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Cursed Shadow

- verliebt in einen Dämon -
von

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Der Verrat

„Das kann ich nicht glauben… Nami..“, ich schüttelte den Kopf und versuchte den Abstand von Nami zu vergrößern. Mir kroch ein Schauer über den Rücken. Mein Magen krampfte sich zusammen. Mein Pulsschlag hämmerte in meinem Kopf und mein Körper war kurz wie gelähmt.

Sie stand noch in der Küche und hielt mir ihre Hand freundschaftlich hin. Ich war so verwirrt. Sie sah mich an, als wäre sie meine Freundin, die mir helfen würde. Doch in Wahrheit hatte sie eine böse Schattenseite, die sie mir nun offenbarte. Sie nahm die Hand runter und seufzte. „Yuki. Verurteile mich doch nicht! Ich sehe doch, dass du es tust! Ich habe dir so oft geholfen.. bitte hilf mir jetzt auch.“, sagte sie und ging einen Schritt vor. Panisch wich ich aber zurück. „Aber.. dann stirbt Shiro! Lilith ist schrecklich und böse! Warum-“ „Sie ist nicht böse!“, unterbrach sie mich wütend. „Das ist wirklich ein falscher Ausdruck dafür!“

Aber ich blickte sie uneinsichtig an. „Ist das Wort Tyrann besser für dich?! Sie hat.. einfach Menschen getötet! Und Dämonen.. und.. vielleicht.. sogar Freunde von mir..“, antwortete ich und blickte traurig herab. Nami trat nun weiter vor. „Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, weshalb sie das tut?!“, fragte sie.

Nun verstand ich es. Ich wusste, dass sie die Seite von Lilith wählen würde. Denn ich wusste auch, dass Nami niemals ihre Meinung ändern würde. Argumentationen habe ich doch schon immer gegen sie verloren. Nami nahm Lilith sogar jetzt in Schutz.

Was sollte ich tun? Mit dem Wissen, dass Nami ein Engel war und verrückt geworden schien, spürte ich nur eine schreckliche Angst in mir. Es fühlte sich an, wie damals, als ich die Argumentationen gegen Nami verlor. Aber in dieser Situation, hatte es schlimmere Folgen. Ich würde sie nie überreden können! Aber ich konnte Nami den Teil der Seele nicht überlassen. Ich konnte nicht zulassen, dass Nami Lilith helfen würde. Ich sollte fliehen! Denn gegen Nami würde ich nichts ausrichten können. Ich stand bereits im Türbogen, der in den Flur führte.

Verzweifelt blickte ich zu ihr. „Es gibt keinen Grund um andere zu töten!“, schrie ich sie an und drehte mich schnell um. Panisch raste ich den Flur entlang. Ich rannte so schnell mich meine Beine trugen. Ich setzte einen Schritt nach dem anderen, den Blick immer auf die Haustür gerichtet.

Mein Herz raste. Mein Atem stockte. Meine Finger kribbelten und meine Gliedmaßen zitterten. Ich hatte solche Angst. Mein Mund war trocken und mein Kopf dröhnte. Ich hatte nur noch das Ziel zu fliehen. Ich musste hier raus! Wenigstens in die Öffentlichkeit, mit den Blicken der Menschen als Schutz.

Ich atmete aufgebracht. Die Tür war beinahe erreicht. Ich rannte. Ich stürmte auf die Tür zu. Alles andere versuchte ich auszublenden. Mit einem Tunnelblick starrte ich nur auf diesen Weg zum Ausgang. Es war beinahe geschafft. Mein Herz schlug bis zum Hals. Wo war Nami? War sie hinter mir? Ich war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Furcht versetzte mich in pure Blindheit. Ich fühlte mich so hilflos und verraten.

Als ich die Hand dem Ausgang entgegenstreckte riss ich die Augen auf. Ich hatte schon den Erfolg gesehen. Die Haustür war erreicht. Ich griff mit meiner verschwitzten Hand den Knauf und riss sofort die Tür auf. Doch als das leichte Sonnenlicht durch den Spalt der Tür hereinschien, tauchte Nami plötzlich in einer rasenden Geschwindigkeit neben mir auf und knallte verärgert die Türe zu.

Ich spürte einen starken Windzug durch den Flur strömen, während sie mich verfolgte und dazu ihren Flügel ausbreitete. Als ich mich entsetzt zu ihr umdrehte, sah ich einige weiße Federn wild durch den Flur wehen.

„Yuki!“, sagte sie wütend und sah mich grimmig an. Dann nahm sie die Hand von der Tür und richtete ihre Kleidung. „Das.. enttäuscht mich.. doch sehr..“, erklärte sie und blickte betrübt weg. Ich drückte mich ängstlich an die Wand. Ich war ihr ausgeliefert. Es gab keinen Weg mehr an ihr vorbei. „Du enttäuscht mich auch!“, antwortete ich ihr wutentbrannt. Doch sie starrte mich überrascht an. Dann biss sie die Zähne aufeinander. „Oh.. Yuki..“, drohte sie mir und kam mir mit einem herrischem Blick näher. „Ich verspreche, ich werde es wieder gut machen.“
 

Im gleichen Augenblick hatten Deeon und Shiro sich in das Atrium geschlichen. Es war düster und leer. Kein Dämon war mehr auf den Gängen und keine Monstermenge versperrte die Wege. Eine Totenstille durchquerte die Hallen. Die Geschäfte waren alle versperrt und zugenagelt und füllten die Umgebung mit einer beklemmenden Atmosphäre. Niemand war mehr unterwegs und alle waren geflüchtet oder gefangen. Nur Lilith schwarze Schattenhunde patrouillieren durch die Gänge und zerfleischten jeden, der sich dort aufhielt.

Heimlich schlichen Shiro und Deeon am äußersten Rand entlang, von einem Flur in den Gang zwischen zwei verschlossenen Läden. Vorsichtig lehnten sie sich an die Wand und Deeon erhaschte einen kurzen Blick um die Ecke. „Ich kann niemanden spüren!“, flüsterte Shiro ernst. „Lilith hat einen Bann auf das Atrium gelegt.“, erkläre er genauso leise und drehte sich schließlich zu ihm. „Lilith wird hier sein. Aber wir können sie nicht spüren. Sie wird uns somit auch nicht spüren. Aber ihre Hunde werden uns finden!“ „Dann sollten wir sie einfach erledigen!“, sagte Shiro und deutete auf die Hunde. Deeon hielt ihn jedoch zurück. „Nein. Warte! Es muss nur ein Hinterhalt sein und wir sind geliefert. Außerdem bist du noch zu schwach!“ „Du musst mir das nicht andauernd sagen! Ich weiß das!“, antwortete Shiro erbost und wurde etwas lauter. „Dann gehen wir sofort zu deiner Bibliothek. Du schließt sonst nie den Spiegel in deiner Bibliothek.. und dieses eine Mal hast du es doch getan. Welch Ironie.“, grinste Deeon ihm zu. Aber Shiro tauschte nun die Plätze mit Deeon und blicke ebenfalls um die Ecke. „Sei ruhig!“, forderte er ihn auf und blickte in die Halle.

