Zum Inhalt der Seite

Beyblade in Love

Staffel 2
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3

Luna zwang sich ruhig zu bleiben, was ihr nicht wirklich gelingen wollte. Draußen war es mittlerweile schon fast zu kalt, um nur wie sie mit einem Pullover herumzurennen. Natürlich regnete es im Moment vermehrt und das in Verbindung mit dem eisigen Wind…einfach nur schrecklich!

Du schaffst das schon…du schaffst das! Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen und knabberte an ihren Fingernägeln, welche sowieso schon völlig blutig gekaut waren, während sie auf die massive Tür starrte, die sich bestimmt gleich öffnen würde.

„Noch könnte ich umdrehen…und das Weite suchen“, murmelte sie, doch genau in diesem Moment ging die Tür auf.

Oh mein Gott! Ich flipp gleich aus!, quietschte ihre innere Stimme, als ihr der junge Mann direkt in die Augen blickte.

„Du bist also Luna?“, wollte er wissen.

„Ja“, antwortete sie knapp.

„Na dann…komm rein.“

Er verzog keine Miene, als das Mädchen an ihm vorbei ging, so dass es ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

„Ich muss mich wahrscheinlich nicht vorstellen, oder?“, fragte er belustigt.

„Nein. Ich weiß wer du bist.“

„Haben…haben wir uns vor kurzem nicht sogar in der Disco gesehen?“, überlegte er.

„J…ja?“, hauchte das Mädchen unsicher.

„Hör auf mich so ängstlich anzuschauen, ich tu dir schon nichts“, grinste Tala und ging mit Luna ins Wohnzimmer, „Spencer kennst du bereits schon. Ich denke mal die anderen beiden muss ich dir auch nicht vorstellen?“

„Nein. Die kenn ich auch.“

Er bedeutete ihr, dass sie sich zu den anderen setzen sollte und holte sich ein Notizbuch. Luna traute sich nicht auch nur einen der Blitzkrieg Boys direkt anzusehen, die Gefahr einen Herzinfarkt zu erleiden war zu groß.

„Moment mal! Du bist doch die Schnitte, mit der ich letztens in der Disco getanzt habe!“, meldete sich Bryan plötzlich, „du…du siehst nur irgendwie anders aus…?“

„Kein Make up…“, grinste sie verlegen.

„…hattest du die Haare damals auch schon…so?“

„Ja.“

Bryan zog erstaunt die Augenbrauen hoch, erwiderte jedoch nichts mehr.

„Wir haben uns dazu entschieden, dass du ab sofort bei uns wohnen wirst“, unterbrach Tala die beiden und blätterte in seinem Buch, „hast du irgendwelche Fragen?“

Ich will einfach alles über euch wissen!, schrie Lunas innere Stimme.

„Sollte ich denn etwas bestimmtes wissen?“, fragte sie vorsichtig.

„Nun ja…du hast es Spencer zu verdanken, dass du jetzt hier sitzt und kein anderer. Und auch wenn du ein Mädchen bist, wird dich das nicht von irgendwelchen Aufgaben ausschließen.“

„Ich brauche keine Sonderbehandlung…“

„Das wollte ich hören“, schmunzelte Tala.

In Wirklichkeit sah er noch viel besser aus, als auf dem Bildschirm ihres Fernsehers, oder wie letztens in der Disco. Seine Augen, seine blasse Haut ja sogar seine zwei Haarsträhnen, welche in sein Gesicht hingen…einfach alles sah gut an ihm aus!

„Wann kommt der Transporter?“

„Welcher Transporter?“

„Der, der deine Sachen herbringt.“

„Ach so…“, stutzte Luna, „ähm…da kommt kein Transporter…“

„Wo sind dann deine Kleider? Deine Möbel? Du weißt doch, dass das Zimmer völlig leer ist“, entgegnete Spencer.

„Ich…ich hab nichts außer das, was hier in meinem Rucksack ist…“

Die Jungs blickten zur Tür, wo ein kleines Häufchen Elend stand, was irgendwann mal ein Rucksack gewesen war.

„Sie bringt ja noch weniger mit wie du“, lachte Bryan und stieß Kai in die Seite.

„Aber ich habe das Geld für die erste Monatsmiete und die Kaution“, warf Luna hastig in die Runde und fummelte in ihrer Hosentasche.

„Und woher hast du das? Geklaut?“

„Bryan…“, knurrte Spencer.

