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Verwundet

Portgas D. Ace
von

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Kapitel 6

Kapitel 6

                               ~ Weil ich… ~

Die Sonne ging auf. Eine Tatsache, die jeden Morgen um dieselbe Zeit geschah. Der gelb-rot glühende Feuerball tauchte den Himmel in ein Meer von orangenen Farbtönen, die hier und dort von Wolken unterbrochen wurden und an der Wasseroberfläche reflektierten.

Ein heller Schein, der von Stunde zu Stunde leuchtender und kräftiger wurde. Stetig nahm die Farbintensität zu, bis sie zur Mittagszeit ihren Höhenpunkt erreicht hatte, und von da an nach und nach wieder abnahm.

 

Noch war früher Morgen. Ein junger Mann, lediglich in einer zerfetzten Hose und zerrissenem Hemd bekleidet, hockte auf einem Felsvorsprung und starrte über das unendlich weite Meer hinaus. Eine seichte Brise wehte ihm um die Ohren und durch wirbelte sein schwarzes Haar. Um seine Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. Müde betrachteten sie die Meeresoberfläche, direkt dem aufsteigenden Sonnenaufgang entgegen.

 

In der restlichen Nacht hatte er keinen erholsamen Schlaf mehr gefunden. Ziellos war er auf der kleinen Insel umhergeirrt und hatte nach einem unbekannten Anhaltspunkt gesucht. Unsichtbar und lautlos war er um die Häuser geschlichen, durch den Wald gestreift und an den Klippen und am Strand entlanggelaufen. Alles vergebens.

Er hatte nichts gefunden, was ihm wieder neuen Lebensmut gegeben hätte. Irgendwann war er in Trance an Hikos Elternhaus vorbeigekommen und hatte für eine Sekunde überlegt, sich wieder ins Bett im Gästezimmer zu legen, um doch noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Allerdings hatte er es bleiben lassen.

Ace hatte mit den Leuten nichts zu tun. Schon gar nicht mit Hiko, die vermutlich nie wieder ein Wort mit ihm reden würde, nachdem er sie so rüde beleidigt hatte.

 

Dabei hatte er sich für die paar Stunden wohl in ihrer Nähe gefühlt. Ihre Ausstrahlung hatte etwas Beruhigendes, schon fast Übernatürliches an sich gehabt. Es ging eine Wärme von ihr aus, die auch ihn erreicht hatte und kurzzeitig seinen Schmerz und seine harte Niederlage vergessen ließ. Es hatte gut getan, seine Sorgen, und sei es nur für wenige Stunden, losgelassen zu haben.

Er konnte sich nicht erklären, warum er sie nach ihrer Erzählung von Wonderland angeschnauzt hatte. Vermutlich, damit sie endlich aus seiner Nähe verschwand. In keiner Weise war dies nötig gewesen.

 

Jedoch waren seine Erinnerungen urplötzlich zurückgekehrt. Dies schreckliche Szenario hatte sich auf seiner Netzhaut eingebrannt. So ohne Weiteres würde er es nicht vergessen können. Zumindest nicht so schnell und in nächster Zeit.

Wahrscheinlich musste er einfach nur abwarten. Warten bis der Schmerz darüber vergehen würde und alles wieder einen Sinn ergab.

 

               >~~~~~~<
 

Hiko war kein bisschen überrascht gewesen, als sie am Morgen aufgestanden war und sich fertig angezogen hatte und feststellte, dass Ace nicht mehr da war. Sie wunderte sich über die Delle in der Wand, die deutlich Ace`s Faust erkennen ließ und konnte nicht verhindern, dass sie sich fragte, wohin er wohl gegangen war.

Am Frühstückstisch erzählte Hiko ihren Eltern, das Ace verschwunden war.

„Habt ihr mitbekommen, wie und wann er nachts das Haus verlassen hat?“, fragte sie ihre Eltern geradeheraus und machte sich eine Schale voll Müsli. Rasch tauschten ihre Eltern einen Blick aus, was der jungen Frau, die genüsslich ihr Müsli aß nicht verborgen blieb.

„Nein, mein Schatz.“, antwortete schließlich Mamiko und lächelte, weil ihre alte Hoffnung wieder in ihr aufkeimte.