Auf der anderen Seite waren Schattenhunde zu erkennen, die ihren Weg entlang liefen. Schnell drückte Shiro Deeon gegen die Wand und zog sich mit ihm zurück. „Aufpassen!“, sagte er aufmerksam und duckte sich vorsichtig mit ihm. Aber Deeon blickte in den Gang hinein. „Das ist eine Sackgasse! Hat dich jemand gesehen?!“, fragte Deeon aufgebracht. „Nein.. ich denke nicht.. Ich kann ja mal fragen.“, reagierte Shiro ironisch und blickte ihn mit einem genervten Blick an. Sie hockten sich an die Wand und spähten aufmerksam zum Gangende hin, der zur Halle führte.

Gespannt ließ Shiro seinen Dolch in seiner Hand auftauchen. „Sollte so ein Hund kommen, werde ich-“ „Pscht!“, schnell stieß Deeon ihn an seiner Schulter. Zwei Hunde hatten tatsächlich eine Spur gefunden. Statt ihres normalen Weges, hielten sie ihre Schnauze am Boden und folgten den Spuren zum Gang, in welchem sich Deeon und Shiro versteckten. Das Geräusch ihrer schnüffelnden Nase wurde immer erkennbarer. Die hallenden Schritte ihrer Pfoten wurden lauter.

Statt sich so weit hinten wie möglich zu verstecken, schlichen Deeon und Shiro vorne zum Gangende hin. Sollten die Hunde sie bemerken, wäre es sicherer sie schnell um die Ecke zu greifen und zu eliminieren, statt ihnen noch Zeit für den Alarm zu geben.

Sie horchten auf die Schritte. Die Hunde kamen näher. Angespannten hielt auch Deeon sich bereit zum Angriff. Es musste schnell und lautlos geschehen. Sie hielten die Luft an. Dann machten sie sich bereit zum Angriff.

Die Pfote eines Hundes war gerade an der Ecke zu erkennen. Shiro sprintete los. „Hey!“, hörte er jedoch plötzlich jemanden durch die Halle rufen. Der Hund blieb stehen und drehte sich zu der Stimme um.

Sofort wich Shiro wieder zurück und stemmte sich erschrocken an die Wand.

Es war eine männliche, aber feminin sprechende Stimme. „Hach meine Güte! Was macht ihr schon wieder? Ihr seid so nervig! Kommt jetzt mit! Ich will meine Zeit nicht weiter damit verschwenden euch zu suchen! Hop hop! Die Zeit ist um. Lilith will euch bei sich haben.“, forderte dieser Mann die Hunde auf und zeigte mit einer Hand zu sich. Die Hunde hörten aufs Wort und rannten horchend zu ihm. Sie setzten sich grummelnd vor ihm und warteten auf weitere Anweisungen. „Herrje. Ihr schmutzigen, stinkenden Monster.. Was sollte denn da sein?“, fragte er nun und lief nun zu dem Gang, in welchen die Fährte die Hund führte. „Ich hasse diese Viecher..“, flüsterte er sich selber zu und stellte sich in den Gang.

Plötzlich riss er die Augen auf. Deeon und Shiro hatten sich in den Gang gestellt und blickten zu dem Mann. Dieser stand den beiden sprachlos gegenüber und starrte sie überrascht an. „Eh..!“, er wirkte aufgelöst und stand mit bleichem Gesicht da. Er schien erschöpft. Unter seinen Augen zierten sein Gesicht starke Augenringe. An seinem Hals liefen große rote Narben entlang, welche im Kragen verschwanden. Er trug einen pechschwarzen Anzug dessen rechter Ärmel jedoch nicht ausgefüllt war und leer herunter hing. Seine Haare waren lang und rot.

Shiro begann zu flüstern. „Mephisto!-“ „Pah! Dachte ich es mir doch!“, unterbrach dieser ihn schnell und fasste sich mit seiner linken Hand an seine rechte Schulter, an welcher sein Arm fehlte. „Ihr dämlichen Hunde! Da ist nichts! Umsonst habe ich euch also gesucht!“, sprach Mephisto laut und wedelte mit der Hand arrogant in der Luft rum. Sofort drehte er sich wieder den Hunden zu und lief zurück. „Tze! Und jetzt los! Euretwegen bekomme ich noch Ärger!“, motzte er und machte eine auffordernde Geste. Die Hunde liefen weiter und er ihnen hinterher.

Shiro blieb der Atem stehen. „Mephisto…“, sagte er leise und stand fassungslos da. Deeon ging vor. „Er lebt.“, sagte er erleichtert und blickte ihn ruhig an. Doch Shiro ballte wütend seine Faust. „Sie hat ihn gequält..“, sprach er wutentbrannt und biss seine Zähne zusammen. Aber Deeon fasste ihm an die Schulter. „Und du weißt, dass er uns nie verraten würde. Um ihn also zu schützen, müssen wir schnell handeln!“

„Du hast Recht!“, antwortete Shiro entschlossen und blickte in die Halle. „Es sind nur zwei Stockwerke. Beeilen wir uns!“ Deeon nickte ihm zu. „Dann mal los.“, grinste er ihn entschlossen an. Schließlich drückten sie ihre Fäuste gegeneinander und rannten los.
 

Währenddessen lag ich gelähmt auf Namis Bett. Mein Körper schmerzte. Meine Brust brannte. Ich konnte mich nicht bewegen. Schweißperlen kullerten an meiner Stirn. Ich konnte nur meine Augen bewegen. Es war, als wäre mein Körper bewusstlos gewesen. Meine Handflächen bluteten. Schwer atmend versuchte ich wach zu bleiben. Dabei blickte ich zu Nami hoch. Sie stand mitleidig am Bett und sah zu mir herab. In ihrer Hand hielt sie eine schwarz schimmernde, mit leichtem Nebel umzogene Kugel. Sie hatte bereits den Teil der Seele aus mir herausgerissen.

„Yuki. Es tut mir leid. Schau dir deine Hände an. Hättest du dich nicht so sehr gewehrt, hättest du dir deine Hände nicht verbrannt…“, sprach sie leise. Dann beugte sie sich zu mir. „Hier.. ich heile dich…“ Doch bevor sie meine Hand fassen konnte, riss ich die Augen auf und blickte sie verachtend an. Mit letzter Kraft zuckte ich zusammen und zog dabei meine Hand von ihr.

