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Beyblade in Love

Staffel 2
von

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Kapitel 6

„Ich…ähm…ich wollte nur ähm…“

„Ja?“

„Dieses Parfüm…ist das von Armani?“

Tala verkniff sich ein Grinsen und schüttelte den Kopf: „Nein…ist eins aus Russland. Den Namen könnte ich dir sagen, aber du würdest ihn weder verstehen, noch aussprechen können.“

Luna spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und sie wandte schnell ihren Blick wieder auf den Bildschirm. Tala wusste natürlich genau, was sie da eben versucht hatte. Er überlegte nur noch, ob er diese Situation retten oder lieber so im Raum stehen lassen sollte.

„Sieh sie dir an…ist sie nicht bezaubernd schön…?“, trällerte es plötzlich aus dem Fernseher.

Oh man…, dachte sich das Mädchen. Das kommt davon, wenn ich mir einrede, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte!

„…wie ein Bild das schweigt, doch zeigt ihr Gesicht nicht alles…“

„Soll…soll ich umschalten?“, fragte sie plötzlich und griff nach der Fernbedienung…also über Tala drüber.

„Wieso denn? Ich hab’s bis jetzt angeschaut, dann will ich auch den Rest sehen!“, beschwerte er sich grinsend und schupse die Fernbedienung vom Nachtkästchen runter.

„Wa…! Hey!“, schimpfte sie, bis Luna bemerkte, dass sie mit ihrem Oberkörper quer über Tala lag.

Sofort zog sie sich zurück und kaute nervös auf ihren Fingernägeln herum.

„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, kicherte er.

„Ja.“

Die Antwort kam zu schnell. Er beobachtete das Schauspiel, welches sich ihm gerade bot und hatte große Mühe nicht loszulachen.

„Was machst du da?“, wollte sie gereizt wissen, als sie seinen Blick spürte.

„Du hast gesagt, dass Disney dir deine Ansicht auf die Liebe völlig verändert hat…?“

„Ähm…ja?“

„Also sollte man das in die Tat umsetzten, was die da vor sich her trällern?“

„Eigentlich schon…“

„Na also!“, lachte Tala, „die Krabbe hat gesungen, ich soll dich ansehen!“

„Ich bin aber nicht bezaubernd schön!“, erwiderte Luna mit heißerer Stimme.

„Wer behauptet das schon von sich selbst? Entweder Leute mit zu viel Selbstbewusstsein oder die, die gar keins haben!“

„Findest du dich selber nicht attraktiv mit deinen roten Haaren und deinen muskulösen Körper?“

Tala überlegte kurz, nahm seinen Blick jedoch nicht von ihr. „Sagen wir’s so…ich weiß, wie ich auf manche Frauen wirke.“

„Auf manche?“

„Du hast mich gegoogelt, also sag du es mir“, kicherte er, „du weißt mittlerweile wahrscheinlich mehr über mich, als ich selbst!“

Luna schnappte hastig nach Luft, während Prinz Eric gerade dabei war den Namen seiner hübschen Begleiterin zu erraten.

„Wenn…wenn wir uns weiterhin so anstarren, dann verpassen wir beide den Film…und …und dann hast du…meine Fernbedienung völlig…völlig grundlos auf den Boden geschmissen.“

„Stimmt“, kommentierte Tala, als wäre es das normalste auf der Welt sich minutenlang tief in die Augen zu blicken und sah wieder auf den Bildschirm.

„…sie bleibt immer stumm, ohne Kuss völlig stumm….drum: Küss sie doch!“

Wie vom Blitz getroffen ließ Luna ihren Kopf erneut in Talas Richtung schnellen, welcher sie ein paar Sekunden später fragend ansah.

„Du…du hast gesagt, dass du alles in die Tat umsetzen willst, was die da singen…deswegen…ich dachte…“

Er verstand nach kurzem Grübeln, was sie meinte und lächelte, bevor er sich ein Stück in die Mitte des Bettes auf seinen Ellbogen gleiten ließ.

„Willst du denn, dass ich dich küsse?“

Luna öffnete den Mund, doch ihre Kehle war mit einem Mal so trocken, dass sie keinen Ton mehr herausbrachte.

