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Beyblade in Love

Staffel 2
von

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Kapitel 4

„Sie scheint sich hier anscheinend schon wohl zu fühlen“, bemerkte Spencer, als Tala und Bryan wieder in die Küche kamen.

„Zumindest richtet Luna es sich gemütlich ein.“

Spencer lächelte kaum sichtbar und seufzte, während er seinen Tee umrührte.

„Du weißt, dass es mir gar nicht gefällt, wenn du so in deine Tasse siehst…“, meinte Tala besorgt und zog beide Augenbrauen hoch.

„Ich weiß.“

„Was ist los?“

„Das Übliche.“

„Nicht schon wieder oder?“

„Der Vermieter macht allmählich Druck, Tala. Ich weiß nicht, ob wir ihn noch lange vertrösten können, so wie wir es die ganze Zeit über gemacht haben.“

Der Rotschopf seufzte tief und fuhr sich durch die bereits wieder trockenen Haare: „Ich habe keine Ahnung…was wir noch machen können…mittlerweile zahlen wir schon 15 % mehr Miete.“

„Er wird die Nase voll haben.“

Tala nickte stumm.

Plötzlich hörten der Riese und der Teamchef der Blitzkrieg Boyz wie sich Luna die Seele aus dem Leib schrie. Sofort sprangen die beiden auf und eilten zu ihrem Zimmer, wo das Mädchen am Boden kauerte und etwas Unverständliches vor sich her wimmerte. Neben ihr kniete Bryan, eine Hand auf ihren Schultern ruhend.

„Was hast du angestellt?“, wollte Spencer fordernd wissen.

„Wieso hab ich eigentlich jedes Mal etwas angestellt, sobald ein Mädchen schreit?“

„Werd nicht aufmüpfig!“

„Bryan…was zur Hölle hast du mit diesem Metzgermesser vor?“, ging Tala zwischen die beiden Jungs.

Kurze Stille brach im Zimmer ein. Nur Lunas unsicheres Wimmern war noch zu hören.

„Eigentlich…“, begann Bryan seinen Satz und betrachtete das Messer in seiner anderen Hand, „wollte ich den Karton aufschneiden…“

„Welchen Karton?“

„Den da“, meinte Bryan und zeigte in Richtung Zimmertür.

Tala und Spencer drehten sich synchron um und bemerkten, dass dort tatsächlich ein sogar ziemlich großer Karton stand.

„Solange Luna mit dem Streichen beschäftigt ist wollte ich schon mal anfangen ein paar ihrer Möbel aufzubauen…jetzt nachdem ich so viel Übung da drin habe.“

„Und wieso hat sie dann geschrien wie am Spieß?!“, fauchte Spencer, während Tala immer noch den Karton anstarrte.

„Ich glaube es war wegen dem Messer…“, gestand Bryan und half dem Mädchen auf die Beine, „als sie es sah wollte ich gerade den Karton aufschneiden…in einer…fraglichen Pose…“

„AUFSCHNEIDEN?“, wiederholte Luna empört und deutete auf das Messer in Bryans Hand, „in besagter Pose?“

„Ja…?“

„Würde ich dir ja gerne glauben, wenn du gesagt hättest du willst ihn ABSTECHEN!!“

„So wie Kais Kommode?“, fragte Spencer und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust.

„Jupp“, erwiderte Bryan stolz.

„Wer hat meine Kommode abgestochen?“

Erneut drehten sich Tala und Spencer synchron um und erblickten Kai, welcher gerade seine leere Tasse in die Spüle stellen wollte. Oder sich erneut etwas Warmes zu trinken holen wollte…wer wusste das schon?

„Hast du morgen nicht Schule?“, fragte Tala argwöhnisch.