„Ich verdien mein Geld mit meiner Arbeit…“

„Als was denn?“, fragte Tala und spielte mit dem Knopf seines Kugelschreibers.

„Ich…ähm…also...naja…“

„Du…hast es doch nicht wirklich geklaut, oder?“

„Nein!“

Bryan unterdrückte ein Lachen und fing sich von Spencer einen garstigen Blick ein.

„Solange du die Miete zahlen kannst ist es mir egal mit was du dein Geld verdienst“, gab Tala zu.

„Hast du nicht noch Zeug bei diesem Jamie oder wie er hieß?“

„Der Drecksack hat mich noch am selben Tag rausgeschmissen, als ich mit ihm hier war.“

„Aber…das war vor einer Woche? Wo hast du die ganze Zeit gewohnt?“

Luna seufzte und unterdrückte ein Schluchzen: „Ich wäre euch sehr…sehr dankbar, wenn ich einfach nur duschen und für ein paar Nächte auf der Couch schlafen könnte. Am Montag kauf ich mir gleich meine Möbel…“

Tala sah kurz in die Runde und nickte ihr dann zu.

„Du weißt ja wo das Bad ist?“

„Ja. Danke…“, murmelte sie und stand auf.

Genau in diesem Moment beugte sich Bryan vor, um ihr noch etwas hinterherzurufen, doch Tala unterband dies mit einer simplen Handbewegung. Sie warteten kurz, bis sie das klacken der Tür hörten, dann seufzten alle tief.

„Sie ist in einem noch schlimmeren Zustand, als ich damals“, beschwerte sich Tala bei Spencer, „ist dir eigentlich bewusst, dass wir gerade eine Obdachlose aufgenommen haben?“

„Sie ist in Ordnung, Tala“, erwiderte Spencer, „gib ihr halt ein wenig Zeit…sowas wie einen Welpenschutz.“

Kai sah zum ersten Mal interessiert auf und fragte: „Hab ich diesen Welpenschutz auch?“

„Nö.“

„Wieso nicht?“

„Die Frage kannst du dir auch selbst beantworten…“

Der Junge verschränkte die Arme vor der Brust, entschied sich aber nichts mehr zu erwiedern.

„Sie ist ein misslungenes Selbstverunstaltungsexperiment! Habt ihr ihre ganzen Piercings im Gesicht gesehen?“, grinste Bryan schief, „und die Haare erst! So viele bunte Farben und eine Seite abrasiert? Also bitte!“

„Bryan!“, mahnte Tala und warf seinem Teamkollegen einen vielsagenden Blick zu, „vor zwei Wochen hast du noch von ihr geschwärmt, dass sie so viele Piercings im Gesicht hat und jetzt ziehst du über sie her?“

„Man ich war betrunken!“, verteidigte sich dieser.

„Sie wird es nicht schaffen…spätestens nächsten Monat geht sie wieder“, erwiderte Kai kühl.

„Solange sie Miete zahlt darf sie bleiben“, seufzte Tala müde, „wir waren uns einig.“

„Eigentlich…hast du das entschieden.“

„Danke, Kai! Fall du mir jetzt auch noch in den Rücken.“

„Ich sag nur, wie’s war.“

„Und jetzt frag noch mal, wieso du keinen Welpenschutz bekommst…“

„Luna war ihr Name oder?“, erkundigte sich Bryan bei Spencer, welcher stumm nickte, „was ist das für ein Name?“

„Lateinisch für Mond“, meinte Kai.

„Du bist ein richtiger Klugscheißer, weißt du das?“

„Ich bin kein Klugscheißer, Bryan. Ich weiß es nun mal wirklich besser.“

Kais Sitznachbar ballte die Faust, ließ dann doch sein und knurrte nur etwas Unverständliches vor sich her. Tala rieb sich die Augeninnenwinkel und seufzte. Das könnte noch sehr lustig werden…
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

„Wir putzen einmal die Woche, sonst kriegt Spencer einen Schreikrampf gleich nach seiner Herzattacke. Nachdem du jetzt hier wohnst müssen wir uns mit der Wäsche absprechen, auch wenn es verlockend wäre, mal einen BH in einem unserer Wäschekörbe zu haben“, grinste Tala, als er Luna die Hausordnung erklärte.

Sie erwiderte sein Lächeln, wenn auch nur schwach. Sie hatte letzte Nacht überhaupt nichts geschlafen und das machte sich jetzt bemerkbar.