„Schalalalala…sei ein Mann, die Stimmung stimmt, fang an, los komm und: küss sie doch! Schalalalala…hör nicht auf, zeig’s ruhig da stehst du drauf…was ist denn? Küss sie doch! Schalalalala…hör das Lied, es sagt was bald geschieht, es sagt: küss sie doch!“

„Ich fange an, diesen Film zu mögen“, lachte Tala frei raus, hielt sich den Bauch und wälzte sich auf der Matratze hin und her, „du solltest dein Gesicht sehen!“

„Lachst du mich gerade aus?“

„Vielleicht?“

„Tala! Das finde ich nicht witzig!“

„Oh doch! Das ist es!“

„Du…du…du…IDIOT!“

Luna schwang sich über Tala, welcher sie jedoch am Arm festhielt und das Mädchen mit Leichtigkeit wieder zurück auf das Bett zog. Er drückte sie auf die Decke und hielt ihre Arme fest nach unten.

„Ich bin kein Idiot“, beschwerte er sich immer noch kichernd, „du musst lernen, dass man auch mal einen Scherz auf deine Kosten macht, Luna!“

Das Mädchen starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und spürte, wie ihr Körper weich wie Butter wurde. Tala blickte ihr erneut tief in die Augen und kam mit seinem Gesicht immer näher, so dass sich ihre Nasen beinahe berührten.

„Willst du, dass ich dich…küsse?“, hauchte er und schob behutsam einen Oberschenkel zwischen ihre Beine.

„Ja…“, erwiderte sie kaum hörbar.

Seine Lippen formten sich zu einem sanften Lächeln und er schloss seine Augen und kam näher. Lunas Herz pochte wild, ihre Schmetterlinge tanzten Tango in ihrer Bauchhöhle und ihre Beine schmiegten sich an Talas Schenkel. Der Kuss war leicht, ein Hauch ja schon fast zärtlich und nach Lunas Meinung viel zu kurz. Als sich ihre Lippen lösten sahen sich die beiden tief in die Augen und der Junge streichelte Luna sanft über die Wange.

„Und? Was das jetzt so schlimm?“

„Arsch…“, flüsterte Luna immer noch, musste jedoch grinsen.

Tala hat mich geküsst…!!!

Der Junge lächelte ebenfalls, erhob sich vom Bett und zeigte auf den Fernseher.

„Jetzt habe ich das Ende doch nicht mitbekommen“, schmollte er gespielt.

„Wir können ihn auf DVD angucken“, strahlte Luna und setzte sich erwartungsvoll im Bett auf.

„Ein anderes Mal“, winkte er Junge ab.

„Tala?“

„Ja?“

„Das…äh…mit…“

„Ja?“, hakte der Junge nach.

„Wegen dem Kuss“, hauchte Luna und rutschte auf ihrem Bett nervös herum.

Tala sah sie fragend an.

„…das bleibt doch…unter…“

„Natürlich bleibt das unter uns“, lachte Tala auf, „wegen sowas machst du dir Sorgen?“

„Ähm…ja?“

„Ohne dich jetzt irgendwie anzugreifen, Luna…du solltest dir ehr Sorgen darüber machen, dass du Geld für die nächste Miete auftreibst.“

„Bitte…was?!“

„Mal im Ernst. Du wohnst jetzt seit drei Wochen bei uns und hockst die ganze Zeit nur rum und tust nichts.“

Lunas Mimik änderte sich rasch von überrumpelt zu verärgert und sie funkelte Tala finster an.

„Ich wollte es dir nur gesagt haben. Ich mache da keinen Unterschied ob Mädchen oder Junge.“

„Du kriegst dein Geld schon…“, murmelte das Mädchen verärgert.

„Das hoffe ich für dich…“

Mit diesen Worten verließ Tala ihr Zimmer. Luna warf sich in die Kissen und presste ihr Gesicht hinein, damit sie niemand schreien hören konnte.
 

***
 

Der Heiligabend lief genauso ab wie jeder andere auch. Die Blitzkrieg Boyz waren beim Training, kamen heim, Spencer kochte und danach ging jeder wieder seiner Wege. Luna hatte die Geschenke für die Jungs voller Frust wieder umgetauscht. Ein Dach überm Kopf war ihr dann doch wichtiger, als 4 Flaschen vom teuersten Wodka den sie finden konnte. Wieder in der Wohnung angekommen ging sie schnurstracks an Spencer vorbei zu Tala, welcher im Wohnzimmer am großen Tisch saß, um von dort aus mit Bryan eine Doku anzusehen. Er sah zu ihr auf, wollte sie anscheinend begrüßen, denn seine Miene hellte sich auf.