„Ja. Und?“

„Solltest du dann nicht schon längst im Bett sein?“
 

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„Hör auf mich zu verfolgen!“

„Ich geh dir solange hinterher, bis du meine Entschuldigung wegen gestern annimmst!“

Luna machte auf den Fersen kehrt und Bryan tat es ihr gleich. Spencer brach in schallendes Gelächter aus, als er die Scene beobachtete und Luna mit Bryan deswegen mehrmals zusammenstieß.

„Ehrlich, Kleines. Du solltest seine Entschuldigung annehmen. Er ist bei sowas hartnäckig.“

„Ich hab ihm doch schon vergeben!“, fluchte sie.

„Aber es war nicht ernst gemeint!“, erwiderte der Junge und wich ihr gerade noch so aus.

„Was soll ich denn dann tun, damit es für dich glaubwürdiger rüberkommt? Vor dir auf die Knie gehen?“

Bryan sah an sich runter, guckte wieder zu Luna und grinste breit.

„Oh nein! NEIN! Grins mich nicht SO an!“

„Du hast es mir doch gerade angeboten, oder?“

„MÄNNER!“, fauchte sie und ballte genervt die Fäuste.

„Nein…das ist Bryan…“, murmelte Tala und blätterte in seiner Zeitschrift um, „du wirst dich schnell dran gewöhnt haben!“

Luna murmelte etwas vor sich her und warf Bryan einen giftigen Blick zu, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand.

„Ich mag sie“, grinste Bryan breit, „endlich mal jemand, den ich ärgern kann, ohne dass ich gleich eins in die Fresse kriege.“

In diesem Moment sprang die Wohnungstür auf und wenige Augenblicke später trat Kai in die Küche.

„Wenn man grad von Teufel spricht“, raunte Bryan und schielte zu seinem Teamkollegen rüber.

Dieser erwiderte den Blick wortlos und striff sich die nasse Regenjacke ab, bevor er zur Spüle ging und laut seufzte.

„Du hast schon wieder vergessen abzuwaschen!“

„Wieso ich?“

„Weil du dran bist für diese Woche“, knurrte Kai.

„Ah, Kai du bist schon zu Hause?“, unterbrach Luna die beiden, „stör…stör ich euch gerade bei einem wichtigen Thema?“

„Die beiden haben sich gerade nur in den Haaren…“, murmelte Tala und blätterte um.

„Schon wieder?“, seufzte Luna, „ihr seid doch Teamkollegen…ihr müsst endlich damit aufhören!“

„Er hat angefangen!“, beschwerten sich Kai und Bryan im Chor und zeigten gegenseitig auf den anderen.

„Es ist mir egal, wer angefangen hat!“

„Aber er ist mit spülen dran!“

„Bin ich gar nicht!“

„Doch!“

„Schluss jetzt!“, rief Luna laut aus.

Kai und Bryan sahen das Mädchen verwundert an und auch Spencer und Tala warteten gespannt darauf, wie es jetzt weitergehen würde.

„Ihr werdet einfach beide spülen!“, verkündete Luna.

„Ich arbeite doch nicht mit dem da zusammen“, fauchte Bryan und schielte giftig zu Kai.

„Is mir grade sowas von egal! Wenn ihr nicht zusammen arbeitet, dann wird es heute für euch kein Abendessen geben!“

Bryan schaute herausfordernd zu Spencer, welcher nur entschuldigend die Arme hob.

„Ich bin nicht scharf drauf es mir jetzt mit ihr zu verderben…“

„Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“, brummte Bryan und ließ widerwillig zur Überraschung Aller heißes Wasser ins Waschbecken ein.

Erst recht staunte Tala, als sich Kai lautlos neben seinen Teamkollegen stellte und das Geschirrtuch in die Hand nahm und brav wartete.

„Alle Achtung…“, raunte Spencer voller Ehrfurcht, „das hätte ich jetzt nicht erwartet.“

Luna staunte auch nicht schlecht, als sie sah, was ihre Worte vollbracht hatten. Stolz nahm sie neben Tala Platz und beobachtete das Geschehen. Bryan funkelte Kai ab und zu böse an und hob drohend die Gabel auf dessen Gesichtshöhe, während er etwas auf Russisch murmelte, was Kai dazu animierte erwartungsvoll die Augenbrauen zu heben. Wieder fielen Sätze in deren Muttersprache, was Luna stutzig machte.