 

„Vermutlich ist es auch besser so.“, äußerte sie vorsichtig ihre Gedanken, um ihre Tochter nicht zu vergraulen. „Wir hätten gewaltigen Ärger bekommen, wenn es rausgekommen wäre, dass wir einen Piraten beherbergt haben. Wenn er einfach so gegangen ist, ohne sich zu verabschieden, muss er seine Gründe gehabt haben.“

„Hmm, ich weiß nicht recht. Er war ziemlich verletzt. Selbst wenn er sich nach einer Nacht wieder komplett erholt haben sollte, so halte ich es dennoch nicht für ratsam, dass er draußen herum läuft. Zumal am hellen Tag, wo ihn jeder erkennen kann.“

 

„Das ist sein Problem, Hiko, nicht unseres.“, entgegnete Manabu und steckte seinen Kopf hinter der Zeitung hervor, um seine Tochter genauer anzusehen. „Er ist nicht erst seit gestern ein Seeräuber und auf dem Meer unterwegs. Er wird schon wissen, was er zu tun hat und wie er sich zu verhalten hat, um unentdeckt zu bleiben. Wir müssen uns also keine Sorgen machen.“

 

Lange betrachtete Hiko ihre Eltern und wusste genau, was sie gemeinsam dachten. Selbst wenn sie nicht blutsverwandt miteinander waren, liebten sie sie, wie ihr eigenes Kind. Natürlich machten sie sich auch Sorgen um sie, wie alle liebevollen Eltern es um ihre Kinder tun würden. Die junge Frau konnte die Gefühle ihrer Eltern nachvollziehen. Sie wollten nicht, dass Hiko sich in Gefahr begab und mit dem Gesetzt anlegte. Noch dazu mit einem Piraten wie Ace, der die Marine ziemlich auf Trapp hielt.

 

Nur ihr zuliebe, hatten sie ihn bei der Marine nicht angezeigt und ausgeliefert. Das Vertrauen ihrer Tochter in sie wollten sie nicht verlieren und Hiko hatte es bis zu einem gewissen Grad ausgenutzt, was ihr jetzt unendlich leid tat.

Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie Ace nicht umsonst begegnet war und aus dem Meer gefischt hatte. Sein lädierter Körper hatte ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Es blieb keine Zeit darüber nachzudenken, was ihr Handeln für Konsequenzen haben könnte, wenn sie ihm half. Zumal sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gewusst hatte, wer er eigentlich war.

 

Seine Schmerzen mussten unerträglich gewesen sein. Hiko hatte nur eins ganz sicher gewusst: Wenn sie ihm jetzt nicht half, würde er vor ihren Augen sterben. Das hätte sie nicht zulassen können. Niemals.

 

Mit ihren nächsten Worten, die Hiko an ihre Eltern richten würde, wusste sie genau, dass sie sie tief verletzten. Dennoch wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte. Vor ihrer Entscheidung würde sie ihren Eltern noch versichern, dass sie sie sehr lieb hatte und sie die besten Eltern waren, die sich ein Kind nur wünschen konnte.

 

Entschlossen stellte Hiko ihre leere Müslischale vor sich auf den Tisch und lächelte ihre Eltern liebevoll an.

„Mama, Papa. Ich muss euch was sagen.“

 

          >~~~~~~<
 

Hiko lief, so schnell sie ihre Füße tragen konnten.

 

„Aber, Hiko! Bist du dir dessen ganz sicher?“

 

Die niedergeschlagene Stimme ihrer Mutter hallte ihr mit jedem Meter den sie lief in ihrem Kopf wieder. Dazu auch die kräftige, tiefe Stimme ihres Vaters.

 

„Wenn du jetzt gehst, wird es für dich kein Zurück mehr geben.“

 

Sie wich den vorbeilaufenden Dorfbewohnern aus und hielt nach ihm Ausschau.

 

„Meine kleine Hiko! Sag, warum willst du das tun?“

 

Mamikos Tränen waren für sie jetzt noch so real, dass sie diese auf ihrer eigenen Haut fühlen konnte. Langsam liefen sie ihr über das Gesicht und tropften zu Boden.

 

„Hiko, schau mal! Das ist ein Märchenbuch.“

 

Manabu, der ihr jeden Abend begeistert von seiner Arbeit erzählt hat und ihr die Welt der Bücher näher gebracht hatte. Stundenlang hatte sie bei Kerzenschein in der Nacht in ihnen gelesen oder sich die bunten Bilder angesehen. Als sie noch klein war, hatte ihre Mutter ihr jeden Abend aus dem Märchenbuch vorgelesen.