„Da!“, brummte Luna und warf ihm drei Geldscheine auf den Tisch, „is sogar noch Strom und warm Wasser inklusive!“

Tala guckte ungläubig auf das Geld, wieder zu ihr, wieder aufs Geld. Luna stampfte in ihr Zimmer und verschloss die Tür hinter sich, noch bevor er etwas erwidern konnte.

„Hast du sie verärgert?“, wollte Spencer herausfordernd mit verschränkten Armen wissen.

„Nein.“

„Wirklich?“

„Nein!“

„Und warum ist sie dann so angefressen?“

„Was weiß ich? Vielleicht hat sie ja ihre Tage?“

Bryan drehte sich neugierig auf der Couch zu seinem Teamchef: „Woher weißt du das?“

„Keine Ahnung! Sind Frauen nicht immer sauer auf alles, wenn sie in dieser Zeit sind?“

„Tala, egal was da mit Luna ist“, drohte Spencer, „bring das wieder in Ordnung!“

Der Rotschopf hob abwehrend die Hände in die Luft und sah Spencer fragwürdig an, welcher ihn nur mit drohend erhobenem Finger beäugte.

„Was kann ich dafür, wenn sie rumzickt?“

„Sie ist das einzige Mädchen unter vier Jungs, na klar fühlt sie sich da unterbuttert!“

„Was hat zicken mit unterbuttert zu tun?“, erkundigte sich Bryan, wurde jedoch sofort von Spencer abgewimmelt.

„Es war uns allen bewusst, dass das Chaos mit sich bringt, wenn hier ein Mädchen einzieht und wir waren alle damit einverstanden!“, tadelte der Riese.

„…und ihr war es anscheinend nicht bewusst, was es heißt in einer Wohngemeinschaft für die monatliche Miete aufzukommen“, brummte Tala und erhob sich drohend langsam von seinem Platz, „und das, wenn man nicht arbeiten geht früher oder später das Mietverhältnis gekündigt wird!“

„Jetzt übertreibst du aber“, erwiderte Spencer, wurde mit der Stimme jedoch immer ruhiger.

„Ich habe Luna deutlich zu verstehen gegeben, dass sie für die Miete genauso aufkommen muss wie wir und es mir SCHEIßEGAL IST, WIE SIE ZU IHREM GELD KOMMT!“, rief Tala wütend aus und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, „ HABE ICH MICH JETZT FÜR ALLE KLAR UND DEUTLICH AUSGEDRÜCKT?“

„Laut und deutlich…“, bejahten Bryan und Spencer kleinlaut.

„Dann kann ich ja wohl davon ausgehen, dass das Thema damit über’n Berg ist?“

„Ja, Tala…“

Der Teamchef ließ sich wieder auf seinen Platz nieder und blätterte weiter in seiner Zeitschrift, als wäre die Diskussion von gerade eben nie passiert. Spencer und Bryan warfen sich einen vielsagenden Blick zu, als plötzlich hinter ihnen die Wohnungstür scheppernd ins Schloss knallte. Alle drei Jungs sahen zu besagter Tür, sagten jedoch nichts. Jeder wusste, dass Luna gegangen war…
 

***
 

Ein paar Stunden später…

„TALAAAAAAA!!!“, rief Spencer plötzlich völlig außer sich und polterte durch die Wohnung.

Bryan fiel vor lauter Schreck beinahe vom Sofa, Kai hielt im schreiben seiner Notenblätter für eine Komposition inne und der Gerufene blickte dezent genervt vom Tisch auf.

„WAS?“, rief er gereizt in derselben Lautstärke zurück.

„ÄRGER! TÜR! KOMMEN!“

„Meinst du ernsthaft, weil ich vorhin mit dir geschrien habe, dass du jetzt auch dazu berechtigt bist‘?“

„Vermieter! Tür! Jetzt! Sauer! Reden will!“, stammelte Spencer vor lauter Wut vor sich her und ging zurück an die Wohnungstür.