„Was…was faseln die beiden gerade?“

„Willst du nicht wissen“, grinste Spencer, „solange sie sich nicht an die Kehle gehen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“

„Klingt nicht sehr beruhigend…“

„Es hört sich schlimmer an, als es ist.“

„Im Falle eines Falles…also wenn die beiden aufeinander losgehen…wer würde eurer Meinung nach als Sieger aus dieser Konfrontation gehen?“

Tala und Spencer blickten zu Bryan und Kai, welche sich immer noch auf russisch ankeiften und ab und zu wilde Gesten absolvierten. Spencer hob überfragt beide Augenbrauen und zuckte nur mit den Schultern.

„Beim Bladen würde ich ganz klar auf Kai setzten“, gestand Tala, „aber in einer Auseinandersetzung…Bryan ist unheimlich kräftig und für seine Größe ziemlich schnell und wendig…Kai hat hingegen sicher ein paar ordentliche Kinnhaken auf Lager und geht mit mehr Strategie voran…“

„Würdest…würdest du als ihr Teamchef im Notfall nicht dazwischen gehen?“, fragte Luna vorsichtig.

„Die klären das schon unter sich, keine Angst…“, winkte dieser voller Zuversicht ab und widmete sich erneut seiner Zeitschrift.

„Deine Ruhe will ich haben!“

Spencer grinste nur breit und machte eine vielsagende Geste, welche Luna sagen sollte, dass sie nichts zu befürchten hatte.

„…dann komm doch her!“, raunte Kai plötzlich und schwang sich das Küchentuch über die Schulter.

„Du glaubst immer noch, dass ich bluffe?“

„Tust du das nicht immer?“

Bryan schmiss das Besteck zurück in die Spüle: „Okay du Gartenzwerg! Jetzt hast du mich echt wütend gemacht!“

Luna rutschte erschrocken die Eckbank weiter hinter, sodass sie beinahe neben Tala saß, welcher sich auf die Unterlippe biss um nicht zu lachen.

„Wieso Gartenzwerg?“, fragte Luna an den Rotschopf.

„Er betitelt jeden so, der kleiner ist als er selbst…“

„Also dich auch?“

Stille.

Kai und Bryan hielten in ihren Bewegungen inne und guckten irritiert zu dem Mädchen, während Tala seine Augenbrauen zusammenzog und zu überlegen schien.

„Ähm…nein?“

„Aber du und Kai seid doch gleichgroß…oder…beinahe…“

Die Jungs hielten immer noch inne, während Luna von einem zum anderen sah.

„…ist doch so…“, schmollte das Mädchen und hob entschuldigend die Schultern.

Spencer brach in schallendes Gelächter aus und schlug ein paar Mal mit der flachen Hand auf den Tisch, bevor er sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte und weiterlachte.

„Ihr…ihr…ihr solltet eure Gesichter sehen! Alle miteinander!“, lachte er.
 

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„Alter! Ich könnte ab sofort eine Karriere als Möbelaufbauer antreten!“, rief Bryan begeistert von sich selbst aus und begutachtete sein Werk.

„Du meinst als Möbelmonteur?“, erkundigte sich Luna, welche gerade dabei war ihre Lichterkette um ihr Bettkopfteil zu schlingen.