„Bügeleisen und –Brett stehen in der kleinen Kammer…die Einkäufe erledige meistens ich, also wir schreiben eine Liste zusammen, was jeder braucht…oder du gehst mit. Deine Entscheidung.“

„Ich kann mir eure verwirrten Gesichter regelrecht vorstellen, wenn ich Tampons auf die Liste schreibe“, kicherte Luna.

Tala sah kurz auf und schien zu überlegen: „Das…könnte interessant werden. Bereust du es?“

„Was denn?“

„Dein Tattoo am Arm.“

„Nein“, erwiderte sie tonlos und zog hastig den Ärmel ihres Pullovers runter, „bereut ihr eure Tattoos denn nicht?“

Erneut sah Tala verwundert auf und blickte zu Bryan, welcher am Türrahmen zur Küche lehnte.

„Internet“, meinte Luna und hob entschuldigend die Hände, „da kann man so einiges nachlesen. Habt ihr euch noch nie gegoogelt?“

„Nein.“

„Tatsache ist, dass ich noch nie einen Kerl mit einem Arschgeweih gesehen habe…“

„Ich habe doch kein Arschgeweih!“, beschwerte sich Tala empört, „es ist unser Teamzeichen umrandet von einem Tribal!“

„Sag ich doch…Arschgeweih.“

Tala legte den Kopf schief und hob beide Augenbrauen. Spencer hatte mittlerweile die Einkaufsliste fertiggeschrieben und reichte sie weiter.

„Okay…dann wollen wir mal…KAI!“, rief Tala, ohne von seinem Platz aufzustehen.

Der Junge stand plötzlich ebenfalls im Türrahmen zur Küche und sah zu seinem Teamchef.

„Du kommst mit mir und Bryan einkaufen.“

Die beiden warfen sich einen eindeutigen Blick zu, erwiderten jedoch nichts. Spencer winkte Luna zu sich, um ihr die Waschmaschine zu erklären. Sie hatte ihre Jogginghose und einen ausgedehnten Pullover angezogen und wollte wenigstens ihre restlichen Klamotten waschen.

„Eigentlich ist daran nichts kompliziert. Hier stellst du das Programm ein und hier die Zeit“, zeigte Spencer und deutete auf die Knöpfe.

„Danke“, erwiderte das Mädchen und räumte ihren Rucksack aus.

„Wenn du etwas brauchst, ich bin in der Küche.“

„Alles klar.“

Spencer machte ein paar Handgriffe in der Küche, während er von seiner Mitbewohnerin aus dem Augenwinkel heraus beobachtet wurde. Als sich der Riese wieder in ihre Richtung drehte griff das Mädchen hastig nach irgendetwas, damit es ihm nicht auffiel, dass sie ihn anstarrte.

„Willst du mir nicht irgendwas sagen?“, fragte Spencer plötzlich und trat neben sie.

„N…nein!“

„Ich spüre doch deine Blicke in meinem Rücken. Also?“

„Tut…tut mir leid!“

„Du musst dich doch nicht entschuldigen!“, lachte er, „…und vor mir brauchst du am wenigsten Angst zu haben.“

„O…okay“, stammelte sie, verstaute ihre Hände in die Hosentaschen und huschte in ihr Zimmer.

Ihr Puls raste und ihre Hände zitterten, während sie versuchte die Farbeimer zu öffnen. Luna atmete zwei Mal tief durch, bevor sie Spencer in ihrer Tür stehen sah und sich heftig erschreckte.

„Du hast doch Angst vor mir“, grinste er.

„NATÜRLICH HAB ICH ANGST VOR DIR!“, rief sie wütend aus, „UND NICHT NUR VOR DIR, AUCH VOR DEN ANDEREN DREIN, DENN MAL ABGESEHEN DAVON, DASS ICH EUCH ÜBERHAUPT NICHT KENNE MACHT IHR EUCH AM LUSTIG ÜBER MICH!!“

Spencer sah das Mädchen, welches den Tränen nahe war groß an. Mit so einem Ausraster hatte sogar er nicht gerechnet. Sie schnaufte schwer und ihr ganzer Körper zitterte, während Luna beide Hände zu Fäusten ballte und Spencer giftig anstarrte.

„Wir haben uns doch nicht lustig über dich gemacht…“, versuchte der Riese sie zu beruhigen.

„Ach nein? Habe ich es also falsch verstanden, als der Igelkopf mich als misslungenes Selbstverunstaltungsexperiment bezeichnet hat? Oder habe ich es etwa falsch verstanden, dass mein Job keine Zukunft hätte? Oder mein Kleidungsstil? Dabei dürftet ihr euch selbst mal an die Nase fassen, so wie ihr alle rumlauft!“

„Der Igelkopf heißt Bryan…“, erwiderte Spencer.