Bryan, Kai und Tala eilten dem Riesen hinterher, hielt aber etwas Abstand. Diesen strengen Ton hatten sie vorher noch nie von Spencer gehört.

„DAS MUSST DU DIR ANSEHEN! KOMM SCHNELL HER!“

„Man! Ich steh fast direkt hinter dir!“, beschwerte sich Tala und hielt sich die schmerzenden Ohren zu.

„Oh…sorry.“

Der Rotschopf öffnete fast schon wie in Zeitlupe die Wohnungstür und blickte in das wütende Gesicht ihres Vermieters.

„Hallo…?“

„Sie wissen warum ich hier bin?“, brummte der Mann und verfinsterte seine Miene gleich noch mehr.

„Ähm…nicht so richtig?“

„Aus demselben Grund wie letztes Mal. Und das Mal zuvor. Und davor!“

„…wegen…der vielen Leute…?“

„WEGEN DER VIELEN LEUTE!“, rief der Mann völlig außer sich.

„Wir haben Ihnen schon mal gesagt, dass wir absolut nichts dafür können…“, versuchte Tala sich zu entschuldigen.

„Das sagen Sie jedes Mal, Herr Ivanov! Ich habe ehrlich gesagt die Schnauze voll!“

„Wer wird denn hier gleich so vulgäre Ausdrücke benutzen?“, scherzte Bryan sarkastisch.

Auf der Stirn des Vermieters machten sich die Adern bemerkbar und sein Kopf lief feuerrot an.

„Ich habe eure ständigen unverschämten Bemerkungen satt!“, fauchte der Vermieter.

„Wir bitten Sie umgehend um Entschuldigung“, erwiderte Spencer vorsichtig und stieß Bryan heftig in die Seite, „aber wir können den Leuten noch so oft sagen, dass sie sich nicht vor unserer, nein Ihrer Wohnung sammeln und nach uns sehen sollen…“

„Es hilft gar nichts“, fügte Tala hinzu.

„Dann werde ich mich gezwungen sehen, euch den Mietvertrag zu kündigen.“

„Was?“, riefen Tala, Spencer und Bryan empört im Chor aus.

„Ich muss Rücksicht auf die restlichen Mieter dieses Hauses nehmen, welche sich durch die täglichen Menschenansammlungen belästigt fühlen.“

„Sie schmeißen uns raus?“

„Jawohl“, antwortete der Mann und reichte Tala ein Kuvert, „dort drin finden Sie ein offizielles Kündigungsschreiben meinerseits und Unterschriften der restlichen Mieter, dass sie so schnell wie möglich diese Wohnung räumen.“

Tala starrte das Kuvert sprachlos an, als Kai sich zum ersten Mal zu Wort meldete.

„Haben sie schon mal was von Mieterschutzgesetz und Kündigungsfrist gehört?“

„Und Sie sind?“, erkundigte sich der Vermieter und beäugte Kai argwöhnisch.

„Einer der Mieter dieser Wohnung.“

„Nachdem ich bereits drei Mal vermahnt habe, sehe ich mich im Recht, euch die Wohnung fristlos zu kündigen“, meinte der Mann entschlossen.

„Wir sind fünf Leute! Wie sollen wir so schnell an eine neue Wohnung kommen?“, wollte Bryan wütend wissen.

„Das ist nicht mein Problem.“

Das haben wir gleich…“, murmelte Kai und drückte sich sein Handy ans Ohr, „hallo? Ich bräuchte dringend deine Hilfe…ja…okay…nein ich hab nichts angestellt…dann bis gleich…“

Kai verstaute das Telefon wieder in seiner Hosentasche und wandte sich an den Vermieter: „Eine halbe Stunde könnte es dauern…Feierabendverkehr. Solange werden Sie doch wohl warten können?“

„Ich warte…“, brummte der Mann.

Tala drehte sich zu seinem Mitbewohner um: „Hast du deinen Vater angerufen?“

„Schlimmer…“, raunte Kai, „meine Mutter…“
 

Knappe 35 Minuten später stand Hiltrud Hiwatari auf der Matte. Ihre kurzen braunen Haare waren nass vom Schnee, welcher draußen in dicken Flocken sein Unwesen trieb. Sie hatte zwei dicke Ordner unter ihrem Arm geklemmt und linste den Vermieter finster an, während sie sich alle an den Tisch im Wohnzimmer setzten.

„Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass das Auftauchen eines Anwaltes meine Entscheidung verhindert?“, lachte der Vermieter schelmisch.

„Nicht verhindern…sagen wir hinauszögern…“, kommentierte Kai und erklärte seiner Mutter die Gesamtsituation.

„Hören Sie“, begann Hiltrud in ihrer perfekt einstudierten Anwanltshaltung, „laut Paragraph schiesgekrieselt Absatz 4 der neuen Verordnung des Mieterschutzverbandes sind meine Mandanten nicht in der Lage die bestehende Ruhestörung zu unterbrechen. Da es sich hier sogar um eine mittelgroße Menschenmasse handelt können Sie dies auch gar nicht von ihnen verlangen!“

Der Vermieter sah Kais Mutter ungläubig mit großen Augen an. Bryan pfiff leise anerkennend, während Tala und Spencer kein einziges Wort verstanden hatten.

„Wir können jedoch einen Kompromiss für die restlichen Mieter dieses Hauses und für Sie eingehen.“

„So?“, fragte der Mann argwöhnisch, „der wäre?“

„Meine Mandanten sind damit einverstanden, diese Wohnung zu verlassen.“

„Sind wir das?“, warf Bryan mitten in den Raum und kassierte einen weiteren Hieb von Spencer in die Seite.

„Seid ihr. Allerdings unter der Bedingung, dass sie nicht fristlos gekündigt werden. Die Jungs haben die Zeit, die sie brauchen, um sich eine neue Wohnung zu suchen. Sie werden nicht weiter von Ihnen belästigt werden und Sie haben auch kein weiteres Recht, hier spontan auf den Tisch zu hauen, wie es Ihnen gerade gefällt.“

Der Vermieter schluckte schwer: „Und die andere Bedingung?“

„Oh, das wird Sie sicher freuen“, lächelte Trudie neckisch, „aufgrund des miserablen und gesundheitsschädlichen Zustandes, welches Ihr Treppenhaus durch schlimmen Schimmelbefall für jeden dieser Mieter bietet erlasse ich mit sofortiger Wirkung eine Kürzung der Miete um 40%.“

„WAS?“, rief der Vermieter aufgebracht aus und sprang von seinem Platz auf.

Tala, Spencer und Bryan saßen mit weit aufgerissenen Augen da und trauten ihren Ohren nicht.

„Wir können auch gleich 50% Mietminderung vereinbaren?“, schlug Trudie vor, „oder soll ich Ihnen vorher den Vorsitzenden des Mieterschutzbund vorbeikommen lassen?“

Der Vermieter hielt in seiner Bewegung inne, ballte sie Hand zur Faust und nickte schließlich stumm.

„Schön“, lächelte Trudie befriedigt, „Sie werden noch diese Woche ein Schreiben meiner Kanzlei erhalten, wo ich Ihnen noch mal alles detailliert auflisten werde. Schönen Abend noch…“

Wortlos, jedoch vor Wut kochend verließ der Vermieter die Wohnung der Blitzkrieg Boyz. Trudie sah freudig zu ihrem Sohn und fragte aufgeregt wie ein Kleinkind: „Na? Wie war ich?“

„Du warst spitze! Danke Mama!“, lobte Kai und nahm seine Mutter in den Arm, „ohne dich hätte ich echt nicht gewusst, was ich noch tun soll…“

„Ach“, winkte Trudie stolz ab, „für mein Kind nur das Beste!“

Kurz nachdem seine Mutter wieder von dannen war trat Tala an Kais Seite.

„Du…hast uns den Arsch gerettet, weißt du das?“

„Ja.“

„Danke.“

„Ich werde auf dich zurück kommen“, lächelte Kai siegessicher.

„Aber trotzdem müssen wir uns jetzt auch noch nach einer neuen Wohnung umsehen“, bemerkte Spencer.

„Wieso auch noch?“

„Die Weltmeisterschaft…“

„Ja…? Was ist damit?“

„Sie ist schon in vier Monaten…“
 

***
 

Luna horchte gespannt an der Wohnungstür, ob sich drinnen noch irgendeiner regte. Normalerweise sollte Bryan als einziger wach sein und in seinem Zimmer am PC zocken. Vorsichtig schloss das Mädchen die Tür auf und blickte in die Wohnung. Vier Augenpaare sahen ihr aus dem Wohnzimmer raus entgegen.