Bryan guckte sie verwundert an: „Was?“

„In Deutschland heißt der Beruf den du meinst Möbelmonteur.“

„Okay?“

„Du kannst es natürlich nennen wie du willst! Ich mach dir da keine Vorschriften…“

„Nein! Ich meine…nein…das…so habe ich das nicht gemeint. Es ist nur…es gibt immer noch den ein oder anderen Begriff, den ich nicht ganz zuordnen kann…“

„Das ist doch nicht schlimm.“

„Es nervt…“

„Kann ich mir vorstellen. Aber mach dich deswegen nicht verrückt.“

„Deswegen mach ich mich doch nicht verrückt…“, erwiderte Bryan und sah durch die offene Tür auf den Flur, wo gerade wie bestellt Kai stand und ihm einen vielsagenden Blick zuwarf, „der da macht mich verrückt!“

„Ihr zwei habt euch aber auch gesucht und gefunden…“

„Ja…wir lieben uns!“, lachte Bryan gehässig und begutachtete erneut das Regal, welches er gerade aufgebaut hatte, „sag mal deine Meinung, Luna. Ist doch gerade oder?“

Das Mädchen stellte sich neben Bryan und nickte.

„Möbelmonteur…?“, fragte der Junge und machte eine unsichere Mine.

„Jupp.“

„Möbelmonteur“, widerholte Bryan nickend, „du stehst ja immer noch da!“

„Und?“

„Soll ich dir wieder bei deinen Mathehausaufgaben helfen? Oder brauchst du diesmal weibliche Unterstützung?“

„Ohje lasst mich da lieber raus!“, wehrte Luna angewidert ab, „für mich klang Mathe immer so: zwei Goldfische treffen sich in der Wüste. Einer ist rot und der andere ist dünn. Wie viel wiegt also die Palme wenn es regnet?“

Bryan konnte sich gerade so ein Lachen unterdrücken und auch Kai konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

„Bleib du lieber bei deinen Grammatikübungen“, gab Kai kühl zurück.

„Weil du darin auch so viel besser bist?!“

„Ähm…ja? Bin ich.“

„Wie viele Sprachen sprichst du denn?“, wollte Luna wissen, doch nur damit Bryan nicht gleich überkochte.

„Fünf.“

„Fünf?“

„Fünf. Russisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Latein.“

„Latein?“, wiederholte Bryan lachend, „du könntest dir auf lateinisch ja nicht einmal eine Pizza bestellen!“

„Ich kann auch französisch!“, strahlte Luna über beide Wangen, „nur mit der Aussprache hapert’s bei mir noch ein bisschen.“

Bryan sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an, während Kai nur die flache Hand gegen die Stirn schlug.

„Ey kommt schon Jungs…das war mein Bester seit ich hier wohne…“, schmollte das Mädchen.

„Wenn das ein Witz war hab ich ihn nicht verstanden…sorry“, entschuldigte sich Bryan.

„Ich klär dich auf, wenn du älter bist“, grinste Luna und tätschelte ihm auf die Schulter.

„Tu ihm einen Gefallen und mach’s lieber gleich…wer weiß wie viele Gehirnzellen er bis dahin noch versäuft.“

„Gesucht und gefunden…sag ich doch…“, seufzte Luna und schüttelte vergebens den Kopf.

„Wenigstens kann ich von mir behaupten, dass ich kein Mischling bin“, brummte Bryan abwertend.

Luna sah zum ersten Mal, wie Kai für zwei, vielleicht drei Sekunden das sonst so coole Pokerface entglitt, bevor er eine bedrohliche Mimik aufsetzte.

„Wenigstens kann ich von mir behauten, dass ich weiß, wer mein Vater ist!“, fauchte der Junge und ballte die Fäuste, so dass sie Knochen knackten.

Noch bevor Luna nach Tala oder Spencer rufen konnte hatte Bryan Kai gepackt, mit vollem Gewicht gegen die Wand im Flur gedrückt und presste seinen Unterarm gegen dessen Hals. Blitzschnell reagierte Kai und biss Bryan mit voller Kraft in den Arm, dieser zuckte fluchend zurück, griff erneut nach seinem Mitbewohner. Er stand nun hinter Kai, mit der einen Hand drückte er seinen Arm nach hinten und den anderen hatte er wieder um seinen Hals geklemmt.