 

„Es gibt so viele schöne Geschichten, Hiko, die für ein verträumtes Mädchen wie du wie geschaffen sind.“

 

An einem Baum, am Rande des Waldes machte Hiko Halt und regulierte ihre Atmung. Längst vergessen geglaubte Erinnerungen bahnten sich ihren Weg in ihr Gedächtnis zurück.

 

„Es war einmal, ein herrschaftliches Königreich zu einer längst vergangenen Zeit…“

 

Die junge Frau lief wieder mit einem klaren Ziel vor Augen. Ihr ehemaliges zu Hause hinter sich lassend.

 

„Dort gab es Wolken, die einem das Leben verlängern konnten, selbst wenn der Tod nach einem griff…“

 

Wo ist er nur hingelaufen? Ist er wohlmöglich gar nicht mehr auf der Insel? Fragen schwirrten durch Hikos unruhige Gedanken. Ihr Puls beschleunigte sich mit jedem weiteren Schritt. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb …vor Freude.

 

„Die Könige und Adligen, die über das primitive Volk regierten, konnten Energie aus ihrem Inneren nach außen projizieren. Ihre Hände konnten leuchten.“

 

„Genauso wie meine Hände.“

 

Genau, wie meine Hände. Hikos Hände. Das Märchen lieferte ihr einen Anhaltspunkt zu ihrer ursprünglichen Herkunft. Zumindest glaubte sie ganz fest daran, dass es mit diesem Märchen irgendeinen Zusammenhang gab.

 

„Vielleicht…erzählt dieses Märchen meine Geschichte.“, erklärte Hiko aufgeregt ihren fassungslosen Eltern. „Sagt nicht, dass ihr nicht auch daran gedacht habt? Zumindest die Möglichkeit in Betracht gezogen?“

 

„Aber, Hiko…“

 

Schon wieder ein „Aber“. Immer waren es viele „Abers“, die ihre Kindheit begleiteten. Trotzdem, in meiner Welt gibt es keine „Abers“!.

 

„Aber, Hiko! Zieh doch dieses hübsche rote Kleid an. Du bist doch ein Mädchen.“

 

„Aber, Hiko! Man isst nicht mit den Fingern. Benutze Messer und Gabel.“

 

„Aber, Hiko! Das Leben auf See ist nichts für ein Mädchen.“

 

Es wurde ihr nie erklärt, warum es für Mädchen so viele Einschränkungen gab, wenn es die Jungen nicht hatten. Das Leben war ihr viele Jahre ungerecht vorgekommen. Sogar die Dorfbewohner wollten sie nicht unter sich haben.

 

„Woher stammt eigentlich dieses vorlaute Kind?“

 

„Wäre sie wirklich eine von uns, würde sie sich nicht so unhöflich Erwachsenen gegenüber benehmen.“

 

„Was ist das mit ihren Händen? Mein Kind, halte dich fern von dieser Hiko!“

 

Viele Nächte hatte Hiko geweint. Ihre Eltern hatten sie nicht trösten können. Die junge Frau spürte, dass sie anders war, als die meisten Menschen. Sie besaß Fähigkeiten, die normale Menschen nicht hatten.

Wo bist du, Ace?

 

„Hiko…warum willst du uns verlassen?“

 

„Wir lieben dich doch. Du bist unsere Tochter!“

 

Bitte, ihr Lebewesen im Wald, hilft mir Ace zu finden. Ich brauche ihn!

Längst eilte Hiko den Strand entlang, an dem sie am Vorabend den verletzten Mann gefunden hatte. Nichtahnend, dass er ein Pirat war.

 

„Weil ich…“

 

Wind führe mich zu Ace!

 

„Mama, Papa…weil ich…“

 

Ein Blick nach oben, die Klippe hinauf und sie sah Ace auf dem Felsvorsprung sitzen. Die Möwen kreisten über sie hinweg und zeigten ihr den Weg.

 

„Weil ich…“

 

 

„Habe ich dich endlich gefunden.“

 

Keuchend tauche Hiko hinter Ace auf, der erstaunt und überrascht über ihr Erscheinen sich nach ihrer Stimme umdrehte.

„Du hättest mir sagen können, dass du vor hattest uns so früh wieder zu verlassen. Meine Eltern waren richtig enttäuscht über deinen plötzlichen Abgang.“

Grinsend setzte sie sich neben ihn und starrte wie zuvor er aufs Meer hinaus.