Betroffen sah Nami weg. „Ich.. mache es wieder gut. Aber wenn du Schmerzen haben willst.. dann lasse ich dir deine Schmerzen…“, kam es verbittert von ihr und sie hielt sich ihre Hand vor ihrer Brust. „Nami.. wieso..?“, fragte ich mit zittriger Stimme als eine Träne an meiner Schläfe herunter floss.

„Ich erkläre es dir! Wir.. sind ja Freunde! Also.. Ich.. ich habe immer nur auf Deeon hören müssen.“, begann Nami. „Ich konnte nie selbstständig leben. Ich bin nur eine Missbildung zwischen Mensch und Engel. Ich bin nichts Ganzes und nichts Halbes. Ich habe mich so gehasst. Und nur Lilith wollte mir helfen. Im Gegenzug sollte ich ihre Seele finden. Ich dachte, das wäre unmöglich. Ich dachte.. ich müsste für immer solch eine Missbildung sein. Aber.. als ich erfuhr, dass Deeons falscher Bruder.. dieser Schattenmann, der Dämon war, dessen Seele Lilith haben wollte, wusste ich, dass ich es schaffen würde. Deeon war so dumm. Er hat es mir einfach erzählt. Er war so verbittert, dass sein Bruder, der Schattenmann, ihn hasste. – PAH! Sie sind doch gar keine Brüder! So ein Schwachsinn. Wie konnte Deeon als Engel so einen miesen Dämonen-Menschen-Hybrid seinen Bruder nennen?! Aber naja.. ich habe die Chance genutzt. Ich… ich habe dich den Schattenmann rufen lassen…“, sagte sie und lief dabei am Bett entlang. „Hätte ich ihn gerufen, hätte er Deeons Hälfte in mir bemerkt und wäre auf mich losgegangen. Ich wusste ja, wie sehr der Schattenmann ihn hasste. Also brauchte ich jemanden, der ihn ruft. Damit ich auch wirklich sicher gehen konnte, dass er die Seele hat!“

Plötzlich rannte sie zu mir und kniete sich konfus vor das Bett. „Bitte glaube mir! Ich wollte einschreiten! Bevor er dich töten würde, hätte ich dich gerettet! Aber.. das war notwendig! Ich hätte dich beschützt! Aber plötzlich wart ihr verschwunden! Und ich wusste nicht wo du warst… Abends hat er dich dann zu mir zurückgebracht..“, verspielt legte sie ihren Kopf nun auf ihre Hand. „Hmh. Weißt du.. du warst total aufgebracht. Du bist einfach in meinem Zimmer aufgetaucht weil dieser Idiot nicht wusste wohin er dich zurückbringen sollte. Aber.. wie hätte ich reagieren sollen? Ich wollte so viel Abstand wie möglich von euch haben! Du durftest nicht wissen, dass ich es geplant hatte.. also..“

Ich sah sie schockiert an. „Du.. hast mein Gedächtnis..-“, stotterte ich. „Ja.. ich habe es nur um diesen einen Abend beraubt.. Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie schwer das war! Hahaha!“, lachte sie verrückt. Dann wischte sie vergnügt über ihr Auge. „Hach ja. Aber es hat funktioniert. Engel können das! Es hat mir so viel Energie geraubt. Nur um diesen einen Abend zu löschen. Du wusstest nicht, dass er dich zu mir brachte. Du wusstest nicht, dass ich dich damals ausgefragt hatte! Du wusstest nicht, dass du mir ALLES erzählt hast! Und da wurde mir bewusst, dass er wirklich der Dieb war. Der Dieb, der Lilith beraubt hat!“ Nun stand sie wieder auf und legte ihre Hände in ihre Hüfte. „Naja. Ich musste nur wissen, wie ich ihn irgendwie überwältigen konnte. Er ist als Dämon zu stark. Er hätte mich mit Leichtigkeit getötet. Und als er ein Mensch war, war die Seele beschädigt! Sie musste in ihm heilen! Es hat mich so verärgert, dass ich ihn damals nicht einfach vom Dach schmeißen konnte, wie er dich geworfen hat! Also musste ich warten. Zum Glück hat er als Mensch nicht erkannt, dass ich Deeons heilige Kräfte besitze. Und dieser Mephistopheles?! Ha! Wie dumm er war.“, kicherte sie verspielt. „Er hat mich ständig dumm angesehen, als ich damals zu dir kam. Er hat irgendwas gemerkt. Aber auch er war zu dämlich. Er konnte nicht spüren, dass es Deeons Aura war, die ich ausstrahlte. Nur der liebe Schattenmann hätte das gespürt. Naja… Jedenfalls habe ich dann erfahren, dass der Schattenmann in dem Atrium Mercatura lebt.. und Renekton wollte eine riesige Feier veranstalten.. da konnte ich es nicht anders, als Lilith um Hilfe zu bitten. Denn sie war die einzige, die gegen den Schattenmann ankommt. Ich habe sie überredet, dort hinzukommen. Ich war mir sicher, dass der Schattenmann dort auch sein würde!“

Dann drehte sie sich von mir weg. „Naja.. ihr seid weggerannt… Aber jetzt ist der perfekte Augenblick gekommen. Ich werde jetzt zu Lilith gehen und sie warnen. Danke für deine Informationen. Und wenn der Schattenmann dort auftaucht… dann werden wir ihn überwältigen.“, erklärte sie und lief zur Tür. Sie blieb kurz stehen und blickte über ihre Schulter. „Bitte ruh dich jetzt aus. Und wenn.. wenn ich wieder komme.. dann.. sind wir wieder Freunde! Versprochen.“

Ich konnte ihr nur hilflos hinterher sehen, als sie aus dem Zimmer verschwand und mit einem lauten Klacken die Tür schloss.

Dann war es leise.

Verängstigt lag ich in diesem Bett, unfähig mich zu bewegen. Meine Knochen waren steif. Mein Magen zog sich zusammen. Ich war alleine, ich war machtlos. Meine Brust brannte höllisch. Dieser grässliche Schmerz, der sich wie eine spitze Klinge in meine Brust bohrte, hört einfach nicht auf. „Shiro..“, ächzte ich leise als ich nach Luft rang. Langsam hob ich meine blutigen Hände auf die pochende Stelle meiner Brust. „Es.. tut… so weh..“, weinte ich. Mein Blick verdunkelte sich. Mir wurde schwindelig. „Nein..“, drang leise von meinen Lippen. „Nein…“, sagte ich immer wieder, als ich bemerkte, dass sich ein unsichtbarer Schleier um mich legte. Meine Augen verdrehten sich. „Urgh.. nein.. Ich.. muss…“, kraftlos versuchte ich mich vom Bett zu drücken, doch ich fiel zurück in das Kissen. Es schmerzte so. Warum nur? Wie ist es so weit gekommen? Warum konnte ich nichts dagegen tun? Ich war schwach.