„HÖRT AUF!“, rief Luna völlig außer sich und zog vergebens an Bryans Arm, damit Kai Luft bekam, „BRYAN! ER WIRD SCHON GANZ ROT!“

„Ach ja? Mal was anderes als seine blaue Kriegsbemalung.“

Kai japste ein paar Mal nach Luft und trat nach hinten gegen Bryans Schienbein, doch alles zeigte keine Wirkung.

„BRYAN, BITTE! LASS IHN LOS!“

Luna zerrte erneut an seinem Arm, welcher Kai die Luft abschnürte. Dieser erkannte seine letzte Chance, griff ebenfalls nach Bryans Arm, zog ihn ein paar Zentimeter von sich weg und biss erneut zu. Diesmal anscheinend so heftig, dass Bryan einen verärgerten Schmerzensschrei von sich gab.

Plötzlich stand ein völlig fremder Mann neben Luna, schob sie sanft zur Seite und trat ganz nah an die beiden Jungs heran. Er legte einen Arm um Kais Taille, griff mit der freien Hand in den Zwischenraum von Bryans Schulter und Schlüsselbein und blickte ihm tief in die Augen.

„Lass ihn los“, sagte der Mann ruhig aber dennoch mit einer gewissen Strenge in der Stimme, die Luna einen Schauer über den Rücken jagte, „jetzt!“

Wie durch ein Wunder ließ Bryan von seinem Opfer ab und trat einen Schritt zurück, während Kai in den Arm des Mannes sank.

„Danke“, erwiderte der Fremde und hielt den Jungen fest.

„Wer sind Sie?“, brummte Bryan, wagte es jedoch nicht näher zu kommen.

„Tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennenlernen“, lächelte der Mann traurig, „aber die Sicherheit meines Sohnes ging vor.“

„Sicherheit Ihres…Sohnes…?“

„Ich bin Daniellé Hiwatari. Kais Vater.“
 

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„Glaubst du, dass sich die Wunde entzünden wird?“, kicherte Tala über Daniellés Schulter gebäugt, als dieser Bryans Arm verarztete.

„Sagen wir es so: er wird einige Tage an ihn denken“, grinste der Mann und reichte dem Jungen eine kleine Tube Wundheilsalbe, „damit solltest du den Biss regelmäßig einreiben. Das wird schon.“

„Danke…?“

„Keine Angst. Ich tu dir nichts. Andererseits…wie kam es eigentlich dazu? Das würde mich schon interessieren.“

„Ähm…“, erwiderte Bryan und hielt inne.

Er sah quer durchs Wohnzimmer zu Kai, welcher ihn giftige Blicke zuwarf und ebenfalls schwieg, „es…war was persönliches.“

„Muss ja sehr persönlich gewesen sein. Also? Ich höre?“

Da war sie wieder diese gewisse Strenge in Daniellés Stimme. Luna saß auf dem Fenstersims mit angewinkelten Beinen und linste unauffällig zwischen Kai und seinem Vater hin und her.

Letzterer sah über seine Schulter und warf seinem Sohn einen herausfordernden Blick zu: „Kai?“

„Er hat eine Bemerkung wegen dir gemacht.“

Daniellé guckte überrascht in die Runde: „Über mich?“

„Sorry“, warf Bryan an Tala gewandt in die Konversation ein, „ich habe mich dazu hinreißen lassen.“

„Früher oder später hättet ihr zwei euch sowieso gepackt…ich habe mich nur gewundert, dass es ehr später war“, erwiderte der Rotschopf.

„Dann muss ich mich ja richtig wichtig fühlen, wenn du dich wegen einer Bemerkung gegen mich schlägerst“, schwärmte Daniellé und nippte an seiner Tasse Kaffee.

„Er hat mich wegen dir Mischling genannt“, entgegnete Kai kühl.