Upsi.

„Hi…Jungs?“, grüßte sie vorsichtig.

„Da bist du ja endlich wieder! Mensch wir haben uns Sorgen gemacht!“, erwiderte Spencer erleichtert.

„Wir haben uns Sorgen gemacht?“

„Bryan…was ist heute eigentlich dein Scheißproblem?“

„Kein Grund gleich so unhöflich zu werden!“

„Trägst du da…Lippenstift?“, erkundigte sich Tala und kniff die Augen zusammen.

Luna nickte mit dem Ansatz eines Lächelns, bevor sich ihre Miene wieder umwandelte. Sie sah traurig aus.

„Es…es tut mir leid“, stammelte Luna und trat an den Tisch im Wohnzimmer, „zum einen, dass ich so plötzlich verschwunden bin und zum anderen, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Um mich.“

Alle vier Jungs sagten nichts. Sie sahen Luna mit einem fürsorglichen Blick an, welcher in etwa „Schon okay“ bedeuten sollte. Das Mädchen krallte aufgeregt ihre Finger in die Träger ihres Rucksacks und biss sich auf die Unterlippe.

„Ich habe einen Job“, verkündete sie etwas kleinlaut, dennoch stolz.

„Glückwunsch“, lächelten Tala und Spencer ihr entgegen, „deswegen auch der Lippenstift?“

„Ja.“

„Ach! Du gehst jetzt auf den Strich, stimmt’s?“

„BRYAN!“ rief Spencer entsetzt aus, „AB IN DEIN ZIMMER!“

„Was willst du eigentlich von mir?“

„JETZT!“

Bryan rollte genervt mit den Augen und schlenderte aus dem Wohnzimmer. Eine Weile verging, bis sich Spencer wieder mit normaler Mimik an seine Mitbewohnerin wenden konnte.

„Was denn für einen Job?“

„Ähm…als Bedienung in einem kleinen schnuckeligen Café…das an der Ecke vom Marktplatz.“

„Ich weiß welches du meinst.“

„Es ist sicher nicht der bestbezahlteste Job…aber es ist ein Anfang. Und der Chef meinte, ich soll nächsten Mittwoch gleich schon erscheinen, deswegen auch der Lippenstift. Damit ich mich etwas zu Recht machen kann.“

Erst jetzt bemerkte Luna, dass die Jungs um diese Uhrzeit noch alles wach waren.

„Ist…ist irgendwas passiert? Sonst seid ihr doch alle ziemlich früh im Bett…“

Tala schon den noch freien Stuhl neben sich hervor und tappte mit der Hand darauf.

„Wir müssen reden…“

„Aber ich hab doch die Miete bezahlt!“, entgegnete das Mädchen schockiert und trat einen Schritt zurück.

„Sicher hast du das“, lächelte Tala müde, „bitte…nimm Platz…“

Vorsichtig setzte sich Luna auf den freien Stuhl und sah leicht verängstigt in die Runde. Nach und nach erzählte ihr Spencer und Tala, was heute alles in ihrer Abwesenheit geschehen war.

„Das ist echt scheiße“, kommentierte sie schließlich, als sie voll im Bilde war, „wo wollt ihr so schnell eine neue Wohnung herbekommen?“

„Wir werden das schon schaffen“, belächelte Spencer ihre Besorgnis, „und mit ‚wir‘ schließt auch dich mit ein.“

Lunas Augen funkelten vor Freude und sie hatte große Mühe, damit ihr Mund sich nicht zu einem breiten Lächeln formte. In diesem Moment schob ihr Tala vorsichtig einen Geldschein über den Tisch.

„Das hast du zu viel gezahlt.“

„Davon kann ich mir morgen gleich einen neue Hose für die Arbeit kaufen“, belächelte Luna den Schein und steckte ihn weg, „meine alte hat mittlerweile mehr Löcher als ein Schweizer Käse…“

„…außerdem ist Kai heute so in guter Laune“, grinste Tala schief und linste zu seinem Mitbewohner, „er wird dich morgen begleiten.“

In diesem Moment wollte Kai schon etwas entgegnen, als Spencer seinen Arm hob und mit dem Zeigefinger auf seinen Ellbogen tippte. Er blickte Kai herausfordernd an und fragte: „Willst du heute auch noch?“
 

***
 

„…ich brauche dir bestimmt wieder viel zu lange, oder?“, erkundigte sich Luna, nachdem sie die Einkaufstüte im Kofferraum von Talas Auto verstaut hatte.