Wie sollte ich Nami in diesem Zustand aufhalten? Wie sollte ich überhaupt Nami erreichen? Wie konnte ich Shiro helfen? Ich war schwach und hilflos. Ich war unfähig etwas zu tun. Ich konnte noch nie etwas erreichen. So auch jetzt. Was konnte ich schon ausrichten? Ich war nicht einmal in der Lage, in die Dämonenwelt zu reisen.

Ich biss die Zähne aufeinander und schloss meine Augen. „Shiro..“, winselte ich. Es war meine Schuld. Nur meinetwegen hatte ich Shiro in Gefahr gebracht. Nur wegen mir, hatte Nami die Informationen um Shiro anzugreifen. Unser ganzer Plan war umsonst. Sie würden Shiro und Deeon überwältigen. Und ich war schuld.

Ich weinte immer weiter. Der Schmerz in meiner Brust pochte immer stärker. „Es.. tut so weh..“, wimmerte ich. Doch ich spürte wie meine Atmung immer flacher wurde. Meine Hände rutschten an meinen Seiten herunter und lagen neben mir. Ich konnte die Augen nicht mehr öffnen. – Dieser Schmerz… ich.. hasse diesen Schmerz.. Ich kenne diesen Schmerz. – Ich erinnerte mich. Diesen Schmerz hatte ich schon einmal erlebt. Damals in der Schule… als Darius mich angriff. Er wollte mir auch die Seele entreißen. Er hätte es auch beinahe geschafft, wenn Shiro mich nicht gerettet hätte.

Doch nun war ich alleine. Es war aussichtslos.

Bevor ich mich jedoch den Schmerzen ergab und die Sinne verlor, riss ich ein letztes Mal die Augen auf. „Darius!“, sagte ich laut und stieß mich mit aller Kraft vom Bett ab. Mir kam eine Idee. Darius konnte mir helfen! Ich wusste, dass er sich an der Schule aufhalten musste! Er war die Hilfe die ich brauchte, um in die Dämonenwelt zu gelangen!

Plötzlich ergriff mich dieser Mut, der mir mit einem Mal neue Kraft schenkte. Trotz der Schmerzen, drehte ich mich vom Bett weg. „Ich muss.. zu Darius!“, sagte ich schmerzerfüllt. Jedoch rollte ich zu weit vom Bett, sodass ich plötzlich herab fiel und mit einem lauten Krachen auf den Boden stürzte. „Argh..!“ Mein Kopf dröhnte. Alles drehte sich um mich. Diese verschwommene, wackelnde Sicht. Dieses störende Piepen in den Ohren.

„Ich muss.. ich.. muss..“, doch ich konnte nicht mehr gegen diesen Schmerz ankämpfen. Schwach lag ich da, und versuchte meine Arme zu heben. Doch ich hatte nicht genügend Kraft. Kraftlos ließ ich mich auf den Boden fallen. Meine Glieder entspannten sich. Eine seltsame Ruhe durchströmte meinen Körper. Schließlich nahm ich nichts mehr wahr und schloss meine Augen. Dann verlor ich das Bewusstsein.
 

Shiro und Deeon hatten es vor die Bibliothek geschafft. Sie schlichen mit schnellen Schritten durch die Halle und blieben an der Tür stehen, die zur Bibliothek führte. „Mach schnell. Mephisto wird die Hunde nicht lange von uns fernhalten können!“, flüsterte Deeon während er hastig die Halle beobachtete.

Shiro griff den Kauf der Tür. Er hatte ihn mit einem Zauber verriegelt und musste diesen wieder lösen. Die Tür schien so unscheinbar wie jede andere Tür in dem Atrium. Seine Bibliothek zu finden, wäre für Fremde beinahe unmöglich. Dennoch verschloss er vor Renektons Ball die Tür und den Spiegel.

Der Knauf leuchtete als Shiro seine Augen schloss und sich konzentrierte. Seine linke Hand lag auf dem Henkel und seine rechte hielt er schwebend vor die Tür. Angespannt blieb er starr stehen. Das helle, auffällige Leuchten breitete sich auf der Tür aus. „Ein wenig schneller..“, drängte Deeon ihn, der sich achtsam umblickte. „Sei still..“, begegnete Shiro ihm angestrengt und konzentrierte sich weiter.

Das Leuchten wurde immer heller und auffälliger. Als es schließlich die ganze Tür umhüllte, hörte man ein leises Klacken des Schlosses. „Jetzt!“, schnell riss er die Tür auf und beide eilten hindurch.

Sie standen nun im Vorraum der Bibliothek. Ein weißer langer Gang, der ebenfalls zur Sicherheit der Bibliothek diente. Vorsichtig zogen sie die Tür hinter sich wieder zu und mit einem leisen Einrasten konnten sie sich in Sicherheit wissen.

Beide blickten den Gang entlang zur großen Bibliothekstür. „Endlich.“, seufzte Shiro und lief weiter. Es war leise. Sie waren angespannt und hielten sich zu jeder Zeit kampfbereit. Nur der Hall ihrer Schritte war zu hören, während sie sich immer weiter der Bibliothek näherten. Ein aufrechter Gang, eine aufmerksame Haltung und wachsame Augen. Schließlich öffnete sich die riesige Tür vor ihnen und ließ sie eintreten.

Als sie inmitten der Bibliothek standen, blickten sie sich kurz um. Es war dunkel und wirkte unbewohnt. Das Feuer des Kamins brannte nicht mehr und es war leise. Scheinbar hatte bisher niemand diesen Raum gefunden. Da Shiro lange Zeit nicht mehr dort war, hatte auch der Raum an Magie verloren und war nur noch eine staubige kalte Bibliothek.

Selbstbewusst drehte Shiro seinen Kopf und ließ dabei seinen Nacken knacken. Dann atmete er aus. „Na gut. Dann werde ich..- Ourgh-!“ Plötzlich verlor er den Halt auf seinen Beinen. Torkelnd beugte er sich vor und hielt sich schmerzerfüllt seine Brust. Dabei suchte er Halt indem er sich an die Lehne krallte und konnte sich mit letzter Kraft auf seinen wackeligen Beinen halten.