„Autsch“, bemerkte sein Vater an Bryan gewandt, „wie alt seid ihr? Fünf? Ich dachte nur Kinder sind so gehässig zueinander!“

Bryan sah niedergeschlagen zu Boden und auch von Kai kam kein Argument mehr. Luna staunte über diesen Anblick, welcher sich ihr gerade bot. Daniellé nahm erneut einen Schluck von seinem Kaffee, rieb sich mit zwei Fingern die Stirn und seufzte. Dann blickte er zum ersten Mal bewusst zu Luna und lächelte sie an: „Ich hoffe doch, dass sie dir damit nicht allzu sehr auf die Nerven gehen?“

„Nicht im Geringsten“, lächelte Luna zurück.

„Du lenkst vom Thema ab“, bemerkte Kai gereizt.

„Was willst du denn jetzt von mir hören? Das ich beleidigt bin oder zutiefst bestürzt? Soll ich ihm eine scheuern, sodass ihn seine Mutter nicht mehr wiedererkennt?“

Bryan sah erschrocken auf und rückte vorsichtig ein Stück weiter weg.

„Ich gehe doch mal stark davon aus, dass du ein deftiges Gegenargument gebracht hast…hab ich Recht?“

Kai schwieg und sah seinen Vater vielsagend an.

„Na also. Ihr seid beide nicht unschuldig…“

„Er hat die Fassung verloren!“

„Du hast dich genauso hinreißen lassen“, erwiderte Daniellé und winkte ab, „sonst stehst du auch über jeden Kommentar den man dir an den Kopf wirft. Aber Schluss jetzt damit…weswegen ich eigentlich hier bin…“

„Aber Papa!“

„Schluss jetzt“, wiederholte Daniellé und reichte Kai mit einem strengen Blick ein großes Kuvert, „du weißt wofür das ist?“

Kai stieß sich wortlos von der Wand ab, riss seinem Vater den Umschlag aus der Hand und verschwand in seinem Zimmer. Um seinem Abgang noch die nötige Würze zu geben knallte er die Zimmertür hinter sich fest zu. Daniellé seufzte tief und trank seinen Kaffee leer.

„Möchtest du noch einen?“, erkundigte sich Spencer.

„Nein danke…ich muss wieder ins Krankenhaus…“, schmunzelte Daniellé und raffte sich auf, „ich hoffe doch, dass mein Sohn sich abgesehen von dieser Auseinandersetzung zu benehmen weiß?“

Tala nickte wortlos.

„Das freut mich…doch nicht komplett als Vater versagt…“
 

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„Hey…wie…wie geht es dir?“, erkundigte sich Luna und trat in Kais Zimmer ein, „ich…ich habe dir einen Tee gemacht.“

Der Junge saß an seinem Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Ob er einfach nur in die Leere sah oder die Regentropfen dabei beobachtete, wie sie an seinem Fenster abprallten wusste sie nicht. Luna ging vorsichtig zum Schreibtisch, stellte die Tasse dort ab und ging wieder aus dem Zimmer.

„Er schweigt wie ein Grab, hm?“

Luna zuckte heftig zusammen, als sie Tala hinter sich bemerkte. Noch bevor sie die Türe ins Schloss knallen konnte legte er seine Hand auf ihre und schob die Holzplatte sanft zu. So blieben sie eine vielleicht zwei Minuten stehen, bis Tala seine Hand wieder wegnahm und Luna bedeutete mit ihm in die Küche zu kommen.

„Ich habe doch nichts falsch gemacht…oder?“, fragte das Mädchen vorsichtig.

„Falsch? Weil du Kai eine Tasse Tee gebracht hast?“, kicherte der Rotschopf, nahm Platz und zündete sich eine Zigarette an.

Luna zuckte unwissend mit den Schultern und setzte sich neben ihn und griff nach der Kippe, welche Tala ihr reichte. Wie lange hatte sie schon nicht mehr geraucht…? Der erste Zug kratze noch in der Lunge, der zweite fühlte sich bereits befriedigend an.