Kai seufzte kaum hörbar und bemühte sich, nicht angestrengt den Kopf zu schütteln. Sie waren seit fast fünf Stunden unterwegs gewesen, Luna war in jedes einzelne Modegeschäft gegangen, um die perfekte Arbeitskleidung zu finden. Schlussendlich hatte sie sich nur eine schwarze Hose und zwei weiße Blusen gekauft, welche gerade im Schlussverkauf waren.

„Was meinst du, Kai?“, fragte das Mädchen vorsichtig, „sehe ich so ‚seriös‘ genug aus, um als Bedienung durchzugehen?“

„Warum fragst du mich das? Hast du dich denn nicht erkundigt, welche Arbeitskleidung du tragen sollst?“

„Ähm…nein?“

Kai seufzte richtig tief und lehnte sich am Kofferraum an: „Ganz ehrlich?“

„Wenn ich es mir recht überlege…bin ich viel zu glücklich darüber, endlich einen Job gefunden zu haben. Du würdest mir die Laune mit deiner Ansage nur verderben.“

Der Junge hob überrascht beide Augenbrauen.

„Andererseits…bist du der einzige der mir seine Meinung ehrlich ins Gesicht sagt…“

„Also?“

„Kannst du mir deine Ansicht…nicht einfach…‘nett‘ verpacken?“

Luna war einen kurzen Augenblick so, als hätte sie Kai verschmitzt lächeln sehen. Sie konnte sich jedoch auch getäuscht haben…

„Die Kleidung hast du gut ausgesucht. Schwarze Hose und weiße Bluse ist der Klassiker unter den Bedienungen.“

„ECHT?“, rief das Mädchen erfreut aus.

„Allerdings…solltest du darüber nachdenken, vorher vielleicht noch mal zum Friseur zu gehen?“

„Die Zotteln sehen scheiße aus…nicht wahr?“

„Ja.“

„Ich weiß…ich müsste in meinem Zimmer noch ein paar Reste von dem ganzen Farbengedöns haben.“

„Dein neuer Chef scheint sehr tolerant gegenüber deines Gesichtsschmucks zu sein, hm?“

„Er…hat diesbezüglich nichts erwähnt, dass ich sie rausnehmen soll…“, überlegte Luna und schmunzelte breit, „was für ne‘ Wahl hat er denn auch?“

„Du bist dir deiner Sache ziemlich sicher…“, misstraute Kai ihr und stieg ins Auto ein.

„Sagen wir’s so: ich habe den Job auch nur, weil die alte Kellnerin lauthals geschmissen hat…“

Erneut hob Kai überrascht die Augenbrauen.
 

Wieder in der Wohnung angekommen machte sich Luna gleich daran, ihre restlichen Haarfarben zu suchen. In der Küche rupfte sie sich ein paar Bahnen Alufolie in die richtige Größe und bat Spencer um ein paar Einweghandschuhe.

„Tut mir leid, Luna…sowas habe ich nicht. Nur Putzhandschuhe.“

„Naja“, zuckte das Mädchen gleichgültig mit den Schultern, „dann werden halt die Hände bunt.“

„Kann ich dir in irgendeiner Art und Weise behilflich sein?

„Du darfst mir eine dieser leckeren Instandnudelsuppen machen“, grinste Luna breit, „und eine Dose Bier, falls du eins dahaben solltest.“

„Du? Dosenbier?“, fragte Bryan im Vorbeigehen und rümpfte die Nase.

„Ja. Ich. Dosenbier. Perfekt.“

Spencer nickte und begab sich in die Küche, während Bryan Luna interessiert beobachtete, wie sie sich die Haare grob abteilte und mitten in ihrer Bewegung inne hielt.