 

„Du willst mich wohl auf dem Arm nehmen.“, entgegnete Ace und konnte nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel leicht nach oben zogen. „Deine Eltern wollten mich bereits gestern loswerden und ich wage mich dran zu erinnern, dass dein Vater mir sogar gedroht hatte, wenn ich nicht artig wäre.“

„Nun, das bist du auch gewesen. Mit deinem hämischen Kommentar gegen meine unreife Figur.“, konterte Hiko und konnte ihre überhebliche Art nicht ganz unterdrücken.

„Warum bist du hier? Wenn du mir deswegen die Ohren voll heulen willst, hättest du dir den Weg hierher ruhig sparen können. Ich werde mich ganz sicher nicht entschuldigen.“

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst, aber ich bin nicht deswegen hier.“

 

Fragend schaute Ace die junge Frau aus den Augenwinkeln an. Klar und unerschrocken waren ihre braunen Augen auf ihn gerichtet. So sehr er sich auch bemühte, er konnte in ihrem Gesicht nicht ablesen, was gerade durch ihren Kopf ging und was sie eigentlich von ihm wollte.

Wahrscheinlich hielt sie ihn für einen ungehobelten Klotz, der dunkle Ringe unter den Augen hatte und nicht in der Lage war, sich vernünftige Kleider zu besorgen.

Wie ein Pirat, dachte Ace. Mit Ausnahme der dicken Augenlider.

 

„Ich weiß nicht, wie man so etwas freundlich formuliert, aber ich muss es dir einfach frontal ins Gesicht sagen: Ace, du siehst scheiße aus.“

 

Für Minuten herrschte Stille. Schweigend sahen sie sich an. Ein Eichhörnchen kletterte gerade an einem Baumstamm hoch, als Ace dröhnend anfing lauthals zu lachen.

Erschrocken flogen einige Vögel aus ihrer unmittelbaren Umgebung aus ihren Nestern. Sogar das Eichhörnchen war mitten im Sprung, als es vor Schreck nicht auf dem nächsten Ast landete, sondern durch die Erdanziehung gen Boden gezogen wurde.

Das Meer schlug weiterhin gegen die Felswand.

Erst nach vielen Minuten später konnten beide wieder aufhören zu lachen, wobei sich der junge Mann krampfhaft die Leiste hielt.

 

„Mein Gott, mir kommen sogar die Tränen vor Lachen. Du nimmst kein Blatt vor dem Mund, kann das sein?“

„Nur bei Leuten, die ich sehr gern hab und nicht verletzen will. Außerdem hattest du das verdient, nach der Aktion von gestern.“

„Verstehe. Ich bin natürlich keiner von ihnen. Wo du recht hast, hast du recht.“

„Hier, ich habe dir saubere Kleidung mitgebracht. Die hast du auf dem Stuhl liegen gelassen.“

„Häh? Wieso? Bist du deswegen zu mir gekommen?“, fragte Ace mehr als verblüfft, der Hikos Beweggründe nicht erahnen konnte.

 

„Ja und nein. Wenn wir gemeinsam in See stechen, dachte ich, könntest du dich am Anfang wenigstens ordentlich kleiden. Was später damit passieren wird, werden wir sehen. Obwohl ich gar nicht daran denken mag.“, murmelte Hiko vor sich hin und zog leicht ihre Stirn dabei kraus.

Der überrumpelte Pirat glaubte sich verhört zu haben. Mit einer lässigen Handbewegung hatte Hiko die Klamotten auf seinem Schoß fallen gelassen und blickte ihn lächelnd an. Er wiederum konnte nur ausdruckslos zurückstarren.

 

„Habe ich irgendwas nicht mitgekriegt? Wann haben wir gemeinsam beschlossen in See zu stechen?“

„Nun, für mich stand das schon gestern fest. Zwar war ich kurz von dieser Idee abgeneigt gewesen, als du Wonderland für ein Kindermärchen abgetan hast, was es auch ist, aber das tut hier jetzt nichts zur Sache. Fakt ist, wir sollten uns zusammen tun.“

„Mir erschließt sich immer noch nicht der Grund.“, erwiderte Ace von neuem und wandte sich von ihr ab. Die Kleider lagen immer noch gefaltet in seinem Schoß.

