde und dessen Klinge in Deeons Brust stach.

Deeon blieb die Luft weg. Mit weit aufgerissenen Augen, blickte er Shiro an.

Nami schreckte auf. „Was..?!“, denn auch sie wunderte sich über den neuen Dolch in ihren Händen. Perplex zog sie die Klinge heraus und ging verängstigt einen Schritt zurück. Blut tropfte von der Klinge, als sie den Dolch verängstigt hochhielt.

Deeon hielt erschrocken die Luft an. Seine Brust begann zu bluten. Schmerzerfüllt verzog er sein Gesicht und sah an sich herunter.

In diesem Moment hielt Shiro panisch inne und blieb stehen.

Mit aufgerissenen Augen erkannte er, wie Nami einen zweiten Dolch in ihren Händen hielt. Die Klinge war ebenfalls aus Engelstränen gefertigt. Ein heller, silberner, beinahe weiß schimmernder Dolch. Kleine Risse zierten ihn. Denn er war zerbrochen und wurde wieder zusammengeschmiedet. Es war der Dolch, den er glaubte verloren zu haben. Der zweite Dolch, den er damals bei seinem Kampf gegen Deeon zerstörte. Sein eigener Dolch, der zersplittert war.

„DEEOON!“

Shiro war außer sich. Sein Gesicht wurde bleich. Seine Augen waren weit. Sein Herz raste. Ein Moment, der jede Sekunde in die Unendlichkeit ausdehnte. Seine Arme begannen zu zittern, seine Beine wurden schwach während er auf Deeon zustürmte.

Schnell griff Lilith Namis Hand und sprang mit ihr grinsend in Sicherheit.

Shiro starrte verstört zu Deeon. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick. Nur dumpf hörte er Deeons Stimme sprechen. „Arkin…“ Bis dieser seine Kraft verlor und zusammenbrach.

„Deeon! Nein! Deeon!“, wiederholte Shiro immer wieder. Er rutschte über den Boden und kniete sich neben seinen verwundeten Freund. „Deeon! Nein.. nein.. Ich.. was.. soll ich tun..?! Deeon!“, begann er panisch zu stottern.

Deeon lag am Boden. Sein Schmerz lähmte ihn. Die Wunde in seiner Brust begann in einem warmen, gelben Licht zu pulsieren. Schnell legte Shiro seine Hand auf diese und versuchte sie zu heilen. „Das.. darf nicht sein. Deeon. Was muss ich tun?! Deeon?!“, fragte er und blickte ständig an ihm auf und ab. Er versuchte ihn weiter zu heilen und sah aufgelöst zu ihm hinunter.

„Arkin..“, hustete Deeon leise und rang schmerzhaft nach Luft. Dann legte er seine Hand langsam auf Shiros.

„Deeon. Du musst mir sagen was ich tun soll. Ich.. ich weiß es nicht.“, zitterte seine Stimme. „Mein Wissen.. habe ich doch nur von dir.“

Den Tränen nahe, lehnte Shiro sich über ihn und legte verzweifelt auch seine andere Hand auf seine Wunde. Deeon griff seine Hand und drückte sie fester. „Arkin..du.. weißt es doch.. du kannst nichts.. tun..-“

„NEIN! Scheiße! Nein! Ich muss etwas tun! Irgendetwas! Deeon! Du.. darfst nicht…-“ Shiros Stimme wurde immer leiser. „Du.. darfst mich nicht alleine lassen..“, flehte er. „Ich.. brauche dich doch..“

Auch Deeon verspürte Angst. Sein Körper wurde schwach. Er lag auf seinem Flügel, welchen er ebenfalls nicht mehr bewegen konnte. Seine letzte Kraft steckte er in seine Hand, um zuletzt Shiro beiseite zu stehen.

Er blickte zu ihm auf. Eine Träne tropfte auf seine Wange, als Shiro zu schluchzen begann. Trotz seiner Angst, seiner Hilflosigkeit und diesem Schmerz, legte sich ein beruhigtes Lächeln auf Deeons Mundwinkeln. „Ich.. bin stolz auf dich..“, flüsterte er ihm zu.

Shiro biss die Zähne zusammen. Er begann zu weinen. „Hör damit auf! Sag mir, was ich tun soll!“, bat er ihn inständig. Shiros Körper zitterte. Sein Magen schmerzte. Sein Kopf konnte nicht klar denken. Denn auch er wusste bereits die Wahrheit, die er nicht glauben wollte.

Es reichte ein Stich mit einer Engelswaffe aus, um das Leben eines Engels sofort zu beenden.

„Deeon.. ich.. will das nicht..“, winselte er leise. Tränen füllten seine Augen und machten ihn hilflos. „Ich.. kann das nicht..“, sprach er weiter. Dann legte er Deeons Hand zwischen seine und drückte sie zitternd.

Langsam begann Deeons Körper hell zu leuchten. Shiro riss angsterfüllt die Augen auf. „Was?! Nein! Deeon!“ Er sah panisch an ihm herab. Das Leuchten seines Körpers wurde immer wärmer.

„Es tut mir leid..“, flüsterte Deeon.

Shiros Herz blieb stehen. Sein Magen zog sich zusammen. Denn schließlich begann Deeons Körper sich in warme, leuchtende Kugeln aufzulösen. „Deeon! Deeon… lass mich nicht allein...“

„Bleib stark.. Arkin.“, lächelte Deeon ihm jedoch zu. Sein Körper wurde immer leichter. Die Ketten an seinen Armen fielen klirrend zu Boden. Shiros Hand konnte die seine nicht mehr umklammern und das sanfte Leuchten begann in die Luft zu steigen.