„Hey was ist los?!“, fragte Deeon erschrocken und stützte ihn rasch. Doch Shiro drückte ihn von sich weg und hustete. „Lass mich!“, moserte er und versuchte sich wieder aufzurichten. Den Schmerz unterdrückend biss er krampfhaft die Zähne zusammen. „Irgendwas.. ist mit der Seele.. ich denke … ich.. werde zu schwach…“, erklärte er und blickte weg. Doch angespannt machte er langsame Schritte in den Raum hinein und blickte wieder auf. „Ich.. habe keine Lust mehr so schwach zu sein… Nie wieder..“, flüsterte er wütend und stellte sich vor die Regalgänge. „Ich hasse.. diese Schwäche!“

Deeon beobachtete ihn abseits und wartete gespannt. Er blickte Shiro nachdenklich an. Er war stolz wie ein großer Bruder, dass sein jüngerer Bruder niemals aufgeben würde. Doch war er genauso besorgt mit welcher Einstellung er seine Probleme bewältigte. Denn es war immer noch Hass, den Shiro in sich trug, der ihn antrieb. Nicht die Liebe zu Yuki oder das Vertrauen in andere. Es war nicht der Wille zu leben. Es war nicht der Wunsch zu gewinnen. Es war nur der Hass, den er gegen alles hatte. Und dieser Hass gab ihm Energie. Dieser Hass und diese Wut ließen ihn in diesem Moment nicht zusammenbrechen.

Anders als bei Deeon selbst. Ihn trieb die Hoffnung an. Ihn trieb die Liebe zu seinen Freunden an. Ihn trieb das Versprechen an, dass er Misaki gab um mich zu beschützen. Ihn trieb das Versprechen an, Shiro niemals mehr alleine zu lassen. In trieb der Wunsch an, Shiro ein besseres Leben zu schenken, wenn all dies vorbei sein sollte.

Shiro streckte sie Arme leicht von sich ab und konzentrierte sich. Dann schlug er fest mit seinen Händen zusammen und ballte mit ihnen eine Faust. „Kommt her! Ihr gehört mir!“, schrie er schließlich laut und hob seine Hände vor sich. Von ihm breitete sich plötzlich eine leichte Druckwelle aus. Blätter flatterten im Wind und seine Haare und Kleidung bewegten sich ein wenig in diesem Luftstoß. Selbst Deeon erhaschte diese Welle, sodass er überrascht seine Hand vor sein Gesicht hielt und seine Füße fest auf den Boden stemmte. „Wie… kann er noch so viel kraft haben?!“, fragte er sich selber und beobachtete ihn weiter.

Shiros Hände begannen hell zu leuchten. Im gleichen hellen Licht begannen auch die Bücher zu leuchten. Eines fing an sich zu bewegen. Als es in Licht eingehüllt war, weichte eine strahlende Kugel aus dem Buch heraus. Shiro öffnete die Augen. „Kommt.“, befahl er leise streng.

Plötzlich flog diese leuchtende Kugel auf ihn zu und das Leuchten des Buches war erloschen. Es fiel rasant zu Boden und krachte laut auf. Schließlich begannen auch die anderen Bücher zu leuchten und zu strahlen. Eines nach dem anderen begann aus dem Regal zu fallen, während Lichtkugeln auf Shiro zuflogen.

Es wurden immer mehr. Sie wurden immer schneller. Das Aufkommen der Bücher am Boden wurde immer hektischer und lauter. Rasch schwebten sie zu Shiro und verschwanden nacheinander in seinen Händen.

Der Raum war nun hell erleuchtet. Die Regale wippten zur Seite und wieder zurück. Ein Chaos breitete sich durch die fallenden Bücher aus. Und es fielen immer mehr herunter.

Deeon starrte Shiro fassungslos an. „Wieso.. kann er das? Soetwas.. können doch nur…“, sprach er sich leise zu und sah sich um. Die Bücher fielen die einzelnen Seiten raschelten. Ein Regal stürzte um und krachte gegen die Wand. Die Bücher die sich auf der oberen Etage befanden, türmten sich so weit am Boden, dass sie bereits herunter fielen und sich auf den anderen sammelten. Sie fielen auf die Treppenstufen und auf die noch stehenden Regale. Einige Blätter flogen durch den Raum und wurden wieder von Büchern aus der Luft gerissen und zwischen anderen Büchern vergraben.

In all der Unordnung, zischten die leuchtenden Kugeln rasch in Shiros ausgestreckten Händen, bis die Bibliothek ein letztes Mal hell aufleuchtete und sich langsam wieder verdunkelte. Als auch die letzte Kugel in Shiro verschwunden war, blieb er einen Moment schweigend stehen. Es wurde windstill und seine Atmung beruhigte sich.

„Hey… Wie fühlst du dich?“, kam es leise von Deeon, der sich vorsichtig auf ihn zubewegte. Shiro stand noch immer still dort. Er atmete kurz auf und ließ seine Schultern locker sinken. Dann legte er seine Hände in seine Hosentaschen und drehte sich zu Deeon um. „Ich fühle mich grandios!“, sagte er gelassen und blickte ihn emotionslos an.

Nach dieser Antwort hielt Deeon kurz inne. Obwohl er beruhigt war, dass Shiro nun wieder genügend Kraft gesammelt hatte, erkannte er jedoch wieder den kalten und toten Blick in seinen Augen. Diese Kraft half ihm, seine Emotionen zu unterdrücken. Die Kraft half ihm keinen Schmerz zu spüren. Sie half ihm keine Furcht zu empfinden. Auch wenn er innerlich unter all dem litt, ließ diese Kraft ihn wie eine gefühlskalte Maschine arbeiten.

Besorgt nickte Deeon ihm zu. „Hmh.. na dann..“ „Lass uns zu Lilith!“, begegnete Shiro ihm sofort und lief über die Haufen, der vielen Bücher, zu dem Spiegel. Aber Deeon grinste ihm zu. „Ehm. Ich denke es würde zu lange dauern, den Spiegel wieder zu aktivieren.“, begann er und deutete auf den Spiegel. „Es wäre sicherlich schneller durch das Atrium zu gehen. Du weißt wie lange ich damals brauchte um den Spiegel-“ „Bereit.“, unterbrach Shiro ihn aber, während er den Spiegel berührte. Dieser blitzt kurz auf. Das Spiegelbild begann zu verschwimmen und bildete kleine Wellen auf der Oberfläche. Sprachlos starrte Deeon auf den Spiegel. „W.. aber.. oh..“ Unerwartet blinzelte er mit den Augen und blickte zwischen Spiegel und Shiro her. „Na gut.“, nickte er ihm zu und lief zum Spiegel.