„Na und? Der, Rotkäppchen und der wandelnde Eisklotz haben mich Mond genannt. MOND!“

Spencer hielt inne. Jap, das Wort Mond war letztens gefallen…und auch die anderen Sachen stimmten…

„Na? Hat’s dir jetzt die Sprache verschlagen?“

„Nein. Ich würde mich nur gerne für all die Sachen entschuldigen. Aber in deinem Zustand sollten wir alle noch mal eine Nacht drüber schlafen und uns dann mal zusammen setzen, um über alles zu reden?“

„In meinem…Zustand?“, wiederholte Luna aufgebracht.

„Du bist sauer.“

„Ich bin wütend!“

„Mein Vorschlag: Du kommst wieder runter und ich rede mit den Jungs. Morgen setzten wir uns dann alle zusammen und unterhalten uns. Okay?“, schlug Spencer vor, „denn in dieser Lage möchte ich es nicht belassen.“

Luna schnaufte schwer, nickte schließlich jedoch und schloss ihre Zimmertür vor Spencers Nase.

„Na…das kann ja noch lustig werden…“, seufzte er.
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

Während des Abendessens linste Tala auf den leeren Platz neben sich und fragte, ob Luna bereits wieder ausgezogen war.

„Nein“, erwiderte Spencer und hob beide Augenbrauen, „unsere Mitbewohnerin fühlt sich von uns verarscht und möchte deswegen keinen von uns sehen.“

„Ver…arscht?“, wiederholten Tala und Bryan im Chor, während Kai nur von seinem Teller aufsah.

„Jupp.“

„Aber wieso das denn?“

„Weil die junge Dame jedes Wort von unserem Gespräch von gestern Abend mitbekommen hat. Alles davon.“

Tala, Bryan und Kai sahen sich gegenseitig an.

„Du meinst das Gespräch, wo wir uns ‚nur‘ über sie unterhalten haben?“, fragte Bryan.

„Welches sich in ihren Ohren als beleidigend angehört hat.“

„Okay…? Übertreibt sie nicht ein wenig?“

„Tut sie das?“, warf Tala Bryan ins Wort, „du hast sie Mond genannt…und wir beide haben ihren Job in Frage gestellt. Frauen reagieren darauf anscheinend empfindlicher als wir.“

Bryan hob ungläubig beide Augenbrauen und schüttelte den Kopf: „Damit muss sie zurechtkommen…“

„Ah ja?“, meinte Spencer amüsiert, „würdet ihr mit Namen wie Igelkopf, Rotkäppchen oder wandelnder Eisklotz zurechtkommen?“

Tala, Bryan und Kai sahen sich erneut gegenseitig an.

„Wie hat die uns genannt?“, fragte Bryan gereizt.

„Igelkopf, Rotkäppchen und wandelnder Eisklotz.“

„Und wieso hast du keinen Spitznamen?“, wollte Tala grinsend wissen.

„Ich bin wahrscheinlich der Riese.“

„Wieso ist dein Name weniger angreifend als unsere?“

„Wieso angreifend? Du siehst jeden Tag so aus, als wärst du grad aufgestanden, Kai spricht eben nicht viel und Tala hat nun mal rote Haare…“

„Ich seh doch nicht aus, wie frisch aufgestanden!“, widersprach Bryan aufgebracht.

Tala und Spencer verkniffen sich ein Lachen, also wand er sich an Kai.

„Wann hast du dich das letzte Mal im Spiegel gesehen?“

„Ich…ich seh nicht aus…“, meinte Bryan und ging ins Bad, „meine Frisur sieht super aus!“

Tala grunzte, um nicht loszulachen, während Kai sich nur die Schläfe rieb und „Oh man…“ von sich gab.

„Eigentlich sollte sie lieber Kai Igelkopf nennen!“, beschwerte sich Bryan und setzte sich wieder auf seinen Platz.

„Nein ich seh gut aus“, gab dieser überzeugt zurück.

„Findest du das nicht sogar für dich etwas zu eitel?“

„Nein. Ich bin völlig davon überzeugt.“

„Es ist eitel, wenn nicht sogar schon eingebildet!“

„Bryan…lass gut sein…“, lächelte Spencer und stellte die Teller in die Spüle.