„Hat einer von euch Jungs einen Haarschneider?“

„Wir haben keinen privaten Friseur.“

„Nein“, lachte sie auf, „einen Haarschneider. Maschine.“

„Es gibt Maschinen, die dir die Haare schneiden? Wie gruselig ist das denn?!“

„Sie meint eine Haarschneidemaschine du Idiot“, entgegnete Kai und blieb im Türrahmen stehen, „und ja, so was haben wir.“

„Könnte ich mir den mal ‚leihen‘?“

„Klar“, jetzt stand Tala ebenfalls an der Badzimmertür, „Tag der offenen Tür hier, oder heizen wir neuerdings auch den Flur?“

Bryan und Kai traten synchron ins Bad ein und schlossen hinter sich die Tür. Kurz darauf konnten sie Tala etwas fluchen hören, das so ähnlich klingen sollte wie: „So war das jetzt nicht gedacht!“

Luna musste sich ein Lachen verkneifen und grinste stattdessen ihr Spiegelbild breit an. Bryan machte es sich auf dem Rand der Badewanne gemütlich, während Kai an der Tür stehen blieb, um zu beobachten, wie seine Mitbewohnerin mit zwei Fingern in die Dose voller Farbe ging und die bunte Masse auf ihren Haaren auftrug. Nachdem sie ein paar Strähnen abgefertigt hatte guckte Luna durch den Spiegel die Jungs an und grinste erneut.

„Wollt ihr auch?“, fragte die belustigt und hielt die bunteingefärbten Finger in die Luft.

„Mir hat das Flieder von damals gereicht“, brummelte Bryan von der Badewanne aus und auch Kai schüttelte nur den Kopf.

„Bleibt mehr für mich“, triumphierte das Mädchen und fuhr fort.
 

„Und wie lange lässt du dieses Farbspektakel jetzt auf deiner Rübe?“

„So lange wie ich will“, meinte Luna und nippte an ihrem Bier, während sie sich zwischendurch immer wieder eine Gabel der heißen Instandnudeln in den Mund schob, „was macht ihr eigentlich Silvester?“

„Hast du in letzter Zeit mal in den Kühlschrank geschaut?“

„Nö.“

„Guck mal rein“, kicherte Tala, „du meinst wir sind ein Spirituosenfachhandel.“

„Also betrinkt ihr euch einfach nur…?“

„Wenn du es so sagst hört es sich einfach nur so an, als wären wir die größten Alkoholiker“, lachte Spencer auf, „aber ja…wir werden uns hier einen gemütlichen Abend machen und uns betrinken…“

„Ihr alle?“

„Kai hat irgend so ein Familienfestdingsbums. Er wird morgen von seinem Vater geholt und kommt irgendwann wieder.“

„Spätestens wenn er Hunger hat“, grinste Luna und erntete von Spencer und Tala fragende Blicke, „oder etwa nicht?“

Die beiden Jungs warfen sich einen vielsagenden Blick zu: „Lass ihn sowas ja nicht hören…du weißt doch, wie er ist.“

„Schon…aber mit der Aussage ‚irgendwann wieder‘ kann ich nicht viel anfangen.“

„Wir auch nicht. Aber das waren seine Worte.“

„Boah!“, schmollte Luna, „er redet mit euch?“

„Schon. Mit dir nicht?“

„Kaum…“

„Das ist Kai“, grinste Tala.

„Hast du etwas Bestimmtes für Silvester geplant?“, erkundigte sich der Riese bei seiner Mitbewohnerin.

„Eigentlich wollte ich mit euch um die Häuser ziehen…“

„Um die Häuser? Mit uns?“

Bryan lachte schallend und warf dabei beinah die Spielekonsole um. Tala gab Luna ein Zeichen, dass sie ihn einfach ignorieren solle. Trotzdem zog das Mädchen leicht den Kopf zwischen die Schultern ein und stutzte. Jetzt warfen sich Tala und Spencer einen besorgten Blick zu und sie schienen zu überlegen, wie sie die Situation retten könnten.

„Du hast uns noch gar nicht erzählt, wie du eigentlich zu deinem Job gekommen bist“, begann der Riese.

„So spektakulär war das jetzt auch nicht…“

„…würdest du es mir trotzdem erzählen?“

Tala räusperte sich demonstrativ.

„Sorry. Würdest du es uns BEIDEN trotzdem erzählen?“, verbesserte sich Spencer und rollte mit den Augen.



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