„Ich denke sie wird sich in Renektons Halle befinden. Ich werde das Portal direkt vor dem Eingang platzieren.“, erklärte Shiro und wollte die Spiegelung berühren. Deeon griff jedoch seinen Arm und sah ihn ernst an. „Warte!“, hielt er ihn auf. Shiro drehte sich ruhig zu ihm und wartete auf eine Erklärung. „Bist.. du dir wirklich sicher? Du kannst.. mir alles sagen! Selbst wenn du dich fürchtest. Ich werde bei dir sein.“, meinte Deeon brüderlich und stellte sich ihm gegenüber.

Auf Shiros Mundwinkeln bildete sich ein leichtes Lächeln. Doch seine Augen blieben kalt. Es wirkte weder nett, noch arrogant. Es war ein falsches Lächeln. Es war ein gespieltes Lächeln. Deeon spürte, dass Shiros Emotionen vollkommen verschwunden waren und dieses Lächeln nicht echt war.

„Sei unbesorgt Deeon. Es besteht kein Zwang, nun ein Gespräch zu beginnen. Ich bin mir sicher, dass ich das schnell beenden werde. Und ich werde dafür sorgen, dass du sicher mit mir zurück kommen wirst.“, antwortete er in einer monotonen Stimme. Deeon griff ihn freundschaftlich an die Schulter und sah ihm tief in die Augen. Doch sie waren leer und glanzlos.

„Wir.. packen das.“, lächelte Deeon ihm zögerlich zu und stellte sich mit ihm vor den Spiegel. „Dann öffne das Portal.“, meinte er und deutete dabei auf den Spiegel. Shiro trat vor und berührte die Spiegelung. Ein weiteres Mal blitzte es laut und hell auf. Kleine Blitze schlugen heraus und die Spiegelung begann wieder Wellen zu bilden. „Dann… mal los.“, waren Deeons letzte Worte, als er zu Shiro herüberblickte. Kommentarlos sprang dieser jedoch sofort durch den Spiegel. Dann folgte Deeon ihm rasch.

Es war hell, als sie durch das Portal traten. Es war warm. Doch direkt sprangen sie aus dem Portal wieder heraus und standen vor einem gewaltigen, riesigen, ägyptischen Hallentor. Deeon blieb vor diesem stehen und blickte daran hinauf. „Renektons Thronsaal. Ich fand ihn schon immer viel zu pompös. Wundert mich nicht, wenn sie wirklich hier ist.“, sagte er ironisch und sah sich um. „Aber.. es wundert mich, dass sie keine Wachen aufgestellt hat… Das wäre doch selbst für sie .. hey was tust du?!“, fragte er laut, als er Shiro zum Tor laufen sah.

„Lass uns herausfinden, ob sie hier ist.“, begegnete Shiro ihm jedoch nur kalt und legte die Hand auf das Tor. Bevor Deeon ihn aufhalten konnte, begann das Tor sich jedoch zu bewegen. Erschrocken blieb er stehen und blickte aufmerksam vor sich. Es knirschte laut. Das Tor öffnete sich langsam und mit einer gewaltigen Kraft. Etwas Sand fiel herab und die Türen schoben sich von selber immer weiter auf.

Deeon hielt die Luft an. Auch wenn er bereit war, achtete er auf alles, was kommen sollte. Aufmerksam blickte er in den Saal hinein. Er war lang und aus hellem Sandstein. An den Wänden hingen lodernde Fackeln und am Ende des Saales stand ein prachtvoller Thron. Bis auf einer Person war der Saal leer. Eine Frau saß auf dem Thron und blickte gelassen auf die Beiden herab. Als Deeon sie erkannte, wurde sein Blick finster. „Lilith..“, sagte er leise.

Sie grinste beide an und lehnte ihren Kopf auf ihrer Hand ab. Dann war es still. „Lilith wusste, dass wir kommen.“, flüsterte Deeon leise und sah zu Shiro. Dieser begann aber in den Saal zu laufen. „Das wird sie auch nicht retten.“, antwortete er gelassen. Obwohl Deeon ein ungutes Gefühl überkam, folgte er ihm, sich immer wieder umherblickend.

Beide traten ein und das Tor schloss sich hinter ihnen wieder. „Ah. Welch.. unerwarteter Besuch!“, begann Lilith laut zu sprechen und betonte die Ironie in diesem Satz. Mitten im Saal blieben beide stehen und blickten zu ihr. „Hör auf zu sprechen und steig von dem Thron, der nicht dir gehört!“, erwiderte Deeon jedoch erbost und trat vor.

Die Atmosphäre war angespannt. Die Luft knisterte vor Spannung. Es gab kein Zurück. Nun gab es nur noch ein Verlieren oder Gewinnen.

Lilith grinste weiter und beachtete Deeons Worte nicht. Dann richtete sie ihren Blick auf Shiro. „Hmh.. ich sehe, du bringst mir wieder, was du geklaut hast. Sehr nett. Vielleicht töte ich dich dafür auch schnell. Ich überlege es mir noch.“ Shiro begegnete ihr jedoch mit einer emotionslosen Miene und schwieg. Er ließ sich von ihr nicht provozieren und starrte sie ernst an. Er blieb starr und kampfbereit. Er würde alles tun um Lilith zu besiegen.

Ihr Grinsen verging und sie hob eine Augenbraue. „Hmpf. Es stört dich anscheinend nicht weiter, dass ich dein Leben bald beenden werde, was?“, fragte sie Shiro und drehte sich seitlich auf dem Thron. Sie legte ihre Beine über eine Armlehne und machte es sich bequem. Doch Shiro schwieg noch immer. Verärgert darüber runzelte sie die Stirn. „Tze. Du langweilst mich. Zeig mir erst einmal was du kannst!“, sagte sie laut und klatschte zweimal in ihre Hände.

Shiro und Deeon blickten sich um. Es öffneten sich die Seitentüren des Saals. Dahinter hörte man ächzende, grummelnde und fauchende Geräusche. Schattenwesen hatten sich dahinter versammelt und stürmten nun in den Saal herein. Sie waren lang und dürr. Sie waren keine Tiere und auch keine Menschen. Es waren widerliche verkrüppelte Wesen ohne Augen. Ihr Körper bestand aus einem tief schwarzen Schatten und ihre breiten Münder rissen sie extrem weit auf. Zwischen ihren spitzen Zähnen klaffte die Zunge heraus und hinterließ eine blutähnliche, schwarze Substanz, welche herunter tropfte und sich am Boden auflöste. Ihre Klauen waren Messerscharf und lang. Sie schnitten sich bereits gegenseitig in ihr Fleisch während sie versuchten, sich in den Saal zu drängen. Ihre Arme hingen bis auf dem Boden und ihre Beine waren kurz und dürr.