„Ich will aber nicht der Igelkopf sein!“

„Dann entschuldige dich und stell dich anständig bei Luna vor!“, mahnte Spencer.

„Hab ich doch!“

„‘Hey wir kennen uns aus der Disco und damals sahst du aber anders aus‘ ist keine richtige Art sich vorzustellen, Bryan. Frag Kai, der ist aus gutem Hause und weiß wie’s richtig geht!“

Kai machte eine überzeugende Geste und nippte an seinem Tee, während Bryan vor Wut rot anlief.

„Ich denke mal, dass wir uns alle bei ihr entschuldigen sollten…“, meinte Tala, stand auf und holte eine weitere Tasse aus dem Küchenschrank.
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

„…ich zieh hier wieder aus! Ich hab die Schnauze so gestrichen voll!“, schimpfte Luna und lief mit ihrem Handy am Ohr durch ihr Zimmer.

„Du wohnst jetzt erst mal einen Tag dort…geb ihnen noch ein wenig Zeit…“, erwiderte ihre Mutter auf der anderen Leitung.

„Ich hasse sie!“

„Nur weil sie sich über dich lustig gemacht haben musst du doch nicht gleich das Handtuch werfen. Vielleicht war das auch nur dein erster Eindruck?“

„Ich war übelst freundlich!“

„Nicht jeder reagiert beim Anblick von mehreren Piercings im Gesicht und einem Vokuhilahaarschnitt mit bunten Haaren gleich. Falls du immer noch so aussehen solltest.“

„Musst du jetzt wieder wegen meinem Aussehen nörgeln?“

„Ich nörgel nicht, Luna. Ich sag nur, wie’s ist. Lass ihnen Zeit, um dich besser kennen zu lernen.“

„Das halt ich nicht aus…“, knirschte das Mädchen mit den Zähnen, „ich pack noch heute meine Sachen und bin morgen mit dem ersten Zug wieder daheim!“

Ihre Mutter seufzte: „Du weißt doch, dass ich wieder geheiratet habe. Und wenn ich mich recht an das letzte Treffen erinnere habt ihr euch Gegenstände an den Kopf geworfen!“

„Er kommt mit Kritik nicht klar.“

„Das ist keine Entschuldigung, Luna. Ruf doch deinen Vater an, was er dazu sagt?“

„Er geht gar nicht an sein Handy…“

„Weißt du, wir haben dir damals die Entscheidung gelassen, dass du entweder eine Ausbildung machst und dein Leben endlich in den Griff bekommst, oder dass du gehst. Du bist gegangen.“

„Ich habe aber mittlerweile eine Arbeit!“

„Seit wann?“

„Vier…Monaten.“

„Du bist also noch in der Probezeit. Da kann noch viel passieren, Luna.“

Das Mädchen seufzte schwer. Plötzlich klopfte es an ihrer Tür.

„Oh man…“

„Was ist los, Luna?“

„Irgendeiner von denen klopft grad an meiner Tür…“

„Dann mach doch auf?“

„Okay…Mama ich melde mich später noch mal bei dir“, raunte sie und legte auf.

Kurz vor ihrer Tür blieb das Mädchen stehen und überlegte. Wohin würde das nur führen, wenn sie wirklich aufmachte? Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es erst halb zehn war…sie könnte sich also nicht schlafend stellen…oder doch? Erneut klopfte es und Luna öffnete die Tür schwungvoll. Der Junge blickte er aufgerissenen Tür kurz nach und sah schließlich sie mit einem verlegenen Lächeln an.

„Ja?“, fragte Luna und hielt sich am Türrahmen fest. Diese Augen…

„N’abend. Ich…nein…wir wollten fragen, ob du vielleicht fünf Minuten hast?“

„Fünf Minuten? Braucht ihr High Society Leute heutzutage nicht länger, um jemanden, der euch nicht passt rauszuschmeißen?“, fauchte Luna.

Tala, welcher gerade eine Geste Richtung Küche machen wollte hielt in seiner Bewegung inne und sah sie ungläubig an.

„Autsch…“, sagte er dann nur, „das hat sogar mir wehgetan.“

Luna warf ihn einen vielsagenden Blick zu und wartete neugierig, auf das was jetzt noch kommen würde.