 

„Der Grund ist doch ganz simpel, um uns gegenseitig zu unterstützen. Ein weiterer Vorteil ist, dass niemand von uns alleine wäre. Außerdem warst du bereits auf der Grand Line gewesen. Du kennst dich dort aus, weißt wie es auf dem Meer zugeht. Deine Erfahrung kann ich also gut gebrauchen und so schlimm finde ich dich jetzt auch nicht. Eine lächerliche Beleidigung kann mich nicht davon abhalten, nie wieder mit dir zu reden.“

 

„Das ist alles irrelevant. Wer sagt, dass ich mit dir zusammen gehen werde?“

„Na, ich. Hast du mir eben nicht zugehört?“

„Weißt du, ich…“

 

Aufgebracht stand Ace auf und stapfte wenige Schritte davon. Allerdings kam er nicht weit. Nach wenigen Metern geriet er ins Straucheln, weil ihm schwindelig vor Hunger wurde. Er saß schneller wieder als er eigentlich wollte. Doch er hielt Hiko zugute, dass sie keine Anstalten unternommen hatte, ihm zu helfen. Das wäre das letzte gewesen, was er jetzt brauchte. Am allerwenigsten von ihr.

 

„Deine Kraft ist noch nicht hundertprozentig wieder hergestellt. Neben der Kleidung habe ich noch was zu Essen dabei. Ich stelle es hier hin. Wenn du es haben willst, brauchst du es nur zu nehmen.“

 

Ace spürte die Versuchung, die hinter dem Vorhaben lag. Dennoch, so schnell wollte er nicht gleich klein bei geben. Obwohl er tierischen Hunger hatte, wusste er genau, was Hiko damit bezweckte.

Wenn er das angebotene Essen nicht nahm, käme dies einer Ablehnung ihres Vorschlages gleich. Doch, würde er es stattdessen nehmen – sein Hunger war nicht länger zu ignorieren - hätte er mehr oder weniger der Idee zugestimmt und er war sich absolut sicher, dass er das unter keinen Umständen wollte.

 

Warum kümmert sie sich überhaupt um ihn? Es konnte ihr doch gleichgültig sein, was aus ihm wurde. Wenn sie unbedingt zur See wollte, hielt sie doch keiner davon ab, abgesehen von ihren Eltern. Moment Mal…

In diesem Moment fiel ihm auf, dass Hiko mit einem schweren Rucksack ausgestattet war, der neben ihr lag. Ihre Kleidung zeigte deutlich, dass sie reisebereit war. Zu welchem Ziel auch immer. Sie trug eine Uhr und einen Kompass bei sich und ihre Schuhe waren wetterfest, das konnte er aus dieser geringen Entfernung erkennen.

Allem in allem, startklar und bereit.

 

„Wohin willst du aufbrechen?“, hakte Ace neugierig nach, aber auch aus dem Grund, um das permanente Knurren seines Magens zu übertönen.

„Das weißt du doch.“, antwortete Hiko und richtete ihren Blick wieder aufs Meer. Ace war so, als könne er eindeutig ahnen, das Hiko ihr Ziel bereits visuell sehen könnte.

 

Er betrachtete Hiko noch länger von der Seite, die ihn ganz klar an ihn selbst erinnerte. An einem Moment in seiner Jugend zurück, als er selber noch jeden Tag aufs Meer hinaus gestarrt hatte und den Wellen dabei zusah, wie sie ununterbrochen am Strand aufschlugen.

Damals war er noch mit seinem kleinen Bruder zusammen gewesen. Beide hatten dasselbe Ziel gehabt und sich geschworen, diese auch zu erfüllen. Komme, was da wolle.

 

„Was ist, wenn ich sage, dass ich nicht mehr zur See fahren will?“

Nach dieser Frage schaute Hiko wieder vom Meer weg und ihn direkt an.

„Das hast du aber nicht gesagt.“

 

 

„Von heute an schwöre ich…“ Ein kleiner dunkelhaariger Junge mit einzelnen Sommersprossen im Gesicht schaute der untergehenden Sonne entgegen und rief lautstark seinen Wunsch dem Meer entgegen.

 

„Hast du dir das auch gut überlegt, Hiko?“, fragte Manabu zum dritten Mal und verschränkte seine Hand mit der von seiner Frau.

„Ja.“, antwortete Hiko.

 

„Ich werde Pirat.“

 

„Ich werde Pirat.“



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