Deeon und Shiro stellten sich Rücken an Rücken. „Das wird schwer. Aber zusammen packen wird das.“, meinte Deeon und ließ ein Schwert in seinen Händen erscheinen. Auch Shiro ließ seinen Dolch erscheinen. „Wie vorhersehbar.“, sagte er und blickte nochmal zu Lilith hinauf. Sie lachte. „Haha! Dann amüsiert mich mal!“, rief sie und legte sich entspannt in den Thron.

Deeon blickte auf die finsteren und grässlichen Monster, die aus den Türen heraus krochen. „Ok. Wie gehen wir vor? Du nimmt alle rechts und ich links? Oder.. hey. Was tust du?“, er blickte über seine Schulter und erkannte Shiro, der sich nur auf Lilith konzentrierte. „Ich werde sie töten.“, kam es leise von ihm. „Was? Hey! Was?!“, fragte Deeon und drehte sich zu ihm.

Doch plötzlich verschwand Shiro. Deeon wurde starr. Ihm blieb der Atem stehen. Selbst Lilith hatte Shiros Verschwinden bemerkt und riss die Augen erschrocken auf. Denn er tauchte sofort neben ihr auf und schlug mit dem Dolch auf sie ein. „Kya!“, sie schrie laut. Rückwärts rollte sie sich weg und stieß sich mit ihren Händen vom Thron ab. Shiros Angriff verlor sich im Stoff des Sitzes.

Als Lilith sich auf ihren Beinen fing, blickte sie wütend zu Shiro. „Ihr solltet mich amüsieren, habe ich gesagt!!!“, schrie sie ihn an und biss die Zähne aufeinander. „Schweig einfach.“, antwortete Shiro jedoch gelassen. „Deine Stimme ist nervenraubend.“

Deeon blickte zu ihnen auf und begann zu grinsen. „Hehe.. so ist er.“, seufzte er glücklich. Dann wandte er sich wieder den Monstern zu, die ihn bereits umzingelt hatten. „Ich werde auch alleine mit euch fertig!“ Kampfentschlossen griff er sein Schwert. Dann blickte er sich gewappnet um. „Dann mal los!“, kam es laut von ihm, als er schließlich der Monstermasse entgegen sprintete und mit seinem Schwert zum Angriff ausholte.
 

Die Monster waren bestialisch und brutal. Eines rannte über das andere, nur um ihr Ziel anzugreifen. Sie fletschten die Zähne und spuckten eine Schwarze Flüssigkeit. Mit ihren Klauen versuchten sie nach Deeon zu schlagen. Mit ihren Zähnen versuchten die sein Fleisch zu reißen. Doch Deeon rannte auf die Monsterwelle zu, die sich ihm gefährlich näherte. Er griff sein Schwert fester und und biss die Zähne aufeinander. Eines der Monster griff ihn an. Noch vor seiner Klaue sprang Deeon hoch in die Luft. Er drehte sich und übersprang die schwarze Masse der Monster. Während er sich dem Boden näherte, holte er fest mit seinem Schwert aus. Dann schlug er mit einer gewaltigen Kraft auf eines der Monster herab.

Der Schlag spaltete den Kopf des Monsters und zog dabei einen mächtigen Windschnitt durch die Masse seiner Gegner. Dieser Windstoß zerfetzte alle, die er erfasste.

Schnell ging der Kampf weiter. Er schlug rechts von sich und wich einem Schlag aus. Dann rannte er zur Seite und rutschte unter dem Sprung eines der Monster her. Während des Rutschens zerschnitt er das Monster von unten. Sie streiften aneinander vorbei und hinter ihm stürzten zwei Hälften des Monsters zu Boden die in die Masse der anderen prallte.

Die blutartige Flüssigkeit, die die Monster verloren, war so schwarz wie ihr äußeres. Sobald es auf dem Boden tropfte, löste es sich in schwarzen Rauch auf. So auch ihre Körper. Jedes Monster, dass er vernichtete, verschwand in dunklem Rauch.

Deeon griff das Schwert mit seinen Händen. Mit dem Schwung des letzten Angriffs, streifte er die Klingenspitze über den sandigen Boden. Daraus folgte ein wuchtiger Schwerthieb, der die Monster vor sich zurückstieß. Noch in der Luft verloren die einzelner Körperteile und lösten sich in Rauch auf.

Ein Monster sprang gerade auf ihn zu. Deeon hielt ihm sein Schwert horizontal entgegen und durch die Kraft des Sprungs, durchstieß die Klinge die Zähne des Monsters, durchtrennte die lange dürre Zunge und spaltete den Kiefer. Etwas des schwarzen Blutes tropfte auf Deeons Wange. Im Eifer des Gefechts, wischte er sich dieses mit seinem Arm weg. Dann löste es sich auf. „Tze. Das ist einfacher als gedacht.“, grinste Deeon schwer atmend.

Plötzlich ergriff ihn ein Monster am Rücken. Es drückte seine Krallen in Deeons Schulter und kreischte mit einem furchterregenden Stimme. Erschrocken blickte Deeon über seine Schulter. Er griff das Monster am Hals und riss es über sich hinweg, zu Boden. Bevor es kreischend aufspringen konnte, stach er diesem die Klinge in die Brust. Das Kreischen verstummte und das Monster löste sich auf.

„Argh. Verdammt.“, verletzt wich Deeon zurück und hielt sich seine Schulter fest.

Etwas Blut drückte sich durch sein Oberteil, doch das hielt ihn nicht auf. Während die Wunde wieder verheilte, wandte er sich zur Seite und sah zu Shiro auf.
 

Shiro hatte sich ein Duell mit Lilith geliefert. Der Kampf war rasant und gewaltig. So wie ein höllischer Sturm, der die Erde erbeben ließ.

Immer wieder rannte er aggressiv auf sie zu, während Lilith jedoch defensiv seinen Angriffen auswich. Er sprang auf sie zu und griff mit seinem Dolch an, doch sie wich mit einer schnellen Bewegung zur Seite aus. Mit dem Schwung des Sprungs, rutschte Shiro auf seine Knie und versuchte ihr die Beine wegzutreten. Doch elegant machte sie einen Salto zurück. Plötzlich tauchte Shiro hinter ihr auf und versuchte erneut auf sie einzustechen, stets mit einer emotionslosen, kalten Miene. Lilith hingegen grinste amüsiert. Sie konnte jedem noch so schnellen Schlag ausweichen und verspottete ihn mit ihrem begeisterten Lächeln. Seinem Schlag aus dem Hinterhalt wich sie aus, indem sie sich lediglich auf den Boden hockte. Shiro blickte zu ihr herunter. Doch sie grinste nur. „Zu langsam.“, verhöhnte sie ihn. Sofort drehte er den Dolch herab und versuchte sie am Boden zu treffen, mit einem senkrechten Schlag herab. Aber sie war erneut zu schnell und sprang von ihm weg. Als er wieder aufsah, erkannte er sie auf der Armlehne des Throns balancieren. „Lass es lieber, du wirst sterben, ehe du mir nur ein Haar-!“ Lilith hielt plötzlich inne und lehnte sich zur Seite. Plötzlich schnellte Shiros Dolch an ihrem Gesicht vorbei und bohrte sich mit der Spitze in den Thron. Erst riss sie erstaunt die Augen auf. Aber dann blickte sie ihn gelassen an. „Hmh. Sehr gut. Du bist stark geworden.“, begann sie und wollte den Dolch greifen.