„Nein…eigentlich wollten sich Rotkäppchen“, grinste Tala und zeigte auf sich, „Igelkopf, wandelnder Eiskoltz und der Riese sich bei dir entschuldigen…würdest du also…bitte?“

Mit dieser Aussage hatte Luna nicht gerechnet. Sie blickte Tala wie vom Blitz getroffen an, folgte jedoch seiner Geste und setzte sich in der Küche auf dem noch freien Platz, wo ihr sogleich eine Tasse mit heißem Tee hingestellt wurde.

„D…danke…“, sagte sie niedergeschlagen.

„Also…“, fing Tala an und zeigte von einem zum anderen, „das ist Kai Hiwatari alias wandelnder Eisklotz, Spencer Petrov alias Riese nehme ich mal an, ich bin Tala Ivanow das Rotkäppchen und das da ist Bryan Kuznetsov der Igelkopf.“

„Tut mir leid…“, entschuldigte sich das Mädchen kleinlaut und starrte auf ihren Tee.

„Nein uns tut’s leid“, erwiderte Spencer, „wir haben Behauptungen aufgestellt, ohne dich richtig zu kennen. Das war nicht nett.“

„Wir möchten dich um Entschuldigung bitten.“

Luna bemerkte, wie ihre Unterlippe zu zittern begann und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. Sie holte tief Luft und versuchte damit ein Wimmern zu unterdrücken.

„Wir versprechen auch uns zu benehmen, solange du dich richtig eingelebt hast.“

„Tun wir das wirkl…au! Hast du mich ernsthaft getreten, Kai?“, fragte Bryan und sah den Jungen ungläubig an.

„Ja tun wir“, wiederholte Spencer mit Nachdruck.

„Und…wie machen wir das mit dem Duschen?“, wollte Luna vorsichtig wissen, „ich meine…fünf Personen und nur ein Bad?“

„Ich kann mir den Schwanz ja zwischen die Beine klemmen, dann können wir zusammen duschen“, lachte Bryan und fing sich von Tala eine Kopfnuss ein.

„Das kriegen wir schon hin…in spätestens drei Monaten haben wir das andere Bad fertig renoviert.“

„Wirklich?“

„Klar. Es ist zwar nur eine Toilette und eine Dusche drin…“

„Das reicht mir vollkommen!“, strahlte das Mädchen.

Spencer machte eine triumphierende Geste in Richtung Bryan und Tala, welche mürrisch an ihrem Glas nippten. Gewonnen, kicherte der Riese innerlich.

„Aber…wieso ist das kleine Badezimmer eigentlich kaputt?“, fragte Luna und aß einen Keks.

„Wasserschaden…“, erwiderte Spencer müde, „einer von denen da hat gemeint, das zweite Badezimmer in einen Swimmingpool umfunktionieren zu können…“

Bryan und Tala taten so, als hätten sie das eben gesagt nicht gehört und guckten wirr in der Gegen herum.

Luna umfasste ihre Teetasse mit beiden Händen und verkniff sich ein Schmunzeln.

„Wir haben es bis jetzt mit vier Jungs hinbekommen, mit nur einem Badezimmer zu leben…da ist eine Person mehr oder weniger kein Untergang.“

„Du musst deine Produkte nur in ein kleines Körbchen tun, nicht dass du aus Versehen an Bryan’s Silvershampoo kommst. Da reagiert er empfindlich.“

„Tala!“

„Siehste?“, grinste der rothaarige Luna an, „empfindlich!“

„Talas Haare sind nicht von Natur aus so rot“, erwiderte Bryan und zeigte auf seinen Teamkollegen.

„Natürlich sind sie das!“, gab dieser angegriffen zurück und knallte sein Glas schon fast auf die Tischplatte.

„Ich bitte dich! Wer hat von Natur aus solch rote Haare?“

„Ich natürlich!“

„Ach ja?“, fragte Bryan herausfordernd, „dann lass mal die Hose runter Freundchen und wir vergewissern uns alle hier und jetzt!“

„Finger weg!“

„Siehst du Luna?“, grinste Spencer breit, „das ist eben unsere Art, wir sind nun mal ruppig zueinander.“

„Nja…bis auf ihn…der sagt gar nichts…“, meinte das Mädchen und nickte in Kais Richtung.

„Er ist ein ganz lieber“, lachte der Riese, „vor dem brauchst du am wenigsten Angst zu haben…“

Kai warf seinen Teamkollegen einen vielsagenden Blick zu, erwiderte jedoch nichts. Wie immer.