„Und hat Bryan mittlerweile schon die Tollwut?“

Tala kicherte und blies den blauen Rauch aus der Nase: „Er wird’s überleben.“

„Es…es ging so schnell…ich hatte nicht mal die Chance zu reagieren…“, murmelte das Mädchen und blickte auf die Tischplatte.

„Wie hättest du auch?“

„Ich konnte Kai nicht helfen…Bryan…er…er hätte ihn erwürgt…“

„Glaub ich nicht“, erwiderte Tala und zog an der Zigarette, „auch wenn es für dich nicht so aussah, Luna…beide kennen ihre Grenze beim jeweils anderen.“

„Kam aber nicht so rüber!“

„Natürlich nicht. Aber glaub mir, dass war mitunter eine der größten Voraussetzungen das Kai hier einziehen konnte. Auch wenn er mit zum Team gehört…oder gehört hat…ich bin dafür verantwortlich, dass wir alle miteinander auskommen.“

„Machst du dir wegen dem Vorfall von heute Nachmittag Vorwürfe?“

„Ein wenig…“, belächelte Tala seine Aussage, „wie gesagt ich habe die ganze Zeit gewartet, dass die beiden sich an die Gurgel gehen…ich habe es nicht heraufbeschworen oder mir gewünscht. Aber Kai und Bryan sind vom Typ her gar nicht mal so verschieden…beide müssen erst mit anderen anecken, damit sie danach miteinander klarkommen. Kompliziert aber so funktionieren die beiden.“

Luna aschte von ihrer Zigarette ab und verfolgte den ausgeblasenen Rauch: „Ich habe mich mit meinen heute besten Freunden auch zuerst geprügelt…allgemein habe ich viele Entscheidungen getroffen, welche nicht die besten für mich waren…“

„Tun wir das nicht alle?“

„Ja. Aber normal lernen wir daraus.“

„Du nicht?“

Das Mädchen zuckte unwissend mit den Schultern und stierte weiterhin auf die Tischplatte.

„Vielleicht nicht aus allen…“
 

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Luna öffnete ihre Post und seufzte niedergeschlagen. Schon wieder Absagen.

„Oh man…langsam muss sogar ich noch etwas finden?!“

„So frustriert?“, erkundigte sich der Rotschopf und blickte von seiner Zeitschrift auf.

„Es ist ein Desaster…entweder bekomme ich Schreiben für Jobs, für die ich mich bereits beworben habe oder aber für Jobs für die ich nicht qualifiziert genug bin…“

Luna bückte sich und holte eine Plastikschüssel aus dem Schrank.

„Was machst du denn da?“, wollte Tala wissen und linste über Lunas Schulter in die Schüssel.

„Backen.“

„Backen?“

„Ja“, grinste Luna, „jedes Mal wenn ich frustriert oder am Boden bin backe ich. Es gibt mir eben ein besseres Gefühl…willst du mir helfen?“

„Äh…ne lass mal gut sein…am Ende schmeckt es nicht mehr…“

„So viel kann man da doch nicht falsch machen!“, lachte Luna und sah Tala hinterher, wie er sich an den Küchentisch setzte und seine Zeitschrift aufschlug, „das wird sicher lustig!“

Er machte mit dem Zeigefinger eine verneinende Geste, ohne von der Illustrierten aufzusehen, worauf das Mädchen nur mit den Schultern zuckte und ihrer Arbeit nachging.

„Was liest du da eigentlich immer?“, fragte sie nach ein paar Minuten Stille.

„Eine Zeitschrift.“

„Das ist mir bewusst“, kicherte Luna, „über was?“

Jetzt sah Tala zu ihr, sein Blick schien etwas leicht genervt: „Wolltest du nicht backen?“

„Oh entschuldigung, dass ich gefragt habe!“, beschwerte sich Luna künstlich, „hab ich dir irgendwas getan, oder bist du heute nur mit dem falschen Fuß aufgestanden?“

Tala seufzte nur und ließ ihre Aussage einfach im Raum stehen. In diesem Moment traten Spencer und Bryan in die Küche und grüßten beide.

„Den da würde ich an eurer Stelle nicht ansprechen“, bemerkte Luna, während sie Zucker und Mehl abwog.

Die beiden Jungs blickten zuerst sie, dann ihren Teamkollegen fragend an. Dieser warf dem Mädchen einen herausfordernden Blick zu, welchen sie aber eiskalt ignorierte.

„Was hast du schon wieder angestellt?“, wollte Spencer forsch wissen.

„Ich hab gar nichts…wieso schon wieder?“, erwiderte Tala, „normalerweise fragst du nur Bryan so etwas!“

„Er ist zickig“, warf Luna in den Raum und schlug die Eier in ihren Teig.

„Ich bin…WAS?“

„Zickig.“

„Ich komm dir gleich rüber und dann zeig ich dir, wie zickig ich wirklich bin!“, knurrte Tala und tippte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte.

„Na dann komm doch her!“, grinste Luna und breitete ihre Arme aus.

„Ganz ehrlich, Bryan…jetzt bereu ich es, dass wir kein Popcorn eingekauft haben…“, seufzte Spencer, „wieso beruhigt ihr zwei euch nicht einfach wieder und schließt Frieden?“

„Frieden? Mit dem da? Pöh!“

„Ich glaub, du hast sie verärgert…“, raunte Bryan, „was hat er denn angestellt?“

Tala warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

„Keine Angst…es braucht sichtlich mehr um mich zu verärgern, so dass ich eingeschnappt bin.“

„Ach so…“, lachte Spencer auf, „du musst verstehen, es ist ihm peinlich gegenüber dir zuzugeben, dass er sich gerade nackte Frauen anguckt.“

„SPENCER!“, rief Tala entsetzt aus.

„Hm…die sieht nicht schlecht aus“, kicherte Bryan und blätterte in der Zeitschrift, „schwarzhaarige hätte ich dir jetzt nicht zugetraut…ich dachte immer, du stehst auf Blondinen?“

Talas Gesichtsfarbe machte der seiner Haare Konkurrenz und er zwickte Bryan vor Wut in die Seite, bevor er aus der Küche stampfte. Luna blickte ihm erschrocken hinterher, bevor sie zu Spencer sah. Dieser winke nur ab.

„Der kriegt sich wieder ein“, beruhigte er sie.

„Das ist mir jetzt unangenehm…aber was ich nicht verstehe: warum guckt er sich seine Tussen nicht in seinem Zimmer an, da wo er ungestört ist?“

Bryan und Spencer grinsten sich gegenseitig breit an: „Weils keine Frauenbilder waren.“

„Hä?“

„Er hat in einem Magazin für die neusten Bauteile für Beyblades gelesen. Es ist ihm jetzt nur peinlich, dass wir ihn in deiner Anwesenheit so auf den Arm genommen haben“, erklärte Spencer, „was backst du denn feines?“

„Ein paar Schokoladen-Nuss Muffins.“

„Ich will die Dinger lecken!“, rief Bryan plötzlich dazwischen.

Luna und Spencer warfen ihm einen empörten Blick zu.

„Ich mein die Dinger vom Mixer! Die wo im Teig gerührt haben!“

„Ich rühr dir auch gleich mal im Teig, Junge!“, drohte Spencer, „bei uns wohnt jetzt eine Dame! Pass deinen Wortschatz den Umständen mal an!“

„Bei aller Liebe, Spencer“, erwiderte Luna und reichte Bryan die Rührstäbe, „nenn mich nie wieder ‚Dame‘. Bitte.“

Spencer zuckte nur mit den Schultern, während sich sein Teamkollege glücklich über seine Naschbeute hermachte.



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