Sofort ließ Shiro diesen jedoch verschwinden und holte ihn in seine Hand zurück. Lilith hob überrascht die Augenbraue. „Sprichst du auch Mal? Ich weiß noch… damals hast du viel geredet. Ja.. Weil du gar nicht mehr aufhören konntest zu wimmern. Erinnerst du dich?“, grinste sie frech.

Sofort stürmte Shiro auf sie zu und schlug mit einem gewaltigen Angriff zu. Er blieb dabei ruhig und emotionslos. Sein einziges Ziel war zu gewinnen.

Er ließ sich nicht provozieren. Er wusste, dass sie ihn nur ablenken wollte. Er wusste, dass er stark genug war, sie mit einem Schlag zu erledigen. Also konzentrierte er sich nur auf den Kampf. Lilith wich seinen Angriffen nur aus. War sie sich bewusst, dass Shiro stark genug war um sie tödlich zu verwunden? Hatte sie Angst und überspielte diese mit den Provokationen? Shiro hatte das Ziel sie zu schwächen, indem er sie durch ihre defensiven Handlungen erschöpfte. Doch wie lange würde es dauern?

Er wollte gegen sie kämpfen. Er wollte gegen sie gewinnen. Nur er war stark genug dafür. Deeon wollte er nicht in diesen Kampf einzubeziehen. Er wollte nicht, dass Deeon etwas zustoßen könnte. Denn er war sich sicher, dass nur er stark genug war, gegen Lilith zu gewinnen. Es sollte sein Kampf sein. Nur seiner!

„Haha! Huch! Beinahe hättest du mich erwischt!“, lachte sie ihn aus und sprang von ihm weg. Shiro stürmte auf sie zu. Dann holte er aus und schlug mit einem horizontalen Angriff zu. Ehe er sich versah, sprang Lilith jedoch hoch und landete mit einem Fuß auf seiner Klinge. Sie balancierte auf dem ausgestreckten Dolch, überkreuzte ihre Arme und sah zu ihm herab. „Du musst dir viel Mühe gegeben haben, so stark zu werden. Hattest du etwa Angst?“, fragte sie und grinste gemein. Sofort zog Shiro seinen Dolch zurück. Lilith sprang im hohen Bogen von ihm weg, drehte sich elegant in der Luft und landete einige Meter von ihm entfernt.

„Hmh. Denkst du, so könntest du mich schlagen?“, kam es zunächst von ihr, als sie locker stehen blieb und schmunzelte. Shiro drehte sich wortlos zu ihr um. Er musste nur den passenden Augenblick abwarten. In ihrem Drang zu reden und ihn zu verhöhnen, musste er eine Lücke finden, sie zu treffen.

Konzentriert griff er seinen Dolch fester und blickte sie an. Sie legte eine Hand an ihre Wange und lächelte. „Ich finde es süß, wie viel Mühe du dir für mich gegeben hast. Ganz ehrlich!“, sprach sie weiter. Dann begann sie zu Lachen. „Hahaha! Entschuldige, aber ich finde es so faszinierend. Dass du denkst, du könntest mich besiegen. Hahaha.“, kicherte sie und wedelte amüsiert mit der Hand in der Luft herum. Dabei spreizte sie stets ihren kleinen Finger und wischte sich dann eine Freudenträne vom Auge.

Das war der Moment!

Shiro musste angreifen! Sie war in genau diesem Moment unaufmerksam. Ihre Schwachstelle sollte es wohl sein, ihren Gegner zu unterschätzen. Er musste diesen Augenblick nutzen! Schnell!

Shiro biss die Zähne zusammen. Sein Ziel war nur Lilith. Er würde es ihr heimzahlen. Alles was sie ihm antat. Dieses schreckliche Leben, das er führen musste. Die Gewalt, die er erleben musste. Er würde ihr alles zurückgeben.

Er griff seinen Dolch. Dieser Angriff musste treffen! Ein seltener Augenblick! Er projizierte alle seine Kraft in diesen Schlag. Shiro stemmte sich auf den Boden. Er holte aus.

Blitzartig rannte er los. Seine Bewegung war nicht zu erkennen. Er stand direkt vor ihr und wollte seinen Dolch in ihr schwarzes Herz bohren. Er musste sie besiegen. Er würde es schaffen!

Er stand vor ihr. Er stach zu. Sein Atem blieb stehen. Jeder Muskel seines Körpers spannte sich an. Dann riss er seine Augen panisch auf. Denn er blickte in Lilith grinsendes Gesicht.

„Ich, bin auch stärker geworden.“, flüsterte sie ihm zu. Schockiert sah er auf seinen Dolch herab. Lilith hatte ihn mit zwei Fingern aufgehalten. Dann richtete er seinen Blick wieder auf und erkannte ihr überhebliches Lächeln. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Sein Körper wurde starr. Ein Schauer kroch über seinen Rücken. Ihm blieb für einen Moment die Luft weg. „Dann lass uns doch Mal richtig kämpfen.“, kam es zuletzt von ihr. Dann riss sie den Dolch aus seiner Hand.

Panik machte sich in Shiro Breit. Fassungslos stand er ihr gegenüber und war gelähmt vor Angst. Es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Es war, als würde jede Sekunde ein Unheil geschehen, welches nicht aufgehalten werden konnte.

Schließlich schmiss Lilith den Dolch hinter sich und holte zum Schlag aus. Beinahe hätte sie seine Brust mit diesem Schlag getroffen. Nur knapp konnte Shiro ihrem Angriff ausweichen, indem er sich heftig vom Boden weg drückte und einen weiten Sprung zurück machte. Er wich perplex zurück und sah sie mit großen Augen an und versuchte seinen Schock zu verarbeiten.

Lilith stellte sich hingegen locker hin und legte ihre Hand in ihre Hüfte. „Hmh. Weißt du, es ist nur ein dummer Zufall, dass wir nun hier stehen.”, begann sie und sah sich um. Dann grinste sie frech. „Denn, als ich damals deine Familie töten ließ, hatte ich gar nicht beabsichtigt, dich am leben zu lassen.”

Shiro wurde starr vor Schreck und wurde bleich. „Was?!”



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