„Nimm jetzt deine Hände weg! Bryan…ich sag’s dir nicht noch mal!“

„Seit wann zierst du dich so?“, grinste dieser und piekste Tala ein paar Mal in die Seite, „letzte Nacht hast du dich auch nicht so angestellt!“

„Oh mein Gott“, meinte Luna mit großen Augen, „ich wusste es! Ihr beide seit schwul!“

„NEIN!“, riefen Tala und Bryan geschockt im Chor aus.

„A…aber allein die Tatsache, dass Rotkäp…ich meine Tala perfekt manikürte Fingernägel hat…also bitte! Welcher Kerl hat solche Fingernägel?“

„Ich achte nur auf mein Äußeres!“

„Aha…mit der ein oder anderen Haartönung, stimmt‘s?“

„BRYAN!“
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

Luna sah sich die Tapetenmuster durch, nachdem sämtliche Wandfarben bei ihr durchgefallen waren, während Tala die Blicke der Passanten auffielen.

„Macht es dir gar nichts aus, dass die Leute dich so anstarren?“

„Ich habe mich dran gewöhnt“, zuckte sie mit den Schultern und zeigte Tala zwei Muster, „80er Jahre Blümchen oder das Streifenmuster?“

„Da fragst du definitiv den Falschen.“

„Hm…wenn ich die Blumen nehme habe ich das Gefühl wieder bei meiner Oma zu wohnen...das Streifenmuster kann ich bis zum Fensterbrett machen und darüber mit Farbe streichen…ach ich nehm die Streifen!“

Sie schlenderten weiter in die Möbelabteilung.

„Was für ein Bett willst du denn?“

„So ein schmiedeeisernes.“

„Echt? Gefällt dir sowas?“

„Auch.“

„Aber…?“

„Oh glaub mir Tala…das willst du nicht wissen…“, winkte Luna ab und lief um besagtes Bett herum.

Jetzt war sein Interesse geweckt worden und er folgte ihr auf Schritt und Tritt.

„Machst du da die Lichterkette dran, welche du gleich am Eingang gefunden hast?“

„Auch.“

„Hm…die Plastikblumen?“

„Vielleicht“, erwiderte Luna und drehte sich verschmitzt grinsend zu Tala um, „du gibst nicht nach, bis es dir gesagt habe, oder?“

„Nein“, grinste er zurück.

„Oh das hättest du zu gerne!“

„Vielleicht?“

Das Mädchen lachte auf und lief mit ihrem Mitbewohner weiter durch die Flure.
 

Kai saß gerade im Wohnzimmer an seinem Laptop, als Bryan die Tür aufschloss, seine Jacke auf hing und sich schüttelte.

„Täusch ich mich oder riecht’s hier nach nassem Hund?“

Bryan hielt in seiner Bewegung inne und warf seinem Teamkollegen einen giftigen Blick zu. Kai erwiderte diesen Blick.

„Ach du bist ja wieder da. Hast du mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?“, grüßte Spencer und verfolgte Bryans Blicklinie.

„Ihr zwei…“, schüttelte Spencer seufzend den Kopf, „ihr habt euch wirklich gesucht und gefunden, hm?“

„Kai meinte, dass ich stinke“, knurrte Bryan und reichte Spencer die Einkaufstüte ohne seinen Blick abzuwenden.

„Nein, ich habe gesagt, dass es hier nach nassem Hund riecht.“

„Dann geh doch duschen?“

„Aber ich stinke nicht! Ich bin nur nass!“

„Dann gehst du trotzdem duschen, bevor du dich nicht erkältest!“

„Alter! Du bist nicht meine Mutter! Hör auf mir Vorschriften machen zu wollen!“

„Bryan ich werde dich gleich höchstpersönlich ins Badezimmer tragen!“, drohte Spencer.

Das musste man ihm nicht zwei Mal sagen. Er machte zu Kai eine eindeutige Geste, ging ins Bad und warf hinter sich die Tür zu. Spencer seufzte tief, machte es sich auf der Couch gemütlich und schaltete den Fernseher ein.

„Wusstest du, dass Tala während der Meisterschaft mit Miguel, Ray und mir zum sexiest Blader gewählt wurde?“

Spencer hielt kurz inne und warf dann Kai einen ungläubigen Blick zu, welcher sich ein Grinsen verkniff.

„Woher willst du das wissen?“

„Ich habe Lunas Ratschlag angenommen und uns mal gegoogelt. Du wirst es nicht glauben, aber da stehen wirklich ein paar interessante Sachen.“

„Bist du nicht ehr der Typ, welchem sowas am Arsch vorbeigeht?“

„Auch“, erwiderte Kai und klappte den Laptop zu, „aber wenn etwas interessantes über mich im Internet zu lesen ist, dann würde ich das schon gerne wissen.“

„Und…? Irgendwelche Gerüchte aufgetaucht?“

Kai stand schweigend auf und ging aus dem Wohnzimmer.