Deeon wirkte beruhigt als er müde seine Augen schloss. Ein seichter Luftstoß wehte wenige seiner weißen Engelsfedern um ihn, als sein Körper zum Schluss hell erstrahlte und Shiro alleine zurückließ.

Dann war es still.

Zusammengekauert hockte Shiro am Boden. Einsam weinte er und legte seine Hände fassungslos an die Stelle, an welcher Deeon gelegen hatte. Er winselte. Seine Augen waren Seelenlos. Sein Kummer verstummte seine Stimme. Tränen tropften auf den Boden und verdunkelten den hellen Sand.

Widerstandslos saß er dort und war gelähmt. Zu tief war der Schmerz, den er erleiden musste. Zu schmerzhaft waren die Verluste, die er nicht verkraften konnte. Sein Körper war reglos und starr. Letztendlich hatte er aufgegeben und ließ den Kopf sinken.

Nach einer Weile waren langsame Schritte zu hören. Lilith stellte sich neben Shiro und sah zu den langsam aufsteigenden Lichtkugeln auf. Eitel blickte sie eine Kugel an und zerstach sie mit ihrem Finger wie eine Seifenblase. „Hmh..“, dann sah sie neben sich auf Shiro herab. „So will ich es sehen.“, schmunzelte sie und ließ ihr Schattenschwert in ihrer Hand erscheinen. Sie grinste breit und Hob ihre Waffe. Dann richtete sie diese auf Shiro herab und stach ihm die Klinge durch den Körper.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Jayle
2018-11-08T23:32:53+00:00 09.11.2018 00:32
Es freut mich, dass Yuki zumindest etwas Hilfe bekommen hat :3
Der Wille von Kintaro und Nagisa war ja da, aber ich kann ihre Entscheidung
letztlich schon verstehen. Außerdem kam Yuki ja schon eine Idee, wen sie fragen könnte ;9
Und ich denke.....sie sollte sich etwas beeilen....^-^"""

Was Nami angeht.....sagte ich schon, dass ich sie nicht leiden kann? Ja?.....dann war das
nicht deutlich genug..... Egal was auch immer in ihrem Kopf vorgeht.....das ist noch lange kein
Grund, jemanden umzubringen. Ich meine, es reicht ja schon, wenn Lilith das macht ~.~
Ich kann sie jetzt nicht unbedingt mehr leiden.....auch wenn sie wegen Yuki gelogen hat. Da bin ich mir
ehrlich gesagt auch noch nicht ganz sicher, ob sie das nicht zu ihrem eigenen Schutz getan hat. Zumindest Lilith gegenüber.

Aber ich habe tatsächlich an die Musik gedacht!xD
Diese Szene war aber auch wirklich traurig .___. Shiro tut mir einfach nur leid.
Und der Cliffhänger ist echt gemein >3<....Jetzt weis ich, wie meine beste Freundin
sich fühlt, wenn ich das mache xD"
ABER der ist wirklich äußerst gemein! D: xD

So, nun zu den Absätzen x]
Es war auf jeden Fall schon besser zu lesen :3 Aber noch besser und übersichtlicher wäre es,
wenn du nach einigen Absätzen, eine Zeile frei lassen würdest C: Als Beispiel kannst du ja gerne mal
in meine Geschichten schauen, brauchst die Kapitel ja nicht zu lesen xD
Antwort von:  _-Merle-_
09.11.2018 00:48
Ok xD Danke für dein Kommentar dazu ^____^ ich hoffe dir gefiel das Kapitel. Mehr oder weniger xD
Freut mich dass du an die Musik gedacht hast :D dann nehme ich die Zeichen jetzt wieder raus xD haha
Tut mir leid dass es gemein ist xD mit dem cliffhänger xD

Ich werde mir gerne mal deine Geschichten durchlesen um mir das anzuschauen :)
Ich benutze freie Zeilen nur wenn sich die Zeit verschiebt oder die Orte sich ändern xD

Aber ich lerne gerne dazu und lasse mich von deiner Formatierung mal inspirieren ^____^ Danke für deine Ideen und Hilfe!!! :)
Antwort von:  Jayle
09.11.2018 00:56
Oh.....vor lauter Nami - Frust, habe ich total verpeilt zu sagen, dass das Kapitel gut war xD
Ach, die hast du wegen mir rein gemacht? Das ist aber lieb gewesen x3
Echt mal, schäm dich D: .....so sehr wie ich das dann immer tue..... 😅😇 xD

Kannst du gerne machen ^-^
Ich persönlich nehme das ~~ wenn sich Orte ändern und das ..... wenn Zeit vergeht xD

Sehr gerne doch :3
Antwort von:  _-Merle-_
09.11.2018 01:04
Oh! Das habe ich noch nie gesehen mit den Zeichen. Auch eine kreative Idee :D interessant!
XD hehe. Wird wohl nur etwas länger dauern bis ich das nächste Kapitel schreibe. Hab die nächsten Wochen viel zu tun :)

So. Nun muss ich aber mal schlafen xD
Gute Nacht ^_^ und Danke für dein Lob :)
Antwort von:  Jayle
09.11.2018 01:10
Danke xD Ich weis auch ehrlich gar nicht mehr wie ich darauf kam....vermutlich fiel mir das
beim Schreiben ein xD
Schade, aber kann man nichts machen ;) ......zur not zeichne ich in der Zeit ganz viele Shiros,
die Nami abmurksen....😈 x'DD

Ich wäre auch schon lange schlafen, hab aber diese Woche noch Urlaub x3
Danke, dir auch eine Gute Nacht ^.^ Und gern doch C:


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