„Es ist immer wieder schön, sich mit dir zu unterhalten, Kai!“, rief Spencer ihm nach.

In diesem Moment wurde die Wohnungstür aufgeschlossen und Tala und Luna traten ein. Spencer schmunzelte bei ihrem Anblick: „Ihr seht feucht aus…“

„Sag bloß?“, lachte Tala und fuhr sich durch die nassen Haare, „ein Scheißwetter heute…“

Luna schleifte die großen Einkaufstaschen in die Küche, wo sie heftig zusammen zuckte. Vor ihr stand Kai an der Tassimomaschine und wartete geduldig auf sein Getränk.

„Weißt du, dass du wie ein Schatten bist?“, beschwerte sie sich gespielt empört.

Natürlich bekam sie keine Antwort und beobachtete nur, wie Kais sich seine Tasse nahm und in seinem Zimmer verschwand.

„Ein stummer Schatten…“

„Gewöhn dich dran. Selbst ich bekomme seltenst eine Antwort von ihm“, schmunzelte Tala, welcher die Szene beobachtet hatte.

Er öffnete den Kühlschrank und räumte ihn ein, während Luna ihre Renovierungssachen herauspickte und sich die Verpackungsangaben durchlas.

„Sollen wir dir helfen?“

„Beim Boden verlegen wäre das nicht schlecht…ich weiß nur nicht, ob ich zuerst streichen oder tapezieren soll …“

„Streich zuerst“, entschied der Rotschopf, „dann ärgerst du dich nicht, falls Farbe auf die Tapete tropft.“

„Tatsache…da ist was dran.“

Luna packte sich die Streichrolle und den Farbeimer, als Bryan plötzlich mit in die Küche schlenderte und die beiden beinahe zusammenstießen, da er sich die Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte. Die beiden sahen sich gegenseitig verwirrt an, blieben kurz so stehen und gingen schließlich ihrer Wege.

„Hab…hab ich was falsch gemacht?“, erkundigte sich Bryan bei seinem Teamchef, welcher sich ein Lachen verkniff.

„Naja…wäre ich ein Fangirl und würde dich nur in Boxershorts vor mir stehen sehen…ich glaube ich hätte genauso reagiert.“
 

Bryan sah an sich herunter: „Seh…seh ich etwa komisch aus?“

„Frag sie?“, schlug Tala vor, „aber frag sie dezent. Denk dran…sie ist ein Mädchen.“

Als hätte Tala den letzten Satz nie erwähnt ging Bryan in das Zimmer von Luna, wo sie gerade die erste Farbbahn abrollte, stellte sich direkt neben sie und fragte: „Findest du, dass ich scheiße aussehe?“

Luna lachte schallend auf und hielt sich an der Wand fest, blickte zu dem Jungen und schüttelte nur den Kopf.

„Dein Ernst?“

„Ähm…ja?“

„Wann hast du dich das letzte Mal im Spiegel betrachtet?“

„Er wollte die Meinung des anderen Geschlechts hören…“, mischte sich Tala ein und stieß Bryan in die Seite, „war das deine Definition von dezent?“

„Ach so…“, grinste Luna und rollte gemütlich weiter Farbe an die Wand, „naja…sagen wir es so: ich würde dich nicht von der Bettkante stoßen.“

„Aber?“

„Nichts aber. Bryan du hast den ausgeprägtesten Sixpack, den ich je gesehen habe! Wo wir gerade dabei sind…könntest du dir bitte ein Hemd anziehen?“

„Warum?“

„Weil ich mich hier aufs Streichen konzentrieren muss!“, beschwerte sich Luna, „oder kannst du dich aufs Training konzentrieren, während ich in Reizunterwäsche vor dir herum hüpfe?“

Tala und Bryan sahen sich fragend an: „War das ein Angebot?“

„Das war eine Metapher.“

Die beiden Jungs ließen enttäuscht die Schultern sinken, erwiderten jedoch nichts weiter. Luna pfiff eine Melodie vor sich her, während sie fleißig eine Bahn nach der anderen strich und sich irgendwann umdrehte. Bryan lief mit einem großen Messer auf sie zu und zwar in der „ich stech dich gleich ab“ Haltung.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück